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Funktionalistische Schichtungstheorien
Kingsley Davis, Wilbert E. Moore
Die Texte/Autoren beschäftigen sich mit der funktionalistischen Begründung einer Notwendigkeit
sozialer Ungleichheit
Diese Einstellung entspricht der in modernen Gesellschaften dominanten Vorstellung von Gleichheit:
Das Verständnis von Gleichheit entspricht der Chancengleichheit innerhalb eines fairen Wettbewerbs
um gesellschaftlich attraktive und knappe Positionen
Fair bedeutet, dass der Wettbewerb nicht von der sozialen Herkunft oder anderer zugeschriebener
Gruppenzugehörigkeit abhängig sein darf
Die Forderung nach Chancengleichheit geht einher mit der Notwendigkeit der Ergebnisungleichheit
Ohne Ergebnisungleichheit gibt es keinen gesellschaftlichen Wohlstand und keinen Fortschritt
Begründung
1) Funktional bedeutsame Positionen müssen mit fähigem Personalbesetzt werden, es besteht
Knappheit, deswegen braucht es Anreize in Form von Belohnungssystemen, um qualifiziertes,
geeignetes Personal zu garantieren (Einkommen, Prestige, Ansehen, Arbeitsbedingungen)
2) Funktional bedeutsame Positionen sind mit Rechten und Pflichten verbunden, eine ungleiche
Belohnung ist den sozialen Positionen inhärent, was wichtig ist für eine Gesellschaft ist abhängig vom
Entwicklungsgrad und von der vorherrschenden Sozialordnung
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Klassentheorien Schichttheorien
Karl Marx, Max Weber Theodor Geiger
Eine Klasse ist eine Gruppe von Menschen, Eine Schicht ist eine Gruppe von Menschen,
deren Angehörige bestimmte ökonomische die durch ähnliche Ausprägungen in einem
Merkmale gemeinsam haben oder mehreren Schicht-definierenden
Merkmalen gekennzeichnet sind
Klassentheorien sind relationale Konzepte, Merkmale können sein: Einkommen, Bildung,
die immer auf Abgrenzung beruhen, Prestige
beispielsweise: Besitzende/ besitzlose Klasse
Herrschende/ beherrschte Klasse Schichten definieren eine hierarchische
Gliederung der Gesellschaft
Klassentheorien geben einen Mechanismus
an, nachdem aus der Zugehörigkeit zu einer Schichttheorien sind meist beschreibender,
Klasse eine unterschiedliche Verteilung der anstatt erklärender Natur, weil sie die
Dimensionen sozialer Ungleichheit folgt Ursachen der Schichtung und ihre
Wirkmechanismen nicht miteinbeziehen
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Lagen, Mileus und Lebensstiele
Gerhard Schulze, Stefan Hradil, Michael Vester, Hans-Peter Müller
Von ihrer Grundfragestellung ist die soziale Ungleichheitsforschung universalistisch eingestellt, sie
schließt jeweils alle innerhalb gegebener Grenzen lebenden Menschen in ihre Betrachtung ein.
Ein Problem der Klassentheorien ist dass es die am Arbeitsmarkt nicht aktiven nicht in diese
Betrachtung mit einschließt. Klammert man alle Individuen einer Gesellschaft ein, führt das, auf
Grund der empirischen Tatsache der strukturellen Heterogenität von Einkommensquellen zu einer
heterogenen Gruppe, deren Angehörige in Lebenschancen, Bewusstsein und Verhalten durchaus
unterschiedlich sind.
Neue Konzepte der sozialen Ungleichheit haben den Anspruch die Gesamtheit der Lebenswelt (das
Alltagshandeln), aller Gesellschaftsmitglieder (auch der vom Arbeitsmarkt exkludierten) zu erfassen
und dies zugleich mehrdimensional und nicht nur eindimensional ökonomisch.
Lagen
Erfassung von objektiven Strukturen der Handlungsbedingungen und Ressourcen (Determinanten)
und Ursachen (Mechanismen) der Ungleichheit.
Soziale Lagen sind „typische Kontexte von Handlungsbedingungen, die vergleichsweise gute oder
schlechte Bedingungen zu Befriedigung allgemein anerkannter Bedürfnisse gewähren“
Er bezieht in seine Betrachtung auch andere Dimensionen ungleicher Lebensbedingungen mit ein:
Arbeitslosigkeits- und Armutsrisiken, soziale Absicherung, Freizeit- und Wohnbedingungen, soziale
Beziehungen, Rollen und Diskriminierung. Er geht davon aus, dass nicht alle Dimensionen für alle
Menschen das gleiche Gewicht haben.
Ein Mechanismus der Verbindung von objektiver Lage und subjektiver Interpretation und Nutzung
wird nicht genannt. Damit ist der Begriff der Lage zwar eine realitätsnähere Beschreibung, aber keine
umfassende Erklärung sozialer Ungleichheit.
Lebensstile
Lebensstile sind ein Ensemble von Wertorientierungen, Einstellungen, Deutungen und
Geschmacksdifferenzen, das in relativ stabile Muster der alltäglichen Lebensführung mündet. Sie
kennzeichnen kulturelle Vielfalt von Individuen.
Milieus
Soziale Milieus sind Gruppen von Menschen, die ähnliche Lebensstile, -auffassungen und -ziele
aufweisen und dadurch (subkulturelle) Einheiten innerhalb der Gesellschaft bilden.
„Da Lebensstile unter verschiedenen Gesichtspunkten als ähnlich bezeichnet werden können, lassen
sich auch sehr verschiedenartige Gliederungen von Makromilieus herausarbeiten:
Landsmannschaften, Konfessionen, berufliche oder politische Milieus, Freizeitmilieus oder
Generationsmilieus. “ → Milieus können, müssen aber nicht in vertikaler Anordnung zueinander
stehen, ausschnitthafte Abbildung sozialer Wirklichkeit → „ungleichheitsrelevante Milieus“
Soziale Milieus werden empirisch durch Befragung zum Lebensstil erhoben, dabei wird meist nicht
nach der subjektiven Einordnung gefragt.
Lebensstile und Milieus beziehen sich immer auf Individuen, nicht auf einen Haushalt.
Vester definiert Milieus als “Gruppen mit ähnlichem Habitus“. Statt Vermittlungsmedium der
Klassenreproduktion ist der Habitus bei Vester ein Definitionskriterium von Milieus.
Es bleibt unklar, was Lebensstile und Milieus sind: Determinanten, Ursachen oder Dimensionen? Sie
bieten deshalb eine sinnvolle Ergänzung von Sozialstruktur und Ungleichsforschung aber keinen
Ersatz.
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Klassentheorie nach Karl Marx
Karl Marx, Friedrich Engels
Ausgangspunkt von Marx‘ Denken ist die Beobachtung gesellschaftlicher Umwälzung im Zuge der
Industrialisierung und die damit einhergehende soziale Frage. Gibt es in diesem
Veränderungsprozess Hoffnung für ein Verbesserung der menschlichen Lage?
Methode Historischer Materialismus: Nach dem Basis-Überbau Modell bestimmen die wirtschaflich-
sozialen und technischen Strukturen die gesellschaftlichen Verhältnisse. Die politische, religiösn und
kulturelle Ordnung bildet nur den Überbau. Oder kurz gesagt: „Das Sein bestimmt das Bewusstsein“
Der Mensch entwickelt sich durch die Arbeit an der Natur, deswegen ist die Analyse der Arbeits- und
Produktionsverhältnisse für Marx bedeutsam
Produktionsverhältnisse: Die gesellschaftliche Organisation von Produktion, Verteilung und
Konsumtion von Gütern, entscheidend ist dabei vorallem die Verfügung über Produktionsmittel
Produktivkräfte: die Kenntnisse, Fähigkeit und Instrumente der Naturbearbeitung, sie sind das
dynamisch anwachsende, treibende Element der Geschichte
Produktionsmittel: die Instrumente, mit deren Hilfe die menschliche Arbeit die Natur transformiert
Die herrschenden Produktionsverhältnisse fördern eine Zeit lang den Wachstum der Produktivkräfte,
weil sie aber starr undunbeweglich sind, kommt es zur Überproduktionskrise und zur revolutionärem
Umwälzung der bestehenden Verhältnisse. Marx sieht den Kapitalismus als eine solche produktive
und notwendige Wirtschaftsordnung, aber als vorübergehende, die durch Revolution gestürzt
werden muss.
