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Ausbildung & Beruf

Rechte und Pflichten während der Berufsausbildung


Vorwort

Schon die Vielfalt ist beeindruckend: Mehr als 320 Ausbildungsberufe stehen zur
­Auswahl. Sie bieten beste Bedingungen für einen gelungenen Start ins Berufsleben und
für beruflichen Erfolg.

Gerade in einer Arbeitswelt im Wandel ist die Nähe zur Praxis ein großer Vorteil
der dualen Ausbildung. Mit der Novellierung des Berufsbildungsgesetzes zum
1. Januar 2020 haben wir sie noch attraktiver gemacht: zum Beispiel durch die neue
­Mindestvergütung oder durch flexible Möglichkeiten der Berufsausbildung in T
­ eilzeit.

Wer möchte, startet nach der Ausbildung weiter durch. Meistertitel, Selbständig-
keit, Aufstieg in Führungspositionen – die höherqualifizierende Berufsbildung ebnet
den Weg. Zu den Abschlüssen der Hochschule ist sie gleichwertig. Der Meister geht
jetzt zum Beispiel mit einem Bachelor Professional einher. Auch dadurch bieten sich
­hervorragende Karrierechancen.

Und die Aussichten sind weiterhin sehr gut. Fachkräfte werden händeringend
gesucht. Wer einen Ausbildungsabschluss hat, ist also gefragt. Deutschland hat die
niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union. Das verdanken wir
der dualen Berufsausbildung. Sie ist ein Markenzeichen unseres Landes. Sie ist ein Fun-
dament unserer Wirtschaftskraft und unseres Wohlstands. Auch in Krisenzeiten zeigt
sie ihre Stärke und Beständigkeit.

Diese Broschüre bietet Auszubildenden, Schülerinnen und Schülern, Ausbildenden,


Ausbildungsberatern und -beraterinnen, Lehrkräften und Eltern Orientierung.
Allen jungen Menschen, die sich für eine Berufsausbildung entscheiden, wünsche
wir viel Erfolg!

Ihr Bundesministerium für Bildung und Forschung


 1

Inhaltsverzeichnis

Eine duale Berufsausbildung –


der perfekte Start in ein erfolgreiches Berufsleben 4
I Vor der Berufsausbildung 7
1 Übergang von der Schule in die Berufsausbildung:
Berufs­orientierung und Berufsausbildungs­vorbereitung 7
2 Anerkannte Ausbildungsberufe und Ausbildungsordnungen 10
3 Wann ist eine Teilzeitberufsausbildung möglich? 14
4 Duales Studium oder Abiturientenprogramm als Alternativen 16
5 Was ist eine Verbundausbildung? 17
6 Welche Möglichkeiten einer Berufsausbildung gibt es für
Menschen mit Behinderungen? 18
7 Berufsausbildung als Teil des lebenslangen Lernens 20

II Der Berufsausbildungsvertrag –
Rechte und Pflichten im Ausbildungsverhältnis 21
1 Was muss im Ausbildungsvertrag stehen? 21
2 Die Eintragung in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse 25
3 Verhalten im Betrieb – was können Betriebe von Auszubildenden verlangen? 26
4 Wer zahlt für Ausbildungs- und Prüfungsmittel? 28
5 Berufsschulunterricht und überbetriebliche Ausbildung –
wann und wie lange müssen Auszubildende vom Betrieb freigestellt werden? 29
6 Wofür muss ein Ausbildungsnachweis geführt werden? 31
2 AUSBILDUNG & BERUF

III Während der Berufsausbildung 32


1 Verkürzung, Anrechnung – schneller zum Erfolg 32
2 Wie lang ist die Probezeit? 34
3 Wie viel verdienen Auszubildende? 35
4 Welche Arbeitszeiten gelten für Auszubildende? 40
5 Wie viel Urlaub steht Auszubildenden zu? 41
6 Während der Berufsausbildung ins Ausland – geht das? 42
7 Probleme während der Ausbildung – an wen können sich Auszubildende wenden? 44

IV Beendigung des Ausbildungsverhältnisses 46


1 Wann endet die Ausbildungszeit? 46
2 Wann und warum darf gekündigt werden? 47
3 Wechsel des Ausbildungsbetriebes während der Ausbildung 48

V Die Abschlussprüfung 50
1 Zwischenprüfung, Abschlussprüfung – was steckt dahinter? 51
2 Die „gestreckte“ Abschlussprüfung 52
3 Was sind die Voraussetzungen für die Prüfungszulassung? 52
4 Freistellung für die Prüfung durch die Ausbildenden 53
5 Wie läuft die Prüfung ab? 54
6 Das Prüfungszeugnis 55
7 Kann die Abschlussprüfung wiederholt werden? 55

VI Nach der Ausbildung – wie geht es weiter? 56


1 Weiterbeschäftigung nach der Berufsausbildung 56
2 Fortbildung – der Weg zu höherem Einkommen, mehr Verant­wortung
und neuen Herausforderungen 57
3 Höherqualifizierende Berufsbildung – Bachelor Professional und
Master Professional – der Karriereturbo 58
4 Förderung beruflicher Fort- und Weiterbildung 61
INHALTSVERZEICHNIS 3

Anhang A: Rechtsgrundlagen 67
1 Berufsbildungsgesetz 67
2 Handwerksordnung 125
3 Jugendarbeitsschutzgesetz 221
4 Ausbilder-Eignungsverordnung 252

Anhang B: Service 259


1 Ausbildungsvertragsmuster 259
2 Musterprüfungsordnung für die Durchführung von
Abschluss- und Umschulungsprüfungen 281
3 Musterprüfungsordnung für Fortbildungsprüfungen 303
4 Serviceinformationen –
Informationsquellen zur beruflichen Bildung im Internet 321
5 Abkürzungsverzeichnis 322
6 Schlagwortregister 322

Impressum 325
4 AUSBILDUNG & BERUF

Eine duale Berufsausbildung – der perfekte


Start in ein erfolgreiches Berufsleben
Berufsausbildungen gibt es in Deutschland in verschiedenen Formen:

Einige Berufe erlernt man typischerweise als „Vollzeitschüler“. Hierzu gehören viele
Berufe im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen. Häufig lernt man die Praxis
dann in verpflichtenden Praktika kennen.

Die meisten Berufe in Deutschland werden demgegenüber „dual“ erlernt. Rund eine
halbe Million Menschen startet jedes Jahr mit einer solchen dualen Berufsausbil-
dung im Handel, in der Industrie, im Handwerk, in der Landwirtschaft, den freien
Berufen oder dem öffentlichen Dienst ins Berufsleben. Auf diese Form der Ausbil-
dung sind wir in Deutschland besonders stolz. Über 70 Prozent der Absolventinnen
und Absol­venten werden jedes Jahr in dem Betrieb übernommen, in dem sie ihre
Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.

Das Besondere an einer solchen dualen Ausbildung ist, dass man sofort mit Aus-
bildungsbeginn zum Ausbildungsbetrieb gehört. Man ist als Auszubildende oder
Auszubildender bereits Teil eines Unternehmens. Man unterschreibt einen Ausbil-
dungsvertrag und hat Anspruch auf eine Ausbildungsvergütung.

Zwei Drittel einer dualen Ausbildung finden in der Praxis, und damit überwiegend
oder vollständig im Betrieb, statt. Für diese zwei Drittel bestimmt der Bund die
Regeln mit dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Auch die Ausbildungs- und Prüfungs-
inhalte werden durch den Bund in sog. Ausbildungsordnungen und Ausbildungs-
rahmenplänen in einem gemeinsamen Verfahren mit Branchen und Arbeitneh-
merorganisationen festge­legt. Dies stellt sicher: Eine duale Ausbildung folgt in ganz
Deutschland den gleichen Regeln. Man erwirbt mit ihr eine umfassende Qualifika-
tion, die in der Wirtschaft auch gebraucht wird.

Auch Auszubildende in einer solchen betrieblichen Ausbildung gehen in die Schule.


Ungefähr ein Drittel ihrer Ausbildungszeit haben sie Unterricht in der von den Län-
dern organisierten Teilzeitberufsschule. Hier können insbesondere die praktisch
erlernten Inhalte noch einmal strukturiert und begleitet werden. Die Abschluss-
prüfungen bei den zuständigen Stellen folgen dann wieder alleine Bundesrecht,
und damit deutschlandweit denselben Standards und Regeln.
EINE DUALE BERUFSAUSBILDUNG –  5
DER PERFEKTE START IN EIN ERFOLGREICHES BERUFSLEBEN

Für alle, die sich für eine solche duale Ausbildung interessieren, sich schon für sie
entschieden haben oder sogar nach deren Abschluss über die nächsten Schritte
nachdenken, stellt diese Broschüre die wichtigsten Informationen zusammen.
Auch für Lehrkräfte an Berufsschulen, Ausbildende und Eltern soll sie eine wert-
volle Unterstützung sein. Sie hilft dabei, Ansprechpersonen für konkrete Anliegen
zu finden.
Sie enthält zusätzlich die wichtigsten Rechtsgrundlagen für eine duale Ausbildung
in Deutschland.

Berufsbildung in Zahlen:

92,3
Mehr als

678.000 junge
Menschen starteten im Jahr 2021
Prozent
der Abschlussprüflinge haben im
Jahr 2020 ihre Abschluss­prüfung
eine Berufsausbildung, davon erfolgreich abgelegt, davon
entschieden sich mehr als 90 Prozent direkt im ersten
473.000 Anfängerinnen und Versuch.
Anfänger für eine Berufsausbildung
im dualen System.

Die Übernahmequote nach


erfolgreichem Abschluss
der dualen Berufsausbildung 158.000
Fortbildungsinteressierte begannen
liegt bei über
im Jahre 2021 ihren beruflichen
70 Prozent.
Aufstieg mit einer höher­
qualifizierenden Berufsbildung.
6 AUSBILDUNG & BERUF

Welche Formen der Ausbildung gibt es? (vereinfachte Darstellung)

Master Professional Master

Bachelor Professional Bachelor Bachelor

Geprüfte/r Berufsspezialist/in

Höherqualifizierende
Berufsbildung

Vollzeit- Duale
Berufsschulen Berufsausbildung Duales Studium Hochschulbildung
2–3,5 Jahre 2–3,5 Jahre

Teilzeit-
Betrieb Hochschule Betrieb
Berufsschule

Berufsausbildungsvorbereitung

Allgemeine Schulbildung

Es gibt in unserem Bildungssystem über diese grundsätzliche Einteilung hinaus


viele Möglichkeiten des Übergangs sowohl innerhalb der beruflichen Bildung als
auch zwischen der beruflichen und der Hochschulbildung, die ganz individuelle
Bildungswege zulassen.
I Vor der Berufsausbildung

1 Übergang von der Schule in die Berufsausbildung: Berufs­orientierung


und Berufsausbildungs­vorbereitung

Der Übergang von der Schule in den Beruf ist ein entscheidender Schritt im Leben
junger Menschen. Oft haben Jugendliche zwar viele Interessen, aber noch keine
Idee, was sie einmal werden wollen. Deshalb ist es gut, dass es Stellen gibt, an denen
Berufsorientierung angeboten wird. Dorthin kann man sich wenden, wenn die Zeit
für die Berufswahl gekommen ist und man eine Entscheidungshilfe braucht.

Die Arbeitsagenturen bieten Kurse oder individuelle Beratungen zur Berufsorien-


tierung an. Berufsorientierung findet aber auch schon früh in der Schule statt. Mit
dem Berufsorientierungsprogramm des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung (BMBF) können Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen Interessen
und Talente ausprobieren. Erfahrene Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen
sie dabei herauszufinden, wo ihre Stärken liegen, welche Fähigkeiten sie mit-
bringen und welche Kompetenzen sie erlernen können. Praktische Erfahrungen
sammeln die jungen Menschen, indem sie in Überbetrieblichen Ausbildungsstätten
oder Betrieben in verschiedene Berufsfelder hineinschnuppern und diese erproben.
8 AUSBILDUNG & BERUF

Schülerinnen und Schüler sollten sich daher erkundigen, ob es das Programm oder
ein vergleichbares Angebot des Landes auch an ihrer Schule gibt.

Weiterführende Informationen im Internet:

Informationen zum Berufsorientierungsprogramm des BMBF gibt es unter


berufsorientierungsprogramm.de

Seit 2021 bietet das auf BMBF-Initiative entwickelte Berufenavi eine


­Navigationshilfe durch die vielen Angebote zur Beruflichen Orientierung
im Netz: berufenavi.de

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hält zahlreiche Informationen


zur Berufsberatung, Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung bereit.
Eine Übersicht findet sich unter folgendem Link:
bmas.de > Themen > Aus-und-Weiterbildung > Ausbildungsförderung >
Berufsberatung, Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung

Die Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schule und Berufs­


beratung zwischen der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Bundesagentur
für Arbeit findet sich als PDF-Datei auf der Homepage der KMK unter kmk.org

Die Internetseite der Bundesagentur für Arbeit bietet unter berufenet.de eine
Übersicht über alle Ausbildungsberufe und unter planet-beruf.de/schuelerin-
nen weitere Informationen zum Start in die Ausbildung.

Weitere Informationen zum Übergang finden sich auf der Webseite der
Fachstelle „Übergänge in Ausbildung und Beruf“ (überaus) unter ueberaus.de/­
grundlagen-berufsorientierung

Nicht alle Jugendlichen finden nach der Schule sofort problemlos einen Aus-
bildungsplatz. Einige von ihnen beginnen zunächst eine Maßnahme oder ein
­Programm im sog. „Übergangsbereich“. Jugendliche und junge Erwachsene bis
25 Jahre, die zwar die Schule beendet haben, aber noch ohne Ausbildung sind,
­sollen hiermit fit für eine Ausbildung gemacht werden und im Idealfall unmittel­
bar in ein Ausbildungsverhältnis übergehen.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 9

∙ Mit der Berufseinstiegsbegleitung werden leistungsschwächere Schülerinnen


und Schüler ab der Vorabgangsklasse bis zum ersten halben Jahr der Berufsaus-
bildung oder bis zu maximal 24 Monate nach Schulende beim Übergang von der
Schule in die Berufsausbildung begleitet. Die Berufseinstiegsbegleiterinnen und
Berufseinstiegsbegleiter helfen bei Bewerbungsunterlagen, bei der Vermittlung
in Praktika, bei der Berufsorientierung und bei der Suche nach einem Ausbil-
dungsplatz.
∙ Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen von Berufsschulen oder Bildungs­trägern
geben förderungsberechtigten jungen Menschen Einblicke in verschiedene
Berufsfelder und vermitteln Inhalte des ersten Ausbildungsjahres. Teilnehmende
können dabei auch ihren Schulabschluss nachholen.
∙ Eine Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein betriebliches Praktikum, das Jugendliche
und junge Erwachsene auf eine Ausbildung im gewünschten Beruf vorbereiten
soll. Es dauert zwischen sechs und zwölf Monaten. Sie können im Betrieb zeigen,
was sie können, und gleichzeitig ausprobieren, ob der gewünschte Beruf ihnen
gefällt und zu ihnen passt.
Die Praktika werden von den Arbeitsagenturen und Jobcentern finanziell
­gefördert. Die Teilnehmenden erhalten eine Vergütung und bei erfolgreichem
Abschluss ein Zertifikat. Bei Übernahme in ein Ausbildungsverhältnis kann
die Einstiegsqualifizierung auf die Ausbildungsdauer angerechnet werden.

Diese Maßnahmen werden von den Arbeitsagenturen finanziell gefördert.


­Berufsberaterinnen und Berufsberater stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Weiterführende Informationen im Internet:

bmas.de > Themen > Aus-und-Weiterbildung > Ausbildungs­förderung >


Leistungen zur Ausbildungsförderung

Für Informationen zur betrieblichen Einstiegsqualifizierung (EQ) kann der


Flyer „Brücke in die Berufsausbildung“ der Bundes­agentur für Arbeit unter
­arbeitsagentur.de heruntergeladen werden.
10 AUSBILDUNG & BERUF

2 Anerkannte Ausbildungsberufe und Ausbildungsordnungen

Das Wichtigste vorab:

§§ 4, 5 BBiG

Ausbildungsberufe in der dualen Berufsausbildung werden staatlich anerkannt.


Für jeden Ausbildungsberuf gibt es eine Ausbildungsordnung.
Die Ausbildungsordnung legt fest, was Auszubildenden zum Erwerb der vollen
beruflichen Handlungsfähigkeit vermittelt werden muss.
Das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgegebene „Verzeichnis
der anerkannten Ausbildungsberufe“ enthält mehr als 320 verschiedene
Ausbildungs­berufe.
Jugendliche unter 18 Jahren dürfen nur in staatlich anerkannten Ausbildungs-
berufen ausgebildet werden. Erwachsene können im Rahmen der Vertragsfreiheit
auch in anderen Berufen ausgebildet werden. Wird jedoch ein Abschluss in einem
staatlich anerkannten Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz oder der
Handwerksordnung angestrebt, so gilt auch hierfür wieder die dem ­Beruf zugrun-
deliegende Ausbildungsordnung.

Die duale Berufsausbildung ist in Deutschland die häufigste Form der Berufsaus-
bildung. Das deutsche System der dualen Berufsausbildung ist weltweit anerkannt
und zum Vorbild für andere Länder geworden.

Was ist nun das Besondere an der dualen Berufsausbildung? Es ist die Kombination
aus Theorie in der Berufsschule und Praxis im Betrieb. Durch die große Praxisnähe
erwerben Auszubildende früh Berufserfahrung und haben bessere Chancen auf
dem Arbeitsmarkt. Attraktive Aufstiegsmöglichkeiten schließen sich an.

Das Berufsbildungsgesetz (BBiG) und die Handwerksordnung (HwO) enthalten die


gesetzlichen Regelungen für den betrieblichen Teil der dualen Berufsausbildung.
Grundlage für die Berufsausbildung im Betrieb sind Ausbildungsordnungen, die
vom Bund für jeden einzelnen Ausbildungsberuf erlassen werden. Diese Ausbil-
dungsordnungen beschreiben den jeweiligen Ausbildungsberuf und legen die hier-
für zu erwerbenden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten für alle verbindlich
fest. Sie führen zu bundesweit anerkannten Berufsabschlüssen.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 11

Lernorte der dualen Berufsausbildung

Duale Berufsausbildung bedeutet Lernen an zwei Orten: im Betrieb und in der Berufs-
schule. Berufs­schule findet in der Regel an ein bis zwei Tagen in der Woche statt oder
aber in mehrwöchigem Blockunterricht. Die übrige Zeit erfolgt die Ausbildung im Betrieb.

Für den Unterricht an den Berufsschulen sind die Bundesländer zuständig. Sie er-
lassen inhaltlich und zeitlich mit der Ausbildungsordnung abgestimmte Rahmen-
lehrpläne für den Berufsschulunterricht.

Berufsschulunterricht findet normalerweise an ein bis zwei Tagen pro Woche statt,
bei einigen Ausbildungen auch in Blockform: Hier sind Auszubildende für einige
Wochen am Stück in der Schule und dann wieder im Ausbildungsbetrieb.

Anerkannte Ausbildungsberufe gibt es in unterschiedlichster Ausgestaltung, von


Fluggeräteelektroniker/in über Sport- und Fitnesskaufmann/frau bis zu Pferde-
wirt/in. Im Jahr 2022 gab es in Deutschland 324 anerkannte oder als anerkannt
geltende Ausbildungsberufe.

Gut zu wissen:

Einen Überblick bietet das „Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe“,


das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) geführt und jährlich veröffent-
licht wird. Es kann bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit (BA) oder
bei der zuständigen Stelle eingesehen werden und steht auch als Download auf der
Website des BIBB zur Verfügung. Das Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsbe-
rufe kann auf der Homepage des BIBB (bibb.de) unter der Rubrik „BIBB-Veröffent-
lichungen“ kostenlos als PDF-Datei heruntergeladen werden.
12 AUSBILDUNG & BERUF

Wer und was sind die „zuständigen Stellen“?

§§ 71 ff. BBiG

Vor und im Laufe der Ausbildung trifft man immer wieder auf den Begriff der
„zustän­digen Stelle“. Das BBiG weist bestimmte Aufgaben, wie bspw. die Or-
ganisation der Abschlussprüfungen, Abnahme von Fortbildungsprüfungen und
Feststellung der Eignung von Ausbildungspersonal und Ausbildungsstätte, den
sog. zuständigen Stellen zu. Die zuständige Stelle überwacht die Durchführung der
Berufsausbildung und fördert diese durch Beratung der Ausbildenden und Aus-
zubildenden. Sie ist für Auszubildende auch Auskunfts- und Beschwerdestelle in
Fragen der Berufsausbildung (siehe Kapitel III 7).

„Zuständige Stelle“ für die Berufsausbildung sind in den meisten Wirtschafts- und
Berufszweigen die jeweiligen Kammern, die Industrie- und Handelskammern,
die Handwerkskammern, die Landwirtschaftskammern, die Rechts- und Patent-
anwaltskammern, die Notarkammern, die Wirtschaftsprüferkammern sowie die
Berufskammern der Steuerberater und der Steuerbevollmächtigten, die Ärzte-,
Tierärzte-, Zahnärzte- und Apothekerkammern sowie sonstige durch Rechts-
verordnung bestimmte Einrichtungen. Dazu gehören auch die von den obersten
Bundesbehörden und von den Landesbehörden benannten zuständigen Stellen des
öffentlichen Dienstes.

Was steht nun in einer Ausbildungsordnung?


Eine Ausbildungsordnung enthält mindestens:

1. die Bezeichnung des Ausbildungsberufes,


2. die Ausbildungsdauer,
3. das Ausbildungsberufsbild, d. h. diejenigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
und Fähigkeiten, die Gegenstand der Berufsausbildung sind,
4. eine Anleitung zur sachlichen und zeitlichen Gliederung der Ausbildung
(Ausbildungsrahmenplan) und
5. die Prüfungsanforderungen.

Die Ausbildungsordnung kann und soll den Ablauf der betrieblichen Ausbildung
aber nicht in allen Einzelheiten festlegen. Daher erstellt der ausbildende Betrieb an-
hand des Ausbildungsrahmenplans einen betrieblichen Ausbildungsplan, der auch
mit den Vereinbarungen im Ausbildungsvertrag über die Gliederung der Berufs-
ausbildung übereinstimmen muss.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 13

Je nach Ausbildungsberuf kann die Ausbildungsordnung aber auch noch weitere


Gestaltungsmerkmale enthalten:

∙ So kann die Abschlussprüfung in zwei zeitlich auseinanderfallenden Teilen


durchgeführt werden (sog. gestreckte Abschlussprüfung). Dabei findet der erste
Teil der Prüfung etwa in der Ausbildungsmitte statt, der zweite Teil am Ausbil-
dungsende.

∙ Die Ausbildungsordnung kann auch die Möglichkeit einer Anrechnung bei


aufeinander aufbauenden Ausbildungsberufen vorsehen. Nach erfolgreicher Ab-
schlussprüfung in einem zweijährigen anerkannten Ausbildungsberuf kann eine
weitere Ausbildung in einem darauf aufbauenden drei- oder dreieinhalbjährigen
Beruf unter Anrechnung der Ausbildungsdauer angeschlossen werden. Neu im
BBiG
geregelt ist die Möglichkeit, dass Auszubildende dann von der Zwischenprüfung
oder dem ersten Teil der gestreckten Abschlussprüfung befreit werden können,
wenn sie schon den Abschluss im zweijährigen Ausbildungsberuf haben. Wenn
der zweite Teil der gestreckten Abschlussprüfung nicht bestanden wird, gibt es
jetzt die Möglichkeit, dass trotzdem ein zweijähriger Abschluss anerkannt wird
(die sog. Rückfalloption).

∙ Schließlich kann in der Ausbildungsordnung festgelegt sein, dass die Berufsaus-


bildung in einem bestimmten Umfang in Einrichtungen außerhalb der Ausbil-
dungsstätte (sog. überbetrieblichen Bildungsstätten) durchzuführen ist, aber nur,
wenn und soweit es die Berufsausbildung erfordert.

Zusatzqualifikationen

Die Ausbildungsordnung kann auch sog. Zusatzqualifikationen vorsehen, die der


Betrieb ergänzend zur regulären Ausbildung vermittelt und die in der Abschluss-
prüfung gesondert geprüft und bescheinigt werden. Hierdurch können leistungs-
starke Auszubildende ihren beruflichen Horizont bereits während ihrer Erstaus-
bildung erweitern.
14 AUSBILDUNG & BERUF

3 Wann ist eine Teilzeitberufsausbildung möglich?

Das Wichtigste vorab:

§ 7 a BBiG

 Die Möglichkeit einer Berufsausbildung in Teilzeit steht jetzt grundsätzlich allen


Auszubildenden offen. Eine Teilzeitberufsausbildung kann allerdings nur mit der
Zustimmung des ausbildenden Betriebs absolviert werden.
 Die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit darf dabei um maximal
50 Prozent gekürzt werden.

Eine Teilzeitberufsausbildung ist grundsätzlich in allen anerkannten Berufen des


dualen Ausbildungssystems möglich. Sie konnte bislang aber nur durchgeführt
werden, wenn dafür von Auszubildenden ein besonderer Grund wie bspw. Kin-
dererziehung oder die Pflege von Angehörigen nachgewiesen wurde. Durch eine
Änderung des Berufsbildungsgesetzes steht seit dem 1. Januar 2020 die Teilzeitbe-
rufsausbildung jetzt allen Auszubildenden offen. Ein besonderer Grund muss nicht
mehr angeführt werden. Der ausbildende Betrieb muss aber mit einer Teilzeitbe-
rufsausbildung einverstanden sein.

Die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit muss im Einzel-


fall zwischen Auszubildenden und Betrieb vereinbart werden. Sie darf nicht mehr
als 50 Prozent der regulären Ausbildungszeit betragen. Eine Berufsausbildung in
Teilzeit kann auch lediglich für einen bestimmten Zeitabschnitt innerhalb der Aus-
bildung oder nach Ausbildungsbeginn durch Vertragsänderung vereinbart werden.
Eine Änderung der individuellen Vereinbarung ist jederzeit möglich.

Um eine inhaltlich mit der Vollzeitausbildung vergleichbare Ausbildung zu ge-


währleisten, wird die Ausbildungsdauer entsprechend verlängert, höchstens
jedoch bis zum Eineinhalbfachen der Dauer, die in der Ausbildungsordnung für die
betreffende Berufsausbildung in Vollzeit festgelegt ist. Das heißt, bei einer regulär
dreijährigen Ausbildung darf die Ausbildung in Teilzeit maximal 4,5 Jahre dauern.
Da mit den individuell möglichen Teilzeitmodellen zum Ende der Ausbildungszeit
nicht immer ein Prüfungstermin erreicht wird, kann in diesem Fall eine Ver-
längerung des Berufsausbildungsverhältnisses bis zur nächstmöglichen Prüfung
verlangt werden.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 15

Teilzeitmodelle: Regulärer Abschluss nach


Abschluss max. 4,5 Jahren

1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr

Berufsausbildung
Teilzeit Teilzeit
komplett in Teilzeit

Nur bestimmte bspw. Vollzeit oder


Zeitabschnitte Vollzeit 12 Monate Vollzeit
in Teilzeit Teilzeit Teilzeit

Abschluss nach
individuell vereinbartem
Teilzeitmodell (max. 4,5 Jahre)

Für leistungsstarke Auszubildende ist dagegen auch eine Verkürzung der Ausbil-
dungsdauer möglich und sinnvoll (vgl. Kapitel III 1). Sie kann unmittelbar mit der
Eintragung des Vertrages beantragt werden.

Einzelheiten zur Vereinbarung einer Teilzeitberufsausbildung und zur Berech-


nung ihrer Dauer enthält die Empfehlung Nr. 174 des Hauptausschusses des
­Bundesinstituts für Berufsbildung zur Teilzeit­berufsausbildung gem. § 7a BBiG/§
27b HwO vom 10. Juni 2021 zuletzt geändert am 29. Juni 2022. (Fundstelle: BAnz AT
13.07.2021 S3, und BAnz AT 14.07.2022 S 2)

Weiterführende Informationen:

Weitere umfassende Informationen bietet die BMBF-Broschüre "Berufsausbildung


in Teilzeit". Die Broschüre ist unter bmbf.de/publikationen bestellbar und steht
dort auch zum Download zur Verfügung.

Auf der Homepage des DIHK kann der Flyer „Die Teilzeitberufsausbildung“ als
PDF-Datei heruntergeladen werden (dihk.de).

Der ZDH bietet unter zdh.de den Flyer „Berufsausbildung in Teilzeit“ an.
16 AUSBILDUNG & BERUF

4 Duales Studium oder Abiturientenprogramm als Alternativen

Das Wichtigste vorab:

 B eim ausbildungsintegrierenden dualen Studium wird ein Doppelabschluss


erworben: ein Hochschulabschluss und der Abschluss in einem anerkannten
Ausbildungsberuf.
Abiturientenprogramme kombinieren Aus- und Fortbildung. Nach Abschluss
verfügen die Teil­nehmenden bereits über einen höheren Berufsabschluss und
erste Praxiserfahrung.

Immer mehr junge Menschen mit Abitur entscheiden sich heutzutage für ein sog.
„duales Studium“, d. h. eine Verbindung von Studium und praktischer Ausbildung.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Wer dual studiert, sammelt bereits während der
Studienzeit jede Menge praktische Erfahrung im Betrieb.

Bei einem ausbildungsintegrierenden dualen Studium wird neben dem Bachelor-


abschluss zusätzlich ein anerkannter Berufsabschluss im dualen System erwor-
ben. Wer sich hierfür entscheidet, hat neben Vorlesungen und Seminaren an der
Hochschule und der Ausbildung im Betrieb in der Regel auch noch Berufsschule.
Ausbildungsintegrierend dual studieren ist also arbeitsintensiv – dafür werden
Auszubildende am Ende mit dem begehrten Doppelabschluss belohnt. Sie haben
während ihrer dualen Ausbildung die gleichen Rechte und Pflichten wie alle ande-
ren Auszubildenden nach dem BBiG.

Beim sog. praxisintegrierenden dualen Studium finden dagegen lediglich längere


Praxisphasen während des Studiums statt, ohne dass ein Ausbildungsvertrag nach
dem BBiG geschlossen wird. Ein Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbil-
dungsberuf ist hier in der Regel nicht vorgesehen.

Aber auch ohne Studium gibt es für Abiturientinnen und Abiturienten attraktive
Alternativen in der beruflichen Bildung: Sog. Abiturientenprogramme kombinieren
innerhalb von drei Jahren Berufsausbildung, Fortbildung sowie in der Regel den Er-
werb des Ausbilderscheins. Nach einer auf anderthalb Jahre verkürzten Ausbildung
schließt sich unmittelbar eine Fortbildung an. Abiturientenprogramme werden
vorwiegend im Handel für eine Karriere als Nachwuchsführungskraft angeboten.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 17

Weiterführende Informationen im Internet:

Das Portal AusbildungPlus des BIBB enthält umfangreiche Informationen zum dualen
Studium und zu über 900 dualen Studiengängen unter bibb.de/ausbildungplus/de

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) enthält alle an


deutschen Hochschulen angebotenen dualen Studiengänge:

hochschulkompass.de/studium/rund-ums-studieren/
studienformen/duales-studium.html

Einen Flyer zu Abiturientenprogrammen im Handel bietet der Handelsverband


Deutschland (HDE) unter einzelhandel.de an.

5 Was ist eine Verbundausbildung?

Das Wichtigste vorab:

§ 10 Absatz 5 BBiG

In einem Ausbildungsverbund können zwei oder mehrere Betriebe zusammenwirken


und gemeinsam die von der Ausbildungsordnung festgelegten Ausbildungsinhalte
vermitteln. Die Verantwortlichkeit der beteiligten Betriebe für die Ausbildungsdauer
insgesamt wie auch für die einzelnen Abschnitte muss sichergestellt sein.

Viele Betriebe können heute aufgrund zunehmender Spezialisierung nicht mehr


alle für einen Ausbildungsberuf erforderlichen Ausbildungsinhalte vermitteln,
wohl aber wichtige Teilbereiche dieser Berufsausbildung. Um dieses Ausbildungs-
potenzial aktiv zu nutzen, können Ausbildungspartnerschaften gebildet werden,
in denen mehrere Betriebe gemeinsam das volle Spektrum der Ausbildungsinhalte
abdecken können.

Das BBiG lässt hierfür flexible Organisationsformen zu. Einzige Voraussetzung ist,
dass die Verantwortlichkeit der im Verbund beteiligten Betriebe für die einzelnen
Ausbildungsabschnitte wie auch für die Ausbildungsdauer insgesamt sichergestellt ist.
18 AUSBILDUNG & BERUF

Weiterführende Informationen:
Rechtsratgeber für die Verbundausbildung, Bundesinstitut für Berufsbildung
(Hrsg.), Bonn 2003 (ISBN 3­88555­736­3)

6 Welche Möglichkeiten einer Berufsausbildung gibt es für Menschen mit


Behinderungen?

Das Wichtigste vorab:

§§ 64 ff. BBiG

 Menschen mit Behinderungen sollen grundsätzlich in anerkannten Ausbildungs-


berufen ausgebildet werden. Ist dies wegen Art und Schwere der Behinderungen
nicht möglich, erlassen die zuständigen Stellen Ausbildungsregelungen, die auf
die individuellen Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen abgestimmt sind.

Junge Menschen mit Behinderungen sollen genauso in den Arbeitsmarkt integriert


werden wie alle anderen auch. Im Berufsbildungsgesetz und in der Handwerks-
ordnung ist vorgesehen, dass Menschen mit Behinderungen ebenso wie Menschen
ohne Behinderungen in anerkannten Ausbildungsberufen ausgebildet werden.
Soweit erforderlich, können die zeitliche und sachliche Gliederung der Ausbildung,
die Dauer von Prüfungszeiten und die Inanspruchnahme von Hilfsmitteln und
Hilfeleistungen Dritter im Rahmen von Prüfungen an die individuellen Bedürfnisse
des Menschen mit Behinderungen angepasst werden.

Ist jedoch aufgrund der Art und Schwere einer Behinderung eine Berufsausbildung
in einem anerkannten Ausbildungsberuf (noch) nicht möglich, sollen die ­zuständigen
Stellen aus anerkannten Ausbildungsberufen abgeleitete „Fachpraktiker- oder
Werkerausbildungen“ anbieten. Fachpraktikerausbildungen zeichnen sich vor allem
dadurch aus, dass sie die Möglichkeit bieten, eine Ausbildung theoriereduziert und
basierend auf einem anerkannten Ausbildungsberuf durchzuführen und mit einem
Fachpraktiker-Abschluss zu beenden. Diese Ausbildungen werden zurzeit mehr-
heit-lich von Berufsbildungswerken und nicht von Betrieben angeboten.
VOR DER BERUFSAUSBILDUNG 19

Der Durchstieg von einer Fachpraktikerausbildung zu einem anerkannten Ausbil-


dungsberuf ist möglich.

Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt mit vielfältigen Maßnahmen junge


Menschen mit Behinderungen beim Einstieg ins Berufsleben (siehe Kapitel III 3).
Das Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe, das jährlich vom Bundes­
institut für Berufsbildung herausgegeben wird, enthält eine Übersicht über die
von den z­ uständigen Stellen erlassenen Ausbildungsregelungen für Menschen
mit ­Behinderungen (siehe Kapitel I 2).

Weiterführende Informationen im Internet:

Einen Überblick über die Fachpraktiker- oder Werkerausbildungen für Men-


schen mit Behinderungen sowie die Durchstiegsmöglichkeiten in anerkannte
Ausbildungs­berufe bietet die Plattform planet–beruf.de der Bundesagentur für
Arbeit:

planet-beruf.de/schuelerinnen/mein-beruf/berufe-von-a-z/
uebersicht-der-ausbildungsberufe-fuer-menschen-
mit-behinderungen/

Informationen des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange von Men-
schen mit Behinderungen zur Berufsbildung von Menschen mit Behinderungen
sind unter behindertenbeauftragter.de abrufbar.
20 AUSBILDUNG & BERUF

7 Berufsausbildung als Teil des lebenslangen Lernens

Beruflich weiterzukommen ist ohne Ausbildung schwer. Was nicht alle wissen: Ein
Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf kann auch im späteren Berufs-
leben noch durch berufliche Nachqualifizierung nachgeholt werden. Berufliche
­Nachqualifizierung ist ein Sammelbegriff für Maßnahmen für Erwachsene ohne
bzw. ohne verwertbaren Berufsabschluss. Zu diesen Maßnahmen gehören
∙ Umschulungen, die zu einem anerkannten Berufsabschluss führen,
∙ Vorbereitungskurse zur sog. Externenprüfung sowie
∙ die modulare Nachqualifizierung (z. B. über Vermittlung von Ausbildungsbau-
steinen oder Teilqualifikationen). Nach mehreren Teilqualifikationen kann die
Abschlussprüfung vor einer zuständigen Stelle abgelegt werden.

Auf die Förderung einer Weiterbildung zum Nachholen eines Berufsabschlusses


besteht (ebenso wie für eine berufliche Weiterbildung mit dem Ziel des Nachholens
eines Hauptschul- oder vergleichbaren Abschlusses) ein grundsätzlicher Rechts­
anspruch (siehe hierzu auch Kapitel VI 4 unter: Förderung nach dem Sozialgesetz-
buch (SGB)).

Weiterführende Informationen im Internet:

Informationen dazu bietet der Internetauftritt der Bundesagentur für Arbeit:


arbeitsagentur.de > Karriere und Weiterbildung > Qualifikationen erweitern
oder nachholen

Über Weiterbildungsangebote informiert die KURSNET-Datenbank der


Bundesagentur für Arbeit: kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs
II Der Berufsausbildungsvertrag – Rechte
und Pflichten im Ausbildungsverhältnis

1 Was muss im Ausbildungsvertrag stehen?

Das Wichtigste vorab:

§§ 10, 11 BBiG

 D
 er Ausbildungsvertrag wird zwischen den Ausbildenden (Ausbildungsbetriebe)
und den Auszubildenden geschlossen. Bei Vertragsabschluss mit Minderjährigen
ist die Zustimmung ihrer gesetzlichen Vertretung erforderlich.
 D
 er Ausbildungsvertrag muss bestimmte Mindestangaben enthalten. Im Anhang
B 1 dieser Broschüre ist ein Vertragsmuster abgedruckt, aus dem alle wesentli-
chen Vertragsbestandteile ersichtlich sind. Wichtig ist, dass die Ausbildenden alle
wesentlichen Vereinbarungen, die zwischen den Vertragsparteien getroffen wer-
den, unverzüglich nach dem Vertragsabschluss, spätestens aber vor Beginn der
Berufsausbildung schriftlich niederlegen. Der Vertrag wird von den Ausbildenden,
den Auszubildenden und ggf. ihren gesetzlichen Vertretern und Vertreterinnen
unterzeichnet. Jeder Partei wird eine Niederschrift ausgehändigt.
22 AUSBILDUNG & BERUF

 Jeder Berufsausbildungsvertrag muss vom ausbildenden Betrieb unverzüglich an


die zuständige Stelle geschickt werden, damit der Vertrag in das Verzeichnis der
Berufsausbildungsverhältnisse eingetragen werden kann.

Vor Beginn einer Berufsausbildung schließen die Ausbildenden und die Auszubil-
denden einen Berufsausbildungsvertrag.

∙ Ausbildende sind diejenigen, die eine andere Person zur Berufsausbildung ein-
stellen, d. h. in aller Regel der Ausbildungsbetrieb. Davon sind diejenigen zu
unterscheiden, die die Ausbildung praktisch durchführen. Das können Ausbil-
dende selbst oder von ihnen beauftragte Ausbilder und Ausbilderinnen sein.

∙ Auszubildende sind diejenigen, die ausgebildet werden. Ist die Person noch minder­
jährig, muss zum Vertragsschluss die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter und
Vertreterinnen eingeholt werden. Vertretungsberechtigt sind grundsätzlich beide
Elternteile gemeinsam, in Ausnahmefällen ein Elternteil oder ein Vormund.

Ausbildereignung, Eignung der Ausbildungsstätte

Wo darf ausgebildet werden?

§§ 28–30 BBiG

Auszubildende dürfen nur eingestellt und ausgebildet werden, wenn die Ausbil-
dungsstätte für die Berufsausbildung geeignet ist und die Zahl der Auszubildenden
in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der betrieblichen Fachkräfte steht.

Die Eignung der Ausbildungsstätte liegt in der Regel vor, wenn sie über alle
Einrichtungen verfügt, die für die Berufsausbildung benötigt werden. Was ein
kleinerer Betrieb nicht abdecken kann, darf auch durch Ausbildungsmaßnahmen
außerhalb der Ausbildungsstätte (z. B. in Lehrwerkstätten und anderen außer- oder
überbetrieblichen Einrichtungen) vermittelt werden. Möglich ist auch der Zusam-
menschluss mehrerer Betriebe im Rahmen einer Verbundausbildung (siehe Kapitel
I 5). Für die Berufsausbildung in landwirtschaftlichen oder hauswirtschaftlichen
Berufen können darüber hinaus durch gesonder­te Rechtsverordnung zusätzliche
Anforderungen an die Ausbildungsstätte gestellt werden.
DER BERUFSAUSBILDUNGSVERTRAG – 23
RECHTE UND PFLICHTEN IM AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

Wer darf ausbilden?

§§ 28–30 BBiG

Ausbildende können entweder selbst ausbilden oder Ausbilder bzw. Ausbilderin-


nen ausdrücklich damit beauftragen. Ausbilden darf aber nur, wer persönlich und
fachlich dazu geeignet ist.

Persönlich nicht geeignet ist insbesondere, wer Kinder oder Jugendliche nicht be-
schäftigen darf oder wiederholt oder schwer gegen das Berufsbildungsgesetz oder
die auf seiner Grundlage erlassenen Bestimmungen verstoßen hat.

Fachlich geeignet ist, wer die nötigen beruflichen und berufs- und arbeitspädago-
gischen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt. Durch welche Aus-
bildungsgänge und Berufserfahrungen dies nachgewiesen werden kann, ist für
einzelne Ausbildungsberufe unterschiedlich geregelt. Grundsätzlich muss der Aus-
bilder oder die Ausbilderin die Abschlussprüfung in einer dualen Berufsausbildung
bestanden haben, die dem zu vermittelnden Ausbildungsberuf entspricht. Bei der
Ausbildung von Fachangestellten in Arztpraxen, Apotheken oder Rechtsanwalts-
kanzleien müssen die Ausbilder und Ausbilderinnen als Arzt/Ärztin, Apotheker/in
und Rechtsanwalt/anwältin zugelassen sein. Im Handwerk ist als Ausbilder oder
Ausbilderin auf jeden Fall fachlich geeignet, wer die Meisterprüfung in dem Hand-
werk, in dem ausgebildet werden soll, bestanden hat.

In der Regel müssen die berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Kennt-


nisse und Fähigkeiten durch eine Prüfung nach der Ausbilder-Eignungsverordnung
(AEVO) nachgewiesen werden.

Wer kontrolliert die Ausbildereignung und die Eignung der Ausbildungsstätte?

§§ 32, 33 BBiG

Die zuständige Stelle muss darüber wachen, dass die Eignung der Ausbildungs-
stätte wie auch die persönliche und fachliche Eignung des Ausbildungspersonals
vorliegen. Ist dies nicht der Fall, führt dies in der Regel zur Entziehung der Aus-
bildungsbefugnis. Wer ohne Eignung Auszubildende einstellt, ausbildet oder nicht
geeignete Ausbilder oder Ausbilderinnen bestellt, kann mit einer Geldbuße bis zu
5.000 Euro belegt werden (§ 101 BBiG).
24 AUSBILDUNG & BERUF

Wenn Ausbildenden die Ausbildungsbefugnis entzogen wird, so können die Auszu-


bildenden das Ausbildungsverhältnis fristlos kündigen; unter Umständen bestehen
auch Schadensersatzansprüche gegen Ausbildende (§ 23 BBiG).

Der wesentliche Inhalt des Berufsausbildungsvertrages muss von den Ausbildenden


unverzüglich nach der Vereinbarung, auf jeden Fall aber vor Beginn der Berufs-
ausbildung schriftlich niedergelegt werden. Die Niederschrift des Vertrages ist von
den Ausbildenden, den Auszubildenden und deren gesetzlichen Vertretern und
Vertreterinnen zu unterzeichnen.

Der Ausbildungsvertrag muss mindestens folgende Angaben enthalten:

 Name und Anschrift der Aus­  die Dauer der Probezeit


bildenden sowie der Aus­zubil­
denden, bei Minderjährigen  die Zahlung und Höhe der
zusätzlich Name und Anschrift Vergütung sowie deren
ihrer gesetzlichen Vertreter ­Zusammensetzung, ­sofern
oder Vertreterinnen sich die Vergütung aus
­verschiedenen Bestandteilen
 Art, sachliche und zeitliche zusammensetzt
Gliederung sowie Ziel der
Berufsausbildung, ins­beson­  Vergütung oder Ausgleich
dere die Berufs­tätigkeit, für von überstunden
die ausgebildet werden soll
 die Dauer des Urlaubs
 Beginn und Dauer der
Berufsaus­bildung  die Voraussetzungen, unter
denen der Berufsausbildungs­
 die Ausbildungsstätte vertrag gekündigt werden kann

 Ausbildungsmaßnahmen  Tarifverträge, Betriebs- oder


außerhalb der Ausbildungs- Dienstvereinbarungen, die
stätte auf das Berufsausbildungs­
verhältnis anzuwenden sind
 die Dauer der regelmäßigen
täglichen Ausbildungszeit  Form des Ausbildungs­
nachweises
DER BERUFSAUSBILDUNGSVERTRAG – 25
RECHTE UND PFLICHTEN IM AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

In dieser Broschüre finden Sie ein Ausbildungsvertragsmuster (Anhang B 1). Das


Vertragsmuster enthält über den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestinhalt hin-
aus auch noch weitere für Auszubildende wichtige Regelungen.

Ungültig sind Vereinbarungen im Vertrag, die Auszubildende für die Zeit nach
ihrer Ausbildung in ihrer Berufsausübung beschränken. Es darf also bspw. nicht
schon im Ausbildungsvertrag die Verpflichtung festgeschrieben werden, nach
Beendigung der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb weiterzuarbeiten. Natürlich
können Auszubildende nach Abschluss der Ausbildung übernommen werden, dann
aber mit neuem Arbeitsvertrag. Keine Gültigkeit haben auch Vereinbarungen, die
eine Verpflichtung Auszubildender zur Zahlung einer Vertragsstrafe, einer Ent-
schädigung für die Berufsausbildung oder den Ausschluss oder die Beschränkung
von Schadensersatzansprüchen zulasten Auszubildender vorsehen (§ 12 BBiG).

Nach Unterzeichnung des Ausbildungsvertrages (Niederschrift) haben die Ausbil-


denden den Auszubildenden und deren gesetzlichen Vertretern und Vertreterinnen
unverzüglich ein Exemplar auszuhändigen. Damit erhalten beide Vertragsparteien
eine Unterlage über den wesentlichen Inhalt des Vertrages.

Bei Änderungen des Berufsausbildungsvertrages müssen die Vorschriften zum


Mindestinhalt der Vertragsniederschrift sowie zur Unterzeichnung und Aushändi-
gung des Vertragstextes ebenfalls beachtet werden.

2 Die Eintragung in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse

§§ 34–36 BBiG

Nach Abschluss des Berufsausbildungsvertrages haben die Ausbildenden unver-


züglich die Eintragung in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse zu
beantragen. Diese Eintragung ist für Auszubildende gebührenfrei. Das Verzeichnis
wird bei der zuständigen Stelle geführt und dient vor allem der Überwachung und
Beratung. Die Eintragung in das Verzeichnis darf nur vorgenommen werden, wenn
der Berufsausbildungsvertrag dem BBiG und der Ausbildungsordnung entspricht.

Bei Auszubildenden unter 18 Jahren muss die Bescheinigung über die Erstuntersu-
chung nach § 32 Absatz 1 Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) vorgelegt werden.
Wesentliche Vertragsänderungen im Laufe der Ausbildungszeit müssen ebenfalls
der zuständigen Stelle gemeldet werden.
26 AUSBILDUNG & BERUF

Erstuntersuchung, was ist das?

§§ 32, 33, 59 JArbSchG

Jugendliche Auszubildende unter 18 Jahren sind verpflichtet, sich vor Beginn der
Ausbildung ärztlich untersuchen zu lassen und die Bescheinigung über die Erst-
untersuchung den Ausbildenden vorzulegen. Die ärztliche Bescheinigung über die
Erst­untersuchung ist der zuständigen Stelle mit dem Ausbildungsvertrag vorzule-
gen, da sonst der Berufsausbildungsvertrag nicht eingetragen wird.

Ein Jahr nach Aufnahme der ersten Beschäftigung müssen Ausbildende sich die
ärztliche Bescheinigung darüber vorlegen lassen, dass die jugendlichen Auszubil-
denden nachuntersucht worden sind. Durch die Untersuchungen wird der Gesund-
heits- und Entwicklungsstand der Jugendlichen festgestellt, insbesondere auch,
ob ihre Gesundheit durch die Ausübung bestimmter Arbeiten gefährdet werden
könnte. Wird die ärztliche Bescheinigung über die erste Nachuntersuchung nicht
vorgelegt, müssen die Auszubildenden damit rechnen, dass ihr Ausbildungsverhält-
nis im Verzeichnis bei der Kammer oder der sonst zuständigen Stelle gelöscht wird.

3 Verhalten im Betrieb – was können Betriebe von Auszubildenden


­verlangen?

Das Wichtigste vorab:

§§ 13, 14 BBiG

 Auszubildenden dürfen nur Tätigkeiten übertragen werden, die dem Ausbildungs-


zweck dienen und ihren körperlichen Kräften angemessen sind.
Sie sind nicht verpflichtet, Arbeiten durchzuführen, die mit ihrer Ausbildung nicht
in Zusammenhang stehen.
Verboten sind Arbeiten, die die körperlichen Kräfte der Auszubildenden überstei-
gen, wie z. B. Akkord-­oder Fließbandarbeiten. Zumutbar sind dagegen Arbeits-
aufträge, die mit der Sauberkeit des eigenen Arbeitsplatzes und der Pflege der
Gegenstände zusammenhängen, mit denen die Auszubildenden umgehen.
DER BERUFSAUSBILDUNGSVERTRAG – 27
RECHTE UND PFLICHTEN IM AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

Ausbildungsbetriebe müssen dafür sorgen, dass ihren Auszubildenden die beruf-


liche Handlungsfähigkeit vermittelt wird, die zum Erreichen des Ausbildungszieles
– wie es in der Ausbildungsordnung festgelegt ist – erforderlich ist. Sie haben die
Berufsausbildung so durchzuführen, dass das Ausbildungsziel in der vorgesehenen
Ausbildungszeit erreicht werden kann.

Über das Ausbildungsziel sowie die zeitliche und sachliche Gliederung der Berufs-
ausbildung enthalten der Ausbildungsvertrag (Niederschrift) wie auch die Aus-
bildungsordnung klare Regelungen. Anhand dieser Unterlagen ist ein späterer
Vergleich mit dem tatsächlichen Ausbildungsverlauf möglich.

Auszubildende müssen an ihrer eigenen Berufsausbildung aktiv mitwirken und


sich bemühen, die Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, die er-
forderlich sind, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Sie müssen den Weisungen
folgen, die ihnen im Rahmen der Berufsausbildung vom Ausbildenden, von den
Ausbildern, Ausbilderinnen oder von anderen weisungsberechtigten Personen er-
teilt werden. Ihnen dürfen nur Aufgaben übertragen werden, die dem Ausbildungs-
zweck dienen und ihren körperlichen Kräften angemessen sind.

Dem Ausbildungszweck dienen z. B. grundsätzlich nicht private Besorgungen für


Ausbildende wie einkaufen oder Kinder betreuen. Unzulässig ist auch der Einsatz
bei bestimmten Verrichtungen, wenn sie dadurch nur fehlende Arbeitskräfte (z. B.
Putzhilfen, Botendienste, Schreibkräfte) ersetzen sollen. Zumutbar – und deshalb
durch die Ausbildungsordnungen im Allgemeinen auch vorgeschrieben – sind da-
gegen Aufgaben, die mit der Sauberkeit am Arbeitsplatz und der Pflege von Waren,
Maschinen, Geräten und Werkzeugen zusammenhängen, soweit Auszubildende
damit persönlich umzugehen haben. Wer Auszubildenden Aufgaben überträgt, die
dem Ausbildungszweck nicht dienen, handelt ordnungswidrig und kann mit einer
Geldbuße bis zu 5.000 Euro belegt werden.

Verboten ist die Beschäftigung mit Arbeiten, die die körperlichen Kräfte jugendli-
cher Auszubildender übersteigen oder bei denen sie gesundheitlichen oder sitt-
lichen Gefahren ausgesetzt sind (§ 22 JArbSchG). Untersagt ist insbesondere die
Beschäftigung mit Akkordarbeiten und mit Fließbandarbeiten mit vorgeschriebe-
nem Arbeitstempo (§ 23 JArbSchG). Diejenigen gesundheitsschädlichen Arbeiten,
mit denen Auszubildende nicht beschäftigt werden dürfen, sind in den jeweiligen
Rechts- und Unfallverhütungsvorschriften geregelt. Aufträge, die diesen Verboten
zuwiderlaufen, brauchen Auszubildende nicht auszuführen. Eine Weigerung ist
kein wichtiger Grund zur Kündigung.
28 AUSBILDUNG & BERUF

Auszubildende müssen sich nach der betrieblichen Ordnung richten. Diese darf
nicht in das Recht auf die freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit (Art. 2 Grund-
gesetz – GG) eingreifen, wie z. B. ein Verbot langer Haare oder bestimmter Kleidung
es täte. Arbeitsschutzbestimmungen und Hygienevorschriften müssen aber einge-
halten werden. Dabei kann z. B. das Problem, dass Auszubildende bei der Tätigkeit
an einer Maschine durch zu lange Haare gefährdet würden, ggf. durch das Tragen
einer geeigneten Kopfbedeckung gelöst werden. Schließlich ist ein bestimmtes
äußeres Auftreten von Auszubildenden dort erforderlich, wo sonst eindeutig ein
berufs- und geschäftsschädigendes Verhalten der Auszubildenden gegenüber
Ausbildenden (z. B. in der Parfümerie und im Kosmetikstudio oder bei einer Bank)
vorliegen würde.

4 Wer zahlt für Ausbildungs- und Prüfungsmittel?

Das Wichtigste vorab:

§ 14 BBiG

 Ausbildungsmittel, wie z. B. Werkzeuge, Werkstoffe und Fachliteratur,


stellen Ausbildende ihren Auszubildenden kostenlos zur Verfügung.

Ausbildungsbetriebe haben ihren Auszubildenden kostenlos die Ausbildungsmittel


zur Verfügung zu stellen, die zur Berufsausbildung im Betrieb und zum Ablegen
von Zwischen- und Abschlussprüfungen erforderlich sind. Dies sind insbesondere
Werkzeuge, Werkstoffe und Fachliteratur. Erfasst ist aber nur Literatur, die für die
betriebliche Ausbildung erforderlich ist, nicht aber Schulbücher, die für die Berufs-
schule benötigt werden.

Auch die für die Prüfung erforderlichen Materialien, Werkstoffe, Werkzeuge und
Maschinen und sonstigen Gegenstände sind am Prüfungsort zur Verfügung zu
stellen. Die Ausbildungsmittel müssen nicht übereignet werden. Es genügt, sie den
Auszubildenden zur Benutzung bzw. Verwendung zur Verfügung zu stellen.
DER BERUFSAUSBILDUNGSVERTRAG – 29
RECHTE UND PFLICHTEN IM AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

5 Berufsschulunterricht und überbetriebliche Ausbildung – wann und wie


lange müssen Auszubildende vom Betrieb freigestellt werden?

Das Wichtigste vorab:

§ 15 BBiG, § 9 JArbSchG

 Für den Berufsschulunterricht oder für überbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen


müssen Auszubildende vom ausbildenden Betrieb freigestellt werden.
 Bei der Freistellung findet keine Unterscheidung zwischen jugendlichen und
erwachsenen Auszubildenden mehr statt.

Ausbildende müssen ihre Auszubildenden für die Teilnahme am Berufsschul-


unterricht und an vorgeschriebenen Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der
Ausbildungsstätte (z. B. in überbetrieblichen Lehrwerkstätten) freistellen. Mit dem
Inkrafttreten der Novelle des Berufsbildungsgesetzes am 1. Januar 2020 wurde für
erwachsene Auszubildende mit § 15 BBiG eine Regelung zur Freistellung und zur
Anrechnung geschaffen, die sich eng an die entsprechenden Regelungen für ju-
gendliche Auszubildende in § 9 Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) anlehnt (zur
Freistellung für Prüfungen vgl. Kapitel V 4).

Dies bedeutet im Einzelnen:


∙ Wenn Berufsschulunterricht vor 9:00 Uhr beginnt, brauchen Auszubildende
vorher nicht in den Ausbildungsbetrieb.
∙ Einmal in der Woche erfolgt eine Freistellung für einen ganzen Berufsschultag,
wenn dieser mehr als fünf Unterrichtsstunden von mindestens je 45 Minuten
beinhaltet. An diesem Tag müssen Auszubildende nicht mehr in den Betrieb zu-
rückkehren. Er gilt als kompletter Ausbildungstag, für den die durchschnittliche
tägliche Ausbildungszeit angerechnet wird.
∙ Findet ein weiterer Berufsschultag in der gleichen Woche statt, erfolgt eine Frei-
stellung für den Berufsschulunterricht unter Anrechnung der Berufsschulunter-
richtszeit auf die Ausbildungszeit im Betrieb. Hier kann eine Rückkehr in den
Betrieb erforderlich werden.
∙ Eine Freistellung erfolgt auch in Berufsschulwochen mit einem planmäßigen
Blockunterricht von mindestens 25 Stunden an mindestens 5 Tagen. Angerech-
net wird hier die durchschnittliche wöchentliche Ausbildungszeit.
30 AUSBILDUNG & BERUF

∙ Die Freistellung umfasst nicht nur die Unterrichtszeit bzw. die Dauer der Aus-
bildungsmaßnahme, sondern auch die der Pausen und der Wegstrecke von der
Berufsschule oder außerbetrieblichen Ausbildungsstätte zurück zum ausbilden-
den Betrieb, nicht aber die Zeit, die für den Weg zur Berufsschule oder nachhause
benötigt wird.

Beispiel für einen Stundenplan mit Zeiten für Betrieb und Berufsschule

Uhrzeit Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

1 08:00 – 08:45 Betrieb Berufsschule Betrieb Berufsschule Betrieb

2 08:45 – 09:30

3 09:50 – 10:35

4 10:45 – 11:30

Ggf. Wegezeit
5 11:40 – 12:25
zum Betrieb

Rückkehr in
6 12:35 – 13:20
den Betrieb

Keine Rück-
7 14:05 – 14:50 kehr in den
Betrieb

8 14:50 – 15:35

9 15:45 – 16:30
DER BERUFSAUSBILDUNGSVERTRAG – 31
RECHTE UND PFLICHTEN IM AUSBILDUNGSVERHÄLTNIS

6 Wofür muss ein Ausbildungsnachweis geführt werden?

Das Wichtigste vorab:

§§ 13 Satz 2 Nummer 7, 14 Absatz 2, 43 Absatz 1 Nummer 2 BBiG

 Auszubildende sind verpflichtet, während ihrer Ausbildung einen schriftlichen


oder elektronischen Ausbildungsnachweis zu führen. Er ist eine Voraussetzung für
die Zulassung zur Abschlussprüfung.

Auszubildende müssen während ihrer Ausbildungszeit einen Ausbildungsnachweis


führen. Im Ausbildungsvertrag wird festgelegt, ob dies schriftlich oder elektronisch
erfolgen soll. Der Ausbildungsnachweis kann also klassisch in Heftform, am PC,
als Online-Version oder über eine Software geführt werden. Die zuständigen Stel-
len bieten oftmals die Möglichkeit, Ausbildungsnachweise über ein Online-Portal
elektronisch (digital) zu führen.

Da das Führen des Nachweises Bestandteil der Ausbildung ist, darf es am Arbeits-
platz erfolgen.

Der Ausbildungsnachweis ist eine Zulassungsvoraussetzung für die Abschlussprü-


fung.

Er dokumentiert die gesamten Ausbildungsinhalte des bzw. der Auszubildenden


und dient als Nachweis für die Kenntnisse und Fähigkeiten, die während der Aus-
bildung erworben wurden.

Deshalb muss er immer vollständig ausgefüllt und vom zuständigen Ausbilder oder
von der zuständigen Ausbilderin durchgesehen und unterschrieben werden.
III Während der Berufsausbildung

1 Verkürzung, Anrechnung – schneller zum Erfolg

Das Wichtigste vorab:

§§ 7, 8, 45 Absatz 1 BBiG

 Die in der jeweiligen Ausbildungsordnung vorgeschriebene Ausbildungsdauer


muss in der Niederschrift des Berufsausbildungsvertrages enthalten sein. Die
Ausbildungsdauer beträgt – je nach Ausbildungsordnung – zwischen zwei und
dreieinhalb Jahren. In bestimmten Fällen kann die Ausbildungsdauer durch
die zuständige Stelle verkürzt oder verlängert werden. Auch eine Anrechnung
beruflicher Vorbildung ist möglich.
WÄHREND DER BERUFSAUSBILDUNG 33

Die Dauer der Ausbildung wird durch die für den jeweiligen Beruf geltende Aus­
bildungsordnung festgelegt. Sie beträgt zwischen zwei und dreieinhalb Jahren.

∙ Verkürzung der Ausbildungsdauer


Wer vor seiner Ausbildung einen höheren Schulabschluss erworben, schon gearbei-
tet oder eine andere Ausbildung angefangen hat, hat gute Chancen, seine Ausbil-
dungsdauer zu verkürzen. Verkürzungsgrund bei einer Berufsausbildung können
auch vorher erbrachte fachlich einschlägige Studienleistungen im Falle eines
Studienabbruchs sein. Eine Verkürzung ist dann möglich, wenn zu erwarten ist,
dass ­Auszubildende das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreichen. Hierfür ist
ein gemeinsamer Antrag von Auszubildenden und Betrieb an die zuständige Stelle
erforderlich. Die Länge der Verkürzung hängt vom Einzelfall ab. Eine Mindestaus-
bildungsdauer von 18 Monaten soll allerdings bei einer Verkürzung nicht unter-
schritten werden.

Bei überdurchschnittlichen Leistungen können Auszubildende nach Anhören


ihrer Ausbildenden und der Berufsschule auch schon vor Ablauf der regulären
Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden.

∙ Anrechnung beruflicher Vorbildung


Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine Anrechnung beruflicher Vor-
bildung möglich, wie z. B. eines Berufsgrundbildungsjahres oder einer Einstiegs-
qualifizierung. Anrechnen bedeutet im Gegensatz zu einer Verkürzung, dass die
Ausbildungszeit insoweit als zurückgelegt anzusehen ist. Dies hat insbesondere
Auswirkungen auf die Höhe der Ausbildungsvergütung.

Auch hier ist ein gemeinsamer Antrag von Auszubildenden und Ausbildenden
erforderlich.

Auf die Dauer einer Berufsausbildung kann darüber hinaus die Dauer einer
bereits abgeschlossenen Berufsausbildung ganz oder teilweise angerechnet
werden
(gestufte Ausbildungen).

∙ Ausbildung in Teilzeit
Eine Sonderform stellt die Ausbildungsdauer bei einer Teilzeitberufsausbildung
dar (siehe Kapitel I 3).
34 AUSBILDUNG & BERUF

∙ Verlängerung der Ausbildungsdauer


In Ausnahmefällen kann die Ausbildungsdauer von der zuständigen Stelle auch
verlängert werden, wenn die Verlängerung erforderlich ist, um das Ausbildungs-
ziel zu erreichen (z. B. bei längeren Krankheitszeiten) – jedoch nur auf Antrag der
Auszubildenden. Der ausbildende Betrieb wird vor der Entscheidung angehört.
Auch bei Nichtbestehen der Abschlussprüfung verlängert sich das Ausbildungs-
verhältnis auf Antrag des Prüflings bis zur nächsten Prüfungsmöglichkeit.

Weitere Einzelheiten zur Verkürzung, Anrechnung und Verlängerung finden sich


in der „Empfehlung Nr. 129 des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufs-
bildung vom 10.06.2021 zur Verkürzung und Verlängerung der Ausbildungsdauer,
zur Anrechnung beruflicher Vorbildung auf die Ausbildungsdauer sowie zur vor-
zeitigen Zulassung zur Abschlussprüfung“. (Fundstelle: BAnz AT 05.08.2021 S1)

2 Wie lang ist die Probezeit?

Das Wichtigste vorab:

§ 20 BBiG

 Die Probezeit ist für beide Vertragsparteien wichtig. Ausbildende sind ver-
pflichtet, während dieser Zeit die Eignung ihrer Auszubildenden zu prüfen. Die
Auszubildenden müssen prüfen, ob sie die richtige Berufswahl getroffen haben.
Das Berufsausbildungsverhältnis kann während der höchstens viermonatigen
Probezeit von jeder der Vertragsparteien ohne Angabe von Gründen schriftlich
gekündigt werden.

Das Berufsausbildungsverhältnis beginnt mit der Probezeit. Sie muss mindestens


einen Monat und darf höchstens vier Monate betragen.

Da die Probezeit schon zur Berufsausbildung gehört, bestehen auch schon die
vollen Pflichten der Ausbildenden und der Auszubildenden. Während der Probe-
zeit kann das Berufsausbildungsverhältnis jederzeit sowohl von den Ausbildenden
als auch von den Auszubildenden ohne Angabe von Gründen und ohne Einhalten
einer Frist schriftlich gekündigt werden (§ 22 Absatz 1 BBiG).
WÄHREND DER BERUFSAUSBILDUNG 35

3 Wie viel verdienen Auszubildende?

Das Wichtigste vorab:

§§ 17, 18 BBiG

 Auszubildende erhalten von ihren Ausbildenden während der Ausbildung eine


angemessene Vergütung.
Maßgeblich für die Höhe der Vergütung ist die Branchenzugehörigkeit des
Ausbildungsbetriebes. Die Vergütung ist dann angemessen, wenn Ausbildende die
tarif­vertraglich festgelegte Vergütung zahlen.
 Nicht tarifgebundene Ausbildungsbetriebe müssen für ab dem 1. Januar 2020
abge­schlossene Ausbildungsverträge mindestens die gesetzliche Mindestver­
gütung zahlen. Die Vergütung darf oberhalb der Mindestvergütung wie bisher
nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes die tariflichen Sätze
maximal um 20 Prozent unterschreiten.
 Die Vergütung ist so zu bemessen, dass sie mindestens jährlich ansteigt. Sie muss
spätestens am letzten Arbeitstag des Monats gezahlt werden. Im Krankheitsfall
wird die Vergütung bis zu sechs Wochen weitergezahlt.
 Der Ausbildende zahlt die Vergütung auch für die Zeit der Freistellung für den
Berufsschulunterricht und für Prüfungen weiter.

∙ Eine „angemessene“ Ausbildungsvergütung


Ausbildende müssen ihren Auszubildenden eine angemessene Vergütung zahlen.
Die Höhe dieser Vergütung kann je nach Berufsausbildung ganz unterschiedlich
sein. Maßgeblich für die Ausbildungsvergütung ist die Branchenzugehörigkeit
des Ausbildungsbetriebes. Wenn hier eine allgemein verbindliche Tarifregelung
(Tarifvertrag) vorliegt, dürfen im Ausbildungsvertrag keine niedrigeren Vergü-
tungssätze festgelegt sein als im Tarifvertrag vereinbart.

Ob eine tarifliche Bindung besteht, lässt sich bei dem oder der Ausbildenden,
beim Betriebsrat oder – soweit vorhanden – bei der Jugend- und Auszubilden-
denvertretung sowie bei der im Betrieb vorhandenen Gewerkschaftsvertretung
erfragen.

Nicht tarifgebundene Ausbildungsbetriebe müssen bei ab dem 1. Januar 2020


abgeschlossenen Ausbildungsverträgen mindestens die gesetzliche Mindestver­
gütung zahlen. Die Vergütung darf oberhalb der Mindestvergütung wie bisher
nach der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichtes die tariflichen Sätze um
36 AUSBILDUNG & BERUF

20 Prozent unterschreiten.
Tarifvertragliche Regelungen haben, wenn der oder die Ausbildende nach dem
Tarifvertragsgesetz daran gebunden ist, Vorrang vor der gesetzlichen Mindest-
vergütung; sie können dann auch in Zukunft niedrigere Vergütungen als die
Mindestvergütung für Auszubildende vorsehen.

Die Vergütung für den laufenden Kalender­monat muss spätestens am letzten


Arbeitstag des Monats gezahlt werden.

Eine über die vereinbarte regelmäßige tägliche Ausbildungszeit (siehe Kapitel III 4)
hinausgehende Beschäftigung muss besonders vergütet werden. Statt der Über-
stundenvergütung kann auch Freizeitausgleich gewährt werden. Für Sonn- und
Feiertagsarbeit, die Jugendliche nur in bestimmten Wirtschaftszweigen verrich-
ten dürfen, muss in bestimmtem Umfang Freizeit gewährt werden (§§ 17, 18, 21
JArbSchG).

Die Vergütung muss auch fortgezahlt werden für die Zeit, in der Auszubildende
für die Teilnahme am Berufsschulunterricht und an Prüfungen freigestellt
werden (§ 19 Absatz 1 BBiG).

Im Krankheitsfall wird die Ausbildungsvergütung bis zu sechs Wochen weiter­


gezahlt (§ 3 Entgeltfortzahlungsgesetz – EntgFG). Dies gilt auch im Falle der
Erkrankung eines Kindes von Auszubildenden.

∙ Die neue Mindestvergütung


Für Ausbildungsverträge, die ab dem 1. Januar 2020 abgeschlossen wurden, gilt
die neue Mindestvergütung. Die Höhe der Vergütung hängt davon ab, in wel-
chem Kalenderjahr die Ausbildung beginnt.

Mindestvergütung im Zeitraum 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2023

Vertrags-
schluss 1. Ausbildungsjahr 2. Ausbildungsjahr 3. Ausbildungsjahr 4. Ausbildungsjahr
im Jahr (+ 18 %)* (+ 35 %)* (+ 40 %)*

2020 515,00 € 607,70 € 695,25 € 721,00 €

2021 550,00 € 649,00 € 742,50 € 770,00 €

2022 585,00 € 690,30 € 789,75 € 819,00 €

2023 620,00 € 731,60 € 837,00 € 868,00 €

*Bezogen auf das 1. Ausbildungsjahr


WÄHREND DER BERUFSAUSBILDUNG 37

Ab 2024 wird die Höhe der gesetzlichen Mindestvergütung für das erste Ausbil­dungs­jahr
jeweils im November des Vorjahres im Bundesgesetzblatt bekannt gege­ben und jährlich
an die durchschnittliche Entwicklung aller Ausbildungsvergütungen angepasst.

Wenn der ausbildende Betrieb tarifgebunden ist, gilt die tarifvertraglich


festgesetzte Höhe der Ausbildungsvergütung. Tarifverträge haben insoweit
Vorrang vor der Mindestvergütung.

∙ Welche sonstigen (finanziellen) Unterstützungsleistungen gibt es für Auszubildende?


Auszubildende, die während der Berufsausbildung nicht bei den Eltern wohnen,
weil der Ausbildungsbetrieb von zuhause nicht in angemessener Zeit erreicht
werden kann, können zur Sicherung des Lebensunterhalts durch die Berufsaus­
bildungsbeihilfe (BAB) unterstützt werden. Bei Auszubildenden, die über 18 Jahre
alt, verheiratet oder in einer Lebenspartnerschaft sind oder waren oder mit
mindestens einem Kind zusammenleben, spielt die Frage nach der Entfernung
des Ausbildungsbetriebes vom Elternhaus keine Rolle.

Die Assistierte Ausbildung (AsA), in die seit dem Jahr 2021 auch die Leistungen
der ausbildungsbegleitenden Hilfen integriert sind, beinhaltet eine individuell
an den Bedürfnissen des jungen Menschen ausgerichtete, kontinuierliche Unter-
stützung und eine sozialpädagogische Begleitung, wenn diese nötig ist, um eine
betriebliche Berufsausbildung beginnen, fortsetzen oder erfolgreich abschließen
zu können. Im Rahmen der Vorphase kann die Integration in eine betriebliche
Berufsausbildung unterstützt werden. Ziele während einer Berufsausbildung sind
der Abbau von Sprach- und Bildungsdefiziten, die Förderung fach­theoretischer
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten und die Stabilisierung des Berufs­
ausbildungsverhältnisses.

Für junge Menschen, bei denen eine Vermittlung in ein betriebliches Ausbil-
dungsverhältnis auch mit ausbildungsbegleitenden Hilfen nicht erfolgreich ist,
sowie für junge Menschen, die ihr Ausbildungsverhältnis vorzeitig gelöst haben,
kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Berufsausbildung in einer außer-
betrieblichen Einrichtung ermöglicht werden.
38 AUSBILDUNG & BERUF

∙ Spezielle Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen


Für Menschen mit Behinderungen gelten grundsätzlich die gleichen Bedingun-
gen wie auch für alle anderen Auszubildenden.

∙ Es gibt jedoch einige Ausnahmen:

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erbringt allgemeine und besondere Leistun-
gen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen, sofern
nicht ein anderer Rehabilitationsträger z. B. die Deutsche Rentenversicherung
vorrangig ­zuständig ist. Ist aufgrund von Art oder Schwere der Behinderung
eine betriebliche Berufsausbildung nicht möglich, fördert die Bundesagentur für
Arbeit im Rahmen der besonderen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben auch
Berufsausbildungen in Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation.

Darüber hinaus können Ausbildungen von Menschen mit Behinderun-


gen ­gefördert werden, die von den Ausbildungsordnungen abweichen; es kann
eine Verlängerung der Ausbildung über das vorgesehene Ausbildungsende
hinaus, eine Wiederholung der Ausbildung ganz oder in Teilen oder eine erneute
Berufsaus­bildung gefördert werden.

Auch ist die Gewährung von Berufsausbildungsbeihilfe in Wohnsituationen in-


nerhalb oder außerhalb des Elternhauses, die bei Menschen ohne Behinderungen
nicht förderfähig wären, möglich.

Zudem können Arbeitgeber für die betriebliche Berufsausbildung durch Zuschüs-


se zur Ausbildungsvergütung gefördert werden.

Menschen mit Behinderungen, die eine außerbetriebliche Ausbildung in einer


Einrichtung der beruflichen Rehabilitation oder in einer anderen speziell auf
die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen ausgerichteten Einrichtung
­absolvieren, erhalten keine Ausbildungsvergütung, sondern ein bedürftigkeits-
abhängiges Ausbildungsgeld, das als eigenständige Sozialleistung an die Rege-
lungen zur Berufs­ausbildungsbeihilfe und des BAföG gekoppelt ist und sich in
der Bedarfs­höhe nach der Unterbringungsform richtet. Damit die Mindestausbil-
dungsvergütung auch Auszubildenden mit Behinderungen gleichwohl zugute-
kommt, wurde sie im Leistungs­system Ausbildungsgeld nachvollzogen. Liegt die
Netto-Mindest­ausbildungsvergütung jeweils über dem jeweiligen Bedarfssatz für
das Ausbildungsgeld, wird dieser Bedarfssatz entsprechend angehoben. Damit
profitieren auch ­Menschen mit Behinderungen von der Mindestausbildungs­
vergütung.
Während der Berufsausbildung 39

Mit dem zum 1. Januar 2020 neu eingeführten „Budget für Ausbildung“ soll jungen
Menschen mit Behinderungen der Einstieg in eine betriebliche Ausbildung
­erleichtert werden. Ziel ist, eine berufliche Ausbildung auch auf dem ­allgemeinen
Arbeitsmarkt und nicht nur in einer Werkstatt für behinderte Menschen zu
­ermöglichen. Eine Förderung ist möglich bei einem Anspruch auf Leistungen
im Berufsbildungsbereich einer Werkstatt für behinderte Menschen und seit
dem 1. Januar 2022 auch bei einem Anspruch auf Leistungen im Arbeitsbereich
einer Werkstatt für behinderte Menschen. Gefördert wird die Ausbildung in
einem anerkannten Ausbildungsberuf oder ein Ausbildungsgang zu einem Fach­
praktiker- oder Werkerberuf. Dem Ausbildungsbetrieb wird die gezahlte Ausbil-
dungsvergütung erstattet. Darüber hinaus wird die erforderliche Unterstützung
von Menschen mit Behinderungen am Ausbildungsplatz und in der Berufsschule
finanziert. Die Leistungen setzen mit Abschluss des Ausbildungsvertrages und
Aufnahme der Ausbildung ein.

Weiterführende Informationen im Internet:

Ein Überblick über die Leistungen der Ausbildungs­förderung nach dem Sozial­
gesetzbuch findet sich unter:
bmas.de > Themen > Aus-und-Weiterbildung > Ausbildungsförderung >
Leistungen - Ausbildungsförderung
sowie unter:

bmas.de >Teilhabe und Inklusion >Politik für Menschen mit ­Behinderungen und im
Webportal für Menschen mit Behinderungen unter einfach-teilhaben.de
40 AUSBILDUNG & BERUF

4 Welche Arbeitszeiten gelten für Auszubildende?

Das Wichtigste vorab:

§§ 3 ArbZG, §§ 8, 11, 14 JArbSchG

 Die Vertragsparteien vereinbaren im Ausbildungsvertrag die regelmäßige tägliche


Ausbildungszeit. Dabei sind für die Jugendlichen die zeitlichen Begrenzungen
nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz, für erwachsene Auszubildende die
­Beschränkungen des Arbeitszeitgesetzes einzuhalten.

Die Dauer von Arbeitszeiten und Pausen in der Ausbildung ist gesetzlich genau
vorgeschrieben. Für minderjährige Auszubildende gelten die Bestimmungen im
Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG), bei volljährigen Auszubildenden ist das
Arbeitszeitgesetz (ArbZG) entscheidend. Daneben sind auch Bestimmungen im
Tarifvertrag des jeweiligen Ausbildungsberufes wichtig.

Die regelmäßige tägliche Ausbildungszeit muss in der Vertragsniederschrift aus-


drücklich vereinbart werden. Dabei sind für jugendliche Auszubildende die Begren-
zungen des JArbSchG zu beachten. Die Arbeitszeit für Jugendliche ist grundsätzlich
auf acht Stunden täglich und auf 40 Stunden pro Woche begrenzt. Ist allerdings die
Arbeitszeit an einzelnen Werktagen auf weniger als acht Stunden verkürzt, können
Jugendliche an den übrigen Werktagen derselben Woche bis zu achteinhalb Stunden
beschäftigt werden.

Die Arbeitszeit muss durch Ruhepausen unterbrochen werden. Die Ruhepausen müs-
sen bei mehr als viereinhalb bis zu sechs Stunden Arbeitszeit mindestens 30 Minu-
ten, bei mehr als sechs Stunden Arbeitszeit 60 Minuten betragen.

Zwischen 20:00 und 06:00 Uhr dürfen Jugendliche nicht beschäftigt werden. Von diesem
Grundsatz gibt es für Jugendliche über 16 Jahre gesetzliche Ausnahmen, z. B. für Betriebe,
die in mehreren Schichten arbeiten (bis 23:30 Uhr), oder für bestimmte Gewerbezweige,
wie z. B. das Gast- und Hotelgewerbe (bis 22:00 Uhr) oder das Backgewerbe (ab 05:00 Uhr).
Jugendliche über 17 Jahre dürfen in Bäckereien ab 04:00 Uhr beschäftigt werden.

Durch Tarifverträge und ggf. Betriebsvereinbarungen kann in bestimmten Gren-


zen von den gesetzlichen Regelungen abgewichen werden. Ausnahmen vom Gesetz
können auch durch Rechtsverordnung zugelassen werden, soweit eine Beeinträch-
tigung der Gesundheit oder körperlichen oder seelisch-geistigen Entwicklung der
Jugendlichen nicht zu befürchten ist.
Während der Berufsausbildung 41

Verstöße gegen Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes sind, je nach


Schwere der Zuwiderhandlungen, mit einer Geldbuße bis zu 15.000 Euro, Geldstrafe
oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bedroht (§ 58 JArbSchG).

Für erwachsene Auszubildende sieht das Arbeitszeitgesetz im Regelfall eine werk­


tägliche Arbeitszeit von acht Stunden, also eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden
bei einer Sechs-Tage-Arbeitswoche, vor, lässt aber im Einzelnen weitreichende Ab-
weichungen zu.

5 Wie viel Urlaub steht Auszubildenden zu?

Das Wichtigste vorab:

§ 19 JArbSchG, § 3 Bundesurlaubsgesetz

 Für jugendliche Auszubildende beträgt der Jahresurlaub nach Lebensalter gestaffelt


mindestens 25 bis maximal 30 Werktage, für Erwachsene mindestens vier Wochen.

Die Dauer des Urlaubs muss im Berufsausbildungsvertrag festgelegt werden.


Der gesetzliche Mindesturlaub wird im Jugendarbeitsschutzgesetz und im Bundes-
urlaubsgesetz in Werktagen, bezogen auf eine Sechs-Tage-Woche, angegeben.

Die Dauer richtet sich u. a. nach dem Alter der Auszubildenden. Nach dem Jugend-
arbeitsschutzgesetz beträgt der Urlaubsanspruch für jugendliche Auszubildende:

∙ unter 16 Jahren mindestens 30 Werktage,


∙ unter 17 Jahren mindestens 27 Werktage und
∙ unter 18 Jahren mindestens 25 Werktage.

Für erwachsene Auszubildende gilt das Bundesurlaubsgesetz, das jedem Arbeit-


nehmer und jeder Arbeitnehmerin einen Urlaubsanspruch von mindestens vier
Wochen sichert (24 Werktage bei Zugrundelegung einer Sechs-Tage-Woche).

Bei einer Fünf-Tage-Woche sind die Urlaubstage anteilig zu berechnen.

Bei der Berechnung der tatsächlichen Anzahl der Urlaubstage sind tarifliche Rege-
lungen und Betriebsvereinbarungen zu beachten.
42 AUSBILDUNG & BERUF

6 Während der Berufsausbildung ins Ausland – geht das?

Das Wichtigste vorab:

§§ 2, 76 BBiG

 Auszubildende können bis zu einem Viertel der in der Ausbildungsordnung


festge­legten Ausbildungsdauer im Ausland absolvieren.
 Ein Auslandsaufenthalt während der Berufsausbildung kann nur mit Zustimmung
des ausbildenden Betriebes erfolgen. Der Auslandsaufenthalt unterbricht das
Ausbildungsverhältnis nicht.
 Förderprogramme ermöglichen Auslandsaufenthalte während der Ausbildung
sowohl in EU-Ländern als auch weltweit.

Während der Berufsausbildung einen ausländischen Betrieb kennen lernen,


Auslands­erfahrung sammeln, sich fachlich und persönlich weiterentwickeln? Dies
wurde allen Auszubildenden durch das Berufsbildungsgesetz bereits im Jahre 2005
ermöglicht: Bis zu ein Viertel der in der Ausbildungsordnung festgelegten Ausbil­
dungsdauer darf seitdem im Ausland a­ bsolviert werden, wenn der ausbildende
­Betrieb einverstanden ist. Bei einer dreijährigen Berufsausbildung kann daher ein
bis zu neunmonatiger Auslandsaufenthalt durchgeführt werden (theoretisch kön-
nen auch mehrere Auslandsaufenthalte bis zu dieser Gesamtdauer erfolgen).

Dabei wird der Auslandsaufenthalt rechtlich als Teil der Berufsausbildung be-
handelt, wenn er dem Ausbildungsziel dient. Dies ist der Fall, wenn die im Ausland
vermittelten Ausbildungsinhalte im Wesentlichen dem entsprechen, was auch
zuhause Ausbildungsgegenstand gewesen wäre, wenn Sprachkenntnisse vermittelt
und sonstige zusätzliche Kompetenzen erworben werden.

Da der Auslandsaufenthalt in diesen Fällen das Ausbildungsverhältnis nicht unter-


bricht, erübrigen sich zusätzliche Regelungen etwa zur Vergütungspflicht, zur
Anerkennung der im Ausland erworbenen Qualifikationen oder zum Status als
Auszubildende bzw. Auszubildender hinsichtlich sozialversicherungs- und
steuerrechtlicher Fragen.

Das Berufsbildungsgesetz sieht vor, dass die zuständige Stelle einen Ausbildungs-
abschnitt im Ausland „in geeigneter Weise“ überwacht und fördert. Ab einer Auf-
enthaltsdauer von mehr als acht Wochen ist hierzu ein mit der zuständigen Stelle
abgestimmter Plan erforderlich.
Während der Berufsausbildung 43

Auslandsaufenthalte während der Ausbildung werden oft im Rahmen des EU-Pro-


gramms Erasmus+ absolviert und gefördert. Aber auch im außereuropäischen
Raum sind Aufenthalte während der Berufsausbildung möglich und förderfähig.

Oft ermöglichen auch international tätige deutsche Unternehmen ihren Auszu-


bildenden bei guten Leistungen Aufenthalte in ausländischen Tochterfilialen.
Wer schon vor Beginn der Ausbildung weiß, dass man gerne im Ausland tätig sein
möchte, der kann sich vorab informieren und gleich eine Ausbildungsstätte und
Berufsschule wählen, wo dies möglich ist.

Die während eines Auslandsaufenthaltes erworbenen Kompetenzen können mit-


hilfe des „Europass Mobilität“, eines Dokuments zum Nachweis von Lernaufent-
halten im europäischen Ausland, dokumentiert werden. So kann ein Auslandsauf-
enthalt auch zur Attraktivität der Berufsbildung beitragen.

Weiterführende Informationen im Internet:

Umfangreiche Informationen zu Auslandsaufenthalten und Förderprogrammen


im Bereich der beruflichen Aus­und Weiterbildung bieten:

Die Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung (NA beim BIBB)
unter na-bibb.de.

Der Beratungsservice für Auslandsaufenthalte in der Ausbildung der NA beim


BIBB informiert und berät Auszubildende unter meinauslandspraktikum.de
sowie Ausbildungspersonal unter auslandsberatung-ausbildung.de umfassend
zu ­Möglichkeiten und Förderhilfen.

Auszubildende können sich auch individuell für ein Erasmus+ Stipendium


­bewerben, auf meinauslandspraktikum.de/erasmus finden sie alle Informationen
sowie passende Stipendienplätze.

Das Programm AusbildungWeltweit des BMBF unterstützt Auslandsaufenthalt in


Zielländer außerhalb Europas. Infos unter ausbildung-weltweit.de

Das Beratungsnetzwerk „Berufsbildung ohne Grenzen“ von DIHK und ZDH unter
berufsbildung-ohne-grenzen.de

Das Nationale Europass Center informiert unter europass-info.de zum


­Europass-Portal europass.eu

Die Zentrale Auslands­und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit


unter arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/startseite.
44 AUSBILDUNG & BERUF

7 Probleme während der Ausbildung – an wen können sich Auszubildende


wenden?

Das Wichtigste vorab:

 Im Betrieb können sich Auszubildende mit allen Fragen an Ausbildende, ihre
Ausbilder und Ausbilderinnen oder an den Betriebs- bzw. Personalrat wenden.
Daneben gibt es außerbetriebliche Beratungs­- oder Beschwerdestellen.
 Die zuständige Stelle ist gesetzlich verpflichtet, die Berufsausbildung durch
Beratung zu fördern. Sie muss hierfür Ausbildungsberater oder Ausbildungs­­
beraterinnen bestellen.
 Über Ausbildungsstätten und Ausbildungsberufe berät die Agentur für Arbeit.
 Zu Fragen des Jugendarbeitsschutzes geben die Gewerbeaufsichtsämter
Auskunft.
 Das Arbeitsgericht ist für Streitigkeiten aus einem Berufsausbildungsverhältnis
zuständig. Soweit die zuständige Stelle einen Schlichtungsausschuss eingerich-
tet hat, muss dieser aber vor einer Klage angerufen werden.
 Gegen eine Entscheidung der zuständigen Stelle (z. B. Kammer) können die
betroffenen Auszubildenden innerhalb eines Monats schriftlichen Widerspruch
erheben. Bleibt der Widerspruch erfolglos, können sie innerhalb eines Monats
beim Verwaltungsgericht klagen.

An wen können sich Auszubildende wegen weiterer Auskünfte und zur Beratung
über die Berufsausbildung wenden? Wo können sie sich wegen Mängeln und Miss-
ständen in der Berufsausbildung beschweren und um Abhilfe bitten?

Im Betrieb und in den Verwaltungen im öffentlichen Dienst können sich Auszubil-


dende wegen einer Auskunft oder Beschwerde an Ausbildende oder den Ausbilder
bzw. die Ausbilderin sowie an den Betriebsrat bzw. Personalrat und – soweit einge-
richtet – an die Jugend- und Auszubildendenvertretung wenden. Der Betriebs- oder
Personalrat hat bei der Berufsausbildung im Betrieb auch Überwachungsaufgaben.
Er muss darauf achten, dass die Ausbildung entsprechend den gesetzlichen Bestim-
mungen durchgeführt wird. Dabei nimmt er auch Beschwerden entgegen.

Wenn diese berechtigt erscheinen, wirkt der Betriebs- oder Personalrat durch
Verhandlungen mit der oder dem Ausbildenden auf ihre Erledigung hin. Der Be-
triebs- oder Personalrat kann von den Ausbildenden auch die Abberufung eines
Ausbilders oder einer Ausbilderin verlangen, der bzw. die persönlich oder fachlich,
insbesondere auch berufs- und arbeitspädagogisch, nicht geeignet ist oder seine
Während der Berufsausbildung 45

bzw. ihre Aufgaben vernachlässigt. Die Auszubildenden können sich daher auch in
dieser Angelegenheit an den Betriebs- oder Personalrat wenden.

Außerbetriebliche Beratungsstellen sind insbesondere die zuständige Stelle und


deren Ausbildungsberaterinnen oder Ausbildungsberater, Gewerkschaftsvertreter,
deren Arbeitgeberverbände, berufsbildende Schulen (Lehrkräfte und Schülerver-
tretung), Gewerbeaufsichtsämter und Jugendverbände.

Die zuständige Stelle ist gesetzlich verpflichtet, die Berufsausbildung durch Bera-
tung der Ausbildenden und Auszubildenden zu fördern (§ 76 BBiG; § 41 a HwO). Sie
muss zu diesem Zweck sowie zur Überwachung der Berufsausbildung Ausbildungs-
berater oder Ausbildungsberaterinnen bestellen. Bei Schwierigkeiten in der Berufs-
ausbildung können sich Auszubildende an die zuständige Stelle wenden. Handelt
es sich dabei um wichtige Angelegenheiten der beruflichen Bildung, deren Bedeu-
tung über den Einzelfall hinausgeht, hat sich damit der Berufsbildungsausschuss
der zuständigen Stelle zu befassen. Über Ausbildungsberufe und die Eignung von
Ausbildungsstätten zur Berufsausbildung unterrichtet auch die Agentur für Arbeit.
Über Fragen im Zu­sam­menhang mit dem Jugendarbeitsschutzgesetz geben die Ge-
werbeaufsichtsämter Auskunft, die in der Regel die Durchführung dieses Gesetzes
zu überwachen haben und deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Verschwie-
genheit über etwaige per­sönliche Hinweise auf Verstöße gegen das Jugendarbeits-
schutzgesetz verpflichtet sind.

Zuständig für Streitigkeiten zwischen Ausbildenden und Auszubildenden aus


einem Berufsausbildungsverhältnis ist das Arbeitsgericht. An vielen zuständigen
Stellen wurde ein Schlichtungsausschuss zur Beilegung von Streitigkeiten zwi-
schen Ausbildenden und Auszubildenden eingerichtet. Vor Inanspruchnahme des
Arbeitsgerichts muss dieser Ausschuss angerufen werden. Ihm gehören Vertrete-
rinnen und Vertreter der Arbeitgeberseite und der Arbeitnehmerseite in gleicher
Zahl an. Die Parteien müssen von diesem Gremium gehört werden. Wird der vom
Ausschuss gefällte Spruch von den Parteien nicht innerhalb einer Woche an-
erkannt, so kann binnen zwei Wochen nach dem ergangenen Spruch Klage beim
zuständigen Arbeitsgericht erhoben werden.

Gegen eine Entscheidung der zuständigen Stelle (wie z. B. die Nichtzulassung zur
Abschlussprüfung oder die Nicht-Verkürzung der Ausbildungsdauer) kann inner-
halb eines Monats bei der zuständigen Stelle schriftlich Widerspruch erhoben
werden. Bleibt der Widerspruch erfolglos, steht innerhalb eines Monats nach Zu-
stellung des entsprechenden Widerspruchsbescheides der Klageweg beim Verwal-
tungsgericht offen.
46 AUSBILDUNG & BERUF

IV Beendigung des
Ausbildungsverhältnisses

1 Wann endet die Ausbildungszeit?

§ 21 BBiG

Das Berufsausbildungsverhältnis endet mit dem Ablauf der Ausbildungszeit.


Bestehen Auszubildende die Abschlussprüfung vor Ablauf der Ausbildungszeit,
so endet das Berufsausbildungsverhältnis mit Bekanntgabe des Ergebnisses durch
den Prüfungsausschuss.

Wird die Abschlussprüfung nicht bestanden, so verlängert sich das Berufsausbil-


dungsverhältnis auf Antrag der Auszubildenden bis zur nächstmöglichen Wieder­
holungsprüfung, jedoch höchstens um ein Jahr.
BEENDIGUNG DES AUSBILDUNGSVERHÄLTNISSES 47

2 Wann und warum darf gekündigt werden?

Das Wichtigste vorab:

§ 22 BBiG

 Die Voraussetzungen für die Kündigung eines Ausbildungsvertrages sind


gesetzlich festgelegt.
 Während der Probezeit können beide Vertragsparteien ohne Angabe von
Gründen kündigen.
 Nach der Probezeit kann von beiden Seiten aufgrund von schwerwiegenden
Verstößen fristlos gekündigt werden. Schwerwiegende Gründe, die schon
länger als zwei Wochen bekannt sind, können kein Anlass zur Kündigung sein.
Auszubildende können außerdem ordentlich mit einer Frist von vier Wochen
kündigen, wenn sie die Berufs­ausbildung aufgeben oder eine andere Berufs­
ausbildung ergreifen wollen.
 Jede Kündigung muss schriftlich erklärt werden, bei einer Kündigung nach der
Probezeit unter Angabe der Gründe.

Während der Probezeit (siehe Kapitel III 2) gelten besondere Kündigungsbedingun-


gen: Hier kann das Berufsausbildungsverhältnis ohne Einhaltung einer Kündi-
gungsfrist und ohne Angabe von Gründen von beiden Vertragsparteien gekündigt
werden. Ein kurzes Schreiben genügt.

Nach der Probezeit gibt es drei Möglichkeiten, die Ausbildung zu beenden:

∙ Die fristlose Kündigung


Hier kann das Berufsausbildungsverhältnis von beiden Seiten nur aus einem
wichtigen Grund gekündigt werden. Ein wichtiger Grund ist gegeben, wenn
Umstände vorliegen, aufgrund derer dem oder der Kündigenden die Fortsetzung
des Berufsausbildungsverhältnisses bis zum Ablauf der Ausbildungszeit nicht zu-
gemutet werden kann. Dies kann bei schweren Regelverstößen der Fall sein, wie
bspw. körperlicher Gewalt, häufigem unentschuldigtem Fehlen in Betrieb oder
Berufsschule oder ausbleibender Zahlung der Ausbildungsvergütung. Vor einer
verhaltensbedingten Kündigung muss der oder die Auszubildende in der Regel
vom ausbildenden Betrieb zunächst abgemahnt werden.
48 AUSBILDUNG & BERUF

Die Kündigung aus wichtigem Grund ist jedoch unwirksam, wenn die ihr zu-
grundeliegenden Tatsachen dem oder der zur Kündigung Berechtigten bereits
länger als zwei Wochen bekannt sind.

∙ Die ordentliche Kündigung


Es können ernsthafte Gründe vorliegen, eine Berufsausbildung ganz abzubre-
chen oder den Ausbildungsberuf zu wechseln. In diesem Falle können Auszu-
bildende mit einer Frist von vier Wochen ordentlich kündigen (§ 22 Absatz 2 Nr. 2
BBiG).

∙ Ein Aufhebungsvertrag
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit des Abbruchs der Ausbildung durch
einen Aufhebungsvertrag: Dies ist keine Kündigung, sondern eine Vereinbarung
zwischen Betrieb und Auszubildenden, die Ausbildung nicht länger fortzusetzen.
Ein Aufhebungsvertrag ist daher nur mit Einverständnis des Betriebes möglich.
Ein Aufhebungsvertrag kann ohne Einhaltung einer Frist und ohne Angabe von
Gründen erfolgen.

Jede Kündigung muss schriftlich erklärt werden, bei einer Kündigung nach der
Probe­zeit unter Angabe der Kündigungsgründe.

Wird das Berufsausbildungsverhältnis nach Ablauf der Probezeit vorzeitig gelöst,


so können Ausbildende oder Auszubildende Ersatz des Schadens verlangen, wenn
die andere Person den Grund für die Auflösung zu vertreten hat (§ 23 BBiG). Dies
gilt jedoch nicht bei Kündigung wegen Aufgabe oder Wechsel der Berufsaus-
bildung. Der Anspruch erlischt, wenn er nicht innerhalb von drei Monaten nach
Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses geltend gemacht wird.

3 Wechsel des Ausbildungsbetriebes während der Ausbildung

Was ist, wenn Auszubildende zwar ihre Berufsausbildung fortführen wollen, aber
im Ausbildungsbetrieb nicht zurechtkommen? Von der Kündigung wegen Aufgabe
des Berufes oder Wechsel des Ausbildungsberufes ist ein Wechsel des Ausbil-
dungsbetriebes während der Ausbildung zu unterscheiden. Die Möglichkeit der
Kündigung wegen der tatsächlichen Aufgabe des Berufes bedeutet nicht, dass
Auszubildende damit immer unter dem Vorwand der Aufgabe des Berufes das
Ausbildungsverhältnis wirksam kündigen können. Eine danach erklärte „Betriebs-
wechselkündigung“ ist daher grundsätzlich nicht wirksam. Es gilt das Prinzip der
Vertragstreue.
BEENDIGUNG DES AUSBILDUNGSVERHÄLTNISSES 49

Haben Auszubildende den Kündigungsgrund Berufswechsel nur vorgeschoben,


um dieselbe Ausbildung in einem anderen Betrieb machen zu können, kann der
bisherige Ausbildungsbetrieb unter Umständen sogar Schadensersatz verlangen
(§ 23 Absatz 1 BBiG).

Eine Lösung kann in der Weise gefunden werden, dass die Vertragsparteien im
beiderseitigen Einvernehmen den Ausbildungsvertrag durch einen Aufhebungs-
vertrag beenden. Nach Abschluss eines Aufhebungsvertrages kann die Ausbildung
in einem anderen Betrieb auch im selben Ausbildungsberuf fortgesetzt werden.

Was tun bei Insolvenz des Ausbildungsbetriebes?

∙ Weder eine drohende Insolvenz noch die Eröffnung des Insolvenzverfahrens


haben direkte Auswirkungen auf den Ausbildungsvertrag. Die aus dem Aus-
bildungsverhältnis begründeten Rechte und Pflichten bleiben weiter bestehen.
Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens tritt allerdings der Insolvenzver-
walter an die Stelle des Ausbildungsbetriebs. Alle aus dem Ausbildungsvertrag
bestehenden Ansprüche sind an ihn zu richten.

∙ Kann der Ausbildungsbetrieb die Ausbildungsvergütung nicht zahlen, können


die Auszubildenden einen Anspruch auf Insolvenzgeld haben (§§ 165 ff. SGB III).

∙ Kann eine ordnungsgemäße Ausbildung jedoch nicht mehr sichergestellt wer-


den, weil der Betrieb ganz oder teilweise stillgelegt wird oder die Ausbildungs-
berechtigung nicht mehr besteht, steht dem Ausbildungsbetrieb ein außeror-
dentliches Kündigungsrecht zu. Die Kündigung kann nur unter Einhaltung einer
Frist ausgesprochen werden, die nicht mehr als drei Monate umfasst. Auszubil-
dende können, wenn die ordnungsgemäße Ausbildung nicht mehr sichergestellt
ist, ohne Einhaltung einer Frist kündigen. Dieses Recht besteht auch dann, wenn
der Ausbildungsbetrieb bereits gekündigt hat.

∙ Auszubildende können hier also, wenn sie einen neu­en Ausbildungsplatz gefun-
den haben, sofort wechseln.
50 AUSBILDUNG & BERUF

V Die Abschlussprüfung

Das Wichtigste vorab:

 Die Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen schließt mit einer Abschluss-


prüfung (im Handwerk mit der Gesellenprüfung) ab. Diese kann auch in zwei
zeitlich auseinanderfallenden Teilen durchgeführt werden (sog. gestreckte Ab-
schlussprüfung). Wenn keine gestreckte Abschlussprüfung vorgesehen ist, muss
nach ca. der Hälfte der Ausbildungszeit eine Zwischenprüfung absolviert werden.
Ihre Ergebnisse fließen nicht in die Gesamtnote ein.
 Für die Prüfung und einen unmittelbar vor der schriftlichen Abschlussprüfung
liegenden Arbeitstag müssen Auszubildende von ihrem Betrieb freigestellt werden.
DIE ABSCHLUSSPRÜFUNG 51

 Eine Abschlussprüfung nach BBiG oder HwO ist unter bestimmten Voraussetzun-
gen auch für Absolventinnen und Absolventen vollzeitschulischer Ausbildungen
oder für Personen ohne Berufsausbildung mit Berufserfahrung („Externenprü-
fung“) möglich.
 In der Abschlussprüfung wird durch einen Prüfungsausschuss der zuständigen
Stelle festgestellt, ob der Prüfling die berufliche Handlungsfähigkeit erworben
hat. Einzelheiten über Prüfungsgegenstand und -verfahren können der jeweiligen
Ausbildungsordnung und der Prüfungsordnung der zuständigen Stelle ent­
nommen werden.
 Nach bestandener Prüfung erhält der Prüfling von der zuständigen Stelle ein
Prüfungszeugnis, auf dem auf Antrag des Prüflings auch das Ergebnis seiner
berufsschulischen Leistungen aufgeführt werden kann. Eine Anrechnung auf die
Gesamtnote der Prüfung bei der zuständigen Stelle findet aber nicht statt. Vom
Ausbildenden bzw. von der Ausbildenden wird ebenfalls ein Zeugnis ausgestellt.
 Bei Nichtbestehen kann die Abschlussprüfung zweimal wiederholt werden.

1 Zwischenprüfung, Abschlussprüfung – was steckt dahinter?

§§ 37, 38, 48 BBiG

Traditionell wird in vielen anerkannten Ausbildungsberufen zur Ermittlung des


Ausbildungsstands eine Zwischenprüfung durchgeführt. Das Ergebnis dieser Zwi-
schenprüfung fließt nicht in die Abschlussnote ein. In den Ausbildungsordnungen
werden Inhalt und Zeitraum der Zwischenprüfungen vorgeschrieben. Bei Berufen
mit drei- oder dreieinhalbjähriger Ausbildungsdauer soll die Zwischenprüfung vor
dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres stattfinden; bei zweijährigen Berufen vor
dem Ende des ersten Ausbildungsjahres.

Die Ausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen endet mit der Abschlussprü-


fung (im Bereich der HwO Gesellenprüfung genannt). Darin wird festgestellt, ob der
Prüfling die „berufliche Handlungsfähigkeit“ erworben hat. Prüflinge sollen die
erforderlichen beruflichen Fertigkeiten beherrschen, die notwendigen beruflichen
Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen und mit dem Lehrstoff des Berufsschulunter-
richts vertraut sein. Die jeweilige Ausbildungsordnung und Prüfungsordnung
regeln die Prüfungsanfor­derungen im Einzelnen.

