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Notfall Rettungsmed 2019 · 22:347–362


https://doi.org/10.1007/s10049-019-0602-4
Online publiziert: 14. Mai 2019
© Springer Medizin Verlag GmbH, ein Teil
von Springer Nature 2019

Wissenschaftliche Leitung
J. Breckwoldt, Zürich
M. Christ, Luzern
G. Matthes, Berlin
G. Rücker, Rostock
R. Somasundaram, Berlin
U. Zeymer, Ludwigshafen

Online teilnehmen

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Teilnahmemöglichkeiten
Die Teilnahme an diesem zertifi-
zierten Kurs ist für 12 Monate auf
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Teilnehmen können Sie: L. A. Dröge · W. Henrich
– als Abonnent dieser Fachzeitschrift, Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
– als e.Med-Abonnent.

Zertifizierung
Diese Fortbildungseinheit ist zertifiziert
von der Ärztekammer Nordrhein gemäß
Geburtshilfliche Notfälle – was
Kategorie D und damit auch für andere
Ärztekammern anerkennungsfähig. Es
werden 3 Punkte vergeben.
Notfallmediziner wissen müssen
Für Rettungsassistenten und -sanitäter
ist diese Fortbildungseinheit von der
Akademie für Rettungsdienst und
Gefahrenabwehr der Landesfeuerwehr- Zusammenfassung
schule Hamburg sowie der Feuerwehr
München – Branddirektion mit 3 Stunden
Etwa 2 % der Geburten finden geplant oder ungeplant außerklinisch statt. Notärzte sollten
Fortbildung zertifiziert und damit die Grundlagen der Begleitung einer physiologischen Geburt und die Behandlung eventu-
bundesweit anerkennungsfähig. Die eller Komplikationen beherrschen. Dafür wird Basiswissen über den natürlichen Geburts-
Fortbildung wird durch das jeweils verlauf, über Handgriffe, den Einsatz von Uterotonika und Tokolytika sowie über Maßnah-
zuständige Landesrettungsdienstgesetz
geregelt, wonach die Anerkennung den men zur postpartalen Blutstillung benötigt. Die hypertensive Krise, die Eklampsie, aber
jeweils zuständigen Ausbildungsstätten auch seltenere lebensbedrohliche Notfälle wie eine Lungen- oder Fruchtwasserembolie
obliegt. müssen von Notfallmedizinern unmittelbar erkannt und mit ersten Maßnahmen behan-
delt werden. Der Beitrag soll neben der (un-)geplanten außerklinischen physiologischen
Anerkennung in Österreich
Gemäß Diplom-Fortbildungs- Geburt die wichtigsten schwangerschaftsbedingten und -assoziierten Notfälle darstellen
Programm (DFP) werden die auf und notfallmedizinische Handlungsempfehlungen vermitteln.
CME.SpringerMedizin.de erworbenen
Fortbildungspunkte von der Schlüsselwörter
Österreichischen Ärztekammer 1:1 als Blutungen · Schulterdystokie · Eklampsie · Thrombembolie · Fruchtwasserembolie
fachspezifische Fortbildung angerechnet
(§26(3) DFP Richtlinie).

Kontakt
Springer Medizin Kundenservice
Tel. 0800 77 80 777
E-Mail: kundenservice@springermedizin.de

Beide Autoren haben gleichberechtigt zur Arbeit beigetragen

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 347


CME

Lernziele
Nach der Lektüre dieses Beitrags
4 sind Sie mit den Basismaßnahmen zur Unterstützung der Gebärenden im außerklini-
schen Bereich vertraut.
4 kennen Sie einfache geburtshilfliche Handgriffe bei Komplikationen während der
Geburt (McRoberts-Manöver, Bracht-Handgriff, Handgriff bei Nabelschnurvorfall).
4 können Sie peripartale Blutungsursachen einschätzen.
4 kennen Sie Handgriffe zur Uteruskompression und wissen, wie Uterotonika eingesetzt
werden.
4 denken Sie bei einer plötzlich kreislaufinstabilen peripartalen Patientin auch an
seltene lebensbedrohliche schwangerschaftsassoziierte Komplikationen.

Einleitung
Schwangerschaft und Geburt stellen mehrheitlich einen physiologischen Zustand dar, der in
der Regel keiner notfallmedizinischen Behandlung bedarf. Dennoch werden unter anderem
durch reproduktionsmedizinische Maßnahmen zunehmend auch ältere Frauen mit relevanten
Grunderkrankungen schwanger bzw. können gesunde Frauen durch schwangerschaftsinduzierte
Komplikationen bedrohlich erkranken.
Wird der Notfallmediziner zu einer Geburt oder Schwangeren gerufen, werden die im Folgenden
beschriebenen Basismaßnahmen ergriffen. Im Hinblick darauf, dass eine adäquate perinatale
Überwachung des Fetus und eine eventuelle (Wund-)Versorgung der Mutter nicht möglich sind,
Sturzgeburten verlaufen in der sollte bei einer bevorstehenden Geburt letztlich immer Ruhe bewahrt und die Anfahrt einer Klinik
Regel unkompliziert versucht werden. Falls dies nicht mehr gelingt, verlaufen Sturzgeburten in der Regel unkompliziert.

Ungeplante außerklinische Geburt


Die wichtigsten Informationen über Vorerkrankungen, Allergien, Medikamente und den Ver-
Eine regelrechte Geburt beginnt ab lauf der Schwangerschaft sind im Mutterpass dokumentiert. Eine regelrechte Geburt beginnt
37+0 SSW aus Schädellage ab 37+0 Schwangerschaftswochen (SSW) aus Schädellage und stellt grundsätzlich keinen Not-
fall dar. Die vom Notfallmediziner auszuführenden Basismaßnahmen und der physiologische
Geburtsverlauf sind in . Tab. 1 zusammengefasst.

Obstetric emergencies—what every emergency doctor should


know
Abstract
Approximately 2% of all deliveries in Germany take place either planned or unplanned outside of
hospitals. Emergency physicians should master the fundamentals of accompanying a physiological
birth and the treatment of possible complications. This necessitates basic knowledge on the course
of natural births, manual maneuvers, the use of uterotonic agents and tocolytic drugs as well as
measures for postpartum hemostasis. A hypertensive crisis, eclampsia and also rare life-threaten-
ing emergencies, such as lung and amniotic fluid embolism must be immediately recognized by
the emergency physician and treated with initial measures. This article presents the most impor-
tant pregnancy-related and associated emergencies in addition to planned and unplanned out of
hospital physiological deliveries and gives clear advice about the treatment.

