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ICS 27.220, 91.140.

01 VDI-RICHTLINIEN Mai 2010

VEREIN Wärme- und Kälteschutz von betriebstechnischen


Anlagen in der Industrie und in der Technischen
VDI 2055
DEUTSCHER Blatt 3
Gebäudeausrüstung
INGENIEURE
Technische Grundlagen zur Überprüfung der wärme- Entwurf
technischen Eigenschaften von Dämmsystemen, Ermittlung
von Gesamtwärmeverlusten

Thermal insulation of heated and refrigerated op- Einsprüche bis 2010-10-31


erational installations in the industry and the build- vorzugsweise in Tabellenform als Datei per E-Mail an
ing services –Technical basics for the verification of geu@vdi.de
thermotechnical properties of insulation systems, Die Vorlage dieser Tabelle kann abgerufen werden unter
determination of total heat losses http://www.vdi-richtlinien.de/einsprueche
in Papierform an
VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt
Fachbereich Energiewandlung und -anwendung
Postfach 10 11 39
40002 Düsseldorf
Inhalt Seite Inhalt Seite
Vorbemerkung ......................................................... 2 6.3.2 Abschätzung der
Messunsicherheiten ...................... 23
1 Anwendungsbereich ......................................... 2
6.4 Vereinfachte Ausgleichsrechnung ........... 23
2 Normative Verweise .......................................... 2
6.5 Beispiele .................................................. 24
3 Begriffe .............................................................. 2
6.5.1 Gesamtwärmeverlust aus drei
4 Formelzeichen und Indizes .............................. 2 Einzelmessungen .......................... 24
5 Technische Grundlagen zur Überprüfung 6.5.2 Gesamtwärmeverlust eines Ab-
der vertraglich vereinbarten Eigen- hitzekessels aus der Prozess-
schaften von Dämmsystemen ......................... 3 energiebilanz ................................ 24
5.1 Allgemeines ............................................... 3 6.5.3 Gesamtwärmeverlust des Ab-
5.2 Wärmestromdichte und Temperatur .......... 4 hitzekessels aus der Lüftungs-
5.2.1 Messmethoden ................................ 4 bilanz ............................................ 26
5.2.2 Einflussgrößen ................................ 6 6.5.4 Gesamtwärmeverlust des Ab-
5.2.3 Messmittel ...................................... 8 hitzekessels aus Wärmestrom-
5.2.4 Messstellen ................................... 11 dichten und Berechnungen von
5.2.5 Durchführung der Messung .......... 14 Wärmebrücken ............................. 27
5.3 Umgebungsbedingungen und 6.5.5 Gesamtbeurteilung........................ 27
Hilfsgrößen .............................................. 16 7 Messunsicherheiten ....................................... 28
5.3.1 Umgebungstemperatur.................. 16 7.1 Begriffe.................................................... 28
5.3.2 Relative Luftfeuchte ..................... 16 7.2 Allgemeines ............................................. 28
5.3.3 Windgeschwindigkeit ................... 16 7.3 Zufällige Messunsicherheiten .................. 29
5.3.4 Emissionsgrad............................... 16 7.4 Systematische Messunsicherheiten.......... 30
5.4 Messunsicherheiten der Wärme- 7.5 Ergebnisunsicherheiten............................ 30
stromdichte und Oberflächen- 7.6 Ermittlung von Unsicherheiten ................ 30
temperatur ................................................ 16 8 Umrechnung der Messwerte auf
5.4.1 Unsicherheit einer Auslegungsbedingungen ............................... 30
Einzelmessung .............................. 17 8.1 Allgemeines ............................................. 30
5.4.2 Unsicherheit des Mittelwerts 8.2 Wärmestromdichte................................... 30
aus einer Rastermessung............... 17 8.3 Oberflächentemperatur ............................ 32
5.4.3 Unsicherheit des Mittelwerts 8.4 Tauwasserbildung .................................... 32
aus einer Netzmessung ................. 17 8.5 Gesamtwärmeverlust ............................... 33
5.4.4 Berechnungsbeispiel ..................... 18 8.5.1 Zeitliche Temperaturänderungen
6 Bestimmung von Gesamtwärmeverlusten in Behältern und Rohrleitungen.... 33
und Gesamtwärmeeinträgen .......................... 18
8.5.2 Temperaturänderungen längs
6.1 Prozessenergiebilanzen ............................ 20 einer Rohrleitung .......................... 33
6.2 Lüftungsbilanz ......................................... 21 9 Vergleich der Messergebnisse mit
6.3 Gesamtwärmeverluste aus vertraglich vereinbarten Eigenschaften ....... 33
gemessenen und berechneten
Wärmeströmen......................................... 22 Schrifttum .............................................................. 34
6.3.1 Vorgehensweise............................ 22

VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt (GEU)


Fachbereich Energiewandlung und -anwendung

VDI-Handbuch Energietechnik
VDI-Handbuch Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen, Band 2: Planung/Projektierung
–2– VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Vorbemerkung 4 Formelzeichen und Indizes


Der Inhalt dieser Richtlinie ist entstanden unter In dieser Richtlinie werden die nachfolgend aufge-
Beachtung der Vorgaben und Empfehlungen der führten Formelzeichen und Indizes verwendet:
Richtlinie VDI 1000. Formel- Bedeutung Maßeinheit
Alle Rechte, insbesondere die des Nachdrucks, der zeichen
Fotokopie, der elektronischen Verwendung und der a Abstand m
Übersetzung, jeweils auszugsweise oder vollstän-
dig, sind vorbehalten. A Fläche m2
Die Nutzung dieser VDI-Richtlinie ist unter Wah- cp spezifische Wärme- J/(kg·K)
rung des Urheberrechts und unter Beachtung der kapazität bei kon-
Lizenzbedingungen (www.vdi-richtlinien.de), die stantem Druck
in den VDI-Merkblättern geregelt sind, möglich. d Durchmesser m
Allen, die ehrenamtlich an der Erarbeitung dieser fInt Integrationsfaktor –
VDI-Richtlinie mitgewirkt haben, sei gedankt.
fkorr Krümmungsfaktor –
Eine Liste der aktuell verfügbaren Blätter dieser g Wert der Ergebnis-
Richtlinienreihe ist im Internet abrufbar unter größe G
www.vdi.de/2055.
H Enthalpiestrom J/s
1 Anwendungsbereich
h spezifische Enthalpie J/kg
Gegenstand dieser Richtlinie sind die technischen
k Wärmedurchgangs- W/(m2·K)
Grundlagen zur messtechnischen Nachprüfung der
koeffizient
zwischen Dämmunternehmen und Auftraggeber
vertraglich vereinbarten wärmeschutztechnischen k Erweiterungsfaktor –
Größen (z. B. Wärmestromdichten und Oberflä- m Massenstrom kg/s
chentemperaturen) von Dämmungen an betriebs-
technischen Anlagen in der Industrie und in der P Leistung W
Technischen Gebäudeausrüstung. p Druck N/m2
Darüber hinaus werden in Abschnitt 6 Verfahren Q Wärmeverluststrom W
zur Bestimmung des Gesamtwärmeverlusts von (kurz: Wärmeverlust)
Anlagen vorgeschlagen. Der Gesamtwärmeverlust q Wärmestromdichte W/m2 oder
kann für die Beurteilung der Energieeffizienz von W/m
betriebstechnischen Anlagen von Bedeutung sein.
R spezielle Gas- J/(kg·K)
2 Normative Verweise konstante bzw.
Die folgenden zitierten Dokumente sind für die N·m/(kg·K)
Anwendung dieser Richtlinie erforderlich: s Dicke m
AGI Q 02:2001-01 Dämmarbeiten an betriebstech- s 2 empirische Varianz
X
nischen Anlagen; Begriffe der Messgröße X
DIN 1319 Grundlagen der Messtechnik T absolute oder ther- K
DIN 4140:2008-03 Dämmarbeiten an betriebstech- modynamische
nischen Anlagen in der Industrie und in der tech- Temperatur
nischen Gebäudeausrüstung; Ausführung von VX Messunsicherheit
Wärme- und Kältedämmungen der Messgröße X
VDI 2055 Blatt 1:2008-09 Wärme- und Kälte- w Strömungsge- m/s
schutz von betriebstechnischen Anlagen in der schwindigkeit
Industrie und in der Technischen Gebäudeaus-
x Messwert der Mess-
rüstung; Berechnungsgrundlagen
größe X
3 Begriffe Wärmeübergangs- W/(m2·K)
Die Begriffe in dieser Richtlinie stützen sich auf koeffizient
das Arbeitsblatt AGI Q 02 und die beiden Normen ! Dichte kg/m3
DIN 4140 und DIN 1319.
" Temperatur °C
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 –3–

Index Bedeutung prüft, die von den vertraglich vereinbarten abwei-


chen, so ist auf die vertraglich vereinbarten Bedin-
0 auf Auslegungsbedingungen um-
gungen (Auslegungsbedingungen) umzurechnen.
gerechnet
Zuverlässige Messergebnisse für Wärmestrom-
1 Prozessenergiebilanz
dichten und Oberflächentemperaturen sind nur bei
2 Lüftungsbilanz stationären Betriebsbedingungen zu erwarten. An-
3 Wärmestrombestimmung und Abfahrvorgänge, aber auch wechselnde Tem-
peraturverhältnisse beim Betrieb der Anlage ver-
a außen
fälschen das Messergebnis. Daher muss die Anlage
D Dämmung vor jeder Messung so lange mit einer konstanten
DS Abweichung des ausgeführten Betriebstemperatur gefahren werden, bis alle
vom geplanten Dämmsystem Komponenten einschließlich des Dämmsystems im
Beharrungszustand sind. Eine Abnahmeprozedur
G Gas
muss gegebenenfalls vertraglich vereinbart wer-
GT Gasturbine den.
Geb Gebäude Mit den in der Richtlinie VDI 2055 Blatt 1 be-
HD Hochdruckdampf schriebenen Methoden lassen sich nur mittlere
Wärmestromdichten und Oberflächentemperaturen
i innen
berechnen.
i, j, k, l Laufindizes Die Überprüfung, ob die Oberflächentemperatur
korr Korrektur oder die Wärmestromdichte einer Dämmung dem
l,R längenbezogen, Rohr vorausberechneten und vereinbarten Wert ent-
spricht, muss deshalb an einem Bereich der Ober-
L Luft
fläche erfolgen, der der Berechnung zugrunde lag.
m Mittelwert Bei Rohrleitungen ist das in der Regel eine soge-
M Medium nannte Schusslänge 1 ), bei Wänden richtet sich die-
ser Ausschnitt nach den Abständen der Unterkon-
MW Messwert
struktion.
ND Niederdruckdampf
Messungen von Wärmestromdichten und Oberflä-
P Platte oder ebene Wand chentemperaturen an beliebig gewählten Punkten
R repräsentativ sind nicht zulässig.
sys systematisch Die Überprüfung erfolgt messtechnisch nach Ab-
schnitt 5.2.4 und Abschnitt 5.2.5, wobei die in
V Verlust diesen Abschnitten beschriebenen Messungen zwi-
W Wasser schen Auftraggeber und Auftragnehmer an einer
WB Wärmebrücke oder mehreren Stellen vereinbart werden können.
x gemessen Soll die mittlere Oberflächentemperatur oder Wär-
mestromdichte der gesamten Anlage oder größerer
zuf zufällig Teile davon überprüft werden, empfiehlt es sich,
den für die mittlere Temperatur oder Wärmestrom-
5 Technische Grundlagen zur Über- dichte des repräsentativen Ausschnitts „repräsenta-
prüfung der vertraglich vereinbarten tiver Punkt“ zu ermitteln. Abhängig von der Lage
Eigenschaften von Dämmsystemen der Unterkonstruktion wird über die gesamte Anla-
5.1 Allgemeines ge oder deren zu überprüfenden Teilen ein Netz
Alle entscheidenden Einflüsse, auch außerhalb der repräsentativer Punkte gelegt, an denen die Messun-
zu dämmenden Anlage, müssen bekannt und ver- gen vorgenommen werden. Das arithmetische Mittel
traglich festgehalten sein. aller Messwerte entspricht dann der mittleren Ober-
flächentemperatur bzw. Wärmestromdichte.
Eine Nachprüfung der wärmeschutztechnischen
Eigenschaften kann nur auf der Grundlage der Bei senkrechten Objekten ist wie zur Messung der
vertraglich vereinbarten Konstruktions- sowie Be- Wärmstromdichte das Netz über die gesamte Höhe
triebs- und Umgebungsbedingungen durchgeführt zu legen (siehe Abschnitt 5.2, Bild 1 und Bild 2).
werden. Wird die Einhaltung der vertraglich ver- —————
1)
einbarten Eigenschaften bei Bedingungen über- Unter „Schuss“ wird der regelmäßige Abstand zwischen den
Rundnähten von Ummantelungen verstanden.
–4– VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

5.2 Wärmestromdichte und Temperatur Bei Spalten zwischen senkrechter Objektwand und
5.2.1 Messmethoden Dämmstoff oder auch zwischen Dämmstoff und
Ummantelung wird thermische Energie durch
5.2.1.1 Wärmestromdichte Konvektion nach oben abgeführt und verlässt das
Bei ebenen Wänden ist die Wärmestromdichte q Dämmsystem. Durch diese Wärmeverluste, die nur
der Wärmestrom pro Flächeneinheit in W/m2. mit großem Aufwand berechnet werden können,
Für Rohrdämmungen wird die Wärmestromdichte kommt der von der Objektwand abgegebene Wär-
je Meter Länge in W/m, oder – bezogen auf die mestrom nur teilweise an der Ummantelung der
Fläche der Ummantelung – in W/m2 angegeben. Dämmung an. Diesem „Kamineffekt“ kann nur
durch horizontale Abschottungen (vgl. Bild 1 und
Die Wärmestromdichte wird gemäß VDI 2055
Bild 2) begegnet werden. Bei hinterlüfteter Um-
Blatt 1, Abschnitt 4.2.1.2 berechnet. Sie stellt eine
mantelung sind die konvektiven Verluste über den
mittlere Wärmestromdichte dar, bei der die Aus-
Spalt zwischen Dämmstoff und Ummantelung
wirkungen von
gegebenenfalls mithilfe von messtechnisch ermit-
dämmtechnisch bedingten Wärmebrücken und telten Lufttemperaturen und -mengen abzuschät-
anlagenbedingten Wärmebrücken, die in die zen.
Dämmung integriert sind, Anmerkung: Spalte zwischen Objektwand und Dämmstoff
eingerechnet sind. sind grundsätzlich zu vermeiden. Wirksame Maßnahmen
gegen Konvektion in der Dämmung sind hohe längenspezifi-
Sie darf aber nicht mit dem spezifischen Wärme- sche Strömungswiderstände des Dämmstoffs und/oder vertika-
verlust verwechselt werden, siehe VDI 2055 Blatt 1, le luftundurchlässige Folien auf der äußeren Oberfläche des
Abschnitt 5.1 und Abschnitt 5.1.3.3. Dämmstoffs oder zwischen den Lagen. Siehe dazu die Aus-
führungsvorschriften von DIN 4140 oder AGI Q 101.
Gemessen wird die Wärmestromdichte mithilfe
von Wärmestrommessern, die eine elektrische Zur Beurteilung der Wärmestromdichte an der
Spannung proportional zur Wärmestromdichte Ummantelung sind zusätzlich zu messen oder müs-
abgeben. Das Messprinzip und verschiedene Bau- sen bekannt sein:
formen können Abschnitt 5.2.3.2 b) entnommen Objekt- oder gegebenenfalls die Mediumtempe-
werden. ratur
Die messtechnische Überprüfung erfolgt nach Ab- Oberflächentemperatur an den Rasterpunkten
schnitt 5.2.5 an einem für die Wärmestromdichte oder an den repräsentativen Punkten
repräsentativen Ausschnitt gemäß Abschnitt 5.2.4
Umgebungstemperatur in ca. einem Meter Ab-
mithilfe der dort beschriebenen Rastermessung.
stand zur Oberfläche
Dabei werden die Auswirkungen von regelmäßig
vorkommenden dämmtechnisch bedingten Wär- 5.2.1.2 Oberflächentemperatur
mebrücken, z. B. Stützkonstruktionen und Matten- 5.2.1.2.1 Allgemeines
haltern, flächenanteilig erfasst. Das gilt auch für
die in die Dämmung integrierten anlagenbedingten Die Überprüfung der mittleren Oberflächentempe-
Wärmebrücken. Bei der Festlegung des Rasters ist ratur ist an Rastern durchzuführen (siehe Ab-
die Bauform und die Messfläche der Wärme- schnitt 5.2.4). In Hinblick auf die Arbeitssicherheit
strommesser zu beachten, da der Wärmestrom über sind dagegen lokale Extremwerte maßgebend.
die gesamte Fläche der Messplatte integral erfasst Geeignete Messmittel sind in Abschnitt 5.2.3 be-
wird (siehe Abschnitt 5.2.3.2 b, Tabelle 2). schrieben.
Verschiedene Einflussgrößen (siehe Abschnitt 5.2.2) Die Begrenzung von Oberflächentemperaturen
können auf der Ummantelung auch bei gleichmä- sollte wegen der komplexen Einflüsse (z. B. Effek-
ßigem Wärmedurchlasswiderstand lokal unter- te der Wärmestrahlung) nur bei gegebenem techni-
schiedliche Wärmestromdichten bewirken. schem Erfordernis und nur für relevante Anlagen-
bereiche gefordert werden.
Insbesondere bei vertikalen Flächen hat der kon-
vektive Wärmeübergang an der Ummantelung, Technische Erfordernisse können sein:
aber auch die Konvektion in der Dämmung erheb- Berührungsschutz
liche Auswirkungen auf die Wärmestromdichtever- Tauwasserverhütung
teilung. Um auf eine mittlere Wärmestromdichte
schließen zu können, muss deshalb das Wärme-
stromdichteprofil über die gesamte Höhe des Bau-
teils messtechnisch erfasst werden, mindestens
jedoch unten, oben und in der Mitte.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 –5–

