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Paul Rauber über „Mäusefest“ von Johannes Bobrowski

Der zweite Weltkrieg war Schauplatz der unmenschlichsten Verbrechen der


Menschheitsgeschichte. Dabei ist es nahezu paradox, dass kein historisches
Ereignis eine so mannigfaltige Betrachtung von Einzelschicksalen in unserer
(populären) Kultur erhielt, wie dieser Krieg es tat. Es ist die aufgeregte Suche
nach dem Verbleib der Menschlichkeit, es gilt aber auch dem Respekt derer
Einzelschicksale, die anhand der Masse, als auch der Grausamkeit der
Geschehnisse im Krieg, in Nachbetrachtung zu kurz kommen. In Mäusefest von
Johannes Bobrowski nimmt der Autor diesbezüglich eine Art der Abstrahierung
vor, indem er den Kontrast des einfachen Alltagslebens, der einfachen Freuden
der Menschen ,gerade in Osteuropa, dessen Schicksale Bobrowski immer sehr
wichtig waren, mit dem Auftreten der Invasionsarmee Deutschlands und den
sich damit auftuenden Fragen zeigt. Diese sind natürlich existenzieller Natur,
wobei es dem Autor nicht um die Beantwortung geht, der Höhepunkt der
Geschichte ist das eigentlich stille Aufeinandertreffen der beiden, in Form eines
deutschen Soldaten und dem titelgebenden Mäusefest.

Die Geschichte beginnt dem alten Juden Moise Trumpeter, der in seinem Laden
sitzt und während dem Auftauchen des Mondscheinens, dessen Quelle
personalisiert im Laden ist, während beide den Mäusen beim Tanzen
zuschauen. Danach reden die beiden darüber, ob der Mond oder das
Mäusetanzen jeden Tag anders ist, Moise erklärt letztendlich ersteres als
korrekt. (Sinnabschnitt 1: S.517)
Danach tritt zuerst unbemerkt ein deutscher Soldat in den Laden. Nur die
Mäuse verschwinden sofort. Nach kurzem Mutmaßen über seine Absicht lässt
in Moise endgültig Eintreten. Daraufhin überlässt Moise ihm seinen Stuhl, was
der Deutsche widerwillig annimmt. Moise lehnt sich an die Wand und bittet um
Ruhe. Die Mäuse treten wieder ein und verzehren wie gewohnt die Brotrinde,
die Moise warf. Gemeinsam schauen Moise und der Soldat Im Mondschein zu.
Nach einer Weile und nachdem Moise dem sich „unbehaglich“ fühlenden
Mond zum Bleiben fordert, nachdem die Mäuse rapide Verschwinden, verlässt
der Soldat wortlos den Raum. (Sinnabschnitt 2: S.518+ S.519 oben)
Nun konfrontiert der Mond Moise mit seinem Verweigern der Flucht oder des
Versteckens. Er betont die Konkretheit des Abgrundes, der sich hier aufgetan
hat. Er stellt dann die frage nach dem Schicksal der polnischen Bevölkerung.
Moise nimmt die Konfrontation war. Gleichzeitig erhellt sich der Laden enorm,
bis Moise nahezu eins mit der Wand wird, während er spricht. Zuletzt gibt er
zu, dass er „Ärger“ (S.520) mit seinem Gott bekommen wird. (Sinnabschnitt 3:
S.519+520)
Der Text verzichtet auf konkrete Zeitangaben. Jedoch ist klar, dass Anfangs
Zeittraffung geschieht, während das Mondlicht nach dem Sonnenaufgang
sichtbar wird. Danach gibt es Zeitdeckung, wenn Moise mit dem Mond spricht
und die beiden die Mäuse betrachten. Dann ist unklar wie lange die Beiden „da
sitzen“ (S.518). Das Aufeinandertreffen mit dem deutschen Soldaten findet mit
Zeitdeckung statt. Das Mäusefest wird durch einen Monolog des Erzählers
unterbrochen, danach verschwindet der Deutsche. Die Konfrontation Moise
Trumpeters mit den Vorwürfen und Fragen des Mondes werden anschließend
wieder mit Zeitdeckung erzählt, dies wird bis zum Ende beibehalten. Die
gewählte Form der Redewiedergabe ist die direkte Rede. Dies ist bei Moise
sowohl bei Gesprächen mit dem Mond, wie „Aber lieber Mond, sagt Moise“
(S.517), als auch bei denen mit dem Soldaten, wie „Wenn se mechten
hereintreten, Herr Leitnantleben, sagt Moise“ (S.518) der Fall. Während dem
Aufeinandertreffen wird auch die Rede des Soldaten direkt wiedergegeben, wie
z.B. „sagt er: Danke ich kann stehen“ (S.518). Redet der Mond nach dem
Aufeinandertreffen, ist ebenfalls diese Form der Redewiedergabe gewählt.
