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Michael Becker-Mrotzek

lngrid Böttcher
,wie kann ich die schreibkompetenz meiner schüler und schülerin-
nen schrittweise entwickeln, fördern und beurteilen?<

Antworten frir die Schulpraxis liefert dieses neue schreibdidakti-


sche Konzept für die sekundarstufen I und II. Es basiert
auf den
Ergebnissen der modernen Schreibforschung.

Die Autoren liefern Ihnen


. situierte Schreibarrangements, u.a. in projektform,
. gezielte Schreiblehrgänge,
. konkrete Vorschláge für die Leistungsbeurteilung.
Erprobte unterrichtssequenzen mit schülertextbeispielen
aus
unterschiedlichen Klassenstufen konkretisieren das Konzept.

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Michael Becker-Mrotzek
lngrid Böttcher

Schre¡bkom
entwickeln und
Praxishandbuch für die
Sekundarstufe lund ll

Über die Autoren:

Dr. Michael Becker-Mrotzek ist Professor für Deutsche Sprache und ihre Didaktik an der
Universität zu Köln.
Dr. Ingrid Böttcher lehrt am Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft der
RWTH Aachen. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Schreibdidaktik, Kreatives Schreiben
und Schreibforschung.
74 Teil A Schreibkompetenz entwickeln: Ein Rahmenkonzept 75
- Theoretische Gnrndlagen

Der Text wird so strukturiert, dass der Leser seine Informationsbedürfnisse r Die Entwicklung der Schreibkompetenz ist im Wesentlichen eine Funktion
selbstständig befriedigen kann, indem er ihn mittels Inhalts- und Stichwort- der Schreiberfahrung, weniger des biologischen Aìters. Schreiben (und Le-
verzeichnissen selektiv rezipiert. Bei den Erzählungen zeigt sich, dass erst L8- sen) müssen daher einen erheblichen Anteil am Unterricht haben, der
Jährige vollständig in der Lage sind, auch selbst erlebte Geschichten in einer gegenüber dem Ist-Zustand deutlich zu steigern ist.
typischen Erzählung darzustellen (F¡ILre 2OOZ, 15) . r Der geschilderte Entwicklungsverlauf stellt den weiten Rahmen dar, in dem
Am deutlichsten zeigt sich die Entwicklung vielleicht beim Argumentieren. Die sich die individuelle Entwicklung vollzieht. Er darf keinesfalls als Norm miss-
Ergebnisse von Augst/Faigel (1986) zeigen, dass erst in der Gruppe der er- verstanden werden; und das aus zwei Gründen nicht: Zum einen ist der
wachsenen Schreiber das sog. linear-dialogische Textmuster mit 50 Prozent ei- Schreibunterricht ein ganz wesentlicher Faktor in dieser Entwicklung und
nen erheblichen Anteil hat. Dieses Muster zeichnet sich durch seine Orientie- zum anderen weist insbesondere die mittlere Entwicklungsphase in mehrfa-
rung am Leser und seine klare argumentative Struktur aus, erkennbar cher Hinsicht große Varianzen auf, die eine normative Sicht verbieten.
beispielsweise an der Thematisierung möglicher Gegenargumente. Diese Ent-
wicklung zeigt sich deshalb besonders deutlich in der schriftlichen Argumen-
tation, weil es sich hierbei um einen Sachverhalt konstituierende Textart han-
delt, das heißt, ohne den argumentativen Text gibt es keine Argumentation. 5 Schreibkompetenz entwickeln :
Erzählungen, Beschreibungen und auch Anleitungen beziehen sich dagegen Ein Rahmenkonzept
auf einen auch außerhalb des Textes existierenden Sachverhalt. Dieses Fehlen
eines textunabhängigen Sachverhalts macht das Argumentieren so schwer - Nach den theoretischen Ausführungen zum Schreiben und zur Schreibent-
und zugleich repräsentativ für die Entwicklungsaufgaben dieser Phase. wicklung soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, ein didakti-
Eine Besonderheit der dritten Ausbauphase liegt in ihrer Optionalität, das sches Szenarium zur Entwicklung und Förderung der Schreibkompetenz nt
heißt, nichtjeder Schreiber erreicht diese Stufe. Sie istweniger das Resultat der entwerfen.
Entwicklungslogik als vielmehr eines Entwicklungserfordernisses. Nur wer
entsprechend gefordert ist (und gefördert wird), wird diese Kompetenzstufe
ausbilden. 5.1 Ziele
Über die allgemeinen Zielvorstellungen im Bereich der sprachlichen Kompe-
Zusammenfassung der Schreibentwicklung
tenzentwicklung scheint, wie in der Einführung dargelegt, breite Übereinstim-
¡ Die Motivation, die die Schüler dem Schreiben entgegenbringen, ist ent- mung zu herrschen. So ist zunächst einmal unstrittig, dass die Lese- und
scheidend an der Entwicklung der Schreibkompetenz beteiligf. Das erfor-
Schreibkompeleîz z1r den zentralen Qualihkationen jeder Schulausbildung
dert vielfältige Auseinandersetzungen mit unterschiedlichen Schreibanläs-
zählt, weil sie in einer Informationsgesellschaft zu den unverzichtbaren
sen und Textarten in sozialen Kontexten. Eine Engführung schulischen
Schlüsselkompetenzen gehören. So heißt es in den Bildungsstandards im Fach
Schreibens aufwenige Schreibanlässe, Aufsatzarten und den Lehrer als do-
Deutsch für den Mittleren Schulabschluss:
minanten Adressaten behindert vor allem die Entwicklung des motivieren-
,,Die Schülerinnen und SchùIer kennen tlie uielfältigen Möglichkeiten des Schreibens
den kommunikativen Schreibens - als Kern allen Schreibens.
ctls Mittel der Kommunikation, der Darstellung und der Reflerion und uerfassen selbst
r Die Schreibkompetenz entwickelt sich in einem parallelen, mehrdimensio- a dr es s ate ng er e ch I Teile.
nalen Prozess. Die Entwicklung beginnt nicht mit einzelnen Teilfertigkeiten,
Dem Schreibanlass und Auftrag entsprechende Texte verfassen sie eigenständig, ziel-
die dann zusammengefügt werden, sondern parallel in allen Dimensionen. gerichtet, situations- und adressatenbezogen und gestalten sie sprachlich differen-
Schreibaufgaben werden mit den je vorhandenen Kompetenzen bearbeitet, ziert, wobei sie sprachliche Mittel gezielt und überlegt einsetzen. Sie beherrschen die
die dann vom Kern her ausgeweitet und ausdifferenziert werden. Die Annä- zentralen Schreibformen und gestalten ihre Texte sprachlich und stilistisch stimmig,
herung an die Zielkompetenz erfolgt nicht geradlinig, sondern teilweise über verfassen sie unter Beachtung von Strategien zur Fehlervermeidung und mithilfe eines
Umwege, indem auf bekannte, aber unzulängliche Strategien zurückgegrif- Wörterbuches weitgehend fehlerfrei, schätzen sie selbstkritisch ein und überarbeiten
fen wird oder indem neue Mittel und Formen überdehnt werden. sie gegebenenfalls. Im produktiven Umgang mit Sprache entwickeln sie eigene Ideen
und bringen sie gestalterisch zum Ausdruck" (KMK 2003, 10, Herv. i. Orig.).
76 Teil A - Theoretische Grundlagen Schreibkompetenz entwickeln: Ein Rahmenkonzept 77

Auch die Vereinbarung über einheitliche Prüfungsanforderungen in der dies oft isoliert und ohne erkennbaren Handlungsbezug (vgl. auch das Kapitel
Abiturprüfun C QOOZ) erwartet sprachliche Ausdrucksfähigkeit im Schreiben 3 zur Geschichte des Schreibunterrichts).
und eine flexiblen Schreibkompetenz, wozu etwa,,kommunikationsgerechtes Aus der Diskrepanz zwischen anspruchsvollen Zielen und eher bescheide-
und konzeptgeleitetes Schreiben sprachlich differenzierter, argumentativ fun- nen Resultaten ergibt sich die Notwendigkeit, eigene und tradierte Zielsetzttn-
dierter, zielgerichteter und klar gegliederter Texte" zählt (ebd., 10). gen kritisch zu reflektieren. Für die vorliegende Schreibdidaktik entwickeln
Erwartet wird also die Fähigkeit, selbstständig adressatenbezogene, inhalt- wir die Lernziele im Spannungsfeld von gesellschaftlich erwarteten Schreib-
lich anspruchsvolle, das heißt argumentative sowie verständliche Texte zu kompetenzen auf der einen und den (schulischen) Bedingungen der Schreib-
schreiben und dabei angemessene Schreibstrategien zu verwenden. Diese entwicklung auf der anderen Seite. Das bedeutet, Lernziele und Entwicklung
Übereinstimmung verwundert nicht, weil derartige Schreibfähigkeiten in fast müssen zueinander passen, und zwar sowohl bezogen auf den Entwicklungs-
allen Situationen des Berufs, der Ausbildung und des Studiums erwartet wer- verlauf als auch auf die dahinterliegenden Entwicklungsprinzipien, wie wir sie
den. Für die Universitât belegt das eine aktuelle Umfrage von EhlicVSteets in Kapitel 4.4 beschrieben haben. Schreibdidaktik und Schreibunterricht müs-
(2003) unter Universitätsprofessoren. Sie zeigt, dass schriftlichen Arbeitsfor- sen die (Eigen-)Dynamik der Schreibentwicklung berücksichtigen. Konkret
men wie Mitschriften, Exzerpten und Ausarbeitungen in allen Studiengângen schlagen wir folgende Globalziele vor, die in den Unterrichtsvorschlägen exem-
eine erhebliche Bedeutung beigemessen wird' plarisch konkretisiert werden.
In der Sekundarstufe I, insbesondere in den Klassen 5 bis 8/9, soll es um die
Genauso groß scheint aber auch die Übereinstimmung in der Einschätzung, Entwicklung basaler Schreibkompetenzen gehen. Dazu dienen einfache und
dass die vorhandenen Schreibkompetenzen vielfach unzureichend sind. Nach schwierige Schreibaufgaben, die die Produktion überwiegend deskriptiv-infor-
einer umfrage von Dittmann et al. (2003) unter Studierenden unterschied- mierender Textarten erfordern wie Beschreiben, Erklären, Berichten, Instru-
licher Fächer hatten 80 Prozent aller Befragten schon einmal schreibproble- ieren, Protokollieren oder Zusammenfassen (vgl. Kapitel 4.3). Diese Texte
me; das Hauptproblem besteht in der Befürchtung, den neuen Anforderungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf einen bekannten Sachverhalt der
nicht gewachsen zu sein. Gerade das zeigt, dass die vorhandene Schreibkom- Wirklichkeit beziehen und damit in gewisser Weise vorstrukturiert sind. Daran
petenz ganz offensichtlich als unzureichend für die Bewältigung neuer sollen die Schüler vor allem lernen, wie TexIe geschrieben werden und welche
Schreibanforderungen eingeschätzt wird. Auch die befragten Professoren se- grundlegenden Textarten es gibt. Sie sollen also konkret erfahren, dass es be-
hen die Schreibleistungen der Studierenden eher skeptisch. Gleiches gilt, wie stimmte Verfahren der Textproduktion (von der Planung bis zur Uberarbei-
Kammler/Switatla (2001) in einer nicht-repräsentativen Umfrage feststellen, tung) gibt und auch erste eigene Schreibstrategien entwickeln. Sie sollen aber
für Ausbildungsbetriebe. Bezogen aufdie Schreibkompetenz werden vor allem auch erkennen, dass für unterschiedliche Schreibabsichten auch verschiedene
ungenaue, begrifflich unscharfe und tentative Sachdarstellungen bemängelt Textarten zur Verfügung stehen und so eine Bewr-rsstheit für das Verhältnis von
(vgl. Wru,nNssnc 2001, 84), ein Phänomen, das Sieber (1997) mit dem Begriff textuellen Strukturen und kommunikativen Funktionen ausbilden. Das alles
Parlando (Mehrstimmigkeit) beschrieben hat. Wir können also festhalten, dass bedeutet nun nicht, im Unterricht die traditionellen Aufsatzarten einzuüben,
die in Richtlinien und Lehrplänen aufgestellten Ziele offensichtlich nicht in dem weil diese für die Bewâltigung der vorgeschlagenen Schreibaufgaben nicht ge-
gewünschten und erforderlichen Maß erreicht werden. eignet sind. Hier soll es zunächst einmal darum gehen, die zu vermittelnden
Die Ursachen für die unzulänglichen Schreibfähigkeiten der Schulabgänger Kompetenzen zu bestimmen, also anzugeben, welche Schreibaufgaben am En-
sind sicherlich vielfältig, sodass wir uns hier auf den Anteil beschränken wol- de dieses Abschnitts bewältigt werden sollen - und dafür stehen in der Regel
len, den der Aufsatz- bzw. Schreibunterricht daran hat. Das zentrale Problem mehrere Textarten zur Verfügung.
liegt nach unserer Überzeugung im Fehlen eines systematischen Schreib- Im weiteren Verlauf, beginnend mit Klasse 8 bis 9, insbesondere aber in der
unterrichts. Otto Ludwig hat das in einem Aufsatztitel von (1996) provokativ gymnasialen Oberstufe, geht es dann um die Entfaltung der basalen Schreib-
einmal so formuliert: ,,Der Unterricht hndet nicht statt: Zur Schreibpraxis der kompetenz hin zu einer umfassenden literalen Kompetenz anhand überwie-
reformierten Oberstufe." Der Deutschunterricht ist über weite Strecken rezep- gend komplexer Schreibaufgaben, die die Produktion argumentierender Text-
tiv-analytisch geprägt, in der Oberstufe insbesondere durch die Analyse litera- arten verlangen, also zum Beispiel Referat, Erörterung, Interpretation oder
rischer Texte (vgl. auch Hoppp 2003). Und dort, wo geschrieben wird, geschieht Facharbeit. Hieran sollen die Schüler lernen, komplexe, das heißt umfassende,
78 Teil A Schreibkompeteriz entwickeln: Ein Rah.menkonzept 79
- Theoretische Grundlagen

