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Globaler-Europäischer-Nationaler Geopark

mit Erläuterungen
Geologische Umgebungskarte
Erdgeschichte
Heidelberger
Globaler-Europäischer-Nationaler
Geopark
Bergstraße-Odenwald
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Heidelberg
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Autor: Dr. Horst Eichler M. A.
Geologische Umgebungskarte von Heidelberg
Fotos: Eichler, HeidelbergCement
ISBN-Nr. 3-922781-99-3
Verlag Laurissa
Geologie im Alltag tung unterschiedlicher, an der Erdoberfläche vorkommender einfachter und übersichtlicher Darstellung leicht zugänglich schwemmkegels, im Osten das im Wesentlichen in Braun- Und schon etwa 100 Millionen Jahre später (vor ca. 270 sich von der heutigen Nordsee bis zum Gebiet der gegenwär-
Gesteine (notwendigerweise stark vereinfacht) zu Papier zu macht. Diesem Zweck dient die hier vorgelegte Karte. tönen gehaltene Bergland des Buntsandstein-Odenwaldes. Millionen Jahren im Perm-Zeitalter) war das Gebirge mehr tigen Schwäbischen Alb und des Schwarzwaldes erstreckte
Wenn die Abendsonne die Stadt in ihr goldenes Licht taucht, bringen, sondern letztlich auch erdgeschichtliche Prozesse Die Grenze bildet die Rheingrabenhauptverwerfung, eine der oder weniger eingeebnet – die Gipfel abgetragen, die Täler und in mehrmaligem Wechsel vom Abtragungsschutt (dem
wenn der Sandstein der Kirchtürme, der Brückenbögen und mit all ihren dramatischen Ereignissen und landschafts- Die geologische Umgebungskarte von Heidelberg heute noch aktivsten Störungszonen der Erde, an der sich der mit deren Abtragungsschutt (es ist das sog. Rotliegende, vergl. späteren Buntsandstein) der kristallinen Randgebirge verfüllt
das Heidelberger Schloss in der Lichtglut des zu Ende ge- typischen Ergebnissen (z.B. gesteins- oder strukturbedingte von mächtigen Kies- und Sanddecken verschüttete Graben- Abb. 3 ) verfüllt und die sog. Permische Rumpffläche entstanden. oder von Meereseinbrüchen überflutet und von deren marinen
henden Tages sich mit den Berghängen und dem Fluss zur Landschaftsformen) nachvollziehbar zu machen. Die Grundlage des auf der Karte dargestellten geologischen boden und der Odenwald seit dem Eozän (vor ca. 50 Millionen Sedimenten (späterer Muschelkalk) abgedeckelt wird. Beide
romantischen Landschaftssymphonie des Neckartrichters Sachverhaltes bilden in Ermangelung neuerer Gebietskartie- Jahren) bis zum heutigen Tage um etwa 4.000 Höhenmeter Schichtenfolgen lagern zusammen mit den permischen Se-
vereinen, spätestens dann verschwimmen die Begriffe Natur Geologische Karten sind kleine Meisterwerke, in denen sich je rungen die auf den Blättern Ladenburg, Heidelberg, Schwet- gegeneinander verschoben haben und an der heute noch an- dimenten als sog. Deckgebirge auf paläozoischem, auch als
und Kultur. Und vielleicht jetzt mag sich auch die Frage nach nach Größe des dargestellten Gebietes u. U. das geologische zingen und Neckargemünd der Geologischen Spezialkarte des dauernde Vertikalbewegungen von bis zu 0,7 Millimeter /Jahr Grundgebirge bezeichnetem kristallinem Sockel (variskischer
der Rolle der Geologie in diesem Spiel ins Bewusstsein schlei- Wissen und die Geländearbeit mehrerer Generationen von Großherzogtums Baden dokumentierten Verhältnisse. Die (im Bereich des nördlichen Odenwaldes) beobachtet werden Rumpf), der im Heidelberger Gebiet nur in den unteren Hangbe-
chen: Der rote Sandstein als architektonischer Grundstoff Geologen sowie das Können erfahrener Kartographen zu einer Karte erhebt also keinen Anspruch auf eine dem letzten Stand können. Schwache Erdbeben sind hier fast geologische Nor- reichen des tief in das Deckgebirge eingeschnittenen Neckar-
dieser auch als „Buntsandstein-Baulandschaft“ bezeichneten geowissenschaftlich hochkomplexen Symbiose vereinigen. der geologischen Lokalforschung entsprechende Wissen- malität. tals aufgeschlossen ist.
