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,

Wemer Fister

Fluidenergiemaschinen
Band 1:
Physikalische Voraussetzungen,
Kenngrößen, Elementarstufen
der Strömungs- und Verdrängermaschinen

Mit 253 Abbi ldungen

Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH


Professor Dr.-Ing. Wemer Fister
Lehrstuhl fUr Fluidenergiemaschinen
Ruhr-Universitiit Bochum
UniversitiitsstraBe 150, D-4630 Bochum 1

CIP-Kurztitelaufnahme der Oeutschen Bibliothek.


FisIer, Werner: Fluidenergiemaschinen/Werner Fister. - Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo: Springer
Bd. 1 - Fistet Werner: Physikalische Voraussetzungen, KenngroBen, Elementarstufen der Stromungs- und Verdriinger-
maschinen
FiSIer, Werner: Physikalische Voraussetzungen, KenngroBen, Elementarstufen der StOmungs- und Verdriingermaschinenl
Werner Fister. - Berlin; Heidelberg; New York; Tokyo: Springer 1984. (Fluidenergiemaschinen/Werner Fister; Bd.l)

ISBN 978-3-642-86733-0 ISBN 978-3-642-86732-3 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-642-86732-3

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gebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden diirften.

2060/3020 5432\0
Vorwort

Der vorliegende erste Band dieses Buches, dessen Titel aus der von mir für alle
Maschinenbaustudenten der Ruhr- Universität Bochum gehaltenen Pflichtvorlesung
"Fluidenergiemaschinen" entlehnt ist, soll entsprechend der Wortneuschöpfung
dem Streben naCH möglichst gemeinsamer Behandlung von Strömungs- und Verdrän-
germaschinen Ausdruck geben, was dem ursprünglichen Bochumer Konzept für das
Maschinenbaustudium entspricht. Nach diesem Konzept sollte das Grundlagenwis-
sen filr den Maschinenbauingenieur, welches selbst von Änderungen des physikali-
schen Weltbildes in den kommenden Jahren voraussichtlich wenig berührt werden
dürfte, sehr intensiv vermittelt werden, während die Auslegung und Konstruktion
von Maschinen und Anlagen, welche den sich ändernden Bewertungsmaßstäben und
dem sich wandelnden Zeitgeschmack unterliegen, nur an wenigen Beispielen der
modernen Technik behandelt werden sollten.

Als ein Beispiel in diesem Sinne ist die Strömungsmaschine gewählt worden, weil
einerseits zu ihrer Auslegung das gesamte Grundlagenwissen angewendet werden
kann, und andererseits gegenwärtig ein gegenüber der Verdrängermaschine weiter-
gehendes theoretisches Eindringen in die Funktionsabläufe möglich ist.

Die durch diese Wahl benachteiligten Verdrängermaschinen verlangten .jedoch auf-


grund ihrer großen Verbreitung und ihrer sowohl technischen als auch wirtschaft-
lichen Bedeutung nach einer Berücksichtigung, ohne den Lehrstoff unnötig aufzu-
blähen, so daß eine mit der genannten Wortneuschöpfung bezeichnete gemeinsame
Behandlung beider Maschinenarten aufgegriffen wurde.

Im vorliegenden Band werden die Strömungs- und Arbeitsvorgänge nur vom Fluid
aus betrachtet, wobei über die geometrischen Abmessungen der gedachten Fluid-
energiemaschinen noch nichts ausgesagt wird.

Da es sich bei der Beschreibung der Funktionsabläufe in den Fluidenergiemaschinen


um eine spezielle Anwendung der Thermo- und Fluiddynamik handelt, werden die
möglichst bereits auf die Maschinen bezogenen, vorauszusetzenden thermodyna-
mischen und strömungsmechanischen Grundkenntnisse in den beiden ersten Kapiteln
wiederholt. Für das Studium dieser Grundlagen selbst bzw. für eine Erweiterung
dieses Fachwissens wird auf die diesbezüglichen Lehrbücher verwiesen.
VI

Dieses Buch soll vor allem den Studenten des Maschinenbaues helfen, ein Grund-
wissen über die Fluidenergiemaschinen zu erwerben. Vielleicht vermag es dar-
über hinaus auch Ingenieuren im Beruf weitere Anregungen zu vermitteln.

Es werden durchweg keine umfangreichen mathematischen Kenntnisse vorausge-


setzt. Jedem Abschnitt sind zum besseren Verständnis einige Rechenbeispiele zu-
geordnet worden.

Die Formelzeichen und Definitionen sind, soweit die notwendige Differenzierung


innerhalb des relativ großen Sachgebietes dies zuläßt, mit den deutschen und inter-
nationalen Normen abgestimmt.

In einem geplanten zweiten Band soll versucht werden, die Geometrie der funk-
tionsrelevanten Teile der Strömungs- und Schraubenmaschinen so zu gestalten, daß
die ursprünglich in der gedachten Maschine des vorliegenden Bandes vom Fluid
aus betrachteten Arbeits- und Strömungsvorgänge quantitativ richtig und optimal
vollzogen werden.

Außerdem werden mechanisch hochbeanspruchte Bauteile, wie z. B. die Radial-


laufräder und die Rotoren der Schraubenverdichter mit modernen Rechenverfahren
auf Festigkeit und Verformung untersucht.

Aus den globalen Ähnlichkeitsbetrachtungen werden Umrechnungen für die Kennli-


nien bei geänderten Betriebsbedingungen abgeleitet. Für größere Abweichungen
zwischen Auslegungs- und Versuchsbedingungen wird ein Verfahren vorgestellt,
das nach bisherigen Erkenntnissen mit hinreichender Genauigkeit ermöglicht, die
Einflüsse relativ großer Änderungen der Ma- und Re-Zahl sowie der relativen Rau-
higkeit bei der Umrechnung zu berücksichtigen. Dieser letztgenannte Teilabschnitt
soll das Verständnis für die modernen Verdichterabnahmerichtlinien bzw. -re-
geln vertiefen.

Meinen engsten Mitarbeitern, Herrn Dr. -Ing. J. Eikelmann und Herrn Dr. -Ing.
H. -P. Müller danke ich an dieser Stelle für ihre bereitwillige Unterstützung, für
ihre Ratschläge und kritischen Anmerkungen sowie für die organisatorischen Hil-
fen. Ebenso gilt mein Dank Herrn Dr. rer. nato W. Volgmann und Herrn Dipl.-
Ing. G. Neumann für ihren Einsatz beim Dberarbeiten des zweiten und dritten bzw.
des letzten Kapitels. Meinem Kollegen, Herrn Prof. Dr. -Ing. H. Pfost, danke
ich für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Allen wissenschaftlichen Mitar-
beitern, die bei der Bearbeitung der Scripten nach meinen Vorlesungen zur Stoff-
aufbereitung beigetragen haben, der Konstruktionsgruppe unter Leitung von Herrn
Ing. M. Schmenk und dem Photolabor, die der Bildgestaltung große Sorgfalt ange-
deihen ließen, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, welche die umfangreichen
Schreibarbeiten durchführten, bin ich sehr dankbar.
VII

Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Verlag für sein Interesse an einem derartigen
Buch, für sein Verständnis, seine Hilfeleistung bei der druckgerechten Gestaltung
und für die angenehme Zusammenarbeit.

Bochum, im August 1983 Werner Fister


Inhaltsverzeichnis

Formelzeichen und Symbole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . • . . XIII

1. Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

1. 1 Definition des Begriffes "Fluidenergiemaschine" . 1


1.2 Zur geschichtlichen Entwicklung . . . . . . . . . . . 2
1. 2.1 Zeittafel der "Wasser"-Energiemaschinen 3
1. 2. 2 Zeittafel der "Luft"-Energiemaschinen . . . . . . 13
1. 2. 3 Zeittafel der "Dampf"-Energiemaschinen . . . 18
1.2.4 Zeittafel der "Heißgas"-Energiemaschinen. . 23

1.3 Eine Systematik der Fluidenergiemaschinen . 30


1.4 Maschine und Anlage . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Literatur zu Kapitell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . • . .. 45

2. Einige thermodynamische Voraussetzungen . 47

2.1 Hauptsätze der Thermodynamik 47


2.1.1 Systeme . . . . . . . . 48
2.1.2 Erster Hauptsatz .. 49
2.1. 2.1 Anwendung auf geschlossene Systeme. 49
2.1. 2. 2 Anwendung auf offene Systeme . 50

2.1.3 Zweiter Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . 55


2.1. 3.1 Definitionen und Fundamentalgleichung .. . 55
2. 1. 3.2 Exergie und Anergie . . . . . . . . . . . . . . 63

2.2 Thermodynamische Prozesse in Fluidenergiemaschinen . 73


2.2.1 Definition und Berechnung üblicher Vergleichsprozesse 78
2.2. 1. 1 Polytrope . 79
2.2.1.2 Isentrope . 83
2.2.1.3 Isotherme. 84

2.2.2 Darstellung der Prozesse in Diagrammen. 85


2.2.3 Definition und Berechnung von Prozeßwirkungsgraden. 100
x

2.2.3.1 Polytroper Wirkungsgrad. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 103


2.2.3.2 Isentroper Wirkungsgrad.. . 105
2.2.3.3 Isothermer Wirkungsgrad . . . 114

2.2.4 Definition des mechanischen Wirkungsgrades. 116


2.2.5 Darstellung der Prozeßwirkungsgrade in Diagrammen. 119
2.2.6 Definition mittlerer spezifischer Wärmekapazitäten . . . 128

2. 3 Hinweise auf Realgasverhalten . . . . 133

Literatur zu Kapitel 2 . . . . • . . . . . . . . . . 140

3. Einige strömungstechnische Voraussetzungen. 141

3.1 Kinematische Zusammenhänge . . . . . . . 141


3.2 Integralsätze der Strömungsmechanik . 148
3.2.1 Kontinuitätsgleichung . 149
3.2.2 Impulssatz . . . . . . . . 152
3.2.3 Impulsmomentensatz .. . 155
3.2.4 Energiesatz . . . . . . . . . 156

3.3 Inkompressible Strömungen . . . 157


3.3.1 Navier-Stokes-Gleichungen 158
3.3.2 Bernoulli-Gleichung 170
3.3.3 Potential strömung . 175
3. 3.4 Grenzschichten . 182
3.3.5 Radseitenreibung 191
3.3.6 Strömung um Profile . . . 195
3.3.7 Sekundärströmungserscheinungen 212
3.3.8 Kavitation . . . . . . . 215

3.4 Kompressible Strömungen. 217


3.4.1 Schallgeschwindigkeit und Schallausbreitung 217
3.4.2 Isentropes Ausströmen . 221
3.4.3 Adiabate Rohrströmung . 231
3.4.4 Verdichtungsstoß .. 237
3.4.5 Potentialgleichung . 242
3.4.6 Prandtl-Regel 244

Literatur zu Kapitel 3 . . . . . 252

4. Ähnlichkeitsgesetze für Fluidenergiemaschinen 254

4.1 Bildung der Kenngrößen . . . . . . . . . . . . . 255


4.1.1 Theorien zur Herleitung von Ähnlichkeitsgesetzen .. 255
4.1.2 Bildung der Kenngrößen nach dem Buckingham-Theorem 258
4.1.3 Empirisch gebildete "Kennzahlen" . . . . . . . . . . . . . . . 259
XI

4.2 Kenngrößenfunktionen für Strömungsmaschinen . . . • . . • . . . . . 261


4.2.1 Diabate Strömungsmaschinen mit kompressiblen Fluiden. 268
4.2.2 Adiabate Strömungsmaschinen mit kompressiblen Fluiden. . 274
4.2.3 Adiabate Strömungsmaschinen mit inkompressiblen Fluiden. 276
4.2.4 Darstellung der Kenngrößenfunktionen 280
4.2.5 Kenngrößenkombinationen. . . . . . . . . 282

4.3 Kenngrößenfunktionen für Verdrängermaschinen 293

Literatur zu Kapitel 4 . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . 307

5. Die Strömungsmaschinenstufe . . . . 309

5.1 Darstellung und Bezeichnungen. 310


5.2 Geschwindigkeitskdreiecke . 313
5.3 Energetische Betrachtungen 325
5.4 EULER 'sche Hauptgleichung 336
5.5 Mittel werte für die Stromfadentheorie . 346
5. 6 Kenngrößen der Stufe . . . . . . . . . . 356
5.6.1 Die adiabate Verdichterstufe. 362
5.6. 1. 1 Die axiale Verdichterrepetierstufe. 362
5.6. 1.2 Die radiale Verdichterrepetierstufe . 367
5.6.1.3 Zugeordnete Kenngrößenbereiche. 369

5.6.2 Die adiabate Turbinenstufe . . . . . . . . . . 378


5.6.2. 1 Die axiale Turbinenrepetierstufe 378
5.6.2.2 Die radiale Turbinenrepetierstufe 384
5.6.2.3 Die Freistrahl turbinenstufe . . . . 386
5.6.2.4 Zugeordnete Kenngrößenbereiche. 391

5.7 Kenngrößen der Schaufelgitter 395

Literatur zu Kapitel 5 . . . . . . . . . 408

6. Die Verdrängermaschinenstufe . . . . . . . . . . . . . . 410

6.1 Energetische und volumetrische Betrachtungen. 410


6. 1. 1 Prozesse der Verdrängerverdichter . . . 411
6.1. 1. 1 Idealisierte Verdichterprozesse 411
6.1.1.2 Bemerkungen zu realen Verdichterprozessen 429

6. 1. 2 Prozesse der Verdrängermotoren .. 441


6.1. 2.1 Idealisierte Motorprozesse. 441
6.1.2.2 Bemerkungen zu realen Motorprozessen . 452

6.2 Funktionsrelevante Betrachtungen • . . . . . 453


6.2.1 Beispiele für Verdrängerverdichter . 454
XII

6.2.1.1 Hubkolbenverdichter . 454


6.2.1.2 Drehkolbenverdichter 458
6.2. 1.3 Kreiskolbenverdichter .. 473
6.2.1.4 Arbeitsbereiche einiger Verdrängerverdichter. 476

6.2.2 Beispiele für Verdrängermotoren 478


6.2.2.1 Hubkolbenmotoren . 478
6.2.2.2 Drehkolbenmotoren. 482
6.2.2.3 Kreiskolbenmotoren 483
6.2.2.4 Arbeitsbereiche einiger Verdrängermotoren 485

Literatur zu Kapitel 6 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 485

Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
Formelzeichen und Symbole

Die Festlegung der häufig benutzten Formelzeichen berücksichtigt folgende Richtli-


nien:

ISO-Empfehlungen R 31, Teil I-IV


DIN 5492
VDI-Richtlinien 2045 (Abnahme- und Leistungsversuche an Verdichtern).

Daneben werden übliche Bezeichnungen aus vergleichbarer deutschsprachiger Fach-


literatur übernommen.

Lateinische Buchstaben

A Fläche (Querschnitts-) b Absolutbeschleunigung

A Auftrieb b Relativbeschleunigung
r
....
dA Flächennorm alenvektor bf Führungsbeschleunigung

a spezifische technische Arbeit b Corio Hs beschl euni gung


c
aG spezifische technische Schau- C Wärmekapazität
felgitterarbeit
Cr Crocco-Zahl
a Schallgeschwindigkeit
s
.... c Absolutgeschwindigkeit
a Translationsvektor
c Crocco-Geschwindigkeit
max
a* Laval-Geschwindigkeit
cA Auftriebs bei wert
B Anergie
C w Widerstandsbei wert
b spezifische Anergie
cF spezifische Wärmekapazität
b spezifischer Exergieverlust der Flüssigkeiten
ev
b spezifische Anergie der c spezifische Wärmekapazität
q p
Wärme bei konstantem Druck

bh spezifische Anergie der c spezifische Wärmekapazität


v
Enthalpie bei konstantem Volumen

b ht spezifische Anergie der Cf Reibungskoeffizient


Totalenthalpie
XIV

D,d Durchmesser h spezifische Enthalpie

hydraulischer Durchmesser spezifische Totalenthalpie

Drall bzw. Drehimpuls spezifische relative Total-


enthalpie
D Drall- bzw. Drehimpuls-
strom h Höhe (Kanal-)

E Energie (allgemein) Impuls

E Energiestrom (allgemein) Impulsstrom

E Exergie J Dissipation

Eu Euler-Zahl J oule-Thomson-Koeffizient

e spezifische Exergie spezifische Dissipation

spezifische Exergie der Profilverlust


spezifischen technischen
Arbeit Sandrauhigkeit

spezifische Exergie der k Isentropenexponent


Enthalpie
L Länge
spezifische Exergie der
Totalenthalpie La Laval-Zahl

spezifische Exergie der M Drehmoment


Wärme
Ma Mach-Zahl
e Exzentrizität
...e Einheitsvektor
Ma
u
Mach- Umfangszahl

Ma* mit kritischer Geschwindigkeit


F Kraft gebildete Mach-Zahl
FU Feld- oder Volumenkraft m Masse
F Druckkraft Massenstrom
p
FR Reibungskraft N Drehzahl
Fr Froude-Zahl n Polytropenexponent
Fr u Froude-Umfangszahl P Leistung
f Wärmerückgewinnungs- P. innere Leistung
bzw. Erhitzungsfaktor 1

Kupplungsleistung
f Frequenz
Schaufelgitterleistung
g Gravitationskonstante
(F all beschleunigung) mechanische Verlustleistung

H Enthalpie p Druck

H 12 ,H 32 Formparameter Totaldruck
xv

Q Wärmemenge W Arbeit

Q Wärmestrom Wt technische Arbeit

q spezifische Wärmemenge W.1 innere Arbeit, indizierte


Arbeit
R Radius
Wv Verschiebearbeit
R individuelle Gaskonstante
W Widerstand
R universelle Gaskonstante
m
w Relativgeschwindigkeit
Re Reynolds-Zahl
X Kompressibilitätsfunktion
Re Reynolds - Umfangszahl
u
x Koordinate
r Radius
...r Ortsvektor
y Kompressibilitätsfunktion
y Druckänderungsarbei t
S Entropie
y spezifische Druckänderungs-
s spezifische Entropie arbeit

s Wegkoordinate y Koordinate

sH Hublänge Z Realgasfaktor

T thermodynamische Tempe- Z Anzahl pro Umdrehung


ratur n
z Koordinate
Th Thomazahl
z geodätische Höhe
Tu Turbulenzgrad

Zeit Griechische Buchstaben


Temperatur in 0 C
0/ Anstell winkel
Gitterteilung
0/ Winkel der Absolutströmung
U innere Energie
01 Durchfl ußbei wert
U Potential eines
Kraftfeldes 0/ Machscher Winkel

u spezifische innere Energie 01 0 Nullauftriebswinkel

u Umfangsgeschwindigkeit ß Winkel der Relativströmung

V Volumen ßs Schaufel winkel

V Volumenstrom 'Y Winkel, Vergleichsfaktor

VH Hubvolumen r Zirkulation

Vo Schadraumvolumen ß Gitterverlustzahl

v spezifisches Volumen Ö Durchmesserzahl

v Translationsgeschwindigkeit 6 Grenzschichtdicke
XVI

Verdrängungsdicke eingebautes Volumenverhältnis


;Pein
I m puls ver lustdicke cp Meridianfl ußzahl

Energieverlustdicke Volumenflußzahl
CPD
Gleitzahl Stromfunktion

relativer Schadraum Enthalpiezahl

Verlustbeiwert Druckzahl

dynamische Zähigkeit w Winkelgeschwindigkeit,


Drehfrequenz
Wirkungsgrad

Gitterenthalpiezahl
Indizes und Kennzeichen
Drehimpuls, Drall

Temperaturverhältnis auf Leitrad bezogene Größe


Verhältnis der Wärmekapa- auf Laufrad bezogene Größe
zitäten cp/c v
00 ungestörter Zustand, Mittel-
Leistungszahl wert, bei unendlicher Anzahl

Liefergrad o Ruhezustand

Rohrreibungszahl o vor Leitrad bei Turbine


kinematische Zähigkeit 1 vor Laufrad

Laufzahl 2 nach Laufrad

allgemeine Kenngröße 3 nach Leitrad beim Verdichter


( TI-Theorem)
* Gitter
TI Druckverhältnis
if ,k kritische Zustandsgröße
p Dichte
A Maschinen- bzw. Systemaus-
Reaktionsgrad der tritt
Enthalpiedifferenzen
a außen
Reaktionsgrad der
Druckdifferenzen ad adiabat

Reaktionsgrad der E Maschinen- bzw. Systemein-


Druckänderungsarbei ten tritt

o Schnellaufzahl ein eingebaut


,. Schub- bzw. Scherspannung eff effektiv

Wandschubspannung innen. indiziert


Gitterflußzahl inkompressibel

Potentialfunktion irr irreversibel


XVII

k kompressibel T isotherm

m mechanisch tangential

m molar Totalzustand (Ruhe-, Gesamt- ,


Stagnations- )
m meridional
u in Umfangsrichtung
n normal
u Umgebungszustand
pol polytrop

isobar V Verdichter
p
v isochor
R radiale Richtung
z axiale Richtung
r radial

rev reversibel R,'f,z Komponenten in Zylinder-


koordinaten
s isentrop
x,y,z Komponenten in kartesischen
T Turbine Koordinaten

Die Symboldarstellungen für die verschiedenen Fluidenergiemaschinen sind der


DIN 2481 (Wärmekraftanlagen, Graphische Symbole), Ausg. Juni 1979, zu ent-
nehmen.
1 Einführung

1.1 Definition des Begriffes »Fluidenergiemaschine«

Als" Fluidenergiemaschinen" sollen Maschinen bezeichnet werden, die Fluiden


möglichst verlustarm Arbeit zuführen oder entziehen. Unter dem Begriff "Fluid"
sollen alle Flüssigkeiten, Gase und Dämpfe zusammengefaßt werden.

Das Fluid als materiell stetig zusammenhängender Körper zeichnet sich durch
leichte Verschieblichkeit seiner Moleküle aus, d.h. im Gegensatz zum festen Kör-
per setzt das Fluid seiner Formänderung nur geringen Widerstand entgegen.

Das sich aus dieser Eigenschaft ergebende Verhalten wird als Fließen bezeichnet.

Weil in der Energietechnik thermodynamisch gesehen im allgemeinen offene bzw.


periodisch geschlossene Systeme bevorzugt werden, um einen kontinuierlichen
Prozeß zu gewährleisten, ist es unter anderem wegen des Transportes und der
Einstellbarkeit des Massenstromes als Energieträger zweckmäßig oder auch not-
wendig, Stoffe zu wählen, die nach Vollzug der Arbeitsverrichtung leicht austausch-
bar sind, d.h. solche zu bevorzugen, die fließen können.

Der während eines Prozesses durchzuführende Transport von Energie über die
Grenzen des Systems "Fluidenergiemaschine" besteht im Verrichten von Arbeit
und im Übertragen von Wärme.

In den heutigen Fluidenergiemaschinen wird überwiegend Energie in Form von


mechanischer Arbeit ausgetauscht. Ansätze und Versuche, Arbeit in Form von
elektrischer Energie unmittelbar mit dem Fluid zu tauschen, haben schon zu
brauchbaren Ergebnissen geführt.

Obwohl das Übertragen von Wärme den Prozeßablauf in Fluidenergiemaschinen


wesentlich beeinflussen kann, ist dieser Vorgang nicht Selbstzweck wie z.B. in
Heizkesseln, Brennkammern, Kühlern usw., die daher nicht zu den Fluidenergie-
maschinen gezählt werden.

Besteht bei den mechanisch wirkenden Fluidenergiemaschinen die zwischen den be-
wegten Maschinenteilen und dem Fluid in einem geschlossenen System ausgetauschte
2

Arbeit vorwiegend in Volumenänderungsarbeit , wie z.B. in einem Zylinder-Kolben-


System, so werden diese Fluidenergiemaschinen als VeY'dY'ängeY'masohinen (im
angelsächsischen Sprachraum als positive displacement machines) , als Kolben-
masohinen oder auch als statisch aY'beitende Maschinen bezeichnet.

Beruht dagegen der Arbeitsumsatz zwischen den gerichtet strömenden Fluidteilchen


und den entsprechend geformten rotierenden Maschinenteilen in einem offenen
System vorwiegend auf einer Drehimpulsänderung , wie z. B. in einem angeströmten
rotierenden Schaufelgitter , so werden diese Fluidenergiemaschinen als StY'ömungs-
maschinen, als TUY'bomaschinen oder auch als dynamisch aY'beitende Maschinen be-
zeichnet.

Ein historischer Streifzug soll die Vielfalt der Ausführungsformen dieser Ma-
schinen aufzeigen.

1.2 Zur geschichtlichen Entwicklung

Für die Arbeiten aus frühgeschichtlicher Zeit, die das Vermögen einzelner Men-
schen überfordert haben, ist aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst die Energie
des fließenden Wassers herangezogen worden. Der Gedanke, die Energie der Luft-
strömungen auszunutzen, ist vermutlich erst später realisiert worden.

Viel später in geschichtlich belegbarer Zeit werden Versuche bekannt, Heißluft und
Dampf zu verwenden.

Über die historische Entwicklung und die Funktionsbeschreibung dieser sich einmal
durch die verwendeten Fördermedien und andererseits durch die Energietransport-
richtung bezüglich der Systemgrenzen unterscheidenden Fluidenergiemaschinen be-
steht eine sehr umfangreiche Literatur, aus der nur wenige Werke angeführt werden
können.

Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, wenn eine ausführliche Konstruk-
tions- und Funktionsbeschreibung von historisch wichtigen und wegweisenden Ma-
schinen aufgenommen worden wäre.

So soll versucht werden, durch eine Zeittafel mit Maschinenabbildungen einen so-
wohl zeitlich geordneten als auch konstruktiven Einblick in die im Laufe der Ge-
schichte entstandene Vielfalt von Fluidenergiemaschinen zu geben.

Analog zu der in vorgeschichtlicher Zeit vermuteten bzw. in geschichtlicher Zeit


belegten Reihenfolge in der Verwendung und Nutzung der Energie der einzelnen
Fluide Wasser, Luft, Dampf, Heißgas soll auch die Zeittafel aufgebaut werden.
3

1.2.1 Zeittafel der "Wasser"-Energiemaschinen

250 v. ehr.
Bericht über eine Schraubenpumpe in
Ägypten durch Archimedes [1]

200 v. ehr.
Beschreibung der unterschlächtigen Wasser-
räder mit Eimerketten durch Phi Ion von
Byzanz [2J

5. Jahrh. n. ehr.
Einsatz eines 1772 gefundenen Kreisel-
pumpenrades in einer portugiesischen
Kupfergrube in San Domingos [3J

8. und 9. Jahrh. n. ehr.


Weitere Verbreitung der unterschlächtigen
Wasserräder in Europa [5J
4

Ende des 11. Jahrh.


In England arbeiten über 5000 solcher Was-
serräder in Mühlen, das entspricht einer
Mühle je 400 Einwohner

um 1405
In der Göttinger Bellisfortis von Konrad
Kyeser Bild eines oberschlächtigen Was-
serrades [2J

um 1409
In den Manuskripten des Leonardo da Vinci
Skizzen über Wasserkraftmaschinen, z.B.
ein Wasserrad für hohe Gefälle [2J

16. Jahrh.
Wasserrad mit vertikaler Achse und tan-
gentialer Beaufschlagung [1 J
5

1682
Bau der Wasserhebemaschine von Marly
durch den Niederländer Renkin [1]
13 Wasserräder mit je 12 m Durchmesser
zum Antrieb von 235 Kolbenpumpen
Förderstrom pro Tag: 5700 m 3
Geodätische Höhendiff.: 162 m
Gesam twirkungsgrad: 6,7"/0
Kolbenpumpenantrieb über sog. Stangen-
künste [2J
1817 Abbruch dieser Anlage

1689
In der deutschen Gelehrtenzeitung "Acta
Eruditorum" Beschreibung einer Zentri-
fugalpumpe durch Denis Papin [4J

1705
Bau einer Zentrifugalpumpe mit Spiralge-
häuse durch Papin [3 J
6

1732
Vorschlag einer Zentrifugalpumpe mit ver-
tikaler Welle durch den Franzosen
LeDemour [6 J

1738
Nachweis der Reaktionswirkung des Wassers
durch Bernoulli in seiner "Hydrodynamica"

1750
Ein von Andreas Segner gebautes und nach
ihm benanntes Wasserrad [5J

1750 - 1754
Begründung einer vollständigen Turbinen-
theorie durch Leonard Euler (Turbine mit
Lauf- und Leitrad) [5J
7

1794
Darstellung einer Weiterentwicklung der
Zentrifugalpumpe als "Saugschwungma-
schine" nach Langsdorfs "Lehrbuch der
Hydraulik"

1808 - 1817
Entwicklung von Wassersäulenmaschinen
u.a. durch Georg von Reichenbach [2J

1818
---,.,-
"",.,

Fabrikmäßiger Bau von Zentrifugalpumpen


durch Massachusetts Pump [6 ]

1824
Erstmalige Bezeichnung der Wasserräder
als Turbinen durch Claude Burdin in seinem
Bericht an die französische Akademie der
Wissenschaften in Paris
8

1832
Inbetriebnahme einer radial von innen beauf-
sChlagten, durch Benoit Fourneyron er-
bauten Wasserturbine in Besanyon

1834
In St. Blasien aufgestellte bekannteste Aus-
führung der Fourneyron-Turbine [2 J

1837
Konstruktion einer axialen Reaktionstur-
bine mit vertikaler Welle durch earl
Henschel. Verbesserung dieser Turbinen-
bauart durch N. J. J onval [2 J

1838
Patenterteilung an Samuel Howd auf eine
radiale Uberdruckturbine

1844
Bau einer Jonval-Turbine von 100 PS durch
Escher Wyss, Zürich [2J
9

1845
Entwicklung einer teilbeaufschlagten Tan-
gentialradturbine durch Escher Wyss [2J

1846
Konstruktion einer dreistufigen Zentrifu-
galpumpe durch W. H. N. Johnson

1849
Verbesserung der Howd-Turbine durch
James Francis [2J

1860
Vorschlag von Carl-Ludwig Fink zu einer
drehbaren Leitradschaufelverstellung

1869
Verlegung der ursprünglich im Leitrad vor-
genommenen Umlenkung des Wassers in
das Laufrad (Grundform der Francis-Tur-
bine) durch A. N. Swain
10

1874
Von der Firma J. M. Voith in Heidenheim
gebaute Francis-Turbine mit nach
C. -L. Fink ausgeführten drehbaren Leit-
schaufeln [ 2J

1879
Fertigungsaufnahme von Niederdruckzen-
trifugalpumpen durch die Firma Klein,
Schanzlin und Becker, Frankenthal

1880
Patenterteilung an den a merikanischen In-
genieur Lester Allan Pelton für eine Frei-
strahlturbine (Nachkonstruktion) [2J

1905
Patenterteilung an Hermann Föttinger für
ein" Flüssigkeitsgetriebe" als Grundprin-
zip eines hydrodynamischen Wandlers [7J
11

1905
Patenterteilung an die Vulkan-Werft, Lübeck
für eine hydrodynamische Kupplung [8J

1908
Bau des Prototyps eines Föttinger-Wandlers
mit 89 Wirkungsgrad [7J

1913
Patenterteilung an Victor Kaplan für eine
Propellerturbine mit schwenkbaren Schau-
felblättern [1]

1919
Inbetriebnahme der ersten von Voith ge-
bauten Kaplanturbine in Velm (Niederöster-
reich) [2J
12

1925
Konstruktion des ersten automatischen Auto-
mobilgetriebes mit hydrodynamischem
Wandler durc h H. Rieseier

1927
Erprobung des Rieseler-Getriebes in einem
Mercedes-Wagen [8 J

1929
Patenterteilung an die Professoren Spann-
hake, Kluge und von Sanden in Karlsruhe
für den "Tri lok- Wandler" [ 8 J

1932
Beginn der Entwicklung moderner auto-
matischer Fahrzeuggetriebe mit hydro-
dynamischen Elementen durch General
Motors Corporation (USA) [ 8 J
13

1.2.2 Zeittafel der "Luft"-Energiemaschinen

1. Jahrh. n. ehr.
Entwurf eines Windrades zum Antrieb
einer Kolbenpumpe des Heron von
Alexandria [2J

um 600 n. ehr.
Vermuteter Erfindungszeitraum von Wind-
mühlen größerer Leistung mit vertikaler
Welle im persisch-afghanischen Grenzge-
biet

um 800 n. ehr.
Erste Berichte arabischer Gelehrter über
diese mit Segeln bespannten Windmühlen [2J

ab 1100 n. ehr.
Erste Darstellungen von europäischen
Windmühlen
14

ab 1200 n. Chr.
Weite Verbreitung von Windmühlen mit hori-
zontaler Achse in Europa, so sind z.B.
allein in Flandern 120 Windmühlen in Be-
trieb [2J

1550 - 1556
Beschreibung eines Gebläses durch Georg
Agricola in seinem Buch "De re metallica"
[ 1]

1609
In China nachweisbare Maschine mit Zen-
trifugalventilator zur Getreidereinigung
(Wann-Maschine) [9J

1615
Entwurf einer Windmühle mit vertikaler
Achse von Fausto Veranzio in Venedig [2J
15

1630
Beschreibung der sog. Pappenheimischen
Pumpe von Johannes Leurechin als Vor-
läuferin der Rootsgebläse [4 ]

um 1650
Bau einer Luftpumpe durch Otto von
Guericke

1654
Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln
[ 10J

1654
Vorführung der Wirkung des Luftdruckes auf
dem Regensburger Reichstag (Anwendung
der aerostatischen Ubersetzung)

um 1690
Als Ventilator benutzte Zentrifugalpumpe
des Denis Papin

1716
Vorlage des Entwurfes einer Siebmaschine
mit Zentrifugalventilator bei der Pariser
Akademie der Wissenschaften durch Baron
de Knopperf
16

1728 - 1729
Begutachtung eines von dem Ingenieur Teval
gebauten Zentrifugalventilators zur Ver-
sorgung von Feuerungen durch die Pariser
Akademie der Wissenschaften

1730
Anwendung des Ventilators durch Desagulier
zur Belüftung des "House of Commons" in
London

1741
Versuche von Stephen HaIes mit Ventila-
toren zur Belüftung von Krankenhäusern usw.

um 1850
Zentrifugalverdichter "liner Rohrpostanlage
der "Pneumatic Despatch Company" in
London (Nachzeichnung )

1850
Entwicklung der Kapselräder durch Fabry
[4J
17

1867
Vorstellung des Roots-Gebläses auf der
Weltausstellung in Paris [ 11 ]

1868
Aufnahme der Roots-Verdichterfertigung
durch die Aerzener Maschinenfabrik

1899
Bau des ersten einstufigen Radialver-
dichters durch den Franzosen Rateau
(N achzeichnung )

um 1900
Aufnahme der Entwicklung von Axialver-
dichtern durch den Dampfturbinenkon-
strukteur A. Parsons

1905
Bau des ersten mehrstufigen Radialver-
dichters nach Rateau

1905
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Firma Kühnle, Kopp und Kausch, Franken-
thai

1906
Erstellung eines vielstufigen Radialver-
dichters in den Bergwerken von Bethune
(p/p = 7 bis 8)
18

1906
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Firma BBC in Baden (Schweiz) und durch
die GHH in Oberhausen

1907
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Frankfurter Maschinenbauanstalt , vormals
Pokorny und Wittekind und durch die AEG
in Berlin

1907
Bau eines Axialverdichters in Lizenz von
Parsons durch die Erste Brünner Ma-
schinenfabrik als 23. ausgeführter Ver-
dichter. Einstellung der Entwicklung nach
dem 30. Prototyp wegen unbefriedigender
Ergebnisse

1.2.3 Zeittafel der "Dampf"-Energiemaschinen

1. Jahrh. n. Chr.
Äolipile (Drehkugel ) des Heron von
Alexandria [2J

um 1505
Entwurf einer Versuchseinrichtung von
Leonardo da Vinci zur Messung der Aus-
dehnung von Wasserdampf [2J
19

1629
Entwurf des "Püsterich", einem Vorläufer
der Gleichdruckturbinen, von Giovanni
Branca [2J

1680
Vorschlag eines mit Wasserdampf be-
triebenen Wagens nach dem Rückstoßprin-
zip von Issac Newton [12J

1690
Erste Kolbendampfmaschine von Papin [10J

1706
Verbesserte Dampfpumpe von Papin [1]
20

1710
Atmosphärische Kolbendampfmaschine mit
Einspritzkondensation von Thomas New-
comen [ 2 J

1765
Versuchsapparat mit Trennung von Kessel,
Arbeitszylinder , Kondensationsraum und
Vacuumpumpe nach James Watt [10J

1781
Entwicklung der doppeltwirkenden Dampf-
maschine mit Drehbewegung durch
James Watt [2J

1784
Patent auf eine Reaktionsdampfturbine für
James Watt

1810
Dampfmaschine für 4 bar Kesseldruck
von Evans
21

um 1840
Gebrauchsfertige Dampfturbine mit 64 PS
Leistung von Christian Schiele

1883
Die erste von dem Schweden Karl Gustav
Laval erbaute einstufige Gleichdruck-
Dampfturbine (A-Rad) [1]

1884
Erteilung von zwei grundlegenden Patenten
auf eine axiale Überdruckturbine (Reak-
tionsturbine) an C. A. Parsons [2J

1892
Einfachwirkende Heißdampf-Maschine mit
350 0 C Dampftemperatur von Wilhelm
Schmidt [2J

um 1895
Bau von Laval-Gleichdruckturbinen durch
die Firma Humboldt in Deutz
22

1896
Bau von Turbinen mit Geschwindigkeits-
stufen nach Curtis (C-Rad, schematische
Darstellung der Beschaufelung)

1897
Vielstufige Gleichdruckturbine des
Franzosen Rateau

1903
Axialdurchströmte Gleichdruckturbine des
Schweizers Heinrich Zölly [2J

1904
Erster Einsatz einer radial durchströmten
gegenläufigen Dampfturbine nach dem
Schweden Ljungström in einem Kraftwerk
(schematische Darstellung) [1]
23

1.2.4 Zeittafel der "Heißgas"-Energiemaschinen

1. Jahrh. n. ehr.
Mittels Heißluft wirkender Tempelöffner des
Heron von Alexandria [9 J

um 1500
Nutzung der Rauchgase beim Bratenwender
nach der Darstellung von Leonardo da
Vinci [2J

1607
Darstellung eines mit Rauchgas betriebenen
Bratenwenders in dem Buch "Novo Theatro
di Machine" von Victorio Zonca [2J
24

1673
Pulvermaschine von Christian Huygens [10J

1791
Patenterteilung an den Engländer John
Barber auf eine Gasturbine (Nachkonstruk-
tion) [2 J

1816
Patenterteilung an den schottischen Pastor
Robert Stirling auf eine Heißluftmaschine
mit geschlossenem Kreislauf (schematische
Darstellung) [13J
25

1860
Einzylindrige, doppeltwirkende , s chieber-
gesteuerte Gasmaschine ohne Vorver-
dichtung von Etienne Lenoir [1]

1860
Heißluft maschine mit offenem Kreislauf
von Ericson [1]

1862
Vier - Zylindermasc hine von Nikola us Otto
mit Vorverdichtung und Zündung im O. T.
[ 2J

1867
Atmosphärische Gasmaschine von Nikolaus
Otto auf der Pariser Weltausstellung [1]
26

1874
Produktion von 80 atmosphärischen Gas-
maschinen pro Monat durch die Gasmo-
torenfabrik Deutz (heute KHD)

1876
Patenterteilung an Nikolaus Otto auf eine
Viertaktmaschine (Otto I s Neuer Motor) [1 ]

bis 1885
Herstellung von über 5000 Maschinen dieser
Art (Otto-Motor) bei der Gasmotorenfabrik
Deutz (heute KHD)

1892
Patenterteilung an Rudolf Diesel auf einen
Verbrennungsmotor mit Selbstzündung

1893
Beginn der Realisierung des Diesel-Motors
durch die Firma MAN in Augsburg

1897
Vorführung des 3. Versuchsmotors vor
einem größeren Interessentenkreis in Augs-
burg [2J

1897
Patenterteilung an Franz Stolze in Berlin
auf eine Gasturbinenanlage mit allen Merk-
malen moderner Ausführungen
27

1900 - 1904
Versuche an einer ausgeführten Stolze-Gas-
turbinenanlage mit Wärmetauscher [2 J

1905
Vorschlag der Abgasturboaufladung von
Verbrennungsmotoren durch den Schweizer
A. J. Büchi

1906
Bau einer Gleichdruckgasturbine durch die
Brüder A. und C. Lemale

1906 - 1908
Konstruktion einer Gleichraumgasturbine
durch Hans Holzwarth

1908 - 1910
Bau der ersten Maschine bei der Firma
Körting, Hannover

1909
Bau der zweiten Maschine bei der Firma
BBC, Mannheim [2J
28

1914
Bau der dritten Maschine bei Maschinen-
fabrik Thyssen in MülheimjRuhr

1923
Bau der ersten Abgasturbolader durch BBC
in Zusammenarbeit mit Büchi [2J

1930
Erstes Patent auf ein Gasturbinen-Flug-
triebwerk an F. Whittle [12J

1932
Erteilung von 114 Patenten im Zusammen-
hang mit Gasturbinen in Deutschland

1935
Patenterteilung auf eine geschlossene Gas-
turbinenanlage an J. Ackeret und C. Keller
[ 15 J
29

1939
Erste Inbetriebnahme einer von Escher-
Wyss gebauten geschlossenen Gasturbinen-
anlage von 2 MW Leistung

27.8.1939
Erstflug eines Heinkel-Flugzeuges (He 178)
mit einem Gasturbinentriebwerk (He S3-B)
[ 14J

1939
Inbetriebnahme der ersten G leichdruckgas-
turbine mit offenem Kreislauf durch BBC
in N euch13.tel

1941 - 1942
Erprobung weiterentwickelter Flugtrieb-
werke BMW 003 und Jumo 004 u.a. im
Flugzeug Me 262 [ 12J

1954
Vorlage des Konzeptes für einen Rotations-
kolbenmotor durch F. Wankel [1]

1957
Bau und Erprobung des ersten funktions-
fähigen Wankel-Motors durch NSU [16J
30

1.3 Eine Systematik der Fluidenergiemaschinen

Aus den Beispielen der historischen Entwicklung, aus den Anwendungen der Fluid-
energiemaschinen und anhand der Arbeitsprinzipien lassen sich Ordnungs gedanken
herausfiltern, die es erlauben, die Vielfalt aller Fluidenergiemaschinen auf re-
lativ wenige Grundtypen zu reduzieren.

Die in Bild 1.1 gezeigte Einteilung soll nur ein Vorschlag sein, daneben bestehen
weitere Möglichkeiten, nach anderen Ordnungsgedanken zu untergliedern.

Der 1. Ordnungsgedanke bezieht sich auf die Art der beim Arbeitsaustausch wirken-
den Kräfte.

In den aufgeführten Fluidenergiemaschinen wirken überwiegend mechanische Kräfte,


in Ausnahmefällen auch elektrische Kräfte auf das Arbeitsfluid.

Als elektrisch wirkende Fluidenergiemaschinen können der Magnetohydrodynamische


Generator (MHD-Generator) und die elektromagnetische Pumpe genannt werden.

Da diese Maschinen im weiteren Verlauf des Buches nicht eingehender behandelt


werden, soll an dieser Stelle eine kurze Funktionsbeschreibung folgen.

Mit Hilfe eines elektrisch leitenden Fluids findet in beiden Maschinen eine Wandlung
von mechanischer Fluidenergie in elektrische Energie bzw. umgekehrt statt.

Nach Bild 1. 2 strömt in dem MHD -Generator ein heißes, teilionisiertes Gas mit
freien Ladungsträgern durch ein Magnetfeld.

Auf die sich mit der Geschwindigkeit c senkrecht zu den Induktionslinien Beines
Magnetfeldes bewegenden Ladungsteilchen wirkt die sog. Lorentz-Kraft, die wieder-
um senkrecht auf der durch die Vektoren Bund c aufgespannten Ebene steht, so
daß zwischen den in dieser Richtung angebrachten Elektroden durch Aufnahme der
gegenpoligen Ladungen eine elektrische Spannung entsteht, bzw. unter Zwischen-
schaltung eines Verbrauchers ein Strom I fließt, der in dem ionisierten Gasstrom
unter Mitwirkung des Magnetfeldes seinerseits eine Bremskraft auf die Ladungs-
träger ausübt.

Bei der Expansion des Gases wird längs des Strömungsweges gegen diese Brems-
kraft Arbeit geleistet und in elektrische Energie umgesetzt, so daß die Energie
des Gasstromes abnimmt.

Eine unmittelbare Wandlung von elektrischer Energie in mechanische Energie des


Fluids wird in der elektromagnetischen Pumpe (Bild 1. 3) vollzogen, wobei das
Arbeitsmedium elektrisch leitend sein muß, wie flüssige Metalle, z.B. Quecksil-
ber oder Natrium höherer Temperatur.
Fluidenergiemaschine 1

1
1

[2J mechanisch wirkende 1 elektrisch wirkende

I
1 1

[TI I statisch arbeitende l dynamisch arbeitende


I 1

1 1 1 I I I
mit Verkleinerung mit Vergroßerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergröflerung
der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenerg ie der FI uidenerg ie
o I I I I 1 1

I I I I I I I I I I I I
kompr inkompr. kompr. inkompr kompr inkompr kompe inkompr. kompe inkompr kompr inkompr
~
Dampf-und hydr Kol- Kolbenver- Kolben- Dampf-und Flüss~keits- Turbover- Turbo - MHD - elektro -
Gasmotor benmotor dichter pumpe Gasturbine turbine dichter pumpe Generator mag. Pumpe

I I I I I I 1 1

I I I j
[D Hubkol ben j1 Kreiskolben j 1 Drehkolben axiale Durchstr. j 1 diag. Durchstr 11 radiale Durchstr
IKol be nverdichterj Iwankelverd ichterll Schraubenverd .1 1Axialverdichter 11 Diagonalpumpe IIRadialverdichter 1

Bild 1.1. Einteilung der Fluidenergiemaschinen nach Ordnungsgedanken

~
32

Kathode --
magn. Südpol - ,
I

( +)
Brennkammer mogn.Nordpol 1 Anode

L.._. I
--.---.-.--.j
Bild 1. 2. Funktionsprinzip
des MHD - V erfah-
rens [ 17 J

Kathode

mogn. Südpol

Bild 1. 3 . Funktionsprinzip ei-


ner elektromagneti-
magn. Nordpol schen Pumpe

Das Flüssigmetall befindet sich in einem Magnetfeld, dessen Feldlinien B vom


magnetischen Nordpol zum magnetischen Südpol verlaufen.

Über die Elektroden fließt durch das Metall ein elektrischer Strom I normal zu
den magneti schen F e ldlinien B.

Ebenso wie ein stromdurchflossener Leiter im Magnetfeld eine Auslenkung erfährt,


ergibt sich durch die Überlagerung des magnetischen und des elektrischen Feldes
ein Druckgradient in Richtung der statt dessen dargestellten Kraft F, die senk-
recht auf der durch I und B aufgespannten Ebene steht und damit eine Förderung
des flüssigen Metalls mit der Geschwindigkeit c bewirkt.
33

Der MHD-Generator und die elektromagnetische Pumpe benötigen, entsprechend


der beschriebenen Funktionsweise , keine bewegten mechanischen Bauteile, was
für die B e triebssicherheit dieser Maschinen von Vorteil ist. Während die elektro-
magnetisc he Pumpe z.B in natriumgekühlten Kr e isläufen von Schnellen Brütern be-
reits Verwendung findet, bereitet di e für eine hinreichende Teilionisation notwendige
hohe Te m peratur im MHD-Generator bezüglich der geeigneten Werkstoffwahl Schwie-
rigkei t e n.

Der 2. Ordnungs geda nke berücksichtigt die Wirkungsweise der mechanischen


Kräfte auf das Fluid.

Bei mechani s ch wirkenden Fluidenergiemaschinen erfolgt der Arbeitsaustausch


zwischen Fluid und Maschine in Form von Vo lumenändeY'ungsaY'beit , DY'uc kände -
Y'ungsaY'beit und VeY' schi ebeaY'beit.

Wie in Abs chnitt 2.1 näher erläutert wird, sind Volumenänderungsarbeit und Druck-
änderungs arbeit über die Verschiebearbeit (PA VA - PE V E) mite inander verknüpft.
Es gilt

A
-f Vdp.
E

Der Energieaustausch durch Volumenänderungsarbeit setzt ein geschlossenes


System mit einer beweglichen Systemgrenze voraus, mittels der die Forderung

dV '*' 0

erfüllt we rden kann.

Ein solche s System wird im einfachsten Fall durc h einen Zylinder mit Hubkolben
realisi e rt (Bild 1. 4a).

:-LI--;---
Br . .
c

r· Kolbenkrofl A. Auftnebskroft
W. WI derstondskrof t Bild 1.4. Zum Prinzip der Arbeitsüber-
r~ r Resutt Fluidkrofl
tragung
a) statisch
0) b) b) dynam isc h

Die Kolbenbewegung steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Volumen-


änderung des geschlossenen Syst e ms. Aus Kolbenkraft Fund Kolbenweg resultiert
34

die Arbeit der Maschine, die im verlustfreien Fall gleich der Volumenänderungsar-
beit, bzw. bei inkompressiblem Fluid gleich der Verschiebearbeit des Fluids ist.
Da die Kolbenkraft auf einer statischen Druckdifferenz beruht, wird von einem sta-
tischen Arbeitsprinzip gesprochen.

Der Energieaustausch zwischen Fluid und Maschine in einem durchströmten offenen


System erfolgt im wesentlichen über die Druckänderungsarbeit.

Die damit verbundene Forderung

dp '*' 0

wird durch Umströmung eines Schaufelprofiles erreicht. Die dabei auftretende


Änderung der Fluidgeschwindigkeit nach Größe und/oder Richtung bewirkt eine
Impulsänderung der Fluidteilchen, aus der die Fluidkraft FR der Schaufel resul-
tiert (Bild 1. 4b) .

Befinden sich dabei die Schaufeln auf einem Rotor, so ergibt die Umfangskomponen-
te der resultierenden Fluidkraft multipliziert mit dem Weg des Kraftangriffspunktes,
der aus der Drehbewegung resultiert, die Arbeit des Rotors.

Im verlustfreien Fall ist diese Rotorarbeit gleich der Druckänderungsarbeit. Da


die Schaufelkraft auf dynamisch bedingten Druckunterschieden beruht, wird von
einem dynamischen Arbeitsprinzip gesprochen.

Bei den ebenfalls nach dem dynamischen Prinzip arbeitenden Raketen und Stau-
strahltriebwerken wird die aus der Impulsänderung resultierende Schubkraft un-
mittelbar zur Fortbewegung des Systems benutzt. Obwohl sie auch als mechanisch
wirkende Fluidenergiemaschinen einzuordnen sind, sollen sie ihrer speziellen
Nutzung wegen im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr erwähnt werden.

Der 3. Ordnungsgedanke geht von der Richtung des Arbeitsaustausches zwischen


Fluid und Maschinenwelle aus.

Bezogen auf das Fluid läßt sich in der Maschine dessen Energie erhöhen bzw. ab-
senken, wobei die Energie der Maschinenwelle entsprechend reduziert bzw. ge-
steigert wird.

So wird in Bild 1.5a die Energie des Wassers in einem Wasserrad verkleinert,
während in Bild 1.5b die menschliche Arbeit mittels eines Schöpfwerkes die po-
tentielle Energie des Wassers erhöht.

Der 4. Ordnungsgedanke beschäftigt sich mit der Volumenbeständigkeit des Ar-


beitsfluids.
35

0)

Bild 1.5. Fluidenergiemaschinen


a) zur Verkleinerung der Fluidenergie
b) zur Vergrößerung der Fluidenergie

In einem mit kompre s siblem Fluid gefüllten Zylinder-Kolbensystem wird sich der
durch eine Kraft F beaufschlagte Kolben in Richtung der Kraft bewegen und das
eingeschlossene Volumen verkleinern. Wird das kompressible Fluid gegen ein
inkompr essibles Fluid ausgetauscht, bewegt sich der Kolben unter Kraftein-
wirkung nicht, das eingeschlossene Volumen bleibt konstant.

Obwohl Maschinen mit inkompressiblem bzw . kompressiblem Arbeitsfluid (Bild


1.6) jeweils nach den gleichen Prinzipien arbeiten, unterscheiden sie sich in
ihren konstruktiven Ausführungen und in ihrem Betriebsverhalten oft sehr wesent-
lich, so daß diese Unte rteilung zwec kmäßig ist.

Bild 1.6. Zum Verhalten eines Fluids


a) kompressibel
b) inkompressibel

0) b)

Ein 5. Ordnungsgedanke bezieht sich bei den dynamisch wirkenden Maschinen auf
die Strömungsrichtung beim Arbeitsaustausch , bei den statisch wirkenden Ma-
schinen auf die Bildung der" atmende n" Räume beim Arbeits- und Massenaus-
tausch.
36

Da der Arbeitsaustausch bei dynamisch wirkenden Fluidenergiemaschinen nur im


Laufrad stattfinden kann, werden diese Maschinen in solche mit vorwiegend ax ial -,
diagonal -, oder r adialdurch s t r ömtem Laufrad gemäß Bild 1. 7 unterteilt.

radial diagonal axial


I
\

Bild 1.7. Meridianfluß-


richtungen
beim Arbeits-
austaus ch in
Laufrädern

Für die statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen bietet sich als Ordnungsge-


danke die Art der durch kombinierte Bewegungen mehrerer Maschinenteile zu-
standekommenden Volumenänderung des Arbeitsraumes an, wel c he einerseits einen
Energieaustausch zwischen Fluid und Maschine nwe lle und andererseits detl Austausch
der jeweils "bearbeite ten " eingeschlossenen Masse gegen neu einzubringende be-
wirkt (Bild 1.8).

Hub olben Drehkolben Kreiskolben

Bild 1. 8 . aildung von volumenveränderlichen Räumen in Verdrängermaschinen

Bei ti e fe r e m Eindringen in die Funkti ons- und Kon s truktionsde tails der jeweiligen
Fluide n e r giemaschinen sind eine Viel z ahl weitere r Ordnungsgedanken aufzustellen.

Bereit s nach dem 4. Ordnungsgedanken wird es s c hwierig, gem e insame Gesichts-


punkt e für die statisch und dynamisch a rbeitenden Maschinen bei z ubehalten.
37

1.4 Maschine und Anlage

Anhand der aufgestellten Maschinensystematik und der zuvor gezeigten Zeittafel


wird die Vielfalt der Fluidenergiemaschinen deutlich. Vielfältig wie ihre Funktions-
und Ausführungsarten ist auch ihr Einsatz in den unterschiedlichsten Lebensbe-
reichen der modernen Zivilisation. Vom künstlichen Herzen über die Anwendung
im Haushalt, im Verkehr in Land-, Luft-, See- und Raumfahrzeugen bis hin zur
Verfahrens- und Energietechnik haben diese Maschinen heute einen riesigen An-
wendungsbereich gefunden.

Dabei sind die Maschinen in der Regel in Systeme bzw. Anlagen einbezogen, deren
Funktion und Charakteristik die Kriterien für die Auswahl der geeignetsten Fluid-
energiemaschine liefert.

Eine Sonderstellung nimmt die Fluidenergiemaschine im Bereich der Anlagen zur


Wandlung der sog. Primärenergie ein.

Primärenergien stellt die Natur in Form der Sonnenenergie, chemisch gebundener


Energie, Kernenergie, Erdwärme sowie als mechanische Energie des Windes und
des Wassers bereit.

Neben der Prozeßwärme werden vor allem mechanische Nutzarbeit und elektrische
Energie benötigt. Unter diesen sog. Sekundärenergien besitzt die elektrische Ener-
gie eine Vorrangstellung, da sie sich gut transportieren, problemlos in mechani-
sche Nutzarbeit , Licht, Wärme usw. umwandeln und für vielfältige Zwecke in nahe-
zu allen Lebensbereichen einsetzen läßt. Damit kommt der Umwandlung von Primär-
energie in elektrische Energie eine besondere Bedeutung zu.

Nach den in Bild 1.9 schematisch dargestellten Umwandlungsmöglichkeiten lassen

Fusion
:~~:~e~e Chemische-Energie
( sonnen -Energie)
St rahlUng~ ~ ~~<I'!I-\:;<I''{..
\",~\YS

Bild 1.9. Umwandlungs-


elektrodyn. Umwandlung möglichkeiten
von Primär-
Wasser - Energie Wind - Energie energien [ 18 J
38

sich direkte und indirekte Verfahren zur Umwandlung von Primärenergie in elek-
trische Energie unterscheiden.

Eine direkte Umwandlung von Primärenergie in elektrische Energie liegt im Fall


der Umwandlung von Sonnenenergie mittels Solarzelle und der chemisch gebundenen
Energie mittels Brennstoffzelle vor.

Alle großtechnischen Wandlungsverfahren sind derzeit indirekter Art, d.h. der


Übergang von der Primärenergie auf die elektrische Energie erfordert eine oder
zwei zwischengeschaltete Wandlungsstufen , in denen Fluidenergiemaschinen ein-
gesetzt werden.

Um die Wind- und Wasserenergie als Primärenergie in elektrische Energie zu über-


führen, ist nur der Weg über die mechanische Energie einer Fluidenergiemaschine
notwendig. Die übrigen Primärenergien werden in einem ersten Schritt in die Ener-
gieform "Wärme" umgesetzt, was im Fall der chemisch gebundenen Energie durch
Verbrennung, im Fall der Kernenergie durch einen Spaltungs- oder Fusionsprozeß
geschieht. In einem zweiten Schritt wird die Wärme teilweise in mechanische Ener-
gie gewandelt, wobei mechanisch wirkende Fluidenergiemaschinen wesentlich be-
teiligt sind.

Zur kontinuierlichen indirekten Energieumwandlung ist ein sog. Kreisprozeß not-


wendig, dem Wärmeenergie zugeführt wird, die im weiteren Prozeßverlauf teils in
mechanische Energie umgewandelt, teils als Wärme niedriger Temperatur abgeführt
wird. Der Kreislauf des energietragenden Prozeßfluids setzt einen Potentialunter-
schied voraus, durch den die kontinuierliche Strömung des Fluids aufrechterhalten
wird.

Dies sei zunächst am großräumigen Prozeß des natürlichen Wasserkreislaufes ver-


deutlicht (Bild 1.10).

Aus einem oberen Stausee strömt Wasser durch eine Turbine in ein tiefergelegenes
Becken, wobei dem Fluid in der Turbine mechanische Energie entzogen und diese
in einem Generator in elektrische Energie umgesetzt wird. Das Wasser verdunstet
auf seinem Weg zum Meer und vor allem im Meer selbst infolge von Sonneneinstrah-
lung . Die Temperaturschichtung der Atmosphäre bewirkt einen Vertikaltransport des
Wasserdampfes, der in größeren Höhen zu Wolken kondensiert. Luftbewegungen ,
d.h. Winde, transportieren diese Wolken in Richtung auf das Festland. Bei be-
stimmten atmosphärischen Verhältnissen wird das in ihnen gespeicherte Wasser in
Form von Niederschlägen ausfallen und so, bei abstrakter Betrachtungsweise,
wieder in das Oberbecken zurückkehren.
39

~ ~
WolkenbeViegung

Niederschlag
Wind
C I I
) Wolken-
bildung

\ I

1
Verdunslung

nulzbares
Gefölle
-- Turbine

I Bild 1. 10. Schema des


_L natürlichen
Wasserkreis-
laufes

Dieser Kreisprozeß, dessen Potentialunterschied durch den Verdunstungs- und


Transportvorgang infolge der Sonnenenergie aufgebaut wird, benötigt nur eine
Fluidenergiemaschine , nämlich eine Wasserturbine.

Gemessen an dem großräumig ablaufenden Kreisprozeß des Wassers sind die von
Menschen entwickelten Kreisprozesse zur Umwandlung von Primärenergie in elek-
trische Energie räumlich eng zusammengefaßt und benötigen zur Aufrechterhaltung
des Kreislaufpotentials anstelle der Sonne eine zweite Fluidenergiemaschine und
eine Wärmequelle mit hohem Temperaturniveau und anstelle der Temperaturschich-
tung der Atmosphäre eine Wärmesenke mit niedrigem Temperaturniveau.

So wird beim einfachen Dampfkraftwerksprozeß zusätzlich eine Pumpe, ein Dampf-


erzeuger (Wärmequelle) und ein Kondensator (Wärmesenke) gebraucht (Bild 1. 11).
Der mit äußerer Verbrennung arbeitende Dampferzeuger läßt den Luftsauerstoff
mit fossilen Brennstoffen reagieren. Die heißen Verbrennungsgase bestreichen
ein umfangreiches Rohrsystem , in dem das Prozeßfluid Wasser strömt. Dabei
wird ein großer Teil der Energie des Verbrennungsgases auf das Wasser über-
tragen, das bei vorgegebenem Druck verdampft.

In der Turbine wird der Dampf entspannt, wobei ein großer Teil der Fluidenergie
in mechanische Arbeit der rotierenden Turbinenwelle und im gekuppelten Generator
in elektrische Energie umgesetzt wird. Der entspannte Wasserdampf wird im Kon-
densator unter weiterer Wärmeabgabe in die flüssige Phase überführt und mit
Hilfe einer sog. Kesselspeisepumpe wieder in den Dampferzeuger transportiert.
Damit schließt sich der Wasserkreislauf, der über die Brennstoffzufuhr energe-
tisch aufrechterhalten wird und in dem die Speisepumpe das erforderliche Kreis-
laufpotential erzeugt.
40

Feuerung Rauchgas Dompferzeuger Damplturbine


I

ohle Generator

r;::::.==~D IKondensator

Lufl Speisewosser .
pumpe

Bild 1.11. Schema einer einfachen Dampfkraftanlage

Dieser Kreislauf erfordert also zwe i Fluidenergiemaschinen , di e Dampfturbine


und di e Kesselspeisepumpe.

Ähnlich s trukturiert ist eine Gasturbinenanlage (Bild 1. 12) , bei der ebenfalls
zwei Fluidenergiemaschinen, nämlich Ve rdic hter und Turbine benötigt werden.

Brenn ommer
Abgos

Verdichter Turbine Generotor

Bild 1. 12. Schema einer Gasturbinenanlage

Während die beiden vorgenannten Energiewandlungsanlagen mit jeweils zwei


dynamisch wirkenden Fluidenergiemaschinen betrieben werden, erfordert der
Kreisprozeß der Verbrennungsmotoren neben der Brennkammer zwei statisch
wirkende Fluidenergie maschinen, nämlich den Ko lbenverdichte r und den Kolbenex-
pander (Bild 1.13).
41

Brennkommer
Kol benverd ichler Kol benexpander

1
Bild 1.13. Schema eines Verbrennungs-
Umgebung motorenprozesses

Die in diesem Bild einzeln dargestellten Anlagenkomponenten sind im realen Ver-


brennungsmotor in einem Zylinder-Kolbensystem zusammengefaßt, das in zykli-
scher Abfolge nacheinander die Funktionen des Verdichters, der Brennkam mer und
des Expanders übernimmt.

Kombinationen von Fluidenergiemaschinen treten nicht nur in den zuvor ange-


sprochenen Anlagen zur Wandlung von Primärenergie auf, sondern bilden u.a.
auch die Grundlage der hydrodynamischen und hydrostatischen Wandler in der
Antriebstechnik .

Der hydrodynamische Wandler stellt eine Kombination aus Flüssigkeitsturbine und


Pumpe dar (Bild 1. 14).

P , Pumpe
T Turbine
L : Leilrod

Bild 1.14. Hydrodynamischer Wandler

Das Pumpenrad wird von einem Motor angetrieben und führt dem Kreislauffluid
mechanische Energie zu. Das Fluid gibt diese Energie an das Turbinenrad ab,
42

das die mechanische Nutzarbeit seinerseits z.B. auf das Fahrwerk eines Auto-
mobils überträgt. Zwischen Pumpen- und Turbinenrad sorgt ein gehäusefestes
Schaufelgitter, das sog. Leitrad, dafür, daß das Antriebsmoment der Pumpe und
das Abtriebsmoment der Turbine differieren können.

Beim hydrostatischen Wandler handelt es sich um eine Kombination aus Kolben-


pumpe und Kolbenmotor, wobei je nach Einsatzgebiet Pumpe und Motor nach den
verschiedenen, in Abschnitt 6.2 erläuterten, Verdrängerprinzipien ausgeführt
werden. In Bild 1.15 ist ein hydrostatischer Wandler nach der Flügelzellenbau-
art dargestellt.

Bild 1.15. Hydrostatischer Wandler

Die Wandlung des Antriebsdrehmomentes an der Pumpe in das Abtriebsdrehmo-


ment am Motor erfolgt durch Veränderung des Fluidstromes zwischen den bei den
Wandlerkomponenten, die im Fall der in Bild 1.15 dargestellten Flügelzellenbauart
durch eine Verstellung der Exzentrizität des Pumpenrotors gegenüber dem Pumpen-
gehäuse bewirkt wird.

Rückblickend läßt sich anhand des Ordnungsschemas (Bild 1.1) die Kombination
mehrerer Fluidenergiemaschinen zu Anlagen nachvollziehen (Bild 1. 16) .

So wird aus der Kombination von statisch wirkenden Verdichtern und Expandern
bei Wärmezufuhr der Verbrennungsmotor, aus der von statisch wirkenden Pumpen
und Motoren der hydrostatische Wandler, aus jener von Turbopumpe und Dampf-
turbine unter Einschluß eines Dampferzeugers und eines Kondensators das Dampf-
kraftwerk, aus der von Turboverdichter und Entspannungsturbine unter Einschluß
einer Brennkammer die Gasturbinenanlage und schließlich aus der Kombination von
Turbopumpe und Flüssigkeitsturbine der hydrodynamische Wandler.

Aus den vorgenannten Beispielen zum Einsatz der Fluidenergiemaschinen wird


deutlich, daß ein bestimmter Maschinentyp in unterschiedlichsten Betriebsan-
lagen und Systemen verwendet werden kann.

Für die Untersuchung und Beschreibung der maschinentypischen Funktionen und


Vorgänge ist es daher zweckmäßig, die Maschine als eigenständige Einheit zu
[2J Imechanisch wirkende Fluidenergiemaschine

I
I I
l statisch arbeitende J I dynamisch arbeitende I
o
I I
I I I
mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung
der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie j
o I I I I I I I
I I I
,----

L- r- ,-
- kompr. inkompr. - - kompr l- i nkompr kompr. r- inkompr kompr. r- inkompr. --
GJ r-

Dampf- und hydr. Kolben- Kolbenver- Kalbenpumpe Dampf-und Flüssigkeits- Turbover- Turbopumpe
Gasmotor motor dichter Gasturbine turbine dichter
---------
!
--------- 1 Wörmeabfuhr J-- 1-

Verbrenn ung smotor Dampfturbinenon loge


I Wörmezufuhr t---- Wörmezufuhr r-----
Gasturbinenanlage
1Wörmezufuhr } - - - -
I hydrostatischer Wandler . hydrodynamischer Wandler .
Bild 1.16. Ordnungsprinzip für mechanisch wirkende Fluidenergiemaschinen mit
Kombinationen zu Fluidenergieanlagen
~
./>.
Anlage ~dtransport ./>.
Li p
01 auf ein höheres geodätisches
Niveau (Druckbetrieb I

P, = cons!. Umgebungsdruck Pi P2 (g 'Li, I


A Li, " D Je - D
V
Li p

gegen cons!. Kesseldruck PI


bl~_-O @ Li, = D Je - D
PI > PI

V Pumpen kennlinie
Li p
cl Anlagenkennlinie
bei hohen Rohrleitungswiderstandsbeiwerten Je
Li p Druckdifferenz
P; = P2 Li z = D Je > D V Volumenstrom
V Betriebspunkt
lange Rohrleitung mit cR = A;-
Iluerschnittsfläche AR
-- V
Li p
mit Beschleunigung des Fluidstromes in einer
Düse mit dem Endquerschnitt Ao
dl ~% 0 PZ~~CO P2 > PI Li, = D Je - D
C =_L
o A o

mit Beschleunigung des Fluidstromes und Li p

el Energieentzug in einer Turbine mit dem


Durchtrittsquerschnitt Ao
Li, = D ; Je - D /
P2 > PI /,.
__ ./ I
(~CC I
V
PI Co = ~Ao
V
Bild 1.17. Einsatz einer Kreiselpumpe in verschiedenen Anlagen
45

betrachten, d. h., eine systematische Trennung zwischen Maschine und Anlage


vorzunehmen.

Die Wechselbeziehung zwischen einer Fluidenergiemaschine und einer zugehörigen


Anlage ergibt sich bei Annahme eines quasistatischen Betriebsverhaltens aus der
Zuordnung des Maschinen- und des Anlagenkennfeldes • Bei dynamischen Vor-
gängen, z.B. schnellen Lastwechseln usw., ist die Wechsel wirkung zwischen Ma-
schine und Anlage über die Betriebskennlinie allein nicht zu klären. Die Uber-
lagerung des stationären Betriebsverhaltens mit instationären Speichervorgängen
läßt sich nur durch geeignete dynamische Simulationsmodelle nachbilden, die
das Zusammenwirken von Maschinen- und Anlagencharakteristik beschreiben.
Solche Si mulationsmodelle sind z. B. für Verdichteranlagen in [19 und 20] dar-
gestellt .

Die systematische Trennung von Maschine und Anlage erweist sich auch für die
Praxis als notwendig, da bei der Konstruktion und dem serienmäßigen Bau von
Fluidenergiemaschinen der spätere Einsatzfall im allgemeinen noch nicht bekannt
ist.

Am Beispiel einer Kreiselpumpe, die unter Beibehaltung ihrer Betriebsdaten in


unterschiedlichen Anlagen, d.h. zur Lösung verschiedener Aufgaben, eingesetzt
wird, soll die angesprochene Trennung in Maschine und Anlage verdeutlicht
werden (Bild 1.17).

Der Schnittpunkt der jeweils anlagencharakteristischen Verbraucherkennlinie (auch


Anlagenkennlinie genannt) mit der Kennlinie der verwendeten identisch gleichen
Pumpe ergibt den bei quasistatischem Verhalten zu erwartenden Betriebspunkt .

Li teratur zu K8.pi tell:

[1 J Str8.udh, S.: Die Maschine-Geschichte, Elemente, Funktion. Herder Verlag Freiburg ,


B8.sel, Wien.
[2J Arnold, G.: Bilder aus der Geschichte der Kraftmaschinen. Heinz Moos Verlag,
München 1968.
[3J Troskolanski, A. T.; Lazarkiewicz, St.: Kreiselpumpen. Eirkhäuser- Verlag, Basel und
Stuttgart 1976.
[4J Leupold, J.: Schauplatz der Wasserkünste. Th. Schäfer, Hannover 1982.
[5J Camerer, R.: Wasserkraftmaschinen. Verlag Engelmann, Leipzig 1914.
[6J Technisches Handbuch Pumpen. VEB Verlag Technik, Berlin 1969.
[7J Stodola, A.: Dampf- und Gasturbinen. Verlag von Julius Springer, Berlin 1924.
[8J Kickbusch , E.: Föttinger-Kupplungen und Föttinger-Getriebe. Springer-Verlag Berlin ,
Göttingen, Heidelberg 1963.
[9 J Feldhaus , F. M.: Die Maschine im Leben der Völker. Verlag Birkhäuser Basel, Stuttg3.rt.
[tOJ Klaulehn, W.: Die eisernen Engel. Rowohlt-Verlag, Hamburg.
[l1J 100 Jahre Aerzener Drehkolbenmaschinen . Festschrift der Aerzener Maschinenfabrik
G.m.b.H., Aerzen 1964.
46

[12J Casamassa, J.V.: Jet Aircraft Power Systems. Mc.Graw-Hill, NewYork1950.


[13J Van Weenen, F .L.: Die Konstruktion des Philips-Heißluftmotors. Philips' Technische
Rundschau, 9 (1947), 5, 125-135.
~14J Ostenrath, H.: Gasturbinentriebwerke. Giradet-Verlag, Essen 1968.
[15J Keller, C.: Ursprung und Entwicklung der Gasturbine mit geschlossenem Kreislauf.
Escher-Wyss Mitteilungen 38 (1966), 1, 5-10.
[16J Bensinger, W .D.: Rotationskolbenverbrennungsmotoren. Springer-Verlag Berlin,
Heidelberg, New York 1973.
[17J Schmidt, F.A.F.: Verbrennungskraftmaschinen. 4. Auflage, Springer-Verlag Berlin,
Heidelberg, New York 1967.
[18J Euler, K. -J.; Scharmann , A. (Hrsg.): Wege zur Energieversorgung . Thiemig Taschen-
bücher 60, München 1977.
[19 J Fasol, K.H.: Theoretical Model Building and Simulation of Industrial Processes . Int.
Symposium on Systems and Simulation. Berlin, 1.-5. Sept. 1980.
[20J Gronau, M.: Ein Beitrag zur theoretischen Modellbildung von Verdichteranlagen. Diss.
Bochum 1983.
2 Einige thermodynamische Voraussetzungen

Da in allen Fluidenergiemaschinen Energieumwandlungen stattfinden, ist die


Thermodynamik als allgemeine Lehre von der Energie zur Beschreibung der Vor-
gänge in den Maschinen unerläßlich. In diesem Kapitel werden fast ausschließlich
solche thermodynamischen Zusammenhänge wiederholt und zusammengestellt,
die für das Verständnis der Vorgänge in den Fluidenergiemaschinen relevant
sind. Es werden also Grundkenntnisse in der Thermodynamik vorausgesetzt.
Für ein grundlegendes bzw. weiterführendes Studium der Thermodynamik sei auf
die Fachliteratur, insbesondere auf das Buch "Thermodynamik" von H. D. Baehr
[1] verwiesen.

Weil die hier für Fluidenergiemaschinen benutzte klassische Thermodynamik von


Gleichgewichtszuständen bzw. von quasistatischen Zustandsänderungen ausgeht,
bei denen alle Zwischenzustände in enger Nachbarschaft zum Gleichgewicht
durchlaufen und somit erst in Zustandsdiagrammen darstellbar werden, ist zu
prüfen, ob die Geschwindigkeit der wirklichen Zustandsänderung noch diese
Idealisierung zuläßt.

Wenn diese Voraussetzungen bei schnellablaufenden Zustandsänderungen nicht


mehr- gegeben sind, lassen sich Aussagen über den Ein- und Austrittszustand
machen, wenn das System hier in einem Gleichgewichtszustand ist.

Als Fluide werden beispielhaft das ideale Gas und die inkompressible nüssigkeit
betrachtet. Ein weiteres ideales Fluid, den idealen Dampf, behandelt z.B.
W. Traupel [2J.

2.1 Hauptsätze der Thermodynamik

Die Thermodynamik stützt sich auf vier Hauptsätze:

Der nutzte Hauptsatz sagt aus, daß zwei Systeme im thermischen Gleichgewicht
mit einem dritten System auch untereinander im thermischen Gleichgewicht stehen.
48

Aus der Erfahrung des nullten Hauptsatzes läßt sich der Temperaturbegriff ein-
führen.

Der eY'ste Hauptsatz formuliert das Energieerhaltungsgesetz .

Der zweite Hauptsatz stellt fest, daß alle natürlichen Prozesse irreversibel sind.

Diese beiden Hauptsätze spielen bei der Energieumwandlung, d.h. auch in den
Fluidenergiemaschinen , eine entscheidende Rolle. Sie werden deshalb ausführlich
in ihren Anwendungen auf diese Maschinen besprochen.

Der dY'itte Hauptsatz postuliert, daß die Entropie jedes reinen Stoffes im absolu-
ten Nullpunkt verschwindet. Dieser Hauptsatz hat für den Fluidenergiemaschinen-
bau keine unmittelbare Bedeutung, es sei denn z.B. für veränderliche Fluid-
eigenschaften •

2.1.1 Systeme
Für alle thermodynamischen Untersuchungen ist es unerläßlich, einen Bereich im
Raum abzugrenzen, auf den sich die Untersuchung beziehen soll. Dieser Bereich
wird als System, alles außerhalb als Umgebung bezeichnet. Die Trennung zwi-
schen System und Umgebung wird durch materielle oder gedachte Wände (System-
grenzen) vollzogen, denen hinsichtlich ihrer Durchlässigkeit bezüglich Materie
und Energie bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden.

Im folgenden sollen nur einfache Systeme betrachtet werden, bei denen Ober-
flächenerscheinungen , elektrische und magnetische Effekte keine Rolle spielen.
Als äußeres Kraftfeld wird nur das Schwerefeld der Erde berücksichtigt.
Eine Einteilung der Systeme kann wie folgt vorgenommen werden:

Ein abgeBchloBBenes System besitzt Grenzen, welche für Materie und Energie un-
durchlässig sind. Ein solches System ist für die Beschreibung der eigentlichen
Energieübertragung in Fluidenergiemaschinen im allgemeinen ohne Bedeutung.
Es kann z.B. bei der Betrachtung von Temperaturausgleichsvorgängen in still-
stehenden abgeschlossenen Maschinen hilfreich sein.

Ein geschlossenes System hat für Materie undurchlässige Grenzen, d.h. es ent-
hält stets dieselbe Stoffmenge. Jedoch kann Energie in Form von Wärme und
technischer Arbeit über seine gegebenenfalls verschieblichen Grenzen treten.
Dieses System wird bei der Energieübertragung der Kolbenmaschinen verwendet.

Ein offenes System läßt über seine Grenzen bereichsweise Energie und Materie
treten. Diese Systeme mit bereichsweise durchlässigen Grenzen werden auch als
49

Kontrollräume bezeichnet. Um die Energieübertragung in Strömungsmaschinen zu


beschreiben, wird dieses offene System verwendet.

Mit Hilfe beweglicher Grenzen lassen sich ggf. offene und geschlossene Systeme
ineinander überführen.

2.1.2 Erster H~uptsatz


Der erste Hauptsatz formuliert das Prinzip der Energieerhaltung . Unter Be-
schränkung auf einfache Systeme unterscheidet er dabei als Energieformen die
im System gespeicherte innere, die potentielle, die kinetische und die über die
Grenzen als Wärme und mechanische Arbeit transportierte Energie.

Im folgenden werden die Energiebilanzen für die vorgenannten Systeme aufgestellt.

2.1.2.1 Anwendung auf geschlossene Systeme

Das abgeschlossene System

Da über seine Systemgrenzen weder Masse- noch Energietransport möglich ist,


kann nur bei Teilsystemen im Inneren dieses Systems ein Energie- und Stoffaus-
tausch stattfinden, wenn zwischen den Teilsystemen ein thermodynamisches Un-
gleichgewicht vorliegt.

Der Energiesatz für ein solches abgeschlossenes System lautet:

n
U
i
L= 1 U.
1
= const. (2.1)

Darin ist U i die innere Energie des i-ten Teilsystems.

Das geschlossene System

Während über seine Systemgrenzen Energie in Form von Wärme oder Arbeit ge-
führt werden kann, bleibt die Stoffundurchlässigkeit der Systemgrenzen erhalten,
d.h. die Masse m im System bleibt konstant. Durch einen Energieaustausch mit
der Umgebung ändert sich nur die innere Energie des Systems.

(2.2)

Darin ist der Term U A - U E die Zu- oder Abnahme der inneren Energie bei
einer Zustandsänderung zwischen den Zuständen E und A, QEA die zu- oder
abgeführte Wärmemenge und WEA die am System verrichtete Arbeit.
50

E -

a b

Bild 2.1. Stationär durchströmtes offenes System, betrachtet


a) zur Zeit t
b) zur Zeit t + M

2.1.2.2 Anwendung auf offene Systeme

Zusätzlich zum geschlossenen System sind die Grenzen des offenen Systems be-
reichsweise stoffdurchlässig .
Zur Ableitung des Energiesatzes läßt sich das offene System, oder auch Kontroll-
raum genannt, für stationäre Verhältnisse durch ein geschlossenes ersetzen, in-
dem in das System eine Fluidmenge mit der Masse llm so einbezogen wird, daß
in Bild 2. la die Masse llm E zur Zeit t bei E gerade zum Eintritt in den Kontroll-
raum bereitsteht, während in Bild 2. lb zur Zeit t + llt der Eintritt vollzogen und
die gleichgroße Masse tlm A gerade wieder bei A aus dem Kontrollraum entlassen
ist. Es ist demnach tlm A = tlmE = tlm. Das System mit den zeitabhängigen Grenzen
beinhaltet somit zu jedem Zeitpunkt eine konstante Masse.

Wegen der konstanten Masse in beiden Bildteilen kann der Energiesatz für das ge-
schlossene System angesetzt werden:

(2.3)

Zur Zeit t, d.h. zu Beginn des Prozesses, besteht der Energieinhalt EE aus dem
konstanten Energieinhalt E K des Kontrollraums und aus den in der Masse tlm ent-
haltenen spezifischen Energien:
51

Zur Zeit t + 6t, d.h. am Ende des betrachteten Prozesses, ist der Energieinhalt
des nach Bild 2. 1b definierten geschlossenen Systems mit demselben Massenin-
halt wi e zu Beginn:

2
E A = E K +fIrn ( u A + c: + gzA) .

Damit ergibt sich nach Gleichung (2.3) :

2
QEA + WEA = 6m ( u A + c: + gz A )

Die Gesamtarbeit W EA setzt sich zusammen aus:

- Der technischen Arbeit WtEA ' die mit der Welle die Grenze des Kontrollraums
überschreitet.

- Der Verschiebearbeit W VEA = (PE v E - PA v A )6m, die sich durch das Ein- und
Austreten der Masse 6 m in das System bei jeweils konstantem Druck im Ein-
bzw. Austrittsquerschnitt ergibt.

Für die Gesamtarbeit folgt damit;

So ergibt sich für den Energiesatz;

2 2
QEA + WtEA - 6m(P A v A - ~vE) 6m (u A + c: + gZA) - 6m( u E + c~ + g~)
oder
2
QEA + WtEA = 6m (u A + PA vA + gZA + c:) - 6m (u E + PE v E + gZE

(2.4)
Die Größen u und pv werden durch Addition zu einer kalorischen Zustandsgröße,
der Enthalpie h, kombiniert:

h = u + pv. (2.5)
52

Weiterhin wird unter dem Begriff Totalenthalpieht die statische Enthalpie, die
kinetische und die' potentielle Energie zusammengefaßt:

2
c
h t = h +"2 + gz. (2.6)

Die Gleichung (2.4) vereinfacht sich dadurch wie folgt:

(2.7)

Da der Prozeß stationär ist, gilt Gleichung (2.7) nicht nur für das Zeitintervall
LI t, sondern auch für beliebig große Zeitintervalle. So lautet sie mit

dem Wärmestrom (2.8)

W tEA
der inneren Leistung P.
1 -xt (2.9)

und dem Massenstrom


lIm
m =M' (2.10)

(2.11)

Um die energetischen Vorgänge in den Fluidenergiemaschinen von den unterschied-


lich großen, energietragenden Massen trennen zu können, ist es zweckmäßig und
üblich, alle Größen auf die Einheit der Masse zu beziehen, d.h. mit spezifischen
Größen zu arbeiten. So ergibt sich aus der Gleichung extensiver Größen eine Glei-
chung spezifischer Größen, wenn

die spezifische Wärmemenge

Q
m =q (2.12)

und die spezifische technische Arbeit

P.
1
-;-= a (2.13)
m

in die Gleichung (2.11) eingeführt werden:

(2.14 )
53

Bei Aufschlüsselung der Totalenthalpie ergibt sich der häufig benutzte, in spezi-
fischen Größen geschriebene Energiesatz für stationär durchströmte, offene
Systeme:

(2.15)

Vorzeichenregel

In Gleichung (2.3) ist bereits durch die Differenzbildung der Energien zwischen
Austritt und Eintritt eine Vorzeichenvereinbarung getroffen worden, die nachfolgend
explizit als Vorzeichenrege l herausgestellt werden soll.

Bei stationär durchströmten Systemen, für die gilt:

LIDE'In =2ID A us (2.16)

werden bei der Formulierung des ersten Hauptsatzes alle Energieströme, die in
das System eingebracht werden, mit positivem Vorzeichen, alle diejenigen, welche
die Grenzen des Systems verlassen, mit negativem Vorzeichen versehen.

1----- --I
I I
I I
I I
I I
E,=P; I I
~~I~~--~~'~~

I
I
I
I
~ / 1

L _____ ___________ J

Bild 2.2. Zur Vorzeichenregel

Unter Beachtung dieser Vereinbarung gilt mit den in Bild 2.2 eingezeichneten Ener-
gieströmen:

d.h.
54

Danach ist die Summe aller Energieströme , welche die Systemgrenzen passieren,
gleich Null:

L E.1 = o. (2.17)

Bei einem Verdichter sind nach dieser Vorzeichenregel für Pi positive Werte in
die Gleichung des ersten Hauptsatzes einzusetzen, weil dem Fluidstrom Leistung
zugeführt wird. Bei der Kühlung wird dem Fluidstrom ein Wärmestrom Q entzogen,
der demgemäß mit negativen Vorzeichen in die Gleichung des ersten Hauptsatzes
einzusetzen ist.

Bei einer Turbine wird dem Fluidstrom eine Leistung Pi entzogen, so daß diese
mit einem negativen Wert zu berücksichtigen ist. Der bei einer Zwischenüberhitzung
zuzuführende Wärmestrom Q erhöht die Leistung des Fluidstroms und ist mit po-
sitivem Vorzeichen zu versehen.

Sonderfälle des Energiesatzes

Aus dem Energiesatz in spezifischen Größen (Gleichung 2.14)

lassen sich folgende Sonderfälle herausstellen:

q = 0 adiabates System
wärmeundurchlässige Systemgrenzen.

q r' 0 diabates System


wärmedurchlässige System grenzen
q > 0 "Wärmezufuhr"
q < 0 "Wärmeabfuhr".

a =0 StY'ömungsvoY'gang
kein Austausch von technischer Arbeit zwischen Fluid und Maschinen-
bauteilen.

a r' 0 AY'bei tsvoY'gang


Austausch von technischer Arbeit zwischen Fluid und Maschinenbau-
teilen .
a > 0 "Arbeitsaufnahme" (Verdichter)
a< 0 "Arbeitsabgabe" (Turbine).

Durch Kombination dieser Sonderfälle kann mit guter Annäherung das Verhalten
ausgeführter Fluidenergiemaschinen beschrieben werden:
55

a " 0, q = 0 adiabater Arbeitsvorgang


Berechnungsannahmen für Fluidenergiemaschinen ohne Wärme-
tauscher. Weil die mit der Umgebung ausgetauschte Wärme-
menge infolge relativ kleiner Oberflächen im Verhältnis zur
spezifischen technischen Arbeit im allgemeinen sehr klein ist
(q/a« 1), ergibt sich mit guter Näherung aus:

a +q = a( 1 +~) = h tA - h tE die Folgerung: a "" h tA - h tE •

a " 0, q" 0 diabater Arbeitsvorgang


Berechnungsannahme für Fluidenergiemaschinen mit Wärme-
zu- oder -abfuhr in der Maschine, z.B. Gasturbinen mit
innengekühlten Hohlschaufeln oder Verdichter mit Mantel-
kühlung

a = 0, q =0 adiabater Strömungsvorgang
Berechnungsannahme für alle nichtbewegten Teile in der
adiabaten Fluidenergiemaschine , z.B. Eintrittsstutzen , Leit-
räder, Spiralen, Austrittsstutzen

a = 0, q" 0 diabater Strömungsvorgang


Berechnungsannahme für unbewegte wärmeübertragende Teile,
z.B. Kühler, Wärmetauscher

2.1.3 Zweiter Hauptsatz

2.1.3.1 Definitionen und Fundamentalgleichung

Der zweite Hauptsatz beinhaltet die Erfahrung, nach der alle natürlichen Energie-
wandlungsprozesse nicht exakt umkehrbar, also irreversibel sind, und reversible
Prozesse nur als idealisierte Grenzfälle realer Prozesse zu verstehen sind. Diese
Erfahrung führt zur Definition der extensiven Zustandsgröße Entropie S, der nach
dem zweiten Hauptsatz folgende Eigenschaften zugeschrieben werden:

Die Entropie eines aus Teilsystemen bestehenden Systems ist gleich der Summe
der Entropien der Teilsysteme ( 1. PostUlat).
56

Findet in einem abgeschlossenen Gesamtsystem ein Austauschprozeß zwischen


den Teilsystemen statt, so ist der sich einstellende thermodynamische G leich-
gewichtszustand durch das Maximum der Entropie gekennzeichnet (2. Postulat).

Die Entropie ist eine monoton wachsende, stetige und differenzierbare Funktion
der inneren Energie U

(~~) > 0
V,nA·nB ••··

mit dem Systemvolumen V und den 'Substanzmengen nA,n B , ... der Stoffkom-
ponenten A,B, ..• als konstante Zustands- bzw. Stoffgrößen (3. Postulat).

Diese auf axiomatische Weise postulierten Aussagen des zweiten Hauptsatzes sind
nicht auf tiefer liegende Gesetze zurückzuführen. Sie stimmen jedoch mit den bis-
herigen Erfahrungen bei thermodynamischen Prozessen über ein .

Für die thermodynamische Behandlung der Prozesse in Fluidenergiemaschinen ist


insbesondere das vorgenannte dritte Postulat des zweiten Hauptsatzes von Bedeutung,
das anhand der Gibbsschen Fundamentalgleichung

näher betrachtet werden soll.

Die innere Energie U eines Systems ist danach außer von der Entropie S und dem
Volumen V von den Substanzmengen nA,nB , ..• der Stoffe A,B, .•• , aus denen ein
Prozeßfluid im allgemeinsten Fall bestehen kann, abhängig. Wird die Betrachtung
auf Systeme homogener Fluide beschränkt, so reduziert sich die Abhängigkeit der
inneren Energie U auf

U=U(S,V). (2.18)

Die partiellen Ableitungen der inneren Energie U nach den Variablen S und V sind
wie folgt definiert:

(2.19)

_(aU) = p
aV S - , (2.20)

wobei T als thermodynamische Temperatur und p als Druck bezeichnet wird.


57

Mit der Definition (2.19) lautet das dritte Postulat des zweiten Hauptsatzes für ein
Einstoffsystem :

Daraus geht hervor, daß die thermodynamische Temperatur T niemals negativ sein
kann.

Wird mit den Definitionen gemäß (2.19) und (2.20) das totale Differential der
inneren Energie U nach Gleichung (2.18) gebildet, so ist

dU = TdS - pdV (2.21)

bzw.

dS = ~ dU + f dV .
Anhand dieser Gleichungen lassen sich die Eigenschaften der Entropie mit Er-
fahrungen aus natürlichen Prozessen vergleichen, wie z.B. bei einem mittels ge-
schlossenem adiabaten Zylinder-Kolben-System gemäß Bild 2.3 durchgeführten
Prozeß.

Bild 203. Zur Untersuchung eines Prozesses


in einem adiabaten Zylinder-Kolben-
System

Es wird angenommen, daß sich das System bei der KolbensteIlung 1 mit der Um-
gebung im thermodynamischen Gleichgewicht befindet.

Wird nun der Kolben unter Wirkung der Kraft F so langsam in die Position 2 ver-
schoben, daß eine quasistatische Zus tandsänderung angenommen werden kann, so
wird am System durch die von außen zugeführte Arbeit die Volumenänderungsarbeit

FdL = pAdL = pdV

verrichtet.
58

Die innere Energie U des Systems vergrößert sich dadurch um den Betrag

Wird nun die Wirkung der Kraft F so langsam entfernt, daß wiederum quasistatische
Gleichgewichtszustände durchlaufen werden, so kehrt der Kolben in die Position 1
zurück, sofern während der Zustandsänderungen von 1 nach 2 und 2 nach 1 am
System keine Reibungsverluste aufgetreten sind. Die zur Verschiebung des Kolbens
von 1 nach 2 von außen eingebrachte Arbeit kehrt in ein geeignetes äußeres System
zurück.

In diesem reversiblen Fall ist also nach Gleichung (2.21)

dU + pdV = TdS = O. (2.22)

Bei gleichen Beträgen ist der Term pdV wegen V 2< V 1 negativ und der Term dU
wegen U 2 > U 1 positiv.

Da sich bei allen natürlichen Prozessen Reibungsverluste nicht völlig ausschließen


lassen, wird die Volumenänderungsarbeit pdV im natürlichen irreversiblen Fall
betragsmäßig stets kleiner als die Anderung der inneren Energie dU, so daß unter
Beachtung der Vorzeichen gilt:

dU + pdV :: TdS> O.

Daraus folgt, daß natürliche irreversible Prozesse stets mit einer Erhöhung der
Entropie bzw. einer Entropieerzeugung verbunden sind.

Die Entropieerzeugung bei irreversiblen Prozessen resultiert aus dissipativen Ein-


flüssen am System. Der zugehörige, stets positive Energiebetrag wird als Dissi-
pation J bezeichnet:

TdS. = dJ > O.
Irr

Im Fall des reversiblen Prozesses wird die Entropieerzeugung und die damit ver-
bundene Dissipation gemäß Gleichung (2.22) zu Null.

Der Fall einer Entropievernichtung

TdS< 0

widerspricht der Erfahrung, weil dabei die Volumenänderungsarbeit pdV größer


als die Anderung der inneren Energie dU werden müßte;

dU +pdV=Tds<O.
59

Ein derartiger adiabater Prozeß mit Entropieabnahme ist erfahrungsgemäß nicht


möglich.

Zur weiteren Betrachtung der Entropie soll nun angenommen werden, daß der Kolben
des Systems gemäß Bild 2.3 in der Position 1 fest arretiert ist und somit Volumen-
änderungen des Systems ausgeschlossen sind. Demgemäß gilt für diesen Fall mit
dV = 0

dU = TdS. (2.23 )

Über die nun wärmedurchlässig angenommenen Wände des Systems soll aus der
Umgebung eine Wärmemenge dQ bei geringem Temperaturgradienten zwischen Um-
gebung und Systeminnerem zugeführt werden. Die innere Energie des Systems er-
höht sich um den Betrag

(2.24)

Zusammen mit Gleichung (2.23) ist demnach

dQ = TdS. (2.25)

Die Wärmezufuhr dQ verursacht also ohne Berücksichtigung dissipativer Vorgänge


eine Erhöhung der Entropie um den Betrag dS.

Wird der Prozeß umgekehrt, d.h. dem System eine Wärmemenge dQ entzogen, so
ist wegen der damit verbundenen Minderung der inneren Energie und unter Beachtung
der stets positiven Temperatur T die Entropieänderung dS gemäß Gleichung (2.23)
negativ.

Da dissipative Einflüsse am System ausschließlich Entropieerhöhungen bewirken


können, ist die Senkung der Entropie nur über eine reversible Wärmeabfuhr möglich.

Der Wärmetausch an einem diabaten System ist stets mit einem Entropietransport
über die Systemgrenzen verknüpft, was demgemäß auch als EntY'opiestY'ömung be-
zeichnet wird. Die darauf beruhende Entropieänderung des Systems hat je nach
Richtung des Wärmestromes ein positives oder negatives Vorzeichen:

dS - dQ ~O (2.26)
rev - TZ:·

Das Gleichheitszeichen in (2.26) gilt für den adiabaten Fall dQ = O.

Die Ergebnisse der zuvor gedanklich durchgeführten Prozesse führen zu folgender


Schlußfolgerung:
60

Im allgemeinen Fall eines irreversiblen diabaten Prozesses wird die Änderung der
Entropie im betrachteten einfachen System sowohl durch die Entropieströmung
dS rev als auch durch die Entropieerzeugung dS irr bewirkt. Danach ist

TdS = TdS + TdS. = dQ + dJ (2.27)


rev Irr

oder in spezifischen Größen

Tds = Tds rev + Tds irr dq + dj. (2.28)

Dieser allgemeine Zusammenhang beinhaltet außer den bereits behandelten Sonder-


fällen - diabater reversibler Prozeß (dq " 0, dj = 0) und adiabater irreversibler
Prozeß (dq = 0, dj > 0) - die Sonderfälle einer isentropen Zustandsänderung
(Tds=O).

Die isentrope Zustandsänderung eines diabaten irreversiblen Prozesses bedingt ge-


mäß Gleichung (2.28)

Tds rev + Tds irr = dq + dj = o. (2.29)

Daraus folgt wegen dq ,,0 und dj > 0

- Tds = Tds. (2.30)


rev Irr

bzw.

- dq = dj. (2.31)

Die isentrope Zustandsänderung ist unter den getroffenen Voraussetzungen möglich,


wenn simultan zur stets positiven Entropieerzeugung dS irr bzw. Dissipation dj
eine betragsgleiche Entropiemenge ds rev bzw. Wärmemenge dq abgeführt wird.
Die isentrope Zustandsänderung eines adiabaten Prozesses (dq = 0) bedingt ge-
mäß Gleichung (2.28):

Tds = Tds irr = dj = O. (2.32)

Daraus ist zu erkennen, daß eine isentrope Zustandsänderung bei einem adiabaten
Prozeß nur erreichbar ist, wenn im System keinerlei dissipative Vorgänge statt-
finden (dj = 0) bzw. keine Entropie erzeugt wird (ds. = 0). Dieser Fall ist je-
Irr
doch bei natürlichen, also irreversiblen Prozessen ausgeschlossen.
61

Der adiabate, reversible Prozeß, der die Bedingung nach Gleichung (2.32) erfüllt,
hat demgemäß nur Bedeutung als idealer Grenzprozeß, an dem die Güte realer Pro-
zesse gemessen werden kann.

Die vorstehenden Betrachtungen zum zweiten Hauptsatz sind aus Gründen der An-
schaulichkeit auf das geschlossene System bezogen worden, d.h. mit Gleichung
(2.21) in spezifischen Größen geschrieben, gilt:

Tds = du + pdv. (2.33)

Der Übergang zum offenen System ergibt sich durch Kombination mit der diffe-
renzierten Form der Gleichung (2.5) zu:

Tds = dh - vdp. (2.34 )

Die Gleichung (2.33) bzw. die Gleichung (2.34) wird als Gibbssche Fundamental-
gleichung des geschlossenen bzw. des offenen Systems bezeichnet.

Das darin enthaltene Produkt vdp wird als differentielle DY'Uckänderungsarbeit

dy = vdp (2.35 )

bzw.

y f vdp (2.36)

als spezifische Druckänderungsarbeit bezeichnet, die für alle Arten von Fluidener-
giemaschinen gleichermaßen sinnfällig verwendet werden kann. Für y sind u.a.
auch die Begriffe spezifische reversible Strömungsarbeit [9J, spezifische Ver-
dichtungsarbeit [10 J und spezifische Stutzenarbeit [11] gebräuchlich.

Mit Gleichung (2.35) geht Gleichung (2.34) über in

dh=Tds+dy. (2.37)

Mit der Aufspaltung des Terms Tds gemäß Gleichung (2.28) ergibt sich

dh = dy + dq + dj. (2.38)

Aus der Integration dieser Gleichung (2.38) über den Prozeßverlauf zwischen Ma-
schineneintritt E und Maschinenaustritt A resultiert die Beziehung

A A A A
J dh = f dy + f dq + f dj.
E E E E
62

Während die Integration der Zustandsgröße Enthalpie möglich ist, ist die Integration
der Prozeßgrößen dy, dq und dj vom Prozeßverlauf abhängig. So soll verkürzt ge-
schrieben werden:

( 2.39 )

Aus der Kombination der totalen Enthalpiedifferenzen

(2.40)

mit dem Energiesatz nach Gleichung (2.14)

ergibt sich ein Ausdruck für die spezifische technische Arbeit :

(2.41)

Wenn es dem Konstrukteur gelingt, z.B. seinen Verdichter relativ verlustfrei aus-
zulegen, so wird der größte Teil der spezifischen technischen Arbeit a EA in re-
versible spezifische Energien des Fluids, nämlich in die Druckänderungsarbeit , in
kinetische Energie und Energie der Lage überführt, während durch dissipative Vor-
gänge nur ein kleiner Teil als irreversible Entropieerzeugung jEA erscheint.

Beispiel 2.1:

An einer Dampfturbine sind folgende Daten gemessen worden:

Spez. Enthalpie am Eintritt h E = 3549 kJ/kg

Spez. Enthalpie am Austritt h A = 3134 kJ/kg

Geschwindigkeit am Eintritt CE = 50 m/s


Geschwindigkeit am Austritt c A -- 150 m/s
Massenstrom rh = 20 kg/s

Es ist die spezifische technische Arbeit a, die innere Leistung Pi' die spezifische Druckände-
rungsarbeit y und die spezifische Dissipation j für den adiabat angenommenen Entspannungspro-
zeß zu ermi tteln, wenn 10 0/, des verfügbaren Enthalpiegefälies in Dissipation übergehen.