Unkonventionell ist dabei der Verzicht auf Anführungszeichen. Dieses Mittel
wählen Autoren oft um mehr Aufmerksamkeit des Lesers einzufordern, in
diesem Text aber dient es der Verdichtung. Ein Beispiel dafür ist die erste Rede
des Textes, „Das ist aber auch jeden Tag anders mit den Mäusen“ (S.517). Hier
kommt nämlich noch das Fehlen einer direkten Zuordnung des Gesagten zum
Sagenden des Erzählers hinzu. Diese Verdichtung untermalt die Gedankenwelt
von Herr Trumpeter, die durch die Geschehnisse der Zeit ins Wanken gebracht
worden. Vielmehr noch unterstützt sie die intensive Atmosphäre und verstärkt
die Dichte der Konfrontation mit dem Deutschen. Hier wird sogar nach der
Rede des Deutschen direkt, nur mit einem Komma abgetrennt, seine Handlung
beschrieben. Die gesamte Szene spielt sich in dem Laden des Moise ab. Dieser
ist klein und vollkommen „leer“(S.517). Die Ausnahme bildet ein einziges
Stühlchen, dass in der Ecke des Ladens steht. Da der deutsche 6 Schritte (vgl.
S.518) braucht um von der Tür zu dem Stuhl zu gelangen, lässt sich von einer
Länge des Ladens von etwa 4 Metern ausgehen. Moise befindet sich die ganze
Zeit an einer Eckwand des Ladens, der Soldat sitzt daneben. Die ganze
Konstruktion eines leeren Ladens ohne Theke oder Ähnliches hat einen sehr
bühnenhaften Charakter. Sie erlaubt es die Konfrontationen der Geschichte roh
darzustellen und die gewünschte Abstraktion zu erreichen. Der Laden ist zudem
extrem lichtdurchlässig, also entweder mit vielen Fenstern, oder aber schon
zerstörten Elementen versehen. Gerade wenn es sich um letzteres handelt,
wird dies sehr euphemistisch umschrieben, es sei so da „die Sonne, die immer
hereinkommt, Platz braucht und der Mond auch“. Dies zeigt die Verträumtheit,
die man fast als Leugnung bezeichnen kann, die Moise vor dem Eintreffen des
Soldaten an den Tag legt. Die Fokussierung auf den Alltag überdeckt die
historischen Geschehnisse. Der Leser ist sich nämlich des historischen Settings
nicht bewusst, bevor der Soldat eintrifft. Der Boden besteht aus „dünnen
Dielenbrettern“ (S.517), die so instabil sind, dass die Bewegungen der Mäuse
sogar die Ladenklingel auslösen. (vgl. S.517). Dies zeigt nochmal die
Zerbrechlichkeit des Moise, gegenüber der unvorstellbaren Bedrohung, die ihm
gegenübersteht. Bei der Erzählinstanz handelt es sich um eine auktoriale
Erzählfigur mit Innensicht bei Moise, welche scheinbar allwissend ist. Wie in
den Zitaten zur Redewiedergabe gezeigt, wird mit Er-Sie-Es erzählt. Die
Innensicht, die er bei Moise hat zeigt sich beispielsweise hier: „Und Moise weiß
schon, daß es dem Mond unbehaglich ist“ (S.519). Jedoch hat der Erzähler
eigentlich keine Innensicht bei den anderen Figuren, sodass er beim Soldaten
beispielsweise hier nur mutmaßt: „Nun kommt man also in der Welt herum,
