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FERTIGKEIT SCHREIBEN: ZIELSETZUNG UND ÜBUNGSTYPOLOGIE

. Schreiben ist eine elementare Kulturtechnik und gehört zu den


Grundfertigkeiten;
. Beim Schreiben wird Sprache in graphischen Zeichen ausgedrückt;
. Der Kommunikationspartner ist nicht präsent und oft auch nicht bekannt;
. Im Fremdsprachenunterricht gibt es einige Gründe für eine ablehnende Haltung
atitudine de respingere dem Schreiben gegenüber. Rainer Bohn nennt die
folgenden Gründe dafür:

- der kommunikative Sprachunterricht steht heute im Vordergrund;


- Schreiben ist nur für Spezialisten wichtig;
- Schreiben ist Zeitverschwendung; risipa de timp
- Schreiben kann weitgehend selbständig erlernt werden;
- Es gibt wenige geeignete Übungsmaterialien für die Entwicklung der Fertigkeit
Schreiben.

Gründe für die Bedeutung des Schreibens:


- Schreiben hat kommunikative Ziele (E-Mails, Briefe ...);
- Schreiben ist auch in Gruppenarbeit möglich;
- Schreiben unterstützt besonders visuell geprägte Lerner – Medienzeitalter!
- Schreiben bietet die Möglichkeit an, sich strukturierter und detaillierter mit
einem Thema zu befassen. anbieten - oferi

Reale Schreibsituationen

1. Schreiben als Ziel: Brief, Postkarte, Notiz, Entschuldigungschreiben, Protokoll,


Tagebuch, Einladung zur Klassenparty, Glückwunschkarte, Bewerbung für
Ferienjob, Schreiben an Jugendherberge, Geschichte / Märchen verfassen, usw.
2. Schreiben als Mittel für andere Zwecke: beim Hörverstehen, bei
Telefongesprächen, zur Vorbereitung eines Referats, Notizen beim Zuhören eines
Referats, Erinnerungshilfen, Überprüfen von Wortschatz, Hausaufgaben, usw.
A. Schreiben aufgrund kommunikativer Bedürfnisse - necesitate
Gründe für das Schreiben im Deutschunterricht verfolgen kommunikative Ziele:
. formelle Briefe (zur Informationsbeschaffung): Verlag, Buchhandel,
Touristeninformation, Hotel, Jugendherberge, Campingplatz, usw.
. informelle Briefe: Karten –Ansichtskarten, Briefpartner (Klassenkorrespondenz)
. Formulare: Fragen zur Person (Anmeldung im Hotel, in Jugendherbergen, auf
dem Campingplatz), Telegramm, usw.
. kurze Mitteilungen.

B. Schreiben aufgrund unterrichtspraktischer Bedürfnisse


Gründe für das Schreiben im Deutschunterricht verfolgen unterrichtspraktische
Ziele:
. Hausaufgaben;
. Tests;
. Notizen für die spätere mündliche Produktion;
. Stichwortskizzen, Material und Ideensammlungen;
. Übungen zu Wortschatz und Grammatik.

Binnendifferenzierung – auch innere Differenzierung genannt, bezieht sich auf:


. Tempo > einige Lernende arbeiten schneller als andere;
. Niveau > einige Lernende sind besser als andere;
. Interessen > unterschiedlich;
. didaktische Arbeitsformen müssen unterschiedlich sein, weil auch die Lerntypen
unterschiedlich sind > unterschiedliche Strategien.

Unterrichsstrategien
. zusätzliche Aufgaben für die schnelleren Lernenden;
. anspruchsvollere Aufgaben für die besseren Lernenden;
. mehrere Themenvorschläge, unterschidliche Bildvorlagen > die Studierenden
können nach dem Interesse ein Thema wählen, über das sie schreiben.

C. Schreiben aufgrund lernpsychologischer Überlegungen – a reflecta


Beim Schreiben werden mehrere Sinneskanäle aktiviert:
- optische Sinneskanäle (man sieht, was man schreibt);
- akustische Sinneskanäle (Sprachlaute, Phoneme mit den entsprechenden
Abbildern der Buchstaben werden den Graphemen assoziiert);
- sprechmotorische Sinneskanäle (wer schreibt, artikuliert innerlich, was er
schreibt);
- motorische Sinneskanäle (die Schreibbewegungen werden mit der Hand
gemacht).
Viele Menschen behalten und fixieren die Informationen schriftlich!

D. Schreiben als Hilfe bei der Strukturierung geistiger Handlungen


Schreiben ist mit der Entwicklung unseres Denkens, mit den Ordnungsprinzipien
eng verbunden. – strans legat Schreiben hilft bei der Ordnung und Strukturierung
von chaotischen, unsystematischen Gedanken.

