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Leichtbau-Hochleistungssegelrotoren für die Küstenschifffahrt

Der ECO FLETTNER als effizienter Zusatzantrieb


Beschreibung zum Innovationsprojekt Wind Hybrid Coaster im Rahmen vom Projekt
MariTIM - Maritime Technologien und Innovationen - Modellregion Deutschland/Niederlande

Unterstützt durch: / Mede mogelijk gemaakt door:

www.deutschland-nederland.eu
Erstellt durch
Ralf Oltmanns, Regenerative Antriebstechniken
Prof. Kapt. Michael Vahs, Hochschule Emden/Leer
Sabrina Hennrich, MARIKO GmbH

Im Rahmen des Projekts

Projektbeschreibung zum Schwerpunkt


Europäische Modellregion für innovative Schiffsantriebe

Windunterstützte Schiffshybridantriebe:
Entwicklung innovativer Leichtbau-Hochleistungssegelrotoren für die Küstenschifffahrt

Das Projekt MariTIM wird im Rahmen des INTERREG IV A Programms Deutschland-Nederland


mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und des niederländi-
schen Wirtschaftsministeriums (Ministerie van Economische Zaken), des niedersächsischen
Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Energie,
Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen und der Provinzen Drenthe,
Friesland, Gelderland, Groningen und Noord-Brabant kofinanziert. Es wird begleitet durch das
Programm-Management INTERREG bei der Ems Dollart Region (EDR).

Unterstützt durch: / Mede mogelijk gemaakt door:

www.deutschland-nederland.eu

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INHALTSVERZEICHNIS

Windunterstützte Schiffshybridantriebe Seite 4 - 5


Problemstellung Seite 6 - 7
Zielsetzung Seite 8
Historie und Stand der Technik Seite 9
Das Projektkonsortium Seite 10 - 11
Die Innovation - eine Segelmaschine für die Küstenfahrt Seite 12
Projektdurchführung Seite 13
Funktionsprinzip Seite 14 - 15

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Aufbau des ECO FLETTNER Rotors im Leeraner Hafen
Quelle: WHC Projekt

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WINDUNTERSTÜTZTE SCHIFFSHYBRIDANTRIEBE
Entwicklung innovativer Leichtbau-Hochleistungssegelrotoren
für die Küstenschifffahrt

Schiffbauindustrie und Reedereiwirtschaft Innovationen – Modellregion Deutschland/


stehen an der Schwelle eines umfassenden Niederlande) unter Koordination der MARIKO
Technologiesprungs im Bereich alterna- GmbH aus Leer zusammen, um „grünere
tiver Schiffsantriebe. Wegen weiterer Schiffen von morgen“ zu entwickeln. In
Verschärfungen bei den Grenzwerten für den intensiven Entwicklungsprozessen
Schiffsabgase und aufgrund der Endlichkeit wurde deutlich, dass durch das deutsch-
fossiler Brennstoffe, verbunden mit einer niederländische Projektkonsortium neue
Verteuerung, werden in den kommenden Lösungsansätze auf hohem technischen
Jahren dringend neue Lösungen für Niveau entwickelt werden können, z. B.
ressourcen- und umweltschonende
Schiffsantriebssysteme gesucht. Der hier Windunterstützte Schiffshybridantriebe:
bestehende Innovationsdruck auf die Branche Entwicklung innovativer Leichtbau -
ist erheblich. Hochleistungssegelrotoren für die
Küstenschifffahrt.
2011 schlossen sich im erweiterten
deutsch-niederländischen Grenzraum 35 Dieses Projekt ist ein Teilprojekt im Projekt
Unternehmen und Wissenseinrichtungen MariTIM. Nachfolgend wird das Projekt
aus dem maritimen Sektor im INTERREG- beschrieben.
Projekt MariTIM (Maritime Technologien und