Bild 1. Wärmestromdichte- und Temperaturprofil an einer senkrechten Wand ohne horizontale Abschottungen [1]

Bild 2. Wärmestromdichte- und Temperaturprofil an einer senkrechten Wand mit horizontalen Abschottungen [1]
–6– VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

5.2.1.2.2 Berührungsschutz bei Wärme- Masse und spezifische Wärmekapazität des


dämmungen Objekts
Aus Gründen der Arbeitssicherheit kann für zu- innere Wärmequellen oder -senken
gängliche Bereiche eine höchstzulässige Oberflä- Umgebungsbedingungen: Lufttemperatur, Luft-
chentemperatur auf Wärmedämmungen vorge- geschwindigkeit, Strahlungs- und Konvektions-
schrieben sein. verhältnisse
Wärmebrücken können zu örtlichen Überschrei- Anlagengeometrie und konstruktive Elemente
tungen der höchstzulässigen Oberflächentempera- (anlagenbedingte Wärmebrücken)
tur auf der Ummantelung führen.
5.2.1.4 Temperaturänderungen längs
Anmerkung: Treten überhöhte Werte auf, können auf Ab-
stand montierte Schirmbleche als Berührungsschutz dienen.
einer Rohrleitung
Planerisch können für zugängliche Bereiche Dämmkonstrukti- Zur Überprüfung werden die Temperaturen des
onen ohne dämmtechnische Wärmebrücken oder Stützkon- strömenden Mediums (ohne Phasenumwandlung)
struktionen mit geringer Wärmebrückenwirkung sinnvoll sein,
bei Ein- und Austritt sowie der Massenstrom und
bei denen auch örtlich keine unzulässigen Temperaturspitzen
zu erwarten sind. die Randbedingungen gemessen.
Bei der Bewertung der Dämmung sind zu berück-
5.2.1.2.3 Tauwasserverhütung bei Kälte- sichtigen:
dämmungen
Länge der Rohrleitung
An Oberflächen bildet sich Tauwasser, wenn die
Oberflächentemperatur die Taupunkttemperatur Einfluss des Drosseleffekts bei realen Gasen
der Umgebungsluft erreicht oder unterschreitet. Sie (siehe VDI 2055 Blatt 1, Abschnitt 5.2.2.2)
ist durch Temperatur und relative Feuchte der Um- spezifische Wärmekapazität cp
gebungsluft bestimmt. Die Tauwasserfreiheit kann Massendurchsatz des Mediums
nur für die vertraglich vereinbarten Betriebs- und
Randbedingungen zugesagt werden, die der Be- Umgebungsbedingungen: Lufttemperatur,
rechnung zugrunde gelegt worden sind. -geschwindigkeit, Strahlungs- und Konvekti-
onsverhältnisse
Bei klarem Nachthimmel kann bei Freianlagen ein
lokaler Tauwasserniederschlag auf der Oberfläche Anlagengeometrie und konstruktive Elemente
gegebenenfalls nicht vermieden werden. (anlagenbedingten Wärmebrücken)
Anmerkung: Die Forderung, auch noch bei einer relativen Begleitheizungen oder -kühlungen
Feuchte von mehr als 80 % Tauwasserfreiheit sicherzustellen,
5.2.2 Einflussgrößen
kann zu unwirtschaftlich hohen Dämmschichtdicken führen
und sollte daher nur in begründeten Fällen erhoben werden. 5.2.2.1 Allgemeines
5.2.1.2.4 Übertemperatur In der Praxis wird oft gefordert, dass eine be-
stimmte Wärmestromdichte oder Oberflächentem-
Oftmals wird für Wärmedämmungen die Einhal-
peratur auf Ummantelungen von Dämmungen
tung einer höchstzulässigen „Übertemperatur“
nicht über- oder unterschritten wird.
gefordert. Sie ist die Differenz der mittleren Ober-
flächentemperatur der Ummantelung zur zugehöri- Die Oberflächentemperatur ist außer vom Wärme-
gen Umgebungstemperatur. Diese ist im Abstand durchgang auch von den folgenden oft schwer zu
von ca. einem Meter von der betrachteten Dämm- erfassenden Einflussgrößen, Betriebs- und Rand-
oberfläche mit einem strahlungsgeschützten Mess- bedingungen abhängig:
fühler zu messen. Form, Gestalt, Lage der betriebstechnischen
Anlage
5.2.1.3 Zeitliche Temperaturänderungen in
Behältern und abgesperrten Rohr- Konvektion innerhalb der Dämmung
leitungen konvektive Verluste über Spalte
Zur Überprüfung sind die Änderungen der Medi- Umgebungstemperatur (global, lokal)
umtemperatur und der Randbedingungen (z. B.
Umgebungstemperatur und Windgeschwindigkeit) Wärmeübergangsbedingungen
über den vereinbarten Zeitraum zu erfassen. ! Strömungsverhältnisse (freie und erzwunge-
Bei der Bewertung der Dämmung sind zu beachten: ne Konvektion)
Dichte und spezifische Wärmekapazität des ! Strahlungsverhältnisse (Emissionsgrad der
Mediums Ummantelung; Strahlungsaustausch mit an-
deren Körpern)
Füllgrad
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 –7–

Oberflächenstruktur (Profilierung der Umman- als unkalkulierbare Störgröße in Spalten zwi-


telung) schen Objektwand und Dämmstoff
meteorologische Verhältnisse, z. B. Besonnung, innerhalb des Dämmstoffs, begünstigt durch
Wind Spalte zu den begrenzenden Flächen
Wärmebrücken durch einen Spalt zwischen Dämmstoff und
Wärmebrücken wirken sich bei Wärmedämmun- Ummantelung
gen entscheidend auf die örtliche Wärmestrom- beim Wärmeübergang an der Dämmoberfläche
dichte und die Oberflächentemperatur aus. Sie Von besonderer Bedeutung sind:
erwärmen die Ummantelung unter Umgehung der
Wärmedämmung und erhöhen die Wärmestrom- Wärmeübergang an der Dämmoberfläche
dichte. An warmen Dämmoberflächen entsteht durch
Die Überprüfung der Oberflächentemperaturen freie Konvektion eine Aufwärtsbewegung der
nach Abschnitt 5.2.5 darf nur an den für den mitt- umgebenden Luft, bei der der örtliche Wärme-
leren Wärmestrom repräsentativen Flächen oder übergangskoeffizient oben geringer ist als un-
Punkten gemäß Abschnitt 5.2.4 erfolgen, wobei die ten. Dies führt im oberen Bereich der Däm-
Auswirkungen von regelmäßig vorkommenden, mung zu einer höheren Oberflächentemperatur
dämmtechnisch bedingten Wärmebrücken z. B. als im unteren.
durch eine Rastermessung entsprechend gewichtet Bei großen Flächen und einem von oben nach
werden müssen. unten gerichtetem Wärmestrom (z. B. Untersei-
Wenn die Prüfrandbedingungen von den Ausle- te eines Kanals) kann die Konvektion fast zum
gungsbedingungen abweichen, ist der Messwert Erliegen kommen. Eine Wärmeabgabe erfolgt
nach Abschnitt 8 umzurechnen. Dies gilt insbeson- dann überwiegend durch Strahlung. In diesem
dere für abweichende Umgebungstemperaturen Fall sind an der Unterseite höhere Temperatu-
und Wärmeübergangsbedingungen, z. B. abwei- ren als an den Seitenwänden zu erwarten.
chende Luftgeschwindigkeit. Wenn Dämmungen von Luftströmungen –
Wind, Ventilatoren – angeblasen werden, ist auf
5.2.2.2 Konvektion der der Strömung zugewandten Seite der Wär-
Konvektion transportiert thermische Energie durch meübergangskoeffizient größer als auf der ab-
die Bewegung der Luft von einem Ort zum anderen. gewandten Seite, sodass bei Wärmedämmungen
Freie Konvektion entsteht durch den Dichteunter- der der Strömung zugewandten Seite die Ober-
schied von Luft unterschiedlicher Temperatur. Bei flächentemperatur niedriger, bei Kältedämmun-
Wärmedämmungen bewegt sich die wärmere Luft gen höher ist.
aufwärts und führt Energie von der wärmeabge- Wärmetransport innerhalb der Dämmung
benden Fläche ab. Umgekehrt verhält es sich bei Konvektion in der Dämmung bildet sich bei
Kältedämmungen: Die Umgebungsluft wird durch luftdurchlässigen Dämmstoffen abhängig von
die Wärme aufnehmende Oberfläche gekühlt und der Lage zur Schwerkraft (vertikal oder hori-
bewegt sich abwärts; Energie wird der kalten zontal), der Dämmschichtdicke, der Höhe des
Oberfläche durch die nachströmende wärmere Objekts, dem längenbezogenen Strömungswi-
Umgebungsluft zugeführt. derstand des Dämmstoffs und etwaige Spalten
Bei der erzwungenen Konvektion wird thermi- zwischen Dämmstoff und Ummantelung und/
sche Energie durch Wind oder künstlich erzeugte oder zwischen Dämmstoff und Objektwand aus
Luftströmungen transportiert. (siehe Bild 1 und Bild 2).
Konvektion außerhalb der Dämmung beeinflusst
5.2.2.3 Strahlungsaustausch mit der
den Wärmeübergang an der Dämmoberfläche (sie- Umgebung
he VDI 2055 Blatt 1, Abschnitt 4.2.2.1).
Benachbarte Anlagenteile oder Dämmoberflächen
Konvektion innerhalb der Dämmung beeinflusst beeinflussen durch Strahlungsaustausch die Ober-
den Wärmedurchgang (siehe VDI 2055 Blatt 1, flächentemperatur deutlich und in geringerem Ma-
Abschnitt 4.2.1.1 c). ße auch die Wärmestromdichte.
Insgesamt kann Konvektion die Wärmeübertra- Auch Sonneneinstrahlung ruft Temperaturerhö-
gung an fünf verschiedenen Stellen oder Bereichen hungen auf Oberflächen hervor. Umgekehrt kann
einer Dämmung beeinflussen: bei klarem Nachthimmel durch die Wärmeabstrah-
beim Wärmeübergang innen zwischen Medium lung in den Weltraum die Temperatur, an der
und Objektwand
–8– VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Oberfläche einer Wärmedämmung unter die Um- eines Rauchgaskanals), so wird die auf die Dämm-
gebungstemperatur absinken. oberfläche bezogene Wärmestromdichte kleiner:
Ein Strahlungsaustausch der zu überprüfenden Es ergeben sich geringere Oberflächentemperatu-
Oberfläche mit Objekten in der Umgebung muss ren als im „ungestörten“ Bereich.
bei Abnahmemessungen beachtet und verhindert Wird die Durchtrittsfläche des Wärmestroms klei-
werden, z. B. durch Abschirmung oder die richtige ner (z. B. innere Kante eines Kühlraums), so wird
Wahl der Tageszeit. die auf die Dämmoberfläche bezogene Wärme-
Für den Strahlungsaustausch mit der Umgebung stromdichte größer. Die Oberflächentemperatur ist
kann von Bedeutung sein, dass sich im Laufe der höher als im „ungestörten“ Bereich.
Lebensdauer von Dämmsystemen der Emissions- Diese „Kanteneinflusszonen“ sind für Abnahme-
grad und damit auch der Absorptionsgrad von me- messungen ungeeignet, es sei denn sie werden
tallenen Oberflächen durch Schmutz und Korrosi- durch eine „großflächige Rastermessung“ (siehe
on erhöht. Derartig veränderte metallene Oberflä- Abschnitt 5.2.4.2.1) anteilig erfasst. Ab einem
chen mit erhöhten Emissions- bzw. Absorptions- Abstand von ca. drei Dämmschichtdicken von der
graden weisen bei Wärmedämmungen geringere, Kante ist der Wärmdurchgang durch diese Wärme-
bei Kältedämmungen höhere Oberflächentempera- brücken unbeeinflusst.
turen auf als neue, blanke Metalloberflächen.
5.2.2.6 Profilierte Ummantelungen
Werden die Oberflächen von Wärmedämmungen
Bei einer profilierten Ummantelung z. B. Trapez-
durch Fremdstrahlung aufgeheizt, tritt der gegen-
blech führt die Oberflächenvergrößerung zu einer
teilige Effekt ein.
Verminderung der Wärmestromdichte an der Um-
5.2.2.4 Dämmtechnisch bedingte Wärme- mantelungsfläche. Die auf der Oberfläche gemes-
brücken sene Wärmestromdichte ist um das Verhältnis von
Stütz- und Tragkonstruktionen, insbesondere aus projizierter zu abgewickelter Fläche kleiner als bei
metallenen Werkstoffen, stellen Wärmebrücken glatter Ummantelung.
innerhalb des Dämmsystems dar, die zu einer loka- Da nur die Wärmestromdichte der projizierten
len Erhöhung der Wärmestromdichte und der Fläche der Dämmung von Interesse ist, muss das
Oberflächentemperatur führen. Messergebnis mit dem Verhältnis von abgewickel-
Da bei der Auslegung von Dämmsystemen und der ter zu projizierter Fläche multipliziert werden.
Bemessung der erforderlichen Dämmschichtdicken Hinzu kommt bei senkrecht profilierten Ummante-
etwaige metallene Stützkonstruktionen durch einen lungen die damit verbundene Hinterlüftung, die
Zuschlag ! berücksichtigt werden (siehe durch die konvektiven Verluste zu einer weiteren
VDI 2055 Blatt 1, Anhang A4), liegen der Ausle- Reduzierung der Oberflächentemperatur an der
gung mittlere Oberflächentemperaturen bzw. eine Ummantelung und des auf der Ummantelung
mittlere Wärmestromdichte zugrunde, von denen messbaren Wärmestroms beiträgt (siehe auch Ab-
örtliche Messergebnisse stark abweichen können. schnitt 5.2.2.2 ).
Bei Überprüfungsmessungen sind deshalb entspre- 5.2.2.7 Umgebungstemperatur
chend den Auslegungsvorgaben mittlere Tempera-
Zur Beurteilung der Oberflächentemperatur ist
turen bzw. Wärmestromdichten zu ermitteln. Die
stets die zugehörige Umgebungstemperatur zu
Temperaturspitzen an den Stützkonstruktionen
ermitteln.
werden anteilig erfasst.
In Gebäuden (Einhausungen von betriebstechni-
5.2.2.5 Anlagenbedingte Wärmebrücken schen Anlagen) stellt sich stets ein Temperaturpro-
Anlagenbedingte Wärmebrücken, z. B. Rohrhalte- fil ein. Bedingt durch den Dichteunterschied zwi-
rungen oder Einsteigetüren, sind Störstellen, die im schen warmer und kalter Luft ist die Temperatur
angrenzenden Bereich der Dämmung und an der im oberen Bereich des Gebäudes höher als im un-
Innenseite der Objektwand zu Wärmestromdichten teren Bereich.
und Temperaturen führen, die vom „ungestörten“
5.2.3 Messmittel
Bereich abweichen.
Auch geometrische Wärmebrücken wie Kanten 5.2.3.1 Allgemeines
und Ecken sind anlagenbedingt. Sie ergeben sich, Für das Messen von Temperaturen an Oberflächen
wenn die Durchtrittsfläche des Wärmestroms an von Dämmsystemen stehen sowohl Kontaktmess-
einer Seite der Dämmschicht kleiner oder größer geräte als auch kontaktlose Infrarotmessgeräte zur
ist als an der anderen. Vergrößert sich die Durch- Verfügung. Zum Messen von Wärmestromdichten
trittsfläche für den Wärmestrom (z. B. Außenkante
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 –9–

