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Chemie: Gesamtband 11 - 12
Chemie: Gesamtband 11 - 12
K-
KM
rd
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2020
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be
rü
ig
cksicht
CHEMIE
GESAMTBAND 11 – 12
Baden-Württemberg
Für Lehrerinnen
und Lehrer
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click & teach
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Schüler digital am Unterricht teilnehmen können.
GLEICHGEWICH TE
V Dünnschichtchromatografische
Schülerversuch
stationäre
g
Erlenmeyerkolben je 0,3 Phase
V4 Geben Sie in zwei (DC-Platte)
den drei Aminosäuren Glut-
Glutathion (Peptid aus
Cys – Glycin Gly) und Par-
aminsäure Glu – Cystein konz.
mL Wasser und 20 mL
mesankäse. Fügen Sie 8 Sie gut durch Startlinie
Peptidbindung
5 | 7) hinzu. Schütteln
Salzsäure (GHS
3.2 Aminosäuren und
über Nacht mit gesicher-
und stellen Sie die Proben mobile Phase
im °C in den Trockenschrank.
sind wichtige Baustoffe tem Schliffstopfen bei 100 (Laufmittel)
Proteine
Bausteine der Proteine. der auf diese Weise durch-
Aminosäuren sind die aus Proteinen. Eine Bringen Sie die Produkte
Muskeln, Haare und Nägel geführten Hydrolyse mit
Natronlauge (c = 1 mol/L, B1 Schematische Darstellung
einer
Körper, so bestehen beispielsweise Rolle. Auch Sportler er-
06011-01
Sie dann eine dünn- Dünnschichtchromatografie
spielt deshalb eine wichtige GHS 5) auf pH = 5. Führen
Trennung (DC) auf Chromatogramm zur
aminosäurehaltige Ernährung aminosäurehaltige Präparate.
Wie schichtchromatografische Besprühen Sie das getrocknete
häufig durch protein- oder Kieselgel durch (B1, B2 ,
siehe FM Eine Dünnschicht-
Sichtbarmachung der Flecken
im Abzug mit Ninhyd-
gänzen ihre Ernährung enthalten? S. 121). 7) und entwickeln Sie es
bei
welche Lebensmittel Proteine chromatografie durchführen, rin-Sprühreagenz (GHS
im Trockenschrank oder
kann man herausfinden, Benutzen Sie als Vergleichsproben
Lösungen einiger 110 °C für 5 – 10 Minuten
Glycin Gly, Alanin Ala, auf einer Heizplatte.
Aminosäuren, beispielsweise
Cys oder Methionin Met.
Glutaminsäure Glu, Cystein
Material für die DC ein Gemisch AUSWERTUNG
Lehrerversuch
3.2.1 Versuche und Verwenden Sie als Laufmittel
aus Butan-1-ol (GHS 2
| 5 | 7), Eisessig (GHS 2
| 5) a) Zeichnen Sie Ihr Dünnschichtchrom
atogramm ab
4 : 1 : 1. und beschriften Sie es.
und Wasser in den Volumenanteilen -Werte der in V4 mittels
DC
5 6 7 9 b) Ermitteln Sie die Rf
und Proteinen 3
aufgetrennten Substanzen.
V Nachweis von Aminosäuren (= Retentionsfaktor)
Hinweis: Unter dem Rf-Wert
V2 Biuretreaktion:
Geben Sie zu je 3 mL Lösung versteht man den Quotienten
aus der Laufstre-
wie Hülsenfrüchten, je 1 mL Natronlauge des Laufmittels
In vielen Nahrungsmitteln der oben genannten Stoffe cke der Substanz zur Laufstrecke
und Ei sind Prote- Sie anschließend je Versuchsbedingun-
Fleisch, Fisch, Milchprodukten (c = 1 mol/L, GHS 5). Fügen (B2). Er ist unter identischen
die Aminosäuren, ung (c = 0,1 mol/L, eine Substanz.
ine und deren Grundbausteine, gen charakteristisch für
alternative
in Reagenzgläser ENTSORGUNG
Geben Sie tabellarisch.
V1 Ninhydrinreaktion:
genannten Stoffe je eine
zu je 3 mL Lösung der oben die
(GHS 7). Verschließen Sie ENTSORGUNG G1,
G2
Spatelspitze Ninhydrin
Stopfen und schütteln Sie
Reagenzgläser mit einem gramm
die Stopfen und erhitzen B2 Dünnschichtchromato
kräftig. Entfernen Sie dann
Arbeitsmaterialien
auf ca. 80 °C.
Sie die Lösungen im Wasserbad
PROTEINE
154 AMINOSÄUREN UND
unterstrichen sind.
R R
wiederholen. Zwi- R CH2 H
CH Ile
schen der N–H-Gruppe R R S HC CH
des einen und der C=O- N
CH Leu
Gruppe eines anderen H + H S HCHC CHCH Cys
Aminosäure-Bausteins H CH
bilden sich Wasserstoffb – H HC Gln
CH
rücken aus (B2). In der O O CH2 H N O CH Leu
α-Helixstruktur (griech. C
helix, Spirale) windet Cys Thr C Val
sich das Molekül zu einer Leu CH2 Leu
rechtsgängigen Spirale CH2 Ala His CH2
auf. Dabei stehen die N–H-Gruppen Gln
Val Tyr Ser
Phe Asp Tyr Val Phe Leu
dung und die C=O-Gruppe einer Win- R R Pro CH2 Ala
R Cys
des vierten darauf- Gly
Tyr Gln Asn Glu Tyr
folgenden Aminosäure-Bauste R
ins übereinander R R Ionenbindung
und bilden Wasserstoffb Disulfidbrücke Wasserstoffbrücken
rücken aus. Die unter- van-der-waals-
B3 β-Faltblattstruktur Wechselwirkungen
B4 Wechselwirkungen und
Bindungen, zu denen es
in Protein-Molekülen kommen zwischen den Aminosäure-Resten
164 kann.
AMINOSÄUREN UND
PROTEINE
AMINOSÄUREN UND
PROTEINE 165
Zum Umgang mit dem Buch
BW BASISWISSEN
Die wichtigsten Inhalte aus jedem Kapitel werden auf den Seiten
HO C* H H C* OH
zum Betrachter hin.
Peptid-Gruppe
H C* OH CHBindungen
CH3 3 Gruppe am C*-Atom H O CH3
CH3
CH3 3. Befindet sich die funktionelle CH3
L-Milchsäure Seite, gehört das Molekül H O C COOH + H2O
L-Milchsäure D-Milchsäure auf der rechten (linken) Kondensation
H2N C C N
D-Milchsäure (L-Enantiomeren). +H N C COOH
zu den D-Enantiomeren H2N C C Hydrolyse
H H
Enantiomere sind, bezeich- wird an dem Chiralitätszent- H
Stereoisomere, die keine 4. Die D/L-Zuordnung O H H H
welches am weitesten vom höchst H
Glycylalanin Gly-Ala
net man als Diastereomere. rum getroffen,
Isomerie nennt man auch ist. Glycin Gly
Alanin Ala
Diese Art der räumlichen oxidierten C-Atom entfernt
sind Isomere, die sich
Stereoisomerie. Stereoisomere
CO2 (g)
AMINOSÄUREN UND PROTEINE
173 Ziel erreicht? (1) C + O2 CO2 ΔrHm = -394 kJ/mol
a) C (s) + O2 (g)
NH4Cl (s)
die entsprechenden Aufgaben b) NH3 (g) + HCl (g)
dieses Kapitels? Lösen Sie Tabelle rechts unten. ΔrHm = -282 kJ/mol
Verfügen Sie über die Kompetenzen 06011-35) und bewerten Sie sich mithilfe der (2) CO + ½ O2 CO2
H2SO4 (l)
06011-35 c) SO3 (g) + H2O (l)
(Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode die molare Standard-
Ermitteln Sie davon ausgehend
0 von Kohlenstoffmonooxid.
4 H2O (g) + 2 N2 (g) + O2
(g)
d) 2 NH4NO3 (s)
bildungsenthalpie ΔfH m
aus Aufgabe D2
Thermometer
b) Berechnen Sie den Be- an einem geeigneten Überprüfen Sie Ihre Ergebnisse
geschlossener und 10 g flüssiges Propan können
D3
KOMPETENZ A: Merkmale
offener, trag der Wärme Q, die im
Rührer C3
zu Propanal umgesetzt rechnerisch.
Katalysator mit Sauerstoff
isolierter Systeme beschreiben Verlauf des Experiments Propanal verbrennt vollstän-
werden (ΔrH = -85 kJ).
T1 Treibmittel
SÄURE-BASE-R EAKTIONEN
139
Sonderseiten FM FACHMETHODE
2.6.4 Titrationskurven
D
er Einsatz digitaler Medien spielt in der Chemie eine
große Rolle. Auf den Medienkompetenz-Seiten lernen Sie,
beschreiben
Schritt für Schritt erklärt, wofür eine Methode gut ist und
laufender Nummerierung, Rundung können die
ist ≈ 4,99. (Hinweis: Je nach
hat sich die Anfangskonzen-
2. Nach einer Minute Werte abweichen).
B c (B) um Δc(A) bzw.
tration von A c0(A) bzw. 0 100 mol/L und beschreiben
der Reaktion von A zu B 5. Erhöhen Sie c0(A) auf
Δc(B) verändert. Da A bei von Edukt und Produkt
bei der Reaktion von B Sie, wie sich das Verhältnis
verbraucht und gleichzeitig verändert.
Δc(A) von den Reaktions- im Gleichgewichtszustand
zu A gebildet wird, hängt Produkten zu Edukten im
A und B ab. Stellen Sie die Das Verhältnis zwischen
geschwindigkeiten von unverändert 4,99.
von c(A) und c(B) zum Gleichgewichtszustand beträgt
UND CHEMISCHE
GLEICHGEWICH TE
EXKURS E
56 REAKTIONSGES CHWINDIGKEIT
Info
eiche
wichte und Korallenbl
2.4.4 Säure-Base-Gleichge
bei vie-
Kohlenstoffdioxid, welches
len industriellen Verbrennungspro-
Hier und da
ner Gleichgewichtsreak
Um-
scheidend und für zahlreiche
So
weltphänomene verantwortlich.
Fachmethoden-
bei der
lösen sich 1,7 L Kohlenstoffdioxid, nur wenig Kalk abscheiden,
da Koh- im Meerwasser zur Versauerung
L Kohlen-
20 °C jedoch nur noch 0,9 lenstoffdioxid hauptsächlich
gebun- Meere. Dies schadet den
Korallen
Wasser:
stoffdioxid in einem Liter den als gelöstes Hydrogencarbonat und reduziert ihre Wachstumsrate.
CO2 (g) CO2 (aq) vorliegt. Mit steigendem pH-Wert Durch den erhöhten Kohlenstoff-
O (l) H CO (aq) daraus Carbonat-Ionen dioxideintrag kommt es durch die
CO2 (aq) + 2H 3 entstehen
und schwerlösliches Calciumcar- Bildung von Kohlensäure (, )
2
sprechenden Farbe
Lösungen entstehen: Auswirkungen auf das
Ökosystem der Mee-
Damit hat die Versauerung
H2CO3 (aq) + H2O (l) + Folgen für Riffe und alle
Seitentypen.
Steigt die Wassertemperatur oxidgehalt der Luft steigt.
serlöslich. Es steht im Gleichgewicht an, sterben die Algen
und in Folge Zusammen-
und A2 Erklären Sie den
mit festem Calciumcarbonat auch die Korallen ab. Der
Korallen-
wobei hang zwischen Klimaerwär-
gelöstem Kohlenstoffdioxid, stock bleicht aus, sichtbar
bleibt
Hinreaktion mung und Korallenbleiche.
folgende endotherme nur das helle Korallengerüst.
Dieses
abläuft:
schrift vorgestellt.
117
SÄURE-BASE-R EAKTIONEN
Übersicht: Laborgeräte
Laborgeräte
Reagenzglas mit Erlenmeyer- Messzylinder Standzylinder Messkolben
Reagenzglas seitlichem Ansatz kolben
Becherglas
Glaswanne
Petrischale
Glasrohr
Bürette
Gaswaschflasche
Glasstab Messpipette
Thermometer Pipette Stativ- Stativ-
Muffe klemme stange
Stativfuß
Porzellantiegel
Uhrglas
Stopfen,
durchbohrt
Magnesiarinne
Chemie
Gesamtband
11 – 12
Baden-Württemberg
C. C. Buchner
Chemie Baden-Württemberg – Sek II
Herausgegeben von Claudia Bohrmann-Linde und Ilona Siehr
Chemie Gesamtband 11 – 12
Bearbeitet von Claudia Bohrmann-Linde, Sandra Eberhardt, Rebekka Englberger, Stefanie Faas,
Andrea Frings, Birgit Goerz, Nina Heldt, Katharina Hundt, Selina Jauernik, Christian Karus,
Simon Kleefeldt, Jochen Krüger, Miriam Lässle, Nico Meuter, Jean Marc Orth, Klaus Schneiderhan,
Alexander Schönborn und Ilona Siehr unter Beratung von Michael Tausch
Dieser Titel wird auch als digitale Ausgabe click & study unter www.ccbuchner.de erscheinen.
Teildruck
1. Auflage, 1. Druck 2021
Dieses Werk folgt der reformierten Rechtschreibung und Zeichensetzung. Ausnahmen bilden Texte,
bei denen künstlerische, philologische oder lizenzrechtliche Gründe einer Änderung entgegenstehen.
Die Mediencodes enthalten ausschließlich optionale Unterrichtsmaterialien, die der Verlag in eigener
Verantwortung zur Verfügung stellt. An keiner Stelle im Schülerbuch dürfen Eintragungen vorgenom-
men werden. Haftungshinweis: Die Versuchsvorschriften in diesem Buch wurden sorgfältig, auf prak-
tischen Erfahrungen beruhend, entwickelt. Da Fehler aber nie ganz ausgeschlossen werden können,
übernehmen der Verlag und die Autoren keine Haftung für Folgen, die auf beschriebene Experimente
zurückzuführen sind. Mitteilungen über eventuelle Fehler und Vorschläge zur Verbesserung werden
dankbar angenommen.
www.ccbuchner.de
Sie haben das Fach Chemie weiter belegt – herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahl! Das Fach
Chemie ist Grundlage und Teil zukunftsweisender Forschung und Entwicklung, die die Lebens-
umstände der bisherigen, jetzigen und kommenden Generationen in entscheidender Wei-
se beeinflussen. Chemische Kenntnisse unterstützen über ein besseres Verständnis unserer
Umwelt, unseres Körpers und die Herstellung von Alltagsprodukten hinausgehend auch die
Erschließung anderer Naturwissenschaften und der Medizin.
Mit diesem Buch können Sie nun in der Sekundarstufe II Ihr bisher erworbenes Grundlagen-
wissen der Chemie erweitern und auf neue, zukunftsrelevante Themenfelder anwenden.
Sie lernen das Konzept des chemischen Gleichgewichts kennen, dass sich aufgrund seiner
Dynamik von anderen Gleichgewichten unterscheidet. Dieses können Sie auf die großen The-
menfelder der Säuren und Basen bzw. der Elektrochemie anwenden, wobei Sie korrespondie-
rende Säure-Base-Paare bzw. korrespondierende Redoxpaare betrachten. Sie unterteilen die
Naturstoffe in Kohlenhydrate, Fette und Proteine und lernen typische Strukturmerkmale und
sich daraus ergebende Eigenschaften kennen. Anhand der Erarbeitung ausgewählter Reakti-
onsmechanismen verstehen sie den Verlauf chemischer Reaktionen genauer.
Mit dem neu erworbenen Wissen werden Sie Fragen wie z. B. die folgenden beantworten kön-
nen:
Was hat die Löslichkeit von Kohlenstoffdioxid mit Korallensterben zu tun?
Warum hat das Blut im menschlichen Körper so einen stabilen pH-Wert?
Was sind Energielieferanten für den Körper und was bedeutet der Brennwert?
Aus welchen Naturstoffen ist der menschliche Körper aufgebaut?
Nachhaltigkeit und Kunststoffe – ein Widerspruch?
Wie funktionieren energieeffiziente Leuchtmittel?
Welche Prozesse laufen in einem Lithium-Ionen-Akku ab?
Was ist „grüner“ Wasserstoff?
Außerdem schulen Sie Ihre digitalen Kompetenzen und lernen, Molekülstrukturen digital zu
zeichnen und daraus Informationen abzulesen sowie digitale Messwerterfassung zu nutzen.
Vielleicht leistet dieses Buch auch einen Beitrag dazu, Sie für das Fach Chemie weiter zu inter-
essieren und für sich eine berufliche Perspektive zu entdecken. Bezogen auf das Fach Chemie
gibt es eine Vielzahl von beruflichen Tätigkeitsfeldern, denn die chemische Industrie ist nach
der Autoindustrie und dem Maschinenbau die drittgrößte Branche. Auf jeden Fall erhalten Sie
die Gelegenheit, die Chemie in Ihrem Alltag weiter zu entdecken.
3
Inhalt
1 Reaktionsgeschwindigkeit
und chemische Gleichgewichte 40
Startklar? 42
1.1 Reaktionsgeschwindigkeit
1.1.1 Versuche und Material 44
1.1.2 Reaktionsgeschwindigkeit und Stoßtheorie 46
1.1.3 Beeinflussung der Reaktionsgeschwindigkeit 48
1.4 Haber-Bosch-Verfahren
1.4.1 Versuche und Material 68
1.4.2 Die technische Ammoniaksynthese 70
1.4.3 Reaktionsbedingungen 72
4
Inhalt
1.5 Löslichkeitsgleichgewichte
1.5.1 Versuche und Material 78
1.5.2 Lösen und Fällung von Salzen 80
FACHMETHODE: Mit der Löslichkeitskonstante rechnen 81
Alles im Blick 82
Zum Üben und Weiterdenken 84
Ziel erreicht? 86
Klausuraufgaben 88
2 Säure-Base-Reaktionen 90
Startklar? 92
2.4 Puffersysteme
2.4.1 Versuche und Material 112
2.4.2 Wirkungsweise eines Puffersystems 114
2.4.3 EXKURS: Lebensnotwendige Puffersysteme im Blut 116
2.4.4 EXKURS: Säure-Base-Gleichgewichte und Korallenbleiche 117
2.5 Indikatoren
2.5.1 Versuche und Material 118
2.5.2 Indikatoren und ihre Auftrennung 120
FACHMETHODE: Eine Dünnschichtchromatografie durchführen 121
5
Inhalt
2.6 Titrationen
2.6.1 Versuche und Material 122
2.6.2 Säure-Base-Titration 124
FACHMETHODE: Titrationen auswerten 125
2.6.3 pH-metrische Titration und Konduktometrie 126
2.6.4 FACHMETHODE: Titrationskurven beschreiben 128
2.6.5 MEDIENKOMPETENZ: Messwerte einer Titration digital erfassen 130
6
Inhalt
4 Kohlenhydrate 178
Startklar? 180
7
Inhalt
5.2 Tenside
5.2.1 Versuche und Material 236
5.2.2 Seifen und ihre Waschwirkung 238
5.2.3 Moderne waschaktive Substanzen 240
8
Inhalt
7.1 Benzol
7.1.1 Versuche und Material 298
7.1.2 Benzol – ein Alltagsstoff? 300
7.1.3 Strukturaufklärung von Benzol 302
7.1.4 Mesomerie und Aromatizität 304
7.1.5 Das Orbitalmodell 306
8 Kunststoffe 338
Startklar? 340
9
Inhalt
9 Elektrochemie 388
Startklar? 390
9.2 daniell-Element
9.2.1 Versuche und Material 398
9.2.2 Stromfluss durch chemische Reaktionen 400
10
Inhalt
Anhang463
Lösungen zu Startklar? und Ziel erreicht? 464
Internationale Bezeichnung von Gefahrstoffen und Entsorgung von Gefahrstoffabfällen 494
H-Sätze und P-Sätze 496
Chemikalienliste zu den Versuchen 498
Glossar 504
Anhang 512
Stichwortverzeichnis 523
11
0 Grundlagen aus Klasse 8 – 10
KATIONEN ANIONEN
ELEMENTE VERBINDUNGEN
METALLE
Atome
REINSTOFFE
STOFFE
STOFFGEMISCHE
SUSPENSION
SCHAUM
und Kern-Hülle-Modell
n
ere
nd
n
en
mi
sie
bli
sie
lim
ren
su
de
n
res
V VI
Ladung in
Elemen-
tarladun-
+1
VII VIII
Kap_04_08_B6
0 -1
Teilchen sind Moleküle, die aus zwei oder meh-
reren gebundenen Atomen bestehen.
Man kann sie gut mit dem Kugelmodell nach
gen 4,0
DALTON darstellen. Dieses beschreibt Atome als
Masse 1u 1u
He
0,0005 u
Kugeln, die sich je nach Atomsorte in Größe und
B4 Elementarteilchen eines Atoms Helium +
Masse unterscheiden. Die Zusammensetzung
von Molekülen wird durch eine Molekülformel
2 angegeben (B6).
<A
tommasse in u
14,0 16,0 19,0 = Massenzahl 20,2
2 Wasserstoff- 1 Sauerstoff-
N O F Ne
= Nukleonenzahl
= Anzahl der Protonen Moleküle
Kugelmodell MolekülFormel
chemische
+ Anzahl der Neutronen nach Dalton
Elementsymbole
Stickstoff Sauerstoff <Fluor
Kernladungszahl Neon für Wasserstoff und
7 8 9 10 Sauerstoff
H2O
(Ordnungszahl)
= Anzahl der Protonen
31,0 32,1 35,5 39,9
B5 Die Ziffern zum Elementsymbol geben Informati-
P S Cl Ar
Der Index gibt die Zahl
onen zu den Elementarteilchen der Atome. der im Molekül vor-
handenen Atome an.
Zwei Wasserstoff-Atome Er bezieht sich auf das
Phosphor Stoffklassen
Schwefel und ihre
Chlor Argon sind mit einem Sauerstoff- links davon stehende
Grundbausteine 2 Wasser-Moleküle
Atom zu einem Wasser- Elementsymbol.
15 16 17 18 Molekül verbunden.
Reinstoffe können in die Stoffklassen Metalle,
74,9 79,0 Salze und 79,9
Edelgase, molekulare Stoffe83,8
eingeteilt B6 Darstellung eines Wasser-Moleküls im Kugelmo-
As Se Br
werden. Die Reinstoffe einer Stoffklasse weisen
Kr dell nach DALTON und als chemische Formel
II Chemische Reaktionen
Feststoff s (solid), Eine chemische Reaktion schreibt man verkürzt Aktivierungs- nicht
energie katalysierte
Flüssigkeit l als Reaktionsschema. Die Namen der Edukte Reaktion
(liquid),
Gas g (gaseous),
(Ausgangsstoffe) stehen links, die Namen der Aktivie-
rungs- katalysierte
in Wasser gelöster Produkte (Endstoffe) rechts. Sie sind durch ei- energie Reaktion
Stoff aq (aqueous) nen Reaktionspfeil verbunden, z. B.:
Edukte Reaktions-
Eisen (s) + Schwefel (s) Eisensulfid (s)
energie
Elemente (z. B. Eisen, Schwefel) sind Reinstoffe, Produkte
die sich nicht weiter zerlegen lassen. Sie beste- Reaktionsweg
hen nur aus einer Atomsorte. Aus Elementen
kann man eine Vielzahl von Verbindungen her- B2 Energiediagramm einer exothermen Reaktion mit
stellen. Aktivierungsenergie
Verbindungen (z. B. Eisensulfid) sind Reinstof-
fe, die durch eine chemische Reaktion in andere Grundgesetze bei chemischen
Reinstoffe zerlegt werden können. Reaktionen
Gesetz von der Erhaltung der Masse: Bei che-
Energiebeteiligung mischen Reaktionen in geschlossenen Systemen
ändert sich die Gesamtmasse aller beteiligten
Energie wird weder erzeugt noch vernichtet.
