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Universität Erfurt

Philosophische Fakultät

Seminar: PS-A Gruppe I

Dozent: Frau Saskia Thomas

WS 2021

Warum hat Hannibal Rom nicht erobert?

Name: Marc Thämert

Matrikelnummer: 49140

E-Mail: marc.thaemert@uni-erfurt.de

Fachsemester: erstes Fachsemester

Studienfächer: Geschichtswissenschaften und Technik

Abgabe: 06.01.2022
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung........................................................................................................................................1
2. Strategie und Kriegsführung...........................................................................................................2
2.1 Politisch........................................................................................................................................2
2.2 Militärisch.....................................................................................................................................3
3. Die Schlacht von Cannae................................................................................................................4
3.1 Schlachtaufstellung......................................................................................................................4
3.2 Hannibals Strategie.......................................................................................................................4
3.3 Hannibals strategische Stärken in der Schlacht............................................................................5
3.4 Roms Niederlage..........................................................................................................................6
4. Hannibal seine Entscheidung gegen einen Marsch auf Rom..........................................................7
4.1 Seine Uneinigkeit, Rom anzugreifen.............................................................................................7
4.2 Die Nachteile einer Belagerung aus Sicht Hannibals.....................................................................8
4.3 Hannibals Entscheidung...............................................................................................................9
5.Hannibal seine Fehlentscheidungen....................................................................................................9
5.1Die größte Fehleinschätzungen Hannibals während des Krieges..................................................9
5.2 Hannibal überschätzte die Unterstützung der Bundesgenossen................................................10
5.3 Hannibal seine Glaube an einen Frieden....................................................................................10
5.4 Die falsche Taktik im Krieg..........................................................................................................11
5.5 Hannibals fehlende Einsicht zur Änderung seiner Strategie.......................................................12
6. Schlacht bei Zama.........................................................................................................................13
6.1 Ausgangslage........................................................................................................................13
6.2 Schlachtaufstellung...............................................................................................................14
6.3 Die Schwächen der Karthager...............................................................................................14
6.4 Hannibals fehlerhafte Strategie............................................................................................15
6.5 Hannibals Niederlage............................................................................................................16
7.Schluss...............................................................................................................................................18
8.Literaturverzeichnis...........................................................................................................................19
9. Quellenverzeichnis...........................................................................................................................20
10. Eigenständigkeitserklärung............................................................................................................21
1. Einleitung

„Du weißt zu siegen, Hannibal, aber den Sieg zu nutzen verstehst du nicht. Vincere scis,
Hannibal, victoria uti nescis.“1 ―Maharbal

Dies entgegnete laut römischen Überlieferungen dem Reiteroberst Maharbal nach der
siegreichen Schlacht bei Cannae zu seinem Feldherrn Hannibal, weil er seinen Rat nach Rom
zu marschieren nicht befolgt hatte. Als Hannibal am 2. August 216 v. Chr. acht römische
Legionen bei Cannae eingekesselt und vernichtet hatte, war das nicht nur eine strategische
Meisterleistung von ihm, sondern auch eines der größten Desaster in der römischen
Militärgeschichte.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, auf Grundlage des wissenschaftlichen Werkes von Jakob Seibert,
die Frage zu klären: „Warum Hannibal Rom nicht erobert hat?“ Ergänzend hierzu werden
Informationen aus dem Werk „Hannibal Stratege und Staatsmann“ von Pedro Barcelo
herangezogen, sowie das Werk „Rom und Karthago“ von Klaus Zimmermann und zusätzlich
einiges an Sekundärliteratur. Dabei stehen besonders Hannibals Strategien im Fokus, da diese
Frage in der Forschung heute immer noch eine sehr umstrittene Angelegenheit ist. Um sie zu
beantworten, möchte ich zu Beginn der Arbeit über Hannibals Strategie und Kriegsführung
sprechen. Davon ausgehend werde ich seinen größten militärischen Erfolg die Schlacht von
Cannae thematisieren. Dann erläutere ich sein Vorgehen, Rom nicht anzugriefen und lege
seine Fehlentscheidungen, was Hannibal letztlich den Sieg gekostet hat, dar. Zum Schluss
werde ich noch einmal auf die Schlacht von Zama, seine größte militärische Niederlage
eingehen, um aufzuzeigen, was für taktische Fehler er während und in der Schlacht machte.
Am Ende komme ich in einem Fazit nochmal darauf, wie Hannibal den Krieg verlor.

1
Livius, Titus: Ab urbe condita. Römische Geschichte XXI-XXIII (Sammlung Tusculum), 4.Auflage, hg. u. übers.
Josef Feix, Berlin 2000, 22, 51, 4.
1
2. Strategie und Kriegsführung

2.1 Politisch

Schon vor dem Beginn des zweiten Punischen Krieges hatte Hannibal den Plan, den Kampf
gleich am Anfang des Krieges in Italien auszutragen. Diese Idee kam ihm im Söldner-
Libyerkrieg, welcher von 241-237 v. Chr. im eigenen Land wütete. Die Karthager mussten
gewaltig durch den Krieg in ihrem Land leiden, dies zeigte Hannibal, wie verwundbar eine
Nation ist, wenn sie im eigenen Land über längere Zeit kämpfen müssten. 2 Daraus zog er auch
die Lehren, dass Rom zu stark sei, um es auf konventionelle Weise besiegen zu können. 3 So
hatte Hannibal den Plan gefasst die Römer durch den Abfall ihrer Bundesgenossen und
militärischer Niederlagen so empfindlich im Krieg zu schwächen, dass sie schließlich den
Frieden ersuchen würden.4 Nach der siegreichen Schlacht an der Trebia 218 v. Chr. begann
Hannibal mit seinem politischen Plan, alle in Kriegsgefangenschaft geratenen Soldaten der
Bundesgenossenschaft ohne Lösegeld freizulassen.5

„Er versprach Freiheit von Rom und stellte ihnen die Restitution ihres an die Römer
abgetretenen Besitzes in Aussicht.“6 Seine Maßnahmen gefährdeten aber den Besitz der
latinischen Kolonien, dies sollte ihm später noch zum Nachteil werden. So wurde auch das
Bündnis mit den Kelten, die Hannibals Heer verstärkten, von den Italikern, die er versuchte
zum Abfall des Bundesgenossensystems zu bringen, sehr negativ aufgenommen. Sie
fürchteten um ihren Besitz und waren dementsprechend am Anfang skeptisch eingestellt, sich
gegen Rom zu stellen.