argumentative Schreibaufgaben selbstständig zu bewältigen. Denn anders als xion. Das schließt keineswegs aus, dass Textarten und ihre Systematik für
bei den einfachen und schwierigen Schreibaufgaben beziehen sich die komple- schreibdidaktische Zwecke genutzt werden. Wir benötigen also eine Systema-
xen nicht mehr in dem Maße auf einen Sachverhalt der Wirklichkeit; es ist viel- tisierung der Schreibaufgaben, die entwicklungslogische und schreibdidakti-
mehr gerade Aufgabe der komplexen Schreibaufgaben, solche Zusammen- sche Aspekte berücksichtigt, aufderen Grundlage konkrete schreibdidaktische
hänge herzustellen. Das verlangt einen anderen Umgang mit der Wirklichkeit Entscheidungen getroffen werden können. Die Systematik muss daher folgen-
und auch umfassendere Schreibstrategien, in die die basalen Schreibkompe- de Bedingungen erfüllen:
tenzen einfließen. r Entwicklungsorientierung: Sie darf der Entwicklungslogik nicht wider-
sprechen und soll die Abfolge der Entwicklungsaufgaben berücksichtigen,
indem sie von der Orientierung am Erlebúen über die Orientierung an der Sa-
5.2 Wege: Schreibarrangement, Schreiblehrgänge che und dem Leser hin zt;r literalen Orientierung fortschreitet.
und Rahmenbedingungen r Bedürfnisorientierung: Sie muss den authentischen Schreibbedürfnissen
Die Darstellung der Schreibentwicklung in Kapitel 4.4 (Schreibentwicklung) der Schüler entgegenkommen, das heißt, sie muss Textmuster und Schreib-
hat gezeigt, dass es in der Sekundarstufe insbesondere um die Ausbauphasen strategien bereitstellen, die die Schüler in bestimmten Entwicklungsphasen
II (Orientierung an der Sache und am Leser) und III (Literale Orientierung) benötigen.
geht. Die zweite Phase umfasst - bei aller Vorsicht mit Alters- und Jahrgangs- r Kompetenzorientierung: Sie muss die zentralen Schreibkompetenzen ver-
angaben - vor allem die Klassen 5 bis 8/9, also die Unter- und Teile der Mittel- mitteln, das heißt, die Schüler in die Lage versetzen, die wesentlichen Funk-
stufe, die dritte Phase die Klassen 8/9 bis 13, also vor allem das Ende der Se- tionen des Schreibens zu realisieren, so wie wir sie in Kapitel 5.1 beschrie-
kundarstufe I und die gymnasiale Oberstufe sowie die Berufsschule. Wir haben ben haben. Dant zahlt insbesondere die Fähigkeit, im weitesten Sinne
des Weiteren gesehen, dass die Entwicklungsphasen nicht identisch sind mit informierende Texte über Objekte, Ereignisse, Texte und kognitive Sachver-
den Kompetenzstufen, das heißt, sie verlaufen nicht von den einfachen über die halte zu verfassen.
schwierigen hin zu den komplexen Schreibaufgaben. Es ist vielmehr so, dass ¡ Unterrichtsorientierung: Sie muss unter den gegebenen schulischen Bedin-
die Lerner von Beginn an unterschiedliche Textarten für verschiedene gungen vom Umfang her realisierbar sein.
(schreib-)Zwecke nutzen. Denn sie beschränken sich keinesfalls - insbesonde- Nimmt man diese Anforderungen ernst, müssen schulische Schreibaufgaben
re nichtin sozialen und authentischen Schreibsituationen- auf bestimmte, ein- folgende Bedingungen erfüllen:
fache Schreibziele oder -anlässe, sondern nutzen das Schreiben von Anfang an ¡ Sie sollen alle gegebenen Schreibanlässe aufgreifen. Alle Schreibanlässe im
für die ihnen wichtigen Ziele und Funktionen. Das gilt auch dann, wenn es ih- Deutschunterricht, im Fachunterricht und darüber hinaus (Projekte usw.)
nen aufgrund ihres Entwicklungsstandes noch nicht gelingt, die Aufgabe voll- sollten als sinnvolle Möglichkeit begriffen werden, die Schreibkompetenz zu
ständig im Medium der Schriftlichkeit zu bewältigen. Von daher verbietet sich entwickeln. Sie sollten nicht als Behinderung des ,,eigentlichen" Themas
ein didaktisches Konzept, das ein schlichtes curriculares Fortschreiten von den verstanden werden, sondern als Chance zum schreibenden Lernen. Das ent-
einfachen zu den komplexen Schreibaufgaben bzw. komplexen Textarten vor- spricht dem Prinzip ,,Spracharbeit in allen Fächern".
sieht. Dies würde dem Bedürfnis der Lerner widersprechen, die Möglichkeiten r Bei der Einführung neuer Textarten sollen möglichst prototypische gewählt
des Schreibens von Beginn an auch für ihre eigenen Ziele und Absichten zu nut- werden, sodass das je Besondere für die SchüLler erkennbar wird. Es sollten
zen - und damit die Schreibmotivation beschädigen. also solche Varianten der Textart gewählt werden, die möglichst viele typi-
sche Merkmale aufweisen. Das darf allerdings nicht dazu führen, aus diesen
Anforderungen Prototypen fälschlicherweise Idealtypen herzuleiten, so wie in der traditio-
Für unser schreibdidaktisches Konzept benötigen wir daher weder eine voll- nellen Aufsatzdidaktik geschehen ist (vgl. Kapitel 2). Denn diese hätten kei-
ständige Systematisierung der Schreibaufgaben noch eine umfassende Klassi- ne Entsprechung in der Wirklichkeit. Jede konkrete Variante einer Textart
flrzierung der zugehörigen Textarten. Denn die Schreibkompetenz entwickelt ist angepasst an ihren Verwendungszweck und darfüber ihn hinaus nicht zu
sich eben nicht primär über die Aneignung von taxonomischen Systemen, son- einem Idealtyp verallgemeinert werden, weil es den - wenn überhaupt - nur
dern über die aktive Bewältigung konkreter Schreibaufgaben und ihrer Refle- als analytische Größe, nicht aber als konkrete Textart gibt.
80 Teil A - Theoretische Grundlagen Schreibkompetenz entwickeln: Ein Rahmenkonzept 81-

r Sie sollten keine Voraussetzungen machen, die in der Schule nicht herzu- gehören können. Hier haben die Schüler Gelegenheit, für Schreibaufgaben
stellen sind. Das gilt etwa für alle Textarten, die an bestimmte institutionel- zu recherchieren, sich zum Lesen zurückzuziehen oder sich auch bei
le Bedingungen gebunden sind. Das trifft beispielsweise auf wissenschaftli- Schreibproblemen Rat zu holen.
che Texte zu, die an die Institution Wissenschaft gebunden sind, aber auch d) Notwendig sind darüber hinaus differenzierte Formen der Textbewertung,
aufdeklarative Texte wie Gesetze, die an die Justiz gebunden sind, denn nur die sich nicht auf eine punktuelle Fremdbeurteilung der Schülertexte im
wer ein Richteramt innehat, kann Urteile verkünden. Für die gymnasiale Rahmen von Klassenarbeiten beschränken dürfen. Erforderlich sind statt-
Oberstufe bedeutet das etwa, dass wir es nicht als Ziel ansehen, wissen- dessen vielfältige Formen, die nicht nur die Fähigkeit zur Selbstbewertung
schaftliche Texte - etwa als vorgezogene Proseminararbeiten - zu verfassen, der Schüler stärken, sondern auch die gesamte Breite möglicher Schreibfor-
weil hierfür der institutionelle Rahmen fehlt. Ziel der Oberstufe ist es viel- men und Textarten erfassen. Hierfür schlagen wir neben dem Einsatz von
mehr, die Voraussetzungen zrrm wissenschaftlichen Schreiben zu schaffen, Kriterienkatalogen insbesondere auch den von Portfolios vor.
also etwa argumentierende Texte verfassen zu können. Das folgende Schaubild soll die Zusammenhänge der Entwicklung der Schreib-
kompetenz, Lehr-Lern-Prozessen und Rahmenbedingungen verdeutlichen:
DÍdaktische Umsetzung Schreibarrangement bettet das
Schreibkompetenz, definiert als
In der vorliegenden Schreibdidaktik haben wir versucht, diese Anforderungen Schreibaufgabe Schreiben ein und macht es sichtbar'
durch zwei sich ergänzende Lehr-Lern-Verfahren zu erfüllen, nämlich a) durch
situierte Schreibarrangemen¿s und b) durch gezielte Schreiblehrgange, die er- (in Auswahl) (in Auswahl)
gänztwerden durch c) unterstützende Rahmenbedingungen sowie d) differen- . Präsentieren, z.B.
Einfache Aufgabe Arbeitsergebnisse
zierte Formen d,er Textbewertung und -beurteilung. Ausgangspunkt sind die zu . . Publizieren, z.B.
Erzählen
entwickelnden Schreibkompetenzen, die beschrieben werden als zu bewälti- Schüler schreiben Texte
. Beschreiben Rezensionen,
gende Schreibaufgaben mit steigendem Schwierigkeitsniveau. Fachtexte
a) Die Schreiblehrgänge zeichnen sich dadurch aus, dass hier das Schreiben Schwierige Aufgabe . Zeitungsprojekte
vom Handlungsdruck und von den Inhalten der Schreibarrangements ent- ¡ Instruieren Texte bewerfen o Homepage
. Zusammenfassen . Schreibateliers
lastet - nicht befreit - wird. Die Schüler erhalten überschaubare Aufgaben, . . . Schreiben an
Protokolieren Schreibkonferenz
in denen Teile des Schreibprozesses isoliert werden. Aufdiese Weise können . Berichten o Schüler-Selbstbewertung außerschulischen
bestimmte Aspekte, Teilprozesse oder Schreibstrategien erlernt und einge- . Portfolio Lernorten
übt werden. Die Schreibaufgaben lenken die Aufmerksamkeit auf den Komplexe Aufgabe . K¡iterienkataloge für . Kooperatives
Schreibprozess und die sprachliche Form von Texten. Sie führen im Detail . Texte analysieren Schreibaufgaben/ Schreiben
. Argumentieren Textarten
vor, wie bestimmte Texte verfasst werden können und sollen.
. Fachwissen
b) Die situierten Schreibarrangements betten das Schreiben in einen sozialen, darstellen
möglichst authentischen Kontext ein. Schreiben soll erfahrbar werden als
sinnvolles soziales Handeln, das einen für Schlij.ler erkennbaren Sinn hat. Das
Schreiben erfüllt in einem größeren Handlungszusammenhang eine Funk- . Exzerpieren lernen
. Berichten le¡nen . Schreib-Lese-Ecke
tion. Eine leicht zu realisierende und für die Schule wahrscheinlich sehr . .
Kreativ schreiben lernen Scheib-Lese-Zentrum
wichtige Möglichkeit, dem Schreiben eine erkennbare Funktion zu geben, . Schreibberatung
besteht in der Veröffentlichung der Schülertexte. Das Wissen um einen spä- Schreiblehrgänge mit handlungs- und
teren Leser schafft auf einfache Weise einen ersten sozialen Kontext für das inhaltsentlasteten Lern- und Übungsformen Rahmenbedingungen
Schreiben.
c) Unterstützt werden diese Schreibarrangements und -lehrgänge durch S chr eib didaktis che s Kon z ept
schreib- und lesefördernde Rahmenbedingungen, zu denen etwa Schreib-
Lese-Ecken in den Klassenräumen oder Schreib-Lese-Zentren in der Schule
82 Teil A - Theoretische Grundlagen Schreibkompetenz entwickeln: Ein Rahmenkonzept 83