Bauteil des Flettner


Rotors
Quelle: MARIKO GmbH

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PROBLEMSTELLUNG

Klimaschutz und Ressourcenschonung ca. 2,2 %1 noch einen vergleichsweise


sind Herausforderungen, mit denen sich geringen Anteil an den weltweiten
die Schifffahrt in naher Zukunft noch CO2-Emissionen aufweist, besitzt sie insge-
sehr viel stärker befassen muss, als sie samt ein nicht unerhebliches Potenzial für
dieses gegenwärtig tut. Sowohl aus die Verbesserung der Umweltbilanz bei den
Wirtschaftlichkeitsgründen (effizientere Luftemissionen.
Schiffe) als auch als Reaktion auf zuneh-
mend schärfere Emissionsgrenzwerte. Das Normalerweise würde ein Beitrag zum
Antriebssystem ist dabei der maßgebliche Klimaschutz eine deutliche Erhöhung der
Faktor für die Umwelt- und Klimarelevanz Kosten für die Schifffahrt bedeuten, z. B.
eines Schiffes. Bisher reagierte die mari- durch teure Abgasnachbehandlungsanlagen.
time Wirtschaft noch recht verhalten Die Energiekosten bilden schon heute den
auf diese neuen - unausweichlichen weitaus größten Teil der Gesamtkosten des
- Herausforderungen. Schiffsbetriebs, ein weiterer Anstieg ist
vorgezeichnet. Daher sind für den Schiffbau
Dieses gilt insbesondere für die Küsten- und den Schiffsbetrieb Innovationen in
schifffahrt. Hier sind die Anforderungen an den Antriebstechnologien von besonderer
den Umweltschutz und die Notwendigkeit Bedeutung.
innovativer Transportlösungen am größten.
Die europäischen Küstengewässer beinhalten Nicht unerheblich in diesem Zusammenhang
die weltweit am stärksten befahrenen Schiff- ist auch die Wertschöpfung, die von
fahrtsrouten und sind überwiegend dicht Antriebstechnologien im Schiffbau
bevölkert. Hieraus ergeben sich besondere ausgeht. Die Branche steht vor der
Anforderungen an den Umweltschutz im Herausforderung, dass sich Reedereien,
küstennahen Schiffsverkehr. Dieses schlägt Schiffbaubetriebe und Zulieferer zukünftig
sich in den internationalen Regeln zur im Markt nur noch behaupten können,
Begrenzung von Schiffsemissionen in die wenn sie auf die steigenden Energiekosten
Luft deutlich nieder (MARPOL, Annex VI). Die und Umweltschutzanforderungen kompe-
Bereiche der Nord- und Ostsee einschließlich tent und innovativ reagieren. Daher ist es
des Englischen Kanals gehören bisher zu den wünschenswert, mit Leuchtturmprojekten
weltweit wenigen sogenannten „Emission Entwicklungsimpulse für einen innovativen
Control Areas“, in denen besonders strenge Schiffbau und Schiffsbetrieb in Europa zu
Grenzwerte für Luftemissionen einzuhalten geben.
sind. Seit dem 1. Januar 2015 ist der
Grenzwert von 1,0 % Schwefel im Schiffs- 1. “Third IMO Greenhouse Gas Study 2014”,
International Maritime Organisation, London
treibstoff auf 0,1 % in diesem Gebiet herab- (2015)
gesetzt worden.

Die Notwendigkeit neuer Schiffsantriebs-


systeme ist auch vor dem Hintergrund des
Beitrags der Schifffahrt zum Klimawandel zu
sehen. Auch wenn die Schifffahrt mit

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MRS Godewind - Wind Hybrid Coaster
Quelle: CIG Engineering, Groningen

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ZIELSETZUNG

eines Standard-Küstenmotorschiffes so über-


arbeitet, dass eine Variante mit integrierten
Flettner-Rotoren zur signifikanten Senkung
des Kraftstoffverbrauchs entsteht – der
„Wind Hybrid Coaster“.