Landschaftseinheit (wie es auch die anderen Baulandschaften Geologische Karten dienen nicht nur dem Spezialisten zur schaftlichkeit. Im Gegenteil: In vielerlei Hinsicht sind – auch
gibt: Wie z. B. die des Bamberger Keupers oder die des für die Beantwortung bestimmter praxisorientierter Fragestellungen im Hinblick auf den Benutzerkreis – Vereinfachungen und Wie stark die Physiognomie der Heidelberger Landschaft von
Bodenseegegend typischen grünlichen Molassesandsteins). sondern auch dem interessierten Laien zum besseren Kennen- eine starke Generalisierung gewollt oder bewusst in Kauf ge- tektonischen Störungen bestimmt wird, zeigt der Vergleich
lernen und zum Verständnis der ihn umgebenden Landschaft, nommen. Aus Gründen der Authentizität ist auch die von den von geologischer Karte und Abb. 2 sehr deutlich. Die zahl-
wozu sich ergänzende Texterläuterungen als hilfreich, meist Originalbearbeitern verwendete stratigraphische Nomen- reichen (schwarz gekennzeichneten) Verwerfungslinien kor- Abb. 3 – 4: Kaum verfestigter Arkosesandstein des Rotliegenden (mit faustgroß-
aber auch als notwendig erweisen. klatur übernommen worden. Die moderne, heute in der Lite- respondieren allesamt mit auffälligen Geländemerkmalen: em Rhyolith-Trümmerstück) im Heidelberger Schlossgraben (links). Altes Stollen-
mundloch eines von 1894 bis 1919 betriebenen Mangan-Bergwerkes.
ratur (allerdings noch nicht auf den geologischen Karten ver- Seien es die Gelände- oder Bruchstufen zwischen Gaisberg-
Frühe geologische Kartierungen des Heidelberger Raumes wendete) Nomenklatur ist bei E. VILLINGER (2005) aufgeführt. und Königstuhlscholle, die Tiefenlinien des Klingenteich- und
Diese Zeit der permischen Einrumpfung war im Heidelberger
Die umseitige Karte wurde erstmals als Blatt Nr. 3/1 in dem des Hirschgassentälchens oder auch die kastenartige Verbrei-
Raum auch eine Periode heftiger vulkanischer Aktivität, wie
Die erste geologische Beschreibung der Umgebung von Heidel- vom Verfasser, G. HEINEMANN, H. MUSALL und A. SCHEUER- terung des Neckartals im Heidelberger Altstadtbereich. Selbst
das Vorkommen diverser Tufflagen und besonders der mäch-
berg, die „Gaea Heidelbergensis“ von H. G. BRONN, einem BRANDT in Kooperation mit der Stadt Heidelberg herausgege- die den Bismarckturm tragende Hangschulter ist verwer-
tigen, auf der geologischen Karte in auffallendem Rot sich ab-
Professor des schon 1818 gegründeten Geologisch-Paläon- benen „Stadtatlas Heidelberg“ (1. Lieferung, 1986) publiziert. fungsbedingt und nicht zuletzt auch die zahlreichen Talkerben
hebenden Rhyolith-(oder Quarzporphyr-) Decken und Schlot-
tologischen Instituts der Universität Heidelberg, war bereits der Gaisbergscholle.
füllungen erkennen lässt.
