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Wemer Fister
Fluidenergiemaschinen
Band 1:
Physikalische Voraussetzungen,
Kenngrößen, Elementarstufen
der Strömungs- und Verdrängermaschinen
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Oie Vergiitungsanspriiche des § 54, Abs. 2 UrhG werden durch die »Verwertungsgesellschaft Wort«, Miinchen, wahrgenommen.
© Springer-Verlag Berlin, Heidelberg 1984.
Oie Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne
besondere Kennzeichnung nicht zu der Annnahme, daB solche Namen im Sinne derWarenzeichen- und Markenschutz-Gesetz-
gebung als frei zu betrachten wiiren und daher von jedermann benutzt werden diirften.
2060/3020 5432\0
Vorwort
Der vorliegende erste Band dieses Buches, dessen Titel aus der von mir für alle
Maschinenbaustudenten der Ruhr- Universität Bochum gehaltenen Pflichtvorlesung
"Fluidenergiemaschinen" entlehnt ist, soll entsprechend der Wortneuschöpfung
dem Streben naCH möglichst gemeinsamer Behandlung von Strömungs- und Verdrän-
germaschinen Ausdruck geben, was dem ursprünglichen Bochumer Konzept für das
Maschinenbaustudium entspricht. Nach diesem Konzept sollte das Grundlagenwis-
sen filr den Maschinenbauingenieur, welches selbst von Änderungen des physikali-
schen Weltbildes in den kommenden Jahren voraussichtlich wenig berührt werden
dürfte, sehr intensiv vermittelt werden, während die Auslegung und Konstruktion
von Maschinen und Anlagen, welche den sich ändernden Bewertungsmaßstäben und
dem sich wandelnden Zeitgeschmack unterliegen, nur an wenigen Beispielen der
modernen Technik behandelt werden sollten.
Als ein Beispiel in diesem Sinne ist die Strömungsmaschine gewählt worden, weil
einerseits zu ihrer Auslegung das gesamte Grundlagenwissen angewendet werden
kann, und andererseits gegenwärtig ein gegenüber der Verdrängermaschine weiter-
gehendes theoretisches Eindringen in die Funktionsabläufe möglich ist.
Im vorliegenden Band werden die Strömungs- und Arbeitsvorgänge nur vom Fluid
aus betrachtet, wobei über die geometrischen Abmessungen der gedachten Fluid-
energiemaschinen noch nichts ausgesagt wird.
Dieses Buch soll vor allem den Studenten des Maschinenbaues helfen, ein Grund-
wissen über die Fluidenergiemaschinen zu erwerben. Vielleicht vermag es dar-
über hinaus auch Ingenieuren im Beruf weitere Anregungen zu vermitteln.
In einem geplanten zweiten Band soll versucht werden, die Geometrie der funk-
tionsrelevanten Teile der Strömungs- und Schraubenmaschinen so zu gestalten, daß
die ursprünglich in der gedachten Maschine des vorliegenden Bandes vom Fluid
aus betrachteten Arbeits- und Strömungsvorgänge quantitativ richtig und optimal
vollzogen werden.
Meinen engsten Mitarbeitern, Herrn Dr. -Ing. J. Eikelmann und Herrn Dr. -Ing.
H. -P. Müller danke ich an dieser Stelle für ihre bereitwillige Unterstützung, für
ihre Ratschläge und kritischen Anmerkungen sowie für die organisatorischen Hil-
fen. Ebenso gilt mein Dank Herrn Dr. rer. nato W. Volgmann und Herrn Dipl.-
Ing. G. Neumann für ihren Einsatz beim Dberarbeiten des zweiten und dritten bzw.
des letzten Kapitels. Meinem Kollegen, Herrn Prof. Dr. -Ing. H. Pfost, danke
ich für die kritische Durchsicht des Manuskripts. Allen wissenschaftlichen Mitar-
beitern, die bei der Bearbeitung der Scripten nach meinen Vorlesungen zur Stoff-
aufbereitung beigetragen haben, der Konstruktionsgruppe unter Leitung von Herrn
Ing. M. Schmenk und dem Photolabor, die der Bildgestaltung große Sorgfalt ange-
deihen ließen, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, welche die umfangreichen
Schreibarbeiten durchführten, bin ich sehr dankbar.
VII
Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Verlag für sein Interesse an einem derartigen
Buch, für sein Verständnis, seine Hilfeleistung bei der druckgerechten Gestaltung
und für die angenehme Zusammenarbeit.
1. Einführung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Literatur zu Kapitell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . • . .. 45
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 487
Formelzeichen und Symbole
Lateinische Buchstaben
A Auftrieb b Relativbeschleunigung
r
....
dA Flächennorm alenvektor bf Führungsbeschleunigung
E Exergie J Dissipation
Eu Euler-Zahl J oule-Thomson-Koeffizient
Kupplungsleistung
f Frequenz
Schaufelgitterleistung
g Gravitationskonstante
(F all beschleunigung) mechanische Verlustleistung
H Enthalpie p Druck
H 12 ,H 32 Formparameter Totaldruck
xv
Q Wärmemenge W Arbeit
s Wegkoordinate y Koordinate
sH Hublänge Z Realgasfaktor
VH Hubvolumen r Zirkulation
Vo Schadraumvolumen ß Gitterverlustzahl
v Translationsgeschwindigkeit 6 Grenzschichtdicke
XVI
Energieverlustdicke Volumenflußzahl
CPD
Gleitzahl Stromfunktion
Verlustbeiwert Druckzahl
Gitterenthalpiezahl
Indizes und Kennzeichen
Drehimpuls, Drall
Liefergrad o Ruhezustand
k kompressibel T isotherm
m mechanisch tangential
isobar V Verdichter
p
v isochor
R radiale Richtung
z axiale Richtung
r radial
Das Fluid als materiell stetig zusammenhängender Körper zeichnet sich durch
leichte Verschieblichkeit seiner Moleküle aus, d.h. im Gegensatz zum festen Kör-
per setzt das Fluid seiner Formänderung nur geringen Widerstand entgegen.
Das sich aus dieser Eigenschaft ergebende Verhalten wird als Fließen bezeichnet.
Der während eines Prozesses durchzuführende Transport von Energie über die
Grenzen des Systems "Fluidenergiemaschine" besteht im Verrichten von Arbeit
und im Übertragen von Wärme.
Besteht bei den mechanisch wirkenden Fluidenergiemaschinen die zwischen den be-
wegten Maschinenteilen und dem Fluid in einem geschlossenen System ausgetauschte
2
Ein historischer Streifzug soll die Vielfalt der Ausführungsformen dieser Ma-
schinen aufzeigen.
Für die Arbeiten aus frühgeschichtlicher Zeit, die das Vermögen einzelner Men-
schen überfordert haben, ist aller Wahrscheinlichkeit nach zunächst die Energie
des fließenden Wassers herangezogen worden. Der Gedanke, die Energie der Luft-
strömungen auszunutzen, ist vermutlich erst später realisiert worden.
Viel später in geschichtlich belegbarer Zeit werden Versuche bekannt, Heißluft und
Dampf zu verwenden.
Über die historische Entwicklung und die Funktionsbeschreibung dieser sich einmal
durch die verwendeten Fördermedien und andererseits durch die Energietransport-
richtung bezüglich der Systemgrenzen unterscheidenden Fluidenergiemaschinen be-
steht eine sehr umfangreiche Literatur, aus der nur wenige Werke angeführt werden
können.
Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, wenn eine ausführliche Konstruk-
tions- und Funktionsbeschreibung von historisch wichtigen und wegweisenden Ma-
schinen aufgenommen worden wäre.
So soll versucht werden, durch eine Zeittafel mit Maschinenabbildungen einen so-
wohl zeitlich geordneten als auch konstruktiven Einblick in die im Laufe der Ge-
schichte entstandene Vielfalt von Fluidenergiemaschinen zu geben.
250 v. ehr.
Bericht über eine Schraubenpumpe in
Ägypten durch Archimedes [1]
200 v. ehr.
Beschreibung der unterschlächtigen Wasser-
räder mit Eimerketten durch Phi Ion von
Byzanz [2J
5. Jahrh. n. ehr.
Einsatz eines 1772 gefundenen Kreisel-
pumpenrades in einer portugiesischen
Kupfergrube in San Domingos [3J
um 1405
In der Göttinger Bellisfortis von Konrad
Kyeser Bild eines oberschlächtigen Was-
serrades [2J
um 1409
In den Manuskripten des Leonardo da Vinci
Skizzen über Wasserkraftmaschinen, z.B.
ein Wasserrad für hohe Gefälle [2J
16. Jahrh.
Wasserrad mit vertikaler Achse und tan-
gentialer Beaufschlagung [1 J
5
1682
Bau der Wasserhebemaschine von Marly
durch den Niederländer Renkin [1]
13 Wasserräder mit je 12 m Durchmesser
zum Antrieb von 235 Kolbenpumpen
Förderstrom pro Tag: 5700 m 3
Geodätische Höhendiff.: 162 m
Gesam twirkungsgrad: 6,7"/0
Kolbenpumpenantrieb über sog. Stangen-
künste [2J
1817 Abbruch dieser Anlage
1689
In der deutschen Gelehrtenzeitung "Acta
Eruditorum" Beschreibung einer Zentri-
fugalpumpe durch Denis Papin [4J
1705
Bau einer Zentrifugalpumpe mit Spiralge-
häuse durch Papin [3 J
6
1732
Vorschlag einer Zentrifugalpumpe mit ver-
tikaler Welle durch den Franzosen
LeDemour [6 J
1738
Nachweis der Reaktionswirkung des Wassers
durch Bernoulli in seiner "Hydrodynamica"
1750
Ein von Andreas Segner gebautes und nach
ihm benanntes Wasserrad [5J
1750 - 1754
Begründung einer vollständigen Turbinen-
theorie durch Leonard Euler (Turbine mit
Lauf- und Leitrad) [5J
7
1794
Darstellung einer Weiterentwicklung der
Zentrifugalpumpe als "Saugschwungma-
schine" nach Langsdorfs "Lehrbuch der
Hydraulik"
1808 - 1817
Entwicklung von Wassersäulenmaschinen
u.a. durch Georg von Reichenbach [2J
1818
---,.,-
"",.,
1824
Erstmalige Bezeichnung der Wasserräder
als Turbinen durch Claude Burdin in seinem
Bericht an die französische Akademie der
Wissenschaften in Paris
8
1832
Inbetriebnahme einer radial von innen beauf-
sChlagten, durch Benoit Fourneyron er-
bauten Wasserturbine in Besanyon
1834
In St. Blasien aufgestellte bekannteste Aus-
führung der Fourneyron-Turbine [2 J
1837
Konstruktion einer axialen Reaktionstur-
bine mit vertikaler Welle durch earl
Henschel. Verbesserung dieser Turbinen-
bauart durch N. J. J onval [2 J
1838
Patenterteilung an Samuel Howd auf eine
radiale Uberdruckturbine
1844
Bau einer Jonval-Turbine von 100 PS durch
Escher Wyss, Zürich [2J
9
1845
Entwicklung einer teilbeaufschlagten Tan-
gentialradturbine durch Escher Wyss [2J
1846
Konstruktion einer dreistufigen Zentrifu-
galpumpe durch W. H. N. Johnson
1849
Verbesserung der Howd-Turbine durch
James Francis [2J
1860
Vorschlag von Carl-Ludwig Fink zu einer
drehbaren Leitradschaufelverstellung
1869
Verlegung der ursprünglich im Leitrad vor-
genommenen Umlenkung des Wassers in
das Laufrad (Grundform der Francis-Tur-
bine) durch A. N. Swain
10
1874
Von der Firma J. M. Voith in Heidenheim
gebaute Francis-Turbine mit nach
C. -L. Fink ausgeführten drehbaren Leit-
schaufeln [ 2J
1879
Fertigungsaufnahme von Niederdruckzen-
trifugalpumpen durch die Firma Klein,
Schanzlin und Becker, Frankenthal
1880
Patenterteilung an den a merikanischen In-
genieur Lester Allan Pelton für eine Frei-
strahlturbine (Nachkonstruktion) [2J
1905
Patenterteilung an Hermann Föttinger für
ein" Flüssigkeitsgetriebe" als Grundprin-
zip eines hydrodynamischen Wandlers [7J
11
1905
Patenterteilung an die Vulkan-Werft, Lübeck
für eine hydrodynamische Kupplung [8J
1908
Bau des Prototyps eines Föttinger-Wandlers
mit 89 Wirkungsgrad [7J
1913
Patenterteilung an Victor Kaplan für eine
Propellerturbine mit schwenkbaren Schau-
felblättern [1]
1919
Inbetriebnahme der ersten von Voith ge-
bauten Kaplanturbine in Velm (Niederöster-
reich) [2J
12
1925
Konstruktion des ersten automatischen Auto-
mobilgetriebes mit hydrodynamischem
Wandler durc h H. Rieseier
1927
Erprobung des Rieseler-Getriebes in einem
Mercedes-Wagen [8 J
1929
Patenterteilung an die Professoren Spann-
hake, Kluge und von Sanden in Karlsruhe
für den "Tri lok- Wandler" [ 8 J
1932
Beginn der Entwicklung moderner auto-
matischer Fahrzeuggetriebe mit hydro-
dynamischen Elementen durch General
Motors Corporation (USA) [ 8 J
13
1. Jahrh. n. ehr.
Entwurf eines Windrades zum Antrieb
einer Kolbenpumpe des Heron von
Alexandria [2J
um 600 n. ehr.
Vermuteter Erfindungszeitraum von Wind-
mühlen größerer Leistung mit vertikaler
Welle im persisch-afghanischen Grenzge-
biet
um 800 n. ehr.
Erste Berichte arabischer Gelehrter über
diese mit Segeln bespannten Windmühlen [2J
ab 1100 n. ehr.
Erste Darstellungen von europäischen
Windmühlen
14
ab 1200 n. Chr.
Weite Verbreitung von Windmühlen mit hori-
zontaler Achse in Europa, so sind z.B.
allein in Flandern 120 Windmühlen in Be-
trieb [2J
1550 - 1556
Beschreibung eines Gebläses durch Georg
Agricola in seinem Buch "De re metallica"
[ 1]
1609
In China nachweisbare Maschine mit Zen-
trifugalventilator zur Getreidereinigung
(Wann-Maschine) [9J
1615
Entwurf einer Windmühle mit vertikaler
Achse von Fausto Veranzio in Venedig [2J
15
1630
Beschreibung der sog. Pappenheimischen
Pumpe von Johannes Leurechin als Vor-
läuferin der Rootsgebläse [4 ]
um 1650
Bau einer Luftpumpe durch Otto von
Guericke
1654
Versuch mit den Magdeburger Halbkugeln
[ 10J
1654
Vorführung der Wirkung des Luftdruckes auf
dem Regensburger Reichstag (Anwendung
der aerostatischen Ubersetzung)
um 1690
Als Ventilator benutzte Zentrifugalpumpe
des Denis Papin
1716
Vorlage des Entwurfes einer Siebmaschine
mit Zentrifugalventilator bei der Pariser
Akademie der Wissenschaften durch Baron
de Knopperf
16
1728 - 1729
Begutachtung eines von dem Ingenieur Teval
gebauten Zentrifugalventilators zur Ver-
sorgung von Feuerungen durch die Pariser
Akademie der Wissenschaften
1730
Anwendung des Ventilators durch Desagulier
zur Belüftung des "House of Commons" in
London
1741
Versuche von Stephen HaIes mit Ventila-
toren zur Belüftung von Krankenhäusern usw.
um 1850
Zentrifugalverdichter "liner Rohrpostanlage
der "Pneumatic Despatch Company" in
London (Nachzeichnung )
1850
Entwicklung der Kapselräder durch Fabry
[4J
17
1867
Vorstellung des Roots-Gebläses auf der
Weltausstellung in Paris [ 11 ]
1868
Aufnahme der Roots-Verdichterfertigung
durch die Aerzener Maschinenfabrik
1899
Bau des ersten einstufigen Radialver-
dichters durch den Franzosen Rateau
(N achzeichnung )
um 1900
Aufnahme der Entwicklung von Axialver-
dichtern durch den Dampfturbinenkon-
strukteur A. Parsons
1905
Bau des ersten mehrstufigen Radialver-
dichters nach Rateau
1905
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Firma Kühnle, Kopp und Kausch, Franken-
thai
1906
Erstellung eines vielstufigen Radialver-
dichters in den Bergwerken von Bethune
(p/p = 7 bis 8)
18
1906
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Firma BBC in Baden (Schweiz) und durch
die GHH in Oberhausen
1907
Übernahme der Rateau-Lizenzen durch die
Frankfurter Maschinenbauanstalt , vormals
Pokorny und Wittekind und durch die AEG
in Berlin
1907
Bau eines Axialverdichters in Lizenz von
Parsons durch die Erste Brünner Ma-
schinenfabrik als 23. ausgeführter Ver-
dichter. Einstellung der Entwicklung nach
dem 30. Prototyp wegen unbefriedigender
Ergebnisse
1. Jahrh. n. Chr.
Äolipile (Drehkugel ) des Heron von
Alexandria [2J
um 1505
Entwurf einer Versuchseinrichtung von
Leonardo da Vinci zur Messung der Aus-
dehnung von Wasserdampf [2J
19
1629
Entwurf des "Püsterich", einem Vorläufer
der Gleichdruckturbinen, von Giovanni
Branca [2J
1680
Vorschlag eines mit Wasserdampf be-
triebenen Wagens nach dem Rückstoßprin-
zip von Issac Newton [12J
1690
Erste Kolbendampfmaschine von Papin [10J
1706
Verbesserte Dampfpumpe von Papin [1]
20
1710
Atmosphärische Kolbendampfmaschine mit
Einspritzkondensation von Thomas New-
comen [ 2 J
1765
Versuchsapparat mit Trennung von Kessel,
Arbeitszylinder , Kondensationsraum und
Vacuumpumpe nach James Watt [10J
1781
Entwicklung der doppeltwirkenden Dampf-
maschine mit Drehbewegung durch
James Watt [2J
1784
Patent auf eine Reaktionsdampfturbine für
James Watt
1810
Dampfmaschine für 4 bar Kesseldruck
von Evans
21
um 1840
Gebrauchsfertige Dampfturbine mit 64 PS
Leistung von Christian Schiele
1883
Die erste von dem Schweden Karl Gustav
Laval erbaute einstufige Gleichdruck-
Dampfturbine (A-Rad) [1]
1884
Erteilung von zwei grundlegenden Patenten
auf eine axiale Überdruckturbine (Reak-
tionsturbine) an C. A. Parsons [2J
1892
Einfachwirkende Heißdampf-Maschine mit
350 0 C Dampftemperatur von Wilhelm
Schmidt [2J
um 1895
Bau von Laval-Gleichdruckturbinen durch
die Firma Humboldt in Deutz
22
1896
Bau von Turbinen mit Geschwindigkeits-
stufen nach Curtis (C-Rad, schematische
Darstellung der Beschaufelung)
1897
Vielstufige Gleichdruckturbine des
Franzosen Rateau
1903
Axialdurchströmte Gleichdruckturbine des
Schweizers Heinrich Zölly [2J
1904
Erster Einsatz einer radial durchströmten
gegenläufigen Dampfturbine nach dem
Schweden Ljungström in einem Kraftwerk
(schematische Darstellung) [1]
23
1. Jahrh. n. ehr.
Mittels Heißluft wirkender Tempelöffner des
Heron von Alexandria [9 J
um 1500
Nutzung der Rauchgase beim Bratenwender
nach der Darstellung von Leonardo da
Vinci [2J
1607
Darstellung eines mit Rauchgas betriebenen
Bratenwenders in dem Buch "Novo Theatro
di Machine" von Victorio Zonca [2J
24
1673
Pulvermaschine von Christian Huygens [10J
1791
Patenterteilung an den Engländer John
Barber auf eine Gasturbine (Nachkonstruk-
tion) [2 J
1816
Patenterteilung an den schottischen Pastor
Robert Stirling auf eine Heißluftmaschine
mit geschlossenem Kreislauf (schematische
Darstellung) [13J
25
1860
Einzylindrige, doppeltwirkende , s chieber-
gesteuerte Gasmaschine ohne Vorver-
dichtung von Etienne Lenoir [1]
1860
Heißluft maschine mit offenem Kreislauf
von Ericson [1]
1862
Vier - Zylindermasc hine von Nikola us Otto
mit Vorverdichtung und Zündung im O. T.
[ 2J
1867
Atmosphärische Gasmaschine von Nikolaus
Otto auf der Pariser Weltausstellung [1]
26
1874
Produktion von 80 atmosphärischen Gas-
maschinen pro Monat durch die Gasmo-
torenfabrik Deutz (heute KHD)
1876
Patenterteilung an Nikolaus Otto auf eine
Viertaktmaschine (Otto I s Neuer Motor) [1 ]
bis 1885
Herstellung von über 5000 Maschinen dieser
Art (Otto-Motor) bei der Gasmotorenfabrik
Deutz (heute KHD)
1892
Patenterteilung an Rudolf Diesel auf einen
Verbrennungsmotor mit Selbstzündung
1893
Beginn der Realisierung des Diesel-Motors
durch die Firma MAN in Augsburg
1897
Vorführung des 3. Versuchsmotors vor
einem größeren Interessentenkreis in Augs-
burg [2J
1897
Patenterteilung an Franz Stolze in Berlin
auf eine Gasturbinenanlage mit allen Merk-
malen moderner Ausführungen
27
1900 - 1904
Versuche an einer ausgeführten Stolze-Gas-
turbinenanlage mit Wärmetauscher [2 J
1905
Vorschlag der Abgasturboaufladung von
Verbrennungsmotoren durch den Schweizer
A. J. Büchi
1906
Bau einer Gleichdruckgasturbine durch die
Brüder A. und C. Lemale
1906 - 1908
Konstruktion einer Gleichraumgasturbine
durch Hans Holzwarth
1908 - 1910
Bau der ersten Maschine bei der Firma
Körting, Hannover
1909
Bau der zweiten Maschine bei der Firma
BBC, Mannheim [2J
28
1914
Bau der dritten Maschine bei Maschinen-
fabrik Thyssen in MülheimjRuhr
1923
Bau der ersten Abgasturbolader durch BBC
in Zusammenarbeit mit Büchi [2J
1930
Erstes Patent auf ein Gasturbinen-Flug-
triebwerk an F. Whittle [12J
1932
Erteilung von 114 Patenten im Zusammen-
hang mit Gasturbinen in Deutschland
1935
Patenterteilung auf eine geschlossene Gas-
turbinenanlage an J. Ackeret und C. Keller
[ 15 J
29
1939
Erste Inbetriebnahme einer von Escher-
Wyss gebauten geschlossenen Gasturbinen-
anlage von 2 MW Leistung
27.8.1939
Erstflug eines Heinkel-Flugzeuges (He 178)
mit einem Gasturbinentriebwerk (He S3-B)
[ 14J
1939
Inbetriebnahme der ersten G leichdruckgas-
turbine mit offenem Kreislauf durch BBC
in N euch13.tel
1941 - 1942
Erprobung weiterentwickelter Flugtrieb-
werke BMW 003 und Jumo 004 u.a. im
Flugzeug Me 262 [ 12J
1954
Vorlage des Konzeptes für einen Rotations-
kolbenmotor durch F. Wankel [1]
1957
Bau und Erprobung des ersten funktions-
fähigen Wankel-Motors durch NSU [16J
30
Aus den Beispielen der historischen Entwicklung, aus den Anwendungen der Fluid-
energiemaschinen und anhand der Arbeitsprinzipien lassen sich Ordnungs gedanken
herausfiltern, die es erlauben, die Vielfalt aller Fluidenergiemaschinen auf re-
lativ wenige Grundtypen zu reduzieren.
Die in Bild 1.1 gezeigte Einteilung soll nur ein Vorschlag sein, daneben bestehen
weitere Möglichkeiten, nach anderen Ordnungsgedanken zu untergliedern.
Der 1. Ordnungsgedanke bezieht sich auf die Art der beim Arbeitsaustausch wirken-
den Kräfte.
Mit Hilfe eines elektrisch leitenden Fluids findet in beiden Maschinen eine Wandlung
von mechanischer Fluidenergie in elektrische Energie bzw. umgekehrt statt.
Nach Bild 1. 2 strömt in dem MHD -Generator ein heißes, teilionisiertes Gas mit
freien Ladungsträgern durch ein Magnetfeld.
Auf die sich mit der Geschwindigkeit c senkrecht zu den Induktionslinien Beines
Magnetfeldes bewegenden Ladungsteilchen wirkt die sog. Lorentz-Kraft, die wieder-
um senkrecht auf der durch die Vektoren Bund c aufgespannten Ebene steht, so
daß zwischen den in dieser Richtung angebrachten Elektroden durch Aufnahme der
gegenpoligen Ladungen eine elektrische Spannung entsteht, bzw. unter Zwischen-
schaltung eines Verbrauchers ein Strom I fließt, der in dem ionisierten Gasstrom
unter Mitwirkung des Magnetfeldes seinerseits eine Bremskraft auf die Ladungs-
träger ausübt.
Bei der Expansion des Gases wird längs des Strömungsweges gegen diese Brems-
kraft Arbeit geleistet und in elektrische Energie umgesetzt, so daß die Energie
des Gasstromes abnimmt.
1
1
I
1 1
1 1 1 I I I
mit Verkleinerung mit Vergroßerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergröflerung
der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenerg ie der FI uidenerg ie
o I I I I 1 1
I I I I I I I I I I I I
kompr inkompr. kompr. inkompr kompr inkompr kompe inkompr. kompe inkompr kompr inkompr
~
Dampf-und hydr Kol- Kolbenver- Kolben- Dampf-und Flüss~keits- Turbover- Turbo - MHD - elektro -
Gasmotor benmotor dichter pumpe Gasturbine turbine dichter pumpe Generator mag. Pumpe
I I I I I I 1 1
I I I j
[D Hubkol ben j1 Kreiskolben j 1 Drehkolben axiale Durchstr. j 1 diag. Durchstr 11 radiale Durchstr
IKol be nverdichterj Iwankelverd ichterll Schraubenverd .1 1Axialverdichter 11 Diagonalpumpe IIRadialverdichter 1
~
32
Kathode --
magn. Südpol - ,
I
( +)
Brennkammer mogn.Nordpol 1 Anode
L.._. I
--.---.-.--.j
Bild 1. 2. Funktionsprinzip
des MHD - V erfah-
rens [ 17 J
Kathode
mogn. Südpol
Über die Elektroden fließt durch das Metall ein elektrischer Strom I normal zu
den magneti schen F e ldlinien B.
Wie in Abs chnitt 2.1 näher erläutert wird, sind Volumenänderungsarbeit und Druck-
änderungs arbeit über die Verschiebearbeit (PA VA - PE V E) mite inander verknüpft.
Es gilt
A
-f Vdp.
E
dV '*' 0
Ein solche s System wird im einfachsten Fall durc h einen Zylinder mit Hubkolben
realisi e rt (Bild 1. 4a).
:-LI--;---
Br . .
c
r· Kolbenkrofl A. Auftnebskroft
W. WI derstondskrof t Bild 1.4. Zum Prinzip der Arbeitsüber-
r~ r Resutt Fluidkrofl
tragung
a) statisch
0) b) b) dynam isc h
die Arbeit der Maschine, die im verlustfreien Fall gleich der Volumenänderungsar-
beit, bzw. bei inkompressiblem Fluid gleich der Verschiebearbeit des Fluids ist.
Da die Kolbenkraft auf einer statischen Druckdifferenz beruht, wird von einem sta-
tischen Arbeitsprinzip gesprochen.
dp '*' 0
Befinden sich dabei die Schaufeln auf einem Rotor, so ergibt die Umfangskomponen-
te der resultierenden Fluidkraft multipliziert mit dem Weg des Kraftangriffspunktes,
der aus der Drehbewegung resultiert, die Arbeit des Rotors.
Bei den ebenfalls nach dem dynamischen Prinzip arbeitenden Raketen und Stau-
strahltriebwerken wird die aus der Impulsänderung resultierende Schubkraft un-
mittelbar zur Fortbewegung des Systems benutzt. Obwohl sie auch als mechanisch
wirkende Fluidenergiemaschinen einzuordnen sind, sollen sie ihrer speziellen
Nutzung wegen im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr erwähnt werden.
Bezogen auf das Fluid läßt sich in der Maschine dessen Energie erhöhen bzw. ab-
senken, wobei die Energie der Maschinenwelle entsprechend reduziert bzw. ge-
steigert wird.
So wird in Bild 1.5a die Energie des Wassers in einem Wasserrad verkleinert,
während in Bild 1.5b die menschliche Arbeit mittels eines Schöpfwerkes die po-
tentielle Energie des Wassers erhöht.
0)
In einem mit kompre s siblem Fluid gefüllten Zylinder-Kolbensystem wird sich der
durch eine Kraft F beaufschlagte Kolben in Richtung der Kraft bewegen und das
eingeschlossene Volumen verkleinern. Wird das kompressible Fluid gegen ein
inkompr essibles Fluid ausgetauscht, bewegt sich der Kolben unter Kraftein-
wirkung nicht, das eingeschlossene Volumen bleibt konstant.
0) b)
Ein 5. Ordnungsgedanke bezieht sich bei den dynamisch wirkenden Maschinen auf
die Strömungsrichtung beim Arbeitsaustausch , bei den statisch wirkenden Ma-
schinen auf die Bildung der" atmende n" Räume beim Arbeits- und Massenaus-
tausch.
36
Bei ti e fe r e m Eindringen in die Funkti ons- und Kon s truktionsde tails der jeweiligen
Fluide n e r giemaschinen sind eine Viel z ahl weitere r Ordnungsgedanken aufzustellen.
Dabei sind die Maschinen in der Regel in Systeme bzw. Anlagen einbezogen, deren
Funktion und Charakteristik die Kriterien für die Auswahl der geeignetsten Fluid-
energiemaschine liefert.
Neben der Prozeßwärme werden vor allem mechanische Nutzarbeit und elektrische
Energie benötigt. Unter diesen sog. Sekundärenergien besitzt die elektrische Ener-
gie eine Vorrangstellung, da sie sich gut transportieren, problemlos in mechani-
sche Nutzarbeit , Licht, Wärme usw. umwandeln und für vielfältige Zwecke in nahe-
zu allen Lebensbereichen einsetzen läßt. Damit kommt der Umwandlung von Primär-
energie in elektrische Energie eine besondere Bedeutung zu.
Fusion
:~~:~e~e Chemische-Energie
( sonnen -Energie)
St rahlUng~ ~ ~~<I'!I-\:;<I''{..
\",~\YS
sich direkte und indirekte Verfahren zur Umwandlung von Primärenergie in elek-
trische Energie unterscheiden.
Aus einem oberen Stausee strömt Wasser durch eine Turbine in ein tiefergelegenes
Becken, wobei dem Fluid in der Turbine mechanische Energie entzogen und diese
in einem Generator in elektrische Energie umgesetzt wird. Das Wasser verdunstet
auf seinem Weg zum Meer und vor allem im Meer selbst infolge von Sonneneinstrah-
lung . Die Temperaturschichtung der Atmosphäre bewirkt einen Vertikaltransport des
Wasserdampfes, der in größeren Höhen zu Wolken kondensiert. Luftbewegungen ,
d.h. Winde, transportieren diese Wolken in Richtung auf das Festland. Bei be-
stimmten atmosphärischen Verhältnissen wird das in ihnen gespeicherte Wasser in
Form von Niederschlägen ausfallen und so, bei abstrakter Betrachtungsweise,
wieder in das Oberbecken zurückkehren.
39
~ ~
WolkenbeViegung
Niederschlag
Wind
C I I
) Wolken-
bildung
\ I
1
Verdunslung
nulzbares
Gefölle
-- Turbine
Gemessen an dem großräumig ablaufenden Kreisprozeß des Wassers sind die von
Menschen entwickelten Kreisprozesse zur Umwandlung von Primärenergie in elek-
trische Energie räumlich eng zusammengefaßt und benötigen zur Aufrechterhaltung
des Kreislaufpotentials anstelle der Sonne eine zweite Fluidenergiemaschine und
eine Wärmequelle mit hohem Temperaturniveau und anstelle der Temperaturschich-
tung der Atmosphäre eine Wärmesenke mit niedrigem Temperaturniveau.
In der Turbine wird der Dampf entspannt, wobei ein großer Teil der Fluidenergie
in mechanische Arbeit der rotierenden Turbinenwelle und im gekuppelten Generator
in elektrische Energie umgesetzt wird. Der entspannte Wasserdampf wird im Kon-
densator unter weiterer Wärmeabgabe in die flüssige Phase überführt und mit
Hilfe einer sog. Kesselspeisepumpe wieder in den Dampferzeuger transportiert.
Damit schließt sich der Wasserkreislauf, der über die Brennstoffzufuhr energe-
tisch aufrechterhalten wird und in dem die Speisepumpe das erforderliche Kreis-
laufpotential erzeugt.
40
ohle Generator
r;::::.==~D IKondensator
Lufl Speisewosser .
pumpe
Ähnlich s trukturiert ist eine Gasturbinenanlage (Bild 1. 12) , bei der ebenfalls
zwei Fluidenergiemaschinen, nämlich Ve rdic hter und Turbine benötigt werden.
Brenn ommer
Abgos
Brennkommer
Kol benverd ichler Kol benexpander
1
Bild 1.13. Schema eines Verbrennungs-
Umgebung motorenprozesses
P , Pumpe
T Turbine
L : Leilrod
Das Pumpenrad wird von einem Motor angetrieben und führt dem Kreislauffluid
mechanische Energie zu. Das Fluid gibt diese Energie an das Turbinenrad ab,
42
das die mechanische Nutzarbeit seinerseits z.B. auf das Fahrwerk eines Auto-
mobils überträgt. Zwischen Pumpen- und Turbinenrad sorgt ein gehäusefestes
Schaufelgitter, das sog. Leitrad, dafür, daß das Antriebsmoment der Pumpe und
das Abtriebsmoment der Turbine differieren können.
Rückblickend läßt sich anhand des Ordnungsschemas (Bild 1.1) die Kombination
mehrerer Fluidenergiemaschinen zu Anlagen nachvollziehen (Bild 1. 16) .
So wird aus der Kombination von statisch wirkenden Verdichtern und Expandern
bei Wärmezufuhr der Verbrennungsmotor, aus der von statisch wirkenden Pumpen
und Motoren der hydrostatische Wandler, aus jener von Turbopumpe und Dampf-
turbine unter Einschluß eines Dampferzeugers und eines Kondensators das Dampf-
kraftwerk, aus der von Turboverdichter und Entspannungsturbine unter Einschluß
einer Brennkammer die Gasturbinenanlage und schließlich aus der Kombination von
Turbopumpe und Flüssigkeitsturbine der hydrodynamische Wandler.
I
I I
l statisch arbeitende J I dynamisch arbeitende I
o
I I
I I I
mit Verkleinerung mit Vergrößerung mit Verkleinerung mit Vergrößerung
der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie der Fluidenergie j
o I I I I I I I
I I I
,----
L- r- ,-
- kompr. inkompr. - - kompr l- i nkompr kompr. r- inkompr kompr. r- inkompr. --
GJ r-
Dampf- und hydr. Kolben- Kolbenver- Kalbenpumpe Dampf-und Flüssigkeits- Turbover- Turbopumpe
Gasmotor motor dichter Gasturbine turbine dichter
---------
!
--------- 1 Wörmeabfuhr J-- 1-
V Pumpen kennlinie
Li p
cl Anlagenkennlinie
bei hohen Rohrleitungswiderstandsbeiwerten Je
Li p Druckdifferenz
P; = P2 Li z = D Je > D V Volumenstrom
V Betriebspunkt
lange Rohrleitung mit cR = A;-
Iluerschnittsfläche AR
-- V
Li p
mit Beschleunigung des Fluidstromes in einer
Düse mit dem Endquerschnitt Ao
dl ~% 0 PZ~~CO P2 > PI Li, = D Je - D
C =_L
o A o
Die systematische Trennung von Maschine und Anlage erweist sich auch für die
Praxis als notwendig, da bei der Konstruktion und dem serienmäßigen Bau von
Fluidenergiemaschinen der spätere Einsatzfall im allgemeinen noch nicht bekannt
ist.
Als Fluide werden beispielhaft das ideale Gas und die inkompressible nüssigkeit
betrachtet. Ein weiteres ideales Fluid, den idealen Dampf, behandelt z.B.
W. Traupel [2J.
Der nutzte Hauptsatz sagt aus, daß zwei Systeme im thermischen Gleichgewicht
mit einem dritten System auch untereinander im thermischen Gleichgewicht stehen.
48
Aus der Erfahrung des nullten Hauptsatzes läßt sich der Temperaturbegriff ein-
führen.
Der zweite Hauptsatz stellt fest, daß alle natürlichen Prozesse irreversibel sind.
Diese beiden Hauptsätze spielen bei der Energieumwandlung, d.h. auch in den
Fluidenergiemaschinen , eine entscheidende Rolle. Sie werden deshalb ausführlich
in ihren Anwendungen auf diese Maschinen besprochen.
Der dY'itte Hauptsatz postuliert, daß die Entropie jedes reinen Stoffes im absolu-
ten Nullpunkt verschwindet. Dieser Hauptsatz hat für den Fluidenergiemaschinen-
bau keine unmittelbare Bedeutung, es sei denn z.B. für veränderliche Fluid-
eigenschaften •
2.1.1 Systeme
Für alle thermodynamischen Untersuchungen ist es unerläßlich, einen Bereich im
Raum abzugrenzen, auf den sich die Untersuchung beziehen soll. Dieser Bereich
wird als System, alles außerhalb als Umgebung bezeichnet. Die Trennung zwi-
schen System und Umgebung wird durch materielle oder gedachte Wände (System-
grenzen) vollzogen, denen hinsichtlich ihrer Durchlässigkeit bezüglich Materie
und Energie bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden.
Im folgenden sollen nur einfache Systeme betrachtet werden, bei denen Ober-
flächenerscheinungen , elektrische und magnetische Effekte keine Rolle spielen.
Als äußeres Kraftfeld wird nur das Schwerefeld der Erde berücksichtigt.
Eine Einteilung der Systeme kann wie folgt vorgenommen werden:
Ein abgeBchloBBenes System besitzt Grenzen, welche für Materie und Energie un-
durchlässig sind. Ein solches System ist für die Beschreibung der eigentlichen
Energieübertragung in Fluidenergiemaschinen im allgemeinen ohne Bedeutung.
Es kann z.B. bei der Betrachtung von Temperaturausgleichsvorgängen in still-
stehenden abgeschlossenen Maschinen hilfreich sein.
Ein geschlossenes System hat für Materie undurchlässige Grenzen, d.h. es ent-
hält stets dieselbe Stoffmenge. Jedoch kann Energie in Form von Wärme und
technischer Arbeit über seine gegebenenfalls verschieblichen Grenzen treten.
Dieses System wird bei der Energieübertragung der Kolbenmaschinen verwendet.
Ein offenes System läßt über seine Grenzen bereichsweise Energie und Materie
treten. Diese Systeme mit bereichsweise durchlässigen Grenzen werden auch als
49
Mit Hilfe beweglicher Grenzen lassen sich ggf. offene und geschlossene Systeme
ineinander überführen.
n
U
i
L= 1 U.
1
= const. (2.1)
Während über seine Systemgrenzen Energie in Form von Wärme oder Arbeit ge-
führt werden kann, bleibt die Stoffundurchlässigkeit der Systemgrenzen erhalten,
d.h. die Masse m im System bleibt konstant. Durch einen Energieaustausch mit
der Umgebung ändert sich nur die innere Energie des Systems.
(2.2)
Darin ist der Term U A - U E die Zu- oder Abnahme der inneren Energie bei
einer Zustandsänderung zwischen den Zuständen E und A, QEA die zu- oder
abgeführte Wärmemenge und WEA die am System verrichtete Arbeit.
50
E -
a b
Zusätzlich zum geschlossenen System sind die Grenzen des offenen Systems be-
reichsweise stoffdurchlässig .
Zur Ableitung des Energiesatzes läßt sich das offene System, oder auch Kontroll-
raum genannt, für stationäre Verhältnisse durch ein geschlossenes ersetzen, in-
dem in das System eine Fluidmenge mit der Masse llm so einbezogen wird, daß
in Bild 2. la die Masse llm E zur Zeit t bei E gerade zum Eintritt in den Kontroll-
raum bereitsteht, während in Bild 2. lb zur Zeit t + llt der Eintritt vollzogen und
die gleichgroße Masse tlm A gerade wieder bei A aus dem Kontrollraum entlassen
ist. Es ist demnach tlm A = tlmE = tlm. Das System mit den zeitabhängigen Grenzen
beinhaltet somit zu jedem Zeitpunkt eine konstante Masse.
Wegen der konstanten Masse in beiden Bildteilen kann der Energiesatz für das ge-
schlossene System angesetzt werden:
(2.3)
Zur Zeit t, d.h. zu Beginn des Prozesses, besteht der Energieinhalt EE aus dem
konstanten Energieinhalt E K des Kontrollraums und aus den in der Masse tlm ent-
haltenen spezifischen Energien:
51
Zur Zeit t + 6t, d.h. am Ende des betrachteten Prozesses, ist der Energieinhalt
des nach Bild 2. 1b definierten geschlossenen Systems mit demselben Massenin-
halt wi e zu Beginn:
2
E A = E K +fIrn ( u A + c: + gzA) .
2
QEA + WEA = 6m ( u A + c: + gz A )
- Der technischen Arbeit WtEA ' die mit der Welle die Grenze des Kontrollraums
überschreitet.
- Der Verschiebearbeit W VEA = (PE v E - PA v A )6m, die sich durch das Ein- und
Austreten der Masse 6 m in das System bei jeweils konstantem Druck im Ein-
bzw. Austrittsquerschnitt ergibt.
2 2
QEA + WtEA - 6m(P A v A - ~vE) 6m (u A + c: + gZA) - 6m( u E + c~ + g~)
oder
2
QEA + WtEA = 6m (u A + PA vA + gZA + c:) - 6m (u E + PE v E + gZE
(2.4)
Die Größen u und pv werden durch Addition zu einer kalorischen Zustandsgröße,
der Enthalpie h, kombiniert:
h = u + pv. (2.5)
52
Weiterhin wird unter dem Begriff Totalenthalpieht die statische Enthalpie, die
kinetische und die' potentielle Energie zusammengefaßt:
2
c
h t = h +"2 + gz. (2.6)
(2.7)
Da der Prozeß stationär ist, gilt Gleichung (2.7) nicht nur für das Zeitintervall
LI t, sondern auch für beliebig große Zeitintervalle. So lautet sie mit
W tEA
der inneren Leistung P.
1 -xt (2.9)
(2.11)
Q
m =q (2.12)
P.
1
-;-= a (2.13)
m
(2.14 )
53
Bei Aufschlüsselung der Totalenthalpie ergibt sich der häufig benutzte, in spezi-
fischen Größen geschriebene Energiesatz für stationär durchströmte, offene
Systeme:
(2.15)
Vorzeichenregel
In Gleichung (2.3) ist bereits durch die Differenzbildung der Energien zwischen
Austritt und Eintritt eine Vorzeichenvereinbarung getroffen worden, die nachfolgend
explizit als Vorzeichenrege l herausgestellt werden soll.
werden bei der Formulierung des ersten Hauptsatzes alle Energieströme, die in
das System eingebracht werden, mit positivem Vorzeichen, alle diejenigen, welche
die Grenzen des Systems verlassen, mit negativem Vorzeichen versehen.
1----- --I
I I
I I
I I
I I
E,=P; I I
~~I~~--~~'~~
I
I
I
I
~ / 1
L _____ ___________ J
Unter Beachtung dieser Vereinbarung gilt mit den in Bild 2.2 eingezeichneten Ener-
gieströmen:
d.h.
54
Danach ist die Summe aller Energieströme , welche die Systemgrenzen passieren,
gleich Null:
L E.1 = o. (2.17)
Bei einem Verdichter sind nach dieser Vorzeichenregel für Pi positive Werte in
die Gleichung des ersten Hauptsatzes einzusetzen, weil dem Fluidstrom Leistung
zugeführt wird. Bei der Kühlung wird dem Fluidstrom ein Wärmestrom Q entzogen,
der demgemäß mit negativen Vorzeichen in die Gleichung des ersten Hauptsatzes
einzusetzen ist.
Bei einer Turbine wird dem Fluidstrom eine Leistung Pi entzogen, so daß diese
mit einem negativen Wert zu berücksichtigen ist. Der bei einer Zwischenüberhitzung
zuzuführende Wärmestrom Q erhöht die Leistung des Fluidstroms und ist mit po-
sitivem Vorzeichen zu versehen.
q = 0 adiabates System
wärmeundurchlässige Systemgrenzen.
a =0 StY'ömungsvoY'gang
kein Austausch von technischer Arbeit zwischen Fluid und Maschinen-
bauteilen.
Durch Kombination dieser Sonderfälle kann mit guter Annäherung das Verhalten
ausgeführter Fluidenergiemaschinen beschrieben werden:
55
a = 0, q =0 adiabater Strömungsvorgang
Berechnungsannahme für alle nichtbewegten Teile in der
adiabaten Fluidenergiemaschine , z.B. Eintrittsstutzen , Leit-
räder, Spiralen, Austrittsstutzen
Der zweite Hauptsatz beinhaltet die Erfahrung, nach der alle natürlichen Energie-
wandlungsprozesse nicht exakt umkehrbar, also irreversibel sind, und reversible
Prozesse nur als idealisierte Grenzfälle realer Prozesse zu verstehen sind. Diese
Erfahrung führt zur Definition der extensiven Zustandsgröße Entropie S, der nach
dem zweiten Hauptsatz folgende Eigenschaften zugeschrieben werden:
Die Entropie eines aus Teilsystemen bestehenden Systems ist gleich der Summe
der Entropien der Teilsysteme ( 1. PostUlat).
56
Die Entropie ist eine monoton wachsende, stetige und differenzierbare Funktion
der inneren Energie U
(~~) > 0
V,nA·nB ••··
mit dem Systemvolumen V und den 'Substanzmengen nA,n B , ... der Stoffkom-
ponenten A,B, ..• als konstante Zustands- bzw. Stoffgrößen (3. Postulat).
Diese auf axiomatische Weise postulierten Aussagen des zweiten Hauptsatzes sind
nicht auf tiefer liegende Gesetze zurückzuführen. Sie stimmen jedoch mit den bis-
herigen Erfahrungen bei thermodynamischen Prozessen über ein .
Die innere Energie U eines Systems ist danach außer von der Entropie S und dem
Volumen V von den Substanzmengen nA,nB , ..• der Stoffe A,B, .•• , aus denen ein
Prozeßfluid im allgemeinsten Fall bestehen kann, abhängig. Wird die Betrachtung
auf Systeme homogener Fluide beschränkt, so reduziert sich die Abhängigkeit der
inneren Energie U auf
U=U(S,V). (2.18)
Die partiellen Ableitungen der inneren Energie U nach den Variablen S und V sind
wie folgt definiert:
(2.19)
_(aU) = p
aV S - , (2.20)
Mit der Definition (2.19) lautet das dritte Postulat des zweiten Hauptsatzes für ein
Einstoffsystem :
Daraus geht hervor, daß die thermodynamische Temperatur T niemals negativ sein
kann.
Wird mit den Definitionen gemäß (2.19) und (2.20) das totale Differential der
inneren Energie U nach Gleichung (2.18) gebildet, so ist
bzw.
dS = ~ dU + f dV .
Anhand dieser Gleichungen lassen sich die Eigenschaften der Entropie mit Er-
fahrungen aus natürlichen Prozessen vergleichen, wie z.B. bei einem mittels ge-
schlossenem adiabaten Zylinder-Kolben-System gemäß Bild 2.3 durchgeführten
Prozeß.
Es wird angenommen, daß sich das System bei der KolbensteIlung 1 mit der Um-
gebung im thermodynamischen Gleichgewicht befindet.
Wird nun der Kolben unter Wirkung der Kraft F so langsam in die Position 2 ver-
schoben, daß eine quasistatische Zus tandsänderung angenommen werden kann, so
wird am System durch die von außen zugeführte Arbeit die Volumenänderungsarbeit
verrichtet.
58
Die innere Energie U des Systems vergrößert sich dadurch um den Betrag
Wird nun die Wirkung der Kraft F so langsam entfernt, daß wiederum quasistatische
Gleichgewichtszustände durchlaufen werden, so kehrt der Kolben in die Position 1
zurück, sofern während der Zustandsänderungen von 1 nach 2 und 2 nach 1 am
System keine Reibungsverluste aufgetreten sind. Die zur Verschiebung des Kolbens
von 1 nach 2 von außen eingebrachte Arbeit kehrt in ein geeignetes äußeres System
zurück.
Bei gleichen Beträgen ist der Term pdV wegen V 2< V 1 negativ und der Term dU
wegen U 2 > U 1 positiv.
dU + pdV :: TdS> O.
Daraus folgt, daß natürliche irreversible Prozesse stets mit einer Erhöhung der
Entropie bzw. einer Entropieerzeugung verbunden sind.
TdS. = dJ > O.
Irr
Im Fall des reversiblen Prozesses wird die Entropieerzeugung und die damit ver-
bundene Dissipation gemäß Gleichung (2.22) zu Null.
TdS< 0
dU +pdV=Tds<O.
59
Zur weiteren Betrachtung der Entropie soll nun angenommen werden, daß der Kolben
des Systems gemäß Bild 2.3 in der Position 1 fest arretiert ist und somit Volumen-
änderungen des Systems ausgeschlossen sind. Demgemäß gilt für diesen Fall mit
dV = 0
dU = TdS. (2.23 )
Über die nun wärmedurchlässig angenommenen Wände des Systems soll aus der
Umgebung eine Wärmemenge dQ bei geringem Temperaturgradienten zwischen Um-
gebung und Systeminnerem zugeführt werden. Die innere Energie des Systems er-
höht sich um den Betrag
(2.24)
dQ = TdS. (2.25)
Wird der Prozeß umgekehrt, d.h. dem System eine Wärmemenge dQ entzogen, so
ist wegen der damit verbundenen Minderung der inneren Energie und unter Beachtung
der stets positiven Temperatur T die Entropieänderung dS gemäß Gleichung (2.23)
negativ.
Der Wärmetausch an einem diabaten System ist stets mit einem Entropietransport
über die Systemgrenzen verknüpft, was demgemäß auch als EntY'opiestY'ömung be-
zeichnet wird. Die darauf beruhende Entropieänderung des Systems hat je nach
Richtung des Wärmestromes ein positives oder negatives Vorzeichen:
dS - dQ ~O (2.26)
rev - TZ:·
Im allgemeinen Fall eines irreversiblen diabaten Prozesses wird die Änderung der
Entropie im betrachteten einfachen System sowohl durch die Entropieströmung
dS rev als auch durch die Entropieerzeugung dS irr bewirkt. Danach ist
bzw.
- dq = dj. (2.31)
Daraus ist zu erkennen, daß eine isentrope Zustandsänderung bei einem adiabaten
Prozeß nur erreichbar ist, wenn im System keinerlei dissipative Vorgänge statt-
finden (dj = 0) bzw. keine Entropie erzeugt wird (ds. = 0). Dieser Fall ist je-
Irr
doch bei natürlichen, also irreversiblen Prozessen ausgeschlossen.
61
Der adiabate, reversible Prozeß, der die Bedingung nach Gleichung (2.32) erfüllt,
hat demgemäß nur Bedeutung als idealer Grenzprozeß, an dem die Güte realer Pro-
zesse gemessen werden kann.
Die vorstehenden Betrachtungen zum zweiten Hauptsatz sind aus Gründen der An-
schaulichkeit auf das geschlossene System bezogen worden, d.h. mit Gleichung
(2.21) in spezifischen Größen geschrieben, gilt:
Der Übergang zum offenen System ergibt sich durch Kombination mit der diffe-
renzierten Form der Gleichung (2.5) zu:
Die Gleichung (2.33) bzw. die Gleichung (2.34) wird als Gibbssche Fundamental-
gleichung des geschlossenen bzw. des offenen Systems bezeichnet.
dy = vdp (2.35 )
bzw.
y f vdp (2.36)
als spezifische Druckänderungsarbeit bezeichnet, die für alle Arten von Fluidener-
giemaschinen gleichermaßen sinnfällig verwendet werden kann. Für y sind u.a.
auch die Begriffe spezifische reversible Strömungsarbeit [9J, spezifische Ver-
dichtungsarbeit [10 J und spezifische Stutzenarbeit [11] gebräuchlich.
dh=Tds+dy. (2.37)
Mit der Aufspaltung des Terms Tds gemäß Gleichung (2.28) ergibt sich
dh = dy + dq + dj. (2.38)
Aus der Integration dieser Gleichung (2.38) über den Prozeßverlauf zwischen Ma-
schineneintritt E und Maschinenaustritt A resultiert die Beziehung
A A A A
J dh = f dy + f dq + f dj.
E E E E
62
Während die Integration der Zustandsgröße Enthalpie möglich ist, ist die Integration
der Prozeßgrößen dy, dq und dj vom Prozeßverlauf abhängig. So soll verkürzt ge-
schrieben werden:
( 2.39 )
(2.40)
(2.41)
Wenn es dem Konstrukteur gelingt, z.B. seinen Verdichter relativ verlustfrei aus-
zulegen, so wird der größte Teil der spezifischen technischen Arbeit a EA in re-
versible spezifische Energien des Fluids, nämlich in die Druckänderungsarbeit , in
kinetische Energie und Energie der Lage überführt, während durch dissipative Vor-
gänge nur ein kleiner Teil als irreversible Entropieerzeugung jEA erscheint.
Beispiel 2.1:
Es ist die spezifische technische Arbeit a, die innere Leistung Pi' die spezifische Druckände-
rungsarbeit y und die spezifische Dissipation j für den adiabat angenommenen Entspannungspro-
zeß zu ermi tteln, wenn 10 0/, des verfügbaren Enthalpiegefälies in Dissipation übergehen.
Der potentielle Energieanteil g( z A - zE) ist bei Gasen und Dämpfen relativ klein und kann in
diesem Fall gegeniiber den übrigen Energietermen vernachlässigt werden.
Mit dieser Einschränkung und der Annahme einer adiabaten Entspannung (q =' 0) gilt
a = h A - hE + 2"1( 2 - cE
cA 2) = 3134000 - 3549000 + 2"1 (150 2 - 50 2 ) = - 405000 J/kg.
Die spez. technische Arbeit a besitzt gemäß Vorzeichenregel (Abschnitt 2.1.2.2) ein negatives
Vorzeichen.
Aus Gleichung (2.39) ergibt sich für die adiabate Expansion die Druckänderungsarbeit
Nach diesen Definitionen läßt sich jede Energie aus der Summe von Exergie und
Anergie zusammengesetzt denken, wobei der eine oder andere Anteil auch Null sein
kann.
Die Exergie der Wärme e q ist derjenige Anteil, der bei idealen Bedingungen wie
beim Carnot-Kreisprozeß [1] in eine entropiefreie Form, also z.B. technische
Arbeit umgewandelt werden kann.
(2.42)
Der Ausdruck (1 - T;) wird auch als Carnot-Faktor bezeichnet. Hierbei ist Tu
Nach Gleichung (2.42) wird die Exergie der Wärme bei Umgebungstemperatur
T = Tu zu Null, was gleichbedeutend damit ist, daß Wärme bei Umgebungstem-
peratur eine nicht umwandelbare Energieform darstellt.
Wird der Anergieanteil der Wärme mit b bezeichnet, so setzt sich die differen-
q
tielle Wärmemenge dq aus einem exergetischen und einem anergetischen Anteil
zusammen:
(2.43)
T
u
db q = T dq. (2.44)
Wird eine Wärmemenge nicht bei konstanter Temperatur, sondern zwischen den
Temperaturgrenzen Tl und T 2 aufgenommen, so folgt durch Integration für die
Exergie der Wärme:
(2.45)
J~
2
b q = Tu T . (2.46)
1
65
Zur Darstellung bei der Anteile im T ,s-Diagramm wird die Wärmemenge dq nach
der Beziehung (2.28)
Tds rev = dq
2
e
q
=q-T
u
S9gT'
1
2
e
q
= q - T
u 1
f ds,
(2.47)
'.1---
O'----------''--'-----''---- - O - L -- Bild 2.4. Zur Exergie- und Anergie
s der Wärme
In einem T ,s-Diagramm (Bild 2.4) stellt sich hiernach die Exergie als Fläche
unter der Zustandsänderung, aber oberhalb der Umgebungstemperatur Tu dar. Die
Exergie hat also im Umgebungszustand einen natürlichen Nullpunkt. Die Anergie
der Wärmemenge entspricht nach Gleichung (2.47) dem Rechteck, das aus der
Temperaturdifferenz (Tu - 0) und der Entropiedifferenz (s2 - s1) gebildet wird.
66
Um den Exergie- und Anergieanteil der Enthalpie zu bestimmen, wird ein gedachter,
stationärer, reversibler Strömungsprozeß betrachtet. Diesem Prozeß wird ein
Stoffstrom mit den Zustandsgrößen h l , si' Pi' Tl zugeführt. Der Stoffstrom ver-
läßt den Prozeß mit niedrigst möglicher Energie, also mit den Zustandsgrößen der
Umgebung h u ' su' Pu' Tu' der Geschwindigkeit Cu = 0 auf dem Höhenniveau Zu = O.