Bei der Entwicklung der ECO FLETTNER


Rotoren wurden insbesondere folgende Ziele
verfolgt:
• leichte Bauweise durch verbesserte
Konstruktion und Verwendung von
Leichtbaumaterialien zur Senkung des
Gesamtgewichts für gute Eignung auf
kleinen Küstenschiffen
MRS Godewind
• Optimierung von Konstruktion,
Quelle: CIG Engineering, Groningen
Produktion und Installation zur Erzielung
niedriger Gesamtkosten
• aerodynamische Optimierung der
Die Ausgangssituation macht deutlich, dass Rotoren und der Schiffsstrukturen im
sich speziell die Küstenschifffahrt um neue Umfeld der Rotoren
ressourcen- und umweltschonende Schiff- • hydrodynamische Betrachtung des
fahrtskonzepte und Antriebssysteme Schiffes im Segelbetrieb sowie
kümmern muss. Deutschland und die Identifizierung möglicher hydro-
Niederlande stehen als führende Schiff- dynamischer Optimierungen an
fahrts- und Schiffbaustandorte in einer Schiffskörper und Anhängen
besonderen Verantwortung für die • Betrachtung aller schiffsbetrieblichen
Entwicklung umweltschonender Systeme. Einflussgrößen im Zusammenhang mit
den Flettner-Rotoren mit dem Ziel der
In diesem Projekt sollte insbesondere das Optimierung des gesamten Kosten-
Potenzial regenerativer Windenergie für Nutzen-Verhältnisses
den Schiffsvortrieb dargestellt werden. Die • Auslegung der Rotorgröße und Anzahl
Wahl des technologischen Ansatzes fiel nach zur Erzielung von signifikanten
eingehender Analyse verschiedener Varianten Kraftstoffersparnissen in einer Größen-
auf die Verwendung von sogenannten ordnung von 10 bis 30 % für das zu
Flettner-Rotoren. Aufbauend auf verfüg- betrachtende Schiff (Wind Hybrid
barem Wissen und Erfahrungen aus Projekten Coaster)
in der Vergangenheit sollte das technische
Konzept und die Verwendung von Materialien
überarbeitet werden, so dass eine neue
Generation von Flettner-Rotoren –
Projektname ECO FLETTNER Rotoren - mit
spezieller Eignung für die Küstenschifffahrt
entsteht. Parallel hierzu wurde der Entwurf

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HISTORIE UND STAND DER TECHNIK

Erste Entwicklung von Flettner-Rotoren meteorologischen Routenoptimierung rech-


In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts nete man sogar mit 20 % Kraftstoff-
realisierte Anton Flettner zwei Rotorschiffe, einsparungen.
die das Prinzip des sogenannten Magnus-
Effekts nutzten. Flettner-Rotoren sind senk- Der heutige Stand der Technik für Flettner-
recht stehende rotierende Zylinder, die Rotoren lässt sich gut anhand des Projektes
ähnlich einem konventionellen Segel die „E-Ship 1“ des Auricher Windenergie-
Windenergie in Schub umwandeln und somit anlagenherstellers Enercon beschreiben. In
einem Schiff Vortrieb verleihen. Sie können diesem Forschungs- und Entwicklungsprojekt
daher ebenfalls als „Segel“ bezeichnet wurde ein integrativer Ansatz zur Schaffung
werden. Durch die aktive Rotation der eines auf verschiedene Wettersituationen
Zylinder mittels Elektromotor wird jedoch abstimmbaren Segel-Hybridantriebs entwi-
eine wesentlich stärkere Segelkraft erzeugt ckelt. Das „E-Ship 1“ ist ein Frachtschiff mit
als bei konventionellen Textilsegeln. Das vier zusätzlichen Flettner-Rotoren, das 2010
physikalische Wirkprinzip wird durch den von der Firma Enercon aus Aurich in Fahrt
Magnus-Effekt beschrieben, benannt nach gebracht wurde. Rotoren, Schiffsform, Ruder
Heinrich Gustav Magnus, der 1852 die und Propeller wurden sorgfältig aufeinander
Querkräfte an rotierenden Zylindern in abgestimmt und bilden einen sogenannten
einer Luftströmung nachwies. Das erste Windkraft-Hybridantrieb. Seit Juli 2010
Rotorschiff, die „Buckau“, war mit zwei befindet sich das Schiff in der Erprobung,
Rotoren, die später ausgerüstete „Barbara“ erste Ergebnisberichte geben eine Gesamt-
mit drei Rotoren aus Blech bestückt. Trotz ersparnisse gegenüber Vergleichsschiffen
der prinzipiell guten technischen Lösung von ca. 30 % an, wovon ca. 15 % durch die
setzte sich die Rotortechnologie aufgrund Flettner-Rotoren beigetragen wird3.
der motorisierten Konkurrenz bei zuneh-
mender kostengünstiger Verfügbarkeit
fossiler Brennstoffe nicht durch.