Keywords
Hemorrhage · Shoulder dystocia · Eclampsia · Thromboembolism · Amniotic fluid embolism

348 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


CME

Tab. 1 Basismaßnahmen zur Überwachung der Schwangeren bzw. Gebärenden und des Neugeborenen
Grundausstattung im Krankenwagen Basisversorgung wie bei Nichtschwangeren, trockene Tücher
Nabelklemmen, alternativ Kocher-Klemmen, Beatmungsbeutel für Neugeborene
Medikamente: Oxytocin (mehrere Ampullen à 3 IE), Fenoterolampullen, Fenoterolaerosol, Nifedipin
(10 mg-Tabletten), Tranexamsäure
Periphervenöser Zugang Für Medikamente und Volumen
Monitoring Messung von Blutdruck und Herzfrequenz bei jeder Schwangeren
Bei Symptomen wie Luftnot, Kopfschmerzen, eingeschränkter Vigilanz oder pathologischen Vitalparametern:
elektrokardiographisches Monitoring, SpO2, Blutzucker, Temperatur, Blutdruckmessung alle 5 min
Lagerung Die gesunde Gebärende/Schwangere kann generell selbst über ihre Transportposition entscheiden (sitzend
oder liegend)
Bedarf es eines Liegendtransports, sollte die Schwangere zur Vermeidung eines
V.-cava-Kompressionssyndroms in Linksseitenlage transportiert werden
Sofern die Gebärende liegt, sollte der Kopf mit ausreichend Platz für eine Geburt am Fußende gelagert werden
(Becken zeigt ins Wageninnere)
Nach Geburt des Kindes und der Plazenta bietet sich die Fritsch-Lagerung an (Beine gestreckt übereinander-
schlagen, Abb. 1)
Geburtsperioden
Eröffnungsperiode (3–12 h) Wehenbeginn bis zur vollständigen Öffnung des Muttermunds (10 cm um den Termin ab 37+0 Schwangerschafts-
wochen)
Eine Schmierblutung als sogenannte Zeichnungsblutung ist bei Geburtsbeginn häufig und physiologisch
Blasensprung Rechtzeitig: bei vollständiger Eröffnung des Muttermunds
Vorzeitig: geringes Komplikationsrisiko bei einer Schädellage am Geburtstermin (z. B. sehr selten Nabelschnur-
vorfall bei instabiler Kindslage, Quer- oder Beckenendlage)
Austreibungs- und Pressperiode Durchtritt des Kindes durch das mütterliche Becken
(5–60 min) Pressperiode, sobald das Köpfchen am Introitus vaginae sichtbar wird
1. Die Gebärende entscheidet über die Geburtsposition, die „richtige Geburtsposition“ gibt es nicht
Bei Rückenlage ggf. Anwinkeln der Beine bei erhöhtem Oberkörper ermöglichen
Anleitung zum wehensynchronen Mitpressen
2. Geburt des Köpfchens
Dammschutz leisten (flache Hand am Damm auflegen)
Mit der anderen Hand Köpfchen vorsichtig abbremsen
Nach Kopfgeburt eine Wehe abwarten
3. Entwicklung der vorderen Schulter durch Senkung des Köpfchens nach unten (Kopf mit beiden Händen über
Scheitelbein und Wangen fassen)
Kein Zug am kindlichen Köpfchen!
4. Entwicklung der hinteren Schulter durch Anheben des Köpfchens zur Symphyse

Frühgeburt
Prinzipiell ist der Geburtsvorgang bei einer Frühgeburt <37+0 SSW der gleiche wie bei der zeit-
gerechten Geburt. Bei frühen Frühgeburten (24+0 bis 34+0 SSW) ist die Wahrscheinlichkeit von Bei frühen Frühgeburten (24+0 bis
Anpassungsstörungen des Neugeborenen hoch, sodass frühzeitig Kontakt zum Zielkrankenhaus 34+0 SSW) ist die Wahrscheinlich-
mit neonatologischer Versorgung – möglichst zu einem Perinatalzentrum Level 1 oder 2 – herge- keit von Anpassungsstörungen des
stellt werden sollte. Weiterhin gehen Frühgeburten mit einem höheren Risiko für Lageanomalien Neugeborenen hoch
und einen Nabelschnurvorfall einher.
Eine Frühgeburt sollte bis zum Eintreffen in der Klinik durch eine Tokolyse verzögert werden Eine Frühgeburt sollte bis zum
[1]. Mittel der ersten Wahl ist primär die intravenöse Gabe des β-Mimetikums Fenoterol, Eintreffen in der Klinik durch eine
wobei Fenoterol auch inhalativ verabreicht werden kann. Außerdem kann der Kalziumantagonist Tokolyse verzögert werden
Nifedipin oral gegeben werden. Als Nebenwirkung der Tokolyse mit β-Mimetika ist eine maternale
Tachykardie zu erwarten, extrem selten kommt es zum Lungenödem, vor allem bei vorgeschädigtem
Herzen, gleichzeitiger Kortisongabe und Mehrlingsschwangerschaften. Bei Tokolyse mit Nitroglycerin be-
Falls kein anderes Mittel zur Hand ist, hat auch Nitroglycerinspray eine tokolytische Wirkung; steht die Gefahr einer maternalen
es besteht allerdings die Gefahr einer maternalen Hypotonie. Die verschiedenen Tokolytika und Hypotonie
ihre Dosierungen sind in . Tab. 2 zusammengefasst.

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 349


CME

Tab. 1 (Fortsetzung)
Postpartalperiode (bis 30 min Gleichzeitig:
nach Geburt des Kindes)
Geburt der Plazenta Überwachung der Mutter
Eine Blutung bis 500 ml ist bei der Spontangeburt physiologisch
Nach Abnabeln des Kindes der Mutter 3 IE Oxytocin langsam intravenös applizieren
Nicht an der Nabelschnur ziehen
Uteruskontraktion überwachen, Plazenta asservieren, Fritsch-Lagerung (Abb. 1)
Neugeborenenversorgung Neugeborenes versorgen
Nabelschnur etwa 5 cm vom Neugeborenen entfernt mit 2 Klemmen abklemmen und zwischen den Klemmen
durchtrennen
Das Neugeborene wird mit warmen Tüchern bedeckt und auf den Oberkörper der Mutter zum Hautkontakt
gelegt
In Deutschland wird der Apgar-Score (A=Atmung, P=Puls, G=Grundtonus, A=Aussehen, R=Reflexe) bei jeder Geburt
nach 1, 5 und 10 min. routinemäßig erhoben
Kriterium 0 Punkte 1 Punkt 2 Punkte
Atemanstrengung Keine Unregelmäßig, flach Regelmäßig, Kind schreit
Herzfrequenz Kein Herzschlag Unter 100/min Über 100/min
Muskeltonus Schlaff Leichte Beugung der Aktive Bewegung der
Extremitäten Extremitäten
Hautfarbe Blau, blass Stamm rosig, Extremitä- Gesamter Körper rosig
ten blau
Reflexe Keine Grimassieren Kräftiges Schreien, Hus-
ten, Niesen
Neugeborenes mit geringem Tonus bzw. ohne Atmung durch „Rubbeln“ am Rücken stimulieren!
SpO2 Pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung

Prä- und peripartale Komplikationen

Lageanomalie
Eine Lageanomalie liegt am Geburtstermin nur in etwa 5 % der Fälle vor (4 % Beckenendlage,
Die Lageanomalie macht eine 1 % Querlage); nach 28 SSW beträgt die Häufigkeit der Beckenendlage allerdings 20 %. Die
Geburt nur selten unmöglich Lageanomalie macht eine Geburt nur selten unmöglich [2].
Auf eine vaginale Untersuchung sollte verzichtet werden, es sei denn, diese wird von der
anwesenden Hebamme durchgeführt. Im Falle einer Querlage mit Nabelschnur- oder Armvorfall
oder auch bei einer Beckenendlage mit Fußvorfall sollte jeder Repositionsversuch oder eine Mani-
pulation unterlassen werden und schnellstmöglich die über den Notfall informierte Geburtsklinik
angefahren sowie eine Tokolyse initiiert werden.
Lässt sich ein Fortschreiten der LässtsicheinFortschreitenderGeburtaus Beckenendlage nichtverhindern, erfolgtdie assistierte
Geburt aus Beckenendlage nicht Geburt: Zunächst wird abgewartet, bis der Körper ohne Eingreifen des Arztes geboren ist und die
verhindern, erfolgt die assistierte Nackenhaargrenze sichtbar wird. Wird das Kind nicht der Schwerkraft folgend geboren, wird
Geburt anschließend der Steiß mit beiden Händen umfasst und nach oben geführt (Bracht-Handgriff,
. Abb. 2). Das Kind wird dann über den Bauch der Mutter nach oben hin sanft geführt, bis der Kopf
von selbst folgt, wobei gleichzeitig ein Helfer suprasymphysären Druck ausüben sollte, um die
Kopfentwicklung zu erleichtern. Alternativ kann der kindliche Bauch nach der Geburt des Körpers
auf dem rechten Unterarm des Notfallmediziners „reitend“ gehalten werden, der Mittelfinger des
Ausführenden wird dann zur Flexion des Köpfchens im Mund des Kindes kinnwärts gedrückt.
Die linke Hand des Geburtshelfers ergreift die kindlichen Schultern, stützt den Hals und führt
Der gesamte Geburtsverlauf zusammen mit dem rechten Arm zur Kopfentwicklung des Kindes eine Kippbewegung nach
während des Transports in die oben Richtung mütterlichen Bauch aus (nach Veit und Smellie, . Abb. 2). Auch hier sollte ein
Klinik sollte aus medikolegalen Helfer suprasymphysären Druck ausüben, um die Kopfentwicklung zu erleichtern.
Gründen zeitlich festgehalten Der gesamte Geburtsverlauf inklusive der Abfolge der Kindsentwicklung während des Trans-
werden ports in die Klinik sollte aus medikolegalen Gründen zeitlich festgehalten werden. Bei deutlich
erschwerter Kindsentwicklung kann eine mediolaterale Episiotomie, also ein Schnitt im 45°-

350 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


CME

Abb. 1 9 Fritsch-Lagerung. (© all


rights reserved. Mit freundl. Geneh-
migung der Autoren)

Tab. 2 Frühgeburt und Tokolyse


Späte Frühgeburt 34+0 bis Gleiche Maßnahmen wie bei der physiologischen Geburt um den Termin
37+0 SSW
Frühe Frühgeburt 24+0 bis Hohe Wahrscheinlichkeit von Anpassungsstörungen des Neugeborenen
34+0 SSW Höhere Wahrscheinlichkeit für Lageanomalien/Nabelschnurvorfall
Tokolyse und Fahrt in Klinik Frühzeitig Kontakt zum Zielkrankenhaus mit neonatologischer Versorgung
mit Neonatologie herstellen
Die Frühgeburt möglichst bis zum Eintreffen in der Klinik durch eine Tokolyse
verzögern:
Krankenwagenausstattung: Fenoterolhydrobromid i.v. mit 0,5–3,0 μg/min (1 Ampulle 10 ml + 40 ml NaCl
Fenoterolampullen, 0,9 % mit 3–18 ml/h)
Fenoterolaerosol, Nifedipin β-Mimetika auch inhalativ (z. B. Fenoterolaerosol 2–3 Hübe, je 0,2 mg) (Neben-
Atosiban wirkung: maternale Tachykardie, selten Lungenödem)
Nifedipin (Kalziumantagonist): während des Transports 10 mg p.o., alle 20 min
4 Tabletten (Erhaltung: 20 mg oral alle 4–8 h)
Oxytocinantagonist Atosiban birgt nicht die Gefahr eines Lungenödems;
Bolusdosis von 6,75 mg/0,9 ml i.v., dann maximal für 3 h mit 300 μg/min fort-
führen (allerdings sehr teuer, daher nicht im Rettungswagen verfügbar)
Nitroglycerinspray (cave: mütterliche Hypotonie), 1 Hub

Winkel von der hinteren Kommissur des Damms ausgehend, helfen, den Weichteilwiderstand
zu reduzieren.

Nabelschnurvorfall
Ein Nabelschnurvorfall tritt mit einer Häufigkeit von 0,6 % der Geburten auf (häufiger bei Beim Nabelschnurvorfall kann
Lageanomalien und Mehrlingen) und kann durch eine Fruchtblaseneröffnung (Amniotomie) es durch eine Nabelschnurkom-
provoziert werden. Hierbei kann es durch eine Nabelschnurkompression zur kindlichen Asphyxie pression zur kindlichen Asphyxie
kommen. Die neonatale Mortalität beträgt 10 %. kommen
Nach Diagnose eines Nabelschnurvorfalls sollte, wie generell empfohlen, Ruhe bewahrt werden
und kein Repositionsversuch erfolgen, da dieser nicht gelingen kann. Zur Vermeidung einer Zur Vermeidung einer Nabelschnur-
Nabelschnurkompression soll die Schwangere in Seiten- und Kopftieflage gebracht werden; dabei kompression soll die Schwangere in
hebt man die folgenden Kindsteile wie den Kopf oder Steiß nach Eingehen einer Hand von vaginal Seiten- und Kopftieflage gebracht
mit Druck aus dem Becken. Die Hand muss während des zügigen Transports in die Geburtsklinik werden
in der Scheide verbleiben [3]. Zur Notfalltokolyse kann Fenoterol inhalativ (Fenoterolaerosol,
2–3 Hübe, je 0,2 mg) oder intravenös (0,5–3,0 μg Fenoterol/min; 1 Ampulle Fenoterol 10 ml + 40 ml
NaCl 0,9 % mit 3–18 ml/h) verabreicht werden, alternativ auch Nitroglycerin inhalativ.

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 351


CME

Abb. 2 8 Geburt aus Beckenendlage. a Mit Bracht-Handgriff; b nach Veit und Smellie. (© all rights reserved. Mit
freundl. Genehmigung der Autoren)