Nach dem ersten Hauptsatz (2.15) gilt


63

Der potentielle Energieanteil g( z A - zE) ist bei Gasen und Dämpfen relativ klein und kann in
diesem Fall gegeniiber den übrigen Energietermen vernachlässigt werden.

Mit dieser Einschränkung und der Annahme einer adiabaten Entspannung (q =' 0) gilt

a = h A - hE + 2"1( 2 - cE
cA 2) = 3134000 - 3549000 + 2"1 (150 2 - 50 2 ) = - 405000 J/kg.

Die spez. technische Arbeit a besitzt gemäß Vorzeichenregel (Abschnitt 2.1.2.2) ein negatives
Vorzeichen.

Fiir die innere Leistung gilt nach Gleichung (2.13)

Pi = a rh = - 405000 . 20 = - 8100000 J/kg s = - 8100 kW.

Die spezifische Dissipation j ist stets positiv und gemäß Vorgabe

J = 0, l(h E - h A ) = 0,1 . (3549 - 3134) = 41,5 kJ/kg.

Aus Gleichung (2.39) ergibt sich für die adiabate Expansion die Druckänderungsarbeit

y = tJh - j = (3134 - 3549) - 41,5 = - 456,5 kJ/kg.

2.1.3.2 Exergie und Anergie

Nach ihrer Um wandelbarkeit lassen sich Energien aufteilen in:

unbeschränkt umwandelbare Energie, sogenannte Exergie;


beschränkt umwandelbare Energie;
nicht umwandelbare Energie, sogenannte Anergie.

Die unbeschränkt umwandelbaren Energieformen sind die entropielosen Energie-


formen , wie z.B. mechanische, kinetische, potentielle oder elektrische Energie,
welche auch als Exergie bezeichnet werden. Dagegen lassen sich die entropiebe-
hafteten Formen, wie z.B. die innere Energie von Systemen, die mit der Um-
gebung nicht im Gleichgewicht stehen oder auch Wärme bei einer Temperatur, die
von der Umgebungstemperatur abweicht, nur beschränkt ,umwandeln. Wärme bei
Umgebungstemperatur oder innere Energie der Umgebung stellt hingegen eine nicht
um wandelbare Energieform dar, welche als Anergie bezeichnet wird.

Nach diesen Definitionen läßt sich jede Energie aus der Summe von Exergie und
Anergie zusammengesetzt denken, wobei der eine oder andere Anteil auch Null sein
kann.

Für die gemischten, d.h. beschränkt umwandelbaren Energieformen Wärme und


Enthalpie soll der Exergieanteil im folgenden bestimmt werden.
64

Die Exergie der Wärme e q ist derjenige Anteil, der bei idealen Bedingungen wie
beim Carnot-Kreisprozeß [1] in eine entropiefreie Form, also z.B. technische
Arbeit umgewandelt werden kann.

Für den C'arnot-Prozeß gilt in differentieller Form:

(2.42)

Der Ausdruck (1 - T;) wird auch als Carnot-Faktor bezeichnet. Hierbei ist Tu

die Umgebungs- und T die Prozeßtemperatur.

Nach Gleichung (2.42) wird die Exergie der Wärme bei Umgebungstemperatur
T = Tu zu Null, was gleichbedeutend damit ist, daß Wärme bei Umgebungstem-
peratur eine nicht umwandelbare Energieform darstellt.

Wird der Anergieanteil der Wärme mit b bezeichnet, so setzt sich die differen-
q
tielle Wärmemenge dq aus einem exergetischen und einem anergetischen Anteil
zusammen:

(2.43)

Mit Gleichung (2.42) folgt daraus:

T
u
db q = T dq. (2.44)

Wird eine Wärmemenge nicht bei konstanter Temperatur, sondern zwischen den
Temperaturgrenzen Tl und T 2 aufgenommen, so folgt durch Integration für die
Exergie der Wärme:

(2.45)

bzw. für die Anergie der Wärme:

J~
2
b q = Tu T . (2.46)
1
65

Zur Darstellung bei der Anteile im T ,s-Diagramm wird die Wärmemenge dq nach
der Beziehung (2.28)

Tds rev = dq

zerlegt in einen exergetischen Anteil e :


q

2
e
q
=q-T
u
S9gT'
1

2
e
q
= q - T
u 1
f ds,

und nach Gleichung (2.46) in einen anergetischen Anteil:

(2.47)

'.1---
O'----------''--'-----''---- - O - L -- Bild 2.4. Zur Exergie- und Anergie
s der Wärme

In einem T ,s-Diagramm (Bild 2.4) stellt sich hiernach die Exergie als Fläche
unter der Zustandsänderung, aber oberhalb der Umgebungstemperatur Tu dar. Die
Exergie hat also im Umgebungszustand einen natürlichen Nullpunkt. Die Anergie
der Wärmemenge entspricht nach Gleichung (2.47) dem Rechteck, das aus der
Temperaturdifferenz (Tu - 0) und der Entropiedifferenz (s2 - s1) gebildet wird.
66

Um den Exergie- und Anergieanteil der Enthalpie zu bestimmen, wird ein gedachter,
stationärer, reversibler Strömungsprozeß betrachtet. Diesem Prozeß wird ein
Stoffstrom mit den Zustandsgrößen h l , si' Pi' Tl zugeführt. Der Stoffstrom ver-
läßt den Prozeß mit niedrigst möglicher Energie, also mit den Zustandsgrößen der
Umgebung h u ' su' Pu' Tu' der Geschwindigkeit Cu = 0 auf dem Höhenniveau Zu = O.

Außerdem soll die Wärmemenge q bei der Temperatur Tu auf den Prozeß über-
tragen werden können. Diese Wärmemenge bringt entsprechend den vorausgehenden
Betrachtungen keine zusätzliche Exergie ein. Die mit einem solchen Prozeß erreich-
bare technische Nutzarbeit stellt gerade die Exergie der Enthalpie dar.

Der erste Hauptsatz für den betrachteten Prozeß lautet:

Mit c = 0 und z = 0 ist:


u u

(2.48)

Außerdem gilt für die Wärmeübertragung bei konstanter Temperatur Tu:

1
q STds = T)sl - s). (2.49)
u

Die Kombination der Gleichungen (2.48) und (2.49) ergibt die technische Arbeit
des Prozesses, die mit der Exergie der Totalenthalpie im Anfangszustand über-
einstimmt:

(2.50)

Wird andererseits die Totalenthalpie in Exergie und Anergie zerlegt:

so ergibt ein Vergleich mit der Beziehung (2.50) für den Anergieanteil der
Enthalpie:

(2.51)

Nach Gleichung (2.50) wird die Exergie im Umgebungszustand wegen h l = h u '


sl=su' c l =c u =O, zl=zu=O zu Null:
67

eht(Umgebung) = 0,

während die Enthalpie der Umgebung nur Anergie darstellt:

Um den Energiesatz in exergetischer Betrachtungsweise abzuleiten, wird - ähnlich


wie in Bild 2.2 - für ein System gemäß Bild 2.5 eine Bilanz der ein- bzw. aus-
tretenden spezifischen Exergien und Anergien aufgestellt.

,-------------,
I I

1
I

1
I
i
I

'". : ' ~
L ______ _
!

Bild 2.5. Zur Exergie- und Anergiebi-


lanz für eine diabate Strö-
m ungsm aschine

Der ers t e Hauptsatz nach Gleichung (2.14)

erhält di e exergetische Form:

(2.52)

Durch Reibung innerhalb des Kontrollraumes entsteht ein Exergieverlust b ev' der
wegen der Energieerhaltung als Anergievermehrung auftritt. Für den Exergiever-
lust gilt:

(2.53 )

Die Anergiedifferenz der Totalenthalpie zwischen Aus- und Eintritt ergibt sich ent-
sprechend Gleichung (2.51) zu:
68

Die Anergie der Wärme nach Gleichung (2.46):

wird in Gleichung (2.53) eingesetzt:

b ev = Tu (s A - sE) - Tu f ~.
E

Der Integrand kann mitHilfe der Beziehung (2.28) umgeformt werden:

=T (s - s ) -T (s -s)
u A E u A E

so daß für den durch innere Reibung entstandenen Exergieverlust der Maschine gilt:

f 2.i
A

b ev = Tu T . (2.54)
E

Um für Fluidenergieanlagen eine anschauliche Darstellung von Energieflüssen zu


erhalten, kann ein Energieflußbild - das sogenannte Sankey-Diagramm - ge-
zeichnet werden. Hierin sind die einzelnen spezifischen Energien durch Ströme
dargestellt, deren Breite ein Maß für die Größe der übertragenen Energien ist.
Soll zusätzlich der Grad der Umwandelbarkeit einzelner Energieformen berück-
sichtigt werden, so können die Energieflüsse in Exergie- und Anergieflüsse aufge-
teilt werden. Es entsteht ein Exergie-Anergie-Flußbild.

Als Beispiel hierzu soll die isotherme Verdichtung eines idealen Gases vom Um-
gebungsdruck Pu auf PA> Pu bei Umgebungstemperatur T = Tu betrachtet werden.

Der Einfachheit halber sollen kinetische und potentielle Energieanteile vernach-


lässigt werden. Der erste Hauptsatz vereinfacht sich unter diesen Annahmen zu:

(2.55 )

Wegen der isothermen Zustandsänderung ist

(2.56)
69

und damit

a =- q.

Die technische Arbeit ist also vom Betrag her genauso groß wie die abgeführte
Wärmemenge, was im Exergie-Anergie-Flußbild entsprechend berücksichtigt
wird (Bild 2.6).

Die Zerlegung der Enthalpien in ihren Exergie- und Anergieanteil ergibt:

Für die isotherme Verdichtung muß wegen Gleichung (2.56) die eintretende Enthalpie
h E im Schaubild der austretenden h A entsprechen.

Da außerdem am Eintritt das Gas Umgebungszustand besitzt, ist der Exergieanteil


dort gleich Null:

so daß gilt:

Die abgeführte Wärmemenge q besteht ebenfalls vollständig aus Anergie, denn die
Verdichtung läuft bei T = Tu ab:

eq =0,

q = b •
q

Gleichung (2.52) vereinfacht sich damit zu:

(2.57)

Für den Exergieverlust gilt:

(2.58 )
70

so daß aus Gleichung (2.57) folgt:

und damit:

a = e hA + bey.

Die spezifische technische Arbeit a teilt sich in einen exergetischen Anteil e hA der
Enthalpie am Austritt und in einen dissipativen Anteil, den Exergieverlust b ev auf.

Durch Umstellen von Gleichung (2.58):

zeigt sich außerdem, daß sich die Anergie b hE am Eintritt in die Anergien - b q
und b hA - b ev aufteilt.

Hiernach ergibt sich mit den getroffenen Annahmen das in Bild 2.6 gezeigte Exer-
gie-Anergie-Flußbild für die isotherme Verdichtung.

b,. q
Verdichler

TE=Tu
PE=P u L--L~~ ____________ ~/

Bild 2.6. Exergie-Anergie-Flußbild für einen isothermen Verdichter


71

Verdichter

I
.cf

Bild 2.7. Energieflußbild für einen isothermen Verdichter

Als Vergleich wird das Energieflußbild der isothermen Verdichtung in Bild 2.7
diesem Exergie-Anergie-Flußbild nach Bild 2.6 gegenübergestellt.

Die beschriebene exergetische Betrachtungsweise der verschiedenen Energieformen


kann überall dort, wo Energie in Kreisprozessen umgewandelt wird, sehr auf-
schlußreich für die Prozeßbeurteilung und das Auffinden von Verlusten sein.

Bei Anwendung dieser Betrachtungsweise auf einzelne Fluidenergiemaschinen er-


geben sich i. a. jedoch keine besonderen Vorteile, so daß hier weiterhin der ener-
getischen Betrachtungsweise der Vorzug gegeben wird.

Verluste in Fluidenergiemaschinen

Bei irreversiblen Prozessen, wie sie in Fluidenergiemaschinen ablaufen, wird


durch dissipative Vorgänge Entropie erzeugt, d.h. die z.B. einem Verdichter als
Exergie zugeführte technische Arbeit der Welle wird während des Prozesses teil-
weise in Anergie verwandelt. Diese Minderung der Arbeitsfähigkeit des Fluids
gegenüber der zugeführten technischen Arbeit wird als Verlust bezeichnet.

In Fluidenergiemaschinen werden die Verluste entweder nach ihrer Ursache oder


ihrer Wirkung bzw. nach der Art oder dem Ort ihrer Entstehung benannt. Nach
ihren Wirkungen lassen sich zwei Gruppen von Verlusten unterscheiden:

Die erste Gruppe faßt die Verluste zusammen, die nur primäre Wirkungen haben,
während die zweite größere Gruppe die Verluste aufzählt, welche darüberhinaus se-
kundäre und weitere Folgewirkungen nach sich ziehen, d.h. sie verursachen wei-
tere Verluste oder zusätzlichen Arbeitsaufwand im weiteren Prozeßverlauf.
72

In der ersten Gruppe sind zu nennen:

Mechanische Verluste

Sie treten bei Strömungsmaschinen vorwiegend als Reibungsverluste in Lagern und


Wellendichtungen auf und beeinflussen die Kupplungsleistung , jedoch nicht die innere
Leistung, falls nicht durch Wärm eleitung in der Welle mit dem eigentlichen System
Wärme getauscht wird. Bei Verdrängerverdichtern mit reibenden Kolbenringen z.B.
sind derartige Folgewirkungen auf den Verdichtungsprozeß wahrscheinlicher.

Äußere Leckverluste

Über die Gehäuse-Wellendichtung z.B. auf der Druckseite eines Strömungsverdich-


ters entweicht ein Teil der energiegeladenen Masse in die Umgebung, d.h. am
Druckstutzen steht ein um diesen Leckstrom verringerter Nutzmassenstrom an. Im
allgemeinen wird dieser Verlust keine Folgewirkungen auf den Prozeßverlauf haben.

Zur zweiten Gruppe zählen:

Profilverluste

Sie entstehen als Druck- und Reibungsverluste in Gittern von Strömungsmaschinen.


Sie hängen von den Strömungsgeschwindigkeiten, den Gitter- und Profildaten wie
auch von der Oberflächenbeschaffenheit der Schaufeln ab. Sowohl ihre Nachlauf-
dellen beeinflussen die Funktion der nachfolgenden Gitter als auch bei kompressiblen
Fluiden die durch Dissipation hervorgerufene Temperaturerhöhung den Arbeitsauf-
wand der weiteren Stufen.

Rand- und Spaltverluste

Sie sind durch die endliche Schaufellänge bedingt. Randverluste entstehen infolge
von Grenzschichten an den kanalbegrenzenden Rotationsflächen von Nabe, Deck-
band oder -scheibe bzw. Gehäuse und ihrer Interferenz mit den eigentlichen Schau-
felgrenzschichten. Spaltverluste entstehen durch Leckmassenströme, die infolge
von Druckdifferenzen durch die Spalten zwischen ruhenden und rotierenden Bauteilen
fließen. Eine Leistungsverminderung tritt nicht nur durch eine Verringerung des
durchgesetzten Massenstroms auf, sondern die Spaltströmung kann darüberhinaus
die Gitterströmung z. T. erheblich beeinflussen und dadurch dissipative Verluste so-
wohl im eigenen als auch in nachfolgenden Gittern verursachen. Spaltverluste ent-
stehen auch in den Labyrinthdichtungen am Saugmund von Radialmaschinen , von
denen neben dem Massendefekt z.B. auch eine Art Strahlspoilerwirkung ausgehen
kann. In rotierenden Verdrängermaschinen werden durch diese Leckmassenströme
die Masseninhalte der einzelnen Zellen während des Prozesses verändert und durch
Temperaturerhöhung der Arbeitsaufwand bei der Verdichtung erhöht.
73

Zusatzverluste in der Beschaufelung

Diese Verluste werden durch konstruktive Besonderheiten der Beschaufelung, wie


z.B. sogenannte Dämpfungsdrähte bzw. Deckbänder zur Beeinflussung des
Schwingungsverhaltens verursacht, welche die Strömungswiderstände im Gitter
erhöhen und Folgewirkungen in den nächsten Stufen hervorrufen.

Teilbeaufschlagungsverluste

Bei Turbinen wird die Leistung u.a. mittels Teilbeaufschlagung von Gleichdruck-
bzw. Umlenkstufen gesteuert (Abschnitt 5.6.2). Die Laufradbeschaufelung bewirkt
längs des nicht beaufschlagten Teilstücks des Umfangs eine regellose Verwirbelung
des Fluids. Dabei wird technische Arbeit in Dissipation umgesetzt, die als Ven-
tilationsverlust bezeichnet wird. Außerdem kommt es zu instationären Störungen
am Anfang und Ende des beaufschlagten Gittersegmentes , welche die sogenannten
Übergangsverluste bewirken.

Radreibungsverl uste

Sie treten bei Turbomaschinen mit scheibenförmigen Rotoren in nennenswerter


Größe auf. Umfangsgeschwindigkeit und Größe der reibenden Fläche sind neben der
Zähigkeit des Fluids maßgebliche Größen, wie in Abschnitt 3.3.5 näher erläutert
wird. Auch diese Verluste erhöhen die Temperatur des Fluids, sie beeinflussen ge-
gebenenfalls die Strömung im Gitter und die inneren Leckströme.

Verluste am Maschinenein- und -austritt

Sie entstehen durch Wandreibung und Umlenkung in den Kanälen, in denen das Fluid
vom Eintrittsflansch zur Stufe bzw. von der Stufe zum Austrittsflansch geführt
wird. Mit den meistens von der radialen in die axiale Richtung bzw. umgekehrt
notwendigen Umlenkungen werden u.a. von der Rotationssymmetrie abweichende
Strömungsprofile erzeugt, die ihrerseits weitere Verluste in den nachfolgenden
Stufen verursachen.

Diese Aufzählung soll nur einen Hinweis auf die Verlustaufteilung in Fluidenergie-
maschinen geben. Weitere Angaben über die einzelnen Verluste werden bei der
geometrischen Gestaltung der Maschinen gemacht.

2.2 Thermodynamische Prozesse in Fluidenergiemaschinen

Ein im Gleichgewicht befindliches thermodynamisches System läßt sich in seinEm


Zustand nur durch äußere Einwirkungen verändern, z.B. durch Energieaustausch
über seine Grenzen, was als thermodynamischer Prozeß bezeichnet wird. Während
74

des Prozesses ändert sich der Zustand des Systems, d.h. das System vollzieht
eine Zustandsänderung. Um den Prozeß beschreiben zu können, sind über die Zu-
standsänderung hinaus weitere Angaben z.B. über das Verfahren notwendig.

Ein einfaches System besitzt im thermodynamischen Gleichgewichtszustand ganz be-


stimmte Werte für den Druck p, die Temperatur T und das spezifische Volumen v.
N ach der theY'mischen Zustandsgleichung gilt für diese drei Zustandsgrößen allge-
mein:

F(p,T,v) = o. (2.59)

Die nachfolgende Behandlung von Prozessen in Fluidenergiemaschinen setzt als Ar-


beitsmittel u. a. das ideale Gas voraus, das wie folgt definiert ist:

Das ideale Gas folgt der Zustandsgleichung

pv = RT. (2.60)

Außerdem ist seine innere Energie nur eine Funktion der Temperatur, d.h.

u=u(T). (2.61)

Die sogenannte Gasgleichung (2.60) ist also eine spezielle thermische Zustands-
gleichung gemäß Gleichung (2.59). Geometrisch sind mit Hilfe der Gasgleichung
alle Gleichgewichtszustände als Punkte auf einer Fläche mit den drei Koordinaten
p, v und T darzustellen. Für das ideale Gas zeigt Bild 2.8 den Flächenverlauf.

Nach der Gasgleichung ergeben sich für kOflstante Temperaturen gleichseitige


Hyperbeln als Schnittkurven • Wird p als konstant angenommen, so folgt, daß v
und T proportional wachsen. Die Fläche muß also von allen Ebenen p = const in

RT

v Bild 2.8. Zustands fläche des idealen Gases


75

Geraden geschnitten werden. Entsprechendes gilt für das spezifische Volumen.


Eine für Auswertungen einfachere Darstellungsmöglichkeit ergibt sich, wenn diese
Zustandsfläche auf die drei Koordinatenebenen projiziert wird.'

In einem p, v-Diagramm läßt sich eine Kurvenschar konstanter Temperatur ein-


zeichnen, die sogenannten Isothermen. Parameter für diese Kurvenschar ist die
Temperatur T.

Entsprechend lassen sich in einem v, T -Diagramm Kurven konstanten Druckes ein-


zeichnen. Solche Kurven werden Isobaren genannt.

Für konstantes spezifisches Volumen lassen sich in einem p, T -Diagramm soge-


nannte Isochoren einzeichnen.

Für ein reales Fluid ist die innere Energie eine Funktion des Druckes und der Tem-
peratur:

u = u(T ,p) (2.62)

bzw. des spezifischen Volumens und der Tetnperatur:

u = u(T, v). (2.63)

Damit folgt für das vollständige Differential:

du = (~~) v dT + (~~ ) T dv. (2.64)

Die partielle Ableitung (~~) wird als spezifische Wärmekapazität bei konstantem
v
Volumen c
v
bezeichnet. Für den Fall des idealen Gases, für den u = u(T) gilt,
wird der zweite Term aus Gleichung (2.64) zu Null und c kann ebenfalls nur eine
v
Funktion der Temperatur sein:

(2.65)

Weil die Enthalpie im allgemeinen ebenfalls von Druck und Temperatur abhängt,
lautet das vollständige Differential dieser Zustandsgröße:

dh Oh)
(oT dT + (eh)
"S'"""" dp. (2.66)
P P T

Die partielle Ableitung (~~ )p = c


p
ist die spezifische Wärmekapazität bei konstan-
76

tem Druck. Da die Enthalpie im Fall' des idealen Gases nur von der Temperatur
abhängt

h = u(T) + RT = h(T) , (2.67)

wird der zweite Term aus Gleichung (2.66) zu Null und c p ist ebenfalls nur eine
Funktion der Temperatur. Demgemäß läßt sich schreiben:

(2.68)

Zwischen den Größen R, c , c , die ein Gas charakterisieren, besteht ein un-
p v
mittelbarer Zusammenhang. Wird die Gleichung (2.67) nach T abgeleitet, so er-
gibt sich:

dh du
dT = dT + R.

Nach Gleichung (2.65) und (2.68) ist dann:

(2.69)

Für das Verhältnis der spezifischen Wärmen wird im allgemeinen das Symbol ~ ein-
geführt:

C
11.= -E.
c
(2.70)
v

Es folgt dann aus den Gleichungen (2.69) und (2.70):

11.
c p =--1 R. (2.71)
11.-

Werden in die Gibbssche Fundamentalgleichung (2.34) die Beziehungen (2.60) und


(2.68) eingeführt, so ergibt sich:

ds=c dT -R
-T ~
• (2.72)
P P

Mit Hilfe der differentiellen Form der Zustandsgleichung (2.60)

pdv + vdp = RdT (2.73)

und Gleichung (2.69) folgt:

ds = c ~ + c dv. (2.74)
v p p v
77

Bei einer isentropen Zustandsänderung (ds = 0) ergibt sich aus Gleichung (2.74):

_ Y-
P
(92)
GV
= ~.
c
s v

Dabei wird der auf der linken Gleichungsseite stehende Ausdruck als Isentropenex-
ponen t k bezeichnet:

k = _ XP (~)
GV
. (2.75)
s

Für das ideale Gas sind der Isentropenexponent k und das Verhältnis der spezifischen
Wärmekapazitäten )t identisch:

c
k '" J'\ =--.E.
c
(2.76)
v

Da im folgenden fast ausschließlich ein ideales Gas zugrunde gelegt wird, soll für
den Isentropenexponenten k das Verhältnis der spezifischen Wärmekapazitäten )t

gesetzt werden, um zu verdeutlichen, daß es sich um Zusammenhänge handelt, die


auf der Annahme des idealen Gases beruhen.

Für eine isentrope Zustandsänderung gilt nach Gleichung (2.74) :

c
.9.E = _ --.E dv
P cv v

Daraus folgt durch Integration zwischen zwei Zuständen E und A:

fE .:r.
A
dv
c v
v

Da die spezifischen Wärmen temperaturabhängig sind, gilt dieses auch für )t.

Bei Zustandsänderungen m.it relativ geringen Druck- und Temperaturunterschieden


pro Stufe, wie sie in Strömungsmaschinen vorkommen, wird oft vereinfachend die
Temperaturabhängigkeit der Wärmekapazitäten und damit auch die von )t vernach-
lässigt. Sofern größere Temperaturunterschiede auftreten, sind nach Abschnitt
2.2.5 die mittleren spezifischen Wärmekapazitäten zu ermitteln. Wenn )t als Ex-
ponent auftritt, ist der Mittelwert logarithmisch zu bilden, d. h.
78

A
f )t ~T
E (2.77)
In TA - In TE .

Entsprechendes gilt für die Mittelung des Exponenten ~


)t
wenn in Gleichung
(2.77) an Stelle von )t die Größe 11. ~ 1 eingesetzt wird.

Im folgenden soll wegen der einfacheren Schreibweise auf eine besondere Kennzeich-
nung der Mittelwerte verzichtet werden. Bei Prozessen, die zwischen größeren
Temperaturunterschieden stattfinden, ist für die temperaturabhängigen Stoffgrößen
der entsprechende Mittelwert in die jeweiligen Gleichungen einzusetzen.

2.2.1 Definition und Berechnung üblicher Vergleichsprozesse

Unter der einleitend begründeten Voraussetzung, daß bei einer Zustandsänderung


Gleichgewichtszustände durchlaufen werden, können die jeweiligen thermischen Zu-
standsgrößen (z.B. p, T) gemessen, in entsprechende kalorische Zustandsgrößen
(z.B. h, s) umgerechnet und eindeutig in einem h,s-Diagramm durch Punkte ge-
kennzeichnet werden. Die Verbindungslinie der Punkte aufeinanderfolgender Zu-
stände entspricht dann der wirklichen Zustandsänderung.

Das Bild 2.9 zeigt eine solche gemessene Zustandsänderung für einen einstufigen
Verdichtungsprozeß. Im allgemeinen ist jedoch eine zuverlässige Ermittlung der
Zustandsgrößen in Fluidenergiemaschinen problematisch. Häufig läßt sich nur der
Anfangs- und Endzustand meßtechnisch erfassen.

Bild 2.9. Wirkliche Zustandsänderung bei


einem Verdichtungsprozeß
s
79

Die im Verlauf meist unbekannte wirkliche Zustandsänderung soll durch einen Zu-
standsverlauf approximiert werden, der die wirklichen Verhältnisse gut annähert
und sowohl Verdichter als auch Turbinen unterschiedlicher Anfangszustände und
Druckverhältnisse untereinander vergleichbar macht.

2.2.1.1 Polytrope

Um eine diesbezügliche idealisierte Zustandsänderung zu finden, soll angenommen


werden, daß das Verhältnis einer differentiellen Änderung der Dissipation zu
einer entsprechenden differentiellen Änderung der Druckänderungsarbeit über die
Zustandsänderung konstant bleibt, d. h. für diese idealisierte Zustandsänderung
soll definitionsgemäß gelten:

d
~ = const. (2.78)

Daraus folgt wegen des konstanten Differentialquotienten für eine endliche Zustands-
änderung:

d" "
~d
y
=1.y = const. (2.79)

Für eine solche diabat geführte Zustandsänderung gilt gemäß Gleichung (2.39)

llh = Y + j + q,

(2.80)

(2.81)

Das Verhältnis der Größen q zu j ist entsprechend der Reynoldsschen Analogie,


die eine Ähnlichkeit zwischen dem Geschwindigkeits- und dem Temperaturfeld po-
stuliert, konstant [5J:

~ = const.
J

Mit der Voraussetzung gemäß Gleichung (2.79) folgt aus der Beziehung (2.81) für
die diabat wie auch adiabat geführte idealisierte Zustandsänderung:

II h = const. ( 2.82)
y

Um die Energieanteile II h, y, q und mit den Zustandsgrößen Temperatur T,


80

Druck p und dem spezifischen Volumen v verknüpfen zu können, sind Angaben


über die Prozeßführung notwendig, da y, q und j weg- bzw. prozeßabhängig sind.

Für die Druckänderungsarbeit

y = f vdp
ist also ein funktioneller Zusammenhang zwischen v und p zu suchen, um das In-
tegral lösen zu können.

Für die idealisierte Zustandsänderung gilt gemäß Gleichung (2.82) dh = const dy.
Mit dy = vdp und dh =c p dT folgt:

c dT = const vdp. (2.83)


p

Die differenzierte Gasgleichung (2.73) :

RdT = pdv + vdp

wird nach dT aufgelöst und in die Gleichung (2.83) eingesetzt:

c
J' (pdv + vdp) = const vdp. (2.84)

Wird Gleichung (2.84) nach dp geordnet und mit Gleichung (2.71) kombiniert, so
ist

f\ ~ 1pdv = v ( const - rC ~ 1) dp
bzw.

_ vdp 1
pdv (2.85 )
const ( ~ - 1 ) + 1

Unter Vernachlässigung der Temperaturabhängigkeit des It-Wertes stellt die rechte


Seite der Gleichung (2.85) für diese idealisierte Zustandsänderung eine Konstante
dar, die mit n bezeichnet wird und analog zu dem in Gleichung (2.75) definierten
Isentropenexponenten k aufgebaut ist. Diese Größe "n", welche in Analogie zum
Isentropenexponenten als partielle Ableitung unter Beachtung der Definition (2.78)
dj/dy = const dargestellt werden kann

n - - ~ (~) ( (2.86)
- p ov ~)'
81

wird als PolytY'openexponent bezeichnet, weil sich je nach dem Zahlenwert der
Konstanten dj/ dy eine Vielzahl von Zustandsänderungen ergibt.

Um die gesuchte Funktion v = v(p) zu finden, wird die Gleichung (2.86) integriert:

Da nach Gleichung (2.86) der Polytropenexponent n u.a. von )i = )i(T) abhängt,


ist somit auch der Polytropenexponent n = n(T) für das ideale Gas eine Funktion
der Temperatur.

Um die Integration zu vereinfachen, wird analog zur Mittelwertbildung beim Isen-


tropenexponenten (Gleichung 2.77) ein mittlerer Polytropenexponent fi eingeführt,
der für die Integration als konstant angesehen wird. Die Integration liefert unter
Annahme eines mittleren Polytropenexponenten , der hier wiederum wegen der ein-
facheren Schreibweise ohne weitere Kennzeichnung verwendet werden soll:

Durch Umformung ergibt sich die sogenannte Polytropenbeziehung

n n (2.87)
p v = PE vE = const.

Da nun die Funktion v = v(p) für die Polytrope bekannt ist, kann die Gleichung für
die Druckänderungsarbeit der Polytrope y I integriert werden:
po

(2.88)

Nach Einsetzen der Gleichung (2.87) in Gleichung (2.88) ergibt sich:

n - 1

Ypol nn1PE vE[(:~)-n -11


C (2.89)

bzw. unter Einführung der Gasgleichung (2.60):

n - 1

ypolcn~IRTE[(:~)-n -11. (2.90)


82

Der Index "pol" soll im folgenden bei der polytropen als der allgemeinsten Zu-
standsänderung weggelassen werden.

Bei der Berechnung der Enthalpiedifferenz lIh ergibt sich aus Gleichung (2.68)

(2.91)

mit Gleichung (2.71) der Ausdruck

lIh = _1{_
I{ - 1
R(T A - TE) (2.92)

oder

1I h = I{ : 1 RT E (~~ - 1) •

TA PA
Wird das Temperaturverhältnis - durch das Druckverhältnis ersetzt:
TE PE

n - 1

~~ = (:~) n (2.93)

so folgt für die Enthalpiedifferenz :

n - 1

ßh 06RTE[ G~)-n -1]- (2.94)

Im Gegensatz zu gasförmigen Medien läßt sich bei inkompressiblen Fluiden (v =


const) die Druckänderungsarbeit sehr einfach über die Definitionsgleichung (2.36)
bestimmen:

A
Y= f vdp = vE(PA - PE)' (2.95)
E

Das gleiche Ergebnis stellt sich mit Gleichung (2.89) als Ausgangspunkt ein. Der
Polytropenexponent n gemäß Gleichung (2.86) läßt sich als das Verhältnis von
Druckänderungsarbeit zu Volumenänderungsarbeit interpretieren:

_ vdp
n - - pdv'
83

Da für ein inkompressibles Fluid dv = 0 ist, strebt n gegen Unendlich, bzw. so-
n - 1 n
wohl - n - als auch n _ 1 gegen 1.

Somit läßt sich für die Druckänderungsarbeit bei inkompressiblem Fluid schreiben:

Die Berechnung der Enthalpiedifferenz 6h für inkompressible Fluide wird über die
Bestimmung von y, j und ggf. q mit Hilfe der Gleichung (2.39) durchgeführt.

2.2.1.2 Isentrope

Bei einer isentropen Zustandsänderung, bei der die Entropie konstant bleibt, folgt
aus Gleichung (2.37): dh = dy.

Der aus Enthalpie dh und Druckänderungsarbeit dy gebildete Quotient hat also den
Wert 1:

( ~~) s
(2.96)
= const = 1.

Mit Gleichung (2.80) folgt hieraus:

bzw.

dq + dj = o.

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine isentrope Zustandsänderung zu verwirklichen, ent-


weder indem sowohl dq =0 als auch dj =0 angenommen wird, oder indem die Sum-
manden dq und dj betragsgleich sind, jedoch umgekehrte Vorzeichen besitzen:

dq = - dj,

d.h. die Dissipation dj =Tds.irr muß simultan als Wärmemenge dq = Tds rev abge-
führt werden. Im folgenden wird unter einer isentropen Zustandsänderung in der
Regel der erste Fall dj = dq = 0, d.h. also der adiabate Fall verstanden.

Die adiabate Isentrope gibt einen Zustandsverlauf ohne Dissipation wieder und bietet
sich als reversible Grenzzustandsänderung an.
84

Aus Gleichung (2.96) ergibt sich mit Hilfe der Gleichungen (2.85) und (2.86):

n = )t.

Aus der Gleichung (2.96) folgt, daß die spezifische Druckänderungsarbeit y s der
Isentropen:

)t - 1

Ys =_11. RT [(PA)-11. -1]


l1.-1 E PE
(2.97)

gleich der zugehörigen spezifischen Enthalpiedifferenz ist:

l1. - 1

"s ~.~ 1 RTE [ (:~)-. -,\. (2.98)

d.h.

(2.99)

Für inkompressible Medien gelten die bei der Polytropen abgeleiteten Gleichungen.

2.2.1.3 Isotherme

Ein weiterer Sonderfall der Polytropen läßt sich definieren, wenn eine Zustands-
änderung bei konstanter Temperatur T erfolgt.

Da die Enthalpie eines idealen Gases nur von der Temperatur abhängig ist, folgt aus
Gleichung (2.91) mit T = const: llh = O.
Für die isotherme Zustandsänderung ergibt sich nach Gleichung (2.39) :

q =- (y + j)

und nach dem ersten Hauptsatz (Gleichung 2.14), wenn llc 2 und llz vernachlässigt
werden:

a + q = llh =0
bzw.

a = - q, (2.100)
85

d.h. die mit dem Fluid ausgetauschte spezifische technische Arbeit ist gleich der
zu- bzw. abgeführten spezifischen Wärmemenge.

In der Praxis ist eine exakte isotherme Zustandsänderung schwer erreichbar. Sie
wird näherungs weise bei Verdichtern durch Wand- bzw. durch Zwischenkühlung des
Gases realisiert. Der Vorteil einer isothermen Verdichtung liegt darin, wie später
noch gezeigt wird, daß zur Übertragung einer bestimmten Druckänderungsarbeit y
gegenüber einer adiabaten Polytropen eine geringere technische Arbeit erforderlich
ist. Die Verminderung an spezifischer technischer Arbeit erfordert jedoch einen
höheren Aufwand für die Kühlung.

Da eine isotherme Zustandsänderung durch T = TE = const ausgezeichnet ist, er-


gibt sich nach Gleichung (2.93):

n - 1

T: = (~)-n- 1.

Um diese Gleichung für beliebige Druckverhältnisse ....E.. t 1 erfüllen zu können, muß


PE
der Polytropenexponent der Isotherme sein:

Wird die Gasgleichung (2.60) in die Ausgangsbeziehung (2.88) eingeführt, so ist

und damit

(2.101)

2.2.2 Darstellung der Prozesse in Diagrammen


In der Einleitung zu Abschnitt 2.2 ist erläutert, daß Isobaren in einem v, T -Dia-
gramm und Isochoren in einem p,T-Diagramm dargestellt werden können. Beide
Kurvenscharen lassen sich auch als Exponentialkurven in ein T ,s-Diagramm ein-
zeichnen.
86

Für ein ideales Gas folgt gemäß Gleichung (2.72) für die differentielle Änderung der
spezifischen Entropie:

dT dn
ds =c P(T)-T - R=.
P

Wird diese Beziehung von einer beliebigen Bezugstemperatur TO bis zur Temperatur
T integriert und ein mittlerer Wert für c p angenommen, so ist:

s(T,p)
TO
s
T
c p dT
T
- R
P
S~
PO
P ,

s(T,p) = c in
POPO
i -
R In.E... + sO. (2.102)

Im T ,s-Diagramm sind Isobaren Exponentialkurven.

Aus Gleichung (2.72) läßt sich die Steigung einer Isobaren im T,s-Diagramm be-
stimmen, wenn dp = 0 eingesetzt wird:

T
(~~) p =c-p
Für Isochoren lassen sich entsprechende Zusammenhänge herstellen:

Tds = du + pdv,

Tds = c v (T)dT + RT dv •
v

dT dv
ds = c v ( T ) -T + R v
-. (2.103)

Die Integration dieser Beziehung zeigt, daß auch Isochoren im T ,s-Diagramm Ex-
ponentialkurven bilden, wenn ein mittlerer Wert für die Wärmekapazität Cv ange-
nommen wird:

s(T, v) = c
v
In TT0 + R In -
vo
v
+ sO· (2.104 )

Die Steigung einer Isochoren läßt sich mit Hilfe von Gleichung (2.103) durch Ein-
setzen von dv =0 ermitteln:

(N) v c
T
v
87

Da für ein ideales Gas gemäß Gleichung (2.69) gilt:

c - c =R
P v '

ist c >c und damit


p v

d.h. die Steigung der Isobaren im T ,s-Diagramm bei gleicher Temperatur ist ge-
ringer als die der Isochoren (Bild 2.10).

I-R --c,(1)- 5
Bild 2.10. Isobare und Isochore im T ,s-Dia-
1----cp(T)-
gramm

Aus den Funktionsdarstellungen der Isobaren und der Isochoren geht hervor, daß sie
unter den getroffenen Voraussetzungen im T ,s-Diagramm äquidistant in s-Richtung
verlaufen, d.h. durch Parallelverschiebung in dieser Richtung zur Deckung ge-
bracht werden können.

Aus der Differenz der Entropien für zwei Isobaren PE und PA bei konstanter Tem-
peratur TE folgt nach Gleichung (2.102):
88

Analog gilt für zwei Isochoren v E und vA bei konstanter Temperatur TE:

Diese Entropiedifferenzen sind unabhängig von der Temperatur und stellen somit je-
weils für zwei Isobaren bzw. zwei Isochoren einen konstanten Wert dar.

Aus der Entropiedifferenz s A - sE = 0 kann der Abstand zweier Isobaren PE = const,


PA = const in T -Richtung bestimmt werden:

Unter der Annahme, daß die Werte der spezifischen Wärmekapazitäten für die Tem-
peraturen TE und TA gleich sind, gilt:

Da die rechte Seite der Gleichung unter den getroffenen Voraussetzungen eine Kon-
stante darstellt, ergibt sich:

TA = const TE' (2.105)

Um den Abstand der Isobaren in T-Richtung bestimmen zu können, wird die Tem-
peraturdifferenz 6 T = TA - TE eingeführt. Mit Gleichung (2.105) folgt hierfür:

6T = const TE - TE = TE (const - 1).

Diese Gleichung besagt, daß die Temperaturdifferenz zweier Isobaren in T -Richtung


proportional zur Temperatur TE ist, d.h. je weiter auf der Isobaren in positiver
s-Richtung fortgeschritten wird, desto größer wird der Abstand der bei den Iso-
baren, wie in Bild 2.11 dargestellt, d.h.

6T TE
- - - - < 1.
6T' - TE

Im folgenden werden die Zustandsänderungen im T ,s- bzw. h,s-Diagramm der Ein-


fachheit halber geradlinig gezeichnet, obwohl die polytrope Zustandsänderung in
diesen Diagrammen eine Exponentialkurve mit schwacher Krümmung darstellt, wie
Bild 2.12 zeigt.
89

~'
E
f
I
'--

"I
~- -

Bild 2.11. Zur Temperaturdifferenz zweier


5 Isobaren

T T

5 5

a b

Bild 2.12. Tatsächlicher Verlauf der Polytropen


a) bei einer Verdichtung
b) bei einer Expansion

Darstellung im T ,s-Diagramm

Da nach den Gibbsschen Fundamentalgleichungen (2.33) und (2.34) spezifische


Energien mit dem Term Tds verknüpft sind, ist eine Darstellung dieser Energien
im T ,s-Diagramm möglich.

Enthalpie

Nach der Gibbsschen Fundamentalgleichung ergibt sich für die Isobat:e zwischen E
und A:

A
f (Tds) =h A -hE = Lh EA •
E P
90

Dieses Integral stellt sich als Fläche unter der Isobaren dar (Bild 2.13).

OL.------'-L...L.j-+'-L.L1.---~ Bild 2.13. Zur Darstellung der Enthalpie-


5 differenz bei isobarer Zustands-
ds änderung im T ,s-Diagramm

Um eine spezifische Enthalpiedifferenz im T ,s-Diagramm für eine Zustandsänderung


zwischen den auf verschiedenen Isobaren liegenden Punkten E und A darzustellen,
wird als Zwischenschritt ein beliebiger Bezugszustand auf beiden Isobaren, z.B.
mit der Temperatur TB gewählt.

Es ergibt sich damit in Bild 2.14 auf der Isobaren PE = const der Punkt B, auf der
Isobaren PA = const der Punkt B'. Die Enthalpiedifferenz h A - h B zwischen den

o ~----~~~~~~---------
C' oF 5 C', C 0 5

a b

Bild 2.14. Zur Darstellung der Enthalpiedifferenz bei einer nicht-isobaren Zu-
standsänderung im T, s-Diagramm
a) Fläche für h E - h B unt e r der Isobaren PE = const
b) Fläche für h E - h B in s-Richtung verschoben unter der Isobaren
PA = const
91

Temperaturen TB und TA bzw. h E - h B zwischen den Temperaturen TB und TE


ist in Bild 2. 14 a gekennzeichnet.

Die Enthalpiedifferenz zwischen den Temperaturen TE und TA läßt sich also als
Differenz der Flächen h A - h B und h E - h B darstellen. Die Fläche h E - h B kann
wegen der Äquidistanz der Drucklinien in s-Richtung als verschiebbar angenommen
werden, so daß sich, wie in Bild 2.14b, die Enthalpiedifferenz h A - h E als zu-
sammenhängende Fläche ergibt:

hA - hE ~ Fläche DFAE '.

Innere Energie

Für die spezifische innere Energie u eines einfachen Systems ergibt sich aus der
Fundamentalgleichung (2.33) bei einer isochoren Zustandsänderung

A A
f (Tds)v = f du.
E E

Im T ,s-Diagramm nach Bild 2.15 stellt sich die innere Energie als Fläche unter der
Isochoren dar.

O~------~4h~~------
5
Bild 2.15. Zur Darstellung der inneren Ener-
ds
gie im T ,s-Diagramm

Differenzen der inneren Energien lassen sich analog zu Bild 2.14 geschlossen dar-
stellen.
92

Dissipation

Die spezifische Dissipation, die sich für eine adiabate Zustandsänderung aus der
Gleichung (2.28) herleiten läßt

A
= f (Tds)ad
E

stellt sich demnach im T ,s-Diagramm als Fläche unterhalb der Linie der Zustands-
änderung dar (Bild 2.16).

0'------------''--'--'-''-----
Bild 2.16. Zur Darstellung der Dissipation
ds im T ,s-Diagramm

Druckänderungsarbeit

Für die adiabate Zustandsänderung ergibt sich die Druckänderungsarbeit y aus der
Gleichung (2.39)

y=boh-j. (2.106)

Die Enthalpiedifferenz bo h und Dissipation j sind bereits als Flächen im T ,s-Dia-


gramm dargestellt worden. Die Druckänderungsarbeit y für einen Verdichter er-
gibt sich als Differenzfläche aus Enthalpiedifferenz und Dissipation nach Bild 2.17.

Für die adiabat arbeitende Turbine gilt ebenfalls die Gleichung (2. 106), wobei
allerdings das negative Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bzw. der Enthalpie-
differenz zu berücksichtigen ist, d.h. - Iyl = - lbohl - Ijl = - (Ibohl + lil).
So ergibt sich in Bild 2.18 der mit negativem Vorzeichen versehene Betrag der
Druckänderungsarbeit als ebenfalls mit negativem Vorzeichen behaftete Summe von
der Enthalpiedifferenz bo h und der Dissipation j.
93

T
h

Bild 2.17. Zur Darstellung der Druckände-


rungsarbeit bei polytroper adia-
bater Verdichtung im T ,s-Dia-
gramm. 6h ~ Fläche BF AC;
o '-------'BL-..:>....::......::....--O'"-..L..F- - -- S Y ~ Fläche BDEAC; j ~ Fläche
DFAE

Tl r--------~

Bild 2.18. Zur Darstellung der Druckän-


derungsarbeit bei polytroper
adiabater Expansion im T ,s-
Diagramm. y ~ Fläche
BDAEC, 6h ~ Fläche BFEC,
B F 0 s j ~ Fläche FDAE

Anhand der Flächen für die Druckänderungsarbeit und für die Enthalpiedifferenz
lassen sich im T ,s-Diagramm isentrope und polytrope adiabate Zustandsänderungen
einfach vergleichen (Bild 2.19).

Bild 2.19. Vergleich zwischen isentroper


und polytroper adiabater Ver-
dichtung im T ,s-Diagramm.
y, = 6h s ~ Fläche BDA sC,
y ~ Fläche BDEAC ,
6h ~ Fläche BF AC
94

Die polytrope Druckänderungsarbeit ist gegenüber der isentropen um die Fläche


EA A größer, während sich die Enthalpiedifferenzen um die Fläche DA AF unter-
s s
scheiden.

Für den Fall einer isothermen Verdichtung lassen sich die Größen y, q und j im
T ,s-Diagramm darstellen, wenn unter Beibehaltung der Verhältnisse im Kontroll-
raum eine adiabate polytrope Zustandsänderung einer isothermen Zustandsänderung
gegenübergestellt wird.

Bild 2.20. Zur isothermen Verdichtung im T ,s-


Diagramm
j ~ Fläche GFA.dE, y ~ Fläche BGEA T ,
8 G F s Iql = y + j ~ Fläche BFA.dEA T

Da j als Prozeßgröße von der Zustandsänderung zwischen E und A abhängig ist,


wird i. a. die spezifische Dissipation bei adiabater polytroper Zustandsänderung
gegenüber der bei isothermer Zustandsänderung unterschiedlich sein. Um jedoch
die spezifischen Energien y und q der isothermen Zustandsänderung darstellen zu
können, wird die Dissipation in bei den Fällen als gleich groß angenommen. Bild
2.20 zeigt die entsprechenden Flächen.

Wärmemenge

Eine explizite Darstellung der spezifischen Wärmemenge q eines diabaten Prozesses


ist nur möglich, wenn der adiabate Prozeß des Systems mit gleichem Eintrittszu-
stand und gleichem Austrittsdruck zum Vergleich herangezogen wird, wobei ent-
sprechend der Aussage im letzten Absatz die Dissipation in beiden Fällen als gleich
angenommen wird. Die Fläche unter der Kurve der Zustandsänderung ist allgemein

A
f Tds = q + j.
E

Für den adiabaten Prozeß ist q =0 und somit

A ad
f (Tds)ad = j.
E
95

Somit gilt für einen diabaten Prozeß

A
- q :: (Tds) d -
a E
fTds. (2.107)

Daraus wird deutlich, daß zur Darstellung der spezifischen Wärmemenge q neben
der diabaten die zugehörige adiabate Zustandsänderung gezeichnet werden muß. Es
sollen nachfolgend vier Fälle der diabaten Verdichtung untersucht werden:

Iql < j

Es wird weniger Wärme abgeführt, als Dissipation entsteht. Die Darstellung dieser
Zustandsänderung zeigt Bild 2.21. Es ist

A ad
j = J (Tds) d ~ Fläche DFAadE
E a

und
A
q + j :: f Tds ~ Fläche DGAE :: Fläche D 'F 'A 'E '.
E

Bild 2.21. Abgeführte spezifische Wärmemen-


ge bei polytroper diabater Verdich-
0'----------'-----'---'--'---'--- -- tung ( Iq I < j) entsprechend gera-
8 s sterter Fläche

Im Fall dieser gekühlten Verdichtung ist die Entropieerzeugung größer als die En-
tropieströmung. Somit ist

A
f Tds> O.
E

Nach der Beziehung (2.107) wird q durch die Differenz der beiden Flächen DF AadE
96

und D 0 F 0 A 0 E 0 dargestellt. Durch eine Parallel verschiebung der Fläche JTds


in s-Richtung ergibt sich die für die abgeführte Wärmemenge q repräsentative
Fläche DD oE 0 A 0 AadE.

Iq I = j
Wird gerade so viel Wärme abgeführt, wie Dissipation entsteht, so verläuft die Zu-
standsänderung makroskopisch isentrop. Das bedeutet:

A
s
J Tds = O.
A

Damit ist

A ad
- q = f
E
(Tds) d = j.
a

Die Fläche DF AadE repräsentiert im Bild 2.22 gleichermaßen und q.

Bild 2.22. Abgeführte spezifische Wärmemen-


ge bei polytroper diabater Verdich-
tung (I q I = j) entsprechend gera-
O~--~------~--L----- __ sterter Fläche
8 o F s

Wird mehr Wärme abgeführt, als durch Dissipation entsteht, so verläuft der Pro-
zeß mit Entropieverminderung, d.h. die Entropieströmung ist größer als die En-
tropieerzeugung. Es gilt:

A
f Tds < 0 (2.108)
E
97

und damit

A ad A
- q = S (Tds) ad - S Tds,
E E

A ad A
- q = f (Tds) d + If Tds I.
E a E

Die spezifische Wärmemenge wird demnach durch die Summe der Flächen
S (Tds)ad und S Tds repräsentiert. Nach Bild 2.23 ist dieses die Fläche GFAadEA.

[;;I'-- - +-Jf.

Bild 2.23. Abgeführte spezifische Wärmemen-


ge bei polytroper diabater Verdich-
o ~----~--~~--~-------- tung (I q I > j) entsprechend gera-
8 G 0 F s sterter Fläche

Wird soviel Wärme abgeführt, daß TA = TE ist, so ergibt sich eine isotherme Ver-
dichtung. Die Wärmemenge wird durch die Summe der Flächen j und y dargestellt.
Nach Bild 2.24 ist dieses die Fläche BFAadE~.

Bild 2.24. Abgeführte spezifische W ärmemen-


ge bei isothermer Verdichtung
o L -_ _ _' - - -_ _ _ --'--_....L_ _ _ __
( Iq I = j + y) entsprechend gera-
8 G F s sterter Fläche
98

Darstellung im h, s-Diagramm

Während im T,s-Diagramm die verschiedenen Energien t>h, y, j und q als Flächen


dargestellt werden, ist im h, s-Diagramm von den genannten Energien nur die Dar-
stellung von Enthalpiedifferenzen t>h als Strecken parallel zur h-Achse möglich.

~c>I~-'----_ _I

Bild 2.25. Vergleich der isentropen


und der polytropen adia-
baten Verdichtung im
h, s-Diagramm

Ih A
~ «I~
J .., I

A, Bild 2.26. Vergleich der isentropen


und der polytropen adiaba-
ten Expansion im h,s-Dia-
s gramm

In den Bildern 2.25 und 2.26 ist je eine isentrope und polytrope Zustandsänderung für
Verdichter bzw. Turbine eingezeichnet.

Es sind zusätzlich die kinetischen Energieanteile des Ein- und Austrittszustandes an-
gedeutet. Da grundsätzlich nur Enthalpiedifferenzen dargestellt werden können, wird
dazu angenommen, daß die kinetische Energie in einem adiabaten, isentropen
Strömungsprozeß in potentielle Energie umsetzbar ist.

Aus der Darstellung des Prozesses im h,s-Diagramm lassen sich charakteristische


Eigenschaften der Prozeßführung erkennen. Bei adiabaten Prozessen stellt die Isen-
trope jeweils den Grenzfall der optimalen polytropen Prozeßführung dar. Steigt die
99

Dissipation der Zustandsänderung, so wandert der Endpunkt A weiter nach rechts


- die Zustandsänderung weicht zunehmend von der vertikalen Richtung ab.

Darstellung im p, v-Diagramm

Im p, v-Diagramm lassen sich ebenfalls Verdichtungs- und Expansionsvorgänge dar-


stellen. Bild 2.27 zeigt mögliche Zustandsänderungen mit Druckzunahme bei unter-
schiedlichen Polytropenexponenten n.

PEr4---------------------~~

Bild 2.27. Verdichtung im p, v-Diagramm bei unterschiedlicher Prozeßführung


a) n> 11. polytrope Verdichtung ohne Kühlung
b) n = 11. isentrope Verdichtung mit oder ohne Kühlung
c) n < K polytrope Verdichtung mit Kühlung
d) n = 1 isotherme Verdichtung mit Kühlung

Aus der Polytropengleichung (2.87)

ergeben sich hyperbelartige Zustandsverläufe .

Die jeweilige benötigte Druckänderungsarbeit entspricht gemäß der Definition


y = Jvdp der Fläche innerhalb der Eckpunkte 1 2 3 4. Im Fall der isothermen
Verdichtung ist sie am geringsten: YT = 12d34, im ungekühlten polytrop arbeitenden
Verdichter am größten Yad = 12a34.

Formal ist noch eine Verdichtung mit äußerer Wärmezufuhr denkbar. Diese Zu-
standsänderung verläuft noch weiter rechts im p, v-Diagramm als die der verlust-
behafteten ungekühlten Verdichtung. Da der Aufwand an Druckänderungsarbeit da-
mit noch größer wäre, wird ein solcher Zustandsverlauf nicht angestrebt.
100

2.2.3 Definition und Berechnung von Prozeßwirkungsgraden


Als vlir-kungsgrad ist ganz allgemein das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand zu ver-
stehen. Nach den thermodynamischen Hauptsätzen, die im statistischen Sinn das
Verhalten einer großen Zahl von Ereignissen wiedergeben, kann dieses Verhältnis
stets nur kleiner oder höchstens gleich eins sein. Bei einem Spielautomaten kann
beim Einwurf von Geld als" Aufwand", der Gewinn als "Nutzen" manchmal höher als
der Aufwand sein. Aber auch dieses Verhältnis von Nutzen zu Aufwand wird bei
häufigem Spiel statistisch ausgewertet kleiner als eins sein. Zugunsten des Auto-
matenbetreibers ist ebenfalls statistisch gesehen ein Wirkungsgrad, der kleiner als
eins ist, in den Automaten hineinkonstruiert worden.

Für einen Verdichter läßt sich ein Wirkungsgrad als das Verhältnis der auf das Fluid
übertragenen wiederverwendbaren Energie zu der an der Welle aufgewendeten Arbeit
darstellen. Für eine Turbine läßt sich als ein Wirkungsgrad das Verhältnis der von
der Maschinenwelle abgegebenen technischen Arbeit zur Energie, die dem Fluid ent-
zogen wird, definieren. Da die spezifischen Energien y, q und j prozeßabhängige
Größen sind, d.h. von der Zustandsänderung selbst abhängen, ist es erforderlich,
den gewählten Vergleichsprozeß - also z.B. die Polytrope, Isentrope oder Iso-
therme - anzugeben.

Grundsätzlich läßt sich diese Definition des Wirkungsgrades auf totale Größen be-
ziehen. Da bei vielen Maschinen die Ein- und Austrittsquerschnitte so ausgelegt wer-
den, daß die Geschwindigkeiten cE und cA und die geodätischen Höhen zE und z A
etwa gleich groß sind, wird der Wirkungsgrad aber auch häufig auf die statischen
Größen bezogen.

Nach den Hauptsätzen der Thermodynamik kann die auf das Fluid übertragene Ener-
gie nicht größer sein als die aufgewendete Arbeit. Der Wirkungsgrad des Verdichters
kann also - unabhängig von der Zustandsänderung - hijchstens den Wert eins er-
reichen. Diese Aussage gilt entsprechend für die Turbine.

Bei der Definition des totalen Wir-kun{]sgrades eines Verdichters ergibt sich als
Nutzen die nach der Verdichtung im Fluid vorhandene reversible Energie, die sich
als Summe der Druckänderungsarbeit YEA' der Differenzen der kinetischen Energie
2
/::, c2 und der potentiellen Energie g/::,z am Ein- und Austritt ergibt. Der Aufwand ist
die spezifische technische Arbeit a EA . Es folgt für den totalen Wirkungsgrad eines
Verdichters:

(2.109)
101

Mit Hilfe der Gleichung (2.41) ergibt sich für \V:

(2.110)

Da im Fall des Verdichters die technische Arbeit dem Fluid zugeführt wird, ist sie
nach der eingeführten Vorzeichenregel positiv. Nach dem zweiten Hauptsatz kann die
Dissipation nicht negativ werden, so daß der Wirkungsgrad im Grenzfall höchstens
eins sein kann.

Wenn die spezifische technische Arbeit nach dem ersten Hauptsatz (2.14) durch die
totale Enthalpiedifferenz und die Wärmemenge ersetzt wird, ergibt sich ein wei-
terer Ausdruck für den totalen Verdichterwirkungsgrad:

h tA - h tE - qEA - jEA
Tlw h tA - h tE - qEA

Da im Fall der Turbine die vom Fluid an die Welle abgegebene spezifische technische
Arbeit a EA den Nutzen darstellt, während die Druckänderungsarbeit YEA' die Dif-
2
ferenzen der kinetischen !:; c2 und der potentiellen Energien g!:; z als Aufwand gelten,
lautet demnach die Definition des totalen Wirkungsgrades:

(2.111)

Der Turbinenwirkungsgrad entspricht also gerade dem Reziprokwert des Verdichter-


wirkungsgrades • Durch Einführen der Gleichung (2.41) in die Beziehung (2.111)
vereinfacht sich die Gleichung für den Turbinenwirkungsgrad:

(2.112)

Nach der Vorzeichenregel ist die technische Arbeit a EA der Turbine negativ, eben-
so die Differenz a EA - jEA:
102

Der Turbinenwirkungsgrad hat deshalb einen positiven Wert, der stets kleiner oder
höchstens gleich eins ist, da wegen a EA < 0 und jEA ~ 0

gilt. Entsprechende Umformungen wie beim totalen Verdichterwirkungsgrad führen


bei der Turbine auf folgende Gleichung:

Neben der Verwendung des totalen Wirkungsgrades ist es üblich, den Wirkungsgrad
auf statische Größen zu beziehen. Hierbei ist für den Verdichter die Druckänderungs-
arbeit YEA als Nutzen und die spezifische technische Arbeit a EA vermindert um
2
Energieanteile A c2 und gAz als Aufwand anzusehen. Damit folgt für den stati-
schen Wirkungsgrad:

Tl V (2.113)

Mit Gleichung (2.41) folgt für den Verdichterwirkungsgrad:

bzw. mit Gleichung (2.39) :

YEA YEA
(2.114)
1IV = YEA + jEA - 6h EA - qEA·

Analog zu Gleichung (2.113) für den Verdichter, folgt für den statischen Wirkungs-
grad der Turbine:

(2.115)

da bei der Turbine als Nutzen die spezifische technische Arbeit und als Aufwand die
Druckänderungsarbeit gilt. Mit entsprechenden Umformungen folgt:

(2.116)
103

Im folgenden werden am Beispiel des statischen Wirkungsgrades drei Vergleichs-


prozesse , nämlich die Polytrope, die Isentrope und die Isotherme zugrunde gelegt,
um die prozeßabhängigen spezifischen Energien y, q und j angeben zu können. Zur
einfacheren Schreibweise wird auf die Indizierung "EA" verzichtet.

2.2.3.1 Polytroper Wirkungsgrad

Wird als Vergleichsprozeß für die Bestimmung des Nutzens beim Verdichter bzw.
des Aufwandes bei der Turbine eine polytrope Zustandsänderung gewählt, so ergibt
sich der sogenannte polytY'ope WiY'kungsgY'ad. In Abschnitt 2.2.1. 1 ist gezeigt, daß
das Verhältnis y/j während einer polytropen Zustandsänderung sowohl im diabaten
als auch im adiabaten Fall konstant ist. Dies bedeutet, daß auch der polytrope
Wirkungsgrad für die betrachtete Zustandsänderung einen konstanten Wert hat. Der
statische polytrope diabate Wirkungsgrad des Verdichters ist nach Gleichung (2.114)

'11 -~
pol V - t,h - q.

Entsprechend gilt für die Turbine nach Gleichung (2.116) :

t,h - q
'I1 po I T =- - y -

Für die Bestimmung von y und t,h im Falle der adiabaten Polytrope sind bereits
Gleichungen abgeleitet worden, aus denen sich die statischen polytropen adiabaten
Wirkungsgrade ergeben, wenn q = 0 ist.

Für den adiabaten Verdichter gilt:

_n
n-1
RT
E
[( PA )n ~ 1_1]
PE
'11 -
pol ad V - 6 h -
..L - ----"------:;----"'
n - 1

_ ' " RT
'" - 1 E
[(PA)-n -1]
PE

bzw.

n ;t - 1
'I1polad V = n:1" -;t-
(2.117)

Für die adiabate Turbine ergibt sich analog zum Verdichter:


104

t'lh
Tl pOl adT - y'
(2.118)
n - 1 )'\
Tl pol ad T =- n - ){:1 .

Der polytrope adiabate Wirkungsgrad ist also eine Funktion Tl pol = Tl pol (K ,n) .
Der polytrope Wirkungsgrad kann in entsprechender Weise auch für ein inkompres-
sibles Fluid bestimmt werden. Dabei soll vorausgesetzt werden, daß die Zustands-
änderungen adiabat verlaufen, was dem Verhalten von Pumpen und Flüssigkeits-
turbinen in guter Näherung entspricht. Die Druckänderungsarbeit y eines inkom-
pressiblen Fluids ergibt sich nach Gleichung (2.95) zu:

Für die Dissipation ergibt sich in dem hier betrachteten adiabaten Fall nach
Gleichung (2.28):

A
= f Tds.
E

Nach der Gibbsschen Gleichung (2.33) ist für ein inkompressibles Fluid der Inte-
grand Tds = du. Damit folgt nach Gleichung (2.65) :

A
j = S Cv dT. (2.119)
E

Es besteht zwischen den spezifischen Wärmekapazitäten c p und Cv folgender Zu-


sammenhang [1]:

(~n p
der für ein inkompressibles Medium wegen dv = ° übergeht in
c -c =0,
p v

d.h.

c =c .
p v
105

Die im Falle eines inkompressiblen Mediums übereinstimmenden Wärmekapazitäten


c und c werden zusammengefaßt als Wärmekapazität cF der FlÜssigkeit.
p v

Somit ergibt sich aus Gleichung (2.119) :

.
J =
A
f cF dT = cF T
_ IT A (T A - TE)
E E

Darin ist cF die für den Temperaturbereich I~ A angegebene mittlere Wärmekapa-


.E
zität der Flüssigkeit.

Der Wirkungsgrad der adiabaten Pumpe ist somit:

11 - ---X- _ 1 (2.120)
pol ad P - Y + j - 1..-
1 +
Y

Für die Flüssigkeitsturbine ergibt sich entsprechend:

11 pol ad FT -
- 1...2:.1
Y (2.121)

Mit den bekannten Stoffwerten wird aus der Messung der Temperatur- und Druck-
differenz der polytrope Wirkungsgrad der adiabaten Pumpe bzw. der der adiabaten
Flüssigkeitsturbine ermittelt.

2.2.3.2 Isentroper Wirkungsgrad

Wird als Vergleichsprozeß für die Bestimmung des Nutzens beim Verdichter bzw.
des Aufwandes bei der Turbine eine isentrope Zustandsänderung gewählt, so ergibt sich
der sogenannte isentrope Wirkungsgrad, der für den Verdichter lautet:

Ys Clh
s
Clh - q.
(2.122)
Y+ j

Dabei ergeben sich y und j bzw. CI hund q aus der polytropen Zustandsänderung,
während sich y s aus der entsprechenden vom gleichen Anfangspunkt ausgehenden
isentropen Zustandsänderung ableitet.

Für eine Turbine folgt analog:

11 -1...2:.1-~-~ (2.123)
sT - ys - ys - (:;, h s •
106

Im adiabaten Fall lautet der isentrope Wirkungsgrad für den Verdichter:

I'Ih
s (2.124)
11 s ad V I'Ih .

Werden die in Abschnitt 2.2. 1 • 2 gefundenen Beziehungen eingesetzt, so ergibt sich:

>\ - 1

_' Rr [(PA )->\ _


I'Ih
s Ys
>\ - 1 E PE 1 1
11 s ad V 6h I'Ih n - 1

_ ' Rf [(PA
1
)-n _
>\ - 1 E PE 1

bzw.

>\ - 1
>\

11 s ad V
(:~) - 1
(2.125)
n - 1
n

(:~) - 1

Der isentrope Wirkungsgrad der adiabaten Turbine lautet analog dazu:

n - 1
n

I'Ih (:~) - 1
(2.126)
11 s ad T ti1ls >\ - 1
>\
(:~ ) - 1

Der isentrope Wirkungsgrad ist also im Gegensatz zum polytropen Wirkungsgrad eine
Funktion

11
s
= 11 (>\,
s
n, PA),
PE

d. h. also zusätzlich vom Druckverhältnis abhängig. Um diese Aussage zu verdeut-


lichen, sind gemäß Bild 2.28 in ein h, s-Diagramm eine polytrope Verdichtung von
PE auf PA und eine vom gleichen Anfangspunkt ausgehende isentrope Verdichtung auf
107

den gleichen Enddruck eingezeichnet. Zusätzlich sind die Isobaren von zwei Zwi-
schendrücken Pi und P2 eingetragen, die so gewählt sind, daß die Zwischendruck-
verhältnisse gleich sind, d.h.:

Bild 2.28. Abhängigkeit des isentro-


pen Wirkungsgrades vom
s Druckverhältnis

Die Enthalpiedifferenz der isentropen Verdichtung llh s läßt sich aus den Enthalpie-
differenzen der isentropen Teilverdichtungen zusammensetzen:

Die Enthalpiedifferenz der polytropen Verdichtung llh läßt sich entsprechend in die
Enthalpiedifferenzen der polytropen Teilverdichtungen aufteilen:

(2.127)

Der isentrope Wirkungsgrad der gesamten Zustandsänderung lautet:

llh
s (2.128)
11 sV llh

Um die isentropen Wirkungsgrade der Teilverdichtungen bestimmen zu können, sind


zusätzlich in Bild 2.28 die isentropen Enthalpiedifferenzen II h~ 12 und II h~2A dieser
Teilverdichtungen eingezeichnet worden. Aus diesen isentropen Teilwirkungsgraden
lassen sich die zugehörigen polytropen Enthalpiedifferenzen ermitteln:
108

11 sE1

6h~12
bzw. 6h 12 = -11--'
s12

6h~2A
bzw. 6 h 2A = -11--·
s2A

Damit wird nach Gleichung (2.127) die Gesamtenthalpiedifferenz der polytropen Ver-
dichtung:

6h sE1 6h~12 6h~2A


6h = - - - + - - - + - - - .
11 sE1 11 s12 11 s2A

Der isentrope Gesamtwirkungsgrad nach Gleichung (2.128) läßt sich nunmehr


schreiben:

(2.129)
6h
6h~12
I •
s2A
11 s 12 + 11 s2A

Wenn im Gegensatz zu dem zu begründenden Sachverhalt angenommen wird, daß in


Gleichung (2.129) die isentropen Teilwirkungsgrade gleich dem isentropen Gesamt-
wirkungsgrad sind, d.h.

11 s2A . (falsche Annahme) ,

so müßte sein:

(2.130 )

Diese Aussage nach Gleichung (2.130) ergibt aber einen Widerspruch, denn in Ab-
schnitt 2.2.2 ist nachgewiesen worden, daß die Isobaren in T-Richtung bei Fort-
schreiten in positiver s-Richtung einen immer größer werdenden Abstand voneinan-
der haben. Da wegen h = CpT diese Aussage entsprechend für das h,s-Diagramm
gilt, kann die Beziehung (2.130) nicht richtig sein. Also ist auch die Annahme
falsch, daß die isentropen Teilwirkungsgrade gleich dem isentropen Gesamtwir-
kungsgrad sind.

Verdichter, die mit unterschiedlichen Druckverhältnissen arbeiten, können also


nicht über den isentropen Wirkungsgrad verglichen werden. Je größer das Druck-
109

verhältnis, um so schlechter erscheint der isentrope Wirkungsgrad bei gleicher


Güte, d.h. bei gleichen relativen Verlusten innerhalb der Zustandsänderung, wie
auch aus den Gleichungen (2.125) und (2.126) hervorgeht.

Die Zusammenhänge zwischen dem isentropen und dem polytropen Wirkungsgrad ver-
deutlichen diese Aussage. Wenn für einen Verdichter Gleichung (2.117) mit Gleichung
(2.125) kombiniert wird, ergibt sich für den adiabaten isentropen Wirkungsgrad:

~" - 1
K

l1s ad V
(~~1 1
- 1

-
" --1
(:~) l1poladV " - 1

Analog gilt für die adiabate Turbine:

11 ~
(~) pol ad T " _ 1

11 s ad T = K - 1
- -
"
(~~) - 1

Diese Beziehungen nach dem polytropen Wirkungsgrad aufgelöst, ergeben für den
adiabaten Verdichter:

+·-; :;-~d- -=- ~, (:~


die adiabate Turbine:
V [ )-'
" - 1

1 II
110

Diese Zusammenhänge zwischen polytropem und isentropem Wirkungsgrad sind ab-


hängig vom Druckverhältnis für adiabate Zustandsänderungen in Bild 2.29 darge-
stellt.

\,0
77 pol = 100

0,95

---
0,9 -
0,90
-

----
r--
0.8 0,85
r-- ,.......
0.80
0,7 1---.. . .

0,6
----- - -t 0,75

0,70
o 8 9 10 11 12

Bild 2.29. Zusammenhang zwischen isentropem und polytropem Wirkungsgrad


von adiabaten Verdichtern in Abhängigkeit vom Druckverhältnis für
l1. = 1,4

Aus Bild 2.29 ist zu erkennen, daß der isentropeWirkungsgrad einer Verdichtung
bei steigendem Druckverhältnis sinkt, wenn der polytrope Wirkungsgrad konstant
bleibt. Dies bedeutet, daß bei einer polytropen Verdichtung der für die gesamte Zu-
standsänderung gebildete isentrope Wirkungsgrad stets geringer ist als der für einen
beliebigen Teilabschnitt der gesamten Zustandsänderung gebildete, da das Druckver-
hältnis der Teilverdichtung auf jeden Fall kleiner ist als das der gesamten Ver-
dichtung.

Die in vielen einzelnen Stufen gedachte Verdichtung von einem Druck PE auf einen
Druck PA zeigt, daß die in den ersten Stufen im Bereich niedrigen Druckes auf-
tretende Energiedissipation besonders schädlich ist: sie erwärmt das Fluid zu-
sätzlich und führt damit zu einer Vergrößerung des Volumens und einem zusätzlich
benötigten Arbeitsaufwand in allen folgenden Stufen.

Bei einer Entspannung dagegen läßt sich die zu Beginn durch Dissipation verursachte
Erwärmung des Fluids im Verlauf der weiteren Zustandsänderung teilweise rückge-
winnen , so daß die am Anfang der Zustandsänderung auftretenden Verluste bei einer
Entspannung nicht so schädlich sind wie bei einer Verdichtung.

Zur quantitativen Beschreibung dieser Zusammenhänge wird ein Wärmerückgewinni-


faktor bei der Turbine bzw. ein Erhit3ungsfaktor beim Verdichter definiert.
111

Um den Wärmerückgewinn darstellen zu können, wird nach Bild 2.30 eine polytrope
und eine isentrope Entspannung vom Druck PE auf den Druck PA durch Wahl zweier
Zwischendrücke in drei Abschnitte unterteilt.

Bild 2.30. Zur Darstellung des Wär-


merückgewinnfaktors bei
o ~ __
- L_ _ _ _ _ _ _ _ _ _J -_ _~~_ _ _ _~
einer adiabaten Entspan-
B [ o F 5 nung

Wird die isentrope Entspannung von PE auf PA mit einer Zustandsänderung ver-
glichen, die sich aus z isentropen Teilentspannungen zusammensetzt, die vom je-
weiligen Anfangszustand (E,K,H) ausgehen, so ergibt sich die aus dem Wärme-
rückgewinn zusätzlich erhaltene Druckänderungsarbeit als Differenz der Druckän-
derungsarbeiten y z und y s' wobei y s der Fläche BCEG in Bild 2.30 entspricht.

Die Druckänderungsarbeit y z ist nicht unmittelbar als zusammenhängende Fläche


darstellbar, jedoch läßt sich durch schrittweise Flächenaddition bzw. -subtraktion
zeigen, daß die Differenz y z - y s' der sogenannte Wärmerückgewinn , durch die
in Bild 2.30 schraffiert dargestellte Fläche repräsentiert wird.

Wird dieser Wärmerückgewinn zur isentropen Druckänderungsarbeit y s der Ent-


spannung von A nach A s ins Verhältnis gesetzt, so ergibt sich der sogenannte
Wärmerückgewinnungsfaktor f z

1. (2.131)

Aus der Darstellung in Bild 2.30 und den vorstehenden Überlegungen läßt sich ent-
nehmen, daß der Wärmerückgewinn bzw. der Wärmerückgewinnungsfaktor f bei
z
einer Expansion vom Druck PE auf den Druck PA von der Anzahl z der Teilex-
pansionen bzw. Stufen abhängt.

Bei unendlich vielen Teilexpansionen bzw. Stufen erreicht der Wärmerückgewinn


den oberen Grenzwert, der in diesem Fall durch die Fläche A AE (Bild 2.30) re-
s
112

präsentiert wird. Der zu diesem Grenzwert gehörende Wärmerückgewinnungsfaktor


wird mit f.., bezeichnet.

Der untere Grenzwert wird durch die einstufige Entspannung erreicht, bei der kein
Wärmerückgewinn erzielt wird. Für eine diskrete Stufenzahl z > 1 mit gleichen
Enthalpiedifferenzen gilt:

f
z
=f
'"
(1 - 1.)
z!
.
Aus dieser Beziehung ist zu erkennen, daß der Wärmerückgewinn mit steigender
Stufenzahl z zunimmt.

Der Wärmerückgewinnungsfaktor f", bei unendlicher Stufenzahl läßt sich aus den Be-
ziehungen der polytropen und isentropen Zustandsänderungen berechnen.

Da sowohl für den Verdichter als auch betragsmäßig für die Turbine die adiabate
polytrope Druckänderungsarbeit y stets größer als die adiabate isentrope Druck-
änderungsarbeit y s ist, wie ein Flächenvergleich im T ,s-Diagramm zeigt, ergibt
sich für den Erhitzungsfaktor :

(2.132)

d.h.

f", ;?- O.

Für den adiabaten Verdichter ergibt sich aus Gleichung (2.132) :

bzw.

11 sadV ';;;11 poladV •

Für die adiabate Turbine ergibt sich analog:

lIh
v Ys 11 sadT
l+f =~=""Xh= ;;'1
'" ys - 11 pol ad T
y
113

bzw.

Tl s ad T ? Tl pol ad T .

Der Erhitzungsfaktor f", ist also eine Funktion von y und y s.

bzw.

da die Druckänderungsarbeiten y und y s wiederum Funktionen des Druckverhält-


nisses n, des polytropen Wirkungsgrades Tl po I und des Isentropenexponenten K

sind.

Das Bild 2.31 zeigt für ein adiabates System die Abhängigkeit des Erhitzungsfaktors
von den genannten Größen.

Der Vergleich der Kurvenverläufe für Verdichter und Turbine bestätigt noch einmal,
daß Tl s ad V ,,:;; Tl pol ad V bzw. Tl s ad T ? Tl pol ad T·

0.15
I - .-
0.14
0.13 1-1-
-I- I-
O,1Z -
0.11
- Turbine .-
I- -
Verdichter
f-t- l-
0.10 r- '-1-I - i -
l -I - -- -

h
I~ j---
0,09 - .-
I-
.J! 0.08 I---
f'.-
0.07 f;
0.06
"-
"" q,"0/,'0:..>
!--
~
<;:;~L
0.05 L
- "" ""i--
0-I l
0.04 1'- L L
L <;';
0.03 --..
O,OZ
--..0.9 """ ./
---
--
/ ./
/
0,01
o
r--- r- l.0
0.1 O.Z 0.3 0.4 0.5 0.6 0.8 1.0
./
--- 3
10
5 6 7 8 10
PA
PE

Bild 2.31. Erhitzungsfaktor f", in Abhängigkeit vom Druckverhältnis PA/PE für


Luft (l'.. = 1,4)
114

2.2.3.3 Isothermer Wirkungsgrad

In vielen Anwendungen werden Verdichter mit Zwischenkühlung eingesetzt, da durch


diese Maßnahme sowohl der Arbeitsaufwand für die Verdichtung verringert werden
kann, als auch eventuell vorliegende Sicherheitsbestimmungen über die zulässige
maximale Temperatur des Gases erfüllt werden können. Im idealen Grenzfall läßt
sich eine solche Verdichtung isotherm und reversibel durchführen. So vergleicht der
isotherme Wirkungsgmd beim Verdichter die isotherme Druckänderungsarbeit YT
mit der wirklichen, bei polytropen Zustandsänderungen und Zwischenkühlungen auf-
zuwendenden Arbeit, d.h.

YT
Ti TV (2.133)
Y+ j

In einem Beispiel gemäß Bild 2.32 wird die ideale isotherme Verdichtung von PE
auf PA durch eine dreistufige polytrope Verdichtung mit Zwischenkühlungen , wobei
die Teildruckverhältnisse unterschiedlich sein können, angenähert.

Bild 2.32. Vergleich einer isother-


men mit einer mehrfach
zwischengekühlten adia-
s baten Zustandsänderung

Die abgeführte Gesamtwärmemenge q setzt sich aus den in den Zwischenkühlern ab-
geführten Wärmemengen qK zusammen. So ergibt sich:

Die in einem Zwischenkühler abzuführende Wärme qK entspricht als diabater Strö-


mungsvorgang nach dem ersten Hauptsatz (siehe Abschnitt 2.1) der Enthalpiedif-
ferenz tlh K des Kühlers, wenn Geschwindigkeits- und Höhendifferenzen vernach-
lässigt werden:

(2.134 )
115

Die Enthalpiedifferenz llh EA für die Gesamtverdichtung setzt sich aus den Enthalpie-
differenzen Clh i der Teilverdichtungen und den Enthalpiedifferenzen Clh K der Rück-
kühlungsvorgänge zusammen:

Nach Gleichung (2.134) entsprechen die in den Zwischenkühlern abgeführten Wärme-


mengen qK den Enthalpiedifferenzen Cl h K , so daß gilt:

Der isotherme Wirkungsgrad kann also für das Beispiel auch in der Form

'fl TV (2.135)

geschrieben werden. Im Nenner ergibt sich die wirkliche Energieaufnahme des


Fluids aus der Addition der Enthalpiedifferenzen der Teilverdichtungen aller Stufen.

Wenn nach Abschnitt 2.2.1. 3 die isotherme Druckänderungsarbeit YT bestimmt


wird, ergibt sich mit Gleichung (2.133) für den isothermen Wirkungsgrad:

RT E In (~)
(2.136)
lIhEA - L qK

Für die Bestimmung des isothermen Wirkungsgrades aus Meßergebnissen ist zur Er-
mittlung der Gesamtwärmemenge q = LqK eine Bilanz ilber abgeführte Wärme-
menge Q und Kühlwassererwärmung Qw aufzustellen. Hierfür gilt, wenn mW den
Kühlwassermassenstrom eines Zwischenkühlers und m den des Fördermediums
darstellen:
116

Die Summe der abgeführten Wärmemengen ergibt sich aus der Kühlwassererwär-
mung (T WA - TWE ) und der spezifischen Wärmekapazität des Kühlwassers cF'
während die in Gleichung (2.136) auftretende Enthalpiedifferenz aus der Tempera-
turdifferenz des Gases gemäß LI h EA = c p (T A - TE) bestimmt werden kann. Mit den
Massenströmen rD und rD W gilt also insgesamt:

(2.137)

2.2.4 Definition des mechanischen Wirkungsgrades

Werden die Lagerungen der Maschine nach Bild 2.33 in das System" Maschine" ein-
bezogen, dann tritt über die Systemgrenze die Kupplungsleistung P K als Summe aus
der inneren Leistung P. und den Lagerverlustleistungen P = P L + P F.
1 m m m

Systemgrenze iJ
1 ___ J --------- -I
I
: PI-Pml -,

,I
Loslager

Bild 2.33. Systemgrenze


I
I
"Maschine" mit
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ..J Einschluß der
Lager

Für alle Fluidenergiemaschinen gilt unter Beachtung der Vorzeichenregel :

(2.138)

Da die mechanische Verlustleistung Pm der Lager Fund Laus dissipativen Vor-


gängen hervorgeht, ist Pm stets positiv, so daß sich für die Leistungen von
117

Pumpen und Verdichtern, für die nach Vorzeichenregel P KV > 0 und P iV > 0 ist,
aussagen läßt:

Für Motoren und Turbinen sind nach der Vorzeichenregel die Leistungen P KT und
P iT negativ, so daß nach Gleichung (2.138) gilt:

Der mechanische Wirkungsgrad Tl setzt die innere Leistung und die Kupplungslei-
m
stung in Relation zueinander. Es ergibt sich

für Verdichter:

P iV P iV
Tl V=-P =P P ";'1, (2.139)
m KV iV + m

für Turbinen:

(2.140)

Beispiel 2.2:

Von einem ungekühlten Verdichter zur Förderung von Luft sind folgende Daten bekannt:

Isentropenexponent k =K 1, 4 (ideales Gas)

Gaskonstante R = 287 J/kg K

Druck am Eintritt PE 1 bar

Druck am Austritt PA 2,8 bar

Temperatur am Eintritt TE = 293 K

Massenstrom ril 5 kg/s

pol. Wirkungsgrad \oladV = 0,8

Es ist die Austrittstemperatur TA der Stufe, der isentrope Wirkungsgrad 'T1 s ad V' die spezifi-
sche Druckänderungsarbeit y sowie die innere Leistung Pi zu bestimmen, wobei cE = cA und
g tJ.z = 0 angenommen wird.

Lösung:

Nach der Polytropengleichung (2.93) ist


n - 1 n - 1

TT A = (PA)
E PE
n bzw. TA =TE(:~) n
118

Bei adiabater Verdichtung ergibt sich aus dem polytropen Wirkungsgrad nach Gleichung (2.117):

n-1 ,,-1
n = Jot llpOladV·

Mit Hilfe dieser Beziehung ergibt sich die Austrittstemperatur TA zu

" - 1 0,4
_ (PA)" \oladV 28)1,4.0,8
TA - TE - = 293 ( T = 423 K.
PE

Zur Berechnung des isentropen Wirkungsgrades lls ad V einer adiabaten Verdichtung gemäß Glei-
chung (2.124)

6h
11s ad V = 6~

müssen vorab die Größen 6h und 6h bestimmt werden.


s

Für die spezifische Enthalpiedifferenz 6 h gilt nach Gleichung (2.91)

6h = cp(T A - TE) =~
,,- 1
(T
A
- T ) = 287 • 1,4 (423 - 293)
E 0,4
= 130585 J/kg.

Die spezifische isentrope Enthalpiedifferenz ,\h s ergibt sich aus dem Zusammenhang (2.98)

" - 1 0,4

6h
s ;-ö-r HT E [ (:~)-' , 1=H-. 287·293· r (2 i 8 ) 8 100663 J/kg.

Damit errechnet sich der isentrope Wirkungsgrad zu \ ad V = 0,77.

Die spezifische Druckänderungsarbeit y läßt sich über die Definitionsgleichung (2.117) des po-
lytropen Wirkungsgrades einer adiabaten Verdichtung bestimmen:

11pol ad V -.L
- 6h'

y = \oladV 6h = 0,8 . 130585 = 104468 J/kg.

Für die innere Verdichterleistung gilt nach Gleichung (2.13)


119

wobei die spezifische technische Arbeit a nach dem ersten Hauptsatz (2.15)

a + q = tlh + 2"1 (cA


2 - cE
2 ) + g tlz

unter den getroffenen Voraussetzungen (q = 0, cA = cE und g tlz =0) gleich der statischen En-
thalpiedifferenz llh ist. Danach ergibt sich

Pi = m llh = 5·130585 = 652925 W = 652,925 kW.

2.2.5 Darstellung der ProzeBwirkungsgrade in Diagrammen

Darstellung im T ,s-Diagramm

Weil sich Energien im T ,s-Diagramm als Flächen darstellen lassen, können die
Wirkungsgrade und der Erhitzungsfaktor als Flächenverhältnisse wiedergegeben
werden.

Am Beispiel eines diabaten Verdichtungsvorganges nach Bild 2.34 ist eine solche
Darstellung des Wirkungsgrades durch Flächenverhältnisse veranschaulicht.

Bild 2.34. Z ur Betrachtung des polytropen


O'-----..J....--'----'----..L....---_ Wirkungsgrades im T, s-Dia-
B F G o 5 gramm

Für den polytropen diabaten Wirkungsgrad gilt gemäß Gleichung (2.114) ;

11 - --L - --L-
pol V - Y + j - t::. h - q •

Nach den Uberlegungen aus Abschnitt 2.2.2 werden die Energien durch folgende
Flächen dargestellt;
120

tlh ~ BDAC

A
STds = j + q ~ DFEA
E

A
Y = tlh - J Tds ~ BFEAC. (2.141)
E

Da die Kühlung, d.h. die abgeführte Wärme, bei der betrachteten Verdichtung so
groß ist, daß die Entropieströmung größer als die Entropieerzeugung ist, gilt nach
Gleichung (2.108):

A
STds<O.
E

Die Größe y stellt nach Gleichung (2.141) betragsmäßig die Summe der Flächen
aus tlh und STds dar.

Die Dissipation j ist als Fläche unter der entsprechenden adiabaten Zustandsän-
derung darstellbar:

Unter der Voraussetzung, daß die Dissipation als Prozeßgröße sowohl bei adiabater
als auch diabater Prozeßführung gleichbleibt , kann die abgeführte Wärmemenge q
durch

A
q = S Tds - j ; DGAadEA
E

veranschaulicht werden.

Der polytrope Wirkungsgrad entspricht in diesem Fall dem Verhältnis der Flächen:

_~~ BFEAC
'Tl pol dia V - Y + j - BGAadEAC·

Wird der polytrope Verdichtungsvorgang adiabat geführt, so entsprechen nach Bild


2. 34 Zähler und Nenner folgenden Flächen:
121

so daß sich der polytrope adiabate Wirkungsgrad als Flächenverhältnis ergibt:

L A BFEAadC
Ti po l ad V llh = BGA C·
ad

Um den isentropen Wirkungsgrad Tlsv im T, s-Diagramm nach Bild 2.35 darstellen


zu können, werden die Flächen BDAsC ~ Ll h s und BFAC ~ llh gemäß Gleichung
(2. 124) ins Verhältnis gesetzt :

llh BDA C BFAC - DFAA


s A s s
Tl s ad V llh BFAC BFAC

Bild 2.35. Zur Darstellung des polytropen und


isentropen Wirkungsgrades einer
adiabaten Verdichtung im T ,s-Dia-
gramm

Je kleiner die Differenzfläche DFAA s zwischen den oben genannten Flächen wird,
desto größer ist der isentrope Wirkungsgrad. Für den isentropen Prozeß wird die-
se Differenzfläche zu Null und der isentrope Wirkungsgrad gleich 1.

Um den Erhitzungsfaktor foo im T, s-Diagramm darstellen zu können, werden nach


der Definition (2.131)

f 00

die Flächen EAsA und BDAsC ins Verhältnis gesetzt.

EA A
s
foo - BDA C·
s

Die Fläche EAsA steht in direkter Relation zur Größe des Erhitzungsfaktors. Im
reversiblen adiabaten Grenzfall wird diese Fläche und damit der Erhitzungsfaktor
gleich Null.
122

Die Darstellung des isothermen Wirkungsgrades für einen Verdichter als Flächen-
verhältnis im T, s-Diagramm gemäß Gleichung (2.135)

YT
TlTV Y+ j

zeigt Bild 2.36.

Bild 2.36. Zur Darstellung des isothermen


Wirkungsgrades für eine Verdich-
OL---~~~~~~~------
tung im T, s-Diagramm bei Rück-
B HI {)GC K 5 kühlung auf Ansaugetemperatur

Im Gegensatz zur dreistufigen Verdichtung mit unterschiedlicher Rückkühltempera-


tur von Abschnitt 2.2.3.3 soll hier bei dieser dreistufigen Verdichtung jeweils auf
die Eintrittstemperatur zurückgekühlt werden, um eine übersichtlichere Darstel-
lung der Flächen im T, s-Diagramm zu erhalten. Eine entsprechende Ableitung kann
jedoch auch für unterschiedliche Rückkühltemperaturen durchgeführt werden.

Die Fläche BCE~ in Bild 2.36 entspricht der Druckänderungsarbeit YT des iso-
thermen Prozesses.

Zur Darstellung des Nenners muß die Summe aus den Flächen gebildet werden, die
jeweils der Enthalpiedifferenz einer Stufe entsprechen. Für die erste Stufe der
dreistufigen Verdichtung aus Bild 2.36 ist dies die Fläche DK1F, für die zweite
Stufe HG2J und für die dritte Stufe BIAAT .

YT A BCEAT
Tl
TV I
=--=
Chi DK1F + HG2J + BIA~ .

Es ist zu erkennen, daß die Summe im Nenner der in den Wärmetauschern abgege-
benen Wärmemengen qi entspricht, wenn nach der letzten Stufe auf die Eintritts-
temperatur zurückgekühlt wird.
123

Darstellung im h, s-Diagramm

Da in einem h, s-Diagramm Enthalpie- und Entropiedifferenzen als Strecken er-


scheinen, ist zunächst nur der isentrope Wirkungsgrad als Streckenverhältnis aus
Enthalpiedifferenzen darstellbar. Für einen adiabaten Verdichtungsprozeß ergibt
sich nach Bild 2.37 und Gleichung (2.124)

6h
s
11 sad V 6h .

htAT-=wl{
-c:
-c: <J -c:
<J <J
I i
. I
+----+--->i------T'~-J h t E

'---7"---~
E Bild 2.37. Zur Betrachtung des isen-
tropen und polytropen adia-
baten Wirkungsgrades im
h, s-Diagramm

Im Grenzfall kann von E nach A reversibel verdichtet werden, wobei das den
s
adiabaten isentropen Wirkungsgrad charakterisierende Streckenverhältnis gleich
eins wird.

Der adiabate polytrope Wirkungsgrad

-~ ~ (2.142)
11 pol ad V - dh c dT
P

läßt sich unter Einführung der Gasgleichung (2.60) schreiben:

RQE
~
11 pol ad V =c dT·
-
pT

Für eine differentielle Entropieänderung ergibt sich mit Gleichung (2.34) und Glei-
chung (2.68):

c dT - vdp
p
ds
T

d. h. für eine Änderung bei konstantem Druck:


124

(ds)
p
= c P -dT
T
(2.143)

bzw. für eine Änderung bei konstanter Temperatur unter Benutzung der Gasglei-
chung (2.60):

(2.144)

Damit kann der adiabate polytrope Wirkungsgrad als Verhältnis differentieller En-
tropieänderungen dargestell t werden:

- (ds)T
Tlpol ad V = (ds) . (2.145)
p

Für endliche Entropiedifferenzen bei konstantem Druck ergibt sich aus Gleichung
(2.143) :

dT TA
"'1'= c In TE (2.146)
p

und für endliche Entropiedifferenzen bei konstanter Temperatur nach Gleichung


(2.144) :

(2.147)

Diese Beziehungen (2.146) und (2.147) lassen sich in die Gleichung (2.145) des
adiabaten polytropen Wirkungsgrades für den Verdichter einsetzen:

(2.148)
Tlpol ad V
J (ds)
p

Für die Turbine folgt analog:

Tlpol ad T (2.149)
125

Die Entropiedifferenzen bei konstantem Druck (ll s) bzw. bei konstanter Tempera-
p
tur (6 s)T erscheinen als Strecken auf der s-Achse z. B. in einem h, s-Diagramm,
wie Bild 2.38 für eine adiabate Expansion und Bild 2.39 für eine adiabate Verdich-
tung zeigt. Das Streckenverhältnis stellt den jeweiligen adiabaten polytropen Wir-
kungsgrad dar.

h
[ ['

(LJsI p--i Bild 2.38. Entropiedifferenzen bei konstan-


(LJslr -1 tem Druck und konstanter Tem-
peratur für eine adiabate Expan-
sion

Das Strecken verhältnis in Bild 2.38 stellt nach Gleichung (2.149) den polytropen
adiabaten Turbinenwirkungsgrad dar:

(lls)p
T1 po l adT :0 - ( 6s l T '

Das Streckenverhältnis in Bild 2.39 stellt nach Gleichung (2.148)

h
A'

- (LJs I T
Bild 2.39. Entropiedifferenzen bei kon-
-(LJsl p stantem Druck und konstanter
Temperatur für eine adiabate
Verdichtung
126

T1 pol adV

analog zu den Dberlegungen bei der Expansion den polytropen adiabaten Verdich-
terwirkungsgrad dar.

Beispiel 2.3:

Von einer Entspannungsturbine sind folgende Daten gegeben:

Isentropenexponent k = K 1,4 (ideales Gas)

Gaskonstante R = 287 J/kg K

Druckverhältnis PA/PE 0,17

Temperatur am Eintritt TE = 953 K

Temperatur am Austritt TA = 62.3 K

Massenstrom m 55 kg/s

mechanischer Wirkungsgrad 11 m 0,98

Zu bestimmen sind die spezifische Druckänderungsarbeit y, die spezifische Dissipation j, die


Kupplungsleistung P K' die spezifische Entropieänderung /',s des Entspannungsprozesses und
der polytrope Wirkungsgrad \01 ad T' Dabei soll angenommen werden, daß der Prozeß adiabat
verläuft (q = 0), die Strömungsgeschwindigkeiten am Ein- und Austritt gleich sind (CE = cA) und
der potentielle Energieanteil g 6 z = 0 ist.

F;lr die spezifische Druckänderungsarbeit y gilt nach Gleichung (2.90)

n - 1

Y 0 A RY E I(;~ )-0 -, 1

Der Polytropenexponent n ergibt sich aus der Polytropenbeziehung (2.93)

n - 1
n
n - 1 In (T A/TE)
bzw.
n In (PA/PE)

Danach ist mit den vorgegebenen Zahlenwerten

n - 1 In (623/953)
- n - = In (0,17) = 0,2399 und n~1=4,169.

Somit ist

,Y = 4,169·287.953. [(0,17)°,2399 - 1] 394864 J /kg.


127

Für die adiabate Expansion gilt nach Gleichung (2.39)

tlh=y+j bzw. j = tlh - y.

Die spezifische Enthalpiedifferenz ergibt sich aus dem Zusammenhang (2.91)

" R 1,4 • 287


tlh = cp(T A - TE) ="- _ 1 (TA - TE) = 1,4 _ 1 (623 - 953) = - 331485 J/kg.

Für die spezifische Dissipation j gilt somit

j = - 331485 - (- 394864) = 63379 J/kg.

Die Kupplungsleistung P K wird nach Gleichung (2.140) und (2.13) bestimmt

Die spezifische technische Arbeit a ist nach dem ersten Hauptsatz (2.15) unter Beachtung der ge-
troffenen Voraussetzungen (q = 0, cA = CE und tlz = 0) gleich der Enthalpiedifferenz I\h.

Damit gilt für die Kupplungsleistung

P K = 11 m ,~h rh = 0,98 • (- 331485) • 55 = - 17867042 W 17867,042 kW.

Nach Abschnitt 2.2.5 setzt sich die Änderung der spezifischen Entropie ils zusammen aus

Für die Entropieänderungen der beiden Teilprozesse gilt nach Gleichung (2.146) und (2.147)

und

Damit ist

und mit den bekannten Zahlenwerten

tls = 287· [-ln(O,l7) + 1,1~~1In(623/953) 1= 81,57 J/kg K.

Der adiabate polytrope Wirkungsgrad ist nach Gleichung (2.149) und den vorstehenden Beziehungen
128

2.2.6 Definition mittlerer spezifischer Wärmekapazitäten


Die Wärmekapazitäten reaZer Gase sind i. a. eine Funktion des Druckes und der
Temperatur. Bei idealen Gasen dagegen sind die Wärmekapazitäten nur von der Tem-
peratur abhängig (siehe Abschnitt 2.2) • Bild 2.40 zeigt die Temperaturabhängigkeit
der Wärmekapazität c am Beispiel von Luft.
p

1,17
/'
,/"
V
/'
~
1,09
V
."" V
V
1,05
L
,/'
1,01 ~
- --
f Bild 2.40. Temperaturabhängigkeit der
260 580 900 1110 1540 1860 2180 spezifischen Wärmekapazität
T in K c p von Luft

Auch unter der Annahme eines idealen Gases ist also die Veränderlichkeit der Wär-
mekapazitäten mit der Temperatur zu berücksichtigen.

Wird einem Gas mit temperaturabhängiger, spezifischer Wärmekapazität Wärme


zu- oder abgeführt, um eine bestimmte Temperaturdifferenz zu erreichen, ergibt
sich die zugehörige Wärmemenge q aus dem Integral

A
q =f c(T)dT.
E

Da die Lösung dieses bestimmten Integrals der Funktion c(T) aufwendig sein kann,
wird in den Integrationsgrenzen eine mittlere spezifische Wärmekapazität in fol-
gender Weise definiert:

(2.150)

Das Bild 2.41 zeigt prinzipiell die Bildung dieses Mittel wertes.

Der Mittelwert der spezifischen Wärmekapazität wird so bestimmt, daß die Flä-
chen TE TA AE und TE TA A' E' gleich sind.
129

c(h) A C (T)

c/kr-____~E,·~~--~
h E
C (TE)

Bild 2.41. Zur Definition der mittleren


T spezifischen Wärmekapazität

Aus Gleichung (2.150) folgt:

A
J c(T)dT
c T I TA
E
(2.151)
E

Mit TE = OK ergibt sich:

c ITo =T1 T0J c (T ) dT • (2.152)

Die mittlere Wärmekapazität zwischen TE t 0 und TA ergibt sich aus:

TA TA TE IT IT
J c (T ) dT = J c( T ) dT - J c( T ) dT =c A (T A - 0) - c E (TE - 0) •
TE 0 0 0 0

Für die mittlere Wärmekapazität zwischen TE und TA gilt also nach Gleichung
(2.151) :

TA
T ~ T J
c ( T ) dT •
A E TE

c T
A
=T 1_ T. ( TA IT A JT E ) (2.153)
ITE A E
C
10
- TE C
0

130

Die Entropiegleichung

Bei Prozessen mit großen Druck- und damit auch hohen Temperaturverhältnissen
können die Zustandsgrößen nach der Verdichtung auch mit Hilfe der Entropieglei-
chung über die absoluten Entropiewerte bestimmt werden. Bei einstufiger Arbeits-
übertragung an das Fluid unter den genannten Bedingungen kommt als Maschine nur
der Kolbenverdichter als geschlossenes System in Frage.

Mit der Gibbsschen Gleichung für das geschlossene System (2.33) und der Gasglei-
chung ergibt sich in spezifischen Größen:

ds = cv(T) di + R
d(!)
~,
P

=f ( f
T T T
s dT
Cv T) T + R ln~ P = dT + R {InT
Cv(T) T P - In TPO0 } •
o - 0
Po

Um tabellierte Zahlenwerte benutzen zu können, wird nach [3J - R In TO/PO = So ge-


setzt, so daß sich abgekürzt schreiben läßt:

f
T
dT T
s = cv(T) T + R In p (2.154)
o

Dabei ist zu beachten, daß die beiden letzten Terme auf der rechten Seite der Glei-
chung (2.154) nur zusammengenommen die Dimension der Entropie haben.

f
T
Das Integral cv(T) ~T wird nachfolgend aus der Gleichung der mittleren Wärmeka-
o
pazität (2.152) bestimmt:

T T
c I T = 0J c v (T)dT
v 0

bzw. in differenzierter Form:

d (c I
T)T + c T dT
v 0 v 0
I = cv dT.

