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Geotechnik I
Kapitel 3: Bodenansprache – Beschreibung und Benennen von Böden
Regelwerke:
‐ DIN EN ISO 14688: Geotechnische Erkundung und Untersuchung – Benennung, Beschreibung und
Klassifikation von Böden
Sedimente entstehen an der Erdoberfläche oder am Grund von Gewässern durch Ablagerung von
Lockerbestandteilen. Erst durch Prozesse wie Entwässerung, Druck und Zementation entstehen aus
Sedimenten Sedimentgestein. Die Umstände der Bildung und die daraus folgende Schichtung der
Sedimente bringen weitere typische Eigenschaften hervor.
Bindige Sedimente:
Böden deren bautechnische Eigenschaften vom Ton und
Schluff bestimmt werden (Anteil an Ton und Schluff > 40%)
Nichtbindige Sedimente (rollige Böden):
Böden zusammengesetzt aus Sand, Kies, Steinen und
Blöcken mit einem vernachlässigbar geringen Anteil an
Schluff und Ton.
Gemischtkörnige Sedimente:
Böden zusammengesetzt aus allen Fraktionen.
Block (Boulder) Y Bo > 200 / > 200 bis 630 > Kopfgröße
> Kopfgröße
Stein (Cobble) X Co > 63 bis 200
> Hühnerei
< Hühnerei
> Streichholzkopf
Kies (Grant) G Gr > 2 bis 63 < Hühnereier
Grobkies gG CGr > 20 bis 63 > Haselnuss
Mittelkies mG MGr > 6,3 bis 20 < Haselnuss
grobkörniger Boden Feinkies fG FGr > 2 bis 6,3 > Erbsen
(Siebkorn) < Erbsen
> Streichholzköpfe
Grundlagen der
Bodenklassifizierung
DIN EN ISO 14688-1
Benennung der Bodenart nach DIN EN ISO 14688
Die Benennung von Bodenarten erfolgt in Deutschland durch ein Substantiv für den Hauptanteil in normaler
Schreibweise (keine Großbuchstaben) und mit einem oder mehreren nachgestellten Adjektiven für die
Nebenanteile. Die aufgezählten Nebenanteile werden durch Kommas getrennt.
Beispiel: Kies, sandig oder Ton, feinsandig, kiesig.
Das Feinkorn (Schluff und/oder Ton) bestimmt üblicherweise die bautechnischen Eigenschaften eines
zusammengesetzten Bodens, wenn der Boden im nassen Zustand zusammenklebt und knetbar ist.
Nebenanteile werden wie folgt abgeschätzt:
< 15 M.‐% = schwach und größer 30 M.‐% = stark
Beispiel: Kies, schwach sandig (<15 M.‐% Sand), Kies, sandig (15 – 30 M.‐%Sand), Kies, stark sandig (> 30 M.‐% Sand)
Zur Bestimmung der Korngrößenverteilung sollte die Bodenprobe auf einer flachen Unterlage oder auf der
Handfläche ausgebreitet werden. Die Korngrößen sollten mit den Korngruppen einer Kornstufenschaulehre
verglichen werden. Diese enthält Fächer, in denen die verschiedenen Korngrößenbereiche enthalten sind.
Da Schluffkorn und Tonkorn mit bloßem Auge nicht mehr als Einzelkorn erkennbar sind, sollten zur
Bestimmung der Eigenschaften eines solchen Bodens die nachfolgenden Verfahren verwendet werden.
A.2 Beurteilung der Korngößenverteilung in situ
Grobkörnige und feinkörnige Böden müssen danach unterschieden werden, ob sie zusammenkleben, wenn
sie nass sind und durchgeknetet sind. Um dies korrekt bewerten zu können, kann es notwendig sein, den
Wassergehalt anzupassen. Die Grenze zwischen grobkörnigem Schluff und feinkörnigem Sand (0,063 mm)
kann nach Augenmaß bewertet werden, da die grobkörnigen Schluffkörner lediglich mithilfe einer Handlupe
sichtbar sind.
