Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
zur
Erlangung des Doktorgrades Dr.-Ing.
vorgelegt von
aus Hannover
Als Dissertation genehmigt
von der Technischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Tag der mündlichen Prüfung: 04.10.2023
Danksagung
Ich möchte mich bei Professor Frank Opferkuch bedanken, der es mir er-
möglicht hat, die dieser Dissertation zu Grunde liegende Forschungsarbeit in
seiner Arbeitsgruppe an der TH Nürnberg durchzuführen. Von ihm stammt
auch die ursprüngliche Idee zum Sensorkonzept auf Basis der Absorption von
Infrarotstrahlung. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Professor
Wensing, der dieses Promotionsverfahren betreut hat und dessen Interesse
am Thema mich immer sehr motiviert hat.
Ich möchte mich außerdem bei Herrn Professor Luther bedanken, der so
freundlich war das Drittgutachten zu übernehmen, sowie bei Professor Bern-
hard Schmauß für seine Rolle als Prüfer und Herrn Professor Martin Hart-
mann für den Prüfungsvorsitz.
Klaus Maurer möchte ich für seine Unterstützung bei den handwerklichen
Arbeiten an der Versuchsanlage danken. Obwohl er und Norbert Hopf we-
gen laufender Versuchsreihen den ein oder anderen Feierabend verschoben
haben, war die Atmosphäre im Technikum stets angenehm und herzlich.
Ebenso möchte ich mich bei Stefan Schreiner für die schöne Zusammenar-
beit an der Versuchsanlage bedanken.
Meinen Kollegen Florian Raab und Simone Schuster möchte ich für den fach-
lichen und persönlichen Austausch herzlich danken, den ich als wertvoll und
sehr motivierend empfunden habe. Dies gilt auch für viele andere Kollegen
von der TH Nürnberg, die dazu beigetragen haben, dass ich meine Zeit als
wissenschaftlicher Mitarbeiter in positiver Erinnerung behalten werde.
Zu erwähnen sind auch einige ehemalige Studenten, die einen Beitrag zu
dieser Arbeit geleistet haben. Im Bereich der Simulation sind dies Nico Karg
und Julian Becker gewesen und an der Versuchsanlage besonders Marius
Bulla, Leonhard Westphal, Martin Bienek und Fabian Arnold sowie Dominik
Häuslein, der maßgeblich an der Konstruktion des Schauglases mitgewirkt
hat.
Dank für die gute Zusammenarbeit gilt auch den Forschungspartnern von
der Hochschule Reutlingen wie Tobias Drieschner und Alexander Bachmann
vom POF-AC der TH Nürnberg. Zu erwähnen ist auch der freundliche und
fachlich hochwertige Austausch mit Wilhelm Tegethoff und Kollegen von der
Firma TLK Thermo aus Braunschweig.
Vor allem möchte ich meiner Familie für die Unterstützung während des Pro-
motionsvorhabens danken. Dazu zählt auch meine Freundin Karolina Busse,
die mich immer wieder ermuntert und bestärkt hat. Besonders herauszuhe-
ben ist auch die Unterstützung durch meine Mutter Christine Böse, die mir
iv
nicht nur eine große Begeisterung für Technik mit auf den Weg gegeben hat,
sondern auch, wie viele kleine Schritte zum Erfolg führen.
v
Kurzfassung
Abstract
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 1
1.1. Stand der Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.1. Der Kaltdampfkälteprozess . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.2. Regelungsstrategien für elektronische Expansionsventile 4
1.2. Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3. Veröffentlichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
A. Anhang 1 171
Literaturverzeichnis 173
Abbildungsverzeichnis
1.1. Kaltdampfkälteprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Tabellenverzeichnis
q spezifische Wärme J
kg
R elektrischer Widerstand Ω
R allgemeine Gaskonstante J
mol K
R2 Bestimmtheitsmaß -
Re Reynoldszahl -
p absoluter Druck Pa
Q̇ Wärmestrom J
s
s spezifische Entropie J
kg K
S Schlupf -
S Photosensitivität A
W
t Zeit s
T Temperatur K
T Zeit als Regelparameter K
m3
V̇ Volumenstrom s
V elektrische Spannung V
w spezifische Arbeit J
kg
x Dampfqualität bzw. Überhitzungsgrad -
Y Admittanz -
xxi
ρ Dichte kg
m3
τ Zeitkonstante s
φ Phasenverschiebung -
φ Prägewinkel ◦
φ Zweiphasenmultiplikator -
Φ Strahlungsleistung W
ω Kreisfrequenz 1
s
Abkürzungen
GWP global warming potential
IHX internal heat exchangler
IR Infrarot
LWZ Lastwechselzyklus
NTU number of transfer units
TEWI total eqivalent warming impact
WÜK Wärmeübergangskoeffizient
Indizes
cross Querschnitt
d Tropfen (engl. droplet)
D Differential-
dew Taupunkt
dis druckgasseitig (engl. discharge)
e Verdampfer, Verdampfung (engl. evaporator )
ef f effektiv
el elektrisch
ext extern
f ri Reibungs- (engl. friction)
g Gas
geo geodätisch
ges gesamt
hyd hydraulisch
i innen
I Integral-
in Einlass
inf unbegrenzt (engl. infinite)
int intern
is isentrop
krit kritisch
l Flüssigkeit (engl. liquid )
lim begrenzt (engl. limited )
M Modulation
mean mittlerer
meas gemessen (engl. measured )
mix Mischungs- (engl. mixed )
mom Impuls
mult multipliziert
n Rauschen (engl. noise)
opt optisch
out Auslass
p Proportional-
P Platte
P Port
pass Anzahl serieller Ströme
r Kältemittel (engl. refrigerant)
r Referenz
r Verweil- (engl. residence)
s Sensorsignal
xxiii
1. Einleitung
Kondensator
h2
h3
Verdichter
Expansions-
Verdampfer
ventil
Eintritt
Tr,out
Tl,in
h1
Sekundärfluid
Ash
Tr,dew
Ae
h4
Tr,in
Tl,out
Austritt
Sekundärfluid
Die Wahl des Sollwertes der Überhitzung stellt einen Zielkonflikt zwischen
stabiler Regelung und Anlagensicherheit auf der einen Seite und Verdamp-
ferleistung und Effizienz des Kältekreislaufs auf der anderen Seite dar. So er-
höht sich die Verdampferleistung nicht nur bei niedriger Überhitzung durch
die größere Verdampfungszone. Da sich die Wärmeübergangskoeffizienten
von Verdampfung und Überhitzung um Größenordnungen unterscheiden,
kann bei gleicher Baugröße die Verdampferleistung erheblich gesteigert wer-
den, solange die Sekundärseite nicht limitiert. Longo und Gasparella nen-
nen für die von ihnen in Plattenapparaten untersuchten Kältemittel R134a,
R410A und R236fa eine Steigerung des mittleren Wärmeübergangskoeffi-
zienten zwischen 18 % und 37 %, wenn das Kältemittel den Verdampfer
nicht mit 10 K, sondern mit 0 K Überhitzung verlässt [75]. Zudem kann
bei einer Reduktion der Überhitzungstemperatur außerdem die erforderli-
che Drosselwirkung durch das Expansionsventil verringert werden, wodurch
Verdampfungstemperatur und -druck steigen und die Leistungsaufnahme
des Verdichters sinkt. Gleichzeitig steigt mit sinkender Überhitzung aber
die Gefahr, dass unverdampftes Kältemittel in den Verdichter gerät, da sich
die Zweiphasenzone in Richtung des Verdampferaustritts verschiebt. Je nach
Bauart kann der Verdichter durch die Inkompressibilität des flüssigen Käl-
1.1 Stand der Technik 5
temittels Schaden nehmen [67] oder es kann durch das flüssige Kältemittel
Öl aus den Schmierstellen gewaschen werden. Abscheider in der Saugleitung
stellen eine mögliche Gegenmaßnahme dar, erhöhen aber auch den anlagen-
technischen Aufwand, Druckverluste und die Füllmenge mit meist brenn-
baren oder klimaschädlichen Kältemitteln, weshalb ein regelungstechnischer
Ansatz zum Verdichterschutz eine sinnvolle Alternative darstellen kann. Um
auszudrücken, welcher minimale Wert der Überhitzung für einen spezifischen
Verdampfer durch das Regelorgan stabil eingestellt werden kann, hat sich
die Theorie der Minimum Stable Superheat (MSS) [55] etabliert. Wird der
Sollwert der Überhitzung unter diesen Punkt reduziert, kommt es häufig zu
einem thermohydraulisch instabilen Verhalten des Verdampfers und dadurch
zu starken Schwankungen der gemessenen Überhitzung. Im Zusammenhang
mit thermostatischen Expansionsventilen (TXV) ist dieses Phänomen als
Hunting bekannt. Als Ursache werden von einigen Autoren vor allem will-
kürliche Schwankungen in der Lage des Dry-Out-Punktes [119] und der zeit-
weise Wechsel des vorherrschenden Verdampfungsregimes genannt. Andere
Autoren sehen die Ursache eher in der Reglerverstärkung [51], zu großer
Zeitkonstante [80] oder der Abkühlung des TXV durch Flüssigkeitsanteile
im Sauggas. Eine Weiterentwicklung bei der Überhitzungsregelung stellen
elektronische Expansionsventile dar. Zusammen mit einem PI- oder PID
Regler kann eine hohe Regelgüte erreicht werden und die Überhitzung auch
bei etwas niedrigeren Sollwerten meist zuverlässig ausgeregelt werden. Yasu-
da et al. [123] oder Chen et al. [22] zeigen, dass es aber je nach Einstellung der
PI-Werte auch mit elektronischen Expansionsventilen zu Hunting kommen
kann. Die Frage, ob Verdampfer zuverlässig im Übergangsbereich einer sehr
geringen Überhitzung bis zu einem zweiphasigen Austrittszustand zuverläs-
sig geregelt werden können, ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft noch
nicht hinreichend beantwortet. Ebenso sollte diskutiert werden, ob die Über-
hitzung mit ihrer in diesem Betriebsbereich eingeschränkten Signalqualität
eine geeignete Führungsgröße ist. Zusätzliche Herausforderungen für die Ver-
dampferregelung stellen starke Lastwechsel oder andere externe Störungen
dar, die Kältemaschinen in transiente Betriebspunkte versetzen. Neuartige
Regelungsalgorithmen ermöglichen es, Verdampfer auch unter diesen Bedin-
gungen verlässlich zu regeln. Hierzu sind Ansätze wie Gain Scheduling [45],
6 1 Einleitung
Hybride Systeme [40] und modellbasierte Ansätze [115], [44] zu nennen. Sie
zielen aber alle auf die Regelung des Verdampfers mit deutlich überhitztem
Austrittszustand ab.
1.3. Veröffentlichungen
h1 − h′
x= (2.1)
h′′ − h′
10 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
log p T
x = 0,9
x = 1,0
2
x = 1,1
3
2
3
T2-T1
4
1
4 1
h41 h12
h s
bestimmt werden. Werte von x > 1 können dann als Überhitzungsgrad des
Kältemittels interpretiert werden. Abbildung (2.1) zeigt dazu den Plank-
Prozess mit isentroper Verdichtung und isenthalper Drosselung für unter-
schiedliche Überhitzungsgrade. Eine Änderung des Überhitzungsgrades ver-
schiebt damit den Wert der spezifische Enthalpie h1 am Ende der isobaren
Wärmeaufnahme. Dies beeinflusst auch die Leistungszahl des Vergleichspro-
zesses, die sich für den Kälteprozess als
qzu h1 − h4
ε= = (2.2)
wt h2 − h1
5,0 5,5
Ammoniak R410A
R407C Tsh=15 K
Tsh=5 K
4,5 5,0
R134a R1233zd
4,0 4,5
Propan R1234yf
Tsh=5 K Tsh=15 K
3,5 4,0
0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10
Dampfqualität Dampfqualität
h1 − h4
ε= . (2.4)
(h2 − h4 ) − (h1 − h4 )
12 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
Te
ε= h2 −h4
. (2.7)
s4 −s1
− Te
s1 − s4 = s2 − s4 (2.8)
und somit
Te
ε= h2 −h4
. (2.9)
s2 −s4
− Te
Für Kältemittel, das aus dem Nassdampfgebiet heraus verdichtet wird, wird
die maximale Leistungszahl erreicht, wenn der Term h2 −h4
s2 −s4
minimal wird. Im
h, s-Diagramm der Abbildung (2.3) werden diese Zusammenhänge für ver-
schiedene Überhitzungsgrade grafisch dargestellt. Hier ist zu erkennen, dass
die Steigung der Gerade zwischen dem Prozesspunkt 4 und 2 dem zu mini-
mierenden Term entspricht. Da der Punkt 2 zwingend auf der Isobaren des
konstanten Kondensationsdrucks liegt, wird das Maximum der Leistungs-
zahl erreicht, wenn die Geradensteigung minimal ist, also eine Tangente zur
Isobaren bildet, wie in Abbildung (2.3) dargestellt. Mit Gleichung (2.6) und
h3 = h4 gilt dann
h2 (x) − h4
= T2 . (2.10)
s2 − s4
Hiermit kann der Wert für den Überhitzungsgrad x bestimmt werden, wenn
eine Verdichtung mit x < 1 zur maximalen Leistungszahl führt. In diesem
2.1 Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhitzungsgrade 13
εmax 2x=1
2x<1
1x=1
ant
co nst 1x<1
=
pc t
tan
ns
co
3 p e=
4
Te Te
εmax = > . (2.11)
T2 − Te T2 (x = 1) − Te
Te Te
h2 −h4
= (2.12)
s2 −s4
− Te T2 (x = 1) − Te
303,15 K
292,05 K
trockene Verdichtung vorteilha
283,15 K
fall hierfür ist der Betrieb eines Kühlhauses in Deutschland während der
Übergangszeit beispielhaft.
Für Wärmepumpenanwendungen wird der Nutzen als Wärmeabgabe bei
hoher Temperatur definiert. Hiermit ergibt sich die Leistungszahl zu
h2 − h3
εW P = . (2.13)
h1 − h4
Für den Grenzfall, dass das Maximum der Leistungszahl bei einem Überhit-
zungsgrad von 1 liegt, ergibt sich durch Umformen
1 1
εW P = Te (s1 −s4 )
= Te
. (2.14)
1− h2 −h4
1− T2 (x=1)
Die Leistungszahl der Wärmepumpe ist höher als bei der Kältemaschine,
da die Enthalpieerhöhung während der Kompression die nutzbare Wärme
erhöht. Trotzdem ergibt sich der gleiche Verlauf für die Indifferenzkurve wie
beim Kälteprozess, da (2.14) in (2.11) umgeformt werden kann.
Abbildung (2.5) zeigt den Verlauf der Indifferenzkurven für verschiedene
Kältemittel und Anwendungsszenarien. Für das Arbeitsmittel Ammoniak
ist, außer bei sehr hohen Kondensationstemperaturen, eine nasse Verdich-
tung (x < 1) vorteilhaft. Rechnerisch ergibt sich zudem, dass für Wasser als
Kältemittel stets eine nasse Verdichtung und für R1234yf stets eine trockene
Verdichtung vorteilhaft ist, weshalb für beide Kältemittel im vorgegebe-
2.1 Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhitzungsgrade 15
120
Kondensationstemperatur in °C
Ammoniak
WP für Prozesswärme
100 R410A
Propan
80
WP für Gebäudeheizung
60 Tiefkühlung
Klimatisierung
40
20
Verdampfungstemperatur in °C
triebspunkten eher eine trockene oder nasse Verdichtung optimal ist, hängt
von seiner spezifischen Verdampfungsenthalpie und dem Isentropenexponen-
ten ab. Ammoniak besitzt eine hohe Verdampfungsenthalpie, wodurch der
Term h1 − h4 auch dann hinreichend groß wird, wenn h1 im Nassdampf-
gebiet liegt. Der hohe Isentropenexponent von Ammoniak führt bei einer
trockenen Verdichtung zu einer hohen Verdichtungsendtemperatur und ho-
her erforderlicher technischer Arbeit, was sich nachteilig auf die Leistungs-
zahl auswirkt. Diese beiden Stoffeigenschaften stehen im Zusammenhang
mit dem atomaren Aufbau der Kältemittel. Nach der Troutonschen Regel
kann die Verdampfungsenthalpie bei der Siedetemperatur Tv für viele Fluide
16 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
∆Hv J
∆Sv = ≈ 88 (2.15)
Tv K mol
abgeschätzt werden [83]. Die Regel gilt nicht mehr, wenn intermolekulare
Wechselwirkungen die für den Phasenwechsel erforderliche Abtrennarbeit
zwischen den Molekülen erhöhen. Die Verdampfungsenthalpie von Wasser
hat nach der Troutonschen Regel bei Standardruck einen Wert von 1820 kJ
kg
.
