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Regelung von Kompressionskältemaschinen nach

dem Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt

Der Technischen Fakultät


der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg

zur
Erlangung des Doktorgrades Dr.-Ing.

vorgelegt von

Lennart Ludwig Böse, M.Sc.

aus Hannover
Als Dissertation genehmigt
von der Technischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Tag der mündlichen Prüfung: 04.10.2023

Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Michael Wensing


Prof. Dr.-Ing. Frank Opferkuch
Prof. Dr.-Ing. Matthias Luther
iii

Danksagung

Ich möchte mich bei Professor Frank Opferkuch bedanken, der es mir er-
möglicht hat, die dieser Dissertation zu Grunde liegende Forschungsarbeit in
seiner Arbeitsgruppe an der TH Nürnberg durchzuführen. Von ihm stammt
auch die ursprüngliche Idee zum Sensorkonzept auf Basis der Absorption von
Infrarotstrahlung. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Professor
Wensing, der dieses Promotionsverfahren betreut hat und dessen Interesse
am Thema mich immer sehr motiviert hat.
Ich möchte mich außerdem bei Herrn Professor Luther bedanken, der so
freundlich war das Drittgutachten zu übernehmen, sowie bei Professor Bern-
hard Schmauß für seine Rolle als Prüfer und Herrn Professor Martin Hart-
mann für den Prüfungsvorsitz.
Klaus Maurer möchte ich für seine Unterstützung bei den handwerklichen
Arbeiten an der Versuchsanlage danken. Obwohl er und Norbert Hopf we-
gen laufender Versuchsreihen den ein oder anderen Feierabend verschoben
haben, war die Atmosphäre im Technikum stets angenehm und herzlich.
Ebenso möchte ich mich bei Stefan Schreiner für die schöne Zusammenar-
beit an der Versuchsanlage bedanken.
Meinen Kollegen Florian Raab und Simone Schuster möchte ich für den fach-
lichen und persönlichen Austausch herzlich danken, den ich als wertvoll und
sehr motivierend empfunden habe. Dies gilt auch für viele andere Kollegen
von der TH Nürnberg, die dazu beigetragen haben, dass ich meine Zeit als
wissenschaftlicher Mitarbeiter in positiver Erinnerung behalten werde.
Zu erwähnen sind auch einige ehemalige Studenten, die einen Beitrag zu
dieser Arbeit geleistet haben. Im Bereich der Simulation sind dies Nico Karg
und Julian Becker gewesen und an der Versuchsanlage besonders Marius
Bulla, Leonhard Westphal, Martin Bienek und Fabian Arnold sowie Dominik
Häuslein, der maßgeblich an der Konstruktion des Schauglases mitgewirkt
hat.
Dank für die gute Zusammenarbeit gilt auch den Forschungspartnern von
der Hochschule Reutlingen wie Tobias Drieschner und Alexander Bachmann
vom POF-AC der TH Nürnberg. Zu erwähnen ist auch der freundliche und
fachlich hochwertige Austausch mit Wilhelm Tegethoff und Kollegen von der
Firma TLK Thermo aus Braunschweig.
Vor allem möchte ich meiner Familie für die Unterstützung während des Pro-
motionsvorhabens danken. Dazu zählt auch meine Freundin Karolina Busse,
die mich immer wieder ermuntert und bestärkt hat. Besonders herauszuhe-
ben ist auch die Unterstützung durch meine Mutter Christine Böse, die mir
iv

nicht nur eine große Begeisterung für Technik mit auf den Weg gegeben hat,
sondern auch, wie viele kleine Schritte zum Erfolg führen.
v

Kurzfassung

Die auf die Verdampfung folgende Überhitzung von Kältemittel stellt in


Kompressionskältemaschinen eine verbreitete Regelgröße für das Expansi-
onsventil dar, kann aber deren Effizienz verringern. Mit Hilfe des Plank-
Prozesses kann gezeigt werden, dass eine Reduktion der Überhitzung oder
ein zweiphasiger Austrittszustand am Verdampfer für einige Kältemittel die
Leistungszahl des Vergleichsprozesses erhöhen. Als Alternative zur verbreite-
ten Überhitzungsregelung wird in dieser Arbeit daher die Regelung nach dem
Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt untersucht. Als Grundlage hierfür
wurden zwei neue Sensorverfahren entwickelt, die auf der Absorption von
Infrarotstrahlung durch das Kältemittel R410A basieren, beziehungsweise
auf der Auswertung von Kamerabildern der zweiphasigen Strömung dieses
Kältemittels.
Mit Hilfe der aufgebauten Versuchsanlage, die einen Kompressionskälte-
kreislauf darstellt, konnte für beide Verfahren eine Korrelation zwischen
Sensorsignal und Messdaten aufgestellt werden. Zudem wurde in der op-
tischen Messstrecke das Auftreten von einzelnen Flüssigkeitströpfchen am
Verdampferaustritt trotz positiver Überhitzung beobachtet. Mit Hilfe eines
dynamischen Simulationsmodells des Plattenverdampfers konnte ein Erklä-
rungsansatz in der Fehlverteilung von Massenströmen und Dampfqualitäten
zwischen den parallelen Verdampferkanälen gefunden werden und die Lei-
stungsminderung von Verdampfern je nach Stärke der Ungleichverteilung
abgeschätzt werden. Größere Mengen von Flüssigkeit, die am Verdamp-
feraustritt durch eine gezielte Öffnung des Expansionsventils auftreten, kön-
nen durch das Modell sowohl zeitlich als auch betragsmäßig gut vorhergesagt
werden, was für die Auslegung von Anlagen und Regelungsmethoden genutzt
werden kann.
Im Versuch konnte gezeigt werden, dass sich durch einen kontrollierten Flüs-
sigkeitsanteil im Sauggas die Verdichtungsendtemperatur absenken lässt,
was sich positiv auf die Lebensdauer von Kältekompressoren auswirken
kann und Betriebspunkte von Kältemaschinen und Wärmepumpen mit ho-
her Kondensationstemperatur ermöglicht. Im abschließenden experimentel-
len Teil dieser Arbeit wurde eine Regelung für den gesamten Kälteprozess
nach dem Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt entworfen und auf der
Versuchsanlage erprobt. Bei starken Lastwechseln kann mit dieser Art von
Regelung das Auftreten von unerwünscht hohen Flüssigkeitsanteilen, die
zu Verdichterschäden führen können, im Vergleich zur Überhitzungsrege-
lung nach dem Stand der Technik gut vermieden werden. Auch instabile
vi

Betriebspunkte von Kältemaschinen lassen sich durch die geringeren Zeit-


konstanten des neuen Regelverfahrens zufriedenstellend stabilisieren. Dies
verbessert auch die Möglichkeiten zur schnellen Leistungsmodulation von
Kältemaschinen und Wärmepumpen, um einen netzdienlichen Betrieb die-
ser Anlagen zu ermöglichen.
vii

Abstract

The superheat of refrigerants which follows their evaporation is a common


signal for the control of the expansion valve in compression chillers, but can
reduce their efficiency. The Plank process can be used to show that a reduc-
tion in superheat or a two-phase outlet state at the evaporator will increase
the coefficient of performance for some refrigerants. As an alternative to the
commonly used superheat control, this thesis investigates the control based
on the liquid fraction at the evaporator outlet. As a basis for this, two new
sensor methods were developed, which are based on the absorption of infra-
red radiation by the refrigerant R410A or the evaluation of camera images
of the two-phase flow of this refrigerant respectively.
With the help of a test system, which represents a compression refrigeration
circuit, a correlation between sensor signal and measurement data could be
obtained for both methods. In addition, the occurrence of separate liquid
droplets at the evaporator outlet was observed in the optical measurement
section despite positive superheating. A dynamic simulation model of the
plate evaporator made it possible to find an explanation for this observation
in the maldistribution of mass flows and vapour qualities among the parallel
evaporator channels and to estimate the reduction in evaporator performan-
ce depending on the degree of maldistribution. The simulation model can
also predict larger amounts of liquid that occur at the evaporator outlet
due to a specific opening of the expansion valve, both in terms of time and
amount. This can be used for the design of systems and control methods.
By means of experimental tests, it could be shown that a limited amount of
liquid in the suction gas can reduce the discharge temperature of the com-
pressor, which can positively affect the lifetime of refrigeration compressors
and allow operating points of chillers and heat pumps with a higher con-
densing temperature. In the final experimental part of this work, a control
system for the entire refrigeration process based on the liquid fraction at
the evaporator outlet was developed and tested on the experimental plant.
In the case of intense load cycles, this type of control is able to avoid the
occurrence of undesirably high liquid fractions, which may cause compressor
damage, compared to the state of the art superheat control. Unstable ope-
rating points of refrigeration machines could also be satisfactorily stabilised
due to the lower time constants of the new control method. This also im-
proves the possibilities for a dynamic power modulation of chillers and heat
pumps in order to enable a grid-supporting operation of these systems.
viii
ix

Inhaltsverzeichnis

Symbole und Abkürzungen xix

1. Einleitung 1
1.1. Stand der Technik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.1. Der Kaltdampfkälteprozess . . . . . . . . . . . . . . . 2
1.1.2. Regelungsstrategien für elektronische Expansionsventile 4
1.2. Zielsetzung der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
1.3. Veröffentlichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

2. Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands 9


2.1. Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhit-
zungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.2. Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad . 17
2.3. Interne Wärmeübertrager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
2.4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

3. Versuchsanlage und Messmethoden 27


3.1. Optische Messstrecke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
3.2. Zweiphasenströmung am Verdampferaustritt . . . . . . . . . . 35
3.3. Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
3.3.1. Methoden der Thermodynamik und elektrischen
Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
3.3.2. Optische Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
3.3.3. Diskussion der verfügbaren Verfahren . . . . . . . . . 51
3.4. Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeits-
anteil als Regelgröße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.4.1. Optoelektronischer Sensor . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.4.1.1. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
3.4.1.2. Aufbau des Sensors . . . . . . . . . . . . . . 58
3.4.1.3. Kalibrierung des Sensors . . . . . . . . . . . 62
3.4.1.4. Simulationsmodell des Sensors zur
Messwertinterpretation . . . . . . . . . . . . 67
3.4.2. Graustufen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
3.4.3. Vergleich der Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
3.5. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
x Inhaltsverzeichnis

4. Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung 77


4.1. Modellierung des Verdampfers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77
4.1.1. Druckverluste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
4.1.2. Wärmeübergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
4.1.3. Modellierung von Ungleichverteilung . . . . . . . . . . 88
4.2. Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitz-
tem Gas am Verdampferaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.2.1. Finites Volumenmodell einer Tröpfchenströmung im
Rundrohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
4.3. Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten . . . . . . . . 101
4.3.1. Verdampferaustritt im Nassdampfgebiet . . . . . . . . 103
4.3.2. Überhitzter Austrittszustand am Verdampfer . . . . . 109
4.3.3. Instabiles Verdampferverhalten . . . . . . . . . . . . . 110
4.3.4. Bewertung von Ungleichverteilungseffekten in Modell
und Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
4.4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

5. Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung 119


5.1. Wirkung von Flüssigkeit im Sauggas auf den Verdichter . . . 119
5.2. Modellierung des Verdichters . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.3. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

6. Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt 135


6.1. Grenzen der Verdampferregelung mit Druck- und Tempera-
tursignal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
6.2. Entwurf einer geeigneten Regelung . . . . . . . . . . . . . . . 141
6.3. Bewertung der Regelungskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . 143
6.4. Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch . . . . . . . . . 144
6.5. Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil ohne IHX . . . . . . . . 150
6.6. Ausregelung von Schwingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 152
6.7. Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil im Kältekreis mit IHX 154
6.8. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

7. Anwendungsbeispiel: Regelung unter netzdienlichen Aspekten 161


7.1. Dezentrales Lastmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161
7.2. Bereitstellung von Regelenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . 163

8. Zusammenfassung der Arbeit 167

A. Anhang 1 171

Literaturverzeichnis 173

Betreute Abschlussarbeiten 189


xi

Abbildungsverzeichnis

1.1. Kaltdampfkälteprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1. Der Plank-Prozess für verschiedene Überhitzungsgrade . . . . 10


2.2. Leistungszahl für verschiedene Kältemittel . . . . . . . . . . . 11
2.3. Plank-Prozess im h, s-Diagramm für ein Maximum der Lei-
stungszahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2.4. Verlauf und Maximum der Leistungszahl für verschiedene
Überhitzungsgrade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.5. Temperaturabhängigkeit der maximalen Leistungszahl bei
vollständiger Verdampfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
2.6. Isentropenexponent und Verdampfungsenthalpie verschiede-
ner Kältemittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
2.7. Erhöhung des Massenstroms bei abnehmender Überhitzung . 19
2.8. mögliche Reduzierung der erforderlichen Verdampferfläche
durch Absenkung der Überhitzungstemperatur . . . . . . . . 20
2.9. Anhebung des Verdampfungsdrucks durch Reduktion der
Überhitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
2.10. mögliche Steigerung der Leistungszahl durch Absenkung der
Überhitzungstemperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.11. Plank-Prozess mit internen Wärmeübertrager . . . . . . . . . 24
2.12. Verlauf der Leistungszahl für verschiedene Wirkungsgrade des
IHX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

3.1. Verfahrenstechnisches Fließbild der Versuchsanlage . . . . . . 27


3.2. Foto der Versuchsanlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
3.3. Foto des Hydraulikmoduls . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
3.4. Zeitverhalten eines Thermoelements . . . . . . . . . . . . . . 31
3.5. Abgleich der Verdampferleistung primär und sekundär . . . . 33
3.6. Foto des Durchflussschauglases . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
3.7. Konstruktionszeichnung des Schauglases . . . . . . . . . . . . 35
3.8. Hochgeschwindigkeitskamera in Gegenlichtanordnung . . . . . 36
3.9. Strömungsformen bei der Verdampfung im vertikalen Rohr . 37
3.10. Strömungskarte für aufwärtsgerichtete Vertikalströmung . . . 38
3.11. Methodik der Bildauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50
3.12. Absorptionspektren von gasförmigem und flüssigem Ethanol . 56
3.13. IR-Absorptionspektrum von R410A . . . . . . . . . . . . . . . 57
xii Abbildungsverzeichnis

3.14. Schnittbild des optoelektronischen Sensors . . . . . . . . . . . 58


3.15. Emissionscharakteristik der LED und Detektionsbereich der
Photodiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
3.16. Lock-In-Verstärker-Prinzip und Messaufbau . . . . . . . . . . 61
3.17. Regression der Absorptionskoeffizienten . . . . . . . . . . . . 63
3.18. Relative Abhängigkeit des Sensorsignals gegenüber der Ober-
flächentemperatur des Gehäuses . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.19. Ersatzschaltbild der Photodiode . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
3.20. Einfluss von Öl auf das Sensorsignal und Spülvorgang . . . . 66
3.21. Signal des optischen Sensors gegenüber Flüssigkeitsanteil . . . 68
3.22. Strahlengänge der ersten vier Ordnungen für die Streuung
kohärenten Lichts in einem Tropfen . . . . . . . . . . . . . . . 69
3.23. durchschnittlicher Grauwert der Kältemittelströmung gegen-
über Flüssigkeitsanteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
3.24. Aufnahmen der Kältemittelströmung im Schauglas bei unter-
schiedlichen Flüssigkeitsanteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . 72
3.25. Vergleich von Messergebnissen von optischem Sensor, Grau-
stufenmethode und Energiebilanzmethode . . . . . . . . . . . 73
3.26. Aufnahmen der Kältemittelströmung im Schauglas vor und
nach der Flutung mit flüssigem Kältemittel . . . . . . . . . . 74

4.1. Aufbau eines Plattenwärmeübertragers . . . . . . . . . . . . . 78


4.2. schematischer Aufbau des vereinfachten Verdampfermodells . 79
4.3. Regression für die Druckverluste im Bereich niedriger
Reynoldszahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
4.4. schematischer Verlauf des Wärmeübergangskoeffizienten nach
Stoecker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
4.5. Verlauf der modifizierten Verdampfungskorrelation . . . . . . 87
4.6. Modellierter Verlauf der Ungleichverteilung der Dampfqua-
lität am Eintritt in die Verdampferkanäle und resultierende
Unterschiede der jeweiligen Massenströme . . . . . . . . . . . 89
4.7. Verlauf der Dampfqualität in den kältemittelführenden Ver-
dampferkanälen und Orte gleicher Überhitzung für eine Un-
gleichverteilung von ∆x = 40 % . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
4.8. kummulierter Flüssigkeitsanteil am Austritt der Verdampfer-
kanäle und Überhitzung der Gasphase (gestrichelt) gegenüber
der sich bei idealer Mischung der Phasen ergebenen Überhit-
zung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
4.9. Verlauf der simulierten Verdampferleistung gegenüber der Mi-
schungsüberhitzung am Verdampferaustritt . . . . . . . . . . 92
4.10. Partikelkonzentration und Geschwindigkeitsprofile . . . . . . 99
4.11. Abnahme des mittleren Tropfendurchmessers durch Ver-
dampfung in überhitzter Gasströmung . . . . . . . . . . . . . 101
Abbildungsverzeichnis xiii

4.12. Abnahme der Verdampferleistung bei zunehmender Öffnung


des Expansionsventils sowie Abnahme der logarithmischen
Temperaturdifferenz und Zunahme des WÜK . . . . . . . . . 104
4.13. Verlauf des Flüssigkeitsanteils am Verdampferaustritt bei
schrittweiser Öffnung des Expansionsventils als Ergebnis von
Simulation und Messdaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
4.14. lokaler Wärmeübergangskoeffizient in den Zellen des Ver-
dampfermodells für verschiedene Verdampfungskorrelationen 106
4.15. Flüssigkeitsanteil gemessen und simuliert bei sprunghafter
Öffnung des Expansionsventils . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
4.16. Vergleich von Messdaten des Verdampfers und Simulations-
ergebnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109
4.17. Öffnung des Expansionsventils ausgehend von niedriger Über-
hitzung und dazugehörige Aufnahmen der Kältemittelströ-
mung am Verdampferaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
4.18. Kältemittelmassenstrom und Verdampferleistung sowie
Hochdruck, Niederdruck und Unterkühlung während thermi-
scher Oszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
4.19. Reduktion der Überhitzung durch Absenkung der Eintritts-
temperatur auf der Sekundärseite mit unterschiedlichen Gra-
dienten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112
4.20. Ledinigg Instabilität des Massenstroms in Verdampferkanälen 113
4.21. Zusammenhang zwischen Überhitzung und Flüssigkeitsantei-
len am Verdampferaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
4.22. Vergleich von Messung und Simulationsergebnissen für den
massenbezogenen Flüssigkeitsanteil und die Überhitzung . . . 116

5.1. Schnitt durch einen halbhermetischen Hubkolbenverdichter . 120


5.2. Schnitt durch einen Scrollverdichter . . . . . . . . . . . . . . 122
5.3. massenbezogener Flüssigkeitsanteil, der in Abhängigkeit vom
elektrischen Wirkungsgrad durch Motorabwärme verdampft
werden kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
5.4. Wirkungsgrad für Drehstrom-Motoren der Klasse IE4 mit
vier Polen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
5.5. massenbezogener Flüssigkeitsanteil, der durch Druckverluste
verdampft werden kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.6. Austrittstemperatur und Gehäusetemperatur des Verdichters
bei sinkender Überhitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128
5.7. Ölviskosität in Abhängigkeit von Temperatur und Flüssig-
keitsanteil des Sauggases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
5.8. Abhängigkeit der Druckgastemperatur von der Dampfquali-
tät des Sauggases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131
xiv Abbildungsverzeichnis

6.1. Schrittweise Öffnung des Expansionsventils und Verlauf der


Überhitzung sowie Eintrittstemperaturen und Massenstrom
des Kältemittels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136
6.2. simulierter Verlauf der Überhitzung für unterschiedliche Mo-
dellierungstiefen des Verdampfers . . . . . . . . . . . . . . . . 137
6.3. Verlauf der Überhitzung bei sinusförmigen Lastwechseln und
konstanter Expansionsventilstellung . . . . . . . . . . . . . . 139
6.4. Verlauf der Überhitzung bei konstanter Öffnung des Expansi-
onsventils und Aufnahmen der Kältemittelströmung am Ver-
dampferaustritt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
6.5. Geschlossener Regelkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
6.6. Verlauf des Überhitzungssignals nach einer sprunghaften Öff-
nung des Expansionsventils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
6.7. Lastwechselzyklus auf der Sekundärseite . . . . . . . . . . . . 145
6.8. Lastwechselzyklus mit PID Regler und Sollwert 5 K . . . . . 146
6.9. Lastwechselzyklus im Detail . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
6.10. Lastwechselzyklus mit PID Regler und Sollwert 10 K . . . . . 148
6.11. Lastwechselzyklus mit Sicherheitslogik für niedriger Überhit-
zung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148
6.12. Lastwechselzyklus mit verzögerter Temperaturmessung . . . . 149
6.13. Lastwechselzyklus mit Sicherheitslogik für hohe Flüssigkeits-
anteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 150
6.14. Lastwechselzyklus mit Regelung nach Flüssigkeitsanteil . . . . 151
6.15. Eintrittstemperaturen durch aufmodulierte Schwingungen
auf der Sekundärseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
6.16. Ergebnisse bei Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil und bei
Umstellung auf Überhitzungsregelung mit verzögerter Tem-
peraturmessung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
6.17. Verlauf von Überhitzung, Expansionsventilöffnung und
massenbezogenem Flüssigkeitsanteil während thermo-
hydraulischer Oszillationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
6.18. Flüssigkeitsanteil bei Lastwechselzyklus mit IHX . . . . . . . 156
6.19. Verlauf der Überhitzung am Verdichtereintritt bei Lastwech-
selzyklus mit IHX . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156
6.20. Verlauf der sekundärseitigen Verdampferleistung bei einer
Regelung nach Überhitzung oder Flüssigkeitsanteil . . . . . . 157
6.21. Verlauf der Kondensator- und Verdampfereintrittstemperatur
im Lastzyklus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158

7.1. direkte solare Strahlung für zwei unterschiedliche Novembertage162


7.2. Verlauf der elektrischen Leistungsaufnahme für eine Regelung
nach Überhitzung oder Flüssigkeitsanteil (LMF) . . . . . . . 165
Abbildungsverzeichnis xv

A.1. Löslichkeit und Viskosität von Reniso Triton SEZ 32 . . . . . 171


xvi Abbildungsverzeichnis
xvii

Tabellenverzeichnis

3.1. verwendete Messmittel und Genauigkeiten . . . . . . . . . . . 30


3.2. Unsicherheiten bei wichtigen Kennzahlen . . . . . . . . . . . 32
3.3. Einordnung von Messverfahren für den Flüssigkeitsanteil . . . 53
3.4. mögliche Schwingungen von CO2 und zugehörige Wellenzahlen 55

4.1. Erforderliche Überhitzung zur Verdampfung von Flüssigkeit


für den idealen Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.2. Modellparameter des untersuchten Plattenwärmeübertragers . 103
4.3. Totzeiten der Messmethoden und der Simulation sowie Ver-
weilzeiten des Kältemittels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

5.1. Parameter des Verdichtermodells . . . . . . . . . . . . . . . . 129

6.1. Verzugszeit, Nachstellzeit und Einstellwerte beim Reglerentwurf143


6.2. Kennwerte für die Regelgüte der verschiedenen Regler . . . . 152
xviii Tabellenverzeichnis
xix

Symbole und Abkürzungen

Formelzeichen - Lateinische Buchstaben

Variable Bezeichnung Dimension


A Fläche m2
b Prägetiefe m
B Breite m
c molare Konzentration mol
m3
C elektrische Kapazität F
C Wärmekapazität J
kg K
d Schichtdicke m
d Durchmesser m
d Plattendicke m
f Frequenz 1
s
g Erdbeschleunigung m
s2
g Grauwert -
G Verstärkung -
h spezifische Enthalpie J
kg
H Enthalpie J
I elektrischer Strom A
I Intensität -
k Wärmedurchgangskoeffizient W
m2 K
L Länge m
LM F massenbezogener Flüssigkeitsanteil -
LM T D logarithmische, mittlere Temperaturdifferenz K
ṁ Massenstrom kg
s
m Masse kg
M molare Masse kg
mol
Ma Machzahl -
n Anzahl -
ṅ Tropfenstrom 1
s
Nu Nußeltzahl -
p absoluter Druck Pa
Pr Prandtlzahl -
xx Symbole und Abkürzungen

q spezifische Wärme J
kg
R elektrischer Widerstand Ω
R allgemeine Gaskonstante J
mol K
R2 Bestimmtheitsmaß -
Re Reynoldszahl -
p absoluter Druck Pa
Q̇ Wärmestrom J
s
s spezifische Entropie J
kg K
S Schlupf -
S Photosensitivität A
W
t Zeit s
T Temperatur K
T Zeit als Regelparameter K
m3
V̇ Volumenstrom s
V elektrische Spannung V
w spezifische Arbeit J
kg
x Dampfqualität bzw. Überhitzungsgrad -
Y Admittanz -
xxi

Formelzeichen - Griechische Buchstaben


Variable Bezeichnung Dimension
α volumetr. Flüssigkeitsanteil (engl. void fraction) -
α Wärmeübergangskoeffizient W
m2 K
∆ Differenz -
ε Leistungszahl -
ε dekadischer Absorptionskoeffizient mol
m2
ε∗ Absorptionskoeffizient mol
m2
ζ Druckverlustbeiwert -
η Wirkungsgrad -
κ Isentropenexponent -
λ Wellenlänge m
λ Wärmeleitfähigkeit W
mK
µ dynamische Viskosität kg s
m
ν Wellenzahl cm -1

ρ Dichte kg
m3
τ Zeitkonstante s
φ Phasenverschiebung -
φ Prägewinkel ◦

φ Zweiphasenmultiplikator -
Φ Strahlungsleistung W
ω Kreisfrequenz 1
s

Abkürzungen
GWP global warming potential
IHX internal heat exchangler
IR Infrarot
LWZ Lastwechselzyklus
NTU number of transfer units
TEWI total eqivalent warming impact
WÜK Wärmeübergangskoeffizient

Indizes

c Kondensator, Kondensation (engl. condensator )


cells Zellen
ch Kanal (engl. channel )
conv konvektiv
comp Kompressor (engl. compressor )
xxii Symbole und Abkürzungen

cross Querschnitt
d Tropfen (engl. droplet)
D Differential-
dew Taupunkt
dis druckgasseitig (engl. discharge)
e Verdampfer, Verdampfung (engl. evaporator )
ef f effektiv
el elektrisch
ext extern
f ri Reibungs- (engl. friction)
g Gas
geo geodätisch
ges gesamt
hyd hydraulisch
i innen
I Integral-
in Einlass
inf unbegrenzt (engl. infinite)
int intern
is isentrop
krit kritisch
l Flüssigkeit (engl. liquid )
lim begrenzt (engl. limited )
M Modulation
mean mittlerer
meas gemessen (engl. measured )
mix Mischungs- (engl. mixed )
mom Impuls
mult multipliziert
n Rauschen (engl. noise)
opt optisch
out Auslass
p Proportional-
P Platte
P Port
pass Anzahl serieller Ströme
r Kältemittel (engl. refrigerant)
r Referenz
r Verweil- (engl. residence)
s Sensorsignal
xxiii

sec sekundärseitig (engl. secondary)


sig Signal
sens Sensor
sh Überhitzung (engl. superheat)
shell Gehäuse (engl. shell )
suc sauggasseitig (engl. suction)
surf Oberfläche (engl. surface)
t technisch
t turbulent
T Totzeit
v Verdampfung (engl. vaporisation)
vol volumetrisch
w Wand
WP Wärmepumpe
zu zugeführt
1

1. Einleitung

Kälteprozesse ermöglichen die Abfuhr von Wärme aus industriellen Prozes-


sen, dienen der Klimatisierung oder werden zur Kühlhaltung von Lebensmit-
teln genutzt. Durch ihren Einsatz kann die Temperatur des zu kühlenden Sy-
stems deutlich unter die Umgebungstemperatur abgesenkt werden. Zum An-
trieb von Kälteprozessen werden große Mengen an elektrischer Energie be-
nötigt. Für das Jahr 2017 kann der Anteil der Kältetechnik auf ca. 14 % des
gesamten Elektroenergiebedarfs von Deutschland abgeschätzt werden [84].
Kompressionskältemaschinen basieren auf einem linksläufigen Kaltdampf-
prozess und stellen weit vor thermisch angetriebenen Prozessen mit über
90 % der installierten Anlagen den am weitesten verbreiteten Kälteprozess
dar [2]. Zudem können Kompressionskältemaschinen auch für Heizzwecke
genutzt werden und werden dann als Wärmepumpe bezeichnet.
In den ersten Entwicklungsphasen der Kältetechnik lag der Fokus von An-
forderungen an Kältemaschinen auf ihrer Sicherheit, Zuverlässigkeit sowie
auf niedrigen Herstellungs- und Betriebskosten [20]. Mit der Zeit kamen
dann regulatorische Vorgaben hinzu, die das im Kältekreislauf zirkulierende
Kältemittel betreffen. Während das Ziel zunächst der Einsatz von Kälte-
mitteln ohne Ozonabbau-Potential war (siehe Montreal-Protokoll ), werden
Kältemittel in der aktuellen Diskussion auch nach Sicherheits- und Nach-
haltigkeitskriterien wie Brennbarkeit, Effizienz, Arbeitsdrücke und Treib-
hauspotenzial bewertet. Das sogenannte Global Warming Potential (GWP)
drückt dabei die Klimaschädlichkeit des Kältemittels in CO2 -Äquivalenten
aus. Es fließt in die Berechnung des Total Eqivalent Warming Impact (TE-
WI) ein, der zur Bewertung unterschiedlicher Kältemittel genutzt wird und
aus ökologischen Gründen minimiert werden soll [47]. Zu den äquivalen-
ten CO2 -Emissionen durch Kältemittelverluste während des Betriebs und
bei der Entsorgung werden beim TEWI auch indirekte CO2 -Emissionen ad-
diert, die sich aus dem Produkt des Energiebedarfs und den CO2 -Emissionen
2 1 Einleitung

der eingesetzten Antriebsenergie ergeben.


Die angestrebte Transformation der Energieversorgung zu Gunsten erneu-
erbarer Quellen wird durch eine Effizienzsteigerung [36] und die Möglich-
keit zur schnellen Leistungsvariation von elektrischen Verbrauchern erleich-
tert [81]. Kältemaschinen und Wärmepumpen können auch unter diesen
Aspekten optimiert werden und helfen dabei, die Netzbelastung zu redu-
zieren. Im Bereich der E-Mobilität sind Effizienzkriterien wichtig, wenn
in batteriegetriebenen Fahrzeugen ein beschränkter Energievorrat zwischen
dem Fahrzeugantrieb und Nebenaggregaten, wie der Klimatisierung des
Innenraums und der Traktionsbatterie, aufgeteilt werden muss. Während
die Schlüsselkomponenten von Kompressionskältemaschinen wie Verdamp-
fer oder Verdichter bereits einen hohen technologischen Reifegrad besitzen,
liegt nach Abschätzungen des Industrieverbands Forschungsrat Kältetech-
nik noch großes Optimierungspotenzial in der Verbesserung der Regelungs-
technik und Systemoptimierung von Kälteprozessen [89]. Insgesamt sollte
die Forschung in der Kältetechnik diese Potenziale erschließen und damit
Kältemaschinen und Wärmepumpen unter Einhaltung der Sicherheits- und
Nachhaltigkeitskriterien gegenüber dem aktuellen Stand der Technik weiter
zu verbessern.

1.1. Stand der Technik

1.1.1. Der Kaltdampfkälteprozess

Der Kaltdampfkälteprozess nutzt den Effekt, dass verdampfende Flüssigkeit,


das sogenannte Kältemittel, seiner Umgebung Wärme entzieht. Ziel des Käl-
teprozesses ist es im als Verdampfer bezeichneten Bauteil ein anderes Fluid
oder einen Festkörper durch die kontinuierliche Bereitstellung von verdamp-
fendem Kältemittel bis zur gewünschten Temperatur abzukühlen. Aus den
Stoffeigenschaften der verdampfenden Flüssigkeit ergibt sich bei Reinstof-
fen bei einer vorgegebenen Verdampfungstemperatur T1 der Druck p1 von
Gas- und Flüssigphase. Von einem Verdichter wird der Druck der Gaspha-
se vom Wert p1 auf den Druck p2 erhöht. Durch die Verdichtung steigt
die Temperatur des Kältemittels auf den Wert T2 . Durch Wärmeabgabe im
1.1 Stand der Technik 3

Kondensator wird das Kältemittel verflüssigt und anschließend der Druck


durch das Expansionsventil bis zum Verdampfungsdruck abgebaut. Da der
Verdichter das Kältemittel nicht nur komprimiert, sondern auch fördert,
zirkuliert das Kältemittel im Kreislauf, sodass mit dem in Abbildung (1.1)
dargestellten Kreisprozess kontinuierlich Wärme abgeführt werden kann. Im
Kontext dieser Arbeit soll davon ausgegangen werden, dass der Verdampfer
im Kälteprozess als Wärmeübertrager zwischen zwei strömenden Fluiden
ausgeführt ist. Über den Öffnungsgrad des Expansionsventils wird nicht

Kondensator

h2

h3
Verdichter

Expansions-
Verdampfer
ventil
Eintritt

Tr,out

Tl,in
h1
Sekundärfluid
Ash

Tr,dew
Ae

h4
Tr,in

Tl,out

Austritt
Sekundärfluid

Abbildung 1.1.: Kaltdampfkälteprozess

nur das Druckverhältnis zwischen Kondensations- und Verdampfungsdruck


eingestellt. In Wechselwirkung mit dem Verdichter beeinflusst seine Stel-
lung auch den Massenstrom des Kältemittels. Bei konstantem Wärmestrom
aus der Sekundärseite wird über eine Öffnung des Expansionsventils die
Länge der Verdampfungszone verlängert und die Länge der Überhitzungs-
zone im Verdampfer verkürzt. Dies hat Ähnlichkeit mit der Füllstandsrege-
lung von Behältern, wird aber durch die Dynamik des Fließprozesses und
4 1 Einleitung

Nicht-Linearitäten der Regelstrecke erschwert. Ziel der Verdampferregelung


ist eine größtmögliche Ausdehnung der Verdampfungsfläche, da der Wär-
meübergang von verdampfenden Fluid deutlich höher ist als der konvektive
Wärmeübergang in der Überhitzungszone. Gleichzeitig dürfen keine größe-
ren Mengen an unverdampften Kältemittel den Verdampfer verlassen, da
diese nicht für den Wärmeübergang genutzt wurden und die Prozesssicher-
heit gefährden können. Auftretende Änderungen der Betriebsbedingungen
oder Störungen machen eine kontinuierliche Anpassung des Öffnungsgrades
erforderlich. Als Regelgröße wird nach dem aktuellem Stand der Technik die
Überhitzung des Kältemittels an einem Ort zwischen Verdampferaustritt
und Verdichtereintritt als Differenz der Gastemperatur und der aus einer
Druckmessung berechneten Verdampfungstemperatur bestimmt.

1.1.2. Regelungsstrategien für elektronische Expansionsventile

Die Wahl des Sollwertes der Überhitzung stellt einen Zielkonflikt zwischen
stabiler Regelung und Anlagensicherheit auf der einen Seite und Verdamp-
ferleistung und Effizienz des Kältekreislaufs auf der anderen Seite dar. So er-
höht sich die Verdampferleistung nicht nur bei niedriger Überhitzung durch
die größere Verdampfungszone. Da sich die Wärmeübergangskoeffizienten
von Verdampfung und Überhitzung um Größenordnungen unterscheiden,
kann bei gleicher Baugröße die Verdampferleistung erheblich gesteigert wer-
den, solange die Sekundärseite nicht limitiert. Longo und Gasparella nen-
nen für die von ihnen in Plattenapparaten untersuchten Kältemittel R134a,
R410A und R236fa eine Steigerung des mittleren Wärmeübergangskoeffi-
zienten zwischen 18 % und 37 %, wenn das Kältemittel den Verdampfer
nicht mit 10 K, sondern mit 0 K Überhitzung verlässt [75]. Zudem kann
bei einer Reduktion der Überhitzungstemperatur außerdem die erforderli-
che Drosselwirkung durch das Expansionsventil verringert werden, wodurch
Verdampfungstemperatur und -druck steigen und die Leistungsaufnahme
des Verdichters sinkt. Gleichzeitig steigt mit sinkender Überhitzung aber
die Gefahr, dass unverdampftes Kältemittel in den Verdichter gerät, da sich
die Zweiphasenzone in Richtung des Verdampferaustritts verschiebt. Je nach
Bauart kann der Verdichter durch die Inkompressibilität des flüssigen Käl-
1.1 Stand der Technik 5

temittels Schaden nehmen [67] oder es kann durch das flüssige Kältemittel
Öl aus den Schmierstellen gewaschen werden. Abscheider in der Saugleitung
stellen eine mögliche Gegenmaßnahme dar, erhöhen aber auch den anlagen-
technischen Aufwand, Druckverluste und die Füllmenge mit meist brenn-
baren oder klimaschädlichen Kältemitteln, weshalb ein regelungstechnischer
Ansatz zum Verdichterschutz eine sinnvolle Alternative darstellen kann. Um
auszudrücken, welcher minimale Wert der Überhitzung für einen spezifischen
Verdampfer durch das Regelorgan stabil eingestellt werden kann, hat sich
die Theorie der Minimum Stable Superheat (MSS) [55] etabliert. Wird der
Sollwert der Überhitzung unter diesen Punkt reduziert, kommt es häufig zu
einem thermohydraulisch instabilen Verhalten des Verdampfers und dadurch
zu starken Schwankungen der gemessenen Überhitzung. Im Zusammenhang
mit thermostatischen Expansionsventilen (TXV) ist dieses Phänomen als
Hunting bekannt. Als Ursache werden von einigen Autoren vor allem will-
kürliche Schwankungen in der Lage des Dry-Out-Punktes [119] und der zeit-
weise Wechsel des vorherrschenden Verdampfungsregimes genannt. Andere
Autoren sehen die Ursache eher in der Reglerverstärkung [51], zu großer
Zeitkonstante [80] oder der Abkühlung des TXV durch Flüssigkeitsanteile
im Sauggas. Eine Weiterentwicklung bei der Überhitzungsregelung stellen
elektronische Expansionsventile dar. Zusammen mit einem PI- oder PID
Regler kann eine hohe Regelgüte erreicht werden und die Überhitzung auch
bei etwas niedrigeren Sollwerten meist zuverlässig ausgeregelt werden. Yasu-
da et al. [123] oder Chen et al. [22] zeigen, dass es aber je nach Einstellung der
PI-Werte auch mit elektronischen Expansionsventilen zu Hunting kommen
kann. Die Frage, ob Verdampfer zuverlässig im Übergangsbereich einer sehr
geringen Überhitzung bis zu einem zweiphasigen Austrittszustand zuverläs-
sig geregelt werden können, ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft noch
nicht hinreichend beantwortet. Ebenso sollte diskutiert werden, ob die Über-
hitzung mit ihrer in diesem Betriebsbereich eingeschränkten Signalqualität
eine geeignete Führungsgröße ist. Zusätzliche Herausforderungen für die Ver-
dampferregelung stellen starke Lastwechsel oder andere externe Störungen
dar, die Kältemaschinen in transiente Betriebspunkte versetzen. Neuartige
Regelungsalgorithmen ermöglichen es, Verdampfer auch unter diesen Bedin-
gungen verlässlich zu regeln. Hierzu sind Ansätze wie Gain Scheduling [45],
6 1 Einleitung

Hybride Systeme [40] und modellbasierte Ansätze [115], [44] zu nennen. Sie
zielen aber alle auf die Regelung des Verdampfers mit deutlich überhitztem
Austrittszustand ab.

1.2. Zielsetzung der Arbeit

Ein neuer Ansatz für eine leistungsoptimale Regelung des Kälteprozesses


besteht darin, den Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt als Führungs-
größe für ein elektronisches Expansionsventil zu nutzen. Dies setzt sowohl
eine verlässliche Messtechnik für den Flüssigkeitsanteil als auch Überlegun-
gen zu maximal vom Verdichter tolerierbaren Mengen voraus. Die Zielset-
zung dieser Arbeit besteht darin, Ursachen und Auswirkungen von Flüs-
sigkeitsanteilen im Sauggas mit Hilfe von theoretischen Überlegungen und
rechnergestützten Simulationen zu untersuchen und die Machbarkeit dieses
Ansatzes experimentell zu überprüfen. Dazu ist die vorliegende Arbeit in
verschiedene Teilziele aufgeteilt, aus denen sich auch die Gliederung in die
sieben Kapitel ergibt:

– Abschätzung des Potenzials einer geringen oder fehlenden Überhit-


zung am Verdampferaustritt zur Verbesserung der Leistungszahl oder
Verdampferleistung in Kompressionskältemaschinen (Kapitel 2)

– Bewertung von vorhandenen und Entwicklung von neuen Methoden


zur Messung des Flüssigkeitsgehalts am Verdampferaustritt (Kapitel
3)

– Modellierung des Verdampfers und simulationsgestützte Untersuchung


der Ursachen für das Auftreten von Flüssigkeit trotz Überhitzung (Ka-
pitel 4)

– Abschätzung der Wirkung von zweiphasigem Sauggas auf den Ver-


dichter (Kapitel 5)

– Regelung des Expansionsventils nach dem Flüssigkeitsanteil und ex-


perimentelle Überprüfung (Kapitel 6)
1.3 Veröffentlichungen 7

– Anwendungsbeispiel zur Übertragung der neuen Regelungsmethoden


mit dem Ziel einer schnelleren Leistungsmodulation (Kapitel 7)

1.3. Veröffentlichungen

Eine Methode zur automatisierten Erkennung von Flüssigkeitsanteilen auf


Kamerabildern wurde in Zusammenarbeit mit anderen Autoren entwickelt
und vorab in [14] publiziert. Versuchsdaten aus dieser Veröffentlichung wer-
den auch in Abschnitt 6.1 verwendet und tiefergehend diskutiert. Ebenfalls
wurde ein erster Überblick zu geeigneten Verdampfungskorrelationen zur
Vorhersage eines zweiphasigen Austrittszustands durch das Simulationsmo-
dell eines Plattenverdampfers veröffentlicht [15].
Alle anderen Teile dieser Dissertation sind bisher unveröffentlicht.
8 1 Einleitung
9

2. Vorteile eines gering überhitzten oder


zweiphasigen Austrittszustands

Thermodynamische Vergleichsprozesse stellen die relevanten Zustandsände-


rungen eines Arbeitsfluids vereinfacht, aber übersichtlich dar und ermög-
lichen es, eine obere Grenze für den mit realen Anlagen zu erzielenden
Wirkungsgrad abzuschätzen. Für den Kaltdampfkälteprozess ist dies der
sogenannte Plank-Prozess. Mit seiner Hilfe soll nachfolgend für verschiede-
ne Kältemittel theoretisch untersucht werden, ob sich eine Reduktion der
Überhitzung positiv auf den Wirkungsgrad auswirkt.

