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Vorlesung 1 – Bourdieu

Ausgangspunkte:
• Kritik der Theorie (theoretische Sicht auf die Praxis ungleich Praxis)
• Kritik des Objektivismus und Subjektivmus
➔ Ziel: Dialektik von obj. und subj. Betrachtung

Kapital:
• Arbeit in materieller und inkorporierter Form
• Kraft, aneigbar
• Kraft, prägend für soziale Strukturen
• kann Profite produzieren, sich reproduzieren und wachsen

Kapitalformen:
• ökonomisches Kapital, z.B. Geld
• kulturelles Kapital: → inkorporiert, z.B. Fertigkeiten, Wissen, Haltungen
→ objektiv, z.B. Kunstobjekte
→ institutionalisiert, z.B. schulische/akademische Titel
• soziales Kapital, z.B. Netzwerke, müssen aktivierbar sein!
• Symbolisches Kapital, z.B. Ehre/Anerkennung

Kapitalformen der Felder: Feld...


• der Kunst
• des Rechts
• der Wissenschaft
• der Politk
Jedes Feld hat eine spezifische Logik, in der klar ist, was im jeweiligen „Spiel“
relevant/wertvoll/effizient ist!

Der soziale Raum


• Ausgangspunkt: Gesellschaft als räumliches Gebilde, mit möglichen sozialen Bewegungen
• Methode: Konstruktion der objektiven Klasse; Gruppe mit:
 homogenen Lebensbedingungen, z.B. Wohnverhältnisse
 objektivierten Merkmalen, z.B. Vermögen
 inkorporierten Merkmalen, „klassenspezifische Habitusformen“
Klasse ist definiert durch die Struktur der Beziehungen zwischen den Merkmalen!
• Grundprinzipien des sozialen Raumes: Kapitalvolumen, Kapitalstruktur, Zeit

Grafik siehe Folie 9, x = Kapitalstruktur, y = Kapitalvolumen, z = Zeit

Merkmale sozialer Felder:


• Jedes Feld: - ist ein Netz objektiver Beziehungen
besitzt relative Autonomie
• in jedem Feld: - teilen Akteure prinzipielle Interessen
- glauben Akteure an den „Sinn des Spiels“
- kämpfen Akteure um die legitime Definition des Feldes
- kämpfen Jung gegen Alt(bzw. Etablierten)
– Felder unterscheiden sich nach Grad der Institutionalisierung: - hoch ->z.B.
Medizin - niedrig,
z.B. Kunst

Das Konzept des Habitus:


• Strukturierende Strukturen können als strukturierende Strukturen wirken ( = Geschichte
erzeugt Geschichte)
• objektiv geregelt, ohne gehorsame Erfüllung von Zwecken
• objektiv zweckangepasst, ohne Ziele/Zwecke bewusst anzuvisieren
• kollektiv abgestimmt, ohne das Werk eines Dirigenten zu sein

Habitus...
• ist ein Schema, welches strukturiert ist und selbst strukturiert, klassifiziert und
klassifizierbar ist und zwischen Struktur und Praxis vermittelt.
• erzeugt Praktiken, welche regelmäßig, objektiv an Chancen angepasst und kollektiv
abgestimmt sind.
• ist ein System, das Wahrnehmung und Handeln begrenzt und innerhalb dieser Grenzen
Kreativität erlaubt.

Grundlagen des Habitus:
• Kapitalformen
• (Um-)Feld
• Körper

Erzeugungsformen des Habitus;


• Einschärfung, z.B. Training
• Inkorporierung, einkörpern – verkörpern ???

Bourdieu und die Schule

Schule attestiert soziale Unterschiede, objektiviert sie also!