Schulterdystokie
Eine Schulterdystokie beschreibt den Geburtsstillstand nach Geburt des kindlichen Köpfchens.
Grund für eine Schulterdystokie Sie tritt bei 1 % aller Geburten auf. Grund dafür ist entweder ein Verbleib der vorderen kindlichen
ist ein hoher Schultergeradstand Schulter vor dem mütterlichen Schambein (hoher Schultergeradstand) oder ein viel seltenerer
oder ein viel seltenerer (tiefer) (tiefer) Querstand der kindlichen Schultern, der einen Durchtritt durch den längsovalen Becken-
Querstand der kindlichen Schultern ausgang behindert. Die kindliche Morbidität ist bedingt durch eine Hypoxie, Clavicula- oder
Humerusfraktur und Armplexusschädigung, die durch starken Zug am Kopf entsteht. Risikofak-
toren für eine Schulterdystokie sind ein erhöhtes Geburtsgewicht >4000 g, massive mütterliche
Gewichtszunahme > 15 kg in der Schwangerschaft und Diabetes; 50 % aller Schulterdystokien
treten allerdings bei normosomen Kindern auf.
Kommt es vor Eintreffen in der Sollte es vor Eintreffen in der Klinik zu einer Schulterdystokie kommen (Schildkrötenphänomen:
Klinik zu einer Schulterdystokie, Das Köpfchen schaut aus dem Introitus vaginae heraus und weicht zurück), sollte auf keinen Fall am
sollte auf keinen Fall am Köpfchen Köpfchen gezogen werden. Die Notfalltokolyse kann mit Fenoterol inhalativ (Fenoterol, 2–3 Hübe,
gezogen werden je 0,2 mg) oder im Bolus intravenös erfolgen. Die Schwangere wird außerdem angehalten, nicht
mehr zu pressen.
Eine Lösung der kindlichen Schulter kann meist durch das McRoberts-Manöver (. Abb. 3)
herbeigeführt werden. Hier kommt es durch Überstrecken beider Beine der Gebärenden in der
Längsachse und rasche Beugung in der Hüfte zur Erweiterung des inneren Beckenmaßes, der
Conjugata vera. Unterstützt werden sollte das Manöver, das mehrfach wiederholt werden kann,
durch suprasymphysären Druck auf die kindliche Schulter [4].
Ein weiteres Manöver ist die Umlagerung der Gebärenden in die Knie-Ellenbogen-Lage
(Vierfüßler), was ebenfalls Platz im Becken für die Lösung der Schulter schafft. Manöver mit
Armlösung der hinteren Schulter durch Eingehen in die Scheide sollen erfahrenen Geburtshelfern
vorbehalten sein. Der Kristeller-Handgriff (Fundusdruck) ist streng kontraindiziert, da die Schulter
sich sonst noch stärker hinter der Symphyse verkeilt.
Die Abfolge der Manöver und der Zeitpunkt des Kopfaustritts sollten genau dokumentiert
Bei Schulterdystokie soll die werden. Um bei Eintreffen in der Klinik keine Zeit zu verlieren, soll die Zielklinik noch vor Eintreffen
Zielklinik noch vor Eintreffen der der Patientin informiert werden, sodass ein interdisziplinäres Team in Narkosebereitschaft weitere
Patientin informiert werden Maßnahmen ergreifen kann.

Blutungen in der Schwangerschaft und während der Geburt


Eine Blutung kann physiologisches Eine Zeichnungsblutung (Schmierblutung) ex utero um den errechneten Geburtstermin ist ein
Zeichen der beginnenden Geburt häufiges physiologisches Zeichen der beginnenden Geburt, das durch die Öffnung des inneren
sein oder eine lebensbedrohliche Muttermunds verursacht wird. Eine Blutung kann aber auch eine lebensbedrohliche Lage der
Lage von Mutter und Kind anzeigen Mutter und des Kindes anzeigen. Zu den häufigsten Ursachen der schmerzfreien Blutung gehört
die Placenta praevia oder die Randsinusblutung (siehe Mutterpasseintrag). Gefährlicher ist die

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CME

Abb. 3 8 McRoberts-Manöver bei Schulterdystokie. (Aus [5])

vorzeitige Plazentalösung, die häufig mit Dauerschmerzen einhergeht. Unter Kreislaufstabilisie-


rung der Schwangeren mittels Volumensubstitution sollte der schnellstmögliche Transport in eine
Klinik mit neonatologischer Versorgung erfolgen.

Placenta-praevia-Blutung
Eine Placenta praevia beschreibt das Vorliegen der Plazenta vor dem inneren Muttermund, was
besonders bei Wehenbeginn zu einer schmerzlosen Blutung führen kann (0,5 % der Schwangeren,
Vasa praevia = kindliche Gefäße vor dem inneren Muttermund 0,2 %). Bei Vorliegen einer Placenta Bei Placenta praevia und Blutung
praevia (anamnestisch oder nach Dokumentation im Mutterpass) sollte bei einer Blutung keine sollte der schnellstmögliche
vaginale Tastuntersuchung erfolgen und die Patientin schnellstmöglich in die Klinik transportiert Transport in die Klinik erfolgen
werden [6].

Vorzeitige Plazentalösung
Die vorzeitige Plazentalösung, die in etwa 0,5 % der Schwangerschaften auftritt, zeigt sich klinisch
durch plötzliche Unterbauchschmerzen, gegebenenfalls ein hartes Abdomen und Agitiertheit
der Patientin. Kindsbewegungen können abnehmen, eine vaginale Blutung tritt nur in der Hälfte
der Fälle auf. Assoziiert mit einer vorzeitigen Lösung sind Plazentationsstörungen, die durch eine Plazentationsstörungen sind mit
kindliche Wachstumsretardierung, Bluthochdruck und Ödeme im Rahmen einer Präeklampsie einer vorzeitigen Lösung assoziiert
apparent werden. Auch das Bauchtrauma während eines Unfalls und Drogenabusus, vor allem
von Kokain, können zu einer vorzeitigen Plazentalösung führen.
Besteht der Verdacht einer vorzeitigen Lösung, sollte bei einer hypertensiven Krise der Blutdruck Besteht der Verdacht einer vorzei-
der Schwangeren auf hochnormale Werte gesenkt werden, bei Hypotonie erfolgt die Volumen- tigen Lösung bei einer hyperten-
substitution. Eine Tokolyse und eine vaginale Tastuntersuchung sollten unterbleiben. Es erfolgt siven Krise, sollte der Blutdruck
die Notfallverlegung in die Klinik. der Schwangeren auf hochnormale
Werte gesenkt werden

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 353


CME

Postpartale Blutungen
Verstärkte postpartale Blutungen (mehr als 500 ml nach Spontanpartus) treten mit einer Häufigkeit
von 5 bis 10 % der Geburten auf, wobei der Notfallmediziner damit rechnen kann, dass Patientinnen
mit Kreislaufinstabilität bereits mehr als 15 % ihres Blutvolumens verloren haben. Ursachen sind
4 an erster Stelle (75 % der Fälle) die Uterusatonie (Risiko vor allem durch Uterusüberdehnung
bei kindlicher Makrosomie, Polyhydramnion, Mehrlingen),
4 an zweiter Stelle die Plazentaretention (20 % der Fälle),
4 an dritter Stelle Geburtsverletzungen und
4 an vierter Stelle Gerinnungsstörungen
(englisch „4 Ts: tone, tissue, trauma, thrombin“).

