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Textbeispiel:
Andreas war mein Sohn, mein einziger Sohn. Ich begreife es nicht! Bin ich denn
schuld? War ich zu streng? Ich musste doch streng sein! Ich wollte aus ihm einen
echten, rechten Mann machen. Ich bin aus Armut und Niedrigkeit
hervorgegangen, habe einen nur mangelhaften Schulunterricht genossen. Als
kleiner Postbeamter lebe ich und auch als kleiner Postbeamter werde ich auch
bestimmt sterben.
Aber mein Sohn: das Gymnasium absolvieren, den Doktorhut erwerben, steigen
von Erfolg zu Erfolg, von Ehren zu Ehren. Dafür habe ich keine Mühe gescheut.
Eines Tages sagte er mir, dass er ein Fahrrad wollte. „Sei nur fleißig in der Schule.
Dann bekommst du eins. So wollte ich ihn vorbereiten auf das Leben. Er musste
verstehen, dass ihm nichts geschenkt wurde. Auch mir hat niemand etwas
geschenkt.
Andreas war begabt: Als er elf Jahre alt war, konnte er schon Gitarre spielen,
Gedichte schreiben und malen. Die Schule fiel ihm leicht. Wenn er Lust hatte,
war er der Beste in seiner Klasse. Nur er hatte nicht immer Lust. Er wurde 17 und
hatte immer noch nicht gelernt, sich in der Schule zu konzentrieren. Nach jeder
nachlassenden Begeisterung kürzte ich sein Taschengeld und sperrte ihm den
Ausgang.
In den letzten Sommerferien erarbeiteten wir einen Stundenplan. Und ich
erklärte: „Deine letzte Chance, Andreas. Wirst du nicht in die nächste Klasse
versetzt, nehme ich dich von der Schule.“ Ob ich es wirklich gemacht hätte, weiß
ich nicht. Ihn jedenfalls hat es erschreckt. Aber durfte ich ihn nicht
einschüchtern? Wie hätte er sonst ein tüchtiger Mensch werden können und das
Leben bestehen? Bin ich deswegen schuld an deinem Tod, Andreas? Ich kann es
nicht glauben! Wegen ein paar schlechter Noten springt man nicht von der
Brücke. Dafür wirft man auch sein Leben nicht weg, Andreas mein Junge!
Lesen Sie den Text und bearbeiten Sie die Aufgaben A bis E!
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1. WAS IST LITERATUR?
Literatur ist ein Ensemble von Texten der Vergangenheit und der Gegenwart.
Literatur zeichnet sich durch Fiktionalität, Mehrdeutigkeit und eine besondere
Sprache aus. Die sogenannte Literatursprache.
Das Wort Literatur kommt aus dem Lateinischen „littera“ und weist
verschiedene Bedeutungen auf:
- Buchstabe
- Handschrift
- Alphabet
- Schrift
- Geschriebenes
- Dokumente
- Briefe
- Wissenschaft
Man unterscheidet eine Vielfalt von Literatursorten. In der Forschung findet man
folgende Bezeichnungen:
- Hohe Literatur
- Niedere Literatur
- Unterhaltungsliteratur
- Forschungsliteratur
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Bis zum 19. Jahrhundert verstand man unter den Begriff Literatur alles
Geschriebene, d.h. alles, was schriftlich fixiert (Schriftlichkeit) ist. Heutzutage
versuchen viele Wissenschaftler die mündliche Dimension (Mündlichkeit) der
Literatur zu würdigen. Wenn man heute über Literatur spricht, denkt man vor
allem an die Dichtung (Dramen, Gedichte, Romane, Erzählungen, usw.).
Aristoteles unterscheidet zwischen Dichtung und Geschichte. Der Dichter
schreibt über das, was geschehen könnte und der Geschichtsschreiber über, das
was geschehen ist. Der erste verfasst literarische Texte, während der zweite
nichtliterarische Texte (Sachtexte) produziert.
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Literarische Texte beschreiben ein mögliches Geschehen, d.h. einen subjektiven
Blinkwinkel auf ein Geschehen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von
literarischen Texten ist ihr fiktionaler Charakter: der literarische Text ist das
Produkt der Imagination des Autors.
Bei nichtliterarischen Texten geht es um reale Fakten. Es wird der Versuch
unternommen, die Wirklichkeit aus einer objektiven Perspektive abzubilden. Im
Mittelpunkt dieser Sachtexte stehen Informationen, die einen pragmatischen
Charakter haben: Bedienungsanleitung, Annonce, Kochbuch, Biografie,
Reportage, Zeitungsbericht.
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Der einfache Leser dagegen liest den Text, ohne auf die Details (Einzelheiten)
aufzupassen. Er bleibt in seiner Lektüre sehr passiv. Die Konstituente
„Wissenschaft“ in dem Kompositum „Literaturwissenschaft“ postuliert, dass
eine kritische und objektive Beschreibung von Literatur möglich ist. Aber man
darf nicht vergessen, dass die Beschäftigung mit poetischen Texten eine
subjektive Dimension hat. Diese Subjektivität besteht darin, dass die Leser
unterschiedliche Erfahrung, Sozialisation, Imagination und Kreativität besitzen.
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Globalisierung ernst zu nehmen und Entscheidung zu treffen, die durchdacht
sind. Wer Literaturseminare besucht, kann folgende Kompetenzen erwerben,
die in der Welt von heute gefragt sind:
- Literaturtheoretisches Grundlagenwissen
- Lektürekompetenzen
- Organisationsgeschick (Projekte, Deutschclub, Exkursion)
- Informationskompetenz (das Recherchieren)
- Personalführung (Moderator, Leadership)
Lyrische Texte (Lyrik) zeichnen sich durch die Anwesenheit eines Sprechers bzw.
eines lyrischen Ich aus. Das Besondere an lyrischen Texten ist unter anderem:
- Ihre Kürze;
- eine komplexe Sprache und Struktur;
- der Ausdruck von Gefühlen, persönlichen Erlebnissen;
- der Aufbau in Strophen und Versen bzw. Reimen.
In der Gattung Drama gibt es weder einen Erzähler noch einen Sprecher. Das
Fehlen einer Vermittlungsinstanz ist das Hauptmerkmal dramatischer Texte. Der
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Dramentext ist dadurch gekennzeichnet, dass es Rede und Gegenrede gibt
(Dialoge) und manchmal Monologe. Dramentexte werden für eine Inszenierung
auf einer Bühne im Theater geschrieben. Das Theater ist somit eine
gesellschaftliche Institution, in der Dramen aufgeführt werden.