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Fachinformation
Hydraulischer Abgleich
von Heizungs- und Kühlanlagen

Überreicht durch:
F. W. OVENTROP GmbH & Co. KG
Paul-Oventrop-Straße 1
D-59939 Olsberg
Telefon (0 29 62) 82 -0
Telefax (0 29 62) 8 24 00
Internet http://www.oventrop.de
eMail mail@oventrop.de
Herausgeber: Zentralverband Sanitär Heizung Klima
Rathausallee 6, 53757 St. Augustin
Telefon: (0 22 41) 92 99-0
Telefax: (0 22 41) 2 13 51 oder 2 11 31
E-Mail: info@zentralverband-shk.de
Internet: www.wasserwaermeluft.de

© Nachdruck Januar 2002


Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.
Hydraulischer Abgleich

Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
1. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 In dieser Fachinformation
wird dargelegt, daß der Hy-
1.1 Allgemeine Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 draulische Abgleich von Hei-
zungs- und Kühlanlagen not-
1.2 Historie des hydraulischen Abgleichs . . . . . . . . . . . . .3 wendig im Sinne heutigen
Energiespardenkens ist und
2. Technische Beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 dem hohen Anspruch an
Energiespartechniken gerecht
2.1 Hydraulische Einregulierung am Heizkörper . . . . . . . .4 werden kann.

2.2 Hydraulischer Abgleich der Rohrleitungen . . . . . . . . .4 Die Broschüre beschreibt den


hydraulischen Abgleich und
2.3 Berechnungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .5 zeigt Energiesparpotentiale
auf. Sie richtet sich an Fach-
betriebe und soll eine Hilfe
3. VOB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 sein zur Erschließung dieses
Marktfeldes beim Endkun-
4. Energieeinsparpotential . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 den.

4.1 Allgemeine Angaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 Diese Fachinformation ist ent-


standen in Zusammenarbeit
4.2 Rechnerisches Einsparpotential . . . . . . . . . . . . . . . . .8 mit:

4.3 Energieeinsparungen in Beispielprojekten . . . . . . . . .9 Ingenieurbüro Dr.-Ing. Hans-


Joachim Koch, Bielefeld
5. Vorgehensweise beim hydraulischen Abgleich . . . .10 Oventrop GmbH & Co KG,
Olsberg
6. Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10