Typologie von Schreibübungen

1.Vorbereitende Übungen
2. Aufbauende Übungen
3. Strukturierende Übungen
4. Freies, kreatives Schreiben
5. Kommunikatives Schreiben

1.Vorbereitende Übungen
. bereiten auf die Textproduktion vor;
. keine Texte werden produziert;
. zeigen wie der notwendige Wortschatz erweitert und geübt werden kann (für
die Textproduktion);
. zeigen wie das vorhandene Wissen aktiviert wird;
. zeigen wie Rechtschreibung und Zeichensetzung sinnvoll geübt werden können.
. Sozialform: Partner- oder Gruppenarbeit.
Übungen
. Wortschatzerweiterung

A Einfache schriftliche Übungen zum Abbau von Schreibhemmungen: Wortkette,


3 Wörter- Schlangen, Satzschlange, Wortsätze, ich buchstabiere mich;
B Thematisch gebundene Wortschatzübungen zur Vorbereitung von
Textproduktion: zum Thema Meine Familie ein Schema ergänzen, zum Thema
Hobby – bildgesteuerte Übungen, Pantomime, zum Thema Mein Zimmer -
bildgesteuerte Übungen, Arbeit mit dem Inhaltsverzeichnis eines
Einrichtungskatalogs eines Möbelhauses, Arbeit mit einem Text und Raster
ergänzen;
C Aufbauende Übungssequenz zur Vorbereitung von Textproduktion:
bildgesteuerte Wortschatzübungen, Assoziogramme und andere Ideennetze
(Brainstorming, Mind- map);

. Rechtschreibung und Zeichensetzung.

2. Aufbauende Übungen
. Schwierigkeiten werden isoliert geübt;
. Die Lernenden produzieren noch keine eigenständigen Texte, sondern
bearbeiten und variieren Material aus vorhandenen Texten;
. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Lesen und Schreiben.

Übungen
. Satzgliedstellung /Satzanfänge;
. Konnektoren verbinden Sätze und stellen Beziehungen her (Lückentext mit
Konnektoren ergänzen, offene Sätze fortsetzen, Arbeit mit Karten, Arbeit mit
Satzkarten;
. Satzkombinationen: wie man aus mehreren Sätzen einen Satz macht;
. Weitere Möglichkeiten um Sätze miteinander zu kombinieren;
. Referenzen helfen aus einzelnen Sätzen einen Text zu machen;
. Personenbeschreibung (Arbeit mit einem Steckbrief).
3. Strukturierende Übungen
. Es geht um eine gesteuerte Textarbeit, bei der der Lernende einen stärkeren
produktiven Anteil hat;
. Der Ausgangspunkt ist hier oft ein gesprochener oder geschriebener Text.

Übungen
. Umwandeln von Dialogen oder Kurznachrichten in Erzähltexte;
. Textergänzungen:
- in einer Geschichte die fehlenden Teile ergänzen;
- eine Geschichte weiterschreiben;
- eine Geschichte kurz vor dem Ende abbrechen und einen Schluss schreiben
lassen;
- Textüberleitungen (von einem Kapitel zum nächsten) schreiben;
- nur den Anfangs- und Schlusssatz vorgeben und die Lernenden schreiben lassen,
was zwischen den beiden Sätzen passiert ist;
- einige Sätze aus dem Originaltext wegstreichen – der Lernende muss die Lücken
so ausfüllen, dass ein zusammenhängender Text entsteht;
. ein Erlebnisbericht wird zur Zeitungsnachricht;
. Vom Text zum Text: Perspektivenwechsel;
. vom Text zum Text: eine Zusammenfassung schreiben;
. von der Bildergeschichte zum Text;
. vom Bild zum Wort zum Satz zum Text;
. Versprachlichen von Bildgeschichten - freies Schreiben mit Strukturierungshilfen
(Leitfragen);
. Ausfüllen von Textbauplänen oder Textschablonen mit neuen Inhalten.

4. Kreatives freies Schreiben


. Freies Schreiben: Verfassen eigener Texte ohne Textvorlage. Darunter fällt auch
das sogenannte personale Schreiben, in dem der Verfasser auch individuelle,
persönliche, emotionale Impulse verarbeitet.
. Kreatives Schreiben: wird oft in der Fachliteratur als Gegenbegriff zum
sachorientierten und zweckgebundenen Schreiben verstanden.
Übungen
. Assoziogramm;
. Schreibanstösse: Bilder, Texte, Musik, Spiele, Gegenstände;
„Gegenstände erzählen“
„Der geschenkte Satz“
„Elfchen“

5. Kommunikatives Schreiben
. Die Schreibaktivitäten führen gezielt zur Kommunikation in Realsituationen (von
einfachen Postkarten, Briefen und Ausfüllen von Formularen bis zu Berichten und
Protokollen) hin;
. Zu den wesentlichen Komponenten schriftlicher Kommunikation gehören
Adressat, Schreibansicht, formale und sprachliche Konventionen der Textsorte.

Übungen
. Brief- oder Postkartenpuzzle zur Verdeutlichung des Aufbaus;
. Ergänzungsübungen;
. Umschreiben von erzählerischen Texten in Berichtsform;
. Verbalisieren von Schaubildern.

Definition „Fehler“ nach Kleppin


A Ein Fehler ist eine Abweichung vom Sprechsystem.
B Ein Fehler ist eine Abweichung von der geltenden linguistischen Norm.
C Ein Fehler ist ein Verstoß dagegen, wie man innerhalb einer Sprachgemeinschaft
spricht und handelt.
D Ein Fehler ist das, was ein Kommunikationspartner nicht versteht.
E Ein Fehler ist das, was ein Muttersprachler nicht versteht.
F Ein Fehler ist das, was gegen Regeln in Lehrwerken und Grammatiken verstößt.
G Ein Fehler ist das, was ein Lehrer als Fehler bezeichnet.
H Ein Fehler ist das, was ein Muttersprachler in einer bestimmten Situation nicht
sagen oder tun würde.
I Ein Fehler ist das, was gegen die Norm im Kopf des Lehrers verstößt.
J Fehler sind relativ. Was bei einer Lerngruppe in einer bestimmten
Unterrichtsphase als Fehler gilt, wird bei einer anderen in einer anderen Phase
toleriert.

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