1
Nach Multiplikation mit T und anschließender Integration ergibt sich:
131

(2.155)

Mit Gleichung (2.155) läßt sich Gleichung (2.154) schreiben:

(2.156)

Um bereits vorliegende Tabellen z.B. für das häufig verwendete Fluid "Luft" aus
dem Verbrennungsmotorenbau verwenden zu können, die wegen der dort notwendi-
gen Kombination mit Verbrennungsprozessen auf das Mol bezogen sind, ist es
zweckmäßig, auch die Gleichung (2.156) auf molare Größen umzustellen.

Für die temperaturgemittelten Molwärmen C gilt entsprechend Gleichung (2.152):


m

1 T
-T f C (T)dT.
o m

Die mittleren auf ein Mol bezogenen Wärmekapazitäten C m zwischen OK und einer
beliebigen Temperatur T sind für verschiedene Gase tabelliert [3J.

Für die molare Entropie gilt Gleichung (2.156) in entsprechender Form für das
geschlossene System:

S
m
dT + C I T + R In
vm 0 m
(I)p + So
m
. (2.157)

Für einen Druck von 1 bar wird aus Gleichung (2.157) eine zugeschnittene Größen-
gleichung:

S
m
(p = 1 bar) dT + C I T + R In T + So .
vm 0 m m
(2.158)

Der Vorteil dieser zugeschnittenen Größengleichung liegt darin, daß die Werte für
S
m
(p =1 bar) bereits tabelliert vorliegen. Für einen von 1 bar abweichenden
132

Druck läßt sich die Entropie S aus den Gleichungen (2.157) und (2.158) herlei-
m
ten, wenn der Druck ebenfalls in bar eingesetzt wird:

S
m
= Sm (p = 1 bar) - R
m
ln p.

Die Gleichung der molaren Entropie S kann mit der Gasgleichung in molaren
m
Größen

T
P

umgeschrieben werden zu

bzw. nach Umordnung:

Tel T
S
m
= S v~1 0 dT + c
vm 0
T - R
m
I
ln R
m
+ So
m
+ R m In V m •
,0
~-----------------y~------------------
ql(T)

Der mit der Klammer bezeichnete Ausdruck, der nur von Tabhängige bzw. kon-
stante Glieder enthält, wird in einer sogenannten TempemtuY'funktion 4l(T) zusam-
mengefaßt. Diese Temperaturfunktionen sind ebenfalls für verschiedene Temperatu-
ren und technisch wichtige Gase berechnet und tabelliert.

S ;: cp (T) + R ln V m (2.159)
m m

Aus den tabellierten Werten C


vm 0
I
T, Sund 'fl (T) läßt sich die Endtemperatur ei-
m
ner isentropen Zuständsänderung im geschlossenen System bestimmen:
133

(2.160)

wobei sich das Verhältnis (~ :~) aus dem Kolbenweg ergibt.

Über den erhaltenen Wert cp (TA) der Entropiefunktion läßt sich mit Hilfe der Ta-
bellen die zugehörige Temperatur TA entnehmen. Damit sind zwei Zustandsgrößen
für den Zustand A bekannt.

2.3 Hinweise auf Realgasverhalten

Um die begrenzte Gültigkeit der thermischen Zustandsgleichung für ideale Gase


(2.60)

pv = RT
zu zeigen, sind in Bild 2.42 die Bereiche abgegrenzt, in denen sich das spezifi-
sche Volumen von Luft nach der Zustandsgleichung idealer Gase berechnen läßt,
sofern der angegebene prozentuale Fehler I':.v/v akzeptabel ist.

200

o
.0
150
-'"
Cl.. 100 f-----+--+t+'+-+---+--+--+--f-------1

50
Bild 2.42. Bezogene Abweichung des spe-
zifischen Volumens der Luft
-100 100 200 300 400 500 600 gegenüber dem Idealgasver-
f in oe halten nach [1 ]

Zur Beschreibung dieses Verhaltens realer Gase gibt es zahlreiche Ansätze, die
jeweils in bestimmten Zustandsbereichen mit hinreichender Genauigkeit gelten.

Eine Darstellung, die das reale Verhalten qualitativ richtig wiedergibt, stammt
von van der Waals [12J. Er hat die ideale Gasgleichung durch zwei Korrekturen
erweitert, welche aus physikalischen Annahmen folgen:
134

- Das Gas ist nur bis zu einer bestimmten Dichte zusammendrückbar , da die Mo-
leküle ein endliches Eigenvolumen besitzen:

v R !p + b.

Dabei ist b das auf jeden Fall bleibende Eigenvolumen, das bei abnehmenden
Temperaturen an Bedeutung gewinnt.

- Zwischen den Gasmolekülen besteht eine Anziehungskraft (van-der-Waals-Kraft),


die sich als Zusatzterm im Druck bemerkbar macht und nach der van-der-Waals
Ableitung umgekehrt proportional zum Quadrat des spezifischen Volumens ist.

RT a
p v - b 2"
v

oder

Dabei sind die Konstanten a und b experimentell bestimmbar, aber auch mit
bestimmten Annahmen für die zwischenmolekularen Kräfte berechenbar.

Obwohl diese Gleichung einige Erscheinungen qualitativ richtig beschreibt, reicht


sie bei höheren Genauigkeitsanforderungen nicht aus.

Wichtig für die Anwendung ist dagegen ein empirisches Verfahren, das die Zu-
standsgleichung des idealen Gases (2.60) für reale Gase korrigiert, indem es
Realgasfaktoren verwendet, die in Tabellen oder Diagrammen zur Verfügung ste-
hen. Dabei ist der RealgasfaktoY' Z definiert als:

Z ~ (2.161)
RT·

Dieser Faktor hat bei idealem Gasverhalten den Wert 1.

Je weiter der Realgasfaktor vom Wert 1 abweicht, um so weniger ideal verhält sich
das betreffende Gas. Aus Messungen ist Z für viele Gase in Abhängigkeit von
Druck und Temperatur bekannt. In Bild 2.43 sind die Werte für Z von Luft im Be-
reich von 0 bis 300 bar und - 100 0 C bis + 200 0 C angegeben.

Die Berechnung thermodynamischer Prozesse wird erleichtert, wenn für die


Temperatur- und Druckabhängigkeit des Realgasfaktors ein geschlossener mathe-
matischer Zusammenhang existiert, der für einen möglichst weiten Bereich der
Zustandsgrößen gültig ist.
135

1,1

0,8 1----'\---+-----+-+-----1

0,7 I-----\-t------+-t----------I

100 200 300 Bild 2.43. Realgasfaktor Z der Luft


p in bor nach [lOJ

Hierzu ist eine Vielzahl von Näherungsansätzen vorgeschlagen worden [4 J •

Im Prinzip laufen diese Ansätze überwiegend auf eine Polynomdarstellung der


Form

E B(T) C(T) (2.162)


Z --+ --+
RT v 2
v

oder

E 2 (2.163)
= Z B '(T) P + C '(T) P + ...
RT

hinaus.

Die Temperaturfunktionen B(T), C(T), ... bzw. B'(T), C'(T), ... werden als
Virialkoeffizienten bezeichnet und sind für diverse Realgase empirisch ermittelt
und in Kurvenblättern bzw. Zahlentafeln festgelegt worden [4, 7, 8J.

Die Genauigkeit der Zustandsgleichung in der vorstehenden Polynomdarstellung


nimmt mit dem Grad des Polynoms bzw. mit der Anzahl der verwendeten Virial-
koeffizienten zu. Es ist jedoch anzumerken, daß die vorgeschlagenen Polynoman-
sätze einschließlich der zugehörigen stoff- und temperaturabhängigen Virialkoeffi-
zienten stets nur für einen begrenzten Zustandsbereich gültig sind.
136

Für technisch wichtige Stoffe, z.B. Luft oder Wasserdampf, sind aufwendige
Gleichungen bzw. Gleichungssysteme entwickelt worden, mit deren Hilfe die Zu-
standsgrößen in relativ großen Temperatur- und Druckbereichen berechnet werden
können.

Das Realgasverhalten äußert sich nicht nur in einer gegenüber dem Idealgasverhal-
ten geänderten Zustandsgleichung, sondern es führt außerdem zu einer möglichen
Berücksichtigung der vorhandenen Druckabhängigkeit der spezifischen Wärmekapa-
zitäten und des Isentropenexponenten.

Auch diese Realgaserscheinungen lassen sich im allgemeinen nur empirisch erfas-


sen.

Zur Berechnung thermodynamischer Zustandsgrößen eines Verdichtungs- oder Ent-


spannungsprozesses sind z. T. sehr aufwendige Verfahren vorgeschlagen worden,
deren Benutzung im allgemeinen leistungsfähige Rechenanlagen voraussetzt.

Ein solches Verfahren ist z.B. in [6J zur thermodynamischen Auslegung von Ver-
dichtern und zur Versuchsauswertung entwickelt worden. Bei diesem Verfahren
wird zunächst der sonst übliche Realgasfaktor Z durch zwei additiv verknüpfte
Funktionen X und Y ersetzt.

Diese beiden Funktionen sind wie folgt definiert:

X T (OV) _ 1
v oT
(2.164)
P

und

y=_E(oV).
v op T
(2.165)

Die Verknüpfung dieser beiden sogenannten Kompressibilitätsfunktionen mit dem


Realgasfaktor Z ist durch die folgenden Gleichungen gegeben:

X !.
Z
(oZ)
oT
p

Y_- 1 - pz (OZ)
;;T .
T

Werden die Zustandsgrößen T und p auf die jeweiligen kritischen Zustandsgrößen


Tk und Pk eines Gases bezogen, so ergeben sich hinsichtlich der relativen Zu-
standsgrößen
137

und

verallgemeinerte Kompressibilitätsfunktionen X und Y gemäß

(2.166)

und

Y = _ Pr (~) . (2.167)
v oPr T
r

Diese allgemeinen Kompressibilitätsfunktionen sind in [6] empirisch-mathematisch


ermittelt und für die Zustandsbereiche

und

in Diagrammen (Bild 2.44 und 2.45) dargestellt worden.

Aus diesen Funktionsdarstellungen können für ein vorgegebenes Realgas mit be-
kannten kritischen Größen Tk und Pk und für einen bestimmen Bereich der Zu-
standsgrößen Tr und Pr Mittelwerte der Größen X und Y entnommen werden.

Zur weiteren Beschreibung des Realgasverhaltens wird die Druck- und Tempera-
turabhängigkeit der spezifischen Wärmekapazität c und/oder des Isentropenexpo-
p
nenten k benötigt.

Diese Abhängigkeit kann für ein bestimmtes Gas indirekt über die meßtechnische
Ermittlung des sogenannten JouZe-Thomson-Koeffizienten bestimmt werden.

Der J oule-Thomson-Koeffizient ist definitionsgemäß

(2.168)
138

12 Zi8
r- H·I:~)p·1 I
$/
~,~

11 f--
Pr'~
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10

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o
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V
~ M M W U U U u m u u u u ~
-5.lO
u
Pr
Bild 2.44. Allgemeine Kompressibilitätsfunktion X nach [6J

5
- Y'"+I~~ ),
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V l-- ~ ~

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--r- --
2.110
\ ~.OO ....... r-
t--..
t-- 1.00
o
o ~ ~ U M W U " U U U U U U U U
Pr
Bild 2.45. Allgemeine Kompressibilitätsfunktion Y nach [6J
139

Er gibt demzufolge die Temperaturänderung bei einem Drosselvorgang (h = const)


mit definierter Druckabsenkung an. Für technisch wichtige Gase ist die Abhängig-
keit des J oule-Thomson-Koeffizienten von Druck und Temperatur in Diagrammen
bzw. Zahlentafeln festgelegt [4].

Die spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck gemäß Gleichung (2.68)

ist über die Beziehung

mit dem Joule-Thomson-Koeffizienten J T und der Kompressibilitätsfunktion X


verknüpft.

Die spezifische Wärmekapazität bei ~onstantem Volumen gemäß Gleichung (2.65)

c
v
= (OU)
oT
v

ergibt sich aus dem Zusammenhang

c _c _ pv (1 + X) 2 (2.169)
P v - TY

und der Isentropenexponent k gemäß

(2.170)

Der Zusammenhang mit dem Realgasfaktor Z ist über die Gleichung

(c - c )Y
Z P v

gegeben.

Damit liegen alle wesentlichen Größen vor, um die Zustandsänderung eines Realga-
ses berechnen zu können. Es sei jedoch angemerkt, daß eine solche Rechnung im
allgemeinen iterativ erfolgen muß, da die benutzten Größen, wie z.B. X, Y, c p '
c v usw., von dem zu errechnenden thermodynamischen Zustand abhängig sind.
140

Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die vorstehenden Beziehungen auch
den Sonderfall des idealen Gases einschließen. In diesem Fall sind X = 0 und
y=z= 1.

Damit wird nach Gleichung (2.169):

cp - cv =R

und nach Gleichung (2.170):

c
k -.E.
c
v

Literatur zu Kapitel 2:

[lJ Baehr, H.D.: Thermodynamik. 4. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,


New York 1978.
[2 J Traupel, W.: Thermische Turbomaschinen , Band 1. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg,
New York 1977.
[3J Schmidt, F. A.F.: Verbrennungskraftmaschinen. Springer-Verlag, 3erlin, Heidelberg,
New York 1967.
[4 J Plank, R.: Handbuch der Kältetechnik, Band 2. Springer-Verlag, Berlin , Göttingen ,
Heidelberg 1953.
[5J Plank, R.: Handbuch der Kältetechnik, Band 3. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen,
Heidelberg 1959.
[6 J Schultz , J. M.: The Polytropic Analysis of Centrifugal Compressors. Trans. ASME,
J. of Eng. for Power, 83 (1962) 69-82.
[7 J Hirschfelder , J. 0.; Curtiss, C. F .; B ird, R.B.: Molecular Theory of Gases and
Liquids. J. Wiley&Sons, NewYork1954.
[8 J Thodos, G.; Shah, K. K.: A Comparison of Equations of State. Industrial and Engineering
Chemistry 57 (1965) 30-37.
[9 J Beitz, W.; Kilttner, K. -H. (Hrsg.): Dubbel Taschenbuch für den Maschinenbau. 14.,
vollst. neub. u. erw. Auf!. Springer-Verlag, Berlin , Heidelberg, New York 1981.
[10 J Abnahme- und Leistungsversuche an Verdichtern. VDI-Richtlinien 2045.
[11 J Pfleiderer, C.; Petermann, H.: Strömungs maschinen . 4. Auflage. Springer-Verlag,
Berlin, Heidelberg, New York 1972.
[12J van der Waals, J .D.: Die Kontinuität des gasförmigen und flüssigen Zustands. Diss.
Leiden 1873.
3 Einige strömungstechnische Voraussetzungen

Die in Kapitel 2 vorgestellten thermodynamischen Voraussetzungen für die Behand-


lung der Fluidenergiemaschinen basieren auf der klassischen Thermodynamik, die
von Gleichgewichtszuständen und quasistatischen Zustandsänderungen ausgeht.

Nur an den durch Gleichgewichtszustände gekennzeichneten Grenzen, die entspre-


chend Wf'it von schnellablaufenden oder instationären Vorgängen weggerückt sind,
vermag diese Thermodynamik Aussagen über die Zustände bzw. ihre Änderungen
zu machen. Um die Vorgänge innerhalb der Systemgrenzen, z.B. die Fluidbewe-
gungen, die dabei auftretenden Kräfte, die entstehenden Verluste usw. beschreiben
zu können, ist die Strömungsmechanik notwendig. So sollen die für das Verständnis
der Fluidenergiemaschinen relevanten strömungsmechanischen Voraussetzungen
zusammengestellt werden. Dabei werden Grundkenntnisse vorausgesetzt. Für ein
grundlegendes oder weiterführendes Studium der Strömungsmechanik wird auf die
Fachliteratur, wie z.B. [4, 8, 9, 16J verwiesen.

3.1 Kinematische Zusammenhänge

Die Bewegung eines Körpers ist bekannt, wenn dessen Lage bezogen auf ein System
in jedem Zeitpunkt bekannt ist. Hierzu wird ein Grundsystem benötigt, in dem die
Lage des Körpers durch Angabe von Koordinaten bestimmt werden kann.

Für die meisten technischen Zwecke reicht es aus, das sogenannte Inertialsystem
(Inertia = Trägheit) zu verwenden, das mit der Erde fest verbunden ist. In ihm sind
die Gesetze der Mechanik für den Ingenieur hinreichend genau erfüllt.

Um die Bewegung der Fluidteilchen in Strömungsmaschinen beschreiben zu können,


werden in den meisten Fällen entweder kartesische oder Zylinderkoordinaten ge-
... ... ...
wählt. Die entsprechenden Einheitsvektoren werden gemäß Bild 3.1 mit e , e • e
... ... ... x y z
bzw. mit eR' e u ' e z bezeichnet.

In Tabelle 3.1 sind die Einheitsvektoren • der Ortsvektor und der Geschwindigkeits-
vektor im kartesischen und im Zylinderkoordinatensystem gegenübergestellt.
142

Tabelle 3.1. Einheitsvektoren, Ortsvektor und Geschwindigkeitsvektor in kartesi-


schen und Zylinderkoordinaten

Kartesische Koordinaten Zylinderkoordinaten

Einheitsvektoren
.... .... ....
ex ' e y , e z

~x = (g) (3.4)

~y = (!) (3.2) C
~u = ~~~:) (3.5)

~z = (D (3.3) ~z = (~) (3.6)

Ortsvektor eines Punktes P

x = R cos cp (3.7)
y = R sin cp ( 3.8)

z =z (3.9)

; zyl = R cos cp (g) + R sin cp (D +z (~)

;ZYl = R(~~g:) z(D +

Darstellung von anderen Vektoren, z.B. des Geschwindigkeitsvektors


-Jo --+ -+ -+
c = c (r , t), der vom Ortsvektor r und von der Zeit tabhängt:
.... .... .... ....
c=ce+ce+ce
x x y y z z

c , c , c hängen jeweils von c R ' cu' C z hängen jeweils von


x y z
x, y, z, tab. R, CD, z, tab.
143

z z
ez

pIr; /
/~-+--

/
/
r

y y
e,

x x

Bild 3.1. Einheitsvektoren des kartesischen bzw. des Zylinderkoordinatensystems

Die Beschreibung der Fluidbewegungen in den ruhenden, strömungsrelevanten Bautei-


len von Fluidenergiemaschinen wird im allgemeinen auf ein mit der Erde verbundenes
Koordinatensystem bezogen. Strömungen in sich relativ zu diesem erdfesten System
bewegenden Bauteilen , wie z. B. in Laufrädern, werden oft vorteilhaft von diesem
Relativsystem aus beschrieben, so daß zunächst allgemeine Zusammenhänge bei
der Bahnbeschreibung eines Punktes bezüglich seiner Geschwindigkeiten und Be-
schleunigungen im Absolut- und Relativsystem aufgezeigt werden.

q 7 w

Bild 3.2. Absolut- und Relativsystem zu


einem bestimmten Zeitpunkt t Absolutsystem Relativsystem

Zur mathematischen Beschreibung wird gemäß Bild 3.2 ein Relativsystem mit dem
Koordinatenursprung ü R gewählt, das außerdem imstande ist, eine Drehbewegung
( Winkelgeschwindigkeit --' -+
w) um ü R sowie eine Translation (Vektor a) in Bezug auf
das feste Absolutsystem mit dem Ursprung Ü A zu vollführen. Zu einem festen
Zeitpunkt t ist die Lage des Punktes Q einerseits im Absolutsystem durch den Vek-
-+ -+
tor q, andererseits im Relativsystem durch den Vektor r beschrieben. Nach einer
Zeitdifferenz dt hat sich die Lage des Punktes Q und damit auch die der Vektoren
-+
q und -; verändert. Die dabei sich ergebende Absolutgeschwindigkeit C; = ~{ des
Punktes Q setzt sich aus drei Anteilen zusammen, nämlich:

- der Relativgeschwindigkeit in Bezug auf ü R : ;; = dÜd~-; (hierbei soll die Differen-


144

tiation dOR/dt andeuten, daß die auf das Relativsystem 0R bezogenen Koordinaten
->
von r nach der Zeit abgeleitet werden) ;
-+ ~ -+ -+
_ der Umfangsgeschwindigkeit in Bezug auf 0R: u = w X r, wobei w die Winkelge-
schwindigkeit ist.

_ der TY'anslationsgeschwindigkeit von 0R in Bezug auf °A im Absolutsystem :


->
-> da
v = dt •

Es ist also

(3.10)

-+
C=w+u+v.
-i' ~ ~ (3.11)

Diese Gleichung soll anhand eines Beispiels erläutert werden:


Von einem festen Punkt °A auf der Erde wird die Bewegung eines Flugzeugs am
Himmel beobachtet. Der Punkt 0R' d.h. der Nullpunkt des Relativsystems, soll
dem Mittelpunkt der Propellernabe entsprechen. Bezogen auf den Nullpunkt °A
setzt sich die Geschwindigkeit von Luftteilchen, die auf einem bestimmten Radius
durch den Propeller strömen, aus drei Geschwindigkeitsanteilen gemäß Gleichung
(3.11) zusammen:
->
da
v der Geschwindigkeit des Flugzeuges, vom Absolutsystem aus ge-
dt messen
....
u =->wX ->
r der Umfanggeschwindigkeit des Propellers im betrachteten Radius

der Geschwindigkeit der Luftteilchen auf dem betrachteten Radius


des Relativsystems.

Nachdem mit Gleichung (3. 11) der Zusammenhang zwischen den Geschwindigkeiten
des Absolut- und Relativsystems bekannt ist, läßt sich durch Differentiation der
Absolutgeschwindigkeit nach der Zeit eine Beziehung für die Absolutbeschleunigung
finden:

(3.12)
145

Im Gegensatz zu der Schreibweise dOR/dt ist hier mit dem Symbol d/dt die auf das
Absolutsystem bezogene zeitliche Änderung gemeint.

-" -7 -7
Aus der vektoriellen Verknüpfung r = q - a gemäß Bild 3.2 läßt sich das Differential
d;/dt umformen:

Mit den Gleichungen (3.10) und (3.11) folgt:

(3.13)

Diese Beziehung stellt zugleich eine allgemeine Vorschrift für die Differentiation
eines zeitabhängigen, auf das Relativsystem bezogenen Vektors dar.

Mit dieser Vorschrift ergibt sich analog für die zeitliche Ableitung der Relativge-
schwindigkeit :

2 -7
-" -" dORr -7 ....
+w X w=--2-+ wXw • (3.14)
dt

und für die der Winkelgeschwindigkeit:

(3.15)

Damit folgt r;Jr die Absolutbeschleunigung des Punktes Q durch Einsetzen der Be-
ziehungen (3.14), (3.15), (3.13) in die Gleichung (3.12):

2 -7
.... dORr d 2;; "7 ........ ........ ....
b = ~ + dt 2 + w X r + w X (~ X r) + 2w X w. ( 3.16)

Die einzelnen Terme dieser Gleichung werden folgendermaßen bezeichnet:

als Relativbeschleunigung (3.17)

als Führungsbeschleunigung ( 3. 18)

...b -"
= 2w X w
.... als Coriolisbeschleunigung • (3.19 )
c
146

Damit kann für die Absolutbeschleunigung geschrieben werden:

(3.20 )

Im allgemeinen wird bei Relativbewegungen versucht, Absolut- und Relativsystem


....
so festzulegen, daß der Vektor a von der Zeit unabhängig ist. Das bedeutet,
daß der Nullpunkt des Relativsystems seine Lage zum Absolutsystem nicht ändert,
.... 2....
da .... da ....
so daß df = 0 und somit auch -2- = 0 gilt.
dt .

In diesem Fall vereinfachen sich die Gleichungen (3.11) und (3.20) zu:

.... .... .... ( 3.21)


c = w + u

....
mit b r gemäß Gleichung (3.17) ,

....
und b c gemäß Gleichung (3.19).

Zum besseren Verständnis der Coriolis-Beschleunigung werden Bewegungen auf der


Erdkugeloberfläche gemäß Bild 3.3 betrachtet.

Bild 3.3. Zur Coriolis-Beschleunigung bei


nordwärts gerichteter Bewegung
auf einem Erdmeridian

Im Inertialsystem "Erde" soll sich ein Masseteilchen auf einem Meridian mit der
....
Relativgeschwindigkeit w vom Äquator nach Norden bewegen.
147

Nach Bild 3.3 ist auf der nördlichen Halbkugel die Coriolis-Beschleunigung wegen
= 2w x w bzw. Ib I = 2w w sin '+' mit cp als Breitengrad nach Westen ge-
~ --i' -1 -1
b
c c ~
richtet. Die auf die Erde ausgeübte Coriolis-Kraft C ist dann nach Osten gerich-
tet (B ild 3.3). Sie bewirkt auf der nördlichen Halbkugel z. B • :

- eine Mehrabnutzung der rechten Schiene bei nach Norden fahrenden Bahnen

- die Unterspülung des Ost ufers nach Norden, bzw. des West ufers nach Süden flie-
ßender Flüsse.

Nach dem Vektorprodukt bc = 2~ x ;;; steht die Coriolis-Beschleunigung senkrecht


auf der durch die Richtung der Drehachse und die der Relativgeschwindigkeit aufge-
spannten Fläche. Deshalb wirkt die Coriolis-Kraft auf Bewegungen, die an den Erd-
polen erfolgen, tangential zur Erdoberfläche, auf Bewegungen entlang des Äquators
dagegen normal zur Erdoberfläche. Dadurch werden Körper, die sich entlang des
Äquators in Richtung Osten bewegen, leichter, solche, die sich in Richtung We-
sten bewegen, schwerer.

Relative Totalenthalpie

Neben der Relativgeschwindigkeit und -beschleunigung soll die Totalenthalpie für das
Relativsystem abgeleitet werden.

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lautet für ein offenes System mit den
Grenzen E und A gemäß Gleichung (2.14):

Die in Abschnitt 5.4 abgeleitete Euler-Gleichung setzt die spezifische technische Ar-
beit a in Beziehung zu den Geschwindigkeiten. Sie lautet in der zweiten Form nach
Gleichung (5.39) :

1(2
a = 2 cA - cE 2) +21 (2
wE 2 ) + "2
- wA 1 (2 2).
u A - uE

Die Gleichungen (2.14) und (5.39) werden miteinander verknüpft. Speziell für ein
adiabates System gilt:

bzw. geordnet:

(3.22)
148

Der Term h - 2"1 u


2
+ 2"1 w
2
+ gz wird als relative Totalenthalpie bezeichnet:

1 2 1 2
h t rel = h - 2" u + 2" w + gz. ( 3.23)

Aus Gleichung (3.22) für das adiabate System folgt also, daß die Differenz der re-
lativen Totalenthalpie Null ist.

Cl h t rel = O. ( 3.24)

Das bedeutet, daß die Relativströmung bezogen auf das Relativsystem nicht als Ar-
beits-, sondern als Strömungsvorgang gilt.

Während die statische Enthalpie sowohl im Absolut- als auch im Relativsystem die-
selbe ist, da sich die Stoffwerte und Temperaturen beider Systeme nicht unterschei-
2
den, subtrahiert sich im Relativsystem das Potential u2 des Fliehkraftfeldes . Der

Term T 2
ist die spezifische kinetische Energie, der Term gz die spezifische po-
tentielle Energie im Relativsystem •

Nur im Drehpunkt sind die Totalenthalpien für Absolut- und Relativsystem gleich.
-7 -io -i' -i'
Wegen u = 0 und damit c = w, folgt:

h t rel = h + "21 c 2 + gz = ht (Drehpunkt).

3.2 Integralsätze der Strömungsmechanik

Soll die Bewegung des Fluids beschrieben werden, so sind zwei Methoden zu unter-
scheiden:

Die Betrachtungsweise nach Lagrange geht davon aus, das Schicksal jedes individuel-
len Fluidteilchens innerhalb eines Koordinatensystems zu verfolgen und zu beschrei-
ben. Nach Lösung der Lagrangeschen Gleichungen ist es möglich, für alle Fluidteil-
chen zu ausgewählten Zeitpunkten Koordinaten anzugeben, aus denen sich dann z. B.
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen berechnen lassen.

Im Gegensatz dazu geht die Betrachtungsweise nach Euler davon aus, jedem Raum-
--)
punkt zu jeder Zeit Werte für die Geschwindigkeit c, den Druck p usw. zuzuord-
nen. Das Schicksal eines einzelnen Fluidteilchens wird dabei ignoriert.

Für die Berechnung der Strömung in Fluidenergiemaschinen wird hier ausschließ-


lich die Eulersche Betrachtungsweise zugrunde gelegt.
149

->
Ist der Geschwindigkeitsvektor c einer Strömung in jedem Koordinatenpunkt bekannt,
so läßt sich ein Feld von Geschwindigkeitsvektoren in ein Koordinatensystem ein-
zeichnen. Linien in einem Strömungsfeld , die zu einem festen Zeitpunkt überall
tangential zu den örtlichen Geschwindigkeitsvektoren verlaufen, können zur Veran-
schaulichung eines Strömungsfeldes dienen. Die so konstruierten Linien heißen
StY'omlinien.

Gebündelte Stromlinien, die normal durch eine infinitesimale Fläche hindurchlau-


fen, bilden einen StY'om.faden. Er besteht aus infinitesimaler Ein- und Austrittsflä-
che sowie der Mantelfläche, die auch als StY'omY'öhre bezeichnet wird.

3.2.1 Kontinuitätsgleichung

Zur Formulierung der Kontinuitätsgleichung wird der Anschaulichkeit wegen eine


zweidimensionale Strömung mit unendlicher Erstreckung normal zur Bildebene be-
trachtet. Die Strömung hat weder Quellen noch Senken und ist durch ihre Stromli-
nien (Bild 3.4a) charakterisiert.

Stromlinien

Kontrollfläche
a b

Bild 3.4. Kontrollfläche in einer ebenen Strömung


a) Stromlinien
b) in Strömung eingebrachte Kontrollfläche

Ein unendlich langer, normal zur Bildebene in die Strömung eingebrachter Kontroll-
raum erscheint in der Zeichenebene (Bild 3.4b) als Kontrollfläche K, d.h. als
->
Querschnitt des Kontrollraums • Der Vektor dA eines Oberflächenelementes steht
senkrecht auf K und zeigt nach außen. Sein Betrag ist gleich der Fläche des Ele-
mentes. Zum Zeitpunkt t befindet sich im Kontrollraum die Masse m(t). Ist der
->
Kontrollraum durchlässig, so kann zu jedem Oberflächenelement dA der zugehöri-
->
ge Geschwindigkeitsvektor c der Strömung eingezeichnet werden. Durch Integration
über die Oberfläche des Kontrollraumes ergibt sich die zeitliche Änderung der im
Kontrollraum befindlichen Masse m. Es gilt (siehe z.B. [8J):

dm = SS
df -> ->
PC dA. ( 3.25)
K
150

Bei stationär er Strömung bleibt die Masse im Kontrollraum konstant, d.h. es ist

dm
dt = O.

Damit folgt aus Gleichung (3.25) die Kontinuitätsgleichung für stationäre Strömun-
gen:

( 3.26)

-> ...
Da c dA den infinitesimalen Volwnenstrom dV angibt, gilt:

SS p dV = O. (3.27)
K

Für den Sonderfall des inkompressiblen Fluids. bei dem die Dichte p konstant ist,
folgt:

(3.28)

Der Übersichtlichkeit wegen soll diese Integralbeziehung auf eine ebene, inkom-
pressible Strömung angewendet und das Ergebnis auf eine räumliche, kompressible
Strömung ohne Beweisführung ausgedehnt werden.

Auf ein Volumenelement als Kontrollraum wird der Erhaltungssatz für die Masse
unter der Voraussetzung angewandt, daß die Strömung eben, stationär und inkom-
pressibel ist. Dieses Volumenelement mit den Seitenlängen dx, dy und der kon-
s tanten Dicke b senkrecht zur Zeichenebene ist in ein kartesisches Koordinatensy-
stem gemäß Bild 3.5 eingeordnet. Im Punkt P mit dem Ortsvektor r = (x, y) liegt
die Abs olutgeschwindigkeit ~ = (c ,c ) und der Druck p(x,y) vor. Da das Volu-
x y
menelement infinite simal ist, ändert sich die Ge schwindigkeitskomponent e C x längs
dy, bzw. c längs dx nicht.
y

y
c1 · -ac,
' - dy
ay

, . ßdx
C
ax

Bild 3.5. Zur Massenbilanz an einem Vo-


lumenelement konstanter Dicke
in einer ebenen, inkompressib-
len Strömung
x
151

Unter den genannten Annahmen lautet die Kontinuitätsgleichung (3.28) :

{j (; dÄ = 0= Cx b dy + C
c y b dx - ( x + 0:: dX) b dy _ (C y + 0:: Y)
d b dx.

Daraus ergibt sich

(3.29)

Diese Kontinuitätsgleichung für eine ebene, inkompressible Strömung läßt sich ana-
log auf eine inkompressible, räumliche Strömung [8J erweitern :

oc oc oc
x ---.X z (3.30)
~ + oy + CiZ = o.

Bei kompressiblen Fluiden ist die Dichte ortsabhängig , so daß auch diese Größe
nach den Ortskoordinaten differenziert werden muß. Bei instationären Strömungen
tritt außerdem die zeitliche Ableitung der Dichte auf. Wenn diese Vorgaben berück-
sichtigt werden, läßt sich schreiben [ 8 J :

(3.31)

Für eine Stromröhre , bei welcher die Stromlinien die seitlichen Begrenzungen der
Kontrollfläche bilden, werden die ebenen Kontrollflächen A E und AAsenkrecht zu
den jewe iligen Strömungsrichtungen gewählt (Bild 3.6).

Bild 3.6. Zur Kontinuitätsgleichung für


eine Stromröhre

Unter Annahme konstanter Geschwindigkeiten und konstanter Dichten über den Ein-
und Austrittsquerschnitten ergibt sich;
152

... ...
Da die Vektoren cE und A E entgegengesetzt gerichtet sind, folgt für ihr Skalar-
-+ ~ --) -+
...cA AA
produkt cE A E = - cE A E · Die Vektoren cA und A A sind gleichgerichtet, so daß
... = cA AA ist. Damit ergibt sich:

(3.32)

bzw. rn E rn A , d.h. der Massenstrom ist konstant:

rn pcA = const. (3.33 )

Da für den Volumenstrom

V -_rn-cA
p - ( 3.34)

gilt, ist für stationäre, inkompressible Strömungen auch der Volumenstrom kon-
stant:

V =c A = const. (3.35)

3.2.2 Impulssatz

Nach dem Newtonschen Grundgesetz der Mechanik, das hier auf Strömungsvorgänge
von Fluiden angewendet wird, ist die zeitliche Änderung des Impulses reiner Mas-
se m gleich der Summe aller von außen angreifenden Kräfte F:
...

( 3.36)

7 ...
wobei I = ~~ auch als ImpulsstY'om bezeichnet wird.

Für den differentiellen Impulsstrom gilt:

7 ...
dI = c drn.

Anhand des in Bild 3.4 betrachteten Kontrollraumes läßt sich nach Integration über
dessen Oberfläche für die zeitliche Impulsänderung eines stationär strömenden
Fluids schreiben (z.B. [9J):

-+
i
dl fS ( pc) c
= dt =
-7 -7 -+
dA. ( 3.37)
K
153

Mit Gleichung (3.36) folgt dann:

II -7-7 -+~-7
( pc) c dA = L... F . (3.38 )
K

Mit dieser Gleichung (3. 38 ) läßt sich für einen durchströmten Rohrkriimmer nach
Bild 3.7 die resultierende Wandkraft FK des Krümmers auf das Fluid bestimmen.

Bild 3.7. Anwendung des Impuls satzes auf einen Rohrkrümmer

Dabei wird die Kontrollfläc he so gewählt, daß ihre seitlichen Begrenzungen mit den
Wänden des Krümmers zus ammenfallen und di e Flächen A E und AAsenkrecht
durchströmt werden, wobe i die Flächenvektoren gemäß Definition des Kontrollrau-
mes (siehe Bild 3.4) nach außen gerichtet sind. Die Geschwindigkeiten, DrUcke und
Dichten über den Ein- und Austrittsflächen sollen konstant sein.

Nach dem Impul s satz ist die Summe der Impulsströme gleich der Summe der von
außen einwirkenden Kräfte. Der gesamte Impulsstrom kann nach Gleichung (3.37)
berechnet werden. Da die Kontrollfläche nur am Ein- und Austritt durchströmt
wird und die Geschwindigkeiten sowie die Dichten über Ein- und Austrittsfläche
nach Voraussetzung jeweils als konstant angenommen werden, vereinfacht sich das
Oberflächenintegral für den Impulsstrom , so z.B. am Eintritt:

.... ....
Da am Eintritt cE und.... AE entgegengesetzt gerichtet sind, ist das Skalarprodukt
.... .... .
cE A E negativ und für I E folgt:
154

-+
iE ( PE ~E) cE AE = - m~E·

7 -+
Der Impulsstrom I E ist also der Geschwindigkeit cE entgegengesetzt.

Für den Impulsstrom am Austritt gilt unter den getroffenen Annahmen

-t
IA = fJ -t -J
(pc)cdA
-+

Austritt
-J -t -J -J
Da cA und A A gleichgerichtet sind, ist das Skalarprodukt cA AA positiv und für
-;>
I A folgt:

-;> -+ -+
I A = PA cA cA A A = mc A •

7 -+
Der Impulsstrom I A hat also die gleiche Richtung wie die Geschwindigkeit cA.

Als äußere Kräfte wirken folgende Druckkräfte:

wobei

-+
FK die resultierende Druckkraft der Krummerwandungen auf das Fluid,

-+ -+
FE' F A die Druckkräfte der Kontrollflächen auf das Fluid im Krümmer am
Eintritt bzw. Austritt

darstellen.

-+
Die durch den Druck p hervorgerufene Kraft dF steht normal auf dem Flächenele-
-+
ment dA und ist dem Flächenvektor dA entgegengesetzt gerichtet. Es gilt für die
Druckkraft daher:

-+ -+
dF=-pdA

und nach Integration

F = - ff p dA.
K

Insbesondere folgt damit für die Druckkräfte am Ein- bzw. Austritt des Krümmers:
155

ff p dA = - PE AE ,
Eintritt

Nach Gleichung (3.36) folgt für die Einzelterme :

Wenn die einzelnen Ausdrücke für die Impulsströme und für die Druckkräfte einge-
.....
setzt werden, ergibt sich für F K:

Die Addition dieser Vektoren ist in Bild 3.7 dargestellt und ergibt als Resultierende
.....
die Wandkraft F K des Krümmers auf das Fluid.

3.2.3 Impulsmomentensatz

Eine dem Impulssatz analoge Aussage ist der Impulsmomentensatz, der einen Zu-
sammenhang zwischen Impulsmoment (Dr>all) und Kraftmoment herstellt. Danach
ist die zeitliche Änderung des Dralls gleich der Summe aller angreifenden äußeren
Momente .

.....
dD "\' .....
df = ~M. ( 3.39)

In einem Kontrollraum K bewegt sich ein Fluidteilchen der Masse dm mit der Ge-
..... .....
schwindigkeit c längs einer Bahn, die durch den Ortsvektor r beschrieben wird.

~ ~ ~ ~
Das Vektorprodukt aus Ortsvektor r und Impuls dI = c dm ergibt den Drall dD:

Hieraus folgt durch Integration über die Kontrollraumgrenzen :

Nach dem Impulsmomentensatz (3.39) gilt damit:

-;> dD d .......... .....


D = df = dt SS (r )( c) dm = IM. (3.40)
K
156

Aus dieser Beziehung wird in Abschnitt 5.4 die für den Strömungsmaschinenbau
wichtige Euler-G leichung abgeleitet.

3.2.4 Energiesatz

Anhand des in Bild 3.4 eingezeichneten Kontrollraumes kann eine Energiebilanz


durchgeführt werden. Bei stationärer Strömung ergibt sich der über die Kontroll-
raumgrenze fließende Energiestrom durch Integration des Produktes der sogenannten
2 ) .... .... 2
Energiestromdichte p ( c2 + u mit dem Volumenstrom c dA, wobei ~ die spezifi-
sche kinetische und u die spezifische innere Energie darstellen:

E• dE = SS( '2
=dt 1 c2 + u ) pc
......
dA.
K
Der Energiestrom steht mit folgenden Leistungen im Gleichgewicht:

PA Verschiebeleistung an offenen Kontrollflächen ,

Pu Schwerefeldleistung ,

Pi innere Leistung,

Q Wärmeleistung (Wärmestrom) .

Hiermit lautet der Energiesatz für stationäre Strömungen:

......
pc dA = PA + Pu + Pi + Q. (3.41 )

Um die vorliegende Integralform des Energiesatzes in den ersten Hauptsatz der


Thermodynamik zu überführen, wird die Integration über eine Strom röhre gemäß
Bild 3.6 vorgenommen. Dabei wird von konstanten Größen über der Eintritts- und
der Austrittsfläche der Stromröhre ausgegangen:

Durch Einfiihren des Massenstromes m PE CE AE PA cA A A ergibt sich:

(3.42)
157

Der Leistungsanteil PA infolge der Verschiebearbeit stellt sich als Produkt aus
~ ~
der am Flächenelement dA angreifenden Druckkraft - p dA und der Geschwindig-
~

keit c dar. Dabei berücksichtigt das negative Vorzeichen, daß Druckkraft und Flä-
chenelement entgegengesetzt gerichtet sind:

PA =- Upe; dA = - SS~ pe; dA,


K

( 3.43)

Der Leistungsanteil Pu infolge des Schwerefeldes der Erde läßt sich für den Mas-
senst rom rh angeben, wenn (z A - zE) die geodätische Höhendifferenz zwischen
Aus- und Eintritt und g die Erdbeschleunigung ist:

(3.44)

Das Einführen der Gleichungen (3.42), (3.43) und (3.44) in den Energiesatz
(3.41) liefert:

rh ( u A + i c~ - uE - i c~) = rh ( - :~ + ::) - rhg (z A - zE) + Pi + Q.

Mit der spezifischen Enthalpie gemäß Gleichung (2.5) folgt der erste Hauptsatz der
Thermodynamik in spezifischen Größen:

bzw.

3.3 Inkompressible Strömungen

In den für Strömungs maschinen relevanten Aggregatzuständen, die ein Fließen mit
größeren Geschwindigkeiten zulassen, d.h. dem flüssigen und dem gasförmigen
Zustand, gehorchen die Fluide unterschiedlichen Zustandsgleichungen v = v(T,p).
Im allgemeinen werden die Flüssigkeiten in Relation zu den Gasen und Dämpfen als
158

raumbeständig angesehen, wie wohl Tabelle 3.2 am Beispiel des Wassers zeigt, daß
diese Annahme nur innerhalb bestimmter Druck- und Temperaturbereiche hinrei-
chend genau ist.

Tabelle 3.2. Spezifisches Volumen des Wassers (v in m 3/ kg ) in Abhängigkeit von


Druck und Temperatur

~ o oe 50 oe 100 oe I 200 oe

1 bar 1,0002·10 -3 m 3/kg 1,0121·10 -3 m 3/kg - -

5 bar 1,0000·10 -3 m 3/ kg 1,0119.10 -3 m 3/ kg 1,0436·10 -3 m 3/ kg -

10 bar 0,9997· 10 -3 m 3/kg 1,0117.10 -3 m 3/ kg 1,0434·10 -3 m 3/kg -


20 bar 0,9992.10 -3 m 3/ kg 1,0113·10 -3 m 3/ kg 1,0428·10 -3 m 3/ kg 1, 1563. 10- 3 m 3/kg

50 bar 0,9977·10 -3 m 3/kg 1,0099·10 -3 m 3/ kg 1,0413.10 -3 m 3/ kg 1,1532.10 -3 m 3/kg

100 bar 0,9953·10 -3 m 3/kg 1,0077-10 -3 m 3/ kg 1,0387-10 -3 m 3/ kg 1,1483.10 -3 m 3/kg

200 bar 0,9904·10 -3 m 3/kg 1,0035·10 -3 m 3/ kg 1,0338·10 -3 m 3/ kg 1,1390-10 -3 m 3/kg

Nach dieser Tabelle kann das Wasser bei konstanter Temperatur in relativ großen
Druckbereichen als inkompressibel gelten. Diese Dichteabhängigkeit ist jeweils für
das zu verwendende Fluid zu prüfen. Für viele technisch interessante Flüssigkeiten
zeigt sich dabei, daß die Annahme der Volumenbeständigkeit in den flüssigkeits-
durchströmten Maschinen im allgemeinen bei nicht zu hohen Druckdifferenzen ge-
rechtfertigt ist. Ohne den Bezug zur Realität zu verlieren, darf deshalb zur Ver-
einfachung der Strömungsbeschreibung zunächst ein inkompressibles Fluidverhalten
angenommen werden.

3.3.1 Navier-Stokes-Gleichungen

Werden die allgemeinen Erhaltungssätze für Masse und Impuls auf ein raumbestän-
diges Volumenelement angewendet, so ergeben sich partielle Differentialgleichun-
gen für das Geschwindigkeits- und Druckfeld einer Strömung, die als NavieY'-
Stokes-Gleichungen oder auch als Bewegungsgleichungen bekannt sind. Die zu die-
sen Gleichungen führenden Überlegungen werden zunächst an einer stationären, ebe-
nen, inkompressiblen Strömung durchgeführt, um anschließend auf die instationäre,
räumliche, inkompressible Strömung erweitert zu werden.

Der Impulssatz nach Gleichung (3.38)

ss (pc)c dA ='L.,F
~ ~ ~\"' ~

K
159

wird gemäß Bild 3.8 auf ein Volumenelement der Dicke b normal zur Bildebene in
einer ebenen inkompressiblen Strömung angewandt.

y
c . ~dy
Y ay
C. ac
ax
dx

c • 2..s:. dx
~-+---.--..J Y ax

T dx - --
Bild 3.8. Zur Impulsbilanz am Vo-
x lumenelement

Die Integration längs der Berandung des Volumenelementes wird in vier Teilintegra-
tionen über die Einzelflächen AI = Am = dy b und All = A IV = dx b zerlegt, wobei
die Flächenvektoren vom Volumenelement weg nach außen zeigen.

II ->-> ->
( pc) c dA = II ( pc)
............
c dA +
K AI

So ergibt sich beispielhaft für die x-Komponente des Impulsstroms :

2
pC x b dy,

JJ (pC;)C; dA =- pC x Cy An = - pc c bdx,
x y
An

JJ
Am
(pC;)C;dÄ= p ( Cx + 0:: dX) ( Cx + 0:: dX) b dy,

Die sich bei der Multiplikation ergebenden, von 2. Ordnung kleinen Terme werden
vernachlässigt, so daß mit dV = b dx dy für die x-Komponente folgt:

IKI pc C; dÄ = p ( c ~
oc
+ c
oc )
~ dV + pc
(OC., x + ~
OC) dV.
x x ox y oy x uX uy
160

Da der zweite Summand auf der rechten Seite gemäß der Kontinuitätsgleichung (3.29)
zu Null wird. ergibt sich für die x-Richtung:

SKJ pc x -.c dA-. = P (OC


c ~ + c
oc )
~ dV. ( 3.45)
x ox y oy

Analog für die y-Richtung:

JKJ pc Y -.c dA-. = p (OC oc )


c ~ + c ~ dV.
xox yoy (3.46)

Die Summe der äußeren Kräfte. die gleich der zeitlichen Anderung des Gesamtim-
pulses ist. setzt sich zusammen aus:

-.
der Fe ld- oder Va lwnen kraft F U •
-.
der Druckkraft F •
P
-.
der Reibungskraft FR'

(3.47)

-.
Die Feldkraft F U ergibt sich aus der Ableitung eines Kraftfeldpotentials U nach den
-. -.
Koordinatenrichtungen • Mit den bei den Einheitsvektoren e
x und e y gilt :

( 3.48)

Die bei den Komponenten der Druckkraft Fp lassen sich anhand des Bildes 3.9 be-
stimmen:

y
ap
p · - dy
ay

-S
p
~~ I
p . iE...- dx
ax

T dx Bild 3.9. Zur Ableitung der Druckkraft an


einem Volumenelement konstan-
ter Dicke
x
161

Die x-Komponente F
px

F px P b dy - ( P + ~~ dX) b dy - ~~ dV.

Die y-Komponente F
py

F py =P b dx - ( P + ~~ dy ) b dx = - ~ dV.
->
Damit wird die Druckkraft F :
p

(3.49)

->
Die Reibungskraft FR' die am Volumenelement angreift. wird aus einer Bilanz der
Schubspannungen nach Bild 3.10 bestimmt.

y
T. -aT dy
ay

x Bild 3.10. Zur Bilanz der Schubspannungen

Die Ableitung für die Reibungskraft soll nur an einer zur x-Achse parallel verlau-
fenden inkompressiblen Schichtenströmung vorgenommen werden. Für die ebene
und die räumliche Strömung werden Gleichungen für die Reibungskraft ohne Beweis
angegeben.

Für die in x-Richtung parallel verlaufende Schichtenströmung gilt:

c = c (y) c =" O.
x x Y

Die Reibungskraft in x-Richtung F Rx ergibt sich nach Bild 3.10 aus einer Bilanz der
Schubspannungen an den Schnittflächen eines freigeschnittenen Volumenelementes :

F Rx =- T b dx + ( T + ~; dY) b dx.
162

Um einen Zusammenhang der Reibungskraft mit den Geschwindigkeitskomponenten


herzustellen, wird das Newtonsche Reibungsgesetz benutzt, nach dem die Schub-
spannung proportional dem Geschwindigkeitsgradienten ist. Die Proportionalitäts-
konstante ist die dynamische Zähigkeit. Für Fluide, die diesem Gesetz gehorchen,
gilt für die Reibungskomponente F Rx einer Schichtenströmung :

F Rx =

Erweitert auf die ebene inkompressible Strömung gilt gemäß der Fachliteratur z. B.
[lJ und [8J für die x-Komponente der Reibungskraft

bzw. für die y-Komponente:

also insgesamt für die Reibungskraft einer inkompressiblen ebenen Strömung:

",2 (2)
(--i c 02 "2)
--i --f --f
\JC -> C vC ->
Tl + dV ex + Tl ( + dV e • (3.50)
OX oy ox oy y

Nach Einsetzen der Gleichungen (3.45) bis (3.50) in den Impulssatz (3.38) erge-
ben sich mit der kinematischen Zähigkeit \) =1lp die Bewegungsgleichungen für eine
stationäre, ebene, inkompressible Strömung in Komponentenschreibweise :

Für die x-Komponente:

bzw. für die y-Komponente:

2 2

c;- -
OC OC OU 1 0 (0 c 0 c )
c ----Y+ c
x ox y
-----5:E.+ v --.L+--.L
oy P oy ox 2 oi'
163

Für die instationäre, ebene, inkompressible Strömung gilt gemäß [sJ:

(3.51)

2 2
OC
~+c
OC
~+c
oc OU
---L=---r---~+v
1 '0 ('0.:..........L+---1l...
c 0 c )
(3.52)
ot x Ox y oy oy p oy OX 2 oi

In diesen Bewegungsgleichungen treten zwei unterschiedliche Beschleunigungsterme


auf:

'
~

die lokale Beschleunigung' ~f die das Fluid an einem ortsfesten Bezugspunkt in


einer instationären Strömung infolge der zeitlichen Änderung der örtlichen Ge-
schwindigkeit erfährt,
oer ~
- die konvektive Beschleunigung --::; c, die das Fluid infolge der Änderung der Ge-
or
schwindigkeit längs des Weges erfährt.

Der Term
or
0: er
~

faßt folgende Summanden auf der linken Seite der Gleichungen

(3.51) und (3.52) zusammen:

(
Cx 0:
oc
oc
+ c y OC) 0; _ 0:
oc -
(OC
oc
'0:;) (cx) _06 ~
oc -.,.~c.
c ---1l. + c ---1l. ---1l. ---1l. c ur
x ox y oy cx cy y

Die lokale und die ~konvektive Beschleunigung werden zur sogenannten substantiellen
Besc h" ·
&eun1.-gung Dc zusammengefaßt:
Dt

~ ~ ~
Dc oc cc
rn = ät + --::; ~c. (3.53)
or

Die Navier-Stokes-Gleichungen für instationäre inkompressible Strömungen lassen


sich damit folgendermaßen verkürzt darstellen:

(3.54)

wobei

~
b U die von der Feldkraft ,
164

....
b p die von der Druckkraft ,
....
b R die von der Reibung

hervorgerufenen Beschleunigungen sind.

Für die räumliche, instationäre und inkompressible Strömung lauten die N avier-
Stokes-G leichungen in kartesischen Koordinaten:

(3.55)

Die zugehörige Kontinuitätsgleichung für die räumliche, instationäre, inkompres-


sible Strömung lautet in kartesischen Koordinaten:

oc
0: +
oc
~ + 0:
oc
= o.

Bisher beziehen sich die Betrachtungen auf ein kartesisches Koordinatensystem. Da


Strömungs maschinen rotationssymmetrisch aufgebaut sind, ist es oft von Vorteil,
die Bewegungsgleichungen in Zylinderkoordinaten zu formulieren.

Navier-Stokes-Gleichungen in Zylinderkoordinaten
.... ... ....
In Bild 3.1 sind bereits die Einheitsvektoren eR' e u ' e z eines solchen Koordina-
tensystems definiert worden.

Mittels der Gleichungen (3.4) bis (3.9) werden die Navier-Stokes-Gleichungen in


das Zylinderkoordinatensystem transformiert, wobei für die konvektive Beschleu-
nigung
....
oc ....
---::;c
or

diese Umformung beispielhaft durchgeführt wird. Für das Produkt aus Matrix und
Vektor gilt nach den Regeln der Vektoranalysis:
165

oe.... ....
-c=e
01 x
l c x oC x +c y -oCoy-x+ c z -oCx
~ oz
1 . . y l c x --1!...+c
- +e
oc
ox
oc oc 1
--1!...+c --1!...
y cy z oz

.... [OC z
+e
z
cc z
c--.,-,-+c~+c~
x ox y oy
oc z
Z OZ
1
....
oc ....
-::;C (3.56)
or

-7
Wenn in einem Zylinderkoordinatensystem die Absolutgeschwindigkeit c in die Kom-
ponenten c R in radialer, Cu in Umfangs- und Cz in axialer Richtung zerlegt wird,
läßt sich der Ausdruck (3.56) für die konvektive Beschleunigung in Zylinderkoordi-
naten schreiben:

Um die drei Komponentengleichungen für die konvektive Beschleunigung zu erhal-


ten, werden die Klammern ausmultipliziert.

'0 .... 1 0.... 0 ....


+ c R "'R
u
(cu e u ) + c u -R -ctp (c u e)
u + c z -s-
oZ
(c U e U )

(3.57)

.... ....
Bei der Differentiation ist zu beachten, daß die Einheitsvektoren eR und e u von
der Koordinate cp abhängen, so daß sich wegen der Beziehungen (3.4) bis (3.6)
ergibt:

....
=e u

....
oe
u
~=
166

Werden die Ableitungen der Einheitsvektoren in Gleichung (3.57) eingeführt, so er-


gibt sich bei gleichzeitiger Ordnung der Terme nach den Einheitsvektoren für die
konvektive Beschleunigung im Zylinderkoordinatensystem :

Entsprechende Umformungen für die auf der rechten Seite der Gleichung (3.55)
stehenden anderen Beschleunigungsterme führen auf die Navier-Stokes-Gleichungen
in Zylinderkoordinaten für die räumliche, inkompressible, instationäre Strömung:

Komponente in radialer Richtung:

2 2
[ 1. ~ ( 'OCR) _1_ '0 c R '0 c R _ c R _ ~ 'Ocu ]
+" R 'OR R 'OR + 2 2 + 2 2 2 0 • (3.58)
R 'Ocp 'Oz R R cp

Komponente in Umfangs richtung :

oC u 'Oc u Cu oC u oC u cRc u 1 OU 1 1 0
- - + c - - + - - - + c - - + - - - - - - - - - EI!.
ot R oR R ocp z oz R - R ocp P R ocp

(3.59)

Komponente in axialer Richtung:

oc z oc z Cu oc z oc z OU 1 0
- - + c - - + - - - + c --=----~
ot R 'OR R ocp z oz oz p oz

2 2
1 0 (
+" [ R ClR R ClR
OCZ) 1 Cl c z 0 cz ]
+ 2--2-+ --2- . (3.60 )
R o~ Clz
167

Die Kontinuitätsgleichung in Zylinderkoordinaten für die instationäre, räumliche,


inkompressible Strömung lautet:

(3.61)

Navier-Stokes-Gleichungen im Relativsystem

Um die Strömung in rotierenden Laufrädern von Turbomaschinen zu beschreiben,


werden die eben abgeleiteten Bewegungsgleichungen ggf. auf das Relativsystem be-
zogen.

In Abschnitt 3.1 ist· die Absolutbeschleunigung eines Punktes' Q im Relativsystem


dargestellt. Unter der Annahme, daß die Nullpunkte des Relativsystems und des
Absolutsystems ihre Lage zueinander nicht ändern und außerdem die Winkelgeschwin-
-+
digkeit w von der Zeit unabhängig ist, vereinfacht sich Gleichung (3.16):

(3.62)

Da die Relativgeschwindigkeit La. eine Funktion von der Zeit und vom Ortsvektor
2 -+
-+ dORr
rist, folgt für die Ableitung - - '
dt 2 '

(3.63 )

... -+ ...
Sind b U die von der Feldkraft , b p die von der Druckkraft , b R die von der Reibung
hervorgerufenen Beschleunigungen, so lassen sich die Navier-Stokes-G leichungen
für das Relativsystem folgendermaßen schreiben, wenn Gleichung (3.63) in Glei-
chung (3.62) eingesetzt wird:

ow + -::;
ar ow......
-+ -+
......
w + w X (w X r) + 2w x w
-+......-+
=b U + b p + bR.
or
In den Tabellen 3.3 und 3.4 sind die Navier-Stokes-G leichungen mit der zugehörigen
Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide .sowohl auf das Absolut- als auch
auf das Relativsystem bezogen, jeweils in kartesischen und Zylinderkoordinaten ge-
schrieben, zusammengestellt worden. Für die Bewegungsgleichungen im Relativ-
system ist dabei angenommen, daß der Vektor der Winkelgeschwindigkeit in positi-
ve z-Richtung zeigt.
Tabelle 3.3. Navier-Stokes-Gleichungen und Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide im Absolutsystem • 85
A) kartesische Koordinaten; E) Zylinderkoordinaten
r~ ..
1) Navier-Stokes-G leichungen

(!) oc oc oc oc 02 c x
r 02 c x 02 c x J
x x x x x oU _1. ~
Ol~I y + Cx ox + c y ~ + Cz OZ + v --2- + --2- + --2-
.S ox p ox
OX oy oZ'
'0
0'"
0 oc oc oc oc 02 c
r 02 c 02 c J
~ y -L -L -L -L OU_1.~ + v ---...L + ---X + ---X
(!)
ot +c x OX +c y oy +C Z OZ oy p oy ox 2 oy2 oz2
..c:
ü
rn
oC oc oc oc r 02 c z 02 c z 02 c z J
Z Z Z Z Z OUl~
2it+ c x ox +c y ~+cz ~ - ~-p oz + \I ox2 + oy2 + oz2
~I
m
.>::
Kontinuitätsgleichung
~
OC OC OC
~+-L+~-O
OX oy OZ-
1) Navier-Stokes-Gleichungen
2 2 2
~ oCR oCR Cu oCR oCR Cu OU 1 0 0 (
r1 OCR) 1 0 cR 0 cR cR 2 oc u J
~ R ~+cR oR+R~+cz~-R oR-p~ +v lR oR R oR +R2ocp2 + oz2 -R2-R2 Ötf>
~ ~ __+-___________________________ ~ _________ ~ ___________2 - _
~ 2 2
~ oC u oc u Cu oC u oC u cucR 1 OU 1 1 0 1 0 ( OC u ) 1 0 Cu 0 Cu Cu 2 oCR
r 1
~ ce 2it+CR oR+R~+Cz oz+~=-R~-PR~+v RaR RaR +R2ocp2+oz2-R2+R2aqJ
(!) I----+----------------------------~-----~--------------~--
'0 2 2
ß z oc z oc z Cu oc z oc z 0U 1 0 0 ( oc z )
r1 1 0 Cz 0 Cz 1
~ 2it+cR2iR+R~+cz~ ~-p& +vI R2R Raff +~7+d
III 2) Kontinuitätsgleichung
OCR cR 1 OC u OC z
R'1'zl
, , -oR
- + -R+ -R- -0'1' =0
+ - -OZ
Tabelle 3.4. Navier-Stokes-Gleichungen und Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide im Relativsystem.
A) kartesische Koordinaten; B) Zylinderkoordinaten

1) Navier-Stokes-Gleichungen

~
Q) OW OW ow ow
] x I~+w ~+w ~+w _x_ _ w2 x-2ww = _oU_..!.lE ro2 w x o2 w x 02 Wx ]
ot x OX Y 'Oy Z oz Y ox p ox + \I dX 2 + dV 2 + oz2
~rl--r-----------------------------------------------------_
o
o OW 'ow OW 'ow
:.:: Y I ---L + W ---L + W ----1L + W ----1L 2 _ CU _..!.~ ro2 w o2 w '0 2W ]
- w y+2ww + \I ----1L + ----.X + ----.X
x
Q) ot x ox Y 'oY Z 'oz 'oY P oy ~y2 ~v2 oz2
~Ir---~-----------------------------------------------------~----
Ul
..... OW ow 'ow ow
Ul 02w]
Q) z I ~+w ~+w __ z+w __ z '0 2w z
_'OU_1.~ z r'02w z
+'
i-< ot x 'ox Y 'oY z 'oz + \I dX OZ p oz
2 + dV 2 + 'Oz2
~ ~____L -____________________________________________________________~________~______________________________~

<r------,-------------
ow oW 'ow
x v Z
ax-+Ty+az=O

1) Navier-Stokes-Gleichungen

& R OWR+W OWR + Wu 'OwR+w OWR _ W~_w2R_2WW _OU_1..9E. +\1[1. ~(R OWR )+_1_ o2WR+ o2wR _ wR_~ OwuJ
] 'Ot R 'OR R Ocr z 'oz R u 'OR p oR R oR 'OR R2 Oq;2 oz2 R2 R2 ocp

~ 2 2
S cp oWu oW u Wu oWu 'Owu wuwR 1 OU 1 1 '0 [1 0 ( 'OWu ) 1 0 Wu 0 Wu Wu 2 OWR ]
] Cit+wR 'OR +-R- + 2ww R =-"R ;;---"R ~+\I "R 'OR R 'OR +2--2-+--2--2+2-';;;;-
i-< Ocp U't'
+R~+wz T Z cp P q; R oz R R
Q)
] r----;------------------------------------------------------------------------------2------2--------------~

:::: z oW z oW z Wu oWz oWz oU 10 0 ( OW z ) 1 '0 Wz '0 w z ]


: Cit+wR a1f+Ff--aqJ+wzaz +\1 RaR --1
-az-p~
[1R m +;Z7+~
2) Kontinuitätsgleichung

OWR w R 1 owu 'Owz


R,cp,zl - - + - + - --+--=0
oR R R Ocp OZ
fB
170

3.3.2 Bernoulli-Gleichung

Die Navier-Stokes-Gleichungen für das Absolutsystem gehen bei reibungsfreier


Strömung in die sogenannten Eu7.el'-BewegungsgZeiehungen über. die in kartesischen
Koordinaten lauten:

oC oC oc oc x oU 1 0
- -x+ c - -x+ c - -x+ c __ = ____ EE. (3.64)
ot x ox y oy z oz ox p ox

(3.65)

oc oc oC oc
~+c ~+c ~ +c ~ = _ oU _ .! EE (3.66)
ot x ox Y oy z oz oz p oz

Obwohl die Euler-Gleichungen hier aus den an einer inkompressiblen Strömung ab-
geleiteten Navier-Stokes-Gleichungen hervorgehen, gelten sie auch für kompres-
sible Strömungen [6].

Bei einer stationären Strömung fallen in der Euler-Gleichung (3.64) bis (3.66) die
zeitlichen Ableitungen der Geschwindigkeitskomponenten heraus.

Werden die Komponenten der so vereinfachteR Euler-G leichungen mit dx bzw. dy.
dz multipliziert und aufaddiert • so folgt:

Clc x Oe Clc oc oc oc
c -.,.- dx + c .,. x dx + c .,. x dx + c -=;!l- dy + c --..:L dy + c --..:L dy +
x oX y vy Z oZ x oX y oy z oz

oc z oc z oc z oU oU oU
+c ~ dz + c - - dz + c - - dz
x uX y oy z oZ
= - -0 x dx - ;;- dy - ;;- dz -
oy oZ

(3.67)

Aus den drei Geschwindigkeitskomponenten

ergeben sich folgende drei Beziehungen

c
Y
dx =c xdy·· c
z
dx =c xdz·
'

die in Gleichung (3.67) eingesetzt werden:


171

oc oc oc oc oc oc
C ." X dx + C ." X dy + c '" x dz + c ~ dx + c ~ dy + c ~ dz +
x oX x oy x uZ y oX y uy y uZ

- 1.p (~dX
ox + ~ dy + ~ dZ) .
oy OZ
(3.68)

Da die Geschwindigkeitskomponenten Funktionen des Ortes sind, gilt für deren to-
tales Differential, wenn beispielhaft die x-Komponente ausgewählt wird:

oc oc oc
x x x
dc x = ox dx + oy dy + Tz dz. (3.69)

Analog zu dieser Gleichung (3.69) für die x-Komponente lassen sich die totalen
Differentiale der y- und z-Komponente, sowie des Feldkraftpotentials und des Druk-
kes bilden.

Zusammengefaßt läßt sich somit Gleichung (3.68) schreiben:

1
c x dc x + c y dc y + c z dc z = - dU - -p dp

oder

1
= - dU - -p dp. (3.70 )

Für das Schwerkraftpotential U der Erde gilt:

U = gz,

wenn das kartesische Koordinatensystem so ausgerichtet wird, daß die positive


z-Achse normal auf der Erdoberfläche steht, so daß z die geodätische Höhe ist.

Unter Annahme der Volumenbeständigkeit resultiert dann aus Gleichung (3.70)


durch Integration längs einer Stromlinie die sogenannte BeY'nouUi-Gleichung für ei-
ne dreidimensionale, stationäre, inkompressible Strömung:

1( 2 2 2) + Ep + gz =const.
-2• c x + c y + c z (3.71)
172

Insbesondere gilt für den eindimensionalen Fall:

2
~
2 + .Ep + gz = const. (3.72)

Für zwei verschiedene Punkte derselben Stromlinie stellt Gleichung (3.72) einen
unmittelbaren Zusammenhang zwischen Druck und Geschwindigkeit her.

Aus der sogenannten Energieform der Bernoulli-Gleichung gemäß Beziehung (3.72)


ergibt sich die entsprechende Druckform

2
~ + P + pgz = const (3.73)
2

bzw. die Höhenform

2
~ + J2.... + z
2g pg
= const. (3.74)

Die Bernoulli-Gleichung kann auch auf die reibungsbehaftete , inkompressible Strö-


mung angewendet werden, wenn die Dissipation durch einen zusätzlichen Term be-
rücksichtigt wird. Mit dem durch Reibung verursachten Druckverlust tlPVEA lautet
die Bernoulli-Gleichung bezogen auf zwei Punkte E und A einer Stromlinie:

p 2 p 2
"2 cE + PE + pgzE ="2 cA + PA + pgz A + tlPVEA' (3.75)

Ist das Fluid eine Flüssigkeit, so muß im allgemeinen der Einfluß von geodätischen
Höhenunterschieden innerhalb der Maschine - also der des Schwerefeldes - berück-
sichtigt werden. Bei Gasen dagegen spielen Gravitationskräfte im allgemeinen eine
untergeordnete Rolle und können vernachlässigt werden. So lautet die Bernoulli-
Gleichung (3.71) für Gase bei Vernachlässigung des Schwerefeldeinflusses:

1(
-2 c x2 + c y2 + c z2) + 1::.
n
p
= const (3.76)

bzw. im eindimensionalen Fall

2
c2 + * = const. (3.77)

Ein Beispiel soll die Anwendung der Bernoulli-Gleichung in ihrer allgemeinen Form
mit Druckverlusten zeigen.
173

Beispiel 3.1:

Eine Pumpenanlage soll Wasser aus einem See in einen offenen Hochbehälter fördern. Die Rohr-
leitungsführung und -länge ist der nachfolgenden Skizze zu entnehmen.

Neben diesen Daten sind weiter bekannt:

3
Dichte des Wassers = 1000 kg/m

Druck auf den Unterwasserspiegel P1 bar

Massenstrom rh 100 kg/s

Rohrdurchmesser D 0,2 m

Rohrreibungszahl A 0,02

Widerstandszahl für den Eintritt


der Saugleitung 'E = 0,35

Widerstandszahl für den Krümmer 'K = 0,45

Widerstandszahl für den Auslauf


in den Speicher 'A = 0,8

Es ist die Druckdifferenz an den Pumpenstutzen (PA - PE) zu berechnen.

Lösung:

Zwischen dem Unterwasserspiegel (Punkt 1) und dem Pumpeneintritt (Punkt E) wird die
Bernoulli-Gleichung (3.75) angesetzt, wobei die durch Reibung entstehenden Verluste in
einem Druckverlust llPV1E berücksichtigt werden:

Für den Unterwasserspiegel (Punkt 1) gilt cl = ° und, wenn das Nullniveau auf 1 gelegt wird:
zl = 0. Die geodätische Höhe des Eintrittspunktes ergibt sich aus der Skizze zu zE = - 4 m. Mit
Hilfe der Kontinuitätsgleichung (3.33) kann die Geschwindigkeit am Pumpeneintritt berechnet wer-
den:
174

m 4m
cE = - - = - - - 2 =
4 . 100
2 = 3,18 m/s.
pA pTTD 1000. rr .O,2

Der Druckverlust 6PV1E setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, nämlich aus einem, der die
Rohrreibung in dem 1 m langen Saugrohr berücksichtigt, und einem zweiten, der die Reibungs-
verluste am Eintritt in die Saugleitung angibt.

Mit Hilfe der Gleichungen (3.191) und (3.193) folgt hierfür

_ 1.E. 2 .E. 2 _ 1 . 1000


6PV1E - A D 2 cE + CE 2 cE - 0,02 0,2. 2 3,18
2 + °, 35 1000
2
3 18 2 = 2275 N/ m 2 .
'

Nach der Bernoulli-Gleichung und den getroffenen Annahmen (cl = 0; zl = 0) ist

Um den Austrittsdruck PA zu berechnen, wird die Bernoulli-Gleichung zwischen den Punkten A


und 2 angesetzt und ebenfalls ein Druckverlust 6P V A2 berücksichtigt

Aus der Kontinuitätsgleichung (3.32) folgt mit p = const und D = const, daß die Geschwindigkei-
ten am Ein- und Austritt der Pumpe gleich sind (cE = cA) •

Der Druckverlust t,P V A2 setzt sich aus dem Rohrreibungsverlust und zusätzlichen Verlusten im
Krümmer sowie im Auslauf zusammen

103 3 3
6PVA2 = 0,02 .
43
ü,2 -2-· 3,182+~.3
2 ' 18
2 0,45 + 210 3,18 2 .0,8 = 28062 N/m 2 .

Aus der Bernoulli-Gleichung kann der Druck PA am Pumpenaustritt berechnet werden, wobei
c2 = ° und wegen der geringen Luftdruckdifferenz infolge des geringen Höhenunterschiedes P 2 = PI
ist.

PA = 10 5 + 10 3
10 3 . 9,81 ·33 + 28062 - -2-.3,18 2 - 10 3 .9,81. (- 3) = 476166 N/m 2 •

Die Druckdifferenz zwischen Ein- und Austrittsstutzen der Pumpe beträgt

2
PA - PE = 476166 - 131909 = 344257 N/m '" 3,44 bar.
175

3.3.3 Potentialströmung
Um eine zweidimensionale inkompressible und stationäre Strömung ohne Reibung zu
beschreiben, stehen mit der Bernoulli-Gleichung und der Kontinuitätsgleichung zwei
Beziehungen zur Verfügung, denen drei Unbekannte, nämlich die Geschwindigkeits-
komponenten c , c und der Druck p gegenüberstehen. Eine dritte Gleichung läßt
x y
sich aus Aussagen über die Drehung der Fluidteilchen in der Strömung gewinnen.

Fluidleilchen

a b

Bild 3.11. Um ein Zentrum rotierende Strömungen


a) starr rotierend, drehungsbehaftet
b) drehungsfrei

Im Bild 3.11 sind zwei Strömungen dargestellt, die um ein Zentrum kreisen, wobei
auf einem gewählten Radius das Verhalten der dort befindlichen, mit Pfeil markier-
ten Fluidteilchen unterschiedlich ist. Anhand der Pfeile im Beispiel a) ist zu er-
kennen, daß sich die Fluidteilchen bei dieser kreisenden Strömung um ihre eigene
Achse drehen. Diese Strömung soll daher als drehungsbehaftet gelten.

Im Gegensatz dazu behalten die Teilchen im Beispiel b) bei dieser kreisenden Strö-
mung, wie die Pfeile zeigen, ihre ursprüngliche Ausrichtung bei. Diese Strömung
soll deshalb als drehungsfrei bezeichnet werden.

Derartige drehungsfreie und reibungsfreie Strömungen werden als PotentiaZströrrrun-


gen bezeichnet.

Ein mathematischer Ausdruck für die Drehung eines Teilchens in reibungsfreier


Strömung, bei der sich das Teilchen nicht deformiert, läßt sich anhand des Bildes
3.12 ableiten.

Wenn ein starres Teilchen M sich auf einer Kreisbahn mit konstanter Winkelge-
schwindigkeit um den Koordinatenursprung bewegt, ist seine Tangentialgeschwindig-
keit:
...c =...w X ...r. (3.78)
176

'--- -DM

w r
\
\
\
\
Bild 3.12. Zur Bestimmung der Drehung eines
x starren Teilchens

Durch Zerlegung der Tangentialgeschwindigkeit ergeben sich die x- und y- Kompo-


-->
nente von c:

bzw. c = wx.
y

Hieraus folgt:

oc
bzw. -i- = w. (3.79)

Aus der Summe beider Ausdrücke ergibt sich die sogenannte mittlere Drehung:

w
1(OC
=2: ~ - a; .
OC) (3.80)

Dieser Ausdruck, der für ein starres Teilchen in reibungsfreier, stationärer Strö-
mung abgeleitet worden ist, stimmt mit demjenigen überein, der sich in zäher
Strömung bei Drehung und Deformation ergibt.

Die DY'ehungsfY'e iheit um die auf der x-y-Ebene senkrecht stehenden z-Achse be-
dingt, daß

oc oc
-Y _ ~ - 0 (z-Achse) (3.81)
ox oy-
sein muß.

Dieses ist die dritte fehlende Gleichung, um eine zweidimensionale Potentialströ-


mung berechnen zu können.

Für die drehungsfreie, stationäre, räumliche Strömung müssen außer der abgelei-
teten Gleichung (3.81) zusätzlich die Bedingungen der Drehungsfreiheit um die x-
und y-Achse erfüllt sein:
177

oc oc
~ _..J... - 0 (x-Achse), (3.82)
oy oz-

oc oc
~ - -~ - 0 (y-Achse). (3.83)
oz ox-

Diese Gleichungen der Drehungsfreiheit gelten für die AQsolutströmung. Bei der
Berechnung von Strömungen in Laufrädern, die mit der Umfangsgeschwindigkeit
~ ~
u umlaufen, ist die Absolutgeschwindigkeit c in den Gleichungen (3.81) - (3.83)
~
durch die Relativgeschwindigkeit w zu ersetzen. Nach Abschnitt 3.1 gilt der Zu-
sammenhang (3.21):

-+ -+ -t -t
=W =W
-7 -7
C + U + W X r.

Es wird etngenommen, daß sich das Laufrad um die z-Achse dreht, so daß für den
~
Vektor der Winkelgeschwindigkeit w = (0,0, w) gilt. Für die Komponenten der Um-
~ ~ ~
fangsgeschwindigkeit folgt nach Auswerten des Vektorproduktes u = w X r:

(3.84)

Werden die Gleichungen (3.21) und (3.84) in die Bedingung (3.81) der Drehungs-
freiheit der Absolutströmung um die z-Achse eingesetzt, so folgt:

oc oc ow ou ow ou ow ow
..J... _ ~ - -..X
ox oy - ox
+ ..J... ___
ox oy
x _ "yX
U
= ~x _
U U
"yX + 2w = o.

Hieraus ergibt sich die mittlere Drehung um die z-Achse im Relativsystem :

(3.85)

Wenn eine im Absolutsystem drehungsfreie Strömung von einem auf dem rotieren-
den Laufrad befindlichen Beobachter betrachtet wird, erscheint sie nicht mehr dre-
hungsfrei. Ihre Drehung entspricht bis auf das Vorzeichen der Winkelgeschwindig-
keit des Laufrades.

Wird die x-Komponente der Euler-Gleichung für stationäre, ebene Strömungen ana-
log Gleichung (3.64) nach y und die y-Komponente analog Gleichung (3.65) nach x
differenziert, so ergibt sich:

1 02
--~ (3.86)
p oyox
178

2 2
'oc 'oc '0 c 'oc 'oc '0 c 1 '0 2
x --..L + c ---L + --..L --..L + c ---L - _ - ~ (3.87)
dX 'ox x 'Ox2 'ox 'oY y 'Ox'oY - P 'Oxoy·

Da der Druck im allgemeinen eine stetig differenzierbare Funktion ist, gilt:

so daß die beiden Gleichungen (3.86) und (3.87) miteinander kombiniert werden
können, wobei sich nach Umformungen schreiben läßt:

_
'ocx_ ['oCx
oy
_ _ +--..L
'oY
'oc
oy
1

(3.88)

Weil gemäß Kontinuitätsgleichung (3.29) die beiden in eckigen Klammern stehenden


Terme auf der linken Seite der Gleichung (3.88) gleich Null sind, lautet die umge-
formte Restgleichung :

o =C - o[OC 'OCl +c - o [aC


--..L_~
x 'ox 'ox oy y 'oY OX
'oC
--..L_~
oy·
1
Mit Gleichung (3.80) für die mittlere Drehung folgt weiter:

oder in Vektorschreibweise :

Da das Skalarprodukt des Geschwindigkeitsvektors und des Gradientenvektors der


mittleren Drehung gleich Null ist, stehen nach den Regeln der Vektorrechnung die
genannten Vektoren senkrecht aufeinander.

Daraus folgt, daß längs der Stromlinien die Drehung konstant bleibt. Diese Aussage
ist der Inhalt des Helmholtzschen Wirbelsatzes • Eine Potentialströmung muß dem-
nach im Absolutsystem drehungsfrei bleiben, auch wenn sie in das rotierende Lauf-
179

rad eintritt; . wobei sie allerdings dem raumfesten Beobachter als instationär er-
scheint.

In diesem Zusammenhang soll der Begriff der Zirkulation eingeführt werden. Als
Zirkulation r wird das Wegintegral der Geschwindigkeit

,f:. -> ->


r=':Ycds (3.89)
L

über eine geschlossene Kurve L, die im Strömungsfeld verläuft, definiert. Nach


dem Integralsatz von Stokes gilt für ebene Strömungen, wenn B den Bereich dar-
stellt, der von der Kurve L umschlossen wird:

r = r
,f:. -> ->
c ds = B
SS (OC
~ - 0; dx dy
OC)

oder

r =2 JJ w dx dy. (3.90)
B

Die Zirkulation ist also ein Maß für die Drehung im Bereich B.

Potential- und Stromfunktion

Ebene Potentialströmungen genügen der Gleichung der Drehungsfreiheit (3.81):

oc oc
~_-2.=0.
ox oy

Ebenso erfüllen sie auch die Kontinuitätsgleichung (3.29) :

oc oc
-2.+~-0
ox oy - .

Die Lösung der beiden Gleichungen (3.29) und (3.81) läßt sich durch Einführung ei-
ner Funktion iI? (x, y) erreichen, welche so definiert wird, daß die Gleichung der
Drehungsfreiheit von selbst erfüllt ist:

(3.91)
180

Sofern t stetig differenzierbar ist, ergibt sich durch Einsetzen in die Gleichung der
Drehungsfreiheit (3.81):

Mit dem Ansatz (3.91) geht die Kontinuitätsgleichung (3.29) über in die Gleichung:

(3.92)

Diese lineare partielle Differentialgleichung 2. Ordnung wird Potentialgleichung ge-


nannt und ist vom Typ der Laplace-Differentialgleichung.

Es ist also nur noch eine Gleichung zur Beschreibung der Potentialströmung not-
wendig, denn aus der sogenannten Potentialfunktion . ~ ergeben sich durch Differen-
tiation die Geschwindigkeitskomponenten c und c •
x y

Eine andere Möglichkeit, die Ausgangsdifferentialgleichungen (3.81), (3.29) zu


lösen, besteht darin, eine Funktion ~ einzuführen, welche die Kontinuitätsgleichung
von vornherein erfüllt:

(3.93)

Sofern * stetig differenzierbar ist, ergibt sich durch Einsetzen in Gleichung


(3.29) :

Aus der Bedingung für die Drehungsfreiheit (3.29) kann folgende Differentialglei-
chung abgeleitet werden:

DD
2 + 2 = o. (3.94)
ox oy
Diese Gleichung wird als Differentialgleichung für die Stromfunktion 'f bezeichnet
und ist ebenfalls vom Typ der Laplace-Differentialgleichung.

Rein äußerlich fällt die Analogie zwischen Potential- und Stromfunktion ins Auge.
Durch Verknüpfen der Gleichungen (3.91) und (3.93) ergibt sich:
181

(3.95)

Für das Skalarprodukt der Gradienten von Strom- und Potentialfunktion folgt bei
Einführung der Gleichungen (3.95):

Nach den Regeln der Vektorrechnung müssen die Stromlinien (+ =const) und die
PotentiaUinien (~ = const) senkrecht aufeinanderstehen.

Weil die Euler-Gleichungen nicht linear sind, ergeben sich bei ihrer Lösung im all-
gemeinen Schwierigkeiten. Dagegen ist die Potentialgleichung linear, d. h. die
Summe zweier Lösungen ~1 und ~2 der Potentialgleichung muß ebenfalls eine Lö-
sung sein:

Dabei sind a 1 und a 2 Konstanten.

Gemäß dem Superpositionsprinzip ist es möglich, durch Überlagern bekannter Lö-


sungen von einfachen Elementarströmungen kompliziertere Gesamtströmungen nach-
zubilden.

Als Elementarströmungen gelten: Trans lationsströmung, Que Uen- bzw. Senken-


strömung, Potentialwirbelströmung und Dipolströmung, wobei die drei letztge-
nannten im Funktionsverlauf singuläre Punkte haben und deshalb auch als Singulari-
täten bezeichnet werden. Mit Hilfe dieser Singularitäten und der Translationsströ-
mung ist es möglich, die Strömung um technisch interessante Körper nachzubilden,
wie z.B. in [1, 7, 17, 34J näher erläutert ist.

Eine weitere Möglichkeit, die ebene Potentialströmung analytisch zu behandeln,


bietet die Funktionentheorie. Real- und Imaginärteil von differenzierbaren komple-
xen Funktionen genügen danach der Laplace-Differentialgleichung. Da die Potential-
funktion ~ und die Stromfunktion + ebenfalls der Laplace-G leichung genügen, kann
eine komplexe Funktion f eingeführt werden, deren Realteil die Potentialfunktion ~

und deren Imaginärteil die Stromfunktion + ist:


f(z) = ~(x,y) + i $(x,y).

Als analytische Funktion vermittelt f eine sogenannte konforme Abbildung von ei-
182

ner komplexen Ebene in eine ande're, bei der im Differentiellen Winkel und Strek-
kenverhältnisse gleichbleiben .

Insbesondere bleiben die in der Ausgangsebene senkrecht aufeinander stehenden Po-


tential- und Stromlinien bei der konformen Abbildung orthogonal.

Nicht nur Strom- und Potentiallinien werden transformiert, sondern auch eventuell
vorhandene Körperkonturen. So ist es mit Hilfe spezieller komplexer Funktionen
möglich, aus bekannten Strömungsbildern neue mit anderer Berandung zu entwik-
keIn. Als Beispiel sei hier die Abbildung von Joukowsky erwähnt, die es gestattet,
aus einer Kreiszylinderströmung die Umströmung spezieller Profile zu bestimmen.

Auf eine ausführliche Behandlung der Methode der konformen Abbildung soll hier
verzichtet werden. Es sei auf [1, 7, 20] verwiesen. Die genannten Verfahren ha-
ben ihre Bedeutung weitgehend eingebüßt, weil die heutigen Rechenanlagen die nu-
merische Lösung der Bewegungsgleichungen für räumliche, viskose, kompressible
Strömungen mit gewissen Einschränkungen möglich gemacht haben.

3.3.4 Grenzschichten
Wenn zwei benachbarte Schichten eines viskosen Fluids mit verschiedenen Ge-
schwindigkeiten nebeneinander parallel strömen, so entsteht zwischen beiden
Schichten infolge von Scherkräften eine Wechselwirkung, die den Geschwindigkeits-
unterschied auszugleichen sucht.

Sollen Schubspannungen von angrenzenden Fluidelementen berechnet werden, so


sind grundsätzlich nach ihrem Erscheinungsbild zwei Strömungsformen zu unter-
scheiden: die laminare und die turbulente Strömung.

Die laminare Strömung verläuft in geordneten parallelen Schichten, ohne daß ein
Fluidaustausch quer zur Strömungsrichtung erfolgt. Bei der turbulenten Strömung
dagegen führen unregelmäßige Querbewegungen zu einer Durchmischung der benach-
barten Schichten. Der Grundströmung sind zufällige zeitliche Schwankungen über-
lagert.

Nach Newton verhält sich die Schubspannung 'I" der meisten Fluide in laminarer
Strömung proportional zum Geschwindigkeitsgradienten ~~ normal zur Strömungs-
richtung x, mit der dynamischen Viskosität Tl des Fluids als Proportionalitätsfak-
tor:

(3.96)

Fluide, die dieser Beziehung gehorchen, heißen Newtonsehe Fluide.


183

Flüssigkeiten, die feste Teilchen, Gasblasen oder Tröpfchen eines zweiten Stoffes
enthalten, weisen nichtlineare Abhängigkeiten des Geschwindigkeitsgefälles von der
Schubspannung T auf, wie in Bild 3.13 für einige Nicht-Newtonsche Flüssigkeiten
gezeigt ist.

dc
2
dy

l
Bild 3.13. Die Abhängigkeit der Schubspannung
vom Geschwindigkeitsgradienten für
verschiedene Flüssigkeiten [8J
1) N ewtonsche
2) struktuviskose Fr"" k "t
3) dilatante uSSlg el
4) Binghamsche

Im Vergleich zur laminaren Strömung treten in turbulenter Strömung weitaus größe-


re Schubspannungen auf, die durch den Impulsaustausch bei der Schwankungsbewe-
gung verursacht werden.

Eine gleiche Wirkung, wie die Wechselwirkung zwischen zwei benachbarten Schich-
ten eines viskosen Fluids, übt eine feststehende Wand auf ein strömendes viskoses
Fluid aus, das durch die Scher- oder Schubkräfte verzögert wird.

Gemäß Bild 3.14 wird die Strömung um einen Körper betrachtet, der mit der Ge-
....
schwindigkeit c"" angeströmt wird. Die Strömung sei laminar.

erx) Außenströmung

Bild 3.14. Grenzschicht- und Außen-


strömung

Wegen der Reibung an der Körperoberfläche werden in Wandnähe die benachbarten


Fluidschichten stark verzögert, bzw. unmittelbar an der Oberfläche bis zum Haften,
d.h. bis zum Stillstand, abgebremst.
184

Dagegen wird die Geschwindigkeit in der Außenströmung nur wenig von der Reibung
beeinflußt. Die wandnahe Schicht wird Grenzschicht genannt. Ihre Dicke 6 ist u.a.
von der Lauflänge der Strömung abhängig.

Diese Unterteilung in Grenzschicht- und Außenströmung läßt sich allgemein bei


Strömungen mit großer Reynolds-Zahl durchführen. Der Vorteil liegt in der einfache-
ren mathematlschen Behandlung beider "Teilströmungen" . Weil bei der Grenzschicht
der Einfluß der Zähigkeitskräfte gegenüber dem der Trägheitskräfte groß ist, kön-
nen einzelne Summanden der Navier-Stokes-Gleichungen vernachlässigt werden.
Die Bewegungsgleichungen reduzieren sich auf die Grenzschichtgleichungen. Auf
die Außenströmung dagegen lassen sich statt der Navier-Stokes-Gleichungen die
Euler-Gleichungen anwenden, da wegen der geringen Zähigkeitskräfte die Reibungs-
terme vernachlässigt werden können. Die so vereinfachten Bewegungsgleichungen,
nämlich die Grenzschicht- und die Euler-Gleichungen, lassen sich in den beiden an-
gesprochenen Bereichen gesondert betrachten, wobei die jeweiligen Lösungen der
Gleichungen am Übergang Grenzschicht-Außenströmung anzupassen sind.

Werden für eine ebene, stationäre, inkompressible und laminare Strömung für den
Bereich der Grenzschicht in den Navier-Stokes-Gleichungen Terme von geringem
numerischen Einfluß vernachlässigt, so ergibt sich gemäß [6J zusammen mit der
Kontinuitätsgleichung (3.29) :

(3.97a)

(3.97b)

0: +~
oc oc
= o. (3.97c)

Sind an der Körperkontur keine extremen Krümmungsänderungen vorhanden, wie


z.B. Kanten, so läßt sich das (x,y)-Koordinatensystem gemäß Bild 3.14 so aus-
richten, daß die y-Achse senkrecht auf der Körperoberfläche steht.

Aus dem Gleichungssystem (3.97) können folgende Aussagen abgeleitet werden:

- Die Gleichung op/oy =0 besagt, daß der Druck nur eine Funktion p = p( x) ist,
also quer zur Strömungsrichtung konstant bleibt, wobei sein Wert als Randbedin-
gung von der Außenströmung aufgeprägt wird.

- Reibungskräfte werden in den laminaren Grenzschichtgleichungen nur noch durch


185

02 c
den Term \) _ _ x repräsentiert.
oy2

Da für die drei unbekannten Funktionen c , c und p nur zwei Gleichungen zur Ver-
x y
fügung stehen, besteht eine Möglichkeit der Lösung darin, den Druck als eine be-
kannte Funktion aufzufassen, die von der Außenströmung vorgegeben wird. Am
Rand der Grenzschicht und in der Außenströmung kann für die dort vorliegende
Geschwindigkeitsverteilung C (x) die Bernoulli-Gleichung angesetzt werden:

f C 2 (x) + p(x) = const. (3.98)

Obwohl allgemeine Lösungen des Gleichungssystems (3.97) nicht bekannt sind, las-
sen sich daraus qualitative Aussagen über das Verhalten der Grenzschicht ableiten.

Die Haftbedingung

c (x,O)
x
= 0; c y (x,O) = ° (3.99)

vereinfacht die Grenzschichtgleichung (3. 97a) für diesen Bereich:

(3.100)

In Wandnähe beeinflußt also der Druckgradient in Strömungsrichtung das Geschwin-


digkeitsprofil. Dabei sind grundsätzlich zwei Fälle zu unterscheiden:

Fall 1:
Strömung mit Druckanstieg, dp/dx> 0, d.h. verzögerte Strömung.

Wegen Gleichung (3.100) muß in Wandnähe sein:

In größerer Wandentfernung , wenn das Geschwindigkeitsprofil der Grenzschicht in


das der Außenströmung stetig übergeht, liegt eine konvexe Krümmung vor, so daß
dort die zweite Ableitung negativ ist. Wegen des Vorzeichenwechsels dieser zwei-
ten Ableitung, besitzt das zugehörige Geschwindigkeitsprofil im Inneren der Grenz-
schicht einen Wendepunkt , in dem gilt:

(3.101)
186

Die Entwicklung des Geschwindigkeitsprofils in der Grenzschicht längs einer ebenen


Wand ist in Bild 3.15 dargestellt.

c c c

Bild 3.15. Zur Ablösung der Grenz-


schicht [16J

Während Fluidteilchen im Punkt A an der Wand haften, kommen sie in der wandna-
hen Schicht am Punkt A zum Stillstand und kehren bei Fortschreiten in x-Richtung
ihre Strömungsrichtung um. Der Punkt A, der die Grenze zwischen Vor- und Rück-
strömen markiert, wird als Ablösungspunkt definiert. Für die Geschwindigkeits-
komponente Cx in diesem Punkt gilt folgender Zusammenhang:

(3.102)

Da das Profil einer ablösenden Strömung gemäß Bild 3.15 im Inneren der Grenz-
schicht einen Wendepunkt hat und andererseits bei der verzögerten Strömung gemäß
Gleichung (3.101) ein Wendepunkt vorliegt, folgt, daß die verzögerte Strömung,
d.h. die Strömung mit Druckanstieg, ablösungsgefährdet ist.

Fall 2:
Strömung mit Druckabfall, dp/dx <0, d.h. besahZeunigte Strömung.

Nach Gleichung (3.100) muß in Wandnähe sein:

was bedeutet, daß das Geschwindigkeitsprofil an der Wand konvex gekrümmt ist.
Da das Profil in größerer Wandentfernung wegen des stetigen Übergangs von Grenz-
schicht- und Außenströmung ebenfalls konvex gekrümmt ist, besitzt es innerhalb
der Grenzschicht keinen Wendepunkt und damit keine Tendenz zum Rückströmen.
Nach dem erwähnten Ablösungskriterium ist die beschleunigte Strömung, d.h. die
Strömung mit Druckabfall, nicht ablösungsgefährdet •
187

Bezüglich der Grenzschichtdicke 5 und der Geschwindigkeit C in der Außenströ-


mung haben sich folgende Definitionen eingeführt:

Grenzschichtdicke:

5 bei c
x
= 0,99 C nach [16].

Verdrängungsdicke:

(3.103)

Impulsverlustdicke:

52 = Sc; ( c)
5
1 -; dy. (3.104)
o

Energieverlustdicke:

(3.105)

Für alle drei Größen gilt, daß die Integrationen auch bis Unendlich erstreckt wer-
den können, da für y> 5 Cx '" eist.

Anschaulich lassen sich diese Begriffe folgendermaßen deuten:

Wenn die Fläche der Geschwindigkeitsminderung (C - c ) durch ein Rechteck glei-


x
cher Fläche mit der Basislänge C ersetzt wird, so entspricht seine Höhe in y-Rich-
tung der Verdrängungsdicke 51' um welche die Potentialströmung von der Wand weg
verdrängt wird bzw. um welche der Körper dicker wird.

Die kleinere Geschwindigkeit in der Grenzschicht ruft außerdem eine Verminderung


des Impulsstromes sowie des Energiestromes hervor, wenn als Vergleich die rei-
bungsfreie Strömung herangezogen wird. Dieser Fehlbetrag ist gleich dem Impuls-
bzw. Energiestrom , der bei der Geschwindigkeit C durch eine Schicht von der Dik-
ke °2 bzw. 53 tritt.

Mit den Größen 51' 52 und 53 können sogenannte Formparameter eingeführt wer-
den. Der Formp-arameter H 12 setzt die Verdrängungs- und die Impulsverlustdicke
ins Verhältnis, während der Formparameter H 32 die Energie- und Impulsverlust-
dicke verknüpft:
188

(3.106)

(3.107 )

Für den Sonderfall der ebenen inkompressiblen Plattenströmung haben die Formpa-
rameter gemäß [9J folgende Werte: H 12 = 2,591, H 32 = 1,573 für die laminare
Strömung, bzw. H 12 = 1,3, H 32 = 1,799 für die turbulente Strömung.

Bei der turbulenten Strömung sind der Grundströmung zufällige zeitliche Schwan-
kungen überlagert. Es lassen sich die Geschwindigkeitskomponenten und der Druck
aus einem zeit unabhängigen Mittelwert und einem zeitabhängigen Schwankungswert
zusammensetzen, wie am Beispiel der x-Komponente zu sehen ist:

cx(x,y,z,t) = cx(x,y,z) + c~(x,y,z,t) (3.108)

mit

t o
cx(x,y,z) =-ti J c (x,y,z,t)dt.
00 x

In analoger Weise können die anderen Geschwindigkeitskomponenten aufgegliedert


werden. Für den Druck ergibt sich entsprechend:

p(x,y,z,t) = p(x,y,z) + p'(x,y,z,t) (3.109 )

mit

to
p(x,y,z) = fo 0J p(x,y,z,t)dt.
Für den Mittelwert der zeitabhängigen Schwankung gilt laut Definition:

to
c ~ (x, y ,z , t) = /
o
J c'x (x, y ,z , t) dt = O.
0

Wird die Bernoulli-Gleichung (3.98) in die laminare Grenzschichtgleichung (3.97a)


eingeführt, so ist:
189

oC x oC x dC
C --+c --=C-+ (3.110)
x ox y oy dx

Die Bewegungsgleichung für die turbulente Grenzschichtströmung ergibt sich. wenn


die Geschwindigkeitskomponenten C x und c y durch ihre Mittelwerte und zeitabhän-

gigen Schwankungswerte ersetzt werden:

(3.111)

Diese Grenzschichtgleichung für die Mittelwerte der turbulenten Strömung ist bis
auf den letzten Term der rechten Seite analog zur laminaren Grenzschichtgleichung
(3.110) aufgebaut.

Mit dem Newtonschen Schubspannungsgesetz für die laminare Strömung (Index 1)


läßt sich der erste Reibungsterm schreiben:

Ein mit einer turbulenten Schubspannung 'l"t gebildeter. dem laminaren Reibungs-
term analoger Ausdruck ergibt in Verbindung mit dem zweiten Reibungsterm der
Gleichung (3.111) die turbulente Schubspannung nach Gleichung (3.112) :

Damit ergibt sich für die turbulente Schubspannung :

p C'"'C'. (3.112)
x y

Der Wert C'"'C' ist in turbulenter Strömung La. negativ [4J. so daß sich für die
x y
Schubspannung 'l"t positive Werte ergeben.

Die Zusammenfassung der turbulenten und laminaren Schubspannung zu einer Ge-


samtschubspannung

(3.113)

führt zur Grenzschichtgleichung für eine ebene inkompressible turbulente Strömung.


190

die formal auch für die laminare Strömung gilt, wenn statt T die laminare Schub-
spannung Tl eingesetzt wird:

( 3.114a)

Die Kontinuitätsgleichung (3. 97c) ergibt sich entsprechend zu:

(3.114b)

Um das Differentialgleichungssystem (3.114) lösen zu können, fehlt ein Zusammen-


hang zwischen dem in der turbulenten Schubspannung auftretenden Produkt der
Schwankungsgeschwindigkeiten c', c' und den zeitlichen Mittelwerten
x y
c,
x
c.
y
Die-
ser Zusammenhang kann nur auf empirischem Wege hergestellt werden, da eine
zeitliche Abhängigkeit der Schwankungsgeschwindigkeit nicht bekannt ist.

Ein für Fluidenergiemaschinen häufig verwendeter empirischer Ansatz ist die Mi-
schungsweg-Hypothese von Prandtl, nach der für die turbulenteSchubspannung gilt [16J :

'T"t (3.115)

Dabei wird die sogenannte Mischungsweglänge l(x,y) durch verschiedene in der Li-
teratur beschriebene Ansätze [9, 16J bestimmt.

Mit den auf die Anströmgeschwindigkeit c'" bezogenen zeitlichen Mittelwerten der
turbulenten Schwankungs geschwindigkeiten c~, c~. c~ wird ein sogenannter
TurbuZenzgrad definiert:

Tu =
y1(,2
-3c
x
+c ,2 +c .2)
y z (3.116)
c'"

Dieser Turbulenzgrad nimmt in turbulenten Strömung etwa den Wert von Tu = 10- 1
an, während ein Tu = 0,5 . 10- 4 turbulenzarmen Strömungen zugeschrieben wird
[4J.

Die Beziehungen für die Grenzschicht sind in der Anwendung oft nur schwer zu hand-
haben. Für einfache Abschätzungen genügt es allerdings oft, Einflüsse an Hand von
Näherungsformeln zu erfassen. Um z.B. die Auswirkung der Grenzschicht in Strö-
mungen von Laufrädern wenigstens tendenziell zu erfassen, werden meist Ergebnis-
se einer längsangeströmten ebenen Platte zugrunde gelegt.
191

Auf eine weitergehende Behandlung der Grenzschichtströmung sei hier verzichtet.


