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PP 7 (Hi/Zm)

Die Frage nach dem guten Handeln (Fragenkreis 3)


Gewalt und Aggression

Aggression – angeboren oder erlernt?

1 Das aus den Fugen geratene Raubtier


Auf die Frage, warum Menschen aggressiv und gewalttätig sind, kann man mit Konrad Lorenz
antworten:
Dieses Verhalten gehört zu unserer Natur, wir haben es aus dem Tierreich geerbt. Alle Tiere
sind mit einem Aggressionstrieb ausgestattet, so wie sie auch einen Fortpflanzungstrieb,
einen Fluchttrieb usw. besitzen. Dieser Aggressionstrieb ist nichts Böses, sondern dient dem
Überleben des Individuums (= einzelner Mensch) und der Erhaltung der Art.
Genau betrachtet gibt es im Tierreich zwei Arten von Aggression: Die Aggression zwischen
Angehörigen verschiedener Arten, das Beutemachen, dient ganz offensichtlich dem
Überleben. Darüber hinaus gibt es auch die innerartliche Aggression: Kämpfe von
Artgenossen (= Mitglied derselben Art) untereinander. Diese haben den biologischen Sinn,
dass die Stärksten sich fortpflanzen, die Rangordnung in einem Rudel anführen usw.
Interessant ist, dass es bei solchen […][K]ämpfen […] infolge eines Hemmungsmechanismus
[= Mechanismus, der jemanden aufhält, etwas zu tun] nie zur Tötung von Artgenossen kommt.
Im Unterschied zu anderen Tieren besitzt der Mensch diesen nicht. Er ist das einzige Tier, das
auch Artgenossen tötet, ein „aus den Fugen geratenes Raubtier". Beim Menschen bricht der
Aggressionstrieb immer wieder ungehemmt durch und dann passieren schreckliche Dinge
wie Mord und Krieg.

Konrad Lorenz (1903-1989): österreichischer Zoologe und Verhaltensforscher

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