im Jahre 1830 auf dem Markt. Neuere geologische Erkennt- Zur Tektonik des Heidelberger Raumes
nisse fanden ihren Niederschlag in der von E.W. BENECKE & Die kurze Geschichte des langen geologischen Werdens
War die Zeit des Rotliegenden vorwiegend von wüstenhaftem Abb. 5: Der unter Geologen berühmte Ökotop im Heidelberger Schlossgraben mit
E. COHEN im Jahre 1881 im Maßstab 1:50.000 (in 2 Blättern) Die Besonderheit der geologischen Situation Heidelbergs ist der durch eine Kerbe (und hier durch eine weiße Messlatte) gekennzeichneten
Festlandklima bestimmt, änderten sich die Verhältnisse im
herausgebrachten „Geologischen Karte der Umgebung von wohl darin zu sehen, dass hier in reizvollem landschaftlichen Im Erdaltertum (Paläozoikum), vor ca. 320 – 370 Millionen Jah- Grenze zwischen der Rumpffläche des variskischen Grundgebirges (alte Landober-
zweiten Abschnitt der Perm-Zeit dramatisch: Unter immer fläche) und permischer Decke aus Rotliegendem.
Heidelberg“. Diese wiederum bildete die Grundlage der spä- Rahmen in leichter Zugänglichkeit Stein und Form gewordene ren – durch das Aufeinanderprallen zweier „wandernder Kon-
noch ariden Klimabedingungen drang von Norden her das
teren viel differenzierteren Kartierungen der „amtlichen“ Zeugnisse der Erdgeschichte – vom Erdaltertum bis hin zu deren tinente“ (des nördlichen Old Red-Kontinents und des südlichen
flache Zechstein-Meer ein, überflutete die Ablagerungen des Erst in der Erdneuzeit (Känozoikum) vor etwa 45 bis 50 Millio-
Abb. 1: Heidelberg im Abendlicht: Musterbeispiel einer Buntsandstein-Baulandschaft geologischen Landesaufnahme. Das Blatt „Heidelberg“ (Blatt jüngsten, nur wenige tausend Jahre alten Bildungen – auf Urkontinents Gondwana) verursacht – bildete sich in der sog.
Rotliegenden und bedeckte sie mit nur geringmächtig ausge- nen Jahren hat sich das heutige Landschaftsbild zu entwickeln
Nr. 23 alter Zählung und als Blatt Nr. 6518 der neuen Zählung engstem Raum beieinander und somit auch im Erlebens- und Karbonzeit der durch ganz Europa ziehende Faltengebirgsgürtel
bildeten karbonatischen Evaporiten (hauptsächlich Dolomite begonnen als im Alttertiär (Eozän) im Zusammenhang mit der
Der über 450 Meter messende, auf Kräfte aus dem Erdinneren unter der Bezeichnung „Heidelberg Nord“ geführt) ist dann vor Wahrnehmungsbereich des geologisch kaum vorgebildeten des sog. Variskischen Gebirges. Alpenhoch muss es gewesen
und Rückstandstone), deren Verwitterungsprodukte später als Gebirgsbildung der Alpen der Einbruch des Rheingrabens ein-
zurückzuführende Höhenunterschied zwischen Königstuhl diesem forschungsgeschichtlichen Hintergrund auch eines Laien liegen. sein. Doch – wie alles auf unserer Erde – war auch dieses aus
Manganerzvorkommen wirtschaftliche Bedeutung erlangten setzte, das Deckgebirge aufriss, die in einzelne Schollen (vergl.
und Rheinebene, der Quellenreichtum an manchen Schicht- der ersten amtlichen Blätter der sog „Geologischen Spezial- magmatischen Tiefengesteinen (Granite und kristalline Schiefer)
(z. B. im Mausbachtal bei Ziegelhausen, vergl. Abb. 4). Abb. 2) zerbrechenden Flanken des Grabens (der heutige
grenzen unterschiedlich wasserführender Gesteinsschichten, karte“ im Maßstab 1:25.000, das von der im Jahre 1889 ge- Am auffallendsten ist die Zweiteilung des Blattes sowohl farb- aufgebaute Gebirge der Verwitterung und der Abtragung un-
Odenwald) herausgehoben wurden und die Fließgewässer
die hohe Grundwasserhöffigkeit des Rheingrabens und selbst gründeten Großherzoglichen Badischen Geologischen Landes- lich als auch in der Geländeform: Im Westen die mit gelben terworfen.
