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Bigbandgeschichte I

Räume – S5le – Netzwerke – Macht - Kultur

Präsentation von
Eva Henninger & Moritz Herrmann

Seminar: „Sozialgeschichten von BigBand bis Global Pop“ (WiSe 2023/24)

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1. Überblick und Vorgeschichte
2. Die Bigbands in New York
Gliederung 3. Die Bigbands im Südwesten der USA
4. Arbeitsphase und Ausblick
5. Quellen

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1. Überblick und
Vorgeschichte
• 1900-1920 New
Orleans
• 1920er-Jahre Chicago
• 1930er-Jahre New
York

• Zwei Stile: Eastern,


New York und
Southwest, Kansas
City (Young, o. D.)

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Frühe 1910er/20er

• Radio- und
Tonträgerindustrie
• 5 (-6) Spieler
• Polyphone
Gesamtimprovisationen

(Syncopation Society Berlin, 2023)


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1930er: Swing
Ära

• Big Band mit großer


Besetzung wird Jazz-
Institution
• Blockakkorde,
homophone Sätze,
parallel Voicings
• Swing-Rhythmus

(Woodworth, 2023)
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2. Die Big Bands in
New York
• New York als musikalisches
Zentrum
• Verlage, Plattenfirmen
• Musiker verschiedener Disziplinen
und Stilrichtungen
• Jazz?

(Neumayer, 2023) 6
James Reese Europe
• Zwischen Ragtime und Jazz
• Zusammenarbeit mit
Tanzpaar Irene und Vernon
Castle
• 1913/14 erste Aufnahmen
mit Society Orchestra
• Später The Hell Fighters
Band: Erste Big Band?
• Beispiel: Down Home Rag
(1913)

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(The Syncopated Times, o. D.)
Down Home Rag (1913)
• 2/4 Takt, sehr schnelles Tempo ca. 140 bpm --> 8-tel als Grundtempo
(Gefühl von 280 bpm)
• Vereinfachte Ragtime Melodie, die wiederholt wird
• Synkopen im Schlagzeug:

• Direkte, aufregende Tanzmusik

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Regionaler Rhythmus
• Oliver and Piron Orchestras (New Orleans): triolische 8-tel

• Fletcher Henderson's Orchestra (New York): punktierte 8-tel

• Bennie Moten Band (Kansas City): gerade 8-tel

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Fletcher Henderson's Orchestra: 1920er-
Jahre
• Beginn: Begleitmusik für Blues-Sänger*innen
• Arrangeur: Don Redman
• Musikalische Einflüsse: 5-Man-Groups, ODJB, Paul Whitemans
Orchestra, King Oliver's Creole Jazz Band
• 1924 Louis Armstrong als Solo-Trompeter
• Dicty Blues (1923), Go 'long Mule, Shanghai Shuffle, Copenhagen,
(1924), Sugar Foot Stomp (1925), Stampede (1926)

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Copenhagen
(1924)

(Schuller, 1968, S. 261) 11


Copenhagen (1924)
• Gegenüberstellen von Brass- und Reed-Section
• Mischung aus: Solo-Improvisationen, Ensemble-Improvisationen,
Section-Parts und Gesamtparts
• Trompeten-Solo mit Louis Armstrong: außergewöhnliche rhythmische
und melodische Freiheit, swinging
• Schnelles Tempo --> viele Choruse
• Blues und Breaks
• Besetzung: 11 Spieler (2 Tp, 2 Tb, 3 Sax/Clar., Pn, Gt, Dr, Tub)

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Weitere Entwicklungen
• Weitere bedeutende Mitglieder: Joe Smith, Rex
Steward, Tommy Ladnier (Tp), Benny Morton,
Jimmy Harrison (Tb), etc. (The Syncopated Times, o. D.a)

• Don Redman verlässt 1927 das Orchester und


wird Co-Leiter der McKinney Cotton Pickers -->
Stagnation
• Weitere Konkurrenz: The Missourians, Charlie
Johnsons Paradise Band, Duke Ellington's
Orchestra

(Yanow, 2018)

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Neuanfang und musikalische Entwicklung
• Erst Benny Carter dann Horace Henderson neuer Arrangeur
• John Kirby: erst Tuba, dann pizz. Kontrabass
• Schlüssel zum Swing: Synkopen auf einem four-to-the-bar beat statt
two-beat bar
• Erweiterung des Tonumfangs der Lead-Trompete

Erfolgsrezept:
1. Four-to-the-bar "chomp-chomp" beat
2. simple Riffs
3. Fade-out Ende
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Musikalische Entwicklungen
Keep a Song in your Soul
• 1923:
theoretisch:
• 1927/28:

• 1930 Carter:

Horace Henderson (Arr.): Hot and Anxious (1931)