Der tatsächliche Wert liegt gemäß Stoffdatenbank mit 2257 kJ
kg
viel höher,
was mit den starken Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Wassermo-
lekülen im flüssigen Zustand erklärt werden kann. Im Vergleich zur Verdamp-
fungsenthalpie kann der Isentropenexponent besser aus dem Molekülaufbau
abgeschätzt werden. Nach der kinetischen Gastheorie ermöglicht eine hohe
Anzahl von Atomen im Molekül zusätzliche Freiheitsgrade und führt zu ei-
nem niedrigen Isentropenexponent, sodass zwischen beiden Stoffeigenschaf-
ten ein näherungsweise linearer Zusammenhang besteht. In Abbildung (2.6)
1,35
Wasser
1,30
Ammoniak
1,25
Isentropenexponent
1,20 R32
1,15
R410A
1,10
R407C
R1233zd
Propan
R245fa
1,05 Isobutan
R134a
R1234yf
1,00
sind einige der weiter oben untersuchten Kältemittel nach ihrem Isentropen-
exponenten und ihrer Verdampfungsenthalpie bei einer Verdampfungstem-
peratur von 2 ◦ C aufgetragen. Dieser Wert ist bewusst gewählt, da Wasser
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 17
nicht unterhalb seines Tripelpunktes verdampft werden kann. Auf der ande-
ren Seite entspricht dies der Anwendung einer Kältemaschine für Klimati-
sierungsaufgaben, für die Wasser als Kältemittel immer häufiger eingesetzt
wird. Umso dichter ein Kältemittel in der rechten, oberen Ecke des Dia-
gramms eingetragen ist, desto mehr führt ein gering überhitzter oder zwei-
phasiger Zustand am Verdampferaustritt bei diesem Kältemittel zu einer
Maximierung der Leistungszahl.
Während im idealen Kreisprozess eine finite Masse Kältemittel die vier Pro-
zessschritte der Reihe nach durchläuft, liegt in realen Kältemaschinen ein
kontinuierlicher Prozess vor. Mit Hilfe des Verdichters wird das Kältemittel
nicht nur komprimiert, sondern auch innerhalb der Anlage gefördert. Bei
einem Verdampfer in Bauform eines Wärmeübertragers erfolgt der Wärme-
übergang vom strömenden Sekundärfluid auf das zirkulierende Kältemittel
über eine die beiden Fluide stofflich trennende Wand hinweg. Weit verbreitet
sind dabei Verdampfer mit Fluiden in Gegenstromanordnung, da diese eine
hohe mittlere Temperaturdifferenz erreichen. Für diese Art von Verdamp-
fer soll im Folgenden der Zusammenhang zwischen Verdampferleistung und
Überhitzungsgrad an einem Modell untersucht werden.
Als Beispiel für eine häufige Kälteanwendung wird der Verdampfer im Kalt-
wassersatz betrachtet und folgende vereinfachende Annahmen getroffen: Das
Kältemittel tritt auf der primären Seite bereits als Zweiphasengemisch ein.
Dies ist bei Anlagen ohne Flashgas-Abscheider üblich, da bei geringer Un-
terkühlung nach der Kondensation die isenthalpe Drosslung dazu führt, dass
das Kältemittel teilweise verdampft. Bei gleichbleibendem flächenbezogenen
Massenstrom kann die Überhitzung am Verdampferaustritt durch die Va-
riation der Kältemitteltemperatur am Eintritt des Verdampfers eingestellt
werden. Zudem wird angenommen, dass der Wärmeübergang isobar erfolgt
und durch das Kältemittel limitiert wird. Wärmewiderstände der Wand und
der Wärmeübergang auf der Wasserseite werden vernachlässigt. Der Wert
für den flächenbezogenen Massenstrom des Wassers auf der Sekundärseite
18 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
Die Anteile der Flächen können aus einer Energiebilanz berechnet werden.
Für die Teilfläche der Verdampfung gilt für das Kältemittel näherungsweise
Q̇sh = Ash · αsh · ∆Tm,sh = ṁr (h(pr , Tr,out ) − hdew (pr )) (2.20)
und
Q̇sh = ṁl (hl (Tl,in ) − hl (Tl,dew )) (2.21)
mit
(Tl,in − Tr,out ) − (Tl,dew − Tr,dew )
∆Tm,sh =
Tl,in −Tr,out
(2.22)
ln Tl,dew −Tr,dew
– Tr,in =3 ◦ C
– αr,e =4000 W
m2 K
, αr,sh =400 W
m2 K
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 19
3 14 3,0 1,0
G T Q A
r r,out ges e
G T Q A
l r,in e sh
Veränderung Massenstromdichte
12 2,5
Q 0,8
sh
Veränderung Wärmefluss
10 2,0
Temperatur in °C
relative Fläche
2 0,6
8 1,5
0,4
6 1,0
1 0,2
4 0,5
2 0,0 0,0
10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0
Überhitzung in K Überhitzung in K
vornherein vorteilhafter in Bezug auf die notwendige Fläche und damit den
Materialaufwand zu dimensionieren. Um dies zu untersuchen wird im bereits
beschriebenen Modell die Massenstromdichte des Kältemittels als Parame-
ter auf 0,1 kg
s m2
und die des Sekundärfluids auf 1 kg
s m2
gesetzt. Hieraus
ergibt sich die erforderliche Fläche des Verdampfers als abhängige Variable
gegenüber der Überhitzungstemperatur.
R134a
2,0
R410A
Ammoniak
1,8 Propan
relative Fläche
1,6
1,4
1,2
1,0
10 8 6 4 2 0
Überhitzung in K
Abbildung (2.8) zeigt die Ergebnisse der Berechnung für verschiedene Käl-
temittel. Das Potenzial zur Flächenreduktion ist deutlich ausgeprägt und
fällt für verschiedene Kältemittel unterschiedlich stark aus. Für die Ver-
dampfung ohne Überhitzung ist die Fläche für alle Kältemittel gleich groß,
da Ages = Ae nur vom Wärmeübergangskoeffizient der Verdampfung ab-
hängt. Bei Kältemitteln mit einer hohen spezifischen Verdampfungsenthal-
pie wie Ammoniak, muss nur eine kleine Menge Kältemittel pro Zeiteinheit
verdampft und anschließend überhitzt werden, wofür eine kleinere Fläche
erforderlich ist. Hier ist das Potenzial zur Reduktion der Verdampfergröße
weniger stark ausgeprägt.
Neben der Steigerung der Verdampferleistung oder der Reduktion der er-
forderlichen Verdampferfläche, kann die Effizienz von Kältemaschinen auch
durch eine Anhebung des Verdampfungsdrucks erhöht werden. Bei Kältema-
schinen dient ein gesteuertes Expansionsventil nicht nur dazu, die notwendi-
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 21
10,2
p
r
1,00
Q
ges
Veränderung Verdampferleistung
10,0
Verdampfungsdruck in bar
9,8 0,98
9,6
0,96
9,4
9,2
0,94
9,0
m, e 8,8
0,92
m, sh
8,6
10 8 6 4 2 0
Überhitzung in K
Abbildung (2.9) zeigt, dass in diesem Fall die Verdampferleistung mit ab-
nehmender Überhitzung sinkt, wenn die Massenstromdichte des Kältemittels
konstant bleibt. Ursächlich hierfür ist die abnehmende logarithmische Tem-
peraturdifferenz zwischen heißem und kaltem Fluid, die den Wärmeübergang
antreibt. Als energetisch vorteilhafter Effekt ist hingegen die Anhebung des
Verdampfungsdruckes zu sehen, was sich positiv auf die Leistungszahl des
Prozesses auswirkt, da die Druckänderungsarbeit im adiabaten Fall für eine
22 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
κ − 1
κ p2 κ − 1
w12 = · R · T1 (2.23)
κ−1 p1
bei einer Erhöhung von p1 abnimmt. Die Verdichterleistung soll wieder mit
Hilfe von Gleichung (2.2) für eine Kondensationstemperatur von 45 ◦ C und
isentrope Verdichtung berechnet werden. Um verschiedene Kältemittel ver-
gleichen zu können, wird die Temperaturspreizung zwischen Kältemittelein-
tritt und Sekundärfluidaustritt für den Fall der Verdampfung ohne Überhit-
zung auf 3 K gesetzt und die erforderliche Massenstromdichte für diesen Fall
berechnet. Der Wert der Massenstromdichte wird dann als Parameter für die
Berechnung mit verschiedenen Werten der Überhitzung konstant gehalten.
Während bei der Betrachtung des idealen Plank-Prozesses für manche Käl-
temittel je nach Betriebspunkt eher eine trockene oder nasse Verdichtung
vorteilhafter ist, ergibt sich ein anderes Bild, wenn die Verdampferfläche
in realen Anlagen limitiert ist. Abbildung (2.10) zeigt, dass unter den ange-
nommenen Randbedingungen für alle Kältemittel eine bessere Leistungszahl
erzielt wird, wenn die Überhitzung reduziert wird.
2.3 Interne Wärmeübertrager 23
q + ∆q
ε′ = , (2.24)
w + ∆w
aus. Diese kann mit der Leistungszahl ε des Prozesses ohne IHX verglichen
werden und mit einer Taylorreihenentwicklung zu
∆q
1+
′ q ∆q ∆w
ε =ε ≈ ε(1 + + ) (2.25)
∆w q w
1+
w
vereinfacht werden. Durch weitere Vereinfachungen kann so für verschiede-
ne Kältemittel, Verdampfungs- und Kondensationstemperaturen der Effekt
eines IHX auf die Leistungszahl bestimmt werden.
Im realen Prozess führt die Enthalpieerhöhung des Sauggases durch den
IHX zu einer Verminderung der spezifischen Dichte, wodurch bei Verdich-
tern mit konstantem Fördervolumen der Massenstrom des Kältemittels und
damit auch die Kälteleistung des Prozesses bei gegebener Verdichterbaugrö-
ße sinken können. Klein et al. vergleichen daher den Effekt, der sich durch
den Einsatz von internen Wärmeübertragern ergibt, wenn das Fördervolu-
men der Verdichter gleich bleibt [65]. Für die Kältemittel R507A, R404A,
24 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
R600a, R290, R134a, R12, R410A, R407C und R22 wirkt sich ein IHX auf die
Leistungszahl steigernd aus. Für Ammoniak und R32 ist das Gegenteil der
Fall. Druckverluste in realen Anlagen, die auch vom internen Wärmeüber-
trager erzeugt werden, erhöhen die Verdichterarbeit und können den Effekt
des internen Wärmeübertrages verringern oder umkehren. Nach Klein et al.
tritt dies für das Kältemittel R22 auf, wenn Druckverluste berücksichtigt
werden. Eine grundlegende Annahme von Klein et al. und Domanski et al.
ist, dass das Kältemittel den Verdampfer vollständig verdampft mit x = 1
verlässt, bevor es im internen Wärmeübertrager überhitzt wird. Da für den
einfachen Plank-Prozess gezeigt werden konnte, dass je nach Kältemittel und
Lage des Temperaturniveaus ein feuchter oder überhitzter Austrittszustand
des Verdampfers leistungszahloptimal sein kann, soll dies auch für Anlagen
mit internen Wärmeübertragern untersucht werden.
log p
Δw
4 3
2
5 6 1
Δq q w
Der Effekt, den der interne Wärmeübertrager auf den Prozess hat, hängt von
seiner Fläche und den zu erzielenden Wärmeübergangskoeffizienten ab. All-
gemeiner kann dieser Effekt über einen Wirkungsgrad ausgedrückt werden,
der beschreibt, wie viel Wärme im Verhältnis am theoretischen Maximum
zwischen beiden Seiten übertragen wird. Da die Wärmekapazität der un-
terkühlten Flüssigkeit stets höher als die des überhitzten oder zweiphasigen
2.3 Interne Wärmeübertrager 25
ausgedrückt werden. Bei der Gleichung für die Leistungszahl nach 2.2 muss
berücksichtigt werden, dass die nutzbare Wärmeaufnahme des Prozesses nur
im Verdampfer zwischen den Punkten 5 und 6 stattfindet. Die Lage des
Punktes 6 am Austritt des Verdampfers kann über die Dampfqualität mit
h6 = h′ + x(h′′ − h′ ) (2.27)
4,45
4,70
4,65
4,40
4,60
4,35
Leistungszahl
Leistungszahl
4,55
h = 0
4,50
h IHX
= 0
4,30 IHX
h IHX
= 0,08 h IHX
= 0,08
4,25 h IHX
= 0,16
4,45
h IHX
= 0,16
h IHX
= 0,24 4,40 h IHX
= 0,24
4,20 h IHX
= 0,32
4,35
h IHX
= 0,32
h IHX
= 0,40 h IHX
= 0,40
4,30
4,15
4,25
0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10
Abbildung 2.12.: Verlauf der Leistungszahl für R410A (links) und R134a
(rechts) für verschiedene Wirkungsgrade des IHX bei einer
Verdampfungstemperatur von −15 ◦ C und Kondensations-
temperatur von 30 ◦ C
Unabhängig vom Wirkungsgrad des IHX ist die Leistungszahl bei einer
Dampfqualität von 0,97 am Austritt des internen Wärmeübertragers ma-
26 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands
ximal. Für R134a ist ein höherer Wirkungsgrad des IHX strikt vorteilhaft,
da es zu der Reihe von Kältemitteln gehört, die für viele Betriebspunkte von
höherer Überhitzung profitieren.
Für Kältemittel wie R410A kann die Leistungszahl durch den Einsatz eines
internen Wärmeübertrages sinken, wenn der Austrittszustand des Verdamp-
fers nicht in Richtung niedrigerer Dampfqualitäten verschoben wird. Der
zweiphasige Austrittszustand am Verdampfer ermöglicht einen sinnvollen
Einsatz des IHX, da der leistungszahloptimale Zustand h1 durch die höhere
Temperaturdifferenz im IHX gegenüber dem Verdampfer in realen Anlagen
unter Umständen mit geringerem Aufwand erreicht werden kann. Bei der
Frage, ob der Einsatz eines internen Wärmeübertragers an realen Anlagen
lohnend ist, sind auch Effekte wie Druckverluste, Wärmeübergangskoeffi-
zienten, Materialaufwand, durch den IHX erhöhte Füllmengen und weitere
Faktoren zu berücksichtigen, die mit detaillierten Simulationsmodellen und
techno-ökonomischen Analysen für den Einzelfall beantwortet werden kön-
nen.
2.4. Zusammenfassung
Insgesamt wurde gezeigt, dass sich ein gering überhitzter, teilweise auch
zweiphasiger Austrittszustand am Verdampfer je nach Betriebspunkt und
Kältemittel positiv auf die Leistungszahl des idealen Prozesses auswirken
kann. Bei gegebener Verdampfergröße und sonst gleichen Randbedingungen
zeigt die theoretische Betrachtung, dass sich für einige Kältemittel die Ver-
dampferleistung durch eine Absenkung der Überhitzung deutlich steigern
lässt. In Kapitel 5 wird diskutiert, wie sich eine verringerte Sauggasüberhit-
zung außerdem positiv auf zulässige Betriebsbereiche und die Lebensdauer
von Verdichtern auswirken kann, wenngleich Flüssigkeitsanteile im Sauggas
von vielen der üblichen Verdichterbauformen nur bedingt toleriert werden.