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Hydraulischer Abgleich

1. Einleitung geringsten Widerstandes fließt das Nur durch eine hydraulische Ein-
Heizungswasser auf dem kürzesten regulierung, die für alle Heizkör-
Weg zurück zur Heizzentrale. Die- per in einem Wärmeverteilungsnetz
1.1 Allgemeine Beschreibung ser Weg führt in der Regel durch die gleiche Widerstände erzeugt, ist
der Umwälzpumpe nächstgelege- dieses Problem mit optimalem Ener-
Der hydraulische Abgleich von nen Heizkörper im Rohrnetz. Da- gieeinsatz zu lösen. Mit dieser an-
Rohrleitungen in Gebäuden ist eine durch werden die in einem Hei- spruchsvollen Tätigkeit kann der
ökonomische und ökologische Not- zungsnetz entfernt und hydraulisch Fachhandwerker seinem Kunden ei-
wendigkeit. Dies wird auch in DIN- ungünstig gelegenen Heizkörper ne komfortable und wirtschaftlich
Normen und Verordnungen (z.B. nur ungenügend mit Heizwasser arbeitende Heizungsanlage erstel-
VOB/C – DIN 18380) gefordert. durchströmt. Die Folge davon sind len.
nicht ausreichend beheizte Räume
Unter der hydraulischen Einregulie- bzw. überheizte Räume in der Nähe Vorteile des hydraulischen
rung versteht man die Begrenzung der Heizzentrale (siehe Abb. 2). Abgleichs:
der Wasservolumenströme auf die
• Energieeinsparung
Werte, welche dem Wärmebedarf Die Praxis zeigt, daß dieses Problem
der Anlage entsprechen (siehe häufig falsch eingeschätzt wird. Oft • Umweltschutz
Abb. 1). werden zu kleine Pumpen, zu gerin-
• Komfort (keine Über- und Unter-
ge Vorlauftemperaturen oder ein zu
versorgung, keine Geräusche)
kleiner Wärmeerzeuger als Ursache
der mangelhaften Wärmeverteilung • Erfüllung der entsprechenden
diagnostiziert. Dementsprechend Vorschriften und deren Kontrolle
werden zu große Pumpen einge- über Dokumentationen (z. B.
baut, die Vorlauftemperatur wird Protokolle bzw. Energiepaß)
überhöht oder die Heizungsrege-
lung wird verstellt.
1.2 Historie des hydrauli-
Auswirkungen sind Strömungs- schen Abgleichs
geräusche im Heizsystem, überheiz-
te Räume und Räume mit mangel- Bei Schwerkraftheizungen vergan-
hafter Wärmeversorgung (siehe gener Jahrzehnte wurden die Was-
Abb. 1: Volumenstromregelung Abb. 2). sermengen mit Hilfe des thermi-
im Rohrnetz schen Auftriebs über die Rohrlei-
Darüber hinaus ist hiermit ein er- tungsquerschnitte ausreichend an
Jedes Heizsystem mit örtlich ge- höhter Energieverbrauch für Wär- die Heizkörper geführt. Ein nächster
trennter Wärmeerzeugung und meerzeugung und Wärmevertei- Schritt zur Wassermengenanpas-
Wärmeabgabe an den zu beheizen- lung verbunden. sung war die Einbringung von Fest-
den Bereich ist mit dem Problem widerständen in Rohrleitungs- und
der bedarfsgerechten Wärmevertei- Heizkörperanschlussarmaturen.
lung konfrontiert. Dies gilt ebenso
für Kälteanlagen. Die Verknappung und damit die
Verteuerung der Heizenergie (Ölkri-
Der Kachelofen aus Großmutters se) Anfang der 70er Jahre führte
Zeiten verdeutlicht die Probleme ei- zur ersten „Verordnung über ener-
ner ungleichmäßigen Wärmevertei- giesparende Anforderungen an den
lung. Am Ofen ist es zu warm und Betrieb von heizungstechnischen
im Bereich der Außenwände zu kalt. Anlagen und Brauchwasseranlagen
(Heizungsbetriebs-Verordnung –
Das in Deutschland heute übliche HeizBetrV – )“ von 1978.
Pumpenwarmwassersystem soll die
Wärme gleichmäßig entsprechend Diese Verordnung und die folgen-
dem Bedarf aller zu beheizenden den Heizungsanlagen-Verordnun-
Räume verteilen. Diese Wärmever- gen (HeizAnlV) sowie die daraus re-
teilung bedingt einen Wasservolu- sultierende verbrauchsabhängige
menstrom, der sich je nach Heizlei- Wärmekostenabrechnung führten
stung im Rohrleitungsnetz verteilt. zu immer neuen Anforderungen,
Abb. 2: Problemstellung auf- den hydraulischen Abgleich wirt-
Dies ist leider in den seltensten Fäl- grund unzureichender Wasser- schaftlicher und komfortabler
len gegeben. Nach dem Prinzip des mengenverteilung im Rohrnetz durchzuführen.

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Hydraulischer Abgleich

Das Ergebnis waren neue Armaturen durch die Installation von Thermo-
und Regler, welche den Volumen- statventilen.
strom in Heizungsanlagen verbrau-
chergerecht zuordnen konnten. Die fortschreitende Computertech-
nik begleitete diese Entwicklung
Mit dem § 7 der HeizAnlV wurde ei- mit immer besseren, komfortable-
ne selbsttätige raumweise Tempera- ren und nutzergerechten Software-
turregelung dieser Anlagen gefor- programmen zur Auslegung von
dert. Diese Forderung wird erfüllt Rohrnetzen.