werden Wärmestrommesser mit unterschiedlichen Hinweise auf geeignete Fühler findet man in
Bauformen und Größen verwendet. VDI 3511 Blatt 2, Tabelle 1 und [2].
5.2.3.2 Messmittel mit Kontakt zum Mess- Für Messungen mit Thermometern (Thermo-
objekt fühlern) gilt, dass diese immer ihre eigene
a) Messgeräte zur Ermittlung von Oberflächen- Temperatur anzeigen. Der Messaufbau ist des-
und Lufttemperaturen halb so zu wählen, dass das Thermometer mög-
lichst die Temperatur des betrachteten Objekts
Für das Messen von Oberflächen- und Lufttem- annimmt. Außerdem ist die Messung so lange
peraturen sind Thermoelemente sowie Wider- durchzuführen, bis sich die Anzeige nicht mehr
standsthermometer gebräuchlich. Beim Messen ändert.
von Oberflächentemperaturen werden fast aus-
schließlich Thermoelemente eingesetzt, wäh-
rend bei der Messung von Lufttemperaturen
beide Arten Verwendung finden.

Tabelle 1. Verschiedene Messfühler zum Messen von Temperaturen


Messfühler mit Handgriff
1a) Einsteckfühler 1b) Oberflächenfühler 1c) Luftfühler

Verbindungs-
stelle der
Thermopaare

federnder Fühlerkopf Bändchenfühler geringe Trägheit;


(auch abgewinkelt) Fühlerkopf strahlungsgeschützt
durch Hüllrohr
Messfühler zum Befestigen am Objekt
2a) offener Messfühler 2b) Fühler mit magnetischer Haftung oder zum Aufkle- 2c) Messfühler mit Plättchen
ben

geringe Trägheit, mit Magnet mit Klebestreifen mit Plättchen, z. B. aus Kupfer
strahlungsungeschützt
– 10 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Bild 3. Schematische Darstellung eines Wärmestrommessers: Materialien a (z. B. Kupfer) und


b (z. B. Konstantan) des Thermopaars, wechselnd an den Lötstellen c; Enden der Thermokette e;
Trägerschicht (Hilfswand) d; Anzeigegerät A

Bei der Messung von Oberflächentemperaturen 5.2.3.3 Messgeräte zum berührungslosen


ist ein großflächiger guter Kontakt zwischen der Messen von Temperaturen
Oberfläche und dem Messfühler erforderlich. Mit Infrarot-Messverfahren wird die langwellige
Es sind deshalb nur spezielle Oberflächentem- Wärmestrahlung gemessen, die jeder Körper auf-
peratur-Messfühler zu verwenden, siehe Tabel- grund seiner Temperatur aussendet. Diese Wärme-
le 1, Nr. 1b. Für die Messung der Objektwand- strahlung ist neben der Temperatur auch vom
temperatur sind Messfühler nach Tabelle 1, Emissionsgrad des strahlenden Körpers abhängig.
Nr. 2a bis 2c zu verwenden. IR-Messgeräte erfassen auch Reflexionen von
b) Wärmestrommesser Fremdstrahlung, sodass die gemessene Temperatur
Der Wärmestrommesser ist ein Messfühler, mit von der tatsächlichen Temperatur der Oberfläche
dem z. B. an der Ummantelung der Dämmung abweicht. Fremdstrahlung auf die betrachtete Flä-
die Wärmestromdichte gemessen werden kann che muss ausgeschlossen sein.
(siehe Bild 3). Strahlungspyrometer
Er besteht aus einer Trägerschicht (Hilfswand), Beim Strahlungspyrometer wird die langwellige
einer Thermoelementkette und zwei Abdeck- Wärmestrahlung punktweise gemessen. Das Strah-
schichten. Thermoelementketten sind in Reihe lungspyrometer zeigt die gemessene Temperatur
geschaltete Thermopaare, die über die Messflä- des anvisierten Punkts an. Ein Nacharbeiten der
che des Wärmestrommessers, in gleichmäßigen Messergebnisse, z. B. ein Korrigieren von örtlich
Abständen verteilt, die Temperaturdifferenz an unterschiedlichen Emissionsgraden und die Be-
der Trägerschicht ermitteln. Die Thermokette rücksichtigung reflektierter Strahlung von benach-
gibt eine Spannung ab, die proportional zu der barten Objekten ist nicht möglich.
an der Trägerschicht sich einstellenden Tempe-
raturdifferenz und somit proportional zur Wär- Thermografiekamera (IR-Kamera)
mestromdichte ist. Die Thermografie ist ein Messverfahren zur Be-
stimmung der Temperaturverteilung auf Flächen.
Eine Wärmebildkamera wandelt die von einem
Objekt ausgesandte langwellige Wärmestrahlung
in elektrische Signale um, die als sogenannte
Tabelle 2. Bauformen von Wärmestrommessern Thermogramme auf Bildschirmen wiedergegeben
werden. Die gemessenen Oberflächentemperaturen
Bauform Dicke Fläche
in mm
werden in unterschiedliche Farb- oder Grautöne
umgesetzt. Bereiche einheitlicher Tönung haben
Folien- 1 bis 2 1 cm² bis
Wärmestrommesser 3 cm²
die gleiche Temperatur, wenn der Emissionsgrad
der betrachteten Oberflächen gleich ist und das
Wärmestrom- 6 60 mm x
Messstreifen 600 mm
Messergebnis von Fremdstrahlung nicht verfälscht
wird.
Wärmestrom- 6 bis 8 100 cm²
Messplatten bis Die Thermografie ist kein schnelles unkomplizier-
2500 cm² tes Verfahren, mit dem quantitative Aussagen,
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 11 –

z. B. über Wärmeverluste bei einem Dämmsystem, 5.2.4.2 Rastermessungen an Rohrleitungs-


gemacht werden könnten. Sie ist ein Verfahren dämmungen
zum Aufdecken von möglichen lokalen Schwach- 5.2.4.2.1 Repräsentativer Ausschnitt
stellen in der Dämmung (Einzelheiten siehe [2]).
Hierzu wird am Umfang – beide Scheitelpunkte
5.2.4 Messstellen einbeziehend – in gleichmäßigem Abstand eine
5.2.4.1 Allgemeines
Kette von höchstens zwölf, aber mindestens vier
Messpunkten gelegt.
Für die Ermittlung der mittleren Wärmestromdich-
te oder der mittleren Oberflächentemperatur über In Längsrichtung wird durch jeden Messpunkt der
die Dämmung sind folgende Schritte erforderlich: Umfangsmessung eine Linie in Richtung Rohrver-
lauf gezogen und auf ihr in Abständen von 1/10-
a) Definition eines repräsentativen Ausschnitts Schusslänge gemessen.
b) Ausmessung eines repräsentativen Ausschnitts Das arithmetische Mittel aller Messergebnisse
durch Messung der Temperaturen/Wärme- entspricht näherungsweise der mittleren Oberflä-
stromdichten an 4 × 4 Rasterpunkten (Raster- chentemperatur bzw. der mittleren Wärmestrom-
messung) dichte.
c) Ermittlung der mittleren Wärmestromdichte/
Anmerkung: Bei der Verwendung von Wärmestrommess-
Temperatur des repräsentativen Ausschnitts streifen wird über die Länge des Messstreifens die Wärme-
d) Ermittlung der Lage des repräsentativen Punkts stromdichte integral erfasst, wobei der Umfang des Rohrs und
für diesen Ausschnitt die Länge des Messstreifens die Anzahl der notwendigen
Messstreifen bestimmen.
e) Übertragung des repräsentativen Punkts in ein
Netz von Messpunkten (Netzmessung) 5.2.4.2.2 Repräsentativer Punkt als Grundlage
f) messtechnische Bestimmung der mittleren für Messungen an Rohrleitungen
Wärmestromdichten/Temperaturen an den re- Alternativ zur aufwendigen Rastermessung wird
präsentativen Punkten von der Unterkonstruktion ausgehend entweder bei
g) Bildung des Mittelwerts von Wärmestromdich- 90° oder bei 270° (Bild 4) entlang einer Linie in
te bzw. Oberflächentemperatur Rohrleitungsverlauf in Abständen von 1/10-
Schusslänge gemessen. Durch denjenigen Punkt

Bild 4. Messstellen zur Ermittlung von mittleren Oberflächentemperaturen und Wärmestromdichten


an Rohren
– 12 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

auf dieser Linie, dessen Messwert dem Durch- " Tritt Konvektion auf, z. B. bei einer Kessel-
schnitt aller Messwerte entspricht, wird eine Mess- wand, so ist über die gesamte Höhe zu messen,
linie in Umfangsrichtung gelegt, gegebenenfalls mindestens jedoch unten, in der Mitte und oben,
muss interpoliert werden. Auf dieser wird nach oder an einem großflächigen Netz der „repräsen-
derselben Regel der für die mittlere Temperatur tativen Punkte“ (siehe Abschnitt 5.2.1.1, Bild 1
repräsentative Punkt des Schusses ermittelt. und Bild 2), siehe Bild 6.
Seine Lage kann an weiteren Schüssen derselben 5.2.4.3.2 Repräsentativer Punkt als Grundlage
Rohrleitung als einziger Messpunkt für Abnahme- für Messungen an ebenen Flächen
messungen genommen werden.
An ebenen Flächen gelten sinngemäß die Grund-
Im Abstand a von der Stützkonstruktion befindet sätze für eine Rohrleitungsdämmung.
sich auf dem Umfang die repräsentative Stelle, für Der Punkt, dessen Wert dem „arithmetischen Mit-
die O ! m zu erwarten ist. Der Abstand a ist tel der Messwerte aller Messpunkte“ entspricht, ist
abhängig vom Ummantelungsblech. der repräsentative Punkt für die gesamte Rasterflä-
che. Um ihn zu ermitteln, sind folgende Punkte zu
5.2.4.2.3 Anhaltswerte für die Lage des
repräsentativen Punkts beachten:
Will man die aufwendige Bestimmung des reprä- " Stimmt das arithmetische Mittel aller Messergeb-
sentativen Punkts aus Rastermessungen vermeiden, nisse des Rasters mit keinem Einzelergebnis über-
können Anhaltswerte für a 2 ) für häufig verwendete ein, so ist zur Ermittlung des repräsentativen
Ummantelungsbleche verwendet werden: Punkts linear zu interpolieren.
" Konstante Abstände der Messstellen erleichtern die
Tabelle 3. Anhaltswerte für a bei häufig verwende- Auswertung, da der arithmetische Mittelwert der
ten Ummantelungsblechen Einzelmesswerte dann das Ergebnis der Messung
darstellt. Bei ungleichmäßigen Abständen sind die
Ummantelungsblech a in m
Einzelmesswerte flächenanteilig zu mitteln.
Stahl, nicht rostend, austenitisch 0,12
" Die Fläche, die für die mittlere Wärmestromdichte
Stahl, verzinkt, Al/Zn-
0,14 und die mittlere Oberflächentemperatur repräsenta-
beschichtet, aluminiert
tiv ist (Messfläche oder Rasterfläche), ergibt sich
Aluminium 0,18 aus dem Abstand k zwischen den Profilträgern und
dem horizontalen Abstand l zwischen den Stegen
5.2.4.3 Rastermessungen an ebenen Flächen für die Trag- und Stützkonstruktion. Die Lage von
k und l sowie die Bestimmung der Abstände m und
5.2.4.3.1 Allgemeines n zwischen den Punkten des Rasters ist aus Bild 6
Ein gemäß Bild 5 festgelegtes Raster mit mindes- ersichtlich.
tens 4 × 4 Messpunkten wird so gelegt, dass ein Die Lage des repräsentativen Punkts kann für wei-
Steg der Trag- und Stützkonstruktion durch das tere zu prüfende Flächen (Ausschnitte) benutzt
Raster erfasst und somit auch mit einem Mess- werden, soweit die Größen k und l unverändert
punkt zum Durchschnittswert beiträgt. sind.
Bei der Festlegung der Messfläche ist zu beachten: Für Ausschnitte mit veränderten Größen k und l ist
" Zur Festlegung des repräsentativen Ausschnitts ein neues Raster zu bilden und ein neuer repräsen-
werden bei ebenen Dämmungen die Konstruk- tativer Punkt zu ermitteln.
tionszeichnungen benötigt. Weitere Einzelheiten zur Wahl der Messstellen
" Die Lage der Messflächen ist so zu wählen, siehe [1].
dass die Versteifungselemente so weit wie 5.2.4.4 Repräsentative Punkte als Grundlage
möglich anteilig erfasst werden für Netzmessungen an ebenen
" Die Messfläche muss genügend weit von Kan- Flächen
ten oder Ecken der Anlage entfernt sein, wobei Ist die Lage des repräsentativen Punkts gefunden,
ein Abstand von mindestens der dreifachen so kann gemäß Bild 6 ein Netz repräsentativer
Dämmdicke einzuhalten ist. Punkte über die Dämmoberfläche gelegt werden.
Voraussetzung für eine solche Verteilung der re-
————— präsentativen Messpunkte MR ist eine gleichmäßi-
2)
Der Abstand a wurde nach der Rippengleichung unter Be- ge Verteilung der Schienen und Abstandshalter der
rücksichtigung der Wärmeleitfähigkeit der Ummantelungsble-
che berechnet.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 13 –

Unterkonstruktion (die Größen k und l gemäß 5.2.4.5 Messstellen für berührungsloses


Bild 5 unverändert). Messen der Oberflächentemperatur
An diesen Punkten erfolgen die Messungen von Für die Auswahl der Messstellen gelten die glei-
Wärmestromdichte und/oder Oberflächentempera- chen Kriterien wie bei einer Kontaktmessung. Zu-
tur. Der arithmetische Mittelwert dieser Größen sätzlich sind die Abschnitt 5.2.2.2 bis Ab-
entspricht der mittleren Wärmestromdichte bzw. schnitt 5.2.2.4 zu beachten.
der mittleren Oberflächentemperatur.