Wiederentdeckung der Flettner-Rotoren Erstes Rotorschiff


Die sogenannten Ölkrisen in den 70er und „Buckau“ mit zwei
80er Jahren des letzten Jahrhunderts sind Rotoren
der Hauptgrund für die plötzliche Wieder- Quelle: www.sdtb.
entdeckung der Segeltechnologie. Auf der de/Medieninfo
Suche nach Möglichkeiten teuren Kraftstoff
einzusparen, gelangte auch die Rotor- 2. Wagner, C. et al., „Weiterentwicklung
technologie in den erneuten Fokus von inno- des Flettner-Rotors zum modernen
Windzusatzantrieb“, Blohm&Voss, Hamburg
vativen Entwicklern und Schiffbauern. So (1985)
wurde z. B. die Ausrüstung des Tankschiffes 3. Andreas Schmidt, Michael Vahs, „Entwicklung
eines innovativen Schiffsantriebes gekenn-
„Nura“ mit zwei Flettner-Rotoren von der zeichnet durch den Einsatz von Magnus-Rotoren
Hamburger Werft Blohm & Voss untersucht zur Windenergienutzung in Kombination mit
einem hierauf abgestimmten Antriebspropeller“;
und vorbereitet2. Für verschiedene Seegebiete Abschlussbericht zum Entwicklungsprojekt
ergaben sich gemäß Prognose jährliche gefördert unter dem Az.: 25741 -24/0 von der
Einsparungen von ca. 15 %. Mit einer Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Aurich (2013)

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PROJEKTKONSORTIUM

Hochschule Emden/Leer
CIG Maritime Technology Jens Werner Coaster Service
Marine Faserverbund-Technik Haring Lloyd‘s Register

Dirks Elektrotechnik GmbH

MARIKO GmbH (Leadpartner)


Harms Elektromaschinen
JPW Privattreuhand GmbH & Co. KG
LAIS Nord GbR
SEC GmbH & Co. Shipservices KG
Ralf Oltmanns Regenerative Antriebstechniken

Wessels Reederei

BOMA Maschinenbau GmbH

Übersicht der Partner


im Teilprojekt MARIN
Wind Hybrid Coaster

Es wurde ein deutsch-niederländisches • CIG Maritime Technologie (Groningen)


Konsortium aus 15 Partnern zusammen- Aufgabenbereiche:
gestellt, das die erforderlichen Kompetenzen - Design- und Machbarkeitsstudie für
für eine erfolgreiche Umsetzung des die Ausrüstung eines vorhandenen
Entwicklungsprojekts mitbringt. Es handelt Küstenmotorschiffstyps (VG3800)
sich um ein privat-öffentliches Konsortium mit ECO FLETTNER-Rotoren in zwei
mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung: Hybrid-Antriebsvarianten:
1. ECO FLETNNER-Rotoren mit
• BOMA Maschinenbau GmbH (Borken) dieselmechanischem Hauptantrieb
Aufgabenbereiche: (VG3800F)
- Maschinenbau, Fertigung aller maschi- 2. ECO Flettner-Rotoren mit diesel-
nenbaulichen Elemente des Rotors elektrischem Hauptantrieb (VG3800 FE)
- Beratung in Konstruktionsfragen
• Gerhard Dirks Elektrotechnik
• Coaster Services Jens Werner (Emden) (Moormerland)
Aufgabenbereiche: Aufgabenbereiche:
- Berichtwesen - Rotorantriebstechnik
- Bauleitung Aufbau des Teststands - Regelungstechnik
- Sicherheits- und Überwachungssystem