2.1. Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und


Überhitzungsgrade

Als Arbeitsmedium im Kaltdampfkälteprozess werden meist Fluide einge-


setzt, die in der Lage sind, Wärme bei niedriger Temperatur und niedri-
gem Druck durch ihre Verdampfung aufzunehmen und bei hohem Druck
und hoher Temperatur durch Kondensation abzugeben. Zu den am weite-
sten verbreiteten Kältemitteln zählen Ammoniak, Kohlenstoffdioxid, Wasser
und reine oder halogenierte Kohlenwasserstoffe. Durch die unterschiedliche
atomare Zusammensetzung variieren auch die thermodynamisch relevanten
Stoffeigenschaften der Kältemittel deutlich. Mit Hilfe des Plank-Prozesses
als idealisierten Vergleichsprozess für die Kompressionskältemaschine kann
für verschiedene Arbeitsmedien beurteilt werden, ob sich die Leistungszahl
des Prozesses erhöht, wenn während des Teilprozesses der isobaren Wärme-
zufuhr eine Überhitzung über den Taupunkt hinaus stattfindet.
Die Dampfqualität x soll dafür über den Zustand h1 mit

h1 − h′
x= (2.1)
h′′ − h′
10 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

log p T
x = 0,9
x = 1,0
2
x = 1,1
3
2

3
T2-T1
4
1
4 1
h41 h12

h s

Abbildung 2.1.: Plank-Prozess für verschiedene Überhitzungsgrade bei isen-


troper Verdichtung und isenthalper Drosselung

bestimmt werden. Werte von x > 1 können dann als Überhitzungsgrad des
Kältemittels interpretiert werden. Abbildung (2.1) zeigt dazu den Plank-
Prozess mit isentroper Verdichtung und isenthalper Drosselung für unter-
schiedliche Überhitzungsgrade. Eine Änderung des Überhitzungsgrades ver-
schiebt damit den Wert der spezifische Enthalpie h1 am Ende der isobaren
Wärmeaufnahme. Dies beeinflusst auch die Leistungszahl des Vergleichspro-
zesses, die sich für den Kälteprozess als

qzu h1 − h4
ε= = (2.2)
wt h2 − h1

aus dem Quotienten von aufgenommener Wärme zu erforderlicher techni-


scher Arbeit ergibt. Abbildung (2.2) zeigt die Leistungszahl des idealen
Prozesses gegenüber dem Überhitzungsgrad für verschiedene Kältemittel.
Eine Verdampfungstemperatur von -15°C und eine Kodensationstemperatur
von 30°C sollen für einen beispielhaften Betriebspunkt einer Kältemaschine
angenommen werden. Stoffdaten für diese und alle weiteren Berechnungen
werden mit Hilfe der Stoffdatenbank REFPROP ermittelt [72]. Im linken
Diagramm sind Arbeitsmittel dargestellt, für deren Leistungszahl ein loka-
les Maximum bei einem Überhitzungsgrad nahe eins oder bei einer nassen
Verdichtung liegt. Das rechte Diagramm zeigt Kältemittel, deren Leistungs-
2.1 Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhitzungsgrade 11

5,0 5,5
Ammoniak R410A

R407C Tsh=15 K

Tsh=5 K

4,5 5,0

R134a R1233zd
4,0 4,5
Propan R1234yf

Tsh=5 K Tsh=15 K

3,5 4,0

0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10

Dampfqualität Dampfqualität

Abbildung 2.2.: Leistungszahl des idealen Plank-Prozesses für verschiedene


Kältemittel in Abhängigkeit von Überhitzungsgrad bei einer
Verdampfungstemperatur von -15 °C und einer Kondensa-
tionstemperatur von 30 °C

zahl monoton mit dem Überhitzungsgrad steigt. Beim Arbeitsfluid Wasser


liegen der Verdampfungs- und Kondensationsdruck im Unterdruckbereich,
wodurch Umsetzungen als Kompressionskältemaschine mit erhöhtem tech-
nischen Aufwand verbunden sind.
Der dargestellte Verlauf der Kurven verschiebt sich für die einzelnen Kälte-
mittel in Abhängigkeit von Verdampfungs- und Kondensationstemperatur.
Für die Suche nach dem Maximum der Leistungszahl in Abhängigkeit vom
Überhitzungsgrad gilt, dass ein lokales Maximum nur an einer Stelle vorlie-
gen kann, an der die erste Ableitung null ist, also:
 
h1 (x)−h4
dε d h2 (x)−h1 (x)
= =0 (2.3)
dx dx

Durch die nichtlineare Abhängigkeit der spezifischen Enthalpie von Druck,


Temperatur und Dampfqualität lässt sich der Term nicht weiter vereinfachen
und muss numerisch iterativ gelöst werden. Arora beschreibt alternativ dazu
einen Ansatz für eine analytische Lösung zur Bestimmung des Leistungszahl-
maximums [6], der nachfolgend aufgegriffen und weiterentwickelt wird.
Die Gleichung (2.2) für die Leistungszahl wird im Nenner erweitert, indem
h4 addiert und subtrahiert wird, so dass

h1 − h4
ε= . (2.4)
(h2 − h4 ) − (h1 − h4 )
12 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

Werden Zähler und Nenner durch die Entropiedifferenz der Wärmeaufnahme


dividiert, ergibt sich
h1 −h4
s1 −s4
ε= h2 −h4
. (2.5)
s1 −s4
− hs11 −h4
−s4

Da die Wärmeaufnahme im Plank-Prozess isobar erfolgt, gilt zudem für die


Temperatur der Wärmeaufnahme Te für x < 1,
 
dh
= Te (2.6)
ds p

womit die Leistungszahl geschrieben werden kann als

Te
ε= h2 −h4
. (2.7)
s4 −s1
− Te

Aus der Annahme der isentropen Verdichtung folgt

s1 − s4 = s2 − s4 (2.8)

und somit
Te
ε= h2 −h4
. (2.9)
s2 −s4
− Te

Für Kältemittel, das aus dem Nassdampfgebiet heraus verdichtet wird, wird
die maximale Leistungszahl erreicht, wenn der Term h2 −h4
s2 −s4
minimal wird. Im
h, s-Diagramm der Abbildung (2.3) werden diese Zusammenhänge für ver-
schiedene Überhitzungsgrade grafisch dargestellt. Hier ist zu erkennen, dass
die Steigung der Gerade zwischen dem Prozesspunkt 4 und 2 dem zu mini-
mierenden Term entspricht. Da der Punkt 2 zwingend auf der Isobaren des
konstanten Kondensationsdrucks liegt, wird das Maximum der Leistungs-
zahl erreicht, wenn die Geradensteigung minimal ist, also eine Tangente zur
Isobaren bildet, wie in Abbildung (2.3) dargestellt. Mit Gleichung (2.6) und
h3 = h4 gilt dann
h2 (x) − h4
= T2 . (2.10)
s2 − s4
Hiermit kann der Wert für den Überhitzungsgrad x bestimmt werden, wenn
eine Verdichtung mit x < 1 zur maximalen Leistungszahl führt. In diesem
2.1 Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhitzungsgrade 13

εmax 2x=1

2x<1

1x=1
ant
co nst 1x<1
=
pc t
tan
ns
co
3 p e=
4

Abbildung 2.3.: Plank-Prozess im h, s-Diagramm für ein Maximum der Lei-


stungszahl bei x < 1

Fall gilt dann außerdem

Te Te
εmax = > . (2.11)
T2 − Te T2 (x = 1) − Te

Durch Gleichsetzen der Leistungszahl können für verschiedene Verdamp-


fungstemperaturen die zugehörigen Kondensationstemperaturen gefunden
werden, so dass ausgehend von einem Überhitzungsgrad von x = 1 weder ei-
ne geringe Erhöhung noch eine Absenkung des Überhitzungsgrades zu einer
Steigerung der Leistungszahl führen. Mit der Randbedingung

Te Te
h2 −h4
= (2.12)
s2 −s4
− Te T2 (x = 1) − Te

kann durch numerische Lösung des Kreisprozesses die zugehörige Indiffe-


renzkurve bestimmt werden.
In Abbildung (2.4) rechts ist zu erkennen, wie sich der Verlauf der Leistungs-
zahl in Abhängigkeit der Kondensationstemperatur ändert. Für die zuvor
mit der Grenzfallbetrachtung bestimmte Kondensationstemperatur ist zu
erkennen, dass für x = 1 ein Sattelpunkt vorliegt, der mit sinkender Kon-
densationstemperatur in ein lokales Maximum übergeht. Als Anwendungs-
14 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

303,15 K
292,05 K
trockene Verdichtung vorteilha
283,15 K

nasse Verdichtung vorteilha

Abbildung 2.4.: Werte für Verdampfungs- und Kondensationstemperaturen


für ein Leistungszahlmaximum bei x = 1 (links) und Verlauf
der relativen Leistungszahl für verschiedene Überhitzungs-
grade von R134a (rechts)

fall hierfür ist der Betrieb eines Kühlhauses in Deutschland während der
Übergangszeit beispielhaft.
Für Wärmepumpenanwendungen wird der Nutzen als Wärmeabgabe bei
hoher Temperatur definiert. Hiermit ergibt sich die Leistungszahl zu

h2 − h3
εW P = . (2.13)
h1 − h4

Für den Grenzfall, dass das Maximum der Leistungszahl bei einem Überhit-
zungsgrad von 1 liegt, ergibt sich durch Umformen

1 1
εW P = Te (s1 −s4 )
= Te
. (2.14)
1− h2 −h4
1− T2 (x=1)

Die Leistungszahl der Wärmepumpe ist höher als bei der Kältemaschine,
da die Enthalpieerhöhung während der Kompression die nutzbare Wärme
erhöht. Trotzdem ergibt sich der gleiche Verlauf für die Indifferenzkurve wie
beim Kälteprozess, da (2.14) in (2.11) umgeformt werden kann.
Abbildung (2.5) zeigt den Verlauf der Indifferenzkurven für verschiedene
Kältemittel und Anwendungsszenarien. Für das Arbeitsmittel Ammoniak
ist, außer bei sehr hohen Kondensationstemperaturen, eine nasse Verdich-
tung (x < 1) vorteilhaft. Rechnerisch ergibt sich zudem, dass für Wasser als
Kältemittel stets eine nasse Verdichtung und für R1234yf stets eine trockene
Verdichtung vorteilhaft ist, weshalb für beide Kältemittel im vorgegebe-
2.1 Plank-Prozess für verschiedene Kältemittel und Überhitzungsgrade 15

nen Verdampfungstemperaturbereich keine Indifferenzkurve ermittelt wer-


den kann. Auffällig ist zudem, dass sich für ein gegebenes Kältemittel je nach
Betriebspunkt unterschiedliche Werte des Überhitzungsgrades für die maxi-
male Leistungszahl ergeben können. Bei Wärmepumpenprozessen ist dieser
Effekt besonders stark ausgeprägt, da die Verdampfungstemperaturen wit-
terungsbedingt schwanken und sich auch die Kondensationstemperaturen
je nach Art der Wärmeanforderung wie Raumheizung oder Warmwasserer-
wärmung unterscheiden können. Ob für ein Kältemittel in den meisten Be-

120
Kondensationstemperatur in °C

Ammoniak
WP für Prozesswärme
100 R410A

Propan

80
WP für Gebäudeheizung

60 Tiefkühlung

Klimatisierung

40

20

-40 -30 -20 -10 0 10 20

Verdampfungstemperatur in °C

Abbildung 2.5.: Wertpaare der Verdampfungs- und Kondensationstempera-


tur, die zu einem Maximum der Leistungszahl bei x = 1
führen

triebspunkten eher eine trockene oder nasse Verdichtung optimal ist, hängt
von seiner spezifischen Verdampfungsenthalpie und dem Isentropenexponen-
ten ab. Ammoniak besitzt eine hohe Verdampfungsenthalpie, wodurch der
Term h1 − h4 auch dann hinreichend groß wird, wenn h1 im Nassdampf-
gebiet liegt. Der hohe Isentropenexponent von Ammoniak führt bei einer
trockenen Verdichtung zu einer hohen Verdichtungsendtemperatur und ho-
her erforderlicher technischer Arbeit, was sich nachteilig auf die Leistungs-
zahl auswirkt. Diese beiden Stoffeigenschaften stehen im Zusammenhang
mit dem atomaren Aufbau der Kältemittel. Nach der Troutonschen Regel
kann die Verdampfungsenthalpie bei der Siedetemperatur Tv für viele Fluide
16 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

mit der Verdampfungsentropie aus

∆Hv J
∆Sv = ≈ 88 (2.15)
Tv K mol

abgeschätzt werden [83]. Die Regel gilt nicht mehr, wenn intermolekulare
Wechselwirkungen die für den Phasenwechsel erforderliche Abtrennarbeit
zwischen den Molekülen erhöhen. Die Verdampfungsenthalpie von Wasser
hat nach der Troutonschen Regel bei Standardruck einen Wert von 1820 kJ
kg
.
Der tatsächliche Wert liegt gemäß Stoffdatenbank mit 2257 kJ
kg
viel höher,
was mit den starken Wasserstoffbrückenbindungen zwischen den Wassermo-
lekülen im flüssigen Zustand erklärt werden kann. Im Vergleich zur Verdamp-
fungsenthalpie kann der Isentropenexponent besser aus dem Molekülaufbau
abgeschätzt werden. Nach der kinetischen Gastheorie ermöglicht eine hohe
Anzahl von Atomen im Molekül zusätzliche Freiheitsgrade und führt zu ei-
nem niedrigen Isentropenexponent, sodass zwischen beiden Stoffeigenschaf-
ten ein näherungsweise linearer Zusammenhang besteht. In Abbildung (2.6)

1,35

Wasser

1,30
Ammoniak

1,25
Isentropenexponent

1,20 R32

1,15

R410A
1,10
R407C
R1233zd
Propan
R245fa
1,05 Isobutan
R134a

R1234yf
1,00

0 100 200 300 400 1200 1300 2400 2500

Verdampfungsenthalpie bei 275,15 K in kJ/kg

Abbildung 2.6.: Isentropenexponent und Verdampfungsenthalpie verschie-


dener Kältemittel bei T = 275,15 K. Grüne Punkte kenn-
zeichnen Kältemittel, die für Te = 275,15 K und Tc =
313,15 K ein (lokales) Maximum für die Leistungszahl bei
x < 1 aufweisen

sind einige der weiter oben untersuchten Kältemittel nach ihrem Isentropen-
exponenten und ihrer Verdampfungsenthalpie bei einer Verdampfungstem-
peratur von 2 ◦ C aufgetragen. Dieser Wert ist bewusst gewählt, da Wasser
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 17

nicht unterhalb seines Tripelpunktes verdampft werden kann. Auf der ande-
ren Seite entspricht dies der Anwendung einer Kältemaschine für Klimati-
sierungsaufgaben, für die Wasser als Kältemittel immer häufiger eingesetzt
wird. Umso dichter ein Kältemittel in der rechten, oberen Ecke des Dia-
gramms eingetragen ist, desto mehr führt ein gering überhitzter oder zwei-
phasiger Zustand am Verdampferaustritt bei diesem Kältemittel zu einer
Maximierung der Leistungszahl.

2.2. Verdampferleistung in Abhängigkeit vom


Überhitzungsgrad

Während im idealen Kreisprozess eine finite Masse Kältemittel die vier Pro-
zessschritte der Reihe nach durchläuft, liegt in realen Kältemaschinen ein
kontinuierlicher Prozess vor. Mit Hilfe des Verdichters wird das Kältemittel
nicht nur komprimiert, sondern auch innerhalb der Anlage gefördert. Bei
einem Verdampfer in Bauform eines Wärmeübertragers erfolgt der Wärme-
übergang vom strömenden Sekundärfluid auf das zirkulierende Kältemittel
über eine die beiden Fluide stofflich trennende Wand hinweg. Weit verbreitet
sind dabei Verdampfer mit Fluiden in Gegenstromanordnung, da diese eine
hohe mittlere Temperaturdifferenz erreichen. Für diese Art von Verdamp-
fer soll im Folgenden der Zusammenhang zwischen Verdampferleistung und
Überhitzungsgrad an einem Modell untersucht werden.
Als Beispiel für eine häufige Kälteanwendung wird der Verdampfer im Kalt-
wassersatz betrachtet und folgende vereinfachende Annahmen getroffen: Das
Kältemittel tritt auf der primären Seite bereits als Zweiphasengemisch ein.
Dies ist bei Anlagen ohne Flashgas-Abscheider üblich, da bei geringer Un-
terkühlung nach der Kondensation die isenthalpe Drosslung dazu führt, dass
das Kältemittel teilweise verdampft. Bei gleichbleibendem flächenbezogenen
Massenstrom kann die Überhitzung am Verdampferaustritt durch die Va-
riation der Kältemitteltemperatur am Eintritt des Verdampfers eingestellt
werden. Zudem wird angenommen, dass der Wärmeübergang isobar erfolgt
und durch das Kältemittel limitiert wird. Wärmewiderstände der Wand und
der Wärmeübergang auf der Wasserseite werden vernachlässigt. Der Wert
für den flächenbezogenen Massenstrom des Wassers auf der Sekundärseite
18 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

wird so bestimmt, dass sich gleichbleibende Eintritts- und Austrittstempe-


raturen ergeben. Die Fläche des Verdampfers kann dann aufgeteilt werden
in eine Teilfläche Ae , in der die Verdampfung des Kältemittels erfolgt und
in eine Teilfläche Ash , in der die anschließende Überhitzung erfolgt - siehe
hierzu auch die schematische Darstellung in Abbildung (1.1).

Ages = Ae + Ash (2.16)

Die Anteile der Flächen können aus einer Energiebilanz berechnet werden.
Für die Teilfläche der Verdampfung gilt für das Kältemittel näherungsweise

Q̇e = Ae · αe · ∆Tm,e = ṁr (hdew (pr ) − h(pr , xin )) (2.17)

und für das Sekundärfluid

Q̇e = ṁl (hl (Tl,dew ) − hl (Tl,out )) (2.18)

mit der logarithmischen Temperaturdifferenz

(Tl,dew − Tr,dew ) − (Tl,out − Tr,in )


∆Tm,e = 
T −Tr,dew
 . (2.19)
ln Tl,dew
l,out −Tr,in

Für die Überhitzungsfläche gilt analog:

Q̇sh = Ash · αsh · ∆Tm,sh = ṁr (h(pr , Tr,out ) − hdew (pr )) (2.20)

und
Q̇sh = ṁl (hl (Tl,in ) − hl (Tl,dew )) (2.21)

mit
(Tl,in − Tr,out ) − (Tl,dew − Tr,dew )
∆Tm,sh = 
Tl,in −Tr,out
 (2.22)
ln Tl,dew −Tr,dew

Für die Auswertung sollen folgende Werte angenommen werden:

– Tl,in =15 ◦ C, Tl,out =10 ◦ C

– Tr,in =3 ◦ C

– αr,e =4000 W
m2 K
, αr,sh =400 W
m2 K
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 19

– Kältemittel: R410A, Sekundärfluid: Wasser

3 14 3,0 1,0
G T Q A
r r,out ges e

G T Q A
l r,in e sh
Veränderung Massenstromdichte

12 2,5
Q 0,8
sh

Veränderung Wärmefluss
10 2,0

Temperatur in °C

relative Fläche
2 0,6

8 1,5

0,4

6 1,0

1 0,2
4 0,5

2 0,0 0,0

10 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0

Überhitzung in K Überhitzung in K

Abbildung 2.7.: relative Veränderung der Massenstromdichte sowie


Eintritts- und Austrittstemperatur des Kältemittels R410A
bei Absenkung der Überhitzung (links) und relative Ver-
änderung des Wärmeflusses in den Teilflächen und Anteil
der Teilflächen für Verdampfung und Überhitzung bei
Absenkung der Überhitzung (rechts)

Abbildung (2.7) zeigt Berechnungsergebnisse für das aufgestellte Modell,


wenn die Eintrittstemperatur des Kältemittels in den Verdampfer konstant
bleibt und die Überhitzung des Kältemittels am Verdampferaustritt von
10 K auf 0 K reduziert wird. Als abhängige Variable werden die Massen-
stromdichten Gr und Gl von Kältemittel und Sekundärfluid so erhöht, dass
die Temperatur des Sekundärfluids am Austritt konstant bleiben, anstatt zu
sinken. Der Anteil der Fläche, der für die Überhitzung benötigt wird, kann in
der Folge stark verringert werden. Dieser beträgt bei einer Überhitzung von
10 K noch 60 %, obwohl der Wärmefluss in diesem Bereich des Verdampfers
vergleichsweise gering ist. Grund hierfür sind die um den Faktor zehn unter-
schiedlichen Wärmeübergangskoeffizienten. Dieser Zusammenhang kann in
einigen Typen von Kältemaschinen dazu genutzt werden, die Kälteleistung
zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist, dass die Anlagen wie im Beispiel den
Kältemittelmassenstrom erhöhen können. Bei einigen Verdichtertypen sind
hierfür durch Variation des Hubvolumens oder der Drehzahl die technischen
Voraussetzungen vorhanden.
Für den Fall, dass dies nicht möglich ist, kann eine Verringerung der Über-
hitzungstemperatur dazu genutzt werden, den Verdampfer einer Anlage von
20 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

vornherein vorteilhafter in Bezug auf die notwendige Fläche und damit den
Materialaufwand zu dimensionieren. Um dies zu untersuchen wird im bereits
beschriebenen Modell die Massenstromdichte des Kältemittels als Parame-
ter auf 0,1 kg
s m2
und die des Sekundärfluids auf 1 kg
s m2
gesetzt. Hieraus
ergibt sich die erforderliche Fläche des Verdampfers als abhängige Variable
gegenüber der Überhitzungstemperatur.

R134a
2,0
R410A

Ammoniak

1,8 Propan
relative Fläche

1,6

1,4

1,2

1,0

10 8 6 4 2 0

Überhitzung in K

Abbildung 2.8.: erforderliche Verdampferfläche relativ zum Betriebspunkt


mit Verdampfung ohne Überhitzung für verschiedene Käl-
temittel

Abbildung (2.8) zeigt die Ergebnisse der Berechnung für verschiedene Käl-
temittel. Das Potenzial zur Flächenreduktion ist deutlich ausgeprägt und
fällt für verschiedene Kältemittel unterschiedlich stark aus. Für die Ver-
dampfung ohne Überhitzung ist die Fläche für alle Kältemittel gleich groß,
da Ages = Ae nur vom Wärmeübergangskoeffizient der Verdampfung ab-
hängt. Bei Kältemitteln mit einer hohen spezifischen Verdampfungsenthal-
pie wie Ammoniak, muss nur eine kleine Menge Kältemittel pro Zeiteinheit
verdampft und anschließend überhitzt werden, wofür eine kleinere Fläche
erforderlich ist. Hier ist das Potenzial zur Reduktion der Verdampfergröße
weniger stark ausgeprägt.
Neben der Steigerung der Verdampferleistung oder der Reduktion der er-
forderlichen Verdampferfläche, kann die Effizienz von Kältemaschinen auch
durch eine Anhebung des Verdampfungsdrucks erhöht werden. Bei Kältema-
schinen dient ein gesteuertes Expansionsventil nicht nur dazu, die notwendi-
2.2 Verdampferleistung in Abhängigkeit vom Überhitzungsgrad 21

ge Entspannung des Kältemittels zu erreichen, sondern auch dazu die Über-


hitzung des Kältemittels zu regeln. Ist die gemessene Überhitzung zu groß,
öffnet das Expansionsventil. Durch die verringerte Drosselwirkung steigt der
Verdampfungsdruck, was auch den Verdampfungsprozess beeinflusst. Dieser
Effekt kann ebenfalls mit dem oben beschriebenen Modell am Beispiel des
Kältemitels R410A abgebildet werden. Dazu werden der Verdampfungsdruck
und die Verdampferleistung als abhängige Variablen gesetzt. Die Massen-
stromdichte des Kältemittels soll als Vereinfachung weiter konstant 0,1 kg
s m2
betragen. Auf die reale Wechselwirkung von EXV-Öffnung, Überhitzung,
Druck und Massenstrom wird in Abschnitt 6.1 näher eingegangen. Die Mas-
senstromdichte des Sekundärfluids soll so gewählt werden, dass sich eine
konstante Temperaturspreizung von 5 K auf der Sekundärseite ergibt.

10,2
p
r
1,00

Q
ges

Veränderung Verdampferleistung
10,0
Verdampfungsdruck in bar

9,8 0,98

9,6

0,96
9,4

9,2

0,94

9,0

m, e 8,8
0,92

m, sh
8,6

10 8 6 4 2 0

Überhitzung in K

Abbildung 2.9.: Verlauf der Eintritts- und Austrittstemperaturen sowie der


logarithmischen Temperaturdifferenz für die beiden Teilflä-
chen (links) und relative Veränderung der Verdampferlei-
stung und Verlauf des Verdampfungsdruckes bei Absenkung
der Überhitzung (rechts)

Abbildung (2.9) zeigt, dass in diesem Fall die Verdampferleistung mit ab-
nehmender Überhitzung sinkt, wenn die Massenstromdichte des Kältemittels
konstant bleibt. Ursächlich hierfür ist die abnehmende logarithmische Tem-
peraturdifferenz zwischen heißem und kaltem Fluid, die den Wärmeübergang
antreibt. Als energetisch vorteilhafter Effekt ist hingegen die Anhebung des
Verdampfungsdruckes zu sehen, was sich positiv auf die Leistungszahl des
Prozesses auswirkt, da die Druckänderungsarbeit im adiabaten Fall für eine
22 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

isentrope Verdichtung eines idealen Gases nach

κ − 1
 

κ  p2 κ − 1
w12 = · R · T1  (2.23)
κ−1 p1

bei einer Erhöhung von p1 abnimmt. Die Verdichterleistung soll wieder mit
Hilfe von Gleichung (2.2) für eine Kondensationstemperatur von 45 ◦ C und
isentrope Verdichtung berechnet werden. Um verschiedene Kältemittel ver-
gleichen zu können, wird die Temperaturspreizung zwischen Kältemittelein-
tritt und Sekundärfluidaustritt für den Fall der Verdampfung ohne Überhit-
zung auf 3 K gesetzt und die erforderliche Massenstromdichte für diesen Fall
berechnet. Der Wert der Massenstromdichte wird dann als Parameter für die
Berechnung mit verschiedenen Werten der Überhitzung konstant gehalten.

Abbildung 2.10.: mögliche Steigerung der Leistungszahl durch Absenkung


der Überhitzungstemperatur bei gegebener Verdampferflä-
che für verschiedene Kältemittel

Während bei der Betrachtung des idealen Plank-Prozesses für manche Käl-
temittel je nach Betriebspunkt eher eine trockene oder nasse Verdichtung
vorteilhafter ist, ergibt sich ein anderes Bild, wenn die Verdampferfläche
in realen Anlagen limitiert ist. Abbildung (2.10) zeigt, dass unter den ange-
nommenen Randbedingungen für alle Kältemittel eine bessere Leistungszahl
erzielt wird, wenn die Überhitzung reduziert wird.
2.3 Interne Wärmeübertrager 23

2.3. Interne Wärmeübertrager

Der vierstufige Kreisprozess der Kaltdampfkompression kann durch einen


internen Wärmeübertrager (IHX) um zwei weitere Prozessschritte ergänzt
werden. Abbildung (2.11) zeigt den erweiterten Prozess im ph-Diagramm,
bei dem Wärme des unterkühlten Kältemittels genutzt wird, um die Ent-
halpie des Kältemittels vor der Verdichtung zu erhöhen. Die zusätzliche Un-
terkühlung führt zu einer höheren Wärmeaufnahme während der Verdamp-
fung, was sich positiv auf die Leistungszahl auswirkt. Für fast alle Kältemit-
tel steigt mit der Überhitzung aber auch die Verdichterarbeit zwischen den
Prozessschritten 1 und 2, da der Verlauf der Isentropen mit zunehmender
Überhitzung flacher wird.
Domanski et al. [32] setzen deshalb die durch einen IHX gewonnene Kälte-
leistung ∆q gegenüber der zusätzlichen Verdichterarbeit ∆w ins Verhältnis.
Die Leistungszahl bei Verwendung eines IHX drücken sie als

q + ∆q
ε′ = , (2.24)
w + ∆w

aus. Diese kann mit der Leistungszahl ε des Prozesses ohne IHX verglichen
werden und mit einer Taylorreihenentwicklung zu

∆q
1+
′ q ∆q ∆w
ε =ε ≈ ε(1 + + ) (2.25)
∆w q w
1+
w
vereinfacht werden. Durch weitere Vereinfachungen kann so für verschiede-
ne Kältemittel, Verdampfungs- und Kondensationstemperaturen der Effekt
eines IHX auf die Leistungszahl bestimmt werden.
Im realen Prozess führt die Enthalpieerhöhung des Sauggases durch den
IHX zu einer Verminderung der spezifischen Dichte, wodurch bei Verdich-
tern mit konstantem Fördervolumen der Massenstrom des Kältemittels und
damit auch die Kälteleistung des Prozesses bei gegebener Verdichterbaugrö-
ße sinken können. Klein et al. vergleichen daher den Effekt, der sich durch
den Einsatz von internen Wärmeübertragern ergibt, wenn das Fördervolu-
men der Verdichter gleich bleibt [65]. Für die Kältemittel R507A, R404A,
24 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

R600a, R290, R134a, R12, R410A, R407C und R22 wirkt sich ein IHX auf die
Leistungszahl steigernd aus. Für Ammoniak und R32 ist das Gegenteil der
Fall. Druckverluste in realen Anlagen, die auch vom internen Wärmeüber-
trager erzeugt werden, erhöhen die Verdichterarbeit und können den Effekt
des internen Wärmeübertrages verringern oder umkehren. Nach Klein et al.
tritt dies für das Kältemittel R22 auf, wenn Druckverluste berücksichtigt
werden. Eine grundlegende Annahme von Klein et al. und Domanski et al.
ist, dass das Kältemittel den Verdampfer vollständig verdampft mit x = 1
verlässt, bevor es im internen Wärmeübertrager überhitzt wird. Da für den
einfachen Plank-Prozess gezeigt werden konnte, dass je nach Kältemittel und
Lage des Temperaturniveaus ein feuchter oder überhitzter Austrittszustand
des Verdampfers leistungszahloptimal sein kann, soll dies auch für Anlagen
mit internen Wärmeübertragern untersucht werden.

log p

Δw
4 3
2

5 6 1

Δq q w

Abbildung 2.11.: Plank-Prozesses mit (durchgehende Linien) und ohne in-


ternen Wärmeübertrager (gepunktete Linien)

Der Effekt, den der interne Wärmeübertrager auf den Prozess hat, hängt von
seiner Fläche und den zu erzielenden Wärmeübergangskoeffizienten ab. All-
gemeiner kann dieser Effekt über einen Wirkungsgrad ausgedrückt werden,
der beschreibt, wie viel Wärme im Verhältnis am theoretischen Maximum
zwischen beiden Seiten übertragen wird. Da die Wärmekapazität der un-
terkühlten Flüssigkeit stets höher als die des überhitzten oder zweiphasigen
2.3 Interne Wärmeübertrager 25

Kältemittels auf der Niederdruckseite ist, kann die Temperatur T1 maximal


den Wert T3 erreichen. Damit kann der Wirkungsgrad des internen Wärme-
übertragers über die Gleichung

ηIHX = (h1 − h6 )/(h(p1 , T3 ) − h6 ) (2.26)

ausgedrückt werden. Bei der Gleichung für die Leistungszahl nach 2.2 muss
berücksichtigt werden, dass die nutzbare Wärmeaufnahme des Prozesses nur
im Verdampfer zwischen den Punkten 5 und 6 stattfindet. Die Lage des
Punktes 6 am Austritt des Verdampfers kann über die Dampfqualität mit

h6 = h′ + x(h′′ − h′ ) (2.27)

bestimmt werden. Abbildung (2.12) zeigt den Verlauf der Leistungszahl


gegenüber der Dampfqualität für verschiedene Wirkungsgrade eines inter-
nen Wärmeübertragers. Für R410A verschiebt sich mit steigendem Wir-
kungsgrad der leistungszahloptimale Austrittszustand in Richtung niedrige-
rer Dampfqualitäten, wohingegen die maximale Leistungszahl unverändert
bleibt.

4,45
4,70

4,65
4,40

4,60

4,35
Leistungszahl
Leistungszahl

4,55

h = 0
4,50
h IHX
= 0
4,30 IHX

h IHX
= 0,08 h IHX
= 0,08

4,25 h IHX
= 0,16
4,45
h IHX
= 0,16

h IHX
= 0,24 4,40 h IHX
= 0,24

4,20 h IHX
= 0,32
4,35
h IHX
= 0,32

h IHX
= 0,40 h IHX
= 0,40
4,30
4,15

4,25

0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10 0,80 0,85 0,90 0,95 1,00 1,05 1,10

Dampfqualität am Verdampferaustritt Dampfqualität am Verdampferaustritt

Abbildung 2.12.: Verlauf der Leistungszahl für R410A (links) und R134a
(rechts) für verschiedene Wirkungsgrade des IHX bei einer
Verdampfungstemperatur von −15 ◦ C und Kondensations-
temperatur von 30 ◦ C

Unabhängig vom Wirkungsgrad des IHX ist die Leistungszahl bei einer
Dampfqualität von 0,97 am Austritt des internen Wärmeübertragers ma-
26 2 Vorteile eines gering überhitzten oder zweiphasigen Austrittszustands

ximal. Für R134a ist ein höherer Wirkungsgrad des IHX strikt vorteilhaft,
da es zu der Reihe von Kältemitteln gehört, die für viele Betriebspunkte von
höherer Überhitzung profitieren.
Für Kältemittel wie R410A kann die Leistungszahl durch den Einsatz eines
internen Wärmeübertrages sinken, wenn der Austrittszustand des Verdamp-
fers nicht in Richtung niedrigerer Dampfqualitäten verschoben wird. Der
zweiphasige Austrittszustand am Verdampfer ermöglicht einen sinnvollen
Einsatz des IHX, da der leistungszahloptimale Zustand h1 durch die höhere
Temperaturdifferenz im IHX gegenüber dem Verdampfer in realen Anlagen
unter Umständen mit geringerem Aufwand erreicht werden kann. Bei der
Frage, ob der Einsatz eines internen Wärmeübertragers an realen Anlagen
lohnend ist, sind auch Effekte wie Druckverluste, Wärmeübergangskoeffi-
zienten, Materialaufwand, durch den IHX erhöhte Füllmengen und weitere
Faktoren zu berücksichtigen, die mit detaillierten Simulationsmodellen und
techno-ökonomischen Analysen für den Einzelfall beantwortet werden kön-
nen.

2.4. Zusammenfassung

Insgesamt wurde gezeigt, dass sich ein gering überhitzter, teilweise auch
zweiphasiger Austrittszustand am Verdampfer je nach Betriebspunkt und
Kältemittel positiv auf die Leistungszahl des idealen Prozesses auswirken
kann. Bei gegebener Verdampfergröße und sonst gleichen Randbedingungen
zeigt die theoretische Betrachtung, dass sich für einige Kältemittel die Ver-
dampferleistung durch eine Absenkung der Überhitzung deutlich steigern
lässt. In Kapitel 5 wird diskutiert, wie sich eine verringerte Sauggasüberhit-
zung außerdem positiv auf zulässige Betriebsbereiche und die Lebensdauer
von Verdichtern auswirken kann, wenngleich Flüssigkeitsanteile im Sauggas
von vielen der üblichen Verdichterbauformen nur bedingt toleriert werden.
Die zuvor theoretisch erarbeiteten Ergebnisse führen zur Frage, ob eine sta-
bile Regelung des Verdampfers auf einen zweiphasigen Austrittszustand in
realen Anlagen möglich ist. Hierzu werden im nachfolgenden Kapitel die
Versuchsanlage im Detail vorgestellt und Messmethoden für den Flüssig-
keitsanteil am Verdampferaustritt verglichen.
27

3. Versuchsanlage und Messmethoden

Abbildung 3.1.: Verfahrenstechnisches Fließbild der Versuchsanlage

Die in Abbildung (3.1) und (3.2) dargestellte kältetechnische Versuchsanla-


ge besteht im Kern aus einer Kompressionskältemaschine, für die eine An-
wendung als Wasser-Wasser-Wärmepumpe oder Kaltwassersatz typisch ist.
Der Kältekreis wurde mit umfangreicher Mess- und Steuerungstechnik sowie
einer optischen Messstrecke erweitert und liefert mit dem Arbeitsmedium
R410A eine Kälteleistung von ca. 14 kW. Beim Kältekompressor handelt es
sich um einen Scrollverdichter; als Kondensator und Verdampfer werden ge-
lötete Plattenwärmeübertrager in Gegenstromanordnung zum Sekundärfluid
eingesetzt. Der Verdampfer besitzt mit seinen 20 Platten in Winkel-Wellen-
Prägung eine Wärmeübertragungsfläche von 1,08 m2 . Die Überhitzung der
Anlage wird über ein elektronisches Expansionsventil geregelt. Die Steue-
rung der Anlage erfolgt über ein zentrales Mess- und Regelprogramm, mit
dem es auch möglich ist, das Expansionsventil auf feste Öffnungswerte ein-
28 3 Versuchsanlage und Messmethoden

zustellen.

Abbildung 3.2.: Foto der Versuchsanlage

An der Versuchsanlage können Kühl- und Heizlasten durch Vorgabe von


Volumenströmen und Temperaturen auf der Sekundärseite mit Hilfe des in
Abbildung (3.3) dargestellten Hydraulikmoduls auf konstante Werte einge-
stellt oder rampenartige Verläufe abgebildet werden. Tabelle 3.1 gibt die Art
der verwendeten Messmittel und ihre Genauigkeit wieder. Temperatur- und
Drucksensoren wurden während der durchgeführten Versuche regelmäßig ka-
libriert. Die Angabe der Genauigkeit bezieht sich bei der Druckmessung auf
die erzielte Wiederholgenauigkeit gegenüber dem Referenzdruck des Kali-
brators und den Herstellerangaben zur Genauigkeit des Kalibrators. Bei den
unkalibrierten Messgrößen wurde die Genauigkeit aus den Angaben entlang
der Messkette errechnet. Eine zusätzliche Unsicherheit ergibt sich hier durch
kalendarische Alterung. Eine genaue Messung der mittleren Temperatur in
29

strömenden Fluiden ist anspruchsvoll, da das Messergebnis zusätzlich durch


den Aufbau der Temperaturmessstelle und die Inhomogenität der Strömung
beeinflusst werden kann.

Abbildung 3.3.: Foto des Hydraulikmoduls

Temperaturmessung
Zur Temperaturmessung sind Kapillarrohre am unteren Ende verschlossen
und an verschiedenen Messpunkten in die Kältemittelleitungen eingelötet.
Gleiches wurde für die wasserdurchströmten Stutzen an den sekundärseiti-
gen Ein- und Ausgängen der Wärmeübertrager durchgeführt. Die Eintauch-
tiefe beträgt dabei ca. 3/4 des Rohrdurchmessers. Hierdurch können die
Thermoelemente jederzeit zerstörungsfrei vom Messort entfernt werden, was
einen Kompromiss zwischen Kalibrierbarkeit und Ansprechzeit der Tempera-
turmessung darstellt. Bei schnellen Temperaturänderungen entspricht selbst
bei kalibrierten Temperatursensoren die gemessene Temperatur nicht zwin-
30 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Tabelle 3.1.: verwendete Messmittel und Genauigkeiten


Messgröße Messprinzip Genauigkeit

Temperatur sek. Thermoelement Typ K ±0,05 K


Temperatur prim. Thermoelement Typ K ±0,5 K
Druck piezores. Druckmessumformer ±2 kPa
Massenstrom prim. Coriolis ±1,0 %
Volumenstrom sek. magnetisch-induktiv ±1,1 %
Verdichterleistung Digitale Wirkleistungsmessung ±2,3 %

gend der tatsächlichen Temperatur des Fluids, die bestimmt werden soll. So-
wohl der Wärmeübergang zwischen dem Temperatursensor und dem Fluid
als auch die Wärmekapazität des Temperatursensors selbst bestimmen die
Zeit, bis auch der Temperatursensor die Fluidtemperatur erreicht hat. Abbil-
dung (3.4) zeigt Messdaten zum Zeitverhalten der Temperaturmessung des
strömenden Kältemittels. Durch die Einspritzung von flüssigem Kältemittel
wird die Fluidtemperatur auf ca. 5,3 ◦ C abgesenkt. Durch den hohen Wär-
meübergang durch verdampfendes Kältemittel erreicht das Thermoelement
diese Temperatur schnell und verharrt kurz bei diesem Wert. Nach einem
schnellen Schließen des Einspritzventils wird die Messstelle durch überhitztes
Kältemittel wieder aufgewärmt, dessen Temperatur über eine stromaufwärts
liegende Messstelle bekannt ist. Durch Abgleich mit diesen Messdaten kann
in einem physikalischen Modell der Messstelle entweder nur der unbekannte
Wärmeübergangskoeffizient oder die ebenfalls unbekannte Wärmekapazizät
der Messstelle bestimmt werden. Daher wird das Zeitverhalten stattdessen
durch ein Verzögerungsglied erster Ordnung mit der Gleichung

dy u−y
= (3.28)
dt τ

abgebildet. Dabei stellt das Eingangssignal u die wahre Temperatur dar und
das Ausgangssignal y die gemessene Temperatur. Aus den Messdaten kann
damit eine Zeitkonstante τ für die Temperaturmessung von überhitztem
Kältemittel von 8,9 s abgeschätzt werden. Durch diese Modellierung können
Simulationsergebnisse besser mit Messdaten verglichen werden, indem simu-
31

lierte Temperaturen mit der beschriebenen Verzögerung überlagert werden.


Aus Zeitreihen der Temperaturmessung kann über die bekannte Zeitkon-
stante eine Schätzung für den wahren Verlauf der Fluidtemperatur berech-
net werden. Einschränkungen ergeben sich bei der Anwesenheit von ver-
dampfenden Kältemittel. Die Zeitkonstante reduziert sich dadurch für den
beschriebenen Versuch auf etwa 1,7 s, wobei eine Abhängigkeit vom Flüs-
sigkeitsanteil in der Strömung zu erwarten ist. Durch die Verkettung der
Wärmewiderstände ergibt sich selbst für stationäre Zustände ein unbekann-
ter Offset zwischen der wahren Temperatur des Fluids und der gemessenen
Temperatur, der jedoch im Vergleich zur Kalibriergenauigkeit als vernach-
lässigbar abgeschätzt werden kann. Durch einen Abgleich der mit Thermo-
elementen gemessenen Temperatur der Sekundärfluide mit am gleichen Ort
verbauten PT1000 Temperaturfühlern ermöglicht es, die Messungenauigkeit
hierfür auf ±0,05 K abzuschätzen. Kältemittelseitig ergibt sich durch den
Vergleich zwischen der aus einer Druckmessung bestimmten Taupunkt- und
Siedetemperatur bei Vorliegen von zweiphasigem Fluid und der gemessenen
Temperatur eine reale Messunsicherheit von ±0,5 K.

24

22

20

18
Temperatur in °C

Gasströmung
16

Thermoelement
14
PT1

12

10

0 20 40 60 80

Zeit in s

Abbildung 3.4.: Zeitverhalten eines Thermoelements nach schneller Abküh-


lung und Aufwärmen durch eine wärmere Gasströmung so-
wie Modellierung des Zeitverhaltens durch PT1-Glied (ge-
strichelt)

Energiebilanz um den Verdampfer

Die Energiebilanz um den Verdampfer kann für die sekundäre Seite des
32 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Verdampfers, die von Wasser durchströmt wird, als

Q̇l = [hin (p, Tin ) − hout (p, Tout )] V̇in · ρ(Tin ) (3.29)

aufgestellt werden. Auf der Seite des Kältemittels wird die Verdampferlei-
stung über
Q̇r = [hin (pin , Tin ) − hout (pout , Tout )] ṁ (3.30)

bestimmt. Da das Kältemittel üblicherweise zweiphasig in den Verdamp-


fer eintritt, kann der Wert für spezifische Enthalpie an diesem Punkt nicht
direkt aus einer Druck- und Temperaturmessung ermittelt werden. Statt-
dessen kann der gesuchte Wert über die spezifische Enthalpie der unterkühl-
ten Flüssigkeit vor der Expansion ins Zwei-Phasen-Gebiet bestimmt wer-
den, wenn näherungsweise angenommen wird, dass die Entspannung über
das Expansionsventil isenthalp erfolgt und eine mögliche Wärmeaufnahme
aus der Umgebung sowie die Beschleunigung des Kältemittelmassenstroms
durch die Zunahme des spezifischen Volumens vernachlässigt werden. Für
einen typischen Betriebspunkt ergeben sich damit die in Tabelle 3.2 auf-
geführten Unsicherheiten für die wichtigsten Kennzahlen von Verdampfer
und Gesamtprozess. Die berechneten Abweichungen stellen dabei die jeweils

Tabelle 3.2.: verwendete Messmittel und Genauigkeiten

Messgröße untere Abweichung obere Abweichung

Verdampferleistung sek. −3,51 % 3,57 %


Verdampferleistung prim. −1,12 % 1,13 %
Überhitzung −0,56 K 0,56 K

ungünstigste Kombination der Messgrößen dar. Die untere Abweichung der


Überhitzungsmessung ergibt sich beispielsweise aus einer zu niedrigen Tem-
peraturmessung zusammen mit einer zu hohen Druckmessung. Die primär-
seitige Bestimmung der Verdampferleistung ist genauer, da hier der Einfluss
der Temperatur weniger ins Gewicht fällt. Zusätzliche Unsicherheiten erge-
ben sich durch unverdampfte Kältemittelanteile im Sauggas, wenn die Unter-
kühlung nicht vollständig ist oder durch im Kältekreislauf zirkulierendes Öl,
3.1 Optische Messstrecke 33

dessen unbekannter Massenstrom zu Gunsten des Kältemittels in die Ener-


giebilanz eingeht. Wenn die Wärmeverluste des gedämmten Verdampfers
und der Rohrleitungen, in denen sich die Messstellen befinden, vernachläs-
sigt werden können, wird für stationäre Punkte eine Übereinstimmung der
primär- und sekunärseitigen Leistungen erwartet. Abbildung (3.5) zeigt bei-
de Leistungen für Betriebspunkte mit unterschiedlichem Kältemittel- oder
Wassermassenstrom. Die Differenz liegt zwischen -0,78 % und 0,66 %. Der
Mittelwert der absoluten Abweichungen beträgt 0,33 %.