Stoffe nicht. Die Massen der Edukte entsprechen
Energie kann von einer Energieform in andere
den Massen der Produkte.
Energieformen umgewandelt werden. Bei einer
chemischen Reaktion findet neben der Stoffum- Gesetz der konstanten Massenverhältnisse:
wandlung auch immer ein Energieumsatz statt. Reaktionspartner reagieren immer in einem be-
Hierbei werden entweder energiereiche Stoffe in stimmten Massenverhältnis miteinander. Da
energieärmere Stoffe umgewandelt oder umge- jedes Atom eine typische Masse hat, stehen
kehrt. Die dabei abgegebene oder aufgenomme- auch die Massen der Elemente, aus denen eine
ne Energie nennt man Reaktionsenergie. Verbindung gebildet wird, in einem konstanten
Bei exothermen Reaktionen wird Energie abge- Verhältnis.
geben (B2). Bei endothermen Reaktionen muss
ständig Energie zugeführt werden, um den Ab-
lauf der Reaktion zu ermöglichen.
Von Verhältnis- und Molekülformel Bei der Reaktion von Metallen mit Sauerstoff
zur Reaktionsgleichung entstehen Metalloxide (Salze), z. B.:
2 Fe (s) + O2 (g) 2 FeO (s)
Aus dem Verhältnis der Massen der Elemente,
Bei der Reaktion von Nichtmetallen mit Sauer-
die eine Verbindung bilden, lässt sich die Ver-
stoff entstehen Nichtmetalloxide (molekulare
hältnisformel ableiten. Sie gibt die Zahlenver-
Stoffe), z. B.:
hältnisse der Ionen in einer salzartigen Verbin-
C (s) + O2 (g) CO2 (g)
dung wieder z. B.:
FeCl2: Im Eisen(II)-chlorid sind Eisen(II)-Kat- Edle Metalle können durch Erhitzen aus Metall-
ionen Fe2+ und Chlorid-Anionen Cl- im oxiden gewonnen werden. Diese Reaktion, bei
Verhältnis 1 : 2 enthalten. der eine Sauerstoffabgabe erfolgt, nennt man
Al2O3: Im Aluminiumoxid sind Aluminium- Reduktion, z. B.:
Kationen Al3+ und Oxid-Anionen O2- im 2 Ag2O (s) 4 Ag (s) + O2 (g)
Verhältnis 2 : 3 enthalten.
Die Molekülformel gibt die Zahlenverhältnis- Redoxreaktionen
se der Atome in einer molekularen Verbindung
Bei einer Redoxreaktion finden gleichzeitig eine
wieder z. B.:
Oxidation und eine Reduktion statt z. B.:
H2O: In einem Wasser-Molekül sind zwei Was-
serstoff-Atome und ein Sauerstoff-Atom Reduktion
gebunden.
CO2: In einem Kohlenstoffdioxid-Molekül sind CuO (s) + Zn (s) Cu (s) + ZnO (s)
ein Kohlenstoff-Atom und zwei Sauer- Oxidation
stoff-Atome gebunden.
Nach einer erweiterten Definition sind Redoxre-
Kennt man die Formeln der Edukte und Produk-
aktionen Elektronenübertragungsreaktionen.
te einer chemischen Reaktion, so lässt sich diese
Stoffe, die andere Stoffe oxidieren können, heißen
symbolhaft durch eine Reaktionsgleichung dar-
Oxidationsmittel. Sie werden dabei selbst redu-
stellen. Die Atombilanz muss auf beiden Seiten
ziert. Stoffe, die andere Stoffe reduzieren können,
ausgeglichen sein. Dies erreicht man durch eine
heißen Reduktionsmittel. Sie werden dabei selbst
schrittweise Anpassung der Koeffizienten z. B.:
oxidiert. Reduktionsmittel setzt man z. B. ein, um
1. Al + O2 Al2O3
ein Metalloxid zum Metall zu reduzieren (B3).
2. Al + 3 O2 2 Al2O3
3. 4 Al + 3 O2 2 Al2O3 Reduktionsvermögen nimmt zu
Oxidation und Reduktion Magne- Alumi- Zink Eisen Kupfer Silber Gold
sium nium Zn Fe Cu Ag Au
Verbrennungen sind exotherme chemische Re- Mg Al
aktionen mit Sauerstoff, bei denen Wärme und
Licht frei werden. Als Produkte entstehen Oxide, B3 Reihung der Metalle nach Reduktionsvermögen
Ionisierungsenergie in eV
1800
1600
1400
1200 K L M 11+
1000
800
600
400
Energie
200 abge-
trenntes
0 n=3
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.11. Elektron
n=2
B2 Ionisierungsenergien für die Elektronen in einem
Natrium-Atom
N3- O2- F-
Die Atome der Elemente einer Hauptgruppe 10
Edelgaskonfiguration Ne Na+ Mg2+Al3+ Si4+
n = 2,
L-Schale
haben die gleiche Anzahl an Elektronen in der 8 von Neon
O
F Metall-Atom
C Halbmetall-Atom
Außenschale. Die Hauptgruppennummer ent- 6 B N
Nichtmetall-Atom
Be
spricht der Anzahl der Außenelektronen. 4 Li
Kation
Anion
H-
2 n = 1,
H He Li+ Be2+ Edelgaskonfiguration von Helium K-Schale
H+
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Ordnungszahl
IV Ionische Verbindungen
53+
12+
y
x
Magnesium- Chlorid-Anion Natrium-Kation
Atom 53+
Elektrolyse
unedeledel
Die Elektrolyse ist eine Redoxreaktion, bei der Li Ca Mg Al Zn Fe Sn Pb Cu Ag Pt Au
die Elektronenübertragung durch Anlegen einer
hohes Bestreben, oxidiert zu werden
elektrischen Spannung erzwungen wird. Dabei
guter Elektronendonator
wird eine Verbindung mithilfe von elektrischer
guter Elektronenakzeptor
Energie zerlegt. Bei der Elektrolyse einer Salzlö-
hohes Bestreben, reduziert zu werden
sung oder Salzschmelze wandern die Kationen
zum Minuspol (Kathode) und werden dort redu- Li+ Ca2+ Mg2+ Al3+ Zn2+ Fe2+ Sn2+ Pb2+ Cu2+ Ag+ Pt2+ Au3+
ziert. Die Anionen wandern zum Pluspol (Ano-
de) und werden dort oxidiert. B4 Redoxreihe der Metalle
2+ Cl Cl
Cl
Cu 2+
Cl Cl– FM Oxidationszahlen ermitteln
Cl–
2+
2+
Cl–
Cu
Cl– Cl–
VORGEHEN
Cl– 2+
Cl–
1. Elemente erhalten immer die Oxidationszahl 0.
B3 Elektrolyse einer Kupfer(II)-chloridlösung 2. Die Summe der Oxidationszahlen aller Atome in einer
neutralen Verbindung ergibt immer 0. Es gilt:
a) Metalle haben in Verbindungen stets positive Oxida-
Redoxreihe der Metalle
tionszahlen.
In der Redoxreihe der Metalle (B4) sind die b) Fluor-Atome erhalten in Verbindungen immer die
Metalle nach ihrer Tendenz, Elektronen abzuge- Oxidationszahl -I.
ben, angeordnet. Je unedler ein Metall ist, desto c) Wasserstoff-Atome erhalten in Verbindungen die
leichter lassen sich seine Atome oxidieren. Je Oxidationszahl +I, wenn dadurch a) nicht verletzt wird.
edler ein Metall ist, desto leichter lassen sich sei- d) S auerstoff-Atome erhalten in Verbindungen die
ne Kationen reduzieren. Metalle reagieren daher Oxidationszahl -II, wenn dadurch b) oder c) nicht
nur mit anderen Metallsalzlösungen, wenn das verletzt werden.
eingetauchte Metall unedler ist als das Metall,
3. Bei einfachen Ionen entspricht die Oxidationszahl der
dessen Kationen die Metallsalzlösung enthält.
Ionenladungszahl.
Ein Eisennagel überzieht sich beim Eintauchen in
eine Kupfersulfatlösung mit einer Kupferschicht 4. Die Summe aller Oxidationszahlen eines Molekül-Ions
(B5), ein Kupfernagel verändert sich aber nicht ist stets gleich der Ionenladungszahl.
beim Eintauchen in eine Eisensulfatlösung.
V Molekulare Verbindungen
H N H O
nichtbindendes H Cl
Elektronenpaar H H H
bindendes Elektronenpaar
I. Chemische Bindungstypen
+ +
+ + + + +
– – –
– –
–
–
– II.
–
–
+ + + + +
– + – + – –
– – + + + + +
+ – + – +
– + +
– + – + – –
– –
+ – + – + + Atomrumpf
–
– + – + – frei bewegliches Elektron
des Elektronengases
Zwischenmolekulare Wechselwirkungen
Wasserstoffbrücke van-der-Waals-
(H-Brücke) Wechselwirkungen zwischen
permanenten temporären
Dipolen Dipolen
temporärer Dipol
– 2
– 8+ 8+ + – 8+ 8+ +
+ 8+
1 –
+
– + – +
O H O H 8+ 8++ + + 8+ 8+ -
+
+ + 3
H H
H-Brücke zwischen
Wechselwirkung Anziehende Wechselwirkungen zwischen den Molekülen eines Stoffes
bindende Elektronenpaare
einem stark positiv polarisier-
nichtbindende Elektronenpaare durch ungleichnamige Partialladungen
ten Wasserstoff-Atom und
dem nichtbindenden Elektro-
Damit ein Molekül als perma- Sind in der Atomhülle kurzfris-
nenpaar eines stark negativ
nenter Dipol vorliegt, muss das tig Elektronen ungleich verteilt,
polarisierten Sauerstoff-,
Molekül eine polare Elektro- liegen Moleküle als temporäre
Stickstoff- oder Fluor-Atoms
nenpaarbindung aufweisen Dipole mit verschiedenen
und die Ladungsschwerpunkte Partialladungen vor.
dürfen nicht zusammenfallen.
100 – 10 10 – 5 6 – 0,1
von 6,022 · 1023 Teilchen. B1 1 mol Eisen und 1 mol Schwefel reagieren zu 1 mol
Bei NA = 6,022 ∙ 1023 /mol handelt es sich um die Eisen(II)-sulfid.
AVOGADRO-Konstante.
Bei bekannter Stoffmenge lässt sich auch die Mithilfe der molaren Masse und der Reaktions-
Teilchenzahl N bestimmen. Dabei ist unerheb- gleichung kann man ermitteln, welche Massen
lich, ob es sich um Atome, Moleküle oder Ionen- an Edukten notwendig sind, um eine bestimmte
gruppen handelt: Masse an Produkt zu gewinnen (Rechenbei-
2 mol Wasser enthalten 2 ∙ 6,022 · 1023 Wasser- spiel) oder auch, wie viel Produkt aus einer be-
Moleküle, 3 mol Wasser enthalten 3 ∙ 6,022 · 1023 stimmten Eduktmenge gewonnen werden kann.
Wasser-Moleküle, 1 mol Argon enthält 1 ∙ 6,022 · 1023
Argon-Atome usw.
FM Rechenbeispiel
Die molare Masse M (B1) eines Stoffes entspricht
der Masse einer Stoffportion, die 6,022 · 1023
Teilchen enthält. Die molare Masse ist der Quoti- Ermitteln Sie die Massen der Edukte für
ent aus der Masse m und der Stoffmenge n: die Herstellung von 5 g Eisen(II)-sulfid.
m VORGEHEN
M= n Einheit g/mol
1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung.
Fe (s) + S (s) FeS (s)
2. Ermitteln Sie die Stoffmenge des
FM Die molare Masse bestimmen
Produkts mit einer Masse von 5 g.
m(FeS) 5g
n(FeS) = M(FeS) = 87,9 g/mol
Bestimmen Sie die molare Masse von Eisen(II)-sulfid.
= 0,057 mol
VORGEHEN
3. Ermitteln Sie die benötigten Stoff-
1. Lesen Sie die Atommasse eines Eisen-Atoms und eines
mengen der Edukte mit Bezug auf die
Schwefel-Atoms aus dem PSE ab und übertragen Sie
Reaktionsgleichung.
den Zahlenwert auf ein Mol Eisen bzw. Schwefel.
Die Edukte reagieren im Stoffmengen-
m(1 Fe) = 55,8 u, M(Fe) = 55,8 g/mol verhältnis 1 : 1 und es gilt:
n(Fe) = n(S) = n(FeS) = 0,057 mol.
m(1 S) = 32,1 u, M(S) = 32,1 g/mol
4. Berechnen Sie die Massen der Edukte.
2. Addieren Sie alle an der Verbindung beteiligten Teilchen
m(Fe) = M(Fe) ∙ n(Fe) =
gemäß der Formel der Verbindung. Kommt in einer
55,8 g/mol ∙ 0,057 mol = 3,2 g.
Formel eine Teilchensorte mehrfach vor, ist die Masse
mehrfach zu berücksichtigen. Analog erhält man für m(S) 1,8 g.
M(FeS) = 1 ∙ M(Fe) + 1 ∙ M(S) = Für die Herstellung von 5 g Eisen(II)-
1 ∙ 55,8 g/mol + 1 ∙ 32,1 g/mol = sulfid benötigt man 3,2 g Eisen und 1,8 g
87,9 g/mol Schwefel.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Alkalische Lösungen
• färben Universalindikator grün bis blau,
Bromthymolblau • leiten den elektrischen Strom und
• enthalten Hydroxid-Ionen OH-.
Magensaft Seifenlösung
Zitronensaft reines Wasser Kalkwasser Diese sind entweder in den zu lösenden Stoffen
saurer Regen menschliche Haut Natronlauge bereits enthalten oder werden in Wasser erst ge-
bildet. Je alkalischer eine Lösung ist, desto höher
B1 Farben von Bromthymolblau je nach pH-Wert ist der pH-Wert und umso höher ist die Konzen-
tration der darin enthaltenen OH--Ionen und
Rotkohlsaft Thymolphthalein damit die elektrische Leitfähigkeit.
sauer neutral alkalisch sauer neutral alkalisch
Löst man Metallhydroxide in Wasser, so entste-
hen alkalische Lösungen, die man allgemein als
Laugen bezeichnet.
Universalindikator Bromthymolblau Alkalische Lösungen bilden sich auch bei der Re-
sauer neutral alkalisch sauer neutral alkalisch aktion von unedlen Metallen und deren Oxiden
mit Wasser, z. B.:
Ca (s) + 2 H2O (l)
Ca2+ (aq) + 2 OH- (aq) + H2 (aq)
B2 Farben verschiedener Indikatoren CaO (s) + H2O (l) Ca2+ (aq) + 2 OH- (aq)
Saure Lösungen
Der Säure-Base-Begriff nach Brønsted
• färben Universalindikator gelb bis rot,
• leiten den elektrischen Strom,
Nach der Definition von BRØNSTED sind Säuren
• reagieren mit unedlen Metallen zu Wasserstoff
Stoffe, deren Teilchen bei einer chemischen Re-
aktion Protonen abgeben. Man nennt sie Proto-
und einem gelösten Salz und
• enthalten Oxonium-Ionen H O+.
nendonatoren.
3
Stoffe, deren Teilchen bei einer chemischen Re-
Je saurer eine Lösung ist, desto niedriger ist ihr aktion Protonen aufnehmen, bezeichnet man als
pH-Wert und umso höher ist die Konzentration Basen bzw. Protonenakzeptoren.
der darin enthaltenen H3O+-Ionen und damit die Säure-Base-Reaktionen sind Protonenübertra-
elektrische Leitfähigkeit. gungsreaktionen.
H
–
Säure-Base-Titrationen
+
O + H A H O + A
H H Säure Um die Konzentration einer sauren bzw. alkali-
H
Oxonium- Säurerest-
schen Lösung unbekannter Konzentration, der
Ion Ion Probelösung, zu bestimmen, tropft man so viel
alkalische bzw. saure Lösung bekannter Kon-
z. B.: H2O (l) + HCl (g) zentration, die Maßlösung, zu, bis sich die Farbe
H3O+ (aq) + Cl- (aq) des zugesetzten Indikators ändert. Damit ist der
Base Säure Äquivalenzpunkt erreicht und die Neutralisati-
on abgeschlossen.
– +
O + B H O +H B Am Äquivalenzpunkt liegen gleiche Stoffmen-
H H Hydroxid- gen n an Hydroxid- und Oxonium-Ionen vor.
Base Ion
B3 Wasser ist ein Ampholyt. Z. B.: Für die Titration von 20 mL Natronlauge unbekannter
Konzentration wurden 10 mL Salzsäure mit der Konzen-
tration c = 0,1 mol/L verbraucht. Berechnen Sie die Konzentra-
Neutralisation
tion der Natronlauge.
Bei einer Neutralisation reagieren gleiche Stoff-
VORGEHEN
mengen Oxonium-Ionen und Hydroxid-Ionen
1. Formulieren Sie die Reaktionsgleichung dieser
miteinander zu Wasser-Molekülen (B4).
Neutralisation.
Na+ (aq) + OH- (aq) + H3O+ (aq) + Cl- (aq)
H
Na+ (aq) + Cl- (aq) + 2 H2O (l)
– +
H O + H O O + O
H H H H 2. Lesen Sie das Stoffmengenverhältnis der Ionen ab:
H n(OH-) : n(H3O+) = 1 : 1
Danach ist n(OH-) = n(H3O+) und n(NaOH) = n(HCl).
B4 Neutralisation auf Teilchenebene
3. Formulieren Sie die Stoffmengenbeziehung gemäß
n = c ∙ V um.
Salze können durch Neutralisation hergestellt
c(NaOH) ∙ V(NaOH) = c(HCl) ∙ V(HCl)
werden.
4. Formulieren Sie die Größengleichung nach der
Stoffmengenkonzentration der Lösung unbekannter
Konzentration um und berechnen Sie diese.
c(HCl) · V(HCl) 0,1 mol/L · 10 mL
c(NaOH)= V(NaOH) = 20 mL
= 0,05 mol/L
IX Kohlenwasserstoffe
Zusammensetzung und Struktur Zum Beispiel werden beim Butan die beiden
Stoffe n-Butan mit unverzweigten Molekülen
Organische Stoffe sind Verbindungen, in denen
und Isobutan mit verzweigten Molekülen unter-
die Elemente Kohlenstoff und Wasserstoff ge-
schieden. Auch cis/trans- bzw. (Z)/(E)-Isomere
bunden sind. Die gesättigten Kohlenwasserstof-
können eindeutig benannt werden, z. B. als cis-
fe (Alkane) haben die allgemeine Molekülformel
But-2-en und trans-But-2-en (B2).
CnH2n+2. In ihren Molekülen, z. B. dem Ethan-
Molekül, sind die Kohlenstoff-Atome in Form
eines Tetraeders mit vier Bindungspartnern über H H H
H
Einfachbindungen und mit Bindungswinkeln von C C H C
H H H
jeweils 109,5° verknüpft (B1, links). C C C C
Die Moleküle ungesättigter Kohlenwasserstoffe HH H
H H C H
verfügen über eine oder mehrere Mehrfachbin- H
H
dungen. Dazu gehört die Stoffklasse der Alkene
mit der allgemeinen Molekülformel CnH2n. Ihre B2 Strukturformeln der Isomere von But-2-en:
Moleküle enthalten C=C-Doppelbindungen. Da- cis-But-2-en (links) und trans-But-2-en (rechts)
durch ergibt sich z. B. beim Ethen-Molekül eine
planare Struktur mit Bindungswinkeln von jeweils
Eigenschaften
ca. 120° (B1, rechts).
Die Moleküle der Kohlenwasserstoffe enthalten
unpolare Bindungen. Wegen der kurzfristigen
ungleichen Verteilung von Elektronen bilden
sich temporäre Dipole aus. Diese ziehen sich
aufgrund von VAN-DER-WAALS-Wechselwirkun-
gen an.
Da die Wahrscheinlichkeit für einen temporä-
B1 Kugelstabmodell des Ethan-Moleküls (links) und ren Dipol mit zunehmender Elektronenzahl und
des Ethen-Moleküls (rechts) Oberfläche der Moleküle steigt, nehmen auch
die Wechselwirkungen mit der Molekülgröße zu.
Aus diesem Grund steigen Siedetemperatur
Homologe Reihe und Isomere
und Viskosität (Zähflüssigkeit) innerhalb der
Eine homologe Reihe lässt sich über eine allge- homologen Reihen der Alkane und Alkene an.
meine Molekülformel darstellen. Die Reihe ist Alkane und Alkene lassen sich nicht in Wasser
nach aufsteigender Zahl an Kohlenstoff-Atomen lösen, sind also hydrophob (= wassermeidend).
angeordnet, wobei jedes Molekül eines Vertre- Da sie jedoch Fette und fettähnliche Stoffe lö-
ters immer eine CH2-Gruppe mehr aufweist, als sen, werden sie auch als lipophil (= fettliebend)
das vorherige. bezeichnet.
Homologe Reihe der Alkane:
n-Butan C4H10 CH3–(CH2)2–CH3
n-Pentan C5H12 CH3–(CH2)3–CH3
n-Hexan C6H14 CH3–(CH2)4–CH3
Alkan CnH2n+2 CH3–(CH2)n-2–CH3
Stoffe, die die gleiche Molekülformel (Anzahl
an gleichartigen Atomen im Molekül), aber eine
unterschiedliche Konstitution (Anordnung der
Atome im Molekül) aufweisen, werden als Iso-
mere bezeichnet.
Die IUPAC-Regeln sind international einheitliche der Seitenketten sollen möglichst kleine Zah-
Empfehlungen zur Benennung chemischer Verbin- len erhalten. Beginnen Sie die Nummerierung
dungen. Mit ihnen erhält man zum Beispiel für das der längsten Kette am entsprechenden Ende.
Isobutan den IUPAC-Namen 2-Methylpropan. Benennen Sie die Lage der Seitenketten durch
die Nummern der Kohlenstoff-Atome, an denen
VORGEHEN
sich die Alkyl-Gruppe befindet.