Außerdem soll die Wärmemenge q bei der Temperatur Tu auf den Prozeß über-
tragen werden können. Diese Wärmemenge bringt entsprechend den vorausgehenden
Betrachtungen keine zusätzliche Exergie ein. Die mit einem solchen Prozeß erreich-
bare technische Nutzarbeit stellt gerade die Exergie der Enthalpie dar.
(2.48)
1
q STds = T)sl - s). (2.49)
u
Die Kombination der Gleichungen (2.48) und (2.49) ergibt die technische Arbeit
des Prozesses, die mit der Exergie der Totalenthalpie im Anfangszustand über-
einstimmt:
(2.50)
so ergibt ein Vergleich mit der Beziehung (2.50) für den Anergieanteil der
Enthalpie:
(2.51)
eht(Umgebung) = 0,
,-------------,
I I
1
I
1
I
i
I
'". : ' ~
L ______ _
!
(2.52)
Durch Reibung innerhalb des Kontrollraumes entsteht ein Exergieverlust b ev' der
wegen der Energieerhaltung als Anergievermehrung auftritt. Für den Exergiever-
lust gilt:
(2.53 )
Die Anergiedifferenz der Totalenthalpie zwischen Aus- und Eintritt ergibt sich ent-
sprechend Gleichung (2.51) zu:
68
b ev = Tu (s A - sE) - Tu f ~.
E
=T (s - s ) -T (s -s)
u A E u A E
so daß für den durch innere Reibung entstandenen Exergieverlust der Maschine gilt:
f 2.i
A
b ev = Tu T . (2.54)
E
Als Beispiel hierzu soll die isotherme Verdichtung eines idealen Gases vom Um-
gebungsdruck Pu auf PA> Pu bei Umgebungstemperatur T = Tu betrachtet werden.
(2.55 )
(2.56)
69
und damit
a =- q.
Die technische Arbeit ist also vom Betrag her genauso groß wie die abgeführte
Wärmemenge, was im Exergie-Anergie-Flußbild entsprechend berücksichtigt
wird (Bild 2.6).
Für die isotherme Verdichtung muß wegen Gleichung (2.56) die eintretende Enthalpie
h E im Schaubild der austretenden h A entsprechen.
so daß gilt:
Die abgeführte Wärmemenge q besteht ebenfalls vollständig aus Anergie, denn die
Verdichtung läuft bei T = Tu ab:
eq =0,
q = b •
q
(2.57)
(2.58 )
70
und damit:
a = e hA + bey.
Die spezifische technische Arbeit a teilt sich in einen exergetischen Anteil e hA der
Enthalpie am Austritt und in einen dissipativen Anteil, den Exergieverlust b ev auf.
zeigt sich außerdem, daß sich die Anergie b hE am Eintritt in die Anergien - b q
und b hA - b ev aufteilt.
Hiernach ergibt sich mit den getroffenen Annahmen das in Bild 2.6 gezeigte Exer-
gie-Anergie-Flußbild für die isotherme Verdichtung.
b,. q
Verdichler
TE=Tu
PE=P u L--L~~ ____________ ~/
Verdichter
I
.cf
Als Vergleich wird das Energieflußbild der isothermen Verdichtung in Bild 2.7
diesem Exergie-Anergie-Flußbild nach Bild 2.6 gegenübergestellt.
Verluste in Fluidenergiemaschinen
Die erste Gruppe faßt die Verluste zusammen, die nur primäre Wirkungen haben,
während die zweite größere Gruppe die Verluste aufzählt, welche darüberhinaus se-
kundäre und weitere Folgewirkungen nach sich ziehen, d.h. sie verursachen wei-
tere Verluste oder zusätzlichen Arbeitsaufwand im weiteren Prozeßverlauf.
72
Mechanische Verluste
Äußere Leckverluste
Profilverluste
Sie sind durch die endliche Schaufellänge bedingt. Randverluste entstehen infolge
von Grenzschichten an den kanalbegrenzenden Rotationsflächen von Nabe, Deck-
band oder -scheibe bzw. Gehäuse und ihrer Interferenz mit den eigentlichen Schau-
felgrenzschichten. Spaltverluste entstehen durch Leckmassenströme, die infolge
von Druckdifferenzen durch die Spalten zwischen ruhenden und rotierenden Bauteilen
fließen. Eine Leistungsverminderung tritt nicht nur durch eine Verringerung des
durchgesetzten Massenstroms auf, sondern die Spaltströmung kann darüberhinaus
die Gitterströmung z. T. erheblich beeinflussen und dadurch dissipative Verluste so-
wohl im eigenen als auch in nachfolgenden Gittern verursachen. Spaltverluste ent-
stehen auch in den Labyrinthdichtungen am Saugmund von Radialmaschinen , von
denen neben dem Massendefekt z.B. auch eine Art Strahlspoilerwirkung ausgehen
kann. In rotierenden Verdrängermaschinen werden durch diese Leckmassenströme
die Masseninhalte der einzelnen Zellen während des Prozesses verändert und durch
Temperaturerhöhung der Arbeitsaufwand bei der Verdichtung erhöht.
73
Teilbeaufschlagungsverluste
Bei Turbinen wird die Leistung u.a. mittels Teilbeaufschlagung von Gleichdruck-
bzw. Umlenkstufen gesteuert (Abschnitt 5.6.2). Die Laufradbeschaufelung bewirkt
längs des nicht beaufschlagten Teilstücks des Umfangs eine regellose Verwirbelung
des Fluids. Dabei wird technische Arbeit in Dissipation umgesetzt, die als Ven-
tilationsverlust bezeichnet wird. Außerdem kommt es zu instationären Störungen
am Anfang und Ende des beaufschlagten Gittersegmentes , welche die sogenannten
Übergangsverluste bewirken.
Radreibungsverl uste
Sie entstehen durch Wandreibung und Umlenkung in den Kanälen, in denen das Fluid
vom Eintrittsflansch zur Stufe bzw. von der Stufe zum Austrittsflansch geführt
wird. Mit den meistens von der radialen in die axiale Richtung bzw. umgekehrt
notwendigen Umlenkungen werden u.a. von der Rotationssymmetrie abweichende
Strömungsprofile erzeugt, die ihrerseits weitere Verluste in den nachfolgenden
Stufen verursachen.
Diese Aufzählung soll nur einen Hinweis auf die Verlustaufteilung in Fluidenergie-
maschinen geben. Weitere Angaben über die einzelnen Verluste werden bei der
geometrischen Gestaltung der Maschinen gemacht.
des Prozesses ändert sich der Zustand des Systems, d.h. das System vollzieht
eine Zustandsänderung. Um den Prozeß beschreiben zu können, sind über die Zu-
standsänderung hinaus weitere Angaben z.B. über das Verfahren notwendig.
F(p,T,v) = o. (2.59)
pv = RT. (2.60)
Außerdem ist seine innere Energie nur eine Funktion der Temperatur, d.h.
u=u(T). (2.61)
Die sogenannte Gasgleichung (2.60) ist also eine spezielle thermische Zustands-
gleichung gemäß Gleichung (2.59). Geometrisch sind mit Hilfe der Gasgleichung
alle Gleichgewichtszustände als Punkte auf einer Fläche mit den drei Koordinaten
p, v und T darzustellen. Für das ideale Gas zeigt Bild 2.8 den Flächenverlauf.
RT
Für ein reales Fluid ist die innere Energie eine Funktion des Druckes und der Tem-
peratur:
Die partielle Ableitung (~~) wird als spezifische Wärmekapazität bei konstantem
v
Volumen c
v
bezeichnet. Für den Fall des idealen Gases, für den u = u(T) gilt,
wird der zweite Term aus Gleichung (2.64) zu Null und c kann ebenfalls nur eine
v
Funktion der Temperatur sein:
(2.65)
Weil die Enthalpie im allgemeinen ebenfalls von Druck und Temperatur abhängt,
lautet das vollständige Differential dieser Zustandsgröße:
dh Oh)
(oT dT + (eh)
"S'"""" dp. (2.66)
P P T
tem Druck. Da die Enthalpie im Fall' des idealen Gases nur von der Temperatur
abhängt
wird der zweite Term aus Gleichung (2.66) zu Null und c p ist ebenfalls nur eine
Funktion der Temperatur. Demgemäß läßt sich schreiben:
(2.68)
Zwischen den Größen R, c , c , die ein Gas charakterisieren, besteht ein un-
p v
mittelbarer Zusammenhang. Wird die Gleichung (2.67) nach T abgeleitet, so er-
gibt sich:
dh du
dT = dT + R.
(2.69)
Für das Verhältnis der spezifischen Wärmen wird im allgemeinen das Symbol ~ ein-
geführt:
C
11.= -E.
c
(2.70)
v
11.
c p =--1 R. (2.71)
11.-
ds=c dT -R
-T ~
• (2.72)
P P
ds = c ~ + c dv. (2.74)
v p p v
77
Bei einer isentropen Zustandsänderung (ds = 0) ergibt sich aus Gleichung (2.74):
_ Y-
P
(92)
GV
= ~.
c
s v
Dabei wird der auf der linken Gleichungsseite stehende Ausdruck als Isentropenex-
ponen t k bezeichnet:
k = _ XP (~)
GV
. (2.75)
s
Für das ideale Gas sind der Isentropenexponent k und das Verhältnis der spezifischen
Wärmekapazitäten )t identisch:
c
k '" J'\ =--.E.
c
(2.76)
v
Da im folgenden fast ausschließlich ein ideales Gas zugrunde gelegt wird, soll für
den Isentropenexponenten k das Verhältnis der spezifischen Wärmekapazitäten )t
c
.9.E = _ --.E dv
P cv v
fE .:r.
A
dv
c v
v
Da die spezifischen Wärmen temperaturabhängig sind, gilt dieses auch für )t.
A
f )t ~T
E (2.77)
In TA - In TE .
Im folgenden soll wegen der einfacheren Schreibweise auf eine besondere Kennzeich-
nung der Mittelwerte verzichtet werden. Bei Prozessen, die zwischen größeren
Temperaturunterschieden stattfinden, ist für die temperaturabhängigen Stoffgrößen
der entsprechende Mittelwert in die jeweiligen Gleichungen einzusetzen.
Das Bild 2.9 zeigt eine solche gemessene Zustandsänderung für einen einstufigen
Verdichtungsprozeß. Im allgemeinen ist jedoch eine zuverlässige Ermittlung der
Zustandsgrößen in Fluidenergiemaschinen problematisch. Häufig läßt sich nur der
Anfangs- und Endzustand meßtechnisch erfassen.
Die im Verlauf meist unbekannte wirkliche Zustandsänderung soll durch einen Zu-
standsverlauf approximiert werden, der die wirklichen Verhältnisse gut annähert
und sowohl Verdichter als auch Turbinen unterschiedlicher Anfangszustände und
Druckverhältnisse untereinander vergleichbar macht.
2.2.1.1 Polytrope
d
~ = const. (2.78)
Daraus folgt wegen des konstanten Differentialquotienten für eine endliche Zustands-
änderung:
d" "
~d
y
=1.y = const. (2.79)
Für eine solche diabat geführte Zustandsänderung gilt gemäß Gleichung (2.39)
llh = Y + j + q,
(2.80)
(2.81)
~ = const.
J
Mit der Voraussetzung gemäß Gleichung (2.79) folgt aus der Beziehung (2.81) für
die diabat wie auch adiabat geführte idealisierte Zustandsänderung:
II h = const. ( 2.82)
y
y = f vdp
ist also ein funktioneller Zusammenhang zwischen v und p zu suchen, um das In-
tegral lösen zu können.
Für die idealisierte Zustandsänderung gilt gemäß Gleichung (2.82) dh = const dy.
Mit dy = vdp und dh =c p dT folgt:
c
J' (pdv + vdp) = const vdp. (2.84)
Wird Gleichung (2.84) nach dp geordnet und mit Gleichung (2.71) kombiniert, so
ist
f\ ~ 1pdv = v ( const - rC ~ 1) dp
bzw.
_ vdp 1
pdv (2.85 )
const ( ~ - 1 ) + 1
n - - ~ (~) ( (2.86)
- p ov ~)'
81
wird als PolytY'openexponent bezeichnet, weil sich je nach dem Zahlenwert der
Konstanten dj/ dy eine Vielzahl von Zustandsänderungen ergibt.
Um die gesuchte Funktion v = v(p) zu finden, wird die Gleichung (2.86) integriert:
n n (2.87)
p v = PE vE = const.
Da nun die Funktion v = v(p) für die Polytrope bekannt ist, kann die Gleichung für
die Druckänderungsarbeit der Polytrope y I integriert werden:
po
(2.88)
n - 1
n - 1
Der Index "pol" soll im folgenden bei der polytropen als der allgemeinsten Zu-
standsänderung weggelassen werden.
Bei der Berechnung der Enthalpiedifferenz lIh ergibt sich aus Gleichung (2.68)
(2.91)
lIh = _1{_
I{ - 1
R(T A - TE) (2.92)
oder
1I h = I{ : 1 RT E (~~ - 1) •
TA PA
Wird das Temperaturverhältnis - durch das Druckverhältnis ersetzt:
TE PE
n - 1
~~ = (:~) n (2.93)
n - 1
A
Y= f vdp = vE(PA - PE)' (2.95)
E
Das gleiche Ergebnis stellt sich mit Gleichung (2.89) als Ausgangspunkt ein. Der
Polytropenexponent n gemäß Gleichung (2.86) läßt sich als das Verhältnis von
Druckänderungsarbeit zu Volumenänderungsarbeit interpretieren:
_ vdp
n - - pdv'
83
Da für ein inkompressibles Fluid dv = 0 ist, strebt n gegen Unendlich, bzw. so-
n - 1 n
wohl - n - als auch n _ 1 gegen 1.
Somit läßt sich für die Druckänderungsarbeit bei inkompressiblem Fluid schreiben:
Die Berechnung der Enthalpiedifferenz 6h für inkompressible Fluide wird über die
Bestimmung von y, j und ggf. q mit Hilfe der Gleichung (2.39) durchgeführt.
2.2.1.2 Isentrope
Bei einer isentropen Zustandsänderung, bei der die Entropie konstant bleibt, folgt
aus Gleichung (2.37): dh = dy.
Der aus Enthalpie dh und Druckänderungsarbeit dy gebildete Quotient hat also den
Wert 1:
( ~~) s
(2.96)
= const = 1.
bzw.
dq + dj = o.
dq = - dj,
d.h. die Dissipation dj =Tds.irr muß simultan als Wärmemenge dq = Tds rev abge-
führt werden. Im folgenden wird unter einer isentropen Zustandsänderung in der
Regel der erste Fall dj = dq = 0, d.h. also der adiabate Fall verstanden.
Die adiabate Isentrope gibt einen Zustandsverlauf ohne Dissipation wieder und bietet
sich als reversible Grenzzustandsänderung an.
84
Aus Gleichung (2.96) ergibt sich mit Hilfe der Gleichungen (2.85) und (2.86):
n = )t.
Aus der Gleichung (2.96) folgt, daß die spezifische Druckänderungsarbeit y s der
Isentropen:
)t - 1
l1. - 1
d.h.
(2.99)
Für inkompressible Medien gelten die bei der Polytropen abgeleiteten Gleichungen.
2.2.1.3 Isotherme
Ein weiterer Sonderfall der Polytropen läßt sich definieren, wenn eine Zustands-
änderung bei konstanter Temperatur T erfolgt.
Da die Enthalpie eines idealen Gases nur von der Temperatur abhängig ist, folgt aus
Gleichung (2.91) mit T = const: llh = O.
Für die isotherme Zustandsänderung ergibt sich nach Gleichung (2.39) :
q =- (y + j)
und nach dem ersten Hauptsatz (Gleichung 2.14), wenn llc 2 und llz vernachlässigt
werden:
a + q = llh =0
bzw.
a = - q, (2.100)
85
d.h. die mit dem Fluid ausgetauschte spezifische technische Arbeit ist gleich der
zu- bzw. abgeführten spezifischen Wärmemenge.
In der Praxis ist eine exakte isotherme Zustandsänderung schwer erreichbar. Sie
wird näherungs weise bei Verdichtern durch Wand- bzw. durch Zwischenkühlung des
Gases realisiert. Der Vorteil einer isothermen Verdichtung liegt darin, wie später
noch gezeigt wird, daß zur Übertragung einer bestimmten Druckänderungsarbeit y
gegenüber einer adiabaten Polytropen eine geringere technische Arbeit erforderlich
ist. Die Verminderung an spezifischer technischer Arbeit erfordert jedoch einen
höheren Aufwand für die Kühlung.
n - 1
T: = (~)-n- 1.
und damit
(2.101)
Für ein ideales Gas folgt gemäß Gleichung (2.72) für die differentielle Änderung der
spezifischen Entropie:
dT dn
ds =c P(T)-T - R=.
P
Wird diese Beziehung von einer beliebigen Bezugstemperatur TO bis zur Temperatur
T integriert und ein mittlerer Wert für c p angenommen, so ist:
s(T,p)
TO
s
T
c p dT
T
- R
P
S~
PO
P ,
s(T,p) = c in
POPO
i -
R In.E... + sO. (2.102)
Aus Gleichung (2.72) läßt sich die Steigung einer Isobaren im T,s-Diagramm be-
stimmen, wenn dp = 0 eingesetzt wird:
T
(~~) p =c-p
Für Isochoren lassen sich entsprechende Zusammenhänge herstellen:
Tds = du + pdv,
Tds = c v (T)dT + RT dv •
v
dT dv
ds = c v ( T ) -T + R v
-. (2.103)
Die Integration dieser Beziehung zeigt, daß auch Isochoren im T ,s-Diagramm Ex-
ponentialkurven bilden, wenn ein mittlerer Wert für die Wärmekapazität Cv ange-
nommen wird:
s(T, v) = c
v
In TT0 + R In -
vo
v
+ sO· (2.104 )
Die Steigung einer Isochoren läßt sich mit Hilfe von Gleichung (2.103) durch Ein-
setzen von dv =0 ermitteln:
(N) v c
T
v
87
c - c =R
P v '
d.h. die Steigung der Isobaren im T ,s-Diagramm bei gleicher Temperatur ist ge-
ringer als die der Isochoren (Bild 2.10).
I-R --c,(1)- 5
Bild 2.10. Isobare und Isochore im T ,s-Dia-
1----cp(T)-
gramm
Aus den Funktionsdarstellungen der Isobaren und der Isochoren geht hervor, daß sie
unter den getroffenen Voraussetzungen im T ,s-Diagramm äquidistant in s-Richtung
verlaufen, d.h. durch Parallelverschiebung in dieser Richtung zur Deckung ge-
bracht werden können.
Aus der Differenz der Entropien für zwei Isobaren PE und PA bei konstanter Tem-
peratur TE folgt nach Gleichung (2.102):
88
Analog gilt für zwei Isochoren v E und vA bei konstanter Temperatur TE:
Diese Entropiedifferenzen sind unabhängig von der Temperatur und stellen somit je-
weils für zwei Isobaren bzw. zwei Isochoren einen konstanten Wert dar.
Unter der Annahme, daß die Werte der spezifischen Wärmekapazitäten für die Tem-
peraturen TE und TA gleich sind, gilt:
Da die rechte Seite der Gleichung unter den getroffenen Voraussetzungen eine Kon-
stante darstellt, ergibt sich:
Um den Abstand der Isobaren in T-Richtung bestimmen zu können, wird die Tem-
peraturdifferenz 6 T = TA - TE eingeführt. Mit Gleichung (2.105) folgt hierfür:
6T TE
- - - - < 1.
6T' - TE
~'
E
f
I
'--
"I
~- -
T T
5 5
a b
Darstellung im T ,s-Diagramm
Enthalpie
Nach der Gibbsschen Fundamentalgleichung ergibt sich für die Isobat:e zwischen E
und A:
A
f (Tds) =h A -hE = Lh EA •
E P
90
Dieses Integral stellt sich als Fläche unter der Isobaren dar (Bild 2.13).
Es ergibt sich damit in Bild 2.14 auf der Isobaren PE = const der Punkt B, auf der
Isobaren PA = const der Punkt B'. Die Enthalpiedifferenz h A - h B zwischen den
o ~----~~~~~~---------
C' oF 5 C', C 0 5
a b
Bild 2.14. Zur Darstellung der Enthalpiedifferenz bei einer nicht-isobaren Zu-
standsänderung im T, s-Diagramm
a) Fläche für h E - h B unt e r der Isobaren PE = const
b) Fläche für h E - h B in s-Richtung verschoben unter der Isobaren
PA = const
91
Die Enthalpiedifferenz zwischen den Temperaturen TE und TA läßt sich also als
Differenz der Flächen h A - h B und h E - h B darstellen. Die Fläche h E - h B kann
wegen der Äquidistanz der Drucklinien in s-Richtung als verschiebbar angenommen
werden, so daß sich, wie in Bild 2.14b, die Enthalpiedifferenz h A - h E als zu-
sammenhängende Fläche ergibt:
Innere Energie
Für die spezifische innere Energie u eines einfachen Systems ergibt sich aus der
Fundamentalgleichung (2.33) bei einer isochoren Zustandsänderung
A A
f (Tds)v = f du.
E E
Im T ,s-Diagramm nach Bild 2.15 stellt sich die innere Energie als Fläche unter der
Isochoren dar.
O~------~4h~~------
5
Bild 2.15. Zur Darstellung der inneren Ener-
ds
gie im T ,s-Diagramm
Differenzen der inneren Energien lassen sich analog zu Bild 2.14 geschlossen dar-
stellen.
92
Dissipation
Die spezifische Dissipation, die sich für eine adiabate Zustandsänderung aus der
Gleichung (2.28) herleiten läßt
A
= f (Tds)ad
E
stellt sich demnach im T ,s-Diagramm als Fläche unterhalb der Linie der Zustands-
änderung dar (Bild 2.16).
0'------------''--'--'-''-----
Bild 2.16. Zur Darstellung der Dissipation
ds im T ,s-Diagramm
Druckänderungsarbeit
Für die adiabate Zustandsänderung ergibt sich die Druckänderungsarbeit y aus der
Gleichung (2.39)
y=boh-j. (2.106)
Für die adiabat arbeitende Turbine gilt ebenfalls die Gleichung (2. 106), wobei
allerdings das negative Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bzw. der Enthalpie-
differenz zu berücksichtigen ist, d.h. - Iyl = - lbohl - Ijl = - (Ibohl + lil).
So ergibt sich in Bild 2.18 der mit negativem Vorzeichen versehene Betrag der
Druckänderungsarbeit als ebenfalls mit negativem Vorzeichen behaftete Summe von
der Enthalpiedifferenz bo h und der Dissipation j.
93
T
h
Tl r--------~
Anhand der Flächen für die Druckänderungsarbeit und für die Enthalpiedifferenz
lassen sich im T ,s-Diagramm isentrope und polytrope adiabate Zustandsänderungen
einfach vergleichen (Bild 2.19).
Für den Fall einer isothermen Verdichtung lassen sich die Größen y, q und j im
T ,s-Diagramm darstellen, wenn unter Beibehaltung der Verhältnisse im Kontroll-
raum eine adiabate polytrope Zustandsänderung einer isothermen Zustandsänderung
gegenübergestellt wird.
Wärmemenge
A
f Tds = q + j.
E
A ad
f (Tds)ad = j.
E
95
A
- q :: (Tds) d -
a E
fTds. (2.107)
Daraus wird deutlich, daß zur Darstellung der spezifischen Wärmemenge q neben
der diabaten die zugehörige adiabate Zustandsänderung gezeichnet werden muß. Es
sollen nachfolgend vier Fälle der diabaten Verdichtung untersucht werden:
Iql < j
Es wird weniger Wärme abgeführt, als Dissipation entsteht. Die Darstellung dieser
Zustandsänderung zeigt Bild 2.21. Es ist
A ad
j = J (Tds) d ~ Fläche DFAadE
E a
und
A
q + j :: f Tds ~ Fläche DGAE :: Fläche D 'F 'A 'E '.
E
Im Fall dieser gekühlten Verdichtung ist die Entropieerzeugung größer als die En-
tropieströmung. Somit ist
A
f Tds> O.
E
Nach der Beziehung (2.107) wird q durch die Differenz der beiden Flächen DF AadE
96
Iq I = j
Wird gerade so viel Wärme abgeführt, wie Dissipation entsteht, so verläuft die Zu-
standsänderung makroskopisch isentrop. Das bedeutet:
A
s
J Tds = O.
A
Damit ist
A ad
- q = f
E
(Tds) d = j.
a
Wird mehr Wärme abgeführt, als durch Dissipation entsteht, so verläuft der Pro-
zeß mit Entropieverminderung, d.h. die Entropieströmung ist größer als die En-
tropieerzeugung. Es gilt:
A
f Tds < 0 (2.108)
E
97
und damit
A ad A
- q = S (Tds) ad - S Tds,
E E
A ad A
- q = f (Tds) d + If Tds I.
E a E
Die spezifische Wärmemenge wird demnach durch die Summe der Flächen
S (Tds)ad und S Tds repräsentiert. Nach Bild 2.23 ist dieses die Fläche GFAadEA.
[;;I'-- - +-Jf.
Wird soviel Wärme abgeführt, daß TA = TE ist, so ergibt sich eine isotherme Ver-
dichtung. Die Wärmemenge wird durch die Summe der Flächen j und y dargestellt.
Nach Bild 2.24 ist dieses die Fläche BFAadE~.
Darstellung im h, s-Diagramm
~c>I~-'----_ _I
Ih A
~ «I~
J .., I
In den Bildern 2.25 und 2.26 ist je eine isentrope und polytrope Zustandsänderung für
Verdichter bzw. Turbine eingezeichnet.
Es sind zusätzlich die kinetischen Energieanteile des Ein- und Austrittszustandes an-
gedeutet. Da grundsätzlich nur Enthalpiedifferenzen dargestellt werden können, wird
dazu angenommen, daß die kinetische Energie in einem adiabaten, isentropen
Strömungsprozeß in potentielle Energie umsetzbar ist.
Darstellung im p, v-Diagramm
PEr4---------------------~~
Formal ist noch eine Verdichtung mit äußerer Wärmezufuhr denkbar. Diese Zu-
standsänderung verläuft noch weiter rechts im p, v-Diagramm als die der verlust-
behafteten ungekühlten Verdichtung. Da der Aufwand an Druckänderungsarbeit da-
mit noch größer wäre, wird ein solcher Zustandsverlauf nicht angestrebt.
100
Für einen Verdichter läßt sich ein Wirkungsgrad als das Verhältnis der auf das Fluid
übertragenen wiederverwendbaren Energie zu der an der Welle aufgewendeten Arbeit
darstellen. Für eine Turbine läßt sich als ein Wirkungsgrad das Verhältnis der von
der Maschinenwelle abgegebenen technischen Arbeit zur Energie, die dem Fluid ent-
zogen wird, definieren. Da die spezifischen Energien y, q und j prozeßabhängige
Größen sind, d.h. von der Zustandsänderung selbst abhängen, ist es erforderlich,
den gewählten Vergleichsprozeß - also z.B. die Polytrope, Isentrope oder Iso-
therme - anzugeben.
Grundsätzlich läßt sich diese Definition des Wirkungsgrades auf totale Größen be-
ziehen. Da bei vielen Maschinen die Ein- und Austrittsquerschnitte so ausgelegt wer-
den, daß die Geschwindigkeiten cE und cA und die geodätischen Höhen zE und z A
etwa gleich groß sind, wird der Wirkungsgrad aber auch häufig auf die statischen
Größen bezogen.
Nach den Hauptsätzen der Thermodynamik kann die auf das Fluid übertragene Ener-
gie nicht größer sein als die aufgewendete Arbeit. Der Wirkungsgrad des Verdichters
kann also - unabhängig von der Zustandsänderung - hijchstens den Wert eins er-
reichen. Diese Aussage gilt entsprechend für die Turbine.
Bei der Definition des totalen Wir-kun{]sgrades eines Verdichters ergibt sich als
Nutzen die nach der Verdichtung im Fluid vorhandene reversible Energie, die sich
als Summe der Druckänderungsarbeit YEA' der Differenzen der kinetischen Energie
2
/::, c2 und der potentiellen Energie g/::,z am Ein- und Austritt ergibt. Der Aufwand ist
die spezifische technische Arbeit a EA . Es folgt für den totalen Wirkungsgrad eines
Verdichters:
(2.109)
101
(2.110)
Da im Fall des Verdichters die technische Arbeit dem Fluid zugeführt wird, ist sie
nach der eingeführten Vorzeichenregel positiv. Nach dem zweiten Hauptsatz kann die
Dissipation nicht negativ werden, so daß der Wirkungsgrad im Grenzfall höchstens
eins sein kann.
Wenn die spezifische technische Arbeit nach dem ersten Hauptsatz (2.14) durch die
totale Enthalpiedifferenz und die Wärmemenge ersetzt wird, ergibt sich ein wei-
terer Ausdruck für den totalen Verdichterwirkungsgrad:
h tA - h tE - qEA - jEA
Tlw h tA - h tE - qEA
Da im Fall der Turbine die vom Fluid an die Welle abgegebene spezifische technische
Arbeit a EA den Nutzen darstellt, während die Druckänderungsarbeit YEA' die Dif-
2
ferenzen der kinetischen !:; c2 und der potentiellen Energien g!:; z als Aufwand gelten,
lautet demnach die Definition des totalen Wirkungsgrades:
(2.111)
(2.112)
Nach der Vorzeichenregel ist die technische Arbeit a EA der Turbine negativ, eben-
so die Differenz a EA - jEA:
102
Der Turbinenwirkungsgrad hat deshalb einen positiven Wert, der stets kleiner oder
höchstens gleich eins ist, da wegen a EA < 0 und jEA ~ 0
Neben der Verwendung des totalen Wirkungsgrades ist es üblich, den Wirkungsgrad
auf statische Größen zu beziehen. Hierbei ist für den Verdichter die Druckänderungs-
arbeit YEA als Nutzen und die spezifische technische Arbeit a EA vermindert um
2
Energieanteile A c2 und gAz als Aufwand anzusehen. Damit folgt für den stati-
schen Wirkungsgrad:
Tl V (2.113)
YEA YEA
(2.114)
1IV = YEA + jEA - 6h EA - qEA·
Analog zu Gleichung (2.113) für den Verdichter, folgt für den statischen Wirkungs-
grad der Turbine:
(2.115)
da bei der Turbine als Nutzen die spezifische technische Arbeit und als Aufwand die
Druckänderungsarbeit gilt. Mit entsprechenden Umformungen folgt:
(2.116)
103
Wird als Vergleichsprozeß für die Bestimmung des Nutzens beim Verdichter bzw.
des Aufwandes bei der Turbine eine polytrope Zustandsänderung gewählt, so ergibt
sich der sogenannte polytY'ope WiY'kungsgY'ad. In Abschnitt 2.2.1. 1 ist gezeigt, daß
das Verhältnis y/j während einer polytropen Zustandsänderung sowohl im diabaten
als auch im adiabaten Fall konstant ist. Dies bedeutet, daß auch der polytrope
Wirkungsgrad für die betrachtete Zustandsänderung einen konstanten Wert hat. Der
statische polytrope diabate Wirkungsgrad des Verdichters ist nach Gleichung (2.114)
'11 -~
pol V - t,h - q.
t,h - q
'I1 po I T =- - y -
Für die Bestimmung von y und t,h im Falle der adiabaten Polytrope sind bereits
Gleichungen abgeleitet worden, aus denen sich die statischen polytropen adiabaten
Wirkungsgrade ergeben, wenn q = 0 ist.
_n
n-1
RT
E
[( PA )n ~ 1_1]
PE
'11 -
pol ad V - 6 h -
..L - ----"------:;----"'
n - 1
_ ' " RT
'" - 1 E
[(PA)-n -1]
PE
bzw.
n ;t - 1
'I1polad V = n:1" -;t-
(2.117)
t'lh
Tl pOl adT - y'
(2.118)
n - 1 )'\
Tl pol ad T =- n - ){:1 .
Der polytrope adiabate Wirkungsgrad ist also eine Funktion Tl pol = Tl pol (K ,n) .
Der polytrope Wirkungsgrad kann in entsprechender Weise auch für ein inkompres-
sibles Fluid bestimmt werden. Dabei soll vorausgesetzt werden, daß die Zustands-
änderungen adiabat verlaufen, was dem Verhalten von Pumpen und Flüssigkeits-
turbinen in guter Näherung entspricht. Die Druckänderungsarbeit y eines inkom-
pressiblen Fluids ergibt sich nach Gleichung (2.95) zu:
Für die Dissipation ergibt sich in dem hier betrachteten adiabaten Fall nach
Gleichung (2.28):
A
= f Tds.
E
Nach der Gibbsschen Gleichung (2.33) ist für ein inkompressibles Fluid der Inte-
grand Tds = du. Damit folgt nach Gleichung (2.65) :
A
j = S Cv dT. (2.119)
E
(~n p
der für ein inkompressibles Medium wegen dv = ° übergeht in
c -c =0,
p v
d.h.
c =c .
p v
105
.
J =
A
f cF dT = cF T
_ IT A (T A - TE)
E E
11 - ---X- _ 1 (2.120)
pol ad P - Y + j - 1..-
1 +
Y
11 pol ad FT -
- 1...2:.1
Y (2.121)
Mit den bekannten Stoffwerten wird aus der Messung der Temperatur- und Druck-
differenz der polytrope Wirkungsgrad der adiabaten Pumpe bzw. der der adiabaten
Flüssigkeitsturbine ermittelt.
Wird als Vergleichsprozeß für die Bestimmung des Nutzens beim Verdichter bzw.
des Aufwandes bei der Turbine eine isentrope Zustandsänderung gewählt, so ergibt sich
der sogenannte isentrope Wirkungsgrad, der für den Verdichter lautet:
Ys Clh
s
Clh - q.
(2.122)
Y+ j
Dabei ergeben sich y und j bzw. CI hund q aus der polytropen Zustandsänderung,
während sich y s aus der entsprechenden vom gleichen Anfangspunkt ausgehenden
isentropen Zustandsänderung ableitet.
11 -1...2:.1-~-~ (2.123)
sT - ys - ys - (:;, h s •
106
I'Ih
s (2.124)
11 s ad V I'Ih .
>\ - 1
_ ' Rf [(PA
1
)-n _
>\ - 1 E PE 1
bzw.
>\ - 1
>\
11 s ad V
(:~) - 1
(2.125)
n - 1
n
(:~) - 1
n - 1
n
I'Ih (:~) - 1
(2.126)
11 s ad T ti1ls >\ - 1
>\
(:~ ) - 1
Der isentrope Wirkungsgrad ist also im Gegensatz zum polytropen Wirkungsgrad eine
Funktion
11
s
= 11 (>\,
s
n, PA),
PE
den gleichen Enddruck eingezeichnet. Zusätzlich sind die Isobaren von zwei Zwi-
schendrücken Pi und P2 eingetragen, die so gewählt sind, daß die Zwischendruck-
verhältnisse gleich sind, d.h.:
Die Enthalpiedifferenz der isentropen Verdichtung llh s läßt sich aus den Enthalpie-
differenzen der isentropen Teilverdichtungen zusammensetzen:
Die Enthalpiedifferenz der polytropen Verdichtung llh läßt sich entsprechend in die
Enthalpiedifferenzen der polytropen Teilverdichtungen aufteilen:
(2.127)
llh
s (2.128)
11 sV llh
11 sE1
6h~12
bzw. 6h 12 = -11--'
s12
6h~2A
bzw. 6 h 2A = -11--·
s2A
Damit wird nach Gleichung (2.127) die Gesamtenthalpiedifferenz der polytropen Ver-
dichtung:
(2.129)
6h
6h~12
I •
s2A
11 s 12 + 11 s2A
so müßte sein:
(2.130 )
Diese Aussage nach Gleichung (2.130) ergibt aber einen Widerspruch, denn in Ab-
schnitt 2.2.2 ist nachgewiesen worden, daß die Isobaren in T-Richtung bei Fort-
schreiten in positiver s-Richtung einen immer größer werdenden Abstand voneinan-
der haben. Da wegen h = CpT diese Aussage entsprechend für das h,s-Diagramm
gilt, kann die Beziehung (2.130) nicht richtig sein. Also ist auch die Annahme
falsch, daß die isentropen Teilwirkungsgrade gleich dem isentropen Gesamtwir-
kungsgrad sind.
Die Zusammenhänge zwischen dem isentropen und dem polytropen Wirkungsgrad ver-
deutlichen diese Aussage. Wenn für einen Verdichter Gleichung (2.117) mit Gleichung
(2.125) kombiniert wird, ergibt sich für den adiabaten isentropen Wirkungsgrad:
~" - 1
K
l1s ad V
(~~1 1
- 1
-
" --1
(:~) l1poladV " - 1
11 ~
(~) pol ad T " _ 1
11 s ad T = K - 1
- -
"
(~~) - 1
Diese Beziehungen nach dem polytropen Wirkungsgrad aufgelöst, ergeben für den
adiabaten Verdichter:
1 II
110
\,0
77 pol = 100
0,95
---
0,9 -
0,90
-
----
r--
0.8 0,85
r-- ,.......
0.80
0,7 1---.. . .
0,6
----- - -t 0,75
0,70
o 8 9 10 11 12
Aus Bild 2.29 ist zu erkennen, daß der isentropeWirkungsgrad einer Verdichtung
bei steigendem Druckverhältnis sinkt, wenn der polytrope Wirkungsgrad konstant
bleibt. Dies bedeutet, daß bei einer polytropen Verdichtung der für die gesamte Zu-
standsänderung gebildete isentrope Wirkungsgrad stets geringer ist als der für einen
beliebigen Teilabschnitt der gesamten Zustandsänderung gebildete, da das Druckver-
hältnis der Teilverdichtung auf jeden Fall kleiner ist als das der gesamten Ver-
dichtung.
Die in vielen einzelnen Stufen gedachte Verdichtung von einem Druck PE auf einen
Druck PA zeigt, daß die in den ersten Stufen im Bereich niedrigen Druckes auf-
tretende Energiedissipation besonders schädlich ist: sie erwärmt das Fluid zu-
sätzlich und führt damit zu einer Vergrößerung des Volumens und einem zusätzlich
benötigten Arbeitsaufwand in allen folgenden Stufen.
Bei einer Entspannung dagegen läßt sich die zu Beginn durch Dissipation verursachte
Erwärmung des Fluids im Verlauf der weiteren Zustandsänderung teilweise rückge-
winnen , so daß die am Anfang der Zustandsänderung auftretenden Verluste bei einer
Entspannung nicht so schädlich sind wie bei einer Verdichtung.
Um den Wärmerückgewinn darstellen zu können, wird nach Bild 2.30 eine polytrope
und eine isentrope Entspannung vom Druck PE auf den Druck PA durch Wahl zweier
Zwischendrücke in drei Abschnitte unterteilt.
Wird die isentrope Entspannung von PE auf PA mit einer Zustandsänderung ver-
glichen, die sich aus z isentropen Teilentspannungen zusammensetzt, die vom je-
weiligen Anfangszustand (E,K,H) ausgehen, so ergibt sich die aus dem Wärme-
rückgewinn zusätzlich erhaltene Druckänderungsarbeit als Differenz der Druckän-
derungsarbeiten y z und y s' wobei y s der Fläche BCEG in Bild 2.30 entspricht.
1. (2.131)
Aus der Darstellung in Bild 2.30 und den vorstehenden Überlegungen läßt sich ent-
nehmen, daß der Wärmerückgewinn bzw. der Wärmerückgewinnungsfaktor f bei
z
einer Expansion vom Druck PE auf den Druck PA von der Anzahl z der Teilex-
pansionen bzw. Stufen abhängt.
Der untere Grenzwert wird durch die einstufige Entspannung erreicht, bei der kein
Wärmerückgewinn erzielt wird. Für eine diskrete Stufenzahl z > 1 mit gleichen
Enthalpiedifferenzen gilt:
f
z
=f
'"
(1 - 1.)
z!
.
Aus dieser Beziehung ist zu erkennen, daß der Wärmerückgewinn mit steigender
Stufenzahl z zunimmt.
Der Wärmerückgewinnungsfaktor f", bei unendlicher Stufenzahl läßt sich aus den Be-
ziehungen der polytropen und isentropen Zustandsänderungen berechnen.
Da sowohl für den Verdichter als auch betragsmäßig für die Turbine die adiabate
polytrope Druckänderungsarbeit y stets größer als die adiabate isentrope Druck-
änderungsarbeit y s ist, wie ein Flächenvergleich im T ,s-Diagramm zeigt, ergibt
sich für den Erhitzungsfaktor :
(2.132)
d.h.
f", ;?- O.
bzw.
lIh
v Ys 11 sadT
l+f =~=""Xh= ;;'1
'" ys - 11 pol ad T
y
113
bzw.
Tl s ad T ? Tl pol ad T .
bzw.
sind.
Das Bild 2.31 zeigt für ein adiabates System die Abhängigkeit des Erhitzungsfaktors
von den genannten Größen.
Der Vergleich der Kurvenverläufe für Verdichter und Turbine bestätigt noch einmal,
daß Tl s ad V ,,:;; Tl pol ad V bzw. Tl s ad T ? Tl pol ad T·
0.15
I - .-
0.14
0.13 1-1-
-I- I-
O,1Z -
0.11
- Turbine .-
I- -
Verdichter
f-t- l-
0.10 r- '-1-I - i -
l -I - -- -
h
I~ j---
0,09 - .-
I-
.J! 0.08 I---
f'.-
0.07 f;
0.06
"-
"" q,"0/,'0:..>
!--
~
<;:;~L
0.05 L
- "" ""i--
0-I l
0.04 1'- L L
L <;';
0.03 --..
O,OZ
--..0.9 """ ./
---
--
/ ./
/
0,01
o
r--- r- l.0
0.1 O.Z 0.3 0.4 0.5 0.6 0.8 1.0
./
--- 3
10
5 6 7 8 10
PA
PE
YT
Ti TV (2.133)
Y+ j
In einem Beispiel gemäß Bild 2.32 wird die ideale isotherme Verdichtung von PE
auf PA durch eine dreistufige polytrope Verdichtung mit Zwischenkühlungen , wobei
die Teildruckverhältnisse unterschiedlich sein können, angenähert.
Die abgeführte Gesamtwärmemenge q setzt sich aus den in den Zwischenkühlern ab-
geführten Wärmemengen qK zusammen. So ergibt sich:
(2.134 )
115
Die Enthalpiedifferenz llh EA für die Gesamtverdichtung setzt sich aus den Enthalpie-
differenzen Clh i der Teilverdichtungen und den Enthalpiedifferenzen Clh K der Rück-
kühlungsvorgänge zusammen:
Der isotherme Wirkungsgrad kann also für das Beispiel auch in der Form
'fl TV (2.135)
RT E In (~)
(2.136)
lIhEA - L qK
Für die Bestimmung des isothermen Wirkungsgrades aus Meßergebnissen ist zur Er-
mittlung der Gesamtwärmemenge q = LqK eine Bilanz ilber abgeführte Wärme-
menge Q und Kühlwassererwärmung Qw aufzustellen. Hierfür gilt, wenn mW den
Kühlwassermassenstrom eines Zwischenkühlers und m den des Fördermediums
darstellen:
116
Die Summe der abgeführten Wärmemengen ergibt sich aus der Kühlwassererwär-
mung (T WA - TWE ) und der spezifischen Wärmekapazität des Kühlwassers cF'
während die in Gleichung (2.136) auftretende Enthalpiedifferenz aus der Tempera-
turdifferenz des Gases gemäß LI h EA = c p (T A - TE) bestimmt werden kann. Mit den
Massenströmen rD und rD W gilt also insgesamt:
(2.137)
Werden die Lagerungen der Maschine nach Bild 2.33 in das System" Maschine" ein-
bezogen, dann tritt über die Systemgrenze die Kupplungsleistung P K als Summe aus
der inneren Leistung P. und den Lagerverlustleistungen P = P L + P F.
1 m m m
Systemgrenze iJ
1 ___ J --------- -I
I
: PI-Pml -,
,I
Loslager
(2.138)
Pumpen und Verdichtern, für die nach Vorzeichenregel P KV > 0 und P iV > 0 ist,
aussagen läßt:
Für Motoren und Turbinen sind nach der Vorzeichenregel die Leistungen P KT und
P iT negativ, so daß nach Gleichung (2.138) gilt:
Der mechanische Wirkungsgrad Tl setzt die innere Leistung und die Kupplungslei-
m
stung in Relation zueinander. Es ergibt sich
für Verdichter:
P iV P iV
Tl V=-P =P P ";'1, (2.139)
m KV iV + m
für Turbinen:
(2.140)
Beispiel 2.2:
Von einem ungekühlten Verdichter zur Förderung von Luft sind folgende Daten bekannt:
Es ist die Austrittstemperatur TA der Stufe, der isentrope Wirkungsgrad 'T1 s ad V' die spezifi-
sche Druckänderungsarbeit y sowie die innere Leistung Pi zu bestimmen, wobei cE = cA und
g tJ.z = 0 angenommen wird.
Lösung:
TT A = (PA)
E PE
n bzw. TA =TE(:~) n
118
Bei adiabater Verdichtung ergibt sich aus dem polytropen Wirkungsgrad nach Gleichung (2.117):
n-1 ,,-1
n = Jot llpOladV·
" - 1 0,4
_ (PA)" \oladV 28)1,4.0,8
TA - TE - = 293 ( T = 423 K.
PE
Zur Berechnung des isentropen Wirkungsgrades lls ad V einer adiabaten Verdichtung gemäß Glei-
chung (2.124)
6h
11s ad V = 6~
6h = cp(T A - TE) =~
,,- 1
(T
A
- T ) = 287 • 1,4 (423 - 293)
E 0,4
= 130585 J/kg.
Die spezifische isentrope Enthalpiedifferenz ,\h s ergibt sich aus dem Zusammenhang (2.98)
" - 1 0,4
6h
s ;-ö-r HT E [ (:~)-' , 1=H-. 287·293· r (2 i 8 ) 8 100663 J/kg.
Die spezifische Druckänderungsarbeit y läßt sich über die Definitionsgleichung (2.117) des po-
lytropen Wirkungsgrades einer adiabaten Verdichtung bestimmen:
11pol ad V -.L
- 6h'
wobei die spezifische technische Arbeit a nach dem ersten Hauptsatz (2.15)
unter den getroffenen Voraussetzungen (q = 0, cA = cE und g tlz =0) gleich der statischen En-
thalpiedifferenz llh ist. Danach ergibt sich
Darstellung im T ,s-Diagramm
Weil sich Energien im T ,s-Diagramm als Flächen darstellen lassen, können die
Wirkungsgrade und der Erhitzungsfaktor als Flächenverhältnisse wiedergegeben
werden.
Am Beispiel eines diabaten Verdichtungsvorganges nach Bild 2.34 ist eine solche
Darstellung des Wirkungsgrades durch Flächenverhältnisse veranschaulicht.
11 - --L - --L-
pol V - Y + j - t::. h - q •
Nach den Uberlegungen aus Abschnitt 2.2.2 werden die Energien durch folgende
Flächen dargestellt;
120
tlh ~ BDAC
A
STds = j + q ~ DFEA
E
A
Y = tlh - J Tds ~ BFEAC. (2.141)
E
Da die Kühlung, d.h. die abgeführte Wärme, bei der betrachteten Verdichtung so
groß ist, daß die Entropieströmung größer als die Entropieerzeugung ist, gilt nach
Gleichung (2.108):
A
STds<O.
E
Die Größe y stellt nach Gleichung (2.141) betragsmäßig die Summe der Flächen
aus tlh und STds dar.
Die Dissipation j ist als Fläche unter der entsprechenden adiabaten Zustandsän-
derung darstellbar:
Unter der Voraussetzung, daß die Dissipation als Prozeßgröße sowohl bei adiabater
als auch diabater Prozeßführung gleichbleibt , kann die abgeführte Wärmemenge q
durch
A
q = S Tds - j ; DGAadEA
E
veranschaulicht werden.
Der polytrope Wirkungsgrad entspricht in diesem Fall dem Verhältnis der Flächen:
_~~ BFEAC
'Tl pol dia V - Y + j - BGAadEAC·
L A BFEAadC
Ti po l ad V llh = BGA C·
ad
Je kleiner die Differenzfläche DFAA s zwischen den oben genannten Flächen wird,
desto größer ist der isentrope Wirkungsgrad. Für den isentropen Prozeß wird die-
se Differenzfläche zu Null und der isentrope Wirkungsgrad gleich 1.
f 00
EA A
s
foo - BDA C·
s
Die Fläche EAsA steht in direkter Relation zur Größe des Erhitzungsfaktors. Im
reversiblen adiabaten Grenzfall wird diese Fläche und damit der Erhitzungsfaktor
gleich Null.
122
Die Darstellung des isothermen Wirkungsgrades für einen Verdichter als Flächen-
verhältnis im T, s-Diagramm gemäß Gleichung (2.135)
YT
TlTV Y+ j
Die Fläche BCE~ in Bild 2.36 entspricht der Druckänderungsarbeit YT des iso-
thermen Prozesses.
Zur Darstellung des Nenners muß die Summe aus den Flächen gebildet werden, die
jeweils der Enthalpiedifferenz einer Stufe entsprechen. Für die erste Stufe der
dreistufigen Verdichtung aus Bild 2.36 ist dies die Fläche DK1F, für die zweite
Stufe HG2J und für die dritte Stufe BIAAT .
YT A BCEAT
Tl
TV I
=--=
Chi DK1F + HG2J + BIA~ .
Es ist zu erkennen, daß die Summe im Nenner der in den Wärmetauschern abgege-
benen Wärmemengen qi entspricht, wenn nach der letzten Stufe auf die Eintritts-
temperatur zurückgekühlt wird.
123
Darstellung im h, s-Diagramm
6h
s
11 sad V 6h .
htAT-=wl{
-c:
-c: <J -c:
<J <J
I i
. I
+----+--->i------T'~-J h t E
'---7"---~
E Bild 2.37. Zur Betrachtung des isen-
tropen und polytropen adia-
baten Wirkungsgrades im
h, s-Diagramm
Im Grenzfall kann von E nach A reversibel verdichtet werden, wobei das den
s
adiabaten isentropen Wirkungsgrad charakterisierende Streckenverhältnis gleich
eins wird.
-~ ~ (2.142)
11 pol ad V - dh c dT
P
RQE
~
11 pol ad V =c dT·
-
pT
Für eine differentielle Entropieänderung ergibt sich mit Gleichung (2.34) und Glei-
chung (2.68):
c dT - vdp
p
ds
T
(ds)
p
= c P -dT
T
(2.143)
bzw. für eine Änderung bei konstanter Temperatur unter Benutzung der Gasglei-
chung (2.60):
(2.144)
Damit kann der adiabate polytrope Wirkungsgrad als Verhältnis differentieller En-
tropieänderungen dargestell t werden:
- (ds)T
Tlpol ad V = (ds) . (2.145)
p
Für endliche Entropiedifferenzen bei konstantem Druck ergibt sich aus Gleichung
(2.143) :
dT TA
"'1'= c In TE (2.146)
p
(2.147)
Diese Beziehungen (2.146) und (2.147) lassen sich in die Gleichung (2.145) des
adiabaten polytropen Wirkungsgrades für den Verdichter einsetzen:
(2.148)
Tlpol ad V
J (ds)
p
Tlpol ad T (2.149)
125
Die Entropiedifferenzen bei konstantem Druck (ll s) bzw. bei konstanter Tempera-
p
tur (6 s)T erscheinen als Strecken auf der s-Achse z. B. in einem h, s-Diagramm,
wie Bild 2.38 für eine adiabate Expansion und Bild 2.39 für eine adiabate Verdich-
tung zeigt. Das Streckenverhältnis stellt den jeweiligen adiabaten polytropen Wir-
kungsgrad dar.
h
[ ['
Das Strecken verhältnis in Bild 2.38 stellt nach Gleichung (2.149) den polytropen
adiabaten Turbinenwirkungsgrad dar:
(lls)p
T1 po l adT :0 - ( 6s l T '
h
A'
- (LJs I T
Bild 2.39. Entropiedifferenzen bei kon-
-(LJsl p stantem Druck und konstanter
Temperatur für eine adiabate
Verdichtung
126
T1 pol adV
analog zu den Dberlegungen bei der Expansion den polytropen adiabaten Verdich-
terwirkungsgrad dar.
Beispiel 2.3:
Massenstrom m 55 kg/s
n - 1
Y 0 A RY E I(;~ )-0 -, 1
n - 1
n
n - 1 In (T A/TE)
bzw.
n In (PA/PE)
n - 1 In (623/953)
- n - = In (0,17) = 0,2399 und n~1=4,169.
Somit ist
Die spezifische technische Arbeit a ist nach dem ersten Hauptsatz (2.15) unter Beachtung der ge-
troffenen Voraussetzungen (q = 0, cA = CE und tlz = 0) gleich der Enthalpiedifferenz I\h.
Nach Abschnitt 2.2.5 setzt sich die Änderung der spezifischen Entropie ils zusammen aus
Für die Entropieänderungen der beiden Teilprozesse gilt nach Gleichung (2.146) und (2.147)
und
Damit ist
Der adiabate polytrope Wirkungsgrad ist nach Gleichung (2.149) und den vorstehenden Beziehungen
128
1,17
/'
,/"
V
/'
~
1,09
V
."" V
V
1,05
L
,/'
1,01 ~
- --
f Bild 2.40. Temperaturabhängigkeit der
260 580 900 1110 1540 1860 2180 spezifischen Wärmekapazität
T in K c p von Luft
Auch unter der Annahme eines idealen Gases ist also die Veränderlichkeit der Wär-
mekapazitäten mit der Temperatur zu berücksichtigen.
A
q =f c(T)dT.
E
Da die Lösung dieses bestimmten Integrals der Funktion c(T) aufwendig sein kann,
wird in den Integrationsgrenzen eine mittlere spezifische Wärmekapazität in fol-
gender Weise definiert:
(2.150)
Das Bild 2.41 zeigt prinzipiell die Bildung dieses Mittel wertes.
Der Mittelwert der spezifischen Wärmekapazität wird so bestimmt, daß die Flä-
chen TE TA AE und TE TA A' E' gleich sind.
129
c(h) A C (T)
c/kr-____~E,·~~--~
h E
C (TE)
A
J c(T)dT
c T I TA
E
(2.151)
E
TA TA TE IT IT
J c (T ) dT = J c( T ) dT - J c( T ) dT =c A (T A - 0) - c E (TE - 0) •
TE 0 0 0 0
Für die mittlere Wärmekapazität zwischen TE und TA gilt also nach Gleichung
(2.151) :
TA
T ~ T J
c ( T ) dT •
A E TE
c T
A
=T 1_ T. ( TA IT A JT E ) (2.153)
ITE A E
C
10
- TE C
0
•
130
Die Entropiegleichung
Bei Prozessen mit großen Druck- und damit auch hohen Temperaturverhältnissen
können die Zustandsgrößen nach der Verdichtung auch mit Hilfe der Entropieglei-
chung über die absoluten Entropiewerte bestimmt werden. Bei einstufiger Arbeits-
übertragung an das Fluid unter den genannten Bedingungen kommt als Maschine nur
der Kolbenverdichter als geschlossenes System in Frage.
Mit der Gibbsschen Gleichung für das geschlossene System (2.33) und der Gasglei-
chung ergibt sich in spezifischen Größen:
ds = cv(T) di + R
d(!)
~,
P
=f ( f
T T T
s dT
Cv T) T + R ln~ P = dT + R {InT
Cv(T) T P - In TPO0 } •
o - 0
Po
f
T
dT T
s = cv(T) T + R In p (2.154)
o
Dabei ist zu beachten, daß die beiden letzten Terme auf der rechten Seite der Glei-
chung (2.154) nur zusammengenommen die Dimension der Entropie haben.
f
T
Das Integral cv(T) ~T wird nachfolgend aus der Gleichung der mittleren Wärmeka-
o
pazität (2.152) bestimmt:
T T
c I T = 0J c v (T)dT
v 0
d (c I
T)T + c T dT
v 0 v 0
I = cv dT.
1
Nach Multiplikation mit T und anschließender Integration ergibt sich:
131
(2.155)
(2.156)
Um bereits vorliegende Tabellen z.B. für das häufig verwendete Fluid "Luft" aus
dem Verbrennungsmotorenbau verwenden zu können, die wegen der dort notwendi-
gen Kombination mit Verbrennungsprozessen auf das Mol bezogen sind, ist es
zweckmäßig, auch die Gleichung (2.156) auf molare Größen umzustellen.
1 T
-T f C (T)dT.
o m
Die mittleren auf ein Mol bezogenen Wärmekapazitäten C m zwischen OK und einer
beliebigen Temperatur T sind für verschiedene Gase tabelliert [3J.
Für die molare Entropie gilt Gleichung (2.156) in entsprechender Form für das
geschlossene System:
S
m
dT + C I T + R In
vm 0 m
(I)p + So
m
. (2.157)
Für einen Druck von 1 bar wird aus Gleichung (2.157) eine zugeschnittene Größen-
gleichung:
S
m
(p = 1 bar) dT + C I T + R In T + So .
vm 0 m m
(2.158)
Der Vorteil dieser zugeschnittenen Größengleichung liegt darin, daß die Werte für
S
m
(p =1 bar) bereits tabelliert vorliegen. Für einen von 1 bar abweichenden
132
Druck läßt sich die Entropie S aus den Gleichungen (2.157) und (2.158) herlei-
m
ten, wenn der Druck ebenfalls in bar eingesetzt wird:
S
m
= Sm (p = 1 bar) - R
m
ln p.