Die Kombination von Schreibarrangements, Schreiblehrgängen, fördernden r Kooperation: Die Schüler erhalten Gelegenheit, die Arbeiten in Gruppen zu
Rahmenbedingungen und einer differenzierten Textbewertung bietet folgende erledigen. So ist gewährleistet, dass auch umfangreichere Themen behan-
Vorteile: delt werden können, dass jederzeit Leser für die entstehenden Texte vor-
¡ Die Schreibarrangements kommen dem Bedürfnis der Lerner nach authen- handen sind und dass im Gespräch Lösungen für auftretende Probleme ge-
tischen, ,,echten" Schreibanlässen entgegen. Sie machen den Sinn des funden werden können.
Schreibens unmittelbar erfahrbar und führen zu konkreten, vorzeigbaren r Beratung: Die Verantwortlichkeit der Schüler für ihre Arbeit schließt die
Ergebnissen. Möglichkeit der Beratung durch den Lehrer ausdrücklich ein. Beratungsbe-
r Wiederkehrende Schreibarrangements bieten Gelegenheit, Erfahrungen darfergibt sich an verschiedenen Stellen: Beim Finden einer geeigneten Auf-
aus vorangegangenen Arrangements zu nutzen und die Schreibaufgaben auf gabenstellung besteht vor allem in den unteren Klassen erheblicher Pla-
einem höheren Niveau zu bewältigen. Auf diese Weise ergibt sich ein impli- nungsbedarf, weil mit der Entscheidung für ein bestimmtes Thema bzw. eine
zites, an den einzelnen Lerner angepasstes Curriculum. Sache noch keine Fragestellung verbunden ist. Diese ist aber für den Erfolg
¡ Basale Fähigkeiten wie Kenntnisse über grundlegende Textarten und Stra- oder Misserfolg der weiteren Bearbeitung von zentraler Bedeutung. Bera-
tegien der Textproduktion können in den Schreiblehrgängen gezielt ver- tungsbedarf ergibt sich des Weiteren bei auftretenden Problemen und Ent-
mittelt und auch geübt werden. scheidungen.
r Stützende Rahmenbedingungen wie Schreib-Lese-Zentren oder Schreibbe- r Präsentation: Die Schüler erhalten grundsätzlich Gelegenheit, ihre Arbeits-
ratung bieten Gelegenheit, Hitfe und Unterstützung auch außerhalb des ergebnisse zu präsentieren, das heißt in einer geeigneten Form öffentlich zu
Unterrichts zu finden. Zudem erfährt das Schreiben so eine sichtbare Wert- machen. Damit ist von Beginn an eine konkrete Zielperspektive für die Auf-
schätzung. gabenbearbeitung gegeben, die sich aus den Adressaten sowie der Präsen-
r Differenzierte Bewertungsformen stärken die Fähigkeit zur Selbstbewer- tationsform ergibt.
tung und erfassen ein breiteres Spektrum an Schreibkompetenzen; damit Daneben bietet es sich an, Schreibarrangements fächerübergreifend durchzu-
können sie den Schreibleistungen der Schüler besser gerecht werden. führen, weil insbesondere bei umfangreicheren und anspruchsvolleren Vorha-
ben Fachwissen aus anderen Bereichen erforderlich ist. Eine gute Gelegenheit
Projektorientiertes Schreiben: Situierte Schreibarrangements hierfür bietet die zwischenzeitlich in den meisten Curricula vorgesehene Fach-
Die situierten Schreibarrangements schaffen einen Handlungskontext, in den arbeit oder besondere Lernleistung.
das Schreiben funktional und sozial eingebettet ist. Das bedeutet, die Schüler Schreibarrangements sind also definiert als umfassende, selbst verantwor-
erhalten Gelegenheit, eine umfassende, selbst gewählte Schreibarbeit in einem tete Schreibaufgaben, die eingebettet sind in einen sozialen Kontext, aus dem
überschaubaren Zeitraum zu bewältigen. Sie betonen die Eigenaktivität der sich unter anderem Inhalte und Ziele der Textproduktion herleiten. Ihre Be-
Schüler und können insofern eher zu den konstruierenden Lehr-Lern-Verfah- wältigung erfordert den Einsatz von Schreibstrategien, um die verschiedenen
ren gerechnet werden. Sie werden mit Beginn der Klasse 5 eingeführt und ge- Teilaufgaben sukzessive zu bearbeiten. In den Kapiteln 10 bis 12 werden wir
hören dann zum festen Bestand an Arbeits- und Lernformen der Klasse. Kon- an den Beispielen d.es Prdsentiere¿s, des populdruissenschajtlichen Schrei-
stitutive Elemente sind: öen s sowie des Rezensierens literarischer Texte verdeutlichen, wie Schreibar-
r Eigenverantwortung: Die Schüler sind für die Wahl und die Fertigstellung rangements konkret aussehen können.
ihrer Aufgaben bzw. Themen weitgehend selber verantwortlich. Mit der Auf-
gabenwahl geht die Verpflichtung einher, diese zu einem angemessenen Re- Angeleitetes Schreiben: Schreiblehrgänge
sultat zu Ende zu bringen. Das schließt die Möglichkeit der Beratung durch Den Schreibarrangements zur Seite stehen Schreiblehrgânge, weil hier oft we-
den Lehrer ebenso ein wie die Auswahl aus einer Reihe vorgegebener The- nigZeit bleibt, einzelne Aspekte vertieft zu behandeln, einzuüben oder zu re-
men oder Aufgaben. flektieren. Denn die Orientierung an den Inhalten und die Verantwortung für
r Umfassende Aufgabenbearbeitung: Die Schüler bearbeiten die Aufgabe die Fertigstellung absorbieren die verfügbare Aufmerksamkeit und Zeit weit-
umfassend, das heißt von Anfang bis Ende. Sie umfasst damit alle Schritte gehend. Die Form der Schreiblehrgänge zeichnet sich - vor allem gegenüber
von der Planung und ggf. Recherche über das Formulieren und Bearbeiten den Schreibarrangements - durch eine deutliche Handlungs- und Inhaltsent-
bis hin zur Fertigstellung der Endfassung.
84 Teil A - Theoretische Grundlagen S-ehreibkompetenz entwiclrelru Ein Rahmenkonzept 85

lastung aus. Sie sind eher instruierend orientiert, indem sie die Lernenden Lesungen szenische Inszenierungen (vgl. etwa HARTMünnn 2005) sowie wei-
durch kleinschrittige Aufgaben stärker anleiten. Sie schaffen auf diese Weise tere Formen der Präsentation an (vgl. die Modelle in Praxis Deutsch
Freiräume für die gezielte Beschäftigung mit einzelnen Aspekten des Schrei- 190/2005). Damit werden Öffentlichkeiten geschaffen, auf die hin Texte pro-
bens sowie der sprachlich-formalen Seite der Texte. Hier besteht Gelegenheit, duziert werden können und die damit zugleich auch eine authentische Rück-
Texte gewissermaßen im Schonraum zu schreiben, ohne ein veröffentli- meldung liefern. Das schließt selbstverständlich die Möglichkeit nicht aus,
chungsreifes Resultat erzielen zu müssen. Die Lerner können einzelne Aspek- die Klassenöffentlichkeit zu nutzen und auch Texte zu produzieren, die nicht
te isoliert üben, Schreibstrategien ausprobieren oder die Wirkung bestimmter veröffenl.licht werd en.
sprachlicher Mittel erproben. Auf diese Weise soll der Blick gezielt auf den r In der Schule bestehen systematische Recherchemöglichkeiten. Die Produk-
Schreibprozess und die formale, sprachliche Seite der Texte gelenkt werden, tion von Texten ist immer an bestimmte Inhalte gebunden und die Produk-
um so auch die Sprachbewusstheit weiter zu entwickeln. Damit wird zugleich tion von authentischen Texten erfordert es, dass die Schüler - über die durch
eine systematische Verbindung zum Lernbereich Sprachreflexion geschaffen. Schulbücher und Arbeitsblåitter gegebenen Informationen hinaus - selbst
Für die Produktion von Texten haben sich bestimmte Schreibstrategien be- recherchieren können. Hierfür bieten sich klassische Medien wie Lexika und
währt, die - wenn sie gezielt eingesetzt werden - den eigenen Schreibprozess Sachbücher, aber auch neue Medien wie CD-ROM und das Internet an.
erheblich erleichtern können (s.o, Kapitel 3.2 ,,Schreibstrategien"). Daneben r In der Schule bestehen systematische Möglichkeiten der (Schreib-)Beratung.
enthalten die Textarten gewissermaßen geronnene Problemlösungen für Im Schreibprozess, insbesondere komplexer Schreibvorhaben, treten erfah-
wiederkehrende Schreibaufgaben. Die mit den Textarten verbundenen Makro- rungsgemäß immer wieder Probleme auf, die eine Beratung und Hilfestel-
strukturen und Formulierungsmuster enthalten wichtige Hilfestellungen für lung von außen erfordern. Nicht immer ist es erforderlich und auch wün-
die Textproduktion. Sie zu erkennen und gezielt einzusetzen gelingt nicht - schenswert, dass der eigene Deutschlehrer um Rat gefragt wird, etwa weil
oder nicht ausreichend - im Kontext von umfassenden Lernszenarien, wenn die dieserja die Arbeit später auch beurteilen soll. Hier bietet sich eine offene
inhaltlichenAspekte dominieren. In den Kapiteln 6 bis 9 werdenwir an den Bei- Schreibberatung an, die zu bestimmten Zeiten allen Schülern offensteht. Da-
spielen von basalen Schreibaufgaben und Textarten zeigen, wie diese lehr- bei ist es keineswegs erforderlich, dass die Beratung ausschließlich durch
gangsartig vermittelt werden können, wie im Museum kreativ zum Schreiben Lehrer erfolgt. Es ist durchaus denkbar, dass Schùler der höheren Klassen
angeleitet werden kann und wie reproduzierende Textarten im Lehrgang ein- nach einer entsprechenden Schulung diejüngeren beraten.
geführt und geübt werden können. Alle genanntenAngebote können im Rahmen sog. Schreib-Lese-Zentren orga-
nisiert werden (vgl. hierzu die Beiträge in BnÄusn, Hrsg., 2004). Schreib-Lese-
Rahmenbedingungen Zentren sind nach Möglichkeit an einem zentralen Ort der Schule eingerichtet,
Neben den Schreibanangements und den Lehrgängen erfordert ein erfolgrei- damit sie nicht nur gut erreichbar sind, sondern das Schreiben und Lesen auch
cher Schreibunterricht unterstützende schulische Rahmenbedingung en, die als zentrale Aufgabe der Schule für alle Beteiligten wachhalten. Sie bestehen
die erforderliche Infrastruktur bereitstellen. Denn insbesondere die Schreib- aus einer Schulbibliothek mit einem umfangreichen Angebot an literarischen
arrangements sind per deflrnitionem auf einen funktionierenden sozialen und Sachtexten sowie Nachschlagewerken für die Schüler. Sie bieten darüber
Handlungskontext angewiesen, der im Idealfall eben nicht injeder einzelnen hinaus einladende Leseecken, ruhige Schreibplätze, Präsentationsmaterial
Klasse individuell hergestellt wird, sondern als Teil der gemeinsamen schuli- und internetfähige Computer. Sie sind also Orte des vertiefenden Lesens und
schen Infrastruktur für alle verfügbar ist. Konkret ist damit Folgendes gemeint: Schreibens, die den Schülern Gelegenheit zur Bearbeitung ihrer Schreib- und
r In der Schule bestehen systêmatische Möglichkeiten für die Veröffentlichung Leseaufgaben bieten. Erganzl werden kann das Angebot durch eine regelmä-
und Präsentation von Schülerleistungen. Das können Ausstellungsmöglich- ßige Schreibberatung sowie schulinterne und öffentliche Veranstaltungen wie
keiten wie Vitrinen oder Stellwände sein, die nicht nur einmalig ,,beschickt" Lesungen, Präsentationen oder andere Veranstaltungen. Neben dem Schreib-
werden, sondern im Rahmen eines regelmäßigen Ausstellungswechsels ge- Lese-Zentrum sollte auch jede Klasse mit einer entsprechenden Medienecke
nutzt werden. Das können aber auch regelmäßige Veranstaltungen sein, in ausgestattet sein, die außer einem internetfähigen PC mit Drucker für die Text-
denen die Schüler jahrgangsweise und -übergreifend Gelegenheit haben, ih- produktion wichtige Nachschlagewerke (Wörterbücher, Lexika) für die
re Ergebnisse zu präsentieren. Für den Deutschunterricht bieten sich neben Recherche enthalten sollte.
86 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 87

Der Aufbau einer solchen Infrastruktur ist eine längerfristige Aufgabe der dann ergibt sich die Notwendigkeit, die Probleme der Ziffernnoten genauer zu
Schulentwicklung, von der letztendlichjedoch nicht nur die Schüler, sondern analysieren und Alternativen zu entwickeln.
auch die Lehrer profitieren. Denn sie erst schaffen den Rahmen für selbststän- Die Aufsatzbeurteilung gilt seit langem als besonders problematisch, wie
diges Arbeiten der Schüler und damit zugleich den nötigen Freiraum für indi- beispielsweise die Studie ,,Die ungerechte Aufsatzzensur" von Schröter (1971)
viduelle Betreuung einzelner Schüler oder Gruppen. zeigt. Eine Replikationsstudie von Birkel (2003) belegt, dass die Beurteilungs-
varianz bei Schülertexten nach wie vor groß ist, wobei sich vor allem im mitt-
leren Leistungsbereich große Streuungen zeigen. Enthält ein Text zudem noch
viele Rechtschreibfehler, ist die Note oft weniger Ausdruck der Textqualität als
6 Texte bewerten und beurteilen vielmehr der orthografischen Korrektheit. Insofern besteht in der Fachdidak-
tik seit längerem Einigkeit, dass Aufsatznoten keine Messungen im sozialwis-
Wir widmen dem Bewerten und Beurteilen ein eigenes Kapitel, weil ihm in der senschaftlichen Sinn, sondern allenfalls Schätzungen sind, die die Leistungen
Schreibentwicklung und in der Schreibdidaktik eine besondere Bedeutung zu- innerhalb einer Klasse (oder anderen Bezugsgruppe) in eine Rangfolge brin-
kommt. Zudem ist die Leistungsbeurteilung als Ganze aufs Engste mit der gen. Ihr Aussagewert gilt allgemein als gering, weil sie weder die Textqualität
Schule verbunden und für viele mit Angst und unangenehmen Erinnerungen noch die Schreibkompetenz valide, reliabel und objektiv erfassen. Mit anderen
besetzt, wofür zahlreiche literarische Werke anschauliche Beispiele liefern, et- Worten:
wa Alfred Anderschs ,,Der Vater eines Mörders" oder Hermann Hesses r Notenurteile sind nur bedingt gültig (valide), weil sie nicht die Textqualität,
,,Unterm Rad". Die folgenden Ausführungen zur Beurteilung beziehen sich un- sondern vielleicht das åiußere Erscheinungsbild oder die orthograhsche Kor-
ter didaktischem Aspekt auf unterrichtliche Lern- und Leistungssituationen rektheit erfassen.
und nicht auf Testsituationen. r Sie sind nicht zuverlässig (reliabel), weil sie bei Wiederholungen nicht zum
selben Ergebnis führen.
r Schließlich sind sie auch nicht objekti¿ weil sie in starkem Maße davon ab-
6.1 Leistungsbeurteilung hängig sind, wer benotet.
Schulische Leistungen und ihre Beurteilungen unterliegen einem historischen Unabhängig von der grundsätzlichen Einschätzung, dass Schule vorerst nicht
Funktionswandel (Husnn 2002). Grundsätzlich stellt das Leistungsprinzip eine aufNoten verzichten wird, kann die Schreibdidaktik aus sachlichen Gründen
historische ERnuNcsNscHApr dar, weil so seit dem frühen 19. Jahrhundert der nicht auf das Bewerten von Texten verzichten. Denn ,,Writing is rewriting", wie
es Murray (1968) ausgedrückt hat, oder mit anderen Worten: Schreiben heißt
Zrgang zu den Bildungseinrichtungen vom Prinzip her an die eigenen An-
strengungen gebunden ist, und nicht an Privilegien, soziale Herkunft oder an- Überarbeiten. Texte entstehen in der Regel nicht in einemZug,sondern in meh-
dere zufâllige Voraussetzungen. Allerdings erfährt es von Beginn an eine zwei- reren Schritten. Je nach Schreibertyp und Schreibaufgabe gehören neben der
fache Verengung, die noch heute unseren Schulalltag bestimmt. Die erste eigentlichen Formulierungsarbeit auch mehr oder weniger umfangreiche Pla-
betrifft die Art und Weise der Leistungs erbringung; seit dem Ende des 19. Jahr- nungs- und Überarbeitungstätigkeiten zur Produktion eines Textes (vgl. Kapi-
hunderts gelten vor allem in den höheren Klassenstufen ,,schriftliche und tet 3.1). Insbesondere das Überarbeiten ist in einer sinnvollen Weise aber nur
mündliche Prüfungen von verbalisierten Fachkenntnissen (Klausuren und mögìich, wenn man eine Vorstellung davon hat, wie der angestrebte Text aus-
Examina)" als Ausdruck von Leistung (Huspn 2002,12). Die zweite betrifft die sehen soll. Wir brauchen also Normen oder Kriterien, nach denen wir einen
Art und Weise der Leistungsbeurteilung, die immer mehr auf Ziffernnoten ein- Text in seinen verschiedenen Aspekten bewerten und beurteilen, und zwar un-
geschränkt wurde und andere Formen wie Verbalbeurteilungen verdrängte. abhängig davon, ob es um eigene oder fremde Texte geht.
Das hat ganz wesentlich damit zu tun, dass Ziffernnoten leicht zu erteilen und
vor allem leicht zu verrechnen sind. Hinzu kommt eine zunehmende Verrecht- Begriffsklärung: Bewerten - Beurteilen - Benoten
lichung der Leistungsbeurteilung, die ihrerseits zusammenhängt mit der Se- Bevor wir uns dem Bewerten und Beurteilen im Einzelnen zuwenden, ist es er-
Iektionsfunktion von Noten, über die der formale Ztgang zu nachfolgenden forderlich, die verwirrende Vielfalt der in der Fachliteratur verwendeten Be-
Bildungsinstitutionen geregelt wird. Folgt man einer weit verbreiteten Ein- griffe auf die für uns wesentlichen zu reduzieren und zu dehnieren (vgl. Mür--
schätzung, dass Schule auf absehbare Zeit nicht auf Noten verzichten kann, Len-MrcHA.ers 1993, 348 f.).
88 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 89