An oberster Stelle steht bei An oberster Stelle steht die Kreislaufstabilisierung, wozu 2 große periphervenöse Zugänge gelegt
postpartalen Blutungen die werden und eine Volumensubstitution erfolgen sollte. Während der rasche Transport in die Klinik
Kreislaufstabilisierung organisiert wird, sollte der Notfallmediziner zuerst an eine atonische Nachblutung denken und
daher die Uteruskontraktion prüfen. Die eventuell bereits geborene Plazenta sollte mit in die
Klinik genommen werden, um sie auf Vollständigkeit zu überprüfen.
Der für den Notfallmediziner relevante Handlungsalgorithmus bei postpartaler Blutung und
Uterusatonie im präklinischen und im klinischen Setting ist in . Abb. 4 zusammengefasst. Das
Vorgehen bei einer peripartalen Blutung ist auch als deutsch-österreichisch-schweizerische (D-A-
CH) Flowchart-Notfallkarte erhältlich. Diese kann unter der im Literaturverzeichnis angegebenen
Adresse heruntergeladen werden [7].
Bei einer Uterusatonie sollte Bei einer Uterusatonie sollte noch während des Transports in die Klinik die Harnblase der
noch während des Transports in Patientin durch Katheterisierung entleert werden. Mittel der ersten Wahl bei einer Uterusatonie
die Klinik die Harnblase durch ist Oxytocin. Zunächst werden langsam 3 IE appliziert, dann 40 IE in 1000 ml NaCl i.v. (bis
Katheterisierung entleert werden 100 ml/h). Sollte Sulproston zur Eskalation der Therapie verwendet werden, ist der Oxytocintropf
zu beenden.
Bis zum Eintreten der Kontraktionen kann der Uterus von abdominal komprimiert werden
(Credé-Handgriff, . Abb. 5), bei sehr starker Blutung kann dies auch durch den bimanuellen
Hamilton-Handgriff (. Abb. 5) erfolgen. Bei blutenden Verletzungen der Zervix und der Vagina
kann eine sterile vaginale Tamponade eingelegt werden. Dann sollten die Fritsch-Lagerung
(. Abb. 1) und der schnellstmögliche Transport in die Klinik erfolgen [9].
Die ZeitzwischenGeburtdes Kindes und Plazentageburtsollte physiologischnicht längerals eine
halbe Stunde dauern. Eine Plazentaretention kann einerseits an einer mangelnden Kontraktion
des Uterus oder an einer übermäßigen Kontraktion des Muttermunds liegen, andererseits kann
aber auch eine Verwachsung der Plazenta mit der Uterusinnenwand vorliegen (Häufigkeit 1:2500
Einfache und sichere Maßnahmen Geburten, vor allem nach vorangegangener Sectio; [10]). Einfache und sichere Maßnahmen zur
zur Plazentalösung sind die Lösung der Plazenta sind wie bei der Atonie die Entleerung der Harnblase der Gebärenden durch
Entleerung der Harnblase, die Anlage eines Dauerkatheters, die Gabe von Oxytocin (3 IE langsam i.v., dann 40 IE in 1000 ml
Gabe von Oxytocin sowie der NaCl i.v.; bis 100 ml/h) sowie der Credé-Handgriff.
Credé-Handgriff Ein forciertes Ziehen an der Nabelschnur sollte der Notfallmediziner aufgrund der Gefahr
einer Inversio uteri unterlassen. Die manuelle Lösung der Plazenta wird ebenfalls nur unter
sterilen Klinikbedingungen vom Geburtsmediziner durchgeführt. Sollte sich die Plazenta also
während eines Notfalleinsatzes nicht lösen, erfolgen die Kreislaufstabilisierung der Gebärenden,
die Fritsch-Lagerung und der schnellstmögliche Transport in die Klinik.

Schwangerschaftsassoziierte Notfälle
Der Notfallmediziner muss neben Zu den häufigsten Gründen für einen Rettungswageneinsatz in der Allgemeinbevölkerung gehört
außerklinischer Geburt auch auf die Kreislaufinstabilität aufgrund einer kardiovaskulären Symptomatik [11, 12]. Neben dem
schwangerschaftsassoziierte und Management der außerklinischen Geburt muss der Notfallmediziner in der Behandlung von
-bedingte Notfälle vorbereitet sein Schwangeren und Wöchnerinnen auch auf schwangerschaftsassoziierte und -bedingte Notfälle
vorbereitet sein. Eine Übersicht gibt . Tab. 3.
Bereits vorhandene, aber klinisch zuvor nicht apparente Herz-Kreislauf-Schädigungen wie die
koronare Herzkrankheit können in der Schwangerschaft durch ein gesteigertes Herzzeitvolu-
men und einen reduzierten Gefäßwiderstand demaskiert werden [14]. Als hereditäre Herz-

354 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


CME

• Info an Zielkrankenhaus: • Tranexamsäure • FFP und EK


• Oxytocin: 1–2 g, wiederholte Gabe • 2–4 g Fibrinogen
40 IE/1000 ml; 100 ml/h möglich • Labor wiederholen:
BB, Quick, PTT,
Ziel: Optimierung der
• Sulproston: 500 μg/ • Massentransfusionsgerät Gerinnung
500 ml: 100 ml/h und ggf. „cell-saver” Fibrinogen, AT,
• Dauerkatheteranlage bereithalten D-Dimere, ggf. Faktor-XIII- • Quick >50%
• Blutprodukte: • Ggf. Intubation Spiegel
Überbrückung mit • Transfusion: FFP, EK • Ggf. PPSB: 20–25 IE/kg • PTT <50 s
FFP • Ca2+-Substitution • TEG
• Tranexamsäure • Volumen-/ • BGA, engmaschig • Thrombozyten >50/nl
1–2g Bolus i.v. Katecholamintherapie wiederholen
• Volumenersatz • Hämodynamisches • Ggf. TK notwendig • Fibrinogen >150
stabil • BGA + BB, Monitoring ggf. mit • Ca2+-Substitution
Quick, PTT, AT, z. B. arteriellem Zugang • Cave Hyperkaliämie • Ca2+-Ionen >0,9
Fibrinogen • Wärmemanagement bei Massentransfusion
• pH >7,2
In Absprache mit
Geburtsmedizinern • Hb >8 g/dl
• Ggf. Faktor XIII nach
Plasmakonzentration: • Temperatur >35 °C
15–20 IE/ kg

• Individueller
Hämodynamik

Heilversuch
mit rekomb. Faktor • Information des
VIIa 90 µg/kg möglich geburtshilflichen
Teams inklusive
Anästhesie im
Zielkrankenhaus

• Information an • Frühzeitig an
Geburtsmediziner/ angeborene oder
Radiologie zur erworbene
Vorbereitung einer hämophile
• Uteruskompression operativen
Störungen denken,
• Lokale Blutstillung bei Blutstillung/
z. B. von-Willebrand-
Verletzungen der Embolisation/Clipping
Syndrom Typ I: ggf.
Geburtswege durch bzw. Ligatur der Aa. • Ggf. Vorbereitung zur
Tamponade uterinae
Desmopressin
Hysterektomie
instabil 0,3 μg/kgKG

500–1000 ml 1000–1500 ml >1500 ml


Blutverlust

Abb. 4 8 Handlungsalgorithmus bei postpartaler Blutung im präklinischen und klinischen Setting. AT Antithrom-
bin; BB Blutbild; BGA Blutgasanalyse; EK Erythrozytenkonzentrat; FFP „fresh frozen plasma“ (gefrorenes Frischplas-
ma); Hb Hämoglobin; PPSB Prothrombinkomplexkonzentrat; PTT partielle Thromboplastinzeit; TEG Thrombelasto-
graphie; TK Thrombozytenkonzentrat. (Modifiziert nach [8])

Kreislauf-Erkrankung können besonders die Mitralstenose und die pulmonale Hypertonie zum
plötzlichen Kreislaufversagen führen [14]. Auch an seltene Notfälle wie die Aortendissektion
(1:10.000 Schwangerschaften), die mit einem interskapulären Rückenschmerz ohne Verände-
rungen im Elektrokardiogramm einhergeht, sollte gedacht werden. Risikofaktoren sind unter
anderem Bluthochdruck, das Marfan-Syndrom und Schwangere mit bikuspider Aortenklappe.