Es wird auf die Fachliteratur, insbesondere [16, 22, 23, 24J verwiesen.

3.3.5 Radseitenreibung
Radreibungsverluste treten in Strömungs maschinen mit scheibenförmigen Rotoren
in nennenswerter Größe auf. Um hierfür Näherungsansätze zu erhalten, wird die
durch eine mit der Winkelgeschwindigkeit w in dichtebeständigem Fluid rotierende
Scheibe gleicher Dicke verursachte Strömung betrachtet.

Infolge der Oberflächenreibung wird das Fluid in unmittelbarer Wandnähe mitgeris-


sen, gleichzeitig aber durch die Wirkung der Zentrifugalkräfte nach außen beför-
dert. Aus Kontinuitätsgründen wird der abfließende Strom durch axial auf die Schei-
be zuströmendes Material ersetzt.

Das Moment der Schubspannung für einen konzentrischen Ring der Scheibe mit der
radialen Erstreckung dr nach Bild 3.16 ergibt sich aus:

2
dM = 2 TI r T W dr.

Bild 3.16. Zur Herleitung des Reibungsmomentes an einer


rotierenden Scheibe

Für die Wandschubspannung 'l"W gilt folgende Proportionalität [16J:

(3.117)

wobei w
Ö die Dicke der mitgerissenen Fluidschicht darstellt. Für sie ergibt sich
gemäß [16J:

~ lr:!,
ö
W rw (3.118)

d.h. die Schicht wächst mit der Zähigkeit des Fluids und nimmt mit steigender Win-
kelgeschwindigkeit ab.
192

Für das Moment der Schubspannung einer Scheibenseite folgt damit:

3 210
dM-211r PUl rü:idr

bzw.

dM - 2 11 r 3 P Ul y-;-;;; dr.
Bei einem Außenradius R der Scheibe ergibt sich durch Integration:

R
M-211 Sr 3 PUlY-;;-dr,
o

11 4 ~
M - 2" pR Ul r
\i Ul.

Für die beschriebene StrömlJIlg um eine Scheibe mit unendlicher Erstreckung kann
nach [29J eine exakte Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen angegeben werden, die
in guter Näherung auch für Scheiben gilt, deren Radius R groß ist im Verhältnis
zur Schichtdicke 0W. Dabei wird angenommen, daß die Strömung inkompressibel
und laminar ist. Aus der Lösung ergibt sich die Proportionalitätskonstante für das
Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe zu 0,616:

2 M = 0,616 11 P R 4 w y\i w. (3.119)

Für einen dimensionslosen Beiwert der beidseitig benetzten Scheibe gemäß folgender
Definition:

(3.120)

gilt dann:

2 0,616· 11 ~
wR

bzw.

wobei eine Reynolds-Zahl mit der Umfangsgeschwindigkeit u = Ul R und dem Radius


R gebildet ist:
193

Re = uR. (3.121)
Ii

Bis zu Reynolds-Zahlen von 3 • 10 5 ergibt sich eine gute Übereinstimmung mit Meß-
ergebnissen [16J. Bei größeren R eynolds-Zahlen, d.h. wenn die Strömung turbulent
ist, gilt für das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe [16J:

)5
1

2M = 0,073 P w2 R 5 ( w vR 2 (3.122 )

bzw. für den nach Gleichung (3.120) bestimmten Beiwert

1
-5
c M -= 0,146 Re (3.123)

Für Strömungs maschinen sind Untersuchungen interessant, bei denen eine Scheibe
in einem Gehäuse rotiert. Ist der Abstand s der Scheibe zur Gehäusewand kleiner
als die Grenzschichtdicke , so ergibt sich im Spalt eine lineare Geschwindigkeits-
verteilung • Für das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe gilt dann für
die laminare Strömung [16 J :

2M=TI pwR
4 v
s (3.124)

bzw. für den Momentenbeiwert :

(3.125)

Eine graphische Auswertung dieser Gleichung (3.125) zeigt Bild 3.17, Kurve(D,
wobei sich das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe aus Gleichung
(3.120) bestimmen läßt:

2M =c M '2P w2 R •
5

Wenn die Spaltweite s ein Mehrfaches der Grenzschichtdicke ist, bildet sich zwi-
schen der an der Wand und an der Scheibe befindlichen Grenzschicht eine Kernströ-
mung aus, die bei gleicher Oberflächenrauhigkeit von Wand und Scheibe mit etwa ~
rotiert. Es ergibt sich für die beidseitig benetzte Scheibe bei laminarer Strömung
nach [30J:
194

2M:1,334pR4 wFw (3.126 )

bzw.

(3.127)

und bei turbulenter Strömung:

1
-5"
2M =0, 0311 p w2 R
5
Re (3.128)

bzw.

1
-5"
c M : 0,0622 • Re (3.129)

1,0
0,5
0,2
, ,CD
0,1

'"'
u
0,05 " :::: ~
0,02
~ (Z)

--
0,01
0,005 "::::::
""r-- -.QL
0,002
0,001 2
10 3

Bild 3.17. Momentenbeiwert einer in einem Gehäuse rotierenden Scheibe

~
Wandabstand kleiner als Grenzschichtdicke ö laminar
2 Wandabstand ein Mehrfaches der Grenzschichtdicke ö laminar
3 wie @ ö turbulent

Die Formeln (3. 127) und (3. 129) für den Momentenbeiwert sind als Kurven @ und
® in Bild 3.17 dargestellt. Während Kurve @ für Reynolds-Zahlen von 1 • 104 bis
2 • 10 5 mit Meßwerten gut übereinstimmt, ergibt die Kurve ®
für den turbulenten
Bereich im Mittel etwa 17% zu kleine Werte [16J.
195

Neben diesen vorwiegend theoretischen Untersuchungen an der rotierenden Scheibe


sind in [1] sowohl für Trommel- als auch für Spiralgehäuse experimentelle Ergeb-
nisse für den Reibungsbeiwert zusammengestellt, die bei ähnlichen Stufenkonfigura-
tionen nützliche Hinweise geben können.

3.3.6 Strömung um Profile


Ein Einzelflügel mit der endlichen Spannweite b, welcher reibungsfrei mit der An-
strömgeschwindigkeit w'" angeströmt wird, erfährt nach dem Satz von Kutta-
Jouko1iJsky den Auftrieb A:

A = P w'" b r (3.130)

mit der Zirkulation

(3.131)

Bei Tragflügelprofilen stellt sich theoretisch zu einer vorgegebenen Zirkulation eine


bestimmte Umströmung ein, wie Bild 3.18 am Beispiel von drei Zirkulationen ver-
schiedener Stärke zeigt.

--~--
a
--------------------
~

Bild 3.18. Zur reibungsfreien Profilumströmung mit drei Zirkulat ionen unter-
schiedlicher Stärke
a) kleine Zirkulation mit hinterem Staupunkt auf Schaufeloberseite
b) Zirkulation mit hinterem Staupunkt an Hinterkante
c) große Zirkulation mit hinterem Staupunkt auf Schaufelunterseite
196

Um aus den nach Bild 3.18 möglichen, unendlich vielen Annahmen über die Zirku-
lationsstärke die der wirklichen Profilumströmung entsprechende zu finden, ist die
Kutt asche Abflu ßbedingung zu beachten, welche besagt, daß sich bei der wirklichen
Strömung um ein Profil ein glattes Abströmen an der Hinterkannte einstellt.

Weil nach Bild 3.18 nur die mittlere Zirkulationsstärke b) ein glattes Abströmen
gewährleistet, entspricht diese der einzigen, in der realen Strömung möglichen.

Selbst bei der reibungsfreien Umströmung eines Tragflügels endlicher Spannweite


tritt neben dem Auftrieb ein Widerstand auf, der durch das Umströmen der Flügel-
enden infolge der Druckunterschiede an Profilober- und -unterseite erklärt werden
kann (Bild 3.19). Dieser wird induzierter Widerstand genannt.

Bild 3.19. Hufeisenwirbel als Ersatz


für das System "Tragflügel"

Zur vereinfachten Berechnung hat Prandtl den Tragflügel durch einen sogenannten
Hufeisenwirbel ersetzt. Dieser besteht aus einem gebundenen Wirbel, der sich über
die Flügeltiefe L erstreckt, und aus den freien Wirbeln, die von den Enden des
Tragflügels abgehen und bis ins Unendliche verlaufen (Bild 3.19). Diese freien Wir-
bel erzeugen am gebundenen Wirbel eine Geschwindigkeit w i ' die abwärts gerichtet
ist, so daß die resultierende Geschwindigkeit w res gegenüber der Anströmrichtung
um den Winkel Q'i geneigt ist, wie im Bild 3.20 dargestellt.

11'00

II' j
Bild 3.20. Aus Auftrieb und induziertem Wi-
derstand resultierende Kraft
197

Wenn die Auftriebs kraft A auf eine Kraft bezogen wird, die dem Produkt aus dem
Staudruck der Anströmgeschwindigkeit w"" und der Flügelgrundrißfläche b L ent-
spricht, ergibt sich der dimensionslose Auftriebsbeiwer t cA:

A (3.132)
cA = .E. w 2 b L '
2 ""

wobei L die Profillänge und b die Spannweite des Flügels darstellen.

Mit Gleichung (3. 130) ergibt sich weiter :

Analog zum Auftrieb, für den nach Gleichung (3.132) gilt:

(3.133)

läßt sich der induzierte Widerstand definieren:

(3.134)

Dabei ist c Wi der sogenannte indu zierte Wi ders tandsbeiwer t .

w.
Der induzierte Widerstand und der Auftrieb stehen wegen tan CI. = _1 in Zusammen-
1 w""
hang:
w.
(3.135)
W.
1
= A tan Oll' =A .2...
W""

Beim Hufeisenwirbel gemäß Bild 3 .19 ist eine konstante Auftriebsverteilung über
die gesamte Breite des Flügels vorausgesetzt worden. Beim wirklichen Flügel
nimmt an den Flügelenden der Auftrieb ab. Ein Minimum des induzierten Wider-
standsbei wertes c Wi ergibt sich, wenn die im Bild 3.21 dargestellte elliptische
Auftriebsverteilung zugrunde gelegt wird (siehe [1]).

Bild 3.21. Elliptische Auftriebsver-


teilung über die Breite des
z Flügels
198

In diesem Fall ist die Abwärtsgeschwindigkeit w i über der Spannweite b konstant


[1], nämlich

(3.136)

bzw. mit Gleichung (3.130):

(3.137)

Mit Gleichung (3.135) ergibt sich damit:

(3.138)

Für den Beiwert des induzierten Widerstandes folgt hieraus:

Wi 4 A2
( 3. 139 )
~w~ bL - lT(pw~)2b3L

Wird für den Auftrieb Gleichung (3.132) eingeführt, so ist der Zusammenhang zwi-
schen den Beiwerten c Wi und cA sichtbar:

(3.140)

wobei A = b/L als Seitenverhältnis oder Flügelstreckung bezeichnet wird.

Die Gleichungen (3.136) bis (3.140) gelten mit der genannten elliptischen Auftriebs-
verteilung in guter Näherung für Flügelstreckungen A = b/L ~ 3.

Als Folge der Reibung in zähen Medien tritt zusätzlich zum induzierten Widerstand
noch ein PY'ofilwideY'stand W auf.
p

x
Bild 3.22. Zum Druck- und Reibungswiderstand
an einem Profil
199

Der Profilwiderstand dW eines Flächenelementes b ds setzt sich zusammen aus


~ p ~
der Druckkraft dF p und der Reibungskraft dF R :

~ :::1 -+
dW = dt<· + dF R •
P P

Mit der Wandschubspannung TW läßt sich anhand des Bildes 3.22 folgender Zusam-
menhang für die x-Komponente ableiten:

dW P = P b ds sin j' + T W b ds cos 't,

dW p = pb dy + TW b dx.

Wird das symmetrische Profil nach Bild 3.22 in x-Richtung angeströmt, so ergibt
die Integration über die Profillänge auf der Ober- und Dnterseite den gesamten Pro-
filwiderstand zu

L d L
W = 2b f P ~d dx + 2b f T W dx.
P 0 x 0

Dabei legt y(x) den Konturverlauf fest.

Insbesondere besteht der Profilwiderstand einer längsangeströmten dünnen Platte


fast ausschließlich aus Reibungswiderstand, bei der querangestellten dagegen voll-
ständig aus Druckwiderstand.

Ebenso wie der Auftrieb und der induzierte Widerstand läßt sich auch der Profilwi-
derstand dimensionslos machen. Der so gebildete Profilwiderstandsbeiwert c Wp
lautet:

W
--~ 2 • (3.141)
2. w F
2 '"

Der gesamte am Flügel endlicher Spannweite auftretende Widerstand setzt sich so-
mit aus zwei Anteilen zusammen:

W = W + W. (3.142)
P 1

bzw.

(3.143)
200

Die Zähigkeit des Fluids bewirkt durchweg eine Verminderung des reibungsfrei er-
mittelten Auftriebs. Die Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte in reibungsbehafteter
Strömung werden im allgemeinen durch Windkanalmessungen bestimmt. Die dabei
ermittelten Zusammenhänge zwischen dem Auftriebsbeiwert cA' dem Widerstands-
beiwert C w und dem Anstellwinkel 0', werden in sogenannten Polaren dargestellt,
welche Bild 3.23 für drei verschiedene Profile zeigt.

1,4
a I
7,IS/ 10 r-l~
........ r-,!S
1,2 c
S
b
1,0 V 7S 10 ,-- - IS -
2.S
/s Ir
0

--rs 10
O,B IS
2.5 12,5
0,6
Y
0
0,4
I
-2.5 V5
...,«
0,2
J / 2,S

0 ~
J ~'2.S

I
-0,2 f- -1O
0",

I \-2,5 )
"-
'T
- 0,4

-0,6
o 0.1 0,2

Bild 3.23. Polaren für drei verschiedene Profile mit A. = 5 bei Re = 4,2 • 10 5
nach [19J
a) Ebene Platte
b) Gewölbte Platte
c) Göttinger Profil 650

Der Ans tellwinkel 0' nach Bild 3.24 wird aus der Anströmrichtung w'" und der Pro-
filsehne gebildet.

Bei kleinen Anstellwinkeln Q und kleinen relativen Profilwölbungen f/L gilt in guter
Näherung für den Auftriebsbeiwert cA [4J:

CA =2n(a+2f/ L) (3.144)

d.h. der Auftriebsbeiwert ist linear vom Anstellwinkel und der relativen Profilwöl-
bung abhängig.
201

w.. Bild 3.24. Anstell winkel CI und Nullauftriebs-


(l. Profilsehne richtung eines Profils

Der Winkel a 0' für den der Auftrieb zu Null wird, kennzeichnet die NuUauftriebs-
Y'i chtung (Bild 3.24). Aus Gleichung (3.144) ergibt sich hierfür:

(3.145)

In der Regel werden bei Windkanal messungen Tragflügel mit einem Seitenverhältnis
von " =5 untersucht.

Sollen derartige Meßergebnisse für die Auslegung von Axialverdichtern oder -pum-
penschaufeln verwendet werden, so ist eine Umrechnung der Polaren erforderlich,
weil die Axialschaufeln am Fuß durch den Rotor und am Kopf durch das Gehäuse ge-
gen das seitliche Umströmen abgeschirmt sind und deshalb in etwa Tragflügeln mit
Endscheiben gemäß Bild 3.25 entsprechen.

Bild 3.25. Tragfliigel mit Endscheiben

Mit derartigen Tragflügeln wird die ebene Strömung bei unendlich langer Flügel-
streckung t.. = '" simuliert. Obwohl durch räumliche Effekte, durch Interferenzen
zwischen Flügel und Endscheiben sowie Wirbelablösungen die exakte Nachbildung
der ebenen Strömung beeinträchtigt wird, genügt es für Flügel mit Endscheiben
ausreichender Flügelstreckung im allgemeinen, aus den z.B. bei t.. = 5 gemesse-
nen Polaren den Profilverlustbeiwert c und den Anstellwinkel CI zu entnehmen
Wp
und diese Werte auf A = '" umzurechnen.
202

Nach Gleichung (3.143) ergibt sich für eine Flügelstreckung A = 5 der Profilver-
lustbeiwert

(3.146 )

Der induzierte Widerstandsbeiwert für A = 5 ist nach Gleichung (3.140):

Durch Einsetzen dieser Gleichung in Gleichung (3.146) folgt:

2
c Wp = cW('A = 5) - 0,06366 cA· (3.147)

Da der Flügel mit unendlicher Erstreckung keinen induzierten Widerstand hat, gilt
W('A = "') = W . Hieraus folgt durch Einsetzen in die für A = 5 verwendete Glei-
p
chung (3.142)

W('A= "') =W(A=5) -W.(A=5)


1

bzw.

W('A = <xl) Wo. = 5)


W.('A
1
= 5)
A A A

Für den Anstellwinkel O! analog zu Gleichung (3.135) kann damit folgender Zusam-
menhang abgeleitet werden:

tan 0'( A = "') = tan a( A = 5) - tan CI. (A = 5)


1

bzw. für kleine Winkel

a(A = "') = a(A = 5) - ",.(A = 5).


1
(3.148 )

Mit Hilfe der Gleichung (3.140) ergibt sich für den Winkel Cl' i:

(3.149)

bzw. für A = 5, wenn a i in Altgrad angegeben wird:


203

Q'~ = 3,648 cA.

Durch Einsetzen in Gleichung (3.148) folgt die Umrechnungsformel für den Anstell-
winkel:

(3.150)

Die hier angeführten Umrechnungsformeln (3.147) und (3.150) resultieren aus Glei-
chung (3.140), die für die elliptische Auftriebsverteilung gültig ist. Wenn bei Wind-
kanaluntersuchungen andere Verteilungen auftreten, können nach [21] Korrekturfak-
toren eingeführt werden.

Eine auf das Seitenverhältnis Je = '" umgerechnete Polare aus den Messungen an ei-
nem Tragflügel mit Je =5 zeigt Bild 3.26.

a (A. oo ) Polme für A =~


\ /-L .
.;r '"
Polare tür A = 5

A :_b_
L

(Nullwllrieb)

o ~~---------------------
'w

.~

."
Bild 3.26. Umrechnung einer Profilpolaren von endlicher auf unendliche Flilgel-
streckung

Für jeden Punkt der Polaren ergibt sich aus dem Verhältnis von Widerstand zu Auf-
trieb die sogenannte Gleitzahl

W Cw
€ = - = - - = tan "I. (3.151)
A cA
204

Wird im Polarendiagramm vom Koordinatenursprung die Tangente an die Polare ge-


zeichnet, so liegt im Berührungspunkt das günstigste Verhältnis von Widerstand zu
Auftrieb vor, d.h. eine optimale Gleitzahl ~ t. Der Auslegepunkt für die Beschau-
op
felung wird im allgemeinen in die Nähe dieses Optimalpunktes gelegt.

Die zuvor abgeleiteten Eigenschaften einer Tragflügelströmung lassen sich nur be-
dingt auf die Strömungsverhältnisse in Turbomaschinenbeschaufelungen übertragen.

Abgesehen von Propellern axialer Pumpen und Flüssigkeitsturbinen sind die


Lauf- und Leiträder von Strömungsmaschinen mit einer relativ großen Anzahl
periodisch angeordneter Einzelschaufeln bestückt, die sich gegenseitig beeinflussen.
Die periodis che Anordnung mehrerer Einzelschaufeln wird Schaufelgitter oder abge-
kürzt Gitter genannt.

In Bild 3.27 ist ein sogenanntes gerades ebenes Gitter darges tellt, das sich z. B.
durch Abwicklung eines koaxialen Zylinderschnittes eines Axialschaufelkranzes in
die Ebene ergibt.

Gitterfront-Austritt 2

Gitterfront-
Eintritt 1
Bild 3.27. Kennzeichnung eines gera-
den ebenen Gitters

Um die Stellung des Einzelprofils im Gitterverband ke nnzeichnen zu können, sind


neben den charakteristischen Tragflügelabmessungen weitere Angaben notwendig,
die wie folgt benannt sind:

Gitterteilung t : Entfernung gleicher Profilpunkte zweier benachbarter


Schaufeln.

Im Fall einer am Durchmesser D abgewickelten Axialbe-


schaufelung mit z Einzelschaufeln ist t = TI D/z.

Schaufelwinkel ßs : Winkel zwischen Gitterfront und Profilsehne.


205
Staffelungswinkel A: Winkel zwischen Gitterfrontnormale und Profilsehne
A= ßs - 90° •

Anstellwinkel a: Winkel zwischen der Profilsehne und der mittleren Strö-


mungsrichtung ßco' die durch die mittlere Geschwindigkeit
.... 1.... ....
w"" = 2" (w 1 + W 2) charakterisiert ist.

Teilungsverhältnis t/L: Verhältnis der Teilung t zur Profillänge L.

Das Teilungsverhältnis t/L ist ein Maß dafür, wie stark die Eigenschaften des Ein-
zelprofils im Gitterverband von den benachbarten Schaufeln beeinflußt werden.

Bei großen Teilungsverhältnissen, wie sie insbesondere aufgrund geringer Schaufel-


zahl bei Propellerpumpen und -turbinen im Bereich der hydraulischen Strömungsma-
schinen vorliegen, ist die gegenseitige Beeinflussung der Einzelprofilwirkungen ge-
ring. In diesem Fall kann die Profilauslegung auf die Tragflügeltheorie gestützt wer-
den.

Bei geringeren Teilungsverhältnissen, wie sie aufgrund der hohen Schaufelzahlen in


Verdi chtern und thermischen Turbinen üblich sind, liegt eine entsprechend große
gegenseitige Beeinflussung der Einzelprofileigenschaften vor, so daß bei der Ausle-
gung solcher Beschaufelungen der Gittereinfluß nicht vernachlässigt werden darf.

Um den Gittereinfluß zu erfassen, sind verschiedene Verfahren entwickelt worden.


So wird z.B. nach einem Verfahren von Betz [31] die Geometrie eines Einzelprofils,
dessen Tragflügeleigenschaften bekannt sind, so verändert, daß es im Gitterverband
die gleichen Eigenschaften, z.B. die gleiche Zirkulation r besitzt. Dieses Nähe-
herungsverfahren hat den Vorzug, daß die tabellierten Ergebnisse systematischer
Einzelprofiluntersuchungen benutzt werden können.

Eine weitere Möglichkeit, den Gittereinfluß bei einer Auslegung zu berücksichtigen,


beruht darauf, daß die aerodynamischen Eigenschaften eines Profils im Gitterver-
band unmittelbar an entsprechend gestalteten Gittern gemessen und in Tabellen, Dia-
grammen usw. katalogisiert werden. Derartige Untersuchungen sind von der NACA
(National Advisory Committee for Aeronautics) systematisch durchgeführt worden.
Die Ergebnisse sind in umfangreichen Katalogen niedergelegt.

Analog zu den am Tragflügel abgeleiteten Beziehungen hinsichtlich des Auftriebes A


bzw. des Auftriebsbeiwertes cA lassen sich entsprechende Zusammenhänge für das
Gitter herstellen. Um den Unterschied zur Einzelprofilbetrachtung zu verdeutlichen,
wird der Auftrieb des Profiles im Gitter mit Ai~ und der zugehörige Auftriebsbei-
wert mit cÄ bezeichnet.
206

Entsprechend der für das Einzelprofil in Gleichung (3.132) festgelegten Definition


des Auftriebsbeiwertes gilt für die Schaufel im Gitter

(3.152)

Um den Zusammenhang zwischen dem Auftriebsbeiwert cÄ des Gitters und den Pa-
rametern der reibungsbehafteten Gitterströmung herstellen zu können, soll der in
Bild 3.28 dargestellte Kräfte- und Geschwindigkeitsplan betrachtet werden.

Geschwindigkeitspion

Bild 3.28. Kräfte und Ge-


schwindigkeiten
Kräftepion am Profil im
Gitterverband

-> ->
Aus den Geschwindigkeiten w 1 am Eintritt und w 2 am Austritt wird eine mittlere
-> '
Geschwindigkeit w'" gebildet:

.. 1'" ->
w'" = '2( w 1 + W 2) •

Der Auftrieb A~} ist normal zur Geschwindigkeit w'" gerichtet, die Widerstands-
kraft F W wirkt parallel zu w",. Die resultierende Schaufelkraft F* läßt sich in ei-
ne Umfangskomponente F~ parallel zur Gitterfront und in eine axiale Komponente
F~ senkrecht zur Gitterfront zerlegen. Nach dem Impulssatz ist die Schaufelkraft-
komponente in Umfangsrichtung :

F* = rh( w 2 - w 1 ).
u u u

Für den Massenstrom ergibt sich nach der Kontinuitätsgleichung

rh P w m t b.
207

Für die Geschwindigkeitskomponenten gilt:

Weiterhin wird vorausgesetzt:

Die resultierende Schaufelkraft F~~ läßt sich nach dem Kräfteplan in Bild 3.28 einer-
seits durch

F*
F* _ u
- sin(1800 - ß
CI> + 'I)

und andererseits durch

cos "i

ausdrücken, so daß sich durch Gleichsetzen

F* cos Y
A* _ u
- sin( 180° - 13", + )')

ergibt. Mit der für F~ abgeleiteten Beziehung und unter Verwendung des Additions-
theorems für den Sinus ist

pw tb(w 2 -w 1 )cos)'
Aif m u u
= sin( 1800 - ß".,) cos y + cos( 180 0 - ß) siny

p w t b( w 2 - w 1 ) cos Y
A* _ m u u (3.153)
- sin 13"" cos y - cos 6"" sin y •

Unter der bereits benutzten Voraussetzung, daß der sogenannte Gleitwinkel y nur
sehr kleine Werte annimmt, gilt:

tan y = <.:* ~ sin y

und

cos y 0,; 1.
208

Wird die damit vereinfachte Beziehung für den Auftrieb A* in die Definitionsglei-
chung (3.152) des Auftriebsbeiwertes cÄ eingesetzt, so ist

(3.154)

bzw.

c* !:= l wm (w2u - w1) (3.155)


A t w2 sin ß", - e* cos ß", •
'"

Der Ausdruck c;t ~ wird als Belastungszahl oder auch als Gitterbelastung be-
zeichnet und stellt ein Maß für die Umlenkeigenschaften eines Gitters dar.

Je nach Profilform kann der Auftriebsbeiwert des Gitters Werte in der Größenord-
nung von

c;t = 0,8 bis 1,25

annehmen. Höhere Werte sind im allgemeinen wegen der Gefahr von Strömungsab-
lösungen nicht zu realisieren. Das Teilungsverhältnis z. B. eines Axialverdichter-
gitters hat wegen der zunehmenden reibenden Oberflächen eine untere Grenze, die
etwa bei t/L ~ 0,5 liegt. Damit ergibt sich für den Nabenschnitt eines Axialver-
dichtergitters ein Grenzbereich der Belastungszahl von etwa

if
CA !: ""
t1' 5 b"1S 2 ,5.

Um die bei einer Gitterströmung auftretenden Profilverluste bestimmen


zu können, werden meist Ergebnisse entsprechender experimenteller Gitterunter-
suchungen herangezogen.

Wird dabei, wie in Bild 3.29 dargestellt, die Geschwindigkeitsverteilung der Git-
terabströmung in mehreren Meßebenen ermittelt, so zeigen sich hinter jeder Schau-
fel sogenannte Nachlaufdellen, die mit größerwerdender Entfernung vom Gitter-
austritt durch Impulsaustausch mit der ungestörten Strömung abkHngen.

Sie stellen einen Impuls- bzw. Energieverlust der Strömung dar, der durch Druck-
und Reibungsverluste an den Profilen im Gitter verursacht worden ist.

Wird in einer inkompressiblen Strömung mit Hilfe der gemessenen Geschwindig-


keits- bzw. Totaldruckverteilung vor und nach dem Gitter eine Integration über die
Schaufelteilung t vorgenommen, so ergibt sich der Profilverlust jp gemäß
209

III?II?II?II?IIIII? CA
Meflebene .II

Il1lTr117Tllr!7mzz 1
Meflebene ][
!7771llfl!JJIIJl1IIIfJIII ~A
Meflebene I
Achs- I
richtung j

Bild 3.29. Zur Geschwin-


Gitterfront (Eintritt) E
digkei tsvertei 1ung
im Nachlauf eines
Schaufelgitters

.
Jp =t
1
+
f
t/2
PtA - PtE
P dt. (3.156)
- t/2

In der Praxis kann dieses Integral durch Planimetrieren der Totaldruckverteilungen


bestimmt werden.

Für die Messung des Abströmprofils wird in der Regel eine Meßebene gewählt, in
der die Druckunterschiede weitgehend ausgeglichen sind, jedoch noch deutlich Ge-
schwindigkeitsnachlaufdellen erkennbar sind, z. B. Meßebene II.

Der Zusammenhang zwischen dem gemessenen Profilverlust jp und der Wider-


standskraft F Wergibt sich gemäß
mjp = F'~W w co

bzw.
F'~ w
W co
jp m

Mit der Definition des Gitterwiderstandsbeiwertes C w


c'~
W

und

m=pw tb
m
210

ergibt sich

ci< P w"" b L w""


W
2 w;;, L
2 pw tb c{V TWt·
m m

Der Widerstandsbeiwert C wist über die Gleitzahl 0;;' des Gitters mit dem zugehö-
rigen Auftriebsbeiwert c~ verknüpft:

Mit dieser Beziehung wird

2 w t
m

Für hinreichend kleine Werte der Gleitzahl o;;f gilt für den Auftriebsbeiwert cl ge-
mäß Gleichung (3.154) näherungsweise :

w (w -w )
c lf "" !. ~ m 2u 1u
A L 2 sin ß
w ""
""
bzw. wenn Llw u (w 2u - w 1u ) gesetzt wird:

Damit ergibt sich

(3.157)

bzw.

(3.158)

Die vorstehende Beziehung ist unter der Voraussetzung abgeleitet worden, daß die
örtliche Geschwindigkeit w im Gitter nach Größe und Richtung dem konstant ange-
nommenen Mittelwert

entspricht.
211

Wird diese Bedingung aufgegeben und eine örtlich veränderliche Geschwindigkeit w


zwischen den Gitterfronten zugelassen, so gilt nach [35J für den Gitterverlust längs
eines differentiellen Strömungsweges :

2
E:~dw
wm u

Der Profilverlust jp ergibt sich durch Integration über den Strömungsweg zwischen
Gitterein- und austritt, bzw. über die Geschwindigkeitskomponente Wu zwischen
Ein- und Austritt.

Um diese Integration ausführen zu können, wird die örtliche Gleitzahl E: durch eine
über den Integrationsweg konstante mittlere Gleitzahl 1: ersetzt und weitergehend
angenommen, daß

ist.

Damit wird

Weiterhin gilt

2 2 2
w = wm + wu

und

Damit wird

1
w +-26w

w
E "'u
f1 u (2
w +w
2) dw. (3.159)
m m u u
w --6w
"'u 2 u

Nach Integration und Einsetzen der Grenzen ist


212

g
w
m

jp = e __
ßw u [w
2 + w2 + -1 (ß w ) 2] (3.160)
w m "'u 12 u
m

Diese Beziehung wird in Abschnitt 5.7 zur Bildung einer sog. Gitterverlustkenngrö-
ße benutzt.

3.3.7 Sekundärströmungserscheinungen

Sekundärströmungserscheinungen beeinflussen die Strömung in Kanälen und Beschau-


felungen ganz wesentlich, insbesondere dann, wenn große Druckgradienten quer zur
Strömungsrichtung vorhanden sind.

Das für den Mittelschnitt eines Ringkanals nach der Potentialtheorie berechnete Ge-
schwindigkeitsprofil zeigt nach einer 1800 -Umlenkung , wenn die Zuströmung als
homogen angenommen wird, ein Geschwindigkeitsmaximum am Innenradius (Bild
3.30) •

Bild 3.30. Nach der Potentialtheorie be-


rechnetes Strömungsprofil in
einem Ringkanal

Bei gemessenen Geschwindigkeitsverteilungen nach Bild 3.31 in dem gleichen Ring-


kan.al liegt das Maximum dagegen am Außenradius.

Das von der potentialtheoretischen Berechnung völlig abweichende reale Strömungs-


profil wird durch Sekundärströmungen verursacht, die laut Definition senkrecht
zur Hauptströmungsrichtung verlaufen und in Form von gegensinnig drehenden Dop-
pelwirbeln im Kanal auftreten.

Die Ursache für diese Sekundärbewegungen ist primär ein Anstieg des statischen
Druckes von der Kanalinnen- zur Kanalaußenwand infolge der Fliehkraft der auf ge-
213

Cm
m/s
!
I

I-tt-+-t--+-+-tf 20 _~ j __ 30\f-t-"~~-+-I
Cm
m/s

Bild 3.31. Gemessenes Strömungsprofil in einem Ringkanal nach [32J

krümmten Bahnen strömenden Fluidteilchen, wie aus den Bewegungsgleichungen in


Zylinderkoordinaten gemäß Tabelle 3.3 abgeleitet werden kann.

Diese Druckverteilung bewirkt zunächst eine Beschleunigung des in energiearmen


Zonen, z.B. in Grenzschichten, Nachlaufdellen, befindlichen Fluids in Richtung
des Druckgradienten. Aus Gründen der Kontinuität muß die abfließende Masse er-
setzt werden, so daß in energiereicheren Zonen eine Strömung in entgegengesetzter
Richtung einsetzt und ein Doppelwirbel entsteht.

Mit Hilfe eines partiell-parabolischen Differenzenverfahrens [25, 26, 27, 28J


lassen sich z.B. die Bewegungsgleichungen für die reibungsbehaftete Strömung in
einem Rohrkriimmer numerisch lösen [10J. In Bild 3.32 sind errechnete Isotachen
für die jeweiligen Krümmungswinkel dargestellt.

Eine Verlagerung des Geschwindigkeitsmaximums von der Mitte bei cp = 0° zum Au-
ßenrand bei cp = 90° ist deutlich zu erkennen.

Um die Sekundärströmungen selbst sichtbar zu machen, sind für denselben Rohr-


krümmer die Geschwindigkeitsvektoren der Sekundärströmung maßstäblich darge-
stellt worden (Bild 3.33).

Bereits nach kurzem Weg im Rohrkrümmer hat sich bei etwa cp = 30° der Doppel-
wirbel ausgebildet, wobei die Drehrichtung des Doppelwirbels so gerichtet ist, daß
das Fluid im Kanalinneren von der Mitte zur Außenwand und an den Seitenwänden in
Richtung des Druckgradienten von der Außen- zur Innenkrümmung transportiert
wird.
214

f{J = 10°

0 3,60
· 7,50
v 4,50
·• 8,20

. 5,30 m/s 8,40 m/s


+

6,00 · 8. 70
0
6,70 c
9,00
blr;n = 0,125

~. ~
~ .~ I
f{J = 50° f{J = 70° f{J = 90 --t

... , I
~
I

Bild 3.32. Isotachen einer reibungsbehafteten Rohrkrümmerströmung nach [10J

'"''li//''' ~,,,,\
\'\\\1//1 I • ' , , , • j
\'-..\\1//1 I \ ~ . I
''''>.II//"/
-- ..... , ' , - - I~:::::I -C>

--_:_~_;","-
_~_~_:::_~----' 1I~J
, 1 ' - - , .. --_ ......

blr;n =0,125
-
L _ \_
....
, = 30°
....-c
I

-- , --,
~:~;;;::\ r
, ~ ;-- ........ ,---,
I ' '\ \ I , , \

:,::I J
j , \ t t I , ~

I-
, I f j I!! f -C>

\ -
\ -
I f
I
I
I \
I , \ - I
-
1~
\:;::;~I
\ _//1\_, m
--" , '-- , s 1~ , ,11-s
" I L -_ _ _ _ _ _ _ I

f{J = 50° f{J = 90° '_-'=


I

Bild 3.33. Sekundärbewegungen in einer reibungsbehafteten ROhrkrümmerströmung


nach [10J
215

3.3.8 Kavitation

Jeder Stoff kann in Abhängigkeit von Druck und Temperatur in festem, flüssigem
oder gasförmigem Aggregatzustand auftreten.

Für Fluidenergiemaschinen sind definitionsgemäß nur der flüssige und gasförmige


Aggregatzustand von Bedeutung, so daß ausschließlich die Dampfdruckkurve , die
den für einen Stoff eigentümlichen Zusammenhang zwischen Dampfdruck und Tempe-
ratur wiedergibt. interessiert. Der Dampfdruck steigt bei allen Fluiden mit der
Temperatur an, wie am Beispiel des Wassers die Dampfdruckkurve in Bild 3.34
zeigt.

Cl
.Cl

c: 0.5
Q.

50 100
t in oe Bild 3.34. Dampfdruckkurve des Wassers

Wird in einer Flüssigkeitsströmung, z.B. in Schaufelgittern, örtlich der statische


Druck unter den der Fluidtemperatur entsprechenden Dampfdruck abgesenkt, so
bilden sich dort mit Dampf gefüllte Hohlräume, welche, durch die Strömung in Ge-
biete höheren Druckes transportiert, schlagartig zusammenfallen. Der gesamte
Vorgang wird als Kavitation bezeichnet und ist im allgemeinen bei Druckabsen-
kung zunächst akustisch, später auch optisch wahrnehmbar.

Die an der Saugseite der Laufschaufeln (Punkt K") bzw. der Leitschaufeln (Punkt
K') einer Radialpumpe sichtbaren Kavitationsblasen in Bild 3.35 sind mit Hilfe ei-
ner stroboskopischen Beleuchtung aufgenommen worden.

Die Dampfblasenbildung wirkt sich im allgemeinen sowohl auf das Betriebsverhalten


als auch auf das Material der betreffenden Strömungsmaschine aus;

- In Wandnähe wird die Grenzschicht abgelöst. Die Kavitationsgebiete engen den


freien Strömungsquerschnitt ein, was sich auch im Abknicken der Maschinenkenn-
linien äußert.
216

Bild 3.35 Bild 3.36

Bild 3.35. Kavitationsgebiete im Laufrad (KlO) und Leitrad (K') einer Pumpe
Bild 3.36. Durch Kavitation zerstörtes Pumpenlaufrad

- Die wandnahe Implosion der Dampfblasen kann eine Erosion der umströmten Ka-
nalwände bis zur vollständigen Materialzerstörung bewirken, wie in Bild 3.36
am Beispiel eines Pumpenlaufrades zu sehen ist.

- Als Folge des hohen Druckes beim Einsturz einer Dampfblase kann es in sauer-
stoffhaltigen Flüssigkeiten zu intensiven Kontakten zwischen Sauerstoff und Wand-
werks toff und damit zu einer gesteigerten Oxydation kommen.

- Als Folge der eben genannten intensiven Kontakte kann es in mineralhaltigen,


sauren oder basischen Flüssigkeiten zu erhöhten elektrolytischen Abtragungen
kommen, wenn bereits durch die Inhomogenitäten des Wandwerkstoffes galva-
nische Elemente vorliegen.

- Als Folge der hohen Drücke und Fluidgeschwindigkeiten bei der Blasenimplosion
wird eine mechanische Erosion eingeleitet, di e nach heutigem Kenntnisstand die
Haupturs ache für die Werkstoffz erstörung ist.

Mit Hilfe von Hochges chwindigkeitskameras ist der Zusammenfall von Kavitations-
blasen in Wandnähe untersucht worden [5], [14]. Dabei zeigt sich, daß die einzel-
nen Dampfblasen in kurzzeitige Schwingungen hoher Amplitude geraten. Die Blasen
werden zunächst an einer Seite eingestülpt und bewirken beim weiteren Zusammen-
fallen einen mikrofeinen Flüssigkeitsstrahl, der nahezu mit der Schallgeschwindig-
keit der Flüssi.gkeit, gegen die Wandfläche gerichtet, das Material mechanisch
hoch beansprucht und schließlich nach einer je nach Werkstoff unterschiedlichen In-
kubationszeit Teilchen aus der Werkstoffmatrix herauslöst. Die Einwirkung des ein-
zelnen Mikrostrahles dauert jeweils nur wenige Mikrosekunden.

Ein hoher Anteil an freien und gelösten Gasen in der Flüssigkeit begiinstigt La. den
Kavitationsbeginn und das Blasenwachstum . So wachsen z.B. Luftkerne , die an der
217

Oberfläche eines angeströmten Profils haften, nach der Ablösung von der Wand ex-
plosionsartig auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe an, obwohl der örtliche
Druck über dem Dampfdruck liegt. Gasarme Flüssigkeiten zeigen auch unterhalb
des Dampfdruckes keine nennenswerte Kavitation.

In die Dampfblase eindiffundierte Gase mindern in aller Regel jedoch die Implo-
sionsgeschwindigkeit der Blase und üben somit eine dämpfende Wirkung aus.

Untersuchungen an ebenen Gittern haben gezeigt, daß rauhe Oberflächen auf der
Saugseite im Bereich der Eintrittskante die Kavitationsneigung erheblich fördern.
Als Folge beginnender Kavitation werden Strömungsablösungen und Verminderung
des Auftriebs registriert. Ein zusätzliches Aufrauhen der Oberfläche durch Kavita-
tionserosion hat eine eskalierende Wirkung.

3.4 Kompressible Strömungen

Im Gegensatz zu den inkompressiblen Fluiden zeigen Gase und Dämpfe als kompres-
sible Fluide gemäß der Zustandsgleichung p = p (T ,p) neben der Temperaturabhän-
gigkeit auch eine starke Druckabhängigkeit ihrer Dichte. Weil für ein ideales Gas,
wie in Abschnitt 2.2 aufgeführt, ein relativ einfacher Zusammenhang zwischen den
Zustandsgrößen besteht, werden die nachfolgenden Betrachtungen der kompressiblen
Strömung darauf bezogen.

3.4.1 Schallgeschwindigkeit und Schallausbreitung


Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit einer kleinen Druckstörung dp in einem kom-
pressiblen Fluid sei mit a s und die Koordinate in Fortschrittsrichtung mit x be-
zeichnet. Nach der Kontinuitätsgleichung (3.31) gilt bei eindi mensionaler, statio-
närer Strömung:

Aus der Kettenregel ergibt sich:

das dp
p--+a - = 0
dx s dx

bzw.

da (3.161)
s
218

Die auf dieses Beispiel bezogene, unter Vernachlässigung des Schwerefeldeinflusses


angeschriebene Bernoulli-Gleichung (3.72) wird differenziert:

(3.162)

Aus der Kombination der Gleichungen (3.161) und (3.162) folgt:

_ a 2 dp = _ iP.
s pp'

Für kompressible Fluide ergibt sich also eine endliche Fortpflanzungsgeschwindig-


keit a s einer Druckstörung , die als Schallgeschwindigkeit bezeichnet wird. Für
dr --> 0, d.h. für inkompressible Fluide, resultiert dagegen eine theoretisch un-
endlich hohe Fortpflanzungsgeschwindigkeit einer Druckstörung , d. h. die Schallge-

*
schwindigkeit in einem reibungslosen, streng inkompressiblen Fluid ist unendlich
groß. Da bei der Bernoulli-Gleichung (3.162) ein reversibler Prozeß zugrunde
liegt, wird statt des totalen ~ auch der partielle Differentialquotient geschrie-
ben, um anzudeuten, daß die Zustandsänderung der Druckstörung isentrop ver-
läuft .

(3.163)

Für eine isentrope Zustandsänderung eines idealen Gases gilt:

Mit der Gasgleichung (2.60) kombiniert, ergibt sich:

bzw.

a
s
= v;-RT. (3.164)

Die Größe der Schallgeschwindigkeit im idealen Gas hängt neben den Stoffgrößen nur
von der Gastemperatur ab. Da die Temperatur in einer Strömung i.a. örtlich ver-
schieden ist , wird a s auch als örtliche Schallgeschwindigkeit bezeichnet.
219

Das Bild 3.37 stellt die Ausbreitung einer kleinen. punktförmigen Druckstörung in
einem ruhenden Gas dar.

Entstehungsort Bild 3.37. Zur Schallausbreitung in ruhendem Gas

Um den Entstehungsort breiten sich mit Schallgeschwindigkeit Druckwellen aus. die


zu aufeinanderfolgenden Zeitpunkten konzentrische Kugeln bilden. Der Kugelradius
r i zum Zeitpunkt \ ergibt sich aus r i = a s \ .

Wird die punktförmige, ruhende Störquelle mit der Geschwindigkeit c eines Gases
angeströmt, so verlagern sich die Störfronten entsprechend der Anströmgeschwin-
digkeit.

C< Os

/
Störquelle
Bild 3.38. Zur Schallausbreitung in strömendem
Gas (c < a.)

Bei Anströmgeschwindigkeiten c, die kleiner als die Schallgeschwindigkeit a s


sind, bilden gemäß Bild 3.38 die Störfronten zu verschiedenen Zeitpunkten Kugeln,
deren Mittelpunkte stromabwärts verschoben liegen.

Bei Anströmgeschwindigkeiten c, die größer als die Schallgeschwindigkeit a s sind,


werden die Mittelpunkte der kugeligen Störfronten soweit stromabwärts verscho-
ben, daß die Störfronten innerhalb eines Kegels mit dem halben Öffnungswinkel Cl'

liegen, wobei die Störquelle in der Kegelspitze liegt (Bild 3.39) .


220

Machsehe Linie

IX

----
c>os I tO.<:'+-H--H<>-----of-,---b

Stiirquelle

Bild 3.39. Zur Schall ausbreitung in strömendem


Gas (c> a.)

Der Kugelmittelpunkt ist zum Zeitpunkt t i um den Weg ct i stromabwärts gewandert.


Dabei hat die kugelförmige Störfront den Radius a t. angenommen. Aus den geo-
s 1
metrischen Verhältnissen läßt sich ablesen:

a t. a
.
Sin 0/ =-cs - 1 s
t. = -C •
(3.165)
1

Das Verhältnis aus Strömungsgeschwindigkeit c und Schallgeschwindigkeit a s wird


als Mach-Zah l bezeichnet.

(3.166)

Mit der Mach-Zahl läßt sich Gleichung (3.165) schreiben:

. 1
Sin 0/ =- (3.167)
Ma '

d. h. mit größer werdender Mach-Zahl wird der Winkel 0/ kleiner.

Insbesondere gilt:

Ma = 1:
Ma = 2:
Der Winkel a zwischen der Kegelmittel- und der Kegelmantellinie wird als Mach-
scher' Winkel, die den Kegel erzeugenden Geraden, d.h. die im Meridianschnitt
des Kegels sichtbaren Mantellinien werden als Machsehe Linien bezeichnet.
221

3.4.2 Isentropes Ausströmen


Da bei bestimmten Prozeßabläufen in Fluidenergiemaschinen Gase zwischen Ar-
beitsräumen unterschiedlicher Drücke überströmen, soll idealisiert ein aus einem
Kessel reibungsfrei ausströmendes Gas betrachtet werden (Bild 3.40).

Co = 0

~ - - - - .--.----f--
~ P
T
9
Bild 3.40. Zum Ausströmen aus einem Kessel

Der Gaszustand im Kessel wird durch die Werte PO' PO' TO des Ruhezustandes,
d.h. bei Co = 0 beschrieben, während die Ausströmgeschwindigkeit c sowie die
Dichte P und die Temperatur T bei vorgegebenem Druck p bestimmt werden sollen.

Uber die Isentropenbeziehung und die Gasgleichung lassen sich Dichte und Tempera-
tur in Abhängigkeit vom Druckverhältnis plPo ermitteln:

(
1

..2...- ..E... )
~

Po - Po ' (3.168)

~ - 1

_
T - ( .E.. )
TO - Po
~ • (3.169)

Die Ausströmgeschwindigkeit ergibt sich aus dem Energiesatz, nach dem für einen
Strömungsvorgang die Totalenthalpie konstant ist:

(3.170)

Wegen Co =0 geht diese Gleichung über in:

(3.171)
222

Um c in Abhängigkeit vom Druckverhältnis p/PO darstellen zu können, wird c auf


die maximal erreichbare Geschwindigkeit bezogen, die sich ergibt, wenn T =0
wird:

(3.172)

Das Geschwindigkeitsverhältnis lautet somit als Funktion des Temperatur- bzw.


Druckverhältnisses :

c (3.173)
c
max

Ebenso läßt sich die Mach-Zahl in Abhängigkeit vom Temperatur- bzw. Druckverhält-
nis darstellen:

c c c max c
Ma
a
---
c
-a- -
c
s max s max

Ma = lr- 2 -
Y )1. - 1
Y T0 _ 1
T

bzw.

Ma = Y- )1.
2
- 1
(3.174)

Hieraus kann das sogenannte kritische Druckverhältnis p"/pO ermittelt werden, bei
dem das Gas gerade mit der Schallgeschwindigkeit a s strömt. Aus der Bedingung
Ma = 1 resultiert das kritische Druckverhältnis :

(3.175)

Speziell für )t 1,4, d.h. für zweiatomige Gase wie z.B. Luft ergibt sich E: -_
PO
0,528.
223

Die übrigen kritischen Werte ergeben sich durch Einführen von Gleichung (3.175)
in die entsprechenden Beziehungen. So gilt z.B. für die kritische Dichte:

1 1
.L
if -
Po -
(*)i:\
E.:.
Po
- (_ _ ~
-
2
11. + 1
) (3.176)

Üblicherweise wird die sogenannte Massenstromdichte p c dadurch dimensionslos


gemacht, daß sie auf die kritischen Werte p" C if bezogen wird. Durch Erweitern
mit Po c max folgt zunächst:

~ -L. _c_ Po c max


pif C if - P
o
c
max
P* ~.

Werden die Gleichungen (3.168), (3.173), (3.175) und (3.176) eingeführt, so er-
gibt sich nach Umformung:

(3.177)

Im oberen Teil des Bildes 3.41 sind die Gleichungen (3.168), (3.169), (3.173) und
(3.177) für ein Gas mit dem Isentropenexponenten )( = 1,4 dargestellt.

Aus dem unteren Teil des Bildes 3.41 ist zu entnehmen, daß im Unterschallbereich
(Ma< 1) das Druckverhältnis plPO größer, dagegen im Überschallbereich (Ma > 1)
kleiner als das kritische Druckverhältnis p" Ipo ist, d. h. :

..E...> ~ (Unterschallbereich) ,
Po Po

n< n if
.L.. L..- (Überschall bereich) •
Po Po

Aus dem Diagramm läßt sich der Zusammenhang zwischen der Änderung des Strom-
röhrenquerschnitts und der Änderung der Geschwindigkeit entnehmen, der nach
Bild 3.42 prinzipiell dargestellt ist.

Wie der Kurvenverlauf der bezogenen Stromdichtefunktion zeigt, hat

pc A*
pif C if =A
224

0.2 0.4 I 0.6 0.8 1.0


i PiPa

4.0 ---~
I
I I
3.0
~
-i--~i
. I
2.0 ,~--
I .

I
1.0

Bild 3.41. Bezogene Zustandsgrößen bei isen-


- - Überschall- -+-- Unterschall--1 troper Strömung

Unterschall Überschall
Ma<l Ma>l

c wächst
V CD
c föllt
CD ~ Bild 3.42. Zur Wirkung von Düsen und
Diffusoren im Unter- und
Überschallbereich

beim kritischen Druckverhältnis seinen Maximalwert 1. Da sowohl im Über- als


auch im Unterschallbereich A größer als A~' ist, stellt A~' den engsten Querschnitt
dar, in dem das Gas bei kritischem Druckverhältnis mit Schallgeschwindigkeit
strömt. Um eine Strömung mit Überschallgeschwindigkeit zu erzeugen, muß des-
halb hinter der engsten Stelle der Querschnitt erweitert werden. Diese sogenannte
Laval-Düse ist im unteren Teil von Bild 3.43 dargestellt.
225

E
Po
1

P' --.- - ----


Po

----1
1
1(4)
I

Bild 3.43. Druckverlauf in einer Laval-Düse

Bis zur engsten Stelle strömt das Gas mit Unterschallgeschwindigkeit , erreicht im
Querschnitt A" die Schallgeschwindigkeit und wird danach weiter beschleunigt. Im
oberen Teil des Bildes 3.43 ist der Verlauf des Druckverhältnisses piPa über der
Längsachse der Laval-Düse aufgetragen. Es ist zu sehen, daß das Druckverhältnis
im engsten Querschnitt den kritischen Wert p'f/Pa annimmt und danach gemäß Bild
3.41 im Überschall bereich weiter fällt.

Um also mit Hilfe einer Laval-Düse eine Überschallströmung zu erhalten, muß am


Austritt ein ganz bestimmter Druck angelegt werden, der sich aus dem Druckver-
hältnis P A/pa der Kurve (4) ergibt. Den Verlauf des Druckverhältnisses bei einer
reinen Unterschallströmuug zeigt Kurve (1). Zwar fällt der Druck bis zur engsten
Stelle der Laval-Düse ab, erreicht aber dort nicht den kritischen Wert und steigt
wieder an.

Der Druckverlauf gemäß Kurve (2) stellt sozusagen eine Grenzkurve dar, bis zu
der bei Anlegen eines entsprechenden Austrittsdrucks die Strömung in der Düse
noch im Unterschallbereich verläuft. Werden Gegendrücke angelegt, die im Be-
reich zwischen den Kurven (2) und (4) liegen, kommt es im divergenten Teil der
Laval-Düse zu einer unstetigen Druckerhöhung, einem sogenannten Verdichtungs-
stoß (Abschnitt 3.4.4), der durch Kurve (3) dargestellt ist.

Ein Zusammenhang zwischen der örtlichen Schallgeschwindigkeit und der Schallge-


schwindigkeit des Ruhezustandes läßt sich z.B. beim Ausströmen aus einem Kessel
studieren, wobei wiederum angenommen wird, daß der Ruhezustand im Kessel kon-
stant bleibt. In Gleichung (3.171) wird die spezifische Wärmekapazität c
P
= __
)1,
)1,_
- 1
R
eingeführt:
226

Mit der Gasgleichung und der Isentropenbeziehung folgt schließlich für die Aus-
strömgeschwindigkeit aus dem Kessel nach Bild 3.40:

(3.178)

Für die örtliche Schallgeschwindigkeit nach Gleichung (3.164) gilt mit Gleichung
(3.168):

(3.179)

Werden die beiden Gleichungen (3.178) und (3.179) kombiniert, so ist:

Da der Ausdruck Vl< PoPo gerade die Schallgeschwindigkeit a O im Ruhezustand dar-

stellt, ergibt sich:

a s2 = a O
2 - -
li-1
2- c 2 , ( 3.180 )

d.h. die örtliche Schallgeschwindigkeit a s eines Gases wird mit größer werdender
Geschwindigkeit c kleiner. Das Maximum von a wird im Ruhezustand (c = 0) er-
s
reicht.

Wenn ein Gas gerade mit Schallgeschwindigkeit (c = a ) strömt, wird die nach Glei-
s
chung (3.180) definierte Geschwindigkeit kritische Geschwindigkeit a i ' , oder auch
Laval-Geschwindigkeit genannt:

2 PO){ - 1 ><2
a" =)( - - - 2 - a" ,
Po

a" = V~RT
1 O·
){-t
(3.181)

Eine in der Literatur außerdem verwendete Geschwindigkeit ist die schon in Glei-
chung (3. 172) definierte Grenzgeschwindigkeit c ,die auch Crocco-Geschwindig-
max
227

keit genannt wird. Für ein ideales Gas folgt für die Crocco-Geschwindigkeit:

c max =V22-1RTO. (3.182)


l1.-

Neben der örtlichen Mach-Zahl eines Gases gemäß Gleichung (3.166) ist es üblich,
die Gasgeschwindigkeit c auf die Laval-Geschwindigkeit a* bzw. auf die Crocco-Ge-
schwindigkeit c max zu beziehen. Die auf a if bezogene Geschwindigkeit c wird auch
Laval-Zahl genannt:

La = c'c • (3.183)
a"

Die auf c max bezogene Geschwindigkeit c wird auch als CY'occo-Zahl bezeichnet:

Cr = _c_. (3.184)
c
max

Die mit ,dem Totalzustand, d.h. mit der Ruhetemperatur TO gebildeten Geschwin-
digkeiten a* und c sind für ein Gas konstante Größen, so daß sowohl die La-
max
val- als auch die Crocco-Zahl bei isentroper Zustandsänderung proportional zur ört-
lichen Geschwindigkeit c der Strömung sind. Beide Zahlen werden deshalb im Ma-
schinenbau oft dazu verwendet, um Strömungsgleichungen dimensionslos zu machen.

Zur Berechnung des Massenstromes werden die Gleichungen (3.168) bis (3.171) in
die Kontinuitätsgleichung (3.33) eingesetzt:

bzw.

(3.185)

wobei eine DUY'chflußfunktion ~ eingeführt wird:

(3.186)
228

Bei konstantem Kesselzustand PO' Po hat die Durchflußfunktion ljJ ein Maximum ljJ{f
beim kritischen Druckverhältnis nach Gleichung (3.175) mit dem Wert

(3.187)

Nach den bisher beschriebenen Zusammenhängen ist die im engsten Querschnitt Alf
maximal erreichbare Geschwindigkeit die Schallgeschwindigkeit, die sich auch durch
eine weitere Druckabsenkung nicht mehr steigern läßt. Deshalb behält auch die
Durchflußfunktion ljJ nach Unterschreiten des kritischen Druckverhältnisses den
Wert ljJ = ~lf bei.

Damit ergibt sich zur Berechnung des Massenstromes bei isentropem Ausströmen
aus einem Kessel die Beziehung

(3.188)

mit

(3.189)

bzw.

K + 1

ljJ = K(_21 )~
K + (3.190 )

Der Verlauf der Durchflußfunktion ljJ (fo, K) ist für verschiedene Isentropenexponen-

ten K in Bild 3.44 dargestellt.

Um Einflüsse, wie z.B. Reibung, Strahlkontraktion usw. auf den Massenstrom bei
Ausström vorgängen zu erfassen, wird ein Korrekturfaktor , die sogenannte Durch-
flußzahl 0:', in Gleichung (3.188) eingeführt:

Die Durchflußzahl O! hängt nach [36J von geometrischen Größen, der Mach-Zahl und
der Reynolds-Zahl ab.
229

';>. 0.4

0,2

-j-
I
Bild 3.44. Durchflußfunktion $ fiir
0.2 0,4 0.6 0.8 1.0 isentropes Ausströmen aus
p* p einem Kessel bei verschie-
p; Po denen Isentropenexponenten

Beispiel 3.2:

Von einer Laval-Düse, die Luft auf Uberschallgeschwindigkeit beschleunigen soll. sind folgende
Daten bekannt (Bild 3.43) :

lsentropenexponent k =K 1,4 (ideales Gas)

Gaskonstante R = 287 J/kg K

Ruhetemperatur K

Druck am Austritt bar

Kritisches Querschnittsverhältnis A*/AA = 0,8

Es werden die Zahlenwerte folgender Größen gesucht:

Ruhedruck PO' kritischer Druck p*, Temperatur TA' Dichte PA' Geschwindigkeit cA' Laval-
Zahl La und Crocco-Zahl Cr am Düsenaustritt .

Mit Gleichung (3.177)

>< - 1

1 - (:~ )

2 )~l~
(~ r~

ist ein Zusammenhang zwischen dem Druckverhältnis (PA/PO) und dem Querschnittsverhältnis
(A*/AA) gegeben, aus dem sich der Druck Po iterativ bestimmen läßt. Aus Bild 3.41 läßt sich
ein Startwert für PA/PO bei dem kritischen Querschnittsverhältnis A*/AA = 0.8 zu

entnehmen.
230

Die Iterationsrechnung ergibt schließlich

Daraus resultiert der Ruhedruck gemäß

Po = P A /O,235 = 1/0,235 = 4,255 bar.

Aus Gleichung (3.175) folgt der kritische Druck p*:

><. 1,4

P* = Po ( -
2
-
)~ = 4 255 ( _2
2,4
)0,4 = 2,248 bar.
><. + 1 '

Die Austrittstemperatur ergibt sich aus Gleichung (3.169)

><. - 1
~
TA = T 0 (:~) ><. = 290 0,235 1 ,4 = 191,7 K.

Damit kann die Dichte PA am Düsenaustritt berechnet werden:

PA 100000 3
PA = RT A = 287.191,7 = 1,817 kg/m .

Die Austrittsgeschwindigkeit cA ergibt sich aus Gleichung (3.171)

cA = V2 ><.: 1 R(T O - TA)' = V2 1,~'~ 1 287· (290 - 191,7) = 444,3 m/s.

Die Laval-Geschwindigkeit a* wird nach Gleichung (3.181) zu

a* = y~ R T = V~ . 287 • 290 = 311, 6 m/ s


><+10 1,4.1

errechnet. Damit ergibt sich die Laval-Zahl zu

cA 444,3
La=ä;*= 311,6 = 1,426.

Nach Gleichung (3.182) ergibt sich für die Crocco-Geschwindigkeit

c max = Y ~
2>< R T = y2.14
O
/
~. 287 • 290 = 763,3 m s,

woraus die Crocco-Zahl

resultiert •
231

3.4.3 Adiabate Rohrströmung


Für Überschlagsrechnungen zur Bestimmung der Verluste in den Kanälen einer
Fluidenergiemaschine wird oft der folgende Zusammenhang zwischen spezifischer
Dissipation j und Strömungsgeschwindigkeit c angenommen:

(3.191)

Dabei ist C eine Widerstandszahl , die meist empirisch bestimmt wird. Für die
Rohrströmung läßt sich ein Zusammenhang zwischen dieser Widerstandszahl und
der Rohrreibungszahl A herstellen.

Die Reibungskraft an der Wand eines Rohres, das den Umfang U und die Länge L
hat, ergibt sich aus der Wandschubspannung TW :

FR=TWUL.

Hiermit folgt für die Reibleistung :

bzw. für die spezifische Dissipation unter Verwendung der Kontinuitätsgleichung:

PR TW U L c
=Ih= pcA

Wird ein Rohr mit Kreisquerschnitt zugrunde gelegt, so ist

Ein Vergleich mit Beziehung (3.191) ergibt für die Widerstandszahl C folgenden
Zusammenhang:

8 TW
Es ist üblich, für den Faktor --2- die Rohrreibungszahl A einzuführen, so daß
p c
gilt:

(3.192)
232

Damit geht Gleichung (3.191) über in

(3.193)

Für die Rohrströmung ist die Abhängigkeit der Rohrreibungszahl A von der Rey-
nolds-Zahl untersucht worden, wobei die Reynolds-Zahl mit der mittleren Rohr-
strömungsgeschwindigkeit und dem Rohrdurchmesser gebildet worden ist.

Um die Rauhigkeit des Rohres zu berücksichtigen, wird der dimensions lose Para-
k
meter (; verwendet. Dabei ist die sogenannte Sandrauhigkeit k s als die "Höhe"
unendlich dicht angeordneter gleich großer Sandkörner aufzufassen.

Dabei haben sich je nach Bereichen der Reynolds-Zahl unterschiedliche Widerstands-


gesetze ergeben, von denen fünf in Bild 3.45 dargestellt worden sind [4J:

CD Hagen-Poiseuille A = ~! . (3.194)

Im laminaren Strömungsbereich, d.h. unterhalb der kritischen Reynolds-Zahl


Rek , ist die Rohrreibungszahl A nur von der Reynolds-Zahl und nicht von der
relativen Rauhigkeit abhängig.

Die vier weiteren Gesetze gelten für die turbulente Ström ung.

@ Blasius: A=~,316 für 2,3 .10 3 <Re<1. 10 5 (3.195)


YRe
® Prandtl: _1_ = 2 log(Re "'(Ä) - 0,8 für Re> 1 • 10 5 • (3.196)
VI
Die Gesetze von Blasius und Prandtl gelten für hydraulisch glatte Rohre. Die
Rauhigkeit der Wand ist so gering, daß sie A nicht beeinflußt.

® Colebrook: - 1 = 1,74 - 2 log (2~


ks + ~
18 7) (3.197)
r>:

Re rA

Die Rohrreibungszahl A ist eine Funktion der Reynolds-Zahl und der relati-
ven Rauhigkeit.

® v. Karm(m: - 1 = 1,74 - 2 log (2Dks ) • (3.198)


~
Die Rohrreibungszahl A hängt ausschließlich von der relativen Rauhigkeit ab.
233

0,100
0,080
\
0,060 : '\
'\
l1~
0,040 ~~ '\

0,030
\1 ~ ~ "-
-<
0,025 r--r- 1 ~ "-
0,020 I- - :
1 CD~ ~ ( 5)
1
T:
'-.;~ "-
0,015 f-

~ ~~ ~

0,010 ~
0,008
r+1 ! jQJ~ I--- "
] I 4 5 5 7
10 1 10 10
I
Re k

Bild 3.45. Reibungszahl A für Rohrströmungen

Die hier für die Rohrströmung gefundenen Ergebnisse lassen sich auch auf Strömun-
gen mit nicht-kreisförmigem Querschnitt übertragen, wenn als Durchmesser der
hydraulische Durchmesser D h eingeführt wird:

(3.199)

wobei A die Fläche des Strömungsquerschnitts und U der benetzte Umfang sind.
Für den Kreisquerschnitt sind hydraulischer und Kreisdurchmesser gleich.

Fanno-Kurven

Um die reibungs behaftete Strömung in einem horizontalen, adiabaten Rohr mit kon-
stantem Querschnitt beschreiben zu können, werden, wie in Bild 3.46 dargestellt,
die Geschwindigkeiten und Zustandsgrößen in zwei Kontrollflächen miteinander in
Beziehung gesetzt. Das Rohr soll an der Kontrollfläche E mit Unterschallgeschwin-
digkeit CE < a s durchströmt werden.

p; T; h

Bild 3.46. Zur Strömung in einem adia-


baten R ohr mit konstantem
adiabat Querschnitt A
234

Da in allen Querschnitten eines solchen Rohres ohne Zu- oder Abfuhr von Energie
die Totalenthalpien gleich sein müssen, gilt nach dem ersten Hauptsatz der Ther-
modynamik:

(3.200)

Nach der Kontinuitätsgleichung ergibt sich für das Rohr gleichen Querschnittes ei-
ne konstante Massenstromdichte :

rh cE c
A v
= v E = = const. (3.201)

Mit dieser Gleichung können die Geschwindigkeiten cE bzw. c in (3.200) elimi-


niert werden:

v~
( • )2
h E +""2~ =h + ~2 ( ~• ) 2 =const. (3.202)

Ist der Anfangszustand E bekannt, so läßt sich die spezifische statische Enthalpie
h an weiteren Orten des Rohres bei Vorgabe des spezifischen Volumens mit Hilfe
der Gleichung

h =h E + (~. )2(V~
""2 - ~
2) ( 3.203)

finden, wenn eine bestimmte Massenstromdichte rh/ A gewählt wird.

Werden die zu einer konstanten Massenstromdichte ermittelten Werte von h und v


in ein h,s-Diagramm (Bild 3.47) eingezeichnet und miteinander verbunden, so er-
geben sich die sogenannten Fanno-KuY'ven, die G. Fanno nach [18J 1904 in seiner
Diplom-Arbeit an der ETH-Zürich erstmalig beschrieben hat.

Aus dem Bild 3.47 läßt sich entnehmen, daß mit absinkendem Druck p längs einer
Fanno-Kurve das spezifische Volumen und damit die Geschwindigkeit zunimmt.

Wird der Druck im Rohr so weit abgesenkt, daß der Punkt U der Fanno-Kurve mit
den Zustandsgrößen s' und p' überschritten wird, so müßte die Entropie abneh-
men, was wegen des vorgegebenen adiabaten Systems gemäß dem zweiten Hauptsatz
235

Bild 3.47. Fanno-Kurven für Unterschall-


s' s strömung

jedoch ausgeschlossen ist. Die Fanno-Kurve ist daher in diesem Bereich für Ex-
pansionsprozesse als irreal nur gestrichelt gezeichnet.

Der Punkt U mit senkrechter Tangente an die Fanno-Kurve stellt einen Grenzfall
dar, für den ds = 0 gilt. Damit ergibt sich aus der Gibbsschen Gleichung (2.34):

Tds = dh - vdp = o.
Wird die in differentieller Form geschriebene Gleichung (3.202) :

dh + ( ~ ) 2 vdv = 0

mit Gleichung (2.34) kombiniert, so ergibt sich:

vdp + ( ~ ) 2 vdv = 0

(m)
A
2 _ QE _
- - dv - -
(~)
ov .
s

Mit der Kontinuitätsgleichung (3.201) folgt:

(~) s
bzw.

(3.204)
236

Wird v = 1/ P nach p differenziert, so ist:

(3.205)

Durch Kombination von Gleichung (3.204) mit Gleichung (3.205) ergibt sich die Ge-
schwindigkeit an der Stelle U:

Da sich als Grenzfall gerade die Schallgeschwindigkeit ergibt, ist für den einge-
zeichneten Fanno-Kurvenast die zugehörige Geschwindigkeit c stets kleiner oder
höchstens gleich der Schallgeschwindigkeit. Für die Mach-Zahl auf diesem Kur-
c
venast gilt entsprechend Ma ,,;; 1, insbesondere Ma E = a E < 1.
s
Wenn der Druck PA außerhalb des Rohres unter den Druck p' absinkt, wird im
Austrittsquerschnitt des Rohres der Druck p' und damit die Schallgeschwindigkeit
a s erreicht. Erst außerhalb des Rohres expandiert das Gas auf den Druck PA.

Wenn ein Fluid in das adiabate Rohr konstanten Querschnitt A (Bild 3.46) mit Uber-
schallgeschwindigkeit eintritt (cE> a s )' wird der Zustandsverlauf bei konstanter
Massenstromdichte nach der bereits abgeleiteten Gleichung (3.203) durch den un-
terhalb des Punktes U liegenden Ast der entsprechenden Fanno-Kurve beschrieben.
Damit muß in Strömungsrichtung bei reibungsbehaftetem Fluid die Entropie, die sta-
tische Enthalpie und der Druck zunehmen, während die Geschwindigkeit abnimmt
(Bild 3.48).

h
- ~Rayleigh-Kurve
\

ß '
u/
/
1 / 5, <52 . c2<os
unstetige
Zustandsänderung p/::
_-----L2- 11 !Ti =const
1 11 A
1 1
~~----------r--*-----hE
11
Bild 3.48. Zum geraden Verdichtungs-
5 stoß nach [18J

Im Punkt U erreicht die Strömungsgeschwindigkeit c die Schallgeschwindigkeit a s •


Dabei ist der Druck p auf den Druck pt angestiegen.
237

3.4.4 Verdichtungsstoß

Der an hand eines durch eine konstante Massenstromdichte gekennzeichneten unteren


Astes der Fanno-Kurve beschriebene Zustandsverlauf der Strömung kann nur auf-
recht erhalten werden, wenn eine für diesen Verlauf der Fanno-Kurve abgestimmte
Rohrlänge vorliegt. Übersteigt die Rohrlänge diesen Grenzwert, so tritt an einer
bestimmten Stelle des Rohres eine Unstetigkeit bezüglich des Druck- und Geschwin-
digkeitsverlaufes auf. Der Druck steigt schlagartig an und die Geschwindigkeit c
fällt unter die Schallgeschwindigkeit ab. Es kommt zu einem sogenannten geraden
Verdichtungsstoß im Rohr.

Kon rollroum

/ / '[,14 / / / / / / / / / /

CI
91 . PI

Ston Bild 3.49. Stoßfront in einem Rohr

Die Zustandsgrößen vor dem Verdichtungsstoß seien mit dem Index 1, die nach dem
Stoß mit dem Index 2 bezeichnet.

Auf den in Bild 3.49 eingezeichneten Kontrollraum angewendet, ergeben die Erhal-
tungssätze:

Kontinuitätsgleichung:

(3.206)

Energiesatz:

h ti = h t2 ,

2 2
Ci c2
hi + 2"" = h2 + 2""'

(3.207)
238

Impulssatz:

(3.208)

Der Impulssatz geht mit Gleichung (3.206) über in:

(3.209)

Durch Kombination der drei Erhaltungssätze (3.206), (3.207) und (3.209) können
die Geschwindigkeit c 2 ' die Dichte P2 und der Druck P2 hinter dem Verdichtungs-
stoß ermittelt werden, wenn die Zustandsgrößen vor dem Stoß bekannt sind:

1__2_ (1 _~
11. + 1 Pl
Pl)
2 '
(3.210 )
cl

(3.211)

Der Zusammenhang gemäß Gleichung (3.209) liefert für konstante Massenstrom-


dichten im h,s-Diagramm Kurven, die als RayZeigh-Kurven bezeichnet werden. Ei-
ne derartige Linie verbindet alle Zustände, welche wegen der infinitesimalen Dicke
des Kontrollraumes um den Verdichtungsstoß durch eine reibungsfreie Strömung ge-
kennzeichnet sind.

Für die gleiche Massenstromdichte ergeben sich gemäß Bild 3.48 zwei Schnittpunk-
te 1 und 2 der Fanno-Kurve mit der Rayleigh-Kurve, die den Zustand vor, bzw.
nach dem Verdichtungsstoß kennzeichnen.

Das vor dem Stoß mit Überschallgeschwindigkeit strömende Gas wird nach dem Stoß
unter Entropiezunahme sprunghaft auf Unterschallgeschwindigkeit verzögert, d. h.
es ist cl> a s > c 2 und damit P1 < P2 bzw. mit Gleichung (3.208) Pl <P2·

Ein "Verdünnungsstoß" beim Übergang vom Unterschall- in den Überschallbereich,


also vom oberen Teil der Fanno-Kurve zum unteren, ist nicht möglich, weil unter
Beachtung konstanter Massenstromdichte die Entropie im adiabaten System abneh-
men müßte, was aber dem zweiten Hauptsatz widersprechen würde.

Beim geraden Verdichtungsstoß, wie er bei der Rohrströmung gemäß Bild 3.49 auf-
tritt, verläuft die Stoßfront senkrecht zur Richtung der Überschallströmung •

Außer geraden Verdichtungsstößen können auch, z.B. bei der Strömungsumlenkung


239

durch Schaufeln, schräge VerdichtungssU5ße beobachtet werden, bei denen die


Stromlinien der Uberschallströmung an einer zur Anströmrichtung schräg liegenden
Stoßfront einen Knick erfahren.

Dieser Vorgang läßt sich so darstellen, daß einem geraden Verdichtungsstoß ein
konstantes Geschwindigkeitsfeld c t parallel zur Stoßfront überlagert wird, wie es
Bild 3.50 zeigt •

v
.. Stonfront Bild 3.50. Zum schrägen Verdich-
----=C'-n--I" ? tungsstoß

Der Winkel zwischen der ankommenden Strömung und der Stoßfront sei 01, der Ab-
lenkungswinkel zwischen der Strömungsrichtung vor und der nach dem Stoß sei Ii.
~ ~

Die Geschwindigkeitsvektoren Cl vor dem Stoß und c 2 hinter dem Stoß werden ge-
mäß Bild 3.50 in die Komponenten senkrecht und parallel zur Stoßfront zerlegt.

Um den Impulssatz (3.38) anwenden zu können, wird in Bild 3.50 eine Kontrollflä-
che eingezeichnet, die aus je zwei Stromlinien und je einer Parallelen zur Stoßfront
besteht. Bezüglich dieser Kontrollfläche lauten die Erhaltungssätze bei adiabater,
isentroper Zustandsänderung:

Kontinuitätsgleichung:
(3.212 )

Impulssatz:

(3.213)

Energiesatz:
240

Da das überlagerte Geschwindigkeitsfeld c t konstant ist, gilt c H = c 2t • Der Ener-


giesatz geht damit über in:

(3.214)

Werden Impuls-, Kontinuitäts- und Energiegleichung zusammengefaßt, so ergibt


sich folgende Gleichung für die Geschwindigkeiten c 1n und c 2n [6J:

(3.215)

Dabei ist ale die nach Gleichung (3.181) definierte Lavalgeschwindigkeit. Diese Be-
ziehung wird dazu benötigt, bei vorgegebenen Geschwindigkeiten cl' a * und dem
Winkel CY die Größe und Richtung der Geschwindigkeit c 2 eindeutig zu bestimmen.

Um die geometrischen Zusammenhänge besser zu erkennen, sind im Bild 3.51 vom


Ursprung eines Koordinatensystems (u, v) aus die vorgegebene Geschwindigkeit
Cl vor dem Stoß und die zum Ablenkungswinkel 6 gehörige Geschwindigkeit c 2 hin-
ter dem Stoß aufgetragen. Das verwendete Koordinatensystem ist so gezeichnet,
daß die Geschwindigkeit Cl in die u-Richtung fällt. Es sind außerdem die zu den
.... ...
Geschwindigkeiten Cl und c 2 gehörenden Komponenten u 1 bzw. u 2 und v 2 einge-
zeichnet.

Stonpolore
Bild 3.51. Zur Stoß polaren
241

Dem Bild 3.51 ist zu entnehmen:

c ln = u 1 sin CI,

Eingesetzt in Gleichung (3.215) ergibt sich:

2.2
u 1 sm CI - u 1 v 2 tan CI = a*2 -
~-12
~ + 2 u 1 cos
2
01. (3.216)

Um nur mit einer Winkelfunktion in Gleichung (3.216) arbeiten zu müssen, werden


sin 2
Q und cos 2 Q durch

. 2 tan 2
Sin 01 = 01
(3.217)
1 + tan 2 CI
'

2 1
cos er = (3.218)
1 + tan 2 CI

ersetzt.

Es ist andererseits

(3.219)

Durch Einsetzen der Gleichungen (3.217) bis (3.219) in die Gleichung (3.216) er-
gibt sich:

(3.220)

Dies ist die Gleichung der in Bild 3.51 eingezeichneten Stoßpo"laY'en. Sie beschreibt
~ ~
den Endpunkt des Vektors c 2 ' der dann festgelegt ist, we~n cl und a* vorgegeben
sind. Es läßt sich also aus Kenntnis der Geschwindigkeit cl und dem Winkel 0/ die
...
Geschwindigkeit c 2 nach dem Stoß mit Hilfe von Gleichung (3.220) ermitteln.

Speziell für v 2 =0 ergibt sich aus Gleichung (3.220):


242

Somit gilt:

(3.221)

Daraus folgt, daß die beiden Schnittpunkte P und Q der Stoßpolaren mit der u-Ach-
se über die Beziehung

verknüpft sind.

Da a if gerade die Laval-Geschwindigkeit darstellt, wird die Stoßpolare durch den


Kreis mit dem Radius a if um den Nullpunkt in zwei Teile zerlegt. Der Kreis grenzt
die Bereiche der Unter- und der Überschallgeschwindigkeit für c 2 ab.

Wenn die Komponente c t zu Null wird, liegt der gerade Stoß vor, d.h. eine Ge-
schwindigkeit c 1 > a* vor dem Stoß ergibt stets eine Geschwindigkeit c 2 < a if nach
dem Stoß. Der Strecke OP entspricht dann der Geschwindigkeit c 2 nach dem Stoß.

Nimmt c t positive Werte an, so ist es möglich, wie auch in Bild 3.51 eingezeich-
net, daß sowohl c 1 als auch c 2 im Überschallbereich liegen, wobei eine Winkel-
änderung der Strömung um den Winkel 6 stattfindet.

3.4.5 Potentialgleichung

Um analog zur inkompressiblen Strömung eine Potentialgleichung einer kompres-


siblen, ebenen. stationären. reibungsfreien und drehungsfreien Strömung abzulei-
ten, stehen neben der Kontinuitätsgleichung (3.31)

o( pc) 0 (pc )
___
x_+~=O
ox oy
die Bernoulli-Gleichung (3.70) in differenzierter Form unter Vernachlässigung des
Schwerefeldeinflusses

! dc 2 =! d( c~ + c~) =-i dp (3.222)


243

und die Bedingung der Drehungsfreiheit (3.81)

oc oc
.2_~-O
oy ox-

zur Verfügung.

Um aus der mittels der Kettenregel umgeformten Kontinuitätsgleichung

1 op oc x 1 op oc
-c - + - - + - c -+~=O (3.223)
P x ox ox p y oy oy

die Ableitungen der Dichte nach den Ortskoordinaten eliminieren zu können, wird
die Bernoulli-Gleichung (3.222) benutzt:

bzw. :

Da es sich um reibungsfreie Strömungen handelt, folgt mit Gleichung (3.163):

1. dp = _ 1. ~ d ( c 2 + c2 ) .
p 2 a2 x y
s

Für die x-Koordinate ergibt sich daraus:

(3.224)

bzw. für die y-Koordinate:

1
--op-
p oy - - a;1 (OC
x c oc )
c
oy
x --1l (3.225)
+ y oy •

Die Gleichungen (3.224) und (3.225) werden in die Kontinuitätsgleichung (3.223)


eingesetzt:
244

2
c2j
x oe x [ c j oc
J.~2-J.. c c [OC x~OC] (3.226)
[ 1 - a: OX + 1 - a: oy - a: Ty + ox = o.

Die Bedingung der Drehungsfreiheit wird durch das Einführen der Potentialfunktion
!Ii erfüllt, die den Beziehungen genügt:

c
o!Ii
=-
x ox

Mit der Potentialfunktion !Ii lautet die Gleichung (3.226):

(3.227)

Diese nichtlineare partielle Differentialgleichung für das Geschwindigkeitspotential


!Ii der kompressiblen, stationären, ebenen, reibungsfreien Strömung ist allgemein
nicht geschlossen zu lösen.

3.4.6 Prandtl-Regel

So ist es nach dieser Feststellung allgemein nicht möglich, von dem Verhalten eines
Schaufelgitters, das in einer UnterSChallströmung bestimmter Mach-Zahl untersucht
worden ist, auf sein Verhalten bei einer anderen Mach-Zahl im subsonischen Bereich
zu schließen, wenn Reibungseinflusse einmal unberücksichtigt sein sollen.

Wenn jedoch die Gitterschaufelform bestimmte vereinfachende Annahmen zuläßt, ge-


lingt es, Gleichung (3.227) zu linearisieren und damit eine diesbezügliche Umrech-
nung der Gittereigenschaften durchzuführen.

Für schlanke, schwach umlenkende Profilformen, wie z.B. die von Axialverdich-
tergittern (Bild 3.52), läßt sich in guter Näherung annehmen, daß sowohl die Ge-
schwindigkeitskomponente c y gegenüber der Anströmgeschwindigkeit c"" als auch die
oC oc Clc
Gradienten Cl;' at
und ~ klein sind. Mit dieser Annahme können die diesbezüg-
lichen Terme vernachlässigt werden.

c_ p
d71222ZZZZ22/z 2 2

'L x Bild 3.52. Geschwindigkeiten am


schlanken Profil
245

Damit geht die Bewegungsgleichung (3.226) über in:

Da Cx nur wenig von der Anströmgeschwindigkeit c"" abweicht, läßt sich schreiben:

Die Potential gleichung (3.227) reduziert sich damit auf eine nunmehr lineare Diffe-
rentialgleichung zweiter Ordnung:

(3.228)

Diese Gleichung unterscheidet sich von der Laplaceschen Differentialgleichung für


inkompressible Strömungen nur durch den Faktor (1 - Ma~) •

Mit einer Koordinatentransformation kann sie in die Laplace-Gleichung überführt


werden und damit Anschluß an deren Lösungsmethoden finden. Dazu sollen Strö-
mungsfelder, die durch Gleichung (3.228) beschrieben werden, verglichen wer-
den mit Feldern, bei denen die Geschwindigkeitskomponenten in x-Richtung erhal-
ten bleiben, während die y-Komponenten um einen Faktor j umzurechnen sind.
Werden die Komponenten durch Indizes gekennzeichnet, wobei i für inkompressibel
und k für kompressibel steht, so läßt sich schreiben:

(3.229)

(3.230)

Mit der Potentialfunktion folgt hieraus:

(3.231)

und
246

o~ ) . . ( o~ )
c yi = ( oy i = J c yk = J oy k· (3.232)

Für die Abszissen ergibt sich aus Gleichung (3.231):

(3.233)

und für die Ordinaten aus Gleichung (3.232):

(3.234)

Da die Gleichung (3.228) das kompressible Strömungsfeld beschreibt, erhalten die


einzelnen Terme den Index k und werden mit Hilfe der Gleichungen (3.231) und
(3.234) umgeformt:

(1-Ma;') (o2~) +(o2~) =0, (3.235)


ox k oy k

2
(1 - Mag) (o2~)
-2 1
+ 2" (o2~)
-2 = 0. (3.236 )
ox i J oy i

Wird der Transformationsfaktor für den Unterschallbereich gerade so gewählt,


daß gilt:

(3.237 )

so ergibt sich die Laplace-Gleichung für das Potential der inkompressiblen Strö-
mung:

(3.238)
247

Die Transformation (3.231) und (3.232) überführt also die linearisierte Potential-
gleichung (3.235) für das kompressible Strömungsfeld in die Potentialgleichung der
inkompressiblen Strömung. Die Berechnung der ebenen kompressiblen Strömung
kann also unter den getroffenen Annahmen auf die Berechnung der ebenen inkompres-
siblen Strömung zurückgeführt werden. Die Transformation, die zu diesem Ergeb-
nis geführt hat, wird als Prandtl-Rege l bezeichnet.

Es ist aufschlußreich, die Neigung der Stromlinien beider Felder zu vergleichen.


Ist "t der Winkel, den die Stromlinien mit der x-Achse eines Koordinatensystems
bilden, so folgt aus den Geschwindigkeitskomponenten für die inkompressible bzw.
kompressible Strömung:

c . c k
tan i'- = ..:JJ:. bzw. tan"t = ~ (3.239)
I c xi k c xk

Da nur die y-Komponente gemäß Gleichung (3.230) transformiert wird, ergibt sich
für die Neigungswinkel der Stromlinien aus den Gleichungen (3.239):

j c k
tan '\'i =~ = j tan '\'k· (3.240 )
Xl

Der Faktor j ist im Unterschallbereich nach Gleichung (3.237) stets größer als 1,
so daß für die Neigungswinkel der Stromlinien gilt: "ti > "tk . Für ihre Abstände
folgt dagegen aus Gleichung (3.234): llYi< lly k . Gleichwertige Strömungsverhält-
nisse zwischen kompressibler und inkompressibler Strömung liegen also dann vor,
wenn die Neigungswinkel der Stromlinien in inkompressibler Strömung entsprechend
Gleichung (3.240) steiler verlaufen und sie einen um den Faktor j verkleinerten Ab-
stand als in kompressibler Strömung haben.

Ein Profil muß demnach in der kompressiblen Strömung um den Faktor j schlanker
sein, um das gleiche Strömungsbild und damit die gleiche Druckverteilung hervor-
zurufen. Diesen Zusammenhang stellt Bild 3.53 dar.

a b

Bild 3.53. Zum Abstand der Stromlinien um ein Profil bei


a) kompressibler Strömung
b) inkompressibler Strömung
248

Die abgeleiteten Beziehungen können dazu verwendet werden, die eingangs erwähnte
Gitterumrechnung bei unterschiedlichen Mach-Zahlen durchzuführen.

Wie in Bild 3.54 dargestellt, ist bei einem vorgegebenen Gitter in inkompressibler
Strömung ein kartesisches Koordinatensystem so gewählt, daß die x-Achse in die
Richtung der Geschwindigkeit ;", = i (;1 + ;2) fällt.

Nach der Prandtl-Regel bleiben nun alle geometrischen Abmessungen des Profils in
x-Richtung unverändert, die Ordinaten sind dagegen gemäß der Gleichung

(3.241)

zu verkleinern. Ebenso müssen die Winkel ß 1 , ß2 , ßs ' ß", nach der Prandtl-Re-
gel umgerechnet werden.

Für den Winkel ß", folgt zunächst mit Gleichung (3.234):

bzw.

1
cot ß k = -:- cot ß .• (3.242)
'" J "'1

/
/~/
I /
i~ompressibel /

Bild 3.54. Zur Prandtl-Regel für ein ebenes Axialverdichtergitter


249

Die anderen Winkel lassen sich mit Hilfe von Gleichung (3.240) umrechnen. Es ist:

(3.243)

(3.244)

(3.245)

Die sich aus diesen Gleichungen ergebenden Richtungen der Geschwindigkeitsvekto-


.... ....
ren w 1 und w 2 sind in Bild 3.54 dargestellt. Es ist zu erkennen, daß das für die
kompressible Strömung ausgelegte Profil weniger stark umlenkt als das für die in-
kompressible Strömung.

Zur Umrechnung der Teilung t des Gitters wird der in Bild 3.54 aufgezeigte Zusam-
menhang zwischen den Koordinaten der Punkte i und k und den Teilungen t i und t k
benutzt:

bzw.

bzw.

Die Anwendung der Prandtl-Regel nach den Gleichungen (3.233) und (3.234) lie-
fert:

bzw.

woraus durch Einsetzen folgt:

\ cos ß"'k
bzw.
t k = cos ß"'i

Unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ß"'k = Y1 - cos 2 ß"'k er-
gibt sich hieraus für die Teilung des Gitters bei kompressibler Strömung nach ei-
ner Zwischenrechnung :

(3.246 )

Die Teilung muß also beim Übergang zur kompressiblen Strömung größer werden,
was auch in Bild 3.54 dargestellt ist.
250

Beispiel 3.3:

Für die kompressible Strömung durch ein ebenes Axialverdichtergitter sind folgende Daten gegeben
(Bild 3.54):

Isentropenexponent k = K 1,4 (ideales Gas)

Gaskonstante R = 287 J/kg K

mittlere Temperatur im Gitter T", = 290 K

Eintrittswinkel 150 °
o
Austrittswinkel 140

Meridiangeschwindigkeiten 120 mls


Teilungsverhältnis 1,18

Mit Hilfe der Prandtl-Regel sind der Umlenkwinkel (ß 1 - ß2 \ sowie das Teilungsverhältnis (~).
I
für die inkompressible Strömung zu berechnen.

Die komponentenweise Zerlegung der Geschwindigkeiten ist der nachfolgenden Skizze zu entneh-
men.

Zunächst wird der Winkel ß"'k der mittleren Relativgeschwindigkeit V;", = i(V;l + V;2) bestimmt.
Aus den geometrischen Zusammenhängen und unter Benutzung der Vorgabe w 1m = w 2m = w"'m er-
gibt sich

w
"'m 2
w 1u w 2u
-
w - +w- -
1m 2m

Die auftretenden Geschwindigkeitsverhältnisse können durch die Funktionen der Winkel ß 1k und ß2k
ersetzt werden

tan ß = 2 2 _ 0,684.
"'k cot ß1k + cot ß2k - cot 150 0 + cot 140°

Hieraus ergibt sich ß"'k = 145,6°.


251

Damit kann die mittlere Geschwindigkeit w'" berechnet werden

wm 120
w'" = -.-,,- = SIn
SIn I-'cpk
. 145 , 6 = 212,5 m/s.

Um den Umrechnungsfaktor j zu bestimmen, wird die Mach-Zahl Ma .. ermittelt:

w'"
Ma.. =--==== 212,5 = 0,622.
y" R T", Y 1,4 • 287 • 290

Damit ist nach Gleichung (3.237)

j = 1 = 1 = 1,277.
Y1-Ma;, Y1_0,622 2

Mit Hilfe der Gleichungen (3.242) bis (3.245) können nun die Winkel ß"'i' ß li , ß2i für die inkom-
pressible Strömung errechnet werden.

Aus

cot ß"'i =j cot ß"k = 1,277 • cot 145,6°

folgt ß"'i = 151,8°.

Aus

tan(ß 1 - ß"'}i = j tan(ß 1 - 1''''\ = 1,277 • tan(1500 - 145,6°} = 0,09826

folgt

(6 - 6 ). = (1'1 - 151,8). = 5,6°


1 .. 1 1

und damit

Aus

folgt

und damit
252

Für den gesuchten Umlenkwinkel ergibt sich somit:

Dieser Umlenkwinkel ist im Vergleich zu dem bei kompressibler Strömung

MI
k
= (il 1 - ß)
2 k
= 150° - 140° = 10°

erwartungsgemäß größer.

Die Berechnung des Teilungsverhältnisses erfolgt nach Gleichung (3.246)

ß"'I. + l sin 2 ß"'I"

(!!)
,t i
= 1,18 Ycos 2 151,8° + 1,277 2 sin 2 151,8° = 1,26.

Das Teilungsverhältnis im inkompressiblen Fall ist größer als im kompressiblen Fall.

Literatur zu Kapitel 3:

[1] Albring, W.: Angewandte Strömungslehre. 2. Auflage. Verlag Theodor Steinkopff,


Dresden 1966.
[2] Bourne, D.E.; Kendall, P.C.: Vektoranalysis. Teubner, Stuttgart 1973.
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[5] Lauterborn, W.; Hinsch, K.; Bader, F.: Hochfrequenzkinematographische und hologra-
phische Untersuchungen zur Dynamik von Kavitationsblasen. Forschungsbericht DFG/Ka-
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Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1967.
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1960.
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New York 1980.
[9 J Truckenbrodt, E.: Fluidmechanik , Band 2. Springer-Verlag, Berlin , Heidelberg,
New York 1980.
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von Turbomaschinen • Diss. Ruhr-Universität Bochum 1982.
[11] Fister, W.; Zahn, G.; Adrian, F. - W.: Theoretische und experimentelle Untersuchungen
an Rückführkanälen hydraulischer Strömungsmaschinen. VDI-Berichte Nr. 424, 1981-
[12] Fister, W.; Zahn, G.; Tasche, J.: Theoretical and experimental investigations about
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253

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Compressible Duct Flow. Transact. ASME, J. of Fluids Engineering 101 (1979) 415-428.
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Development in a Centrifugal Impeller. in: Performance Prediction of Centrifugal Pumps
and Compressors, ASME Publication 1980.
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[30 J Schultz-Grunow, F.: Der Reibungswiderstand rotierender Scheiben in Gehäusen. ZAMM 15
(1935) 191-204.
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[32J Gruber, H.: Strömungen in Rückführkanälen von mehrstufigen Radialverdichtern. Diss.
Ruhr-Universität Bochum 1973.
[33J Jones, B.M.: The Measurement of Profile Drag by the Pitot Traverse Method. ARC RM
1688 (1936).
[34J Keune. F.; Burg, K.: Singularitätenverfahren der Strömungslehre. Verlag Braun,
Karlsruhe 1975.
[35J Dibelius, G.: Bewertung der strömungs- und festigkeitstechnischen Eigenschaften von
axialen Beschaufelungen. VDI-Berichte Nr. 264, 1976.
[36J VDI-Durchflußmeßregeln, DIN 1952, Ausg. 1971.
4 Ähnlichkeitsgesetze tür Fluidenergiemaschinen

Die Energieaustausch- und Strömungsvorgänge in Fluidenergiemaschinen werden


durch die Gesetze der Thermo- und Fluiddynamik beschrieben. Dabei zeigt es sich
jedoch häufig, daß bestimmte physikalische Erscheinungen und Zusammenhänge ei-
ner mathematisch-deduktiven Lösung unzugänglich sind, weil entweder eine vollstän-
dige mathematische Beschreibungsmöglichkeit fehlt, oder eine geschlossene Lösung
der Gleichungen bzw. Gleichungssysteme nicht möglich ist.

In solchen Fällen wird sowohl in der Thermo- und Fluiddynamik als auch im Be-
reich der Fluidenergiemaschinen die Modellversuchstechnik benutzt. Die dabei ge-
fundenen Ergebnisse lassen sich auf geometrisch ähnliche Konfigurationen und Sy-
steme übertragen, sofern über die geometrische Ähnlichkeit hinaus auch eine phy-
sikalische Ähnlichkeit der problembeschreibenden EinfZußgr8ßen gesichert ist.

Die geometrische Ähnlichkeit von Flächen und Körpern wird bekanntermaßen durch
einen dimensionslosen Maßstabsfaktor der charakteristischen Abmessungen festge-
legt. Zur Beschreibung der physikalischen Ähnlichkeit muß in analoger Weise zu
jeder Einflußgröße (z.B. Geschwindigkeit, Energie, Temperatur, Dichte, Zähig-
keit usw.) ein dimensionsloser "Maßstabsfaktor" , auch Kenngr8ße genannt, gebil-
det werden.

Stimmen diese problembeschreibenden dimensionslosen Kenngrößen bei der Modell-


untersuchung und im betrachteten Fall jeweils überein , so liegt physikalische Ahn-
lichkeit vor.

Bei der Vielzahl physikalischer Einflußgrößen , die in einer Fluidenergiemaschine


wirksam werden, ist es nicht immer möglich, vollkommene Ähnlichkeit z.B. zwi-
schen Modell und Original oder bei geänderten Fluidzuständen zu gewährleisten. Zur
Anwendung der Ähnlichkeitsmechanik ist es daher häufig notwendig, eine Abschätzung
bezüglich der Wirkung der einzelnen Einflußparameter vorzunehmen und Größen mit
untergeordnetem Einfluß zu vernachlässigen.

Auf diese Weise reduziert sich im allgemeinen erst das zu behandelnde Problem.
255

Die Gesetze der Ähnlichkeitsmechanik sind bei Anwendung im Bereich der Fluid-
energiemaschinen von zweierlei Bedeutung: zum einen erlaubt die Ubertragbarkeit
von Ergebnissen aus Modellversuchen die Berechnung von Auslegungsdaten von ähn-
lichen Maschinen verschiedener Größe und Leistung; zum anderen lassen sich prin-
zipielle Neuentwicklungen von Maschinen an Modellen durchführen. Außerdem ge-
stattet die Ähnlichkeitsmechanik die Umrechnung bzw. Superposition von Betriebs-
kennlinien einer Fluidenergiemaschine.

4.1 Bildung der Kenngrößen

4.1.1 Theorien zur Herleitung von ÄhnliChkeitsgesetzen

Dimensionsanalyse

Dieses von Buckingham 1914 entwickelte Verfahren besteht im wesentlichen aus der
Bildung von Potenzprodukten [1J. Es ist auch unter dem Namen TI -Theorem bekannt
und wird nach der Erläuterung weiterer Verfahren auf die Bildung der Maschi-
nenkenngr8ßen angewandt.

Fractional Analysis

Diese von Lord Rayleigh entwickelte Methode der gZeichartigen Gr8ßen [2J ist im
19. Jahrhundert auf vielfältige Probleme der Mechanik angewendet worden. Nach
diesem Verfahren werden Kenngrößen dadurch gebildet, daß physikalische Größen
gleicher Dimension sinnvoll miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. Im Bereich
der Thermo- und Fluiddynamik sind dieses entweder Kräfte oder Energien.

Kraftverhältnisse :
In der Strömung innerhalb eines einfachen Systems können nach Abschnitt 2.1 fol-
gende Kräfte auftreten: Trägheitskraft F T' Druckkraft F D' Reibungskraft FR und
Schwerkraft F S •

Aus der Relation der Kräfte zueinander lassen sich Schlußfolgerungen auf den Strö-
mungscharakter ziehen.

Da die aufgeführten Kräfte jeweils in Proportionalität zu anderen Systemparametern,


wie Geschwindigkeit w, Länge L, Druck p, Dichte p, kinematische Zähigkeit v
und Gravitationskonstante g stehen, lassen sich die gebildeten Kraftverhältnisse
auch durch die genannten Parameter ausdrücken.

Nachstehend wird die Proportionalität der Strömungskräfte zu den wesentlichsten


Einflußgrößen angegeben:
256

2
Trägheitskraft: F T -w /L,

Druckkraft F D - p/p L,
2
Reibungskraft : FR ~ \I w/L ,

Schwerkraft F S ~ 'g.

Hieraus lassen sich 3 voneinander unabhängige Kraftverhältnisse bilden, z. B. :

FD
F =~ = Eu (Euler-Zahl) ,
T Pw

FT L
-F =~ = Re (Reynolds-Zahl) ,
R \I

FT
FS
= gW 2L = Fr (Froude-Zahl).

Energieverhältnisse :
Durch ähnliches Vorgehen ergeben sich nach Zierep [2J Kenngrößen der Strömung,
wenn die an einem Massenelement ausgetauschten Energien ins Verhältnis gesetzt
werden.

Diese Möglichkeit der Kenngrößenbildung stellt insofern eine Erweiterung dar, als
auch Kenngrößen bezüglich solcher Einflüsse gebildet werden können, die nicht mit
mechanischen Wechselwirkungen verbunden sind.

Dies ist z.B. bei Wärmeaustauschvorgängen wie Wärmeleitung, Konvektion und


Strahlung der Fall.

Da diese Erscheinungen für di e Behandlung der Fluidenergiemaschinen im Rahmen


dieses Buches nicht relevant sind, soll auf die Behandlung der zugehörigen Kenn-
größen verzichtet werden.

Methode der Differentialgleichungen

Dieses Verfahren [2] geht davon aus, daß ein physikalisches Problem durch ein Sy-
stem verschiedener Differentialglei chungen im Rahmen der getroffenen Annahmen
vollständig beschrieben ist. Außerdem wird vorausgesetzt, daß unter den vorliegen-
den Rand- und Anfangsbedingungen eindeutige Lösungen der Differentialgleichungen
existieren.

