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Dimensionierung von

Netzanschluss bis Zählerplatz


Impressum
Herausgeber:
GED Gesellschaft für
Energiedienstleistung GmbH & Co. KG
Reinhardtstraße 32
10117 Berlin

Redaktion:
Arbeitskreis Kommunikation
der Initiative ELEKTRO+

Fachliche Bearbeitung:
Fachausschuss Elektro- und Informations­-
technische Gebäudeinfrastruktur (EIG)
der HEA – Fachgemeinschaft für
effiziente Energieanwendung e. V., Berlin

Bildnachweis:
ABB STOTZ-KONTAKT, Dehn, Hager, Hauff-Technik,
Phoenix Contact, slavun/adobestock.com

Copyright:
GED Gesellschaft für
Energiedienstleistung GmbH & Co. KG, 2023

1. Auflage August 2023

© GED 2023

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht


der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der
Übersetzung. Die gesamte Broschüre oder Teile
der Broschüre dürfen in jeglicher Form nicht ohne
schriftliche Genehmigung des Herausgebers repro-
duziert, vervielfältigt oder verbreitet werden. Trotz
größtmöglicher Sorgfalt bei der Bearbeitung der
Broschüre ist jegliche Haftung für Aktualität, Richtig-
keit und Vollständigkeit des Inhalts ausgeschlossen.
Inhalt
1 Einleitung .............................................................................................................................. 4

2 Begriffserklärung ................................................................................................................ 5
2.1 Netzanschluss und Standardnetzanschlüsse ................................................................................................................. 5

2.2 Montageort für Anschlusseinrichtungen im Gebäude .............................................................................................. 5

2.2.1 Hausanschlussnische ........................................................................................................................................................... 5

2.2.2 Hausanschlusswand ............................................................................................................................................................ 5

2.2.3 Hausanschlussraum ............................................................................................................................................................. 6

2.3 Gebäudeeinführung ............................................................................................................................................................... 6

2.4 Hauptleitung .............................................................................................................................................................................. 7

2.5 Zählerplatz .................................................................................................................................................................................. 7

3 Schutzpotentialausgleich und Erdungsanlage ............................................................. 8

4 Auslegung des Hauptstromversorgungssystems ...................................................... 10


4.1 Technische Dimensionierung ............................................................................................................................................ 10

4.1.1 Leistungsbedarfsermittlung gemäß DIN 18015 ...................................................................................................... 10

4.1.2 Verbrauchs- und Erzeugungsgeräte ............................................................................................................................ 10

4.1.3 Betriebsart und Gleichzeitigkeitsfaktor ...................................................................................................................... 11

4.1.4 Ermittlung von Pmax ............................................................................................................................................................. 11

4.2 Gebäude mit wohnähnlicher Nutzung in Kombination mit Gewerbe ............................................................... 12

4.3 Wirtschaftliche Betrachtungen ......................................................................................................................................... 12

4.3.1 Baukostenzuschuss und Netzanschlusskosten ........................................................................................................ 12

4.3.2 Steuerung und Kommunikation (Lastmanagement) ............................................................................................ 14

5 Normen, Richtlinien und Verordnungen ..................................................................... 15

6 Ansprechpartner .............................................................................................................. 15

3
1 Einleitung
Eine vorausschauende Planung der elektrischen für Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen, ist
Anlage im Neubau ist unerlässlich für eine eine fachmännische Beurteilung der aktuellen
sichere und komfortable Nutzung eines Ge- und künftigen Bedarfssituation aus Sicht des
bäudes. Dazu gehört eine optimale Dimensio­ Bauherrn und des Netzbetreibers von großer Be-
nierung des Netzanschlusses an das Elektrizi- deutung. Die Broschüre beschreibt alle Aspekte,
tätsversorgungsnetz. Aufgrund der gestiegenen die bei der Ausführung eines fachgerecht umge-
Anforderungen in Wohn- und Zweckgebäuden setzten Netzanschlusses von der Gebäudeein-
durch die Einbindung von Erzeugungsanla- führung bis hin zur Leistungsbedarfsermittlung
gen, wie z. B. PV-Anlagen, Ladeeinrichtungen zu beachten sind.