„Die Illusion der Chancengleichheit“

Wirkung der Herkunftsklasse:


je höher die Herkunftsklasse, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, für den Übergang in höhere
Schulformen, bzw. Hochschulen!
Vorlesung 2 – Parsons, Weber, Luhmann

Thomas Hobbes (1588-1679)


• Vater des Absolutismus
• Autor des Leviathan, skeptisches Menschenbild, alle gegen alle, Nutzenorientierung
Lösung: Übertragung an staatliche Gewalt, Vertrag in dem sich alle dem Staat unterwerfen

John Locke (1632-1704)


• Philosoph, Bergründer des Empirismus
• positives Weltbild, Menschen sind frei und gleich
• Markt koordiniert individuelle Interessen, Liberalismus!
• Mängel der Individuen werden du Regeln und Institutionen, die die Ordnung sichern,
ausgeglichen

Parsons´ Problem:
• Nutzenorientierung des Handeln verhindert stabile Ordnung
• Individuen können nur den eigenen Vorteil aufgeben, wenn sie die allgemeine Sicht
einnehmen. Dies geschieht nur durch die Erkenntnis, dass sich eigenes und allgemeines
Wohl ergänzen.
• Soziologien geben bisher keine Antwort auf die Entstehung individueller Handlungsziele

Parsons´ Lösung:
• Handlung ist die freie Entscheidung des Handelnden
• Ordnung basiert auf gemeinsamen Werten und Normen

Annahmen von Parsons:


• moderne Gesellschaften werden normativ integriert, d.h. keine Zufälligkeit von Werten und
die Handlungsziele passen zueinander
• Unterscheidung zwischen faktischer und normativer Ordnung:
➢ faktische Ordnung entsteht unbeabsichtig
➢ normative Ordnung ist die Ausrichtung des Handelns an Normen

Parsons` Handlungsmodell: Die Handlung – Unit Act

Elemente:
• die handelnden Personen
• das Ziel des Handelns
• die Handlungssituation, welche durch Rahmenbestimmungen und Handlungsmittel
bestimmt wird
• Normen und Werte des Handelns

Abbildungen siehe Folien 9-11,


• eine Person, mehrere Rollen (Vater/Arzt/Vereinsmitglied)
• Intra-Rollenkonflikt: eine Rolle → mehrere Erwartungen(je nachdem von wem)

Umgang mit Rollenkonflikten:


• differenzierte Intensität von Rollenerwartungen
• Machtunterschied verschiedener Rollen
• Abschirmung verschiedener Rollen
• gegenseitige soziale Unterstützung von Rolleninhabern

Handlungsmuster nach Parsons („Pattern Variables“)


1. Affektivität vs. affektive Neutralität – Basiert handeln auf Gefühlen?
2. Unversalismus vs. Partikularismus – Handlungskriterien auf alle Menschen oder nur auf
eine bestimmte Gruppe bezogen?
3. Zuschreibung vs. Leistung – Urteilsbasis aufgrund von Zuschreibung oder erbrachen
Leistungen?
4. Spezifizität vs. Diffusität – Integration von verschiedenen Aspekten in Handlungen oder
Fokussierung auf einen Punkt?
5. Gemeinschaftsorientierung vs. Selbstorientierung – Orientierung an Interessen der
Gemeinschaft oder an meinen?

Handlunstypen nach Max Weber:


• zweckrational – rationale Abwägung: Ziel-Mittel-Einsatz
• wertrational – Orientierung am Eigenwert der Handlung → Ausgrenzung der Folgen
• affektuell – emotional → Ausgrenzung von Folgen und Werten
• traditional – Gewohnheiten → Ausgrenzung von Folgen, Werten und Zwecken

Ab jetzt Luhmann

Soziales System nach Luhmann besteht aus sozialen Handlungen , welche aufeinander verweisen
und sich von anderen Handlungen abgrenzen.