Die Abschlussprüfung und die Zwischenprüfung sind für Auszubildende gebüh-


renfrei.
52 AUSBILDUNG & BERUF

2 Die „gestreckte“ Abschlussprüfung

§§ 5 Absatz 2 Nr. 2, 44 BBiG

Immer häufiger wird in Berufsausbildungen die klassische Variante einer Zwi-


schen- und einer Abschlussprüfung durch eine sog. „gestreckte Abschlussprüfung“
ersetzt. Gestreckte Abschlussprüfung bedeutet, dass statt einer Zwischen- und
einer Abschlussprüfung eine Abschlussprüfung in zwei Teilen stattfindet. Der erste
Teil der Prüfung findet etwa nach der Hälfte der Ausbildung statt, der zweite an
ihrem Ende. Und: Beide Teile gehen in die Abschlussnote ein. Dabei macht der erste
Teil der Prüfung meistens zwischen 30 Prozent und 40 Prozent der Note aus, der
zweite Teil die restlichen 60 Prozent bzw. 70 Prozent.

Warum wurde die Art der Prüfung geändert? Da der erste Teil der gestreckten Ab-
schlussprüfung mitgezählt wird, findet eine intensivere Vorbereitung statt. Zudem
wird nun nicht der gesamte Prüfungsstoff am Ende der Berufsausbildung abge-
prüft, sondern abgeschichtet. Beide Prüfungsteile sind rechtlich eine Einheit, d. h.,
man kann im ersten Teil nicht „durchfallen“.

3 Was sind die Voraussetzungen für die Prüfungszulassung?

§§ 43 bis 46 BBiG

Für die Zulassung zur Abschlussprüfung müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:

∙ Der Ausbildungsvertrag muss von der zuständigen Stelle in das Verzeichnis der
Berufsausbildungsverhältnisse eingetragen worden sein. Eine fehlende Eintra-
gung schadet nicht, wenn die Auszubildenden oder deren gesetzliche Vertrete-
rinnen und Vertreter (in der Regel die Eltern) dies nicht zu verantworten haben.
∙ Die Ausbildungsdauer muss zurückgelegt sein oder spätestens zwei Monate nach
dem Prüfungstermin enden. Bei überdurchschnittlichen Leistungen können
Auszubildende bereits vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung
zugelassen werden (siehe Kapitel III 1).
∙ Vorgeschriebene Zwischenprüfungen müssen absolviert und unterzeichnete
Ausbildungsnachweise (siehe Kapitel II 6) müssen vorgelegt worden sein.
∙ Bei der gestreckten Abschlussprüfung wird über die Zulassung zu beiden Teilen
jeweils gesondert entschieden. Voraussetzung für die Zulassung zum zweiten Teil
ist die Teilnahme (unabhängig vom Ergebnis) am ersten Teil.
DIE ABSCHLUSSPRÜFUNG 53

Auch Absolventinnen und Absolventen vollzeitschulischer Berufsausbildungen


können zur Abschlussprüfung zugelassen werden, wenn diese Bildungsgänge der
Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf entsprechen.

Daneben können auch Personen, die schon länger in einem Beruf tätig sind, für die­
sen Beruf eine Prüfung ablegen, auch ohne vorab eine Berufsausbildung absolviert
zu haben. Diese sog. Externenprüfung setzt voraus, dass der Prüfling mindestens
das Eineinhalbfache der Zeit, die als Ausbildungszeit vorgeschrieben ist, in dem
Beruf tätig gewesen ist, in dem die Prüfung abgelegt werden soll. Als Zeiten der
Berufstätigkeit gelten auch Ausbildungszeiten in einem (anderen, einschlägigen)
Ausbildungsberuf.

Prüfungstermine können bei der zuständigen Stelle – insbesondere bei den Ausbil-
dungsberaterinnen und Ausbildungsberatern (siehe Kapitel III 7) – erfragt werden.
Häufig sind sie online zu finden.

4 Freistellung für die Prüfung durch die Ausbildenden

§ 15 BBiG

Ausbildende müssen ihre Auszubildenden für die Teilnahme an Prüfungen freistel-


len. Angerechnet auf die Ausbildungszeit im Betrieb wird die Zeit der Teilnahme
einschließlich der Pausen.

Darüber hinaus haben Auszubildende auch einen Freistellungsanspruch für den


Arbeitstag, der der schriftlichen Abschlussprüfung unmittelbar vorausgeht.

Die Freistellung am Arbeitstag zuvor findet nur bei schriftlichen Abschluss-


prüfungen oder Wiederholungsprüfungen Anwendung, nicht aber bei
­Zwischenprüfungen oder nicht schriftlichen Prüfungen.

Geht dem Prüfungstermin ein Wochenende voran, muss mangels Arbeitstag


unmittelbar vor der Prüfung nicht freigestellt werden (es sei denn, der Prüfling
muss am Wochenende an dem Tag vor der Abschlussprüfung arbeiten).
54 AUSBILDUNG & BERUF

Findet der schriftliche Teil der Abschlussprüfung in der klassischen Variante an


mehreren Tagen, z. B. an einem Dienstag und einem Donnerstag, statt, so ist der
Auszubildende nur am Montag freizustellen.

Im Falle einer gestreckten Abschlussprüfung haben Prüflinge Anspruch auf jeweils


einen freien Tag vor der schriftlichen Prüfung im ersten und im zweiten Teil der
Abschlussprüfung.

Angerechnet für diesen freigestellten Tag/diese freigestellten Tage wird die durch-
schnittliche tägliche Ausbildungszeit.

5 Wie läuft die Prüfung ab?

§§ 40 bis 42 BBiG

Die konkreten Prüfungsleistungen und -anforderungen sind in den jeweiligen


Ausbildungsordnungen und Prüfungsordnungen festgelegt. Es können schriftliche,
praktische und mündliche Prüfungsleistungen gefordert sein.

Die Abschlussprüfung wird von einem mindestens mit drei Personen besetzten
Prüfungsausschuss der zuständigen Stelle durchgeführt. Ihm gehören zu gleicher
Anzahl Beauftragte der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber sowie mindestens eine
Lehrkraft einer Berufsschule an. Der Prüfungsausschuss kann die gesamte Prüfung
selbst abnehmen. Seit der Novelle, die zum 1. Januar 2020 in Kraft getreten ist,
besteht aber auch die Möglichkeit, sog. Prüferdelegationen zur Abnahme und Be-
wertung von Prüfungsleistungen einzusetzen. Diese bestehen auch aus mindestens
drei Personen (Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeauftragte sowie eine Lehrkraft).

Wenn es sich um Prüfungsleistungen handelt, die unabhängig von der Anwesen-


heit Prüfender beim Prüfungstermin bewertet werden können (schriftliche Prü-
fungsleistungen, teilweise praktische Leistungen), reichen hierfür zwei Prüfende
des Prüfungsausschusses oder der Prüferdelegationen aus.

Einzelheiten zum Ablauf des Prüfungsverfahrens sind in der Musterprüfungsord-


nung (MPO) für die Durchführung von Abschluss- und Umschulungsprüfungen in
der Anlage A 2 zu finden.
DIE ABSCHLUSSPRÜFUNG 55

6 Das Prüfungszeugnis

§ 37 Absatz 2–4 BBiG

Nach bestandener Abschlussprüfung stellt die zuständige Stelle dem Prüfling


ein Prüfungszeugnis aus, das sog. Kammer- bzw. Abschlusszeugnis.

Auszubildende können beantragen, dass auch das Ergebnis ihrer berufsschulischen


Leistungen auf dem Abschlusszeugnis aufgeführt wird. Die Berufsschulnote wird
aber nicht auf die Note der Abschlussprüfung bei der zuständigen Stelle angerech-
net. Dem Antrag muss ein Nachweis der erbrachten berufsschulischen Leistungen
beigefügt werden.

Auf Antrag der Auszubildenden sind dem Zeugnis von der zuständigen Stelle eine
englische und eine französischsprachige Übersetzung beizufügen. Hierdurch wer-
den grenzübergreifende Bewerbungen erleichtert und wird die Mobilität gefördert.

Auszubildende erhalten bei Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses auch


von ihren Ausbildenden ein Zeugnis, das Angaben über Art, Dauer und Ziel der
Berufsausbildung sowie über die erworbenen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
und Fähigkeiten der Auszubildenden enthält (§ 16 BBiG).

7 Kann die Abschlussprüfung wiederholt werden?

§ 37 Absatz 1 BBiG

Wird die Abschlussprüfung nicht bestanden, kann sie zweimal wiederholt werden.
Bei einer sog. „gestreckten Abschlussprüfung“ bilden beide Teile eine Einheit, d. h.,
der erste Teil der Abschlussprüfung ist nicht eigenständig wiederholbar.

Eine Wiederholung einer bestandenen Abschlussprüfung lediglich zur Notenver-


besserung ist nicht zulässig.
56 AUSBILDUNG & BERUF

VI Nach der Ausbildung –


wie geht es weiter?

1 Weiterbeschäftigung nach der Berufsausbildung

Das Wichtigste vorab:

§§ 12, 24 BBiG

 Während der letzten sechs Monate des Berufsausbildungsverhältnisses können


die Vertragsparteien eine Weiterbeschäftigung vereinbaren.
 Mitglieder der Jugend- und Auszubildendenvertretung müssen nach Beendigung
des Ausbildungsverhältnisses grundsätzlich weiterbeschäftigt werden, wenn sie
dies verlangen.
NACH DER AUSBILDUNG – WIE GEHT ES WEITER? 57

Viele Auszubildende werden nach Abschluss ihrer Ausbildung übernommen. Eine


solche Vereinbarung darf frühestens während der letzten sechs Monate des beste-
henden Berufsausbildungsverhältnisses getroffen werden. Bei Weiterbeschäftigung
ohne ausdrückliche Vereinbarung wird ein Arbeitsverhältnis auf unbestimmte Zeit
begründet.

Besondere Schutzvorschriften gelten für Mitglieder einer Jugend- und Auszubil-


dendenvertretung (§ 78 a Betriebsverfassungsgesetz – BetrVG, § 9 Bundespersonal-
vertretungsgesetz– BPersVG). Sie haben grundsätzlich einen Anspruch auf Über-
nahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Ausnahmsweise kann gerichtlich
davon abgewichen werden. Ausbildende müssen sie drei Monate vor Ende der Aus-
bildung schriftlich darüber informieren, dass sie sie nicht übernehmen möchten.

2 Fortbildung – der Weg zu höherem Einkommen, mehr Verant­wortung


und neuen Herausforderungen

Das Wichtigste vorab:

 Die Abschlussprüfung ist Ausgangspunkt für den beruflichen Aufstieg.


Erkundigen Sie sich nach Aufstiegs-­, Fortbildungs­- und Fördermöglichkeiten!
 Umfassende Informationen über Aufstiegsmöglichkeiten in den einzelnen Berufen
enthalten die Datenbanken BerufeNet und KURSNET der Bundesagentur für Arbeit.

Eine Berufsausbildung schafft ein solides Fundament für die berufliche Karriere.
Eine berufliche Fortbildung knüpft daran an und bietet einen Weg zu höherem
Einkommen, mehr Verantwortung und neuen Herausforderungen.

Fachkräftebedarf, Internationalisierung, Digitalisierung, demografischer Wandel


und Nachhaltigkeit sind nur einige der Themen, die die Arbeitswelt beschäftigen.
Sie stellen nicht nur Herausforderungen dar, sondern bieten vielmehr zahlreiche
Chancen. Fortbildungen unterstützen dabei, diese Chancen wahrzunehmen und
praktisch umzusetzen. Chancen ergeben sich für Personen, die sich aufgeschlossen
und aktiv im Wege des lebensbegleitenden Lernens auf veränderte Rahmenbedin-
gungen vorbereiten. Die Anforderungen am Arbeitsplatz, Berufsbilder, Tätigkei-
ten und Kommunikationsformen ändern sich fortlaufend. Fortbildungen dienen
dazu, diesen Veränderungen mit Wissen und Tatkraft zu begegnen. Angebote zur
kontinuierlichen und persönlichen Weiterentwicklung decken den kurzfristigen
Weiterbildungsbedarf – etwa bei der Einführung von neuen Produktionsverfahren
oder Technologien – und sie sind ein wichtiger Baustein der betrieblichen Weiter-
bildungskultur.
58 AUSBILDUNG & BERUF

Eine Anpassung der vorhandenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten an


neue Entwicklungen ist stets von Vorteil, um diese zu eigenen beruflichen Erfolgen
zu nutzen. Die individuellen Karrieremöglichkeiten sollten deshalb bereits früh-
zeitig erkundet werden. Dabei kommen zahlreiche Ansprechpersonen in Betracht,
z. B. im Ausbildungsbetrieb, bei der Bundesagentur für Arbeit, bei den zuständigen
Stellen, bei Berufsverbänden, bei Gewerkschaften sowie an den Berufsschulen. On-
line finden sich ebenso viele Hinweise.

Weiterführende Informationen im Internet:

Weiterführende Informationen zur Förderung der Weiterbildung finden sich online


unter der-weiterbildungsratgeber.de

sowie zum „Infotelefon Weiterbildungsberatung“ als Service


des ­Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter
bmbf.de/de/servicetelefon-zur-weiterbildung-1369.html oder
über die kostenlose Hotline 08 00 2017909

Informationen der Bundesagentur für Arbeit unter


arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung

3 Höherqualifizierende Berufsbildung – Bachelor Professional und Master


Professional – der Karriereturbo

Das Wichtigste vorab:

§§ 53, 53 a, 53 b, 53 c, 53 d BBiG

 „Höherqualifizierende Berufsbildung“ nach dem BBiG (und der HwO) ist ein
eigenständiges, mehrstufiges System von bundesweit geregelten beruflichen
Fortbildungsqualifikationen.
 Neue Abschlussbezeichnungen in der höherqualifizierenden Berufsbildung wie
Bachelor Professional und Master Professional verdeutlichen die Gleichwertigkeit
von beruflicher und akademischer Bildung.
NACH DER AUSBILDUNG – WIE GEHT ES WEITER? 59

Die neuen Fortbildungsstufen der höherqualifizierenden Berufsbildung

Neue Bezeichnungen für die höherqualifizierende


Berufsbildung im System der tertiären 3
Qualifizierung in Deutschland 2 Master Professional
in z.B. Betriebswirtschaft
Bachelor Professional
in z.B. Bilanzbuchhaltung BISHER*

1 BISHER* Geprüfte/r
Betriebswirt/-in (HwO)
Meister/-in, Fachwirt/-in,
Geprüfte/r Bilanzbuchhalter/-in Geprüfte/r
Geprüfte/r Berufspädagog(e)/-in
GLEICHWERTIG MIT
Berufsspezialist/-in
Bezeichnungen von
für z.B. Servicetechnik Hochschulabschlüssen:
GLEICHWERTIG MIT

Bachelor of Arts / Science / Education Bezeichnungen von


BISHER* Bezeichnungen von landesrechtlichen Hochschulabschlüssen:
Fachschulabschlüssen: Master of Arts / Science / Education
Geprüfte/r Servicetechniker/-in,
Geprüfte Fachkraft für Arbeits- und Staatlich geprüfte/r Techniker/-in,
Berufsförderung Staatlich anerkannte Erzieher/-in

*Der Meistertitel nach der Handwerksordnung bleibt erhalten und wird durch die neuen Bezeichnungen ergänzt. Im Übrigen entscheidet der
Verordnungsgeber im Dialog mit den Sozialpartnern, ob die neue Bezeichnung einer bestehenden Bezeichnung beigefügt wird oder diese ersetzt.

© BMBF

Die „höherqualifizierende Berufsbildung“ nach dem BBiG (und der HwO) ist ein
eigenständiges, mehrstufiges System von bundesweit geregelten beruflichen Fort­
bildungsqualifikationen, das gleichwertige Entwicklungsmöglichkeiten wie ein
Hochschulstudium bietet.

Diese Abschlüsse befähigen zu anspruchsvollen Fach- und Führungsaufgaben


mit statistisch früherer Personalführung als mit einem akademischen Ab-
schluss. Beschäftigte mit höherem Berufsbildungsabschluss gelangen häufiger als
Ausbildungsabsol­ventinnen und Absolventen ohne Höherqualifizierung in eine
Führungsfunktion oder Tätigkeit mit größerer (Budget-)Verantwortung und erlan-
gen deutlich höhere Einkommen. Damit geht auch ein besserer Schutz vor einem
Arbeitsplatzverlust einher.

Im Zuge der BBiG-Novelle 2020 wurden folgende Abschlussbezeichnungen


ein­geführt für:
∙ die erste Fortbildungsstufe: der Geprüfte Berufsspezialist/die Geprüfte
Berufsspezialistin,
∙ die zweite Fortbildungsstufe: der Bachelor Professional und
∙ die dritte Fortbildungsstufe: der Master Professional.
60 AUSBILDUNG & BERUF

Dabei zeigen gerade die für die zweite und dritte berufliche Fortbildungsstufe
fest­ge­legten Abschlussbezeichnungen die Gleichwertigkeit von beruflicher und
akademischer Bildung. Sie sorgen für eine klare Markensprache. Zugleich erhöhen
sie die Mobilitäts- und Karrierechancen der Absolventinnen und Absolventen und
stellen sich so als Karriereturbo dar.

Meisterinnen und Meister nach der HwO dürfen seit dem Inkrafttreten
der BBiG-Novelle am 1. Januar 2020 zusätzlich die Bezeichnung Bachelor
Professional führen.

Bei allen anderen entsprechenden Fortbildungsabschlüssen (z. B. Geprüfte/r


Indus­triemeister/in) ist noch ein Handeln des Verordnungsgebers nötig. Dabei
stimmt der Verordnungsgeber mit den Sozialpartnern unter anderem die genaue
Bezeichnung des Abschlusses und die Frage, ob eine weitere Bezeichnung, z. B. die
bisherige Bezeichnung des Abschlusses vorangestellt wird, ab. Eine „Rückwirkung“
der Berechtigung, die neue Abschlussbezeichnung zu führen, ist nicht vorgesehen.

Da jede Fortbildungsstufe als Regelzugang inhaltlich auf eine abgeschlossene Be-


rufsausbildung und/oder den Abschluss der vorherigen Fortbildungsstufe abstellt,
öffnet die höherqualifizierende Berufsbildung so diesen Bereich für alle Auszu-
bildenden, unabhängig davon, ob sie ausschließlich über eine berufliche Grundbil-
dung oder zusätzlich auch über eine Studienberechtigung verfügen.

Der im Gesetz vorgegebene Mindestlernumfang (400 Stunden für den/die Ge-


prüfte/n Berufsspezialisten/in, 1.200 Stunden für den Bachelor Professional, 1.600
Stunden für den Master Professional) bedeutet nicht, dass jeweils ein Vorberei-
tungslehrgang mit der entsprechenden Stundenzahl absolviert werden muss. Eine
Lehrgangsteilnahme ist bei der beruflichen Fortbildung nach dem BBiG und der
HwO keine Voraussetzung für die Prüfungszulassung. Diese Vorgabe richtet sich
vielmehr an den Verordnungs­geber, der für die entsprechende Fortbildungsstufe
ein typisiertes Mindestvorbereitungs­volumen mit seinen Prüfungszielen, -inhalten
und -anforderungen zu sichern hat.
NACH DER AUSBILDUNG – WIE GEHT ES WEITER? 61

4 Förderung beruflicher Fort- und Weiterbildung

Das Wichtigste vorab:

 Die Abschlussprüfung ist Ausgangspunkt für den beruflichen Aufstieg.


Erkundigen Sie sich nach Aufstiegs-­, Fortbildungs-­und Fördermöglichkeiten!
 Umfassende Informationen über Aufstiegsmöglichkeiten in den einzelnen Berufen
enthalten die Datenbanken BerufeNet und KursNet der Bundesagentur für Arbeit.
 Die Agentur für Arbeit und die Ausbildungsförderungsämter geben auch
Auskunft über die finanziellen Bildungsbeihilfen.
 Die Ämter für Ausbildungsförderung geben Auskunft über Fördermöglichkeiten
mit dem AFBG (sog. „Aufstiegs-­BAföG“).
 Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) und die zuständigen
Stellen (in der Regel die Kammern) geben Auskunft über die Begabtenförderung
berufliche Bildung und vergeben die Stipendien.

Um jeder und jedem Weiterbildungsinteressierten, unabhängig von der Arbeitge-


berbeteiligung, die Teilnahme an beruflicher Weiterbildung zu ermöglichen, gibt es
zahlreiche Fördermöglichkeiten von Bund und Ländern, neben direkter finanziel-
ler Förderung wie dem Aufstiegs-BAföG auch indirekte Unterstützungsmaßnah-
men wie bspw. Bildungsurlaub.
62 AUSBILDUNG & BERUF

Aufstiegs-BAföG

Wer sich beruflich fortbilden will, um im Beruf voranzukommen, braucht die


finanziellen Hürden nicht zu fürchten. Für die Vorbereitung auf die Prüfungen
zu den oben genannten oder anderen vergleichbaren, rechtlich geregelten Fort-
bildungsabschlüssen kann eine finanzielle Unterstützung nach dem Aufstiegs-
fortbildungsförderungsgesetz (AFBG) gewährt werden. Mit diesem sog. Aufstiegs-
BAföG werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Maßnahmen der beruflichen
Aufstiegsfortbildung mit Fortbildungszielen etwa zum/zur Meister/in, Techniker/
in, Fachwirt/in oder Erzieher/in altersunabhängig finanziell unterstützt.

Der Förderanspruch wird auf allen drei beruflichen Fortbildungsstufen für Fort­
bil­dungs­abschlüsse nach BBiG, HwO und solche, die gleichwertig sind, gewährt.
Damit können bis zu drei Fortbildungen gefördert werden. So kann der berufliche
Aufstieg, z. B. vom Gesellen zum Kfz-Servicetechniker über den Kfz-Meister bis
zum Betriebswirt im Handwerk, d. h. bis auf Master-Niveau, gefördert werden.

Das Aufstiegs-BAföG sieht für Vollzeitmaßnahmen einen nach Familiengröße


gestaffelten – einkommens- und vermögensabhängigen – Unterhaltsbeitrag vor,
der aus einem nichtrückzahlbarem Vollzuschuss besteht. Auch Kinderbetreuungs-
kosten Alleinerziehender werden, solange das Kind das 14. Lebensjahr noch nicht
vollendet hat, pauschal mit 150 Euro pro Kind und Monat übernommen.

Unter bestimmten Voraussetzungen wird der Unterhaltsbeitrag auch während der


Prüfungsvorbereitungsphase, d. h. der Zeit zwischen dem letzten Unterrichtstag
und dem letzten Prüfungstag, fortgewährt. Allerdings wird er maximal für drei
Monate und auch nur in Form eines Darlehens gewährt. Mit dem Aufstiegs-BAföG
können darüber hinaus über einen Zuschuss in Höhe von 50 Prozent und ein
zinsgünstiges Bankdarlehen bei Vollzeit- und Teilzeitmaßnahmen einkommens-
unabhängig die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren bis zu 15.000 Euro sowie die
notwendigen Materialkosten der fachpraktischen Arbeit in der Meisterprüfung
sowie vergleichbarer Arbeiten zur Hälfte, maximal jedoch bis zu einer Höhe von
2.000 Euro, finanziert werden. Wer die Prüfung besteht, dem werden zusätzlich
50 Prozent des auf die Lehrgangs- und Prüfungsgebühren entfallenden Rest­
darlehens erlassen. Wer sich zudem nach bestandener Prüfung selbstständig
macht, erhält unter bestimmten Voraussetzungen sein auf die Lehrgangs- und
Prüfungsgebühren entfallendes Restdarlehen vollständig erlassen.
NACH DER AUSBILDUNG – WIE GEHT ES WEITER? 63

Zuständige Behörden sind in der Regel die kommunalen Ämter für Ausbildungs­
förderung bei den Kreisen und kreisfreien Städten am gewöhnlichen Aufenthalts-
ort der Antragstellenden.

Weiterführende Informationen im Internet:

Nähere Informationen zu den Fördervoraussetzungen nach dem AFBG gibt es


unter aufstiegs-bafoeg.de

Hier sind auch unter Rubrik > Ihr Weg zur Förderung > Persönliche Unterstützung
vor Ort die zuständigen Förderämter zu finden.

Der Flyer „Aufstiegs-BAföG – Machen Sie Ihre Karriere zum High-


light!“ zum Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz
(AFBG) steht zum Download kostenlos bereit unter
bmbf.de/upload_filestore/pub/Aufstiegs_BAfoeG.pdf

Förderprogramme „Weiterbildungsstipendium“ und „Aufstiegsstipendium“

Wer die Berufsausbildung mit einem besonders guten Ergebnis abgeschlossen hat
und sich weiterqualifizieren möchte, kann sich um ein Weiterbildungsstipendium
bewerben.

Das Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung fördert fach­
liche Lehrgänge wie etwa Aufstiegsfortbildungen zum Handwerksmeister, zur
Technikerin, zum Fachpfleger oder zur Fachwirtin. Darüber hinaus können auch
fachübergreifen­de Maßnahmen gefördert werden, wie etwa eine Softwareschu-
lung, ein Intensivsprachkurs oder die Vorbereitung auf die Prüfung zur Aus-
bildereignung. Auch ein berufsbegleitendes Studium ist förderfähig, wenn es auf
Ausbildung oder Berufspraxis aufbaut.

In den dualen Ausbildungsberufen werden die Weiterbildungsstipendien von den


zuständigen Stellen der Berufsbildung vergeben. Nach einer Ausbildung in einem
der bundesgesetzlich geregelten Fachberufe im Gesundheitswesen ist die Stiftung
Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) die Ansprechpartnerin.
64 AUSBILDUNG & BERUF

Das Aufstiegsstipendium ist eine weitere Förderung des Bundesministeriums für


Bildung und Forschung. Das Programm richtet sich an engagierte Fachkräfte mit
Berufsausbildung, die bereits zwei oder mehr Jahre Berufserfahrung gesammelt
haben. Unterstützt wird ein erstes akademisches Hochschulstudium – in Vollzeit
oder berufsbegleitend.

Weiterführende Informationen im Internet:

weiterbildungsstipendium.de
aufstiegsstipendium.de
sbb-stipendien.de

Förderung nach dem Sozialgesetzbuch (SGB)

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) fördert im Rahmen der berufli-


chen W­ eiterbildung nach dem Dritten Buch Sozialgesetzbuch (SGB III) Personen,
die eine B
­ erufsausbil­dung nachholen wollen oder bei denen aus gesundheitlichen
oder arbeitsmarktlichen Gründen eine berufliche Neuorientierung erforderlich ist.
Auf die Förderung einer Weiterbildung zum Nachholen eines Berufsabschlusses
sowie einer beruflichen Weiterbildung mit dem Ziel des Nachholens eines Haupt-
schul- oder vergleichbaren Abschlusses besteht ein grundsätzlicher Rechtsan-
spruch. Förderleistungen sind die vollständige oder teilweise Übernahme von Lehr-
gangskosten, sonstigen Weiterbildungskosten (z.B. Fahrkosten, Kosten notwendiger
auswärtiger Unterbringung, Kinderbetreuungskosten) sowie die Fortzahlung des
Arbeitslosengeldes als Arbeits­losengeld bei beruflicher Weiterbildung oder der
Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II. Für Beschäftigte, denen Arbeitsent-
gelt während einer beruflichen Nachqualifizierung Arbeitsentgelt fortgezahlt wird,
können Arbeitgeber bis zu 100 Prozent des Arbeitsentgelts von der Bundesagentur
für Arbeit erstattet erhalten.

Bei Teilnahme an berufsabschlussbezogenen Weiterbildungen werden grundsätz-


lich Lehrgangskosten in voller Höhe übernommen und bei Bestehen der Zwischen-
und Abschlussprüfung wird jeweils eine Prämie gezahlt. Berufsabschlussbezogene
Weiterbildungen können auch Schritt für Schritt über Teilqualifizierungen oder
Ausbildungsbausteine absolviert werden. Zu beachten ist, dass die Teilnahme an
Weiterbildungen, die zu einem Abschluss in einem allgemein anerkannten Ausbil-
dungsberuf führen, grundsätzlich nur gefördert werden kann, wenn die Umschu-
NACH DER AUSBILDUNG – WIE GEHT ES WEITER? 65

lungsdauer gegenüber einer Erstausbildung um mindestens ein Drittel verkürzt ist.


Bei Bedarf kann auch der Erwerb von Grundkompetenzen zur Vorbereitung auf
eine berufsabschlussbezogene Weiterbildung gefördert werden (z. B. Kompetenzen
in Mathematik-, Informations- und Kommunikationstechnologien).

Gefördert wird die Teilnahme an sog. Gruppenmaßnahmen bei Bildungsträgern.


Berufsabschlussbezogene Weiterbildungen können auch im Wege der sog. betrieb-
lichen Umschulung bei einem Unternehmen erfolgen. Diese kann auch durch um-
schulungsbegleitende Hilfen unterstützt werden.

Über eine Förderung entscheidet die zuständige örtliche Agentur für Arbeit oder
das Jobcenter. Wichtig ist, dass vor Beginn einer Weiterbildung eine Beratung
durch die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter erfolgte: Dies ist auch Förder-
voraussetzung. Bei Vorliegen der gesetzlichen Förderungsvoraussetzungen wird
von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter ein Bildungsgutschein ausgestellt.
Bildungsgutschein­inhaber/innen können entsprechend dem vereinbarten Bil-
dungsziel unter den für die Arbeitsförderung zugelassenen Weiterbildungsanbie-
tern frei wählen.

Weiterführende Informationen im Internet:

Informationsangebot der Bundesagentur für Arbeit zur beruflichen Weiterbildung:

arbeitsagentur.de/karriere-und-weiterbildung/foerderung-berufliche-
weiterbildung

Darüber hinaus steht das Merkblatt 6 „Förderung der beruflichen Weiterbildung


für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“ zu Down­load kostenlos bereit unter
arbeitsagentur.de/datei/merkblatt-6-weiterbildung_ba015381.pdf

Über Weiterbildungsangebote informiert die KURSNET­Datenbank der


­Bundes­agentur für Arbeit: kursnet-finden.arbeitsagentur.de/kurs

Informationsangebot der Bundesagentur für Arbeit zu Ausbildungsberufen:


berufenet.arbeitsagentur.de
66 AUSBILDUNG & BERUF

Bildungsurlaub

Beschäftigte haben zusätzlich zum regulären Urlaubsanspruch einen gesetzlichen


Anspruch auf bezahlte Freistellung für eine Weiterbildung. Hierunter kann ein
Sprachaustausch ebenso fallen wie ein Computerkurs. Bildungsurlaub fällt in die
Zuständigkeit der Länder, die hierzu unterschiedliche Regelungen und Handha-
bungen festgelegt haben.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 67

Anhang A: Rechtsgrundlagen

1 Berufsbildungsgesetz

Berufsbildungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung


vom 4. Mai 2020 (BGBl. I S. 920), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes
vom 20. Juli 2022 (BGBl. I S. 1174) geändert worden ist (BBiG)

-nicht amtliche Veröffentlichung-

Inhaltsübersicht

Teil 1
Allgemeine Vorschriften

§1 Ziele und Begriffe der Berufsbildung


§2 Lernorte der Berufsbildung
§3 Anwendungsbereich

Teil 2
Berufsbildung

Kapitel 1
Berufsausbildung

Abschnitt 1
Ordnung der Berufsausbildung; Anerkennung von Ausbildungsberufen
§4 Anerkennung von Ausbildungsberufen
§5 Ausbildungsordnung
§6 Erprobung neuer Ausbildungs- und Prüfungsformen
§7 Anrechnung beruflicher Vorbildung auf die Ausbildungsdauer
§ 7a Teilzeitberufsausbildung
§8 Verkürzung oder Verlängerung der Ausbildungsdauer
§9 Regelungsbefugnis
68 AUSBILDUNG & BERUF

Abschnitt 2
Berufsausbildungsverhältnis

Unterabschnitt 1
Begründung des Ausbildungsverhältnisses
§ 10 Vertrag
§ 11 Vertragsniederschrift
§ 12 Nichtige Vereinbarungen

Unterabschnitt 2
Pflichten der Auszubildenden
§ 13 Verhalten während der Berufsausbildung

Unterabschnitt 3
Pflichten der Ausbildenden
§ 14 Berufsausbildung
§ 15 Freistellung, Anrechnung
§ 16 Zeugnis

Unterabschnitt 4
Vergütung
§ 17 Vergütungsanspruch und Mindestvergütung
§ 18 Bemessung und Fälligkeit der Vergütung
§ 19 Fortzahlung der Vergütung

Unterabschnitt 5
Beginn und Beendigung des Ausbildungsverhältnisses
§ 20 Probezeit
§ 21 Beendigung
§ 22 Kündigung
§ 23 Schadensersatz bei vorzeitiger Beendigung

Unterabschnitt 6
Sonstige Vorschriften
§ 24 Weiterarbeit
§ 25 Unabdingbarkeit
§ 26 Andere Vertragsverhältnisse
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 69

Abschnitt 3
Eignung von Ausbildungsstätte und Ausbildungspersonal
§ 27 Eignung der Ausbildungsstätte
§ 28 Eignung von Ausbildenden und Ausbildern oder Ausbilderinnen
§ 29 Persönliche Eignung
§ 30 Fachliche Eignung
§ 31 Europaklausel
§ 31a Sonstige ausländische Vorqualifikationen
§ 32 Überwachung der Eignung
§ 33 Untersagung des Einstellens und Ausbildens

Abschnitt 4
Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse
§ 34 Einrichten, Führen
§ 35 Eintragen, Ändern, Löschen
§ 36 Antrag

Abschnitt 5
Prüfungswesen
§ 37 Abschlussprüfung
§ 38 Prüfungsgegenstand
§ 39 Prüfungsausschüsse, Prüferdelegationen
§ 40 Zusammensetzung, Berufung
§ 41 Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
§ 42 Beschlussfassung, Bewertung der Abschlussprüfung
§ 43 Zulassung zur Abschlussprüfung
§ 44 Zulassung zur Abschlussprüfung bei zeitlich auseinanderfallenden Teilen
§ 45 Zulassung in besonderen Fällen
§ 46 Entscheidung über die Zulassung
§ 47 Prüfungsordnung
§ 48 Zwischenprüfungen
§ 49 Zusatzqualifikationen
§ 50 Gleichstellung von Prüfungszeugnissen
§ 50a Gleichwertigkeit ausländischer Berufsqualifikationen

Abschnitt 6
Interessenvertretung
§ 51 Interessenvertretung
§ 52 Verordnungsermächtigung
70 AUSBILDUNG & BERUF

Kapitel 2
Berufliche Fortbildung

Abschnitt 1
Fortbildungsordnungen des Bundes
§ 53 Fortbildungsordnungen der höherqualifizierenden Berufsbildung
§ 53a Fortbildungsstufen
§ 53b Geprüfter Berufsspezialist und Geprüfte Berufsspezialistin
§ 53c Bachelor Professional
§ 53d Master Professional
§ 53e Anpassungsfortbildungsordnungen

Abschnitt 2
Fortbildungsprüfungsregelungen der zuständigen Stellen
§ 54 Fortbildungsprüfungsregelungen der zuständigen Stellen

Abschnitt 3
Ausländische Vorqualifikationen, Prüfungen
§ 55 Berücksichtigung ausländischer Vorqualifikationen
§ 56 Fortbildungsprüfungen
§ 57 Gleichstellung von Prüfungszeugnissen

Kapitel 3
Berufliche Umschulung

§ 58 Umschulungsordnung
§ 59 Umschulungsprüfungsregelungen der zuständigen Stellen
§ 60 Umschulung für einen anerkannten Ausbildungsberuf
§ 61 Berücksichtigung ausländischer Vorqualifikationen
§ 62 Umschulungsmaßnahmen; Umschulungsprüfungen
§ 63 Gleichstellung von Prüfungszeugnissen

Kapitel 4
Berufsbildung für besondere Personengruppen

Abschnitt 1
Berufsbildung behinderter Menschen
§ 64 Berufsausbildung
§ 65 Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen
§ 66 Ausbildungsregelungen der zuständigen Stellen
§ 67 Berufliche Fortbildung, berufliche Umschulung
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 71

Abschnitt 2
Berufsausbildungsvorbereitung
§ 68 Personenkreis und Anforderungen
§ 69 Qualifizierungsbausteine, Bescheinigung
§ 70 Überwachung, Beratung

Teil 3
Organisation der Berufsbildung

Kapitel 1
Zuständige Stellen; zuständige Behörden

Abschnitt 1
Bestimmung der zuständigen Stelle
§ 71 Zuständige Stellen
§ 72 Bestimmung durch Rechtsverordnung
§ 73 Zuständige Stellen im Bereich des öffentlichen Dienstes
§ 74 Erweiterte Zuständigkeit
§ 75 Zuständige Stellen im Bereich der Kirchen und sonstigen Religions­
gemeinschaften des öffentlichen Rechts

Abschnitt 2
Überwachung der Berufsbildung
§ 76 Überwachung, Beratung

Abschnitt 3
Berufsbildungsausschuss der zuständigen Stelle
§ 77 Errichtung
§ 78 Beschlussfähigkeit, Abstimmung
§ 79 Aufgaben
§ 80 Geschäftsordnung

Abschnitt 4
Zuständige Behörden
§ 81 Zuständige Behörden

Kapitel 2
Landesausschüsse für Berufsbildung

§ 82 Errichtung, Geschäftsordnung, Abstimmung


§ 83 Aufgaben
72 AUSBILDUNG & BERUF

Teil 4
Berufsbildungsforschung, Planung und Statistik

§ 84 Ziele der Berufsbildungsforschung


§ 85 Ziele der Berufsbildungsplanung
§ 86 Berufsbildungsbericht
§ 87 Zweck und Durchführung der Berufsbildungsstatistik
§ 88 Erhebungen

Teil 5
Bundesinstitut für Berufsbildung

§ 89 Bundesinstitut für Berufsbildung


§ 90 Aufgaben
§ 91 Organe
§ 92 Hauptausschuss
§ 93 Präsident oder Präsidentin
§ 94 Wissenschaftlicher Beirat
§ 95 Ausschuss für Fragen behinderter Menschen
§ 96 Finanzierung des Bundesinstituts für Berufsbildung
§ 97 Haushalt
§ 98 Satzung
§ 99 Personal
§ 100 Aufsicht über das Bundesinstitut für Berufsbildung

Teil 6
Bußgeldvorschriften

§ 101 Bußgeldvorschriften

Teil 7
Übergangs- und Schlussvorschriften

§ 102 Gleichstellung von Abschlusszeugnissen im Rahmen der deutschen Einheit


§ 103 Fortgeltung bestehender Regelungen
§ 104 Übertragung von Zuständigkeiten
§ 105 Evaluation
§ 106 Übergangsregelung
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 73

Teil 1 (5) Die berufliche Umschulung soll zu


Allgemeine Vorschriften einer anderen beruflichen Tätigkeit
befähigen.
§1
Ziele und Begriffe der Berufsbildung §2
(1) Berufsbildung im Sinne dieses Lernorte der Berufsbildung
Gesetzes sind die Berufsausbildungs- (1) Berufsbildung wird durchgeführt
vorbereitung, die Berufsausbildung, 1. in Betrieben der Wirtschaft, in
die berufliche Fortbildung und die vergleichbaren Einrichtungen
berufliche Umschulung. außerhalb der Wirtschaft, insbe-
(2) Die Berufsausbildungsvorbereitung sondere des öffentlichen Dienstes,
dient dem Ziel, durch die Vermitt- der Angehörigen freier Berufe
lung von Grundlagen für den Erwerb und in Haushalten (betriebliche
beruflicher Handlungsfähigkeit an Berufsbildung),
eine Berufsausbildung in einem an- 2. in berufsbildenden Schulen
erkannten Ausbildungsberuf heran- (schulische Berufsbildung) und
zuführen. 3. in sonstigen Berufsbildungs-
(3) Die Berufsausbildung hat die für die einrichtungen außerhalb der
Ausübung einer qualifizierten beruf- schulischen und betrieblichen
lichen Tätigkeit in einer sich wan- Berufsbildung (außerbetriebliche
delnden Arbeitswelt notwendigen Berufsbildung).
beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse (2) Die Lernorte nach Absatz 1 wirken
und Fähigkeiten (berufliche Hand- bei der Durchführung der Berufsbil-
lungsfähigkeit) in einem geordneten dung zusammen (Lernortkoopera-
Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie tion).
hat ferner den Erwerb der erforderli- (3) Teile der Berufsausbildung können
chen Berufserfahrungen zu ermög- im Ausland durchgeführt werden,
lichen. wenn dies dem Ausbildungsziel
(4) Die berufliche Fortbildung soll es dient. Ihre Gesamtdauer soll ein
ermöglichen, Viertel der in der Ausbildungsord-
1. die berufliche Handlungsfähigkeit nung festgelegten Ausbildungsdauer
durch eine Anpassungsfortbil- nicht überschreiten.
dung zu erhalten und anzupassen
oder §3
2. die berufliche Handlungsfähig- Anwendungsbereich
keit durch eine Fortbildung der (1) Dieses Gesetz gilt für die Berufsbil-
höherqualifizierenden Berufsbil- dung, soweit sie nicht in berufsbil-
dung zu erweitern und beruflich denden Schulen durchgeführt wird,
aufzusteigen. die den Schulgesetzen der Länder
unterstehen.
74 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Dieses Gesetz gilt nicht für sonst zuständige Fachministerium


1. die Berufsbildung, die in berufs- im Einvernehmen mit dem Bun-
qualifizierenden oder vergleich- desministerium für Bildung und
baren Studiengängen an Hoch- Forschung durch Rechtsverordnung,
schulen auf der Grundlage des die nicht der Zustimmung des Bun-
Hochschulrahmen­gesetzes und desrates bedarf, Ausbildungsberufe
der Hochschulgesetze der Länder staatlich anerkennen und hierfür
durchgeführt wird, Ausbildungsordnungen nach § 5 er-
2. die Berufsbildung in einem lassen.
öffentlich-rechtlichen Dienstver- (2) Für einen anerkannten Ausbildungs-
hältnis, beruf darf nur nach der Ausbildungs-
3. die Berufsbildung auf Kauf- ordnung ausgebildet werden.
fahrteischiffen, die nach dem (3) In anderen als anerkannten Aus-
Flaggenrechtsgesetz die Bundes- bildungsberufen dürfen Jugendliche
flagge führen, soweit es sich nicht unter 18 Jahren nicht ausgebildet
um Schiffe der kleinen Hochsee- werden, soweit die Berufsausbildung
fischerei oder der Küstenfischerei nicht auf den Besuch weiterführen-
handelt. der Bildungsgänge vorbereitet.
(3) Für die Berufsbildung in Berufen der (4) Wird die Ausbildungsordnung eines
Handwerksordnung gelten die §§ 4 Ausbildungsberufs aufgehoben oder
bis 9, 27 bis 49, 53 bis 70, 76 bis 80 geändert, so sind für bestehende
sowie 101 Absatz 1 Nummer 1 bis 4 Berufsausbildungsverhältnisse wei-
sowie Nummer 6 bis 10 nicht; inso- terhin die Vorschriften, die bis zum
weit gilt die Handwerksordnung. Zeitpunkt der Aufhebung oder der
Änderung gelten, anzuwenden, es sei
Teil 2 denn, die ändernde Verordnung sieht
Berufsbildung eine abweichende Regelung vor.
(5) Das zuständige Fachministerium
Kapitel 1 informiert die Länder frühzeitig über
Berufsausbildung Neuordnungskonzepte und bezieht
sie in die Abstimmung ein.
Abschnitt 1
Ordnung der Berufsausbildung; §5
Anerkennung von Ausbildungsberufen Ausbildungsordnung
(1) Die Ausbildungsordnung hat fest­
§4 zulegen
Anerkennung von Ausbildungsberufen 1. die Bezeichnung des Ausbildungs-
(1) Als Grundlage für eine geordnete berufes, der anerkannt wird,
und einheitliche Berufsausbildung 2. die Ausbildungsdauer; sie soll
kann das Bundesministerium für nicht mehr als drei und nicht
Wirtschaft und Energie oder das weniger als zwei Jahre betragen,
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 75

3. die beruflichen Fertigkeiten, worben wird, sofern im ersten Teil


Kenntnisse und Fähigkeiten, der Abschlussprüfung mindestens
die mindestens Gegenstand der ausreichende Prüfungsleistungen
Berufsausbildung sind (Ausbil- erbracht worden sind,
dungsberufsbild), 2b. dass Auszubildende bei erfolg-
4. eine Anleitung zur sachlichen reichem Abschluss eines zwei-
und zeitlichen Gliederung der jährigen Ausbildungsberufs vom
Vermittlung der beruflichen Fer- ersten Teil der Abschlussprüfung
tigkeiten, Kenntnisse und Fähig- oder einer Zwischenprüfung eines
keiten (Ausbildungsrahmenplan), darauf aufbauenden drei- oder
5. die Prüfungsanforderungen. dreieinhalbjährigen Ausbildungs-
Bei der Festlegung der Fertigkeiten, berufs befreit sind,
Kenntnisse und Fähigkeiten nach 3. dass abweichend von § 4 Absatz 4
Satz 1 Nummer 3 ist insbesondere die Berufsausbildung in diesem
die technologische und digitale Ent- Ausbildungsberuf unter Anrech-
wicklung zu beachten. nung der bereits zurückgelegten
(2) Die Ausbildungsordnung kann Ausbildungszeit fortgesetzt
vorsehen, werden kann, wenn die Vertrags-
1. dass die Berufsausbildung in parteien dies vereinbaren,
sachlich und zeitlich besonders 4. dass auf die Dauer der durch die
gegliederten, aufeinander auf- Ausbildungsordnung geregelten
bauenden Stufen erfolgt; nach Berufsausbildung die Dauer einer
den einzelnen Stufen soll ein anderen abgeschlossenen Berufs-
Ausbildungsabschluss vorgesehen ausbildung ganz oder teilweise
werden, der sowohl zu einer qua- anzurechnen ist,
lifizierten beruflichen Tätigkeit im 5. dass über das in Absatz 1 Num-
Sinne des § 1 Absatz 3 befähigt als mer 3 beschriebene Ausbildungs-
auch die Fortsetzung der Berufs- berufsbild hinaus zusätzliche
ausbildung in weiteren Stufen berufliche Fertigkeiten, Kennt-
ermöglicht (Stufenausbildung), nisse und Fähigkeiten vermittelt
2. dass die Abschlussprüfung in zwei werden können, die die berufliche
zeitlich auseinanderfallenden Handlungsfähigkeit ergänzen
Teilen durchgeführt wird, oder erweitern,
2a. dass im Fall einer Regelung nach 6. dass Teile der Berufsausbildung in
Nummer 2 bei nicht bestande- geeigneten Einrichtungen außer-
ner Abschlussprüfung in einem halb der Ausbildungsstätte durch-
drei- oder dreieinhalbjährigen geführt werden, wenn und soweit
Ausbildungsberuf, der auf einem es die Berufsausbildung erfordert
zweijährigen Ausbildungsberuf (überbetriebliche Berufsausbil-
aufbaut, der Abschluss des zwei- dung).
jährigen Ausbildungsberufs er-
76 AUSBILDUNG & BERUF

Im Fall des Satzes 1 Nummer 2a bedarf verordnung auf oberste Landes­


es eines Antrags der Auszubildenden. behörden weiter übertragen werden.
Im Fall des Satzes 1 Nummer 4 bedarf es (2) Ist keine Rechtsverordnung nach
der Vereinbarung der Vertragsparteien. Absatz 1 erlassen, kann eine An-
Im Rahmen der Ordnungsverfahren soll rechnung durch die zuständige
stets geprüft werden, ob Regelungen Stelle im Einzelfall erfolgen. Für die
nach Nummer 1, 2, 2a, 2b und 4 sinnvoll Entscheidung über die Anrechnung
und möglich sind. auf die Ausbildungsdauer kann der
Hauptausschuss des Bundes­instituts
§6 für Berufsbildung Empfehlungen
Erprobung neuer Ausbildungs- und beschließen.
Prüfungsformen (3) Die Anrechnung bedarf des gemein-
Zur Entwicklung und Erprobung neuer samen Antrags der Auszubildenden
Ausbildungs- und Prüfungsformen kann und der Ausbildenden. Der Antrag ist
das Bundesministerium für Wirtschaft an die zuständige Stelle zu richten.
und Energie oder das sonst zuständige Er kann sich auf Teile des höchst-
Fachministerium im Einvernehmen mit zulässigen Anrechnungszeitraums
dem Bundesministerium für Bildung beschränken.
und Forschung nach Anhörung des (4) Ein Anrechnungszeitraum muss in
Hauptausschusses des Bundesinstituts ganzen Monaten durch sechs teilbar
für Berufsbildung durch Rechtsver- sein.
ordnung, die nicht der Zustimmung des
Bundesrates bedarf, Ausnahmen von § 4 § 7a
Absatz 2 und 3 sowie den §§ 5, 37 und 48 Teilzeitberufsausbildung
zulassen, die auch auf eine bestimmte (1) Die Berufsausbildung kann in
Art und Zahl von Ausbildungsstätten Teilzeit durchgeführt werden. Im
beschränkt werden können. Berufsausbildungsvertrag ist für
die gesamte Ausbildungszeit oder
§7 für einen bestimmten Zeitraum der
Anrechnung beruflicher Vorbildung auf Berufsausbildung die Verkürzung
die Ausbildungsdauer der täglichen oder der wöchentli-
(1) Die Landesregierungen können nach chen Ausbildungszeit zu vereinbaren.
Anhörung des Landesausschusses Die Kürzung der täglichen oder der
für Berufsbildung durch Rechtsver- wöchentlichen Ausbildungszeit darf
ordnung bestimmen, dass der Besuch nicht mehr als 50 Prozent betragen.
eines Bildungsganges berufsbilden- (2) Die Dauer der Teilzeitberufsaus-
der Schulen oder die Berufsausbil- bildung verlängert sich entspre-
dung in einer sonstigen Einrichtung chend, höchstens jedoch bis zum
ganz oder teilweise auf die Ausbil- Eineinhalbfachen der Dauer, die
dungsdauer angerechnet wird. Die in der Ausbildungsordnung für die
Ermächtigung kann durch Rechts- betreffende Berufsausbildung in
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 77

Vollzeit festgelegt ist. Die Dauer der §9


Teilzeitberufsausbildung ist auf gan- Regelungsbefugnis
ze Monate abzurunden. § 8 Absatz 2 Soweit Vorschriften nicht bestehen, re-
bleibt unberührt. gelt die zuständige Stelle die Durchfüh-
(3) Auf Verlangen der Auszubildenden rung der Berufsausbildung im Rahmen
verlängert sich die Ausbildungsdauer dieses Gesetzes.
auch über die Höchstdauer nach Ab-
satz 2 Satz 1 hinaus bis zur nächsten Abschnitt 2
möglichen Abschlussprüfung. Berufsausbildungsverhältnis
(4) Der Antrag auf Eintragung des
Berufsausbildungsvertrages nach Unterabschnitt 1
§ 36 Absatz 1 in das Verzeichnis der Begründung des Ausbildungsverhält­
Berufsausbildungs­verhältnisse für nisses
eine Teilzeitberufsausbildung kann
mit einem Antrag auf Verkürzung § 10
der Ausbildungsdauer nach § 8 Ab- Vertrag
satz 1 verbunden werden. (1) Wer andere Personen zur Berufsaus-
bildung einstellt (Ausbildende), hat
§8 mit den Auszubildenden einen Be-
Verkürzung oder Verlängerung der rufsausbildungsvertrag zu schließen.
Ausbildungsdauer (2) Auf den Berufsausbildungsvertrag
(1) Auf gemeinsamen Antrag der Aus- sind, soweit sich aus seinem Wesen
zubildenden und der Ausbildenden und Zweck und aus diesem Gesetz
hat die zuständige Stelle die Ausbil- nichts anderes ergibt, die für den
dungsdauer zu kürzen, wenn zu er- Arbeitsvertrag geltenden Rechts-
warten ist, dass das Ausbildungsziel vorschriften und Rechtsgrundsätze
in der gekürzten Dauer erreicht wird. anzuwenden.
(2) In Ausnahmefällen kann die zu- (3) Schließen die gesetzlichen Vertreter
ständige Stelle auf Antrag Auszu- oder Vertreterinnen mit ihrem Kind
bildender die Ausbildungsdauer einen Berufsausbildungsvertrag, so
verlängern, wenn die Verlängerung sind sie von dem Verbot des § 181 des
erforderlich ist, um das Ausbildungs- Bürgerlichen Gesetzbuchs befreit.
ziel zu erreichen. Vor der Entschei- (4) Ein Mangel in der Berechtigung,
dung über die Verlängerung sind die Auszubildende einzustellen oder
Ausbildenden zu hören. auszubilden, berührt die Wirksamkeit
(3) Für die Entscheidung über die des Berufsausbildungsvertrages nicht.
Verkürzung oder Verlängerung der (5) Zur Erfüllung der vertraglichen
Ausbildungsdauer kann der Haupt- Verpflichtungen der Ausbildenden
ausschuss des Bundesinstituts für können mehrere natürliche oder
Berufsbildung Empfehlungen be- juristische Personen in einem Aus-
schließen. bildungsverbund zusammenwirken,
78 AUSBILDUNG & BERUF

soweit die Verantwortlichkeit für die 9. Dauer des Urlaubs,


einzelnen Ausbildungsabschnitte 10. Voraussetzungen, unter denen
sowie für die Ausbildungszeit ins- der Berufsausbildungsvertrag
gesamt sichergestellt ist (Verbund- ­gekündigt werden kann,
ausbildung). 11. ein in allgemeiner Form gehalte-
ner Hinweis auf die Tarifverträge,
§ 11 Betriebs- oder Dienstvereinba-
Vertragsniederschrift rungen, die auf das Berufsaus-
(1) Ausbildende haben unverzüglich nach bildungsverhältnis anzuwenden
Abschluss des Berufsausbildungsvertra- sind,
ges, spätestens vor Beginn der Berufs- 12. die Form des Ausbildungs-
ausbildung, den wesentlichen Inhalt nachweises nach § 13 Satz 2
des Vertrages gemäß Satz 2 schriftlich ­Nummer 7.
niederzulegen; die elektronische Form (2) Die Niederschrift ist von den Aus-
ist ausgeschlossen. In die Niederschrift bildenden, den Auszubildenden und
sind mindestens aufzunehmen deren gesetzlichen Vertretern und
1. Name und Anschrift der Ausbil­ Vertreterinnen zu unterzeichnen.
denden sowie der Auszubilden­ (3) Ausbildende haben den Auszu-
den, bei Minderjährigen zusätzlich bildenden und deren gesetzlichen
Name und Anschrift ihrer gesetz- Vertretern und Vertreterinnen
lichen Vertreter oder Vertrete­ eine Ausfertigung der unterzeich-
rinnen, neten Niederschrift unverzüglich
2. Art, sachliche und zeitliche ­auszuhändigen.
Gliederung sowie Ziel der Berufs- (4) Bei Änderungen des Berufsausbil-
ausbildung, insbesondere die dungsvertrages gelten die Absätze 1
Berufstätigkeit, für die ausgebildet bis 3 entsprechend.
werden soll,
3. Beginn und Dauer der Berufs­ § 12
ausbildung, Nichtige Vereinbarungen
4. die Ausbildungsstätte und Aus- (1) Eine Vereinbarung, die Auszubil-
bildungsmaßnahmen außerhalb dende für die Zeit nach Beendigung
der Ausbildungsstätte, des Berufsausbildungsverhältnisses
5. Dauer der regelmäßigen täglichen in der Ausübung ihrer beruflichen
Ausbildungszeit, Tätigkeit beschränkt, ist nichtig. Dies
6. Dauer der Probezeit, gilt nicht, wenn sich Auszubildende
7. Zahlung und Höhe der Vergütung innerhalb der letzten sechs Monate
sowie deren Zusammensetzung, des Berufsausbildungsverhältnisses
sofern sich die Vergütung aus dazu verpflichten, nach dessen Be-
verschiedenen Bestandteilen zu- endigung mit den Ausbildenden ein
sammensetzt, Arbeitsverhältnis einzugehen.
8. Vergütung oder Ausgleich von
Überstunden,
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 79

(2) Nichtig ist eine Vereinbarung über 6. über Betriebs- und Geschäftsge­
1. die Verpflichtung Auszubildender, heimnisse Stillschweigen zu
für die Berufsausbildung eine wahren,
Entschädigung zu zahlen, 7. einen schriftlichen oder elektro-
2. Vertragsstrafen, nischen Ausbildungsnachweis zu
3. den Ausschluss oder die Beschrän- führen.
kung von Schadensersatzansprü-
chen, Unterabschnitt 3
4. die Festsetzung der Höhe eines Pflichten der Ausbildenden
Schadensersatzes in Pauschbe­
trägen. § 14
Berufsausbildung
Unterabschnitt 2 (1) Ausbildende haben
Pflichten der Auszubildenden 1. dafür zu sorgen, dass den Auszu-
bildenden die berufliche Hand-
§ 13 lungsfähigkeit vermittelt wird, die
Verhalten während der Berufsausbildung zum Erreichen des Ausbildungs-
Auszubildende haben sich zu bemühen, ziels erforderlich ist, und die
die berufliche Handlungsfähigkeit zu Berufsausbildung in einer durch
erwerben, die zum Erreichen des Aus- ihren Zweck gebotenen Form
bildungsziels erforderlich ist. Sie sind planmäßig, zeitlich und sachlich
insbesondere verpflichtet, gegliedert so durchzuführen, dass
1. die ihnen im Rahmen ihrer das Ausbildungsziel in der vorge-
Berufsausbildung aufgetragenen sehenen Ausbildungszeit erreicht
Aufgaben sorgfältig auszuführen, werden kann,
2. an Ausbildungsmaßnahmen teil- 2. selbst auszubilden oder einen
zunehmen, für die sie nach § 15 Ausbilder oder eine Ausbilderin
freigestellt werden, ausdrücklich damit zu beauftra-
3. den Weisungen zu folgen, die gen,
ihnen im Rahmen der Berufsaus- 3. Auszubildenden kostenlos die
bildung von Ausbildenden, von Ausbildungsmittel, insbesondere
Ausbildern oder Ausbilderinnen Werkzeuge, Werkstoffe und Fach-
oder von anderen weisungs- literatur zur Verfügung zu stellen,
berechtigten Personen erteilt die zur Berufsausbildung und
werden, zum Ablegen von Zwischen- und
4. die für die Ausbildungsstätte Abschlussprüfungen, auch soweit
geltende Ordnung zu beachten, solche nach Beendigung des
5. Werkzeug, Maschinen und sons- Berufsausbildungsverhältnisses
tige Einrichtungen pfleglich zu stattfinden, erforderlich sind,
behandeln, 4. Auszubildende zum Besuch der
Berufsschule anzuhalten,
80 AUSBILDUNG & BERUF

5. dafür zu sorgen, dass Auszubil- 5. an dem Arbeitstag, der der


dende charakterlich gefördert schriftlichen Abschlussprüfung
sowie sittlich und körperlich unmittelbar vorangeht.
nicht gefährdet werden. Im Fall von Satz 2 Nummer 3 sind
(2) Ausbildende haben Auszubildende zusätzliche betriebliche Ausbil-
zum Führen der Ausbildungsnach- dungsveranstaltungen bis zu zwei
weise nach § 13 Satz 2 Nummer 7 Stunden wöchentlich zulässig.
anzuhalten und diese regelmäßig (2) Auf die Ausbildungszeit der Auszu-
durchzusehen. Den Auszubildenden bildenden werden angerechnet
ist Gelegenheit zu geben, den Aus- 1. die Berufsschulunterrichtszeit
bildungsnachweis am Arbeitsplatz zu einschließlich der Pausen nach
führen. Absatz 1 Satz 2 Nummer 1,
(3) Auszubildenden dürfen nur ­Aufga­ben 2. Berufsschultage nach Absatz 1
übertragen werden, die dem Ausbil- Satz 2 Nummer 2 mit der durch-
dungszweck dienen und ihren körper- schnittlichen täglichen Ausbil-
lichen Kräften angemessen sind. dungszeit,
3. Berufsschulwochen nach Absatz 1
§ 15 Satz 2 Nummer 3 mit der durch-
Freistellung, Anrechnung schnittlichen wöchentlichen
(1) Ausbildende dürfen Auszubildende Ausbildungszeit,
vor einem vor 9 Uhr beginnenden 4. die Freistellung nach Absatz 1
Berufsschulunterricht nicht be- Satz 2 Nummer 4 mit der Zeit
schäftigen. Sie haben Auszubildende der Teilnahme einschließlich der
freizustellen Pausen und
1. für die Teilnahme am Berufs- 5. die Freistellung nach Absatz 1
schulunterricht, Satz 2 Nummer 5 mit der durch-
2. an einem Berufsschultag mit schnittlichen täglichen Ausbil-
mehr als fünf Unterrichtsstunden dungszeit.
von mindestens je 45 Minuten, (3) Für Auszubildende unter 18 Jahren
einmal in der Woche, gilt das Jugendarbeitsschutzgesetz.
3. in Berufsschulwochen mit einem
planmäßigen Blockunterricht § 16
von mindestens 25 Stunden an Zeugnis
mindestens fünf Tagen, (1) Ausbildende haben den Auszu-
4. für die Teilnahme an Prüfungen bildenden bei Beendigung des
und Ausbildungsmaßnahmen, die Berufsausbildungsverhältnisses ein
auf Grund öffentlich-rechtlicher schriftliches Zeugnis auszustellen.
oder vertraglicher Bestimmungen Die elektronische Form ist ausge-
außerhalb der Ausbildungsstätte schlossen. Haben Ausbildende die
durchzuführen sind, und Berufsausbildung nicht selbst durch-
geführt, so soll auch der Ausbilder
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 81

oder die Ausbilderin das Zeugnis d) 620 Euro, wenn die Berufsaus-
unterschreiben. bildung im Zeitraum vom
(2) Das Zeugnis muss Angaben ent- 1. Januar 2023 bis zum 31. De-
halten über Art, Dauer und Ziel der zember 2023 begonnen wird,
Berufsausbildung sowie über die 2. im zweiten Jahr einer Berufs-
erworbenen beruflichen Fertig- ausbildung den Betrag nach
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten Nummer 1 für das jeweilige Jahr,
der Auszubildenden. Auf Verlangen in dem die Berufsausbildung be-
Auszubildender sind auch Angaben gonnen worden ist, zuzüglich
über Verhalten und Leistung aufzu- 18 Prozent,
nehmen. 3. im dritten Jahr einer Berufs-
ausbildung den Betrag nach
Unterabschnitt 4 Nummer 1 für das jeweilige Jahr,
Vergütung in dem die Berufsausbildung be-
gonnen worden ist, zuzüglich
§ 17 35 Prozent und
Vergütungsanspruch und Mindest­ 4. im vierten Jahr einer Berufsausbil-
vergütung dung den Betrag nach Nummer 1
(1) Ausbildende haben Auszubildenden für das jeweilige Jahr, in dem die
eine angemessene Vergütung zu Berufsausbildung begonnen wor-
gewähren. Die Vergütung steigt mit den ist, zuzüglich 40 Prozent.
fortschreitender Berufsausbildung, Die Höhe der Mindestvergütung nach
mindestens jährlich, an. Satz 1 Nummer 1 wird zum ersten
(2) Die Angemessenheit der Vergütung Januar eines jeden Jahres, erstmals zum
ist ausgeschlossen, wenn sie folgende 1. Januar 2024, fortgeschrieben. Die Fort-
monatliche Mindestvergütung schreibung entspricht dem rechnerischen
unterschreitet: Mittel der nach § 88 Absatz 1 Satz 1
1. im ersten Jahr einer Berufsausbil- Nummer 1 Buchstabe g erhobenen
dung Ausbildungsvergütungen im Vergleich
a) 5 15 Euro, wenn die Berufs- der beiden dem Jahr der ­Bekanntgabe
ausbildung im Zeitraum vom vorausgegangenen Kalenderjahre.
1. Januar 2020 bis zum 31. De- Dabei ist der sich ergebende Betrag bis
zember 2020 begonnen wird, unter 0,50 Euro abzurunden sowie von
b) 5 50 Euro, wenn die Berufs- 0,50 Euro an aufzurunden. Das Bundes-
ausbildung im Zeitraum vom ministerium für Bildung und Forschung
1. Januar 2021 bis zum 31. De- gibt jeweils spätestens bis zum 1. No-
zember 2021 begonnen wird, vember eines jeden Kalenderjahres die
c) 585 Euro, wenn die Berufsaus- Höhe der Mindestvergütung nach Satz 1
bildung im Zeitraum vom 1. Ja- Nummer 1 bis 4, die für das folgende Ka-
nuar 2022 bis zum 31. Dezem- lenderjahr maßgebend ist, im Bundes-
ber 2022 begonnen wird, und gesetzblatt bekannt. Die nach den Sätzen
82 AUSBILDUNG & BERUF

2 bis 5 f­ ortgeschriebene Höhe der Min- täglichen oder der wöchentlichen


destvergütung für das erste Jahr einer Arbeitszeit. Absatz 1 Satz 2 und Ab-
Berufsausbildung gilt für Berufsausbil- satz 2 Satz 1 Nummer 2 bis 4, auch in
dungen, die im Jahr der Fortschreibung Verbindung mit Absatz 2 Satz 2 bis 7,
­begonnen werden. Die Aufschläge nach sind mit der Maßgabe anzuwenden,
Satz 1 Nummer 2 bis 4 für das zweite bis dass für die nach § 7a Absatz 2 Satz 1
vierte Jahr einer Berufs­ausbildung sind verlängerte Dauer der Teilzeitberufs-
auf der Grundlage dieses Betrages zu ausbildung kein weiterer Anstieg der
berechnen. Vergütung erfolgen muss.
(3) Angemessen ist auch eine für den (6) Sachleistungen können in Höhe der
Ausbildenden nach § 3 Absatz 1 des nach § 17 Absatz 1 Satz 1 Nummer 4
Tarifvertragsgesetzes geltende tarif- des Vierten Buches Sozialgesetz-
vertragliche Vergütungsregelung, buch festgesetzten Sachbezugswerte
durch die die in Absatz 2 genannte angerechnet werden, jedoch nicht
jeweilige Mindestvergütung unter- über 75 Prozent der Bruttovergütung
schritten wird. Nach Ablauf eines hinaus.
Tarifvertrages nach Satz 1 gilt dessen (7) Eine über die vereinbarte regel-
Vergütungsregelung für bereits be- mäßige tägliche Ausbildungszeit
gründete Ausbildungsverhältnisse hinausgehende Beschäftigung ist be-
weiterhin als angemessen, bis sie sonders zu vergüten oder durch die
durch einen neuen oder ablösenden Gewährung entsprechender Freizeit
Tarifvertrag ersetzt wird. auszugleichen.
(4) Die Angemessenheit der verein-
barten Vergütung ist auch dann, § 18
wenn sie die Mindestvergütung nach Bemessung und Fälligkeit der Vergütung
Absatz 2 nicht unterschreitet, in (1) Die Vergütung bemisst sich nach
der Regel ausgeschlossen, wenn sie Monaten. Bei Berechnung der Ver-
die Höhe der in einem Tarifvertrag gütung für einzelne Tage wird der
geregelten Vergütung, in dessen Gel- Monat zu 30 Tagen gerechnet.
tungsbereich das Ausbildungsver- (2) Ausbildende haben die Vergütung
hältnis fällt, an den der Ausbildende für den laufenden Kalendermonat
aber nicht gebunden ist, um mehr als spätestens am letzten Arbeitstag
20 Prozent unterschreitet. des Monats zu zahlen.
(5) Bei einer Teilzeitberufsausbildung (3) Gilt für Ausbildende nicht nach § 3
kann eine nach den Absätzen 2 Absatz 1 des Tarifvertragsgesetzes
bis 4 zu gewährende Vergütung eine tarifvertragliche Vergütungsre­
unterschritten werden. Die Ange- gelung, sind sie verpflichtet, den bei
messenheit der Vergütung ist jedoch ihnen beschäftigten Auszubildenden
ausgeschlossen, wenn die prozen- spätestens zu dem in Absatz 2 ge-
tuale Kürzung der Vergütung höher nannten Zeitpunkt eine Vergütung
ist als die prozentuale Kürzung der mindestens in der bei Beginn der
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 83

Berufsausbildung geltenden Höhe destens einen Monat und darf höchstens


der Mindestvergütung nach § 17 Ab- vier Monate betragen.
satz 2 Satz 1 zu zahlen. Satz 1 findet
bei einer Teilzeitberufsausbildung § 21
mit der Maßgabe Anwendung, dass Beendigung
die Vergütungshöhe unter Berück- (1) Das Berufsausbildungsverhältnis en-
sichtigung des § 17 Absatz 5 Satz 3 det mit dem Ablauf der Ausbildungs-
mindestens dem prozentualen Anteil dauer. Im Falle der Stufenausbildung
an der Arbeitszeit entsprechen muss. endet es mit Ablauf der letzten Stufe.
(2) Bestehen Auszubildende vor Ablauf
§ 19 der Ausbildungsdauer die Abschluss-
Fortzahlung der Vergütung prüfung, so endet das Berufsaus-
(1) Auszubildenden ist die Vergütung bildungsverhältnis mit Bekanntgabe
auch zu zahlen des Ergebnisses durch den Prüfungs-
1. für die Zeit der Freistellung (§ 15), ausschuss.
2. bis zur Dauer von sechs Wochen, (3) Bestehen Auszubildende die Ab-
wenn sie schlussprüfung nicht, so verlängert
a) sich für die Berufsausbildung sich das Berufsausbildungsverhältnis
bereithalten, diese aber ausfällt auf ihr Verlangen bis zur nächstmög­
oder lichen Wiederholungsprüfung,
b) aus einem sonstigen, in ihrer höchstens um ein Jahr.
Person liegenden Grund un-
verschuldet verhindert sind, § 22
ihre Pflichten aus dem Berufs- Kündigung
ausbildungsverhältnis zu (1) Während der Probezeit kann das Be-
erfüllen. rufsausbildungsverhältnis jederzeit
(2) Können Auszubildende während der ohne Einhalten einer Kündigungs-
Zeit, für welche die Vergütung fort- frist gekündigt werden.
zuzahlen ist, aus berechtigtem Grund (2) Nach der Probezeit kann das Berufs-
Sachleistungen nicht abnehmen, so ausbildungsverhältnis nur gekündigt
sind diese nach den Sachbezugswer- werden
ten (§ 17 Absatz 6) abzugelten. 1. aus einem wichtigen Grund ohne
Einhalten einer Kündigungsfrist,
Unterabschnitt 5 2. von Auszubildenden mit einer
Beginn und Beendigung des Ausbil­ Kündigungsfrist von vier Wochen,
dungsverhältnisses wenn sie die Berufsausbildung
aufgeben oder sich für eine ande-
§ 20 re Berufstätigkeit ausbilden lassen
Probezeit wollen.
Das Berufsausbildungsverhältnis (3) Die Kündigung muss schriftlich und
beginnt mit der Probezeit. Sie muss min- in den Fällen des Absatzes 2 unter
84 AUSBILDUNG & BERUF

Angabe der Kündigungsgründe § 25


erfolgen. Unabdingbarkeit
(4) Eine Kündigung aus einem wichti- Eine Vereinbarung, die zuungunsten
gen Grund ist unwirksam, wenn die Auszubildender von den Vorschriften
ihr zugrunde liegenden Tatsachen dieses Teils des Gesetzes abweicht, ist
dem zur Kündigung Berechtigten nichtig.
länger als zwei Wochen bekannt
sind. Ist ein vorgesehenes Gütever- § 26
fahren vor einer außergerichtlichen Andere Vertragsverhältnisse
Stelle eingeleitet, so wird bis zu Soweit nicht ein Arbeitsverhältnis
dessen Beendigung der Lauf dieser vereinbart ist, gelten für Personen, die
Frist gehemmt. eingestellt werden, um berufliche Fertig-
keiten, Kenntnisse, Fähigkeiten oder
§ 23 berufliche Erfahrungen zu erwerben,
Schadensersatz bei vorzeitiger ohne dass es sich um eine Berufsausbil-
Beendigung dung im Sinne dieses Gesetzes handelt,
(1) Wird das Berufsausbildungsver- die §§ 10 bis 16 und 17 Absatz 1, 6 und 7
hältnis nach der Probezeit vorzeitig sowie die §§ 18 bis 23 und 25 mit der
gelöst, so können Ausbildende oder Maßgabe, dass die gesetzliche Probezeit
Auszubildende Ersatz des Schadens abgekürzt, auf die Vertragsniederschrift
verlangen, wenn die andere Person verzichtet und bei vorzeitiger Lösung
den Grund für die Auflösung zu ver- des Vertragsverhältnisses nach Ablauf
treten hat. Dies gilt nicht im Falle des der Probezeit abweichend von § 23
§ 22 Absatz 2 Nummer 2. Absatz 1 Satz 1 Schadensersatz nicht ver-
(2) Der Anspruch erlischt, wenn er nicht langt werden kann.
innerhalb von drei Monaten nach
Beendigung des Berufsausbildungs- Abschnitt 3
verhältnisses geltend gemacht wird. Eignung von Ausbildungsstätte und
Ausbildungspersonal
Unterabschnitt 6
Sonstige Vorschriften § 27
Eignung der Ausbildungsstätte
§ 24 (1) Auszubildende dürfen nur eingestellt
Weiterarbeit und ausgebildet werden, wenn
Werden Auszubildende im Anschluss 1. die Ausbildungsstätte nach Art
an das Berufsausbildungsverhältnis be- und Einrichtung für die Berufs-
schäftigt, ohne dass hierüber ausdrück- ausbildung geeignet ist und
lich etwas vereinbart worden ist, so gilt 2. die Zahl der Auszubildenden in
ein Arbeitsverhältnis auf unbestimmte einem angemessenen Verhältnis
Zeit als begründet. zur Zahl der Ausbildungsplätze
oder zur Zahl der beschäftigten
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 85

Fachkräfte steht, es sei denn, dass schung nach Anhörung des Haupt-
anderenfalls die Berufsausbildung ausschusses des Bundesinstituts für
nicht gefährdet wird. Berufsbildung durch Rechtsver-
(2) Eine Ausbildungsstätte, in der die ordnung, die nicht der Zustimmung
erforderlichen beruflichen Fertig- des Bundesrates bedarf, Mindest-
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten anforderungen für die Größe, die
nicht im vollen Umfang vermittelt Einrichtung und den Bewirtschaf-
werden können, gilt als geeignet, tungszustand der Ausbildungsstätte
wenn diese durch Ausbildungsmaß- festsetzen.
nahmen außerhalb der Ausbildungs-
stätte vermittelt werden. § 28
(3) Eine Ausbildungsstätte ist nach Art Eignung von Ausbildenden und Ausbil-
und Einrichtung für die Berufsaus- dern oder Ausbilderinnen
bildung in Berufen der Landwirt- (1) Auszubildende darf nur einstellen,
schaft, einschließlich der ländlichen wer persönlich geeignet ist. Auszu-
Hauswirtschaft, nur geeignet, wenn bildende darf nur ausbilden, wer
sie von der nach Landesrecht zustän- persönlich und fachlich geeignet ist.
digen Behörde als Ausbildungsstätte (2) Wer fachlich nicht geeignet ist oder
anerkannt ist. Das Bundesminis- wer nicht selbst ausbildet, darf
terium für Ernährung und Land- Auszubildende nur dann einstellen,
wirtschaft kann im Einvernehmen wenn er persönlich und fachlich
mit dem Bundesministerium für geeignete Ausbilder oder Ausbilde-
Bildung und Forschung nach An- rinnen bestellt, die die Ausbildungs-
hörung des Hauptausschusses des inhalte in der Ausbildungsstätte
Bundesinstituts für Berufsbildung unmittelbar, verantwortlich und in
durch Rechtsverordnung, die nicht wesentlichem Umfang vermitteln.
der Zustimmung des Bundesrates (3) Unter der Verantwortung des Aus-
bedarf, Mindestanforderungen für bilders oder der Ausbilderin kann
die Größe, die Einrichtung und den bei der Berufsausbildung mitwirken,
Bewirtschaftungszustand der Aus- wer selbst nicht Ausbilder oder Aus-
bildungsstätte festsetzen. bilderin ist, aber abweichend von
(4) Eine Ausbildungsstätte ist nach Art den besonderen Voraussetzungen
und Einrichtung für die Berufsaus- des § 30 die für die Vermittlung von
bildung in Berufen der Hauswirt- Ausbildungsinhalten erforderlichen
schaft nur geeignet, wenn sie von beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
der nach Landesrecht zuständigen und Fähigkeiten besitzt und persön-
Behörde als Ausbildungsstätte an- lich geeignet ist.
erkannt ist. Das Bundesministerium
für Wirtschaft und Energie kann im
Einvernehmen mit dem Bundesmi-
nisterium für Bildung und For-
86 AUSBILDUNG & BERUF

§ 29 4. im Ausland einen Bildungs-


Persönliche Eignung abschluss in einer dem Aus-
Persönlich nicht geeignet ist insbeson- bildungsberuf entsprechenden
dere, wer Fachrichtung erworben hat,
1. Kinder und Jugendliche nicht dessen Gleichwertigkeit nach dem
beschäftigen darf oder Berufsqualifikationsfeststellungs-
2. wiederholt oder schwer gegen gesetz oder anderen rechtlichen
dieses Gesetz oder die auf Grund Regelungen festgestellt worden ist
dieses Gesetzes erlassenen Vor- und eine angemessene Zeit in seinem
schriften und Bestimmungen Beruf praktisch tätig gewesen ist.
verstoßen hat. (3) Das Bundesministerium für Wirt-
schaft und Energie oder das sonst
§ 30 zuständige Fachministerium kann
Fachliche Eignung im Einvernehmen mit dem Bundes-
(1) Fachlich geeignet ist, wer die ministerium für Bildung und For-
beruflichen sowie die berufs- und schung nach Anhörung des Haupt-
arbeitspädagogischen Fertigkeiten, ausschusses des Bundesinstituts für
Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt, Berufsbildung durch Rechtsverord-
die für die Vermittlung der Ausbil- nung, die nicht der Zustimmung des
dungsinhalte erforderlich sind. Bundesrates bedarf, in den Fällen des
(2) Die erforderlichen beruflichen Absatzes 2 Nummer 2 bestimmen,
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig- welche Prüfungen für welche Aus-
keiten besitzt, wer bildungsberufe anerkannt werden.
1. die Abschlussprüfung in einer dem (4) Das Bundesministerium für Wirt-
Ausbildungsberuf entsprechenden schaft und Energie oder das sonst
Fachrichtung bestanden hat, zuständige Fachministerium kann
2. eine anerkannte Prüfung an im Einvernehmen mit dem Bundes-
einer Ausbildungsstätte oder vor ministerium für Bildung und For-
einer Prüfungsbehörde oder eine schung nach Anhörung des Haupt-
Abschlussprüfung an einer staat- ausschusses des Bundesinstituts für
lichen oder staatlich anerkannten Berufsbildung durch Rechtsver-
Schule in einer dem Ausbildungs- ordnung, die nicht der Zustimmung
beruf entsprechenden Fachrich- des Bundesrates bedarf, für einzelne
tung bestanden hat, Ausbildungsberufe bestimmen, dass
3. eine Abschlussprüfung an einer abweichend von Absatz 2 die für
deutschen Hochschule in einer die fachliche Eignung erforderlichen
dem Ausbildungsberuf entspre- beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
chenden Fachrichtung bestanden und Fähigkeiten nur besitzt, wer
hat oder
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 87

1. die Voraussetzungen des Absat- 2005/36/ EG des Europäischen Parla-


zes 2 Nummer 2 oder 3 erfüllt und ments und des Rates vom 7. Septem-
eine angemessene Zeit in seinem ber 2005 über die Anerkennung von
Beruf praktisch tätig gewesen ist Berufsqualifikationen (ABl. EU
oder Nr. L 255, S. 22) erfüllt, sofern er eine
2. die Voraussetzungen des Absat- angemessene Zeit in seinem Beruf
zes 2 Nummer 3 erfüllt und eine praktisch tätig gewesen ist. § 30 Ab-
angemessene Zeit in seinem Beruf satz 4 Nummer 3 bleibt unberührt.
praktisch tätig gewesen ist oder (2) Die Anerkennung kann unter den in
3. für die Ausübung eines freien Artikel 14 der in Absatz 1 genannten
Berufes zugelassen oder in ein Richtlinie aufgeführten Voraus-
öffentliches Amt bestellt ist. setzungen davon abhängig gemacht
(5) Das Bundesministerium für Bildung werden, dass der Antragsteller oder
und Forschung kann nach An- die Antragstellerin zunächst einen
hörung des Hauptausschusses des höchstens dreijährigen Anpassungs-
Bundesinstituts für Berufsbildung lehrgang ableistet oder eine Eig-
durch Rechtsverordnung, die nicht nungsprüfung ablegt.
der Zustimmung des Bundesrates (3) Die Entscheidung über die Anerken-
bedarf, bestimmen, dass der Erwerb nung trifft die zuständige Stelle. Sie
berufs- und arbeitspädagogischer kann die Durchführung von An-
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig- passungslehrgängen und Eignungs-
keiten gesondert nachzuweisen ist. prüfungen regeln.
Dabei können Inhalt, Umfang und
Abschluss der Maßnahmen für den § 31a
Nachweis geregelt werden. Sonstige ausländische Vorqualifikationen
(6) Die nach Landesrecht zuständige In den Fällen des § 30 Absatz 2 und 4
Behörde kann Personen, die die Vor- besitzt die für die fachliche Eignung
aussetzungen des Absatzes 2, 4 oder 5 erforderlichen Fertigkeiten, Kenntnisse
nicht erfüllen, die fachliche Eignung und Fähigkeiten, wer die Vorausset-
nach Anhörung der zuständigen zungen von § 2 Absatz 1 in Verbindung
Stelle widerruflich zuerkennen. mit § 9 des Berufsqualifikationsfeststel-
lungsgesetzes erfüllt und nicht in einem
§ 31 anderen Mitgliedstaat der Europäischen
Europaklausel Union oder einem anderen Vertragsstaat
(1) In den Fällen des § 30 Absatz 2 und 4 des Europäischen Wirtschaftsraums
besitzt die für die fachliche Eignung oder der Schweiz seinen Befähigungs-
erforderlichen beruflichen Fertig- nachweis erworben hat, sofern er eine
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten angemessene Zeit in seinem Beruf
auch, wer die Voraussetzungen für praktisch tätig gewesen ist. § 30 Absatz 4
die Anerkennung seiner Berufs- Nummer 3 bleibt unberührt.
qualifikation nach der Richtlinie
88 AUSBILDUNG & BERUF

§ 32 Abschnitt 4
Überwachung der Eignung Verzeichnis der Berufsausbildungs­
(1) Die zuständige Stelle hat darüber zu verhältnisse
wachen, dass die Eignung der Aus-
bildungsstätte sowie die persönliche § 34
und fachliche Eignung vorliegen. Einrichten, Führen
(2) Werden Mängel der Eignung fest- (1) Die zuständige Stelle hat für an-
gestellt, so hat die zuständige Stelle, erkannte Ausbildungsberufe ein
falls der Mangel zu beheben und eine Verzeichnis der Berufsausbildungs-
Gefährdung Auszubildender nicht zu verhältnisse einzurichten und zu
erwarten ist, Ausbildende aufzufor- führen, in das der Berufsausbil-
dern, innerhalb einer von ihr gesetz- dungsvertrag einzutragen ist. Die
ten Frist den Mangel zu beseitigen. Eintragung ist für Auszubildende
Ist der Mangel der Eignung nicht zu gebührenfrei.
beheben oder ist eine Gefährdung (2) Die Eintragung umfasst für jedes
Auszubildender zu erwarten oder Berufsausbildungsverhältnis
wird der Mangel nicht innerhalb 1. Name, Vorname, Geburtsdatum,
der gesetzten Frist beseitigt, so hat Anschrift der Auszubildenden,
die zuständige Stelle dies der nach 2. Geschlecht, Staatsangehörigkeit,
Landesrecht zuständigen Behörde allgemeinbildender Schulab-
mitzuteilen. schluss, vorausgegangene Teil-
nahme an berufsvorbereitender
§ 33 Qualifizierung oder beruflicher
Untersagung des Einstellens und Grundbildung, vorherige Berufs-
Ausbildens ausbildung sowie vorheriges
(1) Die nach Landesrecht zuständige Studium, Anschlussvertrag bei
Behörde kann für eine bestimmte Anrechnung einer zuvor absol-
Ausbildungsstätte das Einstellen und vierten dualen Berufsausbildung
Ausbilden untersagen, wenn die Vo- nach diesem Gesetz oder nach der
raussetzungen nach § 27 nicht oder Handwerksordnung einschließ-
nicht mehr vorliegen. lich Ausbildungsberuf,
(2) Die nach Landesrecht zuständige 3. Name, Vorname und Anschrift
Behörde hat das Einstellen und der gesetzlichen Vertreter und
Ausbilden zu untersagen, wenn die Vertreterinnen,
persönliche oder fachliche Eignung 4. Ausbildungsberuf einschließlich
nicht oder nicht mehr vorliegt. Fachrichtung,
(3) Vor der Untersagung sind die Be- 5. Berufsausbildung im Rahmen
teiligten und die zuständige Stelle eines ausbildungsintegrierenden
zu hören. Dies gilt nicht im Falle des dualen Studiums,
§ 29 Nummer 1. 6. Tag, Monat und Jahr des Ab-
schlusses des Ausbildungsver-
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 89

trages, Ausbildungsdauer, Dauer 2. die persönliche und fachliche


der Probezeit, Verkürzung der Eignung sowie die Eignung der
Ausbildungsdauer, Teilzeitberufs- Ausbildungsstätte für das Einstel-
ausbildung, len und Ausbilden vorliegen und
7. die bei Abschluss des Berufsaus- 3. für Auszubildende unter 18 Jah-
bildungsvertrages vereinbarte ren die ärztliche Bescheinigung
Vergütung für jedes Ausbildungs- über die Erstuntersuchung nach
jahr, § 32 Absatz 1 des Jugendarbeits-
8. Tag, Monat und Jahr des vertrag- schutzgesetzes zur Einsicht vor-
lich vereinbarten Beginns und gelegt wird.
Endes der Berufsausbildung sowie (2) Die Eintragung ist abzulehnen oder
Tag, Monat und Jahr einer vorzei- zu löschen, wenn die Eintragungs-
tigen Auflösung des Ausbildungs- voraussetzungen nicht vorliegen und
verhältnisses, der Mangel nicht nach § 32 Absatz 2
9. Art der Förderung bei überwie- behoben wird. Die Eintragung ist
gend öffentlich, insbesondere auf ferner zu löschen, wenn die ärztliche
Grund des Dritten Buches Sozial- Bescheinigung über die erste Nach-
gesetzbuch geförderten Berufs- untersuchung nach § 33 Absatz 1 des
ausbildungsverhältnissen, Jugendarbeitsschutzgesetzes nicht
10. Name und Anschrift der Ausbil- spätestens am Tage der Anmeldung
denden, Anschrift und amtliche der Auszubildenden zur Zwischen-
Gemeindeschlüssel der Ausbil- prüfung oder zum ersten Teil der
dungsstätte, Wirt­schaftszweig, Be- Abschlussprüfung zur Einsicht
triebsnummer der Ausbildungs- vorgelegt und der Mangel nicht nach
stätte nach § 18i Absatz 1 oder § 32 Absatz 2 behoben wird.
§ 18k Absatz 1 des Vierten Buches (3) Die nach § 34 Absatz 2 Nummer 1,
Sozialgesetzbuch, Zugehörigkeit 4, 8 und 10 erhobenen Daten werden
zum öffentlichen Dienst, zur Verbesserung der Ausbildungs-
11. Name, Vorname, Geschlecht und vermittlung, zur Verbesserung der
Art der fachlichen Eignung der Zuverlässigkeit und Aktualität der
Ausbilder und Ausbilderinnen. Ausbildungsvermittlungsstatistik
sowie zur Verbesserung der Fest-
§ 35 stellung von Angebot und Nachfrage
Eintragen, Ändern, Löschen auf dem Ausbildungsmarkt an die
(1) Ein Berufsausbildungsvertrag und Bundesagentur für Arbeit übermit-
Änderungen seines wesentlichen telt. Bei der Datenübermittlung sind
Inhalts sind in das Verzeichnis einzu- dem jeweiligen Stand der Technik
tragen, wenn entsprechende Maßnahmen zur
1. der Berufsausbildungsvertrag die- Sicherstellung von Datenschutz
sem Gesetz und der Ausbildungs- und Datensicherheit, insbesondere
ordnung entspricht, nach den Artikeln 24, 25 und 32
90 AUSBILDUNG & BERUF

der Verordnung (EU) 2016/679 Abschnitt 5


des Europäischen Parlaments und Prüfungswesen
des Rates vom 27. April 2016 zum
Schutz natürlicher Personen bei der § 37
Verarbeitung personenbezogener Abschlussprüfung
Daten, zum freien Datenverkehr (1) In den anerkannten Ausbildungs-
und zur Aufhebung der Richtlinie berufen sind Abschlussprüfungen
95/46/EG (Datenschutz-Grundver- durchzuführen. Die Abschlussprü-
ordnung) (ABl. L 119 vom 4.5.2016, fung kann im Falle des Nichtbeste-
S. 1), zu treffen, die insbesondere die hens zweimal wiederholt werden.
Vertraulichkeit, Unversehrtheit und Sofern die Abschlussprüfung in zwei
Zurechenbarkeit der Daten gewähr- zeitlich auseinanderfallenden Teilen
leisten. durchgeführt wird, ist der erste Teil
der Abschlussprüfung nicht eigen-
§ 36 ständig wiederholbar.
Antrag und Mitteilungspflichten (2) Dem Prüfling ist ein Zeugnis aus-
(1) Ausbildende haben unverzüglich zustellen. Ausbildenden werden
nach Abschluss des Berufsausbil- auf deren Verlangen die Ergebnisse
dungsvertrages die Eintragung in der Abschlussprüfung der Auszu-
das Verzeichnis zu beantragen. Der bildenden übermittelt. Sofern die
Antrag kann schriftlich oder elektro­ Abschlussprüfung in zwei zeitlich
nisch gestellt werden; eine Kopie auseinanderfallenden Teilen durch-
der Vertragsniederschrift ist jeweils geführt wird, ist das Ergebnis der
beizufügen. Auf einen betrieblichen Prüfungsleistungen im ersten Teil
Ausbildungsplan im Sinne von § 11 der Abschlussprüfung dem Prüfling
Absatz 1 Satz 2 Nummer 2, der der schriftlich mitzuteilen.
zuständigen Stelle bereits vorliegt, (3) Dem Zeugnis ist auf Antrag des
kann dabei Bezug genommen Auszubildenden eine englischspra-
werden. Entsprechendes gilt bei chige und eine französischsprachige
Änderungen des wesentlichen Übersetzung beizufügen. Auf Antrag
Vertragsinhalts. des Auszubildenden ist das Ergebnis
(2) Ausbildende und Auszubildende sind berufsschulischer Leistungsfest-
verpflichtet, den zuständigen Stellen stellungen auf dem Zeugnis auszu-
die zur Eintragung nach § 34 erfor- weisen. Der Auszubildende hat den
derlichen Tatsachen auf Verlangen Nachweis der berufsschulischen
mitzuteilen. Leistungsfeststellungen dem Antrag
beizufügen.
(4) Die Abschlussprüfung ist für Auszu-
bildende gebührenfrei.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 91

§ 38 § 40
Prüfungsgegenstand Zusammensetzung, Berufung
Durch die Abschlussprüfung ist festzu- (1) Der Prüfungsausschuss besteht aus
stellen, ob der Prüfling die berufliche mindestens drei Mitgliedern. Die
Handlungsfähigkeit erworben hat. In ihr Mitglieder müssen für die Prüfungs-
soll der Prüfling nachweisen, dass er die gebiete sachkundig und für die Mit-
erforderlichen beruflichen Fertigkeiten wirkung im Prüfungswesen geeignet
beherrscht, die notwendigen beruflichen sein.
Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt und (2) Dem Prüfungsausschuss müssen als
mit dem im Berufsschulunterricht zu Mitglieder Beauftragte der Arbeit-
vermittelnden, für die Berufsausbildung geber und der Arbeitnehmer in
wesentlichen Lehrstoff vertraut ist. Die gleicher Zahl sowie mindestens eine
Ausbildungsordnung ist zugrunde zu Lehrkraft einer berufsbildenden
legen. Schule angehören. Mindestens zwei
Drittel der Gesamtzahl der Mitglie-
§ 39 der müssen Beauftragte der Arbeit-
Prüfungsausschüsse, Prüferdelegationen geber und der Arbeitnehmer sein.
(1) Für die Durchführung der Ab- Die Mitglieder haben Stellvertreter
schlussprüfung errichtet die zu- oder Stellvertreterinnen.
ständige Stelle Prüfungsausschüsse. (3) Die Mitglieder werden von der zu-
Mehrere zuständige Stellen können ständigen Stelle längstens für fünf
bei einer von ihnen gemeinsame Jahre berufen. Die Beauftragten der
Prüfungsausschüsse errichten. Arbeitnehmer werden auf Vorschlag
(2) Prüfungsausschüsse oder Prüferdele- der im Bezirk der zuständigen Stelle
gationen nach § 42 Absatz 2 nehmen bestehenden Gewerkschaften und
die Prüfungsleistungen ab. selbstständigen Vereinigungen von
(3) Prüfungsausschüsse oder Prüfer- Arbeitnehmern mit sozial- oder
delegationen nach § 42 Absatz 2 berufspolitischer Zwecksetzung be-
können zur Bewertung einzelner, rufen. Die Lehrkraft einer berufsbil-
nicht mündlich zu erbringender denden Schule wird im Einverneh-
Prüfungsleistungen gutachterliche men mit der Schulaufsichtsbehörde
Stellungnahmen Dritter, insbe- oder der von ihr bestimmten Stelle
sondere berufsbildender Schulen, berufen. Werden Mitglieder nicht
einholen. Im Rahmen der Begutach- oder nicht in ausreichender Zahl
tung sind die wesentlichen Abläufe innerhalb einer von der zuständi-
zu dokumentieren und die für die gen Stelle gesetzten angemessenen
Bewertung erheblichen Tatsachen Frist vorgeschlagen, so beruft die
festzuhalten. zuständige Stelle insoweit nach
pflichtgemäßem Ermessen. Die
Mitglieder der Prüfungsausschüsse
können nach Anhören der an ihrer
92 AUSBILDUNG & BERUF

Berufung Beteiligten aus wichtigem (6a) Prüfende sind von ihrem Arbeitgeber
Grund abberufen werden. Die Sätze 1 von der Erbringung der Arbeitsleis-
bis 5 gelten für die stellvertretenden tung freizustellen, wenn
Mitglieder entsprechend. 1. es zur ordnungsgemäßen Durch-
(4) Die zuständige Stelle kann weitere führung der ihnen durch das
Prüfende für den Einsatz in Prüfer- Gesetz zugewiesenen Aufgaben
delegationen nach § 42 Absatz 2 beru- erforderlich ist und
fen. Die Berufung weiterer Prüfender 2. wichtige betriebliche Gründe
kann auf bestimmte Prüf- oder Fach- nicht entgegenstehen.
gebiete beschränkt werden. Absatz 3 (7) Von Absatz 2 darf nur abgewichen
ist entsprechend anzuwenden. werden, wenn anderenfalls die er-
(5) Die für die Berufung von Prüfungs- forderliche Zahl von Mitgliedern des
ausschussmitgliedern Vorschlagsbe- Prüfungsausschusses nicht berufen
rechtigten sind über die Anzahl und werden kann.
die Größe der einzurichtenden Prü-
fungsausschüsse sowie über die Zahl § 41
der von ihnen vorzuschlagenden Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
weiteren Prüfenden zu unterrichten. (1) Der Prüfungsausschuss wählt ein
Die Vorschlagsberechtigten werden Mitglied, das den Vorsitz führt, und
von der zuständigen Stelle darüber ein weiteres Mitglied, das den Vor-
unterrichtet, welche der von ihnen sitz stellvertretend übernimmt. Der
vorgeschlagenen Mitglieder, Stellver- Vorsitz und das ihn stellvertretende
treter und Stellvertreterinnen sowie Mitglied sollen nicht derselben Mit-
weiteren Prüfenden berufen wurden. gliedergruppe angehören.
(6) Die Tätigkeit im Prüfungsausschuss (2) Der Prüfungsausschuss ist beschluss-
oder in einer Prüferdelegation ist fähig, wenn zwei Drittel der Mit-
ehrenamtlich. Für bare Auslagen und glieder, mindestens drei, mitwirken.
für Zeitversäumnis ist, soweit eine Er beschließt mit der Mehrheit der
Entschädigung nicht von anderer abgegebenen Stimmen. Bei Stimmen-
Seite gewährt wird, eine angemesse- gleichheit gibt die Stimme des vor-
ne Entschädigung zu zahlen, deren sitzenden Mitglieds den Ausschlag.
Höhe von der zuständigen Stelle
mit Genehmigung der obersten
Landesbehörde festgesetzt wird. Die
Entschädigung für Zeitversäumnis
hat mindestens im Umfang von § 16
des Justizvergütungs- und -ent-
schädigungsgesetzes in der jeweils
geltenden Fassung zu erfolgen.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 93

§ 42 Prüfungsleistungen von denselben


Beschlussfassung, Bewertung der Prüfenden abgenommen werden.
Abschlussprüfung (4) Nach § 47 Absatz 2 Satz 2 erstellte
(1) Der Prüfungsausschuss fasst die oder ausgewählte Antwort-Wahl-
Beschlüsse über Aufgaben können automatisiert aus­
1. die Noten zur Bewertung einzel- gewertet werden, wenn das Aufga-
ner Prüfungsleistungen, die er benerstellungs- oder Aufgabenaus-
selbst abgenommen hat, wahlgremium festgelegt hat, welche
2. die Noten zur Bewertung der Antworten als zutreffend anerkannt
Prüfung insgesamt sowie werden. Die Ergebnisse sind vom
3. das Bestehen oder Nichtbestehen Prüfungsausschuss zu übernehmen.
der Abschlussprüfung. (5) Der Prüfungsausschuss oder die
(2) Die zuständige Stelle kann im Ein- Prüferdelegation kann einvernehm-
vernehmen mit den Mitgliedern des lich die Abnahme und Bewertung
Prüfungsausschusses die Abnahme einzelner schriftlicher oder sons-
und abschließende Bewertung von tiger Prüfungsleistungen, deren
Prüfungsleistungen auf Prüferdele- Bewertung unabhängig von der
gationen übertragen. Für die Zusam- Anwesenheit bei der Erbringung
mensetzung von Prüferdelegationen erfolgen kann, so vornehmen, dass
und für die Abstimmungen in der zwei seiner oder ihrer Mitglieder die
Prüferdelegation sind § 40 Absatz 1 Prüfungsleistungen selbstständig
und 2 sowie § 41 Absatz 2 entspre- und unabhängig bewerten. Weichen
chend anzuwenden. Mitglieder von die auf der Grundlage des in der
Prüferdelegationen können die Prüfungsordnung vorgesehenen
Mitglieder des Prüfungsausschusses, Bewertungsschlüssels erfolgten
deren Stellvertreter und Stellver- Bewertungen der beiden Prüfenden
treterinnen sowie weitere Prüfende um nicht mehr als 10 Prozent der
sein, die durch die zuständige Stelle erreichbaren Punkte voneinander
nach § 40 Absatz 4 berufen worden ab, so errechnet sich die endgültige
sind. Bewertung aus dem Durchschnitt
(3) Die zuständige Stelle hat vor Beginn der beiden Bewertungen. Bei einer
der Prüfung über die Bildung von größeren Abweichung erfolgt die
Prüferdelegationen, über deren endgültige Bewertung durch ein
Mitglieder sowie über deren Stell- vorab bestimmtes weiteres Mitglied
vertreter und Stellvertreterinnen zu des Prüfungsausschusses oder der
entscheiden. Prüfende können Mit- Prüferdelegation.
glieder mehrerer Prüferdelegationen (6) Sieht die Ausbildungsordnung vor,
sein. Sind verschiedene Prüfungsleis- dass Auszubildende bei erfolgrei-
tungen derart aufeinander bezogen, chem Abschluss eines zweijährigen
dass deren Beurteilung nur einheit- Ausbildungsberufs vom ersten Teil
lich erfolgen kann, so müssen diese der Abschlussprüfung eines darauf
94 AUSBILDUNG & BERUF

aufbauenden drei- oder dreiein- (2) Zur Abschlussprüfung ist ferner


halbjährigen Ausbildungsberufs zuzulassen, wer in einer berufsbil-
befreit sind, so ist das Ergebnis der denden Schule oder einer sonstigen
Abschlussprüfung des zweijährigen Berufsbildungseinrichtung aus-
Ausbildungsberufs vom Prüfungs- gebildet worden ist, wenn dieser
ausschuss als das Ergebnis des ersten Bildungsgang der Berufsausbildung
Teils der Abschlussprüfung des auf in einem anerkannten Ausbildungs-
dem zweijährigen Ausbildungsberuf beruf entspricht. Ein Bildungsgang
aufbauenden drei- oder dreiein- entspricht der Berufsausbildung in
halbjährigen Ausbildungsberufs zu einem anerkannten Ausbildungsbe-
übernehmen. ruf, wenn er
1. nach Inhalt, Anforderung und
§ 43 zeitlichem Umfang der jeweiligen
Zulassung zur Abschlussprüfung Ausbildungsordnung gleichwertig
(1) Zur Abschlussprüfung ist zuzulassen, ist,
1. wer die Ausbildungsdauer 2. systematisch, insbesondere im
zurückgelegt hat oder wessen Rahmen einer sachlichen und
Ausbildungsdauer nicht später als zeitlichen Gliederung, durchge-
zwei Monate nach dem Prüfungs- führt wird und
termin endet, 3. durch Lernortkooperation einen
2. wer an vorgeschriebenen Zwi- angemessenen Anteil an fach-
schenprüfungen teilgenommen praktischer Ausbildung gewähr-
sowie einen vom Ausbilder und leistet.
Auszubildenden unterzeichneten
Ausbildungsnachweis nach § 13 § 44
Satz 2 Nummer 7 vorgelegt hat Zulassung zur Abschlussprüfung bei
und zeitlich auseinanderfallenden Teilen
3. wessen Berufsausbildungsverhält- (1) Sofern die Abschlussprüfung in
nis in das Verzeichnis der Berufs- zwei zeitlich auseinanderfallenden
ausbildungsverhältnisse ein- Teilen durchgeführt wird, ist über
getragen oder aus einem Grund die Zulassung jeweils gesondert zu
nicht eingetragen ist, den weder entscheiden.
die Auszubildenden noch deren (2) Zum ersten Teil der Abschlussprü-
gesetzliche Vertreter oder Vertre- fung ist zuzulassen, wer die in der
terinnen zu vertreten haben. Ausbildungsordnung vorgeschriebe-
ne, erforderliche Ausbildungsdauer
zurückgelegt hat und die Vorausset-
zungen des § 43 Absatz 1 Nummer 2
und 3 erfüllt.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 95