Die zuvor theoretisch erarbeiteten Ergebnisse führen zur Frage, ob eine sta-
bile Regelung des Verdampfers auf einen zweiphasigen Austrittszustand in
realen Anlagen möglich ist. Hierzu werden im nachfolgenden Kapitel die
Versuchsanlage im Detail vorgestellt und Messmethoden für den Flüssig-
keitsanteil am Verdampferaustritt verglichen.
27
zustellen.
Temperaturmessung
Zur Temperaturmessung sind Kapillarrohre am unteren Ende verschlossen
und an verschiedenen Messpunkten in die Kältemittelleitungen eingelötet.
Gleiches wurde für die wasserdurchströmten Stutzen an den sekundärseiti-
gen Ein- und Ausgängen der Wärmeübertrager durchgeführt. Die Eintauch-
tiefe beträgt dabei ca. 3/4 des Rohrdurchmessers. Hierdurch können die
Thermoelemente jederzeit zerstörungsfrei vom Messort entfernt werden, was
einen Kompromiss zwischen Kalibrierbarkeit und Ansprechzeit der Tempera-
turmessung darstellt. Bei schnellen Temperaturänderungen entspricht selbst
bei kalibrierten Temperatursensoren die gemessene Temperatur nicht zwin-
30 3 Versuchsanlage und Messmethoden
gend der tatsächlichen Temperatur des Fluids, die bestimmt werden soll. So-
wohl der Wärmeübergang zwischen dem Temperatursensor und dem Fluid
als auch die Wärmekapazität des Temperatursensors selbst bestimmen die
Zeit, bis auch der Temperatursensor die Fluidtemperatur erreicht hat. Abbil-
dung (3.4) zeigt Messdaten zum Zeitverhalten der Temperaturmessung des
strömenden Kältemittels. Durch die Einspritzung von flüssigem Kältemittel
wird die Fluidtemperatur auf ca. 5,3 ◦ C abgesenkt. Durch den hohen Wär-
meübergang durch verdampfendes Kältemittel erreicht das Thermoelement
diese Temperatur schnell und verharrt kurz bei diesem Wert. Nach einem
schnellen Schließen des Einspritzventils wird die Messstelle durch überhitztes
Kältemittel wieder aufgewärmt, dessen Temperatur über eine stromaufwärts
liegende Messstelle bekannt ist. Durch Abgleich mit diesen Messdaten kann
in einem physikalischen Modell der Messstelle entweder nur der unbekannte
Wärmeübergangskoeffizient oder die ebenfalls unbekannte Wärmekapazizät
der Messstelle bestimmt werden. Daher wird das Zeitverhalten stattdessen
durch ein Verzögerungsglied erster Ordnung mit der Gleichung
dy u−y
= (3.28)
dt τ
abgebildet. Dabei stellt das Eingangssignal u die wahre Temperatur dar und
das Ausgangssignal y die gemessene Temperatur. Aus den Messdaten kann
damit eine Zeitkonstante τ für die Temperaturmessung von überhitztem
Kältemittel von 8,9 s abgeschätzt werden. Durch diese Modellierung können
Simulationsergebnisse besser mit Messdaten verglichen werden, indem simu-
31
24
22
20
18
Temperatur in °C
Gasströmung
16
Thermoelement
14
PT1
12
10
0 20 40 60 80
Zeit in s
Die Energiebilanz um den Verdampfer kann für die sekundäre Seite des
32 3 Versuchsanlage und Messmethoden
Q̇l = [hin (p, Tin ) − hout (p, Tout )] V̇in · ρ(Tin ) (3.29)
aufgestellt werden. Auf der Seite des Kältemittels wird die Verdampferlei-
stung über
Q̇r = [hin (pin , Tin ) − hout (pout , Tout )] ṁ (3.30)
15,2
15,0
Verdampferleistung wasserseitg in kW
14,8
14,6
14,4
14,2
14,0
13,8
13,6
13,4
13,4 13,6 13,8 14,0 14,2 14,4 14,6 14,8 15,0 15,2
Verdampferleistung kältemittelseitig in kW
1
α= (3.33)
1 − x ρg
1+ S
x ρl
ṁl
LM F = (3.34)
ṁg + ṁl
h1 − h′ (p1 )
x= (3.36)
h′′ (p1 ) − h′ (p1 )
Autoren auf 1,7 % für waagerechte Strömung und 5,5 % für die aufwärtsge-
richtete Strömung angegeben. Mit Hilfe von hinreichend genauen Waagen
und bei bekannter Größe des Schlupfes ist es denkbar, dieses Verfahren für
die Messung auch kleinerer Mengen des massenbezogenen Flüssigkeitsanteils
zu verwenden.
Zur kontinuierlichen Messung des Flüssigkeitsanteils ist dieses Verfahren
nicht geeignet, da jede Messung einen Stopp der Anlage voraussetzt. Auf
Grund der hohen Genauigkeit eignet sich das Verfahren jedoch für verglei-
chende Messungen gegenüber anderen Sensoren [86], [91].
Thermometer mit kleiner Zeitkonstante
Durch Thermometer mit kleiner Masse und Zeitkonstante wie Thermoele-
mente, die in direktem Kontakt mit dem Kältemittelmassenstrom stehen,
wird die Temperatur der Gasphase gemessen. Treffen nun Kältemitteltröpf-
chen auf das Thermometer auf, kommt es durch die Verdampfung der Trop-
fen zur kurzzeitigen Absenkung der Temperatur auf den Taupunkt, gefolgt
von einem Temperaturanstieg um die Überhitzung der Gasphase. Hierdurch
kommt es bei Anwesenheit von Flüssigkeitsanteilen zu einer Art Rauschen
des Temperatursignals, wodurch aber nur eine qualitative Bewertung anstatt
einer Quantifizierung möglich ist [53]. Eine Möglichkeit zur Bestimmung von
größeren Flüssigkeitsanteilen, wenn die Gasphase bei Taupunkttemperatur
vorliegt, ist ebenfalls nicht möglich.
Energiebilanz um den Verdampfer
Für einen adiabaten Verdampfer können für die Wärmeleistung auf primärer
und sekundärer Seite nach Gleichung 3.29 und 3.30 gleiche Beträge erwar-
tet werden. Ausgehend von einem Austrittszustand, in dem das Kältemittel
gerade vollständig verdampft ist, kann eine Verringerung der Dampfqualität
aus dem Anstieg der sekundärseitigen Austrittstemperatur über die Ener-
giebilanz
ṁr (hl + x(hg − hl ) − hin ) = cp (Tin − Tout )ṁliq (3.37)
Dünnschicht-Widerstandssensor
zeigen einen Anstieg des Signals für das gestreute Licht, wenn durch ein
Schauglas sichtbare Tröpfchen die Messstrecke passieren. Eine Korrelation
zum massenbezogenen Flüssigkeitsanteil stellen die Autoren allerdings nicht
auf, sondern nutzen das Streulichtsignal als qualitative Referenz für den
Dünnschicht-Widerstandssensor.
Laser- oder Phasen-Doppler-Anemometrie
Mit der Laser-Doppler-Anemometrie (LDA) existiert ein etabliertes Ver-
fahren zur Messung der Geschwindigkeit von Partikeln in Strömungen,
die auf der Dopplerverschiebung des Streulichts bewegter Objekte beruht.
Das Messvolumen wird dabei durch den Kreuzungspunkt zweier kohärenter
Lichtstrahlen gebildet, wodurch ein Interferenzmuster erzeugt wird. Ein das
Messvolumen passierendes Partikel löst eine Frequenzmodulation im Streu-
lichtsignal aus, die mit einem optischen Detektor erfasst wird. Aus der Fre-
quenz dieser Modulation kann die Geschwindigkeitskomponente eines Parti-
kels berechnet werden, die senkrecht zu den Interferenzstreifen verläuft. Die
Phasen-Doppler-Anemometrie stellt eine Erweiterung der LDA dar, bei der
zusätzlich Unterschiede bei der Phasenlage des Streulichts von zwei LDA
Detektoren einbezogen werden. Dazu werden die Detektoren in unterschied-
lichen Raumwinkeln positioniert. Aus der Phasenverschiebung kann dann
unter Berücksichtigung der räumlichen Anordnung und der Wellenlänge der
Lichtquelle der Durchmesser der Partikel bestimmt werden, wenn angenom-
men wird, dass diese eine sphärische Form besitzen.
Barnhart schätzt mit dieser Methode den Flüssigkeitsanteil für Flüssigkeits-
tropfen am Verdampferaustritt ab, die durch liquid carry over trotz positiver
Überhitzung auftreten können [10]. Eine höhere Überhitzung reduziert die
Anzahl der mitgerissenen Flüssigkeitstropfen, deren Volumendurchmesser
d30 im Bereich von 50 µm liegt. Den mittleren massenbezogenen Flüssig-
keitsanteil schätzt Barnhart für seine Versuche auf etwa 0,1 % ab.
Digitale Kameraaufnahmen und Bildauswertung
Ist ein geeignetes optisches Fenster zur Beobachtung der zweiphasigen Strö-
mung vorhanden, stellen Kameraaufnahmen und entsprechende Auswer-
tungsalgorithmen weitere Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeits-
anteils dar. Bowers und Hrnjak werten Kameraaufnahmen von geschichteten
Strömungen oder Ringströmungen, die durch einen hohen Flüssigkeitsanteil
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 49
können über den zweiten Teil der Schleife erkannt werden, indem zwei auf-
einanderfolgende Bilder verglichen werden. Die beiden Teile der Schleife un-
terschieden sich vor allem durch den Schwellwert des Canny-Algorithmus.
Die eigentliche Bildverarbeitung beginnt mit einem 5x5 Gauß-Filter, der auf
beide Bilder angewandt wird, um Einflüsse durch Bildrauschen zu reduzie-
ren [9]. Im nächsten Schritt erfolgt die Berechnung der absoluten Differenz.
Dies geschieht, um den Einfluss von statischen Störungen zu minimieren. Ein
kantensensitiver, lokaler Laplace-Filter verbessert die Bilder noch weiter.
Objekte in Bildern heben sich dann durch Helligkeitsveränderungen vom
Hintergrund ab. Besonders an den Rändern des Objekts treten Helligkeitsän-
derungen auf und werden für die Erkennung von Kanten verwendet [58]. Die-
se können von Verfahren zur Kantendetektion wie den Canny-Algorithmus
genutzt werden, der sowohl den Gradienten der approximierten Bildfunktion
als auch die Richtung des Gradienten auswertet und als Ergebnis Objekt-
kanten definiert. Für eine einzelne Aufnahme ist das erzeugte Kantenbild in
Abbildung (3.11) rechts oben zu sehen. Die weitere Bildbearbeitung erfolgt
mit Methoden der mathematischen Morphologie, was die Erkennbarkeit der
Objekte verbessert. Mit einer bridge-Funktion werden Löcher im Kantenbild
geschlossen und der Bereich innerhalb der Kanten als neue Fläche definiert.
Beide Teile der oben genannten Schleife enden mit einer Auswertung zu An-
zahl und Fläche der detektierten Tröpfchen, deren Ergebnis in einer Tabelle
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 51
gespeichert wird und visuell kontrolliert werden kann. Abbildung (3.11) zeigt
unten rechts ein solches Kontrollbild.
Trotz guter Ergebnisse konnte eine Auswertung der Bilder in Echtzeitfähig-
keit auf Grund des hohen Rechenaufwands nicht erzielt werden. Da dies eine
Voraussetzung für Regelungsanwendungen ist und mit der vorgestellten Me-
thode nur Tropfen im Fokusbereich der Optik ausgewertet werden können,
wird der Ansatz im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt.
stark erschwert. Zudem tragen sowohl Öl als auch Kältemittel zur Wärme-
abfuhr am Hitzdraht bei, wodurch eine zuverlässige Unterscheidung schwie-
rig ist. Die Anwendung einer Energiebilanz auf den Verdampfer setzt eine
Reihe von Messgrößen voraus, bei der die Bestimmung des Kältemittelmas-
senstrom am kostenintensivsten ist. Untersuchungen im Rahmen dieser Ar-
beit zeigen zudem, dass sich durch die unterschiedlichen Zeitkonstanten der
verschiedenen Messstellen schnell Verzerrungen beim errechneten Flüssig-
keitsanteil in dynamischen Betriebspunkten ergeben können. Für die quan-
titative Auswertung von Tropfen in Sprays steht industrielle Messtechnik
zur Bildauswertung zur Verfügung. Eine Unterscheidung von Öl und Käl-
temitteltropfen, ist damit aber nicht möglich und kann beim Vorliegen von
Flüssigkeitsfilmen nicht mehr angewendet werden. Auf Basis einer kapaziti-
ve Messung des Flüssigkeitsanteils steht ein industrieller Sensor am Markt
zur Verfügung, der für einen Einsatz in Kälteanlagen entwickelt wurde. Ein
konzeptioneller Nachteil des Messprinzips ist, dass auch Kältemittelöl ei-
ne Dielektrizitätskonstante größer eins besitzt und die Messung verfälschen
kann.
Verdampferaustritt
Tabelle 3.3.: Qualitative Einordnung von Messverfahren für den Flüssigkeitsanteil nach den Merkmalen gut geeignet
(+), weniger gut geeignet (o) und schlecht geeignet (-)
Methode Flüssigkeitstropfen Flüssigkeitsfilm Unterscheidung Öl Kosten Echtzeit
PDA + - - - +
Hitzdraht + - o + +
Schattenbilder + - - o +
Kapazitiver Sensor + + o o +
Energiebilanz + + + o -
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
53
54 3 Versuchsanlage und Messmethoden
Tabelle 3.3 fasst die Bewertung der Verfahren kurz zusammen. Da kein Ver-
fahren alle Kategorien sehr gut erfüllt, werden nachfolgend zwei neu ent-
wickelte Verfahren vorgestellt: Ein neuartiger optischer Sensor, der auf dem
Prinzip der Absorption von Infrarotstrahlung durch Kältemittel beruht, hat
das Ziel einer hohen Genauigkeit. Das zweite Verfahren, das die Helligkeits-
minderung von sichtbaren Licht durch Streuung an zweiphasigem Kältemit-
tel nutzt, konnte durch das vorhandene Strömungsschauglas einfach umge-
setzt werden.
3.4.1.1. Grundlagen
ν3 = ν4 =667 cm-1 + -
ν4 = ν3 =667 cm-1 + -
ν1 =1340 cm-1 - +
ν2 =2349 cm-1 + -
0,50
Ethanol gasförmig
0,45
Ethanol flüssig
0,40
0,35
Absorption
0,30
0,25
0,20
0,15
0,10
0,05
0,00
-1
Wellenzahl in cm
Wellenlänge [µm]
2,0
1,5
Absorption
1,0
0,5
0,0
-1
Wellenzahl in cm
R410A flüssig 1 mm R410A flüssig 0,5 mm
rechnen.
Kommt es zur Schwächung eines Lichtstrahls durch Absorption, wird der
quantitative Zusammenhang über das Lambert-Beer’sche Gesetz mit
∗
I1 = I0 e−ε cd
(3.39)
beschrieben.
Die Intensitätsminderung ist hiernach vom Absorptionskoeffizienten ε∗ für
die betrachtete Wellenlänge, der Schichtdicke d und auch von der Molkon-
zentration der durchstrahlten Schicht abhängig. Die Molkonzentration hängt
über den Zusammenhang c = ρ
M
von Dichte der Flüssigkeit ab. Da diese in
der Flüssigphase deutlich höher als in der Gasphase ist, kommt es dadurch
zu einer zusätzlichen, gewünschten Stahlschwächung.