Bild 5. Messraster mit 4 × 4 Messpunkten am repräsentativen Ausschnitt einer ebenen Fläche


R repräsentative Temperatur a Temperaturverlauf auf der Oberfläche
Sx Steg im Zentrum des Rasterfelds s Steg
k Abstand der Unterkonstruktion l Stegabstand
(= Abstand Schraubenreihe) MR repräsentativer Messpunkt
m vert. Messpunktabstand, m = k/6 n horizont. Messpunktabstand, m = l/6
Messpunkt a vert. Abstand MR von der Schraubenreihe
– 14 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Vor der Durchführung einer Thermografiemessung 5.2.5 Durchführung der Messung


ist zu prüfen, ob die für diese Messung notwendi- 5.2.5.1 Messen der Wärmestromdichte
gen Randbedingungen erfüllt sind, siehe Ab-
schnitt 5.2.3.3. Damit kann vermieden werden, Der Wärmestrommesser ist ohne Luftspalt dicht an
dass eine zeitaufwendige und kostenintensive die zu messende Oberfläche anzubringen, z. B.
mithilfe von doppelseitiger Klebefolie.
Thermografiestudie durchgeführt wird, die trotz
allen technischen Aufwands aus physikalischen
Gründen keine auswertbaren Ergebnisse erbringen
kann.

i·l

n·k
a

MR

Raster der Messpunkte

Bild 6. Mögliche Lage repräsentativer Messpunkte MR in einem Netz (schematisch)


a Abstand des repräsentativen Messpunkts MR von der Schraubenreihe
i, n 1; 2; 3; …
k Abstand der Unterkonstruktionsschienen
l Abstand der Abstandshalter
Voraussetzung für eine solche Verteilung der repräsentativen Messpunkte MR ist eine gleichmäßige Verteilung der
Schienen und Abstandshalter der Unterkonstruktion.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 15 –

Die Anordnung der Messstellen zur Ermittlung d s


einer mittleren Wärmestromdichte sind unter Ab- f Korr ! (1)
schnitt 5.2.4 beschrieben. d
Zum Ermitteln der Wärmestromdichte ist es erfor- Dabei ist
derlich, die Emissionsgrade des Wärmestrommes- d Außendurchmesser der Dämmung in m
sers und des Ummantelungsblechs, an dem die s Dicke des Wärmestrommessers in m
Wärmestromdichte gemessen werden soll, aufein-
5.2.5.2 Messen der Oberflächentemperatur
ander abzustimmen.
Zur Messung von Oberflächentemperaturen eignen
Außerdem ist der Wärmedurchlasswiderstand der
sich Messfühler, die mit der Oberfläche in Kontakt
Wärmestrommesser selbst zu berücksichtigen.
gebracht werden, sowie kontaktlose Thermografie-
Wärmestrommesser aus Gummi oder Silikon mit
kameras.
Dicken von 4 mm bis 6 mm weisen Wärmedurch-
lasswiderstände von 0,024 (m2·K)/W bis zu Die Anordnung der Messstellen zur Ermittlung
0,035 (m2·K)/W auf und verfälschen das Mess- einer mittleren Oberflächentemperatur sind in Ab-
ergebnis. schnitt 5.2.4 beschrieben.
Wenn sich der zusätzlich aufgebrachte Wärme- Kontaktmessfühler
durchlasswiderstand mit dem veränderten Wärme- Es ist darauf zu achten, dass während der Messung
übergangswiderstand durch die Veränderung des ein dauernder guter Kontakt zur Oberfläche be-
Emissionsgrads kompensiert, kann ein Angleichen steht. Um die Wärmeableitung über den Messfüh-
der Emissionsgrade entfallen. ler gemäß Tabelle 1, Fühler 2a bis 2c möglichst
Zu beiden Seiten des Wärmestrommessers sind gering zu halten, müssen die Messleitungen ca.
Schutzzonen der dreifachen Breite der Messfläche 10 cm am Messobjekt entlang geführt werden.
anzubringen, die aus dem gleichen Material wie Messfühler gemäß Tabelle 1, Fühler 1b dürfen
der Wärmestrommesser bestehen. Der zusätzliche nicht verkantet werden.
Wärmedurchlasswiderstand verändert den Tempe- Zur Messung von Objekttemperaturen muss die
raturgradienten in der Dämmschicht, sodass für geöffnete Dämmung wieder mit Dämmstoff ver-
jede Messung der Beharrungszustand abgewartet schlossen werden (siehe Bild 7)
werden muss. Magnetisch haftende Fühler haben aufgrund ihrer
Bei Messungen an Rohren ist das Ergebnis mit Masse eine hohe Trägheit.
dem Krümmungsfaktor nach Gleichung (1) zu
korrigieren. Der Krümmungsfaktor berücksichtigt, Berührungslose Messmittel (IR-Messgeräte)
dass der Wärmestrom nicht unmittelbar auf der IR-Messgeräte (Thermografiekamera oder Strah-
Rohroberfläche, sondern entsprechend dem Ab- lungspyrometer) müssen mit dem Emissionsgrad
stand der Messschicht von dieser auf einem etwas der betrachteten Oberfläche abgeglichen werden.
größeren Durchmesser festgestellt wird.

a) b) Stab
Dämmstoff Dämmstoff

Ummantelungsblech
Ummantelungsblech

thermische
Trennung

Objektwand Objektwand

10cm 10cm
Messfühler mit
Messfühler
Kupferplättchen

Bild 7. Messen der Objektwandtemperatur


a) Fühler mit magnetischer Halterung nach Tabelle 1, Nr 2b
b) Fühler mit Kupferplättchen nach Tabelle 1, Nr. 2c
– 16 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Hierzu ist zunächst eine Messung der Oberflächen- Der Strahlungsaustausch zwischen dem Messfühler
temperatur mit einem Kontakttemperaturmessgerät und benachbarten Oberflächen isolierter Anlagen-
notwendig. Mithilfe des Ergebnisses dieser Mes- teile, die wärmer oder kälter als der Fühler sind,
sung wird das IR-Messgerät justiert. Dadurch, dass muss ausgeschaltet werden, z. B. mit einer Hülse
es auf den gemessenen Wert der betrachteten Flä- aus Aluminium, die den Fühler vor Wärmestrah-
che abgeglichen wird, ist an ihm der an dieser Stel- lung schützt.
le wirksame Emissionsgrad eingestellt. Deshalb sind Messfühler in einer Strahlungs-
Da bereits geringfügige Veränderungen der Ober- schutzhülle zu verwenden (siehe Tabelle 1, Nr. 1c).
fläche, z. B. Verschmutzungen, diesen Emissions- Die Lufttemperatur ist in ca. 1 m Abstand zur
grad gravierend ändern, muss ein erneuter Ab- Ummantelung zu messen.
gleich des IR-Messgeräts überall dort erfolgen, wo
eine Änderung des Emissionsgrads vermutet wer- 5.3.2 Relative Luftfeuchte
den muss. Sehr oft sind beim thermografischen Die relative Luftfeuchte wird am einfachsten mit
Messen vermeintliche Temperaturunterschiede auf dem Kapazitätshygrometer gemessen. Sie verwen-
einer Oberfläche ausschließlich Folge unterschied- den eine Feuchte empfindliche Folie zwischen
licher Emissionsgrade. zwei Elektroden. Die Kapazität ändert sich mit der
Die Ausschaltung von Fremdstrahlung, die auf die Feuchtigkeit. Im Rahmen von Abnahmemessungen
betrachtete Oberfläche trifft, ist zur Erlangung zur Überprüfung der vertraglich vereinbarten Ei-
aussagekräftiger Thermografiebilder unumgäng- genschaften bei Kältedämmungen, die auf Tauwas-
lich. serfreiheit ausgelegt wurden, müssen Psychrometer
verwendet werden.
Realistische Ergebnisse sind nur dann zu erwarten,
wenn die Messungen möglichst senkrecht zur be- Zur Erfassung von Schwankungen können Mess-
trachteten Fläche erfolgen. Deshalb sind gewölbte werte über einen längeren Zeitraum mit registrie-
Flächen (z. B. Rohrleitungen) nur eingeschränkt renden Messgeräten aufgezeichnet werden. Es ist
messbar. Ein von der Flächennormalen abwei- ein Abstand von ca. 1 m zur Dämmung einzuhal-
chender Aufnahmewinkel ergibt fehlerhafte Er- ten.
gebnisse. Dies hat zur Folge, dass selbst bei einer 5.3.3 Windgeschwindigkeit
ebenen Wand der Bereich korrekter Messung rela- Luftgeschwindigkeiten werden mit folgenden
tiv klein ist. Zum Erhalt eines Gesamteindrucks Messgeräten ermittelt:
muss die Kamera die ganze zu messende Oberflä-
che „abfahren“; jedoch nicht durch Schwenken der Flügelradanemometer
Kamera, sondern durch Parallelverschiebung. Schalenkreuzanemometer
Die Interpretation und Auswertung von Thermo- thermische Anemometer
grafiebildern darf nur von geschultem Personal mit Es ist ein Abstand von ca. 1 m zur Dämmung ein-
Messerfahrung durchgeführt werden. Nur dann zuhalten.
können aussagefähige Ergebnisse erzielt werden.
5.3.4 Emissionsgrad
Ein möglichst zeitgleich und mit gleicher Kamera-
einstellung wie die der Thermografieaufnahme Um den Emissionsgrad einer Oberfläche zu be-
erstelltes Farbfoto der betrachteten Anlage muss stimmen, ist zunächst eine Messung der Oberflä-
bei der Interpretation herangezogen werden. [2] chentemperatur mit einem Kontaktthermometer
notwendig. Mithilfe des Ergebnisses dieser Mes-
5.3 Umgebungsbedingungen und Hilfs- sung wird das IR-Messgerät justiert. Dadurch, dass
größen es auf den gemessenen Wert der betrachteten Flä-
Hier handelt es sich um Messgrößen, die die che abgeglichen wird, ist an ihm der an dieser Stel-
Randbedingungen einer Abnahmemessung be- le wirksame Emissionsgrad eingestellt. Einzelhei-
schreiben und gegebenenfalls bei der Umrechnung ten sind der Richtlinie VDI 3511 Blatt 4 zu ent-
auf Garantiebedingungen heranzuziehen sind. nehmen.
5.3.1 Umgebungstemperatur 5.4 Messunsicherheiten der Wärmestrom-
Bei der Ermittlung der Lufttemperatur ist die dichte und Oberflächentemperatur
Trägheit des Messfühlers benutzter Geräte zu be- In diesem Abschnitt wird die Abschätzung der
achten. Zum Ablesen des Messwerts muss so lange Unsicherheit von gemessenen Wärmestromdichten
gewartet werden, bis sich die Anzeige nicht mehr und Oberflächentemperaturen dargelegt. Die für
ändert. die Wärmestromdichten angeführten Gleichungen
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 17 –

gelten sinngemäß auch für die Oberflächentempe- Für die systematische Messabweichung der arith-
raturen. metisch gemittelten Wärmestromdichte gilt:
Einzelheiten für die Behandlung von Messunsi- Vsys
cherheiten sind Abschnitt 7 zu entnehmen. Vm,sys in W/m oder W/m2 (6)
L
5.4.1 Unsicherheit einer Einzelmessung Dabei ist
Bei Angabe der Unsicherheit einer Einzelmessung L Anzahl der voneinander unabhängigen
sind der zufällige und die systematischen Fehler Wärmestrom-Messeinrichtungen im reprä-
abzuschätzen. sentativen Ausschnitt (L N)
Die zufällige Messunsicherheit ist über Vorversu-
Anmerkung: Werden z. B. zwei Messeinrichtungen verschie-
che unter Wiederholbedingungen (siehe Ab- denen Typs verwendet, so ist L = 2.
schnitt 7.6, Tabelle 17) zu ermitteln. Nach Glei-
chung (42) gilt für die zufällige Standardunsicher- Mit Gleichung (5) und Gleichung (6) ergibt sich
heit bei einer Wärmestromdichtemessung durch n die kombinierte erweiterte Messunsicherheit (sta-
Wiederholungsversuche (n > 5) an einem Mess- tistische Sicherheit von rund 95 % des Mittelwerts
punkt die Gleichung (2): der Wärmestromdichte im repräsentativen Aus-
schnitt bei einem Integrationsfaktor fInt:
1 n
2
Vzuf " (qi ! q ) 2
Vsys 2
n # (n ! 1) i 1 Vzuf
& $ f Int,Raster # q %
2
Vq ,Raster 2# &
in W/m oder W/m2 (2) L N
Dabei ist in W/m oder W/m2 (7)
qi im Versuch i gemessene Wärmestromdich- Anmerkung: Der Faktor fInt,Raster berücksichtigt die Abwei-
chung des arithmetischen Mittelwerts vom integralen Mittel-
te in W/m oder W/m2
wert im Raster.
q arithmetischer Mittelwert der gemessenen
Wärmestromdichten in W/m oder W/m2 5.4.3 Unsicherheit des Mittelwerts aus einer
Netzmessung
n Anzahl der Messwerte
Die Netzmessung beruht auf der Voraussetzung
Für die systematische Messunsicherheit des ver- nach Abschnitt 5.2.4.4 über die nahezu gleichmä-
wendeten Wärmestrommessers gilt nach Ab- ßige Verteilung der Schienen und Abstandshalter.
schnitt 7.4, Tabelle 15: Geringfügige Abweichungen können über eine
Vsys $ 0,05...0,1% # q in W/m oder W/m2 (3a) zusätzliche Unsicherheitskomponente erfasst wer-
den.
Geht es um die systematische Unsicherheit von
Oberflächentemperaturen, so folgt ebenfalls aus Die Messung der mittleren Wärmestromdichten
Tabelle 15 für Thermoelementmessungen: erfolgt so, dass über die Dämmoberfläche gemäß
Bild 7 ein Netz von M repräsentativen Punkten ge-
Vsys = 1 K (3b) legt wird. Die Lage dieser repräsentativen Punkte
Liegen Kalibrierunterlagen vor, sind diese zu ver- wird aus der oben beschriebenen Rastermessung
wenden. ermittelt.
Für die kombinierte erweiterte Messunsicherheit Werden für die Netzmessung K Messeinrichtungen
nach Abschnitt 7, Gleichung (38) folgt mit einer unterschiedlichen Typs verwendet, gilt für die ge-
statistischen Sicherheit von rund 95 %: samte erweiterte Messunsicherheit:
2 2
Vq 2 # Vzuf & Vsys (4) 2
Vsys
& VrP2 & $ f Int,Netz # q %
2
Vq ,Netz 2#
5.4.2 Unsicherheit des Mittelwerts aus einer K
Rastermessung in W/m oder W/m2 (8)
Im repräsentativen Ausschnitt reduziert sich die Dabei ist
zufällige Messabweichung der arithmetisch gemit- VrP Unsicherheit bei der Bestimmung der re-
telten Wärmestromdichte zu: präsentativen Punkte im Netz
Vzuf fInt,Netz Integrationsfaktor bei der Netzmessung
Vm,zuf in W/m oder W/m2 (5) wegen Verwendung des arithmetischen
N
Mittelwerts
Dabei ist
K Anzahl der unterschiedlichen Messeinrich-
N Anzahl der Rasterpunkte tungen bei der Netzmessung
– 18 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Vereinfachend wird davon ausgegangen, dass sehr % Betriebsweise der Anlage