s Bewerten ist ein kognitiver Akt bzw. ein mentaler Prozess des Einschätzens, Dass es sich hierbei weder um eine triviale noch um eine leicht zu beantwor-
der sich in unserem Fall auf Schülertexte bezieht. Dem Bewerten liegt - be- tende Frage handelt, zeigen die beidenfolgenden Beispiele: Nehmenwir an, Sie
wusst oder unbewusst - ein Wertmaßstab zugrunde, der sich in Form von lesen die Bedienungsanleitung für ein neues Hausgerät, beispielsweise für ei-
Kriterien beschreiben lässt. Die Qualität einer Schreibleistung wird als ,,ge- nen Radiowecker, und Sie wissen auch nach dem dritten Durchlesen immer
lungen" oder ,,nicht gelungen" bewertet. Jeder Bewertungsvorgang ist für noch nicht, wie die Weckfunktion mittels Radio aktiviert wird. Dann werden Sie
Lehrer und Schüler mit Verstehensbemühungen verbunden, das heißt, ihm zu Recht sagen, es handelt sich um eine schlechte Anleitung. Lesen Sie dagegen
geht immer ein Verstehen im hermeneutischen Sinn voraus. Bedeutet doch in einer Fachzeitschrift einen Aufsatz über die Rückhaltung von Verbren-
eine Bewertung im eigentlichen Sinn, ,,das Gute achten, den Wert betonen!" nungsrückständen in Kohlefiltern und Sie verstehen nicht alles, dann werden
(Gnoss 1996, 18). Die Bewertung ist Grundlage für Revisionen aller Art, aber Sie dies möglicherweise Ihrem fehlenden Vorwissen zuschreiben. Wieder an-
auch gleichzeitig für das Beurteilen und Benoten. ders liegt der Fall, wenn Sie nach dem Tod eines Familienangehörigen von der
t Beurteilen ist eine verbal geäußerte Bewertung, die hier gegenüber dem Stadtverwaltung, ohne ein Wort des Mitgefühls, aufgefordert werden, un-
Schüler/Schreiber geäußert wird. Der bewertete Schülertext wird mehr oder mittelbar bestimmte Unterlagen einzureichen. Diesen Text werden Sie verste-
weniger explizit bzw. implizit auf Normen, Kriterien und Wertmaßstäbe be- hen, aber für unangemessen halten. Offensichtlich gibt es unterschiedliche Kri-
zogen. Für die Schreibdidaktik ist zunächst einmal das ,,fördernde Beurtei- terien für die Bewertung von Texten, die abhängig sind vom Vorwissen des
len" bedeutsam (Ba.unuRNN 7992,121), weniger das ,,prüfende Bewerten" Adressaten, der Kommunikationssituation und auch von der Textfunktion.
(= Benoten). Mit der Beurteilung sollte das Bemühen um ein verantwor- Wir stellen im Folgenden einige textlinguistische Merkmale vor, die sich zur
tungsvolles Abwägen einhergehen. Verbale Beurteilungsäußerungen sollten Bewertung und Beurteilung von Texten eignen. Dabei beziehen wir uns ganz
als konstruktive Kritik und mit Hinweisen auf zukünftiges Verhalten formu- wesentlich auf das Züricher Textanalyseraster (Nussseuvnn 1996), das in ei-
liert sein, zum Beispiel in Form konkreter Überarbeitungsvorschläge. nem didaktischen Forschungskontext entstanden ist und auf das sich
Ein so verstandenes verbales Beurteilen flrndet in der Schule seinen Nieder- zwischenzeitlich zahlreiche fachdidaktische Arbeiten beziehen, so etwa Birkel
schlag in Lernentwicklungsbeschreibungen und Lehrerkommentaren unter (2003) und Nutz (2003) in seinem Überblicksartikel. Dieses Raster wurde ent-
Schülertexten. Diese Begriffsdehnition deckt sich mit vielen unter anderem wickelt, um über 200 Aufsätze von Schweizer Maturanden (Abiturienten) aus
in den Richtlinien der Länder geäußerten pädagogischen Zielen. Die hier einem Jahrhundert zu analysieren. Zu den für unseren Zusammenhang wich-
vorgestellte Form ist weitgehend eine Fremdbeurteilung. Zunehmend sollte tigsten Ergebnissen kann man die folgenden zählen:
diese in eine Selbstbeurteilung seitens der Schüler (oder mindestens in eine : ,,Texte sind nicht einfach gegeben, sondern dem Leser aufgegeben" (Nuss-
Beteiligung der Lernenden an der Beurteilung) überführt werden (vgl. Kapi- BAUMER 1996,98). Soll heißen, ohne das aktive Bemühen des Lesers um ein

tel 6.3). Verstehen wird aus d.em Text auf dem Papier kein Text im Kopf. Insofern
: Benoten ist die zusammenfassende Bewertung einer Leistung in einer Zif- kann man einen Text danach beurteilen, wie gut oder schlecht er den Leser
fernnote. Ihr kommt in der Schule, wie gezeigt, traditionell und derzeit auch bei der Re-Konstruktion seines Sinns anleitet.
aktuell ein besonderes Gewicht zu. Vor dem Hintergrund der Diskussionen ¡ Der Text aufdem Papier ist nicht identisch mit dem Text im Kopfdes Schrei-
um ,,Qualitätssicherung"/,,Qualitätsförderung" und ,,Standardisierung" in bers. Denn nicht immer gelingt es uns, unsere Ideen so in einem Text aufzu-
Nachfolge der internationalen Schulleistungsstudien (PISA) nimmt deren schreiben, wie wir uns das selber vorstellen. Daraus folgt, dass aus einem
Bedeutung, aber auch die Notwendigkeit einer kritischen Diskussion erheb- unzulänglichen Text nicht umstandslos aufdie Ideen des Schreibers oder gar
Iich zu. seine Schreibkompetenz geschlossen werden kann.
r Texte brauchen kooperative Leser, die bis aufweiteres unterstellen, dass der
Schreiber etwas mitzuteilen hat.
6.2 Textqualitätmessen r Die Schreibmuster der Schüler haben sich im Laufe der Zeit verändert. Wir
Damit sind wir bei einer zentralen Frage angelangt: Was macht einen Text zu können heute einen Schreibstil feststellen, der Merkmale des Mündlichen
einem guten Text? Welche Textmerkmale lassen uns einen Text - ob beim flüch- aufnimmt. Sieber (1997) nennt diesen Stil Parlando, inAnlehnung an den ita-
tigen oder intensiven Lesen - als gelungen bzw. nicht gelungen einschätzen? lienischen Sprechgesang. Dabei handelt es sich möglicherweise um ein
90 Teil A - Theorefisehe Grundlagen Texte .bewertcn und beurteilen 9l

Mittel, sich gerade in schulischen Kontexten nicht zu sehr festzulegen.


Das Züricher Textanalyseraster unterscheidet fünf Dimensionen der Bewer- É

tung: r
(0) Grundgrößen: Hierzu zählen - ohne Wertung - Eigenheiten wie die Text-
länge, Wortschatz, syntaktische Muster oder Kohäsionsstiftung (Roter
E
Faden).
(Ð Sprachformale Richtigkeit (einschließlich Ortografìe), Syntax und Se- N o
o ! éo
mantik. È

(B1) Funktionale Angemessenheit: Ist der Text auf dem Papier eine in ldee,
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J ¡Ê Á Ø=
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Aufbau und verwendeten sprachlichen Mitteln angemessene Anleitung
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für den Leser, damit dieser ein Textverständnis bilden kann? ÊO <ã
G2) Ästhetische Angemessenheit: Ist der Text nicht nur verständlich, sondern oÈ
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genügt er darüber hinaus Ansprüchen für ein gutes Textdesign? :cd
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Ø 9!i
(83) Inhaltliche Relevanz: Hat der Text zu seinem Thema etwas inhaltlich Be- !
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deutsames zu sagen? € ,, '<õ
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Rechts sind die Kriterien in einer Mind-Map wiedergegeben. ,' ÊEiõ
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Diese Kriterien kann man als Suchanleitung lesen, um die sprachlich-textuel-
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F t
len Qualitäten eines Textes zu ermitteln - und zwar die positiven wie die nega- bo
6
tiven. Es ist kein festes Schema, sondern offen für die Anpassung an die je be- .1
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o
sonderen Bedürfnisse. Êa

Hieran schließt sich unmittelbar die Frage nach dem Verhältnis von Text- (d

qualität und Schreibkompetenz an. Kann man von der Qualität eines Textes E n f\l
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umstandslos auf die Schreibkompetenz seines Schreibers schließen? Die Fra-


E
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É ô .i
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ge ist nicht einfach mit Ja oder Nein zu beantworten. Beginnen wir mit dem Fall € 3 a ;Í€ =
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eines misslungenen Textes, für den es viele Gründe geben kann. So kann es 3 x
o
sein, dass der Schreiber die Aufgabe falsch verstanden hat, dass er einen F
do
schlechten Tag hatte oder auch, dass einfach die Zeit nicht reichte, um seinen !H
geplanten Text fertigzustellen. Das bedeutet, ein misslungener Text ist nicht
gleichzusetzen mit mangelnder Schreibkompetenz. Etwas anders liegt der Fall Êa ca
E
bei gelungenen Texten, die eher aufeine entwickelte Schreibkompetenz schlie- v É
E
ßen lassen. Denn gute Texte kommen nur selten zufällig zustande; sie erfordern
F
in der Regel eine ausgebaute Schreibfähigkeit. In diesen Fällen gehen wirje- xbo
doch von Zielnormen aus, die sich an den gesellschaftlichen Erwartungen an '! ¡a
bestimmte Textarten orientieren; sie eignen sich damit lediglich für die Ein- ! a 3
schätzung einer weit entwickelten Schreibkompetenz. É
I bo
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Basiskatalog zur Bewertung von Schülertexten !
Für die Einschätzung von Lernertexten benötigen wir zusätzliche, entwick-
lungssensitive Kriterien, die den jeweiligen Lern- und Entwicklungsfortschritt
Zürcher Textanalyseraster (nach: NusssauÀaER/Srps¡n 1994, 1,41, -186)
92 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 93