2. Technische Beschreibung
2.1 Hydraulische Einregulie- betriebnahme der Anlage. Vorteil-
rung am Heizkörper haft ist dabei die Volumenstroman-
passung und Voreinstellung am Abb. 4: „Hydrocontrol“ Strang-
Der hydraulische Abgleich eines Thermostatventil. Hier bietet die In- regulierventil
Wärmeverteilungssystems ist von dustrie ausgereifte Systeme von
vielen, schwer überschaubaren Fak- Heizkörperarmaturen. Voreinstell- bei im Einzelfall fachmännisch ent-
toren abhängig. Daher kann ein bare Thermostatventile im Beson- schieden wird, welche Rohrlei-
ausreichend genauer Abgleich nur deren bzw. einstellbare Rücklauf- tungsregelarmaturen wirtschaftlich
rechnerisch über eine Wärmebe- verschraubungen ermöglichen die einzusetzen sind.
darfs- und eine Rohrnetzberech- Anpassung der Volumenströme
nung erfolgen. über die Voreinstellung am Heizkör- ➢ Strangregulierventile
per (siehe Abb. 3).
Folgende Berechnungsschritte sind Strangregulierventile werden in den
für den hydraulischen Abgleich er- Die Skalierung am Ventilunterteil Strangleitungen von Warmwasser-
forderlich: ermöglicht die schnelle Einstellung zentralheizungsanlagen und Klima-
des rechnerisch ermittelten Vorein- anlagen installiert und ermöglichen
• raumweise Ermittlung des Wär- stellwertes. Dies garantiert die an- die Volumenstromanpassung der
mebedarfs gepaßte Heizkörperleistung ent- Strangleitungen untereinander (sie-
sprechend der Wärmebedarfsbe- he Abb. 4).
• Berechnung der Heizflächen und rechnung.
deren Volumenströme unter Strangregulierventile können wäh-
Berücksichtigung der sich Bei der Auswahl der Thermostat- rend des Anlagenbetriebes einregu-
tatsächlich einstellenden Rück- ventile ist auf eine hohe Ventilauto- liert werden. So erhält man reale
lauftemperaturen rität zu achten. Dieses verbessert Durchflußwerte im Vollast- bzw.
die Regelgüte der Raumtempera- Auslegungsbereich der Anlage (sie-
• Rohrnetzberechnung mit den er- turreglung über das Thermostat- he Abb. 5).
mittelten Heizkörpervolumen- ventil (z. B. bei Feinstregulierventi-
strömen len).

Ein wichtiger Schritt ist die Durch-


führung der Einregulierung bei In- 2.2 Hydraulischer Abgleich
der Rohrleitungen

Volumenströme und Diffe-


renzdrücke, welche über den zuläs-
sigen Auslegungsbereichen liegen,
können unter Umständen Geräu-
sche am Heizkörper verursachen.
Daher müssen diese in den Rohrlei-
tungen mit geeigneten Strangregu-
lierventilen bzw. Strangdifferenz-
druckreglern abgedrosselt werden.

Abb. 3: Thermostatventil und Auch hier bietet die Industrie aus- Abb. 5: Einregulierung mittels
Rücklaufverschraubung gereifte Strangreguliersysteme, wo- Meßcomputer „OV DMC 2“

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Hydraulischer Abgleich

➢ Differenzdruckregler werte zu berechnen. Entsprechen- lumenstrom des einzelnen Heizkör-


de Softwareprogramme erleichtern pers und damit auch die Voreinstel-
Differenzdruckregler sind Proportio- diese Arbeit. Dabei werden Rohr- lung am Ventil.
nalregler ohne Hilfsenergie. Diese nennweiten und Voreinstellwerte
werden zur konstanten Regelung der Rohrleitungs- und Heizkörper-
des erforderlichen Soll-Wertes armaturen automatisch zugeord- Beispiel 1:
benötigt. net.
Q = 1200 W
Sie sind für den Einsatz in Hei- Die Softwareprogramme mit CAD- ∆ϑ = 20 K
zungs- und Kühlanlagen bestimmt Unterstützung ermöglichen darü- c = 1,163 W*h/(l*K)
und halten innerhalb eines regel- ber hinaus die zeichnerische Dar-
technisch notwendigen Proportio- stellung vom Rohrnetz und aller
nalbandes den Differenzdruck im weiteren Anlagekomponenten. Alle
Strang konstant (siehe Abb. 6). Armaturen und Voreinstellwerte
werden entsprechend zugeordnet 1) Formelzeichen und Einheiten siehe unten
und in einer Massenzusammenstel-
lung definiert. Mit dem Volumenstrom von 52 l/h
und dem Differenzdruck von 100
Ist eine Rohrnetzberechnung nicht mbar findet man im Auslegungsdia-
möglich, z.B. im Sanierungsfall, so gramm des Ventils den Einstellwert
kann ersatzweise auch mit Über- 2 (siehe dazu Abb. 8 und Abb. 9).
schlagswerten gearbeitet werden.