Die Gleichung der molaren Entropie S kann mit der Gasgleichung in molaren
m
Größen
T
P
umgeschrieben werden zu
Tel T
S
m
= S v~1 0 dT + c
vm 0
T - R
m
I
ln R
m
+ So
m
+ R m In V m •
,0
~-----------------y~------------------
ql(T)
Der mit der Klammer bezeichnete Ausdruck, der nur von Tabhängige bzw. kon-
stante Glieder enthält, wird in einer sogenannten TempemtuY'funktion 4l(T) zusam-
mengefaßt. Diese Temperaturfunktionen sind ebenfalls für verschiedene Temperatu-
ren und technisch wichtige Gase berechnet und tabelliert.
S ;: cp (T) + R ln V m (2.159)
m m
(2.160)
Über den erhaltenen Wert cp (TA) der Entropiefunktion läßt sich mit Hilfe der Ta-
bellen die zugehörige Temperatur TA entnehmen. Damit sind zwei Zustandsgrößen
für den Zustand A bekannt.
pv = RT
zu zeigen, sind in Bild 2.42 die Bereiche abgegrenzt, in denen sich das spezifi-
sche Volumen von Luft nach der Zustandsgleichung idealer Gase berechnen läßt,
sofern der angegebene prozentuale Fehler I':.v/v akzeptabel ist.
200
o
.0
150
-'"
Cl.. 100 f-----+--+t+'+-+---+--+--+--f-------1
50
Bild 2.42. Bezogene Abweichung des spe-
zifischen Volumens der Luft
-100 100 200 300 400 500 600 gegenüber dem Idealgasver-
f in oe halten nach [1 ]
Zur Beschreibung dieses Verhaltens realer Gase gibt es zahlreiche Ansätze, die
jeweils in bestimmten Zustandsbereichen mit hinreichender Genauigkeit gelten.
Eine Darstellung, die das reale Verhalten qualitativ richtig wiedergibt, stammt
von van der Waals [12J. Er hat die ideale Gasgleichung durch zwei Korrekturen
erweitert, welche aus physikalischen Annahmen folgen:
134
- Das Gas ist nur bis zu einer bestimmten Dichte zusammendrückbar , da die Mo-
leküle ein endliches Eigenvolumen besitzen:
v R !p + b.
Dabei ist b das auf jeden Fall bleibende Eigenvolumen, das bei abnehmenden
Temperaturen an Bedeutung gewinnt.
RT a
p v - b 2"
v
oder
Dabei sind die Konstanten a und b experimentell bestimmbar, aber auch mit
bestimmten Annahmen für die zwischenmolekularen Kräfte berechenbar.
Wichtig für die Anwendung ist dagegen ein empirisches Verfahren, das die Zu-
standsgleichung des idealen Gases (2.60) für reale Gase korrigiert, indem es
Realgasfaktoren verwendet, die in Tabellen oder Diagrammen zur Verfügung ste-
hen. Dabei ist der RealgasfaktoY' Z definiert als:
Z ~ (2.161)
RT·
Je weiter der Realgasfaktor vom Wert 1 abweicht, um so weniger ideal verhält sich
das betreffende Gas. Aus Messungen ist Z für viele Gase in Abhängigkeit von
Druck und Temperatur bekannt. In Bild 2.43 sind die Werte für Z von Luft im Be-
reich von 0 bis 300 bar und - 100 0 C bis + 200 0 C angegeben.
1,1
0,8 1----'\---+-----+-+-----1
0,7 I-----\-t------+-t----------I
oder
E 2 (2.163)
= Z B '(T) P + C '(T) P + ...
RT
hinaus.
Die Temperaturfunktionen B(T), C(T), ... bzw. B'(T), C'(T), ... werden als
Virialkoeffizienten bezeichnet und sind für diverse Realgase empirisch ermittelt
und in Kurvenblättern bzw. Zahlentafeln festgelegt worden [4, 7, 8J.
Für technisch wichtige Stoffe, z.B. Luft oder Wasserdampf, sind aufwendige
Gleichungen bzw. Gleichungssysteme entwickelt worden, mit deren Hilfe die Zu-
standsgrößen in relativ großen Temperatur- und Druckbereichen berechnet werden
können.
Das Realgasverhalten äußert sich nicht nur in einer gegenüber dem Idealgasverhal-
ten geänderten Zustandsgleichung, sondern es führt außerdem zu einer möglichen
Berücksichtigung der vorhandenen Druckabhängigkeit der spezifischen Wärmekapa-
zitäten und des Isentropenexponenten.
Ein solches Verfahren ist z.B. in [6J zur thermodynamischen Auslegung von Ver-
dichtern und zur Versuchsauswertung entwickelt worden. Bei diesem Verfahren
wird zunächst der sonst übliche Realgasfaktor Z durch zwei additiv verknüpfte
Funktionen X und Y ersetzt.
X T (OV) _ 1
v oT
(2.164)
P
und
y=_E(oV).
v op T
(2.165)
X !.
Z
(oZ)
oT
p
Y_- 1 - pz (OZ)
;;T .
T
und
(2.166)
und
Y = _ Pr (~) . (2.167)
v oPr T
r
und
Aus diesen Funktionsdarstellungen können für ein vorgegebenes Realgas mit be-
kannten kritischen Größen Tk und Pk und für einen bestimmen Bereich der Zu-
standsgrößen Tr und Pr Mittelwerte der Größen X und Y entnommen werden.
Zur weiteren Beschreibung des Realgasverhaltens wird die Druck- und Tempera-
turabhängigkeit der spezifischen Wärmekapazität c und/oder des Isentropenexpo-
p
nenten k benötigt.
Diese Abhängigkeit kann für ein bestimmtes Gas indirekt über die meßtechnische
Ermittlung des sogenannten JouZe-Thomson-Koeffizienten bestimmt werden.
(2.168)
138
12 Zi8
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t-- 1.00
o
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Pr
Bild 2.45. Allgemeine Kompressibilitätsfunktion Y nach [6J
139
c
v
= (OU)
oT
v
c _c _ pv (1 + X) 2 (2.169)
P v - TY
(2.170)
(c - c )Y
Z P v
gegeben.
Damit liegen alle wesentlichen Größen vor, um die Zustandsänderung eines Realga-
ses berechnen zu können. Es sei jedoch angemerkt, daß eine solche Rechnung im
allgemeinen iterativ erfolgen muß, da die benutzten Größen, wie z.B. X, Y, c p '
c v usw., von dem zu errechnenden thermodynamischen Zustand abhängig sind.
140
Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß die vorstehenden Beziehungen auch
den Sonderfall des idealen Gases einschließen. In diesem Fall sind X = 0 und
y=z= 1.
cp - cv =R
c
k -.E.
c
v
Literatur zu Kapitel 2:
Die Bewegung eines Körpers ist bekannt, wenn dessen Lage bezogen auf ein System
in jedem Zeitpunkt bekannt ist. Hierzu wird ein Grundsystem benötigt, in dem die
Lage des Körpers durch Angabe von Koordinaten bestimmt werden kann.
Für die meisten technischen Zwecke reicht es aus, das sogenannte Inertialsystem
(Inertia = Trägheit) zu verwenden, das mit der Erde fest verbunden ist. In ihm sind
die Gesetze der Mechanik für den Ingenieur hinreichend genau erfüllt.
In Tabelle 3.1 sind die Einheitsvektoren • der Ortsvektor und der Geschwindigkeits-
vektor im kartesischen und im Zylinderkoordinatensystem gegenübergestellt.
142
Einheitsvektoren
.... .... ....
ex ' e y , e z
~x = (g) (3.4)
~y = (!) (3.2) C
~u = ~~~:) (3.5)
x = R cos cp (3.7)
y = R sin cp ( 3.8)
z =z (3.9)
z z
ez
pIr; /
/~-+--
/
/
r
y y
e,
x x
q 7 w
Zur mathematischen Beschreibung wird gemäß Bild 3.2 ein Relativsystem mit dem
Koordinatenursprung ü R gewählt, das außerdem imstande ist, eine Drehbewegung
( Winkelgeschwindigkeit --' -+
w) um ü R sowie eine Translation (Vektor a) in Bezug auf
das feste Absolutsystem mit dem Ursprung Ü A zu vollführen. Zu einem festen
Zeitpunkt t ist die Lage des Punktes Q einerseits im Absolutsystem durch den Vek-
-+ -+
tor q, andererseits im Relativsystem durch den Vektor r beschrieben. Nach einer
Zeitdifferenz dt hat sich die Lage des Punktes Q und damit auch die der Vektoren
-+
q und -; verändert. Die dabei sich ergebende Absolutgeschwindigkeit C; = ~{ des
Punktes Q setzt sich aus drei Anteilen zusammen, nämlich:
tiation dOR/dt andeuten, daß die auf das Relativsystem 0R bezogenen Koordinaten
->
von r nach der Zeit abgeleitet werden) ;
-+ ~ -+ -+
_ der Umfangsgeschwindigkeit in Bezug auf 0R: u = w X r, wobei w die Winkelge-
schwindigkeit ist.
Es ist also
(3.10)
-+
C=w+u+v.
-i' ~ ~ (3.11)
Nachdem mit Gleichung (3. 11) der Zusammenhang zwischen den Geschwindigkeiten
des Absolut- und Relativsystems bekannt ist, läßt sich durch Differentiation der
Absolutgeschwindigkeit nach der Zeit eine Beziehung für die Absolutbeschleunigung
finden:
(3.12)
145
Im Gegensatz zu der Schreibweise dOR/dt ist hier mit dem Symbol d/dt die auf das
Absolutsystem bezogene zeitliche Änderung gemeint.
-" -7 -7
Aus der vektoriellen Verknüpfung r = q - a gemäß Bild 3.2 läßt sich das Differential
d;/dt umformen:
(3.13)
Diese Beziehung stellt zugleich eine allgemeine Vorschrift für die Differentiation
eines zeitabhängigen, auf das Relativsystem bezogenen Vektors dar.
Mit dieser Vorschrift ergibt sich analog für die zeitliche Ableitung der Relativge-
schwindigkeit :
2 -7
-" -" dORr -7 ....
+w X w=--2-+ wXw • (3.14)
dt
(3.15)
Damit folgt r;Jr die Absolutbeschleunigung des Punktes Q durch Einsetzen der Be-
ziehungen (3.14), (3.15), (3.13) in die Gleichung (3.12):
2 -7
.... dORr d 2;; "7 ........ ........ ....
b = ~ + dt 2 + w X r + w X (~ X r) + 2w X w. ( 3.16)
...b -"
= 2w X w
.... als Coriolisbeschleunigung • (3.19 )
c
146
(3.20 )
In diesem Fall vereinfachen sich die Gleichungen (3.11) und (3.20) zu:
....
mit b r gemäß Gleichung (3.17) ,
....
und b c gemäß Gleichung (3.19).
Im Inertialsystem "Erde" soll sich ein Masseteilchen auf einem Meridian mit der
....
Relativgeschwindigkeit w vom Äquator nach Norden bewegen.
147
Nach Bild 3.3 ist auf der nördlichen Halbkugel die Coriolis-Beschleunigung wegen
= 2w x w bzw. Ib I = 2w w sin '+' mit cp als Breitengrad nach Westen ge-
~ --i' -1 -1
b
c c ~
richtet. Die auf die Erde ausgeübte Coriolis-Kraft C ist dann nach Osten gerich-
tet (B ild 3.3). Sie bewirkt auf der nördlichen Halbkugel z. B • :
- eine Mehrabnutzung der rechten Schiene bei nach Norden fahrenden Bahnen
- die Unterspülung des Ost ufers nach Norden, bzw. des West ufers nach Süden flie-
ßender Flüsse.
Relative Totalenthalpie
Neben der Relativgeschwindigkeit und -beschleunigung soll die Totalenthalpie für das
Relativsystem abgeleitet werden.
Der erste Hauptsatz der Thermodynamik lautet für ein offenes System mit den
Grenzen E und A gemäß Gleichung (2.14):
Die in Abschnitt 5.4 abgeleitete Euler-Gleichung setzt die spezifische technische Ar-
beit a in Beziehung zu den Geschwindigkeiten. Sie lautet in der zweiten Form nach
Gleichung (5.39) :
1(2
a = 2 cA - cE 2) +21 (2
wE 2 ) + "2
- wA 1 (2 2).
u A - uE
Die Gleichungen (2.14) und (5.39) werden miteinander verknüpft. Speziell für ein
adiabates System gilt:
bzw. geordnet:
(3.22)
148
1 2 1 2
h t rel = h - 2" u + 2" w + gz. ( 3.23)
Aus Gleichung (3.22) für das adiabate System folgt also, daß die Differenz der re-
lativen Totalenthalpie Null ist.
Cl h t rel = O. ( 3.24)
Das bedeutet, daß die Relativströmung bezogen auf das Relativsystem nicht als Ar-
beits-, sondern als Strömungsvorgang gilt.
Während die statische Enthalpie sowohl im Absolut- als auch im Relativsystem die-
selbe ist, da sich die Stoffwerte und Temperaturen beider Systeme nicht unterschei-
2
den, subtrahiert sich im Relativsystem das Potential u2 des Fliehkraftfeldes . Der
Term T 2
ist die spezifische kinetische Energie, der Term gz die spezifische po-
tentielle Energie im Relativsystem •
Nur im Drehpunkt sind die Totalenthalpien für Absolut- und Relativsystem gleich.
-7 -io -i' -i'
Wegen u = 0 und damit c = w, folgt:
Soll die Bewegung des Fluids beschrieben werden, so sind zwei Methoden zu unter-
scheiden:
Die Betrachtungsweise nach Lagrange geht davon aus, das Schicksal jedes individuel-
len Fluidteilchens innerhalb eines Koordinatensystems zu verfolgen und zu beschrei-
ben. Nach Lösung der Lagrangeschen Gleichungen ist es möglich, für alle Fluidteil-
chen zu ausgewählten Zeitpunkten Koordinaten anzugeben, aus denen sich dann z. B.
Geschwindigkeiten und Beschleunigungen berechnen lassen.
Im Gegensatz dazu geht die Betrachtungsweise nach Euler davon aus, jedem Raum-
--)
punkt zu jeder Zeit Werte für die Geschwindigkeit c, den Druck p usw. zuzuord-
nen. Das Schicksal eines einzelnen Fluidteilchens wird dabei ignoriert.
->
Ist der Geschwindigkeitsvektor c einer Strömung in jedem Koordinatenpunkt bekannt,
so läßt sich ein Feld von Geschwindigkeitsvektoren in ein Koordinatensystem ein-
zeichnen. Linien in einem Strömungsfeld , die zu einem festen Zeitpunkt überall
tangential zu den örtlichen Geschwindigkeitsvektoren verlaufen, können zur Veran-
schaulichung eines Strömungsfeldes dienen. Die so konstruierten Linien heißen
StY'omlinien.
3.2.1 Kontinuitätsgleichung
Stromlinien
Kontrollfläche
a b
Ein unendlich langer, normal zur Bildebene in die Strömung eingebrachter Kontroll-
raum erscheint in der Zeichenebene (Bild 3.4b) als Kontrollfläche K, d.h. als
->
Querschnitt des Kontrollraums • Der Vektor dA eines Oberflächenelementes steht
senkrecht auf K und zeigt nach außen. Sein Betrag ist gleich der Fläche des Ele-
mentes. Zum Zeitpunkt t befindet sich im Kontrollraum die Masse m(t). Ist der
->
Kontrollraum durchlässig, so kann zu jedem Oberflächenelement dA der zugehöri-
->
ge Geschwindigkeitsvektor c der Strömung eingezeichnet werden. Durch Integration
über die Oberfläche des Kontrollraumes ergibt sich die zeitliche Änderung der im
Kontrollraum befindlichen Masse m. Es gilt (siehe z.B. [8J):
dm = SS
df -> ->
PC dA. ( 3.25)
K
150
Bei stationär er Strömung bleibt die Masse im Kontrollraum konstant, d.h. es ist
dm
dt = O.
Damit folgt aus Gleichung (3.25) die Kontinuitätsgleichung für stationäre Strömun-
gen:
( 3.26)
-> ...
Da c dA den infinitesimalen Volwnenstrom dV angibt, gilt:
SS p dV = O. (3.27)
K
Für den Sonderfall des inkompressiblen Fluids. bei dem die Dichte p konstant ist,
folgt:
(3.28)
Der Übersichtlichkeit wegen soll diese Integralbeziehung auf eine ebene, inkom-
pressible Strömung angewendet und das Ergebnis auf eine räumliche, kompressible
Strömung ohne Beweisführung ausgedehnt werden.
Auf ein Volumenelement als Kontrollraum wird der Erhaltungssatz für die Masse
unter der Voraussetzung angewandt, daß die Strömung eben, stationär und inkom-
pressibel ist. Dieses Volumenelement mit den Seitenlängen dx, dy und der kon-
s tanten Dicke b senkrecht zur Zeichenebene ist in ein kartesisches Koordinatensy-
stem gemäß Bild 3.5 eingeordnet. Im Punkt P mit dem Ortsvektor r = (x, y) liegt
die Abs olutgeschwindigkeit ~ = (c ,c ) und der Druck p(x,y) vor. Da das Volu-
x y
menelement infinite simal ist, ändert sich die Ge schwindigkeitskomponent e C x längs
dy, bzw. c längs dx nicht.
y
y
c1 · -ac,
' - dy
ay
, . ßdx
C
ax
{j (; dÄ = 0= Cx b dy + C
c y b dx - ( x + 0:: dX) b dy _ (C y + 0:: Y)
d b dx.
(3.29)
Diese Kontinuitätsgleichung für eine ebene, inkompressible Strömung läßt sich ana-
log auf eine inkompressible, räumliche Strömung [8J erweitern :
oc oc oc
x ---.X z (3.30)
~ + oy + CiZ = o.
Bei kompressiblen Fluiden ist die Dichte ortsabhängig , so daß auch diese Größe
nach den Ortskoordinaten differenziert werden muß. Bei instationären Strömungen
tritt außerdem die zeitliche Ableitung der Dichte auf. Wenn diese Vorgaben berück-
sichtigt werden, läßt sich schreiben [ 8 J :
(3.31)
Für eine Stromröhre , bei welcher die Stromlinien die seitlichen Begrenzungen der
Kontrollfläche bilden, werden die ebenen Kontrollflächen A E und AAsenkrecht zu
den jewe iligen Strömungsrichtungen gewählt (Bild 3.6).
Unter Annahme konstanter Geschwindigkeiten und konstanter Dichten über den Ein-
und Austrittsquerschnitten ergibt sich;
152
... ...
Da die Vektoren cE und A E entgegengesetzt gerichtet sind, folgt für ihr Skalar-
-+ ~ --) -+
...cA AA
produkt cE A E = - cE A E · Die Vektoren cA und A A sind gleichgerichtet, so daß
... = cA AA ist. Damit ergibt sich:
(3.32)
V -_rn-cA
p - ( 3.34)
gilt, ist für stationäre, inkompressible Strömungen auch der Volumenstrom kon-
stant:
V =c A = const. (3.35)
3.2.2 Impulssatz
Nach dem Newtonschen Grundgesetz der Mechanik, das hier auf Strömungsvorgänge
von Fluiden angewendet wird, ist die zeitliche Änderung des Impulses reiner Mas-
se m gleich der Summe aller von außen angreifenden Kräfte F:
...
( 3.36)
7 ...
wobei I = ~~ auch als ImpulsstY'om bezeichnet wird.
7 ...
dI = c drn.
Anhand des in Bild 3.4 betrachteten Kontrollraumes läßt sich nach Integration über
dessen Oberfläche für die zeitliche Impulsänderung eines stationär strömenden
Fluids schreiben (z.B. [9J):
-+
i
dl fS ( pc) c
= dt =
-7 -7 -+
dA. ( 3.37)
K
153
II -7-7 -+~-7
( pc) c dA = L... F . (3.38 )
K
Mit dieser Gleichung (3. 38 ) läßt sich für einen durchströmten Rohrkriimmer nach
Bild 3.7 die resultierende Wandkraft FK des Krümmers auf das Fluid bestimmen.
Dabei wird die Kontrollfläc he so gewählt, daß ihre seitlichen Begrenzungen mit den
Wänden des Krümmers zus ammenfallen und di e Flächen A E und AAsenkrecht
durchströmt werden, wobe i die Flächenvektoren gemäß Definition des Kontrollrau-
mes (siehe Bild 3.4) nach außen gerichtet sind. Die Geschwindigkeiten, DrUcke und
Dichten über den Ein- und Austrittsflächen sollen konstant sein.
Nach dem Impul s satz ist die Summe der Impulsströme gleich der Summe der von
außen einwirkenden Kräfte. Der gesamte Impulsstrom kann nach Gleichung (3.37)
berechnet werden. Da die Kontrollfläche nur am Ein- und Austritt durchströmt
wird und die Geschwindigkeiten sowie die Dichten über Ein- und Austrittsfläche
nach Voraussetzung jeweils als konstant angenommen werden, vereinfacht sich das
Oberflächenintegral für den Impulsstrom , so z.B. am Eintritt:
.... ....
Da am Eintritt cE und.... AE entgegengesetzt gerichtet sind, ist das Skalarprodukt
.... .... .
cE A E negativ und für I E folgt:
154
-+
iE ( PE ~E) cE AE = - m~E·
7 -+
Der Impulsstrom I E ist also der Geschwindigkeit cE entgegengesetzt.
-t
IA = fJ -t -J
(pc)cdA
-+
Austritt
-J -t -J -J
Da cA und A A gleichgerichtet sind, ist das Skalarprodukt cA AA positiv und für
-;>
I A folgt:
-;> -+ -+
I A = PA cA cA A A = mc A •
7 -+
Der Impulsstrom I A hat also die gleiche Richtung wie die Geschwindigkeit cA.
wobei
-+
FK die resultierende Druckkraft der Krummerwandungen auf das Fluid,
-+ -+
FE' F A die Druckkräfte der Kontrollflächen auf das Fluid im Krümmer am
Eintritt bzw. Austritt
darstellen.
-+
Die durch den Druck p hervorgerufene Kraft dF steht normal auf dem Flächenele-
-+
ment dA und ist dem Flächenvektor dA entgegengesetzt gerichtet. Es gilt für die
Druckkraft daher:
-+ -+
dF=-pdA
F = - ff p dA.
K
Insbesondere folgt damit für die Druckkräfte am Ein- bzw. Austritt des Krümmers:
155
ff p dA = - PE AE ,
Eintritt
Wenn die einzelnen Ausdrücke für die Impulsströme und für die Druckkräfte einge-
.....
setzt werden, ergibt sich für F K:
Die Addition dieser Vektoren ist in Bild 3.7 dargestellt und ergibt als Resultierende
.....
die Wandkraft F K des Krümmers auf das Fluid.
3.2.3 Impulsmomentensatz
Eine dem Impulssatz analoge Aussage ist der Impulsmomentensatz, der einen Zu-
sammenhang zwischen Impulsmoment (Dr>all) und Kraftmoment herstellt. Danach
ist die zeitliche Änderung des Dralls gleich der Summe aller angreifenden äußeren
Momente .
.....
dD "\' .....
df = ~M. ( 3.39)
In einem Kontrollraum K bewegt sich ein Fluidteilchen der Masse dm mit der Ge-
..... .....
schwindigkeit c längs einer Bahn, die durch den Ortsvektor r beschrieben wird.
~ ~ ~ ~
Das Vektorprodukt aus Ortsvektor r und Impuls dI = c dm ergibt den Drall dD:
Aus dieser Beziehung wird in Abschnitt 5.4 die für den Strömungsmaschinenbau
wichtige Euler-G leichung abgeleitet.
3.2.4 Energiesatz
E• dE = SS( '2
=dt 1 c2 + u ) pc
......
dA.
K
Der Energiestrom steht mit folgenden Leistungen im Gleichgewicht:
Pu Schwerefeldleistung ,
Pi innere Leistung,
Q Wärmeleistung (Wärmestrom) .
......
pc dA = PA + Pu + Pi + Q. (3.41 )
(3.42)
157
Der Leistungsanteil PA infolge der Verschiebearbeit stellt sich als Produkt aus
~ ~
der am Flächenelement dA angreifenden Druckkraft - p dA und der Geschwindig-
~
keit c dar. Dabei berücksichtigt das negative Vorzeichen, daß Druckkraft und Flä-
chenelement entgegengesetzt gerichtet sind:
( 3.43)
Der Leistungsanteil Pu infolge des Schwerefeldes der Erde läßt sich für den Mas-
senst rom rh angeben, wenn (z A - zE) die geodätische Höhendifferenz zwischen
Aus- und Eintritt und g die Erdbeschleunigung ist:
(3.44)
Das Einführen der Gleichungen (3.42), (3.43) und (3.44) in den Energiesatz
(3.41) liefert:
Mit der spezifischen Enthalpie gemäß Gleichung (2.5) folgt der erste Hauptsatz der
Thermodynamik in spezifischen Größen:
bzw.
In den für Strömungs maschinen relevanten Aggregatzuständen, die ein Fließen mit
größeren Geschwindigkeiten zulassen, d.h. dem flüssigen und dem gasförmigen
Zustand, gehorchen die Fluide unterschiedlichen Zustandsgleichungen v = v(T,p).
Im allgemeinen werden die Flüssigkeiten in Relation zu den Gasen und Dämpfen als
158
raumbeständig angesehen, wie wohl Tabelle 3.2 am Beispiel des Wassers zeigt, daß
diese Annahme nur innerhalb bestimmter Druck- und Temperaturbereiche hinrei-
chend genau ist.
~ o oe 50 oe 100 oe I 200 oe
Nach dieser Tabelle kann das Wasser bei konstanter Temperatur in relativ großen
Druckbereichen als inkompressibel gelten. Diese Dichteabhängigkeit ist jeweils für
das zu verwendende Fluid zu prüfen. Für viele technisch interessante Flüssigkeiten
zeigt sich dabei, daß die Annahme der Volumenbeständigkeit in den flüssigkeits-
durchströmten Maschinen im allgemeinen bei nicht zu hohen Druckdifferenzen ge-
rechtfertigt ist. Ohne den Bezug zur Realität zu verlieren, darf deshalb zur Ver-
einfachung der Strömungsbeschreibung zunächst ein inkompressibles Fluidverhalten
angenommen werden.
3.3.1 Navier-Stokes-Gleichungen
Werden die allgemeinen Erhaltungssätze für Masse und Impuls auf ein raumbestän-
diges Volumenelement angewendet, so ergeben sich partielle Differentialgleichun-
gen für das Geschwindigkeits- und Druckfeld einer Strömung, die als NavieY'-
Stokes-Gleichungen oder auch als Bewegungsgleichungen bekannt sind. Die zu die-
sen Gleichungen führenden Überlegungen werden zunächst an einer stationären, ebe-
nen, inkompressiblen Strömung durchgeführt, um anschließend auf die instationäre,
räumliche, inkompressible Strömung erweitert zu werden.
ss (pc)c dA ='L.,F
~ ~ ~\"' ~
K
159
wird gemäß Bild 3.8 auf ein Volumenelement der Dicke b normal zur Bildebene in
einer ebenen inkompressiblen Strömung angewandt.
y
c . ~dy
Y ay
C. ac
ax
dx
c • 2..s:. dx
~-+---.--..J Y ax
T dx - --
Bild 3.8. Zur Impulsbilanz am Vo-
x lumenelement
Die Integration längs der Berandung des Volumenelementes wird in vier Teilintegra-
tionen über die Einzelflächen AI = Am = dy b und All = A IV = dx b zerlegt, wobei
die Flächenvektoren vom Volumenelement weg nach außen zeigen.
II ->-> ->
( pc) c dA = II ( pc)
............
c dA +
K AI
2
pC x b dy,
JJ (pC;)C; dA =- pC x Cy An = - pc c bdx,
x y
An
JJ
Am
(pC;)C;dÄ= p ( Cx + 0:: dX) ( Cx + 0:: dX) b dy,
Die sich bei der Multiplikation ergebenden, von 2. Ordnung kleinen Terme werden
vernachlässigt, so daß mit dV = b dx dy für die x-Komponente folgt:
IKI pc C; dÄ = p ( c ~
oc
+ c
oc )
~ dV + pc
(OC., x + ~
OC) dV.
x x ox y oy x uX uy
160
Da der zweite Summand auf der rechten Seite gemäß der Kontinuitätsgleichung (3.29)
zu Null wird. ergibt sich für die x-Richtung:
Die Summe der äußeren Kräfte. die gleich der zeitlichen Anderung des Gesamtim-
pulses ist. setzt sich zusammen aus:
-.
der Fe ld- oder Va lwnen kraft F U •
-.
der Druckkraft F •
P
-.
der Reibungskraft FR'
(3.47)
-.
Die Feldkraft F U ergibt sich aus der Ableitung eines Kraftfeldpotentials U nach den
-. -.
Koordinatenrichtungen • Mit den bei den Einheitsvektoren e
x und e y gilt :
( 3.48)
Die bei den Komponenten der Druckkraft Fp lassen sich anhand des Bildes 3.9 be-
stimmen:
y
ap
p · - dy
ay
-S
p
~~ I
p . iE...- dx
ax
Die x-Komponente F
px
F px P b dy - ( P + ~~ dX) b dy - ~~ dV.
Die y-Komponente F
py
F py =P b dx - ( P + ~~ dy ) b dx = - ~ dV.
->
Damit wird die Druckkraft F :
p
(3.49)
->
Die Reibungskraft FR' die am Volumenelement angreift. wird aus einer Bilanz der
Schubspannungen nach Bild 3.10 bestimmt.
y
T. -aT dy
ay
Die Ableitung für die Reibungskraft soll nur an einer zur x-Achse parallel verlau-
fenden inkompressiblen Schichtenströmung vorgenommen werden. Für die ebene
und die räumliche Strömung werden Gleichungen für die Reibungskraft ohne Beweis
angegeben.
c = c (y) c =" O.
x x Y
Die Reibungskraft in x-Richtung F Rx ergibt sich nach Bild 3.10 aus einer Bilanz der
Schubspannungen an den Schnittflächen eines freigeschnittenen Volumenelementes :
F Rx =- T b dx + ( T + ~; dY) b dx.
162
F Rx =
Erweitert auf die ebene inkompressible Strömung gilt gemäß der Fachliteratur z. B.
[lJ und [8J für die x-Komponente der Reibungskraft
",2 (2)
(--i c 02 "2)
--i --f --f
\JC -> C vC ->
Tl + dV ex + Tl ( + dV e • (3.50)
OX oy ox oy y
Nach Einsetzen der Gleichungen (3.45) bis (3.50) in den Impulssatz (3.38) erge-
ben sich mit der kinematischen Zähigkeit \) =1lp die Bewegungsgleichungen für eine
stationäre, ebene, inkompressible Strömung in Komponentenschreibweise :
2 2
c;- -
OC OC OU 1 0 (0 c 0 c )
c ----Y+ c
x ox y
-----5:E.+ v --.L+--.L
oy P oy ox 2 oi'
163
(3.51)
2 2
OC
~+c
OC
~+c
oc OU
---L=---r---~+v
1 '0 ('0.:..........L+---1l...
c 0 c )
(3.52)
ot x Ox y oy oy p oy OX 2 oi
'
~
Der Term
or
0: er
~
(
Cx 0:
oc
oc
+ c y OC) 0; _ 0:
oc -
(OC
oc
'0:;) (cx) _06 ~
oc -.,.~c.
c ---1l. + c ---1l. ---1l. ---1l. c ur
x ox y oy cx cy y
Die lokale und die ~konvektive Beschleunigung werden zur sogenannten substantiellen
Besc h" ·
&eun1.-gung Dc zusammengefaßt:
Dt
~ ~ ~
Dc oc cc
rn = ät + --::; ~c. (3.53)
or
(3.54)
wobei
~
b U die von der Feldkraft ,
164
....
b p die von der Druckkraft ,
....
b R die von der Reibung
Für die räumliche, instationäre und inkompressible Strömung lauten die N avier-
Stokes-G leichungen in kartesischen Koordinaten:
(3.55)
oc
0: +
oc
~ + 0:
oc
= o.
Navier-Stokes-Gleichungen in Zylinderkoordinaten
.... ... ....
In Bild 3.1 sind bereits die Einheitsvektoren eR' e u ' e z eines solchen Koordina-
tensystems definiert worden.
diese Umformung beispielhaft durchgeführt wird. Für das Produkt aus Matrix und
Vektor gilt nach den Regeln der Vektoranalysis:
165
oe.... ....
-c=e
01 x
l c x oC x +c y -oCoy-x+ c z -oCx
~ oz
1 . . y l c x --1!...+c
- +e
oc
ox
oc oc 1
--1!...+c --1!...
y cy z oz
.... [OC z
+e
z
cc z
c--.,-,-+c~+c~
x ox y oy
oc z
Z OZ
1
....
oc ....
-::;C (3.56)
or
-7
Wenn in einem Zylinderkoordinatensystem die Absolutgeschwindigkeit c in die Kom-
ponenten c R in radialer, Cu in Umfangs- und Cz in axialer Richtung zerlegt wird,
läßt sich der Ausdruck (3.56) für die konvektive Beschleunigung in Zylinderkoordi-
naten schreiben:
(3.57)
.... ....
Bei der Differentiation ist zu beachten, daß die Einheitsvektoren eR und e u von
der Koordinate cp abhängen, so daß sich wegen der Beziehungen (3.4) bis (3.6)
ergibt:
....
=e u
....
oe
u
~=
166
Entsprechende Umformungen für die auf der rechten Seite der Gleichung (3.55)
stehenden anderen Beschleunigungsterme führen auf die Navier-Stokes-Gleichungen
in Zylinderkoordinaten für die räumliche, inkompressible, instationäre Strömung:
2 2
[ 1. ~ ( 'OCR) _1_ '0 c R '0 c R _ c R _ ~ 'Ocu ]
+" R 'OR R 'OR + 2 2 + 2 2 2 0 • (3.58)
R 'Ocp 'Oz R R cp
oC u 'Oc u Cu oC u oC u cRc u 1 OU 1 1 0
- - + c - - + - - - + c - - + - - - - - - - - - EI!.
ot R oR R ocp z oz R - R ocp P R ocp
(3.59)
oc z oc z Cu oc z oc z OU 1 0
- - + c - - + - - - + c --=----~
ot R 'OR R ocp z oz oz p oz
2 2
1 0 (
+" [ R ClR R ClR
OCZ) 1 Cl c z 0 cz ]
+ 2--2-+ --2- . (3.60 )
R o~ Clz
167
(3.61)
Navier-Stokes-Gleichungen im Relativsystem
(3.62)
Da die Relativgeschwindigkeit La. eine Funktion von der Zeit und vom Ortsvektor
2 -+
-+ dORr
rist, folgt für die Ableitung - - '
dt 2 '
(3.63 )
... -+ ...
Sind b U die von der Feldkraft , b p die von der Druckkraft , b R die von der Reibung
hervorgerufenen Beschleunigungen, so lassen sich die Navier-Stokes-G leichungen
für das Relativsystem folgendermaßen schreiben, wenn Gleichung (3.63) in Glei-
chung (3.62) eingesetzt wird:
ow + -::;
ar ow......
-+ -+
......
w + w X (w X r) + 2w x w
-+......-+
=b U + b p + bR.
or
In den Tabellen 3.3 und 3.4 sind die Navier-Stokes-G leichungen mit der zugehörigen
Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide .sowohl auf das Absolut- als auch
auf das Relativsystem bezogen, jeweils in kartesischen und Zylinderkoordinaten ge-
schrieben, zusammengestellt worden. Für die Bewegungsgleichungen im Relativ-
system ist dabei angenommen, daß der Vektor der Winkelgeschwindigkeit in positi-
ve z-Richtung zeigt.
Tabelle 3.3. Navier-Stokes-Gleichungen und Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide im Absolutsystem • 85
A) kartesische Koordinaten; E) Zylinderkoordinaten
r~ ..
1) Navier-Stokes-G leichungen
(!) oc oc oc oc 02 c x
r 02 c x 02 c x J
x x x x x oU _1. ~
Ol~I y + Cx ox + c y ~ + Cz OZ + v --2- + --2- + --2-
.S ox p ox
OX oy oZ'
'0
0'"
0 oc oc oc oc 02 c
r 02 c 02 c J
~ y -L -L -L -L OU_1.~ + v ---...L + ---X + ---X
(!)
ot +c x OX +c y oy +C Z OZ oy p oy ox 2 oy2 oz2
..c:
ü
rn
oC oc oc oc r 02 c z 02 c z 02 c z J
Z Z Z Z Z OUl~
2it+ c x ox +c y ~+cz ~ - ~-p oz + \I ox2 + oy2 + oz2
~I
m
.>::
Kontinuitätsgleichung
~
OC OC OC
~+-L+~-O
OX oy OZ-
1) Navier-Stokes-Gleichungen
2 2 2
~ oCR oCR Cu oCR oCR Cu OU 1 0 0 (
r1 OCR) 1 0 cR 0 cR cR 2 oc u J
~ R ~+cR oR+R~+cz~-R oR-p~ +v lR oR R oR +R2ocp2 + oz2 -R2-R2 Ötf>
~ ~ __+-___________________________ ~ _________ ~ ___________2 - _
~ 2 2
~ oC u oc u Cu oC u oC u cucR 1 OU 1 1 0 1 0 ( OC u ) 1 0 Cu 0 Cu Cu 2 oCR
r 1
~ ce 2it+CR oR+R~+Cz oz+~=-R~-PR~+v RaR RaR +R2ocp2+oz2-R2+R2aqJ
(!) I----+----------------------------~-----~--------------~--
'0 2 2
ß z oc z oc z Cu oc z oc z 0U 1 0 0 ( oc z )
r1 1 0 Cz 0 Cz 1
~ 2it+cR2iR+R~+cz~ ~-p& +vI R2R Raff +~7+d
III 2) Kontinuitätsgleichung
OCR cR 1 OC u OC z
R'1'zl
, , -oR
- + -R+ -R- -0'1' =0
+ - -OZ
Tabelle 3.4. Navier-Stokes-Gleichungen und Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide im Relativsystem.
A) kartesische Koordinaten; B) Zylinderkoordinaten
1) Navier-Stokes-Gleichungen
~
Q) OW OW ow ow
] x I~+w ~+w ~+w _x_ _ w2 x-2ww = _oU_..!.lE ro2 w x o2 w x 02 Wx ]
ot x OX Y 'Oy Z oz Y ox p ox + \I dX 2 + dV 2 + oz2
~rl--r-----------------------------------------------------_
o
o OW 'ow OW 'ow
:.:: Y I ---L + W ---L + W ----1L + W ----1L 2 _ CU _..!.~ ro2 w o2 w '0 2W ]
- w y+2ww + \I ----1L + ----.X + ----.X
x
Q) ot x ox Y 'oY Z 'oz 'oY P oy ~y2 ~v2 oz2
~Ir---~-----------------------------------------------------~----
Ul
..... OW ow 'ow ow
Ul 02w]
Q) z I ~+w ~+w __ z+w __ z '0 2w z
_'OU_1.~ z r'02w z
+'
i-< ot x 'ox Y 'oY z 'oz + \I dX OZ p oz
2 + dV 2 + 'Oz2
~ ~____L -____________________________________________________________~________~______________________________~
<r------,-------------
ow oW 'ow
x v Z
ax-+Ty+az=O
1) Navier-Stokes-Gleichungen
& R OWR+W OWR + Wu 'OwR+w OWR _ W~_w2R_2WW _OU_1..9E. +\1[1. ~(R OWR )+_1_ o2WR+ o2wR _ wR_~ OwuJ
] 'Ot R 'OR R Ocr z 'oz R u 'OR p oR R oR 'OR R2 Oq;2 oz2 R2 R2 ocp
~ 2 2
S cp oWu oW u Wu oWu 'Owu wuwR 1 OU 1 1 '0 [1 0 ( 'OWu ) 1 0 Wu 0 Wu Wu 2 OWR ]
] Cit+wR 'OR +-R- + 2ww R =-"R ;;---"R ~+\I "R 'OR R 'OR +2--2-+--2--2+2-';;;;-
i-< Ocp U't'
+R~+wz T Z cp P q; R oz R R
Q)
] r----;------------------------------------------------------------------------------2------2--------------~
3.3.2 Bernoulli-Gleichung
oC oC oc oc x oU 1 0
- -x+ c - -x+ c - -x+ c __ = ____ EE. (3.64)
ot x ox y oy z oz ox p ox
(3.65)
oc oc oC oc
~+c ~+c ~ +c ~ = _ oU _ .! EE (3.66)
ot x ox Y oy z oz oz p oz
Obwohl die Euler-Gleichungen hier aus den an einer inkompressiblen Strömung ab-
geleiteten Navier-Stokes-Gleichungen hervorgehen, gelten sie auch für kompres-
sible Strömungen [6].
Bei einer stationären Strömung fallen in der Euler-Gleichung (3.64) bis (3.66) die
zeitlichen Ableitungen der Geschwindigkeitskomponenten heraus.
Werden die Komponenten der so vereinfachteR Euler-G leichungen mit dx bzw. dy.
dz multipliziert und aufaddiert • so folgt:
Clc x Oe Clc oc oc oc
c -.,.- dx + c .,. x dx + c .,. x dx + c -=;!l- dy + c --..:L dy + c --..:L dy +
x oX y vy Z oZ x oX y oy z oz
oc z oc z oc z oU oU oU
+c ~ dz + c - - dz + c - - dz
x uX y oy z oZ
= - -0 x dx - ;;- dy - ;;- dz -
oy oZ
(3.67)
c
Y
dx =c xdy·· c
z
dx =c xdz·
'
oc oc oc oc oc oc
C ." X dx + C ." X dy + c '" x dz + c ~ dx + c ~ dy + c ~ dz +
x oX x oy x uZ y oX y uy y uZ
- 1.p (~dX
ox + ~ dy + ~ dZ) .
oy OZ
(3.68)
Da die Geschwindigkeitskomponenten Funktionen des Ortes sind, gilt für deren to-
tales Differential, wenn beispielhaft die x-Komponente ausgewählt wird:
oc oc oc
x x x
dc x = ox dx + oy dy + Tz dz. (3.69)
Analog zu dieser Gleichung (3.69) für die x-Komponente lassen sich die totalen
Differentiale der y- und z-Komponente, sowie des Feldkraftpotentials und des Druk-
kes bilden.
1
c x dc x + c y dc y + c z dc z = - dU - -p dp
oder
1
= - dU - -p dp. (3.70 )
U = gz,
1( 2 2 2) + Ep + gz =const.
-2• c x + c y + c z (3.71)
172
2
~
2 + .Ep + gz = const. (3.72)
Für zwei verschiedene Punkte derselben Stromlinie stellt Gleichung (3.72) einen
unmittelbaren Zusammenhang zwischen Druck und Geschwindigkeit her.
2
~ + P + pgz = const (3.73)
2
2
~ + J2.... + z
2g pg
= const. (3.74)
p 2 p 2
"2 cE + PE + pgzE ="2 cA + PA + pgz A + tlPVEA' (3.75)
Ist das Fluid eine Flüssigkeit, so muß im allgemeinen der Einfluß von geodätischen
Höhenunterschieden innerhalb der Maschine - also der des Schwerefeldes - berück-
sichtigt werden. Bei Gasen dagegen spielen Gravitationskräfte im allgemeinen eine
untergeordnete Rolle und können vernachlässigt werden. So lautet die Bernoulli-
Gleichung (3.71) für Gase bei Vernachlässigung des Schwerefeldeinflusses:
1(
-2 c x2 + c y2 + c z2) + 1::.
n
p
= const (3.76)
2
c2 + * = const. (3.77)
Ein Beispiel soll die Anwendung der Bernoulli-Gleichung in ihrer allgemeinen Form
mit Druckverlusten zeigen.
173
Beispiel 3.1:
Eine Pumpenanlage soll Wasser aus einem See in einen offenen Hochbehälter fördern. Die Rohr-
leitungsführung und -länge ist der nachfolgenden Skizze zu entnehmen.
3
Dichte des Wassers = 1000 kg/m
Rohrdurchmesser D 0,2 m
Rohrreibungszahl A 0,02
Lösung:
Zwischen dem Unterwasserspiegel (Punkt 1) und dem Pumpeneintritt (Punkt E) wird die
Bernoulli-Gleichung (3.75) angesetzt, wobei die durch Reibung entstehenden Verluste in
einem Druckverlust llPV1E berücksichtigt werden:
Für den Unterwasserspiegel (Punkt 1) gilt cl = ° und, wenn das Nullniveau auf 1 gelegt wird:
zl = 0. Die geodätische Höhe des Eintrittspunktes ergibt sich aus der Skizze zu zE = - 4 m. Mit
Hilfe der Kontinuitätsgleichung (3.33) kann die Geschwindigkeit am Pumpeneintritt berechnet wer-
den:
174
m 4m
cE = - - = - - - 2 =
4 . 100
2 = 3,18 m/s.
pA pTTD 1000. rr .O,2
Der Druckverlust 6PV1E setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, nämlich aus einem, der die
Rohrreibung in dem 1 m langen Saugrohr berücksichtigt, und einem zweiten, der die Reibungs-
verluste am Eintritt in die Saugleitung angibt.
Aus der Kontinuitätsgleichung (3.32) folgt mit p = const und D = const, daß die Geschwindigkei-
ten am Ein- und Austritt der Pumpe gleich sind (cE = cA) •
Der Druckverlust t,P V A2 setzt sich aus dem Rohrreibungsverlust und zusätzlichen Verlusten im
Krümmer sowie im Auslauf zusammen
103 3 3
6PVA2 = 0,02 .
43
ü,2 -2-· 3,182+~.3
2 ' 18
2 0,45 + 210 3,18 2 .0,8 = 28062 N/m 2 .
Aus der Bernoulli-Gleichung kann der Druck PA am Pumpenaustritt berechnet werden, wobei
c2 = ° und wegen der geringen Luftdruckdifferenz infolge des geringen Höhenunterschiedes P 2 = PI
ist.
PA = 10 5 + 10 3
10 3 . 9,81 ·33 + 28062 - -2-.3,18 2 - 10 3 .9,81. (- 3) = 476166 N/m 2 •
2
PA - PE = 476166 - 131909 = 344257 N/m '" 3,44 bar.
175
3.3.3 Potentialströmung
Um eine zweidimensionale inkompressible und stationäre Strömung ohne Reibung zu
beschreiben, stehen mit der Bernoulli-Gleichung und der Kontinuitätsgleichung zwei
Beziehungen zur Verfügung, denen drei Unbekannte, nämlich die Geschwindigkeits-
komponenten c , c und der Druck p gegenüberstehen. Eine dritte Gleichung läßt
x y
sich aus Aussagen über die Drehung der Fluidteilchen in der Strömung gewinnen.
Fluidleilchen
a b
Im Bild 3.11 sind zwei Strömungen dargestellt, die um ein Zentrum kreisen, wobei
auf einem gewählten Radius das Verhalten der dort befindlichen, mit Pfeil markier-
ten Fluidteilchen unterschiedlich ist. Anhand der Pfeile im Beispiel a) ist zu er-
kennen, daß sich die Fluidteilchen bei dieser kreisenden Strömung um ihre eigene
Achse drehen. Diese Strömung soll daher als drehungsbehaftet gelten.
Im Gegensatz dazu behalten die Teilchen im Beispiel b) bei dieser kreisenden Strö-
mung, wie die Pfeile zeigen, ihre ursprüngliche Ausrichtung bei. Diese Strömung
soll deshalb als drehungsfrei bezeichnet werden.
Wenn ein starres Teilchen M sich auf einer Kreisbahn mit konstanter Winkelge-
schwindigkeit um den Koordinatenursprung bewegt, ist seine Tangentialgeschwindig-
keit:
...c =...w X ...r. (3.78)
176
'--- -DM
w r
\
\
\
\
Bild 3.12. Zur Bestimmung der Drehung eines
x starren Teilchens
bzw. c = wx.
y
Hieraus folgt:
oc
bzw. -i- = w. (3.79)
Aus der Summe beider Ausdrücke ergibt sich die sogenannte mittlere Drehung:
w
1(OC
=2: ~ - a; .
OC) (3.80)
Dieser Ausdruck, der für ein starres Teilchen in reibungsfreier, stationärer Strö-
mung abgeleitet worden ist, stimmt mit demjenigen überein, der sich in zäher
Strömung bei Drehung und Deformation ergibt.
Die DY'ehungsfY'e iheit um die auf der x-y-Ebene senkrecht stehenden z-Achse be-
dingt, daß
oc oc
-Y _ ~ - 0 (z-Achse) (3.81)
ox oy-
sein muß.
Für die drehungsfreie, stationäre, räumliche Strömung müssen außer der abgelei-
teten Gleichung (3.81) zusätzlich die Bedingungen der Drehungsfreiheit um die x-
und y-Achse erfüllt sein:
177
oc oc
~ _..J... - 0 (x-Achse), (3.82)
oy oz-
oc oc
~ - -~ - 0 (y-Achse). (3.83)
oz ox-
Diese Gleichungen der Drehungsfreiheit gelten für die AQsolutströmung. Bei der
Berechnung von Strömungen in Laufrädern, die mit der Umfangsgeschwindigkeit
~ ~
u umlaufen, ist die Absolutgeschwindigkeit c in den Gleichungen (3.81) - (3.83)
~
durch die Relativgeschwindigkeit w zu ersetzen. Nach Abschnitt 3.1 gilt der Zu-
sammenhang (3.21):
-+ -+ -t -t
=W =W
-7 -7
C + U + W X r.
Es wird etngenommen, daß sich das Laufrad um die z-Achse dreht, so daß für den
~
Vektor der Winkelgeschwindigkeit w = (0,0, w) gilt. Für die Komponenten der Um-
~ ~ ~
fangsgeschwindigkeit folgt nach Auswerten des Vektorproduktes u = w X r:
(3.84)
Werden die Gleichungen (3.21) und (3.84) in die Bedingung (3.81) der Drehungs-
freiheit der Absolutströmung um die z-Achse eingesetzt, so folgt:
oc oc ow ou ow ou ow ow
..J... _ ~ - -..X
ox oy - ox
+ ..J... ___
ox oy
x _ "yX
U
= ~x _
U U
"yX + 2w = o.
(3.85)
Wenn eine im Absolutsystem drehungsfreie Strömung von einem auf dem rotieren-
den Laufrad befindlichen Beobachter betrachtet wird, erscheint sie nicht mehr dre-
hungsfrei. Ihre Drehung entspricht bis auf das Vorzeichen der Winkelgeschwindig-
keit des Laufrades.
Wird die x-Komponente der Euler-Gleichung für stationäre, ebene Strömungen ana-
log Gleichung (3.64) nach y und die y-Komponente analog Gleichung (3.65) nach x
differenziert, so ergibt sich:
1 02
--~ (3.86)
p oyox
178
2 2
'oc 'oc '0 c 'oc 'oc '0 c 1 '0 2
x --..L + c ---L + --..L --..L + c ---L - _ - ~ (3.87)
dX 'ox x 'Ox2 'ox 'oY y 'Ox'oY - P 'Oxoy·
so daß die beiden Gleichungen (3.86) und (3.87) miteinander kombiniert werden
können, wobei sich nach Umformungen schreiben läßt:
_
'ocx_ ['oCx
oy
_ _ +--..L
'oY
'oc
oy
1
(3.88)
oder in Vektorschreibweise :
Daraus folgt, daß längs der Stromlinien die Drehung konstant bleibt. Diese Aussage
ist der Inhalt des Helmholtzschen Wirbelsatzes • Eine Potentialströmung muß dem-
nach im Absolutsystem drehungsfrei bleiben, auch wenn sie in das rotierende Lauf-
179
rad eintritt; . wobei sie allerdings dem raumfesten Beobachter als instationär er-
scheint.
In diesem Zusammenhang soll der Begriff der Zirkulation eingeführt werden. Als
Zirkulation r wird das Wegintegral der Geschwindigkeit
r = r
,f:. -> ->
c ds = B
SS (OC
~ - 0; dx dy
OC)
oder
r =2 JJ w dx dy. (3.90)
B
Die Zirkulation ist also ein Maß für die Drehung im Bereich B.
oc oc
~_-2.=0.
ox oy
oc oc
-2.+~-0
ox oy - .
Die Lösung der beiden Gleichungen (3.29) und (3.81) läßt sich durch Einführung ei-
ner Funktion iI? (x, y) erreichen, welche so definiert wird, daß die Gleichung der
Drehungsfreiheit von selbst erfüllt ist:
(3.91)
180
Sofern t stetig differenzierbar ist, ergibt sich durch Einsetzen in die Gleichung der
Drehungsfreiheit (3.81):
Mit dem Ansatz (3.91) geht die Kontinuitätsgleichung (3.29) über in die Gleichung:
(3.92)
Es ist also nur noch eine Gleichung zur Beschreibung der Potentialströmung not-
wendig, denn aus der sogenannten Potentialfunktion . ~ ergeben sich durch Differen-
tiation die Geschwindigkeitskomponenten c und c •
x y
(3.93)
Aus der Bedingung für die Drehungsfreiheit (3.29) kann folgende Differentialglei-
chung abgeleitet werden:
DD
2 + 2 = o. (3.94)
ox oy
Diese Gleichung wird als Differentialgleichung für die Stromfunktion 'f bezeichnet
und ist ebenfalls vom Typ der Laplace-Differentialgleichung.
Rein äußerlich fällt die Analogie zwischen Potential- und Stromfunktion ins Auge.
Durch Verknüpfen der Gleichungen (3.91) und (3.93) ergibt sich:
181
(3.95)
Für das Skalarprodukt der Gradienten von Strom- und Potentialfunktion folgt bei
Einführung der Gleichungen (3.95):
Nach den Regeln der Vektorrechnung müssen die Stromlinien (+ =const) und die
PotentiaUinien (~ = const) senkrecht aufeinanderstehen.
Weil die Euler-Gleichungen nicht linear sind, ergeben sich bei ihrer Lösung im all-
gemeinen Schwierigkeiten. Dagegen ist die Potentialgleichung linear, d. h. die
Summe zweier Lösungen ~1 und ~2 der Potentialgleichung muß ebenfalls eine Lö-
sung sein:
Als analytische Funktion vermittelt f eine sogenannte konforme Abbildung von ei-
182
ner komplexen Ebene in eine ande're, bei der im Differentiellen Winkel und Strek-
kenverhältnisse gleichbleiben .
Nicht nur Strom- und Potentiallinien werden transformiert, sondern auch eventuell
vorhandene Körperkonturen. So ist es mit Hilfe spezieller komplexer Funktionen
möglich, aus bekannten Strömungsbildern neue mit anderer Berandung zu entwik-
keIn. Als Beispiel sei hier die Abbildung von Joukowsky erwähnt, die es gestattet,
aus einer Kreiszylinderströmung die Umströmung spezieller Profile zu bestimmen.
Auf eine ausführliche Behandlung der Methode der konformen Abbildung soll hier
verzichtet werden. Es sei auf [1, 7, 20] verwiesen. Die genannten Verfahren ha-
ben ihre Bedeutung weitgehend eingebüßt, weil die heutigen Rechenanlagen die nu-
merische Lösung der Bewegungsgleichungen für räumliche, viskose, kompressible
Strömungen mit gewissen Einschränkungen möglich gemacht haben.
3.3.4 Grenzschichten
Wenn zwei benachbarte Schichten eines viskosen Fluids mit verschiedenen Ge-
schwindigkeiten nebeneinander parallel strömen, so entsteht zwischen beiden
Schichten infolge von Scherkräften eine Wechselwirkung, die den Geschwindigkeits-
unterschied auszugleichen sucht.
Die laminare Strömung verläuft in geordneten parallelen Schichten, ohne daß ein
Fluidaustausch quer zur Strömungsrichtung erfolgt. Bei der turbulenten Strömung
dagegen führen unregelmäßige Querbewegungen zu einer Durchmischung der benach-
barten Schichten. Der Grundströmung sind zufällige zeitliche Schwankungen über-
lagert.
Nach Newton verhält sich die Schubspannung 'I" der meisten Fluide in laminarer
Strömung proportional zum Geschwindigkeitsgradienten ~~ normal zur Strömungs-
richtung x, mit der dynamischen Viskosität Tl des Fluids als Proportionalitätsfak-
tor:
(3.96)
Flüssigkeiten, die feste Teilchen, Gasblasen oder Tröpfchen eines zweiten Stoffes
enthalten, weisen nichtlineare Abhängigkeiten des Geschwindigkeitsgefälles von der
Schubspannung T auf, wie in Bild 3.13 für einige Nicht-Newtonsche Flüssigkeiten
gezeigt ist.
dc
2
dy
l
Bild 3.13. Die Abhängigkeit der Schubspannung
vom Geschwindigkeitsgradienten für
verschiedene Flüssigkeiten [8J
1) N ewtonsche
2) struktuviskose Fr"" k "t
3) dilatante uSSlg el
4) Binghamsche
Eine gleiche Wirkung, wie die Wechselwirkung zwischen zwei benachbarten Schich-
ten eines viskosen Fluids, übt eine feststehende Wand auf ein strömendes viskoses
Fluid aus, das durch die Scher- oder Schubkräfte verzögert wird.
Gemäß Bild 3.14 wird die Strömung um einen Körper betrachtet, der mit der Ge-
....
schwindigkeit c"" angeströmt wird. Die Strömung sei laminar.
erx) Außenströmung
Dagegen wird die Geschwindigkeit in der Außenströmung nur wenig von der Reibung
beeinflußt. Die wandnahe Schicht wird Grenzschicht genannt. Ihre Dicke 6 ist u.a.
von der Lauflänge der Strömung abhängig.