berùcksichtigen. Denn es leuchtet unmittelbar ein, dass an die Texte von Ler- haltswörter, Funktionswörter wie Konjunktionen oder Präpositionen sowie
nern nicht die gleichen Maßstäbe angelegt werden können wie an die von komplexe, zusammengesetzte Ausdrücke die jeweiligen Inhalte treffend und
Schreibexperten. Wir haben hierfür (2003) das Instrument der Kriterienkata- verständlich ausdrücken. Dazu gehört bei Sachtexten etwa der Einsatz der ein-
loge weiterentwickelt. Diese Kriterienkataloge verfolgen das Ziel, die Anforde- schlägigen Fachtermini. Hinweise auf Ungenauigkeiten sind beispielsweise die
rungen der Schreibaufgabe bzw Textart mit den Entwicklungsmöglichkeiten Verwendung von unspezihzierten Ausdrücken wie ,,irgend-" in Pronomen wie
der Schreiblerner zu verbinden. Für diesen Zweck werden die Dimensionen irgendwas oder in Indefinit-Artikeln wie irgendeiner sowie der Gebrauch all-
aus dem Züricher Textanalyseraster an dasjeweilige Entwicklungsniveau bzw. tagssprachlicher Sammelbegriffe wie Ding oder Sache. Solche Ausdrücke sind
den aktuellen Lernstand angepasst, indem auf einem mittleren Abstraktions- semantische Leerstellen, die der Leser selber füllen muss. Das bedeutet zu-
niveau die jeweiligen Erwartungen formuliert werden. gleich, dass ihre Verwendung beispielsweise in Erzählungen zur Spannungs-
Um Kriterienkataloge sinnvoll einsetzen zu können, müssen Art und A¡rzahl erzeugung durchaus angemessen sein kann.
der Kriterien stimmen. Zu wenige Kriterien (weniger als sechs) führen dazu, 4. Satzbau: Verwendet der Text einen mit Blick auf Leser und Thema ange-
dass ein einzelnes Kriterium ein zu hohes Gewicht bekommt; sehr viele Krite- messenen Satzbau? Entspricht die Komplexität des Satzbaus den auszudrü-
rien (mehr als zwanzig) führen nicht zu einer Verbesserung der Urteile. Sinn- ckenden Inhalten, werden also beispielsweise Nebensätze mit passenden Kon-
voll ist wohl eine Zahl zwischen zehn und fünfzehn. Des Weiteren ist zu beach- junktionen eingeleitet?
ten, dass bestimmte K¡iterien die Anforderungen nach einer angemessenen
Beurteilung unterschiedlich gut erfüllen. So sind Fragen nach der Gesamt- Inhalt
struktur oder stilistischen Reichhaltigkeit relativ trennscharf; Fragen nach der 5. Gesamtidee: Gibt es so etwas wie eine Leitidee oder Gesamtaussage des Tex-
inhaltlichen Reichhaltigkeit dagegen nicht. Dennoch wird man aus didakti- tes? Passt die Idee zur Aufgabenstellung? Indizien hierfür sind eine passende
schen Gründen nicht aufsolche Kriterien verzichten können. Wichtig ist, dass Überschrift, aber auch ein vorausgreifender Einleitungs- oder ein resümieren-
Kriterienkataloge immer auch trennscharfe Kriterien enthalten. In Anlehnung der Schlusssatz.
an das Züricher Textanalyseraster und das Modell von Baurmann(2002,136) 6. Umfang/Relevanz: Schreibaufgaben haben in der Regel einen minimalen
schlagen wir einen Basiskatalog mit insgesamt zwölf Kriterien vor, verteilt auf und einen maximalen Umfang, der jeweils für die konkrete Aufgabe neu zu be-
die fünf Basisdimensionen Sprachrichtigkeit, Sprachangemessenheit, Inhølt, stimmen ist. Der Text sollte alles für das Thema beziehungsweise die Aufga-
AuJb au und S c hr e ib p r o z e s s. benstellung Erforderliche enthalten und nichts hierfür lrrelevantes. Das ent-
spricht der Grice'schen Relevanzmaxime.
Sprachliche Richtigkeit
1. Rechtschreibung: Werden die im Unterricht behandelten Rechtschreibre- Aufbau
geln einschließlich der Zeichensetzung richtig angewendet? Der Umfang der 7. Textmuster: Orientiert sich der Text an einem Textmuster, das der Aufgabe
erwartbaren richtigen Schreibungen wird hier fortlaufend zunehmen, sodass angemessen ist? Wird also beispielsweise für eine Zusammenfassung die Text-
am Ende der Sekundarstufe I eine sichere Beherrschung der Ortografie zu er- art Inhaltsangabe oder Exzerpt gewählt?
warten ist. 8. Textaufbau: Enthält der Text eine äußere Gliederung durch Absätze, Über-
2. Grammatikalität: Sind die Wörter und Sätze grammatisch konekt gebildet, schriften, Spiegelstriche und Ähnliches? Stimmt die äußere mit der inneren
das heißt, stimmen die Flexionsformen, die Wortstellung und die Kongruenz? Gliederung überein? Ist die Gliederung dem Thema und der Gesamtidee ange-
Sind also die flektierbaren Wortarten (unter anderem Substantive, Adjektive, messen?
Verben, Artikel) richtig flektiert, steht insbesondere in Nebensâtzen das Prädi- 9. Thematische Entfaltung: Lässt die thematische Entfaltung eine sinnvolle
kat an der richtigen Position und ist Kongruenz gegeben, das heißt, stimmen Logik erkennen? Wird das Thema in einer Weise entfaltet, die der Aufgabe ent-
beispielsweise Subjekt und Prädikat im Kasus überein? spricht? Ist der Text insgesamt kohärent, das heißt, hat er einen erkennbaren
roten Faden?
Sprachliche An gemessenheit 10. Leserführung: Wird der Leser durch den Text gefrihrt, sodass die Gesamt-
3. Wortschatz: Verwendet der Text einen mit Blick auf Leser und Thema ange- idee und ihre thematische Entfaltung deutlich werden? Wird das Thema bzw.
messenen Wortschatz? Angemessen bedeutet hier, dass die verwendeten In- die Fragestellung explizit gemacht? Werden Schreiber und Leser benannt?
)F

94 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 95

Wird die Position des Autors kenntlich gemacht? Wird die thematische Entfal- D¡mension Kdterlum Grad
tung durch textstrukturierende Verfahren verdeutlicht?
Sprachr¡cht¡gke¡t 1 0,5 0

Odografie 1. Entspr¡cht die Ortografie e¡nschl¡eßlich


Schreibprozess Zeichensetzung dem Lernstand?
11. Planung/Überarbeitung: Lâsst der Text Spuren einer Planung erkennen? Grammatikal¡tât 2 Sind Wortbildung und Satzbau
Planungs- und Uberarbeitungsprozesse hinterlassen Spuren im Text oder in grammat¡sch korrekt?

Form von Konzeptpapieren, Stichwortlisten oder Ahnlichem, die bei der Be- Sprachangemessenheit
wertung gezielt berücksichtigt werden können. Wodwahl 3 lst der Wortschatz angemessen? Werden
Hinzu kommt ein Kriterium, das sich nicht einer einzelnen Kategorie zuordnen lnhaltswoñet Funktionswörtet komplexe
Ausdriicke und Fachtermini treffend
lässt: veruendet?
12. Wagnis/Kreativität: Wagt es der Schreiber, neue, außergewöhnliche oder Satzbau 4 lst der gewàhlte Satzbau der Aufgabe und dem Leser
dem Thema in spezifischer Weise angepasste sprachliche Mittel zu verwen- angemessen

den? Ist er in besonderer Weise kreativ? Das ist beispielsweise bei Wortneu- lnhalt

schöpfungen der Fall, die einen Sachverhalt besonders treffend ausdrücken Gesamtidee 5 Lässt der Text e¡ne dem Thema ange-
messene Gesamtidee erkennen?
sollen, oder bei der Einbindung nicht-linearer Darstellungsformen (Tabellen, (2.8. passende Überschriften
Grafiken) in Sachtexten. Unter Entwicklungsgesichtspunkten ist dabei weniger Umfang/ 6. Sind Umfang und lnhalt der Aufgabe
entscheidend, ob das Wagnis schon geglückt ist, sondern ob es probiert wurde. N
co Relevânz angemessen?

Ubertragen in einen Beurteilungsbogen ergibt sich das Bild auf Seite 93 . o


o Autbau
Der vorgelegte Basiskatalog enthält in allgemeiner Weise die Kriterien, die E
7
vo
¡0
Textmuster Wird e¡n der Aufgabe angemessenes
mehr oder weniger für alle Textarten zutreffen. Er muss in zweifacher Weise Textmuster veMendet?

an die jeweils konkreten Schreibaufgaben und Bewertungsziele angepasst c Textaufbau L lst der Text sinnvoll aufgebaut? L¿isst er
a) eine innere/äußere Gl¡ederung erkennen
werden: Zum einen müssen die spezifischen Merkmale der jeweiligen Textart I
(Abschnitte etc )
@
eingearbeitet werden, das heißt, die eher allgemeinen Formulierungen müssen o
o
N Themat¡sche I W¡rd das Thema ¡n einer der Frage-
konkretisiert werden. Und zum anderen müssen die didaktischen Ziele derje- Entfaltung stellung angemessenen Art entfaltet?

weiligen Unterrichtseinheit berücksichtigt werden. Auf diese Weise kann und o


'tr Leserführung 10 Wird der Leser aktiv durch den Text geführt? Werden
o textstrukturierende Mittel veruendet?
soll es zu Verschiebungen in den vier Dimensionen kommen. So kann es bei- ct)
o)
õ Prozess
spielsweise sinnvoll sein, bei der Beurteilung lyrischer Texte ganz auf die Di- E
o
mension sprachliche Richtigkeit zu verzichten, während bei argumentativen E
Planen/ 1 1, Lässt derText Planungs- und
o Uberarbeiten Überarbeitungsspuren erkennen?
Texten etwa die Dimensionen Inhalt und Aufbau ausgeweitet werden müssen. .9
o
c Wagnis / 12. Lässt der Text ein besonderes
Stehen Planungsprozesse im Zentrum des Unterrichts, kann die Dimension sprachliches Wagnis erkennen? lst er in besonderer
o Weise kreativ?
Schreibprozess differenziert werden. Wir werden im Kontext der Unterrichts- o
vorschläge weitere Kriterienkatalo ge vorstellen.
Die Benotung hat darüber hinaus noch eine administrative Seite. Sie ist im Auf-
trag der Schule vorgegeben und nötig zur Realisierung der Bildungsstandards,
6.3 Beurteilungsverfahren
um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Unter beiden Aspekten ist das Kor-
Lehrer bewerten, beurteilen, korrigieren rekturhandeln die notwendige, geforderte und in der Institution Schule oftmals
Aufder Grundlage der in Kapitel 6.1 aufgeführten Begriffsdefinitionen unter- als entscheidend verstandene Tätigkeit des Lehrers. Ziel des Korrekturhan-
scheiden wir zwischen Textbewertung als die hermeneutisch-interpretatori- delns muss die kontinuierliche Förderung des Schreiblernprozesses beim
sche und Tetctbeurteilung und -benotung als die im didaktischen Kontext des Schüler sein, unter Beachtung seiner Lernbedingungen und den Handlungsbe-
Unterrichts verbal geäußerte Bewertung in Lern- und Leistungssituationen. dingungen von Lehrern und Schülern in der Institution Schule. Letzteres hat oft
96 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 97

zur Folge, dass die Korrektur für den Lehrer eine ungeliebte Tätigkeit ist und Lehrer bewerten im Dialog und als Schreibberater
der Schüler nur um der Note willen schreibt. Außerdem befrndet sich der Leh- Ausgehend von der in Ivos Studie (vgl. Ivo 1982) zum Korrekturhandeln von
rer in dem ständigen Dilemma zwischen Auslesen und Fördern, zwischen Lehrern aufgedeckten Kluft zwischen didaktisch-progressivem Selbstan-
sprachlichem Lehren und Prüfen (vgl. Ivo 1982). Dieser Konflikt lässt sich nicht spruch und tatsächlichen Korrekturgewohnheiten schlägt Lange (1999) in sei-
vollständig lösen. Einige alternative Korrekturkonzepte zeigen aber einen po- nem Praxis Deutsch-Beitrag ,,Die Laufrichtung ändern" einen neuen Weg der
sitiven Weg und weisen auf sinnvolle Kompromisse (vgl. unten). Baurmann Bewertung von Schülertexten vor. Die veränderten Bewertungsverfahren wer-
(1996 und 2002) fasst diese alternativen Beurteilungshandlungen des Lehrers den zum einen dem Text und seinem Entstehungsprozess gerecht und nehmen
unter dem Begriff desprdernden Beurteilens zusammen. Förderndes Beurtei- zum anderen den Schüler als schreibendes Individuum ernst. DreiAspekte ste-
lenhat das Ziel, aus einem noch nicht gelungenen Text einen gelungenen, bes- hen hierbei im Vordergrund: (1) das Auffassen des Bewertens als Dialog mit
seren zu machen und ist nach Baurmann der ,,Kern aller Beurteilungen" (Baun- dem Text, (2) das Verständnis des Schülertextes als Entwurf, als ein Zwischen-
uax¡r 1996, 154): Beim fördernden Beurteilen ist die Benotung zunächst produkt im Prozess der Textproduktion und (3) die Beratungsfunktion der
vorläufig und gibt dem Schreiber die Möglichkeit zum Weiterlernen und Bewertung, die einen Dialog mit dem Schüler zur Folge hat.
Weiterschreiben.
1. Bewerten als Dialog mit dem Text
Schülertexte verstehen - vom Lehrer zum Leser Dieses Verfahren nimmt den von Dehn (1 996) geprägten Begriff des lernersen-
Lehrer müssen gegenüber dem Schùlertext eine grundlegend andere Haltung sitiaen Lesens auf. Wie schon Ivo forderte, nimmt der Bewertende nicht eine
einnehmen, nämlich die natürliche Haltung in der Rolle des Lesers (vgl. DcHN exekutiue (Einklage von Normen, usw), sondern eine mrieutische (= sokrati-
1996). Es geht darum, den Text als solchen, als originär zu respektieren und zu scher Begriff und meint,ans Lichtbringen', was vom Schüler gemeintwar) Hal-
verstehen. Gerade bei Texten, die im kreativen, freien und literalischen Schrei- tung ein. Bewertungshandeln ist dann eine interpretatorische, das heißt ver-
ben entstanden sind, ist eine andere Perspektive aufSchülertexte zu eröffnen stehende Arbeit im dialogischen Konzept (vgl. Ivo 1982). Sichtbar wird diese
und eingefahrene Denk- und Verhaltensmuster der Lehrer müssen aufgeklärt Art der Auseinandersetzung mit dem Schülertext anhand der Methode, die
werden. lm Zrge eines solchen Verstehensprozesses ergeben sich zwei Aspek- Lange ,,Deine Seite - meine Seite" nennt (t¿lrcp 1999,60). Bei allen Texten, die
te: einerseits das Bewusstmachen der Lesehaltung, die durch den Text erzeugt geschrieben werden, bleibt jeweils die dem Schülertext gegenüberliegende
wird und andererseits der Nachvollzug der Schreibhaltung, aus der heraus der Seite für Randkommentare des Lehrers frei. So wird der Eingriff in den Schü-
Text entstanden ist. Es geht nicht in erster Linie um eine Korrektur im klassi- lertext vermieden (vgl. das nachfolgende Beispiel einer negativ korrigierten
schen Sinne, sondern um sinnvolles Nachfragen, mit dem Ziel, die Schülertex- Klassenarbeit) und die Achtung vor dem Schüler als Textschreiber dokumen-
te zu verstehen. Maßgeblich für diesen Bewertungsprozess sind der Schüler- tiert. Die Randkommentare sind die Ergebnisse des kooperativen und dialogi-
text und die Richtung, die er vorgibt, und nicht von außen an ihn heran- schen Leseprozesses.
getragene Kriterien inhaltlicher oder sprachlicher Art. Dies erscheint zunächst Der abschìießende Kommentar unter der Schülerarbeit soll ebenfalls alle
widersprüchlich zu der von uns vorgestellten Arbeit mit Kriterienkatalogen. Zeichen eines Dialogs mit dem Schüler tragen. Ivo (vgl. 1982) und in Folge vie-
Tatsächlich ist aber die Forderung und Notwendigkeit, SchüIertexte als Texte le andere Didaktiker (zum Beispiel R¡uscsuuc 1995; MenKer-secu 1993) ver-
ernst zu nehmen, die Basis für alle dialogischen, kommunikativen oder mäeu- stehen den Kommentar als Text des Lehrers, den dieser als Leser in seiner Ant-
tischen Korrekturkonzepte (vgl. unten). Außerdem schließt die hier beschrie- wort auf den Schülertext gibt. Der erwartete Grad der Ausdrücklichkeit der
bene Haltung gegenüber Schülertexten eine Förderung der Schreibkompetenz A¡twort des Lehrers richtet sich nach Schüleralter, Lernsituation, Schreibauf-
nicht aus. Sie kann vielmehr individueller und somit effektiver angesetzt wer- gabe mit vereinbarten Kriterien zur Produktion der jeweiligen Textart, usw. Die
den. Nach dem Verstehen des Textes als Leser weiß der Lehrer zielorientierter, folgenden Maximen zur Kommentarerstellung sind in Anlehnung an Ivo von
was der Schreiber als Nächstes lernen muss, um einen gelungenen Text zu er- Lehrern in vielen unserer Fortbildungsveranstaltungen zum Thema formuliert
stellen. worden:
98 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 99.