viele Messwerte aufgenommen werden, sodass die % Medien- oder Objekttemperaturen
Anzahl der repräsentativen Punkte sehr groß und
die zufällige Messunsicherheit sehr klein wird. Der % Umgebungsbedingungen: Lufttemperatur, Luft-
systematische Fehler wird durch K unterschiedli- geschwindigkeit, Strahlungs- und Konvektions-
che Messgeräte reduziert, wenn bei der Netzmes- verhältnisse
sung alle Messeinrichtungen annähernd gleich % Anlagengeometrie und konstruktive Elemente
häufig benutzt werden. (z. B. anlagenbedingte Wärmebrücken)
Die Unsicherheit VrP lässt sich nicht vorab bestim- Die Berechnung erfolgt gemäß VDI 2055 Blatt 1,
men. Dazu wären vielmehr am Messobjekt Ver- Abschnitt 5.1 bzw. Abschnitt 5.2.
gleichsmessungen durchzuführen, in dem Raster- Anmerkung: Der Gesamtwärmeverlust kann eine wichtige
messungen an unterschiedlichen Stellen wiederholt Größe zur Bewertung der Energieeffizienz von betriebstechni-
und die Differenzen zwischen den Werten am ur- schen Anlagen sein. Aus einem bekannten Gesamtwärmever-
sprünglich fixierten repräsentativen Punkt und dem lust kann ein spezifischer Wärmeverlust abgeleitet werden.
Dieser ist definiert als Quotient aus dem Gesamtwärmeverlust
aus einer Rastermessung an diesem Ausschnitt einer Anlage oder Komponente und deren Dämmoberfläche
miteinander verglichen werden (siehe Bild 7). Zum (siehe VDI 2055 Blatt 1, Gleichung (81)) oder Länge. Im
Zeitpunkt der Erstellung dieser Richtlinie lagen Unterschied zur Wärmestromdichte der Dämmung schließen
Angaben zur Unsicherheit VrP nicht vor. die spezifischen Verluste die Einflüsse der anlagenbedingten
Wärmebrücken sowie der ungedämmten Anlagenteile ein. Bei
5.4.4 Berechnungsbeispiel komplexen Anlagen mit einem hohen Anteil an Wärmebrü-
cken ist es schwierig, einen Gesamtwärmeverlust oder spezifi-
Die Unsicherheiten einer Rastermessung betragen: schen Wärmeverlust vorherzubestimmen und auch nachzuwei-
Vsys = 15 W/m2 sen.
Vzuf = 5 W/m2 Der Gesamtwärmeverlust einer betriebstechni-
fInt,Raster = 5 % schen Anlage oder Komponente kann nach den
Gemessen wurde an 16 Rasterpunkten mit fünf Bilanzverfahren oder über die Ermittlung der
Messfühlern gleichen Typs und einem Anzeigege- Wärmestromdichten überprüft werden.
rät. Damit ist N = 16 und L = 1 anzusetzen. Die Ermittlung mithilfe der Bilanzverfahren für:
ermittelte mittlere Wärmestromdichte im Raster % Prozessenergie
beträgt 170 W/m2. Mit Gleichung (7) folgt daraus: Der Gesamtwärmeverlust kann über eine Ener-
15 2 5 2 giebilanz um die gesamte Anlage ermittelt wer-
2
Vq ,Raster $ 2" # # 0,05 "170! = 35 W/m2 den. Ein einfaches Beispiel ist eine durchström-
1 16 te Rohrleitung.
Die Netzmessung liefert einen Mittelwert von % Luftenthalpie
150 W/m2. Aufgenommen wurden die Messwerte Die Ermittlung des Gesamtwärmeverlusts einer
zu gleichen Anteilen mit drei Wärmestrom- eingehausten betriebstechnischen Anlage nach
Messplatten und drei Wärmestrommessstreifen, dem Bilanzverfahren kann auch über die Ener-
sodass man in Gleichung (8) K = 2 ansetzen kann. giebilanz der Luft bei der Gebäudelüftung er-
VrP sei 4 W/m2, der Integrationsfaktor sei 10 %, folgen.
sodass man nach Gleichung (8) folgendes Resultat
% oder unter Verwendung der Wärmestromdichte
erhält:
Zur Ermittlung des Gesamtwärmeverlusts nach
52 2 dieser Methode sind die mittleren Wärme-
Vq , Netz $ 2 " # 4 2 # 0,1 "150 ! = 32 W/m2 stromdichten nach Abschnitt 5.2.4 an der Ober-
2
fläche der Dämmung durch Messungen gemäß
Abschnitt 5.2.5 zu bestimmen. Die Wärmever-
6 Bestimmung von Gesamtwärmeverlus- luste ungedämmter Anlagenteile müssen gege-
ten und Gesamtwärmeeinträgen benenfalls abgeschätzt werden.
Der Gesamtwärmeverlust einer Anlage ist die Bei betriebstechnischen Anlagen müssen die
Summe der Wärmeverluste aller Einzelkomponen- verschiedenen Komponenten, abhängig von der
ten. Dies gilt sinngemäß auch für Wärmeeinträge. Geometrie und den Betriebstemperaturen je-
Vor Vereinbarung eines zulässigen Gesamtwärme- weils separat betrachtet werden.
verlusts einer Anlage oder Komponente sind Be- Der Wärmeverlust über die Dämmung ergibt
triebs- und Umgebungsbedingungen zu spezifizie- sich aus dem Produkt von Wärmestromdichte
ren. Diese umfassen: und Oberfläche.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 19 –

Die Wärmeabgabe über unregelmäßig vor- bedingungen vorliegen. Die Wärmeverluste un-
kommende dämmtechnisch bedingte und anla- gedämmter Anlagenteile müssen rechnerisch
genbedingte Wärmebrücken ist mit den der abgeschätzt werden.
Auslegung zugrunde gelegten, z- und z*- Die Vorgehensweise bei der Bestimmung des Ge-
Werten zu berücksichtigen, sofern nicht Abwei- samtwärmeverlusts ist Bild 8 zu entnehmen.
chungen von den vereinbarten Konstruktions-

Tabelle 4. Gegenüberstellung von Wärmestromdichte und spezifischen Wärmeverlust


Wärmestromdichte q Spezifischer Wärmeverlust q’
2
in W/m für einen Behälter oder
2
in W/m für ebene Wand oder Rohr eine gesamte Anlage
in W/m für Rohr in W/m für eine Rohrleitung

Definition q # k $ "M % "L ! (53) mit


(in Klammern: Nr.
der Gleichung(en) in
VDI 2055 Blatt 1) 1 1 s 1
# ( (
k &i ' &a
Qges
q' # (81)
für die Wand (54, 10) Ages
) d *
+ ln a , Qges
1 1 + 1 di q' #
# $ ( (
1 , lges
+ & ' ,
k d $
++ i i
2 $ d a $ &a ,,
- .
für das Rohr (58, 13)

Eingangsgrößen Betriebswärmeleitfähigkeit =  B gesamter Wärmeverlust Qges
Mediumtemperatur M
Lufttemperatur L gesamte gedämmte Fläche Ages
Dämmschichtdicke s
Wärmeübergangskoeffizienten i ; a gesamte Länge einer Rohrleitung
Durchmesser di ; da lges

Bezug Dämmaufbau einer Wand oder eines Rohrs Gesamte Anlage

 B wird entsprechend den jeweiligen Betriebsbedin- In Qges sind auch die Wärmeverlus-
gungen und der gewählter Konstruktion der Dämmung
te ungedämmter und anderer Anla-
durch Faktoren und Zuschlagswerte angepasst. (8)
genteile enthalten, die nicht durch
die Betriebswärmeleitfähigkeit er-
fasst werden und die vom Dämmun-
ternehmen nicht beeinflusst werden
können.

Zweck Dient unmittelbar zur Auslegung einer Dämmung. Dient nicht zur Auslegung einer
Dämmung, kann zum Vergleich des
Kann zur Beurteilung der Wirksamkeit der Dämmung wärmeschutztechnischen Zustands
herangezogen werden. von Anlagen herangezogen werden,
wenn deren Gesamtwärmeverlust
sicher ermittelt werden kann.
– 20 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Bestimmung des Gesamtwärmeverlusts aus:

Prozess- Lüftungsbilanz Wärmestrommessungen


energiebilanz und -berechnungen

Ermittlung des Ausgleichswerts und Aufdeckung von Unstimmigkeiten

Auswertung und gegebenenfalls Ursachenanalyse

Bild 8. Bestimmung des Gesamtwärmeverlusts

Auf Basis der drei Verfahren werden unterschied- In dieser Schreibweise haben Wärmeverluste nega-
liche Werte und Unsicherheiten ermittelt, die zu tive und Wärmeeinträge (Kälteverluste) positive
einem gewichteten Mittelwert mit einer berechne- Vorzeichen. Massenströme sind nicht vorzeichen-
ten Unsicherheit zusammengeführt werden. behaftet. Es wird jedoch vereinbart, dass Wärme-
Das Messergebnis für den Gesamtwärmeverlust ist verluste mit positivem Vorzeichen in die weitere
in vielen Fällen nicht geeignet, auf die Eigenschaf- Berechnung eingehen, da bei wärmeschutztechni-
ten der Dämmung zu schließen. Dies betrifft insbe- schen Berechnungen positive Vorzeichen verwen-
sondere komplexe Anlagen, da die Wärmeabgabe det werden. Die rechte Seite der Gleichung bein-
über Wärmebrücken, Einbauten und Aggregate im haltet die Differenz der Summe der aus der Anlage
Ergebnis enthalten ist. austretenden und der Summe der in die Anlage
eintretenden Enthalpieströme abzüglich der Leis-
6.1 Prozessenergiebilanzen tungen (Pumpen-, Verdichter und Turbinenleistun-
Gesamtwärmeverluste und -einträge (sogenannte gen).
Kälteverluste) an Anlagen oder Anlagenteilen Die Anwendung von Gleichung (9) setzt ein präzi-
können durch Auswertung von Energie- und Mas- ses und überprüfbares prozesstechnisches Modell
senstrombilanzen ermittelt werden. der Anlage voraus. Die Richtlinie VDI 2048
Die Aufgabe besteht darin, nach Festlegung einer Blatt 2 gibt dazu entsprechende Hinweise. Gege-
geeigneten Bilanzgrenze für den stationären Be- benenfalls müssen auch Leckagen berücksichtigt
triebszustand der Anlage, den Gesamtwärmever- werden.
lust bzw. -eintrag aus der Energiebilanz zu ermit- Die Unsicherheit des aus der Bilanzgleichung er-
teln:
mittelten Wärmeverlustes VQ ergibt sich aus dem
1
Der aus der Prozessenergiebilanz resultierende
Fehlerfortpflanzungsgesetz nach Abschnitt 7.5,
Gesamtwärmeverlust wird mit Q1 bezeichnet und Tabelle 16, Zeile 4 unter Berücksichtigung der
ergibt sich über die Energiebilanz aus der Diffe- Unsicherheiten aller Enthalpieströme und Leistun-
renz der Summen aller ein- und austretenden Ener- gen wie folgt:
giebeträge einer Anlage:
VQ1 " #VH $2 % #VP $2 " #h & Vm $2 % #m & Vh $2 % #VP $2
Q1 " mk hk ! mi hi ! Pj in W (10)
Austritt Eintritt
in W (9) Dabei ist
" Hk ! Hi ! Pj
Austritt Eintritt VH Messunsicherheit des Enthalpiestroms in W
Dabei ist VP Messunsicherheit der mechanischen oder
P mechanische oder elektrische Leistung in W elektrischen Leistung in W
(positiv bei Zuführung, negativ bei Abfüh- Vm Messunsicherheit des Massenstroms in kg/s
rung)
Vh Messunsicherheit der spezifischen Enthalpie
mk Massenstrom in kg/s in J/kg
hk spezifische Enthalpie in J/kg m Massenstrom in kg/s
H Enthalpiestrom in J/s h spezifische Enthalpie in J/kg
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 21 –

m# $ c pL $ & # Leckage

2
Anlage Luftaustritt
m2 $ c pL $ &2

PV Q2 Gebäudehülle
1
Lufteintritt
m1 $ c pL $ &1 Bilanzhülle
QGeb

Bild 9. Energiebilanz der Gebäudebelüftung

Aufgrund von systematischen und zufälligen PV thermische Verlustleistung der verschiede-


Messabweichungen führen die einzelne Bilanzglei- nen Aggregate im Gebäude (Gebläse, Be-
chungen zu widersprüchlichen Aussagen. Lassen leuchtung usw.) in W
sich die Messunsicherheiten der gemessenen Grö- Für den Wärmeverlust des Gebäudes in W gilt:
ßen abschätzen, so können die Daten mithilfe der
Ausgleichsrechnung nach VDI 2048 abgesichert QGeb % "( k $ A )Geb ( &Geb " &U ) (13)
(validiert) werden. Dabei ist
6.2 Lüftungsbilanz (k·A)Geb Produkt aus Wärmedurchgangskoeffizient
Energiebilanzen können nur bei eingehausten An- und Gebäudeoberfläche in W/K
lagen für die Belüftung angewendet und nach &Geb mittlere Temperatur im Gebäude in °C
Bild 9 erstellt werden.
Der Wärmeverlust ergibt sich aus der Energie-
&U mittlere Umgebungstemperatur in °C
bilanz für die Luft: Der Luftmassenstrom wird über Messungen der
Q2 % m1 $ c pL $ &2 " &1 ! " m# $ c pL $ &2 " & #! " PV " QGeb Strömungsgeschwindigkeiten, von Druck und
Temperatur sowie der Querschnitte am Ein- und
in W (11) Austritt ermittelt:
mit dem Leckageluftstrom
p
m # % m1 " m 2 in kg/s (12) mL % ' $ A $ w % $ A $ w in kg/s (14)
RL $T
Dabei ist Dabei ist
m1 Luftmassenstrom am Eintritt in kg/s p Luftdruck in Pa bzw. N/m2
m2 Luftmassenstrom am Austritt in kg/s T absolute Temperatur der Luft
cpL mittlere spezifische Wärmekapazität der RL = 287 Nm/(kg·K), Gaskonstante der Luft
Luft in J/(kg·K) A Strömungsquerschnitt in m2
&1 Eintrittstemperatur der Luft in °C w mittlere Strömungsgeschwindigkeit im
&2 Austrittstemperatur der Luft in °C Strömungsquerschnitt in m/s
Dichte der Luft in kg/m3
&’ Temperatur der Leckageluft in °C
Die kombinierte Unsicherheit eines ermittelten
QGeb Wärmeverlust des Gebäudes in W Luftmassenstroms in kg/s ergibt sich aus Glei-
chung (14) in Verbindung mit dem Fehlerfort-
– 22 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

pflanzungsgesetz nach Abschnitt 7.5, Tabelle 16, 3 & m1 ' m2


Zeile 3: m( in kg/s (16)
4
2 2 2 2
%m " %m " %m " %m " und der zusätzlichen systematischen Unsicherheit
Vm ( ## L & V p ' # L & V A ' # L & Vw ' # L & V)
$ p ! $ A ! $ w ! $ T ! (halbe Intervallbreite) von
in kg/s (15) m+ m1 * m2
mit den Standardmessunsicherheiten von Druck Vp Vm , sys ( ( in kg/s (17)
4 4
in Pa, Fläche VA in m2, Geschwindigkeit Vw in m/s
Daraus erhält als Schätzwert für die Unsicherheit
und Temperatur V) in K. Wie in Abschnitt 5.4.1 des effektiven Luftmassenstroms:
können sowohl zufällige als auch unbekannte sys-
tematische Anteile dieser Unsicherheiten abge- Vm ( Vm2 ' Vm2,sys in kg/s (18)
schätzt werden.
Mit abgeschätzten Unsicherheiten des Gebäude-
In vielen Fällen unterscheiden sich die ermittelten Wärmeverlusts VQ,Geb und der Verlustleistung VPV
Massenströme am Ein- und Austritt erheblich. Ist
ihre Differenz betragsmäßig größer als die Mess- ergibt sich die Unsicherheit des ermittelten Ge-
unsicherheit nach Gleichung (15), so ist von nicht samtwärmeverlusts VQ2 nach Abschnitt 6.5, Tabel-
erfassten Zu- bzw. Abströmungen (Leckagen) aus- le 16, Fall 4 zu:
zugehen. Daraus resultiert eine zusätzliche syste-
, c pL & .) & Vm - , - ' ,VP - ' ,VQ -
2 2 2 2
matische Unsicherheit. VQ2 ( ' 2 & mL & c pL & V) V Geb