In vielen Wohngebäuden ändern sich die Anforderungen aufgrund neuer Anwendungen

4
2 Begriffserklärung
2.1 Netzanschluss und ten Einfamilienhauses eingebaut wird. Sie muss
Standardnetzanschlüsse mit einer abschließbaren Tür versehen werden.
Der Netzanschluss verbindet das Elektrizitätsver- Die Anschluss- und Betriebseinrichtungen für
sorgungsnetz der allgemeinen Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Telekommunikation
der elektrischen Anlage des Anschlussnehmers. sind in der Hausanschlussnische so anzuordnen,
Er beginnt an der Abzweigstelle des Niederspan-
nungsnetzes und endet mit der Hausanschluss­
sicherung im Hausanschlusskasten. Netzanschlüs-
Hauptleitung
se werden durch den Netzbetreiber hergestellt
und stehen in seinem Eigentum. Art, Zahl und Netzanschlusskasten Zählerschrank
Lage der Netzanschlüsse werden nach Beteiligung
des Anschlussnehmers und unter Wahrung seiner
berechtigten Interessen vom Netzbetreiber nach
den anerkannten Regeln der Technik errichtet.

Standardnetzanschlüsse sind Netzanschlüsse, die in Gebäudeeinführung Hausaußenwand


ihrer Ausprägung häufig Anwendung finden und
oft als pauschale Leistungs- und Längenbauweisen Netzanschlusskabel
Grundstücksgrenze
zu Pauschalpreisen angeboten werden, so z. B.
Netzanschlussmuffe Stromverteilungsnetz
• Netzanschluss 3 x 100 A bis 10 m Länge oder
• Netzanschluss 3 x 250 A bis 30 m Länge.
Netzanschluss

Standardnetzanschlüsse fallen unter die Veröf- dass eine problemlose Unterbringung sowie
fentlichungspflicht der Netzbetreiber und sind in der Betrieb aller Anschlüsse ohne gegenseitige
Preisblättern auf deren Internetseiten einzusehen. Beeinflussung gegeben sind. Die Hausanschluss-
nische erfordert eine spezielle und sehr genaue
2.2 Montageort für Anschlussein- Anordnung der Schutzrohre für die Versorgungs-
richtungen im Gebäude leitungen und der Hauseinführung. Daher ist
Nach dem aktuellen Stand der Technik sind nur eine Abstimmung der Gewerke schon in der
nachfolgend aufgeführte Montageorte für An- Planungsphase zwingend notwendig.
schlusseinrichtungen in Gebäuden zulässig:
2.2.2 Hausanschlusswand
2.2.1 Hausanschlussnische Ein Raum mit Hausanschlusswand muss über
Die Größe der Hausanschlussnische wird be- allgemein zugängliche Räume, z. B. den Trep-
stimmt durch das Rohbau-Richtmaß der Öffnung penraum, den Kellergang oder auch direkt von
einer nach DIN standardisierten Wohnungstür außen erreichbar sein. Die Hausanschlusswand
mit einer Breite von 875 mm und einer Höhe von muss in Verbindung mit der Außenwand stehen,
2.175 mm. Das Richtmaß für die Tiefe muss min- durch die die Anschlussleitungen geführt
destens 250 mm betragen. Die Hausanschluss- werden. Die Länge einer Hausanschlusswand
nische beansprucht somit keinen zusätzlichen ist abhängig von der Anzahl der vorgesehenen
Platz, da sie in eine Wand eines nicht unterkeller- Anschlüsse, der Anzahl der zu versorgenden

5
Kundenanlagen und von der Art und Größe zu- 2.3 Gebäudeeinführung
sätzlich an der Hausanschlusswand unterzubrin- Die Art der Einführung von Hausanschlusslei-
gender Betriebseinrichtungen, z. B. Zählerplätze. tungen (Kernbohrung, Schutz-, Futter- bzw.
Der Mindestplatzbedarf ist mit dem örtlichen Mantelrohr usw.) ist mit dem jeweiligen
Netzbetreiber bzw. dem Versorgungsunterneh- Netzbetreiber/Versorgungsunternehmen
men (Messstellenbetreiber) abzustimmen. abzustimmen. Bei unterirdischem Anschluss
von Gebäuden ist insbesondere bei Verwen-
2.2.3 Hausanschlussraum dung von Schutz-, Futter- bzw. Mantelrohren
Der Hausanschlussraum muss wie die Hausan- die Abdichtung der Rohre zur Wand sicher
schlusswand über allgemein zugängliche Räume herzustellen. Die Hauseinführung ist gas- und
oder auch direkt von außen erreichbar sein. Er wasserdicht und gegebenenfalls druckwasser-
darf nicht als Durchgang zu weiteren Räumen die- dicht herzustellen.
nen und muss an der Gebäudeaußenwand liegen,

