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Wechselwirkung zwischen Thermiksystemen

in benachbarter Orographie

Benjamin Bachmaier C-Kader Wintertreffen, 24. Januar 2015


Beispiel Slowakei:
Verschiedene Geländeformen in direkter Nachbarschaft
Hohe Tatra

Niedere Tatra
Flachland Mittelgebirge Hochgebirge Flachland

„Versuchsaufbau“:
Dieses Modellgelände bei verschiedenem Wetter testen
Betrachtete Wetterlagen:

1. „Normaler Thermiktag“ zu verschiedenen Uhrzeiten

2. Sonderfall Abschirmung

3. Sonderfall Kaltluft (Rückseite)

4. Sonderfall stabile Warmluft

5. Sonderfall hohe Labilität

6. Sonderfall starker Wind (Welleneinfluss)


Verlauf eines „normalen“ Thermiktages
Früher Morgen

Was passiert? Warum?

Kleine, sehr niedrige Cu Volumeneffekt, Heizflächen


im höchsten Terrain → Schnellste Aufheizung

Physikalischer „Thermikbeginn“ Lage oberhalb nächtl. Inversion


kann schon vor 07 Uhr sein Geringe Gesamtenergie
→ sehr tiefe Basis
Frühe, tiefe Entwicklungen im hohen Gelände
(Puimoisson 2014)
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages
Morgen

Was passiert? Warum?

Erste nutzbare Thermik Nächtliche Inversion löst sich


über dem Bergland
Im Hochgebirge aktiver, aber Hochgebirge kann die Energie
noch zu niedrig zum guten Fliegen besser umsetzen
Im Mittelgebirge zaghafter, aber Mittelgebirge beginnt vom
größere nutzbare Arbeitshöhe Volumeneffekt zu profitieren
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages
Mittag

T
T
T

Was passiert? Warum?

Auch das Flachland entwickelt sich Einstrahlung → hohes Niveau

Alle Fluggebiete sind gut fliegbar Noch gibt’s kaum Wechselwirkung


zwischen den Regionen
Lokale Windsysteme beginnen
Luft dorthin zu pumpen, wo sie Lokale „Hitzetiefs“ ordnen den
am meisten benötigt wird Bodendruck um
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages
Früher Nachmittag

T
T
T
H H H

Was passiert? Warum?

Beste Thermik über hohem Relief Große Hitzetiefs werden dominant


→ beanspruchen alle Luft für sich
Talwind nimmt Fahrt auf Talwind deckt den Luftbedarf
Thermik in den Grenzregionen Lokales Absinken in den
nimmt ab, blaue Streifen entstehen Randzonen → Stabilisierung
Absinkender Hochdruckstreifen zwischen Alpen, Alb und Bayerwald
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages
Später Nachmittag

T
T
H H H

Was passiert? Warum?

Beste Bedingungen verlagern sich Gebirge kann sinkenden Sonnen-


ins höhere Gelände stand besser in Energie umsetzen
Kleinere Systeme werden von Druckunterschiede wachsen
größeren Nachbarn „verschluckt“ weiter an
Thermik im Hochgebirge hat ihr Luftbedarf im Gebirge wird nun
Maximum sehr spät! vollständig gedeckt (aber nur hier)
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages Abend

T H
H

Was passiert? Warum?


Rest-Tief, Luftnachschub, Sonne:
Nur noch im Zentralgebirge und im
Hochgebirge ist einziger
weit entfernten Flachland Thermik
Rückzugsort für die Thermik
Talwind bleibt schwächer bestehen Nur wenig Reibung „bremst“ den
starken Nachmittagswind
Basis im Gebirge kann Zwangs-Zufuhr kälterer Luft
drastisch absinken (ABER: Konvergenz-Chancen!)
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages Thermikende

Was passiert? Warum?


Drucksystem bricht zusammen
Keine nutzbare Thermik mehr
Gebirge kühlt schneller aus
Letzte Aufwindchancen am als Flachland → Bergwind setzt ein
Gebirgsfuß und in Talmitten Zusammenstoß mit lokalem
„Rest-Talwind“ oder mit dem
Vermindertes Sinken häufig, „Nachbar-Bergwind“
Steigen selten → Lokale Labilisierung, Hebung
Verlauf eines „normalen“ Thermiktages Nacht

Was passiert? Warum?