Ist ein so definiertes Differentialgleichungssystem einer analytisch geschlossenen


Lösung nicht zugänglich, so erweist es sich in bestimmten Fällen als nützlich, von
257

der Problembeschreibung mittels absoluter physikalischer Einflußgrößen auf eine


Beschreibung mittels dimensionsloser Größen überzugehen.

Dazu werden zunächst alle Einflußparameter dadurch dimensionslos gemacht, daß


sie auf jeweils physikalisch gleichartige Systemparameter bezogen werden (z.B.:
clc max ,piPa usw.).

Mit diesen dimensionslosen Größen werden nun die Differentialgleichungen sowie die
Rand- und Anfangsbedingungen entsprechend umformuliert.

Produkte und Quotienten dieser dimensionslosen Variablen innerhalb der Differen-


tialgleichungen lassen sich danach zu dimensionslosen Parametergruppen bzw.
Kenngrößen zusammenfassen, was einer Reduzierung der Gleichungsparameter
entspricht.

Die mit derartigen Kenngrößen aufgestellten Differentialgleichungen bilden die Ähn-


Zichkeitsgesetze des betrachteten Problems.

Lösungen dieser Gleichungen sind demgemäß auf alle gleichartigen Probleme an-
wendbar, die in den definierten Kenngrößen übereinstimmen und somit physikalisch
ähnlich sind.

Die Kenngrößenbildung nach der Methode der Differentialgleichungen ist für die Er-
mittlung von Maschinenkenngrößen im allgemeinen weniger geeignet, da eine um-
fassende mathematische Beschreibung aller relevanten physikalischen Einflüsse
meist nicht gegeben ist. Sie wird dagegen in bestimmten Teilbereichen, z. B. bei
der Behandlung von Grenzschichtströmungen erfolgreich angewendet.

Ähnlichkeitsgesetze durch Transformation der Variablen

Wie bei der Methode der Differentialgleichungen wird auch bei diesem Verfahren ei-
ne vollständige Problembeschreibung durch ein System von Differentialgleichungen
nebst zugehöriger Rand- und Anfangsbedingungen vorausgesetzt [2J.

In einigen Fällen läßt sich eine Lösung des Problems dadurch erreichen, daß durch
Transformation der unabhängigen und abhängigen Variablen die Zahl der unabhängi-
gen Variablen um mindestens eine reduziert wird.

Liegt z.B. eine partielle Differentialgleichung mit zwei unabhängigen Variablen als
Problembeschreibung vor, und ist es möglich, diese beiden Variablen zu einer di-
mensionslosen Variablen zusammenzufassen, so liegt bezüglich dieser dimensions-
losen Variablen eine gewöhnliche Differentialgleichung vor.
258

Die Lösung dieser Differentialgleichung gilt demgemäß für alle gleichartigen Pro-
bleme, die in den dimensions losen Variablen bzw. Kenngrößen übereinstimmen.

Ein solches Vorgehen wird z. B. bei der Lösung der Wärmeleitungsgleichung für den
eindimensionalen Fall angewandt. Eine systematische Kenngrößenbeschreibung der
Vorgänge in Fluidenergiemaschinen ist nach dieser Methode kaum möglich.

4.1.2 Bildung der Kenngrößen nach dem Buckingham-Theorem


Um die jeweiligen Kenngrößen zu erhalten, wird für einen physikalischen Vorgang
eine Mindestzahl von Einflußgrößen E gewählt, die das betrachtete System vollstän-
dig und eindeutig beschreiben. Diese Einflußgrößen E sind anschließend durch einen
geeigneten Faktor dimensionslos zu machen.

Mit der Zahl der im betrachteten Problem auftretenden Grundgrößen liegt die Zahl
der Bezugsgrößen B fest, die aus voneinander unabhängigen Einflußgrößen E zu
wählen sind (Tabelle 4.1).

Tabelle 4.1. Grundgrößen

Art des Problems Auftretende Grundgrößen Anzahl der notwendigen


Bezugsgrößen B

geometrisch Länge (L) 1

kinematisch Länge, Zeit (T) 2

dynamisch Länge, Zeit, Masse (M) 3

thermodynamisch Länge, Zeit, Masse,


Tem peratur (8) 4

allgemein physikalisch Länge, Zeit, Masse,


Temperatur, elektro
Ladung (Q) 5

In der Gesamtheit der gewählten Bezugsgrößen B müssen alle vorkommenden


Grundgrößen mindestens einmal enthalten sein. Dementsprechend läßt sich grund-
sätzlich eine Vielzahl von Kenngrößen K bilden. Um eine Inflation von Kenngrößen
zu vermeiden, sind heute im allgemeinen für die jeweils zu betrachtenden physika-
lischen Vorgänge bestimmte, besonders aussagefähige Kenngrößen vereinbart und
standardisiert worden (siehe z.B. VDI- Verdichter-Richtlinien VDI 2045 [3J).
259

Unabhängig von der Art der gewählten Bezugsgrößen ergibt sich stets die Anzahl der
Kenngrößen K als Differenz aus Einflußgrößen- und Bezugsgrößenanzahl.

K = E - B.

Nach der Wahl der Bezugsgrößen läßt sich durch eine Dimensionsanalyse das Po-
tenzprodukt der Bezugsgrößen ermitteln, das jeweils die betrachtete Einflußgröße
dimensionslos macht und somit die betreffende Kenngröße bildet. Auf diese Weise
ergeben sich aus allen Einflußgrößen, die nicht zugleich Bezugsgrößen sind, die
di mensionslosen Kenngrößen •

4.1.3 Empirisch gebildete »Kennzahlen«


Die bisher angesprochenen Theorien zur Bildung von Kenngrößen verfolgen das Ziel,
durch eine formale mathematische Behandlung der systembeschreibenden Einfluß-
größen bzw. Gleichungen zu dimensionslosen Kenngrößen und Kenngrößenfunktionen
zu gelangen, die eine möglichst umfassende Ähnlichkeitsbeschreibung des betrach-
teten Systems erlauben.

Neben den Kenngrößen, die aus derartigen Uberlegungen und Verfahren entstanden
sind, existieren "Kennzahlen", die ursprünglich mehr intuitiv gebildet oder als Er-
gebnisse meßtechnischer Untersuchungen entstanden sind. Hierbei handelt es sich
im allgemeinen um "Kennzahlen", die nicht einem umfassenden Kennzahlsystem an-
gehören, sondern lediglich die Ähnlichkeit bestimmter Teilbereiche des vorliegen-
den Problems beschreiben. Dabei ist zu beachten, daß nicht alle so gebildeten
"Kennzahlen" dimensionslos sind.

Beispiele für derartige "Kennzahlen" sind u.a. der älteren Literatur für Flüssig-
keitspumpen und -turbinen zu entnehmen. Bemerkenswert ist die darin enthaltene
und auch in der heutigen Maschinenbaupraxis noch anzutreffende spezifische Dreh-
zahl n •
q

Diese spezifische Drehzahl, auch Radformkennzahl genannt, ist wie folgt definiert:

Darin sind Ni und Qi Einheitswerte der Drehzahl und des Volumenstroms, die
sich auf eine Förderhöhe bzw. Fallhöhe von 1m und auf einen Laufraddurchmesser
von 1m beziehen.

Q 1' Q
= v-::- 2·
, H D1
260

Damit wird

mit der Drehzahl N, der Förderhöhe bzw. Fallhöhe H und dem Volumenstrom Q
der betrachteten Pumpe oder Wasserturbine.

Diese Kennzahl n hat die Dimension


q

und ist also nicht dimensionslos .

Als weitere empirisch gebildete Kennzahl in der älteren Pumpenliteratur soll die
Saugzahl S genannt werden, die folgendermaßen definiert ist:

Neben der Drehzahl N und der Durchflußmenge Q wird i1H als sog. Mindesthalte-
höhe und KaIs Geometriekennzahl

definiert, welche die relative Verengung des Saugmundquerschnittes durch die Lauf-
radnabe kennzeichnet. Die Mindesthaltehöhe i1H ist ein Maß für die Kavitationsge-
fährdung einer hydraulischen Strömungsmaschine.

Ein Dimensionsvergleich ordnet der Saugzahl S die Dimension

[m:: 2
]

zu, d. h. sie ist ebenfalls nicht dimensionslos .

Neben diesen dimensionsbehafteten "Kennzahlen", die sich für eine vollständige


Ähnlichkeitsbeschreibung weniger eignen, sind durch empirisches Vorgehen eine
Vielzahl dimensionsloser "Maschinenkennzahlen" gebildet worden, die z. T. heute
noch üblich sind und die sich in eine vollständige Ähnlichkeitsbeschreibung nach
einer systematischen Kenngrößenbildung einfügen lassen.
261

Einige dieser "Kennzahlen" unterscheiden sich von den im nächsten Abschnitt 4.2
formal abgeleiteten Kenngrößen nur durch Zahlenfaktoren oder dadurch, daß sie
zueinander in einem reziproken Verhältnis stehen.

In beiden Fällen wird die Ähnlichkeitsaussage nicht verändert. Es muß lediglich bei
einer Zahlenwertangabe für die jeweilige Kenngröße deren Definitionsgleichung be-
achtet werden.

Bei der nachfolgenden formalen Ableitung von Maschinenkenngrößen wird daher in


entsprechenden Fällen der Zusammenhang zwischen der abgeleiteten und der einge-
führten, gleichwertigen Maschinenkenngröße aufgezeigt.

4.2 Kenngrößenfunktionen für Strömungsmaschinen

Zunächst sollen für die Strömungsmaschinen charakteristische Kenngrößen nach der


Dimensionsanalyse abgeleitet werden. Um die Einflußgrößenbeziehung aufstellen zu
können, wird als System eine Strömungsmaschine nach Bild 4.1 gewählt. Dabei wer-
den zunächst keine Besonderheiten hinsichtlich der Fluideigenschaften (kompressi-
bel, inkompressibel) und der Prozeßführung (diabat, adiabat) vorgegeben.

T, • " : ' . " .p;

EA
Sth
. ,' . ' . - -0

Ne ~
~a
~~_.~~---------

(f)--

Bild 4.1. System "Strömungsmaschine" mit Einflußgrößen

Wie bereits in Abschnitt 2.1 vereinbart worden ist, wird die Strömungs maschine
als ein thermodynamisch einfaches System betrachtet. Demgemäß wird der ther-
modynamische Zustand am Maschinenein- und -austritt durch jeweils zwei Zustands-
größen (TE' v E bzw. TA' vA) eindeutig beschrieben, die als integrale Mittelwer-
te über den jeweiligen Bilanzquerschnitt AE bzw. AA zu verstehen sind.
262

Die Fluideigenschaften am Ein- und Austritt werden durch die jeweils zugeordneten
Stoffgrößen (1iE , 1iA , PE' P jv k E , k A' R) beschrieben.

Da die Bilanzquerschnitte AE und AA auf unterschiedlichem geodätischen Niveau


(zE,zA) liegen können, ist der Einfluß des Schwerefeldes, ausgedrückt durch die
Gravitationskonstante g, zu berücksichtigen.

Der Massenstrom rh soll am Ein- und Austrittsquerschnitt gleich sein (keine äuße-
ren Leckagen) •

Über die mit der Drehzahl N rotierende Maschinenwelle findet die Zu- oder Abfuhr
spez. technischer Arbeit a statt. Die Systemgrenzen werden als wärmedurchlässig
betrachtet, so daß eine auf den Massenstrom rh bezogene Wärmemenge qEA ausge-
tauscht werden kann.

Der maximale Rotordurchmesser D charakterisiert die Geometrie des energie-


übertragenden Bauteils "Laufrad".

Die aufgeführten Einflußgrößen werden in einer Einflußgrößenfunktion zusammenge-


faßt :

F Einfl(m,a,qEA,T E ,TA ,v E ,vA ,zE ,zA,AE ,AA ,k E ,kA,R, vE ' VA'PE 'PA ,D,N ,g) =0.

( 4.1)

Die Anzahl der Einflußgrößen in dieser Funktion läßt sich reduzieren, indem

- schwach ausgeprägte Druck- und Temperaturabhängigkeiten der Stoffgrößen ver-


nachlässigt werden

- solche Einflußgrößen ausgesondert werden, die von anderen abhängig sind, d.h.
deren Einfluß bereits durch andere Größen eindeutig beschrieben wird.

Vereinfachende Annahmen zu den Stoffgrößen

Wird das Prozeßfluid als reales Gas betrachtet, so muß gemäß Abschnitt 2.3 die
Druck- und Temperaturabhängigkeit der Stoffgrößen berücksichtigt werden. Dazu
wird u.a. die Gasgleichung mit dem druck- und temperaturabhängigen Realgasfak-
tor Z (p, T) ergänzt. In Abschnitt 2.3 werden Verfahren angesprochen, mit de-
nen die Druck- und Temperaturabhängigkeit des Realgasfaktors Z, der spezifischen
Wärmekapazitäten c p und c v sowie des Isentropenexponenten k näherungs weise
erfaßt werden können.

Das in diesem Zusammenhang erläuterte Verfahren von J. M. Schultz [4J basiert


auf der Definition von sogenannten allgemeinen Kompressibilitätsfunktionen, welche
263

zusätzliche Einfluß- und Stoffgrößen, wie den Joule-Thomson-Koeffizienten J T , den


kritischen Druck PK und die kritische Temperatur TK beinhalten.

An dieser Stelle wird die Betrachtung auf ideale Gase beschränkt, um den Zusam-
menhang der Einflußgrößen überschaubar zu halten und die späteren Ähnlichkeitsge-
setze auf die üblicherweise benutzten Kenngrößen zu beschränken.

Bei idealen Gasen sind die spezifischen Wärmekapazitäten c und c nicht mehr
p v
vom Druck und von der Temperatur, sondern nur von der Temperatur abhängig.

Wegen der relativ geringen Temperaturdifferenzen in den meisten Turbomaschinen-


stufen kann außerdem die Temperaturabhängigkeit der spezifischen Wärmekapazi-
täten häufig vernachlässigt werden, so daß diese als konstante Größen betrachtet
werden können.

Des weiteren gilt für ein ideales Gas

c
k = It =...Q und R =c - c .
Cv p v

Mit der vorherigen Annahme konstanter spezifischer Wärmekapazitäten ist It eben-


falls eine konstante Stoffgröße , so daß nicht zwischen It E und It
A unterschieden
werden muß, d.h.

It A = ItE = It = const.

Abhängige Einflußgrößen

Die Abhängigkeiten der Einflußgrößen untereinander werden durch die Gesetze der
Thermo- und Fluiddynamik beschrieben.

So wird über den 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik ein Zusammenhang zwi-
schen den Zustandsgrößen am Ein- und Austritt des Systems und den Prozeßgrößen
hergestellt.

Nach dem 1. Hauptsatz gilt :

(4.2)

Unter der getroffenen Annahme konstanter Wärmekapazitäten gilt

und
264

Mit dem für ein ideales Gas geltenden Zusammenhang

wird

(4.3)

Über die Kontinuitätsgleichung

rh = c A = const
v

ergeben sich die Zusammenhänge

und

Damit ergibt sich für die spez. technische Arbeit a gemäß Gleichung (4.2):

(4.4)

Die spezifische technische Arbeit a läßt sich demgemäß durch ebenfalls vorgege-
bene Einflußgrößen ausdrücken

a = a(TE,TA,vE,vA,AE,AA,zE,zA,rh,QEA,l1,R,g) (4.5)

und kann daher als abhängige E infl ußgröße entfallen.

Die dynamische Zähigkeit 11 ist im allgemeinen eine druck- und temperaturabhän-


gige Stoffgröße .

Nach Sutherland [5] kann die Druckabhängigkeit bei den in Turbomaschinenstufen übli-
chen Druckverhältnissen jedoch vernachlässigt werden.

Damit besteht zwischen der dynamischen Zähigkeit TlE am Eintritt und Tl A am Aus-
tritt nur mehr eine Temperaturabhängigkeit , so daß 11 A durch die Zähigkeit 11E am
Eintritt und die zugehörige Temperatur TE sowie die Temperatur TA am Austritt
ausgedrückt

(4.6)

und damit als unabhängige Größe ausgesondert werden kann.


265

Mit den zuvor getroffenen Vereinfachungen hinsichtlich der Stoffgrößen und der Eli-
minimierung abhängiger Einflußgrößen vereinfacht sich die Einflußgrößenfunktion
(G leichung 4. 1) zu:

(4.7)

Die zur Bildung der üblichen Kenngrößen benutzte Einflußgrößenfunktion enthält an-
stelle der dynamischen Zähigkeit TlE die kinematische Zähigkeit \JE' anstelle des
spez. Volumens vA die spez. Druckänderungsarbeit YEA' anstelle der spez.
Wärmemenge qEA den polytropen Wirkungsgrad \01 und anstelle der Gaskonstan-
ten R die Schallgeschwindigkeit asE.

Die Gleichwertigkeit der alternativ benutzten Einflußgrößen ist über die aus ther-
modynamischen Gesetzen resultierenden Abhängigkeiten nachweisbar.

Austausch der dynamischen Zähigkeit ll E durch die kinematische Zähigkeit \JE

Die dynamische Zähigkeit TlE ist über das spez. Volumen v E mit der kinemati-
schen Zähigkeit \JE gemäß

(4.8)

verknüpft. Da v E als Einflußgröße definiert ist, kann \l E anstelle von l1E in die
Einflußgrößenfunktion einbezogen werden.

Austausch des spezifischen Volumens vA durch die spezifische Druckänderungs-


arbeit YEA

Nach Abschnitt 2.2.1.1 läßt sich die Druckänderungsarbeit YEA gemäß

(4.9)

berechnen.

Das spezifische Volumen vA ist nach der Polytropenbeziehung

(~:)n:1 (4.10 )
266

Der funktionale Zusammenhang zwischen YEA und vA läßt sich über den als Ein-
flußgröße nicht benutzten Polytropenexponenten n herstellen. Nach Gleichung (4.9)
ist

(4.11)

Wird diese Abhängigkeit in den funktionalen Zusammenhang gemäß Gleichung (4.10)

eingesetzt. so ergibt sich

(4.12)

Da die Größen TE ' TA' v E und R als unabhängige Einflußgrößen vereinbart sind,
kann vA ohne Beeinträchtigung der Aussagefähigkeit gegen YEA ausgetauscht wer-
den.

Austausch der spez. Wärmemenge gEA durch den pOlytropen Wirkungsgrad ~ol

Der polytrope Wirkungsgrad \01 ist in Abschnitt 2.2.3.1 wie folgt definiert wor-
den:

YEA YEA
für Verdichter (4.13)
\01 V = Llh - qEA YEA + jEA

für Turbinen (4.14)


\OlT

Die spez. Wärmemenge qEA ist nach Gleichung (2.39)

(4.15)

Die Abhängigkeit der Enthalpiedifferenz Ilh von bereits definierten Einflußgrößen


ist aus Gleichung (4. 3) zu erkennen:

Damit gilt mit Gleichung (4.15):

(4.16 )
267

Die spez. Dissipation jEA besitzt gemäß Gleichung (4.13) und (4.14) die Abhän-
gigkeit

Wird diese Abhängigkeit in die Funktion (4.16) eingesetzt, so ergibt sich:

(4.17)

Da die spez. Wärmemenge qEA neben den bereits vorgegebenen Größen TE ' TA'
rt, Rund YEA nur mehr vom polytropen Wirkungsgrad \01 abhängt, kann sie in
der Einflußgrößenfunktion gegen \01 ausgetauscht werden.

Austausch der Gaskonstanten R durch die Schallgeschwindigkeit asE

Für ein ideales Gas ergibt sich die örtliche Schallgeschwindigkeit nach der Glei-
chung

a
s ~.

Mit Bezug auf den Zustand am Maschineneintritt (TE und asE) kann aus dieser Be-
ziehung die Gaskonstante R gemäß

bestimmt werden. Die daraus zu ersehende Abhängigkeit

(4.18)

zeigt, daß die Gaskonstante R gegen die Schallgeschwindigkeit asE am Eintritt


ausgetauscht werden kann, da rt und TE als unabhängige Einflußgrößen des Systems
bereits definiert sind.

Aufgrund der zuvor abgeleiteten Abhängigkeiten gemäß (4.8), (4.11), (4.17) und
(4.18) läßt sich die Einflußgrößenfunktion (4.7) wie folgt umformulieren:

(4.19)
268

Die Auswahl der darin enthaltenen Einflußgrößen stellt eine erste Willki.i.rlichkeit
des Verfahrens zur Kenngrößenbildung dar.

Werden hinsichtlich der Prozeßführung und des benutzten Fluids bestimmte Vorgaben
getroffen, so läßt sich die allgemeine Einflußgrößenfunktion (4.19) vereinfachen.

4.2.1 Diabate Strömungsmaschinen mit kompressiblen Fluiden

Als kompressible Fluide sollen in diesem Zusammenhang nur Gase verstanden wer-
den, die im interessierenden Druck- und Temperaturbereich einen hinreichenden
Abstand zum kritischen Zustand besitzen.

Unter diesem Vorbehalt ist der Dampfdruck (PE und pp) keine relevante Ein-
flußgröße.

Außerdem ist der potentielle Energieanteil

im allgemeinen wegen der geringen Dichte gegenüber den übrigen Energieanteilen


(Gleichung 4.2) von vernachlässigbarer Größenordnung. Somit entfallen bei kom-
pressiblen Fluiden die Einflußgrößen

PE ,PA' ZE ,z A und g.

Für die diabate Maschine mit Gasförderung ergibt sich eine reduzierte Einflußgrößen-
funktion:

F Einfl (rh 'YEA' v E ,TE ' TA ,N ,D ,A E ,AA ,asE' \JE' ll pol ' ,,) = o. (4.20)

In Tabelle 4.2 sind die Einflußgrößen mit den zugehörigen Größenarten aufgelistet.

Da die vier Grundgrößen L, T, M, e auftreten, liegt ein thermodynamisches


Problem vor. Daher sind vier Bezugsgrößen auszuwählen, die in ihrer Gesamt-
heit die vier Grundgrößen mindestens einmal enthalten müssen.

Die Wahl der Bezugsgrößen stellt die zweite Willkürlichkeit des Verfahrens dar.
269

Tabelle 4.2. Einflußgrößen und Größenarten

Einflußgröße Größenart
(Grundgrößen - Potenzprodukt )

\01

Exemplarisch werden als Bezugsgrößen gewählt:

spezifisches Volumen v E am Eintritt,


Drehzahl N,
Laufraddurchmesser D,
Eintrittstemperatur TE.

In der Reihenfolge der in Gleichung (4.20) aufgeführten Einflußgrößen sollen mittels


der gewählten Bezugsgrößen die Kenngrößen ermittelt werden.

Um die Kenngröße TIm zu finden, welche sich auf den Massenstrom m bezieht, ist
ein Potenzprodukt aus den Dimensionen der Bezugsgrößen zu bilden, das der Di-
mension des Massenstromes entspricht:

(4.21)
270

Um eine dimensionslose Kennzahl llm zu erhalten, muß gelten:

Der Exponentenvergleich ergibt:

Exponent von Nenner =Zähler Ergebnis des Vergleichs

M: - 01 = 1 CI' =- 1
T: - ß =- 1 ß= 1
L: 301+')' 0 'Y= 3
18: Ö 0 Ö = 0

(4.22)

Diese Kenngröße llm wird in der Praxis nicht verwendet, da sich bereits eine
gleichwertige Kenngröße eingebürgert hat, die sich von llm durch einen dimensions-
losen Faktor unterscheidet. Wenn auch der Zahlenwert dieser beiden als gleichwer-
tig bezeichneten Kenngrößen verschieden ist, so ändert sich bei Multiplikation mit
diesem Faktor nichts an der korrespondierenden Aussagefähigkeit dieser Kenngrö-
ßen.

Die in der Praxis eingebürgerte Kenngröße coD ist die VoZumenfZußzahZ

(4.25)

Darin ist die sog. Durahtrittsgesahwindigkeit cD

(4.24)

eine fiktive Geschwindigkeit, die sich einstellen würde, wenn der Eintrittsvolumen-
strom VE durch die von dem maximalen Laufraddurchmesser D aufgespannte Kreis-
fläche strömt (Bild 4.2).
271

o o

Rodiolloufral Axiolloufrod

Bild 4.2. Zur Definition der Durchtrittsgeschwindigkeit Co

Der Durchmesser D ist sowohl eine die Baugröße bestimmende als auch eine die
geometrische Ahnlichkeit charakterisierende Einflußgröße , und u ist die Umfangs-
geschwindigkeit am Durchmesser D:

u=DnN.

Der Vergleich der Volumenflußzahl CD D mit der formal gebildeten Kenngröße TIm
ergibt

(4.25)

4
epD = Il.m 2'
n

wobei der dimensionslose Faktor den Wert 4 annimmt.


n2

Nachfolgend benutzte Definition:

4V (4.26)
epD = - - 2 - ·
nD u
272

Ein analoges Vorgehen ergibt eine Kenngröße bezüglich der spez. Druckänderungs-
arbeit YEA:

YEA
Il EA ="22' (4.27)
Y D N

Auch diese Kenngröße wird in dieser Form nicht benutzt, weil bereits nach VDr
2045 [3J eine Druckzahl W definiert ist.
Y

(4.28)

Die bei den Kenngrößen nach Gleichung (4.27) und (4.28)

(4.29)

unterscheiden sich durch den konstanten Faktor ~.


TI

Nachfolgend benutzte Definition:

2 YEA
W = --2- ( 4.30 )
Y u

Die Kenngrößenbildung bezüglich der Größen v E ' D, N und TE' die als Bezugsgrö-
ßen gewählt worden sind, ergibt jeweils nur die Trivialkenngröße 1. Der Be-
weis hierfür läßt sich durch Exponentenvergleich erbringen. Damit wird die ein-
gangs aufgestellte Behauptung bestätigt, wonach beim Übergang von der Einfl uß-
größenfunktion auf die Kenngrößenfunktion die Zahl der Variablen entsprechend der
Zahl der Bezugsgrößen reduziert wird.

Bezüglich der Austrittstemperatur TA liefert die Dimensionsanalyse die Tempera-


turkenngröße

(4.31)

die üblicherweise als Terrrperaturkennzahl mit dem Symbol

(4.32)

bezeichnet wird.
273

Bezüg lich der Querschni ttsflächen AE und A A ergeben sich die Kenngrößen :

(4.33)

(4.34 )

Beide Kenngrößen machen eine Aussage über die geometrische Ähnlichkeit.

Der Exponentenvergleich bezüglich der Schallgeschwindigkeit asE ergibt die Kenn-


größe

(4.35)

Der mit dem Umfang des Einheitskreises TI multiplizierte Kehrwert von nasE
wird als die Mach-Umfangszahl Mau bezeichnet. Sie bezieht eine Festkörperge-
schwindigkeit u auf die örtliche Schallgeschwindigkeit am Maschineneintritt:

(4.36)

TI
Mau = -n--·
asE

Nachfolgend benutzte Definition:

Ma =~. (4.37 ).
u asE

Bezüglich der Einflußgröße \JE liefert die Dimensionsanalyse die Kenngröße :

(4.38)

Wie bei der Mach-Umfangszahl ist auch hier der mit TI multiplizierte Kehrwert als
sog. Reyno lds-Umfangszahl Re u gebräuchlich:

(4.39)
274

Tl
Re
u -n-·
vE

N achf01gend benutzte Definition:

Re = _u_D_ (4.40)
u

Die Einflußgrößen \01 und 11- sind dimensionslos und haben somit bereits den Cha-
rakter von Kenngrößen .

Die Kenngrößenfunktion für diabate Strömungsmaschinen mit Gasförderung lautet


somit:

(4.41)

Diese Kenngrößenfunktion wird wegen der üblichen Darstellungsweise der Kennli-


nien in zwei Funktionen aufgesplittet, wobei alternativ jeweils eine Variable ~y

bzw. 11 nur in einer Funktion auftritt.


pol

(4.42)

(4.43)

4.2.2 Adiabate Strömungsmaschinen mit kompressiblen Fluiden


Ungekühlte Strömungsmaschinen sowie alle Einze1stufen können in guter Näherung
als adiabate Systeme behandelt werden.

In diesem Fall ist die Verknüpfung zwischen Ein- und Austrittstemperatur TE und
TA durch die vorgegebene Zustandsänderung eindeutig bestimmt.

Die Druckänderungsarbeit YEA ist nach Gleichung (4.9)

Für den polytropen Wirkungsgrad eines adiabaten Prozesses gilt:

n It - 1
\01 = n - 1 -It-
275

und für die Schallgeschwindigkeit am Maschineneintritt

Werden diese Beziehungen in Gleichung (4.9) eingesetzt und wird nach TAlTE auf-
gelöst, so ergibt sich:

TA YEA 11. - 1
T=-2--- +1. (4.44)
E asE '1\POl

Das Temperaturverhältnis ist also eine Funktion der Größen YEA , asE' '1\pol und
11.. Diese Größen sind nach Gleichung (4.20) jedoch als unabhängige Einflußgrößen

gewählt, so daß auf das Temperaturverhältnis und damit auf die Temperaturen TE
und TA verzichtet werden kann.

Die Kenngrößenfunktion der adiabaten Strömungs maschine geht aus der einer dia-
baten Maschine hervor, wenn das Temperaturverhältnis weggelassen wird.

Da jetzt nur noch drei Grundgrößen (L, M, T) auftreten, wird unter den getroffe-
nen Vereinbarungen, z.B. Vernachlässigung der Temperaturabhängigkeit von c p '
11. usw., aus dem thermodynamischen ein dynamisches Problem.

In diesem Fall können analog zu Gleichung (4.42) und (4.43) folgende Kenngrößen-
funktionen für adiabate Strömungsmaschinen mit kompressiblem Fluid definiert
werden:

(4.45)

(4.46)

Bei adiabaten Strömungsmaschinen ist der polytrope Wirkungsgrad \01 als Quo-
tient aus Druckänderungsarbeit Y und Enthalpiedifferenz 6h der Maschine bzw.
Stufe definiert. So gilt z.B. für einen adiabaten Verdichtungsvorgang :

TI - .L
polV - llh·

Werden Zähler und Nenner dieses Quotienten mit u 2 /2 erweitert, so ergibt sich:

?:J..
2
u
\01 V = -2 2llh- •
u
276

Während der Zähler der bereits definierten Druckzahl

entspricht, wird der Ausdruck im Nenner als Enthalpiezahl

IIh
(4.47)
~h = u2/2

bezeichnet. Demgemäß ist für adiabate Verdichter

\01 V -
-.!Y
~h

und für adiabate Turbinen

Aus diesen Zusammenhängen ist zu entnehmen, daß in den Kennfunktionen (Glei-


chung 4.45 und 4.46) entweder ~y oder \01 durch die Enthalpiezahl ~h ersetzt
werden kann, ohne daß eine Änderung in der Ähnlichkeitsaussage eintritt.

4.2.3 Adiabate Strömungsmaschinen mit inkompressiblen Fluiden

Unter inkompressiblen Fluiden sollen an dieser Stelle nur verdampfbare Flüssig-


keiten. nicht aber Gase z. B. bei kleinen Druckänderungen verstanden werden.

Flüssigkeitspumpen und -turbinen sind im allgemeinen stets als adiabate Systeme


aufzufassen, so daß sich im Fall der inkompressiblen Fluide eine Untersuchung der
diabaten Prozeßführung erübrigt.

Ausgangspunkt ist wieder die allgemeine Einflußgrößenbeziehung für Strömungsma-


schinen gemäß Gleichung (4.19) :

Unter Beachtung der Stoffeigenschaften von Flüssigkeiten sowie der adiabaten Pro-
zeßführung ergeben sich die nachfolgenden Besonderheiten hinsichtlich der Kenn-
größenbildung :
277

- Wegen v E :: vA:: v :: const wird

(4.48)

- Wie in Abschnitt 4.2.2 erläutert, sind die Temperaturen TE und TA für den
adiabaten Prozeß über weitere Prozeßgrößen eindeutig miteinander verknüpft.

- Bei exakt dichtebeständigen Fluiden ist die Schallgeschwindigkeit a s und der Isen-
tropenexponent 11. unendlich groß j bei realen Flüssigkeiten nehmen die Größen
endliche, jedoch im Vergleich zu Gasen noch sehr hohe Werte an, so daß hier-
mit gebildete Kenngrößen keine differenzierende Aussagekraft haben, d.h. die
Größen a s und 11. können als Einflußgrößen vernachlässigt werden.

- Die potentielle Energie g(z A - zE) ist bei Flüssigkeiten im Gegensatz zu Ga-
sen nicht vernachlässigbar .

- Der Dampfdruck PE und PA ist für die Beschreibung von hydraulischen Turbo-
maschinen von wesentlicher Bedeutung. Vom Dampfdruck ist das Kavitationsver-
halten von Pumpen und Turbinen abhängig. Nach Abschnitt 3.3.8 ist für das Auf-
treten von Kavitation die Differenz zwischen Dampfdruck p I und dem örtlichen
statischen Druck Pstat maßgebend, d.h.

Llp' ::Pstat _p'.

Je nach Maschinenart - Pumpe oder Turbine - ist diese Druckdifferenz Llp I mit
dem niedrigsten statischen Druck Pstat E bzw. Pstat A und dem zugehörigen
Dampfdruck PE bzw. PA zu bilden.

Die Einflußgrößenfunktion für die adiabate Strömungsmaschine mit inkompressiblem


Fluid reduziert sich unter Beachtung der vorgenannten ttberlegungen auf:

(4.49)

Die nachstehende Tabelle 4.3 enthält die Einflußgrößen mit den zugehörigen Größen-
arten.

Werden als Bezugsgrößen

spezifisches Volumen v,

Laufraddurchmesser D,

Drehzahl N
278

gewählt, so ergeben sich bezüglich der Einflußgrößen YEA , A A' AE und \) die-
selben Kenngrößen wie bei den adiabaten Maschinen mit inkompressiblen Fluiden.
den.

Tabelle 4.3. Einflußgrößen und Größenarten

Einflußgröße Größenart
(Grundgrößen - Potenzprodukt )

m
YEA
v

AA' AE

zA' zE
II p'

\)

\01
g

Die Anwendung der Dimensionsanalyse auf die restlichen Einflußgrößen ergibt


über den Exponentenvergleich folgende weitere Kenngrößen:

(4.50 )

( 4.51)

Beide Kenngrößen geben Geometrieverhältnisse der Maschine wieder und werden


unter dem Begriff "Geometrie" zusammengefaßt.

Bezüglich der Einflußgröße IIp' ergibt sich die Kenngröße

(4.52)
279

Diese Größe wird in der Praxis nicht verwendet. Die benutzte Kenngröße hinsicht-
lich des Dampdruckes ist die sog. Thoma-ZahZ;

Th = ~
!lp . ( 4.53)

Diese Kenngröße läßt sich ableiten, wenn anstelle der Druckänderungsarbeit YEA
die Druckdifferenz !lp als Einflußgröße eingeführt (siehe Gleichung 4.48) und !lp
statt des spez. Volumens v als Bezugsgröße gewählt wird. Beide Substitutionen
sind im Rahmen der freien Wahl von unabhängigen Variablen und Bezugsgrößen er-
laubt.

Eine Kenngröße, welche den Einfluß der Gravitationskonstanten g berücksichtigt,


läßt sich über den Exponentenvergleich mit den ursprünglichen Bezugsgrößen v,
D und N ableiten;

( 4.54)

Die Kenngröße wird jedoch nicht in dieser Form benutzt, weil bereits die sog.
Froude-Umfangszahl eingeführt ist, die wie folgt definiert ist;

Fr =_u_ (4.55a)
u y-grs-

bzw.

nDN
Fr = ---. (4.55b)
u rgD

Zusammen mit Gleichung (4.54) ist somit

um;
n
Fr =--.

Die allgemeinere Froude-ZahZ

Fr =_w
__ (4.56)
~
ist eine Kenngröße, die bei Strömungen mit freien Oberflächen unter Schwerkraft-
280

einfluß zu beachten ist. Solche Strömungen treten z. B. in offenen Gerinnen, teil-


weise gefüllten Rohren und Gehäusen auf, .wobei w die Fließgeschwindigkeit und 6z
die Flüssigkeitstiefe ist.

Im Strömungs maschinenbau ist diese Kenngröße im allgemeinen ohne Bedeutung, da


im normalen Betriebszustand keine freien Strömungsoberflächen sondern nur benetz-
te Wände vorliegen (Ausnahmen: z.B. Kavitationsgebiete, Freistrahlturbinen) .

Zusammenfassend können folgende Kenngrößenbeziehungen für adiabate Strömungs-


maschinen mit inkompressiblen Fluiden aufgestellt werden, sofern Strömungen mit
freien Oberflächen ausgeschlossen sind:

FK ,1,( 'Ir ,'t'D,Re ,Th,Geometrie) = 0, (4.57 )


enn~ y u

(4.58)

Wie schon im Zusammenhang mit der Mach-Umfangszahl Mau bei Strömungsma-


schinen mit kompressiblen Fluiden angesprochen, weist auch die Reynolds- Umfangs-
zahl Re u gegenüber der allgemeinen Reynolds-Zahldefinition eine Besonderheit auf.

Während bei der allgemeinen Reynolds-Zahl

Re = w L (4.59)
v

die örtliche Strömungsgeschwindigkeit w zur örtlichen kinematischen Zähigkeit \l

ins Verhältnis gesetzt wird, besteht die Relation bei der Reynolds-Umfangszahl ge-
mäß Gleichung (4.40) zwischen der Umfangsgeschwindigkeit u des Laufrades und
der kinematischen Zähigkeit \i E am Maschinen- bzw. Stufeneintritt .

Über die letztgenannte Kennzahldefinition ist damit keine Ähnlichkeitsaussage über


den örtlichen Strömungscharakter in der Maschine möglich, wohl aber eine Ähn-
lichkeitsaussage über den Zusammenhang zwischen dem Zähigkeitsverhalten des
Fluids und der Baugröße sowie Drehzahl der Maschine.

Damit wird ein entsprechender Ähnlichkeitsvergleich zwischen verschiedenen Be-


triebszuständen verschiedener Maschinen möglich.

4:2.4 Darstellung der Kenngrößenfunktionen

Beim Übergang von Einflußgrößen- auf Kenngrößenfunktionen wird die Zahl der Va-
riablen um die Anzahl der Bezugsgrößen reduziert.
281

Zur üblichen Darstellung des Maschinenverhaltens in Kennfeldern werden außerdem


die abgeleiteten Kenngrößen in zwei zusammengehörigen Kenngrößenfunktionen der
Maschine zusammengefaßt.

Für die beiden Kenngrößenfunktionen einer adiabaten Strömungsmaschine mit in-


kompressiblem Fluid ergibt sich in expliziter Form:

(4.60)

( 4.61)

Auf den Kenngrößenbegriff "Geometrie" kann an dieser Stelle verzichtet werden, da


sich die Kenngrößenfunktionen auf eine ganz bestimmte Maschinengeometrie bezie-
hen.

Unter der Vorgabe konstanter Parameter Heu und Th reduzieren sich beide Kenn-
funktionen auf die Abhängigkeiten

(4.62)

Tlpol = \01 ('l'D) , ( 4.63)

die in Bild 4.3 für den Fall einer Pumpe qualitativ dargestellt sind.

Th = const
1/Iy Re u = const
7!pol

(110 Bild 4.3. Kennfunktionen einer Kreiselpumpe

Bei Berücksichtigung von abweichenden Kenngrößen Heu und Th bei geometrisch


ähnlichen Maschinen gemäß Gleichung (4.60) und (4.61) ergeben sich Kurvenscha-
ren mit der betreffenden Kenngröße als Parameter.

Mit der Darstellung in Kenngrößen ist ein gewisser Informationsverlust verbunden,


wenn die Beträge der Bezugsgrößen, mit denen die Kenngrößen gebildet werden,
282

unbekannt sind. Dies soll am Beispiel eines Laufrades (Bild 4.4) verdeutlicht wer-
den.

1-- - - 0 - ----i Bild 4.4. Kennzeichnende Laufradabmessungen

Die Ähnlichkeit hinsichtlich der Abmessungen D s ' bund a ist bei allen Laufrä-
dern gegeben, deren Geometriekenngrößen bezogen auf den Außendurchmesser D
konstant sind, d.h.;

D s/D = const,

b/D = const,

a/D = const.

Sind nur diese Kenngrößen, nicht aber der Betrag des Durchmessers D bekannt,
der bei dem Modellrad vorgelegen hat, so ist ein Rückschluß auf die absoluten Ab-
messungen des Modellrades nicht möglich.

Entsprechend ist bei dimensionsloser Kenngrößendarstellung ein Rückschluß auf die


absoluten Betriebsgrößen nur dann möglich, wenn der Betrag der Bezugsgrößen,
mit denen die Kenngrößen gebildet worden sind, bekannt ist.

4.2.5 Kenngrößenkombinationen

Die abgeleiteten Kenngrößenfunktionen beinhalten alle Kenngrößen, die unter den je-
weils getroffenen Voraussetzungen eine vollständige Ähnlichkeitsbeschreibung der
betrachteten Strömungsmaschine ergeben.
283

Um Strömungs maschinen verschiedener Bauformen und Kennfunktionen in korres-


pondierenden Betriebspunkten, z.B. dem Optimalpunkt, untereinander vergleichen
zu können, haben sich im Laufe der Zeit Kenngrößen eingebürgert, die durch Kom-
bination zweier bereits definierter Kenngrößen entstanden sind.

Diese Kombinationen sind im Sinne der Ähnlichkeitstheorie zulässig, da durch die


mathematische Verknüpfung dimensionsloser Größen auch die resultierende Größe
dimensionsfrei ist und somit der Kenngrößencharakter erhalten bleibt.

Im Strömungsmaschinenbau beziehen sich Kenngrößenkombinationen vornehmlich


auf die Verknüpfung von Volumenflußzahl ~D und Druckzahl +y bzw. Enthalpiezahl
+h·

Nachfolgend sollen die bekanntesten Kenngrößen dieser Art aufgeführt werden:

LeistungszahZ A +h (jlD' (4.64)

(jlD
Schluckzahl 1-1 = 1$ ,1 / 2'
(4.65)
Y

1 _ -L
Laufzahl v =1$ 1 1/2 - ~D '
(4.66 )
Y
1/2
((!D
SchneZZaufzahl (J := (4.67)
1 W 13/4 '
Y
1+ 11/ 4
Durchmesserzahl 6
y. (4.68)
1/2
CPD

Die beiden letztgenannten Kennzahlkombinationen sind von Cordier [7J mit dem
Ziel eingeführt worden, über die gegenseitige Zuordnung dieser Kenngrößen den Zu-
sammenhang zwischen den vorgegebenen Betriebsgrößen und der optimalen Maschi-
nengeometrie anschaulich darstellen zu können.

Der Zusammenhang zwischen den Betriebsgrößen und der Maschinengeometrie über


die Schnellaufzahl (J und die Durchmesserzahl ö wird deutlich, wenn in die vorste-
henden Definitionsbeziehungen (Gleichung 4.67 und 4.68) die Definitionen der Druck-
zahl wy und der Volumenflußzahl (jlD eingeführt werden;
284

(4.69)

(4.70)

Cordier hat die Kenngrößen für eine große Zahl von einstufigen Strömungsmaschi-
nen unterschiedlicher Bauarten ermittelt, die im Betrieb einen guten Wirkungsgrad
gezeigt haben. Die jeweils festgestellte Zuordnung von Schnellaufzahl a und Durch-
messerzahl ö für den Optimalpunkt hat er punktweise in ein Diagramm mit den ent-
sprechenden Koordinaten eingetragen.

Wird durch die aufgetragenen Kennzahlzuordnungen für Verdichter bzw. Pumpen


und Turbinen jeweils eine Ausgleichkurve (durchgezogene Linien) gelegt, so ergibt
sich die Darstellung gemäß Bild 4.5.

Aus dem Verlauf der 0, c-Kurven für Turbinen und Verdichter ist zu erkennen, daß
bei gleicher Schnellaufzahl 0, also gleicher Druckänderungsarbeit y, Drehzahl N
und gleichem Volumenstrom V, Verdichter eine größere Durchmesserzahl c, d.h.
größere Bauabmessungen besitzen als Turbinen.

r-- Rodiol - -----j Axial- - Pumpen u.


t--Oiogonol - - Verdichter
10
9
,
B1\ \
\\-':L \' \
..,
6 \
\
, \ '.
:c 5 '\ \ '
\
~
0
t:
w
'"'"w
\' \ ,
E
..c
\\ \~
::=> \ '\
= '\
\\ \ r~ Verdichte
'\ ~

Turbine~ \. '\ \
\ I\. 1'.
~ I\.
1\ I\. "- ,
'-,"- ~ ,
"-
" ~ ......... ......
I-I- ~ro~cils -ITyr~inle n
~"Koplon-Turbinen
~~
"-
..... ;-.
1 1-, 't-... 1' ...1
0.1 0.2 0.3 0,4 0,5 0,6 O,B 1.0 2 3 Bild 4.5. ö -Dia gram m nach
0,

Schnellaufz ohl (j
Werten von Cordier
285

In Verdichtern wird die Strömungsgeschwindigkeit verzögert, um die kinetische


Energie weitgehend in potentielle Energie umzuwandeln, während in den Turbinen
das. Fluid beschleunigt, potentielle in kinetische Energie umgesetzt werden muß,
um den Impulsaustausch zwischen Rotor und Fluid zu ermöglichen.

Aus der Strömungsmechanik (Abschnitt 3.4) ist bekannt, daß eine verzögerte Ka-
nal- oder Profilströmung gegenüber einer beschleunigten Strömung ablösegefähr-
det ist.

Demgemäß kann unter Vermeidung von Ablösungserscheinungen, die das Betriebs-


verhalten negativ beeinflussen, in einer Verdichterstufe nur ein geringeres Druck-
verhältnis erreicht werden als dieses in der baugrößengleichen Turbinenstufe
umgesetzt werden kann.

Die in Bild 4.5 eingetragenen, gestrichelt gezeichneten Kurven kennzeichnen nähe-


rungsweise die Streubreite der Einzelmessungen zur jeweiligen Ausgleichskurve.
Sie beranden ein Toleranzband , in dem entlang der Ausgleichskurve mit einem gu-
ten Stufenwirkungsgrad gerechnet werden kann.

Das 0,6 -Diagramm läßt sich bei vorgegebenen Betriebsdaten einer Strömungsma-
schine zur Abschätzung des Laufraddurchmessers und zur Festlegung der prinzi-
piellen Laufradbauform benutzen.

Bei zahlenmäßig vorgegebenen Betriebsgrößen, wie Druckänderungsarbeit y, Vo-


lumenstrom V und Drehzahl N liegt nach Gleichung (4.69) der Zahlenwert der
Schnellaufzahl fest. Aus der jeweiligen 0, li-Kurve (Verdichter oder Turbine) läßt
sich die zugeordnete Durchmesserzahl 6 entnehmen, aus der gemäß Gleichung
(4.70) der Laufraddurchmesser D als ein erster Anhaltswert der Baugröße be-
stimmt werden kann.

Uber die Durchmesserzahl 6 und die Schnellaufzahl 0 wird nicht nur die Baugröße
einer Maschine sondern auch die prinzipielle Laufradform beschrieben. In Bild 4.6
sind die Kenngrößenbereiche der radialen, diagonalen und axialen Bauform angege-
ben.

Die Zahlenwerte der Bereichsgrenzen sind nur als Anhaltswerte zu verstehen. Au-
ßerdem ist zu beachten, daß die Kenngrößenbereiche der einzelnen Laufradformen
nicht scharf voneinander getrennt sind, sondern fließend ineinander übergehen.

Aus den Definitionsgleichungen der Kenngrößen 0 und I) (Gleichung 4.69 und 4.70)
ist zu erkennen, daß einem hohen Druckverhältnis und einem geringen Volumen-
durchsatz eine große Durchmesserzahl I) und eine kleine Schnell aufzahl 0 entspre-
chen. Im Grenzbereich einer solchen Konstellation ergeben sich Radialräder mit
286

radial diagonal axial


I

Schnellaufzahl Ci
0,07 - 0,32 0,25 - 1,0 0,6 - 2,5
Durchmesserzahl Ö
13 - 2,8 3,5 - 1,5 1,95 - 1.1

Bild 4.6. Laufradformen und zugeordnete Kenngrößenbereiche

relativ geringer Schaufelhöhe bei relativ großer radialer Schaufelerstreckung • Da


in diesem Fall die strömungsführenden , reibenden Oberflächen und damit verbun-
den die Wandreibungsverluste relativ groß werden, ist mit einem ungünstigen Wir-
kungsgrad zu rechnen. Dieser Nachteil kann durch die Aufteilung des vorgegebenen
Druckverhältnisses bzw. der vorgegebenen Enthalpiedifferenz auf mehrere hinter-
einandergeschaltete Stufen vermindert werden. Bei mehrstufigen Turbomaschinen
sind die Laufräder in der Regel auf einer gemeinsamen Welle angeordnet und wer-
den entsprechend der Reihenschaltung der Stufenelemente von einem konstanten
Massenstrom beaufschlagt.

Unter der Voraussetzung einer gleichmäßigen Aufteilung der Enthalpiedifferenz und


eines konstanten Wirkungsgrades der hintereinandergeschalteten Stufen ergibt sich
die Durchmesserzahl 6 der Einzelstufe aus dem Zusammenhang:

(4.71)

Darin ist 0M die Durchmesserzahl , die sich aus den Auslegungsgrößen der Maschi-
ne ergibt und z die Anzahl der Stufen.

Den Gleichungen (4.69) und (4.70) ist zu entnehmen, daß aus geringem Druckver-
hältnis bzw. kleiner Druckänderungsarbeit y und großem Volumenstrom V eine
niedrige Durchmesserzahl 6 und eine hohe Schnellaufzahl 0 resultieren. Im G renz-
bereich bedeutet diese Kennzahlkombination ein axial durchströmtes Laufrad mit
wenigen und somit weitgefächerten Schaufeln, das auch als Propeller bezeichnet
wird.
287

Mit zunehmender Schnellaufzahl nimmt das Verhältnis von Nabendurchmesser zu


Laufradaußendurchmesser stetig ab. Damit wächst die Neigung zur Bildung des sog.
Nabentotwassers . Dieses mit zusätzlichen Verlusten behaftete Phänomen realer
Drallströmungen begrenzt das Nabenverhältnis und damit die Schnellaufzahl a.

Ist ein vorgegebener Volumenstrom unter der Maßgabe eines guten Wirkungsgrades
nicht in einer zusammenhängenden Maschinen- bzw. Stufendurchströmung reali-
sierbar, so wird eine mehrflutige Anordnung bzw. Parallelschaltung der Stufen
oder Stufengruppen erforderlich. Bei mehrflutigen Maschinen werden die parallel-
geschalteten Stufen bzw. Stufengruppen jeweils von einem der Flutigkeit entspre-
chenden Teilvolumenstrom durchsetzt. Der spez. Energieumsatz jeder "Flut" ist
gleich dem der Maschine. Unter der Voraussetzung einer gleichmäßigen Aufteilung
des Gesamtvolumenstromes ergibt sich fiir den Zusammenhang zwischen der Schnell-
laufzahl a M der Maschine und az der einzelnen "Flut" :

a
z
'" 1fT
r z aM' (4.72)

worin z die Anzahl der Fluten ist.

VOllständige und angenäherte Ähnlichkeit

Die Ähnlichkeit zweier Maschinen ist dann gewährleistet, wenn sowohl die geome-
trische Ähnlichkeit erfüllt ist, als auch alle Maschinenkenngrößen exakt überein-
stimmen. In diesem Fall wird auch von vollständiger lIhnlichkeit gesprochen.

Bei angenäherter lIhnlichkeit sind zwar die geometrischen Abmessungen ähnlich,


jedoch stimmen nicht mehr alle Maschinenkenngrößen exakt überein. Allerdings
müssen diese voneinander abweichenden Kenngrößen innerhalb bestimmter Toleran-
zen liegen, für die nachgewiesen ist, daß trotz der Abweichung keine nennenswer-
ten Diskrepanzen in den charakteristischen Kenngrößenfunktionen auftreten.

Die angenäherte Ähnlichkeit hat für die Strömungs maschine Bedeutung gewonnen,
weil in vielen Fällen eine vollständige physikalische Ähnlichkeit zwischen Modell
und Original nicht zu erreichen ist. Dies soll an einem Beispiel erläutert werden.

Treten bei Verdichtern Unterschiede in den Ansaugetemperaturen zwischen Ausle-


gung und Versuch auf, so driften Reynolds-Umfangszahl Re u und Mach-Umfangs-
zahl Mau bei Versuch und Auslegung auseinander, wie die funktionalen Abhängig-
keiten der Größen Reu und Mau von der Temperatur zeigen:

u d •h• Ma T - 0,5 ,
Ma '" 1'----:::-::: u ~

u , 11. RT
2BB

uD P uDp Re ~ T- (1 + w)
Re u = -Tj- = Tj(T)R T d.h. u '

wenn Tj ~ T W, wobei W nach Sutherland [5J eine stoff- und temperaturabhängige


Größe ist, deren Zahlenwert für Luft etwa 0,76 beträgt.

Durch eine gegenüber dem Auslegungszustand geänderte Temperatur T verändert


sich die Mach-Umfangszahl Mau entsprechend der Proportionalität

Ma ~ T- O,5
u '

während die Reynolds-Umfangszahl Re u sich gemäß

Re ~ T- 1,76
u

verändert.

Daraus ist zu erkennen, daß bei einer Änderung der Bezugstemperatur ein gleich-
zeitiges Konstanthalten der Mach-Umfangszahl und der Reynolds-Umfangszahl unter
den vereinfachenden Annahmen, z.B. unter konstantem Eintrittsdruck, ausgeschlos-
sen ist. Demgemäß wäre für diesen Fall keine exakte Ähnlichkeit zu erreichen.

Am Beispiel der Reynolds-Zahl soll der Begriff der angenäherten Ähnlichkeit erläu-
tert werden. In Bild 4.7 ist nach H. Davis [sJ das Verhältnis der Reynolds-Zahl
von Modell und Original über der Reynolds-Zahl des Originals aufgetragen.

unzulässiger

10 ~-------+--------+-----~~~----~~--

I
i zulässiger
~l ,O~~====~-+----------1-----------r--B~e~re7ic~h~--i---~

'--
i
:0:

~
"
~,
0,1 f---------+---------I-------~><-;:---------f"'-;~

unzulössiger

Re u OrigirIGl

Bild 4.7. Anhaltswerte für zulässige Abweichungen der Reynolds-Umfangszahl nach


H. Davis [ s J
289

Im "zulässigen Bereich" werden im allgemeinen keine nennenswerten Abweichungen


des Betriebsverhaltens (Wirkungsgrad und Kennlinie) zwischen Modell und Original
erwartet.

Dieses Diagramm ist allerdings nur noch als eine Hilfe zur Abschätzung des Rey-
nolds-Zahleinflusses auf die Strömungsähnlichkeit anzusehen.

Zur Quantifizierung des Einflusses abweichender Reynolds-Zahlen auf die Strö-


mungsähnlichkeit in Maschinen sind in neuerer Zeit weitere Arbeiten veröffentlicht
worden, z.B. [9 und 10J.

Um die unterschiedliche Temperaturabhängigkeit der Reynolds- und der Mach-Um-


fangszahl in der gleichen Versuchsmaschine zu kompensieren, können der Druck p
bzw. die Gaskonstante R entsprechend geändert werden, was jedoch einen ge-
schlossenen Kreislauf voraussetzt.

Abschließend soll noch angemerkt werden, daß die vorangegangene Ähnlichkeitsbe-


trachtung für Strömungsmaschinen nur auf geometrische.sowie thermo- und fluid-
dynamische Einflußgrößen gegründet worden ist. Einflußgrößen, welche die festig-
keitsmechanischen Zusammenhänge und das Schwingungsverhalten der Bauteile be-
schreiben, sind demgemäß nicht berücksichtigt worden.

Elastomechanische Ähnlichkeitsgesetze sind z.B. bei der Entwicklung von Typen-


reihen bestimmter Maschinenbauarten zu beachten.

Beispiel 4.1:

Eine Radialverdichterstufe zur Förderung von Luft wird auf einem Prüfstand mit stufenlos dreh-
zahlverstellbarem Antriebsmotor im geschlossenen Kreislauf untersucht. Dabei weichen die Zu-
standsgrößen am Stufeneintritt im Versuch (Index" V") gegenüber denen bei Auslegung (Index" A")
voneinander ab.

Folgende Daten sind gegeben:

Dyn. Zähigkeit am Eintritt bei Auslegung T'>r1A = 2,01 10- 5 N s/m 2


Dyn. Zähigkeit am Eintritt im Versuch T'>rlV = 1,82 10- 5 N s/m 2
Eintrittstemperatur bei Auslegung T 1A = 333 K

Eintrittstemperatur im Versuch T 1V = 293 K

Eintrittsdruck bei Auslegung 2 bar

Reynolds-Umfangszahl bei Auslegung

Unter der Voraussetzung, daß die Luft als ideales Gas mit temperaturunabhängigem Isentropenex-
ponenten K betrachtet und der Prozeßadiabat angenommen wird, soll das Drehzahlverhältnis und
der Eintrittsdruck P1V ermittelt werden, mit dem Strömungsähnlichkeit zwischen Versuch und
Auslegung zu erreichen ist.
290

Weiterhin ist das Verhältnis der inneren Verdichterleistungen bei Auslegung und Versuch zu be-
stimmen, wobei vereinfachend cE = cA und g 6z = 0 angenommen werden soll.

Lösung:

Der Zusammenhang zwischen dem Ansaugezustand und der Rotordrehzahl ist über die Mach-Um-
fangszahl gegeben. Die Ähnlichkeitsbedingungen bezüglich dieser Kenngröße lauten:

u 2V u 2A
MauV = MauA bzw. mit Gleichung (4.36)
V>tRT 1V V>tRT 1A

Daraus ergibt sich mit u 2 = Tl D 2 N und D 2V = D 2A

N
N=
V ~1V
r-=
1{293
r33"3=O,938.
A 1A

Wird die Drehzahl N V im berechneten Verhältnis zur Auslegungsdrehzahl NA am Versuchsstand


eingestellt, so stimmen unter den getrOffenen Voraussetzungen die dimensionslosen Stufenkenn-
linien bei Versuchs- und Auslegungsbedingungen überein, sofern eine Ubereinstimmung der Rey-
nolds-Zahlen bezüglich der Auslegungs- und Versuchsbedingungen vorliegt, d.h. es muß gelten

Das Verhältnis der Reynolds-Zahlen wird unter Benutzung des Zusammenhanges

gebildet.

Da der Laufraddurchmesser D 2 und die Gaskonstante R unveränderliche Größen sind, ergibt sich
unter gleichzeitiger Benutzung der zuvor abgeleiteten Beziehung zwischen Umfangsgeschwindigkeit
und Temperatur

Wird diese Gleichung nach PIV aufgelöst, so ist

P
1V
~
=T1V P 1A
ilr1A
~
--1.Y. = 1,82 • 10 -5 • 2
T 1A 2,01.10-5
vm293 = 1,699 bar.
333

Dieser Druck muß beim Versuch am Stufeneintritt eingestellt werden, um die Strömungsähnlich-
keit gegenüber der Auslegung zu sichern.

Die innere Verdichterleistung errechnet sich aus dem Zusammenhang


291

wobei wegen der getroffenen Voraussetzungen (q = 0; cE = cA und g ß z = 0)


a = ßh

ist.

Der Massenstrom m und die Enthalpiedifferenz ßh lassen sich unter Benutzung der Volumen-
flußzahl 'PD und der Enthalpiezahl ~h wie folgt ausdrücken:

Damit wird

P.
1

Aus Gründen der Strömungsähnlichkeit zwischen Auslegung und Versuch muß 'P DA = 'PDV und
'i hA = 'i hV gelten. Außerdem sind die Größen Rund D 2 unter Auslegungs- und Versuchsbedin-
gungen konstant.

Demgemäß gilt für das Verhältnis der inneren Leistungen

und mit der zuvor abgeleiteten Beziehung zwischen Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit und
Eintri ttstemperatur

2
T lA u 2A
~=-2-
lV u 2V

wird

0,938 = 0,797.

Beispiel 4.2:

Eine einstUfige Radialpumpe zur Förderung von Wasser ist unter Benutzung des Cordier-Dia-
gramms für die nachfolgenden Daten auszulegen:

Dichte des Wassers

Druckdifferenz der Pumpe


292

Volumenstrom

Drehzahl der Pumpe N

Es ist die "Flutigkeit" der Pumpe sowie der Laufraddurchmesser D 2 zu bestimmen.

Lösung:

Die Schnellaufzahl 0 ist durch die Beziehung (4.69)

0=~(2")
N rv 2 1/4
/ y/

definiert.

Die Druckänderungsarbeit y errechnet sich im Fall eines inkompressiblen Fluids gemäß Gleichung
(4.48)

Y= S vdp =v
1 8 • 105
~p = p ~p = ----woo-= 800 J/kg.

Zusammen mit den Zahlenwerten des Durchsatzes und der Drehzahl ist für die einflutige Maschine

f1.2
o = 24, 5 . 1 , 2 (2 TT 2 )
1/4
= 0, 376 •
/800/ 3/ 4

Aus dem Cordier-Diagramm (Bild 4.5) ist zu erkennen, daß die Schnellaufzahlen radialer Pumpen-
räder den Wert 0 = 0,32 nicht übersteigen sollten. Demzufolge muß im vorliegenden Fall die
Schnellaufzahl der Stufe gesenkt werden, wenn die radiale Bauart beibehalten werden soll. Dies
ist durch eine mehrflutige Ausfiihrung der Pumpe möglich. Gemäß Gleichung (4.72) gilt für jede
Flut bei gleichmäßiger Aufteilung des Volumenstromes

0' =0 n.
Bei zweiflutiger Ausßhrung (z = 2) ergibt sich für jedes der bei den Laufräder

0' =0 V1 = 0,376 V1 = 0,266.

Diese Schnellaufzahl einer "Flut" liegt im Bereich der radialen Bauform • Ihr ist im Cordier-Dia-
gramm eine Durchmesserzahl

5 = 3,7

zugeordnet.

Wird die Definitionsgleichung der Durchmesserzahl (4.70)

(11 2 )1/4
rv
= D 2 /y/l/4
5 8
293

nach dem Durchmesser D 2 aufgelöst, so ergibt sich

Der so ermittelte Laufraddurchmesser D 2 gibt einen ersten Hinweis auf die Baugröße der auszu-
legenden Pumpe.

4.3 Kenngrößenfunktionen für Verdrängermaschinen

In Abschnitt 1.3 ist der generelle Unterschied zwischen Strömungs maschinen und
Verdrängermaschinen hinsichtlich des Energieaustausches erläutert worden.

Wie in Kapitel 6 am Beispiel verschiedener Bauarten verdeutlicht wird, bedingt die


kontinuierliche Energiewandlung in einer Verdrängermaschine einen insgesamt in-
stationär verlaufenden Arbeitsprozeß mit pulsierender Strömung am Ein- und Aus-
trittsquerschnitt des Arbeitsraumes • Jedoch können unter bestimmten, dort ange-
gebenen Voraussetzungen die Einflußgrößen der Strömung in den Kontrollquerschnit-
ten vor und hinter der Maschine näherungsweise als konstante zeitliche Mittelwerte
betrachtet werden.

Mit dieser Vereinfachung können für Verdrängermaschinen formal die gleichen


Kenngrößen und Kenngrößenfunktionen abgeleitet werden, wie sie sich in den vorhe-
rigen Abschnitten für die Ähnlichkeitsbeschreibung der Strömungs maschine ergeben
haben.

Eine besondere Problematik ergibt sich bei den Verdrängermaschinen jedoch hin-
sichtlich der charakteristischen geometrischen Bezugsgrößen.

Im Fall der Strömungsmaschinen ist der Rotoraußendurchmesser D eine Größe, die


hinsichtlich Energieumsatz, Volumendurchsatz und Baugröße gleichermaßen charak-
teristisch ist.

Durch die Verknüpfung von Laufraddurchmesser D und Drehzahl N ist die Umfangs-
geschwindigkeit u gebildet worden, die als weitere Bezugsgröße zur Definition der
Druckzahl 1jr
y , der Volumenflußzahl CPD' der Mach-Umfangszahl Mau und der
Reynolds-Umfangszahl Re u benutzt wird.

Der Laufraddurchmesser D wird außerdem zur Definition der fiktiven Durchtritts-


geschwindigkeit cD benutzt, durch welche der Volumendurchsatz und die Baugröße
der Maschine unmittelbar zusammenhängen.
294

Bei Verdrängermaschinen ist wegen der großen Vielfalt kinematischer Funktions-


prinzipien und Bauformen auf den ersten Blick keine derartige Geometriegröße zu
finden, die bauartübergreifend eine vergleichbare Charakterisierung erlaubt wie
der Laufradaußendurchmesser bei Strömungsmaschinen.

Wenn für die formale Kenngrößenbildung eine jeweils bauarttypische Geometriegrö-


ße und Geschwindigkeit gewählt wird, ist wohl ein Ähnlichkeitsvergleich zwischen
den zu einer Bauart gehörenden Verdrängermaschinen möglich; dagegen ist ein
quantifizierter Kenngrößenvergleich zwischen verschiedenen Verdränger- und Strö-
mungsmaschinenbauarten bei diesem Vorgehen kaum zu erreichen. Damit entfällt
ein wesentlicher Gesichtspunkt der Kenngrößenbeschreibung , der darauf gerichtet
ist, mit Hilfe der Kenngrößen bei vorgegebenen Betriebsdaten die geeignetste Ma-
schinenbauart auswählen zu können.

Um dieses Ziel zu erreichen, soll versucht werden, die Auswahlkriterien der Tur-
bomaschinen auf die Verdrängermaschinen zu übertragen, nämlich:

- Die gewählte geometrische Bezugsgröße soll möglichst als Durchmesser für die
Baugröße der Maschine bzw. Maschinenstufe charakteristisch sein (wie D als
geometrische Bezugsgröße bei der Strömungsmaschine) .

- Sie soll im unmittelbaren Zusammenhang mit der als kinematische Bezugsgröße


gewählten charakteristischen Geschwindigkeit des energieübertragenden Bauteils
stehen (wie u bei der Strömungsmaschine) .

- Die durch die geometrische Bezugsgröße (Durchmesser) aufgespannte Kreisflä-


che soll mit dem Volumenstrom zur Definition der fiktiven Durchtrittsgeschwin-
digkeit führen.

Für die Verdrängermaschinen werden gleichermaßen ein bauarttypischer Durch-


messer des rotierenden Energieübertragers und die mit diesem Durchmesser über
die Drehzahl verknüpfte Umfangsgeschwindigkeit als Bezugsgrößen gewählt.

Sofern die Umfangsgeschwindigkeit am Bezugsdurchmesser infolge eines ungleich-


förmigen Bewegungszustandes zeitlich nicht konstant ist, wird der arithmetische
Mittelwert über eine Umdrehung des energieübertragenden Bauteils als Bezugsge-
schwindigkeit benutzt.

Die mit dem Bezugsdurchmesser gebildete Kreisfläche wird als fiktive Durchtritts-
fläche des Volumenstromes betrachtet, über die der Zusammenhang zwischen der
Baugröße und dem Volumendurchsatz hergestellt wird.

Nach diesen Kriterien sollen nachfolgend die Kenngrößen der verschiedenen Ver-
drängermaschinenbauarten definiert werden. Dabei sollen nur die gebräuchlichsten
295

Bauarten exemplarisch betrachtet werden. Außerdem soll die Ähnlichkeitsbeschrei-


bung auf die für den Zusammenhang zwischen Baugröße, Volumendurchsatz und
Energieübertragung relevanten Kenngrößen , nämlich Volumenflußzahl <:PD und Druck-
zahl *y und ihre Kombinationen beschränkt bleiben.

Hubkolbenmaschinen

Bei Hubkolbenmaschinen wird die oszillierende Kolbenbewegung über den Kurbel-


trieb in eine rotierende Bewegung der An- bzw. Abtriebswelle gewandelt (Bild 4.8).

Bild 4.8. Hubkolbenmaschine

Der für die Kennzahlbildung geeignete Bezugspunkt der Drehmomentenübertragung


liegt in diesem Fall nicht unmittelbar am Energieübertrager "Kolben", sondern im
Zentrum des Kurbelzapfens , der den Kolben über die Pleuelstange mit der rotie-
renden Kurbelwelle verbindet.

Am Kurbelkreisdurchmesser D K tritt aufgrund der Wellendrehzahl N die Umfangs-


geschwindigkeit u

auf.

Der Kurbelkreisdurchmesser D K entspricht dem Kolbenhub sH:


296

der eine für die Baugröße der Hubkolbenmaschine charakteristische geometrische


Abmessung darstellt.

Mit der Wahl der Umfangsgeschwindigkeit u am Kurbelzapfen als kinematische Be-


zugsgröße und der Hublänge sH als geometrische Bezugsgröße lassen sich analog
zu der Kenngrößenbildung bei Strömungsmaschinen die Druckzahl "y und die Volu-
menflußzahl <:PD definieren.

Es ist

(4.73)

Zur Definition der Volumenflußzahl <:PD ist in Abschnitt 4.2 eine fiktive Durchfluß-
geschwindigkeit cD gemäß

gebildet worden, die eine formale Verknüpfung zwischen dem durchgesetzen Volu-
menstrom V und der charakteristischen Stufenabmessung - in diesem Fall des Lauf-
radaußendurchmessers D - darstellt. Der Term n/4 D 2 wird auch als fiktiver
Durchtrittsquerschnitt bezeichnet.

Konsequenterweise wird bei der Hubkolbenmaschine die Fläche des Kurbelkreises


als fiktive Durchtrittsfläche bezeichnet und die Durchtrittsgeschwindigkeit ist dem-
gemäß

(4.74)

Damit ergibt sich für die Volumenflußzahl <:PD der Hubkolbenmaschine

(4.75)
297

Vielzellenmaschinen

Wie in Abschnitt 6.2.1 eingehender erläutert wird, ist die Vielzellenbauart durch
eine exzentrische Anordnung des Rotors gegenüber der kreisförmigen Gehäusekon-
t ur gekennzeichnet (B ild 4. 9 ) .

Arbeits -
schieber

Bild 4.9. Vielzellenmaschine

Wird im Sinne der eingangs angestellten Uberlegungen der Gehäusedurchmesser D G


als bauarttypische Geometriegröße gewählt, so stellt die Gleit- bzw. Umfangsge-
schwindigkeit der Lamellen an diesem Durchmesser die zugehörige Bezugsgeschwin-
digkeit dar. Bedingt durch die exzentrische Rotoranordnung wird diese Bezugsge-
schwindigkeit bei konstanter Rotordrehzahl N während einer Rotordrehung je nach
Lamellenposition unterschiedliche Werte annehmen.

Mit der Exzentrizität e ergibt sich der Maximalwert zu

u = (D G + 2 e) n N
max

und der Minimalwert zu

u min = (D G - 2 e) nN.

Wird vereinbarungsgemäß der arithmetische Mittelwert als Bezugsgeschwindigkeit


herangezogen, so gilt in diesem Fall

u + u .
max mln
u =--""="-:2:---== = DG TI N. (4.76)

Mit diesen Bezugsgrößen läßt sich die Druckzahl und die Volumenflußzahl gemäß
allgemeiner Definition bilden:
298

(4.77)

CD 4 V
erD =u =- - 2 - , (4.78)
TI DG u

4V (4.79 )

Roots-Maschinen

Fluidenergiemaschinen der Roots-Bauart arbeiten mit zwei Rotoren, von denen ei-
ner als eigentlicher Energieübertrager wirkt, während der zweite als sogenannter
Nebenläufer der Bildung geschlossener Arbeitsräume dient (Bild 4.10).

,
Houpllöu !er Hl

Bild 4.10. Roots-Maschine

Der Energieübertrager , auch Hauptläufer genannt, rotiert mit konstanter An- bzw.
Abtriebsdrehzahl N. Dabei beschreibt ein Punkt mit der größten radialen Erstrek-
kung des Läufers eine Kreisbahn mit dem Durchmesser D HL , der auch als Haupt-
läuferdurchmesser bezeichnet wird.

Dieser Hauptläuferdurchmesser D HL ist zur Charakterisierung der Baugröße und


somit als geometrische Bezugsgröße geeignet.

Die Umfangsgeschwindigkeit des Hauptläufers am Durchmesser D HL ist bei kon-


stanter Drehzahl ebenfalls konstant und kann daher unmittelbar zur Kenngrößende-
finition benutzt werden.
299

Es ist demgemäß

~ =--1L =----'2:....;..y--.,..2 • (4.80)


y U 2 /2 (nDHLN)

4 V (4.81)
erD 2 3
TT D HL N

Schraubenm aschinen

Schraubenmaschinen zählen wie die der Roots-Bauart zur Kategorie der zweiwelli-
gen Verdrängermaschinen. Im Gegensatz zur Roots-Bauart sind die ineinandergrei-
fenden Läuferprofile nicht zylindrisch ausgefilhrt. sondern schraubenförmig ver-
drillt.

Eine detailliertere Beschreibung der kinematischen Zusammenhänge und der ther-


modynamischen Abläufe in einer Schraubenmaschine wird in Abschnitt 6.2.1 ge-
geben.

Auch bei der Schraubenbauart lassen sich die beiden Läufer nach ihrer primären
Aufgabenstellung unterscheiden (Bild 4.11) •

Houpllöufer HL Nebenlöufer NL

Bild 4.11. Schraubenmaschine

Über den sog. Hauptläufer findet vorrangig der Energieaustausch zwischen dem
Fluid und der rotierenden An- bzw. Abtriebswelle statt. Der sog. Nebenläufer
dient im wesentlichen der Bildung des bauarttypischen Arbeitsraumes und über-
trägt nur einen geringen Anteil der ausgetauschten Leistung.

Vereinbarungsgemäß wird der Außendurchmesser D HL des energieübertragenden


Hauptläufers als charakteristische geometrische Bezugsgröße der Schraubenma-
schine gewählt. Bei konstanter An- bzw. Abtriebsdrehzahl dieses Läufers ist auch
300

die Umfangsgeschwindigkeit an seinem Außendurchmesser DHL eine konstante


Größe und kann unmittelbar als Bezugsgröße zur Bildung der Druckzahl $y und
der Volumenflußzahl Cl'D verwandt werden. Demgemäß unterscheiden sich die
diesbezüglichen Kenngrößenbeziehungen formal nicht von denen, die zur Ähnlich-
keitsbeschreibung der Roots-Bauart aufgestellt worden sind:

cD 4 V
CJl D =-u =--=-~--
2 3
TI D HL N

Kreiskolbenmaschinen

Das kinematische Prinzip .der Kreiskolbenmaschine wird ausführlich in Abschnitt


6.2.1 dargestellt. An dieser Stelle sollen daher nur die zur Kenngrößendefinition
benötigten Bezugsgrößen der Bauart erläutert werden.

Bild 4.12. Kreiskolbenmaschine

Wie aus der schematischen Darstellung einer als Beispiel gewählten Kreiskolben-
bauart (Bild 4.12) zu erkennen ist, wälzt der innenverzahnte Kolben auf der au-
ßenverzahnten An- bzw. Abtriebswelle ab. Die Kolbeneckpunkte mit dem Abstand R
zur Kolbenmitte beschreiben bei dieser Bewegung eine Epitrochoide. Sofern das
Durchmesserverhältnis der beiden Verzahnungen den Wert

besitzt, entsteht der in Bild 4.12 dargestellte Bahnverlauf der Kolbeneckpunkte ,


der gleichzeitig die Gehäusekontur ergibt.
301

Die Differenz der Verzahnungsradien wird als Exzentrizität e bezeichnet:

Als bauarttypische Geometriegröße wird der Umkreisradius R des Energieüber-


tragers "Kolben" gewählt. An den auf diesem Umkreis liegenden Eckpunkten tritt
die sog. Leistengeschwindigkeit auf, die entsprechend der Drehbewegung des Kol-
bens auch als Umfangsgeschwindigkeit des Kolbens bezeichnet werden kann.

Infolge der exzentrischen Anordnung des Kolbens gegenüber der Antriebswelle ist
diese Umfangsgeschwindigkeit während einer Kolbenumdrehung nicht konstant,
sondern schwankt zwischen dem Maximalwert

u =2nN K (R+3e)
max

und dem Minimalwert

wobei die Drehzahl N K die des Kolbens bezeichnet.

Wird vereinbarungsgemäß die mittlere Umfangsgeschwindigkeit als Bezugsgeschwin-


digkeit herangezogen, so gilt hierfür

u + u .
max mln
u =--=":':'="'--;0;2:----':':':":':.0

(4.82)

Mit diesen Bezugsgrößen können entsprechend der allgemeinen Definition die Kenn-
größen vy und '+'D gebildet werden:

,h
~y
-~
- 2/ 2 (4.83)
,u

v
(4.84)

Soll anstelle der Kolbendrehzahl N K die An- bzw. Abtriebsdrehzahl N der Kreis-
kolbenmaschine benutzt werden, so muß das Durchmesserverhältnis D /D. be-
a 1
kannt sein bzw. vorgegeben werden. Bei einem Verhältnis von
302

ist

Anmerkungen zur Aussagefähigkeit der Kenngrößen

Die zuvor definierten Kenngrößen Druckzahl *y und Volumenflußzahl erD verknüp-


fen die Prozeßparameter Energieumsatz und Volumenstrom mit einer jeweils bau-
arttypischen Geometrieabmessung und Bezugsgeschwindigkeit der Maschine.

Dies bedeutet jedoch nicht, daß z.B. der Volumenstrom einer Hubkolbenmaschine
nur von der Hublänge LH und der Kurbelzapfengeschwindigkeit u bestimmt wird,
wie auch bei einer Strömungsmaschine der Volumendurchsatz nicht nur vom Lauf-
raddurchmesser D und der Umfangsgeschwindigkeit u abhängt.

Über die genannten Bezugsgrößen hinaus wird der Volumendurchsatz je nach Bau-
art der Maschine u.a. von weiteren Geometrieparametern beeinflußt, die im Fall
der Maschinenauslegung den vorgegebenen Betriebs- und Ähnlichkeitsbedingungen
angepaßt werden müssen.

Die Relation dieser freien Geometrieparameter zur baugrößentypischen Bezugs-


größe - im Fall der Hubkolbenmaschine also zur Hublänge sH' im Fall der Strö-
mungsmaschine zum Laufraddurchmesser D - kann jedoch nur in bestimmten Gren-
zen variiert werden.

Die Grenzkriterien resultieren im allgemeinen aus Randbedingungen hinsichtlich


der Bauteilbelastung bzw. -festigkeit, günstiger Wirkungsgrade usw. So ist z.B.
bei Hubkolbenmaschinen das Verhältnis von Kolbendurchmesser zur Hublänge nicht
beliebig variierbar, wie auch bei Strömungs maschinen das Verhältnis von Saug-
munddurchmesser , Schaufelhöhe usw. zum Laufraddurchmesser nur in bestimm-
ten Grenzen sinnvoll verändert werden kann.

Entsprechendes gilt auch für die Parameterrelationen anderer Bauarten.

Durch die genannten Kriterien werden die günstigsten Einsatzbereiche der ver-
schiedenen Maschinenbauarten gegeneinander abgegrenzt.

Unter Berücksichtigung der Kenngrößendefinition und der bauarttypischen Grenz-


kriterien lassen sich für jede Fluidenergiemaschinenbauart Wertebereiche der re-
levanten Kenngrößen angeben, die einen ersten Hinweis zur Auswahl der geeignet-
sten Bauart bieten.
303

Derartige Wertebereiche werden bei der Behandlung der Strömungsmaschinenstufe


(Kapitel 5) und der der Verdrängermaschinenstufe (Kapitel 6) angegeben.

So liegt z.B. bei Hubkolbenmaschinen der Bereich üblicher Volumenflußzahlen 'PD


in der Größenordnung

'PD '" 0, 175 + 0, 36 •

Dieser Volumenflußzahlbereich stimmt etwa mit dem der diagonal bis axial be-
schaufelten Strömungsmaschine überein .

Daraus könnte nun formal der Schluß gezogen werden, daß die Hubkolbenmaschine
im gleichen Maße wie z.B. die axiale Strömungsmaschine für den Durchsatz größ-
ter Volumenströme geeignet wäre.

Daß diese Folgerung unzutreffend ist, mag folgende Überlegung veranschaulichen:

Die Definition der Volumenflußzahl 'PD lautet in allgemeiner Form:

bzw. mit u = D TIN

cp
D

Der Term ~ kann als das pro Umdrehung durchgesetzte Fluidvolumen interpretiert
werden, während der Term D 3 das Bauvolumen der Maschine charakterisiert.

Stimmt nun die Volumenflußzahl 'PD z.B. eines Kolbenverdichters mit der eines
Axialverdichters überein und besitzen beide einen vergleichbaren Bezugsdurch-
messer , so wäre das pro Umdrehung durchgesetzte Fluidvolumen ebenfalls von
gleicher Größenordnung.

Aufgrund der am Kurbeltrieb einer Hubkolbenmaschine auftretenden freien Massen-


kräfte und der damit verbundenen Bauteilbelastungen ist die Umfangsgeschwindig-
keit am Kurbelkreis auf relativ niedrige Werte (5 + 10 m/s) begrenzt.

Im Gegensatz dazu werden bei Axialverdichtern wegen des Fehlens freier Massen-
kräfte relativ hohe Umfangsgeschwindigkeiten realisiert, die unter bestimmten
Voraussetzungen in einer Größenordnung von 300 mls liegen können.
304

Bei gleichen Bezugsdurchmessern D kann daher die Drehzahl und damit der Volu-
mendurchsatz pro Zeiteinheit beim Axialverdichter (u = 300 m/ s) 60 mal höher
liegen als beim Hubkolbenverdichter (u = 5 m/ s) .

Anders ausgedrückt: Soll ein bestimmter Volumenstrom mit einem von einer Axial-
stufe erreichbaren Druckverhältnis gefördert werden, so wird bei gleicher Durch-
~~ußzahl der Bezugsdurchmesser D des Hubkolbenverdichters um den Faktor
y 60 ~ 4 höher als derjenige der Axialstufe liegen müssen.

Diese Relation überzeichnet jedoch die realen Verhältnisse, da die für stationäre
Axialverdichter erreichbaren Stufendruckverhältnisse ([] = 1.1 .;. 1.25) für Hub-
kolbenstufen , in denen Druckverhältnisse [] = 2 .;. 8 erreicht werden, im allgemei-
nen zu klein sind.

Wird demgemäß z.B. ein Druckverhältnis [] = 4 vorgegeben, so ist hierfür eine


Hubkolbenstufe, jedoch ein bis zu 14-stufiger Axialverdichter erforderlich.

Da sich die Mehrstufigkeit in einer entsprechenden Vergrößerung der axialen Bau-


länge des Axialverdichters äußert, wird mit zunehmendem Druckverhältnis die
Diskrepanz hinsichtlich des Bauvolumens zwischen Hubkolben- und Axialverdichter
geringer.

Diese Überlegungen zeigen, daß eine isolierte Betrachtung der Volumenflußzahl


CJlD und des Volumenstromes kein hinreichendes Kriterium für die Auswahl der ge-
eignetsten Verdichterbauart liefert. Notwendigerweise muß die Druckzahl bzw.
das Druckverhältnis TI in die Auswahlkriterien einbezogen werden.

Demgemäß ist die Schnellaufzahl (J, die als Kombination aus Volumenflußzahl CJlD

und Druckzahl 'li definiert worden ist (Gleichung 4.69), zur Auswahl der geeignet-
y .
sten Bauart bei vorgegebenen Betriebsgrößen (V, Y und N) aussagefähiger.

Die Relation zwischen der Schnellaufzahl und der nach Gleichung (4.70) definier-
ten Durchmesserzahl 6 kann in der von Cordier [7J für Strömungsmaschinen ein-
geführten Diagrammdarstellung auf Verdrängermaschinen ausgedehnt werden und
liefert bei vorgegebenen Betriebsdaten (V, y und N) sowohl ein Auswahlkriterium
für die geeignetste Bauart als auch einen Richtwert der zu erwartenden Baugröße ,
ausgedrückt durch den Bezugsdurchmesser D.

Ein so erweitertes (J, 6-Diagramm für verschiedene Verdichterbauarten ist in


Bild 4.13 wiedergegeben.

In diesem Diagramm sind neben der bereits in Bild 4.5 aufgetragenen (J, 6-Zuord-
nung für Turboverdichter die entsprechenden Kennzahlzuordnungen und Betriebsbe-
reiche für einige Verdrängerverdichterbauarten aufgetragen.
305

100~6 EE=EfI=E=E=t=IH=l=l=~'llc-==t==E83~E~=l~
1 I I I I I I I I I I I I-r--~'~
' I-'f---[ Huliolbenverdichter =-:;;-::I=.- ----+----1--r--+-
I -Vi elzellenverdichler~
;o+ -I--I-I---tI-
11---+"-"',, :- Kraskolbewerdichler .- I - - - - - -----j
" rKreiskolbenverdichler 11)1
100B LL

': :,
11 11
6 " 11

I()
' 1---+---+--++ -t~
~ rt: ~ -r- L
Schroubenverdichter' 16 i
I 11
-Rootsgebliise -
, - i-

r--.,:I--:.-: ~
~ ~I-4~4-~4-~~~ ~ ~
sClhrwbenverd.314-
I I --,
_~
.

86 1
f- ~+=~~+=~=t~~
I I- l
.

Bild 4.13. Erweitertes (J, ö-Diagramm

Die dargestellten Kurvenzüge sind als Ausgleichskurven zu verstehen, die sich


aus punktweise aufgetragenen (J, ö-Zuordnungen ausgeführter Verdrängerverdich-
terstufen ergeben.

Wie an Bild 4.5 erläutert worden ist, sind in einem Toleranzband um diese Aus-
gleichskurven ebenfalls noch gute Wirkungsgrade zu erwarten. In Bild 4.13 ist aus
Gründen der Übersichtlichkeit auf die Darstellung dieser Toleranzbänder verzich-
tet worden.

Formal läßt sich eine solche Zuordnung auch für Expansionsmaschinen angeben.
Die technische Bedeutung der Verdrängermotoren liegt jedoch vornehmlich im Be-
reich der Verbrennungsmotoren. die vom Funktionsprinzip her eine Kombination
von Verdichter, Expander und Brennkammer darstellen und somit als Fluidener-
gieanlage zu bezeichnen sind. Da in diesem Fall das Zylinder-Kolben-System in
zyklischer Abfolge die Funktion eines Verdichters und die eines Expanders über-
nimmt, ist eine eindeutige Kenngrößenbeschreibung im Cordier-Diagramm schlecht
möglich.

Reine Expansionsmaschinen der Verdrängerbauart sind bisher im wesentlichen als


Dampf-, Druckluft- und Druckölmotoren bekannt (Abschnitt 6.2.2).

Eine den Turbinen adäquate Darstellung dieser Verdrängermaschinen im Cordier-


Diagramm gestaltet sich jedoch schwierig, da für die verschiedenen Bauarten
nicht immer die erforderliche, repräsentative Menge von Betriebsdaten ausge-
306

führter Maschinen verfügbar ist. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle auf eine
entsprechende Darstellung verzichtet werden. Auf die Grenzwerte der den ver-
schiedenen Bauarten zugeordneten Betriebsbereiche wird in Abschnitt 6.2.2.4 ein-
gegangen.

Die voraufgegangene Ähnlichkeitsbetrachtung an Verdrängermaschinen beschränkt


sich auf die Definitionen der Druckzahl ~y' der Volumenflußzahl (jlD sowie auf
die daraus kombinierten Kenngrößen Schnellaufzahl (J und Durchmesserzahl 1).

Auf eine ausfiihrliche Behandlung der übrigen, zur vollständigen Ähnlichkeitsbe-


schreibung notwendigen Kenngrößen , wie z.B. Mau' Re u usw., kann verzichtet
werden, da sie unter Berücksichtigung der filr Verdrängermaschinen bauarttypi-
schen Bezugsgrößen nach den für Strömungsmaschinen abgeleiteten Beziehungen
ggf. zu bilden sind.

So kann z.B. die Mach-Umfangszahl Mau einer Schraubenverdichterstufe entspre-


chend der Definition

Ma =~
u as

mit der Schallgeschwindigkeit a s und der Umfangsgeschwindigkeit u am Haupt-


läuferdurchmesser DHL gebildet werden.

Die Ähnlichkeitsaussage der Mach-Umfangszahl Mau bezieht sich in diesem Fall


insbesondere auf den Zusammenhang zwischen der charakteristischen Umfangsge-
schwindigkeit • der Gasart • dem Ansaugezustand und den relativen inneren Leck-
verlusten.

Die inneren Leckverluste resultieren aus Spaltströmungen zwischen den Rotoren


und denen zwischen Rotoren und Gehäusewandungen. Wird die Gesamtheit der geo-
metrisch bedingten Spaltquerschnitte in der Spalt fläche A zusammengefaßt, so
errechnet sich der Leckvolumenstrom t::. V bei einem unterkritischen Spaltdruckver-
hältnis n mit der Durchflußzahl Ci aus den in Abschnitt 3.4.2 angegebenen Zusam-
menhängen


t::. V =A 01 a s V- 2
;:-:-r
2
K
(n - n ) .
-K-
K+l
(4.85)

Wird nun ein Schraubenverdichter bei gleicher Drehzahl mit einem Gas höherer
Schallgeschwindigkeit a s bei sonst konstanten Betriebsgrößen gefahren. so nimmt
der Leckvolumenstrom gemäß Gleichung (4.85) relativ zum gleichbleibenden Volu-
307

mendurchsatz zu. Durch eine linear zur Schallgeschwindigkeit gesteigerte Haupt-


läuferdrehzahl wird der Volumendurchsatz des Verdichters ebenfalls linear ge-
steigert. so daß die Relation zwischen Leckstromvolumen und Durchsatzvolumen-
strom im Vergleich zur ursprünglichen relativen Leckstrommenge konstant bleibt.

Wird die gesteigerte Drehzahl bei gleichem Durchmesser D HL zur erhöhten


Schallgeschwindigkeit a s des Versuchsgases ins Verhältnis gesetzt; so ergibt
sich gemäß Definitionsgleichung eine konstante Mach-Umfangszahl Ma • Daraus
u
kann gefolgert werden. daß bei konstanter Mach- Umfangszahl eines Schraubenver-
dichters • der Gase unterschiedlicher Schallgeschwindigkeiten fördert. der rela-
tive innere Leckstrom konstant ist.

Die in Gleichung (4.85) enthaltene Durchflußzahl CI hängt außer von der Geometrie
der Spaltquerschnitte von der Reynolds-Zahl der Spaltströmung ab.

Soll nun in dem zuvor beschriebenen Fall die relative innere Leckstrommenge kon-
stant sein. so ist neben der bereits angesprochenen konstanten Mach- Umfangszahl
Mau auch eine konstante Durchflußzahl 0/ bzw. eine konstante Reynolds- U mfangs-
zahl Re u erforderlich, da die Geometrie der Spaltquerschnitte unveränderlich ist.

Daraus ist zu erkennen. daß neben der Druckzahl 1\r y und der Volumenflußzahl CDD

auch die übrigen am Beispiel der Strömungsmaschine abgeleiteten Kenngrößen für


eine vollständige Ahnlichkeitsbeschreibung der Verdrängermaschinen erforderlich
sind.

Literatur zu Kapitel 4:

[lJ Buckingham, E.: Dimensional Analysis. Phys. Rev. 4 (1914) 345-377.


[2J Zierep, J.: Ähnlichkeitsgesetze und ModeUregeln der Strömungslehre. G. Braun,
Karlsruhe 1972.
[3J Abnahme- und Leistungsversuche an Verdichtern. VOI 2045, Blatt 1, VOI-Verlag,
Oüsseldorf 1973.
[4 J Schultz , J. M.: The Polytropic Analysis of Centrifugal Compressors. Transact. ASME,
J. of Engineeri ng for Power 84 (1962) 69-82.
[5J Truckenbrodt, E.: Fluidmechanik , Band 1. Springer-Verlag, Berlin , Heidelberg,
New York 1980.
[6J Traupel, W.: Thermische Turbomaschinen, Band 1. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin,
Heidelberg, New York 1977.
[7J Cordier, 0.: Ahnlichkeitsbedingungen für Strömungsmaschinen. In: Probleme der Strö-
mungstechnik im Maschinenbau. VOI-Berichte, Band 3, 1955, S. 85-88.
[8J Oavis, H.: Equivalent Performance Parameters for Turboblowers and Compressors.
ASME Paper 56-A-122.
[9 J Wiesner, F. J.: A New Apprisal of Reynolds Number Effects on Centrifugal Compressor
Performance. ASME Paper 78-GT-149, 1978.
[10 J WÖhrl, B.: Analyse der hydraulischen Verluste in einer Radialverdichterstufe und Abschät-
zung des Reynoldszahleinflusses auf die Wirkungsgradkennlinien. Oiss. Stuttgart 1980.
308

[11] Fister, W.; Kotzur , J.: Zur Umrechnung von Kennlinien gekühlter und ungekühlter Turbo-
verdichter. VDI-Fortschrittsbericht, Reihe 7, Nr. 29, 1972.
[12J Fister, W.: Versuche an Turboverdichtern. GHH-Technische Berichte 1962. 2, 2-9.
[13J Fister, W.; Kotzur • J.: Ungekühlte Turboverdichter bei geänderten Betriebsbedingungen .
Chemie-Ing .-Technik, 37 (1965) 1055-1062.
[14J Kotzur , J.: Analyse und Umrechnung von Radialverdichterkennlinien. Diss. Bochum 1978.
[15J Fister, W.; Kotzur , J.: Conversion of Centrifugal Compressor Performance Curves Con-
sidering Non-Similar Flow Conditions. ASME P3.per 82-GT-42.
[16J Kotzur, J.: Strömungsmechanische Ähnlichkeitsbedingungen bei Abnahmeversuchen an Turbo-
kompressoren. Fortschrittsberichte der VDI-Zeitschriften, Reihe 7, Nr. 72, 1983.
5 Die Strömungsmaschinenstufe

Neben Maschinenteilen, die der Zu- und Abfuhr des Fluids dienen, bestehen die
Strömungsmaschinen im wesentlichen aus einer oder mehreren Stufen als den klein-
sten funktionsfähigen Einheiten, in denen sowohl der Arbeitsaustausch zwischen den
rotierenden Maschinenteilen und dem Fluid als auch eine Energieumwandlung zwi-
schen kinetischer und potentieller Energie innerhalb des Fluids stattfindet. Die
Stufe besteht im allgemeinen aus einem Laufrad und einem Leitrad. In Sonderfällen,
wie z.B. bei Windrädern und Propellern, wird auf das Leitrad verzichtet.

Bei mehrstufigen Maschinen werden mehrere Stufen in Strömungsrichtung hinter-


einander angeordnet, was bei axialen Ström ungsmaschinen ohne weiteres möglich
ist. Die entsprechende Kombination von radialen Stufen macht allerdings meistens
sogenannte Umlenk- und Rückführpartien erforderlich, wie sie am Beispiel von
Strömungsverdichtern in Bild 5.1 gezeigt sind.

axial

Bild 5.1. Mehrstufiger Strömungsverdichter


La Laufrad
Le Leitrad

Eine Parallelschaltung von Stufen oder Stufengruppen führt zu sogenannten mehr-


flutigen Ausführungen, die im allgemeinen dann gewählt werden, wenn eine Stufe
bestimmten Laufradaußendurchmessers den gewünschten Fluidstrom nicht mehr
310

schlucken kann. Ein Beispiel für einen zweiflutigen, einstufigen Radialverdichter


zeigt Bild 5.2. Bei dieser Konstruktion ist die sogenannte back-to-back-Anordnung
der Laufräder gewählt worden.

Bild 5.2. Zweiflutiger , einstufiger Radial-


verdichter

Häufig werden die einzelnen Fluten wiederum mehrstufig ausgeführt, was vor al-
lem bei axialen Strömungsmaschinen üblich ist. Die mehrflutige Bauweise wird
vorwiegend entsprechend der Volumenstromänderung bei Verdichtern in den ersten
und bei Turbinen in den letzten Stufen notwendig.

5.1 Darstellung und Bezeichnungen

Die Strömungsmaschinenstufen können sowohl als Radial-, Diagonal- wie auch als
Axialstufen ausgeführt werden. Entsprechend den unterschiedlichen Aufgaben ist
von der Funktion her zwischen Verdichter- und Turbinenstufen zu unterscheiden.

Für die Auftrennung der Stufe in Lauf- (La) und Leitrad (Le) sind die Bezugsebe-
nen nach Bild 5.3 definiert.

Dabe i sollen zur einheitlichen Darstellung die Ebenen vor und hinter dem Laufrad
unabhängig von der Funktion grundsätzlich mit 1 bzw. 2 bezeichnet werden, so
daß das bei Turbinen im allgemeinen vor dem Laufrad angeordnete Leitrad zwischen
den Ebenen 0 und 1 und das bei Verdichtern dem Laufrad in Strömungsrichtung
folgende Leitrad zwischen den Ebenen 2 und 3 zu finden ist. Diese Bezeichnungen
werden zur Zuordnung von Größen zu den einzelnen Strömungsquerschnitten be-
nutzt. Das Laufrad betreffende Größen werden mit (,,), das Leitrad betreffende
Größen mit ( ') gekennzeichnet.
311

a VerdichIer b Turbinen
Rodiolslufe Axiolslufe Axiolslufe

Bi ld 5.3. Beispiele für Stufen von Strömungsmaschinen mit Indizierung der Strö-
mungsebenen 0 bis 3; Laufrad ["J, Leitrad [ ']

In den genannten Ebenen vor und hinter den jeweiligen Stufenelementen werden im
allgemeinen komplizierte dreidimensionale und ggf. auch instationäre Verhältnis-
se der strömungstechnischen und thermodynamischen Größen des Fluids vorliegen.
Um die Beschreibung der physikalischen Vorgänge in einer Strömungsmaschinen-
stufe zu vereinfachen, werden die örtlichen Geschwindigkeiten und Zustandsgrößen
in den betreffenden Strömungsquerschnitten durch geeignete Mittelwerte (s. Ab-
schnitt 5.5) ersetzt und auf einen repräsentativen Punkt dieses Querschnitts bezo-
gen. Die Verbindung dieser Punkte ergibt den sogenannten repräsentativen Strom-
faden, der hier vorläufig so angenommen wird, daß durch ihn als Erzeugende einer
koaxialen Rotationsfläche die Flächen der jeweiligen Strömungsquerschnitte halbiert
werden (Bild 5.4). Diese Annahme über die Lage des repräsentativen Stromfadens
wird in Abschnitt 5.5 überprüft.

b b
'27.

- -miltlerer Si rom faden

Bild 5.4. Lage des mittle-


ren Stromfadens
Radiolverdichler Axiolverdichfer beim Radial- und
Axialverdichter
312

Nach Bild 5.4 liegt der so definierte mittlere Stromfaden für einen axialen Stufen-
eintritt auf dem Durchmesser

(5.1)

Bei einem rein radialen Strömungskanal wird z.B. die Kanalbreite b am Laufrad-
austritt durch den mittleren Stromfaden halbiert. Bei diagonal durchströmten Quer-
schnitten ist die Lage des mittleren Stromfadens gemäß der beschriebenen Flächen-
halbierung zu konstruieren.

Die eindimensionale Beschreibung der thermodynamischen und strömungstechni-


schen Vorgänge auf einem mittleren Stromfaden wird auch als elementare oder ein-
dimensionale Theorie der Stufe bezeichnet. Die Behandlung der Strömungsmaschi-
nenstufe soll in diesem Kapitel im wesentlichen nach dieser Theorie erfolgen.

Wie die Bilder 5.1 bis 5.3 zeigen, wird zur zeichnerischen Darstellung der Stufen-
elemente, abweichend von dem sonst im Maschinenbau üblichen Verfahren der Pa-
ralle lprojektion, vorteilhaft die Zirkularprojektion eingesetzt.

Bei den Lauf- und Leiträdern sind die Schaufeln zentralsymmetrisch auf rotations-
symmetrischen Grundkörpern aufgebracht. Ein Meridianschnitt durch einen sol-
chen Körper würde bei einer Parallelprojektion bezüglich der Schaufeln schwierig
zu konstruierende Durchdringungskurven ergeben, wie dieses in Bild 5. 5a am Bei-
spiel eines Radialverdichterlaufrades gezeigt ist. Je nach LaufradsteIlung würden
sich die Schaufeln unterschiedlich darstellen und ggf. auch geschnitten werden.