(3) Zum zweiten Teil der Abschlussprü- lage von Zeugnissen oder auf andere
fung ist zuzulassen, wer Weise glaubhaft gemacht wird, dass
1. über die Voraussetzungen des § 43 der Bewerber oder die Bewerberin
Absatz 1 hinaus am ersten Teil der die berufliche Handlungsfähigkeit
Abschlussprüfung teilgenommen erworben hat, die die Zulassung zur
hat, Prüfung rechtfertigt. Ausländische
2. auf Grund einer Rechtsverord- Bildungsabschlüsse und Zeiten der
nung nach § 5 Absatz 2 Satz 1 Berufstätigkeit im Ausland sind
Nummer 2b von der Ablegung des dabei zu berücksichtigen.
ersten Teils der Abschlussprüfung (3) Soldaten oder Soldatinnen auf Zeit
befreit ist oder und ehemalige Soldaten oder Sol-
3. aus Gründen, die er nicht zu datinnen sind nach Absatz 2 Satz 3
vertreten hat, am ersten Teil der zur Abschlussprüfung zuzulassen,
Abschlussprüfung nicht teilge- wenn das Bundesministerium der
nommen hat. Verteidigung oder die von ihm be-
Im Fall des Satzes 1 Nummer 3 ist stimmte Stelle bescheinigt, dass der
der erste Teil der Abschlussprüfung Bewerber oder die Bewerberin beruf-
zusammen mit dem zweiten Teil liche Fertigkeiten, Kenntnisse und
abzulegen. Fähigkeiten erworben hat, welche die
Zulassung zur Prüfung rechtfertigen.
§ 45
Zulassung in besonderen Fällen § 46
(1) Auszubildende können nach An- Entscheidung über die Zulassung
hörung der Ausbildenden und (1) Über die Zulassung zur Abschluss-
der Berufsschule vor Ablauf ihrer prüfung entscheidet die zuständige
Ausbildungszeit zur Abschlussprü- Stelle. Hält sie die Zulassungsvor-
fung zugelassen werden, wenn ihre aussetzungen nicht für gegeben, so
Leistungen dies rechtfertigen. entscheidet der Prüfungsausschuss.
(2) Zur Abschlussprüfung ist auch (2) Auszubildenden, die Elternzeit in
zuzulassen, wer nachweist, dass er Anspruch genommen haben, darf bei
mindestens das Eineinhalbfache der Entscheidung über die Zulassung
der Zeit, die als Ausbildungsdauer hieraus kein Nachteil erwachsen.
vorgeschrieben ist, in dem Beruf
tätig gewesen ist, in dem die Prüfung § 47
abgelegt werden soll. Als Zeiten der Prüfungsordnung
Berufstätigkeit gelten auch Aus- (1) Die zuständige Stelle hat eine
bildungszeiten in einem anderen, Prüfungsordnung für die Abschluss-
einschlägigen Ausbildungsberuf. prüfung zu erlassen. Die Prüfungs-
Vom Nachweis der Mindestzeit ordnung bedarf der Genehmigung
nach Satz 1 kann ganz oder teilweise der zuständigen obersten Landes­
abgesehen werden, wenn durch Vor- behörde.
96 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Die Prüfungsordnung muss die Zu- (5) Wird im Fall des § 71 Absatz 8 die
lassung, die Gliederung der Prü- zuständige Stelle durch das Land
fung, die Bewertungsmaßstäbe, die bestimmt, so erlässt die zuständige
Erteilung der Prüfungszeugnisse, Landesregierung die Prüfungs-
die Folgen von Verstößen gegen die ordnung durch Rechtsverordnung.
Prüfungsordnung und die Wieder- Die Ermächtigung nach Satz 1 kann
holungsprüfung regeln. Sie kann durch Rechtsverordnung auf die
vorsehen, dass Prüfungsaufgaben, von ihr bestimmte zuständige Stelle
die überregional oder von einem übertragen werden.
Aufgabenerstellungsausschuss bei (6) Der Hauptausschuss des Bundes-
der zuständigen Stelle erstellt oder instituts für Berufsbildung erlässt für
ausgewählt werden, zu übernehmen die Prüfungsordnung Richtlinien.
sind, sofern diese Aufgaben von
Gremien erstellt oder ausgewählt § 48
werden, die entsprechend § 40 Ab- Zwischenprüfungen
satz 2 zusammengesetzt sind. (1) Während der Berufsausbildung ist
(3) Im Fall des § 73 Absatz 1 erlässt das zur Ermittlung des Ausbildungs-
Bundesministerium des Innern, standes eine Zwischenprüfung
für Bau und Heimat oder das sonst entsprechend der Ausbildungsord-
zuständige Fachministerium die nung durchzuführen. Die §§ 37 bis 39
Prüfungsordnung durch Rechtsver- gelten entsprechend.
ordnung, die nicht der Zustimmung (2) Die Zwischenprüfung entfällt, sofern
des Bundesrates bedarf. Das Bundes- 1. die Ausbildungsordnung vorsieht,
ministerium des Innern, für Bau und dass die Abschlussprüfung in zwei
Heimat oder das sonst zuständige zeitlich auseinanderfallenden
Fachministerium kann die Ermäch- Teilen durchgeführt wird, oder
tigung nach Satz 1 durch Rechtsver- 2. die Ausbildungsordnung vorsieht,
ordnung auf die von ihm bestimmte dass auf die Dauer der durch die
zuständige Stelle übertragen. Ausbildungsordnung geregelten
(4) Im Fall des § 73 Absatz 2 erlässt die Berufsausbildung die Dauer einer
zuständige Landesregierung die anderen abgeschlossenen Berufs-
Prüfungsordnung durch Rechtsver- ausbildung im Umfang von min-
ordnung. Die Ermächtigung nach destens zwei Jahren anzurechnen
Satz 1 kann durch Rechtsverordnung ist, und die Vertragsparteien die
auf die von ihr bestimmte zuständige Anrechnung mit mindestens
Stelle übertragen werden. dieser Dauer vereinbart haben.
(3) Umzuschulende sind auf ihren An-
trag zur Zwischenprüfung zuzulassen.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 97

§ 49 prüfung gleichstellen, wenn die in der


Zusatzqualifikationen Prüfung nachzuweisenden beruf-
(1) Zusätzliche berufliche Fertigkeiten, lichen Fertigkeiten, Kenntnisse und
Kenntnisse und Fähigkeiten nach Fähigkeiten gleichwertig sind.
§ 5 Absatz 2 Nummer 5 werden
gesondert geprüft und bescheinigt. § 50a
Das Ergebnis der Prüfung nach § 37 Gleichwertigkeit ausländischer Berufs-
bleibt unberührt. qualifikationen
(2) § 37 Absatz 3 und 4 sowie die §§ 39 Ausländische Berufsqualifikationen
bis 42 und 47 gelten entsprechend. stehen einer bestandenen Aus- oder
Fortbildungsprüfung nach diesem Gesetz
§ 50 gleich, wenn die Gleichwertigkeit der
Gleichstellung von Prüfungszeugnissen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und
(1) Das Bundesministerium für Wirt- Fähigkeiten nach dem Berufsqualifikati-
schaft und Energie oder das sonst onsfeststellungsgesetz festgestellt wurde.
zuständige Fachministerium kann im
Einvernehmen mit dem Bundesmi- Abschnitt 6
nisterium für Bildung und Forschung Interessenvertretung
nach Anhörung des Hauptausschus-
ses des Bundesinstituts für Berufs- § 51
bildung durch Rechtsverordnung Interessenvertretung
außerhalb des Anwendungsbereichs (1) Auszubildende, deren praktische
dieses Gesetzes erworbene Prü- Berufsbildung in einer sonstigen Be-
fungszeugnisse den entsprechenden rufsbildungseinrichtung außerhalb
Zeugnissen über das Bestehen der der schulischen und betrieblichen
Abschlussprüfung gleichstellen, wenn Berufsbildung (§ 2 Absatz 1 Num-
die Berufsausbildung und die in der mer 3) mit in der Regel mindestens
Prüfung nachzuweisenden beruf- fünf Auszubildenden stattfindet
lichen Fertigkeiten, Kenntnisse und und die nicht wahlberechtigt zum
Fähigkeiten gleichwertig sind. Betriebsrat nach § 7 des Betriebs-
(2) Das Bundesministerium für Wirt- verfassungsgesetzes, zur Jugend- und
schaft und Energie oder das sonst Auszubildendenvertretung nach § 60
zuständige Fachministerium kann im des Betriebsverfassungsgesetzes oder
Einvernehmen mit dem Bundesmi- zur Mitwirkungsvertretung nach § 52
nisterium für Bildung und Forschung des Neunten Buches Sozialgesetz-
nach Anhörung des Hauptausschus- buch sind (außerbetriebliche Aus-
ses des Bundesinstituts für Berufs- zubildende), wählen eine besondere
bildung durch Rechtsverordnung im Interessenvertretung.
Ausland erworbene Prüfungszeug-
nisse den entsprechenden Zeugnissen
über das Bestehen der Abschluss-
98 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Absatz 1 findet keine Anwendung auf Zustimmung des Bundesrates bedarf,
Berufsbildungseinrichtungen von Abschlüsse der höherqualifizieren-
Religionsgemeinschaften sowie auf den Berufsbildung anerkennen und
andere Berufsbildungseinrichtun- hierfür Prüfungsregelungen erlassen
gen, soweit sie eigene gleichwertige (Fortbildungsordnungen).
Regelungen getroffen haben. (2) Die Fortbildungsordnungen haben
festzulegen:
§ 52 1. die Bezeichnung des Fortbil-
Verordnungsermächtigung dungsabschlusses,
Das Bundesministerium für Bildung 2. die Fortbildungsstufe,
und Forschung kann durch Rechtsver- 3. das Ziel, den Inhalt und die An-
ordnung, die nicht der Zustimmung forderungen der Prüfung,
des Bundesrates bedarf, die Fragen 4. die Zulassungsvoraussetzungen
bestimmen, auf die sich die Beteiligung für die Prüfung und
erstreckt, die Zusammensetzung und die 5. das Prüfungsverfahren.
Amtszeit der Interessenvertretung, die (3) Abweichend von Absatz 1 werden
Durchführung der Wahl, insbesondere Fortbildungsordnungen
die Feststellung der Wahlberechtigung 1. in den Berufen der Landwirt-
und der Wählbarkeit sowie Art und Um- schaft, einschließlich der länd-
fang der Beteiligung. lichen Hauswirtschaft, durch das
Bundesministerium für Ernäh-
Kapitel 2 rung und Landwirtschaft im
Berufliche Fortbildung Einvernehmen mit dem Bundes-
ministerium für Bildung und
Abschnitt 1 Forschung erlassen und
Fortbildungsordnungen des Bundes 2. in Berufen der Hauswirtschaft
durch das Bundesministerium
§ 53 für Wirtschaft und Energie im
Fortbildungsordnungen der höherquali- Einvernehmen mit dem Bundes-
fizierenden Berufsbildung ministerium für Bildung und
(1) Als Grundlage für eine einheitliche Forschung erlassen.
höherqualifizierende Berufsbildung
kann das Bundesministerium für § 53a
Bildung und Forschung im Einver- Fortbildungsstufen
nehmen mit dem Bundesministe- (1) Die Fortbildungsstufen der höher-
rium für Wirtschaft und Energie qualifizierenden Berufsbildung sind
oder mit dem sonst zuständigen 1. als erste Fortbildungsstufe der
Fachministerium nach Anhörung Geprüfte Berufsspezialist und die
des Hauptausschusses des Bundes- Geprüfte Berufsspezialistin,
instituts für Berufsbildung durch 2. als zweite Fortbildungsstufe der
Rechtsverordnung, die nicht der Bachelor Professional und
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 99

3. als dritte Fortbildungsstufe der für“ oder „Geprüfte Berufsspezialis-


Master Professional. tin für“. Die Fortbildungsordnung
(2) Jede Fortbildungsordnung, die eine kann vorsehen, dass dieser Ab-
höherqualifizierende Berufsbildung schlussbezeichnung eine weitere
der ersten Fortbildungsstufe regelt, Abschlussbezeichnung vorangestellt
soll auf einen Abschluss der zweiten wird. Diese Abschlussbezeichnung
Fortbildungsstufe hinführen. der ersten beruflichen Fortbildungs-
stufe darf nur führen, wer
§ 53b 1. die Prüfung der ersten berufli-
Geprüfter Berufsspezialist und Geprüfte chen Fortbildungsstufe bestanden
Berufsspezialistin hat oder
(1) Den Fortbildungsabschluss des Ge- 2. die Prüfung einer gleichwertigen
prüften Berufsspezialisten oder der beruflichen Fortbildung auf der
Geprüften Berufsspezialistin erlangt, Grundlage bundes- oder landes-
wer eine Prüfung der ersten beruf- rechtlicher Regelungen, die diese
lichen Fortbildungsstufe besteht. Abschlussbezeichnung vorsehen,
(2) In der Fortbildungsprüfung der bestanden hat.
ersten beruflichen Fortbildungsstufe
wird festgestellt, ob der Prüfling § 53c
1. die Fertigkeiten, Kenntnisse und Bachelor Professional
Fähigkeiten, die er in der Regel (1) Den Fortbildungsabschluss Bachelor
im Rahmen der Berufsausbildung Professional erlangt, wer eine Prü-
erworben hat, vertieft hat und fung der zweiten beruflichen Fort-
2. die in der Regel im Rahmen der bildungsstufe erfolgreich besteht.
Berufsausbildung erworbene be- (2) In der Fortbildungsprüfung der
rufliche Handlungsfähigkeit um zweiten beruflichen Fortbildungs-
neue Fertigkeiten, Kenntnisse und stufe wird festgestellt, ob der
Fähigkeiten ergänzt hat. Prüfling in der Lage ist, Fach- und
Der Lernumfang für den Erwerb Führungsfunktionen zu überneh-
dieser Fertigkeiten, Kenntnisse und men, in denen zu verantwortende
Fähigkeiten soll mindestens 400 Leitungsprozesse von Organisatio-
Stunden betragen. nen eigenständig gesteuert werden,
(3) Als Voraussetzung zur Zulassung für eigenständig ausgeführt werden und
eine Prüfung der ersten beruflichen dafür Mitarbeiter und Mitarbeiterin-
Fortbildungsstufe ist als Regelzugang nen geführt werden. Der Lernum-
der Abschluss in einem anerkannten fang für den Erwerb dieser Fertigkei-
Ausbildungsberuf vorzusehen. ten, Kenntnisse und Fähigkeiten soll
(4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs- mindestens 1200 Stunden betragen.
abschlusses der ersten beruflichen
Fortbildungsstufe beginnt mit den
Wörtern „Geprüfter Berufsspezialist
100 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Als Voraussetzung zur Zulassung für 1. die Fertigkeiten, Kenntnisse und
eine Prüfung der zweiten berufli- Fähigkeiten, die er in der Regel
chen Fortbildungsstufe ist als Regel- mit der Vorbereitung auf eine
zugang vorzusehen: Fortbildungsprüfung der zweiten
1. der Abschluss in einem anerkann- Fortbildungsstufe erworben hat,
ten Ausbildungsberuf oder vertieft hat und
2. ein Abschluss der ersten beruf- 2. neue Fertigkeiten, Kenntnisse und
lichen Fortbildungsstufe. Fähigkeiten erworben hat, die
(4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs- erforderlich sind für die verant-
abschlusses der zweiten beruflichen wortliche Führung von Organi-
Fortbildungsstufe beginnt mit den sationen oder zur Bearbeitung
Wörtern „Bachelor Professional von neuen, komplexen Aufgaben-
in“. Die Fortbildungsordnung kann und Problemstellungen wie der
vorsehen, dass dieser Abschlussbe- Entwicklung von Verfahren und
zeichnung eine weitere Abschluss- Produkten.
bezeichnung vorangestellt wird. Die Der Lernumfang für den Erwerb
Abschlussbezeichnung der zweiten dieser Fertigkeiten, Kenntnisse
beruflichen Fortbildungsstufe darf und Fähigkeiten soll mindestens
nur führen, wer 1600 Stunden betragen.
1. die Prüfung der zweiten berufli- (3) Als Voraussetzung zur Zulassung für
chen Fortbildungsstufe bestanden eine Prüfung der dritten beruflichen
hat oder Fortbildungsstufe ist als Regelzugang
2. die Prüfung einer gleichwertigen ein Abschluss auf der zweiten beruf-
beruflichen Fortbildung auf der lichen Fortbildungsstufe vorzusehen.
Grundlage bundes- oder landes- (4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs-
rechtlicher Regelungen, die diese abschlusses der dritten beruflichen
Abschlussbezeichnung vorsehen, Fortbildungsstufe beginnt mit den
bestanden hat. Wörtern „Master Professional in“. Die
Fortbildungsordnung kann vorsehen,
§ 53d dass dieser Abschlussbezeichnung
Master Professional eine weitere Abschlussbezeichnung
(1) Den Fortbildungsabschluss Master vorangestellt wird. Die Abschlussbe­
Professional erlangt, wer die Prüfung zeichnung der dritten beruflichen
der dritten beruflichen Fortbildungs- Fort­bildungsstufe darf nur führen, wer
stufe besteht. 1. die Prüfung der dritten berufli-
(2) In der Fortbildungsprüfung der drit- chen Fortbildungsstufe bestanden
ten beruflichen Fortbildungsstufe hat oder
wird festgestellt, ob der Prüfling
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 101

2. die Prüfung einer gleichwertigen ministerium für Bildung und


beruflichen Fortbildung auf der Forschung erlassen und
Grundlage bundes- oder landes- 2. in Berufen der Hauswirtschaft
rechtlicher Regelungen, die diese durch das Bundesministerium
Abschlussbezeichnung vorsehen, für Wirtschaft und Energie im
bestanden hat. Einvernehmen mit dem Bundes-
ministerium für Bildung und
§ 53e Forschung erlassen.
Anpassungsfortbildungsordnungen
(1) Als Grundlage für eine einheitliche Abschnitt 2
Anpassungsfortbildung kann das Fortbildungsprüfungsregelungen der
Bundesministerium für Bildung und zuständigen Stellen
Forschung im Einvernehmen mit
dem Bundesministerium für Wirt- § 54
schaft und Energie oder dem sonst Fortbildungsprüfungsregelungen der
zuständigen Fachministerium nach zuständigen Stellen
Anhörung des Hauptausschusses des (1) Sofern für einen Fortbildungsab-
Bundesinstituts für Berufsbildung schluss weder eine Fortbildungsord-
durch Rechtsverordnung, die nicht nung noch eine Anpassungsfortbil-
der Zustimmung des Bundesrates dungsordnung erlassen worden ist,
bedarf, Fortbildungsabschlüsse kann die zuständige Stelle Fortbil-
anerkennen und hierfür Prüfungsre- dungsprüfungsregelungen erlassen.
gelungen erlassen (Anpassungsfort- Wird im Fall des § 71 Absatz 8 als zu-
bildungsordnungen). ständige Stelle eine Landesbehörde
(2) Die Anpassungsfortbildungsordnun- bestimmt, so erlässt die zuständige
gen haben festzulegen: Landesregierung die Fortbildungs-
1. die Bezeichnung des Fortbil- prüfungsregelungen durch Rechts-
dungsabschlusses, verordnung. Die Ermächtigung nach
2. das Ziel, den Inhalt und die An- Satz 2 kann durch Rechtsverordnung
forderungen der Prüfung, auf die von ihr bestimmte zuständige
3. die Zulassungsvoraussetzungen Stelle übertragen werden.
und (2) Die Fortbildungsprüfungsregelun-
4. das Prüfungsverfahren. gen haben festzulegen:
(3) Abweichend von Absatz 1 werden 1. die Bezeichnung des Fortbil-
Anpassungsfortbildungsordnungen dungsabschlusses,
1. in den Berufen der Landwirt- 2. das Ziel, den Inhalt und die An-
schaft, einschließlich der länd- forderungen der Prüfungen,
lichen Hauswirtschaft, durch das 3. die Zulassungsvoraussetzungen
Bundesministerium für Ernäh- für die Prüfung und
rung und Landwirtschaft im 4. das Prüfungsverfahren.
Einvernehmen mit dem Bundes-
102 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Bestätigt die zuständige oberste Abschnitt 3


Landesbehörde, Ausländische Vorqualifikationen,
1. dass die Fortbildungsprüfungs- Prüfungen
regelungen die Voraussetzungen
des § 53b Absatz 2 und 3 sowie § 55
des § 53a Absatz 2 erfüllen, so Berücksichtigung ausländischer
beginnt die Bezeichnung des Vor­qualifikationen
Fortbildungsabschlusses mit den Sofern Fortbildungsordnungen, Anpas­
Wörtern „Geprüfter Berufsspezia- sungsfortbildungsordnungen oder
list für“ oder „Geprüfte Berufsspe- Fortbildungsprüfungsregelungen nach
zialistin für“, § 54 Zulassungsvoraussetzungen zu
2. dass die Fortbildungsprüfungs- Prüfungen vorsehen, sind ausländische
regelungen die Voraussetzungen Bildungsabschlüsse und Zeiten der
des § 53c Absatz 2 und 3 erfüllen, Berufstätigkeit im Ausland zu berück-
so beginnt die Bezeichnung des sichtigen.
Fortbildungsabschlusses mit den
Wörtern „Bachelor Professional § 56
in“, Fortbildungsprüfungen
3. dass die Fortbildungsprüfungs- (1) Für die Durchführung von Prüfungen
regelungen die Voraussetzungen im Bereich der beruflichen Fortbil-
des § 53d Absatz 2 und 3 erfüllen, dung errichtet die zuständige Stelle
so beginnt die Bezeichnung des Prüfungsausschüsse. § 37 Absatz 2
Fortbildungsabschlusses mit den Satz 1 und 2 und Absatz 3 Satz 1 sowie
Wörtern „Master Professional in“. § 39 Absatz 1 Satz 2, Absatz 2 und 3
Der Abschlussbezeichnung nach und die §§ 40 bis 42, 46 und 47 sind
Satz 1 ist in Klammern ein Zusatz entsprechend anzuwenden.
beizufügen, aus dem sich zweifelsfrei (2) Der Prüfling ist auf Antrag von der
die zuständige Stelle ergibt, die die Ablegung einzelner Prüfungsbe-
Fortbildungsprüfungsregelungen standteile durch die zuständige Stelle
erlassen hat. Die Fortbildungsprü- zu befreien, wenn
fungsregelungen können vorsehen, 1. er eine andere vergleichbare
dass dieser Abschlussbezeichnung Prüfung vor einer öffentlichen
eine weitere Abschlussbezeichnung oder einer staatlich anerkannten
vorangestellt wird. Bildungseinrichtung oder vor
(4) Eine Abschlussbezeichnung, die in einem staatlichen Prüfungsaus-
einer von der zuständigen obersten schuss erfolgreich abgelegt hat
Landesbehörde bestätigten Fortbil- und
dungsprüfungsregelung enthalten 2. die Anmeldung zur Fortbildungs-
ist, darf nur führen, wer die Prüfung prüfung innerhalb von zehn
bestanden hat. Jahren nach der Bekanntgabe des
Bestehens der Prüfung erfolgt.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 103

§ 57 3. die Anforderungen der Umschu-


Gleichstellung von Prüfungszeugnissen lungsprüfung und die Zulas-
Das Bundesministerium für Wirtschaft sungsvoraussetzungen sowie
und Energie oder das sonst zuständige 4. das Prüfungsverfahren der
Fachministerium kann im Einverneh- Umschu­lung
men mit dem Bundesministerium für unter Berücksichtigung der be­sonderen
Bildung und Forschung nach Anhörung Erfordernisse der beruflichen Erwachse-
des Hauptausschusses des Bundesins- nenbildung bestimmen (Umschulungs-
tituts für Berufsbildung durch Rechts- ordnung).
verordnung Prüfungszeugnisse, die
außerhalb des Anwendungsbereichs § 59
dieses Gesetzes oder im Ausland erwor- Umschulungsprüfungsregelungen der
ben worden sind, den entsprechenden zuständigen Stellen
Zeugnissen über das Bestehen einer Soweit Rechtsverordnungen nach § 58
Fortbildungsprüfung auf der Grundlage nicht erlassen sind, kann die zuständige
der §§ 53b bis 53e und 54 gleichstellen, Stelle Umschulungsprüfungsregelungen
wenn die in der Prüfung nachzuweisen- erlassen. Wird im Fall des § 71 Absatz 8
den beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse als zuständige Stelle eine Landesbehör-
und Fähigkeiten gleichwertig sind. de bestimmt, so erlässt die zuständige
Landesregierung die Umschulungs-
Kapitel 3 prüfungsregelungen durch Rechts-
Berufliche Umschulung verordnung. Die Ermächtigung nach
Satz 2 kann durch Rechtsverordnung
§ 58 auf die von ihr bestimmte zuständige
Umschulungsordnung Stelle übertragen werden. Die zustän-
Als Grundlage für eine geordnete und dige Stelle regelt die Bezeichnung des
einheitliche berufliche Umschulung Umschulungsabschlusses, Ziel, Inhalt
kann das Bundesministerium für und Anforderungen der Prüfungen, die
Bildung und Forschung im Einverneh- Zulassungsvoraussetzungen sowie das
men mit dem Bundesministerium für Prüfungsverfahren unter Berücksich-
Wirtschaft und Energie oder dem sonst tigung der besonderen Erfordernisse
zuständigen Fachministerium nach beruflicher Erwachsenenbildung.
Anhörung des Hauptausschusses des
Bundesinstituts für Berufsbildung durch § 60
Rechtsverordnung, die nicht der Zustim- Umschulung für einen anerkannten
mung des Bundesrates bedarf, Ausbildungsberuf
1. die Bezeichnung des Umschu- Sofern sich die Umschulungsordnung
lungsabschlusses, (§ 58) oder eine Regelung der zuständi-
2. das Ziel, den Inhalt, die Art und gen Stelle (§ 59) auf die Umschulung für
Dauer der Umschulung, einen anerkannten Ausbildungsberuf
richtet, sind das Ausbildungsberufsbild
104 AUSBILDUNG & BERUF

(§ 5 Absatz 1 Nummer 3), der Ausbil- (3) Für die Durchführung von Prü-
dungsrahmenplan (§ 5 Absatz 1 Num- fungen im Bereich der beruflichen
mer 4) und die Prüfungsanforderungen Umschulung errichtet die zustän-
(§ 5 Absatz 1 Nummer 5) zugrunde zu le- dige Stelle Prüfungsausschüsse. § 37
gen. Die §§ 27 bis 33 gelten entsprechend. Absatz 2 und 3 sowie § 39 Absatz 2
und die §§ 40 bis 42, 46 und 47 gelten
§ 61 entsprechend.
Berücksichtigung ausländischer (4) Der Prüfling ist auf Antrag von
Vorqualifikationen der Ablegung einzelner Prüfungs-
Sofern die Umschulungsordnung (§ 58) bestandteile durch die zuständige
oder eine Regelung der zuständigen Stelle zu befreien, wenn er eine
Stelle (§ 59) Zulassungsvoraussetzungen andere vergleichbare Prüfung vor
vorsieht, sind ausländische Bildungsab- einer öffentlichen oder staatlich an-
schlüsse und Zeiten der Berufstätigkeit erkannten Bildungseinrichtung oder
im Ausland zu berücksichtigen. vor einem staatlichen Prüfungsaus-
schuss erfolgreich abgelegt hat und
§ 62 die Anmeldung zur Umschulungs-
Umschulungsmaßnahmen; prüfung innerhalb von zehn Jahren
Umschulungs­prüfungen nach der Bekanntgabe des Bestehens
(1) Maßnahmen der beruflichen Um- der anderen Prüfung erfolgt.
schulung müssen nach Inhalt, Art,
Ziel und Dauer den besonderen § 63
Erfordernissen der beruflichen Er- Gleichstellung von Prüfungszeugnissen
wachsenenbildung entsprechen. Das Bundesministerium für Wirtschaft
(2) Umschulende haben die Durchfüh- und Energie oder das sonst zuständige
rung der beruflichen Umschulung Fachministerium kann im Einverneh-
vor Beginn der Maßnahme der men mit dem Bundesministerium für
zuständigen Stelle schriftlich anzu- Bildung und Forschung nach Anhörung
zeigen. Die Anzeigepflicht erstreckt des Hauptausschusses des Bundesins-
sich auf den wesentlichen Inhalt des tituts für Berufsbildung durch Rechts-
Umschulungsverhältnisses. Bei Ab- verordnung außerhalb des Anwen-
schluss eines Umschulungsvertrages dungsbereichs dieses Gesetzes oder im
ist eine Ausfertigung der Vertrags- Ausland erworbene Prüfungszeugnisse
niederschrift beizufügen. den entsprechenden Zeugnissen über
das Bestehen einer Umschulungsprü-
fung auf der Grundlage der §§ 58 und 59
gleichstellen, wenn die in der Prüfung
nachzuweisenden beruflichen Fertig-
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten
gleichwertig sind.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 105

Kapitel 4 § 66
Berufsbildung für besondere Ausbildungsregelungen der zuständigen
Personengruppen Stellen
(1) Für behinderte Menschen, für die
Abschnitt 1 wegen Art und Schwere ihrer Be-
Berufsbildung behinderter Menschen hinderung eine Ausbildung in einem
anerkannten Ausbildungsberuf
§ 64 nicht in Betracht kommt, treffen die
Berufsausbildung zuständigen Stellen auf Antrag der
Behinderte Menschen (§ 2 Absatz 1 Satz 1 behinderten Menschen oder ihrer
des Neunten Buches Sozialgesetzbuch) gesetzlichen Vertreter oder Ver-
sollen in anerkannten Ausbildungsberu- treterinnen Ausbildungsregelungen
fen ausgebildet werden. entsprechend den Empfehlungen
des Hauptausschusses des Bundes-
§ 65 instituts für Berufsbildung. Die
Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsinhalte sollen unter
Ausbildungsberufen Berücksichtigung von Lage und Ent-
(1) Regelungen nach den §§ 9 und 47 wicklung des allgemeinen Arbeits-
sollen die besonderen Verhältnisse marktes aus den Inhalten anerkann-
behinderter Menschen berücksich- ter Ausbildungsberufe entwickelt
tigen. Dies gilt insbesondere für die werden. Im Antrag nach Satz 1 ist
zeitliche und sachliche Gliederung eine Ausbildungsmöglichkeit in dem
der Ausbildung, die Dauer von angestrebten Ausbildungsgang nach-
Prüfungszeiten, die Zulassung von zuweisen.
Hilfsmitteln und die Inanspruch- (2) § 65 Absatz 2 Satz 1 gilt entsprechend.
nahme von Hilfeleistungen Dritter
wie Gebärdensprachdolmetscher für § 67
hörbehinderte Menschen. Berufliche Fortbildung, berufliche
(2) Der Berufsausbildungsvertrag mit ei- Umschulung
nem behinderten Menschen ist in das Für die berufliche Fortbildung und die
Verzeichnis der Berufsausbildungs- berufliche Umschulung behinderter
verhältnisse (§ 34) einzutragen. Der Menschen gelten die §§ 64 bis 66 ent-
behinderte Mensch ist zur Abschluss- sprechend, soweit es Art und Schwere
prüfung auch zuzulassen, wenn die der Behinderung erfordern.
Voraussetzungen des § 43 Absatz 1
Nummer 2 und 3 nicht vorliegen. Abschnitt 2
Berufsausbildungsvorbereitung
106 AUSBILDUNG & BERUF

§ 68 Ausbildungsordnungen zuständigen
Personenkreis und Anforderungen Fachministerien nach Anhörung
(1) Die Berufsausbildungsvorbereitung des Hauptausschusses des Bundes-
richtet sich an lernbeeinträchtigte instituts für Berufsbildung durch
oder sozial benachteiligte Perso- Rechtsverordnung, die nicht der
nen, deren Entwicklungsstand eine Zustimmung des Bundesrates bedarf.
erfolgreiche Ausbildung in einem
anerkannten Ausbildungsberuf § 70
noch nicht erwarten lässt. Sie muss Überwachung, Beratung
nach Inhalt, Art, Ziel und Dauer den (1) Die nach Landesrecht zuständige
besonderen Erfordernissen des in Behörde hat die Berufsausbildungs-
Satz 1 genannten Personenkreises vorbereitung zu untersagen, wenn
entsprechen und durch umfassende die Voraussetzungen des § 68 Absatz 1
sozialpädagogische Betreuung und nicht vorliegen.
Unterstützung begleitet werden. (2) Der Anbieter hat die Durchführung
(2) Für die Berufsausbildungsvorberei- von Maßnahmen der Berufsausbil-
tung, die nicht im Rahmen des Drit- dungsvorbereitung vor Beginn der
ten Buches Sozialgesetzbuch oder Maßnahme der zuständigen Stelle
anderer vergleichbarer, öffentlich schriftlich anzuzeigen. Die Anzeige-
geförderter Maßnahmen durch- pflicht erstreckt sich auf den wesent-
geführt wird, gelten die §§ 27 bis 33 lichen Inhalt des Qualifizierungsver-
entsprechend. trages.
(3) Die Absätze 1 und 2 sowie § 76
§ 69 finden keine Anwendung, soweit
Qualifizierungsbausteine, Bescheinigung die Berufsausbildungsvorbereitung
(1) Die Vermittlung von Grundlagen für im Rahmen des Dritten Buches
den Erwerb beruflicher Handlungs- Sozialgesetzbuch oder anderer ver­
fähigkeit (§ 1 Absatz 2) kann insbe- gleichbarer, öffentlich geförderter
sondere durch inhaltlich und zeitlich Maßnahmen durchgeführt wird.
abgegrenzte Lerneinheiten erfolgen,
die aus den Inhalten anerkannter Teil 3
Ausbildungsberufe entwickelt wer- Organisation der Berufsbildung
den (Qualifizierungsbausteine).
(2) Über vermittelte Grundlagen für Kapitel 1
den Erwerb beruflicher Handlungs- Zuständige Stellen; zuständige
fähigkeit stellt der Anbieter der Behörden
Berufsausbildungsvorbereitung
eine Bescheinigung aus. Das Nähere Abschnitt 1
regelt das Bundesministerium für Bestimmung der zuständigen Stelle
Bildung und Forschung im Einver-
nehmen mit den für den Erlass von
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 107

§ 71 werke, zulassungsfreier Handwerke


Zuständige Stellen und handwerksähnlicher Gewerbe
(1) Für die Berufsbildung in Berufen der durchgeführt wird, ist abweichend
Handwerksordnung ist die Hand- von den Absätzen 2 bis 6 die Hand-
werkskammer zuständige Stelle im werkskammer zuständige Stelle im
Sinne dieses Gesetzes. Sinne dieses Gesetzes.
(2) Für die Berufsbildung in nichthand- (8) Soweit Kammern für einzelne Be-
werklichen Gewerbeberufen ist die rufsbereiche der Absätze 1 bis 6 nicht
Industrie- und Handelskammer bestehen, bestimmt das Land die
zuständige Stelle im Sinne dieses zuständige Stelle.
Gesetzes. (9) Zuständige Stellen können verein-
(3) Für die Berufsbildung in Berufen der baren, dass die ihnen jeweils durch
Landwirtschaft, einschließlich der Gesetz zugewiesenen Aufgaben im
ländlichen Hauswirtschaft, ist die Bereich der Berufsbildung durch
Landwirtschaftskammer zuständige eine von ihnen für die Beteiligten
Stelle im Sinne dieses Gesetzes. wahrgenommen werden. Die Ver-
(4) Für die Berufsbildung der Fachange- einbarung bedarf der Genehmigung
stellten im Bereich der Rechtspflege durch die zuständigen obersten
sind jeweils für ihren Bereich die Bundes- oder Landesbehörden.
Rechtsanwalts-, Patentanwalts- und
Notarkammern und für ihren Tätig- § 72
keitsbereich die Notarkassen zustän- Bestimmung durch Rechtsverordnung
dige Stelle im Sinne dieses Gesetzes. Das zuständige Fachministerium kann
(5) Für die Berufsbildung der Fach- im Einvernehmen mit dem Bundes-
angestellten im Bereich der Wirt- ministerium für Bildung und Forschung
schaftsprüfung und Steuerberatung durch Rechtsverordnung mit Zustim-
sind jeweils für ihren Bereich die mung des Bundesrates für Berufsberei-
Wirtschaftsprüferkammern und die che, die durch § 71 nicht geregelt sind,
Steuerberaterkammern zuständige die zuständige Stelle bestimmen.
Stelle im Sinne dieses Gesetzes.
(6) Für die Berufsbildung der Fachan- § 73
gestellten im Bereich der Gesund- Zuständige Stellen im Bereich des öf-
heitsdienstberufe sind jeweils für fentlichen Dienstes
ihren Bereich die Ärzte-, Zahnärzte-, (1) Im öffentlichen Dienst bestimmt für
Tierärzte- und Apothekerkammern den Bund die oberste Bundesbehör-
zuständige Stelle im Sinne dieses de für ihren Geschäftsbereich die
Gesetzes. zuständige Stelle
(7) Soweit die Berufsausbildungsvor- 1. in den Fällen der §§ 32, 33 und 76
bereitung, die Berufsausbildung und sowie der §§ 23, 24 und 41a der
die berufliche Umschulung in Betrie- Handwerksordnung,
ben zulassungspflichtiger Hand-
108 AUSBILDUNG & BERUF

2. für die Berufsbildung in anderen Abschnitt 2


als den durch die §§ 71 und 72 Überwachung der Berufsbildung
erfassten Berufsbereichen;
dies gilt auch für die der Aufsicht des § 76
Bundes unterstehenden Körper- Überwachung, Beratung
schaften, Anstalten und Stiftungen (1) Die zuständige Stelle überwacht die
des öffentlichen Rechts. Durchführung
(2) Im öffentlichen Dienst bestimmen 1. der Berufsausbildungsvorberei-
die Länder für ihren Bereich sowie tung,
für die Gemeinden und Gemeinde- 2. der Berufsausbildung und
verbände die zuständige Stelle für 3. der beruflichen Umschulung
die Berufsbildung in anderen als und fördert diese durch Beratung der
den durch die §§ 71 und 72 erfassten an der Berufsbildung beteiligten Per-
Berufsbereichen. Dies gilt auch für sonen. Sie hat zu diesem Zweck Be-
die der Aufsicht der Länder unter- rater oder Beraterinnen zu bestellen.
stehenden Körperschaften, Anstalten (2) Ausbildende, Umschulende und An-
und Stiftungen des öffentlichen bieter von Maßnahmen der Berufs-
Rechts. ausbildungsvorbereitung sind auf
(3) § 71 Absatz 9 gilt entsprechend. Verlangen verpflichtet, die für die
Überwachung notwendigen Aus-
§ 74 künfte zu erteilen und Unterlagen
Erweiterte Zuständigkeit vorzulegen sowie die Besichtigung
§ 73 gilt entsprechend für Ausbildungs- der Ausbildungsstätten zu gestatten.
berufe, in denen im Bereich der Kirchen (3) Die Durchführung von Auslandsauf-
und sonstigen Religionsgemeinschaften enthalten nach § 2 Absatz 3 über-
des öffentlichen Rechts oder außerhalb wacht und fördert die zuständige
des öffentlichen Dienstes nach Aus- Stelle in geeigneter Weise. Beträgt die
bildungsordnungen des öffentlichen Dauer eines Ausbildungsabschnitts
Dienstes ausgebildet wird. im Ausland mehr als acht Wochen,
ist hierfür ein mit der zuständigen
§ 75 Stelle abgestimmter Plan erforder-
Zuständige Stellen im Bereich der lich.
Kirchen und sonstigen Religionsgemein- (4) Auskunftspflichtige können die Aus-
schaften des öffentlichen Rechts kunft auf solche Fragen verweigern,
Die Kirchen und sonstigen Religions- deren Beantwortung sie selbst oder
gemeinschaften des öffentlichen Rechts einen der in § 52 der Strafprozess-
bestimmen für ihren Bereich die zu- ordnung bezeichneten Angehörigen
ständige Stelle für die Berufsbildung in der Gefahr strafgerichtlicher Ver-
anderen als den durch die §§ 71, 72 und folgung oder eines Verfahrens nach
74 erfassten Berufsbereichen. Die §§ 77 dem Gesetz über Ordnungswidrig-
bis 80 finden keine Anwendung. keiten aussetzen würde.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 109

(5) Die zuständige Stelle teilt der Auf- (3) Die Tätigkeit im Berufsbildungsaus-
sichtsbehörde nach dem Jugend- schuss ist ehrenamtlich. Für bare
arbeitsschutzgesetz Wahrnehmun- Auslagen und für Zeitversäumnis ist,
gen mit, die für die Durchführung soweit eine Entschädigung nicht von
des Jugendarbeitsschutzgesetzes von anderer Seite gewährt wird, eine an-
Bedeutung sein können. gemessene Entschädigung zu zahlen,
deren Höhe von der zuständigen
Abschnitt 3 Stelle mit Genehmigung der obersten
Berufsbildungsausschuss der zuständi­ Landesbehörde festgesetzt wird.
gen Stelle (4) Die Mitglieder können nach Anhören
der an ihrer Berufung Beteiligten aus
§ 77 wichtigem Grund abberufen werden.
Errichtung (5) Die Mitglieder haben Stellvertreter
(1) Die zuständige Stelle errichtet einen oder Stellvertreterinnen. Die Absätze
Berufsbildungsausschuss. Ihm gehö- 1 bis 4 gelten für die Stellvertreter und
ren sechs Beauftragte der Arbeitgeber, Stellvertreterinnen entsprechend.
sechs Beauftragte der Arbeitnehmer (6) Der Berufsbildungsausschuss wählt
und sechs Lehrkräfte an berufsbil- ein Mitglied, das den Vorsitz führt,
denden Schulen an, die Lehrkräfte und ein weiteres Mitglied, das den
mit beratender Stimme. Vorsitz stellvertretend übernimmt.
(2) Die Beauftragten der Arbeitgeber Der Vorsitz und seine Stellvertretung
werden auf Vorschlag der zustän- sollen nicht derselben Mitglieder-
digen Stelle, die Beauftragten der gruppe angehören.
Arbeitnehmer auf Vorschlag der
im Bezirk der zuständigen Stelle § 78
bestehenden Gewerkschaften und Beschlussfähigkeit, Abstimmung
selbstständigen Vereinigungen von (1) Der Berufsbildungsausschuss ist
Arbeitnehmern mit sozial- oder beschlussfähig, wenn mehr als die
berufspolitischer Zwecksetzung, Hälfte seiner stimmberechtigten
die Lehrkräfte an berufsbildenden Mitglieder anwesend ist. Er beschließt
Schulen von der nach Landesrecht mit der Mehrheit der abgegebenen
zuständigen Behörde längstens für Stimmen.
vier Jahre als Mitglieder berufen. (2) Zur Wirksamkeit eines Beschlusses
ist es erforderlich, dass der Gegen-
stand bei der Einberufung des Aus-
schusses bezeichnet ist, es sei denn,
dass er mit Zustimmung von zwei
Dritteln der stimmberechtigten Mit-
glieder nachträglich auf die Tages-
ordnung gesetzt wird.
110 AUSBILDUNG & BERUF

§ 79 2. Zahl und Ergebnisse von durchge-


Aufgaben führten Prüfungen sowie hierbei
(1) Der Berufsbildungsausschuss ist in gewonnene Erfahrungen,
allen wichtigen Angelegenheiten der 3. Tätigkeit der Berater und Berate-
beruflichen Bildung zu unterrichten rinnen nach § 76 Absatz 1 Satz 2,
und zu hören. Er hat im Rahmen 4. für den räumlichen und fach-
seiner Aufgaben auf eine stetige lichen Zuständigkeitsbereich der
Entwicklung der Qualität der beruf- zuständigen Stelle neue Formen,
lichen Bildung hinzuwirken. Inhalte und Methoden der Be-
(2) Wichtige Angelegenheiten, in denen rufsbildung,
der Berufsbildungsausschuss anzu- 5. Stellungnahmen oder Vorschläge
hören ist, sind insbesondere: der zuständigen Stelle gegenüber
1. Erlass von Verwaltungsgrund- anderen Stellen und Behörden,
sätzen über die Eignung von soweit sie sich auf die Durchfüh-
Ausbildungs- und Umschu- rung dieses Gesetzes oder der auf
lungsstätten, für das Führen von Grund dieses Gesetzes erlassenen
Ausbildungsnachweisen nach Rechtsvorschriften beziehen,
§ 13 Satz 2 Nummer 7, für die 6. Bau eigener überbetrieblicher
Verkürzung der Ausbildungsdau- Berufsbildungsstätten,
er, für die vorzeitige Zulassung 7. Beschlüsse nach Absatz 5 sowie
zur Abschlussprüfung, für die beschlossene Haushaltsansätze
Durchführung der Prüfungen, zur Durchführung der Berufsbil-
zur Durchführung von über- und dung mit Ausnahme der Perso-
außerbetrieblicher Ausbildung nalkosten,
sowie Verwaltungsrichtlinien zur 8. Verfahren zur Beilegung von
beruflichen Bildung, Streitigkeiten aus Ausbildungs-
2. Umsetzung der vom Landesaus- verhältnissen,
schuss für Berufsbildung empfoh- 9. Arbeitsmarktfragen, soweit sie die
lenen Maßnahmen, Berufsbildung im Zuständigkeits-
3. wesentliche inhaltliche Änderun- bereich der zuständigen Stelle
gen des Ausbildungsvertragsmus- berühren.
ters. (4) Der Berufsbildungsausschuss hat
(3) Wichtige Angelegenheiten, in denen die auf Grund dieses Gesetzes von
der Berufsbildungsausschuss zu der zuständigen Stelle zu erlas-
unterrichten ist, sind insbesondere: senden Rechtsvorschriften für die
1. Zahl und Art der der zuständigen Durchführung der Berufsbildung zu
Stelle angezeigten Maßnahmen beschließen. Gegen Beschlüsse, die
der Berufsausbildungsvorberei- gegen Gesetz oder Satzung versto-
tung und beruflichen Umschu- ßen, kann die zur Vertretung der zu-
lung sowie der eingetragenen ständigen Stelle berechtigte Person
Berufsausbildungsverhältnisse, innerhalb einer Woche Einspruch
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 111

einlegen. Der Einspruch ist zu be- Abschnitt 4


gründen und hat aufschiebende Wir- Zuständige Behörden
kung. Der Berufsbildungsausschuss
hat seinen Beschluss zu überprüfen § 81
und erneut zu beschließen. Zuständige Behörden
(5) Beschlüsse, zu deren Durchführung (1) Im Bereich des Bundes ist die oberste
die für Berufsbildung im laufenden Bundesbehörde oder die von ihr be-
Haushalt vorgesehenen Mittel nicht stimmte Behörde die zuständige Be-
ausreichen, bedürfen für ihre Wirk- hörde im Sinne des § 30 Absatz 6, der
samkeit der Zustimmung der für den §§ 32, 33, 40 Absatz 6 und der §§ 47,
Haushaltsplan zuständigen Organe. 54 Absatz 3 und des § 77 Absatz 2
Das Gleiche gilt für Beschlüsse, zu und 3.
deren Durchführung in folgenden (2) Ist eine oberste Bundesbehörde oder
Haushaltsjahren Mittel bereitgestellt eine oberste Landesbehörde zustän-
werden müssen, die die Ausgaben für dige Stelle im Sinne dieses Gesetzes,
Berufsbildung des laufenden Haus- so bedarf es im Fall des § 40 Absatz 6,
halts nicht unwesentlich übersteigen. des § 47 Absatz 1 und des § 77 Ab-
(6) Abweichend von § 77 Absatz 1 haben satz 3 keiner Genehmigung und im
die Lehrkräfte Stimmrecht bei Be- Fall des § 54 keiner Bestätigung.
schlüssen zu Angelegenheiten der
Berufsausbildungsvorbereitung Kapitel 2
und Berufsausbildung, soweit sich Landesausschüsse für Berufsbildung
die Beschlüsse unmittelbar auf die
Organisation der schulischen Berufs- § 82
bildung auswirken. Errichtung, Geschäftsordnung,
Abstimmung
§ 80 (1) Bei der Landesregierung wird ein
Geschäftsordnung Landesausschuss für Berufsbildung
Der Berufsbildungsausschuss gibt sich errichtet. Er setzt sich zusammen aus
eine Geschäftsordnung. Sie kann die einer gleichen Zahl von Beauftragten
Bildung von Unterausschüssen vorsehen der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer
und bestimmen, dass ihnen nicht nur und der obersten Landesbehörden.
Mitglieder des Ausschusses angehören. Die Hälfte der Beauftragten der
Für die Unterausschüsse gelten § 77 Ab- obersten Landesbehörden muss in
satz 2 bis 6 und § 78 entsprechend. Fragen des Schulwesens sachverstän-
dig sein.
(2) Die Mitglieder des Landesausschus-
ses werden längstens für vier Jahre
von der Landesregierung berufen,
die Beauftragten der Arbeitgeber
auf Vorschlag der auf Landesebene
112 AUSBILDUNG & BERUF

bestehenden Zusammenschlüsse der ausschusses angehören. Absatz 2


Kammern, der Arbeitgeberverbände Satz 2 gilt für die Unterausschüsse
und der Unternehmerverbände, hinsichtlich der Entschädigung
die Beauftragten der Arbeitnehmer entsprechend. An den Sitzungen des
auf Vorschlag der auf Landesebene Landesausschusses und der Unter-
bestehenden Gewerkschaften und ausschüsse können Vertreter der be-
selbstständigen Vereinigungen von teiligten obersten Landesbehörden,
Arbeitnehmern mit sozial- oder der Gemeinden und Gemeindever-
berufspolitischer Zwecksetzung. Die bände sowie der Agentur für Arbeit
Tätigkeit im Landesausschuss ist teilnehmen.
ehrenamtlich. Für bare Auslagen und (5) Der Landesausschuss ist beschluss-
für Zeitversäumnis ist, soweit eine fähig, wenn mehr als die Hälfte
Entschädigung nicht von anderer seiner Mitglieder anwesend ist. Er
Seite gewährt wird, eine angemesse- beschließt mit der Mehrheit der
ne Entschädigung zu zahlen, deren abgegebenen Stimmen.
Höhe von der Landesregierung oder
der von ihr bestimmten obersten § 83
Landesbehörde festgesetzt wird. Die Aufgaben
Mitglieder können nach Anhören (1) Der Landesausschuss hat die Landes-
der an ihrer Berufung Beteiligten regierung in den Fragen der Berufs-
aus wichtigem Grund abberufen bildung zu beraten, die sich für das
werden. Der Ausschuss wählt ein Land ergeben. Er hat im Rahmen
Mitglied, das den Vorsitz führt, und seiner Aufgaben auf eine stetige
ein weiteres Mitglied, das den Vorsitz Entwicklung der Qualität der beruf-
stellvertretend übernimmt. Der Vor- lichen Bildung hinzuwirken.
sitz und seine Stellvertretung sollen (2) Er hat insbesondere im Interesse
nicht derselben Mitgliedergruppe einer einheitlichen Berufsbildung
angehören. auf eine Zusammenarbeit zwischen
(3) Die Mitglieder haben Stellvertreter der schulischen Berufsbildung und
oder Stellvertreterinnen. Die Ab- der Berufsbildung nach diesem
sätze 1 und 2 gelten für die Stell- Gesetz sowie auf eine Berücksich-
vertreter und Stellvertreterinnen tigung der Berufsbildung bei der
entsprechend. Neuordnung und Weiterentwicklung
(4) Der Landesausschuss gibt sich eine des Schulwesens hinzuwirken. Der
Geschäftsordnung, die der Geneh- Landesausschuss kann zur Stärkung
migung der Landesregierung oder der regionalen Ausbildungs- und Be-
der von ihr bestimmten obersten schäftigungssituation Empfehlungen
Landesbehörde bedarf. Sie kann die zur inhaltlichen und organisatori-
Bildung von Unterausschüssen vor- schen Abstimmung und zur Ver-
sehen und bestimmen, dass ihnen besserung der Ausbildungsangebote
nicht nur Mitglieder des Landes- aussprechen.
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 113

Teil 4 voraussehbaren Nachfrage und des


Berufsbildungsforschung, Planung langfristig zu erwartenden Bedarfs
und Statistik an Ausbildungsplätzen möglichst
günstig genutzt werden.
§ 84
Ziele der Berufsbildungsforschung § 86
Die Berufsbildungsforschung soll Berufsbildungsbericht
1. Grundlagen der Berufsbildung (1) Das Bundesministerium für Bildung
klären, und Forschung hat Entwicklungen
2. inländische, europäische und in der beruflichen Bildung ständig
internationale Entwicklungen in zu beobachten und darüber bis zum
der Berufsbildung beobachten, 15. Mai jeden Jahres der Bundes-
3. Anforderungen an Inhalte und regierung einen Bericht (Berufs-
Ziele der Berufsbildung ermitteln, bildungsbericht) vorzulegen. In dem
4. Weiterentwicklungen der Bericht sind Stand und voraussicht-
Berufsbildung in Hinblick auf liche Weiterentwicklungen der Be-
gewandelte wirtschaftliche, ge- rufsbildung darzustellen. Erscheint
sellschaftliche und technische die Sicherung eines regional und
Erfordernisse vorbereiten, sektoral ausgewogenen Angebots an
5. Instrumente und Verfahren der Ausbildungsplätzen als gefährdet,
Vermittlung von Berufsbildung sollen in den Bericht Vorschläge für
sowie den Wissens- und Techno- die Behebung aufgenommen wer-
logietransfer fördern. den.
(2) Der Bericht soll angeben
§ 85 1. für das vergangene Kalenderjahr
Ziele der Berufsbildungsplanung a) auf der Grundlage von An-
(1) Durch die Berufsbildungsplanung gaben der zuständigen Stellen
sind Grundlagen für eine ab- die in das Verzeichnis der
gestimmte und den technischen, Berufsausbildungsverhältnisse
wirtschaftlichen und gesellschaftli- nach diesem Gesetz oder der
chen Anforderungen entsprechende Handwerksordnung eingetra-
Entwicklung der beruflichen Bildung genen Berufsausbildungsver-
zu schaffen. träge, die vor dem 1. Oktober
(2) Die Berufsbildungsplanung hat ins- des vergangenen Jahres in den
besondere dazu beizutragen, dass die vorangegangenen zwölf Mo-
Ausbildungsstätten nach Art, Zahl, naten abgeschlossen worden
Größe und Standort ein qualita- sind und am 30. September
tiv und quantitativ ausreichendes des vergangenen Jahres noch
Angebot an beruflichen Ausbil- bestehen, sowie
dungsplätzen gewährleisten und b) die Zahl der am 30. September
dass sie unter Berücksichtigung der des vergangenen Jahres nicht
114 AUSBILDUNG & BERUF

besetzten, der Bundesagentur § 88


für Arbeit zur Vermittlung an- Erhebungen
gebotenen Ausbildungsplätze (1) Die jährliche Bundesstatistik erfasst
und die Zahl der zu diesem 1. für jeden Berufsausbildungsver-
Zeitpunkt bei der Bundes- trag:
agentur für Arbeit gemeldeten a) Geschlecht, Geburtsjahr,
Ausbildungsplätze suchenden Staatsangehörigkeit der Auszu-
Personen; bildenden,
2. für das laufende Kalenderjahr b) Amtlicher Gemeindeschlüssel
a) die bis zum 30. September des des Wohnortes der Auszubil-
laufenden Jahres zu erwarten- denden bei Vertragsabschluss,
de Zahl der Ausbildungsplätze c) allgemeinbildender Schul-
suchenden Personen, abschluss, vorausgegangene
b) eine Einschätzung des bis zum Teilnahme an berufsvorbe-
30. September des laufenden reitender Qualifizierung oder
Jahres zu erwartenden Ange- beruflicher Grundbildung,
bots an Ausbildungsplätzen. vorherige Berufsausbildung
sowie vorheriges Studium der
§ 87 Auszubildenden,
Zweck und Durchführung der Berufsbil- d) Ausbildungsberuf einschließ-
dungsstatistik lich Fachrichtung,
(1) Für Zwecke der Planung und Ord- e) Amtlicher Gemeindeschlüssel
nung der Berufsbildung wird eine und geografische Gitterzelle
Bundesstatistik durchgeführt. der Ausbildungsstätte, Wirt-
(2) Das Bundesinstitut für Berufsbil- schaftszweig, Zugehörigkeit
dung und die Bundesagentur für zum öffentlichen Dienst,
Arbeit unterstützen das Statistische f) Verkürzung der Ausbildungs-
Bundesamt bei der technischen und dauer, Teilzeitberufsausbil-
methodischen Vorbereitung der dung, Dauer der Probezeit,
Statistik. g) die bei Vertragsabschluss ver-
(3) Das Erhebungs- und Aufbereitungs- einbarte Vergütung für jedes
programm ist im Benehmen mit Ausbildungsjahr,
dem Bundesinstitut für Berufsbil- h) Tag, Monat und Jahr des ver-
dung so zu gestalten, dass die erho- traglich vereinbarten Beginns
benen Daten für Zwecke der Planung und Endes der aktuellen Aus-
und Ordnung der Berufsbildung im bildung, Tag, Monat und Jahr
Rahmen der jeweiligen Zuständig- einer vorzeitigen Auflösung des
keiten Verwendung finden können. Berufsausbildungsverhältnisses,
i) Anschlussvertrag bei Anrech-
nung einer zuvor absolvierten
dualen Berufsausbildung nach
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 115

diesem Gesetz oder nach der Vierten Buches Sozialgesetzbuch. Die


Handwerksordnung mit An- Hilfsmerkmale sind zum frühest-
gabe des Ausbildungsberufs, möglichen Zeitpunkt, spätestens
j) Art der Förderung bei überwie- jedoch nach Abschluss der wieder-
gend öffentlich, insbesondere kehrenden Erhebung, zu löschen.
auf Grund des Dritten Buches Die Merkmale nach Absatz 1 Satz 1
Sozialgesetzbuch geförderten Nummer 1 Buchstabe e Wirtschafts-
Berufsausbildungsverhältnissen, zweig, Amtlicher Gemeindeschlüssel
k) Tag, Monat und Jahr der Ab- und geografische Gitterzelle dürfen
schlussprüfung, Art der Zulas- mittels des Hilfsmerkmals Betriebs-
sung zur Prüfung, Tag, Monat nummer der Ausbildungsstätte nach
und Jahr der Wiederholungs- § 18i Absatz 1 oder § 18k Absatz 1 des
prüfungen, Prüfungserfolg, Vierten Buches Sozialgesetzbuch aus
l) ausbildungsintegrierendes den Daten des Statistikregisters nach
duales Studium, § 13 Absatz 1 des Bundesstatistikge-
2. für jede Prüfungsteilnahme in setzes ermittelt werden und mit den
der beruflichen Bildung mit Daten nach Absatz 1 Satz 1 und nach
Ausnahme der durch Nummer 1 Absatz 2 Satz 1 zusammengeführt
erfassten Ausbildungsverträge: werden.
Geschlecht, Geburtsjahr und (3) Auskunftspflichtig sind die zuständi-
Vorbildung der Teilnehmenden, gen Stellen.
Berufsrichtung, Wiederholungs- (4) Zu Zwecken der Erstellung der
prüfung, Art der Prüfung, Prü- Berufsbildungsberichterstattung
fungserfolg, sowie zur Durchführung der Berufs-
3. für jeden Ausbilder und jede Aus- bildungsforschung nach § 84 werden
bilderin: Geschlecht, Geburtsjahr, die nach Absatz 1 Satz 1 Nummer 1
Art der fachlichen Eignung. bis 3 erhobenen Daten als Einzelan-
Der Berichtszeitraum für die Erhe- gaben vom Statistischen Bundesamt
bungen ist das Kalenderjahr. Die An- und von den statistischen Ämtern
gaben werden mit dem Datenstand der Länder verarbeitet und an das
zum 31. Dezember des Berichtszeit- Bundesinstitut für Berufsbildung
raums erhoben. übermittelt. Hierzu wird beim Bun-
(2) Hilfsmerkmale sind Name und desinstitut für Berufsbildung eine
Anschrift der Auskunftspflichti- Organisationseinheit eingerichtet,
gen, die laufenden Nummern der die räumlich, organisatorisch und
Datensätze zu den Auszubildenden, personell von den anderen Aufga-
den Prüfungsteilnehmenden und benbereichen des Bundesinstituts
den Ausbildern und Ausbilderin- für Berufsbildung zu trennen ist. Die
nen sowie die Betriebsnummer in der Organisationseinheit tätigen
der Ausbildungsstätte nach § 18i Personen müssen Amtsträger oder
Absatz 1 oder § 18k Absatz 1 des für den öffentlichen Dienst beson-
116 AUSBILDUNG & BERUF

ders Verpflichtete sein. Sie dürfen gaben können dem Bundesinstitut


aus ihrer Tätigkeit gewonnene für Berufsbildung von obersten
Erkenntnisse nur zur Erstellung des Bundesbehörden im Einvernehmen
Berufsbildungsberichts sowie zur mit dem Bundesministerium für
Durchführung der Berufsbildungs- Bildung und Forschung übertragen
forschung verwenden. Die nach werden. Die wesentlichen Ergebnisse
Satz 1 übermittelten Daten dürfen der Forschungsarbeit des Bundes-
nicht mit anderen personenbezo- instituts für Berufsbildung sind zu
genen Daten zusammengeführt veröffentlichen.
werden. Das Nähere zur Ausführung (3) Das Bundesinstitut für Berufsbil-
der Sätze 2 und 3 regelt das Bun- dung hat die sonstigen Aufgaben:
desministerium für Bildung und 1. nach Weisung des zuständigen
Forschung durch Erlass. Bundesministeriums
a) an der Vorbereitung von Aus-
Teil 5 bildungsordnungen und sons-
Bundesinstitut für Berufsbildung tigen Rechtsverordnungen, die
nach diesem Gesetz oder nach
§ 89 dem zweiten Teil der Hand-
Bundesinstitut für Berufsbildung werksordnung zu erlassen sind,
Das Bundesinstitut für Berufsbildung ist mitzuwirken,
eine bundesunmittelbare rechtsfähige b) an der Vorbereitung des Be-
Anstalt des öffentlichen Rechts. Es hat rufsbildungsberichts mitzuwir-
seinen Sitz in Bonn. ken,
c) an der Durchführung der
§ 90 Berufsbildungsstatistik nach
Aufgaben Maßgabe des § 87 mitzuwirken,
(1) Das Bundesinstitut für Berufs- d) Modellversuche einschließlich
bildung führt seine Aufgaben im wissenschaftlicher Begleit-
Rahmen der Bildungspolitik der untersuchungen zu fördern,
Bundesregierung durch. e) an der internationalen Zusam-
(2) Das Bundesinstitut für Berufs- menarbeit in der beruflichen
bildung hat die Aufgabe, durch Bildung mitzuwirken,
wissenschaftliche Forschung zur f) weitere Verwaltungsaufgaben
Berufsbildungsforschung beizu- des Bundes zur Förderung der
tragen. Die Forschung wird auf der Berufsbildung zu übernehmen;
Grundlage eines jährlichen For- 2. nach allgemeinen Verwaltungs-
schungsprogramms durchgeführt; vorschriften des zuständigen
das Forschungsprogramm bedarf Bundesministeriums die Förde-
der Genehmigung des Bundes- rung überbetrieblicher Berufs-
ministeriums für Bildung und bildungsstätten durchzuführen
Forschung. Weitere Forschungsauf- und die Planung, Errichtung und
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 117

Weiterentwicklung dieser Ein- § 92


richtungen zu unterstützen; Hauptausschuss
3. das Verzeichnis der anerkannten (1) Der Hauptausschuss hat neben den
Ausbildungsberufe zu führen und ihm durch sonstige Vorschriften die-
zu veröffentlichen; ses Gesetzes zugewiesenen Aufgaben
4. die im Fernunterrichtsschutz- folgende weitere Aufgaben:
gesetz beschriebenen Aufgaben 1. er beschließt über die Angelegen-
nach den vom Hauptausschuss heiten des Bundesinstituts für Be-
erlassenen und vom zuständigen rufsbildung, soweit sie nicht dem
Bundesministerium genehmigten Präsidenten oder der Präsidentin
Richtlinien wahrzunehmen und übertragen sind;
durch Förderung von Entwick- 2. er berät die Bundesregierung
lungsvorhaben zur Verbesserung in grundsätzlichen Fragen der
und Ausbau des berufsbildenden Berufsbildung und kann eine
Fernunterrichts beizutragen. Stellungnahme zu dem Entwurf
(3a) Das Bundesinstitut für Berufsbil- des Berufsbildungsberichts ab-
dung nimmt die Aufgaben nach § 53 geben;
Absatz 5 Satz 1 und § 54 des Pflege- 3. er beschließt das jährliche For-
berufegesetzes wahr. schungsprogramm;
(4) Das Bundesinstitut für Berufsbil- 4. er kann Empfehlungen zur ein-
dung kann mit Zustimmung des heitlichen Anwendung dieses
Bundesministeriums für Bildung Gesetzes geben;
und Forschung mit Stellen außer- 5. er kann zu den vom Bundes-
halb der Bundesverwaltung Verträge institut vorbereiteten Entwürfen
zur Übernahme weiterer Aufgaben der Verordnungen gemäß § 4
schließen. Absatz 1 unter Berücksichtigung
der entsprechenden Entwürfe der
§ 91 schulischen Rahmenlehrpläne
Organe Stellung nehmen;
Die Organe des Bundesinstituts für 6. er beschließt über die in § 90
Berufsbildung sind: Absatz 3 Nummer 3 und 4 sowie
1. der Hauptausschuss, § 97 Absatz 4 genannten Angele-
2. der Präsident oder die Präsidentin. genheiten des Bundesinstituts für
Berufsbildung.
(2) Der Präsident oder die Präsidentin
unterrichtet den Hauptausschuss
unverzüglich über erteilte Weisun-
gen zur Durchführung von Aufgaben
nach § 90 Absatz 3 Nummer 1 und
erlassene Verwaltungsvorschriften
nach § 90 Absatz 3 Nummer 2.
118 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Dem Hauptausschuss gehören je Vorsitzende wird der Reihe nach von
acht Beauftragte der Arbeitgeber, der den Beauftragten der Arbeitgeber,
Arbeitnehmer und der Länder sowie der Arbeitnehmer, der Länder und
fünf Beauftragte des Bundes an. Die des Bundes vorgeschlagen.
Beauftragten des Bundes führen (6) Die Tätigkeit im Hauptausschuss
acht Stimmen, die nur einheitlich ist ehrenamtlich. Für bare Auslagen
abgegeben werden können; bei der und Verdienstausfälle ist, soweit eine
Beratung der Bundesregierung in Entschädigung nicht von anderer
grundsätzlichen Fragen der Berufs- Seite gewährt wird, eine angemes-
bildung, bei der Stellungnahme zum sene Entschädigung zu zahlen,
Entwurf des Berufsbildungsberichts deren Höhe vom Bundesinstitut für
und im Rahmen von Anhörungen Berufsbildung mit Genehmigung
nach diesem Gesetz haben sie kein des Bundesministeriums für Bildung
Stimmrecht. An den Sitzungen des und Forschung festgesetzt wird. Die
Hauptausschusses können je ein Genehmigung ergeht im Einverneh-
Beauftragter oder eine Beauftrag- men mit dem Bundesministerium
te der Bundesagentur für Arbeit, der Finanzen.
der auf Bundesebene bestehenden (7) Die Mitglieder können nach Anhö-
kommunalen Spitzenverbände sowie ren der an ihrer Berufung Beteiligten
des wissenschaftlichen Beirats mit aus wichtigem Grund abberufen
beratender Stimme teilnehmen. werden.
(4) Die Beauftragten der Arbeitge- (8) Die Beauftragten haben Stellvertre-
ber werden auf Vorschlag der auf ter oder Stellvertreterinnen. Die Ab-
Bundesebene bestehenden Zu- sätze 4, 6 und 7 gelten entsprechend.
sammenschlüsse der Kammern, (9) Der Hauptausschuss kann nach nä-
Arbeitgeberverbände und Unter- herer Regelung der Satzung Unter-
nehmensverbände, die Beauftragten ausschüsse einsetzen, denen auch
der Arbeitnehmer auf Vorschlag der andere als Mitglieder des Hauptaus-
auf Bundesebene bestehenden Ge- schusses angehören können. Den
werkschaften, die Beauftragten des Unterausschüssen sollen Beauftragte
Bundes auf Vorschlag der Bundes- der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer,
regierung und die Beauftragten der der Länder und des Bundes angehö-
Länder auf Vorschlag des Bundes- ren. Die Absätze 4 bis 7 gelten für die
rates vom Bundesministerium für Unterausschüsse entsprechend.
Bildung und Forschung längstens für (10) Bei der Wahrnehmung seiner Auf-
vier Jahre berufen. gaben unterliegt der Hauptausschuss
(5) Der Hauptausschuss wählt auf die keinen Weisungen.
Dauer eines Jahres ein Mitglied, das
den Vorsitz führt, und ein weiteres
Mitglied, das den Vorsitz stellver-
tretend übernimmt. Der oder die
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 119

§ 93 3. zu den jährlichen Berichten über


Präsident oder Präsidentin die wissenschaftlichen Ergebnisse
(1) Der Präsident oder die Präsidentin des Bundesinstituts für Berufsbil-
vertritt das Bundesinstitut für Be- dung.
rufsbildung gerichtlich und außer- (2) Zur Wahrnehmung seiner Auf-
gerichtlich. Er oder sie verwaltet das gaben werden dem Beirat von dem
Bundesinstitut und führt dessen Auf- Präsidenten oder der Präsidentin des
gaben durch. Soweit er oder sie nicht Bundesinstituts für Berufsbildung
Weisungen und allgemeine Verwal- die erforderlichen Auskünfte erteilt.
tungsvorschriften des zuständigen Auf Wunsch werden ihm einmal
Bundesministeriums zu beachten hat jährlich im Rahmen von Kolloquien
(§ 90 Absatz 3 Nummer 1 und 2), führt die wissenschaftlichen Arbeiten des
er oder sie die Aufgaben nach Richt- Bundesinstituts für Berufsbildung
linien des Hauptausschusses durch. erläutert.
(2) Der Präsident oder die Präsidentin (3) Dem Beirat gehören bis zu elf an-
wird auf Vorschlag der Bundesregie- erkannte Fachleute auf dem Gebiet
rung, der Ständige Vertreter oder die der Berufsbildungsforschung aus
Ständige Vertreterin des Präsidenten dem In- und Ausland an, die nicht
oder der Präsidentin auf Vorschlag Angehörige des Bundesinstituts für
des Bundesministeriums für Bildung Berufsbildung sind. Sie werden von
und Forschung im Benehmen mit dem Präsidenten oder der Präsiden-
dem Präsidenten oder der Präsiden- tin des Bundesinstituts für Berufs-
tin unter Berufung in das Beamten- bildung im Einvernehmen mit dem
verhältnis von dem Bundespräsi- Bundesministerium für Bildung und
denten oder der Bundespräsidentin Forschung auf vier Jahre bestellt.
ernannt. Einmalige Wiederberufung in Folge
ist möglich. An den Sitzungen des
§ 94 wissenschaftlichen Beirats können
Wissenschaftlicher Beirat vier Mitglieder des Hauptausschus-
(1) Der wissenschaftliche Beirat berät ses, und zwar je ein Beauftragter
die Organe des Bundesinstituts für oder eine Beauftragte der Arbeit-
Berufsbildung durch Stellungnah- geber, der Arbeitnehmer, der Länder
men und Empfehlungen und des Bundes, ohne Stimmrecht
1. zum Forschungsprogramm des teilnehmen.
Bundesinstituts für Berufsbildung, (4) Der wissenschaftliche Beirat kann
2. zur Zusammenarbeit des Instituts sich eine Geschäftsordnung geben.
mit Hochschulen und anderen (5) § 92 Absatz 6 gilt entsprechend.
Forschungseinrichtungen und
120 AUSBILDUNG & BERUF

§ 95 ein Mitglied, das die gesetzliche


Ausschuss für Fragen behinderter Rentenversicherung vertritt,
Menschen ein Mitglied, das die gesetzliche
(1) Zur Beratung des Bundesinstituts für Unfallversicherung vertritt,
Berufsbildung bei seinen Aufgaben ein Mitglied, das die Freie Wohl-
auf dem Gebiet der beruflichen fahrtspflege vertritt,
Bildung behinderter Menschen wird zwei Mitglieder, die Einrichtungen
ein ständiger Unterausschuss des der beruflichen Rehabilitation
Hauptausschusses errichtet. Der Aus- vertreten,
schuss hat darauf hinzuwirken, dass sechs weitere für die berufliche
die besonderen Belange der behin- Bildung behinderter Menschen sach-
derten Menschen in der beruflichen kundige Personen, die in Bildungs-
Bildung berücksichtigt werden und stätten oder ambulanten Diensten
die berufliche Bildung behinderter für behinderte Menschen tätig sind.
Menschen mit den übrigen Leistun- (3) Der Ausschuss kann behinderte
gen zur Teilhabe am Arbeitsleben Menschen, die beruflich ausgebildet,
koordiniert wird. Das Bundesinstitut fortgebildet oder umgeschult wer-
für Berufsbildung trifft Entschei- den, zu den Beratungen hinzuziehen.
dungen über die Durchführung von
Forschungsvorhaben, die die beruf- § 96
liche Bildung behinderter Menschen Finanzierung des Bundesinstituts für
betreffen, unter Berücksichtigung Berufsbildung
von Vorschlägen des Ausschusses. (1) Die Ausgaben für die Errichtung
(2) Der Ausschuss besteht aus 17 Mit- und Verwaltung des Bundesinstituts
gliedern, die von dem Präsidenten für Berufsbildung werden durch
oder der Präsidentin längstens für Zuschüsse des Bundes gedeckt. Die
vier Jahre berufen werden. Eine Höhe der Zuschüsse des Bundes
Wiederberufung ist zulässig. Die regelt das Haushaltsgesetz.
Mitglieder des Ausschusses werden (2) Die Ausgaben zur Durchführung von
auf Vorschlag des Beirats für die Teil- Aufträgen nach § 90 Absatz 2 Satz 3
habe behinderter Menschen (§ 86 des und von Aufgaben nach § 90 Absatz 3
Neunten Buches Sozialgesetzbuch) Nummer 1 Buchstabe f werden
berufen, und zwar durch das beauftragende Bundes-
ein Mitglied, das die Arbeitnehmer ministerium gedeckt. Die Ausgaben
vertritt, zur Durchführung von Verträgen
ein Mitglied, das die Arbeitgeber nach § 90 Absatz 4 sind durch den
vertritt, Vertragspartner zu decken.
drei Mitglieder, die Organisationen
behinderter Menschen vertreten,
ein Mitglied, das die Bundesagentur
für Arbeit vertritt,
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 121

§ 97 § 98
Haushalt Satzung
(1) Der Haushaltsplan wird von dem (1) Durch die Satzung des Bundesinsti-
Präsidenten oder der Präsidentin tuts für Berufsbildung sind
aufgestellt. Der Hauptausschuss stellt 1. die Art und Weise der Aufgaben-
den Haushaltsplan fest. erfüllung (§ 90 Absatz 2 und 3)
(2) Der Haushaltsplan bedarf der Ge- sowie
nehmigung des Bundesministeriums 2. die Organisation
für Bildung und Forschung. Die Ge- näher zu regeln.
nehmigung erstreckt sich auch auf (2) Der Hauptausschuss beschließt mit
die Zweckmäßigkeit der Ansätze. einer Mehrheit von vier Fünfteln der
(3) Der Haushaltsplan soll rechtzeitig vor Stimmen seiner Mitglieder die Sat-
Einreichung der Voranschläge zum zung. Sie bedarf der Genehmigung
Bundeshaushalt, spätestens zum 15. des Bundesministeriums für Bildung
Oktober des vorhergehenden Jahres, und Forschung und ist im Bundes-
dem Bundesministerium für Bildung anzeiger bekannt zu geben.
und Forschung vorgelegt werden. (3) Absatz 2 gilt für Satzungsänderun-
(4) Über- und außerplanmäßige Aus- gen entsprechend.
gaben können vom Hauptausschuss
auf Vorschlag des Präsidenten oder § 99
der Präsidentin bewilligt werden. Die Personal
Bewilligung bedarf der Einwilligung (1) Die Aufgaben des Bundesinstituts für
des Bundesministeriums für Bildung Berufsbildung werden von Beamten,
und Forschung und des Bundes- Beamtinnen und Dienstkräften, die
ministeriums der Finanzen. Die als Angestellte, Arbeiter und Arbeite-
Sätze 1 und 2 gelten entsprechend rinnen beschäftigt sind, wahrgenom-
für Maßnahmen, durch die für das men. Es ist Dienstherr im Sinne des
Bundesinstitut für Berufsbildung § 2 des Bundesbeamtengesetzes. Die
Verpflichtungen entstehen können, Beamten und Beamtinnen sind Bun-
für die Ausgaben im Haushaltsplan desbeamte und Bundesbeamtinnen.
nicht veranschlagt sind. (2) Das Bundesministerium für Bildung
(5) Nach Ende des Haushaltsjahres wird und Forschung ernennt und entlässt
die Rechnung von dem Präsidenten die Beamten und Beamtinnen des
oder der Präsidentin aufgestellt. Die Bundesinstituts, soweit das Recht
Entlastung obliegt dem Hauptaus- zur Ernennung und Entlassung der
schuss. Sie bedarf nicht der Ge- Beamten und Beamtinnen, deren
nehmigung nach § 109 Absatz 3 der Amt in der Bundesbesoldungsord-
Bundeshaushaltsordnung. nung B aufgeführt ist, nicht von dem
Bundespräsidenten oder der Bun-
despräsidentin ausgeübt wird. Das
zuständige Bundesministerium kann
122 AUSBILDUNG & BERUF

seine Befugnisse auf den Präsidenten Teil 6


oder die Präsidentin übertragen. Bußgeldvorschriften
(3) Oberste Dienstbehörde für die Beam-
ten und Beamtinnen des Bundes- § 101
instituts ist das Bundesministerium Bußgeldvorschriften
für Bildung und Forschung. Es kann (1) Ordnungswidrig handelt, wer
seine Befugnisse auf den Präsidenten 1. entgegen § 11 Absatz 1 Satz 1,
oder die Präsidentin übertragen. § 144 auch in Verbindung mit Absatz 4,
Absatz 1 des Bundesbeamtengesetzes den wesentlichen Inhalt des
und § 83 Absatz 1 des Bundesdiszipli- Vertrages oder eine wesentliche
nargesetzes bleiben unberührt. Änderung nicht, nicht richtig,
(4) Auf die Angestellten, Arbeiter und Ar- nicht vollständig, nicht in der vor-
beiterinnen des Bundesinstituts sind geschriebenen Weise oder nicht
die für Arbeitnehmer und Arbeit- rechtzeitig niederlegt,
nehmerinnen des Bundes geltenden 2. entgegen § 11 Absatz 3, auch in
Tarifverträge und sonstigen Bestim- Verbindung mit Absatz 4, eine
mungen anzuwenden. Ausnahmen Ausfertigung der Niederschrift
bedürfen der vorherigen Zustim- nicht oder nicht rechtzeitig aus-
mung des Bundesministeriums für händigt,
Bildung und Forschung; die Zustim- 3. entgegen § 14 Absatz 3 Auszu-
mung ergeht im Einvernehmen mit bildenden eine Verrichtung über-
dem Bundesministerium des Innern, trägt, die dem Ausbildungszweck
für Bau und Heimat und dem Bundes- nicht dient,
ministerium der Finanzen. 4. entgegen § 15 Absatz 1 Satz 1
oder 2 Auszubildende beschäftigt
§ 100 oder nicht freistellt,
Aufsicht über das Bundesinstitut für 5. entgegen § 18 Absatz 3 Satz 1,
Berufsbildung auch in Verbindung mit Satz 2,
Das Bundesinstitut für Berufsbildung eine dort genannte Vergütung
unterliegt, soweit in diesem Gesetz nicht nicht, nicht richtig, nicht vollstän-
weitergehende Aufsichtsbefugnisse dig oder nicht rechtzeitig zahlt,
vorgesehen sind, der Rechtsaufsicht des 6. entgegen § 28 Absatz 1 oder 2
Bundesministeriums für Bildung und Auszubildende einstellt oder aus-
Forschung. bildet,
7. einer vollziehbaren Anordnung
nach § 33 Absatz 1 oder 2 zuwi-
derhandelt,
8. entgegen § 36 Absatz 1 Satz 1
oder 2, jeweils auch in Verbin-
dung mit Satz 3, die Eintragung
in das dort genannte Verzeich-
Anhang A: Rechtsgrundlagen – Berufsbildungsgesetz 123

nis nicht oder nicht rechtzeitig Teil 7


beantragt oder eine Ausfertigung Übergangs- und Schlussvorschriften
der Vertragsniederschrift nicht
beifügt, § 102
9. entgegen § 53b Absatz 4 Satz 3, Gleichstellung von Abschlusszeugnissen
§ 53c Absatz 4 Satz 3, § 53d Ab- im Rahmen der deutschen Einheit
satz 4 Satz 3 und § 54 Absatz 4 Prüfungszeugnisse nach der Systematik
eine Abschlussbezeichnung führt der Ausbildungsberufe und der Systema-
oder tik der Facharbeiterberufe und Prü-
10. entgegen § 76 Absatz 2 eine Aus- fungszeugnisse nach § 37 Absatz 2 stehen
kunft nicht, nicht richtig, nicht einander gleich.
vollständig oder nicht rechtzeitig
erteilt, eine Unterlage nicht, nicht § 103
richtig, nicht vollständig oder Fortgeltung bestehender Regelungen
nicht rechtzeitig vorlegt oder eine (1) Die vor dem 1. September 1969 an-
Besichtigung nicht oder nicht erkannten Lehrberufe und Anlern-
rechtzeitig gestattet. berufe oder vergleichbar geregel-
(2) Die Ordnungswidrigkeit kann in ten Ausbildungsberufe gelten als
den Fällen des Absatzes 1 Nummer 3 Ausbildungsberufe im Sinne des § 4.
bis 7 mit einer Geldbuße bis zu Die Berufsbilder, die Berufsbildungs-
fünf­tausend Euro, in den Fällen des pläne, die Prüfungsanforderungen
Absatzes 1 Nummer 1 mit einer und die Prüfungsordnungen für
Geldbuße bis zu zweitausend Euro diese Berufe sind bis zum Erlass von
und in den übrigen Fällen mit einer Ausbildungsordnungen nach § 4 und
Geldbuße bis zu tausend Euro der Prüfungsordnungen nach § 47
geahndet werden. anzuwenden.
(2) Die vor dem 1. September 1969
erteilten Prüfungszeugnisse in Beru-
fen, die nach Absatz 1 als anerkannte
Ausbildungsberufe gelten, stehen
Prüfungszeugnissen nach § 37 Ab-
satz 2 gleich.
124 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Auf Ausbildungsverträge, die vor § 106


dem 30. September 2017 abgeschlos- Übergangsregelung
sen wurden oder bis zu diesem Zeit- (1) Auf Berufsausbildungsverträge, die
punkt abgeschlossen werden, sind § 5 bis zum Ablauf des 31. Dezember
Absatz 2 Satz 1, § 11 Absatz 1 Satz 2, 2019 abgeschlossen werden, ist § 17
§ 13 Satz 2, die §§ 14, 43 Absatz 1 in der bis dahin geltenden Fassung
Nummer 2, § 79 Absatz 2 Nummer 1 anzuwenden.
sowie § 101 Absatz 1 Nummer 3 in (2) Für Berufsausbildungsverträge mit
ihrer bis zum 5. April 2017 geltenden Ausbildungsbeginn ab dem 1. Januar
Fassung weiter anzuwenden. 2020 gelten § 34 Absatz 2 Nummer 7
und § 88 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1
§ 104 Buchstabe g in der ab dem 1. Januar
Übertragung von Zuständigkeiten 2020 geltenden Fassung. Im Übrigen
Die Landesregierungen werden ermäch- sind für Berufsausbildungsverträge
tigt, durch Rechtsverordnung die nach mit Ausbildungsbeginn bis zum
diesem Gesetz den nach Landesrecht Ablauf des 31. Dezember 2020 die
zuständigen Behörden übertragenen §§ 34, 35 Absatz 3 Satz 1 und § 88 in
Zuständigkeiten nach den §§ 27, 30, der am 31. Dezember 2019 geltenden
32, 33 und 70 auf zuständige Stellen zu Fassung weiterhin anzuwenden.
übertragen. (3) Sofern für einen anerkannten
Fortbildungsabschluss eine Fortbil-
§ 105 dungsordnung auf Grund des § 53 in
Evaluation der bis zum Ablauf des 31. Dezember
Die Regelungen zur Mindestvergütung, 2019 geltenden Fassung erlassen
zu Prüferdelegationen und die Rege- worden ist, ist diese Fortbildungs-
lung des § 5 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2a ordnung bis zum erstmaligen Erlass
werden vom Bundesinstitut für Berufs- einer Fortbildungsordnung nach § 53
bildung fünf Jahre nach dem Inkraft- in der ab dem 1. Januar 2020 gelten-
treten des Gesetzes zur Modernisierung den Fassung weiterhin anzuwenden.
und Stärkung der beruflichen Bildung Sofern eine Fortbildungsprüfungs-
wissenschaftlich evaluiert. regelung nach § 54 in der bis zum
Ablauf des 31. Dezember 2019
geltenden Fassung erlassen worden
ist, ist diese Fortbildungsprüfungs-
regelung bis zum erstmaligen Erlass
einer Fortbildungsprüfungsregelung
nach § 54 in der ab dem 1. Januar
2020 geltenden Fassung weiterhin
anzuwenden.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 125

2 Handwerksordnung

Gesetz zur Ordnung des Handwerks (HwO) in der Fassung der Bekanntmachung
vom 24. September 1998 (BGBl. I S. 3074; 2006 I S. 2095), die zuletzt geändert durch
Artikel 2 des Gesetzes vom 9. November 2022 (BGBl. I S. 2009) ­geändert worden ist

-nicht amtliche Veröffentlichung-

Inhaltsübersicht

Erster Teil: Ausübung eines Handwerks und eines handwerksähnlichen Gewerbes

Erster Abschnitt: Berechtigung zum selbständigen §§ 1 – 5 b


Betrieb eines zulassungspflichtigen
Handwerks

Zweiter Abschnitt: Handwerksrolle §§ 6 – 17

Dritter Abschnitt: Zulassungsfreie Handwerke und §§ 18 – 20


handwerksähnliche Gewerbe

Zweiter Teil: Berufsbildung im Handwerk

Erster Abschnitt: Berechtigung zum Einstellen und §§ 21 – 24


Ausbilden

Zweiter Abschnitt: Ausbildungsordnung, §§ 25 – 27 d


Änderung der Ausbildungszeit

Dritter Abschnitt: Verzeichnis der §§ 28 – 30


Berufsausbildungs­verhältnisse

Vierter Abschnitt: Prüfungswesen §§ 31 – 40 a

Fünfter Abschnitt: Regelung und Überwachung der §§ 41 – 41 a


Berufsausbildung

Sechster Abschnitt: Berufliche Fortbildung, berufliche §§ 42 – 42 o


Umschulung
126 AUSBILDUNG & BERUF

Siebenter Abschnitt: Berufliche Bildung behinderter Men- §§ 42 p – 42 v


schen, Berufsausbildungs­vorbereitung

Achter Abschnitt: Berufsbildungsausschuss §§ 43 – 44 b

Dritter Teil: Meisterprüfung, Meistertitel

Erster Abschnitt: Meisterprüfung in einem §§ 45 – 51


zulassungspflichtigen Handwerk

Zweiter Abschnitt: Meisterprüfung in einem §§ 51 a – 51 g


zulassungsfreien Handwerk oder in
einem handwerksähnlichen Gewerbe

Vierter Teil: Organisation des Handwerks

Erster Abschnitt: Handwerksinnungen §§ 52 – 78

Zweiter Abschnitt: Innungsverbände §§ 79 – 85

Dritter Abschnitt: Kreishandwerkerschaften §§ 86 – 89

Vierter Abschnitt: Handwerkskammern §§ 90 – 116

Fünfter Teil: Bußgeld-, Übergangs- und Schlussvorschriften

Erster Abschnitt: Bußgeldvorschriften §§ 117 – 118 a

Zweiter Abschnitt: Übergangsvorschriften §§ 119 – 124 c

Dritter Abschnitt: Schlussvorschriften §§ 125 – 126


ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 127

Anlage A: Verzeichnis der Gewerbe, die als Nr. 1 – 53


zulassungspflichtige Handwerke
betrieben werden können

Anlage B: Verzeichnis der Gewerbe, die als zulassungsfreie


Hand­werke oder handwerksähnliche Gewerbe
betrieben werden können

Abschnitt 1 Nr. 1 – 56

Abschnitt 2 Nr. 1 – 57

Anlage C: Wahlordnung für die Wahlen der Mitglieder


der Vollversammlung der Handwerkskammern

Erster Abschnitt: Zeitpunkt der Wahl, Wahlleiter und §§ 1 – 2


Wahlausschuss

Zweiter Abschnitt: Wahlbezirk §3

Dritter Abschnitt: Aufteilung der Mitglieder der §4


Vollversammlung

Vierter Abschnitt: (weggefallen)

Fünfter Abschnitt: Wahlvorschläge §§ 7 – 11

Sechster Abschnitt: Wahl §§ 12 – 18

Siebenter Abschnitt: (weggefallen)

Achter Abschnitt: Wegfall der Wahlhandlung § 20

Neunter Abschnitt: Beschwerdeverfahren, Kosten §§ 21 – 22

Anlage: Muster des Wahlberechtigungsscheins


128 AUSBILDUNG & BERUF

Anlage D: Art der personenbezogenen Daten in der Handwerks-


rolle, in dem Verzeichnis der Inhaber eines zulassungs-
freien Handwerks oder handwerksähnlichen Gewerbes
und in der Lehrlingsrolle sowie in dem Verzeichnis der
Sachverständigen

I. Handwerksrolle

II. Verzeichnis der Inhaber eines zulassungsfreien


Handwerks oder handwerksähnlichen Gewerbes

III. Lehrlingsrolle

IV. Verzeichnis der Unternehmer

V. Verzeichnis der Sachverständigen


ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 129

Erster Teil 3. nicht aus einem zulassungspflichti-


Ausübung eines Handwerks und gen Handwerk entstanden sind.
eines handwerksähnlichen Gewerbes Die Ausübung mehrerer Tätigkeiten
im Sinne des Satzes 2 Nr. 1 und 2 ist
Erster Abschnitt zulässig, es sei denn, die Gesamt-
Berechtigung zum selbständigen Betrieb betrachtung ergibt, dass sie für ein
eines zulassungspflichtigen Handwerks bestimmtes zulassungspflichtiges
Handwerk wesentlich sind.
§1 (3) Das Bundesministerium für Wirt-
(1) Der selbständige Betrieb eines zu- schaft und Klimaschutz wird
lassungspflichtigen Handwerks als ­ermächtigt, durch Rechtsverordnung
stehendes Gewerbe ist nur den in mit Zustimmung des ­Bundesrates
der Handwerksrolle eingetragenen die Anlage A zu diesem Gesetz
natürlichen und juristischen Per- dadurch zu ändern, daß es darin auf-
sonen und Personengesellschaften geführte Gewerbe streicht, ganz oder
gestattet. Personengesellschaften im teilweise zusammenfaßt oder trennt
Sinne dieses Gesetzes sind Personen- oder Bezeichnungen für sie festsetzt,
handelsgesellschaften und Gesell- soweit es die technische und wirt-
schaften des bürgerlichen Rechts. schaftliche Entwicklung erfordert.
(2) Ein Gewerbebetrieb ist ein Betrieb
eines zulassungspflichtigen Hand- §2
werks, wenn er handwerksmäßig Die Vorschriften dieses Gesetzes für den
betrieben wird und ein Gewerbe selbständigen Betrieb eines zulassungs-
vollständig umfaßt, das in der Anlage pflichtigen Handwerks gelten auch
A aufgeführt ist, oder Tätigkeiten 1. für gewerbliche Betriebe des Bun-
ausgeübt werden, die für dieses Ge- des, der Länder, der Gemeinden
werbe wesentlich sind (wesent­liche und der sonstigen juristischen
Tätigkeiten). Keine wesentlichen Personen des öffentlichen Rechts,
Tätigkeiten sind insbesondere solche, in denen Waren zum Absatz an
die Dritte handwerksmäßig herge-
1. in einem Zeitraum von bis zu drei stellt oder Leistungen für Dritte
Monaten erlernt werden können, handwerksmäßig bewirkt werden,
2. zwar eine längere Anlernzeit ver- 2. für handwerkliche Nebenbetriebe,
langen, aber für das Gesamtbild des die mit einem Versorgungs- oder
betreffenden zulassungspflichtigen sonstigen Betrieb der in Nummer
Handwerks nebensächlich sind und 1 bezeichneten öffentlich-recht-
deswegen nicht die Fertigkeiten und lichen Stellen verbunden sind,
Kenntnisse erfordern, auf die die
Ausbildung in diesem Handwerk
hauptsächlich ausgerichtet ist, oder
130 AUSBILDUNG & BERUF

3. für handwerkliche Nebenbetriebe, b) in unentgeltlichen Pflege-,


die mit einem Unternehmen ei- Installa­tions-, Instandhaltungs-
nes zulassungspflichtigen Hand- oder Instandsetzungsarbeiten
werks, der Industrie, des Handels, bestehen oder
der Landwirtschaft oder sonstiger c) in entgeltlichen Pflege-,
Wirtschafts- und Berufszweige Installa­tions-, Instandhaltungs-
verbunden sind. oder Instandsetzungsarbeiten
an solchen Gegenständen be-
§3 stehen, die in einem Hauptbe-
(1) Ein handwerklicher Nebenbetrieb trieb selbst hergestellt worden
im Sinne des § 2 Nr. 2 und 3 liegt vor, sind oder für die der Hauptbe-
wenn in ihm Waren zum Absatz an trieb als Hersteller im Sinne des
Dritte handwerksmäßig hergestellt Produkthaftungsgesetzes gilt.
oder Leistungen für Dritte hand-
werksmäßig bewirkt werden, es sei §4
denn, daß eine solche Tätigkeit nur (1) Nach dem Tod des Inhabers eines
in unerheblichem Umfang ausge- Betriebs dürfen der Ehegatte, der
übt wird, oder daß es sich um einen Lebenspartner, der Erbe, der Testa-
Hilfsbetrieb handelt. mentsvollstrecker, Nachlassverwalter,
(2) Eine Tätigkeit im Sinne des Ab- Nachlassinsolvenzverwalter oder
satzes 1 ist unerheblich, wenn sie Nachlasspfleger den Betrieb fortfüh-
während eines Jahres die durch- ren, ohne die Voraussetzungen für die
schnittliche Arbeitszeit eines ohne Eintragung in die Handwerksrolle zu
Hilfskräfte Vollzeit arbeitenden Be- erfüllen. Sie haben dafür Sorge zu tra-
triebs des betreffenden Handwerks- gen, dass unverzüglich ein Betriebs-
zweigs nicht übersteigt. leiter (§ 7 Abs. 1) bestellt wird. Die
(3) Hilfsbetriebe im Sinne des Absatzes 1 Handwerkskammer kann in Härte­
sind unselbständige, der wirtschaftli- fällen eine angemessene Frist setzen,
chen Zweckbestimmung des Haupt- wenn eine ordnungsgemäße Führung
betriebs dienende Betriebe eines des Betriebs gewährleistet ist.
zulassungspflichtigen Handwerks, (2) Nach dem Ausscheiden des Betriebs-
wenn sie leiters haben der in die Handwerks-
1. Arbeiten für den Hauptbetrieb rolle eingetragene Inhaber eines
oder für andere dem Inhaber des Betriebs eines zulassungspflichtigen
Hauptbetriebs ganz oder über- Handwerks oder sein Rechtsnachfol-
wiegend gehörende Betriebe ger oder sonstige verfügungsberech-
ausführen oder tigte Nachfolger unverzüglich für die
2. Leistungen an Dritte bewirken, die Einsetzung eines anderen Betriebs-
a) als handwerkliche Arbeiten leiters zu sorgen.
untergeordneter Art zur ge-
brauchsfertigen Überlassung
üblich sind oder
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 131

§5 § 5b
Wer ein Handwerk nach § 1 Abs. 1 be- Verfahren über eine einheitliche Stelle
treibt, kann hierbei auch Arbeiten in Verwaltungsverfahren nach diesem
anderen Handwerken nach § 1 Abs. 1 Gesetz oder nach einer auf Grund dieses
ausführen, wenn sie mit dem Leistungs- Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung
angebot seines Gewerbes technisch können über eine einheitliche Stelle ab-
oder fachlich zusammenhängen oder es gewickelt werden.
wirtschaftlich ergänzen.
Zweiter Abschnitt
§ 5a Handwerksrolle
(1) Öffentliche Stellen, die in Verfahren
auf Grund dieses Gesetzes zu betei- §6
ligen sind, werden über das Ergebnis (1) Die Handwerkskammer hat ein
unterrichtet, soweit dies zur Erfüllung Verzeichnis zu führen, in welches
ihrer Aufgaben erforderlich ist. Der die Inhaber von Betrieben zulas-
Empfänger darf die übermittelten sungspflichtiger Handwerke ihres
Daten nur für den Zweck verarbeiten, Bezirks nach Maßgabe der Anlage D
für dessen Erfüllung sie ihm übermit- Abschnitt I zu diesem Gesetz mit
telt worden sind. dem von ihnen zu betreibenden
(2) Handwerkskammern unterrich- Handwerk oder bei Ausübung
ten sich, soweit dieses Gesetz keine mehrerer Handwerke mit diesen
besonderen Vorschriften enthält, Handwerken einzutragen sind
gegenseitig, auch durch Übermittlung (Handwerksrolle).
personenbezogener Daten, und durch (2) Eine Einzelauskunft aus der Hand-
Abruf im automatisierten Verfahren, werksrolle ist jedem zu erteilen, der
soweit dies zur Feststellung erfor- ein berechtigtes Interesse glaubhaft
derlich ist, ob der Betriebsleiter die darlegt. Eine listenmäßige Übermitt-
Voraussetzungen für die Eintragung lung von Daten aus der Handwerks-
in die Handwerksrolle erfüllt und ob rolle an nicht-öffentliche Stellen ist
er seine Aufgaben ordnungsgemäß unbeschadet des Absatzes 4 zulässig,
wahrnimmt. Das Bundesministerium wenn sie zur Erfüllung der Aufgaben
für Wirtschaft und Klimaschutz wird der Handwerkskammer erforderlich
ermächtigt, durch Rechtsverordnung ist oder wenn der Auskunftbegeh-
mit Zustimmung des Bundesrates rende ein berechtigtes Interesse an
Einzelheiten eines Abrufs im auto- der Kenntnis der zu übermittelnden
matisierten Verfahren zu regeln. Daten glaubhaft darlegt und kein
Grund zu der Annahme besteht, daß
die betroffene Person ein schutzwür-
diges Interesse an dem Ausschluß
der Übermittlung hat. Ein solcher
Grund besteht nicht, wenn Vor- und
132 AUSBILDUNG & BERUF

Familienname des Betriebsinhabers werks (§ 1 Abs. 1) zur Erfüllung ihrer


oder des gesetzlichen Vertreters oder Aufgaben erforderlich ist.
des Betriebsleiters oder des für die (4) Die Übermittlung von Daten durch
technische Leitung des Betriebes ver- öffentliche Stellen an nicht-öffent­
antwortlichen persönlich haftenden liche Stellen ist zulässig, wenn der
Gesellschafters, die Firma, das aus- Empfänger sich gegenüber der
geübte Handwerk oder die Anschrift übermittelnden öffentlichen Stelle
der gewerblichen Niederlassung verpflichtet hat, die Daten nur für
übermittelt werden. Die Übermitt- den Zweck zu verarbeiten, zu dessen
lung von Daten nach den Sätzen 2 Erfüllung sie ihm übermittelt werden.
und 3 ist nicht zulässig, wenn die Öffentliche Stellen dürfen die ihnen
betroffene Person widersprochen übermittelten Daten nur zu dem
hat. Auf die Widerspruchsmöglich- Zweck verarbeiten, zu dessen Erfül-
keit sind die betroffenen Personen lung sie ihnen übermittelt wurden.
unbeschadet der Verordnung (EU) (5) Für das Verändern und das Ein-
2016/679 des Europäischen Parla- schränken der Verarbeitung der
ments und des Rates vom 27. April Daten in der Handwerksrolle gelten
2016 zum Schutz natürlicher Perso- unbeschadet der Verordnung (EU)
nen bei der Verarbeitung personen- 2016/679 die Datenschutzgesetze
bezogener Daten, zum freien Daten- der Länder.
verkehr und zur Aufhebung der
Richtlinie 95/46/ EG (Datenschutz- §7
Grundverordnung) (ABl. L 119 vom (1) Als Inhaber eines Betriebs eines
4.5.2016, S. 1; L 314 vom 22.11.2016, zulassungspflichtigen Handwerks
S. 72; L 127 vom 23.5.2018, S. 2) in der wird eine natürliche oder juristische
jeweils geltenden Fassung vor der Person oder eine Personengesell-
ersten Übermittlung schriftlich oder schaft in die Handwerksrolle ein-
elektronisch hinzuweisen. Von der getragen, wenn der Betriebsleiter die
Datenübermittlung ausgeschlossen Voraussetzungen für die Eintragung
sind die Wohnanschriften der Be- in die Handwerksrolle mit dem zu
triebsinhaber und der Betriebsleiter betreibenden Handwerk oder einem
sowie deren elektronische mit diesem verwandten Handwerk
Kontaktdaten, beispielsweise E-Mail- erfüllt. Das Bundesministerium
Adresse, Webseite, Telefaxnummer, für Wirtschaft und Klimaschutz
Telefonnummer. bestimmt durch Rechtsverordnung
(3) Öffentlichen Stellen sind auf Ersu- mit Zustimmung des Bundesrates,
chen Daten aus der Handwerksrolle ­welche zulassungspflichtige Hand-
zu übermitteln, soweit die Kenntnis werke sich so nahestehen, daß die
tatsächlicher oder rechtlicher Ver- Beherrschung des einen zulassungs-
hältnisse des Inhabers eines Betriebs pflichtigen Handwerks die fach-
eines zulassungspflichtigen Hand- gerechte Ausübung wesentlicher
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 133

Tätigkeiten des anderen zulassungs- Europäischen Union, einem anderen


pflichtigen Handwerks ermöglicht Vertragsstaat des Abkommens über
(verwandte zulassungspflichtige den Europäischen Wirtschaftsraum
Handwerke). oder in der Schweiz erteilt ­wurden;
(1a) In die Handwerksrolle wird eingetra- falls neben dem Studium eine
gen, wer in dem von ihm zu betrei- Berufs­ausbildung gefordert wird, ist
benden oder in einem mit diesem zusätzlich der Nachweis zu e­ rbringen,
verwandten zulassungspflichtigen dass diese abgeschlossen ist. Die Ent-
Handwerk die Meisterprüfung scheidung, ob die ­Voraussetzungen
­bestanden hat. für die Eintragung erfüllt sind,
(2) In die Handwerksrolle werden ferner trifft die Handwerkskammer. Das
Ingenieure, Absolventen von techni- Bundes­ministerium für Wirtschaft
schen Hochschulen und von staat- und Klima­schutz kann zum Zwecke
lichen oder staatlich anerkannten der Eintragung in die Handwerks-
Fachschulen für Technik und für Ge- rolle nach Satz 1 im Einvernehmen
staltung mit dem zulassungspflichti- mit dem Bundesministerium für
gen Handwerk eingetragen, dem der Bildung und Forschung durch
Studien- oder der Schulschwerpunkt Rechtsverordnung mit Zustimmung
ihrer Prüfung entspricht. Dies gilt des Bundesrates die ­Voraussetzungen
auch für Personen, die eine andere, bestimmen, unter denen die in
der Meisterprüfung für die Aus- Studien- oder Schulschwerpunkten
übung des betreffenden zulassungs- abgelegten Prüfungen nach Satz 1
pflichtigen Handwerks mindestens Meisterprüfungen in zulassungs-
gleichwertige deutsche staatliche pflichtigen Handwerken entspre-
oder staatlich anerkannte Prüfung chen.
erfolgreich abgelegt haben. Dazu (2a) Das Bundesministerium für Wirt-
gehören auch Prüfungen auf Grund schaft und Klimaschutz kann durch
einer nach § 42 dieses Gesetzes oder Rechtsverordnung mit Zustimmung
nach § 53 des Berufsbildungsgesetzes des Bundesrates bestimmen, daß in
erlassenen Rechtsverordnung, soweit die Handwerksrolle einzutragen ist,
sie gleichwertig sind. Der Abschluss- wer in einem anderen Mitgliedstaat
prüfung an einer deutschen Hoch- der Europäischen Gemeinschaft
schule gleichgestellt sind Diplome, oder in einem anderen Vertragsstaat
die nach Abschluss einer Ausbil- des Abkommens über den Euro-
dung von mindestens drei Jahren päischen Wirtschaftsraum eine der
oder einer Teilzeitausbildung von Meisterprü­fung für die Ausübung
entsprechender Dauer an einer Uni- des zu be­treibenden Gewerbes oder
versität, einer Hochschule oder einer wesentlicher Tätigkeiten dieses
anderen Ausbildungseinrichtung mit Gewerbes gleichwertige Berechti-
gleichwertigem Ausbildungsniveau gung zur Ausübung eines Gewerbes
in einem anderen Mitgliedstaat der erworben hat.
134 AUSBILDUNG & BERUF

