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Baustoff

Ein Baustoff ist ein Material (in Form von Rohstoffen, Bauhilfsstoffen oder Halbzeug), das zum Errichten von
Bauwerken und Gebäuden benutzt wird.

Die frühesten vom Menschen verwendeten Baustoffe waren Hölzer, Lehm und Natursteine. Heute dominieren
Massenrohstoffe wie Sand, Kies, Schotter, Kalk und daraus hergestellte einfache Stoffe wie Zement, Beton
oder Glas.

Umgangssprachlich werden in diesem Kontext auch die Begriffe Baumaterial oder Verbrauchsstoff
verwendet. In der gesetzlichen Nomenklatur werden Baustoffe als Bauprodukt bezeichnet. 1989 trat die
Bauproduktenrichtlinie (BPR) in Kraft; zum 1. Juli 2013 wurde sie von der Bauproduktenverordnung
abgelöst.[1] Das deutsche Chemikaliengesetz und die REACH-Verordnung unterscheiden zwischen
Zubereitungen und den Erzeugnissen (Produkte); für diese sind bestimmte Richtlinien und Verordnungen zu
beachten.

Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Einteilung
Vertrieb
Nachvollziehbarkeit von Baustofflieferungen
Bauprodukte nach der deutschen Muster-Bauauordnung
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Grundlagen
Viele Rohstoffe werden nicht in der Form verwendet, in der sie in der Natur vorkommen, sondern aus
Rohstoffen werden Baustoffe hergestellt. Aus Lehm werden zum Beispiel Lehmziegel hergestellt, die einfacher
und wirtschaftlicher zu verarbeiten sind als das Ursprungsmaterial. Noch ein Beispiel: Kalkstein ist ein
Material, das für die Herstellung von Zement (als Baumaterial) benutzt wird, der wiederum ein Teil des Betons
(als Baustoff) ist.
Mit diesem Beton stellt man Bauteile wie eine Stütze her, die in ein Gebäude eingebaut wird.

Die Qualität der Baustoffe hängt von Faktoren wie Materialwahl, Materialkombination, Materialgüte,
Materialverträglichkeit und Materialverarbeitung ab. Um qualitätsbezogene Fehler bei der Herstellung von
Bauwerken und Gebäuden zu vermeiden, gelten grundsätzlich die Planungs- und Projektierungsgrundlagen,
die gegenwärtigen DIN-Normen und Richtlinien, die gesetzlichen Vorgaben und Verordnungen, die
Verarbeitungsvorschriften sowie die allgemein anerkannten Regeln der Technik.[2] Der Einsatz von Baustoffen
ist immer abhängig vom Stand der Technik in einer Kultur. Der Baustil der Moderne wurde erst durch
Entwicklungen in der Flachglas-Herstellung möglich. Jeder Baustoff bedingt seine Art der Baukonstruktion.
Mit Steinen wird der Massivbau erstellt, während sich beispielsweise Stahl besonders für Skelettbauten eignet.
Vertrieben werden Baustoffe im Baustoffhandel, der seiner Art nach als Groß- und Detailhandel
ausgebildet ist.
Baustoffkunde befasst sich mit den Eigenschaften der Baustoffe und deren Prüfung. Sind die
Eigenschaften eines Baustoffs nicht genau bekannt oder wird ein falscher Baustoff verwendet,
kann dies negative Folgen haben, etwa Bauschäden und/oder Gesundheitsschäden.

Bislang gibt es viele Baustoffe mit gesundheitsschädlichen Auswirkungen, beispielsweise weil giftige Gase
emittiert werden. Baustoffhersteller müssen beim Zulassungsverfahren vor dem Deutschen Institut für
Bautechnik die Rezepturen ihrer Produkte hinterlegen – aber sie sind nicht verpflichtet zu prüfen oder (falls
bekannt) anzugeben welche Reaktionen aus der Rezeptur folgen. Dies wird nur in wenigen Ausnahmefällen
geprüft, etwa bei der Zulassung neuer Dichtungsmassen und Bodenbeläge. Das Umweltbundesamt gibt –
bislang (Stand 2010) unverbindliche – Empfehlungen heraus, welche Emissionswerte nicht überschritten
werden sollten.[3]