Bild 5.5. Zeichnerische Darstellungs-


weisen eines Radialverdich-
terlaufrades
a) Parallelprojektion
A a A b b) Zirkularprojektion

Bei der Zirkularprojektion (Bild 5.5b) wird jeder Punkt der Schaufelkontur ent-
sprechend seinem Radius in die Meridianschnittebene gedreht. Die Darstellung der
Schaufel erfolgt unabhängig von der momentanen Winkelstellung als Ansicht und
nicht als Schnitt, so daß die radiale Erstreckung der Schaufel dadurch stets maß-
stäblich richtig abgebildet wird. Durch die Wahl der Zirkularprojektion wird der
zeichnerische Aufwand reduziert und zugleich eine einfachere und eindeutige Ver-
maßung möglich.
313

5.2 Geschwindigkeitsdreiecke

Die in eine Strömungsmaschinenstufe, z.B. in eine Verdichterstufe nach Bild 5.1,


eintretenden Fluidteilchen passieren mit entsprechender Geschwindigkeit zunächst
das im allgemeinen mit konstanter Winkelgeschwindigkeit rotierende Laufrad, um
nach Durchströmen der raumfesten Leiträder und ggf. des anschließenden Umlenk-
und Rückführkanals bei Radialverdichtern die Stufe zu verlassen.

Für die Beschreibung der Strömungsvorgänge vor und hinter einem Laufrad ergibt
....
sich nach Abschnitt 3.1 zwischen der Absolutgeschwindigkeit c und der Relativge-
schwindigkeit ;:, wenn der Koordinatenursprung vom Absolut- und dem mit konstan-
ter Winkelgeschwindigkeit rotierenden Relativsystem zusammenfällt, über die Um-
fangsgeschwindigkeit ~ des Relativsystems der Zusammenhang
.... .... ....
c = w + u.

Werden diese Geschwindigkeitsvektoren jeweils auf dem repräsentativen Stromfa-


den am Ein- und Austritt des Relativsystems "Laufrad" addiert, so ergeben sich
sogenannte GeschwindigkeitsdY'eiecke an diesen Punkten, wie Bild 5.6 am Beispiel
einer in die Ebene abgewickelten Axialverdichter-Rotorbeschaufelung zeigt.

0_......--+-.........-_ _

Bild 5.6. Geschwindigkeitsdreiecke am Ein-


und Austritt einer Axialverdichter-
beschaufel ung

Da es sich bei den Geschwindigkeiten stets um Vektoren handelt, soll der Einfach-
heit halber in den Bildern auf die Kennzeichnung durch den Vektorpfeil verzichtet
werden. Außerhalb dieses Abschnitts wird im folgenden auch in den Gleichungen nach
Möglichkeit auf die Vektorkennzeichnung verzichtet, so z.B. bei der Addition von
Vektorkomponenten gleicher Richtung.

Da die am Ein- und Austritt einer Beschaufelung erstellten Geschwindigkeitsdreiecke


nach Abschnitt 3.2.2 Auskunft über die Impulsänderung beim Durchströmen dieses
"rotierenden Krümmers" geben, also den Impulsaustausch zwischen Fluid und Be-
314

schaufelung charakterisieren, werden sie im allgemeinen gemeinsam dargestellt.


Dabei haben sich zwei Arten zusammenfassender Darstellung eingebürgert, die in
Bild 5.7 für eine Axialverdichterbeschaufelung gemäß Bild 5.6 gegenÜbergestellt
worden sind.

Bild 5.7. Darstellungsweisen der Ge-


a schwindigkei tsdreiecke

In der Literatur über die Strömungsverdichter werden überwiegend die Anfangs-


punkte des Umfangsgeschwindigkeitsvektors beim Ein- und Austrittsdreieck zu-
sammengelegt (Bild 5. 7a), während in der über die Turbinen weitgehend die Ein-
und Austrittsdreiecke mit ihren Vektorpfeilspitzen der Absolut- und Relativge-
schwindigkeit überlagert werden (Bild 5. 7b), um eine Zuordnung zu erreichen,
wobei die Geschwindigkeiten entsprechend den Ebenen mit dem Index 1 bzw. 2
versehen werden.

Für eine normierte Darstellung der Geschwindigkeitsdreiecke und zur Einhaltung


der Vorzeichenregel nach Abschnitt 2. 1. 2.2 werden folgende Vereinbarungen ge-
troffen, die sowohl für Verdichter als auch für Turbinen gelten:
...
- Die Umfangsgeschwindigkeit u wird in der Darstellung nach rechts weisend auf-
...
getragen. Alle in u-Richtung zeigenden Vektorkomponenten sind positiv.

Über das Vektorprodukt


...u=wXr
... ...

...wird ein rechtsdrehendes Koordinatensystem festgelegt, in dem der positiven


...
u-Richtung die positive t1J-Richtung entspricht •

- Die Meridiangeschwindigkeit c
... wird in der Darstellung senkrecht zur Richtung
m
der Umfangsgeschwindigkeit zum oberen Bildrand weisend aufgetragen. Alle
...
Vektorkomponenten in Richtung von c m sind positiv.

- Die Winkel bzw. ß zwischen den Absolut- bzw. Relativgeschwindigkeiten und


...
01
...
der positiven u-Richtung werden von der positiven u-Richtung im mathematisch
positiven Sinne, d.h. im Gegenuhrzeigersinne, angetragen.

Diese Vereinbarungen entsprechen der Vorzeichenregel nach Abschnitt 2.1.2.2,


d.h. Gleichungen, in denen Größen gemäß dieser Vorzeichen- bzw. Winkeldefi-
315

nitionen verwendet werden, führen rein formal zu Ergebnissen, die mit der Vor-
zeichen regel übereinstimmen.

.... ....
Um die räumlichen Geschwindigkeitsvektoren c und w durch Komponenten darstel-
len zu können, bieten sich in der Strömungs maschine bevorzugte Richtungen an.

Da die Beschreibung der Strömungsvorgänge im allgemeinen auf Punkte des mitt-


leren Stromfadens in den Strömungsquerschnitten @, CD, ® bzw. CD, ®, G)
nach Bild 5.3 beschränkt wird, ist es zweckmäßig, das in Bild 3.1 dargestellte
Zylinderkoordinatensystem vereinfacht zu verwenden. Dazu wird die z-Achse in
die Maschinenachse gelegt. Der Kreis mit dem Radius R um die Maschinen-
achse nach Bild 3.1 möge durch den Punkt z.B. des mittleren Stromfadens im
Strömungsquerschnitt verlaufen, für den die Geschwindigkeit C; in Komponenten
zerlegt werden soll. Wird nun der Ursprung eines Zylinderkoordinatensystems
jeweils in den Mittelpunkt des Kreises vom Radius R gelegt, dann wird der Orts-
....
vektor r nach Bild 3.1 zum Radiusvektor mit

I....rl = R,

und es bieten sich analog zu Bild 3.1 folgende Komponenten für die räumlichen
Vektoren der Absolutgeschwindigkeiten C;1 und C;2 am Eintritt CD und Austritt ®
z.B. eines diagonalen Verdichterlaufrades (Bild 5.8) an:

....
Radia l komponen te c senkrecht zur Maschinenachse
r

....
Axial komponente Cz in Richtung der Maschinenachs e

.... ....
Umfangskomponent e Cu in Richtung der Umfangsgeschwindigkeit u.

Bild 5.8. Räumliche Darstellung der Kom-


ponenten der Absolutgeschwindig-
....
keit c im Meridianschnitt eines
diagonal durchströmten Verdich-
terlaufrades
316

Die vektorielle Summe aus Axial- und Radialgeschwindigkeitskomponente wird als


....
Mer>idiangeschwindigkeit c m bezeichnet, die ebenfalls in Bild 5.8 dargestellt ist:

...c ...
=cr +
....
c (5.2)
m z
....
Somit läßt sich die Absolutgeschwindigkeit c ausdrücken durch

....
wobei die Meridiankomponente c den Volumen- bzw. Massenstrom charakteri-
m ....
siert, und die Umfangskomponente Cu für den Impulsaustausch von Bedeutung ist .

....
Für den Sonderfall des reinen Axialverdichters , bei dem die Radialkomponente c
.... r
definitionsgemäß zu Null wird, lassen sich die Geschwindigkeitskomponenten c
... m
und Cu auch in der Abwicklungsebene eines koaxialen Zylinderschnittes zusammen
mit den Profilen der Laufradbeschaufelung darstellen (Bild 5.9) .

Bild 5.9. Komponenten der Absolutgeschwin-


....
digkeit c im koaxialen Zylinder-
schnitt eines Axialverdichters

Für ein überwiegend radial durchströmtes Laufrad sind die Absolutgeschwindigkei-


.... ....
ten Cl und c 2 gemäß Bild 5.10 wiederum in die gewählten Komponenten zerlegt
worden. Um die Geschwindigkeitsdreiecke in der Ebene darstellen zu können, ist
es notwendig, eine Zweikomponentenzerlegung der Geschwindigkeiten in Meridian-
und Umfangsrichtung zu wählen.
317

Cll

Bild 5.10. Komponentenzerlegung der


Absolutgeschwindigkeiten
..... .....
c:1 und Cz an einem über-
wiegend radial durchström-
ten Verdichterlaufrad

Damit entsprechen die von der Umfangskomponente -;; und der Meridiankomponen-
..... u
te c m aufgespannten Eben(·n denen der Geschwindigkeitsdreiecke. In diesen so
.....
ausgerichteten Ebenen liegt die Absolutgeschwindigkeit c, die Umfangsgeschwin-
.....
digkeit u wegen ihrer ebenenaufspannenden Komponenten und damit auch die Rela-
..... .....
tivgeschwindigkeit w. Die Meridiankomponente c m ist für die Ausrichtung der
Ebenen der Geschwindigkeitsdreiecke maßgebend, wobei Grenzfälle das reine
Axiallaufrad und das reine Radiallaufrad sind.
..... ........
Beim reinen Axiallaufrad ist, wie im Bild 5.9 gezeigt, c r = 0, d.h. c m = C z und
damit liegen die Geschwindigkeitsdreiecke für Ein- und Austritt in einer Ebene •

.....
Beim reinen Radiallaufrad mit axialem Einlauf nach Bild 5.11 ist cl = 0 und da-
-+ -+ ~ -+ r -+
mit c 1m = c 1z und am Austritt c 2z = 0 und damit c 2m = c 2r ' d.h. in diesem
Fall stehen die EbeneI'l von Ein- und Austrittsdreieck senkrecht aufeinander. Für
die Darstellung wird die Ebene der Austrittsdreiecke in diesem Fall um 90° in die
Ebene der Eintrittsdreiecke geklappt.

Bild 5.11. Komponenten der Absolutgeschwindig-


... .....
keiten C:1. und Cz an einem Radial-
verdichterlaufrad mit axialer Zu-
strömung und rein radialer Abströ-
mung
318

Für den allgemeinen Fall mit

-> .... ....


c 1m "f c 2m "f c 3m ;

ergeben sich die in Bild 5.12 dargestellten Geschwindigkeitsdreiecke der Stufe mit
.... ....
den wichtigsten Komponenten in den jeweils durch Cu und c m aufgespannten Ebe-
nen. Dabei wird die in der Verdichterliteratur übliche Darstellung a) mit der aus
....
der Turbinenliteratur b) verglichen. Neben den Geschwindigkeitsvektoren c 1 und
.... ....
c 2 ist auch der Geschwindigkeitsvektor c 3 hinter dem Leitrad der Verdichterstu-
fe dargestellt.

- -- ..1 eu - - --,

Bild 5.12. Geschwindigkeitsdreiecke


eines Verdichters in den
beiden gebräuchlichen Dar-
stellungsweisen ohne ein-
b schränkende Bedingungen

Bild 5.13. Definition der mittleren Ge-


schwindigkeiten
319

Mit sogenannten mittleren Geschwindigkeiten, wie sie in Abschnitt 3.3.6 bezüglich


der Relativgeschwindigkeit für Tragflügel und Gitter benutzt worden sind, lassen
sich physikalische Zusammenhänge häufig in verkürzter Schreibweise darstellen.

Die Definitionsgleichungen der mittleren Geschwindigkeiten lauten für das Leitrad:

Verdichter Turbine
.... .... .... -t

.... c2 + c3 .... Co + cl
c' c' (5.3)
'" 2 '" 2

.... .... .... ....


.... c 2u + c 3u .... c Ou + c lu
c'
2
c'
2
(5.4)
"'u ""u

.... .... .... ....


.... c 2m + c 3m .... c Om + c lm
c' c' (5.5)
"'m 2 "'m 2

Für das Laufrad lassen sich mittlere Absolut- und Relativgeschwindigkeiten bilden:

.... ....
....
cl'
Cl + c 2
(5.6)
"" 2
.... ....
....cl' c 1u + c 2u
(5.7)
""U 2

.... ....
....cl' c 1m + c 2m
(5.8)
"'m 2

.... ....
.... w1 + w 2
w (5.9)
'" 2
.... ....
.... w 1u + w 2u
(5.10 )
w""u 2
.... ....
.... w 1m + w 2m
w""m (5.11)
2

Daß die Geschwindigkeitsdreiecke nicht nur formale Hilfsmittel sind, sondern die
1i,irkliche Strömung charakterisieren, kann z.B. eine Sichtbarmachung der Strö-
mung in den Stufenelementen zeigen. Eine Möglichkeit, Gasströmungen sichtbar
zu machen, bietet das sogenannte Funkenblitzverfahren [1, 2, 3, 4], dessen
Prinzip darauf beruht, daß auf dem kürzesten Weg zwischen zwei Elektroden hoher
Potentialdifferenz eine Funkenentladung auftritt, die einen ionisierten Plasma-
320

schlauch hinterläßt , der von der Strömung mitgenommen und entsprechend der
Geschwindigkeit verformt wird. Bei Wiederherstellung der Potentialdifferenz in-
nerhalb der begrenzten Lebensdauer dieses Plasmaschlauchs findet die leuchtende
Entladung wegen des geringeren elektrischen Widerstandes über diesen Plasma-
schlauch und nicht über die ursprüngliche Zündstrecke statt.

Wird die Potentialdifferenz in einer bestimmten Frequenz an die Elektroden des


Strömungskanals angelegt, ergeben die aufleuchtenden Plasmaschläuche eine so-
genannte Funkenblitzgardine • Die Fotografie einer solchen Funkenblitzgardine ist
in Bild 5.14 zu sehen.

Bild 5.14. Funkenblitzgardine in einem Freistrahl (Strömung von links nach rechts)

Aus dem durch die Frequenz bekannten Zeitabstand zwischen zwei Blitzen und dem
Weg, der sich aus dem fotografierten Bild entnehmen läßt, ist für jeden Ort eine
Geschwindigkeit zu errechnen.

Um die Relativströmung in rotierenden Systemen, wie z.B. im Laufrad sichtbar


zu machen, könnte ein laufradfester Fotoapparat benutzt werden. Da dieser den
hohen Radialbeschleunigungen im allgemeinen nicht standhält, werden gerne dop-
peltbrechende, mit halber Objekt drehzahl rotierende Prismen in den Strahlengang
zwischen das rotierende System und die ruhende Kamera gebracht, um ein Bild
des Relativsystems fotografieren zu können. Der Antrieb der verschiedenen Pris-
men, die gemäß Bild 5.15 zu diesem Zwecke einsetzbar sind, kann u.a. durch
elektrische Wellen, Schrittmotoren usw. mit der Laufradwelle synchronisiert
werden.

Am Strahlengang durch ein Dove-Prisma in Bild 5.16 läßt sich das Entstehen des
raumfesten Bildes verfolgen. In der Ausgangsstellung wird der rotierende Gegen-
321

Oove Prisma Pechan Prisma

Abbe' Prisma gefaltetes Abbe' Prisma

Bild 5.15. Drehprismen

stand a (hier ein Pfeil) in b als Bild dargestellt. Nach Drehung des Gegenstan-
des um 180° und gleichsinniger Drehung des Prismas um 90° zeigt der Strahlen-
gang, daß das Bild b I sich gegenüber der Ausgangsstellung b nicht verändert
hat, d.h. also: Das Prisma muß gleichsinnig mit der halben Objektdrehzahl ro-
tieren, um der Kamera ein ruhendes Bild anzubieten. Dabei muß die optische
Achse des Prismas mit der Drehachse des Laufrades übereinstimmen.

Turboprismo Teiterptotte Getriebe Gleichstrom-


a b I motor\

Ausgangsstellung

Bild raumfesl

Empföngermotor 2polig

Prismo noch 90' -Drehung u. gleichsinniger KA Komera für Absolutströmung


Drehung des Gegenstondes 0 um 180' KR Komera für Relotivst römung

Bild 5.16. Strahlengang und Schaltbild eines Dove-Prismas für Radiallaufradunter-


suchungen

Im rechten Teil des Bildes ist eine Anordnung dargestellt, mit der sich mittels
einer halbdurchlässigen Teilerplatte ein rotierendes Laufrad ohne Parallaxe sowohl
vom Absolutsystem mit der Kamera KA als auch über das Dove-Prisma vom Rela-
tivsystem (Kamera KR) aus betrachten läßt.
322

Funkenblitzaufnahmen, die mit dieser Anordnung von der Strömung in einem Lauf-
radkanal aufgenommen worden sind, zeigt Bild 5.17 rechts.

Bild 5.17. Schematische Darstellung und Fotografie der identisch gleichen Funken-
blitzgardine im Kanal eines Radiallaufrades mit ruhender Kamera (A)
und bei Zwischenschaltung eines Dove-Prismas (R)

Die beiden gezeigten Funkenblitzgardinen setzen sich aus den identisch gleichen
Einzelblitzen zusammen. Mit Hilfe der Winkelgeschwindigkeit UJ des Laufrades und
der Blitzfrequenz fBlitz lassen sich die Blitze des Absolutsystems in das Relativ-
system entsprechend der Schemazeichnung links im Bild um den Laufradverdreh-
winkel

19 =__w_
f Blitz

" zurückdrehen", weil die Uberschlagszeit eines jeden Einzelblitzes gegenüber der
Drehfrequenz so gering ist, daß eine Verzerrung des Blitzes für die Betrachtung
im Absolutsystem praktisch nicht auftritt. Das Bild 5.17 vermittelt außerdem eine
Vorstellung von dem Weg der Fluidteilchen , wie er vom Absolut- bzw. Relativsy-
stem aus zu sehen ist.

Mit ruhender Kamera, d.h. bezogen auf das Absolutsystem, ergeben sich bei ei-
ner Anordnung von punktförmigen Elektroden am Laufradaustritt , die sich auf der
Rad- und Deckscheibenseite des Laufradkanals gegenüberliegen. wie links im Bild
5.18 schematisch dargestellt, Funkenblitzschlaufen • wie sie mit der, genannten
Elektroden über der Laufradaustrittsbreite bei Winkeldrehung des Laufrades er-
zeugt werden.

Die Scheitelpunkte der Funkenblitzschlaufen markieren in etwa den W eg ~ines perio-


disch aufleuchtenden Fluidteilchens im Absolutsystem • Die örtliche Geschwindigkeit
-+
c läßt sich aus dem geometrischen und zeitlichen Abstand der Scheitelpunkte der
-+
Funkenblitzschlaufen ermitteln. Die Umfangsgeschwindigkeit u ergibt sich aus
dem Weg der als Blitzursprung markierten Elektroden am Laufradaustritt , wäh-
323

obsolule Sirombchn
(Loufrodouslrilil - - --/

~ Uz

Bild 5.18. Funkenblitze und schematische Darstellung der Strömung am Laufrad-


austri tt eines Radial verdichters

....
rend z.B. waus Länge und Richtung der zeitzugehörigen Blitzschlaufe zu entneh-
men ist. Damit ergibt sich ein aus den Funkenblitzen markiertes Geschwindig-
keitsdreiec~ mit gekrümmten Seiten. WiE' e8 im Bild 5.18 gezeigt ist.

Bei Betrachtung im Relativsystem läßt sich durch "Rückdrehen" der einzelnen. im


Absolutsystem aufgenommenen Funkenblitze um den jeweiligen Laufradverdrehwin-
....
kel lSi die relative Strombahn von w 2 konstruieren, wie links im Bild 5.18 darge-
stellt •

In Abhängigkeit vom Betriebszustand ände rn sic h u.a. auch die Geschwindigkeits-


dreiecke arn Laufradaustritt. Im Bild 5.19 ist an einem Verdichterlaufrad gezeigt.
daß sich die untersc hiedlichen Aus trittsdreiecke ebenfalls mit dem Funkenblitz-
verfahren darstellen lassen. Die Betriebspunkte der Stufe sind in diesem Bild
durch die gemäß Gleichung (5.77) definierte Meridianflußzahl cp charakterisiert.
wobei cp t für den Betriebspuniet des maximalen Stufenwirkungsgrades gilt.
op

Bild 5.19. Sichtbarmachung der Geschwindigkeitsdreiecke am Laufradaustritt einer


Radial verdi c hters tufe für '{J/ <:Po Pt = 0,85 und 1,25
324

Beispeil 5.1:

Von einer adiabaten Radialverdichterstufe, aufgebaut wie im Bild 5. 3a dargestellt, sind folgende
Daten bekannt:

Mittlerer Laufraddurchmesser am Eintritt Olm 0,19 m

Laufraddurchmesser am Austritt O2 0,4 m


-1
Drehzahl des Laufrades N = 250 s

Absolutgeschwindigkeit am Laufradeintritt cl = 120 m/s

Winkel der Relativgeschwindigkeit am


Laufradaustritt ß2 = 120
Es sollen die Geschwindigkeitsdreiecke auf dem mittleren Strom faden am Ein- und Austritt des
Laufrades bestimmt werden, wobei eine drallfreie Zuströmung (c 1u = 0) und eine konstante Meri-
diangeschwindigkeit (c 1m = c 2m ) vorgegeben ist.

Die Umfangsgeschwindigkeiten ergeben sich zu

ul =Olm TT N = 0,19 . TT. 250 = 149,2 m/s,

u 2 =D 2 TTN=O,4 .TT.250=314,2m/s.

Wegen c 1u = 0 und c lm = c 2m folgt c lm = c 2m = cl = 120 m/s, so daß sich das Eintrittsdreieck


aus u l ' c lm und 0'1 = 90° mit den in diesem Abschnitt getroffenen Vereinbarungen über positive
Geschwindigkeitsrichtungen und Winkeldefinitionen zeichnen läßt. Mit u 2 ' ß2 und c 2m = w 2m =
cl läßt sich ebenso auch das Austrittsdreieck zeichnen.

Für beide Dreiecke gemeinsam wird die Darstellungsart für Verdichter nach Bild 5.7a gewählt.
Die zur Konstruktion benutzten Größen sind mit einem Kreis versehen.

Die damit zeichnerisch festgelegten Geschwindigkeiten und Winkel lassen sich auch rechnerisch
ermitteln.

Die Relativgeschwindigkeit w 1 ergibt sich zu

w1 = rc~ + u~ = y 120 2 + 149,22 = 191,5 m/s.

Der Winkel S1 errechnet sich aus der Gleichung


325

Aus dem Additionstheorem der Geschwindigkeiten nach Gleichung (3.21) folgt, weil bei drallfrei-
er Zuströmung c 1u = 0 ist,

und damit

ß 1 = arctan(c 1m /- u 1 ) = arctan(_ ;:g,2) 141,2°.

Für das Austrittsdreieck ergibt sich

w 2m cl 120
w 2 =sin 8 =sin B =0866 = 138,6m/s
22'

w 2u = w2 cos 82 = 138,6 • (- 0,5) = - 69,3 m/s.

Aus dem formalen Ansatz w 2u = w 2 cos 8 2 folgt wegen ß 2 > 90° also eine negative Geschwin-
digkeit. w 2u < 0 bedeutet, daß diese Komponente der mit der Umfangsgeschwindigkeit definierten
positiven Richtung entgegengerichtet ist. Mit diesem Vorzeichen ergibt sich auch c 2u auf rein
formalem Wege richtig:

c 2u = u 2 + w 2u = 314,2 - 69,3 = 244,9 m/s,

c2 = V c~m + c~u = V 120 2 + 244,9 2 = 272,7 m/s,

5.3 Energetische Betrachtungen

Nach Abschnitt 2.1.2.2 lautet der Energiesatz für ein offenes System, dessen
Grenzen die innere, vom Arbeitsfluid benetzte Oberfläche und die Ein- und Aus-
trittsql1.erschnitte der Maschine bilden:

a 1
+ q " t;h + 2" (CA
2 - CE
2 ) + g IlZ. ( 5.12)

Die potentielle Energie g Lz ist bei Gasen und Dämpfen gegenüber den übrigen Ener-
gietermen des 1. Hauptsatzes meist vernachlässigbar klein. Bei Flüsslgkeiten lst
der Einfluß dieses Terms jeweils zu prüfen und ggf. zu berücksichtigen.
326

Wird die spezifische technische Arbeit a durch den Massenstrom rh und die innere
Leistung Pi ersetzt, so läßt sich mit der eben genannten Vernachlässigung für die
Maschine schreiben:

P.
1
rh + q 1 (2
L'lh + 2' 2 ).
cA - cE (5.13)

Ebenso wie für die gesamte Maschine läßt sich der Energiesatz auch für kleinere
Funktionseinheiten der Maschine aufstellen, so z.B. für eine Stufe. Wird die Sy-
stemgrenze dabei so gelegt wie es im Bild 5.20 für eine Turbine gezeigt ist, lautet
der Energiesatz für diese Stufe:

(5.14)

!im - Bild 5.20. Die Grenzen des Systems "Stu-


fe" am Bei s piel einer Turbine

Da die ausgetauschten Wärmemengen sowohl wegen der kleinen Oberflächen einer


Stufe absolut als auch bezogen auf den gesamten Energieaustausch relativ gering
sind, kann eine Stufe in guter Näherung als adiabates System betrachtet werden.

Bei der Betrachtung des Gesamtsystems "Stufe" nach Bild 5.20 sind mit der Ener-
giegleichung (5.14) alle energetischen Vorgänge innerhalb der Stufe summarisch
erfaßt und zwar sowohl der Arbeitsaustausch bzw. die Energieumwandlung in den
Beschaufelungen als auch die zumeist dissipativen Effekte außerhalb des Strömungs-
kanals wie z.B. Spaltverluste und Radseitenreibung •
327

Es kann deshalb zur Beschreibung von energetischen Vorgängen, die sich nur in dem
beschaufelten Strömungskanal der Stufe vollziehen, von Vorteil sein, ein System mit
den Grenzen nach Bild 5.21 zu wählen.

Bild 5.21. Die Grenzen des Systems "Stufen-


!i _ beschaufelung" am Beispiel einer
m Turbine

Bei adiabater Betrachtung dieses Systems würden sich allerdings gegenüber dem
ebenfalls als adiabat angesehenen System "Stufe" eine andere Enthalpie h2 und eine
andere Geschwindigkeit c2 ergeben, die deshalb in Bild 5.21 mit einer Schlange ge-
kennzeichnet sind.

Von besonderer Bedeutung fUr den Austausch von technischer Arbeit mit dem Fluid
ist das Laufrad, weil ein Arbeitsaustausch nur Uber ein bewegtes Bauteil möglich
ist. Ein System, in dem ein Laufrad einer Stufe isoliert betrachtet werden könnte,
ist in Bild 5.22 dargestellt. Der Energiesatz für dieses adiabate System "Laufrad"
lautet:

(5.15)

Eine weitere Einengung der System grenzen auf ein adiabates System "Laufradbe-
schaufelung", wie im Bild 5.23 dargestellt, ist z.8. dann zweckmäßig, wenn die
Laufradbeschaufelung auszulegen ist. Der Energiesatz für dieses System lautet mit
den Bezeichnungen nach Bild 5.23:

(5.16 )
328

Bild 5.22. Die Grenzen des Systems "Laufrad"


am Beispiel einer Turbine

hl
- 2
Cl
T

Bild 5.23. Die Grenzen des Systems "Lauf-


P; radbeschaufelung" am Beispiel
m einer Turbine

Die spezifische technische Arbeit, die zwischen der Laufradbeschaufelung und dem
Fluid ausgetauscht wird, soll bei Bezug auf dieses System "Laufradbeschaufelung"
als SchaufelgitteY'aY'beit a G bezeichnet werden, die sich von der technischen Arbeit
a für die Gesamtstufe um die Energien unterscheidet, die als Verluste in den Sy-
stemgrenzen "Stufe" jedoch außerhalb der Grenzen "Stufenbeschaufelung" auftreten,
so daß folgender Zusammenhang gilt:

aG =a + ~ L PV • (5.17)

Die dissipativen Verluste P v sind gemäß der Vorzeichenvereinbarung stets positiv,


329

während die technischen Arbeiten bei Turbinen negativ, bei Verdichtern positiv
sind. Daraus folgt für Turbinen

und für Verdichter

Die Betrachtung der Stufe und ihrer Elemente in verschiedenen System grenzen ist
dazu geeignet, die Energieumsetzung in den Stufenelementen zu beschreiben und
diese ins Verhältnis zur Energieumsetzung der gesamten Stufe zu setzen, wie am
Beispiel einer adiabaten Axialverdichterstufe gezeigt werden soll. Dazu werden die
Kennzeichnungen nach Bild 5.3 benutzt. Ohne besondere Kennzeichnung bleiben alle
Größen, die sich auf die ganze Stufe zwischen den Ebenen 1 und 3 beziehen. Mit
diesen Vereinbarungen lautet der Energiesatz für das System "Laufrad" nach Bild
5.22:

a" t;h" + i (c~ - c~ ) ,

t;h" = a" - i (c~ - c~ )

und analog für das entsprechende System "Leitrad" beim Verdichter

a , = t; h' +"21( c 23 - c 2)
2 •

Da das ruhende Leitrad mit dem Fluid keine spezifische technische Arbeit austau-
schen kann, folgt daher mit a' = 0:

6, h ' = 1(22)
-"2 c 3 - c 2 .
330

Die entsprechenden Beziehungen lauten für das System "Stufe" nach Bild 5.20 für
Verdichter

a = ß h ' + ß h" + 2"


1 (c23 - cl2 ).,

II h = ß h' + ß h" ,

a = ßh + 1(2 - c 2)1 '


2" c 3

llh = a - 2"1(2
c3 2) •
- cl

Da die spezifische technische Arbeit mit dem Fluid nur im Laufrad ausgetauscht
wird, gilt:

a = all.

Nach Gleichung (2.39) lassen sich Aussagen über die Dissipation in den adiabaten
Verdichterelementen : Laufrad, Leitrad und Stufe machen:

Laufrad:

2
S(Tds). =j"=h 2 -h 1 -y",
1 irr

j" = ßh" - y"


(5.18)

Leitrad:

j' ßh' - Y I (5.19 )

Stufe:

3
S
1
(Tds).
irr
= j = h 3 - h 1 - y,

j = ßh - y. (5.20)
331

Wenn angenommen wird, daß das Laufrad einen besseren polytropen Wirkungsgrad
als das Leitrad hat, verläuft die Zustandsänderung in einem T, s-Diagramm nach
Bild 5.24 von Punkt 1 über 2 nach 3, während bei globaler Stufenbetrachtung nur
die Zustandsänderung von Punkt 1 nach 3 bekannt ist.

Bild 5.24. Vergleich der bei Einzel- und Global-


betrachtung einer Verdichterstufe auf-
A B F CO [ s tretenden Energien

Die bei Einzel- und Globalbetrachtung auftretenden Dissipationen und Druckände-


rungsarbeiten ergeben sich nach Abschnitt 2.2.2 als Flächen im T,s-Diagramm,
die in Tabelle 5.1 zusammengestellt sind.

Tabelle 5.1. Flächen der Druckänderungsarbeiten


und Dissipationen nach Bild 5.24

~e
Element
y j

Laufrad 1"21CB 12DC

Leitrad 2'32DF 23ED

Stufe global l'31CA 13EC

Die globale Betrachtung der Stufe liefert nur die Zustandsgrößen in den Punkten 1
und 3 und damit eine idealisierte Zustandsänderung entsprechend der Verbindungs-
linie 1-3. So ergibt sich im Vergleich zwischen globaler und detaillierter Betrach-
tung eine um das Dreieck 1 2 3 1 geringere Dissipation für die Gesamtstufe. Nach
Bild 5.24 gilt somit:

j < j ' +j".


332

Entsprechend nimmt der polytrope Wirkungsgrad, dessen Größe mit der Steigung
der Zustandslinie im T, s-Diagramm verknüpft ist, einen mittleren Wert bezogen
auf Leit- und Laufrad an:

Tl"pol > TIpol > n'pol·

Die Unterschiede, die sich bei der globalen Stufenbetrachtung gegenüber der Ein-
zelbetrachtung von Leit- und Laufrad ergeben, sind bei den meisten Strömungsma-
schinen nicht sehr gravierend. Wenn Tl~OI "" 11pol ist, entspricht die Dissipation
der Stufe näherungsweise der Summe der Dissipationen von Leit- und Laufrad:

j "" j' + j". ( 5.21)

Exakt gleich ist jedoch die vom Prozeßverlauf unabhängige Enthalpiedifferenz llh
als Zustandsgröße, wie Bild 5.25 zeigt:

t; h = t; h' + t; hOl • (5.22)

Bild 5.25. Zum Zusammenhang zwischen der Enthalpiedifferenz der Verdichterstu-


fe , des Lauf- und Leitrades bei verschiedenen Zustandsverläufen
2: Tl~ 0 , » Tl~ 0 L
2~~: Tl'~ 0' > Tlpo L
2*lf: Tl 'p 0 L = Tl~ 0 \

Für die prozeßabhängige Druckänderungsarbeit y adiabater Prozesse folgt aus den


Beziehungen

tJh = Y + j,

tJ h ' = y' + j' ,

tJh" = yl1 + jlJ


333

und den Gleichungen (5.22) und (5.21):

y + j = (y' + j') + (y" + j") ,

y+j=y'~y" +j'+j",

j '" j' + j"

die Gleichung

y '" y' + y", (5.23)

wonach die Druckänderungsarbeit y der Stufe bei der Voraussetzung angenähert


gleichen polytropen Wirkungsgrades von Lauf- und Leitrad näherungsweise gleich
der Summe der Druckänderungsarbeiten von Leit- und Laufrad ist.

Reaktionsgrade

Die nach Abschnitt 2.2.1 eingeführten Prozesse und die Zustandsgrößen für Leit-,
Laufrad und Stufe erlauben eine weitere Kennzeichnung der Stufe. Als bewertende
Größe zur Aufteilung der Energie- bzw. Druckumsetzung in der Stufe wird der
sogenannte Reaktionsgrad verwendet, der das Verhältnis des im Laufrad umge-
setzten Anteils zum entsprechenden in der Stufe umgesetzten Ganzen der betreffen-
den Größe angibt. Dabei lassen sich je nach betrachteten Größen verschiedene
Reaktionsgrade bilden:

Reaktionsgrad der Enthalpiedifferenzen, auch kinematischer Reaktionsgrad ge-


nannt:

II h" II h"
Ph = ---;;i"h = llh' + llh"· ( 5.24)

Reaktionsgrad der Druckänderungsarbeit, auch polytroper Reaktionsgrad genannt:

-L~ y" (5.25)


Py - Y ~ y' + y"

Reaktionsgrad der Druckdifferenzen

_~ _ IIp'' (5.26)
Pp - IIp - IIp' + IIp''

Im Turbinenbau ist es auch üblich, einen Reaktionsgrad anhand der zugehörigen


isentropen Zustandsänderung zu definieren. In diesem Fall gehen Ph nach Gleichung
( 5.24) und P nach Gleichung (5.25) gemeinsam in folgende Form über:
y

llh"
s
t.i11
s
334

Wird angenommen, daß der polytrope Laufradwirkungsgrad gleich dem polytropen


Stufenwirkungsgrad ist (~Ol = \01)' so ist nach Gleichung (5.24) und (5.25) für
einen Verdichter

d.h.

Gilt zusätzlich

1l"pol -- 'l'l'Ipol -- 1 ,

dann liegt eine isentrope Zustandsänderung vor und es folgt

Für inkompressible Fluide ist das spezifische Volumen nur von der Temperatur ab-
hängig: v = v(T). Da die spezifische Wärmekapazität z.B. des Wassers groß ist
und die Temperaturerhöhung durch Dissipation im Bereich von Bruchteilen eines
Grades liegt, kann mit guter Näherung angenommen werden

v = const

d.h.

Bei gleichem polytropen Wirkungsgrad von Lauf- und Leitrad sind im betrachteten
Fall alle drei Reaktionsgrade Ph , p und p identisch.
y p

Mit den nach Gleichung (5.24) und (5.25) definierten Reaktionsgraden lassen sich
die polytropen Wirkungsgrade für Lauf-, Leitrad und Stufe verknüpfen. Die Defini-
tion der polytropen Wirkungsgrade für die Einzelelemente der Stufe und für die
Stufe selbst lauten beim Verdichter:
335

Laufrad: Ti" - L
pol V - L'lh" ,

Leitrad: Ti'pol V --L'lh'


L,

Stufe: Tipol V -.L


- L'lh •

Mit Gleichung (5.23) läßt sich schreiben:

-.L ~ y' + y"


\01 V - L'lh ~ L'lh

y' llh' y" L'lh"


\olV"" L'lh' L'lh + L'lh" L'lh·

Nach Einführung des kinematischen Reaktionsgrades Ph ergibt sich

Ti ",,'n' (l-p)+W' P ( 5.27)


pol V "pol V h pol V h·

Mit Hilfe des Reaktionsgrades der Druckänderungsarbeit P läßt sich ebenfalls der
y
polytrope Wirkungsgrad der Verdichterstufe durch die polytropen Einzelwirkungs-
grade ausdrücken:

1 L'lh L'lh' + L'lh" L'lh' y' L'lh" y"


y'
+
y" Y
,
\olV Y Y Y

1 1 1
- - " " - ,- (1 - p ) Py. (5.28)
\01 V T\pOl V Y + T\~ol V

Für die Turbinenstufe ergeben sich aufgrund der Wirkungsgraddefinition

L'lh
\OlT =y
auf gleiche Weise folgende Zusammenhänge:

1 1 1
~""~(l-Ph)+~Ph' (5.29)
pol T pol T pol T

(5.30 )
336

5.4 EULER'sche Hauptgleichung

Beim Arbeitsaustausch zwischen dem Fluid und dem beschaufelten Rotor treten an
den benetzten Oberflächen Druck- und Schubkräfte auf. Die Umfangskomponenten
dieser Kräfte bestimmen das Drehmoment der Strömungsmaschine, während die
Axialkomponenten dieser Kräfte die Drucklagerbelastung hervorrufen.

An einem in Bild 5.26 schematisch dargestellten Turbinenlaufrad sollen stellver-


tretend für die an seiner gesamten Oberfläche angreifenden Kräfte jeweils die
Kräfte an einem Oberflächenelement dO einer Schaufel und die an einem Oberflä-
chenelement des Rotors betrachtet werden. An einem Oberflächenelement können
sowohl Druckkräfte F
... ...
als auch Schubkräfte F auftreten. Durch Integration der
p T
Druck- und Schubspannungen über die benetzten Rotorflächen ergeben sich die wir-
kenden Kräfte und aus deren Umfangskomponenten ergibt sich durch Multiplikation
mit der jeweiligen örtlichen Umfangsgeschwindigkeit die Rotorleistung als innere
Leistung:

(5.31)

Um diese Gleichung lösen zu können, müssen die örtlichen Druck- und Schubspan-
nungsverteilungen bekannt sein. Im allgemeinen ist die experimentelle Ermittlung
dieser Verteilungen derart schwierig und aufwendig, daß eine Bestimmung der in-

dO Schoufelgitter

- Pj

Bild 5.26. An der Oberfläche eines Turbinenrotors wirkende Kräfte


337

neren Leistung nach dieser Gleichung der Forschung und Entwicklung vorbehalten
bleibt.

Ergebnisse derartiger Druckverteilungsmessungen an rotierenden Turbinenschau-


fein nach [5J sind im Bild 5.27 dargestellt worden. Aus diesen in fünf Schaufel-
ebenen mit je 18 Bohrungen durchgeführten Druckverteilungsmessungen lassen
sich unter Berücksichtigung der Flächenelementvektoren die Umfangs- und Axial-
kraftkomponenten ermitteln.

Bild 5.27. Bezogene Druckverteilung


an einer rotierenden Tur-
binenschaufel

Die weiterhin zur Lösung der Gleichung (5.31) notwendige Verteilung der Schub-
kräfte ist noch wesentlich schwieriger zu ermitteln.

Da eine Bestimmung der Rotorleistung auf dem so dargestellten Wege örtlicher


Messungen am Profil praktisch nicht in Frage kommt, wird ein Zusammenhang
zwischen der inneren Leistung Pi und den Geschwindigkeiten vor und hinter dem
Laufrad hergeleitet, der ohne detaillierte Kenntnisse der örtlichen Strömungsvor-
gänge den Arbeitsumsatz im Laufrad beschreibt. Wird der in Abschnitt 3.2.3 her-
geleitete Impulsmomentensatz (Drallsatz)

;> d ........ ....


D = dt (m (r xc)) = M (5.32)

auf einen stationären Fließprozeß angewendet, bei dem die Zustandsgrößen und Ge-
schwindigkeiten an jeder Stelle des Systems von der Zeit unabhängig sind, kann sich
der Drehimpuls eines offenen Systems nur dadurch ändern, daß über die System-
grenzen Drehimpulsströme fließen. Diese ergeben sich aus Gleichung (5.32) unter
338

Berücksichtigung, daß der für einen repräsentativen Radius;' mittlere Geschwin-


...
digkeitsvektor c zeit unabhängig ist, zu

:' dm ... ... ...


D=(jt(rxc)=M,

(5.33 )

...
Für ein Teilchen, das sich auf dem Radius r im Strömungsquerschnitt einer Stufe,
z.B. vor oder hinter einem Laufrad, mit der Gesc hwindigkeit c bewegt, ist in
...
Bild 5.28 versucht worden, diese Zusammenhänge in einem Zylinderkoordinatensy-
stem darzustellen, welches so ausgerichtet ist, daß die z-Achse mit der Maschi-
...
nenachse übereinsti mmt und r senkrecht auf der z -Achse steht. Der Momentenvek-
....
tor M steht gemäß Gleichung (5.33) senkrecht auf der durch den Geschwindigkeits-
.... ....
vektor c und den Ortsvektor raufgespannten, im Bild 5.28 dunkel angelegten Flä-
che.

Bild 5.28. Perspektivische Darstel-


lung der Geschwindigkeits-
und Momentenvektoren

Ein Austausch von Arbeit zwischen Rotor und Fluid ist jedoch wegen der Lagerung
des Rotors nur mittels einer in Umfangsrichtung wirkenden Kraft und damit eines
Momentes in Achs- bzw. (z-) richtung möglich. Sie ergibt sich nach Bild 5.28 zu

M z = M cos '(.

Mit

M = rh 1-; x ~I = rh r c sin(90o + ö)
339

folgt:

Mz =m r c cos 6 cos 'Y. (5.34 )

Dazu sollen zunächst zwei Sonderfälle betrachtet werden:

- Für die rein axial durchströmte Stufe ist die Radialkomponente c r = 0, so daß
gilt:

6 = O.

Damit wird aus Gleichung (5.34):

M zax = mr c cos "I'

- Für die rein radial durchströmte Stufe ist die axiale Geschwindigkeitskomponente
Cz = 0, so daß gilt:

"I =0 und 6 = e.

Damit ergibt sich aus Gleichung (5.34):

M zrad = mr c cos 6.

Bei der reinen Axialstufe liegt der Geschwindigkeitsvektor er in einer r,z-Ebene


und bildet mit der positiven Umfangsrichtung den Winkel "I. Bei der reinen Radial-
... ....
stufe ist die durch c und c aufgespannte Ebene die Strömungsebene. In dieser
ur ...
bildet der Geschwindigkeitsvektor c mit der positiven Umfangsrichtung den Winkel
E. Die Winkel )' und 6, die in den beiden Sonderfällen für die Projektion der Ge-
schwindigkeit c in die Umfangsrichtung maßgebend sind, werden wie bereits in den
3 ezeichnungen für die Geschwindigkeitsdreiecke nach Abschnitt 5.2 geschehen,
durch eine gemeinsame Bezeichnung 01 ersetzt. So läßt sich sowohl für die axial-,
wie auch radial durchströmte Stufe schreiben:

Mz =m r c cos 01.

Mit der Beziehung

c
u
=c cos Cl

folgt für das Moment

(5.35)
340

Die Drehimpulsströme , die an den Grenzen eines offenen Systems, z.B. dem Ein-
und Austritt eines Laufrades, vorliegen, entsprechen nach Gleichung (5.32) äuße-
ren Momenten. Ihre Differenz ist das am Rotor wirksame Moment

Für die Komponente in Achsrichtung (z-Richtung) gilt analog

Durch Einführen der Gleichung (5.35) ergibt sich

Mit dem bei stationärer Strömung konstanten Massenstrom vor und hinter dem Lauf-
rad ergibt sich mit m1 = m2 = m das Moment M z21 zu

(5.36 )

Mit der Winkelgeschwindigkeit w des Laufrades ergibt sich die mit dem Fluid aus-
getauschte spezifische technische Arbeit

und damit;

(5.37 )

Nach der Vorzeichenvereinbarung gemäß Abschnitt 5.2 ist die Winkelgeschwindig-


keit w definitionsgemäß positiv, und das Vorzeichen der technischen Arbeit a wird
durch das Vorzeichen des Momentes M z21 bestimmt. Entsprechend der Vorzei-
chenregel nach Abschnitt 2.1. 2.2 folgt

für Pumpen und Verdichter a> 0

und

für Turbinen a < O.


341

Mit Gleichung (5.37) ergibt sich das richtige Vorzeichen der technischen Arbeit
automatisch, wenn die durch Definition über u 1 und u 2 festgelegte positive Rich-
tung der Umfangskomponenten c 1u und c 2u beachtet wird.

Gleichung (5.37) gilt in dieser Form für das System "Laufrad" nach Bild 5.22, wo-
bei die ausgetauschte technische Arbeit der inneren Arbeit entspricht:

P.
1
a=-r-.
m

Die entsprechende Gleichung für das System "Laufradbeschaufelung" nach Bild 5.23
lautet:

(5.38 )

Durch die Wahl dieser Systemgrenzen steht die spezifische Schaufelgitterarbeit im


Zusammenhang mit Mittelwerten der Geschwindigkeiten, die sich von denjenigen
nach Gleichung (5.37) unterscheiden, wie in Abschnitt 5.3 dargestellt ist.

Diese Gleichung (5.37) ist bereits 1754 von dem Mathematiker Leonhard Euler ge-
funden worden. Sie hat die Theorie der Strömungsmaschinen begründet und wird als
Eulersche Hauptgleichung der Turbomaschinen bezeichnet, die einen einfachen Zu-
sammenhang zwischen den Absolut- und Umfangsgeschwindigkeiten in den Ebenen
vor und hinter der Beschaufelung eines Laufrades und der zwischen Laufrad und
strömendem Fluid ausgetauschten Arbeit herstellt.

Eine zweite, häufig benutzte Form der Euler-Gleichung ergibt sich über die trigo-
nometrischen Beziehungen der Geschwindigkeitsdreiecke nach Bild 5.29.

Bild 5.29. Geschwindigkeitsdreiecke


eines Radialverdichters
a) Eintrittsdreieck
a b b) Austrittsdreieck

Für beide Geschwindigkeitsdreiecke gilt nach dem Cosinussatz die Beziehung:

Damit folgt für den Eintritt:


342

für den Austritt:

Werden diese Ausdrücke in Gleichung (5.37) eingeführt, so ergibt sich die Euler-
Gleichung in einer zweiten Form:

a = i [(c~ - c~) + ( w~ - w~) + ( u~ - u~ ) ] • ( 5.39 )

Das letzte Glied der Klammer hat für Radialmaschinen einen Wert ungleich Null,
weil für diese Maschinen stets u 2 -I u 1 ist.

Eine dritte Form der Euler-Gleichung läßt sich aufstellen, wenn der aus der Strö-
mungslehre bekannte Begriff der Zirkulation r benutzt wird. Gemäß Gleichung
(3.89) ist die Zirkulation r gleich dem Linienintegral der Geschwindigkeit längs
eines geschlossenen Weges:

tf. ........
r=~cds.

Zur Bestimmung der Zirkulation r S um die Einzelschaufel eines radialen Laufrad-


gitters bietet es sich an, einen Integrationsweg nach Bild 5.30 zu wählen.

Bild 5.30. Zur Bestimmung der Zirkulation um


eine Schaufel eines Radial verdichters
(gewählter Integrationsweg -. -. -. )

Die Integrationswege längs der Mittellinien zwischen den Schaufeln werden im ent-
gegengesetzten Sinne durchlaufen. Die Weglänge und die zugehörigen Geschwindig-
keiten sind gleich, so daß sich die entsprechenden Anteile zum Linienintegral ge-
343

genseitig aufheben. Über die Integrationswege entsprechend der Gitterteilung vor


und hinter der Beschaufelung ergibt sich

als Zirkulation um die Einzelschaufel eines Laufradgitters . Mit der Schaufelzahl z


folgt daraus als Zirkulation für das gesamte Gitter eines Laufrades

Daraus folgt mit

zt=2nr

und Gleichung (5.40)

Wird diese Zirkulation f G in die Gleichung (5.37) eingesetzt, so ergibt sich die
3. Form der Euler-Gleichung:

(5.41)

Zur Berechnung der spezifischen technischen Arbeit a stehen damit zwei Beziehun-
gen zur Verfügung, eine aus der Thermodynamik, die andere aus der Kinematik:

1. Energiesatz:

a + q = !:::.ht ;

2. Euler-Gleichung:

(1. Form)

a = i [(c~ - c~) + (w~ - w~) + ( u~ - u~ ) ] (2. Form)

(3. Form)
344

Durch diese Beziehungen sind bei adiabaten Stufen von Strömungsmaschinen die to-
tale Enthalpiedifferenz und kinematische Größen der Stufe miteinander verknüpft.

Beispiel 5.2:

Für eine als adiabat zu betrachtende, radiale Kreiselpumpenstufe zur Wasserförderung sind fol-
gende Daten in den Strömungsquerschnitten gemäß Bild 5.3 bekannt:

Dichte des Wassers = 1000 3


kg/m

Mittlere spez. Wärmekapazität cF 4,18 10 3 J/kg K

Temperaturdifferenz in der Stufe T 3 - Tl = 0,006 K

Massenstrom m 40 kg/s

Querschnitt am Laufradeintritt Al 0,91 10- 2 m 2


2
Querschnitt am Laufradaustritt A2 0,8 • 10- 2 m

Mittlerer Laufraddurchmesser am Eintritt D 1m 0,21 m

Laufraddurchmesser am Austritt D2 0,28 m


-1
Drehzahl des Laufrades N 24,67 s

Winkel der Relativgeschwindigkeit am


Laufradeintritt 1\ 166 0

Winkel der Relativgeschwindigkeit am


Laufradaustritt 1:l 2 = 155

Ein- und Austrittsquerschnitt der Stufe liegen auf gleicher geodätischer Höhe (t:, z = 0), außerdem
gilt die Repetierbedingung (Cl = c 3 )·

Zu bestimmen sind die Geschwindigkeitsdreiecke auf dem mittleren Stromfaden am Ein- und Aus-
tritt des Laufrades, die innere spezifische technische Arbeit a, die innere Leistung Pi und die
Druckerhöhung t:,p in der Stufe.

Lösung:

Die Umfangsgeschwindigkeiten ergeben sich auf dem mittleren Stromfaden am Laufradein- und
-austritt zu

u1 = Tl D 1m N = TI. 0,21 24,67 = 16,27 m/s,

u 2 = TID 2 N = TI. 0,28 • 24,67 = 21,7 m/s.

Die Meridiangeschwindigkeiten ergeben sich aus dem Volumenstrom und den Querschnittsflächen
zu

c - -
V
- -- -
m 40
....:..:'-----2~ = 4 ,4 m/ s,
1m - Al - P Al - 10 3 0,91 10

c 2m
V m 40
= A2 = P A 2 =-10-:3;--:"::""---""2 = 5 m/s.
0,8 • 10
345

Mit den so berechneten Größen und den Winkeln 11 1 und 11 2 lassen sich die Geschwindigkeitsdrei-
ecke zeichnen. Die zur Konstruktion verwendeten Größen sind eingekreist.

Für eine rein rechnerische Lösung ergibt sich die Geschwindigkeitskomponente c 1u nach dem Ad-
ditionstheorem der Geschwindigkeiten (Gleichung 3.21) zu

c 1m 4 ,4
c 1u =u 1 + w 1u =u 1 + tan S1 = 16,27 + (_ 0,249) =- 1,38 m/s.

Damit ist

V 1,332 + 4,4 2 = 4,6 m/s,


0'1 =arccos(c 1/ c 1 ) =arccos(- 1,38/4,6) = 107,4°.

Auf gleiche Weise ergibt sich für die Absolutgeschwindigkeit am Laufradaustritt

c 2m 5
c 2u =u2 + tan ß2 = 21,7 + (_ 0,466) = 11 m/s,

c2 V c~u + c~m = 12,1 m/s,

Die innere spezifische technische Arbeit a für ein System "Laufrad" nach Bild 5.22 folgt aus der
Eulerschen Hauptgleichung (5.37) zu

a =u 2 c 2u - u 1 c 1u =21,7·11 - 16,27(- 1,38) = 261,2 J/kg

und die innere Leistung zu

Pi = m a =40.261,2 = 10400 W = 10,4 kW.

Aus dem Energiesatz nach Gleichung (2.15) !Ur die ganze Stufe

a + q = tlh + 1(2 2)
2" c 3 - Cl + g tlz

und der Gleichung (2.41) folgt im adiabaten Fall (q = 0) mit c 1 =c 3 und tlz =0
a = tlh = Y + j.
346

Für ein inkompressibles Fluid ist die Druckänderungsarbeit nach Gleichung (2.95)

y = J vdp = v ßP = ~
p

und die Dissipation nach Gleichung (2.119)

Damit ergibt sich die Druckerhöhung zu

ßP = 10 3 (261,2 - 4,18.10 3 .0,006) = 2,36.10 5 N/m 2 = 2,36 bar.

5.5 Mittelwerte für die Stromfadentheorie

Die Strömung in der Stufe einer Turbomaschine ist in Wirklichkeit meistens drei-
dimensional und besitzt mehr oder weniger instationäre Komponenten. Einen Rück-
schluß auf die räumliche Verteilung der wirklichen Strömung an einer Turbinen-
schaufel läßt die in Bild 5.27 dargestellte Druckverteilung in fünf verschiedenen
Ebenen über der Schaufelhöhe einer Laufschaufel zu, wobei unterschiedliche Um-
fangsgeschwindigkeiten , das radiale Gleichgewicht usw. zu einer räumlichen Strö-
mung führen. Aber auch Sekundärströmungen , Ablösungen usw. tragen zum drei-
dimensionalen und ggf. instationären Charakter der Strömung bei.

Weil die wirkliche Strömung in den Bezugsquerschnitten keine konstanten Geschwin-


digkeiten und Zustandsgrößen aufweist, sind für die Reduzierung dieser Strömung
auf einen repräsentativen Stromfaden geeignete integrale Mittelwerte zu suchen.
Diese integrale Mittelung hat sowohl örtlich, d.h. über den gesamten zu beschrei-
benden Strömungsquerschnitt, als auch zeitlich, d.h. über ein genügend großes
Zeitintervall zu erfolgen, so daß auch instationäre Anteile mit erfaßt werden. Bei
der nachfolgenden Bildung von Mittelwerten soll der Einfachheit halber die zeitli-
che Mittelung unberücksichtigt bleiben, d.h. es soll eine stationäre Strömung vor-
ausgesetzt werden.

Mittelwerte lassen sich aus den Integralsätzen der Strömungsmechanik , aus der
Kontinuitätsgleichung, aus dem Impuls- bzw. dem Drallsatz oder aus dem Ener-
giesatz ableiten. Vor der Frage, welche Mittelwerte für welchen Zweck geeignet
sind, soll zunächst am Beispiel einer ebenen, kompressiblen Kanalströmung ge-
zeigt werden, welchen quantitativen Einfluß die unterschiedliche Mittelwertbildung
haben kann.
347

Das nach Bild 5.31 vorgegebene Geschwindigkeitsprofil entspricht einer quadrati-


schen Parabel mit der Geschwindigkeit c max im Scheitelpunkt. der in der Kanal-
mitte liegt.

Bild 5.31. Zur Mittelwertbildung angenommenes Geschwindigkeitsprofil einer ebenen


Kanalström ung

Für die Mittelung bezüglich des Massenstromes im Bezugsquerschnitt A ergibt


sich

dm p c h dx.

Hierbei ist h die Höhe des Strömungskanals . Für den Massenstrom folgt:

b
m f p c h dx.
x =0

Mit einer angenommenen mittleren Geschwindigkeit cK ergibt sich der Massen-


strom m unter Verwendung einer mittleren Dichte p z.B. nach Gleichung (5.70) zu

Aus diesen beiden Gleichungen für m ergibt sich für die bezüglich der Kontinuität
gemittelte Geschwindigkeit c K :

b
1
b
f
P x =0
p c dx. ( 5.42)
348

Für die Mittelung bezüglich des Impulsstromes ergibt sich:

di = c drh,

drh=pchdx

und damit

dI pc 2 hdx,

b
J P c 2 h dx. (5.43)
x=O

Mit einer nach dem Impulsstrom gemittelten Geschwindigkeit cI ergibt sich:

(5.44 )

und damit aus den Gleichungen (5.43) und (5.44) für cI

1 b 2
C
I
=- - -J
--bx=O
pc dx. (5.45)
P cK

Für die Mittelung bezüglich des Energiestromes ergibt sich:

• 1 3
dE "2"Pc hdx,

1 b 3
E =2" J pc h dx. (5.46)
x=O

Für eine energetisch gemittelte Geschwindigkeit cE folgt:

1 -2
E = 2" cE rh,

. 1-2
E = 2" cE PcK h b. (5.47)

Aus den Gleichungen (5.46) und (5.47) ergibt sich:


349

__1 b
f p c
3
dx. (5.48)
P cK b x =0

Bei Annahme einer inkompressiblen Strömung bleibt die Dichte konstant. d.h.

p = p = const.
so daß sich die nach unterschiedlichen Gesetzen gebildeten Mittelwerte für die in-
kompressible Strömung vereinfachen:

1 b
cK =b f c dx (5.49 )
x =0

_1 f
b
c
2
dx, (5.50 )
cK b x =0

1 b 3
f c dx. (5.51)
CK b x =0

Eine numerische Auswertung der Gleichungen (5.49) bis (5.51) für die angenom-
mene parabolische Geschwindigkeitsverteilung einer inkompressiblen Strömung über
der Kanalbreite ergibt für die verschiedenen mittleren Geschwindigkeiten folgende
Werte:

CK = 0,667 c
max'

cI = 0,8 c
max'

cE = 0,828 c
max

Dieses Beispiel zeigt, daß die jeweiligen mittleren Geschwindigkeiten vom Ver-
fahren der Mittelwertbildung abhängen.

Für Strömungsmaschinen ist zu fordern, daß die nach den genannten Verfahren
wählbaren Mittelwerte die Gleichungen der elementaren Theorie erfüllen, nämlich
das Additionstheorem der Geschwindigkeitsdreiecke nach Gleichung (3.21) und die
Eulersche Hauptgleichung der Turbomaschinen (5.37) •

Zur Herleitung geeigneter Mittelwerte in den Strömungsquerschnitten von Strömungs-


maschinenstufen sollen beispielhaft Querschnittsflächen Al und A 2 vor und hinter
einem Radiallaufrad betrachtet werden, wie sie in Bild 5.32 dargestellt sind. Für
350

Al: Al:
cn =c, Cn= C,
CI = C, CI = C,

Al
Kontrollflächenorientierte
Komponenten der Absolut-
geschwindigkeit c vor und
hinter einem Radiallaufrad

jeden Punkt derartiger Kontrollflächen soll der Strömungsvektor in die drei aufein-
ander senkrec ht stehenden Komponenten c n ' Cu und c t zerlegt werden. Dabei ist
c n die Normalkomponente auf der jeweiligen Querschnittsfläche A, Cu die Umfangs-
komponente und c t liegt in der Querschnittsfläche jeweils senkrecht zu Cu und c n '
Für die in Bild 5.32 als Sonderfall dargestellte achsnormale Querschnittsfläche Ai
unmittelbar vor der Laufradbeschaufelung gilt;

.... ....
cn =c z und

Für den weiteren Sonderfall der koaxialen Zylinderfläche A 2 am Austritt eines Ra-
diallaufrades gilt;

.... ....
c =c und
n r

Mit der örtlichen Dichte p tritt de r Massenstrom

m= f p c
n
dA (5.52)
A

durch eine Querschnittsfläche A.

Die Gültigkeit des Additionstheorems der Geschwindigkeitsdreiecke läßt sich stell-


vertretend für die v ektorielle Betrachtung durch die Untersuchung der skalaren
Summe aus Umfangsgeschwindigkeit und Umfangskomponenten der Strömungsge-
schwindigkeiten nachprüfen,

mit u = w r.
351

Weil die Komponenten der Geschwindigkeit in n- und t-Richtung beim Übergang vom
Absolutsystem in das Relativsystem unverändert bleiben, gilt

w
n
= c n'.

Aus der Mittelung des Massenstromes läßt sich kein Mittelwert einer Umfangs-
komponente c definieren, da diese in der Gleichung (5.52) nicht vorkommt.
u

Aus der Mittelung bezüglich des rmpulsstromes ergibt sich für die drei Komponenten
...
des Strömungsvektors c nach Bild 5.32 gemäß einer Herleitung wie für Gleichung
(5.45) :

c- 1 J
pc 2 dA, (5.53 )
nr
="7"
mAn

(5.54 )

c ur = ~ p c c dA.
mAu n
f (5.55 )

Aus der Mittelung bezüglich des Energiesatzes ergibt sich entsprechend:

c nE = ( m
1 1 p c n3 dA r/ 2
, (5.56)

c tE = ( m
1 1 p C t2 c n dA r/ 2
, (5.57)

c uE = [ "7"
1 P c 2 c dA
mAu n
f r/ 2
(5.58)

N ach einem Vorschlag von Dzung [6] in der Darstellung nach Traupel [7] ist es für
die Mittelung der cu-Komponente in Strömungsmaschinen überdies zweckmäßiger
vom Drallsatz auszugehen, weil die Drehimpulsströme nach der Euler-Gleichung
die mit dem Fluid ausgetauschte technische Arbeit bestimmen.

Entsprechend Gleichung (5.32) gilt für ein Element dm in jedem Querschnitt einer
Strömungsmaschine :
->
dD = (; x ;;) dm ,

df) = (; x ;;) p c dA.


n
352

Ein Mittelwert des Drallstromes läßt sich daraus wie folgt ableiten:

-
D=S pr c c dA,
A u n

woraus sich als mittlerer spezifischer Drall herleiten läßt:

pr c c dA. (5.59)
u n

Für die Betrachtung der Strömung von einem mit dem Laufrad mitrotierenden Ko-
ordinatensystem aus ergibt sich als entsprechender spezifischer Drallstrom mit
der Relativgeschwindigkeit wu :

-r w S p r w c dA.
1
= -.- (5.60)
u mAu n

Nach dem Additionstheorem der Geschwindigkeiten gemäß Gleichung (3.21) in Um-


fangsrichtung , also

folgt aus Gleichung (5.60) :

r w = ~ S p r(c - u)c dA,


u mAu n

rwu = ~ [ S p r c c dA - S p r
mAu n A
u c n dA] ,

-r w = -r c 1 S p r u c dA.
- -.- (5.61)
u u mAn

Der Integralausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (5.61) entspricht formal
einem mittleren Drall der Umfangsgeschwindigkeit

-ru=-.-
1 J
pruc dA, (5.62)
mAn

und für die Gleichung (5.61) läßt sich schreiben:

r w =r c - r u. (5.63)
u u
353

Gesucht sind insgesamt jedoch nicht Mittelwerte des Dralls, sondern die der Ge-
schwindigkeiten. Wird zu diesem Zweck die Gleichung (5.62) mit i/w multipliziert,
läßt sich mit Hilfe von u = w r ein mittlerer Radius

(5.64)

so definieren, daß gilt:

ru =r u.

Die mittlere Umfangs geschwindigkeit ü ergibt sich dann durch Multiplikation der
Gleichung (5.64) mit w zu:

(5.65)

Werden weiterhin mit Hilfe von r folgende Mittelwerte definiert:

-
c
r Cu
=--=--
1
prc c dA
J (5.66)
uD r rmA un

wuD =-_-
r u
=::-:-
W 1 J
A pr Wu c n dA, (5.67)
r rm

läßt sich Gleichung (5.63) in folgender Form schreiben:

r wu =r c u - r u. (5.68)

Mit dem nach Gleichung (5.64) definierten mittleren Radius r, der definierten
Umfangsgeschwindigkeit ü und den Umfangskomponenten uD und wuD nach den
c
Gleichungen (5.66) und (5.67) ist das Additionstheorem der Geschwindigkeiten

erfüllt. Da die Mittelwerte aus dem Drallsatz hergeleitet worden sind, ist mit die-
sen auch die Euler-Gleichung von vornherein erfüllt.
354

Auf die Möglichkeit, durch die Mittelung über den Drallsatz sowohl die Euler-G lei-
chung als auch gleichzeitig das Additionstheorem der Geschwindigkeiten zu erfül-
len, hat zuerst Dzung [6] hingewiesen. Wegen der Schlüsselstellung, die dabei
der Radius r nach Gleichung (5.64) einnimmt, hat Traupel [7J diesen als Euler-
Radius bezeichnet.

Für energetisch gemittelte Geschwindigkeiten nach der Vorschrift der Gleichung


(5.58) lassen sich Additionstheorem und Euler-Gleichung nicht erfüllen.

Ebenso wie die Geschwindigkeiten sind auch die Zustandsgrößen des Fluids über ei-
nen Strömungsquerschnitt nicht konstant. Für kompressible Fluide werden in [7 ]
folgende Mittelwertbildungen vorgeschlagen:

Für den mittleren Druck wird gebildet

p- =:
1
A f p dA, (5.69)
A

so daß das Produkt pA die tatsächliche Größe der Normalkraft auf der Fläche A
liefert •

Die Mittelung der spezifischen Zustandsgrößen erfolgt nach den sich im Aufbau ent-
sprechenden Gleichungen:

m
1
v", -. f Pc
n
vdA =:~
m
f C
n
dA, (5.70)
A

ii "'m1 f P c n h dA, (5.71)


A

-
s
"'m
1
f p c
n
s dA. (5.72)
A

Dabei erfolgt die Wichtung jeweils durch den örtlichen Massenstrom

dm '" p c n dA.

Die so nach Gleichung (5.69) bis (5.72) gebildeten Mittelwerte erfüllen jedoch
nicht zugleich gemeinsam die thermische und kalorische Zustandsgleichung. Es
sind vielmehr jeweils zwei der vier Größen nach den Gleichungen (5.69) bis (5.72)
zu berechnen, die bei den weiteren jedoch durch Einsetzen dieser Größen in die
Zustandsgleichungen zu ermitteln, wobei sich für diese Werte dann Abweichungen
gegenüber den genannten Definitionsgleichungen ergeben können.
355

Wird z.B. p nach Gleichung (5.69) und n nach Gleichung (5.71) bestimmt, sind
v und Ei aus den Zustandsgleichungen gemäß

v =v(p,n)
und

Ei = s(p,fi)

zu ermitteln.

Da der Zusammenhang zwischen statischer und totaler Enthalpie

-2
E.t --n+~
2 (5.73)

eine energetische Beziehung darstellt, ist in Gleichung (5.73) folgende energetisch


gemittelte Geschwindigkeit einzusetzen:

-2 -2 -2 -2
cE c uE c tE c nE
""2 =-2- + -2- + -2- . (5.74 )

Bei Verwendung der nach dem Impuls- bzw. Drallsatz gemittelten Geschwindigkeit

(5.75)

für die das Additionstheorem und der Drallsatz erfüllt sind, ergibt sich bei gleicher
totaler Enthalpiedifferenz eine andere statische Enthalpiedifferenz ~hI gemäß Bild
5.33 als bei Verwendung der energetisch gemittelten Geschwindigkeit.

Unter Inkaufnahme dieser Ungenauigkeit bei der statischen Enthalpiedifferenz läßt sich
die impulsgemittelte Geschwindigkeit in die Euler-Gleichung, den Energiesatz und das
Additionstheorem der Geschwindigkeiten einsetzen, wenn der mit Gleichung (5.64)
definierte Euler-Radius verwendet wird. Da dieser nur bei großen Schaufellängen-
verhältnissen von dem Radius r =D /2 des mittleren Stromfadens , also dem
m m
Radius des flächenhalbierenden Kreises, abweicht, kann der Radius r m zumeist
als gute Näherung für den Euler-Radius angesehen werden.

Die impulsgemittelte n-Komponente 0nI kann nicht die Kontinuitätsgleichung erfüllen.


Auch diese Schwierigkeit ist grundsätzlich physikalischer Natur und deshalb nicht
durch eine andere Art der Mittelwertbildung zu umgehen. Einen Eindruck von der
356

Bild 5.33. h,s-Diagramm eines Expansionsverlaufs


bei unterschiedlicher Mittelwertbildung
5 der Geschwindigkeiten

Größe der Unterschiede zwischen den verschiedenen Mittelwerten der z-Komponente


vermittelt die zu Bild 5.31 beispielhaft durchgeführte Vergleichs rechnung .

Alle in diesem Abschnitt dargestellten Möglichkeiten und Vorschriften der Mittel-


wertbildung setzen für die praktische Durchführung eine genaue Kenntnis der örtli-
chen Geschwindigkeiten und Zustandsgrößen in den Bezugsquerschnitten voraus. In
der Praxis sind die für die Mittelwertbildung notwendigen örtlichen Strömungs-
und Zustandsgrößen jedoch zu Auslegungszwecken normalerweise nicht bekannt,
so daß die Mittelwertbildung im wesentlichen für die Nachrechnung ausgeführter
Maschinen eingesetzt werden kann, wenn aus experimentellen Untersuchungen ge-
nügend örtliche Messungen in den zur Auslegung betrachteten Strömungsquerschnit-
ten vorliegen.

5.6 Kenngrößen der Stufe

Die in Abschnitt 4.2 dargestellten Kenngrößen für Maschinen lassen sich grund-
sätzlich auch auf die Strömungsmaschinenstufe anwenden. Mit der Kenntnis der
Geschwindigkeiten vor und hinter dem Lauf- und Leitrad ist es jedoch darüber hin-
aus möglich, das Stufenverhalten durch kinematische Größen zu charakterisieren.

Entsprechend den Festlegungen der Bezugsquerschnitte und den Geschwindigkeits-


dreiecken läßt sich die Energieumsetzung in der Stufe eines Verdichters durch die
~ ~ ~ ~ ~
~inematischen Größen c 1 ' c 2 und c 3 ' in der Stufe einer Turbine durch cO' c 1 und
c 2 und in bei den Fällen durch die Umfangsgeschwindigkeiten ~1 und ~2 darstel-
len. In Komponentendarstellung sind zur vollständigen Charakterisierung der Strö-
mung in den Bezugsquerschnitten der Stufe folgende Geschwindigkeiten nötig:
357

vor und hinter dem Laufrad:

vor und hinter dem' Leitrad eines Verdichters:

bzw. vor und hinter dem Leitrad einer Turbine:

Dabei gelten die hier für die Verdichterstufe dargestellten Zusammenhänge in glei-
cher Weise auch für Pumpen, ohne daß jeweils besonders darauf verwiesen wird.

Zusammengefaßt charakterisieren folgende acht Geschwindigkeiten die Energieum-


setzung in einer Verdichterstufe:

und in einer Turbinen stufe :

Je drei Größen bestimmen das Ein- und Austrittsdreieck des Laufrades und zwei
weitere Größen die Zu- bzw. Abströmgeschwindigkeit der Stufe.

Dimensionslos lassen sich diese Größen nach dem in Abschnitt 4.1 beschriebenen
Verfahren der Fractional Analysis, der Methode der gleichartigen Größen, ma-
chen, wenn durch eine Größe gleicher Art, also eine Geschwindigkeit, dividiert
wird. In Analogie zu dieser Kennzahlbildung bietet sich hier die Umfangsgeschwin-
digkeit u 2 als Bezugsgröße an, mit der sich folgende kinematische Kenngr>ößen
ergeben:

Verdichter:

Kenngrößen des Leitrades


A
(
c 1m c 1u u 1 c 2m c 2u c 3m c 3u
--; -; --; --;
u2 u2 u2 u2 u2 u2 u2
.I
y

Kenngrößen des Laufrades


358

Turbine:

Kenngrößen des Laufrades


A
(
c Om c Ou c 1m c 1u u 1 c 2m c 2u
--; -; --;
u2 u2 u2 u2 u2 u2 u2

~--------~v~--------~
Kenngrößen des Leitrades

Mit diesen sieben kinematischen Kenngrößen lassen sich die Geschwindigkeitsdrei-


ecke für den Verdichter (Bild 5.34) und die Turbine (Bild 5.35) in dimensionsloser
Form eindeutig darstellen.

Bild 5.34. Dimensionslose Geschwindig-


1---""---- C2u - - - - - - l
keitsdreiecke einer Verdich-
Ti2 terstufe

Bild 5.35. Dimensionslose Geschwindig-


Clu keitsdreiecke einer Turbinen-
Uz - - - -... stufe

Da aus der Kombination der Euler-Gleichung mit dem 1. Hauptsatz im adiabaten


Fall die Totalenthalpie ausschließlich durch kinematische Größen darstellbar ist,
lassen sich Enthalpiedifferenzen durch kinematische Kenngrößen darstellen. Die
daraus herleitbaren Zusammenhänge sind grundsätzlich für Verdichter und Turbi-
nen gleich, so daß diese nur für Verdichter abgeleitet werden sollen. Für Turbinen
werden dann jeweils nur die Endergebnisse angegeben.
359

Meridianflußzahl 4'

Bei der Ähnlichkeitsbetrachtung in Abschnitt 4.2.1 ist eine Volumenflußzahl

für die Maschine mit der fiktiven Geschwindigkeit cD nach Gleichung (4.24) gebil-
det worden. Formal auf gleiche Weise läßt sich für die einzelnen Ström ungsquer-
schnitte in der Stufe eine MeY'idianf~ußzah~ 4' mit der Meridiangeschwindigkeit c m
bilden zu

c
m
er =u- . (5.77)
2

Die Bezeichnung Meridianflußzahl soll darauf hinweisen, daß die Meridiankompo-


nente der Geschwindigkeit als kinematische Einflußgröße gewählt worden ist. Be-
zugsgröße ist für die Meridianflußzahl die Umfangsgeschwindigkeit u 2 am Laufrad-
austritt auf dem mittleren Stromfaden , während die Maschinenkenngröße erD nach
Abschnitt 4.2.1 mit der maximalen Umfangsgeschwindigkeit am Laufradaußendurch-
messer gebildet wird.

Für die einzelnen Bezugsebenen der Verdichterstufe läßt sich nach Gleichung (5.77)
schreiben:

(5.78a)

und entsprechend für die Turbinenstufe :

(5.78b)

Enthalpiezahl $h

Die Enthalpiezahl ist in Abschnitt 4.2 durch Gleichung (4.47) wie folgt definiert
worden:
360

Um sie durch kinematische Kenngrößen ersetzen zu können. wird der Energiesatz


für die adiabate Verdichterstufe

a = llh + 1(2 2)
'2 c 3 - cl

a = llh + '21(2
c 3m + c2 2 2)
3u - c 1m - c 1u

mit der Euler-Gleichung

kombiniert und daraus die Enthalpiedifferenz zu

bestimmt.

Mit diesem Ausdruck und der Definitionsgleichung (4.47) der Enthalpiezahl folgt
für die Verdichterstufe

(5.79)

und für die Turbinenstufe

(5.80)

Damit lassen sich folgende Abhängigkeiten der Enthalpiezahl von kinematischen


Kenngrößen erkennen:

für die Verdichterstufe

u 1 c 2u
VhV = VhV ( 'P 1 ' c 1u - ,
u2 ' u2 u2 -- , <P 3 , C 3U )
u2
.
'
(5.81)

für die Turbinenstufe

c 1u u1 c 2u
VhT = VhT ( <PO' <P 2 , --
u2
, -u • --
2 u2
, Cuou ).
2
(5.82)
361

Kinematischer Reaktionsgrad Ph

Zur Darstellung des kinematischen Reaktionsgrades Ph nach der Definitionsglei-


chung (5.24)

durch kinematische Kenngrößen kann für ~h das Ergebnis nach Gleichung (5.79)
bzw. (5.80) übernommen werden. Für ~h wird zunächst am Beispiel der Verdich-
terstufe ein kinematischer Zusammenhang gesucht.

a" '"'h" + '21 (2


c2 - c2
1)

a" '"'h" + '21 (2


c 2m + c2 2 2)
2u - c 1m - c 1u

(5.83)

Werden die Ausdrücke für Wh nach Gleichung (5.83) und für Wh nach Gleichung
(5.79) in die Definitionsgleichung für Ph eingesetzt, so folgt:

(5.84)

Damit hängt der kinematische Reaktionsgrad der Verdichterstufe nur von kinema-
tischen Stufenkenngrößen ab, was seinen Namen erklärt.

Für die Turbinenstufe ergibt sich analog


362

( 5.85)

womit die Abhängigkeit des kinematischen Reaktionsgrades der Turbinenstufe von


den folgenden Kenngrößen gegeben ist:

5.6.1 Die adiabate Verdichterstufe


5.6. 1. 1 Die axiale Verdichterrepetierstufe

In der Praxis werden mehrstufige Axialmaschinen aus rationellen Erwägungen im


allgemeinen aus Stufen aufgebaut, die möglichst untereinander gleich sind, d.h.
die sich wiederholen. Es muß deshalb die Eintrittsgeschwindigkeit in die folgende
Stufe gleich der Austrittsgeschwindigkeit aus der vorhergehenden sein, wobei die
Bezugsquerschnitte für den Stufenein- und -austritt an geometrisch einander entspre-
chenden Stellen liegen müssen. Diese Bedingung wird bezeichnet als Repetierbedin-
gung

Damit folgt

bzw.

Zusammen mit der AxiaZbedingung

-+ -+
c
m =c z

und damit

bzw.

vereinfachen sich die allgemeinen Ausdrücke für ~hV und PhV nach den Gleichun-
gen (5.79) und (5.84) wie folgt:
363

Enthalpiezahl WhV:

(5.86)

Kinematischer Reaktionsgrad PhV :

b)

(5.87)

c)

Da sich der kinematische Reaktionsgrad PhV aus kinematischen Stufenkenngrößen


aufbaut. soll versucht werden. diesen in den dimensionslosen Geschwindigkeits-
dreiecken zu identifizieren. Mit den in Abschnitt 5.2 eingeführten mittleren Ge-
schwindigkeiten lassen sich die einzelnen Terme a) bis c) der Gleichung (5.87)
wie folgt ersetzen:

a)

wegen

c"'u
=2-
u2

und

b)

c)

Damit lautet die Gleichung für den Reaktionsgrad

(5.88)
364

Die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke für eine axiale Repetierstufe sind


im Bild 5.36 dargestellt.

J5rL_~
z - Uz

Bild 5.36. Dimensionslose Geschwindig-


keitsdreiecke einer axialen
Verdichterrepetierstufe

Weil die Schenkel der beiden Winkel '( aufeinander senkrecht stehen und es sich um
rechtwinklige Dreiecke handelt, sind diese einander ähnlich und deshalb kann folgen-
de Beziehung aufgestellt werden:

~hV
-2- er",
--=-
tl't' x

Die Strecke x ergibt sich zu

2 tl 't' ep",
x =-.,.---
~hV

Der Ausdruck ( - ::u _ x) entspricht damit PhV und wird durch die eingezeichne-

te Strecke repräsentiert, wobei das Vorzeichen von x vom Vorzeichen des tl Cf! =
CP2 - CP1 abhängig ist.

Wird bei Axialstufen zusätzlich zu der Repetierbedingung und der Axialbedingung


über den Verlauf der Meridiangeschwindigkeit in der Form einer Me r idianflußbe -
dingung

Cf!1 = CP2'

verfügt, so kann zusammen mit der Repetierbedingung geschrieben werden:


365

Diese zusätzliche Einschränkung ist nicht wirklichkeitsfremd, weil bei ausgeführ-


ten Maschinen häufig eine derartige konstante Meridiangeschwindigkeit durch ent-
sprechende Bemessung der Kanalquerschnitte angestrebt wird.

Unter diesen weiteren Einschränkungen ergibt sich aus Gleichung (5.87) für den
kinematischen Reaktionsgrad

(5.89)

bzw. aus Gleichung (5.88)

w"'u
-u:-'
2
(5.90)

während die Enthalpiezahl nach Gleichung (5.86) unverändert bleibt.

Wird zu den benutzten einschränkenden Bedingungen eine Aussage über den Drall in
der Zuströmung getroffen in Form der sogenannten Zuströmbedingung

bzw. aufgrund der Repetierbedingung auch

so ergibt sich bei Beachtung aller Bedingungen für die Enthalpiezahl

~hV (5.91)

und den kinematischen Reaktionsgrad

c ~hV
Ph V 1 - 2~~ = 1 - -4- (5.92)

Unter Beachtung der Repetierbedingung, Axialbedingung und Meridianflußbedingung ,


jedoch ohne die Zuströmbedingung, ist im Bild 5.37 eine Übersicht über die Ge-
schwindigkeitsdreiecke axialer Verdichterstufen gegeben. Dabei sind die Geschwin-
digkeitsdreiecke f'lr folgende Kenngrößen dargestellt:
366

q>=0,5 und Cjl = 1,0,

PhV = 0,5 und PhV 1,0,

WhV = 0,4 und 1\r hV = 0,8.

"'hY = 0,4 "'hV = 0,8


'P = 0,5 'P = 1,0 'P = 0,5 'P =1,0

ir/I~.~
9hy =0

~ L1 ~~ I
~
El /

TFi-
Wz
u:,/w,llTz
~-.LI
Uz Uz
U, _ Uz
U2~

,
~ ~ \,
'/,
9t,y=O,5 /

~ ~
(,1 ~ /,

9hV =1.0
~ ~ I
I
~'"
""
~ ~
I
I
~
0:
"

Bild 5.37. Dimensionslose Geschwindigkeitsdreiecke von Axialverdichterrepetier-


stufen für unterschiedliche Kennzahlen Ph Y, Wh v und q>

Der übliche Auslegungsbereich für Axialverdichter ist in etwa gekennzeichnet durch

Ph V = 0, 5 bis 1, °
und

WhV = 0,4 bis 1,0.

Kleine Enthalpiezahlen, z.B. WhV <0,6 führen bei sonst gleichen Kennzahlen PhV
und <:p zu einer schwachen Schaufelbelastung , die z.B. an den kleineren Umlenk-
winkeln der Absolut- und Relativströmung zu erkennen ist. Die Stufe wird dann
367

nicht voll ausgenutzt. Für ~hV > 1,00 liegt je nach Größe der anderen Kennzahlen
eine hohe Schaufelbelastung vor, so daß möglicherweise die im Gitter notwendige
Umlenkung und Verzögerung infolge Strömungsablösung nicht verwirklicht werden
kann.

Bild 5.37 zeigt weiterhin, daß auch Änderungen der Meridianflußzahl Ci' oder des
Reaktionsgrades Ph unter Konstanz der übrigen Kenngrößen sowohl die Umlenkwin-
kel als auch die Verzögerungsverhältnisse im Lauf- und Leitrad beeinflussen.

5.6. 1.2 Die radiale Verdichterrepetierstufe

Während bei der axialen Repetierstufe die Betrachtungsquerschnitte 1 bis 3 iden-


tisch mit den Querschnitten der Stufe sind, bedarf es bei der radialen Repetierstu-
fe einer Festlegung der Bezugsquerschnitte wie im Bild 5.38 gezeigt.

Bild 5.38. Repetierstufe eines Radialverdichters

Die Repetierbedingung, daß nämlich Zu- und Abströmung der Stufe gleich sind,
kann nur erfüllt werden, wenn der sogenannte Rückführkanal mit zur Repetierstufe
gerechnet wird.

Bei einem radialen Laufrad liegen aufgrund der unterschiedlichen Durchmesser D 1


am Ein- und D 2 am Austritt unterschiedliche Umfangsgeschwindigkeiten u 1 und
u 2 vor.

Mit der Repetierbedingung:

aus der folgt:


368

bzw.

ergeben sich Geschwindigke itsdreiecke, wie sie im Bild 5.39 dargestellt sind.

~
z

cl Gt~_....;.:.._"'"--------:-:-__~
S
Bild 5.39. Dimensionslose Geschwindig-
keitsdreiecke einer Radialver-
dichterrepetierstufe

Aus den für Verdichter allgemein gültigen Beziehungen (5.79) und (5.84) folgt da-
mit für die Enthalpiezahl WhV

(5.93)

und für den kinematischen Reaktionsgrad PhV

c 2u c 1u u 1 (5.94)
-u - - -
u -u-
2 2 2

Die Unterschiede zur axialen Repetierstufe werden durch die unterschiedlichen Um-
fangsgeschwindigkeiten u 2 f u 1 hervorgerufen.

In der Praxis werden häufig radiale Repetierstufen verwirklicht, die folgenden Zu-
satzbedingungen genügen:

Meridianflußbedingung

Z uström bedingung

Die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke für eine radiale Repetierstufe, die


diesen zusätzlichen Annahmen genügt, sind im Bild 5.40 dargestellt.
369

r--_ _ _ l/Ihv = ~
1 U1

Bild 5.40. Dimensionslose G eschwindig-


keitsdreiecke einer Radialver-
dichterstufe mit drallfreier
Zuströmung und konstanter
Meridianflußzahl 'l'

Bei Berücksichtigung der Zuström- und Meridianflußbedingung vereinfachen sich


die Gleichungen (5.93) und (5.94). Sie führen zu den gleichen Zusammenhängen
wie beim entsprechenden Sonderfall der axialen Repetierstufe nach den Gleichungen
(5.91) und (5.92):

c
2 2u
~hV u
(5.95)
2 '

(5.96 )

5.6.1.3 Zugeordnete Kenngrößenbereiche

Für die axiale und radiale adiabate Verdichterstufe hat sich in den Kapiteln 5.6.1.1
und 5.6.1.2 mit den Einschränkungen der Repetierbedingung, Axialbedingung , Me-
ridianflußbedingung und Zuströmbedingung folgende einfache Abhängigkeit der Kenn-
zahlen

~hV ~hV C u2U


2)

und

PhV = PhV (cu2U2 )

ergeben. Damit lassen sich die Enthalpiezahl und der kinematische Reaktionsgrad
für beide Verdichtertypen bei den genannten einschränkenden Bedingungen nach
Gleichungen (5.95) und (5.96) gemeinsam als Funktion von c 2u /u 2 darstellen.

Für die betrachteten Verdichter ergeben sich jedoch nur bestimmte physikalisch
sinnvolle Bereiche der Enthalpiezahl und des Reaktionsgrades , deren Grenzen zu-
nächst aufgezeigt werden sollen.
370

Ein kinematischer Reaktionsgrad

würde bedeuten, daß entweder die Enthalpiedifferenz tlh der ganzen Stufe oder die-
jenige des Laufrades tl h" negativ werden muß. Eine negative Enthalpiedifferenz tl h
der Stufe liegt bei einer Turbine vor, bei der nach

n - 1 1
,tlh =_It_ R T [ (P3)-n- _ 1 <0
It - 1 1 P1

das Stufendruckverhältnis

wird. Ein negatives tlh" würde entsprechend zu einer Druckabnahme im Verdich-


terlaufrad führen und wäre nicht sinnvoll. Damit stellt

normalerweise eine untere Grenze dar, mit der aus Gleichung (5.96) folgt:

(~
c ') = 2.
u 2 PhV =0

Die Enthalpiezahl erreicht damit nach Gleichung (5.95) eine obere Grenze zu

Eine obere Grenze für den Reaktionsgrad und die Enthalpiezahl läßt sich aus der
Betrachtung der Geschwindigkeitsdreiecke für eine Axialstufe (Bild 5.41) gewin-
nen, die für PhV > 1 und PhV < 1 dargestellt sind.

Die hier vereinbarte Zuströmbedingung c 1u/u 2 =0 bleibt auch bei Änderung von
PhV erhalten. Wenn der kinematische Reaktionsgrad PhV > 1 ist, (Bild 5.41 links)
heißt das für die Relativgeschwindigkeiten

d.h. im Laufrad muß eine Beschleunigung der Relativgeschwindigkeit stattfinden,


371

Bild 5.41. Dimensionslose Geschwindigkeitsdreiecke einer axialen Verdichterre-


petierstufe bei Beachtung der Zuström- und Meridianflußbedingung für
unterschiedliche Reaktionsgrade

verbunden mit einem entsprechenden Druckabfall. Da dieses für einen Verdichter


ebenfalls nicht sinnvoll ist, ergibt sich damit normalerweise eine zweite Grenze
für Ph V' näm lich

PhV 1,0.

Aus Gleichung (5.96) folgt damit

2u _ 0
( c )
u 2 PhV = 1,0 - ,

und die Enthalpiezahl wird zu

(~hV)P 1 0 = o.
hV '

Damit sind im allgemeinen für die axiale und radiale Verdichterrepetierstufe mit
konstanter Meridianflußzahl cp und drallfreier Zuströmung c tu/u 2 = 0 nur folgende
Wertebereiche der Kenngrößen sinnvoll:
372

Eine Aufteilung der gesamten Enthalpieerhöhung (b. h) auf das Laufrad (b.h") und
das Leitrad (b.h') zeigt, wie sich bei Änderungen des Reaktionsgrades die En-
thalpiedifferenzen von Lauf- und Leitrad verschieben.

Die Gleichung

b.h = b.h' + b.h"

läßt sich auch durch die zugehörigen Kennzahlen ausdrücken:

Die Enthalpiezahl des Laufrades ist bereits mit Gleichung (5.83) gegeben:

Die hier u.a. vorausgesetzte Zuström- und die Meridianflußbedingung reduzieren


diese Gleichung für die axiale und radiale Repetierstufe zu

(5.97)

womit VhV nur von c 2u/u 2 abhängig ist. Ein Maximum dieser Funktion

1\1"hV = V"hV (Cu2U )


2

ergibt sich aus der 1. Ableitung der Gleichung (5.97)

Daraus folgt

C
2u
,I,"
~hV max =1 f··
ur -u -
2
=1
373

und mit Gleichung (5.95)

c 2u
~hV 1 für - - = 1.
u2

Damit sind für c 2 / u 2 1 gerade die Enthalpieerhöhungen im Laufrad und Leitrad


der Stufe gleich.

Zur Verdeutlichung dieser Ergebnisse sollen für die axiale und radiale Repetier-
stufe mit konstanter Meridianflußzahl cp und drallfreier Zuströmung die Geschwin-
digkeitsdreiecke für folgende vier Beispiele der Werte c 2u/u 2 in Bild 5.42 betrach-
tet werden:

c
~-O' 1,0 und
u2 - •

Der einfache Zusammenhang zwischen c 2u/u 2 und PhV nach Gleichung (5.96) er-
laubt zugleich eine Zuordnung von Reaktionsgraden zu den einzelnen Geschwindig-
keitsdreiecken.

dimensionslose EinIritIsdreiecke
axial radial

~ CI 11'1
CI
Ui Z Ui U2

UI Uz UI
uz= Ui l1l
dimensiooslose Auslri ttsdreiecke
W R A V

o
Bild 5.42. Dirnen sionslose Geschwindig-
o
i I

0.75 0.5 0,25 keitsdreiecke axialer und ra-


- - 9 hV dialer Verdichterrepetierstufen

Im Bild 5.43 sind ebenfalls über c 2 / u 2 bzw. PhV die Enthalpiezahlen ~hV sowohl
für die gesamte Verdichterstufe als auch für das Lauf- und Leitrad aufgetragen wor-
den.
374

v
3 ~~---r--~--+---r-~~-r--~

;12 1---I---+---I-"""'?'1~-----&,.--,---~--+-----l
Bild 5.43. Abhängigkeit der Enthalpie-
zahlen axialer und radialer
Verdichterrepetierstufen
1.5 von PhV bzw. C2u/U2 bei
drallfreier Zuströmung und
0,75 0.5 0.25 o konstanter Meridianflußzahl

Die besonderen Merkmale und Eigenschaften der durch den Reaktionsgrad charak-
terisierten Stufen W, R, A und V nach Bild 5.42 und 5.43 sind folgende:

W Wirkungslose Schaufel ( PhV = 1,0)


Das Laufrad und damit die Stufe leistet keine Arbeit, weil die Absolutgeschwindig-
keit sich nicht ändert. Eine derartige Stufe ist wegen ihrer Wirkungslosigkeit nicht
sinnvoll. Wird die hier zugrunde liegende Einschränkung der Zuströmbedingung
aufgegeben, so daß gilt

dann ergibt sich auch für den Reaktionsgrad PhV = 1,0 ein durchaus sinnvolles und
gebräuchliches Konzept für eine Verdichterauslegung. Das Geschwindigkeitsdreieck
für diesen Fall ist im Bild 5.44 links im Vergleich zur wirkungslosen Schaufel ge-
zeigt.

Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, daß der Verzicht auf die Zu-
strömbedingung c 1u = 0 bedeutet, daß für PhV und ~hV nicht mehr die einfachen
Gleichungen (5.91) und (5.92), sondern die Gleichungen (5.86) und (5.89) gelten,
c
in denen zusätzlich noch das Glied ~ enthalten ist. Für diese Gleichungen gelten
u2
dann allerdings auch nicht die Wertebereiche des Bildes 5.43.

R Rückwärts gekrümmte Schaufel (0,5< PhV < 1)


Der größere Teil der vom Laufrad auf das Fluid übertragenen Arbeit führt gemäß
Bild 5.43 zu einer Erhöhung der potentiellen Energie des Fluids. Ein kleinerer
Teil der Arbeit wird als kinetische Energie erst im Leitrad in potentielle Energie
umgesetzt. Diese Art der Auslegung der Repetierstufen wird häufig im stationären
Verdichter- und Pumpenbau verwirklicht.
375

~ Wl
Cl =C2 =CJ~

U l= U 2

Bild 5.44. Geschwindigkeitsdreiecke für axiale Verdichterrepetierstufen mit dem


kinematischen Reaktionsgrad Ph v = 1,0
a: Ciu = 0
b: Ciu -I 0

A Radial- bzw. axialendende Schaufel (Ph V = 0,5)


Die zugeführte Arbeit wird im Laufrad je zur Hälfte in potentielle und kinetische
Energie des Fluids umgesetzt. Typischer Anwendungsfall ist hier ebenfalls der
Verdichterbau , insbesondere für halboffene, mechanisch hochbeanspruchte Lauf-
räder.

V Vorwärts gekrümmte Schaufel (0< PhV <0,5)


Das Laufrad setzt mehr als die Hälfte der zugeführten Arbeit in kinetische Energie
um. Vorwärts gekrümmte Schaufeln werden im wesentlichen im Ventilatorenbau
ausgeführt.

Mit wachsendem Verhältnis c2iu2 wächst nach Bild 5.43 auch die in der Stufe be-
wirkte Enthalpieerhöhung entsprechend dem Verlauf von ~hV' Gleichzeitig ver-
schiebt sich aber der im Laufrad als potentielle Energie auftretende Anteil zugun-
sten kinetischer Energie, verdeutlicht dadurch, daß ~hV mit c 2u/u 2 abnimmt.
Es wird also im Laufrad anteilig immer weniger Arbeit als potentielle Energie an
das Fluid übertragen. Durch eine Verzögerung der Strömung im nachgeschalteten
Leitrad kann zwar die kinetische Energie teilweise in potentielle Energie umge-
setzt werden, allerdings sind die dissipativen Verluste in diesem ruhenden Sy-
stem relativ hoch. Außerdem spricht das Kennlinienverhalten gegen diese Ausfüh-
rung im Verdichterbau.

Nach den in Bild 5.42 dargestellten Geschwindigkeitsdreiecken besteht zwischen


der bezogenen Umfangskomponente c 2u/u 2 und den Strömungswinkeln 0'2 und ß2
376

am Laufradaustritt folgender Zusammenhang:

tan 0'2 =( 1 - c::) tan ß2 ,

der in Bild 5.45 aufgetragen ist.

015 0,5 0,75 1,25


Cl u ~ 'i'hV
Ul 2
, , I
0,75 0,5 0,25 0
9 hV

Bild 5.45. Strömungswinkel für radiale Repetierstufen mit drallfreier Zuströmung


unter Einhaltung der Meridianflußbedingung
P Pumpen
K Verdichter
Vt Ventilatoren

Nach Gleichung (5.96) gilt:

~
h2 V -- 2( 1 )
- PhV '

so daß dem Bild 5.45 unter den gegebenen Voraussetzungen Zusammenhänge zwi-
schen den absoluten und relativen Laufradaustrit tswinkeln, dem Reaktionsgrad
sowie der Enthalpiezahl zu entnehmen sind.

Bestimmte Bereiche der Winkel ß2 sind jeweils für bestimmte Maschinengruppen


gebräuchlich. Die sich durch die Grenzen der Kenngrößen bzw. Bereiche günstiger
Wirkungsgrade, günstigen Betriebsverhaltens und Lage der Pumpgrenze ergeben-
den Absolutwinkel 0'2 sind im Bild 5.45 besonders hervorgehoben. Die gerasterten
Flächen im Bild 5.45 geben die Kennzahlen und Winkelkombinationen an, die für die
377

Auslegung üblich sind und die zu guten Wirkungsgraden und gutem Betriebsverhalten
führen.

Bei den bisherigen Betrachtungen der Zusammenhänge zwischen PhV ' VhV und
c 2u/u 2 ist der Einfluß der Meridianflußzahl 'I' im wesentlichen unberücksichtigt
geblieben. Wenn die Kennzahlen VhV und c 2u/u 2 konstant gehalten werden, läßt
sich qualitativ der Einfluß der Meridianflußzahl 'I' auf das Stufenverhalten am Bei-
spiel einer Axialverdichterstufe unter Beachtung folgender Einschränkungen

Repeti erbedingung

Axial bedingung

Meridianflußbedingung und

Zuströmbedingung

aufzeigen. Im Bild 5.46 sind die Geschwindigkeitsdreiecke für diesen Sonderfall


bei zwei verschiedenen Meridianflußzahlen 'I' und ;p dargestellt.

1/Ihv
-
1/IhV
1 - - - - ~2~ = -2-

-----1.1 Bild 5.46. Zum Einfluß der Meridianflußzahl

Der Einfluß der Meridianflußzahl läßt sich damit durch Betrachtung der in Tabelle
5.2 dargestellten Größen beurteilen.

Ein optimaler Wert für die Meridianflußzahl tp ist nur von Fall zu Fall aus der Ge-
genüberstellung und Abwägung der Vor- und Nachteile zu ermitteln. Im allgemeinen
werden Verdichter je nach der Durchströmrichtung für folgende Bereiche der Meri-
dianflußzahlen ausgelegt:

Axial verdichter °,4 < tp < 1, 1

Radialverdichter 0,15 <'I' < 0,4.

Für die zugehörigen erreichbaren Enthalpiezahlen lassen sich etwa folgende Berei-
che angeben:
378

Axialverdichter 0,3 < WhV < 1,2

Radialverdichter 1,2< 'hV <2,0.

Tabelle 5.2. Einfluß der Mer.!dianllußzahl rp bei axialen Verdichterrepetierstufen


unter den Voraussetzungen (cl =c 3 ; c r = 0; c 1u =0; rp = const)

Größen froße Meridianflußzahl kleine Meridianflußzahl


Kennzeichen ~) (kein Kennzeichen)

V größerer Volumenstrom kleinerer Volumenstrom

cl c2 w1 w2
-u , -u , -u , -u größere Geschwindigkeiten kleinere Geschwindigkeiten
2 2 2 2
größere Reibungsverluste kleinere Reibungsverluste
Gefahr, Schallgeschwindig-
keit zu erreichen

Ll 13, LlO/ kleinere Umlenkwinkel größere Umlenkwinkel


kleinere Umlenkverluste größere Umlenkverluste

w/w 1 größeres Verhältnis w 2/w 1 kleines Verhältnis w/w 1


geringere Ablösungsgefahr größere Ablösungsgefahr

5.6.2 Die adiabate Turbinenstufe


5.6.2.1 Die axiale Turbinenrepetierstufe

Auch für die axiale Turbinenstufe , die als Repetierstufe ausgeführt ist, gilt als
Repetierbedingung

d.h.

bzw.

und als Axialbedingung

.... ....
c
m =cz
d.h.

cr =° und
379

Wird zusätzlich die Meridianflußbedingung

und in Analogie zur Zuströmbedingung beim Verdichter für die Axialturbine eine
Abströmbedingung

eingeführt. lassen sich die Kenngrößen PhT und ~hT nach Abschnitt 5.6 wie folgt
durch kinematische Kenngrößen darstellen;

2c 1u
~hT --u-' (5.98)
2

(5.99)

Da die Geschwindigkeitskomponente c 1u nach Bild 5.35 im allgemeinen ebenso wie


die Umfangsgeschwindigkeit u positiv ist, ist die Enthalpiezahl bei Turbinen nach
Gleichung (5.98) negativ, was sich auch aus der bei Turbinen negativen Enthal-
piedifferenz l'lh ergibt, so daß der Reaktionsgrad PhT im allgemeinen kleiner als
eins ist.