(3) In die Handwerksrolle wird ferner § 7b


eingetragen, wer eine Ausnahmebe- (1) Eine Ausübungsberechtigung für
willigung nach § 8 oder § 9 Abs. 1 oder zulassungspflichtige Handwerke,
eine Gleichwertigkeitsfeststellung ausgenommen in den Fällen der
nach § 50c für das zu betreibende zu- Nummern 12 und 33 bis 37 der
lassungspflichtige Handwerk oder für Anlage A, erhält, wer
ein diesem verwandtes zulassungs- 1. eine Gesellenprüfung in dem
pflichtiges Handwerk besitzt. zu betreibenden zulassungs-
(4) bis (6) (weggefallen) pflichtigen Handwerk oder in
(7) In die Handwerksrolle wird einge- einem mit diesem verwandten
tragen, wer für das zu betreibende zulassungspflichtigen Handwerk
Gewerbe oder für ein mit diesem oder eine Abschlussprüfung in
verwandtes Gewerbe eine Aus- einem dem zu betreibenden zu-
übungsberechtigung nach § 7a oder lassungspflichtigen Handwerk
§ 7b besitzt. entsprechenden anerkannten
(8) (weggefallen) Ausbildungsberuf bestanden hat
(9) Vertriebene und Spätaussiedler, die und
vor dem erstmaligen Verlassen ihrer 2. in dem zu betreibenden zulas-
Herkunftsgebiete eine der Meister- sungspflichtigen Handwerk oder
prüfung gleichwertige Prüfung im in einem mit diesem verwandten
Ausland bestanden haben, sind in die zulassungspflichtigen Handwerk
Handwerksrolle einzutragen. Satz 1 oder in einem dem zu betrei-
ist auf Vertriebene, die am 2. Oktober benden zulassungspflichtigen
1990 ihren ständigen Aufenthalt Handwerk entsprechenden Beruf
in dem in Artikel 3 des Einigungs- eine Tätigkeit von insgesamt
vertrages genannten Gebiet hatten, sechs Jahren ausgeübt hat, davon
anzuwenden. insgesamt vier Jahre in leitender
Stellung. Eine leitende Stellung
§ 7a ist dann anzunehmen, wenn
(1) Wer ein Handwerk nach § 1 betreibt, dem Gesellen eigenverantwort-
erhält eine Ausübungsberechtigung liche Entscheidungsbefugnisse
für ein anderes Gewerbe der Anlage in einem Betrieb oder in einem
A oder für wesentliche Tätigkeiten wesentlichen Betriebsteil über-
dieses Gewerbes, wenn die hierfür tragen worden sind. Der Nachweis
erforderlichen Kenntnisse und Fer- hierüber kann durch Arbeitszeug-
tigkeiten nachgewiesen sind; dabei nisse, Stellenbeschreibungen oder
sind auch seine bisherigen beruf- in anderer Weise erbracht werden.
lichen Erfahrungen und Tätigkeiten Im Falle einer Gleichwertigkeits-
zu berücksichtigen. feststellung nach § 40a wird nur
(2) § 8 Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend. die Berufserfahrung nach Ertei-
lung derselben berücksichtigt.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 135

3. Die ausgeübte Tätigkeit muss danach für ihn eine unzumutbare


zumindest eine wesentliche Tätig- Belastung bedeuten würde. Ein Aus-
keit des zulassungspflichtigen nahmefall liegt auch dann vor, wenn
Handwerks umfasst haben, für der Antragsteller eine Prüfung auf
das die Ausübungsberechtigung Grund einer nach § 42 dieses Geset-
beantragt wurde. zes oder § 53 des Berufsbildungsge-
(1a) Die für die selbständige Handwerks- setzes erlassenen Rechtsverordnung
ausübung erforderlichen betriebs- bestanden hat.
wirtschaftlichen, kaufmännischen (2) Die Ausnahmebewilligung kann
und rechtlichen Kenntnisse gelten in unter Auflagen oder Bedingungen
der Regel durch die Berufserfahrung oder befristet erteilt und auf einen
nach Absatz 1 Nr. 2 als nachgewiesen. wesentlichen Teil der Tätigkeiten
Soweit dies nicht der Fall ist, sind beschränkt werden, die zu einem
die erforderlichen Kenntnisse durch in der Anlage A zu diesem Gesetz
Teilnahme an Lehrgängen oder auf aufgeführten Gewerbe gehören; in
sonstige Weise nachzuweisen. diesem Fall genügt der Nachweis der
(2) Die Ausübungsberechtigung wird hierfür erforderlichen Kenntnisse
auf Antrag des Gewerbetreibenden und Fertigkeiten.
von der höheren Verwaltungsbehör- (3) Die Ausnahmebewilligung wird auf
de nach Anhörung der Handwerks- Antrag des Gewerbetreibenden von
kammer zu den Voraussetzungen des der höheren Verwaltungsbehörde
Absatzes 1 erteilt. Im Übrigen gilt § 8 nach Anhörung der Handwerks-
Abs. 3 Satz 2 bis 5 und Abs. 4 entspre- kammer zu den Voraussetzungen der
chend. Absätze 1 und 2 und des § 1 Abs. 2
erteilt. Die Handwerkskammer kann
§8 eine Stellungnahme der fachlich
(1) In Ausnahmefällen ist eine Bewilli- zuständigen Innung oder Berufsver-
gung zur Eintragung in die Hand- einigung einholen, wenn der Antrag-
werksrolle (Ausnahmebewilligung) steller ausdrücklich zustimmt. Sie
zu erteilen, wenn die zur selbständi- hat ihre Stellungnahme einzuholen,
gen Ausübung des von dem Antrag- wenn der Antragsteller es verlangt.
steller zu betreibenden zulassungs- Die Landesregierungen werden er-
pflichtigen Handwerks notwendigen mächtigt, durch Rechtsverordnung
Kenntnisse und Fertigkeiten nach- zu bestimmen, daß abweichend von
gewiesen sind; dabei sind auch seine Satz 1 an Stelle der höheren Verwal-
bisherigen beruflichen Erfahrungen tungsbehörde eine andere Behörde
und Tätigkeiten zu berücksichtigen. zuständig ist. Sie können diese
Ein Ausnahmefall liegt vor, wenn die Ermächtigung auf oberste Landes-
Ablegung einer Meisterprüfung zum behörden übertragen.
Zeitpunkt der Antragstellung oder
136 AUSBILDUNG & BERUF

(4) Gegen die Entscheidung steht neben zur Eintragung in die Handwerks-
dem Antragsteller auch der Hand- rolle zu erteilen ist,
werkskammer der Verwaltungs- 2. unter welchen Voraussetzungen
rechtsweg offen; die Handwerks- einem Staatsangehörigen eines
kammer ist beizuladen. der vorgenannten Staaten, der
im Inland keine gewerbliche
§9 Niederlassung unterhält, die
(1) Das Bundesministerium für Wirt- grenzüberschreitende Dienst-
schaft und Klimaschutz wird er- leistungserbringung in einem
mächtigt, durch Rechtsverordnung zulassungspflichtigen Handwerk
mit Zustimmung des Bundesrates gestattet ist und
zur Durchführung von ­Richtlinien 3. wie die Verfahren zur Ausstellung
der Europäischen Union über des Europäischen Berufsaus-
die Anerkennung von Berufs- weises und zur Anerkennung von
qualifikationen im Rahmen der Berufs­qualifikationen in den in
Niederlassungsfreiheit, des freien den Nummern 1 und 2 genann-
Dienstleistungsverkehrs und der ten Fällen unter Verwendung
Arbeitnehmerfreizügigkeit und zur von Europäischen Berufsaus-
Durchführung des Abkommens weisen sowie die Anwendung des
vom 2. Mai 1992 über den Europäi- Vorwarnmechanismus gemäß
schen Wirtschaftsraum (BGBl. 1993 der Richtlinie 2005/36/EG des
II S. 267) sowie des Abkommens Europäischen Parlaments und
zwischen der Europäischen Gemein- des Rates vom 7. September
schaft und ihren Mitgliedstaaten 2005 über die Anerkennung von
einerseits und der Schweizerischen Berufsqualifikationen (ABl. L 255
Eidgenossenschaft andererseits über vom 30.9.2005, S. 22), die zuletzt
die Freizügigkeit vom 21. Juni 1999 durch den Delegierten Beschluss
(ABl. EG 2002 Nr. L 114 S. 6) zu be- (EU) 2016/790 (ABl. L 134 vom
stimmen, 24.5.2016, S. 135) geändert worden
1. unter welchen Voraussetzungen ist, ausgestaltet sind.
einem Staatsangehörigen eines In den in Satz 1 Nr. 1 genannten
Mitgliedstaates der Europäischen Fällen bleibt § 8 Abs. 1 unberührt; § 8
Union, eines Vertragsstaates des Abs. 2 bis 4 gilt entsprechend. In den
Abkommens über den Europäi- in Satz 1 Nr. 2 genannten Fällen ist
schen Wirtschaftsraum oder der § 1 Abs. 1 nicht anzuwenden.
Schweiz, der im Inland zur Aus- (2) In den Fällen des § 7 Abs. 2a und des
übung eines zulassungspflichti- § 50b findet § 1 Abs. 1 keine Anwen-
gen Handwerks eine gewerbliche dung, wenn der selbständige Betrieb
Niederlassung unterhalten oder im Inland keine Niederlassung
als Betriebsleiter tätig werden unterhält.
will, eine Ausnahmebewilligung
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 137

§ 10 § 11
(1) Die Eintragung in die Handwerksrol- Die Handwerkskammer hat dem Ge-
le erfolgt auf Antrag oder von Amts werbetreibenden die beabsichtigte
wegen. Wenn die Voraussetzungen Eintragung in die Handwerksrolle gegen
zur Eintragung in die Handwerks- Empfangsbescheinigung mitzuteilen;
rolle vorliegen, ist die Eintragung gleichzeitig und in gleicher Weise hat sie
innerhalb von drei Monaten nach dies der Industrie- und Handelskammer
Eingang des Antrags einschließlich mitzuteilen, wenn der Gewerbetreibende
der voll­ständigen Unterlagen vorzu- dieser angehört.
nehmen. Hat die Handwerkskammer
nicht innerhalb der Frist des Satzes 2 § 12
eingetragen, gilt die Eintragung als Gegen die Entscheidung über die
erfolgt. Die Vorschriften des Ver- Eintragung eines der Industrie- und
waltungsverfahrensgesetzes über Handelskammer angehörigen Gewerbe-
die Genehmigungsfiktion gelten treibenden in die Handwerksrolle steht
entsprechend. neben dem Gewerbetreibenden auch
(2) Über die Eintragung in die Hand- der Industrie- und Handelskammer der
werksrolle hat die Handwerks- Verwaltungsrechtsweg offen.
kammer eine Bescheinigung
auszustellen (Handwerkskarte). In § 13
die Handwerkskarte sind einzu- (1) Die Eintragung in die Handwerks-
tragen der Name und die Anschrift rolle wird auf Antrag oder von Amts
des Inhabers eines Betriebs eines wegen gelöscht, wenn die Voraus-
zulassungspflichtigen Handwerks, setzungen für die Eintragung nicht
der Betriebssitz, das zu betreibende vorliegen.
zulassungspflichtige Handwerk und (2) Wird der Gewerbebetrieb nicht
bei Ausübung mehrerer zulas- handwerksmäßig betrieben, so kann
sungspflichtiger Handwerke diese auch die Industrie- und Handels-
Handwerke sowie der Zeitpunkt der kammer die Löschung der Eintra-
Eintragung in die Handwerksrolle. In gung beantragen.
den Fällen des § 7 Abs. 1 ist zusätz- (3) Die Handwerkskammer hat dem
lich der Name des Betriebsleiters, des Gewerbetreibenden die beabsichtig-
für die technische Leitung verant- te Löschung der Eintragung in die
wortlichen persönlich haftenden Handwerksrolle gegen Empfangsbe-
Gesellschafters oder des Leiters eines scheinigung mitzuteilen.
Nebenbetriebes einzutragen. (4) Wird die Eintragung in die Hand-
Die Höhe der für die Ausstellung der werksrolle gelöscht, so ist die Hand-
Handwerkskarte zu entrichtenden werkskarte an die Handwerkskam-
Gebühr wird durch die Handwerks- mer zurückzugeben.
kammer mit Genehmigung der
obersten Landesbehörde bestimmt.
138 AUSBILDUNG & BERUF

(5) Die nach Absatz 1 in der Handwerks- § 16


rolle gelöschten Daten sind für wei- (1) Wer den Betrieb eines zulassungs-
tere dreißig Jahre ab dem Zeitpunkt pflichtigen Handwerks nach § 1
der Löschung in einem gesonderten anfängt, hat gleichzeitig mit der
Dateisystem zu speichern. Eine Ein- nach § 14 der Gewerbeordnung zu
zelauskunft aus diesem Dateisystem erstattenden Anzeige der hiernach
ist jedem zu erteilen, der ein berech- zuständigen Behörde die über die
tigtes Interesse glaubhaft darlegt, Eintragung in die Handwerksrolle
soweit die betroffene Person kein ausgestellte Handwerkskarte (§ 10
schutzwürdiges Interesse an dem Abs. 2) vorzulegen. Der Inhaber eines
Ausschluss der Übermittlung hat. § 6 Hauptbetriebs im Sinne des § 3 Abs. 3
Absatz 3 bis 5 gilt entsprechend. hat der für die Entgegennahme der
Anzeige nach § 14 der Gewerbeord-
§ 14 nung zuständigen Behörde die Aus-
Ein in die Handwerksrolle eingetragener übung eines handwerklichen Neben-
Gewerbetreibender kann die Löschung oder Hilfsbetriebs anzuzeigen.
mit der Begründung, dass der Gewerbe- (2) Der Gewerbetreibende hat ferner der
betrieb kein Betrieb eines zulassungs- Handwerkskammer, in deren Bezirk
pflichtigen Handwerks im Sinne des § 1 seine gewerbliche Niederlassung
Abs. 2 ist, erst nach Ablauf eines Jahres liegt, unverzüglich den Beginn und
seit Eintritt der Unanfechtbarkeit der die Beendigung seines Betriebs und
Eintragung und nur dann beantragen, in den Fällen des § 7 Abs. 1 die Bestel-
wenn sich die Voraussetzungen für die lung und Abberufung des Betriebs-
Eintragung wesentlich geändert haben. leiters anzuzeigen; bei juristischen
Satz 1 gilt für den Antrag der Industrie- Personen sind auch die Namen der
und Handelskammer nach § 13 Abs. 2 gesetzlichen Vertreter, bei Personen-
entsprechend. gesellschaften die Namen der für die
technische Leitung verantwortlichen
§ 15 und der vertretungsberechtigten Ge-
Ist einem Gewerbetreibenden die Eintra- sellschafter anzuzeigen.
gung in die Handwerksrolle abgelehnt
worden, so kann er die Eintragung mit
der Begründung, daß der Gewerbebe-
trieb nunmehr Handwerksbetrieb ist,
erst nach Ablauf eines Jahres seit Eintritt
der Unanfechtbarkeit der Ablehnung
und nur dann beantragen, wenn sich
die Voraussetzungen für die Ablehnung
wesentlich geändert haben.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 139

(3) Wird der selbständige Betrieb eines Wirtschaft und Klimaschutz. Das
zulassungspflichtigen Handwerks Bundesministerium für Wirtschaft
als stehendes Gewerbe entgegen und Klimaschutz benennt auch das
den Vorschriften dieses Gesetzes aus- vorsitzende Mitglied, wenn sich die
geübt, so kann die nach Landesrecht Trägerorganisationen nicht inner-
zuständige Behörde die Fortset- halb eines Monats einigen können,
zung des Betriebs untersagen. Die nachdem beide ihre Vorschläge für
Untersagung ist nur zulässig, wenn das gemeinsam zu benennende
die Handwerkskammer und die In- Mitglied unterbreitet haben. Die
dustrie- und Handelskammer zuvor Schlichtungskommission gibt sich
angehört worden sind und in einer eine Geschäftsordnung.
gemeinsamen Erklärung mitgeteilt (6) Das Bundesministerium für Wirt-
haben, dass sie die Voraussetzungen schaft und Klimaschutz wird er-
einer Untersagung als gegeben an- mächtigt, durch Rechtsverordnung
sehen. mit Zustimmung des Bundesrates
(4) Können sich die Handwerkskammer das Schlichtungsverfahren zu regeln.
und die Industrie- und Handels- (7) Hält die zuständige Behörde die
kammer nicht über eine gemeinsa- Erklärung nach Absatz 3 Satz 2
me Erklärung nach Absatz 3 Satz 2 oder die Entscheidung der Schlich-
verständigen, entscheidet eine von tungskommission für rechtswidrig,
dem Deutschen Industrie- und kann sie unmittelbar die Entschei-
Handelskammertag und dem dung der obersten Landesbehörde
Deutschen Handwerkskammertag herbeiführen.
(Trägerorganisationen) gemeinsam (8) Bei Gefahr im Verzug kann die zu-
für die Dauer von jeweils vier Jahren ständige Behörde die Fortsetzung
gebildete Schlichtungskommission. des Gewerbes auch ohne Einhaltung
Die Schlichtungskommission ist des Verfahrens nach Absatz 3 Satz 2
erstmals zum 1. Juli 2004 zu bilden. und Absatz 4 vorläufig untersagen.
(5) Der Schlichtungskommission ge- (9) Die Ausübung des untersagten
hören drei Mitglieder an, von denen Gewerbes durch den Gewerbetrei-
je ein Mitglied von jeder Trägerorga- benden kann durch Schließung der
nisation und ein Mitglied von beiden Betriebs- und Geschäftsräume oder
Trägerorganisationen gemeinsam durch andere geeignete Maßnahmen
zu benennen sind. Das gemeinsam verhindert werden.
benannte Mitglied führt den Vorsitz. (10) Die Schlichtungskommission kann
Hat eine Trägerorganisation ein auch angerufen werden, wenn sich
Mitglied nicht innerhalb von einem in den Fällen des § 90 Abs. 3 die
Monat nach Benennung des Mit- Handwerkskammer und die Indust-
glieds der anderen Trägerorganisation rie- und Handelskammer nicht über
benannt, so erfolgt die Benennung die Zugehörigkeit eines Gewerbetrei-
durch das Bundes­ministerium für benden zur Handwerkskammer oder
140 AUSBILDUNG & BERUF

zur Industrie- und Handelskammer (2) Die Beauftragten der Handwerks-


einigen können. Die Absätze 4 bis 6 kammer sind nach Maßgabe des § 29
gelten entsprechend. Hält der Ge- Abs. 2 der Gewerbeordnung befugt,
werbetreibende die Entscheidung zu dem in Absatz 1 bezeichneten
der Schlichtungskommission für Zweck Grundstücke und Geschäfts-
rechtswidrig, so entscheidet die räume des Auskunftspflichtigen zu
oberste Landesbehörde. § 12 gilt ent- betreten und dort Prüfungen und
sprechend. Besichtigungen vorzunehmen. Der
Auskunftspflichtige hat diese Maß-
§ 17 nahmen zu dulden. Das Grundrecht
(1) Die in der Handwerksrolle eingetra- der Unverletzlichkeit der Wohnung
genen oder in diese einzutragenden (Artikel 13 des Grundgesetzes) wird
Gewerbetreibenden sind verpflichtet, insoweit eingeschränkt.
der Handwerkskammer die für die (3) Der Auskunftspflichtige kann die
Prüfung der Eintragungsvorausset- Auskunft auf solche Fragen verwei-
zungen erforderliche Auskunft über gern, deren Beantwortung ihn selbst
Art und Umfang ihres Betriebs, über oder einen der in § 383 Abs. 1 Nr. 1
die Betriebsstätte, über die Zahl der bis 3 der Zivilprozeßordnung be-
im Betrieb beschäftigten gelernten zeichneten Angehörigen der Gefahr
und ungelernten Personen und strafgerichtlicher Verfolgung oder
über handwerkliche Prüfungen des eines Verfahrens nach dem Gesetz
Betriebsinhabers und des Betriebs- über Ordnungswidrigkeiten ausset-
leiters sowie über die vertragliche zen würde.
und praktische Ausgestaltung des (4) Sofern ein Gewerbetreibender ohne
Betriebsleiterverhältnisses zu er- Angabe von Name und Anschrift
teilen sowie auf Verlangen sämt- unter einem Telekommunikations-
liche Dokumente vorzulegen, die anschluß Handwerksleistungen
zur Prüfung der Eintragung in die anbietet und Anhaltspunkte dafür
Handwerksrolle und zur Aufrecht- bestehen, daß er den selbständi-
erhaltung der Eintragung in der gen Betrieb eines Handwerks als
Handwerksrolle erforderlich sind. stehendes Gewerbe entgegen den
Auskünfte, Nachweise und Informa- Vorschriften dieses Gesetzes ausübt,
tionen, die für die Prüfung der Ein- ist der Anbieter der Telekommunika-
tragungsvoraussetzungen nach Satz tionsdienstleistung verpflichtet, den
1 nicht erforderlich sind, dürfen von Handwerkskammern auf Verlangen
der Handwerkskammer nicht, auch Namen und Anschrift des Anschluß-
nicht für Zwecke der Verfolgung von inhabers unentgeltlich mitzuteilen.
Straftaten oder Ordnungswidrigkei-
ten, verwertet werden. Die Hand-
werkskammer kann für die Erteilung
der Auskunft eine Frist setzen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 141

Dritter Abschnitt § 19
Zulassungsfreie Handwerke und hand­ Die Handwerkskammer hat ein Ver-
werksähnliche Gewerbe zeichnis zu führen, in welches die Inha-
ber eines Betriebs eines zulassungsfreien
§ 18 Handwerks oder eines handwerksähn-
(1) Wer den selbständigen Betrieb eines lichen Gewerbes nach Maßgabe der An-
zulassungsfreien Handwerks oder lage D Abschnitt II zu diesem Gesetz mit
eines handwerksähnlichen Gewerbes dem von ihnen betriebenen Gewerbe
als stehendes Gewerbe beginnt oder oder bei Ausübung mehrerer Gewerbe
beendet, hat dies unverzüglich der mit diesen Gewerben einzutragen sind.
Handwerkskammer, in deren Bezirk § 6 Abs. 2 bis 5 gilt entsprechend.
seine gewerbliche Niederlassung
liegt, anzuzeigen. Bei juristischen § 20
Personen sind auch die Namen der Auf zulassungsfreie Handwerke und
gesetzlichen Vertreter, bei Personen- handwerksähnliche Gewerbe finden
gesellschaften die Namen der ver- § 10 Abs. 1, die §§ 11, 12, 13 Abs. 1 bis 3, 5,
tretungsberechtigten Gesellschafter §§ 14, 15 und 17 entsprechend Anwen-
anzuzeigen. dung. § 5a Abs. 2 Satz 1 findet entspre-
(2) Ein Gewerbe ist ein zulassungsfreies chende Anwendung, soweit dies zur
Handwerk im Sinne dieses Gesetzes, Feststellung erforderlich ist, ob die Vor-
wenn es handwerksmäßig betrieben aussetzungen für die Eintragung in das
wird und in Anlage B Abschnitt 1 Verzeichnis der Inhaber eines Betriebs
zu diesem Gesetz aufgeführt ist. Ein eines zulassungsfreien oder eines hand-
Gewerbe ist ein handwerksähnliches werksähnlichen Gewerbes vorliegen.
Gewerbe im Sinne dieses Gesetzes,
wenn es handwerksähnlich betrie- Zweiter Teil
ben wird und in Anlage B Abschnitt 2 Berufsbildung im Handwerk
zu diesem Gesetz aufgeführt ist.
(3) Das Bundesministerium für Wirt- Erster Abschnitt
schaft und Klimaschutz wird er- Berechtigung zum Einstellen und
mächtigt, durch Rechtsverordnung Ausbilden
mit Zustimmung des Bundesrates
die Anlage B zu diesem Gesetz § 21
dadurch zu ändern, daß es darin auf- (1) Lehrlinge (Auszubildende) dürfen
geführte Gewerbe streicht, ganz oder nur eingestellt und ausgebildet wer-
teilweise zusammenfaßt oder trennt, den, wenn
Bezeichnungen für sie festsetzt oder 1. die Ausbildungsstätte nach Art
die Gewerbegruppen aufteilt, soweit und Einrichtung für die Berufs-
es die technische und wirtschaftliche ausbildung geeignet ist, und
Entwicklung erfordert. 2. die Zahl der Lehrlinge (Auszubil-
denden) in einem angemessenen
142 AUSBILDUNG & BERUF

Verhältnis zur Zahl der Ausbil- § 22a


dungsplätze oder zur Zahl der Persönlich nicht geeignet ist insbeson-
beschäftigten Fachkräfte steht, dere, wer
es sei denn, dass anderenfalls die 1. Kinder und Jugendliche nicht
Berufsausbildung nicht gefährdet beschäftigen darf oder
wird. 2. wiederholt oder schwer gegen
(2) Eine Ausbildungsstätte, in der die dieses Gesetz oder die auf Grund
erforderlichen beruflichen Fertig- dieses Gesetzes erlassenen Vor-
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten schriften und Bestimmungen
nicht in vollem Umfang vermittelt verstoßen hat.
werden können, gilt als geeignet,
wenn diese durch Ausbildungsmaß- § 22b
nahmen außerhalb der Ausbildungs- (1) Fachlich geeignet ist, wer die
stätte vermittelt werden. beruflichen sowie die berufs- und
arbeitspädagogischen Fertigkeiten,
§ 22 Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt,
(1) Lehrlinge (Auszubildende) darf nur die für die Vermittlung der Ausbil-
einstellen, wer persönlich geeignet dungsinhalte erforderlich sind.
ist. Lehrlinge (Auszubildende) darf (2) In einem zulassungspflichtigen
nur ausbilden, wer persönlich und Handwerk besitzt die fachliche
fachlich geeignet ist. Eignung, wer
(2) Wer fachlich nicht geeignet ist oder 1. die Meisterprüfung in dem zu-
wer nicht selbst ausbildet, darf lassungspflichtigen Handwerk, in
Lehrlinge (Auszubildende) nur dann dem ausgebildet werden soll, oder
einstellen, wenn er persönlich und in einem mit diesem verwandten
fachlich geeignete Ausbilder bestellt, Handwerk bestanden hat oder
die die Ausbildungsinhalte unmittel- 2. in dem zulassungspflichtigen
bar, verantwortlich und in wesent- Handwerk, in dem ausgebildet
lichem Umfang vermitteln. werden soll, oder in einem mit
(3) Unter der Verantwortung des diesem verwandten Handwerk
Ausbilders kann bei der Berufsaus- a) die Voraussetzungen zur Ein-
bildung mitwirken, wer selbst nicht tragung in die Handwerksrolle
Ausbilder ist, aber abweichend von nach § 7 erfüllt oder
den besonderen Voraussetzungen b) eine Ausübungsberechtigung
des § 22b die für die Vermittlung von nach § 7a oder § 7b erhalten
Ausbildungsinhalten erforderlichen hat oder
beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
und Fähigkeiten besitzt und persön-
lich geeignet ist.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 143

c) eine Ausnahmebewilligung 5. eine Gleichwertigkeitsfeststellung


nach § 8 oder nach § 9 Abs. 1 nach § 51g oder einen Bildungsab-
Satz 1 Nr. 1 erhalten hat schluss besitzt, dessen Gleichwer-
und den Teil IV der Meisterprü- tigkeit nach anderen rechtlichen
fung oder eine gleichwertige Regelungen festgestellt worden ist
andere Prüfung, insbesondere und im Falle der Nummern 2 bis 5
eine Ausbildereignungsprü- eine angemessene Zeit in seinem
fung auf der Grundlage einer Beruf praktisch tätig gewesen ist.
nach § 30 Abs. 5 des Berufs- Der Abschlussprüfung an einer
bildungsgesetzes erlassenen deutschen Hochschule gemäß
Rechtsverordnung, bestanden Satz 1 Nr. 4 gleichgestellt sind
hat. Diplome nach § 7 Abs. 2 Satz 4.
(3) In einem zulassungsfreien Hand- Für den Nachweis der berufs- und
werk oder einem handwerksähn- arbeitspädagogischen Fertigkei-
lichen Gewerbe besitzt die für die ten, Kenntnisse und Fähigkeiten
fachliche Eignung erforderlichen finden die auf der Grundlage des
beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse § 30 Abs. 5 des Berufsbildungs-
und Fähigkeiten, wer gesetzes erlassenen Rechtsverord-
1. die Meisterprüfung in dem zu- nungen Anwendung.
lassungsfreien Handwerk oder (4) Das Bundesministerium für Wirt-
in dem handwerksähnlichen Ge- schaft und Klimaschutz kann nach
werbe, in dem ausgebildet werden Anhörung des Hauptausschusses des
soll, bestanden hat, Bundesinstituts für Berufsbildung
2. die Gesellen- oder Abschlussprü- durch Rechtsverordnung, die nicht
fung in einer dem Ausbildungsbe- der Zustimmung des Bundesrates
ruf entsprechenden Fachrichtung bedarf, bestimmen, dass der Erwerb
bestanden hat, berufs- und arbeitspädagogischer
3. eine anerkannte Prüfung an Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
einer Ausbildungsstätte oder vor keiten gesondert nachzuweisen
einer Prüfungsbehörde oder eine ist. Dabei können Inhalt, Umfang
Abschlussprüfung an einer staat- und Abschluss der Maßnahmen für
lichen oder staatlich anerkannten den Nachweis geregelt werden. Das
Schule in einer dem Ausbildungs- Bestehen des Teils IV der Meisterprü-
beruf entsprechenden Fachrich- fung gilt als Nachweis.
tung bestanden hat, (5) Die nach Landesrecht zuständige
4. eine Abschlussprüfung an einer Behörde kann Personen, die die Vor-
deutschen Hochschule in einer aussetzungen der Absätze 2, 3 und 4
dem Ausbildungsberuf entspre- nicht erfüllen, die fachliche Eignung
chenden Fachrichtung bestanden nach Anhören der Handwerkskam-
hat oder mer widerruflich zuerkennen.
144 AUSBILDUNG & BERUF

§ 22c ist eine Gefährdung des Lehrlings


(1) In den Fällen des § 22b Abs. 3 besitzt (Auszubildenden) zu erwarten oder
die für die fachliche Eignung er- wird der Mangel nicht innerhalb
forderlichen beruflichen Fertigkeiten, der gesetzten Frist beseitigt, so hat
Kenntnisse und Fähigkeiten auch, wer die Handwerkskammer der nach
die Voraussetzungen für die Anerken- Landesrecht zuständigen Behörde
nung seiner Berufsqualifikation nach dies mitzuteilen.
der Richtlinie 2005/36/EG erfüllt,
sofern er eine angemessene Zeit in § 24
seinem Beruf praktisch tätig gewesen (1) Die nach Landesrecht zuständige
ist. Behörde kann für eine bestimmte
(2) Die Anerkennung kann unter den in Ausbildungsstätte das Einstellen und
Artikel 14 der in Absatz 1 genannten Ausbilden untersagen, wenn die
Richtlinie aufgeführten Voraus- Voraussetzungen nach § 21 nicht
setzungen davon abhängig gemacht oder nicht mehr vorliegen.
werden, dass der Antragsteller oder (2) Die nach Landesrecht zuständige
die Antragstellerin zunächst einen Behörde hat das Einstellen und
höchstens dreijährigen Anpassungs- Ausbilden zu untersagen, wenn die
lehrgang ableistet oder eine Eig- persönliche oder fachliche Eignung
nungsprüfung ablegt. nicht oder nicht mehr vorliegt.
(3) Die Entscheidung über die Anerken- (3) Vor der Untersagung sind die Be-
nung trifft die Handwerkskammer. teiligten und die Handwerkskammer
Sie kann die Durchführung von An- zu hören. Dies gilt nicht in den Fällen
passungslehrgängen und Eignungs- des § 22a Nr. 1.
prüfungen regeln.
Zweiter Abschnitt
§ 23 Ausbildungsordnung, Änderung der
(1) Die Handwerkskammer hat dar- Ausbildungszeit
über zu wachen, dass die Eignung
der Ausbildungsstätte sowie die § 25
persönliche und fachliche Eignung (1) Als Grundlage für eine geordnete
vorliegen. und einheitliche Berufsausbildung
(2) Werden Mängel der Eignung festge- kann das Bundesministerium für
stellt, so hat die Handwerkskammer, Wirtschaft und Klimaschutz im
falls der Mangel zu beheben und eine ­Einvernehmen mit dem Bundes­
Gefährdung des Lehrlings (Auszu- ministerium für Bildung und For-
bildenden) nicht zu erwarten ist, den schung durch Rechtsverordnung, die
Ausbildenden aufzufordern, inner- nicht der Zustimmung des Bundes-
halb einer von ihr gesetzten Frist den rates bedarf, für Gewerbe der Anlage
Mangel zu beseitigen. Ist der Mangel A und der Anlage B Ausbildungs-
der Eignung nicht zu beheben oder berufe staatlich anerkennen und
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 145

hierfür Ausbildungsordnungen nach § 26


§ 26 erlassen. Dabei können in einem (1) Die Ausbildungsordnung hat fest­
Gewerbe mehrere Ausbildungsberufe zulegen
staatlich anerkannt werden, soweit 1. die Bezeichnung des Ausbildungs-
dies wegen der Breite des Gewerbes berufes, der anerkannt wird; sie
erforderlich ist; die in diesen Berufen kann von der Gewerbebezeich-
abgelegten Gesellenprüfungen sind nung abweichen, muss jedoch
Prüfungen im Sinne des § 49 Abs. 1 inhaltlich von der Gewerbebe-
oder § 51a Abs. 5 Satz 1. zeichnung abgedeckt sein,
(2) Für einen anerkannten Ausbildungs- 2. die Ausbildungsdauer; sie soll
beruf darf nur nach der Ausbildungs- nicht mehr als drei und nicht
ordnung ausgebildet werden. weniger als zwei Jahre betragen,
(3) In anderen als anerkannten Aus- 3. die beruflichen Fertigkeiten,
bildungsberufen dürfen Jugendliche Kenntnisse und Fähigkeiten,
unter 18 Jahren nicht ausgebildet die mindestens Gegenstand der
werden, soweit die Berufsausbildung Berufsausbildung sind (Ausbil-
nicht auf den Besuch weiterführen- dungsberufsbild),
der Bildungsgänge vorbereitet. 4. eine Anleitung zur sachlichen
(4) Wird die Ausbildungsordnung eines und zeitlichen Gliederung der
Ausbildungsberufs aufgehoben oder Vermittlung der beruflichen Fer-
geändert oder werden Gewerbe in tigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
der Anlage A oder in der Anlage B keiten (Ausbildungsrahmenplan),
gestrichen, zusammengefasst oder 5. die Prüfungsanforderungen.
getrennt, so sind für bestehende Bei der Festlegung der Fertigkeiten,
Berufsausbildungsverhältnisse wei- Kenntnisse und Fähigkeiten nach
terhin die bis zu dem Zeitpunkt der Satz 1 Nummer 3 ist insbesondere
Aufhebung oder Änderung gelten- die technologische und digitale Ent-
den Vorschriften anzuwenden, es sei wicklung zu beachten.
denn, die ändernde Verordnung sieht (2) Die Ausbildungsordnung kann vor-
eine abweichende Regelung vor. sehen,
(5) Das Bundesministerium für Wirt- 1. dass die Berufsausbildung in
schaft und Klimaschutz informiert sachlich und zeitlich besonders
die Länder frühzeitig über Neuord- gegliederten, aufeinander auf-
nungskonzepte und bezieht sie in die bauenden Stufen erfolgt; nach
Abstimmung ein. den einzelnen Stufen soll ein
Ausbildungsabschluss vorgese-
hen werden, der sowohl zu einer
qualifizierten beruflichen Tätig-
keit im Sinne des § 1 Abs. 3 des
Berufsbildungsgesetzes befähigt,
146 AUSBILDUNG & BERUF

als auch die Fortsetzung der Be- 5. dass über das in Absatz 1 Nr. 3 be-
rufsausbildung in weiteren Stufen schriebene Ausbildungsberufsbild
ermöglicht (Stufenausbildung), hinaus zusätzliche berufliche Fer-
2. dass die Gesellenprüfung in zwei tigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
zeitlich auseinander fallenden keiten vermittelt werden können,
Teilen durchgeführt wird, die die berufliche Handlungsfä-
2a. dass im Fall einer Regelung nach higkeit ergänzen oder erweitern,
Nummer 2 bei nicht bestande- 6. dass Teile der Berufsausbildung
ner Gesellenprüfung in einem in geeigneten Einrichtungen
drei- oder dreieinhalbjährigen außerhalb der Ausbildungsstätte
Ausbildungsberuf, der auf einem durchgeführt werden, wenn und
zweijährigen Ausbildungsberuf soweit es die Berufsausbildung
aufbaut, der Abschluss des zwei- erfordert (überbetriebliche Berufs-
jährigen Ausbildungsberufs er- ausbildung).
worben wird, sofern im ersten Teil Im Fall des Satzes 1 Nummer 2a be-
der Gesellenprüfung mindestens darf es eines Antrags der Lehrlinge
ausreichende Prüfungsleistungen (Auszubildenden). Im Fall des Satzes
erbracht worden sind, 1 Nummer 4 bedarf es der Verein-
2b. dass Auszubildende bei erfolg- barung der Vertragsparteien. Im
reichem Abschluss eines zwei- Rahmen der Ordnungsverfahren soll
jährigen Ausbildungsberufs vom stets geprüft werden, ob Regelungen
ersten Teil der Gesellenprüfung nach Nummer 1, 2, 2a, 2b und 4 sinn-
oder einer Zwischenprüfung eines voll und möglich sind.
darauf aufbauenden drei- oder
dreieinhalbjährigen Ausbildungs- § 27
berufs befreit sind, Zur Entwicklung und Erprobung neuer
3. dass abweichend von § 25 Abs. 4 Ausbildungs- und Prüfungsformen kann
die Berufsausbildung in diesem das Bundesministerium für Wirtschaft
Ausbildungsberuf unter Anrech- und Klimaschutz im Einvernehmen mit
nung der bereits zurückgelegten dem Bundesministerium für Bildung
Ausbildungszeit fortgesetzt und Forschung nach Anhörung des
werden kann, wenn die Vertrags- Hauptausschusses des Bundesinstituts
parteien dies vereinbaren, für Berufsbildung durch Rechtsver-
4. dass auf die Dauer der durch die ordnung, die nicht der Zustimmung des
Ausbildungsordnung geregelten Bundesrates bedarf, Ausnahmen von
Berufsausbildung die Dauer einer § 25 Abs. 2 und 3 sowie den §§ 26, 31 und
anderen abgeschlossenen Berufs- 39 zulassen, die auch auf eine bestimmte
ausbildung ganz oder teilweise Art und Zahl von Ausbildungsstätten
anzurechnen ist, beschränkt werden können.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 147

§ 27a der täglichen oder der wöchentli-


(1) Die Landesregierungen können chen Ausbildungszeit zu vereinbaren.
nach Anhörung des Landesaus- Die Kürzung der täglichen oder der
schusses für Berufsbildung durch wöchentlichen Ausbildungszeit darf
Rechtsverordnung bestimmen, dass nicht mehr als 50 Prozent betragen.
der Besuch eines Bildungsganges (2) Die Dauer der Teilzeitberufsausbil-
berufsbildender Schulen oder die dung verlängert sich entsprechend,
Berufsausbildung in einer sonstigen höchstens jedoch bis zum Einein-
Einrichtung ganz oder teilweise auf halbfachen der Dauer, die in der Aus-
die Ausbildungsdauer angerech- bildungsordnung für die betreffende
net wird. Die Ermächtigung kann Berufsausbildung in Vollzeit fest-
durch Rechtsverordnung auf oberste gelegt ist. Die Dauer der Teilzeitbe-
Landesbehörden weiter übertragen rufsausbildung ist auf ganze Monate
werden. abzurunden. § 27c Absatz 2 bleibt
(2) Ist keine Rechtsverordnung nach unberührt.
Absatz 1 erlassen, kann eine Anrech- (3) Auf Verlangen des Lehrlings (Aus-
nung der Ausbildungsdauer durch zubildenden) verlängert sich die
die zuständige Stelle im Einzelfall Ausbildungsdauer auch über die
erfolgen. Für die Entscheidung über Höchstdauer nach Absatz 2 Satz 1
die Anrechnung kann der Haupt- hinaus bis zur nächsten möglichen
ausschuss des Bundesinstituts für Gesellenprüfung.
Berufsbildung Empfehlungen be- (4) Der Antrag auf Eintragung des
schließen. Berufsausbildungsvertrages nach
(3) Die Anrechnung bedarf des gemein- § 30 Absatz 1 in das Verzeichnis
samen Antrags des Lehrlings (Aus- der Berufsausbildungsverhältnisse
zubildenden) und des Ausbildenden. (Lehrlingsrolle) für eine Teilzeit-
Der Antrag ist an die Handwerks- berufsausbildung kann mit einem
kammer zu richten. Er kann sich auf Antrag auf Verkürzung der Aus-
Teile des höchstzulässigen Anrech- bildungsdauer nach § 27c Absatz 1
nungszeitraums beschränken. verbunden werden.
(4) Ein Anrechnungszeitraum muss in
ganzen Monaten durch sechs teilbar § 27c
sein. (1) Auf gemeinsamen Antrag des Lehr-
lings (Auszubildenden) und des
§ 27b Ausbildenden hat die Handwerks-
(1) Die Berufsausbildung kann in kammer die Ausbildungsdauer zu
Teilzeit durchgeführt werden. Im kürzen, wenn zu erwarten ist, dass
Berufsausbildungsvertrag ist dazu das Ausbildungsziel in der gekürzten
für die gesamte Ausbildungszeit oder Dauer erreicht wird.
für einen bestimmten Zeitraum der
Berufsausbildung die Verkürzung
148 AUSBILDUNG & BERUF

(2) In Ausnahmefällen kann die Hand- dungsverhältnisse nach Maßgabe


werkskammer auf Antrag des der Anlage D Abschnitt III zu diesem
Lehrlings (Auszubildenden) die Gesetz einzurichten und zu führen
Ausbildungsdauer verlängern, wenn (Lehrlingsrolle). Die Eintragung ist
die Verlängerung erforderlich ist, um für den Lehrling (Auszubildenden)
das Ausbildungsziel zu erreichen. Vor gebührenfrei.
der Entscheidung nach Satz 1 ist der (2) Die nach Absatz 1 gespeicherten
Ausbildende zu hören. Daten sind an öffentliche Stellen
(3) Für die Entscheidung über die und an nicht-öffentliche Stellen
Verkürzung oder Verlängerung der zu übermitteln, soweit dies zu den
Ausbildungsdauer kann der Haupt- in Absatz 1 genannten Zwecken
ausschuss des Bundesinstituts für erforderlich ist. Werden Daten an
Berufsbildung Empfehlungen be- nicht-öffentliche Stellen übermittelt,
schließen. so ist die jeweils betroffene Person
unbeschadet der Verordnung (EU)
§ 27d 2016/679 hiervon zu benachrich-
Werden in einem Betrieb zwei ver- tigen, es sei denn, dass sie von der
wandte Handwerke ausgeübt, so kann in Übermittlung auf andere Weise
beiden Handwerken in einer verkürzten Kenntnis erlangt.
Gesamtausbildungszeit gleichzeitig (3) Die Übermittlung von Daten durch
ausgebildet werden. Das Bundesminis- öffentliche Stellen an nicht-öffent-
terium für Wirtschaft und Klimaschutz liche Stellen ist zulässig, wenn der
bestimmt im Einvernehmen mit dem jeweilige Empfänger sich gegenüber
Bundesministerium für Bildung und der übermittelnden öffentlichen
Forschung durch Rechtsverordnung Stelle verpflichtet hat, die Daten nur
für welche verwandte Handwerke eine für den Zweck zu verarbeiten, zu
­Gesamtausbildungszeit vereinbart werden dessen Erfüllung sie ihm übermittelt
kann und die Dauer der Gesamtausbil- werden. Öffentliche Stellen dürfen
dungszeit. die ihnen übermittelten Daten nur
zu dem Zweck verarbeiten, zu dessen
Dritter Abschnitt Erfüllung sie ihnen übermittelt wur-
Verzeichnis der Berufsausbildungs­ den.
verhältnisse (4) Für das Verändern und das Ein-
schränken der Verarbeitung der
§ 28 Daten in der Lehrlingsrolle gelten
(1) Die Handwerkskammer hat zur unbeschadet der Verordnung (EU)
Regelung, Überwachung, Förderung 2016/679 die Datenschutzgesetze der
und zum Nachweis der Berufsausbil- Länder.
dung in anerkannten Ausbildungs-
berufen ein Verzeichnis der in ihrem
Bezirk bestehenden Berufsausbil-
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 149

(5) Die Eintragungen sind am Ende des Tag, Monat und Jahr einer vorzei-
Kalenderjahres, in dem das Berufs- tigen Auflösung des Ausbildungs-
ausbildungsverhältnis beendet wird, verhältnisses.
in der Lehrlingsrolle zu löschen. Bei der Datenübermittlung sind
(6) Die nach Absatz 5 gelöschten Daten dem jeweiligen Stand der Technik
sind in einem gesonderten Datei- entsprechende Maßnahmen zur
system zu speichern, solange und Sicherstellung von Datenschutz und
soweit dies für den Nachweis der Datensicherheit nach den Artikeln
Berufsausbildung erforderlich ist, 24, 25 und 32 der Verordnung (EU)
höchstens jedoch 60 Jahre. Die Über- 2016/679 zu treffen, die insbesonde-
mittlung von Daten ist nur unter re die Vertraulichkeit, Unversehrt-
den Voraussetzungen des Absatzes 2 heit und Zurechenbarkeit der Daten
zulässig. gewährleisten.
(7) Zur Verbesserung der Ausbildungs- (8) Im Übrigen darf die Handwerkskam-
vermittlung, zur Verbesserung der mer Daten aus dem Berufsausbil-
Zuverlässigkeit und Aktualität der dungsvertrag, die nicht nach Absatz
Ausbildungsvermittlungsstatistik 1 oder Absatz 6 gespeichert sind,
sowie zur Verbesserung der Feststel- nur für die in Absatz 1 genannten
lung von Angebot und Nachfrage auf Zwecke sowie in den Fällen des § 88
dem Ausbildungsmarkt übermittelt Abs. 2 des Berufsbildungsgesetzes
die Handwerkskammer folgende übermitteln.
Daten aus der Lehrlingsrolle an die
Bundesagentur für Arbeit: § 29
1. Name, Geburtsname, Vorname, (1) Ein Berufsausbildungsvertrag und
Geburtsdatum und Anschrift des Änderungen seines wesentlichen
Lehrlings (Auszubildenden), Inhalts sind in die Lehrlingsrolle ein-
2. Name und Anschrift der Aus- zutragen, wenn
bildenden, Name, Anschrift und 1. der Berufsausbildungsvertrag den
Amtlicher Gemeindeschlüssel gesetzlichen Vorschriften und der
der Ausbildungsstätte, Wirt- Ausbildungsordnung entspricht,
schaftszweig, Betriebsnummer 2. die persönliche und fachliche
der Ausbildungsstätte nach § 18i Eignung sowie die Eignung der
Absatz 1 oder § 18k Absatz 1 des Ausbildungsstätte für das Einstel-
Vierten Buches Sozialgesetzbuch, len und Ausbilden vorliegen und
Zugehörigkeit zum öffentlichen 3. für Auszubildende unter 18 Jah-
Dienst, ren die ärztliche Bescheinigung
3. Ausbildungsberuf einschließlich über die Erstuntersuchung nach
Fachrichtung sowie § 32 Abs. 1 des Jugendarbeits-
4. Tag, Monat und Jahr des vertrag- schutzgesetzes zur Einsicht vor-
lich vereinbarten Beginns und gelegt wird.
Endes der Berufsausbildung sowie
150 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Die Eintragung ist abzulehnen oder Vierter Abschnitt


zu löschen, wenn die Eintragungs- Prüfungswesen
voraussetzungen nicht vorliegen und
der Mangel nicht nach § 23 Abs. 2 § 31
behoben wird. Die Eintragung ist (1) In den anerkannten Ausbildungs-
ferner zu löschen, wenn die ärztliche berufen (Gewerbe der Anlage A oder
Bescheinigung über die erste Nach- der Anlage B) sind Gesellenprüfun-
untersuchung nach § 33 Abs. 1 des gen durchzuführen. Die Prüfung
Jugendarbeitsschutzgesetzes nicht kann im Falle des Nichtbestehens
spätestens am Tag der Anmeldung zweimal wiederholt werden. Sofern
des Auszubildenden zur Zwischen- die Gesellenprüfung in zwei zeitlich
prüfung oder zum ersten Teil der auseinander fallenden Teilen durch-
Gesellenprüfung zur Einsicht vor- geführt wird, ist der erste Teil der
gelegt und der Mangel nicht nach Gesellenprüfung nicht eigenständig
§ 23 Abs. 2 behoben wird. wiederholbar.
(2) Dem Prüfling ist ein Zeugnis auszu-
§ 30 stellen. Dem Ausbildenden werden
(1) Der Ausbildende hat unverzüglich auf dessen Verlangen die Ergebnisse
nach Abschluß des Berufsausbil- der Gesellenprüfung des Lehrlings
dungsvertrags die Eintragung in die (Auszubildenden) übermittelt.
Lehrlingsrolle zu beantragen. Sofern die Gesellenprüfung in zwei
Der Antrag kann schriftlich oder zeitlich auseinander fallenden Teilen
elektronisch gestellt werden; eine durchgeführt wird, ist das Ergebnis
Kopie der Vertragsniederschrift der Prüfungsleistung im ersten Teil
ist jeweils beizufügen. Auf einen der Gesellenprüfung dem Prüfling
betrieblichen Ausbildungsplan im schriftlich mitzuteilen.
Sinne des § 11 Absatz 1 Satz 2 Num- (3) Dem Zeugnis ist auf Antrag des Lehr-
mer 2 des Berufsbildungsgesetzes, lings (Auszubildenden) eine eng-
der der zuständigen Stelle bereits lischsprachige und eine französisch-
vorliegt, kann dabei Bezug genom- sprachige Übersetzung beizufügen.
men werden. Entsprechendes gilt Auf Antrag des Lehrlings (Auszu-
bei Änderungen des wesentlichen bildenden) ist das Ergebnis berufs-
Vertragsinhalts. schulischer Leistungsfeststellungen
(2) Der Ausbildende hat anzuzeigen auf dem Zeugnis auszuweisen. Der
1. eine vorausgegangene allgemeine Lehrling (Auszubildende) hat den
und berufliche Ausbildung des Nachweis der berufsschulischen
Lehrlings (Auszubildenden), Leistungsfeststellungen dem Antrag
2. die Bestellung von Ausbildern. beizufügen.
(4) Die Prüfung ist für den Lehrling
(Auszubildenden) gebührenfrei.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 151

§ 32 (4) Prüfungsausschüsse oder Prüferdele-


Durch die Gesellenprüfung ist festzu- gationen nach § 35a Absatz 2 können
stellen, ob der Prüfling die berufliche zur Bewertung einzelner, nicht
Handlungsfähigkeit im Sinne des § 1 mündlich zu erbringender Prüfungs-
Abs. 3 des Berufsbildungsgesetzes leistungen gutachterliche Stellung-
erworben hat. In ihr soll der Prüfling nahmen Dritter, insbesondere
nachweisen, dass er die erforderlichen berufsbildender Schulen, einholen.
beruflichen Fertigkeiten beherrscht, die Im Rahmen der Begutachtung nach
notwendigen beruflichen Kenntnisse Satz 1 sind die wesentlichen Abläufe
und Fähigkeiten besitzt und mit dem im zu dokumentieren und die für die
Berufsschulunterricht zu vermittelnden, Bewertung erheblichen Tatsachen
für die Berufsausbildung wesentlichen festzuhalten.
Lehrstoff vertraut ist. Die Ausbildungs-
ordnung ist zugrunde zu legen. § 34
(1) Der Prüfungsausschuß besteht aus
§ 33 mindestens drei Mitgliedern. Die
(1) Für die Durchführung der Ge- Mitglieder müssen für die Prüfungs-
sellenprüfung errichtet die Hand- gebiete sachkundig und für die Mit-
werkskammer Prüfungsausschüsse. wirkung im Prüfungswesen geeignet
Mehrere Handwerkskammern sein.
können bei einer von ihnen gemein- (2) Dem Prüfungsausschuss müssen als
same Prüfungsausschüsse errich- Mitglieder für zulassungspflichtige
ten. Die Handwerkskammer kann Handwerke Arbeitgeber oder Be-
Handwerksinnungen ermächtigen, triebsleiter und Arbeitnehmer in
Prüfungsausschüsse zu errichten, gleicher Zahl, für zulassungsfreie
wenn die Leistungsfähigkeit der Handwerke oder handwerksähnliche
Handwerksinnung die ordnungs- Gewerbe Beauftragte der Arbeitgeber
gemäße Durchführung der Prüfung und Arbeitnehmer in gleicher Zahl
sicherstellt. sowie mindestens eine Lehrkraft
(2) Werden von einer Handwerksinnung einer berufsbildenden Schule an-
Prüfungsausschüsse errichtet, so gehören. Mindestens zwei Drittel der
sind sie für die Abnahme der Gesel- Gesamtzahl der Mitglieder müssen
lenprüfung aller Lehrlinge (Auszu- in zulassungspflichtigen Handwer-
bildenden) der in der Handwerks- ken Arbeitgeber und Arbeitnehmer,
innung vertretenen Handwerke ihres in zulassungsfreien Handwerken
Bezirks zuständig, soweit nicht die oder handwerksähnlichen Gewerben
Handwerkskammer etwas anderes Beauftragte der Arbeitgeber und der
bestimmt. Arbeitnehmer sein. Die Mitglieder
(3) Prüfungsausschüsse oder Prüfer- haben Stellvertreter. Die ­Mitglieder
delegationen nach § 35a Absatz 2 und die Stellvertreter werden
nehmen die Prüfungsleistungen ab. längstens für fünf Jahre berufen oder
gewählt.
152 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Die Arbeitgeber müssen in dem zu- Mehrheit der Gesellenvertreter in


lassungspflichtigen Handwerk, für der Vollversammlung der Hand-
das der Prüfungsausschuß errichtet werkskammer berufen. Vorschläge
ist, die Meisterprüfung abgelegt der im Bezirk der Handwerkskam-
haben oder zum Ausbilden berech- mer bestehenden Gewerkschaften
tigt sein. In dem zulassungsfreien und selbständige Vereinigungen von
Handwerk oder in dem handwerks- Arbeitnehmern mit sozial- oder be-
ähnlichen Gewerbe, für das der rufspolitischer Zwecksetzung sollen
Prüfungsausschuss errichtet ist, berücksichtigt werden. Die Lehrkraft
müssen die Arbeitgeber oder die einer berufsbildenden Schule wird
Beauftragten der Arbeitgeber die im Einvernehmen mit der Schul-
Gesellenprüfung oder eine entspre- aufsichtsbehörde oder der von ihr
chende Abschlussprüfung in einem bestimmten Stelle berufen.
anerkannten Ausbildungsberuf (5) Für die mit Ermächtigung der Hand-
nach § 4 des Berufsbildungsgesetzes werkskammer von der Handwerks-
bestanden haben und in diesem innung errichteten Prüfungsaus-
Handwerk oder in diesem Gewerbe schüsse werden die Arbeitgeber und
tätig sein. Die Arbeitnehmer und die Beauftragten der Arbeitgeber
die Beauftragten der Arbeitnehmer von der Innungsversammlung, die
müssen die Gesellenprüfung in dem Arbeitnehmer und die Beauftragten
zulassungspflichtigen oder zulas- der Arbeitnehmer von dem Gesel-
sungsfreien Handwerk oder in dem lenausschuß gewählt. Vorschläge der
handwerksähnlichen Gewerbe, für im Bezirk der Handwerkskammer
das der Prüfungsausschuss errichtet bestehenden Gewerkschaften und
ist, oder eine entsprechende Ab- selbständige Vereinigungen von
schlussprüfung in einem anerkann- Arbeitnehmern mit sozial- oder be-
ten Ausbildungsberuf nach § 4 des rufspolitischer Zwecksetzung sollen
Berufsbildungsgesetzes bestanden berücksichtigt werden. Die Lehrkraft
haben und in diesem Handwerk oder einer berufsbildenden Schule wird
in diesem Gewerbe tätig sein. Arbeit- im Einvernehmen mit der Schulauf-
nehmer, die eine entsprechende sichtsbehörde oder der von ihr be-
ausländische Befähigung erworben stimmten Stelle nach Anhörung der
haben und handwerklich tätig sind, Handwerksinnung von der Hand-
können in den Prüfungsausschuß werkskammer berufen.
berufen werden. (6) Die Mitglieder der Prüfungsaus-
(4) Die Mitglieder werden von der schüsse können nach Anhörung
Handwerkskammer berufen. Die der an ihrer Berufung Beteiligten
Arbeitnehmer und die Beauftragten aus wichtigem Grund abberufen
der Arbeitnehmer der von der Hand- werden. Vorschläge der im Bezirk der
werkskammer errichteten Prüfungs- Handwerkskammer bestehenden
ausschüsse werden auf Vorschlag der Gewerkschaften und selbständige
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 153

Vereinigungen von Arbeitnehmern mit Genehmigung der obersten


mit sozial- oder berufspolitischer Landesbehörde festgesetzt wird. Die
Zwecksetzung sollen berücksich- Entschädigung für Zeitversäumnis
tigt werden. Satz 1 und die Absätze hat mindestens im Umfang von § 16
4 und 5 gelten für die Stellvertreter des Justizvergütungs- und -ent-
­entsprechend. schädigungsgesetzes in der jeweils
(7) Die Handwerkskammer oder die geltenden Fassung zu erfolgen.
nach § 33 Absatz 1 Satz 3 von der (9a) Prüfende sind von ihrem Arbeitgeber
Handwerkskammer zur Errichtung von der Erbringung der Arbeitsleis-
von Prüfungsausschüssen er- tung freizustellen, wenn
mächtigte Handwerksinnung kann 1. es zur ordnungsgemäßen Durch-
weitere Prüfende für den Einsatz in führung der ihnen durch das
Prüferdelegationen nach § 35a Ab- Gesetz zugewiesenen Aufgaben
satz 2 berufen. Die Berufung weiterer erforderlich ist und
Prüfender kann auf bestimmte Prüf- 2. wichtige betriebliche Gründe
oder Fachgebiete beschränkt werden. nicht entgegenstehen.
Die Absätze 4 bis 6 sind entspre- (10) Von Absatz 2 darf nur abgewichen
chend anzuwenden. werden, wenn anderenfalls die er-
(8) Die für die Berufung von Prüfungs- forderliche Zahl von Mitgliedern des
ausschussmitgliedern Vorschlagsbe- Prüfungsausschusses nicht berufen
rechtigten sind über die Anzahl und werden kann.
die Größe der einzurichtenden Prü-
fungsausschüsse sowie über die Zahl § 35
der von ihnen vorzuschlagenden Der Prüfungsausschuß wählt aus seiner
weiteren Prüfenden zu unterrichten. Mitte einen Vorsitzenden und dessen
Die Vorschlagsberechtigten werden Stellvertreter. Der Vorsitzende und sein
von der Handwerkskammer oder im Stellvertreter sollen nicht derselben Mit-
Fall des § 33 Absatz 1 Satz 3 von der gliedergruppe angehören. Der Prüfungs-
Innung darüber unterrichtet, welche ausschuß ist beschlußfähig, wenn zwei
der von ihnen vorgeschlagenen Drittel der Mitglieder, mindestens drei,
Mitglieder sowie Stellvertreter und mitwirken. Er beschließt mit der Mehr-
Stellvertreterinnen und weiteren heit der abgegebenen Stimmen.
Prüfenden berufen wurden. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme
(9) Die Tätigkeit im Prüfungsausschuss des Vorsitzenden den Ausschlag.
oder in einer Prüferdelegation ist
ehrenamtlich. Für bare Auslagen und
für Zeitversäumnis ist, soweit eine
Entschädigung nicht von anderer
Seite gewährt wird, eine angemesse-
ne Entschädigung zu zahlen, deren
Höhe von der Handwerkskammer
154 AUSBILDUNG & BERUF

§ 35a sein. Sind verschiedene Prüfungsleis-


(1) Der Prüfungsausschuss fasst die tungen derart aufeinander bezogen,
Beschlüsse über dass deren Beurteilung nur einheit-
1. die Noten zur Bewertung einzel- lich erfolgen kann, so müssen diese
ner Prüfungsleistungen, die er Prüfungsleistungen von denselben
selbst abgenommen hat, Prüfenden abgenommen werden.
2. die Noten zur Bewertung der (4) Nach § 38 Absatz 2 Satz 2 erstellte
Prüfung insgesamt sowie oder ausgewählte Antwort-Wahl-
3. das Bestehen oder Nichtbestehen Aufgaben können automatisiert aus-
der Gesellenprüfung. gewertet werden, wenn das Aufga-
(2) Die Handwerkskammer oder im benerstellungs- oder Aufgabenaus-
Fall des § 33 Absatz 1 Satz 3 die wahlgremium festgelegt hat, welche
Handwerksinnung kann im Einver- Antworten als zutreffend anerkannt
nehmen mit den Mitgliedern des werden. Die Ergebnisse sind vom
Prüfungsausschusses die Abnahme Prüfungsausschuss zu übernehmen.
und abschließende Bewertung von (5) Der Prüfungsausschuss oder die
Prüfungsleistungen auf Prüferdelega- Prüferdelegation kann einvernehm-
tionen übertragen. Für die Zusam- lich die Abnahme und Bewertung
mensetzung von Prüferdelegationen einzelner schriftlicher oder sons-
und für die Abstimmungen in der tiger Prüfungsleistungen, deren
Prüferdelegation sind § 34 Absatz 1 bis Bewertung unabhängig von der
3 und § 35 Satz 3 und 4 entspre­chend Anwesenheit bei der Erbringung
anzuwenden. Mitglieder von Prüfer- erfolgen kann, so vornehmen, dass
delegationen können die Mitglieder zwei seiner oder ihrer Mitglieder
des Prüfungsausschusses, deren die Prüfungsleistungen selbständig
Stell­vertreter und Stellvertreterinnen und unabhängig bewerten. Weichen
­sowie weitere Prüfende sein, die durch die auf der Grundlage des in der
die Handwerkskammer oder durch Prüfungsordnung vorgesehenen
die nach § 33 Absatz 1 Satz 3 zur Er- Bewertungsschlüssels erfolgten
richtung von Prüfungsausschüssen Bewertungen der beiden Prüfenden
ermächtigte Handwerksinnung nach um nicht mehr als 10 Prozent der
§ 34 Absatz 7 berufen worden sind. erreichbaren Punkte voneinander
(3) Die Handwerkskammer oder im ab, so errechnet sich die endgültige
Fall des § 33 Absatz 1 Satz 3 die Bewertung aus dem Durchschnitt
Handwerksinnung hat vor Beginn der beiden Bewertungen. Bei einer
der Prüfung über die Bildung von größeren Abweichung erfolgt die
Prüferdelegationen, über deren endgültige Bewertung durch ein
Mitglieder sowie über deren Stell- vorab bestimmtes weiteres Mitglied
vertreter und Stellvertreterinnen zu des Prüfungsausschusses oder der
entscheiden. Prüfende können Mit- Prüferdelegation.
glieder mehrerer Prüferdelegationen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 155

(6) Sieht die Ausbildungsordnung vor, bildungseinrichtung ausgebildet


dass Auszubildende bei erfolgrei- worden ist, wenn dieser Bildungs-
chem Abschluss eines zweijährigen gang der Berufsausbildung in einem
Ausbildungsberufs vom ersten Teil anerkannten Ausbildungsberuf
der Gesellenprüfung eines darauf (Gewerbe der Anlage A oder der An-
aufbauenden drei- oder dreieinhalb- lage B) entspricht. Ein Bildungsgang
jährigen Ausbildungsberufs befreit entspricht der Berufsausbildung in
sind, so ist das Ergebnis der Gesellen- einem anerkannten Ausbildungsbe-
prüfung des zweijährigen Ausbil- ruf, wenn er
dungsberufs vom Prüfungsausschuss 1. nach Inhalt, Anforderung und
als das Ergebnis des ersten Teils der zeitlichem Umfang der jeweiligen
Gesellenprüfung des auf dem zwei- Ausbildungsordnung gleichwertig
jährigen Ausbildungsberuf aufbau- ist,
enden drei- oder dreieinhalbjährigen 2. systematisch, insbesondere im
Ausbildungsberufs zu übernehmen. Rahmen einer sachlichen und
zeitlichen Gliederung durchge-
§ 36 führt wird, und
(1) Zur Gesellenprüfung ist zuzulassen, 3. durch Lernortkooperation einen
1. wer die Ausbildungsdauer angemessenen Anteil an fachprak-
zurückgelegt hat oder wessen tischer Ausbildung gewährleistet.
Ausbildungsdauer nicht später als
zwei Monate nach dem Prüfungs- § 36a
termin endet, (1) Sofern die Gesellenprüfung in zwei
2. wer an vorgeschriebenen Zwi- zeitlich auseinander fallenden Teilen
schenprüfungen teilgenommen durchgeführt wird, ist über die
sowie einen vom Ausbilder und Zulassung jeweils gesondert zu ent-
Auszubildenden unterzeich- scheiden.
neten Ausbildungsnachweis (2) Zum ersten Teil der Gesellenprüfung
nach § 13 Satz 2 Nummer 7 des ist zuzulassen, wer die in der Aus-
Berufsbildungsge­setzes vorgelegt bildungsordnung vorgeschriebene,
hat und erforderliche Ausbildungsdauer
3. wessen Berufsausbildungsver- zurückgelegt hat und die Voraus-
hältnis in die Lehrlingsrolle ein- setzungen des § 36 Abs. 1 Nr. 2 und 3
getragen oder aus einem Grund erfüllt.
nicht eingetragen ist, den weder (3) Zum zweiten Teil der Gesellenprü-
der Lehrling (Auszubildende) fung ist zuzulassen, wer
noch dessen gesetzlicher Vertreter 1. über die Voraussetzungen des § 36
zu vertreten hat. Absatz 1 hinaus am ersten Teil der
(2) Zur Gesellenprüfung ist ferner zuzu- Gesellenprüfung teilgenommen
lassen, wer in einer berufsbildenden hat,
Schule oder einer sonstigen Berufs-
156 AUSBILDUNG & BERUF

2. auf Grund einer Rechtsverord- (3) Soldaten auf Zeit und ehemalige Sol-
nung nach § 26 Absatz 2 Satz 1 daten sind nach Absatz 2 Satz 3 zur
Nummer 2b von der Ablegung des Gesellenprüfung zuzulassen, wenn
ersten Teils der Gesellenprüfung das Bundesministerium der Vertei-
befreit ist oder digung oder die von ihm bestimmte
3. aus Gründen, die er nicht zu Stelle bescheinigt, dass der Bewerber
vertreten hat, am ersten Teil der berufliche Fertigkeiten, Kenntnis-
Gesellenprüfung nicht teilgenom- se und Fähigkeiten erworben hat,
men hat. welche die Zulassung zur Prüfung
Im Fall des Satzes 1 Nummer 3 ist rechtfertigen.
der erste Teil der Gesellenprüfung
zusammen mit dem zweiten Teil § 37a
abzulegen. (1) Über die Zulassung zur Gesellen-
prüfung entscheidet der Vorsitzende
§ 37 des Prüfungsausschusses. Hält er die
(1) Der Lehrling (Auszubildende) kann Zulassungsvoraussetzungen nicht
nach Anhörung des Ausbildenden für gegeben, so entscheidet der Prü-
und der Berufsschule vor Ablauf fungsausschuss.
seiner Ausbildungszeit zur Gesellen- (2) Auszubildenden, die Elternzeit in
prüfung zugelassen werden, wenn Anspruch genommen haben, darf bei
seine Leistungen dies rechtfertigen. der Entscheidung über die Zulassung
(2) Zur Gesellenprüfung ist auch hieraus kein Nachteil erwachsen.
­zuzulassen, wer nachweist, dass
er mindestens das Eineinhalbfache § 38
der Zeit, die als Ausbildungsdauer (1) Die Handwerkskammer hat eine
vorgeschrieben ist, in dem Beruf tätig Prüfungsordnung für die Gesellen-
gewesen ist, in dem er die Prüfung prüfung zu erlassen. Die Prüfungs-
ablegen will. Als Zeiten der Berufstä- ordnung bedarf der Genehmigung
tigkeit gelten auch Ausbildungszeiten der zuständigen obersten Landes­
in einem anderen, einschlägigen behörde.
Ausbildungsberuf. Vom Nachweis der (2) Die Prüfungsordnung muss die Zu-
Mindestzeit nach Satz 1 kann ganz lassung, die Gliederung der Prü-
oder teil­weise abgesehen werden, fung, die Bewertungsmaßstäbe, die
wenn durch Vorlage von Zeugnissen Erteilung der Prüfungszeugnisse,
oder auf andere Weise glaubhaft die Folgen von Verstößen gegen die
gemacht wird, dass der Bewerber Prüfungsordnung und die Wieder-
die berufliche Handlungsfähigkeit holungsprüfung regeln. Sie kann
erworben hat, die die Zulassung zur vorsehen, dass Prüfungsaufgaben,
Prüfung rechtfertigt. Ausländische die überregional oder von einem
Bildungsabschlüsse und Zeiten der Aufgabenerstellungsausschuss bei
Berufstätigkeit im Ausland sind dabei der Handwerkskammer erstellt oder
zu ­berücksichtigen. ausgewählt werden, zu übernehmen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 157

sind, sofern diese Aufgaben von § 40


Gremien erstellt oder ausgewählt (1) Das Bundesministerium für Wirt-
werden, die entsprechend § 34 Abs. 2 schaft und Klimaschutz kann im
zusammengesetzt sind. Einvernehmen mit dem Bundes­
(3) Der Hauptausschuss des Bundes- ministerium für Bildung und For-
instituts für Berufsbildung erlässt für schung nach Anhörung des Haupt-
die Prüfungsordnung Richtlinien. ausschusses des Bundesinstituts für
Berufsbildung durch Rechtsverord-
§ 39 nung außerhalb des Anwendungs-
(1) Während der Berufsausbildung ist bereichs dieses Gesetzes erworbene
zur Ermittlung des Ausbildungs- Prüfungs­zeugnisse den entsprechen-
stands eine Zwischenprüfung ent- den Zeugnissen über das Bestehen
sprechend der Ausbildungsordnung der Gesellenprüfung gleichstellen,
durchzuführen. Die §§ 31 bis 33 wenn die Berufsausbildung und die
gelten entsprechend. in der Prüfung nachzuweisenden
(2) Die Zwischenprüfung entfällt, sofern beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
1. die Ausbildungsordnung vorsieht, und Fähigkeiten gleichwertig sind.
dass die Gesellenprüfung in zwei (2) Das Bundesministerium für Wirt-
zeitlich auseinanderfallenden schaft und Klimaschutz kann im
Teilen durchgeführt wird, oder Einvernehmen mit dem Bundes­
2. die Ausbildungsordnung vorsieht, ministerium für Bildung und For-
dass auf die Dauer der durch die schung nach Anhörung des Haupt-
Ausbildungsordnung geregelten ausschusses des Bundesinstituts für
Berufsausbildung die Dauer einer Berufsbildung durch Rechtsverord-
anderen abgeschlossenen Berufs- nung im Ausland erworbene Prü-
ausbildung im Umfang von min- fungszeugnisse den entsprechenden
destens zwei Jahren anzurechnen Zeugnissen über das Bestehen der
ist, und die Vertragsparteien die Gesellenprüfung gleichstellen, wenn
Anrechnung mit mindestens die in der Prüfung nachzuweisenden
dieser Dauer vereinbart haben. beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse
(3) Umzuschulende sind auf ihren An- und Fähigkeiten gleichwertig sind.
trag zur Zwischenprüfung zuzulassen.
§ 40a
§ 39a Ausländische Ausbildungsnachweise ste-
(1) Zusätzliche berufliche Fertigkeiten, hen der Gesellenprüfung im Sinne dieses
Kenntnisse und Fähigkeiten nach Gesetzes und der auf ihm beruhenden
§ 26 Abs. 2 Nr. 5 werden gesondert Rechtsverordnungen gleich, wenn ihre
geprüft und bescheinigt. Das Er- Gleichwertigkeit festgestellt wurde. § 50c
gebnis der Prüfung nach § 31 bleibt Absatz 4 gilt entsprechend. Die Vor-
unberührt. schriften des Berufsqualifikationsfest-
(2) § 31 Abs. 3 und 4 sowie die §§ 33 bis stellungsgesetzes für nicht reglementierte
35a und 38 gelten entsprechend. Berufe sowie § 17 sind anzuwenden.
158 AUSBILDUNG & BERUF

Fünfter Abschnitt (4) Die Handwerkskammer teilt der


Regelung und Überwachung der Berufs­ Aufsichtsbehörde nach dem Jugend-
ausbildung arbeitsschutzgesetz Wahrnehmun-
gen mit, die für die Durchführung
§ 41 des Jugendarbeitsschutzgesetzes von
Soweit Vorschriften nicht bestehen, Bedeutung sein können.
regelt die Handwerkskammer die
Durchführung der Berufsausbildung im Sechster Abschnitt
Rahmen der gesetzlichen Vorschriften. Berufliche Fortbildung, berufliche
Umschulung
§ 41a
(1) Die Handwerkskammer überwacht § 42
die Durchführung (1) Als Grundlage für eine einheitliche
1. der Berufsausbildungsvorberei- höherqualifizierende ­Berufsbildung
tung, kann das Bundesministerium für
2. der Berufsausbildung und ­Bildung und Forschung im Einver-
3. der beruflichen Umschulung nehmen mit dem Bundesministe-
und fördert diese durch Beratung rium für Wirtschaft und Klimaschutz
der an der Berufsbildung beteiligten nach Anhörung des Hauptausschus-
Personen. Sie hat zu diesem Zweck ses des Bundesinstituts für Berufs-
Berater zu bestellen. § 111 ist anzu- bildung durch Rechtsverordnung,
wenden. die nicht der Zustimmung des
(2) Ausbildende, Umschulende und An- Bundesrates bedarf, Abschlüsse der
bieter von Maßnahmen der Berufs- höherqualifizierenden Berufsbildung
ausbildungsvorbereitung sind auf anerkennen und hierfür Prüfungs-
Verlangen verpflichtet, die für die regelungen erlassen (Fortbildungs-
Überwachung notwendigen Aus- ordnungen).
künfte zu erteilen und Unterlagen (2) Die Fortbildungsordnungen haben
vorzulegen sowie die Besichtigung festzulegen:
der Ausbildungsstätten zu gestatten. 1. die Bezeichnung des Fortbil-
(3) Die Durchführung von Auslands- dungsabschlusses,
aufenthalten nach § 2 Abs. 3 des 2. die Fortbildungsstufe,
Berufsbildungsgesetzes überwacht 3. das Ziel, den Inhalt und die An-
und fördert die Handwerkskammer forderungen der Prüfung,
in geeigneter Weise. Beträgt die Dau- 4. die Zulassungsvoraussetzungen
er eines Ausbildungsabschnitts im für die Prüfung und
Ausland mehr als acht Wochen, ist 5. das Prüfungsverfahren.
hierfür ein mit der Handwerkskam-
mer abgestimmter Plan erforderlich.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 159

§ 42a der Abschluss in einem anerkannten


(1) Die Fortbildungsstufen der höher- Ausbildungsberuf vorzusehen.
qualifizierenden Berufsbildung sind (4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs-
1. als erste Fortbildungsstufe der abschlusses der ersten beruflichen
Geprüfte Berufsspezialist und die Fortbildungsstufe beginnt mit den
Geprüfte Berufsspezialistin, Wörtern „Geprüfter Berufsspezialist
2. als zweite Fortbildungsstufe der für“ oder „Geprüfte Berufsspezialis-
Bachelor Professional und tin für“. Die Fortbildungsordnung
3. als dritte Fortbildungsstufe der kann vorsehen, dass dieser Ab-
Master Professional. schlussbezeichnung eine weitere
(2) Jede Fortbildungsordnung, die eine Abschlussbezeichnung vorangestellt
höherqualifizierende Berufsbildung wird. Die Abschlussbezeichnung der
der ersten Fortbildungsstufe regelt, ersten beruflichen Fortbildungsstufe
soll auf einen Abschluss der zweiten darf nur führen, wer
Fortbildungsstufe hinführen. 1. die Prüfung der ersten berufli-
chen Fortbildungsstufe bestanden
§ 42b hat oder
(1) Den Fortbildungsabschluss des Ge- 2. die Prüfung einer gleichwertigen
prüften Berufsspezialisten oder der beruflichen Fortbildung auf der
Geprüften Berufsspezialistin erlangt, Grundlage bundes- oder landes-
wer eine Prüfung der ersten beruf- rechtlicher Regelungen, die diese
lichen Fortbildungsstufe besteht. Abschlussbezeichnung vorsehen,
(2) In der Fortbildungsprüfung der bestanden hat.
ersten beruflichen Fortbildungsstufe
wird festgestellt, ob der Prüfling § 42c
1. die Fertigkeiten, Kenntnisse und (1) Den Fortbildungsabschluss Bachelor
Fähigkeiten, die er in der Regel Professional erlangt, wer eine Prü-
im Rahmen der Berufsausbildung fung der zweiten beruflichen Fort-
erworben hat, vertieft hat und bildungsstufe erfolgreich besteht.
2. die in der Regel im Rahmen der (2) In der Fortbildungsprüfung der
Berufsausbildung erworbene be- zweiten beruflichen Fortbildungs-
rufliche Handlungsfähigkeit um stufe wird festgestellt, ob der
neue Fertigkeiten, Kenntnisse und Prüfling in der Lage ist, Fach- und
Fähigkeiten ergänzt hat. Führungsfunktionen zu überneh-
Der Lernumfang für den Erwerb men, in denen zu verantwortende
dieser Fertigkeiten, Kenntnisse und Leitungsprozesse von Organisatio-
Fähigkeiten soll mindestens 400 nen eigenständig gesteuert werden,
Stunden betragen. eigenständig ausgeführt werden und
(3) Als Zulassungsvoraussetzung für dafür Mitarbeiter und Mitarbeiterin-
eine Prüfung der ersten beruflichen nen geführt werden. Der Lernum-
Fortbildungsstufe ist als Regelzugang fang für den Erwerb dieser Fertigkei-
160 AUSBILDUNG & BERUF

ten, Kenntnisse und Fähigkeiten soll 1. die Fertigkeiten, Kenntnisse und


mindestens 1 200 Stunden betragen. Fähigkeiten, die er in der Regel
(3) Als Voraussetzung zur Zulassung für mit der Vorbereitung auf eine
eine Prüfung der zweiten berufli- Fortbildungsprüfung der zweiten
chen Fortbildungsstufe ist als Regel- Fortbildungsstufe erworben hat,
zugang vorzusehen: vertieft hat und
1. der Abschluss in einem anerkann- 2. neue Fertigkeiten, Kenntnisse und
ten Ausbildungsberuf oder Fähigkeiten erworben hat, die
2. ein Abschluss der ersten beruf- erforderlich sind für die verant-
lichen Fortbildungsstufe. wortliche Führung von Organi-
(4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs- sationen oder zur Bearbeitung
abschlusses der zweiten beruflichen von neuen, komplexen Aufgaben-
Fortbildungsstufe beginnt mit den und Problemstellungen wie der
Wörtern „Bachelor Professional Entwicklung von Verfahren und
in“. Die Fortbildungsordnung kann Produkten.
vorsehen, dass dieser Abschlussbe- Der Lernumfang für den Erwerb
zeichnung eine weitere Abschluss- dieser Fertigkeiten, Kenntnisse und
bezeichnung vorangestellt wird. Die Fähigkeiten soll mindestens 1 600
Abschlussbezeichnung der zweiten Stunden betragen.
beruflichen Fortbildungsstufe darf (3) Als Voraussetzung zur Zulassung für
nur führen, wer eine Prüfung der dritten beruflichen
1. die Prüfung der zweiten berufli- Fortbildungsstufe ist als Regelzugang
chen Fortbildungsstufe bestanden ein Abschluss auf der zweiten beruf-
hat oder lichen Fortbildungsstufe oder eine
2. die Prüfung einer gleichwertigen bestandene Meisterprüfung vorzu-
beruflichen Fortbildung auf der sehen.
Grundlage bundes- oder landes- (4) Die Bezeichnung eines Fortbildungs-
rechtlicher Regelungen, die diese abschlusses der dritten beruflichen
Abschlussbezeichnung vorsehen, Fortbildungsstufe beginnt mit den
bestanden hat. Wörtern „Master Professional in“.
Die §§ 51 und 51d bleiben unberührt. Die Fortbildungsordnung kann
vorsehen, dass dieser Abschlussbe-
§ 42d zeichnung eine weitere Abschluss-
(1) Den Fortbildungsabschluss Master bezeichnung vorangestellt wird. Die
Professional erlangt, wer die Prüfung Abschlussbezeichnung der dritten
der dritten beruflichen Fortbildungs- beruflichen Fortbildungsstufe darf
stufe besteht. führen, wer
(2) In der Fortbildungsprüfung der drit- 1. die Prüfung der dritten berufli-
ten beruflichen Fortbildungsstufe chen Fortbildungsstufe bestanden
wird festgestellt, ob der Prüfling hat oder
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 161

2. die Prüfung einer gleichwertigen (2) Die Fortbildungsprüfungsregelun-


beruflichen Fortbildung auf der gen haben festzulegen:
Grundlage bundes- oder landes- 1. die Bezeichnung des Fortbil-
rechtlicher Regelungen, die diese dungsabschlusses,
Abschlussbezeichnung vorsehen, 2. das Ziel, den Inhalt und die An-
bestanden hat. forderungen der Prüfungen,
3. die Zulassungsvoraussetzungen
§ 42e für die Prüfung und
(1) Als Grundlage für eine einheitliche 4. das Prüfungsverfahren.
Anpassungsfortbildung kann das (3) Bestätigt die zuständige oberste
Bundesministerium für Bildung Landesbehörde,
und Forschung im Einvernehmen 1. dass die Fortbildungsprüfungs-
mit dem Bundesministerium für regelungen die Voraussetzungen
Wirtschaft und Klimaschutz nach des § 42b Absatz 2 und 3 sowie
Anhörung des Hauptausschusses des des § 42a Absatz 2 erfüllen, so
Bundesinstituts für Berufsbildung beginnt die Bezeichnung des
durch Rechtsverordnung, die nicht Fortbildungsabschlusses mit den
der Zustimmung des Bundesrates Wörtern „Geprüfter Berufsspezia-
bedarf, Fortbildungsabschlüsse list für“ oder „Geprüfte Berufsspe-
anerkennen und hierfür Prüfungsre- zialistin für“,
gelungen erlassen (Anpassungsfort- 2. dass die Fortbildungsprüfungs-
bildungsordnungen). regelungen die Voraussetzungen
(2) Die Anpassungsfortbildungsordnun- des § 42c Absatz 2 und 3 erfüllen,
gen haben festzulegen: so beginnt die Bezeichnung des
1. die Bezeichnung des Fortbil- Fortbildungsabschlusses mit den
dungsabschlusses, Wörtern „Bachelor Professional in“,
2. das Ziel, den Inhalt und die 3. dass die Fortbildungsprüfungs-
Anforderungen der Prüfung, regelungen die Voraussetzungen
3. die Zulassungsvoraussetzungen des § 42d Absatz 2 und 3 erfüllen,
und so beginnt die Bezeichnung des
4. das Prüfungsverfahren. Fortbildungsabschlusses mit den
Wörtern „Master Professional in“.
§ 42f Der Abschlussbezeichnung nach
(1) Sofern für einen Fortbildungsab- Satz 1 ist in Klammern ein Zusatz
schluss weder eine Fortbildungs- beizufügen, aus dem sich zwei-
ordnung noch eine Anpassungsfort- felsfrei die Handwerkskammer
bildungsordnung erlassen worden ergibt, die die Fortbildungsprü-
ist, kann die Handwerkskammer fungsregelungen erlassen hat. Die
Fortbildungsprüfungsregelungen Fortbildungsprüfungsregelungen
erlassen. können vorsehen, dass dieser Ab-
162 AUSBILDUNG & BERUF

schlussbezeichnung eine weitere schuss erfolgreich abgelegt hat


Abschlussbezeichnung vorange- und
stellt wird. 2. die Anmeldung zur Fortbildungs-
(4) Eine Abschlussbezeichnung, die in prüfung innerhalb von zehn
einer von der zuständigen obersten Jahren nach der Bekanntgabe des
Landesbehörde bestätigten Fortbil- Bestehens der Prüfung erfolgt.
dungsprüfungsregelung enthalten
ist, darf nur führen, wer die Prüfung § 42i
bestanden hat. § 42c Absatz 4 Satz Das Bundesministerium für Wirtschaft
2 und 3 sowie § 42d Absatz 4 Satz 2 und Klimaschutz kann im ­Einvernehmen
und 3 bleiben unberührt. mit dem Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung nach Anhörung des
§ 42g Hauptausschusses des Bundesinstituts
Sofern Fortbildungsordnungen, An- für Berufsbildung durch Rechtsverord-
passungsfortbildungsordnungen oder nung Prüfungszeugnisse, die außerhalb
Fortbildungsprüfungsregelungen nach des Anwendungsbereichs dieses Gesetzes
§ 42f Zulassungsvoraussetzungen zu oder im Ausland erworben worden
Prüfungen vorsehen, sind ausländische sind, den entsprechenden Zeugnissen
Bildungsabschlüsse und Zeiten der über das Bestehen einer Fortbildungs-
Berufstätigkeit im Ausland zu berück- prüfung auf der Grundlage der §§ 42b
sichtigen. bis 42f gleichstellen, wenn die in der
Prüfung nachzuweisenden beruflichen
§ 42h Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten
(1) Für die Durchführung von Prüfun- gleichwertig sind.
gen im Bereich der beruflichen Fort-
bildung errichtet die Handwerks- § 42j
kammer Prüfungsausschüsse. § 31 Als Grundlage für eine geordnete und
Absatz 2 Satz 1 und 2 und Absatz 3 einheitliche berufliche Umschulung
Satz 1 sowie § 33 Absatz 1 Satz 2, Ab- kann das Bundesministerium für Bil-
satz 3 und 4 und die §§ 34 bis 35a, 37a dung und Forschung im Einvernehmen
und 38 sind entsprechend anzuwen- mit dem Bundesministerium für Wirt-
den. schaft und Klimaschutz nach Anhörung
(2) Der Prüfling ist auf Antrag von der des Hauptausschusses des Bundesinsti-
Ablegung einzelner Prüfungsbe- tuts für Berufsbildung durch Rechtsver-
standteile durch die Handwerkskam- ordnung, die nicht der Zustimmung des
mer zu befreien, wenn Bundesrates bedarf,
1. er eine andere vergleichbare 1. die Bezeichnung des
Prüfung vor einer öffentlichen Umschulungs­abschlusses,
oder einer staatlich anerkannten 2. das Ziel, den Inhalt, die Art und
Bildungseinrichtung oder vor Dauer der Umschulung,
einem staatlichen Prüfungsaus-
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 163

3. die Anforderungen der Umschu- schlüsse und Zeiten der Berufstätigkeit


lungsprüfung und ihre Zulas- im Ausland zu berücksichtigen.
sungsvoraussetzungen sowie
4. das Prüfungsverfahren der Um­ § 42n
schulung (1) Maßnahmen der beruflichen Um-
unter Berücksichtigung der besonderen schulung müssen nach Inhalt, Art,
Erfordernisse der beruflichen Erwachse- Ziel und Dauer den besonderen
nenbildung bestimmen (Umschulungs- Erfordernissen der beruflichen Er-
ordnung). wachsenenbildung entsprechen.
(2) Der Umschulende hat die Durch-
§ 42k führung der beruflichen Umschu-
Soweit Rechtsverordnungen nach § 42j lung unverzüglich vor Beginn der
nicht erlassen sind, kann die Hand- Maßnahme der Handwerkskammer
werkskammer Umschulungsprüfungs- schriftlich anzuzeigen. Die An-
regelungen erlassen. Die Handwerks- zeigepflicht erstreckt sich auf den
kammer regelt die Bezeichnung des wesentlichen Inhalt des Umschu-
Umschulungsabschlusses, Ziel, Inhalt lungsverhältnisses. Bei Abschluss
und Anforderungen der Prüfungen, eines Umschulungsvertrages ist eine
ihre Zulassungsvoraussetzungen sowie Ausfertigung der Vertragsnieder-
das Prüfungsverfahren unter Berück- schrift beizufügen.
sichtigung der besonderen Erfordernisse (3) Für die Durchführung von Prüfun-
beruflicher Erwachsenenbildung. gen im Bereich der beruflichen Um-
schulung errichtet die Handwerks-
§ 42l kammer Prüfungsausschüsse. § 31
Sofern sich die Umschulungsordnung Abs. 2 und 3 sowie § 33 Absatz 3 und
(§ 42j) oder eine Regelung der Hand- die §§ 34 bis 35a, 37a und 38 gelten
werkskammer (§ 42k) auf die Um- entsprechend.
schulung für einen anerkannten (4) Der Prüfling ist auf Antrag von der
Ausbildungsberuf (Gewerbe der Anlage Ablegung einzelner Prüfungsbe­
A oder der Anlage B) richtet, sind das standteile durch die Handwerks­
Ausbildungsberufsbild (§ 26 Abs. 1 Nr. 3), kammer zu befreien, wenn er eine
der Ausbildungsrahmenplan (§ 26 Abs. 1 andere vergleichbare Prüfung vor
Nr. 4) und die Prüfungsanforderungen einer öffentlichen oder staatlich an-
(§ 26 Abs. 1 Nr. 5) zugrunde zu legen. Die erkannten Bildungseinrichtung oder
§§ 21 bis 24 gelten entsprechend. vor einem staatlichen Prüfungsaus-
schuss erfolgreich abgelegt hat und
§ 42m die Anmeldung zur Umschulungs-
Sofern die Umschulungsordnung (§ 42j) prüfung innerhalb von zehn Jahren
oder eine Regelung der Handwerkskam- nach der Bekanntgabe des Bestehens
mer (§ 42k) Zulassungsvoraussetzungen der anderen Prüfung erfolgt.
vorsieht, sind ausländische Bildungsab-
164 AUSBILDUNG & BERUF

§ 42o (2) Der Berufsausbildungsvertrag mit


Das Bundesministerium für Wirtschaft einem behinderten Menschen ist in
und Klimaschutz kann im E ­ invernehmen die Lehrlingsrolle (§ 28) einzutragen.
mit dem Bundesministerium für Bildung Der behinderte Mensch ist zur Gesel-
und Forschung nach Anhörung des lenprüfung auch zuzulassen, wenn
Hauptausschusses des Bundesinstituts die Voraussetzungen des § 36 Abs. 1
für Berufsbildung durch Rechtsverord- Nr. 2 und 3 nicht vorliegen.
nung außerhalb des Anwendungsbe-
reichs dieses Gesetzes oder im Ausland § 42r
erworbene Prüfungszeugnisse den (1) Für behinderte Menschen, für die
entsprechenden Zeugnissen über das wegen Art und Schwere ihrer Be-
Bestehen einer Umschulungsprüfung hinderung eine Ausbildung in einem
auf der Grundlage der §§ 42j und 42k anerkannten Ausbildungsberuf
gleichstellen, wenn die in der Prüfung nicht in Betracht kommt, trifft die
nachzuweisenden beruflichen Fertig­ Handwerkskammer auf Antrag der
keiten, Kenntnisse und Fähigkeiten behinderten Menschen oder ihrer
gleichwertig sind. gesetzlichen Vertreter Ausbildungs-
regelungen entsprechend den Em­
Siebenter Abschnitt pfehlungen des Hauptausschusses
Berufliche Bildung behinderter Men­ des Bundesinstituts für Berufsbil-
schen, Berufsausbildungsvorbereitung dung. Die Ausbildungsinhalte sollen
unter Berücksichtigung von Lage
§ 42p und Entwicklung des allgemeinen
Behinderte Menschen (§ 2 Abs. 1 Satz 1 Arbeitsmarktes aus den Inhalten
des Neunten Buches Sozialgesetzbuch) anerkannter Ausbildungsberufe
sollen in anerkannten Ausbildungsberu- entwickelt werden.
fen ausgebildet werden. Im Antrag nach Satz 1 ist eine
Ausbildungsmöglichkeit in dem
§ 42q angestrebten Ausbildungsgang nach-
(1) Regelungen nach den §§ 38 und 41 zuweisen.
sollen die besonderen Verhältnisse (2) § 42q Absatz 2 Satz 1 ist entspre-
behinderter Menschen berücksich- chend anzuwenden.
tigen. Dies gilt insbesondere für die
zeitliche und sachliche Gliederung § 42s
der Ausbildung, die Dauer von Für die berufliche Fortbildung und die
Prüfungszeiten, die Zulassung von berufliche Umschulung behinderter
Hilfsmitteln und die Inanspruch- Menschen gelten die §§ 42p bis 42r ent-
nahme von Hilfeleistungen Dritter, sprechend, soweit Art und Schwere der
wie Gebärdendolmetscher für hör- Behinderung dies erfordern.
behinderte Menschen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 165

§ 42t Bundesministerium für Wirtschaft


(1) Die Berufsausbildungsvorbereitung und Klimaschutz nach Anhörung des
richtet sich an lernbeeinträchtigte Hauptausschusses des Bundesinstituts
oder sozial benachteiligte Personen, für Berufsbildung durch Rechtsver-
deren Entwicklungsstand eine er- ordnung, die nicht der Zustimmung
folgreiche Ausbildung in einem an- des Bundesrates bedarf.
erkannten Ausbildungsberuf (Gewer-
be der Anlage A oder der Anlage B) § 42v
noch nicht erwarten lässt. Sie muss (1) Die nach Landesrecht zuständige Be-
nach Inhalt, Art, Ziel und Dauer den hörde hat die Berufsausbildungsvor-
besonderen Erfordernissen des in bereitung zu untersagen, wenn die
Satz 1 genannten Personenkreises Voraussetzungen des § 42t Absatz 1
entsprechen und durch umfassende nicht vorliegen.
sozialpädagogische Betreuung und (2) Der Anbieter hat die Durchführung
Unterstützung begleitet werden. von Maßnahmen der Berufsausbil-
(2) Für die Berufsausbildungsvorberei- dungsvorbereitung vor Beginn der
tung, die nicht im Rahmen des Drit- Maßnahme der Handwerkskammer
ten Buches Sozialgesetzbuch oder schriftlich anzuzeigen. Die Anzeige-
anderer vergleichbarer, öffentlich pflicht erstreckt sich auf den wesent-
geförderter Maßnahmen durch- lichen Inhalt des Qualifizierungsver-
geführt wird, gelten die §§ 21 bis 24 trages.
entsprechend. (3) Die Absätze 1 und 2 sowie § 41a
finden keine Anwendung, soweit
§ 42u die Berufsausbildungsvorbereitung
(1) Die Vermittlung von Grundlagen für im Rahmen des Dritten Buches
den Erwerb beruflicher Handlungs- Sozialgesetzbuch oder anderer
fähigkeit (§ 1 Abs. 2 des Berufs- vergleichbarer, öffentlich geförderter
bildungsgesetzes) kann insbeson- Maßnahmen durchgeführt wird.
dere durch inhaltlich und zeitlich
abgegrenzte Lerneinheiten erfolgen, Achter Abschnitt
die aus den Inhalten anerkannter Berufsbildungsausschuß
Ausbildungsberufe (Gewerbe der An-
lage A oder der Anlage B) entwickelt § 43
werden (Qualifizierungsbausteine). (1) Die Handwerkskammer errichtet
(2) Über vermittelte Grundlagen für den einen Berufsausbildungsausschuß.
Erwerb beruflicher Handlungsfähig- Ihm gehören sechs Arbeitgeber, sechs
keit stellt der Anbieter der Berufsaus- Arbeitnehmer und sechs Lehrkräfte
bildungsvorbereitung eine Beschei- an berufsbildenden Schulen an, die
nigung aus. Das Nähere regelt das Lehrkräfte mit beratender Stimme.
Bundesministerium für Bildung und (2) Die Vertreter der Arbeitgeber werden
Forschung im Einvernehmen mit dem von der Gruppe der Arbeitgeber, die
166 AUSBILDUNG & BERUF

Vertreter der Arbeitnehmer von der lungsstätten, für das Führen


Gruppe der Vertreter der Gesellen von Ausbildungsnachweisen
und der anderen Arbeitnehmer mit nach § 13 Satz 2 Nummer 7 des
einer abgeschlossenen Berufsaus- Berufsbildungsgesetzes, für die
bildung in der Vollversammlung Verkürzung der Ausbildungsdau-
gewählt. Die Lehrkräfte an berufs- er, für die vorzeitige Zulassung
bildenden Schulen werden von zur Gesellenprüfung, für die
der nach Landesrecht zuständigen Durchführung der Prüfungen,
Behörde als Mitglieder berufen. zur Durchführung von über- und
Die Amtszeit der Mitglieder beträgt außerbetrieblicher Ausbildung
längstens fünf Jahre. sowie Verwaltungsrichtlinien zur
(3) § 34 Absatz 9 gilt entsprechend beruflichen Bildung,
(4) Die Mitglieder können nach Anhören 2. Umsetzung der vom Landesaus-
der an ihrer Berufung Beteiligten aus schuss für Berufsbildung (§ 82 des
wichtigem Grund abberufen werden. Berufsbildungsgesetzes) empfoh-
(5) Die Mitglieder haben Stellvertreter, lenen Maßnahmen,
die bei Verhinderung der Mitglieder 3. wesentliche inhaltliche Ände-
an deren Stelle treten. Die Absätze 1 rungen des Ausbildungsvertrags­
bis 4 gelten für die Stellvertreter ent- musters.
sprechend. (3) Wichtige Angelegenheiten, in denen
(6) Der Berufsbildungsausschuß wählt der Berufsbildungsausschuss zu
aus seiner Mitte einen Vorsitzenden unterrichten ist, sind insbesondere:
und dessen Stellvertreter. Der Vorsit- 1. Zahl und Art der der Handwerks-
zende und sein Stellvertreter sollen kammer angezeigten Maßnahmen
nicht derselben Mitgliedergruppe der Berufsausbildungsvorberei-
angehören. tung und beruflichen Umschu-
lung sowie der eingetragenen
§ 44 Berufsausbildungsverhältnisse,
(1) Der Berufsbildungsausschuß ist in 2. Zahl und Ergebnisse von durchge-
allen wichtigen Angelegenheiten der führten Prüfungen sowie hierbei
beruflichen Bildung zu unterrichten gewonnene Erfahrungen,
und zu hören. Er hat im Rahmen 3. Tätigkeit der Berater und Berate-
seiner Aufgaben auf eine stetige rinnen nach § 41a Abs. 1 Satz 2,
Entwicklung der Qualität der beruf- 4. für den räumlichen und fach-
lichen Bildung hinzuwirken. lichen Zuständigkeitsbereich
(2) Wichtige Angelegenheiten, in denen der Handwerkskammer neue
der Berufsbildungsausschuss anzu- Formen, Inhalte und Methoden
hören ist, sind insbesondere: der Berufsbildung,
1. Erlass von Verwaltungsgrund- 5. Stellungnahmen oder Vorschläge
sätzen über die Eignung von der Handwerkskammer gegen-
Ausbildungs- und Umschu- über anderen Stellen und Behör-
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 167

den, soweit sie sich auf die Durch- sammlung in ihrer nächsten Sitzung
führung dieses Gesetzes oder geändert oder abgelehnt werden.
der auf Grund dieses Gesetzes Beschlüsse, zu deren Durchführung
erlassenen Rechtsvorschriften im die für Berufsbildung im laufenden
Bereich der beruflichen Bildung Haushalt vorgesehenen Mittel nicht
beziehen, ausreichen oder zu deren Durchfüh-
6. Bau eigener überbetrieblicher rung in folgenden Haushaltsjahren
Berufsbildungsstätten, Mittel bereitgestellt werden müssen,
7. Beschlüsse nach Absatz 5 sowie die die Ausgaben für Berufsbildung
beschlossene Haushaltsansätze des laufenden Haushalts nicht un-
zur Durchführung der Berufsbil- wesentlich übersteigen, bedürfen der
dung mit Ausnahme der Perso- Zustimmung der Vollversammlung.
nalkosten, (6) Abweichend von § 43 Abs. 1 haben
8. Verfahren zur Beilegung von die Lehrkräfte Stimmrecht bei Be-
Streitigkeiten aus Ausbildungs- schlüssen zu Angelegenheiten der
verhältnissen, Berufsausbildungsvorbereitung
9. Arbeitsmarktfragen, soweit sie die und Berufsausbildung, soweit sich
Berufsbildung im Zuständigkeits- die Beschlüsse unmittelbar auf die
bereich der Handwerkskammer Organisation der schulischen Berufs-
berühren. bildung (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 des Berufs-
(4) Vor einer Beschlußfassung in bildungsgesetzes) auswirken.
der Vollversammlung über Vor-
schriften zur Durchführung der § 44a
Berufsbildung, insbesondere nach (1) Der Berufsbildungsausschuß ist
den §§ 41, 42, 42f und 42j bis 42l, beschlußfähig, wenn mehr als die
ist die Stellungnahme des Berufs- Hälfte seiner stimmberechtigten
bildungsausschusses einzuholen. Mitglieder anwesend ist. Er be-
Der Berufsbildungsausschuß kann schließt mit der Mehrheit der ab-
der Vollversammlung auch von sich gegebenen Stimmen.
aus Vorschläge für Vorschriften zur (2) Zur Wirksamkeit eines Beschlusses
Durchführung der Berufsbildung ist es erforderlich, daß der Gegen-
vorlegen. Die Stellungnahmen und stand bei der Einberufung des Aus-
Vorschläge des Berufsbildungsaus- schusses bezeichnet ist, es sei denn,
schusses sind zu begründen. daß er mit Zustimmung von zwei
(5) Die Vorschläge und Stellungnah- Dritteln der stimmberechtigten Mit-
men des Berufsbildungsausschusses glieder nachträglich auf die Tages-
gelten vorbehaltlich der Vorschrift ordnung gesetzt wird.
des Satzes 2 als von der Vollver-
sammlung angenommen, wenn sie
nicht mit einer Mehrheit von drei
Vierteln der Mitglieder der Vollver-
168 AUSBILDUNG & BERUF