Hannibals politische Strategie, an die er bis zum Ende festgehalten hatte, war es, die
zahlenmäßige Überlegenheit der Römer und ihrer Bundesgenossen aufzubrechen, indem er
das römisch-italienische Bundesgenossensystem auf löste und mit den „abgefallenen“
Bundesgenossen auf Hannibals Seite ein Kräftegleichgewicht schaffte, um so Rom zum
Frieden drängen zu können.

2
Vgl. Seibert, Jakob: Hannibal Feldherr und Staatsmann. Zaberns Bildbände zur Archäologie, Verlag Philipp von
Zabern, Mainz am Rhein 1997, S. 23.
3
Vgl. Seibert, Jakob: Forschungen zu Hannibal. Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, S.
163.
4
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 29
5
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 35.
6
Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 35.
2
2.2 Militärisch

Mit der Überquerung der Alpen und dem Vorstoß nach Mittelitalien konnte Hannibal die
Invasion auf Karthago abwenden.7 In den folgenden ersten zwei Kriegsjahren erzielte
Hannibal sehr viele militärische Erfolge. Dies gelang ihm, indem er mit seiner Strategie
immer wieder die Römer in einen Hinterhalt lockte und dann aus günstigen Positionen heraus
angriff, um sie dann durch strategische Einkesselungen zu vernichten. So war sein Heer vor
allem in den Anfangsjahren in den offenen Feldschlachten besonders effektiv. Hannibals
Taktik ist vom Antiken und auch von den modernen Forschungen gelobt worden. So stellt
Seibert auch den Vorteil der Bewaffnung seiner Soldaten in den ersten Kriegsjahren
gegenüber den Römern heraus.8 Die Überlegenheit der gegnerischen Waffen lässt sich leicht
daran erkennen, dass die Römer während dieses Krieges sowohl das Schwert gladius
hispaniensis als auch das pilum der iberischen Truppen übernahmen. „Nach seiner Ansicht
wandte Hannibal in der Anfangsphase eine Niederwerfungsstrategie an, deren Ziel es
gewesen sei, den Feind im Feld aufzusuchen und zu schlagen, gegebenenfalls bis zur
Belagerung und Einnahme der feindlichen Hauptstadt. Doch zu diesem Schritt sei er zu
schwach gewesen, weshalb er zur Ermattungsstrategie übergegangen sei. Die Römer sollten
bis zum Friedensschluss zermürbt werden, militärisch durch ständige Niederlagen, politisch
durch die Auflösung ihres Bundesgenossensystems.“, so Seibert.9

7
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 34.
8
Vgl. Seibert: Forschungen zu Hannibal, S. 168.
9
Seibert: Forschungen zu Hannibal, S. 153.
3
3. Die Schlacht von Cannae

3.1 Schlachtaufstellung

Die Schlacht von Cannae gilt heute als Hannibals größter militärischer Erfolg. Doch wie
schaffte er es diesen Sieg zu erringen, obwohl er in der Unterzahl war und die Römer fast
doppelt so viele Soldaten wie er aufbieten konnten? Die Antwort ist eine von mehreren
Faktoren abhängige Kampftaktik Hannibals.

Um sich einen Überblick über das Schlachtgeschehen geben zu können, muss man sich
erstmal die Schlachtaufstellung der beiden Armeen kurz ansehen. Die römische Führung lässt
seine Fußtruppen im Zentrum dicht gestaffelt aufstellen und an den Flügeln ihre Reiterei
postieren. Ihr Ziel war es, feindliche Infanterie im Zentrum zu zerschlagen und die Reiterei
auf den Flügeln sollte die gegnerische Kavallerie solange in Schach halten, bis die römischen
Legionen den Feind im Zentrum besiegt hätten, so die Taktik der Römer. Hannibals Strategie
bestand darin, seine überlegene Reiterei auf den Flügeln zu platzieren. Die stärkere Reiterei
aus iberischen und keltischen Reitern sollte am linken Flügel unmittelbar am rechten Ufer des
Aufidus den römischen linken Flügel besiegen. Der rechte schwächere Flügel sollte nur den
Angriffen der römischen Reiterei standhalten. Währenddessen das Fußvolk aus
schwerbewaffneten Libyern, Iberern und Kelten im Zentrum gegen fast doppelt so starken
römischen Legionen kämpfte, musste die Frontlinie solange halten, bis die Flügel die
gegnerische Reiterei aufgerieben hatte und sie anschließend dessen Fußvolk in den Rücken
fallen konnte, um die völlig einzukesseln.10

3.2 Hannibals Strategie

So war der ausschlaggebende Faktor dieser Schlacht, der die Entscheidung bringen sollte,
Hannibals überlegene Reiterei, die anders als bei den Römern seine Hauptwaffe im Kampf
war. Hannibals größte Herausforderung im Gefecht war es, den Durchbruch der überlegenen
römischen Legionen im Zentrum zu verhindern. Laut Barcelo, hing „der Erfolg des gesamten
Plans von der Koordination der unterschiedlichen Schlachtphasen sowie von dem
reibungslosen Zusammenwirken der diversen Waffengattungen (schwerbewaffnete,
Fußkämpfer, Reiterei, Leichtbewaffnete etc.) ab“.11

10
Vgl. Seibert, Jakob: Hannibal. Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, S. 192.
11
Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, 1. Aufl., Klett-Cotta, Stuttgart, 2004, S. 141
4
Dieses war das Zentrum der Karthager, der empfindlichste Punkt der gesamten Schlachtreihe,
denn hier musste der gegnerische Vorstoß gestoppt werden. So waren die Soldaten im
Zentrum dem direkten Befehl Hannibals unterstellt.12 Während Mahabal und Hanno den
Angriff der feindlichen Reiterei koordinierten, so sieht man, dass die Truppen mit den
Feldherren sehr gut miteinander agierten.

