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Der Chicago-Stil

Große Veränderungen brachte der erste Weltkrieg (1914-1918) mit sich: In den
Industriestädten des Nordens musste wegen der Erfordernisse des Krieges mehr
produziert werden. Genügend weiße Arbeitskräfte dafür waren nicht zu gewinnen.
Und viele wurden in den Krieg eingezogen, als die USA 1917 in den Krieg eintraten.
So entstand ein starker Sog, der auch Schwarze aus dem Süden nach Norden zog.
Ein bevorzugtes Ziel wurde Chicago.
Chicago wurde auch für die schwarzen Musiker aus dem Süden ein lohnendes Ziel.
Ihr Zustrom verstärkte sich noch als 1917 das Vergnügungsviertel Storyville in New
Orleans geschlossen wurde. Der zuständige Befehlshaber der inzwischen zu
Kriegshafen gewordenen Stadt meinte, die Moral der Soldaten werde dort gefährdet.

So kam es, dass der New-Orleans-Stil seine große Zeit nicht in seiner Geburtsstadt,
sondern in Chicago erlebte, wo auch die ersten Schallplattenaufnahmen dieser Musik
entstanden.
Mit der Zeit veränderten die dort entstandenen Bands, die auch aus weißen Musikern
bestanden, ihre Art, den Jazz auszuüben:
 Kollektivimprovisationen traten in den Hintergrund, dafür erhielten
ausgedehnte Soloimprovisationen mehr an Gewicht.
 Melodiestimmen, die gleichzeitig gespielt wurden, wurden parallel geführt.
 Typisch beim Musizieren war die Abfolge von einem fest arrangiertem Thema,
Improvisationen über dieses Thema und wieder arrangiertem Schluss.

Der Chicago-Stil bildete somit einen Übergang vom New-Orleans-Stil zum wenig
später entstandenen Swing.
Benny Goodman (1909-1986)
Swing

Das Jahr 1929 brachte einen folgenschweren Einbruch. Der Börsenkrach an der Wall Street in New York hatte
eine jahrelange Krise der Weltwirtschaft zur Folge. Die meisten Lokale, in denen die Chicago-Musiker gespielt
hatten, wurden geschlossen. Schließlich waren 13 Millionen Nordamerikaner arbeitslos.

Gegen Ende der 20er Jahre musste Chicago seinen Ruf als Hauptstadt des Jazz an New York abgeben.
In diesen Zeiten wollte man von den Musikern, die ihren Beruf weiter ausüben konnten, nicht mehr eine so
aufregende Musik hören wie sie der Chicago-Stil geboten hatte. Sanft, gefällig sollte sie sein.
Aufgrund der Wirtschaftskrise konnten sich zudem die vielen kleinen Bands nicht mehr am Leben erhalten. Große
Tanzorchester, die einen so genannten „sinfonischen Jazz“ ausübten, beherrschten das Feld.
Zur Herausbildung eines neuen Stils trugen auch die Veränderungen in der instrumentalen Besetzung bei. Schon
seit einigen Jahren hatte man damit begonnen, für die größeren Säle, die instrumentalen Ensembles zu
vergrößern. Manche Instrumente wurden nun mehrfach besetzt, um den Klang zu verstärken: An die Stelle der
kleinen Instrumentalgruppe (Combo) trat immer häufiger die Big Band.

Zur Big Band gehörten in der Melodiegruppe:


4-5 Saxophone, 3-4 Trompeten, 2-4 Posaunen
In der Rhythmusgruppe:
Piano, Gitarre, Bass, Schlagzeug
Die Klarinette wurde nur noch für solistische Aufgaben benutzt. Gerade mit ihr aber errang der „König“ des neuen
Jazz-Stils seine großen Triumphe: Benny Goodman, der „King of Swing“.
Swing wurde dieser Stil bald genannt weil er durchgängig den Swing aufwies, der bisher vor allem an den
Höhepunkten der früheren Jazz-Stile eingesetzt wurde.

Der Swing war und ist vor allem durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
 Es kommt nicht mehr auf das selbstständige Zueinander von mehreren linear zu hörenden
Einzelstimmen an, wichtig für den Swing ist allein der senkrecht zu hörende harmonische
Zusammenklang. Homophonie: der volle Akkordklang als neues Musizierideal.
 Mit dem Zusammenfassen der Einzelinstrumente zu geschlossenen Gruppen gab es allerdings keine
Möglichkeit mehr zur freien Improvisation. Alle Arrangements mussten ausnotiert werden.
 Die Zeit des Swing war jedoch auch die Zeit der großen Star-Improvisationen, viele Stücke bestanden
aus einer Aneinanderreihung von Soloimprovisationen mit festgelegtem musikalischem Background.
 Der Swing, gekennzeichnet durch die Phrasierung weg vom Taktschlag, wurde auch von den Big Bands
übernommen und gelangte zu einer gesteigerten Wirkung, der durch die gleichzeitige Ausführung von
vielen Instrumenten auffallender war.
 Ein Hauptkennzeichen der Swing-Ära, also des Jazz der 30er und 40er Jahre besteht in einer
allgemeinen Angleichung der afrikanischen Musikformen und Musizierideale an die abendländischen. Aus
der polyphonen Mehrstimmigkeit wird der einheitliche Orchesterklang, der für die Präzision und
technische Vollkommenheit im abendländischen Sinne maßgebend ist.

Bezeichnend ist, dass Benny Goodman als „King of Swing“ gilt: Ein Weißer der in der klassischen Musik ebenso
zuhause war wie im Jazz. Ein Ereignis der 30er Jahre ging in die Jazzgeschichte ein: Benny Goodman trat im
Januar 1938 mit seiner Band in der Carnegie Hall auf, dem wichtigsten Konzertsaal New Yorks. Außer Benny
Goodman und seiner Band wirkten die bekanntesten weißen und schwarzen Jazzmusiker als Gäste mit. Dies ist
ein Beweis, dass eine Musik, die bis dahin nur Straßen- und Barmusik war, für würdig befunden wurde, vor einem
erlauchten Publikum in einer Halle, die sonst nur der klassischen Musik vorbehalten war, aufgeführt zu werden.
Jazz war gesellschaftsfähig geworden.
Stunde zu Chicago und Swing

Vorbereiten:

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Hörbeispiele

 New-Orleans-Stil und als Vergleich Chicago

Unterschiede? Siehe Arbeitsblatt

Arbeitsblatt gemeinsam lesen

 Hörbeispiel Swing: Unterschiede (großes Orchester,

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