Das Erdmittelalter (Mesozoikum) ist im Gebiet des Karten- (hier besonders der Ur-Neckar) sich durch heftiges Einschnei-
die Klima- und Bodengunst der Bergstraße – alles ist irgend- anstalt herausgegeben wurde. Tönen überzogenen Flächen der Rheinebene und des Neckar-
blattes nur durch zwei Sedimentfolgen der dreigliedrigen den in das Deckgebirge auf die nunmehr immer tiefer absin-
wie geologisch bedingt …
Trias-Formation vertreten: Dies sind das im Odenwald bis kende Erosionsbasis des Grabenbodens einzustellen hatten.
Was bis zum heutigen Tage – auch und besonders unter dem Alte Brücke
Spätestens jetzt ist es Zeit, eine geologische Karte zur Hand zu Schloss über 400 Meter mächtige Schichtpaket des Buntsandsteins
Aspekt der Rolle Heidelbergs als Universitätsstadt – schmerz-
und Restvorkommen des maximal ca. 230 Meter mächtigen Der sich bis zum heutigen Tage absenkende Rheingraben wird
nehmen und staunend nach Begründungen für manche doch lich vermisst wird, ist eine die vielen geologischen Umgebungs-
Muschelkalks im Süden des Blattgebietes. Ablagerungen der im Laufe der Jahrmillionen mit dem Abtragungsschutt (Kies
so selbstverständlich scheinenden Tatsachen zu suchen. beschreibungen (L. RÜGER, 1928; H. GRAUL, 1977; A. ZIENERT, Königstuhl
Heiligenberg Keuper-Zeit fehlen. Ebenso sind die Formationen des Jura, der und Sand) der Randgebirge verfüllt. Binnenseen entstehen
1981; V. SCHWEIZER & R.KRAATZ, 1982; J. SEELING, 2005) in
Bismarckturm Kreide und des Tertiärs an der Geländeoberfläche nicht vertreten. zeitweise im Graben und im mittleren Oligozän (vor ca. 29
Geologische Karten kartographischer Dichte und Überschaubarkeit darstellende Steigerweg-Störung
Millionen Jahren) und dann nochmals im Miozän (vor ca. 20
geologische Umgebungskarte, die die geologische Vielfalt des Kühler-Grund-Störung Die Trias-Zeit (Beginn vor ca. 250 Millionen Jahren) ist durch Millionen Jahren) dringt auch das Meer in die Grabenstruktur,
Geologische Karten stellen den Versuch dar, mit graphischen Heidelberger Stadtgebietes und seiner unmittelbaren Nach-
Südliche Königstuhlscholle die Bildung des sog. Germanischen Beckens bestimmt, das bildet einen von der Tethys (etwa dem heutigen Mittelmeer
Mitteln (Flächenfarben und Signaturen) nicht nur die Verbrei- barschaft einem größeren Kreis interessierter Laien in ver- Gaisberg
Boxberg-Siedlung
Emmertsgrund-Siedlung

entsprechend) zum damaligen Nordmeer reichenden Meeres- Schotter- und Sandflächen – wegen des kalten Klimas noch Quartär: Dieser wird wird mit dem 5 bis über 30 Meter mächtigen dick-
Kies und Sand
arm. Ölschiefer, Erdöl und Kalisalze sind schließlich das Erbe mehr oder weniger vegetationslos – treiben kräftige West- Quartär: Perm:
Südliche Gaisbergscholle bankigen Oberen Geröll- oder C2-Horizont abgeschlossen.
der insgesamt etwa 62 Millionen Jahre andauernden Tertiär- winde ihr geologisches Spiel. Feinmaterial wird ostwärts ver- Löss und Hangschutt Rotliegendes und Zechstein Eine starke Verkieselung des sonst beim Buntsandstein sehr
zeit in der über 3000 Meter mächtigen Grabenfüllung. Ihr blasen. Sande setzen sich nach nur kurzem Windtransport in Trias: Karbon: tonigen Bindemittels und deutliche Schnüre von Quarzge-
Muschelkalk Granit Alter Steinbruch
Gesamtvolumen wird mit ca.19.000 Kubikkilometern angege- Form von Dünenfeldern ab und leichteres Feinmaterial wird röllen (Abb. 16) sind sein Charakteristikum. Er liefert das Ma-
Trias: nachgewiesene oder vermutete Rheingraben – Hauptverwerfung
ben. Die in den Kiesen und Sanden des Oberrheingrabens in in Staubstürmen ostwärts verfrachtet. Als äolisches (wind- Buntsandstein Störungen terial fast aller Block- und Felsmeere der Buntsandsteinhänge
mehreren Stockwerken übereinander liegenden Grundwas- bürtiges), in den mindestens 6 verschiedenen Kaltzeiten des (Abb. 9) und9 derund der (Abb.Mühlsteine
Mühlsteine 8). (Abb. 8).