3.3 Hannibals strategische Stärken in der Schlacht

Hannibal riskierte mit dieser Kampftaktik, die Gegner einzukesseln, sehr viel. Nur ein Fehler
bei der Schlachtordnung und die Einkesselung wäre nicht gelungen. Wenn beispielsweise die
Frontlinie der Karthager den Ansturm der römischen Legionen nicht mehr standgehalten
hätte, so musste jede Schlachtreihe genauestens organisiert sein, um den Gegnern im
günstigsten Zeitpunkt an seinen Schwachstellen greifen zu können.

Ein weiterer gravierender Unterschied war, dass die Römer eine zahlenmäßig größere Armee
hatten, allerdings waren die Truppen der Römer gerade frisch ausgehobene Rekruten, die
unzureichend ausgebildet worden waren und noch keine Kampferfahrung hatten. Im
Gegensatz zu dem zwar kleineren Heer der Karthager, das aber aus erfahrenen Söldner der
Iberer und den im Kampf geschulten Libyer und Kelten bestand, so waren sie den Römern
„an Kampfkraft ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen.“13

Ein weiterer Aspekt seines Vorgehens, er ließ seine Soldaten im Zentrum eine
halbmondförmige Aufstellung annehmen, als die Römer, die in der Schlacht dagegen
stürmten, zogen sich die Karthager aufgrund des starken Drucks langsam aber immer noch
geordnet immer weiter bis zur Grundlinie zurück. „In der Hoffnung, dort einen Durchbruch zu
erzielen, konzentrierten die Römer ihre Kräfte in der Mitte, drängten die Iberer und Kelten
zurück“14 So wurde die karthagische Infanterie in der Mitte immer weiter zurückgeschlagen,
allerdings gerieten die Römer an ihren Schwachstellen, den Seiten des Zentrums, immer mehr
in Bedrängnis. Dort gerieten Sie zwischen den kampferprobten, leichtbewaffneten, lybischen
Söldnern, wo sie dann auf engstem Raum kämpfen mussten und ihre zahlenmäßige
Überlegenheit nicht mehr ausspielen konnten. So ging Hannibals erste Schlachtphase auf.
Währenddessen hatte die Reiterei unter Hasdrubal den linken Flügel der Römer nahezu
aufgerieben und kam dem rechten Flügel der Numider zu Hilfe. Zusammen konnten sie die
12
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 193.
13
Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, S. 141.
14
Zimmermann, Klaus: Rom und Karthago, in: hg. v. Brodersen, Kai: Geschichte kompakt-Antike, 3.
Durchgesehene, bibliographisch aktualisierte Auflage, Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt,
2013, S. 125.
5
Reiterei der Bundesgenossen in die Flucht schlagen. Während die Numider die Verfolgung
aufnahmen, griffen die berittenen Iberer und Kelten die Legionen im Rücken an.15

3.4 Roms Niederlage

Den römischen Soldaten wurde erst bewusst, dass sie eingekesselt waren, als es bereits zu
spät war. Seibert argumentierte zwar, dass „bei energischer Führung und entschlossenen
Handeln, der Ausbruch aus dem Kessel hätte gelingen müssen.“ 16 Allerdings war die Schlacht
in dem Moment, als die Truppen eingekesselt wurden, bereits entschieden. Nun mussten sie,
in 26 Reihen nacheinander in die Enge getriebenen Soldaten, gegen die Karthager kämpfen.
So verloren sie schnell ihre Moral beim Kämpfen, da sie wussten, es gibt kein Entkommen.
Außerdem waren zu dieser Zeit die Soldaten schon zu orientierungslos, um einen gezielten
Ausbruch aus dem Kessel zuschlagen und eine Neuorganisation der Schlachtordnung
ausgeschlossen. Somit wurden sie nach und nach alle niedergemacht.

Allerdings hätte man so eine Niederläge auf römischer Seite verhindern können, wenn man
seine Fußsoldaten in breiteren Frontlinien aufstellen lassen und seine zahlenmäßige
Überlegenheit ausgenutzt hätte. Man hätte die Gefahr einer Einkesselung verhindert und den
Feind im Zentrum überflügeln können, wodurch die Karthager selbst in Bedrängnis einer
Umschließung geraten wären. Seibert zeigte als Begründung die mangelnde Erfahrung der
Konsuln im Umgang solcher Massen und auch das sie nicht im Stande waren, eine neue
Strategie auf eine veränderte Kampfsituation zu entwickeln. 17So wurde auch der Konsul
Aemilius Paullus auf dem linken Flügel durch den Angriff der iberischen und keltischen
Reiter überrascht, da diese ganz unkonventionell kämpften, „mit Angreifen, Zurückweichen
und erneuten Attacken.18

Die römische Kavallerie schaffte es nicht, eine geeignete Gegenmaßnahme gegen die
neuartige Angriffstaktik zu bilden und so wurden sie in den Fluss getrieben und nach und
nach nahezu vernichtet. Am Ende konnte man sehen, wie Komplex Hannibals Kampftaktik
war und wie Hannibals strategische Kriegsführung mit seiner überlegenen Hauptwaffe der
Reiterei auf den Flügeln die Schlacht dort „offensiv zu gestalten und zurückhaltend im
Zentrum zu operieren, bis er dort mit der Reiterei ebenfalls die Überlegenheit gewonnen
hatte.“19
15
Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 125.
16
Seibert: Hannibal, S. 194.
17
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 196.
18
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 193.
19
Seibert: Hannibal, S. 195.
6
4. Hannibal seine Entscheidung gegen einen Marsch auf Rom

