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Bildersturm und Bilderleben

Eine psychologische Perspektive

Prof. Dr. Joachim Hasebrook


Steinbeis Hochschule Berlin
und zeb-business.school, Münster
Biographischer
Hinweis auf
Bildersturm
gefunden im
Stadtmuseum
in Brügge:

„Guillotine
de Hazebrouck“

Gruuthuse-Museum, Stadtmuseum von Brügge

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 2


Damit wurde klar:
Hasebrooks kommen aus Hazebrouck
Einwohner flohen um 1566 aus
Hazebrouck vor dem Bildersturm.

Hazebrouck

Kirche Saint-Éloi (1432) in Hazebrouck

Ursprüngliche Nachnamen wurden


durch Ortsnamen ersetzt
(wie „Konjer“ von Gascogner).

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 3


Bilderverehrung (Ikonodulie) und -anbetung
(Ikonolatrie) als Startpunkt meines Vortrags

Anbetung Gott
(Latria)

vor 500
Dem Abbild des
Kaisers kommt die
gleiche Verehrung
zu wie dem Kaiser

Ikone Jesus
• Abbild
• Gleichnis
(Volto santo)
Verehrung
Bild
Idol (Dulia)
• Schattenbild
Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas
• Trugbild am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. …
(Hadad/Jahwe) 2. Mose 20,2–5

nach Jean Wirth (2000). Soll man Bilder anbeten?


J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben In: Bildersturm. NZZ Verlag: Zürich.
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Christlicher Bilderkult von 500-1500
~300 Anasthasius: ~740 Joh.v.Damas- ~770 Konstantin V: ~840 Theodora:
Jesus ist Gott gleich kus: Dulia vs. Latria Ab- gleicht Urbild Bild nur ähnlich

vor 500 ~1025 Syn. Arras: ~1100 Doppel-


~800 Karolinger: ~1200 Doppelnatur
Dem Abbild des Bild hilft beten natur Christi
Nur Leib darstellen des Bildes
Kaisers kommt die
gleiche Verehrung
zu wie dem Kaiser

~1250 T.v. Aquin: ~1300 Doppelnatur ~1350 Lollarden: ~1500 Reformation:


Bewegung der Seele von Christus u. Bild Kein Bild Gottes Nur Gott anbeten
Anbetg. Gott
(Latria)

Jesus

Verehrg.
Bild
(Dulia)
nach Jean Wirth (2000). Soll man Bilder anbeten?
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben In: Bildersturm. NZZ Verlag: Zürich.
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Grundlegende Positionen zum Bilderkult
~740 Joh.v.Damas-
kus: Dulia vs. Latria

Der Glaube an die


Wirkmacht der Bilder

~1025 Syn. Arras:


Bild hilft beten
Die Stärkung des
Glaubens durch
Bilder

~1500 Reformation:
Nur Gott anbeten
Der Mensch als Bild
des unsichtbaren
Gottes

nach Jean Wirth (2000). Soll man Bilder anbeten?


J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben In: Bildersturm. NZZ Verlag: Zürich.
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Psychologische Betrachtung des Bilderkults

Irene von Athen (752-803)


„Ikonodule und Ikonoklasten“
Theodora mit Sohn Michael Byzantinischer Bilderstreit bis zum
III: 843 Ende Bilderstreit 2ten Konzil von Nicäa (787) und dem
(„Fest der Orthodoxie“) Dekret Kaiserin Theodoras (843)

Papst Gregor (540-604)


„Litteratura illiterato“
Bildkatechismus
über Thomas von Aquin
bis Martin Luther

Andreas Bodenstein
(Karlstedt, 1480-1541)
„Von der abtuhung der Bylder
Und das keyn Bedler
unther den Christen seyn soll“
Profanisierung der Bilder
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 7
Die Wirkmacht der Bilder

Irene von Athen (752-803)


„Ikonodule und Ikonoklasten“
Theodora mit Sohn Michael Byzantinischer Bilderstreit bis zum
III: 843 Ende Bilderstreit 2ten Konzil von Nicäa (787) und dem
(„Fest der Orthodoxie“) Dekret Kaiserin Theodoras (843)

Psychologische Fragen an Bilderwirkung:

• Was sehen wir, wenn wir Bilder sehen?