als Zwischenschritt nach dem Schreiben verstanden werden, bevor der Text
Maximen zur Herstellung eines Kommentars zu Schülerarbeiten: bewertet und benotet wird (vgl. AsRAueM/I-Aun¡n 1999). Eine in den Randbe-
r Sprich den Schüler persönlich an. merkungen und dem Kommentar empfohlene Weiterarbeit oder Ûberarbei-
r Beginne möglichst mit einer positiven Anmerkung fiedoch nicht prinzi- tung am Text erscheint somit sinnvoll und einleuchtend.
piell); ermutige den Schüler! Jedoch: Wie muss ein Kommentar geschrieben sein, damit er Schülern ein-
r Teile dem Schreiber dein Textverständnis mit. leuchtet, verständlich ist? Häuhg steht der Lehrer vor der kaum lösbaren Auf-
¡ Teile dem Schreiber mit, was der Text ausgelöst hat. gabe, einen Kommentar sowohl i.S. eines prüfenden Beurteilens als auch einer
r Lege dem Schreiber deine Verstehensschwierigkeiten dar. Benotung mehrfach adressieren zu müssen: für den Schüler, die Schule, die
¡ Gib deiner Antwort die Form einer subjektiven Aussage. Eltern, die Schulverwaltung, usw. (Beunrr,raxru 2002, 120).
r Begründe deine Werturteile. Das folgende Beispiel (1. Klassenarbeit im 5. Schuljaha September 2000) ei-
r Dein Kommentar muss je nach Alter des Schülers verständlich sein. ner negativ durchgeführten Korrektur einschließlich Kommentar verdeutlicht
¡ Gib dem Schreiber Lernangebote oder Lernanregungen zur Überarbei- einerseits noch einmal die Komplexität der Aufgabe für den Lehrer, aber auch
tung seines Textes. das entmutigende, exekutive Verfahren für den Schüler. Alle bisher von uns dis-
r Bewerte den Schreiber in der Breite seiner persönlichen Leistungen. kutierten Vorschläge für das Bewertungsverfahren wenden sich in diesem Bei-
r Informiere die Eltern über Ziel und Art des Kommentars und seiner spiel ins Negative und Destruktive:
Kriterien.
¿, J¡¡ ¿"Li-a".-ür,a- 7i'¡ ---
Wichtig ist, dass der Lehrer im Prozess des Korrigierens oder besser des ler- t{ ,'t oh-solbo"
Èd.¿"'Yl !
nersensitiuen Lesens allen Auffälligkeiten nachgeht und diese/ür sicå begrün-
det und typisiert. Aus diesem Spektrum möglicher Lernthemen wählt er je nach 2_
Alter der Lernenden eine begrenzte Anzahl aus. Zu diesen formuliert er für den 2_ t^û
Schüler verständlich und motivierend Lernangebote. In einer so verstandenen
Hebammen-Funktion weist der Lehrer durch gezielte Fragen oder Lernanre-
Wo"o.
€v\r¿¡uttSl
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gungen aufdieje speziflrschenAuffälligkeiten und Missverständnisse des Tex- d. oh"l
tes hin. Der Lehrer integriert sich so als Schreibexperte und eine Art Lektor in Wl^
den Schreib- und Revisionsprozess der Schüler: Er versteht den Wh
I
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2. Schülertext als Entwurf
Aus der Sicht des Schreibexperten/Lektors und des Textproduktionsprozesses
stellen alle Schülertexte (in der Schule entstandene Texte, Haus- und Prü-
fungsarbeiten) Entwürfe und keine Endprodukte dar. Um den Texten auch im
Belvusstsein der SchüLler zu ihrer Berechtigung als überarbeitungswürdige
Entwürfe zu verhelfen, müssen Aufgabenstellung und Unterricht entsprechend
gestaltet sein. Die Schreibaufgøöe soll nicht immer einer punktuellen und ab-
'T?"a, o^ú
schließenden Leistungsüberprüfung dienen, sondern sie ist als Lernsituation in
das Unterrichtsgeschehen integriert. Sie führt schon im Unterricht Begonnenes
fort und initüert weitere Unterrichts- bzw. Lernschritte, das heißt, Schüler Ein Weg aus diesem Dilemma ist die Trennung von Lern-, Leistungs- und Test-
müssen ihre Texte über viel längere Zeiträume hinweg bearbeiten können (vgl. situation. Gerade die Arbeit mit Kriterienkatalogen zeigt, wie unter didakti-
Portfolio-Arbeit, Kapitel 6.5). Dies gilt auch für die Zeit, die während einer schen Gesichtspunkten mit welchem Ziel und unter welchem Zusammenhang
Klassenarbeit zur Verfügung steht. So kann ein konstruktiver Kommentar auch die Schülerleistungen im Deutschunterricht zu beurteilen sind. Kriterienorien-
,100 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 101

tierte Verfahren eignen sich für den Vergleich innerhalb der Lerngruppe. Er begleitet und kommentiert den Schreibprozess, steht als Schreibexperte bei
Kommentare dienen vor allem der fördernden Beurteilung und Würdigung des der Überarbeitung beratend zur Verfügung und wirkt grundlegend strukturie-
einzelnen Schreibers bei kreativen Leistungen (vgl. Rupp 1998). rend durch die Erstellung bzw. gemeinsame Erarbeitung der jeweiligen Krite-
rienkataloge.
3. Schreibberatung Die Selbstbewertung schriftlicher Leistungen ist immer eng verbunden mit
Einen anderen Weg weist die Schreibberatung. Jede Bewertung, zu welchem dem Prozess des Überarbeitens. Es hat nur Sinn, die Schüler zur Selbstbewer-
Ziel auch immer, hat eine Beratungsfunktion, die einen Dialog mit dem Schùler tung ihrer eigenen Texte oder die ihrer Mitschüler anzuhalten, wenn sie die er-
zur Folge hat. Der Bewertende versteht sich als È'rsúleser, der entwe der schrift- kannten Probleme oder Schwächen der Texte anschließend auch beheben bzw
lichinden Randkommentaren oder mündlich in einer Arf Textberatungkom- bearbeiten können. Das bedeutet, dass der einmal geschriebene Text immer
mentierend und fördernd den Schreibprozess begleitet. Wichtig unter beiden zuerst als Textentwurf betrachtet wird, der nach der Selbst- oder Fremdbear-
Aspekten sind positive Spiegelungen; Unstimmigkeiten oder Unklarheiten wer- beitung ein- oder mehrfach überarbeitet wird.
den in Form von Nachfragen formuliert. Bei jungen und leistungsschwachen Das Prinzip der Schülerselbstbewertung kann durch unterschiedliche Me-
Schülern und je nach Lernsituation ist eine mündliche und schriftliche Textbe- thoden und Arbeitsformen realisiert werden: Es gibt mündliche und schriftli-
ratung angezeigt. Mit den Schülern gemeinsam erarbeitete Kriterienkataloge che Verfahren, kooperative, dialogische und individuelle Formen. Die Vorteile
bieten eine gute Möglichkeit, diesen schnell und doch hinreichend differenziert der einzelnen Verfahren haben wir an entsprechender Stelle ausführlich be-
eine Rückmeldung über ihren Text zu geben. schrieben, so zum Beispiel in den Kapiteln 3.3, 6.5, 11.
Zusammen mit konkreten Hinweisen (mündlich und auch schriftlich, zum
Beispiel im Randkommentar) für die Überarbeitung oder das Weiterschreiben
bilden Kriterienkataloge eine gute Beratungsgrundlage. Sie können dem Leh-
6.4 Texte benoten
rer und zunehmend dem Schüler in der Fremd- und Selbstbewertung als Leit- Grundsätzlich ist noch einmal festzuhalten, dass beim Beurteilen von Ge-
faden für das Auffrischen gelungener und das Benennen noch nicht gelunge- schriebenem die ,,Notenfalle" besonders hart zuschlägt: ,,Die Ziffernnote kann
ner Textstellen dienen. der Komplexität eines geschriebenen Textes nicht gerecht werden" (BeunuanN
2002, 1,20). Deshalb muss eine prozessorientierte Schreibdidaktik zu einer
Schiilers elbstbewertung neuen Beurteilungspraxis gelangen.
In zeitgenössischen Unterrichtskonzepten, vor allem aber in der prozessorien- Unsere Ausführungen zur Schreibentwicklung, Schreibprozessorientie-
tierten Schreibdidaktik, wird dem selbstkontrollierten Lernen, also der Schü- rung, zum Bewerten und fördernden Beurteilen sind unter anderem folgenden
lerselbstbewertung, große Bedeutung zugeschrieben (vgl. BauRvI¡rv¡¡/Dsnn, Zielen verpflichtet:
2004). Wenn Schüler ihre Lernprozesse zunehmend selbst steuern und verant- r die Förderung der schriftsprachlichen Fähigkeiten des einzelnen Schülers,
worten sollen, muss ihnen erlaubt sein, bei der Bewertung ihrer Leistung ihre entsprechend seiner Schreibentwicklung
eigene Sicht einzubringen. Vor allem für die Sekundarstufe II ist dies das ange- ¡ aus einem weniger gelungenen einen gelungenen Text zu machen
strebte Ziel. Schülerselbstbewertung kann sich positiv auf das Lernen und den r den Schülertext als Textentwurf zu sehen
Lernerfolg auswirken. Pädagogische Gründe sind das Lernen von SeÌbststän- ¡ den Schreibprozess gleichwertig neben das Schreibprodukt zu stellen
digkeit, Eigenverantwortung sowie Kritik- und Urteilsfähigkeit. Außerdem r das Beurteilen als dialogischen Akt, als kommunikative Handlung zwischen
leistet die Schülerselbstbewertung einen Beitrag zur so genannl,en gerechten Schüler - Lehrer oder Schreiber - Leser zu begreifen
Note.Die Subjektivität kann kontrolliert werden, wenn die Kontrolle der Leis- r von der Fremdbeurteilung allmählich zur Selbstbeurteilung zu kommen.
tung aus mehreren Perspektiven, das heißt vom Lehrer, Schüler und Mitschü-
ler, stattfindet. ZieldiesesAnsatzesistesjedochnicht, Schülerihre eigenenNo- Didaktischer Einsatz von Iftiterienkatalogen beim Benoten
ten festsetzen zu lassen. Vielmehr kommt es darauf an, die Schüler zu Unabdingbar für ein solches Bewertungskonzepl. und seine Anwendung beim
befähigen, ihren eigenen Lernstand zu erkennen und den Lernprozess selbst zu Benoten, auch in Klassenarbeiten, ist das Erstellen von Kriterienkatalogen.
steuern. Dem Lehrer kommt dabei eine beratende und helfende Funktion zu. Diese sind, wie Baurmann(2002,137 ïf .) ausführt, eine bewährte Möglichkeit,
102 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte hewerten und beurteilen 103

die Objektivität, Reliabilität und Validität von Aufsatzbeurteilungen zu verbes- t Tertberatuing: Kriterienkataloge sind eine gute Beratungsgrundlage. Sie
sern. So zeigt sich beispielsweise, dass die Beurteilung der inhaltlichen Text- können dem Lehrer als Leitfaden für das Auffinden gelungener und das Be-
qualität in starkem Maße von der äußeren Form und orthografischen Richtig- nennen noch nicht gelungener Textstellen dienen. Darüber hinaus sind sie
keit abhängt. Derselbe Text wird besser beurteilt, wenn er in sauberer die Grundlagefür die Schnellbeurteilung nach globalem Ersteindruck Diese
Maschinenschrift und orthografisch korrekt vorliegt als in einer unsauberen .,wird in einem Team von drei bis vier BeurteiÌerinnen und Beurteilern vor-
Handschrift. Kriterienkataloge können helfen, solche Beurteilungsfehler zu genommen (Lehrer, Schüler). Jeder Beurteiler liest den Text durch und be-
vermeiden. Folgende Aspekte sind beim didaktischen Einsatz von Kriterienka- wertet ihn sofort. Anschließend werden die Einzelnoten gemittelt. Das Ver-
talogen in der Benotung relevant: fahren bietet sich bei Benotungen in Zweifelsfällen an, weist allerdings den
t SprachreJ'lexion:Krilerienkataloge können gut gemeinsam mit den Schülern Nachteil auf, dass die Aussagen zum Geschriebenen äußerst allgemein aus-
erarbeitet und für neue Schreibaufgaben weiterentwickelt bzw angepasst fallen. " (Bnunua¡lx 199 6, 15 5)
werden. Die Erarbeitung und Diskussion von Qualitätskriterien stellt einen
hervorragenden A¡rlass für den Lernbereich,,Sprachreflexion" dar. Auf die- Benotung
se Weise ergibt sich immer wieder ein sinnvoller und authentischer Anlass, Die im Basiskatalog genannten Kriterien addieren sich zu zwölf Punkten auf,
um über sprachliche und inhaltliche Merkmale von Texten nachzudenken. die sich für Klassenarbeiten gut in ein Notenschema übertragen lassen:
Das Sprechen über Textmerkmale fördert zugleich die Entwicklung der
Sprachbewusstheit, weil immer wieder vom einzelnen Text abstrahiert und Punkte Note Abstuñ¡nc
verallgemeinert werden muss. Zudem bildet sich so sukzessive ein meta-lin- 12-tO Sehr gut hervorragend 1,2
guistisches Fachvokabular aus, weil nur so eine sinnvoìle Verständigung sehr gut 11,
über Sprache möglich ist. Lerntheoretisch hat das den Vorteil, dass im Ge- noch sehr gut 10
spräch über Textqualität zunächst das Bedürfnis entsteht, bestimmte, 9-7 gut besonders gr-rt 9
wiederkehrende Elemente benennen zu können, bevor dann die entspre- gut 8
chenden grammatischen und sonstigen Kategorien erarbeitet werden. So noch gut 7
bilden nicht abstrakte grammatische Termini den Ausgangspunkt einer 6-4 befriedigend voll befriedigend 6
Grammatikeinheit, sondern konkrete Wissensdefizite. befriedigend 5
Zugleich schafft die Erarbeitung von Qualitätskriterien für alle Beteiligten noch befriedigend 4
Transparenz bei der Beurteilung und Benotung uon Terten. Die Schüler wissen, 3-L ausreichend voll ausreichend J
welche Aspekte bedeutsam sind und worauf sie beim Schreiben achten müs- ausreichend 2
sen. Transparenz und Nachvollziehbarkeit sind notwendige Bedingungen, um noch ausreichend L
Fremdbeurteilungen und Noten für sich akzeptieren zu können. 0 mangelhaft nicht ausreichend 0
t Kriterienkatølog als Schreibhilfe: Kriterienkataloge können zugleich auch
als Schreibhilfen genutzt werden. Sie stellen gewissermaßen eine Checklis- Notenschema
te für Planung und Überarbeitung bereit. In reduzierter oder konzentrierter
Form können sie den Schreibprozess anleiten. Sicherlich ist es nicht sinnvoll, Sollte aus bestimmten Gründen die Anzahl der Kriterien reduziert werden,
den gesamten Schreibprozess an solchen Katalogen zu orientieren. Aller- dann bietet sich eine Reduktion auf acht Kriterien an, weil dann jeweils eine
dings kann es hilfreich sein, auf diese Weise bestimmte Aspekte besonders Zweipunktedifferenz einer Notenstufe entspricht.
zu fokussieren. Wer Schwierigkeiten hat, seinen Text sinnvoll aufzubauen,
kann sich hierzu zwei oder drei Leitfragen formulieren. Oder wer sich oft un- Prozessorientiertes Benoten bei Klassenarbeiten
verständlich ausdrückt, kann sich eine Liste mit treffenden Ausdrücken zu- Prüfend-bewertendes Beurteilen, also Benoten, sollte ein Sonderfall des Beur-
recht legen. Beim Überarbeiten, das heißt bei der Selbsteinschätzung seines teilens sein. Bei der vorgeschriebenen Zahl der Klassenarbeiten sollten die
Textes, kann man ebenfalls versuchen, sich an den Kriterien zu orientieren. Schreibaufgaben
704 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und heurteilen 105