15,2

15,0
Verdampferleistung wasserseitg in kW

14,8

14,6

14,4

14,2

14,0

13,8

13,6

13,4

13,4 13,6 13,8 14,0 14,2 14,4 14,6 14,8 15,0 15,2

Verdampferleistung kältemittelseitig in kW

Abbildung 3.5.: wasserseitige und kältemittelseitige Verdampferleistung für


stationäre Betriebspunkte bei verschiedenen Kältemittel-
und Wassermassenströmen

3.1. Optische Messstrecke

Um die Kältemittelströmung am Austritt des Verdampfers und mögliche


Flüssigkeitsanteile zu beobachten, verfügt die Versuchsanlage über eine op-
tische Messstrecke mit einem Schauglas, das in Abbildung (3.6) zu sehen ist.
Der prinzipielle Aufbau des Schauglases ist an Schäfer et al. angelehnt [93].
Ziel des konstruktiven Aufbaus ist es, dass einerseits die Strömungsverhält-
nisse so wenig wie möglich beeinflusst werden und andererseits die Pha-
senanteile, die am Messort zwischen Verdampfer und Verdichter vorliegen,
vollständig sichtbar werden. Ausgehend von der Sauggasleitung (aus Kup-
ferrohr 20 x 1 mm) wird die Strömung durch ein in der Schauglasarmatur
innenliegendes Glasrohr aus Borosilikatglas mit gleichem Innendurchmesser
34 3 Versuchsanlage und Messmethoden

geführt. Da das dünnwandige Glasrohr der Druckdifferenz von bis zu 45 bar


gegenüber der Umgebung nicht standhalten würde, wurde konstruktiv für
einen Druckausgleich gesorgt. Der Druckausgleich zwischen Innen- und Au-
ßenseite erfolgt über kleine Bohrungen mit 1,5 mm Durchmesser in den das
Glasrohr haltenden Flanschen. Um thermische Spannung zu vermeiden,

Abbildung 3.6.: Foto des Durchflussschauglases für den vertikalen Einbau;


rechter Flansch stellt Austritt dar

wird das Glasrohr mit zwei flexiblen Dichtungen im massiven Schauglaskör-


per aus Edelstahl gehalten. Durch zwei Behälterschaugläser nach DIN 7081
wird ein optisches Fenster für eine Lichtquelle und zur Beobachtung geschaf-
fen. Zum Schutz des Verdichters bei Überbeanspruchung des Glasrohrs wur-
de ein Sauggasfilter eingebaut. Details der Konstruktion sind in Abbildung
(3.7) dargestellt. Für die Beobachtung der Strömung wurde das Schauglas in
senkrechter Lage in die Versuchsanlage eingebaut und von oben nach unten
durchströmt. Da die Strömung hierzu zwischen Verdampferaustritt bis zum
Schauglaseintritt durch Bögen umgelenkt wird, befindet sich am Schaugla-
seintritt eine Einlaufstrecke, in die ein Strömungsgleichrichter aus gefaltetem
Kupferblech eingebracht ist.
Die Kältemittelströmung wird in einer Messstrecke beobachtet, die aus dem
oben beschriebenen Schauglas, einer Hochgeschwindigkeitskamera vom Typ
3.2 Zweiphasenströmung am Verdampferaustritt 35

Abbildung 3.7.: Durchflussschauglas (lila eingefärbt: verbundene Volumina


mit Kältemittel)

Motion Traveller 750 und einer flickerfreien LED-Lichtquelle besteht. Mit


der Hochgeschwindigkeitskamera können bis zu 1908 Schwarz-Weiß-Bilder
pro Sekunde mit einer Auflösung von 350x250 Pixeln aufgezeichnet werden.
Damit steht eine ausreichend hohe Zahl von Aufnahmen zur Verfügung, um
Bildstörungen niedriger Frequenzen herausfiltern zu können, während sich
derselbe Tropfen durch den Bildbereich der Kamera bewegt.

3.2. Zweiphasenströmung am Verdampferaustritt

Bei ausreichend großer Unterkühlung am Kodensatoraustritt und Überhit-


zung am Verdampferaustritt tritt im idealen Kältekreislauf zweiphasiges
Kältemittel nur beim Phasenwechsel im Kondensator und im Verdamp-
fer auf. Bei Durchflussverdampfern steigt in stabilen Betriebspunkten die
Dampfqualität gegenüber der vom Kältemittel zurückgelegten Länge im Ver-
dampfer kontinuierlich bis zur Sättigung an, worauf dann die Überhitzung
des Kältemittels folgt.
In Abhängigkeit des über die Verdampferlänge zunehmenden Dampfanteils
bilden die beiden Phasen unterschiedliche Strömungsformen aus, die in Ab-
36 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Abbildung 3.8.: Hochgeschwindigkeitskamera in Gegenlichtanordnung

bildung (3.9) für die Verdampfung von Kältemittel in Rundrohren darge-


stellt sind. Wird der Massenstrom des verdampfenden Kältemittels bei kon-
stanter äußerer Wärmezufuhr erhöht, sinkt die Länge der Überhitzungszone
bis erste Anteile des Kältemittels den Verdampfer als Sprühströmung (engl.
mist flow ) verlassen. Unzureichende Wärmezufuhr stellt eine mögliche, aber
triviale Ursache für zweiphasiges Kältemittel am Verdampferaustritt dar,
dessen Massenstrom für ideale, stationäre Bedingungen durch eine Energie-
bilanz um den Verdampfer quantifiziert werden kann. Barnhart beobach-
tet, dass trotz überhitzter Gasphase in unregelmäßigen Abständen Tröpf-
chenwolken am Verdampferaustritt auftreten können [10]. Das Phänomen
wird als liquid carry over bezeichnet und von manchen Autoren als Ursa-
che von hunting thermostatischer Expansionsventile angesehen [80]. Barn-
hart bringt mit dem von ihm verwendeten Wärmeübertrager, der aus trans-
parenten Rohrschlangen besteht, die mitgerissenen Tröpfen in Zusammen-
hang mit Instationaritäten bei der Verdampfung, die durch unregelmäßige
Pfropfenströmungen des zweiphasigen Kältemittels am Verdampfereintritt
verursacht werden. Für niedrige Überhitzungen kann es anlagen- und bau-
artbedingt zu instabilen Betriebspunkten des Verdampfers kommen, die in
thermo-hydraulischen Oszillationen mit zeitweise sehr hohen Flüssigkeitsan-
3.2 Zweiphasenströmung am Verdampferaustritt 37

teilen am Verdampferaustritt münden können, siehe Abschnitt 4.3.3.

Abbildung 3.9.: Strömungsformen bei der Verdampfung im vertikalen Rohr


aus Collier und Thome [26]

Flüssigkeitsanteile können am Verdampferaustritt außerdem während Tran-


sienten zwischen zwei stabilen Betriebspunkten mit jeweils positiver Über-
hitzung auftreten. Dies kann auf Hysteresen des Verdampfungsprozesses zu-
rückzuführen sein, die zum Beispiel beim onset of nucleate boiling bekannt
sind [124]. Eine weitere Ursache ist die Ungleichverteilung von Massenströ-
men und Dampfqualität zwischen parallelen Kanälen, die bei vielen Ver-
dampferbauformen üblich sind. Die Auswirkungen dieser Ungleichverteilung
auf die Verdampferleistung und Flüssigkeitsmengen werden in Abschnitt
4.1.3 behandelt.
Um geeignete Detektionsmethoden für den Flüssigkeitsanteil auswählen zu
können, ist die Strömungsform der zweiphasigen, abwärtsgerichteten Strö-
mung an der Messstelle der Versuchsanlage von besonderem Interesse. Üb-
lich sind dafür sogenannte Strömungskarten (engl. flow maps), aus denen
die Strömungsform gegenüber unterschiedlichen Strömungsgrößen aufgetra-
gen wird. Für vertikale Rohre vorliegende Strömungskarten verwenden hier-
für meist die Leerrohrgeschwindigkeiten beider Phasen und sind für Zwei-
Komponentengemische erstellt und hinreichend validiert. Bei Gemischen
38 3 Versuchsanlage und Messmethoden

sind die Volumenströme der jeweiligen Gas- und Flüssigphase unabhängig


voneinander und können in Versuchen vor dem Mischen gemessen und va-
riiert werden. Sie unterscheiden sich damit vom Verhalten der Gas- und
Flüssigphase einzelner Komponenten, deren Phasengeschwindigkeiten nicht
unabhängig voneinander sind [94].
Für horizontale Rohre existieren einige Strömungskarten für adiabate oder
diabate Verhältnisse, die stattdessen die Dampfqualität und Massenstrom-
dichte verwenden und für die Verdampfung in horizontalen Rohren z.B. in
Rohrbündelwärmeübertrager relevant sind. Für eine adiabate, aufwärtsge-
richtete Strömung ist die Karte nach Fair verbreitet [43], die von Thome
und Cioncollini [111] vom angloamerikanischen Messsystem auf SI-Einheiten
übertragen wurde.

Abbildung 3.10.: Strömungskarte für aufwärtsgerichtete Vertikalströmung in


Rundrohren nach Fair aus [111]; typische Betriebspunkte
der Versuchsanlage in rot eingezeichnet

Abbildung (3.10) zeigt diese Strömungskarte für verschiedene Dampfqualitä-


ten und einen typischen Strömungszustand des Kältemittels R410A am Ver-
dampferaustritt der Versuchsanlage mit ṁ = 0,1 kg/s, p = 10 bar bei einem
Rohrdurchmesser di = 20 mm. Im Bereich der Messstrecke der Versuchsan-
lage ist die Strömungsrichtung abwärts gerichtet, nach Schmid et al. sind
3.2 Zweiphasenströmung am Verdampferaustritt 39

die Unterschiede zwischen aufwärts- und abwärtsgerichteter Strömung zwar


existent, aber gering [94]. Aus der Strömungskarte kann der Übergang von
Pfropfenströmung (engl. slug flow ) zu Ringströmung abgelesen werden, der
sich durch die zunehmende Dominanz der Druckkräfte einstellt. Es kommt
zur Separation der Phasen, so dass Flüssigkeit entlang der Wand und eine
Gasphase mit Flüssigkeitstropfen im Kern strömt. Bei weiterer Zunahme des
Dampfgehalts löst sich der Flüssigkeitsfilm von der Wand und es entsteht
eine reine Sprühströmung.
Eine Einschränkung bei der Verwendung von Strömungskarten ergibt sich
dadurch, dass die eingezeichneten Trennlinien zwischen den Strömungsfor-
men keine harten Grenzen, sondern eher Übergangsbereiche mit einer gewis-
sen Bandbreite darstellen [109]. Für Verdampfung in horizontalen Rohren
wird in der Wojtan-Ursenbacher-Thome-Strömungskarte ein Bereich zwi-
schen einsetzendem und abgeschlossenem Dryout eingeführt, der durch die
abnehmende Benetzung der Rohrwand mit Flüssigkeit gekennzeichnet ist.
Im Übergangsbereich zwischen Ringströmung und Sprühströmung lagern
sich Tröpfchen auf dem Flüssigkeitsfilm ab und es werden gleichzeitig neue
Tröpfchen gebildet, die vom Gasstrom mitgerissen werden. Die grundlegen-
den Vorgänge der Tröpfchenbildung sind das Abscheren von Wellenkämmen,
Aufplatzen von Gasblasen und sekundäre Zerstäubung durch Einschlag von
Tröpfchen in den Flüssigkeitsfilm [110], die einen Massenstrom an mitgeris-
senen Tröpfchen erzeugen.
Wajs und Mikielewicz stellen dazu ein verbessertes mechanistisches Modell
zur Vorhersage der kritischen Dampfqualität in vertikalen Kanälen vor, bei
der ein Dryout des Annular Flow einsetzt [118]. Im Vergleich zu experimen-
tellen Daten liegt die Abweichung bei der Dampfqualität dennoch bei bis zu
4 Prozentpunkten, weshalb die Autoren weitere Verbesserungen am Modell
vorschlagen und der Ansatz einer mechanistischen Vorhersage zu Transiti-
onsgrenzen von Strömungsformen in dieser Arbeit nicht weiter verfolgt wird.
In eigenen Experimenten mit einem Plattenwärmeübertrager konnte in der
optischen Messstrecke eine reine Sprühströmung nur für Dampfqualitäten
größer als 0,985 bis 0,99 beobachtet werden - siehe hierzu auch Abschnitt
3.4.2. Ähnliche Beobachtungen machen Schmid et al. [94] für Rohrströmun-
gen des Kältemittels CO2 . Eine reine Sprühströmung wird durch die Autoren
40 3 Versuchsanlage und Messmethoden

für unterschiedliche Betriebspunkte nur bei einer Dampfqualität sehr nahe


oder gleich eins beobachtet, wobei genaue Transitionsgrenzen nicht weiter
bestimmt werden. Dies verdeutlicht, dass experimentelle Datenbasis und Me-
thoden, die die Bestimmung von Transitionsgrenzen der Strömungsformen
ermöglichen, weiter verbessert werden müssen. Eine Sensorik für weite Be-
reiche des Flüssigkeitsanteils in Kältemittelströmungen sollte im besten Fall
Flüssigkeitsanteile sowohl in einer Film- als auch in einer Tröpfchenströmung
detektieren können.

3.3. Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils


am Verdampferaustritt

Neben der in Kapitel 2 verwendeten Dampfqualität existieren noch weitere


Kennzahlen für den Gas- bzw. Flüssigkeitsanteil einer Kältemittelströmung.
Verbreitet ist der volumetrische Flüssigkeitsanteil α (engl. void fraction),
der wie folgt definiert ist:
Vg
α= (3.31)
Vl + Vg
Über den Schlupf
vg
S= , (3.32)
vl
der die Geschwindigkeiten der beiden Phasen ins Verhältnis setzt, kann zu-
sammen mit der Dichte der Gas- und Flüssigphase durch

1
α= (3.33)
1 − x ρg
1+ S
x ρl

eine Beziehung zur Dampfqualität hergestellt werden. Gardenghi et al. geben


eine Übersicht über Methoden zur Bestimmung des volumetrischen Gasan-
teils [50]. Viele Messmethoden für den volumetrischen Gasanteil zielen dar-
auf ab, diesen Wert für weite Bereiche der Dampfqualität abzubilden und
Rückschlüsse zu den vorliegenden Strömungsformen zu ziehen. Für Berei-
che hoher Dampfqualität bewegt sich dieser Wert durch die hohe Dichte der
Flüssigphase stets nahe bei 1. Für die Beschreibung des Flüssigkeitsanteils
am Verdampferaustritt sind daher andere Kennzahlen vorteilhaft. Da sich
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 41

die Dampfqualität auf einen Zustand im Zwei-Phasengebiet bezieht, aber am


Verdampferaustritt auch Flüssigkeit und Gas im Ungleichgewicht auftreten
können, bietet sich die Verwendung des massenbezogenen Flüssigkeitsan-
teils (engl. liquid mass fraction) kurz LMF an. Dieser wird für zweiphasige
Strömungen in Anlehnung an Hrnjak et al. [53] als

ṁl
LM F = (3.34)
ṁg + ṁl

definiert. Ein weiterer Vorteil des massenbezogenenen Flüssigkeitsanteils ist


außerdem, dass sich dieser einfach über eine Energiebilanz mit der Ver-
dampferleistung in Verbindung bringen lässt, die durch eine verbesserte Re-
gelungsmethode erhöht werden soll. Nachfolgend werden existierende Mess-
prinzipien, die den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil im Bereich zwischen
0 % und 10 % mit guter Genauigkeit vorhersagen können und sich prinzipiell
für industrielle Anwendungen eignen, diskutiert und zwei im Rahmen dieser
Arbeit neu entwickelte Messprinzipien vorgestellt.

3.3.1. Methoden der Thermodynamik und elektrischen


Messtechnik

Überhitzung durch externe Wärmezufuhr und Energiebilanz


Durch externe Wärmezufuhr, zum Beispiel in Form eines elektrischen Heiz-
drahtes, werden vorhandene Flüssigkeitsanteile verdampft und das Kältemit-
tel deutlich überhitzt. Werden adiabate Verhältnisse nach außen angenom-
men, wird der Enthalpiestrom des Kältemittels um den Betrag der zugeführ-
ten elektrische Leistung erhöht. Durch Messung von Druck und Temperatur
vor und nach der Wärmezufuhr sowie des Kältemittelmassenstroms kann
auf die spezifische Enthalpie am Eintritt in die Messstrecke und damit auf
Anteile unverdampften Kältemittels zurückgerechnet werden (siehe Hrnjak
et al. [53]). Durch den zusätzlichen Energieaufwand sowie die notwendige
genaue Messung des Kältemittelmassenstroms ist das Messverfahren eher
für den Laborbereich als für den industriellen Einsatz geeignet.
Interner Wärmeübertrager
Falls der Kältekreislauf einen internen Wärmeübertrager enthält, kann oh-
ne externe Energiezufuhr der Flüssigkeitsanteil aus einer Energiebilanz be-
42 3 Versuchsanlage und Messmethoden

stimmt werden. Tritt in einen internen Wärmeübertrager auf der Nieder-


druckseite ein Enthalpiestrom ṁ1 · h1 ein, kann dessen spezifische Enthalpie
auf den Wert h2 erhöht werden, indem auf der Hochdruckseite die spezifische
Enthalpie eines Kältemittelmassenstroms ṁ2 von h3 auf h4 abgesenkt wird.
Für stationäre Betriebspunkte, in denen keine Speicherung von Wärme oder
Masse im internen Wärmeübertrager stattfindet, gilt dann

h1 (p1 , x) = h3 (p3 , T3 ) − h4 (p4 , T4 ) + h2 (p2 , T2 ) (3.35)

unter der Voraussetzung, dass das Kältemittel auf der Hochdruckseite im


unterkühlten Zustand vorliegt. Zudem muss gelten, dass das Kältemittel
am Austritt des IHX deutlich überhitzt ist und dadurch die Anwesenheit
von Flüssigkeitströpfchen im Ungleichgewicht zur Gasphase ausgeschlossen
werden kann. Aus dem Wert der Enthalpie h1 im Nassdampfgebiet kann
dann der Dampfgehalt über die Formel

h1 − h′ (p1 )
x= (3.36)
h′′ (p1 ) − h′ (p1 )

ermittelt werden. Neben der Beschränkung auf stationäre Betriebspunkte,


ergeben sich durch die vielen Messpunkte Nachteile durch die mögliche Ver-
kettung von Messfehlern der vier Druck- und drei Temperaturmessstellen.

Verdichterleistung und -austrittstemperatur

Laughman et al. untersuchen den Effekt, den eine Flüssigkeitseinspritzung


in die Sauggasleitung eines Verdichters auf die elektrische Leistungsaufnah-
me eines Hubkolbenverdichters hat [67]. Während der Einspritzung kleiner
Flüssigkeitsmengen kommt es im Zeitraum von etwa 0,5 s zu einer etwa 2 %
höheren Leistungsaufnahme, die sie auf eine höhere Kolbenkraft bei der Ver-
dichtung von zweiphasigem Kältemittel anstatt überhitztem Gas zurückfüh-
ren. Dem steht gegenüber, dass auch allein ein kurzzeitig höherer Massen-
strom an Kältemittel zu einer Erhöhung der benötigten Verdichterleistung
führt. Weder wird dieser Effekt von den Autoren herausgerechnet, noch ein
quantitativer Zusammenhang zwischen eingespritzter Kältemittelmenge und
dem Anstieg der Verdichterleistung aufgestellt. Gegen eine Prognose von
Flüssigkeitsanteilen allein aus der Verdichterleistung spricht zudem, dass
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 43

Schwankungen im Kältemittelmassenstrom durch sich ändernde Betriebs-


punkte häufig sind und auch Änderungen im Niederdruck- oder Hochdruck
zu einer Änderung der Leistungsaufnahme führen.
Tanawittayakorn et al. [108] präsentieren einen Ansatz, bei dem eine Wärme-
pumpe nicht nach der Sauggas-, sondern nach der Druckgasüberhitzung am
Verdichteraustritt geregelt wird. Für eine Kreislaufkonfiguration als Sole-
Wasser-Wärmepumpe sowie als Luft-Wasser-Wärmepumpe bestimmen sie
jeweils die leistungszahloptimale Druckgasüberhitzung für unterschiedliche
Betriebspunkte. Bei Verwendung von R410A als Kältemittel liegen die Werte
der optimalen Druckgasüberhitzung bei ihrer Anlage zwischen 15 und 50 K
und können auf einen linearen Zusammenhang gegenüber dem Verdicht-
ungsverhältnis regressiert werden. Eine Regelung auf die Druckgasüberhitz-
ung unter transienten Betriebsbedingungen führen die Autoren nicht durch.
Hierfür können Schwierigkeiten durch die hohen Zeitkonstanten der Druck-
gasüberhitzung vermutet werden, die durch die große Wärmekapazität des
Verdichters bedingt sind. So kann ein bestimmter Wert der Druckgasüber-
hitzung zwar für stationäre Betriebsbedingungen eine optimale Leistungs-
zahl darstellen, nicht aber während Anfahrprozessen oder Lastwechseln, bei
denen die Druckgasüberhitzung nicht nur von Eintrittszustand und Gegen-
druck, sondern auch von der sich ändernden Temperatur von Gehäuse, Öl-
sumpf und Motor des Verdichters abhängen kann. Der Einfluss dieser Wär-
mekapazitäten und verschiedener Wärmeflüsse im Verdichter auf die Ver-
dichtungsendtemperatur wird später im Abschnitt 5.2 genauer betrachtet.
Schnell schließende Ventile
Qian und Hrnjak beschreiben eine Anwendung der verbreiteten Methode der
schnell schließenden Ventile für eine zweiphasige Kältemittelströmung [85].
Hierbei werden zwei schnell schließende Ventile wie z.B. Magnetventile, die
sich am Anfang und Ende einer Teststrecke befinden, simultan geschlos-
sen. Die in der Teststrecke eingeschlossene Kältemittelmenge wird in einen
Messzylinder abgezogen und gewogen. Aus Messung von Druck und Tempe-
ratur sowie Stoffdaten des Kältemittels kann über das Gesamtvolumen der
Teststrecke der volumetrische Flüssigkeitsanteil berechnet werden. Geringe
Unsicherheiten ergeben sich z.B. durch das verbleibende Gasvolumen in der
Teststrecke und werden für den volumetrischen Flüssigkeitsanteil von den
44 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Autoren auf 1,7 % für waagerechte Strömung und 5,5 % für die aufwärtsge-
richtete Strömung angegeben. Mit Hilfe von hinreichend genauen Waagen
und bei bekannter Größe des Schlupfes ist es denkbar, dieses Verfahren für
die Messung auch kleinerer Mengen des massenbezogenen Flüssigkeitsanteils
zu verwenden.
Zur kontinuierlichen Messung des Flüssigkeitsanteils ist dieses Verfahren
nicht geeignet, da jede Messung einen Stopp der Anlage voraussetzt. Auf
Grund der hohen Genauigkeit eignet sich das Verfahren jedoch für verglei-
chende Messungen gegenüber anderen Sensoren [86], [91].
Thermometer mit kleiner Zeitkonstante
Durch Thermometer mit kleiner Masse und Zeitkonstante wie Thermoele-
mente, die in direktem Kontakt mit dem Kältemittelmassenstrom stehen,
wird die Temperatur der Gasphase gemessen. Treffen nun Kältemitteltröpf-
chen auf das Thermometer auf, kommt es durch die Verdampfung der Trop-
fen zur kurzzeitigen Absenkung der Temperatur auf den Taupunkt, gefolgt
von einem Temperaturanstieg um die Überhitzung der Gasphase. Hierdurch
kommt es bei Anwesenheit von Flüssigkeitsanteilen zu einer Art Rauschen
des Temperatursignals, wodurch aber nur eine qualitative Bewertung anstatt
einer Quantifizierung möglich ist [53]. Eine Möglichkeit zur Bestimmung von
größeren Flüssigkeitsanteilen, wenn die Gasphase bei Taupunkttemperatur
vorliegt, ist ebenfalls nicht möglich.
Energiebilanz um den Verdampfer
Für einen adiabaten Verdampfer können für die Wärmeleistung auf primärer
und sekundärer Seite nach Gleichung 3.29 und 3.30 gleiche Beträge erwar-
tet werden. Ausgehend von einem Austrittszustand, in dem das Kältemittel
gerade vollständig verdampft ist, kann eine Verringerung der Dampfqualität
aus dem Anstieg der sekundärseitigen Austrittstemperatur über die Ener-
giebilanz
ṁr (hl + x(hg − hl ) − hin ) = cp (Tin − Tout )ṁliq (3.37)

berechnet werden. Für einen typischen Betriebspunkt der Versuchsanlage


mit R410A ergibt sich eine Änderung der Austrittstemperatur gegenüber
der prozentualen Dampfqualität zu −0,049 K
%
. Dieser Wert ist unabhängig
von der Anlagengröße und hängt vor allem von den Stoffeigenschaften von
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 45

Kältemittel und Sekundärfluid ab. Gegen die Verwendung der Methode im


industriellen Umfeld sprechen die niedrige zu ermittelnde Temperaturdiffe-
renz, die im Bereich der Messgenauigkeit der kalibrierten Thermoelemente
liegt, die große Anzahl der weiteren zu ermittelnden Messgrößen und die Be-
schränkung auf stationäre Betriebspunkte. Für einen experimentellen Ver-
gleich mit anderen Messmethoden siehe Abschnitt 3.4.3.

Dünnschicht-Widerstandssensor

Shannon et al. stellen einen Dünnschicht-Widerstandssensor (engl. thin-film


resistance sensor ) vor, dessen Arbeitsprinzip dem eines Hitzdrahtanemome-
ters ähnelt [98]. Hierfür wird ein Dünnschichtwiderstand direkt im Kältemit-
telstrom platziert und durch einen Strom von I durch die freigesetzte Wärme
I · R2 aufgeheizt, so dass die Temperatur des Elements die der Gasphase im
thermischen Gleichgewicht um einen konstanten Betrag übersteigt. Beim
Betrieb mit konstanter Stromstärke kommt es durch den Aufprall und die
Verdampfung von Tröpfchen zu einer Änderung des temperaturabhängigen
Widerstands und damit zu einer Veränderung der anliegenden Spannung,
die dann als Messsignal verwendet wird. Ein Nachteil des Messprinzips ist,
dass auch im Kältekreislauf zirkulierendes Öl sensible Wärme vom Heiz-
draht aufnehmen und das Signal beeinflussen kann. Dennoch bewerten die
Autoren das Sensorprinzip als robust genug, um kleine Flüssigkeitsmengen
bis 1,5 % für die untersuchten Betriebspunkte qualitativ zu erkennen. Un-
günstig ist, dass kurzzeitig auftretende Tröpfchenwolken den Sensor so stark
abkühlen können, dass dieser für einige Zeit seine Sensitivität verliert. Sol-
berg zeigt, dass es möglich ist, ein elektronisches Expansionsventil auf einen
I · R2
konstanten Wert von αA zu regeln, der aus den Messgrößen be-
Tsens − Tg
rechnet wird [102]. Einschränkungen bei der Übertragbarkeit ergeben sich
durch den Einfluss abweichender Stoffdaten anderer Kältemittel wie die Ver-
dampfungsenthalpie oder durch Zustandsgrößen wie Druck und Temperatur
auf den Wärmeübergang zwischen Strömung und Oberfläche αA. Durch Va-
riation des Massenstrom können sich außerdem Flüssigkeitsanteile statt als
vom Sensor detektierbare Tröpfchen als geschichtete Rohrströmung entlang
der Rohrwandung bewegen und damit nicht erfasst werden. Hrnjak et al.
schlagen für den Sensor daher eine Einbauposition in der Nähe des Ver-
46 3 Versuchsanlage und Messmethoden

dampferaustritts in einem aufsteigenden Rohrschnitt vor [53].


Kapazitive Verfahren
Abouelwafa und Kendall stellen 1980 ein kapazitives Messprinzip für den
volumetrischen Gasanteil in Rohrströmungen vor [1]. Aktuelle Weiterent-
wicklungen zu einem Sensor für Strömungen an zweiphasigem Kältemittel
finden sich unter anderen bei Canière [21] oder Qian und Hrnjak [86] und
beruhen auf der Messung der elektrischen Admittanz (Kehrwert der Im-
pedanz) einer Wechselspannung, die vom untersuchten Medium über den
Zusammenhang
1
Y = + Cjω (3.38)
R
abhängt. Die Messung erfolgt bei hohen Frequenzen, wodurch der Einfluss
des Widerstands abnimmt. Vorteilhaft für die Messung in Kältemitteln ist
zudem, dass deren elektrische Leitfähigkeit deutlich geringer als z.B. von
Wasser ausfällt und sich das Signal proportional zur elektrischen Kapazität
C verhält. Diese hängt wiederum von der Dielektrizitätskonstante des un-
tersuchten Mediums ab und unterscheidet sich in ihren Werten für Gas- und
Flüssigphase. Die hohe Anfälligkeit des kapazitiven Messprinzips für elek-
tromagnetische Störquellen erfordert bei der Umsetzung als Sensor eine gute
Schirmung und geeignete Messverstärker. Qian und Hrnjak korrelieren das
Sensorsignal mit dem volumetrischen Gasanteil, den sie mit der Methode
der schnell schließenden Ventile bestimmen. Für das Kältemittel R134a und
die gewählten Betriebsbedingungen erzielen sie mit dem Sensor gute Ergeb-
nisse auch bei wechselnden Massenstromdichten, wobei im Messbereich des
volumetrischen Gasanteils zwischen 0 und 1 die Abweichungen bei ±10 %
liegen. Ein kommerziell verfügbares Produkt für die kapazitive Dampfqua-
lität bietet die Firma HB Products an. Angaben zur Genauigkeit sind aus
den Datenblättern nicht zu entnehmen.

3.3.2. Optische Verfahren

Zwischen Licht in seiner Form als elektromagnetische Welle und Teilchen


können Wechselwirkungen auftreten, die in der Messtechnik gezielt genutzt
werden, um Informationen über diese Teilchen zu erhalten. Durch Auswer-
tung von beobachtbaren Effekten wie Extinktion, Streuung, Beugung, Bre-
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 47

chung und teilweise Absorption können Rückschlüsse auf die Anwesenheit


und Menge von Flüssigkeitsanteilen in Gasströmungen gezogen werden. Bei
der Extinktionmessung wird die vollständige Abschwächung der Strahlung
durch einzelne Partikel gemessen. Sie ist besonders für opake Partikel ge-
eignet und wird wegen der optischen Transparenz von Kältemitteln nicht
weiter berücksichtigt.
Streulichtmessung
Mie-Streuung von Licht tritt an sphärischen Objekten, deren Größe im Be-
reich der Wellenlänge oder etwas darüber liegt, auf. Für größere Partikel
kann eine Ablenkung von Lichtstrahlen durch Effekte der geometrischen
Optik wie Brechung und Reflexion erklärt werden. Eine verbreitete Anwen-
dung zur Messung der Rußpartikelkonzentration stellt ein Streulichtphoto-
meter dar. Hierbei wird die von Partikeln gestreute Lichtmenge über eine
üblicherweise 90◦ zur Lichtquelle angeordnete Photodiode gemessen. Unter
der Voraussetzung, dass Brechungsindex und Partikelgröße eine konstante
Verteilung besitzen, kann die gemessene Strahlungsintensität mit der Mas-
senkonzentration korreliert werden [112].
Durch Messung der Lichtintensität für verschiedene Streuwinkel kann dieser
Ansatz erweitert werden. Dazu wird ein Messvolumen von einem kollimier-
ten Laserstrahl durchleuchtet und ein Teil des Lichts durch Partikel gestreut.
Ungestreutes Licht wird über eine Fourier-Linse auf einen Detektor geführt
und die Intensität im Brennpunkt gemessen. Das gestreute Licht lässt hin-
ter der Linse ein fraunhofersches Beugungsbild aus konzentrischen Ringen
entstehen, das ebenfalls mit einem Detektor erfasst wird. Einzelne Ringe
können über die Theorie der Fraunhofer-Beugung Tropfendurchmessern zu-
geordnet werden. Für sehr kleine Tropfendurchmesser wird das Ergebnis
durch Hinzunahme der Mie-Theorie verbessert [113]. Mit dem Verhältnis der
gestreuten und nicht gestreuten Lichtintensitäten und dem Beugungsmuster
kann auf eine volumenbasierte Tropfengrößenverteilung geschlossen werden.
Hrnjak et al. bauen ein Streulichtphotometer für die Messung des Streu-
lichts von Kältemitteltropfen in einer Rohrströmung auf. Das Messsystem
besteht aus einem 2 mW Helium-Neon Laser, einem Licht-Chopper, einer
Photodiode gegenüber der Lichtquelle, einer Photodiode in 90◦ -Anordnung
für Streulicht und einem Lock-In-Verstärker [53]. Experimentelle Ergebnisse
48 3 Versuchsanlage und Messmethoden

zeigen einen Anstieg des Signals für das gestreute Licht, wenn durch ein
Schauglas sichtbare Tröpfchen die Messstrecke passieren. Eine Korrelation
zum massenbezogenen Flüssigkeitsanteil stellen die Autoren allerdings nicht
auf, sondern nutzen das Streulichtsignal als qualitative Referenz für den
Dünnschicht-Widerstandssensor.
Laser- oder Phasen-Doppler-Anemometrie
Mit der Laser-Doppler-Anemometrie (LDA) existiert ein etabliertes Ver-
fahren zur Messung der Geschwindigkeit von Partikeln in Strömungen,
die auf der Dopplerverschiebung des Streulichts bewegter Objekte beruht.
Das Messvolumen wird dabei durch den Kreuzungspunkt zweier kohärenter
Lichtstrahlen gebildet, wodurch ein Interferenzmuster erzeugt wird. Ein das
Messvolumen passierendes Partikel löst eine Frequenzmodulation im Streu-
lichtsignal aus, die mit einem optischen Detektor erfasst wird. Aus der Fre-
quenz dieser Modulation kann die Geschwindigkeitskomponente eines Parti-
kels berechnet werden, die senkrecht zu den Interferenzstreifen verläuft. Die
Phasen-Doppler-Anemometrie stellt eine Erweiterung der LDA dar, bei der
zusätzlich Unterschiede bei der Phasenlage des Streulichts von zwei LDA
Detektoren einbezogen werden. Dazu werden die Detektoren in unterschied-
lichen Raumwinkeln positioniert. Aus der Phasenverschiebung kann dann
unter Berücksichtigung der räumlichen Anordnung und der Wellenlänge der
Lichtquelle der Durchmesser der Partikel bestimmt werden, wenn angenom-
men wird, dass diese eine sphärische Form besitzen.
Barnhart schätzt mit dieser Methode den Flüssigkeitsanteil für Flüssigkeits-
tropfen am Verdampferaustritt ab, die durch liquid carry over trotz positiver
Überhitzung auftreten können [10]. Eine höhere Überhitzung reduziert die
Anzahl der mitgerissenen Flüssigkeitstropfen, deren Volumendurchmesser
d30 im Bereich von 50 µm liegt. Den mittleren massenbezogenen Flüssig-
keitsanteil schätzt Barnhart für seine Versuche auf etwa 0,1 % ab.
Digitale Kameraaufnahmen und Bildauswertung
Ist ein geeignetes optisches Fenster zur Beobachtung der zweiphasigen Strö-
mung vorhanden, stellen Kameraaufnahmen und entsprechende Auswer-
tungsalgorithmen weitere Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeits-
anteils dar. Bowers und Hrnjak werten Kameraaufnahmen von geschichteten
Strömungen oder Ringströmungen, die durch einen hohen Flüssigkeitsanteil
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 49

gekennzeichnet sind, mit einem mathematischen Algorithmus aus [17]. Bei


waagerechten Strömungen entspricht auf den Bildern jede Pixelspalte einem
senkrecht zur Hauptströmungsrichtung verlaufenden Schnitt durch die Auf-
nahme. Die Phasengrenze wird dann dadurch bestimmt, dass an dieser Stelle
der geringste Grauwert der Spalte vorliegt. Mit Hilfe des Verfahrens können
verschiedene Strömungsformen mit hohem Flüssigkeitsanteil unterschieden
werden.
Rydblom und Thörnberg werten Schattenbilder von Wassertropfen in Luft
aus, um den Flüssigkeitsanteil der Probe und den mittleren Volumendurch-
messer zu bestimmen [92]. Im Größenbereich der untersuchten Tropfen zwi-
schen 3 und 100 µm wird beinahe sämtliches Licht durch den Tropfen ge-
streut, so dass dieser als ausgefüllte schwarze Scheibe auf hellem Hintergrund
erscheint. Aus der Fläche wird unter Annahme einer sphärischen Form das
Einzelvolumen und schießlich der Flüssigkeitsanteil berechnet. Die Autoren
schränken ein, dass bei größeren Tröpfchen ein Teil des Lichtes die Mitte
des Tropfens ohne Streuung passieren kann und der Tropfen damit teilweise
transparent erscheint.
Ein ähnliches Verfahren zur Erkennung von Tröpfchen in Gegenlichtbildern
mittels Kantendetektion wurde in Zusammenarbeit mit Arnold [5] entwickelt
und in Böse et al. zur Anwendung auf Kältemittelströmungen gebracht [14].
Das prinzipielle Vorgehen ist in Abbildung (3.11) dargestellt und wird nach-
folgend kurz beschrieben. Kernelement des Verfahren ist die Auswertung
einzelner Gegenlichtaufnahmen durch eine Reihe mathematischer Algorith-
men. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, die sich bewegenden
Flüssigkeitströpfchen von Störeinflüssen wie z.B. Bildrauschen, Reflexionen,
Kratzern oder kleinen Schmutzpartikeln zuverlässig zu unterscheiden.
Der Algorithmus für die Verarbeitung und Auswertung der Bilder wurde in
MATLAB R2018a (MathWorks Inc.) unter Verwendung der Image Proces-
sing Toolbox programmiert. Zu Beginn werden die von der Kamera kom-
menden Rohvideos über die Funktion Norpix2MATLAB [99] eingelesen. Die
Aufnahmen werden dann in einer Schleife bearbeitet und ausgewertet, die
aus zwei Teilen besteht. Zunächst erfolgt der Vergleich mit einem Kalibrier-
bild. Dies ermöglicht es, größere Veränderungen zwischen der Kalibrierauf-
nahme und den anderen Aufnahmen zu erkennen. Kleinere Veränderungen
50 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Abbildung 3.11.: Methodik der Bildauswertung (links) und Anwendung des


Canny-Algorithmus zur Kantendetektion mit dynamischen
Kalibrierbild (rechts oben) und Ergebnis der Auswertung
(rechts unten)

können über den zweiten Teil der Schleife erkannt werden, indem zwei auf-
einanderfolgende Bilder verglichen werden. Die beiden Teile der Schleife un-
terschieden sich vor allem durch den Schwellwert des Canny-Algorithmus.
Die eigentliche Bildverarbeitung beginnt mit einem 5x5 Gauß-Filter, der auf
beide Bilder angewandt wird, um Einflüsse durch Bildrauschen zu reduzie-
ren [9]. Im nächsten Schritt erfolgt die Berechnung der absoluten Differenz.
Dies geschieht, um den Einfluss von statischen Störungen zu minimieren. Ein
kantensensitiver, lokaler Laplace-Filter verbessert die Bilder noch weiter.
Objekte in Bildern heben sich dann durch Helligkeitsveränderungen vom
Hintergrund ab. Besonders an den Rändern des Objekts treten Helligkeitsän-
derungen auf und werden für die Erkennung von Kanten verwendet [58]. Die-
se können von Verfahren zur Kantendetektion wie den Canny-Algorithmus
genutzt werden, der sowohl den Gradienten der approximierten Bildfunktion
als auch die Richtung des Gradienten auswertet und als Ergebnis Objekt-
kanten definiert. Für eine einzelne Aufnahme ist das erzeugte Kantenbild in
Abbildung (3.11) rechts oben zu sehen. Die weitere Bildbearbeitung erfolgt
mit Methoden der mathematischen Morphologie, was die Erkennbarkeit der
Objekte verbessert. Mit einer bridge-Funktion werden Löcher im Kantenbild
geschlossen und der Bereich innerhalb der Kanten als neue Fläche definiert.
Beide Teile der oben genannten Schleife enden mit einer Auswertung zu An-
zahl und Fläche der detektierten Tröpfchen, deren Ergebnis in einer Tabelle
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt 51

gespeichert wird und visuell kontrolliert werden kann. Abbildung (3.11) zeigt
unten rechts ein solches Kontrollbild.
Trotz guter Ergebnisse konnte eine Auswertung der Bilder in Echtzeitfähig-
keit auf Grund des hohen Rechenaufwands nicht erzielt werden. Da dies eine
Voraussetzung für Regelungsanwendungen ist und mit der vorgestellten Me-
thode nur Tropfen im Fokusbereich der Optik ausgewertet werden können,
wird der Ansatz im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt.

3.3.3. Diskussion der verfügbaren Verfahren

Um im Allgemeinen von einem reinen Messverfahren zu einem Sensorsignal


zu gelangen, das für Regelungszwecke geeignet ist, wird eine kontinuierliche
Umwandlung des Messsignals in ein elektrisches Analog- oder Digitalsignal
erforderlich. Allgemeine Anforderungen an Sensoren, wie sie in der Literatur
z.B. bei Tränkler und Reindl zu finden sind [112], beinhalten Genauigkeit,
Auflösung, Störgrößenunempfindlichkeit, Kosten, Zuverlässigkeit und dyna-
mische Eigenschaften, die möglichst gut erfüllt werden sollen. Ausschluss-
gründe für einen industriellen Einsatz in der Kältetechnik sind zum Beispiel
große Mengen an Hilfsenergie wie beim Messverfahren "Wärmezufuhr und
Überhitzung", die im Widerspruch zum Ziel einer besseren Energieeffizienz
stehen. Liegen für einzelnen Messverfahren Ausschlussgründe vor, wurden
diese bereits bei der Vorstellung der Verfahren diskutiert. Die verbleiben-
den Methoden sollen nach Kriterien bewertet werden, die auf den Einsatz
eines Sensors zur kontinuierlichen Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
Verdampferaustritt abzielen, um diesen als Regelgröße zu verwenden. Zu-
dem werden die Kriterien so gewählt, dass sich verschiedene Messmethoden
bei einer qualitativen Einordnung möglichst unterschiedliche Ausprägungen
liefern. Tabelle 3.3 zeigt eine Übersicht der Bewertung.
Werden die Preise für Laborgeräte zur Bewertung von Kosten angesetzt,
handelt es sich bei der Phasen-Doppler-Anemometrie um ein vergleichswei-
se teures Verfahren, das auch durch seine Beschränkung auf Flüssigkeit in
Form von Tropfen für den Einsatz als industrieller Sensor insgesamt wenig
gut geeignet erscheint. Der Einsatz von Hitzdraht-Anemometern wird durch
hohe Flüssigkeitsanteile durch die wandnahe Strömung der Flüssigkeitsphase
52 3 Versuchsanlage und Messmethoden

stark erschwert. Zudem tragen sowohl Öl als auch Kältemittel zur Wärme-
abfuhr am Hitzdraht bei, wodurch eine zuverlässige Unterscheidung schwie-
rig ist. Die Anwendung einer Energiebilanz auf den Verdampfer setzt eine
Reihe von Messgrößen voraus, bei der die Bestimmung des Kältemittelmas-
senstrom am kostenintensivsten ist. Untersuchungen im Rahmen dieser Ar-
beit zeigen zudem, dass sich durch die unterschiedlichen Zeitkonstanten der
verschiedenen Messstellen schnell Verzerrungen beim errechneten Flüssig-
keitsanteil in dynamischen Betriebspunkten ergeben können. Für die quan-
titative Auswertung von Tropfen in Sprays steht industrielle Messtechnik
zur Bildauswertung zur Verfügung. Eine Unterscheidung von Öl und Käl-
temitteltropfen, ist damit aber nicht möglich und kann beim Vorliegen von
Flüssigkeitsfilmen nicht mehr angewendet werden. Auf Basis einer kapaziti-
ve Messung des Flüssigkeitsanteils steht ein industrieller Sensor am Markt
zur Verfügung, der für einen Einsatz in Kälteanlagen entwickelt wurde. Ein
konzeptioneller Nachteil des Messprinzips ist, dass auch Kältemittelöl ei-
ne Dielektrizitätskonstante größer eins besitzt und die Messung verfälschen
kann.
Verdampferaustritt

Tabelle 3.3.: Qualitative Einordnung von Messverfahren für den Flüssigkeitsanteil nach den Merkmalen gut geeignet
(+), weniger gut geeignet (o) und schlecht geeignet (-)
Methode Flüssigkeitstropfen Flüssigkeitsfilm Unterscheidung Öl Kosten Echtzeit

PDA + - - - +
Hitzdraht + - o + +
Schattenbilder + - - o +
Kapazitiver Sensor + + o o +
Energiebilanz + + + o -
3.3 Möglichkeiten zur Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am
53
54 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Tabelle 3.3 fasst die Bewertung der Verfahren kurz zusammen. Da kein Ver-
fahren alle Kategorien sehr gut erfüllt, werden nachfolgend zwei neu ent-
wickelte Verfahren vorgestellt: Ein neuartiger optischer Sensor, der auf dem
Prinzip der Absorption von Infrarotstrahlung durch Kältemittel beruht, hat
das Ziel einer hohen Genauigkeit. Das zweite Verfahren, das die Helligkeits-
minderung von sichtbaren Licht durch Streuung an zweiphasigem Kältemit-
tel nutzt, konnte durch das vorhandene Strömungsschauglas einfach umge-
setzt werden.