Die Unterscheidung zwischen Kies und Sand oder zwischen kiesigen und sandigen feinkörnigen Böden ist
einfacher, da der Größenunterschied zwischen Kies und Sand (2 mm) leicht mit dem Auge erkennbar ist.
Die Kugel ist zu kneten, bis sie eine weiche, aber nicht klebrige Konsistenz erreicht. Dabei ist gegebenenfalls
Wasser hinzuzugeben.
a) Die Kugel ist in der Handfläche mithilfe des Daumens, mit der Klinge eines Messers oder eines kleinen
Spachtels in eine flache Form zu glätten.
b) Die Hand wird horizontal geschüttelt und dabei mehrmals kräftig gegen die andere Hand geschlagen.
Alternativ kann die Probe auch zwischen den Fingern beider Hände bearbeitet werden.
c) Die Geschwindigkeit, mit der Wasser während des Schüttelns auftritt und während des Quetschens
wieder verschwindet, ist wie folgt aufzuzeichnen: keine, schnell oder langsam
schnelle Reaktion:
Feinsand, schluffig; Schluff feinsandig
langsame Reaktion:
Wasserhaut bildet und ändert sich nur langsam:
Schluff, tonig; Schluff; Sand, tonig
keine Reaktion:
Wasser tritt nicht an Oberfläche:
Ton, schluffig; Ton
Böden mit schneller Reaktion beim Schüttelversuch
a) Die Probenwalzen sind zu falten und wiederholt zu rollen, bis sie bei einer Dicke von etwa 3 mm
bröckeln, wenn sich der Boden nahe der Ausrollgrenze befindet.
b) Der erforderliche Druck zum Rollen der Walzen und die Zugfestigkeit der Walze sind zu dokumentieren.
Nachdem die Walze zerbröckelt ist, sind die Teile mit der Hand zu einem Klumpen zu formen und zu
kneten, bis auch dieser Klumpen bröckelt. Die Zähigkeit des Materials während des Knetvorgangs ist
aufzuzeichnen.
c) Für die Beschreibung der Zähigkeit der Walze und des Klumpens sind folgende Begriffe zu verwenden:
niedrig, mittel oder hoch.
A.3.4 Plastizität
Auf Grundlage der während der Prüfung zur Beurteilung der Zähigkeit gemachten Beobachtungen ist die
Plastizität des Materials in Übereinstimmung mit Tabelle A.1 zu beschreiben.
Tabelle A.1 – Plastizität des Bodenmaterials
A 3.5 Trockenfestigkeit
Aus dem Boden sind mehrere Kugeln mit einem Durchmesser von 12 mm zu formen und diese sind trocknen
zu lassen.
a) Die Festigkeit der trockenen Kugeln oder Klumpen ist zu prüfen, indem sie zwischen den Fingern
zerdrückt werden. Die Trockenfestigkeit ist wie folgt zu dokumentieren: keine, niedrig, mittel, hoch oder
sehr hoch.
b) Das Vorhandensein von hochfestem, wasserlöslichem Verkittungsmaterial wie Kalziumkarbonat kann zu
einer hohen Trockenfestigkeit führen. Das Vorhandensein von Kalziumkarbonat kann anhand der
Intensität der Reaktion mit verdünnter Salzsäure ermittelt werden.
A.3.6 Griffigkeit
Die Griffigkeit feinkörniger Böden ist unterschiedlich und die Fähigkeit der Fingerspitzen, diesen
Unterschied zu spüren, sollte nicht unterschätzt werden.
a) Ton fühlt sich glatt an und sieht beim Verschmieren mit einer Klinge oder dem Daumen glänzend aus.
Mit zunehmendem Schluffanteil nimmt die Neigung zu diesem glänzenden Erscheinungsbild ab.
b) Schluff fühlt sich seidig an.
c) Bei Vorhandensein von organischen Anteilen fühlt sich der Boden eher seifig an.
Diese Unterteilung lässt sich insbesondere auf gering plastische Böden nur annähernd anwenden.