Klasse
Klassen sind nach Marx definiert durch die Stellung ihrer Angehörigen im Produktionsprozess, für die
vorallem die Frage von Besitz und Kontrolle von Produktionsmitteln von Bedeutung ist.
Er unterscheidet die Klasse „an sich“ von der Klasse „für sich“. Letztere ist notwendig für das
Herausbilden eines Klassenbewusstseins, einer revolutionären Klasse.
Die sich gegenüber stehenden Klassen stehen im Konflikt miteinander (Dialektische Methode der
Identifikation von geschichtlichen Klassengegensätzen).
„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen“
„Die Menschen machen ihre eigenen Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht
unter selbst gewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten
Umständen.“
Ausbeutung
Der der sozialen Ungleichheit zu Grunde liegende Mechanismus ist die Ausbeutung. Der
Unternehmer der Besitzklasse beutet den Arbeiter der besitzlosen Klasse aus. Das geschieht dadurch,
dass der Arbeiter einen Mehrwert schafft, durch die Investition seiner Arbeitszeit, der nicht durch die
Entlohung bezahlt wird, sondern zusammen mit den Produktionsmitteln und den produzierten
Waren dem Unternehmer gehört.
Ausbeutung ist eine Eigenschaft der kapitalistischen Produktionsweise und keine normativ bewertete
persönliche Beziehung zwischen Unternehmer und Arbeiter.
Der Mensch wird so zur Ware, Kommodifizierung, noch dazu zu der einzigen Ware, deren
Gebrauchswert höher als ihr Tauschwert ist.
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Klasse und Stand
Max Weber
Machtverteilung
Macht ist die Chance eines Menschen oder einer Gruppe den eigenen Willen in einem
Gemeinschaftshandeln auch gegen den Widerstand anderer daran beteiligter durchzusetzen. Die
Machtverteilung innerhalb einer Gesellschaft ist beeinfluss von der Rechtsordnung, der
Wirtschaftsordnung und der sozialen Ordnung, welche sich wiederum gegenseitig bedingen und
aufeinander zurückwirken. „Phänomene der Machtverteilung innerhalb einer Gemeinschaft sind nun
die Klassen, Stände und Parteien.“
Klasse
Eine Klasse ist eine Gruppe von Menschen, die sich in der gleichen Klassenlage befinden. Die
Klassenlage ist abhänig von der Verfügung über Güter oder Leistungsqualifikationen und ihrer
Verwertbarkeit für die Erzielung von Einkommen oder Einkünften. Sie umfasst die Güterversorgung,
die äußere Lebensstellung und das innere Lebensschicksal.
Weber unterscheidet zwischen
Besitzklasse (primär durch Besitzunterschiede bestimmt)
Erwerbsklasse(primär durch Chancen der Marktverwertung von Gütern oder Leistungen bestimmt)
und sozialer Klasse (Gesamtheit der Klassenlagen, zwischen denen intra- und intergenerationale
soziale Mobilität möglich ist)
Die Einheit einer Klasse durch die Vergesellschaftung und damit die Ausbildung der Klasseninteressen
ist möglich, aber nicht notwendig oder typisch für Klassen. Interessen innerhalb Klassen sind sehr
differenziert, damit keine universelle Erscheinung und meist nur ein Massenhandeln und keine
Gemeinschaftshandeln.
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Arbeitsteilung und Solidarität
Emile Durkheim
Biographie:
*1858 im lothringischen Epinal, †1917 in Paris
1882 Gymnasiallehrer nach Abschluss an der Ecole Normale Supèrieure
1887 Lehrauftrag für Erziehungswissenschaft an der Universität von Bordeaux
1896 Lehrstuhl für Pädagogik und Sozialwissenschaft an der Universität von Bordeaux
1906 Ordinarius für Pädagogik und Soziologie an der Sorbonne in Paris
-> Etablierung der Soziologie als Universitätsfach
Methode:
Soziales kann nur mit Sozialem erklärt werden.
Untersuchung sozialer Tatsachen:
o besitzen Zwangscharakter, Allgemeinheit
o sind als Dinge zu betrachten
o existieren unabhängig von den einzelnen Individuen
Leitfrage:
„Wie geht es zu, dass das Individuum, obgleich es immer autonomer wird, immer mehr von der
Gesellschaft abhängt? Wie kann es zur gleichen Zeit persönlicher und solidarischer sein?“ →Frage
nach dem Verhältnis der individuellen Person zur sozialen Solidarität
Morallehre:
Notwendigkeit einer adäquaten Ausformung der Moral, als Anpassung an die Strukturänderungen
der arbeitsteiligen Gesellschaft
Soziale Ungleichheit:
Bruch zwischen natürlichen Anlagen der Menschen und ihren sozialen Funktionen
Soziologie
Am Ausgangspunkt von Simmels Soziologie steht weder die Gesellschaft als makrosoziale
Großstruktur noch das handelnde Individuum als mikrosoziale Einheit, sondern die
Wechselwirkungen. Der Fokus liegt auf keinem der beiden Pole, sonder dem Dazwischenliegendem,
der sozialen Inter-aktion. Wechselwirkungen sind zwischen Individuen, zwischen Individuen und
sozialen Gruppen, zwischen Gruppen, sowie zwischen Individuen oder Gruppen und
gesellschaftlichen Strukturen zu beobachten.
Formen der Vergesellschaftung
„Die Soziologie hat Kräfte, Beziehungen und Formen zum Gegenstand, durch die die Menschen sich
vergesellschaftlichen, die also die Gesellschaft ausmachen“.
Formen der Vergesellschaften sind sowohl durch materielle, also etwas ökonomisch-technische, als
auch durch kulturelle oder ideelle Elemente bestimmt, die miteinander in Wechselwirkungen stehen.
In Formen der Vergesellschaftung, die wechselnden aber identifizierbaren Gesetzmäßigkeiten folgen,
werden Individuum und Gesellschaft nicht nur aufeinander bezogen, sondern überhaupt erst
geformt und bestimmt.
Ein Beispiel ist die Wechselwirkungsform der Ehe: Sie formt die Persönlichkeit des Individuen wie den
Charakter der Gesellschaft, sie ist dabei relativ stabil und folgt einer eigendynamischen Entwicklung.
Soziale Kreise
Soziale Kreise= soziale Gruppen, beispielsweise Familie, Dorfgemeinschaft, Partei, Sportverein
1) Individuelle Ebene
-Das Individuum ist der Schnittpunkt mehrerer sozialer Kreise
-Durch Mitgliedschaft in diesen Kreisen definiert sich die individuelle Identität einer Person
-Multiple Identität: Je mehr Kreise man in sich vereint, desto einzigartiger wird man
-Die Persönlichkeit verliert sich in einem sozialen Kreis, entwickelt sich aber durch neue
Kreuzungen weiter
-Kreise bauen aus Konkurrenz oder Gemeinsamkeit/Gemeinschaft auf, das Individuum sucht
sich Ausgleich, andere Individuen mit gleichen Interessen
-Der Eintritt in einen neuen Kreis bedeutet eine aktive Bewusstseinsbildung, bezüglich der
eigenen Interessen (Was will ich? Wer will ich sein?)