Bei Kleinanlagen mit einer Pumpen-


leistung von etwa 200 mbar Förder-
höhe und bei Großanlagen mit de-
zentraler Differenzdruckregelung
auf ebenfalls etwa 200 mbar per
Strang, erhält man mit einem ge-
schätzten Differenzdruck von 100
mbar am Ventil durchaus „akzepta-
ble“ Einstellwerte.

Bei einem bekannten Wärmebe-


darf und einer festgelegten Tempe-
raturspreizung erhält man den Vo-
Abb. 6: „Hydromat DP“ Diffe-
renzdruckregler
Abb. 8: „Baureihe AV 6“
➢ Durchflußregler Thermostatventil

Durchflußregler werden zur kon- Ist der Wärmebedarf des Raumes


stanten Regelung des eingestellten nicht bekannt, besteht die Möglich-
Durchflusses als Proportionalregler keit, in Anlehnung an § 4 Abs. 2 der
ohne Hilfsenergie installiert. Sie sind HeizAnlV unter den gegebenen
für den Einsatz in Heizungs- und Randbedingungen den Wärmebe-
Kühlanlagen bestimmt und halten darf zu bestimmen.
innerhalb eines regeltechnisch not-
wendigen Proportionalbandes den
Durchfluß im Strang konstant (siehe
Abb. 7). Formelzeichen Bedeutung Einheit
Q Wärmebedarf W
Qspez Spezifischer
2.3 Berechnungsmethoden Wärmebedarf W/m2
.
V Volumenstrom l/h
Grundsätzlich ist gemäß VOB/C –
∆ϑ Spreizung K
DIN 18380 das im Rohrnetz umzu-
wälzende Heizungswasser unter Abb. 7: „Hydromat Q“ Durch- c umgerechnete
spez. Wärme-
Einbeziehung der Wärmebedarfs- flußregler kapazität W*h/(l*K)

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Hydraulischer Abgleich

Beispiel 3:

Mehrfamilienhaus mit:
Qspez = 70 W/m2
∆ϑ = 15 K

Raumfläche AR = 24m2

Auslegung 1 bei dem Thermostat-


ventil der Baureihe AV6 ergibt sich
die Voreinstellung =3 (siehe Abb.
12)

Auslegung 2 bei dem Thermostat-


ventil der Baureihe F ergibt sich die
Abb. 9: Auslegungsdiagramm vom Thermostatventil „Baureihe AV6“ Voreinstellung =5,7 (siehe Abb. 13)

Je mehr Schätzwerte eine korrekte


Berechnung ersetzen, um so
größer werden die Toleranzen. Je-
doch sind durch realistische Annah-
men Ergebnisse zu erzielen, mit
denen man die Anlagenhydrau-
lik weitgehend unter Kontrolle be-
kommen kann. So können Um-
laufwassermengen teilweise um
mehr als die Hälfte reduziert werden.

Es kommt darauf an, daß Volu-


menströme von z. B. 300% oder
aber auch nur von ca. 20% (Über-
und Unterversorgung) in der Anlage
nicht auftreten. Volumenströme
Abb. 10: Hydraulik – Das unbekannte Wesen in unserer Heizungs- zwischen 90 und 120% sind durch-
anlage aus zu tolerieren (siehe Abb. 14).

