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D E U T S C H A L S F R E M D S P R AC H E

Flexibler Unterricht mit Blended


Learning
Lernende sind inzwischen auf den Geschmack von Online-Angeboten gekommen und
wünschen sich flexible Kursmodelle. Die Lehrkräfte stehen daher vor der Herausfor-
derung, wie sie alles unter einen Hut bringen und den Erwartungen gerecht werden.
Blended Learning ist dafür eine gute Lösung. Was meinen Sie?

Im Blended­Learning­Format wech­ Onlinephase Lernen und den Austausch in der


seln sich Präsenz­ und Onlinephasen Die Onlinephase kann auch als Präsenzphase sinnvoll zu verknüp­
regelmäßig ab, sind inhaltlich und Selbstlernphase bezeichnet werden, fen. Man spricht von Verzahnung.
didaktisch sinnvoll miteinander ver­ obwohl sie auch von der Lehrkraft Grundsätzlich gibt es dafür zwei
bunden und bauen aufeinander auf. betreut wird. Die Lernenden trainie­ Möglichkeiten: die Ergebnisse von
Die Lehrkraft ist in beiden Phasen ren in Einzelarbeit die Inhalte aus Online­Aktivitäten in der Präsenz­
präsent. Sie begleitet und unter­ dem Präsenzunterricht, z. B. in ver­ phase wieder aufzugreifen und wei­
stützt die Lernprozesse. schiedenen Wortschatz­ und Gram­ terzuführen sowie Lernprodukte aus
matikübungen. Sie verfassen schrift­ der Präsenzphase online zu stellen
Präsenzphase liche Texte und bereiten mündliche und weiter zu bearbeiten.
Die Präsenzphase ist der herkömm­ monologische Beiträge vor. Auch
liche Unterricht mit festen Unter­ Gruppen­ oder Partnerarbeit finden Lehrwerke
richtszeiten. Alternativ kann sie ihren Platz in der Onlinephase, Moderne Lehrwerke wie Kontext mit
durch Online­Live­Sitzungen ersetzt wenn die Lernenden z. B. gemein­ dem modularen Aufbau und einem
werden. In der Präsenzphase sam Glossare erstellen, Argumente breiten digitalen Angebot bieten für
werden neue Inhalte erarbeitet, für Diskussionen oder Rollenspiele den Blended­Learning­Unterricht
Lernstrategien vermittelt, Rede­ sammeln oder nach der Recherche mehrere Möglichkeiten. Hier ein
mittel und grammatische Struktu­ eine Präsentation für ein Projekt paar Beispiele aus Kontext B1+.
ren eingeführt und in diversen entwerfen.
Sozialformen geübt und angewendet. Beispiel 1
Im Mittelpunkt des Unterrichts steht Verzahnung Die Frage „Wann muss oder will
die mündliche Interaktion. Um den Lernprozess auf ein neues man etwas lernen?“ bildet den Ein­
Level zu bringen, ist es wichtig, die stieg in das Thema „Man lernt nie
Ergebnisse aus der selbstgesteuerten aus …“ in Kapitel 2. Zwei Situatio­
Onlinephase und das gemeinsame nen dienen als Beispiele, weitere

Zur Autorin
Anna Grigorieva, Fortbildnerin
für DaF/DaZ mit Schwerpunkt
E-Learning, Autorin

12 | Klett Tipps Nr. 73

1
© Ernst Klett Sprachen GmbH, Stuttgart | www.klett-sprachen.de |
Artikel aus:
Alle Rechte vorbehalten. Von dieser Druckvorlage ist die Vervielfältigung für den
Klett Tipps 73: Flexibel bleiben!
eigenen Unterrichtsgebrauch gestattet. Die Kopiergebühren sind abgegolten.
W641033 (7/2021)
D E U T S C H A L S F R E M D S P R AC H E