• Sind Bilder und Vorstellungen von Bildern gleich?

• Wie bleiben Bilder und Texte in Erinnerung?

• Wirken Bilder anders als Worte?

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Das Gehirn „macht“ das Bild

Scheinbewegung
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Ein Bild besteht aus Gestalt-Ebenen

Form … … und Grund

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 10


Auch das Sehen geschieht in „Ebenen“

Detail Schema
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Dadurch ist
es möglich,
„unmögliche
Figuren“ zu
sehen

William Hogarth
False Perspective
1754
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 12
Viel später als Bilder wurde Sehen entdeckt
 John Locke: Der Geist ist eine „Tabula Rasa“, auf die
Erfahrungen durch Sinneseindrücke eingeschrieben
werden
William Chelseden operiert angeborenen „Grauen Star“

Prinzip einer Camera Obscura (1671), Großbritannien Stereoskop, Deutschland (um 1895)

 Immanuel Kant: Den Empiristen ist es nicht gelungen zu


erklären, wie die Welt durch die Sinne in den Geist
kommen soll. Wir müssen daher anders herum denken:
Wie kommt unser Geist durch unser Sehen in die Welt?
Beeinflussung des Sehens durch das Denken erst nach 1850 nachgewiesen

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Sind wirklich
“Bilder” im Gehirn?
(Imagery Debate)

Suchzeit in mentalen
Bildern wie in
physischen Bildern

Pylyshyn, Zenon (2003), "Return of the Mental Image: Are There Really
Pictures in the Brain?", Trends in Cognitive Sciences 7(3) (March): 113-
118.
Kosslyn, Stephen M. (2005), "Mental Images and the Brain", Cognitive
Neuropsychology 22(3/4): 333-347.

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Mentale Bilder und Mentale Modelle

Mentale Bilder sind


• Das Dorf liegt in einem Tal. nicht wie physische
Bilder – sondern
Denkmodelle
• Im Tal fließt ein Fluß.

• Über den Fluß führt eine Brücke.

• Die Brücke ist aus Stahl.

• Es ist eine Eisenbahnbrücke.


Wolf, K., Hasebrook, J. & Rinck, M. (1999).
Wand oder keine Wand? Repräsentation
räumlicher Veränderunge in Situations-
modellen. Z.f. Exp.Psych., 46, 152-163.

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Schönheit ist Kultur – und Natur

Durchschnitt
ist schön
Langlois, J. H., & Roggman, L. A.
(1990). Attractive faces are only
average. Psychological Science, 1,
115-121.

Es geht aber noch schöner


– bis es nicht mehr geht
Lisa DeBruine, vgl.
www.faceresearch.org/

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Sehen ist
auch Kultur
E.H.Gombrich, Art and Illusion
(London: Phaidon), 1960

chinesisch
Chiang Yee, 1938
Tusche auf Papier

Zwei Ansichten von


Kühen in Derwentwater

britisch
Lithographie, brit., 1936
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 17
Bilder sind Kultur im Kontext
Edward T. Hall, Beyond Culture (NY, Anchor Books), 1976

High Context Culture


Songlines in der indigenen Kunst Australiens

Low Context Culture


Piktogramme nach DIN/ISO 7010

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Die Wirkmacht der Bilder

Irene von Athen (752-803)


„Ikonodule und Ikonoklasten“

Psychologische Aussagen zur Bilderwirkung:

• Sehen ist „inter-aktiv“: Wir wissen, was wir sehen


– und sehen, was wir wissen.

• Oberflächenmerkmale von Bildern und Texten


werden unterschiedlich gespeichert.

• Bilder sind nicht die Vorstellungen von Bildern.