1. Ermitteln Sie den Stammnamen der Verbindung.
Bestimmen Sie dazu die längste, nicht verzweig- 4. Geben Sie die Anzahl durch die Zahlwörter di-,
te Kette aus Kohlenstoff-Atomen. Sie erhält tri-, tetra-, penta-, hexa-, usw. an, wenn eine
die Vorsilbe aus der homologen Reihe und die Alkyl-Gruppe mehrfach vorhanden ist.
Endung -an. Unverzweigte Alkane erhalten die
5. Ordnen Sie die verschiedenen Alkyl-Gruppen
Bezeichnung n-, z. B. n-Octan.
alphabetisch.
2. Benennen Sie die Seitenketten (Alkyl-Gruppen) H
nach der Anzahl der Kohlenstoff-Atome. Die H H C H H
Bezeichnung entspricht der des Alkans mit der
H C H H C H H C H
gleichen Anzahl an Kohlenstoff-Atomen. Die
H H H H H
Endsilbe lautet -yl statt -an, z. B. methyl-, ethyl-,
propyl- usw. H C C C C C C C C H
8 7 6 5 4 3 2 1
3. Nummerieren Sie die Kohlenstoff-Atome der H H H H H H H H
längsten Kette und kennzeichnen Sie damit z. B.:
die Position der Alkyl-Gruppen. Die Positionen 4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
Reaktionen: Verbrennung, Eine chemische Reaktion, bei der Atome oder
Substitution und Addition Atomgruppen4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
durch andere Atome oder Atom-
gruppen ersetzt werden, nennt man Substituti-
4-Ethyl-2,7-dimethyloctan
Bei einer vollständigen Verbrennung von Koh-
on, z. B.:
lenwasserstoffen entstehen ausschließlich die nicht 2,7-Dimethyl-4-ethyloctan
Produkte Kohlenstoffdioxid und Wasser. H H H H
Licht
C3H8 (g) + 5 O2 (g) 3 CO2 (g) + 4 H2O (g) H C C H + Br Br H C C H + H Br
| exotherm H H H Br
Reicht die Stoffmenge an Sauerstoff für eine
vollständige Verbrennung nicht aus, findet eine Eine chemische Reaktion, bei der ein Molekül
unvollständige Verbrennung statt, bei der zu- unter Aufspaltung einer Doppelbindung ande-
sätzlich Kohlenstoffmonooxid und Kohlenstoff re Atome oder Atomgruppen zusätzlich bindet,
gebildet werden. nennt man Addition, z. B.:
H H Br H
C C + Br Br H C C H
H H H Br
Hefezellen H C C C C O H
C H O (s) H OH (l (g)
anaerobe Bedingungen H H H H Butan-2-ol
Glucose
primäres C-Atom
H H H H
Ethanol-Moleküle sind aus einem Ethyl-Rest und H H C C C C H
einer Hydroxy-Gruppe (OH-Gruppe) zusam- H C H H H O H
mengesetzt. H H
Die Hydroxy-Gruppe enthält eine polare Elek- H
H C C C H
tronenpaarbindung, während die Bindungen im sekundäres C-Atom
Ethyl-Rest unpolar sind. Aufgrund dieser Struk- H O H
turmerkmale ist Ethanol in hydrophilen und in li- H 2-Methylpropan-2-ol
pophilen Stoffen löslich (B1). Zwischen den po- tertiäres C-Atom
laren Hydroxy-Gruppen der Ethanol-Moleküle
bilden sich Wasserstoffbrücken. Deshalb hat B2 Drei Isomere des Butanols im Überblick
Alkane
Aldehyde Mehrfachbindungen
primäres sekundäres
Alkanol Alkanol Farbänderung: Versetzt man primäre und sekundäre Alkanole
mit alkalischer Kaliumpermanganatlösung, wird das Kaliumper-
manganat reduziert und die Farbe der Lösung ändert sich abhängig
vom verwendeten Alkanol. Bei tertiären Alkanolen findet keine
Reaktion statt.
tertiäres Alkanol
Aldehyde Ketone
Alkanale Alkanone
haben eine Aldehyd-Gruppe haben eine Keto-Gruppe
H Keto-Gruppe
allgemeine
H H H Molekülformel: H H
Aldehyd-Gruppe RCOR mit R = Alkyl-Rest =
O H O H H O H
CnH2n+1CHO CnH2n+1
H C C C O H + CuO H C C C + Cu + H2O H C C C H + CuO H C C C H + Cu +
z. B.: Propanal C2H5CHO z. B.: Propanon CH3COCH3
H H H H H H H H H H H
Propan-1-ol Propanal Propan-2-ol Propanon
Carbonsäuren Ester
Alkansäuren Alkansäurealkylester
haben eine endständige Carboxy-Gruppe aus der Reaktion einer Alkansäure
allgemeine Molekülformel: CnH2n+1COOH mit einem Alkanol
XIV
Nachweise anorganischer Stoffe und Ionen
Kohlenstoffdioxid Ammonium-Ionen
Sauerstoff
Glimmspanprobe:
Ein glimmender Holzspan
flammt auf.
Halogenid-Ionen Metall-Ionen
XV
Ausgewählte Modelle im Überblick
Elektronenpaar-Abstoßungs-Modell
Das Elektronenschalenmodell reicht nicht aus, um den räumlichen Bau von
Molekülen und die aus der Molekülstruktur resultierenden Stoffeigenschaften
zu erklären. Dazu nutzt man das Elektronenpaar-Abstoßungs-Modell: Die
109,5° Valenzelektronen von in Molekülen aneinander gebundener Atome bilden Elek-
tronenpaare, die sich aufgrund ihrer negativen Ladung gegenseitig abstoßen.
Die bindenden und nichtbindenden Elektronenpaare ordnen sich so um das
zentrale Atom an, dass sie den größtmöglichen Abstand voneinander haben.
In Molekülen wie z. B. dem Methan-Molekül, in dem vier gleiche Atome an das
zentrale Atom gebunden sind, ergibt sich eine tetraedrische Anordnung.
AMMONIAK
SYNTHESE
INDUSTRIE
REVERSIBILITÄT
VON REAKTIONEN
NATUR
LÖSLICHKEITS-
STOFFUMSATZ GLEICHGEWICHTE
BEI CHEMISCHEN
REAKTIONEN
STOSSTHEORIE
GESCHLOS-
REAKTIONS CHEMISCHE SENES
GESCHWINDIGKEIT GLEICHGEWICHTE SYSTEM
KATALYSATOR
Startklar?
Schätzen Sie Ihre Kompetenz in den Bereichen A bis G ein und prüfen Sie sich anhand
der entsprechenden Aufgaben (Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-03).
06011-03
KOMPETENZ A: Nachweisreaktionen von Gasen be- B2 Definieren Sie die Begriffe Aktivierungsenergie und
schreiben Reaktionsenergie.
A1 Die Glimmspanprobe, die Kalkwasserprobe und die B3 Ordnen Sie die Knallgasprobe und die Elektrolyse
Knallgasprobe sind charakteristische Nachweisre- von Wasser den Energiediagrammen aus B1 zu.
aktionen für drei wichtige Gase.
a) Ordnen Sie die drei Proben denjenigen Gasen zu,
die sich damit nachweisen lassen. KOMPETENZ C: Den Einfluss des Zerteilungsgrades auf
b) Beschreiben Sie jeweils kurz Durchführung und chemische Reaktionen erklären
Beobachtung der Nachweisexperimente.
C1 Eisenspäne verbrennen in der Brennerflamme in
c) E
rklären Sie die Beobachtungen dieser Reaktio-
einer exothermen Reaktion mit orangen Funken.
nen in Worten oder mit Reaktionsgleichungen.
Erklären Sie, dass Brandschutztüren trotzdem aus
massivem Stahl, einer Legierung mit dem Hauptbe-
standteil Eisen, bestehen können.
KOMPETENZ B: Den Energieumsatz von chemischen
Reaktionen beschreiben
B1 Beschreiben Sie die beiden abgebildeten Ener- KOMPETENZ D: Die Veresterung als Reaktionstyp
giediagramme a) und b) unter Verwendung von zwischen Alkohol und Carbonsäure formulieren
Fachbegriffen.
D1 Zeichnen Sie die Strukturformeln für die Moleküle
von Butan-1-ol und Propansäure. Benennen Sie
a) E b) E
jeweils die funktionelle Gruppe und ordnen Sie die
Moleküle entsprechenden Stoffklassen zu.
D2 Butan-1-ol und Propansäure können miteinander
unter Abspaltung von Wasser reagieren. Formulie-
ren Sie die Reaktionsgleichung dafür unter Verwen-
Reaktionsverlauf Reaktionsverlauf
dung von Strukturformeln.
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und geben Sie sich die entsprechende Punktzahl.
Welchen Einfluss haben Konzentration, Zertei- Führen Sie die Experimente nach Rücksprache mit
lungsgrad und Temperatur auf die Reaktionsge- Ihrer Lehrkraft durch.
schwindigkeit?
AUSWERTUNG
V3 Stellen Sie je eine Hypothese auf und planen Sie a) Überprüfen Sie die eingangs aufgestellten Hypo-
Experimente mit folgenden Materialien: thesen mithilfe der durchgeführten Experimente.
b) Formulieren Sie ableitend von den Versuchsbe-
• Essigsäurelösung (c = 1 mol/L), Essigsäurelösung
obachtungen bei V3 jeweils eine je-desto-
(c = 0,5 mol/L), Kalkpulver, gekörnter Kalk, Kalk-
Beziehung für den Einfluss der Konzentration,
stück
des Zerteilungsgrads und der Temperatur auf die
• Messzylinder, Heizplatte, Thermometer, Kol- Reaktionsgeschwindigkeit.
benprober, Waage, Stativmaterial, Spatel, Rea-
ENTSORGUNG A
genzgläser, Bechergläser, Uhr
V Katalysatoren 5 7
Manche Reaktionen laufen unter Standardbedin- in ein Becherglas. Füllen Sie ca. 5 mL Wasserstoff-
gungen (T = 273,15 K = 0 °C; p = 1,013 bar = 1 atm) peroxidlösung (30 %) in ein Reagenzglas. Geben Sie
nur langsam oder gar nicht ab. Wie können diese eine kleine Menge Kartoffelsaft hinzu und halten Sie
Reaktionen beschleunigt werden, ohne die Konzen- einen Glimmspan in die Reagenzglasöffnung.
tration, den Zerteilungsgrad oder die Temperatur zu
V6 Wiederholen Sie V5 mit zunächst auf 80 °C
verändern?
bis 90 °C erhitztem und anschließend abgekühltem
V4 Legen Sie zwei Platin-Aluminium-Pellets Kartoffelsaft.
(ersatzweise Braunstein) in einem Reagenzglas
AUSWERTUNG
vor und geben Sie 3 mL Wasserstoffperoxidlösung
a) Beschreiben Sie das Aussehen der Pellets in V4
(30 %, GHS 5 | 7) hinzu. Halten Sie einen glühenden
vor und nach dem Versuch.
Glimmspan in die Reagenzglasöffnung. Entnehmen
b) Platin fungiert in V4 als Katalysator. Erklären Sie
Sie die Pellets mit einer Pinzette und geben Sie sie
die Bedeutung des Begriffs.
in frische Wasserstoffperoxidlösung. Führen Sie die
c) Entwickeln Sie anhand der Beobachtungen eine
Glimmspanprobe über 2 mL Wasserstoffperoxid-
Reaktionsgleichung für die Reaktion in V4.
lösung in einem Reagenzglas zum Vergleich ohne
Hinweis: Als Nebenprodukt entsteht Wasser.
Pellets durch.
d) Vergleichen Sie V4 und V5 hinsichtlich der Reak-
V5 Zerreiben Sie Kartoffeln mit einer Reibe, sodass tionsbedingungen und Versuchsergebnisse.
ein feiner Brei entsteht. Mörsern Sie den Brei mit e) In Kartoffeln wirken Enzyme als Biokatalysato-
Sand und etwas Wasser und filtrieren Sie den Saft ren. Stellen Sie anhand Ihrer Beobachtungen zu
V6 eine begründete Hypothese auf, was bei der
Verwendung eines Biokatalysators zu beachten ist.
f) Wasserstoffperoxid ist ein Zellgift, das in Stoff-
wechselprozessen entstehen kann. Erläutern Sie
mithilfe dieses Hintergrundwissens die biolo-
gische Bedeutung des Enzyms Katalase in der
Kartoffel.
ENTSORGUNG A, R
B1 Kartoffeln reiben
120 bis 180 s sind es nur ca. 0,6 mmol. Nach ca. Unter der Annahme, dass die Momentange-
300 s kommt es zu keiner Gasbildung mehr. Zu schwindigkeit vr proportional zur Stoßzahl z ist,
diesem Zeitpunkt ist die Reaktionsgeschwindig- gilt für die Reaktionsgeschwindigkeit:
keit gleich Null. Die Reaktion kommt zum Er-
vr = k · c(A) · c(B)
liegen. Womit lässt sich diese Veränderung der
Reaktionsgeschwindigkeit erklären? In dieser Geschwindigkeitsgleichung stellt k die
Geschwindigkeitskonstante dar. Sie hat für jede
Reaktion unter bestimmten Bedingungen einen
Stoßtheorie
charakteristischen Wert.
Die Stoßtheorie besagt, dass Edukt-Teilchen
wirksam zusammenstoßen müssen, damit sie
Die mittlere Reaktionsgeschwindigkeit
miteinander reagieren können. In einer Lösung
beschreibt die Änderung der Stoffmen-
ist die Anzahl der möglichen Stöße zwischen
ge bzw. der Stoffmengenkonzentration
den Edukt-Teilchen und damit die Reaktions-
eines Reaktanten in einem bestimmten
geschwindigkeit umso größer, je mehr Teilchen
Zeitintervall:
in einem bestimmten Volumen enthalten sind,
_ Δn _ Δc
je höher also die Stoffmengenkonzentration ist. vr = Δt bzw. vr = Δt
Da bei fortschreitender Reaktion immer mehr
Sie nimmt im Laufe der Reaktion ab.
Edukt-Teilchen zu Produkt-Teilchen reagieren,
ist die Konzentration der reaktionsfähigen Edukt-
Teilchen am Anfang am höchsten und nimmt im
AUFGABEN
Laufe der Reaktion ab. Somit kann die Reaktion
A1 Magnesium wird mit Methansäure (Amei-
zu Beginn an vielen Stellen gleichzeitig ablaufen
sensäure) versetzt. Es entsteht ein Gas, bei
und die Reaktionsgeschwindigkeit ist höher als
dessen Nachweis die Knallgasprobe positiv
nach einiger Zeit. Sind nicht mehr ausreichend
ausfällt. Stellen Sie eine Reaktionsgleichung
reaktionsfähige Teilchen vorhanden, kommt die
auf. Formulieren Sie eine begründete Ver-
Reaktion gänzlich zum Erliegen.
mutung über die zeitabhängige Gasent-
Die Grafik B2 zeigt das genaue mathematische
wicklung und skizzieren Sie diese.
Verhältnis von Konzentration und möglichen
A2 Bei der Reaktion von 100 mL Salzsäure
Stößen: Die Stoßzahl z ist proportional zum Pro-
(c = 0,5 mol/L) mit Magnesium bilden
dukt der Teilchenanzahlen in einem bestimmten
sich in fünf Minuten 10 mL Wasserstoff.
Volumen, also proportional zum Produkt der
Berechnen Sie die mittlere Reaktionsge-
Konzentrationen der beiden Edukte A und B:
schwindigkeit in Bezug auf Magnesium-
z ~ c(A) · c(B) chlorid und Salzsäure.
… Edukt A
N(A) Teilchen
N(B) Teilchen
… Edukt B
wird (B4). Insgesamt führt der Katalysatoreinsatz zählen daher zu den sogenannten Katalysator-
dazu, dass die Reaktionsgeschwindigkeit steigt. giften.
Neben herkömmlichen Katalysatoren werden Die spezifische Katalysatorwirkung der Enzyme
bei technischen Synthesen auch Biokatalysato- macht man sich auch außerhalb lebender Orga-
ren eingesetzt. nismen zunutze. So enthalten viele Waschmittel
eiweiß- und fettspaltende Enzyme.
Biokatalysatoren
Die Reaktionsgeschwindigkeit wird
Biokatalysatoren bzw. Enzyme sind nicht nur
durch die Konzentration der Reaktanten,
bei technischen Synthesen, sondern bei nahezu
den Zerteilungsgrad, die Temperatur
allen chemischen Reaktionen in lebenden Or-
und die Gegenwart eines Katalysators
ganismen, z. B. bei der Verdauung oder anderen
beeinflusst. Die Stoßtheorie erklärt
Stoffwechselprozessen, von Bedeutung. Heute
dieses Phänomen. Sie besagt, dass für
kennt man etwa 2 700 verschiedene Enzyme,
das Stattfinden einer Reaktion Edukt-
die im menschlichen Organismus wirken, und es
Teilchen mit einer Mindestenergie
werden ständig neue Enzyme entdeckt.
zusammenstoßen müssen.
Genau wie technische Katalysatoren erhöhen
Enzyme die Geschwindigkeit der Reaktionen,
indem sie andere Reaktionswege mit niedrigeren
Aktivierungsenergien ermöglichen. So kann z. B.
ein Enzym-Molekül des Enzyms Katalase, das in
Kartoffeln vorkommt, in jeder Sekunde 40 Millio-
AUFGABEN
nen Wasserstoffperoxid-Moleküle in Sauerstoff-
A1 Benennen Sie die Bedingungen der Stoß-
und Wasser-Moleküle zerlegen (V5).
theorie für das Zustandekommen einer
Die Aktivität von Enzymen wird durch zahlreiche
chemischen Reaktion.
Faktoren beeinflusst, z. B. durch die Temperatur
A2 Erklären Sie unter Bezug auf die Stoßtheo-
(V6). Bei zu hohen Temperaturen kann ein En-
rie, wie man die Reaktionsgeschwindigkeit
zym zerstört werden. Die Enzymaktivität kann
einer Verbrennung verändern kann.
auch durch die Anwesenheit von Schwermetall-
A3 Recherchieren Sie den Begriff RGT-Regel.
Ionen beeinflusst werden. Hierauf beruht z. B. die
Stellen Sie einen Bezug zur Bedeutung
giftige Wirkung von Schwermetall-Salzen auf den
dieser Regel in Lebewesen her.
menschlichen Organismus. Schwermetall-Salze
A4 Recherchieren Sie ein Beispiel für die Be-
deutung von Katalysatoren in der Technik.
Energie
Ea = Aktivierungsenergie A5 Die Grüne Chemie, auch „Green Che-
ΔE = Reaktionsenergie mistry“ genannt, strebt Umweltverträg-
lichkeit und Nachhaltigkeit an. Eines ihrer
Prinzipien lautet: „Katalysatoren sind
nicht katalysierte stöchiometrischen Reagenzien zu bevorzu-
Ea
Reaktion
gen.“ Erklären Sie diese Aussage.
Ea katalysierte A6 Manche Kontaktlinsenpflegemittel enthal-
Reaktion
ten eine die Augen reizende Wasserstoff-
Edukte
ΔE peroxidlösung. Bevor sie danach genutzt
werden können, müssen sie zur „Neutrali-
Produkte
sation“ für einige Stunden in ein spezielles
Reaktionsweg
platinhaltiges Gefäß. Begründen Sie dieses
B4 Energieprofile einer katalysierten und nicht kata- Vorgehen. Beurteilen Sie, ob der Begriff der
lysierten Reaktion Neutralisation für diese Reaktion passt.
Einige Aromastoffe verlieren mit der Zeit ihren V2 Wiederholen Sie V1 . Legen Sie das Filterpapier
charakteristischen Geruch. Diese und andere stark in einen Standzylinder und verschließen Sie diesen
riechende Stoffe zersetzen sich sukzessive wieder in mit einer Glasplatte.
ihre Edukte. Man sollte sie verschlossen aufbewah-
AUSWERTUNG
ren. Warum ist dies so?
a) Erklären Sie die Färbung und Entfärbung auf dem
V1 Tropfen Sie etwas Thymolphthalein-Indikator- Filterpapier mithilfe von Reaktionsgleichungen.
lösung auf ein angefeuchtetes Filterpapier. b) Ordnen Sie den beiden Versuchen die Begriffe
Entnehmen Sie mit einer 20 mL-Spritze Ammo- offenes und geschlossenes System zu.
niakgas (GHS 5 | 6 | 9) aus der Gasphase über c) Erklären Sie, welche Stoffe im geschlossenen
konzentrierter Ammoniaklösung (GHS 5 | 7| 9) und Standzylinder nebeneinander vorliegen.
düsen Sie es auf das Filterpapier. Schwenken Sie das
ENTSORGUNG R
Filterpapier.
V Gleichgewichtseinstellung 2 5 7
Veresterung
CH3COOH (l) + CH3CH2OH (l) Da die Konzentration der Essigsäure in beiden
Esterhydrolyse
Ansätzen konstant bleibt, bleiben auch die Kon-
CH3COOCH2CH3 (l) + H2O (l)
zentrationen von Ethanol, Essigsäureethylester
Aus beiden Reaktionsansätzen wird täglich eine und Wasser konstant.
Probe entnommen und mit Natronlauge titriert. Diese Beobachtungen gelten auch für ande-
Bei der Titration wird die im Reaktionsansatz re Gleichgewichtsreaktionen in geschlossenen
enthaltene Essigsäure neutralisiert. Je mehr Systemen. Die Reaktionen verlaufen unvoll-
Natronlauge zur Neutralisation benötigt wird, ständig und nach einiger Zeit liegen alle Edukte
desto höher ist die Konzentration der Essigsäu- und Produkte in konstanten Konzentrationen im
re im Ansatz. Bei der Veresterung nimmt der Reaktionsansatz vor. Diesen Zustand nennt man
Verbrauch an Natronlauge im Laufe der Zeit ab, chemisches Gleichgewicht.
wohingegen er bei der Hydrolyse zunimmt. Nach Gleichgültig, ob man von der Hin- oder der Rück-
einigen Tagen ist der Verbrauch an Natronlauge reaktion ausgeht, stellt sich ein identisches che-
bei beiden Ansätzen identisch und verändert misches Gleichgewicht ein.
sich auch in den darauffolgenden Tagen nicht
mehr. Das bedeutet, dass auch die Konzentrati-
Gleichgewichtsreaktionen kennzeichnet
on der Essigsäure in beiden Ansätzen gleich groß
man in Reaktionsgleichungen durch
und konstant ist (B2).
einen Gleichgewichtspfeil:
b a b a b a
x-mal
a b a b a b
A B A B A B A B A B A B
Füllen Entleeren Füllen Entleeren Gleichgewicht
Flüssigkeit gelangt von A nach B, Nun gelangt auch Flüssigkeit von B Nach einiger Zeit sind die in den
wenn die Rohre a und b gleichzeitig zurück nach A. Es findet auch eine Rohren im gleichen Takt beförder-
oben mit dem Finger verschlossen „Rückreaktion“ statt. Die „Hin- ten Flüssigkeitsportionen gleich groß
und dann über Kreuz entleert reaktion“ wirkt sich aber noch stär- geworden. Die „Hinreaktion“ und
werden. Die „umkehrbare Reaktion“ ker aus als die „Rückreaktion“. „Rückreaktion“ heben sich gegen-
setzt mit der „Hinreaktion“ ein. seitig auf: Modell des Gleichge-
wichtszustandes.