Handlungs(-un-)sicherheiten:
• Komplexität durch Unsicherheiten (doppelte Kontingenz)
• Erwartungserwartungen („Ich tue was du willst, wenn du tust, was ich will.“)
• Vertrauen (persönlich und Systemvertrauen)
➔ Ziel: Reduzierung von Komplexität
➔ Ergebnis: Reduzierung UND Enttäuschung
➔ Enttäuschung: Wer hat den Fehler begangen: Selbst- vs. Fremdzuschreibung

Formen sozialer Systeme:


• Interaktionssystem: situative Anwesenheit und direkte Kommunikation
• Organisationssystem: Mitgliedschaft und Kommunikationsmedien(Verbreitungs- und
Erfolgsmedien)
• Gesellschaftssysteme: Reduzierung von Komplexität durch Selektion

Ausdifferenzierung von Gesellschaft:


• Stammesgesellschaft: Verwandtschaft ; Verbindung über Heiratsregeln
• Hochkulturen: Adelsgesellschaft ; Ausbildung erster Teilsysteme(Organisationen) ;
Lockerung der Bedeutung von Verwandtschaft
• moderne Gesellschaft: Teilsysteme(Recht, Bildung, Wirtschaft..) ; Inklusion von Menschen
in Teilsysteme ; Verwandtschaft kein offizieller Code
Merkmale von Systemen:
1. Operative Geschlossenheit:
• - Differenzierung zwischen Innen/Außen
• - System-Umwelt-Differenzierun
• - Wirklichkeit kann nur konstruiert werden
2. Kommunikation:
• - Systeme sind kommunikativ offen
• - Kommunikation ist Beobachtung
• - Mitteilung – Information – Verstehen
3. Selbstreferenz (Autopoiesis)
„Autopoietische Systeme sind Systeme, die nicht nur ihre Strukturen, sondern auch die Elemente,
aus denen sie bestehen, im Netzwerk eben dieser Elemente selbst erzeugen“ (Luhmann)

Moderne Gesellschaft ist ohne Spitze und Zentrum, ist keine Hierachie, und hat Hierachien
innerhalb der Gesellschaft????
Vorlesung 3 – Mikrosoziologie E. Goffmans

Wiederholung Parsons/Luhmann:

Parsons:
• Entwicklung einer „Handlungstheorie“, welche das Handeln ins Zentrum stellt
• Handlung besteht aus einem Akteur mit Zielen & Zwecken, einer Situation und ihren
Bedingungen
• Werte und Normen ermöglichen die Koordination der Akteure
• Handlungsprinzipien: Realisierungs-, Optimierungs-, Konformitäts- und Konsistenprinzip

Luhmann:
• Moderne Gesellschaften sind funktional differenziert
• Soziale Systeme differenzieren sich aus und grenzen sich von ihrer Umwelt ab.
• Systeme sind operativ geschlossen aber kommunikativ offen.
• Systeme erneuern sich aus sich selbst heraus (Selbstreferentialität)
• Sozialisation kann nur … sein?????

Ab jetzt Goffmann

Zwei Handlungsprobleme:
Anforderungen:
1. Erkennen, was in einer Situation vor sich geht: Interpratations- und Handlungswissen
2. Vorteilhafte Selbstdarstellung: Fehler vermeiden bzw. korrigieren
Wichtige Theorietraditionen: Pragmatismus, Symbolischer Interaktionismus, Chicago School, G.
Simmel

Pragmatismus:
• Zusammenhang zwischen Handeln und Bewusstsein steht im Zentrum
• Im Alltag kommt „der Zweifel“ (s. Decartes) nicht vor, Handeln und Denken sind
verbunden!
• Die Handelnden sind zentral.

Exkurs: Mead

Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen:


• Menschen wirken aufeinander ein: Individuen erkennen sich in der Reaktion anderer
Individuen
• die Einheit des Sozialen ist der handelnde Mensch in der Gruppe (prakt. Intersubjektivität)?
• Soziales Handeln besteht aus Kommunikation und Verständigung
Kommunikation basiert auf Symbolen(Laute, Gestik, Mimik,...), die eine bestimmte Bedeutung
haben. Diese Symbole sind sozial definiert.