4.1 Seine Uneinigkeit, Rom anzugreifen

Die Schlacht von Cannae wurde für die Römer zu einem Trauma. Sie verloren ca. 50 0000
Soldaten und weitere 15 000 gerieten in Kriegsgefangenschaft. Hannibals Triumpf war im
ganzen Mittelmeerraum Gespräch. So dachten alle Akteure des Krieges, dass Hannibal nach
Rom marschiert und den Krieg beenden würde, aber er entschied sich, Rom nicht anzugreifen.
Doch warum zögerte Hannibal Rom anzugreifen? Diese ist in der Antike wie heute immer
noch eine heiß diskutierte Frage. So argumentiert Seibert, Hannibal hätte die Stadt einnehmen
können, wobei Zimmermann dem wiederspricht. Während Zimmermann Hannibals Vorgehen
Rom nicht anzugreifen als sinnvoll erachtete, argumentierte Seibert, dass es „ein gravierendes
Versäumnis war, nicht auf Rom zu marschieren.“ 20 Laut Seibert wäre eine Belagerung Roms
erfolgreich gewesen. Er zählte drei Arten auf, wie man die Stadt hätte erfolgreich belagern
können. „Entweder durch gleichzeitigen Angriff der Stadt an verschiedenen Punkten oder
durch Belagerung mit Maschinen oder durch Zernierung und Aushungern.“ 21 Zwar konnte
man die Bevölkerung aushungern lassen in dem man wie Seibert vorschlägt die Versorgung
über den Tiber zu unterbrechen.22 Allerdings hätte eine solche Belagerung einen
Belagerungspark benötigt und Hannibals Männer hätten zwar einen errichten können, jedoch
hätte es eine beachtliche Zeit gedauert. Dies hätte seinen Feinden mehr Zeit zur Vorbereitung
gegeben und er hätte seine Initiative für die offensive Kriegsführung verloren. Zimmermann
argumentierte, dass Hannibal so taktische und logistische Schwierigkeiten bekommen hätte.23

4.2 Die Nachteile einer Belagerung aus Sicht Hannibals

Ein Nachteil war es, dass seine überlegene Reiterei für die Belagerung eher ein Hindernis
gewesen wäre. Somit hätte er seine Trumpfkarte aufgeben müssen und die hohe Schlagkraft
seiner Kavallerie nicht auf dem Schlachtfeld einsetzen können. Allgemein war seine Armee
20
Seibert: Hannibal, S. 201.
21
Seibert: Hannibal, S. 200.
22
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 200.
23
Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 121.
7
auf eine längere Belagerung nicht ausgerüstet gewesen. Vor allem die Pferde benötigten große
Mengen an Futter. Dadurch war ein weiterer Punkt, was gegen eine längere Belagerung
spricht, die Versorgungslage. Sein Heer ernährte sich auf dem Marsch aus dem Land, 24 so
musste eine stationäre Truppe den Nachschub sichern, „der wertvolle Kräfte von der
Belagerung abgezogen hätte, was einen schnellen Erfolg vollends ausschloss“, 25
so
Zimmermann. Eine andere Variante der Belagerung war der direkte Angriff. Seibert schreibt,
dass die Römer nichts zu der Verteidigung hätte in der Zeit aufbringen können. 26 Allerdings
wies Zimmermann daraufhin, dass Rom den Prätor M. Claudius Marcellus beauftragte, in
Canusium die versprengten 10000 Überlebenden von Cannae einzusammeln und sie nach
Rom zuschicken. Desweiteren wurden 1500 Matrosen der römischen Flotte zur Verteidigung
nach Rom geschickt.27 Doch auch innerhalb Roms wurden die Truppen mobilisiert. So
existierten noch zwei Stadtlegionen, die alle aus Rekruten bestanden. So wurden alle Männer,
von 17 Jahren an, einberufen und man kaufte alle kriegswilligen Sklaven frei, zur
Verteidigung der Stadt. Ganz zu schweigen von den aufgeboten der Bundesgenossen. Selbst
Seibert gestand später ein, dass Rom genug Zeit hätte, um sich auf Hannibals Angriff
vorzubereiten.28 Die bekannteste Überlieferung war nach dem Sieg von Cannae, wo Maharbal
Hannibal dazu drängte, ihn mit der Reiterei nach Rom zuschicken. Laut dem Angebot von
Maharbal könnte Hannibal in fünf Tagen in Rom auf dem Kapitol speisen. Dies stellte sich
dann als römische Erfindung heraus. Davon ausgenommen, dass Maharbal von Cannae aus
Rom (380 km) nicht in fünf Tagen erreichen konnte. Zudem musste Hannibal erstmal, wie
Seibert beschrieb, „Aufräumarbeiten“29 in die Wege leiten. So wurde das Schlachtfeld erstmal
geplündert, wobei einige Leichenfledderei begingen, um Beute zu machen. Die größere
Verzögerung war, dass die feindlichen Lager am Aufidus erst zum Kapitulieren gebracht
werden mussten.30 Außerdem müsste Hannibal mit seinem großen Heer von Cannae aus gut
vier Wochen nach Rom marschieren, um dann dort erst mit der Belagerung beginnen zu
können.

4.3 Hannibals Entscheidung

24
Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 121.
25
Zimmermann: Rom und Karthago, S. 121.
26
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 41.
27
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 207.
28
Vgl. Seibert: Hannibal, 201.
29
Seibert: Hannibal, 201.
30
Vgl. Seibert: Hannibal, 201.
8
Eine der wohl größten Bedenken, die auch Seibert anführte, war, dass Hannibal eine
monatelange Belagerung ihm schlechte Erfahrungen mit der Stadt von Saugunt brachte, die
gut 8 Monate ging. So zögerte er Rom anzugreifen. Zimmermann führte Hannibals Bedenken
an, dass eine Belagerung dem Feind Gelegenheit gegeben hätte, neue Kräfte aufzubieten;
unversehens konnte man so vom Belagerer zum Belagerten werden. Er würde sich mit dem
Plan, Rom zu belagern von seiner offensiven Kriegsführung in eine Defensive hineinfahren.
Außerdem konnte er von den Truppen der Bundesgenossen und neu aufgestellten Truppen
selbst belagert werden und vom Nachschub angeschnitten werden. Dies war für ihn auch ein
großer Nachteil, wodurch er sich entschied, Rom nicht anzugreifen.