Abb. 2: Vereinfachtes geologisches Blockbild des Stadtgebietes von Heidelberg. Verändert nach V. Schweizer (1982) und ergänzt durch H. Eichler. Wegen des steilen Abtauchens der Gais-
serkörper bilden zusammen das größte Grundwasserreservoir Pleistozäns immer wieder angeblasenes Sediment bildet es bergscholle sind in ihrem südlichen Bereich noch Reste der ehemaligen Muschelkalkdecke des Buntsandsteins erhalten.
Europas, aus dem auch die Heidelberger Wasserversorgung die mächtigen Löss-Schleppen an den Hängen der Bergstraße, Die marinen Sedimente des Muschelkalks, die letzte auf dem
einen Großteil ihres Wassers aus einer Tiefe von über 250 des Königstuhls (Abb. 2) und des Neckartrichters sowie die Blattgebiet an die Oberfläche tretende Gesteinsabfolge des
Metern bezieht. ehemals bis 30 Meter mächtigen Löss-Decken des Kraichgaus. Mesozoikums, wird stratigraphisch ebenfalls dreigeteilt. Der
Die Bezeichnung „Löss“ für dieses gelblichbraune, sehr kalk- Gruppen unterteilen: der namensgebenden Fell-Zeichnung keine Ähnlichkeit zei- Untere Muschelkalk (auch als Wellengebirge bezeichnet) lässt
Erst im jüngsten Zeitabschnitt des Känozoikums, dem vor haltige Lockergestein wurde erstmals 1824 vom Heidelberger Magmatische Gesteine sind aus glutflüssiger Gesteinsschmelze gende, ca. 10 – 15 Meter dicke, meist sehr helle bis weißliche sich durch die Rippel-und Wellenstruktur der Schichtflächen
etwa 2,6 Millionen Jahren einsetzenden Quartär, erhält die Professor für Mineralogie und Geologie KARL CAESAR VON entstanden. An oder nahe der Erdoberfläche erstarrte Ge- Tigersandstein (Abb. 12). Die Fleckung geht auf Eisen- und seiner Gesteinsbänke (Abb. 17) leicht als solcher erkennen.
Landschaft des Blattgebietes ihre letzte Feinformung: Wäh- LEONHARD in die wissenschaftliche Literatur eingeführt und steine sind dabei die Vulkanite (wie die permischen Rhyolithe Manganhydroxid-Ausscheidungen zurück, wie es auch beim
rend der verschiedenen pleistozänen (eiszeitlichen) Kaltzeiten, in fast alle Weltsprachen übernommen. Der Belegort („locus oder Quarzporphyre). Nicht an die Erdoberfläche gelangte und über 100 Meter mächtigen blassroten Pseudomorphensand- Fossilführende Bänke (Abb. 18 – 19) der Trochiten- und Nodosus- Abb. 20: Der ehemalige, heute teilverfüllte und rekultivierte Muschelkalk-Stein-
in denen die Vergletscherung der Alpen bis über den Bodensee typicus“) und bedeutsame Ökotop liegt im Bereich des als im Erdinneren erkaltete Schmelzen werden als Tiefengesteine stein in der unteren Hälfte des Mittleren Buntsandsteins der kalke sind Leithorizonte für den bis nahezu 100 Meter bruch an der Gemarkungsgrenze Heidelberg-Rohrbach / Leimen. Er lieferte den
reichte und dieser seine Funktion als Sedimentfalle verloren „Haarlass“ bezeichneten Hangabschnitts am rechten Neckar- (oder Plutonite) bezeichnet. Zu ihnen zählen die kristallinen Fall ist. Der nur 3 – 4 Meter dicke Kugelsandstein (Abb. 14 – 15), Mächtigkeit erreichenden Oberen Muschelkalk. Kalke sowohl
Rohstoff der heutigen Firma „HeidelbergCement“.