-Der Eintritt in einen neuen Kreis schafft neues Sozialkapital (→ökonomisches Kapital)
-Durch das Prinzip der Ehre sichert der Kreis das gewünschte Verhalten
2) Makroebene
Wachstum und Differenzierung sozialer Kreise
- Das früheste Stadium sozialer Bindung ist ein relativ kleiner, homogener Kreis, der sich
durch starken inneren Zusammenhalt (Zentripetalität), starken Ausschluss gegen
benachbarte, fremde oder antagonistische Kreise und geringen Spielraum für die Entfaltung
eigenartiger Qualitäten auszeichnet
- Durch Wachstum und Ausdehnung kommt es zu schärferen Hervortreten der Individualität
innerhalb einer Gruppe (Repulsion), die Regulierungen nach innen werden lockerer
- Die Gruppe beginnt an den Rändern diffus zu werden, ihre Grenzen werden überwunden,
es wird unklar, wer dazu gehört und wer nicht
- Es finden Anpassungen und Annäherungen an andere Gruppen statt, die Zahl der
Interaktionen und Verflechtungen mit anderen Gruppen nehmen zu
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3) Metaebene
-Die Anzahl der Kreise ist ein Maßstab für die Kultur (Idealerweise für jeden zufriedenstellend)
-Aus dem Individuum entsteht die Gesellschaft. Aus der Gesellschaft entsteht das Individuum
-Während früher alles Persönliche und Heterogene in einen Kreis (Dorfgemeinschaft) gedrückt
wurde, findet sich heute alles Homogene in verschiedenen Kreisen
-Durch die Herausbildung von hoch mobilen, großen, räumlich weit ausgedehnten und in sich
stark differenzierten Gesellschaften erhöht sich der Freiheitsspielraum und
Individualisierungsgrad des Einzelnen
- Gleichzeitig ist der Einzelne gezwungen, sich in dem Geflecht der sich überkreuzenden Rollen
und Gruppen zu entscheiden und zu positionieren und im Konkurrenzkampf seine
„Einzigartigkeit“ unter Beweis zu stellen, Folgen davon sind Vereinsamung und Vermassung
- Nahkontakte und lokale, konkrete soziale Banden treten in den Hintergrund, die räumliche
Ausdehnung sozialer Beziehung nimmt dagegen durch die Mitgliedschaft zu abstrakten,
universalen Gruppen zu
Weiterentwicklungen
Individualisierungs- und Netzwerktheorien (Beck, Wellmann, Blau)
Konflikttheorien (Elias, Dahrendorf, Cross-Cutting-Cleavage, horizontale Ungleichheiten)
Multikulturalismus, Transkulturalität, Parallelgesellschaften
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Was ist Soziologie?
Norbert Elias
Kritik der Trennung von Individuum und Gesellschaft: „Die Gesellschaft, die man so oft gedanklich
dem Individuum gegenüberstell, wird ganz und gar von Individuen gebildet und eines dieser
Individuen ist man selbst.“
„Die Alltäglichkeit der Begegnung mit uns verschleiert leicht die Tatsache, dass wir selbst
gegenwärtig noch in sehr viel höherem Maße eine relativ unerforschte Region, eine weiße Fläche auf
der Landkarte des menschlichen Wissens bilden als die Pole der Erde oder die Fläche des Mondes.“
Figurationen
Gesellschaft als Objekt (Gegenstand, Umwelt) Individuum als Subjekt zu sehen wird der Komplexität
von Figurationen aus interdependenten Individuen nicht gerecht.
Figurationen sind Interdependenzgeflechte (Netzwerke) mit mehr oder weniger labilen
Machtbalancen verschiedenster Art (Skatrunden, Familien, Schulen, Städte, Schichten, Staaten,).
Grund für die Verdinglichung und Veräußerlichung der Gesellschaft ist ihr wahrgenommener
Zwangscharakter und die sprachliche Repräsentation der immanenten Eigengesetzlichkeit. Es ist
üblich soziale Phänomene 1) mit naivem Egozentrismus 2) auf magisch-mythische Art oder 3) mit
naturwissenschaftlichen Begriffen und Vorstellungen zu beschreiben und zu erklären. Zur Aufgabe
der Soziologie gehört deswegen auch die Entwicklung von angemessener Sprech- und
Denkinstrumente
Der Begriff Figuration dient dazu, ein einfaches begriffliches Werkzeug zu schaffen, mit dessen Hilfe
man den gesellschaftlichen Zwang, so zu sprechen und zu denken, als ob Individuum und Gesellschaft
zwei verschiedene und überdies noch antagonistische Figuren seien, zu lockern.
Prozesssoziologie
Untersuchung historischer gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, nur langfristig,über mehrere
Generationen hinweg sinnvoll
Beispiel: Verwissenschaftlichung des Denkens muss als Prozess gesehen werden und nicht nur als
Wissenschaftsgeschichte oder unveränderliches Wissenschaftssystem
Fremdzwang und Selbstzwang
Soziale Ordnung ist nur möglich, wenn Menschen darauf verzichten, ihren Emotionen und
Bedürfnissen freien Lauf zu lassen. Elias beobachtet in der Moderne eine fortschreitende Ersetzung
des Fremdzwangs (durch gesellschaftliche Institutionen und Ordnungsmächte) durch Selbstzwang
(im Sozialisationsprozess erlernte Selbstbeherrschung).
Nicht Staaten oder Gesellschaften üben Zwang auf die Individuen auf, sondern Individuen üben
untereinander Zwang aus. Es fehlen sachgerechte Begriffe für Typen sozialer Zusammenhänge und
Typen von Zwängen. Diese sollen nicht naturwissenschaftlich abgeleitet werden.
Wissenschaft
Wissenschaftlichkeit ist immer relational zu sehen: Als Abwendung von mythisch-magische und
phantastischen Begründungen hin zu wirklichkeitsnahen, rationalen und empirischen.
Phantasiebilder →Realitätsbilder. In den Naturwissenschaften ist die Ablösung der Phantasiebilder
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durch die Realitätsbilder bisher weiter fortgeschritten als in der Gesellschaftswissenschaft (Pest,
Nationalsozialismus, Kriegerische Konflikte von Großmächten)
Kritik an Weber: Die Gesellschaft wird zwar immer rationaler, die Bürokratie als Herrschaftstyp ist
aber in ihrer Praxis keinesfalls rational
Kritik der Wissenschaft: „Die Klage über die Bombe und die Wissenschaftler, deren
realitätsorientierte Forschungen sie möglich machten, ist ein Vorwand, mit dessen Hilfe man sich die
eigene Mitschuld an der gegenseitigen Bedrohung oder jedenfalls die eigene Ratlosigkeit über die
scheinbare Unentrinnbarkeit der Bedrohung von Menschen durch Menschen zu verdecken sucht und
sich zugleich der Mühe entzieht, nach einer realistischen Erklärung für die gesellschaftliche
Verflechtungen zu suchen, die zu einer allmählichen Eskalation der Bedrohungen von
Menschengruppen untereinander führen“
Der Zivilisationsprozess
Zivilisation bedeutet Trieb- und Affektkontrolle und die Einstellung der „Langsicht“.
Der Prozess spielt sich auf zwei Ebenen ab:
Psychogenese: Der psychische Apparat der Menschen bildet eine wachsende Fähigkeit zur
Selbstkontrolle aus, das Verhalten wird disziplinierter und rationalisierter
Soziogenese: die gesellschaftlichen Strukturen ändern durch die Herausbildung des Gewaltmonopols
des modernen Staates und die Zunahme der funktionalen Arbeitsteilung. Damit verbunden sich neue
Formen der Interdependenz und Konkurrenz, die diese Fähigkeiten des disziplinierten und
vorausschauenden Verhaltens notwendig machen
Weiterentwicklung
Individualisierungstheorien Ulrich Beck
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Funktionale Notwendigkeit der Schichtung
Kingsley Davis & Wilbert E. Moore
„Ausgehend von der These, dass keine Gesellschaft klassenlos oder ungeschichtet ist, bemühen wir
uns mit Hilfe funktionaler Bezüge um eine Erklärung der universalen Notwendigkeit, die in jedem
Sozialsystem Schichtung verursachen.“
Mit dem Begriff „Schichtung“ ist soziale Ungleichheit gemeint.
Die Ausgangsfrage: „Warum sind verschiedene Positionen mit verschiedenen Prestigewerten
ausgestattet?“ bezieht sich auf das Positionssystem nicht auf die Individuen.
Die Antwort: „Jede Gesellschaft muss die Individuen in ihre Sozialstruktur einordnen und sie mit
Motivationen versehen.“ ist eine funktionalistische Begründung.
