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Hochschule Biberach

Formelsammlung
Bauingenieurwesen SS 2022
Geotechnik I
M.Sc. Monika Schad

Formelsammlung Geotechnik I
1. Baugrunderkundung – Umfang der Baugrunduntersuchung
2. Bodenansprache – Beschreibung und Benennung von Böden – DIN EN ISO 14688
2.1 Korngröße von Böden
2.2 Bewertung der Ergebnisse von Handversuchen
2.3 Bestimmung der Konsistenz feinkörniger Böden
2.4 Organischer Anteil
2.5 Kalkanteil
2.6 Zersetzungsgrad von Torf
3. Bodenklassifikation nach DIN 18196
3.1 Einteilung von Böden
3.2 Klassifikation ach der Korngrößenverteilung (grobkörnige Böden)
3.3 Klassifikation ach der Korngrößenverteilung (gemischtkörnige Böden)
3.4 Klassifikation von organischen Böden
3.5 Klassifikation von anthropogenen Böden
3.6 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke
3.7 Einstufung Frostempfindlichkeit von Bodengruppen nach DIN18196
4. Bodenmechanische Laboruntersuchungen
4.1 Wassergehalt nach DIN EN ISO 17892_1 ‐ Ofentrocknung
4.2 Zustandsgrenzen nach DIN EN ISO 17892_12 ‐ Fließ‐ und Ausrollgrenze
4.3 Schrumpfgrenze DIN 18122_2
4.4 Organischer Anteil nach DIN 18128 (Glühverlust)
4.5 Dichte nichtbindiger Böden – lockerste und dichteste Lagerung nach DIN 18126
5. Erdbau – Grundlagen der Verdichtung
5.1 Proctorversuch nach DIN 18127
5.2 Nachweis der Verdichtung ‐ Verdichtungsgrad
5.3 Prüfung der Verdichtung auf statistischer Grundlage
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1 Baugrunderkundung – Umfang der Baugrunduntersuchung


1.1 Folgende Abstände von Aufschlusspunkten sollten als Richtwerte benutzt werden:
‐ bei Hoch‐ und Industriebauten ein Rasterabstand von 15 m bis 40 m;
‐ bei großflächigen Bauwerken ein Rasterabstand von nicht mehr als 60 m;
‐ bei Linienbauwerken (Straßen, Eisenbahnen, Kanäle, Rohrleitungen, Deiche, Tunnel,
Rückhaltedämme)
ein Abstand zwischen 20 m und 200 m;
‐ bei Sonderbauwerken (z. B. Brücken, Schornsteinen, Maschinenfundamenten), zwei bis sechs Auf‐
schlüsse je Fundament;
‐ bei Staudämmen und Wehren Abstände zwischen 25 m und 75 m in maßgebenden Schnitten
1.2 Für die Untersuchungstiefe za sollten folgende Werte als Richtwerte benutzt werden. (Die Bezugsebene
für za ist der tiefste Punkt der Gründung des Bauwerkes, eines Bauwerkselements oder der
Baugrubensohle.) Bei Alternativangaben für die Festlegung von za sollte der jeweils größte Wert
angewendet werden.
1.3 Größere Untersuchungstiefen sollten immer dort gewählt werden, wo ungünstige geologische
Bedingungen, wie weiche oder stark zusammendrückbare Schichten, unter Schichten mit höherer
Tragfähigkeit zu vermuten sind.
1.4 Bei Bauwerken auf kompetenten Schichten kann die Untersuchungstiefe bis auf za = 2 m gemindert
werden, wenn die Geologie geklärt ist, anderenfalls sollte die Untersuchungstiefe wenigstens eines
Aufschlusses bis za = 5 m geführt werden. Wenn Fels in der vorgesehenen Gründungstiefe eines
Bauwerks angetroffen wird, sollte dieser als Bezugsebene für za genommen werden. Anderenfalls
bezieht sich za auf die Oberfläche des Felses.
1.5 Bei Hoch‐ und Ingenieurbauten sollte der größere Wert der folgenden Bedingungen angewandt werden
(siehe Bild a)):
za  6 m und za  3,0 * bF; Dabei ist bF die kürzere Seite der Gründung.