r nicht zu lang und umfangreich sein Seit Beginn der 198Oer-Jahre ist im angloamerikanischen Raum die Portfo-
r sich an unterschiedlichen Schreibanforderungen (kognitiv, produktiv, krea- Iioarbeit eine wichtige Methode der Schreibdidaktik. Die Portfolio-Bewegung
tiv) orientieren und entsprechend variieren in den USA umfasst eine breite und vielfältige Schreibftirderung auf allen Bil-
¡ aus dem Unterricht erwachsen und in ihn eingebettet sein: ,,Geprüft wird dungsebenen - von der Grundschule bis zur Universität sowie in Weiterbil-
nur, was auch gelernt worden ist" dungs- und betrieblichen Einrichtungen. Seit einigen Jahren gewinnt auch im
r auch als kooperative Textproduktion angeboten werden. deutschsprachigen Raum die Portfolioarbeit in Schule und Universität zuneh-
Die Erstschrift ist immer als Textentwurlzu bewerten. Sie soll mit Lernange- mend an Bedeutung. Für die schulischen Portfolios gibt es ztr Zeit kein ein-
boten und Kommentaren des Lehrers versehen werden. Beides soll auf einer heitliches Begriffsverständnis. Das Konzept realisiert sichje nach Ziel, Anlass,
Auswahl der zu korrigierenden Auffälligkeiten basieren. Der Schüler sollte Einbindung im fächerübergreifenden Unterricht (etwa Projekte, s. Kapitel 8)
ausreichend Zeit und damit Distanz ntmüberarbeiten seines Textes bekom- und Schwerpunkt im Lern- und Benotungskontextjeweils anders. Es gibt also
men. Erst die überarbeitete Zweitschrift od.er Endfassung soll benotet werden. nicht das Portfolio: Es ist ein offenes Konzept. Es hat so viel oder so wenig Platz
Die Fähigkeit des Schülers, seinen Text zu überarbeiten, soll Teil der Note sein. im Unterricht, wie der Lehrer will, und andererseits ist es so unterschiedlich
Oder weitergehend: Die Teilhandlung des Schreibprozesses, das Überarbeiten, wie der Schüler, der es erstellt. Die inzwischen weltweite Ausbreitung des Port-
wird als Klassenaufsatz gewertet (vgl. Bnunuann 2002, 1.21).In diesem Sinne folios in der pädagogischen Praxis verdankt sich nach Häcker (2004, 145 f.) vor
ist die prüfend-bewertende Beurteilung also besonders prozessorientiert, weil allem folgenden Zielen:
so der gesamte Schreibpro zess fórdernd-beurteilend begleitet wird. r ,,die Erhöhung der (Selbst-)Reflexivität der Beteiligten hinsichtlich des Lehr-
Lern-Prozesses bzw. des eigenen Lernens"
Alternativen zum,Klassenaufsatz' ¡ ,,die Erhöhung der Eigenverantwortung und Selbststeuerung im Lernen
r Den Schülern sollte eine entsprechende Vielfalt von Schreibsituationen mit r sowie der Selbstbeurteilung der Qualität eigener Leistungen."
individueller Schreibzeit und Möglichkeiten der Textentwicklung geboten Die Erhöhung der Validität von Leistungsbeurteilung und damit verbunden
werden. Also nicht nur die punktuelle ,Prüfung' in der Klassenarbeit. Dies auch eine Verbesserung der Qualität von Lernen und Unterricht sollte so er-
gilt vor allem für Texte, die im kreativen Schreiben entstehen, in einer Mi- reicht werden.
schung aus Schreibaufgaben, die an (literarische) Texte und offene Verfah-
ren gebunden sind. Portfolio: Die eigenen Stärken dokumentieren
r Jeder Schüler führt eine Textmappe (Portfolio, vgl. das folgende Kapitel) mit Im Zusammenhang unseres Buches stützen wir uns vor allem auf das Konzept
den in der Schule erstellten Produkten: Die Auswahl der zu benotenden von Bräuer (1998b; 2OOO; 2OO4), das er speziell für die prozessorientierte
Texte wird vom Schüler alleine oder mit ihm gemeinsam vorgenommen. Schreibdidaktik entwickelt hat. Bräuer unterscheidet zwischen exemplari-
r Es erfolgt ein Gesamturteil (bezogen auf alle in der Schule erstellten und schen Portfolios oder Produkt-Portfolios, in denen Endfassungen von Texten
ausgewählten Textprodukte, usw.), statt eines Einzelurteils. Noten mit ver- gesammelt werden, welche die schriftliche Entwicklung des Schreibers doku-
baler Kommentierung begründen die Bewertung. mentieren und Prozess-Portfolios, die sowohl Vorarbeiten, Materialien, Krite-
rienkataloge, erste Entwürfe als auch Endfassungen von Texten beinhalten. So
wird der Weg vom ersten Entwurf bis zum fertigen Text transparent. Das
6.5 Das Portfolio bedeutet, nicht nur verschiedene Textarten auszuprobieren, sondern ebenso
Für eine prozessorientierte Schreibdidaktik eignet sich in besonderem Maße verschiedene Schreibstrategien und wechselnde Perspektiven der Adressaten-
die Arbeitmit d.emPortþlio. Portfolios sind Mappen, in denen Schüler nach vor- orientierung. Diese Art von Portfolios bietet sich gerade fùr einen prozess-
her festgelegten Kriterien ihre schriftlichen Produkte und Reflexionen als auch orientierten Schreibunterricht an, da Lernenden und Lehrenden Schreibstra-
weitere Materialien sammeln. Sie geben damit Auskunft über ihren Entwick- tegien sichtbar werden können, die sonst nur im Kopfdes Schreibers ablaufen.
lungsprozess, sowohl sich selbst als auch dem außenstehenden Leser. Für Ler- Jede Endfassung eines Textes wird also auf der Grundlage der Portfolioarbeit
nende und Lehrende ist das Portfolio ein wirkungsvolles Lern-, Bewertungs-, betrachtet, sodass die endgültige Schreibleistung nicht punktuell bewertet
Evaluations- und Reflexionsinstrument. wird, sondern integraler Bestandteil eines Schreibprojektes wird (Bnausn,
1998b, 89).
106 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte hewerten und bcurteilen LO7

Schreiben sich lohnt. Und auch Spaß macht: neue Elemente im sprachlichen
Für die schulische Arbeit bedeutet dies, die Schüler anzuregen, aufGrund
Gestalten können spielerisch,/kreativ ausprobiert werden, ohne gleich bewer-
gemeinsamer Vereinbarungen repräsentative Lernergebnisse in Mappen zu
tet zu werden. Gleichzeitig kommen dabei wichtige Aspekte des Schreibens ins
sammeln. Dabei entscheiden die Schüler selbst, welche Dokumente sich be-
Bewusstsein und eine intensive Auseinandersetzung mit vielen Phasen der
sonders gut eignen, um ihre Lernentwicklung in Bezug auf vorher gemeinsam
Textproduktion wird selbstverständlich. Schreibend erweitert sich das Wissen
festgelegte und für die Schüler einsichtige Beurteilungskriterien oder Lernzie-
um Schreibstrategien, Textstrukturen, Textarten, Funktionen und Wirkungen
le zu dokumentieren. Zu Recht stellt Schwarz (2001,,25) fest, dass es einen ,Ba-
einzelner Teile eines Textes. Teilreflexionen und resümierende Reflexion auf
lanceakt' bedeutet, den Schülern zum einen eine klare Struktur vorzugeben,
das eigene Schreiben hält der Lernende schreibend und bewertend fest und
ihnen aber zum anderen für eine eigene Auswahl von Arbeitsbeispielen genú-
kommentiert seine Vorgehensweise. In der reflexiven Auseinandersetzung mit
gend Freiraum zu bieten und sie somit an Beurteilungsprozessen zu beteiligen.
dem eigenen Lernen wird Schreiben deutlich als Prozess erlebt und gleichzei-
Ein bedeutendes Anliegen der Arbeit mit Portfolios, das von den Autoren Ber-
tig ein positiver Zugang zum Lernen allgemein geboten.
ning (1998, 2000); Bräuer (1998a & b, 2000); Vierlinger (1.999-); Schwarz
(2 00 1) ; B aurmann (2OO2) ; B öttcher/GapIa (2002) üb ereinstimmend angeführt
Portfolio: Methodische Schritte gehen
wird, ist, mithilfe von Portfolios die Reflexions- und Beurteilungsfähigkeit der
Das Portfolio muss in einen sinnvollen Lernkontext gestellt werden und für die
eigenen Leistungen zu stärken. lndem der Schüler selbst die eigenen Leistun-
Lernenden thematisch interessant sein. Die Verbindung mit unterschiedlichen
gen kritisch beurteilt und dann diejenigen auswählt, welche seiner Meinung
Unterrichtsformen und -methoden ist vielfältig. Häuhg bietet sich der Einsatz
nach besonders gelungen sind, trifft er eine Vorauswahl, bevor er dem Lehrer
im Projektunterricht, aber auch in längeren Zeiträumen zu bestimmten The-
das fertige Portfolio vorlegt. Da die Beurteilungskriterien und der Erwartungs-
men in einzelnen Fächern oder in einem fächerübergreifenden Unterricht an.
horizont im Vornhinein mit den Schülern abgesprochen sind, wirken Portfolios
Je nach Einsatz und Zweck wird entweder das Produkt-Portfolio, das Pro-
,,als Brücke zwischen Lehren, Lernen und Beurteilung" (ScHwARZ 2001, 109).
zess-Portfolio oder eine Mischform gewählt werden. Unabhängig von der
Bräuer geht noch einen Schritt weiter, indem er feststellt, dass der Lehrende
jeweils gewählten Form sollten immer mit den Schülern vor Beginn der Portfo-
und die Lernenden durch die gemeinsame Ausarbeitung der anzuwendenden
lioarbeit die Ziele besprochen und festgelegt werden: etwa für eine Lernpro-
Beurteilungskriterien zu Partnern werden (1998a, 155). Die für den Schùler
zesseinschätzung, Lernergebnispräsentation bzw. -dokumentation, eine Leis-
vorab ersichtlichen Bewertungsmaßstäbe ermöglichen es ihm, bei der Aus-
tungskontrolle, zur Diagnose. Ebenso müssen der zur Verfügung stehende
wahl seiner Arbeiten kritisch zu selektieren und solche Texte/Arbeiten auszu-
Zeitrahmen, die äußere Form, die jeweilig in Frage kommenden Leser und der
wählen, die den Bewertungskriterien seiner Meinung nach in besonderer
Verbleib des Portfolios geklärt werden. In einem gemeinsam auszuhandelnden
Weise gerecht werden und somit ein Bewusstsein für die eigenen Stärken zu
Inhaltsverzeichnis sollten die obligatorischen und individuellen/freien Teile
entwickeln: Was ist mir besonders gut gelungen? Dieses Bewusstsein erachten
miteinander festgehalten werden. Wie in jedem Schreib- und Lernprozess kann
alle oben erwähnten Autoren als positiv für die Stärkung des Selbstbewusst-
sich das gemeinsam erstellte Inhaltsverzeichnis im Laufe der Sammel- und Ar-
seins des einzelnen Schülers. Der Prozess des Einschätzens, Reflektierens und
beitsphasen individuell verändern. Es sollte ein ,mitwachsendes' Inhaltsver-
Bewertens verteilt sich auf Lehrer und Schüler. Einsicht in das Beurteilen und
zeichnis sein. Entscheidend ist, den eigenen Lernfortschritt wahrzunehmen
Akzeplanz der Noten werden für alle Beteiligten erhöht und in einen Lernpro-
und den eigenen Lernprozess immer wieder zu reflektieren - vor und für sich
zess fùr alle integriert.
selber und im Dialog mit anderen Schülern und der Lehrerin und dem Lehrer.
Schreibberatung (siehe Kapitel 6.3) ist ein unverzichtbares Element der Port-
Portfolio: Schreibkompetenz ftirdern
folioarbeit.
Ein Portfolio anzulegen, reduziert die Komplexität des Schreibens: Kleinere
Beispielhaft für die mittlere Altersstufe zeigen wir das von Häcker (2004,
Textformen, Textteile, Vorläufiges, Festhalten der thematischen Assoziationen
150-152) veröffentlichte Portfolio eines Gymnasiasten aus der siebten Klasse
durch Ideengenerierungsverfahren (zum Beispiel Clustering) usw. belasten
zu einem geschichtlichen Thema aus dem Englischunterricht:
weniger als in sich geschlossene, größere Texte. Die Rahmenbedingungen des
Schreibens verändern sich positiv. Schreiben und Texte bekommen eine un-
mittelbar persönliche Bedeutung. SchüLler begreifen sozusagen ,,sinnlich", dass
7-