Da genauso viele Produkte aus Edukten gebildet werden, wie Produkte in Edukte zerlegt werden,
werden, wie gleichzeitig Produkte in Edukte ge- ändern sich die Stoffmengen und damit die Kon-
spalten werden, entspricht die Stoffmengenän- zentrationen der Edukte und Produkte nicht
derung der Edukte der der Produkte: Das chemi- mehr. Da die Änderung der Stoffmenge in einem
sche Gleichgewicht hat sich eingestellt. Weil sich Zeitintervall die Reaktionsgeschwindigkeit be-
Stoffmengen und Konzentrationen der Stoffe schreibt, kann man sagen, dass im chemischen
nicht ändern, obwohl die Hin- und die Rückre- Gleichgewicht die Reaktionsgeschwindigkeit der
aktion nicht zum Erliegen kommen, spricht man Hinreaktion der Reaktionsgeschwindigkeit der
von einem dynamischen Gleichgewicht. Rückreaktion entspricht: vhin = vrück (B4).
Für die Gesamtreaktionsgeschwindigkeit im
Gleichgewicht vGG gilt: vGG = vhin - vrück = 0 (B4).
Vorgänge auf Teilchenebene
Warum gleichen sich die Stoffmengenänderun- v
Gleich-
gen während der Einstellung des chemischen gewicht
vhin
Gleichgewichts an?
Am Beispiel des Estergleichgewichts kann man
sich die Vorgänge auf Teilchenebene so vorstel-
vhin = vrück
len: Zu Beginn der Veresterung liegen ausschließ-
lich Carbonsäure- und Alkohol-Moleküle vor.
Stoßen ein Carbonsäure- und ein Alkohol-Mo- Stoßtheorie
lekül aufeinander, findet eine Reaktion statt, bei vhin–vrück • S. 47
vrück
der aus ihnen ein Ester- und ein Wasser-Molekül vhin–vrück = 0
gebildet werden. Mit der Zeit nimmt die Anzahl Zeit
der Carbonsäure- und der Alkohol-Moleküle und
damit auch die Anzahl ihrer Zusammenstöße ab. B4 Änderung der Reaktionsgeschwindigkeiten der
Hin- und Rückreaktion und der Reaktionsgeschwin-
Es entstehen immer weniger Ester- und Wasser- digkeit im Gleichgewicht
Moleküle. Gleichzeitig findet bei einem erfolgrei-
chen Zusammenstoß eines Ester-Moleküls mit
einem Wasser-Molekül die Rückreaktion statt Das chemische Gleichgewicht ist ein
und ein Carbonsäure- und ein Alkohol-Molekül dynamisches Gleichgewicht, in dem die
werden gebildet. Anfänglich kommen solche Hin- und die Rückreaktion weiterhin
Zusammenstöße selten vor, da es nur wenige zeitgleich ablaufen. Die Konzentrationen
Ester- und Wasser-Moleküle gibt. Mit der Zeit aller beteiligten Stoffe sind konstant, da
nehmen die Zusammenstöße jedoch zu und aus zeitgleich identische Stoffmengen an
den Produkt-Teilchen werden immer mehr Car- Produkten und Edukten gebildet und
bonsäure- und Alkohol-Moleküle gebildet. zerlegt werden. Im chemischen Gleich-
Sobald genauso viele Ester- und Wasser-Mole- gewicht gilt:
küle aus Carbonsäure- und Alkohol-Molekülen vhin = vrück
gebildet werden, wie gleichzeitig Ester- und
Wasser-Moleküle in Carbonsäure- und Alkohol-
Moleküle gespaltet werden, hat sich das chemi- AUFGABEN
sche Gleichgewicht eingestellt. A1 Vergleichen Sie das Gleichgewicht auf einer
Wippe mit dem chemischen Gleichgewicht.
A2 Unter Reaktionsgeschwindigkeit vr versteht
Reaktionsgeschwindigkeit
man bei Stoffen in Lösung die Änderung
im Gleichgewicht
der Konzentration Δc eines Reaktionsteil-
Da im chemischen Gleichgewicht pro Zeitinter- nehmers in einem Zeitintervall Δt. Begrün-
vall genauso viele Produkte aus Edukten gebildet den Sie, dass im Gleichgewicht vr = 0 gilt.
Um den Einfluss der Ausgangskonzentration c0 und der c1(A) = c0(A) + [–khin ∙ c0(A) + krück ∙ c0(B)] ∙ Δt
Geschwindigkeitskonstanten k auf die Einstellung des B6 = B5 + (-B$2 * B5 + C$2 * C5 ) * A$2
chemischen Gleichgewichts zu untersuchen, kann man c1(B) = c0(B) + [–krück ∙ c0(B) + khin ∙ c0(A)] ∙ Δt
dieses mithilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms si- C6 = C5 + (-C$2 * C5 +B$2 * B5) * A$2
mulieren. Übernehmen Sie die Formeln für die übrigen
Zeitpunkte, indem Sie in der Formel B5 bzw. C5 au-
Während der Einstellung des chemischen Gleichgewichts tomatisch durch B6 bzw. C6 usw. ersetzen. Klicken
bei der Gleichgewichtsreaktion A B reagiert Edukt A Sie dazu die Zelle B5 bzw. C5 an und fahren Sie mit
Δc(A)
mit der Geschwindigkeit vhin = Δt = khin ∙ c(A) zu Pro- dem Cursor auf die untere rechte Ecke der Zelle.
dukt B. Gleichzeitig reagiert Produkt B mit der Geschwin- Ziehen Sie das erscheinende + bei gedrückter linker
Δc(B)
digkeit vrück = Δt = krück ∙ c(B) zu Edukt A. Mit Δc(A) und Maustaste nach unten.
Δc(B) kann man c(A) und c(B) zu verschiedenen Zeit-
A B C D
punkten berechnen. 1 Zeitintervall [s] khin krück
Gegeben sind c0(A) = 1 mol/L; khin = 0,005 1/s; 2 60 0,005 0,001
c0(B) = 0 mol/L und krück = 0,001 1/s. 3
4 t [min] c(A)[mol/L] c(B)[mol/L]
Berechnen Sie das Verhältnis von Produkt zu Edukt im 5 0 1,000 0,000
Gleichgewichtszustand, wenn c0(A) um das 100-Fache 6 1 =B5+(-B$2*B5+C$2*C5)*A$2
erhöht wird.
B1 Ansicht im Tabellenkalkulationsprogramm
VORGEHEN
4. Lesen Sie ab, wann sich das Gleichgewicht ein-
1. Benennen Sie die Felder A1−C1 mit Zeitintervall [s],
gestellt hat und berechnen Sie mit den Gleich-
khin, krück und die Felder A4−C4 mit t [min], c(A)
gewichtskonzentrationen cGG(A) und cGG(B) das
[mol/L], c(B) [mol/L]. Tragen Sie die bekannten
Verhältnis von Produkt und Edukt.
Werte ein und legen Sie das Zeitintervall auf 60 s
Das Gleichgewicht hat sich nach 16 Minuten mit
fest. Legen Sie unter t [min] 50 Zeitpunkte mit fort-
cGG(A) = 0,167 mol/L und cGG(B) = 0,833 mol/L
laufender Nummerierung, beginnend mit 0, an (B1).
eingestellt. Das Verhältnis von Produkten zu Edukten
2. Nach einer Minute hat sich die Anfangskonzen- ist ≈ 4,99. (Hinweis: Je nach Rundung können die
tration von A c0(A) bzw. B c0(B) um Δc(A) bzw. Werte abweichen).
Δc(B) verändert. Da A bei der Reaktion von A zu B
5. Erhöhen Sie c0(A) auf 100 mol/L und beschreiben
verbraucht und gleichzeitig bei der Reaktion von B
Sie, wie sich das Verhältnis von Edukt und Produkt
zu A gebildet wird, hängt Δc(A) von den Reaktions-
im Gleichgewichtszustand verändert.
geschwindigkeiten von A und B ab. Stellen Sie die
Das Verhältnis zwischen Produkten zu Edukten im
Gleichung zur Berechnung von c(A) und c(B) zum
Gleichgewichtszustand beträgt unverändert 4,99.
Zeitpunkt 1 auf.
c1(A) = c0(A) + Δc(A) bzw. c1(B) = c0(B) + Δc(B)
Δc(A)
mit Δt = –khin · c(A) + krück · c(B) AUFGABEN
A1 Stellen Sie den Konzentrationsverlauf des Edukts
Δc(B)
bzw. Δt = –krück ∙ c(B) + khin ∙ c(A) und Produkts im Tabellenkalkulationsprogramm
mit einem Diagramm für c0(A) = 1 mol/L und einem
c1(A) = c0(A) + [–khin ∙ c0 (A) + krück ∙ c0(B)] ∙ Δt Diagramm für c0(A) = 100 mol/L dar.
c1(B) = c0(B) + [–krück ∙ c0(B) + khin ∙ c0(A)] ∙ Δt Vergleichen Sie die beiden Diagramme
(Informationen zur Diagrammerstellung
3. Übertragen Sie die Gleichungen zur Berechnung in
unter QR-/Mediencode 06011-05). 06011-05
1.2.5 Massenwirkungsgesetz
Bei allen Gleichgewichtsreaktionen stellt sich aA+bB cC+dD
nach einer gewissen Zeit das chemische Gleich-
cc(C) · cd(D)
gewicht ein. Untersucht man diese Gleichge- Kc =
ca(A) · cb(B)
wichte näher, zeigt sich, dass man drei Gleich-
gewichtszustände unterscheiden kann: Mithilfe des Werts von Kc kann man eine Aus-
sage über die Lage des Gleichgewichts machen:
1. Die Konzentration der Edukte ist höher als die
der Produkte. Die Konzentration der Edukte ...
2. Die Konzentrationen der Edukte und Produk-
Kc 1 ... ist größer als die der Produkte.
te sind gleich.
Kc = 1 ... ist gleich der der Produkte.
3. Die Konzentration der Produkte ist höher als
die der Edukte. Kc 1 ... ist kleiner als die der Produkte.
Wie lassen sich die Gleichgewichtzustände Das MWG wurde bereits Mitte des 19. Jahr-
quantitativ beschreiben? hunderts von den Forschern CATO MAXIMILIAN
GULDBERG und PETER WAAGE aufgestellt. Sie un-
Dazu betrachtet man eine allgemeine Modellre-
tersuchten dazu über 300 Gleichgewichte und
aktion: A + B C+D
konnten zeigen, dass Kc unabhängig von den An-
Ein Kennzeichen des chemischen Gleichge-
fangskonzentrationen der Stoffe, aber abhängig
wichts ist es, dass die Reaktionsgeschwindig-
von der Temperatur ist.
keiten der Hin- und der Rückreaktion gleich groß
sind: vhin = vrück
Das MWG beschreibt das konstan-
Neben der Geschwindigkeitskonstanten k hän-
te Verhältnis der Konzentration von
gen die Reaktionsgeschwindigkeiten von den
Produkten zu Edukten im chemischen
Konzentrationen der beteiligten Stoffe ab:
Gleichgewicht.
vhin = khin · c(A) · c(B)
Die stöchiometrischen Faktoren aus der
vrück = krück · c(C) · c(D)
Reaktionsgleichung gehen als Exponen-
Also gilt beim Gleichgewicht: ten der Konzentration in das MWG ein.
khin · c(A) · c(B) = krück · c(C) · c(D)
Durch Umformen erhält man:
AUFGABEN
khin c(C) · c(D)
= A1 Formulieren Sie das MWG für die folgen-
krück c(A) · c(B)
den Reaktionen.
Den Quotienten der Geschwindigkeitskonstan- a) H2O (l) + HCl (g) H3O+ (aq) + Cl- (aq)
ten fasst man als Gleichgewichtskonstante Kc b) CH4 (g) + NH3 (g) HCN (l) + 3 H2 (g)
zusammen. c) 2 SO2 (g) + O2 (g) 2 SO3 (g)
A2 a) S tellen Sie für die Reaktion von Essigsäu-
c(C) · c(D)
Kc = re mit Ethanol das MWG auf und geben
c(A) · c(B)
Sie die Einheit für Kc an.
Dieser Zusammenhang zwischen den Konzen- b) Erklären Sie, dass die Einheit für Kc bei
trationen der Edukte und denen der Produkte einer anderen Reaktion auch L/mol sein
im chemischen Gleichgewicht wird als Massen- kann.
wirkungsgesetz (MWG) bezeichnet. Für eine A3 Für die Herstellung von Essigsäureethyles-
Reaktionsgleichung mit verschiedenen Stöchio- ter gilt im Gleichgewicht bei 20 °C: Kc = 4.
metriefaktoren gilt: Leiten Sie daraus ab, ob im Gleichgewicht
der Anteil der Produkte oder der Edukte
überwiegt.
d) Formulieren Sie mithilfe der Versuchsergebnisse Niederschläge. Notieren Sie unter jede Formel
aus V2 eine begründete Aussage darüber, ob die die Farbe der Lösungen bzw. Niederschläge.
Bildung von Eisen(III)-thiocyanat-Ionen in V1 f) Vergleichen Sie die Farbänderung von V2 mit den
vollständig abläuft. Beobachtungen in Reagenzglas 4 und 5.
e) Die in den Reagenzgläsern 4 und 5 gebildeten g) Erklären Sie die Beobachtungen aus V2 und V3
Niederschläge bestehen aus schwerlöslichem als „Antwort des Systems im Gleichgewicht auf
Silberthiocyanat AgSCN bzw. schwerlöslichem die Veränderung der Konzentrationen der Edukte“.
Eisen(III)-hydroxid Fe(OH)3. Entwickeln Sie
ENTSORGUNG G3
die Reaktionsgleichungen für die Bildung dieser
Edukten wieder zu erreichen, muss die Rück- Wird die Konzentration des Produkts erhöht,
reaktion, bei der die entfernten Stoffe gebildet wird die Rückreaktion begünstigt, die das Produkt
werden, gegenüber der Hinreaktion begünstigt in seine Edukte zerlegt.
werden: Es zerfällt mehr Eisen(III)-thiocyanat, Wird die Konzentration des Produkts verringert,
als neu gebildet wird. Die Konzentration von wird die Hinreaktion begünstigt, die zur Bildung
Eisen(III)-thiocyanat verringert sich und die des Produkts führt. Besonders diese Möglichkeit
Konzentrationen von Eisen(III)- und Thiocya- ist für die Ausbeute bei der Synthese eines Pro-
nat-Ionen erhöhen sich, bis ihr Verhältnis wieder dukts interessant. Entfernt man bei einem groß-
dem ursprünglichen Wert von Kc entspricht. chemischen Prozess konstant das gewünschte
Produkt (z. B. durch Destillation) aus dem Reak-
Die Erhöhung der Konzentration eines Edukts tionsgemisch, wird dieses stets nachgebildet und
verlagert das Gleichgewicht auf die Seite der damit ein vollständiger Umsatz der Edukte und
Produkte. eine hohe Ausbeute ermöglicht.
Fe3+ SCN-
Fe3+ (aq) + SCN- (aq) [Fe(SCN)]2+ (aq) Gleichgewichtsreaktionen lassen sich
Fe3+ SCN- durch Konzentrationsänderung der
Edukte und Produkte beeinflussen.
Die Verringerung der Konzentration eines Edukts
verlagert das Gleichgewicht auf die Seite der Das System reagiert bei Konzentrations-
Edukte. änderungen immer so, dass die Reaktion
begünstigt wird, die den Stoff, dessen
Konzentration erhöht wurde, verbraucht
Einfluss der Produktkonzentration
bzw. den Stoff, dessen Konzentration
Anstelle der Eduktkonzentration kann man die verringert wurde, nachbildet.
Konzentration eines Produkts ebenfalls verän-
Der Wert von Kc bleibt unverändert.
dern. Auch hier reagiert das System auf die Kon-
zentrationsänderung:
AUFGABEN
A1 Erläutern und begründen Sie die Wirkungen
der auf dieser Seite dargestellten Konzen-
trationsänderungen beim Gleichgewicht
Fe3+ (aq) + SCN- (aq) [Fe(SCN)]2+ (aq)
mithilfe des MWG.
A2 Bananenaromastoff (Essigsäurepentyles-
ter) wird durch Veresterung von Essigsäure
mit Pentan-1-ol hergestellt. Formulieren Sie
die Reaktionsgleichung. Erklären Sie, wie
man eine hohe Ausbeute an Ester erhält.
A3 Acetylsalicylsäure-Tabletten wurden früher
in Gläsern aufbewahrt (B2). Bildete sich
an feuchter Luft ein Geruch nach Essig,
sollten die Tabletten nicht mehr verwendet
werden. Begründen Sie diese Empfehlung
unter Verwendung einer Reaktionsglei-
chung. Erklären Sie diese Lagerempfehlung
B2 Früher wurden Medikamente häufig in Gläsern im Hinblick auf die Einstellung des chemi-
gelagert. schen Gleichgewichts bei der Veresterung.
CO2 (g) CO2 (aq) und die Bildung von Kohlensäure, Hydrogen-
carbonat- und Oxonium-Ionen begünstigt
CO2 (aq) + H2O (l) H2CO3 (aq)
wird.
H2CO3 (aq) + H2O (l)
Ist bei einer Gleichgewichtsreaktion die Hinreak-
HCO3- (aq) + H3O+ (aq)
tion exotherm, ist die Rückreaktion endotherm
und umgekehrt. Somit führt eine Temperaturver-
In diesen Gleichgewichten fungiert ein Produkt
ringerung zu einer Begünstigung der exothermen
aus der einen Reaktion als Edukt in der nächsten.
Hinreaktion, eine Temperaturerhöhung zu einer
Man spricht von gekoppelten Gleichgewichten.
Begünstigung der endothermen Rückreaktion.
V2 p2<p1 V2 p3>p2
V1 p1 CO2
HCO3-
H3O+
M1 Stickstoff ist das vierthäufigste Element, das in steht Wasserstoff. Die notwendige Energie für den
Lebewesen vorkommt. Gebunden in Protein- und in Aufbruch der Dreifachbindung im Stickstoff-Molekül
DNA-Molekülen sind Stickstoff-Atome essenziell liefert der Energieträger ATP.
für sie. Doch obwohl Stickstoff mit 78 % Luftanteil
Der entstandene Ammoniak wird im Anschluss zur
in nahezu unerschöpflichen Mengen vorhanden ist,
Bildung von Aminosäuren verwendet.
können ihn in dieser elementaren Form nur wenige
Organismen nutzen: Zu stabil ist die Dreifachbin- Jedes Jahr werden etwa 200 bis 300 Millionen Ton-
dung im Stickstoff-Molekül, zu energieaufwändig die nen Stickstoff auf diese Weise biotisch fixiert – das ist
Spaltung und Überführung in Verbindungen. deutlich mehr,
als die chemi-
Manche Mikroorganismen ohne Zellkern sind spe-
sche Industrie
zialisiert auf diese Stickstofffixierung. Diese leben
technisch
entweder frei (z. B. Cyanobakterien) oder in Symbi-
herstellt.
ose mit anderen Pflanzen (B1), denen sie Stickstoff-
Verbindungen liefern (z. B. Knöllchenbakterien bei
Hülsenfrüchtlern). Sie reduzieren die Stickstoff-
Moleküle aus der Luft mithilfe eines Biokatalysators,
dem Enzymkomplex Nitrogenase, zu Ammoniak-
Molekülen. Als Nebenprodukt der Reaktion ent- B1 Die Erle in Symbiose mit
stickstofffixierenden Bakterien
AUSWERTUNG
a) Erklären Sie, dass die Stickstofffixierung einen oder Lupinen zur Bodenverbesserung eine wich-
Engpass beim Pflanzenwachstum darstellen kann, tige Rolle, da viele Mineraldünger dort verboten
obwohl Stickstoff in großen Mengen in der Luft sind. Erklären Sie diesen Sachverhalt.
verfügbar ist. c) Recherchieren Sie Vor- und Nachteile der Grün-
b) Besonders in der ökologischen Landwirtschaft düngung gegenüber dem Einsatz mineralischer
spielt der Anbau von Hülsenfrüchtlern wie Klee Stickstoffdünger.
E
H Wasser
NH3,
A C D N2 ,
Kat. Kat. H2 Kühlmittel
800 °C H2O (l) G
350 °C
Kühler
CH4 , 450 °C N2 , H2
CO, N2 , I Abscheider
H2 H2
30 MPa
N2 , O2 B
NH3 (l)
(Luft)
1 000 °C Tank
F
Kom- N2 , H2
N2 , H2 , CO pres-
H2O (g) H2O, sor NH3 (l)
CO2 J
M2 Die Abbildung B2 zeigt schematisch den Ablauf d) Stellen Sie die Reaktionsgleichung für den zentra-
der verschiedenen Schritte zur technischen Stick- len Vorgang im Reaktor auf.
stofffixierung nach dem HABER-BOSCH-Verfahren. e) Beschreiben Sie die Vorgänge, die im Abhitzkes-
sel sowie im Abscheider ablaufen.
AUSWERTUNG
f) Begründen Sie die Funktion von Abhitzkessel
a) Notieren Sie für alle Edukte und Produkte des
und Abscheider mit Bezug auf das im Reaktor
Prozesses jeweils Stoffname, Molekülformel und
bestehende Gleichgewicht.
Strukturformel inkl. aller freien Elektronenpaare.
g) Vergleichen Sie die biotische (M1) und die techni-
b) In den Kesseln – findet die Herstellung
sche Stickstofffixierung.
des Synthesegasgemisches durch sogenannte
Dampfreformierung statt. Stellen Sie mithilfe
der Abbildung die Reaktionsgleichungen für die
M3 Einen möglichen Laboraufbau für die
Vorgänge auf, die in den Kesseln , und
Ammoniaksynthese aus den Elementen
ablaufen.
finden Sie unter QR-/Mediencode
c) Beschreiben Sie die Vorgänge, die bei , und
06011-07. 06011-07
stattfinden.
N
Am n
ylo
Ac
Verfügung zu stellen. Abgesehen vom Luftstick-
n
ryl
Anilin Farbstoffe
Ca
stoff, der nur von wenigen Organismen genutzt
nit
pr
ril
ola
werden kann (M1), existieren auf der Erde nur Harnstoff
cta
Am mi
vereinzelt stickstoffhaltige Mineralien.
m
A
in de
Diammonium-
e&
hydrogen- Düngemittel
phosphat
Historischer Kontext Ammonium-
nitrat
In Chile gibt es Lagerstätten von Natriumnitrat.
Diese wurden im 19. Jahrhundert in großem Maß- Sonstige Anwendungsgebiete: Kältetechnik,
Stahlindustrie, Reinigungsmittel, Chemikalien,
stab abgebaut und als Chilesalpeter nach Europa Arzneimittel, Zellstoff & Papier, etc.
exportiert, um als Mineraldünger das Pflanzen-
wachstum zu verbessern. Der profitable Abbau B1 Verwendung von Ammoniak
führte um 1880 sogar zum Salpeterkrieg mehre-
rer Länder um diese Lagerstätten.