Als Strahlungsquellen für den Sensor kommen alle Typen in Frage, die im
mittleren Infrarot Bereich emittieren. Hierzu zählen Nernst-Stift, Globar
und Widerstandsheizwendeln als thermische Lichtquellen. Infrarot-LED bie-
ten im Vergleich den Vorteil einer hohen Lebensdauer und emittieren in
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 59
auf 13,5 nA abgeschätzt werden. Durch die geringe Stromstärke wird eine
60 3 Versuchsanlage und Messmethoden
Verstärkung von 108 für die leere Messzelle bis 109 bei teilweiser Absorption
des Strahlung erforderlich, um in den Bereich Spannungssignals industrieller
Messtechnik zu gelangen. Da hohe Verstärkungsraten die Güte des Signals
verschlechtern können, wurde der erste Prototyp des Sensors um ein Lin-
sensystem erweitert, um den Pegel des Rohsignals zu verbessern. Die Optik
besteht aus zwei Vollkugeln aus Saphirglas, die jeweils zwischen Glasfenster
und Photodiode bzw. LED positioniert wurden. Die Verbesserung des Si-
gnals wurde vorab in einer Simulation abgeschätzt. In Messungen konnte
eine Steigerung des Pegels um den Faktor 128 gegenüber dem Aufbau ohne
Linsen beobachtet werden.
Lock-In-Verstärkerprinzip
Neben der IR-LED strahlen auch Sensormesszelle oder das strömende Käl-
temittel Infrarotstrahlung ab. Nach dem Wien’schen Verschiebungsgesetz
liegt die Strahlung bei den in Kältemaschinen auftretenden Temperaturen
im Messbereich der Photodiode und trägt zum ausgegebenen Signal bei. Zu-
sätzlich liegen beim Einsatz von Kältemaschinen im industriellen Umfeld mit
Netzteilen oder elektrischen Motoren der Verdichter diverse Quellen elektro-
magnetischer Strahlung vor. Die Strahlung kann vom Messsystem eingekop-
pelt werden und ebenfalls einen Stromfluss erzeugen, der verstärkt wird und
als unerwünschtes Rauschen das Signal überlagert und die Interpretation des
Signals erschwert. Durch Einsatz von phasenempfindlicher Messtechnik wie
dem Lock-In-Verstärker können diese unerwünschten Signalanteile effektiv
unterdrückt werden, indem die Sendefrequenz gezielt moduliert wird und
diese Information in die Signalverarbeitung einfließt. Vereinfacht kann das
Funktionsprinzip wie folgt beschrieben werden: Durch eine Modulation des
Senders, wird vom Empfänger das gewünschte Signal Vs als Sinusschwingung
mit der Kreisfrequenz ωM und der Phasenverschiebung φs ausgegeben. Die-
ses Signal wird aber durch Rauschen auf mehreren Frequenzen überlagert,
die in guter Näherung als Summe von Sinusschwingungen mit der Frequenz
ωn und der Amplitude Vn angenommen werden können. Daraus ergibt sich
das unverarbeitete Signal als
n
X
Vsig = Vs · cos(ωM t + φs ) + Vn · (ωn t + φn ) . (3.42)
i
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 61
1
cos(α) · cos(β) = (cos(α + β) + cos(α − β)) (3.43)
2
ergibt sich
1 1
Vmult = Vs · Vr · cos(2ωM t + φr + φs ) + Vs · Vr · cos(φr − φs )
2 2
X n (3.44)
+Vr · cos(ωM + φr ) Vn · (ωn t + φn ) .
i
Im zweiten Term können alle Anteile des Rauschens, die nicht auf der Re-
ferenzfrequenz vorliegen, ebenfalls herausgefiltert werden. Zudem wird das
nutzbare Signal dann maximal, wenn auch der Term cos(φr − φs ) durch
φr = φs den Wert eins hat. Da sich die Phasenlage im Messaufbau ständig
verändern kann, ist es vorteilhaft diese kontinuierlich zu korrigieren. Dies
kann durch Dual-Phase-Lock-In-Verstärker erreicht werden, zu denen auch
der verwendete Stanford Research Systems SR 830 gehört. Für den dar-
gestellten Messaufbau können gute Ergebnisse mit einer rechteckförmigen
Modulation der IR-LED mit einer Frequenz von 4,081 Hz erzielt und das
Signal-zu-Rausch-Verhältnis um 15 dB von 20:1 auf 6.000:1 verbessert wer-
den. Lock-Verstärker sind zudem als integrierte Schaltkreise erhältlich, deren
Preise sich um den Faktor tausend von den hier verwendeten Laborgeräten
unterscheiden, wodurch eine Voraussetzung für den wirtschaftlichen Einsatz
des Messprinzips erfüllt wird.
Messung
Regression
leküle in der Messzelle hat. Die von der LED emittierte Strahlung mit
der Intensität I0 wird durch das Linsensystem verstärkt, teilweise absor-
biert, fokussiert und durch den Transimpedanzverstärker und den Lock-In-
Verstärker in das Spannungssignal für die Messdatenerfassung gewandelt. Da
diese mit Unsicherheiten und Verlusten behaftet sind, wird ein kumulierter
Gain G für alle Verstärkungen in einem Regressionsmodell für die Messver-
stärkung und Absorption der Strahlung verwendet. Die Zusammensetzung
von R410 aus zwei Komponenten mit identischen Massenanteilen wird auch
in der Regressionsformel für die gemessene Spannung Vmeas berücksichtigt.
Mit der Gleichung
−εg,1 · c · d −εg,2 · c · d
Vmeas = G(10 2 + 10 2 )I0 (3.46)
stet ist.
Einfluss von Druck und Temperatur des Kältemittels in der Mess-
zelle
Bei der Anwesenheit von Flüssigkeit findet ein verstärkte Absorption über
die höhere Molkonzentration und das Absorptionsverhalten der Flüssigkeit
statt. Wird vereinfacht angenommen, dass sich die Infrarotstrahlung im Sen-
sor als einzelner Lichtstrahl ausbreitet und die Flüssigkeitsanteile homogen
über den Querschnitt im Rohr verteilt sind, können die durchstrahlten Volu-
mina von Flüssigkeit und Gas als jeweils homogene Phasen zusammengefasst
werden. Für die Schichtdicken im optischen Pfad ergibt sich dann mit dem
massenbezogenen Flüssigkeitsanteil
d g · ρg
(1 − LM F ) = , (3.47)
(dl · ρl + dg ρg )
wobei die Summe der Schichtdicken dem Durchmesser der Messzelle ent-
spricht. Die gesamte Absorption von Strahlung kann dann durch Anwendung
des Lambert-Beerschen Gesetzes mit der Gleichung
Messdaten
1,00
Regression
0,95
Korrekturfaktor
0,90
0,85
0,80
0,75
0,70
6 8 10 12 14 16 18 20
Temperatur in °C
der LED ist im Betrieb von ihrer eigenen Abwärmeleistung und dem Wär-
meübergang zwischen LED und Gehäuse abhängig. Das Aluminiumgehäuse
des Sensor wird konvektiv durch überhitztes Kältemittel erwärmt oder ge-
kühlt oder gibt Wärme an verdampfende Flüssigkeit ab, wenn zweiphasiges
Kältemittel im Sensor vorliegt. Auf der Oberseite des Gehäuses findet ein
Wärmeübergang an die Umgebung durch Konvektion und Wärmestrahlung
statt. Zu der in Versuchen beobachteten starken Temperaturabhängigkeit
des Sensorsignals kann auch die Photodiode beitragen. Abbildung (3.19)
zeigt ein Ersatzschaltbild der Photodiode. Das unverstärkte Signal des Sen-
sors entspricht dem Stromfluss über den Lastwiderstand Rl . Da der Shunt-
widerstand der Photodiode im Arbeitsbereich eine Temperaturabhängigkeit
von 5 %
K
aufweist, sorgt dies für eine höhere Photosensitivität bei niedrigeren
Temperaturen: Der Widerstand über den Pfad des Shuntwiderstands steigt,
66 3 Versuchsanlage und Messmethoden
so dass ein höherer Anteil des Photostroms über den Lastwiderstand fließt
und zum Signal beiträgt.
Im Versuch kann diese Temperaturabhängigkeit durch die obige Regressi-
on aus den Messdaten herausgerechnet werden. Konstante Temperaturen
des Gehäuses liegen nur bei stationären Betriebspunkten oder bei durchweg
zweiphasigem Kältemittel im Sauggas vor. Bei längerem Betrieb des Sensors
bei hoher Überhitzung können die Messergebnisse bei Lastwechseln durch
dynamische Effekte des Wärmeübergangs verzerrt sein.
Einfluss von Öl
Trotz verbautem Ölabscheider ist in vielen Betriebspunkten durch das
Schauglas ein leichter Ölfilm zu erkennen, der sich langsam und mit wel-
lenförmiger Oberfläche in Strömungsrichtung bewegt. Erreicht der Ölfilm
den unterhalb des Schauglases angebrachten Sensor, wird durch diesen des-
sen Signal beeinflusst. Als Ursache kommen sowohl eine Absorption von IR-
Strahlung durch das Öl oder die Ablenkung des Lichtstrahls durch Brechung
an den Grenzflächen des Ölfilms in Frage.
Ein erster Abgleich des Sensorsignals erfolgt durch das Einspitzen von
flüssigem Kältemittel in das Schauglas, das sich stromaufwärts der
Sensormesszelle befindet. Dazu wird Kältemittel hochdruckseitig vor
der Expansion entnommen und durch einen internen Wärmeübertrager
unterkühlt, um eine Verdampfung durch isenthalpe Expansion zu minimie-
ren. Danach wird das Kältemittel durch einen Coriolis-Massenstromsensor
geführt, wodurch mit den bekannten Massenströmen der Gasströmung
und des eingespritzten Kältemittels der massenbezogene Flüssigkeitsanteil
bestimmt werden kann. Der Abgleich des Simulationsmodells mit dem
Ausgangssignal des Sensors ist in Abbildung (3.21) dargestellt. Die Absorp-
tionskoeffizienten wurden hierfür auf εl,1 = 0,67 mol
m2
und εl,2 = 0,71 mol
m2
für die beiden Komponenten von R410A geschätzt. Eingangsvariablen des
Modells sind der massenbezogene Flüssigkeitsanteil, Oberflächentemperatur
des Sensors sowie Druck und Temperatur des Kältemittels an der Mess-
stelle, Ausgangsvariable ist die dargestellte Signalspannung. Das Modell
wird aus den oben aufgeführten Gleichungen aufgebaut. Zudem wird die
Absorption von Strahlung durch Öl vernachlässigt wie auch eine Strahl-
schwächung durch optische Effekte wie die Streuung von Infrarot-Licht an
Kältemitteltröpfchen.
68 3 Versuchsanlage und Messmethoden
5,0
Messung
Simulation
4,5
Sensorsignal in V
4,0
3,5
3,0
2,5
2,0
0 1 2 3 4 5 6
massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %
3.4.2. Graustufen
in der optischen Messstrecke dar. Mit der Auswertung des mittleren Grau-
werts der Bilder steht zusätzlich ein einfach zu bestimmender Messwert zur
Verfügung, der mit dem Flüssigkeitsanteil in der Strömung korreliert werden
kann. Während eine reine Gas- oder Flüssigkeitsströmung die Helligkeit des
Abbildung 3.22.: Strahlengänge der ersten vier Ordnungen für die Streuung
kohärenten Lichts in einem Tropfen aus [49]
220
200
180
160
Pixelwert
140
120
100
80
0 1 2 3 4 5 6
massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %
Für die Auswertung der Bilder wird ein Beobachtungsbereich festgelegt, der
in Abbildung (3.24) b) grün eingerahmt ist und 290 x 140 Pixel umfasst.
Der Grauwert g jedes Pixels hat eine Auflösung von 8 Bit, wodurch sich 28
Werte zwischen 0 und 255 ergeben. Über den Beobachtungsbereich wird der
Mittelwert aller Grauwerte gebildet. Für die gleichen Versuch zur Einsprit-
zung von Kältemittel wie für den optischen Sensor kann ein erster linearer
Zusammenhang zwischen den Grauwerten und dem massenbezogenen Flüs-
sigkeitsanteil beobachtet werden - siehe Abbildung (3.23). Dies kann über
die Gleichung
217 − g
LM F = (3.49)
24, 4
aus Messdaten, die unter den in Abbildung (3.20) aufgetragenen Versuchsbe-
dingungen bestimmten wurden, regressiert werden. Eine Abhängigkeit der
numerischen Parameter in dieser Gleichung von der Länge der optischen
Wegstrecke im verwendeten Schauglas und von der Einstellung Lichtquel-
le und Kamera ist offensichtlich und schränkt die Übertragbarkeit dieses
vereinfachten Ansatzes stark ein.
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 71
a) Wellenfront
b)
Einzeltropfen
Tropfenspur
anteil von etwa einem Prozent bei dem Flüssigkeitstropfen und deren Spu-
ren auf der Glasrohroberfläche gut zu erkennen sind. Im oberen Bildbereich
ist der Moment festgehalten, gerade bevor die Einzeltropfen durch die sich
ausbildende Wellenfront eingeholt werden. Bild b) zeigt den Zustand etwas
später mit etwa zwei Massenprozent Flüssigkeitsanteil, bei dem sich eine
durchgehende Flüssigkeitsschicht mit kurzgewellter Oberfläche ausgebildet
hat, die die Rohrinnenseite vollständig benetzt. Flüssigkeitsanteile von über
1,5 Massenprozent können statt dem vorgeschlagenem linearen Zusammen-
hang zwischen Graustufen und Flüssigkeitsanteil, der für die Sprühströmung
ermittelt wurde, mit einer exponentiellen Regression der Form
LM F = e(240,5−g)·0,01805 − 3, 42 (3.50)
mit einem korrigierten R2 von 0,9979 besser erklärt werden. Für Graustu-
fen, die Massenprozenten zwischen null und eins entsprechen, wird weiterhin
das lineare Modell verwendet. Beim optischen Sensor fällt auf, dass niedri-
ge Flüssigkeitsanteile deutlich überschätzt werden. Als Ursache kommt eine
Strahlschwächung durch einen Ölfilm im Sensor in Frage, der sich vor Be-
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 73
14 optischer Sensor
12
10
b)
2
0
a)
-2 0 2 4 6 8 10 12 14 16
Insgesamt wird deutlich, dass der optische Sensor noch akzeptable Vorher-
sagen für den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil ermöglicht, wenn ein mög-
licher Ölfilm durch ausreichend hohe Anteile von flüssigem Kältemittel aus
dem Sensor gewaschen wird, aber der Massenanteil unter zehn Massenpro-
zent bleibt. Für den optischen Sensor kommt eine Erhöhung des Absorpti-
onskoeffizienten im Sensormodell in Frage, um hohe Flüssigkeitsanteile mit
geringerem Fehler erklären zu können. Gleichzeitig würde damit der Flüs-
sigkeitsanteil für niedrige Werte der Sensorspannung überschätzt werden,
74 3 Versuchsanlage und Messmethoden
a) b)
Ölfilm
3.5. Zusammenfassung
Die wesentlichen Ziele, die mit der Modellierung des Verdampfers und der
Zweiphasenströmung zwischen Verdampfer und Verdichter erreicht werden
sollen, sind folgende:
Das Produkt aus der Masse des Kältemittels in der Zelle und der zeitlichen
80 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
und die Impulsgleichung, die basierend auf einem Ansatz von Lemke [71]
vereinfacht wird. Dabei wird angenommen, dass die Änderung des Druckes
dp
nach der Zeit, , an jedem Punkt des Verdampfers von Betrag und Vorzei-
dt
chen her gleich ist, sich also eine Druckänderung am Eintritt instantan fort-
pflanzt. Die Änderung des Druckes über die Länge des Verdampfers ergibt
sich für jedes Kontrollvolumen durch den lokalen, zeitabhängigen Druckver-
lust zwischen Eintritt und Austritt nach der Formel
pA − pB = ∆p . (4.53)
4.1.1. Druckverluste
Der gesamte Druckverlust zwischen Ein- und Austritt des Verdampfers setzt
sich als
∆p = ∆pgeo + ∆pmom + ∆pf ri + ∆pp (4.54)
∆pgeo = ρm · g · LP (4.55)
1 1
∆pmom = G2 (xin − xout )( − ) (4.56)
ρg ρl
GP 2 GP 2
∆pP = 0, 75npass · + (4.57)
2ρ in 2ρ out
ṁ2
∆pf ri = ζ · (4.58)
2ρ · Ahyd 2
ζ = a · Reb (4.59)
mit einer Güte von R2 = 0,9973 zurückgeführt werden. Für den Bereich der
turbulenten Strömung kann für Reynoldszahlen größer 2.300 näherungsweise
ein konstanter Druckverlustbeiwert verwendet werden.