3.4. Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den


Flüssigkeitsanteil als Regelgröße

3.4.1. Optoelektronischer Sensor

Eine weitere Möglichkeit Flüssigkeitsanteile in Kältemittelströmungen zu


detektieren, nutzt den Effekts der Absorption von Licht in durchstrahlten
Medien. Aufbauend auf diesem Prinzip wurde im Rahmen eines geförder-
ten Forschungsprojektes ein neuartiger Sensor entwickelt, der nachfolgend
tiefergehend beschrieben wird.

3.4.1.1. Grundlagen

Licht kann in seiner Eigenschaft als elektromagnetische Strahlung durch


Moleküle absorbiert werden, indem Energie der Strahlung auf das Mole-
kül übergeht und es in Schwingung versetzt. Durch die quantenmechanische
Wechselwirkung von Licht und Molekülanregung werden nur diskrete Ener-
giemengen aufgenommen, die von der Frequenz der Strahlung und Schwin-
gungsart abhängen. Hierdurch ergeben sich einzelne Frequenzen bei denen
Schwingungen entlang der Bindungsachse, durch Variation des Bindungs-
winkels oder durch Rotation des Moleküls möglich sind und auf denen be-
sonders stark absorbiert wird. Zur Vorhersage dieser Frequenzen wird dabei
auf ein Feder-Dämpfer-Modell der klassischen Physik als auch auf quan-
tenmechanische Betrachtungen zurückgegriffen, die genauer in einschlägiger
Literatur erklärt werden [101] .
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 55

Tabelle 3.4.: mögliche Schwingungen von CO2 und zugehörige Wellenzahlen


Schwingungsform Wellenzahl IR-aktiv Raman-aktiv

ν3 = ν4 =667 cm-1 + -

ν4 = ν3 =667 cm-1 + -

ν1 =1340 cm-1 - +

ν2 =2349 cm-1 + -

Die Anzahl der möglichen Schwingungen hängt von den Bewegungsfrei-


heitsgraden des jeweiligen Atoms ab, die durch die Anzahl der Atome und
die Bindungsstruktur festgelegt sind. Tabelle 3.4 zeigt für das dreiatomige
Molekül CO2 , das auch als Kältemittel verwendet wird, die möglichen
Normalschwingungen. Die symmetrische translatorische Bewegung ist im
IR-Bereich nicht anregbar, da hierdurch kein Dipolmoment entsteht. Im
mittleren Infrarot Bereich mit Wellenzahlen von 500 bis 4,500 cm-1 zeigen
bestimmte Atomgruppen eines Moleküls charakteristische Absorptionban-
den, mit denen auf die Zusammensetzung des Stoffes geschlossen werden
kann. Dieser Effekt wird insbesondere in der IR-Spektroskopie genutzt, um
in einer Probe unbekannte Stoffe zu identifizieren. Typisch für Kohlenwas-
serstoffe sind Banden bei einer Wellenzahl von ca. 3,200 cm-1 , bei der die
C-H-Bindung angeregt wird. Rotationsbewegungen von Molekülen treten
hingegen vor allem im fernen Infrarot auf. Für die Unterscheidung zwi-
schen Gas- und Flüssigkeit durch Absorption können zwei Effekte genutzt
werden: Im mittleren Infrarotbereich können sich die Absorptionsspektren
bei gleicher Molkonzentration in Abhängigkeit vom Aggregatzustand unter-
scheiden, was an intermolekularer Wechselwirkung liegt, deren Einfluss auf
das Absorptionsverhalten noch nicht für alle Stoffe geklärt ist. Abbildung
(3.12) zeigt dazu die Unterschiede zwischen flüssigem und gasförmigem
56 3 Versuchsanlage und Messmethoden

0,50
Ethanol gasförmig

0,45
Ethanol flüssig

0,40

0,35
Absorption

0,30

0,25

0,20

0,15

0,10

0,05

0,00

500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500

-1
Wellenzahl in cm

Abbildung 3.12.: Absorptionspektren von gasförmigem und flüssigem Etha-


nol; Darstellung mit Daten von Doroshenko et al. [35]

Ethanol. Gut zu erkennen ist der Unterschied der Absorbtionsspektren


im Bereich von 3.000 bis 3,500 cm-1 , der einer Anregung der OH-Bindung
entspricht [3]. Ähnlich wie Wasser verfügt Ethanol über ausgeprägte Was-
serstoffbrückenbindungen in der flüssigen Phase. Diese führen zu einer
Frequenzverschiebung sowie zu einer starken Zunahme der Absorbtions-
intensität durch die OH-Streckschwingung [8], womit die Unterschiede
zwischen den beiden Phasen erklärt werden könnten. Für eine Übertrag-
barkeit der IR-Absorption auf Kältemittel ist erforderlich, dass diese über
ein durch Anregung verschiebbares Dipolmoment verfügen, was auf alle
Moleküle mit drei oder mehr Atomen zutrifft. Zudem zeigen die häufig
als Kältemittel verwendeten fluorierten Kohlenwasserstoffe unterschiedlich
starke Dipolmomente in der flüssigen und gasförmigen Phase [27] oder
Wasserstoffbrückenbindungen in der flüssigen Phase [107], wodurch sich
Unterschiede in den Absorptionsspektren von Flüssigkeit und Gas ergeben
können.
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 57

Wellenlänge [µm]

2,9 3,3 4,0 5,0 6,7 10,0

2,0

1,5
Absorption

1,0

0,5

0,0

3500 3000 2500 2000 1500 1000

-1
Wellenzahl in cm
R410A flüssig 1 mm R410A flüssig 0,5 mm

R410A gasförmig (12 bar) R410A flüssig 9 mm

Abbildung 3.13.: IR-Absorptionspektrum von R410A; Messungen durch die


HS Reutlingen: Lehr- und Forschungszentrum Process
Analysis & Technology

Abhängigkeit der absorbierten Strahlung von der Molkonzentra-


tion
Abbildung (3.13) zeigt die Absorptionsspektren von R410A, das als Käl-
temittel in der Versuchsanlage verwendet wird. Die Messungen wurden für
gasförmiges Kältemittel bei 12 bar durchgeführt. Bei den Messungen der Ab-
sorption von flüssigem Kältemittel wurde zudem die Schichtdicke variiert.
Im Wellenlängenbereich von 3,3 µm kommt es zu einer starken Absorption
die, die Unterscheidung von Gas- und Flüssigkeit erschwert. Schwächere Si-
gnale finden sich auch für hohe Schichtdicken im Bereich um 4,3 µm, der im
Forschungsprojekt als Arbeitsbereich für die Wellenlänge des Sensors ausge-
wählt wurde, um auch große Flüssigkeitsanteile messen zu können. Bei der
technisch aufwändigeren Messung in sehr schmalen Wellenlängenbereichen
bieten sich Bereiche mit einem ausgeprägten relativen Unterschied in der Ab-
sorption an. In der Messreihe ist dies bei Wellenlängen von 4,8 oder 10,1 µm
gut zu erkennen. Für einen Sensor, der stattdessen auf diesem Wellenlängen
arbeitet, ist mit einer besseren Sensitivität für geringe Flüssigkeitsanteile zu
58 3 Versuchsanlage und Messmethoden

rechnen.
Kommt es zur Schwächung eines Lichtstrahls durch Absorption, wird der
quantitative Zusammenhang über das Lambert-Beer’sche Gesetz mit

I1 = I0 e−ε cd
(3.39)

beschrieben.
Die Intensitätsminderung ist hiernach vom Absorptionskoeffizienten ε∗ für
die betrachtete Wellenlänge, der Schichtdicke d und auch von der Molkon-
zentration der durchstrahlten Schicht abhängig. Die Molkonzentration hängt
über den Zusammenhang c = ρ
M
von Dichte der Flüssigkeit ab. Da diese in
der Flüssigphase deutlich höher als in der Gasphase ist, kommt es dadurch
zu einer zusätzlichen, gewünschten Stahlschwächung.

3.4.1.2. Aufbau des Sensors

Abbildung 3.14.: Schnittbild des optoelektronischen Sensors - erster Proto-


typ noch ohne Linsensystem - und Simulation des Linsen-
systems durch das Institut POF-AC der TH Nürnberg

Als Strahlungsquellen für den Sensor kommen alle Typen in Frage, die im
mittleren Infrarot Bereich emittieren. Hierzu zählen Nernst-Stift, Globar
und Widerstandsheizwendeln als thermische Lichtquellen. Infrarot-LED bie-
ten im Vergleich den Vorteil einer hohen Lebensdauer und emittieren in
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 59

schmalen Wellenlängenbereichen, weshalb diese gut zum Entwicklungsziel


eines Sensors für den industriellen Einsatz passen. Abbildung (3.15) zeigt
dazu das Emissionsspektrum der LED L13201-0430M von Hamamatsu mit
einem Emissionsmaximum bei 4,3 µm. Als Photodiode wurde ebenfalls von
Hamamatsu der Typ P13243 verwendet. Beide Dioden befinden sich hinter
Scheiben aus Saphirglas, das für Wellenlängen kleiner als 5 µm optisch trans-
parent ist. Der gesamte Aufbau ist in Abbildung (3.14) dargestellt. Unter

Abbildung 3.15.: Emissionscharakteristik der LED (links) und Detektions-


bereich der Photodiode (rechts); Bildquelle: Hamamatsu

der Annahme, dass sich die Strahlung einer Punktlichtquelle kugelförmig


ausbreitet, verhält sich die Strahlungsleistung auf eine Fläche im Abstand
d1 gegenüber der im Abstand d0 = 20 mm gemessenen Referenzintensität
I0 von 0,3 W
m2
proportional zum Quotienten der quadrierten Abstände. Die
Strahlungsintensität, die auf den Detektor auftritt, kann für die leere Mess-
zelle dann mit
d20
I1 = I0 (3.40)
d21
berechnet werden. Das unverstärkte Sensorsignal der leeren Messzelle kann
mit der Strahlungsleistung Φe der LED von 0,3 W, einem optischen Wir-
kungsgrad ηopt von 1 % und einer Photosensitivität S von 4,5 mA
W
mit

Vsig = I1 · ηopt · S (3.41)

auf 13,5 nA abgeschätzt werden. Durch die geringe Stromstärke wird eine
60 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Verstärkung von 108 für die leere Messzelle bis 109 bei teilweiser Absorption
des Strahlung erforderlich, um in den Bereich Spannungssignals industrieller
Messtechnik zu gelangen. Da hohe Verstärkungsraten die Güte des Signals
verschlechtern können, wurde der erste Prototyp des Sensors um ein Lin-
sensystem erweitert, um den Pegel des Rohsignals zu verbessern. Die Optik
besteht aus zwei Vollkugeln aus Saphirglas, die jeweils zwischen Glasfenster
und Photodiode bzw. LED positioniert wurden. Die Verbesserung des Si-
gnals wurde vorab in einer Simulation abgeschätzt. In Messungen konnte
eine Steigerung des Pegels um den Faktor 128 gegenüber dem Aufbau ohne
Linsen beobachtet werden.

Lock-In-Verstärkerprinzip

Neben der IR-LED strahlen auch Sensormesszelle oder das strömende Käl-
temittel Infrarotstrahlung ab. Nach dem Wien’schen Verschiebungsgesetz
liegt die Strahlung bei den in Kältemaschinen auftretenden Temperaturen
im Messbereich der Photodiode und trägt zum ausgegebenen Signal bei. Zu-
sätzlich liegen beim Einsatz von Kältemaschinen im industriellen Umfeld mit
Netzteilen oder elektrischen Motoren der Verdichter diverse Quellen elektro-
magnetischer Strahlung vor. Die Strahlung kann vom Messsystem eingekop-
pelt werden und ebenfalls einen Stromfluss erzeugen, der verstärkt wird und
als unerwünschtes Rauschen das Signal überlagert und die Interpretation des
Signals erschwert. Durch Einsatz von phasenempfindlicher Messtechnik wie
dem Lock-In-Verstärker können diese unerwünschten Signalanteile effektiv
unterdrückt werden, indem die Sendefrequenz gezielt moduliert wird und
diese Information in die Signalverarbeitung einfließt. Vereinfacht kann das
Funktionsprinzip wie folgt beschrieben werden: Durch eine Modulation des
Senders, wird vom Empfänger das gewünschte Signal Vs als Sinusschwingung
mit der Kreisfrequenz ωM und der Phasenverschiebung φs ausgegeben. Die-
ses Signal wird aber durch Rauschen auf mehreren Frequenzen überlagert,
die in guter Näherung als Summe von Sinusschwingungen mit der Frequenz
ωn und der Amplitude Vn angenommen werden können. Daraus ergibt sich
das unverarbeitete Signal als
n
X
Vsig = Vs · cos(ωM t + φs ) + Vn · (ωn t + φn ) . (3.42)
i
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 61

Abbildung 3.16.: Lock-In-Verstärker-Prinzip und Messaufbau

Dieses Signal wird dann mit dem Referenzsignal Vr cos(ωM t + φr ) multipli-


ziert. Mit Hilfe der trigonometrischen Identität

1
cos(α) · cos(β) = (cos(α + β) + cos(α − β)) (3.43)
2

ergibt sich

1 1
Vmult = Vs · Vr · cos(2ωM t + φr + φs ) + Vs · Vr · cos(φr − φs )
2 2
X n (3.44)
+Vr · cos(ωM + φr ) Vn · (ωn t + φn ) .
i

Durch Tiefpassfilterung entfallen Signalanteile höherer Frequenzen wie der


Term cos(2ωM t) und der Term cos(ωM t + ωn t), der sich durch Ausmultipli-
zieren und Anwendung von Formel 3.43 ergibt. Als gleichgerichtetes Signal,
das der Lock-In-Verstärker ausgibt, bleibt dann
n
1 1 X
Vout = Vs ·Vr ·cos(φr −φs )+ Vr · Vn · .cos(ωM t−ωn t+φr −φn ) (3.45)
2 2 i
62 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Im zweiten Term können alle Anteile des Rauschens, die nicht auf der Re-
ferenzfrequenz vorliegen, ebenfalls herausgefiltert werden. Zudem wird das
nutzbare Signal dann maximal, wenn auch der Term cos(φr − φs ) durch
φr = φs den Wert eins hat. Da sich die Phasenlage im Messaufbau ständig
verändern kann, ist es vorteilhaft diese kontinuierlich zu korrigieren. Dies
kann durch Dual-Phase-Lock-In-Verstärker erreicht werden, zu denen auch
der verwendete Stanford Research Systems SR 830 gehört. Für den dar-
gestellten Messaufbau können gute Ergebnisse mit einer rechteckförmigen
Modulation der IR-LED mit einer Frequenz von 4,081 Hz erzielt und das
Signal-zu-Rausch-Verhältnis um 15 dB von 20:1 auf 6.000:1 verbessert wer-
den. Lock-Verstärker sind zudem als integrierte Schaltkreise erhältlich, deren
Preise sich um den Faktor tausend von den hier verwendeten Laborgeräten
unterscheiden, wodurch eine Voraussetzung für den wirtschaftlichen Einsatz
des Messprinzips erfüllt wird.

3.4.1.3. Kalibrierung des Sensors

Um den optoelektronischen Sensor für Regelungsaufgaben nutzen zu kön-


nen, muss das Sensorsignal zu allen Zeitpunkten zuverlässig mit dem Flüs-
sigkeitsanteil in der durchströmten Messzelle korrelierbar sein. Bei der Er-
probung des Sensors auf der Versuchsanlage wurde festgestellt, dass das
Signal des vorliegenden Prototypen auch durch Druck und Temperatur des
Kältemittels, Kältemittelöl und die Temperatur der Messzelle beeinflusst
wird. Werden diese Einflüsse bei der Interpretation des Sensorsignals nicht
berücksichtigt, kann einerseits von einem Abfall des Signals fälschlicherweise
auf flüssiges Kältemittel geschlossen werden. Andererseits können die Fak-
toren den Signalpegel nach oben verschieben, so dass flüssiges Kältemittel
nicht erkannt wird und es zum Fehler 2. Art kommt. Im Folgenden wer-
den die einzelnen Einflüsse daher experimentell erfasst und quantifiziert,
um diese im Messbetrieb mit Hilfe eines physikalischen Simulationsmodells
herausrechnen zu können.
Ein erster Abgleich kann mit Messdaten für ruhendes Kältemittel bei kon-
stanter Temperatur und Variation des Drucks in der Messzelle stattfinden,
der einen linearen Einfluss auf die Konzentration der absorbierenden Mo-
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 63

Messung

Regression

Abbildung 3.17.: Regression der Absorptionskoeffizienten durch Varition des


Drucks bzw. der Molkonzentration in der Messzelle

leküle in der Messzelle hat. Die von der LED emittierte Strahlung mit
der Intensität I0 wird durch das Linsensystem verstärkt, teilweise absor-
biert, fokussiert und durch den Transimpedanzverstärker und den Lock-In-
Verstärker in das Spannungssignal für die Messdatenerfassung gewandelt. Da
diese mit Unsicherheiten und Verlusten behaftet sind, wird ein kumulierter
Gain G für alle Verstärkungen in einem Regressionsmodell für die Messver-
stärkung und Absorption der Strahlung verwendet. Die Zusammensetzung
von R410 aus zwei Komponenten mit identischen Massenanteilen wird auch
in der Regressionsformel für die gemessene Spannung Vmeas berücksichtigt.
Mit der Gleichung

−εg,1 · c · d −εg,2 · c · d
Vmeas = G(10 2 + 10 2 )I0 (3.46)

können die dekadischen Absorptionskoeffzienten εg,1 = 0,025 78 mol


m2
, εg,2 =
0,1767 mol
m2
und der Gain G = 0, 0153 bestimmt werden. Abbildung (3.17)
zeigt, dass die logarithmische Regression die Messdaten gut erklären kann.
Das Bestimmtheitsmaß R2 liegt bei 0,9989. Zudem ist erkennbar, dass die
Absorption durch das gasförmige Kältemittel nur so stark ausfällt, dass sich
das Signal im Arbeitsbereich des Sensors zwischen 6 und 9 bar ausreichend
von Null unterscheidet und Sensitivität für flüssiges Kältemittel gewährlei-
64 3 Versuchsanlage und Messmethoden

stet ist.
Einfluss von Druck und Temperatur des Kältemittels in der Mess-
zelle
Bei der Anwesenheit von Flüssigkeit findet ein verstärkte Absorption über
die höhere Molkonzentration und das Absorptionsverhalten der Flüssigkeit
statt. Wird vereinfacht angenommen, dass sich die Infrarotstrahlung im Sen-
sor als einzelner Lichtstrahl ausbreitet und die Flüssigkeitsanteile homogen
über den Querschnitt im Rohr verteilt sind, können die durchstrahlten Volu-
mina von Flüssigkeit und Gas als jeweils homogene Phasen zusammengefasst
werden. Für die Schichtdicken im optischen Pfad ergibt sich dann mit dem
massenbezogenen Flüssigkeitsanteil

d g · ρg
(1 − LM F ) = , (3.47)
(dl · ρl + dg ρg )

wobei die Summe der Schichtdicken dem Durchmesser der Messzelle ent-
spricht. Die gesamte Absorption von Strahlung kann dann durch Anwendung
des Lambert-Beerschen Gesetzes mit der Gleichung

−εg,1 · cg · dg − εl,1 · cl · dl −εg,2 · cg · dg − εl,2 · cl · dl


I1 = I0 (10 2 + 10 2 )
(3.48)
berechnet werden. Die Absorptionskoeffizienten der Flüssigkeiten können in
Versuchen mit der Einspritzung von Flüssigkeit in die Messzelle experimen-
tell bestimmt werden.
Einfluss der Temperatur der Messzelle auf das Sensorsignal
Abbildung (3.18) zeigt die relative Stärke des Sensorsignals gegenüber der
Oberflächentemperatur des Sensors. Dazu wurden über einen Zeitraum von
20 s gemittelte Werte des Sensorsignals für verschiedene Temperaturen der
Kältemittelströmung unter stationären Bedingungen ausgewertet. Durch das
Expansionsventil und die Variation der sekundärseitigen Verdampferein-
trittstemperatur wurde der Niederdruck so eingestellt, dass die Dichte annä-
hernd konstant blieb und die Überhitzung bei hohen Werten zwischen 10 K
und 24 K lag.
Aus dem Datenblatt der LED kann ein lineare Abhängigkeit der Lichtlei-
stung von der Temperatur von 1,2 %
K
entnommen werden. Die Temperatur
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 65

Messdaten
1,00
Regression

0,95

Korrekturfaktor
0,90

0,85

0,80

0,75

0,70

6 8 10 12 14 16 18 20

Temperatur in °C

Abbildung 3.18.: relative Abhängigkeit des Sensorsignals gegenüber der


Oberflächentemperatur des Gehäuses

Abbildung 3.19.: Ersatzschaltbild der Photodiode; Bildquelle: Hamamatsu

der LED ist im Betrieb von ihrer eigenen Abwärmeleistung und dem Wär-
meübergang zwischen LED und Gehäuse abhängig. Das Aluminiumgehäuse
des Sensor wird konvektiv durch überhitztes Kältemittel erwärmt oder ge-
kühlt oder gibt Wärme an verdampfende Flüssigkeit ab, wenn zweiphasiges
Kältemittel im Sensor vorliegt. Auf der Oberseite des Gehäuses findet ein
Wärmeübergang an die Umgebung durch Konvektion und Wärmestrahlung
statt. Zu der in Versuchen beobachteten starken Temperaturabhängigkeit
des Sensorsignals kann auch die Photodiode beitragen. Abbildung (3.19)
zeigt ein Ersatzschaltbild der Photodiode. Das unverstärkte Signal des Sen-
sors entspricht dem Stromfluss über den Lastwiderstand Rl . Da der Shunt-
widerstand der Photodiode im Arbeitsbereich eine Temperaturabhängigkeit
von 5 %
K
aufweist, sorgt dies für eine höhere Photosensitivität bei niedrigeren
Temperaturen: Der Widerstand über den Pfad des Shuntwiderstands steigt,
66 3 Versuchsanlage und Messmethoden

so dass ein höherer Anteil des Photostroms über den Lastwiderstand fließt
und zum Signal beiträgt.
Im Versuch kann diese Temperaturabhängigkeit durch die obige Regressi-
on aus den Messdaten herausgerechnet werden. Konstante Temperaturen
des Gehäuses liegen nur bei stationären Betriebspunkten oder bei durchweg
zweiphasigem Kältemittel im Sauggas vor. Bei längerem Betrieb des Sensors
bei hoher Überhitzung können die Messergebnisse bei Lastwechseln durch
dynamische Effekte des Wärmeübergangs verzerrt sein.
Einfluss von Öl
Trotz verbautem Ölabscheider ist in vielen Betriebspunkten durch das
Schauglas ein leichter Ölfilm zu erkennen, der sich langsam und mit wel-
lenförmiger Oberfläche in Strömungsrichtung bewegt. Erreicht der Ölfilm
den unterhalb des Schauglases angebrachten Sensor, wird durch diesen des-
sen Signal beeinflusst. Als Ursache kommen sowohl eine Absorption von IR-
Strahlung durch das Öl oder die Ablenkung des Lichtstrahls durch Brechung
an den Grenzflächen des Ölfilms in Frage.

Abbildung 3.20.: Einfluss von Öl auf das Sensorsignal und Spülvorgang

Abbildung (3.20) zeigt den Abfall des Sensorsignals zum Zeitpunkt t = 25 s.


Die Überhitzung des Kältemittels lag während der gesamten Messreihe am
Verdampferaustritt oberhalb von 19,4 K, wodurch das Auftreten von Flüs-
sigkeitströpfchen sicher ausgeschlossen werden kann. Durch die konstante
Druck- und Temperaturverhältnisse kommen Änderungen der spezifischen
Dichte als Ursache ebenfalls nicht in Frage. Stattdessen lässt sich der vermu-
tete Ölfilm durch ein kurzzeitigen Öffnen des Einspritzventils oberhalb des
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 67

Sensors abwaschen, da das eingespritzte flüssige Kältemittel im Gegensatz


zum gasförmigen Kältemittel ein Lösungsmittel für Kältemittelöl darstellt.
Gut erkennbar ist, wie das Sensorsignal nach der Einspritzung bei t = 90 s
seinen vorherigen Wert erreicht, bis das Signal bei t = 175 s erneut abfällt.
Auffällig ist zudem, dass die Varianz des Signals nach Auftreten des Öl-
films zunimmt. Da im Arbeitsbereich des Sensors aber meist zweiphasiges
Kältemittel vorliegt, ist der Einfluss des Öls in diesen Betriebspunkten we-
niger ausgeprägt. Für vergleichende Messungen bei hohen Überhitzungen
kann durch kurzes Spülen eine Beeinflussung des Signals ebenfalls vermie-
den werden. Für eine Weiterentwicklung des Sensors bietet sich die Wahl von
Wellenlängenbereichen, bei denen Kältemittelöl keine oder nur eine geringe
Absorption zeigt.

3.4.1.4. Simulationsmodell des Sensors zur Messwertinterpretation

Ein erster Abgleich des Sensorsignals erfolgt durch das Einspitzen von
flüssigem Kältemittel in das Schauglas, das sich stromaufwärts der
Sensormesszelle befindet. Dazu wird Kältemittel hochdruckseitig vor
der Expansion entnommen und durch einen internen Wärmeübertrager
unterkühlt, um eine Verdampfung durch isenthalpe Expansion zu minimie-
ren. Danach wird das Kältemittel durch einen Coriolis-Massenstromsensor
geführt, wodurch mit den bekannten Massenströmen der Gasströmung
und des eingespritzten Kältemittels der massenbezogene Flüssigkeitsanteil
bestimmt werden kann. Der Abgleich des Simulationsmodells mit dem
Ausgangssignal des Sensors ist in Abbildung (3.21) dargestellt. Die Absorp-
tionskoeffizienten wurden hierfür auf εl,1 = 0,67 mol
m2
und εl,2 = 0,71 mol
m2
für die beiden Komponenten von R410A geschätzt. Eingangsvariablen des
Modells sind der massenbezogene Flüssigkeitsanteil, Oberflächentemperatur
des Sensors sowie Druck und Temperatur des Kältemittels an der Mess-
stelle, Ausgangsvariable ist die dargestellte Signalspannung. Das Modell
wird aus den oben aufgeführten Gleichungen aufgebaut. Zudem wird die
Absorption von Strahlung durch Öl vernachlässigt wie auch eine Strahl-
schwächung durch optische Effekte wie die Streuung von Infrarot-Licht an
Kältemitteltröpfchen.
68 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Da die Programmierung in der gleichungsbasierten Modellierungssprache


Modelica erfolgt, können Ein- und Ausgangsvariablen ohne Neuformulie-
rung des Problems leicht getauscht werden. Für die Verwendung des Mo-
dells zur Rückrechnung des Spannungssignals auf den Flüssigkeitsanteil wird
das Spannungssignal als Eingang gesetzt und der Flüssigkeitsanteil als Aus-
gang. Das Modell kann zusammen mit der benötigten Stoffdatenbank für
R410A als sogenannte Functional Mock-up Unit im Modus Co-Simulation
als plattformunabhängig ausführbares Modell aus dem Modellierungspro-
gramm Dymola exportiert werden. Durch die Erweiterung MoBa Simulator
für LabVIEW kann das Modell in Echtzeit in der Messdatenerfassung- und
Steuerungsumgebung LabVIEW ausgeführt werden. Mit der Umrechnung
der Messwerte in den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil kann dieser ge-
nutzt werden, um das Expansionsventil auf diesen Wert zu regeln.

5,0
Messung

Simulation

4,5
Sensorsignal in V

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

0 1 2 3 4 5 6

massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

Abbildung 3.21.: Signal des optischen Sensors gegenüber Flüssigkeitsanteil


bei konstanter Temperatur und Dichte

3.4.2. Graustufen

Die ursprüngliche Anwendung von Schauglas und der Hochgeschwindigkeits-


kamera stellen die Detektion von Einzeltropfen (vgl. Abschnitt 3.3.2) oder
visuelle Beobachtungen zu eingespritztem Kältemittel und Strömungsformen
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 69

in der optischen Messstrecke dar. Mit der Auswertung des mittleren Grau-
werts der Bilder steht zusätzlich ein einfach zu bestimmender Messwert zur
Verfügung, der mit dem Flüssigkeitsanteil in der Strömung korreliert werden
kann. Während eine reine Gas- oder Flüssigkeitsströmung die Helligkeit des

Abbildung 3.22.: Strahlengänge der ersten vier Ordnungen für die Streuung
kohärenten Lichts in einem Tropfen aus [49]

sichtbaren Lichtes kaum beeinflusst, führt die Anwesenheit von zweiphasigen


Kältemittel zu dunkleren Bildern. Dies ist auf die Streuung des Gegenlich-
tes an Tropfen und Phasengrenzschichten in andere Richtungen als auf den
Bildsensor der Kamera zurückzuführen. Nach dem Prinzip der geometrischen
Optik werden Lichtstrahlen, die auf Einzeltropfen treffen in unterschiedli-
che Richtungen gestreut - siehe Abbildung (3.22). Durch Reflexion an der
Oberfläche wird Licht in Vorwärtsrichtung gestreut. Auch, wenn der glei-
che Lichtstrahl an der Grenzfläche gebrochen wird, in den Tropfen eintritt
und anschließend transmittiert wird, tritt Streuung in Vorwärtsrichtung auf.
Kommt es zu mehrfacher Reflexion innerhalb des Tropfens kann Licht wieder
in Richtung der Lichtquelle zurück gestreut werden [49]. Durch den hellen
Hintergrund und die beschränkte Auflösung der Kamera erscheinen Ein-
zeltropfen hierdurch auf den Bildern als dunkle Punkte. Ebenso bildet die
wellige Flüssigkeitsströmung an der Innenwand des Schauglases eine raue
70 3 Versuchsanlage und Messmethoden

Oberfläche, die ebenfalls zur diffusen Lichtstreuung beiträgt.

220

200

180

160
Pixelwert

140

120

100

80

0 1 2 3 4 5 6

massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

Abbildung 3.23.: durchschnittlicher Grauwert der Kältemittelströmung ge-


genüber Flüssigkeitsanteil

Für die Auswertung der Bilder wird ein Beobachtungsbereich festgelegt, der
in Abbildung (3.24) b) grün eingerahmt ist und 290 x 140 Pixel umfasst.
Der Grauwert g jedes Pixels hat eine Auflösung von 8 Bit, wodurch sich 28
Werte zwischen 0 und 255 ergeben. Über den Beobachtungsbereich wird der
Mittelwert aller Grauwerte gebildet. Für die gleichen Versuch zur Einsprit-
zung von Kältemittel wie für den optischen Sensor kann ein erster linearer
Zusammenhang zwischen den Grauwerten und dem massenbezogenen Flüs-
sigkeitsanteil beobachtet werden - siehe Abbildung (3.23). Dies kann über
die Gleichung
217 − g
LM F = (3.49)
24, 4
aus Messdaten, die unter den in Abbildung (3.20) aufgetragenen Versuchsbe-
dingungen bestimmten wurden, regressiert werden. Eine Abhängigkeit der
numerischen Parameter in dieser Gleichung von der Länge der optischen
Wegstrecke im verwendeten Schauglas und von der Einstellung Lichtquel-
le und Kamera ist offensichtlich und schränkt die Übertragbarkeit dieses
vereinfachten Ansatzes stark ein.
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 71

3.4.3. Vergleich der Verfahren

Die mit Hilfe der Einspritzvorrichtung ermittelten funktionalen Zusammen-


hänge zwischen Rohsignal und LMF können für den optischen Sensor und
die Graustufenmethode auch gegenüber dem Flüssigkeitsanteil bewertet wer-
den, der mit Hilfe einer Energiebilanz bestimmt wird. Ausgehend von einem
Punkt, bei dem der Verdampferaustrittszustand gerade nicht mehr über-
hitzt ist, wird das Expansionsventil alle 60 Sekunden um einen Schritt des
Stellmotors geöffnet. Der gemessene Flüssigkeitsanteil wird mit dem opti-
schen Sensor oder über die Graustufen bestimmt und 20 Sekunden nach
der Expansionsventilöffnung über einen Zeitraum von 40 Sekunden gemit-
telt. Die über eine Energiebilanz des Verdampfers errechneten Werte werden
ebenfalls gemittelt, wodurch bei ansonsten stationären Betriebsbedingun-
gen der Einfluss von Abweichungen, die nicht systematisch, sondern nur
statistischen Ursprungs sind, verringert werden. In Abbildung (3.25) ist zu
erkennen, dass hohe Flüssigkeitsanteile von beiden Verfahren systematisch
unterschätzt werden. Während der Einspritzung von flüssigem Kältemittel
mit bis zu fünf Massenprozent als auch auf Videoaufnahmen des dargestell-
ten Versuchs mit gleichem Flüssigkeitsanteil liegen die Flüssigkeitsanteile in
Form einer Sprühströmung vor. Die Strahlschwächung des optischen Sensors
erfolgt hier durch Absorption und Lichtstreuung.
Der Wert der Graustufen wird nur durch Lichtstreuung verringert. Der
Ort für den Beobachtungsbereich der Hochgeschwindigkeitskamera wurde
so gewählt, dass Tröpfchen des Sprühkegels den Großteil des durchströmten
Querschnitts ausfüllen. Gleichzeitig wurde mit Durchmesser des Kapillar-
rohrs der Sprühkegel so eingestellt, dass dieser die Wand nicht berührt.Ein
anderes Bild der Strömungsformen ergibt sich, wenn Flüssigkeitsanteile aus
dem Verdampfer kommen und Werte von etwa 1,5 Massenprozent überstei-
gen. Flüssigkeitsanteile beginnen sich als Wellen an die Rohrwand anzula-
gern und tragen vergleichsweise weniger zur Lichtstreuung bei, womit erklärt
werden kann wieso ab ca. 5 Massenprozent das Rohsignal von optischen Sen-
sor und Graustufen höher ausfallen als erwartet und der Flüssigkeitsanteil
überschätzt wird.
Bild a) der Abbildung (3.24) zeigt einen Messpunkt mit einem Flüssigkeits-
72 3 Versuchsanlage und Messmethoden

a) Wellenfront
b)

Einzeltropfen

Tropfenspur

Abbildung 3.24.: Aufnahmen der Kältemittelströmung im Schauglas bei ei-


nem massenbezogenen Flüssigkeitsanteil von a) ca. 1 % und
b) 2 %

anteil von etwa einem Prozent bei dem Flüssigkeitstropfen und deren Spu-
ren auf der Glasrohroberfläche gut zu erkennen sind. Im oberen Bildbereich
ist der Moment festgehalten, gerade bevor die Einzeltropfen durch die sich
ausbildende Wellenfront eingeholt werden. Bild b) zeigt den Zustand etwas
später mit etwa zwei Massenprozent Flüssigkeitsanteil, bei dem sich eine
durchgehende Flüssigkeitsschicht mit kurzgewellter Oberfläche ausgebildet
hat, die die Rohrinnenseite vollständig benetzt. Flüssigkeitsanteile von über
1,5 Massenprozent können statt dem vorgeschlagenem linearen Zusammen-
hang zwischen Graustufen und Flüssigkeitsanteil, der für die Sprühströmung
ermittelt wurde, mit einer exponentiellen Regression der Form

LM F = e(240,5−g)·0,01805 − 3, 42 (3.50)

mit einem korrigierten R2 von 0,9979 besser erklärt werden. Für Graustu-
fen, die Massenprozenten zwischen null und eins entsprechen, wird weiterhin
das lineare Modell verwendet. Beim optischen Sensor fällt auf, dass niedri-
ge Flüssigkeitsanteile deutlich überschätzt werden. Als Ursache kommt eine
Strahlschwächung durch einen Ölfilm im Sensor in Frage, der sich vor Be-
3.4 Entwicklung einer geeigneten Sensorik für den Flüssigkeitsanteil als
Regelgröße 73

ginn des betrachteten Zeitraums noch während positiver Überhitzungen im


Sensor ausbildet hat - siehe Abbildung (3.26) Bild a). Wird das Expan-
sionsventil nach Ende des Versuchs wieder geschlossen, ist der in Bild b)
dargestellte der Ölfilm abgewaschen und der errechnete Sensorwert stimmt
mit dem über die Energiebilanz bestimmten Wert überein. Durch Vergleich
der Bilder a) und b) aus Abbildung (3.26) fällt auf, dass die Lichtbrechung
durch den Ölfilm gering ist und folglich der Grauwert durch den Ölfilm wenig
beeinflusst wird.
gemessener massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

Graustufen linearer Fit


16

Graustufen zusammengesetzte Funktion

14 optischer Sensor

optischer Sensor ohne Öleinfluss

12

10

b)
2

0
a)

-2 0 2 4 6 8 10 12 14 16

über Energiebilanz errechneter massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

Abbildung 3.25.: Vergleich des massenbezognenen Flüssigkeitsanteils, der


mit dem optischen Sensor oder der Graustufenmethode be-
stimmt wurde, gegenüber dem mit Hilfe der Energiebilanz
bestimmten Wert

Insgesamt wird deutlich, dass der optische Sensor noch akzeptable Vorher-
sagen für den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil ermöglicht, wenn ein mög-
licher Ölfilm durch ausreichend hohe Anteile von flüssigem Kältemittel aus
dem Sensor gewaschen wird, aber der Massenanteil unter zehn Massenpro-
zent bleibt. Für den optischen Sensor kommt eine Erhöhung des Absorpti-
onskoeffizienten im Sensormodell in Frage, um hohe Flüssigkeitsanteile mit
geringerem Fehler erklären zu können. Gleichzeitig würde damit der Flüs-
sigkeitsanteil für niedrige Werte der Sensorspannung überschätzt werden,
74 3 Versuchsanlage und Messmethoden

in denen eine Strahlschwächung auch durch Öltropfen und Lichtstreuung


auftritt. Möglichkeiten zur Verbesserung des Sensors können daher auch in
der Berücksichtigung von Lichtstreuung durch Tropfen liegen, um die Anteile
von Streuung und Absorption bei der Strahlschwächung getrennt zu berück-
sichtigen. Da hierfür wiederum ein quantitativer Zusammenhang von Strö-
mungsform, Tropfenform und Flüssigkeitsanteil erforderlich ist, wird dieser
Ansatz im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. Für spätere Versu-
che, bei denen das Sensorsignal für Regelungszwecke eingesetzt wird, muss
die Fehleranfälligkeit des Verfahrens berücksichtigt werden.

a) b)

Ölfilm

mittlerer Grauwert: 204 mittlerer Grauwert: 208

Abbildung 3.26.: Aufnahmen der Kältemittelströmung im Schauglas vor


und nach der Flutung mit flüssigem Kältemittel

Die Graustufenmethode kann gute Vorhersagen für den Flüssigkeitsanteil


liefern, wenn durch die zusammengesetzte Regressionsfunktion unterschied-
liche Strömungsformen berücksichtigt werden. Ergänzend zum Kriterium
des mittleren Grauwertes ist es denkbar, Strömungsformen mit Hilfe von
maschinellem Lernen automatisiert zu erkennen und als zusätzliches Krite-
rium einfließen zu lassen. Erste Ansätze, die zwar noch keinen quantitativen
Zusammenhang liefern, aber ein neuronales Netz auf eine grundlegende Un-
terscheidung von Strömungsformen ermöglichen, finden sich bei Mi et al. [79]
und bei Arteaga-Arteaga et al. [7].
3.5 Zusammenfassung 75

3.5. Zusammenfassung

Nach dem aktuellen Stand von wissenschaftlicher Literatur und marktver-


fügbarer Technik konnte keine Sensorik für den Flüssigkeitsanteil in Käl-
temittelströmungen gefunden werden, die verschiedene Anforderungen wie
die Nichtbeeinflussung durch Öl oder einen günstigen Marktpreis gleichzeitig
erfüllt. Mit dem optischen Sensor, der auf der Absorption von Infrarotstrahl-
ung durch flüssiges Kältemittel basiert und der Graustufenmethode, die die
Auswertung von Kamerabildern im sichtbaren Lichtbereich nutzt, wurden
im Rahmen dieser Arbeit zwei neuartige Verfahren entwickelt. Beim opto-
elektronischen Sensor wurde dabei gezeigt, wie mit Hilfe eines invertierten
physikalischen Simulationsmodells der Einfluss von Druck und Temperatur
auf das Sensorsignal in Echtzeit herausgerechnet werden kann, wodurch ein
Einsatz bei der Regelung von Kältemaschinen mit industrieller Anwendung
möglich wird.
Ist die Sensorik hinreichend schnell und genau, kann eine Anwendung in wis-
senschaftlichen Versuchsanlagen ebenfalls nützlich sein. Die übliche Methode
zur Vermessung von Verdampfern über eine Energiebilanz funktioniert nur
in stationären Betriebspunkten zuverlässig. Selbst dann ist bei berechneten
Austrittszuständen nahe x = 1 in realen Anlagen mit dem gleichzeitigen
Auftreten von Flüssigkeit und überhitztem Gas zu rechnen. Eine Erweiter-
ung von Messdaten um den Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt kann
zudem dazu beitragen, Wärmeübergangskorrelationen zu validieren, dyna-
mische Verdampfermodelle zu entwickeln oder die Auswirkungen von Un-
gleichverteilung zwischen parallelen Verdampferkanälen zu erforschen. Das
nächste Kapitel widmet sich vor allem den letztgenannten Punkten.
76 3 Versuchsanlage und Messmethoden
77

4. Modell und Messung von Verdampfer


und Zweiphasenströmung

Die Möglichkeit, einen Verdampfer nach dem Flüssigkeitsanteil an seinem


Austritt zu regeln, wird am Beispiel des in der Versuchsanlage verbauten
Plattenwärmeübertragers untersucht. Plattenwärmeübertrager weisen gerin-
ge thermische Trägheiten auf, reagieren schneller auf Lastwechsel und sind
hierdurch anspruchsvoller in der Regelung als Verdampfer in Kesselbauweise
(z.B. Rohrbündelwärmeübertrager), wodurch eine Übertragbarkeit auf trä-
gere Verdampfertypen eher angenommen werden kann, als im umgekehrten
Fall. Zudem setzen sich gelötete Plattenwärmeübertrager (engl. brazed plate
heat exhangers) aufgrund ihrer kompakten Bauform und des geringen Mate-
rialbedarfs immer stärker als Verdampfer oder Kondensator in Kältemaschi-
nen durch. Die komplexe Strömungsführung im Inneren führt zum einen zu
hohen Wärmeübergangskoeefizienten. Zum anderen treten in Abhängigkeit
von der lokalen Dampfqualität bis zu fünf unterschiedliche Strömungsfor-
men auf, die die Beschreibung und Modellierung von Transportphänomenen
anspruchsvoll gestalten. Abbildung (4.1) zeigt die Strömungsführung von
warmem und kaltem Fluid in Gegenstromanordnung und den prinzipiellen
Aufbau im Inneren.