Von Bedeutung für die Energiebilanz ist die örtli- in W (19)


che Verteilung der Leckagen und deren Tempera- 6.3 Gesamtwärmeverluste aus gemessenen
tur. Zu ihrer Ermittlung sind in der Regel umfang- und berechneten Wärmeströmen
reiche Untersuchungen an der Anlage erforderlich.
6.3.1 Vorgehensweise
Für den Fall, dass die mittlere Temperatur der Le-
ckageluft ermittelt werden kann, ist der Wärmever- Für die Ermittlung von Gesamtwärmeverlusten
lust nach Gleichung (11) zu ermitteln. sind folgende Schritte erforderlich:
Ist dies nicht möglich, so sind die Leckagen über a) Ermittlung des Wärmeverlusts über die Däm-
eine weitere systematische Unsicherheit zu berück- mung aus Dämmoberfläche und Wärmestrom-
sichtigen, wobei nach Tabelle 5 vorzugehen ist. dichte
Für den Fall, dass eine Kurzschlussströmung b) Berechnung des Wärmeverlusts über die Wär-
(Fall 2) ausgeschlossen werden kann, wird nach- mebrücken
folgende Auswertung vorgeschlagen. c) Addieren der Wärmeverluste
Der effektive Luftstrom liegt damit zwischen den
% m1 ' m2 "
Fällen 1 und 3 im Intervall # , m1 mit
$ 2 !
dem Mittelwert

Tabelle 5. Einfluss der Leckage auf die Ermittlung des Wärmeverlusts


Fall Beschreibung Berechnung Bemerkung
1 Luft verlässt das Gebäude mit
Ablufttemperatur
Q2 ( m1 & c pL & ,)2 * )1 - * PV * QGeb Leckagen be-
finden sich im
) + ( )2 Bereich der
Absaugung
2 Luft verlässt das Gebäude mit
Zulufttemperatur
Q2 ( m2 & c pL & ,)2 * )1 - * PV * QGeb Leckagen im
Bereich der
(Kurzschlussströmung) Zuluft
) + ( )1
3 Zuluft verlässt das Gebäude mit
% m ' m2 " Leckagen sind
der Mitteltemperatur der Q2 ( # 1 & c pL & ,)2 * )1 - * PV * QGeb gleichmäßig
Gebäudeluft $ 2 ! zwischen Zu-
und Abluft ver-
teilt
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 23 –

6.3.2
Aus
Abschätzung der Messunsicherheiten
& 2'
m #Q & Q $
i
0
i 1 VQ2i
QD q!A in W (20)
Die Auflösung liefert:
und
m
Qi
VQ
D
A 2
! Vq2 "q 2
! VA2 in W (21) 'Vi 1
2
Qi
erhält man: Q m
(26)
1
VQ A ! Vq2 " q 2 ! f A2 in W (22)
' 2
i 1 VQi
D

mit fA als relativer Abweichung bei der Bestim- Die Anwendung des Fehlerfortpflanzungsgesetzes
mung der Dämmoberfläche. ermöglicht die Berechnung der Unsicherheit des
Mittelwerts nach Gleichung (27):
Unsicherheit der berechneten 2
Wärmeverluste QWB - .Q * 1 m
1
+ ( !V 2
VQ2 ' + .Q i ( Qi 2 'V 2
Wegen der Komplexität betriebstechnischer Anla-
, ) - m 1 * i 1 Qi
gen kann die Ermittlung der Unsicherheit eine +' (
+ i 1 VQ2 (
schwer zu bewältigende Aufgabe sein. Insbesondere , i )
die (k·A)WB-Werte der unregelmäßig vorkommenden (27)
dämmtechnisch bedingten und anlagenbedingten bzw.
Wärmebrücken sowie Einbauten, müssen zunächst
akribisch erfasst werden und können entweder nur 1
VQ (28)
durch aufwendige mehrdimensionale numerische m
1
Rechenverfahren berechnet, oder näherungsweise ' 2
i 1 VQi
nach VDI 2055 Blatt 1, Abschnitt 3.1.3.2 abge-
schätzt werden. Liegt den Unsicherheiten ein Erweiterungsfaktor
Unsicherheit des Gesamtwärmeverlusts von 2,0 nach Abschnitt 7 zugrunde, so ist für jeden
ermittelten Gesamtwärmeverlust folgendes Krite-
Für den Gesamtwärmeverlust und seine Unsicher-
rium (Prüfziffer) nach VDI 2048 Blatt 1 zu erfül-
heit gilt somit:
len:
Q3 QD " QWB in W (23)
Qi & Q
VQ VQ2D 2
" VWB in W (24)
/1 (29)
VQ2 & VQ2
i
6.4 Vereinfachte Ausgleichsrechnung
Die Unsicherheiten der Einzelbestimmungen der Hier wird der Fall betrachtet, dass der Gesamt-
Gesamtwärmeverluste machen eine Ausgleichs- wärmeverlust über die oben angeführten drei Ver-
rechnung erforderlich, um den Mittelwert zu fin- fahren ermittelt wird.
den und Aussagen über die gesamte Unsicherheit Die Rechnung nach Gleichung (26) liefert den
zu treffen. gemittelten Gesamtwärmeverlust Q :
Wird der Wärmeverlust aus Messungen mit m
Verfahren unterschiedlicher Genauigkeit bestimmt, Q1 Q2 Q3
" "
so gilt nach VDI 2048 Blatt 1 folgende Zielfunkti- VQ21 VQ23 VQ22
Q (30)
on, die die Berechnung des Mittelwerts Q ermög- 1 1 1
2
" 2 " 2
licht: VQ1 VQ2 VQ3

m #Q i & Q $2 % Min und seine Unsicherheit


' VQ2
(25)
VQ
1
(31)
i 1 1 1 1
i
2
" 2 " 2
Man findet den Mittelwert durch Bilden und Null- VQ1 VQ2 VQ3
setzen der ersten Ableitung:
– 24 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Stimmen alle drei Unsicherheiten überein, so er-


gibt sich erwartungsgemäß der für Messungen
gleicher Unsicherheit gebräuchliche Mittelwert.
6.5 Beispiele
6.5.1 Gesamtwärmeverlust aus drei Einzel-
messungen
Bestimmt wurde der Gesamtwärmeverlust
a) über eine Prozessenergiebilanz zu
Q1 = 3500 kW 900 kW,
b) über eine Luftbilanz zu
Q2 =3100 500 kW und
c) über Wärmestrommessungen zu Bild 10. Bilanzhülle des Abhitzekessels
Q3 = 2600 600 kW Sofern Wasserverluste z. B. durch Leckagen mit
Übergang in das Abgas vernachlässigt werden
mit dem Erweiterungsfaktor 2,0 für die Unsicher-
können, folgt aus Gleichung (2):
heiten.
Damit gilt für den zu erwartenden Gesamtwärme- Q1 " mND % # hND & hW $
verlust nach Gleichung (30): ! mHD % # hHD & hW $
(32)
3500 3100 2600
! ! ! mG % # hFG & hGT $
2
Q " 900 5002 6002 " 2988kW
1 1 1 " 'H ND ! 'H HD ! 'H G
2
! 2
!
900 500 6002 Für die Unsicherheit der Enthalpiestromdifferenz
Im Vergleich dazu ergibt sich ein arithmetischer 'H " m % #h2 & h1 $ gilt nach Abschnitt 7.6, Tabel-
Mittelwert von 9200/3 = 3066 kW. le 16, Zeile 4:
Die Messunsicherheit beträgt nach Gleichung (31):
V'H " #'h %Vm $2 ! #m %Vh $2 ! #m %Vh
1 2
$
2
(33)
1
VQ " " 353 kW sodass für die Unsicherheit des Gesamtwärmever-
1 1 1
! ! lusts folgt:
9002 5002 6002
und das vollständige Messergebnis: VQ1 " #V 'H ND $ ! #V
2
'H HD $ ! #V $
2
'H G
2
(34)

Q " 2988 353 kW In Tabelle 7 ist die Berechnung der Unsicherhei-


ten der Enthalpien aufgeführt. Dabei wird die
Die drei Messwerte können nach Tabelle 6a und Unsicherheit der Enthalpie eines überhitzten
Tabelle 6b anhand ihrer Abweichungen vom Dampfs aus den Unsicherheiten von Druck und
Mittelwert und anhand der Prüfziffer nach Glei- Temperatur bestimmt:
chung (29) beurteilt werden. Die vorläufige Be-
2 2
wertung nach Tabelle 6a ergibt sich daraus, dass - .h * - .h *
Vh " + ( VT ! ++ (( V p
2 2
die absolute Abweichung vom Mittelwert kleiner (35)
ist als die Messunsicherheit. , .T )p .
, )T
p
Damit wird auch aufgrund der Prüfziffer festge- Die Differenzialquotienten werden dabei durch
stellt, dass alle Werte plausibel sind. Das Ergebnis Differenzenquotienten, die über ein Berechnungs-
kann somit akzeptiert werden. programm für die Zustandsgrößen von Wasser-
6.5.2 Gesamtwärmeverlust eines Abhitzekes- dampf ermittelt werden, angenähert.
sels aus der Prozessenergiebilanz Für die Unsicherheit der Enthalpie von Wasser und
Die Abgase einer Gasturbine werden einem Abhit- idealen Gasen gilt:
zekessel, der sich in einem Gebäude befindet, zu- Vh " c p % VT (36)
geführt, in dem Hoch- und Niederdruckdampf
erzeugt wird (Bild 10). Nach der Bilanzmethode Die systematischen Unsicherheiten der Tempera-
ist der Gesamtwärmeverlust zu ermitteln. tur- und Druckmessung sind durch die verwendete
Instrumentierung gegeben (siehe Abschnitt 7.4,
Tabelle 15).
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 25 –

Tabelle 6a. Beurteilung der Messwerte anhand ihrer Abweichungen vom Mittelwert
Messgröße Gemessener Absolute Abweichung Mess- Vorläufige
Wert vom Mittelwert unsicherheit Bewertung
in kW in kW in kW
1 3500 512 900 i.O.
2 3100 112 500 i.O.
3 2600 388 600 i.O.

Tabelle 6b. Beurteilung der Messwerte anhand der Prüfziffer nach Gleichung (29)
Messgröße Gemessener Wert Unsicherheit Prüfziffer
1 3500 900 0,62
2 3100 500 0,32
3 2600 600 0,80

Tabelle 8 zeigt die an der Anlage ermittelten Zusammensetzung der Verbrennungsluft über die
Massenströme und deren Unsicherheiten. Für die stöchiometrischen Gleichungen bestimmt. Da im
Bestimmung dieser Massenströme kommen ver- vorliegenden Fall der Abgasstrom entscheidend für
schiedene Verfahren zum Einsatz. Direktmessun- die Bestimmung des Gesamtwärmeverlusts ist,
gen mit Blenden oder Venturidüsen sind mit relati- werden zusätzliche Strömungsmessungen im Ab-
ven Unsicherheiten von 1 % behaftet. Die Erfas- gas vorgenommen. Damit liegt eine Überbe-
sung der Hochdruckdampfmenge ist mit einer stimmtheit vor, die eine Ausgleichsrechnung nach
Messung an nachgeschalteten Dampfturbinen ver- VDI 2048 und eine relativ hohe Genauigkeit er-
bunden, die unter Verwendung redundanter Mes- möglicht.
sungen mit Ausgleichsrechnung nach VDI 2048 In Tabelle 9 ist die Berechnung dargestellt, die
durchgeführt wird. Dadurch kann die absolute zur Ermittlung des Gesamtwärmeverlusts und sei-
Unsicherheit von 0,6 kg/s auf 0,1 kg/s gesenkt ner Unsicherheit führt. Man sieht, dass trotz Ver-
werden. wendung sehr genauer Eingangsgrößen die Unsi-
Gasmassenströme an Gasturbinen werden bei Ab- cherheit des Gesamtwärmeverlusts groß ist. Daher
nahmemessungen aus dem Brenngasmassenstrom ist eine einzelne Bestimmungsmethode unzurei-
in Verbindung mit der Brenngaszusammensetzung, chend.
der gemessenen Abgaszusammensetzung und der
Tabelle 7. Zustandsgrößen und ihre Unsicherheiten am Abhitzekessel

% &h " % &h "


## #
$ &p !T $ &T ! p
(cp) p Vp ' V' h/1000 Vh /1000
Medium in J/(kg·bar) in J/(kg·K) in bar in bar in °C in K in J/kg in J/kg
ND-Dampf 5540 2220 5,6 0,0056 190 1 2830,88 2,22
HD-Dampf 1110 2460 82 0,082 518 1 3441,51 2,46
Fortgas 0 1031,5 110 1 113,47 1,03
GT-Gas 0 1031,5 564,89 1 582,68 1,03
Wasser 0 4190 34 1 142,46 4,19

Tabelle 8. Massenströme und ihre Unsicherheiten


Medium Massenstrom Bestimmungsmethode Unsicherheit
in kg/s
ND-Dampf 16,4 Venturidüse relativ: 1 %
absolut: 0,16 kg/s
HD-Dampf 59,8 Messung mit Ausgleichsrechnung absolut: 0,1 kg/s
GT-Gas 518 Ausgleichsrechnung Abgas- und Brenngaszusam- absolut: 1 kg/s
mensetzung in Verbindung mit Strömungsmessungen
– 26 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Tabelle 9. Unsicherheit des Gesamtwärmeverlusts

(V H) V H
2
m Vm h2 Vh2 h1 Vh1 h H
2
in kg/s in kg/s in kJ/kg in kJ/kg in kJ/kg in kJ/kg in kJ/kg in kW in kW in kW
16,4 0,16 2831,0 2,22 142,5 4,19 2688 44090 1,91E+05 437,0
59,8 0,10 3441,5 2,46 142,5 4,19 3299 197283 1,93E+05 439,6
518,0 1,00 113,5 0,50 583,0 0,50 469 –243051 3,54E+05 595,0
Gesamtwärmeverlust –1678 7,38E+05

Die Unsicherheit der Änderung des Enthalpiestroms des Niederdruckdampfs (1. Zeile) folgt aus
Gleichung (33) zu:

V%H " 2688 # 0,16 ! $ 16,4 # 4,19 ! $ 16,4 # 2,22 ! " 437 kW
2 2 2

Mithilfe der Tabelle 9 und Gleichung (34) erhält man mit


VQ " 7,38 # 10 5 = 859 kW
das vollständige Messergebnis
Q1 = 1678 & 859 kW
Man erkennt, dass die Ergebnisunsicherheit des Gesamtwärmeverlusts mehr als 50 % beträgt. Dieses Ergeb-
nis allein reicht damit nicht aus, um den Gesamtwärmeverlust beurteilen zu können.
6.5.3 Gesamtwärmeverlust des Abhitzekessels aus der Lüftungsbilanz
An der betrachteten Anlage werden folgende Größen gemessen: Volumenstrom, Temperatur, Dichte,
Massenstrom (Tabelle 10).

