Sie sind auf Seite 1von 6

Praxisthema

Österr Wasser- und Abfallw 2020 · 72:501–506


https://doi.org/10.1007/s00506-020-00726-0

Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und


sozial sein
Irene Schanda

Angenommen: 30. Oktober 2020 / Online publiziert: 23. November 2020


© Österreichischer Wasser- und Abfallwirtschaftsverband (ÖWAV) and Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von Springer
Nature 2020

Zusammenfassung Mit dem Launch der sozialwirtschaftlichen Sammler und of social economy collectors and aim
der Website sachspenden.at hat Re- zielen darauf ab, die EU zu einer fairen to persuade the EU to adopt a fair and
paNet gemeinsam mit Initiatorpart- und nachhaltigen Politik im Bereich sustainable policy on textiles.
ner Tchibo einen wichtigen Schritt zur Textilien zu bewegen.
Sichtbarmachung der österreichischen
gemeinnützigen Textilsammler gesetzt, The future of textile collection RepaNet hat, unterstützt von Initiator-
die ökologisches und soziales Enga- needs to be sustainable and partner Tchibo, mit der Website sach-
gement vereinen – durch den Fokus social spenden.at eine Plattform für die so-
auf Wiederverwendung im Inland und zialwirtschaftliche Textilsammlung in
den Einsatz der Erlöse für soziale Pro- Abstract With the launch of the web- Österreich geschaffen. Wiederverwen-
jekte. Ihre Abgabestellen und Textil- site sachspenden.at, RepaNet, together dung und soziales Engagement geben
container sind auf sachspenden.at für with initiator partner Tchibo, has taken sich hier die Hand. Doch es bleibt noch
Spender*innen leicht auffindbar. an important step towards making visi- viel zu tun – in Österreich und auf EU-
Aktuell stehen Textilsammler vor ble the Austrian textile collectors work- Ebene – um im Textilbereich eine echte
der Herausforderung, steigende Sam- ing in the field of social economy. They Kreislaufwirtschaft – mit Wiederver-
melmengen von (aufgrund von Fast combine ecological and social commit- wendung im Zentrum – umzusetzen.
Fashion) abnehmender Qualität zu be- ment – by focusing on re-use in Aus- Die Modebranche befindet sich in
wältigen. Politische Instrumente müs- tria and by using the revenues for social einer rasanten Entwicklung. Während
sen hier eingreifen. Die ab 2025 euro- projects. Their drop-off points and tex- Kleidung früher maßgeschneidert wur-
paweit verpflichtende flächendecken- tile containers can be easily found by de und viele Jahre lang getragen, bei
de Sammlung von Alttextilien bringt donors on sachspenden.at. Beschädigung ausgebessert und so lan-
neue Herausforderungen für Österreich Currently, textile collectors are facing ge wie möglich in Verwendung gehalten
mit sich. Ein bundesweites zweigleisi- the challenge of coping with increas- wurde, bevor nicht mehr benötigte Tei-
ges Sammelsystem würde ermöglichen, ing collection volumes of (due to fast le schließlich als Putzfetzen oder bis ins
wiederverwendbare Textilien schon in fashion) decreasing quality. Political 19. Jahrhundert auch zur Papierherstel-
der Sammlung von den nur noch stoff- instruments must intervene here. The lung verwendet wurden, ist das aktuelle
lich recycelbaren Textilien zu trennen, comprehensive collection of used tex- Bild ein ganz anderes. In den letzten
was wiederum die Qualität der Samm- tiles, which will be mandatory through- Jahrzehnten hat sich die Sichtweise auf
lung zur Wiederverwendung steigern out Europe from 2025, brings new chal- Kleidung als kurzlebiges Konsumpro-
und gleichzeitig den Anteil von Tex- lenges for Austria. A nationwide dou- dukt immer mehr durchgesetzt – mit
tilien im Restmüll senken und so die ble-track collection system would make massiven Auswirkungen entlang der ge-
Textilsammelquote erheblich erhöhen it possible to separate re-usable textiles samten Produktions- und Nutzungsket-
könnte. from those that can only be recycled te sowie auch für die Abfallwirtschaft.
Auch die Erstellung der von der EU- at the collection stage, which in turn
Kommission angekündigten EU-Strate- could increase the quality of collection 1 Die Konsequenzen der Fast
gie für Textilien, welche den Ausbau des for re-use and at the same time reduce Fashion
EU-Marktes für kreislauffähige Textili- the proportion of textiles in residual
en vorsieht, einschließlich des Marktes waste, thereby significantly increasing Der Begriff „Fast Fashion“ ist heute in
für die Wiederverwendung, birgt große the textile collection rate. aller Munde und wird heiß diskutiert.
Chancen. Die umfassenden Empfeh- There are also great opportunities In immer kürzerer Abfolge wechselnde
lungen von 65 europäischen NGOs concerning the development of an EU Kollektionen billig produzierter Klei-
beinhalten etwa Sorgfaltspflichten, er- strategy for textiles (which was an- dung aus qualitativ minderwertigen
weiterte Herstellerverantwortung und nounced by the European Commis- Materialien sind zum Standard gewor-
die Anerkennung der wichtigen Rolle sion), which would allow the expan- den. Zwischen 2000 und 2015 hat sich
sion of the EU market for recyclable die weltweite Textilproduktion sogar
MMag.a I. Schanda () textiles, including the market for re- verdoppelt. Pro Jahr werden weltweit
Kommunikation, RepaNet – Re-Use- use. The comprehensive recommen- mehr als hundert Milliarden Kleidungs-
und Reparaturnetzwerk Österreich, dations of 65 European NGOs include, stücke fabriziert und billig verkauft,
Trappelgasse 3/1/18, 1040 Wien, for example, due diligence obligations, doch mit hohen Kosten für Mensch
Österreich extended producer responsibility and und Umwelt: schlechte Arbeitsbedin-
irene.schanda@repanet.at the recognition of the important role gungen, Löhne unterhalb des Existenz-

Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein 501
Praxisthema

Abb. 1 https://www.sachspenden.at

Abb. 3 Textilcontainer. (Foto: Pongauer


ArbeitsProjekt)

Abb. 2 Caritas-Container. (Foto: Caritas Vorarlberg)

minimums und ressourcenverschlin- 2 Kleidung als Wegwerfprodukt dauer werden einzelne Stücke bereits
gende Produktionsweisen durch den wieder aussortiert. Schätzungsweise
massiven Einsatz von Wasser, Chemi- Eine von Greenpeace 2019 durch- werden in Österreich etwa 13,4 kg/Kopf
kalien und Energie. geführte Umfrage hat gezeigt, dass Alttextilien im Jahr verbraucht, darun-
Kleidung von immer mehr Österrei- ter neue Kleidung, die gekauft und oft
cher*innen als Wegwerfprodukt gese- ungetragen wieder ausgemistet wird.
hen wird. Nach einer kurzen Lebens- Jährlich fallen in Österreich so mehr

502 Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein
Praxisthema

im Inland und führen die Erlöse einem


gemeinnützigen Zweck zu.
„Spender*innen von Textilien glau-
ben oft, die gespendete Kleidung wird
direkt an Menschen in der Region wei-
tergegeben. Das ist aber nur selten
der Fall. Es ist wichtig, dass die Spen-
der*innen informiert werden, was mit
ihrer Kleiderspende geschieht und dass
sie über ihre Möglichkeiten Bescheid
wissen, wie sie mit ihrer Spende einen
größtmöglichen sozialen und ökolo-
gischen Nutzen erzielen können. Aus
diesem Grund haben wir die Platt-
form sachspenden.at geschaffen“, er-
klärt RepaNet-Geschäftsführer Matthias
Neitsch.
Für Abgeber*innen irrelevant, je-
doch für Abfallwirtschaftler*innen zen-
tral ist die Frage der abfallrechtlichen
Einordnung der Sammlung. Hier gilt,
dass lediglich die persönliche kontrol-
lierte Abgabe mit expliziter Spendenab-
Abb. 4 PAP-Laden Schwarzach. (Foto: Pongauer ArbeitsProjekt) sicht bei einer gemeinnützigen Orga-
nisation (also üblicherweise an deren
Standort) nicht unter das Abfallrecht
fällt – jedoch nur, wenn unbrauch-
bare Stücke zurückgewiesen werden
können. Dies ist auch durch höchstge-
richtliche Judikatur gesichert. Bei allen
anderen Alttextilsammlungen handelt
es sich bei der Sammelware um Abfall,
die entsprechenden gesetzlichen Re-
gelungen sind daher zu beachten, im
Fall einer Rücknahme im Textilhandel
gilt dieser als erlaubnisfreier Rückneh-
mer. In der Außenkommunikation darf
zur Steigerung der Sammelmotivati-
on und -qualität natürlich trotzdem
die Bezeichnung „Spende“ verwendet
werden, sofern dies tatsächlich zutrifft
und keine irreführende oder unwahre
Behauptung darstellt.

4 Sachspenden.at – nachhaltig und


sozial

Wo finde ich den nächsten Textilcon-


Abb. 5 Textilsortierung. (Foto: Pongauer ArbeitsProjekt) tainer, bei dem meine Spende wirk-
lich gut ankommt? – Auf diese Frage
als 115.000 Tonnen Alttextilien an, von derspende in Containern, Secondhand- gibt sachspenden.at mit nur ein paar
denen an die 40.000 Tonnen getrennt Shops oder direkt bei karitativen Ein- Klicks Antwort (Abb. 1). sachspenden.at
gesammelt werden, davon allein in richtungen. Was danach mit der Klei- steht für eine gemeinnützige Kleider-
Wien an die 10.000 Tonnen. derspende passiert, ist unterschiedlich sammlung, die einen sozialen Zweck in
– je nachdem, wer hinter der Sammlung Österreich erfüllt und durch Wiederver-
3 Kleidersammlung hat viele steht. Während privatwirtschaftliche wendung im Sinne einer Kreislaufwirt-
Gesichter Sammler die gesammelte Ware meist schaft auch ökologisch nachhaltig ist.
unsortiert exportieren, und in man- Auf sachspenden.at kann mittels Stand-
Damit noch tragbare Altkleider nicht im chen Fällen gegen eine Mietgebühr ort- oder Adresssuche der nächstgele-
Restmüll landen, gibt es in Österreich das Logo einer gemeinnützigen Orga- gene Kleidercontainer bzw. die nächs-
mehrere Sammelsysteme, die von di- nisation verwenden, verarbeiten die te Abgabestelle der Textilsammler aus
versen Betreibern bedient werden. Der sozialwirtschaftlichen Sammler selbst dem RepaNet-Netzwerk gefunden wer-
überwiegende Anteil landet als Klei- einen größtmöglichen Anteil der Ware den. Österreichweit sind bereits 1400

Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein 503
Praxisthema

Standorte von 17 RepaNet-Mitgliedern


verzeichnet: sieben Landesorganisatio-
nen der Caritas (Abb. 2) (Wien & NÖ-
Ost, St. Pölten & NÖ-West, Burgenland,
Steiermark, Oberösterreich, Salzburg
und Vorarlberg), Gwandolina (Osttirol),
Halleiner Arbeitsinitiative – HAI (Salz-
burg), Integra Vorarlberg, Verein ISSBA
(Tirol), PAP – Pongauer ArbeitsProjekt
(Salzburg) (Abb. 3 und 4), der Rotes
Kreuz Landesverband Niederösterreich,
SBK – Soziale Betriebe Kärnten, Soziale
Arbeit gGmbH (Salzburg) und die Lan-
desverbände der Volkshilfe Wien und
Oberösterreich.
Die RepaNet-Mitgliedsorganisatio-
nen sortieren die gesammelte Kleidung
nach Art und Qualität (Abb 5 und 6).
In ihren eigenen Re-Use-Shops – carlas
(Abb. 7), Volkshilfe Läden, Henry-Lä-
den vom Roten Kreuz NÖ u. v. m. – wird
Abb. 6 Caritas-Kleidersortierwerk. (Foto: Matthias Weissengruber) gut erhaltene Ware zu fairen Preisen
verkauft. Sozial bedürftige Menschen
erhalten Kleidung unter bestimmten
Voraussetzungen kostenlos bzw. stark
rabattiert.
So werden etwa 10 % der Kleidung
im Inland einer Wiederverwendung zu-
geführt. Was noch brauchbar, aber im
Inland wegen mangelnder Nachfrage
nicht verkäuflich ist, wird schließlich
an seriöse Altkleiderhändler weiterver-
kauft und findet nach einer weiteren
Sortierung den Weg auf den interna-
tionalen Markt. Nach Schätzungen des
Umweltbundesamtes gehen auf diese
Weise ca. 57 % nach Osteuropa, Afrika
oder den Mittleren Osten und werden
dort in Secondhand-Läden oder auf
Marktständen angeboten. Textilien, die
sich nicht für Secondhand-Märkte eig-
Abb. 7 carla – die Secondhand-Läden der Caritas. (Foto: Caritas Linz/Alex Schwarzl) nen (ca. 23 %), werden zu Putzlappen
oder anderen Rohstoffen recycelt. Et-

Abb. 8 Initiatorpartner von sachspenden.at ist Tchibo. (Foto: Tchibo)