108 Teil A - Theoretische Grundlagen Texte bewerten und beurteilen 109

voÌuàrt NdchworT
l+dll0,¡chhe¡0eMichael L undbesuche0lieT.klasseolesCarl-Friedrich-âau0-âyanasi- Zu Beginn Meiner &echerchen wdr tuir nicht bewussf , wie verwirrend das Thet//14 ¡sL lch
uøs tn ft. hatTe es u,1¡f s0 v¡elen Nah4en zu fun fuanchaal u¡f detuselben Naøen aber einer ande-
Iu &ahaen des €nglisch-Unferr¡chfs hatfen wir die,\ufgabe, ein P0rff0l¡0, das zuu ren Person), dass ich tuir zuersr e¡ne grdf¡sche Darsfellunq uachen Lvtussle, wer eiqenf-
u uf assenden The ua âro0br ¡tannì e n qehörl, zu erslel len lichzuwelchetr,ftausgehorÍe Dazuhabeichaanchen,Irfikel dreiual geleseh,dau¡Í¡ch
MehrereMilschølerundÌchenfschiedenunsfùre¡ngeschichfl¡chesfheaa Nunkaa wussret wer qerade geruteikf war
es darauf an ,,Nelches Theaa nehuen wÌr" Nach e¡n¡qeu'1 lltn und [+er einigfen N¡r uns Deshalb habe ¡ch auch fùr øeine Prasenfal¡0h eine F\l¡e hif einea Slawtabauu er-
duf das llaupl-fheua ,,das Mil-felalfer in ûro?britannien" Dazu wàhlre nun ieoler ein sÍellf , ua es f ør die Zuhörer leichfer <u mdchen, uir zu f olqen
€inzelfheaa €¡n¡geN7chenvorherhalteicheineAuiz-Showgesehen,indernachden Nds ¡ch iedzch bedauere, war, dass es in der B¡bl¡othek ke¡ne L¡terdfur zu aliesea
Rzsenkrieqen gefragf wurde Jchon dan'als fand ich die traqe infere$anT und ¡qfzr- lheøa gab So war ich auf das lnternet an7ewiesen.Das øachf øein Porffolio leioler ef-
aÌerTe aich ùber das Thema. Nun k0nnte ich dieses weilerverf olgen wase¡nseifig gei eÌneønàchstenTheøawerdeicholeshalbbei derhlahl øeinesTheøas
4a spannendsfen fand ich ersl e¡nhdl d¡e Fraqe wdruk4 die R1senkr¡e7e so hìe1en aehr darauf achten, dass u,tr unfersch¡edl¡che Auellen zur verfngung srehen
8ei t'vte¡nen Ndchforschungen sÌellÌe ich dann Neiferhin fest, dass innerhalb oles 3o Jah- Tr7fzdeh bin ¡ch der lle¡nung, alles Nlssenswerfe ùber oleses Theua dargesfellT zu
re dauernolen krieges die lvldcht zw¡schen zwei llerrscherhÀusern h¡n- und herwechsel- haben tchfand es duch lehrre¡ch einen kleinenfeil der heschichte âro1brilanniens in-
te Sehr c I eve r f a nd i ch 0l ¡ e,+ rl, w ie der k0 nf I ¡ kl zw i tc he n 0l e n be i d e n ll àu ser n a a E nde fensiver kennentelernf zu haben Das haf h¡ch neuq¡er¡7 auf welfere €inzelheifen ge-
beigelegf wurde h/,achf . lch bin s¡cher,1 auch beiø nàchslen þtal w¡eder ein geschichfliches Thema zu wàh-
Ìch hoffe, aeine kurze EÌnleifunq hafSie neugieri0 get'vtacht, aber auf ¡eden tall kön- len, da es M¡r v¡el \pd0 qewachr har.
nen auchSie attl Ende derfolqendenDarsfellungen aehr uber die Rosenkriege erzàhlen
Nachuort eines Portþlios fHÄcKER 2OO4,152)
Voruort eines Portfolios fHÄcKER 2004,1,50)
Ein Beispiel für ein Prozess-Portfolio für die 13. Jahrgangssúzle zeigen wir in
lnhatfsverzelchn¡s Kapitel 8 Schreiben im Museum.
Titel Seítenanzahl llinein^elegt llerausgenouuen
Portfolio: Benoten
Yorltorf 1 ,J 06 2003
Portfolios bieten für die Textbewertung eine besonders effektive Alternative,
Farschunqsfrage 1 24 03 2003 in der Schule zum Klassenaufsatz und an der Universität zu Klausur und
/'.4 t f K o / ri /44 e /4 fa re rt schriftlicher Hausarbeit. Die punktuelle Benotung von Schreibleistungen wird
Zie/fora¿u/ierunq 1 26 06 2003 damit erheblich reduziert und die Leistungsbeurteilung gewinnt an Validität.
t. l tl tl Wir stellen die einzelnen Schritte kurz idealtypisch in den K/asse¿ 5/6 ntm
Peer Serafakq 1 19.052003 Erzählen einer komplexen Geschichte dar. Jede Schülerin und jeder Schüler
hedankenblalf 1 16 06 2003
legt zu diesem Zweck eine selbst gestaltete Portfolio-Mappe an. Dazu werden
die folgenden wichtigsten Vereinbarungen getroffen:
ilachøorf 1 2t 06 2003
¡ Bei der Erarbeitung der Textart werden gemeinsam die Kriterien für die spä-
I n h alt s u erz ei c hni s e in e s P orflolios fHacr¡n 200 4, 1 5 1 ) tere Beurteilung entwickelt, die in Form von Kriterienkatalogen Bestandteil
des Portfolios sind. Sie können zunächst von den Schülern als Schreibhilfe
benutzt und später von den Lehrern bei der BewertungÆenotung ausgefüllt
werden.
r Bei der Erarbeitung der bestimmten Textart wird alles, was beim Planen,
Schreiben und Uberarbeiten eines Textes verwendet wird, abgeheftet. Mög-
lich ist auch, zum Thema passendes gesammeltes Material abzuheften. Die
7

110 Teil A - Theoretisehe Grundlagen Texte bewerten und beu¡teilen ltl

überarbeitete Endfassung steht auf einem farbigen Blatt, um sie noch mal beitung - einzugreifen. Die Verantwortung für das Lernen verteilt sich somit
hervorzuheben. aufLehrperson und Schüler (Scnwenz 2001,24).
r Zu jeder Textart schreiben die SchüLler mehrere Texte, mindestens aber zwei
Texte, die sich inhaltlich unterscheiden. Die Schüler entscheiden selbst, wel- Dlmgns¡on Krit€rium Grad
cher Text bewertet werden soll. Das Wissen um die Möglichkeit, bestimmte Sprachricht¡gkeit I 0,5 0
Texte auswählen zu können, verringert den Schreibdruck und erhöht die
Orthographie 1 Du hast d¡e Geschichte ohne Rechtschreibfehler
Textqualität. geschrieben.
r In einer ersten Beurteilung durch den Lehrer werden orthograflrsche und Sprachangemessenhe¡t
grammatikalische Fehler markiert. Alle übrigen Textkriterien werden im
Satzbau 2 Du hast die Sätze richtig und verständlich gebildet und
Kriterienkatalog eingetragen; des Weiteren können Kommentare geschrie- sinnvoll untere¡nander
verbunden (Satzverbindung, Satzgefüge, Verueisungen)
ben werden. Über besondere Auffälligkeiten kann ggi. zttsàIzlich mit den
Schûlern vor der Überarbeitung gesprochen werden. Sprachstil 3 Du hast das Besondere deiner Geschichle betont durch
Fragen, wörtliche Rede, Wiederholungen,
r Im Anschluss daran erhalten die Schüler ihre Portfolios zur Überarbeitung Wortneuschöpfungen und sprachliche Bilder.
zurück und wählen den bzw. die Texte zur Benotung aus. Dadurch liegt zwi-
Tempus 4. Du hast d¡e r¡chtige Zeitform (Präter¡tum) gewählt
schen dem Verfassen, der Auswahl und dem Überarbeiten des Textes eine
lnhalt
Zeitspanne, die die erforderliche Distanz schafft. Die Textendfassungwird in
der Schule geschrieben, da die Schüler so Gelegenheit haben, bei Unklar- Gesamtidee 5. Du stellst in deiner Geschichte ungewöhnliche ldeen,
erzählwürdige Ereignisse und für dich bedeutsame
heiten nachzufragen. Personen in Beziehung

¡ Bei der Benotung der ausgewählten Endfassung(en) werden in die Krite- 6 Du hast eine spannende Uberschr¡ft gewählt
rienbögen Pfeile eingetragen, die die Entwicklungstendenz der Überarbei- Umfang/ Du hast deine Geschichte vollständ¡g und
tung verdeutlichen. Sie zeigen den Schülern, ob sie ihre Texte wirklich ver- Vollständ¡gkeit verständlich (oder spannend, lustig,
gruselig, nachdenklich .) erzählt und
bessert haben. Das kann aussehen, wie im Beispiel rechts gezeigt. wìcht¡ge Einzelhe¡ten und Beziehungen als auch
Ursachen und W¡rkungen m¡tgeteilt.

Erst nach dem Setzen der Pfeile erfolgt nun das Benoten der Aufsätze. Die Schü- Adbau
N
ler haben daraufhin die Möglichkeit, die Mappen für einige Tage mit nach Hau- c
C) Textmuster 8. Du hast deinen Text als Ezähltext (von Erlebtem,
o
se zu nehmen und die Ergebnisse mit ihren Eltern durchzusprechen. Auch hier o- Erfundenem, Erträumtem, auf e¡nen anderen Text bezo-
E gen) richtig geschrieben.
können sie wertvolle Anregungen bekommen oder sind gefordert, die Auswahl Y
!
ihres Textes zu begründen. 'õ Textaufbau 9. Du hast alle notwendigen Erzählelemente (Ezählanlass,
c Orientierung, Komplikat¡on, Auf lösung,
Bei der Arbeit mit Portfoliomappen zieht sich sowohl die Korrekturarbeit als <t) Schluss/Coda,/N/oral) eingehalten und die Reihenfolge
I entsprechend deiner Ezählabs¡cht gewählt (z B Offener
auch das Fertigstellen eines Textes über einen viel längeren Zeilratm hin als @
O Schluss, Anfang mitten im Geschehen...).
bei üblichen Tests oder Klassenarbeiten. Das Schreiben der Texte und auch die o
N
Prozes
BeurteilungÆenotung bilden einen längeren Prozess. Von Vorteil ist, dass die o
o-
einzelnen Beurteilungsschritte überschaubarer sind, als wenn eine Klassenar- 'tr Planen/ 10. Du hast deinen Text erkennbar geplant
o Überarbeiten und/oder überarbeitet
U)
beit nur in einem Schritt bewertet wird. Bei der hier vorgestellten Methode
WagniY 11 Du hast mutig Erlebtes und Fantasie mit
kennt die Lehrerin und der Lehrer nach einer ersten Durchsicht die Schüler- Kreat¡v¡tät e¡nander verbunden und viel Freiheit beim Schreiben
texte und kann sich bei den folgenden Beurteilungsschritten aufeinzelne Punk- c genutzt
o
.9.
te konzentrieren. Die Beurteilung wird auf verschiedene Zeitpunkte verteilt o 12 Du wagst es, deine Gefühle, Gedanken und besondere
c
Reaktionen in de¡ner Geschichte zu beschreiben und
und in den Phasen dazwischen hat immer wieder die Schülerin und der Schü- o den Leser in die Welt deiner Geschichte zu enlführen.
Ier die Möglichkeit - sei es durch die Auswahl eines Textes oder durch Überar- o
Die in diesem Werk angegebenen Internetadressen haben wir überprüft
(Redaktionsschluss 31. 3. 2006). Dennoch können wir nicht ausschließen, dass unter
einer solchen Adresse inzwischen ein ganz anderer Inhalt angeboten wird.

TextqueUen:
S. 108: Thomâs Häcker, in: Gerd Bräuer: Schreiben(d) lernen. @ edition Körber Stiftung, Hambug;
S. 120: Hermann Hesse: Unterm Rad. Aus: Hermann Hesse, Sämtliche Werke, Band 2: Die Romane
@ Suhrkamp Verìag Frankfut Main 2001; S. 186 - 188: mit fretmdl. Gen. v.: ww.kindetaerzte-im-
netz.de; S. 188-190: mit freudl. Gen. v Pressedienst 01-05/03.01.05, Verband Bildmg und Erzie-
hung, VBE NRW e.V., Westfalendamm24T,44747 Dortmund, www.vbe-mw.de/Grüne Jugend
Saar/Lehrerkamer Hambug; S. 190 f.: @ Dr. Melanie Moll, München; S. 218: aus GEOlino 8/2002,
@ Grmer + Jahr AG, Hamburg; S. 224 f.: aus einer unveröfffentl. Seminararbeit, @ Ursula Göricke;
S. 237: @ Günter Miklitz, Bonn

Bildquellen:
S. 13: @ Schmandt-Besserat 1978; S. 26: @ FlowerÆIayes 1980; S. 40: @ Hayes 1996; S. 118: aus
Pareys BlumenbuchUl9S6,PareyYerlag MVS Medizinverlage Stuttgart; S. 156, 158: @ Sammlurìg
Ludwig, Aachen/Fotos: Anne Gold, Aachen; S. 160: @ Kai Savelsberg, Monschau 2006; S. 161:
O Evel)'rì Rogge, Jüùich 2006; S. 165: @ Stiftung Insel Homlroich,/Tomas Riehle/artur, Köln

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