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Datenerhebung (Sitzung 4)

Modul 4: Statistik I

Begleitseminar: Quantitative Erhebungsverfahren

5. Sitzung – Transkription und Auswertung

Thomas Gfrörer 23.11.2022


Semesterplan (aktualisiert)
Sitzung Datum Inhalt
1 19.10.23 Einführungsveranstaltung (Organisatorisches)
2 26.10.23 Thematischer Überblick (Fragestellung und Gruppeneinteilung)
02.11.23 entfällt
3 09.11.23 Interview (Leitfadenentwicklung)
4 16.11.23 Interview (Leitfadenentwicklung & Planung)
Durchführung der Leitfadeninterviews
5 23.11.23 Interview (Transkription & Dateneingabe)
6 30.11.23 Interview (Auswertung)
7 07.12.23 Fragebogen (Einführung & Itementwicklung)
8 14.12.23 Fragebogen (Itementwicklung & Planung)
9 21.12.23 Planung der Erhebung
Durchführung der Fragebogenerhebung
10 11.01.24 Fragebogen (Dateneingabe & Aufbereitung)
11 18.01.24 Fragebogen (Auswertung)
12 25.01.24 Arbeitssitzung (Vorbereitung Präsentation)
13 01.02.24 Abschlusspräsentation
14 08.02.24 Abschlusspräsentation

2 | Begleitseminar: Quantitative Datenerhebung (Sitzung 5) © 2022 Universität Tübingen


Inhalte der 5. Sitzung

• Durchführung Interview: Reflektion

• Transkriptionssystem nach Hoffmann-Riem kennenlernen

• Theoretische Einblicke in die Interviewauswertung

• Anwendung des Transkriptionssystem auf das eigene Interview

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Reflektion der Interviews

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Durchführung der Interviews

• Was ist gut gelaufen?

• Wo bestanden Schwierigkeiten?

• Was würdet ihr beim nächsten Mal anders machen?

• Was würdet ihr genauso machen?

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Transkriptionssystem nach Hoffmann-Riem

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Transkription

= Verschriftlichung des Gesprächsverlaufs

• Grad der Genauigkeit abhängig vom Untersuchungsgegenstand


(in unserem Fall: niedriger Auflösungsgrad)

• Datenschutz: Anonymisierung  „Maskierung” = Buchstaben für


Namen von Personen

• Richtlinien zur Textgestaltung:


- ca. 50 Zeichen pro Zeile (Platz für Randbemerkungen)
- Zeilenabstand einzeilig, zeilenweise durchnummerieren
- Leerzeile bei Sprecherwechsel
- Sprecher durch Großbuchstaben und Doppelpunkt kennzeichnen

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Transkriptionstext

• Word-Dokument:
- Sprecher
- Text
- Zeilennummer

• Beispiel:
I: was würden sie sagen, was so für sie im leben wich 1
tig ist? 2

D: gesundheit… dass ich meine arbeit behalte, das ist 3


für mich ganz wichtig, weil, weil, äh, erstens mal, 4
bin ich dadurch, dass ich arbeit habe […] 5

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Einfügen von Zeilennummern in Word

Seitenlayout  (bei Seite einrichten) Zeilennummern  Fortlaufend

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Einstellen von Seitenrändern in Word

Layout  Seitenränder  Breit

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Layout – Beispiel

Überschrift hilft der


Übersichtlichkeit von
Dokumenten
Seitenzahlen
immer nutzen,
Mit „Tab“-Taste wenn Dokument
Personen mehr als eine
übersichtlicher Seite hat
vor den
Interviewtext
platzieren

Ca. 50 Zeichen pro Zeile


über Seitenränder einstellen

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Transkriptionsregeln nach Hoffmann-Riem
(siehe Kuckartz, 2007)

Zeichen Bedeutung
.. kurze Pause
… längere Pause
/eh/, /ehm/ Planungspausen
(Ereignis) nichtsprachliche Handlung z.B. (zeigt auf
ein Bild)
(lachend) Begleiterscheinung des Sprechens (steht
jeweils vor der Textstelle)
() unverständlich
(so schrecklich?) nicht genau verständlich, vermuteter Wortlaut
kleinschreibung alle wörter klein schreiben

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Transkriptionszeichen
(nach Selting et al., 2009, in Döring & Bortz, 2016, S. 368)

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Transkription – Beispiel
1 I: aha, ok. gut dann der nächste satz. kannst du den bitte auch
2 laut vorlesen?
3
4 V: ich beschäftige mich gerne mit büchern oder denksportaufgaben,
5 die etwas mit mathematik zu tun haben.
6
7 I: mhm. kannst du mir wieder in deinen eigenen worten beschreiben,
8 wie du diesen satz verstehst?
9
10 V: ja /ehm/ dass man halt gerne vielleicht so sein gehirn trainiert durch
11 irgendwelche bestimmten sachen zum beispiel sudoku oder
12 kreuzworträtsel ..ja das eher nicht, aber sudoku oder sowas .. oder
13 logiktrainer oder so und /ehm/ ja mit mathematik ... ja, hat ja nicht
14 unbedingt, hat schon was mit mathematik zu tun, aber nicht dass man
15 so direkt rechnen muss, also fünf plus fünf oder so, sondern ... eher
16 weil mathematik ist ja auch schon irgendwie logisch .. und ja das.

