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Geotechnik I
Kapitel 5: Festlegung von Homogenbereiche

Regelwerke:

‐ BAW Merkblatt, Einteilung des Baugrunds in Homogenbereiche nach VOB/C (MEH), Ausgabe 2017

‐ Gemäß den Normen der VOB Teil C (Allgemeine Technische Vertragsbedingungen 2016) für erdbau‐,
Tiefbau‐ und Spezialtiefbauarbeiten ist der Baugrund in der Baubeschreibung nach folgenden Normen in
Homogenbereiche einzuteilen:
‐ DIN 18300 Erdarbeiten
‐ DIN 18301 Bohrarbeiten
‐ DIN 18304 Ramm‐, Rüttel‐ und Pressarbeiten
‐ DIN 18311 Nassbagerarbeiten
‐ DIN 18312 Untertagebauarbeiten
‐ DIN 18313 Schlitzwandarbeiten mit stützenden Flüssigkeiten
‐ DIN 18319 Rohrvortriebsarbeiten
‐ DIN 18320 Landschaftsbauarbeiten
‐ DIN 18321 Düsenstrahlverfahren
‐ DIN 18124 Horizontalspülbohrung

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Einteilung des Baugrundes in Homogenbereiche nach VOB/C

Überblick über die VOB – „Vergabe‐ und Vertragsordnung für Bauleistungen“

VOB Teil A: Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen ‐ DIN 1960

VOB Teil B: Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen ‐ DIN 1961

VOB Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen DIN 18299 ‐ 18459

VOB A § 7 Abs. 1

 „Die Leistung ist eindeutig und so erschöpfend zu beschreiben, dass alle Bewerber die Beschreibung im
gleichen Sinne verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen
können.“

 „Die für die Ausführung der Leistung wesentlichen Verhältnisse der Baustelle, z. B. Boden‐ und
Wasserverhältnisse, sind so zu beschreiben, dass der Bewerber ihre Auswirkungen auf die bauliche
Anlage und die Bauausführung hinreichend beurteilen kann.“

VOB C gilt als Vertragsbestandteil

Für die Einteilung des Baugrunds in Homogenbereiche lassen die VOB‐Normen einen weiten Spielraum zu.
Definition der Homogenbereiche

Boden und Fels sind entsprechend ihrem Zustand vor dem Lösen in Homogenbereiche einzuteilen.
Der Homogenbereich ist ein begrenzter Bereich, bestehend aus einzelnen oder mehreren Boden‐
oder Felsschichten, der für das jeweilige Verfahren vergleichbare Eigenschaften aufweist.

Sind umweltrelevante Inhaltsstoffe zu beachten, so sind diese bei der Einteilung in Homogen‐
bereiche zu berücksichtigen.

Für die Homogenbereiche sind Eigenschaften und Kennwerte in Abhängigkeit des Bauverfahrens
anzugeben. Unterteilt wird der Baugrund in Boden / Lockergestein und Fels / Festgestein.
Die bodenmechanischen Versuche werden in Abhängigkeit der Durchführbarkeit an feinkörnigen
bzw. grobkörnigen Böden anzupassen.

Die in den Vertragsunterlagen anzugebenden Kennwerte und deren Bandbreite können sowohl auf
Labor‐ und Felduntersuchungen als auch auf Erfahrungswerten beruhen.
Ablauf zur Festlegung der Homogenbereiche zwischen Bauherr und Geotechnischem
Sachverständigen

BAW Merkblatt (MEH) 2017

• Bauherr muss sein Bauziel definieren und die notwendigen Bauverfahren festlegen.

• Darauf ausgerichtet führt den Geotechnische Sachverständige die Baugrunduntersuchung durch.


Nach Auswertung der Labor‐ und Felduntersuchungen beschreibt er die Schichtenfolge und gibt
die Bandbreiten der für die Schichten ermittelten oder abgeleiteten Kennwerte an.

• Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse macht der Geotechnische Sachverständige für


jedes der festgelegten Bauverfahren eine Vorschlag zur Festlegung der Homogenbereiche, mit
dem Ziel möglichst viele Schichten zusammenzufassen, um die Ausschreibung mög
Angaben zu den Eigenschaften und Kennwerten für Böden und Fels für die
Definition von Homogenbereichen nach ZTV E‐StB 17
Zuordnung der Versuche zu den
Bauverfahren (Boden) nach dem
Merkblatt MEH‐BAW

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Zuordnung der Versuche zu
den Bauverfahren (Fels) nach
dem Merkblatt MEH‐BAW

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Erdarbeiten DIN 18300 _ ZTV E‐StB

Erdarbeiten umfassen die gesamte Prozesskette vom Lösen, Laden, Transportieren bis zum
Einbauen von Boden und Fels. Für die verschiedenen Teilprozesse sind ggf. unterschiedliche
Eigenschaften des Baugrunds maßgebend.

Für das Lösen können die Schichten im Regelfall großzügig zusammengefasst werden. Wenn der
gewonnene Boden oder Fels jedoch qualifiziert in Erdbauwerke eingebaut werden soll, ist aus
bauverfahrenstechnischen Gründen oft eine differenzierte Betrachtung der zu bearbeitenden
Baugrundschichten notwendig.
Für Erdarbeiten im Fels ist im Regelfall die Kombination aus Druckfestigkeit und Trennflächen‐
abstand maßgeblich für die Einteilung der Homogenbereiche

Sind umweltrelevante Inhaltsstoffe zu beachten, so sind diese bei der Einteilung in Homogen‐
bereiche zu berücksichtigen.