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3. Die Bigbands im
Südwesten der USA

Wichtige Städte des US-amerikanischen Südwesten in der Entwicklung


des Jazz (Schuller, 1968, S. 280)
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Die Ursprünge
• Jazz als „neuer“ Musikstil etabliert sich im Südwesten erst in den
1920er-Jahren
- Grund: Dominanz des Stils „Ragtime“ als einheimische populäre Musik
- Zunehmender Popularität des Jazz: New Orleans-Musiker reisen nach Kansas
City und in andere Städte der Region
• Schon vorhanden: Concert bands (Coon songs, Cakewalk, Ragtime)
- Rhythmus und Synkopierung des Ragtime trifft auf Instrumentierung der
Brass- und Concert Bands

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Die Ursprünge

Wichtige Jazz-Bands des US-amerikanischen Südwesten (Schuller, 1968, S. 281)


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Die Moten Band als
Beispiel der Bigbandentwicklung
• Sechs Musiker um den Ragtime-Pianisten Bennie Moten (1894 –
1935) bilden 1923 die populärste Bigband Kansas Citys

• Musikalische Merkmale der frühen Bandgeschichte


- Hörbeispiel Ende 1923: Elephant Wobble
- Besetzung: New Orleans-Stil mit Trompete (Melodie), Klarinette
(Gegenmelodie), Posaune (rhythmische Slides) und eine dreifache
Rhythmusgruppe ohne Tuba
- Rhythmus: 1-3-Betonung, binäre 8tel, schwere, stapfende Betonung des 4/4-
Metrums gegenüber leichteren und anspruchsvolleren Rhythmen des New
Orleans-Jazz
- Form: Gleiches Formschema aus Tutti- und Solo-Passagen
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Die Moten Band
als Beispiel der Bigbandentwicklung
• Der Blues wird salonfähig
- Hörbeispiel: Eighteenth Street Strut
- Form: Einfaches I-IV-V-Bluesschema und Riffs in den Bläsern

• Vergrößerung und Weiterentwicklung des Ensembles


- Hörbeispiel: Kansas City Shuffle
- 1924 zählt die Gruppe acht Musiker (+ Tuba & Saxophon)
- Spiel wird in den Ensembles (Reed- und Brass-Section) und den Soli
zusammenhängender und anspruchsvoller
- Einflüsse anderer Regionen (z. B. Fletcher Henderson‘s Band, New York)

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Die Moten Band
als Beispiel der Bigbandentwicklung
• Standardisierung und Nationalisierung
- Ende 1928: Abkehr vom prägenden Ragtime
- Hörbeispiel: Get Low Down
- Standardisierung und Nationalisierung des Bigband-Stils à Verschwinden
regionaler Merkmale des Südwestens

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Konkurrenz in der Region
• Exkurs: Territory Bands

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Das „Tommy Douglas Orchestra“ (The University of Kansas, 2006) 23
Konkurrenz in der Region
• Exkurs: Territory Bands
- Bands, die den Jazz insbesondere im Swing-Zeitalter (1930er und -40er-Jahren) in
die peripheren Regionen des Südwestens brachten („one-night-stands“)
- Ziel: Öffentliche Aufmerksamkeit erregen
- „Battle of Bands“ mit Kansas City als Knotenpunkt
- Wichtige Territory bands: Alphonse Trent‘s Band (Texas), Troy Floyd’s Band (San
Antonio), Walter Page‘s Blue Devils (Oklahoma), George Lee’s Band (Kansas City),
u. a.

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Konkurrenz in der Region
• Walter Page‘s Blue Devils

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Wichtige Jazz-Bands des US-amerikanischen Südwesten (Schuller, 1968, S. 281)

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Konkurrenz in der Region
• Walter Page‘s Blue Devils
- Die besten Musiker der Region: Eddie Durham (Posaune, Arrangeur), ab 1928
Jimmy Rushing (Gesang), Count Basie (Klavier), u. a.
- Bandleader Walter Page sucht offene Konfrontation mit Moten‘s Band
- Moten wirbt 1929 genannte Musiker für seine Band ab
- Hörbeispiel: Squabblin‘ (1929)
- Varianten und Erweiterungen der Schlagzeug-Figur mit halboffener Hi-Hat
- flüssiger, swingender Beat durch two-beat Bass, four-beat Gitarre, fließende
Hi-Hat Figur als Markenzeichen des Kansas City Stils
- Bassfigur:

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Konkurrenz in der Region
• Alphonse Trent‘s Band

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Wichtige Jazz-Bands des US-amerikanischen Südwesten (Schuller, 1968, S. 281)