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• Harms Elektromaschinen, (Leer) • MARIN Maritiem Research Instituut
Aufgabenbereich: Nederland (Wageningen)
- Rotorantriebstechnik Aufgabenbereiche:
- Hydrodynamik, Untersuchung und
• Hochschule Emden/Leer (Leer), Optimierung von hydrodynamischen
Fachbereiche Seefahrt und Technik Prozessen am Schiff im Segelbetrieb
Aufgabenbereiche: - Vorschläge zur Verbesserung des
- wissenschaftliche Leitung Schiffsentwurfs: Bugform, Heckform,
- Aerodynamik (Optimierung von Rotor, Ruder und Anhänge
Installationsort auf dem Schiff sowie - Analyse des Einsparpotenzials durch
aerodynamische Umgebung) Reisesimulationen
- Mess- und Regelungstechnik
- schiffsbetriebliche Fragestellungen • Privattreuhand GmbH & Co. KG, Jens
(Sicherheit, Stabilität, Manövrieren, Wolters, (Leer)
gesetzliche Rahmenbedingungen) Aufgabenbereiche:
- Ermittlung von Einsparpotenzialen - Beratung bei rechtlichen und
wirtschaftlichen Fragestellungen
• LAIS Nord GbR (Leer)
Aufgabenbereiche: • Ralf Oltmanns Entwicklung und Vertrieb
- Technische Gesamtleitung von regenerativen Antriebstechniken
- Voruntersuchungen zur Festlegung (Leer)
aller Entwurfsparameter Aufgabenbereiche:
- Entwurf und Konstruktion des - Projektidee und Projektaufbau
ECO FLETTNER-Rotors des ECO FLETTNER Rotors
- Projektkoordination
• Lloyd`s Register EMEA Niederlassung - Ergebnisverwertung, Marktanalyse
Deutschland (Hamburg)
Aufgabenbereiche: • SEC GmbH & Co. Shipservices KG (Leer)
- Beratung bei klassifikationsrelevanten Aufgabenbereiche:
Fragestellungen - Ausführung der Stahlbauarbeiten,
- Risikoanalyse, Vorbereitung von Schiffsfundamentierung und
Zertifizierungsprozessen Teststandaufbau
- Logistische Unterstützung des
• MARIKO Maritimes Kompetenzzentrum Erprobungsbetriebs
Leer gemeinnützige GmbH (Leer)
Aufgabenbereiche: • Wessels Reederei GmbH & Co. KG
- Projektleitung und -management (Haren/Ems)
von MariTIM Aufgabenbereiche:
- Öffentlichkeitsarbeit, - Reedereiseitige Beratung bei techni-
Veranstaltungsmanagement schen und betrieblichen
Fragestellungen
• MFH Marine- und Faserverbundtechnik
Haring GmbH & Co. KG (Emden)
Aufgabenbereiche:
- Entwicklung und Fertigung des
drehenden Rotorkörpers aus
Faserverbundstoffen

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DIE INNOVATION - EINE SEGELMASCHINE FÜR
DIE KÜSTENFAHRT

Im Projekt entstand ein innovativer Schiffs- Integration des Segelrotorsystems in ein


hybridantrieb, der Bestandteil eines neuen ganzheitliches Schiffshybridantriebskonzept
zukunftsweisenden Schiffsentwurfs für den • Abstimmung aller Antriebskomponenten
europäischen Küstenverkehr werden kann. zur Optimierung der Gesamteffizienz des
Kernstück der Neuentwicklung ist ein soge- Schiffes
nannter ECO FLETTNER Rotor, der neue • Hohe Flexibilität und gute Teillast-
Maßstäbe in der Windantriebstechnologie fähigkeit der Motorkomponenten für
setzen soll. verschiedene Wetterszenarien
• Absenkung der Emissionswerte,
Das neue Leichtbau-Hochleistungssegel- „Low Emission Ship“
rotorsystem soll eine Emissionssenkung • Aero- und hydrodynamische
ermöglichen und die Ziele der europäischen Maßnahmen zur Optimierung der
maritimen Politik für 2020 erfüllen. Aus dem Überwasser- und Unterwasserformen;
Projekt sollen technische Lösungen für die dadurch Widerstandsreduzierung und
breite Einführung bei Schiffsneubauten sowie Effizienzsteigerung
für die Nachrüstungen von vorhandenen
Schiffen abgeleitet werden. Entwicklung von Regel- und
Die innovativen Merkmale des Projekts sind Steuerungselementen
drei Bereichen zugeordnet: • Bedienelemente
• Start-/Stoppautomatik
Weiterentwicklung der Flettner-Rotortechnik • Drehzahlregelung in Abhängigkeit aller
• Erhebliche Gewichtsreduktion, relevanten Parameter
Verwendung von Faserverbundstoffen • Rotorüberwachung, Sicherheitssystem
• Absenkung des Höhenschwerpunktes • Untersuchung von Potenzialen durch
zur Minderung des Einflusses auf die softwareunterstützte Routenoptimierung
Schiffsstabilität (hohe Relevanz für • Leistungsprognosen
kleinere Schiffsgrößen)
• Neuartiges Rotor-Antriebskonzept
für höhere Drehzahlen bei geringer
Leistungsaufnahme; dadurch sollen
höhere Segelleistungen ermöglicht
werden
• Vereinfachung der Montage und
Installation durch einen neuartigen
Systemaufbau
• Durchschnittliche Einsparungen von 10
bis 30 % der Treibstoffkosten