504 Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein
Praxisthema

wa 10 % sind völlig unbrauchbar und 2019 wurden von diesen 15.176 Tonnen in den Container hineinschafft – denn
werden als Abfall aussortiert. Textilien gesammelt, und zwar mit- Ablagerungen neben Containern (oder
Bei sachspenden.at kommen 100 % tels knapp 2000 Altkleidercontainern vor geschlossenen Abgabestellen) sind
der Erlöse (nach Abzug der eigenen (ca. 4/5 der Gesamtmenge) sowie durch der Witterung ausgesetzt und werden
Kosten für Sammlung und Sortierung) die persönliche Abgabe bei 173 Annah- schnell unbrauchbar. Bei einem vol-
dem gemeinnützigen Zweck der je- mestellen. Wechseln wir auf die Output- len Container informiert man also am
weiligen Organisation zugute. Hierbei Seite: 1593 Tonnen (die „Creme-Ware“) besten die zuständige Organisation, da-
handelt es sich um gemeinnützige Or- wurde in den Shops der Mitglieder ver- mit sie sich um eine rasche Entleerung
ganisationen mit sozialwirtschaftlichen kauft bzw. rabattiert/unentgeltlich an kümmert; und Abgabestellen sind zu
Betrieben, deren Hauptaufgabe die Bedürftige abgegeben. Das entspricht den Öffnungszeiten aufzusuchen.
Unterstützung von arbeitssuchenden einer Inlands-Re-Use-Quote von stolzen Das A und O einer gut funktionieren-
Menschen und deren Reintegration 10,5 %. Dieser Anteil erwirtschaftete den Textilsammlung ist also die scho-
in den Arbeitsmarkt ist. Sie schaffen etwa 60 % der Erlöse. nende Behandlung der zu spendenden
wertvolle Jobs für am Arbeitsmarkt be- Der Hauptanteil der gesammelten Stücke. Hier bietet das Abfall-Trenn-
nachteiligte Personen in Sammlung, Textilien – 11.857 Tonnen – wurde an ABC des Klimaministeriums (BMK) eine
Sortierung und Verkauf. den Großhandel veräußert. Darin ent- praktische Hilfestellung. Grundsätzlich
halten ist mit 5870 Tonnen die soge- gilt: Die Kleiderspende muss unbeschä-
5 Eine starke Partnerschaft für nannte „beraubte Ware“ (nach Entnah- digt, sauber, trocken und in verschlos-
bessere Sichtbarkeit der me der hochwertigen „Creme-Ware“), senen Säcken verpackt sein, damit sich
Sozialwirtschaft der Rest ist unsortierte Originalsammel- auch weitere Menschen darüber freuen
ware. Der verbleibende unverwendbare können. Um eine möglichst große Men-
Initiatorpartner von sachspenden.at Rest belief sich auf 1512 Tonnen und ge einer Wiederverwendung zuführen
ist Tchibo (Abb. 8). Seit über 14 Jah- ging zu etwa einem Viertel ins Recy- zu können, ist es außerdem wichtig,
ren ist Nachhaltigkeit unverzichtba- cling, zu drei Viertel in den Restmüll. dass wirklich gut erhaltene Kleidung
rer Bestandteil der Geschäftstätigkeit Um die globale Re-Use-Quote zu er- gespendet wird – Kleidungsstücke und
des Unternehmens und gemeinsam rechnen, wurde die Studie „Verwertung Schuhe in einer Qualität, wie man sie
mit RepaNet will man nun weiterge- von gesammelten Alttextilien“ (Um- auch Freund*innen oder Verwandten
hen. Harald J. Mayer, Geschäftsführer weltbundesamt, 2019) herangezogen, anbieten würde.
von Tchibo, über die Zusammenar- welche den globalen Re-Use-Anteil im
beit mit RepaNet: „Tchibo möchte im Textilbereich mit 67,3 % der Sammel- 8 Die Zukunft der Textilsammlung
Rahmen seiner Produktverantwortung menge angibt. Dementsprechend resul-