Das „Selbst“ bei Mead:


• dialogischer Prozess: das Tun des Einen entfaltet sich im Tun des Anderen
• reflexiver Prozess: hereinnahme der Reaktionen anderer in das eigene Selbst,
Rollenübernahme („taking the role of the other“)
• Wir reagieren in 2 Phasen auf uns selbst: Ich gegen Mich
➢ I(Ich): Instanz der Person, welche Wünsche hat
➢ Me(Mich): Instanz, die die Regeln der Gemeinschaft symbolisiert
• Role-Playing: Kind nimmt Perspektive von wichtigen Bezugspersonen ein („signifikante
Andere“), i.d.R. Nacheinander
• Game: Übernahme und Koordination verschiedener Handlungsperspektiven („generalisierte
Andere), i.d.R. Gleichzeitig

Jetzt wieder Goffman

Grundannahmen und Ausgangspunkte:


• Soziale Ordnung ist fragil und zerbrechlich, Quellen sind Körper und Verhalten,
Mehrdeutigkeit der Situation
• Soziale Situtation besteht aus der Anwesenheit von mind. 2 Personen (Kopräsenz & face-to-
face). Wahrnehmung des anderen geschieht über seine Art „Person-zu-sein“. Ist die
minimale Beziehung.
• Raum/Territorien:
 persönliche Raum: Raum, der Menschen umgibt
 Box: temporärer Anspruch auf einen bestimmten Platz
 Reihenpositionen, z.B. Frauen und Kinder zuerst
 Die Haut bzw. Kleidung
 Informations- und Gesprächsreservat: Kontrolle über unsere Person

Performance des Selbst:


Hat das Ziel der Imagepflege(Vermeidungsstrategie, Aggressive Strategie und Kooperative
Strategie) und der Vermeidung von Fehlern

Darsteller und Publikum sind Bühnenwelten:


• Front Stage: Öffentlichkeit, persönliche Erscheinung
• Back Stage: Privatsphäre, z.B. Vorbereitungsräume
• Dynamik zwischen Individuum und Publikum: man wird in der Aufführung beobachtet
• Distanzierung und Identifizierung mit der Rolle

Rahmen und ihre Analyse:


• Fragestellungen: Unter welchen Bedingungen halten wir etwas für „wirklich“ und was geht
hier eigentlich vor?
• Rahmen sind: Grundlage von Interpretation und Praxis und in der Situation vorgegeben
• primäre Rahmen sind: natürliche Rahmen(z.B. Wetter) und soziale Rahmen (z.B.
Wetterbericht), welche Regeln folgen und Kontrollen unterliegen

Transformationen – sekundäre Rahmen


Modul:
• Bündel von Konventionen
• Zentral für die Vorstellung davon, was geschieht
Modulation („keying)
• systematische Transformation der Situation
• Teilnehmer sind involviert
• Hinweise auf zeitliche Klammern
• z.B. Proben bzw. Übungen
Täuschungsmanöver („fabrications“)
• falsche Vorstellung über die Situation erzeugen
• nicht alle Teilnehmer sind involviert
• wohlwollend(Scherz) vs. schädigend(Betrug)
• Serien von Transformationen

Merkpunkte:
• Konzentration auf die Elemente sozialer Situationen und ihrer Sinnhaftigkeit
(„Interaktionsordung“)
• Betonung der Transformation des Rahmens („Rahmenwechsel“)
• Fragilität der Ordnung (Mehrdeutigkeit von Situationssequenzen)
• Zentralität des Körpers: Körper ist Wissen und Zeichen
• Menschen haben verschiedene „Ichs“ („Multiple Identitäten“)
Vorlesung 4 – Garfinkel und die Ethnomethodologie