Werden für eine ebene, stationäre, inkompressible und laminare Strömung für den
Bereich der Grenzschicht in den Navier-Stokes-Gleichungen Terme von geringem
numerischen Einfluß vernachlässigt, so ergibt sich gemäß [6J zusammen mit der
Kontinuitätsgleichung (3.29) :
(3.97a)
(3.97b)
0: +~
oc oc
= o. (3.97c)
- Die Gleichung op/oy =0 besagt, daß der Druck nur eine Funktion p = p( x) ist,
also quer zur Strömungsrichtung konstant bleibt, wobei sein Wert als Randbedin-
gung von der Außenströmung aufgeprägt wird.
02 c
den Term \) _ _ x repräsentiert.
oy2
Da für die drei unbekannten Funktionen c , c und p nur zwei Gleichungen zur Ver-
x y
fügung stehen, besteht eine Möglichkeit der Lösung darin, den Druck als eine be-
kannte Funktion aufzufassen, die von der Außenströmung vorgegeben wird. Am
Rand der Grenzschicht und in der Außenströmung kann für die dort vorliegende
Geschwindigkeitsverteilung C (x) die Bernoulli-Gleichung angesetzt werden:
Obwohl allgemeine Lösungen des Gleichungssystems (3.97) nicht bekannt sind, las-
sen sich daraus qualitative Aussagen über das Verhalten der Grenzschicht ableiten.
Die Haftbedingung
c (x,O)
x
= 0; c y (x,O) = ° (3.99)
(3.100)
Fall 1:
Strömung mit Druckanstieg, dp/dx> 0, d.h. verzögerte Strömung.
(3.101)
186
c c c
Während Fluidteilchen im Punkt A an der Wand haften, kommen sie in der wandna-
hen Schicht am Punkt A zum Stillstand und kehren bei Fortschreiten in x-Richtung
ihre Strömungsrichtung um. Der Punkt A, der die Grenze zwischen Vor- und Rück-
strömen markiert, wird als Ablösungspunkt definiert. Für die Geschwindigkeits-
komponente Cx in diesem Punkt gilt folgender Zusammenhang:
(3.102)
Da das Profil einer ablösenden Strömung gemäß Bild 3.15 im Inneren der Grenz-
schicht einen Wendepunkt hat und andererseits bei der verzögerten Strömung gemäß
Gleichung (3.101) ein Wendepunkt vorliegt, folgt, daß die verzögerte Strömung,
d.h. die Strömung mit Druckanstieg, ablösungsgefährdet ist.
Fall 2:
Strömung mit Druckabfall, dp/dx <0, d.h. besahZeunigte Strömung.
was bedeutet, daß das Geschwindigkeitsprofil an der Wand konvex gekrümmt ist.
Da das Profil in größerer Wandentfernung wegen des stetigen Übergangs von Grenz-
schicht- und Außenströmung ebenfalls konvex gekrümmt ist, besitzt es innerhalb
der Grenzschicht keinen Wendepunkt und damit keine Tendenz zum Rückströmen.
Nach dem erwähnten Ablösungskriterium ist die beschleunigte Strömung, d.h. die
Strömung mit Druckabfall, nicht ablösungsgefährdet •
187
Grenzschichtdicke:
5 bei c
x
= 0,99 C nach [16].
Verdrängungsdicke:
(3.103)
Impulsverlustdicke:
52 = Sc; ( c)
5
1 -; dy. (3.104)
o
Energieverlustdicke:
(3.105)
Für alle drei Größen gilt, daß die Integrationen auch bis Unendlich erstreckt wer-
den können, da für y> 5 Cx '" eist.
Mit den Größen 51' 52 und 53 können sogenannte Formparameter eingeführt wer-
den. Der Formp-arameter H 12 setzt die Verdrängungs- und die Impulsverlustdicke
ins Verhältnis, während der Formparameter H 32 die Energie- und Impulsverlust-
dicke verknüpft:
188
(3.106)
(3.107 )
Für den Sonderfall der ebenen inkompressiblen Plattenströmung haben die Formpa-
rameter gemäß [9J folgende Werte: H 12 = 2,591, H 32 = 1,573 für die laminare
Strömung, bzw. H 12 = 1,3, H 32 = 1,799 für die turbulente Strömung.
Bei der turbulenten Strömung sind der Grundströmung zufällige zeitliche Schwan-
kungen überlagert. Es lassen sich die Geschwindigkeitskomponenten und der Druck
aus einem zeit unabhängigen Mittelwert und einem zeitabhängigen Schwankungswert
zusammensetzen, wie am Beispiel der x-Komponente zu sehen ist:
mit
t o
cx(x,y,z) =-ti J c (x,y,z,t)dt.
00 x
mit
to
p(x,y,z) = fo 0J p(x,y,z,t)dt.
Für den Mittelwert der zeitabhängigen Schwankung gilt laut Definition:
to
c ~ (x, y ,z , t) = /
o
J c'x (x, y ,z , t) dt = O.
0
oC x oC x dC
C --+c --=C-+ (3.110)
x ox y oy dx
(3.111)
Diese Grenzschichtgleichung für die Mittelwerte der turbulenten Strömung ist bis
auf den letzten Term der rechten Seite analog zur laminaren Grenzschichtgleichung
(3.110) aufgebaut.
Ein mit einer turbulenten Schubspannung 'l"t gebildeter. dem laminaren Reibungs-
term analoger Ausdruck ergibt in Verbindung mit dem zweiten Reibungsterm der
Gleichung (3.111) die turbulente Schubspannung nach Gleichung (3.112) :
p C'"'C'. (3.112)
x y
Der Wert C'"'C' ist in turbulenter Strömung La. negativ [4J. so daß sich für die
x y
Schubspannung 'l"t positive Werte ergeben.
(3.113)
die formal auch für die laminare Strömung gilt, wenn statt T die laminare Schub-
spannung Tl eingesetzt wird:
( 3.114a)
(3.114b)
Ein für Fluidenergiemaschinen häufig verwendeter empirischer Ansatz ist die Mi-
schungsweg-Hypothese von Prandtl, nach der für die turbulenteSchubspannung gilt [16J :
'T"t (3.115)
Dabei wird die sogenannte Mischungsweglänge l(x,y) durch verschiedene in der Li-
teratur beschriebene Ansätze [9, 16J bestimmt.
Mit den auf die Anströmgeschwindigkeit c'" bezogenen zeitlichen Mittelwerten der
turbulenten Schwankungs geschwindigkeiten c~, c~. c~ wird ein sogenannter
TurbuZenzgrad definiert:
Tu =
y1(,2
-3c
x
+c ,2 +c .2)
y z (3.116)
c'"
Dieser Turbulenzgrad nimmt in turbulenten Strömung etwa den Wert von Tu = 10- 1
an, während ein Tu = 0,5 . 10- 4 turbulenzarmen Strömungen zugeschrieben wird
[4J.
Die Beziehungen für die Grenzschicht sind in der Anwendung oft nur schwer zu hand-
haben. Für einfache Abschätzungen genügt es allerdings oft, Einflüsse an Hand von
Näherungsformeln zu erfassen. Um z.B. die Auswirkung der Grenzschicht in Strö-
mungen von Laufrädern wenigstens tendenziell zu erfassen, werden meist Ergebnis-
se einer längsangeströmten ebenen Platte zugrunde gelegt.
191
3.3.5 Radseitenreibung
Radreibungsverluste treten in Strömungs maschinen mit scheibenförmigen Rotoren
in nennenswerter Größe auf. Um hierfür Näherungsansätze zu erhalten, wird die
durch eine mit der Winkelgeschwindigkeit w in dichtebeständigem Fluid rotierende
Scheibe gleicher Dicke verursachte Strömung betrachtet.
Das Moment der Schubspannung für einen konzentrischen Ring der Scheibe mit der
radialen Erstreckung dr nach Bild 3.16 ergibt sich aus:
2
dM = 2 TI r T W dr.
(3.117)
wobei w
Ö die Dicke der mitgerissenen Fluidschicht darstellt. Für sie ergibt sich
gemäß [16J:
~ lr:!,
ö
W rw (3.118)
d.h. die Schicht wächst mit der Zähigkeit des Fluids und nimmt mit steigender Win-
kelgeschwindigkeit ab.
192
3 210
dM-211r PUl rü:idr
bzw.
dM - 2 11 r 3 P Ul y-;-;;; dr.
Bei einem Außenradius R der Scheibe ergibt sich durch Integration:
R
M-211 Sr 3 PUlY-;;-dr,
o
11 4 ~
M - 2" pR Ul r
\i Ul.
Für die beschriebene StrömlJIlg um eine Scheibe mit unendlicher Erstreckung kann
nach [29J eine exakte Lösung der Navier-Stokes-Gleichungen angegeben werden, die
in guter Näherung auch für Scheiben gilt, deren Radius R groß ist im Verhältnis
zur Schichtdicke 0W. Dabei wird angenommen, daß die Strömung inkompressibel
und laminar ist. Aus der Lösung ergibt sich die Proportionalitätskonstante für das
Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe zu 0,616:
Für einen dimensionslosen Beiwert der beidseitig benetzten Scheibe gemäß folgender
Definition:
(3.120)
gilt dann:
2 0,616· 11 ~
wR
bzw.
Re = uR. (3.121)
Ii
Bis zu Reynolds-Zahlen von 3 • 10 5 ergibt sich eine gute Übereinstimmung mit Meß-
ergebnissen [16J. Bei größeren R eynolds-Zahlen, d.h. wenn die Strömung turbulent
ist, gilt für das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe [16J:
)5
1
2M = 0,073 P w2 R 5 ( w vR 2 (3.122 )
1
-5
c M -= 0,146 Re (3.123)
Für Strömungs maschinen sind Untersuchungen interessant, bei denen eine Scheibe
in einem Gehäuse rotiert. Ist der Abstand s der Scheibe zur Gehäusewand kleiner
als die Grenzschichtdicke , so ergibt sich im Spalt eine lineare Geschwindigkeits-
verteilung • Für das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe gilt dann für
die laminare Strömung [16 J :
2M=TI pwR
4 v
s (3.124)
(3.125)
Eine graphische Auswertung dieser Gleichung (3.125) zeigt Bild 3.17, Kurve(D,
wobei sich das Reibungsmoment der beidseitig benetzten Scheibe aus Gleichung
(3.120) bestimmen läßt:
2M =c M '2P w2 R •
5
Wenn die Spaltweite s ein Mehrfaches der Grenzschichtdicke ist, bildet sich zwi-
schen der an der Wand und an der Scheibe befindlichen Grenzschicht eine Kernströ-
mung aus, die bei gleicher Oberflächenrauhigkeit von Wand und Scheibe mit etwa ~
rotiert. Es ergibt sich für die beidseitig benetzte Scheibe bei laminarer Strömung
nach [30J:
194
bzw.
(3.127)
1
-5"
2M =0, 0311 p w2 R
5
Re (3.128)
bzw.
1
-5"
c M : 0,0622 • Re (3.129)
1,0
0,5
0,2
, ,CD
0,1
'"'
u
0,05 " :::: ~
0,02
~ (Z)
--
0,01
0,005 "::::::
""r-- -.QL
0,002
0,001 2
10 3
~
Wandabstand kleiner als Grenzschichtdicke ö laminar
2 Wandabstand ein Mehrfaches der Grenzschichtdicke ö laminar
3 wie @ ö turbulent
Die Formeln (3. 127) und (3. 129) für den Momentenbeiwert sind als Kurven @ und
® in Bild 3.17 dargestellt. Während Kurve @ für Reynolds-Zahlen von 1 • 104 bis
2 • 10 5 mit Meßwerten gut übereinstimmt, ergibt die Kurve ®
für den turbulenten
Bereich im Mittel etwa 17% zu kleine Werte [16J.
195
A = P w'" b r (3.130)
(3.131)
--~--
a
--------------------
~
Bild 3.18. Zur reibungsfreien Profilumströmung mit drei Zirkulat ionen unter-
schiedlicher Stärke
a) kleine Zirkulation mit hinterem Staupunkt auf Schaufeloberseite
b) Zirkulation mit hinterem Staupunkt an Hinterkante
c) große Zirkulation mit hinterem Staupunkt auf Schaufelunterseite
196
Um aus den nach Bild 3.18 möglichen, unendlich vielen Annahmen über die Zirku-
lationsstärke die der wirklichen Profilumströmung entsprechende zu finden, ist die
Kutt asche Abflu ßbedingung zu beachten, welche besagt, daß sich bei der wirklichen
Strömung um ein Profil ein glattes Abströmen an der Hinterkannte einstellt.
Weil nach Bild 3.18 nur die mittlere Zirkulationsstärke b) ein glattes Abströmen
gewährleistet, entspricht diese der einzigen, in der realen Strömung möglichen.
Zur vereinfachten Berechnung hat Prandtl den Tragflügel durch einen sogenannten
Hufeisenwirbel ersetzt. Dieser besteht aus einem gebundenen Wirbel, der sich über
die Flügeltiefe L erstreckt, und aus den freien Wirbeln, die von den Enden des
Tragflügels abgehen und bis ins Unendliche verlaufen (Bild 3.19). Diese freien Wir-
bel erzeugen am gebundenen Wirbel eine Geschwindigkeit w i ' die abwärts gerichtet
ist, so daß die resultierende Geschwindigkeit w res gegenüber der Anströmrichtung
um den Winkel Q'i geneigt ist, wie im Bild 3.20 dargestellt.
11'00
II' j
Bild 3.20. Aus Auftrieb und induziertem Wi-
derstand resultierende Kraft
197
Wenn die Auftriebs kraft A auf eine Kraft bezogen wird, die dem Produkt aus dem
Staudruck der Anströmgeschwindigkeit w"" und der Flügelgrundrißfläche b L ent-
spricht, ergibt sich der dimensionslose Auftriebsbeiwer t cA:
A (3.132)
cA = .E. w 2 b L '
2 ""
(3.133)
(3.134)
w.
Der induzierte Widerstand und der Auftrieb stehen wegen tan CI. = _1 in Zusammen-
1 w""
hang:
w.
(3.135)
W.
1
= A tan Oll' =A .2...
W""
Beim Hufeisenwirbel gemäß Bild 3 .19 ist eine konstante Auftriebsverteilung über
die gesamte Breite des Flügels vorausgesetzt worden. Beim wirklichen Flügel
nimmt an den Flügelenden der Auftrieb ab. Ein Minimum des induzierten Wider-
standsbei wertes c Wi ergibt sich, wenn die im Bild 3.21 dargestellte elliptische
Auftriebsverteilung zugrunde gelegt wird (siehe [1]).
(3.136)
(3.137)
(3.138)
Wi 4 A2
( 3. 139 )
~w~ bL - lT(pw~)2b3L
Wird für den Auftrieb Gleichung (3.132) eingeführt, so ist der Zusammenhang zwi-
schen den Beiwerten c Wi und cA sichtbar:
(3.140)
Die Gleichungen (3.136) bis (3.140) gelten mit der genannten elliptischen Auftriebs-
verteilung in guter Näherung für Flügelstreckungen A = b/L ~ 3.
Als Folge der Reibung in zähen Medien tritt zusätzlich zum induzierten Widerstand
noch ein PY'ofilwideY'stand W auf.
p
x
Bild 3.22. Zum Druck- und Reibungswiderstand
an einem Profil
199
~ :::1 -+
dW = dt<· + dF R •
P P
Mit der Wandschubspannung TW läßt sich anhand des Bildes 3.22 folgender Zusam-
menhang für die x-Komponente ableiten:
dW p = pb dy + TW b dx.
Wird das symmetrische Profil nach Bild 3.22 in x-Richtung angeströmt, so ergibt
die Integration über die Profillänge auf der Ober- und Dnterseite den gesamten Pro-
filwiderstand zu
L d L
W = 2b f P ~d dx + 2b f T W dx.
P 0 x 0
Ebenso wie der Auftrieb und der induzierte Widerstand läßt sich auch der Profilwi-
derstand dimensionslos machen. Der so gebildete Profilwiderstandsbeiwert c Wp
lautet:
W
--~ 2 • (3.141)
2. w F
2 '"
Der gesamte am Flügel endlicher Spannweite auftretende Widerstand setzt sich so-
mit aus zwei Anteilen zusammen:
W = W + W. (3.142)
P 1
bzw.
(3.143)
200
Die Zähigkeit des Fluids bewirkt durchweg eine Verminderung des reibungsfrei er-
mittelten Auftriebs. Die Auftriebs- und Widerstandsbeiwerte in reibungsbehafteter
Strömung werden im allgemeinen durch Windkanalmessungen bestimmt. Die dabei
ermittelten Zusammenhänge zwischen dem Auftriebsbeiwert cA' dem Widerstands-
beiwert C w und dem Anstellwinkel 0', werden in sogenannten Polaren dargestellt,
welche Bild 3.23 für drei verschiedene Profile zeigt.
1,4
a I
7,IS/ 10 r-l~
........ r-,!S
1,2 c
S
b
1,0 V 7S 10 ,-- - IS -
2.S
/s Ir
0
--rs 10
O,B IS
2.5 12,5
0,6
Y
0
0,4
I
-2.5 V5
...,«
0,2
J / 2,S
0 ~
J ~'2.S
I
-0,2 f- -1O
0",
I \-2,5 )
"-
'T
- 0,4
-0,6
o 0.1 0,2
Bild 3.23. Polaren für drei verschiedene Profile mit A. = 5 bei Re = 4,2 • 10 5
nach [19J
a) Ebene Platte
b) Gewölbte Platte
c) Göttinger Profil 650
Der Ans tellwinkel 0' nach Bild 3.24 wird aus der Anströmrichtung w'" und der Pro-
filsehne gebildet.
Bei kleinen Anstellwinkeln Q und kleinen relativen Profilwölbungen f/L gilt in guter
Näherung für den Auftriebsbeiwert cA [4J:
CA =2n(a+2f/ L) (3.144)
d.h. der Auftriebsbeiwert ist linear vom Anstellwinkel und der relativen Profilwöl-
bung abhängig.
201
Der Winkel a 0' für den der Auftrieb zu Null wird, kennzeichnet die NuUauftriebs-
Y'i chtung (Bild 3.24). Aus Gleichung (3.144) ergibt sich hierfür:
(3.145)
In der Regel werden bei Windkanal messungen Tragflügel mit einem Seitenverhältnis
von " =5 untersucht.
Sollen derartige Meßergebnisse für die Auslegung von Axialverdichtern oder -pum-
penschaufeln verwendet werden, so ist eine Umrechnung der Polaren erforderlich,
weil die Axialschaufeln am Fuß durch den Rotor und am Kopf durch das Gehäuse ge-
gen das seitliche Umströmen abgeschirmt sind und deshalb in etwa Tragflügeln mit
Endscheiben gemäß Bild 3.25 entsprechen.
Mit derartigen Tragflügeln wird die ebene Strömung bei unendlich langer Flügel-
streckung t.. = '" simuliert. Obwohl durch räumliche Effekte, durch Interferenzen
zwischen Flügel und Endscheiben sowie Wirbelablösungen die exakte Nachbildung
der ebenen Strömung beeinträchtigt wird, genügt es für Flügel mit Endscheiben
ausreichender Flügelstreckung im allgemeinen, aus den z.B. bei t.. = 5 gemesse-
nen Polaren den Profilverlustbeiwert c und den Anstellwinkel CI zu entnehmen
Wp
und diese Werte auf A = '" umzurechnen.
202
Nach Gleichung (3.143) ergibt sich für eine Flügelstreckung A = 5 der Profilver-
lustbeiwert
(3.146 )
2
c Wp = cW('A = 5) - 0,06366 cA· (3.147)
Da der Flügel mit unendlicher Erstreckung keinen induzierten Widerstand hat, gilt
W('A = "') = W . Hieraus folgt durch Einsetzen in die für A = 5 verwendete Glei-
p
chung (3.142)
bzw.
Für den Anstellwinkel O! analog zu Gleichung (3.135) kann damit folgender Zusam-
menhang abgeleitet werden:
Mit Hilfe der Gleichung (3.140) ergibt sich für den Winkel Cl' i:
(3.149)
Durch Einsetzen in Gleichung (3.148) folgt die Umrechnungsformel für den Anstell-
winkel:
(3.150)
Die hier angeführten Umrechnungsformeln (3.147) und (3.150) resultieren aus Glei-
chung (3.140), die für die elliptische Auftriebsverteilung gültig ist. Wenn bei Wind-
kanaluntersuchungen andere Verteilungen auftreten, können nach [21] Korrekturfak-
toren eingeführt werden.
Eine auf das Seitenverhältnis Je = '" umgerechnete Polare aus den Messungen an ei-
nem Tragflügel mit Je =5 zeigt Bild 3.26.
A :_b_
L
(Nullwllrieb)
o ~~---------------------
'w
.~
."
Bild 3.26. Umrechnung einer Profilpolaren von endlicher auf unendliche Flilgel-
streckung
Für jeden Punkt der Polaren ergibt sich aus dem Verhältnis von Widerstand zu Auf-
trieb die sogenannte Gleitzahl
W Cw
€ = - = - - = tan "I. (3.151)
A cA
204
Die zuvor abgeleiteten Eigenschaften einer Tragflügelströmung lassen sich nur be-
dingt auf die Strömungsverhältnisse in Turbomaschinenbeschaufelungen übertragen.
In Bild 3.27 ist ein sogenanntes gerades ebenes Gitter darges tellt, das sich z. B.
durch Abwicklung eines koaxialen Zylinderschnittes eines Axialschaufelkranzes in
die Ebene ergibt.
Gitterfront-Austritt 2
Gitterfront-
Eintritt 1
Bild 3.27. Kennzeichnung eines gera-
den ebenen Gitters
Das Teilungsverhältnis t/L ist ein Maß dafür, wie stark die Eigenschaften des Ein-
zelprofils im Gitterverband von den benachbarten Schaufeln beeinflußt werden.
(3.152)
Um den Zusammenhang zwischen dem Auftriebsbeiwert cÄ des Gitters und den Pa-
rametern der reibungsbehafteten Gitterströmung herstellen zu können, soll der in
Bild 3.28 dargestellte Kräfte- und Geschwindigkeitsplan betrachtet werden.
Geschwindigkeitspion
-> ->
Aus den Geschwindigkeiten w 1 am Eintritt und w 2 am Austritt wird eine mittlere
-> '
Geschwindigkeit w'" gebildet:
.. 1'" ->
w'" = '2( w 1 + W 2) •
Der Auftrieb A~} ist normal zur Geschwindigkeit w'" gerichtet, die Widerstands-
kraft F W wirkt parallel zu w",. Die resultierende Schaufelkraft F* läßt sich in ei-
ne Umfangskomponente F~ parallel zur Gitterfront und in eine axiale Komponente
F~ senkrecht zur Gitterfront zerlegen. Nach dem Impulssatz ist die Schaufelkraft-
komponente in Umfangsrichtung :
F* = rh( w 2 - w 1 ).
u u u
rh P w m t b.
207
Die resultierende Schaufelkraft F~~ läßt sich nach dem Kräfteplan in Bild 3.28 einer-
seits durch
F*
F* _ u
- sin(1800 - ß
CI> + 'I)
cos "i
F* cos Y
A* _ u
- sin( 180° - 13", + )')
ergibt. Mit der für F~ abgeleiteten Beziehung und unter Verwendung des Additions-
theorems für den Sinus ist
pw tb(w 2 -w 1 )cos)'
Aif m u u
= sin( 1800 - ß".,) cos y + cos( 180 0 - ß) siny
p w t b( w 2 - w 1 ) cos Y
A* _ m u u (3.153)
- sin 13"" cos y - cos 6"" sin y •
Unter der bereits benutzten Voraussetzung, daß der sogenannte Gleitwinkel y nur
sehr kleine Werte annimmt, gilt:
und
cos y 0,; 1.
208
Wird die damit vereinfachte Beziehung für den Auftrieb A* in die Definitionsglei-
chung (3.152) des Auftriebsbeiwertes cÄ eingesetzt, so ist
(3.154)
bzw.
Der Ausdruck c;t ~ wird als Belastungszahl oder auch als Gitterbelastung be-
zeichnet und stellt ein Maß für die Umlenkeigenschaften eines Gitters dar.
Je nach Profilform kann der Auftriebsbeiwert des Gitters Werte in der Größenord-
nung von
annehmen. Höhere Werte sind im allgemeinen wegen der Gefahr von Strömungsab-
lösungen nicht zu realisieren. Das Teilungsverhältnis z. B. eines Axialverdichter-
gitters hat wegen der zunehmenden reibenden Oberflächen eine untere Grenze, die
etwa bei t/L ~ 0,5 liegt. Damit ergibt sich für den Nabenschnitt eines Axialver-
dichtergitters ein Grenzbereich der Belastungszahl von etwa
if
CA !: ""
t1' 5 b"1S 2 ,5.
Wird dabei, wie in Bild 3.29 dargestellt, die Geschwindigkeitsverteilung der Git-
terabströmung in mehreren Meßebenen ermittelt, so zeigen sich hinter jeder Schau-
fel sogenannte Nachlaufdellen, die mit größerwerdender Entfernung vom Gitter-
austritt durch Impulsaustausch mit der ungestörten Strömung abkHngen.
Sie stellen einen Impuls- bzw. Energieverlust der Strömung dar, der durch Druck-
und Reibungsverluste an den Profilen im Gitter verursacht worden ist.
III?II?II?II?IIIII? CA
Meflebene .II
Il1lTr117Tllr!7mzz 1
Meflebene ][
!7771llfl!JJIIJl1IIIfJIII ~A
Meflebene I
Achs- I
richtung j
.
Jp =t
1
+
f
t/2
PtA - PtE
P dt. (3.156)
- t/2
Für die Messung des Abströmprofils wird in der Regel eine Meßebene gewählt, in
der die Druckunterschiede weitgehend ausgeglichen sind, jedoch noch deutlich Ge-
schwindigkeitsnachlaufdellen erkennbar sind, z. B. Meßebene II.
bzw.
F'~ w
W co
jp m
und
m=pw tb
m
210
ergibt sich
Der Widerstandsbeiwert C wist über die Gleitzahl 0;;' des Gitters mit dem zugehö-
rigen Auftriebsbeiwert c~ verknüpft:
2 w t
m
Für hinreichend kleine Werte der Gleitzahl o;;f gilt für den Auftriebsbeiwert cl ge-
mäß Gleichung (3.154) näherungsweise :
w (w -w )
c lf "" !. ~ m 2u 1u
A L 2 sin ß
w ""
""
bzw. wenn Llw u (w 2u - w 1u ) gesetzt wird:
(3.157)
bzw.
(3.158)
Die vorstehende Beziehung ist unter der Voraussetzung abgeleitet worden, daß die
örtliche Geschwindigkeit w im Gitter nach Größe und Richtung dem konstant ange-
nommenen Mittelwert
entspricht.
211
2
E:~dw
wm u
Der Profilverlust jp ergibt sich durch Integration über den Strömungsweg zwischen
Gitterein- und austritt, bzw. über die Geschwindigkeitskomponente Wu zwischen
Ein- und Austritt.
Um diese Integration ausführen zu können, wird die örtliche Gleitzahl E: durch eine
über den Integrationsweg konstante mittlere Gleitzahl 1: ersetzt und weitergehend
angenommen, daß
ist.
Damit wird
Weiterhin gilt
2 2 2
w = wm + wu
und
Damit wird
1
w +-26w
w
E "'u
f1 u (2
w +w
2) dw. (3.159)
m m u u
w --6w
"'u 2 u
g
w
m
jp = e __
ßw u [w
2 + w2 + -1 (ß w ) 2] (3.160)
w m "'u 12 u
m
Diese Beziehung wird in Abschnitt 5.7 zur Bildung einer sog. Gitterverlustkenngrö-
ße benutzt.
3.3.7 Sekundärströmungserscheinungen
Das für den Mittelschnitt eines Ringkanals nach der Potentialtheorie berechnete Ge-
schwindigkeitsprofil zeigt nach einer 1800 -Umlenkung , wenn die Zuströmung als
homogen angenommen wird, ein Geschwindigkeitsmaximum am Innenradius (Bild
3.30) •
Die Ursache für diese Sekundärbewegungen ist primär ein Anstieg des statischen
Druckes von der Kanalinnen- zur Kanalaußenwand infolge der Fliehkraft der auf ge-
213
Cm
m/s
!
I
I-tt-+-t--+-+-tf 20 _~ j __ 30\f-t-"~~-+-I
Cm
m/s
Eine Verlagerung des Geschwindigkeitsmaximums von der Mitte bei cp = 0° zum Au-
ßenrand bei cp = 90° ist deutlich zu erkennen.
Bereits nach kurzem Weg im Rohrkrümmer hat sich bei etwa cp = 30° der Doppel-
wirbel ausgebildet, wobei die Drehrichtung des Doppelwirbels so gerichtet ist, daß
das Fluid im Kanalinneren von der Mitte zur Außenwand und an den Seitenwänden in
Richtung des Druckgradienten von der Außen- zur Innenkrümmung transportiert
wird.
214
f{J = 10°
0 3,60
· 7,50
v 4,50
·• 8,20
6,00 · 8. 70
0
6,70 c
9,00
blr;n = 0,125
~. ~
~ .~ I
f{J = 50° f{J = 70° f{J = 90 --t
... , I
~
I
'"''li//''' ~,,,,\
\'\\\1//1 I • ' , , , • j
\'-..\\1//1 I \ ~ . I
''''>.II//"/
-- ..... , ' , - - I~:::::I -C>
--_:_~_;","-
_~_~_:::_~----' 1I~J
, 1 ' - - , .. --_ ......
blr;n =0,125
-
L _ \_
....
, = 30°
....-c
I
-- , --,
~:~;;;::\ r
, ~ ;-- ........ ,---,
I ' '\ \ I , , \
:,::I J
j , \ t t I , ~
I-
, I f j I!! f -C>
\ -
\ -
I f
I
I
I \
I , \ - I
-
1~
\:;::;~I
\ _//1\_, m
--" , '-- , s 1~ , ,11-s
" I L -_ _ _ _ _ _ _ I
3.3.8 Kavitation
Jeder Stoff kann in Abhängigkeit von Druck und Temperatur in festem, flüssigem
oder gasförmigem Aggregatzustand auftreten.
Cl
.Cl
c: 0.5
Q.
50 100
t in oe Bild 3.34. Dampfdruckkurve des Wassers
Die an der Saugseite der Laufschaufeln (Punkt K") bzw. der Leitschaufeln (Punkt
K') einer Radialpumpe sichtbaren Kavitationsblasen in Bild 3.35 sind mit Hilfe ei-
ner stroboskopischen Beleuchtung aufgenommen worden.
Bild 3.35. Kavitationsgebiete im Laufrad (KlO) und Leitrad (K') einer Pumpe
Bild 3.36. Durch Kavitation zerstörtes Pumpenlaufrad
- Die wandnahe Implosion der Dampfblasen kann eine Erosion der umströmten Ka-
nalwände bis zur vollständigen Materialzerstörung bewirken, wie in Bild 3.36
am Beispiel eines Pumpenlaufrades zu sehen ist.
- Als Folge des hohen Druckes beim Einsturz einer Dampfblase kann es in sauer-
stoffhaltigen Flüssigkeiten zu intensiven Kontakten zwischen Sauerstoff und Wand-
werks toff und damit zu einer gesteigerten Oxydation kommen.
- Als Folge der hohen Drücke und Fluidgeschwindigkeiten bei der Blasenimplosion
wird eine mechanische Erosion eingeleitet, di e nach heutigem Kenntnisstand die
Haupturs ache für die Werkstoffz erstörung ist.
Mit Hilfe von Hochges chwindigkeitskameras ist der Zusammenfall von Kavitations-
blasen in Wandnähe untersucht worden [5], [14]. Dabei zeigt sich, daß die einzel-
nen Dampfblasen in kurzzeitige Schwingungen hoher Amplitude geraten. Die Blasen
werden zunächst an einer Seite eingestülpt und bewirken beim weiteren Zusammen-
fallen einen mikrofeinen Flüssigkeitsstrahl, der nahezu mit der Schallgeschwindig-
keit der Flüssi.gkeit, gegen die Wandfläche gerichtet, das Material mechanisch
hoch beansprucht und schließlich nach einer je nach Werkstoff unterschiedlichen In-
kubationszeit Teilchen aus der Werkstoffmatrix herauslöst. Die Einwirkung des ein-
zelnen Mikrostrahles dauert jeweils nur wenige Mikrosekunden.
Ein hoher Anteil an freien und gelösten Gasen in der Flüssigkeit begiinstigt La. den
Kavitationsbeginn und das Blasenwachstum . So wachsen z.B. Luftkerne , die an der
217
Oberfläche eines angeströmten Profils haften, nach der Ablösung von der Wand ex-
plosionsartig auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe an, obwohl der örtliche
Druck über dem Dampfdruck liegt. Gasarme Flüssigkeiten zeigen auch unterhalb
des Dampfdruckes keine nennenswerte Kavitation.
In die Dampfblase eindiffundierte Gase mindern in aller Regel jedoch die Implo-
sionsgeschwindigkeit der Blase und üben somit eine dämpfende Wirkung aus.
Untersuchungen an ebenen Gittern haben gezeigt, daß rauhe Oberflächen auf der
Saugseite im Bereich der Eintrittskante die Kavitationsneigung erheblich fördern.
Als Folge beginnender Kavitation werden Strömungsablösungen und Verminderung
des Auftriebs registriert. Ein zusätzliches Aufrauhen der Oberfläche durch Kavita-
tionserosion hat eine eskalierende Wirkung.
Im Gegensatz zu den inkompressiblen Fluiden zeigen Gase und Dämpfe als kompres-
sible Fluide gemäß der Zustandsgleichung p = p (T ,p) neben der Temperaturabhän-
gigkeit auch eine starke Druckabhängigkeit ihrer Dichte. Weil für ein ideales Gas,
wie in Abschnitt 2.2 aufgeführt, ein relativ einfacher Zusammenhang zwischen den
Zustandsgrößen besteht, werden die nachfolgenden Betrachtungen der kompressiblen
Strömung darauf bezogen.
das dp
p--+a - = 0
dx s dx
bzw.
da (3.161)
s
218
(3.162)
_ a 2 dp = _ iP.
s pp'
*
schwindigkeit in einem reibungslosen, streng inkompressiblen Fluid ist unendlich
groß. Da bei der Bernoulli-Gleichung (3.162) ein reversibler Prozeß zugrunde
liegt, wird statt des totalen ~ auch der partielle Differentialquotient geschrie-
ben, um anzudeuten, daß die Zustandsänderung der Druckstörung isentrop ver-
läuft .
(3.163)
bzw.
a
s
= v;-RT. (3.164)
Die Größe der Schallgeschwindigkeit im idealen Gas hängt neben den Stoffgrößen nur
von der Gastemperatur ab. Da die Temperatur in einer Strömung i.a. örtlich ver-
schieden ist , wird a s auch als örtliche Schallgeschwindigkeit bezeichnet.
219
Das Bild 3.37 stellt die Ausbreitung einer kleinen. punktförmigen Druckstörung in
einem ruhenden Gas dar.
Wird die punktförmige, ruhende Störquelle mit der Geschwindigkeit c eines Gases
angeströmt, so verlagern sich die Störfronten entsprechend der Anströmgeschwin-
digkeit.
C< Os
/
Störquelle
Bild 3.38. Zur Schallausbreitung in strömendem
Gas (c < a.)
Machsehe Linie
IX
----
c>os I tO.<:'+-H--H<>-----of-,---b
Stiirquelle
a t. a
.
Sin 0/ =-cs - 1 s
t. = -C •
(3.165)
1
(3.166)
. 1
Sin 0/ =- (3.167)
Ma '
Insbesondere gilt:
Ma = 1:
Ma = 2:
Der Winkel a zwischen der Kegelmittel- und der Kegelmantellinie wird als Mach-
scher' Winkel, die den Kegel erzeugenden Geraden, d.h. die im Meridianschnitt
des Kegels sichtbaren Mantellinien werden als Machsehe Linien bezeichnet.
221
Co = 0
~ - - - - .--.----f--
~ P
T
9
Bild 3.40. Zum Ausströmen aus einem Kessel
Der Gaszustand im Kessel wird durch die Werte PO' PO' TO des Ruhezustandes,
d.h. bei Co = 0 beschrieben, während die Ausströmgeschwindigkeit c sowie die
Dichte P und die Temperatur T bei vorgegebenem Druck p bestimmt werden sollen.
Uber die Isentropenbeziehung und die Gasgleichung lassen sich Dichte und Tempera-
tur in Abhängigkeit vom Druckverhältnis plPo ermitteln:
(
1
..2...- ..E... )
~
Po - Po ' (3.168)
~ - 1
_
T - ( .E.. )
TO - Po
~ • (3.169)
Die Ausströmgeschwindigkeit ergibt sich aus dem Energiesatz, nach dem für einen
Strömungsvorgang die Totalenthalpie konstant ist:
(3.170)
(3.171)
222
(3.172)
c (3.173)
c
max
Ebenso läßt sich die Mach-Zahl in Abhängigkeit vom Temperatur- bzw. Druckverhält-
nis darstellen:
c c c max c
Ma
a
---
c
-a- -
c
s max s max
Ma = lr- 2 -
Y )1. - 1
Y T0 _ 1
T
bzw.
Ma = Y- )1.
2
- 1
(3.174)
Hieraus kann das sogenannte kritische Druckverhältnis p"/pO ermittelt werden, bei
dem das Gas gerade mit der Schallgeschwindigkeit a s strömt. Aus der Bedingung
Ma = 1 resultiert das kritische Druckverhältnis :
(3.175)
Speziell für )t 1,4, d.h. für zweiatomige Gase wie z.B. Luft ergibt sich E: -_
PO
0,528.
223
Die übrigen kritischen Werte ergeben sich durch Einführen von Gleichung (3.175)
in die entsprechenden Beziehungen. So gilt z.B. für die kritische Dichte:
1 1
.L
if -
Po -
(*)i:\
E.:.
Po
- (_ _ ~
-
2
11. + 1
) (3.176)
Werden die Gleichungen (3.168), (3.173), (3.175) und (3.176) eingeführt, so er-
gibt sich nach Umformung:
(3.177)
Im oberen Teil des Bildes 3.41 sind die Gleichungen (3.168), (3.169), (3.173) und
(3.177) für ein Gas mit dem Isentropenexponenten )( = 1,4 dargestellt.
Aus dem unteren Teil des Bildes 3.41 ist zu entnehmen, daß im Unterschallbereich
(Ma< 1) das Druckverhältnis plPO größer, dagegen im Überschallbereich (Ma > 1)
kleiner als das kritische Druckverhältnis p" Ipo ist, d. h. :
..E...> ~ (Unterschallbereich) ,
Po Po
n< n if
.L.. L..- (Überschall bereich) •
Po Po
Aus dem Diagramm läßt sich der Zusammenhang zwischen der Änderung des Strom-
röhrenquerschnitts und der Änderung der Geschwindigkeit entnehmen, der nach
Bild 3.42 prinzipiell dargestellt ist.
pc A*
pif C if =A
224
4.0 ---~
I
I I
3.0
~
-i--~i
. I
2.0 ,~--
I .
I
1.0
Unterschall Überschall
Ma<l Ma>l
c wächst
V CD
c föllt
CD ~ Bild 3.42. Zur Wirkung von Düsen und
Diffusoren im Unter- und
Überschallbereich
E
Po
1
----1
1
1(4)
I
Bis zur engsten Stelle strömt das Gas mit Unterschallgeschwindigkeit , erreicht im
Querschnitt A" die Schallgeschwindigkeit und wird danach weiter beschleunigt. Im
oberen Teil des Bildes 3.43 ist der Verlauf des Druckverhältnisses piPa über der
Längsachse der Laval-Düse aufgetragen. Es ist zu sehen, daß das Druckverhältnis
im engsten Querschnitt den kritischen Wert p'f/Pa annimmt und danach gemäß Bild
3.41 im Überschall bereich weiter fällt.
Der Druckverlauf gemäß Kurve (2) stellt sozusagen eine Grenzkurve dar, bis zu
der bei Anlegen eines entsprechenden Austrittsdrucks die Strömung in der Düse
noch im Unterschallbereich verläuft. Werden Gegendrücke angelegt, die im Be-
reich zwischen den Kurven (2) und (4) liegen, kommt es im divergenten Teil der
Laval-Düse zu einer unstetigen Druckerhöhung, einem sogenannten Verdichtungs-
stoß (Abschnitt 3.4.4), der durch Kurve (3) dargestellt ist.
Mit der Gasgleichung und der Isentropenbeziehung folgt schließlich für die Aus-
strömgeschwindigkeit aus dem Kessel nach Bild 3.40:
(3.178)
Für die örtliche Schallgeschwindigkeit nach Gleichung (3.164) gilt mit Gleichung
(3.168):
(3.179)
a s2 = a O
2 - -
li-1
2- c 2 , ( 3.180 )
d.h. die örtliche Schallgeschwindigkeit a s eines Gases wird mit größer werdender
Geschwindigkeit c kleiner. Das Maximum von a wird im Ruhezustand (c = 0) er-
s
reicht.
Wenn ein Gas gerade mit Schallgeschwindigkeit (c = a ) strömt, wird die nach Glei-
s
chung (3.180) definierte Geschwindigkeit kritische Geschwindigkeit a i ' , oder auch
Laval-Geschwindigkeit genannt:
2 PO){ - 1 ><2
a" =)( - - - 2 - a" ,
Po
a" = V~RT
1 O·
){-t
(3.181)
Eine in der Literatur außerdem verwendete Geschwindigkeit ist die schon in Glei-
chung (3. 172) definierte Grenzgeschwindigkeit c ,die auch Crocco-Geschwindig-
max
227
keit genannt wird. Für ein ideales Gas folgt für die Crocco-Geschwindigkeit:
Neben der örtlichen Mach-Zahl eines Gases gemäß Gleichung (3.166) ist es üblich,
die Gasgeschwindigkeit c auf die Laval-Geschwindigkeit a* bzw. auf die Crocco-Ge-
schwindigkeit c max zu beziehen. Die auf a if bezogene Geschwindigkeit c wird auch
Laval-Zahl genannt:
La = c'c • (3.183)
a"
Die auf c max bezogene Geschwindigkeit c wird auch als CY'occo-Zahl bezeichnet:
Cr = _c_. (3.184)
c
max
Die mit ,dem Totalzustand, d.h. mit der Ruhetemperatur TO gebildeten Geschwin-
digkeiten a* und c sind für ein Gas konstante Größen, so daß sowohl die La-
max
val- als auch die Crocco-Zahl bei isentroper Zustandsänderung proportional zur ört-
lichen Geschwindigkeit c der Strömung sind. Beide Zahlen werden deshalb im Ma-
schinenbau oft dazu verwendet, um Strömungsgleichungen dimensionslos zu machen.
Zur Berechnung des Massenstromes werden die Gleichungen (3.168) bis (3.171) in
die Kontinuitätsgleichung (3.33) eingesetzt:
bzw.
(3.185)
(3.186)
228
Bei konstantem Kesselzustand PO' Po hat die Durchflußfunktion ljJ ein Maximum ljJ{f
beim kritischen Druckverhältnis nach Gleichung (3.175) mit dem Wert
(3.187)
Nach den bisher beschriebenen Zusammenhängen ist die im engsten Querschnitt Alf
maximal erreichbare Geschwindigkeit die Schallgeschwindigkeit, die sich auch durch
eine weitere Druckabsenkung nicht mehr steigern läßt. Deshalb behält auch die
Durchflußfunktion ljJ nach Unterschreiten des kritischen Druckverhältnisses den
Wert ljJ = ~lf bei.
Damit ergibt sich zur Berechnung des Massenstromes bei isentropem Ausströmen
aus einem Kessel die Beziehung
(3.188)
mit
(3.189)
bzw.
K + 1
ljJ = K(_21 )~
K + (3.190 )
Der Verlauf der Durchflußfunktion ljJ (fo, K) ist für verschiedene Isentropenexponen-
Um Einflüsse, wie z.B. Reibung, Strahlkontraktion usw. auf den Massenstrom bei
Ausström vorgängen zu erfassen, wird ein Korrekturfaktor , die sogenannte Durch-
flußzahl 0:', in Gleichung (3.188) eingeführt:
Die Durchflußzahl O! hängt nach [36J von geometrischen Größen, der Mach-Zahl und
der Reynolds-Zahl ab.
229
';>. 0.4
0,2
-j-
I
Bild 3.44. Durchflußfunktion $ fiir
0.2 0,4 0.6 0.8 1.0 isentropes Ausströmen aus
p* p einem Kessel bei verschie-
p; Po denen Isentropenexponenten
Beispiel 3.2:
Von einer Laval-Düse, die Luft auf Uberschallgeschwindigkeit beschleunigen soll. sind folgende
Daten bekannt (Bild 3.43) :
Ruhetemperatur K
Ruhedruck PO' kritischer Druck p*, Temperatur TA' Dichte PA' Geschwindigkeit cA' Laval-
Zahl La und Crocco-Zahl Cr am Düsenaustritt .
>< - 1
1 - (:~ )
2 )~l~
(~ r~
ist ein Zusammenhang zwischen dem Druckverhältnis (PA/PO) und dem Querschnittsverhältnis
(A*/AA) gegeben, aus dem sich der Druck Po iterativ bestimmen läßt. Aus Bild 3.41 läßt sich
ein Startwert für PA/PO bei dem kritischen Querschnittsverhältnis A*/AA = 0.8 zu
entnehmen.
230
><. 1,4
P* = Po ( -
2
-
)~ = 4 255 ( _2
2,4
)0,4 = 2,248 bar.
><. + 1 '
><. - 1
~
TA = T 0 (:~) ><. = 290 0,235 1 ,4 = 191,7 K.
PA 100000 3
PA = RT A = 287.191,7 = 1,817 kg/m .
cA 444,3
La=ä;*= 311,6 = 1,426.
c max = Y ~
2>< R T = y2.14
O
/
~. 287 • 290 = 763,3 m s,
resultiert •
231
(3.191)
Dabei ist C eine Widerstandszahl , die meist empirisch bestimmt wird. Für die
Rohrströmung läßt sich ein Zusammenhang zwischen dieser Widerstandszahl und
der Rohrreibungszahl A herstellen.
Die Reibungskraft an der Wand eines Rohres, das den Umfang U und die Länge L
hat, ergibt sich aus der Wandschubspannung TW :
FR=TWUL.
PR TW U L c
=Ih= pcA
Ein Vergleich mit Beziehung (3.191) ergibt für die Widerstandszahl C folgenden
Zusammenhang:
8 TW
Es ist üblich, für den Faktor --2- die Rohrreibungszahl A einzuführen, so daß
p c
gilt:
(3.192)
232
(3.193)
Für die Rohrströmung ist die Abhängigkeit der Rohrreibungszahl A von der Rey-
nolds-Zahl untersucht worden, wobei die Reynolds-Zahl mit der mittleren Rohr-
strömungsgeschwindigkeit und dem Rohrdurchmesser gebildet worden ist.
Um die Rauhigkeit des Rohres zu berücksichtigen, wird der dimensions lose Para-
k
meter (; verwendet. Dabei ist die sogenannte Sandrauhigkeit k s als die "Höhe"
unendlich dicht angeordneter gleich großer Sandkörner aufzufassen.
CD Hagen-Poiseuille A = ~! . (3.194)
Die vier weiteren Gesetze gelten für die turbulente Ström ung.
Die Rohrreibungszahl A ist eine Funktion der Reynolds-Zahl und der relati-
ven Rauhigkeit.
0,100
0,080
\
0,060 : '\
'\
l1~
0,040 ~~ '\
0,030
\1 ~ ~ "-
-<
0,025 r--r- 1 ~ "-
0,020 I- - :
1 CD~ ~ ( 5)
1
T:
'-.;~ "-
0,015 f-
~ ~~ ~
0,010 ~
0,008
r+1 ! jQJ~ I--- "
] I 4 5 5 7
10 1 10 10
I
Re k
Die hier für die Rohrströmung gefundenen Ergebnisse lassen sich auch auf Strömun-
gen mit nicht-kreisförmigem Querschnitt übertragen, wenn als Durchmesser der
hydraulische Durchmesser D h eingeführt wird:
(3.199)
wobei A die Fläche des Strömungsquerschnitts und U der benetzte Umfang sind.
Für den Kreisquerschnitt sind hydraulischer und Kreisdurchmesser gleich.
Fanno-Kurven
Um die reibungs behaftete Strömung in einem horizontalen, adiabaten Rohr mit kon-
stantem Querschnitt beschreiben zu können, werden, wie in Bild 3.46 dargestellt,
die Geschwindigkeiten und Zustandsgrößen in zwei Kontrollflächen miteinander in
Beziehung gesetzt. Das Rohr soll an der Kontrollfläche E mit Unterschallgeschwin-
digkeit CE < a s durchströmt werden.
p; T; h
Da in allen Querschnitten eines solchen Rohres ohne Zu- oder Abfuhr von Energie
die Totalenthalpien gleich sein müssen, gilt nach dem ersten Hauptsatz der Ther-
modynamik:
(3.200)
Nach der Kontinuitätsgleichung ergibt sich für das Rohr gleichen Querschnittes ei-
ne konstante Massenstromdichte :
rh cE c
A v
= v E = = const. (3.201)
v~
( • )2
h E +""2~ =h + ~2 ( ~• ) 2 =const. (3.202)
Ist der Anfangszustand E bekannt, so läßt sich die spezifische statische Enthalpie
h an weiteren Orten des Rohres bei Vorgabe des spezifischen Volumens mit Hilfe
der Gleichung
h =h E + (~. )2(V~
""2 - ~
2) ( 3.203)
Aus dem Bild 3.47 läßt sich entnehmen, daß mit absinkendem Druck p längs einer
Fanno-Kurve das spezifische Volumen und damit die Geschwindigkeit zunimmt.
Wird der Druck im Rohr so weit abgesenkt, daß der Punkt U der Fanno-Kurve mit
den Zustandsgrößen s' und p' überschritten wird, so müßte die Entropie abneh-
men, was wegen des vorgegebenen adiabaten Systems gemäß dem zweiten Hauptsatz
235
jedoch ausgeschlossen ist. Die Fanno-Kurve ist daher in diesem Bereich für Ex-
pansionsprozesse als irreal nur gestrichelt gezeichnet.
Der Punkt U mit senkrechter Tangente an die Fanno-Kurve stellt einen Grenzfall
dar, für den ds = 0 gilt. Damit ergibt sich aus der Gibbsschen Gleichung (2.34):
Tds = dh - vdp = o.
Wird die in differentieller Form geschriebene Gleichung (3.202) :
dh + ( ~ ) 2 vdv = 0
vdp + ( ~ ) 2 vdv = 0
(m)
A
2 _ QE _
- - dv - -
(~)
ov .
s
(~) s
bzw.
(3.204)
236
(3.205)
Durch Kombination von Gleichung (3.204) mit Gleichung (3.205) ergibt sich die Ge-
schwindigkeit an der Stelle U:
Da sich als Grenzfall gerade die Schallgeschwindigkeit ergibt, ist für den einge-
zeichneten Fanno-Kurvenast die zugehörige Geschwindigkeit c stets kleiner oder
höchstens gleich der Schallgeschwindigkeit. Für die Mach-Zahl auf diesem Kur-
c
venast gilt entsprechend Ma ,,;; 1, insbesondere Ma E = a E < 1.
s
Wenn der Druck PA außerhalb des Rohres unter den Druck p' absinkt, wird im
Austrittsquerschnitt des Rohres der Druck p' und damit die Schallgeschwindigkeit
a s erreicht. Erst außerhalb des Rohres expandiert das Gas auf den Druck PA.
Wenn ein Fluid in das adiabate Rohr konstanten Querschnitt A (Bild 3.46) mit Uber-
schallgeschwindigkeit eintritt (cE> a s )' wird der Zustandsverlauf bei konstanter
Massenstromdichte nach der bereits abgeleiteten Gleichung (3.203) durch den un-
terhalb des Punktes U liegenden Ast der entsprechenden Fanno-Kurve beschrieben.
Damit muß in Strömungsrichtung bei reibungsbehaftetem Fluid die Entropie, die sta-
tische Enthalpie und der Druck zunehmen, während die Geschwindigkeit abnimmt
(Bild 3.48).
h
- ~Rayleigh-Kurve
\
ß '
u/
/
1 / 5, <52 . c2<os
unstetige
Zustandsänderung p/::
_-----L2- 11 !Ti =const
1 11 A
1 1
~~----------r--*-----hE
11
Bild 3.48. Zum geraden Verdichtungs-
5 stoß nach [18J
3.4.4 Verdichtungsstoß
Kon rollroum
/ / '[,14 / / / / / / / / / /
CI
91 . PI
Die Zustandsgrößen vor dem Verdichtungsstoß seien mit dem Index 1, die nach dem
Stoß mit dem Index 2 bezeichnet.
Auf den in Bild 3.49 eingezeichneten Kontrollraum angewendet, ergeben die Erhal-
tungssätze:
Kontinuitätsgleichung:
(3.206)
Energiesatz:
h ti = h t2 ,
2 2
Ci c2
hi + 2"" = h2 + 2""'
(3.207)
238
Impulssatz:
(3.208)
(3.209)
Durch Kombination der drei Erhaltungssätze (3.206), (3.207) und (3.209) können
die Geschwindigkeit c 2 ' die Dichte P2 und der Druck P2 hinter dem Verdichtungs-
stoß ermittelt werden, wenn die Zustandsgrößen vor dem Stoß bekannt sind:
1__2_ (1 _~
11. + 1 Pl
Pl)
2 '
(3.210 )
cl
(3.211)
Für die gleiche Massenstromdichte ergeben sich gemäß Bild 3.48 zwei Schnittpunk-
te 1 und 2 der Fanno-Kurve mit der Rayleigh-Kurve, die den Zustand vor, bzw.
nach dem Verdichtungsstoß kennzeichnen.
Das vor dem Stoß mit Überschallgeschwindigkeit strömende Gas wird nach dem Stoß
unter Entropiezunahme sprunghaft auf Unterschallgeschwindigkeit verzögert, d. h.
es ist cl> a s > c 2 und damit P1 < P2 bzw. mit Gleichung (3.208) Pl <P2·
Beim geraden Verdichtungsstoß, wie er bei der Rohrströmung gemäß Bild 3.49 auf-
tritt, verläuft die Stoßfront senkrecht zur Richtung der Überschallströmung •
Dieser Vorgang läßt sich so darstellen, daß einem geraden Verdichtungsstoß ein
konstantes Geschwindigkeitsfeld c t parallel zur Stoßfront überlagert wird, wie es
Bild 3.50 zeigt •
v
.. Stonfront Bild 3.50. Zum schrägen Verdich-
----=C'-n--I" ? tungsstoß
Der Winkel zwischen der ankommenden Strömung und der Stoßfront sei 01, der Ab-
lenkungswinkel zwischen der Strömungsrichtung vor und der nach dem Stoß sei Ii.
~ ~
Die Geschwindigkeitsvektoren Cl vor dem Stoß und c 2 hinter dem Stoß werden ge-
mäß Bild 3.50 in die Komponenten senkrecht und parallel zur Stoßfront zerlegt.
Um den Impulssatz (3.38) anwenden zu können, wird in Bild 3.50 eine Kontrollflä-
che eingezeichnet, die aus je zwei Stromlinien und je einer Parallelen zur Stoßfront
besteht. Bezüglich dieser Kontrollfläche lauten die Erhaltungssätze bei adiabater,
isentroper Zustandsänderung:
Kontinuitätsgleichung:
(3.212 )
Impulssatz:
(3.213)
Energiesatz:
240
(3.214)
(3.215)
Dabei ist ale die nach Gleichung (3.181) definierte Lavalgeschwindigkeit. Diese Be-
ziehung wird dazu benötigt, bei vorgegebenen Geschwindigkeiten cl' a * und dem
Winkel CY die Größe und Richtung der Geschwindigkeit c 2 eindeutig zu bestimmen.
Stonpolore
Bild 3.51. Zur Stoß polaren
241
c ln = u 1 sin CI,
2.2
u 1 sm CI - u 1 v 2 tan CI = a*2 -
~-12
~ + 2 u 1 cos
2
01. (3.216)
. 2 tan 2
Sin 01 = 01
(3.217)
1 + tan 2 CI
'
2 1
cos er = (3.218)
1 + tan 2 CI
ersetzt.
Es ist andererseits
(3.219)
Durch Einsetzen der Gleichungen (3.217) bis (3.219) in die Gleichung (3.216) er-
gibt sich:
(3.220)
Dies ist die Gleichung der in Bild 3.51 eingezeichneten Stoßpo"laY'en. Sie beschreibt
~ ~
den Endpunkt des Vektors c 2 ' der dann festgelegt ist, we~n cl und a* vorgegeben
sind. Es läßt sich also aus Kenntnis der Geschwindigkeit cl und dem Winkel 0/ die
...
Geschwindigkeit c 2 nach dem Stoß mit Hilfe von Gleichung (3.220) ermitteln.
Somit gilt:
(3.221)
Daraus folgt, daß die beiden Schnittpunkte P und Q der Stoßpolaren mit der u-Ach-
se über die Beziehung
verknüpft sind.
Wenn die Komponente c t zu Null wird, liegt der gerade Stoß vor, d.h. eine Ge-
schwindigkeit c 1 > a* vor dem Stoß ergibt stets eine Geschwindigkeit c 2 < a if nach
dem Stoß. Der Strecke OP entspricht dann der Geschwindigkeit c 2 nach dem Stoß.
Nimmt c t positive Werte an, so ist es möglich, wie auch in Bild 3.51 eingezeich-
net, daß sowohl c 1 als auch c 2 im Überschallbereich liegen, wobei eine Winkel-
änderung der Strömung um den Winkel 6 stattfindet.