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PROJEKTDURCHFÜHRUNG

Voruntersuchungen und wissen- Der entwickelte ECO FLETTNER hat


folgende Kennwerte:
schaftliche Begleitung
• Höhe 18 m, Durchmesser 3 m, End-
In verschiedenen Arbeitspaketen wurden scheibendurchmesser 6 m
alle grundlegenden Fragestellungen für den • Rotorkörper (drehender Teil)
Entwurf und die Konstruktion des neuartigen aus Faserverbundstoffen
ECO FLETTNER-Rotors untersucht. In Modell- • 50 kW Testmotor, erwartete Leistungs-
versuchen sind wichtige Erkenntnisse über aufnahme 20 bis 30 kW,
die Wechselwirkungen zwischen Schiff und drehzahlabhängig
Segelrotoren gesammelt worden. Diese • maximale Drehzahl ca. 280 RPM, Dreh-
ermöglichen zum einen eine optimierte zahlregelung durch Frequenzumrichter
Installation an Bord des Schiffes (Position der • feste Trägerkonstruktion und
Rotoren, Abstände zwischen den Rotoren, Fundament aus Stahl
aerodynamische Umgebung) als auch die • zwei Lager mit Ölkreislaufschmierung
Optimierung des Schiffskörpers sowie der • Heizung für „Defrosting“
Ruder zur Erzielung einer guten Gesamt-
effizienz des Schiffes. Durch System-
modellierung und Simulation konnte eine
weitgehende Prognose der möglichen
Kraftstoffeinsparungen vorgenommen
werden. Auf den untersuchten Routen
entlang der europäischen Küste ergaben die
Simulationen Einsparpotenziale zwischen
10 und 15 %.

Technischer Entwicklungsprozess
Die interdisziplinäre Entwicklungsarbeit
verschiedener Spezialisten entpuppte sich als
sehr geeigneter Prozess für ein Innovations-
projekt. Auch die verschiedenen Arbeits-
weisen, die im Projekt länderübergreifend
zusammentrafen, erwiesen sich als komple-
mentär und wirkten sich positiv auf den
Entwicklungsprozess aus. Der große
Erfahrungsschatz des Konstrukteurs
(Firma Lais) und die hohe Motivation
aller Beteiligten sorgten für ein sehr
Der Rotor mit dem Namen ECO FLETTNER hat
zufriedenstellendes Ergebnis mit guten
eine Höhe von 18 m und einen Durchmesser
Verwertungsmöglichkeiten.
von 3 m.
Quelle: Ralf Oltmanns

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FUNKTIONSPRINZIP

Der Wind Hybrid Coaster erhält gemäß dem Wind drehenden Seite ein Unterdruck-
Designstudie zwei Rotoren in einer Doppel- gebiet (in der Skizze mit Minuszeichen
anordnung direkt hinter dem Aufbau auf dem gekennzeichnet) und auf der gegenüber
Vorschiff. Die Zylinder sind zweifach auf liegenden Seite ein Überdruckgebiet (in der
innen stehenden Tragmasten, sogenannten Skizze mit Pluszeichen gekennzeichnet). Die
„Pivots“ gelagert. Sie werden erhöht hinter Druckdifferenz erzeugt eine Schubkraft, die
dem Aufbau angeordnet, um eine gute aero- über das Rotorfundament in den Schiffs-
dynamische Anströmung zu erzielen. Im körper eingeleitet wird. Je nach Windrichtung
Unterbau angeordnet treibt ein Elektromotor in Bezug zum Kurs des Schiffes kann ein
den Rotor mit stufenlos regelbarer Drehzahl bestimmter Anteil des Rotorschubs für den
an. Die Rotoren benötigen eine Umfangs- Vortrieb genutzt werden. Durch Steuerung
geschwindigkeit von etwa der vierfachen der Drehrichtung und Drehzahl wird der Rotor
Windgeschwindigkeit. Der Magnus-Effekt den vorherrschenden Windverhältnissen
erzeugt am drehenden und vom Wind angepasst.
angeströmten Zylinder jeweils auf der mit