wird er denken“. Hier lässt sich annehmen, dass er dabei Moise Gedanken
wiedergibt. Mit dessen Gedankenwelt ist er sowieso eng verbunden, der
Erzähler träumt eigentlich mit Moise mit, er nimmt an seinem unrealistischen
Denken teil, wie sich hier zeigt: „Die Ladenklingel hat sich [..] gerührt, aber
vielleicht gar nicht, weil der Mond hereinkam.“ Auch weiß er nicht wohin die
Mäuse beim Eintritt des Soldaten verschwinden. (vgl. S.518). Dazu im Kontrast
steht sein exaktes Wissen über die Familiensituation des Soldaten, er weiß,
dass dieser „zwei kleine Schwestern“ (s.519) hat. Es lässt sich aber davon
ausgehen, dass dieses Wissen gar nicht wirklich vorliegt, sondern dass der
Erzählung lediglich Moise Vermutung rezitiert, die dieser wiederum zur
Vermenschlichung des Soldaten nutzt. Die allgemein große Nähe des Erzählers
zur Gedankenwelt von Moise spiegelt sich auch im telling wieder. Z.B. Wenn
der Erzähler Moise „gute Augen“ (S.518) attestiert, wobei dieser nur das grobe
Alter einer Person in 4 Meter Distanz in hellem Mondlicht abschätzt. Gleich zu
Beginn des Textes erkennt man ein häufig genutztes Element des Textes sehr
gut, die Repetition. Das Auftauchen des Mondes wird dreimal berichtet: „[..]
und der Mond auch. Der kommt auch immer herein, […]. Der Mond also auch.
Er ist hereingekommen, der Mond.“ (S.517). Dies zeigt die Verdrängung und
Verträumtheit des Textes, wobei beides noch abklingen wird. Auch das
Bewegen der Mäuse wird mehrfach erwähnt. Nun tritt ein weiteres Leitmotiv
des Textes auf, die Thematik des Lichtes. Der Mond kann bei den Mäusen
nämlich nur die markanten Umrisse erkennen, weil er anfangs nicht viel Licht
spendet. Aufgrund des Mondzyklus nimmt er das Tanzen der Mäuse immer
unterschiedlich war. (vgl. S.517). Moise berichtigt ihn dahingehend, die Mäuse
hätten auch ein „Körperchen“ und ihr Auftreten immer „ganz genau dasselbe“
(S.517). Doch gerade das, sei „verwunderlich“ (S.517). Dies greift schon vor,
indem es auf die Existenz einer größeren bevorstehenden Änderung hindeutet,
die die Mäuse aber ignorieren, was Moise, in dem sich bereits erste Gedanken
an die auftuende Bedrohung andeuten, so wundert. Er erklärt dem Mond nun,
dass sein unterschiedliches Auftreten seine Wahrnehmung verzerre. Er fordert
den Mond zur Stille und stellt fest, die Mäuse tuen „immer dasselbe“. (S.517).
Interessant ist dabei die geschilderte Faszination für das Handeln der
Nagetiere, wie hier: „einige richten sich sogar auf und schnuppern ein bißchen
an der Luft“ (S.517). Dies ist ja erstmal verwunderlich, da es ein spröder
Vorgang ist, den Moise auch schon oft beobachtete, jedoch brilliert dieser für
Moise, gerade wegen seiner Einfachheit und unveränderlichen Gleichheit, die
Moise so fasziniert, weil er die Bedrohung, als ebendies gefährdend ansieht.