Eine Übertragbarkeit dieses Ansatzes auf zweiphasige Strömungen ist mit
dem homogenen Modell der Zwei-Phasen-Strömung möglich. Dabei wird die
Zweiphasenströmung so behandelt, als ob nur eine Phase strömen würden,
82 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
1100
z
Druckverlustbeiwert
900
800
700
600
500
Reynoldszahl
deren Stoffwerte dann über die lokale Dampfqualität gewichtete Werte be-
stimmt werden. Die mittlere Dichte ρ̄ für jede Zelle des Verdampfermodells
berechnet sich über
1
ρ̄ = . (4.60)
x 1−x
+
ρg ρl
Das heterogene Modell für den Druckverlust behandelt die Zwei-Phasen-
Strömung zunächst so, als ob jede Phase allein im hydraulischen Kanal
strömen würde. Lockhart und Martinelli [74] führen dazu den Parameter
X ein, der quadriert als
∆pf ri,l
X2 = (4.61)
∆pf ri,g
das Verhältnis der Leerrohrdruckverluste beschreibt und für turbulente Strö-
mungen aus
n 2−n
µl 1−x ρg
2
Xtt = · · (4.62)
µg x ρl
berechnet werden kann. Mit Hilfe des Zweiphasenmultiplikators φ2l kann
vom Leerrohrdruckverlust der Flüssigphase über
∆pf ri
φ2l = (4.63)
∆pf ri,l
dem Zweiphasenmultiplikator φ2l angeben, wird dieser von Chisholm [24] auf
eine Regression der Form
C 1
φ2l = 1 + + 2 (4.64)
X X
(4.65)
p
∆pf ri = ∆pf ri,l + ∆pf ri,g + C · ∆pf ri,l · ∆ .pf ri,g
Daraus wird deutlich, dass sich der Gesamtdruckverlust nach dem hetero-
genen Modell aus den Leerrohrdruckverlusten der einzelnen Phasen zusam-
mensetzt sowie dem Produkt aus Chisholm-Parameter und geometrischem
Mittel der beiden Druckverluste, das die Reibung zwischen den Phasen ab-
bildet [82].
4.1.2. Wärmeübergang
Wärmeübergang kältemittelseitig
Im Gegensatz zu anderen physikalischen Phänomenen kann die Wärmeüber-
tragung bei der Verdampfung von Kältemittel noch nicht auf der Grundlage
der vorherrschenden Mechanismen mathematisch beschrieben werden, selbst
wenn auf diesem Gebiet bereits erste Fortschritte erzielt wurden [30]. Bis
dahin müssen empirische Korrelationen verwendet werden, die Schätzun-
gen des Wärmeübergangskoeffizienten (WÜK) als Funktion der thermody-
namischen Zustandsvariablen, Transportgrößen und anderer Parameter lie-
fern. Korrelationen, die von den Herstellern von Plattenwärmeübertragern
zur Beschreibung der Wärmeübertragung und des Druckverlustes verwen-
det werden, enthalten wertvolle empirische Erkenntnisse, werden aber nicht
veröffentlicht. Dennoch ist in der Literatur eine wachsende Anzahl von Kor-
relationen für die Verdampfung in Plattenwärmetauschern verfügbar. Im
Gegensatz zu Korrelationen für die Verdampfung innerhalb anderer Geo-
84 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
metrien wie z.B. Rohren ist immer noch unklar, welche von ihnen sich für
größere Mengen von Verdampfungsdatensätzen bewähren werden. Einen er-
sten Ansatz hierfür liefern Vakili-Farahani et al. [114] oder Böse et al. [15],
die Korrelationen und Messdaten kreuzweise anwenden und statistische Aus-
wertungen durchführen. Eldeeb et al. [39] geben einen guten Überblick über
einige der bekanntesten Korrelationen für Verdampfung und Kondensation
in Plattenwärmeübertragern. Die Mehrzahl der Korrelationen und Messun-
gen erlauben jedoch nur Schätzungen des durchschnittlichen Wärmeüber-
tragungskoeffizienten, die dann für Berechnungsmethoden wie die Anzahl
der Übertragungseinheiten (NTU) oder die logarithmische mittlere Tempe-
raturdifferenz (LMTD) verwendet werden können.
Für das oben vorgestellte Simulationsmodell des Wärmeübertragers wird ei-
ne Berechnungsmethode für den quasi-lokalen Wärmeübergangskoeffizienten
in Abhängigkeit von der zeitlich variierenden Dampfqualität der Zelle be-
nötigt. Neuere Ansätze werden unter anderen von Djordjevic und Kabe-
lac [31] präsentiert, die den quasi-lokalen WÜK aus den Temperaturmes-
sungen im Plattenwärmeübertrager ableiten. Ähnliche Methoden wenden
Amalfi [4] oder Claesson [25] an, ohne allerdings eine bessere Korrelation
für den lokalen WÜK auf Basis ihrer Messungen vorzuschlagen.
Grundsätzliche Übereinstimmung herrscht bezüglich des charakteristischen
Verlaufs des lokalen Wärmeübergangskoeffzienten gegenüber der Verdamp-
ferlänge und damit in Richtung steigender Dampfqualität und ist schema-
tisch in Abbildung (4.4) dargestellt.
In Korrelationen kann dieser Verlauf abgebildet werden, wenn die Dampf-
qualität direkt einbezogen wird oder z.B. als Verhältnis der Dichten von
Flüssigkeits- und Gasphase ähnlich dem oben vorgestellten homogenen Mo-
dell für Druckverluste. Die Datengrundlage für die verfügbaren Korrela-
tionen, in denen die Dampfqualität ein Regressionsparameter ist, bilden
Messdaten aus Versuchen an Einzelplatten oder an Plattenwärmeübertra-
gern in Prüfständen. Angaben zur Dampfqualität beziehen sich meist auf
den Mittelwert der Dampfqualitäten an Eintritt und Austritt, die mit Hilfe
von Energiebilanzen bestimmt werden. Eine Übertragbarkeit dieser Korre-
lationen auf das Zellenmodell ist daher per se nur mit Einschränkungen ge-
geben, da das arithmetische Mittel der Dampfqualität zwischen Eintritt und
4.1 Modellierung des Verdampfers 85
Austritt nicht dem Mittel der Dampfqualität als Integral über gleichlange
Zellen des Verdampfers entspricht. Durch die niedrigeren WÜK in Zellen mit
niedriger Dampfqualität sind diese über die Länge des Verdampfers über-
proprotional häufig vertreten, wodurch der Mittelwert der Dampfqualität
im Zellenmodell geringer ausfällt als der arithmetische Mittelwert. In der
Folge würden Korrelationen die Verdampferleistung eher unterschätzen.
Um mit dem Zellenmodell zu einem dynamischen Verdampfermodell zu ge-
langen, das sowohl überhitzte als auch zweiphasige Austrittszustände mit
guter Genauigkeit vorhersagt, können Verdampfungskorrelationen angepasst
werden, um den oben dargestellten Verlauf zu folgen. Dies wird durch die
folgende stückweise Definition des Wärmeübergangskoeffizienten in Abhän-
gigkeit von der lokalen Dampfqualität erreicht:
Die lokale Dampfqualität in jeder Zelle wird unter Annahme eines thermo-
dynamischen Gleichgewichts von Gas und Flüssigkeit nach Gleichung 3.36
über die spezifische Enthalpie bestimmt. Wird das homogene Modell der
Zweiphasenströmung angewendet, können aus der lokalen Dampfqualität
auch Transportgrößen wie die Geschwindigkeit jeder Phase bestimmt und in
Wärmeübergangskorrelationen verwendet werden. Der zweiphasige Bereich
der beginnenden Verdampfung mit geringer Dampfqualität wird durch eini-
ge Korrelationen nicht abgedeckt oder es werden durch die mathematische
86 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
gewählt. Dies ist angelehnt an Shah [96], der bei der Überlagerung von Bla-
sensieden und konvektivem Sieden auch das Maximum beider WÜK verwen-
det.
Wojtan et al. [121] präsentieren Messdaten für den Beginn des Dryouts bei
der Verdampfung von Kältemittel in Rohren. Eine starke Abnahme des Wär-
meübertragungskoeffizienten beobachten sie im Bereich hoher Dampfquali-
tät im Bereich zwischen x = 0, 7 und 0,9. Für die vorgeschlagene Modi-
fikation des Wärmeübergangskoeffizienten wird dieser Effekt durch einen
Übergang zwischen zweiphasigem WÜK αtp und einphasigem WÜK als
und
2π(x − 1) 2π(x − 1)
αtp = αtp,corr −sin + αsp 1 + sin
1 − xdi 1 − xdi (4.68)
f ür xdi < x < 1
Wärmeübergang sekundärseitig
für typische Betriebspunkte der Versuchsanlage aufgestellt, mit der für ver-
4.1 Modellierung des Verdampfers 87
αmod
α
Ahyd = 2b · B (4.71)
4b
dhyd = (4.72)
Φ
2π · b
X= (4.73)
λ
bestimmt werden, mit der der Flächenvergrößerungsfaktor nach [78] für si-
88 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
0,35
D
D
x=20 %
0,0120
x=20 %
D x=40 %
D x=40 %
0,30
D x=60 %
0,0115 D x=60 %
D x=0 %
Massenstrom in kg/s
0,0110
0,25
Dampfqualität
0,0105
0,20
0,0100
0,15
0,0095
0,10
0,0090
0,05 0,0085
1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kanalnummer Kanalnummer
teldampf vorwiegend auf die ersten Kanäle verteilt und flüssiges Kältemittel
überwiegend in die am weitesten vom Eintritt entfernten Kanäle strömt.
Dazu wird der Faktor ∆x eingeführt, der die prozentuale Abweichung der
Eintrittsqualität des ersten und letzten Kanals von der mittleren Dampfqua-
lität am Eintritt beschreibt. Für eine lineare Verteilung gilt dann für einen
Verdampferkanal i ∈ {1, 2, ..., nch }
i−1
xin,i = xin,1 + xin · ∆x(1 − 2 )) . (4.75)
nch − 1
Weitere bindende Gleichungen ergeben sich nach dem Prinzip der kommu-
nizierenden Röhren, in diesem Fall die parallelen Verdampferkanäle. Für
den in Hauptströmungsrichtung in ncells finite Volumina aufgeteilten Ver-
dampfer gilt, dass der Druck am Austritt aus dem letzten Kontrollvolumen
auch dem Druck des im Sammlerkanal zusammenströmenden Kältemittels
entsprechen muss.
90 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
Der Druckverlust in jedem Verdampferkanal hängt dabei über die oben vor-
gestellte Druckverlustkorrelation für zweiphasige Strömungen sowohl vom
Lockhartt-Martinelli Parameter und damit von der Dampfqualität als auch
vom Massenstrom in jedem Kanal ab, weshalb das hierdurch entstehende
Gleichungssystem numerisch gelöst werden muss. Ergebnisse des abgegli-
chenen Verdampfermodells mit einer mittleren Dampfqualität von x = 0, 2
am Eintritt sind nachfolgend dargestellt. Die Verteilung des Massenstroms
auf die einzelnen Kanäle ist in Abbildung (4.6) rechts aufgetragen. Gut zu
erkennen ist der Effekt der Endplatten, der dazu führt, dass ohne Ungleich-
verteilung in der Dampfqualität, die Ungleichverteilung im Massenstrom
für dieses Beispiel Werte von 10 % annimmt. Die äußeren Kanäle des Plat-
tenwärmeübertragers werden gemäß üblicher Anordnung von Sekundärfluid
durchströmt, das thermisch dann aber nur mit einem Kältemittelkanal in
Kontakt steht. Folglich fällt Temperaturabfall in diesem Kanal geringer aus.
Daher verdampft das Kältemittel in den äußeren Kanälen schneller und die
höhere mittlere Dampfqualität führt über die höheren Druckverluste der
Gasphase zu einem geringeren Massenstrom.
Abbildung (4.7) zeigt den Verlauf der örtlichen Dampfqualität in den käl-
temittelführenden Kanälen bei einer Fehlverteilung von ∆x = 40 %. Wäh-
rend die Überhitzung nach idealer Durchmischung aller Massenströme 5 K
beträgt, schwanken die Überhitzungen in den Kanälen zwischen 7,58 K in
Kanal 1 und 1,49 K in Kanal 8. Eine weitere Absenkung der Mischungs-
überhitzung Tsh,mix führt dann zu Flüssigkeitsanteilen am Austritt einzel-
ner Kanäle, während aus anderen Kanälen noch deutlich überhitztes Gas
austritt.
Nimmt der Grad der Ungleichverteilung zu, treten erste Flüssigkeitsantei-
le bei immer höheren Mischungsüberhitzungen auf, was in Abbildung (4.8)
dargestellt ist. Knicke im Kurvenverlauf stellen die Punkte dar, bei denen
sich der Austrittszustand einzelner Kanäle von überhitzter Flüssigkeit ins
Zweiphasengebiet verschiebt und ist der Modellierung des Verdampfers mit
diskreten Zellen geschuldet. Die als Abszisse gewählte Mischungsüberhitzung
ergibt sich, wenn Flüssigkeitsanteile durch die sensible Wärme der Gasströ-
mung verdampft werden. Fällt dieser Wärmeübergang nur gering aus, kann
mit dem komplexen Verdampfermodell das Auftreten von Flüssigkeitsantei-
4.1 Modellierung des Verdampfers 91
1
4 2 2
0.45 6
Überhitzung
0 0.9
0.4
0
0.8
0.35
4 2 0.7
0.3
0 0.6
Dampfqualität
Länge in m
0.25
0.5
0.2
0.4
0.15 0.3
0.1 0.2
0.05 0.1
0 0
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kanalnummer
len trotz positiver Überhitzung erklärt werden. Ein Modell für den Ungleich-
gewichtszustand von Flüssigkeit und Gasströmung am Verdampferaustritt
wird im nächsten Abschnitt diskutiert. sh
sh
hältnis geringer aus. Bobbili et al. zeigen experimentell, dass eine Erhöh-
ung der Plattenanzahl Ungleichverteilung begünstigt [13], was bei niedriger
Überhitzung wieder zu Flüssigkeitsanteilen führen kann.
sh
strömendes Fluid vor. Die Länge des Saugrohrs begrenzt zudem die Zeit,
in der eine teilweise oder vollständige Verdampfung der Flüssigkeit erfol-
gen kann. Als zweiter Faktor geht die Intensität des Wärmeübergangs ein,
die ebenfalls von den Eigenschaften der Strömung abhängt. Deshalb ist ei-
ne dynamische Betrachtung des Verdampfungsprozesses erforderlich, bei der
folgende Annahmen getroffen werden sollen:
– keine Interaktion des Tropfens mit der Rohrwand oder anderen Trop-
fen
Mit Hilfe dieser Vereinfachungen kann ein physikalisches Modell für den Un-
gleichgewichtszustand von Gasphase und Flüssigkeit aufgestellt werden. Das
Verhalten von Flüssigkeitströpfchen in Gasströmungen ist vor allem für ver-
breitete Anwendungen wie der Einspritzung von Wasser oder Kraftstoffen
in Luft gut beschrieben, bei denen die Gasphase gegenüber der Flüssigpha-
se aus mindestens einer weiteren Komponenten besteht und ein Konzen-
trationsgefälle vorliegt, mit dem Diffusionsvorgänge ausgelöst werden. Die
Verdampfung von Flüssigkeit im überhitzten Dampf, wie sie auch in Zonen
hoher Dampfqualität im Verdampfer auftritt, ist weniger genau untersucht.
Üblicherweise werden Verdampfungsprozesse im Verdampfer eher mit kon-
zentrierten Parametern als mit mechanistischen Modellen beschrieben.