Im HABER-BOSCH-Verfahren (B2 auf S. 69) wird
Verbesserte Lebensbedingungen während der
Ammoniak aus den Elementen Stickstoff und
Industriellen Revolution hatten eine enorme
Wasserstoff synthetisiert. Während Stickstoff in
Zunahme der Bevölkerung zur Folge, die von der
der Luft bereits elementar vorliegt, muss Was-
Landwirtschaft ernährt werden musste. Der briti-
serstoff in einem vorgeschalteten Prozess erst
sche Chemiker WILLIAM CROOKES warnte deshalb
erzeugt werden.
1898 vor einer weltweiten Hungersnot durch
fehlenden Stickstoffdünger und veranlasste,
verstärkt nach Möglichkeiten zu forschen, den Erzeugung des Synthesegasgemischs
Stickstoff aus der Luft in für Pflanzen nutzbare
Wasserstoff lässt sich durch Reduktion von
Stickstoffverbindungen umzuwandeln. „Brot aus
Wasser herstellen. Großtechnisch wird diese
Luft!“ avancierte zum Schlagwort der Zeit.
Reduktion mit einer Oxidation kohlenstoffhal-
Nach jahrelangen Forschungen gelang es Anfang tiger Energieträger kombiniert – früher haupt-
des 20. Jahrhunderts Wissenschaftlern und In- sächlich Kohle, heute fast ausschließlich Erdgas.
genieuren um FRITZ HABER und CARL BOSCH, einen Da die resultierende Redoxreaktion bei hohen
Prozessablauf zu entwickeln, mit dem Luftstick- Temperaturen abläuft, liegt das Wasser dabei als
Ammoniak stoff großtechnisch in Form von Ammoniak ge- Wasserdampf vor. Man spricht deshalb auch von
farbloses, bunden werden kann. Dampfreformierung (engl. steam reforming).
stechend
riechendes Gas Im Primärreformer wird Wasserdampf mit
mit der Molekül- Herstellung heute entschwefeltem Erdgas (v. a. Methan) in einer
formel NH3
stark endothermen Reaktion zu Wasserstoff und
Heute stellt Ammoniak eine wichtige Grundche-
Kohlenstoffmonooxid bei etwa 800 °C an einem
mikalie dar: Über 200 Millionen Tonnen werden
Katalysator umgesetzt:
jährlich weltweit produziert. 80 % davon werden
zu Düngemitteln umgewandelt, der Rest wird CH4 (g) + H2O (g) CO (g) + 3 H2 (g)
zur Herstellung zahlreicher anderer Produkte | endotherm
Im Primärreformer setzt sich das Methan nur Anschließend wird das Gasgemisch aus Am-
unvollständig um. Erhöht wird die Ausbeute von moniak, Wasserstoff und Stickstoff abgekühlt,
Wasserstoff im Sekundärreformer durch die sodass Ammoniak kondensiert und im Abschei-
Zufuhr von Luft bei ca. 1 000 °C. Der Luftsau- der als Flüssigkeit abgetrennt werden kann.
erstoff oxidiert verbleibendes Methan in einer Stickstoff und Wasserstoff werden wieder kom-
exothermen Reaktion zu Kohlenstoffmonooxid. primiert und erneut im Kreislauf dem Reaktor
Dabei wird weiterer Wasserstoff freigesetzt: zugeführt (B2).
2 CH4 (g) + O2 (g) 2 CO (g) + 4 H2 (g) Abbildung zum
Synthese- HABER-BOSCH-
| exotherm reaktor
Verfahren und
Durch die Luftzufuhr kommt an dieser Stelle Erdgas Reaktionsglei-
Wasser chungen mit
auch der für die Synthese benötigte Stickstoff zu
Luft Standard-
dem Gasgemisch. Er reagiert jedoch aufgrund der reaktions-
stabilen Dreifachbindung seiner Moleküle unter enthalpien unter
diesen Reaktionsbedingungen noch nicht. Durch Erzeugung
3 H2+ N2
QR-/Medien-
von code 06011-08
Steuerung der zugeführten Luftmenge lässt sich 3 H2+ N2 2 NH3
bereits hier das richtige Volumenverhältnis von
Stickstoff zu Wasserstoff auf 1 : 3 einstellen. B2 Überblick über das HABER-BOSCH-Verfahren
06011-08
Neben Stickstoff und Wasserstoff liegt im Gas-
gemisch nun auch Kohlenstoffmonooxid vor, das
Das HABER-BOSCH-Verfahren ermöglicht
als Katalysatorgift wirkt. Um es zu entfernen, wird
die großtechnische Umwandlung von
das Gasgemisch als nächstes in der Konvertie-
Luftstickstoff in eine reaktive Stick-
rungsanlage mit weiterem Wasserdampf
stoffverbindung:
versetzt. Damit reagiert das Kohlenstoffmono-
oxid an einem Katalysator in einer exothermen Aus Methan, Luft und Wasserdampf
Reaktion zu weiterem Wasserstoff und Kohlen- wird über mehrere Gleichgewichtsreak-
stoffdioxid: tionen Ammoniak erzeugt.
CO (g) + H2O (g) CO2 (g) + H2 (g)
| exotherm
AUFGABEN
Das Kohlenstoffdioxid lässt sich durch Gaswä-
A1 Nennen Sie wichtige Chemikalien, die aus
sche entfernen.
Ammoniak hergestellt werden, sowie deren
Bedeutung in unserem Alltag (B1).
Synthese von Ammoniak A2 Analysieren Sie für die vier aufgeführten
Gleichgewichtsreaktionen im HABER-
Das so vorliegende Gasgemisch aus Stickstoff
BOSCH-Verfahren jeweils, welche Möglich-
und Wasserstoff wird nun durch einen Wärme-
keiten bestehen, um das Gleichgewicht auf
tauscher geleitet und dort vorgewärmt. Anschlie-
die Seite der Produkte zu verschieben.
ßend wird es in einem Kompressor verdichtet
A3 Erklären Sie, warum das Volumenverhält-
und in den Reaktor geleitet. Bei einer Tempe-
nis von Stickstoff zu Wasserstoff auf 1 : 3
ratur von ca. 400 – 500 °C und einem Druck von
eingestellt wird.
ca. 15 – 30 MPa entsteht hier an einem Katalysa-
A4 Das Auswaschen von Kohlenstoffdioxidgas
tor in einer exothermen Reaktion Ammoniak als
wird z. B. mit Kaliumcarbonatlösung
Stickstoffverbindung:
durchgeführt. Formulieren Sie eine Reakti-
N2 (g) + 3 H2 (g) 2 NH3 (g) onsgleichung dafür.
| exotherm A5 Begründen Sie die Abhängigkeit des Ammo-
niakpreises vom Preis fossiler Brennstoffe.
1.4.3 Reaktionsbedingungen
Großtechnische Umsetzung
Dabei handelt es sich um eine exotherme Re-
aktion, bei der sich das Gasvolumen verringert. In HABERs Laboraufbau fand die Synthese von
Prinzip von Nach dem Prinzip von LE CHATELIER begünstigen Ammoniak bei 17,5 MPa und 550 °C an einem
LE CHATELIER eine niedrige Temperatur und ein hoher Druck Osmiumkatalysator statt. Dabei wurde eine
• S. 66
die Bildung von Ammoniak im Reaktor, indem Ausbeute von 8 % Ammoniak erzielt. Da HABER
die Gleichgewichtslage auf die Produktseite ver- inzwischen mit der BASF (Badische Anilin- und
schoben wird. Warum wird die Reaktion trotz- Sodafabrik) in Ludwigshafen zusammenarbei-
dem bei 450 °C durchgeführt? tete, beschäftigte sich der dort angestellte CARL
Bei Raumtemperatur lässt sich im Reaktor keine BOSCH von 1909 bis 1913 mit der großtechnischen
Bildung von Ammoniak beobachten: Der Stick- Umsetzung dieses Laboraufbaus.
stoff ist so reaktionsträge, dass der Gleichge- Insbesondere der hohe benötigte Druck bei
wichtszustand der Reaktion nicht erreicht wird. gleichzeitig hoher Temperatur stellte BOSCH
Die Aktivierungsenergie für die Reaktion ist zu dabei vor Probleme: Üblicherweise wurden in
hoch. Erst mithilfe eines Katalysators lässt sich der Industrie Stahlreaktoren verwendet. Der im
die Reaktion so weit beschleunigen, dass sich Stahl enthaltene Kohlenstoff reagierte allerdings
das Gleichgewicht einstellt. Da dieser Kataly- unter dem erforderlichen hohen Druck mit dem
sator aber erst ab 450 °C ausreichend wirksam Wasserstoff zu Methan, wodurch die Stahlreak-
ist, wählt man trotz ungünstigerer Gleichge- toren spröde wurden und Risse bekamen. BOSCH
wichtslage diese Temperatur im Reaktor – als ließ die Reaktoren daher von innen mit reinem,
Kompromiss zwischen ausreichend hoher Reak- weichem Eisen beschichten, welches den äuße-
tionsgeschwindigkeit und brauchbarer Gleichge- ren, stabilen Stahlmantel vor dem Wasserstoff
wichtslage. schützte. Außerdem versah er den Mantel mit
kleinen Entgasungslöchern.
Volumenanteil (NH3) in % 100 MPa Für die Entwicklung chemischer Hochdruckver-
100 30 MPa fahren wurde CARL BOSCH 1931 der Nobelpreis für
90 20 MPa
80 10 MPa Chemie verliehen.
3 MPa
70
0,1 MPa
60
50 Funktionsweise des Katalysators
40
30
Des Weiteren beschäftigten sich CARL BOSCH und
20 sein Assistent ALWIN MITTASCH mit der Suche
10 nach einem für die Industrie geeigneten Kataly-
0 sator. Im Labor hatte HABER hierfür gute Ergeb-
200 300 400 500 600 700
Temperatur in °C nisse mit Osmium erzielt, das jedoch selten und
deshalb teuer war. In unzähligen Experimenten
B3 Ammoniak-Ausbeute in Abhängigkeit von Druck testete MITTASCH verschiedene Katalysatoren
und Temperatur
1 „Eisen-Insel“ 2 3 4
N2
H2
Umweltproblematik
AUFGABEN
Weltweit werden jedes Jahr über 150 Millionen
A1 Erläutern Sie die Wahl der Reaktionsbe-
Tonnen Ammoniak durch das HABER-BOSCH-
dingungen im Reaktor mit Bezug auf die
Verfahren hergestellt. Etwa 80 % davon wird
Abbildung B3.
zu Düngemitteln weiterverarbeitet. Der hohe
A2 Beschreiben Sie Probleme und Lösungen
Energieaufwand, die Entstehung von Kohlen-
bei der Übertragung der Ammoniaksynthe-
stoffdioxid in der Dampfreformierung sowie die
se vom Laborexperiment in den großindus-
Emission von Ammoniak und Stickstoffoxiden in
triellen Maßstab.
die Atmosphäre beschleunigen über den Treib-
A3 Beschreiben Sie die Funktionsweise des Ka-
hauseffekt den Klimawandel.
talysators bei der Ammoniaksynthese (B4).
Die Allzeitverfügbarkeit günstiger Dünger be-
A4 Ermitteln Sie mithilfe von B3 die Ausbeute
förderte die Entstehung der industriellen Ag-
an Ammoniak, wenn man einen Katalysator
rarproduktion. Dies führt heute vielerorts zur
finden würde, der die Reaktion bei 600 °C
Überdüngung der Böden und Gewässer, was
und einem Druck von 20 MPa ermöglicht.
eine Verringerung der Artenvielfalt und eine Be-
A5 Recherchieren Sie zur Eutrophierung von
lastung von Grund- und Trinkwasser durch hohe
Gewässern und stellen Sie einen Bezug zur
Nitratwerte bewirkt.
Grundchemikalie Ammoniak her.
Umstrittenes Genie rere Städte setzen sich mit Forderungen nach der
Umbenennung von FRITZ-HABER-Straßen ausein-
Die Entdeckung eines großindustrietauglichen
ander, und auch der heutige Name des 1911 von
Verfahrens für die technische Stickstofffixierung
HABER gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für
läutete ein neues Zeitalter in der Landwirtschaft
Physikalische Chemie und Elektrochemie in Ber-
ein. Durch die Ammoniaksynthese konnten
lin, seit 1953 das Fritz-Haber-Institut, wird regel-
Düngemittel in großem Maßstab hergestellt und
mäßig stark kritisiert und eine Namensänderung
die drohende Gefahr einer Hungersnot rasch
gefordert. Was ist der Grund dafür?
gebannt werden. Im Jahr 1913 nahm die BASF die
erste Anlage nach dem HABER-BOSCH-Verfahren
in Betrieb. HABERs Rolle im Ersten Weltkrieg
Als 1914 der Erste Weltkrieg in Europa ausbrach,
meldete HABER sich sofort freiwillig und stellte
seine Forschungen in der Folgezeit ganz in den
Dienst des deutschen Kriegsministeriums.
Für die Kriegsführung entwickelte er zunächst ein
neues Produktionsverfahren für Ammoniumni-
trat, welches für die Herstellung von Sprengstoff
wichtig war: Durch Oxidation von Ammoniak
konnte Salpetersäure hergestellt werden, welche
sich mit weiterem Ammoniak zu Ammoniumni-
trat neutralisieren ließ.
In der Folgezeit konzentrierte sich HABER in sei-
B5 Nachbau der Apparatur, in der HABER bei 550 °C nen Forschungen auf ein noch viel brisanteres
und 17,5 MPa in Gegenwart eines Osmium-Katalysa-
tors 80 g Ammoniak pro Stunde synthetisierte. Eine Feld: die Entwicklung von Giftgasen als erste
vergleichbare Apparatur steht heute im Deutschen chemische Massenvernichtungswaffen. Er pro-
Museum in München. pagierte zunächst die Verwendung von Chlorgas
und überwachte persönlich den ersten Einsatz
Für seine Forschungen zur Ammoniaksynthese
1915, der den Beginn des Gaskriegs markierte.
wurde FRITZ HABER der Nobelpreis für Chemie
Da Chlor eine höhere Dichte als Luft aufweist,
für das Jahr 1918 verliehen.
sank es in die französischen Schützengräben und
Diese Entscheidung des Nobel-Komitees wurde
führte dort zu tausenden Verletzten und Toten.
bereits damals von großen internationalen Pro-
Im weiteren Verlauf wurden unter HABERs Regie
testen begleitet. Auch heute noch wird HABER
auch Senfgas und Phosgen als Giftgase einge-
als Person und der Umgang mit ihm und seinem
setzt. Insgesamt starben durch diesen Gaskrieg
Lebenswerk immer wieder heftig diskutiert: Meh-
zwischen 1915 und 1918 ungefähr 90 000 Sol-
daten, etwa 1,2 Millionen Menschen wurden da-
durch verletzt.
FRITZ HABER selbst zeigte keinerlei moralische
Bedenken. Er war der Meinung, dass ein Wis-
senschaftler „im Frieden der Menschheit, im
Krieg dem Vaterland“ gehöre. Seine Beförderung
zum Hauptmann nach den erfolgreichen Gift-
gaseinsätzen nahm er voller Begeisterung an. In
dem von ihm geleiteten Kaiser-Wilhelm-Institut
beschäftigten sich 1918 fast 1 450 Mitarbeiter mit
B6 Die „Karlsruher Lösung“ nach Diskussionen über der Entwicklung von Gaskampfstoffen und Gas-
eine Umbenennung der FRITZ-HABER-Straße schutzmasken.
zeichnete Haager
Landkriegsordnung
untersagt. Wegen des Verstoßes dagegen wurde BERs Regie erschoss sie sich während des Fests zu
HABER nach dem Ende des Ersten Weltkrieges seiner Beförderung im Garten mit seiner Dienst-
zeitweise von den Alliierten als Kriegsverbrecher waffe. Noch am selben Tag reiste HABER an die
gesucht. Ostfront.
Auch heute wird in manchen Kriegen Giftgas
eingesetzt, obwohl dies gegen das internationale Nach dem Ersten Weltkrieg forschte HABER an
Verbot von Entwicklung und Einsatz chemischer der Entwicklung von Pestiziden. Eines davon,
Waffen durch die Chemiewaffenkonvention von Zyklon B, wurde im Zweiten Weltkrieg in den
1997 verstößt, die von fast allen Staaten der Welt Gaskammern deutscher Konzentrationslager
unterzeichnet wurde. im Holocaust eingesetzt. HABER erlebte dies al-
lerdings nicht mehr: Er starb 1934, nachdem er
Deutschland wegen seiner jüdischen Wurzeln
CLARA IMMERWAHr
ein Jahr zuvor verlassen hatte.
Ähnlich rücksichtslos wie in seiner militaristi-
schen Forschung zeigte HABER sich auch in sei-
FRITZ HABER wurde für sein Verfahren zur
nem Privatleben. Als Doktorand lernte er CLARA
Ammoniaksynthese der Nobelpreis für
IMMERWAHR, geboren 1870 in Schlesien, kennen.
das Jahr 1918 verliehen.
Gegen alle Widerstände der damaligen Zeit er-
langte diese über Umwege mit Sondergenehmi- Auf Grundlage dieser Forschungen wur-
gungen das Abitur und die Erlaubnis, Vorlesun- de eine drohende Hungerkatastrophe
gen an der Universität Breslau zu besuchen. Dort gebannt.
erhielt sie im Jahr 1900 als erste Frau an der Uni-
Im Ersten Weltkrieg war er federführend
versität Breslau und zweite Frau deutschlandweit
bei der Entwicklung von Giftgas als
den Doktortitel der Chemie – ein Meilenstein für
Massenvernichtungswaffe.
das Studium von Frauen in Deutschland. Im fol-
genden Jahr nahm IMMERWAHR den Heiratsantrag
von FRITZ HABER an und wurde in dieser Ehe zu
ihrem Leidwesen rasch aus der Wissenschaft und AUFGABEN
in die typische Frauenrolle der damaligen Zeit ge- A1 Diskutieren Sie die Vergabe des Nobel-
drängt. preises an FRITZ HABER im Hinblick auf sein
Im Ersten Weltkrieg setzte sie sich zunehmend Lebenswerk.
laut gegen HABERs Giftgasforschung ein. Kurz A2 Beurteilen Sie die „Karlsruher Lösung“ zur
nach dem ersten großen Giftgaseinsatz unter HA- FRITZ-HABER-Straße (B6).
Abhitzkessel
Wasser- Abgase
dampf (N2 , SO2 )
Wasser
Zwischen- End-
1. Horde Kat. 450 °C absorber absorber
SO2 , 60 % Umsatz O2 , SO2 , N2
O2 , 620 °C
N2 konz. Schwefel-
2. Horde Kat. 450 °C
säure (w = 98 %)
90 % Umsatz Wärme-
510 °C tauscher H2SO4
H2SO4 H2SO4
3. Horde Kat. 450 °C
Schwefel 95 % Umsatz O2 , SO3 , H2O
475 °C
(S)
SO2 , N2 rauchende
430 °C Schwefelsäure
Luft 4. Horde Kat. SO3 , H2S2O7, H2SO4
(N2 , O2) > 99,5 %
Umsatz 450 °C
SO3 , N2 , SO2
Verbrennungskessel Kontaktkessel
Wenn in Spalten oder Höhlen Grundwasser ein- Lassen Sie die beiden Lösungen mit Bodensatz min-
dringt, löst dieses oft über lange Zeit Mineralsalze destens einen Tag stehen.
aus dem umgebenden Gestein. So bilden sich dort
AUSWERTUNG
Salzlösungen. Wovon hängt ihre Konzentration ab?
a) Beschreiben Sie die Beobachtungen bei V1 .
V1 Geben Sie 100 mL Wasser in ein Becherglas und Formulieren Sie eine Gleichung für den Lösevor-
rühren Sie so viel Kaliumnitrat (GHS 3) ein, bis die gang von Kaliumnitrat in Wasser und erarbeiten
Lösung gesättigt ist, d. h. bis das Salz einen Boden- Sie eine Aussage zur Temperaturabhängigkeit
satz bildet. Erwärmen Sie das Gemisch anschließend. mithilfe von geeigneten Formeln und Symbolen.
b) Vergleichen Sie die Massen der Salze in V2 , die
V2 Füllen Sie 100 mL Wasser in ein Becherglas
zur Herstellung der gesättigten Lösungen nötig
und erwärmen Sie es auf ca. 40 °C. Geben Sie dann
sind. Berechnen Sie die Konzentrationen der
in kleinen Portionen Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat
darin enthaltenen Ionen.
CuSO4 · 5 H2O (GHS 5 | 7 | 9) dazu, bis sich das Salz
c) Fassen Sie die Bedingungen zusammen, unter
auch nach längerem Umrühren nicht mehr voll-
denen sich bei V1 und V2 gesättigte Lösungen
ständig löst. Notieren Sie die ungefähre Masse des
bilden. Vergleichen Sie diese mit Bedingungen in
gelösten Salzes. Wiederholen Sie V2 mit Kaliumalaun
der Natur.
KAl(SO4)2 · 12 H2O.
ENTSORGUNG V1: A; V2: Aufbewahren für V3
Oft liegen viele verschiedene Gesteine und Minerale In RG 3 werden 5 mL Perchlorsäure HClO4
nebeneinander vor und lösen sich in eindringen- (w = 60 %, GHS 3 | 5 | 7 | 8) hinzugegeben.
dem Wasser. Es entstehen Lösungen, die mehrere
AUSWERTUNG
Ionensorten enthalten. Wieso kommt es auch dabei
a) Beschreiben Sie die Beobachtungen in den drei
manchmal zur Ausfällung von Mineralen?
Reagenzgläsern.
LV5 In drei Reagenzgläser (RG) wird jeweils bis zur b) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den
Hälfte heiß gesättigte Kaliumperchloratlösung Lösevorgang von Kaliumperchlorat in Wasser.
KClO4 (aq) (GHS 3 | 7) vorgelegt. Anschließend c) Erklären Sie die unterschiedlichen Beobachtun-
werden je 5 mL folgender Lösungen zugegeben: gen in den drei Reagenzgläsern mit Bezug auf das
Prinzip von LE CHATELIER.
In RG 1 werden 5 mL gesättigte Kaliumchloridlösung
hinzugefügt. Zu RG 2 werden 5 mL gesättigte Natri- ENTSORGUNG G2
umchloridlösung gegeben.