Hauseinführung
über die Bodenplatte

durch die die Anschlussleitungen geführt werden. Eine Abstimmung gewerkeübergreifender


Die Maße des Hausanschlussraums sind abhän- Arbeiten bei der Verlegung und Abdichtung der
gig von der Anzahl der vorgesehenen Anschlüs- Schutzrohre sollte frühzeitig bei der Planung
se für die Ver- und Entsorgung, von der Anzahl berücksichtigt werden.
der zu versorgenden Kundenanlagen und von
der Art und Größe zusätzlich im Hausanschluss- Weitere Informationen zur Gebäudeein­
raum unterzubringender Betriebseinrichtungen, führung finden Sie beim Fachverband
z. B. Zählerplätze. Der Hausanschlussraum muss Hauseinführungen für Rohre und Kabel e. V.
mindestens 2,0 m lang und 2,1 m hoch sein. Die unter www.fhrk.de
Breite muss mindestens 1,5 m bei Belegung nur
einer Wand und mindestens 1,8 m bei Belegung
gegenüberliegender Wände betragen.

6
1. Zählerfeld
Ein Zählerfeld besteht aus einem netzseitigen An-
schlussraum (NAR) mit Hauptleitungsschutzschalter und
Überspannungs-Schutzeinrichtung. Oberhalb davon
befinden sich die einzelnen Zählerplätze. Darüber sitzt
der Raum für Zusatzanwendungen (RfZ), welcher zum
Beispiel das Smart Meter-Gateway (SMG) aufnehmen
kann. Nach oben abgeschlossen wird das Zählerfeld
durch den anlagenseitigen Anschlussraum (AAR).

2. Verteilerfeld
Das Verteilerfeld kann aus zwei Komponenten beste-
hen – dem sogenannten Abschlusspunkt Zählerplatz
(APZ) und dem eigentlichen Verteilerbereich. Der APZ
beinhaltet die Kommunika­tionsanbindung zur Über-
tragung der Verbrauchsdaten und Fernsteuerbefehle.
Das Verteilerfeld nimmt die Schalt- und Schutzeinrich-
tungen für die elektrische Anlage auf.

3. Multimediafeld
Im Multimediafeld sind die Komponenten für die Infor-
mations- und Datentechnik untergebracht.

Beispiel einer kombinierten Zähler- und Verteileranlage

2.4 Hauptleitung Dauerstromanwendungen wie z. B. Nachtspei-


Die Verbindungsleitung zwischen der Übergabe- cherheizungen, Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage)
stelle des Netzbetreibers (Hausanschlusskasten) oder auch die Ladeinfrastruktur für Elektromobi-
und den Anschlussstellen im Zählerschrank im lität. Weitergehende Informationen zur Dimen­
netzseitigen Anschlussraum wird als Hauptlei- sionierung finden Sie in Abschnitt 4.
tung bezeichnet.
2.5 Zählerplatz
In der DIN 18015-1 werden dem Planer und/oder Befinden sich Hausanschluss und Zähleranlage
Errichter Mindestanforderungen zur Dimensio- im Gebäude, führt die Hauptleitung von der
nierung der Hauptleitung genannt: Hausanschlusssicherung im Hausanschlusska-
• Drei Außenleiter und Neutralleiter sten zum Zählerschrank. Noch vor den darin
• Strombelastbarkeit mind. 63A montierten Zählern ist die erste laienbedienbare
• Aderquerschnitt mind. 10 qmm (Cu) Schutzeinrichtung angeordnet. Sie ist einem
• Spannungsfall auf der Hauptleitung – Zähler zugeordnet und begrenzt den maximalen
max. 0,5 % Betriebsstrom der zugehörigen Kundenanlage.

Für die Auslegung der Hauptleitung sind die an- Die Zähler können heute als moderne Mess­
geschlossenen Verbraucher zu berücksichtigen. einrichtung (mME) oder als intelligentes
Wichtig sind vor allem Verbraucher, die über den Messsystem (iMSys) ausgeführt werden. Im
haushaltsüblichen Belastungen liegen. Das sind Gegensatz zur mME ermöglicht das iMSys eine

7
Fernauslesung der Verbrauchsdaten durch den Anlagen im Gebäude ab. Dabei ist zwischen
Messstellenbetreiber. Hierfür ist neben der haushaltsüblichen Lasten (nach DIN 18015-1) und
Messeinrichtung auch ein sogenanntes Smart Dauerlasten (z. B. Elektromobilität) zu unterschei-
Meter-Gateway (SMG) notwendig. den. Daneben können auch Vorgaben aus Verord-
nungen die Anzahl der Zählerplätze beeinflussen
Die notwendige Anzahl und die Auslegung (§ 14a EnWG, § 40 EnWG).
der Zählerplätze hängen von den elektrischen

