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Kapitel 5:

Der Produktionsprozess –
Produktionsfaktoren

Schafft Wissen. Seit 1502.

Foto: MLU / Markus Scholz


Produktionsfaktoren
• Produktionsfaktoren sind die Inputs des volkswirtschaftlichen
Produktionsprozesses

Bilder: Bundeszentrale für Politische Bildung

→ Welche Produktionsfaktoren sind abgebildet?


Produktionsfaktoren
• Die klassischen Produktionsfaktoren sind Boden, Arbeit und
Kapital
• Boden und Arbeit werden als originäre Produktionsfaktoren
bezeichnet, da sie nicht produziert werden
• Da Kapital erst produziert werden muss, wird es als abgeleiteter
Produktionsfaktor bezeichnet
• Teils werden Wissen und Energie ebenfalls als eigenständige
Produktionsfaktoren identifiziert
Produktionsfaktor Boden
• Der Produktionsfaktor Boden beinhaltet die gesamte
wirtschaftlich genutzte Oberfläche der Erde einschließlich der
natürlichen Ressourcen (Bodenschätze)
• Der Produktionsfaktor Boden ist nicht vermehrbar und
unbeweglich
• Der Preis des Bodens ist damit nur ein Ergebnis seiner Knappheit,
und seiner Nutzungsmöglichkeiten, nicht von Herstellungskosten
Produktionsfaktor Boden
• Der Faktorpreis – Einkommen, die aus Bodenbesitz bezogen
werden – heißt Bodenrente
• Wenn unbebauter Boden anderen zur Nutzung überlassen wird
heißt die Bezahlung Pacht
• Bei Gebäuden wird dagegen von der Miete gesprochen
Produktionsfaktor Boden
• Boden als Produktionsfaktor kann unterschiedlich genutzt
werden:
Zum Anbau Zum Abbau Als Standort

Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung Quelle: WDR Quelle: Tagesschau


Aufgabe
1. Warum ist der Produktionsfaktor Boden Ursache vieler sozialer
Konflikte?
Produktionsfaktor Arbeit
• Arbeit umfasst alle menschlichen Tätigkeiten in der Produktion
von Gütern und Dienstleistungen
• Es wird unterschieden zwischen (bezahlter) Lohnarbeit und
unbezahlten Formen der Arbeit wie Subsistenzarbeit und Haus-
und Familienarbeit
• Die VWL konzentriert sich i.d.R. auf die Lohnarbeit.
• Dies ist ein häufiger Ansatz feministischer Kritik. Da gerade die
Haus- und Familienarbeit oft von Frauen erledigt wird, sind diese
in der ökonomischen Analyse daher unterrepräsentiert.
Produktionsfaktor Arbeit
• Arbeit kann weiterhin nach der Art der Tätigkeit unterschieden
werden:
• Körperliche vs. geistige Arbeit
• Ausführende vs. leitende Arbeit
• Gelernte vs. ungelernte Arbeit
• Selbstständige vs. unselbstständige Arbeit
Aufgabe
2. Warum konzentriert sich die VWL weitgehend auf Lohnarbeit
konzentriert?
Adam Smith und die Arbeitsteilung
• Der schottische Philosoph und Ökonom Adam Smith (1723 –
1790) gilt als Begründer der Volkswirtschaftslehre

Quelle: Harvard Business School


Adam Smith und die Arbeitsteilung
• In seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“ (1776)
identifiziert Smith die Arbeitsteilung als eine Hauptursache
gesellschaftlichen Wohlstands:
„To take an example, therefore, from […] the trade of the pinmaker; a
workman not educated to this business […], could scarce, perhaps with his
utmost industry, make one pin in a day […]. But in the way in which this
business is now carried on, […] the whole work […] is devided in a number
of branches […]. One man draws out the wire, another straights it, a third
cuts it, a fourth points it, […]. Ten persons therefore, could make […]
upwards if forty-eight thousand pins in a day.“
Quelle: Adam Smith (1776, p. 8-9)
Adam Smith und die Arbeitsteilung
• Arbeitsteilung erlaubt also Spezialisierung
• Die einzelne Arbeiter:in muss nur wenige Handgriffe lernen und
kann diese deutlich schneller erledigen.
• Außerdem hilft die Aufteilung des Produktionsprozesses in
einzelne Arbeitsschritte technischem Fortschritt:
Es ist einfacher eine Maschine zu erfinden, die einen
Arbeitsschritt vereinfacht, als einen ganzen Produktionsprozess.
Adam Smith und die Arbeitsteilung
• Arbeitsteilung kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden:
• Beruflich
• Innerbetrieblich
• Zwischenbetrieblich, entlang der Lieferkette
• International
Produktionsfaktor Kapital
• Kapital unterscheidet sich in Geldkapital und Sachkapital
• Sachkaptial bezeichnet Produktionsgüter
• Beispiele: Maschinen, Zwischenprodukte
• Geldkapital beschreibt das Verfügen über Geld, mit dem Sachkapital
gekauft werden kann
• Die Faktorpreis von Kapital ist der Zins
• In der VWL ist mit Kapital i.d.R. Sachkapital gemeint
Produktionsfaktor Kapital
• Kapital entsteht durch Investition:
• Mit Geldkapital werden Produktionsgüter (Sachkapital) gekauft
• Die damit produzierten Güter werden verkauft und erwirtschaften einen
Profit
• Wird der Profit als neues Geldkapital reinvestiert, so wächst der
Kapitalstock stetig
• Dieser Prozess wird als Kapitalakkumulation bezeichnet
Karl Marx und „Das Kapital“
• „Das Kapital“ (1867, Band I) ist das Hauptwerk des deutschen
Ökonomen und Philosophen Karl Marx (1818 – 1883)