3.4.5 Potentialgleichung
o( pc) 0 (pc )
___
x_+~=O
ox oy
die Bernoulli-Gleichung (3.70) in differenzierter Form unter Vernachlässigung des
Schwerefeldeinflusses
oc oc
.2_~-O
oy ox-
zur Verfügung.
1 op oc x 1 op oc
-c - + - - + - c -+~=O (3.223)
P x ox ox p y oy oy
die Ableitungen der Dichte nach den Ortskoordinaten eliminieren zu können, wird
die Bernoulli-Gleichung (3.222) benutzt:
bzw. :
1. dp = _ 1. ~ d ( c 2 + c2 ) .
p 2 a2 x y
s
(3.224)
1
--op-
p oy - - a;1 (OC
x c oc )
c
oy
x --1l (3.225)
+ y oy •
2
c2j
x oe x [ c j oc
J.~2-J.. c c [OC x~OC] (3.226)
[ 1 - a: OX + 1 - a: oy - a: Ty + ox = o.
Die Bedingung der Drehungsfreiheit wird durch das Einführen der Potentialfunktion
!Ii erfüllt, die den Beziehungen genügt:
c
o!Ii
=-
x ox
(3.227)
3.4.6 Prandtl-Regel
So ist es nach dieser Feststellung allgemein nicht möglich, von dem Verhalten eines
Schaufelgitters, das in einer UnterSChallströmung bestimmter Mach-Zahl untersucht
worden ist, auf sein Verhalten bei einer anderen Mach-Zahl im subsonischen Bereich
zu schließen, wenn Reibungseinflusse einmal unberücksichtigt sein sollen.
Für schlanke, schwach umlenkende Profilformen, wie z.B. die von Axialverdich-
tergittern (Bild 3.52), läßt sich in guter Näherung annehmen, daß sowohl die Ge-
schwindigkeitskomponente c y gegenüber der Anströmgeschwindigkeit c"" als auch die
oC oc Clc
Gradienten Cl;' at
und ~ klein sind. Mit dieser Annahme können die diesbezüg-
lichen Terme vernachlässigt werden.
c_ p
d71222ZZZZ22/z 2 2
Da Cx nur wenig von der Anströmgeschwindigkeit c"" abweicht, läßt sich schreiben:
Die Potential gleichung (3.227) reduziert sich damit auf eine nunmehr lineare Diffe-
rentialgleichung zweiter Ordnung:
(3.228)
(3.229)
(3.230)
(3.231)
und
246
o~ ) . . ( o~ )
c yi = ( oy i = J c yk = J oy k· (3.232)
(3.233)
(3.234)
2
(1 - Mag) (o2~)
-2 1
+ 2" (o2~)
-2 = 0. (3.236 )
ox i J oy i
(3.237 )
so ergibt sich die Laplace-Gleichung für das Potential der inkompressiblen Strö-
mung:
(3.238)
247
Die Transformation (3.231) und (3.232) überführt also die linearisierte Potential-
gleichung (3.235) für das kompressible Strömungsfeld in die Potentialgleichung der
inkompressiblen Strömung. Die Berechnung der ebenen kompressiblen Strömung
kann also unter den getroffenen Annahmen auf die Berechnung der ebenen inkompres-
siblen Strömung zurückgeführt werden. Die Transformation, die zu diesem Ergeb-
nis geführt hat, wird als Prandtl-Rege l bezeichnet.
c . c k
tan i'- = ..:JJ:. bzw. tan"t = ~ (3.239)
I c xi k c xk
Da nur die y-Komponente gemäß Gleichung (3.230) transformiert wird, ergibt sich
für die Neigungswinkel der Stromlinien aus den Gleichungen (3.239):
j c k
tan '\'i =~ = j tan '\'k· (3.240 )
Xl
Der Faktor j ist im Unterschallbereich nach Gleichung (3.237) stets größer als 1,
so daß für die Neigungswinkel der Stromlinien gilt: "ti > "tk . Für ihre Abstände
folgt dagegen aus Gleichung (3.234): llYi< lly k . Gleichwertige Strömungsverhält-
nisse zwischen kompressibler und inkompressibler Strömung liegen also dann vor,
wenn die Neigungswinkel der Stromlinien in inkompressibler Strömung entsprechend
Gleichung (3.240) steiler verlaufen und sie einen um den Faktor j verkleinerten Ab-
stand als in kompressibler Strömung haben.
Ein Profil muß demnach in der kompressiblen Strömung um den Faktor j schlanker
sein, um das gleiche Strömungsbild und damit die gleiche Druckverteilung hervor-
zurufen. Diesen Zusammenhang stellt Bild 3.53 dar.
a b
Die abgeleiteten Beziehungen können dazu verwendet werden, die eingangs erwähnte
Gitterumrechnung bei unterschiedlichen Mach-Zahlen durchzuführen.
Wie in Bild 3.54 dargestellt, ist bei einem vorgegebenen Gitter in inkompressibler
Strömung ein kartesisches Koordinatensystem so gewählt, daß die x-Achse in die
Richtung der Geschwindigkeit ;", = i (;1 + ;2) fällt.
Nach der Prandtl-Regel bleiben nun alle geometrischen Abmessungen des Profils in
x-Richtung unverändert, die Ordinaten sind dagegen gemäß der Gleichung
(3.241)
zu verkleinern. Ebenso müssen die Winkel ß 1 , ß2 , ßs ' ß", nach der Prandtl-Re-
gel umgerechnet werden.
bzw.
1
cot ß k = -:- cot ß .• (3.242)
'" J "'1
/
/~/
I /
i~ompressibel /
Die anderen Winkel lassen sich mit Hilfe von Gleichung (3.240) umrechnen. Es ist:
(3.243)
(3.244)
(3.245)
Zur Umrechnung der Teilung t des Gitters wird der in Bild 3.54 aufgezeigte Zusam-
menhang zwischen den Koordinaten der Punkte i und k und den Teilungen t i und t k
benutzt:
bzw.
bzw.
Die Anwendung der Prandtl-Regel nach den Gleichungen (3.233) und (3.234) lie-
fert:
bzw.
\ cos ß"'k
bzw.
t k = cos ß"'i
Unter Verwendung der trigonometrischen Beziehung sin ß"'k = Y1 - cos 2 ß"'k er-
gibt sich hieraus für die Teilung des Gitters bei kompressibler Strömung nach ei-
ner Zwischenrechnung :
(3.246 )
Die Teilung muß also beim Übergang zur kompressiblen Strömung größer werden,
was auch in Bild 3.54 dargestellt ist.
250
Beispiel 3.3:
Für die kompressible Strömung durch ein ebenes Axialverdichtergitter sind folgende Daten gegeben
(Bild 3.54):
Eintrittswinkel 150 °
o
Austrittswinkel 140
Mit Hilfe der Prandtl-Regel sind der Umlenkwinkel (ß 1 - ß2 \ sowie das Teilungsverhältnis (~).
I
für die inkompressible Strömung zu berechnen.
Die komponentenweise Zerlegung der Geschwindigkeiten ist der nachfolgenden Skizze zu entneh-
men.
Zunächst wird der Winkel ß"'k der mittleren Relativgeschwindigkeit V;", = i(V;l + V;2) bestimmt.
Aus den geometrischen Zusammenhängen und unter Benutzung der Vorgabe w 1m = w 2m = w"'m er-
gibt sich
w
"'m 2
w 1u w 2u
-
w - +w- -
1m 2m
Die auftretenden Geschwindigkeitsverhältnisse können durch die Funktionen der Winkel ß 1k und ß2k
ersetzt werden
tan ß = 2 2 _ 0,684.
"'k cot ß1k + cot ß2k - cot 150 0 + cot 140°
wm 120
w'" = -.-,,- = SIn
SIn I-'cpk
. 145 , 6 = 212,5 m/s.
w'"
Ma.. =--==== 212,5 = 0,622.
y" R T", Y 1,4 • 287 • 290
j = 1 = 1 = 1,277.
Y1-Ma;, Y1_0,622 2
Mit Hilfe der Gleichungen (3.242) bis (3.245) können nun die Winkel ß"'i' ß li , ß2i für die inkom-
pressible Strömung errechnet werden.
Aus
Aus
folgt
und damit
Aus
folgt
und damit
252
MI
k
= (il 1 - ß)
2 k
= 150° - 140° = 10°
erwartungsgemäß größer.
(!!)
,t i
= 1,18 Ycos 2 151,8° + 1,277 2 sin 2 151,8° = 1,26.
Literatur zu Kapitel 3:
In solchen Fällen wird sowohl in der Thermo- und Fluiddynamik als auch im Be-
reich der Fluidenergiemaschinen die Modellversuchstechnik benutzt. Die dabei ge-
fundenen Ergebnisse lassen sich auf geometrisch ähnliche Konfigurationen und Sy-
steme übertragen, sofern über die geometrische Ähnlichkeit hinaus auch eine phy-
sikalische Ähnlichkeit der problembeschreibenden EinfZußgr8ßen gesichert ist.
Die geometrische Ähnlichkeit von Flächen und Körpern wird bekanntermaßen durch
einen dimensionslosen Maßstabsfaktor der charakteristischen Abmessungen festge-
legt. Zur Beschreibung der physikalischen Ähnlichkeit muß in analoger Weise zu
jeder Einflußgröße (z.B. Geschwindigkeit, Energie, Temperatur, Dichte, Zähig-
keit usw.) ein dimensionsloser "Maßstabsfaktor" , auch Kenngr8ße genannt, gebil-
det werden.
Auf diese Weise reduziert sich im allgemeinen erst das zu behandelnde Problem.
255
Die Gesetze der Ähnlichkeitsmechanik sind bei Anwendung im Bereich der Fluid-
energiemaschinen von zweierlei Bedeutung: zum einen erlaubt die Ubertragbarkeit
von Ergebnissen aus Modellversuchen die Berechnung von Auslegungsdaten von ähn-
lichen Maschinen verschiedener Größe und Leistung; zum anderen lassen sich prin-
zipielle Neuentwicklungen von Maschinen an Modellen durchführen. Außerdem ge-
stattet die Ähnlichkeitsmechanik die Umrechnung bzw. Superposition von Betriebs-
kennlinien einer Fluidenergiemaschine.
Dimensionsanalyse
Dieses von Buckingham 1914 entwickelte Verfahren besteht im wesentlichen aus der
Bildung von Potenzprodukten [1J. Es ist auch unter dem Namen TI -Theorem bekannt
und wird nach der Erläuterung weiterer Verfahren auf die Bildung der Maschi-
nenkenngr8ßen angewandt.
Fractional Analysis
Diese von Lord Rayleigh entwickelte Methode der gZeichartigen Gr8ßen [2J ist im
19. Jahrhundert auf vielfältige Probleme der Mechanik angewendet worden. Nach
diesem Verfahren werden Kenngrößen dadurch gebildet, daß physikalische Größen
gleicher Dimension sinnvoll miteinander ins Verhältnis gesetzt werden. Im Bereich
der Thermo- und Fluiddynamik sind dieses entweder Kräfte oder Energien.
Kraftverhältnisse :
In der Strömung innerhalb eines einfachen Systems können nach Abschnitt 2.1 fol-
gende Kräfte auftreten: Trägheitskraft F T' Druckkraft F D' Reibungskraft FR und
Schwerkraft F S •
Aus der Relation der Kräfte zueinander lassen sich Schlußfolgerungen auf den Strö-
mungscharakter ziehen.
2
Trägheitskraft: F T -w /L,
Druckkraft F D - p/p L,
2
Reibungskraft : FR ~ \I w/L ,
Schwerkraft F S ~ 'g.
FD
F =~ = Eu (Euler-Zahl) ,
T Pw
FT L
-F =~ = Re (Reynolds-Zahl) ,
R \I
FT
FS
= gW 2L = Fr (Froude-Zahl).
Energieverhältnisse :
Durch ähnliches Vorgehen ergeben sich nach Zierep [2J Kenngrößen der Strömung,
wenn die an einem Massenelement ausgetauschten Energien ins Verhältnis gesetzt
werden.
Diese Möglichkeit der Kenngrößenbildung stellt insofern eine Erweiterung dar, als
auch Kenngrößen bezüglich solcher Einflüsse gebildet werden können, die nicht mit
mechanischen Wechselwirkungen verbunden sind.
Dieses Verfahren [2] geht davon aus, daß ein physikalisches Problem durch ein Sy-
stem verschiedener Differentialglei chungen im Rahmen der getroffenen Annahmen
vollständig beschrieben ist. Außerdem wird vorausgesetzt, daß unter den vorliegen-
den Rand- und Anfangsbedingungen eindeutige Lösungen der Differentialgleichungen
existieren.
Mit diesen dimensionslosen Größen werden nun die Differentialgleichungen sowie die
Rand- und Anfangsbedingungen entsprechend umformuliert.
Lösungen dieser Gleichungen sind demgemäß auf alle gleichartigen Probleme an-
wendbar, die in den definierten Kenngrößen übereinstimmen und somit physikalisch
ähnlich sind.
Die Kenngrößenbildung nach der Methode der Differentialgleichungen ist für die Er-
mittlung von Maschinenkenngrößen im allgemeinen weniger geeignet, da eine um-
fassende mathematische Beschreibung aller relevanten physikalischen Einflüsse
meist nicht gegeben ist. Sie wird dagegen in bestimmten Teilbereichen, z. B. bei
der Behandlung von Grenzschichtströmungen erfolgreich angewendet.
Wie bei der Methode der Differentialgleichungen wird auch bei diesem Verfahren ei-
ne vollständige Problembeschreibung durch ein System von Differentialgleichungen
nebst zugehöriger Rand- und Anfangsbedingungen vorausgesetzt [2J.
In einigen Fällen läßt sich eine Lösung des Problems dadurch erreichen, daß durch
Transformation der unabhängigen und abhängigen Variablen die Zahl der unabhängi-
gen Variablen um mindestens eine reduziert wird.
Liegt z.B. eine partielle Differentialgleichung mit zwei unabhängigen Variablen als
Problembeschreibung vor, und ist es möglich, diese beiden Variablen zu einer di-
mensionslosen Variablen zusammenzufassen, so liegt bezüglich dieser dimensions-
losen Variablen eine gewöhnliche Differentialgleichung vor.
258
Die Lösung dieser Differentialgleichung gilt demgemäß für alle gleichartigen Pro-
bleme, die in den dimensions losen Variablen bzw. Kenngrößen übereinstimmen.
Ein solches Vorgehen wird z. B. bei der Lösung der Wärmeleitungsgleichung für den
eindimensionalen Fall angewandt. Eine systematische Kenngrößenbeschreibung der
Vorgänge in Fluidenergiemaschinen ist nach dieser Methode kaum möglich.
Mit der Zahl der im betrachteten Problem auftretenden Grundgrößen liegt die Zahl
der Bezugsgrößen B fest, die aus voneinander unabhängigen Einflußgrößen E zu
wählen sind (Tabelle 4.1).
Unabhängig von der Art der gewählten Bezugsgrößen ergibt sich stets die Anzahl der
Kenngrößen K als Differenz aus Einflußgrößen- und Bezugsgrößenanzahl.
K = E - B.
Nach der Wahl der Bezugsgrößen läßt sich durch eine Dimensionsanalyse das Po-
tenzprodukt der Bezugsgrößen ermitteln, das jeweils die betrachtete Einflußgröße
dimensionslos macht und somit die betreffende Kenngröße bildet. Auf diese Weise
ergeben sich aus allen Einflußgrößen, die nicht zugleich Bezugsgrößen sind, die
di mensionslosen Kenngrößen •
Neben den Kenngrößen, die aus derartigen Uberlegungen und Verfahren entstanden
sind, existieren "Kennzahlen", die ursprünglich mehr intuitiv gebildet oder als Er-
gebnisse meßtechnischer Untersuchungen entstanden sind. Hierbei handelt es sich
im allgemeinen um "Kennzahlen", die nicht einem umfassenden Kennzahlsystem an-
gehören, sondern lediglich die Ähnlichkeit bestimmter Teilbereiche des vorliegen-
den Problems beschreiben. Dabei ist zu beachten, daß nicht alle so gebildeten
"Kennzahlen" dimensionslos sind.
Beispiele für derartige "Kennzahlen" sind u.a. der älteren Literatur für Flüssig-
keitspumpen und -turbinen zu entnehmen. Bemerkenswert ist die darin enthaltene
und auch in der heutigen Maschinenbaupraxis noch anzutreffende spezifische Dreh-
zahl n •
q
Diese spezifische Drehzahl, auch Radformkennzahl genannt, ist wie folgt definiert:
Darin sind Ni und Qi Einheitswerte der Drehzahl und des Volumenstroms, die
sich auf eine Förderhöhe bzw. Fallhöhe von 1m und auf einen Laufraddurchmesser
von 1m beziehen.
Q 1' Q
= v-::- 2·
, H D1
260
Damit wird
mit der Drehzahl N, der Förderhöhe bzw. Fallhöhe H und dem Volumenstrom Q
der betrachteten Pumpe oder Wasserturbine.
Als weitere empirisch gebildete Kennzahl in der älteren Pumpenliteratur soll die
Saugzahl S genannt werden, die folgendermaßen definiert ist:
Neben der Drehzahl N und der Durchflußmenge Q wird i1H als sog. Mindesthalte-
höhe und KaIs Geometriekennzahl
definiert, welche die relative Verengung des Saugmundquerschnittes durch die Lauf-
radnabe kennzeichnet. Die Mindesthaltehöhe i1H ist ein Maß für die Kavitationsge-
fährdung einer hydraulischen Strömungsmaschine.
[m:: 2
]
Einige dieser "Kennzahlen" unterscheiden sich von den im nächsten Abschnitt 4.2
formal abgeleiteten Kenngrößen nur durch Zahlenfaktoren oder dadurch, daß sie
zueinander in einem reziproken Verhältnis stehen.
In beiden Fällen wird die Ähnlichkeitsaussage nicht verändert. Es muß lediglich bei
einer Zahlenwertangabe für die jeweilige Kenngröße deren Definitionsgleichung be-
achtet werden.
EA
Sth
. ,' . ' . - -0
Ne ~
~a
~~_.~~---------
(f)--
Wie bereits in Abschnitt 2.1 vereinbart worden ist, wird die Strömungs maschine
als ein thermodynamisch einfaches System betrachtet. Demgemäß wird der ther-
modynamische Zustand am Maschinenein- und -austritt durch jeweils zwei Zustands-
größen (TE' v E bzw. TA' vA) eindeutig beschrieben, die als integrale Mittelwer-
te über den jeweiligen Bilanzquerschnitt AE bzw. AA zu verstehen sind.
262
Die Fluideigenschaften am Ein- und Austritt werden durch die jeweils zugeordneten
Stoffgrößen (1iE , 1iA , PE' P jv k E , k A' R) beschrieben.
Der Massenstrom rh soll am Ein- und Austrittsquerschnitt gleich sein (keine äuße-
ren Leckagen) •
Über die mit der Drehzahl N rotierende Maschinenwelle findet die Zu- oder Abfuhr
spez. technischer Arbeit a statt. Die Systemgrenzen werden als wärmedurchlässig
betrachtet, so daß eine auf den Massenstrom rh bezogene Wärmemenge qEA ausge-
tauscht werden kann.
F Einfl(m,a,qEA,T E ,TA ,v E ,vA ,zE ,zA,AE ,AA ,k E ,kA,R, vE ' VA'PE 'PA ,D,N ,g) =0.
( 4.1)
Die Anzahl der Einflußgrößen in dieser Funktion läßt sich reduzieren, indem
- solche Einflußgrößen ausgesondert werden, die von anderen abhängig sind, d.h.
deren Einfluß bereits durch andere Größen eindeutig beschrieben wird.
Wird das Prozeßfluid als reales Gas betrachtet, so muß gemäß Abschnitt 2.3 die
Druck- und Temperaturabhängigkeit der Stoffgrößen berücksichtigt werden. Dazu
wird u.a. die Gasgleichung mit dem druck- und temperaturabhängigen Realgasfak-
tor Z (p, T) ergänzt. In Abschnitt 2.3 werden Verfahren angesprochen, mit de-
nen die Druck- und Temperaturabhängigkeit des Realgasfaktors Z, der spezifischen
Wärmekapazitäten c p und c v sowie des Isentropenexponenten k näherungs weise
erfaßt werden können.
An dieser Stelle wird die Betrachtung auf ideale Gase beschränkt, um den Zusam-
menhang der Einflußgrößen überschaubar zu halten und die späteren Ähnlichkeitsge-
setze auf die üblicherweise benutzten Kenngrößen zu beschränken.
Bei idealen Gasen sind die spezifischen Wärmekapazitäten c und c nicht mehr
p v
vom Druck und von der Temperatur, sondern nur von der Temperatur abhängig.
c
k = It =...Q und R =c - c .
Cv p v
It A = ItE = It = const.
Abhängige Einflußgrößen
Die Abhängigkeiten der Einflußgrößen untereinander werden durch die Gesetze der
Thermo- und Fluiddynamik beschrieben.
So wird über den 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik ein Zusammenhang zwi-
schen den Zustandsgrößen am Ein- und Austritt des Systems und den Prozeßgrößen
hergestellt.
(4.2)
und
264
wird
(4.3)
rh = c A = const
v
und
Damit ergibt sich für die spez. technische Arbeit a gemäß Gleichung (4.2):
(4.4)
Die spezifische technische Arbeit a läßt sich demgemäß durch ebenfalls vorgege-
bene Einflußgrößen ausdrücken
a = a(TE,TA,vE,vA,AE,AA,zE,zA,rh,QEA,l1,R,g) (4.5)
Nach Sutherland [5] kann die Druckabhängigkeit bei den in Turbomaschinenstufen übli-
chen Druckverhältnissen jedoch vernachlässigt werden.
Damit besteht zwischen der dynamischen Zähigkeit TlE am Eintritt und Tl A am Aus-
tritt nur mehr eine Temperaturabhängigkeit , so daß 11 A durch die Zähigkeit 11E am
Eintritt und die zugehörige Temperatur TE sowie die Temperatur TA am Austritt
ausgedrückt
(4.6)
Mit den zuvor getroffenen Vereinfachungen hinsichtlich der Stoffgrößen und der Eli-
minimierung abhängiger Einflußgrößen vereinfacht sich die Einflußgrößenfunktion
(G leichung 4. 1) zu:
(4.7)
Die zur Bildung der üblichen Kenngrößen benutzte Einflußgrößenfunktion enthält an-
stelle der dynamischen Zähigkeit TlE die kinematische Zähigkeit \JE' anstelle des
spez. Volumens vA die spez. Druckänderungsarbeit YEA' anstelle der spez.
Wärmemenge qEA den polytropen Wirkungsgrad \01 und anstelle der Gaskonstan-
ten R die Schallgeschwindigkeit asE.
Die Gleichwertigkeit der alternativ benutzten Einflußgrößen ist über die aus ther-
modynamischen Gesetzen resultierenden Abhängigkeiten nachweisbar.
Die dynamische Zähigkeit TlE ist über das spez. Volumen v E mit der kinemati-
schen Zähigkeit \JE gemäß
(4.8)
verknüpft. Da v E als Einflußgröße definiert ist, kann \l E anstelle von l1E in die
Einflußgrößenfunktion einbezogen werden.
(4.9)
berechnen.
(~:)n:1 (4.10 )
266
Der funktionale Zusammenhang zwischen YEA und vA läßt sich über den als Ein-
flußgröße nicht benutzten Polytropenexponenten n herstellen. Nach Gleichung (4.9)
ist
(4.11)
(4.12)
Da die Größen TE ' TA' v E und R als unabhängige Einflußgrößen vereinbart sind,
kann vA ohne Beeinträchtigung der Aussagefähigkeit gegen YEA ausgetauscht wer-
den.
Austausch der spez. Wärmemenge gEA durch den pOlytropen Wirkungsgrad ~ol
Der polytrope Wirkungsgrad \01 ist in Abschnitt 2.2.3.1 wie folgt definiert wor-
den:
YEA YEA
für Verdichter (4.13)
\01 V = Llh - qEA YEA + jEA
(4.15)
(4.16 )
267
Die spez. Dissipation jEA besitzt gemäß Gleichung (4.13) und (4.14) die Abhän-
gigkeit
(4.17)
Da die spez. Wärmemenge qEA neben den bereits vorgegebenen Größen TE ' TA'
rt, Rund YEA nur mehr vom polytropen Wirkungsgrad \01 abhängt, kann sie in
der Einflußgrößenfunktion gegen \01 ausgetauscht werden.
Für ein ideales Gas ergibt sich die örtliche Schallgeschwindigkeit nach der Glei-
chung
a
s ~.
Mit Bezug auf den Zustand am Maschineneintritt (TE und asE) kann aus dieser Be-
ziehung die Gaskonstante R gemäß
(4.18)
Aufgrund der zuvor abgeleiteten Abhängigkeiten gemäß (4.8), (4.11), (4.17) und
(4.18) läßt sich die Einflußgrößenfunktion (4.7) wie folgt umformulieren:
(4.19)
268
Die Auswahl der darin enthaltenen Einflußgrößen stellt eine erste Willki.i.rlichkeit
des Verfahrens zur Kenngrößenbildung dar.
Werden hinsichtlich der Prozeßführung und des benutzten Fluids bestimmte Vorgaben
getroffen, so läßt sich die allgemeine Einflußgrößenfunktion (4.19) vereinfachen.
Als kompressible Fluide sollen in diesem Zusammenhang nur Gase verstanden wer-
den, die im interessierenden Druck- und Temperaturbereich einen hinreichenden
Abstand zum kritischen Zustand besitzen.
Unter diesem Vorbehalt ist der Dampfdruck (PE und pp) keine relevante Ein-
flußgröße.
PE ,PA' ZE ,z A und g.
Für die diabate Maschine mit Gasförderung ergibt sich eine reduzierte Einflußgrößen-
funktion:
F Einfl (rh 'YEA' v E ,TE ' TA ,N ,D ,A E ,AA ,asE' \JE' ll pol ' ,,) = o. (4.20)
In Tabelle 4.2 sind die Einflußgrößen mit den zugehörigen Größenarten aufgelistet.
Die Wahl der Bezugsgrößen stellt die zweite Willkürlichkeit des Verfahrens dar.
269
Einflußgröße Größenart
(Grundgrößen - Potenzprodukt )
\01
Um die Kenngröße TIm zu finden, welche sich auf den Massenstrom m bezieht, ist
ein Potenzprodukt aus den Dimensionen der Bezugsgrößen zu bilden, das der Di-
mension des Massenstromes entspricht:
(4.21)
270
M: - 01 = 1 CI' =- 1
T: - ß =- 1 ß= 1
L: 301+')' 0 'Y= 3
18: Ö 0 Ö = 0
(4.22)
Diese Kenngröße llm wird in der Praxis nicht verwendet, da sich bereits eine
gleichwertige Kenngröße eingebürgert hat, die sich von llm durch einen dimensions-
losen Faktor unterscheidet. Wenn auch der Zahlenwert dieser beiden als gleichwer-
tig bezeichneten Kenngrößen verschieden ist, so ändert sich bei Multiplikation mit
diesem Faktor nichts an der korrespondierenden Aussagefähigkeit dieser Kenngrö-
ßen.
(4.25)
(4.24)
eine fiktive Geschwindigkeit, die sich einstellen würde, wenn der Eintrittsvolumen-
strom VE durch die von dem maximalen Laufraddurchmesser D aufgespannte Kreis-
fläche strömt (Bild 4.2).
271
o o
Rodiolloufral Axiolloufrod
Der Durchmesser D ist sowohl eine die Baugröße bestimmende als auch eine die
geometrische Ahnlichkeit charakterisierende Einflußgröße , und u ist die Umfangs-
geschwindigkeit am Durchmesser D:
u=DnN.
Der Vergleich der Volumenflußzahl CD D mit der formal gebildeten Kenngröße TIm
ergibt
(4.25)
4
epD = Il.m 2'
n
4V (4.26)
epD = - - 2 - ·
nD u
272
Ein analoges Vorgehen ergibt eine Kenngröße bezüglich der spez. Druckänderungs-
arbeit YEA:
YEA
Il EA ="22' (4.27)
Y D N
Auch diese Kenngröße wird in dieser Form nicht benutzt, weil bereits nach VDr
2045 [3J eine Druckzahl W definiert ist.
Y
(4.28)
(4.29)
2 YEA
W = --2- ( 4.30 )
Y u
Die Kenngrößenbildung bezüglich der Größen v E ' D, N und TE' die als Bezugsgrö-
ßen gewählt worden sind, ergibt jeweils nur die Trivialkenngröße 1. Der Be-
weis hierfür läßt sich durch Exponentenvergleich erbringen. Damit wird die ein-
gangs aufgestellte Behauptung bestätigt, wonach beim Übergang von der Einfl uß-
größenfunktion auf die Kenngrößenfunktion die Zahl der Variablen entsprechend der
Zahl der Bezugsgrößen reduziert wird.
(4.31)
(4.32)
bezeichnet wird.
273
Bezüg lich der Querschni ttsflächen AE und A A ergeben sich die Kenngrößen :
(4.33)
(4.34 )
(4.35)
Der mit dem Umfang des Einheitskreises TI multiplizierte Kehrwert von nasE
wird als die Mach-Umfangszahl Mau bezeichnet. Sie bezieht eine Festkörperge-
schwindigkeit u auf die örtliche Schallgeschwindigkeit am Maschineneintritt:
(4.36)
TI
Mau = -n--·
asE
Ma =~. (4.37 ).
u asE
(4.38)
Wie bei der Mach-Umfangszahl ist auch hier der mit TI multiplizierte Kehrwert als
sog. Reyno lds-Umfangszahl Re u gebräuchlich:
(4.39)
274
Tl
Re
u -n-·
vE
Re = _u_D_ (4.40)
u
Die Einflußgrößen \01 und 11- sind dimensionslos und haben somit bereits den Cha-
rakter von Kenngrößen .
(4.41)
(4.42)
(4.43)
In diesem Fall ist die Verknüpfung zwischen Ein- und Austrittstemperatur TE und
TA durch die vorgegebene Zustandsänderung eindeutig bestimmt.
n It - 1
\01 = n - 1 -It-
275
Werden diese Beziehungen in Gleichung (4.9) eingesetzt und wird nach TAlTE auf-
gelöst, so ergibt sich:
TA YEA 11. - 1
T=-2--- +1. (4.44)
E asE '1\POl
Das Temperaturverhältnis ist also eine Funktion der Größen YEA , asE' '1\pol und
11.. Diese Größen sind nach Gleichung (4.20) jedoch als unabhängige Einflußgrößen
gewählt, so daß auf das Temperaturverhältnis und damit auf die Temperaturen TE
und TA verzichtet werden kann.
Die Kenngrößenfunktion der adiabaten Strömungs maschine geht aus der einer dia-
baten Maschine hervor, wenn das Temperaturverhältnis weggelassen wird.
Da jetzt nur noch drei Grundgrößen (L, M, T) auftreten, wird unter den getroffe-
nen Vereinbarungen, z.B. Vernachlässigung der Temperaturabhängigkeit von c p '
11. usw., aus dem thermodynamischen ein dynamisches Problem.
In diesem Fall können analog zu Gleichung (4.42) und (4.43) folgende Kenngrößen-
funktionen für adiabate Strömungsmaschinen mit kompressiblem Fluid definiert
werden:
(4.45)
(4.46)
Bei adiabaten Strömungsmaschinen ist der polytrope Wirkungsgrad \01 als Quo-
tient aus Druckänderungsarbeit Y und Enthalpiedifferenz 6h der Maschine bzw.
Stufe definiert. So gilt z.B. für einen adiabaten Verdichtungsvorgang :
TI - .L
polV - llh·
Werden Zähler und Nenner dieses Quotienten mit u 2 /2 erweitert, so ergibt sich:
?:J..
2
u
\01 V = -2 2llh- •
u
276
IIh
(4.47)
~h = u2/2
\01 V -
-.!Y
~h
Unter Beachtung der Stoffeigenschaften von Flüssigkeiten sowie der adiabaten Pro-
zeßführung ergeben sich die nachfolgenden Besonderheiten hinsichtlich der Kenn-
größenbildung :
277
(4.48)
- Wie in Abschnitt 4.2.2 erläutert, sind die Temperaturen TE und TA für den
adiabaten Prozeß über weitere Prozeßgrößen eindeutig miteinander verknüpft.
- Bei exakt dichtebeständigen Fluiden ist die Schallgeschwindigkeit a s und der Isen-
tropenexponent 11. unendlich groß j bei realen Flüssigkeiten nehmen die Größen
endliche, jedoch im Vergleich zu Gasen noch sehr hohe Werte an, so daß hier-
mit gebildete Kenngrößen keine differenzierende Aussagekraft haben, d.h. die
Größen a s und 11. können als Einflußgrößen vernachlässigt werden.
- Die potentielle Energie g(z A - zE) ist bei Flüssigkeiten im Gegensatz zu Ga-
sen nicht vernachlässigbar .
- Der Dampfdruck PE und PA ist für die Beschreibung von hydraulischen Turbo-
maschinen von wesentlicher Bedeutung. Vom Dampfdruck ist das Kavitationsver-
halten von Pumpen und Turbinen abhängig. Nach Abschnitt 3.3.8 ist für das Auf-
treten von Kavitation die Differenz zwischen Dampfdruck p I und dem örtlichen
statischen Druck Pstat maßgebend, d.h.
Je nach Maschinenart - Pumpe oder Turbine - ist diese Druckdifferenz Llp I mit
dem niedrigsten statischen Druck Pstat E bzw. Pstat A und dem zugehörigen
Dampfdruck PE bzw. PA zu bilden.
(4.49)
Die nachstehende Tabelle 4.3 enthält die Einflußgrößen mit den zugehörigen Größen-
arten.
spezifisches Volumen v,
Laufraddurchmesser D,
Drehzahl N
278
gewählt, so ergeben sich bezüglich der Einflußgrößen YEA , A A' AE und \) die-
selben Kenngrößen wie bei den adiabaten Maschinen mit inkompressiblen Fluiden.
den.
Einflußgröße Größenart
(Grundgrößen - Potenzprodukt )
m
YEA
v
AA' AE
zA' zE
II p'
\)
\01
g
(4.50 )
( 4.51)
(4.52)
279
Diese Größe wird in der Praxis nicht verwendet. Die benutzte Kenngröße hinsicht-
lich des Dampdruckes ist die sog. Thoma-ZahZ;
Th = ~
!lp . ( 4.53)
Diese Kenngröße läßt sich ableiten, wenn anstelle der Druckänderungsarbeit YEA
die Druckdifferenz !lp als Einflußgröße eingeführt (siehe Gleichung 4.48) und !lp
statt des spez. Volumens v als Bezugsgröße gewählt wird. Beide Substitutionen
sind im Rahmen der freien Wahl von unabhängigen Variablen und Bezugsgrößen er-
laubt.
( 4.54)
Die Kenngröße wird jedoch nicht in dieser Form benutzt, weil bereits die sog.
Froude-Umfangszahl eingeführt ist, die wie folgt definiert ist;
Fr =_u_ (4.55a)
u y-grs-
bzw.
nDN
Fr = ---. (4.55b)
u rgD
um;
n
Fr =--.
Fr =_w
__ (4.56)
~
ist eine Kenngröße, die bei Strömungen mit freien Oberflächen unter Schwerkraft-
280
(4.58)
Re = w L (4.59)
v
ins Verhältnis gesetzt wird, besteht die Relation bei der Reynolds-Umfangszahl ge-
mäß Gleichung (4.40) zwischen der Umfangsgeschwindigkeit u des Laufrades und
der kinematischen Zähigkeit \i E am Maschinen- bzw. Stufeneintritt .
Beim Übergang von Einflußgrößen- auf Kenngrößenfunktionen wird die Zahl der Va-
riablen um die Anzahl der Bezugsgrößen reduziert.
281
(4.60)
( 4.61)
Unter der Vorgabe konstanter Parameter Heu und Th reduzieren sich beide Kenn-
funktionen auf die Abhängigkeiten
(4.62)
die in Bild 4.3 für den Fall einer Pumpe qualitativ dargestellt sind.
Th = const
1/Iy Re u = const
7!pol
unbekannt sind. Dies soll am Beispiel eines Laufrades (Bild 4.4) verdeutlicht wer-
den.
Die Ähnlichkeit hinsichtlich der Abmessungen D s ' bund a ist bei allen Laufrä-
dern gegeben, deren Geometriekenngrößen bezogen auf den Außendurchmesser D
konstant sind, d.h.;
D s/D = const,
b/D = const,
a/D = const.
Sind nur diese Kenngrößen, nicht aber der Betrag des Durchmessers D bekannt,
der bei dem Modellrad vorgelegen hat, so ist ein Rückschluß auf die absoluten Ab-
messungen des Modellrades nicht möglich.
4.2.5 Kenngrößenkombinationen
Die abgeleiteten Kenngrößenfunktionen beinhalten alle Kenngrößen, die unter den je-
weils getroffenen Voraussetzungen eine vollständige Ähnlichkeitsbeschreibung der
betrachteten Strömungsmaschine ergeben.
283
(jlD
Schluckzahl 1-1 = 1$ ,1 / 2'
(4.65)
Y
1 _ -L
Laufzahl v =1$ 1 1/2 - ~D '
(4.66 )
Y
1/2
((!D
SchneZZaufzahl (J := (4.67)
1 W 13/4 '
Y
1+ 11/ 4
Durchmesserzahl 6
y. (4.68)
1/2
CPD
Die beiden letztgenannten Kennzahlkombinationen sind von Cordier [7J mit dem
Ziel eingeführt worden, über die gegenseitige Zuordnung dieser Kenngrößen den Zu-
sammenhang zwischen den vorgegebenen Betriebsgrößen und der optimalen Maschi-
nengeometrie anschaulich darstellen zu können.
(4.69)
(4.70)
Cordier hat die Kenngrößen für eine große Zahl von einstufigen Strömungsmaschi-
nen unterschiedlicher Bauarten ermittelt, die im Betrieb einen guten Wirkungsgrad
gezeigt haben. Die jeweils festgestellte Zuordnung von Schnellaufzahl a und Durch-
messerzahl ö für den Optimalpunkt hat er punktweise in ein Diagramm mit den ent-
sprechenden Koordinaten eingetragen.
Aus dem Verlauf der 0, c-Kurven für Turbinen und Verdichter ist zu erkennen, daß
bei gleicher Schnellaufzahl 0, also gleicher Druckänderungsarbeit y, Drehzahl N
und gleichem Volumenstrom V, Verdichter eine größere Durchmesserzahl c, d.h.
größere Bauabmessungen besitzen als Turbinen.
Turbine~ \. '\ \
\ I\. 1'.
~ I\.
1\ I\. "- ,
'-,"- ~ ,
"-
" ~ ......... ......
I-I- ~ro~cils -ITyr~inle n
~"Koplon-Turbinen
~~
"-
..... ;-.
1 1-, 't-... 1' ...1
0.1 0.2 0.3 0,4 0,5 0,6 O,B 1.0 2 3 Bild 4.5. ö -Dia gram m nach
0,
Schnellaufz ohl (j
Werten von Cordier
285
Aus der Strömungsmechanik (Abschnitt 3.4) ist bekannt, daß eine verzögerte Ka-
nal- oder Profilströmung gegenüber einer beschleunigten Strömung ablösegefähr-
det ist.
Das 0,6 -Diagramm läßt sich bei vorgegebenen Betriebsdaten einer Strömungsma-
schine zur Abschätzung des Laufraddurchmessers und zur Festlegung der prinzi-
piellen Laufradbauform benutzen.
Uber die Durchmesserzahl 6 und die Schnellaufzahl 0 wird nicht nur die Baugröße
einer Maschine sondern auch die prinzipielle Laufradform beschrieben. In Bild 4.6
sind die Kenngrößenbereiche der radialen, diagonalen und axialen Bauform angege-
ben.
Die Zahlenwerte der Bereichsgrenzen sind nur als Anhaltswerte zu verstehen. Au-
ßerdem ist zu beachten, daß die Kenngrößenbereiche der einzelnen Laufradformen
nicht scharf voneinander getrennt sind, sondern fließend ineinander übergehen.
Aus den Definitionsgleichungen der Kenngrößen 0 und I) (Gleichung 4.69 und 4.70)
ist zu erkennen, daß einem hohen Druckverhältnis und einem geringen Volumen-
durchsatz eine große Durchmesserzahl I) und eine kleine Schnell aufzahl 0 entspre-
chen. Im Grenzbereich einer solchen Konstellation ergeben sich Radialräder mit
286
Schnellaufzahl Ci
0,07 - 0,32 0,25 - 1,0 0,6 - 2,5
Durchmesserzahl Ö
13 - 2,8 3,5 - 1,5 1,95 - 1.1
(4.71)
Darin ist 0M die Durchmesserzahl , die sich aus den Auslegungsgrößen der Maschi-
ne ergibt und z die Anzahl der Stufen.
Den Gleichungen (4.69) und (4.70) ist zu entnehmen, daß aus geringem Druckver-
hältnis bzw. kleiner Druckänderungsarbeit y und großem Volumenstrom V eine
niedrige Durchmesserzahl 6 und eine hohe Schnellaufzahl 0 resultieren. Im G renz-
bereich bedeutet diese Kennzahlkombination ein axial durchströmtes Laufrad mit
wenigen und somit weitgefächerten Schaufeln, das auch als Propeller bezeichnet
wird.
287
Ist ein vorgegebener Volumenstrom unter der Maßgabe eines guten Wirkungsgrades
nicht in einer zusammenhängenden Maschinen- bzw. Stufendurchströmung reali-
sierbar, so wird eine mehrflutige Anordnung bzw. Parallelschaltung der Stufen
oder Stufengruppen erforderlich. Bei mehrflutigen Maschinen werden die parallel-
geschalteten Stufen bzw. Stufengruppen jeweils von einem der Flutigkeit entspre-
chenden Teilvolumenstrom durchsetzt. Der spez. Energieumsatz jeder "Flut" ist
gleich dem der Maschine. Unter der Voraussetzung einer gleichmäßigen Aufteilung
des Gesamtvolumenstromes ergibt sich fiir den Zusammenhang zwischen der Schnell-
laufzahl a M der Maschine und az der einzelnen "Flut" :
a
z
'" 1fT
r z aM' (4.72)
Die Ähnlichkeit zweier Maschinen ist dann gewährleistet, wenn sowohl die geome-
trische Ähnlichkeit erfüllt ist, als auch alle Maschinenkenngrößen exakt überein-
stimmen. In diesem Fall wird auch von vollständiger lIhnlichkeit gesprochen.
Die angenäherte Ähnlichkeit hat für die Strömungs maschine Bedeutung gewonnen,
weil in vielen Fällen eine vollständige physikalische Ähnlichkeit zwischen Modell
und Original nicht zu erreichen ist. Dies soll an einem Beispiel erläutert werden.
u d •h• Ma T - 0,5 ,
Ma '" 1'----:::-::: u ~
u , 11. RT
2BB
uD P uDp Re ~ T- (1 + w)
Re u = -Tj- = Tj(T)R T d.h. u '
Ma ~ T- O,5
u '
Re ~ T- 1,76
u
verändert.
Daraus ist zu erkennen, daß bei einer Änderung der Bezugstemperatur ein gleich-
zeitiges Konstanthalten der Mach-Umfangszahl und der Reynolds-Umfangszahl unter
den vereinfachenden Annahmen, z.B. unter konstantem Eintrittsdruck, ausgeschlos-
sen ist. Demgemäß wäre für diesen Fall keine exakte Ähnlichkeit zu erreichen.
Am Beispiel der Reynolds-Zahl soll der Begriff der angenäherten Ähnlichkeit erläu-
tert werden. In Bild 4.7 ist nach H. Davis [sJ das Verhältnis der Reynolds-Zahl
von Modell und Original über der Reynolds-Zahl des Originals aufgetragen.
unzulässiger
10 ~-------+--------+-----~~~----~~--
I
i zulässiger
~l ,O~~====~-+----------1-----------r--B~e~re7ic~h~--i---~
'--
i
:0:
~
"
~,
0,1 f---------+---------I-------~><-;:---------f"'-;~
unzulössiger
Re u OrigirIGl
Dieses Diagramm ist allerdings nur noch als eine Hilfe zur Abschätzung des Rey-
nolds-Zahleinflusses auf die Strömungsähnlichkeit anzusehen.
Beispiel 4.1:
Eine Radialverdichterstufe zur Förderung von Luft wird auf einem Prüfstand mit stufenlos dreh-
zahlverstellbarem Antriebsmotor im geschlossenen Kreislauf untersucht. Dabei weichen die Zu-
standsgrößen am Stufeneintritt im Versuch (Index" V") gegenüber denen bei Auslegung (Index" A")
voneinander ab.
Unter der Voraussetzung, daß die Luft als ideales Gas mit temperaturunabhängigem Isentropenex-
ponenten K betrachtet und der Prozeßadiabat angenommen wird, soll das Drehzahlverhältnis und
der Eintrittsdruck P1V ermittelt werden, mit dem Strömungsähnlichkeit zwischen Versuch und
Auslegung zu erreichen ist.
290
Weiterhin ist das Verhältnis der inneren Verdichterleistungen bei Auslegung und Versuch zu be-
stimmen, wobei vereinfachend cE = cA und g 6z = 0 angenommen werden soll.
Lösung:
Der Zusammenhang zwischen dem Ansaugezustand und der Rotordrehzahl ist über die Mach-Um-
fangszahl gegeben. Die Ähnlichkeitsbedingungen bezüglich dieser Kenngröße lauten:
u 2V u 2A
MauV = MauA bzw. mit Gleichung (4.36)
V>tRT 1V V>tRT 1A
N
N=
V ~1V
r-=
1{293
r33"3=O,938.
A 1A
gebildet.
Da der Laufraddurchmesser D 2 und die Gaskonstante R unveränderliche Größen sind, ergibt sich
unter gleichzeitiger Benutzung der zuvor abgeleiteten Beziehung zwischen Umfangsgeschwindigkeit
und Temperatur
P
1V
~
=T1V P 1A
ilr1A
~
--1.Y. = 1,82 • 10 -5 • 2
T 1A 2,01.10-5
vm293 = 1,699 bar.
333
Dieser Druck muß beim Versuch am Stufeneintritt eingestellt werden, um die Strömungsähnlich-
keit gegenüber der Auslegung zu sichern.
ist.
Der Massenstrom m und die Enthalpiedifferenz ßh lassen sich unter Benutzung der Volumen-
flußzahl 'PD und der Enthalpiezahl ~h wie folgt ausdrücken:
Damit wird
P.
1
Aus Gründen der Strömungsähnlichkeit zwischen Auslegung und Versuch muß 'P DA = 'PDV und
'i hA = 'i hV gelten. Außerdem sind die Größen Rund D 2 unter Auslegungs- und Versuchsbedin-
gungen konstant.
und mit der zuvor abgeleiteten Beziehung zwischen Drehzahl bzw. Umfangsgeschwindigkeit und
Eintri ttstemperatur
2
T lA u 2A
~=-2-
lV u 2V
wird
0,938 = 0,797.
Beispiel 4.2:
Eine einstUfige Radialpumpe zur Förderung von Wasser ist unter Benutzung des Cordier-Dia-
gramms für die nachfolgenden Daten auszulegen:
Volumenstrom
Lösung:
0=~(2")
N rv 2 1/4
/ y/
definiert.
Die Druckänderungsarbeit y errechnet sich im Fall eines inkompressiblen Fluids gemäß Gleichung
(4.48)
Y= S vdp =v
1 8 • 105
~p = p ~p = ----woo-= 800 J/kg.
Zusammen mit den Zahlenwerten des Durchsatzes und der Drehzahl ist für die einflutige Maschine
f1.2
o = 24, 5 . 1 , 2 (2 TT 2 )
1/4
= 0, 376 •
/800/ 3/ 4
Aus dem Cordier-Diagramm (Bild 4.5) ist zu erkennen, daß die Schnellaufzahlen radialer Pumpen-
räder den Wert 0 = 0,32 nicht übersteigen sollten. Demzufolge muß im vorliegenden Fall die
Schnellaufzahl der Stufe gesenkt werden, wenn die radiale Bauart beibehalten werden soll. Dies
ist durch eine mehrflutige Ausfiihrung der Pumpe möglich. Gemäß Gleichung (4.72) gilt für jede
Flut bei gleichmäßiger Aufteilung des Volumenstromes
0' =0 n.
Bei zweiflutiger Ausßhrung (z = 2) ergibt sich für jedes der bei den Laufräder
Diese Schnellaufzahl einer "Flut" liegt im Bereich der radialen Bauform • Ihr ist im Cordier-Dia-
gramm eine Durchmesserzahl
5 = 3,7
zugeordnet.
(11 2 )1/4
rv
= D 2 /y/l/4
5 8
293
Der so ermittelte Laufraddurchmesser D 2 gibt einen ersten Hinweis auf die Baugröße der auszu-
legenden Pumpe.
In Abschnitt 1.3 ist der generelle Unterschied zwischen Strömungs maschinen und
Verdrängermaschinen hinsichtlich des Energieaustausches erläutert worden.
Eine besondere Problematik ergibt sich bei den Verdrängermaschinen jedoch hin-
sichtlich der charakteristischen geometrischen Bezugsgrößen.
Durch die Verknüpfung von Laufraddurchmesser D und Drehzahl N ist die Umfangs-
geschwindigkeit u gebildet worden, die als weitere Bezugsgröße zur Definition der
Druckzahl 1jr
y , der Volumenflußzahl CPD' der Mach-Umfangszahl Mau und der
Reynolds-Umfangszahl Re u benutzt wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, soll versucht werden, die Auswahlkriterien der Tur-
bomaschinen auf die Verdrängermaschinen zu übertragen, nämlich:
- Die gewählte geometrische Bezugsgröße soll möglichst als Durchmesser für die
Baugröße der Maschine bzw. Maschinenstufe charakteristisch sein (wie D als
geometrische Bezugsgröße bei der Strömungsmaschine) .
Die mit dem Bezugsdurchmesser gebildete Kreisfläche wird als fiktive Durchtritts-
fläche des Volumenstromes betrachtet, über die der Zusammenhang zwischen der
Baugröße und dem Volumendurchsatz hergestellt wird.
Nach diesen Kriterien sollen nachfolgend die Kenngrößen der verschiedenen Ver-
drängermaschinenbauarten definiert werden. Dabei sollen nur die gebräuchlichsten
295
Hubkolbenmaschinen
auf.
Es ist
(4.73)
Zur Definition der Volumenflußzahl <:PD ist in Abschnitt 4.2 eine fiktive Durchfluß-
geschwindigkeit cD gemäß
gebildet worden, die eine formale Verknüpfung zwischen dem durchgesetzen Volu-
menstrom V und der charakteristischen Stufenabmessung - in diesem Fall des Lauf-
radaußendurchmessers D - darstellt. Der Term n/4 D 2 wird auch als fiktiver
Durchtrittsquerschnitt bezeichnet.
(4.74)
(4.75)
297
Vielzellenmaschinen
Wie in Abschnitt 6.2.1 eingehender erläutert wird, ist die Vielzellenbauart durch
eine exzentrische Anordnung des Rotors gegenüber der kreisförmigen Gehäusekon-
t ur gekennzeichnet (B ild 4. 9 ) .
Arbeits -
schieber
u = (D G + 2 e) n N
max
u min = (D G - 2 e) nN.
u + u .
max mln
u =--""="-:2:---== = DG TI N. (4.76)
Mit diesen Bezugsgrößen läßt sich die Druckzahl und die Volumenflußzahl gemäß
allgemeiner Definition bilden:
298
(4.77)
CD 4 V
erD =u =- - 2 - , (4.78)
TI DG u
4V (4.79 )
Roots-Maschinen
Fluidenergiemaschinen der Roots-Bauart arbeiten mit zwei Rotoren, von denen ei-
ner als eigentlicher Energieübertrager wirkt, während der zweite als sogenannter
Nebenläufer der Bildung geschlossener Arbeitsräume dient (Bild 4.10).
,
Houpllöu !er Hl
Der Energieübertrager , auch Hauptläufer genannt, rotiert mit konstanter An- bzw.
Abtriebsdrehzahl N. Dabei beschreibt ein Punkt mit der größten radialen Erstrek-
kung des Läufers eine Kreisbahn mit dem Durchmesser D HL , der auch als Haupt-
läuferdurchmesser bezeichnet wird.
Es ist demgemäß
4 V (4.81)
erD 2 3
TT D HL N
Schraubenm aschinen
Schraubenmaschinen zählen wie die der Roots-Bauart zur Kategorie der zweiwelli-
gen Verdrängermaschinen. Im Gegensatz zur Roots-Bauart sind die ineinandergrei-
fenden Läuferprofile nicht zylindrisch ausgefilhrt. sondern schraubenförmig ver-
drillt.
Auch bei der Schraubenbauart lassen sich die beiden Läufer nach ihrer primären
Aufgabenstellung unterscheiden (Bild 4.11) •
Houpllöufer HL Nebenlöufer NL
Über den sog. Hauptläufer findet vorrangig der Energieaustausch zwischen dem
Fluid und der rotierenden An- bzw. Abtriebswelle statt. Der sog. Nebenläufer
dient im wesentlichen der Bildung des bauarttypischen Arbeitsraumes und über-
trägt nur einen geringen Anteil der ausgetauschten Leistung.
cD 4 V
CJl D =-u =--=-~--
2 3
TI D HL N
Kreiskolbenmaschinen
Wie aus der schematischen Darstellung einer als Beispiel gewählten Kreiskolben-
bauart (Bild 4.12) zu erkennen ist, wälzt der innenverzahnte Kolben auf der au-
ßenverzahnten An- bzw. Abtriebswelle ab. Die Kolbeneckpunkte mit dem Abstand R
zur Kolbenmitte beschreiben bei dieser Bewegung eine Epitrochoide. Sofern das
Durchmesserverhältnis der beiden Verzahnungen den Wert
Infolge der exzentrischen Anordnung des Kolbens gegenüber der Antriebswelle ist
diese Umfangsgeschwindigkeit während einer Kolbenumdrehung nicht konstant,
sondern schwankt zwischen dem Maximalwert
u =2nN K (R+3e)
max
u + u .
max mln
u =--=":':'="'--;0;2:----':':':":':.0
(4.82)
Mit diesen Bezugsgrößen können entsprechend der allgemeinen Definition die Kenn-
größen vy und '+'D gebildet werden:
,h
~y
-~
- 2/ 2 (4.83)
,u
v
(4.84)
Soll anstelle der Kolbendrehzahl N K die An- bzw. Abtriebsdrehzahl N der Kreis-
kolbenmaschine benutzt werden, so muß das Durchmesserverhältnis D /D. be-
a 1
kannt sein bzw. vorgegeben werden. Bei einem Verhältnis von
302
ist
Dies bedeutet jedoch nicht, daß z.B. der Volumenstrom einer Hubkolbenmaschine
nur von der Hublänge LH und der Kurbelzapfengeschwindigkeit u bestimmt wird,
wie auch bei einer Strömungsmaschine der Volumendurchsatz nicht nur vom Lauf-
raddurchmesser D und der Umfangsgeschwindigkeit u abhängt.
Über die genannten Bezugsgrößen hinaus wird der Volumendurchsatz je nach Bau-
art der Maschine u.a. von weiteren Geometrieparametern beeinflußt, die im Fall
der Maschinenauslegung den vorgegebenen Betriebs- und Ähnlichkeitsbedingungen
angepaßt werden müssen.
Durch die genannten Kriterien werden die günstigsten Einsatzbereiche der ver-
schiedenen Maschinenbauarten gegeneinander abgegrenzt.
Dieser Volumenflußzahlbereich stimmt etwa mit dem der diagonal bis axial be-
schaufelten Strömungsmaschine überein .
Daraus könnte nun formal der Schluß gezogen werden, daß die Hubkolbenmaschine
im gleichen Maße wie z.B. die axiale Strömungsmaschine für den Durchsatz größ-
ter Volumenströme geeignet wäre.
cp
D
Der Term ~ kann als das pro Umdrehung durchgesetzte Fluidvolumen interpretiert
werden, während der Term D 3 das Bauvolumen der Maschine charakterisiert.
Stimmt nun die Volumenflußzahl 'PD z.B. eines Kolbenverdichters mit der eines
Axialverdichters überein und besitzen beide einen vergleichbaren Bezugsdurch-
messer , so wäre das pro Umdrehung durchgesetzte Fluidvolumen ebenfalls von
gleicher Größenordnung.
Im Gegensatz dazu werden bei Axialverdichtern wegen des Fehlens freier Massen-
kräfte relativ hohe Umfangsgeschwindigkeiten realisiert, die unter bestimmten
Voraussetzungen in einer Größenordnung von 300 mls liegen können.
304
Bei gleichen Bezugsdurchmessern D kann daher die Drehzahl und damit der Volu-
mendurchsatz pro Zeiteinheit beim Axialverdichter (u = 300 m/ s) 60 mal höher
liegen als beim Hubkolbenverdichter (u = 5 m/ s) .
Anders ausgedrückt: Soll ein bestimmter Volumenstrom mit einem von einer Axial-
stufe erreichbaren Druckverhältnis gefördert werden, so wird bei gleicher Durch-
~~ußzahl der Bezugsdurchmesser D des Hubkolbenverdichters um den Faktor
y 60 ~ 4 höher als derjenige der Axialstufe liegen müssen.
Diese Relation überzeichnet jedoch die realen Verhältnisse, da die für stationäre
Axialverdichter erreichbaren Stufendruckverhältnisse ([] = 1.1 .;. 1.25) für Hub-
kolbenstufen , in denen Druckverhältnisse [] = 2 .;. 8 erreicht werden, im allgemei-
nen zu klein sind.