Der Vorgang fasziniert Moise so sehr, dass er nicht hört, „daß die Ladentür
aufgegangen ist“. Nun verschwinden die Mäuse „so schnell“ (S.518), dass man
nicht weiß wo sie verschwinden. Da die Brotrinde während den nun folgenden
Geschehnissen noch verbleibt, tauchen die Mäuse später wieder auf. Ihr
Vorgehen ist exakt gleich wie immer. Den kleinen „Schnaufer“ (S.518) hört
dann nur Moise und „vielleicht“ (S.518) der Mond. Dass titelgebende
Mäusefest, dass ironisch mit einem Begriff für echte Feste, nämlich in „kleinem
Rahmen“ (S.518) stattfindet, sei „nichts Besonderes, aber auch nicht ganz
alltäglich“ (s.518). Diese Formulierungen sind Zugeständnisse an die doch
stattfindenden Veränderung, das nicht alltäglich sein lässt sich nur auf die
Änderung der Umstände, durch das Auftreten des Deutschen erklären. Durch
die Formulierung“ Kleiner Rahmen“ (s.518) wird eben ironisch angedeutet, dass
die Veränderung nur durch die höhere Zuschauerzahl entsteht, aber Moise
weiß, dass die Bedrohung der wahre Grund ist. Die konkludiert auch in die
exakte Benennung eben dieser. „Der Krieg“ (S.518) wird direkt benannt. Die
Geschichte spielt ein „paar Tage“ (S.518) nach dem Beginn der Nazi-Invasion in
Polen. Moise, der langsam aus seiner Alltagsflucht gezwungen wird, benennt
erstmal harmlose Fakten über Polen. Es sei „Flach und sandig“, die Straßen
seien „schlecht“ (S.518). Danach ringt er sich aber durch, die „vielen Kinder“
(S.518) zu benennen. Danach folgt eine rhetorische Frage: „Was soll man da
noch reden?“ (S.519). Moise hält es für weder wünschenswert, noch notwendig
die grausamen Folgen der Invasion und des sich abzeichnenden, Jahre später
auch industriellen Massenmordes, zu durchdenken. Der Zustand der
Verträumtheit ist simultan mit der Erhellung des Raumes beim Eintreffen des
Deutschen aufgebrochen: „und der Laden ist voll mit Mondlicht“ (S.518). Beim
Aufsetzen des deutschen verschwinden die Mäuse erneut, wieder sind sie nicht
lokalisierbar (vgl. S.519). Doch diesmal wird dies mit der Unfähigkeit von Moise
kontrastiert: „Die Mäuse sind fort, verschwunden. Mäuse können das“. (S.519).
Der Mond, dessen Erhellung des Raumes (vgl. S.518) metaphorisch das
Aufhalten Moises Alltagsflucht bedeutete, formuliert Moise Unwillen und
Unfähigkeit zu einem ähnlichen Verhalten, wie den Mäusen kritisch aus:
„Weglaufen willst du nicht, verstecken willst du dich nicht, ach Moise“ (S.519).
Doch er kritisiert auch ein anderes Verhalten von Moise, nämlich die
Verharmlosung, Entschuldigung und Humanisierung die Moise am Deutschen
vornimmt. Diese sind entscheidende Leitmotive im Mittelteil. Dem Soldaten
werden folgende Merkmale von Moise und dem ihm nahen Erzähler wiederholt
zugesprochen. Der Soldat sei sehr jung, „ein junger Mensch, so ein Schuljunge“
(S.518), „ein ganz junger ein Milchbart“ (S.519) . Zudem habe er keine Bildung
oder Ahnung von dem was er hier macht, weil „Er wundert sich gar nicht, daß
der Jude Deutsch kann“ (S.518) und er Polen als „polnisch“ (S.519) verklärt, was
zeigt wie ahnungslos er ist und dass er keinerlei Vergleichswert oder kulturelle
Vorahnung außerhalb des durchpropagandisierten Dritten Reiches hat. Auch
ist er recht schüchtern und zuvorkommend, Moise kann ihm sogar den Mund
verbieten: „Jetzt sind sie mal ganz still“ (S.518) und traut sich kaum
„Aufwiedersehen“ (S.519) zu sagen. All diese Verharmlosenden Merkmale
treten neben der schon thematisierten Familiensituation (Vgl. S.519) sowohl
vor, als auch nach der rhetorischen Frage „Was soll man da noch reden?“
(S.519), die ja den Höhepunkt der Besorgnis von Moise darstellt, auf. Dies ist
ein affirmatives Handeln Moises, er will die Unschuld des Deutschen nach dem
Denken an die, von ihm mitgemachte, Grausamkeit bestätigen. Mit dem