Einteilung
Man unterscheidet:

organische Baustoffe (z. B. Holz, Zellulose und organische Fasern, aber auch Bitumen) /
anorganische Baustoffe. Heute werden überwiegend anorganische Baustoffe verwendet.
Recycling-Baustoffe[4] (auch Sekundärbaustoffe genannt) und Baustoffe ohne recycelte
Bestandteile.
Natürliche Bausteine (Naturwerksteine)

Sandstein · Kalkstein · Granit · Schiefer · Marmor · Tuff · Grauwacke · Rhyolith · Basalt und andere

Künstliche Bausteine
Ziegel · Klinker · Tonhohlplatte · Dachziegel · Kalksandstein · Hüttenstein · Betonstein · Leichtbetonstein ·
Schwerbetonstein · Porenbeton · Betonwerkstein · Betondachstein · Blähton · Lehmziegel · Feldbrandziegel

Bindemittel

Anhydritbinder · Baukalk · Baugips · Zement · Mischbinder · Putz- und Mauerbinder · Bitumen · Lehm
Natürliche und künstliche Gesteinskörnungen in Mörtel und Beton (Zuschlagstoffe)

Sand · Kies · Bims · Hochofenschlacke · Hüttenbims · Blähton · Blähschiefer

Mörtel
Mauermörtel · Putzmörtel · Estrichmörtel · Fliesenkleber

Beton

Leichtbeton · Normalbeton · Schwerbeton · Stahlbeton · Spannbeton · Faserbeton · Stahlfaserbeton · Porenbeton


Eisen und Stahl

Baustahl · Betonstahlmatte · Betonstabstahl · Spannbetonstahl · Gusseisen · Profilstahl

Nichteisenmetalle
Aluminium · Magnesium · Blei · Zinn · Zink · Kupfer

Holz
Bauholz · Furniersperrholz · Leimbinder · Sperrholz · Grobspanplatte · OSB-Platte · Brettschichtholz · MDF-Platte ·
Flachpressplatte · Multiplex-Platte · Holzwolle · Strangpressplatte

Kunststoffe (Thermoplaste)

Ethylen-Tetrafluorethylen (ETFE) · Polyvinylchlorid (PVC) · Polyethylen (PE) · Polypropylen (PP) ·


Polymethylmethacrylat (PMMA) · Polystyrol (PS) · Polyvinylacetat (PVAC) · Polycarbonat (PC) · Polyamid (PA) ·
Polyisobutylen (PIB) · Ethylenvinylacetat (EVA)
Kunststoffe (Duroplaste)

Phenol-Formaldehyd-Harz („Bakelit“, PF) · UF-Harz · Melamin-Formaldehyd-Harz (MF) · ungesättigtes Polyester-Harz


(UP) Epoxidharz (EP)

Kunststoffe (Elastomere)
Polyurethan (PUR) · Kautschuk · Silikone · Acryl

Dämmstoffe

Flachsfasern · Holzwolle-Leichtbauplatte (z. B. Heraklith) · Holzweichfaserplatte · Getreideschüttungen (Ceralith) ·


Glasfaserdämmstoff · Hanffasern · Mineralfaserdämmstoff · Schafwolle · Schaumglas · Schaumkunststoff ·
Strohleichtlehm · Kork · Kokosmatten · Pressstroh · Perlite · Filz · Torfplatte · Polystyrol · Calciumsilikat-Platte ·
Zellulose · Schilfrohr-Platte · Mineralwolle
Dichtstoffe

Bitumen · Noppenbahn

Glas
Glasbaustein · Flachglas · Pressglas

Asphalt

Walzasphalt · Gussasphalt · Naturasphalt · Halbstarrer Belag


Verbundwerkstoffe

Gipskartonplatte · Stahlbeton · Faserbeton · Stahlfaserbeton · Biorock · Holzwerkstoffe


Historisch verwendete Baustoffe
Lehm · Holz · Naturstein · Ziegel · Klinker · Kalk

Veraltete Baustoffe

Torfit · Steinkohlenteer
gesundheitsgefährdende Baustoffe

Asbest · Blei (Bleivergiftung) · Teer

Vertrieb
Baustoffe werden im Baustoffhandel, in Baumärkten und im Internet vertrieben. Wichtige Absatzmittler sind
Handwerker und Architekten, da Bauherren bei der Wahl der Baustoffe von diesen beraten werden.