Wiederholung Goffman
Interaktion wird durch den Körper, Verhaltensweisen und die Mehrdeutigkeit der Situation
gefährdet. Daher formulieren Akteure Interpretationshilfen.
Rahmen und Rahmenwissen dienen als Organisation von Erfahrung.
Es gibt primäre Rahmen (natürliche und soziale Rahmen) und sekundäre Rahmen (Modulationen
und Täuschungen). Rahmen sind kulturell vermittelte und überindividuelle Gegebenheiten.
Person = Maske = Rolle
• eine Rolle einnehmen („spielen“)
• Bemühung der Rolle gerecht zu werden
• Wissen, in der „Aufführung“ beobachtet zu werden
• Identifizierung mit und Distanzierung von der Rolle

Die Interaktionsordung:
1. Menschen reagieren unmittelbar und „reziprok“ aufeinander und erwarten dies auch
(„response presence“)
2. Menschen greifen auf relevantes kollektives Handlungswissen zurück, nutzen es kreativ und
variierend (Rahmen, Modulation)
3. Menschen sind in Interaktionen verstrickt, die dynamisch sind und von den Menschen
getragen werden (Situation und Ordnung)
4. Menschen stellen gegenüber einem Publikum ihr Rahmen- und Handlungswissen dar und
erzeugen ein Bild von sich (für sich und andere) an das sie glauben können (Performanz und
Imagepflege)

Ab jetzt Garfinkel

Ethnomethologie: die Methoden der Teilnehmer


Interesse der Ethnomethologen liegt in den Methoden, welche Menschen in ihrem
gesellschaftlichen Alltagsleben einsetzen, um „soziale Wirklichkeit“ zu bestimmen, die Menschen
konstruieren und konstruiert haben.

Ausgangspunkte:
1. Kritik an Parsons:
• Verfahren mit dem Akteure Situationen gestalten ungeklärt
• Verhältnis von Handlungsmotiv und Vollzug bleibt ungeklärt
• Verständnis der Menschen für Normen bleibt ungeklärt
• Ordnung ist nicht Interessensregulierung
2. Phänomenologie:
• Edmund Husserl: Wahrnehmung basiert auf Bewusstseinsleistungen &
Phänomenologische Reduktion
• Alfred Schütz: Verstehen wird durch Rolle des Alltagswissen möglich & Typisierung
von Wissensformen

Garfinkels „Trick“:
Anstatt danach zu schauen, was die Sache stabilisiert, schaut man einfach, was sie instabil machen
könnte. Dies kann uns zeigen, wie soziale Strukturen funktionieren.

Daraus folgern die sog. „Krisenexperimente“:


1. sie zeigen das „Immer-schon-Verstehen.
2. Alltägliche Aussagen sind vage und unscharf
3. Es gibt ein Vertrauen in die Interpretationsleistung der anderen Teilnehmer
4. Kommunikation folgt Konventionen und Erwartungen

Konzepte der Ethnomethologie


• eine soziale Situation wird durch die Praktiken der Teilnehmer hergestellt („Vollzug sozialer
Ordnung“)
• soziale Situationen werden durch Praktiken dargestellt („Darstellung sozialer Ordnung“)
• in sozialen Situationen reagieren Teilnehmer reziprok auf das, was dargestellt und hergestellt
wird („Reflexivität sozialer Phänomene“)
• soziale Praktiken der Herstellung sozialer Ordnung bilden einen
Verweisungszusammenhang („Indexikalität sozialer Praktiken“)
• soziale Situationen sind sichtbar, beobachtbar, beschreibbar und analysierbar – für
Teilnehmer und für Soziologen („Accountability“)
Vorlesung 5 – Grundzüge der Sozialisation

Die Natur des Menschen

Die Weltoffenheit – nach Max Scheler:


• Mensch lebt in offener Sphäre ( im Gegensatz zu Tieren mit einer gebundenen Existenz)
• Mensch kann sich durch seine Vorstellung in zeitlich und räumlich entfernte Situationen
versetzen

Distanzfähigkeit und Mängelwesen (Arnold Gehlen):