Paragraph 4 Abs. 2 der HeizAnlV


von 1994 besagt, daß im 1- und 2-
Familien-Haus eine spezifische Wär-
meleistung von 100 W/m2, beim
Mehrfamilienhaus 70 W/m2 nicht
überschritten werden sollen (siehe
Abb. 10 und Abb. 11).

Beispiel 2:

Mehrfamilienhaus mit
Qspez = 70 W/m2
Raumfläche AR = 24m2
ergibt Q = 1680 W
∆ϑ = 15 K

Abb. 11: Überschlägige Bestimmung der Heizkörpervolumenströme


bezogen auf die Raumfläche

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Hydraulischer Abgleich

3. VOB

Nach der Verdingungsordnung für


Bauleistungen VOB/C – DIN 18380
ist für jede Heizungsanlage ein hy-
draulischer Abgleich vorzunehmen
(siehe Abb. 15).

Abb. 12: Voreinstellen der Thermostatventile Oventrop „Baureihe


AV6“ Ausgangsbasis ist ein Druckverlust von 100 mbar über das Ventil

Abb. 15: Auszug aus der VOB/C


– DIN 18380
Abb. 13: Voreinstellen der Thermostatventile Oventrop „Baureihe
F“ Ausgangsbasis ist ein Druckverlust von 100 mbar über das Ventil Die VOB/C – DIN 18380 Absatz
3.5.1 sagt zudem aus, daß der hy-
draulische Abgleich so vorzuneh-
men ist, daß bei bestimmungs-
gemäßem Betrieb alle Wärmever-
braucher entsprechend ihres Wär-
mebedarfs mit Heizwasser versorgt
werden. Das gilt auch nach einer
Raumtemperaturabsenkung oder
Betriebspause der Heizungsanlage.

Die VOB wird jedoch häufig nicht


beachtet. Das bedeutet, daß viele
Heizungsanlagen weder den gülti-
gen Vorschriften noch dem Stand
der Technik entsprechen.

Abb. 14: Wärmeleistung in Abhängigkeit vom Volumenstrom

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Hydraulischer Abgleich

4. Energieeinsparpotential

4.1 Allgemeine Angaben meerzeugung von 85% bedeutet


dieses schon 150 bis 450 l Heiz-
Heizungsanlagen sind miteinander öleinsparung pro Jahr.
nicht vergleichbar. Daher kann das
Energieeinsparpotential einer Hei- In CO2-Emissionen ausgedrückt
zungsanlage nicht pauschaliert dar- entspricht dies einer Reduktion von
gelegt werden. Akzeptable Aussa- 450 bis 1300 kg CO2 pro Jahr. Abb. 17: Auswirkung des Volu-
gen basieren auf Schätzungen und menstroms auf die Raumtempe-
auch auf Erkenntnissen aus der Ver- ratur bei konstanter Heizfläche
gangenheit. Danach sind etwa 80 – 4.2 Rechnerisches Einspar-
85% des gesamten Gebäudebe- potential
standes in Deutschland nicht ent- ➢ Überhöhung der Raum-
sprechend der VOB/C – DIN 18380 Es ist fast unmöglich die Energie- temperatur
einreguliert. Das bedeutet, zu einsparung, die ein hydraulischer
große Wasservolumenströme Abgleich erbringt, genau zu bezif- In den Heizkörpern mit überhöhtem
fließen unkontrolliert im Rohrnetz fern. Die fehlerhaften Einflüsse auf Volumenstrom kommt es zu einer
der einzelnen Anlagen. Die Folgen die verschiedenen Wärmevertei- höheren Wärmeabgabe. Die Ther-
sind ein zu hoher Energieaufwand lungsanlagen sind sehr unterschied- mostatventile neigen zu Geräusch-
und zusätzliche Wärmeverluste. lich. Ebenso ist das Benutzerverhal- entwicklung, da sie für die hohen
ten nur schwer allgemeingültig zu Volumenströme nicht ausgelegt
Bei einem geschätzten Energieein- beschreiben. sind. Der Nutzer öffnet häufig die
sparpotential von ca. 5-15% ergibt Thermostatventile um die Geräusch-
sich auf Basis der mittleren Energie- Eine Temperaturregelung mit dem entwicklung zu reduzieren. Die Fol-
verbrauchskennwerte für den Ge- Fenster (überheizte Räume) und das gen sind zu hohe Raumtemperatu-
bäudebestand in der Bundesrepu- Maß einer Erhöhung der Vorlauf- ren (siehe Abb. 17). Eine Erhöhung
blik Deutschland nach VDI 3808 ei- temperatur, bzw. der Pumpenlei- der Raumtemperatur um 1° C führt
ne Energieeinsparung von 10 bis 30 stung lassen sich nicht vorausbe- zu ca. 6 % höheren Energieverlu-
kWh/(m2*a) für Wohngebäude und rechnen. sten. Eine Raumtemperaturregelung
6 bis 17 kWh/(m2*a) für Verwal- über das Fenster führt zu wesentlich
tungsgebäude. Für ein Wohnhaus Das Energieeinsparpotential ist im höheren Verlusten.
mit 140 m2 beheizter Fläche und ei- wesentlichen auf folgende Effekte
nem Jahresnutzungsgrad der Wär- zurückzuführen: ➢ Höhere Vorlauftemperaturen