Liegen Flüssigkeitstropfen im unterkühlten Zustand vor, findet unter den
getroffenen Annahmen zunächst ein konvektiver Wärmetransport an der
Grenzfläche statt, dem dann bei genauerer Betrachtung die Wärmeleitung
ins Innere des Tropfens folgt [70]. Unter der vereinfachenden Annahme einer
homogenen Temperaturverteilung kann für einen Tropfen mit der Oberfläche
Ad die Energiebilanz
Q̇conv = α(Tg − Tl )Ad (4.78)
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 95
N u · λg
α= (4.79)
dd
über die Nußeltzahl, wobei für die charakteristische Länge der Tropfendurch-
messer eingesetzt wird. Für die Nußeltzahl zur Tröpfchenerwärmung, kann
eine Korrelation von Raithby und Eckert [87] verwendet werden, die den
konvektiven Wärmeübergang an kugelförmigen Körpern mit
N u = 2 + 0, 21 · Re0,61 (4.80)
Die die Reynoldszahl ergibt sich aus der Relativgeschwindigkeit von Flüs-
sigkeit und Gasphase zu
ρg (ug − ul )dd
Re = . (4.81)
µg
Eine Energiebilanz ergibt dann die Aufheizung der Tröpfchen auf Sätti-
gungstemperatur und eine Abkühlung der Gasphase als
dTl dTg
Q̇conv = −ṁl · cp,l = ṁg · cp,g . (4.82)
dt dt
dml 1
=− N uv · π · dd (Tg − Tl )λg (4.83)
dt ∆hv
Der Wärme- und der Stofftransport enden, wenn die Masse der Tröpfchen bei
vollständiger Verdampfung gegen Null konvergiert oder sich die Gasphase
soweit abgekühlt hat, dass die treibende Temperaturdifferenz verschwindet.
Die Geschwindigkeit dieses Prozesses hängt dabei maßgeblich von der Nu-
ßeltzahl der Verdampfung N uv ab, für die eine lineare Abhängigkeit vom
Produkt Rea · P rb angenommen werden kann, wobei a in nahezu allen Kor-
1 1
relationen beträgt und b zwischen und 0,4 liegt. So auch bei der häu-
3 3
fig verwendeten Korrelation von Ranz und Marshall [88], die Verdampfung
von Wassertropfen in überhitzter Luft mit Durchmessern zwischen 600 und
1100 µm untersuchen und den Zusammenhang
1
N uv = 2 + 0, 6 · Re 2 · P r0,33 (4.85)
aufstellen. Lee und Ryley [70] untersuchen die Verdampfung von Wasser in
überhitztem Dampf und finden mit
1
N uv = 2 + 0, 74 · Re 2 · P r0,33 (4.86)
und
1
N uv = 2 + 0, 27 · Re0.62 · P r 3 f ür 450 < Re < 10000 (4.88)
dmg dρ dml
= ṁg,in + ṁg,out + Vg + (4.89)
dt dt dt
98 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
mit
Across · L = Vg + Vl (4.90)
und
mg = Vg · ρg . (4.91)
L·S
t¯r = (4.93)
vg
ausgedrückt werden.
Für die Annahme des idealen Strömungsrohrs muss auch die Gasgeschwin-
digkeit über ein homogenes Geschwindigkeitsprofil in radialer Richtung ver-
fügen. Im Bereich laminarer Strömungen von inkompressiblen Medien bildet
sich allerdings das in Abbildung (4.10) gezeigte parabolische Geschwindig-
keitsprofil aus, bei dem sich die Strömungsanteile in der Mitte mit etwa
der doppelten mittleren Geschwindigkeit fortbewegen. Dadurch erreichen
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 99
t¯r
die ersten Partikel das Ende des Kontrollvolumens bereits nach und der
2
in Kurve c gezeigte Verlauf resultiert. Für turbulente Strömungen ergibt sich
insbesondere bei glatten Rohren eine abgeflachte Geschwindigkeitsfront. Um
dn
= ṅin − ṅout (4.96)
dt
dm
= ṅin · min − ṅout · mout (4.97)
dt
aufgestellt werden kann. Die Masse des einzelnen Tropfens, der das Kontroll-
volumen verlässt, ergibt sich aus der Verweilzeit und der möglichen Massen-
änderung des Tropfens während des Aufenthalts im Kontrollvolumen. Da
die Austrittsmasse nicht negativ werden kann, ist hier der kleinere Wert von
Massenänderung durch Verdampfung und der möglichen Massenänderung
bei vollständiger Verdampfung zu ermitteln.
Q̇v min
mout = min − tr · min( , ) (4.98)
h′′ − h′ tr
Durch Verknüpfung der Zellen kann die Interaktion von Tropfen und Gas-
phase in einer Rohrströmung z.B. zwischen Verdampferaustritt und Verdich-
tereintritt in einer Simulation abgebildet werden. Mit der in Abschnitt 3.3.2
vorgestellten Methode wurde für Tröpfchen, die bei niedriger Überhitzung
auftreten, eine mittlere Fläche von 35 Pixeln bestimmt, was bei Annahme
einer idealen Kugelform einem Durchmesser von 390 µm entspricht. Als Gas-
geschwindigkeit werden die im Saugrohr vorliegenden 10 m
s
angesetzt. Mit
einem Schlupf von S = 1 ist eine Abschätzung zur sicheren Seite möglich.
Abbildung (4.11) zeigt die berechnete Reduktion des Tropfendurchmessers
im überhitzten Gas über die Länge des Strömungspfades. Die Geschwin-
digkeit des Verdampfungsprozesses und damit die zurückgelegte Wegstrecke
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 101
sh
sh
sh
sh sh
sh sh
der Tropfen wird durch die treibende Temperaturdifferenz zwischen Gas und
Flüssigkeit bestimmt, wovon sich eine lineare Abhängigkeit zeigt. Dargestellt
ist außerdem die Vereinfachung, dass die Gasphase einen unbegrenzten Ent-
halpiestrom Ḣinf darstellt und durch die Verdampfung der Tröpfchen selbst
nicht abkühlt. Im Gegensatz zur Modellierung der Gasphase als begrenzten
Enthalpiestrom Ḣlim läuft die Verdampfung in der Rohrströmung schneller
ab. Unter den getroffenen Annahmen fällt die Reduktion der mittleren Tröpf-
chengröße und damit auch des Flüssigkeitsanteils durch Wärmeübergang im
Saugrohr nicht insgesamt gering aus. Zwar kann die hier vernachlässigte
Interaktion von Tröpfchen und Rohrwand dazu führen, dass Verdampfungs-
prozesse etwas unterschätzt werden. Im Gegensatz zum Verdampfer, wo die-
se Prozesse wesentlich zur Verdampfung von Tröpfchen in Bereichen hoher
Dampfqualität beitragen, sind im Saugrohr der hydraulische Durchmesser
größer und die Wandüberhitzung deutlich geringer. Treten also Flüssigkeits-
anteile bei niedriger Überhitzung auf, erreichen diese bei üblichen Saugrohr-
längen und den beobachteten Durchmessern auch den Verdichter.
Für den Wärmeübergang auf der Sekundärseite wird die nach Herstel-
lerangaben regressierte Korrelation verwendet. Der Wärmeübergang des
Kältemittels wird aus einer Korrelation von Longo [76] der Form N u =
0, 277 · Re0,766 · P r0,33 für den einphasigen Bereich und einer Verdampfungs-
korrelation zusammengesetzt. Grundlegende Überlegungen zu Korrelatio-
nen, die sich für 1D-Modellierung eines Verdampfers mit finiten Volumina
eignen, als auch zum Einfluss von Geometrieparametern, Kältemitteln und
Verdampfungsdrücken findet sich in Böse et al. [15]. Von den untersuchten
Korrelationen, die mit umfangreichen Messdaten von Huang [54] ausgewer-
tet wurden, erzielten die Korrelation von Danilova et al. [29] als auch von
Donowski und Kandlikar [34] gute Ergebnisse, weshalb letztere zum Mo-
dellabgleich verwendet werden soll. Longo et al. [76] stellen außer für den
einphasigen Wärmeübergang auch eine Korrelation für die Verdampfung
von Kältemittel in Plattenwärmeübertragern auf, die für Vergleichszwecke
verwendet wird.
1
αref = 1 1 1 (4.99)
kges
− αsec
− kw
Q̇
kges = (4.100)
A · LM T D
λ
kw = (4.101)
d
104 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
Die Korrelation von Donowski und Kandlikar bildet dies deutlich ab und
weist einen exponentiellen Verlauf des WÜK gegenüber der Dampfquali-
tät für hohe Dampfqualitäten auf. Abbildung (4.13) zeigt Ergebnisse einer
Simulation des vorgestellten Versuchs bei Verwendung der originalen Kor-
relation von Donowski und Kandlikar im Verdampfermodell. Während nach
Messdaten der Verdampferaustritt bereits zweiphasig vorliegt, sagt die Kor-
relation von Donowski und Kandlikar einen überhitzten Austrittszustand
voraus. Die Korrelation von Longo unterschätzt hingegen den WÜK und
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 105
und Kandlikar
und Kandlikar;
et. al
et. al
et. al
und Kandlikar
und Kandlikar
et al.
EXV
Tabelle 4.3.: Totzeiten der Messmethoden und der Simulation sowie Verweil-
zeiten des Kältemittels
Messmethode/ Strecke tT tr
zelle deutlich ab, dies wird aber durch das invertierte Simulationsmodell des
Sensors weitestgehend kompensiert.
Neben den Messsignalen kann auch der Anstieg der sichtbaren Flüssigkeits-
mengen im Schauglas auf den zeitgestempelten Videosequenzen herangezo-
gen werden. Diese stimmen gut mit dem Signal nach der Graustufenmetho-
de überein, welches allerdings etwas verrauschter ist. Stellt man sich dieses
Signal stärker geglättet vor, fällt auf, dass der mit der Simulation vorherge-
sagte Flüssigkeitsanteil diesem Signal sehr gut entspricht.
Neben der Messgüte für stationäre Werte stellt auch die Ansprechzeit eines
Sensors einen wichtigen Parameter für regelungstechnische Analysen, aber
auch für die Abbildung eines realitätsnahen Sensors in einem Simulations-
modell dar. Die Zeitdifferenz zwischen dem Start des Sprungs und der ersten
Änderung des Sensorsignals liegt für die abgebildete Messreihe im Bereich
der Abtastrate von einer Sekunde. Aus weiteren Messreihen können die in
Tabelle 4.3 aufgeführten Werte ermittelt werden.
Die ermittelte Totzeit zwischen der Öffnung des Expansionsventils und dem
Anstieg des LMF-Signals an der Messstelle setzt sich bei der Graustufen-
methode und dem optischen Sensor aus unterschiedlichen Anteilen zusam-
men. Der erste Zeitanteil ist die Zeit tr , die der erhöhte Massenstrom an
expandiertem Kältemittel benötigt, um die Rohrleitung vom EXV bis zum
Verdampfer zu durchlaufen, wenn das homogene Modell der Zweiphasen-
strömung angenommen wird. Mit Hilfe der Simulation kann dann für den
Verdampfer die Totzeit zwischen Eintritt und Austritt abgeschätzt werden.
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 109
1,1
1,0
0,9
0,8
prim.
m in kg/s
0,7
0,6
sek.
0,5
0,095
0,090
0,085
0,080
14
sim. Überhitzung
12
10 exp. Überhitzung
T in K
-2
15,0
Q in kW
14,5
14,0
13,5
13,0
Zeit in s
Verdampfereintritt Expansionsventilstellung
18 41,8
Überhitzung
Temperatur / Überhitzung in °C / K
16 41,6
Expansionsventilstellung in %
14 41,4
12 41,2
10 41,0
8 40,8
6 40,6
a b c d
4 40,4
2 40,2
0 40,0
Zeit in s
0,098
15,0 28,6
5,5 9,6
Massensstrom in kg/s
Unterkühlung in K
14,8
Wärmestrom in kW
0,096
Druck in bar
14,6 28,4
0,094 9,4
14,4 5,0
0,092
14,2
9,2
28,2
0,090
14,0
0,088
4,5 9,0
13,8 28,0
0,086
13,6
8,8
0,084
13,4
4,0 27,8
0 100 200 300 400 500 600
0 100 200 300 400 500 600
Zeit in s Zeit in s
Wird der gleiche Betriebspunkt nicht durch eine Änderung der Expansions-
ventilstellung, sondern durch eine langsame Absenkung der Eintrittstempe-
ratur des Sekundärfluids angefahren, treten wie in Abbildung (4.19) links
dargestellt, ebenfalls keine thermohydraulischen Oszillationen auf, obwohl
das Expansionsventil den gleichen Öffnungsgrad von 41,25 % hat. Eine Wie-
derholung des Versuchs mit einem stärkeren Gradienten der sekundärseitigen
Temperaturänderung ruft die in der gleichen Abbildung rechts dargestellten
Oszillationen hervor.
Die erstmals von Ledinegg [68] untersuchte und nach ihm benannte Instabili-
tät in Verdampferkanälen resultiert aus der nicht-monotonen Druckverlust-
charakteristik von zweiphasigen Strömungen. Abbildung (4.20) zeigt den
typischen N-förmigen Verlauf, der von den Leerrohrdruckverlusten für ei-
ne reine Gas- und Flüssigkeitsströmung begrenzt wird. Kleine Störungen
am System können dazu führen, dass sich der instabile Betriebszustand 1
112 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
20 16,0 20 16,0
Verdampfereintritt Verdampferleistung Verdampfereintritt Verdampferleistung
18
Überhitzung 18
Überhitzung
Temperatur / Überhitzung in °C / K
Temperatur / Überhitzung in °C / K
15,5 15,5
16 16
14 14
Wärmestrom in kW
Wärmestrom in kW
15,0 15,0
12 12
10 14,5 10 14,5
8 8
14,0 14,0
6 6
4 4
13,5 13,5
2 2
0 13,0 0 13,0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 0 100 200 300 400
Zeit in s Zeit in s
dpext d∆pint
< (4.102)
dṁ dṁ
Mit der Öffnung des Expansionsventils findet eine Störung des vorherrschen-
den Strömungs- und Wärmeübergangsregimes statt. Die Störung dieses me-
tastabilen Zustands resultiert in dem vollständigem Verschwinden der Über-
hitzungszone und dem Auftreten der beobachteten Flüssigkeitsanteile. Im
linken Graphen der Abbildung ist zu erkennen, wie zusammen mit dem
erhöhten Kältemittelmassenstrom auch die sekundärseitige Verdampferlei-
stung steigt. Dass sich die thermischen Oszillationen von der Niederdruck-
auch auf die Hochdruckseite ausbreiten, zeigt der ebenfalls schwingende Ver-
lauf der Unterkühlung am Austritt des Kondensators und des Kondensati-
onsdrucks trotz konstanter Temperaturen im Sekundärkreislauf. Dabei fällt
besonders auf, wie der Hochdruck monoton ansteigt, dann aber für einen
kurzen Zeitpunkt konstant bleibt, bevor es wenige Sekunden später zum
starken Abfall des Massenstroms kommt. Dies führt zu einem starken An-
stieg der Überhitzung, wonach das System wieder in die Gegenrichtung mit
dem Auftreten von zweiphasigem Kältemittel am Verdampferaustritt aus-
schwingt.
Faktoren, die die Stabilität des Systems negativ beeinflussen können, sind
zahlreich. Wedekind und Stoecker [120] zeigen, dass sich die Lage des Dry-
114 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
0,6
fallende Überhitzung
0,5
steigende Überhitzung
LMF in % 0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
-0,1
0 5 10 15 20
Überhitzung in K
senen Flüssigkeitsanteils tritt auf, wenn die Überhitzung einen Wert von et-
wa 5 K unterschreitet. Oberhalb von 7 K sind keine signifikanten Flüssigkeits-
anteile mehr zu beobachten. Dargestellt sind sowohl Versuchsreihen für eine
fallende Überhitzung zwischen stationären Punkten als auch für eine steigen-
de Überhitzung. Der Versatz von 0,05 % der Reihe für die steigende Überhit-
zung ist sowohl gegenüber der Nulllinie als auch der anderen Versuchsreihe
vorhanden und hängt vom Kalibrierwert der Graustufenmethode ab. Eine
Erklärung kann darin liegen, dass in einer Phase von niedriger Überhitzung
durch die Flüssigkeitstropfen kleinste Schmutzpartikel oder Ölschlieren aus
dem gefilmten Schauglasabschnitt entfernt werden. Hierdurch steigt die Hel-
ligkeit für hohe Überhitzungen, bei denen Flüssigkeitsanteile ausgeschlossen
werden können.