Tabelle 10. Messgrößen der Gebäudebelüftung


Volumenstrom Temperatur ' Dichte Massenstrom
in m3/s in °C in kg/m
3
in kg/s
Eintritt 48,1 18,2 1,19654 57,9
Austritt 50,5 41,4 1,10824 56,0

Wie aus Tabelle 10 ersichtlich ist, bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den am Ein- und
Austritt ermittelten Luftmassenströmen.
Der effektive Luftstrom folgt aus Gleichung (16) zu:
3 " 57,9 ! 56
m 57,4 kg/s mit einer systematischen Unsicherheit nach Gleichung (17) von:
4
Vm,sys= 0,5 kg/s
Die Unsicherheit des Luftmassenstroms am Eintritt wird nach Gleichung (15) berechnet:
2

Vm #57,9 " 0,01$ ! #57,9 " 0,02$ ! #57,9 " 0,05$ ! *( 57,9 " 1'%
2 2 2
3,1 "
kg
) 291 & s
wenn relative Fehler bei der Druckmessung von 1 %, bei der Flächenbestimmung von 2 %, bei der
Geschwindigkeitsbestimmung von 5 % und bei der Temperaturmessung von 1 K angenommen werden.
Insgesamt beträgt die Unsicherheit nach Gleichung (18) damit:
Vm 0,5 2 ! 3,12 3,14 kg/s
Die Lüftungsbilanz liefert damit einen Wärmeverlust von:
Q2 m " c pL " #,2 + ,1 $ 57,4 " 1,005 " #41,4 + 18,2$ 1338 kW
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 27 –

mit einer Unsicherheit nach Gleichung (19) von:


2 2
VQ " 1,005 # (41, 4 $ 18, 2) # 3,14 ! % 2 # 57, 4 # 1,005 #1! % 1002 % 1002 = 179 kW
2

Damit lautet das vollständige Messergebnis:


Q2 = 1338 & 179 kW
6.5.4 Gesamtwärmeverlust des Abhitzekessels aus Wärmestromdichten und Berechnungen von
Wärmebrücken
An der Anlage wurden zunächst die mittleren Wärmestromdichten und ihre Unsicherheiten nach
Abschnitt 5.2.4 und Abschnitt 5.2.5 ermittelt (Tabelle 11).
Zur Berechnung der Unsicherheit der Wärmestromdichte wurde Gleichung (22) herangezogen mit ange-
nommenen Flächenunsicherheiten von 5 %. Damit beträgt der Wärmeverlust über die Dämmung:
QD = 420 & 61 kW
Die Wärmeverluste der Versteifungselemente am Abhitzekessel wurden über Berechnungen ermittelt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 12 dargestellt.

Tabelle 11. Wärmestrom aus gemessenen Wärmestromdichten


Komponente Mittlere Unsi- Wärmeabge- Wärmestrom Erweiterte
Wärme- cherheit bende Fläche Unsicherheit
stromdichte
in W/m2 in W/m2 in m2 in kW in kW
Abhitzekessel 167 35 1569 262,0 56,5
Eintrittskanal 80 12 213 17,0 2,7
Rohrleitungen 99 15 1427 141,0 22,5
Wärmestrom 420 61
über Dämmung gesamte
Unsicherheit
(Abschnitt 7.5,
Tabelle 16,
Zeile 1)

Tabelle 12. Wärmeverluste der Versteifungselemente am Abhitzekessel


Versteifungs- Zusätzliche Wärme- Wärmeabgebende Zusätzlicher
elemente am stromdichte durch Fläche Wärmeverlust
Abhitzekessel Wärmebrückenwirkung
in W/m2 in m2 in kW
U-Profile 68 426 29
Doppel-T-Träger 47 813 38
Gesamt 67

Für die berechneten Werte wird eine Unsicherheit sel summieren sich nach rechnerischer Abschät-
von 25 % angesetzt, das heißt, es gilt für die Ver- zung auf:
steifungselemente am Abhitzekessel:
Qsonst = 600 & 150 kW
QVE = 67 & 17 kW
Daraus erhält man den Gesamtwärmeverlust zu:
Die Wärmeverluste der anlagenbedingten Wärme-
brücken an den Rohrleitungen wurden ermittelt zu: Q3 = 420+67+31+600 & 612 % 17 2 % 8 2 % 150 2
= 1118 & 163 kW
QWB,R = 31 & 8 kW
6.5.5 Gesamtbeurteilung
Die sonstigen Wärmeverluste der Hoch- und Nie-
derdrucktrommeln, des Speisewasserbehälters, des Aus diesen Ergebnissen kann nun mit Gleichung
Rauchgaskanals und der Gasturbine sowie der (30) ein ausgeglichener Wert gefunden werden:
anlagenbedingten Wärmebrücken am Abhitzekes-
– 28 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

1678 1338 1118 Empirische Varianz des Mittelwerts ( x )


2
179 2 163 2 = 1227 kW Die Streuung des Mittelwerts x aufgrund der
Q ! 859 Streuung der zufälligen Messergebnisse ist gleich
1 1 1
der Varianz, dividiert durch die Anzahl der Mess-
859 2 179 2 163 2 werte entsprechend Gleichung (42):
Die Unsicherheit resultiert aus Gleichung (31): s x2
s (x) !
2
' $ n
% "
1
V ! % " ! 119 kW Empirische Standardabweichung (Standardunsi-
% 1 1 1 " cherheit) des Mittelwerts
% "
& 859 2 179 2 163 2 # Die empirische Standardabweichung ist die Wurzel
der Varianz des Mittelwerts entsprechend Glei-
Damit lautet das vollständige Messergebnis aus der
chung (43). Sie gibt den Wertebereich an, inner-
Einbeziehung aller drei Messungen:
halb dessen der tatsächliche Messwert mit einer
Q ! 1118 ( 119 kW Wahrscheinlichkeit von 65 % liegt.

Zur Überprüfung werden nun die Prüfziffern der Kombinierte Messunsicherheit (Vkomb)
Messgrößen in Tabelle 13 bestimmt: Als kombinierte Messunsicherheit wird die Mess-
unsicherheit bezeichnet, die man gemäß Gleichung
Tabelle 13. Auswertung mit Prüfziffern (45) erhält, wenn sich die Messunsicherheit aus
mehreren Einflussgrößen ergibt, die sowohl aus
Mess- Gemessener Unsi- Prüfziffer
größe Wert cherheit nach statistischen Streuungen als auch aus systemati-
Gleichung schen Unsicherheiten herrühren können.
(29)
Beispiel: Ist die Standardunsicherheit aufgrund der Streuung
1 1678 859 0,53 der Messergebnisse Vzuf und die aufgrund von systemati-
2 1338 179 0,83
schen Unsicherheiten Vsys , so ist die kombinierte Messunsi-
3 1118 163 0,98
cherheit

Da die Werte der Prüfziffern alle unter 1 liegen, Vkomb ! Vzuf


2 2
Vsys
kann das Ergebnis insgesamt als konsistent be-
trachtet werden. Erweiterte Messunsicherheit
Die erweiterte Messunsicherheit Verw ist die Mess-
7 Messunsicherheiten unsicherheit bei der das Vertrauensniveau größer
als das der Standardunsicherheit Vkomb von 65 %
7.1 Begriffe ist.
Begriffe zur Messunsicherheit finden sich in DIN Es gilt: Verw ! k ) Vkomb mit k als dem Erweite-
V ENV 13005, DIN 1319 oder VDI 2048 Blatt 1.
rungsfaktor
Messunsicherheit
Die Messunsicherheit ist ein geschätzter Wert zur Erweiterungsfaktor (k)
Kennzeichnung eines Bereichs, innerhalb dessen Durch Multiplikation der Standardunsicherheit
der richtige Wert der Messgröße liegt. oder der kombinierten Messunsicherheit mit dem
Erweiterungsfaktor k ergibt sich eine Unsicherheit
Empirische Varianz mit einem erhöhten Vertrauensniveau.
Die empirische Varianz s x2 gibt die Streuung von Für k = 2 erhöht sich das Vertrauensniveau von
zufälligen Messergebnissen an. Sie ist definiert 65 % auf 95 % (Abschnitt 7.2, Tabelle 14).
entsprechend Gleichung (40). 7.2 Allgemeines
Empirische Standardunsicherheit Jede Messung ist mit Messabweichungen behaftet,
Die empirische Standardunsicherheit s x ist die die durch die Messanordnung, die Messmethode
Wurzel der empirischen Varianz. Sie gibt an, dass und die Messgeräte sowie die Ablesung bedingt
ca 65 % der Messwerte im Bereich x ( s x liegen, sind. Bei Werten, die aus der Messung mehrerer
einzelner Größen ermittelt werden, ergibt sich die
wobei x den Mittelwert der Messergebnisse dar- Messunsicherheit aus dem Fehlerfortpflanzungsge-
stellt. setz. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Messunsi-
cherheiten voneinander unabhängig sind.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 29 –

Generell gehört zur Angabe eines Messwerts die 7.3 Zufällige Messunsicherheiten
Angabe der dazugehörigen Messunsicherheit, die Zufällige Messunsicherheiten können durch Wie-
sich aus zufälligen und systematischen Anteilen derholungsmessung bei gleichen Versuchsbedin-
zusammensetzt. gungen und Messinstrumenten sowie durch Mit-
Das Messergebnis für eine Messgröße x ist in fol- telwertbildung reduziert werden.
gender Weise mit einem Vertrauensniveau an- Der aus n Messwerten gewonnene arithmetische
zugeben: Mittelwert einer Messgröße x:
x ! x MW Vx (37) 1 n
Bei der Größe xMW kann es sich sowohl um einen
x! % xi
n i !1
(39)
direkt gemessenen Wert als auch um eine Ergeb- hat folgende Eigenschaften:
nisgröße aus mehreren Messwerten handeln.
" Die Summe aller Abweichungen der Messwerte
Die Messunsicherheit Vx setzt sich im Allgemeinen
xi vom Mittelwert ist 0.
zusammen aus:
" Die Summe aller Quadrate dieser Abweichun-
" zufälligen Messunsicherheiten Vzuf
gen ist ein Minimum.
" systematischen Unsicherheiten Vsys Die Varianz einer Messgröße ist ein Maß für die
Über die Beziehung Streuung der Messwerte um ihren Erwartungswert.
Nähert man den unbekannten Erwartungswert ei-
Vx ! k # Vx2, zuf $ Vx2,sys (38)
ner Messgröße durch den Mittelwert an, so erhält
wird die gesamte erweiterte Unsicherheit einer man die empirische Varianz
direkt gemessenen Größe aus den einzelnen Kom- 1 n
ponenten berechnet. s x2 ! %
n & 1 i !1
( xi & x ) 2 (40)
Gleichung (38) kann in vielen Fällen mit einer
Aussage darüber verknüpft werden, mit welcher sowie die empirische Standardabweichung der
Wahrscheinlichkeit der richtige Wert im Intervall Messwerte
(xMW – Vx, xMW + Vx) liegt (Tabelle 14).
1 n
Tabelle 14. Erweiterungsfaktoren und statistische
sx ! %
n & 1 i !1
( xi & x ) 2 (41)
Sicherheiten bei Normalverteilung
Der Mittelwert nach Gleichung (39) verändert sich
Erweite- Vertrauensniveau oder Wahr- mit der Anzahl der Wiederholungsmessungen und
rungsfaktor scheinlichkeit dafür, dass der
k richtige Wert im Intervall nähert sich dem Erwartungswert an. Die empiri-
(xMW – Vx, xMW + Vx) liegt in % sche Varianz des Mittelwerts ergibt sich aus Glei-
1 68,3 (entspricht der Standard-
chung (39) und Gleichung (40) in Verbindung mit
unsicherheit) dem Fehlerfortpflanzungsgesetz nach Glei-
1,96 95
chung (45) in der Form:
2
2 95,4 n ' )x ( 2 s x2
3 99,7 s x2 ! %* + # sx ! (42)
i !1 , )xi - n
Für technische Zwecke wird ein Erweiterungsfak- Daraus folgt die empirische Standardabweichung
tor von k = 2 verwendet. Damit ist die Wahrschein- des Mittelwerts als Schätzwert für die zufällige
lichkeit, dass der richtige Wert außerhalb des In- Unsicherheit der Messgröße x, die auch als Stan-
tervalls liegt, kleiner als 5 %. dardunsicherheit bezeichnet wird:
Anmerkung: Messunsicherheiten können in der Regel nicht n
1
berechnet, sondern nur abgeschätzt werden. Es gibt jedoch
nach VDI 2048 die Möglichkeit, abgeschätzte Unsicherheiten
Vzuf, x ! s x ! %
n # (n & 1) i !1
( xi & x ) 2 (43)
durch sogenannte Datenvalidierungsverfahren zu verbessern.
Darunter versteht man die Korrektur der Messdaten und ihrer Gleichung (43) gilt für n > 5.
Unsicherheiten in der Weise, dass der Gesamtdatensatz allen Mit zunehmender Zahl n von Messungen wird der
für das betrachtete System geltenden Randbedingungen und
Erhaltungssätzen für Masse, Energie und Impuls bestmöglich Mittelwert immer verlässlicher. Der Unsicherheit
genügt [4]. des Mittelwerts, also die Standardunsicherheit,
wird halbiert, wenn die Anzahl der Messwerte
vervierfacht wird. Um einen guten Schätzwert zu
– 30 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

erhalten, sollten wenigstens fünf Wiederholungs- Diese Unsicherheit wird auch als kombinierte
messungen durchgeführt werden. Messunsicherheit bezeichnet (siehe Abschnitt 7.1).
7.4 Systematische Messunsicherheiten Gleichung (45) gilt jedoch nicht, wenn die Mess-
größen voneinander abhängig sind. Einzelheiten
Bekannte Messunsicherheiten
dazu sind der VDI 2048 Blatt 1 zu entnehmen.
systematische Messunsicherheiten bekannter
Einige wichtige Anwendungsfälle sind in Tabel-
Art, die über Korrekturen im Messwert berück-
le 16 zusammengefasst.
sichtigt werden und nicht in die Ermittlung der
Unsicherheit einbezogen werden. 7.6 Ermittlung von Unsicherheiten
nicht korrigierbare systematische Messunsi- In bestimmten Fällen können Unsicherheiten expe-
cherheiten rimentell ermittelt werden. Dazu stellt Tabel-
Beispiel: Die Messunsicherheit eines digitalen Anzeige-
le 17 einige wichtige Anwendungsfälle zusam-
geräts für den Messwert x ergibt sich aus: men.
1 y!x
Vx,sys ' " ! 8 Umrechnung der Messwerte auf
3 100
Auslegungsbedingungen
mit y als prozentualer Ablesegenauigkeit
(siehe DIN V ENV 13005). 8.1 Allgemeines
Messunsicherheiten unbekannter Größe Einer vertraglich vereinbarten Eigenschaft liegen
Hier sind Effekte und unberücksichtigte Korrektu- definierte Auslegungsbedingungen zugrunde.
ren enthalten, z. B.: Im praktischen Betrieb ist es nicht immer möglich,
Geräte- und Sondeneinbau diese definierten Bedingungen einzuhalten (z. B.
meteorologische Verhältnisse). Messwerte, die
Unvollkommenheit von Probenahmen unter anderen als diesen Auslegungsbedingungen
Sie können in der Praxis nur abgeschätzt werden ermittelt wurden, müssen umgerechnet werden.
durch Erst nach dieser Umrechnung kann der Vergleich
Vergleich der mit verschiedenen Messgeräten des Messergebnisses mit den Werten der verein-
und -methoden erzielten Messergebnisse barten Eigenschaften erfolgen.
Abschätzung unberücksichtigter Korrekturen 8.2 Wärmestromdichte
Tabelle 15 nennt Anhaltswerte für die systemati- In die Gleichung für die Umrechnung der gemes-
sche Unsicherheit der direkten Messgrößen für senen mittlere Wärmestromdichte qMW oder
verschiedene Messgeräte. Ql,R,MW geht neben den von den Auslegungsbe-
7.5 Ergebnisunsicherheiten dingungen möglicherweise abweichende Betriebs-
Für die Beurteilung der Erfüllung einer vertraglich und/oder Umgebungsbedingungen auch der da-
vereinbarten Eigenschaft müssen in der Regel aus durch veränderte k -Wert ein.
direkt gemessenen Größen Ergebnisgrößen, z. B.
Die Umrechnung erfolgt nach folgenden Glei-
Wirkungsgrad und Wärmeverlust, berechnet wer-
chungen:
den. Mithilfe des Fehlerfortpflanzungsgesetzes
kann gezeigt werden, dass bei kleinen Abweichun- für ebene Wände und Behälter
gen der Mittelwert einer Ergebnisgröße g dem kP ! (+M , +L )
Funktionswert der Mittelwerte x entspricht, das q0 " qMW ! in W/m² (46)
kP,x ! (+M,x , +L,x )
heißt:
g " g ( x1 , x 2 ,...x m ) (44) für Rohrleitungen
kl,R ! (+M , +L )
Für die Unsicherheit eines Ergebnisses gilt mit den ql,R,0 " ql,R,MW ! in W/m (47)
Unsicherheiten der gemessenen Größen: kl,R,x ! (+M,x , +L,x )
2
m ( )g %
Vg " * &
& )x
# ! Vx 2
# j
(45)
j "1 ' j $
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 31 –

Tabelle 15. Anhaltswerte für gerätespezifische systematische Messunsicherheiten als Standardunsicherhei-


ten (siehe auch VDI 3986)
Messgröße Bauart Messbereich Messunsicherheit a)
Druck Absolutdruck (0…600) bar (0,1…0,25) %
Differenzdruck (0…40) bar (0,1…0,25) %
Temperatur Thermoelement (100…600) °C 1K
Widerstandsthermometer (0…450) °C (0,1…1) K
PT100, Klasse A
Quarzthermometer (0…300) °C 0,05 K
Durchfluss Blenden 1%
Düsen 1%
Venturirohre 1%
Strömungsgeschwindig- Prandtl-Rohr (3…60) m/s 3%
keit
Pitotrohr (3…60 m/s 3%
(Luft/Rauchgas)
Düsen/Staukörper (3…60) m/s 3%
Flügelradanemometer (0,4…50) m/s 2%
thermische Anemometer (0,1…30) m/s 3%
Wärmestrommesser Folien-Wärmestrommesser (10…100) W/m² 10 %
Wärmestrom-Messstreifen (5…200) W/m² 5%
Wärmestrom-Messplatten (5…200) W/m² 5%
a)
Die Prozentangaben sind bezogen auf den Endwert des Messbereichs.