Das Mineral Baryt ist die häufigste Quelle für das AUSWERTUNG
Element Barium. Aus ihm werden zahlreiche Bari- a) Stellen Sie eine Hypothese zur Wirkung von Na-
umverbindungen gewonnen, die zum Beispiel in der triumsulfatlösung bei der Behandlung einer Ba-
Medizin als Kontrastmittel eingesetzt werden. riumvergiftung auf. Beziehen Sie sich dabei auch
auf die Löslichkeitsprodukte von Bariumsalzen
M6 Bei versehentlicher oder beabsichtigter Auf-
(B2 auf S. 81): Je kleiner das Löslichkeitsprodukt
nahme von Bariumnitrat oder Bariumchlorid kommt
ist, desto schlechter löst sich das Salz in Wasser.
es zu Muskelkrämpfen und Herzstörungen, die bis
b) Formulieren Sie eine Reaktionsgleichung für
zum Tod führen können. Ursächlich hierfür sind die
die Wirkung der Natriumsulfatlösung bei einer
Barium-Ionen. Als schnell wirksames Gegenmittel
Bariumvergiftung. Treffen Sie eine Aussage zur
wird Natriumsulfatlösung eingesetzt, die zum Trinken
Gleichgewichtslage dieser Reaktion.
verabreicht und in schweren Fällen zusätzlich intra-
venös in die Blutbahn eingeleitet wird.
gesättigte
gen zwischen den Ionen der Salzkristalle über- Lösung
wunden werden. Dabei lösen sich die einzel- +
Alles im Blick
1 Reaktionsgeschwindigkeit
Unter Reaktionsgeschwindigkeit versteht man den Die Reaktionsgeschwindigkeit ist hoch, wenn …
Stoffumsatz einer chemischen Reaktion in Abhängig-
… die Konzentration der Reaktanten hoch ist.
keit zur Reaktionszeit.
Da die Reaktionsgeschwindigkeit sich während der … der Zerteilungsgrad der Reaktanten hoch ist.
Reaktion verändert, unterscheidet man zwischen
_ … die Temperatur hoch ist.
der mittleren Reaktionsgeschwindigkeit vr und der
Momentangeschwindigkeit vr. Die mittlere Reak- … ein Katalysator zum Einsatz kommt.
tionsgeschwindigkeit beschreibt die Änderung der
Die Beeinflussung der Reaktionsgeschwindigkeit
Stoffmenge ∆n oder (bei Lösungen) der Konzentrati-
kann auf Teilchenebene mit der Stoßtheorie erklärt
on ∆c eines Stoffes in einem bestimmten Zeitintervall
werden. Sie besagt, dass für die Umwandlung von
∆t.
Edukt-Teilchen in Produkt-Teilchen die Edukt-Teil-
_ Δn _ mol
vr = Δt [ vr ] = 1 s = 1 mol ∙ s-1 bzw. chen mit einer ausreichend hohen Geschwindigkeit
zusammenstoßen müssen. Die dafür nötige Min-
_ Δc _ mol
vr = Δt [ vr ] = 1 = 1 mol ∙ L-1 ∙ s-1 destenergie entspricht der Aktivierungsenergie der
L∙s
Reaktion.
Für die Momentangeschwindigkeit wird ∆t als ein
gegen Null strebendes Zeitintervall definiert. Da die
Konzentration der Reaktanten im Verlauf der Reakti-
on abnimmt, wird auch die Reaktionsgeschwindigkeit
geringer. Es gilt:
vr = k ∙ c(A) ∙ c(B) (k: Geschwindigkeitskonstante)
2 Chemisches Gleichgewicht
Chemische Reaktionen sind reversibel. Bei Gleich- Die Konzentration der Edukte ...
gewichtsreaktionen laufen Hin- und Rückreaktion Kc 1 ... ist größer als die der Produkte.
gleichzeitig ab, wodurch Edukte und Produkte nur Kc = 1 ... ist gleich der der Produkte.
unvollständig umgesetzt werden. Gleichgewichts- Kc 1 ... ist kleiner als die der Produkte.
reaktionen kennzeichnet man mit einem Gleichge-
wichtspfeil ( ). Im geschlossenen System stellt
Kennzeichen des chemischen Gleichgewichts:
sich bei konstanter Temperatur ein Gleichgewichts-
zustand, das chemische Gleichgewicht, ein. • im Gleichgewichtszustand konstante Konzent-
rationen der Edukte und Produkte
Die Lage des chemischen Gleichgewichts wird mit-
hilfe des Massenwirkungsgesetzes (MWG) durch • zeitgleiche Bildung und Zerlegung identischer
den Wert der Gleichgewichtskonstante Kc beschrie- Stoffmengen an Produkten und Edukten (dyna-
ben: misches Gleichgewicht)
cc(C) · cd(D)
aA+bB cC+dD Kc = a • gleich große Reaktionsgeschwindigkeiten der
c (A) · cb(B)
Hin- und der Rückreaktion (vHin = vRück)
Kc besitzt bei gegebener Temperatur für jede Reakti-
on einen charakteristischen Wert. Es gilt:
Stört man ein System im chemischen Gleichgewicht Die Verwendung eines Katalysators beeinflusst das
durch Änderung der äußeren Bedingungen (Konzen- chemische Gleichgewicht nicht, führt aber dazu, dass
tration, Druck, Temperatur), weicht das chemische sich der Gleichgewichtszustand schneller einstellt.
Gleichgewicht diesem äußeren Zwang aus. Dazu
Änderung ... begünstigt die Reaktion, die …
findet die Reaktion verstärkt statt, die der Änderung
Konzentration ... den Stoff mit erhöhter Konzentration
entgegenwirkt. Nach LE CHATELIER bezeichnet man
verbraucht.
dies als Prinzip vom kleinsten Zwang.
Konzentration ... den Stoff mit verminderter Konzen-
Nach Konzentrations- oder Druckänderungen stellt tration entstehen lässt.
sich der ursprüngliche Gleichgewichtszustand wieder Druck ... unter Volumenabnahme erfolgt.
ein und der Wert für Kc verändert sich nicht. Druck ... unter Volumenzunahme erfolgt.
Nach Temperaturänderungen stellt sich ein neuer
Temperatur ... endotherm verläuft.
Gleichgewichtszustand ein und Kc nimmt den für die
neue Temperatur charakteristischen Wert an. Temperatur ... exotherm verläuft.
Großtechnisch wird Ammoniak nach dem HABER- zwischen ausreichend hoher Reaktionsgeschwindig-
BOSCH-Verfahren unter Verwendung eines Kataly- keit und brauchbarer Gleichgewichtslage.
sators bei 400 – 500 °C und ca. 15 – 30 MPa aus
Volumenanteil (NH3) in % 100 MPa
Luftstickstoff und Wasserstoff hergestellt: 100 30 MPa
90 20 MPa
N2 (g) + 3 H2 (g) 2 NH3 (g) 80 10 MPa
3 MPa
70
0,1 MPa
Bei der exothermen Hinreaktion handelt es sich um 60
eine Reaktion unter Volumenabnahme. Um eine 50
40
maximale Ausbeute zu erreichen, wären eine niedrige 30
Temperatur und ein hoher Druck nötig. Da der Kata- 20
lysator jedoch erst ab 450 °C ausreichend wirksam 10
0
ist, wählt man trotz ungünstigerer Gleichgewichts- 200 300 400 500 600 700
Temperatur in °C
lage diese Temperatur im Reaktor – als Kompromiss
5 Löslichkeitsgleichgewichte
Beim Lösen von Salzen stellt sich in gesättigten Lö- Ein großer Wert für KL drückt aus, dass das Salz gut
sungen ein Löslichkeitsgleichgewicht zwischen dem löslich ist.
Feststoff am Boden und der Salzlösung darüber ein.
Löslichkeitsgleichgewichte reagieren nach dem
Das Löslichkeitsgleichgewicht wird durch das Lös- Prinzip von LE CHATELIER auf Konzentrations- und
lichkeitsprodukt KL beschrieben: Temperaturveränderungen. Ein Beispiel dafür ist die
Entstehung von Salzkristallen.
KL(AxBy) = cx(Aa+) ∙ cy(Bb-)
nur Isobuten bei den angegebenen Temperaturen Prinzip von LE CHATELIER, Konzentration, Druck,
reagiert. Temperatur, Katalysator, exotherm, endotherm,
HABER-BOSCH-Verfahren.
4 isomere Butene
A12 Kalkwasser (Calciumhydroxidlösung) trübt sich
3 isomere Butene
beim Einleiten von Kohlenstoffdioxid durch das
Wasseraddition Wasserabspaltung entstehende Calciumcarbonat. Leitet man weiter
40 – 100 °C ca. 150 °C Kohlenstoffdioxid ein, verschwindet die Trübung,
Wasser (mit Schwefelsäure) Isobuten da in Folge lösliches Calciumhydrogencarbonat
CH3 CH3 entsteht.
(H2SO4) a) Stellen Sie die Reaktionsgleichungen für die
HO C CH2 C CH2 + H2O
beiden Reaktionen auf.
CH3 H CH3 b) Leiten Sie aus den Beobachtungen eine quali-
2-Methylpropan-2-ol 2-Methylpropen tative Aussage über das Löslichkeitsprodukt der
(tert. Butanol) (Isobuten)
beiden Salze ab.
c) Wenden Sie die Erkenntnisse aus dem Versuch
a) Geben Sie die Strukturformeln und Namen der
auf die Beobachtung an, dass die Muschelscha-
isomeren Butene an.
len in den Meeren aufgrund des zunehmenden
b) Beschreiben Sie die Vorgänge beim Trennver-
Kohlenstoffdioxid-Ausstoßes und der damit ver-
fahren. Gehen Sie dabei auch auf den Kreislauf
bundenen Versauerung der Weltmeere immer
eines Teils der eingesetzten Stoffe ein.
dünner werden.
c) Leiten Sie aus den Angaben in der Abbildung
den Einfluss der Temperatur auf das Gleich- A13 Zur Untersuchung von schwerlöslichen Salzen wur-
gewicht zwischen tert-Butanol und Isobuten den vier Salzlösungen einem Kreuzungsexperiment
ab und erläutern Sie seine Bedeutung für die unterzogen. In der nachfolgenden Tabelle ist mit „x“
Verwirklichung des Verfahrens. gekennzeichnet, ob ein Niederschlag entstanden ist:
d) Erklären Sie die Funktionsweise eines Kataly-
sators am Beispiel des tert-Butanol/Isobuten- Pb(NO3)2 NaCl Na2SO4 AgNO3
(aq) (aq) (aq) (aq)
Gleichgewichts.
Pb(NO3)2 (aq) – x x
A8 Planen Sie einen Versuch, mit dem Sie die Tempe- NaCl (aq) x – x
raturabhängigkeit des Eisen(III)-thiocyanat-Gleich- Na2SO4 (aq) x –
gewichts (s. S. 62) untersuchen können. Erklären
AgNO3 (aq) x –
Sie, wie sie damit herausfinden können, welche der
Reaktionen im chemischen Gleichgewicht exo-
a) Stellen Sie die Formeln der Salze auf, die Nieder-
therm ist.
schläge gebildet haben, z. B. NaCl (s).
A9 Erläutern Sie, wie beim HABER-BOSCH-Verfahren b) Schlagen Sie ein Experiment vor, mit dem man
eine möglichst hohe Ausbeute an Ammoniak herausfinden kann, ob es sich bei der Bildung
erreicht wird. der Niederschläge um Gleichgewichtsreaktionen
handelt.
A10 Bewerten Sie FRITZ HABERS Leistungen als Wissen-
c) In einem Becherglas befindet sich eine gesättigte
schaftler.
Lösung von Bariumsulfat mit Bodensatz. Folgen-
A11 Stellen Sie den Zusammenhang der folgenden des Gleichgewicht liegt vor:
Begriffe zum chemischen Gleichgewicht in einer
BaSO4 (s) Ba2+ (aq) + SO42- (aq)
Concept-Map dar:
Chemisches Gleichgewicht, dynamisches Gleich- Geben Sie an, welche Auswirkungen eine Zuga-
gewicht, umkehrbare Reaktion, Hinreaktion, be der Lösungen von Blei(II)-nitrat, Natrium-
Rückreaktion, Gleichgewichtspfeil, Gleichgewichts- chlorid bzw. Natriumsulfat auf dieses Gleichge-
konstante, Kc > 1, Kc < 1, Massenwirkungsgesetz, wicht hat und begründen Sie jeweils.
Ziel erreicht?
Verfügen Sie über die Kompetenzen dieses Kapitels? Lösen Sie die entsprechenden Aufgaben
(Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-10) und bewerten Sie sich mithilfe der Tabelle rechts unten.
06011-10
KOMPETENZ D: Die Beeinflussung der Lage chemi- Wasserstoff und Stickstoff. Analysieren Sie daran
scher Gleichgewichte mithilfe des Prinzips von günstige Reaktionsbedingungen bezogen auf das
LE CHATELIER erklären Prinzip vom kleinsten Zwang.
D1 Das Prinzip von LE CHATELIER wird auch als „Prinzip E2 Tatsächlich findet die Ammoniaksynthese im Reak-
vom kleinsten Zwang“ bezeichnet. Erläutern Sie tor bei ca. 450 °C statt. Erklären Sie diese Tempera-
dies und benennen Sie mögliche „Zwänge“. turwahl.
D2 Kreuzen Sie alle richtigen Aussagen an.
Wird der Druck auf ein System erhöht, läuft die
KOMPETENZ F: Die Leistungen von HABER und BOSCH
Hinreaktion verstärkt ab.
darstellen und die gesellschaftliche Bedeutung der
Wird die Konzentration eines Reaktionsprodukts
Ammoniaksynthese erläutern
erhöht, fördert das die Rückreaktion, die Produk-
te verbraucht und mehr Edukte erzeugt. F1 Für sein Verfahren zur Ammoniaksynthese wurde
Ändert man Konzentration, Druck oder Tem- FRITZ HABER mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.
peratur eines im Gleichgewicht befindlichen Fassen Sie seine Leistung in ein bis zwei Sätzen
Systems, weicht das System stets so aus, dass zusammen.
sich der ursprüngliche Wert von Kc einstellt.
F2 Nennen Sie die beiden zentralen Herausforderun-
D3 Beim ersten Öffnen einer Sprudelwasserflasche gen bei der Übertragung des Laboraufbaus in einen
zischt es und es steigen kleine Gasbläschen auf. großtechnischen, industriellen Prozess.
Erklären Sie dies mit dem Prinzip von LE CHATELIER.
F3 Formulieren Sie je eine Aussage zur gesellschaft-
lichen Bedeutung der Ammoniaksynthese bezogen
auf:
KOMPETENZ E: Die Wahl der Reaktionsbedingungen
a) die Nahrungsmittelproduktion und Strukturwan-
bei der Ammoniaksynthese unter dem Aspekt der
del in der Landwirtschaft
Erhöhung der Ammoniakausbeute begründen
b) die Auswirkungen auf die Umwelt
E1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die c) die Sprengstoffproduktion
exotherm ablaufende Ammoniaksynthese aus
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und kreuzen Sie auf dem Arbeitsblatt an.
Klausuraufgaben
T1 Reinigung von Kontaktlinsen
T2 Das BOUDOUARD-Gleichgewicht
Bei der Gewinnung von Eisen aus Eisenoxiden im Hoch- des Volumenverhältnisses von Kohlenstoffmono-
ofenprozess wird im unteren Teil des Hochofens der Koks oxid und Kohlenstoffdioxid zeigt.
zunächst zu Kohlenstoffdioxid verbrannt. Das entstande- Interpretieren Sie das Diagramm unter Einbezie-
ne Kohlenstoffdioxid reagiert aufgrund sehr hoher Tem- hung des Prinzips von LE CHATELIER.
peraturen in einer endothermen Gleichgewichtsreaktion A3 Formulieren Sie für diese Reaktion das Massenwir-
(BOUDOUARD-Gleichgewicht) mit dem in Koks gebunde- kungsgesetz und erläutern Sie daran die Verände-
nen Kohlenstoff zu Kohlenstoffmonooxid, das als Reduk- rung der Gleichgewichtskonstante mit steigender
tionsmittel fungiert. Temperatur.
A4 Vergleichen Sie das BOUDOUARD-Gleichgewicht mit
AUFGABEN dem Ammoniak-Gleichgewicht hinsichtlich günsti-
A1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die ger Reaktionsbedingungen.
Reaktion von Eisen(III)-oxid mit Kohlenstoffmo-
nooxid. Berechnen Sie die Masse von Kohlen-
stoffdioxid, die bei der Reduktion von einer Temperatur in °C 450 500 600 700 800 900 950
Tonne Eisen(III)-oxid entsteht. Volumenanteil in % 2 5 23 58 90 97 99
A2 Zeichnen Sie ein Diagramm anhand der Mess- B2 Ausbeute an Kohlenstoffmonooxid in Abhängigkeit von der
werte aus B2 , das die Temperaturabhängigkeit Temperatur
T3 Salpetersäure
Salpetersäure ist eine der wichtigsten Industriechemi- Normbedingungen, dass zur Herstellung von 1 200
kalien für die Produktion von Düngemitteln und einer Tonnen Salpetersäure (wmax. ≈ 68 %) benötigt wird.
Vielzahl stickstoffhaltiger Chemikalien. Sie wird durch A3 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die Re-
moderne Versionen des dreistufigen OSTWALD-Verfahrens aktion bei der Abgasreinigung. Bewerten Sie diesen
hergestellt. In einer modernen Anlage können täglich bis Prozess im Hinblick auf ökologische und ökonomi-
zu 1 200 Tonnen Salpetersäure (wmax. ≈ 68 %) hergestellt sche Aspekte.
werden. A4 Erläutern Sie an diesem Verfahren die Wirkungs-
Bei diesem Verfahren wird zunächst Ammoniak am Pla- weise eines Katalysators unter Zuhilfenahme einer
tinkatalysator in Gegenwart von Sauerstoff zu Stickstoff- Skizze für den Energie-Reaktions-Verlauf. Begrün-
monooxid umgesetzt (Reaktion 1, ∆rH = – 908 kJ/mol). den Sie den Einfluss eines Katalysators auf die Lage
Zur Vermeidung von Nebenreaktionen darf das Gasge- eines chemischen Gleichgewichts.
misch nur kurzzeitig im Kontaktofen verweilen. Das Stick- A5 Nennen und erläutern Sie zwei Merkmale des che-
stoffmonooxid reagiert im Oxidationsturm mit Sauerstoff mischen Gleichgewichtes anhand der Reaktion 2.
in einer Gleichgewichtsreaktion zu Stickstoffdioxid (Re- Leiten Sie nach dem Prinzip von LE CHATELIER die für
aktion 2, ∆rH = – 114 kJ/mol). Im letzten Schritt wird durch diese Reaktion theoretisch günstigsten Reaktions-
Einleiten von Stickstoffdioxid in Wasser unter Sauerstoff- bedingungen ab. Stellen Sie diese den praktischen
zufuhr Salpetersäure gebildet (Reaktion 3). Bedingungen in B3 gegenüber und begründen Sie
Das restliche Gas enthält am Ende des Absorptionsturms mögliche Unterschiede.
noch ca. 0,02 – 0,05 % Stickstoffoxide (abgekürzt NOx). A6 Nehmen Sie an, dass im Oxidationsturm ein
Diese sind umweltschädlich und werden daher bei der technischer Defekt auftritt. Begründen Sie die
Abgasreinigung in „DeNOx-Anlagen“ entfernt. Dabei re- Auswirkungen folgender Veränderungen auf die
agieren die Stickstoffoxide an einem Katalysator bei einer Stickstoffdioxid-Ausbeute:
Temperatur von etwa 400 °C mit zugesetztem Ammoni- 1. der Druck steigt an,
ak zu Stickstoff und Wasser. 2. die Temperatur steigt an,
3. d
ie Zufuhr von Sauerstoff in den Oxidationsturm
AUFGABEN geht zurück.
A1 Skizzieren Sie ein Fließdiagramm zur technischen A7 Bei Temperaturen von 2 300 °C reagieren die in
Herstellung von Salpetersäure. Geben Sie ein bei der Luft enthaltenen Gase Stickstoff (ca. 80 %)
diesem Verfahren angewandtes technisches Prinzip und Sauerstoff (ca. 20 %) in einem geschlossenen
an. System unter Bildung von Stickstoffmonooxid. Die
A2 Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für die Gleichgewichtskonstante dieser Reaktion beträgt
drei Schritte zur Herstellung von Salpetersäure. Kc = 6,8 ∙ 10-2. Berechnen Sie die Ausbeute an Stick-
Berechnen Sie das Volumen von Ammoniak unter stoffmonooxid.
Katalysator
Wasser
Wasser (l) (g)
NO2 HNO3
90 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Arbeitsblatt unter
QR-/Mediencode
06011-11
AUTOPROTOLYSE
DES WASSERS
SÄURE-BASE-
REAKTIONEN
KORRESPON
PROTOLYSEGLEICH- DIERENDES
GEWICHTE SÄURE-BASE-PAAR
BRØNSTED- BRØNSTED-
SÄURESTÄRKE BASENSTÄRKE
SÄURE BASE
NEUTRALISATION
TITRATION
KONDUKTOMETRIE pH-METRIE
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 91
KC KOMPETENZCHECK
Startklar?
Schätzen Sie Ihre Kompetenz in den Bereichen A bis E ein und prüfen Sie sich anhand
der entsprechenden Aufgaben (Arbeitsblatt unter Mediencode 06011-12).
06011-12
KOMPETENZ A: Eigenschaften saurer und alkalischer a) Erläutern Sie die Vorgänge auf Stoff- und auf
Lösungen beschreiben und erklären Teilchenebene und formulieren Sie eine Reakti-
onsgleichung.
A1 Übernehmen Sie die Tabelle zu sauren und alkali-
b) Geben Sie den pH-Wert der entstehenden
schen Lösungen und vollständigen Sie sie.
Lösung an und beschreiben Sie die Farben, die
Merkmale saure alkalische die in A1 genannten Indikatoren in dieser Lösung
Lösungen Lösungen annehmen.
pH-Wert c) Dampft man die Lösung ein, bleibt ein weißer
Farbe des Indikators:
Feststoff zurück. Benennen Sie diesen Stoff und
hymolphthalein
• T geben Sie dessen Verhältnisformel an.
romthymolblau
• B
niversalindikator
• U
92 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
2
KOMPETENZ C: Das chemische Gleichgewicht und das D2 Vereinfachen Sie die Ausdrücke in der Tabelle ohne
Massenwirkungsgesetz auf Reaktionen anwenden Zuhilfenahme des Taschenrechners, indem Sie die
Potenz- und Logarithmusgesetze anwenden.
C1 Ermitteln Sie die fehlenden Konzentrationen und
leiten Sie daraus die Lage des chemischen Gleich- a) 10-9 ∙ 10-10 = 4 ∙ 10-5 ∙ 0,25 ∙ 10-5 =
gewichts ab.
b) lg 10 =
-5
- lg 10-5 ∙ (-lg 10-3) =
12 1/2
A + B C + D c) (10 ) = √ 1012 =
c0 [mol/L] 1 0,9 d) lg (10x) = lg 105x =
C2 Zwischen Kohlenstoffdioxid und Wasser stellt sich in KOMPETENZ E: Stoffmengen und Konzentrationen
einem geschlossenen System ein Gleichgewicht ein: ermitteln
CO2 (g) + 2 H2O (l) HCO3- (aq) + H3O+ (aq)
E1 Die Stoffmengenkonzentration c [mol/L] lässt sich
a) Stellen Sie das MWG für diese Reaktion auf. aus der Stoffmenge n [mol] und dem Volumen V [L]
n
b) Erklären Sie, welche Aussage Sie aus einem klei- wie folgt berechnen: c = V
nen bzw. großen Wert für Kc über die Lage des a) E
rmitteln Sie die Stoffmenge an Natrium-Ionen
Gleichgewichts einer Reaktion ableiten können. in 1 mL Natriumchloridlösung der Konzentration
c) Das Gleichgewicht wird durch die Zugabe von c = 0,1 mol/L.