-In modernen, arbeitsteiligen Gesellschaften müssen Individuen in die Sozialstruktur eingeordnet
werden, um die Erfüllung der wesentlichen gesellschaftlichen Bedürfnisse zu sichern.
- Motivation muss auf zwei Ebenen geschaffen werden:
1. Geeignete Personen müssen motiviert werden Positionen einzunehmen
2. Geeignete Personen müssen die damit verbundenen Pflichten erfüllen
-Positionen sind unterschiedlich beschaffen:
Sie sind nicht nur unterschiedlich angenehm, sie unterscheiden sich auch in ihrer funktionalen
Bedeutung für die Gesellschaft, in Ausbildungs-, Qualifikations- und Begabungsanforderungen und in
ihrer der Bedeutung angemessenen Sorgfaltspflicht.
„So erweist es sich als unumgänglich, dass eine Gesellschaft erstens eine Art von Belohnungssystem
haben muss, die sie als Anreize verwenden kann, zweitens einen Modus braucht, um die
Belohnungen unterschiedlich nach Positionen zu verteilen. Belohnung und ihre Verteilung werden
Bestandteil der sozialen Ordnung und verursachen so eine Schichtung.“
Die Belohnungen sind in Form von Rechten oder Nebenrechten in Positionen eingebaut. Oft sind
Rechte mit Positionspflichten funktional verbunden.
Arten der Belohnung:
1. Belohnungen, die dem Lebensunterhalt und der Bequemlichkeit dienen
2. Belohnungen, die zur Unterhaltung und der Zerstreuung beitrage
3. Belohnungen, die die individuelle Selbstachtung und Entwicklung fördern (Prestige, Ansehen)
→Positionen mit schwieriger, langfristiger Ausbildung, viel Stress, hoher Belastung, hoher
Verantwortung und Bedeutung für die Gesellschaft müssen besonders hoch belohnt werden.
→Rechte und Vorrechte von verschiedenen Positionen in einer Gesellschaft müssen ungleich sein.
→Die Gesellschaft muss geschichtet sein.
„Soziale Ungleichheit ist somit ein unbewusst entwickeltes Werkzeug, mit dessen Hilfe die
Gesellschaft sicherstellt, dass die wichtigsten Positionen von den fähigsten Personen gewissenhaft
ausgeführt werden.“
Mischtypen
Kritik an Schichtungstypen (Kastensystem, Feudalsystem, offenes Klassensystem usw.) da sie meist
nur wenige Dimensionen betrachten und damit Variationen unterschlagen.
„Wenn die vorliegenden Erörterungen überhaupt etwas trifft, so zeigt sie, dass den verschiedenen
Systemen etliche Variationsweisen offenstehen und dass jedes einzelne System eine Mischform
darstellt, die sich aus dieser Möglichkeit ergibt.“
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Kritik an der funktionalistischen Schichttheorie
Renate Mayntz
An dem Ansatz von Davis und Moore wird unter anderem kritisiert, dass sie die Frage nach Macht
und Herrschaft außer Acht lassen, und auch dem sozialen Konflikt wird entgegen der deutschen
Denktradition keine Bedeutung geschenkt.
Daraus, dass ein soziales Element überall anzutreffen sei, kann logisch nicht zwingend
geschlussfolgert werden, dass es eine positive Funktionalität aufweise oder seine Existenz
unvermeidlich sei.
Vor allem aber stellt die Theorie mindestens drei Postulate auf, die nicht nachweisbar oder
falsifizierbar sind:
1. Ein Menschenbild, in dem Talent angeboren und rar verteilt ist. Dass Talent oder
Begabung genetisch bedingt und Ausbildung und Sozialisation keine Rolle spielen ist eine
nicht nachweisbare Annahme. Da der Zugang durch Bildung durch soziale Ungleichheit
verschränkt ist, wird an dieser Stelle schon Talent unterdrückt. Davis und Moore gehen
davon aus, dass qualifiziertes Personal knapp verteilt ist, tatsächlich sind es aber die
Positionen, die knapp sind.
2. Der Mensch wird in einem pessimistischen Menschenbild als „homo oeconomicus“
betrachtet. Motivation für eine Position soll nur durch Anreize in Form von Belohnungen
möglich sein, nicht etwa durch ideelle Gründe, religiöse oder altruistische Vorstellungen.
3. Der funktionalen Schichtungstheorie liegt ein Modell des Marktmechanismus zu Grunde,
der nur bei uneingeschränktem Wettbewerb vollkommen funktioniert, faktisch aber
durch die zweite Schichtungsaspekt, die Vererbung von Status, eingeschränkt wird. Wenn
die vollkommene Konkurrenz und Chancengleichheit nicht vorausgesetzt wird, kann
durch die funktionale Selektion nicht die Garantie der besten und geeignetsten
Positionsbesetzung aufgesetzt werden.
Schließlich bleibt die Frage nach der Dysfunktionalität der sozialen Ungleichheit offen. Soziale
Konflikte und Unzufriedenheit zeigen, dass die höchste Belohnung einer Position nicht immer gleich
mit der höchsten funktionellen Bedeutung ist, Wenn man ein Maß dafür finden möchte, stolpert man
über die Frage, wie man funktionale Bedeutung definiert. (Nichtäquivalenz von Bedeutung und
Belohnung)
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Theorie der sozialen Schichtung
(Konstruktivistischer Ansatz der Schichtungstheorie)
Theodor Geiger
Schicht
„Jede Schicht besteht aus viele Personen (Familien), die irgendein erkennbares Merkmal gemein
haben und als Träger dieses Merkmals einen gewissen Status in der Gesellschaft und im Verhältnis zu
anderen Schichten einnehmen. Der Begriff des Status umfasst Lebensstandard, Chancen und Risiken,
Glücksmöglichkeiten, aber auch Privilegien und Diskriminationen, Rang und öffentliches Ansehen.
Diejenigen Merkmale, um derentwillen man Personen (Familien) dieser oder jener Schicht zurechnet,
heißen Schicht-Determinanten.“
Schichtung wird als Oberbegriff für die Gliederung der Gesellschaft nach dem Status ihrer Mitglieder
verwendet, ohne nähere Bestimmung dieser Soziallager oder ihrer (historischen) Merkmale.
Schichtungsmodell
Der Wahl von Merkmalen für die Klassifikation einer Gesellschaft sind grundsätzlich keine Grenzen
gesetzt. Eine detailgetreue Abbildung vieler Merkmale ist jedoch reine Sozialstatistik und bietet
keine soziologische Aussagekraft. Man muss also nach den Merkmalen fragen, die für eine
bestimmte Gesellschaft in einer bestimmten Zeit die höchste gesellschaftliche Signifikanz und
Relevanz aufweist.
→ Was ist die Determinante, also das Merkmal, das einer Gruppe von
Menschen eine soziale Schicht zuschreibt?
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Eine soziale Lage ist ein außerindividueller und situationeller Aspekt und kann zur Ausbildung einer
bestimmten Mentalität führen (Haltung, Meinung, soziale Willensrichtung, Klassenbewusstsein). Im
Umkehrschluss können sich Menschen mit gemeinsamen Mentalitäten in gleichen sozialen Lagen
befinden. Es ergibt sich kein Erkenntnisgewinn aus einer auf Mentalität beruhenden Definition.
Der Schichtbegriff muss also entstehen durch die Verbindung der objektive, äußeren Merkmale der
Lage und dem subjektiven Merkmal der Haltung, sofern sie ihren Grund in der zeitgenössischen
Gesellschaftsordnung hat.
„Indem man Lage und Haltung erst getrennt erfasst, dann aber die Verteilung der Lage und die der
Haltung miteinander vergleicht, wird man gewisse Haltungen als typisch für gewisse Lagen erkennen.
Man kann dann die Haltung in einer Schicht lokalisieren.“
Mehrdimensionalität
Um die Lage zu bestimmen, gibt es potentiell unendlich viele Merkmale, das macht eine
detailgetreue Abbildung möglich, führt aber auch zu Unübersichtlichkeit.