„Bieten Sie zu Beginn


aus: Kontext B1+, Kursbuch, S. 27
nicht zu viele digitale
Tools an. Motto:
Ideen werden in Gruppen gesam­
melt. Diese Aktivität lässt sich ein­
„klassische“ Diskussionen als auch
für besondere Diskussionstypen wie
Weniger ist mehr!“
fach online in einem Forum oder die Vier­Ecken­Diskussion einsetzen.
einem kooperativen Texteditor um­ 5. Nutzen Sie nur einen Kommuni­
setzen. Zu beachten ist dabei, dass Beispiel 4 kationskanal online, z. B. ein
die Lernenden gegenseitig auf ihre Wortschatz und Grammatik, die in Nachrichtenforum. Kündigen Sie
Beiträge reagieren. Aus den gesam­ der Onlinephase geübt, vertieft und das neue Aufgabenpensum regel­
melten Ideen können Sie z. B. eine schriftlich angewendet wurden, mäßig an und fassen Sie die Er­
Autogrammjagd erstellen und damit können im nächsten Präsenzunter­ gebnisse zusammen.
den Präsenzunterricht beginnen. richt schnell und effektiv wiederholt 6. Zeigen Sie online regelmäßig Ihre
werden, z. B. mit Flip-Quizzes Präsenz, z. B. durch Kommentare
Beispiel 2 (Online­Lernkarten) oder mit inter­ unter Beiträgen, aufmunternde
In Kontext gibt es immer wieder aktiven Tafelbildern, die es in Nachrichten oder persönliche
„Oder­Aufgaben“. Sie bieten den Kontext zu jedem Kapitel gibt. Mitteilungen.
Lernenden die Wahl, eine themen­ 7. Unterstützen Sie den Austausch,
bezogene Aufgabe nach ihren Vorlie­ indem Sie Fragen stellen und
ben und Bedürfnissen zu bearbeiten. positives Feedback geben.
Solche Aufgaben eignen sich perfekt 8. Nutzen Sie die Vorteile von Blink­
für kooperative Aufgaben online. Learning: einfache und schnelle
Bei Variante B formulieren die Kommunikation, Materialienbe­
Lernenden im ersten Schritt ihre reitstellung, Lernfortschrittverfol­
Wünsche, was sie gern noch lernen gung und Evaluation.
aus: Kontext B1+, Kapitel 2 (Klett Augmented)
würden, und posten sie z. B. an 9. Lassen Sie die Lernenden mit dem
einer virtuellen Pinnwand oder in digitalen Übungsbuch arbeiten.
einem Forum. Im zweiten Schritt 10. Denken Sie immer die Verzah­
recherchieren sie füreinander, 10 Tipps für den erfolgreichen Blended- nung mit: Welche Aktivitäten aus
suchen nach passenden Angeboten Learning-Unterricht der Onlinephase greifen Sie in
und veröffentlichen ihre Vorschläge 1. Bieten Sie zu Beginn nicht zu der Präsenzphase wieder auf und
unter dem jeweiligen Beitrag. viele digitale Tools an. Motto: umgekehrt?
Die Lehrkraft kann anonymisiert Weniger ist mehr!
die häufigsten Fehler sammeln und 2. Erweitern Sie langsam die Auf- Entscheiden Sie sich für den richti­
sie anschließend im Präsenzunter­ gabenpalette, denn die Lernenden gen Mix und genießen Sie die Vor­
richt z. B. in einer Fehlerauktion sollen erstmal eine Routine im teile von Blended Learning!
behandeln. Umgang mit dem digitalen Bringen Sie Ihre Lernenden zu mehr
Angebot entwickeln. Lernerfolg!
Beispiel 3 3. Führen Sie Aufgaben und Tools
Stadt oder Land? Interessante ausführlich ein, damit niemand
MEHR ENTDECKEN
Diskussionen sollten gut vorbereitet an technischen Schwierigkeiten
werden, und das lässt sich auch in scheitert. Kontext B1+
die Onlinephase verlagern: In 4. Planen Sie für die Onlinephase ISBN 978-3-12-605334-1
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Einzelarbeit üben die Lernenden ausreichend Aufgaben für indivi­
kontext
Redemittel für Diskussionen, duelle Arbeit, aber nicht mehr als
danach sammeln sie in Gruppen Pro­ eine kooperative Aufgabe. Faust­
und Contra­Argumente zum Thema. regel: Fördern, aber nicht über­
Diskutiert wird im nächsten Prä­ fordern.
senzunterricht, dabei können Sie
die gesammelten Ideen sowohl für

Klett Tipps Nr. 73 | 13

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