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47 Gesellschaft und sozialer Wandel  Rechtsextremismus

M2 Extremismus – Eine Frage der Denition?


Aufgaben
1. Lesen Sie den Text.
2. Lösen Sie das Quiz zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung unter dem Link
https://learningapps.org/watch?v=pdu7gvx9c22.
3. Erläutern Sie den Unterschied zwischen radikalem und extremistischem Verhalten. Wie ordnen
Sie das Handeln der Tierschützerinnen und Tierschützer aus dem Fallbeispiel ein?

Was bedeutet Extremismus?


1 „Extremismus“ zu denieren, ist schwierig und hängt auch von den Umständen ab, unter de-
2 nen man lebt. Frauen, die sich für das Frauenwahlrecht einsetzten, galten lange Zeit als extre-
3 mistisch. Heute würde man diejenigen als „extremistisch“ bezeichnen, die sich dagegen aus-
4 sprechen. Zudem würde sich kaum jemand selbst als extremistisch bezeichnen, sondern eher
5 einen Begriff wie Freiheitskämpferin, Sozialist, Kommunistin oder Nationalist wählen.
6 Der politische Philosoph Roger Scruton unterscheidet zwischen extremistischen Ideen und
7 extremistischem Handeln. Extremistisch sind demnach politische Ziele und Ideen, die grund-
8 legenden Werten und Überzeugungen einer Gesellschaft entgegenstehen. In Deutschland sind
9 diese Werte im Grundgesetz niedergeschrieben.
10 Extremismus kann auch die Methoden beschreiben, die Politikerinnen und Politiker anwen-
11 den, um ihre Ziele durchzusetzen. Wer Mittel einsetzt, die „das Leben, die Freiheit und die
12 Menschenrechte von anderen beeinträchtigen oder aufs Spiel setzen“1, der ist laut Scruton

© RAABE 2023
13 Extremist, egal, welche Ziele er oder sie damit verfolgt. Auch die Politikwissenschaft unter-
14 scheidet zwischen Einstellungen und Handlungen. Die Forschenden gehen aber davon aus,
15 dass Einstellungen zu extremistischen Handlungen führen können.
16

Die freiheitlich-demokratische Grundordnung als Orientierung


17 In Deutschland orientiert sich die Denition dessen, was als extremistisch gilt, an der freiheit-
18 lich-demokratischen Grundordnung, wie sie im Grundgesetz festgeschrieben ist. Sie legt die
19 wichtigsten Werte unserer Demokratie fest, allen voran die Würde des Menschen (Artikel 1
20 GG) und demokratische Prinzipien (Artikel 20 GG). Um diese Werte vor extremistischen An-
21 griffen zu schützen, enthält das Grundgesetz die sogenannte Ewigkeitsklausel. Sie besagt,
22 dass Artikel 1 und 20 nicht verändert werden dürfen. So sollen die Grundpfeiler der Demo-
23 kratie wie Menschenwürde, Rechts-, Bundes-, Sozialstaatsstruktur vor Veränderungen durch
24 wechselnde Mehrheiten im Parlament geschützt werden. Als Extremistin oder Extremist gilt,
25 wer diese Grundprinzipien unserer Verfassung beseitigen möchte und gegen die Prinzipien der
26 freiheitlich-demokratischen Grundordnung verstößt.

Fallbeispiel

Tina, Şengül und Tom engagieren sich im Tierschutz. Seit Monaten gehen sie mit verschiedenen
Aktionen gegen eine Hühnerfarm in ihrer Nachbarschaft vor. Sie fordern eine sofortige Schlie-
ßung der Legebatterie und den Umbau der Anlage. Als sie nichts erreichen können, beschließen
sie, den Geschäftsführer zu entführen. Sie kidnappen ihn, als er auf dem Weg zur Arbeit ist, und
halten ihn in einem Keller gefangen.

1
Vgl. https://www.bpb.de/system/les/dokument_pdf/APuZ_2013-29-31_online.pdf [letzter Abruf: 10.10.2022]

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