3 Schutzpotentialausgleich
und Erdungsanlage
Nach DIN VDE 0100-410 ist in jedem Gebäude auf der Hausanschlusswand bzw. in der Hausan-
ein Schutzpotentialausgleich auszuführen. Dabei schlussnische angeordnet.
werden leitfähige Teile untereinander elektrisch
verbunden, um unterschiedliche Potentiale zu Dort befindet sich auch der Erdungsleiter der
vermeiden. Somit kann das Risiko eines elektri- Erdungsanlage nach DIN 18014, der direkt auf
schen Schlags minimiert werden. die Haupterdungsschiene geführt und ange-
schlossen wird. Zusätzliche Erdungsfestpunkte
Dazu müssen insbesondere folgende leitfähige erlauben eine niederimpedante Einbindung von
Teile miteinander über die Haupterdungsschiene Betriebsmitteln in den Potentialausgleich und zur
verbunden werden: Erdungsanlage. Eine niederimpedante Verbin-
• die Erdungsleiter der Erdungsanlage dung beschreibt die Nutzung der Bewehrung in
• die Versorgungssysteme, die in das Gebäude der Bodenplatte, welche durch einen im Beton
eingeführt sind (z. B. für Wasser, Gas) verlegten Schutz- und Funktionspotentialaus-
• Metallteile der Gebäudekonstruktion gleichsleiter sicher elektrisch verbunden ist. Ein
(sofern berührbar) niederimpedanter Potentialausgleich ist auch bei
• sowie eventuell weitere vorhandene transienten und hochfrequenten Störströmen
Erdungsleiter, wie z. B. bei besonders wirksam. Zusätzliche Anschlusspunkte
- Antennen-, Fernmelde- und für vernetzte elektrische Anlagen mit höheren
Breitbandkabelanlagen Last- und Fehlerströmen, wie z. B. Wallbox/Lade-
- PV-Anlagen und Speichersystemen säule, Wärmepumpe, PV-Wechselrichter und Bat-
- Überspannungsschutzgeräten teriespeicher sind besonders dann zu empfehlen,
- der Blitzschutzanlage wenn diese mehr als 10 Meter von der Haupter-
dungsschiene entfernt sind.
Die Haupterdungsschiene für den Schutzpo-
tentialausgleich wird im Hausanschlussraum,

8
11

12

14 5
13

2 3 4
15

1
7
16 6
10 8

17 9

18

19 20

1 Hauseinführung für Versorgungs- und 11 Wärmepumpe Außengerät (Splitgerät)


Telekommunikationsleitungen
12 Erdungsfestpunkt für einen niederimpedanten
2 APL (Abschlusspunkt Liniennetz) bzw. Anschluss an den Potentialausgleich
Hausverteiler für Kommunikationsleitungen
13 Versorgungsleitungen der Wärmepumpe
3 Hausanschlusskasten mit Hausanschluss- (u. a. Kalt-/Warmwasser, Stromversorgung)
sicherung für die Stromversorgung
14 Wechselrichter der Photovoltaik-Anlage
4 Zählerschrank mit Schutzeinrichtungen
15 Überspannungsschutz auf der DC-Seite
5 Medienverteilerfeld inkl. Router und ggf. Überspan- des Wechselrichters
nungsschutz für die Telekommunikationsleitung
16 Batteriespeichersystem für Photovoltaik-Anlage
6 Hausanschlussleitung für die Wasserversorgung
mit Messeinrichtung 17 Zusätzliche Potentialausgleichsschiene für einen
7 Schutz- bzw. Funktionspotentialausgleichleitungen niederimpedanten Anschluss an die Erdungsanlage
(für SPDs, Antennenerdung, elektrisch leitfähige über Erdungsfestpunkt
Rohrleitungen, etc.) 18 Kombinierter Potentialausgleichsleiter
8 Haupterdungsschiene (HES) nach DIN 18014 (mit 10 mm Runddraht)
für den Schutzpotentialausgleich 19 Erdungsanlage nach DIN 18014 (mit Tiefenerder)
9 Anschlussfahne oder Anschlussteil zur
Erdungsanlage (Erdungsleiter) 20 Erdungsfestpunkt zur Verbindung des Tiefenerders
mit dem kombinierten Potentialausgleichsleiter
10 Wärmepumpe Innengerät (Splitgerät) im Beton