Die ermittelte Konsistenz der Böden muss dem Zustand in situ entsprechen; dabei ist zu beachten, dass die
Konsistenz durch das Entnahmeverfahren beeinflusst werden kann. Falls der Zustand in situ nicht
zuverlässig beurteilt werden kann, kann diese Beschreibung weggelassen werden. Die Ergebnisse jeglicher
Festigkeitsprüfung dürfen als zusätzliche Information in den Feldbericht aufgenommen werden.
Beurteilung der Konsistenz von feinkörnigen Böden
DIN 4022
Konsistenzgrenzen w [%]
flüssig
IC=0 Fließgrenze w L
Boden quillt beim Pressen in der Faust
breiig
zwischen den Fingern hindurch
I C = 0,50
Boden lässt sich leicht kneten weich Plastizitätsbereich I P
I C = 0,75
Boden lässt sich schwer kneten, aber in der
Hand zu 3 mm dicken Walzen ausrollen, ohne steif
zu reißen / zerbröckeln
IC=1 Ausrollgrenze w P
Boden bröckelt beim Versuch ihn zu 3 mm dicken
Walzen auszurollen, ist aber feucht genug, um ihn halbfest
erneut zu einem Klumpen zu formen
Schrumpfgrenze w S
ANMERKUNG 1 Bestimmte quartäre organische Böden sind hell gefärbt, wie kalkiger Gyttja und Diatomit. Die Farbe ist daher
bei der Unterscheidung der Böden nicht zwangsläufig hilfreich.
Es ist wichtig, die Farbe einer frischen Anschnittsfläche bei vollem Tageslicht zu bestimmen, weil einige
Böden an der Luft sehr schnell ihre Farbe ändern. Farbänderungen, z. B. infolge von Oxidation oder
Austrocknung, müssen vermerkt werden.
ANMERKUNG 2 Ein Beispiel dafür ist ein feinkörniger Boden, der Verbindungen aus Eisenoxid enthält, die unter wasser‐
gesättigten Bedingungen oftmals grün oder grau sind, bei Luftzufuhr aber schnell oxidieren und dann rot oder braun werden.
Organischer Anteil
Organische Anteile des Bodens können wesentliche Auswirkungen auf seine geotechnischen Eigenschaften
haben. Die Farbe kann Aufschluss über den organischen Anteil geben:
Der Geruch eines Bodens gibt einen Hinweis auf die anorganische oder organische Art eines Bodens.
Organische Böden weisen im frischen, feuchten Zustand gewöhnlich einen deutlich moderigen Geruch auf,
der durch Erhitzen verstärkt werden kann. Verwesende, faulige organische Bestandteile im Boden kann man
an dem typischen Geruch von Schwefelwasserstoff erkennen, der durch Übergießen der Probe mit
verdünnter Salzsäure verstärkt werden kann. Trockene anorganische Tone haben nach dem Anfeuchten
einen erdigen Geruch.
Kalkanteil
Der Kalkgehalt sollte durch Betropfen der Bodenprobe mit verdünnter Salzsäure (HCl) (10 % – siehe
Anmerkung 1) bestimmt werden. Es können folgende, in Tabelle 7 angegebene charakteristische
Eigenschaften unterschieden werden.
Hierbei sollte beachtet werden, dass bei nassen und feuchten tonigen Böden das Aufbrausen gewöhnlich
etwas verzögert auftritt.
ANMERKUNG 1 10%ige Salzsäure entspricht einer Stoffmengenkonzentration von 3,6 mol/L.
ANMERKUNG 2 Hohe Trockenfestigkeit wird häufig durch Kalk als Verfestigungsmittel hervorgerufen.
Zersetzungsgrad von Torf
Der Zersetzungsgrad von Torf sollte bestimmt werden, indem ein nasses Torfstück in der Faust gequetscht
wird. Ist der Ausquetschversuch nicht durchführbar, weil der Torf zu trocken ist, so sollte der Torf nach dem
Aussehen beurteilt werden. Die Probe zeigt bei nicht bis mäßig zersetztem Torf erhebliche Anteile von gut
erhaltenen und erkennbaren Pflanzenresten, bei stark bis völlig zersetztem Torf besteht sie überwiegend
aus nicht mehr erkennbaren Pflanzenresten.