hatte, schleppt der Rhein als zerfaserter, zuweilen mehrere ufer bei Flusskilometer 27 in Heidelberg. Gesteine des variskischen Sockels und speziell der Heidelberger für dessen Konkretionen Calcit-Kristallisationsprozesse ur- des Unteren wie des Oberen Muschelkalks stellten und
Granit. Seine fast jedermann bekannten Bestandteile: Feld- sächlich sein sollen, lässt im Gelände die Nähe zum oberen Literaturempfehlungen
Zehnerkilometer breiter Schmelzwasserstrom das von den stellen heute noch die Basis der Zementproduktion im
Eismassen abgehobelte Alpenmaterial nach Norden und legt In den Sandsteingebieten des Kartenblattes haben eiszeitliche spat, Quarz und Glimmer (die vergess’ ich nimmer!) Ende des Mittleren Buntsandsteins erkennen. Süden Heidelbergs dar. Der Mittlere Muschelkalk mit seinen EICHLER, H. (1974):
sie als Decke über die im Blattgebiet heute nur noch im Unter- Frostprozesse auf vegetationsarmen oder -freien Hangflächen Salz- und Gipslagern ist auf dem Blattgebiet bedeutungslos. Die pleistozänen Hangsedimente des Odenwaldtrandes südlich Heidelberg. In:
grund nachweisbare tertiäre Grabenfüllung. Und immer noch Frostsprengung und Solifluktionsvorgänge (Bodenfließen) Vulkanite sind wegen des Heidelberger Geogr. Arbeiten, Bd. 40, S.147 – 16, Heidelberg
schnellen Erkaltens immer
senkt sich bei gleichzeitiger Heraushebung des Odenwaldes bewirkt und zur Bildung von mehreren Zehnermetern mäch-
feinkristallin, während das EICHLER, H. (2003):
der Grabenboden in unterschiedlicher Intensität weiter ab. Im tigen Hangschuttmassen, dichten Blockschuttdecken oder gar Der Kraichgauer Löss. Bodenerosion als Ressourcenproblem einer alten Kul-
langsame Erkalten der Tie-
sog. Heidelberger Loch vor den Toren Heidelbergs (unter dem Fels- oder Blockmeeren (z.B. am Königstuhl) geführt (Abb. 9). fengesteine den einzelnen turlandschaft. Sonderveröffentlichung Nr. 30, Heimatverein Kraichgau, 62 S.,
Neuenheimer Feld) allein in den letzten 2 Millionen Jahren um Mineralien genügend Zeit
Eppingen
über 400 Meter. Es ist größtenteils mit pleistozänzeitlichen zur Ausbildung ihrer opti- GRAUL, H. (1977):
Schottern des Neckarschwemmkegels verfüllt. malen Kristallform ließ wie Exkursionsführer zur Oberflächenformung des Odenwaldes. Heidelberger Geogr.
beim Granit (Abb. 10). Arbeiten, Bd. 50, 210 S., Heidelberg

RÜGER, L. (1928):
Sedimentgesteine geben sich Geologischer Führer durch Heidelbergs Umgebung. Eine Einführung in die erd-
Abb. 10: Granit im Allgemeinen durch ihre geschichtliche Entwicklung der Heidelberger Landschaft. 351 S., Heidelberg
Schichtung zu erkennen. Abb. 17 – 19: Wellenkalk (Unterer Muschelkalk), Trochiten- und Nodosuskalk (beide
Sie können typische Ablagerungsmerkmale oder sonstige pe- SCHWEIZER, V. & KRAATZ, R. (1982):
Abb. 9: Typische periglaziale, auf Frostsprengung und Solifluktionsprozesse zurück- aus dem Oberen Muschelkalk).