Technikraum mit Hausanschlusswand und Erdungsanlage

9
4 Auslegung des
Hauptstromversorgungssystems
4.1 Technische Dimensionierung haben die Kenntnis von den einzelnen elek-
4.1.1 Leistungsbedarfsermittlung trisch betriebenen Anlagen und Geräten. Sie
gemäß DIN 18015 können beurteilen, wie sich deren Betrieb auf
DIN 18015-1 trifft Grundaussagen zur Dimen­ die zeitgleiche Gesamtleistung der elektrischen
sionierung von Hauptstromversorgungssyste- Anlage und somit auf die Dimensionierung des
men, welche grundsätzlich auch für die Dimensi- Hausanschlusses auswirken.
onierung eines Hausanschlusses herangezogen
werden können. Es werden hierbei lediglich So kann beispielsweise ein Gebäude mit teilge-
Leistungen elektrischer Anlagen in Wohngebäu- werblicher Nutzung mit mehreren kleinen Nut-
den (z. B. Mehrfamilienhäuser, Reihenhäuser, zungseinheiten ähnlich wie ein Wohngebäude
Einfamilienhäuser) sowie Wohngebäuden mit betrachtet werden (Nutzung des Diagramms
teilgewerblicher Nutzung mit haushaltsüblichem aus Anhang A DIN 18015-1, Seite 12).
Bezug betrachtet.
Erzeugungsanlagen, deren Leistungen unter-
Hierzu ist im Anhang A der DIN 18015-1 ein halb der Gesamtleistung des Gebäudes liegen,
Diagramm enthalten, aus dem die zu erwartende werden bei der Dimensionierung des Hausan-
gleichzeitige Gesamtleistung des Hauptstrom- schlusses nicht betrachtet, soweit diese keinen
versorgungssystems, bezogen auf die Anzahl der direkten Bezug zu Verbrauchsgeräten haben.
Wohneinheiten, abgelesen werden kann (s. Seite
12). Vor dem Ablesen der Gesamtleistung ist nur Eine direkte Wechselwirkung besteht zum
zu entscheiden, ob elektrische Energie zur Warm- Beispiel zwischen PV-Anlage und Klimagerä-
wasserbereitung für Bade- und Duschzwecke ten, da ein direkter Zusammenhang zwischen
genutzt werden soll oder nicht. Weitere Leis- dem Zeitpunkt der Stromerzeugung und dem
tungen müssen bedarfsgerecht bewertet und Verbrauch besteht. Vereinfacht ausgedrückt:
ggf. hinzugerechnet oder abgezogen werden (s. Klimageräte sind im Sommer im Betrieb, wenn
Diagramm Seite 13). auch der energetische Ertrag aus der PV-Anlage
am höchsten ist. Durch eine kommunikative
4.1.2 Verbrauchs- und Erzeugungsgeräte Kopplung der Erzeugungsanlage (z. B. PV-Anla-
Sämtliche Lasten, die vom haushaltsüblichen ge) und den Verbrauchern (z. B. Wärmepumpe)
Bezug abweichen, müssen vom Planer oder Er- kann sichergestellt werden, dass eine Klimati-
richter der elektrischen Anlage separat bewertet sierung auch wirklich nur bei überschüssigem
werden. Zu diesen Verbrauchs- und Erzeugungs- solaren Energieertrag anläuft. Durch diese
geräten zählen PV-Anlage, Warmwasserbereiter, Kopplung kann für die Dimensionierung des
Wärmepumpe, Energiespeicher, Mini-BHKW, Hausanschlusses auf die Betrachtung der fest
Brennstoffzelle, Wallbox, Klimatisierung und angeschlossenen Verbraucher und Erzeugungs-
Sonderlasten. Nur der Planer und/oder Errichter anlagen verzichtet werden.