Schwangerschaftsbedingte Notfälle

Eklampsie und hypertensive Krise


Die häufigsten zu erwartenden schwangerschaftsbedingten Notfälle sind Komplikationen der
Präeklampsie. Mit einer Prävalenz zwischen 3 und 5 % kann es zur hypertensiven Krise und
zum eklamptischen Anfall kommen; häufiger ist das Auftreten unter anderem bei uteriner Ge-
fäßwiderstandserhöhung, bei Mehrlingen, mütterlicher Autoimmunerkrankung, Thrombophilie, Der eklamptische Anfall beschreibt
nach Sterilitätsbehandlung, bei Übergewicht, chronischer Hypertonie und Gestationsdiabetes. Der den nicht anders erklärbaren
eklamptische Anfall beschreibt den nicht anders erklärbaren tonisch-klonischen Krampfanfall in tonisch-klonischen Krampfanfall in
der Schwangerschaft. Prodrome sind der Schwangerschaft

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 355


CME

Abb. 5 8 Uteruskompression postpartal. a Credé-Handgriff; b Hamilton-Handgriff. (© all rights reserved. Mit


freundl. Genehmigung der Autoren)

4 Kopfschmerzen,
4 Augenflimmern,
4 eine Hyperreflexie und
4 Oberbauchschmerzen.

Ein eklamptischer Anfall wird mit Ein eklamptischer Anfall ist in der Regel vasokonstriktorisch bedingt und wird mit Blutdrucksen-
Blutdrucksenkung und Magnesi- kung und Magnesiuminfusion behandelt. Als Differenzialdiagnosen kommen eine intrazerebrale
uminfusion behandelt Blutung mit entsprechender neurologischer Symptomatik und ein epileptischer Anfall infrage.
Letzteres wird unter anderem durch die Fremdanamnese eruierbar, eine grobe neurologische
Untersuchung von Hirnnerven, Reflexen, Gleichgewicht und Motorik sollte erfolgen.
Als schwangerschaftsassoziierte Als schwangerschaftsassoziierte Komplikation sollte außerdem die Sinusvenenthrombose be-
Komplikation sollte auch die dacht werden, zudem ein Migräneanfall oder auch eine Meningitis nach Periduralanästhesie, die
Sinusvenenthrombose bedacht aber extrem selten ist. Bei einer hypertensiven Krise und bei drohendem oder manifestem eklamp-
werden tischem Anfall sollte der Blutdruck auf Werte um 150–160 mm Hg systolisch und 90–100 mm Hg
diastolisch gesenkt werden (cave: bei zu niedrigen Blutdruckwerten kann es zur uterinen Minder-
perfusion und fetalen Bradykardie kommen). Antihypertensivum der Wahl ist Urapidil, wobei
zuerst langsam 6,25 mg i.v. im Bolus verabreicht werden, dann eine Erhaltungsdosis von 3 bis
24 mg/h.
Die manifeste oder drohende Eklampsie wird mit Magnesiumsulfat therapiert, wobei 4–6 g
innerhalb von15 bis 20 min als Kurzinfusion verabreicht werden und dann eine Erhaltungsdo-
sis von 1 g/h über 48 h folgt (cave: Magnesium kann bei eingeschränkter Nierenfunktion zur
Atemdepression führen; Antidot: 10 % Kalziumglukonat, 10–20 ml i. v. über 2–5 min).
Zweite Wahl ist Diazepam, das vorzugsweise ebenfalls intravenös gegeben wird (5–10 mg i.v.).
Andere Applikationsformen sind im Notfall möglich (Diazepamsuppositorium oder intramus-
kulär). Während des Transports sollte bereits eine Rückmeldung an die Zielklinik erfolgen, damit
schnellstmöglich eine Notsectio vorbereitet werden kann [15, 16].

Lungen- und Fruchtwasserembolie


Wird der Notfallmediziner aufgrund eines plötzlichen Kreislaufzusammenbruchs mit initialer
Bei Lungen- oder Fruchtwasserem- Zyanose zu einer Schwangeren gerufen, ist an eine Lungen- oder auch eine Fruchtwasserembolie
bolie müssen Reanimationsmaß- zu denken. Da die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten im Rettungswagen be-
nahmen nach den ERC-Standards grenzt sind, müssen in erster Linie Reanimationsmaßnahmen nach den Standards des European
für Nichtschwangere erfolgen Resuscitation Council (ERC) wie bei Nichtschwangeren erfolgen.
Eine Trombose tritt in 1,2 auf 1000 Schwangerschaften auf. In 20 % dieser Fälle kann es zu
einer Lungenembolie kommen. Damit liegt die Prävalenz bei ca. 1 zu 5000 Schwangerschaften
[7]. Klinisch zeigt sie sich zunächst durch [12]

356 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


CME

Tab. 3 Differenzialdiagnosen schwangerschaftsbedingter und -assoziierter Notfälle. (Nach [13])


Symptomatik Notfall Diagnostik (soweit im
Schwangerschaftsbedingt Schwangerschaftsassoziiert Rettungswagen verfügbar)

Zerebral Hypertensive Krise Sinusvenenthrombose Blutdruck, Puls, Reflexe testen


Kopfschmerz Eklampsie Intrazerebrale Blutung (Radius-Periost-Reflex), Ödeme?
Augenflimmern (Subarachnoidalblutung, Aneurys- Glasgow Coma Scale, Sehstörun-
Hyperreflexie ma) gen?
Synkope Meningitis, Migräne Blutzucker
Orthostatische Dysregulation
Diabetisches Koma
Thorakal Lungenarterienembolie Aortendissektion BGA, SpO2
Brustschmerz Fruchtwasserembolie mit Angina pectoris Blutdruck, Puls
Dyspnoe sekundärer pulmonaler Hypertonie Pneumothorax
Herz-Kreislauf-Versagen Lungenödem Mediastinalemphysem Echokardiographie
Kardiomyopathie Vitien Elektrokardiogramm
HELLP-Syndrom Primäre pulmonale Hypertonie Troponin, CK-MB
MT-proBNP
Abdominal HELLP-Syndrom Stieldrehung des Ovars Blutdruck
Ober-, Mittel- und Vorzeitige Lösung Cholezystitis, Pankreatitis Blutdruckmessung
Unterbauchschmerz Uterusruptur Magenulkus
Endomyometritis und Nephrolithiasis Sonographie, BB (Hk)
A-Streptokokken-Sepsis Bridenileus GOT/GPT, LDH, AP, BB, Gerinnung,
Pyelonephritis CRP, Lipase, Kreatinin, Bilirubin,
Appendizitis Urinstreifenuntersuchung
Blutung Tonus – Atonie Angeborene/erworbene BGA, BB (Hk)
Die vier häufigsten Gründe „Tissue“ – Plazentaretention Gerinnungsstörungen Elektrolyte, Gerinnung
Trauma – Geburtsverletzung Iatrogen durch Antikoagulanzien
Thrombin – Verlust/ (Acetylsalicylsäure, SpO2
Verbrauchskoagulopathie niedermolekulares Heparin) Sonographie
AP Alkalische Phosphatase; BB Blutbild; BGA Blutgasanalyse; CK-MB Kreatinkinase vom MB-Typ; CRP C-reaktives Protein; GOT Glutamat-Oxalacetat-Trans-
aminase; GPT Glutamat-Pyruvat-Transaminase; HELLP Hämolyse, erhöhte Leberenzyme und verminderte Thrombozytenzahl („low platelet count“); Hk
Hämatokrit; LDH Laktatdehydrogenase; proBNP Propeptid des natriuretischen Peptids vom B-Typ; SpO2 pulsoxymetrisch gemessene Sauerstoffsättigung