Je nach der Größe des kinematischen Reaktionsgrades werden bei den axialen Tur-
binenstufen Sonderfälle unterschieden, die wegen ihrer praktischen Bedeutung be-
sondere Namen erhalten haben.

Umlenkstufe (Curtisrad) PhT =0


Die Umlenkstufe , die oft nach ihrem Erfinder auch Curtisrad genannt wird, ist
durch den Reaktionsgrad PhT = 0 gekennzeichnet. Mit den bisherigen Voraussetzun-
gen der Repetierbedingung, Axialbedingung , Meridianflußbedingung und Abströmbe-
dingung, und der Zusatzbedingung PhT = 0 läßt sich mit Hilfe der Euler-Gleichung
und des Energiesatzes die Enthalpiedifferenz des Laufrades schreiben;

• h" ="21 (w21 - w2 ) +"21 (2


u2 - u 21 ) = O.
u 2
380

Da nach der Axialbedingung u 1 =u 2 ist, folgt:

Aus

ergibt sich

Wird dieser Wert in die Gleichung (5.98) eingesetzt, so ist

Mit diesen Werten lassen sich die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke für


die Umlenkstufe zeichnen (Bild 5.47).

Bild 5.47. Dimensionslose Geschwin-


digkeitsdreiecke einer Um-
lenkstufe

Da sic h die Relativgeschwindigkeit nur in der Richtung, jedoch nicht im Betrag än-
dert, wird diese Stufe als Umlenkstufe bezeichnet.

Die Enthalpiedifferenz im Laufrad der adiabaten Umlenkstufe ist

Cl h" = y" + j" = o.

Damit folgt für die Druckänderungsarbeit

y" = f vdp = - j" ,

d.h. die Druckänderungsarbeit dient zur Deckung der Dissipation. Bei geringer
381

Dissipation wird nur eine kleine Druckänderungsarbeit y" bzw. nur ein kleiner
Druckabfall benötigt. Damit ist der polytrope Reaktionsgrad p = y"/y> O. Ein h,s-
y
Diagramm (Bild 5.48) verdeutlicht die Zustandsänderungen in der Umlenkstufe.

Bild 5.48. Zustandsänderung einer Umlenk-


s stufe im h,s-Diagramm

Reaktionsstufe PhT = 0,5

Für diese Stufe sollen ebenfalls gelten:

Repetierbedingung

Axial bedingung c
r
= 0

Meridianflußbedingung er 1 =er 2 =CI'


und die

Abström bedingung

Aus

~hT
PhT = 1 + -4- = 0, 5

folgt

~hT = - 2

und damit aus

1.
382

Mit diesen Geschwindigkeitsangaben lassen sich die Geschwindigkeitsdreiecke nach


Bild 5.49 konstruieren.

'{I

CI
U1
jn U2

)wI

UI
, 711 Bild 5 .49. Dimensionslose Geschwindigkeits-
1,--•_-~ -- ----
dreiecke einer Reaktionsstufe mit
Y'hT Clu 9'T=-~
L'=-~ "Ul PhT=0,5.

Das h, s-Diagram m dieser Stufe ist im Bild 5.50 dargestellt.

h
Po

L-___________________________ - - . Bild 5.50. Zustandsänderung einer Reaktions-


5 stufe Ph T = 0,5 im h, s-Diagramm

Gemäß der Definition des Reaktionsgrades ist die statische Enthalpiedifferenz der
Stufe ,'; h hälftig auf das Leitrad (,'; h I) und das Laufrad (,'; h") aufgeteilt.

Gleichdruckstufe (Aktionsrad) P = 0
y-
Eine Turbinenstufe , die durch den Reaktionsgrad der Druckänderungsarbeit nach
Gleichung (5.25)

gekennzeichnet ist, wird als GZeichdY'uckstufe Ibezeichnet, weil bei dieser y" = 0,
d.h. Pt = P2 ist. Aus der Beziehung

,';h" = y" + j"

folgt

,';h" = j" > O.


383

Die Enthalpiedifferenz im Turbinenlaufrad ist abweichend von der Regel also posi-
tiv und dient zur Deckung der dissipativen Verluste im Laufrad.

Für die axiale Repetierstufe, die charakterisiert ist durch

Co =c 2
~ ~

und

c
r =0 bzw. u1 =u 2

folgt aus dem Energiesatz und der Euler-Gleichung (5.39)

Ah" = i (w~ - w~) > 0,


d.h. w 1 > w2 • Diese positive Enthalpiedifferenz im Laufrad bedeutet eine Verzöge-
rung der Strömung, was eigentlich dem Sinn einer insgesamt entspannenden Turbi-
nenstufe widerspricht und sich durchweg im Stufenwirkungsgrad negativ bemerkbar
macht. Wegen der negativen Stufenenthalpiedifferenz (Ah < 0) resultiert aus der
positiven Enthalpiedifferenz des Laufrades (Ah 11 > 0) ein negativer Reaktionsgrad
PhT •

Im Bild 5.51 sind die Geschwindigkeitsdreiecke und im Bild 5.52 ist die Zustands-
änderung einer Gleichdruckstufe dargestellt.

Bild 5.51. Dimensionslose Ge-


schwindigkeitsdreiecke
einer Gleichdruckstufe
mit Pr = 0

Der gleiche Druck vor und hinter dem Laufrad macht die Gleichdruckstufe beson-
ders filr die Teilbeaufschlagung geeignet. was auch filr die Umlenkstufe wegen des
im allgemeinen geringen Druckunterschiedes vor und hinter dem Laufrad gilt. TeiZ-
beaufsahZagung liegt vor. wenn ein Laufradgitter z.B. über einzelne Düsenseg-
mente nur in Teilabschnitten der Beschaufelung mit Arbeitsfluid durchströmt wird,
384

h
Po

Bild 5.52. Zustandsänderung einer Gleich-


druckstufe im h,s-Diagramm
s (axiale Repetierstufe)

um über den Massenstrom die Turbinenleistung steuern zu können, wie es im Bild


5.53 gezeigt ist.

Bild 5.53. Teilbeaufschlagung einer


Gleichdruckstufe durch
einzelne Düsensegmente

5.6.2.2 Die radiale Turbinenrepetierstufe

Üblic herweise werden radiale Turbinenstufen nach der Durchströmric htung des
Fluids unterschieden. Bei Zent I'ipetal-stufen , strömt das Fluid radial nach innen,
bei ZentI'ifugalstufen dagegen radial nach außen (Bild 5.54) •

Zenlrifugo(s(ufe
I

Bild 5.54. Radiale Turbinenstufen

Unter den Einschränkungen der

Repeti erbedingung
385

Meridianflußbedingung CPl =CP2'

und der

Abströmbedingung

vereinfachen sich die Zusammenhänge der Kennzahlen nach den Gleichungen (5.80)
und (5.85) zu:

(5.100)

(5.101)

Ein Vergleich der Zentrifugal- und Zentripetalstufe zeigt, daß bestimmte gegen-
läufige Tendenzen Kompromißlösungen bei der Auslegung erfordern. Grundsätzlich
kann mit der Zentripetalturbine wegen u/u 2 > 1 eine dem Betrage nach relativ gro-
ße Enthalpiedifferenz verarbeitet werden, wie aus der Gleichung für die Enthalpie-
differenz im Laufrad ersichtlich ist:

Daraus folgt unter der Zentripetalbedingung u 1 > u 2 ' daß bereits bei der Umlenk-
stufe w 2 = w 1 eine Enthalpiedifferenz im Laufrad abgebaut wird.

Bei gleicher Enthalpiedifferenz benötigt die Zentripetalturbine also gegenüber der


Zentrifugalturbine eine kleinere Stufenzahl und damit einen geringeren Bauauf-
wand.

Weil das Fluid bei der Zentripetalturbine in Richtung kleinerer Durchmesser


strömt und dabei im allgemeinen noch expandiert, muß die Schaufelhöhe mit klei-
ner werdendem Radius entsprechend dem Volumenstrom vergrößert werden. Im
allgemeinen bleibt deshalb diese Ausführung den einstufigen Turbinen, wie z.B. in
Abgasturboladern vorbehalten.

Bei der Zentrifugalstufe nimmt demgegenüber bereits bei konstanter Kanalbreite


der Ringquerschnitt in Meridianstromrichtung zu, so daß für das expandierende
Fluid die entsprechenden Querschnitte unproblematischer zu realisieren sind. Al-
lerdings wird im Laufrad der Zentrifugalstufe die umzusetzende Enthalpiedifferenz
wegen u 1 < u 2 bei sonst gleichen Verhältnissen nach
386

kleiner als bei der Zentripetalstufe.

2 2
u2 - u1 . . .. .
Während das erste Glied 2 d1eser Gle1chung pos1t1V 1st, wird das zweite
Glied bei beschleunigter Strömung (W 2 > w 1) negativ, so daß die gemäß der Vor-
zeichenregel negative Enthalpiedifferenz des Turbinenrades ßh" dem Betrage nach
verringert wird. Es wird deshalb konstruktiv darauf geachtet, daß die radiale Er-
streckung der Laufräder klein bleibt. wie es auch im Bild 5 • 54 gezeigt ist.

Eine besondere Bauart der Zentrifugalturbine ist die gegenläufige Radialturbine.


die nach ihrem Erfinder auch als Ljungsträmturbine bezeichnet wird (Bild 5.55).

Bild 5.55. Ljungström-Turbine

Bei dieser Turbine laufen die beiden mit Reaktionsbeschaufelungen versehenen


Radscheiben in entgegengesetzter Richtung um. Es sind damit nur Laufschaufeln
vorhanden. wobei jeder Laufschaufelkranz zugleich Leitkranz für das nachfolgende
Laufradgitter ist.

Bild 5.56. Schaufelplan und Geschwindigkeitsdreiecke einer Ljungström-Turbine [7J


387

Die typischen Geschwindigkeitsdreiecke einer Ljungströmturbine sind im Bild 5.56


dargestellt •

Jedes der beiden Laufräder treibt bei der Stromerzeugung einen eigenen Dreh-
stromgenerator an, wobei die Winkelgeschwindigkeiten beider Laufräder über das
elektrische Netz synchronisiert werden (w1 = - ~I) •

5.6.2.3 Die Freistrahlturbinenstufe

Eine nach dem Aufbau und der Funktionsweise besondere Art einer teilbeaufschlag-
ten Gleichdruckturbinenstufe (y" = 0) ist die Freistrahlturbinenstufe, die nach ih-
rem Erfinder auch Peltonturbine genannt wird. Bei dieser Turbinenstufe wird die
potentielle Energie des Fluids mittels einer Düse b zw. mehrerer Düsen in kineti-
sche Energie umgesetzt. Das aus der Düse in einem Freistrahl austretende Fluid
trifft auf die speziell geformte Beschaufelung eines Turbinenrades , wobei ein Im-
pulsaustausch zwischen Fluid und Rotor stattfindet.

Der grundsätzliche Aufbau einer Freistrahlturbinenstufe mit einer Düse, bei der
sich das Laufrad mit horizontaler Welle im umgebenden Medium Luft dreht, ist
im Bild 5.57 gezeigt. Abweichend von den bisherigen Bauarten sind das Gehäuse-
innere und der Rotor nicht von dem eigentlichen energietragenden Fluid benetzt.

Bild 5.57. Freistrahl-( Pelton- )turbinenstufe

Die typische Schaufelform der Freistrahlturbine , gemäß Bild 5.58 als Becher be-
zeichnet, halbiert den Fluidstrahl und lenkt die bei den Strahlhälften fast um 180 0
um. Die Teilung, also der Abstand der Becherschaufeln auf dem Laufradumfang
wird im allgemeinen so gewählt, daß der Fluidstrahl stets zugleich mehrere
Schaufeln beaufschlagt. Die Aussparung am äußeren Rand der Schaufelbecher be-
wirkt in diesem Zusammenhang eine günstige Aufteilung des Fluidstromes auf die
jeweils einander folgenden Schaufeln.
388

Bild 5.58. Anordnung und Aufbau


der Schaufeln (Becher)
w, einer Freistrahlturbi-
nenstufe mit eingezeich-
neten Relativgeschwin-
digkeiten

Da sich die Schaufel während der Beaufschlagung durch den Freistrahl mit der ro-
tierenden Welle bewegt, ändern sich auch während der B eaufschlagung ständig die
Geschwindigkeitsdreiecke. Für die Beaufschlagung in einer gemäß dem Energie-
austausch repräsentativen mittleren Stellung der beiden Schaufeln zum Freistrahl
wie in Bild 5.58 dargestellt, ergeben sich Geschwindigkeitsdreiecke nach Bild
5.59.

Eintri tt

u
.1

Austritt
Bild 5.59. Geschwindigkeitsdreiecke einer
Freistrahlturbine bei optimaler
u Schaufel stellung

Die im Freistrahl zugeführte Leistung ist

Aus der Impulsstromdifferenz ergibt sich die Schaufelgitterkraft zu

und daraus mit

und
389

die Schaufelgitterleistung zu

Aus dem Geschwindigkeitsdreieck am Austritt der Freistrahlturbine (Bild 5.59)


folgt:

Mit der Annahme einer reibungsfrei arbeitenden Gleichdruckstufe , für die gilt

folgt

Damit ist

und

Ein Schaufelgitterwirkungsgrad , der anzeigt, inwieweit die aufgewendete Strahl-


leistung P bei Reibungsfreiheit in Schaufelgitterleistung umgesetzt werden kann,
läßt sich wie folgt definieren:

PG - rh u(c 1 - u) (1 - cos ß2 )
11 =P =- - - = - - - - - - - - (5.102)
1. 2
- 2" m ci
390

Tl =2 ~
cl
(1 -~) (1 -
cl
cos 1'2). (5.103)

Nach Gleichung (5.103) ist:

wie Bild 5.60 zeigt.

1.0

0,5 1,0 f. Bild 5.60. Wirkungsgrad einer Pelton-


turbine

Dabei handelt es sich um eine quadratische Parabel, für die sich die Lage des Op-
timums durch eine partielle Differentiation ergibt.

Für Winkel 1'2> 0 liegt das Optimum stets bei

Die Höhe des Schaufelgitterwirkungsgrades hängt jedoch vom Strömungswinkel 1'2


ab, der nach Gleichung (5.103) bei 1'2 = 1800 für u/cl = 0,5 zu Tl = 1 führt. In
diesem Fall ergibt sich mit der Definitionsgleichung P G = rh u(c 2u - cl) aus

daß für Tl = 1 mit u = 0,5 cl die Geschwindigkeitskomponente c 2u = 0 sein muß.


Wegen ß2 = 180 0 ist auch die zu c 2u senkrechte Komponente Null, so daß gilt
391

d.h. am Austritt aus der Beschaufelung ruht das Fluid gegenüber dem raumfesten
Absolutsystem ; es hat damit seine gesamte kinetische Energie an die Beschaufe-
lung abgegeben.

Ist durch die Konstruktion der Schaufeln ein Winkel ß2 < 1800 vorgegeben, kann
auch für :1 = 0,5 nur die Umfangskomponente c 2u = 0 werden. Es verbleibt je-

doch immer eine Komponente der Austrittsgeschwindigkeit senkrecht zur Umfangs-


richtung , so daß gilt:

Deshalb kann z.B. bei einem Winkel ß 2 = 160 0 nur noch ein Maximalwert 1'\ =
max
0,97 im reibungsfreien Fall erreicht werden. In der Praxis werden die Winkel ß2
deshalb möglichst nahe an 180 0 herangerückt. So ergeben sich bei Großmaschi-
nen mit mehreren Düsen einschließlich aller Verluste Wirkungsgrade von 0,85 bis
0,90.

5.6.2.4 Zugeordnete Kenngrößenbereiohe

In der Tabelle 5.3 sind die verschiedenen Turbinenarten nach den in den Abschnit-
ten 5.6.2.1 bis 5.6.2.3 genannten baulichen und funktionsmäßigen Kriterien einge-
ordnet.

Tabelle 5.3. Bauliche und funktionsmäßige Einteilung der Dampf-, Gas- und Flüs-
sigkeitsturbinen

~
Umlenkstufe Reaktionsstufe Gleichdruckstufe
Bauart Ph = 0 0<P h <1 Py = 0

axial Dampfturbinen Dampfturbinen Dampfturbinen


Gasturbinen Gasturbinen Gasturbinen
Kaplanturbinen

radial zentrifugal Ljungströmturbinen


zentripetal Einstufige Abgas-
turbinen
F rancisturbinen

Sonderbauform Peltonturbinen
392

Ähnlich wie bei Verdichtern lassen sich auch für die verschiedenen Turbinen Berei-
che der Enthalpie- und Meridianflußzahl angeben, die als typisch für ausgeführte
Maschinen mit gutem Wirkungsgrad bezeichnet werden können.

Die Meridiangeschwindigkeit und damit bei festliegender Umfangsgeschwindigkeit


auch die Meridianflußzahl cp ist bei Turbinen analog zum Verdichter so zu wählen,
daß die Verluste minimal werden. Der Einfluß der Meridianflußzahl cp auf den Vo-
lumenstrom , die Absolut- und Relativgeschwindigkeiten und damit auf die Rei-
bungsverluste sowie auf die Größe der Umlenkwinkel und damit auf die Umlenkver-
I uste ist der gleiche wie beim Verdichter. Hierzu sei deshalb auf Tabelle 5.2 ver-
wiesen.

Im allgemeinen werden Turbinenstufen für Dämpfe und Gase je nach Druchströmrich-


tung für folgende Bereiche von Meridianflußzahlen ausgelegt:
Axialturbinen 0,3 < cp < 1,0,

Radialturbinen 0,3 < cp < 0,65.

Die angegebenen Meridianflußzahlen für Radialturbinen sind bei Zentripetalstufen


wegen u 1 > u 2 abweichend von der Vereinbarung in diesem Abschnitt auf u 1 bezo-
gen.

Die drei wichtigsten Arten der Wasserturbinen liegen etwa in folgenden Bereichen
der Meridianflußzahlen :

Kaplanturbine 0,4 <'-P < 1,0

FraneiDturbine 0,3 < cp < 0 , 6

Freistrah l turbine 0,1 < cp< 0 , 3.

Im Vergleich zum Verdichter können in der Turbine dem Betrage nach höhere Enthal-
piezahlen 'f hT pro Stufe verwirklicht werden, weil u.a. die überwiegend beschleu-
nigte Strömung in der Turbine weniger ablösegefährdet ist als die vornehmlich ver-
zögerte Strömung im Verdichter (s. Abschnitt 3.3.4).

Die Wasserturbinen werden deshalb etwa für den folgenden Bereich der Enthalpie-
zahlen pro Stufe ausgelegt:

Kaplanturbine 0,1 < I 'fhT I < 1 ,0

F rancisturbine 0,8 < I WhT I < 5 ,0

Freistrahlturbine 3,0 < I WhT I < 8,0.


393

Zusammen mit den für diese Stufen typischen Meridianflußzahlen ergeben sich dar-
aus die charakteristischen Einsatzfälle dieser Turbinenarten :

Kaplanturbine: bei großen Voluinenströmen und geringen Enthalpie-


(Druck-) differenzen

F rancisturbine: bei mittleren Volumenströmen und mittleren Enthalpie-


(Druck-) differenzen

Freistrahlturbine: selbst mehrstrahlig bei kleinen Volumenströmen jedoch


hohen Enthalpie-( Druck-) differenzen.

Die Dampf- und Gasturbinen liegen pro Stufe etwa in folgenden Bereichen der En-
thalpiezahlen:

axiale Turbinen 2 ~ IW hT I ~ 4

Ljungströmturbinen 2 ~ l1\r hT I ~ 3

Zentripetalturbinen 2 ~ l1\r hT I ~ 5
(bezogen auf u 1 ).

Beispiel 5.3:

Für die adiabate Repetierstufe eines Axialverdichters sind folgende Daten bekannt:

Mittlere Durchmesser am Laufradein-


und -austritt Dirn =D 2m = 0,6 m
-1
Drehzahl des Laufrades N = 150 s

Meridiankomponente der Absolut-


geschwindigkeit am Laufradeintritt c 1m = 155 m/s
Winkel der Relat.ivgeschwindigkeit
am Laufradeintritt ß1 = 142 0

Meridiankomponente der Absolut-


geschwindigkeit am Laufradaustritt c 2m = 140 m/s
Winkel der Relativgeschwindigkeit
am Laufradaustritt ß2 = 121 0

Es sollen die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke mit den Kenngrößen "hV' PhV ' '1'1 und
'1'2 bestimmt und "hV und PhV zusätzlich nachgerechnet werden.

Für eine reine Axialstufe gilt nach der Axialbedingung


394

u 1 = u 2 =" Dm N = Tl. 0,6 . 150 = 282,7 m/s.

Damit ergeben sich die Meridianflußzahlen zu

'P 1 = -u;-
c 1m 155
= 282,7 = 0,548,

c 2m 140
;p =--=2827=0,495,
2 u2 '

so daß sich die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke mit diesen und den gegebenen Größen
zeichnen lassen. Die zur Konstruktion benötigten Größen sind eingekreist.

Nach Gleichung (5.86) gilt filr die axiale Repetierstufe

c 2m 140
c 2u = u 2 + w 2u = u 2 + tan ß2 = 282,7 + tan 1210 = 198,6 m/s,

c 1m 155
c 1u = u 2 + w lu = u 2 +-t--ß-·= 282,7 + tan 1420 = 84,3 m/s,
an 1

.1. _ 2 ( 198,6 84,3) 0 808


"hV - 282,7 - 282,7 = , .

Nach Gleichung (5.88) ergibt sich der kinematische Reaktionsgrad filr die axiale Repetierstufe zu

Nach der Definitionsgleichung (5.10)


395

und dem Additionstheorem der Geschwindigkeiten

folgt

W",u u2 1
- -u - = -u - -2 - u
(C 2U + -C1U) 1
= 1 - -2(0,703 + 0,298) = 0,499.
2 2 2 u2

Die weiteren Größen in der Gleichung des kinematischen Reaktionsgrades sind

<P 1 + Cl'2
und (1)1» =--2-'

so daß sich der kinematische Reaktionsgrad ergibt zu

w",U (CI'1 + '+'2) (<0 2 - r0 1 ) _ 0 499 (0,548 + 0,495) • (0,495 - 0,548)


PhV=--U;-- 'hV -, - 0,808 =0,567.

5.7 Kenngrößen der Schaufelgitter

Die Lauf- und Leiträder der Strömungsmaschinenstufen sind mit einer Zahl einander
zugeordneter. profilierter Schaufeln bestückt. Die Gesamtheit dieser Schaufeln
wird als Schaufelgitter oder auch abgekürzt als Gitter bezeichnet. wie in Abschnitt
3.3.6 beschrieben. wobei je nach Anordnung weiter differenziert wird.

Ein gerades ebenes Gitter entsteht aus der Abwicklung eines koaxialen Zylinder-
schnittes des axialen Lauf- oder Leitschaufelgitters in die Zeichenebene, wobei sich
eine unendliche Folge von zylindrischen Schaufelprofilen ergibt, die im Abstand ei-
ner Teilung t voneinander angeordnet sind (Bild 5.61). "Eben" heißt ein solches Git-
ter, weil es aus der eigentlich ringförmigen Anordnung auf dem Rotor durch Ab-
wicklung des Zylinderschnittes in die Ebene entstanden ist. "Gerade" heißt ein sol-
ches Gitter, weil es "gerade" Gitterfronten aufweist.

Ein ebenes Kreisgitter entsteht durch einen Schnitt senkrecht zur Achse eines rei-
nen Radialrades (Bild 5.61), das im Gegensatz zum geraden Gitter "kreisförmige"
Gitterfronten aufweist.

Die Wirkung der Schaufelgitter auf eine Strömung läßt sich anhand ihrer kinemati-
schen Verhältnisse und damit der Geschwindigkeitsdreiecke beurteilen und mit Hil-
fe von Kenngrößen charakterisieren.
396

I
I
_ ._.+._.-
Gitlerfronl
Bild 5.61. Ebene Schaufelgitter
a) ebenes gerades Gitter
a b b) ebenes Kreisgitter

Die Geschwindigkeitsdreiecke vor und hinter dem Laufradgitter eines Radialver-


dichters sind in Bild 5.62 in der allgemeinsten Form dargestellt.

Bild 5.62. Geschwindigkeitsdreiecke


am Ein- und Austritt eines
Radialverdichter-Laufrad-
gitters (turbinenübliche
Darstellung)

Eine gleichsinnige Behandlung der Lauf- und Leitradgitter ist dann möglich, wenn
jeweils die Geschwindigkeiten relativ zum Gitter betrachtet werden, also die Re-
lativgeschwindigkeiten w für das rotierende Laufradgitter und die Absolutgeschwin-
digkeiten c für das ruhende Leitradgitter , wobei die bei den Laufradgittern zu be-
rücksichtigende Umfangsgeschwindigkeit beim stillstehenden Leitradgitter zu Null
wird.

Zunächst werden Kenngrößen fiir das Laufradgitter abgeleitet, aus denen sich for-
mal durch Einsetzen der Absolutgeschwindigkeiten die Kenngrößen für das Leitrad-
gitter ergeben.

Bei der Bildung der kinematischen Stufenkenngrößen in Abschnitt 5.6 ist die Lauf-
radumfangsgeschwindigkeit u 2 als Bezugsgröße gewählt worden. Wird die Strö-
mung vor und nach einem Gitter von einem gitterfesten Koordinatensystem aus be-
trachtet, d.h. vom Relativsystem beim Laufradgitter und vom Absolutsystem beim
Leitradgitter , ist die Umfangsgeschwindigkeit u 2 als Bezugsgröße nicht sinnvoll.

Nach einem Vorschlag von Bidard [ 8J für die Gitterkenngrößenbildung ist die am
Gitter auftretende Differenz der Umfangskomponenten als Bezugsgröße gewählt
worden, die sich für das Laufradgitter zu
397

ergibt.

Für das Leitradgitter werden wegen der unterschiedlichen Indizierung der Bezugs-
querschnitte beim Verdichter und bei der Turbine die Bezugsgrößen wie folgt ge-
wählt:

Verdichter: t:.c uV =c 3u - c 2u

Turbine:

Mit den so gewählten Bezugsgrößen lassen sich folgende Kenngrößen am Beispiel


des Laufradgitters definieren:

Gitterenthalpiezahl

t:.h"
(5.104)

Gitterflußzahl

w""m
~" (5.105)
= I t:.wul

Gitterverlustzahl

(5.106)

Die spezifische Dissipation der Gitterverlustzahl berücksichtigt nur die Profilver-


luste, nicht jedoch Verluste durch Um strömung an Schaufel enden oder Reibung an
Kanal wänden.

Die Definitionsgleichungen dieser Kenngrößen für das Leitradgitter ergeben sich


entsprechend zu

B' (5.107)

C
~' ""m (5.108)
=~
u
398

t;,.' - j' (5.109)


- (t;,.c ) 2
u

Bidard [8J bezeichnet diese Kenngrößen mit m, n und t;,.m. Diese Bezeichnungen
sind hier nicht übernommen worden, um Verwechselungen mit anderen Definitio-
nen zu vermeiden.

Die zur Bildung der Gitterenthalpiezahl (8)" der Laufradgitter nach Gleichung
(5.104) benötigte Enthalpiedifferenz läßt sich über den Energiesatz

alt + q = t;,.h" + i (c~ - c~ )


bei adiabater Zustandsänderung (q = 0) und die Eulersche Hauptgleichung in der
dargestellten 2. Form

alt = i [(c~ - c~) + ( w~ - w~) + (u~ - u~ ) ]


durch kinematische Größen darstellen:

t;,.h"

Eine Aufteilung in Umfangs- und Meridiankomponenten der Geschwindigkeiten er-


gibt:

(~2 - u 1 ) (u 2 + u 1 )
t;,.h"
2

Mit den Definitionsgleichungen (5.10) und (5.11) filr die mittleren Geschwindig-
keiten w"'u und w"'m und analoger Definition für u'" folgt:

und damit für die Gitterenthalpiezahl eines Laufradgitters

(8)" _ w"'u w"'m t;,.w m u t;,.u


--t;,.w u - (t;,.w)2 +
'" (5.110)
u

Gleichung (5.110) ist die allgemeinste Form der Gitterenthalpiezahl für ein Lauf-
radgitter , in dem sowohl die Meridiankomponenten als auch die Umfangsgeschwin-
399

digkeiten am Gitterein- und -austritt verschieden sein können. Bei Axialgittern


mit u 1 = u 2 entfällt der letzte Term. Verändert sich in derartigen Axialgittern
die Meridiankomponente nicht, wird tl w =0, und die Gleichung der Gitterenthal-
m
piezahl vereinfacht sich zu:

(5.111)

Mit Hilfe der gemäß Gleichungen (5.90) und (5.86) für die axiale Verdichterrepe-
tierstufe konstanter Meridianflußzahl <P 1 =<P 2 hergeleiteten Stufenkenngrößen

und

die unter den entsprechenden einschränkenden Bedingungen auch für Turbinen gel-
ten, läßt sich die Gitterenthalpiezahl (8)" des Laufradgitters einer axialen Repe-
tierstufe mit <p =const wie folgt schreiben:

Ph
e" =-Ijr-. (5.112)
h
"2

Die Gitterflußzahl ~" eines Laufradgitters nach Gleichung (5.105)

..." = Iw"'m
tlWul

läßt sich mit = const, also w 1m = w 2m und mit w;;m


<p =<p und Itl 2u I
UW I'2h I
für eine Axialstufe in Stufenkenngrößen ausdrücken: 2

." "1:=1. (5.113)

Die Gitterverlustzahl tl" eines Laufradgitters läßt sich mit Hilfe der in Abschnitt
3.3.6 nach [9] hergeleiteten Gleichung (3.160) fiir die Dissipation
400

j" = _E II Wu
--
w=m
[2
w<IJ
m
2
+ W"", +
-~
1
12 (llw )
u
2]

in kinematischen Größen wie folgt ausdrücken:

(5.114)

Darin ist E das Verhältnis von Widerstand zu Auftrieb als integraler Mittelwert
über das gesamte Profil. Mit den Gleichungen (5.105) und (5.111) folgt für die
Gitterverlustzahl

(5.115)

als Beziehung zur Gitterenthalpiezahl und der Gitterflußzahl.

Für das Leitradgitter ist die Enthalpiedifferenz im adiabaten Fall

beim Verdichter

bei der Turbine

Damit ergibt sich auf gleiche Weise wie für das Laufradgitter die Gitterenthalpie-
zahl zu

c c llc
llh' ""U =m m
8' (5.116)
llc u - (llc )2 •
u

Diese Gleichung gilt bei Beachtung der unterschiedlichen Indizierung der Strö-
mungsquerschnitte vor und hinter dem Leitrad sowohl filr das Leitradgitter des
Verdichters wie auch der Turbine.

Für eine konstante Meridiangeschwindigkeit bzw. Meridianflußzahl cP vereinfacht


sich die Gleichung (5.116) zu

(5.117)
401

Tabelle 5.4. Gitterenthalpie-, Gitterfluß- und Gitterverlustzahl für Verdichter-


und Turbinengitter
V: Verdichter
T: Turbine
Allgemein Repetierst., q> = const Vorzeichen

1 - P
Leitrad V (<BI') = 6h' «(8)') =_ _ h (<BI')v>O
V (6c)2
u
V vh / 2
@

:!:1(\l Ph
Laufrad V (eil) = 6h" (eil) = __ (eil) > 0
N
....0..
CI) V (6w)2
U
V vh / 2 V

(ij
..c::
+'
cCI) 6h' 1 - Ph
~
Leitrad T (<BI' )T = (6c )2
(e' )T
= Vh/ 2 «(8)')T <0
CI)
+' u
;!::
CJ
6h" Ph
Laufrad T (eil )
T = (6w )2
«(8)11 )
T = Vh/2
(eil)
T
<0
u

c
Leitrad V (~')v = 16:m l (~')v = Iv er I (~I)
V
>0
u h/2

=rtJ:;-r
oeo w""
:!:1(\l
Laufrad V (~II)V = 16wm l ( ~" ) V (~II)
V
> 0
u h/2
N
ca
;::s
!;:l
~ c
""m
= Iv er I
CI)
Leitrad T ( ~ ')
+'
;!:: T =TTc:T
u
(~t)T
h/2
(~')T >0
CJ

wcom
Laufrad T ( ~II)
T =TfiW:]" (~II)T =rQ (~II)
T
> 0
u h/2

Leitrad V ( l\' ) = j' ( 6t) =. j' (6')V>0


V (6c)2 V (l:IC)2
u u
<l
....
..c:: ( 6" ) = (6") =
Laufrad V j" j" ( 8') > 0
(\l
N V (6w)2 V (6w)2 V
+' U U
rJl
....;::s
~
CI)
>
~ Leitrad T (l\ ,) = j , ( 6' ) = j'
(6')T>0
CI)
+' T (6c) 2 T (6 c ) 2
;!:: u u
CJ

j" j"
Laufrad T ( 8')
T = ( 8')
T = (8')
T
> 0
(6w )2 (6W)2
u
402

und für eine axiale Repetierstufe mit ebenfalls konstanter Meridianflußzahl ergibt
sich als Zusammenhang zwischen den Stufenkenngrößen nach Abschnitt 5.6.1.1:

1 - Ph
iEJ' =-'1'-- (5.118)
h
2

Für die Gitterflußzahl ~' folgt in gleicher Weise wie für das Laufradgitter aus der
Gleichung (5.108)

~' (5.119)

In Tabelle 5.4 sind für die Verdichter- und Turbinengitter die Definitionen für die
Gitterenthalpie-, Gitterfluß- und Gitterverlustzahl zusammen mit dem in Frage
kommenden Wertebereich bei Beachtung der Vorzeichenregel dargestellt.

Die Gitterkenngrößen iEJ und q) lassen sich in einem sogenannten iEJ, ~-Diagramm

darstellen. Das Bild 5.63 zeigt ein solches iEJ, ~-Diagramm für axiale Repetierstu-
fen mit konstanter Meridianflußzahl <:Pl = <:P2 = '1)3 :: <:p und konstanter Umfangsge-
schwindigkeit u.

Beschleunigungsgitler Verz ögerungsgi tt er


<1>
1.5

1,0

Bild 5.63. iEJ,<li-Diagramm gerader, ebe-


ner axialer Repetierstufen-
- 0.5 o 0.5 1.0 1.5 e gitter

Entsprechend den Vorzeichen der Enthalpiedifferenz liegen die Gitterenthalpiezah-


len bei Beschleunigungs- (Turbinen-)gittern im Bereich negativer, bei Verzöge-
rungsgittern im Bereich positiver 8-Werte. Durch iEJ =0 wird ein Umlenkgitter
charakterisiert.

Die im Bild 5.63 ausgezeichneten Punkte Abis C charakterisieren folgende Git-


ter:
403

A: axiales Verzögerungsgitter (Verdichtergitter )

B: axiales Umlenkgitter

C: axiales Beschleunigungsgitter (Turbinengitter ) .

Für reine Axialgitter ist jeder Punkt im e, ~-Diagramm zugleich der Punkt fiir die
gemeinsame Spitze der mit t'lc u bzw. t'lw u dimensionslos gemachten Geschwindig-
keitsvektoren vor und hinter dem Gitter.

Ein einmal in seinen Abmess>ungen festliegendes Gitter reagiert auf unterschiedli-


che Anströmungen mit unterschiedlichen Abströmungen und damit auch anderen
Umlenkungen, so daß sich je nach den gegebenen Zuströmverhältnissen andere
Gitterkenngrößen und damit auch unterschiedliche Lagen der Dreieckspitzen im
e. ~-Diagram m ergeben. Die Verbindungslinie der durch 8 und ~ charakterisier-
ten Betriebspunkte des Gitters liefern die sogenannte Gitterkennlinie ~(e), wie
im Bild 5.64 gezeigt.

<P. Ll

-0.5 o 0.5 e

Bild 5.64. Gitterkennlinie und Verlustkennlinie eines Verzögerungsgitters

Bei Änderung der Strömungsverhältnisse an einem Gitter ändern sich auch die Pro-
filverluste und damit die Dissipation. Sofern diese Verluste z.B. aus experimen-
tellen Untersuchungen bekannt sind, läßt sich zu der Gitterkennlinie auch eine Ver-
lustkennlinie

/:;=/:;(e)

ang'eben, die ebenfalls in Bild 5.64 dargestellt ist. Nach dem Verlauf der Verlust-
kennlinie gibt es für jede Gittergeometrie einen durch e und ~ charakterisierten
Betriebszustand, bei dem die Profilverluste ein Minimum besitzen.
404

Wie für Maschinen und Stufen läßt sich auch für Gitter ein polytroper Wirkungs-
grad definieren, der nach der Definition der Gitterverlustzahl nur Profilverluste
einschließt. Für eine adiabate Zustandsänderung gilt für das Verdichtergitter:

(5.120)

bzw. für das Turbinengitter

(5.121)

Diese polytropen Gitterwirkungsgrade lassen sich durch die in diesem Abschnitt de-
finierten Gitterkenngrößen ausdrücken.

Für ein Verdichterlaufradgitter folgt z.B. aus Gleichung (5.120):

\01 GV -L- L
- lIh" - 1 - lIh'"

j"
( lIwu ) 2
\oIGV 1 - --'lI'"'h'"':'''-,- -
(lIw )2
u

1I " (5.122)
\OlGV =1 - e"·

Wie durch die Gitterenthalpiezahl ausgedrückt, verlaufen die Strömungsvorgänge in


den Lauf- und Leitradgittern mit Änderung der Enthalpie. Sie lassen sich deshalb
auch anschaulich in einem h,s-Diagramm darstellen (Bild 5.65).

Ausgehend vom Anfangszustand E stellt bei adiabaten Vorgängen die isentrope Zu-
standsänderung die Grenze dar, so daß die möglichen Endzustände nur bei gleicher
oder höherer Entropie zu finden sind.

Ein erstes Kriterium für die Beurteilung der Strömung ist die Veränderung der En-
thalpie. Im Bereich I vermindert sich die Enthalpie, für den Fall II bleibt sie gleich
und für die Bereiche III bis V nimmt sie zu. Daraus lassen sich, wie vorstehend ge-
zeigt, die Geschwindigkeitsänderungen ableiten.

Ein zweites Kriterium für die Beurteilung der Strömung ist durch die Isobare PE =
const gegeben. Der Bereich der verzögerten Strömung ist durch die Drucklinie
PE = const in die Felder III und V aufgespalten. Für einen Endzustand, der im Be-
405

verzögerte
Strömung

T Bild 5.65. Darstellung der adiabaten


Gitterströmung im h, s-
Diagramm

reich V liegt, findet eine Druckerhöhung (Kompression), im Bereich III eine


Druckverminderung (Expansion) gegenüber dem Ausgangszustand statt.

h h h

5 5 s
u) b) c)

h h

s 5
d) e)

Bild 5.66. Zustandsänderungen verschiedener Leitradgi tt erström ungen


a) beschleunigte Gitterströmung (Bereich 1)
b) umgelenkte Gitterströmung (Bereich II)
c) verzögerte Gitterströmung mit Druckabfall (Bereich III)
d) verzögerte Gitterströmung bei Gleichdruck (Bereich IV)
e) verzögerte Gitterströmung mit Druckanstieg (Bereich V)
406

Auf der Isobaren PE = const (Bereich IV) bleibt der Druck vom Eintrittszustand
bis zum Austrittszustand konstant. Jeweils durch die positive oder negative Druck-
differenz bzw. PA/PE~l wird das Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bestimmt.

Das folgende Bild 5.66 zeigt fünf für die jeweiligen Bereiche typischen Zustands-
änderungen. Da die betrachteten Gitter, bezogen auf den Beobachter, als ruhend an-
genommen werden, ist nur eine Umwandlung von kinetischer in potentielle Energie
und umgekehrt möglich, d.h. t>ht = O.

Beispiel 5.4:

FUr eine axiale Repetierstufe einer Dampfturbine sind folgende Größen auf dem mittleren Stromfa-
den bekannt:

Absolutgeschwindigkeit am Laufrad-
eintritt Cl = 460 mls
Winkel der Absolutgeschwindigkeit
am Laufradeintritt 14 0

Winkel der Relativgeschwindigkeit


am Laufradaustritt ß2 = 156 0

Außer der Axialbedingung (u 1 =u 2 ) und der Meridianflußbedingung ('PO = 'P 1 = '1'2) soll die Bedin-
gung iw1i = jw2i gelten.

Es sollen die Geschwindigkeitsdreiecke unter diesen Bedingungen konstruiert und die Gitterenthal-
piezahl und die Gitterflußzahl für das Lauf- und Leitradgitter angegeben werden.

Wegen 'PO = 'P 1 = 'P 2 gilt auch c Om = c 1m = c 2m = c m ' und die Umfangsgeschwindigkeiten u 1 und
u 2 liegen in der für Turbinen üblichen Darstellung nach Bild 5.7b in einer Flucht. Mit cl' er 1
und ß 2 lassen sich ausgehend von dieser Lir,ie die Geschwindigkeiten Cl und w 2 zeichnen.

l:
Mit j ,.: = i w 2 , ergibt sich die Richtung von w 1 durch einen Kreisbogenschlag um den Punkt der
Vektorspitzen . Damit liegt auch die Länge von u l = u 2 fest. und das Austrittsdreieck kann um
Co = c 2 ergänzt werden.

Zur Berechnung der Gitterkennzahlen werden weitere Größen benötigt.


407

Aus der Gleichschenkligkeit des aus w 1 und w 2 gedachten Dreiecks folgt

Wegen 'PO = 'P 1 = 'P 2 folgt

c Om = 460· sin 14° = 111,28 m/s.

w1m 111 28 /
w 1u =- w 2u = tan ß1 = tan24" = 249,9 m s,

w 2u = - 249,9 m/s.

Weiterhin läßt sich aus den trigonometrischen Zusammenhängen berechnen:

c 1u = cl cos 0'1 = 460 . cos 14° = 446,3 m/s,

u2 =u 1 = c 1u - w 1u = 446,3 - 249,9 = 196,4 m/s,

c Ou = c 2u = u2 + w 2u = 196,4 - 249,9 = - 53,5 rn/so

Die Gitterenthalpiezahl 9' des Leitradgitters ergibt sich nach Gleichung (5.117) zu

446,3 - 53,5
Iil' 2 ( 446 , 3 + 53,5) = - 0,39 3 •

Die Gitterflußzahl ~' des Leitradgitters folgt aus Gleichung (5.108):

cl sin "'1 460 sin 14°


.,-"---=--'';- = 446,3 + 53,5 = 0,223.
I c lu - cOul

Die Gitterenthalpiezahl des Laufradgitters ergibt sich nach Gleichung (5.111) zu

wegen
408

Die Gitterflußzahl des Laufradgitters nach Gleichung (5. 105)

=nw:r
w"'m
~"

ist gleich der Gitterflußzahl ~' des Leitradgitters wegen w"'m = c"'m = c m und wegen

und damit

bzw.

Diese Gitterkenngrößen lassen sich ggf. in ein e, t-Diagramm nach Bild 5.63 eintragen.

Literatur zu Kapitel 5:

[lJ Fister, W.: Versuche zur Erfassung der Strömungsverhältnisse an Radiallaufrädern.


Forschungsbericht der Aerodyn. Versuchsanstalt Göttingen 63 (1963) 103-129.
[2J Fister, W.: Sichtbarmachung der Strömung in Radialverdichterstufen, besonders der
Relativströmung in rotierenden Laufrädern, durch Funkenblitze. aWK 18 (1966) 425-429.
[3J Fister, W.; Eikelmann, J.; Witzei, U.: Expanded Application Programs of the Spark
Tracer Method with Regard to Centrifugal Compressor Impellers. International Symposium
on Flow Visualisation, Bochum, 9.-12. Sept. 1980, Preprints.
[4J Fister, W.; Adrian, F .-W.: Experimental Researches of Flow in Hydrodynamic Torque
Converters. 7th Conference on Fluid Machinery, Budapest, 13.-16.9.1983 (Proceedings).
[5J Fister, W.: Druckverteilungsmessungen an umlaufenden Turbinenschaufeln. VDI-For-
schungsheft 448. VDI-Verlag Düsseldorf 1955.
[6J Dzung, L.S.: Konsistente Mittelwerte in der Theorie der Turbomaschinen für kompressible
Medien. BBC-Mitteilungen 58 (1971) 485-492.
[7 J Traupel, W.: Thermische Turbomaschinen , Band 1. 3. neubearbeitete und erweiterte
Auf!. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 1977.
[8J Bidard, R.: Thermopropulsion des Avions Turbines et Compresseürs Axiaux. Verlag
Gauthier-Villars, Paris 1954.
[9J Dibelius, G.: Bewertung der strömungs- und festigkeitstechnischen Eigenschaften von axia-
len Beschaufelungen. VDI-Berichte Nr. 264, 1976.
[10J Eckert, B.; Schnell, E.: Axial- und Radialkompressoren. 2. Auf!. verb. und erw.
Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961.
[llJ Troskolanski, A. T.; Lazarkiewicz, S.: Kreiselpumpen. Birkhäuser Verlag, Basel,
Stuttgart 1976.
[12] Schulz, H.: Die Pumpen. 13. neub. Auf!. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New
York 1977.
[13] Horlock, J.H.: Axialkompressoren. VerlagG. Braun, Karlsruhe1967.
[14J Pf!eiderer, C.; Petermann, H.: Strömungsmaschinen. 4. neub. Auf!. Springer-Verlag,
Berlin, Heidelberg, New York 1972.
[15J Raabe, J.: Hydraulische Maschinen und Anlagen. Bd. 1: Grundlagen der hydraulischen
Strömungs maschinen . VDI-Verlag Düsseldorf 1968.
409

[16] Raabe, J.: Hydraulische Maschinen und Anlagen. Bd. 2: Wasserturbinen. VDI-Verlag
Düsseldorf 1970.
[17] Raabe, J.: Hydraulische Maschinen und Anlagen. Bd. 3: Pumpen. VDI-Verlag Düsseldorf
1970.
[18] Eck, B.: Ventilatoren. 5. neub. Aufl. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1972.
[19] Pfleiderer, C.: Die Kreiselpumpen für Flüssigkeiten und Gase. 5. neub. Aufl. Springer-
Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961.
6 Die Verdrängermaschinenstufe

Während die Strömungs maschine als offenes System prinzipiell mit dem Fluid Ar-
beit durch zeitliche Dralländerung austauscht, benutzt die Verdrängermaschine
als geschlossenes System mit veränderlicher Systemgrenze die Volumenänderungs-
und Verschiebearbeit als Prinzip des Arbeitsaustausches . Die Arbeit wird auf das
Fluid periodisch zum Massenwechsel übertragen, wobei im geschlossenen System
Volumenänderungsarbeit ausgetauscht und nach Öffnen des Systems Verschiebear-
beit an der austretenden bzw. eintretenden Fluidmasse geleistet wird.

Werden die Bilanzquerschnitte vom arbeittauschenden System weggerückt , verlie-


ren die Massen- und Energieströme zunehmend ihren instationären Charakter, so
daß in hinreichender Entfernung von der Maschine die Art der Arbeitsilbertragung
auf das Fluid, d.h. ob dynamisch oder statisch, nicht mehr maßgeblich ist. Es
können damit die in Abschnitt 2.2.3 definierten Wirkungsgrade auch zur Charak-
terisierung des Betriebsverhaltens von statisch arbeitenden Fluidenergiemaschi-
nen benutzt werden.

6.1 Energetische und volumetrische Betrachtungen

Da die Verdrängermaschinen mit "atmenden Räumen", d.h. mit konstruktiv vor-


gegebenen periodischen Volumenänderungen und Fluidmassenwechseln arbeiten,
hat es sich als zweckmäßig herausgestellt, ein solches periodisches Arbeitsspiel
in einem p, V -Diagramm abzubilden. Der über dem Kolbenweg bzw. dem Zylin-
dervolumen aufgetragene zugehörige Druckverlauf bietet sowohl eine anschauliche
als auch energetisch auswertbare Darstellung des Arbeitsspiels •

Ebenso wie die Strömungsmaschinen lassen sich gemäß Bild 1.1 die Verdränger-
maschinen in Fluidenergie vergrößernde und verkleinernde Maschinen unterteilen.
411

6.1.1 Prozesse der Verdrängerverdichter


Obwohl der Begriff Verdichter eigentlich ein kompressibles Fluid voraussetzt, wer-
den hier die Pumpen, welche die Energie inkompressibler Fluide erhöhen, mitbe-
handelt.

Wenn es auch vielfältige kinematische Lösungen gibt, um die notwendigen atmenden


Räume zu realisieren, wie z.B. das Hub-, Dreh- oder Kreiskolbenprinzip, so
lassen sich doch die grundsätzlichen Überlegungen am Beispiel der Hubkolbenver-
dichter durchführen.

6.1.1.1 Idealisierte Verdichterprozesse

Im folgenden sollen idealisierte Prozesse betrachtet werden, welche sich gegen-


über den im Abschnitt 6.1. 2.2 beschriebenen realen Prozessen aus nach Kapitel 2
bekannten adiabaten Zustandsänderungen eines idealen Gases zusammensetzen:

- Polytropen bzw. Isentropen;

- Isobaren und

- Isochoren.

Dabei sollen vernachlässigt werden:

- Drosselverluste in den Ventilen;

- Leckverluste in Dichtspalten;

- Reibungsverluste zwischen Kolben und Zylinderwand;

- Wärmeübertragung zwischen Fluid und Bauteilen.

Nach einer schematischen Darstellung des Hubkolbenverdichters gemäß Bild 6.1,


die das Funktionsprinzip verständlich machen soll, führt ein Kolben in einem Zy-
linder eine periodische, geradlinige Hin- und Herbewegung vom unteren Totpunkt
UT zum oberen Totpunkt OT und zurück aus. Die damit verbundene Volumenände-
rung des Arbeitsraumes führt im Zusammenspiel mit den Ventilen zum Ansaugen,
Verdichten und Ausschieben des Gases. Der Weg der Kolbenfläche von UT nach
OT entspricht dem Hubvolwnen V H = A sH. Das zwischen OT und dem Zylinder-
deckel verbleibende Volumen wird als Tot- bzw. Schadrawnvolwnen V 0 bezeichnet.

Verdichter mit selbsttätigen Ventilen

Die Ventile dieser Verdichterbauart werden selbsttätig über die an ihnen wirken-
den Druckdifferenzen gesteuert. Übersteigt der Eintrittsdruck PE während des
Abwärtshubes des Kolbens den Druck im Zylinder p, so öffnet das Eintrittsventil ,
und Gas mit dem Druck PE vor dem Ventil strömt in den Arbeitsraum. Beim Auf-
412

Bild 6.1. Das System Kolben und Zylinder eines Hubkolbenverdichters


OT Oberer Totpunkt
UT Unterer Totpunkt
A K Querschnittsfläche des Kolbens
D Zylinderdeckel mit Ventilen
S H Kolbenhub

wärtshub steigt der Zylinderdruck über PE' das Eintrittsventil schließt, und das
Gas wird im abgeschlossenen Arbeitsraum verdichtet. Überschreitet der Druck
im Zylinder den Austrittsdruck PA' so wird infolge der am Auslaßventil anliegen-
den Druckdifferenz dieses geöffnet, und das Fluid wird mit konstantem Druck bis
zum Hubende in die Auslaßleitung ausgeschoben.

Bei der Bewegungsumkehr des Kolbens schließt das Auslaßventil infolge der sich
umkehrenden Druckdifferenz und das Totraumvolumen wird bis zum Unterschrei-
ten des Eintrittsdruckes PE und dem dadurch bewirkten Öffnen des Einlaßventiles
entspannt. Damit sind die Ventilbewegungen für ein Arbeitsspiel beschrieben.

Entsprechend der jeweiligen Kolbenstellung und des zugehörigen Zylindervolumens


Vergibt sich bei diesem idealisierten Verdichterprozeß nach Bild 6.2 der Druck
p im Zylinderraum • wenn die Verdichtung 1-2 und die Rückexpansion 3-4 polytrop
und das Ausschieben 2-3 und das Ansaugen 4-1 isobar angenommen werden.