Druckfelder um den
Rotor
Quelle: Grafik Team
Werbeagentur, Leer

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Segeltechnik Motoren-Antriebs-Konzept
Der Segelschub kann mit Hilfe der Drehzahl- Das niederländische Schiffskonstruktionsbüro
regelung stufenlos eingestellt werden. CIG Maritime Technologie überarbeitete
Maximale Schubwerte ergeben sich bei das bestehende Antriebskonzept des
hohen Rotordrehzahlen. Die Regeltechnik Typschiffs „VG 3800“ mit dem Ziel der
sorgt für die optimale Effizienz unter Integration von Flettner-Rotoren bei vertret-
Berücksichtigung von Windgeschwindigkeit barem Änderungsaufwand. Es entstanden 2
sowie Richtung, der benötigten Antriebs- verschiedene Varianten für den Hauptantrieb:
leistung für die Drehzahl des Rotors im • der Typ „VG 3800 F“ erhält einen stan-
Verhältnis zur erzielten Schubleistung. dardmäßigen dieselmechanischen
Hauptantrieb auf Basis eines mittel-
Bei Kursen gegen den Wind kann keine schnell laufenden Dieselmotors.
Schubleistung erzielt werden. Nutzbare Für einen guten Wirkungsgrad im
Windrichtungen beginnen bei einem Einfalls- Teillastbetrieb bei zusätzlichem
winkel von ca. 30 Grad bezogen auf die Rotorschub soll ein Verstellpropeller mit
Vorausrichtung. Der Wendewinkel (nicht optimierter Kombinatorregelung sorgen.
nutzbarer Windsektor) umfasst somit ca. 60 Hierzu wurden spezielle hydrodynami-
Grad. sche Untersuchungen bei der nieder-
ländischen Schiffbauversuchsanstalt
Flettner-Rotoren gelten als ausgesprochen MARIN durchgeführt.
sicheres Segelsystem, da der Segelschub • der Typ „VG 3800 FE“ erhält einen
stufenlos über die Drehzahl geregelt dieselelektrischen Antrieb mit 4
werden kann. Eine Notabschaltung bringt Dieselgeneratoren, die gegenüber
den Rotor bei Bedarf schnell zum Stillstand. der dieselmechanischen Variante
Die Schubregelung und der relativ niedrige eine verbesserte Anpassung der
aerodynamische Druckpunkt machen das Maschinenleistung an den verfügbaren
Schiff unempfindlich gegenüber Stabilitäts- Segelrotorschub ermöglichen und
belastungen durch Seitenschubkräfte mit schlechte Maschinenwirkungsgrade im
der einhergehenden Gefahr großer Teillastbetrieb vermeiden. Ein mit stufen-
Krängungswinkel und des Kenterns. Die loser Drehzahl regelbarer Elektromotor
Rotorregelung ermöglicht die Einstellung von wirkt über die Antriebswelle auf einen
Grenzwerten für Krängungswinkeln, die nicht Festpropeller.
überschritten werden sollen.
Die Entscheidung für eine der beiden
Eine Steigerung des Einsparpotenzials Antriebsvarianten kann durch
entsteht durch meteorologische Routen- Betriebssimulationen unter Berücksichtigung
optimierung. Ein Optimierungsalgorithmus, des Fahrprofils und der fahrtgebietsabhän-
der das windabhängige Leistungspotenzial gigen Windverhältnisse gestützt werden.
der Segelrotoren berücksichtigt, soll
die günstigste Route finden. Für die
Automatisierung der Routenoptimierung
speziell für windunterstützte Schiffe ist
weitere Entwicklungsarbeit erforderlich.
In diesem Projekt wurden bereits wichtige
Grundlagen in der Modellierung von Schiffen
mit Wind-Hybrid-Antrieben gelegt.

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Kontakt
Ralf Oltmanns
Entwicklung und Vertrieb von regenerativen Antriebstechniken
(Projektkoordination)
Telefon: +49 (0) 172 - 4255028
E-Mail: r.oltmanns@grafik-team.de

Katja Baumann
MARIKO GmbH (Projektmanagement)
Telefon: +49 (0) 491 - 926 1179
E-Mail: katja.baumann@mariko-leer.de

Prof. Kapitän Michael Vahs


Hochschule Emden/Leer (Wissenschaftliche Leitung)
Telefon: +49 (0) 491 - 92817 5022
E-Mail: michael.vahs@hs-emden-leer.de

www.maritim-de-nl.eu

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