Kraichgau und südlicher Odenwald. (=Sammlung Geologischer Führer, Bd. 72),
zuführende Blockschuttdecken vieler Odenwälder Buntsandsteinhänge trographische Besonderheiten aufweisen, die bei der Unter- 204 S., Berlin u. Stuttgart
gliederung mächtiger Schichtpakete entweder eine namens- Das Geologisch-Paläontologische Museum
Nirgendwo im Odenwald ist aber – im Gegensatz zu älteren gebende Funktion bekommen oder als sog. Leithorizonte SEELING, J. (2005):
Darstellungen in der Literatur – Gletschereis an der Anhäu- Verwendung finden. Heidelberg. Wanderungen durch die Erdgeschichte.
Abb. 6 – 8: Überraschungen an Buntsandsteinhängen: Übermannshohe Löss-Decken Alle typischen Gesteine Heidelbergs und der näheren Umge- 160 S., Frankfurt am Main
(links). Riesige, bis über 10 Meter tiefe und 20 Meter breite, durch Ausspülung von fung solchen Blockmaterials beteiligt gewesen. Eine eiszeit- bung sowie ein reichhaltiges Angebot an erdgeschichtlichem
Feinmaterial in den über 5o Meter dicken Hangschuttmassen zwischen Königstuhl- liche Vergletscherung hat in unserem Gebiet niemals statt- Das gemeinsame Merkmal des nach alter stratigraphischer Erläuterungsmaterial sind im Museum des Geologisch-Palä- VILLINGER, E. (2005):
und Gaisbergscholle entstandene Erdfälle (Mitte). Unfertige Mühlsteine aus extrem gefunden. Dafür aber waren die oben geschilderten, auch als Gliederung in Unteren, Mittleren und Oberen Buntsand- ontologischen Instituts der Universität Heidelberg ausgestellt Symbolschlüssel Geologie Baden-Württemberg. Regelwerk für eine einheitliche
stark verkieseltem C2-Material als Zeugnisse einer besonders im 19. Jahrhundert Nomenklatur. LGRB-Informationen 17, S. 8 – 24, Freiburg
direkt im Wald betriebenen „Steinhauerindustrie“. Allein im Heidelberger Stadtwald
periglazial bezeichneten eiszeitlichen Hangprozesse umso stein untergliederten Buntsandsteins ist seine Schichtung und können dort montags bis freitags zwischen 8 und 17 Uhr
sind über 150 Fundplätze bekannt (rechts) landschaftsprägender. (und Bankung). Die rötliche Farbe sowie das Vorkommen von kostenlos besichtigt werden. Führungen sind nach Voranmel- WEBER J. & BÜHN, S. (20093):
Schräg- oder Kreuzschichtung (Abb. 11) lassen Rückschlüsse dung möglich. Zwischen Granit und Sandstein. Eine Reise in die Erdgeschichte der Geo-Natur-
Erst zum Ende der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 bis 15.000 Gesteinsarten und Leithorizonte auf die unter ariden Klimaverhältnissen erfolgten Transport- park Region. 39 S., Lorsch
Jahren endet die Verfüllung des Grabens. Der nun eisfreie Bo- und Sedimentationsbedingungen des abgelagerten Materials Adresse:
Abb. 11– 16: Kreuzschichtung, Tigersandstein, Pseudomorphosensandstein (oben ZIENERT, A. (1981):
densee schluckt den alpinen Schutt und der Rhein findet ein Die auf dem Gebiet des Kartenblattes vorkommenden Ge- zu. Ein Leithorizont des Unteren Buntsandsteins ist der durch von links). Kugelsandstein ohne und mit „Kugel“ (unten von links nach rechts) und Geologisch-Paläontologisches Institut, Geographische Einführung für Heidelberg und Umgebung. Mit Exkursionsvor-
festes Bett. Auf den riesigen, nunmehr trockengefallenen steinsarten lassen sich nach ihrer Entstehung grob in drei seine dunklen Punkte leicht zu identifizierende, allerdings mit Oberer Geröllhorizont (C2-Horizont) Im Neuenheimer Feld 234, Tel. 06221 / 548291 schlägen. 120 S., Heidelberg

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