§ 44b meisterhaft auszuüben und selb-


Der Berufsbildungsausschuß gibt sich ständig zu führen sowie Lehrlinge
eine Geschäftsordnung. Sie kann die ordnungsgemäß auszubilden. Wer
Bildung von Unterausschüssen vorsehen die Meisterprüfung bestanden hat,
und bestimmen, daß ihnen nicht nur hat damit auch den Fortbildungsab-
Mitglieder des Ausschusses angehören. schluss Bachelor Professional erlangt.
Für die Unterausschüsse gelten § 43 Abs. (3) Der Prüfling hat in vier selbständi-
2 bis 6 und § 44a entsprechend. gen Prüfungsteilen nachzuweisen,
dass er wesentliche Tätigkeiten
Dritter Teil seines Handwerks meisterhaft ver-
Meisterprüfung, Meistertitel richten kann (Teil I), die erforder-
lichen fachtheoretischen Kenntnisse
Erster Abschnitt (Teil II), die erforderlichen betriebs-
Meisterprüfung in einem zulassungs­ wirtschaftlichen, kaufmännischen
pflichtigen Handwerk und rechtlichen Kenntnisse (Teil III)
sowie die erforderlichen berufs- und
§ 45 arbeitspädagogischen Kenntnisse
(1) Als Grundlage für ein geordnetes (Teil IV) besitzt.
und einheitliches Meisterprüfungs- (4) Bei der Prüfung in Teil I können
wesen für zulassungspflichtige in der Rechtsverordnung Schwer-
Handwerke kann das Bundesminis- punkte gebildet werden. In dem
terium für Wirtschaft und Klima- schwerpunktspezifischen Bereich
schutz im Einvernehmen mit dem hat der Prüfling nachzuweisen, dass
Bundesministerium für Bildung er wesentliche Tätigkeiten in dem
und Forschung durch Rechtsverord- von ihm gewählten Schwerpunkt
nung, die nicht der Zustimmung des meisterhaft verrichten kann. Für
Bundes­rates bedarf, bestimmen, den schwerpunktübergreifenden
1. welche Fertigkeiten und Kennt- Bereich sind die Grundfertigkeiten
nisse in den einzelnen zulassungs­ und Grundkenntnisse nachzuweisen,
pflichtigen Handwerken zum die die fachgerechte Ausübung auch
Zwecke der Meisterprüfung dieser Tätigkeiten ermöglichen.
zu berücksichtigen (Meister­
prüfungsberufsbild A) § 46
2. welche Anforderungen in der (1) Der Prüfling ist nach Maßgabe der
Meisterprüfung zu stellen sind und folgenden Vorschriften von einzel-
3. welche handwerksspezifischen nen Teilen der Meisterprüfung
Verfahrensregelungen in der befreit, wenn er eine dem jeweiligen
Meisterprüfung gelten. Teil der Meisterprüfung vergleich-
(2) Durch die Meisterprüfung ist festzu- bare Prüfung auf Grund einer nach
stellen, ob der Prüfling befähigt ist, § 42 oder § 51a Abs. 1 in Verbindung
ein zulassungspflichtiges Handwerk mit Abs. 2 dieses Gesetzes oder § 53
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 169

des Berufsbildungsgesetzes erlasse­ Prüfungen mit Erfolg abgelegt


nen Rechtsverordnung oder eine haben, sind auf Antrag durch den
andere vergleichbare Prüfung vor Meisterprüfungsausschuss von ein-
einer öffentlichen oder staatlich an- zelnen Teilen der Meisterprüfung zu
erkannten Bildungseinrichtung oder befreien, wenn bei diesen Prüfungen
vor einem staatlichen Prüfungsaus- mindestens die gleichen Anforde-
schuss erfolgreich abgelegt hat. rungen gestellt werden wie in der
(1a) Eine Befreiung nach Absatz 1 ist nur Meisterprüfung. Der Abschlussprü-
zulässig, wenn fung an einer deutschen Hochschule
1. die befreiende Prüfung ­bezogen gleichgestellt sind Diplome nach § 7
auf den jeweiligen Teil der Abs. 2 Satz 4.
Meister­prüfung die Befähigung (3) Der Prüfling ist auf Antrag von den
zu vergleichbaren beruflichen Prüfungsleistungen in gleichartigen
Tätigkeiten in dem jeweiligen Prüfungsbereichen, Prüfungsfächern
Handwerk belegt, und oder Handlungsfeldern durch den
2. zwischen ihr und dem jeweiligen Meisterprüfungsausschuss zu be-
Teil der Meisterprüfung keine freien, wenn er die Meisterprüfung in
wesent­lichen Unterschiede in einem anderen zulassungspflichtigen
Inhalt und zeitlichem Umfang oder zulassungsfreien Handwerk
bestehen. oder handwerksähnlichen ­Gewerbe
(1b) Einzelne Prüfungsleistungen einer bestanden hat oder eine andere ver-
befreienden Prüfung dürfen zur gleichbare Prüfung vor einer öffent­
Feststellung der Vergleichbarkeit lichen oder staatlich anerkannten
nicht für mehrere Teile der Meister- Bildungseinrichtung oder vor einem
prüfung zugleich zu Grunde gelegt staatlichen Prüfungsausschuss
werden. erfolgreich abgelegt hat.
(1c) Der Prüfling ist von den Teilen III und (4) Der Meisterprüfungsausschuss ent-
IV der Meisterprüfung auch befreit, scheidet auf Antrag des Prüflings
wenn er die Meisterprüfung in einem auch über Befreiungen auf Grund
anderen zulassungspflichtigen oder ausländischer Bildungsabschlüsse.
zulassungsfreien Handwerk oder in (5) Nähere Einzelheiten können in
einem handwerksähnlichen Gewerbe Rechtsverordnungen nach § 50a
bestanden hat. Der ­Prüfling ist vom ­Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit
Teil IV der Meisterprüfung ferner Satz 2 Nummer 7 geregelt werden.
befreit, wenn er den auf Grund einer
Rechtsverordnung nach § 22b Ab- § 47
satz 4 dieses Gesetzes oder nach § 30 (1) Für die Handwerke werden zur
­Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes Durchführung der Meisterprüfun-
vorgeschriebenen Nachweis erbringt. gen Meisterprüfungsausschüsse als
(2) Prüflinge, die andere deutsche staatliche Prüfungsbehörden am
staatliche oder staatlich ­anerkannte Sitz der Handwerkskammer für
170 AUSBILDUNG & BERUF

ihren Bezirk errichtet. Die oberste genannten Gesellenvertreter und


Landesbehörde kann in besonderen Organisationen zu unterrichten
Fällen die Errichtung eines Meister- 1. über die Errichtung von Meister-
prüfungsausschusses für mehrere prüfungsausschüssen am Sitz der
Handwerkskammerbezirke anordnen Handwerkskammer,
und mit der Errichtung die für den 2. über die Zahl der von den Gesellen­
Sitz des Meisterprüfungsausschusses vertretern vorzuschlagenden Mit-
­zuständige höhere Verwaltungs­ glieder und Stellvertreter für die
behörde beauftragen. Soll der Meisterprüfungsausschüsse und
Meisterprüfungsausschuß für 3. über Personen, die auf ­Vorschlag
Handwerkskammerbezirke mehrerer der Gesellenvertreter zu Mit-
Länder zuständig sein, so bedarf es gliedern und Stellvertretern
hierfür des Einvernehmens der betei- der Meisterprüfungsausschüsse
ligten obersten Landesbehörden. Die ­berufen sind.
Landesregierungen werden ermäch- (3) Die Handwerkskammer unterstützt
tigt, durch Rechtsverordnung zu be- die Meisterprüfungsausschüsse
stimmen, daß abweichend von Satz 2 durch das Führen der laufenden
an Stelle der obersten Landesbehörde ­Geschäfte.
die höhere Verwaltungsbehörde
zuständig ist. Die Landesregierungen § 48
können diese Ermächtigung auf (1) Der Meisterprüfungsausschuss
oberste Landesbehörden übertragen. besteht aus vier Mitgliedern. Die Mit-
(2) Die höhere Verwaltungsbehörde glieder sollen das vierundzwanzigste
errichtet die Meisterprüfungsaus- Lebensjahr vollendet haben.
schüsse nach Anhörung der Hand- (2) Der Vorsitzende braucht nicht
werkskammer und ernennt auf in einem zulassungspflichtigen
Grund ihrer Vorschläge die Mitglie- Handwerk tätig zu sein; er soll dem
der und die Stellvertreter für längs- zulassungspflichtigen Handwerk, für
tens fünf Jahre. Über Vorschläge für welches der Meisterprüfungsaus-
Mitglieder nach § 48 Absatz 4 und schuss errichtet ist, nicht angehören.
deren Stellvertreter befindet in der (3) Ein Beisitzer muss
Handwerkskammer die Mehrheit 1. das Handwerk, für das der Meister-
der Gesellenvertreter der Vollver- prüfungsausschuss errichtet ist,
sammlung; die Gesellenvertreter mindestens seit einem Jahr selb-
sollen Vorschläge der im Bezirk der ständig als stehendes Gewerbe be-
Handwerkskammer bestehenden treiben und in diesem Handwerk
Gewerkschaften und selbständigen a) die Meisterprüfung erfolgreich
Vereinigungen von Arbeitnehmern abgelegt haben oder
mit sozial- oder berufspolitischer b) das Recht zum Ausbilden von
Zwecksetzung berücksichtigen. Die Lehrlingen besitzen oder
Handwerkskammer hat die in Satz 2 2. in dem zulassungspflichtigen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 171

Handwerk mindestens seit einem (2) Für den Einsatz in den Prüfungs-
Jahr als Betriebsleiter tätig sein kommissionen beruft der Meister-
und in seiner Person die Voraus- prüfungsausschuss für die Dauer
setzungen für die Eintragung in von jeweils längstens fünf Jahren
die Handwerksrolle erfüllen. prüfende Personen. Die Handwerks-
(4) Ein Beisitzer soll ein Geselle sein, kammer hat hierfür eine Liste mit
der in dem zulassungspflichtigen nicht bindenden Vorschlägen zu
Handwerk, für das der Meister- erstellen; § 47 Absatz 2 Satz 2 und 3
prüfungsausschuß errichtet ist, die gilt entsprechend.
Meisterprüfung erfolgreich abgelegt (3) Jede prüfende Person muss die
hat oder das Recht zum Ausbilden Voraussetzungen für eine Ernennung
von Lehrlingen besitzt und in dem zum Mitglied des Meisterprüfungs-
betreffenden zulassungspflichtigen ausschusses erfüllen. § 34 Absatz 6
Handwerk tätig ist. Satz 1, Absatz 9 und 9a gilt für sie
(5) Ein Beisitzer soll besonders entsprechend. Die Mitglieder des
­sachkundig in der wirtschaftlichen Meisterprüfungsausschusses und
Betriebsführung sowie in den kauf- ihre Stellvertreter können zu prüfen-
männischen, rechtlichen und berufs- den Personen berufen werden.
erzieherischen Kenntnissen sein;
er braucht dem Handwerk nicht § 49
anzugehören. (1) Zur Meisterprüfung ist zuzulassen,
(6) § 34 Absatz 6 Satz 1, Absatz 9 und 9a wer eine Gesellenprüfung in dem
ist entsprechend anzuwenden. zulassungspflichtigen Handwerk,
(7) Für jedes Mitglied des Meister­ in dem er die Meisterprüfung ab-
prüfungs­ausschusses können bis zu legen will, oder in einem damit
zwei Stellvertreter für den Fall der verwandten zulassungspflichtigen
Verhinderung des Mitgliedes berufen Handwerk oder eine entsprechende
werden. Für Stellvertreter gelten die Abschlussprüfung in einem aner-
Anforderungen für die Berufung des kannten Ausbildungsberuf oder eine
Mitgliedes, als dessen Stellvertreter Prüfung auf Grund einer nach § 45
sie berufen werden. Für die Stellver- oder § 51a Abs. 1 in Verbindung mit
treter gilt Absatz 6 entsprechend. Abs. 2 erlassenen Rechtsverordnung
bestanden hat oder eine Gleichwer-
§ 48a tigkeitsfeststellung nach §  40a für
(1) Die Abnahme und die abschließende das entsprechende zulassungs-
Bewertung der einzelnen Prüfungs- pflichtige Handwerk oder für ein
leistungen einer Meisterprüfung verwandtes zulassungspflichtiges
obliegen Prüfungskommissionen. Handwerk besitzt. Wer die Gesellen-
Die Prüfungskommissionen werden prüfung oder die Abschlussprüfung
von dem Meisterprüfungsausschuss nach Satz 1 in einem Ausbildungs-
gebildet. beruf bestanden hat, für den in der
172 AUSBILDUNG & BERUF

Ausbildungsordnung eine Ausbil­ senen beruflichen Befähigung


dungsdauer von weniger als drei abkürzen,
Jahren festgelegt ist, muss in dem 2. in Ausnahmefällen von den Vor-
zulassungspflichtigen Handwerk, in aussetzungen der Absätze 1 bis 4
dem er die Meisterprüfung ablegen ganz oder teilweise befreien,
will, eine mindestens einjährige 3. unter Berücksichtigung aus-
Berufstätigkeit nachweisen. ländischer Bildungsabschlüsse
(2) Zur Meisterprüfung ist auch zuzu- und Zeiten der Berufstätigkeit im
lassen, wer eine andere Gesellen- Ausland von den Voraussetzun-
prüfung oder eine andere Abschluss- gen der Absätze 1 bis 4 ganz oder
prüfung in einem anerkannten teilweise befreien.
Ausbildungsberuf bestanden hat Die Handwerkskammer kann eine
und in dem zulassungspflichtigen Stellungnahme des Meisterprü-
Handwerk, in dem er die Meisterprü- fungsausschusses einholen.
fung ablegen will, eine mehrjährige (5) Die Zulassung wird vom Vorsitzen-
Berufstätigkeit ausgeübt hat. Für die den des Meisterprüfungsausschusses
Zeit der Berufstätigkeit dürfen nicht ausgesprochen. Hält der Vorsitzende
mehr als drei Jahre gefordert werden. die Zulassungsvoraussetzungen
Ferner ist der erfolgreiche Abschluss nicht für gegeben, so entscheidet der
einer Fachschule bei einjährigen Prüfungsausschuß.
Fachschulen mit einem Jahr, bei
mehrjährigen Fachschulen mit zwei § 50
Jahren auf die Berufstätigkeit anzu- Die durch die Durchführung der Meister­
rechnen. prüfung entstehenden Kosten trägt die
(3) Ist der Prüfling in dem zulassungs- Handwerkskammer.
pflichtigen Handwerk, in dem er
die Meisterprüfung ablegen will, § 50a
selbständig, als Werkmeister oder (1) Das Bundesministerium für Wirt-
in ähnlicher Stellung tätig gewesen, schaft und Klimaschutz wird
oder weist er eine der Gesellentätig­ ­ermächtigt, im Einvernehmen mit
keit gleichwertige praktische dem Bundes­ministerium für Bildung
Tätigkeit nach, so ist die Zeit dieser und ­Forschung durch Rechtsverord-
Tätigkeit anzurechnen. nung mit Zustimmung des Bundes-
(4) Die Handwerkskammer kann auf rates das Zulassungsverfahren und
Antrag das allgemeine Prüfungsverfahren
1. eine auf drei Jahre festgesetzte zu ­regeln. In der Rechtsverordnung
Dauer der Berufstätigkeit unter nach Satz 1 sind insbesondere zu
besonderer Berücksichtigung der regeln
in der Gesellen- oder Abschluss- 1. die förmlichen Anforderungen an
prüfung und während der Zeit die Zulassung zur Meisterprüfung,
der Berufstätigkeit nachgewie- 2. die Durchführung der Prüfung,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 173

3. die Geschäftsverteilung und die


Beschlussfassung innerhalb des 12. die Niederschrift über die
Meisterprüfungsausschusses, Meister­prüfung.
4. die Bildung und die Zusammen- (2) Die Rechtsverordnung nach Absatz 1
setzung der Prüfungskommissio- Satz 1 kann darüber hinaus Vor-
nen, insbesondere hinsichtlich schriften enthalten
der Anzahl, der Qualifikation und 1. zur Berufung der prüfenden Per-
der Gruppenzugehörigkeit ihrer sonen nach § 48a Absatz 2 und 3
Mitglieder, sowie
5. die Zuweisung der Abnahme 2. zum Nachteilsausgleich für Teil-
und Bewertung der Prüfungs- leistungsstörungen.
leistungen an die Prüfungs­ (3) Soweit das Bundesministerium für
kommissionen, Wirtschaft und Klimaschutz von
6. die Bewertung von Prüfungs­ seiner Befugnis nach Absatz 1 Satz 1,
leistungen, einschließlich der auch in Verbindung mit Absatz 2
Anwendung eines einheitlichen Nummer 2, keinen Gebrauch macht,
Bewertungsmaßstabes auf der kann eine von der Handwerkskam-
Grundlage eines Punkte­systems mer mit Genehmigung der obersten
sowie eines Verfahrens zur Landes­behörde zu erlassende Sat-
­Bestimmung der ­abschließenden zung das Zulassungsverfahren und
Bewertung von Prüfungs­leistungen das Prüfungsverfahren regeln.
bei voneinander ­abweichenden
Einzelbewertungen durch die § 50b
Mitglieder einer Prüfungs­ Das Bundesministerium für Wirtschaft
kommission, und Klimaschutz kann im Einver-
7. die Anrechnung von einzelnen nehmen mit dem Bundesministerium
Prüfungsleistungen und die für Bildung und Forschung durch
­Befreiung von Prüfungsteilen Rechtsverordnung mit Zustimmung
oder Prüfungsleistungen, des Bundesrates im Ausland erworbene
8. die Ermittlung und Bekanntgabe Prüfungszeugnisse den entsprechenden
der Prüfungsergebnisse binnen Zeugnissen über das Bestehen einer
einer bestimmten Frist, längstens deutschen Meister­­prüfung in zulas-
eines Monats, sowie die Erteilung sungspflichtigen Handwerken gleich-
der Prüfungszeugnisse, stellen, wenn an den Bildungsgang
9. der Nachteilsausgleich für und in den Prüfungen gleichwertige
­Menschen mit Behinderungen, Anforderungen gestellt werden. Die
10. die Folgen von Verstößen gegen Vorschriften des Bundesvertriebenen-
die Prüfungsvorschriften, gesetzes bleiben unberührt.
11. die Zulässigkeit, der Umfang
und die Häufigkeit von Wieder­
holungsprüfungen und
174 AUSBILDUNG & BERUF

§ 50c 3. zwischen der nachgewiesenen


(1) Die Gleichwertigkeit ist festzustellen, Befähigung und der Meister-
1. wenn die Antragstellerin oder der prüfung in dem zu betreibenden
Antragsteller einen Ausbildungs- zulassungspflichtigen Handwerk
nachweis besitzt, der im Ausland keine wesentlichen Unterschiede
erworben wurde, und bestehen.
2. dieser Ausbildungsnachweis – (3) Wesentliche Unterschiede zwischen
soweit erforderlich – unter Be- der nachgewiesenen Befähigung und
rücksichtigung sonstiger Befä- der entsprechenden Meisterprüfung
higungsnachweise der Meister- liegen vor, sofern
prüfung in dem zu betreibenden 1. sich der im Ausland erworbene
zulassungspflichtigen Handwerk Ausbildungsnachweis auf Fertig-
gleichwertig ist. keiten und Kenntnisse bezieht,
Ausbildungsnachweise sind Prü- die sich wesentlich von den
fungszeugnisse und sonstige Fertigkeiten und Kenntnissen der
Befähigungsnachweise, die von entsprechenden Meisterprüfung
verantwortlichen Stellen für den Ab- unterscheiden; dabei sind Inhalt
schluss einer erfolgreich absolvierten und Dauer der Ausbildung zu be-
Berufsbildung ausgestellt werden. rücksichtigen,
(2) Ein Ausbildungsnachweis – soweit 2. die entsprechenden Fertig­keiten
erforderlich – unter Berücksichtigung und Kenntnisse maßgeblich
sonstiger Befähigungsnachweise ist für die Ausübung zumindest
als gleichwertig anzusehen, sofern einer wesentlichen Tätigkeit des
1. der im Ausland erworbene Aus- zulassungs­pflichtigen Handwerks
bildungsnachweis, bezogen auf sind und
die Meisterprüfung, in dem zu 3. die Antragstellerin oder der
betreibenden zulassungspflichti- ­Antragsteller diese Unterschiede
gen Handwerk die Befähigung zu nicht durch sonstige Befähigungs­
vergleichbaren beruflichen Tätig- nachweise oder nachgewiesene
keiten belegt, einschlägige Berufs­erfahrung
2. die Antragstellerin oder der An- ausgeglichen hat.
tragsteller im Ausbildungsstaat (4) Kann die Antragstellerin oder der
zur Ausübung des zu betrei- Antragsteller die für die Feststellung
benden zulassungspflichtigen der Gleichwertigkeit erforderlichen
Handwerks berechtigt ist oder die Nachweise nicht oder nur teilweise
Berechtigung zur Ausübung des vorlegen, bestehen Zweifel an der
zu betreibenden Handwerks aus Echtheit oder Richtigkeit der Nach-
Gründen verwehrt wurde, die der weise oder sind diese inhaltlich nicht
Ausübung im Inland nicht ent- ausreichend, kann die Handwerks-
gegenstehen, und kammer, insbesondere in Fällen, in
denen bei der Gleichwertigkeitsfest-
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 175

stellung Berufserfahrung herange- gen Handwerken hinweist, darf nur


zogen wird, die für einen Vergleich führen, wer für dieses zulassungs-
mit der Meisterprüfung in dem zu pflichtige Handwerk oder für diese
betreibenden zulassungspflichtigen zulassungspflichtigen Handwerke
Handwerk relevanten beruflichen die Meisterprüfung bestanden hat.
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig- (2) Wer eine Ausbildungsbezeichnung
keiten der Antragstellerin oder des nach Absatz 1 führen darf, darf zu-
Antragstellers im Rahmen geeigneter sätzlich die Bezeichnung „Bachelor
Verfahren feststellen. Geeignete Ver- Professional in“ unter Angabe des
fahren sind insbesondere Arbeitspro- Handwerks führen, für das er eine
ben, Fachgespräche sowie praktische Ausbildungsbezeichnung nach Ab-
und theoretische Prüfungen. satz 1 zu führen berechtigt ist.
(5) Sofern die Gleichwertigkeit wegen
wesentlicher Unterschiede zu der Zweiter Abschnitt
entsprechenden Meisterprüfung Meisterprüfung in einem zulassungs­
nicht festgestellt werden kann, kann freien Handwerk oder in einem hand­
die Handwerkskammer zur Fest- werksähnlichen Gewerbe
stellung der Gleichwertigkeit die
Teilnahme an einem Anpassungs- § 51a
lehrgang, der Gegenstand einer Be- (1) Für zulassungsfreie Handwerke oder
wertung ist, oder das Ablegen einer handwerksähnliche Gewerbe, für
Eignungsprüfung verlangen. Ver- die eine Ausbildungsordnung nach
langt die Handwerkskammer eine § 25 dieses Gesetzes oder nach § 4
Eignungsprüfung, soll sie ermögli- des Berufsbildungsgesetzes erlassen
chen, dass diese innerhalb von sechs worden ist, kann eine Meisterprü-
Monaten abgelegt werden kann. fung abgelegt werden.
(6) § 8 Absatz 2 und 3 Satz 2 und 3 gilt (2) Als Grundlage für ein geordnetes
entsprechend. Im Übrigen sind und einheitliches Meisterprüfungs-
die Vorschriften des Berufsquali- wesen für Handwerke oder Gewerbe
fikationsfeststellungsgesetzes über im Sinne des Absatzes 1 kann das
reglementierte Berufe sowie § 17 Bundesministerium für Wirtschaft
anzuwenden. und Klimaschutz im ­Einvernehmen
mit dem Bundesministerium für
§ 51 Bildung und Forschung durch
(1) Die Ausbildungsbezeichnung Rechtsverordnung, die nicht der
Meister/Meisterin in Verbindung Zustimmung des Bundesrates bedarf,
mit einem zulassungspflichtigen bestimmen,
Handwerk oder in Verbindung mit 1. welche Fertigkeiten und Kennt-
einer anderen Ausbildungsbezeich- nisse in den einzelnen zulas-
nung, die auf eine Tätigkeit in einem sungsfreien Handwerken oder
oder mehreren zulassungspflichti- handwerksähnlichen Gewerben
176 AUSBILDUNG & BERUF

zum Zwecke der Meisterprüfung lung nach § 40a besitzt. Die Hand-
zu berücksichtigen sind (Meister- werkskammer kann auf Antrag in
prüfungsberufsbild B), Ausnahmefällen von der Zulassungs-
2. welche Anforderungen in der voraussetzung befreien. Für die Able-
Meisterprüfung zu stellen sind gung des Teils III der Meisterprüfung
und entfällt die Zulassungsvoraussetzung.
3. welche handwerks- und gewerbe- (6) Für Befreiungen gilt § 46 mit der
spezifischen Verfahrensregelun- Maßgabe entsprechend, dass im Fall
gen in der Meisterprüfung gelten. des § 46 Absatz 5 an die Stelle des
(3) Durch die Meisterprüfung ist § 50a Absatz 1 Satz 1 in Verbindung
festzustellen, ob der Prüfling eine mit Satz 2 Nummer 7 der § 51d
besondere Befähigung in einem ­Absatz 1 Satz 1 in Verbindung mit
zulassungsfreien Handwerk oder Satz 2 Nummer 7 tritt.
in einem handwerksähnlichen Ge-
werbe erworben hat und Lehrlinge § 51b
ordnungsgemäß ausbilden kann. Zu (1) Die Handwerkskammer errichtet an
diesem Zweck hat der Prüfling in ihrem Sitz für ihren Bezirk Meister-
vier selbständigen Prüfungsteilen prüfungsausschüsse. Mehrere Hand-
nachzuweisen, dass er Tätigkeiten werkskammern können bei einer
seines zulassungsfreien Handwerks von ihnen gemeinsame Meisterprü-
oder seines handwerksähnlichen Ge- fungsausschüsse errichten.
werbes meisterhaft verrichten kann (2) Der Meisterprüfungsausschuss be-
(Teil I), besondere fachtheoretische steht aus vier Mitgliedern; für jedes
Kenntnisse (Teil II), besondere be- Mitglied können bis zu zwei Stellver-
triebswirtschaftliche, kaufmännische treter für den Fall der Verhinderung
und rechtliche Kenntnisse (Teil III) des Mitgliedes berufen werden.
sowie die erforderlichen berufs- und Mitglieder und Stellvertreter werden
arbeitspädagogischen Kenntnisse für längstens fünf Jahre ernannt.
(Teil IV) besitzt. § 45 Absatz 2 Satz 2 Mitglieder nach Absatz 5 und deren
ist entsprechend anzuwenden. Stellvertreter werden auf Vorschlag
(4) Zum Nachweis der Fertigkeiten und der Mehrheit der Gesellenvertreter
Kenntnisse führt die Handwerks- der Vollversammlung ernannt, die
kammer Prüfungen nach Maßgabe ihrerseits Vorschläge der im Bezirk
der folgenden Vorschriften durch. der Handwerkskammer bestehenden
Die durch die Durchführung der Gewerkschaften und selbständigen
Meisterprüfung entstehenden ­Kosten Vereinigungen von Arbeitnehmern
trägt die Handwerkskammer. mit sozial- oder berufspolitischer
(5) Zur Prüfung ist zuzulassen, wer eine Zwecksetzung berücksichtigen
Gesellenprüfung oder eine Ab- ­sollen; § 47 Absatz 2 Satz 3 gilt
schlussprüfung in einem anerkann- ­entsprechend.
ten Ausbildungsberuf bestanden hat (3) Der Vorsitzende braucht nicht in
oder eine Gleichwertigkeitsfeststel- einem zulassungsfreien Handwerk
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 177

oder einem handwerksähnlichen Mitglieds, als dessen Stellvertreter


Gewerbe tätig zu sein; er soll dem sie berufen werden. Für die Stellver­
zulassungsfreien Handwerk oder treter gilt Absatz 7 entsprechend.
dem handwerksähnlichen Gewerbe,
für welches der Meisterprüfungsaus- § 51c
schuss errichtet ist, nicht angehören. (1) Die Abnahme und die abschließende
(4) Ein Beisitzer muss das zulassungsfreie Bewertung der einzelnen Prüfungs-
Handwerk oder das handwerks­ leistungen einer Meisterprüfung
ähnliche Gewerbe, für das der obliegen Prüfungskommissionen.
Meister­prüfungsausschuss ­errichtet Die Prüfungskommissionen werden
ist, mindestens seit einem Jahr von dem Meisterprüfungsausschuss
selbständig als stehendes Gewerbe gebildet.
betreiben und in diesem zulassungs- (2) Für den Einsatz in den Prüfungs-
freien Handwerk oder in diesem kommissionen beruft der Meister-
handwerks­ähnlichen Gewerbe prüfungsausschuss für die Dauer
1. die Meisterprüfung erfolgreich von jeweils längstens fünf Jahren
abgelegt haben oder prüfende Personen. Die Handwerks-
2. das Recht zum Ausbilden von kammer hat hierfür eine Liste mit
Lehrlingen besitzen. nicht bindenden Vorschlägen zu
(5) Ein Beisitzer soll ein Geselle sein, erstellen; § 47 Absatz 2 Satz 2 und 3
der in dem zulassungsfreien Hand- gilt entsprechend.
werk oder in dem handwerks- (3) Jede prüfende Person muss die
ähnlichen Gewerbe, für das der Voraus­setzungen für eine Ernennung
Meisterprüfungs­ausschuss errichtet zum Mitglied des Meisterprüfungs-
ist, die Mei­sterprüfung erfolgreich ausschusses erfüllen. § 34 Absatz 6
abgelegt hat oder das Recht zum Satz 1, Absatz 9 und 9a gilt für sie
Ausbilden von Lehrlingen besitzt entsprechend. Die Mitglieder des
und in dem betreffenden zulas- Meisterprüfungsausschusses und ihre
sungsfreien Handwerk oder hand- Stellvertreter können zu prüfenden
werksähnlichen Gewerbe tätig ist. Personen berufen werden.
(6) Ein Beisitzer soll besonders sach-
kundig in der wirtschaftlichen § 51d
Betriebsführung sowie in den kauf- (1) Das Bundesministerium für Wirt-
männischen, rechtlichen und berufs- schaft und Klimaschutz wird
erzieherischen Kenntnissen sein; ­ermächtigt, im Einvernehmen mit
er braucht dem Handwerk nicht dem Bundes­ministerium für Bildung
anzugehören. und ­Forschung durch Rechtsverord-
(7) § 34 Absatz 6 Satz 1, Absatz 9 und 9a nung mit Zustimmung des Bundes-
ist entsprechend anzuwenden. rates das Zulassungsverfahren und
(8) Für Stellvertreter gelten die das allgemeine Prüfungsverfahren
­Anforderungen für die Berufung des zu ­regeln. In der Rechtsverordnung
178 AUSBILDUNG & BERUF

nach Satz 1 sind insbesondere zu 11. die Zulässigkeit, der Umfang


regeln und die Häufigkeit von Wieder­
1. die förmlichen Anforderungen an holungsprüfungen und
die Zulassung zur Meisterprüfung, 12. die Niederschrift über die
2. die Durchführung der Prüfung, Meister­prüfung.
3. die Geschäftsverteilung und die (2) Die Rechtsverordnung nach Absatz 1
Beschlussfassung innerhalb des Satz 1 kann darüber hinaus Vor-
Meisterprüfungsausschusses, schriften enthalten
4. die Bildung und die Zusammen- 1. zur Berufung der prüfenden
setzung der Prüfungskommissio- ­Personen nach § 51c Absatz 2
nen, insbesondere hinsichtlich und 3 sowie
der Anzahl, der Qualifikation und 2. zum Nachteilsausgleich für
der Gruppenzugehörigkeit ihrer ­Teilleistungsstörungen.
Mitglieder, (3) Soweit das Bundesministerium für
5. die Zuweisung der Abnahme und Wirtschaft und Klimaschutz von
Bewertung der Prüfungsleistungen seiner Befugnis nach Absatz 1 Satz 1,
an die Prüfungskommissionen, auch in Verbindung mit Absatz 2
6. die Bewertung von Prüfungsleis- Nummer 2, keinen Gebrauch macht,
tungen, einschließlich der Anwen- kann eine von der Handwerkskam-
dung eines einheitlichen Bewer- mer mit Genehmigung der obersten
tungsmaßstabes auf der Grundlage Landes­behörde zu erlassende
eines Punkte­systems sowie eines ­Satzung das Zulassungsverfahren
Verfahrens zur ­Bestimmung der und das Prüfungsverfahren regeln.
­abschließenden Bewertung von
Prüfungs­leistungen bei voneinan- § 51e
der ­abweichenden Einzelbewer- Das Bundesministerium für Wirtschaft
tungen durch die Mitglieder einer und Klimaschutz kann im E ­ invernehmen
Prüfungs­kommission, mit dem Bundesministerium für Bildung
7. die Anrechnung von einzelnen und Forschung durch Rechtsverordnung
Prüfungsleistungen und die mit Zustimmung des Bundesrates im
­Befreiung von Prüfungsteilen Ausland erworbene Prüfungszeugnisse
oder Prüfungsleistungen, den entsprechenden Zeugnissen über das
8. die Ermittlung und Bekanntgabe Bestehen einer deutschen Meisterprü-
der Prüfungsergebnisse binnen fung in einem zulassungsfreien Hand-
einer bestimmten Frist, längstens werk oder handwerksähnlichen Gewerbe
eines Monats, sowie die Erteilung gleichstellen, wenn an den Bildungsgang
der Prüfungszeugnisse, und in den Prüfungen gleichwertige
9. der Nachteilsausgleich für Anforderungen gestellt werden. Die Vor-
­Menschen mit Behinderungen, schriften des Bundesvertriebenengesetzes
10. die Folgen von Verstößen gegen bleiben unberührt.
die Prüfungsvorschriften,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 179

§ 51f jedes Gewerbe kann in dem ­gleichen


Die Ausbildungsbezeichnung Meister/ Bezirk nur eine Handwerks­innung
Meisterin in Verbindung mit einem gebildet werden; sie ist allein
zulassungsfreien Handwerk oder hand- ­berechtigt, die Bezeichnung Innung
werksähnlichen Gewerbe darf nur füh- in Verbindung mit dem Gewerbe zu
ren, wer die Prüfung nach § 51a Abs. 3 führen, für das sie errichtet ist.
in diesem Handwerk oder Gewerbe (2) Der Innungsbezirk soll unter Be-
bestanden hat. § 51 Absatz 2 ist entspre- rücksichtigung einheitlicher Wirt-
chend anzuwenden. schaftsgebiete so abgegrenzt sein,
daß die Zahl der Innungsmitglieder
§ 51g ausreicht, um die Handwerksinnung
Im Fall der Gleichwertigkeit eines im leistungsfähig zu gestalten, und daß
Ausland erworbenen Ausbildungsnach- die Mitglieder an dem Leben und
weises mit der Meisterprüfung ist die den Einrichtungen der Handwerks-
Gleichwertigkeit festzustellen. § 50c gilt innung teilnehmen können. Der In-
entsprechend. nungsbezirk hat sich mindestens mit
dem Gebiet einer kreisfreien Stadt
Vierter Teil oder eines Landkreises zu decken.
Organisation des Handwerks Die Handwerkskammer kann unter
den Voraussetzungen des Satzes 1
Erster Abschnitt eine andere Abgrenzung zulassen.
Handwerksinnungen (3) Der Innungsbezirk soll sich nicht
über den Bezirk einer Handwerks-
§ 52 kammer hinaus erstrecken. Soll der
(1) Inhaber von Betrieben des gleichen Innungsbezirk über den Bezirk einer
zulassungspflichtigen Handwerks Handwerkskammer hinaus erstreckt
oder des gleichen zulassungs­freien werden, so bedarf die Bezirksabgren-
Handwerks oder des gleichen hand- zung der Genehmigung durch die
werksähnlichen Gewerbes oder oberste Landesbehörde. Soll sich der
solcher Handwerke oder handwerks- Innungsbezirk auch auf ein anderes
ähnlicher Gewerbe, die sich fachlich Land erstrecken, so kann die Geneh-
oder wirtschaftlich nahestehen, migung nur im Einvernehmen mit
können zur Förderung ihrer gemein­ den beteiligten obersten Landesbe-
samen gewerblichen Interessen, wozu hörden erteilt werden.
in besonderem Maße der Abschluss
von Tarifverträgen gehört, innerhalb § 53
eines bestimmten Bezirks zu einer Die Handwerksinnung ist eine Körper-
Handwerksinnung ­zusammentreten. schaft des öffentlichen Rechts. Sie wird
Voraussetzung ist, dass für das mit Genehmigung der Satzung rechts-
jeweilige Gewerbe eine Ausbildungs- fähig.
ordnung erlassen worden ist. Für
180 AUSBILDUNG & BERUF

§ 54 10. die von der Handwerkskammer


(1) Aufgabe der Handwerksinnung ist, innerhalb ihrer Zuständigkeit
die gemeinsamen gewerblichen In- erlassenen Vorschriften und An-
teressen ihrer Mitglieder zu fördern. ordnungen durchzuführen.
Insbesondere hat sie (2) Die Handwerksinnung soll
1. den Gemeingeist und die Berufs- 1. zwecks Erhöhung der Wirt-
ehre zu pflegen, schaftlichkeit der Betriebe ihrer
2. ein gutes Verhältnis zwischen Mitglieder Einrichtungen zur Ver-
Meistern, Gesellen und Lehrlin- besserung der Arbeitsweise und
gen anzustreben, der Betriebsführung schaffen und
3. entsprechend den Vorschriften fördern,
der Handwerkskammer die Lehr- 2. bei der Vergebung öffentlicher
lingsausbildung zu regeln und zu Lieferungen und Leistungen die
überwachen sowie für die beruf- Vergebungsstellen beraten,
liche Ausbildung der Lehrlinge 3. das handwerkliche Pressewesen
zu sorgen und ihre charakterliche unterstützen.
Entwicklung zu fördern, (3) Die Handwerksinnung kann
4. die Gesellenprüfungen abzu- 1. Tarifverträge abschließen, soweit
nehmen und hierfür Gesellen- und solange solche Verträge nicht
prüfungsausschüsse zu errichten, durch den Innungsverband für
sofern sie von der Handwerks- den Bereich der Handwerksin-
kammer dazu ermächtigt ist, nung geschlossen sind,
5. das handwerkliche Können der 2. für ihre Mitglieder und deren An-
Meister und Gesellen zu fördern; gehörige Unterstützungskassen
zu diesem Zweck kann sie ins- für Fälle der Krankheit, des Todes,
besondere Fachschulen errichten der Arbeitsunfähigkeit oder sons-
oder unterstützen und Lehrgänge tiger Bedürftigkeit errichten,
veranstalten, 3. bei Streitigkeiten zwischen den
6. bei der Verwaltung der Berufs- Innungsmitgliedern und ihren
schulen gemäß den bundes- und Auftraggebern auf Antrag ver­
landesrechtlichen Bestimmungen mitteln.
mitzuwirken, (4) Die Handwerksinnung kann auch
7. das Genossenschaftswesen im sonstige Maßnahmen zur Förderung
Handwerk zu fördern, der gemeinsamen gewerblichen
8. über Angelegenheiten der in ihr Interessen der Innungsmitglieder
vertretenen Handwerke den Be- durchführen.
hörden Gutachten und Auskünfte (5) Die Errichtung und die Rechtsver-
zu erstatten, hältnisse der Innungskrankenkas-
9. die sonstigen handwerklichen Or- sen richten sich nach den hierfür
ganisationen und Einrichtungen geltenden bundesrechtlichen Be-
in der Erfüllung ihrer Aufgaben stimmungen.
zu unterstützen,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 181

§ 55 § 56
(1) Die Aufgaben der Handwerksinnung, (1) Die Satzung der Handwerksinnung
ihre Verwaltung und die Rechtsver- bedarf der Genehmigung durch die
hältnisse ihrer Mitglieder sind, soweit Handwerkskammer des Bezirks, in
gesetzlich nichts darüber bestimmt dem die Handwerksinnung ihren
ist, durch die Satzung zu regeln. Sitz nimmt.
(2) Die Satzung muß Bestimmungen (2) Die Genehmigung ist zu versagen,
enthalten über wenn
1. den Namen, den Sitz und den Be- 1. die Satzung den gesetzlichen Vor-
zirk der Handwerksinnung sowie schriften nicht entspricht,
die Handwerke, für welche die 2. die durch die Satzung vorgese-
Handwerksinnung errichtet ist, hene Begrenzung des Innungs-
2. die Aufgaben der Handwerksin- bezirks die nach § 52 Abs. 3 Satz 2
nung, erforderliche Genehmigung nicht
3. den Eintritt, den Austritt und den erhalten hat.
Ausschluß der Mitglieder,
4. die Rechte und Pflichten der § 57
Mitglieder sowie die Bemessungs- (1) Soll in der Handwerksinnung eine
grundlage für die Erhebung der Einrichtung der im § 54 Abs. 3 Nr. 2
Mitgliedsbeiträge, vorgesehenen Art getroffen wer-
5. die Einberufung der Innungsver- den, so sind die dafür erforderlichen
sammlung, das Stimmrecht in ihr Bestimmungen in Nebensatzungen
und die Art der Beschlußfassung, zusammenzufassen. Diese bedürfen
6. die Bildung des Vorstands, der Genehmigung der Handwerks-
7. die Bildung des Gesellenaus- kammer des Bezirks, in dem die
schusses, Handwerksinnung ihren Sitz hat.
8. die Beurkundung der Beschlüsse (2) Über die Einnahmen und Ausgaben
der Innungsversammlung und solcher Einrichtungen ist getrennt
des Vorstands, Rechnung zu führen und das hierfür
9. die Aufstellung des Haushalts- bestimmte Vermögen gesondert
plans sowie die Aufstellung und von dem Innungsvermögen zu
Prüfung der Jahresrechnung, verwalten. Das getrennt verwaltete
10. die Voraussetzungen für die Vermögen darf für andere Zwecke
Änderung der Satzung und für die nicht verwandt werden. Die Gläubi-
Auflösung der Handwerksinnung ger haben das Recht auf gesonderte
sowie den Erlaß und die Ände- Befriedigung aus diesem Vermögen.
rung der Nebensatzungen,
11. die Verwendung des bei der Auf- § 58
lösung der Handwerksinnung (1) Mitglied bei der Handwerksinnung
verbleibenden Vermögens. kann jeder Inhaber eines Betriebs
eines Handwerks oder eines hand-
182 AUSBILDUNG & BERUF

werksähnlichen Gewerbes werden, § 60


der das Gewerbe ausübt, für welches Die Organe der Handwerksinnung sind
die Handwerksinnung gebildet ist. 1. die Innungsversammlung,
Die Handwerksinnung kann durch 2. der Vorstand,
Satzung im Rahmen ihrer örtlichen 3. die Ausschüsse.
Zuständigkeit bestimmen, dass
Gewerbetreibende, die ein dem Ge- § 61
werbe, für welches die Handwerks- (1) Die Innungsversammlung beschließt
innung gebildet ist, fachlich oder über alle Angelegenheiten der Hand-
wirtschaftlich nahestehendes hand- werksinnung, soweit sie nicht vom
werksähnliches Gewerbe ausüben, Vorstand oder den Ausschüssen
für das keine Ausbildungsordnung wahrzunehmen sind. Die Innungs-
erlassen worden ist, Mitglied der versammlung besteht aus den Mit-
Handwerksinnung werden können. gliedern der Handwerksinnung. Die
(2) Übt der Inhaber eines Betriebs eines Satzung kann bestimmen, daß die
Handwerks oder eines handwerks- Innungsversammlung aus Vertretern
ähnlichen Gewerbes mehrere Ge- besteht, die von den Mitgliedern
werbe aus, so kann er allen für diese der Handwerksinnung aus ihrer
Gewerbe gebildeten Handwerksin- Mitte gewählt werden (Vertreterver-
nungen angehören. sammlung); es kann auch bestimmt
(3) Dem Inhaber eines Betriebs eines werden, daß nur einzelne Obliegen-
Handwerks oder eines handwerks- heiten der Innungsversammlung
ähnlichen Gewerbes, das den durch eine Vertreterversammlung
gesetzlichen und satzungsmäßigen wahrgenommen werden.
Vorschriften entspricht, darf der Ein- (2) Der Innungsversammlung obliegt im
tritt in die Handwerksinnung nicht besonderen
versagt werden. 1. die Feststellung des Haushalts-
(4) Von der Erfüllung der gesetzlichen plans und die Bewilligung von
und satzungsmäßigen Bedingungen Ausgaben, die im Haushaltsplan
kann zugunsten einzelner nicht ab- nicht vorgesehen sind;
gesehen werden. 2. die Beschlußfassung über die
Höhe der Innungsbeiträge und
§ 59 über die Festsetzung von Gebüh-
Die Handwerksinnung kann Gastmit- ren; Gebühren können auch von
glieder aufnehmen, die dem Handwerk, Nichtmitgliedern, die Tätigkeiten
für das die Innung gebildet ist, beruflich oder Einrichtungen der Innung
oder wirtschaftlich nahestehen. Ihre in Anspruch nehmen, erhoben
Rechte und Pflichten sind in der Satzung werden;
zu regeln. An der Innungsversammlung 3. die Prüfung und Abnahme der
nehmen sie mit beratender Stimme teil. Jahresrechnung;
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 183

4. die Wahl des Vorstands und derje- § 62


nigen Mitglieder der Ausschüsse, (1) Zur Gültigkeit eines Beschlusses der
die der Zahl der Innungsmitglie- Innungsversammlung ist erforder-
der zu entnehmen sind; lich, daß der Gegenstand bei ihrer
5. die Einsetzung besonderer Aus- Einberufung bezeichnet ist, es sei
schüsse zur Vorbereitung einzel- denn, daß er in der Innungsver-
ner Angelegenheiten; sammlung mit Zustimmung von drei
6. der Erlaß von Vorschriften über Vierteln der erschienenen Mitglieder
die Lehrlingsausbildung (§ 54 nachträglich auf die Tagesordnung
Abs. 1 Nr. 3); gesetzt wird, sofern es sich nicht um
7. die Beschlußfassung über einen Beschluß über eine Satzungs-
a) den Erwerb, die Veräußerung änderung oder Auflösung der Hand-
oder die dingliche Belastung werksinnung handelt.
von Grundeigentum, (2) Beschlüsse der Innungsversamm-
b) die Veräußerung von Gegen- lung werden mit einfacher Mehrheit
ständen, die einen geschicht- der erschienenen Mitglieder gefaßt.
lichen, wissenschaftlichen oder Zu Beschlüssen über Änderungen
Kunstwert haben, der Satzung der Handwerksinnung
c) die Ermächtigung zur Aufnah- ist eine Mehrheit von drei Vierteln
me von Krediten, der erschienenen Mitglieder erfor-
d) den Abschluß von Verträgen, derlich. Der Beschluß auf Auflösung
durch welche der Handwerks- der Handwerksinnung kann nur
innung fortlaufende Ver- mit einer Mehrheit von drei Vierteln
pflichtungen auferlegt werden, der stimmberechtigten Mitglieder
mit Ausnahme der laufenden gefaßt werden. Sind in der ersten In-
Geschäfte der Verwaltung, nungsversammlung drei Viertel der
e) die Anlegung des Innungsver- Stimmberechtigten nicht erschienen,
mögens; so ist binnen vier Wochen eine zwei-
8. die Beschlußfassung über die te Innungsversammlung einzube-
Änderung der Satzung und die rufen, in welcher der Auflösungsbe-
Auflösung der Handwerksinnung; schluß mit einer Mehrheit von drei
9. die Beschlußfassung über den Vierteln der erschienenen Mitglieder
Erwerb und die Beendigung der gefaßt werden kann. Satz 3 gilt für
Mitgliedschaft beim Landesin- den Beschluß zur Bildung einer
nungsverband. Vertreterversammlung (§ 61 Abs. 1
(3) Die nach Absatz 2 Nr. 6, 7 und 8 Satz 3) mit der Maßgabe, daß er auch
gefaßten Beschlüsse bedürfen der im Wege schriftlicher Abstimmung
Genehmigung durch die Hand- gefaßt werden kann.
werkskammer. (3) Die Innungsversammlung ist in
den durch die Satzung bestimmten
Fällen sowie dann einzuberufen,
184 AUSBILDUNG & BERUF

wenn das Interesse der Handwerks- (2) Die Satzung kann die Übertragung
innung es erfordert. Sie ist ferner der in Absatz 1 bezeichneten Rechte
einzuberufen, wenn der durch die unter den dort gesetzten Vorausset-
Satzung bestimmte Teil oder in Er- zungen auch in anderen Ausnahme-
mangelung einer Bestimmung der fällen zulassen.
zehnte Teil der Mitglieder die Ein- (3) Die Übertragung und die Übernah-
berufung schriftlich unter Angabe me der Rechte bedarf der schrift-
des Zwecks und der Gründe verlangt; lichen Erklärung gegenüber der
wird dem Verlangen nicht entspro- Handwerksinnung.
chen oder erfordert es das Interesse
der Handwerksinnung, so kann die § 66
Handwerkskammer die Innungsver- (1) Der Vorstand der Handwerksinnung
sammlung einberufen und leiten. wird von der Innungsversammlung
für die in der Satzung bestimmte
§ 63 Zeit mit verdeckten Stimmzetteln
Stimmberechtigt in der Innungsver- gewählt. Die Wahl durch Zuruf ist
sammlung sind die Mitglieder der zulässig, wenn niemand widerspricht.
Handwerksinnung im Sinne des § 58 Über die Wahlhandlung ist eine Nie-
Abs. 1. Für eine juristische Person oder derschrift anzufertigen. Die Wahl des
eine Personengesellschaft kann nur eine Vorstands ist der Handwerkskam-
Stimme abgegeben werden, auch wenn mer binnen einer Woche anzuzeigen.
mehrere vertretungsberechtigte Perso- (2) Die Satzung kann bestimmen, daß
nen vorhanden sind. die Bestellung des Vorstands jeder-
zeit widerruflich ist. Die Satzung
§ 64 kann ferner bestimmen, daß der
Ein Mitglied ist nicht stimmberechtigt, Widerruf nur zulässig ist, wenn ein
wenn die Beschlußfassung die Vor- wichtiger Grund vorliegt; ein sol-
nahme eines Rechtsgeschäfts oder cher Grund ist insbesondere grobe
die Einleitung oder Erledigung eines Pflichtverletzung oder Unfähigkeit.
Rechtsstreits zwischen ihm und der (3) Der Vorstand vertritt die Hand-
Handwerksinnung betrifft. werksinnung gerichtlich und außer-
gerichtlich. Durch die Satzung kann
§ 65 die Vertretung einem oder mehreren
(1) Ein gemäß § 63 stimmberechtigtes Mitgliedern des Vorstands oder dem
Mitglied, das Inhaber eines Neben- Geschäftsführer übertragen werden.
betriebs im Sinne des § 2 Nr. 2 oder Als Ausweis genügt bei allen Rechts-
3 ist, kann sein Stimmrecht auf den geschäften die Bescheinigung der
Leiter des Nebenbetriebs übertragen, Handwerkskammer, daß die darin
falls dieser die Pflichten über- bezeichneten Personen zur Zeit den
nimmt, die seinen Vollmachtgebern Vorstand bilden.
gegenüber der Handwerksinnung
obliegen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 185

(4) Die Mitglieder des Vorstands verwal- (2) Der Gesellenausschuß ist zu beteiligen
ten ihr Amt als Ehrenamt unentgelt- 1. bei Erlaß von Vorschriften über
lich; es kann ihnen nach näherer Be- die Regelung der Lehrlingsausbil-
stimmung der Satzung Ersatz barer dung (§ 54 Abs. 1 Nr. 3),
Auslagen und eine Entschädigung 2. bei Maßnahmen zur Förde-
für Zeitversäumnis gewährt werden. rung und Überwachung der
beruflichen Ausbildung und zur
§ 67 Förderung der charakterlichen
(1) Die Handwerksinnung kann zur Entwicklung der Lehrlinge (§ 54
Wahrnehmung einzelner Angelegen- Abs. 1 Nr. 3),
heiten Ausschüsse bilden. 3. bei der Errichtung der Gesellen-
(2) Zur Förderung der Berufsbildung ist prüfungsausschüsse (§ 54 Abs. 1
ein Ausschuß zu bilden. Er besteht Nr. 4),
aus einem Vorsitzenden und min- 4. bei Maßnahmen zur Förderung
destens vier Beisitzern, von denen des handwerklichen Könnens der
die Hälfte Innungsmitglieder, die in Gesellen, insbesondere bei der Er-
der Regel Gesellen oder Lehrlinge richtung oder Unterstützung der
beschäftigen, und die andere Hälfte zu dieser Förderung bestimmten
Gesellen sein müssen. Fachschulen und Lehrgänge (§ 54
(3) Die Handwerksinnung kann einen Abs. 1 Nr. 5),
Ausschuß zur Schlichtung von Strei- 5. bei der Mitwirkung an der Ver-
tigkeiten zwischen Ausbildenden waltung der Berufsschulen gemäß
und Lehrlingen (Auszubildenden) den Vorschriften der Unterrichts-
errichten, der für alle Berufsausbil- verwaltungen (§ 54 Abs. 1 Nr. 6),
dungsverhältnisse der in der Hand- 6. bei der Wahl oder Benennung der
werksinnung vertretenen Hand- Vorsitzenden von Ausschüssen,
werke ihres Bezirks zuständig ist. Die bei denen die Mitwirkung der Ge-
Handwerkskammer erläßt die hierfür sellen durch Gesetz oder Satzung
erforderliche Verfahrensordnung. vorgesehen ist,
7. bei der Begründung und Ver-
§ 68 waltung aller Einrichtungen,
(1) Im Interesse eines guten Verhält- für welche die Gesellen Beiträge
nisses zwischen den Innungsmitglie­ entrichten oder eine besondere
dern und den bei ihnen beschäftig­ Mühewaltung übernehmen, oder
ten Gesellen (§ 54 Abs. 1 Nr. 2) wird die zu ihrer Unterstützung be-
bei der Handwerksinnung ein Gesel- stimmt sind.
lenausschuß errichtet. Der Gesellen- (3) Die Beteiligung des Gesellenaus-
ausschuß hat die Gesellenmitglieder schusses hat mit der Maßgabe zu
der Ausschüsse zu wählen, bei denen erfolgen, daß
die Mitwirkung der Gesellen durch 1. bei der Beratung und Beschluß-
Gesetz oder Satzung vorgesehen ist. fassung des Vorstands der Hand-
186 AUSBILDUNG & BERUF

werksinnung mindestens ein Mit- (3) Die Mitglieder des ­Gesellenausschusses


glied des Gesellenausschusses mit werden mit verdeckten Stimmzetteln
vollem Stimmrecht teilnimmt, in allgemeiner, unmittelbarer und
2. bei der Beratung und Beschluß- gleicher Wahl gewählt. Zum Zwecke
fassung der Innungsversammlung der Wahl ist eine Wahlversammlung
seine sämtlichen Mitglieder mit einzuberufen; in der Versammlung
vollem Stimmrecht teilnehmen, können durch Zuruf Wahlvorschläge
3. bei der Verwaltung von Einrich- gemacht werden. Führt die Wahl-
tungen, für welche die Gesellen versammlung zu kei-nem Ergebnis,
Aufwendungen zu machen haben, so ist auf Grund von schriftlichen
vom Gesellenausschuß gewählte Wahlvorschlägen nach den Grund-
Gesellen in gleicher Zahl zu be- sätzen der Verhältniswahl zu wählen;
teiligen sind wie die Innungsmit- jeder Wahlvorschlag muß die Namen
glieder. von ebensovielen Bewerbern ent-
(4) Zur Durchführung von Beschlüssen halten, wie Mitglieder des Gesellen-
der Innungsversammlung in den in ausschusses zu wählen sind; wird
Absatz 2 bezeichneten Angelegen- nur ein gültiger Wahlvorschlag
heiten bedarf es der Zustimmung des eingereicht, so gelten die darin be-
Gesellenausschusses. Wird die Zu- zeichneten Bewerber als gewählt. Die
stimmung versagt oder nicht in an- Satzung trifft die näheren Bestim-
gemessener Frist erteilt, so kann die mungen über die Zusammensetzung
Handwerksinnung die Entscheidung des Gesellenausschusses und über
der Handwerkskammer binnen eines das Wahlverfahren, insbesondere
Monats beantragen. darüber, wie viele Unterschriften für
(5) Die Beteiligung des Gesellenaus- einen gültigen schriftlichen Wahl-
schusses entfällt in den Angelegen- vorschlag erforderlich sind.
heiten, die Gegenstand eines von (4) Die Mitglieder des ­Gesellenausschusses
der Handwerksinnung oder von dürfen in der Ausübung ihrer Tätig-
dem Innungsverband abgeschlos- keit nicht behindert werden. Auch
senen oder abzuschließenden Tarif- dürfen sie deswegen nicht benach-
vertrags sind. teiligt oder begünstigt werden. Die
Mitglieder des Gesellenausschusses
§ 69 sind, soweit es zur ordnungs­
(1) Der Gesellenausschuß besteht aus gemäßen Durchführung der ihnen
dem Vorsitzenden (Altgesellen) und gesetzlich zugewiesenen Aufgaben
einer weiteren Zahl von Mitgliedern. erforderlich ist und wichtige betrieb-
(2) Für die Mitglieder des Gesellenaus- liche Gründe nicht entgegenstehen,
schusses sind Stellvertreter zu ­wählen, von ihrer beruflichen Tätigkeit ohne
die im Falle der Verhinderung oder Minderung des Arbeitsentgelts frei-
des Ausscheidens für den Rest der zustellen.
Wahlzeit in der Reihenfolge der
Wahl eintreten.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 187

(5) Das Ergebnis der Wahl der Mitglieder eintretender Arbeitslosigkeit behalten
des Gesellenausschusses ist in den für sie ihr Amt bis zum Ende der Wahlzeit.
die Bekanntmachung der zuständi-
gen Handwerkskammer bestimmten § 73
Organen zu veröffentlichen. (1) Die der Handwerksinnung und
ihrem Gesellenausschuß erwachsen-
§ 70 den Kosten sind, soweit sie aus den
Berechtigt zur Wahl des Gesellenaus- Erträgen des Vermögens oder aus
schusses sind die bei einem Innungsmit- anderen Einnahmen keine Deckung
glied beschäftigten Gesellen. finden, von den Innungsmitgliedern
durch Beiträge aufzubringen. Zu den
§ 71 Kosten des Gesellenausschusses zäh-
(1) Wählbar ist jeder Geselle, der len auch die anteiligen Lohn- und
1. volljährig ist, Lohnnebenkosten, die dem Arbeit-
2. eine Gesellenprüfung oder eine geber durch die Freistellung der Mit-
entsprechende Abschlußprüfung glieder des Gesellen­ausschusses von
abgelegt hat und ihrer beruflichen Tätigkeit entstehen.
3. seit mindestens drei Monaten Diese Kosten sind dem Arbeit­
in dem Betrieb eines der Hand- geber auf Antrag von der Innung
werksinnung angehörenden zu ­erstatten.
selbständigen Handwerkers (2) Die Handwerksinnung kann für die
­beschäftigt ist. Benutzung der von ihr getroffenen
(2) Über die Wahlhandlung ist eine Einrichtungen Gebühren erheben.
Niederschrift anzufertigen. (3) Soweit die Handwerksinnung ihre
Beiträge nach dem Gewerbesteuer-
§ 71a messbetrag, Gewerbekapital, Ge­
Eine kurzzeitige Arbeitslosigkeit läßt werbeertrag, Gewinn aus Gewerbe­
das Wahlrecht nach den §§ 70 und 71 betrieb oder der Lohnsumme bemißt,
unberührt, wenn diese zum Zeitpunkt gilt § 113 Abs. 2 Satz 2, 3 und 8 bis 11.
der Wahl nicht länger als drei Monate (4) Die Beiträge und Gebühren werden
besteht. auf Antrag des Innungsvorstands
nach den für die Beitreibung von
§ 72 Gemeindeabgaben geltenden lan-
Mitglieder des Gesellenausschusses desrechtlichen Vorschriften
behalten, auch wenn sie nicht mehr bei beigetrieben.
Innungsmitgliedern beschäftigt sind,
solange sie im Bezirk der Handwerks- § 74
innung im Betrieb eines selbständigen Die Handwerksinnung ist für den Scha-
Handwerkers verbleiben, die Mitglied- den verantwortlich, den der Vorstand,
schaft noch bis zum Ende der Wahlzeit, ein Mitglied des Vorstands oder ein
jedoch höchstens für ein Jahr. Im Falle anderer satzungsmäßig berufener Ver-
188 AUSBILDUNG & BERUF

treter durch eine in Ausführung der ihm Insolvenzverfahrens oder des ge-
zustehenden Verrichtungen begangene, richtlichen Vergleichsverfahrens
zum Schadensersatz verpflichtende zu beantragen. Wird die Stellung
Handlung einem Dritten zufügt. des Antrags verzögert, so sind die
Vorstandsmitglieder, denen ein Ver-
§ 75 schulden zur Last fällt, den Gläubi-
Die Aufsicht über die Handwerksinnung gern für den daraus entstehenden
führt die Handwerkskammer, in deren Schaden verantwortlich; sie haften
Bezirk die Handwerksinnung ihren Sitz als Gesamtschuldner.
hat. Die Aufsicht erstreckt sich darauf,
daß Gesetz und Satzung beachtet, insbe- § 78
sondere daß die der Handwerksinnung (1) Wird die Handwerksinnung durch
übertragenen Aufgaben erfüllt werden. Beschluß der Innungsversammlung
oder durch die Handwerkskammer
§ 76 aufgelöst, so wird das Innungsver-
Die Handwerksinnung kann durch die mögen in entsprechender Anwen-
Handwerkskammer nach Anhörung dung der §§ 47 bis 53 des Bürger­
des Landesinnungsverbands aufgelöst lichen Gesetzbuchs liquidiert.
werden, (2) Wird eine Innung geteilt oder wird
1. wenn sie durch einen gesetz­ der Innungsbezirk neu abgegrenzt,
widrigen Beschluß der Mitglieder­ so findet eine Vermögensauseinan-
versammlung oder durch gesetz- dersetzung statt, die der Genehmi-
widriges Verhalten des Vorstands gung der für den Sitz der Innung
das Gemeinwohl gefährdet, zuständigen Handwerkskammer
2. wenn sie andere als die gesetzlich bedarf; kommt eine Einigung über
oder satzungsmäßig zulässigen die Vermögensauseinandersetzung
Zwecke verfolgt, nicht zustande, so entscheidet die für
3. wenn die Zahl ihrer Mitglieder den Innungsbezirk zuständige Hand-
so weit zurückgeht, daß die werkskammer. Erstreckt sich der
Erfüllung der gesetzlichen und Innungsbezirk auf mehrere Hand-
satzungsmäßigen Aufgaben ge- werkskammerbezirke, so kann die
fährdet erscheint. Genehmigung oder Entscheidung
nur im Einvernehmen mit den betei-
§ 77 ligten Handwerkskammern ergehen.
(1) Die Eröffnung des Insolvenzverfah-
rens über das Vermögen der Hand-
werksinnung hat die Auflösung kraft
Gesetzes zur Folge.
(2) Der Vorstand hat im Falle der
Zahlungsunfähigkeit oder der
Überschuldung die Eröffnung des
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 189

Zweiter Abschnitt § 81
Innungsverbände (1) Der Landesinnungsverband hat die
Aufgabe,
§ 79 1. die Interessen des Handwerks
(1) Der Landesinnungsverband ist der wahrzunehmen, für das er ge-
Zusammenschluß von Handwerks- bildet ist,
innungen des gleichen Handwerks 2. die angeschlossenen Handwerks-
oder sich fachlich oder wirtschaftlich innungen in der Erfüllung ihrer
nahestehender Handwerke im Bezirk gesetzlichen und satzungsmäßi-
eines Landes. Für mehrere Bundes- gen Aufgaben zu unterstützen,
länder kann ein gemeinsamer Lan- 3. den Behörden Anregungen und
desinnungsverband gebildet werden. Vorschläge zu unterbreiten sowie
(2) Innerhalb eines Landes kann in der ihnen auf Verlangen Gutachten
Regel nur ein Landesinnungsverband zu erstatten.
für dasselbe Handwerk oder für sich (2) Er ist befugt, Fachschulen und Fach-
fachlich oder wirtschaftlich naheste- kurse einzurichten oder zu fördern.
hende Handwerke gebildet werden.
Ausnahmen können von der obersten § 82
Landesbehörde zugelassen werden. Der Landesinnungsverband kann
(3) Durch die Satzung kann bestimmt ferner die wirtschaftlichen und sozialen
werden, daß selbständige Hand- Interessen der den Handwerksinnungen
werker dem Landesinnungsverband angehörenden Mitglieder fördern. Zu
ihres Handwerks als Einzelmitglieder diesem Zweck kann er insbesondere
beitreten können. 1. Einrichtungen zur Erhöhung der
Leistungsfähigkeit der Betriebe,
§ 80 vor allem in technischer und
Der Landesinnungsverband ist eine betriebswirtschaftlicher Hinsicht,
juristische Person des privaten Rechts; schaffen oder unterstützen,
er wird mit Genehmigung der Satzung 2. den gemeinschaftlichen Ein-
rechtsfähig. Die Satzung und ihre Ände- kauf und die gemeinschaftliche
rung bedürfen der Genehmigung durch Übernahme von Lieferungen und
die oberste Landesbehörde. Im Falle Leistungen durch die Bildung
eines gemeinsamen Landesinnungs- von Genossenschaften, Arbeits-
verbandes nach § 79 Abs. 1 Satz 2 ist die gemeinschaften oder auf sonstige
Genehmigung durch die für den Sitz des Weise im Rahmen der allgemei-
Landesinnungsverbandes zuständige nen Gesetze fördern,
oberste Landesbehörde im Einver- 3. Tarifverträge abschließen.
nehmen mit den beteiligten obersten
Landesbehörden zu erteilen. Die Satzung
muß den Bestimmungen des § 55 Abs. 2
entsprechen.
190 AUSBILDUNG & BERUF

§ 83 § 84
(1) Auf den Landesinnungsverband Durch die Satzung kann bestimmt wer-
finden entsprechende Anwendung: den, daß sich Vereinigungen von Inha-
1. § 55 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 bis 6, bern handwerksähnlicher Betriebe oder
8 bis 9 und hinsichtlich der Vor- Inhaber handwerksähnlicher Betriebe
aussetzungen für die Änderung einem Landesinnungsverband anschlie-
der Satzung und für die Auflö- ßen können. In diesem Fall obliegt dem
sung des Landesinnungsverbands Landesinnungsverband nach Maßgabe
Nummer 10 sowie Nummer 11, der §§ 81 und 82 auch die Wahrnehmung
2. §§ 60, 61 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 der Interessen des handwerksähnlichen
und hinsichtlich der Beschlußfas- Gewerbes. § 83 Abs. 2 gilt entsprechend
sung über die Höhe der Beiträge für die Vertretung des handwerksähn-
zum Landesinnungsverband lichen Gewerbes in der Mitgliederver-
Nummer 2 sowie Nummern 3 bis sammlung.
5 und 7 bis 8,
3. §§ 59, 62, 64, 66 und 74, § 85
4. § 39 und §§ 41 bis 53 des Bürger- (1) Der Bundesinnungsverband ist
lichen Gesetzbuchs. der Zusammenschluß von Landes-
(2) Die Mitgliederversammlung besteht innungsverbänden des gleichen
aus den Vertretern der angeschlos- Handwerks oder sich fachlich oder
senen Handwerksinnungen und im wirtschaftlich nahestehender Hand-
Falle des § 79 Abs. 3 auch aus den von werke im Bundesgebiet.
den Einzelmitgliedern nach näherer (2) Auf den Bundesinnungsverband
Bestimmung der Satzung gewählten finden die Vorschriften dieses
Vertretern. Die Satzung kann bestim- ­Abschnitts sinngemäß ­Anwendung.
men, daß die Handwerksinnungen Die nach § 80 erforderliche
und die Gruppe der Einzelmitglieder ­Genehmigung der Satzung und ihrer
entsprechend der Zahl der Mitglie- Änderung erfolgt durch das Bundes­
der der Handwerksinnungen und ministerium für Wirtschaft und
der Einzelmitglieder mehrere Stim- Klimaschutz.
men haben und die Stimmen einer
Handwerksinnung oder der Gruppe Dritter Abschnitt
der Einzelmitglieder uneinheitlich Kreishandwerker­schaften
abgegeben werden können.
(3) Nach näherer Bestimmung der § 86
Satzung können bis zur Hälfte der Die Handwerksinnungen, die in einem
Mitglieder des Vorstands Personen Stadt- oder Landkreis ihren Sitz haben,
sein, die nicht von der Mitgliederver- bilden die Kreishandwerkerschaft. Die
sammlung gewählt sind. Handwerkskammer kann eine andere
Abgrenzung zulassen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 191

§ 87 das Stimmrecht für die von ihnen ver-


Die Kreishandwerkerschaft hat die Auf- tretenen Handwerksinnungen aus. Jede
gabe, Handwerksinnung hat eine Stimme.
1. die Gesamtinteressen des selb- Die Satzung kann bestimmen, daß den
ständigen Handwerks und des Handwerksinnungen entsprechend der
handwerksähnlichen Gewerbes Zahl ihrer Mitglieder bis höchstens zwei
sowie die gemeinsamen Inter- Zusatzstimmen zuerkannt und die Stim-
essen der Handwerksinnungen men einer Handwerksinnung uneinheit-
ihres Bezirks wahrzunehmen, lich abgegeben werden können.
2. die Handwerksinnungen bei
der Erfüllung ihrer Aufgaben zu § 89
unterstützen, (1) Auf die Kreishandwerkerschaft fin-
3. Einrichtungen zur Förderung den entsprechende Anwendung:
und Vertretung der gewerblichen, 1. § 53 und § 55 mit Ausnahme des
wirtschaftlichen und sozialen Absatzes 2 Nummern 3 und 7
Interessen der Mitglieder der sowie hinsichtlich der Voraus-
Handwerksinnungen zu schaffen setzungen für die Änderung der
oder zu unterstützen, Satzung § 55 Abs. 2 Nr. 10,
4. die Behörden bei den das selb- 2. § 56 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1,
ständige Handwerk und das 3. § 60 und § 61 Abs. 1, Abs. 2 Nr. 1
handwerksähnliche Gewerbe bis 5, 7 und hinsichtlich der Be-
ihres Bezirks berührenden Maß- schlußfassung über die Änderung
nahmen zu unterstützen und der Satzung Nummer 8; die nach
ihnen Anregungen, Auskünfte § 61 Abs. 2 Nr. 1 bis 3, 7 und 8
und Gutachten zu erteilen, gefaßten Beschlüsse bedürfen der
5. die Geschäfte der Handwerks- Genehmigung der Handwerks-
innungen auf deren Ansuchen zu kammer,
führen, 4. § 62 Abs. 1, Abs. 2 Sätze 1 und 2
6. die von der Handwerkskammer sowie Abs. 3,
innerhalb ihrer Zuständigkeit 5. §§ 64, 66, 67 Abs. 1 und §§ 73 bis
erlassenen Vorschriften und 77.
Anordnungen durchzuführen; (2) Wird die Kreishandwerkerschaft
die Handwerkskammer hat sich durch die Handwerkskammer aufge-
an den hierdurch entstehenden löst, so wird das Vermögen der Kreis-
Kosten angemessen zu beteiligen. handwerkerschaft in entsprechender
Anwendung der §§ 47 bis 53 des
§ 88 Bürgerlichen Gesetzbuchs liquidiert.
Die Mitgliederversammlung der Kreis- § 78 Abs. 2 gilt entsprechend.
handwerkerschaft besteht aus Ver-
tretern der Handwerksinnungen. Die
Vertreter oder ihre Stellvertreter üben
192 AUSBILDUNG & BERUF

Vierter Abschnitt (4) Absatz 3 findet nur unter der Voraus-


Handwerkskammern setzung Anwendung, dass die Tätig-
keit in einer dem Handwerk ent-
§ 90 sprechenden Betriebsform erbracht
(1) Zur Vertretung der Interessen des wird. Satz 1 und Absatz 3 gelten nur
Handwerks werden Handwerkskam- für Gewerbetreibende, die erstmalig
mern errichtet; sie sind Körperschaf- nach dem 30. Dezember 2003 eine
ten des öffentlichen Rechts. gewerbliche Tätigkeit anmelden. Die
(2) Zur Handwerkskammer gehören Handwerkskammer hat ein Ver-
die Inhaber eines Betriebs eines zeichnis zu führen, in welches die
Handwerks und eines handwerks- Personen nach § 90 Abs. 3 und 4 ihres
ähnlichen Gewerbes des Handwerks- Bezirks nach Maßgabe der Anlage D
kammerbezirks sowie die Gesellen, Abschnitt IV zu diesem Gesetz mit
andere Arbeitnehmer mit einer dem von ihnen betriebenen Gewerbe
abgeschlossenen Berufsausbildung einzutragen sind (Verzeichnis der
und die Lehrlinge dieser Gewerbe- Personen nach § 90 Abs. 3 und 4 der
treibenden. Handwerksordnung).
(3) Zur Handwerkskammer gehören (5) Die Landesregierungen werden er-
auch Personen, die im Kammer- mächtigt, durch Rechtsverordnung
bezirk selbständig eine gewerbliche Handwerkskammern zu errichten
Tätigkeit nach § 1 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 und die Bezirke der Handwerks-
ausüben, wenn kammern zu bestimmen; die Bezirke
1. sie die Gesellenprüfung in einem sollen sich in der Regel mit denen der
zulassungspflichtigen Handwerk höheren Verwaltungsbehörde decken.
erfolgreich abgelegt haben, Wird der Bezirk einer Handwerks-
2. die betreffende Tätigkeit Bestand- kammer nach Satz 1 geändert, muss
teil der Erstausbildung in diesem eine Vermögensauseinandersetzung
zulassungspflichtigen Handwerk erfolgen, welche der Genehmigung
war und durch die oberste Landesbehörde
3. die Tätigkeit den überwiegenden bedarf. Können sich die beteiligten
Teil der gewerblichen Tätigkeit Handwerkskammern hierüber nicht
ausmacht. einigen, so entscheidet die oberste
Satz 1 gilt entsprechend auch für Landesbehörde.
Personen, die ausbildungsvorbe-
reitende Maßnahmen erfolgreich § 91
absolviert haben, wenn diese Maß- (1) Aufgabe der Handwerkskammer ist
nahmen überwiegend Ausbildungs- insbesondere,
inhalte in Ausbildungsordnungen 1. die Interessen des Handwerks zu
vermitteln, die nach § 25 erlassen fördern und für einen gerechten
worden sind und insgesamt einer Ausgleich der Interessen der
abgeschlossenen Gesellenausbildung einzelnen Handwerke und ihrer
im Wesentlichen entsprechen. Organisationen zu sorgen,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 193

2. die Behörden in der Förderung Innungsverbänden zu fördern,


des Handwerks durch Anregun- die erforderlichen Einrichtungen
gen, Vorschläge und durch Erstat- hierfür zu schaffen oder zu unter-
tung von Gutachten zu unterstüt- stützen und zu diesem Zweck
zen und regelmäßig Berichte über eine Gewerbeförderungsstelle zu
die Verhältnisse des Handwerks unterhalten,
zu erstatten, 7a. Maßnahmen zur Förderung und
3. die Handwerksrolle (§ 6) zu Durchführung der Berufsbildung,
führen, insbesondere der Berufsausbil-
4. die Berufsausbildung zu regeln dungsvorbereitung, Berufsaus-
(§ 41), Vorschriften hierfür zu bildung, beruflichen Fortbildung
erlassen, ihre Durchführung zu und beruflichen Umschulung, so-
überwachen (§ 41a) sowie eine wie der technischen und betriebs-
Lehrlingsrolle (§ 28 Absatz 1) zu wirtschaftlichen Weiterbildung,
führen, insbesondere Sachkundenach-
4a. Vorschriften für Prüfungen im weise und Sachkundeprüfungen
Rahmen einer beruflichen Fort- nach gesetzlichen Vorschriften,
bildung oder Umschulung zu nach Vorschriften der Unfall-
erlassen und Prüfungsausschüsse versicherungsträger oder nach
hierfür zu errichten, technischen Normvorschriften
5. Gesellenprüfungsordnungen für in Zusammenarbeit mit den
die einzelnen Handwerke zu er- Innungsverbänden anzubieten,
lassen (§ 38), Prüfungsausschüsse 8. Sachverständige zur Erstattung
für die Abnahme der Gesellenprü- von Gutachten zu Leistungen
fungen zu errichten oder Hand- und Tätigkeiten des Handwerks
werksinnungen zu der Errichtung und deren Wert nach den §§ 36
von Gesellenprüfungsausschüssen und 36a der Gewerbeordnung
zu ermächtigen (§ 37) und die ­öffentlich zu bestellen und zu
ordnungsmäßige Durchführung ­vereidigen,
der Gesellenprüfungen zu über- 9. die wirtschaftlichen Interessen
wachen, des Handwerks und die ihnen
6. des Meisterprüfungsausschusses dienenden Einrichtungen, ins-
(§ 47 Abs. 2) zu führen, besondere das Genossenschafts-
6a. die Gleichwertigkeit festzustellen wesen zu fördern,
(§§ 40a, 50c, 51g) 10. die Formgestaltung im Handwerk
7. die technische und betriebs- zu fördern,
wirtschaftliche Fortbildung 11. Vermittlungsstellen zur Beilegung
der Meister und Gesellen zur von Streitigkeiten zwischen Inha-
Erhaltung und Steigerung der bern eines Betriebs eines Hand-
Leistungsfähigkeit des Handwerks werks und ihren Auftraggebern
in Zusammenarbeit mit den einzurichten,
194 AUSBILDUNG & BERUF

12. Ursprungszeugnisse über in (2b) Zur Förderung der beruflichen Bil-


Handwerksbetrieben gefertigte dung kann die Handwerks­kammer
Erzeugnisse und andere dem sich an nationalen und internatio-
Wirtschaftsverkehr dienende nalen Projekten, insbesondere an
Bescheinigungen auszustellen, Maßnahmen der internationalen
soweit nicht Rechtsvorschriften Entwicklungszusammenarbeit,
diese Aufgaben anderen Stellen ­beteiligen.
zuweisen, (3) Die Handwerkskammer soll in allen
13. die Maßnahmen zur Unterstütz­ wichtigen das Handwerk und das
ung notleidender Handwerker handwerksähnliche Gewerbe be-
sowie Gesellen und anderer rührenden Angelegenheiten gehört
Arbeitnehmer mit einer abge- werden.
schlossenen Berufsausbildung zu (3a) Die Handwerkskammer kann
treffen oder zu unterstützen, ­Betriebe des Handwerks oder eines
14. die Zuständigkeit als Stelle nach handwerksähnlichen Gewerbes
§ 340 Absatz 1 Satz 1 des Fünften des Handwerkskammerbezirks
Buches Sozialgesetzbuch für die zu Fragen der Früherkennung von
Betriebe der Handwerke nach den Unternehmenskrisen und deren
Nummern 33 bis 37 der Anlage A. ­Bewältigung beraten.
(1a) Die Länder können durch Gesetz (4) Absatz 1 Nr. 1, 2 und 7 bis 13 sowie
der Handwerkskammer die Auf- Absatz 3a findet auf handwerks-
gaben einer einheitlichen Stelle im ähnliche Gewerbe entsprechende
Sinne des Verwaltungsverfahrens- Anwendung.
gesetzes übertragen. Das Gesetz
regelt, welche Aufgabenbereiche von § 92
der Zuweisung erfasst sind. Dabei Die Organe der Handwerkskammer sind
kann das Gesetz vorsehen, dass die 1. die Mitgliederversammlung
Handwerkskammer auch für nicht (Vollversammlung),
Kammerzugehörige tätig wird. Das 2. der Vorstand,
Gesetz regelt auch die Aufsicht. 3. die Ausschüsse.
(2) Die Handwerkskammer kann
­gemeinsam mit der Industrie- § 93
und Handelskammer Prüfungs­ (1) Die Vollversammlung besteht aus
ausschüsse errichten. gewählten Mitgliedern. Ein Drittel
(2a) Die Länder können durch Gesetz der der Mitglieder müssen Gesellen
Handwerkskammer ermöglichen, oder andere Arbeitnehmer mit einer
sich an einer Einrichtung zu beteili- abgeschlossenen Berufsausbildung
gen, die Aufgaben einer einheitlichen sein, die in dem Betrieb eines Gewer-
Stelle im Sinne des Verwaltungsver- bes der Anlage A oder Betrieb eines
fahrensgesetzes erfüllt. Gewerbes der Anlage B beschäftigt
sind.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 195

(2) Durch die Satzung ist die Zahl der nicht gebunden. § 66 Abs. 4, § 69 Abs. 4
Mitglieder der Vollversammlung und und § 73 Abs. 1 gelten entsprechend.
ihre Aufteilung auf die einzelnen
in den Anlagen A und B zu diesem § 95
Gesetz aufgeführten Gewerbe zu be- (1) Die Mitglieder der Vollversammlung
stimmen. Die Satzung kann bestim- und ihre Stellvertreter werden durch
men, dass die Aufteilung der Zahl Listen in allgemeiner, freier, gleicher
der Mitglieder der Vollversammlung und geheimer Wahl gewählt. Die
auch die Personen nach § 90 Abs. 3 Wahlen zur Vollversammlung werden
und 4 zu berücksichtigen hat. Bei im Briefwahlverfahren durchgeführt.
der Aufteilung sollen die wirtschaft- (2) Das Wahlverfahren regelt sich nach
lichen Besonderheiten und die wirt- der diesem Gesetz als Anlage C bei-
schaftliche Bedeutung der einzelnen gefügten Wahlordnung.
Gewerbe berücksichtigt werden.
(3) Für jedes Mitglied sind mindestens § 96
ein, aber höchstens zwei Stellvertre- (1) Berechtigt zur Wahl der Vertreter
ter zu wählen, die im Verhinderungs- des Handwerks und des handwerks-
fall oder im Falle des Ausscheidens ähnlichen Gewerbes sind die in
der Mitglieder einzutreten haben. der Handwerksrolle (§ 6) oder im
(4) Die Vollversammlung kann sich Verzeichnis nach § 19 eingetrage-
nach näherer Bestimmung der nen natürlichen und juristischen
Satzung bis zu einem Fünftel der Personen und Personengesellschaf-
Mitgliederzahl durch Zuwahl von ten sowie die in das Verzeichnis
sachverständigen Personen unter nach § 90 Abs. 4 Satz 2 eingetragenen
Wahrung der in Absatz 1 festgeleg- natürlichen Personen. Die nach § 90
ten Verhältniszahl ergänzen; diese Abs. 4 Satz 2 eingetragenen Perso-
haben gleiche Rechte und Pflichten nen sind zur Wahl der Vertreter der
wie die gewählten Mitglieder der Personen nach § 90 Abs. 3 und 4 be-
Vollversammlung. Die Zuwahl der rechtigt, sofern die Satzung dies nach
sachverständigen Personen, die auf § 93 bestimmt. Das Wahlrecht kann
das Drittel der Gesellen und anderer nur von volljährigen Personen aus-
Arbeitnehmer mit einer abgeschlos- geübt werden. Juristische Personen
senen Berufsausbildung anzurech- und Personengesellschaften haben
nen sind, erfolgt auf Vorschlag der jeweils nur eine Stimme.
Mehrheit dieser Gruppe. (2) Nicht wahlberechtigt sind Personen,
die infolge strafgerichtlicher Ver-
§ 94 urteilung das Recht, in öffentlichen
Die Mitglieder der Vollversammlung sind Angelegenheiten zu wählen oder zu
Vertreter des gesamten Handwerks und stimmen, nicht besitzen.
des handwerksähnlichen Gewerbes und (3) An der Ausübung des Wahlrechts ist
als solche an Aufträge und Weisungen behindert,
196 AUSBILDUNG & BERUF

1. wer wegen Geisteskrankheit nen juristischen Person oder


oder Geistesschwäche in einem Personengesellschaft sind, am
­psychiatrischen Krankenhaus Wahltag volljährig sind.
untergebracht ist, Nicht wählbar ist, wer infolge
2. wer sich in Straf- oder Unter­ Richterspruchs die Fähigkeit zur
suchungshaft befindet, Bekleidung öffentlicher Ämter
3. wer infolge gerichtlicher oder oder infolge strafgerichtlicher
polizeilicher Anordnung in Ver- Verurteilung die Fähigkeit, Rechte
wahrung gehalten wird. aus öffentlichen Wahlen zu er-
langen, nicht besitzt.
§ 97 (2) Bei der Berechnung der Fristen in
(1) Wählbar als Vertreter der zulassungs- Absatz 1 Nr. 1 Buchstabe a und Nr. 2
pflichtigen Handwerke sind Buchstabe b sind die Tätigkeiten als
1. die wahlberechtigten natürlichen selbständiger Handwerker in einem
Personen, sofern sie zulassungspflichtigen Handwerk
a) im Bezirk der Handwerkskam- und als gesetzlicher Vertreter oder
mer seit mindestens einem Jahr vertretungsberechtigter Gesellschafter
ohne Unterbrechung ein Hand- einer in der Handwerksrolle ein-
werk selbständig betreiben, getragenen juristischen Person oder
b) die Befugnis zum Ausbilden Personengesellschaft gegenseitig
von Lehrlingen besitzen, anzurechnen.
c) am Wahltag volljährig sind (3) Für die Wahl der Vertreter der zu­
2. die gesetzlichen Vertreter der lassungsfreien Handwerke, der hand-
wahlberechtigten juristischen werksähnlichen Gewerbe und der
Personen und die vertretungs- Personen nach § 90 Abs. 3 und 4 gelten
berechtigten Gesellschafter der die Absätze 1 und 2 entsprechend.
wahlberechtigten Personengesell-
schaften, sofern § 98
a) die von ihnen ­vertretene (1) Berechtigt zur Wahl der Vertreter
juristische Person oder der Arbeitnehmer in der Handwerks­
Personen­gesellschaft im Bezirk kammer sind die Gesellen und
der Handwerkskammer seit die weiteren Arbeitnehmer mit
mindestens einem Jahr ein ­abgeschlossener Berufsausbildung,
Handwerk selbständig betreibt sofern sie am Tag der Wahl voll­jährig
und sind und in einem Betrieb eines
b) sie im Bezirk der Handwerks- ­Handwerks oder eines handwerks-
kammer seit mindestens ähnlichen Gewerbes beschäftigt sind.
einem Jahr ohne Unterbre- § 96 Abs. 2 und 3 findet Anwendung.
chung gesetzliche Vertreter (2) Kurzzeitig bestehende Arbeitslosig-
oder vertretungsberechtigte keit läßt das Wahlrecht unberührt,
Gesellschafter einer in der wenn diese zum Zeitpunkt der Wahl
Handwerksrolle eingetrage- nicht länger als drei Monate besteht.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 197

§ 99 (2) Der Einspruch gegen die Wahl eines


Wählbar zum Vertreter der Arbeit- Gewählten kann nur auf eine Ver-
nehmer in der Vollversammlung sind letzung der Vorschriften der §§ 96 bis
die wahlberechtigten Arbeitnehmer im 99 gestützt werden.
Sinne des § 90 Abs. 2, sofern sie (3) Richtet sich der Einspruch gegen
1. am Wahltag volljährig sind, die Wahl insgesamt, so ist er binnen
2. eine Gesellenprüfung oder eine einem Monat nach der Bekanntgabe
andere Abschlußprüfung ab- des Wahlergebnisses bei der Hand-
gelegt haben oder, wenn sie in werkskammer einzulegen. Er kann
einem Betrieb eines handwerks- nur darauf gestützt werden, daß
ähnlichen Gewerbes beschäftigt 1. gegen das Gesetz oder gegen die
sind, nicht nur vorübergehend auf Grund des Gesetzes erlasse-
mit Arbeiten betraut sind, die nen Wahlvorschriften verstoßen
gewöhnlich nur von einem Ge- worden ist und
sellen oder einem Arbeitnehmer 2. der Verstoß geeignet war, das Er-
ausgeführt werden, der einen gebnis der Wahl zu beeinflussen.
Berufsabschluß hat.
§ 102
§ 100 (1) Der Gewählte kann die Annahme der
(1) Die Handwerkskammer prüft die Wahl nur ablehnen, wenn er
Gültigkeit der Wahl ihrer Mitglieder 1. das sechzigste Lebensjahr voll-
von Amts wegen. endet hat oder
(2) Das Ergebnis der Wahl ist öffentlich 2. durch Krankheit oder Gebrechen
bekanntzumachen. verhindert ist, das Amt ordnungs-
mäßig zu führen.
§ 101 (2) Ablehnungsgründe sind nur zu be-
(1) Gegen die Rechtsgültigkeit der Wahl rücksichtigen, wenn sie binnen zwei
kann jeder Wahlberechtigte inner- Wochen nach der Bekanntgabe des
halb von einem Monat nach der Wahlergebnisses bei der Handwerks-
Bekanntgabe des Wahlergebnisses kammer geltend gemacht worden
Einspruch erheben; der Einspruch sind.
eines Inhabers eines Betriebs eines (3) Mitglieder der Handwerkskammer
Handwerks oder handwerksähnlichen können nach Vollendung des sech-
Gewerbes kann sich nur gegen die zigsten Lebensjahrs ihr Amt nieder-
Wahl der Vertreter der Handwerke legen.
und handwerksähnlichen Gewerbe,
der Einspruch eines Gesellen oder § 103
anderen Arbeitnehmers mit einer (1) Die Wahl zur Handwerkskammer
abgeschlossenen Berufsausbildung erfolgt auf fünf Jahre. Eine Wieder-
nur gegen die Wahl der Vertreter der wahl ist zulässig.
Arbeitnehmer richten.
198 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Nach Ablauf der Wahlzeit bleiben die § 105


Gewählten solange im Amt, bis ihre (1) Für die Handwerkskammer ist
Nachfolger eintreten. von der obersten Landesbehörde
(3) Die Vertreter der Arbeitnehmer be- eine Satzung zu erlassen. Über eine
halten, auch wenn sie nicht mehr im Änderung der Satzung beschließt
Betrieb eines Handwerks oder eines die Vollversammlung; der Beschluß
handwerksähnlichen Gewerbes be- bedarf der Genehmigung durch die
schäftigt sind, solange sie im Bezirk oberste Landesbehörde.
der Handwerkskammer verbleiben, (2) Die Satzung muß Bestimmungen
das Amt noch bis zum Ende der enthalten über
Wahlzeit, jedoch höchstens für ein 1. den Namen, den Sitz und den
Jahr. Im Falle der Arbeitslosigkeit be- Bezirk der Handwerkskammer,
halten sie das Amt bis zum Ende der 2. die Zahl der Mitglieder der Hand-
Wahlzeit. werkskammer und der Stellver-
treter sowie die Reihenfolge ihres
§ 104 Eintritts im Falle der Behinderung
(1) Mitglieder der Vollversammlung oder des Ausscheidens der Mit-
haben aus dem Amt auszuscheiden, glieder,
wenn sie durch Krankheit oder Ge- 3. die Verteilung der Mitglieder
brechen verhindert sind, das Amt und der Stellvertreter auf die im
ordnungsmäßig zu führen oder Bezirk der Handwerkskammer
wenn Tatsachen eintreten, die ihre vertretenen Handwerke,
Wählbarkeit ausschließen. 4. die Zuwahl zur Handwerkskam-
(2) Gesetzliche Vertreter juristischer mer,
Personen und vertretungsberechtig- 5. die Wahl des Vorstands und seine
te Gesellschafter der Personengesell- Befugnisse,
schaften haben ferner aus dem Amt 6. die Einberufung der Handwerks-
auszuscheiden, wenn kammer und ihrer Organe,
1. sie die Vertretungsbefugnis ver- 7. die Form der Beschlußfassung
loren haben, und die Beurkundung der Be-
2. die juristische Person oder die schlüsse der Handwerkskammer
Personengesellschaft in der und des Vorstands,
Handwerksrolle oder in dem 8. die Erstellung einer mittelfris-
Verzeichnis nach § 19 gelöscht tigen Finanzplanung und deren
worden ist. Übermittlung an die Vollver-
(3) Weigert sich das Mitglied auszu- sammlung,
scheiden, so ist es von der obersten 9. die Festlegung der Haushalts-
Landesbehörde nach Anhörung der führung nach dem Verfahren der
Handwerkskammer seines Amtes zu Kamera­listik oder der Doppik
entheben. sowie die Aufstellung und Geneh-
migung des Haushaltsplans oder
des Wirtschaftsplans,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 199

10. die Aufstellung, Prüfung und 4. die Feststellung des Haushalts-


Abnahme der Jahresrechnung plans oder Wirtschaftsplans
oder des Jahresabschlusses mit einschließlich des Stellenplans,
Lagebericht einschließlich der die Bewilligung von ­Ausgaben
Verwendung des Jahresergebnisses und Aufwendungen, die nicht im
sowie über die Übertragung der Haushaltsplan oder Wirtschafts­
Prüfung auf eine unabhängige plan vorgesehen sind, die
Stelle außerhalb der Handwerks- Ermächtigung zur Aufnahme
kammer, von Krediten und die dingliche
11. die Voraussetzungen und die Belastung von Grundeigentum,
Form einer Änderung der Sat- 5. die Festsetzung der Beiträge zur
zung, Handwerkskammer und die Er-
12. die Organe einschließlich elek- hebung von Gebühren,
tronischer Medien, in denen die 6. der Erlaß einer Haushalts-,
Bekanntmachungen der Hand- ­Kassen- und Rechnungslegungs-
werkskammer zu veröffentlichen ordnung, Finanzordnung oder
sind. eines Finanzstatuts,
(3) Die Satzung darf keine Bestimmung 7. die Prüfung und Abnahme der
enthalten, die mit den in diesem Jahresrechnung oder des Jahres-
Gesetz bezeichneten Aufgaben der abschlusses und die Entscheidung
Handwerkskammer nicht in Ver- darüber, durch welche unabhän-
bindung steht oder gesetzlichen gige Stelle die Jahresrechnung
Vorschriften zuwiderläuft. oder der Jahresabschluss geprüft
(4) Die Satzung nach Absatz 1 Satz 1 ist werden soll,
in dem amtlichen Organ der für den 8. die Beteiligung an Gesellschaften
Sitz der Handwerkskammer zustän- des privaten und öffentlichen
digen höheren Verwaltungsbehörde Rechts und die Aufrechterhaltung
bekanntzumachen. der Beteiligung,
8a. die Beteiligung an einer Einrich-
§ 106 tung nach § 91 Abs. 2a,
(1) Der Beschlußfassung der Vollver- 9. der Erwerb und die Veräußerung
sammlung bleibt vorbehalten von Grundeigentum,
1. die Wahl des Vorstandes und der 10. der Erlaß von Vorschriften über
Ausschüsse, die Berufsausbildung, berufliche
2. die Zuwahl von sachverständigen Fortbildung und berufliche Um-
Personen (§ 93 Abs. 4), schulung (§ 91 Abs. 1 Nr. 4 und 4a),
3. die Wahl des Geschäftsführers, bei 11. der Erlass der Gesellenprüfungs-
mehreren Geschäftsführern des ordnungen nach § 91 Absatz 1
Hauptgeschäftsführers und der Nummer 5 und Satzungen nach
Geschäftsführer, § 50a Absatz 3 oder § 51d Absatz 3,
200 AUSBILDUNG & BERUF

12. der Erlaß der Vorschriften über muss im Verhältnis zu der Art, dem
die öffentliche Bestellung und Inhalt und den Auswirkungen der
Vereidigung von Sachverständi- Vorschrift stehen. Die Vorschrift ist
gen (§ 91 Abs. 1 Nr. 8), so ausführlich zu erläutern, dass ihre
13. die Festsetzung der den Mitglie- Übereinstimmung mit dem Verhält-
dern zu gewährenden Entschädi- nismäßigkeitsgrundsatz bewertet
gung (§ 94), werden kann. Die Gründe, aus denen
14. die Änderung der Satzung. sich ergibt, dass sie gerechtfertigt
(2) Die nach Absatz 1 Nr. 3 bis 7, 10 bis und verhältnismäßig ist, sind durch
12 und 14 gefaßten Beschlüsse qualitative und, soweit möglich und
bedürfen der Genehmigung durch relevant, quantitative Elemente zu
die oberste Landesbehörde. Die substantiieren. Mindestens zwei
Beschlüsse nach Absatz 1 Nr. 6, Wochen vor der Beschlussfassung der
10 bis 12 und 14 sind in den für die Vollversammlung über die Vorschrift
Bekanntmachungen der Handwerks- ist auf der Internetseite der jeweiligen
kammern bestimmten Organen Handwerkskammer ein Entwurf mit
einschließlich der elektronischen der Gelegenheit zur Stellungnahme
Medien (§ 105 Abs. 2 Nr. 12) zu ver- zu veröffentlichen. Nach dem Erlass
öffentlichen. der Vorschrift ist ihre Übereinstim-
(3) Die Satzung nach Absatz 1 Nummer mung mit dem Verhältnismäßig-
12 und deren Änderungen müssen keitsgrundsatz zu überwachen und
im Einklang mit den Vorgaben des bei einer Änderung der Umstände zu
auf sie anzuwendenden europäi- prüfen, ob die Vorschrift anzupassen
schen Rechts stehen. Insbesondere ist.
sind bei neuen oder zu ändernden (5) Die oberste Landesbehörde hat bei
Vorschriften, die dem Anwendungs- der nach Absatz 2 Satz 1 erforder-
bereich der Richtlinie 2005/36/EG lichen Genehmigung zu prüfen, ob
in der jeweils geltenden Fassung die Vorgaben der Richtlinie (EU)
unterfallen, die Vorgaben der Richt- 2018/958 in der jeweils geltenden
linie (EU) 2018/958 des Europäischen Fassung eingehalten wurden. Zu
Parlaments und des Rates vom 28. diesem Zweck hat ihr die Handwerks-
Juni 2018 über eine Verhältnismä- kammer die Unterlagen zuzuleiten,
ßigkeitsprüfung vor Erlass neuer aus denen sich die Einhaltung der
Berufsreglementierungen (ABl. L 173 Vorgaben ergibt. Insbesondere sind
vom 9.7.2018, S. 25) in der jeweils die Gründe zu übermitteln, auf Grund
geltenden Fassung einzuhalten. derer die Vollversammlung der Hand-
(4) Die Vorschriften sind anhand der in werkskammer die Vorschriften und
den Artikeln 5 bis 7 der Richtlinie Satzungen oder deren Änderungen
(EU) 2018/958 festgelegten Krite- als gerechtfertigt, notwendig und ver-
rien auf ihre Verhältnismäßigkeit hältnismäßig beurteilt hat.
zu prüfen. Der Umfang der Prüfung
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 201

§ 107 (6) Als Ausweis des Vorstands genügt


Die Handwerkskammer kann zu ihren eine Bescheinigung der obersten
Verhandlungen Sachverständige mit be- Landesbehörde, daß die darin be-
ratender Stimme zuziehen. zeichneten Personen zur Zeit den
Vorstand bilden.
§ 108
(1) Die Vollversammlung wählt aus § 109
ihrer Mitte den Vorstand. Ein Drittel Dem Vorstand obliegt die Verwaltung
der Mitglieder müssen Gesellen oder der Handwerkskammer; Präsident und
andere Arbeitnehmer mit abge- Hauptgeschäftsführer vertreten die
schlossener Berufsausbildung sein. Handwerkskammer gerichtlich und
(2) Der Vorstand besteht nach näherer außergerichtlich. Das Nähere regelt die
Bestimmung der Satzung aus dem Satzung, die auch bestimmen kann, daß
Vorsitzenden (Präsidenten), zwei die Handwerkskammer durch zwei Vor-
Stellvertretern (Vizepräsidenten), standsmitglieder vertreten wird.
von denen einer Geselle oder ein
anderer Arbeitnehmer mit abge- § 110
schlossener Berufsausbildung sein Die Vollversammlung kann unter Wah-
muß, und einer weiteren Zahl von rung der im § 93 Abs. 1 bestimmten Ver-
Mitgliedern. hältniszahl aus ihrer Mitte Ausschüsse
(3) Der Präsident wird von der Vollver- bilden und sie mit besonderen regelmä-
sammlung mit absoluter Stimmen- ßigen oder vorübergehenden Aufgaben
mehrheit der anwesenden Mitglieder betrauen. § 107 findet entsprechende
gewählt. Fällt die Mehrzahl der Stim- Anwendung.
men nicht auf eine Person, so findet
eine engere Wahl zwischen den § 111
beiden Personen statt, welche die (1) Die in die Handwerksrolle und in
meisten Stimmen erhalten haben. das Verzeichnis nach § 19 eingetrage-
(4) Die Wahl der Vizepräsidenten darf nen Gewerbetreibenden haben der
nicht gegen die Mehrheit der Stim- Handwerkskammer die zur Durch-
men der Gruppe, der sie angehören, führung von Rechtsvorschriften
erfolgen. Erfolgt in zwei Wahlgän- über die Berufsbildung und der von
gen keine Entscheidung, so ent- der Handwerkskammer erlassenen
scheidet ab dem dritten Wahlgang Vorschriften, Anordnungen und der
die Stimmenmehrheit der jeweils sonstigen von ihr getroffenen Maß-
betroffenen Gruppe. Gleiches gilt für nahmen erforderlichen Auskünfte zu
die Wahl der weiteren Mitglieder des erteilen und Unterlagen vorzulegen.
Vorstands. Die Handwerkskammer kann für
(5) Die Wahl des Präsidenten und die Erteilung der Auskunft eine Frist
seiner Stellvertreter ist der obersten setzen.
Landesbehörde binnen einer Woche
anzuzeigen.
202 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Die von der Handwerkskammer mit (3) Gegen die Androhung und die Fest-
der Einholung von Auskünften be- setzung des Ordnungsgelds steht
auftragten Personen sind befugt, zu dem Betroffenen der Verwaltungs-
dem in Absatz 1 bezeichneten Zweck rechtsweg offen.
die Betriebsräume, Betriebsein- (4) Das Ordnungsgeld fließt der Hand-
richtungen und Ausbildungsplätze werkskammer zu. Es wird auf Antrag
sowie die für den Aufenthalt und des Vorstands der Handwerkskam-
die Unterkunft der Lehrlinge und mer nach Maßgabe des § 113 Abs. 2
Gesellen bestimmten Räume oder Satz 1 beigetrieben.
Einrichtungen zu betreten und dort
Prüfungen und Besichtigungen vor- § 113
zunehmen. Der Auskunftspflichtige (1) Die durch die Errichtung und
hat die Maßnahme von Satz 1 zu Tätigkeit der Handwerkskammer
dulden. Das Grundrecht der Un- entstehenden Kosten werden, soweit
verletzlichkeit der Wohnung (Artikel sie nicht anderweitig gedeckt sind,
13 des Grundgesetzes) wird insoweit von den Inhabern eines Betriebs
eingeschränkt. eines Handwerks und eines hand-
(3) Der Auskunftspflichtige kann die werksähnlichen Gewerbes sowie den
Auskunft auf solche Fragen verwei- Mitgliedern der Handwerkskammer
gern, deren Beantwortung ihn selbst nach § 90 Abs. 3 nach einem von der
oder einen der in § 383 Abs. 1 Nr. 1 Handwerkskammer mit Genehmi-
bis 3 der Zivilprozeßordnung be- gung der obersten Landesbehörde
zeichneten Angehörigen der Gefahr festgesetzten Beitragsmaßstab ge-
strafgerichtlicher Verfolgung oder tragen.
eines Verfahrens nach dem Gesetz (2) Die Handwerkskammer kann als
über Ordnungswidrigkeiten ausset- Beiträge auch Grundbeiträge, Zu-
zen würde. satzbeiträge und außerdem Son-
derbeiträge erheben. Die Beiträge
§ 112 können nach der Leistungskraft
(1) Die Handwerkskammer kann bei der beitragspflichtigen Kammerzu-
Zuwiderhandlungen gegen die gehörigen gestaffelt werden. Soweit
von ihr innerhalb ihrer Zuständig- die Handwerkskammer Beiträge
keit erlassenen Vorschriften oder nach dem Gewerbesteuermeßbetrag,
Anordnungen Ordnungsgeld bis zu Gewerbeertrag oder Gewinn aus
fünfhundert Euro festsetzen. Gewerbebetrieb bemißt, richtet sich
(2) Das Ordnungsgeld muß vorher die Zulässigkeit der Mitteilung der
schriftlich angedroht werden. Die hierfür erforderlichen Besteuerungs-
Androhung und die Festsetzung des grundlagen durch die Finanzbehör-
Ordnungsgelds sind dem Betroffe- den für die Beitragsbemessung nach
nen zuzustellen. § 31 der Abgabenordnung. Personen,
die nach § 90 Abs. 3 Mitglied der
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 203