• Der Mensch kann sich in Distanz zu sich selbst setzen
• Der Mensch ist geprägt durch die Dinge, die ihn umgeben
• Der Mensch ist ein Mängelwesen
• Vielseitigkeit und Plastizität der Sinnes- und Bewegungsorgane
• Wesen des Menschen ist sein Denken, seine geistige Fähigkeit, die „Arbeit“ vorher in
seinem Kopf zu vollziehen. Vgl. Marx – Biene und Baumeister
• Der Mensch ist ein Zuchtwesen (A. Gehlen): zivilisatorische Überformung von
Wünschen/Trieben/Energien/...
• Der Mensch ist ein Kulturwesen: Erzeuger von Kultur und Erzeugnis der Kultur
• Der Mensch ist ein historisches Wesen (Wilhelm Dilthey): Er ist „in“ seiner Zeit
• Die Wahrnehmung ist der soziale Sinn des Menschen!

Enkulturation sichert die Überlieferung von Kultur!

Zur Kultur einer Gesellschaft gehören:


• Sprache
• Werte & Normen
• Ausdruck von Emotionen
• Handlungsformen und soziale Rollen
• Institutionen des Rechts und der Politik
• Künste/Wissenschaften/Religion/Sport/...
• Kultur ist das Medium, in dem Menschen ihr „Selbst“ verwirklichen

Sozialisation

1. Erziehung:
• Erziehung ist die Einwirkung der Erwachsenengeneration auf das Kind, mit dem Ziel in ihm
physische, intellektuelle und sittliche Zustände zu schaffen die die Gesellschaft von ihm
verlangt. (Durkheim)
• Also ist sie planvoll, beabsichtigt und an Werten und Normen orientiert! (Durkheim)

2. Bildung:
• Zeit der Aufklärung und des Idealismus: Mensch als vernunftbegabtes Wesen
• Gottfried Herder: Rechtschaffene Wissenschaften/Künste/Einrichtungen haben den
einzelnen zum Menschen zu machen
• Hegel: Bildung ist Befreiung durch Arbeit an sich selbst
• Heute: ~ Hentig: Bilden der Persönlichkeit
~ Unesco: lernen Wissen zu erwerben, zu handen, zusammen zu leben, für
das Leben

3. Sozialisation:
• Das Konzept der Sozialisation schließt Bildung und Erziehung ein, aber auch
unbeabsichtigte Effekte und Handlungen
• Sozialisation ist kontinuierlicher Prozess
• Differenzen entstehen durch Sozialisation
Sozialisation_1:
• Erwerb und Zuweisung der Mitgliedschaft in einer Kultur
• Mensch kann und muss geprägt werden, was nach den Vorstellungen von Kulturen und
Gesellschaften geschieht. Anhand von kritischen Fällen (z.B. Wolfskinder) zeigt sich die
Sozialisationsbedürftigkeit des Menschen.
Sozialisation_2:
• Sozialisation verbindet Generationen, die ältere übt Einfluss auf die jüngere aus, immer
wieder
• Individuen sind immer Angehörige einer bestimmten Generation
• Gemeinsames Altern: ~ Alfred Schütz: Gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen
~ Bourdieu: Soziales Altern ist die Verzichtleistung, die jemanden
dazu bringt, seine Wünsche und Erwartungen an den jeweils
objektiven Chancen anzupassen
• Selbsteinordnung in den Generationen: jünger/älter/gleichaltrig
Sozialisation_3:
• Sozialisation als Verbindung zwischen Individuum und Gesellschaft
• Aus Sicht der Individuen: Aneignung von Gesellschaft
• Aus Sicht der Gesellschaft: Sozialisieren von Individuen
• Rollenkonzept: ~ verschiedene Rollen lernen
~ Rollen sind Bündel von Erwartungen
~ Sozialisation als erlernen von Rollen ist kein einseitiger Prozess
• Sozialisationsinstanzen: primäre und sekundäre wirken nicht zwingend in eine Richtung
• Inhalte sind schicht- und geschlechtsspezifisch
VL 6 Soziologie der Familie