Die Merkmale, die sich als „schicksalsbedingend aufdrängen“ wählt man aus, für ein hypothetisches
Schichtungsmodell. Das Problem des marxistischen Ansatz ist ein dogmatischer anstatt eines
hypothetischen Gebrauchs dieses Modells, dadurch werden allmählich eintretende
Umschichtungsmodelle verdeckt: „Die Gesellschaft von heute wird mit dem Schichtungsmodell
interpretiert, das an der Gesellschaft von vorgestern abgelesen wurde.“
Je nachdem, welche Frage man an die Gesellschaft stellt muss mindestens ein Merkmal, oder eine
Kombination aus Merkmalen betrachtet werden. Um ein allgemeines Bild von der heutigen
Gesellschaft zu bekommen, müssen mindestens vier Merkmale betrachtet werden:
(1)Wirtschaftszweig, (2)Stellung im Beruf, (3)Einkommen, (4) Art und Grad der Ausbildung.
Geiger kritisiert die Triade der Typen und sieht sie als historisch bestimmte Sonderformen, die sich
im geschichtlichen Kontext als zutreffend erwiesen haben. Die Schichtungsstruktur selbst ist
historisch unabhängig.
Voraussetzung für soziale Mobilität ist ein zyklischer Wechsel von dominanten und subsidiären
Faktoren. Dazwischen sind die relevanten Schichten offen, lose Aggregate, die den freigesetzten
Mitgliedern die Möglichkeit bieten sich entlang der neuen Determinanten zu gruppieren. Erst
allmählich integrieren sie sich erst wieder zu fest geschlossenen Gruppen.
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Auflösung der Klassengesellschaft
Helmut Schelsky
Lebenslauf
*1912 in Chemnitz, gestorben 1984 in Münster
Studium Philosophie, Geschichte und Germanistik in Königsberg, später Philosophie in Leipzig
1932 Eintritt in SA, NSDStB und NSDAP, überzeugter Nationalist
1949 Professor in Hamburg, später in Münster
1969 Als ehem. Nationalsozialist enttarnt, Rückzug aus allen Ämtern
1970 als Professor nach Bielefeld berufen, nach Streit 1973 zurück nach Münster
1978 emeritiert
Die Bedeutung des Schichtbegriffs für die Analyse der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft
„Der Begriff der sozialen Schichtung scheint zunächst eine rein formal-soziologische Grundkategorie
zu sein, die auf alle Gesellschaften zu allen Zeiten gleichmäßig anwendbar ist, wobei das Kriterium
der jeweiligen Schichtenstufung beliebig variiert und kombiniert werden kann.“ (Definition Geiger)
Tatsächlich aber Selbstdeutung der Klassengesellschaft des 19. Jhr. -> analytische Fruchtbarkeit
begrenzt
Analyse der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft: die Überwindung der ehemaligen
Klassenstruktur der bürgerlichen Gesellschaft hier am weitesten fortgeschritten, empirische
Untersuchungen in deutschen Familien und Befragung von arbeitslosen Jugendlichen bezüglich ihrer
Aufstiegswünsche
Aus diesen Analysen ließen sich 6 Thesen ableiten:
1. In der deutschen Gesellschaft sind umfangreiche Auf- und Abstiegsprozesse vor sich
gegangen: Kollektiver Aufstieg der Industriearbeiter, Aufstieg der technischen und
Verwaltungsangestellten, Abstieg und politische Deklassierung der Heimatvertriebenen
→ Steigerung der Sozialen Mobilität, Auflösung von Klassenunterschieden und –Spannungen
2. Der Nivellierung des realen und wirtschaftlichen Status folgt die Vereinheitlichung des
Lebensstils: Universalisierung „kleinbürgerlich-mittelständischen“ Verhaltens, kulturell,
politisch, wirtschaftlich, bezgl. Konsumverhalten aber auch Verhaltensstrukturen wie Berufs-
und Kinderwünsche. Nivellierte Mittelstandsgesellschaft = Menschen aus der Unterschicht
steigen in die Mittelschicht auf, Menschen aus der Oberschicht steigen in die Mittelschicht
ab und es entsteht eine geglättete Gesellschaft.
3. Die Soziale Mobilität ist damit mehr ein Entschichtungs- als ein Umschichtungsvorgang.
Dadurch gewinnen neue Kriterien für Schichtung an Bedeutung, zum Beispiel das
Abhängigkeitsverhältnis: 1) Diensttuende 2) Sozialrentner 3) Selbstständige
4. Die sozialen Selbstbilder und das soziale Selbstbewusstsein entzieht sich diesem
Nivellierungsprozess: Die Menschen halten an ihren Prestigevorstellungen und ihrer
Gruppenzugehörigkeit fest, Einbildung sozialer Realitäten.“Gegen nichts wehrt sich das
Sozialbewusstsein der kleinbürgerlichen und mittelständischen Menschen mehr als gegen die
soziale Standortlosigkeit ohne gesellschaftlichen Rang und Geltung, deshalb wird
typischerweise in dieser nivellierten Gesellschaft die Rangfolge der Prestigeschichtung der
alten Gesellschaft gewahrt und festgehalten, ja in vielen Fällen betont man die Zugehörigkeit
zu bestimmten alten Prestigegruppen heute stärker als früher“
5. Verkürzung der sozialen „Leiter“ durch Unerfüllbarkeit der sozialen Aufstiegsbedürfnisse, die
Die Stabilität der statischen Schichtungsgesellschaft führt zu Unsicherheit in einer an Aufstieg
„gewöhnten“ Gesellschaft.
6. Es kommt zur Auflösung des Mittelstandproblems, weil es zum Problem der
Gesamtgesellschaft geworden ist.
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Gründe der Nivellierung:
Wirtschaftswunder
Industrielle Massenproduktion von Konsum- , Komfort- und Unterhaltungsgütern
Ausgedehnte Sozialpolitik, insbesondere Steuerpolitik, Förderung der Schulen und Renten
Folgen des 2.Weltkriegs (Deklassierung)
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Redefinition der Klassengesellschaft
Ralf Dahrendorf
Die Klassentheorie nach Marx ist politisch und geschichtsphilosophisch und wird deswegen auch in
der Soziologie als unwissenschaftlich abgelehnt. Dahrendorf möchte den politischen Marx von dem
soziologischen Marx trennen und seinen Begriff der „Klasse“ kritisch untersuchen und für die heutige
Gesellschaft neu definieren.
„Es gibt Marxisten, aber dass es auch Marxianer gibt, die mir sorgfältiger Kritik einige
soziologische Kategorien von Marx neu zu formulieren versuchen, ohne sich um den
Propheten und Philosophen Marx auch nur zu kümmer, lässt sich offenkundig schwer
glaubhaft machen.“
Dahrendorf befasst sich mit den auf Marx bezogenen Klassen- und Schichttheorien von Theodor
Geiger und Helmut Schelsky
Theodor Geiger: Kritik des Klassenbegriffs
Geiger widerlegt Marx‘ Prognosen der Verelendung, der wachsenden Klasseneinheit, der
Verschärfung des Klassenantagonismus und des Klassenbewusstseins. Er schließt daraus, dass die
„Lehre von der Klassengesellschaft bis 1870 zutreffend gewesen sein mag. Seitdem aber sind neue
Schichtungslinien hervorgetreten, die nicht auf das Produktionsverhältnis zurück gehen, sondern auf
anderen Kriterien beruhen.“ Marx „Klasse“ sieht er als Sonderform der „Gesellschaftsschicht“. Die
Horizentalstruktur der Gesellschaft wird demnach allgemein als „soziale Schichtung“ bezeichnet. In
der gegenwärtigen Klasse gibt es keine Klasse mehr, aber Gesellschaftsschichten mit
Klassencharakter.
Helmut Schelsky: Kritik einer sozialen Schichtung als angemessene Gesellschaftsbeschreibung
Schelsky vertritt die These „Wir leben schon in einer klassenlosen Gesellschaft“. Diese ist geprägt von
Auf- und Abstiegsprozesse und hat sich dadurch weitesgehen in eine Gesellschaft des „nivillierten
Mittelstands“ entwickelt. Der Begriff der „Klasse“, scheint er doch ein rein formal-soziologischer, ist
eine Selbstdeutung des 19. Jahrhunderts und heute bedeutungslos und unergiebig. In dieser
mittelständisch-bürgerlichen Einheitsschicht sind Klassenkonflikte bedeutungslos gworden.