1.6 Bei Plattengründungen und bei Bauwerken mit mehreren Gründungskörpern, deren Einflüsse sich in
tieferen Schichten überlagern:
za  1,5 * bB ; Dabei ist bB die kleinere Bauwerksseitenlänge (siehe Bild b))

1.7 Bei Dämmen und Einschnitten sollte der höhere Wert folgernder Bedingungen sollte gewählt werden:

b) Bei Dämmen: za  6,0 m,


0,8 h < za < 1,2 h

Dabei ist h die Dammhöhe.

b) Bei Einschnitten: za  2,0 m,


za  0,4h

Dabei ist h die Einschnittstiefe.


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1.8 Bei Linienbauwerken sollte der größere Wert der folgenden Bedingungen gewählt werden:

a) Bei Straßen und Flugplätzen: za  2 m unter die vorgesehene Aushubsohle

b) Bei Gräben und Rohrleitungen, der größte Wert für:

za  2 m unter die Aushubsohle; za  1,5 * b Ah; Dabei ist bAh die Breite des Aushubs

c) Wenn relevant, sollten die Empfehlungen bezüglich von Dämmen und Einschnitten befolgt werden.

1.9 Baugruben
a) Wenn die Grundwasserdruckfläche und Grundwasseroberfläche unter der Baugrubensohle liegen, sollte
der höhere Wert der folgenden Bedingungen gewählt werden: za  0,4 * h oder za  (t + 2,0) m
Dabei ist t die Einbindetiefe der Umschließung; h die Baugrubentiefe.

b) Wenn die Grundwasserdruckfläche und Grundwasseroberfläche über der Baugrubensohle liegen, sollte
der höhere Wert folgender Bedingungen gewählt werden: za  (1,0 * H + 2,0) m oder za  (t + 2,0) m
Dabei ist H die Höhe der Grundwasseroberfläche über der Baugrubensohle; t die Einbindetiefe der
Umschließung. Wenn kein Grundwasserhemmer bis zu dieser Tiefe erreicht wird: za  (t + 5) m

1.10 Bei Pfählen (siehe Bild B.7) sollten folgende drei Bedingungen erfüllt sein:
za  1,0 bg, za  5,0 m, za  3 DF

Dabei ist DF der Pfahlfußdurchmesser und bg das kleinere Maß eines in der Fußebene liegenden
Rechtecks, das die Pfahlgruppe umschließt.
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2 Bodenansprache – Beschreibung und Benennen von Böden – DIN EN ISO 14688


2.1 Korngröße von Böden

Die Hauptbestandteile feinkörniger Böden sind TON und SCHLUFF. Zur Anfertigung einer korrekten
Feldbeschreibung eines feinkörnigen Bodens ist eine Unterscheidung nach diesen zwei Bodenarten
erforderlich. Dies darf mithilfe einer Reihe der unten aufgeführten Handversuche erfolgen.
Zuerst wird eine repräsentative Probe des zu untersuchenden Materials ausgewählt und alle Körner, die
größer als Mittelsand sind, werden entfernt. Der Boden wird zu einer Kugel mit einem Durchmesser von
etwa 25 mm geknetet, bis er die Konsistenz von Spachtelmasse hat. Gegebenenfalls sollte Wasser
hinzugefügt oder der Kugel Zeit gegeben werden, zu trocknen, um die korrekte Konsistenz zu erhalten.
Während der Durchführung der folgenden Handversuche ist gegebenenfalls die Zugabe von Wasser zum
Boden erforderlich. Im Allgemeinen benötigen Schluffböden häufiger die Zugabe von Wasser als Tonböden.