Symbol der Klarheit bringenden Mondes, hinterfragt Moise sein eigenes
Verhalten: „Sag mir bloß nicht, der Junge ist keiner, oder jedenfalls kein
schlimmer“ (S.519). Diesen Vorwurf schwächt der Mond aber schon: „Das
macht jetzt keinen Unterschied mehr“ (S.519). Nun findet eine Quasi-
Wiederholung der ersten rhetorischen Frage statt: „Wenn sie über Polen
gekommen sind, wie wird es deinen Leuten gehen?“. Moise kann nun aber
nicht mehr die Mäuse und ihr Verschwinden anführen, denn er weiß ja, dass es
ihm nicht möglich ist: „Die Mäuse sind fort, verschwunden. Mäuse können
das“. (S.519), er kann aber auch nicht auf die Unschuld des Deutschen
hinweisen, denn das ist ja irrelevant, da die Gesamtbrutalität des deutschen
Heeres sicher ist. Moise bleibt nun nur die Aufgabe der verträumten,
realfernen Welt: „Ich habe gehört“. Er nimmt die Probleme und den Abgrund
wahr, der sich auftut. Diese nächste Stufe der Realisation wird erneut durch
eine Erhellung des Raumes symbolisiert: „Es ist jetzt ganz weiß im Laden“
(S.520). Doch die Erhellung hört nicht auf, Moise wird „eins mit der Wand“
(S.520). Dies zeigt die Kapitulation der Leugnung, der Alltagsflucht und das
Fokussieren auf die Einfachheit durch Moise. Doch daraus folgt als Konsequenz
auch die Vernichtung des Juden. In der Realisierung der unaufhaltsamen,
grausamen Zukunft stirbt Moise bereits auf eine Art. Der Mond hat seine Rolle
von einem Schaffer einer halbdunklen, träumerisch verklärten Atmosphäre, wo
die Einsamkeit zelebriert wird, bei der Konfrontation mit dem Abgrund, in die
Stellers der existenziellen Fragen geändert, er fordert die Antworten und die
Annahme der Realität entschieden ein und zeigt so den Sinneswandel der
Moise geschah, den er nicht stoppen konnte. Dann spricht Moise den letzten
Satz der Kurzgeschichte:“ Ich weiß, sagt Moise, da hast du ganz recht, ich
werde Ärger kriegen mit meinem Gott“ (S.520). Hier sieht man, dass Moise
bereits mit seinem (baldigen) Tod rechnet und sein Auftreten vor dem obersten
Gericht durchdenkt. Der jüdische Gott Jahwe gilt für die Juden als der Gott, der
ihr Volk auserwählte, für dieses Privileg soll man im Judentum kämpfen, Moise
weiß aber, dass er sich weder Verstecken, noch Fliehen wird, wie die Mäuse.
Die Situation und die Konfrontation haben ihn an einen Punkt gebracht, an dem
die Furcht um das eigene Leben nicht auftritt, Moise schloss schon damit ab
und sieht die Schuld dennoch irgendwo bei sich.

Zusammenfassend gesagt stellt der Text die Konfrontation, der


Alltagseinfachheit, sowie der grausamen Bedrohung sehr geschickt dar. Die sich
ständig wiederholenden Leitmotive verdichten den Text aufgrund ihrer
Ambivalenz, das Licht steht für den Erkenntnisgewinn, die Vernichtung am
Ende, aber auch für die Entmystifizierung, für das Entzerren von Moise
verträumter Gedankenwelt. Solche Ambivalenzen sind zahlreich. Die
Entwicklung des Denkens von Moise geschieht eigentlich nur durch
Wiederholung und Rekontextualisierung der Leitmotive. Die Konfrontation
selber funktioniert so gut, gerade weil sie so unkonfrontativ ist. Die sich
stellenden Fragen werden nicht direkt beantwortet, es entsteht kein
pathetischer Dialog. Es sind zuallerstmal zwei Menschen, die ein paar Mäusen
beim Fressen zuschauen, beide tuen dies fasziniert und gedankenvertieft. Der
eine ist Soldat, der seinen Nebenmann schon am morgigen Tag Erschießen
würde, der andere ein Jude, der dass vor sich selbst noch zugeben muss. Moise
spricht kaum mit dem Deutschen, der Leser erlebt größtenteils die verzerrte
Gedankenwelt, die den Finger des kaltblütigen Mordapparates entschuldigt
und die eigene Kraftlosigkeit nach Verstehen des Kommenden als Schuld
auslegt. Menschlicher geht es kaum…

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