10
Bei Ladeeinrichtungen für Elektrostraßenfahr- toren berücksichtigt werden. Dabei ist es sinnvoll
zeuge ist zu unterscheiden, ob die Ladeeinrich- die Maximalleistung (Pmax) zu berechnen, indem
tungen in der Gesamtleistung über ein Last- entgegen der Stromflussrichtung vorgegangen
management begrenzt sind oder eigenständig wird. Demnach steht die Leistungsbedarfsermitt-
funktionieren. Bei ungeregelten Ladeeinrich- lung (4.1.1) für die gesamte elektrische Anlage
tungen sind die Leistungen der einzelnen Lade- an erster Stelle.
einrichtungen zu addieren und der sonstigen
Leistung im Gebäude hinzuzurechnen. Das in DIN 18015-1 in Anhang A vorhandene
Diagramm (Seite 12) kann für die Annäherung
4.1.3 Betriebsart und Gleichzeitigkeitsfaktor an den benötigten maximalen Bezugsstrom
Zur Dimensionierung von Netzanschlüssen verwendet werden. Ebenfalls aufgeführt ist im
muss die Betriebsart der gesamten elektrischen Dia­gramm die Änderung der Kurve bei Benut-
Kundenanlage bewertet werden. Man unter- zung von elektrischen Warmwasserbereitern
scheidet zwischen Teillastbetrieb und Dauerbe- (Durchlauferhitzern). Allerdings müssen zusätz-
trieb. Im Teillastbetrieb wirkt am Netzanschluss lich auch andere Großverbraucher nach 4.1.2
eine geringere Leistung als die Summe aller in berücksichtigt werden, wenn diese zu einer gro-
der Kundenanlage installierten Leistungen. Die ben Abweichung der zu erwartenden Gesamt-
Gesamtleistung eines Anlagenteils im Aussetz- leistung führen. Hierunter fallen bei Neubauten
betrieb wird für die Betrachtung der zeitgleichen Durchlauferhitzer, Ladepunkte für Elektrostraßen-
Gesamtleistung am Hausanschluss daher mit fahrzeuge, Wärmepumpen, Klimageräte, sowie
einem Gleichzeitigkeitsfaktor gewichtet. Die Grö- Sonderlasten (Aufzüge, Saunen oder Pools).
ße des Faktors liegt zwischen 0 und 1 und muss
durch den Planer und/oder Errichter für jeden Werden alle Sonderlasten mit dem erwartbaren
Anlagenteil oder große Verbraucher/Erzeuger Bezugsstrom addiert, ergibt sich die maximal
separat festgelegt werden. benötigte Leistung am Hausanschluss. Dieser
Wert kann jedoch durch Speichersysteme oder
Im Dauerbetrieb ist die zeitgleiche Leistung Erzeugungsanlagen, aber auch durch die Inte-
eines Anlagenteils gleich der Summe der gration von Lastmanagementsystemen und die
Nennleistungen aller elektrischen Geräte und Berücksichtigung von Gleichzeitigkeitsfaktoren
Verbraucher in diesem Anlagenteil. Dauerbetrieb reduziert werden. Bei schaltbaren bzw. steuer­
liegt vor, wenn die Nennleistung aller Verbrau- baren Lasten können Lastabwurfrelais oder Last-
cher durchgehend für mind. eine Stunde erreicht managementsysteme genutzt werden, um Last-
wird. Für die Betrachtung der zeitgleichen spitzen zu vermeiden. Bei Erzeugungsanlagen ist
Gesamtleistung am Hausanschluss wird ein An- nach 4.1.2. zu unterscheiden, ob die Erzeugung
lagenteil in der Betriebsart Dauerstrom mit dem beziehungsweise die zwischengespeicherte
Faktor 1 gewichtet und somit vollständig der Energie zum Ausgleich von Lastspitzen verwen-
restlichen elektrischen Anschlussleistung eines det werden kann. Stromerzeugungsanlagen wie
Gebäudes hinzugerechnet. PV-Anlagen können aufgrund der Volatilität der
Sonnenenergie nur bei direkten Wechselwir-
4.1.4 Ermittlung von Pmax kungen mit Verbrauchern Pmax reduzieren (vgl.
Um den tatsächlichen Leistungsbedarf am Netz- Bsp. 4.1.2). Für bestimmte Verbraucher oder An-
anschluss bestimmen zu können, müssen die un- lagenteile kann schlussendlich noch der in 4.1.3.
ter 4.1.1, 4.1.2 und 4.1.3 aufgezeigten Einflussfak- beschriebene Gleichzeitigkeitsfaktor angesetzt

11
werden. Für den allgemeinen Bezugsstrom bzw. sich der Anteil für Wohnen aus dem normativen
Haushaltsstrom sind hierfür bereits Werte im Regelwerk (DIN 18015-1) und der Anteil Gewerbe
Diagramm der DIN 18015-1 Anhang A angenom- aus der beantragten Leistung mit Angabe der
men. Gleichzeitigkeitsfaktoren. 340