5.Hannibal seine Fehlentscheidungen

5.1Die größte Fehleinschätzungen Hannibals während des Krieges

Hannibal hat den Krieg nur nicht verloren, weil er Rom nicht angegriffen hatte, sondern
Hannibals viele Fehlentscheidungen nach Cannae führten zum Scheitern des Feldzuges. So
lassen sich nach Seibert drei Fehleinschätzungen erklären. „Er habe von seinen Verbündeten
mehr erwartet, als sie tatsächlich leisten konnten. Seine Hoffnungen beruhten auf
demokratischen Revolutionen, die das römische Bundesgenossensystems auflösen und Rom
isolieren sollten. Schließlich sei er nach 216 v. Chr. auf einen neuen Kriegstyp gestoßen, auf
den er nicht vorbereitet gewesen war. Rom habe sich geweigert, auf traditionelle Art Krieg zu
führen“.31

5.2 Hannibal überschätzte die Unterstützung der Bundesgenossen

So fielen nach Cannae einige Bundesgenossen ab, allerdings kam es nicht zum gesamten
Zusammenbruch des Systems, sondern nur eine Handvoll traten in Apulien den ersten Städte
Salapia, Acae, Herdonea und Arpi zu den Karthagern über. Der wohl größte Verbündete für
Hannibal war die Stadt Capua, die nach Rom die zweitgrößte Stadt Italiens war. Später sollten
noch weitere Städte wie Tarent, Atella und Calatia abfallen. „Was er sich als Unterstützung

31
Seibert: Forschungen zu Hannibal, 79.
9
im Kampf gegen die Römer erhofft hatte, erwies sich mit der Zeit als Belastung, da die neuen
Verbündeten mit karthagischen Truppen gesichert wurden mussten“. 32 Dies schwächte auf
Dauer die Kampfkraft der Armee, da sie nicht mit voller Stärke angreifen konnte. Allerdings
wie Seibert schon argumentierte, waren die meisten seiner neuen Verbündeten unfähig sich
allein gegen die Römer zu verteidigen. So musste Hannibal jedes Mal, wenn eine mit ihm
verbündete Stadt von den Römern belagert wurde, ihnen zur Hilfe eilen, da Hannibal
versprach die befreiten Städte vor Angriffen der Römer zu schützen. Dieses Versprächen
sollte Hannibal noch als Nachteil gereichen, da sich viele Städte auf den Schutz von Hannibal
ausruhten.33 Es reichte es schon, dass Hannibal in Erscheinung trat, dass die Römer die
Belagerung abbrachen und sich zurückzogen. Allerdings ging dies so lange, bis Hannibal die
Hilferufe der Stadt einfach ignorierte. So konnten die Römer die Stadt Capua erobern, dies
war für Hannibal ein herber Prestigeverlust. Die Römer sendeten ein Zeichen an die
Bundesgenossen sich nicht von ihnen abzuwenden, denn Hannibal könnte sie nicht
beschützen.

5.3 Hannibal seine Glaube an einen Frieden

Eine weitere Fehlentscheidung Hannibals, die Seibert mitanführt, war die erwartete
Friedensbereitschaft der Römer 126 v. Chr. nach Cannae. So glaubte Hannibal auch daran,
dass Rom nach einer solchen Niederlage den Frieden ersuchen würde und er Rom nicht
angreifen müsse.34 Dadurch sollte er spätestens nach einem Jahr, als die Römer immer noch
nicht zum Frieden bereit waren, seine Entscheidung in Frage stellen müssen. Außerdem hätte
Hannibal, nachdem der Senat das Friedensangebot des Karthalo 216 v. Chr. abgelehnt hatte,
seine Strategie im Hinblick auf den Stellvertreterkrieg überdenken und eine andere Taktik
gegen Rom einsetzen müssen.

5.4 Die falsche Taktik im Krieg

Einer der wohl größten taktischen Fehlereinschätzungen war der Glaube, das
Bundesgenossensystem auflösen zu können. So änderte Hannibal sein strategisches Vorgehen,
indem er nicht mehr direkt Rom angriff, sondern seine Bundesgenossen. Hannibal wollte mit
dem Angriff auf die Bundesgenossen zeigen, dass sie sich von Rom abwenden sollten, da

32
Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 42.
33
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 41.
34
Vgl. Seibert: Hannibal, 200.
10
Rom sie nicht verteidigen konnte und sie sich ihm zuwenden sollten. 35 Aber damit erreichte er
nur das Gegenteil. Durch seine Aktionen stütze er die römische Behauptung, dass der Krieg
nicht allein Rom gelte, sondern Hannibal auch gegen sie Krieg führte. 36 Außerdem übersah er
einen wesentlichen Punkt, das Bundesgenossensystem aufzulösen, da die 30 latinischen
Kolonien eng mit Rom verbunden waren und es fast unmöglich war, dass sie sich von Rom
abwendeten.37 Durch seine Maßnahmen im Stellvertreterkrieg stellte sich der Großteil der
Bundesgenossen auf die Seite Roms und band sie noch enger an Rom. Aber auch viele
Anführer der Bundesgenossen waren Rom über meist loyal gesonnen und sahen keinen
Vorteil Hannibal zu unterstützen. Strukturell war das Bundesgenossensystem so aufgebaut,
dass die socii ausschließlich mit den Römern verbündet waren und zwischen den
Bundesgenossen untereinander keine politische Beziehung bestand.38 Damit löste Hannibal
seine erhoffte Abfallbewegung nach Cannae keinen „Dominoeffekt aus“, zwar kam es wie
schon gesagt zu einigen socii die aus den Bundesgenossensystem austraten, allerdings konnte
es in den Grundfesten nicht getroffen werden. „Hannibal musste also eine große Zahl von
Bundesgenossen zum Abfall bringen.“39