2.2 Bewertung der Ergebnisse von Handversuchen


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2.2.1 Dilatanz ‐ Schüttelversuch

Die Kugel ist zu kneten, bis sie eine weiche, aber nicht klebrige Konsistenz erreicht. Dabei ist gegebenenfalls
Wasser hinzuzugeben.

a) Die Kugel ist in der Handfläche mithilfe des Daumens, mit der Klinge eines Messers oder eines kleinen
Spachtels in eine flache Form zu glätten.
b) Die Hand wird horizontal geschüttelt und dabei mehrmals kräftig gegen die andere Hand geschlagen.
Alternativ kann die Probe auch zwischen den Fingern beider Hände bearbeitet werden.
) Die Geschwindigkeit, mit der Wasser während des Schüttelns auftritt und während des Quetschens
wieder verschwindet, ist wie folgt aufzuzeichnen: keine, schnell oder langsam

schnelle Reaktion: Feinsand, schluffig; Schluff feinsandig


langsame Reaktion: Wasserhaut bildet und ändert sich nur langsam ‐ Schluff, tonig; Schluff; Sand, tonig
keine Reaktion: Wasser tritt nicht an Oberfläche ‐ Ton, schluffig; Ton

2.2.2 Zähigkeit
Die Probe ist in eine längliche Form zu bringen und mit der Hand auf einer glatten Oberfläche oder zwischen
den Handflächen zu einer Walze von 3 mm Dicke zu rollen. Ist die Probe zu feucht, um leicht ausgerollt zu
werden, sollte die Probe für eine entsprechende Zeit trocknen gelassen werden.
a) Die Probenwalzen sind zu falten und wiederholt zu rollen, bis sie bei einer Dicke von etwa 3 mm
bröckeln, wenn sich der Boden nahe der Ausrollgrenze befindet.
b) Der erforderliche Druck zum Rollen der Walzen und die Zugfestigkeit der Walze sind zu dokumentieren.
Nachdem die Walze zerbröckelt ist, sind die Teile mit der Hand zu einem Klumpen zu formen und zu
kneten, bis auch dieser Klumpen bröckelt. Die Zähigkeit des Materials während des Knetvorgangs ist
aufzuzeichnen.
c) Für die Beschreibung der Zähigkeit der Walze und des Klumpens sind folgende Begriffe zu verwenden:
niedrig, mittel oder hoch.

2.2.3 Plastizität
Auf Grundlage der während der Prüfung zur Beurteilung der Zähigkeit gemachten Beobachtungen ist die
Plastizität des Materials in Übereinstimmung mit Tabelle A.1 zu beschreiben.

2.2.4 Trockenfestigkeit
Aus dem Boden sind mehrere Kugeln mit einem Durchmesser von 12 mm zu formen und diese sind trocknen
zu lassen.
a) Die Festigkeit der trockenen Kugeln oder Klumpen ist zu prüfen, indem sie zwischen den Fingern
zerdrückt werden. Die Trockenfestigkeit ist wie folgt zu dokumentieren: keine, niedrig, mittel, hoch oder
sehr hoch.
b) Das Vorhandensein von hochfestem, wasserlöslichem Verkittungsmaterial wie Kalziumkarbonat kann zu
einer hohen Trockenfestigkeit führen. Das Vorhandensein von Kalziumkarbonat kann anhand der
Intensität der Reaktion mit verdünnter Salzsäure ermittelt werden.
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2.2.5 Griffigkeit
Die Griffigkeit feinkörniger Böden ist unterschiedlich und die Fähigkeit der Fingerspitzen, diesen
Unterschied zu spüren, sollte nicht unterschätzt werden.
a) Ton fühlt sich glatt an und sieht beim Verschmieren mit einer Klinge oder dem Daumen glänzend aus.
Mit zunehmendem Schluffanteil nimmt die Neigung zu diesem glänzenden Erscheinungsbild ab.
b) Schluff fühlt sich seidig an.
c) Bei Vorhandensein von organischen Anteilen fühlt sich der Boden eher seifig an.