Demgemäß ist die Schnellaufzahl (J, die als Kombination aus Volumenflußzahl CJlD
und Druckzahl 'li definiert worden ist (Gleichung 4.69), zur Auswahl der geeignet-
y .
sten Bauart bei vorgegebenen Betriebsgrößen (V, Y und N) aussagefähiger.
Die Relation zwischen der Schnellaufzahl und der nach Gleichung (4.70) definier-
ten Durchmesserzahl 6 kann in der von Cordier [7J für Strömungsmaschinen ein-
geführten Diagrammdarstellung auf Verdrängermaschinen ausgedehnt werden und
liefert bei vorgegebenen Betriebsdaten (V, y und N) sowohl ein Auswahlkriterium
für die geeignetste Bauart als auch einen Richtwert der zu erwartenden Baugröße ,
ausgedrückt durch den Bezugsdurchmesser D.
In diesem Diagramm sind neben der bereits in Bild 4.5 aufgetragenen (J, 6-Zuord-
nung für Turboverdichter die entsprechenden Kennzahlzuordnungen und Betriebsbe-
reiche für einige Verdrängerverdichterbauarten aufgetragen.
305
100~6 EE=EfI=E=E=t=IH=l=l=~'llc-==t==E83~E~=l~
1 I I I I I I I I I I I I-r--~'~
' I-'f---[ Huliolbenverdichter =-:;;-::I=.- ----+----1--r--+-
I -Vi elzellenverdichler~
;o+ -I--I-I---tI-
11---+"-"',, :- Kraskolbewerdichler .- I - - - - - -----j
" rKreiskolbenverdichler 11)1
100B LL
': :,
11 11
6 " 11
I()
' 1---+---+--++ -t~
~ rt: ~ -r- L
Schroubenverdichter' 16 i
I 11
-Rootsgebliise -
, - i-
r--.,:I--:.-: ~
~ ~I-4~4-~4-~~~ ~ ~
sClhrwbenverd.314-
I I --,
_~
.
86 1
f- ~+=~~+=~=t~~
I I- l
.
Wie an Bild 4.5 erläutert worden ist, sind in einem Toleranzband um diese Aus-
gleichskurven ebenfalls noch gute Wirkungsgrade zu erwarten. In Bild 4.13 ist aus
Gründen der Übersichtlichkeit auf die Darstellung dieser Toleranzbänder verzich-
tet worden.
Formal läßt sich eine solche Zuordnung auch für Expansionsmaschinen angeben.
Die technische Bedeutung der Verdrängermotoren liegt jedoch vornehmlich im Be-
reich der Verbrennungsmotoren. die vom Funktionsprinzip her eine Kombination
von Verdichter, Expander und Brennkammer darstellen und somit als Fluidener-
gieanlage zu bezeichnen sind. Da in diesem Fall das Zylinder-Kolben-System in
zyklischer Abfolge die Funktion eines Verdichters und die eines Expanders über-
nimmt, ist eine eindeutige Kenngrößenbeschreibung im Cordier-Diagramm schlecht
möglich.
führter Maschinen verfügbar ist. Aus diesem Grund soll an dieser Stelle auf eine
entsprechende Darstellung verzichtet werden. Auf die Grenzwerte der den ver-
schiedenen Bauarten zugeordneten Betriebsbereiche wird in Abschnitt 6.2.2.4 ein-
gegangen.
Ma =~
u as
•
t::. V =A 01 a s V- 2
;:-:-r
2
K
(n - n ) .
-K-
K+l
(4.85)
Wird nun ein Schraubenverdichter bei gleicher Drehzahl mit einem Gas höherer
Schallgeschwindigkeit a s bei sonst konstanten Betriebsgrößen gefahren. so nimmt
der Leckvolumenstrom gemäß Gleichung (4.85) relativ zum gleichbleibenden Volu-
307
Die in Gleichung (4.85) enthaltene Durchflußzahl CI hängt außer von der Geometrie
der Spaltquerschnitte von der Reynolds-Zahl der Spaltströmung ab.
Soll nun in dem zuvor beschriebenen Fall die relative innere Leckstrommenge kon-
stant sein. so ist neben der bereits angesprochenen konstanten Mach- Umfangszahl
Mau auch eine konstante Durchflußzahl 0/ bzw. eine konstante Reynolds- U mfangs-
zahl Re u erforderlich, da die Geometrie der Spaltquerschnitte unveränderlich ist.
Daraus ist zu erkennen. daß neben der Druckzahl 1\r y und der Volumenflußzahl CDD
Literatur zu Kapitel 4:
[11] Fister, W.; Kotzur , J.: Zur Umrechnung von Kennlinien gekühlter und ungekühlter Turbo-
verdichter. VDI-Fortschrittsbericht, Reihe 7, Nr. 29, 1972.
[12J Fister, W.: Versuche an Turboverdichtern. GHH-Technische Berichte 1962. 2, 2-9.
[13J Fister, W.; Kotzur • J.: Ungekühlte Turboverdichter bei geänderten Betriebsbedingungen .
Chemie-Ing .-Technik, 37 (1965) 1055-1062.
[14J Kotzur , J.: Analyse und Umrechnung von Radialverdichterkennlinien. Diss. Bochum 1978.
[15J Fister, W.; Kotzur , J.: Conversion of Centrifugal Compressor Performance Curves Con-
sidering Non-Similar Flow Conditions. ASME P3.per 82-GT-42.
[16J Kotzur, J.: Strömungsmechanische Ähnlichkeitsbedingungen bei Abnahmeversuchen an Turbo-
kompressoren. Fortschrittsberichte der VDI-Zeitschriften, Reihe 7, Nr. 72, 1983.
5 Die Strömungsmaschinenstufe
Neben Maschinenteilen, die der Zu- und Abfuhr des Fluids dienen, bestehen die
Strömungsmaschinen im wesentlichen aus einer oder mehreren Stufen als den klein-
sten funktionsfähigen Einheiten, in denen sowohl der Arbeitsaustausch zwischen den
rotierenden Maschinenteilen und dem Fluid als auch eine Energieumwandlung zwi-
schen kinetischer und potentieller Energie innerhalb des Fluids stattfindet. Die
Stufe besteht im allgemeinen aus einem Laufrad und einem Leitrad. In Sonderfällen,
wie z.B. bei Windrädern und Propellern, wird auf das Leitrad verzichtet.
axial
Häufig werden die einzelnen Fluten wiederum mehrstufig ausgeführt, was vor al-
lem bei axialen Strömungsmaschinen üblich ist. Die mehrflutige Bauweise wird
vorwiegend entsprechend der Volumenstromänderung bei Verdichtern in den ersten
und bei Turbinen in den letzten Stufen notwendig.
Die Strömungsmaschinenstufen können sowohl als Radial-, Diagonal- wie auch als
Axialstufen ausgeführt werden. Entsprechend den unterschiedlichen Aufgaben ist
von der Funktion her zwischen Verdichter- und Turbinenstufen zu unterscheiden.
Für die Auftrennung der Stufe in Lauf- (La) und Leitrad (Le) sind die Bezugsebe-
nen nach Bild 5.3 definiert.
Dabe i sollen zur einheitlichen Darstellung die Ebenen vor und hinter dem Laufrad
unabhängig von der Funktion grundsätzlich mit 1 bzw. 2 bezeichnet werden, so
daß das bei Turbinen im allgemeinen vor dem Laufrad angeordnete Leitrad zwischen
den Ebenen 0 und 1 und das bei Verdichtern dem Laufrad in Strömungsrichtung
folgende Leitrad zwischen den Ebenen 2 und 3 zu finden ist. Diese Bezeichnungen
werden zur Zuordnung von Größen zu den einzelnen Strömungsquerschnitten be-
nutzt. Das Laufrad betreffende Größen werden mit (,,), das Leitrad betreffende
Größen mit ( ') gekennzeichnet.
311
a VerdichIer b Turbinen
Rodiolslufe Axiolslufe Axiolslufe
Bi ld 5.3. Beispiele für Stufen von Strömungsmaschinen mit Indizierung der Strö-
mungsebenen 0 bis 3; Laufrad ["J, Leitrad [ ']
In den genannten Ebenen vor und hinter den jeweiligen Stufenelementen werden im
allgemeinen komplizierte dreidimensionale und ggf. auch instationäre Verhältnis-
se der strömungstechnischen und thermodynamischen Größen des Fluids vorliegen.
Um die Beschreibung der physikalischen Vorgänge in einer Strömungsmaschinen-
stufe zu vereinfachen, werden die örtlichen Geschwindigkeiten und Zustandsgrößen
in den betreffenden Strömungsquerschnitten durch geeignete Mittelwerte (s. Ab-
schnitt 5.5) ersetzt und auf einen repräsentativen Punkt dieses Querschnitts bezo-
gen. Die Verbindung dieser Punkte ergibt den sogenannten repräsentativen Strom-
faden, der hier vorläufig so angenommen wird, daß durch ihn als Erzeugende einer
koaxialen Rotationsfläche die Flächen der jeweiligen Strömungsquerschnitte halbiert
werden (Bild 5.4). Diese Annahme über die Lage des repräsentativen Stromfadens
wird in Abschnitt 5.5 überprüft.
b b
'27.
Nach Bild 5.4 liegt der so definierte mittlere Stromfaden für einen axialen Stufen-
eintritt auf dem Durchmesser
(5.1)
Bei einem rein radialen Strömungskanal wird z.B. die Kanalbreite b am Laufrad-
austritt durch den mittleren Stromfaden halbiert. Bei diagonal durchströmten Quer-
schnitten ist die Lage des mittleren Stromfadens gemäß der beschriebenen Flächen-
halbierung zu konstruieren.
Wie die Bilder 5.1 bis 5.3 zeigen, wird zur zeichnerischen Darstellung der Stufen-
elemente, abweichend von dem sonst im Maschinenbau üblichen Verfahren der Pa-
ralle lprojektion, vorteilhaft die Zirkularprojektion eingesetzt.
Bei den Lauf- und Leiträdern sind die Schaufeln zentralsymmetrisch auf rotations-
symmetrischen Grundkörpern aufgebracht. Ein Meridianschnitt durch einen sol-
chen Körper würde bei einer Parallelprojektion bezüglich der Schaufeln schwierig
zu konstruierende Durchdringungskurven ergeben, wie dieses in Bild 5. 5a am Bei-
spiel eines Radialverdichterlaufrades gezeigt ist. Je nach LaufradsteIlung würden
sich die Schaufeln unterschiedlich darstellen und ggf. auch geschnitten werden.
Bei der Zirkularprojektion (Bild 5.5b) wird jeder Punkt der Schaufelkontur ent-
sprechend seinem Radius in die Meridianschnittebene gedreht. Die Darstellung der
Schaufel erfolgt unabhängig von der momentanen Winkelstellung als Ansicht und
nicht als Schnitt, so daß die radiale Erstreckung der Schaufel dadurch stets maß-
stäblich richtig abgebildet wird. Durch die Wahl der Zirkularprojektion wird der
zeichnerische Aufwand reduziert und zugleich eine einfachere und eindeutige Ver-
maßung möglich.
313
5.2 Geschwindigkeitsdreiecke
Für die Beschreibung der Strömungsvorgänge vor und hinter einem Laufrad ergibt
....
sich nach Abschnitt 3.1 zwischen der Absolutgeschwindigkeit c und der Relativge-
schwindigkeit ;:, wenn der Koordinatenursprung vom Absolut- und dem mit konstan-
ter Winkelgeschwindigkeit rotierenden Relativsystem zusammenfällt, über die Um-
fangsgeschwindigkeit ~ des Relativsystems der Zusammenhang
.... .... ....
c = w + u.
0_......--+-.........-_ _
Da es sich bei den Geschwindigkeiten stets um Vektoren handelt, soll der Einfach-
heit halber in den Bildern auf die Kennzeichnung durch den Vektorpfeil verzichtet
werden. Außerhalb dieses Abschnitts wird im folgenden auch in den Gleichungen nach
Möglichkeit auf die Vektorkennzeichnung verzichtet, so z.B. bei der Addition von
Vektorkomponenten gleicher Richtung.
- Die Meridiangeschwindigkeit c
... wird in der Darstellung senkrecht zur Richtung
m
der Umfangsgeschwindigkeit zum oberen Bildrand weisend aufgetragen. Alle
...
Vektorkomponenten in Richtung von c m sind positiv.
nitionen verwendet werden, führen rein formal zu Ergebnissen, die mit der Vor-
zeichen regel übereinstimmen.
.... ....
Um die räumlichen Geschwindigkeitsvektoren c und w durch Komponenten darstel-
len zu können, bieten sich in der Strömungs maschine bevorzugte Richtungen an.
I....rl = R,
und es bieten sich analog zu Bild 3.1 folgende Komponenten für die räumlichen
Vektoren der Absolutgeschwindigkeiten C;1 und C;2 am Eintritt CD und Austritt ®
z.B. eines diagonalen Verdichterlaufrades (Bild 5.8) an:
....
Radia l komponen te c senkrecht zur Maschinenachse
r
....
Axial komponente Cz in Richtung der Maschinenachs e
.... ....
Umfangskomponent e Cu in Richtung der Umfangsgeschwindigkeit u.
...c ...
=cr +
....
c (5.2)
m z
....
Somit läßt sich die Absolutgeschwindigkeit c ausdrücken durch
....
wobei die Meridiankomponente c den Volumen- bzw. Massenstrom charakteri-
m ....
siert, und die Umfangskomponente Cu für den Impulsaustausch von Bedeutung ist .
....
Für den Sonderfall des reinen Axialverdichters , bei dem die Radialkomponente c
.... r
definitionsgemäß zu Null wird, lassen sich die Geschwindigkeitskomponenten c
... m
und Cu auch in der Abwicklungsebene eines koaxialen Zylinderschnittes zusammen
mit den Profilen der Laufradbeschaufelung darstellen (Bild 5.9) .
Cll
Damit entsprechen die von der Umfangskomponente -;; und der Meridiankomponen-
..... u
te c m aufgespannten Eben(·n denen der Geschwindigkeitsdreiecke. In diesen so
.....
ausgerichteten Ebenen liegt die Absolutgeschwindigkeit c, die Umfangsgeschwin-
.....
digkeit u wegen ihrer ebenenaufspannenden Komponenten und damit auch die Rela-
..... .....
tivgeschwindigkeit w. Die Meridiankomponente c m ist für die Ausrichtung der
Ebenen der Geschwindigkeitsdreiecke maßgebend, wobei Grenzfälle das reine
Axiallaufrad und das reine Radiallaufrad sind.
..... ........
Beim reinen Axiallaufrad ist, wie im Bild 5.9 gezeigt, c r = 0, d.h. c m = C z und
damit liegen die Geschwindigkeitsdreiecke für Ein- und Austritt in einer Ebene •
.....
Beim reinen Radiallaufrad mit axialem Einlauf nach Bild 5.11 ist cl = 0 und da-
-+ -+ ~ -+ r -+
mit c 1m = c 1z und am Austritt c 2z = 0 und damit c 2m = c 2r ' d.h. in diesem
Fall stehen die EbeneI'l von Ein- und Austrittsdreieck senkrecht aufeinander. Für
die Darstellung wird die Ebene der Austrittsdreiecke in diesem Fall um 90° in die
Ebene der Eintrittsdreiecke geklappt.
ergeben sich die in Bild 5.12 dargestellten Geschwindigkeitsdreiecke der Stufe mit
.... ....
den wichtigsten Komponenten in den jeweils durch Cu und c m aufgespannten Ebe-
nen. Dabei wird die in der Verdichterliteratur übliche Darstellung a) mit der aus
....
der Turbinenliteratur b) verglichen. Neben den Geschwindigkeitsvektoren c 1 und
.... ....
c 2 ist auch der Geschwindigkeitsvektor c 3 hinter dem Leitrad der Verdichterstu-
fe dargestellt.
- -- ..1 eu - - --,
Verdichter Turbine
.... .... .... -t
.... c2 + c3 .... Co + cl
c' c' (5.3)
'" 2 '" 2
Für das Laufrad lassen sich mittlere Absolut- und Relativgeschwindigkeiten bilden:
.... ....
....
cl'
Cl + c 2
(5.6)
"" 2
.... ....
....cl' c 1u + c 2u
(5.7)
""U 2
.... ....
....cl' c 1m + c 2m
(5.8)
"'m 2
.... ....
.... w1 + w 2
w (5.9)
'" 2
.... ....
.... w 1u + w 2u
(5.10 )
w""u 2
.... ....
.... w 1m + w 2m
w""m (5.11)
2
Daß die Geschwindigkeitsdreiecke nicht nur formale Hilfsmittel sind, sondern die
1i,irkliche Strömung charakterisieren, kann z.B. eine Sichtbarmachung der Strö-
mung in den Stufenelementen zeigen. Eine Möglichkeit, Gasströmungen sichtbar
zu machen, bietet das sogenannte Funkenblitzverfahren [1, 2, 3, 4], dessen
Prinzip darauf beruht, daß auf dem kürzesten Weg zwischen zwei Elektroden hoher
Potentialdifferenz eine Funkenentladung auftritt, die einen ionisierten Plasma-
320
schlauch hinterläßt , der von der Strömung mitgenommen und entsprechend der
Geschwindigkeit verformt wird. Bei Wiederherstellung der Potentialdifferenz in-
nerhalb der begrenzten Lebensdauer dieses Plasmaschlauchs findet die leuchtende
Entladung wegen des geringeren elektrischen Widerstandes über diesen Plasma-
schlauch und nicht über die ursprüngliche Zündstrecke statt.
Bild 5.14. Funkenblitzgardine in einem Freistrahl (Strömung von links nach rechts)
Aus dem durch die Frequenz bekannten Zeitabstand zwischen zwei Blitzen und dem
Weg, der sich aus dem fotografierten Bild entnehmen läßt, ist für jeden Ort eine
Geschwindigkeit zu errechnen.
Am Strahlengang durch ein Dove-Prisma in Bild 5.16 läßt sich das Entstehen des
raumfesten Bildes verfolgen. In der Ausgangsstellung wird der rotierende Gegen-
321
stand a (hier ein Pfeil) in b als Bild dargestellt. Nach Drehung des Gegenstan-
des um 180° und gleichsinniger Drehung des Prismas um 90° zeigt der Strahlen-
gang, daß das Bild b I sich gegenüber der Ausgangsstellung b nicht verändert
hat, d.h. also: Das Prisma muß gleichsinnig mit der halben Objektdrehzahl ro-
tieren, um der Kamera ein ruhendes Bild anzubieten. Dabei muß die optische
Achse des Prismas mit der Drehachse des Laufrades übereinstimmen.
Ausgangsstellung
Bild raumfesl
Empföngermotor 2polig
Im rechten Teil des Bildes ist eine Anordnung dargestellt, mit der sich mittels
einer halbdurchlässigen Teilerplatte ein rotierendes Laufrad ohne Parallaxe sowohl
vom Absolutsystem mit der Kamera KA als auch über das Dove-Prisma vom Rela-
tivsystem (Kamera KR) aus betrachten läßt.
322
Funkenblitzaufnahmen, die mit dieser Anordnung von der Strömung in einem Lauf-
radkanal aufgenommen worden sind, zeigt Bild 5.17 rechts.
Bild 5.17. Schematische Darstellung und Fotografie der identisch gleichen Funken-
blitzgardine im Kanal eines Radiallaufrades mit ruhender Kamera (A)
und bei Zwischenschaltung eines Dove-Prismas (R)
Die beiden gezeigten Funkenblitzgardinen setzen sich aus den identisch gleichen
Einzelblitzen zusammen. Mit Hilfe der Winkelgeschwindigkeit UJ des Laufrades und
der Blitzfrequenz fBlitz lassen sich die Blitze des Absolutsystems in das Relativ-
system entsprechend der Schemazeichnung links im Bild um den Laufradverdreh-
winkel
19 =__w_
f Blitz
" zurückdrehen", weil die Uberschlagszeit eines jeden Einzelblitzes gegenüber der
Drehfrequenz so gering ist, daß eine Verzerrung des Blitzes für die Betrachtung
im Absolutsystem praktisch nicht auftritt. Das Bild 5.17 vermittelt außerdem eine
Vorstellung von dem Weg der Fluidteilchen , wie er vom Absolut- bzw. Relativsy-
stem aus zu sehen ist.
Mit ruhender Kamera, d.h. bezogen auf das Absolutsystem, ergeben sich bei ei-
ner Anordnung von punktförmigen Elektroden am Laufradaustritt , die sich auf der
Rad- und Deckscheibenseite des Laufradkanals gegenüberliegen. wie links im Bild
5.18 schematisch dargestellt, Funkenblitzschlaufen • wie sie mit der, genannten
Elektroden über der Laufradaustrittsbreite bei Winkeldrehung des Laufrades er-
zeugt werden.
obsolule Sirombchn
(Loufrodouslrilil - - --/
~ Uz
....
rend z.B. waus Länge und Richtung der zeitzugehörigen Blitzschlaufe zu entneh-
men ist. Damit ergibt sich ein aus den Funkenblitzen markiertes Geschwindig-
keitsdreiec~ mit gekrümmten Seiten. WiE' e8 im Bild 5.18 gezeigt ist.
Beispeil 5.1:
Von einer adiabaten Radialverdichterstufe, aufgebaut wie im Bild 5. 3a dargestellt, sind folgende
Daten bekannt:
u 2 =D 2 TTN=O,4 .TT.250=314,2m/s.
Für beide Dreiecke gemeinsam wird die Darstellungsart für Verdichter nach Bild 5.7a gewählt.
Die zur Konstruktion benutzten Größen sind mit einem Kreis versehen.
Die damit zeichnerisch festgelegten Geschwindigkeiten und Winkel lassen sich auch rechnerisch
ermitteln.
Aus dem Additionstheorem der Geschwindigkeiten nach Gleichung (3.21) folgt, weil bei drallfrei-
er Zuströmung c 1u = 0 ist,
und damit
w 2m cl 120
w 2 =sin 8 =sin B =0866 = 138,6m/s
22'
Aus dem formalen Ansatz w 2u = w 2 cos 8 2 folgt wegen ß 2 > 90° also eine negative Geschwin-
digkeit. w 2u < 0 bedeutet, daß diese Komponente der mit der Umfangsgeschwindigkeit definierten
positiven Richtung entgegengerichtet ist. Mit diesem Vorzeichen ergibt sich auch c 2u auf rein
formalem Wege richtig:
Nach Abschnitt 2.1.2.2 lautet der Energiesatz für ein offenes System, dessen
Grenzen die innere, vom Arbeitsfluid benetzte Oberfläche und die Ein- und Aus-
trittsql1.erschnitte der Maschine bilden:
a 1
+ q " t;h + 2" (CA
2 - CE
2 ) + g IlZ. ( 5.12)
Die potentielle Energie g Lz ist bei Gasen und Dämpfen gegenüber den übrigen Ener-
gietermen des 1. Hauptsatzes meist vernachlässigbar klein. Bei Flüsslgkeiten lst
der Einfluß dieses Terms jeweils zu prüfen und ggf. zu berücksichtigen.
326
Wird die spezifische technische Arbeit a durch den Massenstrom rh und die innere
Leistung Pi ersetzt, so läßt sich mit der eben genannten Vernachlässigung für die
Maschine schreiben:
P.
1
rh + q 1 (2
L'lh + 2' 2 ).
cA - cE (5.13)
Ebenso wie für die gesamte Maschine läßt sich der Energiesatz auch für kleinere
Funktionseinheiten der Maschine aufstellen, so z.B. für eine Stufe. Wird die Sy-
stemgrenze dabei so gelegt wie es im Bild 5.20 für eine Turbine gezeigt ist, lautet
der Energiesatz für diese Stufe:
(5.14)
Bei der Betrachtung des Gesamtsystems "Stufe" nach Bild 5.20 sind mit der Ener-
giegleichung (5.14) alle energetischen Vorgänge innerhalb der Stufe summarisch
erfaßt und zwar sowohl der Arbeitsaustausch bzw. die Energieumwandlung in den
Beschaufelungen als auch die zumeist dissipativen Effekte außerhalb des Strömungs-
kanals wie z.B. Spaltverluste und Radseitenreibung •
327
Es kann deshalb zur Beschreibung von energetischen Vorgängen, die sich nur in dem
beschaufelten Strömungskanal der Stufe vollziehen, von Vorteil sein, ein System mit
den Grenzen nach Bild 5.21 zu wählen.
Bei adiabater Betrachtung dieses Systems würden sich allerdings gegenüber dem
ebenfalls als adiabat angesehenen System "Stufe" eine andere Enthalpie h2 und eine
andere Geschwindigkeit c2 ergeben, die deshalb in Bild 5.21 mit einer Schlange ge-
kennzeichnet sind.
Von besonderer Bedeutung fUr den Austausch von technischer Arbeit mit dem Fluid
ist das Laufrad, weil ein Arbeitsaustausch nur Uber ein bewegtes Bauteil möglich
ist. Ein System, in dem ein Laufrad einer Stufe isoliert betrachtet werden könnte,
ist in Bild 5.22 dargestellt. Der Energiesatz für dieses adiabate System "Laufrad"
lautet:
(5.15)
Eine weitere Einengung der System grenzen auf ein adiabates System "Laufradbe-
schaufelung", wie im Bild 5.23 dargestellt, ist z.8. dann zweckmäßig, wenn die
Laufradbeschaufelung auszulegen ist. Der Energiesatz für dieses System lautet mit
den Bezeichnungen nach Bild 5.23:
(5.16 )
328
hl
- 2
Cl
T
Die spezifische technische Arbeit, die zwischen der Laufradbeschaufelung und dem
Fluid ausgetauscht wird, soll bei Bezug auf dieses System "Laufradbeschaufelung"
als SchaufelgitteY'aY'beit a G bezeichnet werden, die sich von der technischen Arbeit
a für die Gesamtstufe um die Energien unterscheidet, die als Verluste in den Sy-
stemgrenzen "Stufe" jedoch außerhalb der Grenzen "Stufenbeschaufelung" auftreten,
so daß folgender Zusammenhang gilt:
aG =a + ~ L PV • (5.17)
während die technischen Arbeiten bei Turbinen negativ, bei Verdichtern positiv
sind. Daraus folgt für Turbinen
Die Betrachtung der Stufe und ihrer Elemente in verschiedenen System grenzen ist
dazu geeignet, die Energieumsetzung in den Stufenelementen zu beschreiben und
diese ins Verhältnis zur Energieumsetzung der gesamten Stufe zu setzen, wie am
Beispiel einer adiabaten Axialverdichterstufe gezeigt werden soll. Dazu werden die
Kennzeichnungen nach Bild 5.3 benutzt. Ohne besondere Kennzeichnung bleiben alle
Größen, die sich auf die ganze Stufe zwischen den Ebenen 1 und 3 beziehen. Mit
diesen Vereinbarungen lautet der Energiesatz für das System "Laufrad" nach Bild
5.22:
a , = t; h' +"21( c 23 - c 2)
2 •
Da das ruhende Leitrad mit dem Fluid keine spezifische technische Arbeit austau-
schen kann, folgt daher mit a' = 0:
6, h ' = 1(22)
-"2 c 3 - c 2 .
330
Die entsprechenden Beziehungen lauten für das System "Stufe" nach Bild 5.20 für
Verdichter
II h = ß h' + ß h" ,
llh = a - 2"1(2
c3 2) •
- cl
Da die spezifische technische Arbeit mit dem Fluid nur im Laufrad ausgetauscht
wird, gilt:
a = all.
Nach Gleichung (2.39) lassen sich Aussagen über die Dissipation in den adiabaten
Verdichterelementen : Laufrad, Leitrad und Stufe machen:
Laufrad:
2
S(Tds). =j"=h 2 -h 1 -y",
1 irr
Leitrad:
Stufe:
3
S
1
(Tds).
irr
= j = h 3 - h 1 - y,
j = ßh - y. (5.20)
331
Wenn angenommen wird, daß das Laufrad einen besseren polytropen Wirkungsgrad
als das Leitrad hat, verläuft die Zustandsänderung in einem T, s-Diagramm nach
Bild 5.24 von Punkt 1 über 2 nach 3, während bei globaler Stufenbetrachtung nur
die Zustandsänderung von Punkt 1 nach 3 bekannt ist.
~e
Element
y j
Die globale Betrachtung der Stufe liefert nur die Zustandsgrößen in den Punkten 1
und 3 und damit eine idealisierte Zustandsänderung entsprechend der Verbindungs-
linie 1-3. So ergibt sich im Vergleich zwischen globaler und detaillierter Betrach-
tung eine um das Dreieck 1 2 3 1 geringere Dissipation für die Gesamtstufe. Nach
Bild 5.24 gilt somit:
Entsprechend nimmt der polytrope Wirkungsgrad, dessen Größe mit der Steigung
der Zustandslinie im T, s-Diagramm verknüpft ist, einen mittleren Wert bezogen
auf Leit- und Laufrad an:
Die Unterschiede, die sich bei der globalen Stufenbetrachtung gegenüber der Ein-
zelbetrachtung von Leit- und Laufrad ergeben, sind bei den meisten Strömungsma-
schinen nicht sehr gravierend. Wenn Tl~OI "" 11pol ist, entspricht die Dissipation
der Stufe näherungsweise der Summe der Dissipationen von Leit- und Laufrad:
Exakt gleich ist jedoch die vom Prozeßverlauf unabhängige Enthalpiedifferenz llh
als Zustandsgröße, wie Bild 5.25 zeigt:
tJh = Y + j,
y+j=y'~y" +j'+j",
die Gleichung
Reaktionsgrade
Die nach Abschnitt 2.2.1 eingeführten Prozesse und die Zustandsgrößen für Leit-,
Laufrad und Stufe erlauben eine weitere Kennzeichnung der Stufe. Als bewertende
Größe zur Aufteilung der Energie- bzw. Druckumsetzung in der Stufe wird der
sogenannte Reaktionsgrad verwendet, der das Verhältnis des im Laufrad umge-
setzten Anteils zum entsprechenden in der Stufe umgesetzten Ganzen der betreffen-
den Größe angibt. Dabei lassen sich je nach betrachteten Größen verschiedene
Reaktionsgrade bilden:
II h" II h"
Ph = ---;;i"h = llh' + llh"· ( 5.24)
_~ _ IIp'' (5.26)
Pp - IIp - IIp' + IIp''
llh"
s
t.i11
s
334
d.h.
Gilt zusätzlich
1l"pol -- 'l'l'Ipol -- 1 ,
Für inkompressible Fluide ist das spezifische Volumen nur von der Temperatur ab-
hängig: v = v(T). Da die spezifische Wärmekapazität z.B. des Wassers groß ist
und die Temperaturerhöhung durch Dissipation im Bereich von Bruchteilen eines
Grades liegt, kann mit guter Näherung angenommen werden
v = const
d.h.
Bei gleichem polytropen Wirkungsgrad von Lauf- und Leitrad sind im betrachteten
Fall alle drei Reaktionsgrade Ph , p und p identisch.
y p
Mit den nach Gleichung (5.24) und (5.25) definierten Reaktionsgraden lassen sich
die polytropen Wirkungsgrade für Lauf-, Leitrad und Stufe verknüpfen. Die Defini-
tion der polytropen Wirkungsgrade für die Einzelelemente der Stufe und für die
Stufe selbst lauten beim Verdichter:
335
Laufrad: Ti" - L
pol V - L'lh" ,
Mit Hilfe des Reaktionsgrades der Druckänderungsarbeit P läßt sich ebenfalls der
y
polytrope Wirkungsgrad der Verdichterstufe durch die polytropen Einzelwirkungs-
grade ausdrücken:
1 1 1
- - " " - ,- (1 - p ) Py. (5.28)
\01 V T\pOl V Y + T\~ol V
L'lh
\OlT =y
auf gleiche Weise folgende Zusammenhänge:
1 1 1
~""~(l-Ph)+~Ph' (5.29)
pol T pol T pol T
(5.30 )
336
Beim Arbeitsaustausch zwischen dem Fluid und dem beschaufelten Rotor treten an
den benetzten Oberflächen Druck- und Schubkräfte auf. Die Umfangskomponenten
dieser Kräfte bestimmen das Drehmoment der Strömungsmaschine, während die
Axialkomponenten dieser Kräfte die Drucklagerbelastung hervorrufen.
(5.31)
Um diese Gleichung lösen zu können, müssen die örtlichen Druck- und Schubspan-
nungsverteilungen bekannt sein. Im allgemeinen ist die experimentelle Ermittlung
dieser Verteilungen derart schwierig und aufwendig, daß eine Bestimmung der in-
dO Schoufelgitter
- Pj
neren Leistung nach dieser Gleichung der Forschung und Entwicklung vorbehalten
bleibt.
Die weiterhin zur Lösung der Gleichung (5.31) notwendige Verteilung der Schub-
kräfte ist noch wesentlich schwieriger zu ermitteln.
auf einen stationären Fließprozeß angewendet, bei dem die Zustandsgrößen und Ge-
schwindigkeiten an jeder Stelle des Systems von der Zeit unabhängig sind, kann sich
der Drehimpuls eines offenen Systems nur dadurch ändern, daß über die System-
grenzen Drehimpulsströme fließen. Diese ergeben sich aus Gleichung (5.32) unter
338
(5.33 )
...
Für ein Teilchen, das sich auf dem Radius r im Strömungsquerschnitt einer Stufe,
z.B. vor oder hinter einem Laufrad, mit der Gesc hwindigkeit c bewegt, ist in
...
Bild 5.28 versucht worden, diese Zusammenhänge in einem Zylinderkoordinatensy-
stem darzustellen, welches so ausgerichtet ist, daß die z-Achse mit der Maschi-
...
nenachse übereinsti mmt und r senkrecht auf der z -Achse steht. Der Momentenvek-
....
tor M steht gemäß Gleichung (5.33) senkrecht auf der durch den Geschwindigkeits-
.... ....
vektor c und den Ortsvektor raufgespannten, im Bild 5.28 dunkel angelegten Flä-
che.
Ein Austausch von Arbeit zwischen Rotor und Fluid ist jedoch wegen der Lagerung
des Rotors nur mittels einer in Umfangsrichtung wirkenden Kraft und damit eines
Momentes in Achs- bzw. (z-) richtung möglich. Sie ergibt sich nach Bild 5.28 zu
M z = M cos '(.
Mit
M = rh 1-; x ~I = rh r c sin(90o + ö)
339
folgt:
- Für die rein axial durchströmte Stufe ist die Radialkomponente c r = 0, so daß
gilt:
6 = O.
- Für die rein radial durchströmte Stufe ist die axiale Geschwindigkeitskomponente
Cz = 0, so daß gilt:
"I =0 und 6 = e.
M zrad = mr c cos 6.
Mz =m r c cos 01.
c
u
=c cos Cl
(5.35)
340
Die Drehimpulsströme , die an den Grenzen eines offenen Systems, z.B. dem Ein-
und Austritt eines Laufrades, vorliegen, entsprechen nach Gleichung (5.32) äuße-
ren Momenten. Ihre Differenz ist das am Rotor wirksame Moment
Mit dem bei stationärer Strömung konstanten Massenstrom vor und hinter dem Lauf-
rad ergibt sich mit m1 = m2 = m das Moment M z21 zu
(5.36 )
Mit der Winkelgeschwindigkeit w des Laufrades ergibt sich die mit dem Fluid aus-
getauschte spezifische technische Arbeit
und damit;
(5.37 )
und
Mit Gleichung (5.37) ergibt sich das richtige Vorzeichen der technischen Arbeit
automatisch, wenn die durch Definition über u 1 und u 2 festgelegte positive Rich-
tung der Umfangskomponenten c 1u und c 2u beachtet wird.
Gleichung (5.37) gilt in dieser Form für das System "Laufrad" nach Bild 5.22, wo-
bei die ausgetauschte technische Arbeit der inneren Arbeit entspricht:
P.
1
a=-r-.
m
Die entsprechende Gleichung für das System "Laufradbeschaufelung" nach Bild 5.23
lautet:
(5.38 )
Diese Gleichung (5.37) ist bereits 1754 von dem Mathematiker Leonhard Euler ge-
funden worden. Sie hat die Theorie der Strömungsmaschinen begründet und wird als
Eulersche Hauptgleichung der Turbomaschinen bezeichnet, die einen einfachen Zu-
sammenhang zwischen den Absolut- und Umfangsgeschwindigkeiten in den Ebenen
vor und hinter der Beschaufelung eines Laufrades und der zwischen Laufrad und
strömendem Fluid ausgetauschten Arbeit herstellt.
Eine zweite, häufig benutzte Form der Euler-Gleichung ergibt sich über die trigo-
nometrischen Beziehungen der Geschwindigkeitsdreiecke nach Bild 5.29.
Werden diese Ausdrücke in Gleichung (5.37) eingeführt, so ergibt sich die Euler-
Gleichung in einer zweiten Form:
Das letzte Glied der Klammer hat für Radialmaschinen einen Wert ungleich Null,
weil für diese Maschinen stets u 2 -I u 1 ist.
Eine dritte Form der Euler-Gleichung läßt sich aufstellen, wenn der aus der Strö-
mungslehre bekannte Begriff der Zirkulation r benutzt wird. Gemäß Gleichung
(3.89) ist die Zirkulation r gleich dem Linienintegral der Geschwindigkeit längs
eines geschlossenen Weges:
tf. ........
r=~cds.
Die Integrationswege längs der Mittellinien zwischen den Schaufeln werden im ent-
gegengesetzten Sinne durchlaufen. Die Weglänge und die zugehörigen Geschwindig-
keiten sind gleich, so daß sich die entsprechenden Anteile zum Linienintegral ge-
343
zt=2nr
Wird diese Zirkulation f G in die Gleichung (5.37) eingesetzt, so ergibt sich die
3. Form der Euler-Gleichung:
(5.41)
Zur Berechnung der spezifischen technischen Arbeit a stehen damit zwei Beziehun-
gen zur Verfügung, eine aus der Thermodynamik, die andere aus der Kinematik:
1. Energiesatz:
a + q = !:::.ht ;
2. Euler-Gleichung:
(1. Form)
(3. Form)
344
Durch diese Beziehungen sind bei adiabaten Stufen von Strömungsmaschinen die to-
tale Enthalpiedifferenz und kinematische Größen der Stufe miteinander verknüpft.
Beispiel 5.2:
Für eine als adiabat zu betrachtende, radiale Kreiselpumpenstufe zur Wasserförderung sind fol-
gende Daten in den Strömungsquerschnitten gemäß Bild 5.3 bekannt:
Massenstrom m 40 kg/s
Ein- und Austrittsquerschnitt der Stufe liegen auf gleicher geodätischer Höhe (t:, z = 0), außerdem
gilt die Repetierbedingung (Cl = c 3 )·
Zu bestimmen sind die Geschwindigkeitsdreiecke auf dem mittleren Stromfaden am Ein- und Aus-
tritt des Laufrades, die innere spezifische technische Arbeit a, die innere Leistung Pi und die
Druckerhöhung t:,p in der Stufe.
Lösung:
Die Umfangsgeschwindigkeiten ergeben sich auf dem mittleren Stromfaden am Laufradein- und
-austritt zu
Die Meridiangeschwindigkeiten ergeben sich aus dem Volumenstrom und den Querschnittsflächen
zu
c - -
V
- -- -
m 40
....:..:'-----2~ = 4 ,4 m/ s,
1m - Al - P Al - 10 3 0,91 10
c 2m
V m 40
= A2 = P A 2 =-10-:3;--:"::""---""2 = 5 m/s.
0,8 • 10
345
Mit den so berechneten Größen und den Winkeln 11 1 und 11 2 lassen sich die Geschwindigkeitsdrei-
ecke zeichnen. Die zur Konstruktion verwendeten Größen sind eingekreist.
Für eine rein rechnerische Lösung ergibt sich die Geschwindigkeitskomponente c 1u nach dem Ad-
ditionstheorem der Geschwindigkeiten (Gleichung 3.21) zu
c 1m 4 ,4
c 1u =u 1 + w 1u =u 1 + tan S1 = 16,27 + (_ 0,249) =- 1,38 m/s.
Damit ist
c 2m 5
c 2u =u2 + tan ß2 = 21,7 + (_ 0,466) = 11 m/s,
Die innere spezifische technische Arbeit a für ein System "Laufrad" nach Bild 5.22 folgt aus der
Eulerschen Hauptgleichung (5.37) zu
Aus dem Energiesatz nach Gleichung (2.15) !Ur die ganze Stufe
a + q = tlh + 1(2 2)
2" c 3 - Cl + g tlz
und der Gleichung (2.41) folgt im adiabaten Fall (q = 0) mit c 1 =c 3 und tlz =0
a = tlh = Y + j.
346
Für ein inkompressibles Fluid ist die Druckänderungsarbeit nach Gleichung (2.95)
y = J vdp = v ßP = ~
p
Die Strömung in der Stufe einer Turbomaschine ist in Wirklichkeit meistens drei-
dimensional und besitzt mehr oder weniger instationäre Komponenten. Einen Rück-
schluß auf die räumliche Verteilung der wirklichen Strömung an einer Turbinen-
schaufel läßt die in Bild 5.27 dargestellte Druckverteilung in fünf verschiedenen
Ebenen über der Schaufelhöhe einer Laufschaufel zu, wobei unterschiedliche Um-
fangsgeschwindigkeiten , das radiale Gleichgewicht usw. zu einer räumlichen Strö-
mung führen. Aber auch Sekundärströmungen , Ablösungen usw. tragen zum drei-
dimensionalen und ggf. instationären Charakter der Strömung bei.
Mittelwerte lassen sich aus den Integralsätzen der Strömungsmechanik , aus der
Kontinuitätsgleichung, aus dem Impuls- bzw. dem Drallsatz oder aus dem Ener-
giesatz ableiten. Vor der Frage, welche Mittelwerte für welchen Zweck geeignet
sind, soll zunächst am Beispiel einer ebenen, kompressiblen Kanalströmung ge-
zeigt werden, welchen quantitativen Einfluß die unterschiedliche Mittelwertbildung
haben kann.
347
dm p c h dx.
Hierbei ist h die Höhe des Strömungskanals . Für den Massenstrom folgt:
b
m f p c h dx.
x =0
Aus diesen beiden Gleichungen für m ergibt sich für die bezüglich der Kontinuität
gemittelte Geschwindigkeit c K :
b
1
b
f
P x =0
p c dx. ( 5.42)
348
di = c drh,
drh=pchdx
und damit
dI pc 2 hdx,
b
J P c 2 h dx. (5.43)
x=O
(5.44 )
1 b 2
C
I
=- - -J
--bx=O
pc dx. (5.45)
P cK
• 1 3
dE "2"Pc hdx,
1 b 3
E =2" J pc h dx. (5.46)
x=O
1 -2
E = 2" cE rh,
. 1-2
E = 2" cE PcK h b. (5.47)
__1 b
f p c
3
dx. (5.48)
P cK b x =0
Bei Annahme einer inkompressiblen Strömung bleibt die Dichte konstant. d.h.
p = p = const.
so daß sich die nach unterschiedlichen Gesetzen gebildeten Mittelwerte für die in-
kompressible Strömung vereinfachen:
1 b
cK =b f c dx (5.49 )
x =0
_1 f
b
c
2
dx, (5.50 )
cK b x =0
1 b 3
f c dx. (5.51)
CK b x =0
Eine numerische Auswertung der Gleichungen (5.49) bis (5.51) für die angenom-
mene parabolische Geschwindigkeitsverteilung einer inkompressiblen Strömung über
der Kanalbreite ergibt für die verschiedenen mittleren Geschwindigkeiten folgende
Werte:
CK = 0,667 c
max'
cI = 0,8 c
max'
cE = 0,828 c
max
Dieses Beispiel zeigt, daß die jeweiligen mittleren Geschwindigkeiten vom Ver-
fahren der Mittelwertbildung abhängen.
Für Strömungsmaschinen ist zu fordern, daß die nach den genannten Verfahren
wählbaren Mittelwerte die Gleichungen der elementaren Theorie erfüllen, nämlich
das Additionstheorem der Geschwindigkeitsdreiecke nach Gleichung (3.21) und die
Eulersche Hauptgleichung der Turbomaschinen (5.37) •
Al: Al:
cn =c, Cn= C,
CI = C, CI = C,
Al
Kontrollflächenorientierte
Komponenten der Absolut-
geschwindigkeit c vor und
hinter einem Radiallaufrad
jeden Punkt derartiger Kontrollflächen soll der Strömungsvektor in die drei aufein-
ander senkrec ht stehenden Komponenten c n ' Cu und c t zerlegt werden. Dabei ist
c n die Normalkomponente auf der jeweiligen Querschnittsfläche A, Cu die Umfangs-
komponente und c t liegt in der Querschnittsfläche jeweils senkrecht zu Cu und c n '
Für die in Bild 5.32 als Sonderfall dargestellte achsnormale Querschnittsfläche Ai
unmittelbar vor der Laufradbeschaufelung gilt;
.... ....
cn =c z und
Für den weiteren Sonderfall der koaxialen Zylinderfläche A 2 am Austritt eines Ra-
diallaufrades gilt;
.... ....
c =c und
n r
m= f p c
n
dA (5.52)
A
mit u = w r.
351
Weil die Komponenten der Geschwindigkeit in n- und t-Richtung beim Übergang vom
Absolutsystem in das Relativsystem unverändert bleiben, gilt
w
n
= c n'.
Aus der Mittelung des Massenstromes läßt sich kein Mittelwert einer Umfangs-
komponente c definieren, da diese in der Gleichung (5.52) nicht vorkommt.
u
Aus der Mittelung bezüglich des rmpulsstromes ergibt sich für die drei Komponenten
...
des Strömungsvektors c nach Bild 5.32 gemäß einer Herleitung wie für Gleichung
(5.45) :
c- 1 J
pc 2 dA, (5.53 )
nr
="7"
mAn
(5.54 )
c ur = ~ p c c dA.
mAu n
f (5.55 )
c nE = ( m
1 1 p c n3 dA r/ 2
, (5.56)
c tE = ( m
1 1 p C t2 c n dA r/ 2
, (5.57)
c uE = [ "7"
1 P c 2 c dA
mAu n
f r/ 2
(5.58)
N ach einem Vorschlag von Dzung [6] in der Darstellung nach Traupel [7] ist es für
die Mittelung der cu-Komponente in Strömungsmaschinen überdies zweckmäßiger
vom Drallsatz auszugehen, weil die Drehimpulsströme nach der Euler-Gleichung
die mit dem Fluid ausgetauschte technische Arbeit bestimmen.
Entsprechend Gleichung (5.32) gilt für ein Element dm in jedem Querschnitt einer
Strömungsmaschine :
->
dD = (; x ;;) dm ,
Ein Mittelwert des Drallstromes läßt sich daraus wie folgt ableiten:
-
D=S pr c c dA,
A u n
pr c c dA. (5.59)
u n
Für die Betrachtung der Strömung von einem mit dem Laufrad mitrotierenden Ko-
ordinatensystem aus ergibt sich als entsprechender spezifischer Drallstrom mit
der Relativgeschwindigkeit wu :
-r w S p r w c dA.
1
= -.- (5.60)
u mAu n
rwu = ~ [ S p r c c dA - S p r
mAu n A
u c n dA] ,
-r w = -r c 1 S p r u c dA.
- -.- (5.61)
u u mAn
Der Integralausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (5.61) entspricht formal
einem mittleren Drall der Umfangsgeschwindigkeit
-ru=-.-
1 J
pruc dA, (5.62)
mAn
r w =r c - r u. (5.63)
u u
353
Gesucht sind insgesamt jedoch nicht Mittelwerte des Dralls, sondern die der Ge-
schwindigkeiten. Wird zu diesem Zweck die Gleichung (5.62) mit i/w multipliziert,
läßt sich mit Hilfe von u = w r ein mittlerer Radius
(5.64)
ru =r u.
Die mittlere Umfangs geschwindigkeit ü ergibt sich dann durch Multiplikation der
Gleichung (5.64) mit w zu:
(5.65)
-
c
r Cu
=--=--
1
prc c dA
J (5.66)
uD r rmA un
wuD =-_-
r u
=::-:-
W 1 J
A pr Wu c n dA, (5.67)
r rm
r wu =r c u - r u. (5.68)
Mit dem nach Gleichung (5.64) definierten mittleren Radius r, der definierten
Umfangsgeschwindigkeit ü und den Umfangskomponenten uD und wuD nach den
c
Gleichungen (5.66) und (5.67) ist das Additionstheorem der Geschwindigkeiten
erfüllt. Da die Mittelwerte aus dem Drallsatz hergeleitet worden sind, ist mit die-
sen auch die Euler-Gleichung von vornherein erfüllt.
354
Auf die Möglichkeit, durch die Mittelung über den Drallsatz sowohl die Euler-G lei-
chung als auch gleichzeitig das Additionstheorem der Geschwindigkeiten zu erfül-
len, hat zuerst Dzung [6] hingewiesen. Wegen der Schlüsselstellung, die dabei
der Radius r nach Gleichung (5.64) einnimmt, hat Traupel [7J diesen als Euler-
Radius bezeichnet.
Ebenso wie die Geschwindigkeiten sind auch die Zustandsgrößen des Fluids über ei-
nen Strömungsquerschnitt nicht konstant. Für kompressible Fluide werden in [7 ]
folgende Mittelwertbildungen vorgeschlagen:
p- =:
1
A f p dA, (5.69)
A
so daß das Produkt pA die tatsächliche Größe der Normalkraft auf der Fläche A
liefert •
Die Mittelung der spezifischen Zustandsgrößen erfolgt nach den sich im Aufbau ent-
sprechenden Gleichungen:
m
1
v", -. f Pc
n
vdA =:~
m
f C
n
dA, (5.70)
A
-
s
"'m
1
f p c
n
s dA. (5.72)
A
dm '" p c n dA.
Die so nach Gleichung (5.69) bis (5.72) gebildeten Mittelwerte erfüllen jedoch
nicht zugleich gemeinsam die thermische und kalorische Zustandsgleichung. Es
sind vielmehr jeweils zwei der vier Größen nach den Gleichungen (5.69) bis (5.72)
zu berechnen, die bei den weiteren jedoch durch Einsetzen dieser Größen in die
Zustandsgleichungen zu ermitteln, wobei sich für diese Werte dann Abweichungen
gegenüber den genannten Definitionsgleichungen ergeben können.
355
Wird z.B. p nach Gleichung (5.69) und n nach Gleichung (5.71) bestimmt, sind
v und Ei aus den Zustandsgleichungen gemäß
v =v(p,n)
und
Ei = s(p,fi)
zu ermitteln.
-2
E.t --n+~
2 (5.73)
-2 -2 -2 -2
cE c uE c tE c nE
""2 =-2- + -2- + -2- . (5.74 )
Bei Verwendung der nach dem Impuls- bzw. Drallsatz gemittelten Geschwindigkeit
(5.75)
für die das Additionstheorem und der Drallsatz erfüllt sind, ergibt sich bei gleicher
totaler Enthalpiedifferenz eine andere statische Enthalpiedifferenz ~hI gemäß Bild
5.33 als bei Verwendung der energetisch gemittelten Geschwindigkeit.
Unter Inkaufnahme dieser Ungenauigkeit bei der statischen Enthalpiedifferenz läßt sich
die impulsgemittelte Geschwindigkeit in die Euler-Gleichung, den Energiesatz und das
Additionstheorem der Geschwindigkeiten einsetzen, wenn der mit Gleichung (5.64)
definierte Euler-Radius verwendet wird. Da dieser nur bei großen Schaufellängen-
verhältnissen von dem Radius r =D /2 des mittleren Stromfadens , also dem
m m
Radius des flächenhalbierenden Kreises, abweicht, kann der Radius r m zumeist
als gute Näherung für den Euler-Radius angesehen werden.
Die in Abschnitt 4.2 dargestellten Kenngrößen für Maschinen lassen sich grund-
sätzlich auch auf die Strömungsmaschinenstufe anwenden. Mit der Kenntnis der
Geschwindigkeiten vor und hinter dem Lauf- und Leitrad ist es jedoch darüber hin-
aus möglich, das Stufenverhalten durch kinematische Größen zu charakterisieren.
Dabei gelten die hier für die Verdichterstufe dargestellten Zusammenhänge in glei-
cher Weise auch für Pumpen, ohne daß jeweils besonders darauf verwiesen wird.
Je drei Größen bestimmen das Ein- und Austrittsdreieck des Laufrades und zwei
weitere Größen die Zu- bzw. Abströmgeschwindigkeit der Stufe.
Dimensionslos lassen sich diese Größen nach dem in Abschnitt 4.1 beschriebenen
Verfahren der Fractional Analysis, der Methode der gleichartigen Größen, ma-
chen, wenn durch eine Größe gleicher Art, also eine Geschwindigkeit, dividiert
wird. In Analogie zu dieser Kennzahlbildung bietet sich hier die Umfangsgeschwin-
digkeit u 2 als Bezugsgröße an, mit der sich folgende kinematische Kenngr>ößen
ergeben:
Verdichter:
Turbine:
~--------~v~--------~
Kenngrößen des Leitrades
Meridianflußzahl 4'
für die Maschine mit der fiktiven Geschwindigkeit cD nach Gleichung (4.24) gebil-
det worden. Formal auf gleiche Weise läßt sich für die einzelnen Ström ungsquer-
schnitte in der Stufe eine MeY'idianf~ußzah~ 4' mit der Meridiangeschwindigkeit c m
bilden zu
c
m
er =u- . (5.77)
2
Für die einzelnen Bezugsebenen der Verdichterstufe läßt sich nach Gleichung (5.77)
schreiben:
(5.78a)
(5.78b)
Enthalpiezahl $h
Die Enthalpiezahl ist in Abschnitt 4.2 durch Gleichung (4.47) wie folgt definiert
worden:
360
a = llh + 1(2 2)
'2 c 3 - cl
a = llh + '21(2
c 3m + c2 2 2)
3u - c 1m - c 1u
bestimmt.
Mit diesem Ausdruck und der Definitionsgleichung (4.47) der Enthalpiezahl folgt
für die Verdichterstufe
(5.79)
(5.80)
u 1 c 2u
VhV = VhV ( 'P 1 ' c 1u - ,
u2 ' u2 u2 -- , <P 3 , C 3U )
u2
.
'
(5.81)
c 1u u1 c 2u
VhT = VhT ( <PO' <P 2 , --
u2
, -u • --
2 u2
, Cuou ).
2
(5.82)
361
Kinematischer Reaktionsgrad Ph
durch kinematische Kenngrößen kann für ~h das Ergebnis nach Gleichung (5.79)
bzw. (5.80) übernommen werden. Für ~h wird zunächst am Beispiel der Verdich-
terstufe ein kinematischer Zusammenhang gesucht.
(5.83)
Werden die Ausdrücke für Wh nach Gleichung (5.83) und für Wh nach Gleichung
(5.79) in die Definitionsgleichung für Ph eingesetzt, so folgt:
(5.84)
Damit hängt der kinematische Reaktionsgrad der Verdichterstufe nur von kinema-
tischen Stufenkenngrößen ab, was seinen Namen erklärt.
( 5.85)
Damit folgt
bzw.
-+ -+
c
m =c z
und damit
bzw.
vereinfachen sich die allgemeinen Ausdrücke für ~hV und PhV nach den Gleichun-
gen (5.79) und (5.84) wie folgt:
363
Enthalpiezahl WhV:
(5.86)
b)
(5.87)
c)
a)
wegen
c"'u
=2-
u2
und
b)
c)
(5.88)
364
J5rL_~
z - Uz
Weil die Schenkel der beiden Winkel '( aufeinander senkrecht stehen und es sich um
rechtwinklige Dreiecke handelt, sind diese einander ähnlich und deshalb kann folgen-
de Beziehung aufgestellt werden:
~hV
-2- er",
--=-
tl't' x
2 tl 't' ep",
x =-.,.---
~hV
Der Ausdruck ( - ::u _ x) entspricht damit PhV und wird durch die eingezeichne-
te Strecke repräsentiert, wobei das Vorzeichen von x vom Vorzeichen des tl Cf! =
CP2 - CP1 abhängig ist.
Cf!1 = CP2'
Unter diesen weiteren Einschränkungen ergibt sich aus Gleichung (5.87) für den
kinematischen Reaktionsgrad
(5.89)
w"'u
-u:-'
2
(5.90)
Wird zu den benutzten einschränkenden Bedingungen eine Aussage über den Drall in
der Zuströmung getroffen in Form der sogenannten Zuströmbedingung
~hV (5.91)
c ~hV
Ph V 1 - 2~~ = 1 - -4- (5.92)
ir/I~.~
9hy =0
~ L1 ~~ I
~
El /
TFi-
Wz
u:,/w,llTz
~-.LI
Uz Uz
U, _ Uz
U2~
,
~ ~ \,
'/,
9t,y=O,5 /
~ ~
(,1 ~ /,
9hV =1.0
~ ~ I
I
~'"
""
~ ~
I
I
~
0:
"
Ph V = 0, 5 bis 1, °
und
Kleine Enthalpiezahlen, z.B. WhV <0,6 führen bei sonst gleichen Kennzahlen PhV
und <:p zu einer schwachen Schaufelbelastung , die z.B. an den kleineren Umlenk-
winkeln der Absolut- und Relativströmung zu erkennen ist. Die Stufe wird dann
367
nicht voll ausgenutzt. Für ~hV > 1,00 liegt je nach Größe der anderen Kennzahlen
eine hohe Schaufelbelastung vor, so daß möglicherweise die im Gitter notwendige
Umlenkung und Verzögerung infolge Strömungsablösung nicht verwirklicht werden
kann.