Wege für eine längere Nutzung von Tex- tiert das in 10.214 Tonnen Kleidung, die Wie zuvor erwähnt, fallen in Österreich
tilien entwickeln. Die Zusammenarbeit 2019 von RepaNet-Mitgliedern im In- pro Jahr mehr als 115.000 Tonnen Alt-
mit RepaNet soll der erste Schritt einer und Ausland einer Wiederverwendung textilien an, und bisher wird weniger als
systemischen Verbesserung sein und zugeführt wurden. 2020 wird sich die- die Hälfte davon getrennt gesammelt;
unseren Kundinnen und Kunden Mög- se Menge durch den Zuwachs um ein etwa 70.000 Tonnen landen im Restmüll
lichkeiten des Mitwirkens aufzeigen. weiteres Mitglied weiter erhöhen. Laut und werden verbrannt, obwohl es eine
Wir empfehlen aus voller Überzeugung Statusbericht Abfallwirtschaft wurden sinnvollere Verwertungsmöglichkeit für
die Mitglieder von RepaNet für Spen- in Österreich im Jahr 2018 fast 38.000 sie gäbe. Nun steht uns eine zentra-
den gut erhaltener Kleidung, da sie Tonnen Alttextilien gesammelt, was ei- le Gesetzesänderung bevor: Ab 2025
gemeinnützig agieren und darüber hi- ner globalen Wiederverwendungsmen- gibt es eine europaweit verpflichtende
naus einen sozialen Zweck erfüllen.“ ge von gut 25.000 Tonnen entspricht. flächendeckende Sammlung von Alttex-
Ziel der Partnerschaft ist die Förderung Nimmt man für 2019 bzw. 2020 eine tilien. Während in Österreich zwar viel
der sozialen und gemeinnützigen Tex- ähnliche Sammelmenge an, so ergibt gesammelt wird, fehlt eine übergreifen-
tilsammlung durch die Empfehlung von sich ein aktueller Sammelanteil der Re- de bundesweite Strategie und konkrete
sachspenden.at, die Schaffung von Be- paNet-Mitglieder von über 44 %. Maßnahmen und Zielsetzungen. Eine
wusstsein bei Tchibo Kund*innen (u. a. große Herausforderung wird es sein,
mittels einer Tchibo Themenseite auf 7 Herausforderungen – jetzt und den Anteil der Alttextilien im Restmüll
www.tchibo.at/textilverwertung) sowie künftig erheblich zu senken. Hierzu braucht
letztlich die Verbesserung der Kreis- es ein funktionierendes bundeswei-
laufwirtschaft in der Textilbranche. Zu Die aktuell steigende Sammelmenge tes Sammelsystem, das sowohl für die
diesem Zwecke stehen die zwei Partner von Textilien mit der aufgrund des Abfallwirtschaft als auch die Textil-
in intensivem Dialog. Aufschwungs der Fast Fashion gleich- sammler mit Fokus auf Vorbereitung für
zeitig abnehmenden Qualität ist bereits Wiederverwendung gut umsetzbar ist.
6 Textilverwertung der RepaNet- jetzt ein großes Problem. Denn im- Gleichzeitig müssen Konsument*innen
Mitglieder 2019 mer mehr Kleidungsstücke, die in Tex- über die korrekte Handhabung und die
tilcontainern landen, sind eigentlich Verwertung von Alttextilien intensiver
Um die Wirkung der sozialwirtschaftli- unbrauchbar, etwa weil sie beschädigt als bisher informiert werden.
chen Re-Use-Betriebe statistisch zu er- oder abgetragen sind. Auch wenn die Neitsch über die künftigen Mög-
fassen, erhebt RepaNet jährlich Daten Kleidung nass oder schmutzig wird, lichkeiten: „Mit sachspenden.at ha-
von seinen Mitgliedern. Die Leistungen muss sie aussortiert werden. Das kann ben wir einen wichtigen ersten Schritt
der RepaNet-Mitglieder im Bereich Tex- passieren, wenn sie nicht gut verpackt gemacht – denn wir versammeln die
tilsammlung können sich sehen lassen: wird oder wenn sie es nicht einmal bis Textilsammler mit Re-Use-Fokus und

Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein 505
Praxisthema

sozialem Mehrwert auf einer gemeinsa- völlig in den Kinderschuhen – meist (,extended producer responsibility‘ –
men Plattform und machen sie für die handelt es sich dabei ohnehin eher um EPR): Wenn Textilproduzenten das End
Konsument*innen bzw. Spender*innen „Downcycling“ zu Dämmstoffen mit of Life Management mitfinanzieren,
sichtbar. Für die künftige Sammlung hohen Materialverlusten im Laufe des könnten u. a. die nötigen finanziel-
erscheint uns bei RepaNet ein bun- Prozesses; der Zusatz von Sekundär- len Ressourcen für einen Ausbau der
desweites zweigleisiges Sammelsystem fasern aus dem Recycling ist bei den Textilsammlung mit Einbeziehung der
als sinnvollste, machbare Lösung, die Herstellern von Neutextilien noch eher minderwertigen Textilien bereitgestellt
wiederverwendbare Textilien schon in unbeliebt. Daher muss an Schrauben werden, die derzeit noch im Restmüll
der Sammlung von den nur noch stoff- auf mehreren Ebenen und an mehre- landen, denn deren getrennte Samm-
lich recycelbaren Textilien trennt. Also ren Stellen der Wertschöpfungskette lung und das stoffliche Recycling kann
eine Re-Use-Sammlung mit sozialem gedreht werden. Auch die Produktion von den Verkaufserlösen für tragbare
Mehrwert (spendenmotiviert) und ei- von Kleidung muss betrachtet werden Kleidung nicht querfinanziert werden.
ne Recyclingsammlung zur Erfassung – denn qualitativ hochwertige Kleidung In Frankreich existiert bereits ein sol-
der minderwertigen Textilien, die ak- eignet sich erheblich besser zur Wie- ches System. Während sich die Samm-
tuell noch im Restmüll landen (recy- derverwendung und macht auch das lung und der Verkauf der aktuellen
clingmotiviert). Denn bereits jetzt sind Recycling leichter. Fast Fashion hinge- Altkleidersammlung durch den hohen
die anfallenden Sammelmengen für die gen ist erheblich kürzer tragbar und Anteil an wertvoller tragbarer Kleidung
Textilsammler schwer zu bewältigen, da zudem schlecht recycelbar. selbst finanziert und bisher weitge-
der Anteil an nicht mehr verwendbaren Die EU-Kommission hat im neu- hend ohne Eingriffe der Abfallpolitik
Textilien in der Sammelware überhand- en Kreislaufwirtschaftsaktionsplan die auskam, wurde der Aufbau eines funk-
nimmt. Wenn die Vorselektion (Wieder- Erstellung einer umfassenden EU-Stra- tionierenden und sich finanziell selbst
verwendung oder Recycling?) ähnlich tegie für Textilien angekündigt: Der Cir- tragenden Marktes für das stoffliche Fa-
wie bei anderen Re-Use-Gütern, etwa cular Economy Action Plan besagt, dass serrecycling bis jetzt auf EU-Ebene und
Möbel, Spielzeug und Elektrogeräte, an diese den Ausbau des EU-Marktes für in Österreich abfallpolitisch vernachläs-