• Bilder haben eine natürliche und eine kulturelle


„Sprache“.
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 19
Impulse für eine reformierte Bild-
und Medienkultur

• Kunst wird im Kontext


erschaffen und erfahren:
Bildreste im Kirchenraum
aufdecken, nicht übermalen

• Bilder sind Erfahrungs-


räume: Moderne Bilder sind
„ambient“ und „mobile“ und
mehr als Farbe an der
Wand

• Medien sind soziale Räume:


Bildersturm hat aus Sakral-
Dr. Fey 1948 mit Restaurierung der
Versammlungsräume
gotischer Fresken beauftragt, die gemacht – Medien können
nach Bombardieung sichtbar wurden.
Lübecker Maler Malskat ergänzte und das unterstützen
erweiterte diese.

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Bildkatechismus: Lernen mit Bildern

Papst Gregor (540-604)


„Litteratura illiterato“
Bildkatechismus
über Thomas von Aquin
bis Martin Luther

Psychologische Fragen zum Lernen mit Bildern:

• „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“: Stimmt das?

• Lernt man mit Bildern anders als mit Texten?

• Lernt man aus Bildern etwas Anderes als aus Texten?

• Wirken Standbild und Bewegtbild unterschiedlich?

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Orbis sensualium pictus
(Die sichtbare Welt)

Multimedia von 1653:


Lehrbuch von Comenius
(Jan Amos Komsenský,
Bischof der Böhmischen Brüder),
war als Lateinlehrbuch der
Jesuiten bis ins 1900
Jahrhundert in Verwendung
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 22
Codierungen sind wichtiger als Medien
Bernd Weidenmann, Wissenserwerb mit Bildern (Stuttgart, Kohlhammer), 1994

„Naive Summentheorie“ ist falsch


(B. Weidenmann)
Medium
• Mono (z. B. Buch)
• Multi (z. B. Film)

Kodierung
• Mono (nur Text, Bild, Zahl)
• Multi (z. B. Text und Bild)

Modalität
• Mono (nur visuell, nur auditiv)
• Multi (audiovisuell, Animation etc.)

Die Frage ist nicht so sehr, was dargeboten wird,


sondern was geistig verarbeitet wird

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Bildüberlegenheitseffekt =
Bild und Ton  besser als  Bild oder Ton
Richard Mayer, Learning with Multi-Media (Cambridge Uni Press), 2000/2009

Bildüberlegenheit ergibt sich nicht aus dem Medium „Bild“


sondern aus der doppelten Kodierung von Informationen

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Vom Schulfernsehen zum Baby-Lern-TV:
„Supplantation“

Salomon, G. (1972). Heuristic models for the


generation of aptitude-treatment interaction
hypotheses. Review of Educational Research,
42, 327-343.

Lernen aus Filmen („Schulfernsehen“) ist so gut wie aus


Büchern – aber kulturell viel schwerer zu vermitteln

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Lernen muss
man lernen
auch mit Mult-Media

Hasebrook, J. (1995). Multmedia-Psychologie.


Spektrum der Wissenschaft: Heidelberg.

Lernen mit Multi-Media setzt vertiefte Verarbeitung von


Informationen mit verschiedenen Kodierungen voraus

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Medienkultur in ständiger Veränderung:
Medien werden präsenter und flüchtiger

Mediengeschichte lt. Flusser:


1. Konkretes Erleben
Vierdimensionalität
2. Gegenstände herstellen/benutzen
Dreidimensionalität
3. Traditionelle Bilder
Zweidimensionalität
4. Lineare Schrift
Eindimensionalität
5. Technische Bilder
Nulldimensionalität
= Kalkulieren und
Komputieren

Vilém Flusser (1985): Ins


Universum der technischen Bilder

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Bildkatechismus: Lernen mit Bildern

Papst Gregor (540-604)


„Litteratura illiterato“
Bildkatechismus
über Thomas von Aquin
bis Martin Luther

Psychologische Aussagen zum Lernen mit Bildern:

• Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte –


und ein Wort bezeichnet 1000 Bilder.