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Transkription – Beispiel
1 I: aha, ok. gut dann der nächste satz. kannst du den bitte auch
2 laut vorlesen?
3
4 V: ich beschäftige mich gerne mit büchern oder denksportaufgaben,
5 die etwas mit mathematik zu tun haben.
6
Zeilennummern

7 I: mhm. kannst du mir wieder in deinen eigenen worten beschreiben,


8 wie du diesen satz verstehst?
9
10 V: ja /ehm/ dass man halt gerne vielleicht so sein gehirn trainiert durch
11 irgendwelche bestimmten sachen zum beispiel sudoku oder
12 kreuzworträtsel ..ja das eher nicht, aber sudoku oder sowas .. oder
13 logiktrainer oder so und /ehm/ ja mit mathematik ... ja, hat ja nicht
14 unbedingt, hat schon was mit mathematik zu tun, aber nicht dass man
15 so direkt rechnen muss, also fünf plus fünf oder so, sondern ... eher
16 weil mathematik ist ja auch schon irgendwie logisch .. und ja das.

Sprecher Text

15 | Begleitseminar: Quantitative Datenerhebung (Sitzung 5) © 2022 Universität Tübingen


Theoretische Einblicke in die
Interviewauswertung

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Kodieren

„die Vorgehensweise (...), durch die die Daten aufgebrochen,


konzeptualisiert und auf neue Art zusammengesetzt werden. Es ist
der zentrale Prozeß, durch den aus den Daten Theorien entwickelt
werden“ (Strauss & Corbin, 1990/1996, S. 39)

• Prozess der Abstraktion


• Zunächst nah am Text, später immer abstrakter formulierte Kodes

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Fünf Schritte der Interviewauswertung

1. Bildung von Auswertungskategorien


2. Kodierleitfaden erstellen, erproben und überarbeiten
3. Kodierung des Interviewmaterials
4. Erstellung einer quantifizierenden Materialübersicht
5. Vertiefende Fallinterpretation bzw. Hypothesenbildung

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Fünf Schritte der Interviewauswertung

1. Bildung von Auswertungskategorien


2. Kodierleitfaden erstellen, erproben und überarbeiten
3. Kodierung des Interviewmaterials
4. Erstellung einer quantifizierenden Materialübersicht
5. Vertiefende Fallinterpretation bzw. Hypothesenbildung

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Schritt 1: Bildung von Auswertungskategorien

• Wiederholtes Lesen des Materials (Transkripte)

• Themen und Aspekte, die sich der Fragestellung zuordnen lassen,


markieren

I: was macht für sie eine gute lehrveranstaltung aus?

A: ja, ich würde sagen, es kommt auf die strukturierung an. und
das thema der lehrveranstaltung sollte transparent und
nachvollziehbar sein. man sollte immer wissen, an welchem
punkt man steht. hier in tübingen bin ich damit eigentlich im
großen und ganzen zufrieden.

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Schritt 1: Bildung von Auswertungskategorien

• Wiederholtes Lesen des Materials (Transkripte)

• Themen und Aspekte, die sich der Fragestellung zuordnen lassen,


markieren

I: was macht für sie eine gute lehrveranstaltung aus?

A: ja, ich würde sagen, es kommt auf die strukturierung an. und
das thema der lehrveranstaltung sollte transparent und
nachvollziehbar sein. man sollte immer wissen, an welchem
punkt man steht. hier in tübingen bin ich damit eigentlich im
großen und ganzen zufrieden.
 Kategorie = Strukturierung

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Schritt 2: Kodierleitfaden erstellen, erproben &
überarbeiten
• Formulierung von Auswertungskategorien auf der Grundlage
gefundener Themen und Aspekte  abstrakter werden

• Auswertungskategorien können inhaltlich und sprachlich (z.B.


Verzögern, Umgangssprache) sein (je nach Fragestellung) (bei
uns: inhaltlich)

• Auswertungskategorien zu einem Auswertungs- und


Kodierleitfaden zusammenstellen
- Genaue Beschreibung jeder Kategorie
- Evtl. Überarbeitung: Kategorien ausdifferenzieren,
trennschärfer formulieren, entfernen

22 | Begleitseminar: Quantitative Datenerhebung (Sitzung 5) © 2022 Universität Tübingen


I: was macht für sie eine gute lehrveranstaltung aus?

A: ja, ich würde sagen, es kommt auf die strukturierung an. und
das thema der lehrveranstaltung sollte transparent und
nachvollziehbar sein. man sollte immer wissen, an welchem
punkt man steht. hier in tübingen bin ich damit eigentlich im
großen und ganzen zufrieden.