4.1. Modellierung des Verdampfers

Die wesentlichen Ziele, die mit der Modellierung des Verdampfers und der
Zweiphasenströmung zwischen Verdampfer und Verdichter erreicht werden
sollen, sind folgende:

– Vorhersage von größeren Flüssigkeitsanteilen am Verdampferaustritt


unter der Annahme von homogener Kältemittelverteilung zwischen
den parallelen Kanälen
78 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Abbildung 4.1.: Aufbau eines Plattenwärmeübertragers mit wichtigen Ma-


ßen

– Abgleich und Bewertung von Verdampfungskorrelationen für Kälte-


mittel, mit denen ein zweiphasiger Austrittszustand in einem diskre-
tisierten Verdampfermodell abgebildet werden kann

– mit einem Modell für Ungleichverteilung einen Erklärungsansatz für


das gleichzeitige Auftreten von kleineren Flüssigkeitsanteilen und
überhitztem Gas am Verdampferaustritt liefern

– mit einem Modell der Zweiphasenströmung von Gas und Flüssigkeit


eine Abschätzung ermöglichen, ob flüssiges Kältemittel zwischen Ver-
dampfer und Verdichter verdampft wird, wenn die Gasphase überhitzt
ist

Das dynamische Simulationsmodell des Verdampfers wird in der Modell-


ierungssprache Modelica programmiert. In Modelica können physikalische
Zusammenhänge in Form von differential-algebraischen Gleichungen als wie-
derverwendbare Objekte (Simulationsmodelle) effizient abgebildet werden.
Das dynamische Simulationsproblem kann dann durch einen Solver gelöst
werden. Der prinzipielle Aufbau des Verdampfermodells ist der Komponen-
tenbibliothek TIL Suite entnommen, deren Grundlagen in den Dissertatio-
nen von Richter [90] und Schultze [95] tiefergehend beschrieben sind. In
ihrem Modellierungsansatz werden parallele Kanäle des Verdampfers zum
Zweck einer effizienten Modellierung in einem einzigen Kanal zusammenge-
fasst, was im Kontext dieser Arbeit als reduziertes Verdampfermodell be-
zeichnet werden soll. Dieser Ansatz wird nachfolgend so weiterentwickelt,
4.1 Modellierung des Verdampfers 79

dass alle primär- und sekundärseitigen Kanäle modelliert und thermisch


verknüpft werden. Im hierdurch entstehenden komplexen Verdampfermodell
kann damit auch eine mögliche Ungleichverteilung von Dampfqualität und
Massenstrom zwischen den parallelen Verdampferkanälen abgebildet wer-
den. Auch die Modellierung des Kältemittels im Austrittszustands wird so
erweitert, dass Gas und Flüssigkeit im thermodynamischen Ungleichgewicht
zueinander vorliegen können. Reduziertes und komplexes Verdampfermodell
nutzen das gleiche Diskretisierungsschema, die gleiche Zellmodellierung so-
wie folgende vereinfachende Annahmen:

– homogene Verteilung von Massenstrom und Dampfqualität vertikal zur


Hauptströmungsrichtung entlang der Platte

– keine Rückvermischung (axiale Dispersion) von Kältemittel zwischen


benachbarten Zellen

Abbildung 4.2.: schematischer Aufbau des Verdampfermodells

Entlang zur Hauptströmungsrichtung (z-Koordinate) sind die Fluidkanäle


nach einem eindimensionalen Diskretisierungsschema in n Zellen mit kon-
stantem Volumen unterteilt. Grundlegend ist die Formulierung der Energie-
bilanz
 
dh 1 dp
= ṁA (hA − h) + ṁB (hB − h) + Q̇ + V · . (4.51)
dt m dt

Das Produkt aus der Masse des Kältemittels in der Zelle und der zeitlichen
80 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Ableitung der mittleren spezifischen Enthalpie entsprechen der Summe von


in die Zelle ein- bzw. austretenden Enthalpieströmen, dem Wärmeübergang
nach außen und der zeitlichen Ableitung Druckänderungsarbeit. Hinzu kom-
men zwei weitere Grundgleichungen. Die Kontinuitätsgleichung
"    #
dρ dh dρ dp L
ṁA + ṁB = + Ach · (4.52)
dh p dt dp h dt ncells

und die Impulsgleichung, die basierend auf einem Ansatz von Lemke [71]
vereinfacht wird. Dabei wird angenommen, dass die Änderung des Druckes
dp
nach der Zeit, , an jedem Punkt des Verdampfers von Betrag und Vorzei-
dt
chen her gleich ist, sich also eine Druckänderung am Eintritt instantan fort-
pflanzt. Die Änderung des Druckes über die Länge des Verdampfers ergibt
sich für jedes Kontrollvolumen durch den lokalen, zeitabhängigen Druckver-
lust zwischen Eintritt und Austritt nach der Formel

pA − pB = ∆p . (4.53)

4.1.1. Druckverluste

Druckverluste im Verdampfer verringern nicht nur den Anlagenwirkungs-


grad, sondern beeinflussen auch den Wärmeübergang, da durch die Drosse-
lung des strömenden Fluids die treibende Temperaturdifferenz im Verdamp-
fer erhöht wird. Bei Verdampfern mit parallelen Kanälen kann die Abhän-
gigkeit der Druckverluste vom lokalen Verhältnis der Flüssig- und Gasphase
thermohydraulische Effekte wie Ungleichverteilung begünstigen oder redu-
zieren. Im Gegensatz zu Rohrströmungen liegen für Plattenwärmeübertra-
ger noch keine bewährten Korrelationen zur Vorhersage des zweiphasigen
Druckverlustes in der wissenschaftlichen Literatur vor.

Der gesamte Druckverlust zwischen Ein- und Austritt des Verdampfers setzt
sich als
∆p = ∆pgeo + ∆pmom + ∆pf ri + ∆pp (4.54)

zusammen. Der Druckverlust durch die Höhendifferenz zwischen Eintritt


4.1 Modellierung des Verdampfers 81

und Austritt kann über

∆pgeo = ρm · g · LP (4.55)

mit der Erdbeschleunigung g, der Plattenlänge LP (Mitte Einlassport bis


Mitte Auslassport) und der mittleren Dichte ρm bestimmt werden. Die wäh-
rend der Verdampfung abnehmende Dichte führt bei Annahme des homoge-
nen Modells zu einer Beschleunigung des Massenstroms über

1 1
∆pmom = G2 (xin − xout )( − ) (4.56)
ρg ρl

zu einem Druckverlust, der jedoch in guter Näherung vernachlässigt werden


kann. Druckverluste in den Eingangs- und Ausgangsports können bei An-
nahme des homogenen Modells für die Dichte der Zweiphasenströmung nach
Shah und Focke [97] über

GP 2 GP 2
    
∆pP = 0, 75npass · + (4.57)
2ρ in 2ρ out

mit der Massenstromdichte Gp in den Ports berechnet werden. Für den


Druckverlust der einphasigen Strömung auf der Sekundärseite kann mit Hilfe
des dimensionslosen Druckverlustbeiwertes ζ der Reibungsdruckverlust

ṁ2
∆pf ri = ζ · (4.58)
2ρ · Ahyd 2

bestimmt werden. Herstellerangaben für den Druckverlust für eine einphasi-


ge Strömung können auf den dimensionslosen Druckverlustbeiwert zurück-
gerechnet und auf die in Abbildung (4.3) dargestellt Regression der Form

ζ = a · Reb (4.59)

mit einer Güte von R2 = 0,9973 zurückgeführt werden. Für den Bereich der
turbulenten Strömung kann für Reynoldszahlen größer 2.300 näherungsweise
ein konstanter Druckverlustbeiwert verwendet werden.
Eine Übertragbarkeit dieses Ansatzes auf zweiphasige Strömungen ist mit
dem homogenen Modell der Zwei-Phasen-Strömung möglich. Dabei wird die
Zweiphasenströmung so behandelt, als ob nur eine Phase strömen würden,
82 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

1100

Druckverlustbeiwert für einphasige Strömung

1000 Regression z=a Re b

z
Druckverlustbeiwert
900

800

700

600

500

0 2000 4000 6000 8000 10000 12000 14000

Reynoldszahl

Abbildung 4.3.: Regression für die Druckverluste im Bereich niedriger


Reynoldszahlen

deren Stoffwerte dann über die lokale Dampfqualität gewichtete Werte be-
stimmt werden. Die mittlere Dichte ρ̄ für jede Zelle des Verdampfermodells
berechnet sich über
1
ρ̄ = . (4.60)
x 1−x
+
ρg ρl
Das heterogene Modell für den Druckverlust behandelt die Zwei-Phasen-
Strömung zunächst so, als ob jede Phase allein im hydraulischen Kanal
strömen würde. Lockhart und Martinelli [74] führen dazu den Parameter
X ein, der quadriert als
∆pf ri,l
X2 = (4.61)
∆pf ri,g
das Verhältnis der Leerrohrdruckverluste beschreibt und für turbulente Strö-
mungen aus
 n  2−n
µl 1−x ρg
2
Xtt = · · (4.62)
µg x ρl
berechnet werden kann. Mit Hilfe des Zweiphasenmultiplikators φ2l kann
vom Leerrohrdruckverlust der Flüssigphase über

∆pf ri
φ2l = (4.63)
∆pf ri,l

der Gesamtdruckverlust berechnet werden. Während Lockhart und Marti-


nelli nur einen graphischen Zusammenhang zwischen dem Parameter X und
4.1 Modellierung des Verdampfers 83

dem Zweiphasenmultiplikator φ2l angeben, wird dieser von Chisholm [24] auf
eine Regression der Form

C 1
φ2l = 1 + + 2 (4.64)
X X

zurückgeführt. Werte für den sogenannten Chisholm Parameter C werden


mit 5 für laminare und mit 20 für turbulente Strömungen angegeben, kön-
nen aber auch über den Abgleich von Verdampfermodellen mit Messdaten
bestimmt werden. Das Gleichsetzen der Gleichungen 4.63 und 4.64 und Ein-
setzen von X 2 aus Gleichung 4.61 ergibt

(4.65)
p
∆pf ri = ∆pf ri,l + ∆pf ri,g + C · ∆pf ri,l · ∆ .pf ri,g

Daraus wird deutlich, dass sich der Gesamtdruckverlust nach dem hetero-
genen Modell aus den Leerrohrdruckverlusten der einzelnen Phasen zusam-
mensetzt sowie dem Produkt aus Chisholm-Parameter und geometrischem
Mittel der beiden Druckverluste, das die Reibung zwischen den Phasen ab-
bildet [82].

4.1.2. Wärmeübergang

Wärmeübergang kältemittelseitig
Im Gegensatz zu anderen physikalischen Phänomenen kann die Wärmeüber-
tragung bei der Verdampfung von Kältemittel noch nicht auf der Grundlage
der vorherrschenden Mechanismen mathematisch beschrieben werden, selbst
wenn auf diesem Gebiet bereits erste Fortschritte erzielt wurden [30]. Bis
dahin müssen empirische Korrelationen verwendet werden, die Schätzun-
gen des Wärmeübergangskoeffizienten (WÜK) als Funktion der thermody-
namischen Zustandsvariablen, Transportgrößen und anderer Parameter lie-
fern. Korrelationen, die von den Herstellern von Plattenwärmeübertragern
zur Beschreibung der Wärmeübertragung und des Druckverlustes verwen-
det werden, enthalten wertvolle empirische Erkenntnisse, werden aber nicht
veröffentlicht. Dennoch ist in der Literatur eine wachsende Anzahl von Kor-
relationen für die Verdampfung in Plattenwärmetauschern verfügbar. Im
Gegensatz zu Korrelationen für die Verdampfung innerhalb anderer Geo-
84 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

metrien wie z.B. Rohren ist immer noch unklar, welche von ihnen sich für
größere Mengen von Verdampfungsdatensätzen bewähren werden. Einen er-
sten Ansatz hierfür liefern Vakili-Farahani et al. [114] oder Böse et al. [15],
die Korrelationen und Messdaten kreuzweise anwenden und statistische Aus-
wertungen durchführen. Eldeeb et al. [39] geben einen guten Überblick über
einige der bekanntesten Korrelationen für Verdampfung und Kondensation
in Plattenwärmeübertragern. Die Mehrzahl der Korrelationen und Messun-
gen erlauben jedoch nur Schätzungen des durchschnittlichen Wärmeüber-
tragungskoeffizienten, die dann für Berechnungsmethoden wie die Anzahl
der Übertragungseinheiten (NTU) oder die logarithmische mittlere Tempe-
raturdifferenz (LMTD) verwendet werden können.
Für das oben vorgestellte Simulationsmodell des Wärmeübertragers wird ei-
ne Berechnungsmethode für den quasi-lokalen Wärmeübergangskoeffizienten
in Abhängigkeit von der zeitlich variierenden Dampfqualität der Zelle be-
nötigt. Neuere Ansätze werden unter anderen von Djordjevic und Kabe-
lac [31] präsentiert, die den quasi-lokalen WÜK aus den Temperaturmes-
sungen im Plattenwärmeübertrager ableiten. Ähnliche Methoden wenden
Amalfi [4] oder Claesson [25] an, ohne allerdings eine bessere Korrelation
für den lokalen WÜK auf Basis ihrer Messungen vorzuschlagen.
Grundsätzliche Übereinstimmung herrscht bezüglich des charakteristischen
Verlaufs des lokalen Wärmeübergangskoeffzienten gegenüber der Verdamp-
ferlänge und damit in Richtung steigender Dampfqualität und ist schema-
tisch in Abbildung (4.4) dargestellt.
In Korrelationen kann dieser Verlauf abgebildet werden, wenn die Dampf-
qualität direkt einbezogen wird oder z.B. als Verhältnis der Dichten von
Flüssigkeits- und Gasphase ähnlich dem oben vorgestellten homogenen Mo-
dell für Druckverluste. Die Datengrundlage für die verfügbaren Korrela-
tionen, in denen die Dampfqualität ein Regressionsparameter ist, bilden
Messdaten aus Versuchen an Einzelplatten oder an Plattenwärmeübertra-
gern in Prüfständen. Angaben zur Dampfqualität beziehen sich meist auf
den Mittelwert der Dampfqualitäten an Eintritt und Austritt, die mit Hilfe
von Energiebilanzen bestimmt werden. Eine Übertragbarkeit dieser Korre-
lationen auf das Zellenmodell ist daher per se nur mit Einschränkungen ge-
geben, da das arithmetische Mittel der Dampfqualität zwischen Eintritt und
4.1 Modellierung des Verdampfers 85

Abbildung 4.4.: schematischer Verlauf des Wärmeübergangskoeffizienten


nach Stoecker [104]

Austritt nicht dem Mittel der Dampfqualität als Integral über gleichlange
Zellen des Verdampfers entspricht. Durch die niedrigeren WÜK in Zellen mit
niedriger Dampfqualität sind diese über die Länge des Verdampfers über-
proprotional häufig vertreten, wodurch der Mittelwert der Dampfqualität
im Zellenmodell geringer ausfällt als der arithmetische Mittelwert. In der
Folge würden Korrelationen die Verdampferleistung eher unterschätzen.
Um mit dem Zellenmodell zu einem dynamischen Verdampfermodell zu ge-
langen, das sowohl überhitzte als auch zweiphasige Austrittszustände mit
guter Genauigkeit vorhersagt, können Verdampfungskorrelationen angepasst
werden, um den oben dargestellten Verlauf zu folgen. Dies wird durch die
folgende stückweise Definition des Wärmeübergangskoeffizienten in Abhän-
gigkeit von der lokalen Dampfqualität erreicht:
Die lokale Dampfqualität in jeder Zelle wird unter Annahme eines thermo-
dynamischen Gleichgewichts von Gas und Flüssigkeit nach Gleichung 3.36
über die spezifische Enthalpie bestimmt. Wird das homogene Modell der
Zweiphasenströmung angewendet, können aus der lokalen Dampfqualität
auch Transportgrößen wie die Geschwindigkeit jeder Phase bestimmt und in
Wärmeübergangskorrelationen verwendet werden. Der zweiphasige Bereich
der beginnenden Verdampfung mit geringer Dampfqualität wird durch eini-
ge Korrelationen nicht abgedeckt oder es werden durch die mathematische
86 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Form der Regression unrealistisch niedrige Werte des Wärmeübertragungs-


koeffizienten zurückgegeben. In diesem Fall wird im Simulationsmodell der
jeweils höhere Wert des einphasigen Wärmeübergangskoeffizienten αsp und
des zweiphasigen Wärmeübergangskoeffizienten αtp durch

αtp = max(αsp , αtp,corr ) f ür 0 < x < 0, 1 (4.66)

gewählt. Dies ist angelehnt an Shah [96], der bei der Überlagerung von Bla-
sensieden und konvektivem Sieden auch das Maximum beider WÜK verwen-
det.

Wojtan et al. [121] präsentieren Messdaten für den Beginn des Dryouts bei
der Verdampfung von Kältemittel in Rohren. Eine starke Abnahme des Wär-
meübertragungskoeffizienten beobachten sie im Bereich hoher Dampfquali-
tät im Bereich zwischen x = 0, 7 und 0,9. Für die vorgeschlagene Modi-
fikation des Wärmeübergangskoeffizienten wird dieser Effekt durch einen
Übergang zwischen zweiphasigem WÜK αtp und einphasigem WÜK als

αtp = αtp,corr f ür 0, 1 < x < xdi (4.67)

und
     
2π(x − 1) 2π(x − 1)
αtp = αtp,corr −sin + αsp 1 + sin
1 − xdi 1 − xdi (4.68)
f ür xdi < x < 1

mittels einer Sinusfunktion stetig und differenzierbar gestaltet. Dabei wird


angenommen, dass der Übergang bei xdi = 0,8 beginnt. Abbildung (4.5)
zeigt den Verlauf der modifizierten Funktion für den Wärmeübergangskoeffi-
zienten αmod gegenüber der Dampfqualität.

Wärmeübergang sekundärseitig

Um den sekundärseitigen Wärmeübergang abzubilden, wird aus Hersteller-


daten eine Korrelation in der Form

N u = 0, 362 · Re0,6705 · P r0,3656 (4.69)

für typische Betriebspunkte der Versuchsanlage aufgestellt, mit der für ver-
4.1 Modellierung des Verdampfers 87

αmod
α

Abbildung 4.5.: Verlauf der modifizierten Verdampfungskorrelation

schiedene Massenströme und Eintrittstemperaturen die zugrunde gelegten


Herstellerangaben zum Wärmeübergang mit einem Bestimmtheitsmaß von
R2 = 0,9993 wiedergegeben werden können.

Die Reynoldszahl der Strömung im Plattenspalt wird mit der Kanalge-


schwindigkeit

v= (4.70)
nch · ρ · Ahyd
bestimmt. Die hydraulische Querschnittsfläche Ahyd wird über die Prägetiefe
b und die Breite B der Platten mit

Ahyd = 2b · B (4.71)

berechnet. Der hydraulische Durchmesser

4b
dhyd = (4.72)
Φ

ergibt sich aus der Prägetiefe und dem Flächenvergrößerungsfaktor Φ. Mit


Hilfe der Wellenlänge λ kann die Wellenzahl

2π · b
X= (4.73)
λ

bestimmt werden, mit der der Flächenvergrößerungsfaktor nach [78] für si-
88 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

nusförmige Prägungen über


r
1 p X2
2
Φ = (1 + 1 + X ) + 4 1 + (4.74)
6 2

angenähert werden kann.

4.1.3. Modellierung von Ungleichverteilung

Das Problem der Ungleichverteilung in Verdampfern mit parallelen Kanä-


len ist bekannt, aber nicht gelöst. Kærn et al. zeigen mit einem detaillierten
Simulationsmodell eines Lamellenverdampfers wie allein das Design des Ver-
teilsystems die Fehlverteilung von Gas- und Flüssigphase begünstigt und zu
einer um 13 % reduzierten Leistungszahl führt [61]. Zou et al. [129] stellen
für den gleichen Typ von Verdampfer fest, dass mit zunehmendem Wert der
Eintrittsqualität auch die Ungleichverteilung zunimmt. In Plattenwärme-
übertragen können Fehlverteilungen von Massenstrom und Dampfqualität
rein konstruktiv bedingt durch die unterschiedliche Weglänge der möglichen
Strömungspfade entstehen. Besonders im Fall von verdampfendem Fluid
kann es zusätzlich zu selbst induzierten Strömungseffekten kommen. Kabelac
und Polzin [60] stellen den zeitlich und örtlich schwankenden Dampfgehalt
in Plattenverdampfern als wesentliche Ursache von thermohydraulisch in-
duzierten Fehlverteilungen heraus. Schwankungen im Massenstrom führen
über die Wärmeübergangskorrelationen zu veränderten Fluidtemperaturen
und Phasenanteilen, wodurch Viskosität und Dichte beeinflusst werden. Die
hierdurch veränderten Druckverluste wirken dann wiederum auf die Vertei-
lung des Massenstroms zwischen den parallelen Kanälen zurück. Durch den
geschlossenen Wirkungskreis bleibt eine genaue Vorhersage des Auftretens
von Ungleichverteilung anspruchsvoll. Dennoch kann ein Versuch der Mo-
dellierung lohnen. Wird das Maß der Ungleichverteilung als unabhängige
Variable gesetzt, können die geminderte Verdampferleistung und das Auf-
treten von Flüssigkeitsanteilen am Verdampferaustritt quantitativ erklärt
werden.
Die Modellierung der Ungleichverteilung erfolgt in Anlehnung an Jensen
et al. [59] und deren Annahme, dass bei Aufwärtsströmung sich Kältemit-
4.1 Modellierung des Verdampfers 89

0,35
D
D
x=20 %
0,0120
x=20 %

D x=40 %
D x=40 %

0,30
D x=60 %
0,0115 D x=60 %

D x=0 %

Massenstrom in kg/s
0,0110
0,25
Dampfqualität

0,0105

0,20

0,0100

0,15

0,0095

0,10
0,0090

0,05 0,0085

1 2 3 4 5 6 7 8 9 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Kanalnummer Kanalnummer

Abbildung 4.6.: Modellierter Verlauf der Ungleichverteilung der Dampfqua-


lität am Eintritt in die Verdampferkanäle (links) und resul-
tierende Unterschiede der jeweiligen Massenströme (rechts)

teldampf vorwiegend auf die ersten Kanäle verteilt und flüssiges Kältemittel
überwiegend in die am weitesten vom Eintritt entfernten Kanäle strömt.
Dazu wird der Faktor ∆x eingeführt, der die prozentuale Abweichung der
Eintrittsqualität des ersten und letzten Kanals von der mittleren Dampfqua-
lität am Eintritt beschreibt. Für eine lineare Verteilung gilt dann für einen
Verdampferkanal i ∈ {1, 2, ..., nch }

i−1
xin,i = xin,1 + xin · ∆x(1 − 2 )) . (4.75)
nch − 1

Abbildung (4.6) zeigt die angenommene lineare Verteilung bei verschieden


starker Ungleichverteilung. Dabei ist xin,1 eine Variable, die in jedem Zeit-
schritt so bestimmt werden muss, dass Flüssigkeits- und damit auch der
Dampfmassenstrom erhalten bleiben:
nch
X
xin · ṁ = xin,i · ṁ (4.76)
1

Weitere bindende Gleichungen ergeben sich nach dem Prinzip der kommu-
nizierenden Röhren, in diesem Fall die parallelen Verdampferkanäle. Für
den in Hauptströmungsrichtung in ncells finite Volumina aufgeteilten Ver-
dampfer gilt, dass der Druck am Austritt aus dem letzten Kontrollvolumen
auch dem Druck des im Sammlerkanal zusammenströmenden Kältemittels
entsprechen muss.
90 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Der Druckverlust in jedem Verdampferkanal hängt dabei über die oben vor-
gestellte Druckverlustkorrelation für zweiphasige Strömungen sowohl vom
Lockhartt-Martinelli Parameter und damit von der Dampfqualität als auch
vom Massenstrom in jedem Kanal ab, weshalb das hierdurch entstehende
Gleichungssystem numerisch gelöst werden muss. Ergebnisse des abgegli-
chenen Verdampfermodells mit einer mittleren Dampfqualität von x = 0, 2
am Eintritt sind nachfolgend dargestellt. Die Verteilung des Massenstroms
auf die einzelnen Kanäle ist in Abbildung (4.6) rechts aufgetragen. Gut zu
erkennen ist der Effekt der Endplatten, der dazu führt, dass ohne Ungleich-
verteilung in der Dampfqualität, die Ungleichverteilung im Massenstrom
für dieses Beispiel Werte von 10 % annimmt. Die äußeren Kanäle des Plat-
tenwärmeübertragers werden gemäß üblicher Anordnung von Sekundärfluid
durchströmt, das thermisch dann aber nur mit einem Kältemittelkanal in
Kontakt steht. Folglich fällt Temperaturabfall in diesem Kanal geringer aus.
Daher verdampft das Kältemittel in den äußeren Kanälen schneller und die
höhere mittlere Dampfqualität führt über die höheren Druckverluste der
Gasphase zu einem geringeren Massenstrom.
Abbildung (4.7) zeigt den Verlauf der örtlichen Dampfqualität in den käl-
temittelführenden Kanälen bei einer Fehlverteilung von ∆x = 40 %. Wäh-
rend die Überhitzung nach idealer Durchmischung aller Massenströme 5 K
beträgt, schwanken die Überhitzungen in den Kanälen zwischen 7,58 K in
Kanal 1 und 1,49 K in Kanal 8. Eine weitere Absenkung der Mischungs-
überhitzung Tsh,mix führt dann zu Flüssigkeitsanteilen am Austritt einzel-
ner Kanäle, während aus anderen Kanälen noch deutlich überhitztes Gas
austritt.
Nimmt der Grad der Ungleichverteilung zu, treten erste Flüssigkeitsantei-
le bei immer höheren Mischungsüberhitzungen auf, was in Abbildung (4.8)
dargestellt ist. Knicke im Kurvenverlauf stellen die Punkte dar, bei denen
sich der Austrittszustand einzelner Kanäle von überhitzter Flüssigkeit ins
Zweiphasengebiet verschiebt und ist der Modellierung des Verdampfers mit
diskreten Zellen geschuldet. Die als Abszisse gewählte Mischungsüberhitzung
ergibt sich, wenn Flüssigkeitsanteile durch die sensible Wärme der Gasströ-
mung verdampft werden. Fällt dieser Wärmeübergang nur gering aus, kann
mit dem komplexen Verdampfermodell das Auftreten von Flüssigkeitsantei-
4.1 Modellierung des Verdampfers 91

1
4 2 2
0.45 6
Überhitzung
0 0.9
0.4

0
0.8
0.35
4 2 0.7
0.3
0 0.6

Dampfqualität
Länge in m
0.25
0.5

0.2
0.4

0.15 0.3

0.1 0.2

0.05 0.1

0 0
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kanalnummer

Abbildung 4.7.: Verlauf der Dampfqualität in den kältemittelführenden Ver-


dampferkanälen und Orte gleicher Überhitzung für eine Un-
gleichverteilung von ∆x = 40 %

len trotz positiver Überhitzung erklärt werden. Ein Modell für den Ungleich-
gewichtszustand von Flüssigkeit und Gasströmung am Verdampferaustritt
wird im nächsten Abschnitt diskutiert. sh

sh

Abbildung 4.8.: kummulierter Flüssigkeitsanteil am Austritt der Verdamp-


ferkanäle und Überhitzung der Gasphase (gestrichelt) ge-
genüber der sich bei idealer Mischung der Phasen ergebenen
Überhitzung

Abbildung (4.8) zeigt mit der Reihe ∆x = 0 % wie Flüssigkeitsanteile auch


ohne Ungleichverteilung allein durch den Effekt der Randplatten auftreten
können. Bei Verdampfern mit vielen Platten fällt dieser Effekt zwar im Ver-
92 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

hältnis geringer aus. Bobbili et al. zeigen experimentell, dass eine Erhöh-
ung der Plattenanzahl Ungleichverteilung begünstigt [13], was bei niedriger
Überhitzung wieder zu Flüssigkeitsanteilen führen kann.

In Kapitel 2 wurde am idealen Verdampfer gezeigt, wie eine hohe Über-


hitzung des Kältemittels die Verdampferleistung sinken lässt. Auch unver-
dampfte Flüssigkeitsanteile am Verdampferaustritt sind eine Ursache für
eine geringere Verdampferleistung, da sie nicht zur Abkühlung des Sekun-
därfluids beigetragen haben. Abbildung (4.9) zeigt die Auswirkungen der
Ungleichverteilung auf die Verdampferleistung. Dabei ist einerseits zu er-
kennen, dass die Auswirkung von geringer Ungleichverteilung auf die Ver-
dampferleistung eher gering ist. Anderseits ist erkennbar, dass eine größere
Ungleichverteilung dazu führt, dass ein Herabsetzen der Überhitzung weni-
ger stark zur Erhöhung der Verdampferleistung führt. Wenn Ungleichver-
teilung nicht vollständig vermieden werden kann, zeigt die Simulation aber,
dass eine Reduktion der Überhitzung trotz des Auftretens von unverdampf-
ten Flüssigkeitsanteilen bei noch positiver Überhitzung sinnvoll ist, um die
Verdampferleistung zu steigern.

sh

Abbildung 4.9.: Verlauf der simulierten Verdampferleistung gegenüber der


Mischungsüberhitzung am Verdampferaustritt
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 93

Tabelle 4.1.: Erforderliche Überhitzung zur Verdampfung von Flüssigkeit für


den idealen Fall
K
Kältemittel Tsh pro LM F in
%
R410A 2,16
Ammoniak 5,24
R134a 2,35

4.2. Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und


überhitztem Gas am Verdampferaustritt

Außer durch Ungleichverteilung kann in transienten Betriebspunkten von


Kältemaschinen der aus dem Verdampfer austretende Massenstrom zum
Teil aus unterkühlter Flüssigkeit bestehen. Sind die gasförmigen Anteile
der Strömung gegenüber dem Taupunkt überhitzt, befinden sich beide Pha-
sen im thermodynamischen Ungleichgewicht zueinander. Durch Wärmeüber-
gang zwischen den Phasen wird das thermodynamische Gleichgewicht wieder
hergestellt. Danach kann eine Änderung der Phasenverhältnisse noch durch
Wärmezufuhr aus der Umgebung oder eine Veränderung des Drucks durch
Druckverluste entlang des Strömungspfades stattfinden.
Im Ungleichgewichtszustand steht für die Verdampfung der transportierten
Flüssigkeit ein begrenzter Energievorrat zur Verfügung. Stehen sich eine fe-
ste Menge an überhitztem Gas und Flüssigkeit mit Siedetemperatur bei glei-
chem Druck gegenüber, kann die Flüssigkeitsmenge, die maximal verdampft
werden kann, mit der Energiebilanz

LM F (h′′ − h′ ) = (1 − LM F )(h′′ − h(Tdew + Tsh )) (4.77)

in Abhängigkeit von der Überhitzung der Gasphase abgeschätzt werden. Für


einen massenbezogenen Flüssigkeitsanteil zwischen 0 % und 5 % gibt Tabelle
4.1 die durchschnittlich notwendige Überhitzung pro LM F in Prozent an,
um eine vollständige Verdampfung zu erzielen.
Abweichend zur vereinfachten Betrachtung liegen im Saugrohr zwischen Ver-
dampfer und Verdichter die Gasphase und mögliche Flüssigkeitsanteile als
94 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

strömendes Fluid vor. Die Länge des Saugrohrs begrenzt zudem die Zeit,
in der eine teilweise oder vollständige Verdampfung der Flüssigkeit erfol-
gen kann. Als zweiter Faktor geht die Intensität des Wärmeübergangs ein,
die ebenfalls von den Eigenschaften der Strömung abhängt. Deshalb ist ei-
ne dynamische Betrachtung des Verdampfungsprozesses erforderlich, bei der
folgende Annahmen getroffen werden sollen:

– Vernachlässigung der Wärmeübertragung durch Strahlung

– konstante sphärische Tropfenform ohne Teilung von Tröpfchen

– homogenes Temperaturprofil im Tropfen

– Einfluss der Gas-Flüssigkeits-Grenzschicht wird vernachlässigt

– keine Interaktion des Tropfens mit der Rohrwand oder anderen Trop-
fen

– gleiche Strömungsrichtung von Gas- und Flüssigphase

Mit Hilfe dieser Vereinfachungen kann ein physikalisches Modell für den Un-
gleichgewichtszustand von Gasphase und Flüssigkeit aufgestellt werden. Das
Verhalten von Flüssigkeitströpfchen in Gasströmungen ist vor allem für ver-
breitete Anwendungen wie der Einspritzung von Wasser oder Kraftstoffen
in Luft gut beschrieben, bei denen die Gasphase gegenüber der Flüssigpha-
se aus mindestens einer weiteren Komponenten besteht und ein Konzen-
trationsgefälle vorliegt, mit dem Diffusionsvorgänge ausgelöst werden. Die
Verdampfung von Flüssigkeit im überhitzten Dampf, wie sie auch in Zonen
hoher Dampfqualität im Verdampfer auftritt, ist weniger genau untersucht.
Üblicherweise werden Verdampfungsprozesse im Verdampfer eher mit kon-
zentrierten Parametern als mit mechanistischen Modellen beschrieben.
Liegen Flüssigkeitstropfen im unterkühlten Zustand vor, findet unter den
getroffenen Annahmen zunächst ein konvektiver Wärmetransport an der
Grenzfläche statt, dem dann bei genauerer Betrachtung die Wärmeleitung
ins Innere des Tropfens folgt [70]. Unter der vereinfachenden Annahme einer
homogenen Temperaturverteilung kann für einen Tropfen mit der Oberfläche
Ad die Energiebilanz
Q̇conv = α(Tg − Tl )Ad (4.78)
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 95

aufgestellt werden. Der Wärmeübergangskoeffizient α, ergibt sich als

N u · λg
α= (4.79)
dd

über die Nußeltzahl, wobei für die charakteristische Länge der Tropfendurch-
messer eingesetzt wird. Für die Nußeltzahl zur Tröpfchenerwärmung, kann
eine Korrelation von Raithby und Eckert [87] verwendet werden, die den
konvektiven Wärmeübergang an kugelförmigen Körpern mit

N u = 2 + 0, 21 · Re0,61 (4.80)

im Bereich von Reynoldszahlen zwischen 3.600 und 52.000 beschreibt.

Die die Reynoldszahl ergibt sich aus der Relativgeschwindigkeit von Flüs-
sigkeit und Gasphase zu

ρg (ug − ul )dd
Re = . (4.81)
µg

Eine Energiebilanz ergibt dann die Aufheizung der Tröpfchen auf Sätti-
gungstemperatur und eine Abkühlung der Gasphase als

dTl dTg
Q̇conv = −ṁl · cp,l = ṁg · cp,g . (4.82)
dt dt

Tröpfchen, die durch unvollständige Verdampfung am Verdampferaustritt


vorliegen, weisen in der Regel nur eine geringe oder gar keine Unterkühlung
auf, so dass die Zeitdauer für den konvektiven Wärmetransport verglichen
mit der anschließenden Verdampfung wenig ins Gewicht fällt. Anders als
beim konvektiven Wärmetransport wird durch die Verdampfung eine Mas-
senänderung des Tröpfchens erzeugt, die bei Vernachlässigung von anderen
Effekten durch

dml 1
=− N uv · π · dd (Tg − Tl )λg (4.83)
dt ∆hv

beschrieben werden kann. Wird ein gedachtes Kontrollvolumen von flüssigem


Kältemittel und Gas durchströmt, erhöht sich die Masse der Gasphase um
96 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

den gleichen Betrag. Eine Energiebilanz um die Gasphase ergibt dann

dhg dml dp dml


mg = hdew + Vg − ∆hv . (4.84)
dt dt dt dt

Der Wärme- und der Stofftransport enden, wenn die Masse der Tröpfchen bei
vollständiger Verdampfung gegen Null konvergiert oder sich die Gasphase
soweit abgekühlt hat, dass die treibende Temperaturdifferenz verschwindet.

Die Geschwindigkeit dieses Prozesses hängt dabei maßgeblich von der Nu-
ßeltzahl der Verdampfung N uv ab, für die eine lineare Abhängigkeit vom
Produkt Rea · P rb angenommen werden kann, wobei a in nahezu allen Kor-
1 1
relationen beträgt und b zwischen und 0,4 liegt. So auch bei der häu-
3 3
fig verwendeten Korrelation von Ranz und Marshall [88], die Verdampfung
von Wassertropfen in überhitzter Luft mit Durchmessern zwischen 600 und
1100 µm untersuchen und den Zusammenhang
1
N uv = 2 + 0, 6 · Re 2 · P r0,33 (4.85)

aufstellen. Lee und Ryley [70] untersuchen die Verdampfung von Wasser in
überhitztem Dampf und finden mit
1
N uv = 2 + 0, 74 · Re 2 · P r0,33 (4.86)

einen sehr ähnlichen Zusammenhang. Dabei liegen die Überhitzungen zwi-


schen 2,8 K und 33,9 K und Tröpfchendurchmesser zwischen 230 µm und
1130 µm. Diese Werte und ihre Untersuchungen zu Dampf und Flüssig-
keit des gleichen Mediums decken sich gut mit den Bedingungen am Ver-
dampferaustritt der Versuchsanlage. Eine Einschränkung ergibt sich dagegen
durch unterschiedliche Reynoldszahlen. Diese liegen bei Ranz und Marshall
unterhalb von 200 und bei Lee und Ryley zwischen 64 und 250. Geschätz-
te Werte für Reynoldszahlen am Verdampferaustritt liegen trotz ähnlicher
Werte für Durchmesser und Relativgeschwindigkeiten zwischen 7.000 und
10.000. Dies ist durch niedrigere Gastemperaturen und -drücke sowie größe-
re Werte der Gasdichte und Viskosität bedingt.

Hughmark [56] untersucht an verschiedenen Datensätzen den Effekt von


größeren Reynoldszahlen auf Wärme- und Stofftransport an Tröpfchen und
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 97

findet für Prandtlzahlen < 250 mit


1 1
N uv = 2 + 0, 6 · Re 2 · P r 3 f ür 1 < Re < 450 (4.87)

und
1
N uv = 2 + 0, 27 · Re0.62 · P r 3 f ür 450 < Re < 10000 (4.88)

einen stärken Einfluss der Reynoldszahl, dessen Ursache er im vermehrten


Wirbeln im Nachlauf des umströmten Tropfens vermutet. Ein Vergleich mit
4.80 legt nahe, dass auch der Verdampfungsprozess sich in diesem Fall ähn-
lich zum konvektivem Wärmeübergang verhält.
Dies gilt vor allem, solange es nicht zu einem als blowing effect bezeichneten
Phänomen kommt, durch den die Dichte der Gasphase an der Grenzfläche
zunimmt und so die Verdampfung abschwächt. Zhifu et al. [127] nennen
hierfür einen Abschwächungsfaktor FT , der von der Spalding Wärmeüber-
gangszahl BT abhängt, und je nach Autor die Form von ft = (1+BT )−a hat.
Die am Verdampferaustritt vorliegenden Überhitzungen führen aber unab-
hängig vom Exponenten zu niedrigeren Werten von BT und Werten von ft
sehr nah an 1.
Durch die Beschreibung des Verdampfungsprozesses mit den genannten Glei-
chungen und Annahmen entsteht ein System von gekoppelten algebraischen
und differentiellen Gleichungen, welches durch die Einführung eines finiten
Volumenmodells für die Rohrströmung lokal gelöst werden kann.

4.2.1. Finites Volumenmodell einer Tröpfchenströmung im


Rundrohr

Durch eine axiale Diskretisierung des Saugrohrs in finite Volumina ist es


möglich, Wärme- und Stoffübertragung zwischen Gas- und Flüssigphase
zeitlich und örtlich aufzulösen. Für das Gasvolumen werden die in Abschnitt
4.1 aufgestellten Gleichungen um den Stofftransport zwischen den Phasen
ergänzt. Für die Massenbilanz der Gasphase ergibt sich

dmg dρ dml
= ṁg,in + ṁg,out + Vg + (4.89)
dt dt dt
98 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

mit
Across · L = Vg + Vl (4.90)

und
mg = Vg · ρg . (4.91)

Die Energiebilanz für die Gasphase

dhg dp dml dml


mg = ṁg,in (hg,in −hg )+ ṁg,out (hg,out −hg )+V − ∆hv + hdew
dt dt dt dt
(4.92)
berücksichtigt dabei die Abkühlung des Gases durch die verdampfende Flüs-
sigkeit mit Taupunkttemperatur.

Als Vereinfachung soll angenommen werden, dass kleine Mengen an Flüssig-


keit von der Gasphase ähnlich wie Partikel transportiert werden. Die Ände-
rung der Masse der Flüssigphase im Kontrollvolumen kann dann durch eine
Mengenbilanz der Partikel modelliert werden. Eintretende Partikel erreichen
den Austritt des Kontrollvolumens erst nach einer Verweilzeit tr . Im Fall des
idealen Strömungsrohrs wird angenommen, dass alle Partikel eine konstan-
te Geschwindigkeit in axialer Richtung besitzen, das Geschwindigkeitspro-
fil über den Rohrquerschnitt sich nicht ändert und keine axiale Dispersion
stattfindet. Hierfür zeigt Kurve a in Abbildung (4.10) wie eine sprunghaf-
te Erhöhung der Partikelkonzentration am Eintritt nach der Verweilzeit tr
zu einer sprunghaften Erhöhung am Austritt führt. Unter Berücksichtigung
des Schlupfes S kann die mittlere Verweilzeit für einen Flüssigkeitströpfchen
durch die Gasgeschwindigkeit als

L·S
t¯r = (4.93)
vg

ausgedrückt werden.

Für die Annahme des idealen Strömungsrohrs muss auch die Gasgeschwin-
digkeit über ein homogenes Geschwindigkeitsprofil in radialer Richtung ver-
fügen. Im Bereich laminarer Strömungen von inkompressiblen Medien bildet
sich allerdings das in Abbildung (4.10) gezeigte parabolische Geschwindig-
keitsprofil aus, bei dem sich die Strömungsanteile in der Mitte mit etwa
der doppelten mittleren Geschwindigkeit fortbewegen. Dadurch erreichen
4.2 Ungleichgewicht von unterkühlter Flüssigkeit und überhitztem Gas am
Verdampferaustritt 99

t¯r
die ersten Partikel das Ende des Kontrollvolumens bereits nach und der
2
in Kurve c gezeigte Verlauf resultiert. Für turbulente Strömungen ergibt sich
insbesondere bei glatten Rohren eine abgeflachte Geschwindigkeitsfront. Um

Abbildung 4.10.: zeitlicher Verlauf der Partikelkonzentration am Austritt


nach einem sprungförmigen Anstieg der Konzentration am
Eintritt (links) und Geschwindigkeitsprofile bei laminarer
und turbulenter Rohrströmung (rechts)

in Kälteanlagen den Öltransport in Sauggasleitungen sicherzustellen, werden


Rohrdurchmesser so gewählt, dass Strömungsgeschwindigkeiten von minde-
stens 10 m
s
erreicht werden. Auch für die in Kapitel 3 vorgestellte Versuchs-
anlage liegen Gasgeschwindigkeiten von ca. 12 m
s
in der Sauggasleitung vor,
die bei allen Betriebspunkten zu Reynoldszahlen größer als 5 · 105 führen.
Nach dem 1
7
-Potenzgesetz für dem Geschwindigkeitsverlauf in glatten Roh-
ren ergibt sich für derart hohe Turbulenzgrade v̄
vmax
zu etwa 0, 853 [106].
Gasförmiges Kältemittel stellt allerdings eine kompressible Strömung dar.
Wie stark der Einfluss der Kompressibilität ist, kann mit Hilfe der Mach-
zahl
v
Ma = q (4.94)
R
κM T

ausgedrückt werden, die das Verhältnis der Strömungsgeschwindigkeit zur


Schallgeschwindigkeit beschreibt. Ist die Machzahl kleiner als 0,2, können
kompressible Effekte mit kleinem Fehler vernachlässigt werden [38], was
für die Kältemittelströmung in der Sauggasleitung erfüllt ist. Dazu passen
die Ergebnisse von Fore und Dukler [48], die Geschwindigkeiten von Tröpf-
100 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

chen in einer Rohrströmung beobachten und für hohe Reynoldszahlen keine


Unterschiede in deren radialer Verteilung feststellen. Da zudem die axiale
Rückvermischung mit hohen Reynoldszahlen signifikant abnimmt [52], soll
der Transport der Flüssigkeitströpfchen vereinfacht als ideale Rohrströmung
modelliert werden. Für die aus dem Kontrollvolumen austretende Tröpfchen-
menge gilt dann
ṅout (t) = ṅin (t − tr ) (4.95)

und für die Anzahl der Tröpfchen im Kontrollvolumen

dn
= ṅin − ṅout (4.96)
dt

womit die Massenbilanz

dm
= ṅin · min − ṅout · mout (4.97)
dt

aufgestellt werden kann. Die Masse des einzelnen Tropfens, der das Kontroll-
volumen verlässt, ergibt sich aus der Verweilzeit und der möglichen Massen-
änderung des Tropfens während des Aufenthalts im Kontrollvolumen. Da
die Austrittsmasse nicht negativ werden kann, ist hier der kleinere Wert von
Massenänderung durch Verdampfung und der möglichen Massenänderung
bei vollständiger Verdampfung zu ermitteln.