Klassenbegriffe der Soziologie
Dahrendorf stellt fest, dass über die Verwendung und Definition von Klassenbegriffen weitgehend
Uneinigkeit herrscht.
„Wenn es irgendeinen guten Grund gibt, den Begriff der Klasse aus der Soziologie
auszuschalten, dann liegt dieser in der beinahe hoffnungslosen Verwirrung im Gebrauch des
Wortes.“
„Soziale Klasse“ wird wahlweise definiert als:
Sonderform der Gesellschaftsschicht (Geiger)
psychologisches Phänomen (Centers)
ökonomisches Phänomen (Weber)
Identifizierung durch andere (Warner)
Teilen einer wirtschaftlichen und politisch-sozialen Lage (Sorokin)
Statusunterscheidung (MacIver)
Solange Uneinigkeit über den Begriff herrscht, können alle möglichen gültigen Aussagen darüber
getroffen werden:
„Man mag Th. Geiger zustimmen in der Feststellung, dass andere Kriterien als das
Produktionsverhältnis die gegenwärtige Sozialstruktur kennzeichnen - aber ist es deshalb sinnlos
geworden, von Klasse zu spreche? Ebenso kann man mit gewissen Vorbehalten von einer starken
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Nivellierung der Einkommen sprechen – aber ist soziale Schichtung nur eine Einkomensschichtung?
Ist nicht die von H.Schelsky als konstitutionelle Irrealität des sozialen Selbstbewusstseins beurteilte
Selbstidentifizierung von Individuen als Klassen oder Schichten zugehörig auch ein bedeutsames
Strukturprinzip?“
Dahrendorf versucht in dieser Verwirrung Ordnung zu schaffen, indem er zwei Klassenbegriffe
unterscheidet:
1) „Soziale Schicht“= statischer, beschreibender Begriff (Sozialstruktur)
2) „Soziale Klasse“=dynamischer, erklärender Begriff (Sozialer Wandel)
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In welchem Maße sind die geschlossenen Gruppen, deren Mitgliedschaft von den Eltern auf
Kinder übertrage wird?
Welchen Rang haben bestimmte Berufe?
Hinsichtlich der Dynamik ergeben sich aus den Vorüberlegungen folgende Fragen:
Welches sind die dominanten sozialen und politischen Spannungen?
Welche formulierten Interessen finden dort ihren Ausdruck?
Welche Gruppen sind Verfechter dieser Interessen auf politischer Ebene?
Welche soziale Einheiten können als potentielle Unterstützer dieser Interessen angesprochen
werden?
Welches sind die sozialen Charakteristika dieser quasi-Gruppen?
Wie können die Chancen, die Interessen umzusetzen beurteilt werden?
Antworten auf diese Fragen findet man nicht in der Theorie historischer Vordenker, diese bieten
zwar das begriffliche Werkzeug aber keinen Ersatz für: empirisch Daten.
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Erweiterung des Kapitalbegriffs
Pierre Bourdieu
1. Biografie
*1930 im französischen Denguin (Sohn eines Postbeamten in ländlicher, peripherer Gegens)
Studium an der Sorbonne in Paris und an der École Normale Supérieure: Philosophie
1960 Professur an der Sorbonne und Assistent (1964 Direktor) am Centre de Sociologie Europénne
1982 Lehrstuhl für Soziologie am Collège de France
†2002
Aufenthalt in Algerien als Laboratorium mit dem Militär, Beobachtung von aufeinandertreffenden
Habitus, Anwendung empirischer Forschungsmethoden der Anthropologie und Soziologie
Synthese von Engagement und Professionalität „métier militant“
Mitbegründer von ATTAC
Subjektivismus:
- Untersuchung eines synchronen, nicht abgeschlossenem Prozess (?)
- praktisches, präkonstruiertes Wissen über die Gesellschaft
„Überschreitung durch Integration“ subjektivistischer und objektivistischer Sozialtheorien
-> Reflexive Soziologie (Reflexivität und Selbstbezüglichkeit der eigenen Analyse und der eigenen
Position)
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Soziales Feld
Differenzierungstheorie einer sozial konstruierten Wirklichkeit
Illusio: Beobachtungskategorie, Wirklichkeitsannahmen über ein Feld
Definition sozialer Felder durch Produzieren/Geltendmachen/Aktualisierung von Sinn durch
Operation (in actu)
Anzahl der Felder unbestimmt, Grenzen dynamisch, bipolar organisiert (Kampffelder,
Kräftefelder, Spielfelder)
Felder generieren spezifische Habitus und Kapitalien
Kapitaltheorie
Kapitalsorten: A) Ökonomisches Kapital B) Kulturelles Kapital C) Soziales Kapital
->D) Symbolisches Kapital als wahrgenommene Form der drei Kapitalien (Prestige)
A) Ökonomisches Kapital
sämtliche materielle Reichtümer
B) Kulturelles Kapital
objektive, inkorporierte oder institutionalisierte(legitime) Form
C) Soziales Kapital
Nutzung eines dauerhaften Netzes von Beziehungen
Die Bedeutung der Kapitalsorten variiert mit den Gesellschaftstypen.
Der Einsatz von Kapitalien als Machtressource entscheidet über die Positionen der Akteure im
sozialen Raum. (Distinktionskämpfe)
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Erscheinungsformen von Kapital
Euphemisierung von nicht materiellem oder in Geld umrechenbarem Gütertausch
Sozialer Austausch trägt aber auch den ökonomischen Charakter (Eigennutz, Kalkül,
Profitmaximierung)
-> Allgemeine Wissenschaft von der Ökonomie der Praxis
Kapitalsorten: A) Ökonomisch B) Kulturell C) Sozial
Die unterschiedlichen Kapitalsorten unterscheiden sich nach ihrer Reproduzierbarkeit
(Schwundrisiko und Verschleierungskosten)
1) Inkorporiertes Kulturkapital
Bildung
körpergebunden (nicht kurzfristig und vorbehaltslos käuflich oder tauschbar )
persönlich (Delegationsprinzip ausgeschlossen)
Investition von Zeit und sozial konstruierter Libido (libido sciendi)
Erwerb oft unbewusst und unsichtbar
Seltenheitswert von spezifischem kulturellem Kapital
„Die ungleiche Verteilung von Kapital [...] bildet somit die Grundlage für die spezifische Wirkung von
Kapital, nämlich die Fähigkeit zur Aneignung von Profiten und zur Durchsetzung von Spielregeln, die
für das Kapital und seine Reproduktion so günstig wie möglich sind.“
Vererbung kulturellen Kapitals als verschleierter Wirkungsfaktor für späteres Lernen
Verfügung über nötige Zeit abhängig vom ökonomischen Kapitals
historische Bedeutung: Das Kulturkapital geht über das aller Handelnden hinaus, Beispiel
Sprache
2) Objektiviertes Kulturkapital
übertragbar durch materielle Träger (setzt ökonomisches Kapital voraus)
symbolische Aneignung über kulturelle Fähigkeiten (setzt inkorporiertes Kulturkapital
voraus)
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„Alles scheint somit darauf hinzu deuten, daß die kollektive Macht der Inhaber von Kulturkapital –
und damit auch die für seine Beherrschung erforderliche Qualifikationszeit – zunimmt. Dem steht
allerdings entgegen, daß die Inhaber von ökonomischen Kapital (als der dominierenden Kapitalform)
die Inhaber von von kulturellem Kapital in eine Konkurrenzsituation bringen können“
3) Institutionalisiertes Kulturkapital
Objektivierung inkorporierten Kapitals in Form von Titeln
unabhängig vom Träger
unabhängig vom tatsächlichen kulturellem Kapital
Produkt der Umwandlung von ökonomischen in kulturelles Kapital
Institutionell organisierte Garantie der Umkehrbarkeit ( mit marktabhängigen
Wertschwankungen)
Die Kapitalumwandlungen
Kapitalarten können durch den Einsatz von ökonomischem Kapital und den Aufwand von
Transformationsarbeit erworben werden. Für die Umwandlung von kulturellem Kapital in
ökonomisches sind soziale Beziehungen notwendig. So spielt bei der Besetzung von Positionen nicht
nur der Grad der Bildung eine Rolle, sondern auch irrationale Formen, wie Vertrauenswürdigkeit
oder Verhalten beim Vorstellungsgespräch eine Rolle. Dabei werden günstige Positionen,
beispielsweise im Management auch nach „Ähnlichkeit“ vergeben.