Vulkanische Böden
Vulkanische Böden müssen entsprechend 5.1 und Anhang A beschrieben werden, wobei als
charakteristische Merkmale die Korngröße (siehe Tabelle 9), die Struktur/das Gefüge und die Farbgebung
zu berücksichtigen sind.
Boden kann im Verbreitungsgebiet vulkanischer Eruptionen als vulkanischer Boden erkannt werden, wenn
z. B. Bims und Schlacke vorhanden sind. Ein anderes Verfahren ist die Bestimmung des Volumenanteils von
vulkanischem Glas durch Auswaschen der Böden. Ist eine genauere Benennung und Beschreibung
erforderlich, dürfen die physikalischen und chemischen Eigenschaften der mineralischen Bestandteile des
Bodens analysiert werden
Beschreiben von Schichten und Trennflächen
Schichtung
Der Aufbau einer Bodenablagerung und insbesondere die räumliche Anordnung potenzieller
Schwächezonen müssen b eschrieben werden. Eine erfolgreiche Aufnahme dieser Merkmale hängt von der
Qualität und Größe der Kernprobe oder der freigelegten Fläche ab.
Sämtliche Merkmale einer Schichtung innerhalb des Bodens müssen beschrieben werden. Schichtflächen
sind in der Regel eben und liegen parallel zueinander. Komplexere Schichtungsgefüge, wie beispielsweise
eine Kreuzschichtung oder eine gradierte Schichtung, können ebenfalls auftreten. Solche Merkmale
müssen nicht zwangsläufig mechanisch wirksam sein, sondern müssen durch eine Angabe der
Schichtdicken beschrieben werden, wobei die Zahlenwerte und Begriffe nach Tabelle 10 zu verwenden
sind. Wenn es sich bei den Schichtflächen um mechanische wirksame Bruchflächen handelt, dann sollten
diese entsprechend 7.2 beschrieben werden.
Trennflächen
Der Begriff „Trennflächen“ wird verwendet, um Oberflächen zu beschreiben, die verschiedene Bodenarten
voneinander trennen oder Schwächezonen innerhalb des Bodens bilden. Die meisten Trennflächen im
Boden fallen in eine der beiden großen Gruppen.
a) Trennflächen, die auf der Art der Ablagerung oder der Ablagerungsgeschichte des Bodens beruhen, z. B.
Schichtflächen, die mechanisch wirksam sind; sie müssen mittels des Abstands zwischen den
Trennflächen beschrieben werden.
b) „Mechanische“ Trennflächen schließen mechanisch bedingte Brüche im Boden als Folge von
Schrumpfprozessen, Entlastungsvorgängen durch Schmelzen von Eislasten oder tektonischen
Spannungszuständen ein. Schieferungsflächen, Kluftflächen, Störungsflächen und Scherungen (oder
Scherflächen) sind Beispiele für solche Trennflächen und sind in steifen oder halbfesten Böden weit
verbreitet. Klüfte und Scherungen könnten auch eine Folge von (Hang‐)Rutschungen im Boden sein.
Trennflächen können das bautechnische Verhalten des Bodens signifikant beeinflussen.
G1 0.30 M it telsa nd, Fein sa nd,
G2 0.80 schluffig, hum os, erd feucht , OH
Beispiele für die S1 1.30 b raun
S2 1.50 0.30
Aufnahme des To rf , nicht zersetzt, HN
w eich , sch warz
Schichtenverzeichnisses G3 2.50 1.80
Bohrergebnisse im -3. 80
To n, schluffig, san dig,
Bohrprofil S4 4.50
ste inig, Kreide stü cke, TL
ste if, grau
G4 -6
6.50
.50 6.50
G5 8.50
G6 10.30
M it telsa nd, st ark feinsand ig,
g robsan dig , bu nt
G7 12.50
G8 14.90 14.90
G9 15.50
Z
Z
Z Fe ls, vollkörnig, dich t,
Z m äßige Korn bin dun g,
ro t
15.80