Handwerkskammer sind und deren Gewerbetreibenden sinkt, kann die


Gewerbeertrag nach dem Gewerbe- Vollversammlung für das betreffen-
steuergesetz oder, soweit für das de Haushaltsjahr eine entsprechende
Bemessungsjahr ein Gewerbesteuer- Herabsetzung der dort genannten
messbetrag nicht festgesetzt wird, Grenzen für den Gewerbeertrag oder
deren nach dem Einkommen- oder den Gewinn aus Gewerbebetrieb be-
Körperschaftsteuergesetz ermit- schließen. Die Handwerkskammern
telter Gewinn aus Gewerbebetrieb und ihre Gemeinschaftseinrich-
5 200 Euro nicht übersteigt, sind vom tungen, die öffentliche Stellen im
Beitrag befreit. Natürliche Personen, Sinne des § 2 Absatz 2 des Bundes-
die erstmalig ein Gewerbe ange- datenschutzgesetzes sind, erheben
meldet haben, sind für das Jahr der zur Festsetzung der Beiträge die
Anmeldung von der Entrichtung des genannten Bemessungsgrundlagen
Grundbeitrages und des Zusatzbei- bei den Finanzbehörden.
trages, für das zweite und dritte Jahr Bis zum 31. Dezember 1997 können
von der Entrichtung der Hälfte des die Beiträge in dem in Artikel 3 des
Grundbeitrages und vom Zusatz- Einigungsvertrages genannten Ge-
beitrag und für das vierte Jahr von biet auch nach dem Umsatz, der Be-
der Entrichtung des Zusatzbeitrages schäftigtenzahl oder nach der Lohn-
befreit, soweit deren Gewerbeertrag summe bemessen werden. Soweit
nach dem Gewerbesteuergesetz oder, die Beiträge nach der Lohnsumme
soweit für das Bemessungsjahr ein bemessen werden, sind die beitrags-
Gewerbesteuermessbetrag nicht pflichtigen Kammerzugehörigen
festgesetzt wird, deren nach dem verpflichtet, der Handwerkskammer
Einkommensteuergesetz ermittelter Auskunft durch Übermittlung eines
Gewinn aus Gewerbebetrieb 25 000 Doppels des Lohnnachweises nach
Euro nicht übersteigt. § 165 des Siebten Buches Sozial-
Die Beitragsbefreiung nach Satz 5 gesetzbuch zu geben. Soweit die
ist nur auf Kammerzugehörige an- Handwerkskammer Beiträge nach
zuwenden, deren Gewerbeanzeige der Zahl der Beschäftigten bemißt,
nach dem 31. Dezember 2003 erfolgt. ist sie berechtigt, bei den beitrags-
Wenn zum Zeitpunkt der Verab- pflichtigen Kammerzugehörigen die
schiedung der Haushaltssatzung zu Zahl der Beschäftigten zu erheben.
besorgen ist, dass bei einer Kammer Die übermittelten Daten dürfen nur
auf Grund der Besonderheiten der für Zwecke der Beitragsfestsetzung
Wirtschaftsstruktur ihres Bezirks verarbeitet sowie gemäß § 5 Nr. 7 des
die Zahl der Beitragspflichtigen, die Statistikregistergesetzes zum Auf-
einen Beitrag zahlen, durch die in bau und zur Führung des Statistik-
den Sätzen 4 und 5 geregelten Bei- registers den statistischen Ämtern
tragsbefreiungen auf weniger als 55 der Länder und dem Statistischen
vom Hundert aller ihr zugehörigen Bundesamt übermittelt werden.
204 AUSBILDUNG & BERUF

Die beitragspflichtigen Kammer- § 114


zugehörigen sind verpflichtet, der (aufgehoben)
Handwerkskammer Auskunft über
die zur Festsetzung der Beiträge er- § 115
forderlichen Grundlagen zu erteilen; (1) Die oberste Landesbehörde führt
die Handwerkskammer ist berech- die Staatsaufsicht über die Hand-
tigt, die sich hierauf beziehenden werkskammer. Die Staatsaufsicht
Geschäftsunterlagen einzusehen und beschränkt sich darauf, soweit nicht
für die Erteilung der Auskunft eine anderes bestimmt ist, daß Gesetz
Frist zu setzen. und Satzung beachtet, insbesondere
(3) Die Beiträge der Inhaber von Betrie- die den Handwerkskammern über-
ben eines Handwerks oder hand- tragenen Aufgaben erfüllt werden.
werksähnlichen Gewerbes oder der (2) Die Aufsichtsbehörde kann, falls
Mitglieder der Handwerkskammer andere Aufsichtsmittel nicht aus-
nach § 90 Abs. 3 werden von den reichen, die Vollversammlung auf-
Gemeinden auf Grund einer von der lösen, wenn sich die Kammer trotz
Handwerkskammer aufzustellenden wiederholter Aufforderung nicht
Aufbringungsliste nach den für Ge- im Rahmen der für sie geltenden
meindeabgaben geltenden landes- Rechtsvorschriften hält. Innerhalb
rechtlichen Vorschriften eingezogen von drei Monaten nach Eintritt der
und beigetrieben. Die Gemeinden Unanfechtbarkeit der Anordnung
können für ihre Tätigkeit eine über die Auflösung ist eine Neuwahl
angemessene Vergütung von der vorzunehmen. Der bisherige Vor-
Handwerkskammer beanspruchen, stand führt seine Geschäfte bis zum
deren Höhe im Streitfall die höhere Amtsantritt des neuen Vorstands
Verwaltungsbehörde festsetzt. Die weiter und bereitet die Neuwahl der
Landesregierung kann durch Rechts- Vollversammlung vor.
verordnung auf Antrag der Hand-
werkskammer eine andere Form der § 116
Beitragseinziehung und Beitragsbei- Die Landesregierungen werden er-
treibung zulassen. Die Landesregie- mächtigt, durch Rechtsverordnung die
rung kann die Ermächtigung auf die zuständigen Behörden abweichend von
zuständige oberste Landesbehörde § 104 Abs. 3 und § 108 Abs. 6 zu bestim-
übertragen. men. Sie können diese Ermächtigung auf
(4) Die Handwerkskammer kann oberste Landesbehörden übertragen.
für Amtshandlungen und für die
Inanspruchnahme besonderer
Einrichtungen oder Tätigkeiten mit
Genehmigung der obersten Landes-
behörde Gebühren erheben. Für ihre
Beitreibung gilt Absatz 3.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 205

Fünfter Teil Vornahme von Prüfungen oder


Bußgeld-, Übergangs- und Besichtigungen nicht duldet,
Schluß­vorschriften 3. Lehrlinge (Auszubildende) ein-
stellt oder ausbildet, obwohl er
Erster Abschnitt nach § 22a Nr. 1 persönlich oder
Bußgeldvorschriften nach § 22b Abs. 1 fachlich nicht
geeignet ist,
§ 117 4. entgegen § 22 Abs. 2 einen Lehr-
(1) Ordnungswidrig handelt, wer ling (Auszubildenden) einstellt,
1. entgegen § 1 Abs. 1 Satz 1 ein dort 5. Lehrlinge (Auszubildende) ein-
genanntes Gewerbe als stehendes stellt oder ausbildet, obwohl ihm
Gewerbe selbständig betreibt oder das Einstellen oder Ausbilden
2. entgegen § 42b Absatz 4 Satz 3, nach § 24 untersagt worden ist,
§ 42c Absatz 4 Satz 3, § 42d Ab- 6. entgegen § 30 die Eintragung in
satz 4 Satz 3, § 42f Absatz 4 Satz 1, die Lehrlingsrolle nicht oder nicht
§ 51 Absatz 1 oder § 51f Satz 1 eine rechtzeitig beantragt oder eine
dort genannte Abschluss- oder Ausfertigung der Vertragsnieder-
Ausbildungsbezeichnung führt. schrift nicht beifügt,
(2) Die Ordnungswidrigkeit nach Ab- 7. einer Rechtsverordnung nach § 9
satz 1 Nr. 1 kann mit einer Geld- Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 zuwiderhandelt,
buße bis zu zehntausend Euro, die soweit sie für einen bestimmten
Ordnungswidrigkeit nach Absatz 1 Tatbestand auf diese Bußgeldvor-
Nr. 2 kann mit einer Geldbuße bis zu schrift verweist.
fünftausend Euro geahndet werden. (2) Die Ordnungswidrigkeiten nach
Absatz 1 Nr. 1, 2, 6 und 7 können mit
§ 118 einer Geldbuße bis zu eintausend
(1) Ordnungswidrig handelt, wer Euro, die Ordnungswidrigkeiten
1. eine Anzeige nach § 16 Abs. 2 oder nach Absatz 1 Nr. 3 bis 5 können mit
§ 18 Abs. 1 nicht, nicht richtig, einer Geldbuße bis zu fünftausend
nicht vollständig oder nicht Euro geahndet werden.
rechtzeitig erstattet,
2. entgegen § 17 Abs. 1 oder Abs. 2 § 118a
Satz 2, § 111 Abs. 1 oder Abs. 2 Die zuständige Behörde unterrichtet die
Satz 2 oder § 113 Abs. 2 Satz 11, zuständige Handwerkskammer über die
auch in Verbindung mit § 73 Einleitung von und die abschließende
Abs. 3, eine Auskunft nicht, Entscheidung in Verfahren wegen Ord-
nicht richtig, nicht vollständig nungswidrigkeiten nach den §§ 117 und
oder nicht rechtzeitig erteilt, 118. Gleiches gilt für Verfahren wegen
Unterlagen nicht vorlegt oder Ordnungswidrigkeiten nach dem Gesetz
das Betreten von Grundstücken zur Bekämpfung der Schwarzarbeit in
oder Geschäftsräumen oder die der Fassung der Bekanntmachung vom
206 AUSBILDUNG & BERUF

29. Januar 1982, zuletzt geändert durch (2) Ist ein nach Absatz 1 Satz 1 be-
Anlage I Kapitel VIII Sachgebiet E Nr. 3 rechtigter Gewerbetreibender bei
des Einigungsvertrages vom 31. August Inkrafttreten dieses Gesetzes nicht
1990 in Verbindung mit Artikel 1 des in der Handwerksrolle eingetragen,
Gesetzes vom 23. September 1990 (BGBl. so ist er auf Antrag oder von Amts
1990 II S. 885, 1038), in seiner jeweils wegen binnen drei Monaten in die
geltenden Fassung, soweit Gegenstand Handwerksrolle einzutragen.
des Verfahrens eine handwerkliche (3) Die Absätze 1 und 2 gelten für Ge-
Tätigkeit ist. werbe, die in die Anlage A zu diesem
Gesetz aufgenommen werden, ent-
Zweiter Abschnitt sprechend. In diesen Fällen darf nach
Übergangsvorschriften dem Wechsel des Betriebsleiters
einer juristischen Person oder eines
§ 119 für die technische Leitung verant-
(1) Die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes wortlichen persönlich haftenden
vorhandene Berechtigung eines Ge- Gesellschafters einer Personengesell-
werbetreibenden, ein Handwerk als schaft oder des Leiters eines Betriebs
stehendes Gewerbe selbständig zu im Sinne des § 7 Abs. 5 oder 6 der
betreiben, bleibt bestehen. Für juristi- Betrieb für die Dauer von drei Jahren
sche Personen, Personengesellschaf- fortgeführt werden, ohne daß die
ten und Betriebe im Sinne des § 7 Voraussetzungen für die Eintragung
Abs. 5 oder 6 gilt dies nur, wenn und in die Handwerksrolle erfüllt sind.
solange der Betrieb von einer Person Zur Verhütung von Gefahren für
geleitet wird, die am 1. April 1998 die öffentliche Sicherheit kann die
Betriebsleiter oder für die technische höhere Verwaltungsbehörde die
Leitung verantwortlicher persön- Fortführung des Betriebs davon
lich haftender Gesellschafter oder abhängig machen, daß er von einem
Leiter eines Betriebs im Sinne des § 7 Handwerker geleitet wird, der die
Abs. 5 und 6 ist; das gleiche gilt für Voraussetzungen für die Eintragung
Personen, die eine dem Betriebsleiter in die Handwerksrolle erfüllt.
vergleichbare Stellung haben. Soweit (4) Werden in der Anlage A zu diesem
die Berechtigung zur Ausübung eines Gesetz aufgeführte Gewerbe durch
selbständigen Handwerks anderen Gesetz oder durch eine nach § 1
bundesrechtlichen Beschränkungen Abs. 3 erlassene Rechtsverordnung
als den in diesem Gesetz bestimmten zusammengefaßt, so ist der selb-
unterworfen ist, bleiben diese Vor- ständige Handwerker, der eines der
schriften unberührt. zusammengefaßten Handwerke
betreibt, mit dem durch die Zusam-
menfassung entstandenen Handwerk
in die Handwerksrolle einzutragen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 207

(5) Soweit durch Gesetz oder durch § 120


Rechtsverordnung nach § 1 Abs. 3 (1) Die am 31. Dezember 2003 vor-
Handwerke oder handwerksähnliche handene Befugnis zur Einstellung
Gewerbe zusammengefasst werden, oder zur Ausbildung von Lehrlingen
gelten die vor dem Inkrafttreten der (Auszubildenden) in Handwerksbe-
jeweiligen Änderungsvorschrift nach trieben bleibt erhalten.
§ 25 dieses Gesetzes oder nach § 4 (2) Wer bis zum 31. März 1998 die Be-
des Berufsbildungsgesetzes erlas- fugnis zur Ausbildung von Lehr-
senen Ausbildungsordnungen und lingen (Auszubildenden) in einem
die nach § 45 Abs. 1 oder § 51a Abs. 1 Gewerbe erworben hat, das in die
in Verbindung mit Abs. 2 sowie die Anlage A zu diesem Gesetz auf-
nach § 50a oder § 51d dieses Gesetzes genommen wird, gilt im Sinne des
erlassenen Rechtsvorschriften bis § 22b Abs. 1 als fachlich geeignet.
zum Erlass neuer Rechtsverordnun- (3) Personen, die am 13. Februar 2020
gen nach diesem Gesetz fort. Satz 1 nach § 22b Absatz 1 und 3 fachlich
gilt entsprechend für noch bestehen- zur Ausbildung von Lehrlingen
de Vorschriften gemäß § 122 Abs. 2 (Auszubildenden) eines Handwerks
und 4. geeignet waren, das in Anlage A
(6) Soweit durch Gesetz zulassungs- Nummer 42 bis 53 aufgeführt ist,
pflichtige Handwerke in die An- ­gelten im Sinne des § 22b Absatz 1
lage B überführt werden, gilt für die und 2 weiterhin als fachlich geeignet.
Ausbildungsordnungen Absatz 5
entsprechend. Die bis zum 31. De- § 121
zember 2003 begonnenen Meister- Der Meisterprüfung im Sinne des § 45
prüfungsverfahren sind auf Antrag bleiben die in § 133 Abs. 10 der Gewer-
des Prüf-lings nach den bis dahin beordnung bezeichneten Prüfungen
geltenden Vorschriften von den vor gleichgestellt, sofern sie vor Inkraft-
dem 31. Dezember 2003 von der treten dieses Gesetzes abgelegt worden
höheren Verwaltungsbehörde errich- sind.
teten Meisterprüfungsausschüssen
abzuschließen. § 122
(7) In den Fällen des Absatzes 3 Satz (1) Werden zulassungspflichtige
1 liegt ein Ausnahmefall nach § 8 Handwerke durch Gesetz oder
Abs. 1 Satz 2 auch dann vor, wenn durch eine nach § 1 Abs. 3 erlassene
zum Zeitpunkt der Antragstellung Rechtsverordnung getrennt oder
für das zu betreibende Handwerk zusammengefasst, so können auch
eine Rechtsverordnung nach § 45 solche Personen als Beisitzer der
noch nicht in Kraft getreten ist. Gesellen- oder Meisterprüfungsaus-
schüsse der durch die Trennung oder
Zusammenfassung entstandenen
Handwerke oder handwerksähn-
208 AUSBILDUNG & BERUF

lichen Gewerbe berufen werden, die und ­Forschung durch Rechtsver-


in dem getrennten oder in einem ordnung, die nicht der Zustimmung
der zusammengefassten Handwerke des Bundes­rates bedarf, für die
oder handwerksähnlichen Gewerbe Fälle der Absätze 2 bis 4 ergänzende
die Gesellen- oder Meisterprüfung Übergangs­vorschriften zu erlassen,
abgelegt haben oder das Recht zum soweit dies für eine ordnungsgemäße
Ausbilden von Lehrlingen besitzen Überleitung ­bestehender Lehrlings-
und im Falle des § 48 Abs. 3 seit min- verhältnisse oder s­ onstiger Ausbil-
destens einem Jahr in dem Hand- dungsverhältnisse oder begonnener
werk, für das der Meisterprüfungs- Prüfungen oder Prüfungs­teile sach­
ausschuss errichtet ist, selbständig dienlich ist. Dabei kann auch von
tätig sind. den Absätzen 2 bis 4 abgewichen
(2) Die für die einzelnen Handwerke werden.
oder handwerksähnlichen Gewerbe
geltenden Gesellen-, Abschluss- und § 122a
Meisterprüfungsvorschriften sind (1) Vorbehaltlich der Absätze 2 und 3
bis zum Inkrafttreten der nach § 25 sind im Bereich des Dritten Teils
Abs. 1 und § 38 sowie § 45 Abs. 1 Nr. 2 dieses Gesetzes bis zum Ablauf des
dieses Gesetzes oder nach § 4 des 30. Juni 2022 die am 30. Juni 2021
Berufsbildungsgesetzes vorgesehe- geltenden Vorschriften weiter
nen Prüfungsverordnungen anzu- ­anzuwenden. Endet die vorgesehene
wenden, soweit sie nicht mit diesem Dauer der Berufung eines ­Mitglieds
Gesetz im Widerspruch stehen. oder eines stellvertretenden Mit­
(3) Die für die einzelnen Handwerke glieds eines Meisterprüfungs­aus­
oder handwerksähnlichen Gewerbe schusses binnen des sich aus Satz 1
geltenden Berufsbilder oder Meister- ergebenden Zeitraums, so ­verlängert
prüfungsverordnungen sind bis zum sich seine Berufung bis zum Ablauf
Inkrafttreten von Rechtsverordnun- des 30. Juni 2022.
gen nach § 45 Abs. 1 und § 51a Abs. 1 in (2) Ein Meisterprüfungsausschuss, der
Verbindung mit Abs. 2 anzuwenden. am 30. Juni 2021 errichtet ist, bleibt
(4) Die für die einzelnen Handwerke zur Abnahme und Bewertung der bei
oder handwerksähnlichen Gewerbe ihm bis zum Ablauf des 30. Juni 2022
geltenden fachlichen Vorschriften begonnenen Teile einer Meister-
sind bis zum Inkrafttreten von prüfung weiter bestehen; insoweit
Rechtsverordnungen nach § 25 sind für die Durchführung der
Abs. 1, § 45 Abs. 1 und § 51a Abs. 1 in ­Prüfungen die in Absatz 1 bezeichne-
Verbindung mit Abs. 2 anzuwenden. ten Vorschriften auch über den dort
(5) Das Bundesministerium für genannten Zeitpunkt hinaus weiter
­Wirtschaft und Klimaschutz wird anzuwenden.
­ermächtigt, im Einvernehmen mit
dem Bundes­ministerium für Bildung
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 209

(3) Ein Meisterprüfungsausschuss, der § 124


am 30. Juni 2021 errichtet ist, nimmt (1) Die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes
unbeschadet des Absatzes 2 für die bestehenden Handwerksinnungen
Dauer der Berufung seiner Mitglieder oder Handwerkerinnungen, Kreis-
und stellvertretenden Mitglieder handwerkerschaften oder Kreisin-
ab dem 1. Juli 2022 die Aufgaben nungsverbände, Innungsverbände
eines nach den am 1. Juli 2021 und Handwerkskammern sind nach
geltenden Vorschriften zu errichten­ den Bestimmungen dieses Gesetzes
den Meister­prüfungsausschusses bis zum 30. September 1954 um-
wahr. Unbeschadet des Absatzes 1 zubilden; bis zu ihrer Umbildung
ist ein Meisterprüfungsausschuss gelten sie als Handwerksinnungen,
nach Satz 1 befugt, bereits vor dem Kreishandwerkerschaften, Innungs-
1. Juli 2022 alle erforderlichen verbände und Handwerkskammern
Handlungen zur Vorbereitung der im Sinne dieses Gesetzes. Wenn sie
Aufgaben­wahrnehmung im Sinne sich nicht bis zum 30. September
des Satzes 1 vorzunehmen, insbeson- 1954 umgebildet haben, sind sie
dere solche nach §§ 48a, 51c, auch aufgelöst. Endet die Wahlzeit der
in Verbindung mit einer Rechts­ Mitglieder einer Handwerkskammer
verordnung nach § 50a oder § 51d. vor dem 30. September 1954, so wird
sie bis zu der Umbildung der Hand-
§ 123 werkskammer nach Satz 1, längstens
(1) Beantragt ein Gewerbetreibender, der jedoch bis zum 30. September 1954
bis zum 31. Dezember 2003 berechtigt verlängert.
ist, ein zulassungspflichtiges Hand- (2) Die nach diesem Gesetz umgebilde-
werk als stehendes Gewerbe selbstän- ten Handwerksinnungen, Kreishand-
dig zu betreiben, in diesem Handwerk werkerschaften, Innungsverbände
zur Meisterprüfung zugelassen zu und Handwerkskammern gelten als
werden, so gelten für die Zulassung Rechtsnachfolger der entsprechen-
zur Prüfung die Bestimmungen der den bisher bestehenden Handwerks-
§§ 49 und 50 entsprechend. organisationen.
(2) Absatz 1 gilt entsprechend für ein (3) Soweit für die bisher bestehenden
Gewerbe, das in die Anlage A auf- Handwerksorganisationen eine
genommen wird. Rechtsnachfolge nicht eintritt, findet
(3) § 49 Absatz 1 Satz 2 ist nicht eine Vermögensauseinandersetzung
­anzuwenden auf Personen, die bis nach den für sie bisher geltenden
zum Ablauf des 30. Juni 2021 eine gesetzlichen Bestimmungen statt.
Gesellen- oder Abschlussprüfung Bei Meinungsverschiedenheiten
bestanden und vor dem 14. Juni 2023 entscheidet die nach dem geltenden
einen Antrag auf Zulassung zur Recht zuständige Aufsichtsbehörde.
Meisterprüfung gestellt haben.
210 AUSBILDUNG & BERUF

§ 124a andere Behörden oder auf Handwerks-


(1) Verfahren zur Wahl der Vollver- kammern zu übertragen. Satz 1 gilt auch
sammlung von Handwerkskam- für die Zuständigkeiten nach § 16 Ab-
mern, die nach den Satzungsbestim- satz 3; eine Übertragung auf Handwerks-
mungen bis zum 31. Dezember 2004 kammern ist jedoch ausgeschlossen. Die
zu beginnen sind, können nach den Staatsaufsicht nach § 115 Abs. 1 umfasst
bisherigen Vorschriften zu Ende im Falle einer Übertragung von Zu-
geführt werden. Durch Beschluss der ständigkeiten nach den §§ 7a, 7b, 8 und 9
Vollversammlung kann die Wahl- auch die Fachaufsicht.
zeit nach Wahlen, die entsprechend
Satz 1 nach den bisherigen Vor- § 124c
schriften zu Ende geführt werden, (1) Der Vorstand einer Handwerks-
in Abweichung von § 103 Abs. 1 Satz organisation nach dem Vierten Teil
1 verkürzt werden. Wahlzeiten, die kann auch ohne Ermächtigung in
nach den Satzungsbestimmungen der Satzung durch Beschluss den
bis zum 31. Dezember 2004 en- Mitgliedern der Organe seiner Hand-
den, können durch Beschluss der werksorganisation ermöglichen,
Vollversammlung bis zu einem Jahr 1. an einer Sitzung ohne Anwesen-
verlängert werden, um die Wahl zur heit am Versammlungsort teil-
Handwerkskammer nach den neuen zunehmen und Mitgliederrechte
Vorschriften durchzuführen. im Wege der elektronischen
Die Verlängerung oder Verkürzung Kommunikation auszuüben oder
der Wahlzeiten sind der obersten 2. ohne Teilnahme an einer Sitzung
Landesbehörde anzuzeigen. ihre Stimmen vor der Durch­
(2) Für das Verfahren der Wahl zu einer führung oder ohne Durchführung
Vollversammlung einer Hand- der Sitzung in Textform gegen-
werkskammer, deren laufende über dem Vorstand abzugeben.
Wahlperiode nach dem 14. Februar Zu einer Sitzung oder Beschluss­
2020 und spätestens zum Ablauf des fassung eines Organs darf
31. Dezember 2020 endet, gilt Absatz ­abweichend von anderslautenden
1 entsprechend. gesetzlichen oder satzungsrecht-
lichen Bestimmungen in Textform
§ 124b eingeladen werden. In der Einladung
Die Landesregierungen werden er- ist der Beschluss nach Satz 1 bekannt
mächtigt, durch Rechtsverordnung die zu geben.
nach diesem Gesetz den höheren Ver- (2) Der Präsident einer Handwerkskam-
waltungsbehörden oder den sonstigen mer kann auch ohne Ermächtigung
nach Landesrecht zuständigen Behörden in der Satzung durch Beschluss den
übertragenen Zuständigkeiten nach den Mitgliedern des Vorstandes ermög-
§§ 7a, 7b, 8, 9, 22b, 23, 24 und 42v auf lichen,
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 211

1. a n einer Sitzung ohne Anwesen- Dritter Abschnitt


heit am Versammlungsort teil- Schlußvorschriften
zunehmen und Mitgliederrechte
im Wege der elektronischen § 125
Kommunikation auszuüben oder (1) Auf Ausbildungsverträge, die vor
2. ohne Teilnahme an einer Sitzung dem 30. September 2017 abgeschlos-
ihre Stimmen vor der Durch­ sen wurden oder bis zu diesem
führung oder ohne Durchführung Zeitpunkt abgeschlossen werden,
der Sitzung in Textform gegen- sind § 6 Absatz 2 Satz 5, § 26 Absatz 2
über dem Präsidenten abzugeben. Satz 1, § 36 Absatz 1 Nummer 2 und
In der Einladung zur Sitzung oder zur § 44 Absatz 2 Nummer 1 in ihrer bis
Beschlussfassung ist der Beschluss nach zum 5. April 2017 geltenden Fassung
Satz 1 bekannt zu geben. Die Sätze 1 weiter anzuwenden.
und 2 gelten für die übrigen Handwerks- (2) Sofern für einen anerkannten
organisationen nach dem Vierten Teil Fort­bild­ungsabschluss eine Fortbil-
entsprechend. dungsordnung auf Grund des § 42 in
(3) In den Fällen des Absatzes 1 Satz 1 der bis zum Ablauf des 31. Dezember
Nummer 2 oder des Absatzes 2 Satz 1 2019 geltenden Fassung erlassen
Nummer 2 wor­den ist, ist diese Fortbildungsord­
1. ist ein Beschluss gültig, wenn nung bis zum erstmaligen Erlass
a) alle Mitglieder beteiligt wurden, ei­ner Fortbildungsordnung nach § 42
b) mindestens die Hälfte der in der ab dem 1. Januar 2020 gelten-
Mitglieder ihre Stimmen bis zu den Fassung weiterhin anzuwenden.
dem gesetzten Termin in Text- Sofern eine Fortbildungsprüfungs­
form oder ihre Stimme in der regelung nach § 42a in der bis zum
Sitzung abgegeben haben und Ablauf des 31. Dezember 2019
c) der Beschluss mit der nach gel­tenden Fassung erlassen worden
Gesetz oder der jeweiligen ist, ist diese Fortbildungsprüfungsre­
­Satzung erforderlichen Mehr- gelung bis zum erstmaligen Erlass
heit gefasst wurde, einer Fortbildungsprüfungsregelung
2. sind die Vorschriften über die nach § 42f in der ab dem 1. Januar
­Öffentlichkeit von Sitzungen 2020 geltenden Fassung weiterhin
nicht anzuwenden. anzuwenden.
(4) Die Absätze 2 und 3 gelten für Meister­ (3) Für Berufsausbildungsverträge mit
prüfungsausschüsse nach § 47 ent- Ausbildungsbeginn ab dem 1. Januar
sprechend. 2020 ist das Datum „bei Vertrags-
abschluss vereinbarte Vergütung für
jedes Ausbildungsjahr“ in der Lehr-
lingsrolle nach § 28 Absatz 1 und der
Anlage D Abschnitt III Nummer 4 in
der ab dem 1. Januar 2020 geltenden
212 AUSBILDUNG & BERUF

Fassung zu speichern. Im Übrigen oder Vorlegen geeigneter Nachweise


sind für Berufsausbildungsverträge für das Innehaben eines handwerk-
mit Ausbildungsbeginn bis zum Ab- lichen Nebenbetriebs zu stellen.
lauf des 31. Dezember 2020 § 28 und Bis zum Vollzug der Eintragung in
die Anlage D in der am 31. Dezember die Handwerksrolle aufgrund eines
2019 geltenden Fassung weiterhin Antrags nach Satz 1 oder bis zur
anzuwenden. rechtskräftigen Entscheidung über
eine ablehnende Entscheidung ist
§ 126 abweichend von § 1 Absatz 1 Satz 1
(1) Wer am 13. Februar 2020 einen der Betrieb des Handwerks als hand-
Betrieb eines zulassungsfreien werklicher Nebenbetrieb ab dem
Handwerks innehat, das in Anlage B 14. Februar 2020 gestattet.
Abschnitt 1 Nummer 1, 2, 3, 4, 12, 13, (3) Der Inhaber eines Betriebs, der nach
15, 17, 27, 34, 44 oder 53 in der am Absatz 1 von Amts wegen in die
13. Februar 2020 geltenden Fassung Handwerksrolle umzutragen ist oder
aufgeführt ist, ist abweichend von § 7 umgetragen wurde, bleibt in der
Absatz 1a auch ohne eine bestandene Handwerksrolle eingetragen, auch
Meisterprüfung des Betriebsleiters wenn einzelne Eigentümer oder
mit dem ausgeübten Handwerk Gesellschafter nach dem 13. Februar
von Amts wegen in die Handwerks- 2020 ausscheiden.
rolle umzutragen. Bis zum Voll- (4) Wird ab dem 14. Februar 2020 der
zug der Umtragung nach Satz 1 ist Inhaber eines Betriebs, der nach Ab-
abweichend von § 1 Absatz 1 Satz 1 satz 1 Satz 1 von Amts wegen in die
der Betrieb des Handwerks ab dem Handwerksrolle umzutragen ist oder
14. Februar 2020 gestattet. umgetragen wurde, um einen weite-
(2) Wer am 13. Februar 2020 einen ren Eigentümer oder Gesellschafter
handwerklichen Nebenbetrieb erweitert, so muss das Erfüllen der
eines zulassungsfreien Handwerks Anforderung für die Eintragung in
innehat, das in Anlage B Abschnitt 1 die Handwerksrolle nach § 7 Absatz
Nummer 1, 2, 3, 4, 12, 13, 15, 17, 27, 1a, 2, 3, 7 oder 9 innerhalb von sechs
34, 44 oder 53 in der am 13. Februar Monaten nach der Erweiterung
2020 geltenden Fassung aufgeführt durch Vorlage geeigneter Unterlagen
ist, und nicht in das Verzeichnis nach gegenüber der zuständigen Hand-
§ 19 Satz 1 eingetragen ist, ist abwei- werkskammer nachgewiesen wer-
chend von § 7 Absatz 1a auch ohne den. Liegt der Nachweis gegenüber
eine bestandene Meisterprüfung des der zuständigen Handwerkskammer
Betriebsleiters mit dem ausgeübten innerhalb der vorgenannten Frist
Handwerk auf Antrag in die Hand- nicht vor, so ist die Eintragung des
werksrolle einzutragen. Der Antrag Betriebs in der Handwerksrolle zu
ist innerhalb eines Jahres nach dem löschen. Im Übrigen bleibt § 4 un-
14. Februar 2020 bei der zuständigen berührt.
Handwerkskammer unter Beifügen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 213

Anlage A Verzeichnis der Gewerbe, die als zulassungspflichtige Handwerke


betrieben werden können (§ 1 Absatz 2)
(Fundstelle: BGBl. I 2020, 142 – 143)

Nummer
1 Maurer und Betonbauer 35 Orthopädietechniker
2 Ofen- und Luftheizungsbauer 36 Orthopädieschuhmacher
3 Zimmerer 37 Zahntechniker
4 Dachdecker 38 Friseure
5 Straßenbauer 39 Glaser
6 Wärme-, Kälte- und Schallschutz­ 40 Glasbläser und Glasapparatebauer
isolierer 41 Mechaniker für Reifen- und Vulka-
7 Brunnenbauer nisationstechnik
8 Steinmetzen und Steinbildhauer 42 Fliesen-, Platten- und Mosaikleger
9 Stuckateure 43 Werkstein- und Terrazzohersteller
10 Maler und Lackierer 44 Estrichleger
11 Gerüstbauer 45 Behälter- und Apparatebauer
12 Schornsteinfeger 46 Parkettleger
13 Metallbauer 47 Rollladen- und Sonnenschutz­
14 Chirurgiemechaniker techniker
15 Karosserie- und Fahrzeugbauer 48 Drechsler (Elfenbeinschnitzer) und
16 Feinwerkmechaniker Holzspielzeugmacher
17 Zweiradmechaniker 49 Böttcher
18 Kälteanlagenbauer 50 Glasveredler
19 Informationstechniker 51 Schilder- und
20 Kraftfahrzeugtechniker Lichtreklamehersteller
21 Land- und Baumaschinen­ 52 Raumausstatter
mechatroniker 53 Orgel- und Harmoniumbauer
22 Büchsenmacher
23 Klempner
24 Installateur und Heizungsbauer
25 Elektrotechniker
26 Elektromaschinenbauer
27 Tischler
28 Boots- und Schiffbauer
29 Seiler
30 Bäcker
31 Konditoren
32 Fleischer
33 Augenoptiker
34 Hörakustiker
214 AUSBILDUNG & BERUF

Anlage B Verzeichnis der Gewerbe, die als zulassungsfreie Handwerke


oder handwerksähnliche Gewerbe betrieben werden können (§ 18 Absatz 2)
(Fundstelle: BGBl. I 2020, 143 – 144)

Abschnitt 1
Zulassungsfreie Handwerke

Nummer
1 entfällt 32 Wachszieher
2 entfällt 33 Gebäudereiniger
3 entfällt 34 entfällt
4 entfällt 35 Feinoptiker
5 Uhrmacher 36 Glas- und Porzellanmaler
6 Graveure 37 Edelsteinschleifer und -graveure
7 Metallbildner 38 Fotografen
8 Galvaniseure 39 Buchbinder
9 Metall- und Glockengießer 40 Print- und Medientechnologen
10 Präzisionswerkzeugmechaniker (Drucker, Siebdrucker, Flexografen)
11 Gold- und Silberschmiede 41 entfällt
12 entfällt 42 entfällt
13 entfällt 43 Keramiker
14 Modellbauer 44 entfällt
15 entfällt 45 Klavier- und Cembalobauer
16 Holzbildhauer 46 Handzuginstrumentenmacher
17 entfällt 47 Geigenbauer
18 Korb- und Flechtwerkgestalter 48 Bogenmacher
19 Maßschneider 49 Metallblasinstrumentenmacher
20 Textilgestalter (Sticker, Weber, 50 Holzblasinstrumentenmacher
Klöppler, Posamentierer, Stricker) 51 Zupfinstrumentenmacher
21 Modisten 52 Vergolder
22 (weggefallen) 53 entfällt
23 Segelmacher 54 Holz- und Bautenschützer
24 Kürschner (Mauerschutz und Holzimpräg­
25 Schuhmacher nierung in Gebäuden)
26 Sattler und Feintäschner 55 Bestatter
27 entfällt 56 Kosmetiker
28 Müller
29 Brauer und Mälzer
30 Weinküfer
31 Textilreiniger
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 215

Abschnitt 2
Handwerksähnliche Gewerbe

Nummer
1 Eisenflechter 27 Dekorationsnäher
2 Bautentrocknungsgewerbe (ohne Schau­fensterdekoration)
3 Bodenleger 28 Fleckteppichhersteller
4 Asphaltierer (ohne Straßenbau) 29 (weggefallen)
5 Fuger (im Hochbau) 30 Theaterkostümnäher
6 entfällt 31 Plisseebrenner
7 Rammgewerbe (Einrammen von 32 (weggefallen)
Pfählen im Wasserbau) 33 Stoffmaler
8 Betonbohrer und -schneider 34 (weggefallen)
9 Theater- und Ausstattungsmaler 35 Textil-Handdrucker
10 Herstellung von Drahtgestellen 36 Kunststopfer
für Dekorationszwecke in 37 Änderungsschneider
Sonder­anfertigung 38 Handschuhmacher
11 Metallschleifer und Metallpolierer 39 Ausführung einfacher
12 Metallsägen-Schärfer Schuh­reparaturen
13 Tankschutzbetriebe (Korrosions- 40 Gerber
schutz von Öltanks für Feuerungs­ 41 Innerei-Fleischer (Kuttler)
anlagen ohne chemische Verfahren) 42 Speiseeishersteller (mit Vertrieb von
14 Fahrzeugverwerter Speiseeis mit üblichem Zubehör)
15 Rohr- und Kanalreiniger 43 Fleischzerleger, Ausbeiner
16 Kabelverleger im Hochbau 44 Appreteure, Dekateure
(ohne Anschlussarbeiten) 45 Schnellreiniger
17 Holzschuhmacher 46 Teppichreiniger
18 Holzblockmacher 47 Getränkeleitungsreiniger
19 Daubenhauer 48 entfällt
20 Holz-Leitermacher 49 Maskenbildner
(Sonderan­fertigung) 50 entfällt
21 Muldenhauer 51 Lampenschirmhersteller
22 Holzreifenmacher (Sonder­anfertigung)
23 Holzschindelmacher 52 Klavierstimmer
24 Einbau von genormten Baufertig- 53 Theaterplastiker
teilen (zum Beispiel Fenster, Türen, 54 Requisiteure
Zargen, Regale) 55 Schirmmacher
25 Bürsten- und Pinselmacher 56 Steindrucker
26 Bügelanstalten für 57 Schlagzeugmacher
Herren-Oberbekleidung
216 AUSBILDUNG & BERUF

Anlage C Wahlordnung für die Wahlen sche Kontaktdaten, beispiels-


der Mitglieder der Vollversammlung weise E-Mail-­Adresse, Internet­
der Handwerkskammern präsenz, Telefaxnummer, oder
Festnetz- oder Mobilfunk­
Text siehe: HwWahlO telefon­nummer, des Betriebs-
leiters sowie die für ihn in
Anlage D zu dem Gesetz zur Ordnung Betracht kommenden Angaben
des Handwerks (Handwerksordnung) nach Buchstabe e einzutragen;
Art der personenbezogenen Daten in b) die Firma, wenn der selb-
der Handwerksrolle, in dem ­Verzeichnis ständige Handwerker eine
der I­ nhaber eines zulassungsfreien Firma führt, die sich auf den
Handwerks oder handwerksähnlichen Handwerksbetrieb bezieht,
­Gewerbes und in der Lehrlingsrolle die Internetpräsenz des Hand-
werksbetriebes sowie dessen
I. In der Handwerksrolle sind folgende Etablissementbezeichnung;
Daten zu speichern: c) Ort und Straße der gewerb­
1. bei natürlichen Personen lichen Niederlassung;
a) Name, Geburtsname, Vorname, d) das zu betreibende Handwerk
Geschlecht, Geburtsdatum, oder bei Ausübung mehrerer
Staatsangehörigkeit, Wohn­ Handwerke diese Handwerke;
anschrift, Identifikations­ e) die Bezeichnung der Rechts-
nummer nach Identifikations­ vorschriften, nach denen der
nummerngesetz und selbständige Handwerker
elektronische Kontaktdaten, die Voraussetzungen für die
beispielsweise E-Mail-­Adresse, Eintragung in die Handwerks-
Internetpräsenz, Telefax- rolle erfüllt und in dem zu
nummer oder Festnetz- oder betreibenden Handwerk zur
Mobilfunktelefonnummer, Ausbildung von Lehrlingen
des Betriebsinhabers, bei nicht befugt ist; hat der selbständige
voll geschäftsfähigen ­Personen Handwerker die zur Ausübung
auch der Name, Geburts­ des zu betreibenden Hand-
name, Vorname, Geschlecht werks notwendigen Kenntnisse
des gesetzlichen Vertreters; und Fertigkeiten durch eine
im Falle des § 4 Absatz 2 oder Prüfung nachgewiesen, so sind
im Falle des § 7 Absatz 1 Satz 1 auch Art, Ort und Zeitpunkt
der Handwerksordnung sind dieser Prüfung sowie die Stelle,
auch der Name, Geburtsname, vor der die Prüfung abgelegt
Vorname, Geschlecht, Geburts- wurde, einzutragen;
datum, Staatsangehörigkeit, f) der Zeitpunkt der Eintragung
Wohnanschrift und elektroni- in die Handwerksrolle;
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 217

2. bei juristischen Personen anschrift, Identifikations­


a) die Firma oder der Name der nummer nach Identifikations­
juristischen Person, deren nummerngesetz und
Internetseite und Firmierung elektronische Kontaktdaten,
sowie Ort und Straße der beispielsweise E-Mail-­Adresse,
gewerblichen Niederlassung; Internetpräsenz, Telefax-
b) Name, Geburtsname, Vorname, nummer oder Festnetz- oder
Geschlecht, Geburtsdatum, Mobilfunktelefonnummer,
Staatsangehörigkeit, Wohnan- der Gesellschafter, Angaben
schrift, Identifikationsnummer über eine Vertretungs­befugnis
nach Identifikationsnummern­ und die für sie in Betracht
gesetz und elektronische kommenden Angaben nach
Kontaktdaten, beispielsweise Nummer 1 Buchstabe e;
E-Mail-Adresse, Internet- 3. bei Personengesellschaften
präsenz, Telefaxnummer oder a) bei Personenhandelsgesell­
Festnetz- oder Mobilfunktele- schaften die Firma, bei Gesell­
fonnummer, der gesetzlichen schaften des Bürgerlichen
Vertreter; Rechts die Bezeichnung, unter
c) das zu betreibende Handwerk der sie das Handwerk ­betreiben,
oder bei Ausübung mehrerer deren Internetpräsenz und
Handwerke diese Handwerke; Firmierung sowie der Ort und
d) Name, Geburtsname, Vorname, die Straße der gewerblichen
Geschlecht, Geburtsdatum, Niederlassung;
Staatsangehörigkeit, Wohn­ b) Name, Geburtsname, Vorname,
anschrift, Identifikations­ Geschlecht, Geburtsdatum,
nummer nach Identifikations­ Staatsangehörigkeit, Wohn-
nummerngesetz und anschrift und elektronische
elektronische Kontaktdaten, Kontaktdaten, beispielsweise
beispielsweise E-Mail-­Adresse, E-Mail-Adresse, Internet-
Internetpräsenz, Telefax- präsenz, Telefaxnummer oder
nummer oder Festnetz- oder Festnetz- oder Mobilfunktele-
Mobilfunktelefonnummer, des fonnummer, des für die techni-
Betriebsleiters sowie die für sche Leitung des Betriebes
ihn in Betracht kommenden verantwortlichen persönlich
Angaben nach Nummer 1 haftenden Gesellschafters oder
Buchstabe e; im Falle des § 7 Absatz 1 Satz
e) der Zeitpunkt der Eintragung 1 des Betriebsleiters Angaben
in die Handwerksrolle; über eine ­Vertretungs­befugnis
f) Name, Geburtsname, Vorname, und die für ihn in Betracht
Geschlecht, Geburtsdatum, kommenden Angaben nach
Staatsangehörigkeit, Wohn­ Nummer 1 Buchstabe e;
218 AUSBILDUNG & BERUF

c) Name, Geburtsname, Vorname, des Nebenbetriebs;


Geschlecht, Geburtsdatum, e) Name, Geburtsname, Vorname,
Staatsangehörigkeit, Wohn- Geschlecht, Geburtsdatum,
anschrift und elektronische Staatsangehörigkeit, Wohn­
Kontaktdaten, beispielsweise anschrift, Identifikations­
E-Mail-Adresse, Internet- nummer nach Identifikations­
präsenz, Telefaxnummer oder nummerngesetz und
Festnetz- oder Mobilfunk- elektronische Kontaktdaten,
telefonnummer, der übrigen beispielsweise E-Mail-­Adresse,
Gesell­schafter, Angaben über Internetpräsenz, Telefax-
eine Vertretungsbefugnis nummer oder Festnetz- oder
und die für ihn in Betracht Mobilfunktelefonnummer,
kommenden Angaben nach des Leiters des Nebenbetriebes
Nummer 1 Buchstabe e; und die für ihn in Betracht
d) das zu betreibende Handwerk kommenden Angaben nach
oder bei Ausübung mehrerer Nummer 1 Buchstabe e;
Handwerke diese Handwerke; f) der Zeitpunkt der Eintragung
e) der Zeitpunkt der Eintragung in die Handwerksrolle.
in die Handwerksrolle;
4. bei handwerklichen Neben­ II. Abschnitt I gilt entsprechend für
betrieben das Verzeichnis der Inhaber von
a) Angaben über den Inhaber ­Betrieben in zulassungsfreien Hand-
des Nebenbetriebes in ent- werken oder handwerksähnlichen
sprechender Anwendung der Gewerben.
Nummer 1 Buchstabe a bis c,
Nummer 2 Buchstabe a und b III. In der Lehrlingsrolle sind ­folgende
und Nummer 3 Buchstabe a personenbezogene Daten zu
und c; ­speichern:
b) das zu betreibende Handwerk 1. bei den Ausbildenden,
oder bei Ausübung mehrerer a) die in der Handwerksrolle
Handwerke diese Handwerke; ­eingetragen sind:
c) Bezeichnung oder Firma die Eintragungen in der Hand-
und Gegenstand sowie Ort werksrolle, soweit sie für die
und Straße der gewerblichen Zwecke der Führung der Lehr-
Nieder­lassung des Unter­ lingsrolle erforderlich sind;
nehmens, mit dem der Neben- b) die nicht in der Handwerksrolle
betrieb verbunden ist; eingetragen sind:
d) Bezeichnung oder Firma, deren die der Eintragung nach
Internetseite und Firmierung ­Abschnitt I Nummer 1 Buch-
sowie Ort und Straße der stabe a entsprechenden Daten
­gewerblichen Niederlassung mit Ausnahme der Daten zum
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – HANDWERKSORDNUNG 219

Betriebsleiter zum Zeitpunkt telefonnummer;


der Eintragung in die Hand- b) bei gesetzlichen Vertretern:
werksrolle und die Angaben Name, Vorname und Anschrift
zu Abschnitt I Nummer 1 der gesetzlichen Vertreter;
Buchstabe e, soweit sie für 4. beim Ausbildungsverhältnis:
die Zwecke der Lehrlingsrolle Ausbildungsberuf einschließlich
­erforderlich sind; Fachrichtung, ausbildungsinte-
2. bei den Ausbildern: grierendes duales Studium, Tag,
Name, Geburtsname, ­Vorname, Monat und Jahr des Abschlusses
Geschlecht, Geburtsdatum, des Ausbildungsvertrages, Aus-
Anschrift, elektronische Kontakt­ bildungsdauer, Tag, Monat und
daten, beispielsweise E-Mail-­ Jahr des vertraglich vereinbarten
Adresse, Internetpräsenz, Telefax­ Beginns und Endes der Berufs-
nummer oder Festnetz- oder ausbildung, Tag, Monat und Jahr
Mobilfunktelefonnummer, Art einer vorzeitigen Auflösung
der fachlichen Eignung; des Ausbildungsverhältnisses,
3. bei den Auszubildenden Dauer der Probezeit, ­Verkürzung
a) beim Lehrling: der Ausbildungsdauer, Teilzeit­
Name, Geburtsname, ­Vorname, berufsausbildung, die bei Vertrags-
Geschlecht, Geburtsdatum, abschluss vereinbarte Vergütung
Staatsangehörigkeit, allgemein­ für jedes Ausbildungsjahr, Art
bildender Schulabschluss, der Förderung bei über­wiegend
vorausgegangene Teilnahme ­öffentlich, insbesondere auf
an berufsvorbereitender Grund des Dritten Buches
Qualifizierung oder ­beruflicher Sozialgesetzbuch geförderten
Grundbildung, vorherige Berufsausbildungsverhältnissen,
Berufsausbildung sowie vor­ Anschrift und Amtlicher Gemein-
heriges Studium, Anschluss- deschlüssel der Ausbildungsstätte,
vertrag bei Anrechnung einer Wirtschaftszweig, Betriebsnummer
zuvor absolvierten dualen der Ausbildungsstätte nach § 18i
Berufsausbildung nach dem Absatz 1 oder § 18k Absatz 1 des
Berufsbildungsgesetz oder Vierten Buches Sozialgesetzbuch,
der Handwerksordnung Zugehörigkeit zum öffent­lichen
einschließlich Ausbildungs- Dienst.
beruf, Anschrift des Lehrlings
und dessen elektronische
Kontaktdaten, beispielsweise
E-Mail-Adresse, Internet-
präsenz, Telefaxnummer oder
­Festnetz- oder Mobilfunk­
220 AUSBILDUNG & BERUF

IV. In das Verzeichnis der ­Unternehmer


nach § 90 Abs. 3 und 4 der Hand-
werksordnung werden die ­Personen
nach § 90 Abs. 3 und 4 der Hand-
werksordnung mit den nach
­Abschnitt I Nr. 1 Buchstabe a und c
geforderten Angaben für natürliche
Personen sowie der Zeitpunkt der
Gewerbeanmeldung eingetragen.

V. Über Personen, die von der Hand-


werkskammer als Sachverständige
nach § 91 Absatz 1 Nummer 8 der
Handwerksordnung öffentlich
bestellt und vereidigt sind, sind
folgende Daten zu verarbeiten, um
sie insbesondere zum Zweck der
Bekanntmachung und Vermittlung
an Dritte zu nutzen:
a) Name, Geburtsname, Vorname,
Geschlecht, Geburtsdatum,
Wohnanschrift und elektroni-
sche Kontaktdaten – beispiels-
weise E-Mail-Adresse, Inter-
netpräsenz, Telefaxnummer
oder Festnetz- oder Mobilfunk­
telefonnummer;
b) das Handwerk oder die Hand-
werke sowie das handwerks-
ähnliche Gewerbe oder die
handwerksähnlichen ­Gewerbe,
für die eine öffentliche
­Bestellung und Vereidigung
zum Sachverständigen besteht;
c) die Stelle, die den Sachverstän-
digen hinsichtlich seiner be-
sonderen Sachkunde überprüft
hat sowie Art, Ort und Zeit-
punkt der Sachkunde­prüfung;
d) der Zeitpunkt der Bestellung.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 221

3 Jugendarbeitsschutzgesetz

Gesetz zum Schutze der arbeitenden Jugend (JArbSchG) in der Fassung


vom 12. ­April 1976 (BGBl. I S. 965), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom
16. Juli 2021(BGBl I S. 2970) geändert worden ist.

-nicht amtliche Veröffentlichung-

Inhaltsübersicht

Erster Abschnitt
Allgemeine Vorschriften

Geltungsbereich §1
Kind, Jugendlicher §2
Arbeitgeber §3
Arbeitszeit §4

Zweiter Abschnitt
Beschäftigung von Kindern

Verbot der Beschäftigung von Kindern §5


Behördliche Ausnahmen für Veranstaltungen §6
Beschäftigung von nicht vollzeitschulpflichtigen Kindern §7

Dritter Abschnitt
Beschäftigung Jugendlicher

ERSTER TITEL
Arbeitszeit und Freizeit
Dauer der Arbeitszeit §8
Berufsschule §9
Prüfungen und außerbetriebliche Ausbildungsmaßnahmen § 10
Ruhepausen, Aufenthaltsräume § 11
Schichtzeit § 12
Tägliche Freizeit § 13
Nachtruhe § 14
Fünf-Tage-Woche § 15
Samstagsruhe § 16
Sonntagsruhe § 17
Feiertagsruhe § 18
222 AUSBILDUNG & BERUF

Urlaub § 19
Binnenschiffahrt § 20
Ausnahmen in besonderen Fällen § 21
Abweichende Regelungen § 21a
Ermächtigung § 21b

ZWEITER TITEL
Beschäftigungsverbote und -beschränkungen
Gefährliche Arbeiten § 22
Akkordarbeit; tempoabhängige Arbeiten § 23
Arbeiten unter Tage § 24
Verbot der Beschäftigung durch bestimmte Personen § 25
Ermächtigungen § 26
Behördliche Anordnungen und Ausnahmen § 27

DRITTER TITEL
Sonstige Pflichten des Arbeitgebers
Menschengerechte Gestaltung der Arbeit § 28
Beurteilung der Arbeitsbedingungen § 28a
Unterweisung über Gefahren § 29
Häusliche Gemeinschaft § 30
Züchtigungsverbot; Verbot der Abgabe von Alkohol und Tabak § 31

VIERTER TITEL
Gesundheitliche Betreuung
Erstuntersuchung § 32
Erste Nachuntersuchung § 33
Weitere Nachuntersuchungen § 34
Außerordentliche Nachuntersuchung § 35
Ärztliche Untersuchungen und Wechsel des Arbeitgebers § 36
Inhalt und Durchführung der ärztlichen Untersuchungen § 37
Ergänzungsuntersuchung § 38
Mitteilung, Bescheinigung § 39
Bescheinigung mit Gefährdungsvermerk § 40
Aufbewahren der ärztlichen Bescheinigungen § 41
Eingreifen der Aufsichtsbehörde § 42
Freistellung für Untersuchungen § 43
Kosten der Untersuchungen § 44
Gegenseitige Unterrichtung der Ärzte § 45
Ermächtigungen § 46
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 223

Vierter Abschnitt
Durchführung des Gesetzes

ERSTER TITEL
Aushänge und Verzeichnisse
Bekanntgabe des Gesetzes und der Aufsichtsbehörde § 47
Aushang über Arbeitszeit und Pausen § 48
Verzeichnisse der Jugendlichen § 49
Auskunft; Vorlage der Verzeichnisse § 50

ZWEITER TITEL
Aufsicht
Aufsichtsbehörde; Besichtigungsrechte und Berichtspflicht § 51
(weggefallen) § 52
Mitteilung über Verstöße § 53
Ausnahmebewilligungen § 54

DRITTER TITEL
Ausschüsse für Jugendarbeitsschutz
Bildung des Landesausschusses für Jugendarbeitsschutz § 55
Bildung des Ausschusses für Jugendarbeitsschutz
bei der Aufsichtsbehörde § 56
Aufgaben der Ausschüsse § 57

Fünfter Abschnitt
Straf- und Bußgeldvorschriften

Bußgeld- und Strafvorschriften § 58


Bußgeldvorschriften § 59
Verwaltungsvorschriften für die Verfolgung und Ahndung
von Ordnungswidrigkeiten § 60
224 AUSBILDUNG & BERUF

Sechster Abschnitt
Schlußvorschriften

Beschäftigung von Jugendlichen auf Kauffahrteischiffen § 61


Beschäftigung im Vollzug einer Freiheitsentziehung § 62
Änderung des Berufsbildungsgesetzes § 63
Änderung der Handwerksordnung § 64
Änderung des Bundesbeamtengesetzes § 65
Änderung des Beamtenrechtsrahmengesetzes § 66
Änderung des Bundeszentralregistergesetzes § 67
Änderung der Gewerbeordnung § 68
Änderung von Verordnungen § 69
Änderung des Gesetzes über Betriebsärzte,
Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit § 70
Berlin-Klausel § 71
Inkrafttreten § 72
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 225

Erster Abschnitt (3) Auf Jugendliche, die der Vollzeit-


Allgemeine Vorschriften schulpflicht unterliegen, finden die
für Kinder geltenden Vorschriften
§1 Anwendung.
Geltungsbereich
(1) Dieses Gesetz gilt in der Bundes­ §3
republik Deutschland und in der Arbeitgeber
aus­schließlichen Wirtschaftszone Arbeitgeber im Sinne dieses Gesetzes ist,
für die Beschäftigung von Personen, wer ein Kind oder einen Jugendlichen
die noch nicht 18 Jahre alt sind, gemäß § 1 beschäftigt.
1. in der Berufsausbildung,
2. als Arbeitnehmer oder §4
Heimarbeiter, Arbeitszeit
3. mit sonstigen Dienstleistungen, (1) Tägliche Arbeitszeit ist die Zeit vom
die der Arbeitsleistung von Beginn bis zum Ende der täglichen
Arbeitnehmern oder Heim­ Beschäftigung ohne die Ruhepausen
arbeitern ähnlich sind, (§ 11).
4. in einem der Berufsausbildung (2) Schichtzeit ist die tägliche Arbeitszeit
ähnlichen Ausbildungsverhältnis. unter Hinzurechnung der Ruhepau-
(2) Dieses Gesetz gilt nicht sen (§ 11).
1. für geringfügige Hilfeleistungen, (3) Im Bergbau unter Tage gilt die
soweit sie gelegentlich Schichtzeit als Arbeitszeit. Sie wird
a) aus Gefälligkeit, gerechnet vom Betreten des Förder-
b) auf Grund familienrechtlicher korbs bei der Einfahrt bis zum Ver-
Vorschriften, lassen des Förderkorbs bei der Aus-
c) in Einrichtungen der fahrt oder vom Eintritt des einzelnen
Jugendhilfe, Beschäftigten in das Stollenmund-
d) in Einrichtungen zur loch bis zu seinem Wiederaustritt.
Eingliederung Behinderter (4) Für die Berechnung der wöchent-
erbracht werden, lichen Arbeitszeit ist als Woche die
2. für die Beschäftigung durch die Zeit von Montag bis einschließlich
Personensorgeberechtigten im Sonntag zugrunde zu legen. Die
Familienhaushalt. Arbeitszeit, die an einem Werktag
infolge eines gesetzlichen Feiertags
§2 ausfällt, wird auf die wöchentliche
Kind, Jugendlicher Arbeitszeit angerechnet.
(1) Kind im Sinne dieses Gesetzes ist, (5) Wird ein Kind oder ein Jugendlicher
wer noch nicht 15 Jahre alt ist. von mehreren Arbeitgebern be-
(2) Jugendlicher im Sinne dieses Gesetzes schäftigt, so werden die Arbeits- und
ist, wer 15, aber noch nicht 18 Jahre Schichtzeiten sowie die Arbeitstage
alt ist. zusammengerechnet.
226 AUSBILDUNG & BERUF

Zweiter Abschnitt Stunden täglich, in landwirtschaft-


Beschäftigung von Kindern lichen Familienbetrieben nicht mehr
als drei Stunden täglich, nicht zwi-
§5 schen 18 und 8 Uhr, nicht vor dem
Verbot der Beschäftigung von Kindern Schulunterricht und nicht während
(1) Die Beschäftigung von Kindern des Schulunterrichts beschäftigt
(§ 2 Abs. 1) ist verboten. werden. Auf die Beschäftigung
(2) Das Verbot des Absatzes 1 gilt nicht finden die §§ 15 bis 31 entsprechende
für die Beschäftigung von Kindern Anwendung.
1. zum Zwecke der Beschäftigungs- (4) Das Verbot des Absatzes 1 gilt ferner
und Arbeitstherapie, nicht für die Beschäftigung von
2. im Rahmen des Betriebsprakti- Jugendlichen (§ 2 Abs. 3) während
kums während der Vollzeitschul- der Schulferien für höchstens vier
pflicht, Wochen im Kalenderjahr. Auf die
3. in Erfüllung einer richterlichen Beschäftigung finden die §§ 8 bis 31
Weisung. entsprechende Anwendung.
Auf die Beschäftigung finden § 7 (4a) Die Bundesregierung hat durch
Satz 1 Nr. 2 und die §§ 9 bis 46 Rechtsverordnung mit Zustimmung
entsprechende Anwendung. des Bundesrates die Beschäftigung
(3) Das Verbot des Absatzes 1 gilt ferner nach Absatz 3 näher zu bestimmen.
nicht für die Beschäftigung von Kin- (4b) Der Arbeitgeber unterrichtet die Per-
dern über 13 Jahre mit Einwilligung sonensorgeberechtigten der von ihm
des Personensorgeberechtigten, beschäftigten Kinder über mögliche
soweit die Beschäftigung leicht und Gefahren sowie über alle zu ihrer
für Kinder geeignet ist. Die Beschäf- Sicherheit und ihrem Gesundheits-
tigung ist leicht, wenn sie auf Grund schutz getroffenen Maßnahmen.
ihrer Beschaffenheit und der beson- (5) Für Veranstaltungen kann die Auf-
deren Bedingungen, unter denen sie sichtsbehörde Ausnahmen gemäß § 6
ausgeführt wird, bewilligen.
1. die Sicherheit, Gesundheit und
Entwicklung der Kinder, §6
2. ihren Schulbesuch, ihre Betei­ Behördliche Ausnahmen für
ligung an Maßnahmen zur Veranstaltungen
Berufswahlvorbereitung oder (1) Die Aufsichtsbehörde kann auf
Berufsausbildung, die von der Antrag bewilligen, daß
zuständigen Stelle anerkannt 1. bei Theatervorstellungen Kinder
sind, und über sechs Jahre bis zu vier
3. ihre Fähigkeit, dem Unterricht Stunden täglich in der Zeit von
mit Nutzen zu folgen, 10 bis 23 Uhr,
nicht nachteilig beeinflußt. Die 2. bei Musikaufführungen und
Kinder dürfen nicht mehr als zwei anderen Aufführungen, bei
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 227

Werbeveranstaltungen sowie sind,


bei Aufnahmen im Rundfunk 4. Betreuung und Beaufsichtigung
(Hörfunk und Fernsehen), auf des Kindes bei der Beschäftigung
Ton- und Bildträger sowie bei sichergestellt sind,
Film- und Fotoaufnahmen 5. nach Beendigung der Beschäfti-
a) Kinder über drei bis sechs Jahre gung eine ununterbrochene Frei-
bis zu zwei Stunden täglich in zeit von mindestens 14 Stunden
der Zeit von 8 bis 17 Uhr, eingehalten wird,
b) Kinder über sechs Jahre bis zu 6. das Fortkommen in der Schule
drei Stunden täglich in der Zeit nicht beeinträchtigt wird.
von 8 bis 22 Uhr (3) Die Aufsichtsbehörde bestimmt,
gestaltend mitwirken und an den 1. wie lange, zu welcher Zeit und an
erforderlichen Proben teilneh- welchem Tag das Kind beschäftigt
men. Eine Ausnahme darf nicht werden darf,
bewilligt werden für die Mitwir- 2. Dauer und Lage der Ruhepausen,
kung in Kabaretts, Tanzlokalen 3. die Höchstdauer des täglichen
und ähnlichen Betrieben sowie Aufenthalts an der Beschäfti-
auf Vergnügungsparks, Kirmessen, gungsstätte.
Jahrmärkten und bei ähnlichen (4) Die Entscheidung der Aufsichtsbe-
Veranstaltungen, Schaustellungen hörde ist dem Arbeitgeber schriftlich
oder Darbietungen. bekanntzugeben. Er darf das Kind
(2) Die Aufsichtsbehörde darf nach An- erst nach Empfang des Bewilligungs-
hörung des zuständigen Jugendamts bescheids beschäftigen.
die Beschäftigung nur bewilligen,
wenn §7
1. die Personensorgeberechtigten Beschäftigung von nicht vollzeitschul-
in die Beschäftigung schriftlich pflichtigen Kindern
eingewilligt haben, Kinder, die der Vollzeitschulpflicht nicht
2. der Aufsichtsbehörde eine nicht mehr unterliegen, dürfen
länger als vor drei Monaten aus- 1. im Berufsausbildungsverhältnis,
gestellte ärztliche Bescheinigung 2. außerhalb eines Berufsaus-
vorgelegt wird, nach der gesund- bildungsverhältnisses nur mit
heitliche Bedenken gegen die leichten und für sie geeigneten
Beschäftigung nicht bestehen, Tätigkeiten bis zu sieben Stunden
3. die erforderlichen Vorkehrungen täglich und 35 Stunden wöchent-
und Maßnahmen zum Schutz des lich
Kindes gegen Gefahren für Leben beschäftigt werden. Auf die Beschäfti-
und Gesundheit sowie zur Ver- gung finden die §§ 8 bis 46 entsprechen-
meidung einer Beeinträchtigung de Anwendung.
der körperlichen oder seelisch-
geistigen Entwicklung getroffen
228 AUSBILDUNG & BERUF

Dritter Abschnitt §9
Beschäftigung Jugendlicher Berufsschule
(1) Der Arbeitgeber hat den Jugendli-
Erster Titel chen für die Teilnahme am Berufs-
Arbeitszeit und Freizeit schulunterricht freizustellen. Er darf
den Jugendlichen nicht beschäftigen
§8 1. vor einem vor 9 Uhr beginnenden
Dauer der Arbeitszeit Unterricht; dies gilt auch für Per-
(1) Jugendliche dürfen nicht mehr als sonen, die über 18 Jahre alt und
acht Stunden täglich und nicht mehr noch berufsschulpflichtig sind,
als 40 Stunden wöchentlich beschäf- 2. an einem Berufsschultag mit
tigt werden. mehr als fünf Unterrichtsstunden
(2) Wenn in Verbindung mit Feierta- von mindestens je 45 Minuten,
gen an Werktagen nicht gearbeitet einmal in der Woche,
wird, damit die Beschäftigten eine 3. in Berufsschulwochen mit einem
längere zusammenhängende Frei- planmäßigen Blockunterricht
zeit haben, so darf die ausfallende von mindestens 25 Stunden an
Arbeitszeit auf die Werktage von fünf mindestens fünf Tagen; zusätzli-
zusammenhängenden, die Ausfall- che betriebliche Ausbildungsver-
tage einschließenden Wochen nur anstaltungen bis zu zwei Stunden
dergestalt verteilt werden, daß die wöchentlich sind zulässig.
Wochenarbeitszeit im Durchschnitt (2) Auf die Arbeitszeit des Jugendlichen
dieser fünf Wochen 40 Stunden nicht werden angerechnet
überschreitet. Die tägliche Arbeits- 1. Berufsschultage nach Absatz 1
zeit darf hierbei achteinhalb Stunden Satz 2 Nummer 2 mit der durch-
nicht überschreiten. schnittlichen täglichen Arbeits-
(2a) Wenn an einzelnen Werktagen zeit,
die Arbeitszeit auf weniger als 2. Berufsschulwochen nach Absatz 1
acht Stunden verkürzt ist, können Satz 2 Nummer 3 mit der durch-
Jugendliche an den übrigen Werk- schnittlichen wöchentlichen
tagen derselben Woche achteinhalb Arbeitszeit,
Stunden beschäftigt werden. 3. im Übrigen die Unterrichtszeit
(3) In der Landwirtschaft dürfen einschließlich der Pausen.
Jugendliche über 16 Jahre während (3) Ein Entgeltausfall darf durch den
der Erntezeit nicht mehr als neun Besuch der Berufsschule nicht ein-
Stunden täglich und nicht mehr als treten.
85 Stunden in der Doppelwoche be- (4) (weggefallen)
schäftigt werden.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 229

§ 10 (2) Die Ruhepausen müssen in ange-


Prüfungen und außerbetriebliche messener zeitlicher Lage gewährt
Ausbildungsmaßnahmen werden, frühestens eine Stunde nach
(1) Der Arbeitgeber hat den Jugendli- Beginn und spätestens eine Stunde
chen vor Ende der Arbeitszeit. Länger als
1. für die Teilnahme an Prüfungen viereinhalb Stunden hintereinan-
und Ausbildungsmaßnahmen, die der dürfen Jugendliche nicht ohne
auf Grund öffentlich-rechtlicher Ruhepause beschäftigt werden.
oder vertraglicher Bestimmungen (3) Der Aufenthalt während der Ruhe-
außerhalb der Ausbildungsstätte pausen in Arbeitsräumen darf den
durchzuführen sind, Jugendlichen nur gestattet werden,
2. an dem Arbeitstag, der der schrift- wenn die Arbeit in diesen Räumen
lichen Abschlußprüfung unmit- während dieser Zeit eingestellt ist
telbar vorangeht, und auch sonst die notwendige Er-
freizustellen. holung nicht beeinträchtigt wird.
(2) Auf die Arbeitszeit des Jugendlichen (4) Absatz 3 gilt nicht für den Bergbau
werden angerechnet unter Tage.
1. die Freistellung nach Absatz 1
Nr. 1 mit der Zeit der Teilnahme § 12
einschließlich der Pausen, Schichtzeit
2. die Freistellung nach Absatz 1 Bei der Beschäftigung Jugendlicher darf
Nr. 2 mit der durchschnittlichen die Schichtzeit (§ 4 Abs. 2) 10 Stunden, im
täglichen Arbeitszeit. Bergbau unter Tage 8 Stunden, im Gast-
Ein Entgeltausfall darf nicht ein- stättengewerbe, in der Landwirtschaft, in
treten. der Tierhaltung, auf Bau- und Montage-
stellen 11 Stunden nicht überschreiten.
§ 11
Ruhepausen, Aufenthaltsräume § 13
(1) Jugendlichen müssen im voraus Tägliche Freizeit
feststehende Ruhepausen von an- Nach Beendigung der täglichen Arbeits-
gemessener Dauer gewährt werden. zeit dürfen Jugendliche nicht vor Ablauf
Die Ruhepausen müssen mindestens einer ununterbrochenen Freizeit von
betragen mindestens 12 Stunden beschäftigt
1. 30 Minuten bei einer Arbeitszeit werden.
von mehr als viereinhalb bis zu
sechs Stunden, § 14
2. 60 Minuten bei einer Arbeitszeit Nachtruhe
von mehr als sechs Stunden. (1) Jugendliche dürfen nur in der Zeit
Als Ruhepause gilt nur eine Arbeits- von 6 bis 20 Uhr beschäftigt werden.
unterbrechung von mindestens
15 Minuten.
230 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Jugendliche über 16 Jahre dürfen sind berechtigt, sich vor Beginn
1. im Gaststätten- und Schausteller- der Beschäftigung und danach in
gewerbe bis 22 Uhr, regelmäßigen Zeitabständen arbeits-
2. in mehrschichtigen Betrieben medizinisch untersuchen zu lassen.
bis 23 Uhr, Die Kosten der Untersuchungen hat
3. in der Landwirtschaft ab 5 Uhr der Arbeitgeber zu tragen, sofern er
oder bis 21 Uhr, diese nicht kostenlos durch einen
4. in Bäckereien und Konditoreien Betriebsarzt oder einen überbetrieb-
ab 5 Uhr lichen Dienst von Betriebsärzten
beschäftigt werden. anbietet.
(3) Jugendliche über 17 Jahre dürfen (7) Jugendliche dürfen bei Musikauf-
in Bäckereien ab 4 Uhr beschäftigt führungen, Theatervorstellungen
werden. und anderen Aufführungen, bei
(4) An dem einem Berufsschultag un- Aufnahmen im Rundfunk (Hör-
mittelbar vorangehenden Tag dürfen funk und Fernsehen), auf Ton- und
Jugendliche auch nach Absatz 2 Nr. 1 Bildträger sowie bei Film- und
bis 3 nicht nach 20 Uhr beschäftigt Fotoaufnahmen bis 23 Uhr gestal-
werden, wenn der Berufsschulunter- tend mitwirken. Eine Mitwirkung ist
richt am Berufsschultag vor 9 Uhr nicht zulässig bei Veranstaltungen,
beginnt. Schaustellungen oder Darbietun-
(5) Nach vorheriger Anzeige an die gen, bei denen die Anwesenheit
Aufsichtsbehörde dürfen in Betrie- Jugendlicher nach den Vorschriften
ben, in denen die übliche Arbeitszeit des Jugendschutzgesetzes verboten
aus verkehrstechnischen Gründen ist. Nach Beendigung der Tätigkeit
nach 20 Uhr endet, Jugendliche bis dürfen Jugendliche nicht vor Ablauf
21 Uhr beschäftigt werden, soweit einer ununterbrochenen Freizeit von
sie hierdurch unnötige Wartezeiten mindestens 14 Stunden beschäftigt
vermeiden können. Nach vorheriger werden. Die Sätze 1 bis 3 gelten
Anzeige an die Aufsichtsbehörde entsprechend auch für die Tätigkeit
dürfen ferner in mehrschichtigen von Jugendlichen als Sportler im
Betrieben Jugendliche über 16 Jahre Rahmen von Sportveranstaltungen.
ab 5.30 Uhr oder bis 23.30 Uhr
beschäftigt werden, soweit sie hier- § 15
durch unnötige Wartezeiten Fünf-Tage-Woche
vermeiden können. Jugendliche dürfen nur an fünf Tagen
(6) Jugendliche dürfen in Betrieben, in in der Woche beschäftigt werden. Die
denen die Beschäftigten in außerge- beiden wöchentlichen Ruhetage sollen
wöhnlichem Grade der Einwirkung nach Möglichkeit aufeinander folgen.
von Hitze ausgesetzt sind, in der
warmen Jahreszeit ab 5 Uhr be-
schäftigt werden. Die Jugendlichen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 231

§ 16 erfolgen, wenn die Jugendlichen


Samstagsruhe an diesem Tag keinen Berufsschul-
(1) An Samstagen dürfen Jugendliche unterricht haben.
nicht beschäftigt werden. (4) Können Jugendliche in den Fällen
(2) Zulässig ist die Beschäftigung Ju- des Absatzes 2 Nr. 2 am Samstag
gendlicher an Samstagen nur nicht acht Stunden beschäftigt wer-
1. in Krankenanstalten sowie in Al- den, kann der Unterschied zwischen
ten-, Pflege- und Kinderheimen, der tatsächlichen und der nach § 8
2. in offenen Verkaufsstellen, in Abs. 1 höchstzulässigen Arbeitszeit
Betrieben mit offenen Verkaufs- an dem Tag bis 13 Uhr ausgeglichen
stellen, in Bäckereien und Kondi- werden, an dem die Jugendlichen
toreien, im Friseurhandwerk und nach Absatz 3 Satz 1 freizustellen sind.
im Marktverkehr,
3. im Verkehrswesen, § 17
4. in der Landwirtschaft und Tier- Sonntagsruhe
haltung, (1) An Sonntagen dürfen Jugendliche
5. im Familienhaushalt, nicht beschäftigt werden.
6. im Gaststätten- und Schausteller- (2) Zulässig ist die Beschäftigung
gewerbe, Jugendlicher an Sonntagen nur
7. bei Musikaufführungen, Thea- 1. in Krankenanstalten sowie in
tervorstellungen und anderen Alten-, Pflege- und Kinderheimen,
Aufführungen, bei Aufnahmen im 2. in der Landwirtschaft und Tier-
Rundfunk (Hörfunk und Fernse­ haltung mit Arbeiten, die auch an
hen), auf Ton- und Bildträger so- Sonn- und Feiertagen naturnot-
wie bei Film- und Fotoaufnahmen, wendig vorgenommen werden
8. bei außerbetrieblichen Ausbil- müssen,
dungsmaßnahmen, 3. im Familienhaushalt, wenn der
9. beim Sport, Jugendliche in die häusliche
10. im ärztlichen Notdienst, Gemeinschaft aufgenommen ist,
11. in Reparaturwerkstätten für 4. im Schaustellergewerbe,
Kraftfahrzeuge. 5. bei Musikaufführungen, Theater-
Mindestens zwei Samstage im Monat vorstellungen und anderen Auf-
sollen beschäftigungsfrei bleiben. führungen sowie bei Direktsen-
(3) Werden Jugendliche am Samstag dungen im Rundfunk (Hörfunk
beschäftigt, ist ihnen die Fünf- und Fernsehen),
Tage-Woche (§ 15) durch Freistellung 6. beim Sport,
an einem anderen berufsschulfreien 7. im ärztlichen Notdienst,
Arbeitstag derselben Woche sicher- 8. im Gaststättengewerbe.
zustellen. In Betrieben mit einem Jeder zweite Sonntag soll, mindestens
Betriebsruhetag in der Woche kann zwei Sonntage im Monat müssen
die Freistellung auch an diesem Tag beschäftigungsfrei bleiben.
232 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Werden Jugendliche am Sonntag § 19


beschäftigt, ist ihnen die Fünf-Tage- Urlaub
Woche (§ 15) durch Freistellung an (1) Der Arbeitgeber hat Jugendlichen für
einem anderen berufsschulfreien jedes Kalenderjahr einen bezahlten
Arbeitstag derselben Woche sicher- Erholungsurlaub zu gewähren.
zustellen. In Betrieben mit einem (2) Der Urlaub beträgt jährlich
Betriebsruhetag in der Woche kann 1. mindestens 30 Werktage, wenn
die Freistellung auch an diesem Tag der Jugendliche zu Beginn des
erfolgen, wenn die Jugendlichen Kalenderjahrs noch nicht 16 Jahre
an diesem Tag keinen Berufsschul- alt ist,
unterricht haben. 2. mindestens 27 Werktage, wenn
der Jugendliche zu Beginn des
§ 18 Kalenderjahrs noch nicht 17 Jahre
Feiertagsruhe alt ist,
(1) Am 24. und 31. Dezember nach 3. mindestens 25 Werktage, wenn
14 Uhr und an gesetzlichen Feier- der Jugendliche zu Beginn des
tagen dürfen Jugendliche nicht Kalenderjahrs noch nicht 18 Jahre
beschäftigt werden. alt ist.
(2) Zulässig ist die Beschäftigung Jugendliche, die im Bergbau unter
Jugendlicher an gesetzlichen Feier- Tage beschäftigt werden, erhalten
tagen in den Fällen des § 17 Abs. 2, in jeder Altersgruppe einen zusätz-
ausgenommen am 25. Dezember, lichen Urlaub von drei Werktagen.
am 1. Januar, am ersten Osterfeiertag (3) Der Urlaub soll Berufsschülern in
und am 1. Mai. der Zeit der Berufsschulferien ge-
(3) Für die Beschäftigung an einem geben werden. Soweit er nicht in den
gesetzlichen Feiertag, der auf einem Berufsschulferien gegeben wird, ist
Werktag fällt, ist der Jugendliche für jeden Berufsschultag, an dem die
an einem anderen berufsschulfrei- Berufsschule während des Urlaubs
en Arbeitstag derselben oder der besucht wird, ein weiterer Urlaubs-
folgenden Woche freizustellen. In tag zu gewähren.
Betrieben mit einem Betriebsruhetag (4) Im übrigen gelten für den Urlaub der
in der Woche kann die Freistellung Jugendlichen § 3 Abs. 2, §§ 4 bis 12
auch an diesem Tag erfolgen, wenn und § 13 Abs. 3 des Bundesurlaubs-
die Jugendlichen an diesem Tag gesetzes. Der Auftraggeber oder Zwi-
keinen Berufsschulunterricht haben. schenmeister hat jedoch abweichend
von § 12 Nr. 1 des Bundesurlaubs-
gesetzes den jugendlichen Heim-
arbeitern für jedes Kalenderjahr
einen bezahlten Erholungsurlaub
entsprechend Absatz 2 zu gewähren;
das Urlaubsentgelt der jugendlichen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 233

Heimarbeiter beträgt bei einem gewähren, spätestens, wenn ihnen


Urlaub von 30 Werktagen 11,6 vom 10 freie Tage zustehen.
Hundert, bei einem Urlaub von (2) In der gewerblichen Binnenschiff-
27 Werktagen 10,3 vom Hundert und fahrt hat der Arbeitgeber Aufzeich-
bei einem Urlaub von 25 Werktagen nungen nach Absatz 3 über die
9,5 vom Hundert. tägliche Arbeits- oder Freizeit jedes
Jugendlichen zu führen, um eine
§ 20 Kontrolle der Einhaltung der §§ 8 bis
Binnenschiffahrt 21a dieses Gesetzes zu ermöglichen.
(1) In der Binnenschiffahrt gelten Die Aufzeichnungen sind in geeig-
folgende Abweichungen: neten Zeitabständen, spätestens bis
1. Abweichend von § 12 darf die zum nächsten Monatsende, gemein-
Schichtzeit Jugendlicher über sam vom Arbeitgeber oder seinem
16 Jahre während der Fahrt bis auf Vertreter und von dem Jugendlichen
14 Stunden täglich ausgedehnt zu prüfen und zu bestätigen. Im
werden, wenn ihre Arbeitszeit Anschluss müssen die Aufzeichnun-
sechs Stunden täglich nicht über- gen für mindestens zwölf Monate
schreitet. Ihre tägliche Freizeit an Bord aufbewahrt werden und
kann abweichend von § 13 der dem Jugendlichen ist eine Kopie der
Ausdehnung der Schichtzeit bestätigten Aufzeichnungen auszu-
entsprechend bis auf 10 Stunden händigen. Der Jugendliche hat die
verkürzt werden. Kopien daraufhin zwölf Monate für
2. Abweichend von § 14 Abs. 1 eine Kontrolle bereitzuhalten.
dürfen Jugendliche über 16 Jahre (3) Die Aufzeichnungen nach Absatz 2
während der Fahrt bis 22 Uhr be- müssen mindestens folgende An-
schäftigt werden. gaben enthalten:
3. Abweichend von §§ 15, 16 Abs. 1, 1. Name des Schiffes,
§ 17 Abs. 1 und § 18 Abs. 1 dürfen 2. Name des Jugendlichen,
Jugendliche an jedem Tag der 3. Name des verantwortlichen
Woche beschäftigt werden, Schiffsführers,
jedoch nicht am 24. Dezember, 4. Datum des jeweiligen Arbeits-
an den Weihnachtsfeiertagen, am oder Ruhetages,
31. Dezember, am 1. Januar, an 5. für jeden Tag der Beschäftigung,
den Osterfeiertagen und am 1. Mai. ob es sich um einen Arbeits- oder
Für die Beschäftigung an einem um einen Ruhetag handelt sowie
Samstag, Sonntag und an einem 6. Beginn und Ende der täglichen
gesetzlichen Feiertag, der auf einen Arbeitszeit oder der täglichen
Werktag fällt, ist ihnen je ein freier Freizeit.
Tag zu gewähren. Diese freien Tage
sind den Jugendlichen in Verbin-
dung mit anderen freien Tagen zu
234 AUSBILDUNG & BERUF

§ 21 3. abweichend von § 12 die Schicht-


Ausnahmen in besonderen Fällen zeit mit Ausnahme des Bergbaus
(1) Die §§ 8 und 11 bis 18 finden keine unter Tage bis zu einer Stunde
Anwendung auf die Beschäftigung täglich zu verlängern,
Jugendlicher mit vorübergehenden 4. abweichend von § 16 Abs. 1 und 2
und unaufschiebbaren Arbeiten in Jugendliche an 26 Samstagen im
Notfällen, soweit erwachsene Be- Jahr oder an jedem Samstag zu
schäftigte nicht zur Verfügung stehen. beschäftigen, wenn statt dessen
(2) Wird in den Fällen des Absatzes 1 der Jugendliche an einem anderen
über die Arbeitszeit des § 8 hinaus Werktag derselben Woche von der
Mehrarbeit geleistet, so ist sie durch Beschäftigung freigestellt wird,
entsprechende Verkürzung der 5. abweichend von den §§ 15, 16
Arbeitszeit innerhalb der folgenden Abs. 3 und 4, § 17 Abs. 3 und
drei Wochen auszugleichen. § 18 Abs. 3 Jugendliche bei einer
(3) (weggefallen) Beschäftigung an einem Sams-
tag oder an einem Sonn- oder
§ 21a Feiertag unter vier Stunden an
Abweichende Regelungen einem anderen Arbeitstag der-
(1) In einem Tarifvertrag oder auf Grund selben oder der folgenden Woche
eines Tarifvertrages in einer Be- vor- oder nachmittags von der
triebsvereinbarung kann zugelassen Beschäftigung freizustellen,
werden 6. abweichend von § 17 Abs. 2 Satz 2
1. abweichend von den §§ 8, 15, 16 Jugendliche im Gaststätten- und
Abs. 3 und 4, § 17 Abs. 3 und § 18 Schaustellergewerbe sowie in
Abs. 3 die Arbeitszeit bis zu neun der Landwirtschaft während der
Stunden täglich, 44 Stunden wö- Saison oder der Erntezeit an drei
chentlich und bis zu fünfeinhalb Sonntagen im Monat zu beschäf-
Tagen in der Woche anders zu tigen.
verteilen, jedoch nur unter Ein- (2) Im Geltungsbereich eines Tarif-
haltung einer durchschnittlichen vertrages nach Absatz 1 kann die
Wochenarbeitszeit von 40 Stun- abweichende tarifvertragliche
den in einem Ausgleichszeitraum Regelung im Betrieb eines nicht
von zwei Monaten, tarifgebundenen Arbeitgebers durch
2. abweichend von § 11 Abs. 1 Satz 2 Betriebsvereinbarung oder, wenn
Nr. 2 und Abs. 2 die Ruhepausen ein Betriebsrat nicht besteht, durch
bis zu 15 Minuten zu kürzen und schriftliche Vereinbarung zwischen
die Lage der Pausen anders zu dem Arbeitgeber und dem Jugend-
bestimmen, lichen übernommen werden.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 235

(3) Die Kirchen und die öffentlich- 3. mit Arbeiten, die mit Unfallgefah-
rechtlichen Religionsgesellschaften ren verbunden sind, von denen
können die in Absatz 1 genannten anzunehmen ist, daß Jugendliche
Abweichungen in ihren Regelungen sie wegen mangelnden Sicher-
vorsehen. heitsbewußtseins oder mangeln-
der Erfahrung nicht erkennen
§ 21b oder nicht abwenden können,
Das Bundesministerium für Arbeit und 4. mit Arbeiten, bei denen ihre
Soziales kann im Interesse der Berufs- Gesundheit durch außergewöhn-
ausbildung oder der Zusammenarbeit liche Hitze oder Kälte oder starke
von Jugendlichen und Erwachsenen Nässe gefährdet wird,
durch Rechtsverordnung mit Zustim- 5. mit Arbeiten, bei denen sie schäd-
mung des Bundesrates Ausnahmen von lichen Einwirkungen von Lärm,
den Vorschriften Erschütterungen oder Strahlen
1. des § 8, der §§ 11 und 12, der §§ 15 und ausgesetzt sind,
16, des § 17 Abs. 2 und 3 sowie des § 18 6. mit Arbeiten, bei denen sie schäd-
Abs. 3 im Rahmen des § 21 a Abs. 1, lichen Einwirkungen von Gefahr-
2. des § 14, jedoch nicht vor 5 Uhr und stoffen im Sinne der Gefahrstoff-
nicht nach 23 Uhr, sowie verordnung ausgesetzt sind,
3. des § 17 Abs. 1 und § 18 Abs. 1 an 7. mit Arbeiten, bei denen sie
höchstens 26 Sonn- und Feier­tagen schädlichen Einwirkungen von
im Jahr biologischen Arbeitsstoffen im
zulassen, soweit eine Beeinträchtigung Sinne der Biostoffverordnung
der Gesundheit oder der körperlichen ausgesetzt sind.
oder seelisch-geistigen Entwicklung der (2) Absatz 1 Nr. 3 bis 7 gilt nicht für die
Jugendlichen nicht zu befürchten ist. Beschäftigung Jugendlicher, soweit
1. dies zur Erreichung ihres Aus-
Zweiter Titel bildungszieles erforderlich ist,
Beschäftigungsverbote und 2. ihr Schutz durch die Aufsicht
-beschränkungen eines Fachkundigen gewährleistet
ist und
§ 22 3. der Luftgrenzwert bei gefähr-
Gefährliche Arbeiten lichen Stoffen (Absatz 1 Nr. 6)
(1) Jugendliche dürfen nicht beschäftigt unterschritten wird.
werden Satz 1 findet keine Anwendung auf
1. mit Arbeiten, die ihre physische gezielte Tätigkeiten mit biologischen
oder psychische Leistungsfähig- Arbeitsstoffen der Risikogruppen
keit übersteigen, 3 und 4 im Sinne der Biostoffver-
2. mit Arbeiten, bei denen sie sitt- ordnung sowie auf nicht gezielte
lichen Gefahren ausgesetzt sind, Tätigkeiten, die nach der Biostoff-
verordnung der Schutzstufe 3 oder 4
zuzuordnen sind.
236 AUSBILDUNG & BERUF

(3) Werden Jugendliche in einem (2) Absatz 1 gilt nicht für die Beschäfti-
Betrieb beschäftigt, für den ein gung Jugendlicher über 16 Jahre,
Betriebsarzt oder eine Fachkraft 1. soweit dies zur Erreichung ihres
für Arbeitssicherheit verpflichtet Ausbildungsziels erforderlich ist,
ist, muß ihre betriebsärztliche oder 2. wenn sie eine Berufsausbildung
sicherheitstechnische Betreuung für die Beschäftigung unter Tage
sichergestellt sein. abgeschlossen haben oder
3. wenn sie an einer von der Bergbe-
§ 23 hörde genehmigten Ausbildungs-
Akkordarbeit, tempoabhängige Arbeiten maßnahme für Bergjungarbeiter
(1) Jugendliche dürfen nicht beschäftigt teilnehmen oder teilgenommen
werden haben
1. mit Akkordarbeit und sonstigen und ihr Schutz durch die Aufsicht
Arbeiten, bei denen durch ein eines Fachkundigen gewährleistet ist.
gesteigertes Arbeitstempo ein hö-
heres Entgelt erzielt werden kann, § 25
2. in einer Arbeitsgruppe mit er- Verbot der Beschäftigung durch
wachsenen Arbeitnehmern, die bestimmte Personen
mit Arbeiten nach Nummer 1 (1) Personen, die
beschäftigt werden, 1. wegen eines Verbrechens zu einer
3. mit Arbeiten, bei denen ihr Freiheitsstrafe von mindestens
Arbeitstempo nicht nur gelegent- zwei Jahren,
lich vorgeschrieben, vorgegeben 2. wegen einer vorsätzlichen Straf-
oder auf andere Weise erzwungen tat, die sie unter Verletzung der
wird. ihnen als Arbeitgeber, Ausbilden-
(2) Absatz 1 Nr. 2 gilt nicht für die Be- der oder Ausbilder obliegenden
schäftigung Jugendlicher, Pflichten zum Nachteil von Kin-
1. soweit dies zur Erreichung ihres dern oder Jugendlichen begangen
Ausbildungsziels erforderlich ist haben, zu einer Freiheitsstrafe
oder von mehr als drei Monaten,
2. wenn sie eine Berufsausbildung 3. wegen einer Straftat nach den
für diese Beschäftigung abge- §§ 109h, 171, 174 bis 184l, 225, 232
schlossen haben bis 233a des Strafgesetzbuches,
und ihr Schutz durch die Aufsicht 4. wegen einer Straftat nach dem
eines Fachkundigen gewährleistet ist. Betäubungsmittelgesetz oder
5. wegen einer Straftat nach dem
§ 24 Jugendschutzgesetz oder nach
Arbeiten unter Tage dem Gesetz über die Verbreitung
(1) Jugendliche dürfen nicht mit Arbei- jugendgefährdender Schriften
ten unter Tage beschäftigt werden. wenigstens zweimal
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 237

rechtskräftig verurteilt worden 1. die für Kinder, die der Vollzeitschul-


sind, dürfen Jugendliche nicht be- pflicht nicht mehr unterliegen,
schäftigen sowie im Rahmen eines geeigneten und leichten Tätigkeiten
Rechtsverhältnisses im Sinne des § 1 nach § 7 Satz 1 Nr. 2 und die Arbeiten
nicht beaufsichtigen, nicht anweisen, nach § 22 Abs. 1 und den §§ 23 und 24
nicht ausbilden und nicht mit der näher bestimmen,
Beaufsichtigung, Anweisung oder 2. über die Beschäftigungsverbote in
Ausbildung von Jugendlichen be- den §§ 22 bis 25 hinaus die Beschäf-
auftragt werden. Eine Verurteilung tigung Jugendlicher in bestimmten
bleibt außer Betracht, wenn seit dem Betriebsarten oder mit bestimmten
Tag ihrer Rechtskraft fünf Jahre ver- Arbeiten verbieten oder beschrän-
strichen sind. Die Zeit, in welcher der ken, wenn sie bei diesen Arbeiten
Täter auf behördliche Anordnung in infolge ihres Entwicklungsstands in
einer Anstalt verwahrt worden ist, besonderem Maß Gefahren ausge-
wird nicht eingerechnet. setzt sind oder wenn das Verbot oder
(2) Das Verbot des Absatzes 1 Satz 1 gilt die Beschränkung der Beschäftigung
auch für Personen, gegen die wegen infolge der technischen Entwicklung
einer Ordnungswidrigkeit nach§ 58 oder neuer arbeitsmedizinischer
Abs. 1 bis 4 wenigstens dreimal eine oder sicherheitstechnischer Erkennt-
Geldbuße rechtskräftig festgesetzt nisse notwendig ist.
worden ist. Eine Geldbuße bleibt
außer Betracht, wenn seit dem Tag § 27
ihrer rechtskräftigen Festsetzung Behördliche Anordnungen und
fünf Jahre verstrichen sind. Ausnahmen
(3) Das Verbot des Absatzes 1 und 2 gilt (1) Die Aufsichtsbehörde kann in Ein-
nicht für die Beschäftigung durch zelfällen feststellen, ob eine Arbeit
die Personensorgeberechtigten. unter die Beschäftigungsverbote
oder -beschränkungen der §§ 22 bis
§ 26 24 oder einer Rechtsverordnung
Ermächtigungen nach § 26 fällt. Sie kann in Einzelfäl-
Das Bundesministerium für Arbeit und len die Beschäftigung Jugendlicher
Soziales kann zum Schutz der Jugend- mit bestimmten Arbeiten über die
lichen gegen Gefahren für Leben und Beschäftigungsverbote und -be-
Gesundheit sowie zur Vermeidung einer schränkungen der §§ 22 bis 24 und
Beeinträchtigung der körperlichen oder einer Rechtsverordnung nach § 26
seelisch-geistigen Entwicklung durch hinaus verbieten oder beschränken,
Rechtsverordnung mit Zustimmung des wenn diese Arbeiten mit Gefahren
Bundesrates für Leben, Gesundheit oder für die
körperliche oder seelisch-geistige
Entwicklung der Jugendlichen
verbunden sind.
238 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Die zuständige Behörde kann Dritter Titel


1. den Personen, die die Pflichten, Sonstige Pflichten des Arbeitgebers
die ihnen kraft Gesetzes zuguns-
ten der von ihnen beschäftigten, § 28
beaufsichtigten, angewiesenen Menschengerechte Gestaltung der
oder auszubildenden Kinder und Arbeit
Jugendlichen obliegen, wiederholt (1) Der Arbeitgeber hat bei der Ein-
oder gröblich verletzt haben, richtung und der Unterhaltung
2. den Personen, gegen die Tatsa- der Arbeitsstätte einschließlich der
chen vorliegen, die sie in sittlicher Maschinen, Werkzeuge und Geräte
Beziehung zur Beschäftigung, und bei der Regelung der Beschäf-
Beaufsichtigung, Anweisung oder tigung die Vorkehrungen und Maß-
Ausbildung von Kindern und nahmen zu treffen, die zum Schutz
Jugendlichen ungeeignet erschei- der Jugendlichen gegen Gefahren
nen lassen, für Leben und Gesundheit sowie zur
verbieten, Kinder und Jugendliche zu Vermeidung einer Beeinträchtigung
beschäftigen oder im Rahmen eines der körperlichen oder seelisch-geis-
Rechtsverhältnisses im Sinne des § 1 tigen Entwicklung der Jugendlichen
zu beaufsichtigen, anzuweisen oder erforderlich sind. Hierbei sind das
auszubilden. mangelnde Sicherheitsbewußtsein,
(3) Die Aufsichtsbehörde kann auf An- die mangelnde Erfahrung und der
trag Ausnahmen von § 23 Abs. 1 Nr. 2 Entwicklungsstand der Jugendlichen
und 3 für Jugendliche über 16 Jahre zu berücksichtigen und die allge-
bewilligen, mein anerkannten sicherheitstech-
1. wenn die Art der Arbeit oder das nischen und arbeitsmedizinischen
Arbeitstempo eine Beeinträch- Regeln sowie die sonstigen gesi-
tigung der Gesundheit oder der cherten arbeitswissenschaftlichen
körperlichen oder seelisch-geis- Erkenntnisse zu beachten.
tigen Entwicklung des Jugendli- (2) Das Bundesministerium für Arbeit
chen nicht befürchten lassen und und Soziales kann durch Rechts-
2. wenn eine nicht länger als vor verordnung mit Zustimmung des
drei Monaten ausgestellte ärzt- Bundesrates bestimmen, welche
liche Bescheinigung vorgelegt Vorkehrungen und Maßnahmen der
wird, nach der gesundheitliche Arbeitgeber zur Erfüllung der sich
Bedenken gegen die Beschäfti- aus Absatz 1 ergebenden Pflichten zu
gung nicht bestehen. treffen hat.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 239

(3) Die Aufsichtsbehörde kann in Einzel- (2) Die Unterweisungen sind in ange-
fällen anordnen, welche Vorkehrun- messenen Zeitabständen, mindestens
gen und Maßnahmen zur Durchfüh- aber halbjährlich, zu wiederholen.
rung des Absatzes 1 oder einer vom (3) Der Arbeitgeber beteiligt die Be-
Bundesministerium für Arbeit und triebsärzte und die Fachkräfte für
Soziales gemäß Absatz 2 erlassenen Arbeitssicherheit an der Planung,
Verordnung zu treffen sind. Durchführung und Überwachung
der für die Sicherheit und den
§ 28a Gesundheitsschutz bei der Beschäf­
Beurteilung der Arbeitsbedingungen tigung Jugendlicher geltenden
Vor Beginn der Beschäftigung Jugendli- Vorschriften.
cher und bei wesentlicher Änderung der
Arbeitsbedingungen hat der Arbeitgeber § 30
die mit der Beschäftigung verbundenen Häusliche Gemeinschaft
Gefährdungen Jugendlicher zu beurtei- (1) Hat der Arbeitgeber einen Jugend-
len. Im übrigen gelten die Vorschriften lichen in die häusliche Gemeinschaft
des Arbeitsschutzgesetzes. aufgenommen, so muß er
1. ihm eine Unterkunft zur Ver-
§ 29 fügung stellen und dafür sorgen,
Unterweisung über Gefahren daß sie so beschaffen, ausgestattet
(1) Der Arbeitgeber hat die Jugendli- und belegt ist und so benutzt
chen vor Beginn der Beschäftigung wird, daß die Gesundheit des
und bei wesentlicher Änderung der Jugendlichen nicht beeinträchtigt
Arbeitsbedingungen über die Unfall- wird, und
und Gesundheitsgefahren, denen sie 2. ihm bei einer Erkrankung, jedoch
bei der Beschäftigung ausgesetzt sind, nicht über die Beendigung der
sowie über die Einrichtungen und Beschäftigung hinaus, die er-
Maßnahmen zur Abwendung dieser forderliche Pflege und ärztliche
Gefahren zu unterweisen. Er hat die Behandlung zuteil werden lassen,
Jugendlichen vor der erstmaligen soweit diese nicht von einem So-
Beschäftigung an Maschinen oder zialversicherungsträger geleistet
gefährlichen Arbeitsstellen oder mit wird.
Arbeiten, bei denen sie mit gesund- (2) Die Aufsichtsbehörde kann im
heitsgefährdenden Stoffen in Berüh- Einzelfall anordnen, welchen Anfor-
rung kommen, über die besonderen derungen die Unterkunft (Absatz 1
Gefahren dieser Arbeiten sowie über Nr. 1) und die Pflege bei Erkrankun-
das bei ihrer Verrichtung erforder- gen (Absatz 1 Nr. 2) genügen müssen.
liche Verhalten zu unterweisen.
240 AUSBILDUNG & BERUF

§ 31 schäftigung mit leichten Arbeiten,


Züchtigungsverbot, Verbot der Abgabe von denen keine gesundheitlichen
von Alkohol und Tabak Nachteile für den Jugendlichen zu
(1) Wer Jugendliche beschäftigt oder befürchten sind.
im Rahmen eines Rechtsverhält-
nisses im Sinne des § 1 beaufsichtigt, § 33
anweist oder ausbildet, darf sie nicht Erste Nachuntersuchung
körperlich züchtigen. (1) Ein Jahr nach Aufnahme der ersten
(2) Wer Jugendliche beschäftigt, muß Beschäftigung hat sich der Arbeit-
sie vor körperlicher Züchtigung und geber die Bescheinigung eines Arztes
Mißhandlung und vor sittlicher darüber vorlegen zu lassen, daß der
Gefährdung durch andere bei ihm Jugendliche nachuntersucht worden
Beschäftigte und durch Mitglieder ist (erste Nachuntersuchung). Die
seines Haushalts an der Arbeitsstätte Nachuntersuchung darf nicht länger
und in seinem Haus schützen. Soweit als drei Monate zurückliegen. Der
deren Abgabe nach § 9 Absatz 1 oder Arbeitgeber soll den Jugendlichen
§ 10 Absatz 1 und 4 des Jugend- neun Monate nach Aufnahme der
schutzgesetzes verboten ist, darf ersten Beschäftigung nachdrücklich
der Arbeitgeber Jugendlichen keine auf den Zeitpunkt, bis zu dem der
alkoholischen Getränke, Tabakwaren Jugendliche ihm die ärztliche Be-
oder anderen dort genannten Er- scheinigung nach Satz 1 vorzulegen
zeugnisse geben. hat, hinweisen und ihn auffordern,
die Nachuntersuchung bis dahin
Vierter Titel durchführen zu lassen.
Gesundheitliche Betreuung (2) Legt der Jugendliche die Bescheini-
gung nicht nach Ablauf eines Jahres
§ 32 vor, hat ihn der Arbeitgeber inner-
Erstuntersuchung halb eines Monats unter Hinweis
(1) Ein Jugendlicher, der in das Berufs- auf das Beschäftigungsverbot nach
leben eintritt, darf nur beschäftigt Absatz 3 schriftlich aufzufordern,
werden, wenn ihm die Bescheinigung vorzulegen.
1. er innerhalb der letzten vierzehn Je eine Durchschrift des Aufforde-
Monate von einem Arzt unter- rungsschreibens hat der Arbeitgeber
sucht worden ist (Erstuntersu- dem Personensorgeberechtigten und
chung) und dem Betriebs- oder Personalrat zu-
2. dem Arbeitgeber eine von diesem zusenden.
Arzt ausgestellte Bescheinigung (3) Der Jugendliche darf nach Ablauf
vorliegt. von 14 Monaten nach Aufnahme der
(2) Absatz 1 gilt nicht für eine nur ersten Beschäftigung nicht weiter-
geringfügige oder eine nicht länger beschäftigt werden, solange er die
als zwei Monate dauernde Be- Bescheinigung nicht vorgelegt hat.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 241

§ 34 die Bescheinigung über die erste Nach-


Weitere Nachuntersuchungen untersuchung (§ 33) vorliegen.
Nach Ablauf jedes weiteren Jahres nach
der ersten Nachuntersuchung kann sich § 37
der Jugendliche erneut nachuntersu- Inhalt und Durchführung der ärztlichen
chen lassen (weitere Nachuntersuchun- Untersuchungen
gen). Der Arbeitgeber soll ihn auf diese (1) Die ärztlichen Untersuchungen
Möglichkeit rechtzeitig hinweisen und haben sich auf den Gesundheits- und
darauf hinwirken, daß der Jugendliche Entwicklungsstand und die kör-
ihm die Bescheinigung über die weitere perliche Beschaffenheit, die Nach-
Nachuntersuchung vorlegt. untersuchungen außerdem auf die
Auswirkungen der Beschäftigung
§ 35 auf Gesundheit und Entwicklung des
Außerordentliche Nachuntersuchung Jugendlichen zu erstrecken.
(1) Der Arzt soll eine außerordentliche (2) Der Arzt hat unter Berücksichtigung
Nachuntersuchung anordnen, wenn der Krankheitsvorgeschichte des
eine Untersuchung ergibt, daß Jugendlichen auf Grund der Unter-
1. ein Jugendlicher hinter dem suchungen zu beurteilen,
seinem Alter entsprechenden 1. ob die Gesundheit oder die Ent-
Entwicklungsstand zurückgeblie- wicklung des Jugendlichen durch
ben ist, die Ausführung bestimmter
2. gesundheitliche Schwächen oder Arbeiten oder durch die Be-
Schäden vorhanden sind, schäftigung während bestimmter
3. die Auswirkungen der Beschäf- Zeiten gefährdet wird,
tigung auf die Gesundheit oder 2. ob besondere der Gesundheit die-
Entwicklung des Jugendlichen nende Maßnahmen einschließ-
noch nicht zu übersehen sind. lich Maßnahmen zur Verbesse-
(2) Die in § 33 Abs. 1 festgelegten Fristen rung des Impfstatus erforderlich
werden durch die Anordnung einer sind,
außerordentlichen Nachuntersu- 3. ob eine außerordentliche Nach-
chung nicht berührt. untersuchung (§ 35 Abs. 1) erfor-
derlich ist.
§ 36 (3) Der Arzt hat schriftlich festzuhalten:
Ärztliche Untersuchungen und Wechsel 1. den Untersuchungsbefund,
des Arbeitgebers 2. die Arbeiten, durch deren Aus-
Wechselt der Jugendliche den Arbeitge- führung er die Gesundheit oder
ber, so darf ihn der neue Arbeitgeber erst die Entwicklung des Jugendlichen
beschäftigen, wenn ihm die Bescheini- für gefährdet hält,
gung über die Erstuntersuchung (§ 32
Abs. 1) und, falls seit der Aufnahme der
Beschäftigung ein Jahr vergangen ist,
242 AUSBILDUNG & BERUF

3. die besonderen der Gesundheit Arbeiten zu vermerken, durch deren


dienenden Maßnahmen ein- Ausführung er die Gesundheit oder
schließlich Maßnahmen zur die Entwicklung des Jugendlichen
Verbesserung des Impfstatus, für gefährdet hält.
4. die Anordnung einer außeror-
dentlichen Nachuntersuchung § 40
(§ 35 Abs. 1). Bescheinigung mit Gefährdungsvermerk
(1) Enthält die Bescheinigung des Arztes
§ 38 (§ 39 Abs. 2) einen Vermerk über
Ergänzungsuntersuchung Arbeiten, durch deren Ausführung er
Kann der Arzt den Gesundheits- und die Gesundheit oder die Entwicklung
Entwicklungsstand des Jugendlichen des Jugendlichen für gefährdet hält,
nur beurteilen, wenn das Ergebnis einer so darf der Jugendliche mit solchen
Ergänzungsuntersuchung durch einen Arbeiten nicht beschäftigt werden.
anderen Arzt oder einen Zahnarzt vor- (2) Die Aufsichtsbehörde kann die Be-
liegt, so hat er die Ergänzungsuntersu- schäftigung des Jugendlichen mit
chung zu veranlassen und ihre Notwen- den in der Bescheinigung des Arztes
digkeit schriftlich zu begründen. (§ 39 Abs. 2) vermerkten Arbeiten im
Einvernehmen mit einem Arzt zulas-
§ 39 sen und die Zulassung mit Auflagen
Mitteilung, Bescheinigung verbinden.
(1) Der Arzt hat dem Personensorgebe-
rechtigten schriftlich mitzuteilen: § 41
1. das wesentliche Ergebnis der Aufbewahren der ärztlichen
Untersuchung, Bescheinigungen
2. die Arbeiten, durch deren Aus- (1) Der Arbeitgeber hat die ärztlichen
führung er die Gesundheit oder Bescheinigungen bis zur Beendigung
die Entwicklung des Jugendlichen der Beschäftigung, längstens jedoch
für gefährdet hält, bis zur Vollendung des 18. Lebens-
3. die besonderen der Gesundheit jahrs des Jugendlichen aufzube-
dienenden Maßnahmen ein- wahren und der Aufsichtsbehörde
schließlich Maßnahmen zur sowie der Berufsgenossenschaft auf
Verbesserung des Impfstatus, Verlangen zur Einsicht vorzulegen
4. die Anordnung einer außeror- oder einzusenden.
dentlichen Nachuntersuchung (2) Scheidet der Jugendliche aus dem
(§ 35 Abs. 1). Beschäftigungsverhältnis aus, so hat
(2) Der Arzt hat eine für den Arbeitgeber ihm der Arbeitgeber die Bescheini-
bestimmte Bescheinigung darüber gungen auszuhändigen.
auszustellen, daß die Untersuchung
stattgefunden hat und darin die
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 243

§ 42 (2) Unter den Voraussetzungen des


Eingreifen der Aufsichtsbehörde Absatzes 1 kann der Amtsarzt des
Die Aufsichtsbehörde hat, wenn die dem Gesundheitsamts einem Arzt, der
Jugendlichen übertragenen Arbeiten Ge- einen Jugendlichen nach diesem
fahren für seine Gesundheit befürchten Abschnitt untersucht, Einsicht in
lassen, dies dem Personensorgeberech- andere in seiner Dienststelle vorhan-
tigten und dem Arbeitgeber mitzuteilen dene Unterlagen über Gesundheit
und den Jugendlichen aufzufordern, sich und Entwicklung des Jugendlichen
durch einen von ihr ermächtigten Arzt gewähren.
untersuchen zu lassen.
§ 46
§ 43 Ermächtigungen
Freistellung für Untersuchungen (1) Das Bundesministerium für Arbeit
Der Arbeitgeber hat den Jugendlichen und Soziales kann zum Zweck einer
für die Durchführung der ärztlichen gleichmäßigen und wirksamen
Untersuchungen nach diesem Abschnitt gesundheitlichen Betreuung durch
freizustellen. Ein Entgeltausfall darf Rechtsverordnung mit Zustimmung
hierdurch nicht eintreten. des Bundesrates Vorschriften über
die Durchführung der ärztlichen
§ 44 Untersuchungen und über die für
Kosten der Untersuchungen die Aufzeichnungen der Untersu-
Die Kosten der Untersuchungen trägt chungsbefunde, die Bescheinigun-
das Land. gen und Mitteilungen zu verwen-
denden Vordrucke erlassen.
§ 45 (2) Die Landesregierung kann durch
Gegenseitige Unterrichtung der Ärzte Rechtsverordnung
(1) Die Ärzte, die Untersuchungen nach 1. zur Vermeidung von mehreren
diesem Abschnitt vorgenommen Untersuchungen innerhalb eines
haben, müssen, wenn der Personen- kurzen Zeitraums aus verschie-
sorgeberechtigte und der Jugendli- denen Anlässen bestimmen,
che damit einverstanden sind, daß die Untersuchungen nach
1. dem staatlichen Gewerbearzt, den §§ 32 bis 34 zusammen mit
2. dem Arzt, der einen Jugendlichen Untersuchungen nach anderen
nach diesem Abschnitt nach- Vorschriften durchzuführen sind,
untersucht, und hierbei von der Frist des
auf Verlangen die Aufzeichnungen § 32 Abs. 1 Nr. 1 bis zu drei Mona-
über die Untersuchungsbefunde zur ten abweichen,
Einsicht aushändigen.
244 AUSBILDUNG & BERUF

2. zur Vereinfachung der Abrechnung schrift zu führen, in denen das Datum


a) Pauschbeträge für die Kosten des Beginns der Beschäftigung bei ihnen,
der ärztlichen Untersuchungen bei einer Beschäftigung unter Tage auch
im Rahmen der geltenden Ge- das Datum des Beginns dieser Beschäfti-
bührenordnungen festsetzen, gung, enthalten ist.
b) Vorschriften über die Erstat-
tung der Kosten beim Zusam- § 50
mentreffen mehrerer Unter- Auskunft, Vorlage der Verzeichnisse
suchungen nach Nummer 1 (1) Der Arbeitgeber ist verpflichtet, der
erlassen. Aufsichtsbehörde auf Verlangen
1. die zur Erfüllung ihrer Aufgaben
Vierter Abschnitt erforderlichen Angaben wahrheits-
Durchführung des Gesetzes gemäß und vollständig zu machen,
2. die Verzeichnisse gemäß § 49, die
Erster Titel Unterlagen, aus denen Name,
Aushänge und Verzeichnisse Beschäftigungsart und -zeiten der
Jugendlichen sowie Lohn- und
§ 47 Gehaltszahlungen ersichtlich
Bekanntgabe des Gesetzes und der sind, und alle sonstigen Unter-
Aufsichtsbehörde lagen, die sich auf die nach Num-
Arbeitgeber, die regelmäßig mindestens mer 1 zu machenden Angaben
einen Jugendlichen beschäftigen, haben beziehen, zur Einsicht vorzulegen
einen Abdruck dieses Gesetzes und die oder einzusenden.
Anschrift der zuständigen Aufsichtsbe- (2) Die Verzeichnisse und Unterlagen
hörde an geeigneter Stelle im Betrieb zur sind mindestens bis zum Ablauf von
Einsicht auszulegen oder auszuhängen. zwei Jahren nach der letzten Ein-
tragung aufzubewahren.
§ 48
Aushang über Arbeitszeit und Pausen Zweiter Titel
Arbeitgeber, die regelmäßig mindestens Aufsicht
drei Jugendliche beschäftigen, haben
einen Aushang über Beginn und Ende § 51
der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit Aufsichtsbehörde, Besichtigungsrechte
und der Pausen der Jugendlichen an ge- und Berichtspflicht
eigneter Stelle im Betrieb anzubringen. (1) Die Aufsicht über die Ausführung
dieses Gesetzes und der auf Grund
§ 49 dieses Gesetzes erlassenen Rechts-
Verzeichnisse der Jugendlichen verordnungen obliegt der nach
Arbeitgeber haben Verzeichnisse der bei Landesrecht zuständigen Behörde
ihnen beschäftigten Jugendlichen unter (Aufsichtsbehörde). Die Landesregie-
Angabe des Vor- und Familiennamens, rung kann durch Rechtsverordnung
des Geburtsdatums und der Wohnan- die Aufsicht über die Ausführung
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 245

dieser Vorschriften in Familienhaus- § 54


halten auf gelegentliche Prüfungen Ausnahmebewilligungen
beschränken. (1) Ausnahmen, die die Aufsichtsbehör-
(2) Die Beauftragten der Aufsichtsbe- de nach diesem Gesetz oder den auf
hörde sind berechtigt, die Arbeits- Grund dieses Gesetzes erlassenen
stätten während der üblichen Rechtsverordnungen bewilligen
Betriebs- und Arbeitszeit zu betreten kann, sind zu befristen. Die Ausnah-
und zu besichtigen; außerhalb dieser mebewilligungen können
Zeit oder wenn sich die Arbeits- 1. mit einer Bedingung erlassen
stätten in einer Wohnung befin- werden,
den, dürfen sie nur zur Verhütung 2. mit einer Auflage oder mit einem
von dringenden Gefahren für die Vorbehalt der nachträglichen
öffentliche Sicherheit und Ordnung Aufnahme, Änderung oder Er-
betreten und besichtigt werden. Der gänzung einer Auflage verbunden
Arbeitgeber hat das Betreten und werden und
Besichtigen der Arbeitsstätten zu 3. jederzeit widerrufen werden.
gestatten. Das Grundrecht der Un- (2) Ausnahmen können nur für einzelne
verletzlichkeit der Wohnung (Artikel Beschäftigte, einzelne Betriebe oder
13 des Grundgesetzes) wird insoweit einzelne Teile des Betriebs bewilligt
eingeschränkt. werden.
(3) Die Aufsichtsbehörden haben im (3) Ist eine Ausnahme für einen Betrieb
Rahmen der Jahresberichte nach oder einen Teil des Betriebs bewilligt
§ 139b Abs. 3 der Gewerbeordnung worden, so hat der Arbeitgeber hier-
über ihre Aufsichtstätigkeit gemäß über an geeigneter Stelle im Betrieb
Absatz 1 zu berichten. einen Aushang anzubringen.