4.2 Gebäude mit wohnähnlicher 4.3 Wirtschaftliche Betrachtungen 320


Nutzung in Kombination mit Gewerbe 4.3.1 Baukostenzuschuss und
Wohngebäude mit einer gemischten Nutzung Netzanschlusskosten 300
aus Wohnen und Gewerbe werden in der elek- Der Baukostenzuschuss (BKZ) ist eine anteilige
trischen Leistungsbilanz gesondert betrachtet. Kostenbeteiligung für den Anschluss an das
280
Eine gemischte Nutzung liegt vor, wenn in dem vorgelagerte Stromverteilungsnetz, die vom
Gebäude eine Kombination aus Wohnungen Anschlussnehmer zu tragen ist. Der zu über-
260
und z. B. Versicherungsbüros, Arztpraxen oder nehmende Kostenanteil bemisst sich nach dem
Ladengeschäften vorliegt. Die Ermittlung der Verhältnis, in dem die an seinem Netzanschluss
maximalen zeitgleichen Leistung am Netz- vorzuhaltende Leistung zu der Summe der 240

anschluss ermittelt sich durch Addition des Leistungen steht, die in den im betreffenden
Bedarfes für Wohnen und Gewerbe. Dabei ergibt Versorgungsbereich erstellten Verteileranlagen 220

200

180

Leistungsbedarf am Netzanschluss in Verbindung mit der Anzahl der Wohneinheiten nach 160
DIN 18015-1 Anhang A (Wohnbedarf mit und ohne Warmwasserbereitung)

140 140

120 120
Leistung am Netzanschluss in kW

100 100

80 80

60 60

Die blaue Kurve zeigt den


Leistungsbedarf
40 40
mit elektrischer Warm­
wasserbereitung.

Die rote Kurve zeigt den 20 20


Leistungsbedarf
ohne elektrische Warm­
wasserbereitung. 0 0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 1 2

Anzahl Wohneinheiten am Netzanschluss

12
Beispiel Leistungsbedarf am Netzanschluss (Wohnbedarf mit Warmwasserbereitung nach
DIN 18015-1 sowie mit Warmwasserbereitung und Ladeinfrastruktur für Elektromobilität) –
Ladeleistung Elektromobilität 11 kW bei einem Gleichzeitigkeitsfaktor 0,6

340

320

300

280

260

240

220

200
Leistung am Netzanschluss in kW

180

160

140

120 Die blaue Kurve zeigt den


Leistungsbedarf mit elekt-
rischer Warmwasserberei-
tung.
100
Die schwarze Kurve zeigt
den Leistungsbedarf mit
80 elektrischer Warmwasserbe-
reitung und Elektromobili-
tät. Über ein Lastmanage-
60 ment wird die Leistung am
Netzanschluss begrenzt
(Netzanschlussbauweise
250 A mit einer maximalen
40
Dauerleistung von 155 kW).

Wird keine Begrenzung


20 vorgenommen, würde sich
der Leistungsbedarf stark
erhöhen, wie die schwarz-
0 gestrichelte Kurve zeigt.
7 28 29 30 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Anzahl Wohneinheiten am Netzanschluss

13
vorgehalten werden. Der Baukostenzuschuss schlusses nutzen, bevor es einer Verstärkung oder
kann auf der Grundlage der durchschnittlich gar eines neuen Hausanschlusses bedarf.
für vergleichbare Fälle entstehenden Kosten
pauschal berechnet werden und wird in Euro pro Man unterscheidet grundsätzlich zwischen
kW oder in Euro pro kVA ausgewiesen. statischen Lastmanagement und dynamischen
Lastmanagement. Beim statischen Lastma-
Der Gesetzgeber gewährt entsprechend der nagement wird eine fest eingestellte maximale
Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) an Leistung auf die angeschlossenen Ladepunkte
jedem Netzanschluss eine kostenfreie BKZ-An- verteilt. Diese sind kommunikativ gekoppelt und
schlussleistung von 30 kW. Für die darüberhinaus- bei gleichzeitigem Laden kann an allen Lade-
gehende Leistungsanforderung kann der Netzbe- punkten die gleiche Energie entnommen wer-
treiber einen Baukostenzuschuss verlangen. den, die in Summe die zur Verfügung stehende
Energie nicht überschreitet.
Beispiel:
Einfamilienhaus mit einer beantragten Leistung Beim dynamischen Lastmanagement wird die
Pmax = 35 kW (spezifischer BKZ-Betrag = 25,00 aktuelle Leistung am Netzanschlusspunkt ge-
Euro/kW, Freibetrag am Netzanschluss = 30 kW) messen. Vorrang haben die angeschlossenen
Wohnungen, deren Komfort hinsichtlich des ge-
Berechnung: wünschten Strombedarfes nicht eingeschränkt
(35 kW - 30 kW) x 25,00 Euro/kW = 125,00 € wird. Den angeschlossenen Ladepunkten hinge-
gen wird die noch am Netzanschlusspunkt zur
Der zu entrichtende Baukostenzuschuss Verfügung stehende Leistung auf die gleichzei-
beträgt 125,00 Euro zzgl. MwSt. tig stattfindenden Ladungen zugeteilt. In Zeiten
mit wenig Strombedarf aus den Wohnungen
Netzanschlusskosten werden durch den An- kann so mehr Leistung an den Ladepunkten zur
schlussnehmer getragen. Entsprechend seiner Verfügung gestellt werden. Auch hier sind die
Leistungsanforderungen kommt eine Standard- Ladepunkte kommunikativ mit dem Lade-
bauweise zu Pauschalpreisen zum Einsatz oder management zu koppeln. Eine Überlastung
es wird ein nach Aufwand kalkulierter Netzan- des Netzanschlusses und der bereitgestellten
schluss errichtet. Leistung wird so sicher vermieden.