Natronlauge beeinflusst. Beschreiben Sie die b) 1 mL der Natriumchloridlösung aus a) wird mit
Auswirkung auf die Konzentrationen der Edukte 9 mL Wasser verdünnt. Ermitteln Sie die Kon-
und Produkte. zentration an Natrium-Ionen in dieser Lösung.
c) 1 mL der Lösung aus b) wird erneut mit 9 mL
Wasser verdünnt. Ermitteln Sie um welchen Fak-
KOMPETENZ D: Mit Exponenten und Logarithmen tor die Lösung im Vergleich mit der Lösung aus a)
rechnen und der Lösung aus b) verdünnt wurde.
D1 Geben Sie folgende Dezimalzahlen als Zehnerpo-
tenzen an: 0,01; 0,000000000001; 1; 10000.
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und geben Sie sich die entsprechende Punktzahl.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 93
2.1 Säure-Base-Reaktionen im Alltag
und im Labor
Säuren und Basen kommen in vielen Alltagsprodukten und in der Umwelt vor. Saure
Zitrusfrüchte, Milchprodukte und Essig kennt jeder, ebenso Seifen, Laugen und Lau-
gengebäck. Was versteht man unter einer Säure und was unter einer Base?
94 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.1
Die Säuren und Basen, die in vielen Alltagsprodukten mithilfe einer Pipette tropfenweise konzentrierte
enthalten sind, können auch miteinander reagieren. Salzsäure (GHS 5 | 7) hinzugefügt. Die Eintropfstelle
Was passiert, wenn man Säuren und Basen zusam- wird beobachtet.
mengibt?
V6 Wiederholen Sie LV5 mit verdünnten Lösungen
V3 Füllen Sie in einen Gefrierbeutel jeweils ein hal- und geben Sie einige Tropfen Bromthymolblaulösung
bes Päckchen Speisenatron und Citronensäure (GHS 2 | 7) in die Ammoniaklösung. Tropfen Sie
(GHS 7). Mischen Sie den Inhalt gut durch und solange Säure hinzu, bis ein deutlicher Farbumschlag
beobachten Sie die Veränderungen. Geben Sie dann sichtbar ist.
einige Milliliter Wasser hinzu und verschließen Sie den
Gefrierbeutel sofort. Beobachten Sie erneut genau. AUSWERTUNG
a) Beschreiben und vergleichen Sie Ihre Beobach-
LV4 Der Versuch wird nach B1 aufgebaut und
tung vor und nach dem Hinzufügen des Wassers
durchgeführt.
in V3.
LV5 Es werden 2 mL konzentrierte Ammoniaklö- b) Das in V3 gebildete Gas trübt Kalkwasser. Be-
sung (GHS 5 | 7 | 9) in ein Becherglas gegeben und nennen Sie dieses Gas.
c) Vergleichen Sie Ihre Beobachtungen in LV4 und LV5.
Filterpapier, mit konz. d) Formulieren Sie die Reaktionsgleichungen für
Salzsäure getränkt LV4 und LV5.
Becherglas e) Lisa sagt: „Säuren sind immer flüssig.“
Schnappdeckelglas Nehmen Sie begründet Stellung zu dieser Aussage.
mit konz. Ammoniak-
lösung f) Deuten Sie die beobachteten farblichen Verän-
Glasplatte derungen in V6.
B1 Versuchsaufbau zu LV4 ENTSORGUNG G1
Säuren und Basen können Salze bilden. Können Salze Geben Sie in jedes Reagenzglas einige Tropfen
sauer oder basisch sein? Bromthymolblaulösung (GHS 2 | 7).
V7 Stellen Sie in sechs Reagenzgläsern (RG)
AUSWERTUNG
folgende Lösungen her, indem Sie die angegebenen
a) Halten Sie Ihre Beobachtungen in einer Tabelle
Stoffe in ca. 15 mL Wasser lösen:
fest.
RG 1: einige Tropfen konzentrierte Essigsäure b) Teilen Sie die untersuchten Lösungen in Klassen
(GHS 2 | 5) ein, je nachdem, ob sie sauer, neutral oder alka-
lisch reagieren.
RG 2: einige Tropfen konzentrierte Ammoniaklösung
c) Beschreiben Sie, ob die in b) durchgeführte
(GHS 5 | 6 | 9)
Unterteilung Ihren Erwartungen entspricht.
RG 3: eine Spatelspitze Natriumacetat
ENTSORGUNG R, G4
RG 4: eine Spatelspitze Ammoniumchlorid (GHS 7)
RG 5: eine Spatelspitze Kaliumcarbonat (GHS 7)
RG 6: eine Spatelspitze Natriumhydrogensulfat
(GHS 5)
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 95
2.1 Säure-Base-Reaktionen im Alltag und im Labor
2.1.2 Säure-Base-Reaktionen
96 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Säure-Base-Reaktionen im Alltag und im Labor 2.1
abgeben. Man spricht von Protonendonatoren. moniumchlorid, das sich aufgrund seiner guten
Stoffe, deren Teilchen bei einer chemischen Reak- Löslichkeit in Wasser schnell wieder löst.
tion Protonen aufnehmen, bezeichnet man nach Nach tropfenweiser Zugabe von verdünnter
BRØNSTED als Basen bzw. Protonenakzeptoren. Salzsäure in eine mit Bromthymolblau versetzte
verdünnte Ammoniaklösung kann man beobach-
ten, dass die durch den Indikator blau gefärbte
Reaktionen von Säuren mit Basen
Lösung immer heller wird, bis sie schließlich eine
Mischt man die Feststoffe Citronensäure und grüne Farbe annimmt (V6). Dies zeigt eine neu-
Speisenatron, so beobachtet man erst nach trale Lösung an. Die für saure bzw. alkalische Lö-
Zugabe von Wasser eine Reaktion (V3). Ist für sungen charakteristischen Oxonium- bzw. Hy-
Reaktionen von Säuren mit Basen immer Wasser droxid-Ionen liegen in der neutralen Lösung
nötig? nicht mehr vor. Bei dieser Neutralisation findet
Stellt man ein Schnappdeckelglas mit konzen- eine Protonenübertragung von den Oxonium-
trierter Ammoniaklösung unter ein umgekehrtes Ionen der Salzsäure auf die Hydroxid-Ionen in
Becherglas, an dessen Boden ein mit konzen- der Ammoniaklösung statt. Dabei entstehen
trierter Salzsäure getränktes Filterpapier klebt, Wasser-Moleküle. Außerdem liegen Ammoni-
bildet sich dazwischen ein weißer Rauch (LV4). um- und Chlorid-Ionen in der Lösung vor.
Aus den entsprechenden Lösungen entweichen
die farblosen Gase Chlorwasserstoff und Am- OH- (aq) + H3O+ (aq) 2 H2O (l)
moniak, die im Gasraum miteinander zu festem H
Ammoniumchlorid reagieren. Die Entstehung – +
dieses Salzes lässt sich nur durch eine Protonen- H O + H O O + O
H H H H
übertragungsreaktion erklären. Chlorwasserstoff- H
Moleküle geben jeweils ein Proton ab, Ammoni-
ak-Moleküle nehmen jeweils ein Proton auf. Eine neutrale Lösung entsteht nur, wenn die
Stoffmengen der Oxonium- und Hydroxid-Io-
NH3 (g) + HCl (g) NH4Cl (s) nen, die miteinander reagieren, gleich groß sind.
Protonen- Neutralisationsreaktionen sind Salzbildungsre-
übertragung
H aktionen.
δ+ δ– δ+ δ+ δ– + –
H N H + H Cl H N H + Cl
Hδ+ H BRØNSTED-Säuren sind Protonendona-
Ammoniak- Chlorwasserstoff- Ammonium- Chlorid- toren, BRØNSTED-Basen sind Protonen-
Molekül Molekül Ion Ion
akzeptoren. Protolysen sind Protonen-
übertragungsreaktionen.
Das Ammoniak-Molekül ist in diesem Fall der
Protonenakzeptor (BRØNSTED-Base) und das
Chlorwasserstoff-Molekül der Protonendonator
(BRØNSTED-Säure).
AUFGABEN
Reaktionen von sauren
A1 Wenn man die Lösungen aus LV5 und V6
mit alkalischen Lösungen
eindampft, erhält man einen weißen Fest-
Es können jedoch nicht nur die Gase der Am- stoff. Erklären Sie diesen Sachverhalt.
moniaklösung und der Salzsäure miteinander A2 Versetzt man Kalilauge K+ (aq) + OH- (aq)
reagieren, sondern auch die Lösungen selbst. tropfenweise mit einer Säure, bildet sich
Tropft man konzentrierte Salzsäure in konzen- nach einiger Zeit eine Kaliumchloridlösung.
trierte Ammoniaklösung, trübt sich die Lösung Erläutern Sie, mit welcher Säure diese
an der Eintropfstelle (LV5). Es bildet sich Am- Reaktion stattfindet.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 97
2.1 Säure-Base-Reaktionen im Alltag und im Labor
2.1.3 Protolysegleichgewichte
98 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Säure-Base-Reaktionen im Alltag und im Labor 2.1
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 99
Xylikau
Zahnpflege-
Kaugummi
enthält Fluorid
und Xylit
20 Stück, zuckerfrei
100 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.2
B2 Versuchsaufbau zu V3
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 101
2.2 Der pH-Wert
102 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Der pH-Wert 2.2
AUFGABEN
A1 Berechnen Sie mithilfe des Ionenprodukts
Kw die Konzentration der Oxonium-Ionen
c(H3O+) in reinem Wasser bei ϑ = 25°C.
A2 Die pH-Werte wässriger Lösungen sind bei
25 °C:
a) 1 b) 5 c) 9 d) 11 e) 12,5
Berechnen Sie jeweils c(H3O+) und c(OH-).
A3 Bewerten Sie Angaben in B2 mit dem Wis-
sen, dass die menschliche Haut leicht sauer
ist. B2 Label auf einem Duschgel
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 103
2.3 Starke und schwache Säuren und Basen
Gemessen am Schmerz beim Berühren einer Brennnessel oder beim Biss einer Amei-
se würde man die Ameisensäure als starke Säure bezeichnen. Tatsächlich ist sie aber
nur eine mittelstarke Säure, während die sehr starke Säure Chlorwasserstoff gelöst
in Wasser als Salzsäure in unserem Magensaft enthalten ist. Die schwache Blausäure
(Wasserstoffcyanid) ist ein starkes Gift. Diese Beispiele zeigen, dass die Stärke einer
Säure nichts mit ihrer Giftigkeit oder Gefährlichkeit zu tun hat. Wann spricht man von
einer starken und wann von einer schwachen Säure?
104 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.3
AUSWERTUNG
a) Übertragen Sie die Tabelle B2 in Ihr Heft und c) Formulieren Sie das Protolysegleichgewicht bei
notieren Sie die gemessenen pH-Werte. der Reaktion von Chlorwasserstoff HCl mit Was-
b) Berechnen Sie aus den gemessenen pH-Werten ser.
die Oxonium-Ionenkonzentration c(H3O+) und d) Formulieren Sie das Protolysegleichgewicht bei
tragen Sie diese in die entsprechende Spalte der der Reaktion von Essigsäure CH3COOH mit
Tabelle ein. Wasser.
e) Stellen Sie eine begründete Hypothese auf, die
Säure c0(HA) pH c(H3O+) erklärt, worauf die Unterschiede in den pH-
Werten bei gleicher Ausgangskonzentration c0
Salzsäure 0,1 mol/L
beruhen könnten.
Salzsäure 0,01 mol/L
Essigsäurelösung 0,1 mol/L ENTSORGUNG G1
Essigsäurelösung 0,01 mol/L
B2 Tabelle zu V1
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 105
2.3 Starke und schwache Säuren und Basen
106 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Starke und schwache Säuren und Basen 2.3
H2O + B OH- + HB+ B3 Stärke von Säuren und ihren korrespondierenden Basen
c(HB+) ∙ c(OH-)
MWG: Kc =
c(B) ∙ c(H2O)
Die Säurekonstante KS und die Basen-
c(OH-) ∙ c(HB+) konstante KB sind ein Maß für die Säure-
Kc ∙ c(H2O) = KB, also KB =
c(B) bzw. Basenstärke.
Der pKS-Wert einer Säure bzw. der
Anstelle des KS- oder KB-Werts wird häufig der
pKB-Wert einer Base ist der negative
pKS- bzw. pKB-Wert angegeben, der wiederum
dekadische Logarithmus des jeweiligen
dem negativen dekadischen Logarithmus des je-
KS- bzw. KB-Werts.
weiligen KS- bzw. KB -Werts entspricht:
Je kleiner der pKS- bzw. pKB-Wert ist,
pKS = −lg KS KS = 10-pKS mol/L
desto stärker ist die Säure bzw. Base.
pKB = −lg KB KB = 10-pKB mol/L
pKS- und pKB-Werte ermöglichen eine Einteilung
von Säuren und Basen nach ihrer Stärke. So ist AUFGABEN
die Ameisensäure eine stärkere Säure als die A1 Propansäure mit c0(HA) = 0,1 mol/L hat
Essigsäure, aber eine schwächere Säure als die den pH-Wert 2,94. Berechnen Sie den
Salzsäure (B3). KS- und den pKS-Wert.
A2 Begründen Sie unter Berücksichtigung von
B1, dass es bei genauen Messungen hilfreich
ist, zusätzlich zu pH-Papier mit elektroni-
scher Messwerterfassung zu arbeiten.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 107
2.3 Starke und schwache Säuren und Basen
2.3.3 Säure-Base-Gleichgewichte
Folglich kann man bei korrespondieren Säure- B4 Einteilung von Säuren und Basen
Base-Paaren bei bekanntem pKS-Wert den pKB-
Wert der korrespondierenden Base berechnen,
Starke Säuren und Basen reagieren nahezu voll-
und umgekehrt (B3, S. 107).
ständig mit Wasser. Daher haben alle wässrigen
Aus der Gleichung lässt sich ebenfalls ableiten: Je
Lösungen starker Säuren bzw. starker Basen bei
stärker eine Säure, desto schwächer ist ihre kor-
gleicher Konzentration den gleichen pH-Wert.
respondierende Base. Je stärker die Base, desto
schwächer ist ihre korrespondierende Säure.
108 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Starke und schwache Säuren und Basen 2.3
Protolyse von Salzen ist für die Bildung einer sauren, neutralen oder
alkalischen Lösung entscheidend, ob die Säure-
Ob die Lösung eines Salzes sauer, neutral oder
oder Basenstärke überwiegt. Dies gilt nur, wenn
alkalisch ist, hängt von den pKS- und pKB-Werten
die Kationen keine Protolyse mit Wasser-Mole-
der Ionen ab.
külen eingehen. Ist bei dem Anion pKS pKB, so
reagiert das Anion als Säure und es entsteht eine
Neutrale Salzlösungen
saure Lösung. Wenn umgekehrt für das Anion
Sind die Kationen und Anionen eines Salzes sehr
pKS pKB gilt, reagiert es als Base und es entsteht
schwache Säuren oder Basen, findet keine merk-
eine alkalische Lösung (B5).
liche Säure-Base-Reaktion zwischen den Ionen
Beispiele: NaHSO4, K2HPO4.
und den Wasser-Molekülen statt. Die entstehen-
de Lösung ist neutral. Anion pKS pKB Lösung
Beispiele: NaCl, K2SO4.
HSO4 -
1,92 12,08 sauer
HPO42- 12,32 1,68 alkalisch
Saure und alkalische Salzlösungen
Hat ein Ion einen deutlich kleineren pKS- bzw. B5 Bildung saurer und alkalischer Salzlösungen bei
pKB-Wert als das andere Ion eines Salzes, reagiert amphoteren Anionen
es als Säure bzw. Base mit Wasser. Die entste-
hende Lösung ist sauer bzw. alkalisch.
Für korrespondierende Säure-Base-
So entsteht bei der Protolyse von Ammonium- Paare HA/A- ist das Produkt aus KS(HA)
chlorid NH4Cl mit Wasser eine saure Lösung, da und KB(A-) gleich dem Ionenprodukt des
der pKS-Wert von NH4+ mit 9,24 deutlich kleiner Wassers KW.
ist als der pKB-Wert von Cl- mit 20.
Bei 25 °C gilt: pKS + pKB = pKW = 14.
NH4Cl (s) + H2O (l)
Je stärker einer Säure HA, umso schwä-
NH3 (g) + Cl- (aq) + H3O+ (aq)
cher ist ihre korrespondierende Base A-.
Bei der Protolyse von Natriumcarbonat Na2CO3
Starke Säuren und Basen protolysieren
mit Wasser entsteht eine alkalische Lösung, da
nahezu vollständig und haben einen
pKB(CO32-) = 3,60 klein ist und Na+-Ionen keine
pKS- bzw. pKB-Wert 1,5.
Protolyse mit Wasser-Molekülen eingehen.
Bei Salzen entscheidet der pKS- bzw.
Na2CO3 (s) + H2O (l)
pKB-Wert der Anionen und Kationen, ob
2 Na+ (aq) + HCO3- (aq) + OH- (aq)
bei der Reaktion mit Wasser eine saure,
Bei einigen Salzen sind die Anionen Ampholyte alkalische oder neutrale Lösung vorliegt.
(z. B. HSO4-, HPO42-). Bei amphoteren Anionen
AUFGABEN
A1 Bei einer Säurelösung wird ein pH-Wert beträgt der pH-Wert der Lösung 2 und die
von 3 gemessen. Erläutern Sie, dass es an- Konzentration c(HSO4-) = 0,008 mol/L.
hand dieses Messwerts nicht möglich ist zu a) Stellen Sie das Massenwirkungsgesetz
entscheiden, ob eine starke oder schwache für die Definition von KS(HSO4-) auf.
Säure vorliegt. b) B erechnen Sie KS(HSO4-) und KB der
A2 Entscheiden Sie begründet, ob eine wässri- korrespondierenden Base.
ge Lösung von Natriumacetat NaCH3COO A4 Erläutern Sie, ob bei den folgenden
sauer, neutral oder alkalisch ist. Ampholyten die Säure- oder Basenstärke
A3 Das Salz Natriumhydrogensulfat NaHSO4 überwiegt: a) HCO3-, b) H2PO4-, c) HPO42-.
wird in Wasser gelöst. Im Gleichgewicht
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 109
2.3 Starke und schwache Säuren und Basen
110 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Starke und schwache Säuren und Basen 2.3
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 111
2.4 Puffersysteme
Blut ist eine Flüssigkeit mit einem durchschnittlichen pH-Wert von 7,4. Unser Wohl-
befinden hängt davon ab, dass der pH-Wert des Blutes nur in einem engen Bereich
von pH = 7,4 ± 0,5 schwankt. Lebensmittel beeinflussen den Säure-Base-Haushalt
des Blutes. Ihre Wirkung ist jedoch nicht abhängig von deren pH-Wert, sondern von
dem, was nach der Verdauung übrig bleibt und ins Blut resorbiert wird. Z. B. schme-
cken Zitronen zwar sauer, aber ihre Mineralstoffe, die letztlich in unser Blut gelangen,
wirken basisch. Der Genuss von zu viel Fleisch kann zu einer Übersäuerung, einer so
genannten Acidose des Blutes führen und damit wichtige Enzymreaktionen stören.
Warum kann unser Körper in der Regel mit solchen pH-Wert-Schwankungen
umgehen?
Blut enthält sogenannte Puffersysteme, die es trotz V1 Stellen Sie jeweils 50 mL der folgenden drei
äußerer Einflüsse schaffen, Belastungsspitzen zu Pufferlösungen her, indem Sie jeweils 25 mL der
vermeiden und den pH-Wert in einem engen Bereich angegebenen Lösungen in ein Becherglas füllen und
annähernd konstant zu halten. Aus welchen Baustei- mit einem Glasstab durch Rühren vermischen.
nen setzt sich ein solches Puffersystem zusammen
Acetat-Puffer:
und wie wirkt es dem Zusatz von Säuren und Basen
Essigsäurelösung c(HAc) = 0,1 mol/L
entgegen?
Natriumacetatlösung c(Ac-) = 0,1 mol/L
Hinweis: Eine arbeitsteilige Durchführung ist hier
sinnvoll. Hinweis: HAc ist eine gebräuchliche Abkürzung für
CH3COOH, Ac- eine gebräuchliche Abkürzung für
CH3COO-.
112 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.4
pH-Wert zu Beginn nach Zusatz von Salzsäure nach Zusatz von Natronlauge
0,5 mL 1 mL 1,5 mL 2 mL 0,5 mL 1 mL 1,5 mL 2 mL
destilliertes Wasser
Acetat-Puffer
Phosphat-Puffer
Carbonat-Puffer
B1 Tabelle zu V1 und V2
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 113
2.4 Puffersysteme
H2PO4¯
Wirkungsweise eines Puffersystems HPO42¯
+ OH¯ H2O + H3O+
Pufferlösungen bestehen aus einer schwachen
Pufferlösung
Säure HA und ihrer korrespondierenden Base A-.
Pufferlösungen wie der Essigsäure-Acetat-Puffer H2PO4¯ H2PO4¯
(HAc/Ac--Puffer) können sowohl Oxonium-Io- HPO42¯ HPO42¯
nen als auch Hydroxid-Ionen abfangen. Die Re- H2O H2O
aktionsgleichung der Protolysereaktion ist: Pufferlösung Pufferlösung
nach Basenzugabe nach Säurezugabe
HAc + H2O Ac- + H3O+
B2 Bei Base- oder Säurezugabe zu einer Pufferlö-
Bei Zugabe von Oxonium-Ionen fangen die
sung (hier: Phosphat-Puffer) bleiben die Säure- und
Acetat-Ionen die Oxonium-Ionen ab, indem sie Base-Teilchen in der Lösung die gleichen, es ändern
mit diesen zu Essigsäure- und Wasser-Molekülen sich aber ihre Konzentrationen (Abnahme, Zunahme).
reagieren. Dabei bleibt der pH-Wert annähernd
konstant:
114 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Puffersysteme 2.4
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 115
E EXKURS
116 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
EXKURS E
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 117
2.5 Indikatoren
Viele Blüten und Früchte sind rot, violett oder blau gefärbt. Je nach Umgebung kön-
nen sie ihre Farbe wechseln. Dafür ist der in ihnen enthaltene Farbstoff Cyanidin
verantwortlich, dessen Farbigkeit vom pH-Wert der Umgebung abhängig ist. Neben
natürlichen Farbstoffen können auch synthetisch hergestellte Farbstoffe je nach Um-
gebung ihre Farbe wechseln. Wie kommt es dazu?