Q̇v min
mout = min − tr · min( , ) (4.98)
h′′ − h′ tr

Durch Verknüpfung der Zellen kann die Interaktion von Tropfen und Gas-
phase in einer Rohrströmung z.B. zwischen Verdampferaustritt und Verdich-
tereintritt in einer Simulation abgebildet werden. Mit der in Abschnitt 3.3.2
vorgestellten Methode wurde für Tröpfchen, die bei niedriger Überhitzung
auftreten, eine mittlere Fläche von 35 Pixeln bestimmt, was bei Annahme
einer idealen Kugelform einem Durchmesser von 390 µm entspricht. Als Gas-
geschwindigkeit werden die im Saugrohr vorliegenden 10 m
s
angesetzt. Mit
einem Schlupf von S = 1 ist eine Abschätzung zur sicheren Seite möglich.
Abbildung (4.11) zeigt die berechnete Reduktion des Tropfendurchmessers
im überhitzten Gas über die Länge des Strömungspfades. Die Geschwin-
digkeit des Verdampfungsprozesses und damit die zurückgelegte Wegstrecke
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 101

sh

sh

sh

sh sh
sh sh

Abbildung 4.11.: Abnahme des mittleren Tropfendurchmessers sowie Ver-


lauf von massenbezogenem Flüssigkeitsanteil und Tempe-
ratur der Gasphase entlang des Strömungspfades; Kälte-
mittel R410A; pe = 8 bar

der Tropfen wird durch die treibende Temperaturdifferenz zwischen Gas und
Flüssigkeit bestimmt, wovon sich eine lineare Abhängigkeit zeigt. Dargestellt
ist außerdem die Vereinfachung, dass die Gasphase einen unbegrenzten Ent-
halpiestrom Ḣinf darstellt und durch die Verdampfung der Tröpfchen selbst
nicht abkühlt. Im Gegensatz zur Modellierung der Gasphase als begrenzten
Enthalpiestrom Ḣlim läuft die Verdampfung in der Rohrströmung schneller
ab. Unter den getroffenen Annahmen fällt die Reduktion der mittleren Tröpf-
chengröße und damit auch des Flüssigkeitsanteils durch Wärmeübergang im
Saugrohr nicht insgesamt gering aus. Zwar kann die hier vernachlässigte
Interaktion von Tröpfchen und Rohrwand dazu führen, dass Verdampfungs-
prozesse etwas unterschätzt werden. Im Gegensatz zum Verdampfer, wo die-
se Prozesse wesentlich zur Verdampfung von Tröpfchen in Bereichen hoher
Dampfqualität beitragen, sind im Saugrohr der hydraulische Durchmesser
größer und die Wandüberhitzung deutlich geringer. Treten also Flüssigkeits-
anteile bei niedriger Überhitzung auf, erreichen diese bei üblichen Saugrohr-
längen und den beobachteten Durchmessern auch den Verdichter.

4.3. Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten

Um das aufgestellte Verdampfermodell nutzen zu können, werden die Para-


meter des in der Versuchsanlage verwendeten Verdampfers in das reduzierte
102 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Verdampfermodell übertragen und das Modell mit Messdaten abgeglichen.


Tabelle 4.2 gibt die wichtigsten geometrischen Parameter wieder. Soweit
verfügbar wurden Herstellerangaben verwendet oder für Plattenwärmeüber-
trager übliche Werte angenommen.

Für den Wärmeübergang auf der Sekundärseite wird die nach Herstel-
lerangaben regressierte Korrelation verwendet. Der Wärmeübergang des
Kältemittels wird aus einer Korrelation von Longo [76] der Form N u =
0, 277 · Re0,766 · P r0,33 für den einphasigen Bereich und einer Verdampfungs-
korrelation zusammengesetzt. Grundlegende Überlegungen zu Korrelatio-
nen, die sich für 1D-Modellierung eines Verdampfers mit finiten Volumina
eignen, als auch zum Einfluss von Geometrieparametern, Kältemitteln und
Verdampfungsdrücken findet sich in Böse et al. [15]. Von den untersuchten
Korrelationen, die mit umfangreichen Messdaten von Huang [54] ausgewer-
tet wurden, erzielten die Korrelation von Danilova et al. [29] als auch von
Donowski und Kandlikar [34] gute Ergebnisse, weshalb letztere zum Mo-
dellabgleich verwendet werden soll. Longo et al. [76] stellen außer für den
einphasigen Wärmeübergang auch eine Korrelation für die Verdampfung
von Kältemittel in Plattenwärmeübertragern auf, die für Vergleichszwecke
verwendet wird.

Druckverluste im Verdampfer werden mit dem heterogenen Modell nach


Lockhart-Martinelli und Chisholm abgebildet. Mit einem Chisholm Parame-
ter von C = 3 wurde die beste Übereinstimmung zwischen Messdaten und
Simulationsergebnissen erzielt. Außer im Verdampfer erfährt das strömende
Kältemittel auch an anderen Stellen der Verdampfermesstrecke Druckverlu-
ste durch Einbauten. Zwischen Verdampferausgang und der Messstelle BP71
können diese mit Hilfe des Zeta-Wertes für ein T-Stück und KV-Werten für
zwei Absperrventile abgeschätzt werden. Die Druckverluste zwischen der
Druckmessstelle BP60 und dem Verdampfereintritt, die durch Querschnitts-
änderungen, eine Flanschverbindung und ein Absperrventil entstehen, wer-
den mit Hilfe einer anlagenspezifischen Korrelation zusammengefasst und
nach einem Abgleich mit Messdaten ins Modell überführt.
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 103

Tabelle 4.2.: Modellparameter des untersuchten Plattenwärmeübertragers


Parameter Formelzeichen Wert

Anzahl der Kanäle kältemittelseitig nch,r 9


Anzahl der Kanäle sekundärseitig nch,l 10
Plattenlänge LP 0,47 m
Plattenbreite B 0,113 m
Prägewinkel φ 33◦
Prägetiefe b 1 mm
Plattendicke d 0,35 mm
Wellenlänge λ 7 mm

4.3.1. Verdampferaustritt im Nassdampfgebiet

Um quasi-stationäre Betriebspunkte mit Flüssigkeitsanteilen am Verdamp-


feraustritt für den Modellabgleich zu erhalten, wird das Expansionsventil
ausgehend von einem Betriebspunkt ohne Kältemittelüberhitzung langsam
und schrittweise geöffnet. Abbildung (4.12) zeigt wie hierdurch die Ver-
dampferleistung kontinuierlich sinkt. Ursächlich ist der ebenfalls dargestell-
te Abfall der treibenden, logarithmischen Temperaturdifferenz, da mit der
Öffnung des Expansionsventils auch der Verdampfereintrittsdruck und die
Eintrittstemperatur des Kältemittels steigen. Dieser Effekt wird teilweise
durch einen Anstieg des kältemittelseitigen Wärmeübergangskoeffizienten
ausgeglichen. Mit Hilfe der Wärmeübergangskorrelation für die Sekundär-
seite und der gemessenen Verdampferleistung kann der kältemittelseitige
WÜK aus der Gleichung

1
αref = 1 1 1 (4.99)
kges
− αsec
− kw

bestimmt werden. Dabei ist


kges = (4.100)
A · LM T D

der Wärmedurchgangskoeffizient des gesamten Verdampfers und

λ
kw = (4.101)
d
104 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

der Wärmedurchgangskoeffizient der die Fluide trennenden Wand. Fouling-


Effekte sollen in erster Näherung vernachlässigt werden. Abbildung (4.12)
zeigt im rechten Bild die Zunahme des Wärmeübergangskoeffizienten bei
schrittweiser Öffnung des Expansionsventils. Dieser Trend wird in vielen
empirischen Korrelationen abgebildet, in denen die gesteigerte Massenstrom-
dichte zu höheren Werten des WÜK führt. Die Dampfqualität am Verdamp-
feraustritt verschiebt sich durch die Öffnung des Expansionsventils in Rich-
tung kleinerer Werte, wodurch auch der Mittelwert der Dampfqualität im
Verdampfer sinkt. Wie in Böse et al. [15] dargestellt, findet sich in einer
Reihe von Datensätzen zur Verdampfung in Plattenwärmeübertragern ein
positiver Zusammenhang zwischen der mittleren Dampfqualität und dem
mittleren WÜK, auch wenn andere Parameter wie Massenstrom oder Ver-
dampfungsdruck konstant gehalten werden.

Abbildung 4.12.: Abnahme der Verdampferleistung bei zunehmender Öff-


nung des Expansionsventils (links) sowie Abnahme der
logarithmischen Temperaturdifferenz und Zunahme des
mittleren WÜK (rechts)

Die Korrelation von Donowski und Kandlikar bildet dies deutlich ab und
weist einen exponentiellen Verlauf des WÜK gegenüber der Dampfquali-
tät für hohe Dampfqualitäten auf. Abbildung (4.13) zeigt Ergebnisse einer
Simulation des vorgestellten Versuchs bei Verwendung der originalen Kor-
relation von Donowski und Kandlikar im Verdampfermodell. Während nach
Messdaten der Verdampferaustritt bereits zweiphasig vorliegt, sagt die Kor-
relation von Donowski und Kandlikar einen überhitzten Austrittszustand
voraus. Die Korrelation von Longo unterschätzt hingegen den WÜK und
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 105

führt zu einer niedrigeren Dampfqualität als die mit der Energiebilanzme-


thode berechnete Dampfqualität. Durch einen Korrekturfaktor c kann der
Wärmeübergangskoeffizient in jeder Zelle proportional erhöht werden. Mit
c = 1, 2 kann die Korrelation von Longo et al. für den Beginn der Messrei-
he an die Messdaten angepasst werden, unterschätzt dann aber den WÜK
bei niedrigen Dampfqualitäten am Austritt und widerspricht der in Abbil-
dung (4.12) experimentell beobachteten Zunahme des WÜK gegenüber der
mittleren Dampfqualität im Verdampfer. Eine Anpassung der Korrelation
von Donowski und Kandlikar mit einem c < 1 würde die Dampfqualität am
Austritt bei großer Expansionsventilöffnung ebenfalls unterschätzen.

und Kandlikar
und Kandlikar;
et. al
et. al
et. al

Abbildung 4.13.: Verlauf des Flüssigkeitsanteils am Verdampferaustritt bei


schrittweiser Öffnung des Expansionsventils als Ergebnis
von Simulation und Messdaten

Durch die in 4.1.2 vorgeschlagene Modifikation der Wärmeübergangskorre-


lation mit Berücksichtigung von Dryout lassen sich Messdaten und Simula-
tionsergebnisse in gute Übereinstimmung bringen. Die modifizierte Korre-
lation von Donowski und Kandlikar mit einem bei x = 0, 8 einsetzendem
Dryout überschätzt den WÜK nur noch minimal. Wird die Korrelation von
Longo in gleicher Weise modifiziert, decken sich Simulationsergebnisse und
Messdaten beinahe genau, wenn der Faktor c auf 1,3 erhöht wird. Eine Er-
höhung ist notwendig und plausibel, da der mittlere WÜK, wie in Abbildung
4.14 aufgetragen, in Zellen mit hohem Dampfanteil durch den modellierten
Dryout geringer ist.
106 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Auch wenn in den meisten Anwendungen von Verdampfern Austrittszustän-


de mit hohen Flüssigkeitsanteilen selten sind, kann eine Modellierung aus
folgenden Gründen lohnen. Bei der Verwendung eines in Kapitel 2 vorge-
stellten und in Kapitel 6 auch experimentell untersuchten internen Wärme-
übertragers, treten hohe Flüssigkeitsanteile am Verdampferaustritt häufig
auf, da eine weitere Verdampfung oder Überhitzung im internen Wärme-
übertrager stattfindet. Durch die im IHX erzielte, zusätzliche Unterkühlung
fällt der Anstieg der LMTD gegenüber einer Öffnung des Expansionsventils
geringer aus, so dass die Verdampferleistung, anders als im Kältekreis ohne
IHX, gesteigert werden kann. Für Austrittszustände mit niedrigem Flüssig-
keitsanteil wird das abgeglichene Verdampfermodell sowohl einzeln bei der
Entwicklung einer Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil als auch bei der
Simulation des geschlossenen Kältekreislaufs verwendet.

und Kandlikar
und Kandlikar
et al.

Abbildung 4.14.: lokaler Wärmeübergangskoeffizient in den 30 Zellen des


Verdampfermodells für verschiedene Verdampfungskorre-
lationen

Um auch das Zeitverhalten des Verdampfers mit zweiphasigem Austrittszu-


stand zu analysieren, wird ein Sprung auf die Expansionsventilstellung als
Stellgröße gegeben. Abbildung (4.15) zeigt sowohl die mit unterschiedlicher
Messtechnik aufgezeichnete Antwort der Regelstrecke als auch die simulierte
Sprungantwort des abgeglichenen Verdampfermodells. Der stationäre Wert
im eingeschwungen Zustand wird von allen Methoden gut wiedergegeben.
Nur für den zweiten Sprung mit größerer Sprunghöhe wird der Wert des in
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 107

diesem Fall größeren Flüssigkeitsanteil vom optischen Sensor unterschätzt,


was sich mit den Beobachtungen aus Abschnitt 3.4.3 deckt.

EXV

Abbildung 4.15.: Flüssigkeitsanteil gemessen und simuliert bei sprunghafter


Öffnung des Expansionsventils

Der zeitliche Verlauf des Flüssigkeitsanteils unterscheidet sich je nach


Messmethode. Die größte anfängliche Steigung weist der über die Energiebi-
lanz berechnete Flüssigkeitsanteil auf. Die Ursache hierfür kann mit Abbil-
dung (4.15) erklärt werden. Die gemessene Verdampferleistung auf der Se-
kundärseite bleibt zunächst konstant, wie der Verlauf der sekundärseitigen
Austrittstemperatur Tsec,out zeigt. Demgegenüber steigt der Massenstrom
des Kältemittels ohne Verzögerung an, wodurch sich der starke Gradient er-
gibt. Auffällig ist zudem, dass der Massenstrom des Kältemittels etwas über-
schwingt. Dies liegt am verzögerten, aber kontinuierlichen Anstieg des Ver-
dampfungsdrucks. Während der Druck vor dem Expansionsventil während
der Messreihe nahezu konstant bleibt, reduziert sich hierdurch die Druck-
differenz über dem Ventil und bei konstantem Öffnungsquerschnitt nach der
Bernoulli-Gleichung auch der Massenstrom. Der stärkere Anstieg des Signals
des optischen Sensors kann damit erklärt werden, dass geringe Flüssigkeits-
anteile leicht überschätzt werden. Zwar fällt kurz nach dem Sprung auch
das Rohsignal durch den Anstieg der Dichte des Kältemittels in der Mess-
108 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Tabelle 4.3.: Totzeiten der Messmethoden und der Simulation sowie Verweil-
zeiten des Kältemittels
Messmethode/ Strecke tT tr

optischer Sensor 1,9 s -


Graustufenmethode 1,6 s -
Energiebilanz 1,2 s -
Simulation 0,6 s -
EXV-Verdampfer - 0,25 s
Verdampfer-Messstrecke - 0,52 s

zelle deutlich ab, dies wird aber durch das invertierte Simulationsmodell des
Sensors weitestgehend kompensiert.
Neben den Messsignalen kann auch der Anstieg der sichtbaren Flüssigkeits-
mengen im Schauglas auf den zeitgestempelten Videosequenzen herangezo-
gen werden. Diese stimmen gut mit dem Signal nach der Graustufenmetho-
de überein, welches allerdings etwas verrauschter ist. Stellt man sich dieses
Signal stärker geglättet vor, fällt auf, dass der mit der Simulation vorherge-
sagte Flüssigkeitsanteil diesem Signal sehr gut entspricht.
Neben der Messgüte für stationäre Werte stellt auch die Ansprechzeit eines
Sensors einen wichtigen Parameter für regelungstechnische Analysen, aber
auch für die Abbildung eines realitätsnahen Sensors in einem Simulations-
modell dar. Die Zeitdifferenz zwischen dem Start des Sprungs und der ersten
Änderung des Sensorsignals liegt für die abgebildete Messreihe im Bereich
der Abtastrate von einer Sekunde. Aus weiteren Messreihen können die in
Tabelle 4.3 aufgeführten Werte ermittelt werden.
Die ermittelte Totzeit zwischen der Öffnung des Expansionsventils und dem
Anstieg des LMF-Signals an der Messstelle setzt sich bei der Graustufen-
methode und dem optischen Sensor aus unterschiedlichen Anteilen zusam-
men. Der erste Zeitanteil ist die Zeit tr , die der erhöhte Massenstrom an
expandiertem Kältemittel benötigt, um die Rohrleitung vom EXV bis zum
Verdampfer zu durchlaufen, wenn das homogene Modell der Zweiphasen-
strömung angenommen wird. Mit Hilfe der Simulation kann dann für den
Verdampfer die Totzeit zwischen Eintritt und Austritt abgeschätzt werden.
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 109

Da die im Verdampfer zurückgelegte Strecke des Kältemittels in der Reali-


tät höher ist als im 1D-Modell und Schlupf zwischen beiden Phasen auftritt,
liegt der wahre Wert, der durch den Verdampfer bedingten Totzeit vermut-
lich höher. Als letzter Zeitanteil kann dann die Ansprechzeit der Messmetho-
de bestimmt werden, die sich für den optischen Sensor zu 0,53 s und für die
Graustufenmethode zu 0,33 s ergibt. Die Ansprechzeit für die Energiebilanz-
methode ist identisch mit der Zeit, die benötigt wird, bis der stromaufwärts
vom Expansionsventil eingebaute Massenstromsensor eine Veränderung im
Massenstrom ausgibt. Eine regelungstechnische Betrachtung des Signals für
den Flüssigkeitsanteil findet in Abschnitt 6.2 statt.

4.3.2. Überhitzter Austrittszustand am Verdampfer

1,1
1,0
0,9
0,8
prim.
m in kg/s

0,7
0,6
sek.
0,5

0,095

0,090

0,085

0,080

14
sim. Überhitzung
12

10 exp. Überhitzung
T in K

-2

15,5 prim. sek. sim.

15,0
Q in kW

14,5

14,0

13,5

13,0

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000

Zeit in s

Abbildung 4.16.: Vergleich von Messdaten des Verdampfers und Simulati-


onsergebnissen bei Variation von primären und sekundären
Massenstrom

Abbildung (4.16) zeigt den Vergleich von Messdaten und Simulationsergeb-


110 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

nissen bei Variation von kältemittel- und wasserseitigem Massenstrom durch


Änderung von Expansionsventilöffnung und Pumpendrehzahl im Hydraulik-
modul. Eingangsgrößen in das abgeglichene Modell sind auf der Primärseite
der Massenstrom und Druck am Verdampfereintritt sowie Druck und Tem-
peratur am Expansionsventileintritt, aus denen die spezifische Enthalpie er-
mittelt wird. Auf der Sekundärseite werden Eintrittstemperatur und Mas-
senstrom vorgegeben. Die mittlere, absolute Abweichung zwischen Messung
und Simulation beträgt für die Überhitzung 0,51 K und für die Verdampfer-
leistung 0,65 %. Zu erkennen ist außerdem, dass für die simulierte Überhit-
zung auch der dynamische Verlauf gut mit den Messdaten übereinstimmt.

4.3.3. Instabiles Verdampferverhalten

Bei einer konstanten Expansionsventilstellung und mit der Möglichkeit ex-


terne Störgrößen während des Betriebs der Versuchsanlage weitestgehend
auszuschalten, kann in wiederholten Versuchen ein Punkt minimaler sta-
biler Überhitzung bei Werten von 0 K bis 0,5 K ermittelt werden. Ausge-
hend von einer positiven Überhitzung ist es möglich, diesen Punkt durch
die schrittweise Öffnung des Expansionsventils mehrfach und reproduzier-
bar anzufahren.
20 42,0

Verdampfereintritt Expansionsventilstellung

18 41,8
Überhitzung
Temperatur / Überhitzung in °C / K

16 41,6
Expansionsventilstellung in %

14 41,4

12 41,2

10 41,0

8 40,8

6 40,6
a b c d

4 40,4

2 40,2

0 40,0

0 100 200 300 400 500 600

Zeit in s

Abbildung 4.17.: Öffnung des Expansionsventils ausgehend von niedriger


Überhitzung (links) und dazugehörige Aufnahmen der Käl-
temittelströmung am Verdampferaustritt (rechts)

Wird das Expansionsventil hingegen um drei weitere Schritte geöffnet, was


0,625 % der möglichen Öffnung von 480 Schritten entspricht, treten starke,
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 111

zyklische Schwankungen der Überhitzung auf, die in Abbildung (4.17) darge-


stellt sind. In Phasen ohne messbare Überhitzung können im Schauglas hohe
Flüssigkeitsanteile beobachtet werden, die sich zyklisch mit hohen Überhit-
zungen und dem vollständigen Austrocknen der Strömung im Schauglas ab-
wechseln. Sowohl mit der Rückkehr zu einer hohen Überhitzung durch ein
deutliches Schließen des Expansionsventils als auch eine weitere Öffnung des
Expansionsventils hin zu größeren Flüssigkeitsanteilen am Austritt werden
wieder stabile Betriebspunkte erreicht.

0,102 15,4 6,0 28,8


Kältemittelmassenstrom Verdampferleistung
Unterkühlung Kondensatoraustritt
9,8
15,2
0,100 Verdampferaustritt

0,098
15,0 28,6

5,5 9,6
Massensstrom in kg/s

Unterkühlung in K
14,8
Wärmestrom in kW

0,096

Druck in bar
14,6 28,4
0,094 9,4

14,4 5,0
0,092

14,2
9,2
28,2
0,090

14,0
0,088
4,5 9,0
13,8 28,0
0,086

13,6
8,8
0,084

13,4
4,0 27,8
0 100 200 300 400 500 600
0 100 200 300 400 500 600

Zeit in s Zeit in s

Abbildung 4.18.: Kältemittelmassenstrom und Verdampferleistung (links)


sowie Hochdruck, Niederdruck und Unterkühlung (rechts)
für die gleiche Zeitreihe wie in Abbildung (4.17)

Wird der gleiche Betriebspunkt nicht durch eine Änderung der Expansions-
ventilstellung, sondern durch eine langsame Absenkung der Eintrittstempe-
ratur des Sekundärfluids angefahren, treten wie in Abbildung (4.19) links
dargestellt, ebenfalls keine thermohydraulischen Oszillationen auf, obwohl
das Expansionsventil den gleichen Öffnungsgrad von 41,25 % hat. Eine Wie-
derholung des Versuchs mit einem stärkeren Gradienten der sekundärseitigen
Temperaturänderung ruft die in der gleichen Abbildung rechts dargestellten
Oszillationen hervor.
Die erstmals von Ledinegg [68] untersuchte und nach ihm benannte Instabili-
tät in Verdampferkanälen resultiert aus der nicht-monotonen Druckverlust-
charakteristik von zweiphasigen Strömungen. Abbildung (4.20) zeigt den
typischen N-förmigen Verlauf, der von den Leerrohrdruckverlusten für ei-
ne reine Gas- und Flüssigkeitsströmung begrenzt wird. Kleine Störungen
am System können dazu führen, dass sich der instabile Betriebszustand 1
112 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

20 16,0 20 16,0
Verdampfereintritt Verdampferleistung Verdampfereintritt Verdampferleistung

18
Überhitzung 18
Überhitzung
Temperatur / Überhitzung in °C / K

Temperatur / Überhitzung in °C / K
15,5 15,5
16 16

14 14

Wärmestrom in kW

Wärmestrom in kW
15,0 15,0

12 12

10 14,5 10 14,5

8 8

14,0 14,0
6 6

4 4
13,5 13,5

2 2

0 13,0 0 13,0

0 100 200 300 400 500 600 700 800 0 100 200 300 400

Zeit in s Zeit in s

Abbildung 4.19.: Reduktion der Überhitzung durch Absenkung der


Eintrittstemperatur auf der Sekundärseite mit kleinem
Gradienten (links) und größerem Gradienten (rechts)

entlang der externen Pumpen- oder Verdichterkennlinie schlagartig in den


Punkt 2 oder 3 verschieben kann, wenn wie in Fall 1 die Bedingung

dpext d∆pint
< (4.102)
dṁ dṁ

erfüllt ist [42]. Auch wenn das experimentell beobachte Verdampferverhalten


mit starken Schwankungen im Massenstrom und dem Auftreten von über-
hitztem Gas und hohen Flüssigkeitsanteilen verbunden ist, sind Ledinegg
Instabilitäten nach der Einteilung von Bouré [16] durch ihre Vorhersagbar-
keit durch stationäre Systemgleichungen gekennzeichnet, als auch dadurch,
dass sich ein neuer, stabiler Betriebspunkt einstellt.
Zutreffender ist daher die Einordnung des beobachteten Phänomens als ther-
mische Oszillationen, die definitionsgemäß durch die Instabilität des Wär-
meübergangs beim Strömungssieden gekennzeichnet sind [66]. Typisch für
sie sind große Amplituden und eine lange Schwingungsperiode [73] . Sie
kann aus der graphischen Darstellung auf etwa 180 Sekunden abgeschätzt
werden. Liang et. al [73] beobachten in ihrem Kältekreislauf mit R22, das
in einem beheiztem Rundrohr verdampft wird, thermische Oszillationen mit
einer Periodendauer von 60 Sekunden in einer ähnlichen Größenordnung. Ei-
ne Abhängigkeit der Periodendauer vom jeweiligen Betriebspunkt und der
Anlagenkonfiguration liegt nahe.
Abbildung (4.18) zeigt für die erste Zeitreihe weitere relevante Messdaten.
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 113

Abbildung 4.20.: Ledinigg Instabilität des Massenstroms in Verdampfer-


kanälen, Abbildung aus Epple et al. [42]

Mit der Öffnung des Expansionsventils findet eine Störung des vorherrschen-
den Strömungs- und Wärmeübergangsregimes statt. Die Störung dieses me-
tastabilen Zustands resultiert in dem vollständigem Verschwinden der Über-
hitzungszone und dem Auftreten der beobachteten Flüssigkeitsanteile. Im
linken Graphen der Abbildung ist zu erkennen, wie zusammen mit dem
erhöhten Kältemittelmassenstrom auch die sekundärseitige Verdampferlei-
stung steigt. Dass sich die thermischen Oszillationen von der Niederdruck-
auch auf die Hochdruckseite ausbreiten, zeigt der ebenfalls schwingende Ver-
lauf der Unterkühlung am Austritt des Kondensators und des Kondensati-
onsdrucks trotz konstanter Temperaturen im Sekundärkreislauf. Dabei fällt
besonders auf, wie der Hochdruck monoton ansteigt, dann aber für einen
kurzen Zeitpunkt konstant bleibt, bevor es wenige Sekunden später zum
starken Abfall des Massenstroms kommt. Dies führt zu einem starken An-
stieg der Überhitzung, wonach das System wieder in die Gegenrichtung mit
dem Auftreten von zweiphasigem Kältemittel am Verdampferaustritt aus-
schwingt.
Faktoren, die die Stabilität des Systems negativ beeinflussen können, sind
zahlreich. Wedekind und Stoecker [120] zeigen, dass sich die Lage des Dry-
114 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

Out-Punkts im Verdampferrohr auch unter stationären Bedingungen in os-


zillierender Weise verschiebt und eine stärkere Amplitude der Überhitzung
im Bereich niedriger Überhitzungen erklärt. Barnhart und Peters [11] oder
Zahn [126] vermuten, dass die Ursache im stark schwankenden Phasenver-
hältnis der Schwallströmung (engl. slug flow ) am Verdampfereintritt liegt.
Hiermit verwandt ist das Phänomen der Dichtewellenoszillationen, die im
Verdampfungsprozess durch lokal schwankende Dampfgehalte auftreten.
Für die beobachteten Schwingungen kann in den Messdaten die schwan-
kende Unterkühlung als potenziell destabilisierend identifiziert werden, da
der Versuch ohne Hochdrucksammler gefahren wurde. Wie in Abbildung
(2.1) dargestellt, verschiebt sich im Plank-Prozess mit dem Punkt 3 nach
isenthalper Expansion auch der Punkt 4, was zu schwankenden Phasenantei-
len am Verdampfereintritt führt. Bekannt ist auch, dass die Einbausituation
des Verdampfers dessen thermohydraulische Stabilität beeinflussen kann.
Zwischen EXV und Verdampfereintritt befindet sich in der Versuchsanla-
ge ein 90-Grad-Bogen. Zahedi und Rad [125] zeigen mit einer numerischen
Simulation einer Zweiphasenströmung, dass es in einem 90-Grad-Bogen zu
höheren Gasgeschwindigkeiten und einer größeren Ungleichverteilung von
Gas- und Flüssigphase kommt. Genauso kann sich eine steigende Zahl von
parallelen Verdampferkanälen destabilisierend auswirken [62], [16] und Un-
gleichverteilungseffekte verstärken - siehe auch Abschnitt 4.1.3.
Auch wenn Ursachen und Mechanismen der beobachteten Oszillationen we-
der eindeutig geklärt noch im Verdampfermodell abgebildet werden können,
zeigen sie mögliche Schwierigkeiten auf, den Verdampfer mit konventioneller
Regelungstechnik in Betriebspunkten mit niedriger Überhitzung zu regeln.
In Kapitel 6 wird gezeigt, wie der Verdampfer durch eine verbesserte Regel-
ung dennoch an der Stabilitätsgrenze zuverlässig betrieben werden kann.

4.3.4. Bewertung von Ungleichverteilungseffekten in Modell und


Experiment

Abbildung (4.21) zeigt den beobachteten Flüssigkeitsanteil gegenüber dem


gemessenen Grad der Überhitzung am Verdampferaustritt für einen ausge-
wählten Betriebspunkt der Versuchsanlage. Der stärkste Anstieg des gemes-
4.3 Abgleich der Verdampfermodelle mit Messdaten 115

0,6

fallende Überhitzung
0,5

steigende Überhitzung

LMF in % 0,4

0,3

0,2

0,1

0,0

-0,1

0 5 10 15 20

Überhitzung in K

Abbildung 4.21.: Experimentell bestimmter Zusammenhang zwischen Über-


hitzung und Flüssigkeitsanteilen am Verdampferaustritt

senen Flüssigkeitsanteils tritt auf, wenn die Überhitzung einen Wert von et-
wa 5 K unterschreitet. Oberhalb von 7 K sind keine signifikanten Flüssigkeits-
anteile mehr zu beobachten. Dargestellt sind sowohl Versuchsreihen für eine
fallende Überhitzung zwischen stationären Punkten als auch für eine steigen-
de Überhitzung. Der Versatz von 0,05 % der Reihe für die steigende Überhit-
zung ist sowohl gegenüber der Nulllinie als auch der anderen Versuchsreihe
vorhanden und hängt vom Kalibrierwert der Graustufenmethode ab. Eine
Erklärung kann darin liegen, dass in einer Phase von niedriger Überhitzung
durch die Flüssigkeitstropfen kleinste Schmutzpartikel oder Ölschlieren aus
dem gefilmten Schauglasabschnitt entfernt werden. Hierdurch steigt die Hel-
ligkeit für hohe Überhitzungen, bei denen Flüssigkeitsanteile ausgeschlossen
werden können.
Mit dem komplexen Verdampfermodell, das auch eine mögliche Ungleich-
verteilung von Dampfqualität und Massenstrom zwischen den Kanälen ab-
bildet, kann auch das Austreten von Flüssigkeit trotz positiver Überhitzung
erklärt werden. Aus dem reduzierten Verdampfermodell werden die bereits
abgeglichenen Parameter für die diskutierten Korrelationen übernommen
und die Messdaten der oben dargestellten Versuchsreihe vorgegeben. Mit
116 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

einem Wert von 0,56 für den Parameter ∆x, der das Maß der Ungleich-
verteilung bestimmt, treten Flüssigkeitsanteile in der Simulation wie in den
Messdaten auf, wenn die Überhitzung 7 K unterschreitet. Die Verdampfung
von Tropfen zwischen Verdampferaustritt und optischer Messstrecke wird
durch das in Abschnitt 4.2.1 erklärte Tropfenmodell abgebildet. Durch die
kurze Wegstrecke von 1,5 m ändert sich der Flüssigkeitsanteil in der Strö-
mung durch Wärmezufuhr aus der überhitzten Gasphase kaum.

Simulation mit Nu mod


massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

Simulation mit Nu mod

simulierte Überhitzung in K

gemessene Überhitzung in K gemessene Überhitzung in K

Abbildung 4.22.: Vergleich von Messung und Simulationsergebnissen für den


massenbezogenen Flüssigkeitsanteil (links) und die Über-
hitzung (rechts)

Abbildung (4.22) zeigt den Verlauf der Temperatur der Gasphase als Ergeb-
nis von Messung und Simulation. Für die Reihe N uRS werden Nußeltzah-
len aus dem Modell der Rohrströmung angenommen. Dies führt einerseits
zu hohen Flüssigkeitsanteilen bei geringen Überhitzungen und andererseits
zu einer Überhitzung der Gasphase, die deutlich über den beobachteten
Messdaten liegt. Im komplexen Verdampfermodell nicht abgebildet ist der
Mischungsprozess der Kältemittelströme im Sammlerkanal, wo überhitztes
Gas und Flüssigkeit aus verschiedenen Kanälen aufeinander treffen.
Für Messpunkte mit einem hohen Flüssigkeitsanteil kann im Sammlerkanal
eine sich ausbildende Filmströmung mit geringen Flüssigkeitsgeschwindig-
keiten vermutet werden. Dies erhöht den Wärmeübergang durch die höhere
Verweilzeit der Flüssigkeit im Sammlerkanal als durch höhere Reynoldszah-
4.4 Zusammenfassung 117

len an der Phasengrenze. Um dies im Simulationsmodell abzubilden, kann


vereinfachend die Nußeltzahl der Verdampfung in Abhängigkeit vom Flüs-
sigkeitsanteil am Verdampferaustritt erhöht werden. Die Reihe N umod zeigt,
dass hierdurch sowohl auftretende Flüssigkeitsanteile als auch die Gasüber-
hitzung gut mit den Messdaten in Übereinstimmung gebracht werden kön-
nen. Aufgrund der Vielzahl der getroffenen Annahmen sollten diese Ergeb-
nisse zum Beispiel durch optische Messungen im Sammlerkanal oder CFD-
Simulationen kritisch überprüft werden.

4.4. Zusammenfassung

Mit dem komplexen Verdampfermodell konnte mit einer Simulationsstudie


gezeigt werden, wie Ungleichverteilung von Dampfqualität und Massenströ-
men zwischen den parallelen Verdampferkanälen die Verdampferleistung re-
duziert. Zudem stellt Ungleichverteilung eine mögliche Ursache für das im
Experiment beobachtete gleichzeitige Auftreten von überhitztem Gas und
flüssigem Kältemittel am Verdampferaustritt dar. Mit dem Modell der Zwei-
phasenströmung im Rundrohr und unter Verwendung der Korrelation von
Hughmark zur Verdampfung der Kältemitteltröpfchen im überhitzten Rohr
konnte abgeschätzt werden, dass Tröpfchen auch bei langen Rohrstrecken
zwischen Verdampfer und Verdichter nicht vollständig verdampft werden,
selbst wenn die sensible Wärme der Gasphase hierfür ausreichen würde.
Um größere Flüssigkeitsanteile am Verdampferaustritt ebenfalls mit dem
Verdampfermodell korrekt vorhersagen zu können, mussten die in der Lite-
ratur verfügbaren Verdampfungskorrelationen gezielt angepasst werden, da
diese sonst den kältemittelseitigen WÜK in Zellen mit hoher Dampfquali-
tät überschätzen. Der Effekt einer nachlassenden Benetzung der Wandflä-
che mit flüssigem Kältemittel auf den lokalen Wärmeübergangskoeffizienten
kann durch eine mathematische Modifikation des Kurvenverlaufs des WÜK
gegenüber der Dampfqualität abgebildet werden. Auch das Auftreten von
Flüssigkeitsanteilen am Austritt als Sprungantwort auf eine starke EXV-
Öffnung wird mit dem dynamischen Modellierungsansatz gut abgebildet.
Damit kann es für die modellbasierte Auslegung von Kältekreisläufen und
Regelungen genutzt werden. Beobachtet, aber im Rahmen dieser Arbeit
118 4 Modell und Messung von Verdampfer und Zweiphasenströmung

nicht mehr modelliert, wurde instabiles Verdampferverhalten, bei dem sich


am Verdampferaustritt große Flüssigkeitsmengen und hohe Überhitzungen
periodisch abwechseln. Die in Kapitel 3 vorgestellte Sensorik für Flüssig-
keitsanteile im Kältemittel kann hier aber ansetzen und in die Regelung
eingreifen, bevor der Verdichter Schaden nimmt (siehe dazu Abschnitt 6.6).
Warum große Flüssigkeitsanteile für den Verdichter schädlich sind, sich aber
kleine Flüssigkeitsanteile im Sauggas potenziell positiv auf die Lebensdauer
des Verdichters auswirken, wird im nächsten Kapitel erarbeitet.
119

5. Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und


Modellierung

Als Verdichter haben sich im Kaltdampfkälteprozess im Wesentlichen fünf


Bauformen etabliert: Hubkolbenverdichter, Rollkolbenverdichter, Scrollver-
dichter, Schraubenverdichter und Turboverdichter, von denen die beiden
letztgenannten überwiegend in Kälteanlagen größter Leistungsklassen zur
Anwendung kommen. Während alle Verdichter dafür konzipiert sind gasför-
miges Kältemittel zu verdichten, reagieren sie bauartbedingt unterschiedlich
auf Anteile von unverdampftem Kältemittel im Sauggas.
Werden vom Verdichter hohe Flüssigkeitsanteile bis hin zu reiner Flüssig-
keit angesaugt, wird dieses Phänomen als liquid slugging bezeichnet. Hohe
Mengen an unverdampftem Kältemittel entstehen im Betrieb durch eine
fehlerhafte Überhitzungsregelung, starke Lastwechsel oder mangelnde Wär-
meabgabe vom Sekundärfluid an das Kältemittel im Verdampfer.

5.1. Wirkung von Flüssigkeit im Sauggas auf den Verdichter

Breuker und Braun fassen die Ergebnisse einer Studie zu Ausfallursachen von
15.716 Kälteanlagen mit hermetischen Verdichtern zusammen [18]. Dabei
können 19 % der Ausfälle mechanischem Versagen zugeordnet werden, das
hauptsächlich durch defekte Ventile, Flüssigkeitsschläge oder Schmierungs-
mangel hervorgerufen wurde. Zum Zusammenhang von Verdichterschäden
und angesaugten Flüssigkeitsmengen werden von Herstellern Dauerlaufver-
suche im Labormaßstab durchgeführt oder beauftragt [103]. Durch die hohe
Wettbewerbsrelevanz bleiben die Ergebnisse aber unveröffentlicht und sind
in der wissenschaftlichen Literatur nicht zu finden.
Eine Ausnahme bilden Versuche von Siewert, der einen hermetischen Hub-
kolbenverdichter durch Flutung mit flüssigem Kältemittel bis an die Versa-
gensgrenze testet [100]. Die auftretenden Druckspitzen von bis zu 150 bar
120 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

führen zur Deformation des Druckgasschalldämpfers, gebrochenen Ventil-


platten und beschädigten Ventilsitzen. Zudem werden die Kurbelwellenla-
ger durch Ölauswaschung und den großen Gegendruck, der auf die Kolben
wirkt, zerstört.
Eine Tendenz, ob und wie kleinere Flüssigkeitsmengen zu Verdichterschäden
führen können oder toleriert werden, kann für Scroll- und Hubkolbenver-
dichter aus ihren konstruktiven Eigenschaften beantwortet werden. Generell
gelten Scrollverdichter als toleranter gegenüber geringen Flüssigkeitsmen-
gen. Sie kommen im Gegensatz zu Hubkolbenverdichtern ohne saugseitige
Ventile aus. Dies ist von Vorteil, da die Lebensdauer von Ventillamellen und
Ventildichtflächen durch Flüssigkeitsanteile herabgesetzt werden kann [12].

Abbildung 5.1.: Schnitt durch einen halbhermetischen Hubkolbenverdichter


mit kältemittelführenden Bereichen (blau), ölführenden Be-
reichen (gelb) und sich bewegenden Teilen (rot); Bildquelle:
BITZER Kühlmaschinenbau GmbH

Beim Hubkolbenverdichter stehen auch die Auslassventile mit dem mögli-


cherweise zweiphasigem Arbeitsfluid stetig im Kontakt und können durch
Druckstöße des verdampfenden Fluids in Mitleidenschaft gezogen werden.
Beim Scrollverdichter ergeben sich dagegen zwischen den exzentrischen Spi-
ralen mehrere Verdichtungskammern, so dass im günstigen Fall über die
5.1 Wirkung von Flüssigkeit im Sauggas auf den Verdichter 121

Wärme der Scrollspirale Tröpfchen nachverdampft werden, bevor das Ar-


beitsfluid in der letzten Kammer in Kontakt mit den Auslassventilen kommt.
Scrollverdichter in hermetischer Bauweise können sich noch in der Strö-
mungsführung des Kältemittels im Gehäuse unterscheiden. Bei Scrollver-
dichtern mit low pressure shell wird das Sauggas entlang des Motors nach
oben zur Verdichterkammer geführt, während die zum Verdichter zurückge-
führten Ölanteile mit Hilfe der Schwerkraft in den Ölsumpf am Boden fallen.
Bei der high pressure shell -Bauart wird das Druckgas entlang des Ölsumpfes
und Motors zum Austrittsstutzen geführt.
Tanawittayakorn et al. [108] nutzen letztgenannte Bauart für die Regelung
einer Wärmepumpe nach der Verdichtungsendtemperatur, wobei kleinere
Flüssigkeitsanteile im Sauggas toleriert werden. Die Autoren argumentieren,
dass das am Ende der Verdichtung überhitzte Druckgas die Ölviskosität im
Hochdrucksumpf nicht herabsetzt, was zu tribologischen Problemen führen
könnte.
Dutta et al. [37] betrachten die Injektion von flüssigem Kältemittel in die
Verdichtungskammer eines Scrollkompressors mit high pressure shell. Ein-
spritzmengen bis zu 10 % beeinflussen die Ölviskosität im Ölsumpf auf der
Hochdruckseite nicht, aber setzen die Öltemperatur herab, was sich leicht
vorteilhaft auf die Verdichtereffizienz auswirkt. Einspritzmengen von 17 %
oder mehr führen zu einem starken Abfall der Ölviskosität und zum Schäu-
men von Öl.
Treten im Betrieb kurzzeitig ungewollt hohe Flüssigkeitsmengen auf, gelan-
gen diese, sofern kein Abscheider vorhanden ist, beim high pressure shell -
Scrollverdichter direkt in den Verdichtungsraum, was zu den oben beschrie-
ben Schäden durch Flüssigkeitsschläge führen kann. Die low pressure shell -
Bauart ermöglicht es, kurzzeitig auftretende, große Flüssigkeitsmengen im
Scrollverdichter selbst im unteren Teil des Gehäuses aufzufangen und stellt
zudem die dominierende Bauart dar [41].
Einen Nachteil dieser Bauart stellt eine mögliche Verlagerung von flüs-
sigem Kältemittel in den Ölsumpf während Stillstandszeiten dar. Beim
Startvorgang des Verdichters verdampfen große Mengen an Kältemittel
durch den abfallenden Druck und sorgen durch ein Aufschäumen des Öl-
Kältemittelgemisches für Schmierungsmangel. Diesem Problem können Kur-
122 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

belgehäuseheizungen entgegen wirken.