Durch die Erhöhung der Vorlauf-


temperaturen kommt es zu erhöh-
ten Wärmeverlusten des Wärmeer-
zeugers (Abgasverluste, Abstrah-
lungsverluste). Ebenso hat das
Rohrnetz höhere Wärmeverluste,
die eine Anhebung der Raumtem-
peraturen in nicht beheizten Berei-
chen z.B. Kellerräumen zur Folge
hat.

➢ Kennwerte nach VDI 3808:

Theoretisch ergeben sich für die


nachfolgend beschriebenen Verän-
derungen der Anlagenparameter
nach den Berechnungsalgorithmen
der VDI 3808 folgende Energiever-
brauchsänderungen:

• Raumtemperatur: ca. 6% höhere


Abb. 16: Das fehlende hydraulische Gleichgewicht in der Heizungs- Wärmeverluste je Kelvin Raum-
anlage bewirkt einen falschen Wärmetransport zu den Heizkörpern temperaturerhöhung

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Hydraulischer Abgleich

• Abgasverlust: Bei einem errechneten Soll-Druck-


20 Kelvin Erhöhung der Abgas- verlust und einer Halbierung des
^
temperatur = 1,2% höhere Ab- Volumenstroms ist eine Einsparung
gasverluste an Antriebsenergie von 10 bis 20 %
• Strahlungsverluste: möglich.
0,25 % Erhöhung der Strah-
lungsverluste je 10 Kelvin Kessel- Anmerkung:
temperaturerhöhung Die Kosten eines hydraulischen Ab-
• Verteilungsverluste: gleichs bedeuten bei der Gesamt-
1,5 % Erhöhung der Verteilungs- betrachtung nicht grundsätzlich ei-
verluste je 10 Kelvin Erhöhung nen finanziellen Mehraufwand. Die
der mittleren Heizwassertempe- erforderlichen Investitionen werden
ratur im Rohrnetz. sich über die Betriebskosten der An-
• Fensterregelung: lage schnell amortisieren. Auch
Nutzerabhängige Wärmeverluste wird zusätzlich zur Senkung der
CO2-Emissionen beigetragen.
Mit den beschriebenen Verlustfak-
toren ist ein Energieeinsparpoten-
Eine Untersuchung (Studie: CO2-
tial durch den hydraulischen Ab-
Reduzierung durch Pumpensanie- Abb. 19: Einsparmöglichkeit
gleich von ca. 5 bis 15 % bezogen
rung von Prof. Dr.-Ing. Bach, Uni- durch den Einsatz elektronisch
auf die gesamte Wärmeerzeu-
versität Stuttgart) hat ergeben, daß geregelter Umwälzpumpen;
gungsanlage und Wärmevertei-
die Umwälzpumpen in Deutschland Quelle: Grundfos GmbH, Wahl-
lungsanlage möglich.
in der Stromaufnahme durch- stedt
schnittlich 3-fach überdimensio-
➢ Überhöhter Umwälzpumpen- niert sind. Vorsichtige Prognosen
volumenstrom über die Studie hinaus ergeben,
daß im Sanierungsfall durch den hy- 4.3 Energieeinsparungen in
Die Erhöhung des Warmwasservo- draulischen Abgleich der Heizungs- Beispielprojekten
lumenstroms (zur vermeintlichen anlage in Verbindung mit einer
Beseitigung der Mängel) in einem elektronisch geregelten Umwälz- Beispiel: Energieeinsparpotential mit
nicht abgeglichenen Verteilungs- pumpe die Energieaufnahme der einer geregelten Pumpe
netz führt zur Erhöhung des Ener- Pumpe um ca. 40% gesenkt wer-
giebedarfs der Umwälzpumpen. den kann (siehe Abb. 19). Ein Zweifamilienhaus mit einem
Wärmebedarf von 20 kW benötigt
zur Wärmeverteilung ca. 50 Watt
an Pumpenleistung. Wenn eine 90-
Watt-Pumpe eingesetzt wird, ist die
Leistungsaufnahme 40 Watt zu
hoch. Bei 6000 Betriebsstunden pro
Jahr ergibt das 240 kWh, d. h., bei
einem Strompreis von 0,13 e/kWh
errechnet sich ein Mehraufwand
von ca. 31 e pro Jahr.