5.5 Hannibals fehlende Einsicht zur Änderung seiner Strategie

Der letzte Punkt, den Seibert in dem obengenannten Zitat anspricht, ist Hannibal seine
schwerwiegendste und längste Fehlentscheidung im Krieg gewesen. Nämlich eine veränderte
Kriegsführung von Rom, ausgelöst durch Q. Fabius Maximus, der eine „defensive“ Strategie
verordnete mit fortan eine völlige Zurückhaltung. Seibert erklärte: „Sie sollten sich nur in
befestigten Plätzen oder Lagern aufhalten, um einen evtl. Angriff auf Rom abwehren zu
können.“ Somit machten sie seinen gesamten Schlachtplan zu Nichte, da die Römer sich jetzt
hinter befestigten Linien befanden, konnte er ihnen keine großen Verluste in einer offenen
Schlacht zufügen. Die Römer griffen immer da an, wo Hannibal nicht war, meistens abfällige
35
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 39.
36
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 44.
37
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 35.
38
Vgl. Seibert: Forschungen zu Hannibal, 174.
39
Seibert: Forschungen zu Hannibal, S. 174.
11
socii, um den Bundesgenossen ein Bündnis mit Hannibals auszutreiben. 40 So zeigte sich
schnell Hannibals ziellose und unüberlegte Taktik auf diese Strategie. Dies bewiesen laut
Seibert sein Hin und Her bewegen und seine gescheiterten Belagerungen in den Kriegsjahren.
In der Folgezeit versuchte Hannibal immer wieder Städte, wie Nola oder Neapel durch
Drohungen oder Versprechungen zum Abfall zu bewegen. Allerdings scheiterten meistens
seine Belagerungen, wenn es zum Angriff kam. So zog er immer wieder weiter bis zur
nächsten Stadt. Manchmal belagerte er sie nur kurz und brach dann erfolglos ab, manchmal
sogar zog er einfach wieder ab, ohne eine Belagerung überhaupt zu beginnen. Nun war
Hannibal sein Heer zwar für die offene Feldschlacht geeignet, aber für längere defensive
Belagerungen von befestigten Stellungen komplett ungeeignet. Seine Armee war dafür auch
nicht ausgerüstet oder ausgebildet.

6. Schlacht bei Zama

6.1 Ausgangslage

Noch immer war der karthagische Heerführer auf dem Schlachtfeld ungeschlagen, doch seine
Verbündeten Hasdrubal und Syphax mussten 203. v. Chr. erhebliche Niederlagen gegen
Scipio und Massinissa, der anfangs auf der Seite von Karthago stand, einstecken. Syphax der
Numiderkönig, geriet in Gefangenschaft und die beiden Heere wurden von Scipio fast
vollständig vernichtet.41

40
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 43.
41
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 442-448.
12
206 v. Chr. wandte sich Massinissa der Numiderfürst den Römern zu und sollte sie bald im
Kampf unterstützen, da er laut Seibert von den Karthagern die versprochene Frau Sophonbia,
Tochter des Feldherren Hasdrubals nicht erhielt und stattdessen sie mit Syphax vermählt
wurde.42 Zu diesem Zeitpunkt war ein Bündnis mit Syphax für die Karthager profitabler als
das mit Massinissa. So stellte er sich beleidigt und gedemütigt von den Karthagern auf die
Seite der Römer. Als Hannibal auf Drängen der karthagischen Ratsherren seinen Feldzug in
Italien abbricht und im Spätjahr 203 v. Chr. an der tunesischen Ostküste angelandet war, fand
er kein einsatzbereites Heer mehr zur Verteidigung vor, bis auf die Garnisonstruppen aus den
größeren Städten. „Überall waren karthagische Werbeoffiziere unterwegs, um Soldaten für
den Krieg anzuheuern“43. So bekam Hannibal durch das Wiederauflodern der Kriegsfackel
durch sein erscheinen in Afrika wieder neue Kämpfer, allerdings nur unerfahrene Rekruten.
Jetzt sollte sich die Entscheidung Massinissa, zugunsten von Syphax vorzuziehen, rächen,
denn nun kämpfte er auf der Seite von den Römern. Hannibals Plan war, die von Westen
ankommenden numidischen Soldaten von Massinissa zu besiegen, bevor sie sich mit Scipio
vereinen konnten, doch vergebens. Somit wurde Hannibals günstige Ausgangsposition zu
Nichte gemacht. Massinissa hatte 6000 Fußsoldaten und 4000 Reiter und Scipio 23 000 Mann
und 2 000 Reiter, wobei Hannibal ca. 36 000 Fußsoldaten und eine Reiterei aus 4000 Reitern
besaß, sowie 80 Elefanten. Hätte er sie einzeln überfallen können, wäre die
Entscheidungsschlacht anders verlaufen, wohl zugunsten Hannibals. Doch so kam es in der
Nähe von Zama Regia im Oktober 202 v. Chr. zur Schlacht. Dies sollte die erste und letzte
große Schlacht sein, die Hannibal verlor. „Ort, Zeitpunkt und Truppenbewegungen dieser
letzten großen Begegnung des Zweiten Punischen Krieges sind in der Forschung umstritten“44

6.2 Schlachtaufstellung

Um Hannibal seine Strategie und seine Fehlentscheidung besser verstehen zu können, muss
man sich kurz die Schlachtaufstellung der beiden Seiten ansehen. Bei den Römern im
Zentrum: „Die vorderste Kampflinie bildeten die hastati, in der Regel junge Männer, dahinter
waren die principes aufgestellt, und das letzte Treffen bildeten die älteren und erfahrenen
Soldaten, die triarii.“45 Hannibal seine Aufstellung der drei Treffen war ähnlich. Er ließ seine
erfahrenen Söldner in das erste Treffen aufstellen, während die Zweite aus Karthagern und
Libyer bestand. Das dritte Treffen mit 180-190 Metern Abstand zu den Anderen bestand aus
42
Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 61.
43
Seibert: Hannibal, S. 463.
44
Zimmermann: Rom und Karthago, S. 139
45
Christian, Mann: Militär und Kriegsführung in der Antike, in: hg. v. Winterling, Aloys: Enzyklopädie der
griechisch-römischen Antike (Band 9), Oldenburg Verlag, München 2013, S. 34.
13
seinen Veteranen und sollte seine Hauptwaffe in der Schlacht werden und zusätzlich als
Reserve dienen. Die karthagische Reiterei auf den Flügeln war der überlegenen römischen
und numidischen Kavallerie nicht ebenbürtig, weder an Kräfteverhältnis noch an Erfahrung. 46
So auch die Meinung von Barcelo, als die Schlacht eröffnet wurde: „Die karthagische Reiter
konnten sie nicht aufhalten und ergriffen die Flucht. Sie wurden von den Römern verfolgt.“ 47
Scipios Taktik war es, die Kavallerie der Karthager zu besiegen und sie von den Flügeln aus,
das Zentrum, einzukesseln.