2 Arten der Verwandtschaft:


 - Abstammung → biologische Verwandtschaft (Filiation)
 - Eheschließung → soziale Verwandtschaft (Affinalverwandtschaft)
2 weitere Unterscheidungen: Geschlecht und Generation
Kombinationen:
Filiation und Generation → Unterschiedliche Verwandtschaftsklassen: Eltern, Kinder, Enkel,
Geschwister
Ausprägung der Verwandtschaft:
 Patrilinearität / Patrilokalität: Domination der väterlichen Familie
 Matrilinearität / Matrilokalität: Domination der mütterlichen Familie
Konsequenzen der Verwandtschaftsklassen:
1. Heiratsregeln:
 Endogamie → Heirat in der Gruppe des Clans, des Dorfes usw.
 Exogamie → Ehepartnet kommt von außen
2. Vorgesehene Beziehungsstrukturen: Monogamie, Polygamie, Polygynie
3. Klassifikation von Nachkommen:
 Parallelcousin/-e: Kinder des Vaterbruders und der Mutterschwester werden wie
Geschwister behandelt → Heiratsverbot
 Kreuzcousin/-e: Kinder der Vaterschwester und des Mutterbruders → Heiratspartner

Die Familie in ihrer historischen Entwicklung:


1. Ursprünge der Familie
• Monotheismus begünstigt monogame Beziehung
• Verbot der Verwandtenehe fördert Eigenständigkeit des Ehepaares
• Definitionsmacht der Kirche im 16. Jhdt.
2. Später Mittelalter / frühe Neuzeit:
• Zwei Gruppen: Adel und bäuerliche Familien
• Familien sind ökonomische Arbeitsgemeinschaft
• Ehe als Arbeits-Zweck-Gemeinschaft
• Frühe Neuzeit: starke Kodifizierung der Eheanbahnung und Eheschließung

3. Bürgertum / 19. Jhdt.


• Zunahme der Bedeutung des Gefühlslebens im 18. Jhdt.
• Mitte/Ende 18 Jhdt. → Idee der bürgerlichen Familie
• Merkmale: konjugale Familie, Liebesheirat, Erfindung der Kindheit, Polarisierung der
Geschlechter

Familienformen im 19. Jhdt.:


➢ Ländliche, bäuerliche Verhältnisse
• Wohlhabende Bauernfamilien: Ideal des „ganzen Hauses“
• Kleine Bauernfamilien: Beschränkung auf „Kernfamilie“
➢ Handwerkerfamilien:
• Wohlhabende Handwerker vs. Kleine Handwerkerbetriebe
• Idee des „ganzen Hauses“ löst sich auf
➢ Bürgertum → Betonung auf Kernfamilie → Ausschluss von Verwandten und Nicht-
Verwandten
➢ Arbeiter
• halboffene Familie ohne Rückzugsmöglichkeiten
• aus Sicht des Bürgertums: Vernachlässigung der Kinder

Die moderne Familie

Struktur der Kernfamilie (Parsons):


• Familie ist offenes, multilineares Gattenfamiliensystem
• kaum Heiratsregeln, Bedeutungsverlust der Verwandtschaft
• Verwandtschaft ist „erweiterte Familie“
• neolokales Prinzip
• Arbeitsteilung der Geschlechter

Theorie der Familie nach Luhmann

Modernisierung und Differenzierung:


• Mensch als Funktionsträger
• Gesteigerte Individualität und Selbstthematisierung

Familie ist ein soziales System mit spezifischer Funktion


• besteht nicht aus Personen, sondern aus Kommunikation
• ist selbstreferentiell-geschlossenes Netzwerk
• Kommunikation in der Familie ist die Dauerbeobachtung von Intimität

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