Mit dem komplexen Verdampfermodell, das auch eine mögliche Ungleich-
verteilung von Dampfqualität und Massenstrom zwischen den Kanälen ab-
bildet, kann auch das Austreten von Flüssigkeit trotz positiver Überhitzung
erklärt werden. Aus dem reduzierten Verdampfermodell werden die bereits
abgeglichenen Parameter für die diskutierten Korrelationen übernommen
und die Messdaten der oben dargestellten Versuchsreihe vorgegeben. Mit
116 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung
einem Wert von 0,56 für den Parameter ∆x, der das Maß der Ungleich-
verteilung bestimmt, treten Flüssigkeitsanteile in der Simulation wie in den
Messdaten auf, wenn die Überhitzung 7 K unterschreitet. Die Verdampfung
von Tropfen zwischen Verdampferaustritt und optischer Messstrecke wird
durch das in Abschnitt 4.2.1 erklärte Tropfenmodell abgebildet. Durch die
kurze Wegstrecke von 1,5 m ändert sich der Flüssigkeitsanteil in der Strö-
mung durch Wärmezufuhr aus der überhitzten Gasphase kaum.
simulierte Überhitzung in K
Abbildung (4.22) zeigt den Verlauf der Temperatur der Gasphase als Ergeb-
nis von Messung und Simulation. Für die Reihe N uRS werden Nußeltzah-
len aus dem Modell der Rohrströmung angenommen. Dies führt einerseits
zu hohen Flüssigkeitsanteilen bei geringen Überhitzungen und andererseits
zu einer Überhitzung der Gasphase, die deutlich über den beobachteten
Messdaten liegt. Im komplexen Verdampfermodell nicht abgebildet ist der
Mischungsprozess der Kältemittelströme im Sammlerkanal, wo überhitztes
Gas und Flüssigkeit aus verschiedenen Kanälen aufeinander treffen.
Für Messpunkte mit einem hohen Flüssigkeitsanteil kann im Sammlerkanal
eine sich ausbildende Filmströmung mit geringen Flüssigkeitsgeschwindig-
keiten vermutet werden. Dies erhöht den Wärmeübergang durch die höhere
Verweilzeit der Flüssigkeit im Sammlerkanal als durch höhere Reynoldszah-
4.4 Zusammenfassung 117
4.4. Zusammenfassung
Breuker und Braun fassen die Ergebnisse einer Studie zu Ausfallursachen von
15.716 Kälteanlagen mit hermetischen Verdichtern zusammen [18]. Dabei
können 19 % der Ausfälle mechanischem Versagen zugeordnet werden, das
hauptsächlich durch defekte Ventile, Flüssigkeitsschläge oder Schmierungs-
mangel hervorgerufen wurde. Zum Zusammenhang von Verdichterschäden
und angesaugten Flüssigkeitsmengen werden von Herstellern Dauerlaufver-
suche im Labormaßstab durchgeführt oder beauftragt [103]. Durch die hohe
Wettbewerbsrelevanz bleiben die Ergebnisse aber unveröffentlicht und sind
in der wissenschaftlichen Literatur nicht zu finden.
Eine Ausnahme bilden Versuche von Siewert, der einen hermetischen Hub-
kolbenverdichter durch Flutung mit flüssigem Kältemittel bis an die Versa-
gensgrenze testet [100]. Die auftretenden Druckspitzen von bis zu 150 bar
120 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung
h2s − h′′
ṁ(h′′ − h′ )LM F = ṁ (1 − ηel ) . (5.103)
ηis
Da sich der Massenstrom auf beiden Seiten der Gleichung herauskürzt, kann
die Gleichung für beliebige Verdichtergrößen bestimmt werden. Abbildung
(5.3) zeigt den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil, der durch die Motorab-
wärme verdampft werden kann in Abhängigkeit vom elektrischen Wirkungs-
grad. Der Berechnung für die drei dargestellten Kältemittel wurden eine Ver-
dampfungstemperatur von 10 ◦ C, eine Kondensationstemperatur von 45 ◦ C
und ein isentroper Wirkungsgrad von 0,7 zu Grunde gelegt.
massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %
2,0 R410A
R134a
Ammoniak
1,5
1,0
0,5
0,0
88 90 92 94 96 98 100
Motorwirkungsgrad
100,0
97,5
95,0
92,5
Wirkungsgrad
87,5
85,0
82,5
80,0
77,5
75,0
1 10 100
Leistung in kW
Abbildung (5.5) zeigt die Ergebnisse dieser Rechnung für verschiedene Kälte-
mittel bei einer Verdampfungs- und Kondensationstemperatur von 10 bzw.
45 ◦ C. Die Stärke des Effektes hängt wesentlich vom Verdampfungsdruck
des Kältemittels ab. Da Druckverluste die Verdichterarbeit erhöhen und
den Anlagenwirkungsgrad herabsetzen, wird versucht, diese möglichst ge-
ring zu halten. Erhöhen die Druckverluste zunächst nur die innere Energie
der Gasströmung, kann die Sauggasleitung je nach Länge keine ausreichende
Verweilzeit für eine vollständige Verdampfung der Tropfen bis zum Verdich-
tereintritt bieten (vgl. Abschnitt 4.2).
(h2s − h1 )
Pcomp = ṁ . (5.106)
ηis
ṁ = V · ηvol · ρ1 . (5.108)
Mit Hilfe einer Energiebilanz kann ein thermisches Modell für den Wärme-
übergang zwischen dem unteren Teil des Verdichters und dem einströmen-
den Kältemittel (engl. suction) aufgestellt werden. Dabei wird angenom-
men, dass die in Wärme umgesetzten Verluste des Motors vollständig auf
das Sauggas und den unteren Teil des Verdichters (engl. shell ) übergehen,
der Gehäuse, Motor, Scrollspirale usw. umfasst. Die Wärmekapazität dieser
Teile wird zusammengefasst und über die Gesamtmasse des Verdichters und
5.2 Modellierung des Verdichters 127
dTshell
Pel (1 − ηel ) − Q̇suc,conv − Q̇suc,e − Q̇surf = Cshell (5.109)
dt
10
gemessen
8
simuliert
6
Tin
4
-2
4800
4775
4750
Pel
4725
4700
4675
4650
0,090
0,085
m
0,080
0,075
45
40
Tshell
35
30
25
20
95
90
85
Tout
80
75
70
65
2,0
LMF in %
1,5
1,0
0,5
0,0
Zeit in s
ηvol 91,0 %
ηis 75,4 %
ηel 88,1 %
αAr,shell 18,0 W
K
αAdis,shell 3,0 W
K
αAsurf 2,9 W
K
αAdis 6,0 W
K
in mm
s²
in °C
oder kann bei bekannter Lagergeometrie mit Hilfe der Sommerfeldzahl für
Fluidlager bestimmt werden. Übliche Werte liegen zwischen 6 und 10 mm
s2
.
Werden niedrigere Überhitzungen oder Flüssigkeitsanteile im Sauggas ge-
fordert, können Öle mit einer höheren Viskositätsklasse ausgewählt werden.
Eine generelle Erhöhung der Ölviskosität kann wiederum die mechanischen
Verluste im Verdichter erhöhen, wie Kerpicci et al. für Kältemittelverdichter
zeigen [63]. Für Kältemaschinen mit stark schwankenden Verdampfungstem-
peraturen ist die Einstellung der je nach Betriebspunkt effizienzoptimalen
Viskosität des Öls über den Flüssigkeitsanteil im Sauggas denkbar.
Dass sich durch eine Reduktion der Dampfqualität des Sauggases die Druck-
gastemperatur wirkungsvoll absenken lässt, zeigt Abbildung (5.8). Darge-
stellt sind stationäre Werte der Druckgastemperatur aus Messungen und
Simulationen mit dem abgeglichenen Verdichtermodell. Zu vergleichbaren
Ergebnissen kommen auch Kim et al., die neben der Absenkung der Druck-
gastemperatur für R410A im Experiment auch eine Erhöhung der Leistungs-
zahl nachweisen [64]. Hohe Druckgasüberhitzungen sind außerdem uner-
wünscht, da sie zu einer chemischen Degeneration des Schmieröls führen,
was übermäßigen Verschleiß verursacht und die Lebensdauer des Kompres-
132 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung
5.3. Zusammenfassung
Die Bauart des Verdichters hat einen wesentlichen Einfluss auf seine Toleranz
gegenüber Flüssigkeitsanteilen im Sauggas. Überschlägig betrachtet können
aber kleinere Flüssigkeitsanteile von bis zu 2 % auch bei hocheffizienten Mo-
toren durch die Motorabwärme verdampft werden, bevor diese in halbher-
metischen Verdichtern die Verdichtungskammer erreichen. Die Vorausset-
zung dafür bleibt ein ausreichend hoher Wärmeübergang zwischen Motor
und Kältemittel. Mit dem Modellierungsansatz für den Scrollverdichter der
Versuchsanlage konnten gute Übereinstimmungen zwischen Messdaten und
Simulationsergebnissen erzielt werden, was vor allem für die Temperatur an
der Unterseite des Verdichters interessant ist, die näherungsweise mit der
Ölsumpftemperatur gleich gesetzt wird. Hierauf aufbauend konnte in einer
Simulationsstudie für den in der Versuchsanlage verbauten Verdichter abge-
schätzt werden, dass Flüssigkeitsanteile im Sauggas bis 2 % die Viskosität des
Kältemittelöls nicht unzulässig herabsetzen. Gleichzeitig konnte im Versuch
5.3 Zusammenfassung 133
Abbildung (6.1) zeigt einen Versuch, bei dem das Expansionsventil schritt-
weise geöffnet und die Auswirkung auf die Überhitzung beobachtet wurde.
Die Öffnung des Expansionsventils wird über einen Schrittmotor mit 480
möglichen Schritten gesteuert, dessen Stellung über ein digitales Signal vor-
gegeben wird. Dabei wurde das Expansionsventil in einem Zeitintervall von
ca. 8 Minuten um jeweils 3 Schritte, die 0,625 % der maximalen Öffnung
entsprechen, geöffnet und gegen Ende des Versuchs wieder geschlossen.
Trotz konstanter Eintrittstemperaturen in den Verdampfer fällt die Sy-
136 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt
durch einen rampenförmigen Verlauf ersetzt. Aus Gründen der besseren Ver-
gleichbarkeit werden die Wärmeübergangskoeffizienten mit einem konstan-
ten, proportionalen Faktor multipliziert, dessen Wert so gewählt wird, dass
die Überhitzung etwa zum gleichen Zeitpunkt den Wert von 0 K erreicht wie
in den Messdaten.
14
12
10
Überhitzung in K
A B
4 C D
E F
2 G
33 34 35 36 37 38 39 40 41
EXV Öffnung in %
Die Reihe A zeigt den Verlauf der Überhitzung des am stärksten verein-
fachten Modells mit konstantem Wärmeübergangskoeffizienten mit gleichem
Wert für Verdampfungs- und Überhitzungszone. Es wird ein proportionaler
Verlauf zwischen Massenstrom und Expansionsventilöffnung angenommen
und der Druck am Verdampfer konstant gehalten. Im Bereich zischen 0 K
und 7 K Überhitzung ist ein linearer Verlauf der Signals abgebildet, was aus
regelungstheoretischer Sicht das günstigste Verhalten von Regelstrecken dar-
stellt. Für niedrige Öffnungsgrade des EXV und hohe Überhitzungen geht
die Steigung des Signals gegen Null, da bei hohen Wärmeübergangskoeffi-
zienten die maximal erzielbare Überhitzung nur durch die Differenz zwischen
primär- und sekundärseitiger und Eintrittstemperatur bestimmt wird.
Reihe B zeigt den Verlauf wieder mit konstanten Wärmeübergangskoeffi-
zienten, aber unterschiedlichen Werten für die Verdampfungs- und Überhit-
zungszone. Der WÜK für die Überhitzungszone wird dabei ein Fünftel so
groß wie für die Verdampfungszone gewählt. Mit steigender EXV-Öffnung
138 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt
sinkt die Fläche der Überhitzungszone, wodurch sich der mittlere WÜK er-
höht. Im Bereich niedriger Überhitzung fällt die Steigung der Kurve dadurch
flacher aus.
Reihe C zeigt den Verlauf der Kurve, wenn die Wärmeübergangskorrelation
von Longo [76] verwendet wird, die durch einen konstanten Korrekturfaktor
angepasst wird. Der Unterschied zwischen Reihe B und C ist marginal.
In Reihe D ist der strömungsmechanische Effekt durch die Drosselwirkung
des Expansionsventils abgebildet. Wird weiterhin eine proportionale Abhän-
gigkeit des Massenstrom vom Öffnungsgrad angenommen, verhält sich der
Verdampfungsdruck nach Bernoulli gemäß
ṁ2
pout = pin − , (6.111)
2· A2ef f · ρin
diesem Fall vom Messort der Überhitzung ab und liegt zwischen beiden
Kurven. Die genaue Lage ist von der Distanz zwischen Messort und Ver-
dampferaustritt abhängig, da diese bestimmt, wie stark die Gasphase durch
verdampfende Flüssigkeit abgekühlt werden kann (vgl. Abschnitt 4.2). Zu-
sammen mit dem Auftreten von Liquid Carry Over (siehe Abschnitt 3.2 )
kann damit die von Vinther et al. [116] beobachtete Zunahme der Varianz
des Temperatursignals bei niedrigen Überhitzungen erklärt werden, wenn
der Temperaturmesskopf in der Strömung durch auftreffende Flüssigkeits-
anteile unregelmäßig abgekühlt wird.
Das Zeitverhalten des Überhitzungssignals wird zudem durch die Art der
Temperaturmessung bestimmt. In Gasströmungen können bei begrenztem
messtechnischen Aufwand relevante statische und dynamische Messfehler
auftreten, die eine Überhitzungsregelung auf niedrige Sollwerte erheblich
erschweren. Mit einer Versuchsreihe kann dies verdeutlicht werden.
18
16
Temperatur / Überhitzung in °C / K
14
12
Verdampfereintritt
10
Überhitzung Thermoelement
Überhitzung Anlegefühler
8
6
a b cd
0 20 40 60 80 100
Zeit in s
10 38,0
Expansionsventilöffnung in %
37,5
Überhitzung in K
7 37,0
36,5
Tu Tg
4 36,0
0 20 40 60 80 100 120
Zeit in s
zu erhalten. Als zweites Gütekriterium wird das Maximum der während des
Versuchs der auftretenden Flüssigkeitsanteile festgelegt. Als drittes Krite-
rium die durchschnittliche Überhitzung Tsh,mean , die wie in Kapitel 2 dar-
gestellt, für eine möglichst hohe Leistungszahl des Kreisprozesses minimiert
werden soll.