4 Brustschmerz,
4 Dys- und Tachypnoe,
4 Zyanose,
4 Angst und Schwitzen sowie
4 Tachykardie.

Falls ohne größere Zeitverzögerung möglich, kann die Einschätzung der Situation durch eine Bei Verdacht auf Lungenembolie
echokardiographisch sichtbare Rechtsherzbelastung erfolgen. Neben der Kreislaufstabilisierung kann bereits im Krankenwagen eine
kannbeiderVerdachtsdiagnose einerLungenembolie bereits im Krankenwageneine therapeutische therapeutische Antikoagulation
Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin durchgeführt werden. Eine Lysetherapie, die mit unfraktioniertem Heparin
theoretisch auch in der Schwangerschaft möglich ist, sollte möglichst in der Klinik erfolgen. erfolgen
Die Fruchtwasserembolie ist mit einem Auftreten von 1:15.000–1:50.000 Schwangerschaften
sehr selten, allerdings liegt die mütterliche Letalität bei bis zu 85 %. Nach Kreislaufzusammenbruch, Die mütterliche Letalität bei
akuter Zyanose und Hypotonie kommt es zum kardiogenen Schock als Folge der pulmonalen Fruchtwasserembolie beträgt bis
Hypertonie mit Rechts- gefolgt von Linksherzversagen. Eine disseminierte intravasale Gerinnung zu 85 %
mit Verbrauchskoagulopathie führt gleichzeitig zur massiven Blutung. Während des Transports
muss die Patientin reanimiert und die Zielklinik informiert werden, damit sich dort sofort ein
erfahrenes Sectioteam mit Hysterektomiebereitschaft auf den Fall einstellen und Uterotonika
sowie ausreichende Blut- und Gerinnungsprodukte bereitstellen kann (Erythrozytenkonzentrate,
„fresh frozen plasma“ und Thrombozytenkonzentrate im Verhältnis 1:1:1). Eine massive Flüssig-
keitstransfusion sollte während des Transports vermieden werden.

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 357


CME

Postpartale Notfälle
Bei Wöchnerinnen mit Fieber, In der Zeit des Wochenbetts (6 Wochen postpartal) kann es aufgrund der Milchbildung zu einer
Abgeschlagenheit und Kreislauf- kurzen Episode mit subfebriler Temperaturerhöhung kommen. Wird der Notfallmediziner zu einer
instabilität ist neben Mastitis auch Wöchnerin mit Fieber, Abgeschlagenheit und Kreislaufinstabilität in Form einer Hypotonie und
Endomyometritis wahrscheinlich Tachykardie gerufen, ist neben der Mastitis unbedingt an eine Endomyometritis zu denken. Diese
tritt in 3 von 100 Fällen auf und äußert sich zunächst durch fötiden Ausfluss, Unterbauchschmerzen
und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Die seltenere A-Streptokokken- Fulminant und mit einer hohen Mortalität verbunden verläuft die seltenere A-Streptokok-
Sepsis verläuft fulminant und ken-Sepsis (6:100.000; cave: Kontakt zu Kindern mit Scharlach). Bei schnellem Eintritt einer
ist mit einer hohen Mortalität Kreislaufinstabilität aufgrund einer A-Streptokokken-Sepsis kann ein typischer Bauchschmerz
verbunden oder hohes Fieber als klinisches Zeichen fehlen. Während des Transports in die Klinik sollte die
Kreislaufstabilisierung erfolgen und die Patientin dann rasch einer antibiotischen Therapie und
intensivmedizinischen Behandlung zugeführt werden. Trotz optimaler Therapie ist die Letalität
mit 50–80 % sehr hoch, insbesondere bei der Sonderform des Toxic-shock-Syndroms.
Hinter einem sich nach der Geburt rasch einstellenden Leistungsabfall ohne Fieber und ohne
abdominelle Symptomatik kann die seltene peripartale Kardiomyopathie stecken (Häufigkeit
Die Notfallbehandlung richtet sich 1:4000 Schwangerschaften). Eine frühzeitige Echokardiographie ist richtungsweisend. Da eine
nach den allgemeinen Therapieleit- Assoziation zur Prolaktinausschüttung gesehen wird, erfolgt in der Klinik das Abstillen. Die
linien der Herzinsuffizienz Notfallbehandlung richtet sich nach den allgemeinen Therapieleitlinien der Herzinsuffizienz.

Fazit für die Praxis


4 Bei bevorstehender Geburt in einer notfallmedizinischen Situation sollte Ruhe bewahrt und
die Anfahrt einer Klinik versucht werden.
4 Der gesamte Geburtsverlauf während des Transports sollte aus medikolegalen Gründen
dokumentiert werden.
4 Eine Frühgeburt sollte bis zum Eintreffen in der Klinik durch eine Tokolyse verzögert werden.
4 Im Falle einer Querlage mit Nabelschnur- oder Armvorfall oder auch bei einer Beckenendlage
mit Fußvorfall sollten Repositionsversuche unterlassen werden. Gleiches gilt bei Nabelschnur-
vorfall.
4 Bei Schulterdystokie sollte auf keinen Fall am Köpfchen gezogen werden. Eine Lösung gelingt
meist mit dem McRoberts-Manöver.
4 Eine Blutung kann physiologisch sein oder eine lebensbedrohliche Lage anzeigen.
4 Bei Placenta-praevia-bedingter Blutung oder vorzeitiger Plazentalösung erfolgt die Notfall-
verlegung in die Klinik.
4 Bei verstärkten postpartalen Blutungen steht an oberster Stelle die Kreislaufstabilisierung.
4 Neben dem Management der außerklinischen Geburt müssen Notfallmediziner auf schwan-
gerschaftsassoziierte und -bedingte Notfälle vorbereitet sein, unter anderem auf demaskierte
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Komplikationen der Präeklampsie.
4 Bei Lungen- oder Fruchtwasserembolie müssen in erster Linie Reanimationsmaßnahmen wie
bei Nichtschwangeren ergriffen werden.

Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. W. Henrich
Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Universitätsmedizin Berlin
Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin, Deutschland
wolfgang.henrich@charite.de

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt. Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im
Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und
nichtfinanziellen Interessen abzugeben.

358 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


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Autoren. Lisa Antonia Dröge: A. Finanzielle Interessen: Vortragstätigkeit, Roche Diagnostics | Vortragstätigkeit, WfM, Weiterbil-
dungsinstitut für Medizin – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Fachärztin in der Klinik für Gynäkologie der Charité | keine
weiteren regelmäßigen Einkünfte.

WolfgangHenrich: A. FinanzielleInteressen: W. Henrichgibtan, dasskeinfinanziellerInteressenkonfliktbesteht. –B. Nichtfinanzielle


Interessen: Direktor der Klinik für Geburtsmedizin der Charité | Vorsitzender der Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie in
Berlin | Mitglied der einschlägigen Fachgesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Wissenschaftliche Leitung. Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs
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Der Verlag erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.

Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien
gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

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Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 359


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CME-Fragebogen
Teilnahme am zertifizierten Kurs auf CME.SpringerMedizin.de
- Der Teilnahmezeitraum beträgt 12 Monate, den Teilnahmeschluss finden Sie online beim CME-Kurs.
- Fragen und Antworten werden in zufälliger Reihenfolge zusammengestellt.
- Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort zutreffend.
- Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen 70 % der Fragen richtig beantwortet werden.