• Bilder und Texte können „Leitmedien“ sein.

• Es sind nicht die Medien, sondern die Kodierungen,


die angemessen oder unangemessen sein können.

• Schriftkultur, Bildkultur und „Fernsehkultur“ gehören


verschiedenen Zeiten an
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Bildüberlegenheit ist Medienauswahl
und -kombination
Impulse zum didaktischen
Umgang mit (visuellen)
Medien:

• Visualisierung von
Medienarchiven erhält
Unersetzliches und macht
es zugänglich

• Didaktische Aufbereitung
einer Vielzahl von Medien
dokumentiert, informiert
– und bewegt (US-HMM)

• Visualisierung schafft
neue Zugänge zu
theologischem und
historischem Material
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben www.ushmm.org/information/exhibitions/online-features 29
Das Bild vom Leben – lebende Bilder
Andreas Bodenstein
(Karlstedt, 1480-1541)
„Von der abtuhung der Bylder
Und das keyn Bedler
unther den Christen seyn soll“
Profanisierung der Bilder

Psychologische Fragen zur Visualisierung:

• Hilft die Hirnforschung zu verstehen, auf welchen


Ebenen wir Bilder „verstehen“?

• Hilft es uns zu verstehen, wie verstehen funktioniert,


wenn wir wissen, wie wir Bilder verstehen?

• Helfen lebende Bilder uns ein besseres Bild vom


Leben zu machen?

• Können Bilder Fanatismus schüren?


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Das Betrachten von Bildern ist ein
messbarer Vorgang in der Zeit

Velichkovsky, B.M. & Hansen, J.P. (1996).New technological windows into


mind: There is more in eyes and brains for human-computer interaction. In
CHI-96: Human factors in computing systems. NY: ACM Press.
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 31
Ort und Dauer der Betrachtung werden in
„Aufmerksamkeitskarten“ abgebildet

Sprenger A, Friedrich M, Nagel M, Schmidt CS, Moritz S and Lencer R (2013) Advanced analysis of
free visual exploration patterns in schizophrenia. Front. Psychol. 4:737
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 32
„Aufmerksamkeitskarten“ erlauben
Rückschlüsse auf die Art des Bildverstehens
Aufmerksamkeit beim
Bildverstehen
• Vergleich von Blickfixation und
Hirnaktivierung zeigen, welche
Bildteile wahrgenommen,
erinnert und beurteilt werden.

Velichkovsky, B.M. & Hansen, J.P. (1996).New technological windows into mind: There is more in eyes and brains for
human-computer interaction. In CHI-96: Human factors in computing systems. NY: ACM Press.

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 33


Neue Techniken entstehen daraus:
z. B. Neuro-Marketing und Neuro-Ergonomie

B.H.Challis & B.Velichkovsky (1999). Stratification in Cognition and


Consciousness, NY: John Benjamin
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 34
Bildgebende Verfahren in der Medizin
errechnen ein neues Bild vom Menschen

Nutzung bildgebender Verfahren


in der Medizin (2004-2009)

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Bildfälschung und -manipulation gibt es
seit es (politische) Bilder gibt

Lenin mit … … und ohne Trotzki

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 36


Digitale Bildbearbeitung schafft Schein-
welten – mit Ansprüchen an die wirkliche

Bild vor … … und nach Bearbeitung

J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 37


Exkurs
Ist „Blasphemie“ eine „Bilderfrage“?
Das hängt vom Gottesbild ab!