Tabelle 16. Anwendung des Fehlerfortpflanzungsgesetzes


Nr. Anwendungsfall Partielle Absolute Kommentar
Ableitung Messunsicherheit
g Vg
xj
1 g " x1 ! x2 ! x3 ! ... 1 m Ergebnisgröße ist
" #V
2 die Summe der
xj Messgrößen
m
j "1
" # xj (gilt auch für
j "1
Differenzen)

2 g " a$x a Vg " a $ Vx Ergebnisgröße ist


gleich Messgröße
multipliziert mit
Faktor a
3 g " x1 $ x2 $ x3 $ ... $ xm g 2 Ergebnisgröße ist
*gm ' das Produkt der
xj " #( % Vx 2 Messgrößen (gilt
(
j "1 ) x j
% j
& auch für Quotien-
ten)
4 m
aj m Kombination aus 1
g " # a j $x j " # (a j $Vx j ) 2 und 2
j "1 j "1
– 32 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Tabelle 17. Ermittlung von Unsicherheiten aus Messungen


Fall Beschreibung Messbedingung Standardunsicherheit
1a) n-mal wiederholte Messung Wiederholbedingungen: n
1 2 2
einer zeitlich unveränderli- Bei jeder Messung wird Vx " ( xi ! x ) $ Vx,sys
chen Messgröße unter Wie- dieselbe Messeinrichtung n # (n ! 1) i 1
derholbedingungen verwendet, sodass die
systematische Messab-
weichung bei jeder Mes- Anmerkung: Die systematische Unsicherheit
sung dieselbe bleibt. wird bei diesem Verfahren nicht erfasst und muss
Sonstige Einflüsse än- gesondert abgeschätzt werden.
dern sich zufällig.
2a) Wiederholte Messung einer Vergleichsbedingungen: m
1 2
zeitlich unveränderlichen Für jede Messung wird Vx " ( xi ! x )
Messgröße unter Vergleichs- aus einer Menge gleich- m # (m ! 1) i 1
bedingungen mittels m wertiger Messeinrichtun-
gleichwertiger Messeinrich- gen eine andere zufällige
tungen Wahl getroffen, andere Anmerkung: Die systematische Unsicherheit
Einflüsse ändern sich wird bei diesem Verfahren erfasst.
zufällig. Damit werden
durch Vergleich Unter-
schiede zwischen syste-
matischen Messunsi-
cherheiten erkennbar.
3 Wiederholte Messung einer wie unter 2, jedoch mit 1
zeitlich unveränderlichen Messeinrichtungen unter- Vx
m
Messgröße unter Vergleichs- schiedlicher aber bekann- 1
bedingungen ter Genauigkeit; siehe
Abschnitt 5, Glei-
"V
i 1
2
xi
chung (28)
a)
VDI 2048 Blatt 1

Die Wärmedurchgangskoeffizienten für die Bedin- % für die ebene Wand oder Behälter
gungen während der Messung kP, x oder kl,R, x ) (
( 1 1 )
* & a # 'L $ # 'i + # * & x $
* +
weichen gegebenenfalls nicht nur durch eine ver-
, RP - , RP, x -+
änderte Mitteltemperatur von den Auslegungsbe- 'a,0 'a,MW #
dingungen ab, sondern beinhalten auch die Ein- ( 1 ) ( 1 )
flüsse von anderen inneren und äußeren Wärme- ** & x # 'L,x $ # 'i, x + # * & a $
+ +
, RP,x - , RP -
übergangsverhältnissen und Wärmebrücken. Dies
(48)
gilt für regelmäßig vorkommende dämmtechnisch
bedingte und/oder regelmäßige anlagenbedingte % für Rohrleitungen
Wärmebrücken, die nicht auskragen z. B. Verstei- ( 1 ) ( 1 )
fungselemente der Objektwand. ** & a # da # 'L $ # 'i + # * & x # d a,x $
+ * ++
R R
'a,MW # , - ,
l,R l,R,x -
Die Wärmedurchgangskoeffizienten 'a,0
( 1 ) ( 1 )
kP, x oder kl,R, x werden nach VDI 2055 Blatt 1, ** & x # da,x # 'L,x $ # 'i,x + # * & a # d a $
+ * +
, Rl,R,x - , Rl,R +-
Abschnitt 5.1.3 berechnet. (49)
8.3 Oberflächentemperatur Der Einfluss veränderter Mitteltemperaturen auf
Der nach Abschnitt 5.2.5.2 ermittelte mittlere Wert den Wärmedurchlasswiderstand RP oder Rl,R wird
für die Oberflächentemperatur ist mit den von den über die Steigung der Nennwertkurve der Wärme-
Auslegungsbedingungen abweichenden Größen leitfähigkeit des Dämmstoffs berücksichtigt. Die
nach folgenden Gleichungen umzurechnen. Dabei Wärmeübergangskoeffizienten sind für die Bedin-
geht auch der durch die veränderte Mitteltempera- gungen während der Messung neu zu berechnen.
tur veränderte Wärmedurchlasswiderstand RP,x oder 8.4 Tauwasserbildung
Rl,R,x in die Gleichung ein:
Die erforderliche Dämmschichtdicke hängt von
den Randbedingungen Lufttemperatur und -feuchte
ab.
Entwurf VDI 2055 Blatt 3 – 33 –

Werden die Auslegungsbedingungen verlassen, ist n Anzahl der einzelnen Komponenten j der
eine direkte Umrechnung nicht möglich, da es nur betriebstechnischen Anlage
die beiden Zustände „Tauwasser – kein Tauwas- Die Wärmedurchgangskoeffizienten für die Bedin-
ser“ gibt. Da die Aufgabe der Tauwasserverhinde- gungen während der Messung k P ,j ,x oder kl,R, j ,x
rung auf die Einhaltung einer minimalen Oberflä-
chentemperatur zurückzuführen ist, kann eine weichen gegebenenfalls nicht nur durch eine ver-
Überprüfung mittels derselben erfolgen. änderte Mitteltemperatur von den Auslegungsbe-
dingungen ab, sondern beinhalten auch die Ein-
8.5 Gesamtwärmeverlust flüsse von anderen inneren und äußeren Wärme-
In die Gleichung für die Umrechnung des nach übergangsverhältnissen sowie Wärmebrücken, die
Abschnitt 6 ermittelten Gesamtwärmeverlusts in der Auslegung nicht berücksichtigt worden wa-
QMW oder Ql,R,MW geht neben den von den Aus- ren.
legungsbedingungen möglicherweise abweichende Die Wärmedurchgangskoeffizienten kP,j ,x oder
Betriebs- und/oder Umgebungsbedingungen auch kl,R, j ,x werden nach VDI 2055 Blatt 1,
der dadurch veränderte k -Wert ein.
Abschnitt 5.1.3 berechnet.
Die Umrechnung erfolgt nach folgenden Glei-
chungen: 8.5.1 Zeitliche Temperaturänderungen in
Behältern und Rohrleitungen
Für die Umrechnung einer zeitlichen Temperatur-
änderung sind die Gleichungen von VDI 2055
für ebene Wände und Behälter Blatt 1, Abschnitt 5.2.1b unter Berücksichtigung
n der geänderten Einflussgrößen entsprechend Ab-
. .
' kP,j ,0 % !#M & #L " j % A j schnitt 5.2.2 zu verwenden.
j $1
Q 0 $ Q MW % n
in W 8.5.2 Temperaturänderungen längs einer
' kP,j ,x % !#M & #L " j ,x % A j , x Rohrleitung
j $1
Für die Umrechnung einer Temperaturänderung
(50) längs einer Rohrleitung sind die Gleichungen nach
für Rohrleitungen VDI 2055 Blatt 1, Abschnitt 5.2.2.2 unter Berück-
n sichtigung der geänderten Einflussgrößen entspre-
. .
' kl,R, j ,0 % !#M & #L " j % l j chend Abschnitt 5.2.2 zu verwenden.
j $1
Q l,R,0 $ q l,R,MW % n 9 Vergleich der Messergebnisse mit ver-
' kl,R, j ,x % !#M & #L " j ,x % l j ,x
j $1 traglich vereinbarten Eigenschaften
in W/m (51) Eine vertraglich vereinbarte Eigenschaft gilt dann
Dabei ist als eingehalten, wenn der auf die Vertragsbedin-
gungen umgerechnete Wert gleich oder besser als
lj Länge der Vereinbarte ist. Messunsicherheitsbetrachtun-
Aj Fläche gen können vertraglich vereinbart werden.
– 34 – VDI 2055 Blatt 3 Entwurf

Schrifttum measurement during acceptance tests on energy-conversion


and power plants; Examples, especially retrofit measures).
Technische Regeln Berlin: Beuth Verlag
AGI Q 02:2001-01 Dämmarbeiten an betriebstechnischen VDI 2048 Blatt 3:2008-12 Messunsicherheiten bei Abnahme-
Anlagen; Begriffe (Insulation on industrial installations; Ter- messungen an energie- und kraftwerkstechnischen Anlagen;
minology). Berlin: Beuth Verlag Beispiele, insbesondere Vorbereitung der Abnahme einer
AGI Q 101:2000-07 Dämmarbeiten an Kraftwerkskomponen- Kombi-Anlage (Uncertainties of measurement during accep-
ten; Ausführung (Insulation work on power plant components; tance tests on energy-conversion and power plants; Examples,
Execution). Berlin: Beuth Verlag especially preparation of acceptance of a gas and stream po-
wer plant). Berlin: Beuth Verlag
DIN 1319-1:1995-01 Grundlagen der Messtechnik; Teil 1:
Grundbegriffe (Fundamentals of metrology; Part 1: Basic VDI 2055 Blatt 1:2008-09 Wärme- und Kälteschutz von be-
terminology). Berlin: Beuth Verlag triebstechnischen Anlagen in der Industrie und in der Techni-
schen Gebäudeausrüstung; Berechnungsgrundlagen (Thermal
DIN 1319-2:2005-10 Grundlagen der Messtechnik; Teil 2: insulation of heated and refrigerated operational installations
Begriffe für Messmittel (Fundamentals of metrology; Part 2: in the industry and the building services; Calculation rules).
Terminology related to measuring equipment). Berlin: Beuth Berlin: Beuth Verlag
Verlag
VDI/VDE 3511 Blatt 2:1996-04 Technische Temperaturmes-
DIN 1319-3:1996-05 Grundlagen der Messtechnik; Teil 3: sungen; Berührungsthermometer (Temperature measurement
Auswertung von Messungen einer einzelnen Messgröße, in industry; Contact thermometers). Berlin: Beuth Verlag
Messunsicherheit (Fundamentals of metrology; Part 3: Evalua-
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uncertainty). Berlin: Beuth Verlag peraturmessung; Strahlungsthermometrie (Temperature mea-
surement in industry; Radiation thermometry). Berlin: Beuth
DIN 1319-4:1999-02 Grundlagen der Messtechnik; Teil 4: Verlag
Auswertung von Messungen; Messunsicherheit (Fundamentals
of metrology; Part 4: Evaluation of measurements; uncertainty VDI/VDE 3511 Blatt 4:1995-01 Technische Temperaturmes-
of measurement). Berlin: Beuth Verlag sungen; Strahlungsthermometrie (Temperature measurement
in industry; Radiation thermometry). Berlin: Beuth Verlag
DIN 4140:2008-03 Dämmarbeiten an betriebstechnischen
Anlagen in der Industrie und in der technischen Gebäudeaus- VDI 3986:2000-10 Ermittlung des Wirkungsgrads von kon-
rüstung; Ausführung von Wärme- und Kältedämmungen ventionellen Kraftwerken (Determination of efficiencies of
(Insulation work on industrial installations and building conventional power stations). Berlin: Beuth Verlag
equipment; Execution of thermal and cold insulations). Berlin:
Beuth Verlag Literatur
DIN V ENV 13005:1999-06 Leitfaden zur Angabe der Unsi- [1] Technischer Brief Nr. 10 „Messstellen für thermische
cherheit beim Messen; Deutsche Fassung ENV 13005:1999 Messungen“ der BFA Wärme-, Kälte-, Schall- und Brand-
(Guide to the expression of uncertainty in measurement; Ger- schutz im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
man version ENV 13005:1999). Berlin: Beuth Verlag
[2] Technischer Brief Nr. 9 „Messverfahren“ der BFA Wär-
VDI 1000:2006-10 Richtlinienarbeit; Grundsätze und Anlei- me-, Kälte-, Schall- und Brandschutz im Hauptverband
tungen (Establishing guidelines; Principles and procedures). der Deutschen Bauindustrie e.V.
Berlin: Beuth Verlag
[3] Technischer Brief Nr 5 „Zur Problematik der Gewährleis-
VDI 2048 Blatt 1:2000-10 Messunsicherheiten bei Abnahme- tung von Oberflächentemperaturen“ der BFA Wärme-,
messungen an energie- und kraftwerkstechnischen Anlagen; Kälte-, Schall- und Brandschutz im Hauptverband der
Grundlagen (Uncertainties of measurements at acceptance Deutschen Bauindustrie e.V.
tests for energy conversion and power plants; Fundamentals).
[4] Messdatenvalidierung – Hilfs- oder Ersatzmittel bei Ab-
Berlin: Beuth Verlag
nahmemessungen?, VGB-Arbeitskreis „Abnahme- und
VDI 2048 Blatt 2:2003-08 Messunsicherheiten bei Abnahme- Kontrolluntersuchungen“, VGB Kraftwerkstechnik (1998)
messungen an energie- und kraftwerkstechnischen Anlagen; 11, S. 132–133
Beispiele, insbesondere Retrofitmaßnahmen (Uncertainties of

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