2.2.6 Verhalten an der Luft und im Wasser


Aus dem Boden ist eine Kugel zu formen und in einem Eimer oder einer Wanne mit sauberem Wasser zu
platzieren. Schluff löst sich innerhalb weniger Minuten auf, wohingegen Ton für einen deutlich längeren
Zeitraum unverändert bleibt.
a) Feuchter Boden ist auf einer glatten Oberfläche (z. B. Glas oder Kunststoff) zu verschmieren. Schluff
trocknet schneller als Ton.
b) Im getrockneten Zustand kann Schluff leicht abgebürstet werden und neigt zur Staubbildung,
wohingegen Ton beim Abbürsten dazu neigt, zu verkleben und Flocken zu bilden.
c) Ein ähnliches Verfahren kann durch Verschmieren des Bodens auf dem Handrücken durchgeführt
werden. Der Vorteil liegt dabei in der schnelleren Trocknung des Bodens

2.2.7 Kohäsion
Eine kugelförmige Probe mit einem Durchmesser von 25 mm ist zu formen und zwischen den Fingern
zusammenzudrücken. Ein Ton verformt sich plastisch, ohne dabei zu zerbrechen. Schluff hingegen neigt eher
dazu, zu zerbröckeln, als sich zu verformen.

2.3 Bestimmung der Konsistenz feinkörniger Böden


Die Konsistenz eines feinkörnigen Bodens sollte, wenn die Probenqualität es zulässt, in situ und auf
Grundlage der manuellen Versuche in Tabelle 4 beschrieben werden.

2.4 Organischer Anteil


Organische Anteile des Bodens können wesentliche Auswirkungen auf seine geotechnischen Eigenschaften
haben. Die Farbe kann Aufschluss über den organischen Anteil geben:

Der Geruch eines Bodens gibt einen Hinweis auf die anorganische oder organische Art eines Bodens.
Organische Böden weisen im frischen, feuchten Zustand gewöhnlich einen deutlich moderigen Geruch auf,
der durch Erhitzen verstärkt werden kann. Verwesende, faulige organische Bestandteile im Boden kann man
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an dem typischen Geruch von Schwefelwasserstoff erkennen, der durch Übergießen der Probe mit
verdünnter Salzsäure verstärkt werden kann. Trockene anorganische Tone haben nach dem Anfeuchten
einen erdigen Geruch.

2.5 Kalkanteil

Der Kalkgehalt sollte durch Betropfen der Bodenprobe mit verdünnter Salzsäure (HCl) (10 % – siehe
Anmerkung 1) bestimmt werden. Es können folgende, in Tabelle 7 angegebene charakteristische
Eigenschaften unterschieden werden.

Hierbei sollte beachtet werden, dass bei nassen und feuchten tonigen Böden das Aufbrausen gewöhnlich
etwas verzögert auftritt.
ANMERKUNG 1 10%ige Salzsäure entspricht einer Stoffmengenkonzentration von 3,6 mol/L.
ANMERKUNG 2 Hohe Trockenfestigkeit wird häufig durch Kalk als Verfestigungsmittel hervorgerufen.

2.6 Zersetzungsgrad von Torf

Der Zersetzungsgrad von Torf sollte bestimmt werden, indem ein nasses Torfstück in der Faust gequetscht
wird. Ist der Ausquetschversuch nicht durchführbar, weil der Torf zu trocken ist, so sollte der Torf nach dem
Aussehen beurteilt werden. Die Probe zeigt bei nicht bis mäßig zersetztem Torf erhebliche Anteile von gut
erhaltenen und erkennbaren Pflanzenresten, bei stark bis völlig zersetztem Torf besteht sie überwiegend aus
nicht mehr erkennbaren Pflanzenresten.
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3 Bodenklassifikation nach DIN 18196

3.1 Einteilung der Böden

3.2 Klassifikation nach der Korngrößenverteilung

Bei der Klassifizierung grobkörniger und gemischtkörniger Böden ist anhand ihrer Korngrößenverteilung der
Hauptbestandteil wie folgt festzulegen:

Grobkörnige Böden sind anhand der Ungleichförmigkeits‐ und Krümmungszahl zu unterteilen:

d 60 (d30 ) 2
U Cc 
d10 d10  d 60
Ungleichförmigkeitszahl CU: Verhältniswert d60/d10, so dass d60 und d10 die Korngrößen sind, die den
Ordinaten 10% und 60% Massenanteil der Körnungssummenkurve entsprechen

Krümmungszahl CC: Verhältniswert (d30)2/(d10 × d60), dabei sind d60, d30 und d10 die Korndurchmesser, die
den Ordinaten 60 %, 30 % und 10 % Massenanteil der Korngrößensummenkurve entsprechen
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Auszug E DIN 18196_2022

3.3 Klassifikation nach der Korngrößenverteilung _ gemischtkörniger Böden


Bei gemischtkörnigen Böden ist nach dem Massenanteil des Feinkornbereichs  0,063 mm Korndurchmesser
zu unterteilen.
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3.3 Klassifikation nach den plastischen Eigenschaften _ feinkörnige Böden

Bei der Klassifizierung feinkörniger Böden sind diese anhand des Wassergehalts an der Fließgrenze wL und
der Plastizitätszahl IP = wL – wP mit dem Wassergehalt an der Ausrollgrenze wP nach DIN EN ISO 17892‐12,
den Hauptbestandteilen Ton und Schluff (Kurzzeichen T und U) über oder unterhalb der A‐Linie nach Bild 1
zuzuordnen. Bei gemischtkörnigen Böden ist die Zuordnung des Feinkornanteils sinngemäß zu Ton und
Schluff vorzunehmen. Fein‐ und gemischtkörnige Böden sind bezüglich ihrer plastischen Eigenschaften
einzustufen.
Die Zustandsgrenzen organischer feinkörniger Böden (Hauptgruppen‐Kurzzeichen O) liegen stets unterhalb
der A‐Linie.
Bei gemischtkörnigen Böden ist anhand der Zustandsgrenzen wL und IP die Einordnung in die Untergruppen
(tonig und schluffig) (Kurzzeichen T und U) vorzunehmen.
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3.4 Klassifikation von organischen Böden

Anhand des Massenanteils an organischen Bestandteilen ist bei der Klassifizierung zu unterscheiden zwischen
organischen Böden (Gruppen‐Kurzzeichen H bzw. F) und organogenen Böden bzw. Böden mit organischen
Anteilen (Hauptgruppen‐Kurzzeichen O). Die Böden mit den Gruppen‐Kurzzeichen H und F können in
getrocknetem Zustand an der Luft brennen oder schwelen, während die Böden mit dem Hauptgruppen‐
Kurzzeichen O dies nicht können. Bei der Klassifizierung organischer Böden ist zwischen an Ort und Stelle
aufgewachsenen Bildungen, Torf(Humus) (Hauptgruppen‐Kurzzeichen H) und unter Wasser abgesetztem
Schlamm (Faulschlamm) (Hauptgruppen‐Kurzzeichen F) zu unterscheiden.

Weiterhin sind Torfe nach dem Zersetzungsgrad einzuteilen in:


— nicht bis mäßig zersetzt (Gruppen‐Kurzzeichen N) und
— zersetzt (Gruppen‐Kurzzeichen Z).
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3.5 Klassifikation von anthropogenen Böden