Der „Blasphemie- Prof. Ariel Merari,


Paragraph“ schützt Hebrew University,
den „öffentlichen untersuchte Selbst-
Frieden“ – nicht mordattentäter: Grund
religiöse Gefühle war weder religiöser
Fanatismus noch
Selbstmordabsichten –
sondern Gruppendruck

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„Das eigene Gottesbild wird

Exkurs
mit Gott gleichgesetzt“
Prof. Wilhelm Gräb (ev. Theologe, Humboldt Uni) in einem Interview 2012

Rechtlich Theologisch
(lt. Menschenrechtskomm. UN) (oben: W. Gräb, 2012; unten: J.Beckmann, 1960)

• Gesetze gegen Blasphemie sind • „Der Vorwurf der Gotteslästerung


mit Menschenrechtsstandards lebt von der Verwechselung
inkompatibel Gottes mit dem Bild, das wir
Menschen uns von ihm machen.
• Verboten sind „Verfechtung … Gott wird zum
nationalen, rassistischen oder menschlichen Idol.“
religiösen Hasses, welche zur
Diskriminierung, Feindseligkeit • Präses Beckmann (1901 – 1987)
oder Gewalt anstiftet.“ forderte von der Kirche, „dass
sie von sich aus auf einen
„Der Staat sollte die weitergehenden strafrechtlichen
Sonderschutz gegen
Kunstfreiheit schützen – Religionsdelikte verzichtet und
nicht die Gefühle religiöser jede … Erinnerung an eine
Fanatiker“ strafrechtliche Verketzerung
Andersdenkender vermeidet“.
Giordano-Bruno-Stiftung. 18.01.2015

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Das Bild vom Leben – lebende Bilder
Andreas Bodenstein
(Karlstedt, 1480-1541)
„Von der abtuhung der Bylder
Und das keyn Bedler
unther den Christen seyn soll“
Profanisierung der Bilder

Psychologische Aussagen zur Visualisierung:

• Die Forschung von Wahrnehmung, Kognition und


Emotion verschmilzt in der sog. „Hirnforschung“.

• Durch neues Wissen und neue Technologien entstehen


(fast unbegrenzte) Möglichkeiten zur Manipulation.

• Bilder zeigen nicht das Leben „wie es ist“ sondern


erzeugen ein Bild vom Leben, wie wir es verstehen.

• Unser Bild von Gott bestimmt unseren Umgang mit


Gottesbildern – die soziale Gruppe schürt Fanatismus
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 40
Die Nachfolger der Bilderstürmer als
Vorläufer einer christlichen Medienethik?
Impulse zu einer
reformierten Medienethik:

• Kern einer Ethik ist ein


Gottesbild, das Vergöt-
zung und Fanatismus
entgegenwirkt

• Verantwortung für
„Der Vorwurf der Glaubwürdigkeit und
Gotteslästerung lebt von der Wirkung von Medien
Verwechselung Gottes mit dem
Bild, das wir Menschen uns von einfordern
ihm machen“
Wilhelm Gräb, 2012 • In der Kirche anfangen:
Als Teilnehmer in
sozialen Netzwerken, als
öffentlicher Raum –
und als Arbeitgeber
Foto links unten: Kunstaktion „Fotografieren verboten“ von Kurt Buchwald
J. Hasebrook | Bildersturm und Bilderleben 1988-2005 mit Bezug auf Andreas Bodenstein von Karlstedt 41
Bildersturm und Bilderleben –
Aufgaben für reformierte Kirche?

Der Glaube an die Medienkultur:


Wirkmacht der Kirche als Kunst- und Bildraum
Bilder nutzen und entwickeln und
Verantwortung für Kunst im
Kirchenraum übernehmen

Die Stärkung des Mediendidaktik:


Glaubens durch Medienarchive zur Sicherung von
Bilder
Kirchen- und Gemeinde(er)leben
und deren didaktische Aufbereitung

Der Mensch als Bild


des unsichtbaren Medienethik:
Gottes Glaubwürdigkeit und Verantwortung
im Umgang mit Medien einfordern
und selber vorleben

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Prof. Dr. Joachim Hasebrook
Senior Manager zeb.rolfes.schierenbeck.assoc. gmbh
Professor für Personalmanagement
an der Steinbeis Hochschule Berlin

zeb-business.school
Hammer Str. 165
48153 Münster
Tel. 0251 / 97 128 940
Email JHasebrook@zeb-bs.de
Web www.zeb.de und www-zeb-bs.de

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