Nachvollziehbarkeit von Baustofflieferungen


Um bei Reklamationen eine Dokumentation zu haben, sollten Lieferungen von Baustoffen auf Baustellen vom
Bauleiter im Bautagebuch dokumentiert werden. Das gilt besonders für Baustoffe, die nach Verarbeitung nicht
mehr sichtbar sind, oder von denen später im Schadensfall keine Proben mehr genommen werden können.
Speziell für Baustofflieferungen tragender Bauteile (Zement, Baustahl, Transportbeton) empfiehlt sich die
Aufzeichnung mit detaillierten Angaben wie Typbezeichnung, Charge, Lieferant.

Bauprodukte nach der deutschen Muster-Bauauordnung


§2 Begriffe Absatz 10 der Musterbauordnung (MBO) definiert den Begriff Bauprodukte sehr umfassend:
"Bauprodukte sind

1. Produkte, Baustoffe, Bauteile und Anlagen sowie Bausätze gemäß Art. 2 Nr. 2 der Verordnung
(EU) Nr. 305/2011, die hergestellt werden, um dauerhaft in bauliche Anlagen eingebaut zu
werden,
2. aus Produkten, Baustoffen, Bauteilen sowie Bausätzen gemäß Art. 2 Nr. 2 der Verordnung (EU)
Nr. 305/2011 vorgefertigte Anlagen, die hergestellt werden, um mit dem Erdboden verbunden zu
werden und deren Verwendung sich auf die Anforderungen nach § 3 Satz 1 auswirken kann."[5]

Die Landesbauordnungen gehen davon aus, dass Bauprodukte „für eine dem Zweck angemessene Zeitdauer
die gesetzlichen Anforderungen erfüllen und gebrauchstauglich sind“,[6] wenn bei ihrer Verwendung die
einschlägigen Technischen Baubestimmungen oder Allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten
werden.[7]

Ist dies nicht der Fall, dann muss unter Umständen auf andere Weise nachgewiesen werden, dass das
Bauprodukt sicher angewendet werden kann. Dies ist möglich durch bauaufsichtliche Ver- bzw.
Anwendbarkeitsnachweise, von denen in den Bauordnungen Folgende angeführt werden:[8]

Verwendbarkeitsnachweise für Bauprodukte


allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ)
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis für das Bauprodukt (abP)
Zustimmung im Einzelfall (ZiE)
Anwendbarkeitsnachweise für Bauarten
allgemeine Bauartgenehmigung (aBG)
allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis für die Bauart (abP)
vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG).[7]

Verwendet werden dürfen auch Bauprodukte[7]

die den Anforderungen anderer Vertragsstaaten des Europäischen Wirtschaftsraums


entsprechen, sofern das in Deutschland geforderte Schutzniveau für bauliche Anlagen damit
gleichermaßen und dauerhaft erreicht wird[9]
mit CE-Kennzeichnung nach der Bauproduktenverordnung, sofern die erklärten Leistungen den
Anforderungen der Landesbauordnungen oder der aufgrund der Landesbauordnung erlassenen
Gesetze für diese Verwendung entsprechen.[10]

Literatur
Manfred Hegger, Volker Auch-Schwelk, Matthias Fuchs, Thorsten Rosenkranz: Baustoff Atlas.
Edition Detail/ Birkhäuser, München 2005, ISBN 3-7643-7272-9, gegliedert nach
Baustoffgruppen und Baustoffanwendungen, ist es das erste Standardwerk mit umfassenden
Ökobilanzdaten für Baustoffe und Bauteilschichten.
Wilhelm Scholz, Wofram Hiese, Harald Knoblauch: Baustoffkenntnis. Werner Verlag, 13.
Auflage, Düsseldorf 1998, ISBN 3-8041-3451-3.
Lucas, Hans Günter; Grimm, Wolf-Dieter (1994) Bausteinkartierung und Baustoffgeologie.
Geowissenschaften; 12, 1; 3–10;
doi:10.2312/geowissenschaften.1994.12.3 (https://doi.org/10.2312/geowissenschaften.1994.12.3)