Wird nach Bild 6.1 der Kolben mit seiner Querschnittsfläche A K von rechts nach
links um das differentielle Stück ds bewegt. so leistet er sowohl an der einge-
schlossenen Gasmasse mit dem Druck p die differentielle Vo Zwnenänderungsarbeit
- pAK ds = - P dV, als auch an der Umgebung mit dem konstanten Druck Pu die
differentielle Verschiebearbeit + Pu dV. Das negative Vorzeichen der erstgenann-
413

~~~--~~~~~~~~

Pu Bild 6.2. Druckverlauf im Zylinder eines


UT idealisierten Hubkolbenverdich-
o v ters

ten Arbeit ergibt sich aus der in Abschnitt 2.1 abgeleiteten Vorzeichenregel und
dem gegenläufigen Verhalten von P und V. Die gesamte durch den Kolben aufzu-
bringende Arbeit dW während des Weges ds ergibt sich damit zu:

dW = - (p - P )dV. (6.1)
u

Die für die Verdichtung von 1 nach 2 gemäß Bild 6.2 aufzubringende Arbeit ergibt
sich durch Integration über den Weg von 1 nach 2:

2
W 12 =- f (p -
1
p ) dV.
u
(6.2)

Werden die Drücke in einem p, V -Diagramm nach Bild 6.3 über dem Zylindervolu-
men aufgetragen, so läßt sich W 12 als Fläche zwischen dem Zylinderdruckverlauf
von 1 nach 2 und dem Umgebungsdruck Pu darstellen.

P
2

Bild 6.3. Druckverlauf im Zylinder bei ge-


v schlossenen Ventilen

Beim Ausschieben des Gases unter konstantem Druck PA wird an der Zylinderfül-
lung die differentielle Verschiebearbeit - PA dV und an der Umgebung + Pu dV
verrichtet. Die bei der Kolbenbewegung von 2 nach 3 insgesamt aufzubringende
Arbeit ist somit

J(PA - p)dV.
3
W 23 =- (6.3)
414

Bei der Darstellung des Druckverlaufs im P, V -Diagramm nach Bild 6.4 entspricht
sie der Fläche zwischen dem konstanten Ausschiebedruck PA von 2 nach 3 und
dem Umgebungsdruck pu.

P
-(PA-p)dV
3 2

~
~
'""- "- "-
~
V
"-
"- "-
"- ,
I-
Vl
dv- VI
Bild 6.4. Druckverlauf im Zylinder bei ge-
o V öffnetem Auslaßventil

Nach dem Ausschieben des Gases von 2 bis zum oberen Totpunkt OT = 3 expandiert
bei rückläufiger Kolbenbewegung von OT nach UT das im Zylinder verbliebene
Restgas von 3 nach 4 auf den Druck PE. Die dabei verrichtete Arbeit ist analog
zu Gleichung (6.2):

4
W 34 = - ~ (p - pu)dV. (6.4)

In 4 öffnet selbsttätig das Saugventil und frisches Gas wird bei konstantem Druck
PE von 4 nach 1 in den größerwerdenden Raum gesaugt. Dabei wird gemäß Glei-
chung (6.3) an System und Umgebung die Arbeit W 41 geleistet:

1
W 41 = - f (PE
4
- P ) dV .
u
(6.5)

Die gesamte vom Kolben bei diesem Arbeitsspiel an System und Umgebung verrich-
tete Arbeit ergibt sich aus der Summe der genannten Arbeiten:

LW =W 12 + W 23 + W 34 + W 41 (6.6)

bzw. :

2 3 4 1
LW f (p -
1
P )dV -
u 2 u
f
(PA - P )dV -
3
(p - P )dV -
u 4
f
(PE - P )dV.
u
f (6.7)
415

Weil sich im p, V-Diagramm ein geschlossener Integrationsweg von 1 über 2, 3,


4 wiederum bis 1 für ein Arbeitsspiel ergibt, läßt sich Gleichung (6.7) auch als
geschlossenes Kurvenintegral schreiben:

(6.8)

bzw., weil der Umgebungsdruck Pu konstant bleibt:

(6.8a)

Ein periodisches Arbeitsspiel dieses als Beispiel gewählten Kolbenverdichters läßt


das geschlossene Kurvenintegral zu Null werden:

~dV = 0,
d.h. die Arbeit an der Umgebung p ~ dV ist Null. Die verbleibende Summe der
u
Arbeiten ist nur am System verrichtet. Sie wird auch innere Arbeit genannt:

W.1 = - ~ P dV (6.9)

bzw.

2 3 4 1
W. =- f p dV - f p dV - f p dV - Jp dV. (6.9a)
1 1 2 3 4

Sie entspricht damit gerade der Fläche, die mit den Zustandsänderungen beim Pro-
zeßverlauf im p, V -Diagramm umfahren wird. Geschieht dieses Umfahren mittels
Planimeter, so ergibt sich aus einem gemessenen Diagramm, in dem der jewei-
lige Zylinderdruck über dem Zylindervolumen aufgetragen ist, dem sogenannten
Indikatordiagramm, die Fläche für die innere Arbeit Wi' welche auch wegen ihrer
Herkunft als indizierte Arbeit bezeichnet wird.

Zur Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals nach Gleichung (6.9) muß der Pro-
zeßweg, d.h. die Abhängigkeit des Zylinderdruckes p vom Zylindervolumen V be-
kannt sein. Für den idealisierten Verdichterprozeß soll als Zustandsänderung die
adiabate Polytrope gemäß Abschnitt 2.2.1.1 angenommen werden, um die gesuch-
te Abhängigkeit beschreiben zu können. Danach ist unter der Annahme einer kon-
stanten Gasmasse im Zylinder bei der Verdichtung

(6.10)
416

bzw. bei der Rückexpansion

(6.10a)

wobei die jeweiligen Polytropenexponenten durch die Endpunkte der zugehörigen


Zustandsänderung gekennzeichnet sind.

Damit wird das erste Integral in Gleichung (6. 9a) zu:

2
- f p dV
1
=-
2
f Pi
1
(
J1
) - n 12
dV = - Pi V 112
n 2
fV
1
- n
12 dV.

Nach Integration und Einsetzen der Integrationsgrenzen ergibt sich als Volumenän-
derungsarbeit bei der polytropen Verdichtung von 1 nach 2:

(6.11)

2
Bei der Kompression ist V 2 < Vi und - f p dV> 0 gemäß der Vorzeichenregel nach
Abschnitt 2. 1. 1

Für die Volumenänderungsarbeit bei der Rückexpansion ergibt sich analog zu Glei-
chung (6. 11) :

4
-fpdV=
P3 V 3 [(v )n
-
3
34 - 1
- (6.12)
3 n 34 - 1 V4

4
Bei der Rückexpansion ist V4 > V 3 und - f p dV< O.
3

Die Anteile des geschlossenen Kurvenintegrals , die auf Verschiebungen der Gas-
masse über die Grenzen des Zylinder-Kolben-Systems zurückzuführen sind, be-
stimmen mit dem jeweiligen vorausgesetzten konstanten Druck p die Verschiebear-
beiten für den Ausschiebevorgang zu

(6.13)
417

und für den Ansaugevorgang zu

(6.14 )

1
Beim Ansaugevorgang ist V 1 > V 4 und - P SdV < 0, beim Ausschiebevorgang da-
3 4
gegen V 3 < V 2 und - P dV > o. J
2

Damit ergibt sich für die indizierte Arbeit W i eines idealisierten Hubkolbenverdich-
ters mit Totraum und selbsttätigen Ventilen:

PA V 3 V 3 n34 - 1 1
+ n 34 - 1[ (V 4) - 1 - PE ( V 1 - V4 ) • (6.15)

Befindet sich im Zylinder ein inkompressibles Fluid, so finden die Druckerhöhung


und die Druckabsenkung ohne Weg- bzw. Volumenänderung statt, wie im Bild 6.5
für einen idealisierten Kolbenpumpenprozeß dargestellt ist. Dieser Prozeß setzt
sich aus zwei Isobaren und zwei Isochoren zusammen.

P
3
PA

W;

4
PE
V3;~
Va k VH
Bild 6.5. p, V -Diagramm eines idealisierten
0 V Kolbenpumpenprozesses

Die innere Arbeit ergibt sich aus den Integralen der Gleichung (6.9) für das Ar-
beitsspiel einer Kolbenpumpe zu

2 3 4 1
W. = -
1
J1 p dV - PA J dV - 3J p dV
2
- PE J dV,
4
,(6.16)

W i = 0 - PA ( V 3 - V 2) - 0 - PE ( V 1 - V 4) ,
418

W i = - PA (V 4 - V 1) - PE ( V 1 - V4) ,

Wi = (p A - PE) (V 1 - V 4) ,

(6.16a)

Das Eintrittsvolwnen V E für ein Arbeitsspiel des Verdrängerverdichters mit


selbsttätigen Ventilen ergibt sich nach Bild 6.2 aus der Differenz

(6.17)

Das Volumen V 1 läßt sich als Summe aus Hubvolumen VH und Schadraumvolumen
V 0 darstellen.

(6.18)

Mit der Definition des relativen Schadrawnes E:

(6.19)

wird das Volumen V 1 zu

(6.20)

Das Volumen V4 am Ende der Rückexpansion läßt sich mittels der Polytropenbezie-
hung (Gleichung 6. 10a) aus dem Schadraumvolumen V0 und dem Druckverhältnis

(6.21)

ausdrücken:

1
n
V = V TI 34
(6.22)
4 0

Das Eintrittsvolumen V E wird somit zu


419

(6.23)

bzw.

1
n34
c; ( TI - (6.23a)

Im Bild 6.6 ist der Quotient V E/v H über dem Druckverhältnis [1 bei verschiedenen
relativen Schadräumen c; Nr einen Polytropenexponenten n 34 = 1,4 dargestellt.

70 Bild 6.6. Einfluß der relativen Schadräume


T7 auf das bezogene Eintrittsvolumen

Beim relativen Schadraum c; =0 entspricht das Eintrittsvolumen V E unabhängig


vom Druckverhältnis TI stets dem Hubvolumen VH

bzw. (bei c; = 0) .

Für alle anderen relativen Schadräume f, > 0 zeigt V E / VH eine starke Abhängig-
keit vom Druckverhältnis , die auf den Einfluß der Rückexpansion des Schadraum-
volumens V 0 von PA auf PE zurückzuführen ist.

Wenn der Verdichter mit dem Druckverhältnis PAlPE = TI = 1 arbeitet, findet keine
Rückexpansion statt, so daß das Eintrittsvolumen VE mit dem Hubvolumen VH
übereinstimmt. Mit steigendem Druckverhältnis TI verringert sich das Eintrittsvo-
lumen , weil infolge der Rückexpansion immer weniger Volumen für die frisch
angesaugte Gasmenge zur Verfügung steht. Im Grenzfall wird das Eintrittsvo-
lumen zu V E = 0, d.h. der Verdichter arbeitet bei seinem Grenzdr uckver hält-
nis TI max ' Diese Abnahme des angesaugten Gasvolumens bei steigendem Druck-
verhältnis läßt sich anschaulich in einem p, V -Diagram m nach Bild 6.7 darstellen.
420

P"A :f

vo'- -- - - Bild 6.7. p, V -Diagramm eines idealisierten


Hubkolbenverdichters bei verschie-
o v denen Gegendrücken

Im Grenzfall wird das im Zylinder befindliche Gas bis auf Pmax verdichtet, kann
aber nicht mehr ausgeschoben werden, weil das Verdichtungsendvolumen V 2'"
gerade dem des Totraumes V 0 entspricht.

Mit der Bedingung V E =0 läßt sich das Grenzdruckverhältnis II max berechnen.

(6.24)

d.h.

(6.25)

Wird der relative Schadraum zu E: = 0, so strebt das Grenzdruckverhältnis


II max -> "', d.h. ohne Schadraum könnte der idealisierte Verdichter aus dieser
Sicht gegen jedes beliebige Druckverhältnis arbeiten.

Die innere Leistung Pi eines Verdrängerverdichters ergibt sich aus der indizier-
ten Arbeit W i eines Arbeitsspieles , der Maschinendrehzahl N und der Anzahl der
Arbeitsspiele je Umdrehung ZN zu

(6.26)

Der EintrittsvoZumenstrom V E wird analog dazu aus dem Eintrittsvolumen pro Ar-
beitsspiel V E' der Maschinendrehzahl N und der Anzahl der Arbeitsspiele pro
Umdrehung ZN bestimmt

"E = N ZN V E · (6.27)
421

Häufig wird der idealisierte Verdichterprozeß mit selbsttätigen Ventilen weiter ver-
einfacht. indem statt der Polytropen für Kompression und Rückexpansion die adia-
bate Isentrope eingeführt wird. Damit ergibt sich die indizierte Arbeit w.1 eines
Arbeitsspieles analog zu Gleichung (6.15) :

(6.28)

Bei isentroper Zustandsänderung ist

(6.29)

Das maximale Volumen V 1 läßt sich nach den Gleichungen (6.18) bis (6.20)
schreiben:

(6.30)

So ergibt sich nach einigen Umformungen die innere Arbeit W i :

(6.31)

Das pro Arbeitsspiel angesaugte Volumen wird gemäß Gleichung (6.23) zu

Bei Verdichtern mit umlaufenden Arbeitsräumen • z.B. Vielzellen- und Schrauben-


verdichtern nach Abschnitt 6.2.1.2 wird der Prozeßablauf. insbesondere der pe-
riodische Massenwechsel aus dem zeitweise offenen System. durch gehäusefeste •
von bewegten Maschinenteilen überstrichenen und damit vom jeweiligen Prozeß-
schritt abhängigen Öffnungen zwangsweise gesteuert. Um die Arbeitsweise dieser
Verdichter nachzuahmen. soll stellvertretend ein Hubkolbenverdichter mit zwangs-
gesteuerten Ventilen in seinem Prozeßablauf betrachtet werden.
422

Verdichter mit zwangsgesteuerten Ventilen

Werden anstelle der selbsttätigen Ventile zwangsgesteuerte Ventile eingesetzt, so


ist der Zeitpunkt des Öffnens nicht mehr vom Erreichen der den Ventilen zugeord-
neten Druckdifferenz, sondern von der Kinematik der Steuerung abhängig. Dadurch
ist zugleich für das geschlossene System auch ein minimales Volumen V min und
ein maximales Volumen V max festgelegt, deren Verhältnis auch als eingebautes
VolUJ7lenverhältnis ~ein bezeichnet wird:

V
max
~ .
eln v-:- (6.32)
mm

Mit der Gleichung (6.10) für die Polytrope läßt sich aus ~ ein ein eingebautes
Druckverhältnis nein berechnen:

(6.33)

bzw. für den Sonderfall der isentropen Zustandsänderungen, der wegen der kom-
pakteren Schreibweise der Gleichungen von nun an zugrundegelegt werden soll:

n.
em
= ~x..
em
• (6.33a)

Dieses sogenannte eingebaute Druckverhältnis nein wird bei leckfreier Verdichtung


im Arbeitsraum stets erreicht, auch wenn die Maschine gegen abweichende Druck-
verhältnisse neff in einer Anlage arbeiten muß. Beim druckseitigen Öffnen des Ar-
beitsraumes soll sich der Arbeitsraumdruck isochor dem Anlagendruck anpassen.

Ebenso ist der Zeitpunkt des Saugventilöffnens am Ende der Rückexpansion nicht
vom Arbeitsraumdruck , sondern von den Steuerorganen abhängig. Die Anpassung
an den Eintrittsdruck soll ebenfalls isochor erfolgen. In den Bildern 6.8a bis 6.8c
ist die Kompression in einem solchen Verdichter mit nein> 1 für verschiedene
Druckverhältnisse n eff im p, V -Diagramm dargestellt.

Bei der Auslegung eines idealisierten, zwangsgesteuerten Verdichters soll das


eingebaute Druckverhältnis nein für die Kompression und die Rückexpansion gleich
groß und dem effektiven Auslegungsdruckverhältnis angepaßt sein. Bei abweichen-
den effektiven Druckverhältnissen im Betrieb bleibt diese Gleichheit der eingebau-
ten Druckverhältnisse infolge der nicht veränderlichen Zwangssteuerung der Ven-
tile erhalten, wie Bild 6.8 voraussetzt.

Wenn das Druckverhältnis ne ff nicht dem eingebauten Druckverhältnis n.


eln ent··
spricht, ist eine Mehrarbeit gegenüber einem Verdichter mit angepaßtem Druck-
verhältnis zu leisten, welche aus den Flächen der dunkel angelegten Dreiecke in
Bild 6.8a und 6.8c resultiert.
423

P
z' Tl.. n• Pl' • P.!,...
PE P,'
PA
TT. n < TT.In

PE
4'
a
0 V

P
Tl.1I • Tl.ln
PA

PE

b
0 V
P 2
PA Tl. n > Tl.in

Bild 6.8. p, V-Diagramm eines Verdichters


mit eingebautem Druckverhältnis
TI. I n bei verschiedenen effektiven
c
o V Druckverhältnissen TI. t t

Die indizierte Arbeit für einen Verdichter mit eingebautem Druckverhältnis läßt
sich nach Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals der Gleichung (6.9) für ver-
schiedene effektive Druckverhältnisse berechnen. Dazu sollen dieselben Verein-
barungen gelten, die bei der Ableitung von Gleichung (6.28) getroffen worden sind.
Nach Integration ergibt sich:

P1 V 1 [11.-1
-11.- ]
W, = - - 1
I 11. -
n,
eIn
- 1

11. - 1
P V ---
+~ [ TI 11. _ ( 6.34)
11. - 1 ein

wenn das Volumenverhältnis in Gleichung (6.28) durch das eingebaute Druckverhält-


nis ausgedrückt wird. Bei isentroper Zustandsänderung ist

(6.35)
424

Zusammen mit den Gleichungen (6.19) und (6.20) ergibt sich nach einigen Umfor-
mungen die indizierte Arbeit des idealisierten Verdichters mit eingebautem Druck-
verhältnis TI ein bei Betrieb mit dem Druckverhältnis TIeff :

W. = p
1
V l~ r ~
EH" - 1
TI". 1 - 1 ] -
em
r (1 + d -

1,,- 1 [ ein n:i~ 111·


"-1
+TIeff --
c;
TI
- -,,-
-
1 1-[ , - (1 • d (6.36)

Diese Arbeit setzt sich aus einem bei vorgegebenem eingebautem Druckverhältnis
TI ein konstanten Anteil und einem dem Druckverhältnis TI eff proportionalen Anteil
zusammen. Bemerkenswert ist, daß im Leerlauf, d.h. beim Druckverhältnis
TI eff = 1, die indizierte Arbeit des Verdichters W i '* 0 ist.

Das Eintrittsvolumen V E eines Verdichters mit eingebautem Druckverhältnis TI .


eln
setzt sich aus dem Anteil (V 1 - V 4 ) nach Bild 6.8, der durch die Rückexpansion
des Schadraumvolumens analog Gleichung (6.23) zu

(V 1 - V4) = V H [ 1 - E: (TI:in - 1 ) ] (6.37 )

festgelegt wird, und einem Anteil 6 V, der die Volumenänderung des rückexpan-
dierten Gases beim isochoren Druckausgleich von P4 auf P4 gemäß Bild 6. 8a
bzw. Bild 6. 8c berücksichtigt, zusammen. Durch eine Massen- und Energiebilanz
wird der zweite Anteil zu

6V Il~.
= VH rE."em (1 _ TI eff )]
TI .
eln
(6.38)

berechnet.

Das Eintrittsvolumen V E eines Verdichters mit eingebautem Druckverhältnis Ilein


wird damit:

bzw.
425

1
+ ~ n"'. (6.39)
'" ein

Wird die indizierte Arbeit pro Spiel eines zwangsgesteuerten bei variablem Druck-
verhältnis neff arbeitenden idealisierten Verdichters auf die indizierte Arbeit pro
Spiel eines mit selbsttätigen Ventilen ausgestatteten idealisierten Verdichters mit
!leff bezogen, so ergibt sich ein Vergleichsfaktor 'IV = (W/m) zwani(w/m) selbst·

1 " - 1

"t v
~
" - 1
= ____ ~ ______~
-~(l+E)-ETIK·l+TIff{-~l~TI-.-"--l
em
__ __________
~
e " __
____
~~
- em
________
~ ~
E - (1 + E) TI ."
em
_ L _ _~ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ~

(6.40)

Der Verlauf dieses Vergleichsfaktors ist in Bild 6.9 für verschiedene !l. und t:
em
über dem Druckverhältnis !leff dargestellt.

1.B r--.----,----,---,---,----,--~

1.6 ~-rtlr__--i---l--_i--_t--_t_--"1

~ 1.4 ~~~\~--_r------+-----~~----_t------i_----__j

1.2 ~~H"""&--+----T----t---""t"--~

1.0 LJ~~:f~~~~~~~~~~;;~~~~~TT.in ~ 3.5


L~--~--~~~~--~--~--~

Bild 6.9. Vergleichsfaktoren "Iv für verschiedene eingebaute Druckverhältnisse n.ln


und relative Toträume E.
E.
E. =
°
= 0,05
E. = 0,1

Wenn das Druckverhältnis !leff gleich dem eingebauten Druckverhältnis TIein ist,
erreicht der Vergleichsfaktor den Wert "Iv = 1. Weil dieser Vergleichsfaktor sowohl
mit zunehmendem relativen Totraum E. als auch bei größer werdender Abweichung
426

zwischen neff und nein ansteigt. sollen Verdichter mit eingebautem Druckverhält-
nis • die in Anlagen wechselnder effektiver Druckverhältnisse arbeiten. möglichst
kleine relative Toträume haben.

Beispiel 6. 1 :

Ein Verdichter mit selbsttätigen Ventilen soll Luft isentrop verdichten.

Folgende Daten sind vorgegeben:

Isentropenexponent k = ... ... 1,4 (ideales Gas)

Druck am Eintritt PE 1 bar

Druck am Austritt PA 4 bar


3
Hubvolumen VH = 0,006 m

Vo 3
Schadraumvolumen 0,0003 m
-1
Drehzahl des Verdichters N = 20 s

Zahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung

Es soUen die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom VE sowie das Grenzdruckverhältnis
nmax berechnet werden.

Der Prozeßverlauf entspricht dem im Bild 6.2 dargestellten.

Die innere Leistung Pi kann nach Gleichung (6.26) mit der indizierten Arbeit W i nach Gleichung
(6.31) berechnet werden. Dabei wird der relative Schadraum f: nach Gleichung (6.19) zu

V
f: = ~ = 0,0003 - 0 05
VH 0,006 - ,

und das Druckverhältnis n nach Gleichung (6.21)" zu

berechnet.

Damit wird die indizierte Arbeit zu

1) 11'~'~ 1)
1 1,4 - 1
Wi =1 10 5 .0,006 [1 - o,OS( 4T,4 - 1 (4--r:r- - = 934,26 Nm

und die innere Leistung

Pi = N ZN W i = 20·1 .934,26 = 18685 W = 18,685 kW.


427

Das Eintrittsvolumen V E ergibt sich nach Gleichung (6. 23a), wenn eine isentrope Zustandsänderung an-
genommen wird, zu

1
V E = VH [ 1 - E( TI 1/>1. - 1) J = 0,006 ( 1 - 0,05 (41:4 1) J = 0,00549 m3

und damit der Eintrittsvolumenstrom VE nach Gleichung (6.27) zu

• 3
VE =N ZN V E = 20· 1 ·0,00549 = 0,1098 m /s.

Das Grenzdruckverhältnis wird nach Gleichung (6.25) zu

Il max = ( E1 + 1 )" = (0,05


1 + 1 )1,4 = 70,975.

Der betrachtete Kolbenverdichter stellt seine Förderung somit bei einem Gegendruck von etwa
Pmax = 71 bar ein.

Beispiel 6.2:

Von einem zwangsgesteuerten Verdichter (Schraubenverdichter ) sind folgende Daten bekannt:

Isentropenexponent k = >1. 1,4 (ideales Gas)

Druck am Eintritt bar

Effektives Druckverhältnis 3

Eingebautes Druckverhältnis 2,5

Hubvolumen 0.000172 m 3

Relativer Schadraum o
-1
Drehzahl des Verdichters N 190 s

Zahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung 4

Es sollen die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom VE' das minimale abgeschlossene
Volumen V min und der Vergleichsfaktor 1V berechnet werden.

Der Prozeß läuft nach Bild 6. 8c mit V 3 V4 = V0 = 0 wie nachfolgend skizziert ab:

p.+-----.,....,

PE+-----t---~

o v
428

Die indizierte Arbeit bei Betrieb mit effektivem Druckverhältnis folgt dabei mit E = 0 aus Glei-
chung (6.36) zu

- VH [_l_(TI":l
W i-PE ,,_ 1 ein -
1) - 1 +
TI TI-~l '
eff ein

1
W i = 1 • 10
5
• 0,000 172 ~ ~
1 ( 2,5~
1 4
' - 1) - 1 + 3.2,5- 8 1= 22,485Nm.

Für die innere Leistung ergibt sich nach Gleichung (6.26)

Pi = N ZN W i = 190·4 . 22,485 = 17089 W = 17,089 kW.

Das Eintrittsvolumen folgt aus Gleichung (6.39) mit E = 0 zu

3
V E = VH = 0,000172 m •

Damit wird der Eintrittsvolumenstrom nach Gleichung (6.27)

. = N ZN V = 190 . 4 • 0,000172 = 0,1307 m 3/ s.


V E E

Das minimale abgeschlossene Volumen ist nach Gleichung (6.32)

V
max
vmm
.
~ein

mit dem eingebauten Volumenverhältnis nach Gleichung (6. 33a)

~.
eIn TI".
= eIn = 2,58 1,924.

Nach Gleichung (6.20) ist mit V max = V 1 das maximale Volumen bei E =0

Vmax=V H •

Damit ergibt sich das minimale abgeschlossene Volumen

V
V. ~=0,000172=894.1O-6m3.
mm ~ein 1,924 '

Mit E = 0 wird der Vergleichsfaktor nach Gleichung (6.40)

1
--1
" -
(TI."-1) -l+TI TI. 1
-K-

em
-1
--;;:

eff em
YV = " - 1 '

~(TI~-l)
429

1 4 - 1 )
t:h(2,5~_1 -1+3.2,5- n
.!....!..:.....
1,4 -1 1,4 _1)
YV = = 1,0129.
~(3

Es muß somit gegenüber einem Verdichter mit angepaßtem eingebauten Druckverhältnis eine um
etwa 1,3 % größere Leistung aufgebracht werden.

6.1. 1. 2 Bemerkungen zu realen Verdichterprozessen

Reale Verdrängerverdichter weichen in ihrem Prozeßverlauf von den in Abschnitt


6.1.1.1 betrachteten idealisierten Prozessen ab. Am Beispiel des Hubkolbenver-
dichters mit selbsttätigen Ventilen und der Hubkolbenpumpe sollen die Vorgänge in
der realen Maschine betrachtet werden.

Hubkolbenverdichter

Anhand des Indikatordiagramms eines Hubkolbenverdichters (Bild 6.10), in dem


der gemessene Gasdruck über dem Zylindervolumen aufgetragen ist, läßt sich das
Arbeitsspiel wie folgt beschreiben:

P
c
P"""'hub HH'-=..--=--~I
PA ~~~-----~

\--- - - - V'- - - - ----l


Vo--'------------ VH- - - - ---' Bild 6.10. Indikatordiagramm eines
realen Hubkolbenverdich-
o v ters

Ansaugen beim Hub von d nach a mit dem mittleren Ansaugedruck PA ' in d
nsaug
öffnet das Saugventil , in d I ist das Saugventil offen, in a schließt das Saugven-
til bei einem gegenüber dem Eintrittsdruck PE um t,PE abgesenkten Zylinder-
druck;
430

- Verdichten von abis b, in 1 ist nach einer Volumenverkleinerung um b.V" der


Eintrittsdruck PE erreicht. Die frisch angesaugte Gasfüllung einschließlich des
von 4-1 expandierten Restgasanteils nimmt im Zylinder das Volumen V" ein. In
2 ist der Austrittsdruck erreicht;

- Ausschieben beim Hub von b bis c mit dem mittleren Ausschiebedruck PAusschub '
in b öffnet das Druckventil , in b I ist das Druckventil offen, in c schließt das
Druckventil bei einem gegenüber dem Austrittsdruck PA um t;. PA erhöhten Zylin-
derdruck;

- Rückexpansion des im Schadraum verbliebenen Gases von c nach d, in 3 ist der


Austrittsdruck erreicht, in 4 ist der Eintrittsdruck erreicht, bei Ventilöffnung
in 4 stünde zum Ansaugen der frischen Gasmenge das Volumen V' zur Verfü-
gung.

Das Durchströmen der Ventile beim Ladungswechsel bewirkt eine Drosselung, so


daß die Zylinderdrücke beim Ansaugen bzw. beim Ausschieben von den Drücken PE
am Eintritt bzw. PA am Austritt abweichen. So ist der mittlere Saugdruck
PA niedriger als der Eintrittsdruck PE und der mittlere Ausschiebedruck
nsaug
PAusschub höher als der Austrittsdruck PA.

Die Fläche in Bild 6.10 oberhalb des Ausschiebedruckes PA stellt die Mehrarbeit
dar, die infolge der Drosselung durch die "Ventile beim Ausschieben aufzubringen
ist. Wird dieser Flächeninhalt als Rechteck über der Ausschublinie 2-3 darge-
stellt, so ergibt sich aus der anderen Rechteckseite der mittlere Ausschiebedruck
PAusschub (Bild 6.10), welcher auf den Austrittsdruck PA bezogen, als das
Druckverhältnis nAusschub bezeichnet wird:

n _ PAusschub
Ausschub - PA •

Sein Wert liegt im allgemeinen bei

1,02 0;;; ilAusschub 0;;; 1,06.

Die Fläche unterhalb des Arisaugedruckes PE entspricht einer infolge der Drosse-
lung mehr aufzubringenden Arbeit beim Ansaugen, die als Rechteck wiederum über
dem gesamten Ansaugehub von 4 nach a dargestellt, als Rechteckhöhe den mittle-
ren Ansaugedruck PAnsaug ergibt. Das mit dem Eintrittsdruck PE gebildete
Druckverhältnis
431

TI = PAnsaug
Ansaug PE

liegt im allgemeinen bei

0, 94 ~ I1 A ~ 0,97.
nsaug

Neben diesen im Indikatordiagramm auffallenden Abweichungen vom idealisierten


Prozeß gibt es noch weitere, weniger sichtbare Einflüsse, die herrühren von

- der Arbeitsweise der Ventile;

- Druckschwankungen außerhalb des Arbeitsraumes ;

- Undichtigkeiten;

- dem Wärmeaustausch mit den Zylinderwänden.

Hubkolbenverdichter sind zum größten Teil mit selbsttätigen Ventilen ausgestattet,


die im Prinzip aus einer durch eine Feder auf den Ventilsitz gedrückten Ventilplat-
te bestehen. Durch den an der Ventilplatte anliegenden Differenzdruck wird das
Ventil gegen die Kraft der Feder geöffnet.

Obwohl richtig abgestimmte Ventile fast während des ganzen Ladungswechselhubes


geöffnet sind, verlaufen die Ansauge- und Ausschublinie im Indikatordiagramm
dennoch nicht horizontal, weil die unterschiedliche Kolbengeschwindigkeit wäh-
rend des Hubes zu unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten und Druckverlu-
sten an den Ventilen und damit zu unterschiedlichen Drücken im Zylinder führt.
Reicht der Gasdruck nicht aus, um die Ventilplatte gegen die Federkraft ständig
offen zu halten, so gerät diese in Schwingungen, was sich im Indikatordiagramm
als wellenförmige Linie während des Ladungswechsels äußert.

Bei richtiger Abstimmung der Feder-Massencharakteristik soll das Druckventil


beim Verdichtungshub nach Erreichen des Ausschiebedruckes öffnen und im OT bei
Kolbenumkehr schließen, dagegen soll das Saugventil nach der Rückexpansion bei
Erreichen des Ansaugedruckes öffnen und bei Kolbenumkehr im UT schließen. Ist
die Ventilfeder falsch dimensioniert, so kann es zu Abweichungen von diesem idea-
len Verhalten kommen. Schließen die Ventile bei zu schwacher Feder zu spät, so
endet die Rückexpansion bei einem größeren Volumen V 4 und die Verdichtung bei
einem kleineren Volumen V 2 • Wenn die Ventile bei zu starker Feder zu früh
schließen, beginnt die Verdichtung bei einem tieferen Druck, die Rückexpansion
bei einem höheren Druck.

Undichtigkeiten der Ventile und der Abdichtung zwischen Kolben und Zylinderwän-
den führen dazu, daß die Masse während der Verdichtung und die während der Rück-
432

expansion nicht konstant ist. Im Indikatordiagramm äußert sich das in einer fla-
cher verlaufenden Verdichtungslinie , und in einer steiler verlaufenden Rückexpan-
sionslinie .

Sind an den Flanschen der Maschine lange Rohrleitungen angeschlossen, so können


infolge der periodischen Arbeitsweise der Hubkolbenmaschine darin Gasschwingun-
gen entstehen. Weiterhin ist bei mehrstufigen Kompressoren nicht immer gewähr-
leistet, daß die benachbarten Stufen in dem Maße Volumen fördern, wie es das Ar-
beitsspiel der betrachteten Stufe gerade erfordert, so daß in den verbindenden Rohr-
leitungen und Kühlern zwischen den Stufen Gasschwingungen angeregt werden.

Das im Indikatordiagramm auftretende Überschwingen des Druckes am Ende der


Rückexpansion und am Ende der Verdichtung ist auf die Trägheit der Ventile zurück-
zuführen.

Wenn auch das System "Stufe" als adiabat angenommen werden kann, so beeinflus-
sen doch innere Wärmeflüsse die Zustandsänderungen [7, 4, 5J. Die systembe-
grenzenden Bauteile kommen abwechselnd mit unverdichtetem, kaltem und mit ver-
dichtetern, heißen Gas in Berührung. Ein dadurch hervorgerufener periodischer
Wärmeaustausch zwischen Gas und Zylinder bzw. Kolben verändert arbeitsspielab-
hängig den Polytropenexponenten, wie im T, s-Diagramm gemäß Bild 6.11 darge-
stellt .

Bild 6.11. Einfluß der inneren Wärmeflüsse


auf die Zustandsänderung eines
o s Kolbenverdichters

Im zweiten Teil der Rückexpansion von 3 nach 4, während des Ansaugehubes von 4
nach 1 und noch im ersten Teil der Verdichtung von 1 nach 2 wird dem Gas Wärme
zugeführt, was an der Entropiezunahme im T, s-Diagramm zu erkennen ist. Sobald
die Temperatur des Gases bei der Kompression von 1 nach 2 die der Wandungen er-
433

reicht hat, ändert sich die Richtung des Wärmestroms • Das Gas gibt dann bei der
weiteren Verdichtung, beim Ausschieb en von 2 nach 3 und im ersten Teil der
Rückexpansion Wärme an die Wandungen ab, wobei die Entropie abnimmt. Wird
der durch die Punkte 1 und 2 berechnete Polytropenexponent als mittlerer Poly-
tropenexponent bezeichnet, so ist der wirkliche im ersten Teil der Verdichtung
größer und im letzten Teil kleiner als der mittlere. Ebenso ist es bei der Riickex-
pansion von 3 nach 4.

Der theoretisch ansaugbare VoZumenstrom V th wird durch den Hubraum V H ge-


mäß Bild 6.10, die Anzahl der Arbeitsspiele ZN pro Umdrehung sowie durch die
Drehzahl N bestimmt:

(6.41)

Tatsächlich wird jedoch je Hub nur das auf den Eintrittszustand PE' TE bezogene
Volumen V E < VH angesaugt. Der sogenannte Füllungsgrad AF stellt das Ver-
hältnis dieser bei den Volumina bzw. das ihrer Volumenströme dar:

(6.42)

In der Regel ist "F < 1. Die Einflüsse, welche zu dieser Minderung des theoreti-
schen Volumenstroms führen, sollen anhand des Indikatordiagramms (Bild 6.10)
erläutert werden [4, 13J.

Die Rückexpansion des im Schadraum V 0 befindlichen Gases auf den Eintrittsdruck


PE verkleinert das für den Ansaugehub zur Verfügung stehende Volumen auf V' ,
wie in Bild 6.10 dargestellt. Dieses auf das Hubvolumen V H bezogene Volumen
V' wird als Volumenkoeffizient "V bezeichnet:

(6.43)

Nach Beendigung des Ansaugevorganges ist der Druck im Zylinder um LI PE kleiner


als der Eintrittsdruck PE' der erst wieder nach einer geringen Kompression
bis zum Punkt 1 erreicht wird. Die dabei, bezogen auf den Eintrittsdruck PE be-
nötigte Volumenverkleinerung wird durch den DY'uckkoeffizienten "p berücksichtigt:

1 LI V" (6.44)
- V H "V·
434

Die Volumenverhältnisse AV und Ap können dem Indikatordiagramm entnommen


werden. Ihr Produkt ergibt den indizierten Füllungsgrad \ ;

V"
A. = A AV = V. (6.45)
1 P H

Die im Zylinder befindliche Gasmasse hat, bezogen auf den Eintrittsdruck , infolge
der Erwärmung, z.B. durch die heißen Zylinderwände und Ventile, stets eine ge-
ringere Dichte p" als dieselbe Masse beim Eintrittszustand E. Das Verhältnis

(6.46 )

wird als Temperaturkoeffizient AT oder Aufheizungsgrad bezeichnet.

Aus den Gleichungen (6.42) bis (6.46) folgt somit für den Füllungsgrad:

(6.47)

Mit den im Indikatordiagramm Bild 6.10 abzulesenden Beziehungen und Gleichung


(6.43) ergibt sich für den Volumenkoeffizienten :

(6.48)

Das Volumen V 4 läßt sich bei Annahme konstanter Gasmasse und einer polytro-
pen Rückexpansion mit dem Exponenten n 34 berechnen:

(6.49)

Bei Annahme t.PA «PA und P4 = PE ergibt sich:

(6.50)

Mit der Definition des relativen Schadraumes nach Gleichung (6.19)


435

folgt für die Gleichung des Volumenkoeffizienten:

(6.51)

AV hängt außer vom Polytropenexponenten der Riickexpansion n 34 und dem bekann-


ten Stufendruckverhältnis Tl nur noch von der Größe des relativen Schadraumes e:
ab und läßt sich daher mit relativ guter Genauigkeit bestimmen.

Mit dem Druckkoeffizienten A wird der Einfluß der Druckabsenkung im Zylinder


p
durch den Ansaugehub berücksichtigt. Die Kompression vom Verdichtungsanfangs-
druck im Zylinder (PE - Cl PE ) auf den Eintrittsdruck PE erfordert die Verkleine-
rung des Zylindervolumens (V o + V H ) um den Wert tN". Mit dem Polytropenex-
ponenten zu Anfang der Verdichtung n E wird

(6.52)

Weil 6PE «PE ist, gilt genügend genau:

Cl V" 1 ClPE
(6.53)
V0 + VH n E PE

Werden die Gleichungen (6.20) und (6.53) in die Definitionsgleichung für Ap (6.44)
eingesetzt, so ergibt sich für den Druckkoeffizienten :

(6.54 )

Da die Druckabsenkung im Zylinder ClP E von konstruktiven Details, z.B. bei der
Gestaltung der Ventile und Rohrleitungen, abhängt, ist die Größe des Druckkoeffi-
zienten schlecht abzuschätzen.

Der Temperaturkoeffizient ist nach Gleichung (6.46) definiert. Aufgrund der Er-
wärmung beim Einströmen und der Druckerhöhung ClPE beim Beginn der Verdich-
tung ist die Dichte des Gases im Zylinder pI' kleiner als die auf den Eintrittszu-
436

stand bezogene Dichte PE. Unter Annahme konstanter Masse im Zylinder. wenn
T" > TE die Temperatur des Gases ist. ergibt sich:

V E PE = V" pli (6.55)

bzw.

PE V E PE V"
-T-- = -T-'-'- (6.56)
E

So kann der als Volumenverhältnis definierte Temperaturkoeffizient auch als Tem-


peraturverhältnis ausgedrückt werden:

(6.57)

Da die Temperaturerhöhung beim Einströmen aus vielen Einflüssen resultiert. kann


der Temperaturkoeffizient nur schwer abgeschätzt werden [8, 13, 4].

Infolge von Undichtigkeiten im Zylinder-Kolbensystem erreicht nicht die gesamte


angesaugte Gasmasse

den Maschinenaustritt , sondern nur die Masse

Wird VA auf den Eintrittszustand bezogen, so ergibt sich das Nutzeintrittsvolumen


V EN' d.h.

Das Verhältnis dieser Massen bzw. der auf den Eintrittszustand bezogenen Volu-
mina oder Volumenströme wird als Abdichtgrad AD bezeichnet:

mA V EN YEN
=m E = VE = V (6.58)
E

Um den Einfluß der Leckverluste erkennen zu können, soll in einem Diagramm


(Bild 6.12) der Verlauf des Druckverhältnisses II über dem Nutzeintrittsvolumen-
strom YEN aufgetragen werden, wobei derselbe Verdichter bei verschiedenen
437

Drehzahlen N sowohl ohne als auch mit Beri.'-::ksichtigung der Leckagen betrachtet
werden soll.

"
Bild 6.12. Kennfeld eines Kolbenverdich_
ters bei verschiedenen Dreh-
zahlen N
lL-_________~_________~~______~-- ohne Leckagen
o ~N mit Leckagen

Infolge des Schadraumes ergibt sich beim leckfreien Verdichter unabhängig von der
Drehzahl ein maximales Druckverhältnis Il max ' bei dem der Volumenkoeffizient
"V = 0 gemäß Gleichung (6.51) ist. Damit wird auch der Nutzeintrittsvolumen-
strom VEN nach den Gleichungen (6.47) und (6.58)

Der leckbehaftete Verdichter wird durch den Abdichtgrad "D charakterisiert ge-
mäß Gleichung (6.58)

1 ilrn
- rn E •

Während der Massenstrom rn E bei konstanten Eintrittsdaten von der Zahl der Um-
drehungen pro Zeiteinheit abhängt, ist der Leckmassenstrom ilrn nur zeitabhängig,
wenn konstante Spaltflächen , Gaseigenschaften , Ruhetemperaturen und Druckver-
hältnisse angenommen werden, d.h. mit steigender Drehzahl des Verdichters wird
das Verhältnis il.rn
m
kleiner und damit nähert sich der Abdichtgrad "D mit steigen-
E
der Drehzahl dem der dichten Maschine, so daß auch das effektive Druckverhältnis
größer wird.

Da die Leckmassenströme il rn nach Abschnitt 3.4.2 beim Druckverhältnis Il = 1 zu


Null werden und mit steigendem Druckverhältnis zunehmen, ergeben sich die Kur-
venverläufe des Bildes 6.12.

Hubkolbenpumpe

Unter der Voraussetzung, daß sowohl die funktionsrelevanten Bauteile der Pumpe
als auch das Fluid selber unelastisch sind, und daß keine Leckagen auftreten,
stellt sich das Indikatordiagramm einer solchen Flüssigkeitspumpe in Verdränger-
bauart gemäß Bild 6.13 dar.
438

p
c b
'1
3 Z

4 1
g
d f 0
- Vo VH
Bild 6.13. Indikatordiagramm einer rea-
o v len Kolbenpumpe

Dabei läuft das Arbeitsspiel wie folgt ab;

- Ansaugen beim Hub von d nach a mit dem gegeniiber dem Eintrittsdruck PE ab-
gesenkten mittleren Druck PA ' in d öffnet das Saugventil , in d I ist das
nsaug
Saugventil offen, in a schließt das Saugventi 1 ;

- Druckerhöhung in der Flüssigkeit bei Kolbenumkehr von a nach b, in 1 ist der


Eintrittsdruck PE erreicht, in 2 ist der Austrittsdruck PA erreicht;
- Aussc hieben beim Hub von b nach c mit dem gegenüber dem Austrittsdruck PA
erhöhten mittleren Druck PAusschub ' in b öffnet das Druckventil , in b I ist das
Druckventil offen, in c schließt das Druckventil ;

- Druckabsenkung in der Flüssigkeit bei Kolbenumkehr von c nach d, in 3 ist der


Austrittsdruck PA erreicht, in 4 ist der Eintrittsdruck PE erreicht.

Aufgrund des inkompressiblen Fluids wird in der Pumpe keine Volumenänderungs-


arbeit am Fluid verrichtet. Die Druckänderungen finden in den Momenten der Kol-
benumkehr auf den Isochoren von a nach b für die Druckerhöhung und von c nach
d für die Druckabsenkung statt (Bild 6.13). Der gegenüber dem Austrittsdruck
PA höhere Ausschiebedruck PAusschub ist ebenso wie der gegenüber dem Eintritts-
druck PE niedrigere Ansaugedruck PA auf die drosselnde Wirkung der Ven-
nsaug
tile zurückzuführen. Die Druckspitzen und die -schwankungen des Zylinderdruckes
im Indikatordiagramm (Bild 6.13) resultieren aus dem Verhalten des schwingungs-
fähigen Feder-Massesystems der Ventile.

Der theoretisch angesaugte Volumenstrom wird analog Gleichung (6.41) zu


Vth = ZN N VH berechnet. Nach dem Indikatordiagramm gemäß Bild 6.13 steht das
gesamte Hubvolumen VH für den Ansaugehub zur Verfügung. Infolge des inkom-
pressiblen Fluids verkleinert weder die Druckabsenkung von PA auf PE noch die
Druckerhöhung von PA auf PE das für den Saughub zur Verfügung stehende
nsaug
Hubvolumen VH . Der mit Gleichung (6.47) definierte indizierte Füllungsgrad Ai
hat daher für Pumpen, die ein inkompressibles Fluid fördern, stets den Wert
439

\ = 1. Da bei inkompressiblen Fluiden keine Volumenänderungsarbeit übertragen


werden kann. findet eine Erhöhung der inneren Energie gemäß Gleichung (2.222)
Abschnitt 2.2.3.1 nur durch dissipative Vorgänge statt. Infolge der großen spezi-
fischen Wärmekapazität von inkompressiblen Fluiden ist die damit verbundene Tem-
peraturerhöhung in der Regel vernachlässigbar • so daß auch der mit Gleichung
(6.46) definierte Aufheizungsgrad AT den Wert AT =1 annimmt. Nach Gleichung
(6.47) nimmt damit auch der Füllungsgrad AF bei Pumpen den Wert AF = 1 an.
Dami t gilt für Pumpen VE = Vth .

Der Einfluß der Leckagen wird durch den Abdichtgrad AD nach Gleichung (6.58)
berücksichtigt. der bei Hubkolbenpumpen in der Regel bei AD = 0.96 - 0.98 liegt.

Der Einfluß der Leckagen soll anhand eines Kennfeldes dargestellt werden. in dem
der Austrittsdruck PA über dem Nutzeintrittsvolumenstrom V EN für dieselbe
Pumpe einmal ohne und einmal mit Berücksichtigung der Leckagen für verschiedene
Drehzahlen N aufgetragen ist (Bild 6.14).

N,<N 1 <N)
\ \ \
\ \
\ \
\ \
\ \ \
\ \ \
\
\ \
\ N, \ N1 \ N) Bild 6.14. Kennfeld einer Kolbenpumpe bei
\ \ \ verschiedenen Drehzahlen N
ohne Leckagen
mit Leckagen

Arbeitet die Pumpe ohne Druckerhöhung , also PA = PE' so treten keine Leckver-
luste auf und die beiden gegenübergestellten Pumpen fördern bei gleicher Drehzahl
die gleichen Volumenströme VEN.

Die Druckabhängigkeit der Leckmengen bewirkt bei höheren Austrittsdrücken die


größeren Abweichungen der wirklichen von den theoretischen Kennlinien. Im übri-
gen gelten für die Drehzahlabhängigkeit der Kennlinien mit Leckagen die beim Hub-
kolbenverdichter angestellten Überlegungen.

Beispiel 6.3:

Dem Indikatordiagramm eines Verdichters mit selbsttätigen Ventilen werden folgende Daten nach
Bild 6.10 entnommen:

Polytropenexponent der Verdichtung


von a nach 1 1,45

Polytropenexponent der Expansion


von 3 nach 4 1,5
440

Druck am Verdichtereintritt 10 5 N/m 2

Druck am Verdichteraustritt 5 10 5 N/m 2

Druckdifferenz der Ansaugung N/m 2

Hubvolumen 0,005 m3

Schadraumvolumen 0,0005 m 3

Zu berechnen sind der Volumenkoeffizient AV ' der Druckkoeffizient Ap ' der indizierte Füllungs-
grad Ai und das Volumen t, V".

Lösung:

Der relative·Schadraum ist nach Gleichung (6.19)

Vo 0,0005
€ = V = 0 005 = 0, 1
H '

und das Druckverhältnis nach Gleichung (6.21)

Der Volumenkoeffizient ist damit nach Gleichung (6.51)

AV = 1 - € (nn~4)
- 1 = 1 - 0, l ' ( l-s 1)
5' - =0,8076.

Der Druckkoeffizient folgt aus Gleichung (6.54) zu

1- (1+0,1),4000 5 =0,9624.
1,45.0,8076.1·10

Der indizierte Füllungsgrad ist nach Gleichung (6.45)

'; = Ap AV = 0,8076.0,9624 = 0,7772.

Aus Gleichung (6.53) folgt t, V" zu

6PE 4000 3
t,V" (V O + VH ) - - = (0,0005 + 0,005) 5 - 0,00015 m
nE PE 1,45.1'10

Das Zylindervolumen wird somit zunächst um 6 V" = 0,00015 m 3 verkleinert, ehe der Zylinder-
druck den Eintrittsdruck PE überschreitet.
441

6.1.2 Prozesse der Verdrängermotoren


Allen Verdrängermotoren ist gemeinsam, daß sie Fluidenergie über sich vergrö-
ßernde Arbeitsräume in mechanische Energie eines sich bewegenden Maschinenteils
umsetzen. Weil bei Verdichtern und Pumpen die Druckänderungen im Arbeitsraum
zu einer Richtungsumkehr der an den Ventilen wirkenden Druckkräfte führen, läßt
sich der Massenwechselvorgang auch über selbsttätige Ventile steuern. Dagegen
bleibt bei den Verdrängermotoren die Richtung der an den Ventilen wirkenden Druck-
kräfte stets dieselbe, so daß in diesem Fall eine Zwangssteuerung iiber mechanisch
betätigte Ventile oder über Gehäusesteuerkanten notwendig ist.

6.1. 2.1 Idealisierte Motorprozesse

Für die im folgenden betrachteten Motorprozesse sollen dieselben Annahmen wie


für die Verdichterprozesse nach Abschnitt 6.1.1.1 gelten, wenn nicht weitere Hin-
weise erfolgen.

Der Prozeßverlauf soll am Beispiel des Hubkolbenmotors betrachtet werden. Im


prinzipiellen Aufbau entspricht ein Hubkolbenmotor dem Hubkolbenverdichter mit
zwangsgesteuerten Ventilen, wobei aus den im Kapitel 6.1.1 genannten Gründen
auch die Hubkolbenmotoren einen Totraum haben müssen.

Die Steuerung der Ventile erfolgt nach Bild 6.15 z.B. über eine Nockenwelle, Stö-
ßelstangen und Kipphebel.

Kipphebel Einloßventil

Kolbenringe ~~;s$ss:s~

Kolben -L1F--/~~q-

Bild 6.15. Zum Funktionsprinzip des Hub-


kolbenmotors

Infolge der vom Zylinderdruck unabhängigen Bewegung der Ventile oder anderer
Steuereinrichtungen, besitzen alle Verdrängermotoren ein eingebautes Volumen-
verhältnis ~. nach Gleichung (6.32) und damit nach Gleichung (6.33) auch ein
ein
eingebautes Expansionsverhältnis nein'
442

Die am Beispiel eines Verdichtungs prozesses abgeleitete Beziehung (6.9) für die
indizierte Arbeit W. gilt ebenso für einen Expansionsprozeß, wie er z.B. für einen
1
Motor mit Schadraum V0 und abgestimmten zwangsgesteuerten Ventilen in Bild
6.16 dargestellt ist, wenn der entsprechende gegenläufige Integrationsweg bei der
Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals berücksichtigt wird.

Bild 6.16. Druckverlauf im Zylinder einer


idealisierten Expansionsma-
vo'- '-- - - - schine mit Schadraum , abge-
stimmten zwangsgesteuerten
o v Ventilen und Rückkompression

Es ergibt sich für die indizierte Arbeit W i' die nach Vorzeichenregel (Abschnitt 2.1)
negativ ist:

(6.59)

Der in Bild 6.16 dargestellte und in Gleichung (6.59) hinsichtlich der inneren Ar-
beit berechnete Prozeßverlauf für eine idealisierte Expansionsmaschine, der die
enge Verwandtschaft zum idealisierten Verdichter unterstreichen soll, wird in die-
ser Form im allgemeinen nicht realisiert. Je nach Verwendungszweck werden die
Verdrängermotoren als Volldruck- oder Expansionsmaschinen mit oder ohne Rück-
kompression gebaut.

Vo lldruckmaschinen

In der Volldruckmaschine wird der Kolben während des gesamten Hubweges über
das offene Einlaßventil durch das Fluid unter Eintrittsdruck beaufschlagt. Bei Kol-
benumkehr im unteren Totpunkt schließt das Eintrittsventil. Gleichzeitig öffnet das
Auslaßventil, das Fluid strömt in die Auslaßleitung und stellt so isochor den Druck-
ausgleich her. Danach wird es bis zum oberen Totpunkt bei dem Druck der Auslaß-
443

leitung ausgeschoben. Im oberen Totpunkt schließt das Auslaßventil, während das


Einlaßventil öffnet, so daß der Druck im Zylinder wiederum isochor auf den Ein-
trittsdruck angehoben wird. Mit den idealisierenden Voraussetzungen nach Ab-
schnitt 6.1.1.1 ergibt sich für einen gasbeaufschlagten Hubkolbenmotor das in
Bild 6.17 dargestellte p , V-Diagramm.

p lJ:TIl nicht ousgenutz te


lflliI Exponsionsorbeit
2

Bild 6.17. p, V -Diagramm der idealisier-


o v ten Volldruckmaschine

Bei dem Prozeß dieser Volldruckmaschine wird die Expansionsarbeit des Gases
nicht genutzt, welche der dunkel angelegten Fläche im Bild 6.17 entspricht. Die
indizierte Arbeit ergibt sich aus der Lösung des Integrals nach Gleichung (6.9) zu-
sammen mit Gleichung (6.13) bzw. (6.14):

(6.60)

Wegen der nicht ausgenutzten Expansionsarbeit kann die Volldruckmaschine auch


mit inkompressiblen Fluiden betrieben werden.

Expansionsmaschinen ohne Rückkompression

Die Fluidenergie wird von Expansionsmaschinen besser genutzt, bei denen nur ein
Teil des Volumens bei geöffnetem Einlaßventil mit Gas vom Eintrittsdruck gefüllt
wird. Danach wird das Einlaßventil geschlossen und bei der weiteren Volumenver-
größerung expandiert das Gas auf den Gegendruck.

Beim darauffolgenden Hub wird das expandierte Gas bis zum oberen Totpunkt ausge-
schoben • Danach wird nach Öffnen des Einlaßventils der Druck isochor auf den
Druck PE angehoben.

Geschieht die Expansion bis auf den Austrittsdruck PA' so wird von vollständiger
Expansion (Bild 6.18a) gesprochen. In beiden anderen Fällen, der unvollständigen
Expansion in Bild 6. 18b und der Überexpansion in Bild 6. 18c, müssen Verluste
gegenüber der vollständigen Expansion hingenommen werden.
444

P
PE
n.ln: iJ.j
PE
TTttn : TT. II

PA 3)'
Vo
a 0 V
P
fJ{

b
P

Bild 6.18. p, V -Diagramm der idealisier-


ten Expansiorismaschine (mit
Totraum , ohne Rückkompres-
sion) für verschiedene Druck·-
V verhältnisse
c

Bei der unvollständigen Expansion wird ein Teil der Expansionsarbeit entsprechend
der dunkel angelegten Fläche in Bild 6. 18b nicht ausgenutzt, bei der Überexpansion
wird, da nach dem Öffnen des Auslaßventils ein isochorer Druckausgleich durch in
den Zylinder einströmendes Gas hergestellt wird, mehr Ausschiebearbeit geleistet,
als es nach dem Expansionsenddruck erforderlich wäre. Beides führt zur Verrin-
gerung der indizierten Arbeit gegenüber der vollständigen Expansion.

In der Regel werden Verdrängermotoren so gebaut, daß ihr am Expansionsende er-


reichter Druck über dem Austrittsdruck liegt. Das mit Überdruck ausströmende
Gas entlastet dabei die Ausschiebearbeit des Kolbens. Gemäß Bild 6. 18b vergrö-
ßert· eine vollständige Ausnutzung der Expansionsarbeit das Hub- und damit das
Bauvolumen des Motors beträchtlich, ergibt aber nur einen kleinen Gewinn an in-
dizierter Arbeit.

Für den Expansionsprozeß nach Bild 6.18 soll die indizierte Arbeit für ein ideales
Gas unter folgenden Annahmen, die in der Mehrzahl mit den idealisierenden Voraus-
setzungen übereinstimmen, ermittelt werden:
445

- Isobares Füllen;

- Isobares Ausschieben ;

- Isentrope Expansion mit eingebautem Druckverhältnis ;

- Isochore Druckerhöhung bei Füllungsbeginn im oberen Totpunkt;

- Isochorer Druckausgleich am Ende der Expansion.

Wird das Integral nach Gleichung (6.9) gelöst. so ergibt sich unter Benutzung der
Gleichungen (6.11) bis (6.14) für die indizierte Arbeit:

(6.61)

Das Volumen am Anfang der Expansion V 2 kann über das eingebaute Druckverhält-
nis angegeben werden:

1
-K
(:!)
1 1

V2 = V3 = (V o + VH ) TI:i~ = VH (l + e) TI:i~· (6.62)

Weiterhin entspricht das Volumen im oberen Totpunkt dem Totraum VO. und das Vo-
lumen im unteren Totpunkt der Summe aus Hub- und Totraum •

PE
Mit dem effektiven Druckverhältnis n =- ergibt sich die indizierte Arbeit zu:

l
eff PA

1 + e
~ em
1( '1.-1
TI-. K TI-.-"- - 1) +
em
(e - em
1
(1 + e) TI-. K ) + -TI
1
eff
• (6.63)

Sie setzt sich aus einem nur vom eingebauten Druckverhältnis TIein abhängigen und
einem dem effektiven Druckverhältnis TIeff umgekehrt proportionalen Anteil zu-
sammen. Bemerkenswert ist. daß die indizierte Arbeit schon bei einem Druckver-
hältnis TIeff = TI min > 1 den Wert Wi =0 annimmt.

Wie in Bild 6. 18c dargestellt ist. setzt sich bei effektiven Druckverhältnissen
TIeff < nein die bei einem Arbeitsspiel umfahrene Fläche aus einem positiven und
einem negativen Anteil zusammen. Im Grenzfall TI eff = TI min sind die Beträge bei-
der Anteile gleich groß. so daß die indizierte Arbeit zu W i = 0 wird.
446

Das minimale Druckverhältnis nmin folgt aus der Bedingung Wi =0 zu

1
(6.64)

Unterschreitet das effektive Druckverhältnis neU das minimale Druckverhältnis


n . , so wird W. > 0, d.h. der Motor muß zur Realisierung dieser Betriebspunk-
mln 1
te fremdangetrieben werden.

Für den Sonderfall n. = 1 geht Gleichung (6.63) in Gleichung (6.60) über, das
em
minimale effektive Druckverhältnis wird zu nmin = 1.

Das Eintrittsvolumen VE des Verdrängermotors setzt sich aus dem beim Hub von
1 nach 2 gemäß Bild 6.18 einströmenden Anteil

1
(V 2 - V 1) = VH [ (1 + e) nei~ - € ] (6.65)

und einem Anteil 6 V zusammen, der im oberen Totpunkt OT in das Schadraumvo-


lumen V0 einströmen muß, um den Eintrittsdruck PE herzustellen. Wird für die
Zustandsänderung in der oberen Totlage eine Massen- und Energiebilanz aufgestellt,
so ergibt sich der zweite Anteil zu

(6.66)

Je höher der Eintrittsdruck ist, desto größer wird das zum Auffüllen des Schad-
raumvolumens benötigte Gasvolumen 6 V. Das gesamte Eintrittsvolumen VE des
Motors resultiert aus der Summe beider Anteile

bzw.

(6.67)
447

Expansionsmaschinen mit Rückkompression

Der Totraum einer Maschine ohne Rückkompression muß bei jedem Arbeitsspiel
durch Einströmen von Frischgas ohne Arbeitsleistung aufgefüllt werden, bis der
Eintrittsdruck im Zylinder erreicht ist. Diese dissipativen Vorgänge senken den
Wirkungsgrad. Wird dagegen ein Arbeitsprozeß mit Rückkompression nach Bild
6.19 verwirklicht, so ist der Totraum bei Füllungsbeginn mit verdichtetem Gas un-
ter Eintrittsdruck gefüllt, so daß eintretendes Frischgas unmittelbar bis zum Er-
reichen des Flillungsendes Arbeit am Kolben leisten kann.

p
Füllen
1
Expandieren

PA-I---:/.!--~...L.-"-'-L""'""-1f-'-....L..."-"':-' 3 Bild 6.19. p, V -Diagramm der idealisier-


Kompressionsl inie Ausschieben ten Expansionsmaschine mit
vollständiger Expansion und
o v Rückkompression

In der Regel wird dieser Prozeßverlauf mit Rückkompression bis auf den Eintritts-
druck nicht verwirklicht, da bei kleinen Volumina und großen Drücken die Gefahr
der Überkompression besteht. Wegen der notwendigen größeren Hublänge und dem
damit zusammenhängenden Bauvolumen wird auch auf eine vollständige Expansion
verzichtet (Bi ld 6.20) •

3'
Bild 6.20. p, V -Diagramm der idealisier-
ten Expansionsmaschine mit
unvollständiger Expansion und
o v Rückkompression

Aufgrund der durch die Kinematik vorgeschriebenen Ventilbewegungen ist das ein-
gebaute Druckverhältnis nein dieses Prozesses bei der Expansion und bei der
Rückkompression zu berücksichtigen.
448

Um die energetischen und volumetrischen Berechnungen zu vereinfachen, wird das


eingebaute Druckverhältnis lI ein sowohl für die Expansion als auch für die Rückkom-
pression gleich groß angenommen. Weiterhin sollen folgende Annahmen gelten:

- Isobares Füllen;

- Isentrope Expansion mit eingebautem Druckverhältnis lIein ;

- Isochorer Druckausgleich am Ende der Expansion;

- Isobares Ausschieben ;

- Isentrope Rückkompression mit eingebautem Druckverhältnis lIein ;

- Isochorer Druckausgleich am Ende der Rückkompression.

Für diesen Fall des Arbeitsprozesses soll die indizierte Arbeit berechnet werden.

Nach Lösung des Integrals gemäß Gleichung (6.9) ergibt sich die indizierte Arbeit
W. zu:
1

(6.68)

Mit der Gleichung (6.19) und den Zusammenhängen

1
)\

(6.69)

PE
II =-
eff PA

läßt sich nach einigen Umformungen schreiben:

W.1 - (1 + d lI: i : ~ - 1 ~-

(6.70)
449

Die indizierte Arbeit dieses Prozesses setzt sich aus einem nur vom eingebauten
Druckverhältnis Dein abhängigen Anteil und einem dem effektiven Druckverhältnis
TIeff umgekehrt proportionalen Anteil zusammen. Analog zu Gleichung·(6.63) wird
W. schon bei einem effektiven Druckverhältnis TI ff = TI . > 1 zu W. = 0, welches
i emin i
aus der Bedingung W. = 0 nach Gleichung (6.70) berechnet werden kann:
i

[ E: n~.ein _ (1 + E:) ] _ ~1
11. -
TI~.ein [TIein
11..: 1 _ 1 ]
(6.71)
1 1 11.-1 ]
[ E:-(1+dTI.
-~] 1+E: -~[
+--lTI.
--11.-
TI. -1
ein 11. - ein ein

Für den Sonderfall TI. = 1 geht Gleichung (6.70) in Gleichung (6.60) über, das
ein
minimale Druckverhältnis wird zu n . = 1.
min

Infolge der nur unvollständigen Rückkompression des Restgases setzt sich das Ein-
trittsvolumen V E aus dem beim Hub von 1 nach 2 gemäß Bild 6.20 angesaugten
Anteil

1
(V 2 - Vi) = VH [ (1 + d n:i~ - E: ] (6.72)

und einem zweiten Anteil to V zum Auffüllen des Totraumes vom Druck pi auf den
Druck P1 gemäß Bild 6.20 zusammen. Dieser zweite Anteil ergibt sich analog
Gleichung (6.66) zu

to V = VH ~11. [ (1 - nein)
neff J (6.73)

Das gesamte Eintrittsvolumen ergibt sich aus der Summe bei der Anteile

bzw.

1
VE =VH [ (1 + E:
) TI. 11. - E: + -
E: 11.)]
( 1 - -n-
ein
. (6.74)
em 11. eff

Der Verlauf des Quotienten V E/V H ist im Bild 6.21 für verschiedene eingebaute
Druckverhältnisse bei konstantem relativen Schadraum E: über dem effektiven Druck-
450

verhältnis TI eff für TI eff ~ TIm in (Gleichung 6.71) aufgetragen. Dabei ist zu beach-
ten daß für TI ff < n . der Motor fremd angetrieben werden muß.
• emIn

o.4.------,..-------r------,---------,
-------------- 1 4
~-+_--_t--I 77eln =

0.3 f---- 7"'-- t - - - - - - t -


------------1-- --
0,2
~_ _+- - - -I I 77... ,9

0. 11--+-------i----:"...,c.~-_+----__+----_____i

/
°1UL~~-L
5 --------1L
O --------~
1 5------~20·
77elf

Bild 6.21. V E Iv H, [Je t t -Diagramm eines Verdrängermotors mit konstantem relati-


ven Schadraum 1: = 0,1 bei verschiedenen eingebauten Druckverhältnissen
TI e I n
--- nett> [Jm!n
o TI. t t = TI.! n (W I = 0)
TI. t t < TI.! n
asymptotischer Grenzwert für [Je t t ... co

Mit zunehmendem Druckverhältnis TIeff nimmt bei konstantem TI ein der Einfluß der
nicht abgestimmten Rückkompression ab, so daß vE/v H asymptotisch einem
Grenzwert zustrebt. Mit kleinerem eingebauten Druckverhältnis nein nimmt die
notwendige Füllung zu. Für effektive Druckverhältnisse TI eff « TI ein wird VE/VH
negativ. Durch die Rückkompression wird in diesen Betriebspunkten mehr Volu-
men auf den Eintrittsdruck PE gefördert. als zur Füllung des Zylindervolumens
benötigt wird.

Infolge der besseren Ausnutzung der Fluidenergie sind die Austrittstemperaturen


bei Expansionsmaschinen bei gleicher Anfangstemperatur und gleichen Druckver-
hältnissen erheblich niedriger und die Wirkungsgrade entsprechend höher als bei
Volldruckmaschinen. Da Druckluftmotoren häufig mit bis auf Umgebungstempera-
tur abgekühlter Druckluft betrieben werden. besteht bei Expansionsmaschinen ei-
ne wesentlich größere Gefahr der Vereisung als bei Volldruckmaschinen, wenn die
Luft nicht vollständig trocken ist. So ist zwischen geringeren Betriebskosten in-
folge besseren Wirkungsgrades mit höherem Kostenaufwand für die Trocknung der
Luft bei der Expansionsmaschine gegenüber den höheren Betriebskosten ohne Trok-
kenaufwand bei der Volldruckmaschine zu entscheiden.
451

Beispiel 6.4:

Ein als Expansionsmaschine ohne Rückkompression ausgeführter Verdrängermotor arbeitet mit


Luft. Es sind folgende Daten gegeben:

Isentropenexponent k = " K 1,4 (ideales Gas)

6 . 105 2
Druck am Motoreintritt PE N/m

Effektives Druckverhältnis neff 3

Eingebautes Druckverhältnis n. 2
em
Hubvolumen VH = 26,6 . 10- 6 m 3

Relativer Schadraum E = 0,02


-1
Motordrehzahl N = 50 s

Zahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung ZN = 10

Zu bestimmen sind die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom YE und das minimale zum
Drehen des Motors erforderliche Druckverhältnis rr
mm

Der Prozeßverlauf entspricht dem des Bildes 6. lab. Die innere Leistung Pi wird nach Gleichung
(6.26) mit der indizierten Arbeit W i nach Gleichung (6.63) berechnet.

W. = 6 • 105 • 26,6 . 10 -6
I
j 1 + 0,02
1,4 - 1

W i = - 8,7400 Nm.

Damit wird die innere Leistung

Pi =N ZN Wi = 50 . 10· (- 8,7400) = - 4,370 kW.

Mit dem Eintrittsvolumen VE nach Gleichung (6.67)

V E = VH [ (1 + d n:i~ - E + ~ ( 1- n~ff ) ] ,
1
VE = 0,266. 10-4 [ (1 + 0,02) .2-1,4 _ 0,02 + O{~: (1 -i-)] 16,26.10- 6 m 3

ergibt sich der Eintrittsvolumenstrom VE nach Gleichung (6.27) zu


452

Das minimale Druckverhältnis nmin wird nach Gleichung (6.64)

nmin = [
1 + E _1.( n._~ )
(1 +
x=1 nem
." em
" - 1

nmm
. --------------71------------~--------~1----~1-,74--~1-----= 1,1352.

[ (1+0,02)2-n-O,02] 1+0,02
1,4 - 1
2-n(2- 1,4 -1)
Zum Drehe n des o.a. Verdrängermotors ist somit ein Druckverhältnis von mindestens
nmin '" 1,135 erforderlich.

6.1.2.2 Bemerkungen zu realen Motorprozessen

Wirkliche Verdrängermotoren folgen in ihrem Prozeßverlauf nicht den im Abschnitt


6.1.2.1 beschriebenen idealisierten Prozessen. Das Indikatordiagramm eines
wirklichen Hubkolbenmotors ist im Bild 6.22 dargestellt.

P
OT UT
PE~~l~____~________~

PFilll

r 3'

Bild 6.22. Indikatordiagramm eines rea-


o v len Hubkolbenmotors

Anhand dieses Diagrammes sollen die Vorgänge während eines Arbeitsspiels in ei-
nem solchen realen Motor verfolgt werden:

Füllen von 1 nach 2 mit dem mittleren Druck PFüll' in 2 schließt das Einlaß-
ventil ;

Expansion von 2 nach 3, in 3' öffnet das Auslaßventil, Vorauslaß von 3' nach
3;

- Ausschieben von 3 nach 4 mit dem mittleren Druck PAusschub ' in 4 schließt
das Auslaßventil;
453

Verdichten von 4 nach 1, in l' öffnet das Einlaßventil, Voreinlaß von l' nach
1.

Aufgrund der Drosselverluste in den Ventilen ist der mittlere Füllungsdruck PFüll
kleiner als der Eintrittsdruck PE' der mittlere Ausschiebedruck PAusschub größer
als der Austrittsdruck PA'

Der Eintrittsvolumenstrom V E eines Verdrängermotors errechnet sich mit der


Drehzahl N, der Anzahl der Arbeitsspiele ZN je Umdrehung und dem Eintritts-
volumen VE zu

VE = N ZN VE • (6.75)

Im Bild 6.23 ist das VE' TI-Diagramm einer Verdrängerexpansionsmaschine mit der
Drehzahl N als Parameter dargestellt.

Aufgrund von Undichtigkeiten benötigt die reale Maschine stets einen größeren Vo-
lumenstrom • Die Abweichungen der entsprechenden Kennlinien sind infolge der
Druckabhängigkeit der Leckagen bei höheren Drücken größer (Bild 6.23) analog den
Uberlegungen, wie sie beim Hubkolbenverdichter gemacht worden sind.

TT

Bild 6.23. Kennfeld eines Verdrängermo-


tors mit der Drehzahl N als
Parameter
- - - ohne Leckagen
o mit Leckagen

6.2 Funktionsrelevante Betrachtungen

Der großen Vielfalt von unterschiedlichen Bauformen dieser Verdrängermaschinen


ist stets gemeinsam, daß sie durch das kinematische ZusammelDspiel der funk-
tionsrelevanten Maschinenkomponenten die zur Energieübertragung benötigten "at-
menden Räume" bilden, wie nachfolgend einige Beispiele zeigen sollen:

- die geradlinige Bewegung eines Kolbens in einem Zylinder (Hubkolben- und


Membranverdichter ) ;
454

- die Drehung zweier in kämmendem Eingriff stehender Rotationskolben (Schmu-


benverdichter , Rootsgebläse, Zahnradpwrrpen);

- die Drehbewegung eines Rotationskolbens und die lineare Zusatzbewegung eines


Absperrschiebers (Vielzellenverdichter, RoIZkoZbenpwrrpe);

- die Drehbewegung eines Rotationskolbens bei gleichzeitiger kreisender Bewegung


seines Schwerpunktes (KreiskoZbenverdichter ).

Als Kolben soll dabei verallgemeinert die bewegliche Systemgrenze des geschlosse-
nen Systems, d.h. der bewegliche Teil des Arbeitsraumes bezeichnet werden, der
im Aussehen nicht unbedingt dem Hubkolben in einem Zylinder ähneln muß.

6.2.1 Beispiele für Verdrängerverdichter


6.2.1.1 Hubkolbenverdichter

Als häufig verwendete Bauformen sollen angeführt werden:

- der einfach wirkende Verdichter mit Tauchkolben;

- der doppelt wirkende Verdichter mit Kreuzkopf;

- der mechanisch betätigte Membranverdichter;

- der hydraulisch betätigte Membranverdichter ;

- die doppelt wirkende Pumpe mit Kreuzkopf.

Einfach wirkender Tauchkolbenverdichter

Die einfachste Ausführung eines Kolbenverdichters ist in Bild 6.24 als einfach wir-
kender Verdichter mit Tauchkolben und angelenkter Pleuelstange dargestellt.

Der Arbeitsvorgang findet nur auf der Deckelseite des Zylinders statt, wobei die
rotierende Antriebsbewegung der Kurbelwelle über die Pleuelstange in die geradli-
nige Bewegung des Kolbens überführt wird.

Der Zusammenhang zwischen dem Kolbenweg s und dem Kurbelwinkel tp nach Bild
6.24 ergibt sich aus dem vom Kurbelzapfen K, dem Wellenzapfen M und dem Kol-
benbolzen B gebildeten Dreieck:

s ( q:» =""'2
k
D (1 - cos q:» + 1 I
1- (6.76)

mit den Bezeichnungen nach Bild 6.30. Mit dem Kurbelwinkel q:> = 180 0 ergibt sich
455

Bild 6.24. Einfach wirkender Hubkolbenverdichter


mit Tauchkolben
D Zylinderdurchmesser
1 Pleuelstangenlänge
D K Kurbelkreisdurchmesser
K Kurbelzapfen
M Wellenzapfen
B Kolbenbolzen
cp Kurbelwinkel
SH Kolbenhub
s Kolbenweg

der Hub sH = s (cp = 180 0 ) = D k • Das Hubvolumen VH dieses einfach wirkenden


Tauchkolbenverdichters ergibt sich zu

TI 2
VH = sH"4 D • (6.77)

Die Anzahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung ist ZN = 1. Der relative Schadraum
von Hubkolbenverdichtern kann zu E: "" 0,05 - 0,1 angenommen werden.

Die Abdichtung des Kolbens gegenüber der Zylinderbohrung übernehmen Kolbenrin-


ge. Die Steuerung des Ladungswechselvorganges erfolgt durch selbsttätige Ventile.

Doppelt wirkender Kreuzkopfverdichter

Um den Volumenstrom zu vergrößern, ist die Maschine nach Bild 6.25 mit einem
doppelt wirkenden Kolben ausgestattet, so daß der Arbeitsvorgang auf beiden Seiten
des Kolbens stattfinden kann.

Der Kolben wird mittels einer Kolbenstange und einem Kreuzkopf, der über die Pleu-
elstange von der Kurbelwelle angetrieben wird, geführt. Die Kolbenführung durch die
Kolbenstange erlaubt, den unteren Arbeitsraum gegen das Kurbelgehäuse abzudich-
ten. Der Hubraum des oberen Arbeitsraumes ergibt sich aus Kolbenweg und -fläche.
Da im unteren Arbeitsraum der Querschnitt der Kolbenstange zu berücksichtigen
ist, ergibt sich das Gesamthubvolumen VH bei einer Umdrehung:

1'1 2 TI 2 2
VH = sH "4 D + sH "4 (D - d ) (6.78)

mit den Bezeichnungen des Bildes 6.25.


456

Bild 6.25. Doppelt wirkender Hubkolbenverdichter


D Zylinderdurchmesser
SH Kolbenhub
d Kolbenstangendurchmesser

Bezogen auf das Gesamthubvolumen VH ist die Zahl der Arbeitsspiele pro Umdre-
hung ZN = 1.

Der relative Schadraum ist bei doppelt wirkenden Maschinen auf der Deckel- und
Kurbelseite verschieden, so daß die Arbeitsräume unterschiedliche Liefergrade
und Grenzdruckverhältnisse haben. Das Schadraumverhältnis kann wie bei den
Tauchkolbenverdichtern zu c; "" 0,05 - 0,1 angenommen werden.

Mechanisch betätigter Membranverdichter

Wird der im Zylinder gleitende Kolben durch eine eingespannte, elastisch verform-
bare Membran ersetzt. so entfallen die Leckverluste zwischen Kolben und Zylinder.
Diese Bauform wird als Membranverdichter bezeichnet. Der auf der Antriebswelle
des Kompressors sitzende Exzenter gemäß Bild 6.26 überführt deren Rotation über
eine Pleuelstange in eine hin- und hergehende Bewegung der von zwei Stützscheiben
gehaltenen Membran.

Das Hubvolumen V H wird unter der Annahme einer Membran ohne Biegesteifigkeit
zu

(6.79)

mit den Bezeichnungen nach Bild 6.26. Die Anzahl der Arbeitsspiele ZN je Um-
drehung des Exzenters ist ZN = 1.
457

2~==~~tMembron
stutzscheiben

Bild 6.26. Mechanisch betätigter Membranverdichter


SH Membranhub
d Stützscheibendurchmesser
D Membrandurchmesser

Infolge der notwendigen Stützscheiben kann der relative Schadraum solcher mecha-
nisch betätigten Membranverdichter zu 8 ~ 0.2 - 0.3 werden.

Hydraulisch betätigter Membranverdichter

Neben den mechanisch betätigten Ausführungen werden für größere Volumenströme


und höhere Drücke Membranverdichter mit hydraulisch betätigter Membran gemäß
Bild 6.27 gebaut.

r--- - - O- -- -J
A

Bild 6 27. Hydraulisch betätigter Membranver-


dichter
SH Membranhub
D Membrandurchmesser
458

Dabei wird über einen mittels Kreuzkopf geführten Arbeitskolben der Druck der Hy-
draulikflüssigkeit periodisch verändert und damit die elastische Membran verformt,
die ihrerseits die Förderung des Arbeitsfluids durch Volumenveränderung des Ar-
beitsraumes veranlaßt •

In den Grenzlagen oberer Totpunkt OT und unterer Totpunkt UT legt sich die Mem-
bran an den entsprechend geformten Zylinderkopf bzw. die Lochplatte (Bild 6.27) an.
Wird die Form der Lochplatte bzw. des Zylinderkopfes als Kreisbogen ausgeführt,
so berechnet sich das Hubvolumen VH bei Vernachlässigung der Membranstärke zu

(6.80)

Die Anzahl der Arbeitsspiele ZN je Wellenumdrehung ist ZN = 1. Da die Membran


im oberen Totpunkt OT am Zylinderkopf anliegt, kann das relative Schadraumvolu-
men bei ca. f: = 0,01 - 0,02 gehalten werden.

Doppelt wirkende Kolbenpumpe

Obwohl vom Arbeitsprinzip her sich alle bisher beschriebenen Verdichter auch zur
Flüssigkeitsförderung einsetzen lassen - die selbsttätigen Ventile öffnen, sobald
der Gegendruck im Zylinder erreicht ist und schließen bei Kolbenumkehr - wird in
der Regel jedoch eine Pumpe anders konstruiert. Weil der Schadraum wegen der
fehlenden Rückexpansion keinen Einfluß auf die Fördermenge hat, ist die Anordnung
der Ventile nicht an den Zylinderdeckel oder -boden gebunden. Die Ventile können
unter dem Aspekt guter Zugänglichkeit bzw. leichter Wartung in einigem Abstand
vom eigentlichen Arbeitsraum angeordnet sein, wie ein Beispiel einer doppelt wir-
kenden Kolbenpumpe mit Kreuzkopf in Bild 6.28 zeigt.

Bild 6.28. Doppelt wirkende Kolbenpumpe

6.2.1.2 Drehkolbenverdichter

Um die unerwünschten freien Massenkräfte der Hubkolbenmaschinen vermeiden


und die Drehzahlen steigern zu können, sind Drehkolbenmaschinen entwickelt wor-
459

den. Die Verdichtung erfolgt in diesen Maschinen wie bei den Hubkolbenmaschinen
auf statische Weise. Da sowohl die Zahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung ZN als
auch die Drehzahl N selbst gegenüber den Hubkolbenmaschinen gesteigert werden
kann, wird die Förderung stetiger.

Es sind mannigfaltige Bauformen von Drehkolbenverdichtern entwickelt worden. Im


folgenden sollen nur wenige typische Vertreter vorgestellt werden, nämlich als
einwe Zl ige :Drehkolbenmaschinen:

- der Vielzellenverdichter ;

- der Flüssigkeitsringverdichter ;

- der Rollkolbenverdichter ;

und als mehrwellige Drehkolbenmaschinen:

- das Rootsgebläse;

- die Zahnradpumpe;

- der Schraubenverdichter .

Einwellige Drehkolbenmaschinen

Bei den einwelligen Drehkolbenmaschinen wird die Drehbewegung des "Kolbens" im


allgemeinen mit Bewegungen von Schiebern, Flüssigkeitsspiegelhöhen o.ä. kombi-
niert, wobei bedingt durch deren im allgemeinen kleine hin- und herbewegte Massen
freie Massenkräfte nicht ganz auszuschließen sind.

Vielzellenverdichter

Die Vielzellenverdichter sind wegen ihrer relativ geringen Drehzahl, die z.B. ei-
ne unmittelbare Kupplung mit Elektromotoren erlaubt, und einer inneren Verdich-
tung sehr verbreitet. Die Forderung eines ölfreien Fluidstromes verlangt beson-
dere Maßnahmen.

In einem Gehäuse gemäß Bild 6.29 mit zylindrischer Bohrung ist exzentrisch ein
Rotor angeordnet, der mit Schlitzen versehen ist, in denen in Schlitzrichtung frei
bewegliche Arbeitsschieber liegen. Bei Rotation legen sich diese infolge Flieh-
kraft an die Wand des Gehäuses oder an Stütz- bzw. Laufringe an. Der durch den
Rotor und das Gehäuse gebildete sichelförmige Arbeitsraum wird damit in einzel-
ne Zellen aufgeteilt. Bei Drehung des Rotors verändern -diese Zellen periodisch die
Größe ihres Volumens. Wird eine Zelle bei kleinstem Volumen mit dem Saugraum
verbunden, so saugt sie bei Drehung und Volumenvergrößerung solange an, bis sie
vom Saugraum getrennt wird. Bei weiterer Drehung des Rotors verkleinert die nun
460

Arbeitsschieber Gehäuse

Antriebswelle Bild 6.29. Vielzellenverdichter

abgeschlossene Zelle ihr Volumen, bis die Zelle mit dem Druckraum verbunden und
das Fluid ausgeschoben wird. Ein minimales Zellvolumen V0' das nicht ausgescho-
ben werden kann, wird unter Rückexpansion zur Ansaugseite weitertransportiert •
Dieser Verdichter hat also ein eingebautes Druckverhältnis .

Durch die Geometrie ist der Verlauf des Zellvolumens V Z über dem Verdrehwinkel
des Rotors vorgegeben. Wird der Verdrehwinkel cp =0 gemäß Bild 6.30 von der Zel-
le maximalen Volumens V Z max gezählt, so gilt für die bei Vielzellenverdichtern
gebräuchlichen Schieberzahlen von ZN = 12 ;.. 24 unter Vernachlässigung der Schie-
berdicke genügend genau [1]:

VZ =--2-Z--
TI eL ( e cos 2 cp + "2
D cos cp +"2
d) • (6.81)
N

1\1 'i'vrncx -O
Einlaßsteuerkante

Bild 6.30. Steuerkantenlage des Vielzellenver-


dichters
D Durchmesser der Zylinderbohrung
d Rotordurchmesser
e Exzentrizität

Das größte Zellenvolumen für ~ =0 ist

V (6.82)
max
461

Der theoretische Volumenstrom des Vielzellenverdichters wird somit

Vth = N 2 TI D eL. (6.83)

Die Einlaßsteuerkante wird ausgehend vom Winkel '{!V max = 0 durch Drehung um
den halben Zellöffnungswinkel

(6.84)

entgegen der Rotordrehrichtung nach Bild 6.30 festgelegt.

Dabei schließt der in Laufrichtung hintere Arbeitsschieber die Zelle gerade gegen
den Ansaugebereich ab. in der Zelle herrscht der Ansaugedruck beim maximalen
Zellvolumen V
max

Beim Öffnen der Zelle soll der Enddruck bei kleinstem abgeschlossenen Zellvolu-
men V min vorhanden sein. dabei schließt der in Laufrichtung vordere Arbeits-
schieber das Zellvolumen gerade noch gegen den Auslaßbereich ab (Bild 6.30) .
Die Auslaßsteuerkante wird durch den Winkel \f!V min und den halben Zellöffnungs-
winkel in Drehrichtung nach Gleichung (6.84) festgelegt.

V min
2TI eL
=~ (e cos
2 '{!V min + '2D cos '{!V min + 2"d) • (6.85)

Wird vorausgesetzt. daß. wie es bei ausgeführten Maschinen üblich ist. die Ver-
dichtung über einen Winkelbereich von '1'V . - '{!V "" 80° .;. 1000 stattfindet und
mln max
die Exzentrizität e '«: D ist. so vereinfacht sich Gleichung (6.85) zu:

V min "" --z;-


2 eLD(
TI
'2 cos '{JV min + 1
) (6.86)

Mit den Gleichungen (6.32). (6.33). (6.82) und (6.86) läßt sich der Winkel
'i'V min aus der Vorgabe eines gewünschten eingebauten Druckverhältnisses nähe-
rungsweise bestimmen:

1
n
cos '{!V min = 2 nein - 1. (6.87)

Der relative Schadraum von Vielzellenverdichtern kann etwa zu E: = 0.01 ;. 0.02 an-
genommen werden.
462

Da der Vielzellenverdichter eine innere Verdichtung, d.h. eine kontinuierliche Zell-


volumenverkleinerung aufweist, ist eine Förderung volumenbeständiger Fluide ohne
Veränderung der Gehäusegeometrie nicht möglich. Bei Vielzellenpumpen muß unmit-
telbar nach dem Verschließen der Zelle zum Ansaugebereich das Öffnen zum Auslaß-
bereich stattfinden.

Flüssigkeitsringverdichter

Eine weitere Bauart der einwelligen Drehkolbenverdichter sind die Flüssigkeits-


ringverdichter nach Bild 6.31, die sich unter anderem für Evakuierung von Dampf-
kondensatoren eignen.

1--- - 0
d

Bild 6.31. Flüssigkeitsringverdichter


a Mindesteintauchtiefe der
Schaufeln
D Rotordurchmesser
d Nabendurchmesser

In einem kreisförmigen Fördergehäuse ist ein mit gebogenen Schaufeln versehener


Läufer exzentrisch gelagert. Beim Stillstand der Maschine ist das Gehäuse bis zu
einer bestimmten Höhe mit einer Flüssigkeit gefüllt, so daß beim Betrieb die notwen-
dige Eintauchtiefe a gewährleistet ist. Wird der Läufer in Bewegung versetzt, so bil-
det sich ein zum Gehäuse konzentrischer Flüssigkeitsring , der mit dem exzen-
trisch gelagerten beschaufelten Läufer Zellen veränderlichen Volumens bildet.
Während der Volumenvergrößerung einer Zelle strömt durch in den Gehäusestirn-
flächen angeordnete Schlitze Gas in diese Zelle ein, die bei Erreichen des maxi-
malen Zellvolumens abgeschlossen wird. Bei der sich anschließenden Volumenver-
kleinerung wird das Gas verdichtet und darauffolgend durch Schlitze an den Ge-
häusestirnflächen ausgeschoben. Durch den unmittelbaren Kontakt des Förderga-
ses mit der Flüssigkeit finden Wärme- und Stoffaustauschvorgänge statt. Einer-
seits kann das Gas bei Erreichen des maximalen Zellvolumens vollständig mit dem
Dampf der Flüssigkeit gesättigt sein, andererseits bewirkt der Wärmeaustausch
beim Verdichten eine Kühlung des Gases. Durch Reibungs- und Impulsaustausch-
verluste, die durch den rotierenden Flüssigkeitsring bedingt sind, ist der Wir-
kungsgrad dieser Maschine gegenüber anderen rotierenden Verdrängermaschinen
niedriger.
463

Das theoretische Fördervolumen je Umdrehung ergibt sich gemäß Bild 6.31 unter
Vernachlässigung der Schaufeldicke bei einer Rotorlänge L zu:

(6.88)

Rollkolbenverdichter

Als letzter Vertreter der einwelligen Drehkolbenverdichter soll der Rollkolbenver-


dichter vorgestellt werden.

Beim Rollkolbenverdichter ist gemäß Bild 6.32 auf der im Fördergehäuse zentrisch
gelagerten Antriebswelle exzentrisch der Rollkolben befestigt. Die Exzentrizität e
ist derart gewählt, daß sich ein minimaler Abstand als Dichtspalt zwischen Kolben
und Gehäuse im Punkt B des Kolbens ergibt:

D-d
e""-2-· (6.89)

RüCkschlogventil
Gehöuse ~I---H-- Sperrschieber

Bild 6.32. Rollkolbenverdichter


Antriebswelle D Gehäusedurchmesser
1--- - 0 - - -.., d Kolbendurchmesser

Durch den Rollkolben im Verein mit einem federbelasteten Schieber. der auf die-
sem Kolben gleitet, wird der sichelförmige freie Raum des Gehäuses in zwei Ar-
beitsräume getrennt. Der Arbeitsraum vergrößert sich auf der Saugseite und saugt
dabei das Fördermedium an. Durch Verkleinern des Arbeitsraumes auf der Druck-
seite wird das Fluid ausgeschoben.

Liegt der Schieber auf dem mit B bezeichneten Punkt des Kolbens, so ist kurzzei-
tig ein Rückströmen von der Druck- zur Saugseite möglich. Ein auf der Druckseite
angeordnetes, selbsttätiges Rückschlagventil verhindert einerseits das Rückströ-
men, andererseits ermöglicht es bei Gasförderung eine innere Verdichtung auf den
Anlagendruck .
464

Das theoretische Fördervolumen je Umdrehung des Kolbens entspricht dem sicheI-


förmigen freien Raum

(6.90)

Die Anzahl der Arbeitsspiele ZN je Umdrehung ist ZN = 1. Wegen des gleitenden


Schiebers und des Rückschlagventiles ist die Drehzahl dieser Rollkolbenmaschinen
relati v gering.

Neben diesen einwelligen Drehkolbenbauarten gibt es mehrwellige Ausführungen,


von denen hier nur zweiwellige Bauformen behandelt werden sollen.

Zweiwellige Drehkolbenmaschinen

Bei den zweiwelligen Drehkolbenmaschinen wird die Drehbewegung des eigentlichen


"Arbeitskolbens" mit der Drehbewegung eines Hilfs-, N eben- oder Steuer läufers
kombiniert. Bei dieser Bauart lassen sich prinzipiell freie Massenkräfte ausschlie-
ßen.

Rootsgebläse

Eine schon seit langem bewährte Ausführung dieser zwei welligen Bauform ist das
Rootsgebläse. Es besteht im wesentlichen aus zwei Drehkolben , die sich gegenläu-
fig mit gleicher Drehzahl in einem gemeinsamen Fördergehäuse berührungs frei be-
wegen, wie in Bild 6.33 prinzipiell gezeigt.

Bild 6.33. Rootsgebläse


AR Querschnittsfläche des
durch einen Rotor abge-
schlossenen Raumes

Der berührungsfreie Gleichlauf beider Drehkolben wird über ein Synchronisations-


zahnradpaar mit geringstmöglichem Flankenspiel sichergestellt.
465

Bei der Kolbendrehung vergrößert sich der saugseitige Raum und bewirkt ein An-
saugen des Fördermediums. Bei einer bestimmten Winkel stellung ist ein Raum,
begrenzt durch einen Kolben und die Gehäusewand, sowohl gegen den Ansaugebe-
reich als auch gegen den Druckbereich abgeschlossen. I Bei weiterer Drehung des
Kolbens wird das abgeschlossene Volumen im Gegensatz zu allen bisher beschrie-
benen Bauarten nicht verkleinert, d.h. Rootsgebläse haben keine innere Verdich-
tung. Nach weiterer Drehung des Kolbens wird der abgeschlossene Raum zum
Druckbereich hin geöffnet. Da vor dem Öffnen in diesem Förderraum noch Ansau-
gedruck herrscht, expandiert Gas aus der Druckleitung in diesen sich öffnenden
Raum solange zurück, bis der Anlagendruck erreicht ist. Nach Abschnitt 6.1.1,
Bild 6.8, kann das Rootsgebläse als Verdichter mit dem eingebauten Druckver-
hältnis nein = 1 aufgefaßt werden, so daß das Rootsgebläse mit gutem Wirkungs-
grad nur im Niederdruckbereich oder als Pumpe für die Flüssigkeitsförderung
eingesetzt werden kann.

Sind die Querschnittflächen AR der durch die Kolben nach Bild 6.33 abgeschlosse-
nen Räume z.B. durch Planimetrieren bekannt, so läßt sich das theoretische För-
dervolumen je Umdrehung berechnen:

VH =4 L AR. (6.91)

Das Verhältnis der Querschnittsfläche des abgeschlossenen Raumes zur halben


Kreisfläche mit dem Rotordurchmesser D wird als PY'ofilkonstante C bezeichnet:
p

(6.92)

Bei guten Abwälzprofilen ist C p = 0,48 bis 0,55.

Die Rootsgebläse werden vorwiegend zur Gasförderung u.a. als mechanisch ange-
triebene Lader für Verbrennungsmotoren eingesetzt.

Zahnradpumpe

Eine weitere zweiwellige Bauform ist die Zahnradpumpe, die vorwiegend zur Flüs-
sigkeitsförderung benutzt wird. Am häufigsten ausgeführt wird sie heute noch mit
zwei gleichgroßen außenverzahnten Stirnrädern mit Evolventenverzahnung nach
Bild 6.34. Eine zunehmende Verbreitung erfahren Zahnradpumpen mit einem in-
nen- und einem außenverzahnten Rad.

Die Abdichtung zwischen Druck- und Saugseite erfolgt durch die Berührungslinien
der Zahnflanken, die Spalte zwischen den Zahnköpfen und dem Gehäuse, sowie durch
466

Bild 6.34. Zahnradpumpe


Rt treibendes Ra.d
R g getriebenes Rad

die Stirnspalte zwischen Zahnrad und Gehäuseplanflächen. Bei Drehung der Räder
vergrößert sich der Raum auf der Saugseite , wenn der in Eingriff stehende Zahn
aus der Lücke des Gegenrades austritt. In die Lücke strömt Fördermedium ein und
wird zur Druckseite transportiert. Dort wird es durch den in die Lücke eintreten-
den Zahn des Gegenrades in die Druckleitung ausgeschoben.

Mit den in Bild 6.35 benutzten Bezeichnungen wird das theoretische Fördervolumen
je Umdrehung [2J

(6.93)

wobei ZN die Zähnezahl, b die Zahnbreite , m der Modul und O'E der Zahnein-
griffswinkel ist.

Grundkreis
../ Wölzkreis
-'-_....:..::=*~k~~+b~:r-_W=ölzgerode

Bild 6.35. Zu den Eingriffsverhältnissen bei


Grundkreis der Zahnradpumpe

Sind gleichzeitig zwei Zahnpaare im Eingriff, so bildet sich zwischen den Berüh-
rungslinien der beiden Zahnräder ein allseitig geschlossener Raum nach Bild 6.36,
der bei fortschreitender Drehung verkleinert und dabei auf höheren Druck gebracht
wird.
467

Bild 6.36. Zum Quetschvolumen bei Zahnrad-


pumpen

Um den Druck in diesem Quetschvolumen zu begrenzen, der zu starken Laufgeräu-


schen und raschem Verschleiß führen kann, wird das Fluid durch Entlastungsein-
richtungeu, wie Bohrungen im Zahngrund oder Nuten an den Gehäusestirnseiten ,
abgeführt [ 11, 6J.

Schraubenverdichter

Eine zwei wellige Drehkolbenmaschine , die eine zunehmende Verbreitung findet,


ist der Schraubenverdichter [14 J •

Die für die Förderung und Verdichtung kompressibler Fluide relevanten Bauteile
sind die profilierten schraubenförmig verwundenen Rotoren des Läuferpaares , die,
wie Bild 6.37 am Stirnschnitt eines Läuferpaares mit symmetrischen Profilen zeigt,
von einem gemeinsamen achtförmigen Gehäuse umschlossen werden. Für das be-
rührungsfreie Kämmen der Haupt- und Nebenläuferzähne sorgt ein weitgehend
spielfreies Synchronisationsgetriebe .

Houptlöu fer HL Nebenlöufer NL


I

Bi ld 6.37. Stirnschnitt eines Schrau-


benverdichters mit symme-
trischen Profilen

Der Hauptläufer mit halbkreisähnlichen konvexen Zähnen greift in die entsprechen-


den halbkreisähnlichen konkaven Lücken des Nebenläufers ein. Je eine Haupt- und
Nebenläuferlücke zusammen bilden einen Arbeitsraum , der axial durch die Gehäu-
468

sestirnflächen bzw. durch einen Hauptläuferzahn , der, wie im Bild 6. 37 darg~­

stellt, in eine Nebenläuferlücke eingreift, begrenzt wird.

Zur Erläuterung des Funktionsprinzips soll der gesamte verwundene Kämmbereich


betrachtet werden. Durch den Eintrittsflansch wird das kompressible Fluid über
das Einströmgehäuse in die zunächst zur Saugseite hin noch geöffneten Schrauben-
gänge auf der Unterseite der Rotoren geleitet, wie es in Bild 6.38 dargestellt ist.

Bild 6.38. Zu- und Abströmverhältnisse


eines Schraubenverdi.::hters
im Meridianschnitt

Beim Weiterdrehen der Läufer nach Bild 6.39 wird das durch die Zahnlücken ge-
bildete Zellvolumen vergrößert und saugt dabei solange das Fluid an, bis eine
entsprechend geformte Einlaßplatte (Bild 6.41) zusammen mit einem weiteren
Zahnpaar die Zelle vom Einströmgehäuse trennt.

Bild 6.39. Zum Ansaugevorgang eines Schraubenverdichters • Blick auf die Unter-
seite der Rotoren mit einer sich vergrößernden, ansaugenden Zelle
a) zur Zeit t
b) zur Zeit t + fit

Das auf die Rotoroberseite transportierte abgeschlossene Fördervolumen verklei-


nert sich bei fortschreitender Drehung der Läufer nach Bild 6.40 bis von den be-
469

teiligten Profilpartien die Auslaßsteuerkanten auf der Druckseite überfahren wer-


den. Damit beginnt der Ausschub des Fluids in das Abströmgehäuse, wie Bild
6.38 zeigt.

b
a

Bild 6.40. Zum Verdichtungsvorgang eines Schraubenverdichters. Blick auf die


Oberseite der Rotoren bei sich verkleinernder, verdichteter Zelle
a) zur Zeit t
b) zur Zeit t + llt

Die besonders geformte Einlaßplatte nach Bild 6.41 steuert das Füllen der Zelle
auf der Saugseite , während ein dreiecksförmiger Zwickel auf der Oberseite nach
Bild 6.42 und die besonders geformte Auslaßplatte nach Bild 6.43 das eingebaute
Volumenverhältnis ~ein festlegt und den Ausschubvorgang steuert.

Weil nahezu das gesamte in einer Zelle befindliche Gas ausgeschoben werden kann,
besitzt der Schraubenverdichter praktisch keinen Totraum .

Houplläulerseite Oberseite Nebenlöulerseile


~--------------

Bild 6.41. Einlaßplatte eines Schrauben-


Unterseite verdichters ; Blick von der
Ireier EinloOplotienquerschnilt Saugseite
470

Saugseite EinlonploHe

Bild 6.42. Auslaßzwickel eines Schrauben.-


verdichters; Blick auf die Hotor-
Druckseite AuslonploHe oberseite

Freier Auslonplottenquerschnitt

+ +
Nebenläufer Houptlöufer

Bild 6.43. Auslaßplatte eines Schrauben-


verdichters ; Blick von der
Druckseite

Das theoretische Zell volumen VH eines Arbeitsraumes des Schraubenverdichters


läßt sich aus einem ebenen Schnitt nur in Verbindung mit dem gesamten verwunde-
nen Kämmbereich bestimmen. Es ergibt sich die Beziehung

(6.94)

Dabei ist C die sogenannte Profilkonstante ,C die Läuferkonstante , L die Läu-


p ~
ferlänge und D HL der Hauptläuferdurchmesser -

Die Profilkonstante C entspricht der auf die Kreisfläche des Hauptläufers bezoge-
p
nen Summe von je einer Haupt- und Nebenläuferlückenfläche nach Bild 6.37. Sie ist
nur von der Profilform abhängig und kann daher aus einem ebenen Stirnschnitt z.B.
durch Planimetrieren der entsprechenden Flächen ermittelt werden:

C (6.95)
P
471

Für das in Bild 6.37 dargestellte symmetrische Profil hat die Profilkonstante den
Wert C p = 0,15.
Mit der Läuferkonstanten C wird berücksichtigt, daß bei großen Umschlingungs-
co
winkeln des Hauptläufers CPHL nach Bild 6.44 in zunehmendem Maße ein Nebenläu-
ferzahn in die jeweilige an der Bildung des Zellvolumens beteiligte Hauptläuferlük-
ke eingreift und somit das zur Verfügung stehende Volumen verkleinert. Dieser
Einfluß wächst mit zunehmendem Umschlingungswinkel CPHL.

Bild 6.44. Hauptläuferumschlingungswinkel q>H L


- - - Stirnschnitt auf der Saugseite
Stirnschnitt auf der Druckseite
/ / / / / / betrachteter Zahn

Die Abhängigkeit der Läuferkonstanten Ccp vom Umschlingungswinkel CPHL ist für
das symmetrische Profil in Bild 6.45 dargestellt.

1
0,9
r--.. .......
0,8 "
.J' 0,7
0,6

Bild 6.45. Läuferkonstante C für das sym-


cP
metrische Profil über dem Haupt-
läuferumschlingungswinkel cP H L

Cql hat hier nach Bild 6.45 bis zum Umschlingungswinkel CPHL = 275 0 den Wert
Ccp = 1, danach wird das Zellvolumen V H mit zunehmendem %L durch in Ein-
griff kommende Zähne verkleinert, so daß C cP < 1 wird.

Das theoretische Fördervolumen je Umdrehung des Hauptläufers ergibt sich zu;

(6.96)
472

wobei ZHL die Hauptläuferzähnezahl und N HL die Hauptläuferdrehzahl ist. Die


Zahl der Arbeitsspiele pro Hauptläuferumdrehung ergibt sich zu ZN = ZHL.

Neben dem hier vorgestellten symmetrischen Profil mit ZHL = 4 Haupt- und
ZNL = 6 Nebenläuferzähnen werden auch andere Profilformen , z.B. das asymme-
trische Profil nach Bild 6.46a mit derselben und nach Bild 6.46b auch mit anderen
Zähnezahlpaarungen verwendet [7J.

Haupt löufer Nebenlöufer Hauptlöufer Nebenlöufer

a b

Bild 6.46. Ausführungen von Schraubenverdichterprofilen

Das maximale Druckverhältnis bzw. die maximale Druckdifferenz wird mecha-


nisch durch eine maximal zulässige Läuferdurchbiegung bzw. durch eine maximal
zulässige Wärmedehnung der funktionsrelevanten Bauteile bestimmt.

Beispiel 6.5:

Das Läuferpaar eines Schraubenverdichters mit symmetrischem Profil (ZHL = 4 Haupt- und
ZNL = 6 Nebenläuferzähne) soll nach folgenden Daten dimensioniert werden:

Theoretischer Volumenstrom Vth 0,15 m 3/s

Drehzahl des Hauptläufers -1


NHL = 200 s
0
Umschlingungswinkel des Hauptläufers 'l'HL = 300

Bezogene Hauptläuferlänge L/D HL 1,65

Profilkonstante C 0,15
P

Es sollen der Hauptläuferdurchmesser D HL und die Läuferlänge L berechnet werden.

Lösung:

Das notwendige Zelienvolumen folgt aus Gleichung (6.96) zu:

Vth ~ 3
VH=N Z =200.4=O,0001875m
HL HL
473

Aus Gleichung (6.94) für das Zellvolumen folgt mit der bezogenen Läuferlänge ~ der Durch-
messer des Hauptläufers zu: HL

Für das symmetrische Profil ist die Profilkonstante C p = 0,15 gegeben, die Läuferkonstante wird
mit qlHL = 300 0 aus Bild 6.45 zu Cql = 0,973 bestimmt.

Damit wird der Hauptläuferdurchmesser

_ _--"'0..L,O~0~0::.1:..:8::.:7..:5:-_=n = 0,09971 m
0,15.0,973.1,65 4

und die Läuferlänge

L = DHL (D~L) = 0,09971 • 1,65 = 0,1645 m.

Ausgeführt wird die Maschine mit dem Hauptläuferdurchmesser DHL = 0,1 m und der Läuferlänge
L=O,165m.

6.2.1.3 Kreiskolbenverdichter

Eine weitere Bauform der Verdrängerverdichter ist der Kreiskolbenverdichter ,


der in zwei Ausführungen vorgestellt wird:

- Kreiskolbenverdichter

- Kreiskolbenverdichter
( ~~ =i)
1

Die Durchmesserverhältnisse legen weitgehend die Kreiskolbenform fest.

Kreiskolbenverdichter (~~ =~ )
Der Bewegungsablauf des Kreiskolbenverdichters ergibt sich nach Bild 6.47 aus
der Kombination eines feststehenden Ritzels des Durchmessers D mit einem
a
umlaufenden, innenverzahnten Läufer vom Innendurchmesser Di , wobei dessen An-
trieb über einen auf der Antriebswelle sitzenden Exzenter erfolgt. Der Exzentermit-
telpunkt liegt in der Drehachse des Läufers, während die Drehachse des Exzenters
474

Austritts-Kanal 1 Eintritts-Kanal 2

Eintritts-Kanal 1 Austritts-Kanal 2

Bild 6 _47. Kreiskolbenverdichter

mit der Antriebswelle zusammenfällt. Die Bewegung des Läufers setzt sich somit
aus einem rotatorischen Anteil um den Exzentermittelpunkt und einem translatori-
schen Anteil um die Exzenterachse , also der Antriebswelle zusammen.

Jeder Punkt des innenverzahnten Rades beschreibt bei dieser Bewegung eine Epi-
trochoide. Ist das Verhältnis der Durchmesser (D /D . = 2/3), so beschreiben die
a 1
mit A, Bund C bezeichneten Punkte nach Bild 6.48 die Form des Kreiskolbenver-
dichtergehäuses . Mit der Definition der Exzentrizität

e =D.1 -2 Da =;[
D. (
1 -
D)
D~ (6.97)

ergibt sich die Form des Gehäuses aus den Gleichungen

x H = e sin i' + R sin 1 (6.98a)

YH = e cos y + R cos t (6.98b)

mit dem Parameter i' und dem erzeugenden Radius R gemäß Bild 6.48.

Werden die Punkte A, Bund C entsprechend miteinander verbunden, so ergibt


sich der Umriß des Kreiskolbens . Zwischen Gehäuse und Kreiskolben entstehen
drei umlaufende, ihr Volumen periodisch ändernde Kammern, welche die "atmen-
den Arbeitsräume" bilden.

Zur Veranschaulichung des Funktionsprinzips soll eine Kammer während eines Ar-
beitsspiels betrachtet werden.
475

y
T
J

Bild 6.48. Zu kinematischen Zusammenhängen


x im Kreiskolbenverdichter (~ = ~)

Ausgehend vom kleinsten Volumen in Bild 6.49a saugt der Verdichter bei der Volu-
menvergrößerung nach Bild 6.49b durch den Einlaßkanal E l an, bis das maximale
Volumen gemäß Bild 6.49c erreicht ist. Bei der weiteren Drehung des Läufers
nach Bild 6. 49d wird das Volumen verkleinert und dabei das Gas bis zum Öffnen
des selbsttätigen Ventils verdichtet. Gemäß Bild 6. 4ge wird es dann bis zum Er-
reichen des minimalen Volumens durch den Auslaßkanal Al ausgeschoben. Bei der
weiteren Drehung saugt die betrachtete Kolbenseite über den Einlaßkanal E 2 an
und schiebt das Gas in den Auslaßkanal A 2 . Damit hat der Läufer wieder die Aus-
gangsstellung erreicht (Bild 6 .49a) .

a E, A2
I

~
11 Ez
r .....

,'t-

d E, Az

Bild 6.49. Zum Funktionsprinzip des Kreiskolbenverdichters (g: = ~)

Der Kreiskolbenverdichter ist eine Maschine ohne eingebautes Druckverhältnis , da


im Moment des Verschließens gegen die Saugleitung (Bild 6.49c) die Öffnung zur
Druckleitung freigelegt wird. Um eine innere Verdichtung realisieren zu können
(Bild 6 .49d), muß jeder Auslaßkanal mit einem selbsttätigen Ventil ausgestattet
sein. Ein Verpuffen des verdichteten Gases in der Endphase des Ausschiebens
476

(Bild 6.4ge) in die Saugleitung wird durch Rückschlagventile in den Saugleitungen


vermieden. In der Stellung des kleinsten Volumens (Bild 6.49a bzw. Bild 6.4ge)
steht die Kammer sowohl mit einer Saug- als auch mit einer Druckleitung in Ver-
bindung, so daß auch aus diesem Aspekt Rückschlagventile notwendig sind, um un-
zulässige Rückströmungen zu vermeiden.

Bei einer Umdrehung des Kolbens führt eine Kammer 2 und der Läufer somit 6
Arbeitsspiele durch. Die Antriebswelle benötigt für eine Kolbenumdrehung drei
Umdrehungen. Die Zahl der Arbeitsspiele wird damit zu ZN = 2. Das Hubvolu-
men je Kammer wird aus der Gleichung

VH =3 Y3 Re b (6.99)

berechnet. Der relative Schadraum E: dieses Kreiskolbenverdichters ist weitge-


hend von der Form des Kolbens abhängig. Er kann etwa zu E: '" 0,05 angenommen
werden.

Kreiskolbenverdichter (~~ = i)
Wird abweichend von dem bisher angenommenen Durchmesserverhältnis in Glei-
chung 6.94 der Wert D /D. = 1/2 eingesetzt, so entsteht eine Bauform mit einem
a 1
aus zwei konvexen Segmenten gebildeten Kolben nach Bild 6.50. Das Gehäuse ist
eine durch die Punkte A und B gebildete Epitrochoide, die Kolbenform entsteht
durch eine entsprechende Verbindung der Punkte A und B. Der Antrieb des Kol-
bens erfolgt über einen auf der Antriebswelle sitzenden Exzenter. Bei jeder Um-
drehung des Exzenters wird ZN =1 Arbeitsspiel durchgeführt. Das Hubvolumen
je Kammer ergibt sich zu;

(6.100)

Für den relativen Schadraum E: kann auch hier etwa E: "" 0,05 angenommen werden.

ERitrochoidenförmiges Gehöuse
Exzenter

Bild 6.50. Kreiskolbenverdich-


festes Gehäuseritzel
a
Einlaßöffnung
b
Innenverzahnung
c
ter (D.D! =1.)
2
477

6.2.1.4 Arbeitsbereiche einiger Verdrängerverdichter

Da die statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen begrenzte Arbeitsräume besit-


zen und im allgemeinen nur eine begrenzte Arbeitsspielfrequenz erreichen, sind
diese Maschinen nur für Volumenströme geeignet, die im Vergleich zu den maxi-
mal möglichen der dynamisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen gleicher Bauma-
ße wesentlich geringer sind. So begrenzen z.B. die oszillierende Bewegung des
Kolbens und der Übertragungselemente der Hubkolbenverdichter sowie die endlichen
Gasgeschwindigkeiten in den Ventilen beim Ladungswechsel die Maschinendrehzahl
und damit ebenfalls den Volumenstrom . Andererseits lassen sich durch die Kom-
pression der Gase z.B. in den abgeschlossenen Arbeitsräumen der Hubkolbenma-
schine bereits einstufig relativ hohe Druckverhältnisse verwirklichen. Hubkolben-
maschinen eignen sich deshalb vorteilhaft für hohe Druckverhältnisse bei relativ
kleinen Volumenströmen .

Einen Übergang von den Hubkolbenverdichtern zu den Turbomaschinen bilden die


Dreh- und Kreiskolbenverdichter . Durch funktionsbedingte , ungünstigere Bauteil-
beanspruchungen erreichen sie einstufig Druckverhältnisse , die im allgemeinen
kleiner als die der Hubkolbenmaschinen , jedoch größer als die der einstufigen
Turboverdichter sind. Die kreisende bzw. drehende, im allgemeinen massenaus-
geglichene Bewegung der Kolben erlaubt dem Hubkolbenverdichter gegenüber eine
höhere Drehzahl, so daß die Fördermenge gegenüber den Hubkolbenmaschinen an-
steigt.

Begrenzt wird der Einsatzbereich der statisch arbeitenden Maschinen im wesentli-


chen durch die mechanische Beanspruchung der Kolben und des Triebwerkes infolge
von Druck- und Trägheitskräften sowie durch die maximal zulässige mittlere cha-
rakteristische Geschwindigkeit der Kurbelwelle bzw. der Umlaufkolben , je nach
Bauform , gemäß der Ableitung in Abschnitt 4.3. Die Tabelle 6.1 soll einen pau-
schalen Überblick über die heute üblichen Einsatzbereiche einiger einstufiger , ein-

Tabelle 6.1. Charakteristische Leistungsdaten verschiedener einflutiger Verdränger-


verdichterstufen bei Verdichtung von atmosphärischer Luft

charakteristische Druckverhältnis
3
Bauform Geschwindigkeit mls einstufig Volumenstrom m Is
Hubkolbenverdichter 3 bis 8 bis 7 0,05 bis 2
Viel zellen verdichter 12 bis 20 bis 4 0,01 bis 1,5
Schraubenverdichter 40 bis 120 bis 4,5 0,03bis 10
Rootsgebläse 20 bis 50 bis 2 0,01 bis 25
Kreiskolbenverdichter 10 bis 30 bis 7 0,01 bis 1
478

flutiger Bauformen bezüglich des Druckverhältnisses des Volumenstromes sowie


der charakteristischen Geschwindigkeiten für die Verdichtung von Luft bei Normbe-
dingungen im Ansaugezustand geben, wobei extremere Betriebsdaten für spezielle
Zwecke nicht ausgeschlossen werden sollen. Außerdem wird die Entwicklung für
die eine oder andere Bauart weitere Gebiete erschließen.

6.2.2 Beispiele tür Verdrängermotoren


6.2.2.1 Hubkolbenmotoren

Als Vertreter dieser Gruppe von statisch arbeitenden Fluidenergiemaschinen sollen

- der Tauchkolbenmotor ;

- die doppelt wirkende Kolbendampfmaschine ;

- der Radialkolbenmotor ;

- der Axialkolbenmotor

vorgestellt werden.

Tauchkolbenmotor

Ein einfach wirkender, schnellaufender , in Tauchkolbenbauweise ausgeführter Mo-


tor ist in Bild 6.51 dargestellt. Die Steuerung der Ein- und Auslaßventile geschieht
über Stößelstangen , die von umlaufenden, mit der Abtriebswelle synchronisierten

zwongsg~
AlJstrittsventil

- A

OT

UT

r
I

'""
! Bild 6.51. Verdrängermotor in Tauchkolbenbauweise
479

Nocken bewegt werden. Um ein sicheres Schließen zu gewährleisten. werden die


Ventile durch Federn in ihre Sitze gedrückt.

Maschinen dieser Art arbeiten. um das Bauvolumen zu beschränken. mit unvoll-


ständiger Expansion. Der schädliche Einfluß des Totraums wird durch die Rückkom-
pression abgeschwächt. Die Berechnung des Hubvolumens geschieht analog zu den
schon beschriebenen Hubkolbenverdichtern nach Abschnitt 6.2.1.1.

Doppelt wirkende Kolbendampfmaschine

Das Schema einer doppelt wirkenden Kolbendampfmaschine mit Schiebersteuerung


ist in Bild 6.52 dargestellt. Aufgrund der notwendigen Kolbenstange hat der zylin-
derbodenseitige Arbeitsraum ein kleineres Hubvolumen als der deckelseitige Ar-
beitsraum. Die Steuerung des Schiebers erfolgt synchron zur Abtriebswelle über
einen mit dieser umlaufenden Exzenter [12J.

tb en

Frischdompfleitung
---'-"/T\.
E

Abdomplleitung Bild 6.52. Doppelt wirkende Kolbendampf-


maschine als Volldruckmaschine

Der obere und untere Arbeitsraum haben nur je einen Ladungswechselschlitz • der
durch die Steuerung des Schiebers entweder mit dem Frischdampfrohr oder dem
Abdampfrohr verbunden wird. Das Arbeitsspiel dieser Maschine läuft wie folgt ab:

Bei der Aufwärtsbewegung des Kolbens ist der Ladungswechselschlitz des unteren
Arbeitsraumes mit der Frischdampfleitung verbunden. der des oberen Arbeitsrau-
mes mit der Abdampfleitung. Im oberen Totpunkt erfolgt durch die Bewegung des
Schiebers eine Umsteuerung • so daß beim Abwärtshub der obere Arbeitsraum mit
der Frischdampfleitung und der untere mit der Abdampfleitung in Verbindung steht.
Die Expansionsarbeit wird bei dieser doppelt wirkenden Volldruckmaschine nicht
ausgenutzt.

Um bei Maschinen großer Leistung und damit auch großen Dampfverbrauches die
Fluidenergie besser auszunutzen. werden Füllungsregelungen eingesetzt. mit de-
480

nen das eingebaute Druckverhältnis nein (Abschnitt 6.1.2. 1) verändert werden


kann. Damit wird nach Bild 6.21 bei konstantem Hubvolumen VH die Größe des
erforderlichen Eintrittsvolumens VE gesteuert. Weiterhin wird analog zu Bild
6.18 durch die Variation des eingebauten Druckverhältnisses bei konstantem Ein-
trittsdruck PE die Ausnutzung der Expansionsarbeit des Dampfes festgelegt. Seit
Beginn der Entwicklung der Dampfmaschine sind sehr viele Konzepte der Füllungs-
regelung erdacht und realisiert worden, die einen möglichst günstigen Dampfver-
brauch sicherstellen sollten.

Radialkolbenmotor

Ein häufig eingesetzter Verdrängermotor mit Druckluftantrieb ist der Radialkolben-


motor , wie er in Bild 6.53 z.B. in 4-Zylinder-Ausführung dargestellt ist. Die Zy-
linder, deren Zahl im allgemeinen zwischen vier und sechs liegt, sind sternför-
mig radial um eine gemeinsame Kurbelwelle angeordnet. Die geradlinige Bewe-
gung der Kolben in den Zylindern wird über Pleuelstangen und Kurbelwelle in eine
rotierende Abtriebsbewegung umgewandelt. Über den Kurbelmechanismus wird ein
Ventilschieber mitbewegt , der den Massenwechsel der Zylinder steuert.

Bild 6.53. Radialkolbenmotor mit 4 Zy-


lindern

Radialkolbenmotoren werden in der Regel als Volldruckmaschinen ausgeführt, weil


dadurch eine einfache Gestaltung der Steuerung erreicht und ein kleines Bauvolu-
men erzielt wird. Von zwei gegenüberliegenden Zylindern führt je einer einen Fül-
lungsvorgang, der andere einen Ausschiebevorgang aus. Aufgrund der fehlenden
inneren Expansion bzw. Rückkompression , wird die Expansionsarbeit der Druck-
luft nicht ausgenutzt.

Axialkolbenmotor

Eine andere Bauform ist der Axialkolbenmotor. Er hat in der Regel fünf bis sechs
481

Kolben und Zylinder, die axial zur Abtriebswelle angeordnet sind und auf diese
über eine Taumelscheibe wirken. wie in Bild 6.54 erläutert.

Bild 6.54. Axialkolbenmotor mit Tau-


melscheibe
SH Kolbenhub
D wirksamer Taumel-
scheibendurchmesser
Zylindergehäuse a Taumelscheibenneigung

Die Steuerung des Massenwechsels geschieht über Schlitze im Steuerkegel, welche


die zu füllenden Zylinder mit der Eintrittsdruckleitung , die ausschiebenden Zylin-
der mit der Austrittsdruckleitung verbinden. wie nach Bild 6.55 zu verfolgen ist.

Bild 6.55. Zur Funktionsweise des Steuer-


kegels eines Axialkolbenmotors

Das Zylindergehäuse und der Steuerkegel drehen sich relativ zueinander, so daß
die Zylindereinlaßöffnungen wechselweise mit der Hoch- und Niederdruckseite in
Verbindung stehen.

Nach Bild 6.56 läßt sich die Kraft der Kolbenstange auf die Taumelscheibe in eine
Normalkraft F n senkrecht zur Scheibe und eine Tangentialkraft F t in Scheibenebe-
ne zerlegen, wobei die Tangentialkraft das Drehmoment erzeugt [1OJ.

Da der Kolbenhub sH des Axialkolbenmotors gemäß Bild 6.54 von der Neigung 01

der Taumelscheibe abhängig ist:

sH = D sin a, (6.101)

läßt sich bei im Betrieb verstellbarer Taumelscheibenneigung 01 der Hub bzw. der
Durchsatz stufenlos steuern.
482

Bild 6.56. Auf die Taumelscheibe eines


Axialkolbenmotors wirkende
Kräfte

Sowohl der Axialkolbenmotor als auch der Radialkolbenmotor arbeiten nach dem
Prinzip der Volldruckmaschine und können daher auch mit Flüssigkeiten z.B. als
Hydraulikmotoren eingesetzt werden.

6.2.2.2 Drehkolbenmotoren

Drehkolbenmotoren werden sowohl einwellig als auch zweiwellig ausgeführt. Für


ihren Einsatz sprechen die gleichen Überlegungen wie in Abschnitt 6.2.1.2 für
Drehkolbenverdichter ausgeführt. Sie werden häufig als Druckluftmotoren zum
Antrieb von kleinen Bohrmaschinen u.ä. eingesetzt.

Als Beispiele sollen angeführt werden:

- der Lamellenmotor (einwellig ) ;

- der Zahnradmotor (zwei wellig) ;

- der Schraubenmotor (zwei wellig) .

Lamellenmotor

Der Lamellenmotor nach Bild 6.57 stellt die Umkehrung des Vielzellenverdichters
dar [9, lOJ. Der exzentrisch angeordnete Rotor hat gegenüber dem Vielzellenver-
dichter nur etwa drei bis zehn Lamellen, die durch Druckluft oder Federn, bei
höheren Drehzahlen zunehmend durch die Fliehkraft an die Gehäusewand gedrückt
werden.

Benachbarte Zellen haben unterschiedliche Volumina und das in ihnen eingeschlos-


sene Gas somit unterschiedlichen Druck. Durch die Druckdifferenz an den Ober-
flächen der trennenden Lamellen entstehen somit Kräfte, die auf den Drehpunkt
des Rotors bezogen ein Drehmoment ergeben.

Bild 6. !57. Lal11EllEnmotor


483

Die Expansionsarbeit des Gases wird bei diesen Motoren nur teilweise ausgenutzt.
Eine Rückkompression findet im allgemeinen nicht statt.

Zahnradmotor

Der Zahnradmotor nach Bild 6.58 ist ein Vertreter der zweiwelligen Maschinen
ohne innere Expansion. Er kann daher als Volldruckmaschine sowohl mit Gasen
als auch mit Flüssigkeiten betrieben werden [9, 10J. Er stellt die Umkehrung der
Zahnradpumpe dar. Das Drehmoment entsteht durch die Druckdifferenz des Ar-
beitsmediums an den Zahnflanken der in Eingriff stehenden Zahnräder. Nach Bild
6.58 ist das rechte Zahnrad mit der Motorabtriebswelle verbunden.

Bild 6.58. Zahnradmotor

Schraubenm otor

Eine weitere Bauform zwei welliger Drehkolbenmotoren stellt der Schraub~nmotor

als Umkehrung des Schraubenverdichters dar [10J. Er arbeitet wie der Schrau-
benverdichter mit einem eingebauten Druckverhältnis nein und kann somit, falls
die in Abschnitt 6.2.1. 2 beschriebenen Steuereinrichtungen an das effektive Druck-
verhältnis neff angepaßt werden, die Expansionsarbeit des Arbeitsmediums gut
ausnutzen. Die daraus resultierende starke Abkühlung eines feuchten Arbeitsme-
diums steigert allerdings die Vereisungsgefahr im Motor selbst bzw o in den Hilfs-
apparaten, wie z.B. Schalldämpfer usw.

Als Verdrängermaschine, die praktisch keinen Totraum hat, entfallen beim Schrau-
benmotor Hilfseinrichtungen zur Steuerung der Rückkompression.

6.2.2.3 Kreiskolbenmotoren

Eine Umkehrung des Arbeitsspiels der Kreiskolbenverdichter , die damit zu Kreis-


kolbenmotoren werden, ist prinzipiell möglich, wie der Einsatz des Kreiskolbens
in Verbrennungskraftmaschinen zeigt. Allerdings sind Kreiskolbenmotoren als
Druckluftmotoren bisher nicht marktüblich. Auf die Verbrennungskraftmaschine
"Kreiskolbenmotor" soll hier nicht eingegangen werden.
484

Beispiel 6.6:

Ein mit Druckluft betriebener Lamellenmotor ist für folgende Daten auszulegen:

Isentropenexponent k =K ><. 1,4 (ideales Gas)

Eingebautes Druckverhältnis n . 2,5


em
Hubvolumen VH = 25. 10- 6 m 3

Relativer Schadraum E 0,02

Bezogene Exzentrizität eiD 0,1

Bezogene Rotorlänge LID 2,0

Anzahl der Lamellen ZN 10

Es sollen der Rotordurchmesser D, die Rotorlänge L und der Winkel 'f! V min nach Bild 6.30 be-
rechnet werden.

Zur Auslegung dieses Lamellenmotors können die für den Vielzellenverdichter angegebenen Glei-
chungen benutzt werden.

Der Durchmesser kann aus Gleichung (6.82) bei Benutzung der bezogenen Exzentrizität eiD und
Rotorlänge LID berechnet werden

wobei das maximale Volumen aus Gleichung (6.20) mit V 1 = V max bestimmt wird zu

Vmax=V H ( ) =25.10 -6 ·1+0,02


l+E ( ) =25,5.10 -6 m.
3

Damit wird der Rotordurchmesser nach vorstehender Beziehung

3 r---------~--------

D 25,5 . 10- 6 . 2 . 10 = 0,0588


4.n.2.0,1 m

und die Rotorlänge

L=D(~) =0,0588. 2=0,1176m.

Der Winkel rpV min folgt aus Gleichung (6.87), wobei für die isentrope Expansion eines idealen
Gases n = K gesetzt wird.

rpV min = arccos( 2 . nei~ - 1) = arccos (2 . 2,5- T:4 1) = 87,74° .

Damit liegt eine erste Abschätzung der Hauptabmessungen vor.


485

6.2.2.4 Arbeitsbereiche einiger Verdrängerrnotoren

Statisch arbeitende Druckluftmotoren werden sehr häufig zum Antrieb von Werkzeu-
gen eingesetzt. Sie haben gegenüber Elektromotoren den Vorteil, daß sie beliebig
lange bei blockierter Abtriebswelle verharren können, ohne Schaden zu nehmen.
Mit Ausnahme des Schrauben- und des Vielzellenmotors werden sie im allgemeinen
als Volldruckmaschinen ausgeführt, um ein niedriges Leistungsgewicht , eine einfa-
che Steuerung und problem losen Betrieb sicherzustellen.

In Tabelle 6.2 sind für einige statisch arbeitende Motoren Hinweise auf die maxi-
mal üblichen charakteristischen Geschwindigkeiten, Volumenströme und Druck-
verhältnisse aufgeführt, wobei abweichende Daten für spezielle Ausführungen und
kommende Bereichserweiterungen nicht berücksichtigt worden sind.

Tabelle 6.2. Charakteristische Geschwindigkeiten, Volumenströme und Druck-


verhältnisse von statisch arbeitenden Motoren

charakteristische Druckverhältnis
Bauform Geschwindigkeit m/s einstufig Volumenstrom m 3/s

Vielzellenmotor bis 30 3 bis 8 0,02 bis 0,9


Hubkolbenmotor bis 25 3 bis 10 0,02 bis 0,7
Zahnradmotor bis 30 3 bis 10 0,01 bis 0,25
Schraubenmotor bis 60 3 bis 6 0,02 bis 5

Li ter'ltur zu Kapitel 6:

[1] Pohlenz, W.: Pumpen für Gase. VEB Verlag Technik. Berlin 1974.
[2] Pohlenz, W.: Grundlagen für Pumpen. VEB Verlag Technik. Berlin 1975.
[3] Pohlenz, W.: Pumpen für Flüssigkeiten. VEB Verlag Technik. Berlin 1970.
[4] Frenkel, M.I.: Kolbenverdichter. VEB Verlag Technik. Berlin 1969.
[S] Kütlner, K.-H.: Kolbenmaschinen. Teubner, Stuttgart 1967.
[6] Kalide, W.: Kolben- und Strömungs maschinen. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1974.
[7] Rinder, L.: Schr'lubenverdichter. Springer-Verlag, Wien, New York 1979.
[8] Fröhlich, F.: Kolbenverdichter. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961.
[9] Pneumatik Kompendium. VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1977.
[10] Drucklufttechnik. Bauverlag GmbH, Wiesbaden, Berlin 1967.
[11J Kalide, W.; Hansen, A.T. (t): Kraft- und Arbeitsmaschinen. Carl Hanser Verlag,
München, Wien 1975.
[12J Tieroff , H.: Die Kolbendampfmaschine, Bd. 1. Fachbuchverlag , Leipzig 1965.
[13J Weber, F.J.: Arbeitsmaschinen, Bd. I. VEB Verlag Technik. Berlin 1961.
[14J Korte, K. -J.: Simulation der kinematischen und thermodynamischen Abläufe in der rotieren-
den Schraubenmaschine. Diss. Ruhr-Universität Bochum 1980.
Sachverzeichnis

Abbildung, konforme 181 Auftrieb 195


Abdichtgrad 436, 437, 439 Auftriebsbeiwert 197, 208
Ablösungspunkt 186 Auslaßplatte (Schraubenmaschine) 469
Absolutbeschleunigung 144 Auslaßsteuerkante (Schraubenmaschine )
Absolutgeschwindigkeit 143, 316 469
Absolutsystem 143, 321 Axialbedingung 362, 378
Abströmbedingung (Turbinenrepetier- Axialgeschwindigkeit 315
stufe) 379, 385 Axialkolbenmotor 480
Ähnlichkeit, angenäherte 287
, geometrische 254 back-to-back-Anordnung 310
-, physikalische 254 Baehr 47
-, vollständige 287 Bernoulli-Gleichung 171, 185
Ähnlichkeitsgesetze 257 Beschleunigung, absolute 144
Aktionsrad 382 Coriolis- 145
Anergie 63 Führungs- 145
Anstell winkel 200, 205 konvektive 163
Arbeit 49, 413 lokale 163
Druckänderungs- 33, 61, 80, 82, relative 145
84, 99, 331 substantielle 163
, Expansions- 443 Beschleunigungsgitter 403
indizierte 415, 417, 421, 442 Betz 205
innere 415 Bewegungsgleichungen 158
Schaufelgitter- 328 Bezugsgrößen (Ähnlichkeit) 258
, Strömungs-, reversible 61 Bidard 396, 398
Stutzen- 61 Blasius 232
technische 51, 62, 85, 340 Buckingham 255
, Verschiebe- 33, 51, 412, 416 - -Theorem 258
, Verdichtungs- 61
Volumenänderungs- 33, 412, 416 Carnot-Faktor 64
Arbeitsvorgang 54 - -Prozeß 64
Aufheizungsgrad 434 Colebrook 232
488

Cordier 284, 304 Durchflußzahl 228, 307


Coriolis-Beschleunigung 145 Durchmesserzahl 283, 304
- -kraft 147 Durchtri ttsfläche 296
Crocco-Geschwindigkei t 226 Durchtrittsgeschwindigkeit 270
- -Zahl 227 Dzung 351, 354
Curtisrad 379
Einflußgrößen (Ähnlichkeit) 258
Dampf 47 Einflußgrößenfunktion 262, 268
Dampfdruck 215, 277 Einheitsvektor 141
Dampfdruckkurve 215 Einlaßplatte (Schraubenmaschine) 469
Davis 288 Endschei ben 201
Dimensionsanalyse 255, 259 Energie 49
Dipolströmung 181 innere 49, 57, 75, 91
Dissipation 58, 331 kinetische 52
Dove-Prisma 320 potentielle 52
Drall 155 Primär- 37
Drallsatz (Impulsmomentensatz) 155, Sekundär- 37
337 Energiebilanz 49
Drehkolbenmaschine 459 Energieinhalt 50
einwellig 459, 482 Energiesatz (1. Hauptsatz) 53, 54,
zwei wellig 464, 467, 482 156, 325
Drehkolbenmotor 482 Energiestrom 53, 156
Drehkolbenverdichter 458 Energiestromdichte 156
Drehpri sma 321 Energieverlustdicke 187
Drehung (Strömung) 175 Enthalpie 51
Drosselverlust 453 statische 52, 69, 75, 89
Druck 56 Total- 52
-, Mittelung 354 -, relative 147
-, Total- 208 Enthalpiedifferenz 82, 84, 91, 98, 332
Druckänderungsarbeit 33, 61, 80, 82, Enthalpiezahl 276, 360, 368, 377
84, 99, 331 -, Gitter- 397, 401
Druckkoeffizient 433, 435 Entropie 55, 86, 131
Druckkraft 154, 160 Entropieerzeugung 58, 95
Druckverhältnis, effektives 422 Entropiefunktion 133
eingebautes 422, 447 Entropiegleichung 130
kritisches 222 Entropieströmung 59, 95
maximales (Grenz-) 419 Erhitzungsfaktor 110, 121
minimales 446, 449 Euler 341
Druckverlust 72, 172 -, Betrachtungsweise 148
Druckzahl 272 - -Bewegungsgleichungen 170
Durchflußfunktion 227 - -Radius 353, 354
489

Hauptgleichung 336, 341, 343 Durchtritts- 270


- -Zahl 256 kritische 226
Exergie 63 Laval- 226
- -Flußbild 68, 70 Meridian- 314, 316
Exergieverlust 67, 69 Relativ- 143
Expansionsarbeit 443 Schall- 217
Expansionsmaschine 443 Translations- 144
mit Rückkompression 447 Umfangs- 144, 314
ohne Rückkompression 443 Winkel- 143
Expansionsverhältnis 441 Geschwindigkeitsdreiecke 313, 366
Geschwindigkeitsvektor 141
Fanno 234 Gibbssche Fundamentalgleichung 61
- -Kurve 233 Gitter (Schaufel-) 204, 395
Feldkraft 160 Beschleunigungs- 403
Flügelstreckung 198 gerades 395
Fluid 1 Kreis- 395
inkompressibles 35, 47, 157, 164 Umlenk- 403
kompressibles 35, 217 Verzögerungs- 403
Newtonsches 182 Gi tterbelastung 208
Flüssigkeitsringverdichter 462 Gitterenthalpiezahl 397, 401
Formparameter (Grenzschicht-) 187 Gitterflußzahl 397, 401
Fractional Analysis 255 Gitterkennlinie 403
Francis-Turbine 392 Gitterteilung 204
Freistrahlturbine 386, 392 Gitterverlustkennlinie 403
Froude- Umfangszahl 279 Gitterverlustzahl 397, 401
- -Zahl 256, 279 Gitterwiderstandsbeiwert 209
Führungsbeschleunigung 145 Gitterwirkungsgrad 404
Füllungsgrad 433 Gleichdruckstufe 382
-, indizierter 434 Gleichgewichtszustand 56
Funkenblitzverfahren 319 Gleitzahl 203, 210
Grenzdruckverhältnis 419
Gas, ideales 74, 87, 128 Grenzschicht 182
-, reales 128, 133 Grenzschichtdicke 187
Gasgleichung 74 Grenzschichtgleichungen 184, 189
Gaskonstante 74 Grundgrößen (Ähnlichkeit) 258
Generator, magnetohydrodynamischer
30 Hagen-Poiseuille 232
Geschwindigkeit 143 Hauptläufer (Schraubenmaschine) 467
Absolut- 143, 316 Hauptsatz der Thermodynamik, nullt er
Axial- 315 47
Crocco- 226 erster 48, 49, 53, 147
490

zweiter 48, 55 Kolbendampfmaschine 479


dritter 48 Kolbenhub 295, 455
Helmholtzscher Wirbelsatz 178 Kolbenpumpe 458
Hubkolbenmotor 441, 452, 478, 485 Kolbenpumpenprozeß 417
Hubkolbenpumpe 437 Kompressibilitätsfunktion 136
Hubkolbenverdichter 411, 429, 454, Kontinuitätsgleichung 149, 164
477 Kontrollraum 50, 149
Hubvolumen 411 Kraft, Coriolis- 147
Hufeisenwirbel 196 Druck- 154, 160
Hydraulischer Durchmesser 233 Feld- 160
Reibungs- 160
Impulsmomentensatz (Drallsatz) 155, Schaufel gitter- 388
337 van-der-Waals- 134
Impulssatz 152 Volumen- 160
Impulsstrom 152 Kreiskolbenmaschine 300
Impulsverlustdicke 187 Kreiskolbenmotor 483
Indikatordiagramm 415, 429, 452 Kreiskolbenverdichter 473, 477
Inertialsystem 141 Kreisprozeß 38, 71
Integralsätze der Strömungsmechanik Kühlung 54, 85
148 Kupplungsleistung 116
Isentrope 60, 83 Kurbelwelle 295
Isentropenexponent 77 Kurbelzapfen 295
Isobare 75, 85 Kutta-J oukowsky, Satz von 195
Isochore 75, 85 - -Abflußbedingung 196
Isotherme 75, 84
Lagerverlustleistung 116
J oule-Thomson-Koeffizient 137 Lagrange 148
Lamellenmotor 482
Kämmbereich (Schraubenmaschine) Läuferpaar (Schraubenverdichter) 467
468 Läuferkonstante (Schraubenverdichter )
Kaplan-Turbine 392 470
Karman, von 232 Laufrad 36, 309
Kavitation 215, 277 axialdurchströmt 36
Kenngrößen 254 diagonaldurchströmt 36
- der Schaufelgitter 395 radialdurchströmt 36
- der Strömungsmaschinen 261, 357 Laufzahl 283
- der Verdrängermaschinen 293 Laval-Düse 224
Kenngrößenfunktionen 261, 293 - -Geschwindigkeit 226
Kenngrößenkombination 282 - -Zahl 227
Kennlinie 281 Leckverlust 436
-, Gitter- 403 -, äußerer 72
491

innerer 306 Ortsvektor 141


Leckvolumenstrom 306
Leistung, innere 52, 420 Parallelprojektion 312
Kupplungs- 116 Pelton-Turbine 386
Lagerverlust- 116 n-Theorem 255
Rotor- 336 Pleuelstange 295
Schaufel gitter- 389 Polare 200
Leistungszahl 283 Polytrope 79, 81
Leitrad 309 Polytropenexponent 81
Ljungström-Turbine 386 Potentialfunktion 180
Potentialgleichung 242
Machsche Linie 220 Potentiallinien 181
Machscher Winkel 220 Potential strömung 175
Mach- Umfangszahl 273 Potential wirbel 181
- -Zahl 220 Prandtl 232
Massenstrom 52, 152 - -Mischungsweghypothese 190
Massenstromdichte 223 - -Regel 244
Mehrflutigkeit 287 Primärenergie 37
Mehrstufigkeit 286 Profil (Schraubenläufer ), asymmetri-
Mehrwelligkeit 459 sches 472
Membranverdichter 456 symmetrisches 471
Meridianflußbedingung 364, 368, 379, Profilkonstante (Schraubenläufer )
385 465, 470
Meridianflußzahl 359, 377 Profil (Schaufel-, Tragflügel-) 195
Meridiangeschwindigkeit 314, 316 Profil verlust 209
MHD-Generator 30 Profil widerstand 198
Mittelwertbildung 346 Profil widerstandsbei wert 199
Molwärme 131 Profil wölbung 200
Momentenbeiwert 192 Prozeß, irreversibler 55
Motorprozeß, idealer 441 Kol benpumpen- 417
-, realer 452 Motor-, idealisierter 441
-, realer 452
NACA 205 reversibler 55
Nachlaufdelle 208 thermodynamischer 73
Navier-Stokes-Gleichungen 158, 164, Pumpe, elektromagnetische 30
167
Nebenläufer (Schraubenmaschine) 467 Quellenströmung 181
Newtonsches Fluid 182
- -Reibungsgesetz 162 Radialkolbenmotor 480
Nullauftriebsrichtung 201 Radialgeschwindigkeit 315
Nutzeintrittsvolumen 436 Radreibungsverlust 73, 191
492

Radsei tenrei bung 191 Schaufelgitterwirkungsgrad 389


Randverlust 72 Schaufel winkel 204, 374, 375
Rayleigh 255 Schichtenströmung 161
- -Kurve 238 Schiebersteuerung 479
Reaktionsgrad der Druckänderungsar- Schluckzahl 283
beiten 333, 335 Schnellaufzahl 283, 304
- der Druckdifferenzen 333 Schraubenläuferprofile 467
- der Enthalpiedifferenzen 333 Schraubenmaschine 299
kinematischer 333, 335, 361 Schraubenmotor 483, 485
polytroper 333 Schraubenverdichter 467, 477
Reaktionsstufe 381 Schubspannung 161, 182, 189
Realgasfaktor 134 Schultz 262
Reibungskraft 160 Seitenverhältnis (Tragflügel) 198
Reibungsverlust 72, 208 Sekundärenergie 37
Relativbeschleunigung 145 Sekundärströmung 212
Relativgeschwindigkeit 143 Senkenströmung 181, 212
Relativsystem 143, 321 Singularitäten 181
Repetierbedingung 362, 367, 378, 384 Spaltverlust 72
Repetierstufe 362, 367 Staffelungswinkel 205
Reynolds-Analogie 79 Stoffgrößen 262
- -Umfangszahl 273 Stoßpolare 241
- -Zahl 256, 280 Stromfaden 149, 312
Rohrkrümmer 153 Stromfadentheorie 346
Rohrreibungszahl 231 Stromfunktion 180
Rollkolbenverdichter 463 Stromlinie 149, 181
Rootsgebläse 464, 477 Stromröhre 149, 151
Roots-Maschine 298 Strömung, beschleunigte 186
Rotorleistung 336 drehungsfreie 175
Rückführkanal 367 inkompressible 151, 157
Rückschlagventil 463, 476 instationäre 151, 164
kompressible 151, 217
Sandrauhigkeit 232 laminare 182
Sankey-Diagramm 68 stationäre 150
Saugzahl 260 turbulente 182, 188
Schadraum 418 verzögerte 185
Schadraumvolumen 411 Strömungsarbeit , reversible 61
Schallgeschwindigkeit 217 Strömungsmaschinenstufe 309
Schaufel gitter 395 Strömungsvorgang 54
Schaufelgitterarbeit 328 Stufe, Strömungsmaschinen- 309
Schaufelgitterkraft 388 Kenngrößen 356
Schaufelgitterleistung 389 -, Verdrängermaschinen- 410
493

Stutzenarbeit 61 Ventil, selbsttätiges 411, 431


Substanzmenge 56 -, zwangsgesteuertes 422
Sutherland 264, 288 Verdichter, Kenngrößenbereiche 369
System, abgeschlossenes 48, 49 Verdichterprozeß (Verdrängerverdich-
adiabates 54 ter) 411, 429
diabates 54 Verdichterrepetierstufe, axial 362
einfaches 48 -, radial 367
geschlossenes 48, 131 Verdichterwirkungsgrad 101
offenes 48 Verdichtungsarbeit 61
Verdichtungsstoß 225
Tauchkolbenmotor 478 gerader 237
Tauchkolbenverdichter 454 schräger 239
Taumelscheibe 481 Verdrängermaschinenstufe 410
Teilbeaufschlagung 383 Verdrängermotor, Arbeitsbereiche 485
Teilbeaufschlagungsverlust 73 Verdrängerverdichter, Arbeitsbereiche
Teilung (Gitter-) 204 477
Teilungsverhältnis 205 Verdrängungsdicke (Grenzschicht) 187
Temperatur, thermodynamische 56 Vergleichsfaktor (Verdrängerverdichter)
Temperaturfunktion 132 425
Temperaturkennzahl 272 Verlust 71
Temperaturkoeffizient 434 Druck- 72, 172
Thoma-Zahl 279 Exergie- 67, 69
Totalenthalpie 52 Gitter- 397,401
-, relative 147 Leck- 72, 306, 436
Totpunkt 411 mechanischer 72
Totraumvolumen 411 Profil- 209
Tragflügelprofil 195 Radreibungs- 73, 191
Translationsgeschwindigkeit 144 Reibungs- 72, 208
Translationsströmung 181 Spalt- 72
Traupel47, 351, 354 Teilbeaufschlagungs- 73
Turbine, Kenngrößenbereich 391 Zusatz- 73
Turbinenrepetierstufe, axiale 378 Verlustkennlinie , Gitter- 403
-, radiale 384 Verschiebearbeit 33, 51, 412, 416
Turbinen wirkungsgrad 101 V erzögerungsgi tter 403
Turbulenzgrad 190 Vielzellenmotor 485
Vielzellenverdichter 459, 477
Umfangsgeschwindigkeit 144, 314 Virialkoeffizienten 135
Umlenkgitter 403 Viskosität, dynamische 182, 264
Umlenk- (Rückführ-) Kanal 309 -, kinematische 162, 265
Umlenkstufe 379 Volldruckmaschine 442, 450
Umschlingungswinkel (Schraubenläufer ) Volumen, spezifisches 158
471 -, molares 136
494

Volumenänderungsarbeit 33, 412, 416 isothermer 114, 122


Volumenflußzahl 270, 296, 359 , mechanischer 116
Volumenkoeffizient 433 polytroper 103, 120, 123, 334
Volumenkraft 160 Schaufel gitter- 389
Volumenstrom 152 statischer 102
-, theoretisch ansaugbarer 433 totaler 100
Volumenverhältnis, eingebautes 422 , Turbinen- 101
Vorzeichenregel 53, 314 , Verdichter- 101

Waals, van der 133, 134 Zähigkeit, dynamische 162, 264


- -Kraft 134 -, kinematische 162, 265
Wandler, hydrodynamischer 41 Zahnradmotor 483, 485
-, hydrostatischer 42 Zahnradpumpe 465
Wärme 63 Zentrifugalstufe 384
Wärmefluß , innerer 432 Zentripetalstufe 384
Wärmekapazität, spezifische 75, 76, Zierep 256
105, 128 Zirkularprojektion 312
Wärmemenge 49, 52, 94, 114, 128 Zirkulation 179, 195, 342
Wärmerückgewinnfaktor 110 Zusatzverlust 73
Wärmestrom 52 Zustandsänderung 74, 78
Widerstand, Druck- 199 isentrope 60, 83
induzierter 197 isobare 75, 85
Profil- 198 isochore 75, 85
, Reibungs- 199 isotherme 84
Widerstandsbei wert (Gitter) 209 , polytrope 79
-, induzierter 197 Zustandsgleichung, thermische 74
-, Profil- 199 Zustandsgrößen 74, 78
Widerstandszahl (Rohrströmung ) 231 Zuströmbedingung 365, 368
Winkelgeschwindigkeit 143 Zwickel (Schraubenmaschine) 469
Wirkungsgrad 110, 119 Zwischenkühlung 85, 114
-, isentroper 105, 110, 121, 123 Zwischenüberhitzung 54

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