Bild 5.37 zeigt weiterhin, daß auch Änderungen der Meridianflußzahl Ci' oder des
Reaktionsgrades Ph unter Konstanz der übrigen Kenngrößen sowohl die Umlenkwin-
kel als auch die Verzögerungsverhältnisse im Lauf- und Leitrad beeinflussen.
Die Repetierbedingung, daß nämlich Zu- und Abströmung der Stufe gleich sind,
kann nur erfüllt werden, wenn der sogenannte Rückführkanal mit zur Repetierstufe
gerechnet wird.
bzw.
ergeben sich Geschwindigke itsdreiecke, wie sie im Bild 5.39 dargestellt sind.
~
z
cl Gt~_....;.:.._"'"--------:-:-__~
S
Bild 5.39. Dimensionslose Geschwindig-
keitsdreiecke einer Radialver-
dichterrepetierstufe
Aus den für Verdichter allgemein gültigen Beziehungen (5.79) und (5.84) folgt da-
mit für die Enthalpiezahl WhV
(5.93)
c 2u c 1u u 1 (5.94)
-u - - -
u -u-
2 2 2
Die Unterschiede zur axialen Repetierstufe werden durch die unterschiedlichen Um-
fangsgeschwindigkeiten u 2 f u 1 hervorgerufen.
In der Praxis werden häufig radiale Repetierstufen verwirklicht, die folgenden Zu-
satzbedingungen genügen:
Meridianflußbedingung
Z uström bedingung
r--_ _ _ l/Ihv = ~
1 U1
c
2 2u
~hV u
(5.95)
2 '
(5.96 )
Für die axiale und radiale adiabate Verdichterstufe hat sich in den Kapiteln 5.6.1.1
und 5.6.1.2 mit den Einschränkungen der Repetierbedingung, Axialbedingung , Me-
ridianflußbedingung und Zuströmbedingung folgende einfache Abhängigkeit der Kenn-
zahlen
und
ergeben. Damit lassen sich die Enthalpiezahl und der kinematische Reaktionsgrad
für beide Verdichtertypen bei den genannten einschränkenden Bedingungen nach
Gleichungen (5.95) und (5.96) gemeinsam als Funktion von c 2u /u 2 darstellen.
Für die betrachteten Verdichter ergeben sich jedoch nur bestimmte physikalisch
sinnvolle Bereiche der Enthalpiezahl und des Reaktionsgrades , deren Grenzen zu-
nächst aufgezeigt werden sollen.
370
würde bedeuten, daß entweder die Enthalpiedifferenz tlh der ganzen Stufe oder die-
jenige des Laufrades tl h" negativ werden muß. Eine negative Enthalpiedifferenz tl h
der Stufe liegt bei einer Turbine vor, bei der nach
n - 1 1
,tlh =_It_ R T [ (P3)-n- _ 1 <0
It - 1 1 P1
das Stufendruckverhältnis
normalerweise eine untere Grenze dar, mit der aus Gleichung (5.96) folgt:
(~
c ') = 2.
u 2 PhV =0
Die Enthalpiezahl erreicht damit nach Gleichung (5.95) eine obere Grenze zu
Eine obere Grenze für den Reaktionsgrad und die Enthalpiezahl läßt sich aus der
Betrachtung der Geschwindigkeitsdreiecke für eine Axialstufe (Bild 5.41) gewin-
nen, die für PhV > 1 und PhV < 1 dargestellt sind.
Die hier vereinbarte Zuströmbedingung c 1u/u 2 =0 bleibt auch bei Änderung von
PhV erhalten. Wenn der kinematische Reaktionsgrad PhV > 1 ist, (Bild 5.41 links)
heißt das für die Relativgeschwindigkeiten
PhV 1,0.
2u _ 0
( c )
u 2 PhV = 1,0 - ,
(~hV)P 1 0 = o.
hV '
Damit sind im allgemeinen für die axiale und radiale Verdichterrepetierstufe mit
konstanter Meridianflußzahl cp und drallfreier Zuströmung c tu/u 2 = 0 nur folgende
Wertebereiche der Kenngrößen sinnvoll:
372
Eine Aufteilung der gesamten Enthalpieerhöhung (b. h) auf das Laufrad (b.h") und
das Leitrad (b.h') zeigt, wie sich bei Änderungen des Reaktionsgrades die En-
thalpiedifferenzen von Lauf- und Leitrad verschieben.
Die Gleichung
Die Enthalpiezahl des Laufrades ist bereits mit Gleichung (5.83) gegeben:
(5.97)
womit VhV nur von c 2u/u 2 abhängig ist. Ein Maximum dieser Funktion
Daraus folgt
C
2u
,I,"
~hV max =1 f··
ur -u -
2
=1
373
c 2u
~hV 1 für - - = 1.
u2
Zur Verdeutlichung dieser Ergebnisse sollen für die axiale und radiale Repetier-
stufe mit konstanter Meridianflußzahl cp und drallfreier Zuströmung die Geschwin-
digkeitsdreiecke für folgende vier Beispiele der Werte c 2u/u 2 in Bild 5.42 betrach-
tet werden:
c
~-O' 1,0 und
u2 - •
Der einfache Zusammenhang zwischen c 2u/u 2 und PhV nach Gleichung (5.96) er-
laubt zugleich eine Zuordnung von Reaktionsgraden zu den einzelnen Geschwindig-
keitsdreiecken.
dimensionslose EinIritIsdreiecke
axial radial
~ CI 11'1
CI
Ui Z Ui U2
UI Uz UI
uz= Ui l1l
dimensiooslose Auslri ttsdreiecke
W R A V
o
Bild 5.42. Dirnen sionslose Geschwindig-
o
i I
Im Bild 5.43 sind ebenfalls über c 2 / u 2 bzw. PhV die Enthalpiezahlen ~hV sowohl
für die gesamte Verdichterstufe als auch für das Lauf- und Leitrad aufgetragen wor-
den.
374
v
3 ~~---r--~--+---r-~~-r--~
;12 1---I---+---I-"""'?'1~-----&,.--,---~--+-----l
Bild 5.43. Abhängigkeit der Enthalpie-
zahlen axialer und radialer
Verdichterrepetierstufen
1.5 von PhV bzw. C2u/U2 bei
drallfreier Zuströmung und
0,75 0.5 0.25 o konstanter Meridianflußzahl
Die besonderen Merkmale und Eigenschaften der durch den Reaktionsgrad charak-
terisierten Stufen W, R, A und V nach Bild 5.42 und 5.43 sind folgende:
dann ergibt sich auch für den Reaktionsgrad PhV = 1,0 ein durchaus sinnvolles und
gebräuchliches Konzept für eine Verdichterauslegung. Das Geschwindigkeitsdreieck
für diesen Fall ist im Bild 5.44 links im Vergleich zur wirkungslosen Schaufel ge-
zeigt.
Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, daß der Verzicht auf die Zu-
strömbedingung c 1u = 0 bedeutet, daß für PhV und ~hV nicht mehr die einfachen
Gleichungen (5.91) und (5.92), sondern die Gleichungen (5.86) und (5.89) gelten,
c
in denen zusätzlich noch das Glied ~ enthalten ist. Für diese Gleichungen gelten
u2
dann allerdings auch nicht die Wertebereiche des Bildes 5.43.
~ Wl
Cl =C2 =CJ~
U l= U 2
Mit wachsendem Verhältnis c2iu2 wächst nach Bild 5.43 auch die in der Stufe be-
wirkte Enthalpieerhöhung entsprechend dem Verlauf von ~hV' Gleichzeitig ver-
schiebt sich aber der im Laufrad als potentielle Energie auftretende Anteil zugun-
sten kinetischer Energie, verdeutlicht dadurch, daß ~hV mit c 2u/u 2 abnimmt.
Es wird also im Laufrad anteilig immer weniger Arbeit als potentielle Energie an
das Fluid übertragen. Durch eine Verzögerung der Strömung im nachgeschalteten
Leitrad kann zwar die kinetische Energie teilweise in potentielle Energie umge-
setzt werden, allerdings sind die dissipativen Verluste in diesem ruhenden Sy-
stem relativ hoch. Außerdem spricht das Kennlinienverhalten gegen diese Ausfüh-
rung im Verdichterbau.
~
h2 V -- 2( 1 )
- PhV '
so daß dem Bild 5.45 unter den gegebenen Voraussetzungen Zusammenhänge zwi-
schen den absoluten und relativen Laufradaustrit tswinkeln, dem Reaktionsgrad
sowie der Enthalpiezahl zu entnehmen sind.
Auslegung üblich sind und die zu guten Wirkungsgraden und gutem Betriebsverhalten
führen.
Bei den bisherigen Betrachtungen der Zusammenhänge zwischen PhV ' VhV und
c 2u/u 2 ist der Einfluß der Meridianflußzahl 'I' im wesentlichen unberücksichtigt
geblieben. Wenn die Kennzahlen VhV und c 2u/u 2 konstant gehalten werden, läßt
sich qualitativ der Einfluß der Meridianflußzahl 'I' auf das Stufenverhalten am Bei-
spiel einer Axialverdichterstufe unter Beachtung folgender Einschränkungen
Repeti erbedingung
Axial bedingung
Meridianflußbedingung und
Zuströmbedingung
1/Ihv
-
1/IhV
1 - - - - ~2~ = -2-
Der Einfluß der Meridianflußzahl läßt sich damit durch Betrachtung der in Tabelle
5.2 dargestellten Größen beurteilen.
Ein optimaler Wert für die Meridianflußzahl tp ist nur von Fall zu Fall aus der Ge-
genüberstellung und Abwägung der Vor- und Nachteile zu ermitteln. Im allgemeinen
werden Verdichter je nach der Durchströmrichtung für folgende Bereiche der Meri-
dianflußzahlen ausgelegt:
Für die zugehörigen erreichbaren Enthalpiezahlen lassen sich etwa folgende Berei-
che angeben:
378
cl c2 w1 w2
-u , -u , -u , -u größere Geschwindigkeiten kleinere Geschwindigkeiten
2 2 2 2
größere Reibungsverluste kleinere Reibungsverluste
Gefahr, Schallgeschwindig-
keit zu erreichen
Auch für die axiale Turbinenstufe , die als Repetierstufe ausgeführt ist, gilt als
Repetierbedingung
d.h.
bzw.
.... ....
c
m =cz
d.h.
cr =° und
379
und in Analogie zur Zuströmbedingung beim Verdichter für die Axialturbine eine
Abströmbedingung
eingeführt. lassen sich die Kenngrößen PhT und ~hT nach Abschnitt 5.6 wie folgt
durch kinematische Kenngrößen darstellen;
2c 1u
~hT --u-' (5.98)
2
(5.99)
Je nach der Größe des kinematischen Reaktionsgrades werden bei den axialen Tur-
binenstufen Sonderfälle unterschieden, die wegen ihrer praktischen Bedeutung be-
sondere Namen erhalten haben.
Aus
ergibt sich
Da sic h die Relativgeschwindigkeit nur in der Richtung, jedoch nicht im Betrag än-
dert, wird diese Stufe als Umlenkstufe bezeichnet.
d.h. die Druckänderungsarbeit dient zur Deckung der Dissipation. Bei geringer
381
Dissipation wird nur eine kleine Druckänderungsarbeit y" bzw. nur ein kleiner
Druckabfall benötigt. Damit ist der polytrope Reaktionsgrad p = y"/y> O. Ein h,s-
y
Diagramm (Bild 5.48) verdeutlicht die Zustandsänderungen in der Umlenkstufe.
Repetierbedingung
Axial bedingung c
r
= 0
Abström bedingung
Aus
~hT
PhT = 1 + -4- = 0, 5
folgt
~hT = - 2
1.
382
'{I
CI
U1
jn U2
)wI
UI
, 711 Bild 5 .49. Dimensionslose Geschwindigkeits-
1,--•_-~ -- ----
dreiecke einer Reaktionsstufe mit
Y'hT Clu 9'T=-~
L'=-~ "Ul PhT=0,5.
h
Po
Gemäß der Definition des Reaktionsgrades ist die statische Enthalpiedifferenz der
Stufe ,'; h hälftig auf das Leitrad (,'; h I) und das Laufrad (,'; h") aufgeteilt.
Gleichdruckstufe (Aktionsrad) P = 0
y-
Eine Turbinenstufe , die durch den Reaktionsgrad der Druckänderungsarbeit nach
Gleichung (5.25)
gekennzeichnet ist, wird als GZeichdY'uckstufe Ibezeichnet, weil bei dieser y" = 0,
d.h. Pt = P2 ist. Aus der Beziehung
folgt
Die Enthalpiedifferenz im Turbinenlaufrad ist abweichend von der Regel also posi-
tiv und dient zur Deckung der dissipativen Verluste im Laufrad.
Co =c 2
~ ~
und
c
r =0 bzw. u1 =u 2
Im Bild 5.51 sind die Geschwindigkeitsdreiecke und im Bild 5.52 ist die Zustands-
änderung einer Gleichdruckstufe dargestellt.
Der gleiche Druck vor und hinter dem Laufrad macht die Gleichdruckstufe beson-
ders filr die Teilbeaufschlagung geeignet. was auch filr die Umlenkstufe wegen des
im allgemeinen geringen Druckunterschiedes vor und hinter dem Laufrad gilt. TeiZ-
beaufsahZagung liegt vor. wenn ein Laufradgitter z.B. über einzelne Düsenseg-
mente nur in Teilabschnitten der Beschaufelung mit Arbeitsfluid durchströmt wird,
384
h
Po
Üblic herweise werden radiale Turbinenstufen nach der Durchströmric htung des
Fluids unterschieden. Bei Zent I'ipetal-stufen , strömt das Fluid radial nach innen,
bei ZentI'ifugalstufen dagegen radial nach außen (Bild 5.54) •
Zenlrifugo(s(ufe
I
Repeti erbedingung
385
und der
Abströmbedingung
vereinfachen sich die Zusammenhänge der Kennzahlen nach den Gleichungen (5.80)
und (5.85) zu:
(5.100)
(5.101)
Ein Vergleich der Zentrifugal- und Zentripetalstufe zeigt, daß bestimmte gegen-
läufige Tendenzen Kompromißlösungen bei der Auslegung erfordern. Grundsätzlich
kann mit der Zentripetalturbine wegen u/u 2 > 1 eine dem Betrage nach relativ gro-
ße Enthalpiedifferenz verarbeitet werden, wie aus der Gleichung für die Enthalpie-
differenz im Laufrad ersichtlich ist:
Daraus folgt unter der Zentripetalbedingung u 1 > u 2 ' daß bereits bei der Umlenk-
stufe w 2 = w 1 eine Enthalpiedifferenz im Laufrad abgebaut wird.
2 2
u2 - u1 . . .. .
Während das erste Glied 2 d1eser Gle1chung pos1t1V 1st, wird das zweite
Glied bei beschleunigter Strömung (W 2 > w 1) negativ, so daß die gemäß der Vor-
zeichenregel negative Enthalpiedifferenz des Turbinenrades ßh" dem Betrage nach
verringert wird. Es wird deshalb konstruktiv darauf geachtet, daß die radiale Er-
streckung der Laufräder klein bleibt. wie es auch im Bild 5 • 54 gezeigt ist.
Jedes der beiden Laufräder treibt bei der Stromerzeugung einen eigenen Dreh-
stromgenerator an, wobei die Winkelgeschwindigkeiten beider Laufräder über das
elektrische Netz synchronisiert werden (w1 = - ~I) •
Eine nach dem Aufbau und der Funktionsweise besondere Art einer teilbeaufschlag-
ten Gleichdruckturbinenstufe (y" = 0) ist die Freistrahlturbinenstufe, die nach ih-
rem Erfinder auch Peltonturbine genannt wird. Bei dieser Turbinenstufe wird die
potentielle Energie des Fluids mittels einer Düse b zw. mehrerer Düsen in kineti-
sche Energie umgesetzt. Das aus der Düse in einem Freistrahl austretende Fluid
trifft auf die speziell geformte Beschaufelung eines Turbinenrades , wobei ein Im-
pulsaustausch zwischen Fluid und Rotor stattfindet.
Der grundsätzliche Aufbau einer Freistrahlturbinenstufe mit einer Düse, bei der
sich das Laufrad mit horizontaler Welle im umgebenden Medium Luft dreht, ist
im Bild 5.57 gezeigt. Abweichend von den bisherigen Bauarten sind das Gehäuse-
innere und der Rotor nicht von dem eigentlichen energietragenden Fluid benetzt.
Die typische Schaufelform der Freistrahlturbine , gemäß Bild 5.58 als Becher be-
zeichnet, halbiert den Fluidstrahl und lenkt die bei den Strahlhälften fast um 180 0
um. Die Teilung, also der Abstand der Becherschaufeln auf dem Laufradumfang
wird im allgemeinen so gewählt, daß der Fluidstrahl stets zugleich mehrere
Schaufeln beaufschlagt. Die Aussparung am äußeren Rand der Schaufelbecher be-
wirkt in diesem Zusammenhang eine günstige Aufteilung des Fluidstromes auf die
jeweils einander folgenden Schaufeln.
388
Da sich die Schaufel während der Beaufschlagung durch den Freistrahl mit der ro-
tierenden Welle bewegt, ändern sich auch während der B eaufschlagung ständig die
Geschwindigkeitsdreiecke. Für die Beaufschlagung in einer gemäß dem Energie-
austausch repräsentativen mittleren Stellung der beiden Schaufeln zum Freistrahl
wie in Bild 5.58 dargestellt, ergeben sich Geschwindigkeitsdreiecke nach Bild
5.59.
Eintri tt
u
.1
Austritt
Bild 5.59. Geschwindigkeitsdreiecke einer
Freistrahlturbine bei optimaler
u Schaufel stellung
und
389
die Schaufelgitterleistung zu
Mit der Annahme einer reibungsfrei arbeitenden Gleichdruckstufe , für die gilt
folgt
Damit ist
und
PG - rh u(c 1 - u) (1 - cos ß2 )
11 =P =- - - = - - - - - - - - (5.102)
1. 2
- 2" m ci
390
Tl =2 ~
cl
(1 -~) (1 -
cl
cos 1'2). (5.103)
1.0
Dabei handelt es sich um eine quadratische Parabel, für die sich die Lage des Op-
timums durch eine partielle Differentiation ergibt.
d.h. am Austritt aus der Beschaufelung ruht das Fluid gegenüber dem raumfesten
Absolutsystem ; es hat damit seine gesamte kinetische Energie an die Beschaufe-
lung abgegeben.
Ist durch die Konstruktion der Schaufeln ein Winkel ß2 < 1800 vorgegeben, kann
auch für :1 = 0,5 nur die Umfangskomponente c 2u = 0 werden. Es verbleibt je-
Deshalb kann z.B. bei einem Winkel ß 2 = 160 0 nur noch ein Maximalwert 1'\ =
max
0,97 im reibungsfreien Fall erreicht werden. In der Praxis werden die Winkel ß2
deshalb möglichst nahe an 180 0 herangerückt. So ergeben sich bei Großmaschi-
nen mit mehreren Düsen einschließlich aller Verluste Wirkungsgrade von 0,85 bis
0,90.
In der Tabelle 5.3 sind die verschiedenen Turbinenarten nach den in den Abschnit-
ten 5.6.2.1 bis 5.6.2.3 genannten baulichen und funktionsmäßigen Kriterien einge-
ordnet.
Tabelle 5.3. Bauliche und funktionsmäßige Einteilung der Dampf-, Gas- und Flüs-
sigkeitsturbinen
~
Umlenkstufe Reaktionsstufe Gleichdruckstufe
Bauart Ph = 0 0<P h <1 Py = 0
Sonderbauform Peltonturbinen
392
Ähnlich wie bei Verdichtern lassen sich auch für die verschiedenen Turbinen Berei-
che der Enthalpie- und Meridianflußzahl angeben, die als typisch für ausgeführte
Maschinen mit gutem Wirkungsgrad bezeichnet werden können.
Die drei wichtigsten Arten der Wasserturbinen liegen etwa in folgenden Bereichen
der Meridianflußzahlen :
Im Vergleich zum Verdichter können in der Turbine dem Betrage nach höhere Enthal-
piezahlen 'f hT pro Stufe verwirklicht werden, weil u.a. die überwiegend beschleu-
nigte Strömung in der Turbine weniger ablösegefährdet ist als die vornehmlich ver-
zögerte Strömung im Verdichter (s. Abschnitt 3.3.4).
Die Wasserturbinen werden deshalb etwa für den folgenden Bereich der Enthalpie-
zahlen pro Stufe ausgelegt:
Zusammen mit den für diese Stufen typischen Meridianflußzahlen ergeben sich dar-
aus die charakteristischen Einsatzfälle dieser Turbinenarten :
Die Dampf- und Gasturbinen liegen pro Stufe etwa in folgenden Bereichen der En-
thalpiezahlen:
axiale Turbinen 2 ~ IW hT I ~ 4
Ljungströmturbinen 2 ~ l1\r hT I ~ 3
Zentripetalturbinen 2 ~ l1\r hT I ~ 5
(bezogen auf u 1 ).
Beispiel 5.3:
Für die adiabate Repetierstufe eines Axialverdichters sind folgende Daten bekannt:
Es sollen die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke mit den Kenngrößen "hV' PhV ' '1'1 und
'1'2 bestimmt und "hV und PhV zusätzlich nachgerechnet werden.
'P 1 = -u;-
c 1m 155
= 282,7 = 0,548,
c 2m 140
;p =--=2827=0,495,
2 u2 '
so daß sich die dimensionslosen Geschwindigkeitsdreiecke mit diesen und den gegebenen Größen
zeichnen lassen. Die zur Konstruktion benötigten Größen sind eingekreist.
c 2m 140
c 2u = u 2 + w 2u = u 2 + tan ß2 = 282,7 + tan 1210 = 198,6 m/s,
c 1m 155
c 1u = u 2 + w lu = u 2 +-t--ß-·= 282,7 + tan 1420 = 84,3 m/s,
an 1
Nach Gleichung (5.88) ergibt sich der kinematische Reaktionsgrad filr die axiale Repetierstufe zu
folgt
W",u u2 1
- -u - = -u - -2 - u
(C 2U + -C1U) 1
= 1 - -2(0,703 + 0,298) = 0,499.
2 2 2 u2
<P 1 + Cl'2
und (1)1» =--2-'
Die Lauf- und Leiträder der Strömungsmaschinenstufen sind mit einer Zahl einander
zugeordneter. profilierter Schaufeln bestückt. Die Gesamtheit dieser Schaufeln
wird als Schaufelgitter oder auch abgekürzt als Gitter bezeichnet. wie in Abschnitt
3.3.6 beschrieben. wobei je nach Anordnung weiter differenziert wird.
Ein gerades ebenes Gitter entsteht aus der Abwicklung eines koaxialen Zylinder-
schnittes des axialen Lauf- oder Leitschaufelgitters in die Zeichenebene, wobei sich
eine unendliche Folge von zylindrischen Schaufelprofilen ergibt, die im Abstand ei-
ner Teilung t voneinander angeordnet sind (Bild 5.61). "Eben" heißt ein solches Git-
ter, weil es aus der eigentlich ringförmigen Anordnung auf dem Rotor durch Ab-
wicklung des Zylinderschnittes in die Ebene entstanden ist. "Gerade" heißt ein sol-
ches Gitter, weil es "gerade" Gitterfronten aufweist.
Ein ebenes Kreisgitter entsteht durch einen Schnitt senkrecht zur Achse eines rei-
nen Radialrades (Bild 5.61), das im Gegensatz zum geraden Gitter "kreisförmige"
Gitterfronten aufweist.
Die Wirkung der Schaufelgitter auf eine Strömung läßt sich anhand ihrer kinemati-
schen Verhältnisse und damit der Geschwindigkeitsdreiecke beurteilen und mit Hil-
fe von Kenngrößen charakterisieren.
396
I
I
_ ._.+._.-
Gitlerfronl
Bild 5.61. Ebene Schaufelgitter
a) ebenes gerades Gitter
a b b) ebenes Kreisgitter
Eine gleichsinnige Behandlung der Lauf- und Leitradgitter ist dann möglich, wenn
jeweils die Geschwindigkeiten relativ zum Gitter betrachtet werden, also die Re-
lativgeschwindigkeiten w für das rotierende Laufradgitter und die Absolutgeschwin-
digkeiten c für das ruhende Leitradgitter , wobei die bei den Laufradgittern zu be-
rücksichtigende Umfangsgeschwindigkeit beim stillstehenden Leitradgitter zu Null
wird.
Zunächst werden Kenngrößen fiir das Laufradgitter abgeleitet, aus denen sich for-
mal durch Einsetzen der Absolutgeschwindigkeiten die Kenngrößen für das Leitrad-
gitter ergeben.
Bei der Bildung der kinematischen Stufenkenngrößen in Abschnitt 5.6 ist die Lauf-
radumfangsgeschwindigkeit u 2 als Bezugsgröße gewählt worden. Wird die Strö-
mung vor und nach einem Gitter von einem gitterfesten Koordinatensystem aus be-
trachtet, d.h. vom Relativsystem beim Laufradgitter und vom Absolutsystem beim
Leitradgitter , ist die Umfangsgeschwindigkeit u 2 als Bezugsgröße nicht sinnvoll.
Nach einem Vorschlag von Bidard [ 8J für die Gitterkenngrößenbildung ist die am
Gitter auftretende Differenz der Umfangskomponenten als Bezugsgröße gewählt
worden, die sich für das Laufradgitter zu
397
ergibt.
Für das Leitradgitter werden wegen der unterschiedlichen Indizierung der Bezugs-
querschnitte beim Verdichter und bei der Turbine die Bezugsgrößen wie folgt ge-
wählt:
Verdichter: t:.c uV =c 3u - c 2u
Turbine:
Gitterenthalpiezahl
t:.h"
(5.104)
Gitterflußzahl
w""m
~" (5.105)
= I t:.wul
Gitterverlustzahl
(5.106)
B' (5.107)
C
~' ""m (5.108)
=~
u
398
Bidard [8J bezeichnet diese Kenngrößen mit m, n und t;,.m. Diese Bezeichnungen
sind hier nicht übernommen worden, um Verwechselungen mit anderen Definitio-
nen zu vermeiden.
Die zur Bildung der Gitterenthalpiezahl (8)" der Laufradgitter nach Gleichung
(5.104) benötigte Enthalpiedifferenz läßt sich über den Energiesatz
t;,.h"
(~2 - u 1 ) (u 2 + u 1 )
t;,.h"
2
Mit den Definitionsgleichungen (5.10) und (5.11) filr die mittleren Geschwindig-
keiten w"'u und w"'m und analoger Definition für u'" folgt:
Gleichung (5.110) ist die allgemeinste Form der Gitterenthalpiezahl für ein Lauf-
radgitter , in dem sowohl die Meridiankomponenten als auch die Umfangsgeschwin-
399
(5.111)
Mit Hilfe der gemäß Gleichungen (5.90) und (5.86) für die axiale Verdichterrepe-
tierstufe konstanter Meridianflußzahl <P 1 =<P 2 hergeleiteten Stufenkenngrößen
und
die unter den entsprechenden einschränkenden Bedingungen auch für Turbinen gel-
ten, läßt sich die Gitterenthalpiezahl (8)" des Laufradgitters einer axialen Repe-
tierstufe mit <p =const wie folgt schreiben:
Ph
e" =-Ijr-. (5.112)
h
"2
..." = Iw"'m
tlWul
Die Gitterverlustzahl tl" eines Laufradgitters läßt sich mit Hilfe der in Abschnitt
3.3.6 nach [9] hergeleiteten Gleichung (3.160) fiir die Dissipation
400
j" = _E II Wu
--
w=m
[2
w<IJ
m
2
+ W"", +
-~
1
12 (llw )
u
2]
(5.114)
Darin ist E das Verhältnis von Widerstand zu Auftrieb als integraler Mittelwert
über das gesamte Profil. Mit den Gleichungen (5.105) und (5.111) folgt für die
Gitterverlustzahl
(5.115)
beim Verdichter
Damit ergibt sich auf gleiche Weise wie für das Laufradgitter die Gitterenthalpie-
zahl zu
c c llc
llh' ""U =m m
8' (5.116)
llc u - (llc )2 •
u
Diese Gleichung gilt bei Beachtung der unterschiedlichen Indizierung der Strö-
mungsquerschnitte vor und hinter dem Leitrad sowohl filr das Leitradgitter des
Verdichters wie auch der Turbine.
(5.117)
401
1 - P
Leitrad V (<BI') = 6h' «(8)') =_ _ h (<BI')v>O
V (6c)2
u
V vh / 2
@
:!:1(\l Ph
Laufrad V (eil) = 6h" (eil) = __ (eil) > 0
N
....0..
CI) V (6w)2
U
V vh / 2 V
(ij
..c::
+'
cCI) 6h' 1 - Ph
~
Leitrad T (<BI' )T = (6c )2
(e' )T
= Vh/ 2 «(8)')T <0
CI)
+' u
;!::
CJ
6h" Ph
Laufrad T (eil )
T = (6w )2
«(8)11 )
T = Vh/2
(eil)
T
<0
u
c
Leitrad V (~')v = 16:m l (~')v = Iv er I (~I)
V
>0
u h/2
=rtJ:;-r
oeo w""
:!:1(\l
Laufrad V (~II)V = 16wm l ( ~" ) V (~II)
V
> 0
u h/2
N
ca
;::s
!;:l
~ c
""m
= Iv er I
CI)
Leitrad T ( ~ ')
+'
;!:: T =TTc:T
u
(~t)T
h/2
(~')T >0
CJ
wcom
Laufrad T ( ~II)
T =TfiW:]" (~II)T =rQ (~II)
T
> 0
u h/2
j" j"
Laufrad T ( 8')
T = ( 8')
T = (8')
T
> 0
(6w )2 (6W)2
u
402
und für eine axiale Repetierstufe mit ebenfalls konstanter Meridianflußzahl ergibt
sich als Zusammenhang zwischen den Stufenkenngrößen nach Abschnitt 5.6.1.1:
1 - Ph
iEJ' =-'1'-- (5.118)
h
2
Für die Gitterflußzahl ~' folgt in gleicher Weise wie für das Laufradgitter aus der
Gleichung (5.108)
~' (5.119)
In Tabelle 5.4 sind für die Verdichter- und Turbinengitter die Definitionen für die
Gitterenthalpie-, Gitterfluß- und Gitterverlustzahl zusammen mit dem in Frage
kommenden Wertebereich bei Beachtung der Vorzeichenregel dargestellt.
Die Gitterkenngrößen iEJ und q) lassen sich in einem sogenannten iEJ, ~-Diagramm
darstellen. Das Bild 5.63 zeigt ein solches iEJ, ~-Diagramm für axiale Repetierstu-
fen mit konstanter Meridianflußzahl <:Pl = <:P2 = '1)3 :: <:p und konstanter Umfangsge-
schwindigkeit u.
1,0
B: axiales Umlenkgitter
Für reine Axialgitter ist jeder Punkt im e, ~-Diagramm zugleich der Punkt fiir die
gemeinsame Spitze der mit t'lc u bzw. t'lw u dimensionslos gemachten Geschwindig-
keitsvektoren vor und hinter dem Gitter.
<P. Ll
-0.5 o 0.5 e
Bei Änderung der Strömungsverhältnisse an einem Gitter ändern sich auch die Pro-
filverluste und damit die Dissipation. Sofern diese Verluste z.B. aus experimen-
tellen Untersuchungen bekannt sind, läßt sich zu der Gitterkennlinie auch eine Ver-
lustkennlinie
/:;=/:;(e)
ang'eben, die ebenfalls in Bild 5.64 dargestellt ist. Nach dem Verlauf der Verlust-
kennlinie gibt es für jede Gittergeometrie einen durch e und ~ charakterisierten
Betriebszustand, bei dem die Profilverluste ein Minimum besitzen.
404
Wie für Maschinen und Stufen läßt sich auch für Gitter ein polytroper Wirkungs-
grad definieren, der nach der Definition der Gitterverlustzahl nur Profilverluste
einschließt. Für eine adiabate Zustandsänderung gilt für das Verdichtergitter:
(5.120)
(5.121)
Diese polytropen Gitterwirkungsgrade lassen sich durch die in diesem Abschnitt de-
finierten Gitterkenngrößen ausdrücken.
\01 GV -L- L
- lIh" - 1 - lIh'"
j"
( lIwu ) 2
\oIGV 1 - --'lI'"'h'"':'''-,- -
(lIw )2
u
1I " (5.122)
\OlGV =1 - e"·
Ausgehend vom Anfangszustand E stellt bei adiabaten Vorgängen die isentrope Zu-
standsänderung die Grenze dar, so daß die möglichen Endzustände nur bei gleicher
oder höherer Entropie zu finden sind.
Ein erstes Kriterium für die Beurteilung der Strömung ist die Veränderung der En-
thalpie. Im Bereich I vermindert sich die Enthalpie, für den Fall II bleibt sie gleich
und für die Bereiche III bis V nimmt sie zu. Daraus lassen sich, wie vorstehend ge-
zeigt, die Geschwindigkeitsänderungen ableiten.
Ein zweites Kriterium für die Beurteilung der Strömung ist durch die Isobare PE =
const gegeben. Der Bereich der verzögerten Strömung ist durch die Drucklinie
PE = const in die Felder III und V aufgespalten. Für einen Endzustand, der im Be-
405
verzögerte
Strömung
h h h
5 5 s
u) b) c)
h h
s 5
d) e)
Auf der Isobaren PE = const (Bereich IV) bleibt der Druck vom Eintrittszustand
bis zum Austrittszustand konstant. Jeweils durch die positive oder negative Druck-
differenz bzw. PA/PE~l wird das Vorzeichen der Druckänderungsarbeit bestimmt.
Das folgende Bild 5.66 zeigt fünf für die jeweiligen Bereiche typischen Zustands-
änderungen. Da die betrachteten Gitter, bezogen auf den Beobachter, als ruhend an-
genommen werden, ist nur eine Umwandlung von kinetischer in potentielle Energie
und umgekehrt möglich, d.h. t>ht = O.
Beispiel 5.4:
FUr eine axiale Repetierstufe einer Dampfturbine sind folgende Größen auf dem mittleren Stromfa-
den bekannt:
Absolutgeschwindigkeit am Laufrad-
eintritt Cl = 460 mls
Winkel der Absolutgeschwindigkeit
am Laufradeintritt 14 0
Außer der Axialbedingung (u 1 =u 2 ) und der Meridianflußbedingung ('PO = 'P 1 = '1'2) soll die Bedin-
gung iw1i = jw2i gelten.
Es sollen die Geschwindigkeitsdreiecke unter diesen Bedingungen konstruiert und die Gitterenthal-
piezahl und die Gitterflußzahl für das Lauf- und Leitradgitter angegeben werden.
Wegen 'PO = 'P 1 = 'P 2 gilt auch c Om = c 1m = c 2m = c m ' und die Umfangsgeschwindigkeiten u 1 und
u 2 liegen in der für Turbinen üblichen Darstellung nach Bild 5.7b in einer Flucht. Mit cl' er 1
und ß 2 lassen sich ausgehend von dieser Lir,ie die Geschwindigkeiten Cl und w 2 zeichnen.
l:
Mit j ,.: = i w 2 , ergibt sich die Richtung von w 1 durch einen Kreisbogenschlag um den Punkt der
Vektorspitzen . Damit liegt auch die Länge von u l = u 2 fest. und das Austrittsdreieck kann um
Co = c 2 ergänzt werden.
w1m 111 28 /
w 1u =- w 2u = tan ß1 = tan24" = 249,9 m s,
w 2u = - 249,9 m/s.
Die Gitterenthalpiezahl 9' des Leitradgitters ergibt sich nach Gleichung (5.117) zu
446,3 - 53,5
Iil' 2 ( 446 , 3 + 53,5) = - 0,39 3 •
wegen
408
=nw:r
w"'m
~"
ist gleich der Gitterflußzahl ~' des Leitradgitters wegen w"'m = c"'m = c m und wegen
und damit
bzw.
Diese Gitterkenngrößen lassen sich ggf. in ein e, t-Diagramm nach Bild 5.63 eintragen.
Literatur zu Kapitel 5:
[16] Raabe, J.: Hydraulische Maschinen und Anlagen. Bd. 2: Wasserturbinen. VDI-Verlag
Düsseldorf 1970.
[17] Raabe, J.: Hydraulische Maschinen und Anlagen. Bd. 3: Pumpen. VDI-Verlag Düsseldorf
1970.
[18] Eck, B.: Ventilatoren. 5. neub. Aufl. Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1972.
[19] Pfleiderer, C.: Die Kreiselpumpen für Flüssigkeiten und Gase. 5. neub. Aufl. Springer-
Verlag Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961.
6 Die Verdrängermaschinenstufe
Während die Strömungs maschine als offenes System prinzipiell mit dem Fluid Ar-
beit durch zeitliche Dralländerung austauscht, benutzt die Verdrängermaschine
als geschlossenes System mit veränderlicher Systemgrenze die Volumenänderungs-
und Verschiebearbeit als Prinzip des Arbeitsaustausches . Die Arbeit wird auf das
Fluid periodisch zum Massenwechsel übertragen, wobei im geschlossenen System
Volumenänderungsarbeit ausgetauscht und nach Öffnen des Systems Verschiebear-
beit an der austretenden bzw. eintretenden Fluidmasse geleistet wird.
Ebenso wie die Strömungsmaschinen lassen sich gemäß Bild 1.1 die Verdränger-
maschinen in Fluidenergie vergrößernde und verkleinernde Maschinen unterteilen.
411
- Isobaren und
- Isochoren.
- Leckverluste in Dichtspalten;
Die Ventile dieser Verdichterbauart werden selbsttätig über die an ihnen wirken-
den Druckdifferenzen gesteuert. Übersteigt der Eintrittsdruck PE während des
Abwärtshubes des Kolbens den Druck im Zylinder p, so öffnet das Eintrittsventil ,
und Gas mit dem Druck PE vor dem Ventil strömt in den Arbeitsraum. Beim Auf-
412
wärtshub steigt der Zylinderdruck über PE' das Eintrittsventil schließt, und das
Gas wird im abgeschlossenen Arbeitsraum verdichtet. Überschreitet der Druck
im Zylinder den Austrittsdruck PA' so wird infolge der am Auslaßventil anliegen-
den Druckdifferenz dieses geöffnet, und das Fluid wird mit konstantem Druck bis
zum Hubende in die Auslaßleitung ausgeschoben.
Bei der Bewegungsumkehr des Kolbens schließt das Auslaßventil infolge der sich
umkehrenden Druckdifferenz und das Totraumvolumen wird bis zum Unterschrei-
ten des Eintrittsdruckes PE und dem dadurch bewirkten Öffnen des Einlaßventiles
entspannt. Damit sind die Ventilbewegungen für ein Arbeitsspiel beschrieben.
Wird nach Bild 6.1 der Kolben mit seiner Querschnittsfläche A K von rechts nach
links um das differentielle Stück ds bewegt. so leistet er sowohl an der einge-
schlossenen Gasmasse mit dem Druck p die differentielle Vo Zwnenänderungsarbeit
- pAK ds = - P dV, als auch an der Umgebung mit dem konstanten Druck Pu die
differentielle Verschiebearbeit + Pu dV. Das negative Vorzeichen der erstgenann-
413
~~~--~~~~~~~~
ten Arbeit ergibt sich aus der in Abschnitt 2.1 abgeleiteten Vorzeichenregel und
dem gegenläufigen Verhalten von P und V. Die gesamte durch den Kolben aufzu-
bringende Arbeit dW während des Weges ds ergibt sich damit zu:
dW = - (p - P )dV. (6.1)
u
Die für die Verdichtung von 1 nach 2 gemäß Bild 6.2 aufzubringende Arbeit ergibt
sich durch Integration über den Weg von 1 nach 2:
2
W 12 =- f (p -
1
p ) dV.
u
(6.2)
Werden die Drücke in einem p, V -Diagramm nach Bild 6.3 über dem Zylindervolu-
men aufgetragen, so läßt sich W 12 als Fläche zwischen dem Zylinderdruckverlauf
von 1 nach 2 und dem Umgebungsdruck Pu darstellen.
P
2
Beim Ausschieben des Gases unter konstantem Druck PA wird an der Zylinderfül-
lung die differentielle Verschiebearbeit - PA dV und an der Umgebung + Pu dV
verrichtet. Die bei der Kolbenbewegung von 2 nach 3 insgesamt aufzubringende
Arbeit ist somit
J(PA - p)dV.
3
W 23 =- (6.3)
414
Bei der Darstellung des Druckverlaufs im P, V -Diagramm nach Bild 6.4 entspricht
sie der Fläche zwischen dem konstanten Ausschiebedruck PA von 2 nach 3 und
dem Umgebungsdruck pu.
P
-(PA-p)dV
3 2
~
~
'""- "- "-
~
V
"-
"- "-
"- ,
I-
Vl
dv- VI
Bild 6.4. Druckverlauf im Zylinder bei ge-
o V öffnetem Auslaßventil
Nach dem Ausschieben des Gases von 2 bis zum oberen Totpunkt OT = 3 expandiert
bei rückläufiger Kolbenbewegung von OT nach UT das im Zylinder verbliebene
Restgas von 3 nach 4 auf den Druck PE. Die dabei verrichtete Arbeit ist analog
zu Gleichung (6.2):
4
W 34 = - ~ (p - pu)dV. (6.4)
In 4 öffnet selbsttätig das Saugventil und frisches Gas wird bei konstantem Druck
PE von 4 nach 1 in den größerwerdenden Raum gesaugt. Dabei wird gemäß Glei-
chung (6.3) an System und Umgebung die Arbeit W 41 geleistet:
1
W 41 = - f (PE
4
- P ) dV .
u
(6.5)
Die gesamte vom Kolben bei diesem Arbeitsspiel an System und Umgebung verrich-
tete Arbeit ergibt sich aus der Summe der genannten Arbeiten:
LW =W 12 + W 23 + W 34 + W 41 (6.6)
bzw. :
2 3 4 1
LW f (p -
1
P )dV -
u 2 u
f
(PA - P )dV -
3
(p - P )dV -
u 4
f
(PE - P )dV.
u
f (6.7)
415
(6.8)
(6.8a)
~dV = 0,
d.h. die Arbeit an der Umgebung p ~ dV ist Null. Die verbleibende Summe der
u
Arbeiten ist nur am System verrichtet. Sie wird auch innere Arbeit genannt:
W.1 = - ~ P dV (6.9)
bzw.
2 3 4 1
W. =- f p dV - f p dV - f p dV - Jp dV. (6.9a)
1 1 2 3 4
Sie entspricht damit gerade der Fläche, die mit den Zustandsänderungen beim Pro-
zeßverlauf im p, V -Diagramm umfahren wird. Geschieht dieses Umfahren mittels
Planimeter, so ergibt sich aus einem gemessenen Diagramm, in dem der jewei-
lige Zylinderdruck über dem Zylindervolumen aufgetragen ist, dem sogenannten
Indikatordiagramm, die Fläche für die innere Arbeit Wi' welche auch wegen ihrer
Herkunft als indizierte Arbeit bezeichnet wird.
Zur Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals nach Gleichung (6.9) muß der Pro-
zeßweg, d.h. die Abhängigkeit des Zylinderdruckes p vom Zylindervolumen V be-
kannt sein. Für den idealisierten Verdichterprozeß soll als Zustandsänderung die
adiabate Polytrope gemäß Abschnitt 2.2.1.1 angenommen werden, um die gesuch-
te Abhängigkeit beschreiben zu können. Danach ist unter der Annahme einer kon-
stanten Gasmasse im Zylinder bei der Verdichtung
(6.10)
416
(6.10a)
2
- f p dV
1
=-
2
f Pi
1
(
J1
) - n 12
dV = - Pi V 112
n 2
fV
1
- n
12 dV.
Nach Integration und Einsetzen der Integrationsgrenzen ergibt sich als Volumenän-
derungsarbeit bei der polytropen Verdichtung von 1 nach 2:
(6.11)
2
Bei der Kompression ist V 2 < Vi und - f p dV> 0 gemäß der Vorzeichenregel nach
Abschnitt 2. 1. 1
Für die Volumenänderungsarbeit bei der Rückexpansion ergibt sich analog zu Glei-
chung (6. 11) :
4
-fpdV=
P3 V 3 [(v )n
-
3
34 - 1
- (6.12)
3 n 34 - 1 V4
4
Bei der Rückexpansion ist V4 > V 3 und - f p dV< O.
3
Die Anteile des geschlossenen Kurvenintegrals , die auf Verschiebungen der Gas-
masse über die Grenzen des Zylinder-Kolben-Systems zurückzuführen sind, be-
stimmen mit dem jeweiligen vorausgesetzten konstanten Druck p die Verschiebear-
beiten für den Ausschiebevorgang zu
(6.13)
417
(6.14 )
1
Beim Ansaugevorgang ist V 1 > V 4 und - P SdV < 0, beim Ausschiebevorgang da-
3 4
gegen V 3 < V 2 und - P dV > o. J
2
Damit ergibt sich für die indizierte Arbeit W i eines idealisierten Hubkolbenverdich-
ters mit Totraum und selbsttätigen Ventilen:
PA V 3 V 3 n34 - 1 1
+ n 34 - 1[ (V 4) - 1 - PE ( V 1 - V4 ) • (6.15)
P
3
PA
W;
4
PE
V3;~
Va k VH
Bild 6.5. p, V -Diagramm eines idealisierten
0 V Kolbenpumpenprozesses
Die innere Arbeit ergibt sich aus den Integralen der Gleichung (6.9) für das Ar-
beitsspiel einer Kolbenpumpe zu
2 3 4 1
W. = -
1
J1 p dV - PA J dV - 3J p dV
2
- PE J dV,
4
,(6.16)
W i = 0 - PA ( V 3 - V 2) - 0 - PE ( V 1 - V 4) ,
418
W i = - PA (V 4 - V 1) - PE ( V 1 - V4) ,
Wi = (p A - PE) (V 1 - V 4) ,
(6.16a)
(6.17)
Das Volumen V 1 läßt sich als Summe aus Hubvolumen VH und Schadraumvolumen
V 0 darstellen.
(6.18)
(6.19)
(6.20)
Das Volumen V4 am Ende der Rückexpansion läßt sich mittels der Polytropenbezie-
hung (Gleichung 6. 10a) aus dem Schadraumvolumen V0 und dem Druckverhältnis
(6.21)
ausdrücken:
1
n
V = V TI 34
(6.22)
4 0
(6.23)
bzw.
1
n34
c; ( TI - (6.23a)
Im Bild 6.6 ist der Quotient V E/v H über dem Druckverhältnis [1 bei verschiedenen
relativen Schadräumen c; Nr einen Polytropenexponenten n 34 = 1,4 dargestellt.
bzw. (bei c; = 0) .
Für alle anderen relativen Schadräume f, > 0 zeigt V E / VH eine starke Abhängig-
keit vom Druckverhältnis , die auf den Einfluß der Rückexpansion des Schadraum-
volumens V 0 von PA auf PE zurückzuführen ist.
Wenn der Verdichter mit dem Druckverhältnis PAlPE = TI = 1 arbeitet, findet keine
Rückexpansion statt, so daß das Eintrittsvolumen VE mit dem Hubvolumen VH
übereinstimmt. Mit steigendem Druckverhältnis TI verringert sich das Eintrittsvo-
lumen , weil infolge der Rückexpansion immer weniger Volumen für die frisch
angesaugte Gasmenge zur Verfügung steht. Im Grenzfall wird das Eintrittsvo-
lumen zu V E = 0, d.h. der Verdichter arbeitet bei seinem Grenzdr uckver hält-
nis TI max ' Diese Abnahme des angesaugten Gasvolumens bei steigendem Druck-
verhältnis läßt sich anschaulich in einem p, V -Diagram m nach Bild 6.7 darstellen.
420
P"A :f
Im Grenzfall wird das im Zylinder befindliche Gas bis auf Pmax verdichtet, kann
aber nicht mehr ausgeschoben werden, weil das Verdichtungsendvolumen V 2'"
gerade dem des Totraumes V 0 entspricht.
(6.24)
d.h.
(6.25)
Die innere Leistung Pi eines Verdrängerverdichters ergibt sich aus der indizier-
ten Arbeit W i eines Arbeitsspieles , der Maschinendrehzahl N und der Anzahl der
Arbeitsspiele je Umdrehung ZN zu
(6.26)
Der EintrittsvoZumenstrom V E wird analog dazu aus dem Eintrittsvolumen pro Ar-
beitsspiel V E' der Maschinendrehzahl N und der Anzahl der Arbeitsspiele pro
Umdrehung ZN bestimmt
"E = N ZN V E · (6.27)
421
Häufig wird der idealisierte Verdichterprozeß mit selbsttätigen Ventilen weiter ver-
einfacht. indem statt der Polytropen für Kompression und Rückexpansion die adia-
bate Isentrope eingeführt wird. Damit ergibt sich die indizierte Arbeit w.1 eines
Arbeitsspieles analog zu Gleichung (6.15) :
(6.28)
(6.29)
Das maximale Volumen V 1 läßt sich nach den Gleichungen (6.18) bis (6.20)
schreiben:
(6.30)
(6.31)
V
max
~ .
eln v-:- (6.32)
mm
Mit der Gleichung (6.10) für die Polytrope läßt sich aus ~ ein ein eingebautes
Druckverhältnis nein berechnen:
(6.33)
bzw. für den Sonderfall der isentropen Zustandsänderungen, der wegen der kom-
pakteren Schreibweise der Gleichungen von nun an zugrundegelegt werden soll:
n.
em
= ~x..
em
• (6.33a)
Ebenso ist der Zeitpunkt des Saugventilöffnens am Ende der Rückexpansion nicht
vom Arbeitsraumdruck , sondern von den Steuerorganen abhängig. Die Anpassung
an den Eintrittsdruck soll ebenfalls isochor erfolgen. In den Bildern 6.8a bis 6.8c
ist die Kompression in einem solchen Verdichter mit nein> 1 für verschiedene
Druckverhältnisse n eff im p, V -Diagramm dargestellt.
P
z' Tl.. n• Pl' • P.!,...
PE P,'
PA
TT. n < TT.In
PE
4'
a
0 V
P
Tl.1I • Tl.ln
PA
PE
b
0 V
P 2
PA Tl. n > Tl.in
Die indizierte Arbeit für einen Verdichter mit eingebautem Druckverhältnis läßt
sich nach Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals der Gleichung (6.9) für ver-
schiedene effektive Druckverhältnisse berechnen. Dazu sollen dieselben Verein-
barungen gelten, die bei der Ableitung von Gleichung (6.28) getroffen worden sind.
Nach Integration ergibt sich:
P1 V 1 [11.-1
-11.- ]
W, = - - 1
I 11. -
n,
eIn
- 1
11. - 1
P V ---
+~ [ TI 11. _ ( 6.34)
11. - 1 ein
(6.35)
424
Zusammen mit den Gleichungen (6.19) und (6.20) ergibt sich nach einigen Umfor-
mungen die indizierte Arbeit des idealisierten Verdichters mit eingebautem Druck-
verhältnis TI ein bei Betrieb mit dem Druckverhältnis TIeff :
W. = p
1
V l~ r ~
EH" - 1
TI". 1 - 1 ] -
em
r (1 + d -
Diese Arbeit setzt sich aus einem bei vorgegebenem eingebautem Druckverhältnis
TI ein konstanten Anteil und einem dem Druckverhältnis TI eff proportionalen Anteil
zusammen. Bemerkenswert ist, daß im Leerlauf, d.h. beim Druckverhältnis
TI eff = 1, die indizierte Arbeit des Verdichters W i '* 0 ist.
festgelegt wird, und einem Anteil 6 V, der die Volumenänderung des rückexpan-
dierten Gases beim isochoren Druckausgleich von P4 auf P4 gemäß Bild 6. 8a
bzw. Bild 6. 8c berücksichtigt, zusammen. Durch eine Massen- und Energiebilanz
wird der zweite Anteil zu
6V Il~.
= VH rE."em (1 _ TI eff )]
TI .
eln
(6.38)
berechnet.
bzw.
425
1
+ ~ n"'. (6.39)
'" ein
Wird die indizierte Arbeit pro Spiel eines zwangsgesteuerten bei variablem Druck-
verhältnis neff arbeitenden idealisierten Verdichters auf die indizierte Arbeit pro
Spiel eines mit selbsttätigen Ventilen ausgestatteten idealisierten Verdichters mit
!leff bezogen, so ergibt sich ein Vergleichsfaktor 'IV = (W/m) zwani(w/m) selbst·
1 " - 1
"t v
~
" - 1
= ____ ~ ______~
-~(l+E)-ETIK·l+TIff{-~l~TI-.-"--l
em
__ __________
~
e " __
____
~~
- em
________
~ ~
E - (1 + E) TI ."
em
_ L _ _~ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ~
(6.40)
Der Verlauf dieses Vergleichsfaktors ist in Bild 6.9 für verschiedene !l. und t:
em
über dem Druckverhältnis !leff dargestellt.
1.B r--.----,----,---,---,----,--~
1.6 ~-rtlr__--i---l--_i--_t--_t_--"1
~ 1.4 ~~~\~--_r------+-----~~----_t------i_----__j
1.2 ~~H"""&--+----T----t---""t"--~
Wenn das Druckverhältnis !leff gleich dem eingebauten Druckverhältnis TIein ist,
erreicht der Vergleichsfaktor den Wert "Iv = 1. Weil dieser Vergleichsfaktor sowohl
mit zunehmendem relativen Totraum E. als auch bei größer werdender Abweichung
426
zwischen neff und nein ansteigt. sollen Verdichter mit eingebautem Druckverhält-
nis • die in Anlagen wechselnder effektiver Druckverhältnisse arbeiten. möglichst
kleine relative Toträume haben.
Beispiel 6. 1 :
Vo 3
Schadraumvolumen 0,0003 m
-1
Drehzahl des Verdichters N = 20 s
Es soUen die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom VE sowie das Grenzdruckverhältnis
nmax berechnet werden.
Die innere Leistung Pi kann nach Gleichung (6.26) mit der indizierten Arbeit W i nach Gleichung
(6.31) berechnet werden. Dabei wird der relative Schadraum f: nach Gleichung (6.19) zu
V
f: = ~ = 0,0003 - 0 05
VH 0,006 - ,
berechnet.
1) 11'~'~ 1)
1 1,4 - 1
Wi =1 10 5 .0,006 [1 - o,OS( 4T,4 - 1 (4--r:r- - = 934,26 Nm
Das Eintrittsvolumen V E ergibt sich nach Gleichung (6. 23a), wenn eine isentrope Zustandsänderung an-
genommen wird, zu
1
V E = VH [ 1 - E( TI 1/>1. - 1) J = 0,006 ( 1 - 0,05 (41:4 1) J = 0,00549 m3
• 3
VE =N ZN V E = 20· 1 ·0,00549 = 0,1098 m /s.
Der betrachtete Kolbenverdichter stellt seine Förderung somit bei einem Gegendruck von etwa
Pmax = 71 bar ein.
Beispiel 6.2:
Effektives Druckverhältnis 3
Hubvolumen 0.000172 m 3
Relativer Schadraum o
-1
Drehzahl des Verdichters N 190 s
Es sollen die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom VE' das minimale abgeschlossene
Volumen V min und der Vergleichsfaktor 1V berechnet werden.
Der Prozeß läuft nach Bild 6. 8c mit V 3 V4 = V0 = 0 wie nachfolgend skizziert ab:
p.+-----.,....,
PE+-----t---~
o v
428
Die indizierte Arbeit bei Betrieb mit effektivem Druckverhältnis folgt dabei mit E = 0 aus Glei-
chung (6.36) zu
- VH [_l_(TI":l
W i-PE ,,_ 1 ein -
1) - 1 +
TI TI-~l '
eff ein
1
W i = 1 • 10
5
• 0,000 172 ~ ~
1 ( 2,5~
1 4
' - 1) - 1 + 3.2,5- 8 1= 22,485Nm.
3
V E = VH = 0,000172 m •
V
max
vmm
.
~ein
~.
eIn TI".
= eIn = 2,58 1,924.
Nach Gleichung (6.20) ist mit V max = V 1 das maximale Volumen bei E =0
Vmax=V H •
V
V. ~=0,000172=894.1O-6m3.
mm ~ein 1,924 '
1
--1
" -
(TI."-1) -l+TI TI. 1
-K-
em
-1
--;;:
eff em
YV = " - 1 '
~(TI~-l)
429
1 4 - 1 )
t:h(2,5~_1 -1+3.2,5- n
.!....!..:.....
1,4 -1 1,4 _1)
YV = = 1,0129.
~(3
Es muß somit gegenüber einem Verdichter mit angepaßtem eingebauten Druckverhältnis eine um
etwa 1,3 % größere Leistung aufgebracht werden.