Anthropogene Böden sind Ablagerungen aus künstlichen (geologisch nicht originären) oder natürlichen
(geologisch originären) Materialien. Abhängig von der Entstehung werden anthropogene Böden
unterschieden in Schüttmaterial (mit Einsatz bautechnischer Maßnahmen) und in Auffüllung bzw.
umgelagerter Boden (ohne Einsatz bautechnischer Maßnahmen). Hinsichtlich der Bodenklassifikation für
bautechnische Zwecke wird nicht zwischen Auffüllungen und Schüttmaterial unterschieden.
Das Schüttgut kann aus künstlichem Material und Fremdstoffen wie bspw. Müll, Schlacke, Bauschutt,
Recyclingmaterial oder aus natürlichen organischen bzw. anorganischen Böden oder aufbereiteten Böden
bestehen. Fremdstoffe sind gemäß ihrer stofflichen Zusammensetzung zu beschreiben.
Die Kurzzeichen der Gruppensymbole für anthropogene Böden aus natürlichem Material entsprechen denen
natürlich abgelagerter Böden und werden zur Unterscheidung in eckigen Klammern [ ] angegeben.
Anthropogene Böden aus künstlichem Material und Fremdstoffen werden in die Bodengruppe mit dem
Kurzzeichen Gruppensymbol A eingeordnet. Ist eine Klassifizierung des Schüttgutes wie bei natürlichen
Böden möglich, dürfen die entsprechenden Gruppensymbole in eckigen Klammern hinten angestellt werden
A [ ].

Diese Klassifizierung ist kein Ersatz für die abfalltechnische Bewertung, hierzu sind gesonderte
Untersuchungen erforderlich.
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3.6 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke


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Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke

3.7 Einstufung der Frostempfindlichkeit von Bodengruppen nach DIN 18196


In der ZTVE (Zusätzliche Technische Vortragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau)
werden Bodengruppen in Abhängigkeit der Korngrößenverteilung und der plastischen Eigenschaften in drei
Frostempfindlichkeitsklassen eingeteilt.
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4 Bodenmechanische Laboruntersuchungen
4.1 Wassergehalt nach DIN EN 17892_1 (Ofentrocknung)

Der Wassergehalt des Bodens ist mit nachfolgender Gleichung zu berechnen:

w der Wassergehalt, in %;
m1 die Masse des Behälters (und des Deckels, falls verwendet) und der feuchten Probe, in g;
m2 die Masse des Behälters (und des Deckels, falls verwendet) und der getrockneten Probe, in g;
mc die Masse des Behälters (und des Deckels, falls verwendet), in g;
mw die Masse des Wassers, in g;
md die Masse der getrockneten Probe, in g.

4.2 Zustandsgrenzen nach DIN EN 17892_12 (Fließ‐ und Ausrollgrenze)

Fließgrenze wL:
Die Fließgrenze ist der Wassergehalt, bei dem sich der Boden vom flüssigen zum plastischen Zustand
verändert. Fließgrenze kann mit dem Fallkegelversuch oder mit dem Verfahren nach Casagrande bestimmt
werden. Bodenprobe für die Versuchsdurchführung < 0,4 mm.

Ausrollgrenze wP:
Die Ausrollgrenze eines Bodens ist der Wassergehalt, bei dem der Boden bei weiterer Trocknung aufhört,
sich plastisch zu verhalten. Bodenprobe für die Versuchsdurchführung < 0,4 mm

Plastizitätszahl IP:
Die Plastizitätszahl ist die numerische Differenz zwischen Fließgrenze und Ausrollgrenze des Bodens.

Konsistenzzahl IC:
Die Konsistenzzahl ist ein Maß für die Konsistenz eines gestörten Bodens und ergibt sich mit dem
Wassergehalt w des Bodens. Bei Überkorn > 0,4 mm im Boden muss der Wassergehalt korrigiert werden.

Liquiditätszahl IL: Liquiditätszahl ist ein Maß für die Konsistenz eines gestörten Bodens und ergibt sich mit
dem Wassergehalt w des Bodens.

Aktivitätszahl IA: Die Aktivitätszahl ergibt sich mit der Trockenmasse mT der Körner  0,002 mm (Ton)
und der Trockenmasse md der Körner  0,4 mm in der Bodenprobe.
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4.3 Bestimmung der Schrumpfgrenze


Als Schrumpfgrenze ws wird der Wassergehalt des Bodens am Übergang von der halbfesten zur festen
Zustandsform bezeichnet. Diese Grenze ist dadurch gekennzeichnet, dass die nahezu geradlinig verlaufende
Volumenverminderung bindiger Böden infolge von Austrocknung praktisch abgeschlossen ist.