§ 52 Dritter Titel
(weggefallen) Ausschüsse für Jugendarbeitsschutz

§ 53 § 55
Mitteilung über Verstöße Bildung des Landesausschusses für
Die Aufsichtsbehörde teilt schwer- Jugendarbeitsschutz
wiegende Verstöße gegen die Vor- (1) Bei der von der Landesregierung
schriften dieses Gesetzes oder gegen die bestimmten obersten Landesbe-
auf Grund dieses Gesetzes erlassenen hörde kann ein Landesausschuß für
Rechtsverordnungen der nach dem Jugendarbeitsschutz gebildet.
Berufsbildungsgesetz oder der Hand-
werksordnung zuständigen Stelle mit.
Die zuständige Agentur für Arbeit erhält
eine Durchschrift dieser Mitteilung.
246 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Dem Landesausschuß gehören als rufen werden.


Mitglieder an: (6) Die Mitglieder haben Stellvertreter.
1. je sechs Vertreter der Arbeitgeber Die Absätze 2 bis 5 gelten für die
und der Arbeitnehmer, Stellvertreter entsprechend.
2. ein Vertreter des Landesjugend- (7) Der Landesausschuß wählt aus
rings, seiner Mitte einen Vorsitzenden und
3. ein von der Bundesagentur für Ar- dessen Stellvertreter. Der Vorsit-
beit benannter Vertreter und je ein zende und sein Stellvertreter sollen
Vertreter des Landesjugendamts, nicht derselben Mitgliedergruppe
der für das Gesundheitswesen zu- angehören.
ständigen obersten Landesbehörde (8) Der Landesausschuß gibt sich eine
und der für die berufsbildenden Geschäftsordnung. Die Geschäfts-
Schulen zuständigen obersten ordnung kann die Bildung von
Landesbehörde und Unterausschüssen vorsehen und be-
4. ein Arzt. stimmen, daß ihnen ausnahmsweise
(3) Die Mitglieder des Landesausschus- nicht nur Mitglieder des Landes-
ses werden von der von der Landes- ausschusses angehören. Absatz 4
regierung bestimmten obersten Satz 2 gilt für die Unterausschüsse
Landesbehörde berufen, die Vertreter hinsichtlich der Entschädigung
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer entsprechend. An den Sitzungen des
auf Vorschlag der auf Landesebene Landesausschusses und der Unter-
bestehenden Arbeitgeberverbände ausschüsse können Vertreter der be-
und Gewerkschaften, der Arzt auf teiligten obersten Landesbehörden
Vorschlag der Landesärztekammer, teilnehmen.
die übrigen Vertreter auf Vorschlag
der in Absatz 2 Nr. 2 und 3 genann- § 56
ten Stellen. Bildung des Ausschusses für Jugend-
(4) Die Tätigkeit im Landesausschuß arbeitsschutz bei der Aufsichtsbehörde
ist ehrenamtlich. Für bare Auslagen (1) Bei der Aufsichtsbehörde wird ein
und für Entgeltausfall ist, soweit eine Ausschuß für Jugendarbeitsschutz
Entschädigung nicht von anderer ­gebildet. In Städten, in denen mehrere
Seite gewährt wird, eine angemesse- Aufsichtsbehörden ihren Sitz haben,
ne Entschädigung zu zahlen, deren kann ein gemeinsamer Ausschuß für
Höhe nach Landesrecht oder von Jugendarbeitsschutz gebildet werden.
der von der Landesregierung be- In Ländern, in denen nicht mehr als
stimmten obersten Landesbehörde zwei Aufsichtsbehörden eingerichtet
festgesetzt wird. sind, kann der Landesausschuß für
(5) Die Mitglieder können nach Anhö- Jugendarbeitsschutz die Aufgaben
ren der an ihrer Berufung beteiligten dieses Ausschusses übernehmen.
Stellen aus wichtigem Grund abbe-
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 247

(2) Dem Ausschuß gehören als (2) Die oberste Landesbehörde beteiligt
Mitglieder an: den Landesausschuß in Angelegen-
1. je sechs Vertreter der Arbeitgeber heiten von besonderer Bedeutung,
und der Arbeitnehmer, insbesondere vor Erlaß von Rechts-
2. ein Vertreter des im Bezirk der vorschriften zur Durchführung
Aufsichtsbehörde wirkenden dieses Gesetzes.
Jugendrings, (3) Der Landesausschuß hat über seine
3. je ein Vertreter eines Arbeits-, Tätigkeit im Zusammenhang mit dem
Jugend- und Gesundheitsamts, Bericht der Aufsichtsbehörden nach
4. ein Arzt und ein Lehrer an einer § 51 Abs. 3 zu berichten.
berufsbildenden Schule. (4) Der Ausschuß für Jugendarbeits-
(3) Die Mitglieder des Jugendarbeits- schutz bei der Aufsichtsbehörde
schutzausschusses werden von berät diese in allen allgemeinen
der Aufsichtsbehörde berufen, Angelegenheiten des Jugendarbeits-
die Vertreter der Arbeitgeber und schutzes und macht dem Landesaus-
Arbeitnehmer auf Vorschlag der im schuß Vorschläge für die Durchfüh-
Aufsichtsbezirk bestehenden Arbeit- rung dieses Gesetzes. Er klärt über
geberverbände und Gewerkschaften, Inhalt und Ziel des Jugendarbeits-
der Arzt auf Vorschlag der Ärzte- schutzes auf.
kammer, der Lehrer auf Vorschlag
der nach Landesrecht zuständigen Fünfter Abschnitt
Behörde, die übrigen Vertreter Straf- und Bußgeldvorschriften
auf Vorschlag der in Absatz 2 Nr. 2
und 3 genannten Stellen. § 55 Abs. 4 § 58
bis 8 gilt mit der Maßgabe entspre- Bußgeld- und Strafvorschriften
chend, daß die Entschädigung von (1) Ordnungswidrig handelt, wer
der Aufsichtsbehörde mit Genehmi- als Arbeit­geber vorsätzlich oder
gung der von der Landesregierung ­fahrlässig
bestimmten obersten Landesbehör- 1. entgegen § 5 Abs. 1, auch in Ver-
de festgesetzt wird. bindung mit § 2 Abs. 3, ein Kind
oder einen Jugendlichen, der der
§ 57 Vollzeitschulpflicht unterliegt,
Aufgaben der Ausschüsse beschäftigt,
(1) Der Landesausschuß berät die oberste 2. entgegen § 5 Abs. 3 Satz 1 oder
Landesbehörde in allen allgemeinen Satz 3, jeweils auch in Verbin-
Angelegenheiten des Jugendarbeits- dung mit § 2 Abs. 3, ein Kind über
schutzes und macht Vorschläge für 13 Jahre oder einen Jugendlichen,
die Durchführung dieses Gesetzes. Er der der Vollzeitschulpflicht unter-
klärt über Inhalt und Ziel des Jugend- liegt, in anderer als der zugelasse-
arbeitsschutzes auf. nen Weise beschäftigt,
3. (weggefallen)
248 AUSBILDUNG & BERUF

4. entgegen § 7 Satz 1 Nr. 2, auch in lichen an Sonntagen beschäftigt


Verbindung mit einer Rechtsver- oder entgegen § 17 Abs. 2 Satz 2
ordnung nach § 26 Nr. 1, ein Kind, Halbsatz 2 oder Abs. 3 Satz 1 den
das der Vollzeitschulpflicht nicht Jugendlichen nicht freistellt,
mehr unterliegt, in anderer als der 15. entgegen § 18 Abs. 1 einen Jugend­
zugelassenen Weise beschäftigt, lichen am 24. oder 31. Dezember
5. entgegen § 8 einen Jugendlichen nach 14 Uhr oder an gesetzlichen
über die zulässige Dauer der Feiertagen beschäftigt oder ent-
Arbeitszeit hinaus beschäftigt, gegen § 18 Abs. 3 nicht freistellt,
6. entgegen § 9 Absatz 1 einen Ju- 16. entgegen § 19 Abs. 1, auch in Ver-
gendlichen beschäftigt oder nicht bindung mit Abs. 2 Satz 1 oder 2,
freistellt, oder entgegen § 19 Abs. 3 Satz 2
7. entgegen § 10 Abs. 1 einen oder Abs. 4 Satz 2 Urlaub nicht
Jugendlichen für die Teilnahme oder nicht mit der vorgeschriebe-
an Prüfungen oder Ausbildungs- nen Dauer gewährt,
maßnahmen oder an dem 17. entgegen § 21 Abs. 2 die geleistete
Arbeitstag, der der schriftlichen Mehrarbeit durch Verkürzung der
Abschlußprüfung unmittelbar Arbeitszeit nicht ausgleicht,
vorangeht, nicht freistellt, 18. entgegen § 22 Abs. 1, auch in
8. entgegen § 11 Abs. 1 oder 2 Ruhe- Verbindung mit einer Rechtsver-
pausen nicht, nicht mit der vor- ordnung nach § 26 Nr. 1, einen
geschriebenen Mindestdauer oder Jugendlichen mit den dort ge-
nicht in der vorgeschriebenen nannten Arbeiten beschäftigt,
zeitlichen Lage gewährt, 19. entgegen § 23 Abs. 1, auch in
9. entgegen § 12 einen Jugendlichen Verbindung mit einer Rechtsver-
über die zulässige Schichtzeit ordnung nach § 26 Nr. 1, einen
hinaus beschäftigt, Jugendlichen mit Arbeiten mit
10. entgegen § 13 die Mindestfreizeit Lohnanreiz, in einer Arbeits-
nicht gewährt, gruppe mit Erwachsenen, deren
11. entgegen § 14 Abs. 1 einen Entgelt vom Ergebnis ihrer Arbeit
Jugendlichen außerhalb der Zeit abhängt, oder mit tempoabhängi-
von 6 bis 20 Uhr oder entgegen gen Arbeiten beschäftigt,
§ 14 Abs. 7 Satz 3 vor Ablauf der 20. entgegen § 24 Abs. 1, auch in
Mindestfreizeit beschäftigt, Verbindung mit einer Rechtsver-
12. entgegen § 15 einen Jugendlichen ordnung nach § 26 Nr. 1, einen
an mehr als fünf Tagen in der Jugendlichen mit Arbeiten unter
Woche beschäftigt, Tage beschäftigt,
13. entgegen § 16 Abs. 1 einen Jugend- 21. entgegen § 31 Abs. 2 Satz 2 einem
lichen an Samstagen beschäftigt Jugendlichen ein dort genanntes
oder entgegen § 16 Abs. 3 Satz 1 Getränk, Tabakwaren oder ein
den Jugendlichen nicht freistellt, dort genanntes Erzeugnis gibt,
14. entgegen § 17 Abs. 1 einen Jugend- 22. entgegen § 32 Abs. 1 einen
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 249

Jugendlichen ohne ärztliche Be- Bußgeldvorschrift verweist.


scheinigung über die Erstunter- (2) Ordnungswidrig handelt, wer vor-
suchung beschäftigt, sätzlich oder fahrlässig entgegen § 25
23. entgegen § 33 Abs. 3 einen Abs. 1 Satz 1 oder Abs. 2 Satz 1 einen
Jugendlichen ohne ärztliche Be- Jugendlichen beschäftigt, beaufsich-
scheinigung über die erste Nach- tigt, anweist oder ausbildet, obwohl
untersuchung weiterbeschäftigt, ihm dies verboten ist, oder einen
24. entgegen § 36 einen Jugendlichen anderen, dem dies verboten ist, mit
ohne Vorlage der erforderlichen der Beaufsichtigung, Anweisung oder
ärztlichen Bescheinigungen Ausbildung eines Jugendlichen beauf-
beschäftigt, tragt.
25. entgegen § 40 Abs. 1 einen Ju- (3) Absatz 1 Nr. 4, 6 bis 29 und Absatz 2
gendlichen mit Arbeiten beschäf- gelten auch für die Beschäftigung
tigt, durch deren Ausführung der von Kindern (§ 2 Abs. 1) oder Jugend-
Arzt nach der von ihm erteilten lichen, die der Vollzeitschulpflicht
Bescheinigung die Gesundheit unterliegen (§ 2 Abs. 3), nach § 5 Abs. 2
oder die Entwicklung des Jugend- Absatz 1 Nr. 6 bis 29 und Absatz 2 gel-
lichen für gefährdet hält, ten auch für die Beschäftigung von
26. einer Rechtsverordnung nach Kindern, die der Vollzeitschulpflicht
a) § 26 Nr. 2 oder nicht mehr unterliegen, nach § 7.
b) § 28 Abs. 2 (4) Die Ordnungswidrigkeit kann
zuwiderhandelt, soweit sie für mit ­einer Geldbuße bis zu dreißig­
einen bestimmten Tatbestand auf tausend Euro geahndet werden.
diese Bußgeldvorschrift verweist, (5) Wer vorsätzlich eine in Absatz 1, 2
27. einer vollziehbaren Anordnung oder 3 bezeichnete Handlung begeht
der Aufsichtsbehörde nach § 6 und dadurch ein Kind, einen Jugend-
Abs. 3, § 27 Abs. 1 Satz 2 oder lichen oder im Fall des Absatzes 1
Abs. 2, § 28 Abs. 3 oder § 30 Abs. 2 Nr. 6 eine Person, die noch nicht
zuwiderhandelt, 21 Jahre alt ist, in ihrer Gesundheit
28. einer vollziehbaren Auflage der oder Arbeitskraft gefährdet, wird mit
Aufsichtsbehörde nach § 6 Abs. 1, Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder
§ 14 Abs. 7, § 27 Abs. 3 oder § 40 mit Geldstrafe bestraft. Ebenso wird
Abs. 2, jeweils in Verbindung mit bestraft, wer eine in Absatz 1, 2 oder
§ 54 Abs. 1, zuwiderhandelt, 3 bezeichnete Handlung beharrlich
29. einer vollziehbaren Anordnung wiederholt.
oder Auflage der Aufsichtsbehör- (6) Wer in den Fällen des Absatzes 5 Satz 1
de auf Grund einer Rechtsver- die Gefahr fahrlässig verursacht, wird
ordnung nach § 26 Nr. 2 oder § 28 mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Mo-
Abs. 2 zuwiderhandelt, soweit naten oder mit Geldstrafe bis zu ein-
die Rechtsverordnung für einen hundertachtzig Tagessätzen bestraft.
bestimmten Tatbestand auf die
250 AUSBILDUNG & BERUF

§ 59 vollständig macht oder Verzeich-


Bußgeldvorschriften nisse oder Unterlagen nicht vor-
(1) Ordnungswidrig handelt, wer als legt oder einsendet oder entgegen
Arbeitgeber vorsätzlich oder fahr­ § 50 Abs. 2 Verzeichnisse oder
lässig Unterlagen nicht oder nicht
1. entgegen § 6 Abs. 4 Satz 2 ein Kind vorschriftsmäßig aufbewahrt,
vor Erhalt des Bewilligungsbe- 11. entgegen § 51 Abs. 2 Satz 2 das
scheids beschäftigt, Betreten oder Besichtigen der
2. entgegen § 11 Abs. 3 den Aufent- Arbeitsstätten nicht gestattet,
halt in Arbeitsräumen gestattet, 12. entgegen § 54 Abs. 3 einen Aus-
2a. entgegen § 20 Absatz 2 Satz 1 eine hang nicht anbringt.
Aufzeichnung nicht oder nicht (2) Absatz 1 Nr. 2 bis 6 gilt auch für
richtig führt, die Beschäftigung von Kindern (§ 2
2b. entgegen § 20 Absatz 2 Satz 3 eine Abs. 1 und 3) nach § 5 Abs. 2 Satz 1.
Aufzeichnung nicht oder nicht (3) Die Ordnungswidrigkeit kann
mindestens zwölf Monate aufbe- mit einer Geldbuße bis zu fünf­
wahrt, tausend Euro geahndet werden.
3. entgegen § 29 einen Jugendlichen
über Gefahren nicht, nicht richtig § 60
oder nicht rechtzeitig unterweist, Verwaltungsvorschriften für die
4. entgegen § 33 Abs. 2 Satz 1 einen Ver­folgung und Ahndung von
Jugendlichen nicht oder nicht Ordnungs­widrigkeiten
rechtzeitig zur Vorlage einer ärzt- Der Bundesminister für Arbeit und
lichen Bescheinigung auffordert, Sozialordnung kann mit Zustimmung
5. entgegen § 41 die ärztliche Be- des Bundesrates allgemeine Verwal-
scheinigung nicht aufbewahrt, tungsvorschriften für die Verfolgung
vorlegt, einsendet oder aushändigt, und Ahndung von Ordnungswidrig-
6. entgegen § 43 Satz 1 einen Ju- keiten nach §§ 58 und 59 durch die
gendlichen für ärztliche Untersu- Verwaltungsbehörde (§ 35 des Gesetzes
chungen nicht freistellt, über Ordnungswidrigkeiten) und über
7. entgegen § 47 einen Abdruck des die Erteilung einer Verwarnung (§§ 56, 58
Gesetzes oder die Anschrift der Abs. 2 des Gesetzes über Ordnungswid-
zuständigen Aufsichtsbehörde rigkeiten) wegen einer Ordnungswidrig-
nicht auslegt oder aushängt, keit nach §§ 58 und 59 erlassen.
8. entgegen § 48 Arbeitszeit und
Pausen nicht oder nicht in der vor-
geschriebenen Weise aushängt,
9. entgegen § 49 ein Verzeichnis
nicht oder nicht in der vorge-
schriebenen Weise führt,
10. entgegen § 50 Abs. 1 Angaben
nicht, nicht richtig oder nicht
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – JUGENDARBEITSSCHUTZGESETZ 251

Sechster Abschnitt §§ 63 bis 70


Schlußvorschriften (Änderungsvorschriften)

§ 61 § 71
Beschäftigung von Jugendlichen auf (weggefallen)
Kauffahrteischiffen
Für die Beschäftigung von Jugendlichen § 72
als Besatzungsmitglieder auf Kauffahr- Inkrafttreten
teischiffen im Sinne des § 3 des Seear- (1) Dieses Gesetz tritt am 1. Mai 1976 in
beitsgesetzes gilt anstelle dieses Gesetzes Kraft.
das Seearbeitsgesetz. (2) (Aufhebungsvorschrift)
(3) Die auf Grund des § 37 Abs. 2 und des
§ 62 § 53 des Jugendarbeitsschutzgesetzes
Beschäftigung im Vollzug einer Frei- vom 9. August 1960, des § 20 Abs. 1 des
heitsentziehung Jugendschutzgesetzes vom 30. April
(1) Die Vorschriften dieses Gesetzes 1938 und des § 120e der Gewerbeord-
gelten für die Beschäftigung Jugend- nung erlassenen Vorschriften bleiben
licher (§ 2 Abs. 2) im Vollzug einer unberührt. Sie können, soweit sie
gerichtlich angeordneten Freiheits- den Geltungsbereich dieses Gesetzes
entziehung entsprechend, soweit betreffen, durch Rechtsverordnungen
es sich nicht nur um gelegentliche, auf Grund des § 26 oder des § 46 ge-
geringfügige Hilfeleistungen handelt ändert oder aufgehoben werden.
und soweit in den Absätzen 2 bis 4 (4) Vorschriften in Rechtsverordnun-
nichts anderes bestimmt ist. gen, die durch § 69 dieses Gesetzes
(2) Im Vollzug einer gerichtlich ange- geändert werden, können vom
ordneten Freiheitsentziehung finden Bundesministerium für Arbeit und
§ 19, §§ 47 bis 50 keine Anwendung. Soziales im Rahmen der bestehen-
(3) Die §§ 13, 14, 15, 16, 17 und 18 Abs. 1 den Ermächtigungen geändert oder
und 2 gelten im Vollzug einer ge- aufgehoben werden.
richtlich angeordneten Freiheitsent- (5) Verweisungen auf Vorschriften des
ziehung nicht für die Beschäftigung Jugendarbeitsschutzgesetzes vom
jugendlicher Anstaltsinsassen mit 9. August 1960 gelten als Verwei-
der Zubereitung und Ausgabe der sungen auf die entsprechenden
Anstaltsverpflegung. Vorschrif­ten dieses Gesetzes oder der
(4) § 18 Abs. 1 und 2 gilt nicht für die auf Grund dieses Gesetzes erlassenen
Beschäftigung jugendlicher Anstalts- Rechtsverordnungen.
insassen in landwirtschaftlichen
Betrieben der Vollzugsanstalten mit
Arbeiten, die auch an Sonn- und
Feiertagen naturnotwendig vorge-
nommen werden müssen.
252 AUSBILDUNG & BERUF

4 Ausbilder-Eignungsverordnung

Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO)
vom 21. Januar 2009 (BGBl. I S. 88)

-nicht amtliche Veröffentlichung-

Auf Grund des § 30 Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes vom 23. März 2005
(BGBl. I S. 931) verordnet das Bundesministerium für Bildung und Forschung
nach Anhörung des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung:

§1 §3
Geltungsbereich Handlungsfelder
Ausbilder und Ausbilderinnen haben (1) Das Handlungsfeld nach § 2 Num-
für die Ausbildung in anerkannten mer 1 umfasst die berufs- und
Ausbildungsberufen nach dem Berufs- arbeitspädagogische Eignung, Ausbil-
bildungsgesetz den Erwerb der berufs- dungsvoraussetzungen zu prüfen und
und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Ausbildung zu planen. Die Ausbilder
Kenntnisse und Fähigkeiten nach dieser und Ausbilderinnen sind dabei in der
Verordnung nachzuweisen. Dies gilt Lage,
nicht für die Ausbildung im Bereich der 1. die Vorteile und den Nutzen be-
Angehörigen der freien Berufe. trieblicher Ausbildung darstellen
und begründen zu können,
§2 2. bei den Planungen und Entschei-
Berufs- und arbeitspädagogische Eignung dungen hinsichtlich des betrieb-
Die berufs- und arbeitspädagogische lichen Ausbildungsbedarfs auf der
Eignung umfasst die Kompetenz zum Grundlage der rechtlichen, tarif-
selbstständigen Planen, Durchführen vertraglichen und betrieblichen
und Kontrollieren der Berufsausbildung Rahmenbedingungen mitzuwir-
in den Handlungsfeldern: ken,
1. Ausbildungsvoraussetzungen 3. die Strukturen des Berufsbildungs-
prüfen und Ausbildung planen, systems und seine Schnittstellen
2. Ausbildung vorbereiten und bei darzustellen,
der Einstellung von Auszubilden- 4. Ausbildungsberufe für den Be-
den mitwirken, trieb auszuwählen und dies zu
3. Ausbildung durchführen und begründen,
4. Ausbildung abschließen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – AUSBILDER-EIGNUNGSVERORDNUNG 253

5. die Eignung des Betriebes für die 3. den Kooperationsbedarf zu er-


Ausbildung in dem angestrebten mitteln und sich inhaltlich sowie
Ausbildungsberuf zu prüfen organisatorisch mit den Koopera-
sowie, ob und inwieweit Ausbil- tionspartnern, insbesondere der
dungsinhalte durch Maßnahmen Berufsschule, abzustimmen,
außerhalb der Ausbildungsstätte, 4. Kriterien und Verfahren zur Aus-
insbesondere Ausbildung im Ver- wahl von Auszubildenden auch
bund, überbetriebliche und außer- unter Berücksichtigung ihrer Ver-
betriebliche Ausbildung, vermittelt schiedenartigkeit anzuwenden,
werden können, 5. den Berufsausbildungsvertrag
6. die Möglichkeiten des Einsatzes vorzubereiten und die Eintragung
von auf die Berufsausbildung des Vertrages bei der zuständigen
vorbereitenden Maßnahmen ein- Stelle zu veranlassen sowie
zuschätzen sowie 6. die Möglichkeiten zu prüfen, ob
7. im Betrieb die Aufgaben der an der Teile der Berufsausbildung im
Ausbildung Mitwirkenden unter Ausland durchgeführt werden
Berücksichtigung ihrer Funktio- können.
nen und Qualifikationen abzu- (3) Das Handlungsfeld nach § 2 Num-
stimmen. mer 3 umfasst die berufs- und
(2) Das Handlungsfeld nach § 2 Num- arbeitspädagogische Eignung, selbst-
mer 2 umfasst die berufs- und ständiges Lernen in berufstypischen
arbeitspädagogische Eignung, die Arbeits- und Geschäftsprozessen
Ausbildung unter Berücksichtigung handlungsorientiert zu fördern. Die
organisatorischer sowie rechtlicher Ausbilder und Ausbilderinnen sind
Aspekte vorzubereiten. Die Ausbil- dabei in der Lage,
der und Aus­bilderinnen sind dabei 1. lernförderliche Bedingungen und
in der Lage, eine motivierende Lernkultur
1. auf der Grundlage einer Ausbil- zu schaffen, Rückmeldungen zu
dungsordnung einen betrieblichen geben und zu empfangen,
Ausbildungsplan zu erstellen, der 2. die Probezeit zu organisieren, zu
sich insbesondere an berufstypi- gestalten und zu bewerten,
schen Arbeits- und Geschäftspro- 3. aus dem betrieblichen Ausbil-
zessen orientiert, dungsplan und den berufstypi-
2. die Möglichkeiten der Mitwir- schen Arbeits- und Geschäfts-
kung und Mitbestimmung der prozessen betriebliche Lern- und
betrieblichen Interessenvertre- Arbeitsaufgaben zu entwickeln
tungen in der Berufsbildung zu und zu gestalten,
berücksichtigen, 4. Ausbildungsmethoden und
-medien zielgruppengerecht aus-
zuwählen und situationsspezifisch
einzusetzen,
254 AUSBILDUNG & BERUF

5. Auszubildende bei Lernschwie- 1. Auszubildende auf die Abschluss-


rigkeiten durch individuelle oder Gesellenprüfung unter
Gestaltung der Ausbildung und Berücksichtigung der Prüfungs-
Lernberatung zu unterstützen, termine vorzubereiten und die
bei Bedarf ausbildungsunterstüt- Ausbildung zu einem erfolgrei-
zende Hilfen einzusetzen und die chen Abschluss zu führen,
Möglichkeit zur Verlängerung der 2. für die Anmeldung der Auszu-
Ausbildungszeit zu prüfen, bildenden zu Prüfungen bei der
6. Auszubildenden zusätzliche zuständigen Stelle zu sorgen und
Ausbildungsangebote, insbeson- diese auf durchführungsrelevante
dere in Form von Zusatzquali- Besonderheiten hinzuweisen,
fikationen, zu machen und die 3. an der Erstellung eines schriftli-
Möglichkeit der Verkürzung der chen Zeugnisses auf der Grund-
Ausbildungsdauer und die der lage von Leistungsbeurteilungen
vorzeitigen Zulassung zur Ab- mitzuwirken sowie
schlussprüfung zu prüfen, 4. Auszubildende über betriebliche
7. die soziale und persönliche Ent- Entwicklungswege und berufliche
wicklung von Auszubildenden zu Weiterbildungsmöglichkeiten zu
fördern, Probleme und Konflikte informieren und zu beraten.
rechtzeitig zu erkennen sowie auf
eine Lösung hinzuwirken, §4
8. Leistungen festzustellen und zu Nachweis der Eignung
bewerten, Leistungsbeurteilungen (1) Die Eignung nach § 2 ist in einer
Dritter und Prüfungsergebnisse Prüfung nachzuweisen. Die Prüfung
auszuwerten, Beurteilungsgesprä- besteht aus einem schriftlichen und
che zu führen, Rückschlüsse für einem praktischen Teil. Die Prüfung
den weiteren Ausbildungsverlauf ist bestanden, wenn jeder Prüfungs-
zu ziehen sowie teil mit mindestens „ausreichend“
9. interkulturelle Kompetenzen zu bewertet wurde. Innerhalb eines
fördern. Prüfungsverfahrens kann eine
(4) Das Handlungsfeld nach § 2 Num- nicht bestandene Prüfung zweimal
mer 4 umfasst die berufs- und wiederholt werden. Ein bestandener
arbeitspädagogische Eignung, die Prüfungsteil kann dabei angerechnet
Ausbildung zu einem erfolgreichen werden.
Abschluss zu führen und dem Aus- (2) Im schriftlichen Teil der Prüfung
zubildenden Perspektiven für seine sind fallbezogene Aufgaben aus allen
berufliche Weiterentwicklung aufzu- Handlungsfeldern zu bearbeiten. Die
zeigen. Die Ausbilder und Ausbilde- schriftliche Prüfung soll drei Stun-
rinnen sind dabei in der Lage, den dauern.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – AUSBILDER-EIGNUNGSVERORDNUNG 255

(3) Der praktische Teil der Prüfung §5


besteht aus der Präsentation einer Zeugnis
Ausbildungssituation und einem Über die bestandene Prüfung ist jeweils
Fachgespräch mit einer Dauer von ein Zeugnis nach den Anlagen 1 und 2
insgesamt höchstens 30 Minu- auszustellen.
ten. Hierfür wählt der Prüfungs-
teilnehmer eine berufstypische §6
Ausbildungs­situation aus. Die Andere Nachweise
Präsentation soll 15 Minuten nicht (1) Wer die Prüfung nach einer vor
überschreiten. Die Auswahl und Inkrafttreten dieser Verordnung
Gestaltung der Ausbildungssituation geltenden Ausbilder-Eignungs-
sind im Fachgespräch zu erläutern. verordnung bestanden hat, die auf
Anstelle der Präsentation kann eine Grund des Berufsbildungsgesetzes
Ausbildungssituation auch praktisch erlassen worden ist, gilt für die
durchgeführt werden. Berufsausbildung als im Sinne dieser
(4) Im Bereich der Landwirtschaft Verordnung berufs- und arbeits­
und im Bereich der Hauswirtschaft pädagogisch geeignet.
besteht der praktische Teil aus der (2) Wer durch eine Meisterprüfung oder
Durchführung einer vom Prüfungs- eine andere Prüfung der beruflichen
teilnehmer in Abstimmung mit dem Fortbildung nach der Handwerks-
Prüfungsausschuss auszuwählenden ordnung oder dem Berufsbildungs-
Ausbildungssituation und einem gesetz eine berufs- und arbeitspäda-
Fachgespräch, in dem die Auswahl gogische Eignung nachgewiesen hat,
und Gestaltung der Ausbildungs- gilt für die Berufsausbildung als im
situation zu begründen sind. Die Sinne dieser Verordnung berufs- und
Prüfung im praktischen Teil soll arbeitspädagogisch geeignet.
höchstens 60 Minuten dauern. (3) Wer eine sonstige staatliche, staatlich
(5) Für die Abnahme der Prüfung er- anerkannte oder von einer öffent-
richtet die zuständige Stelle einen lich-rechtlichen Körperschaft ab-
Prüfungsausschuss. § 37 Absatz 2 genommene Prüfung bestanden hat,
und 3, § 39 Absatz 1 Satz 2, die §§ 40 deren Inhalt den in § 3 genannten
bis 42, 46 und 47 des Berufsbildungs- Anforderungen ganz oder teilweise
gesetzes gelten entsprechend. entspricht, kann von der zuständigen
Stelle auf Antrag ganz oder teilweise
von der Prüfung nach § 4 befreit
werden. Die zuständige Stelle erteilt
darüber eine Bescheinigung.
256 AUSBILDUNG & BERUF

(4) Die zuständige Stelle kann von der §8


Vorlage des Nachweises über den Übergangsregelung
Erwerb der berufs- und arbeitspäd- Begonnene Prüfungsverfahren können
agogischen Fertigkeiten, Kenntnisse bis zum Ablauf des 31. Juli 2010 nach den
und Fähigkeiten auf Antrag befreien, bisherigen Vorschriften zu Ende geführt
wenn das Vorliegen berufs- und werden. Die zuständige Stelle kann auf
arbeitspädagogischer Eignung auf Antrag des Prüfungsteilnehmers oder
andere Weise glaubhaft gemacht der Prüfungsteilnehmerin die Wieder-
wird und die ordnungsgemäße Aus- holungsprüfung nach dieser Verordnung
bildung sichergestellt ist. Die zustän- durchführen; § 4 Absatz 1 Satz 5 findet
dige Stelle kann Auflagen erteilen. in diesem Fall keine Anwendung. Im
Auf Antrag erteilt die zuständige Übrigen kann bei der Anmeldung zur
Stelle hierüber eine Bescheinigung. Prüfung bis zum Ablauf des 30. April
2010 die Anwendung der bisherigen Vor-
§7 schriften beantragt werden.
Fortführen der Ausbildertätigkeit
Wer vor dem 1. August 2009 als Ausbil- §9
der im Sinne des § 28 Absatz 1 Satz 2 des Inkrafttreten, Außerkrafttreten
Berufsbildungsgesetzes tätig war, ist vom Diese Verordnung tritt am 1. August
Nachweis nach den §§ 5 und 6 dieser 2009 in Kraft.
Verordnung befreit, es sei denn, dass die
bisherige Ausbildertätigkeit zu Bean-
standungen mit einer Aufforderung zur
Mängelbeseitigung durch die zuständige
Stelle geführt hat. Sind nach Aufforde-
rung die Mängel beseitigt worden und
Gefährdungen für eine ordnungsgemä-
ße Ausbildung nicht zu erwarten, kann
die zuständige Stelle vom Nachweis nach
den §§ 5 und 6 befreien; sie kann dabei
Auflagen erteilen.
ANHANG A: RECHTSGRUNDLAGEN – AUSBILDER-EIGNUNGSVERORDNUNG 257

Anlage 1 (zu § 5)

MUSTER

(Bezeichnung der zuständigen Stelle)

ZEUGNIS

Herr/Frau

geboren am

in

hat am

die Prüfung

nach der Ausbilder-Eignungsverordnung vom 21. Januar 2009


(BGBl. I S. 88) bestanden.

Damit wurden die berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Kenntnisse und


Fähigkeiten im Sinne des § 30 des Berufsbildungsgesetzes nachgewiesen.

Ort/Datum

Unterschrift(en)

(Siegel der zuständigen Stelle)


258 AUSBILDUNG & BERUF

Anlage 2 (zu § 5)

MUSTER

(Bezeichnung der zuständigen Stelle)

ZEUGNIS

Herr/Frau

geboren am

in

hat am

die Prüfung

nach der Ausbilder-Eignungsverordnung vom 21. Januar 2009 (BGBl. I S. 88) mit
folgenden Ergebnissen bestanden:

Punkte Note

1. Schriftlicher Prüfungsteil

2. Praktischer Prüfungsteil

Damit wurden die berufs- und arbeitspädagogischen Fertigkeiten, Kenntnisse und


Fähigkeiten im Sinne des § 30 des Berufsbildungsgesetzes nachgewiesen.

Ort/Datum

Unterschrift(en)

(Siegel der zuständigen Stelle)


Anhang B: Service 259

Anhang B: Service

1 Ausbildungsvertragsmuster

Berufsausbildungsvertrag
(§§ 10, 11 des Berufsbildungsgesetzes – BBiG)

Zwischen

(Name und Anschrift des Ausbildenden* (Ausbildungsbetriebs))1

und

(Name und Anschrift der/des Auszubildenden)

geboren am

gesetzlich vertreten durch2

wird nachstehender Berufsausbildungsvertrag zur Ausbildung im Ausbildungsberuf

(wenn einschlägig, bitte einschließlich Fachrichtung, Schwerpunkt, Wahlqualifika-


tion(en) und/oder Einsatzgebiet nach der Ausbildungsordnung bezeichnen) nach Maß-
gabe der Ausbildungsordnung3 geschlossen:

* Soweit keine geschlechtsneutrale Formulierung gewählt wird, dient dies allein der Vereinfachung der
Lesbarkeit. Auch dort werden alle Menschen angesprochen – unabhängig von ihrem Geschlecht (m/w/d).
260 AUSBILDUNG & BERUF

§ 1 – Dauer der Ausbildung

1. (Dauer)

Die Ausbildungsdauer beträgt nach der Ausbildungsordnung Jahre/Monate.


 Auf die Ausbildungsdauer wird die Berufsausbildung zum 4
bzw. eine
berufliche Vorbildung in mit Monaten angerechnet.5
Die Berufsausbildung wird in
 Vollzeit
 Teilzeit6 ( % der Ausbildungszeit in Vollzeit)
durchgeführt. Die Ausbildungsdauer verlängert sich aufgrund der Teilzeit
um Monate.
 Die Ausbildungsdauer verkürzt sich vorbehaltlich der Entscheidung der zuständi-
gen Stelle aufgrund um Monate7.
 Die Berufsausbildung wird im Rahmen eines ausbildungsintegrierenden dualen
Studiums absolviert.
Das Berufsbildungsverhältnis
beginnt am
und endet am 8
.

2. (Probezeit)

Die Probezeit beträgt Monate9. Wird die Ausbildung während der Probezeit
um mehr als ein Drittel dieser Zeit unterbrochen, so verlängert sich die Probezeit um
den Zeitraum der Unterbrechung.

3. (Vorzeitige Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses)

Bestehen Auszubildende vor Ablauf der in Nummer 1 vereinbarten Ausbildungsdauer


die Abschlussprüfung, so endet das Berufsausbildungsverhältnis mit Bekanntgabe des
Ergebnisses durch den Prüfungsausschuss.

4. (Verlängerung des Berufsausbildungsverhältnisses)

Bestehen Auszubildende die Abschlussprüfung nicht, so verlängert sich das Berufsaus-


bildungsverhältnis auf ihr Verlangen bis zur nächstmöglichen Wiederholungsprüfung,
höchstens um ein Jahr.
ANHANG B: SERVICE 261

§ 2 – Ermächtigung zur Anmeldung zu Prüfungen

Die/der Auszubildende ermächtigen den Ausbildenden, sie/ihn in ihrem/seinem


Namen zu Prüfungen im Rahmen der Ausbildung anzumelden; siehe näher § 4 Num-
mer 11 dieses Vertrags.

§ 3 – Ausbildungsstätte

Die Ausbildung findet vorbehaltlich der Regelungen nach § 4 Nummer 12 in

(Ausbildungsstätte)

und den mit dem Betriebssitz für die Ausbildung üblicherweise zusammenhängenden
Bau-, Montage- und sonstigen Arbeitsstellen statt.

§ 4 – Pflichten des Ausbildenden

Der Ausbildende verpflichtet sich,

1. (Ausbildungsziel)

dafür zu sorgen, dass der/dem Auszubildenden die berufliche Handlungsfähigkeit ver-


mittelt wird, die zum Erreichen des Ausbildungsziels erforderlich ist, und die Berufs-
ausbildung nach den beigefügten Angaben zur sachlichen und zeitlichen Gliederung
des Ausbildungsablaufs so durchzuführen, dass das Ausbildungsziel in der vorgesehe-
nen Ausbildungszeit erreicht werden kann;

2. (Ausbilderinnen/Ausbilder)

selbst auszubilden oder eine/einen persönlich und fachlich geeignete/geeigneten Aus-


bilderin/Ausbilder ausdrücklich damit zu beauftragen und diese/diesen der/dem Aus-
zubildenden jeweils schriftlich bekannt zu geben;

3. (Ausbildungsordnung)

der/dem Auszubildenden vor Beginn der Ausbildung die Ausbildungsordnung kosten-


los auszuhändigen;
262 AUSBILDUNG & BERUF

4. (Ausbildungsmittel)

der/dem Auszubildenden kostenlos die Ausbildungsmittel, insbesondere Werkzeuge,


Werkstoffe und Fachliteratur zur Verfügung zu stellen, die für die Ausbildung in den
betrieblichen und überbetrieblichen Ausbildungsstätten und zum Ablegen von Zwi-
schen- und Abschlussprüfungen10, auch soweit solche nach Beendigung des Berufsaus-
bildungsverhältnisses und in zeitlichem Zusammenhang damit stattfinden, erforder-
lich sind;

5. (Besuch der Berufsschule und von Ausbildungsmaßnahmen


außerhalb der Ausbildungsstätte; Prüfungen)

die/den Auszubildende/n zum Besuch der Berufsschule anzuhalten und freizustellen


bzw. nicht zu beschäftigen. Der Ausbildende verpflichtet sich daneben, die/den Aus-
zubildende/n, wenn Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte vorge-
schrieben oder nach Nummer 12 durchzuführen sind, freizustellen. Das Gleiche gilt für
die Teilnahme an Prüfungen und an dem Arbeitstag, der der schriftlichen Abschluss-
prüfung unmittelbar vorangeht.

6. (Führung von schriftlichen oder elektronischen Ausbildungs-


nachweisen)

schriftliche oder elektronische11 Ausbildungsnachweise der/dem Auszubildenden für


die Berufsausbildung kostenfrei zur Verfügung zu stellen und ihnen Gelegenheit zu
geben, die Ausbildungsnachweise während der Ausbildungszeit am Arbeitsplatz zu
führen.

Die/der Ausbildende wird die/den Auszubildende/n zum ordnungsgemäßen Führen


der Ausbildungsnachweise anhalten und dies durch regelmäßige Abzeichnung oder in
sonstiger geeigneter Weise bestätigen;

7. (Ausbildungsbezogene Tätigkeiten)

der/dem Auszubildenden nur Aufgaben zu übertragen, die dem Ausbildungszweck die-


nen und ihren/seinen körperlichen Kräften angemessen sind;

8. (Sorgepflicht)

dafür zu sorgen, dass die/der Auszubildende charakterlich gefördert sowie sittlich und
körperlich nicht gefährdet wird;
ANHANG B: SERVICE 263

9. (Ärztliche Untersuchungen)

sofern die/der Auszubildende noch nicht 18 Jahre alt ist, sich Bescheinigungen gemäß
den §§ 32, 33 des Jugendarbeitsschutzgesetzes darüber vorlegen zu lassen, dass sie/er
a) vor der Aufnahme der Ausbildung untersucht und
b) vor Ablauf des ersten Ausbildungsjahres nachuntersucht worden ist;

10. (Eintragungsantrag)
unverzüglich nach Abschluss des Berufsausbildungsvertrags die Eintragung in das Ver-
zeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse bei der zuständigen Stelle unter Beifügung
der Vertragsniederschriften und – bei Auszubildenden unter 18 Jahren – einer Kopie
oder Mehrfertigung der ärztlichen Bescheinigung über die Erstuntersuchung gemäß
§ 32 des Jugendarbeitsschutzgesetzes zu beantragen; Entsprechendes gilt bei späteren
Änderungen des wesentlichen Vertragsinhalts;

11. (Anmeldung zu Prüfungen)

die/den Auszubildende/n im Rahmen einer gemäß § 2 dieses Vertrags erteilten Er-


mächtigung rechtzeitig zu den angesetzten Zwischen- und Abschlussprüfungen oder
zum ersten und zweiten Teil einer gestreckten Abschlussprüfung anzumelden und
für die Teilnahme freizustellen sowie der Anmeldung zur Zwischenprüfung oder zum
ersten Teil einer gestreckten Abschlussprüfung bei Auszubildenden, die noch nicht
18 Jahre alt sind, eine Kopie oder Mehrfertigung der ärztlichen Bescheinigung über die
erste Nachuntersuchung gemäß § 33 des Jugendarbeitsschutzgesetzes beizufügen; die/
der Auszubildende erhalten eine Kopie des Anmeldeantrags;

12. (soweit zutreffend: Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der


Ausbildungsstätte)

§ 5 – Pflichten der/des Auszubildenden

Die/Der Auszubildende hat sich zu bemühen, die berufliche Handlungsfähigkeit zu er-


werben, die erforderlich ist, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Sie/Er verpflichtet
sich insbesondere,
264 AUSBILDUNG & BERUF

1. (Lernpflicht)

die ihr/ihm im Rahmen ihrer/seiner Berufsausbildung übertragenen Aufgaben sorg-


fältig auszuführen;

2. (Berufsschulunterricht, Prüfungen und sonstige Maßnahmen)

am Berufsschulunterricht und an Prüfungen sowie an Ausbildungsmaßnahmen außer-­


halb der Ausbildungsstätte teilzunehmen, für die sie/er nach § 4 Nummer 5, 11 und 12
freigestellt bzw. nicht beschäftigt wird;

3. (Weisungsgebundenheit)
den Weisungen zu folgen, die ihr/ihm im Rahmen der Berufsausbildung von Ausbilden-
den, von Ausbilderinnen oder Ausbildern oder von anderen weisungsberechtigten Per-
sonen, soweit sie als weisungsberechtigt bekannt gemacht worden sind, erteilt werden;

4. (Betriebliche Ordnung)

die für die Ausbildungsstätte geltende Ordnung zu beachten;

5. (Sorgfaltspflicht)

Werkzeug, Maschinen und sonstige Einrichtungen pfleglich zu behandeln und sie nur
zu den ihr/ihm übertragenen Arbeiten zu verwenden;

6. (Betriebsgeheimnisse)

über Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse Stillschweigen zu wahren;

7. (Führung von schriftlichen oder elektronischen11


Ausbildungsnachweisen)

die vorgeschriebenen schriftlichen oder elektronischen Ausbildungsnachweise ord­


nungs­­gemäß zu führen und regelmäßig vorzulegen;

8. (Benachrichtigung)

bei Fernbleiben von der betrieblichen Ausbildung, vom Berufsschulunterricht oder von
sonstigen Ausbildungsveranstaltungen dem Ausbildenden unter Angabe von Gründen
unverzüglich Nachricht zu geben. Bei einer Arbeitsunfähigkeit infolge von Krankheit,
die länger als drei Kalendertage dauert, hat die/der Auszubildende, sofern er/sie Mitglied
einer gesetzlichen Krankenkasse ist, das Bestehen der Arbeitsunfähigkeit sowie deren
ANHANG B: SERVICE 265

voraussichtliche Dauer feststellen und sich eine ärztliche Bescheinigung aushändigen


zu lassen. Auf Verlangen des Ausbildenden ist die Arbeitsunfähigkeit und deren voraus-
sichtliche Dauer früher als im Gesetz vorgesehen ärztlich feststellen zu lassen. Dauert die
Arbeitsunfähigkeit länger als in der Bescheinigung angegeben, ist die/der Auszubildende
verpflichtet, sich eine neue ärztliche Bescheinigung aushändigen zu lassen.

9. (Ärztliche Untersuchungen)
soweit auf sie/ihn die Bestimmungen des Jugendarbeitsschutzgesetzes Anwendung
finden, sich gemäß den §§ 32 und 33 dieses Gesetzes ärztlich
a) vor Beginn der Ausbildung untersuchen
b) vor Ablauf des ersten Ausbildungsjahres nachuntersuchen zu lassen
und die Bescheinigungen hierüber dem Ausbildenden vorzulegen.

§ 6 – Vergütung und sonstige Leistungen

1. (Höhe und Fälligkeit)

  Das Ausbildungsverhältnis fällt in den Geltungsbereich des folgenden Tarifvertrags:

 
Das Ausbildungsverhältnis fällt nicht in den Geltungsbereich eines gültigen
Tarifvertrags.

Der Ausbildende zahlt der/dem Auszubildenden eine angemessene Vergütung in


Höhe von monatlich
Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr,
Euro brutto im zweiten Ausbildungsjahr,
Euro brutto im dritten Ausbildungsjahr,
Euro brutto im vierten Ausbildungsjahr.

Eine über die vereinbarte regelmäßige tägliche Ausbildungszeit hinausgehende Beschäfti­


gung wird als Überstunde
 besonders vergütet
 in Freizeit ausgeglichen
 besonders vergütet oder in Freizeit ausgeglichen
 besonders vergütet und in Freizeit ausgeglichen12

Die Vergütung wird spätestens am letzten Arbeitstag des Monats gezahlt. Das auf die
Urlaubszeit entfallende Entgelt (Urlaubsentgelt) wird vor Antritt des Urlaubs ausgezahlt.

Die Beiträge für die Sozialversicherung tragen die Vertragschließenden nach Maßgabe
der gesetzlichen Bestimmungen.
266 AUSBILDUNG & BERUF

2. (Zusammengesetzte Vergütung)

 Die Vergütung setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen, die in einer Anlage zum
Ausbildungsvertrag aufgeführt werden, zusammen.

3. (Kosten für Maßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte)


Ausbildende tragen die Kosten für Maßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte nach
§ 4 Nummer 5, soweit sie nicht anderweitig gedeckt sind. Ist eine auswärtige Unterbrin-
gung erforderlich, so können Auszubildenden anteilige Kosten für Verpflegung in dem
Umfang in Rechnung gestellt werden, in dem diese Kosten einsparen. Die Anrechnung
von anteiligen Kosten und Sachbezugswerten nach § 17 Absatz 6 BBiG darf 75 % der
vereinbarten Bruttovergütung nicht übersteigen.

4. (Berufskleidung)
Wird vom Ausbildenden eine besondere Berufskleidung vorgeschrieben, so wird sie
von ihm zur Verfügung gestellt.

5. (Fortzahlung der Vergütung)

Der/Dem Auszubildenden wird die Vergütung auch gezahlt


a) für die Zeit der Freistellung gemäß § 4 Nummer 5, 11 und 12 dieses Vertrags sowie
gemäß § 10 Absatz 1 Nummer 2 und § 43 des Jugendarbeitsschutzgesetzes
b) bis zur Dauer von sechs Wochen, wenn sie/er
aa) sich für die Berufsausbildung bereithält, diese aber ausfällt,
bb) aus einem sonstigen, in ihrer/seiner Person liegenden Grund unverschuldet
verhindert ist, die Pflichten aus dem Berufsausbildungsverhältnis zu erfüllen,
cc) bei Krankheit nach Maßgabe des Entgeltfortzahlungsgesetzes.

§ 7 – Ausbildungszeit, Anrechnung und Urlaub

1. (Tägliche und wöchentliche Ausbildungszeit13)

a) Die regelmäßige tägliche Ausbildungszeit beträgt Stunden14


b) Die durchschnittliche wöchentliche Ausbildungszeit beträgt Stunden.

2. (Anrechnung)

Auf die Ausbildungszeit der Auszubildenden werden angerechnet


a)  die Berufsschulunterrichtszeit einschließlich der Pausen nach § 15 Absatz 1
Satz 2 Nummer 1 BBiG bzw. § 9 Absatz 2 Nummer 3 des Jugendarbeitsschutz-
gesetzes (JArbSchG),
ANHANG B: SERVICE 267

b) Berufsschultage nach § 15 Absatz 1 Satz 2 Nummer 2 BBiG bzw. § 9 Absatz 1


Satz 2 Nummer 2 JArbSchG mit der durchschnittlichen täglichen Ausbildungszeit,
c) Berufsschulwochen nach § 15 Absatz 1 Satz 2 Nummer 3 BBiG bzw. § 9 Absatz 1 Satz 2
Nummer 3 JArbSchG mit der durchschnittlichen wöchentlichen Ausbildungszeit,
d) die Freistellung nach § 15 Absatz 1 Satz 2 Nummer 4 BBiG bzw. § 10 Absatz 1
Nummer 1 JArbSchG mit der Zeit der Teilnahme einschließlich der Pausen und
e) die Freistellung nach § 15 Absatz 1 Satz 2 Nummer 5 BBiG bzw. § 10 Absatz 1
Nummer 2 JArbSchG mit der durchschnittlichen täglichen Ausbildungszeit.

3. (Urlaub)
Der Ausbildende gewährt der/dem Auszubildenden Urlaub nach den geltenden
Bestimmungen. Es besteht ein Urlaubsanspruch
auf Werktage oder Arbeitstage im Jahr ,
auf Werktage oder Arbeitstage im Jahr ,
auf Werktage oder Arbeitstage im Jahr ,
auf Werktage oder Arbeitstage im Jahr .

4. (Lage des Urlaubs)

Der Urlaub soll zusammenhängend und in der Zeit der Berufsschulferien erteilt und
genommen werden. Während des Urlaubs darf die/der Auszubildende keine dem
Urlaubszweck widersprechende Erwerbsarbeit leisten.

§ 8 – Kündigung

1. (Kündigung während der Probezeit)

Während der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis ohne Einhaltung einer


Kündigungsfrist und ohne Angabe von Gründen gekündigt werden.

2. (Kündigungsgründe)

Nach der Probezeit kann das Berufsausbildungsverhältnis nur gekündigt werden


a) aus einem wichtigen Grund15 ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist
b) von der/dem Auszubildenden mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen, wenn
sie/er die Berufsausbildung aufgeben oder sich für eine andere Berufstätigkeit
ausbilden lassen will.

3. (Form der Kündigung)

Die Kündigung muss schriftlich, im Fall der Nummer 2 unter Angabe der Kündigungs-
gründe erfolgen.
268 AUSBILDUNG & BERUF

4. (Unwirksamkeit einer Kündigung)


Eine Kündigung aus einem wichtigen Grund ist unwirksam, wenn die ihr zugrunde
liegenden Tatsachen dem zur Kündigung Berechtigten länger als zwei Wochen bekannt
sind. Ist ein Schlichtungsverfahren gemäß § 10 eingeleitet, so wird bis zu dessen Been-
digung der Lauf dieser Frist gehemmt.

5. (Schadensersatz bei vorzeitiger Beendigung)

Wird das Berufsausbildungsverhältnis nach Ablauf der Probezeit vorzeitig gelöst, so


kann der Ausbildende oder die/der Auszubildende Ersatz des Schadens verlangen,
wenn die andere Person den Grund für die Auflösung zu vertreten hat. Das gilt nicht bei
Kündigung wegen Aufgabe oder Wechsels der Berufsausbildung (Nummer 2 Buchstabe b).
Der Anspruch erlischt, wenn er nicht innerhalb von drei Monaten nach Beendigung des
Berufsausbildungsverhältnisses geltend gemacht wird.

6. (Aufgabe des Betriebs, Wegfall der Ausbildungseignung)

Bei Kündigung des Berufsausbildungsverhältnisses wegen Betriebsaufgabe oder wegen


Wegfalls der Ausbildungseignung verpflichten sich Ausbildende, sich mit Hilfe der Be-
rufsberatung der zuständigen Arbeitsagentur rechtzeitig um eine weitere Ausbildung im
bisherigen Ausbildungsberuf in einer anderen geeigneten Ausbildungsstätte zu bemühen.

§ 9 – Betriebliches Zeugnis

Die/der Ausbildende hat der/dem Auszubildenden bei Beendigung des Berufsausbil-


dungsverhältnisses ein Zeugnis auszustellen. Die elektronische Form ist ausgeschlossen.
Hat der Ausbildende die Berufsausbildung nicht selbst durchgeführt, so soll auch die
Ausbilderin oder der Ausbilder das Zeugnis unterschreiben. Es muss Angaben enthalten
über Art, Dauer und Ziel der Berufsausbildung sowie über die erworbenen beruflichen
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten der/des Auszubildenden. Auf Verlangen der/
des Auszubildenden sind auch Angaben über Verhalten und Leistung aufzunehmen.

§ 10 – Beilegung von Streitigkeiten

Bei Streitigkeiten aus dem bestehenden Berufsausbildungsverhältnis ist vor Inan-


spruchnahme des Arbeitsgerichts der nach § 111 Absatz 2 des Arbeitsgerichtsgesetzes
errichtete Schlichtungsausschuss anzurufen, sofern ein solcher bei der zuständigen
Stelle besteht.

§ 11 – Erfüllungsort

Erfüllungsort für alle Ansprüche aus diesem Vertrag ist der Ort der Ausbildungsstätte.
ANHANG B: SERVICE 269

§ 12 – Sonstige Vereinbarungen16;
Hinweis auf Betriebs- bzw. Dienstvereinbarungen

Rechtswirksame Nebenabreden, die das Berufsausbildungsverhältnis betreffen, kön-


nen nur durch schriftliche Ergänzung im Rahmen des § 12 dieses Berufsausbildungs-
vertrags getroffen werden.

Vorstehender Vertrag ist in Ausfertigungen (bei Mündeln fach) ausgestellt und


von den Vertragsschließenden eigenhändig unterschrieben worden.

, den
(Ort) (Datum)

Die/der Ausbildende: Die/der Auszubildende:

(Stempel und Unterschrift)

Die gesetzlichen Vertreter


des/der Auszubildenden:

Vater:

und
Mutter:

oder
Vormund:

Dieser Vertrag ist in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse eingetragen


am unter Nummer

Vorgemerkt zur Prüfung für (Siegel)


270 AUSBILDUNG & BERUF

Anlage gemäß § 4 Nummer 1 des


Berufs­ausbildungsvertrags

Angaben zur sachlichen und zeitlichen Gliederung des Berufsausbildungsablaufs:

Anlage gemäß § 6 Nummer 2 des


Berufs­ausbildungsvertrags

Die monatliche Ausbildungsvergütung setzt sich wie folgt zusammen:

Merkblatt zum Berufsausbildungsvertrag

Der Berufsausbildungsvertrag wird zwischen der/dem Ausbildenden und der/den Aus-


zubildenden geschlossen. Ausbildende/r ist diejenige natürliche oder juristische Person
(z. B. GmbH), die einen anderen zur Berufsausbildung einstellt. Davon zu unterscheiden
sind diejenigen, die die Ausbildung praktisch durchführen. Das können der Ausbilden-
de selbst oder von ihm beauftragte Ausbilder oder Ausbilderinnen sein. Auszubildende
sind diejenigen, die ausgebildet werden. Im Fall der Minderjährigkeit ist zum Vertrags-
schluss die Zustimmung der gesetzlichen Vertreter erforderlich. Für Jugendliche unter
18 Jahren darf ein Berufsausbildungsvertrag nur in einem anerkannten Ausbildungsbe-
ruf abgeschlossen werden. Ausbildungsberufe werden durch Rechtsverordnung gemäß
den §§ 4, 5 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) und den §§ 25, 26 der Handwerksordnung
(HwO) anerkannt. Solange dies nicht geschehen ist, sind gemäß § 103 Absatz 1 BBiG
die bisherigen Ordnungsmittel (Berufsbild, Berufsbildungsplan und Prüfungsanforde-
rungen) bzw. gemäß § 122 Absatz 4 HwO die fachlichen Vorschriften anzuwenden. Das
amtliche Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe kann bei der Berufsberatung
der Agentur für Arbeit oder bei der zuständigen Stelle eingesehen werden. Ist durch den
übereinstimmenden Willen, dass eine Ausbildung in diesem Ausbildungsberuf stattfin-
den soll, zwischen den Vertragspartnern der Ausbildungsvertrag zustande gekommen,
so muss unverzüglich, spätestens vor Beginn der Berufsausbildung, die Vertragsnieder-
schrift ausgefertigt werden. Als Niederschrift dient das von der zuständigen Stelle vor-
gesehene Muster des Berufsausbildungsvertrags. Unverzüglich nach Ausfertigung der
Vertragsniederschrift hat der Ausbildende bei der zuständigen Stelle die Eintragung in
das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse zu beantragen.
ANHANG B: SERVICE 271

Bei der Ausfertigung der Vertragsniederschrift ist im Einzelnen Folgendes zu beachten:

§ 1 – Dauer der Ausbildung

Zu Nummer 1 (Dauer)

Die vorgeschriebene Ausbildungsdauer ist der Ausbildungsordnung zu entnehmen. Die


tatsächliche Dauer der Ausbildung ist unter Berücksichtigung von etwaigen Verkür-
zungen oder Anrechnungen im Vertrag mit dem Datum des Beginns und des Endes
anzugeben.

Eine längere Dauer als in der Ausbildungsordnung vorgeschrieben, darf nicht ver-
einbart werden. Es ist aber möglich, dass während der Laufzeit des Ausbildungsver-
hältnisses die/der Auszubildende im Ausnahmefall einen Verlängerungsantrag stellt,
den die zuständige Stelle genehmigen kann, wenn die Verlängerung erforderlich ist,
um das Ausbildungsziel zu erreichen. Gegebenenfalls kann auf die Ausbildungsdauer
eine vorherige Berufsausbildung oder nach besonderen Bestimmungen der einzelnen
Bundesländer oder bei Fehlen einer solchen Rechtsverordnung des Landes durch die
zuständige Stelle im Einzelfall eine anderweitige berufliche Vorbildung wie etwa ein
Berufsgrundbildungsjahr ganz oder teilweise angerechnet werden.

Die zuständige Stelle hat auf gemeinsamen Antrag die/der Auszubildenden und Aus-
bildenden die Ausbildungsdauer zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass die/der Auszu-
bildende das Ausbildungsziel in der gekürzten Dauer erreicht. Für die Entscheidung
im Einzelfall sind die Empfehlungen des Hauptausschusses des Bundesinstituts für
Berufsbildung und der jeweiligen zuständigen Stelle maßgebend.

Die Verkürzung der Ausbildungsdauer oder die Anrechnung auf die Ausbildungsdauer
ist in § 1 Nummer 1 der Vertragsniederschrift unter Angabe des bereits abgeleisteten
Anrechnungszeitraums bzw. der besuchten Schulen auszuweisen.

Über die vertraglich vereinbarten Verkürzungen und Anrechnungen hinaus eröffnet


das BBiG die Möglichkeit der vorzeitigen Zulassung zur Abschlussprüfung (§ 45 Absatz 1
BBiG, § 37 Absatz 1 HwO). Das Nähere regelt die Prüfungsordnung der zuständigen Stelle.

Der Berufsausbildungsvertrag endet spätestens mit Ablauf der vereinbarten Ausbil-


dungsdauer. Im Berufsausbildungsvertrag ist die Vereinbarung einer Weiterbeschäf-
tigung nach Beendigung des Berufsausbildungsverhältnisses unzulässig. Außerhalb
des Berufsausbildungsvertrags kann eine solche Vereinbarung frühestens während der
letzten sechs Monate des bestehenden Berufsausbildungsverhältnisses getroffen wer-
den. Wenn die Vertragsparteien dies beabsichtigen, soll im Interesse der Vertragsklar-
heit innerhalb der letzten sechs Monate des bestehenden Berufsausbildungsverhältnis-
ses eine entsprechende Willensäußerung der/des Auszubildenden erfolgen.

Das Arbeitsverhältnis kann auf unbestimmte Zeit oder befristet eingegangen werden.
272 AUSBILDUNG & BERUF

Bei einer Befristung sind die Bestimmungen des Teilzeit- und Befristungsgesetzes zu
beachten:

§ 2 – Ermächtigung zur Anmeldung zu Prüfungen

Entgegen verbreiteter früherer Praxis steht die Anmeldung zu Prüfungen grundsätz-


lich der bzw. dem Auszubildenden selbst zu. Der Ausbildende kann zur Prüfung nicht
bereits aus eigenem Recht anmelden, sondern nur infolge einer Ermächtigung; eine
solche in § 2 vorgesehene Ermächtigung ist aber auch nachdrücklich zu empfehlen, um
eine fristgerechte Anmeldung zur Prüfung zu gewährleisten und eine ungewollte Un-
terbrechung des Vertragsverhältnisses zu vermeiden. Eine Unterbrechung mit der Fol-
ge des Wegfalls der Ausbildungsvergütung könnte eintreten, wenn die Prüfung infolge
verspäteter Anmeldung erst nach Ende der vereinbarten Ausbildungsdauer anberaumt
werden könnte, § 21 Absatz 1 BBiG.

§ 3 – Ausbildungsstätte

Hier ist aufzuführen,


a) wenn die gesamte Ausbildung nur in einer Ausbildungsstätte vorgenommen wird:
der Ort der Ausbildungsstätte;
b)wenn die Ausbildung in mehreren Ausbildungsstätten vorgenommen wird: die Be-
zeichnung der Ausbildungsstätten mit Angabe des Ortes.

§ 4 – Pflichten des Ausbildenden

Zu Nummer 1 (Ausbildungsziel)

Dem Berufsausbildungsvertrag sind Angaben über die sachliche und zeitliche Glie-
derung der Berufsausbildung als Anlage beizufügen. Der Ausbildungsablauf ist unter
Zugrundelegung des Ausbildungsrahmenplans gemäß § 5 BBiG bzw. § 26 HwO den be-
trieblichen Gegebenheiten entsprechend so aufzugliedern, dass sowohl die zeitliche
Folge als auch der sachliche Aufbau der Berufsausbildung ersichtlich ist.

Zu Nummer 5 (Besuch der Berufsschule und von Ausbildungsmaßnah-


men außerhalb der Ausbildungsstätte; Prüfungen)

Der Ausbildende hat erwachsene Auszubildende in folgenden Fällen freizustellen:


a) für die Teilnahme am Berufsschulunterricht,
b) an einem Berufsschultag mit mehr als fünf Unterrichtsstunden von mindestens je
45 Minuten, einmal in der Woche,
ANHANG B: SERVICE 273

c) in Berufsschulwochen mit einem planmäßigen Blockunterricht von mindestens


25 Wochenstunden an mindestens fünf Tagen; zusätzliche betriebliche Ausbildungs-
veranstaltungen bis zu zwei Stunden wöchentlich sind zulässig,
d)  für Ausbildungsmaßnahmen, die außerhalb der Ausbildungsstätte vorgeschrieben
oder nach Nummer 12 durchzuführen sind, sowie die Teilnahme an Prüfungen,
e) an dem Arbeitstag, der der schriftlichen Abschlussprüfung unmittelbar vorangeht.

Der Ausbildende darf jugendliche Auszubildende in den vorgenannten Fällen der


Buchstaben b und c nicht beschäftigen und haben sie in den Fällen der Buchstaben a,
d und e freizustellen.

Daneben darf der Ausbildende Auszubildende vor einem vor 9 Uhr beginnenden
Berufsschulunterricht nicht beschäftigen.

Zu Nummer 9 (Untersuchungen)

Nach § 32 des Jugendarbeitsschutzgesetzes (JArbSchG) darf der Ausbildende mit der


Berufsausbildung einer/eines Jugendlichen nur beginnen, wenn dieser innerhalb der
letzten 14 Monate von einem Arzt untersucht worden ist und ihm eine von diesem
Arzt ausgestellte Bescheinigung vorliegt. Der Ausbildende hat sich vor Ablauf des ers-
ten Ausbildungsjahres die Bescheinigung eines Arztes darüber vorlegen zu lassen, dass
der Jugendliche nachuntersucht worden ist.

Zu Nummer 10 (Eintragungsantrag)

Der Eintragungsantrag muss vor Beginn des Berufsausbildungsverhältnisses bei der


zuständigen Stelle gestellt werden, nicht etwa erst während der Probezeit. Dem Antrag
sind die Vertragsniederschriften in der von der zuständigen Stelle benötigten Stück-
zahl und die sonstigen Formblätter der zuständigen Stelle beizufügen. Auch nachträg-
liche Änderungen des Vertragsinhalts, die von dem ursprünglich der zuständigen Stelle
eingereichten Text des Vertrags und der Anlagen abweichen, müssen der zuständigen
Stelle unverzüglich mitgeteilt werden.

Zu Nummer 11 (Anmeldung zu Prüfungen)

Siehe Erläuterung zu § 2.

Zu Nummer 12 (Ausbildungsmaßnahmen außerhalb der


Ausbildungsstätte)

An dieser Stelle sind diejenigen Ausbildungsmaßnahmen einzutragen, die außerhalb


der Ausbildungsstätte durchgeführt werden. Für diese Maßnahmen trägt der Ausbil-
dende die Kosten entsprechend § 6 Nummer 3 des Berufsausbildungsvertrags.
274 AUSBILDUNG & BERUF

§ 5 – Pflichten der/des Auszubildenden

Zu Nummer 4 (Betriebliche Ordnung)

Die für die Ausbildungsstätte geltende Ordnung kann z. B. betreffen: Sicherheits- und
Unfallverhütungsvorschriften, Anlegen von Schutzkleidung, Vorschriften über das Be-
treten von Werkstätten und bestimmten Räumen, Benutzungsordnungen für Sozialein-
richtungen, allgemeine Hausordnung usw., soweit sie nicht zu den Bestimmungen des
BBiG im Widerspruch stehen. Der Ausbildende hat die Auszubildenden auf bestehende
Ordnungen hinzuweisen. Die Auszubildenden sollen sich auch selbst über die Ordnun-
gen informieren, wenn diese in der Ausbildungsstätte allgemein zugänglich sind.

Zu Nummer 6 (Betriebsgeheimnisse)

Die Auszubildenden haben über die ihnen als Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse be-
zeichneten Tatsachen hinaus auch dann Stillschweigen zu bewahren, wenn sie eindeu-
tig erkennen mussten, dass es sich um Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse handelt.

Zu Nummer 8 (Benachrichtigung)

Für Auszubildende, die privat krankenversichert sind, gilt im Krankheitsfall die Anzeige-
und Nachweispflicht nach § 5 Absatz 1 EFZG. Ärztliche Bescheinigungen sind Ausbil-
denden danach unmittelbar vorzulegen.

Ärztliche Bescheinigungen sind auch bei Auslandsaufenthalt zum Zeitpunkt der


Arbeits­unfähigkeit, bei Arbeitsunfähigkeitsfeststellung durch Ärzte, die nicht an der
vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen (Privatärzte), bei Erkrankung eines Kindes,
stufenweiser Wiedereingliederung, Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen
oder Beschäftigungsverboten vorzulegen.

§ 6 – Vergütung und sonstige Leistungen

Zu Nummer 1 (Höhe und Fälligkeit)

In die vorgesehenen Zeilen der Vertragsniederschrift ist die der/dem Auszubildenden


zu gewährende Vergütung für jedes Ausbildungsjahr einzutragen. Die Vergütung muss
mit fortschreitender Berufsausbildung, mindestens jährlich, ansteigen.

Fällt das Ausbildungsverhältnis in den Geltungsbereich eines Tarifvertrags, ist dieser


die Grundlage für die Beurteilung der Angemessenheit der Ausbildungsvergütung ent-
sprechend der nachfolgenden Regelungen. Auch bei bestehender Tarifbindung steht es
den Vertragsparteien frei, eine über den tariflich festgelegten Sätzen liegende Ausbil-
dungsvergütung zu vereinbaren.
ANHANG B: SERVICE 275

Fällt das Ausbildungsverhältnis nicht in den Geltungsbereich eines Tarifvertrags, so gel-


ten die nachfolgenden Regelungen zur Mindestvergütung.

1. Mindestvergütung17

Vorbehaltlich der nachstehenden Sonderregelungen ist die Angemessenheit einer Ver-


gütung ausgeschlossen, wenn sie die Mindestvergütung nach § 17 Absatz 2 BBiG unter-
schreitet.

Dabei ergeben sich für die Mindestvergütung bei einem Ausbildungsbeginn in den Jah-
ren 2020 bis 2023 folgende Beträge:

a) wenn die Berufsausbildung zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 31. Dezember 2020
begonnen wird, monatlich
Euro 515,00 brutto im ersten Ausbildungsjahr,
Euro 608,00 brutto im zweiten Ausbildungsjahr,
Euro 695,00 brutto im dritten Ausbildungsjahr,
Euro 721,00 brutto im vierten Ausbildungsjahr.
b) wenn die Berufsausbildung zwischen dem 1. Januar 2021 und dem 31. Dezember 2021
begonnen wird, monatlich
Euro 550,00 brutto im ersten Ausbildungsjahr,
Euro 649,00 brutto im zweiten Ausbildungsjahr,
Euro 743,00 brutto im dritten Ausbildungsjahr,
Euro 770,00 brutto im vierten Ausbildungsjahr.
c) wenn die Berufsausbildung zwischen dem 1. Januar 2022 und dem 31. Dezember 2022
begonnen wird, monatlich
Euro 585,00 brutto im ersten Ausbildungsjahr,
Euro 690,00 brutto im zweiten Ausbildungsjahr,
Euro 790,00 brutto im dritten Ausbildungsjahr,
Euro 819,00 brutto im vierten Ausbildungsjahr.
d) wenn die Berufsausbildung zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 31. Dezember 2023
begonnen wird, monatlich
Euro 620,00 brutto im ersten Ausbildungsjahr,
Euro 732,00 brutto im zweiten Ausbildungsjahr,
Euro 837,00 brutto im dritten Ausbildungsjahr,
Euro 868,00 brutto im vierten Ausbildungsjahr.

Ab dem 01.01.2024 wird die Höhe der Mindestvergütung nach Maßgabe des § 17 Ab-
satz 2 Satz 2 bis 7 BBiG gesetzlich fortgeschrieben.

2. Sonderregelungen zur Mindestvergütung

a) Tarifbindung der Ausbildenden


Wenn für den Ausbildenden nach § 3 Absatz 1 des Tarifvertragsgesetzes eine tarifvertrag-
liche Vergütungsregelung gilt, ist diese nach § 17 Absatz 3 BBiG auch angemessen, wenn
276 AUSBILDUNG & BERUF

sie die jeweilige Mindestvergütung unterschreitet. Die tarifvertragliche Regelung erfährt


im Falle der Tarifbindung des Ausbildenden also Vorrang vor der Mindestvergütung.

Nach Ablauf des jeweiligen Tarifvertrags gilt dessen Vergütungsregelung für bereits be-
gründete Ausbildungsverhältnisse weiterhin als angemessen, bis sie durch einen neuen
oder ablösenden Tarifvertrag ersetzt wird.

b) Fehlende Tarifbindung der Ausbildenden


Die vereinbarte Vergütung kann nach § 17 Absatz 4 BBiG auch dann unangemessen
sein, wenn sie die Höhe der Mindestvergütung nicht unterschreitet: Soweit das Aus-
bildungsverhältnis in den Geltungsbereich eines Tarifvertrags fällt, an den der Aus-
bildende aber nicht gebunden ist, so ist die vereinbarte Vergütung in der Regel nicht
angemessen, wenn sie die Höhe der im Tarifvertrag geregelten Vergütung um mehr als
20 % unterschreitet.

c) Teilzeitberufsausbildung
Bei einer Teilzeitberufsausbildung kann die in Nummer 1, Nummer 2 Buchstabe a und
Nummer 2 Buchstabe b genannte Vergütung gemäß § 17 Absatz 5 BBiG unterschritten
werden. Die Angemessenheit der Vergütung ist jedoch ausgeschlossen, wenn die pro-
zentuale Kürzung der Vergütung höher ist als die prozentuale Kürzung der täglichen
oder der wöchentlichen Ausbildungszeit.

Zu Nummer 2 (Zusammengesetzte Vergütung)

Bestandteile der Ausbildungsvergütung gemäß § 17 BBiG sind nur solche, die im Aus-
bildungsvertrag konkret bestimmt werden, nicht von bestimmten oder bestimmbaren
Ereignissen abhängig gemacht und entsprechend § 18 Abs. 1 Satz 1 BBiG monatlich
ausgezahlt werden Bestandteile der Vergütung können z. B. Sachleistungen oder regel-
mäßige monatliche Zulagen sein.

Sofern Ausbildende Auszubildenden im Rahmen einer zusammengesetzten Vergütung


angemessene Wohnung und Verpflegung im Rahmen der Hausgemeinschaft gewähren,
können diese Leistungen in Höhe der nach § 17 des Vierten Buches Sozialgesetzbuch
festgesetzten Sachbezugswerte angerechnet werden, jedoch nicht über 75 % der Brutto-
vergütung hinaus. Können Auszubildende während der Zeit, für welche die Vergütung
fortzuzahlen ist, aus berechtigtem Grund Sachleistungen nicht abnehmen (z. B. bei Ur-
laub, Krankenhausaufenthalt etc.), so sind diese nach den Sachbezugswerten abzugelten.

Zu Nummer 3 (Kosten für Maßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte)

Hier sind auch abweichende Regelungen zugunsten der/des Auszubildenden zulässig.

Zu Nummer 4 (Berufskleidung)

Die Regelung, dass eine besondere Berufskleidung zur Verfügung gestellt wird, soll die
Auszubildenden vor übermäßiger Kostenbelastung schützen. Sie soll außerdem ver-
ANHANG B: SERVICE 277

hindern, dass Berufsausbildungsverhältnisse nicht eingegangen werden können, weil


die Beschaffung und Unterhaltung einer vorgeschriebenen besonderen Berufsklei-
dung die finanzielle Leistungsfähigkeit der Auszubildenden und ihrer Eltern überstei-
gen würde. Deshalb ist in erster Linie an diejenigen Fälle gedacht, wo außerhalb der
Entscheidungsfreiheit der Auszubildenden eine in ihrer Art, Qualität oder sonstigen
Hinsicht von der in der betreffenden Branche üblichen Berufskleidung abweichende
Berufskleidung vom Ausbildenden vorgeschrieben wird.

§ 7 – Ausbildungszeit, Anrechnung und Urlaub

Zu Nummer 1 (Tägliche und wöchentliche Ausbildungszeit)

Die regelmäßige tägliche Ausbildungszeit ist ausdrücklich in der Vertragsniederschrift


zu vereinbaren. Sie bezieht sich auf den Arbeitstag und hat ihre obere Grenze bei den
gesetzlichen Bestimmungen, z. B. im JArbSchG. Die Vereinbarung der regelmäßigen
täglichen Ausbildungszeit hat die Auswirkung, dass eine über sie hinausgehende Be-
schäftigung der/des Auszubildenden als Überstunde besonders zu vergüten oder durch
Freizeit auszugleichen ist.

In Ausbildungsbetrieben, in denen eine gleitende Arbeitszeit eingeführt ist und die


Auszubildenden in diese Regelung einbezogen werden, darf die Dauer der täglichen
Arbeitszeit nicht über die im JArbSchG höchstzulässigen Grenzen ausgedehnt werden.
Die Lage der täglichen Ausbildungszeit muss sich innerhalb der vom JArbSchG gezoge-
nen Grenzen bewegen.

Die vorstehenden Ausführungen zur täglichen Ausbildungszeit, namentlich zum


JArbSchG, gelten für die wöchentliche Ausbildungszeit entsprechend.

Zu Nummer 2 (Anrechnung)

Berufsschulunterrichtszeiten gemäß § 4 Nummer 5 Buchstabe a dieses Merkblatts wer-


den einschließlich der Pausen auf die Ausbildungszeit angerechnet; Berufsschultage
gemäß § 4 Nummer 5 Buchstabe b dieses Merkblatts sowie die Freistellung gemäß § 4
Nummer 5 Buchstabe e dieses Merkblatts werden mit der durchschnittlichen täglichen
Ausbildungszeit angerechnet. Berufsschulwochen gemäß § 4 Nummer 5 Buchstabe c
dieses Merkblatts werden mit der durchschnittlichen wöchentlichen Ausbildungszeit
angerechnet. Die Freistellung gemäß § 4 Nummer 5 Buchstabe d dieses Merkblatts wird
mit der Zeit der Teilnahme einschließlich der Pausen angerechnet. In der Regel wird
als durchschnittliche tägliche Ausbildungszeit die im Ausbildungsvertrag angegebene
regelmäßige tägliche Ausbildungszeit anzurechnen sein. Bei einer wöchentlichen Aus-
bildungszeit ist diese durch die Zahl der Ausbildungstage (einschließlich Berufsschul-
tage) zu teilen. Sind für bestimmte Tage unterschiedliche Ausbildungszeiten vereinbart,
so ist die gesamte Ausbildungszeit in einer Woche zu ermitteln und durch die Zahl der
Ausbildungstage zu teilen.
278 AUSBILDUNG & BERUF

Entsprechendes gilt für die anrechenbaren Zeiten von jugendlichen Auszubildenden.

Zu Nummer 3 (Urlaub)

In die vorgesehenen Zeilen der Vertragsniederschrift ist der/dem Auszubildenden zuste-


hende Urlaub für jedes Kalenderjahr (nicht Ausbildungsjahr) einzutragen, soweit nicht be-
reichsspezifische Ausnahmen bestehen. Es ist jeweils nur eine Spalte, entweder Werktage
oder Arbeitstage, je nach tariflicher oder einzelvertraglicher Vereinbarung, einzutragen.

Die Dauer des Urlaubs richtet sich nach dem Alter der/des Auszubildenden zu Beginn
eines jeden Kalenderjahres. Ferner ist maßgebend, ob der Urlaub nach dem JArbSchG,
dem Bundesurlaubsgesetz oder nach Tarif gewährt wird. Nur allgemeine Hinweise auf
tarifliche Urlaubsregelungen sind nicht ausreichend.

Soweit nicht günstigere Urlaubsregelungen zur Anwendung kommen, besteht ein jähr-
licher Urlaubsanspruch:
- von mindestens 30 Werktagen, wenn der Jugendliche zu Beginn des Kalenderjahres
noch nicht 16 Jahre alt ist,
- von mindestens 27 Werktagen, wenn der Jugendliche zu Beginn des Kalenderjahres
noch nicht 17 Jahre alt ist,
- von mindestens 25 Werktagen, wenn der Jugendliche zu Beginn des Kalenderjahres
noch nicht 18 Jahre alt ist,
- von mindestens 24 Werktagen, wenn der Jugendliche zu Beginn des Kalenderjahres
das 18. Lebensjahr bereits vollendet hat.

§ 10 – Beilegung von Streitigkeiten

Zuständig für Streitigkeiten aus einem Berufsausbildungsverhältnis ist das Arbeitsge-


richt. Wenn die zuständige Stelle für die Beilegung von Streitigkeiten einen sogenann-
ten Schlichtungsausschuss errichtet hat, ist Voraussetzung für die Durchführung des
arbeitsgerichtlichen Verfahrens, dass dieser Schlichtungsausschuss vor Inanspruch-
nahme des Arbeitsgerichts angerufen wird. Die Anrufung des Schlichtungsausschusses
ist schriftlich oder mündlich zu Protokoll bei der zuständigen Stelle vorzunehmen.

§ 12 – Sonstige Vereinbarungen

Es dürfen keine Vereinbarungen getroffen werden, die mit dem Sinn und Zweck der
Berufsausbildung im Widerspruch stehen oder zuungunsten der Auszubildenden von
den Vorschriften des BBiG abweichen. Unzulässig sind insbesondere Vereinbarungen,
die die Auszubildenden für die Zeit nach Beendigung des Berufsausbildungsverhält-
nisses in der Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit beschränken.
ANHANG B: SERVICE 279

Vertragsstrafen dürfen nicht vereinbart werden. Ebenso unzulässig sind Vereinbarun-


gen über den Ausschluss oder die Beschränkung von Schadensersatzansprüchen und
über die Festsetzung der Höhe eines Schadensersatzes in Pauschbeträgen.

Verstöße gegen Bestimmungen des BBiG/der HwO im Zusammenhang mit dem Ver-
tragsschluss und der Niederschrift des Vertrags sowie der Eintragung in das Verzeichnis
der Berufsausbildungsverhältnisse können als Ordnungswidrigkeiten mit einer Geld-
buße bis zu 1 000 Euro, in bestimmten Fällen mit einer Geldbuße bis zu 5 000 Euro
geahndet werden (§ 101 BBiG, § 118 HwO).

1. Z ur Erfüllung der vertraglichen Verpflichtungen der Ausbildenden können mehrere natürliche oder
juristische Personen in einem Ausbildungsverbund zusammenwirken, soweit die Verantwortlichkeit
für die einzelnen Ausbildungsabschnitte sowie für die Ausbildungszeit insgesamt sichergestellt ist (Ver-
bundausbildung, § 10 Absatz 5 BBiG).
2. Vertretungsberechtigt sind beide Eltern gemeinsam, soweit nicht die Vertretungsberechtigung nur einem
Elternteil zusteht. Ist ein Vormund bestellt, so bedarf dieser zum Abschluss des Ausbildungsvertrags der
Genehmigung des Vormundschaftsgerichts.
3. Gemäß § 103 Absatz 1 BBiG und § 122 Absatz 4 HwO sind die vor dem 1. September 1969 bestehenden
Ordnungsmittel anzuwenden, solange eine Ausbildungsordnung nicht erlassen ist.
4. Die Dauer einer anderen abgeschlossenen Berufsausbildung ist bei entsprechender Vereinbarung der
Vertragsparteien nach § 5 Absatz 2 Satz 3 BBiG ganz oder teilweise auf die Ausbildungsdauer anzurech-
nen, sofern die dem Vertrag zugrunde liegende Ausbildungsordnung eine Anrechnungsmöglichkeit
nach § 5 Absatz 2 Satz 1 Nummer 4 BBiG vorsieht.
5. Durch Rechtsverordnung der Landesregierungen kann bestimmt werden, dass der Besuch eines Bil-
dungsganges berufsbildender Schulen oder die Berufsausbildung in einer sonstigen Einrichtung ganz
oder teilweise auf die Ausbildungsdauer angerechnet wird. Wird eine solche Rechtsverordnung nicht
erlassen, kann die Anrechnung durch die zuständige Stelle im Einzelfall erfolgen. Für die Entscheidung
über die Anrechnung auf die Ausbildungsdauer kann der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Be-
rufsbildung Empfehlungen beschließen. Im Einzelfall bedarf es für die Anrechnung eines gemeinsamen
Antrags der Auszubildenden und der Ausbildenden. Der Anrechnungszeitraum muss in ganzen Mona-
ten durch sechs teilbar sein.
6. Ausbildende und Auszubildende können die Durchführung der Berufsausbildung in Teilzeit vereinbaren
(§ 7a BBiG). Die Dauer der Teilzeitberufsausbildung verlängert sich entsprechend, höchstens jedoch bis
zum Eineinhalbfachen der Dauer, die in der Ausbildungsordnung für die betreffende Berufsausbildung
in Vollzeit festgelegt ist. Die Dauer der Teilzeitberufsausbildung ist auf ganze Monate abzurunden. Auf
Verlangen der Auszubildenden verlängert sich die Ausbildungsdauer auch über die Höchstdauer des Ein-
einhalbfachen hinaus bis zur nächsten möglichen Abschlussprüfung. Der Antrag auf Eintragung des Be-
rufsausbildungsvertrags kann mit dem Antrag auf Verkürzung der Ausbildungsdauer verbunden werden.
7. Nach § 8 Absatz 1 BBiG hat die zuständige Stelle auf gemeinsamen Antrag der/des Auszubildenden und
Ausbildenden die Ausbildungsdauer zu verkürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel auch
in der verkürzten Zeit erreicht wird.
8. Wenn die Ausbildungsordnung vorsieht, dass die Berufsausbildung in sachlich und zeitlich besonders
gegliederten, aufeinander abgestimmten Stufen erfolgt, soll zwar nach den einzelnen Stufen ein Ausbil-
dungsabschluss vorgesehen sein, der zu einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigt (sogenannte
„echte“ Stufenausbildung, § 5 Absatz 2 Satz 1 Nummer 1 BBiG). Auch in diesem Fall muss aber der Vertrag
über die gesamte Ausbildungsdauer abgeschlossen werden (§ 21 Absatz 1 BBiG).
9. Die Probezeit muss mindestens einen Monat und darf höchstens vier Monate betragen.
280 AUSBILDUNG & BERUF

10. Auch eines ersten Teils der Abschlussprüfung, sofern nach der Ausbildungsordnung vorgesehen.
11. Unzutreffendes streichen.
12. Mögliche darüberhinausgehende Ausgleichsansprüche für Überstunden aus Betriebsvereinbarung oder
Tarifvertrag sind davon unberührt.
13. Nach dem JArbSchG beträgt die höchstzulässige tägliche Arbeitszeit (Ausbildungszeit) bei noch nicht
18 Jahre alten Personen grundsätzlich acht Stunden. Ist allerdings die Arbeitszeit an einzelnen Werk-
tagen auf weniger als acht Stunden verkürzt, können Jugendliche an den übrigen Werktagen derselben
Woche bis zu achteinhalb Stunden beschäftigt werden (§ 8 JArbSchG). Im Übrigen sind die Vorschriften
des JArbSchG über die höchstzulässigen Wochenarbeitszeiten zu beachten.
14. Im Berufsausbildungsvertrag ist für die gesamte Ausbildungszeit oder für einen bestimmten Zeitraum
der Berufsausbildung die Verkürzung der täglichen oder der wöchentlichen Ausbildungszeit zu verein-
baren. Diese Kürzung darf bei einer Teilzeitberufsausbildung jedoch nicht mehr als 50 Prozent betragen.
15. Ein wichtiger Grund ist gegeben, wenn Tatsachen vorliegen, aufgrund derer dem Kündigenden unter
Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls und unter Abwägung der Interessen beider Vertragstei-
le die Fortsetzung des Ausbildungsverhältnisses bis zum Ablauf der Ausbildungsdauer nicht zugemutet
werden kann.
16. U. a. können als integraler Bestandteil der Ausbildung Ausbildungsabschnitte im Ausland bis zu einem
Viertel der Ausbildungsdauer vereinbart werden. Weiterhin können Zusatzqualifikationen vereinbart wer-
den. Diese können Wahlbausteine in neuen Ausbildungsordnungen oder Teile anderer Ausbildungs- oder
Fortbildungsordnungen sein. Zusatzqualifikationen müssen gesondert geprüft und bescheinigt werden.
17. Bei der Darstellung der Beträge in der Empfehlung des BIBB-Hauptausschusses vom 14. April 2020 zum
Ausbildungsvertragsmuster hat sich leider ein redaktioneller Fehler fortgesetzt. Auswirkung auf die
Rechtslage ergeben sich dadurch nicht. Korrekte Beträge siehe Kapitel III 3.
ANHANG B: SERVICE 281

2 Musterprüfungsordnung für die Durchführung von


Abschluss- und Umschulungsprüfungen1

Auf Grund des Beschlusses des Berufsbildungsausschusses vom … gemäß den


Richtlinien des Hauptausschusses vom 8. März 2007 (geändert am 29. August 2022)
erlässt die/der/das … (z. B. Industrie- und Handelskammer) als zuständige Stelle nach
§ 47 Absatz 1 Satz 1 [Absatz 3 bis 5] und § 79 Absatz 4 Satz 1 des Berufsbildungs­
gesetzes (BBiG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 4. Mai 2020 (BGBl. I S. 920),
das z­ uletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 20. Juli 2022 (BGBl. I S. 1174) geändert
worden ist, die folgende Prüfungsordnung für die Durchführung von Abschluss-
und ­Umschulungsprüfungen:

Inhaltsverzeichnis

Erster Abschnitt:
Prüfungsausschüsse und Prüferdelegationen
§1 Errichtung
§2 Zusammensetzung und Berufung von Prüfungsausschüssen
§ 2a Prüferdelegationen
§3 Ausschluss von der Mitwirkung
§4 Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
§5 Geschäftsführung
§6 Verschwiegenheit

Zweiter Abschnitt:
Vorbereitung der Prüfung
§7 Prüfungstermine
§8 Zulassungsvoraussetzungen für die Abschluss- und Umschulungsprüfung
§ 9 Zulassungsvoraussetzungen für die Abschlussprüfung in zwei zeitlich
­auseinanderfallenden Teilen
§ 10 Zulassung von Absolventen schulischer und sonstiger Bildungsgänge
§ 11 Zulassungsvoraussetzungen in besonderen Fällen
§ 12 Zulassung zur Prüfung
§ 13 Entscheidung über die Zulassung

1
Fundstelle: BAnz AT 14.09.2022 S2
282 AUSBILDUNG & BERUF

Dritter Abschnitt:
Durchführung der Prüfung
§ 14 Prüfungsgegenstand
§ 15 Gliederung der Prüfung
§ 16 Besondere Verhältnisse behinderter Menschen
§ 17 Befreiung von vergleichbaren Prüfungsbestandteilen
bei der ­Umschulungsprüfung
§ 18 Prüfungsaufgaben
§ 18a Durchführung schriftlicher Prüfungsleistungen
§ 19 Nichtöffentlichkeit
§ 20 Leitung, Aufsicht und Niederschrift
§ 21 Ausweispflicht und Belehrung
§ 22 Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße
§ 23 Rücktritt, Nichtteilnahme

Vierter Abschnitt:
Bewertung, Feststellung und Beurkundung des Prüfungsergebnisses
§ 24 Bewertungsschlüssel
§ 25 Bewertungsverfahren, Feststellung der Prüfungsergebnisse
§ 26 Ergebnisniederschrift, Mitteilung über Bestehen oder Nichtbestehen
§ 27 Prüfungszeugnis
§ 28 Bescheid über nicht bestandene Prüfung

Fünfter Abschnitt:
Wiederholungsprüfung
§ 29 Wiederholungsprüfung

Sechster Abschnitt:
Schlussbestimmungen
§ 30 Rechtsbehelfsbelehrung
§ 31 Prüfungsunterlagen
§ 32 Prüfung von Zusatzqualifikationen
§ 33 Inkrafttreten

Anlage zu § 2 Absatz 1 Satz 1


ANHANG B: SERVICE 283

Erster Abschnitt:
Prüfungsausschüsse und Prüferdelegationen

§1
Errichtung
(1) Die zuständige Stelle errichtet für die Durchführung der Abschluss- und
­Umschulungsprüfungen Prüfungsausschüsse (§ 39 Absatz 1 Satz 1/§ 62 Absatz 3
Satz 1 BBiG).
(2) Prüfungsausschüsse oder Prüferdelegationen nach § 42 Absatz 2 BBiG nehmen
die Prüfungsleistungen ab.
(3) Für einen Ausbildungsberuf können bei Bedarf, insbesondere bei einer großen
Anzahl von Prüflingen und bei besonderen Anforderungen in der Ausbildungs-
ordnung, mehrere Prüfungsausschüsse errichtet werden.
(4) Mehrere zuständige Stellen können bei einer von ihnen gemeinsame Prüfungs-
ausschüsse errichten (§ 39 Absatz 1 Satz 2 BBiG).