die Konsument*innen ausgelagert und kreislauffähige Textilien, einschließlich sigt. Künftige Regelungen müssen sich
für nicht-wiederverwendbare Textilien des Marktes für die Wiederverwendung, hier an der geltenden Europäischen
ein eigenes Sammelsystem eingeführt beinhalten soll. Das Maßnahmenbün- Abfallhierarchie orientieren, Re-Use
wird, wird Druck aus dem bestehenden del soll u. a. die Förderung von Sortie- prioritär vor Recycling behandeln und
System genommen und Sortierkosten rung, Wiederverwendung und Regulie- gleichzeitig die Finanzierung des un-
werden gespart. Gleichzeitig lässt sich rungsmaßnahmen wie erweiterte Her- wirtschaftlichen Recyclinganteils durch
damit der Anteil von Textilien im Rest- stellerverantwortung umfassen. 65 eu- die Hersteller sicherstellen. Außerdem
müll senken und so die Textilsammel- ropäische zivilgesellschaftliche Organi- muss die wichtige Rolle der sozial-
quote erheblich erhöhen.“ sationen, darunter RepaNet, haben sich wirtschaftlichen Sammler anerkannt
bereits im Frühjahr 2020 in die Diskus- werden, indem diese in künftigen Sam-
9 Hin zur Kreislaufwirtschaft: eine sion eingebracht und Empfehlungen für melsystemen prioritär eingebunden
Textilstrategie für die EU eine „European Strategy for Sustainable sind. Wir appellieren an das BMK sich
Textile, Garments, Leather and Foot- aktiv dafür einzusetzen, dass unsere
Von einer funktionierenden Kreislauf- wear“ an die EU-Kommission übermit- Vorschläge Eingang in die EU-Strategie
wirtschaft sprechen wir dann, wenn telt. Darin werden Sorgfaltspflichten, finden.“
Stoffkreisläufe möglichst kurz gehal- Produktpolitik, Lieferkettenverantwor-
ten werden und Produkte möglichst tung, erweiterte Herstellerverantwor- 10 Weitere Informationen
lange in Nutzung bleiben. Der Erhalt tung, öffentliche Beschaffung, Abfall-
des im Vergleich zum meist niedri- recht, neue Geschäftsmodelle und Han- • www.sachspenden.at
gen Materialwert hohen funktionalen delspolitik ausführlich behandelt. Ziel • RepaNet-Themenseite Textil: http://
Produktwertes ist hierzu der Schlüssel ist es, die EU zu einer fairen und nach- www.repanet.at/themen/textilsam
und Wiederverwendung zentral. Der haltigen Politik im Bereich Textilien zu mlung-und-verwertung
Materialwert von Textilien ist leider so bewegen. • Tchibo-Themenseite Textilverwer-
gering, dass Recycling ohne finanzi- Neitsch betont: „Besonders wichtig tung: https://www.tchibo.at/textil
elle Stützung nicht wirtschaftlich ist, ist aus unserer Sicht der Bereich der verwertung
zudem steckt das Faserrecycling noch erweiterten Herstellerverantwortung

506 Die Zukunft der Kleidersammlung muss nachhaltig und sozial sein

Das könnte Ihnen auch gefallen