Torfe (HZ, HN nach DIN 18196), ggf. Böden der Bodengruppen OU, OT und OH, Böden der
Bodengruppe OK sowie Böden, die in der DIN 18196 nicht erfasst sind (z. B. sehr grobkörnige Böden
nach DIN EN ISO 14688‐1), sind gesondert zu betrachten
Bodenklassen nach DIN 18300 Stand
12_2012 (nicht mehr gültig)

Boden und Fels werden entsprechend


ihrem Zustand beim Lösen in Klassen
eingestuft.
Oberboden wird unabhängig seinem
Zustand beim Lösen im Hinblick auf eine
besondere Behandlung als eigene Klasse
aufgeführt.

Zusammenfassung von Böden nach


alter Bodenklasse:
Lösen: Bodenklasse 3 – 5
(bei hohem Stein- / Blockanteil BK 5 separat)
Lösen: Bodenklasse 6
Lösen: Bodenklasse 7
Lösen, Laden, Transportieren für Erdarbeiten
Alle nichtbindigen und bindigen weichen bis halbfesten Böden können, sofern sie keine großen Blöcke (>
63 cm) enthalten, i. d. R. in einem Homogenbereich zusammengefasst werden. Bei der Befahrung bindiger
Böden ist zusätzlich der Übergang zwischen weich und steif zu berücksichtigen. Breiige bindige Böden,
Böden mit großen Blöcken und steife bis halbfeste ausgeprägt plastische Böden (Adhäsionspotenzial)
sollten jeweils als eigener Homogenbereich ausgewiesen werden.

BAW Merkblatt (MEH) 2017

Einbau von Böden und Fels:


Für den Einbau von Boden und Fels sind ggf. Veränderungen durch den Bearbeitungsprozess zu beachten.
Die gilt besonders für leichtplastische Böden und veränderlich festes Gestein.

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Einbau von Boden und Fels (ZTV E‐StB)

• Boden, Fels und sonstige Baustoffe, die sich für erdbautechnische Zwecke nicht eignen, sind als
gesonderte Homogenbereich anzugeben.
Hierzu zählen:
‐ Böden mit für den vorgesehenen Einsatzzweck zu hohem oder zu niedrigen natürlichen Wassergehalt
‐ gips‐ oder anhydrithaltige Böden und Fels
‐ Böden die zunächst zwischengelagert werden müssen
‐ Böden welche für den Einsatz verbessert werden müssen

• Bei Böden‐ und Felsschichten die innerhalb eines Bauloses so wechseln, dass sie nicht getrennt
aufgemessen werden können, kann eine Zusammenfassung dieser Schichten in einen Homogenbereich
zweckmäßig sein.
• Für Oberboden ist mindesten ein eigener Homogenbereich festzulegen
• Ausgehend von der Dammaufstandsfläche sollte bis zu einer Tiefe von 50 cm eine mindestens
mitteldichte Lagerung bei nichtbindigen Böden und eine mindestens steife Konsistenz bei bindigen
Böden gegeben sein. Andernfalls sind besondere Maßnahmen zu ergreifen, die in der
Leistungsbeschreibung anzugeben sind. Das ist bei der Bildung von Homogenbereichen zu
berücksichtigen.
• Aus abrechnungstechnischen Gründen sollte die Anzahl der Homogenbereiche möglichst
geringgehalten werden.
• Es bietet sich an, Homogenbereiche für Oberboden mit O (O1, O2 ..), für Böden mit B (B1, B2 ..) und für
Fels mit X (X1, X2 ..) zu bezeichnen.
Einteilung der Homogenbereiche am Beispiel des Bauverfahrens „Aushubarbeiten DIN 18300“

Dipl.‐Ing. Stefan Leitner


Bayrisches Staatsministerium des Innern, Bau und Verkehr
Bohrarbeiten DIN 18301
Für Bohrarbeiten in nichtbindigen und bindigen Böden gelten folgende Anhaltswerte für die
Leitparameter.

BAW Merkblatt (MEH) 2017

Für Bohrarbeiten im Fels ist in der Regel die Kombination aus Druckfestigkeit und Trennflächenabstand für
die Einteilung der Homogenbereiche maßgebend.
Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit ist die Abrasivität des Felses von großer Bedeutung, besonders bei
hohen einaxialen Druckfestigkeiten. Im Regelfall ist innerhalb einer geologischen Formation bei
ausreichender Differenzierung anhand der einaxialen Druckfestigkeit aber keine weitere Unterteilung
hinsichtlich der Abrasivität erforderlich.

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Rammarbeiten und Rüttelarbeiten DIN 18304
Für die Rammbarkeit und Rüttelbarkeit in nichtbindigen und bindigen Böden gelten folgende Anhaltswerte
für die Leitparameter.

BAW Merkblatt (MEH) 2017

Spitzendruck qc [MN/m²]  Schlagzahl der schweren Rammsonde pro 10 cm Eindringtiefe


Vergleich Rammbarkeit und Rüttelbarkeit bindiger Böden

BAW Merkblatt (MEH) 2017


Zuordnung der Versuche zu den Bauvorhaben (Fels)

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Erforderliche Angaben – Ausschreibungstext

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Zusammenfassung

• Homogenbereich im Sinne der VOB Teil C beschreiben den Baugrund gewerkspezifisch genauer.

• Die Beschreibung der Homogenbereiche orientiert sich an den aktuellen Boden und Felsnormen

• Fortgeschrittene Gerätetechnik und neue Bauverfahren (Spezialtiefbau) können mit der Beschreibung von
Homogenbereichen besser und flexibler berücksichtigt werden.

• Die Ausschreibenden müssen sich mit dem geotechnischen Gutachten auseinandersetzen.

• Der Planer oder Sachverständiger muss sich mit den gewerkspezifischen Besonderheiten bei der
Bauausführung befassen.

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