§2
Zusammensetzung und Berufung von Prüfungsausschüssen
(1) Der Prüfungsausschuss besteht aus drei Mitgliedern, sofern in einer Anlage zur
Prüfungsordnung für bestimmte Prüfungsausschüsse keine höhere Anzahl fest-
gelegt ist. Die Mitglieder müssen für die Prüfungsgebiete sachkundig und für
die Mitwirkung im Prüfungswesen geeignet sein (§ 40 Absatz 1 Satz 2 BBiG).
(2) Dem Prüfungsausschuss müssen als Mitglieder Beauftragte der Arbeitgeber
und der Arbeitnehmer in gleicher Zahl sowie mindestens eine Lehrkraft einer
berufsbildenden Schule angehören. Mindestens zwei Drittel der Gesamtzahl
der M­ itglieder müssen Beauftragte der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer sein
(§ 40 Absatz 2 Satz 1 und 2 BBiG).
(3) Die Mitglieder werden von der zuständigen Stelle für eine einheitliche Periode,
längstens für fünf Jahre berufen (§ 40 Absatz 3 Satz 1 BBiG).
(4) Die Beauftragten der Arbeitnehmer werden auf Vorschlag der im Bezirk der
­zuständigen Stelle bestehenden Gewerkschaften und selbstständigen Vereinigungen
von Arbeitnehmern mit sozial- oder berufspolitischer Zwecksetzung berufen
(§ 40 Absatz 3 Satz 2 BBiG).
(5) Lehrkräfte von berufsbildenden Schulen werden im Einvernehmen mit der
Schulaufsichtsbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle berufen (§ 40 Absatz 3
Satz 3 BBiG).
(6) Werden Mitglieder nicht oder nicht in ausreichender Zahl innerhalb einer von
der zuständigen Stelle gesetzten angemessenen Frist vorgeschlagen, so beruft
die zuständige Stelle insoweit nach pflichtgemäßem Ermessen (§ 40 Absatz 3
Satz 4 BBiG).
284 AUSBILDUNG & BERUF

(7) Die Mitglieder der Prüfungsausschüsse können nach Anhörung der an ihrer
­Berufung Beteiligten aus wichtigem Grunde abberufen werden (§ 40 Absatz 3
Satz 5 BBiG).
(8) Die Mitglieder der Prüfungsausschüsse haben Stellvertreterinnen/Stellvertreter
(§ 40 Absatz 2 Satz 3 BBiG). Die Absätze 3 bis 7 gelten für sie entsprechend.
(9) Die für die Berufung von Prüfungsausschussmitgliedern Vorschlagsberechtigten
sind über die Anzahl und die Größe der einzurichtenden Prüfung­sausschüsse
sowie über die Zahl der von ihnen vorzuschlagenden weiteren P ­ rüfenden zu
unterrichten. Die Vorschlagsberechtigten werden von der zuständigen S ­ telle
darüber unterrichtet, welche der von ihnen vorgeschlagenen Mitglieder,
­Stellvertreterinnen und Stellvertreter sowie weiteren Prüfenden berufen wurden
(§ 40 Absatz 5 BBiG).
(10) Die Tätigkeit im Prüfungsausschuss ist ehrenamtlich. Für bare Auslagen und für
Zeitversäumnis ist, soweit eine Entschädigung nicht von anderer Seite gewährt
wird, eine angemessene Entschädigung zu zahlen, deren Höhe von der zustän-
digen Stelle mit Genehmigung der obersten Landesbehörde festgesetzt wird.
Die Entschädigung für Zeitversäumnis hat mindestens im Umfang von § 16 des
Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung
zu erfolgen (§ 40 Absatz 6 BBiG).
(11) Von den Absätzen 2 und 8 darf nur abgewichen werden, wenn andernfalls die
­erforderliche Zahl von Mitgliedern des Prüfungsausschusses nicht berufen
­werden kann (§ 40 Absatz 7 BBiG).

§ 2a
Prüferdelegationen
(1) Die zuständige Stelle kann im Einvernehmen mit den Mitgliedern des Prüfungs-
ausschusses die Abnahme und die abschließende Bewertung von Prüfungs­
leistungen auf Prüferdelegationen übertragen (§ 42 Absatz 2 Satz 1 BBiG).
(2) Für die Zusammensetzung von Prüferdelegationen ist § 2 Absatz 1 und 2 ent­
sprechend anzuwenden (§ 42 Absatz 2 Satz 2 BBiG). Die Mitglieder der Prüfer­
delegationen haben Stellvertreterinnen/Stellvertreter (§ 42 Absatz 2 Satz 2 BBiG).
(3) Mitglieder von Prüferdelegationen können die Mitglieder der Prüfungs­ausschüsse,
deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter sowie weitere Prüfende sein, die
durch die zuständige Stelle nach § 40 Absatz 4 BBiG berufen worden sind (§ 42
Absatz 2 Satz 3 BBiG). Für die Berufungen gilt § 2 Absatz 3 bis 8 entsprechend.
Die Berufung weiterer Prüfender kann auf bestimmte Prüf- oder Fachgebiete
­beschränkt werden (§ 40 Absatz 4 Satz 2 BBiG).
(4) Die Mitwirkung in einer Prüferdelegation ist ehrenamtlich. § 2 Absatz 10 gilt
­entsprechend.
(5) Die zuständige Stelle hat vor Beginn der Prüfung über die Bildung von Prüfer-
delegationen, über deren Mitglieder sowie über deren Stellvertreterinnen und
ANHANG B: SERVICE 285

Stellvertreter zu entscheiden. Prüfende können Mitglieder mehrerer Prüfer­


delegationen sein. Sind verschiedene Prüfungsleistungen derart aufeinander
bezogen, dass deren Beurteilung nur einheitlich erfolgen kann, so müssen
diese P­ rüfungsleistungen von denselben Prüfenden abgenommen werden
(§ 42 ­Absatz 3 BBiG).

§3
Ausschluss von der Mitwirkung
(1) Bei der Zulassung und Prüfung dürfen Angehörige der Prüflinge nicht mitwirken.
Angehörige im Sinne des Satzes 1 sind:
1. Verlobte,
2. Ehegatten,
3. eingetragene Lebenspartner,
4. Verwandte und Verschwägerte gerader Linie,
5. Geschwister,
6. Kinder der Geschwister,
7. Ehegatten der Geschwister und Geschwister der Ehegatten,
8. Geschwister der Eltern,
9. Personen, die durch ein auf längere Dauer angelegtes Pflegeverhältnis mit
häuslicher Gemeinschaft wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind
(Pflegeeltern und Pflegekinder).
Angehörige sind die im Satz 2 aufgeführten Personen auch dann, wenn
1. in den Fällen der Nummern 2, 3, 4 und 7 die die Beziehung begründende Ehe
oder die Lebenspartnerschaft nicht mehr besteht;
2. in den Fällen der Nummern 4 bis 8 die Verwandtschaft oder Schwägerschaft
durch Annahme als Kind erloschen ist;
3. im Fall der Nummer 9 die häusliche Gemeinschaft nicht mehr besteht, sofern
die Personen weiterhin wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind.
(2) Hält sich ein Prüfungsausschussmitglied oder ein Mitglied einer Prüferdelegation
nach Absatz 1 für ausgeschlossen oder bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen
des Absatzes 1 gegeben sind, ist dies der zuständigen Stelle mitzuteilen, während
der Prüfung dem Prüfungsausschuss oder der Prüferdelegation. Die Entscheidung
über den Ausschluss von der Mitwirkung trifft die zuständige Stelle, während der
Prüfung der Prüfungsausschuss oder die Prüferdelegation. Im letzteren Fall darf
das betroffene Mitglied nicht mitwirken. Ausgeschlossene Personen dürfen bei
der Beratung und Beschlussfassung nicht zugegen sein.
(3) Liegt ein Grund vor, der geeignet ist, Misstrauen gegen eine unparteiische Aus-
übung des Prüfungsamtes zu rechtfertigen, oder wird von einem Prüfling das
Vorliegen eines solchen Grundes behauptet, so hat die betroffene Person dies der
zuständigen Stelle mitzuteilen, während der Prüfung dem Prüfungsausschuss
oder der Prüferdelegation. Absatz 2 Satz 2 bis 4 gelten entsprechend.
286 AUSBILDUNG & BERUF

(4) Ausbilderinnen/Ausbilder des Prüflings sollen, soweit nicht besondere Umstände


eine Mitwirkung zulassen oder erfordern, nicht mitwirken.
(5) Wenn in den Fällen der Absätze 1 bis 3 eine ordnungsgemäße Besetzung des
Prüfungs­ausschusses nicht möglich ist, kann die zuständige Stelle die Durchfüh-
rung der Prüfung einem anderen oder einem gemeinsamen Prüfungsausschuss
übertragen. Erforderlichenfalls kann eine andere zuständige Stelle ersucht werden,
die Prüfung durchzuführen. Das Gleiche gilt, wenn eine objektive Durchführung
der Prüfung aus anderen Gründen nicht gewährleistet erscheint. Wenn in den
Fällen der Absätze 1 bis 3 eine ordnungsgemäße Besetzung der Prüferdelegationen
nicht möglich ist, kann der Prüfungsausschuss die Prüfung selber durchführen
oder die Durchführung der Prüfung auf eine andere Prüferdelegation übertragen.

§4
Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
(1) Der Prüfungsausschuss wählt ein Mitglied, das den Vorsitz führt, und ein weiteres
Mitglied, das den Vorsitz stellvertretend übernimmt. Der Vorsitz und das ihn
stellvertretende Mitglied sollen nicht derselben Mitgliedergruppe angehören
(§ 41 Absatz 1 BBiG).
(2) Der Prüfungsausschuss ist beschlussfähig, wenn zwei Drittel der Mitglieder,
mindestens drei, mitwirken. Er beschließt mit der Mehrheit der abgegebenen
Stimmen. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des vorsitzenden Mitglieds
den Ausschlag (§ 41 Absatz 2 BBiG).
(3) Für Prüferdelegationen gilt Absatz 2 Satz 1 und 2 entsprechend.

§5
Geschäftsführung
(1) Die Geschäftsführung des Prüfungsausschusses liegt in Abstimmung mit dem
Prüfungsausschuss bei der zuständigen Stelle. Einladungen (Vorbereitung, Durch-
führung, Nachbereitung), Protokollführung und Durchführung der Beschlüsse
werden im Einvernehmen mit dem Vorsitz des Prüfungsausschusses geregelt.
(2) Zu den Sitzungen des Prüfungsausschusses sind die ordentlichen Mitglieder
rechtzeitig einzuladen. Stellvertretende Mitglieder werden in geeigneter Weise
unterrichtet. Kann ein Mitglied an einer Sitzung nicht teilnehmen, so soll es dies
unverzüglich der zuständigen Stelle mitteilen. Für ein verhindertes Mitglied ist ein
stellvertretendes Mitglied einzuladen, welches derselben Gruppe angehören soll.
(3) Absatz 2 gilt für Prüferdelegationen entsprechend.
(4) Die Sitzungsprotokolle sind von der protokollführenden Person und dem Vorsitz
zu unterzeichnen. § 26 Absatz 1 bleibt unberührt.
(5) Bei Prüferdelegationen sind die Sitzungsprotokolle von allen Mitgliedern zu
unterzeichnen. § 26 Absatz 1 bleibt unberührt.
ANHANG B: SERVICE 287

§6
Verschwiegenheit
Unbeschadet bestehender Informationspflichten, insbesondere gegenüber dem
Berufsbildungsausschuss, haben die Mitglieder des Prüfungsausschusses, der
­Prüferdelegation und sonstige mit der Prüfung befassten Personen über alle
­Prüfungsvorgänge Verschwiegenheit gegenüber Dritten zu wahren.

Zweiter Abschnitt:
Vorbereitung der Prüfung

§7
Prüfungstermine
(1) Die zuständige Stelle bestimmt in der Regel zwei für die Durchführung der
Prüfung maßgebende Zeiträume im Jahr. Diese Zeiträume sollen auf den Ablauf
der Berufsausbildung und des Schuljahres abgestimmt sein. Die zuständige Stelle
setzt die einzelnen Prüfungstage fest.
(2) Die zuständige Stelle gibt die Zeiträume im Sinne des Absatzes 1 Satz 1 einschließ-
lich der Anmeldefristen in geeigneter Weise öffentlich mindestens einen Monat
vor Ablauf der Anmeldefrist bekannt. Wird die Anmeldefrist überschritten, kann
die zuständige Stelle die Annahme des Antrags verweigern.
(3) Werden für schriftlich durchzuführende Prüfungsbereiche einheitliche über­
regionale Aufgaben verwendet, sind dafür entsprechende überregional
­abgestimmte Prüfungstage anzusetzen.

§8
Zulassungsvoraussetzungen für die Abschluss- und Umschulungsprüfung
(1) Zur Abschlussprüfung ist zuzulassen (§ 43 Absatz 1 BBiG),
1. wer die Ausbildungsdauer zurückgelegt hat oder wessen Ausbildungsdauer
nicht später als zwei Monate nach dem Prüfungstermin endet,
2. wer an vorgeschriebenen Zwischenprüfungen teilgenommen sowie einen vom
Ausbilder und Auszubildenden unterzeichneten Ausbildungsnachweis nach
§ 13 Satz 2 Nummer 7 BBiG vorgelegt hat und
3. wessen Berufsausbildungsverhältnis in das Verzeichnis der Berufsausbildungs-
verhältnisse eingetragen oder aus einem Grund nicht eingetragen ist, den
weder die Auszubildenden noch deren gesetzliche Vertreterinnen/Vertreter
zu vertreten haben.
(2) Behinderte Menschen sind zur Abschlussprüfung auch zuzulassen, wenn die
Voraussetzungen des Absatzes 1 Nummer 2 und 3 nicht vorliegen (§ 65 Absatz 2
Satz 2 BBiG).
(3) Die Zulassungsvoraussetzungen für die Umschulungsprüfung richten sich
nach der Umschulungsordnung oder der Umschulungsprüfungsregelung der
­zuständigen Stelle (§§ 58, 59 BBiG).
288 AUSBILDUNG & BERUF

§9
Zulassungsvoraussetzungen für die Abschlussprüfung in zwei zeitlich
­auseinanderfallenden Teilen
(1) Sofern die Abschlussprüfung in zwei zeitlich auseinanderfallenden Teilen durch-
geführt wird, ist über die Zulassung jeweils gesondert zu entscheiden (§ 44 Absatz
1 BBiG).
(2) Zum ersten Teil der Abschlussprüfung ist zuzulassen (§ 44 Absatz 2 in Verbindung
mit § 43 Absatz 1 Nummer 2 und 3 BBiG),
1. wer die in der Ausbildungsordnung vorgeschriebene, erforderliche Ausbildungs­
dauer zurückgelegt hat,
2. wer einen vom Ausbilder und Auszubildenden unterzeichneten Ausbildungs-
nachweis nach § 13 Satz 2 Nummer 7 BBiG vorgelegt hat und
3. wessen Berufsausbildungsverhältnis in das Verzeichnis der Berufsausbildungs-
verhältnisse eingetragen oder aus einem Grund nicht eingetragen ist, den
weder die Auszubildenden noch deren gesetzliche Vertreterinnen/Vertreter
zu vertreten haben.
(3) Zum zweiten Teil der Abschlussprüfung ist zuzulassen (§ 44 Absatz 3 BBiG), wer
1. über die Voraussetzungen in § 43 Absatz 1 BBiG hinaus am ersten Teil der
­Abschlussprüfung teilgenommen hat,
2. auf Grund einer Rechtsverordnung nach § 5 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2b BBiG
von der Ablegung des ersten Teils der Abschlussprüfung befreit ist oder
3. aus Gründen, die er nicht zu vertreten hat, am ersten Teil der Abschluss­
prüfung nicht teilgenommen hat.
Im Fall des Satzes 1 Nummer 3 ist der erste Teil der Abschlussprüfung zusammen
mit dem zweiten Teil abzulegen.

§ 10
Zulassung von Absolventen schulischer und sonstiger Bildungsgänge
Zur Abschlussprüfung ist ferner zuzulassen,

1. wer in einer berufsbildenden Schule oder einer sonstigen Berufsbildungsein-


richtung ausgebildet worden ist, wenn dieser Bildungsgang der Berufsausbil-
dung in einem anerkannten Ausbildungsberuf entspricht. Ein Bildungsgang
entspricht der Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf,
wenn er
a) nach Inhalt, Anforderung und zeitlichem Umfang der jeweiligen Ausbil-
dungsordnung gleichwertig ist,
b) systematisch, insbesondere im Rahmen einer sachlichen und zeitlichen
Gliederung durchgeführt wird und
c) durch Lernortkooperation einen angemessenen Anteil an fachpraktischer
Ausbildung gewährleistet (§ 43 Absatz 2 BBiG),
ANHANG B: SERVICE 289

2. wer einen Bildungsgang absolviert hat, welcher nach der Rechtsverordnung


eines Landes die Voraussetzungen nach Nummer 1 erfüllt.

§ 11
Zulassungsvoraussetzungen in besonderen Fällen
(1) Auszubildende können nach Anhörung der Ausbildenden und der Berufs­schule
vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden,
wenn ihre Leistungen dies rechtfertigen (§ 45 Absatz 1 BBiG).
(2) Zur Abschlussprüfung ist auch zuzulassen, wer nachweist, dass er mindestens das
Eineinhalbfache der Zeit, die als Ausbildungsdauer vorgeschrieben ist, in dem
Beruf tätig gewesen ist, in dem die Prüfung abgelegt werden soll. Als Zeiten der
Berufstätigkeit gelten auch Ausbildungszeiten in einem anderen, einschlägigen
Ausbildungsberuf. Vom Nachweis der Mindestzeit nach Satz 1 kann ganz oder
teilweise abgesehen werden, wenn durch Vorlage von Zeugnissen oder auf andere
Weise glaubhaft gemacht wird, dass die Bewerberin/der Bewerber die berufliche
Handlungsfähigkeit erworben hat, die die Zulassung zur Prüfung rechtfertigt.
Ausländische Bildungsabschlüsse und Zeiten der Berufstätigkeit im Ausland sind
dabei zu berücksichtigen (§ 45 Absatz 2 BBiG).
(3) Soldatinnen/Soldaten auf Zeit und ehemalige Soldatinnen/Soldaten sind nach
­Absatz 2 Satz 3 zur Abschlussprüfung zuzulassen, wenn das Bundesministerium
der Verteidigung oder die von ihm bestimmte Stelle bescheinigt, dass die Bewer-
berin/der Bewerber berufliche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten erworben
hat, welche die Zulassung zur Prüfung rechtfertigen (§ 45 Absatz 3 BBiG).

§ 12
Zulassung zur Prüfung
(1) Der Antrag auf Zulassung zur Prüfung ist durch die Auszubildenden schriftlich
nach den von der zuständigen Stelle bestimmten Fristen und Formularen zu
stellen. Die Auszubildenden haben die Ausbildenden über die Antragstellung zu
unterrichten.
(2) In den Fällen von § 8 Absatz 3, §§ 10 und 11 Absatz 2 und 3 ist der Antrag auf
­Zulassung zur Prüfung von den Prüflingen einzureichen.
(3) Örtlich zuständig für die Zulassung ist die zuständige Stelle, in deren Bezirk
1. in den Fällen der §§ 8, 9 und 11 Absatz 1 die Ausbildungs- oder Umschulungs-
stätte liegt,
2. in den Fällen der §§ 10, 11 Absatz 2 und 3 die auf die Prüfung vorbereitende
Bildungsstätte oder der gewöhnliche Aufenthalt der Prüflinge liegt,
3. in den Fällen des § 1 Absatz 4 der gemeinsame Prüfungsausschuss errichtet
worden ist.
(4) Dem Antrag auf Zulassung sind beizufügen:
a) in den Fällen von § 8 Absatz 1 und 2, § 9 Absatz 3
290 AUSBILDUNG & BERUF

–B  escheinigung über die Teilnahme an vorgeschriebenen Zwischen­


prüfungen oder am ersten Teil der Abschlussprüfung,
– ein vorgeschriebener, vom Ausbilder und Auszubildenden ­unterzeichneter
Ausbildungsnachweis nach § 13 Satz 2 Nummer 7 BBiG,
b) in den Fällen des § 9 Absatz 2
– ein vorgeschriebener, vom Ausbilder und Auszubildenden unterzeichneter
Ausbildungsnachweis nach § 13 Satz 2 Nummer 7 BBiG,
c) im Fall des § 11 Absatz 1
– zusätzlich zu den Unterlagen nach Buchstabe a oder Buchstabe b das letzte
Zeugnis oder eine aktuelle Leistungsbeurteilung der zuletzt besuchten
berufsbildenden Schule,
d) in den Fällen des § 10
–B  escheinigung über die Teilnahme an dem schulischen oder sonstigen
Bildungsgang und in den Fällen des § 10 Nummer 1 zusätzlich
–B  escheinigung über die Teilnahme an der fachpraktischen Ausbildung im
Rahmen des schulischen oder sonstigen Bildungsganges,
e) in den Fällen des § 11 Absatz 2 Satz 1 und 2
– Tätigkeitsnachweis und gegebenenfalls Nachweis der Dauer der Berufs-
ausbildung in dem oder in einem anderen einschlägigen Ausbildungs-
beruf und gegebenenfalls glaubhafte Darlegung über den Erwerb der
beruflichen Handlungsfähigkeit,
f) in den Fällen des § 11 Absatz 2 Satz 3 und Absatz 3
– g laubhafte Darlegung über den Erwerb der beruflichen Handlungsfähig-
keit oder Bescheinigung über den Erwerb der beruflichen Fertigkeiten,
Kenntnisse und Fähigkeiten.
(5) Für Wiederholungsprüfungen genügt die form- und fristgerechte Anmeldung
zur Prüfung.

§ 13
Entscheidung über die Zulassung
(1) Über die Zulassung zur Abschluss- und Umschulungsprüfung entscheidet die zu-
ständige Stelle. Hält sie die Zulassungsvoraussetzungen nicht für gegeben, so ent-
scheidet der Prüfungsausschuss (§ 46 Absatz 1 und § 62 Absatz 3 BBiG).
(2) Sofern eine Umschulungsordnung (§ 58 BBiG) oder eine Umschulungsprüfungs-
regelung (§ 59 BBiG) der zuständigen Stelle Zulassungsvoraussetzungen vorsieht,
sind ausländische Bildungsabschlüsse und Zeiten der Berufstätigkeit im Ausland
zu berücksichtigen (§ 61 BBiG).
(3) Die Entscheidung über die Zulassung ist den Prüflingen rechtzeitig unter Angabe
des Prüfungstages und -ortes einschließlich der erlaubten Arbeits- und Hilfs-
mittel schriftlich mitzuteilen. Die Entscheidung über die Nichtzulassung ist dem
Prüfling schriftlich mit Begründung bekannt zu geben.
ANHANG B: SERVICE 291

(4) Die Zulassung kann von der zuständigen Stelle im Einvernehmen mit dem
­Prüfungsausschuss bis zur Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses widerrufen
werden, wenn sie aufgrund von gefälschten Unterlagen oder falschen Angaben
ausgesprochen wurde.

Dritter Abschnitt:
Durchführung der Prüfung

§ 14
Prüfungsgegenstand
(1) Durch die Abschlussprüfung ist festzustellen, ob der Prüfling die berufliche
Handlungsfähigkeit erworben hat. In ihr soll der Prüfling nachweisen, dass er die
erforderlichen beruflichen Fertigkeiten beherrscht, die notwendigen beruflichen
Kenntnisse und Fähigkeiten besitzt und mit dem im Berufsschulunterricht zu
vermittelnden, für die Berufsausbildung wesentlichen Lehrstoff vertraut ist. Die
Ausbildungsordnung ist zugrunde zu legen (§ 38 BBiG).
(2) Der Gegenstand der Umschulungsprüfung ergibt sich aus der jeweiligen Umschu-
lungsordnung oder Umschulungsprüfungsregelung der zuständigen Stelle.
(3) Sofern sich die Umschulungsordnung oder die Umschulungsprüfungsregelung
der zuständigen Stelle auf die Umschulung für einen anerkannten Ausbildungs-
beruf richtet, sind das Ausbildungsberufsbild, der Ausbildungsrahmenplan und
die Prüfungsanforderungen zugrunde zu legen (§ 60 Satz 1 BBiG).
(4) Die Prüfungssprache ist Deutsch, soweit nicht die Ausbildungsordnung, die
Umschulungsordnung oder die -prüfungsregelung der zuständigen Stelle etwas
Anderes vorsieht.

§ 15
Gliederung der Prüfung
Die Gliederung der Prüfung richtet sich nach der Ausbildungsordnung oder der
Umschulungsordnung oder -prüfungsregelung der zuständigen Stelle.

§ 16
Besondere Verhältnisse behinderter Menschen
Bei der Durchführung der Prüfung sollen die besonderen Verhältnisse behinderter
Menschen berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die Dauer der Prüfung,
die Zulassung von Hilfsmitteln und die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen
Dritter wie Gebärdensprachdolmetscher für hörbehinderte Menschen (§ 65 Absatz
1 BBiG). Die Art der Behinderung ist mit dem Antrag auf Zulassung zur Prüfung
(§ 12) nachzuweisen.
292 AUSBILDUNG & BERUF

§ 17
Befreiung von vergleichbaren Prüfungsbestandteilen bei der Umschulungsprüfung
Bei der Umschulungsprüfung (§§ 58, 59 BBiG) ist der Prüfling auf Antrag von der
Ablegung einzelner Prüfungsbestandteile durch die zuständige Stelle zu befreien,
wenn er eine andere vergleichbare Prüfung vor einer öffentlichen oder staatlich
anerkannten Bildungseinrichtung oder vor einem staatlichen Prüfungsausschuss
erfolgreich abgelegt hat und die Anmeldung zur Umschulungsprüfung innerhalb
von zehn Jahren nach der Bekanntgabe des Bestehens der anderen Prüfung erfolgt
(§ 62 Absatz 4 BBiG).

§ 18
Prüfungsaufgaben
(1) Der Prüfungsausschuss beschließt auf der Grundlage der Ausbildungsordnung
oder der Umschulungsordnung oder -prüfungsregelung der zuständigen Stelle
die Prüfungsaufgaben.
(2) Überregional oder von einem Aufgabenerstellungsausschuss bei der z­ uständigen
Stelle erstellte oder ausgewählte Aufgaben sind vom Prüfungsausschuss zu
übernehmen, sofern diese Aufgaben von Gremien erstellt oder ausgewählt und
beschlossen wurden, die entsprechend § 2 Absatz 2 zusammengesetzt sind, und
die zuständige Stelle über die Übernahme entschieden hat.
(3) Sind an einem Tag ausschließlich schriftliche Prüfungsleistungen zu erbringen,
soll die Dauer der Prüfung 300 Minuten nicht überschreiten.

§ 18a
Durchführung schriftlicher Prüfungsleistungen
(1) Sind nach der Ausbildungsordnung Aufgaben schriftlich zu bearbeiten, kann die
zuständige Stelle bestimmen, dass diese ganz oder in Teilen in digitaler Form an
einem festgelegten Prüfungsort unter Aufsicht durchgeführt werden. Vor der
Entscheidung ist der Berufsbildungsausschuss nach § 79 BBiG einzubeziehen.
Die Prüfungsausschüsse sind rechtzeitig zu informieren.
(2) Die digitale Durchführung der Prüfung erfolgt unter folgenden Maßgaben:
1. die zuständige Stelle hat die erforderlichen digitalen Endgeräte mit der
­erforderlichen digitalen Ausstattung (digitales Prüfungssystem) zur Verfügung
zu stellen;
2. Prüflingen und den Prüfenden ist vor der Prüfung ausreichend Gelegenheit
zu geben, sich mit dem digitalen Prüfungssystem vertraut zu machen;
3. während der Abnahme der Prüfungsleistung hat eine für das digitale
Prüfungs­system technisch sachkundige Person zur Verfügung zu stehen;
4. bei nicht durch den Prüfling zu vertretenden technischen Störungen ist
der damit verbundene Zeitverlust durch entsprechende Zeitverlängerung
­auszugleichen;
ANHANG B: SERVICE 293

5. es ist sicherzustellen, dass nach dem jeweiligen Stand der Technik die von den
Prüflingen und den Prüfenden eingegebenen Daten diesen stets eindeutig und
innerhalb der Aufbewahrungsfrist nach § 31 dauerhaft zugeordnet werden
können. Die Unveränderbarkeit der abschließend übermittelten Daten durch
die Prüflinge und die Prüfenden ist sicherzustellen.
Die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der personenbezogenen Daten sind
einzuhalten.

§ 19
Nichtöffentlichkeit
Die Prüfungen sind nicht öffentlich. Vertreterinnen/Vertreter der obersten Bundes-
oder Landesbehörden, der zuständigen Stelle sowie die Mitglieder des Berufsbil-
dungsausschusses der zuständigen Stelle können anwesend sein. Der Prüfungsaus-
schuss oder die Prüferdelegation kann im Einvernehmen mit der zuständigen Stelle
andere Personen als Gäste zulassen. An der Beratung über das Prüfungsergebnis
dürfen nur die Mitglieder des Prüfungsausschusses oder der Prüferdelegation
­beteiligt sein.

§ 20
Leitung, Aufsicht und Niederschrift
(1) Die Prüfung wird unter Leitung des Vorsitzes vom gesamten Prüfungsausschuss
unbeschadet der Regelungen in § 25 Absatz 3 und 4 durchgeführt.
(2) Die zuständige Stelle regelt im Einvernehmen mit dem Prüfungsausschuss die
Aufsichtsführung, die sicherstellen soll, dass die Prüfungsleistungen selbstständig
und nur mit erlaubten Arbeits- und Hilfsmitteln durchgeführt werden.
(3) Über den Ablauf der Prüfung ist eine Niederschrift zu fertigen.

§ 21
Ausweispflicht und Belehrung
Die Prüflinge haben sich über ihre Person auszuweisen. Sie sind vor Beginn der
Prüfung über den Prüfungsablauf, die zur Verfügung stehende Zeit, die erlaubten
Arbeits- und Hilfsmittel, die Folgen von Täuschungshandlungen und Ordnungs-
verstößen, Rücktritt und Nichtteilnahme zu belehren.

§ 22
Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße
(1) Unternimmt es ein Prüfling, das Prüfungsergebnis durch Täuschung oder
­Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel zu beeinflussen oder leistet er B
­ eihilfe
zu einer Täuschung oder einem Täuschungsversuch, liegt eine Täuschungs­
handlung vor.
294 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Wird während der Prüfung festgestellt, dass ein Prüfling eine Täuschungs­handlung
begeht oder einen entsprechenden Verdacht hervorruft, ist der Sachverhalt von
der Aufsichtsführung festzustellen und zu protokollieren. Der Prüfling setzt
die Prüfung vorbehaltlich der Entscheidung des Prüfungsausschusses über die
Täuschungs­handlung fort.
(3) Liegt eine Täuschungshandlung vor, wird die von der Täuschungshandlung
­betroffene Prüfungsleistung mit „ungenügend“ (= 0 Punkte) bewertet. In s­ chweren
Fällen, insbesondere bei vorbereiteten Täuschungshandlungen, kann der
Prüfungs­ausschuss den Prüfungsteil oder die gesamte Prüfung mit „ungenügend“
(= 0 Punkte) bewerten. Soweit Prüfungsleistungen einer Prüferdelegation zur Ab-
nahme und abschließenden Bewertung übertragen worden sind, kann die Prüfer-
delegation die Prüfungsleistung mit „ungenügend“ (= 0 Punkte) bewerten.
(4) Behindert ein Prüfling durch sein Verhalten die Prüfung so, dass die Prüfung
nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden kann, ist er von der Teilnahme aus-
zuschließen. Die Entscheidung hierüber kann von der Aufsichtsführung oder
den mit der Prüfungsabnahme beauftragten Prüfenden getroffen werden. Die
­endgültige Entscheidung über die Folgen für den Prüfling hat der Prüfungs­
ausschuss unverzüglich zu treffen. Gleiches gilt bei Nichtbeachtung der Sicher-
heitsvorschriften.
(5) Vor einer endgültigen Entscheidung des Prüfungsausschusses oder der Prüfer­
delegation nach den Absätzen 3 und 4 ist der Prüfling zu hören.

§ 23
Rücktritt, Nichtteilnahme
(1) Der Prüfling kann nach erfolgter Anmeldung vor Beginn der Prüfung durch
schriftliche Erklärung zurücktreten. In diesem Fall gilt die Prüfung als nicht
­abgelegt.
(2) Versäumt der Prüfling einen Prüfungstermin, so werden bereits erbrachte selbst-
ständige Prüfungsleistungen anerkannt, wenn ein wichtiger Grund für die Nicht-
teilnahme vorliegt. Selbstständige Prüfungsleistungen sind solche, die thematisch
klar abgrenzbar und nicht auf eine andere Prüfungsleistung bezogen sind sowie
eigenständig bewertet werden.
(3) Erfolgt der Rücktritt nach Beginn der Prüfung oder nimmt der Prüfling an der
Prüfung nicht teil, ohne dass ein wichtiger Grund vorliegt, so wird die Prüfung
mit 0 Punkten bewertet.
(4) Bei den zeitlich auseinanderfallenden Teilen einer Abschlussprüfung gelten die
Absätze 1 bis 3 für den jeweiligen Teil.
(5) Der wichtige Grund ist unverzüglich mitzuteilen und nachzuweisen. Im Krank-
heitsfall ist die Vorlage eines ärztlichen Attestes erforderlich.
ANHANG B: SERVICE 295

Vierter Abschnitt:
Bewertung, Feststellung und Beurkundung des Prüfungsergebnisses

§ 24
Bewertungsschlüssel
Die Prüfungsleistungen sind wie folgt zu bewerten:

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

100 1,0 sehr gut eine Leistung, die


den Anforderungen
98 und 99 1,1 in besonderem Maß
entspricht
96 und 97 1,2

94 und 95 1,3

92 und 93 1,4

91 1,5 gut eine Leistung, die den Anforde-


rungen voll
90 1,6 entspricht

89 1,7

88 1,8

87 1,9

85 und 86 2,0

84 2,1

83 2,2

82 2,3

81 2,4
296 AUSBILDUNG & BERUF

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

79 und 80 2,5 befriedigend eine Leistung, die den An-


forderungen im Allgemeinen
78 2,6 entspricht

77 2,7

75 und 76 2,8

74 2,9

72 und 73 3,0

71 3,1

70 3,2

68 und 69 3,3

67 3,4

65 und 66 3,5 ausreichend eine Leistung, die zwar Mängel


aufweist, aber im Ganzen den
63 und 64 3,6 Anforderungen noch entspricht

62 3,7

60 und 61 3,8

58 und 59 3,9

56 und 57 4,0

55 4,1

53 und 54 4,2

51 und 52 4,3

50 4,4
ANHANG B: SERVICE 297

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

48 und 49 4,5 mangelhaft eine Leistung, die den Anforde-


rungen nicht entspricht, jedoch
46 und 47 4,6 er­kennen lässt, dass
gewisse Grundkenntnisse noch
44 und 45 vorhanden sind
4,7

42 und 43 4,8

40 und 41 4,9

38 und 39 5,0

36 und 37 5,1

34 und 35 5,2

32 und 33 5,3

30 und 31 5,4

25 bis 29 5,5 ungenügend eine Leistung, die den Anfor-


derungen nicht entspricht und
20 bis 24 5,6 bei der selbst Grundkenntnisse
fehlen
15 bis 19 5,7

10 bis 14 5,8

5 bis 9 5,9

0 bis 4 6,0

Der Hundert-Punkte-Schlüssel ist der Bewertung aller Prüfungsleistungen sowie


der Ermittlung von Zwischen- und Gesamtergebnissen zugrunde zu legen.

§ 25
Bewertungsverfahren, Feststellung der Prüfungsergebnisse

(1) Der Prüfungsausschuss fasst die Beschlüsse über


1. die Noten zur Bewertung einzelner Prüfungsleistungen, die er selbst
­abgenommen hat,
2. die Noten zur Bewertung der Prüfung insgesamt sowie
3. das Bestehen oder Nichtbestehen der Abschlussprüfung.
Für die Beschlussfassung erhält der Ausschuss die Ergebnisniederschriften nach
298 AUSBILDUNG & BERUF

§ 26 Absatz 1. Dem jeweiligen Prüfungsausschuss sind zum Zweck der abschlie-


ßenden Bewertung und Feststellung des Prüfungsergebnisses alle erforderlichen
Unterlagen zur Verfügung zu stellen.
(2) Werden in einem Prüfungsbereich als schriftlich zu bearbeitende Aufgaben
­ausschließlich Antwort-Wahl-Aufgaben im Sinne des § 42 Absatz 4 BBiG ein-
gesetzt, so ist eine mindestens „ausreichende“ Prüfungsleistung erbracht, wenn
das vom Prüfling erzielte Ergebnis mindestens 50 Prozent der insgesamt erreich-
baren Punkte beträgt (absolute Bestehensgrenze) oder wenn bei einer Prüfung mit
mindestens 100 Prüflingen mit gleichem Aufgabensatz die vom Prüfling erzielte
Punktzahl die durchschnittliche Punktzahl aller erstmals an dieser Prüfung teil-
nehmenden Prüflinge um nicht mehr als 10 Prozent in den schriftlich zu bearbei-
tenden Aufgaben dieses Prüfungsbereichs unterschreitet (relative Bestehensgrenze).
Die relative Bestehensgrenze findet nur dann Anwendung, wenn der Prüfling
mindestens 45 Prozent der insgesamt erreichbaren Punkte in den schriftlich zu
bearbeitenden Aufgaben dieses Prüfungsbereichs erreicht hat.
(3) Nach § 47 Absatz 2 Satz 2 BBiG erstellte oder ausgewählte Antwort-Wahl-­Aufgaben
können automatisiert ausgewertet werden, wenn das Aufgabenerstellungs- oder
Aufgabenauswahlgremium festgelegt hat, welche Antworten als zutreffend
­anerkannt werden. Die Ergebnisse sind vom Prüfungsausschuss zu ü ­ bernehmen.
Auf die Änderung der Bewertung abzielende Hinweise von dem Prüfungs­
ausschuss oder der Prüferdelegation sind an die zuständige Stelle innerhalb einer
von ihr gesetzten Frist zu richten. Das Aufgabenerstellungs- oder Aufgaben­
auswahlgremium entscheidet über das weitere Vorgehen.
(4) Der Prüfungsausschuss oder die Prüferdelegation kann einvernehmlich die
­Abnahme und Bewertung einzelner schriftlicher oder sonstiger Prüfungs­
leistungen, deren Bewertung unabhängig von der Anwesenheit bei der E ­ rbringung
erfolgen kann, so vornehmen, dass zwei seiner oder ihrer Mitglieder die Prüfungs­
leistungen selbstständig und unabhängig bewerten. Weichen die auf der Grund-
lage des in der Prüfungsordnung vorgesehenen Bewertungsschlüssels erfolgten
Bewertungen der beiden Prüfenden um nicht mehr als 10 Prozent der erreich­
baren Punkte voneinander ab, so errechnet sich die endgültige Bewertung aus
dem Durchschnitt der beiden Bewertungen. Bei einer größeren Abweichung
erfolgt die endgültige Bewertung durch ein vorab bestimmtes weiteres Mitglied
des Prüfungsausschusses oder der Prüferdelegation (§ 42 Absatz 5 BBiG).
(5) Sieht die Ausbildungsordnung vor, dass Auszubildende bei erfolgreichem
­Abschluss eines zweijährigen Ausbildungsberufs vom ersten Teil der Abschluss-
prüfung eines darauf aufbauenden drei- oder dreieinhalbjährigen Ausbildungs-
berufs befreit sind, so ist das Ergebnis der Abschlussprüfung des zweijährigen
Ausbildungsberufs vom Prüfungsausschuss als das Ergebnis des ersten Teils der
Abschlussprüfung des auf dem zweijährigen Ausbildungsberuf aufbauenden drei-
oder dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufs zu übernehmen (§ 42 Absatz 6 BBiG).
ANHANG B: SERVICE 299

(6) Prüfungsausschüsse oder Prüferdelegationen nach § 42 Absatz 2 BBiG können


zur Bewertung einzelner, nicht mündlich zu erbringender Prüfungsleistungen
gutachterliche Stellungnahmen Dritter, insbesondere berufsbildender S ­ chulen,
einholen. Im Rahmen der Begutachtung sind die wesentlichen Abläufe zu
dokumentieren und die für die Bewertung erheblichen Tatsachen festzuhalten
(§ 39 Absatz 3 BBiG). Die Beauftragung erfolgt nach den Verwaltungsgrundsätzen
der zuständigen Stelle. Personen, die nach § 3 von der Mitwirkung im Prüfungs-
ausschuss auszuschließen sind, sollen nicht als Gutachter tätig werden.

§ 26
Ergebnisniederschrift, Mitteilung über Bestehen oder Nichtbestehen

(1) Über die Feststellung der einzelnen Prüfungsergebnisse ist eine Niederschrift auf
den von der zuständigen Stelle genehmigten Formularen zu fertigen. Sie ist von
den Mitgliedern des Prüfungsausschusses bzw. der Prüferdelegation zu unter-
zeichnen und der zuständigen Stelle ohne schuldhaftes Zögern (unverzüglich)
vorzulegen.
(2) Dem Prüfling soll unmittelbar nach Feststellung des Gesamtergebnisses der
­Prüfung mitgeteilt werden, ob er die Prüfung „bestanden“ oder „nicht bestanden“
hat. Hierüber erhält der Prüfling eine vom Vorsitz zu unterzeichnende Beschei-
nigung. Kann die Feststellung des Prüfungsergebnisses nicht am Tag der letzten
Prüfungsleistung getroffen werden, so hat der Prüfungsausschuss diese ohne
schuldhaftes Zögern (unverzüglich) zu treffen und dem Prüfling mitzuteilen.
(3) Sofern die Abschlussprüfung in zwei zeitlich auseinanderfallenden Teilen
durchgeführt wird, ist das Ergebnis der Prüfungsleistungen im ersten Teil der
­Abschlussprüfung dem Prüfling schriftlich mitzuteilen (§ 37 Absatz 2 Satz 3 BBiG).
Der erste Teil der Abschlussprüfung ist nicht eigenständig wiederholbar
(§ 37 ­Absatz 1 Satz 3 BBiG).
(4) Dem Ausbildenden werden auf Verlangen die Ergebnisse der Zwischen- und
Abschlussprüfung des Auszubildenden übermittelt (§§ 37 Absatz 2 Satz 2 und
48 ­Absatz 1 Satz 2 BBiG).

§ 27
Prüfungszeugnis
(1) Über die Prüfung erhält der Prüfling von der zuständigen Stelle ein Zeugnis (§ 37
Absatz 2 Satz 1 BBiG). Der von der zuständigen Stelle vorgeschriebene Vordruck
ist zu verwenden.
(2) Das Prüfungszeugnis enthält
–d ie Bezeichnung „Prüfungszeugnis nach § 37 Absatz 2 BBiG“ oder
„Prüfungs­zeugnis nach § 62 Absatz 3 in Verbindung mit § 37 ­Absatz 2 BBiG“,
–d ie Personalien des Prüflings (Name, Vorname, Geburtsdatum),
300 AUSBILDUNG & BERUF

–d  ie Bezeichnung des Ausbildungsberufs mit Fachrichtung oder prüfungs­


relevantem Schwerpunkt; weitere in der Ausbildungsordnung aus­
gewiesene prüfungsrelevante Differenzierungen können aufgeführt
werden,
–d  ie Ergebnisse (Punkte) der Prüfungsbereiche und das Gesamtergebnis
(Note), soweit ein solches in der Ausbildungsordnung vorgesehen ist,
– das Datum des Bestehens der Prüfung,
–d  ie Namenswiedergaben (Faksimile) oder Unterschriften des Vorsitzes des
Prüfungsausschusses und der beauftragten Person der zuständigen Stelle
mit Siegel.
Die Zeugnisse können zusätzliche nicht amtliche Bemerkungen zur Infor-
mation (Bemerkungen) enthalten, insbesondere über die Einordnung des
erworbenen Abschlusses in den Deutschen Qualifikationsrahmen oder auf
Antrag der geprüften Person über während oder anlässlich der Ausbildung
erworbene besondere oder zusätzliche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähig-
keiten.
(3) Im Fall des § 5 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2a BBiG enthält das Prüfungszeugnis
– die Bezeichnung „Prüfungszeugnis nach § 37 Absatz 2 BBiG“,
– die Personalien des Prüflings (Name, Vorname, Geburtsdatum),
–d  ie einleitende Bemerkung, dass der Prüfling aufgrund der in Teil 1 der
Abschlussprüfung eines zu benennenden drei- oder dreieinhalbjährigen
Ausbildungsberufs erbrachten Prüfungsleistungen den Abschluss des zu
benennenden zweijährigen Ausbildungsberufs erworben hat,
– die Ergebnisse (Punkte) der Prüfungsbereiche von Teil 1,
– g egebenenfalls das Ergebnis von zu benennenden Prüfungsbereichen
aus Teil 2 der Abschlussprüfung, wenn die Fertigkeiten, Kenntnisse und
Fähigkeiten der Abschlussprüfung des zweijährigen Ausbildungsberufs die
Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten der Teil 1-Prüfung des drei- oder
dreieinhalbjährigen Ausbildungsberufs nicht hinreichend abdecken und
die fehlenden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten durch geeignete
Prüfungsbereiche von Teil 2 der Abschlussprüfung abgedeckt werden
können, und
–d  ie Feststellung, dass in Teil 1 der Abschlussprüfung und den Prüfungs­
bereichen mit den fehlenden Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten
von Teil 2 der Abschlussprüfung ausreichende Leistungen entsprechend
der Bestehensregelungen im zweijährigen Beruf erbracht wurden,
– das Datum von Teil 2 der Abschlussprüfung und
–d  ie Namenswiedergabe (Faksimile) oder Unterschrift des Vorsitzes des
Prüfungsausschusses und der beauftragten Person der zuständigen Stelle
mit Siegel.
ANHANG B: SERVICE 301

(4) Dem Zeugnis ist auf Antrag des Auszubildenden eine englischsprachige und eine
französischsprachige Übersetzung beizufügen. Auf Antrag des Auszubildenden ist
das Ergebnis berufsschulischer Leistungsfeststellungen auf dem Zeugnis auszu-
weisen. Der Auszubildende hat den Nachweis der berufsschulischen Leistungs-
feststellungen dem Antrag beizufügen (§ 37 Absatz 3 BBiG).

§ 28
Bescheid über nicht bestandene Prüfung
(1) Bei nicht bestandener Prüfung erhalten der Prüfling und seine gesetzlichen
­Vertreter von der zuständigen Stelle einen schriftlichen Bescheid. Darin ist
­anzugeben, welche Prüfungsleistungen in einer Wiederholungsprüfung nicht
mehr wiederholt werden müssen (§ 29 Absatz 2 bis 3). Die von der zuständigen
Stelle vorgeschriebenen Formulare sind zu verwenden.
(2) Auf die besonderen Bedingungen der Wiederholungsprüfung gemäß § 29 ist
­hinzuweisen.

Fünfter Abschnitt:
Wiederholungsprüfung

§ 29
Wiederholungsprüfung
(1) Eine nicht bestandene Abschlussprüfung kann zweimal wiederholt werden
(§ 37 Absatz 1 Satz 2 BBiG). Es gelten die in der Wiederholungsprüfung erzielten
­Ergebnisse.
(2) Hat der Prüfling bei nicht bestandener Prüfung in einer selbstständigen Prüfungs­
leistung (§ 23 Absatz 2 Satz 2) mindestens ausreichende Leistungen erbracht, so
ist diese auf Antrag des Prüflings nicht zu wiederholen, sofern der Prüfling sich
innerhalb von zwei Jahren – gerechnet vom Tag der Feststellung des Ergebnisses
der nicht bestandenen Prüfung an – zur Wiederholungsprüfung anmeldet. Die
Bewertung in einer selbstständigen Prüfungsleistung (§ 23 Absatz 2 Satz 2) ist im
Rahmen der Wiederholungsprüfung zu übernehmen.
(3) Die Prüfung kann frühestens zum nächsten Prüfungstermin (§ 7) wiederholt
werden.

Sechster Abschnitt:
Schlussbestimmungen

§ 30
Rechtsbehelfsbelehrung
Maßnahmen und Entscheidungen der Prüfungsausschüsse der zuständigen Stelle
sind bei ihrer schriftlichen Bekanntgabe an den Prüfling mit einer Rechtsbehelfs-
belehrung gemäß § 70 der Verwaltungsgerichtsordnung zu versehen.
302 AUSBILDUNG & BERUF

§ 31
Prüfungsunterlagen
Auf Antrag ist dem Prüfling binnen der gesetzlich vorgegebenen Frist zur Ein­
legung eines Rechtsbehelfs Einsicht in seine Prüfungsunterlagen zu gewähren. Die
schriftlichen Prüfungsarbeiten sind ein Jahr, die Niederschriften gemäß § 26 Absatz
1 15 Jahre aufzubewahren. Die Aufbewahrungsfrist beginnt mit dem Zugang des
Prüfungs­bescheides nach § 27 Absatz 1 bzw. § 28 Absatz 1. Der Ablauf der vorgenannten
Fristen wird durch das Einlegen eines Rechtsmittels gehemmt.

§ 32
Prüfung von Zusatzqualifikationen
Die Vorschriften dieser Prüfungsordnung gelten entsprechend für die Abnahme
von Prüfungen gemäß § 49 BBiG (Zusatzqualifikationsprüfungen). Das Ergebnis
der Prüfung nach § 37 BBiG bleibt unberührt.

§ 33
Inkrafttreten
Diese Prüfungsordnung tritt am Tag der Veröffentlichung im Mitteilungsblatt der
zuständigen Stelle in Kraft. Gleichzeitig tritt die bisherige Abschluss-/Umschulungs-
prüfungsordnung außer Kraft. Die Prüfungsordnung wurde am … gemäß § 47
Absatz 1 BBiG von … (zuständige Behörde) genehmigt.

Anlage zu § 2 Absatz 1 Satz 1


zu § 2 Absatz 1 Satz 1 Für die hier aufgelisteten Prüfungsausschüsse* ist eine höhere
Anzahl als drei ordentliche Mitglieder festgelegt:

Prüfungsausschuss für den Gegebenenfalls regionale Anzahl der Mitglieder


Abschluss … ­Zuständigkeit (ohne Stellvertreterinnen/­
Stellvertreter)

*
 ie hier festgelegte Anzahl von ordentlichen Mitgliedern gilt auch für Prüferdelegationen, welchen
D
nach § 42 Absatz 2 Satz 1 BBiG oder § 35a Absatz 2 Satz 1 der Handwerksordnung die Abnahme
und abschließende Bewertung von Prüfungsleistungen für die aufgelisteten Prüfungsausschüsse
­übertragen wird.
ANHANG B: SERVICE 303

3 Musterprüfungsordnung für Fortbildungsprüfungen1

Auf Grund des Beschlusses des Berufsbildungsausschusses vom … gemäß den


Richtlinien des Hauptausschusses des Bundesinstituts für Berufsbildung vom
8. März 2007 (geändert am 29. August 2022) erlässt die/der/das … (z. B. Industrie- und
Handelskammer) als zuständige Stelle nach § 56 Absatz 1 in Verbindung mit § 47
Absatz 1 Satz 1 [Absatz 3 bis 5] und § 79 Absatz 4 Satz 1 des Berufsbildungsgesetzes
(BBiG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 4. Mai 2020 (BGBl. I S. 920), das zu-
letzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 20. Juli 2022 (BGBl. I S. 1174) geändert worden
ist, die folgende Prüfungsordnung.

Diese Prüfungsordnung gilt für die Durchführung von Prüfungen gemäß § 56 Absatz 1
in Verbindung mit § 47 BBiG. Die Prüfungsordnung ist für die Durchführung von
Prüfungen nach den aufgrund des § 30 Absatz 5 BBiG erlassenen Rechts­verordnungen
über den Nachweis über den Erwerb berufs- und arbeitspädagogischer Fertigkeiten,
Kenntnisse und Fähigkeiten entsprechend anzuwenden.

Inhaltsverzeichnis

Erster Abschnitt:
Prüfungsausschüsse und Prüferdelegationen
§1 Errichtung
§ 2 Zusammensetzung und Berufung von Prüfungsausschüssen und Prüfer-
delegationen
§ 2a Prüferdelegationen
§3 Ausschluss von der Mitwirkung
§4 Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
§5 Geschäftsführung
§6 Verschwiegenheit

Zweiter Abschnitt:
Vorbereitung der Fortbildungsprüfung
§7 Prüfungstermine
§8 Zulassung zur Fortbildungsprüfung
§9 Befreiung von vergleichbaren Prüfungsbestandteilen
§ 10 Entscheidung über die Zulassung und über Befreiungsanträge
§ 11 Prüfungsgebühr

1
Fundstelle: BAnz AT 19.09.2022 S2
304 AUSBILDUNG & BERUF

Dritter Abschnitt:
Durchführung der Fortbildungsprüfung
§ 12 Prüfungsgegenstand, Prüfungssprache
§ 13 Gliederung der Prüfung
§ 14 Prüfungsaufgaben
§ 14a Durchführung schriftlicher Prüfungsleistungen
§ 15 Nachteilsausgleich für behinderte Menschen
§ 16 Nichtöffentlichkeit
§ 17 Leitung, Aufsicht und Niederschrift
§ 18 Ausweispflicht und Belehrung
§ 19 Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße
§ 20 Rücktritt, Nichtteilnahme

Vierter Abschnitt:
Bewertung, Feststellung und Beurkundung des Prüfungsergebnisses
§ 21 Bewertungsschlüssel
§ 22 Bewertungsverfahren, Feststellung der Prüfungsergebnisse
§ 23 Ergebnisniederschrift, Mitteilung über Bestehen oder Nichtbestehen
§ 24 Prüfungszeugnis
§ 25 Bescheid über nicht bestandene Prüfung

Fünfter Abschnitt:
Wiederholungsprüfung
§ 26 Wiederholungsprüfung

Sechster Abschnitt:
Schlussbestimmungen
§ 27 Rechtsbehelfsbelehrung
§ 28 Prüfungsunterlagen
§ 29 Inkrafttreten

Anlage zu § 2 Absatz 1 Satz 1


ANHANG B: SERVICE 305

Erster Abschnitt:
Prüfungsausschüsse und Prüferdelegationen

§1
Errichtung
(1) Für die Durchführung von Prüfungen im Bereich der beruflichen Fortbildung
errichtet die zuständige Stelle Prüfungsausschüsse (§ 56 Absatz 1 Satz 1 BBiG).
Mehrere zuständige Stellen können bei einer von ihnen gemeinsame Prüfungs­
ausschüsse errichten (§ 39 Absatz 1 Satz 2 BBiG).
(2) Prüfungsausschüsse oder Prüferdelegationen nach § 42 Absatz 2 BBiG nehmen
die Prüfungsleistungen ab.
(3) Soweit die Fortbildungsordnungen (§ 53 Absatz 1 BBiG), die Anpassungsfortbil­
dungsordnungen (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder die ­Fortbildungsprüfungsregelungen
nach § 54 Absatz 1 BBiG selbstständige Prüfungsteile beinhalten, können zur
Durchführung der Teilprüfungen eigene Prüfungsausschüsse oder Prüfer­
delegationen gebildet werden.

§2
Zusammensetzung und Berufung von Prüfungsausschüssen
(1) Der Prüfungsausschuss besteht aus drei Mitgliedern, sofern in einer Anlage zur
Prüfungsordnung für bestimmte Prüfungsausschüsse keine höhere Anzahl festge-
legt ist. Die Mitglieder von Prüfungsausschüssen sind hinsichtlich der Beurteilung
der Prüfungsleistungen unabhängig und nicht an Weisungen gebunden. Die Mit-
glieder müssen für die Prüfungsgebiete sachkundig und für die Mitwirkung im
Prüfungswesen geeignet sein (§ 40 Absatz 1 Satz 2 BBiG).
(2) Dem Prüfungsausschuss müssen als Mitglieder Beauftragte der Arbeitgeber und
der Arbeitnehmer in gleicher Zahl sowie mindestens eine Person, die als Lehrkraft
im beruflichen Schul- oder Fortbildungswesen tätig ist, angehören. Mindestens
zwei Drittel der Gesamtzahl der Mitglieder müssen Beauftragte der Arbeitgeber
und der Arbeitnehmer sein (§ 40 Absatz 2 Satz 1 und 2 BBiG).
(3) Die Mitglieder werden von der zuständigen Stelle für eine einheitliche Periode,
längstens für fünf Jahre berufen (§ 40 Absatz 3 Satz 1 BBiG).
(4) Die Beauftragten der Arbeitnehmer werden auf Vorschlag der im Bezirk der zu-
ständigen Stelle bestehenden Gewerkschaften und selbstständigen Vereinigungen
von Arbeitnehmern mit sozial- oder berufspolitischer Zwecksetzung berufen
(§ 40 Absatz 3 Satz 2 BBiG).
(5) Lehrkräfte im beruflichen Schul- oder Fortbildungswesen werden im Einverneh-
men mit der Schulaufsichtsbehörde oder der von ihr bestimmten Stelle berufen
(§ 40 Absatz 3 Satz 3 BBiG entsprechend). Soweit es sich um Lehrkräfte von Fort-
bildungseinrichtungen handelt, werden sie von den Fortbildungseinrichtungen
benannt.
306 AUSBILDUNG & BERUF

(6) Werden Mitglieder nicht oder nicht in ausreichender Zahl innerhalb einer von
der zuständigen Stelle gesetzten angemessenen Frist vorgeschlagen, so beruft
die zuständige Stelle insoweit nach pflichtgemäßem Ermessen (§ 40 Absatz 3
Satz 4 BBiG).
(7) Die Mitglieder der Prüfungsausschüsse können nach Anhörung der an ihrer
­Berufung Beteiligten aus wichtigem Grunde abberufen werden (§ 40 Absatz 3
Satz 5 BBiG).
(8) Die Mitglieder der Prüfungsausschüsse haben Stellvertreterinnen oder Stellver-
treter (§ 40 Absatz 2 Satz 3 BBiG). Die Absätze 3 bis 7 gelten für sie entsprechend.
(9) Die für die Berufung von Prüfungsausschussmitgliedern Vorschlagsberechtigten
sind über die Anzahl und die Größe der einzurichtenden Prüfungsausschüsse
sowie über die Zahl der von ihnen vorzuschlagenden weiteren Prüfenden zu
unterrichten. Die Vorschlagsberechtigten werden von der zuständigen Stelle
darüber unterrichtet, welche der von ihnen vorgeschlagenen Mitglieder, Stell­
vertreterinnen und Stellvertreter sowie weiteren Prüfenden berufen werden
(§ 40 Absatz 5 BBiG).
(10) Die Tätigkeit im Prüfungsausschuss ist ehrenamtlich. Für bare Auslagen und für
Zeitversäumnis ist, soweit eine Entschädigung nicht von anderer Seite gewährt
wird, eine angemessene Entschädigung zu zahlen, deren Höhe von der z­ uständigen
Stelle mit Genehmigung der obersten Landesbehörde festgesetzt wird. Die Ent-
schädigung für Zeitversäumnis hat mindestens im Umfang von § 16 des Justiz-
vergütungs- und -entschädigungsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zu
erfolgen (§ 40 Absatz 6 BBiG).
(11) Von den Absätzen 2 und 8 darf nur abgewichen werden, wenn andernfalls
die ­erforderliche Zahl von Mitgliedern des Prüfungsausschusses nicht berufen
­werden kann (§ 40 Absatz 7 BBiG).

§ 2a
Prüferdelegationen
(1) Die zuständige Stelle kann im Einvernehmen mit den Mitgliedern des Prüfungs-
ausschusses die Abnahme und die abschließende Bewertung von Prüfungs­
leistungen auf Prüferdelegationen übertragen (§ 42 Absatz 2 Satz 1 BBiG).
(2) Für die Zusammensetzung von Prüferdelegationen ist § 2 Absatz 1 und 2 ent­
sprechend anzuwenden (§ 42 Absatz 2 Satz 2 BBiG). Die Mitglieder der Prüfer­
delegationen haben Stellvertreterinnen/Stellvertreter (§ 42 Absatz 2 Satz 2 BBiG).
(3) Mitglieder von Prüferdelegationen können die Mitglieder der P ­ rüfungsausschüsse,
deren Stellvertreterinnen und Stellvertreter sowie weitere Prüfende sein, die
durch die zuständige Stelle nach § 40 Absatz 4 BBiG berufen worden sind (§ 42
Absatz 2 Satz 3 BBiG). Für die Berufungen gilt § 2 Absatz 3 bis 8 entsprechend.
Die Berufung weiterer Prüfender kann auf bestimmte Prüf- oder Fachgebiete
­beschränkt werden (§ 40 Absatz 4 Satz 2 BBiG).
ANHANG B: SERVICE 307

(4) Die Mitwirkung in einer Prüferdelegation ist ehrenamtlich. § 2 Absatz 10 Satz 2


und 3 gilt entsprechend.
(5) Die zuständige Stelle hat vor Beginn der Prüfung über die Bildung von Prüfer-
delegationen, über deren Mitglieder sowie über deren Stellvertreterinnen und
Stellvertreter zu entscheiden. Prüfende können Mitglieder mehrerer Prüferdele-
gationen sein. Sind verschiedene Prüfungsleistungen derart aufeinander bezogen,
dass deren Beurteilung nur einheitlich erfolgen kann, so müssen diese Prüfungs-
leistungen von denselben Prüfenden abgenommen werden (§ 42 Absatz 3 BBiG).

§3
Ausschluss von der Mitwirkung
(1) Bei der Zulassung und Prüfung dürfen Angehörige der Prüfungsbewerberinnen/
Prüfungsbewerber nicht mitwirken. Angehörige im Sinne des Satzes 1 sind:
1. Verlobte,
2. Ehegatten,
3. eingetragene Lebenspartner,
4. Verwandte und Verschwägerte gerader Linie,
5. Geschwister,
6. Kinder der Geschwister,
7. Ehegatten der Geschwister und Geschwister der Ehegatten,
8. Geschwister der Eltern,
9. Personen, die durch ein auf längere Dauer angelegtes Pflegeverhältnis mit
häuslicher Gemeinschaft wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind
(Pflegeeltern und Pflegekinder).
Angehörige sind die im Satz 2 aufgeführten Personen auch dann, wenn
1. in den Fällen der Nummern 2, 3, 4 und 7 die die Beziehung begründende Ehe
oder die Lebenspartnerschaft nicht mehr besteht;
2. in den Fällen der Nummern 4 bis 8 die Verwandtschaft oder Schwägerschaft
durch Annahme als Kind erloschen ist;
3. im Fall der Nummer 9 die häusliche Gemeinschaft nicht mehr besteht, sofern
die Personen weiterhin wie Eltern und Kind miteinander verbunden sind.
(2) Hält sich ein Prüfungsausschussmitglied oder ein Mitglied einer Prüferdelegation
nach Absatz 1 für ausgeschlossen oder bestehen Zweifel, ob die Voraussetzungen
des Absatzes 1 gegeben sind, ist dies der zuständigen Stelle mitzuteilen, während
der Prüfung dem Prüfungsausschuss oder den anderen Mitgliedern der Prüfer-
delegation. Die Entscheidung über den Ausschluss von der Mitwirkung trifft
die zuständige Stelle, während der Prüfung der Prüfungsausschuss oder die
Prüferdelegation. Im letzteren Fall darf das betroffene Mitglied nicht mitwirken.
Ausgeschlossene Personen dürfen bei der Beratung und Beschlussfassung nicht
zugegen sein.
(3) Liegt ein Grund vor, der geeignet ist, Misstrauen gegen eine unparteiische Aus-
übung des Prüfungsamtes zu rechtfertigen, oder wird von einer zu prüfenden
308 AUSBILDUNG & BERUF

Person das Vorliegen eines solchen Grundes behauptet, so hat die betroffene Person
dies der zuständigen Stelle mitzuteilen, während der Prüfung dem Prüfungs­
ausschuss oder der Prüferdelegation. Absatz 2 Satz 2 bis 4 gelten entsprechend.
(4) Personen, die gegenüber der zu prüfenden Person Arbeitgeberfunktionen inne-
haben, sollen, soweit nicht besondere Umstände eine Mitwirkung zulassen oder
erfordern, nicht mitwirken.
(5) Wenn in den Fällen der Absätze 1 bis 3 eine ordnungsgemäße Besetzung des Prü-
fungsausschusses nicht möglich ist, kann die zuständige Stelle die Durchführung
der Prüfung einem anderen oder einem gemeinsamen Prüfungsausschuss über-
tragen. Erforderlichenfalls kann eine andere zuständige Stelle ersucht werden, die
Prüfung durchzuführen. Das Gleiche gilt, wenn eine objektive Durchführung der
Prüfung aus anderen Gründen nicht gewährleistet erscheint. Wenn in den Fällen
der Absätze 1 bis 3 eine ordnungsgemäße Besetzung der Prüferdelegation nicht
möglich ist, kann der Prüfungsausschuss die Durchführung der Prüfung auf eine
andere Prüferdelegation übertragen oder die Prüfung selbst abnehmen.

§4
Vorsitz, Beschlussfähigkeit, Abstimmung
(1) Der Prüfungsausschuss wählt ein Mitglied, das den Vorsitz führt, und ein weiteres
Mitglied, das den Vorsitz stellvertretend übernimmt. Der Vorsitz und das ihn
stellvertretende Mitglied sollen nicht derselben Mitgliedergruppe angehören
(§ 41 Absatz 1 BBiG).
(2) Der Prüfungsausschuss ist beschlussfähig, wenn zwei Drittel der Mitglieder,
mindestens drei, mitwirken. Er beschließt mit der Mehrheit der abgegebenen
Stimmen. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des vorsitzenden Mitgliedes
den Ausschlag (§ 41 Absatz 2 BBiG).
(3) Für Prüferdelegationen gelten Absatz 2 Satz 1 und 2 entsprechend.

§5
Geschäftsführung
(1) Die Geschäftsführung des Prüfungsausschusses liegt in Abstimmung mit dem
­Prüfungsausschuss bei der zuständigen Stelle. Einladungen (Vorbereitung, Durch-
führung, Nachbereitung), Protokollführung und Durchführung der Beschlüsse
werden im Einvernehmen mit dem Vorsitz des Prüfungsausschusses geregelt.
(2) Zu den Sitzungen des Prüfungsausschusses sind die ordentlichen Mitglieder
rechtzeitig einzuladen. Stellvertretende Mitglieder werden in geeigneter Weise
unterrichtet. Kann ein Mitglied an einer Sitzung nicht teilnehmen, so soll es dies
unverzüglich der zuständigen Stelle mitteilen. Für ein verhindertes Mitglied ist ein
stellvertretendes Mitglied einzuladen, welches derselben Gruppe angehören soll.
(3) Die Sitzungsprotokolle sind von der protokollführenden Person und dem Vorsitz
zu unterzeichnen. § 23 Absatz 1 bleibt unberührt.
ANHANG B: SERVICE 309

(4) Absatz 2 gilt für Prüferdelegationen entsprechend. Die Sitzungsprotokolle sind


von allen Mitgliedern der Prüferdelegation zu unterzeichnen. § 23 Absatz 1 bleibt
unberührt.

§6
Verschwiegenheit
Unbeschadet bestehender Informationspflichten, insbesondere gegenüber dem
­Berufsbildungsausschuss, haben die Mitglieder des Prüfungsausschusses, der
­Prüferdelegation und sonstige mit der Prüfung befasste Personen über alle Prüfungs­
vorgänge Verschwiegenheit gegenüber Dritten zu wahren.

Zweiter Abschnitt:
Vorbereitung der Fortbildungsprüfung

§7
Prüfungstermine
(1) Die zuständige Stelle legt die Prüfungstermine je nach Bedarf fest. Die ­Termine
sollen nach Möglichkeit mit den betroffenen Fortbildungseinrichtungen
­abgestimmt werden.
(2) Die zuständige Stelle gibt die Prüfungstermine einschließlich der Anmeldefristen
in geeigneter Weise öffentlich, mindestens einen Monat vor Ablauf der Anmelde-
frist bekannt. Wird die Anmeldefrist überschritten, kann die zuständige Stelle die
Annahme des Antrags verweigern.
(3) Werden für schriftlich durchzuführende Prüfungsbereiche einheitliche
­über­regionale Aufgaben verwendet, sind dafür entsprechende überregional
­abgestimmte Prüfungstage anzusetzen.

§8
Zulassung zur Fortbildungsprüfung
(1) Der Antrag auf Zulassung zur Prüfung ist schriftlich nach den von der zuständigen
Stelle bestimmten Fristen und Formularen zu stellen. Dem Antrag auf Zulassung
sind beizufügen:
1. Angaben zur Person und
2. Angaben über die in den Absätzen 2 bis 4 genannten Voraussetzungen.
(2) Örtlich zuständig für die Zulassung zur Fortbildungsprüfung ist die zuständige
Stelle, in deren Bezirk die Prüfungsbewerberin/der Prüfungsbewerber
a) an einer Maßnahme der Fortbildung teilgenommen hat oder
b) in einem Arbeitsverhältnis steht oder selbstständig tätig ist oder
c) ihren/seinen Wohnsitz hat.
(3) Zur Fortbildungsprüfung ist zuzulassen, wer die Zulassungsvoraussetzungen
einer Fortbildungsordnung (§ 53 Absatz 1 BBiG), einer Anpassungsfortbildungs-
310 AUSBILDUNG & BERUF

ordnung (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder einer Fortbildungsprüfungsregelung nach


§ 54 Absatz 1 BBiG erfüllt.
(4) Sofern die Fortbildungsordnung (§ 53 Absatz 1 BBiG), die Anpassungsfort­
bildungsordnung (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder eine Fortbildungsprüfungsregelung
nach § 54 Absatz 1 BBiG Zulassungsvoraussetzungen vorsieht, sind ausländische
Bildungsabschlüsse und Zeiten der Berufstätigkeit im Ausland zu berücksichtigen
(§ 55 BBiG).

§9
Befreiung von vergleichbaren Prüfungsbestandteilen
(1) Die zu prüfende Person ist auf Antrag von der Ablegung einzelner Prüfungs­
bestandteile durch die zuständige Stelle zu befreien, wenn sie eine andere ver-
gleichbare Prüfung vor einer öffentlichen oder staatlich anerkannten Bildungs-
einrichtung oder vor einem staatlichen Prüfungsausschuss erfolgreich abgelegt
hat und die Anmeldung zur Fortbildungsprüfung innerhalb von zehn Jahren nach
Bekanntgabe des Bestehens der anderen Prüfung erfolgt (§ 56 Absatz 2 BBiG).
(2) Anträge auf Befreiung von Prüfungsbestandteilen sind zusammen mit dem
­Zulassungsantrag schriftlich bei der zuständigen Stelle zu stellen. Die Nachweise
über Befreiungsgründe im Sinne von Absatz 1 sind beizufügen.

§ 10
Entscheidung über die Zulassung und über Befreiungsanträge
(1) Über die Zulassung sowie über die Befreiung von Prüfungsbestandteilen ent-
scheidet die zuständige Stelle. Hält sie die Zulassungsvoraussetzungen oder die
Befreiungsgründe nicht für gegeben, so entscheidet der Prüfungsausschuss (§ 46
Absatz 1 BBiG).
(2) Die Entscheidungen über die Zulassung und die Befreiung von Prüfungsbestand-
teilen sind der Prüfungsbewerberin/dem Prüfungsbewerber rechtzeitig unter
Angabe des Prüfungstages und -ortes einschließlich der erlaubten Arbeits- und
Hilfsmittel mitzuteilen. Die Entscheidungen über die Nichtzulassung und über
die Ablehnung der Befreiung sind der Prüfungsbewerberin/dem Prüfungs­
bewerber schriftlich mit Begründung bekannt zu geben.
(3) Die Zulassung und die Befreiung von Prüfungsbestandteilen können von der zu-
ständigen Stelle bis zur Bekanntgabe des Prüfungsergebnisses widerrufen werden,
wenn sie aufgrund gefälschter Unterlagen oder falscher Angaben ausgesprochen
wurde.

§ 11
Prüfungsgebühr
Die zu prüfende Person hat die Prüfungsgebühr nach Aufforderung an die zuständige
Stelle zu entrichten. Die Höhe der Prüfungsgebühr bestimmt sich nach der Gebühren­
ordnung der zuständigen Stelle.
ANHANG B: SERVICE 311

Dritter Abschnitt:
Durchführung der Fortbildungsprüfung

§ 12
Prüfungsgegenstand, Prüfungssprache
(1) Sofern für einen Fortbildungsabschluss weder eine Fortbildungsordnung (§ 53
Absatz 1 BBiG) noch eine Anpassungsfortbildungsordnung (§ 53e Absatz 1 BBiG)
erlassen worden ist, regelt die zuständige Stelle die Bezeichnung des Fortbildungs­
abschlusses, Ziel, Inhalt und Anforderungen der Prüfungen, die Zulassungs­
voraussetzungen sowie das Prüfungsverfahren durch Fortbildungsprüfungs­
regelungen nach § 54 Absatz 1 BBiG.
(2) Die Prüfungssprache ist Deutsch, soweit nicht die Fortbildungsordnung (§ 53 Ab-
satz 1 BBiG), die Anpassungsfortbildungsordnung (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder die
Fortbildungsprüfungsregelung nach § 54 Absatz 1 BBiG etwas Anderes vorsieht.

§ 13
Gliederung der Prüfung
Die Gliederung der Prüfung ergibt sich aus den Fortbildungsordnungen (§ 53 Absatz
1 BBiG), den Anpassungsfortbildungsordnungen (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder den Fort-
bildungsprüfungsregelungen nach § 54 Absatz 1 BBiG (Prüfungsanforderungen).

§ 14
Prüfungsaufgaben
(1) Der Prüfungsausschuss beschließt auf der Grundlage der Prüfungsanforderungen
die Prüfungsaufgaben.
(2) Überregional oder von einem Aufgabenerstellungsausschuss bei der z­ uständigen
Stelle erstellte oder ausgewählte Aufgaben sind vom Prüfungsausschuss zu
übernehmen, sofern diese Aufgaben von Gremien erstellt oder ausgewählt und
beschlossen wurden, die entsprechend § 2 Absatz 2 zusammengesetzt sind und
die zuständige Stelle über die Übernahme entschieden hat.

§ 14a
Durchführung schriftlicher Prüfungsleistungen
(1) Sind in der Fortbildungsprüfung Aufgaben schriftlich zu bearbeiten, kann die
zuständige Stelle bestimmen, dass diese ganz oder in Teilen in digitaler Form an
einem festgelegten Prüfungsort unter Aufsicht durchgeführt werden. Vor der
Entscheidung ist der Berufsbildungsausschuss nach § 79 BBiG einzubeziehen.
Die Prüfungsausschüsse sind rechtzeitig zu informieren.
(2) Die digitale Durchführung der Prüfung erfolgt unter folgenden Maßgaben:
1. die zuständige Stelle hat die erforderlichen digitalen Endgeräte mit der erfor-
derlichen digitalen Ausstattung (digitales Prüfungssystem) zur Verfügung zu
stellen;
312 AUSBILDUNG & BERUF

2. den zu prüfenden Personen und den Prüfenden ist vor der Prüfung ausreichend
Gelegenheit zu geben, sich mit dem digitalen Prüfungssystem vertraut zu
machen;
3. während der Abnahme der Prüfungsleistung hat eine für das digitale Prüfungs­
system technisch sachkundige Person zur Verfügung zu stehen;
4. bei nicht durch die zu prüfende Person zu vertretenden technischen Störungen
ist der damit verbundene Zeitverlust durch entsprechende Zeitverlängerung
auszugleichen;
5. es ist sicherzustellen, dass nach dem jeweiligen Stand der Technik die von den
zu prüfenden Personen und den Prüfenden eingegebenen Daten diesen stets
eindeutig und innerhalb der Aufbewahrungsfrist nach § 28 dauerhaft zugeord-
net werden können. Die Unveränderbarkeit der abschließend übermittelten
Daten durch die zu prüfenden Personen und die Prüfenden ist sicherzustellen.
Die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der personenbezogenen Daten sind
einzuhalten.

§ 15
Nachteilsausgleich für behinderte Menschen
Bei der Durchführung der Prüfung sollen die besonderen Verhältnisse behinderter
Menschen berücksichtigt werden. Dies gilt insbesondere für die Dauer der Prüfung,
die Zulassung von Hilfsmitteln und die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen
­Dritter wie Gebärdensprachdolmetscher für hörbehinderte Menschen (§ 65 Absatz 1
Satz 2 BBiG). Die Art der Behinderung ist mit dem Antrag auf Zulassung zur Prüfung
(§ 8 Absatz 1) nachzuweisen.

§ 16
Nichtöffentlichkeit
Die Prüfungen sind nicht öffentlich. Vertreterinnen und Vertreter der obersten
­Bundes- und Landesbehörden, der zuständigen Stelle sowie die Mitglieder des Berufs-
bildungsausschusses der zuständigen Stelle können anwesend sein. Der Prüfungsaus-
schuss oder die Prüferdelegation kann im Einvernehmen mit der zuständigen Stelle
andere Personen als Gäste zulassen. An der Beratung über das Prüfungsergebnis dürfen
nur die Mitglieder des Prüfungsausschusses oder der Prüferdelegation beteiligt sein.

§ 17
Leitung, Aufsicht und Niederschrift
(1) Die Prüfung wird unter Leitung des Vorsitzes vom gesamten Prüfungsausschuss
durchgeführt.
(2) Die zuständige Stelle regelt im Einvernehmen mit dem Prüfungsausschuss die
Aufsichtsführung, die sicherstellen soll, dass die Prüfungsleistungen selbstständig
und nur mit erlaubten Arbeits- und Hilfsmitteln durchgeführt werden.
ANHANG B: SERVICE 313

(3) Störungen durch äußere Einflüsse müssen von der zu prüfenden Person
­ausdrücklich gegenüber der Aufsicht, dem Vorsitz oder den mit der Prüfungs­
abnahme beauftragten Prüfenden gerügt werden. Entstehen durch die Störungen
erhebliche Beeinträchtigungen, entscheiden der Prüfungsausschuss, die Prüfer-
delegation oder die mit der Prüfungsabnahme beauftragten Prüfenden über Art
und Umfang von geeigneten Ausgleichsmaßnahmen. Bei der Durchführung von
schriftlichen Prüfungen kann die Aufsicht über die Gewährung einer Zeitverlän-
gerung entscheiden.
(4) Über den Ablauf der Prüfung ist eine Niederschrift zu fertigen.

§ 18
Ausweispflicht und Belehrung
Die zu prüfenden Personen haben sich über ihre Person auszuweisen. Sie sind
vor Beginn der Prüfung über den Prüfungsablauf, die zur Verfügung stehende Zeit,
die ­erlaubten Arbeits- und Hilfsmittel, die Folgen von Täuschungshandlungen,
Ordnungs­verstößen, Rücktritt und Nichtteilnahme zu belehren.

§ 19
Täuschungshandlungen und Ordnungsverstöße
(1) Unternimmt es eine zu prüfende Person, das Prüfungsergebnis durch ­Täuschung
oder Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel zu beeinflussen oder l­ eistet
sie Beihilfe zu einer Täuschung oder einem Täuschungsversuch, liegt eine
Täuschungs­handlung vor.
(2) Wird während der Prüfung festgestellt, dass eine zu prüfende Person eine Täu-
schungshandlung begeht oder einen entsprechenden Verdacht hervorruft, ist der
Sachverhalt von der Aufsichtsführung festzustellen und zu protokollieren. Die zu
prüfende Person setzt die Prüfung vorbehaltlich der Entscheidung des Prüfungs-
ausschusses über die Täuschungshandlung fort.
(3) Liegt eine Täuschungshandlung vor, wird die von der Täuschungshandlung
betroffene Prüfungsleistung mit „ungenügend“ (= 0 Punkte) bewertet. In schweren
Fällen, insbesondere bei vorbereiteten Täuschungshandlungen, kann der Prüfungs­
ausschuss den Prüfungsteil oder die gesamte Prüfung mit „ungenügend“
(= 0 Punkte) bewerten. Soweit Prüfungsleistungen einer Prüferdelegation zur
Abnahme und abschließenden Bewertung übertragen worden sind, kann die
Prüferdelegation die Prüfungsleistung mit „ungenügend“ (= 0 Punkte) bewerten.
(4) Behindert eine zu prüfende Person durch ihr Verhalten die Prüfung so, dass die
Prüfung nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden kann, ist sie von der Teil-
nahme auszuschließen. Die Entscheidung hierüber kann von der Aufsichtsführung
oder den mit der Prüfungsabnahme beauftragten Prüfenden getroffen werden.
Die endgültige Entscheidung über die Folgen für die zu prüfende Person hat der
Prüfungsausschuss unverzüglich zu treffen. Gleiches gilt bei Nicht­beachtung der
Sicherheitsvorschriften.
314 AUSBILDUNG & BERUF

(5) Vor einer endgültigen Entscheidung des Prüfungsausschusses oder der Prüfer­
delegation nach den Absätzen 3 und 4 ist die zu prüfende Person zu hören.

§ 20
Rücktritt, Nichtteilnahme
(1) Die zu prüfende Person kann nach erfolgter Anmeldung vor Beginn der Prüfung
(bei schriftlichen Prüfungen vor Bekanntgabe der Prüfungsaufgaben) durch
schriftliche Erklärung zurücktreten. In diesem Fall gilt die Prüfung als nicht
­abgelegt.
(2) Versäumt die zu prüfende Person einen Prüfungstermin, so werden bereits
­erbrachte selbstständige Prüfungsleistungen anerkannt, wenn ein wichtiger
Grund für die Nichtteilnahme vorliegt. Selbstständige Prüfungsleistungen sind
solche, die thematisch klar abgrenzbar und nicht auf eine andere Prüfungs­
leistung bezogen sind sowie eigenständig bewertet werden.
(3) Erfolgt der Rücktritt nach Beginn der Prüfung oder nimmt die zu prüfende
­Person an der Prüfung nicht teil, ohne dass ein wichtiger Grund vorliegt, so wird
die Prüfung mit „ungenügend“ (= 0 Punkte) bewertet.
(4) Der wichtige Grund ist unverzüglich mitzuteilen und nachzuweisen. Im Krank-
heitsfall ist die Vorlage eines ärztlichen Attestes erforderlich.

Vierter Abschnitt
Bewertung, Feststellung und Beurkundung des Prüfungsergebnisses

§ 21
Bewertungsschlüssel
Die Prüfungsleistungen sind wie folgt zu bewerten

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

100 1,0 sehr gut eine Leistung, die den


­Anfor­derungen in besonderem
98 und 99 1,1 Maß entspricht

96 und 97 1,2

94 und 95 1,3

92 und 93 1,4
ANHANG B: SERVICE 315

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

91 1,5 gut eine Leistung, die den


­Anforderungen voll entspricht
90 1,6

89 1,7

88 1,8

87 1,9

85 und 86 2,0

84 2,1

83 2,2

82 2,3

81 2,4

79 und 80 2,5 befriedigend eine Leistung, die den


­Anforderungen im Allgemeinen
78 2,6 entspricht

77 2,7

75 und 76 2,8

74 2,9

72 und 73 3,0

71 3,1

70 3,2

68 und 69 3,3

67 3,4

65 und 66 3,5 ausreichend eine Leistung, die zwar Mängel


aufweist, aber im Ganzen den
63 und 64 3,6 Anforderungen noch entspricht

62 3,7

60 und 61 3,8

58 und 59 3,9

56 und 57 4,0

55 4,1

53 und 54 4,2

51 und 52 4,3

50 4,4
316 AUSBILDUNG & BERUF

Punkte Note als Dezimalzahl Note in Worten Definition

48 und 49 4,5 mangelhaft eine Leistung, die den Anforde-


rungen nicht entspricht, jedoch
46 und 47 4,6 er­kennen lässt, dass
gewisse Grundkenntnisse noch
44 und 45 4,7
vorhanden sind
42 und 43 4,8

40 und 41 4,9

38 und 39 5,0

36 und 37 5,1

34 und 35 5,2

32 und 33 5,3

30 und 31 5,4

25 bis 29 5,5 ungenügend eine Leistung, die den Anfor-


derungen nicht entspricht und
20 bis 24 5,6 bei der selbst Grundkenntnisse
fehlen
15 bis 19 5,7

10 bis 14 5,8

5 bis 9 5,9

0 bis 4 6,0

Der Hundert-Punkte-Schlüssel ist der Bewertung aller Prüfungsleistungen sowie


der Ermittlung von Zwischen- und Gesamtergebnissen zugrunde zu legen.

§ 22
Bewertungsverfahren, Feststellung der Prüfungsergebnisse
(1) Der Prüfungsausschuss fasst die Beschlüsse über
1. die Noten zur Bewertung einzelner Prüfungsleistungen, die er selbst
­abgenommen hat,
2. die Noten zur Bewertung der Prüfung insgesamt sowie
3. das Bestehen oder Nichtbestehen der Abschlussprüfung.
Für die Beschlussfassung erhält der Ausschuss die Ergebnisniederschriften nach § 23
Absatz 1. Dem jeweiligen Prüfungsausschuss sind zum Zweck der abschließenden
Bewertung und Feststellung des Prüfungsergebnisses alle erforderlichen Unterlagen
zur Verfügung zu stellen.
(2) Bei der Feststellung von Prüfungsergebnissen bleiben Prüfungsleistungen,
von denen befreit worden ist (§ 9), außer Betracht.
ANHANG B: SERVICE 317

(3) Wird eine Prüfungsleistung ausschließlich mit Antwort-Wahl-Aufgaben im Sinne


des § 42 Absatz 4 BBiG geprüft, so ist eine mindestens „ausreichende“ Prüfungs-
leistung erbracht, wenn das von der zu prüfenden Person erzielte Ergebnis
mindestens 50 Prozent der insgesamt erreichbaren Punkte beträgt (absolute
Bestehensgrenze) oder wenn bei einer Prüfung mit mindestens 100 zu prüfenden
Personen mit gleichem Aufgabensatz die von der zu prüfenden Person e­ rzielte
Punktzahl die durchschnittliche Punktzahl aller erstmals an dieser Prüfung
teilnehmenden zu prüfenden Personen um nicht mehr als 10 Prozent in dieser
­Prüfungsleistung unterschreitet (relative Bestehensgrenze). Die relative Bestehens­
grenze findet nur dann Anwendung, wenn die zu prüfende Person mindestens
45 Prozent der insgesamt erreichbaren Punkte in der Prüfungsleistung erreicht hat.
(4) Nach § 47 Absatz 2 Satz 2 BBiG erstellte oder ausgewählte Antwort-Wahl-Aufgaben
können automatisiert ausgewertet werden, wenn das Aufgabenerstellungs- oder
Aufgabenauswahlgremium festgelegt hat, welche Antworten als zutreffend
­anerkannt werden. Die Ergebnisse sind vom Prüfungsausschuss zu übernehmen.
Auf die Änderung der Bewertung abzielende Hinweise von dem Prüfungsaus-
schuss oder der Prüferdelegation sind an die zuständige Stelle innerhalb einer von
ihr gesetzten Frist zu richten. Das Aufgabenerstellungs- oder Aufgabenauswahl-
gremium entscheidet über das weitere Vorgehen.
(5) Der Prüfungsausschuss oder die Prüferdelegation kann einvernehmlich die Ab-
nahme und Bewertung einzelner schriftlicher oder sonstiger Prüfungsleistungen,
deren Bewertung unabhängig von der Anwesenheit bei der Erbringung erfolgen
kann, so vornehmen, dass zwei seiner oder ihrer Mitglieder die Prüfungsleistungen
selbstständig und unabhängig bewerten. Weichen die auf der Grundlage des in
der Prüfungsordnung vorgesehenen Bewertungsschlüssels erfolgten Bewertungen
der beiden Prüfenden um nicht mehr als 10 Prozent der erreichbaren Punkte
voneinander ab, so errechnet sich die endgültige Bewertung aus dem Durch-
schnitt der beiden Bewertungen. Bei einer größeren Abweichung erfolgt die
­endgültige Bewertung durch ein vorab bestimmtes weiteres Mitglied des Prüfungs­
ausschusses oder der Prüferdelegation (§ 42 Absatz 5 BBiG).
(6) Prüfungsausschüsse oder Prüferdelegationen nach § 42 Absatz 2 BBiG können
zur Bewertung einzelner, nicht mündlich zu erbringender Prüfungsleistungen
gutachterliche Stellungnahmen Dritter einholen. Im Rahmen der Begutachtung
sind die wesentlichen Abläufe zu dokumentieren und die für die Bewertung
­erheblichen Tatsachen festzuhalten (§ 39 Absatz 3 BBiG). Die Beauftragung erfolgt
nach den Verwaltungsgrundsätzen der zuständigen Stelle. Personen, die nach § 3
von der Mitwirkung im Prüfungsausschuss auszuschließen sind, sollen nicht als
Gutachter tätig werden.
318 AUSBILDUNG & BERUF

§ 23
Ergebnisniederschrift, Mitteilung über Bestehen oder Nichtbestehen
(1) Über die Feststellung der einzelnen Prüfungsergebnisse ist eine Niederschrift auf
den Formularen der zuständigen Stelle zu fertigen. Sie ist von den Mitgliedern des
Prüfungsausschusses beziehungsweise der Prüferdelegation zu unterzeichnen
und der zuständigen Stelle unverzüglich vorzulegen.
(2) Die Prüfung ist vorbehaltlich der Fortbildungsregelungen nach den §§ 53, 53e, 54
BBiG insgesamt bestanden, wenn in jedem der einzelnen Prüfungsbestandteile
mindestens ausreichende Leistungen erbracht worden sind.
(3) Der zu prüfenden Person soll unmittelbar nach Feststellung des Gesamtergeb-
nisses der Prüfung mitgeteilt werden, ob sie die Prüfung „bestanden“ oder „nicht
bestanden“ hat. Kann die Feststellung des Prüfungsergebnisses nicht am Tag der
letzten Prüfungsleistung getroffen werden, so hat der Prüfungsausschuss diese
ohne schuldhaftes Zögern (unverzüglich) zu treffen und der zu prüfenden Person
mitzuteilen.
(4) Über das Bestehen eines Prüfungsteils erhält die zu prüfende Person Bescheid,
wenn für den Prüfungsteil ein eigener Prüfungsausschuss gemäß § 1 Absatz 3
­gebildet werden kann.

§ 24
Prüfungszeugnis
(1) Über die Prüfung erhält die zu prüfende Person von der zuständigen Stelle ein
Zeugnis (§ 37 Absatz 2 Satz 1 BBiG).
(2) Das Prüfungszeugnis enthält die in der jeweiligen Fortbildungsordnung (§ 53
Absatz 1 BBiG), Anpassungsfortbildungsordnung (§ 53e Absatz 1 BBiG) oder
Fortbildungsprüfungsregelung nach § 54 Absatz 1 BBiG vorgesehenen Angaben.
Die Zeugnisse können zusätzliche nicht amtliche Bemerkungen zur Information
(Bemerkungen) enthalten, insbesondere über die Zuordnung des erworbenen
Abschlusses in den Deutschen Qualifikationsrahmen oder auf Antrag der geprüften
Person über während oder anlässlich der Fortbildung erworbene besondere oder
zusätzliche Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten.
(3) Dem Zeugnis ist auf Antrag der zu prüfenden Person eine englischsprachige und
eine französischsprachige Übersetzung beizufügen (§ 37 Absatz 3 Satz 1 BBiG).

§ 25
Bescheid über nicht bestandene Prüfung
(1) Bei nicht bestandener Prüfung erhält die zu prüfende Person von der zuständigen
Stelle einen schriftlichen Bescheid. Darin ist anzugeben, welche Prüfungsleistungen
in einer Wiederholungsprüfung nicht mehr wiederholt werden müssen (§ 26 Ab-
satz 2 bis 3). Die von der zuständigen Stelle vorgeschriebenen Formulare sind zu
verwenden.
ANHANG B: SERVICE 319

(2) Auf die besonderen Bedingungen der Wiederholungsprüfung gemäß § 26 ist


­hinzuweisen.

Fünfter Abschnitt:
Wiederholungsprüfung

§ 26
Wiederholungsprüfung
(1) Eine Fortbildungsprüfung, die nicht bestanden ist, kann zweimal wiederholt werden.
Ebenso können Prüfungsteile, die nicht bestanden sind, zweimal wiederholt
werden, wenn ihr Bestehen Voraussetzung für die Zulassung zu einem weiteren
Prüfungsteil ist. Es gelten die in der Wiederholungsprüfung erzielten Ergebnisse.
(2) Hat die zu prüfende Person bei nicht bestandener Prüfung in einer s­ elbstständigen
Prüfungsleistung (§ 20 Absatz 2 Satz 2) mindestens ausreichende Leistungen
­erbracht, so ist diese auf Antrag der zu prüfenden Person nicht zu wiederholen,
sofern die zu prüfende Person sich innerhalb von zwei Jahren – gerechnet vom
Tage der Feststellung des Ergebnisses der nicht bestandenen Prüfung an – zur
Wiederholungsprüfung anmeldet. Die Bewertung einer selbstständigen Prüfungs­
leistung (§ 20 Absatz 2 Satz 2) ist im Rahmen der Wiederholungsprüfung zu über-
nehmen.
(3) Die Prüfung kann frühestens zum nächsten Prüfungstermin (§ 7) wiederholt w ­ erden.

Sechster Abschnitt:
Schlussbestimmungen

§ 27
Rechtsbehelfsbelehrung
Maßnahmen und Entscheidungen der Prüfungsausschüsse sowie der zuständigen
Stelle sind bei ihrer schriftlichen Bekanntgabe an die Prüfungsbewerberin/den
Prüfungsbewerber beziehungsweise die zu prüfende Person mit einer Rechtsbehelfs-
belehrung gemäß § 70 der Verwaltungsgerichtsordnung zu versehen.

§ 28
Prüfungsunterlagen
(1) Auf Antrag ist der zu prüfenden Person binnen der gesetzlich vorgegebenen Frist
zur Einlegung eines Rechtsbehelfs Einsicht in ihre Prüfungsunterlagen zu g­ ewähren.
Die schriftlichen Prüfungsarbeiten sind ein Jahr, die Niederschriften gemäß
§ 23 Absatz 1 15 Jahre aufzubewahren. Die Aufbewahrungsfrist beginnt mit dem
­Zugang des Prüfungsbescheids nach § 24 Absatz 1 beziehungsweise § 25 Absatz 1.
Der Ablauf der vorgenannten Fristen wird durch das Einlegen eines Rechtsmittels
gehemmt.
320 AUSBILDUNG & BERUF

(2) Die Aufbewahrung kann auch elektronisch erfolgen. Landesrechtliche ­Vorschriften


zur Archivierung bleiben unberührt.

§ 29
Inkrafttreten
Diese Prüfungsordnung tritt am Tag der Veröffentlichung im Mitteilungsblatt der
zuständigen Stelle in Kraft. Gleichzeitig tritt die bisherige Fortbildungsprüfungs­
ordnung außer Kraft. Die Prüfungsordnung wurde am … gemäß § 47 Absatz 1 BBiG
von … (zuständige Behörde) genehmigt.

Anlage zu § 2 Absatz 1 Satz 1


Für die hier aufgelisteten Prüfungsausschüsse* ist eine höhere Anzahl als drei
­ordentliche Mitglieder festgelegt:

Prüfungsausschuss für den Gegebenenfalls regionale Anzahl der Mitglieder


Abschluss … ­Zuständigkeit (ohne Stellvertreterinnen/­
Stellvertreter)

* Die hier festgelegte Anzahl von ordentlichen Mitgliedern gilt auch für Prüferdelegationen, welchen
nach § 42 Absatz 2 Satz 1 BBiG oder § 35a Absatz 2 Satz 1 der Handwerksordnung die Abnahme
und abschließende Bewertung von Prüfungsleistungen für die aufgelisteten Prüfungsausschüsse
­übertragen wird.
ANHANG B: SERVICE 321

4 Serviceinformationen –
Informationsquellen zur beruflichen Bildung im Internet

Bundesministerien und Institutionen im Bereich des Bundes


Bundesministerium für Bildung und Forschung bmbf.de
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bmwk.de
Bundesministerium für Arbeit und Soziales bmas.de
Bundesinstitut für Berufsbildung bibb.de
Bundesagentur für Arbeit arbeitsagentur.de

Koordinierungseinrichtung der Länder


Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder
in der Bundesrepublik Deutschland kmk.org

Arbeitgebervereinigungen
Bundesvereinigung der Deutschen
Arbeitgeberverbände arbeitgeber.de
Deutscher Industrie­- und Handelskammertag dihk.de
Zentralverband des Deutschen Handwerks zdh.de

Arbeitnehmervereinigungen
Deutscher Gewerkschaftsbund dgb.de
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di verdi.de
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gew.de

Anschriften der zuständigen Stellen nach dem Berufsbildungsgesetz


Die Anschriften der zuständigen Stellen nach dem Berufsbildungsgesetz können
aus dem Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe auf der Homepage des
Bundesinstituts für Berufsbildung unter bibb.de/de/65925.php entnommen werden
oder über den Link bibb.de/veroeffentlichungen/de/publication/show/10575
abgerufen werden.
322 AUSBILDUNG & BERUF

5 Abkürzungsverzeichnis
abH ausbildungsbegleitende Hilfen
Abs. Absatz
AEVO Ausbilder-Eignungsverordnung
AFBG Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz
ArbZG Arbeitszeitgesetz
AsA Assistierte Ausbildung
BBiG Berufsbildungsgesetz
BetrVG Betriebsverfassungsgesetz
BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung
BMBF Bundesministerium für Bildung und Forschung
BPersVG Bundespersonalvertretungsgesetz
BUrlG Bundesurlaubsgesetz
EntgFG Entgeltfortzahlungsgesetz
FernUSG Fernunterrichtsschutzgesetz
ff. fortfolgend
GG Grundgesetz
HwO Handwerksordnung
JArbSchG Jugendarbeitsschutzgesetz
MiLoG Mindestlohngesetz
MPO Musterprüfungsordnung
SGB II Zweites Buch Sozialgesetzbuch
SGB III Drittes Buch Sozialgesetzbuch

6 Schlagwortregister
Abiturientenprogramm 16, 17
4, 12, 13, 20, 23, 28, 31, 33, 34, 45, 46, 50, 51, 52, 53, 54, 55,
Abschlussprüfung
57, 61
Abschlussprüfung, gestreckte 13, 50, 52
Anrechnung 13, 29, 32, 33, 34, 51
Arbeitszeiten 40, 41
Assistierte Ausbildung 37
Aufhebungsvertrag 48, 49
Aufstiegsfortbildung 62, 63
Aufstiegs-BAföG 61, 62, 63
Aufstiegsstipendium 63, 64
12, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 33, 34, 35, 36, 44, 45, 48, 51,
Ausbildende/r
53, 55, 57
ANHANG B: SERVICE 323

Ausbilder/in 22, 23, 31, 44


Ausbildung im Ausland 42, 43
Ausbildungsberater 44, 45, 53
ausbildungsbegleitende Hilfen 37
Ausbildungsberufe, anerkannte 10, 11, 19
Ausbildungsdauer 9, 12, 13, 14, 15, 17, 32, 33, 34, 42, 45, 51, 52
Ausbildungsgeld 38
Ausbildungsmittel 28
Ausbildungsnachweis 24, 31, 52
Ausbildungsordnung 4, 10, 11, 12, 14, 17, 25, 27, 32, 33, 41, 42, 51, 53
Ausbildungsrahmenplan 4, 12
Ausbildungsstätte 12, 13, 22, 23, 24, 29
4, 12, 16, 21, 22, 24, 25, 26, 27, 31, 32, 35, 36, 39, 40, 41, 42, 43,
Ausbildungsvertrag
44, 47, 49, 52
Ausbildungsziel 27, 33, 34, 42
Auslandsaufenthalt, Voraussetzungen 42, 43

Bachelor Professional 58, 59, 60


Begabtenförderung 61, 63
Berufliche Handlungsfähigkeit 27, 51
Berufsausbildungsvertrag 21, 22, 24, 25, 26, 32, 41
Berufsausbildungsvorbereitung 7
Berufseinstiegsbegleitung 9
Berufsschule 9, 10, 11, 16, 28, 30, 33, 39, 43, 47, 54, 58
Berufsschulnote 55
Berufsorientierung 7, 8, 9
Berufsschulunterricht 11, 29, 35, 36, 51
Betrieblicher Ausbildungsplan 12
Bildungsprämie 66
Bildungsurlaub 61, 66
Bundesinstitut für Berufsbildung 10, 11, 18, 19, 43

Duale Berufsausbildung 4, 6, 10, 11

Eignung 12, 22, 23, 34, 45, 63


Einstiegsqualifizierung 9, 33
Erstuntersuchung 25, 26
Externenprüfung 20, 51, 53

Fachpraktikerausbildung 18, 19
Fortbildung 5, 12, 16, 56, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63
Fortbildungsstufen 59, 62
Freistellung 29, 30, 35, 53, 66
324 AUSBILDUNG & BERUF

Handwerksordnung 10, 18, 59


Höherqualifizierende Berufsbildung 58, 59, 60

Insolvenz 49

Jahresurlaub 41
Jugendarbeitsschutzgesetz 25, 29, 40, 41, 45

Kündigung 27, 47, 48, 49

Lebenslanges Lernen 20
Lernorte 11

Master Professional 58, 59, 60


Menschen mit Behinderungen 18, 19, 38, 39
Mindestvergütung 35, 36, 37

Nachqualifizierung 20, 64

Probezeit 24, 34, 47, 48


Prüfungen 4, 12, 18, 28, 29, 35, 36, 51, 52, 53, 54, 62
Prüfungsausschuss 46, 51, 54
Prüfungsgebühren 62, 66
Prüfungszeugnis 51, 55

Teilzeitberufsausbildung 14, 15, 33

Übersetzung 55
Umschulung 20, 54, 64, 65
Urlaub 24, 41, 61, 66

Verbundausbildung 17, 18, 22


Vergütung 4, 9, 24, 33, 35, 36, 37, 38, 39, 42, 47, 49
Verkürzung 14, 15, 32, 33, 34, 45
Verlängerung 15, 34
Verzeichnis der Berufsausbildungs­
22, 25, 52
verhältnisse

Wechsel des Ausbildungsbetriebes 48


Weiterbeschäftigung 56, 57
Weiterbildungsstipendium 63, 64
Wiederholung der Abschlussprüfung 53, 55

Zeugnis 51, 55
Zulassung zur Abschlussprüfung 34, 45, 52
Zusatzqualifikationen 13
Zuständige Stelle 12, 22, 23, 32, 33, 42, 44, 45, 55
Zwischenprüfung 13, 50, 51, 52, 53
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März 2023
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