4.3.2 Steuerung und Kommunikation In unterschiedlichen Anwendungen können


(Lastmanagement) Lade- oder Lastmanagement zusätzliche Funk­
Wenn an einem Hausanschlusspunkt nicht nur tionen erfüllen. So kann z. B. dem Ladepunkt mit
Wohnungen nach DIN 18015 versorgt werden, dem größten Bedarf auch mehr Ladeleistung
sondern auch z. B. mehrere Ladepunkte für Elektro- zugeteilt werden oder in Abhängigkeit eines
mobilität versorgt werden sollen, kann ein Lastma- gewählten Abfahrtzeitpunktes der Ladestart ver-
nagement die bestehenden Reserven des Hausan- schoben werden.

14
5 Normen, Richtlinien
und Verordnungen
DIN 18015 Teil 1 DIN VDE 0100 Teil 410
Planung von elektrischen Anlagen Errichten von Niederspannungsanlagen
in Wohngebäuden
VDE 0603 Teil 1
RAL-RG 678 Zählerplätze – Allgemeine Anforderungen
Anforderungen an elektrische Anlagen
in Wohngebäuden § 14a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
Steuerbare Verbrauchseinrichtungen
DIN 18014
Erdungsanlagen für Gebäude – Planung, § 40 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG)
Ausführung und Dokumentation Inhalt von Strom- und Gasrechnungen;
Festlegungskompetenz
VDE-AR-N 4100
Technische Anwendungsregel für den Anschluss
von Kundenanlagen an das Niederspannungs-
netz und deren Betrieb (TAR Niederspannung)

6. Ansprechpartner
Die Sicherheit der elektrischen Anlage beginnt Der Bauherr, Architekt oder Fachplaner sollte
beim Errichten neuer Gebäude schon mit der deshalb den Elektroinstallateur so früh wie
Anmeldung des Anschlusses an das Niederspan- möglich mit in die Planung einbeziehen. Einen
nungsnetz beim zuständigen Netzbetreiber. Elektrofachbetrieb in Ihrer Nähe finden Sie über
Diese Anmeldung wird von einem eingetragenen unsere Fachbetriebssuche.
Elektroinstallateur vorgenommen.

Fachbetriebssuche
https://www.elektro-plus.com/fachbetriebssuche

15
Die Initiative für Ihre gute
Elektroinstallation
Die Initiative ELEKTRO+ ist ein Zusammen- Die umfassende Fachkompetenz hat ELEKTRO+
schluss führender Markenhersteller und Ver- zu einer einzigartigen Informationsplattform für
bände der Elektro­branche. Ziel ist es gemein- eine zeitgemäße und zugleich zukunftssichere
same Aufklärungsarbeit über eine moderne, Ausstattung gemacht. Dazu trägt die enge
energieeffi­ziente und sichere Elektroinstallation Vernetzung mit dem Fachhandwerk, der Ener-
zu leisten. Mit ihrem Know-how platziert die giewirtschaft und der Wohnungswirtschaft bei.
Initiative das Thema zentral bei Bauherren und Auch Institutionen der Verbraucher- und Bau-
Modernisierern, im Fachhandwerk sowie bei herrenberatung werden mit fachlicher Expertise
Architekten und Planern. tatkräftig unterstützt.

ZVEH

Initiative ELEKTRO+
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