„Bergwind“ fließt ab
(langsamer als Talwind tagsüber) Gebirge kühlt sich weiter ab

Nächtliche Inversion Kaltluft fließt ab und sammelt


und Talinversion bilden sich sich massiv in Beckenlagen
(Talinversion)
Alpine Talinversion früh morgens
im Inn- und Salzachtal
Wir merken uns – bei „normalem“ Wetter:

- Morgens Kompromiss Arbeitshöhe vs. Aktivität

- Wechselwirkung zwischen Einzelsystemen beachten


(nimmt im Tagesverlauf stark zu)

- Bei Wechsel (Talquerung, Gebirgseinstieg etc.) lauert


lokaler Hochdruck und Stabilisierung

- Später funktionieren nur noch das dominante Relief


und das weit entfernte (unbeeinflusste) Flachland gut

- Abends im Hohen Gelände noch sehr gute Chancen

- Späte Endanflüge strecken:


Talmitte oder am Fuß des Ensembles
Sonderfall: Abschirmung
Nachmittag

Was passiert? Warum?

Nutzbare Thermik im Bergland


denkbar Vorteile des Gebirges können
verringerte Einstrahlung
Mittelgebirge schwächer teilweise kompensieren

Flachland bei >6/8 schwierig


Lechtaler Alpen im Mai 2009: 2 m/s unter jeder Wolke
trotz 8/8 Bewölkung
Sonderfall: Kaltluft (z.B. Rückseite)
Nachmittag

Was passiert? Warum?


Sehr aktive Luftmasse
Front-Reste bleiben hängen
Bergland voller Wolken, unfliegbar Kalt → Tiefe Basis & Hohes Terrain
Ausbreitungstendenz in Mittelgebirge kann „zu aktiv“ sein
manchen Mittelgebirgen
Beste Bedingungen in niedrigem Flachland hat keine Nachteile in
Gelände der guten Luftmasse
Restfeuchtigkeit am Alpenrand bei Rückseitenwetter
Sonderfall: Warmluft
Nachmittag

Was passiert? Warum?


Allgemein später Thermikbeginn
Absinkinversion durch Erwärmung
Blau und stabil im Flachland
und Hochdruck
Mittelgebirge können oft die
Inversion durchheizen → lokal gut Im Hochgebirge kann das tägliche
Hitzetief dem stabilisierenden
Bergland ohne Inversion, extrem Absinken oft mehrere Tage lang
hohe Basis möglich entgegen wirken
Einzelne, sehr hohe Entwicklungen
bei Warmluft (Haute Provence)
Sonderfall: Labile Luftmasse
Nachmittag

Was passiert? Warum?

Zeitlich / räumlich begrenzt sehr


gute Thermik Labilität wird im Tiefland eher
noch gemäßigt
Je weiter im Bergland, desto
stärker steigt das Gewitterrisiko ...in den Bergen aber
noch weiter angeheizt
Ausbreitungen überall denkbar
Starke Überentwicklungen am Lac de Serre-Poncon
Sonderfall: Starker Wind (extrem vereinfacht)
Nachmittag

Was passiert? Warum?


Luvseite des Gebirges:
Schlechtes Wetter Stau (erzwungene Hebung)
Schwingungen auf der Leeseite Labilisierung in
Thermik ordnet sich unter den aufsteigenden Zonen
aufsteigenden Zonen an
(Welleneinstiege möglich!) Stabilisierung in
Blaue Löcher unter Absinkzonen absteigenden Zonen
Thermik unter dem aufsteigenden Wellenast
(hier in die Rotorstruktur eingegliedert)
- Chabre, Provence
Wir merken uns – bei „speziellem“ Wetter:

- Das Gebirge ist meist aktiver,


was gut oder schlecht sein kann

- ABER: Hohes Gelände ist extrem feuchtigkeitsanfällig


und an vielen Tagen nicht sinnvoll nutzbar

→ Je kälter und feuchter, desto schlechter ist das Gebirge


→ Je wärmer und trockener, desto mehr ist das Gebirge
oft die einzige Option...

- Wenn über der Konvektion Wellen herrschen,


ordnet sich die Thermik strikt unter den
aufsteigenden Ästen

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