6.3 Die Schwächen der Karthager

Ein gravierender Unterschied war der qualitative Zustand der beiden Heere, so schrieb Seibert
über Scipios Strategie: seine Legionen nach den Vorbild der Karthager ausbilden zulassen. 48
Diese Meinung teilte auch Barcelo, er argumentierte, dass nicht nur Scipio die Armee
umorganisierte und verstärkte, sondern „die Legionäre wurden mit iberischen Waffen
ausgerüstet (Kurzschwert und Wurflanze)“ 49 Vor allem die römischen Soldaten waren durch
die Kämpfe in Spanien 209 v. Chr. oder durch die Gefechte in Afrika 203 v. Chr.
kampferprobt. Im Gegensatz zu Hannibal, der bis auf seine kampfstarken 8000 Veteranen nur
größtenteils frisch ausgehobenen Truppen ohne Kampferfahrung hatte.50 Dieser qualitative
Unterschied sollte ihm im Verlauf der Schlacht noch schmerzlich bewusst werden.

6.4 Hannibals fehlerhafte Strategie

Zu Beginn der Schlacht ließ Hannibal seine fast 80 Elefanten auf die gegnerischen Linien
zulaufen. Laut Seibert war Hannibals Strategie für den Kampf: „Seine Elefanten sollten das
erste römische Treffen niederwalzen oder zumindest verwirren, dann sollten seine beiden
ersten Treffen den Feind niederkämpfen, bis er mit seinem dritten Treffen, das er als Reserve
zurückhielt, eingreifen und zum entscheidenden Stoß ansetzen würde.“ 51 Allerdings ging

46
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 467.
47
Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, S. 206.
48
Vgl. Seibert: Hannibal Feldheer und Staatsmann, S. 59.
49
Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, S. 186.
50
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 468.
51
Seibert: Hannibal, S. 467.
14
Hannibals Plan nach hinten los, da einige Elefanten aus Schreck vor den Römern wieder
zurück liefen und die eigenen Reihen angriffen, so Seibert. 52 Ein weiterer Fakt für Hannibals
Fehlentscheidung, die Elefanten als Waffe einzusetzen, war seine mangelnde Erfahrung mit
einer so starken Masse. Auch Zimmermann argumentierte, dass der Einsatz der
Kriegselefanten ein Misserfolg war,53 da sie zwar in die römischen Reihen liefen, aber Scipio
bereits zuvor eine Gegenstrategie entwickelt hatte. Er ließ Zwischenräume, sogenannte
„Gassen“, in die Schlachtordnung miteinbauen, groß genug damit der Ansturm der Elefanten
wirkungslos blieb.54 Dann trafen die ersten Fußsoldaten der ersten Treffen aufeinander.
Anfangs konnten sich die Söldner behaupten, doch auf Dauer „gelang es den Römern
aufgrund besserer Taktik und Bewaffnung, den Gegner zurückzudrängen“. 55 Als die
geschwächten Söldnerverbände sich zurückziehen wollten und von dem zweiten Treffen die
Ablösung erwarteten, blieb die Unterstützung aus. Laut Zimmermann blieb die Hilfe aus,
infolge von Feigheit oder Kommunikationsdefiziten.56 Auch Seibert schrieb als einen
möglichen Grund für ihr Zögern, die Feigheit der Karthager des zweiten Treffens. 57 Dieser
Faktor hängt wahrscheinlich mit der mangelnden Ausbildung und Kampferfahrung der
Soldaten zusammen, die sie aus Angst im Kampf erstarren ließ. Die Söldner fühlten sich im
Stich gelassen und verraten von ihren Verbündeten. So ergriffen sie den Rückzug, während
sie sich gegen die Attacken der Römer verteidigten, zusätzlich ihre eigenen Leute im zweiten
Treffen, die dann auch durch den entscheidenden Angriff der principes die Flucht zum dritten
Treffen ergriffen. Ob es an der fehlenden Befehlsstruktur der Karthager gelegen hat oder an
der Orientierungslosigkeit der Truppen, kann man heute nur noch vermuten. Fest stand aber,
dass diese Organisationskrise der Soldaten auf dem Feld, während sie sich zurückzogen, alles
andere als glänzend für Hannibal war. Dies war nicht so wie bei Cannae, ein geordneter und
taktischer Rückzug, sondern mehr eine chaotische Flucht aus dem Schlachtfeld.

Um die Schlachtordnung der dritten und entscheidenden Armeegruppe nicht zu gefährden,


ließ er seine Veteranen die Lanzen senken, um den fliehenden Soldaten die Aufnahme in ihre
Reihen zu verweigern.58 Diese wichen auf die Seiten aus und formierten sich hinter den
Truppen der Veteranen neu.