Dass kleine Flüssigkeitsmengen im laufenden Betrieb zu einer Herabsetzung
der Ölviskosität führen können, ergibt sich durch die Löslichkeit von flüssi-
gem Kältemittel im verwendeten Schmieröl. In der Gasphase ist das Kälte-
mittelöl wie bereits erwähnt kaum löslich.

Abbildung 5.2.: Schnitt durch einen Scrollverdichter in low pressure shell


Bauweise; Bildquelle: Asep Hermawan

Durch die Abwärme des Elektromotors und aus dem Verdichtungsprozess


werden dem Öl und dem Sauggas im Gehäuse eines realen Verdichters konti-
nuierlich Wärme zugeführt. Ursachen für die Motorverluste sind z.B. Lager-
reibung oder kontinuierliche Veränderungen des aufgebauten Magnetfelds,
die als sogenannte Eisenverluste typisch für Asynchronmaschinen sind. Für
hermetische oder halb-hermetische Hubkolbenverdichter stellt die Kühlung
des Elektromotors durch das Sauggas eine übliche Form des Thermomana-
gements dar - vgl. dazu Abbildung 5.1. Wird für Hubkolbenverdichter am
Einlassventil stets vollständig verdampftes Kältemittel gefordert, kann der
5.1 Wirkung von Flüssigkeit im Sauggas auf den Verdichter 123

in der Sauggasleitung maximal zulässige Flüssigkeitsanteil mit Hilfe einer


Energiebilanz bestimmt werden. Wird der Verdichter als adiabat betrach-
tet und geht die Wärme aus den Verlusten des Motors vollständig auf das
Sauggas über, ergibt sich

h2s − h′′
ṁ(h′′ − h′ )LM F = ṁ (1 − ηel ) . (5.103)
ηis

Da sich der Massenstrom auf beiden Seiten der Gleichung herauskürzt, kann
die Gleichung für beliebige Verdichtergrößen bestimmt werden. Abbildung
(5.3) zeigt den massenbezogenen Flüssigkeitsanteil, der durch die Motorab-
wärme verdampft werden kann in Abhängigkeit vom elektrischen Wirkungs-
grad. Der Berechnung für die drei dargestellten Kältemittel wurden eine Ver-
dampfungstemperatur von 10 ◦ C, eine Kondensationstemperatur von 45 ◦ C
und ein isentroper Wirkungsgrad von 0,7 zu Grunde gelegt.
massenbezogener Flüssigkeitsanteil in %

2,0 R410A

R134a

Ammoniak

1,5

1,0

0,5

0,0

88 90 92 94 96 98 100

Motorwirkungsgrad

Abbildung 5.3.: massenbezogener Flüssigkeitsanteil, der in Abhängigkeit


vom elektrischen Wirkungsgrad durch Motorabwärme ver-
dampft werden kann

Die Norm DIN EN 60034 definiert Wirkungsgradklassen für


Niederspannungs-Drehstrom-Motoren. Abbildung (5.4) zeigt die Wirkungs-
grade, die ein vierpoliger Motor in Abhängigkeit von seiner Nennleistung
mindestens erreichen muss, um die Anforderungen der Klasse IE4 Su-
124 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

per Premium zu erfüllen. Diese Klasse stellt für Asynchronmaschinen


die momentan höchste dar. Mit dem oben angenommenen isentropen
Wirkungsgrad können damit auch bei hocheffizienten Motoren durch die
zwangsläufig auftretenden Verluste Flüssigkeitsanteile zwischen 0,75 und
2 % durch die Abwärme des Motors verdampft werden. Voraussetzung
für diese Betriebsweise ist sowohl ein ausreichend hoher Wärmeübergang
zwischen zweiphasigem Kältemittel und durchströmtem Motor, als auch
eine Beständigkeit der Motorenbauteile wie Wicklung und Lager gegenüber
flüssigem Kältemittel.

100,0

97,5

95,0

92,5
Wirkungsgrad

90,0 Klasse IE4 4-polig

87,5

85,0

82,5

80,0

77,5

75,0

1 10 100

Leistung in kW

Abbildung 5.4.: Wirkungsgrad für Drehstrom-Motoren der Klasse IE4 mit


vier Polen

In realen Kältemaschinen unterliegt das Kältemittel zwischen Verdampfer


und Verdichter einer Reihe von Druckverlusten durch Rohrleitungen und
Einbauten. Durch Wandreibung in Rohren oder Einbauten wie Bögen, Ab-
sperrventilen oder Sauggasfiltern, wird die innere Energie des strömenden
Fluids erhöht. Unter der Annahme, dass die Drosselung isenthalp verläuft,
kann mit einer Energiebilanz der Flüssigkeitsanteil berechnet werden, der
durch die auftretende Dissipation vollständig verdampft werden kann:

h′ (p1 ) + (1 − LM F )(h′′ (p1 ) − h′ (p1 )) = h′′ (p1 − ∆p) (5.104)


5.2 Modellierung des Verdichters 125

Abbildung (5.5) zeigt die Ergebnisse dieser Rechnung für verschiedene Kälte-
mittel bei einer Verdampfungs- und Kondensationstemperatur von 10 bzw.
45 ◦ C. Die Stärke des Effektes hängt wesentlich vom Verdampfungsdruck
des Kältemittels ab. Da Druckverluste die Verdichterarbeit erhöhen und
den Anlagenwirkungsgrad herabsetzen, wird versucht, diese möglichst ge-
ring zu halten. Erhöhen die Druckverluste zunächst nur die innere Energie
der Gasströmung, kann die Sauggasleitung je nach Länge keine ausreichende
Verweilzeit für eine vollständige Verdampfung der Tropfen bis zum Verdich-
tereintritt bieten (vgl. Abschnitt 4.2).

Abbildung 5.5.: massenbezogener Flüssigkeitsanteil, der durch Druckverlu-


ste verdampft werden kann

5.2. Modellierung des Verdichters

Um den Einfluss von Flüssigkeitsanteilen auf den Verdichter systematisch


auswerten zu können, wird ein dynamisches Simulationsmodell eines Scroll-
verdichters in der Modellierungssprache Modelica erstellt. Für die Defini-
tionen der Schnittstellen zu anderen Komponenten und für Stoffdaten wird
auf die Modellierungsumgebungen TIL Suite und TIL Media zurückgegrif-
fen. Das Simulationsmodell folgt einem physikalischen Ansatz, beinhaltet
126 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

aber folgende vereinfachende Annahmen:

– keine Speicherung von Masse des Fluids im Verdichter

– konstanter isentroper und elektrischer Wirkungsgrad

– Abhängigkeit des Wärmeübergangs von Temperaturdifferenz und kon-


stanten Wärmeübergangskoeffizienten

– vollständige Verdampfung von Flüssigkeitsanteilen durch die Motor-


abwärme

Die spezifische Enthalpie des Kältemittels am Ende des Verdichtungsvor-


gangs wird als
(h2s − h1 )
h2 = + h1 (5.105)
ηis
über den isentropen Wirkungsgrad bestimmt. Die Leistung zur kontinuier-
lichen Verdichtung des Fluids berechnet sich dann über

(h2s − h1 )
Pcomp = ṁ . (5.106)
ηis

Die elektrische Leistungsaufnahme kann mit Hilfe des elektro-mechanischen


Wirkungsgrades über
Pcomp
Pel = (5.107)
ηel
bestimmt werden. Der vom Verdichter geförderte Massenstrom ergibt sich
aus dem volumetrischen Wirkungsgrad und dem Fördervolumen, das Her-
stellerangaben entnommen werden kann, als

ṁ = V · ηvol · ρ1 . (5.108)

Mit Hilfe einer Energiebilanz kann ein thermisches Modell für den Wärme-
übergang zwischen dem unteren Teil des Verdichters und dem einströmen-
den Kältemittel (engl. suction) aufgestellt werden. Dabei wird angenom-
men, dass die in Wärme umgesetzten Verluste des Motors vollständig auf
das Sauggas und den unteren Teil des Verdichters (engl. shell ) übergehen,
der Gehäuse, Motor, Scrollspirale usw. umfasst. Die Wärmekapazität dieser
Teile wird zusammengefasst und über die Gesamtmasse des Verdichters und
5.2 Modellierung des Verdichters 127

die spezifische Wärmekapazität von Stahl abgeschätzt.

dTshell
Pel (1 − ηel ) − Q̇suc,conv − Q̇suc,e − Q̇surf = Cshell (5.109)
dt

Das Sauggas erfährt durch den Wärmetransport die Enthalpieänderung

Q̇suc,conv + Q̇suc,e = ṁ(hsuc − h1 ) . (5.110)

Die Größe des Wärmeflusses wird von der Temperaturdifferenz zwischen


Sauggas und Verdichter und dem Modellparameter αAconv für den kon-
vektiven Wärmeübergang bestimmt. Bei der Anwesenheit von flüssigem
Kältemittel wird vereinfachend angenommen, dass dieses durch den hohen
Wärmeübergangskoeffzienten der Verdampfung vollständig in die Gaspha-
se übergeht. Der Wärmestrom des verdampfenden Kältemittels wird aber
durch die Menge seiner latenten Wärme begrenzt. Der Wärmeübergang zwi-
schen Verdichter und der Umgebung wird durch die Temperaturdifferenz
und den Wert αAsurf bestimmt und fasst Wärmeübergang durch Strah-
lung und freie Konvektion an der Oberfläche zusammen. Der Wärmeüber-
gang zwischen dem Gehäuse und dem Kältemittel in der Austrittskammer
(discharge) wird über den Parameter αAshell,dis abgebildet und fasst den
Wärmetransport durch Wärmeleitung und umgewälztes Öl zusammen.
Abbildung (5.6) zeigt den Verlauf von Austrittstemperatur und Gehäuse-
temperatur des Verdichters während das Expansionsventil schrittweise geöff-
net wird. In der Folge sinkt die Eintrittstemperatur Tin ab, bis Flüssigkeits-
anteile auftreten, deren Wert aus einer Energiebilanz um den Verdampfer
bestimmt wird. Der Druck des Sauggases liegt während der Messreihe bei et-
wa 7,3 bar, der des Druckgases bei etwa 27,7 bar. Zum Zeitpunkt bei 9300 s
kommt es zu einer geringen Störung der sekundärseitigen Verdampferein-
trittstemperatur, deren Folgen auch bei den anderen Messwerten erkennbar
sind. Die Messwerte Tin und LM F sind gleichzeitig Eingangsgrößen für
eine Simulationsreihe, deren Ergebnisse in der gleichen Grafik dargestellt
sind. Durch Anpassen der oben aufgeführten Parameter ergibt sich eine gu-
te Übereinstimmung insbesondere für den Verlauf der Temperatur an der
Gehäuseunterseite, was später wichtig wird. Der zeitliche Verlauf der simu-
lierten Verdichteraustrittstemperatur wird über eine Zeitkonstante τ = 100 s
128 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

10
gemessen
8
simuliert
6
Tin
4

-2

4800

4775

4750
Pel

4725

4700

4675

4650

0,090

0,085
m

0,080

0,075

45

40
Tshell

35

30

25

20

95

90

85
Tout

80

75

70

65

2,0
LMF in %

1,5

1,0

0,5

0,0

0 2000 4000 6000 8000 10000

Zeit in s

Abbildung 5.6.: Gemessene und simulierte Austrittstemperatur und Gehäu-


setemperatur des Verdichters bei sinkender Überhitzung

an die Messdaten angepasst, um vereinfacht die thermische Speicherkapazi-


tät der Austrittskammer nachzubilden. Die gemessene elektrische Leistungs-
aufnahme liegt leicht oberhalb des simulierten Wertes, was plausibel ist, da
in den Messdaten auch die geringe Leistungsaufnahme der Leistungselek-
tronik enthalten ist. Während eine Übertragbarkeit des Modells auf andere
Verdichtertypen und Betriebspunkte nur eingeschränkt gegeben ist, bilden
die Simulationsergebnisse nicht nur stationäre Werte, sondern auch das Zeit-
5.2 Modellierung des Verdichters 129

Tabelle 5.1.: Parameter des Verdichtermodells


Parameter Wert

ηvol 91,0 %
ηis 75,4 %
ηel 88,1 %
αAr,shell 18,0 W
K
αAdis,shell 3,0 W
K
αAsurf 2,9 W
K
αAdis 6,0 W
K

verhalten des modellierten Verdichters im Versuch gut ab. Die abgeglichenen


Parameter des Verdichtermodells sind in Tabelle 5.1 aufgeführt.
Für den Zustand des Kältemittels bei Eintritt in die Verdichtungskammer im
Inneren des Verdichters liegen keine Messwerte, aber Simulationsergebnisse
vor. Diese legen nahe, dass zweiphasiges Fluid mit einem Flüssigkeitsanteil
von etwa 0,7 % zwischen Sauggasstutzen und dem Eintritt in die Verdichter-
kammer soweit erwärmt wird, dass es bei Beginn der Verdichtung gasförmig
vorliegt. Die Annahme einer vollständigen Verdampfung wird durch die gute
Vorhersage des geförderten Massenstroms gestützt, da dieser beim Vorlie-
gen von zweiphasigem Fluid am Sauggasstutzen zwar erhöht ist, aber nur
in dem Maß, wie es durch die höhere Dichte des abgekühlten, einphasigen
Fluids zu erwarten ist. Läge an dieser Stelle zweiphasiges Fluid vor, sollte
der geförderte Massenstrom durch das konstante Fördervolumen erkennbar
höher ausfallen.
Wird die gemessene Temperatur an der Gehäuseunterseite des Verdichters
vereinfacht mit der Temperatur des Kältemittelöls im Ölsumpf gleichge-
setzt, kann hieraus die Viskosität des Öls abgeschätzt werden. Für das im
Verdichter der Versuchsanlage verwendete Polyolester-Kältemittelöl Reniso
Triton SEZ 32 der Klasse ISO VG 32 können mit Hilfe des Daniel-Plots,
der im Anhang zu finden ist, aus Basis von Öltemperatur und dem Saug-
gasdruck das Konzentrationsverhältnis von Kältemittel und Öl im Gleich-
gewichtszustand sowie die kinematische Viskosität bestimmt werden. Für
130 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

die in Abbildung (5.6) dargestellte Messreihe steigt der Kältemittelanteil im


Öl von 7,5 % zu Beginn der Messreihe auf 12,5 % zum Ende der Messreihe,
während die Viskosität des Öls trotz der stärkeren Verdünnung von 21 mm
s2
auf 22 mm
s2
durch die Abkühlung des Öls steigt.

in mm

in °C

Abbildung 5.7.: Simulationsergebnisse für Werte der Ölviskosität in statio-


nären Punkten in Abhängigkeit von Temperatur und Flüs-
sigkeitsanteil des Sauggases

Abbildung (5.7) zeigt Ergebnisse von Simulationsreihen für unterschiedliche


Sauggastemperaturen und Flüssigkeitsanteile im Sauggas. Die abgebildeten
Werte der Viskosität wurden für stationäre Gehäusetemperaturen bestimmt.
Für Anteile zwischen 0 % und 30 % Kältemittel im Öl-Kältemittelgemisch
kann zwischen den vorliegenden Daten interpoliert werden. Datenpunkte der
Simulationsergebnisse mit einem resultierenden Massenanteil von mehr als
30 % Kältemittel im Öl-Kältemittelgemisch sind nicht dargestellt. Bei glei-
cher Sauggastemperatur führt ein zunehmender Anteil von Flüssigkeit zu
einer Reduktion der Öltemperatur, wodurch der Massenanteil des Öls im
Öl-Kältmittelgemisch sinkt und die Viskosität herabgesetzt wird. Sinkt die
Öltemperatur bei gleichem Flüssigkeitsanteil, führt dies hingegen zu einer
Erhöhung der Viskosität. Die für einen zuverlässigen Verdichterbetrieb erfor-
derliche Mindestviskosität wird durch den Verdichterhersteller vorgegeben
5.2 Modellierung des Verdichters 131

oder kann bei bekannter Lagergeometrie mit Hilfe der Sommerfeldzahl für
Fluidlager bestimmt werden. Übliche Werte liegen zwischen 6 und 10 mm
s2
.
Werden niedrigere Überhitzungen oder Flüssigkeitsanteile im Sauggas ge-
fordert, können Öle mit einer höheren Viskositätsklasse ausgewählt werden.
Eine generelle Erhöhung der Ölviskosität kann wiederum die mechanischen
Verluste im Verdichter erhöhen, wie Kerpicci et al. für Kältemittelverdichter
zeigen [63]. Für Kältemaschinen mit stark schwankenden Verdampfungstem-
peraturen ist die Einstellung der je nach Betriebspunkt effizienzoptimalen
Viskosität des Öls über den Flüssigkeitsanteil im Sauggas denkbar.

Abbildung 5.8.: Abhängigkeit der Druckgastemperatur von der Dampfqua-


lität des Sauggases für Te = 268,15 K und Tc = 320,65 K

Dass sich durch eine Reduktion der Dampfqualität des Sauggases die Druck-
gastemperatur wirkungsvoll absenken lässt, zeigt Abbildung (5.8). Darge-
stellt sind stationäre Werte der Druckgastemperatur aus Messungen und
Simulationen mit dem abgeglichenen Verdichtermodell. Zu vergleichbaren
Ergebnissen kommen auch Kim et al., die neben der Absenkung der Druck-
gastemperatur für R410A im Experiment auch eine Erhöhung der Leistungs-
zahl nachweisen [64]. Hohe Druckgasüberhitzungen sind außerdem uner-
wünscht, da sie zu einer chemischen Degeneration des Schmieröls führen,
was übermäßigen Verschleiß verursacht und die Lebensdauer des Kompres-
132 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung

sors verkürzt [69]. Zweiphasiges Sauggas stellt damit eine Alternative zu


technisch aufwändigeren Lösungen wie die Injektion von Dampf oder Flüs-
sigkeit in die Kompressionskammer dar.
Die beiden Low-GWP-Kältemittel Ammoniak und R32 verursachen durch
ihren großen Isentropenexponenten bei gleichen Betriebsbedingungen hohe
Druckgastemperaturen (vgl. 2.1). Da Druckgastemperaturen auch durch hö-
here Kondensationstemperaturen steigen, können durch zweiphasiges Saug-
gas die thermischen Einsatzgrenzen von Verdichtern besser ausgenutzt wer-
den. Hohe Kondensationstemperaturen sind sowohl für Kältemaschinen in
klimatisch warmen Regionen relevant als auch für Wärmepumpen für Pro-
zesswärme oder in der Gebäudeheizung. Sie werden unter anderem dann be-
nötigt, wenn ohne elektrischen Heizstab eine thermische Desinfektion statt-
finden soll oder in teilsanierten Wohngebäuden höhere Vorlauftemperaturen
im Heizkreis erforderlich sind. Voraussetzung für einen Betrieb des Verdich-
ters mit zweiphasigem Kältemittel im Sauggas ist neben einer tribologischen
Überprüfung auch eine geeignete Regelung des Verdampfers auf den Flüs-
sigkeitsanteil am Austritt, worauf im nächsten Kapitel eingegangen wird.

5.3. Zusammenfassung

Die Bauart des Verdichters hat einen wesentlichen Einfluss auf seine Toleranz
gegenüber Flüssigkeitsanteilen im Sauggas. Überschlägig betrachtet können
aber kleinere Flüssigkeitsanteile von bis zu 2 % auch bei hocheffizienten Mo-
toren durch die Motorabwärme verdampft werden, bevor diese in halbher-
metischen Verdichtern die Verdichtungskammer erreichen. Die Vorausset-
zung dafür bleibt ein ausreichend hoher Wärmeübergang zwischen Motor
und Kältemittel. Mit dem Modellierungsansatz für den Scrollverdichter der
Versuchsanlage konnten gute Übereinstimmungen zwischen Messdaten und
Simulationsergebnissen erzielt werden, was vor allem für die Temperatur an
der Unterseite des Verdichters interessant ist, die näherungsweise mit der
Ölsumpftemperatur gleich gesetzt wird. Hierauf aufbauend konnte in einer
Simulationsstudie für den in der Versuchsanlage verbauten Verdichter abge-
schätzt werden, dass Flüssigkeitsanteile im Sauggas bis 2 % die Viskosität des
Kältemittelöls nicht unzulässig herabsetzen. Gleichzeitig konnte im Versuch
5.3 Zusammenfassung 133

gezeigt werden, wie bei gleicher Kondensationstemperatur durch zweiphasi-


ges Sauggas die Druckgastemperatur effektiv herabgesetzt wird. Dies wirkt
sich nicht nur positiv auf die Lebensdauer von Verdichtern aus, sondern kann
auch den Wirkungsgrad von Verdichter und Kälteprozess erhöhen. Wie ein
Kälteprozess auch unter transienten Bedingungen auf einen konstanten Flüs-
sigkeitsanteil im Sauggas geregelt werden kann, wird im nächsten Kapitel in
umfangreichen Versuchsreihen gezeigt.
134 5 Flüssigkeitstoleranz des Verdichters und Modellierung
135

6. Verdampferregelung auf Basis des


Flüssigkeitsanteils am Austritt

Die Grenzen der Verdampferregelung mit Druck- und Temperatursignal bei


einem hohem Füllgrad des Verdampfers mit flüssigem Kältemittel sind auf
der einen Seite durch das Vorhandensein eines Regelsignals sowie seine Gü-
te bestimmt. Auf der anderen Seite beeinflussen die Nichtlinearität und das
Zeitverhalten der Regelstrecke die Frage, ob mit vertretbarem Aufwand eine
akzeptable Regelgüte erreicht werden kann. Mit der in Abschnitt 3.4 vor-
gestellten, entwickelten Sensorik können neue Regelungskonzepte entworfen
werden und eine Alternative zur Überhitzungsregelung nach dem Stand der
Technik darstellen. Sie machen es möglich den Verdampfer bei einem ho-
hem Füllgrad und in transienten Betriebspunkten besser zu regeln, wenn
der Flüssigkeitsgehalt an dessen Austritt als Information in die Regelung
einbezogen wird. Auf den Entwurf der Regelung folgt die experimentelle
Überprüfung durch Lastzyklen auf der Versuchsanlage und eine Bewertung
mit Vergleich zur klassischen Überhitzungsregelung.

6.1. Grenzen der Verdampferregelung mit Druck- und


Temperatursignal

Abbildung (6.1) zeigt einen Versuch, bei dem das Expansionsventil schritt-
weise geöffnet und die Auswirkung auf die Überhitzung beobachtet wurde.
Die Öffnung des Expansionsventils wird über einen Schrittmotor mit 480
möglichen Schritten gesteuert, dessen Stellung über ein digitales Signal vor-
gegeben wird. Dabei wurde das Expansionsventil in einem Zeitintervall von
ca. 8 Minuten um jeweils 3 Schritte, die 0,625 % der maximalen Öffnung
entsprechen, geöffnet und gegen Ende des Versuchs wieder geschlossen.
Trotz konstanter Eintrittstemperaturen in den Verdampfer fällt die Sy-
136 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

Abbildung 6.1.: Schrittweise Öffnung des Expansionsventils und Verlauf der


Überhitzung (links) sowie Eintrittstemperaturen und Mas-
senstrom des Kältemittels (rechts)

stemantwort auf gleichbleibenden Öffnungsschritt des Expansionsventils un-


terschiedlich stark aus. Während der Massenstrom der veränderten Öffnung
mit unterschiedlicher Verstärkung aber weitestgehend proportional folgt,
reagiert die gemessene Überhitzung im Bereich zwischen 9 K und 3 K dy-
namisch mit einer negativen Überschwingung.
Der geglättete Verlauf der Überhitzung zeigt, dass die Verstärkung der Re-
gelstrecke sowohl bei hoher Überhitzung als auch bei niedriger Überhitzung
niedrig ausfällt, wodurch die Ausregelung der Überhitzung bei niedrigen
Sollwerten erschwert wird. Erkennbar ist ein typischer Verlauf in Form ei-
ner S-Kurve. Für den gleichen Versuch in einem Verdampfer mit Luft als
Sekundärmedium finden Izadi-Zamanabadi et al. [57] einen sehr ähnlichen
Verlauf, allerdings ohne den Verlauf genauer zu erklären.
Ein stark vereinfachtes Modell des Verdampfers kann durch die Modellie-
rung von thermodynamischen Effekten zum komplexen Modell schrittweise
erweitert werden. Abbildung (6.2) zeigt in verschiedenen Simulationsreihen
wie dies den Kurvenverlauf des Überhitzungssignals gegenüber der Expan-
sionsventilöffnung beeinflusst. Dazu werden im Modell die sekundärseiti-
ge Eintrittstemperatur, Hochdruck und spezifische Enthalpie am Eintritt
in das Expansionsventil auf konstante Werte gesetzt, die dem Mittelwert
der Messdaten entsprechen. Für das Expansionsventil wird ein linearer Zu-
sammenhang zwischen den Öffnungsschritten und dem effektivem Öffnungs-
querschnitt Aef f angenommen und die stufenweise Öffnung der Messreihe
6.1 Grenzen der Verdampferregelung mit Druck- und Temperatursignal 137

durch einen rampenförmigen Verlauf ersetzt. Aus Gründen der besseren Ver-
gleichbarkeit werden die Wärmeübergangskoeffizienten mit einem konstan-
ten, proportionalen Faktor multipliziert, dessen Wert so gewählt wird, dass
die Überhitzung etwa zum gleichen Zeitpunkt den Wert von 0 K erreicht wie
in den Messdaten.
14

12

10
Überhitzung in K

A B

4 C D

E F

2 G

33 34 35 36 37 38 39 40 41

EXV Öffnung in %

Abbildung 6.2.: simulierter Verlauf der Überhitzung für unterschiedliche


Modellierungstiefen des Verdampfers

Die Reihe A zeigt den Verlauf der Überhitzung des am stärksten verein-
fachten Modells mit konstantem Wärmeübergangskoeffizienten mit gleichem
Wert für Verdampfungs- und Überhitzungszone. Es wird ein proportionaler
Verlauf zwischen Massenstrom und Expansionsventilöffnung angenommen
und der Druck am Verdampfer konstant gehalten. Im Bereich zischen 0 K
und 7 K Überhitzung ist ein linearer Verlauf der Signals abgebildet, was aus
regelungstheoretischer Sicht das günstigste Verhalten von Regelstrecken dar-
stellt. Für niedrige Öffnungsgrade des EXV und hohe Überhitzungen geht
die Steigung des Signals gegen Null, da bei hohen Wärmeübergangskoeffi-
zienten die maximal erzielbare Überhitzung nur durch die Differenz zwischen
primär- und sekundärseitiger und Eintrittstemperatur bestimmt wird.
Reihe B zeigt den Verlauf wieder mit konstanten Wärmeübergangskoeffi-
zienten, aber unterschiedlichen Werten für die Verdampfungs- und Überhit-
zungszone. Der WÜK für die Überhitzungszone wird dabei ein Fünftel so
groß wie für die Verdampfungszone gewählt. Mit steigender EXV-Öffnung
138 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

sinkt die Fläche der Überhitzungszone, wodurch sich der mittlere WÜK er-
höht. Im Bereich niedriger Überhitzung fällt die Steigung der Kurve dadurch
flacher aus.
Reihe C zeigt den Verlauf der Kurve, wenn die Wärmeübergangskorrelation
von Longo [76] verwendet wird, die durch einen konstanten Korrekturfaktor
angepasst wird. Der Unterschied zwischen Reihe B und C ist marginal.
In Reihe D ist der strömungsmechanische Effekt durch die Drosselwirkung
des Expansionsventils abgebildet. Wird weiterhin eine proportionale Abhän-
gigkeit des Massenstrom vom Öffnungsgrad angenommen, verhält sich der
Verdampfungsdruck nach Bernoulli gemäß

ṁ2
pout = pin − , (6.111)
2· A2ef f · ρin

statt wie zuvor konstant zu bleiben. Hierdurch steigt Eintrittstemperatur des


Kältemittels in den Verdampfer, wodurch die logarithmische Temperaturdif-
ferenz im Verdampfer sinkt. In der der Folge sinken Verdampferleistung und
die Überhitzungstemperatur im Bereich niedriger EXV-Öffnung deutlich.
Für Verdichter mit konstanter Drehzahl und konstantem Fördervolumen
kann in erster Näherung auch ein konstanter Volumenstrom angenommen
werden, der gefördert wird. Reihe E zeigt den Verlauf der Überhitzung wenn
der Volumenstrom am Austritt des Verdampfers auf einen konstanten Wert
gesetzt wird. Mit dem Absinken der Überhitzung steigt die Dichte am Ver-
dampferaustritt, wodurch sich der geförderte Massenstrom zusätzlich erhöht.
Auch der Anstieg des Verdampfungsdrucks fällt flacher aus, was zum flache-
ren Verlauf der Kurve in Abbildung (6.2) beiträgt.
Reihe F zeigt die Simulationsergebnisse, wenn statt dem reduzierten Ver-
dampfermodell das abgeglichene, komplexe Verdampfermodell verwendet
wird, das auch Ungleichverteilung berücksichtigt. Unterhalb einer Über-
hitzung von 5 K tritt zweiphasiges Kältemittel am Verdampferaustritt auf.
Hierfür ist sowohl der Verlauf der Überhitzung nach Verdampfung aller Flüs-
sigkeitsanteile als auch mit Reihe G die Temperatur der Gasphase ohne Wär-
meübergang zwischen den Phasen darstellt. Die Überhitzung der Gasphase
weist in diesem Bereich einen Wendepunkt auf, so dass sich der S-förmige
Verlauf der Kurve ergibt. Der genaue Verlauf der Überhitzung hängt in
6.1 Grenzen der Verdampferregelung mit Druck- und Temperatursignal 139

diesem Fall vom Messort der Überhitzung ab und liegt zwischen beiden
Kurven. Die genaue Lage ist von der Distanz zwischen Messort und Ver-
dampferaustritt abhängig, da diese bestimmt, wie stark die Gasphase durch
verdampfende Flüssigkeit abgekühlt werden kann (vgl. Abschnitt 4.2). Zu-
sammen mit dem Auftreten von Liquid Carry Over (siehe Abschnitt 3.2 )
kann damit die von Vinther et al. [116] beobachtete Zunahme der Varianz
des Temperatursignals bei niedrigen Überhitzungen erklärt werden, wenn
der Temperaturmesskopf in der Strömung durch auftreffende Flüssigkeits-
anteile unregelmäßig abgekühlt wird.
Das Zeitverhalten des Überhitzungssignals wird zudem durch die Art der
Temperaturmessung bestimmt. In Gasströmungen können bei begrenztem
messtechnischen Aufwand relevante statische und dynamische Messfehler
auftreten, die eine Überhitzungsregelung auf niedrige Sollwerte erheblich
erschweren. Mit einer Versuchsreihe kann dies verdeutlicht werden.

Abbildung 6.3.: Verlauf der Überhitzung bei sinusförmigen Lastwechseln


und konstanter Expansionsventilstellung

Auf die Eintrittstemperatur des Sekundärfluids in den Verdampfer wird ei-


ne Sinusschwingung aufgeprägt, um mögliche Schwankungen im Sekundär-
kreislauf nachzubilden. Die Eintrittstemperatur mit einem Mittelwert von
15,75 ◦ C wird für die Versuchsreihe mit einer Schwingung, die eine Amplitu-
140 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

de von 1,75 K und eine Schwingungsdauer von 1


f
= 15,5 s besitzt, überlagert.
Der Öffnungsgrad des elektronischen Expansionsventils wird auf einen kon-
stanten Wert eingestellt und der Zeitverlauf der Überhitzungstemperatur
beobachtet. Abbildung (6.3) zeigt, wie die Schwankungen auf der Sekun-
därseite zu einer Schwankung der Überhitzung mit einer Amplitude von
ca.0,75 K bei hoher Überhitzung führen. Wird die Öffnung des Expansions-
ventils weiter erhöht, so sinkt die Überhitzung und die Amplitude vergrößert
sich auf 1,25 K. Gut zu erkennen ist zudem die Phasenverschiebung von 0,45
f
.

18

16
Temperatur / Überhitzung in °C / K

14

12

Verdampfereintritt
10
Überhitzung Thermoelement

Überhitzung Anlegefühler
8

Überhitzung mit Druck und Temperaturfehler

6
a b cd

0 20 40 60 80 100

Zeit in s

Abbildung 6.4.: Verlauf der Überhitzung bei 40 % Öffnung des Expansions-


ventils (links) und Aufnahmen der Kältemittelströmung am
Verdampferaustritt (rechts)

Abbildung (6.4) zeigt die Auswirkungen der aufgeprägten Schwankungen


bei niedriger Überhitzung. Die Amplitude der Überhitzung nimmt auf 2 K
zu und die Phasenverschiebung reduziert sich, was die Nichtlinearität der
Regelstrecke verdeutlicht. Auswertungen der Hochgeschwindigkeitskamera
zeigen das Auftreten von großen Flüssigkeitsanteilen in Aufnahme (a) ca.
4 Sekunden bevor die gemessene Überhitzung auf 0 K fällt. Aufnahme (b)
zeigt einen Zustand mit sehr wenigen Tröpfchen während die Eintrittstempe-
ratur einen hohen Wert hat, aber die mit einem Thermoelement gemessene
Überhitzung noch ansteigt. Aufnahmen (c) und (d) zeigen die Zunahme von
Tröpfchen während die gemessene Temperatur weiter abfällt.
Orange gestrichelt dargestellt ist der Wert der Überhitzung, wenn die Tem-
6.2 Entwurf einer geeigneten Regelung 141

peraturmessung mit einem Anlegetemperaturfühler erfolgen würde. Aus


Messdaten wurde dafür die zeitliche Verzögerung einer Temperaturmessung
mit Anlegefühler gegenüber der oben beschriebenen Messmethode mit einem
Thermoelement im Kapillarrohr ausgewertet. Hieraus konnte eine Zeitkon-
stante τ von etwa 30 s bestimmt werden, die dann als PT1-Glied auf die
Messdaten des Thermoelements aufgeprägt wurde. Zu erkennen ist, dass
damit kontinuierlich eine positive Überhitzung gemessen würde, die nicht
auf das Auftreten von Flüssigkeitsanteilen schließen lässt. Zudem erfolgt
die Messung der Überhitzung in der industriellen Anwendung meist mit
Widerstandsthermometern und Druckmessumformern, die selten oder nie
kalibriert werden. Wird für die Temperaturmessung ein Messfehler von ±
1 K und für den Druckmessumformer ein Messfehler von 1,0 % angenom-
men, kann sich der errechnete Wert der Überhitzung vom wahren Wert noch
stärker unterscheiden. Die ungünstigste Kombination aus einer zu niedrigen
Druckmessung und einer zu hohen Temperaturmessung ist ebenfalls in Ab-
bildung (6.4) in grün dargestellt. Dies verdeutlicht, dass die konventionelle
Überhitunzgsregelung mit Druck- und Temperatursignal nicht gut geeignet
ist, um Verdampfer im Bereich niedriger Überhitzung zu regeln.

6.2. Entwurf einer geeigneten Regelung

Abbildung (6.5) zeigt den geschlossenen Regelkreis zur Überhitzungsrege-


lung. Die Anforderungen an die Regelung sind dabei die Führungsgröße
möglichst genau und schnell an den Sollwert anzupassen und gleichzeitig
robust gegenüber auftretenden Störgrößen zu sein. Für die optimale Ein-
stellung von Reglern sind unterschiedliche Verfahren etabliert. Bekannt ist
das Verfahren von Ziegler und Nichols [128], bei dem der Regler zunächst
auf ein rein proportionales Verhalten eingestellt wird. Die proportionale Ver-
stärkung Kp wird dann solange erhöht, bis an der Stabilitätsgrenze des Reg-
lers zu einer Dauerschwingung kommt. Mit Hilfe der kritischen Verstärkung
Kp,krit und der Schwingungsdauer Tkrit können dann Proportionalbeiwert
Kp , Nachstellzeit TD und die Vorhaltezeit TD eines P-,PI- oder PID-Reglers
bestimmt werden. Nachteilig am Verfahren ist, dass nicht jeder Regelkreis
ohne Schaden an der Stabilitätsgrenze betrieben werden kann.
142 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

Abbildung 6.5.: Geschlossener Regelkreis

Ein anderes heuristisches Verfahren, das stattdessen die Aufzeichnung und


Auswertung der Systemantwort auf ein Testsignal nutzt, wurde von Chien
et al. entwickelt [23]. Abbildung (6.6) zeigt die Antwort der errechneten
Überhitzung auf eine sprunghafte Öffnung des Expansionsventils. Aus dem
Graphen werden der Übertragungsfaktor Ks = ∆x/∆y und mit Hilfe der
Wendetangente die Verzugszeit Tu und die Ausgleichszeit Tg bestimmt. Gilt
für Strecken Tu /Tg < 1
3
, können damit günstige Werte für die Kp , TI und
TD eines PID-Reglers ermittelt werden. Für die Überhitzungsregelung wer-
den die Einstellwerte für ein gutes Führungsverhalten mit erlaubtem Über-
schwingen gewählt, da ein Abweichen der Überhitzung nach unten nicht per
se als kritisch einzuschätzen ist, solange der Flüssigkeitsanteil im Sauggas
nicht zu stark erhöht ist. Die Werte für eine Regelung nach dem massen-
bezogenen Flüssigkeitsanteil, der mit dem optischen Sensor bestimmt wird,
werden mit dem Ziel eines guten Führungsverhaltens mit aperiodischem
Regelgrößenverlauf bestimmt. Tabelle 6.1 fasst die Kennwerte und Einstell-
werte zusammen.

Dass die Verstärkung der Regelstrecke für verschiedene Ausgangswerte y0


unterschiedlich ausfällt, wurde bereits weiter oben für die Überhitzung ge-
zeigt und kann auch für den Flüssigkeitsanteil beobachtet werden. Bei glei-
cher Sprunghöhe für die Öffnung des Expansionsventils nehmen bei einem
Ausgangswert von y0 = 7 % sowohl der Flüssigkeitsanteil stärker zu als auch
die Verzugs- und Ausgleichszeit ab.
6.3 Bewertung der Regelungskonzepte 143

Tabelle 6.1.: Verzugszeit, Nachstellzeit und Einstellwerte beim Reglerent-


wurf
Signal y0 Ks Tu Tg Kp TI in min TD in min

Tsh 8,3 K 5,3 4,4 27,6 1,13 0,62 0,037


LM F 1,0 % 1,4 2,5 5,9 0,68 0,098 0,021
LM F 7,0 % 2,1 1,73 4,65 1,15 0,078 0,014

10 38,0

Expansionsventilöffnung in %
37,5
Überhitzung in K

7 37,0

36,5

Tu Tg

4 36,0

0 20 40 60 80 100 120

Zeit in s

Abbildung 6.6.: Verlauf des Überhitzungssignals nach einer sprunghaften


Öffnung des Expansionsventils

6.3. Bewertung der Regelungskonzepte

Um verschiedene Regelungskonzepte und Reglereinstellungen bewerten zu


können, wird ein Gütekriterium J eingeführt. Da auch permanent vorlie-
gende Flüssigkeitsanteile von weniger als 0,7 % im untersuchten Verdichter
mit großer Wahrscheinlichkeit vor einem Eintritt in die Verdichtungskammer
verdampfen, sollen nur höhere Flüssigkeitsanteile als effektive Regelabwei-
chung gewichtet werden. Die Regelabweichung wird damit über

e(t) = max(LM F (t) − 0, 007; 0) (6.112)


144 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

berechnet und über die Zeit integriert, um so das Gütemaß


Z ∞
J= e(t)dt (6.113)
0

zu erhalten. Als zweites Gütekriterium wird das Maximum der während des
Versuchs der auftretenden Flüssigkeitsanteile festgelegt. Als drittes Krite-
rium die durchschnittliche Überhitzung Tsh,mean , die wie in Kapitel 2 dar-
gestellt, für eine möglichst hohe Leistungszahl des Kreisprozesses minimiert
werden soll.

6.4. Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch

Die zuvor entworfene Regelung kann durch das Abfahren von Lastwechsel-
zyklen im Versuch erprobt werden und damit Unterschiede zwischen der
Regelung nach Überhitzung und dem massenbezogenem Flüssigkeitsanteil
aufgezeigt werden. Bei realen Anwendungen von Wärmepumpen und Käl-
temaschinen sind selten konstante Temperaturen auf der Sekundärseite von
Verdampfer und Kondensator zu erwarten. Durch das Zu- oder Abschalten
von Lasten können bei Heizanwendungen im Kondensator und bei Kühlan-
wendungen im Verdampfer rampenförmige Änderungen der sekundärseitigen
Eintrittstemperatur auftreten. Auch das gleichzeitige Auftreten von Last-
wechseln auf beiden Seiten ist vorstellbar. Zum Beispiel wenn bei Wärme-
pumpenanwendungen ein Ventil einen zusätzlichen Heizkreis öffnet, während
die Wärmepumpe verdampferseitig an ein kaltes Nahwärmenetz angebunden
ist. Hier kann es zu einer Änderungen der Vorlauftemperatur durch das Ein-
oder Ausschalten anderer Wärmepumpen im gleichen Netz kommen. Genau-
so sind Temperaturschwankungen zu erwarten, wenn die Niedertemperatur-
wärme aus volatilen Prozessen z.B. industrieller Abwärme stammt. Auch im
Bereich der Mobilität sind gleichzeitige Lastwechsel auf beiden Sekundär-
seiten denkbar. Beispiele sind Auftreten einer Kühlanforderung durch den
Nutzer, während durch eine Tunnelfahrt die ansonsten hohe Außentempe-
ratur schlagartig absinkt. Bei batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen
können außerdem gleichzeitige Kühl- und Heizanforderungen für Fahrgas-
traum und Traktionsbatterie auftreten.
6.4 Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch 145

Eine verbesserte, effizienzoptimale Regelung muss Störungen auch in solchen


Szenarien zuverlässig ausregeln. Als Vergleichsmaßstab dient ein für die Ver-
suchsanlage konzipierter Lastwechselzyklus, der diese Szenarien zusammen-
fasst und leicht abstrahiert. Der Lastwechselzyklus beginnt mit dem Abfall
der Eintrittstemperatur am Verdampfer von 15 auf 7 ◦ C bei zunächst kon-
stanter Kondensatoreintrittstemperatur. Nachdem die Eintrittstemperatur
zurück auf 15 ◦ C angehoben wurde, wird die Kondensatoreintrittstempera-
tur bei konstanter Verdampfereintrittstemperatur von 35 auf 45 ◦ C erhöht.
Abschließend wird ein Anstieg der Kondensatoreintrittstemperatur von 35
auf 42 ◦ C mit einem Abfall der Verdampfereintrittstemperatur von 15 auf 9
7 ◦ C. Der stärkste Gradient liegt zu Beginn des Lastwechsels mit 0,2 K
s
vor.
Abbildung (6.7) zeigt den kompletten Lastwechselzyklus (LWZ). Es ist
erkennbar, dass die im Technikum oft schwankenden Temperaturen der
Wärme- und Kälteversorgung durch das Hydraulikmodul gut in reprodu-
zierbare Zyklen umgewandelt werden können. Dazu sind die Messwerte der
sekundärseitigen Eintrittstemperaturen aus zwei beliebigen Zyklen an un-
terschiedlichen Versuchstagen überlagert dargestellt.

45

40
Eintrittstemperatur in °C

35

30
Verdampfer LWZ1

Kondensator LWZ1
25

Verdampfer LWZ6

20 Kondensator LWZ6

15

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.7.: Lastwechselzyklus auf der Sekundärseite

Als Referenz zu den verbesserten Regelungskonzepten zeigt Abbildung (6.8)


den Verlauf von Überhitzung und massenbezogenem Flüssigkeitsanteil beim
146 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

Durchfahren des Lastzyklusses mit einem Überhitzungssollwert von 5 K.