Ökonomisches Kapital = Grundlage allen Erwerbs, aber transformierte Erscheinungsformen wirken
nur durch das Verbergen dieser ökonomischen Grundlage
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Ökonomismus <-> Semiologismus
(Reduktion auf Ökonomie) (Reduktion auf Kommunikationsphänomene)
Prinzip der Erhaltung sozialer Energie:
Umwandlung von Arbeitszeit in Kapital, Verfügung über Arbeitszeit je nach ökonomischem Kapital
„Die Tatsache der gegenseitigen Konvertierbarkeit der verschiedenen Kapitalarten ist der
Ausgangspunkt für Strategien, die die Reproduktion des Kapitals (und der Position im sozialen Raum)
mit Hilfe möglichst geringen Kapitalumwandlungskosten (Umwandlungsarbeit und inhärente
Umwandlungsverluste) erreichen möchte“
arbiträrer Charakter der Aneignung
Kritik an der Perpetuierung von Kapital und damit von Macht und Herrschaft
Bremsen von offizieller Übertragung ökonomischen Kapitals -> geheime Reproduktionsstrategien
über kulturelles Kapital (mit Verschleierung der eigenen Funktion) gewinnen an Bedeutung für die
Reproduktion der gesellschaftlichen Struktur
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Individualisierung und soziale Autonomisierung
Ulrich Beck, Anthony Giddens
Reflexive Modernisierung (Modernisierung der Moderne)
(1) Risikogesellschaft (2) Individualisierung (3) Kosmopolitisierung
Individualisierung
Zweiter Individualisierungsschub durch:
Mobilität (sozial sowie geografisch)
Schaffung soziale Sicherungssysteme und Steuerpolitik
Gruppeninterne soziale Mobilität durch Binnendifferenzierung (Bildungsabschlüsse)
Erhöhte Konkurrenzbeziehungen
Urbane Lebensräume lockern Nachbarschaftsvernetzung
Arbeitsdynamik umfasst weite Bevölkerungskreise (Verbesserung der Chancen von Frauen
und Arbeiterkindern, aber Verschlechterung der Chancen von Randgruppen, wie bspw.
Migranten)
Abnehmende Arbeitszeiten
Abnahme soziomoralischer Grundlagen
Änderung von Institutionen (bsp. Neue Gründe für die Eheschließung)
Individualisierungsschub, der die Menschen aus traditionellen Bindungen löst und ihrem
individuellen Arbeitsmarktschicksaal überlässt: Zunehmende Individualisierung der Lebenswege
→Bastelbiografie
Klassisch-moderne Identitäten waren geprägt von: stabilen Bindungen (Beruf, Religion, Ehepartner),
langfristige Positionierung in neuen sozialen Milieus, stabiles Lebenslaufregime
→Normalbiografie
Das Bürgertum teilt dank Arbeitsmarktdynamik und relativer Prosperität lebensweltliche
Gemeinsamkeiten, für die Lohnarbeiter tritt das Klassenbewusstsein aber in den Hintergrund
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Motor der Individualisierung von Lebensläufen ist, dass Lebenswege von Menschen sich
verselbstständigen und eine neue Eigenständigkeit entsteht, die sich als persönliches Schicksal
erlebbar und identifizierbar machen lässt
Der konstante Individualisierungsprozess ist stark beeinflusst durch die Dynamik von
Arbeitsmarktprozessen unter Bedingungen wohlfahrtstaatlicher Massendemokratien.
Individualisierung als historisch spezifischer, widersprüchlicher Prozess der Vergesellschaftung der
sich auf viele Lebensbereiche erstreckt:
1. Bildungsprozesse: Selektionsverfahren
2. Mobilitätsprozesse: Arbeitsmarkt als Motor für die Individualisierung von Lebensläufen
3. Konkurrenzbeziehungen: Individualisierung unter gleichen durch Spezialisierung auf ein
bestimmtes Feld innerhalb einer sozialen Gruppe
(-> Ihr Zusammenwirken löst den Individualisierungsschub aus, der in den 80er Jahren innerhalb
weitgehend konstanter Ungleichheitsrelationen in Gang gesetzt wurde.)
Welche neuen Lebensformen entstehen dort wo die von Religion, Tradition oder vom Staat
vorgegebene zerbrechen?
Die Individualisierung geht einher mit riskanten Freiheiten:
Administrative und Industrielle Eingriffe in das private Leben: Man muss nach Aufstieg streben, sich
ständig verbessern, neu qualifizieren, weiterbilden und flexibel sein. Langfristige Planung wird immer
schwieriger. Daraus ergebende Chancen, Gefahren und Unsicherheiten (ökonomische, aber auch
psychische) müssen heutzutage selbst wahrgenommen und individuell bearbeitet werden, und nicht
mehr im Familienbund und in der dörflichen Gemeinschaft bewältigt.
→Landstreichermoral
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Ansatz zu einer analytischen Theorie der sozialen Schichtung
Talcott Parsons
Soziale Schichtung = Differentielle Rangordnung, nach der Individuen in einem sozialen System
eingestuft werden und die bedingt, dass sie in soz. bedeutsamen Zusammenhängen anders
behandelt werden
Die moralische Wertung gilt dabei als zentrales Kriterium (Respekt, Achtung, Akzeptanz,
Missbilligung, Empörung).
Realisierungsprinzip Konsistenzprinzip
Durchsetzung von Zielen Ausrichtung an kultureller Leitidee/Weltbild
Macht- und Konflikttheorien Idealistische/Kulturalistische Sozialtheorien
Konformitätsprinzip Optimierungsprinzip
Orientierung an geltenden normative Effizienter Einsatz von Mitteln,
Erwartungen Nutzenmaximierung
Normative Theorien/Rollentheorien Ökonomische Theorien
Soziale Systeme
Interaktionssysteme aufeinander bezogener Elemente, die in einer geregelten Verbindung stehen
und sich als zusammenhängende, strukturierte Einheit von einer komplexen Umwelt unterscheiden
lassen. Systeme passen sich durch strukturelle Binnendifferenzierung nach funktionalen
Erfordernissen an ihre Umwelt an →Strukturfunktionalismus
Ein System muss dabei vier Funktionen erfüllen: AGIL
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Die oberste Systemebene bildet das allgemeine Handlungssystem, die darunter liegenden
Subsysteme, sind dabei jeweils strukturfunktionalistisch nach dem AGIL-Schema eingeteilt.