Hubkolbenverdichter
P
c
P"""'hub HH'-=..--=--~I
PA ~~~-----~
Ansaugen beim Hub von d nach a mit dem mittleren Ansaugedruck PA ' in d
nsaug
öffnet das Saugventil , in d I ist das Saugventil offen, in a schließt das Saugven-
til bei einem gegenüber dem Eintrittsdruck PE um t,PE abgesenkten Zylinder-
druck;
430
- Ausschieben beim Hub von b bis c mit dem mittleren Ausschiebedruck PAusschub '
in b öffnet das Druckventil , in b I ist das Druckventil offen, in c schließt das
Druckventil bei einem gegenüber dem Austrittsdruck PA um t;. PA erhöhten Zylin-
derdruck;
Die Fläche in Bild 6.10 oberhalb des Ausschiebedruckes PA stellt die Mehrarbeit
dar, die infolge der Drosselung durch die "Ventile beim Ausschieben aufzubringen
ist. Wird dieser Flächeninhalt als Rechteck über der Ausschublinie 2-3 darge-
stellt, so ergibt sich aus der anderen Rechteckseite der mittlere Ausschiebedruck
PAusschub (Bild 6.10), welcher auf den Austrittsdruck PA bezogen, als das
Druckverhältnis nAusschub bezeichnet wird:
n _ PAusschub
Ausschub - PA •
Die Fläche unterhalb des Arisaugedruckes PE entspricht einer infolge der Drosse-
lung mehr aufzubringenden Arbeit beim Ansaugen, die als Rechteck wiederum über
dem gesamten Ansaugehub von 4 nach a dargestellt, als Rechteckhöhe den mittle-
ren Ansaugedruck PAnsaug ergibt. Das mit dem Eintrittsdruck PE gebildete
Druckverhältnis
431
TI = PAnsaug
Ansaug PE
0, 94 ~ I1 A ~ 0,97.
nsaug
- Undichtigkeiten;
Undichtigkeiten der Ventile und der Abdichtung zwischen Kolben und Zylinderwän-
den führen dazu, daß die Masse während der Verdichtung und die während der Rück-
432
expansion nicht konstant ist. Im Indikatordiagramm äußert sich das in einer fla-
cher verlaufenden Verdichtungslinie , und in einer steiler verlaufenden Rückexpan-
sionslinie .
Wenn auch das System "Stufe" als adiabat angenommen werden kann, so beeinflus-
sen doch innere Wärmeflüsse die Zustandsänderungen [7, 4, 5J. Die systembe-
grenzenden Bauteile kommen abwechselnd mit unverdichtetem, kaltem und mit ver-
dichtetern, heißen Gas in Berührung. Ein dadurch hervorgerufener periodischer
Wärmeaustausch zwischen Gas und Zylinder bzw. Kolben verändert arbeitsspielab-
hängig den Polytropenexponenten, wie im T, s-Diagramm gemäß Bild 6.11 darge-
stellt .
Im zweiten Teil der Rückexpansion von 3 nach 4, während des Ansaugehubes von 4
nach 1 und noch im ersten Teil der Verdichtung von 1 nach 2 wird dem Gas Wärme
zugeführt, was an der Entropiezunahme im T, s-Diagramm zu erkennen ist. Sobald
die Temperatur des Gases bei der Kompression von 1 nach 2 die der Wandungen er-
433
reicht hat, ändert sich die Richtung des Wärmestroms • Das Gas gibt dann bei der
weiteren Verdichtung, beim Ausschieb en von 2 nach 3 und im ersten Teil der
Rückexpansion Wärme an die Wandungen ab, wobei die Entropie abnimmt. Wird
der durch die Punkte 1 und 2 berechnete Polytropenexponent als mittlerer Poly-
tropenexponent bezeichnet, so ist der wirkliche im ersten Teil der Verdichtung
größer und im letzten Teil kleiner als der mittlere. Ebenso ist es bei der Riickex-
pansion von 3 nach 4.
(6.41)
Tatsächlich wird jedoch je Hub nur das auf den Eintrittszustand PE' TE bezogene
Volumen V E < VH angesaugt. Der sogenannte Füllungsgrad AF stellt das Ver-
hältnis dieser bei den Volumina bzw. das ihrer Volumenströme dar:
(6.42)
In der Regel ist "F < 1. Die Einflüsse, welche zu dieser Minderung des theoreti-
schen Volumenstroms führen, sollen anhand des Indikatordiagramms (Bild 6.10)
erläutert werden [4, 13J.
(6.43)
1 LI V" (6.44)
- V H "V·
434
V"
A. = A AV = V. (6.45)
1 P H
Die im Zylinder befindliche Gasmasse hat, bezogen auf den Eintrittsdruck , infolge
der Erwärmung, z.B. durch die heißen Zylinderwände und Ventile, stets eine ge-
ringere Dichte p" als dieselbe Masse beim Eintrittszustand E. Das Verhältnis
(6.46 )
Aus den Gleichungen (6.42) bis (6.46) folgt somit für den Füllungsgrad:
(6.47)
(6.48)
Das Volumen V 4 läßt sich bei Annahme konstanter Gasmasse und einer polytro-
pen Rückexpansion mit dem Exponenten n 34 berechnen:
(6.49)
(6.50)
(6.51)
(6.52)
Cl V" 1 ClPE
(6.53)
V0 + VH n E PE
Werden die Gleichungen (6.20) und (6.53) in die Definitionsgleichung für Ap (6.44)
eingesetzt, so ergibt sich für den Druckkoeffizienten :
(6.54 )
Da die Druckabsenkung im Zylinder ClP E von konstruktiven Details, z.B. bei der
Gestaltung der Ventile und Rohrleitungen, abhängt, ist die Größe des Druckkoeffi-
zienten schlecht abzuschätzen.
Der Temperaturkoeffizient ist nach Gleichung (6.46) definiert. Aufgrund der Er-
wärmung beim Einströmen und der Druckerhöhung ClPE beim Beginn der Verdich-
tung ist die Dichte des Gases im Zylinder pI' kleiner als die auf den Eintrittszu-
436
stand bezogene Dichte PE. Unter Annahme konstanter Masse im Zylinder. wenn
T" > TE die Temperatur des Gases ist. ergibt sich:
bzw.
PE V E PE V"
-T-- = -T-'-'- (6.56)
E
(6.57)
Das Verhältnis dieser Massen bzw. der auf den Eintrittszustand bezogenen Volu-
mina oder Volumenströme wird als Abdichtgrad AD bezeichnet:
mA V EN YEN
=m E = VE = V (6.58)
E
Drehzahlen N sowohl ohne als auch mit Beri.'-::ksichtigung der Leckagen betrachtet
werden soll.
"
Bild 6.12. Kennfeld eines Kolbenverdich_
ters bei verschiedenen Dreh-
zahlen N
lL-_________~_________~~______~-- ohne Leckagen
o ~N mit Leckagen
Infolge des Schadraumes ergibt sich beim leckfreien Verdichter unabhängig von der
Drehzahl ein maximales Druckverhältnis Il max ' bei dem der Volumenkoeffizient
"V = 0 gemäß Gleichung (6.51) ist. Damit wird auch der Nutzeintrittsvolumen-
strom VEN nach den Gleichungen (6.47) und (6.58)
Der leckbehaftete Verdichter wird durch den Abdichtgrad "D charakterisiert ge-
mäß Gleichung (6.58)
1 ilrn
- rn E •
Während der Massenstrom rn E bei konstanten Eintrittsdaten von der Zahl der Um-
drehungen pro Zeiteinheit abhängt, ist der Leckmassenstrom ilrn nur zeitabhängig,
wenn konstante Spaltflächen , Gaseigenschaften , Ruhetemperaturen und Druckver-
hältnisse angenommen werden, d.h. mit steigender Drehzahl des Verdichters wird
das Verhältnis il.rn
m
kleiner und damit nähert sich der Abdichtgrad "D mit steigen-
E
der Drehzahl dem der dichten Maschine, so daß auch das effektive Druckverhältnis
größer wird.
Hubkolbenpumpe
Unter der Voraussetzung, daß sowohl die funktionsrelevanten Bauteile der Pumpe
als auch das Fluid selber unelastisch sind, und daß keine Leckagen auftreten,
stellt sich das Indikatordiagramm einer solchen Flüssigkeitspumpe in Verdränger-
bauart gemäß Bild 6.13 dar.
438
p
c b
'1
3 Z
4 1
g
d f 0
- Vo VH
Bild 6.13. Indikatordiagramm einer rea-
o v len Kolbenpumpe
- Ansaugen beim Hub von d nach a mit dem gegeniiber dem Eintrittsdruck PE ab-
gesenkten mittleren Druck PA ' in d öffnet das Saugventil , in d I ist das
nsaug
Saugventil offen, in a schließt das Saugventi 1 ;
Der Einfluß der Leckagen wird durch den Abdichtgrad AD nach Gleichung (6.58)
berücksichtigt. der bei Hubkolbenpumpen in der Regel bei AD = 0.96 - 0.98 liegt.
Der Einfluß der Leckagen soll anhand eines Kennfeldes dargestellt werden. in dem
der Austrittsdruck PA über dem Nutzeintrittsvolumenstrom V EN für dieselbe
Pumpe einmal ohne und einmal mit Berücksichtigung der Leckagen für verschiedene
Drehzahlen N aufgetragen ist (Bild 6.14).
N,<N 1 <N)
\ \ \
\ \
\ \
\ \
\ \ \
\ \ \
\
\ \
\ N, \ N1 \ N) Bild 6.14. Kennfeld einer Kolbenpumpe bei
\ \ \ verschiedenen Drehzahlen N
ohne Leckagen
mit Leckagen
Arbeitet die Pumpe ohne Druckerhöhung , also PA = PE' so treten keine Leckver-
luste auf und die beiden gegenübergestellten Pumpen fördern bei gleicher Drehzahl
die gleichen Volumenströme VEN.
Beispiel 6.3:
Dem Indikatordiagramm eines Verdichters mit selbsttätigen Ventilen werden folgende Daten nach
Bild 6.10 entnommen:
Hubvolumen 0,005 m3
Schadraumvolumen 0,0005 m 3
Zu berechnen sind der Volumenkoeffizient AV ' der Druckkoeffizient Ap ' der indizierte Füllungs-
grad Ai und das Volumen t, V".
Lösung:
Vo 0,0005
€ = V = 0 005 = 0, 1
H '
AV = 1 - € (nn~4)
- 1 = 1 - 0, l ' ( l-s 1)
5' - =0,8076.
1- (1+0,1),4000 5 =0,9624.
1,45.0,8076.1·10
6PE 4000 3
t,V" (V O + VH ) - - = (0,0005 + 0,005) 5 - 0,00015 m
nE PE 1,45.1'10
Das Zylindervolumen wird somit zunächst um 6 V" = 0,00015 m 3 verkleinert, ehe der Zylinder-
druck den Eintrittsdruck PE überschreitet.
441
Die Steuerung der Ventile erfolgt nach Bild 6.15 z.B. über eine Nockenwelle, Stö-
ßelstangen und Kipphebel.
Kipphebel Einloßventil
Kolbenringe ~~;s$ss:s~
Kolben -L1F--/~~q-
Infolge der vom Zylinderdruck unabhängigen Bewegung der Ventile oder anderer
Steuereinrichtungen, besitzen alle Verdrängermotoren ein eingebautes Volumen-
verhältnis ~. nach Gleichung (6.32) und damit nach Gleichung (6.33) auch ein
ein
eingebautes Expansionsverhältnis nein'
442
Die am Beispiel eines Verdichtungs prozesses abgeleitete Beziehung (6.9) für die
indizierte Arbeit W. gilt ebenso für einen Expansionsprozeß, wie er z.B. für einen
1
Motor mit Schadraum V0 und abgestimmten zwangsgesteuerten Ventilen in Bild
6.16 dargestellt ist, wenn der entsprechende gegenläufige Integrationsweg bei der
Lösung des geschlossenen Kurvenintegrals berücksichtigt wird.
Es ergibt sich für die indizierte Arbeit W i' die nach Vorzeichenregel (Abschnitt 2.1)
negativ ist:
(6.59)
Der in Bild 6.16 dargestellte und in Gleichung (6.59) hinsichtlich der inneren Ar-
beit berechnete Prozeßverlauf für eine idealisierte Expansionsmaschine, der die
enge Verwandtschaft zum idealisierten Verdichter unterstreichen soll, wird in die-
ser Form im allgemeinen nicht realisiert. Je nach Verwendungszweck werden die
Verdrängermotoren als Volldruck- oder Expansionsmaschinen mit oder ohne Rück-
kompression gebaut.
Vo lldruckmaschinen
In der Volldruckmaschine wird der Kolben während des gesamten Hubweges über
das offene Einlaßventil durch das Fluid unter Eintrittsdruck beaufschlagt. Bei Kol-
benumkehr im unteren Totpunkt schließt das Eintrittsventil. Gleichzeitig öffnet das
Auslaßventil, das Fluid strömt in die Auslaßleitung und stellt so isochor den Druck-
ausgleich her. Danach wird es bis zum oberen Totpunkt bei dem Druck der Auslaß-
443
Bei dem Prozeß dieser Volldruckmaschine wird die Expansionsarbeit des Gases
nicht genutzt, welche der dunkel angelegten Fläche im Bild 6.17 entspricht. Die
indizierte Arbeit ergibt sich aus der Lösung des Integrals nach Gleichung (6.9) zu-
sammen mit Gleichung (6.13) bzw. (6.14):
(6.60)
Die Fluidenergie wird von Expansionsmaschinen besser genutzt, bei denen nur ein
Teil des Volumens bei geöffnetem Einlaßventil mit Gas vom Eintrittsdruck gefüllt
wird. Danach wird das Einlaßventil geschlossen und bei der weiteren Volumenver-
größerung expandiert das Gas auf den Gegendruck.
Beim darauffolgenden Hub wird das expandierte Gas bis zum oberen Totpunkt ausge-
schoben • Danach wird nach Öffnen des Einlaßventils der Druck isochor auf den
Druck PE angehoben.
Geschieht die Expansion bis auf den Austrittsdruck PA' so wird von vollständiger
Expansion (Bild 6.18a) gesprochen. In beiden anderen Fällen, der unvollständigen
Expansion in Bild 6. 18b und der Überexpansion in Bild 6. 18c, müssen Verluste
gegenüber der vollständigen Expansion hingenommen werden.
444
P
PE
n.ln: iJ.j
PE
TTttn : TT. II
PA 3)'
Vo
a 0 V
P
fJ{
b
P
Bei der unvollständigen Expansion wird ein Teil der Expansionsarbeit entsprechend
der dunkel angelegten Fläche in Bild 6. 18b nicht ausgenutzt, bei der Überexpansion
wird, da nach dem Öffnen des Auslaßventils ein isochorer Druckausgleich durch in
den Zylinder einströmendes Gas hergestellt wird, mehr Ausschiebearbeit geleistet,
als es nach dem Expansionsenddruck erforderlich wäre. Beides führt zur Verrin-
gerung der indizierten Arbeit gegenüber der vollständigen Expansion.
Für den Expansionsprozeß nach Bild 6.18 soll die indizierte Arbeit für ein ideales
Gas unter folgenden Annahmen, die in der Mehrzahl mit den idealisierenden Voraus-
setzungen übereinstimmen, ermittelt werden:
445
- Isobares Füllen;
- Isobares Ausschieben ;
Wird das Integral nach Gleichung (6.9) gelöst. so ergibt sich unter Benutzung der
Gleichungen (6.11) bis (6.14) für die indizierte Arbeit:
(6.61)
Das Volumen am Anfang der Expansion V 2 kann über das eingebaute Druckverhält-
nis angegeben werden:
1
-K
(:!)
1 1
Weiterhin entspricht das Volumen im oberen Totpunkt dem Totraum VO. und das Vo-
lumen im unteren Totpunkt der Summe aus Hub- und Totraum •
PE
Mit dem effektiven Druckverhältnis n =- ergibt sich die indizierte Arbeit zu:
l
eff PA
1 + e
~ em
1( '1.-1
TI-. K TI-.-"- - 1) +
em
(e - em
1
(1 + e) TI-. K ) + -TI
1
eff
• (6.63)
Sie setzt sich aus einem nur vom eingebauten Druckverhältnis TIein abhängigen und
einem dem effektiven Druckverhältnis TIeff umgekehrt proportionalen Anteil zu-
sammen. Bemerkenswert ist. daß die indizierte Arbeit schon bei einem Druckver-
hältnis TIeff = TI min > 1 den Wert Wi =0 annimmt.
Wie in Bild 6. 18c dargestellt ist. setzt sich bei effektiven Druckverhältnissen
TIeff < nein die bei einem Arbeitsspiel umfahrene Fläche aus einem positiven und
einem negativen Anteil zusammen. Im Grenzfall TI eff = TI min sind die Beträge bei-
der Anteile gleich groß. so daß die indizierte Arbeit zu W i = 0 wird.
446
1
(6.64)
Für den Sonderfall n. = 1 geht Gleichung (6.63) in Gleichung (6.60) über, das
em
minimale effektive Druckverhältnis wird zu nmin = 1.
Das Eintrittsvolumen VE des Verdrängermotors setzt sich aus dem beim Hub von
1 nach 2 gemäß Bild 6.18 einströmenden Anteil
1
(V 2 - V 1) = VH [ (1 + e) nei~ - € ] (6.65)
(6.66)
Je höher der Eintrittsdruck ist, desto größer wird das zum Auffüllen des Schad-
raumvolumens benötigte Gasvolumen 6 V. Das gesamte Eintrittsvolumen VE des
Motors resultiert aus der Summe beider Anteile
bzw.
(6.67)
447
Der Totraum einer Maschine ohne Rückkompression muß bei jedem Arbeitsspiel
durch Einströmen von Frischgas ohne Arbeitsleistung aufgefüllt werden, bis der
Eintrittsdruck im Zylinder erreicht ist. Diese dissipativen Vorgänge senken den
Wirkungsgrad. Wird dagegen ein Arbeitsprozeß mit Rückkompression nach Bild
6.19 verwirklicht, so ist der Totraum bei Füllungsbeginn mit verdichtetem Gas un-
ter Eintrittsdruck gefüllt, so daß eintretendes Frischgas unmittelbar bis zum Er-
reichen des Flillungsendes Arbeit am Kolben leisten kann.
p
Füllen
1
Expandieren
In der Regel wird dieser Prozeßverlauf mit Rückkompression bis auf den Eintritts-
druck nicht verwirklicht, da bei kleinen Volumina und großen Drücken die Gefahr
der Überkompression besteht. Wegen der notwendigen größeren Hublänge und dem
damit zusammenhängenden Bauvolumen wird auch auf eine vollständige Expansion
verzichtet (Bi ld 6.20) •
3'
Bild 6.20. p, V -Diagramm der idealisier-
ten Expansionsmaschine mit
unvollständiger Expansion und
o v Rückkompression
Aufgrund der durch die Kinematik vorgeschriebenen Ventilbewegungen ist das ein-
gebaute Druckverhältnis nein dieses Prozesses bei der Expansion und bei der
Rückkompression zu berücksichtigen.
448
- Isobares Füllen;
- Isobares Ausschieben ;
Für diesen Fall des Arbeitsprozesses soll die indizierte Arbeit berechnet werden.
Nach Lösung des Integrals gemäß Gleichung (6.9) ergibt sich die indizierte Arbeit
W. zu:
1
(6.68)
1
)\
(6.69)
PE
II =-
eff PA
W.1 - (1 + d lI: i : ~ - 1 ~-
(6.70)
449
Die indizierte Arbeit dieses Prozesses setzt sich aus einem nur vom eingebauten
Druckverhältnis Dein abhängigen Anteil und einem dem effektiven Druckverhältnis
TIeff umgekehrt proportionalen Anteil zusammen. Analog zu Gleichung·(6.63) wird
W. schon bei einem effektiven Druckverhältnis TI ff = TI . > 1 zu W. = 0, welches
i emin i
aus der Bedingung W. = 0 nach Gleichung (6.70) berechnet werden kann:
i
[ E: n~.ein _ (1 + E:) ] _ ~1
11. -
TI~.ein [TIein
11..: 1 _ 1 ]
(6.71)
1 1 11.-1 ]
[ E:-(1+dTI.
-~] 1+E: -~[
+--lTI.
--11.-
TI. -1
ein 11. - ein ein
Für den Sonderfall TI. = 1 geht Gleichung (6.70) in Gleichung (6.60) über, das
ein
minimale Druckverhältnis wird zu n . = 1.
min
Infolge der nur unvollständigen Rückkompression des Restgases setzt sich das Ein-
trittsvolumen V E aus dem beim Hub von 1 nach 2 gemäß Bild 6.20 angesaugten
Anteil
1
(V 2 - Vi) = VH [ (1 + d n:i~ - E: ] (6.72)
und einem zweiten Anteil to V zum Auffüllen des Totraumes vom Druck pi auf den
Druck P1 gemäß Bild 6.20 zusammen. Dieser zweite Anteil ergibt sich analog
Gleichung (6.66) zu
to V = VH ~11. [ (1 - nein)
neff J (6.73)
Das gesamte Eintrittsvolumen ergibt sich aus der Summe bei der Anteile
bzw.
1
VE =VH [ (1 + E:
) TI. 11. - E: + -
E: 11.)]
( 1 - -n-
ein
. (6.74)
em 11. eff
Der Verlauf des Quotienten V E/V H ist im Bild 6.21 für verschiedene eingebaute
Druckverhältnisse bei konstantem relativen Schadraum E: über dem effektiven Druck-
450
verhältnis TI eff für TI eff ~ TIm in (Gleichung 6.71) aufgetragen. Dabei ist zu beach-
ten daß für TI ff < n . der Motor fremd angetrieben werden muß.
• emIn
o.4.------,..-------r------,---------,
-------------- 1 4
~-+_--_t--I 77eln =
0. 11--+-------i----:"...,c.~-_+----__+----_____i
/
°1UL~~-L
5 --------1L
O --------~
1 5------~20·
77elf
Mit zunehmendem Druckverhältnis TIeff nimmt bei konstantem TI ein der Einfluß der
nicht abgestimmten Rückkompression ab, so daß vE/v H asymptotisch einem
Grenzwert zustrebt. Mit kleinerem eingebauten Druckverhältnis nein nimmt die
notwendige Füllung zu. Für effektive Druckverhältnisse TI eff « TI ein wird VE/VH
negativ. Durch die Rückkompression wird in diesen Betriebspunkten mehr Volu-
men auf den Eintrittsdruck PE gefördert. als zur Füllung des Zylindervolumens
benötigt wird.
Beispiel 6.4:
6 . 105 2
Druck am Motoreintritt PE N/m
Eingebautes Druckverhältnis n. 2
em
Hubvolumen VH = 26,6 . 10- 6 m 3
Zu bestimmen sind die innere Leistung Pi' der Eintrittsvolumenstrom YE und das minimale zum
Drehen des Motors erforderliche Druckverhältnis rr
mm
Der Prozeßverlauf entspricht dem des Bildes 6. lab. Die innere Leistung Pi wird nach Gleichung
(6.26) mit der indizierten Arbeit W i nach Gleichung (6.63) berechnet.
W. = 6 • 105 • 26,6 . 10 -6
I
j 1 + 0,02
1,4 - 1
W i = - 8,7400 Nm.
V E = VH [ (1 + d n:i~ - E + ~ ( 1- n~ff ) ] ,
1
VE = 0,266. 10-4 [ (1 + 0,02) .2-1,4 _ 0,02 + O{~: (1 -i-)] 16,26.10- 6 m 3
nmin = [
1 + E _1.( n._~ )
(1 +
x=1 nem
." em
" - 1
nmm
. --------------71------------~--------~1----~1-,74--~1-----= 1,1352.
[ (1+0,02)2-n-O,02] 1+0,02
1,4 - 1
2-n(2- 1,4 -1)
Zum Drehe n des o.a. Verdrängermotors ist somit ein Druckverhältnis von mindestens
nmin '" 1,135 erforderlich.
P
OT UT
PE~~l~____~________~
PFilll
r 3'
Anhand dieses Diagrammes sollen die Vorgänge während eines Arbeitsspiels in ei-
nem solchen realen Motor verfolgt werden:
Füllen von 1 nach 2 mit dem mittleren Druck PFüll' in 2 schließt das Einlaß-
ventil ;
Expansion von 2 nach 3, in 3' öffnet das Auslaßventil, Vorauslaß von 3' nach
3;
- Ausschieben von 3 nach 4 mit dem mittleren Druck PAusschub ' in 4 schließt
das Auslaßventil;
453
Verdichten von 4 nach 1, in l' öffnet das Einlaßventil, Voreinlaß von l' nach
1.
Aufgrund der Drosselverluste in den Ventilen ist der mittlere Füllungsdruck PFüll
kleiner als der Eintrittsdruck PE' der mittlere Ausschiebedruck PAusschub größer
als der Austrittsdruck PA'
VE = N ZN VE • (6.75)
Im Bild 6.23 ist das VE' TI-Diagramm einer Verdrängerexpansionsmaschine mit der
Drehzahl N als Parameter dargestellt.
Aufgrund von Undichtigkeiten benötigt die reale Maschine stets einen größeren Vo-
lumenstrom • Die Abweichungen der entsprechenden Kennlinien sind infolge der
Druckabhängigkeit der Leckagen bei höheren Drücken größer (Bild 6.23) analog den
Uberlegungen, wie sie beim Hubkolbenverdichter gemacht worden sind.
TT
Als Kolben soll dabei verallgemeinert die bewegliche Systemgrenze des geschlosse-
nen Systems, d.h. der bewegliche Teil des Arbeitsraumes bezeichnet werden, der
im Aussehen nicht unbedingt dem Hubkolben in einem Zylinder ähneln muß.
Die einfachste Ausführung eines Kolbenverdichters ist in Bild 6.24 als einfach wir-
kender Verdichter mit Tauchkolben und angelenkter Pleuelstange dargestellt.
Der Arbeitsvorgang findet nur auf der Deckelseite des Zylinders statt, wobei die
rotierende Antriebsbewegung der Kurbelwelle über die Pleuelstange in die geradli-
nige Bewegung des Kolbens überführt wird.
Der Zusammenhang zwischen dem Kolbenweg s und dem Kurbelwinkel tp nach Bild
6.24 ergibt sich aus dem vom Kurbelzapfen K, dem Wellenzapfen M und dem Kol-
benbolzen B gebildeten Dreieck:
s ( q:» =""'2
k
D (1 - cos q:» + 1 I
1- (6.76)
mit den Bezeichnungen nach Bild 6.30. Mit dem Kurbelwinkel q:> = 180 0 ergibt sich
455
TI 2
VH = sH"4 D • (6.77)
Die Anzahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung ist ZN = 1. Der relative Schadraum
von Hubkolbenverdichtern kann zu E: "" 0,05 - 0,1 angenommen werden.
Um den Volumenstrom zu vergrößern, ist die Maschine nach Bild 6.25 mit einem
doppelt wirkenden Kolben ausgestattet, so daß der Arbeitsvorgang auf beiden Seiten
des Kolbens stattfinden kann.
Der Kolben wird mittels einer Kolbenstange und einem Kreuzkopf, der über die Pleu-
elstange von der Kurbelwelle angetrieben wird, geführt. Die Kolbenführung durch die
Kolbenstange erlaubt, den unteren Arbeitsraum gegen das Kurbelgehäuse abzudich-
ten. Der Hubraum des oberen Arbeitsraumes ergibt sich aus Kolbenweg und -fläche.
Da im unteren Arbeitsraum der Querschnitt der Kolbenstange zu berücksichtigen
ist, ergibt sich das Gesamthubvolumen VH bei einer Umdrehung:
1'1 2 TI 2 2
VH = sH "4 D + sH "4 (D - d ) (6.78)
Bezogen auf das Gesamthubvolumen VH ist die Zahl der Arbeitsspiele pro Umdre-
hung ZN = 1.
Der relative Schadraum ist bei doppelt wirkenden Maschinen auf der Deckel- und
Kurbelseite verschieden, so daß die Arbeitsräume unterschiedliche Liefergrade
und Grenzdruckverhältnisse haben. Das Schadraumverhältnis kann wie bei den
Tauchkolbenverdichtern zu c; "" 0,05 - 0,1 angenommen werden.
Wird der im Zylinder gleitende Kolben durch eine eingespannte, elastisch verform-
bare Membran ersetzt. so entfallen die Leckverluste zwischen Kolben und Zylinder.
Diese Bauform wird als Membranverdichter bezeichnet. Der auf der Antriebswelle
des Kompressors sitzende Exzenter gemäß Bild 6.26 überführt deren Rotation über
eine Pleuelstange in eine hin- und hergehende Bewegung der von zwei Stützscheiben
gehaltenen Membran.
Das Hubvolumen V H wird unter der Annahme einer Membran ohne Biegesteifigkeit
zu
(6.79)
mit den Bezeichnungen nach Bild 6.26. Die Anzahl der Arbeitsspiele ZN je Um-
drehung des Exzenters ist ZN = 1.
457
2~==~~tMembron
stutzscheiben
Infolge der notwendigen Stützscheiben kann der relative Schadraum solcher mecha-
nisch betätigten Membranverdichter zu 8 ~ 0.2 - 0.3 werden.
r--- - - O- -- -J
A
Dabei wird über einen mittels Kreuzkopf geführten Arbeitskolben der Druck der Hy-
draulikflüssigkeit periodisch verändert und damit die elastische Membran verformt,
die ihrerseits die Förderung des Arbeitsfluids durch Volumenveränderung des Ar-
beitsraumes veranlaßt •
In den Grenzlagen oberer Totpunkt OT und unterer Totpunkt UT legt sich die Mem-
bran an den entsprechend geformten Zylinderkopf bzw. die Lochplatte (Bild 6.27) an.
Wird die Form der Lochplatte bzw. des Zylinderkopfes als Kreisbogen ausgeführt,
so berechnet sich das Hubvolumen VH bei Vernachlässigung der Membranstärke zu
(6.80)
Obwohl vom Arbeitsprinzip her sich alle bisher beschriebenen Verdichter auch zur
Flüssigkeitsförderung einsetzen lassen - die selbsttätigen Ventile öffnen, sobald
der Gegendruck im Zylinder erreicht ist und schließen bei Kolbenumkehr - wird in
der Regel jedoch eine Pumpe anders konstruiert. Weil der Schadraum wegen der
fehlenden Rückexpansion keinen Einfluß auf die Fördermenge hat, ist die Anordnung
der Ventile nicht an den Zylinderdeckel oder -boden gebunden. Die Ventile können
unter dem Aspekt guter Zugänglichkeit bzw. leichter Wartung in einigem Abstand
vom eigentlichen Arbeitsraum angeordnet sein, wie ein Beispiel einer doppelt wir-
kenden Kolbenpumpe mit Kreuzkopf in Bild 6.28 zeigt.
6.2.1.2 Drehkolbenverdichter
den. Die Verdichtung erfolgt in diesen Maschinen wie bei den Hubkolbenmaschinen
auf statische Weise. Da sowohl die Zahl der Arbeitsspiele pro Umdrehung ZN als
auch die Drehzahl N selbst gegenüber den Hubkolbenmaschinen gesteigert werden
kann, wird die Förderung stetiger.
- der Vielzellenverdichter ;
- der Flüssigkeitsringverdichter ;
- der Rollkolbenverdichter ;
- das Rootsgebläse;
- die Zahnradpumpe;
- der Schraubenverdichter .
Einwellige Drehkolbenmaschinen
Vielzellenverdichter
Die Vielzellenverdichter sind wegen ihrer relativ geringen Drehzahl, die z.B. ei-
ne unmittelbare Kupplung mit Elektromotoren erlaubt, und einer inneren Verdich-
tung sehr verbreitet. Die Forderung eines ölfreien Fluidstromes verlangt beson-
dere Maßnahmen.
In einem Gehäuse gemäß Bild 6.29 mit zylindrischer Bohrung ist exzentrisch ein
Rotor angeordnet, der mit Schlitzen versehen ist, in denen in Schlitzrichtung frei
bewegliche Arbeitsschieber liegen. Bei Rotation legen sich diese infolge Flieh-
kraft an die Wand des Gehäuses oder an Stütz- bzw. Laufringe an. Der durch den
Rotor und das Gehäuse gebildete sichelförmige Arbeitsraum wird damit in einzel-
ne Zellen aufgeteilt. Bei Drehung des Rotors verändern -diese Zellen periodisch die
Größe ihres Volumens. Wird eine Zelle bei kleinstem Volumen mit dem Saugraum
verbunden, so saugt sie bei Drehung und Volumenvergrößerung solange an, bis sie
vom Saugraum getrennt wird. Bei weiterer Drehung des Rotors verkleinert die nun
460
Arbeitsschieber Gehäuse
abgeschlossene Zelle ihr Volumen, bis die Zelle mit dem Druckraum verbunden und
das Fluid ausgeschoben wird. Ein minimales Zellvolumen V0' das nicht ausgescho-
ben werden kann, wird unter Rückexpansion zur Ansaugseite weitertransportiert •
Dieser Verdichter hat also ein eingebautes Druckverhältnis .
Durch die Geometrie ist der Verlauf des Zellvolumens V Z über dem Verdrehwinkel
des Rotors vorgegeben. Wird der Verdrehwinkel cp =0 gemäß Bild 6.30 von der Zel-
le maximalen Volumens V Z max gezählt, so gilt für die bei Vielzellenverdichtern
gebräuchlichen Schieberzahlen von ZN = 12 ;.. 24 unter Vernachlässigung der Schie-
berdicke genügend genau [1]:
VZ =--2-Z--
TI eL ( e cos 2 cp + "2
D cos cp +"2
d) • (6.81)
N
1\1 'i'vrncx -O
Einlaßsteuerkante
V (6.82)
max
461
Die Einlaßsteuerkante wird ausgehend vom Winkel '{!V max = 0 durch Drehung um
den halben Zellöffnungswinkel
(6.84)
Dabei schließt der in Laufrichtung hintere Arbeitsschieber die Zelle gerade gegen
den Ansaugebereich ab. in der Zelle herrscht der Ansaugedruck beim maximalen
Zellvolumen V
max
Beim Öffnen der Zelle soll der Enddruck bei kleinstem abgeschlossenen Zellvolu-
men V min vorhanden sein. dabei schließt der in Laufrichtung vordere Arbeits-
schieber das Zellvolumen gerade noch gegen den Auslaßbereich ab (Bild 6.30) .
Die Auslaßsteuerkante wird durch den Winkel \f!V min und den halben Zellöffnungs-
winkel in Drehrichtung nach Gleichung (6.84) festgelegt.
V min
2TI eL
=~ (e cos
2 '{!V min + '2D cos '{!V min + 2"d) • (6.85)
Wird vorausgesetzt. daß. wie es bei ausgeführten Maschinen üblich ist. die Ver-
dichtung über einen Winkelbereich von '1'V . - '{!V "" 80° .;. 1000 stattfindet und
mln max
die Exzentrizität e '«: D ist. so vereinfacht sich Gleichung (6.85) zu:
Mit den Gleichungen (6.32). (6.33). (6.82) und (6.86) läßt sich der Winkel
'i'V min aus der Vorgabe eines gewünschten eingebauten Druckverhältnisses nähe-
rungsweise bestimmen:
1
n
cos '{!V min = 2 nein - 1. (6.87)
Der relative Schadraum von Vielzellenverdichtern kann etwa zu E: = 0.01 ;. 0.02 an-
genommen werden.
462
Flüssigkeitsringverdichter
1--- - 0
d
Das theoretische Fördervolumen je Umdrehung ergibt sich gemäß Bild 6.31 unter
Vernachlässigung der Schaufeldicke bei einer Rotorlänge L zu:
(6.88)
Rollkolbenverdichter
Beim Rollkolbenverdichter ist gemäß Bild 6.32 auf der im Fördergehäuse zentrisch
gelagerten Antriebswelle exzentrisch der Rollkolben befestigt. Die Exzentrizität e
ist derart gewählt, daß sich ein minimaler Abstand als Dichtspalt zwischen Kolben
und Gehäuse im Punkt B des Kolbens ergibt:
D-d
e""-2-· (6.89)
RüCkschlogventil
Gehöuse ~I---H-- Sperrschieber
Durch den Rollkolben im Verein mit einem federbelasteten Schieber. der auf die-
sem Kolben gleitet, wird der sichelförmige freie Raum des Gehäuses in zwei Ar-
beitsräume getrennt. Der Arbeitsraum vergrößert sich auf der Saugseite und saugt
dabei das Fördermedium an. Durch Verkleinern des Arbeitsraumes auf der Druck-
seite wird das Fluid ausgeschoben.
Liegt der Schieber auf dem mit B bezeichneten Punkt des Kolbens, so ist kurzzei-
tig ein Rückströmen von der Druck- zur Saugseite möglich. Ein auf der Druckseite
angeordnetes, selbsttätiges Rückschlagventil verhindert einerseits das Rückströ-
men, andererseits ermöglicht es bei Gasförderung eine innere Verdichtung auf den
Anlagendruck .
464
(6.90)
Zweiwellige Drehkolbenmaschinen
Rootsgebläse
Eine schon seit langem bewährte Ausführung dieser zwei welligen Bauform ist das
Rootsgebläse. Es besteht im wesentlichen aus zwei Drehkolben , die sich gegenläu-
fig mit gleicher Drehzahl in einem gemeinsamen Fördergehäuse berührungs frei be-
wegen, wie in Bild 6.33 prinzipiell gezeigt.
Bei der Kolbendrehung vergrößert sich der saugseitige Raum und bewirkt ein An-
saugen des Fördermediums. Bei einer bestimmten Winkel stellung ist ein Raum,
begrenzt durch einen Kolben und die Gehäusewand, sowohl gegen den Ansaugebe-
reich als auch gegen den Druckbereich abgeschlossen. I Bei weiterer Drehung des
Kolbens wird das abgeschlossene Volumen im Gegensatz zu allen bisher beschrie-
benen Bauarten nicht verkleinert, d.h. Rootsgebläse haben keine innere Verdich-
tung. Nach weiterer Drehung des Kolbens wird der abgeschlossene Raum zum
Druckbereich hin geöffnet. Da vor dem Öffnen in diesem Förderraum noch Ansau-
gedruck herrscht, expandiert Gas aus der Druckleitung in diesen sich öffnenden
Raum solange zurück, bis der Anlagendruck erreicht ist. Nach Abschnitt 6.1.1,
Bild 6.8, kann das Rootsgebläse als Verdichter mit dem eingebauten Druckver-
hältnis nein = 1 aufgefaßt werden, so daß das Rootsgebläse mit gutem Wirkungs-
grad nur im Niederdruckbereich oder als Pumpe für die Flüssigkeitsförderung
eingesetzt werden kann.
Sind die Querschnittflächen AR der durch die Kolben nach Bild 6.33 abgeschlosse-
nen Räume z.B. durch Planimetrieren bekannt, so läßt sich das theoretische För-
dervolumen je Umdrehung berechnen:
VH =4 L AR. (6.91)
(6.92)
Die Rootsgebläse werden vorwiegend zur Gasförderung u.a. als mechanisch ange-
triebene Lader für Verbrennungsmotoren eingesetzt.
Zahnradpumpe
Eine weitere zweiwellige Bauform ist die Zahnradpumpe, die vorwiegend zur Flüs-
sigkeitsförderung benutzt wird. Am häufigsten ausgeführt wird sie heute noch mit
zwei gleichgroßen außenverzahnten Stirnrädern mit Evolventenverzahnung nach
Bild 6.34. Eine zunehmende Verbreitung erfahren Zahnradpumpen mit einem in-
nen- und einem außenverzahnten Rad.
Die Abdichtung zwischen Druck- und Saugseite erfolgt durch die Berührungslinien
der Zahnflanken, die Spalte zwischen den Zahnköpfen und dem Gehäuse, sowie durch
466
die Stirnspalte zwischen Zahnrad und Gehäuseplanflächen. Bei Drehung der Räder
vergrößert sich der Raum auf der Saugseite , wenn der in Eingriff stehende Zahn
aus der Lücke des Gegenrades austritt. In die Lücke strömt Fördermedium ein und
wird zur Druckseite transportiert. Dort wird es durch den in die Lücke eintreten-
den Zahn des Gegenrades in die Druckleitung ausgeschoben.
Mit den in Bild 6.35 benutzten Bezeichnungen wird das theoretische Fördervolumen
je Umdrehung [2J
(6.93)
wobei ZN die Zähnezahl, b die Zahnbreite , m der Modul und O'E der Zahnein-
griffswinkel ist.
Grundkreis
../ Wölzkreis
-'-_....:..::=*~k~~+b~:r-_W=ölzgerode
Sind gleichzeitig zwei Zahnpaare im Eingriff, so bildet sich zwischen den Berüh-
rungslinien der beiden Zahnräder ein allseitig geschlossener Raum nach Bild 6.36,
der bei fortschreitender Drehung verkleinert und dabei auf höheren Druck gebracht
wird.
467
Schraubenverdichter
Die für die Förderung und Verdichtung kompressibler Fluide relevanten Bauteile
sind die profilierten schraubenförmig verwundenen Rotoren des Läuferpaares , die,
wie Bild 6.37 am Stirnschnitt eines Läuferpaares mit symmetrischen Profilen zeigt,
von einem gemeinsamen achtförmigen Gehäuse umschlossen werden. Für das be-
rührungsfreie Kämmen der Haupt- und Nebenläuferzähne sorgt ein weitgehend
spielfreies Synchronisationsgetriebe .
Beim Weiterdrehen der Läufer nach Bild 6.39 wird das durch die Zahnlücken ge-
bildete Zellvolumen vergrößert und saugt dabei solange das Fluid an, bis eine
entsprechend geformte Einlaßplatte (Bild 6.41) zusammen mit einem weiteren
Zahnpaar die Zelle vom Einströmgehäuse trennt.
Bild 6.39. Zum Ansaugevorgang eines Schraubenverdichters • Blick auf die Unter-
seite der Rotoren mit einer sich vergrößernden, ansaugenden Zelle
a) zur Zeit t
b) zur Zeit t + fit
b
a
Die besonders geformte Einlaßplatte nach Bild 6.41 steuert das Füllen der Zelle
auf der Saugseite , während ein dreiecksförmiger Zwickel auf der Oberseite nach
Bild 6.42 und die besonders geformte Auslaßplatte nach Bild 6.43 das eingebaute
Volumenverhältnis ~ein festlegt und den Ausschubvorgang steuert.
Weil nahezu das gesamte in einer Zelle befindliche Gas ausgeschoben werden kann,
besitzt der Schraubenverdichter praktisch keinen Totraum .
Saugseite EinlonploHe
Freier Auslonplottenquerschnitt
+ +
Nebenläufer Houptlöufer
(6.94)
Die Profilkonstante C entspricht der auf die Kreisfläche des Hauptläufers bezoge-
p
nen Summe von je einer Haupt- und Nebenläuferlückenfläche nach Bild 6.37. Sie ist
nur von der Profilform abhängig und kann daher aus einem ebenen Stirnschnitt z.B.
durch Planimetrieren der entsprechenden Flächen ermittelt werden:
C (6.95)
P
471
Für das in Bild 6.37 dargestellte symmetrische Profil hat die Profilkonstante den
Wert C p = 0,15.
Mit der Läuferkonstanten C wird berücksichtigt, daß bei großen Umschlingungs-
co
winkeln des Hauptläufers CPHL nach Bild 6.44 in zunehmendem Maße ein Nebenläu-
ferzahn in die jeweilige an der Bildung des Zellvolumens beteiligte Hauptläuferlük-
ke eingreift und somit das zur Verfügung stehende Volumen verkleinert. Dieser
Einfluß wächst mit zunehmendem Umschlingungswinkel CPHL.
Die Abhängigkeit der Läuferkonstanten Ccp vom Umschlingungswinkel CPHL ist für
das symmetrische Profil in Bild 6.45 dargestellt.
1
0,9
r--.. .......
0,8 "
.J' 0,7
0,6
Cql hat hier nach Bild 6.45 bis zum Umschlingungswinkel CPHL = 275 0 den Wert
Ccp = 1, danach wird das Zellvolumen V H mit zunehmendem %L durch in Ein-
griff kommende Zähne verkleinert, so daß C cP < 1 wird.
(6.96)
472
Neben dem hier vorgestellten symmetrischen Profil mit ZHL = 4 Haupt- und
ZNL = 6 Nebenläuferzähnen werden auch andere Profilformen , z.B. das asymme-
trische Profil nach Bild 6.46a mit derselben und nach Bild 6.46b auch mit anderen
Zähnezahlpaarungen verwendet [7J.
a b
Beispiel 6.5:
Das Läuferpaar eines Schraubenverdichters mit symmetrischem Profil (ZHL = 4 Haupt- und
ZNL = 6 Nebenläuferzähne) soll nach folgenden Daten dimensioniert werden:
Profilkonstante C 0,15
P
Lösung:
Vth ~ 3
VH=N Z =200.4=O,0001875m
HL HL
473
Aus Gleichung (6.94) für das Zellvolumen folgt mit der bezogenen Läuferlänge ~ der Durch-
messer des Hauptläufers zu: HL
Für das symmetrische Profil ist die Profilkonstante C p = 0,15 gegeben, die Läuferkonstante wird
mit qlHL = 300 0 aus Bild 6.45 zu Cql = 0,973 bestimmt.
_ _--"'0..L,O~0~0::.1:..:8::.:7..:5:-_=n = 0,09971 m
0,15.0,973.1,65 4
Ausgeführt wird die Maschine mit dem Hauptläuferdurchmesser DHL = 0,1 m und der Läuferlänge
L=O,165m.
6.2.1.3 Kreiskolbenverdichter
- Kreiskolbenverdichter
- Kreiskolbenverdichter
( ~~ =i)
1
Kreiskolbenverdichter (~~ =~ )
Der Bewegungsablauf des Kreiskolbenverdichters ergibt sich nach Bild 6.47 aus
der Kombination eines feststehenden Ritzels des Durchmessers D mit einem
a
umlaufenden, innenverzahnten Läufer vom Innendurchmesser Di , wobei dessen An-
trieb über einen auf der Antriebswelle sitzenden Exzenter erfolgt. Der Exzentermit-
telpunkt liegt in der Drehachse des Läufers, während die Drehachse des Exzenters
474
Austritts-Kanal 1 Eintritts-Kanal 2
Eintritts-Kanal 1 Austritts-Kanal 2
mit der Antriebswelle zusammenfällt. Die Bewegung des Läufers setzt sich somit
aus einem rotatorischen Anteil um den Exzentermittelpunkt und einem translatori-
schen Anteil um die Exzenterachse , also der Antriebswelle zusammen.
Jeder Punkt des innenverzahnten Rades beschreibt bei dieser Bewegung eine Epi-
trochoide. Ist das Verhältnis der Durchmesser (D /D . = 2/3), so beschreiben die
a 1
mit A, Bund C bezeichneten Punkte nach Bild 6.48 die Form des Kreiskolbenver-
dichtergehäuses . Mit der Definition der Exzentrizität
e =D.1 -2 Da =;[
D. (
1 -
D)
D~ (6.97)
mit dem Parameter i' und dem erzeugenden Radius R gemäß Bild 6.48.
Zur Veranschaulichung des Funktionsprinzips soll eine Kammer während eines Ar-
beitsspiels betrachtet werden.
475
y
T
J
Ausgehend vom kleinsten Volumen in Bild 6.49a saugt der Verdichter bei der Volu-
menvergrößerung nach Bild 6.49b durch den Einlaßkanal E l an, bis das maximale
Volumen gemäß Bild 6.49c erreicht ist. Bei der weiteren Drehung des Läufers
nach Bild 6. 49d wird das Volumen verkleinert und dabei das Gas bis zum Öffnen
des selbsttätigen Ventils verdichtet. Gemäß Bild 6. 4ge wird es dann bis zum Er-
reichen des minimalen Volumens durch den Auslaßkanal Al ausgeschoben. Bei der
weiteren Drehung saugt die betrachtete Kolbenseite über den Einlaßkanal E 2 an
und schiebt das Gas in den Auslaßkanal A 2 . Damit hat der Läufer wieder die Aus-
gangsstellung erreicht (Bild 6 .49a) .
a E, A2
I
~
11 Ez
r .....
,'t-
d E, Az
Bei einer Umdrehung des Kolbens führt eine Kammer 2 und der Läufer somit 6
Arbeitsspiele durch. Die Antriebswelle benötigt für eine Kolbenumdrehung drei
Umdrehungen. Die Zahl der Arbeitsspiele wird damit zu ZN = 2. Das Hubvolu-
men je Kammer wird aus der Gleichung
VH =3 Y3 Re b (6.99)
Kreiskolbenverdichter (~~ = i)
Wird abweichend von dem bisher angenommenen Durchmesserverhältnis in Glei-
chung 6.94 der Wert D /D. = 1/2 eingesetzt, so entsteht eine Bauform mit einem
a 1
aus zwei konvexen Segmenten gebildeten Kolben nach Bild 6.50. Das Gehäuse ist
eine durch die Punkte A und B gebildete Epitrochoide, die Kolbenform entsteht
durch eine entsprechende Verbindung der Punkte A und B. Der Antrieb des Kol-
bens erfolgt über einen auf der Antriebswelle sitzenden Exzenter. Bei jeder Um-
drehung des Exzenters wird ZN =1 Arbeitsspiel durchgeführt. Das Hubvolumen
je Kammer ergibt sich zu;
(6.100)
Für den relativen Schadraum E: kann auch hier etwa E: "" 0,05 angenommen werden.
ERitrochoidenförmiges Gehöuse
Exzenter
charakteristische Druckverhältnis
3
Bauform Geschwindigkeit mls einstufig Volumenstrom m Is
Hubkolbenverdichter 3 bis 8 bis 7 0,05 bis 2
Viel zellen verdichter 12 bis 20 bis 4 0,01 bis 1,5
Schraubenverdichter 40 bis 120 bis 4,5 0,03bis 10
Rootsgebläse 20 bis 50 bis 2 0,01 bis 25
Kreiskolbenverdichter 10 bis 30 bis 7 0,01 bis 1
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- der Tauchkolbenmotor ;
- der Radialkolbenmotor ;
- der Axialkolbenmotor
vorgestellt werden.
Tauchkolbenmotor
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! Bild 6.51. Verdrängermotor in Tauchkolbenbauweise
479
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Frischdompfleitung
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Der obere und untere Arbeitsraum haben nur je einen Ladungswechselschlitz • der
durch die Steuerung des Schiebers entweder mit dem Frischdampfrohr oder dem
Abdampfrohr verbunden wird. Das Arbeitsspiel dieser Maschine läuft wie folgt ab:
Bei der Aufwärtsbewegung des Kolbens ist der Ladungswechselschlitz des unteren
Arbeitsraumes mit der Frischdampfleitung verbunden. der des oberen Arbeitsrau-
mes mit der Abdampfleitung. Im oberen Totpunkt erfolgt durch die Bewegung des
Schiebers eine Umsteuerung • so daß beim Abwärtshub der obere Arbeitsraum mit
der Frischdampfleitung und der untere mit der Abdampfleitung in Verbindung steht.
Die Expansionsarbeit wird bei dieser doppelt wirkenden Volldruckmaschine nicht
ausgenutzt.
Um bei Maschinen großer Leistung und damit auch großen Dampfverbrauches die
Fluidenergie besser auszunutzen. werden Füllungsregelungen eingesetzt. mit de-
480
Radialkolbenmotor
Axialkolbenmotor
Eine andere Bauform ist der Axialkolbenmotor. Er hat in der Regel fünf bis sechs
481
Kolben und Zylinder, die axial zur Abtriebswelle angeordnet sind und auf diese
über eine Taumelscheibe wirken. wie in Bild 6.54 erläutert.
Das Zylindergehäuse und der Steuerkegel drehen sich relativ zueinander, so daß
die Zylindereinlaßöffnungen wechselweise mit der Hoch- und Niederdruckseite in
Verbindung stehen.
Nach Bild 6.56 läßt sich die Kraft der Kolbenstange auf die Taumelscheibe in eine
Normalkraft F n senkrecht zur Scheibe und eine Tangentialkraft F t in Scheibenebe-
ne zerlegen, wobei die Tangentialkraft das Drehmoment erzeugt [1OJ.
Da der Kolbenhub sH des Axialkolbenmotors gemäß Bild 6.54 von der Neigung 01
sH = D sin a, (6.101)
läßt sich bei im Betrieb verstellbarer Taumelscheibenneigung 01 der Hub bzw. der
Durchsatz stufenlos steuern.
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Sowohl der Axialkolbenmotor als auch der Radialkolbenmotor arbeiten nach dem
Prinzip der Volldruckmaschine und können daher auch mit Flüssigkeiten z.B. als
Hydraulikmotoren eingesetzt werden.
6.2.2.2 Drehkolbenmotoren
Lamellenmotor
Der Lamellenmotor nach Bild 6.57 stellt die Umkehrung des Vielzellenverdichters
dar [9, lOJ. Der exzentrisch angeordnete Rotor hat gegenüber dem Vielzellenver-
dichter nur etwa drei bis zehn Lamellen, die durch Druckluft oder Federn, bei
höheren Drehzahlen zunehmend durch die Fliehkraft an die Gehäusewand gedrückt
werden.
Die Expansionsarbeit des Gases wird bei diesen Motoren nur teilweise ausgenutzt.
Eine Rückkompression findet im allgemeinen nicht statt.
Zahnradmotor
Der Zahnradmotor nach Bild 6.58 ist ein Vertreter der zweiwelligen Maschinen
ohne innere Expansion. Er kann daher als Volldruckmaschine sowohl mit Gasen
als auch mit Flüssigkeiten betrieben werden [9, 10J. Er stellt die Umkehrung der
Zahnradpumpe dar. Das Drehmoment entsteht durch die Druckdifferenz des Ar-
beitsmediums an den Zahnflanken der in Eingriff stehenden Zahnräder. Nach Bild
6.58 ist das rechte Zahnrad mit der Motorabtriebswelle verbunden.
Schraubenm otor
als Umkehrung des Schraubenverdichters dar [10J. Er arbeitet wie der Schrau-
benverdichter mit einem eingebauten Druckverhältnis nein und kann somit, falls
die in Abschnitt 6.2.1. 2 beschriebenen Steuereinrichtungen an das effektive Druck-
verhältnis neff angepaßt werden, die Expansionsarbeit des Arbeitsmediums gut
ausnutzen. Die daraus resultierende starke Abkühlung eines feuchten Arbeitsme-
diums steigert allerdings die Vereisungsgefahr im Motor selbst bzw o in den Hilfs-
apparaten, wie z.B. Schalldämpfer usw.
Als Verdrängermaschine, die praktisch keinen Totraum hat, entfallen beim Schrau-
benmotor Hilfseinrichtungen zur Steuerung der Rückkompression.
6.2.2.3 Kreiskolbenmotoren
Beispiel 6.6:
Ein mit Druckluft betriebener Lamellenmotor ist für folgende Daten auszulegen:
Es sollen der Rotordurchmesser D, die Rotorlänge L und der Winkel 'f! V min nach Bild 6.30 be-
rechnet werden.
Zur Auslegung dieses Lamellenmotors können die für den Vielzellenverdichter angegebenen Glei-
chungen benutzt werden.
Der Durchmesser kann aus Gleichung (6.82) bei Benutzung der bezogenen Exzentrizität eiD und
Rotorlänge LID berechnet werden
wobei das maximale Volumen aus Gleichung (6.20) mit V 1 = V max bestimmt wird zu
3 r---------~--------
Der Winkel rpV min folgt aus Gleichung (6.87), wobei für die isentrope Expansion eines idealen
Gases n = K gesetzt wird.
Statisch arbeitende Druckluftmotoren werden sehr häufig zum Antrieb von Werkzeu-
gen eingesetzt. Sie haben gegenüber Elektromotoren den Vorteil, daß sie beliebig
lange bei blockierter Abtriebswelle verharren können, ohne Schaden zu nehmen.
Mit Ausnahme des Schrauben- und des Vielzellenmotors werden sie im allgemeinen
als Volldruckmaschinen ausgeführt, um ein niedriges Leistungsgewicht , eine einfa-
che Steuerung und problem losen Betrieb sicherzustellen.
In Tabelle 6.2 sind für einige statisch arbeitende Motoren Hinweise auf die maxi-
mal üblichen charakteristischen Geschwindigkeiten, Volumenströme und Druck-
verhältnisse aufgeführt, wobei abweichende Daten für spezielle Ausführungen und
kommende Bereichserweiterungen nicht berücksichtigt worden sind.
charakteristische Druckverhältnis
Bauform Geschwindigkeit m/s einstufig Volumenstrom m 3/s
Li ter'ltur zu Kapitel 6:
[1] Pohlenz, W.: Pumpen für Gase. VEB Verlag Technik. Berlin 1974.
[2] Pohlenz, W.: Grundlagen für Pumpen. VEB Verlag Technik. Berlin 1975.
[3] Pohlenz, W.: Pumpen für Flüssigkeiten. VEB Verlag Technik. Berlin 1970.
[4] Frenkel, M.I.: Kolbenverdichter. VEB Verlag Technik. Berlin 1969.
[S] Kütlner, K.-H.: Kolbenmaschinen. Teubner, Stuttgart 1967.
[6] Kalide, W.: Kolben- und Strömungs maschinen. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1974.
[7] Rinder, L.: Schr'lubenverdichter. Springer-Verlag, Wien, New York 1979.
[8] Fröhlich, F.: Kolbenverdichter. Springer-Verlag, Berlin, Göttingen, Heidelberg 1961.
[9] Pneumatik Kompendium. VDI-Verlag GmbH, Düsseldorf 1977.
[10] Drucklufttechnik. Bauverlag GmbH, Wiesbaden, Berlin 1967.
[11J Kalide, W.; Hansen, A.T. (t): Kraft- und Arbeitsmaschinen. Carl Hanser Verlag,
München, Wien 1975.
[12J Tieroff , H.: Die Kolbendampfmaschine, Bd. 1. Fachbuchverlag , Leipzig 1965.
[13J Weber, F.J.: Arbeitsmaschinen, Bd. I. VEB Verlag Technik. Berlin 1961.
[14J Korte, K. -J.: Simulation der kinematischen und thermodynamischen Abläufe in der rotieren-
den Schraubenmaschine. Diss. Ruhr-Universität Bochum 1980.
Sachverzeichnis