? Welcher Befund ist bei einer Geburt ◯ Sanft und mit beiden Händen das kind- ◯ Vaginale Tastuntersuchung, um die Pla-
physiologisch? liche Köpfchen nach vorn ziehen, wäh- zentalösung zu verifizieren
◯ Die Fruchtblase springt in rend ein Kollege vorsichtig den Fundus ◯ i.v.-Zugang, möglichst schneller Klinik-
34 + 0 Schwangerschaftswochen ohne uteri in Richtung mütterliches Scham- transport mit Voralarm
Wehen. bein drückt ◯ An Heroinabusus denken, dies führt zur
◯ Die Plazenta löst sich 45 min nach der ◯ Lagewechsel der Schwangeren von vorzeitigen Plazentalösung
Geburt des Kindes. Rechts- in Linksseitenlage
◯ In der Plazentaschüssel messen Sie nach ◯ Patientin zum aktiven Mitpressen ani- ? Sie werden zu einer Patientin geru-
einer vaginalen Geburt einen Blutverlust mieren fen, die gerade die komplikationslose
von 1000 ml. ◯ Überstrecken beider Beine der Gebä- Hausgeburt ihres vierten Kindes erlebt
◯ Eine Hochschwangere meldet sich mit renden in der Längsachse und rasche hat. Nun ist ihr schwindelig und sie
Kontraktionen und einer schleimigen Beugung in der Hüfte (Mc. Roberts Ma- blutet. Was ist zu tun?
Schmierblutung. növer) ◯ Sofern Plazenta vollständig, Patientin zu
◯ Die hintere Schulter des Kindes (Rich- ausreichender Trinkmenge und Eisenta-
tung mütterliches Rektum) wird nach ? Eine Schwangere in der 32. Schwan- bletten für 6 Wochen raten
dem Kopf zuerst geboren. gerschaftswoche hat Sie gerufen: Aus ◯ Harnblase der Patientin durch Einmalka-
der Scheide schaut die Nabelschnur thetersierung leeren und Credé-Hand-
? Welche Basismaßnahmen ergreifen heraus, es geht Fruchtwasser ab und griff anwenden
Sie, wenn Sie zu einer gesunden Hoch- sie gibt regelmäßige Wehen an. Was ◯ Eisbeutel auf das Abdomen legen
schwangeren in der 40. Schwanger- sollten Sie tun? ◯ Forciert an der Nabelschnur ziehen, um
schaftswoche mit regelmäßigen Kon- ◯ Hand in die Scheide einführen und vor- die in utero verbliebene Plazenta zu
traktionen gerufen werden? angehenden Kindsteil hochhalten lösen
◯ Mindestens einen periphervenösen Zu- ◯ Notfallgabe von Oxytocin ◯ Fenoterol per Inhalation 2–4 Hub verab-
gang legen ◯ Patientin auffordern, sich hinzulegen reichen
◯ Lagerung in Rechtsseitenlage, wenn und mit sterilen Handschuhen Nabel-
Liegen erwünscht schnur in den Uterus zurückschieben ? Sie werden zu einer Schwangeren im
◯ Zunächst Fenoterol oral verabreichen, ◯ Schwangere zum Pressen anregen, da- dritten Trimester mit schmerzloser
dann weitere Gabe intravenös bis zum mit das Kind der Nabelschnur möglichst Blutung gerufen. Welche Aussage ist
Eintreffen in der Klinik schnell folgt zutreffend?
◯ Bei Pressdrang und sichtbarem Köpf- ◯ pH-Wert aus der Nabelschnurarterie ◯ Es könnte sich um eine Placenta- oder
chen im Intoitus Schwangere zum we- nehmen, um den kindlichen Zustand Vasa-praevia-Blutung handeln.
hensynchronen Pressen anregen einzuschätzen ◯ Eine vorzeitige Plazentalösung ist aus-
◯ Elektrokardiogramm ableiten bis zum geschlossen, da keine Schmerzen vorlie-
Transport in die Klinik ? Eine Schwangere ruft Sie wegen eines gen.
brettharten, schmerzhaften Bauchs. ◯ Ein vaginaler Tumor ist im 3. Trimenon
? Das Köpfchen des Kindes ist bereits Sie denken an eine vorzeitige Plazen- kaum Ursache für eine Blutung.
im Rettungswagen geboren, aber der talösung. Was tun Sie? ◯ Als Erstes sollte eine vaginale Tastun-
Körper folgt nicht. Was machen Sie? ◯ Nach Überprüfen der Kreislaufparameter tersuchung erfolgen, damit die Öffnung
◯ Wehentropf mit Oxytocin steigern, da- Tokolyse beginnen des Muttermunds und der Geburtsfort-
mit eine ausreichende Kontraktion für ◯ Bei Hypertonie Blutdruck auf schritt erhoben werden können.
die Geburt des kindlichen Körpers ge- 120/80 mm Hg senken ◯ Blutungen ex utero sind ein typisches
währleistet wird Zeichen für eine Thrombopenie.

360 Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019


CME-Fragebogen

? Sie werden von einem Mann geru- ? Als Ersthelfer beobachten Sie, wie eine ? Sie werden von einem besorgten Ehe-
fen, weil seine schwangere Freundin Hochschwangere auf einem Stadtfest mann angerufen, weil seine Frau seit
plötzlich blau angelaufen und dann plötzlich umfällt und einen tonisch- der Geburt des Kindes so müde und ab-
zusammengebrochen ist. Was tun Sie? klonischen Krampfanfall erleidet. An geschlagen sei. Sie hat 38,5 °C Fieber.
◯ Bei Kreislaufstillstand sofortiger Beginn welche therapeutischen Maßnahmen Was tun Sie?
mit kardiopulmonaler Reanimation und denken Sie? ◯ Den Ehemann darüber aufklären, dass
Transport unter Reanimation in die Klinik ◯ Der Blutdruck soll schnellstens auf eine Geburt anstrengend ist und eine
◯ Sofortige Volumentherapie mit min- 120/80 mm Hg gesenkt werden. vorübergehende Müdigkeit ganz nor-
destens 2000 ml Elektrolytlösung zur ◯ Medikation der ersten Wahl ist Magne- mal sei
Behandlung eines Volumenmangels siumsulfat, aber Diazepam kann auch ◯ Puls, Blutdruck und Sättigung messen,
◯ Sofortige Gabe von Diazepam 10 mg gegeben werden. Patientin zum Ausschluss einer Endo-
i.v. zur Unterbrechung eines möglichen ◯ Die Patientin soll sich erst einmal im myometritis mit in die Klinik nehmen
Krampfanfalls Notfallzelt ausruhen, vielleicht war der ◯ Fragen, ob die Patientin stillt, die Milch-
◯ Sofortige Gabe von Fenoterol 4 Hub zur Stress der Auslöser für den Krampfanfall. bildung erklärt das Fieber
Notfalltokolyse ◯ Eine Überdosierung von Magnesium ◯ Die Patientin in 2–3 Tagen zum Frauen-
◯ Sofortige Gabe von Oxytocin 40 IE zur führt zu einer massiven Tachypnoe. arzt schicken. Bei Mastitis kann auch ein
Uteruskontraktion ◯ Die Patientin sollte umgehend in einer Behandlungsversuch zu Hause unter-
neurologischen Klinik vorgestellt wer- nommen werden
den. ◯ Mit Paracetamol das Fieber senken,
wenn die Kontrolltemperatur unter 38 °C
liegt, kann die Patientin sich auch ambu-
lant vorstellen

Notfall + Rettungsmedizin 4 · 2019 361


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