Schlüsselwörter/
Kategorie Beschreibung Beispiele Ausprägung
Struktur, Überblick
Lehrveranstlatung
folgt einem roten Neutral
„Wenn der Dozent
Strukturierung Faden, Dozent gibt Positiv
schon vorher sagt, was
an, an welchem Negativ
in den nächsten
Punkt man steht.
Wochen drankommt.“

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Schritt 3: Kodierung des Interviewmaterials
• Alle Interviews mit Hilfe des Leitfadens kodieren, d.h. Textpassagen einer
Kategorie zuordnen

• Passt eine Textpassage zu mehreren Kategorien wird sie der


dominantesten zugeordnet

• Wird einer Kategorie keine oder wenige Textpassagen zugeordnet, wird


diese als nicht klassifizierbar eingeordnet
 Geschieht dies für mehrere Kategorien muss evtl. der Kodierleitfaden
überarbeitet werden.

• Konsensuelles Kodieren: Zwei Personen bearbeiten ein Interview


unabhängig voneinander und vergleichen/diskutieren die Zuordnungen zu
den Kategorien.

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Schritt 4: Erstellung einer quantitativen
Materialübersicht
• Quantifizierende Zusammenstellung der Ergebnisse
- Darstellung der Ergebnisse in Tabellenform
- Ergebnisse der gesamten Kodierung für alle Fälle berichten

• Häufigkeitsangaben geben einen Überblick zur Verteilung im


Material
Kategorie Beschreibung Schlüsselwörter/ Beispiele Ausprägung
Struktur, Überblick
Lehrveranstlatung folgt
Neutral
einem roten Faden, „Wenn der Dozent schon
Strukturierung Positiv
Dozent gibt an, an vorher sagt, was in den
Negativ
welchem Punkt man steht. nächsten Wochen
drankommt.“

Kategorie Anzahl Positiv Negativ Neutral


Mehrere Transkripte
Strukturierung 4 1 2 1

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Wenn Studierende es in der
Mensa zu laut finden, dann
schmeckt ihnen das Essen nicht.

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Schritt 5: Vertiefende Fallinterpretation bzw.
Hypothesenbildung

• Ableitung von Hypothesen für weitere Untersuchungen

• Ausdifferenzierung von Konzepten

• Neue theoretische Überlegungen bzw. vorhandene theoretische


Überlegungen überarbeiten

Die Formulierung von Hypothesen werden wir in der nächsten


Sitzung im Detail besprechen

27 | Begleitseminar: Quantitative Datenerhebung (Sitzung 5) © 2022 Universität Tübingen


Anwendung des Transkriptionssystem auf
das eigene Interview

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Einzelarbeit: Transkription + Schritt 1
 Erstelle die Formatierung des Word-Dokuments
 Transkribiere das von dir geführte Interview nach den
Transkriptionsregeln (bis Ende der Sitzung)

Formatierung:
Fortlaufende Zeilennummerierung, breite Seitenränder , Leerzeilen bei
Sprecherwechsel, max. 50 ZEICHEN pro Zeile , einfacher Zeilenabstand

Nutzt für die Transkription das Transkriptionssystem nach Hoffmann-Riem:


Kleinschreibung, Pausen kennzeichnen, Sprechpausen, Abbruch von Wörtern,
Sprecher kennzeichnen. (siehe Folie 11)

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Formatierung:
Fortlaufende Zeilennummerierung ∙
breite Seitenränder ∙ Leerzeilen
bei Sprecherwechsel ∙ max. 50
ZEICHEN pro Zeile ∙ einfacher
Hausaufgabe Transkription + Schritt 1 Zeilenabstand

 Erstelle die Formatierung des Word-Dokuments

 Transkribiere das von dir geführte Interview nach den Transkriptionsregeln

 Schickt euren Gruppenmitgliedern die Transkripte, lest alle Transkripte der


Gruppe und markiert auffallende Begriffe/Textstellen (siehe Schritt 1
Bildung von Auswertungskategorien). Versucht euch bereits grobe
Kategorien zu überlegen.

 Schickt eure Transkripte (ohne Kommentare und Markierungen) an mich (bis


29.11.22, 20 Uhr; eine Mail pro Gruppe mit allen Transkripten; Benennung:
Transkript1_Vorname_Nachname.docx)

 Achtung: Ihr braucht nächste Woche ausgedruckte (oder digitale) Versionen


aller Interviews für jedes Gruppenmitglied!

Nutzt für die Transkription das Transkriptionssystem nach Hoffmann-Riem:


Kleinschreibung, Pausen kennzeichnen, Sprechpausen, Abbruch von Wörtern,
Sprecher kennzeichnen. (siehe Folie 11)

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(Haus-)Aufgabe Transkription

Erinnerung - Transkriptionssystem
.. kurze Pause
… längere Pause
(Ereignis) nichtsprachliche Handlung
(lachend) Begleiterscheinung des Sprechens
() unverständlich
(so schrecklich?) vermuteter Wortlaut (wenn unverständlich)
/eh/, /ehm/ Planungspausen
kleinschreibung alle wörter klein schreiben

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Zum Nachlesen

Schmidt, Christiane (2000), Analyse von Leitfadeninterviews. In U.


Flick, Uwe, E. v. Kardorff, I. Steinke (Hrsg.), Qualitative Forschung.
Ein Handbuch (S. 447 – 456). Reinbek: Rowohlt.

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Vielen Dank und bis nächste Woche!

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