A G
Anpassungsfunktion Zielerreichungsfunktion
(Adaption) (Goal Attainment)
Verhaltensorganismus Persönlichkeitssystem
I L
Integrationsfunktion Strukturerhaltungsfunktion
(Integration) (Latent Pattern Maintance)
Kultursystem Soziales System:
A G
Wirtschaft Politik
(Geld) (Macht)
I L
Kultur Gemeinschaft
(Wert) (Einfluss)
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Schichtungsskala = Normatives Muster der Rangordnung (Institution)
System der sozialen Schichtung = Tatsächliche, effektive Rangordnung
Klassifizierung von Schichtungsskalen (durch Variation von Wertesystemen)
1. Mitgliedschaft in einer Verwandtschaftsgruppe
2. Persönliche Eigenschaften (Geschlecht, Alter, Schönheit, Intelligenz, Stärke)
3. Leistungen (Überschneidung mit 2. und 4. )
4. Eigentum (definiert durch Übertragbarkeit)
5. Autorität (institutionelles Recht der Beeinflussung durch Status)
6. Macht (Chance nicht institutionell sanktionierter Einflussnahme, Leistung, Eigentumserwerb)
Amerikanische Schichtungsskala
- Leistung im Berufssystem ausschlaggebend
- Familiensolidarät trotzdem vorhanden (abhängige Kinder, kein Statuswettbewerb)
- Gleiche Bewertung der Ehepartner (durch Institutionalisierung von Geschlechterrollen)
„bilden in unserer Gesellschaft die beruflichen Leistungen des [...] verheiraten Mannes mit
unselbstständigen Kindern die Hauptkriterien für den Klassenstatus“
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Prestigeunterschiede nicht so gut messbar sind (oder so) Bewertung der Berufe und akademischen
Niveaus erfolgt durch die Bezahlung
Reichtum ist ähnlich wie die Autorität unabhängig von der Leistung (Vererbung, Bankgeschäfte)
Erhaltung des Status durch den Kauf von Statussymbolen (auch innerhalb der Familie)
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Inklusion und Exklusion
Niklas Luhmann
Einbettung in Systemtheorie: Operativ geschlossene Systeme
Systemintegration= Innerer Zusammenhalt differenzierter Systeme
Sozialintegration= Verhältnis von psychischen und sozialen Systemen (Individuum und Gesellschaft)
Für letzteres der Begriff der Inklusion/Exklusion sinnvoller
Luhmann: Inklusion ist die Chance der sozialen Berücksichtigung von Personen, nur denkbar wenn
Exklusion möglich ist
Beispiel für Exkludierte: Die „Unberührbaren“ in der indischen Kastenhierarchie, Ausschluss
beruhend auf religiösen Reinheitsgeboten, zeigen die Wichtigkeit der Reinheitsrituale
Das Gesellschaftssystem weist Personen Plätze zu, in deren Rahmen sie erwartungskomplementär
handeln können (Romantisch ausgedrückt: sich heimisch fühlen)
Differenzierungsformen sind sind Regeln zur Wiederholung von Inklusions- und
Exklusionsdifferenzen, setzen zugleich die Teilnahme an der Differenzierung und ihren Regeln selbst
voraus
Segmentäre Gesellschaft: Inklusion durch Zugehörigkeit zu Segmenten (Familien, Klans), Ausschluss
von Exklusion
Stratifizierte Gesellschaften: Angehörigkeit zu einer Schicht, Inklusion auch auf segmentärer Ebene
(durch Familie, Heiratsverbote)
Exklusionsbereich: Unterbrechung der Reziprozitätserwartungen, Solidarität nur artifiziell durch
Religion (keine Normen die den Laden zusammenhalten wie bei Parsons)
Religion legitimierte auch reichsrechtliche Exklusion von Ketzern und Häretikern
Inklusion in die Teilsysteme durch Beteiligung an der Kommunikation mit den bestimmten Codes,
jeder muss sich an dieser Kommunikation beteiligen können, wenn jemand die Chance an der
Beteiligung der Inklusion nicht nutzt wird es ihm selbst zugerechnet -> Sozialstrukturelle Phänomen
der Exklusion zunächst nicht relevant
-> Inklusion ohne Exklusion in „die“ Gesellschaft, totalitäre Logik, die Exklusionen als „Rest“probleme
auf Zeit betrachtet
Dramatische Veränderung im Selbstverständnis: Identität wird zum Problem, der Name reicht nicht
mehr, man muss erklären wer man ist und sein Rollen spielen, Suche nach Anerkennung
Semantik, Inklusionssemantik (?)
Funktion der Inklusionssematik: Forderungen von Menschenrechten als natürliches Recht auf
Inklusion, Frage nach der Exklusion bleibt, keine ausreichende Durchsetzung (?)
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Frühere Exklusionsgründe (Religion, Rechtsverstöße) verlieren in der heutigen Gesellschaften an
Bedeutung, der Trend geht zu Therapierung und Wiedereingliederung von Abweichenden
Nichtreflexion der Exklusion in Teilen der Weltgesellschaft verbreitet: in Entwicklungsländern,
Calvinismus und Rassentheorie in Südafrika, oder auch in industrialisierten Ländern wie Brasilien
Idealisierung der Vollinklusion täuscht über die gravierende Probleme hinweg: Inklusion und Exklusin
vollzieht sich durch den Prozess der funktionalen Differenzierung innerhalb der einzelnen
Funktionssysteme, die Politk, so gerne sie das auch für sich behauptet, kann diese nicht steuern und
irretierung, sie folgen immer noch ihrem eigenen Code
Schichtungs- und Klassentheorien erklären die Problematik nicht ausreichend, Exklusion als qualitativ
und qualitativ anders zu wertende Ungleichheit, Schichtung sagt nichts über gesellschaftliche
Ordnung sondern über Lebensschicksale
Exklusion Folge der funktionalen Differenzierung
Mehrfachabhängigkeit von Funktionssystemen verstärkt den Exklusionseffekt
Die Exklusion integriert viel stärker als die Inklusion, da sie den Freiheitsgrad beeinträchtigt
Im Inklusionsbereich zählen Menschen als Personen im Exklusionsbereich als Körper
familie
caritas und Sozialhilfe als strukturelle Veränderung (Hilfe zur Selbsthilfe)
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„Es geht einerseits bei Exklusion immer um Diskontinua, um entweder/ oder-Entscheidungen
hinsichtlich Zugehörigkeit und hinsichtlich Berechtigungen und nicht um die unendlich feinen
Gradationen, wie sie das Geldeinkommen als Grund der Schichtungslogik der modernen Gesellschaft
erlaubt. Andererseits erfolgen diese entweder/oder-Entscheidungen in mehreren Dimensionen, die
im Verhältnis zueinander irreduzibel sind, was dann die Frage nach den dennoch gegebenen
Interaktionen zwischen den Dimensionen in den Vordergrund treten läßt.“
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dann zwar noch ein Objekt von Kommunikationen sein kann, aber ihm keine Kommunikationen mehr
zugerechnet und keine mehr an ihn adressiert werden“
Zusammenfassung: Exklusion meint in einer auf Kommunikation basierten Gesellschaft, daß jemand
nicht mehr anhand der Unterscheidung von Information und Mitteilung beobachtet wird und daß er
nicht mehr als eine Adresse für Kommunikationen (es sei denn jene, die den Akt der Exklusion
vollziehen und ihn reproduzieren) in Frage kommt. Dieser Aufsatz fragt nach dem Zusammenhang
von Exklusion, funktionaler Differenzierung und dem auf der Basis globaler Funktionssysteme
entstehenden System der Weltgesellschaft. Exklusion erweist sich in diesem Verständnis als ein
multidimensionaler, kumulativer und sequentiell vernetzter Vorgang eines Ausschlusses aus einer
Mehrzahl von Funktionssystemen. Diese Perspektive relativiert die Radikalität von Exklusion, aber sie
macht zugleich eine prozessuale Analyse von Exklusionsvorgängen zugänglich. Während die
Funktionssysteme heute ausnahmslos als globalisierte Funktionssysteme zu denken sind und es
insofern auch nur noch eine Weltgesellschaft gibt, vertritt der Aufsatz die These, daß Exklusion
immer auf der Basis regionaler Sonderbedingungen in Funktionssystemen und problematischer
struktureller Kopplungen von Funktionssystemen zustande kommt. Insofern gibt es nicht eine
Doppelung der Gesellschaft in der Form eines Exklusionsbereiches und eines Inklusionsbereiches,
sondern es existieren in das System der Weltgesellschaft eingebettet eine Vielzahl untereinander
nicht vernetzter Exklusionsbereiche in Regionen dieses Systems. Abschließend arbeitet der Text
heraus, daß es der Weltgesellschaft nicht angemessen ist, Inklusion und Exklusion als disjunkte
Alternative zu denken; es handelt sich vielmehr um eine hierarchische Opposition, in der auch
Exklusionen vielfach in die Form einer Inklusion gebracht werden oder zumindest parasitäre
Inklusionsmodi entstehen und dies die Situation dynamisiert.
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Zeitstrahl
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