Weblinks
Wiktionary: Baustoff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Schweiz:

Sammlung von Mustern, Technologien und prototypischen Konstruktionen (http://www.baumust


er.ch) – Schweizer Baumuster-Centrale Zürich (SBCZ)

Deutschland:

Wikisource: Industrie der Steine und Erden (Beitrag zum Stand 1914 in Deutschland) – Quellen und
Volltexte
Technische Universität Darmstadt – Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen (http://
www.ee.architektur.tu-darmstadt.de)
Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e.V. (http://www.bvbaustoffe.de)
Fachgebiet Baustoffe und Baustoffprüfung, TU Berlin (http://www.baustoffe.tu-berlin.de)
Willkommen am F. A. Finger-Institut für Baustoffkunde (https://web.archive.org/web/2012122714
0323/http://www.uni-weimar.de:80/cms/bauing/organisation/fib.html) (Memento vom 27.
Dezember 2012 im Internet Archive)

Österreich:
Österreichisches Institut für Bautechnik (http://www.oib.or.at/) – erstellt die Baustoffliste ÖE (CE-
Kennzeichen) und die Baustoffliste ÖA (nicht-CE)

Einzelnachweise
1. Bauproduktenverordnung (http://www.ce-zeichen.de/klassifizierung/bauprodukte.html)
2. Dr. Uwe Schönfelder: Zustandsermittlung von Immobilien mittels Verfahren ERAB – Grundlagen
für Instandhaltungsstrategien. Werner Verlag, Dortmund 2012; ISBN 978-3-8041-5253-3
3. Interview mit der Baurechtlerin Barbara Gay, Rheinische Post vom 26. März 2010, Seite B3
PDF-Datei (https://web.archive.org/web/20140813190730/http://www.kapellmann.de/fileadmin/u
ser_upload/publikationen/downloads/Gay_RP260310.pdf) (Memento des Originals (https://redir
ecter.toolforge.org/?url=http%3A%2F%2Fwww.kapellmann.de%2Ffileadmin%2Fuser_upload%
2Fpublikationen%2Fdownloads%2FGay_RP260310.pdf) vom 13. August 2014 im Internet
Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und
Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
4. Informationen der Bundesvereinigung Recyclingbaustoffe e.V. (https://web.archive.org/web/201
01002122434/http://www.recyclingbaustoffe.de/recyclingbaustoffe.html) (Memento vom 2.
Oktober 2010 im Internet Archive)
5. Musterbauordnung (MBO), geändert durch Beschluss der BMK vom 25. September 2020 (http
s://www.bauministerkonferenz.de/IndexSearch.aspx?method=get&File=b8a892y3y8b984808ab
b92b8y9ya8ayyb9y884b992a2a0a1a0a1a3a1484b80b8y0vw3kul4gncfwboljtmgenm51) im
Verzeichnis der Mustervorschriften und Mustererlasse (https://www.bauministerkonferenz.de/ver
zeichnis.aspx?id=991&o=759O986O991) der deutschen Bauministerkonferenz.
6. Siehe hierzu auch § 3 Abs. 1 MBO und Anhang I der Bauproduktenverordnung (Verordnung
(EU) Nr. 305/2011)
7. FAQ zum deutschen Regelungssystem für Bauprodukte und Bauarten (https://www.dibt.de/de/s
ervice/faqs/das-deutsche-regelungssystem-fuer-bauprodukte-und-bauarten), Deutsches Institut
für Bautechnik (DIBt), Stand Dezember 2022.
8. Siehe hierzu auch § 16a Abs. 1 und 2 MBO, § 16b Abs. 1 MBO, § 17 Abs. 1 MBO und § 85a
Abs. 1 Satz 3
9. Siehe hierzu § 16b Abs. 2 MBO in Verbindung mit § 3 Satz 1 MBO
10. Siehe hierzu § 16c Satz 1 MBO

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Diese Seite wurde zuletzt am 21. März 2023 um 13:10 Uhr bearbeitet.

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