52
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 468.
53
Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 139.
54
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 468
55
Zimmermann: Rom und Karthago, S. 139.
56
Vgl. Zimmermann: Rom und Karthago, S. 139.
57
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 468.
58
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 469.
15
6.5 Hannibals Niederlage

Scipio unterbrach den Angriff und ließ seine Soldaten neuformieren, um das aufgeriebene
erste Treffen der hastati wieder zu verstärken, indem er an den Flügeln jeweils die principes
und triarii zu einer großen neue Fronlinie bildete.59 Als das Gefecht wieder entbrannte, blieb
der Kampf unentschieden, so schrieb auch Seibert das: „Beide Gegner waren an Zahl,
Kampfmoral, militärischer Tüchtigkeit und Bewaffnung gleich stark.“60 Bis die Reiterei von
Massinissa und Laelius die geflüchteten karthagischen Reiter, die sie verfolgten, besiegten
und zurückkehrten, um Hannibals Truppen im Rücken anzugreifen, die Schlacht war somit
entschieden. Die Karthager erlitten dasselbe Schicksal wie die römischen Legionen 14 Jahre
zuvor bei Cannae.

„Die kavalleristische Überlegenheit, die Hannibal manchen Sieg beschert hatte, war bei
Zama der ausschlaggebende Trumpf in der Hand des Gegners gewesen.“, so Zimmermann. 61
Dies zeigte aber auch, dass aus heutiger Sicht Hannibals Neuordnung der Truppen und sein
Zögern für einen konsequenten Angriff auf die römischen Linien ein taktischer Fehler war. Er
hätte die leicht ungeordneten Reihen der Römer angreifen können. Seibert griff die Strategie
von Scipio während der Schlachtpause auf. Laut Seibert: „unterbrach Scipio den Angriff, um
seine Kräfte neu zu gruppieren und Zeit zu gewinnen, denn die römische Reiterei unter
Massinissa und Laelius war noch mit der Verfolgung des Gegners beschäftigt.“ 62 Außerdem
war die erste Schlachtordnung der Römer im ersten Treffen, die hastati, geschwächt und
Hannibals drittes Treffen aus seinen Veteranen noch in geordneter Formation. Dort hatte
Hannibal mit seinen Veteranen angreifen können, um das Zentrum der Gegner aufzureiben,
bevor die Reiterei zurückkehrte. So argumentierte auch Barcelo: „Hannibals Chance bestand
darin, die römischen Legionen mit Hilfe seiner erfahrenen Veteranen zu schlagen, bevor die
überlegene römische Reiterei zurückeilen konnte“ 63, doch vergebens. Mit der Entscheidung
der Schlacht endete auch der 2. Punische Krieg. Selbst wenn Hannibal die Schlacht bei Zama
gewonnen hätte, hätte er den Krieg nur hinausgezögert um vielleicht noch etwa bessere
Konditionen für die Friedensbedingungen rausschlagen zu können. Laut Christian Mann
waren die Römer bereits in der Spätphase des Krieges immer noch in der Lage 150 000 Mann
59
Vgl. Seibert: Hannibal, S. 470.
60
Seibert: Hannibal, S. 470.
61
Zimmermann: Rom und Karthago, S. 140.
62
Zimmermann: Rom und Karthago, S. 140.
63
Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, S. 206.
16
einzuziehen.64 Den Karthagern fehlte es an Kampfmoral und sie waren nicht mehr in der
Lage, wie die Römer noch, weitere Truppen ausheben zu können.

7.Schluss

Hannibal konnte am Ende des Krieges, sein Ziel Rom zu besiegen, nicht erreichen, da seine
gravierenden politischen und militärischen Fehlentscheidungen in Laufe des Krieges zu stark
wurden. Zwar konnte er am Anfang des Krieges große militärische und politische Erfolge
erzielen. Gerade bis ins Jahr 216 v. Chr., wo nach der Schlacht von Cannae niemand mehr an
einen römischen Sieg glaubte und alle dachten, dass der Krieg bald zu Ende wäre. Doch er
sollte noch weitere 14 Jahre gehen, da die Römer nicht an einen Friedensvertrag interessiert
waren.

So hatten sie Römer einen zu starken Widerstandswillen und Kampfmoral in den


Kriegsjahren gegenüber den Karthagern, die nach einer großen Niederlage bei Zama zu einem
Frieden bereit waren. Der Grund, warum Hannibal Rom nicht erobert hat, war, dass er seine
Entscheidungen, trotz der Bilanz und des veränderten Kriegs zugunsten der Römer nicht
änderte und eine neue Strategie entwickelte.
64
Mann: Militär und Kriegsführung in der Antike, S. 33.
17
8.Literaturverzeichnis

Barcelo, Pedro: Hannibal. Stratege und Staatsmann, 1. Aufl., Klett-Cotta, Stuttgart, 2004.

Christian, Mann: Militär und Kriegsführung in der Antike, in: hg. v. Winterling, Aloys:
Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike (Band 9), Oldenburg Verlag, München 2013.

Schmitt, Tassilo: Hannibals Siegeszug. Historiographische und historische Studien vom allem
zu Polybios und Livius, in Funke, Peter: Quellen und Forschungen zur Antiken Welt; (Bd.
10), München 1991.

Seibert, Jakob: Forschungen zu Hannibal. Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft,


Darmstadt, 1993.

Seibert, Jakob: Hannibal Feldherr und Staatsmann. Zaberns Bildbände zur Archäologie,
Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein, 1997.

Seibert, Jakob: Hannibal. Verlag Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1993.

Von Ungern-Sternberg, Jürgen: Capua im Zweiten Punischen Krieg. Untersuchungen zur


römischen Annalistik, München 1975.
18
Zimmermann, Klaus: Rom und Karthago, in: hg. v. Brodersen, Kai: Geschichte kompakt-
Antike, 3. Durchgesehene, bibliographisch aktualisierte Auflage, Verlag Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt, 2013.

9. Quellenverzeichnis

Livius, Titus: Ab urbe condita. Römische Geschichte XXI-XXIII (Sammlung Tusculum),


4.Auflage, hg. u. übers. Josef Feix, Berlin 2000, 22, 51, 4.

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10. Eigenständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich, Marc Thämert (49140), dass ich die Hausarbeit mit dem Titel „Warum
hat Hannibal Rom nicht erobert?“ selbstständig verfasst habe. Es wurden keine anderen als
die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt. Zitate wurden als solche kenntlich gemacht.

Marc Thämert

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