Phasen der Schrumpfkurve


Bereich (a): Normalschrumpfung
Bereich (b): Restschrumpfung
Bereich (c): Nullschrumpfung

Einbau der Bodenprobe mit einem


Wassergehalt 1,1 x wL [%] = 1,1 x Fließgrenze

Schrumpfvorgang nach 60 Stunden und nach 180 Stunden


Bestimmung des Volumens durch Tauchwägung.

𝑤 ) x w x 100 [%]

Bestimmung des Volumenschrumpfmaßes  V


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4.4 Organischer Anteil nach DIN 18128 (Glühverlust)

Wenn Böden mit organischen Bestandteilen nach ihrem organischen Anteil klassifiziert werden, muss
zwischen organischen Böden (Torf, Humus, Gytta, Dy) und mineralischen Böden mit organischem Anteil
unterschieden werden. Das für die Bestimmung des Gehalts an organischen Bestandteilen benutzte
Verfahren muss dabei angegeben werden.
Probenmenge ca. 15 - 20 g des bei 105 °C getrockneten Bodens
V gl – Glühverlust [M.-%]
m gl – Masse nach dem Glühen bei 550 °C [g]
md – Trockenmasse vor dem Glühen bei 105°C [g]

m d  m gl
V gl  .100 [ M .  %]
md

4.5 Dichte nichtbindiger Böden (lockerste und dichteste Lagerung) nach DIN 18126
Die Lagerungsdichte dient zur Beurteilung der Verdichtungsfähigkeit und Belastbarkeit der untersuchten
Böden sowie als Bezugsgröße für einige ihrer Bodenkenngrößen. So erhöhen sich mit zunehmender
Lagerungsdichte z. B. die Wichte und der die Scherfestigkeit bestimmende Reibungswinkel.

Definition der Dichte:


𝒎 𝒈
Dichte des feuchten Bodens: 𝝆
𝑽 𝒄𝒎
𝒎𝒅 𝒈
Dichte des trockenen Bodens: 𝝆𝒅
𝑽 𝒄𝒎
𝒎𝑲 𝒈
Dichte des Korns / Korndichte: 𝝆𝒔
𝑽 𝒄𝒎

Definitionen und Einstufungen von Lagerungsdichten:

Dichte bei dichtester Lagerung max. ρd (in g/cm³) mit den entsprechenden Versuchen von DIN 18126 erzielte
Trockendichte des Bodens (Einrütteln des Probenmaterials im Versuchszylinder mit dem Rütteltisch oder der
Schlaggabel).

Dichte bei lockerster Lagerung min ρd (in g/cm³) mit den entsprechenden Versuchen von DIN 18126 erzielte
Trockendichte des Bodens (Einfüllen des Probenmaterials in den Versuchszylinder mittels Trichter bzw. Kelle
oder Handschaufel).

Berechnung der Lagerungsdichte / bezogenen Lagerungsdichte ID :

Porenanteil bei lockerster Lagerung:

Porenanteil bei dichtester Lagerung:

Porenzahl bei lockerster Lagerung:

Porenzahl bei dichtester Lagerung:


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Lagerungsdichte:

Bezogene Lagerungsdichte:

Bewertung der Lagerungsdichte D / bezogenen Lagerungsdichte ID :

Einstufung der Lagerungsdichte nichtbindiger Böden (nach EAB, Tabelle 1.1)

Wertebereiche der bezogenen Lagerungsdichte nach DIN EN ISO 14866‐2:


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5 Erdbau – Grundlagen der Verdichtung


5.1 Proctorversuch nach DIN 18127

5.2 Nachweis des Verdichtungsgrades


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Anforderung an das 10%‐Mindestquantil für den Verdichtungsgrad DPr bzw. an das 10 %‐Höchst‐
quantil für den Luftporengehalt.
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5.3 Prüfung der Verdichtung auf statistischer Grundlage

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