Mit den etwa 20 Millionen Umwälz-


pumpen in Deutschland ist ein En-
ergieeinsparpotential von

• Elektrischer Antriebsenergie:
2,2 Mrd kWh/a

• CO2-Emissionen:1,32 Mio t/a

als realistisch anzusehen. Zwei Drit-


tel davon entfallen auf Ein- und
Zweifamilienhäuser.
Abb. 18: Korrekter Wärmetransport zu den Heizkörpern aufgrund
einer funktionierenden Anlagenhydraulik gewährleistet den
störungsfreien Betrieb der Anlage.

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Hydraulischer Abgleich

5. Vorgehensweise beim
hydraulischen Abgleich
Die Vorgehensweise beim hydrauli- stung, die dem Auftragnehmer ge-
schen Abgleich ist aus Abb. 20 zu sondert zu vergüten ist.
erkennen. Es wird unterschieden
zwischen Neuanlagen und Altan-
lagen (Sanierungsfall).

Gemäß VOB/C – DIN 18380 hat der


6. Fazit
Auftraggeber dem Auftragnehmer
vor Beginn der Montagearbeiten In einer fachgerechten Auslegung läßt die Dokumentation der Einre-
die erforderlichen Daten zum hy- und Installation der Anlage inklusi- gulierung und ein eventueller „En-
draulischen Abgleich zur Verfügung ve der hydraulischen Einregulierung ergiepaß“ den Verkehrswert der
zu stellen. gemäß VOB/C – DIN 18380 zeigt Immobilie steigen.
sich die fachliche Kompetenz des
Heizungsbauers. Die Zuverlässigkeit im Anlagenbe-
Wichtig: trieb, ein hohes Maß an Wohnkom-
Die Dokumentation der erbrachten fort und die Behaglichkeit bei ko-
Eine Ermittlung der Daten des hy- Leistungen, die Einweisung im Um- stenminimiertem Betrieb der Anla-
draulischen Abgleichs und auch der gang mit der abgeglichenen Anlage ge rechtfertigen die Installation
Dokumentation ist nicht als Neben- und die Garantieleistungen eines qualitativ hochwertiger Anlagen-
leistung im Sinne der VOB anzuse- Meisterbetriebes geben dem Kun- komponenten. Diese amortisieren
hen, sondern als zusätzliche Lei- den die nötige Sicherheit. Zudem sich schon nach wenigen Jahren.

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Hydraulischer Abgleich

Abb. 20: Vorgehensweise zur hydraulischen Einregulierung

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