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Konkurrenz in der Region
• Alphonse Trent‘s Band
- Band zählt 1928 zwölf Musiker
- Hörbeispiel: Black and Blue Rhapsody
- Musikalische Merkmale: (Stock) Arrangements mit festgelegter Form,
melodischen Ideen und unüblichen Tonarten (Des) mit vielen Modulationen
à Bestimmte Spielweise wird vorausgesetzt
- Gut eingeübte und saubere Aufnahmen
- Kritik: Stil und Spielweise zu „clean“ à nimmt zentrale Schwäche der
folgenden Swing-Ära vorweg

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Die Moten-Band in den 1930er-Jahren
• Einfluss der Produzenten
- Vorteil: Moten besaß seit 1926 Plaxenvertrag mit Victor (bekannte
Plaxenfirma mit Sitz in Camden, New Jersey)
• Mobilität zwischen den Bands und Börsencrash
- Der Wechsel von bekannten Musikern zur Moten Band führt zu
schnellen Szlveränderungen (vgl. Blue Devils)
- Arrangeur Eddie Durham als Haup{igur des Wandels
• Weitere Bigband-Zentren
- St. Louis
- Atlanta, New York des Südens

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Die Moten-Band in den 1930er-Jahren
• Ab 1932
- Zehn Stücke, aufgenommen 1932 in Camden, können als wegweisend und
einleitend für die Swing-Ära angesehen werden
- Hörbeispiel: Blue Room
- Musikalische Merkmale: Musik swingt kontrolliert (u. a. aufgrund des
Ersetzens der Tuba durch den Kontrabass (Page) in Einheit mit dem
Schlagzeug), Balance aus Ensemble und Soli
- Emanzipation des Bläserensembles

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4. Arbeitsauftrag und Ausblick
• Lest euch die Texte zu Benny Goodman (A) oder Count Basie (B) durch
und recherchiert ggf. weiter ("Think")
• Partnerarbeit (Sitznachbar*in): Diskutiert auf dieser Grundlage
und eines selbst gewählten Musikbeispiels (Goodman bzw. Basie;
1930er-, 1940er-Jahre), ob es Fortführungen oder Neuheiten der
jeweiligen Tradition gibt ("Pair")
• Tragt eure Ergebnisse im Plenum vor ("Share")

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• Ackermann, K. (2018, 30. August). Blue Highways And Sweet Music: The Territory Bands, Part II.
All about Jazz. https://www.allaboutjazz.com/blue-highways-and-sweet-music-the-territory-
bands-part-ii-by-karl-ackermann
• Berg, C. (2011). Territory Bands. Encyclopedia of the great plains. University of Nebraska.
http://plainshumanities.unl.edu/encyclopedia/doc/egp.mus.044#:~:text=The%20term%20territ
ory%20band%20refers,to%20Denver%20in%20the%20west
• Neumayer, I. (2023). Musikmetropole New York. Planet Wissen. https://www.planet-
wissen.de/kultur/metropolen/new_york/pwiestrassenvollermusik100.html
• Schuller, G. (1968). Early Jazz. Ist roots and musical development. Oxford University Press.
• Syncopation Society Berlin. (2023). Original Dixieland Jazz Band. https://syncopation.de/music-
scores/original-dixieland-jazz-band/
• The Syncopated Times. (o. D.a). Donald “Don” Redman (1900-1964). Aberufen am 13. November
2023 von The Syncopated Times. (o. D.). Europe’s Society Orchestra. Abberufen am 12.

5. Quellen •
November 2023 von https://syncopatedtimes.com/don-redman-1900-1964/
The Syncopated Times. (o. D.b). Europe’s Society Orchestra. Aberufen am 13. November 2023
von https://syncopatedtimes.com/europes-society-orchestra/
• The University of Kansas. (2006, 3. März). Third Annual Colloquium: Territory Bands, Then and
Now. The KU Interdisciplinary Jazz Studies Group.
https://people.ku.edu/~albin/events/territory_bands.shtml
• Woodworth, D. (2023, 23. März). The Feeling of Jazz – Spotlight-2 on Count Basie's Big Band on
Roulette Records (Hr-1) & West Coast Jazz (Hr-2), 10-02-202. Lakeshore public media.
https://www.lakeshorepublicmedia.org/show/the-feeling-of-jazz/2023-03-23/the-feeling-of-
jazz-spotlight-2-on-count-basies-big-band-on-roulette-records-hr-1-west-coast-jazz-hr-2-10-02-
2022
• Yanow, S. (2018, 22. August). Fletcher Henderson: Profiles in Jazz. The Syncopated Times.
https://syncopatedtimes.com/profiles-in-jazz-fletcher-henderson/
• Young, A. (o. D.). Black Artists. Influence of black artists geographically.
blackartcivilrights.weebly.com. Abgerufen am 13. November 2023 von
https://blackartcivilrights.weebly.com/
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