Quelle: Friedrich Ebert Stiftung


Karl Marx und „Das Kapital“
• Kern seiner Analyse – und Kritik – am Produktionsprozess ist die
Ausbeutung der Arbeiter:innen:
• Für Marx ist Arbeit der einzige Produktionsfaktor, der Wert schaffen kann
• Kapitalist:innen (Kapitalbesitzer:innen) stellen Arbeiter:innen ein, die für
sie arbeiten
• Der Wert des Produktes ist dabei höher als der Wert der Arbeit und der
Wert des eingesetzten Kapitals zusammen, es entsteht also Mehrwert,
den die Kapitalist:in als Profit erhält
• Einfacher ausgedrückt: Der Lohn und die Kosten für Kapital, die die
Kapitalist:innen zahlen, sind niedriger als der Preis des verkauften
Produktes
Karl Marx und „Das Kapital“
• Die Arbeiter:innen erhalten somit einen Lohn, der niedriger ist, als der
Wert den sie für die Kapitalist:in schaffen
• Dies stellt für Marx die Ausbeutung der Arbeiter:innen dar
Karl Marx und „Das Kapital“
• Daher gibt es für Marx einen grundsätzlichen Interessenkonflikt
zwischen Arbeiter:innen (dem Proletariat) und Kapitalist:innen
(der Bourgeoisie)
• Diesen bezeichnet Marx als Klassenkampf
• Marx sagte die zunehmende Verarmung der Arbeiter:innen
voraus
• Als einzigen Ausweg sah er eine Revolution und den
Kommunismus, in dem es keinen Privatbesitz an Kapital gibt
Karl Marx und „Das Kapital“
→ Sind Marx‘ Vorhersagen eingetreten?
→ Ist seine Kritik am Kapitalismus berechtigt?
Produktionsfaktor Wissen/Information
• Zunehmend werden auch Wissen und Informationen als eigene
Produktionsfaktoren betrachtet
• Wissen kann dabei verschiedene Formen haben:
Produktionsfaktor Wissen/Information
• Humankapital:
• mit Wissen ausgestattete Arbeitskräfte. Menschen investieren in Wissen
genau wie Firmen in Kapital investieren
• Wissen ist hier also eine Eigenschaft des Produktionsfaktors Arbeit
• Gut ausgebildete Arbeitskräfte können mehr/andere Aufgaben
übernehmen und verdienen folglich i.d.R. höhere Löhne
• Beispiel: Ihre Entscheidung zu studieren ist eine Investition in
Humankapital mit dem Ziel später einen angenehmeren Job zu haben
oder mehr zu verdienen
Produktionsfaktor Wissen/Information
• Patente:
• Rechtlich geschütztes Wissen, insbesondere über Produktionsprozesse →
Ausschließbarkeit

Quelle: Encyclopædia Britannica

• Daten / Big Data: Information ist hier ein Produktionsgut


• Beispiele: personalisierte Werbung, automatisierte Lieferketten
Joseph Schumpeter und die Entrepreneur:in
• Der österreichische Ökonom Joseph Alois Schumpeter (1883 –
1950) beschäftigte sich hauptsächlich mit technischem
Fortschritt und Unternehmertum

Quelle: Bundeszentrale für Politische Bildung


Joseph Schumpeter und die Entrepreneur:in
• Kern des technischen Fortschritts ist die Innovation, die
Einführung neuer Produkte oder Produktionsmethoden
• Innovation ist mit Unsicherheit verbunden. Niemand kann
wissen, ob Konsument:innen ein neues Produkt kaufen werden
• Daher eine Enterpreneur:in nötig, eine Unternehmer:in, die das
Risiko eingeht der Innovation eingeht. Als Belohnung winken ihr
aber Pioniergewinne
• Allerdings folgen bald Imitator:innen, so dass die Pioniergewinne
nur temporär bestehen
Joseph Schumpeter und die Entrepreneur:in
• Die Innovation ist Ursache von technischem Fortschritt und
Wirtschaftswachstum
• Gleichzeitig verlieren aber alte Produkte und
Produktionsmethoden ihren Wert
• Alte Firmen gehen also bankrott und es kann zur Wirtschaftskrise
kommen
• Diesen Prozess nennt Schumpeter „Schöpferische Zerstörung“
Produktionsfaktor Energie
• Energie als Produktionsfaktor gewinnt vor dem Hintergrund von
Klimawandel und Ressourcenknappheit an Bedeutung
• Allerdings gibt es (noch) keine umfassende ökonomische Theorie,
die den Produktionsfaktor Energie detailliert analysiert
Literatur
Bundeszentrale für Politische Bildung (2016): Kapital. https://www.bpb.de/kurz-
knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/19928/kapital/ , abgerufen am 05.09.2023
Bundeszentrale für Politische Bildung (2016): Produktionsfaktor. https://www.bpb.de/kurz-
knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20359/produktionsfaktor/ , abgerufen am 01.09.2023
Bundeszentrale für Politische Bildung (2020): Arbeit. https://www.bpb.de/kurz-
knapp/lexika/politiklexikon/17088/arbeit/ , abgerufen am 01.09.2023
Karl Marx (1867): Das Kapital. Anaconda Verlag, Berlin (2009)
Joseph Schumpeter (1912): Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung. Duncker und Humblot
Berlin (2006)
Adam Smith (1776): Der Wohlstand der Nationen. ZWEITAUSENDEINS, Frankfurt a.M. (2009)

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