20 10

optischer Sensor
9

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
Graustufen
8
15 Überhitzung

7
Überhitzung in K

10

5
3

0
1

0 500 1000 1500 2000 2500

Zeit in s

Abbildung 6.8.: Lastwechselzyklus mit PID Regler und Sollwert 5 K

Trotz der guten Einstellwerte kommt es mit einem niedrigem Überhitzungs-


sollwert zum Auftreten von erhöhten Flüssigkeitsanteilen im Sauggas. Mit
Hilfe von Tabelle 6.2 können verschiedene Regler gemäß den vorgestellten
Gütekriterien verglichen werden. Erwartungsgemäß schneidet eine Überhit-
zungsregelung mit PI-Regler im Lastwechselversuch schlechter ab als ein
PID-Regler. Wie Abbildung (6.10) zeigt, lassen sich zwar auftretende Flüs-
sigkeitsanteile durch die Wahl eines höheren Überhitzungssollwertes gut ver-
meiden, was sich aber prinzipiell negativ auf die Leistungszahl des Kreispro-
zesses auswirkt.
Abbildung (6.9) zeigt ein außerdem ein grundsätzlichen Problem bei der
Regelung nach dem Überhitzungssignal. Der starke Abfall der sekundärsei-
tigen Eintrittstemperatur in den Verdampfer bewirkt mit geringer Verzöge-
rung auch einen Abfall der kältemittelseitigen Austrittstemperatur. Durch
den gleichzeitigen Abfall des Verdampfungsdruckes bleibt die Überhitzung
zunächst konstant. Da sich die Überhitzung als Differenz von kältemittel-
seitigen Austrittstemperatur Tr,out und Taupunkttemperatur Tdew ergibt,
dTr,out dTdew (pr,out )
sinkt diese erst wenn < , also der Gradient der käl-
dt dt
temittelseitigen Austrittstemperatur den Gradienten der druckabhängigen
6.4 Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch 147

sh

Abbildung 6.9.: Lastwechselzyklus im Detail

Taupunkttemperatur unterschreitet. Erst dann erfolgt ein Schließen des Ex-


pansionsventils durch den Regler, da es zu einer deutlichen Regelabweichung
kommt. Eine Vorsteuerung kann bei einem starken negativen Gradienten der
sekundärseitigen Eintrittstemperatur eine Erhöhung des Überhitzungssoll-
werts auslösen, macht aber eine zusätzliche Temperaturmessstelle nötig.
Eine Alternative stellt die Einführung von zusätzlichen Sicherheitslogiken
dar, um unerwünschte Betriebszustände zu erkennen und abzustellen. Eine
Möglichkeit ohne zusätzliche Messstellen stellt das Erkennen von niedrigen
Überhitzungen dar, um dann beispielsweise die Reglerverstärkung zu erhö-
hen oder das Expansionsventil um eine definierte Schrittweite zu schließen.
Für den hier verwendeten Überhitzungsregler wurde ein Schwellwert von 1 K
erprobt. Wird dieser Wert unterschritten, dann wird der Sollwert von 5 K
auf 10 K erhöht.
Das Ergebnis ist in Abbildung (6.11) dargestellt. Der Vergleich mit einer
PID-Regelung mit gleichem Überhitzungssollwert zeigt, dass damit die Zeit-
dauer, in der Flüssigkeitsanteile auftreten, reduziert wird. Eine Regelung im
Bereich von sehr niedriger Überhitzung ist anspruchsvoll, da der Überhit-
zungssollwert und die kritische, minimale Überhitzung der Sicherheitslogik
für jede Anlage individuell gewählt werden müssen. Ein industriell verfügba-
148 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

20 5

Überhitzung

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
Graustufen

15
Überhitzung in K

10
2

0 500 1000 1500 2000 2500

Zeit in s

Abbildung 6.10.: Lastwechselzyklus mit PID Regler und Sollwert 10 K

20 5

Überhitzung

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
Graustufen
4
15
Überhitzung in K

10

0 500 1000 1500 2000 2500

Zeit in s

Abbildung 6.11.: Lastwechselzyklus mit Sicherheitslogik für niedriger Über-


hitzung

res Verfahren [28] setzt dabei darauf, den Sollwert der Überhitzung iterativ
so weit ab zu senken, bis das Überhitzungssignal instabil wird, um danach
den Sollwert wieder leicht zu erhöhen- Hiermit können aber keine direkten
Rückschlüsse auf tatsächlich vorliegende Flüssigkeitsanteile gezogen werden
6.4 Bewertung der Regelungskonzepte im Versuch 149

kann, da diese Instabilitäten des Signals auch andere Ursachen haben kön-
nen. Die Güte dieses Verfahrens wird zudem durch die Genauigkeit und
Geschwindigkeit der Temperaturmessung beschränkt.

20 5

Überhitzung

Graustufen

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
15
Temperatur in K

10

0 500 1000 1500 2000 2500

Zeit in s

Abbildung 6.12.: Lastwechselzyklus mit verzögerter Temperaturmessung

Abbildung (6.12) zeigt den Effekt einer zeitlichen Verzögerung in der Tem-
peraturmessung auf den Verlauf des Überhitzungssignals. Dazu wird das von
der Anlage gemessene Temperatursignal zusätzlich über ein Verzögerungs-
glied erster Ordnung mit einer Zeitkonstante von 30 Sekunden moduliert,
die für einen Anlegefühler als typisch angenommen wird (vgl. Abschnitt 6.1).
Einen anderen Lösungsansatz bietet die Erweiterung der Überhitzungsrege-
lung um einen zusätzlichen Sensor für den Flüssigkeitsanteil. Die vorhandene
Sicherheitslogik wird dahingehend verändert, dass ein vom optischen Sen-
sor detektierter Flüssigkeitsanteil von mehr als 1 % wieder zur zeitweisen
Anhebung des Überhitzungssollwerts von 5 K auf 10 K führt.
Abbildung (6.13) zeigt, dass mit dieser Methodik Flüssigkeitsanteile früh-
zeitig erkannt und der Reglereingriff noch schneller als bei einer Sicherheits-
logik für niedrige Überhitzungen erfolgen kann. Dies stellt einen sinnvollen
Einsatz für Kältekreisläufe dar, die nicht als Serienprodukt konzipiert sind,
und für die bei der Auslegung der Regler eine vergleichsweise geringe Ent-
wicklungszeit zur Verfügung steht. Statt eine Abwägung zwischen geringer
150 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

20 5

Überhitzung

optischer Sensor

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
4
15
Temperatur in K

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.13.: Lastwechselzyklus mit Sicherheitslogik für hohe Flüssig-


keitsanteile

Reaktionszeit und der Gefahr einer instabilen Regelung treffen zu müssen,


kann durch den optischen Sensor als Sicherheitslogik die Betriebssicherheit
auch bei Abweichungen von den optimalen Einstellwerten erhöht werden.

6.5. Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil ohne IHX

Anstatt den optischen Sensor allein als Sicherheitslogik zu verwenden, kann


dieser auch genutzt werden, um direkt auf den massenbezogenen Flüssig-
keitsanteil am Verdampferaustritt zu regeln. Der Sollwert des Flüssigkeits-
anteils wird auf 0,6 % festgelegt und die Einstellwerte Kp = 1,15, TI =
0,078 min und TD =0,014 min aus Tabelle 6.1 verwendet. In Vorversuchen
konnten damit Störungen, die zu hohen Flüssigkeitsanteilen führen, gut aus-
geregelt werden ohne zu einem instabilen Verhalten zu führen.
Zusätzlich wird wieder eine Sicherheitslogik für zu hohe Sollwerte des Flüs-
sigkeitsanteils implementiert. Mit einer Hysterese innerhalb dieser Logik
wird ein Rattern (Chattering) der Regelung vermieden. Die Parameter hier-
für werden so gewählt, dass die Logik eingreift, wenn ein LMF-Wert von
1,2 % überschritten wird und der Eingriff endet, wenn ein Wert von 0,5 %
6.5 Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil ohne IHX 151

10 5

Überhitzung

9
Graustufen

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
8 4

7
Temperatur in K

6 3

4 2

2 1

0 0

0 500 1000 1500 2000 2500

Zeit in s

Abbildung 6.14.: Lastwechselzyklus mit Regelung nach Flüssigkeitsanteil

unterschritten wird.
Abbildung (6.14) zeigt den Lastwechselzyklus mit Regelung nach LMF mit
Hilfe der Graustufenmethode. Die maximal auftretenden Flüssigkeitsanteile
überschreiten den Wert von 2 % nicht, was - die Regelung auf eine hohe
Überhitzung von 10 K ausgenommen - das beste Ergebnis der untersuchten
Regler darstellt. Verbesserungspotenzial liegt bei dieser Regelung noch dar-
in, die Überhitzung nach Abschnitten mit steigender Verdampfertemperatur
oder fallender Kondensatortemperatur wieder schnell auf den Sollwert zu-
rückzuführen. Hier fällt auf, dass die Überhitzung kurzzeitig bei Werten von
4,5 K verbleibt. Die Messwerte zum Ende des Lastzyklus zeigen aber auch,
dass der Sollwert des Flüssigkeitsanteils zusammen mit einer Überhitzung
im Bereich von 0 K wieder durch eine stärke Öffnung des Expansionsventils
erreicht wird.
Tabelle 6.2 fasst die Ergebnisse zur Regelgüte der untersuchten Regler zu-
sammen. Es wird deutlich, dass mit der Verdampferregelung auf Basis der
Flüssigkeitsanteils auch im dynamischen Betrieb von Kältemaschinen eine
dauerhaft niedrige Überhitzung erzielt werden kann. Dabei kann das Auf-
treten von hohen Flüssigkeitsanteilen sogar wirksamer vermieden werden als
mit einer Überhitzungsregelung.
152 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

Tabelle 6.2.: Kennwerte für die Regelgüte der verschiedenen Regler


Signal Regler Sollwert Tsh,mean max(LM F ) J (LMF)

Tsh PID 5K 4,9 K 2,8 % 130


Tsh PID 10 K 9,9 K 0,7 % 0
Tsh PI 5K 4,8 K 4,24 % 417
LM F PID 0,6 % 2,7 K 2,0 % 44

6.6. Ausregelung von Schwingungen

Aufgeprägte Schwingungen
Änderungen der Eintrittstemperatur in den Verdampfer oder Kondensator
können neben rampenförmigen Verläufen bei Lastwechseln auch in Form von
Schwingungen vorliegen, die durch Störungen im nachgelagerten hydrauli-
schen Netz hervorgerufen werden. Eine Ursache können Regler für Pumpen,
Ventile oder andere Anlage im hydraulischen Netz sein, die zusammen mit
der Regelstrecke zu einem Regelkreis führen, der je nach resultierendem
Dämpfungsgrad auf eine Anregung mit einer Dauerschwingung reagieren
kann. Um dies im Versuch darzustellen, wird durch das Hydraulikmodul
eine Sinusschwingung auf die Verdampfereintrittstemperatur mit einer Am-
plitude von 2 K und einer Periodendauer von 100 s aufgeprägt. Abbildung
(6.15) zeigt die Eintrittsbedingungen für Verdampfer und Kondensator wäh-
rend zweier Versuchsreihen, zwischen denen die Modulation kurzzeitig aus-
geschaltet wurde. Zudem ist zu erkennen, dass sich die Schwingungen auf der
Verdampferseite durch den Kälteprozess auch auf die Kondensatorseite über-
tragen, wobei die Amplitude aber stark reduziert wird. Abbildung (6.16)
zeigt, dass diese Störungen auf der Sekundärseite mit einer Regelung nach
dem Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt im Zeitraum zwischen 0 und
600 s effektiv ausgeregelt werden können. Danach wird Aufprägung der Stö-
rung kurzzeitig ausgesetzt und die Regelung auf eine Überhitzungsregelung
mit verzögertem Temperaturfühler (vlg. Abschnitt 6.4) und einem Sollwert
von 5 K umgestellt. Hierdurch treten starke Schwankungen der Überhitzung
auf. Fällt die Überhitzung soweit ab, dass Flüssigkeitsanteile auftreten, sind
6.6 Ausregelung von Schwingungen 153

38

36

Temperatur in °C

34

Eintrittstemperatur Verdampfer

Eintrittstemperatur Kondensator

12

10

0 250 500 750 1000 1250 1500

Zeit in s

Abbildung 6.15.: Eintrittstemperaturen durch aufmodulierte Schwingungen


auf der Sekundärseite

die maximalen Werte trotz des gewählten Überhitzungssollwerts genauso


hoch wie bei der LMF-Regelung, deren niedriger Sollwert zu einer höheren
Verdampferleistung führen kann.
Thermohydraulische Oszillationen
Neben den durch das Hydraulikmodul aufgeprägten Schwingungen auf der
Sekundärseite, kommt es bei bestimmten Betriebspunkten zu den in Ab-
schnitt 4.3.3 beschriebenen thermohydraulischen Oszillationen, die im Käl-
tekreis selbst entstehen. Abbildung (6.17) zeigt eine Versuchsreihe, bei der
die auftretenden Schwingungen ausgeregelt werden sollen. Dazu wird das Ex-
pansionsventil bei konstanten Bedingungen auf der Sekundärseite auf einen
Öffnungsgrad gebracht, bei dem ein Flüssigkeitsanteil von etwa 2,5 % vor-
liegt. Die Öffnung des Expansionsventils wird konstant gehalten, während
sich die Schwingungen aufbauen. Danach wird eine Regelung nach dem Flüs-
sigkeitsanteil, der mit Hilfe des optischen Sensors bestimmt wird, aktiviert
und die Stellung des Expansionsventils durch die Regelung verändert. Hier-
bei kommt es am Anfang noch zu Ausschlägen bei Überhitzung und Flüssig-
keitsanteil. In der Abbildung ist auch zu erkennen, dass das Expansionsventil
bei einer Zunahme des Flüssigkeitsanteils bereits damit beginnt zu schließen,
154 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

12 5

Überhitzung

Graustufen

massenbezogener Flüssigkeitsanteil
10
Temperatur in K 4

1
2

0 0

0 250 500 750 1000 1250 1500

Zeit in s

Abbildung 6.16.: Ergebnisse bei Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil und


bei Umstellung auf Überhitzungsregelung mit verzögerter
Temperaturmessung

während die nachlaufende Überhitzung noch positive Werte anzeigt. Damit


können die Oszillationen nach kurzer Zeit die richtige Bewegung des Expan-
sionsventil unterbunden werden, wobei die Änderungen des Öffnungsgrads
nur noch gering ausfallen. Wird das Expansionsventil wieder auf eine kon-
stante Öffnung gesetzt, die einen Austrittszustand mit Flüssigkeitsanteilen
bedingt, treten auch die Oszillationen wieder auf.
Weitere Versuchsreihen zeigen, dass die beobachteten Oszillationen durch
eine Überhitzungsregelung mit niedrigeren Sollwerten nicht ausgeregelt wer-
den können. Erst wenn einer PID-Regelung hohe Überhitzungssollwerte vor-
gegeben werden, können wieder stabile Betriebspunkte erreicht werden.

6.7. Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil im Kältekreis mit


IHX

Der Kältekreislauf der Versuchsanlage kann durch einen internen Wärme-


übertrager (IHX) ergänzt werden. Durch diesen kann Wärme vom konden-
sierten Kältemittel auf der Hochdruckseite genutzt werden, um das Saug-
6.7 Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil im Kältekreis mit IHX 155

10

Überhitzung

8
Temperatur in K

52

EXV
Öffnungsgrad in %

50

48

46

44

42

40

38

optischer Sensor

3
LMF in %

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.17.: Verlauf von Überhitzung, Expansionsventilöffnung und


massenbezogenem Flüssigkeitsanteil während thermo-
hydraulischer Oszillationen

gas zwischen Verdampfer und Verdichter zusätzlich zu überhitzen. Werden


am Verdichtereintritt wegen mangelnder Flüssigkeitstoleranz oder fehlenden
Freigaben des Verdichters deutliche Überhitzungen angestrebt, liegt das Käl-
temittel am Eintritt des internen Wärmeübertragers häufig noch zweiphasig
vor. Damit ergibt sich die Möglichkeit zwischen Austritt des Verdampfers
und Eintritt in den IHX eine Regelung nach dem Flüssigkeitsmassenanteil
einzusetzen.
Für den Betriebspunkt der Versuchsanlage mit einer Verdampfereintritts-
temperatur von 15 ◦ C und Kondensatoreintrittstemperatur von 35 ◦ C ent-
156 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

14

Überhitzungsregelung

Flüssigkeitsmassenanteil in %
12

LMF-Regelung

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.18.: Flüssigkeitsanteil bei Lastwechselzyklus mit IHX

spricht eine Überhitzung von 5 K einem Flüssigkeitsanteil von 5 %, die jeweils


als Sollwert einer PID-Regelung mit Überhitzungssignal bzw. mit dem op-
tischen Sensor festgelegt wird. Ausgehend von diesem Betriebspunkt wird
wieder der gleiche Lastwechselzyklus durchlaufen.

14
Überhitzungsregelung
Überhitzung vor Verdichter in K

LMF-Regelung
12

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.19.: Verlauf der Überhitzung am Verdichtereintritt bei Last-


wechselzyklus mit IHX
6.7 Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil im Kältekreis mit IHX 157

Wie am Kurvenlauf in Abbildung (6.18) zu erkennen, kann mit dem ent-


worfenen Regler nach dem Flüssigkeitsanteil eine gute Regelgüte mit gerin-
gen Sollwertabweichungnen erzielt werden. Abbildung (6.19) zeigt, dass die
Verwendung des Überhitzungsreglers trotz Auslegung nach dem Faustfor-
melverfahren zu Regelabweichungen zwischen 11 K als höchstem und 1 K
als niedrigstem Istwert führt, bei dem Flüssigkeitsanteile im Sauggas nicht
ausgeschlossen werden können. Dies liegt an einem konzeptionellen Nach-
teil der Regelung nach der Sauggasüberhitzung am Austritt des IHX. Die
Störung in der sekundärseitigen Eintrittstemperatur wird sowohl durch den
Verdampfer als auch durch den internen Wärmeübertrager nichtlinear ver-
stärkt und verzögert. Der optische Sensor für den LMF erkennt die Störung
zuverlässig und deutlich schneller. Eine Verlagerung des Messpunktes der
Überhitzungsregelung vor den IHX wäre nicht zielführend, da hier perma-
nent eine Überhitzung von 0 K gemessen werden würde.

24 Überhitzungsregelung

LMF-Regelung
22
Verdampferleistung in kW

20

18

16

14

12

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.20.: Verlauf der sekundärseitigen Verdampferleistung bei einer


Regelung nach Überhitzung oder Flüssigkeitsanteil

Durch das bessere Regelergebnis der LMF-Regelung bleibt der Verdamp-


fer im gesamten Lastzyklus gleichmäßig mit verdampfendem Kältemittel
gefüllt. Bei Verwendung der Überhitzungsregelung ist der Anteil an unver-
dampftem Kältemittel am Verdampferaustritt ungleichmäßig und zeitweise
158 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt

deutlich erhöht ist. Dies führt zu einer Minderung der durchschnittlichen


Verdampferleistung um 2,78 %, siehe Abbildung (6.20). Die zeitweise starken
Schwankungen der Verdampferleistung bei der Regelung nach Flüssigkeits-
anteil sind auf kleine Schwingungen in der Verdampfereintrittstemperatur
zurückzuführen. Wie in Abbildung (6.21) zu erkennen ist, bleiben die Ab-
weichungen bei den Eintrittstemperaturen während beider Lastzyklen aber
sehr gering.
Eintrittstemperatur Verdampfer/Kondensator in °C

45

40

35

30

Überhitzungsregelung
25
LMF-Regelung

20

15

10

0 250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000

Zeit in s

Abbildung 6.21.: Verlauf der Kondensator- und Verdampfereintrittstempe-


ratur im Lastzyklus

Weiteres Potenzial zur Steigerung der Verdampferleistung liegt in der Wahl


der Sollwertes für den Flüssigkeitsanteil am Verdampferaustritt. Wie Abbil-
dung (6.18) und (6.19) zeigen, resultiert der gleiche Flüssigkeitsmassenanteil
am Verdampferaustritt in je nach Betriebspunkt unterschiedlichen Über-
hitzungen, die nicht zwingend leistungsoptimal sind. Mit Hilfe von Kenn-
feldern wäre es aber möglich, für jeden Betriebspunkt optimale Sollwerte
für den Flüssigkeitsanteil zu bestimmen. Damit könnte durch den Wechsel
von Überhitzungs- auf LMF-Regelung die mittlere Verdampferleistung unter
transienten Betriebsbedingungen weiter gesteigert werden.
6.8 Zusammenfassung 159

6.8. Zusammenfassung

Mit Hilfe des Verdampfermodells konnte der nichtlineare Zusammenhang


zwischen dem Öffnungsgrad des Expansionsventils und der Überhitzung des
Kältemittels am Austritt des Verdampfers erklärt werden. Die geringe Ver-
stärkung der Regelstrecke im Bereich niedriger Überhitzungen erschwert
die Auslegung von Überhitzungsregelungen auf niedrige Sollwerte. Hinzu
kommt, dass in diesen Betriebspunkten das Temperatursignal durch auftre-
tende Flüssigkeitsanteile instabil wird und seine Varianz stark zunimmt. Für
eine Regelung des Verdampfers nach dem massenbezogenen Flüssigkeits-
anteil wurde das beobachtete Zeitverhalten des Verdampfers genutzt, um
passende Regelparameter zu bestimmen. Durch den konzipierten Lastwech-
selzyklus steht ein anspruchsvoller und reproduzierbarer Vergleichsmaßstab
zur Verfügung, mit dem verschiedene Regelungen nach dem vorgestellten
Gütekriterium bewertet werden können. Außer für hohe Überhitzungssoll-
werte können mit der üblichen Überhitzungsregelung die starken Gradienten
auf der Sekundärseite nur schlecht ausgeregelt werden und es treten hohe
Flüssigkeitsanteile am Verdampferaustritt auf. Sollen diese weitestgehend
vermieden werden, können mit der vorgestellten, neuartigen Sensorik geeig-
nete Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dies sind entweder eine sofortige
Anhebung des Überhitzungssollwertes oder die Abschaltung des Verdichters.
Wird eine gewisse Toleranz des Verdichters gegenüber Flüssigkeitsanteilen
vorausgesetzt, kann der Verdampfer auch direkt nach dem Flüssigkeitsan-
teil an seinem Austritt geregelt werden. Mit einem PID-Regler und bei ei-
nem Sollwert für den Flüssigkeitsanteil von 0,6 % treten beim Durchfahren
des Lastwechselzyklus sowohl im Maximum als auch im gewichteten Mit-
tel geringere Flüssigkeitsanteile auf, als bei einer PID-Regelung auf einen
Überhitzungssollwert von 5 K. Die Erweiterung des Kältekreislaufes durch
einen internen Wärmeübertrager bietet die Möglichkeit auf einen zweiphasi-
gen Austrittszustand am Verdampferaustritt zu regeln, während am Austritt
des IHX stets überhitztes Kältemittel vorliegt. Dies ermöglicht eine stabile-
re Regelung des Kälteprozesses im Vergleich zur Überhitzungsregelung am
Austritt des IHX und führte im Versuch zu einer Steigerung der Verdamp-
ferleistung.
160 6 Verdampferregelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils am Austritt
161

7. Anwendungsbeispiel: Regelung unter


netzdienlichen Aspekten

Im traditionellen Energiesystem war es bislang üblich, auf Änderungen der


Nachfrage mit einer Anpassung der Erzeugung zu reagieren. Durch die einge-
schränkte Steuerbarkeit der Erneuerbaren Energien ist dies nicht mehr mög-
lich. Auf der anderen Seite stehen jetzt schnelle und zuverlässige Kommuni-
kationsschnittstellen zur Verfügung, mit denen auch die Verbrauchsseite in
das Lastmanagement mit einbezogen werden kann. Als Anwendungsbeispiel
für die Verdampferregelung nach dem Flüssigkeitsanteil wird mit einer Si-
mulationsstudie gezeigt, wie diese zur Anlagenregelung unter netzdienlichen
Aspekten verwendet werden kann.

7.1. Dezentrales Lastmanagement

Fischer et al. zeigen am Beispiel einer dynamischen Jahressimulation wie


Freiheitsgrade bei der thermischen Energieversorgung von Wohngebäuden
gezielt genutzt werden können. Durch den Einsatz von Wärmepumpen und
Speichern können 20 bis 30 % des elektrischen Energiebedarfs für die Ge-
bäudeheizung innerhalb des gleichen Tages hin zu Zeiten mit einem höheren
Angebot an Erneuerbaren verschoben werden [46]. Beim Energiebedarf für
Warmwasser können als Ergebnis der Studie 65 %, beim Kältebedarf 40 bis
90 %, in andere Zeiträume verschoben werden. Durch die Nutzung von Er-
neuerbaren Energien am Ort der Erzeugung, kann nicht nur der Strombezug
aus dem Netz vermieden werden, sondern auch der Transport von eingespeis-
ter Energie durch das Verteilnetz entfallen. Invertergesteuerte Verdichter
ermöglichen es, die thermische Leistungsabgabe und elektrische Leistungs-
aufnahme von Wärmepumpen gezielt zu modulieren. Hohe Gradienten der
Leistungsaufnahme sind wünschenswert, um dem schwankenden Leistungs-
angebot an Erneuerbaren Energien gut folgen zu können, erhöhen aber auch
162 7 Anwendungsbeispiel: Regelung unter netzdienlichen Aspekten

die Anforderungen an die Regelungstechnik. Ob eine Regelungstechnik auf


Basis des Flüssigkeitsanteils auch hier Anwendungspotenzial hat, kann mit
einer Simulationsstudie abgeschätzt werden. Als Beispiel für die volatile
Leistung der Erneuerbaren Energien, soll eine Photovoltaikanlage dienen, da
diese häufig gebäudenah installiert werden. Abbildung (7.1) zeigt die direkte
solare Strahlung für einen süddeutschen Standort für zwei verschiedene No-
vembertage in minutenweiser Auflösung mit Messdaten aus dem Pangaea
Projekt [117]. Während am 17.11.2018 ein nahezu konstantes Strahlungs-
angebot vorliegt, zeigen Messdaten vom 02.11.2018 gut, wie durch stark
schwankende Bedeckung auch Strahlungsintensität minutenweise schwanken
kann. Die elektrische Leistung der Photovoltaikanlage verhält sich in erster
Näherung proportional zu diesem Wert.

900

02.11.2018

800
17.11.2018
direkte solare Strahlung in W/m²

700

600

500

400

300

200

100

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Tagesstunde

Abbildung 7.1.: direkte solare Strahlung für zwei unterschiedliche Novem-


bertage

Im Simulationsmodell soll die Leistungsaufnahme eines invertergesteuerten


Verdichters diesem Angebot möglichst gut folgen. Dies wird über eine Regel-
ung der Verdichterdrehzahl erreicht, wobei eine Modulierbarkeit zwischen 20
und 100 % angenommen wird. Die sekundärseitigen Eintrittstemperaturen
werden für den Verdampfer auf konstante 10 ◦ C, für den Kondensator auf
45 ◦ C gesetzt. Für die Regelung des Expansionsventils werden eine Regel-
7.2 Bereitstellung von Regelenergie 163

ung nach der Überhitzung sowie eine Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil
miteinander verglichen. Als Sensor für den Flüssigkeitsanteil wird der opti-
sche Sensor verwendet. Die Zeitkonstanten der Temperaturmessung und des
optischen Sensors werden im Modell auf die von den realen Bauteilen er-
mittelten Werte festgelegt. Die Regelung des Expansionsventils erfolgt über
einen PID-Regler, dessen Einstellwerte die gleichen sind, die auch für die
Laborversuche verwendet wurden. Für den modellierten Scrollverdichter der
Versuchsanlage wird angenommen, dass dieser durch seine Bauart kurzzeitig
einen Flüssigkeitsanteil von 1,5 % im Sauggas toleriert. In einer Simulation
des Lastzyklus können die Sollwerte der Regelung so variiert werden, dass
die gesetzten Kriterien eingehalten werden. Durch Iterationen kann der Soll-
wert für die Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil auf 0,5 % ermittelt werden.
Für die Überhitzungsregelung wird das Kriterium bei einem Sollwerte von
6,8 K eingehalten. Durch den vergleichsweise hohen Überhitzungssollwert,
der nötig ist, um die starken Lastwechsel ausregeln zu können, ergeben sich
auch Unterschiede bei der Effizienz des Kältekreislaufes. Die durchschnitt-
liche Verdampferleistung von ca. 9 kW kann durch die Regelung nach dem
Flüssigkeitsanteil um 8,29 % gesteigert werden. Die erhöhte Menge der im
Verdampfer aufgenommenen Wärme kann beim Betrieb des Prozesses als
Wärmepumpe auch in mehr nutzbringende Wärme durch den Kondensator
abgegeben werden. Die auf die Heizleistung bezogene Leistungszahl εW P
steigt für dieses Beispiel durch die bessere Regelung um 7,66 % auf einen
mittleren Wert von 4,27.

7.2. Bereitstellung von Regelenergie

Für die aufgezeigte Möglichkeit zur Vermeidung der Einspeisung müssen


ausreichende Volumina an thermischer Speicherkapazität vorausgesetzt wer-
den. Im Wohngebäudebestand ist dies nur eingeschränkt zu realisieren und
konkurriert mit der Nutzfläche des umbauten Raums. Eine weitere netzdien-
liche Eigenschaft von Kältemaschinen und Wärmepumpen, die ohne zusätz-
liche Speicherkapazität auskommt, ist die kurzfristige Lastreduktion, mit
der positive Regelleistung bereitgestellt werden kann. Eine Erhöhung der
elektrischen Last stellt negative Regelleistung zur Verfügung. Dies ist umso
164 7 Anwendungsbeispiel: Regelung unter netzdienlichen Aspekten

relevanter, da mit einer höheren Anzahl von Erneuerbaren Energien auch die
Anzahl der Schwungmasse im elektrischen Netz abnimmt, mit deren Hilfe
Schwankungen der Netzfrequenz ausgeregelt werden können [77]. Dazu wird
überprüft, in welchem möglichst kurzen Zeitintervall die Leistungsreduktion
vorgenommen werden kann, so dass diese noch effektiv ausgeregelt werden
kann. Vorteile einer Reduktion der Verdichterdrehzahl gegenüber einem voll-
ständigen Abschalten liegen in einer geringeren Alterung der Komponenten
und der Vermeidung von irreversiblen Verlusten durch starke Transienten
während des Startvorgangs [33].
Kurzfristige Unterbrechungen der Wärme- oder Kälteleistung wirken sich
durch die hohe thermische Speicherkapazität von Gebäuden nicht sofort auf
die Raumtemperatur aus. Geringe Abweichungen der Raumtemperatur, die
sich innerhalb eines Komfortfensters der Nutzer bewegen, das Abweichungen
von 2 K nach oben und 1 K nach unten umfasst, werden als nicht störend
toleriert [122].
Die zur Netzregelung benötigte Regelenergie ist in verschiedene Katego-
rien eingeteilt, die sich in ihrer Aktivierungszeit unterscheiden. Primärre-
gelleistung muss innerhalb von 30 Sekunden erbracht werden und wird im
bestehenden Energiesystem durch eine Drehzahlregelung von elektrischen
Generatoren hinter den Strömungsmaschinen großer Kraftwerke erbracht.
Batteriespeicher stellen in einem Erneuerbaren Energiesystem hierfür eine
vielversprechende Alternative mit hoher Reaktivität dar [77]. Sekundärre-
gelleistung muss innerhalb von 5 Minuten aktiviert werden können und ma-
ximal eine Stunde lang bereitgestellt werden. Bei bleibenden Abweichungen
der Netzfrequenz wird sie von der Tertiärregelung (Minutenreserve) abge-
löst. Mit dem durch die Versuchsanlage bekannten Zeitverhalten kommt für
Kältemaschinen und Wärmepumpen vor allem die Bereitstellung von Sekun-
därregelleistung in Frage. Dies setzt nach den Voraussetzungen der Bundes-
netzagentur eine Mindestangebotsgröße von 1 MW voraus [19]. Allerdings
können Angebotsgrößen durch sogenanntes Pooling von vielen kleinen An-
lagen virtuell vergrößert werden [105].
Um beispielhaft zu prüfen, inwieweit die Leistungsaufnahme von Kälte-
maschinen und Wärmepumpen innerhalb des für die Sekundärregelleistung
festgelegten Zeitraums reduziert werden kann, wird wieder das dynamische
7.2 Bereitstellung von Regelenergie 165

Simulationsmodell mit den gleichen Randbedingungen verwendet. Die se-


kundärseitige Verdampfereintrittstemperatur von 10 ◦ C wird zusätzlich mit
einer Sinusschwingung mit einer Amplitude von 1 K und einer Periodendau-
er von 300 s überlagert, die Störungen abbilden soll, die bei Kältemaschinen
im nachgelagerten hydraulischen Netz vorkommen können.

2,0
P / LMF-Regelung
el

6000 1,8
P / Überhitzungsregelung
el

LMF / LMF-Regelung
1,6

LMF / Überhitzungsregelung
5000
elektr. Leistung in W

1,4

1,2

LMF in %
4000

1,0

0,8
3000

0,6

0,4
2000

0,2

1000 0,0

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

Abbildung 7.2.: Verlauf der elektrischen Leistungsaufnahme für eine Regel-


ung nach Überhitzung oder Flüssigkeitsanteil (LMF)

In der Simulation können eine Überhitzungsregelung mit einem Sollwert


von 5 K und eine Regelung auf einen Flüssigkeitsanteil von 0,5 % mitein-
ander verglichen werden. Der Gradient der Leistungsänderung von 100 auf
20 % wird dabei so gewählt, dass maximal 1,5 % Flüssigkeitsanteil auftreten.
Abbildung (7.2) zeigt die Ergebnisse der Simulation.
Mit Regelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils kann die Leistungsänderung
innerhalb von 280 Sekunden erbracht werden, womit der Anspruch an die
Geschwindigkeit der Sekundärregelleistung erfüllt wird. Um das Geschwin-
digkeitskriterium mit der Überhitzungsregelung zu erfüllen, muss entweder
ein höherer Sollwert angesetzt werden, was sich effizienzmindernd auswirkt,
oder die Höhe der Leistungsreduktion gesenkt werden. Weiterer Forschungs-
bedarf betrifft über dieses Anwendungsbeispiel hinausgehende Vorgaben, die
sich aus dem Präqualifikationsverfahren für Regelreserveanbieter ergeben.
166 7 Anwendungsbeispiel: Regelung unter netzdienlichen Aspekten
167

8. Zusammenfassung der Arbeit

Anhand des idealen Vergleichsprozesses konnte gezeigt werden, dass für vie-
le Kältemittel mit einer Absenkung der Überhitzung bis zum zweiphasigen
Austrittszustand der Wirkungsgrad des Kälteprozesses erhöht werden kann.
Maßgeblich hierfür sind das Verhältnis von Isentropenexponent und spezi-
fischer Verdampfungsenthalpie. Bei gegebener Verdampferfläche lassen sich
für alle untersuchten Kältemittel die Verdampferleistung und die Leistungs-
zahl im Modell des vereinfachten Kreisprozesses steigern. Auch beim Einsatz
eines internen Wärmeübertragers ist der Effekt in Abhängigkeit von dessen
Effektivität noch vorhanden. Zusätzlich konnte im Experiment demonstriert
werden, wie durch geringe Flüssigkeitsanteile im Sauggas die Verdichtungs-
endtemperatur effektiv abgesenkt werden kann.
Für die Bestimmung des Flüssigkeitsanteils am Verdampferaustritt von
Kompressionskältemaschinen stehen nach aktuellem Stand verschiedene Me-
thoden zur Verfügung, von denen einige als Sensor im Labormaßstab erprobt
sind und ein kleiner Teil marktverfügbar ist. Dennoch ist die Regelung von
Verdampfern nach dem Flüssigkeitsanteil am Austritt bislang kaum ver-
breitet. Eine Ursache liegt in der mangelnden Verfügbarkeit von günstiger
und verlässlicher Sensorik und der Tatsache, dass bereits geringe Flüssig-
keitsanteile im Sauggas in manchen Typen von Verdichtern Schäden verur-
sachen können. Hinsichtlich der Toleranz gegenüber geringen Flüssigkeits-
anteilen wurden dazu verschiedene Verdichtertypen unter Berücksichtigung
ihrer Bauart bewertet, da Herstellerangaben zu erlaubten Werten fehlen. Je
nach Bauart ist eine gewisse Toleranz plausibel, da mit der Abwärme des
Elektromotors oder der Verdichtungsarbeit noch geringe Mengen von Flüs-
sigkeit im Sauggas verdampft werden können. Eine tribologisch unzulässig
hohe Abnahme der Ölviskosität konnte durch eine Messung der Ölsumpf-
temperatur und ein Simulationsmodell eines Scrollverdichters für geringe
Flüssigkeitsanteile als wenig wahrscheinlich bewertet werden.
168 8 Zusammenfassung der Arbeit

Ein dynamisches Modell eines Verdampfers mit finiten Volumina wurde so


weiterentwickelt, dass es die Ungleichverteilung von Eintrittsdampfquali-
tät und Massenstrom zwischen den parallelen Kanälen eines Plattenwärme-
übertragers abbildet. Mit Hilfe des Modells können Leistungsminderungen
durch Ungleichverteilung bestimmt und eine plausible Erklärung für den
S-kurvenförmigen Verlauf der Überhitzung gegenüber der Expansionsventil-
öffnung gefunden werden. Zudem stellt das Verdampfermodell mit Ungleich-
verteilung einen neuen Ansatz dar, mit dem das in Versuchen beobachtete
Auftreten von Flüssigkeitsanteilen trotz positiver Überhitzung am Verdamp-
feraustritt erklärt werden kann. Mit Hilfe eines idealisierten Modells zu Ver-
dampfungsvorgängen an unterkühlten Einzeltropfen, die im Ungleichgewicht
zum überhitzten Sauggas stehen, konnte abgeschätzt werden, dass diese in
der Sauggasleitung nur bei hohen Gasüberhitzungen oder großen Rohrlän-
gen verdampfen, bevor sie den Verdichter erreichen.
Mit dem im Rahmen eines geförderten Forschungsprojektes entwickelten op-
tischen Sensor steht eine neue Methode zur Verfügung, um Flüssigkeitsantei-
le zwischen 0,5 und 10 % in Strömungen des Kältemittels R410A zu messen.
Ergänzend wurde eine einfache Methode zur Auswertung von Kamerabil-
dern der Kältemittelströmung in einem für diesen Zweck neu konstruiertem
Strömungsschauglas entwickelt. Trotz des noch vorhandenen Verbesserungs-
potenzials bei der Genauigkeit, stellen beide Verfahren brauchbare und sta-
bile Signale zur Verfügung, um das Expansionsventil von Kompressionskäl-
temaschinen so zu regeln, dass eine Überhitzung am Verdampferaustritt im
Bereich von 0 K erreicht wird, bei der auch erste Flüssigkeitsanteile auftre-
ten. Für eine Übertragbarkeit auf andere Kältemittel ist weitere Entwick-
lungsarbeit notwendig. Beim optischen Sensor betrifft dies vor allem die
Auswahl der Wellenlänge für die IR-LED und Photodiode, da unterschied-
liche Kältemittel auch verschiedene Absorptionsspektren aufweisen. Bei der
Graustufenmethode ist zu erwarten, dass z.B. die Viskosität des Kältemittels
die Form und Anzahl der Tropfen beeinflusst oder der Brechungsindex des
Kältemittels das Verhältnis zwischen transmittiertem und gestreutem Licht
verschiebt. Auch eine Veränderung des geometrischen Aufbaus von Sensor
oder Schauglas für andere Rohrquerschnitte kann das erneute Einmessen der
Sensorik erforderlich machen, wobei im Fall des optischen Sensors das erar-
169

beitete Simulationsmodell genutzt werden kann. Ein wesentlicher Vorteil der


optischen Verfahren ist aber, dass diese auf der Strahlschwächung durch eine
größere Zahl von Flüssigkeitstropfen in radialer Richtung oder auf der Aus-
wertung der Helligkeit in einem größeren Bildausschnitt beruhen, wodurch
die Empfindlichkeit gegenüber Einzeltropfen reduziert wird. Dies stellt einen
Vorteil gegenüber Temperatursensoren mit kältemittelumströmter Messspit-
ze dar, bei denen die Temperaturmessung der Gasströmung im niedrigen
Überhitzungsbereich durch verdampfende Tropfen verfälscht wird. Die ver-
breitete Positionierung der Temperaturmessspitze außerhalb der Strömung
dämpft das Temperatursignal durch zusätzliche Wärmekapazitäten, was zu
höheren Zeitkonstanten bei der Überhitzungsmessung führt.
Auf einer kältetechnischen Versuchsanlage wurde der neu entwickelte Sen-
sor praktisch erprobt und eine Regelung auf Basis des Flüssigkeitsanteils
am Verdampferaustritt entworfen. In Lastzyklen konnten Vorteile dieses
Ansatzes gegenüber der üblichen Überhitzungsregelung nachgewiesen wer-
den, wenn im transienten Betrieb starke Gradienten der sekundärseitigen
Eintrittstemperatur von Verdampfer und Kondensator vorliegen. Durch die
geringeren Zeitkonstanten der neu entwickelten Sensorik kann das Auftreten
von hohen Flüssigkeitsanteilen effektiv vermieden werden. Um das gleiche
Ziel mit einer Überhitzungsregelung nach dem Stand der Technik zu errei-
chen, sind hohe Sollwerte der Überhitzung nötig, die mit einer Minderung
der Verdampferleistung verbunden sind.
Eine weitere anspruchsvolle Probe für die Verdampferregelung stellt im Ver-
such die gezielte Anregung des Systems durch das Aufprägen von Schwingun-
gen auf die sekundärseitige Verdampfereintrittstemperatur dar. Gleiches gilt
für das unwillkürliche Auftreten hydraulischer Oszillationen, die in bestimm-
ten Betriebspunkten mit niedriger Überhitzung beobachtet werden konnten.
Geringe Totzeiten der Temperaturmessung sorgen hier für eine Phasenver-
schiebung des Überhitzungssignals gegenüber den auftretenden Flüssigkeits-
anteilen. Dies führte im Versuch zu schlechten oder instabilen Regelungen,
die aber durch Umschalten auf eine Regelung mit dem Flüssigkeitsanteil als
Führungsgröße zufriedenstellend stabilisiert werden konnten.
Abschließend wurde das abgeglichene Simulationsmodell des gesamten Käl-
tekreislaufs mit Regelung nach dem Flüssigkeitsanteil so modifiziert, dass die
170 8 Zusammenfassung der Arbeit

Modulation der Verdichterleistung mit unterschiedlichen Gradienten simu-


liert werden konnte. Für diese Anlagenkonfiguration konnte gezeigt werden,
dass durch die schnellere Expansionsventilregelung die Leistungsaufnahme
des Verdichters und das volatile Leistungsangebot einer Photovoltaikanlage
auch ohne elektrische Speicher gut in Deckung zu bringen sind. Da mit der
verbesserten Verdampferregelung zudem eine starke Änderung der Verdich-
terdrehzahl ohne das Auftreten von unzulässigen Flüssigkeitsanteilen aus-
geregelt werden kann, ist mit der Bereitstellung von Regelleistung ein An-
wendungsfall für eine netzdienliche Betriebsweise von Kältemaschinen und
Wärmepumpen gegeben.
171

A. Anhang 1

Abbildung A.1.: Löslichkeit und Viskosität von Reniso Triton SEZ 32


(Massenanteile Öl im Kältemittel-Öl-Gemisch); Bildquel-
le: Fuchs Schmierstoffe GmbH
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chanical Engineers, 2012. – ISBN 978–0–7918–4523–3, S. 1823–1832
189

Betreute Abschlussarbeiten

Folgende Abschlussarbeiten wurden vom Autor betreut und haben einen


Beitrag zu dieser Arbeit geleistet:

Hofweber, J.S.: Modellierung und dynamische Simulation einer Kompres-


sionswärmepumpe mit DYMOLA. Bachelorarbeit, Technische Hochschule
Nürnberg Georg Simon Ohm (2016).

Bulla, M.: Konstruktion, Aufbau und Inbetriebnahme eines Wärme-


pumpenprüfstandes für Komponententests. Bachelorarbeit, Technische
Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (2016).

Wegener, P.: Inbetriebnahme eines Wärmepumpenprüfstands sowie Aufbau


und Kalibrierung der zugehörigen Messtechnik. Bachelorarbeit, Technische
Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (2017).

Bienek, M.: Entwurf und Aufbau einer optischen Messstrecke zur qualitati-
ven Detektion von Nassdampf am Austritt eines Kältemittelverdampfers,
Masterarbeit, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (2018).

Westphal, L.: Entwicklung und Implementierung eines Mess- und Steue-


rungsprogramms zur Untersuchung eines Kältekreislaufs im stationären
und dynamischen Betrieb, Masterarbeit, Technische Hochschule Nürnberg
Georg Simon Ohm (2018).

Karg, N.: Simulationsgestützte Untersuchung zu Strömungsformen, Un-


gleichverteilung und dem Austritt von Tröpfchen bei der Verdampfung
von Kältemittel in Plattenwärmeübertragern, Masterarbeit, Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (2019).

Arnold, F.: Untersuchung einer Methode zur Detektion von Flüssigkeitsan-


teilen in Dampfströmungen durch Bildanalyse, Bachelorarbeit, Technische
Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm (2019).

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