Die zuvor entworfene Regelung kann durch das Abfahren von Lastwechsel-
zyklen im Versuch erprobt werden und damit Unterschiede zwischen der
Regelung nach Überhitzung und dem massenbezogenem Flüssigkeitsanteil
aufgezeigt werden. Bei realen Anwendungen von Wärmepumpen und Käl-
temaschinen sind selten konstante Temperaturen auf der Sekundärseite von
Verdampfer und Kondensator zu erwarten. Durch das Zu- oder Abschalten
von Lasten können bei Heizanwendungen im Kondensator und bei Kühlan-
wendungen im Verdampfer rampenförmige Änderungen der sekundärseitigen
Eintrittstemperatur auftreten. Auch das gleichzeitige Auftreten von Last-
wechseln auf beiden Seiten ist vorstellbar. Zum Beispiel wenn bei Wärme-
pumpenanwendungen ein Ventil einen zusätzlichen Heizkreis öffnet, während
die Wärmepumpe verdampferseitig an ein kaltes Nahwärmenetz angebunden
ist. Hier kann es zu einer Änderungen der Vorlauftemperatur durch das Ein-
oder Ausschalten anderer Wärmepumpen im gleichen Netz kommen. Genau-
so sind Temperaturschwankungen zu erwarten, wenn die Niedertemperatur-
wärme aus volatilen Prozessen z.B. industrieller Abwärme stammt. Auch im
Bereich der Mobilität sind gleichzeitige Lastwechsel auf beiden Sekundär-
seiten denkbar. Beispiele sind Auftreten einer Kühlanforderung durch den
Nutzer, während durch eine Tunnelfahrt die ansonsten hohe Außentempe-
ratur schlagartig absinkt. Bei batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen
können außerdem gleichzeitige Kühl- und Heizanforderungen für Fahrgas-
traum und Traktionsbatterie auftreten.
6.4 Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch 145
45
40
Eintrittstemperatur in °C
35
30
Verdampfer LWZ1
Kondensator LWZ1
25
Verdampfer LWZ6
20 Kondensator LWZ6
15
10
Zeit in s
20 10
optischer Sensor
9
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
Graustufen
8
15 Überhitzung
7
Überhitzung in K
10
5
3
0
1
Zeit in s
sh
20 5
Überhitzung
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
Graustufen
15
Überhitzung in K
10
2
Zeit in s
20 5
Überhitzung
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
Graustufen
4
15
Überhitzung in K
10
Zeit in s
res Verfahren [28] setzt dabei darauf, den Sollwert der Überhitzung iterativ
so weit ab zu senken, bis das Überhitzungssignal instabil wird, um danach
den Sollwert wieder leicht zu erhöhen- Hiermit können aber keine direkten
Rückschlüsse auf tatsächlich vorliegende Flüssigkeitsanteile gezogen werden
6.4 Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch 149
kann, da diese Instabilitäten des Signals auch andere Ursachen haben kön-
nen. Die Güte dieses Verfahrens wird zudem durch die Genauigkeit und
Geschwindigkeit der Temperaturmessung beschränkt.
20 5
Überhitzung
Graustufen
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
15
Temperatur in K
10
Zeit in s
Abbildung (6.12) zeigt den Effekt einer zeitlichen Verzögerung in der Tem-
peraturmessung auf den Verlauf des Überhitzungssignals. Dazu wird das von
der Anlage gemessene Temperatursignal zusätzlich über ein Verzögerungs-
glied erster Ordnung mit einer Zeitkonstante von 30 Sekunden moduliert,
die für einen Anlegefühler als typisch angenommen wird (vgl. Abschnitt 6.1).
Einen anderen Lösungsansatz bietet die Erweiterung der Überhitzungsrege-
lung um einen zusätzlichen Sensor für den Flüssigkeitsanteil. Die vorhandene
Sicherheitslogik wird dahingehend verändert, dass ein vom optischen Sen-
sor detektierter Flüssigkeitsanteil von mehr als 1 % wieder zur zeitweisen
Anhebung des Überhitzungssollwerts von 5 K auf 10 K führt.
Abbildung (6.13) zeigt, dass mit dieser Methodik Flüssigkeitsanteile früh-
zeitig erkannt und der Reglereingriff noch schneller als bei einer Sicherheits-
logik für niedrige Überhitzungen erfolgen kann. Dies stellt einen sinnvollen
Einsatz für Kältekreisläufe dar, die nicht als Serienprodukt konzipiert sind,
und für die bei der Auslegung der Regler eine vergleichsweise geringe Ent-
wicklungszeit zur Verfügung steht. Statt eine Abwägung zwischen geringer
150 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt
20 5
Überhitzung
optischer Sensor
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
15
Temperatur in K
10
Zeit in s
10 5
Überhitzung
9
Graustufen
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
8 4
7
Temperatur in K
6 3
4 2
2 1
0 0
Zeit in s
unterschritten wird.
Abbildung (6.14) zeigt den Lastwechselzyklus mit Regelung nach LMF mit
Hilfe der Graustufenmethode. Die maximal auftretenden Flüssigkeitsanteile
überschreiten den Wert von 2 % nicht, was - die Regelung auf eine hohe
Überhitzung von 10 K ausgenommen - das beste Ergebnis der untersuchten
Regler darstellt. Verbesserungspotenzial liegt bei dieser Regelung noch dar-
in, die Überhitzung nach Abschnitten mit steigender Verdampfertemperatur
oder fallender Kondensatortemperatur wieder schnell auf den Sollwert zu-
rückzuführen. Hier fällt auf, dass die Überhitzung kurzzeitig bei Werten von
4,5 K verbleibt. Die Messwerte zum Ende des Lastzyklus zeigen aber auch,
dass der Sollwert des Flüssigkeitsanteils zusammen mit einer Überhitzung
im Bereich von 0 K wieder durch eine stärke Öffnung des Expansionsventils
erreicht wird.
Tabelle 6.2 fasst die Ergebnisse zur Regelgüte der untersuchten Regler zu-
sammen. Es wird deutlich, dass mit der Verdampferregelung auf Basis der
Flüssigkeitsanteils auch im dynamischen Betrieb von Kältemaschinen eine
dauerhaft niedrige Überhitzung erzielt werden kann. Dabei kann das Auf-
treten von hohen Flüssigkeitsanteilen sogar wirksamer vermieden werden als
mit einer Überhitzungsregelung.
152 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt
Aufgeprägte Schwingungen
Änderungen der Eintrittstemperatur in den Verdampfer oder Kondensator
können neben rampenförmigen Verläufen bei Lastwechseln auch in Form von
Schwingungen vorliegen, die durch Störungen im nachgelagerten hydrauli-
schen Netz hervorgerufen werden. Eine Ursache können Regler für Pumpen,
Ventile oder andere Anlage im hydraulischen Netz sein, die zusammen mit
der Regelstrecke zu einem Regelkreis führen, der je nach resultierendem
Dämpfungsgrad auf eine Anregung mit einer Dauerschwingung reagieren
kann. Um dies im Versuch darzustellen, wird durch das Hydraulikmodul
eine Sinusschwingung auf die Verdampfereintrittstemperatur mit einer Am-
plitude von 2 K und einer Periodendauer von 100 s aufgeprägt. Abbildung
(6.15) zeigt die Eintrittsbedingungen für Verdampfer und Kondensator wäh-
rend zweier Versuchsreihen, zwischen denen die Modulation kurzzeitig aus-
geschaltet wurde. Zudem ist zu erkennen, dass sich die Schwingungen auf der
Verdampferseite durch den Kälteprozess auch auf die Kondensatorseite über-
tragen, wobei die Amplitude aber stark reduziert wird. Abbildung (6.16)
zeigt, dass diese Störungen auf der Sekundärseite mit einer Regelung nach
dem Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt im Zeitraum zwischen 0 und
600 s effektiv ausgeregelt werden können. Danach wird Aufprägung der Stö-
rung kurzzeitig ausgesetzt und die Regelung auf eine Überhitzungsregelung
mit verzögertem Temperaturfühler (vlg. Abschnitt 6.4) und einem Sollwert
von 5 K umgestellt. Hierdurch treten starke Schwankungen der Überhitzung
auf. Fällt die Überhitzung soweit ab, dass Flüssigkeitsanteile auftreten, sind
6.6 Ausregelung von Schwingungen 153
38
36
Temperatur in °C
34
Eintrittstemperatur Verdampfer
Eintrittstemperatur Kondensator
12
10
Zeit in s
12 5
Überhitzung
Graustufen
massenbezogener Flüssigkeitsanteil
10
Temperatur in K 4
1
2
0 0
Zeit in s
10
Überhitzung
8
Temperatur in K
52
EXV
Öffnungsgrad in %
50
48
46
44
42
40
38
optischer Sensor
3
LMF in %
Zeit in s
14
Überhitzungsregelung
Flüssigkeitsmassenanteil in %
12
LMF-Regelung
10
Zeit in s
14
Überhitzungsregelung
Überhitzung vor Verdichter in K
LMF-Regelung
12
10
Zeit in s
24 Überhitzungsregelung
LMF-Regelung
22
Verdampferleistung in kW
20
18
16
14
12
10
Zeit in s
45
40
35
30
Überhitzungsregelung
25
LMF-Regelung
20
15
10
Zeit in s
6.8. Zusammenfassung
900
02.11.2018
800
17.11.2018
direkte solare Strahlung in W/m²
700
600
500
400
300
200
100
6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Tagesstunde
ung nach der Überhitzung sowie eine Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil
miteinander verglichen. Als Sensor für den Flüssigkeitsanteil wird der opti-
sche Sensor verwendet. Die Zeitkonstanten der Temperaturmessung und des
optischen Sensors werden im Modell auf die von den realen Bauteilen er-
mittelten Werte festgelegt. Die Regelung des Expansionsventils erfolgt über
einen PID-Regler, dessen Einstellwerte die gleichen sind, die auch für die
Laborversuche verwendet wurden. Für den modellierten Scrollverdichter der
Versuchsanlage wird angenommen, dass dieser durch seine Bauart kurzzeitig
einen Flüssigkeitsanteil von 1,5 % im Sauggas toleriert. In einer Simulation
des Lastzyklus können die Sollwerte der Regelung so variiert werden, dass
die gesetzten Kriterien eingehalten werden. Durch Iterationen kann der Soll-
wert für die Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil auf 0,5 % ermittelt werden.
Für die Überhitzungsregelung wird das Kriterium bei einem Sollwerte von
6,8 K eingehalten. Durch den vergleichsweise hohen Überhitzungssollwert,
der nötig ist, um die starken Lastwechsel ausregeln zu können, ergeben sich
auch Unterschiede bei der Effizienz des Kältekreislaufes. Die durchschnitt-
liche Verdampferleistung von ca. 9 kW kann durch die Regelung nach dem
Flüssigkeitsanteil um 8,29 % gesteigert werden. Die erhöhte Menge der im
Verdampfer aufgenommenen Wärme kann beim Betrieb des Prozesses als
Wärmepumpe auch in mehr nutzbringende Wärme durch den Kondensator
abgegeben werden. Die auf die Heizleistung bezogene Leistungszahl εW P
steigt für dieses Beispiel durch die bessere Regelung um 7,66 % auf einen
mittleren Wert von 4,27.
relevanter, da mit einer höheren Anzahl von Erneuerbaren Energien auch die
Anzahl der Schwungmasse im elektrischen Netz abnimmt, mit deren Hilfe
Schwankungen der Netzfrequenz ausgeregelt werden können [77]. Dazu wird
überprüft, in welchem möglichst kurzen Zeitintervall die Leistungsreduktion
vorgenommen werden kann, so dass diese noch effektiv ausgeregelt werden
kann. Vorteile einer Reduktion der Verdichterdrehzahl gegenüber einem voll-
ständigen Abschalten liegen in einer geringeren Alterung der Komponenten
und der Vermeidung von irreversiblen Verlusten durch starke Transienten
während des Startvorgangs [33].
Kurzfristige Unterbrechungen der Wärme- oder Kälteleistung wirken sich
durch die hohe thermische Speicherkapazität von Gebäuden nicht sofort auf
die Raumtemperatur aus. Geringe Abweichungen der Raumtemperatur, die
sich innerhalb eines Komfortfensters der Nutzer bewegen, das Abweichungen
von 2 K nach oben und 1 K nach unten umfasst, werden als nicht störend
toleriert [122].
Die zur Netzregelung benötigte Regelenergie ist in verschiedene Katego-
rien eingeteilt, die sich in ihrer Aktivierungszeit unterscheiden. Primärre-
gelleistung muss innerhalb von 30 Sekunden erbracht werden und wird im
bestehenden Energiesystem durch eine Drehzahlregelung von elektrischen
Generatoren hinter den Strömungsmaschinen großer Kraftwerke erbracht.
Batteriespeicher stellen in einem Erneuerbaren Energiesystem hierfür eine
vielversprechende Alternative mit hoher Reaktivität dar [77]. Sekundärre-
gelleistung muss innerhalb von 5 Minuten aktiviert werden können und ma-
ximal eine Stunde lang bereitgestellt werden. Bei bleibenden Abweichungen
der Netzfrequenz wird sie von der Tertiärregelung (Minutenreserve) abge-
löst. Mit dem durch die Versuchsanlage bekannten Zeitverhalten kommt für
Kältemaschinen und Wärmepumpen vor allem die Bereitstellung von Sekun-
därregelleistung in Frage. Dies setzt nach den Voraussetzungen der Bundes-
netzagentur eine Mindestangebotsgröße von 1 MW voraus [19]. Allerdings
können Angebotsgrößen durch sogenanntes Pooling von vielen kleinen An-
lagen virtuell vergrößert werden [105].
Um beispielhaft zu prüfen, inwieweit die Leistungsaufnahme von Kälte-
maschinen und Wärmepumpen innerhalb des für die Sekundärregelleistung
festgelegten Zeitraums reduziert werden kann, wird wieder das dynamische
7.2 Bereitstellung von Regelenergie 165
2,0
P / LMF-Regelung
el
6000 1,8
P / Überhitzungsregelung
el
LMF / LMF-Regelung
1,6
LMF / Überhitzungsregelung
5000
elektr. Leistung in W
1,4
1,2
LMF in %
4000
1,0
0,8
3000
0,6
0,4
2000
0,2
1000 0,0
Anhand des idealen Vergleichsprozesses konnte gezeigt werden, dass für vie-
le Kältemittel mit einer Absenkung der Überhitzung bis zum zweiphasigen
Austrittszustand der Wirkungsgrad des Kälteprozesses erhöht werden kann.
Maßgeblich hierfür sind das Verhältnis von Isentropenexponent und spezi-
fischer Verdampfungsenthalpie. Bei gegebener Verdampferfläche lassen sich
für alle untersuchten Kältemittel die Verdampferleistung und die Leistungs-
zahl im Modell des vereinfachten Kreisprozesses steigern. Auch beim Einsatz
eines internen Wärmeübertragers ist der Effekt in Abhängigkeit von dessen
Effektivität noch vorhanden. Zusätzlich konnte im Experiment demonstriert
werden, wie durch geringe Flüssigkeitsanteile im Sauggas die Verdichtungs-
endtemperatur effektiv abgesenkt werden kann.
Für die Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am Verdampferaustritt von
Kompressionskältemaschinen stehen nach aktuellem Stand verschiedene Me-
thoden zur Verfügung, von denen einige als Sensor im Labormaßstab erprobt
sind und ein kleiner Teil marktverfügbar ist. Dennoch ist die Regelung von
Verdampfern nach dem Flüssigkeitsanteil am Austritt bislang kaum ver-
breitet. Eine Ursache liegt in der mangelnden Verfügbarkeit von günstiger
und verlässlicher Sensorik und der Tatsache, dass bereits geringe Flüssig-
keitsanteile im Sauggas in manchen Typen von Verdichtern Schäden verur-
sachen können. Hinsichtlich der Toleranz gegenüber geringen Flüssigkeits-
anteilen wurden dazu verschiedene Verdichtertypen unter Berücksichtigung
ihrer Bauart bewertet, da Herstellerangaben zu erlaubten Werten fehlen. Je
nach Bauart ist eine gewisse Toleranz plausibel, da mit der Abwärme des
Elektromotors oder der Verdichtungsarbeit noch geringe Mengen von Flüs-
sigkeit im Sauggas verdampft werden können. Eine tribologisch unzulässig
hohe Abnahme der Ölviskosität konnte durch eine Messung der Ölsumpf-
temperatur und ein Simulationsmodell eines Scrollverdichters für geringe
Flüssigkeitsanteile als wenig wahrscheinlich bewertet werden.
168 8 Zusammenfassung der Arbeit
A. Anhang 1
Literaturverzeichnis
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Betreute Abschlussarbeiten
Bienek, M.: Entwurf und Aufbau einer optischen Messstrecke zur qualitati-
ven Detektion von Nassdampf am Austritt eines Kältemittelverdampfers,
Masterarbeit, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (2018).