Im Verlauf der Blüte ändert sich die Farbe von rosa V2 Stellen Sie aus geschnittenen Rotkohlblättern
Rosenblüten allmählich. Je nach Zubereitung kocht einen Rotkohlsaft her, indem Sie wie in V1 vorgehen.
man Rotkohl oder Blaukraut. Wie werden die Farben Geben Sie jeweils 1 mL des hergestellten Rotkohlsafts
durch den pH-Wert beeinflusst? zu den folgenden Stoffen: a) Citronensäure,
b) Natron bzw. Soda, c) Backpulver, d) Entkalker,
V1 Zerreiben Sie ca. 20 g rote oder rosa Rosenblät-
e) Seifenlösung, f) Natronlauge (c = 0,1 mol/L),
ter mit Sand und ca. 20 mL dest. Wasser. Filtrieren
und g) Salzsäure (c = 0,1 mol/L). Notieren Sie jeweils
Sie die Suspension nach einigen Minuten und vertei-
die Farben des Rotkohlsafts.
len Sie das Filtrat auf zwei Reagenzgläser.
Fügen Sie einem der Reagenzgläser 2 mL Natronlau- AUSWERTUNG
ge (c = 0,1 mol/L, GHS 5) und dem zweiten Reagenz- a) Beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen
glas 2 mL Salzsäure (c = 0,1 mol/L, GHS 5) hinzu. dem Farbstoff der Rosenblätter und dem pH-
Vereinigen Sie anschließend die beiden Lösungen. Wert in V1 .
b) Ordnen Sie den untersuchten Proben aus V2 die
Begriffe sauer oder alkalisch zu.
c) Erklären Sie die Bezeichnung Rotkohl bzw. Blau-
kraut.
ENTSORGUNG A
118 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.5
Universalindikatoren sind Gemische aus mehreren nungen der Bestandteile des Indikatorgemischs
Indikatoren. Welche Indikatoren sind dies? von der Startlinie.
c) Ermitteln Sie durch Vergleich der Laufstrecken
V4 Führen Sie eine Dünnschichtchromatografie
die Bestandteile des Universalindikators.
(DC) eines Universalindikators mit den Lösungen der
Vergleichssubstanzen Bromthymolblau (GHS 2 | 7), ENTSORGUNG R, G3
Methylrot (GHS 2 | 7), Thymolblau (GHS 2 | 7) und
Thymolphthalein (GHS 2 | 7) jeweils mit einem sau-
ren und einem alkalischen Laufmittel durch (vgl. FM
Eine Dünnschichtchromatografie durchführen,
S. 121). Stellen Sie als saures Laufmittel eine Lösung
aus 10 mL Salzsäure (c = 0,1 mol/L, GHS 5) und
1 mL Ethanol (GHS 2 | 7) her. Verwenden Sie für das
alkalische Laufmittel Natronlauge (c = 0,1 mol/L,
GHS 5) statt Salzsäure. Als stationäre Phase dient je-
weils eine mit Cellulose beschichtete DC-Platte (B1). Startlinie
AUSWERTUNG
a) Fotografieren oder zeichnen Sie die DC-Platte ab, Universal- Methyl- Thymol-
nachdem sie aus der DC-Kammer entnommen indikator rot phthalein
wurde. Bromthymol- Thymol-
b) Notieren Sie die Laufstrecken, d. h. die Entfer- blau blau
nungen der Vergleichssubstanzen und die Entfer-
B1 Vorbereitung der DC-Platte
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 119
2.5 Indikatoren
120 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Indikatoren 2.5
(DC-Platte)
Laufstrecke
Laufstrecke
Startpunkte
Säure-Base-Indikatoren sind schwache Startlinie
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 121
2.6 Titrationen
Indikatorfarbstoffe verfärben sich in Abhängigkeit des pH-Werts der Umgebung.
Lassen sie sich zur Konzentrationsbestimmung saurer und alkalischer Lösungen
einsetzen? Welche Alternativen gibt es, wenn Farbstoffe nicht zur Konzentrationsbe-
stimmung eingesetzt werden können?
122 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Versuche und Material 2.6
V pH-metrische Titration 2 5 7
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 123
2.6 Titrationen
2.6.2 Säure-Base-Titration
n
Orangensaft hat einen charakteristisch säuerli- c = V ⇔n=c∙V
chen Geschmack, der durch die darin enthaltene
n(H3O+) = c(H3O+) ∙ V(saure Lösung)
Citronensäure entsteht. Dass Zitronensaft mehr
bzw.
Citronensäure enthält als Orangensaft, lässt sich
n(OH-) = c(OH-) ∙ V(alkalische Lösung)
schon beim Probieren feststellen. Um quantita-
tiv zu bestimmen, wie viel Citronensäure genau Durch Einsetzen in Gleichung erhält man:
in Zitronensaft enthalten ist, bestimmt man ihre
Stoffmengenkonzentration im Zitronensaft mit- c(H3O+) ∙ V(saure Lösung)
= c(OH-) ∙ V(alkalische Lösung)
hilfe einer Titration (V1).
Bei einer Titration sind zwei der Größen in Glei-
Konzentrationsbestimmung durch chung bekannt: Die Stoffmengenkonzentrati-
Titration on der Maßlösung und das Volumen der Lösung
mit unbekannter Stoffmengenkonzentration, der
Bei einer Titration bestimmt man die Stoffmen-
Vorlage (B1). Das Volumen der Maßlösung, das
genkonzentration einer Säure bzw. Base in wäss-
bis zum Erreichen des Äquivalenzpunktes nötig
riger Lösung, indem man sie mit einer starken
ist, wird experimentell bestimmt. Dazu wird die
Base bzw. Säure bekannter Stoffmengenkonzen-
Maßlösung mithilfe einer Bürette solange zur
tration neutralisiert. Sobald die Stoffmengen der
Vorlage hinzugefügt, bis der Äquivalenzpunkt er-
Oxonium-Ionen und der Hydroxid-Ionen gleich
reicht ist (B1). Anschließend kann man dann die
groß sind, ist der Äquivalenzpunkt erreicht und
gesuchte Stoffmengenkonzentration errechnen.
die Titration beendet.
Wahl des Bei einer Neutralisationsreaktion reagieren die
Indikators Oxonium-Ionen einer sauren Lösung mit den Erkennen des Äquivalenzpunkts
• S. 120
Hydroxid-Ionen einer alkalischen Lösung prak-
Fügt man der Vorlage vor Beginn der Titration
pH-metrische tisch vollständig zu Wasser-Molekülen:
Titration einige Tropfen einer geeigneten Indikatorlösung
• S. 126 H3O+ (aq) + OH- (aq) 2 H2O (l) hinzu, erkennt man das Erreichen des Äquiva-
lenzpunktes am Farbumschlag des Indikators.
Leitfähigkeits- Ein Mol Oxonium-Ionen neutralisiert dabei ge-
titration Außerdem lässt sich der Äquivalenzpunkt durch
nau ein Mol Hydroxid-Ionen. Ihre Stoffmengen
• S. 127 die Änderung des pH-Werts und der elektri-
n sind somit identisch:
schen Leitfähigkeit erkennen.
An der Bürette liest man das benötigte Volumen
n(H3O+) 1 der Maßlösung ab. Somit sind drei der vier Grö-
n(OH-) = 1 ßen in Gleichung bekannt und die gesuchte
0 ⇔ n(H3O+) = n(OH-) Stoffmengenkonzentration kann durch Einset-
Bürette mit zen in die Gleichung und Umstellen berechnet
Kennt man eine der bei-
Maßlösung werden.
den Stoffmengen, lässt sich
daraus die jeweils andere
Stoffmenge berechnen. Da Wahl des Indikators
Indikator
bei Titrationen Lösungen
Die Lage des Äquivalenzpunktes wirkt sich dar-
eingesetzt werden, kann
Natronlauge
auf aus, welchen Indikator man für eine Titration
man die Beziehung zwi-
? mol/L
Rühr-
verwenden kann. Ein genaues Ergebnis erreicht
Vorlage fisch schen der Stoffmenge n, der
Lösung man nur, wenn der Äquivalenzpunkt im Um-
Magnet-
unbekannter Stoffmengenkonzentration
rührer schlagsbereich des Indikators liegt.
Rotation Konzentration c und dem Volumen V zur
Auswertung der Titration
on
off
nutzen:
B1 Aufbau einer Säure-Base-Titration
124 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Titrationen 2.6
n(H3O+) 1
= ⇔ n(H3O+) = 31 · n(OH-)
FM Titrationen auswerten n(OH-) 3
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 125
2.6 Titrationen
126 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
Titrationen 2.6
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 127
FM FACHMETHODE
Die Form und der Verlauf einer Titrationskurve sind bei genten senkrecht liegende Strecke.
der Titration der Lösung einer einprotonigen Säure mit Der Schnittpunkt der Mittelsenkrechten dieser
der Lösung einer starken Base wie Natronlauge abhängig Strecke mit dem Graphen entspricht dem gesuchten
von der Stärke der entsprechenden Säure (B1). Äquivalenzpunkt.
Beispiel: Der Äquivalenzpunkt von Essigsäure liegt im
pH-Wert alkalischen Bereich, der Äquivalenzpunkt von Salzsäure
Überschuss an OH--Ionen
13 liegt bei pH = 7.
11 Äquivalenzpunkt Essigsäure
9 liegt im Basischen 2. Der Halbäquivalenzpunkt (HÄP)
7 Äquivalenzpunkt Salzsäure Bei der pH-metrischen Titration schwacher Säuren
4,76 Fall 2
5 = Neutralpunkt ist zusätzlich der Halbäquivalenzpunkt von Bedeu-
3 tung. Am Halbäquivalenzpunkt ist die Hälfte der
Fall 1
1
Stoffmenge der zu analysierenden Säure HA neutra-
HÄP ÄP V(Natronlauge)
lisiert. In der Vorlage liegen nun gleiche Stoffmengen
B1 Titrationskurven der pH-metrischen Titration von Salzsäu- an Säure und ihrer korrespondierenden Base A- vor:
re und Essigsäurelösung mit Natronlauge (je c = 0,1 mol/L) n(HA) = n(A-)
In der HENDERSON-HASSELBALCH-Gleichung (vgl.
Ermitteln Sie die charakteristischen Punkte der Titrati- S. 115)
c(A-)
onskurven von Salzsäure und Essigsäurelösung und be- pH = pKS + lg c(HA)
schreiben sowie interpretieren Sie deren Verlauf.
nimmt der Quotient somit den Wert 1 an und die
VORGEHEN Gleichung vereinfacht sich zu: pH = pKS. Der pH-
1. Der Äquivalenzpunkt (ÄP) Wert des Halbäquivalenzpunktes entspricht dem
Am Äquivalenzpunkt sind die Stoffmengen der pKS-Wert der zu analysierenden schwachen Säure.
Säure HA in der Vorlage und der mit der Maßlösung
Ermitteln Sie den Halbäquivalenzpunkt der Titration
zugegebenen Base B äquivalent. Es gilt:
aus der Titrationskurve wie folgt:
n(HA) = n(B) • B
estimmen Sie die Koordinaten des Punktes an
der Stelle, die dem halben Volumen des Äquiva-
pH-Wert
lenzpunktes entspricht (B1, B2).
1 3
Beispiel: Für die Essigsäure hat der Halbäquivalenz-
2
pKs punkt den pH-Wert 4,76 (B1).
ÄP
128 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
FACHMETHODE FM
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 129
BW BASISWISSEN
Alles im Blick
1 BRØNSTED Säure-Base-Theorie
2 pH-Wert
Wasser-Moleküle sind amphoter und bilden durch Für die Konzentration der Oxonium- und Hydroxid-
Autoprotolyse in sehr geringer Konzentration Oxo- Ionen in Wasser gilt damit:
nium- und Hydroxid-Ionen: c(H3O+) = c(OH-) = 10-7 mol/L.
H2O + H2O H3O+ + OH-
Der pH-Wert einer Lösung entspricht dem negativen
Säure I Base II Säure II Base I
dekadischen Logarithmus des Zahlenwertes der Kon-
Kc = 3,258 ∙ 10-18
zentration der Oxonium-Ionen:
Da das Gleichgewicht fast vollständig auf der Seite pH = -lg c(H3O+).
der Edukte liegt, betrachtet man die Konzentration
Der pOH-Wert wird analog aus der Konzentration
des Wassers als konstant und leitet über das MWG
der Hydroxid-Ionen bestimmt:
das Ionenprodukt des Wassers (KW) ab:
pOH = -lg c(OH-).
Kc · c2(H2O) = c(H3O+) · c(OH-) = KW
KW = 10-14 mol2/L2 Außerdem gilt: pH + pOH = 14.
Die Säure- und die Basenstärke lassen auf die Lage Analog zum pH-Wert verwendet man pKS- bzw. pKB-
eines Protolysegleichgewichts schließen. Starke Säuren Werte, mit denen Säuren und Basen klassifiziert wer-
und Basen protolysieren in wässriger Lösung fast voll- den:
ständig, schwache Säuren und Basen hingegen kaum. Stärke der Säure bzw. Base pKS- bzw. pKB-Wert
Quantitativ gibt man die Säure- bzw. Basenstärke mit
stark pKS bzw. pKB 1,5
der Säure- bzw. Basenkonstante (KS bzw. KB) an. Die-
mittelstark 1,5 pKS bzw. pKB 4,75
se beschreiben das Konzentrationsverhältnis zwischen
schwach pKS bzw. pKB 4,75
protolysierten Produkt-Teilchen und unprotolysierten
Edukt-Teilchen einer Säure bzw. Base: Für korrespondierende Säure-Base-Paare gilt:
pKS + pKB = 14.
c(H3O+) ∙ c(A-) c(OH-) ∙ c(HA)
KS = bzw. KB =
c(HA) c(A-)
132 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
2
Da starke Säuren und Basen vollständig protolysie- Schwache Säuren und Basen protolysieren nicht
ren, gilt für diese: vollständig, für diese gilt:
c(H3O+) = c0(HA) bzw. c(OH-) = c0(B) c(HA) ≈ c0(HA) bzw. c(B) ≈ c0(B)
und der pH- bzw. pOH-Wert kann aus der Anfangs- und der pH- bzw. pOH-Wert wird näherungsweise
konzentration c0 berechnet werden. berechnet.
starke Säure starke Base schwache Säure schwache Base
1 1
pH = -lg c0(HA) pH = 14 - (-lg c0(B)) pH = 2 (pKS – lg c0(HA)) pH = 14 - 2 (pKB – lg c0(B))
6 Titrationen
Eine Titration ist ein analytisches Verfahren zur Er- Der Äquivalenzpunkt lässt sich durch den Farbum-
mittlung der Konzentrationen saurer bzw. alkalischer schlag eines geeigneten Indikators oder durch die
Lösungen. Bei einer Titration findet die Neutralisa- deutliche Veränderung der Leitfähigkeit der Vorla-
tion der Lösung in der Vorlage mit der Maßlösung ge bestimmen.
in der Bürette statt. Am Äquivalenzpunkt sind die
In wässrigen Lösungen starker Säuren bzw. Basen
Stoffmengen n(H3O+) und n(OH-) gleich. Aus dem
liegt der Äquivalenzpunkt bei pH = 7. In wässrigen
Volumen und der Konzentration der verbrauchten
Lösungen schwacher Säuren bzw. Basen ist er in den
Maßlösung sowie dem Volumen der Lösung in der
alkalischen bzw. sauren Bereich verschoben.
Vorlage, lässt sich die unbekannte Konzentration
berechnen.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 133
A AUFGABEN
134 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
2
A12 Arbeitet man im Labor mit Cyaniden, muss unbe- b) Begründen Sie, in welcher Konzentration die
dingt darauf geachtet werden, dass die Salze kei- Pufferbase vorliegen muss, wenn die Konzentra-
nesfalls mit starken Säuren in Kontakt kommen, da tion der Puffersäure c = 0,7 mol/L beträgt.
es sonst zu lebensgefährlichen Unfällen kommen
A17 Die Titrationskurve zeigt den pH-Verlauf bei der
kann. Beschreiben Sie die Gefahr, die von Cyaniden
Titration von 50 mL Ammoniaklösung unbekannter
ausgeht.
Konzentration mit Salzsäure der Konzentration
A13 Ammoniumcarbonat (NH4)2CO3 wird in Lebens- c = 0,1 mol/L.
mitteln als Backtriebmittel und Säureregulator
eingesetzt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts setzte pH-Wert
man dieses Salz auch als Riechsalz zur Behandlung 14
13
von Ohnmacht und Schwindel ein. 12
11
a) Beim Backen zersetzt sich Ammoniumcarbo- 10
nat u. a. zu Ammoniak, das dem Gebäck einen 9
8
charakteristischen Geschmack, ähnlich dem von 7
Laugengebäck, verleiht. Begründen Sie, worauf 6
5
dies zurückzuführen ist. 4
b) Säureregulatoren verwendet man in Lebensmit- 3
2
teln, um zu verhindern, dass sich deren pH-Wert 1
verändert. Leiten Sie aus dem Aufbau von Am- 0
0 10 20 30 40
moniumcarbonat dessen Einsatz als Säureregu- V(Salzsäure) in mL
lator ab.
c) Die Verwendung als Riechsalz beruht darauf, a) Ermitteln Sie den Äquivalenzpunkt und die
dass geringe Mengen Ammoniak aus dem Salz Konzentration der titrierten Ammoniaklösung.
entweichen. Erläutern Sie den Vorgang anhand b) Nennen Sie einen für diese Titration geeigneten
der Säurestärke von Ammonium-Ionen und Indikator. Begründen Sie Ihre Wahl.
Hydrogencarbonat-Ionen. c) Nennen Sie die Teilchen, die bei V(Salzsäure) =
d) In einigen Sportbereichen wird Ammoniumcar- 0 mL, 10 mL, 20 mL und 30 mL vorliegen und
bonat noch heute verwendet. Recherchieren ordnen Sie diese für jedes Volumen nach abstei-
und beurteilen Sie den dortigen Einsatz des gender Konzentration.
Salzes. d) Vergleichen Sie die Titrationskurve mit der
Kurve, die Sie für die Titration von Natronlauge
A14 Berechnen Sie die pH-Werte der folgenden Lösun-
identischer Konzentration erwarten würden.
gen.
a) 0,32 g Sorbinsäure C5H7COOH mit einem pKS- A18 Natriumbenzoat C6H5COONa wird als Konser-
Wert von 4,76 werden in 250 mL Wasser gelöst. vierungsstoff z. B. für Ketchup oder Mayonnaise
b) 1,56 g Natriumoxid Na2O werden in 750 mL verwendet. Im Magen (pH = 1,4) stellt sich ein
Wasser gelöst. Gleichgewicht zwischen Benzoesäure C6H5COOH
und Benzoat-Ionen C6H5COO- ein. Berechnen Sie
A15 Ermitteln Sie die Masse an Natriumhydrogencarbo-
das Verhältnis von c(C6H5COOH) zu c(C6H5COO-)
nat NaHCO3, die in 100 mL Wasser gelöst werden
im Magen nach dem Verzehr von Pommes frites mit
muss, um eine Lösung mit pH = 10 herzustellen.
Ketchup. Der pKS-Wert von Benzoesäure beträgt
A16 Der saure Geschmack von Rhabarber beruht auf 4,2.
seinem Gehalt an Oxalsäure HOOCCOOH mit den
pKS-Werten von 1,46 und 4,29.
a) Auf der Basis von Oxalsäure kann eine Puf-
ferlösung hergestellt werden. Erläutern Sie die
Vorgänge, die beim Abpuffern einer zugesetzten
alkalischen Lösung ablaufen.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 135
KC KOMPETENZCHECK
Ziel erreicht?
Verfügen Sie über die Kompetenzen dieses Kapitels? Lösen Sie die entsprechenden Aufgaben
(Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-14) und bewerten Sie sich mithilfe der Tabelle rechts unten.
06011-14
KOMPETENZ A: Säure-Base-Reaktionen als Protolysen KOMPETENZ C: Den pH-Wert mithilfe der Autoproto-
mit korrespondierenden Säure-Base-Paaren beschrei- lyse bestimmen und für Lösungen starker und schwa-
ben cher Säuren und Basen berechnen
A1 Entscheiden Sie begründet, ob es sich bei den C1 a) Vervollständigen Sie die Tabelle.
folgenden Reaktionen um Säure-Base-Reaktionen
handelt. Beschriften Sie korrespondierende Säure- c(H3O+) pH c(OH-) pOH
[mol/L] [mol/L]
Base-Paare.
a) I- + NH4+ HI + NH3 2
b) 3 HCl + Al(OH)3 Al3+ + 3 Cl- + 3 H2O 5 ∙ 10-9
c) Ca + 2 H2O Ca + 2 OH- + H2
2+
10
d) Li2O + H2O 2 Li+ + 2 OH-
e) HCO3 + HS
- -
CO2 + H2O + S2-
b) G eben Sie den Faktor an, um den sich die Kon-
A2 Kennzeichnen Sie alle amphoteren Teilchen in A1 . zentration der Oxonium-Ionen verändert, wenn
der pH-Wert von 2 auf 4 steigt.
c) Das Ionenprodukt des Wassers KW ist tempera-
KOMPETENZ B: Die Säure- und Basenstärke zur Be- turabhängig. Bei 50 °C beträgt sein Wert etwa
schreibung von Säure-Base-Gleichgewichten anwen- 5,6 ∙ 10-14 mol2/L2. Berechnen Sie den pH-Wert
den und Reaktionsverhalten damit begründen von Wasser bei dieser Temperatur.
B1 Erläutern Sie anhand der pKS-Werte, ob bei einer C2 Berechnen Sie die pH-Werte folgender Lösungen
Konzentration von c = 1 mol/L der pH-Wert von der angegebenen Konzentrationen:
Salpetersäure oder Blausäure HCN niedriger ist. a) Salpetersäure c = 0,05 mol/L
b) Natronlauge c = 1 mol/L
B2 Löst man 0,1 mol Methansäure (Ameisensäure) in
c) Schwefelsäure c = 0,02 mol/L
1 L Wasser, beträgt die Konzentration der Metha-
d) Ammoniumchloridlösung c = 0,01 mol/L
noat-Ionen (Formiat-Ionen) im Gleichgewicht
c = 0,004 mol/L. C3 Der pH-Wert einer Essigsäurelösung ist 3,1. Ermit-
a) Stellen Sie eine Reaktionsgleichung für die Proto- teln Sie die Anfangskonzentration c0 der Essigsäure
lysereaktion auf. in der Lösung.
b) Erklären Sie anhand der Konzentrationen der
Methanoat-Ionen im Gleichgewicht, dass Me-
thansäure keine starke Säure ist. KOMPETENZ D: Die Wirkungsweise von Puffersyste-
c) Ermitteln Sie durch Berechnung des pKS-Werts, men erklären
ob es sich bei Methansäure um eine mittelstarke
D1 Erläutern Sie, wie sich die Konzentrationen der
oder eine schwache Säure handelt.
Teilchen in einem Puffersystem bei Zugabe einer
B3 a) Ermitteln Sie mithilfe von pKS-Werten die sauren bzw. alkalischen Lösung verändern.
pKB-Werte für HSO3-, HS-, HCl, HC2O4- und O2-.
D2 Eine H2PO4-/HPO42--Pufferlösung soll einen pH-
b) Leiten Sie aus pKS- und pKB-Werten ab, ob die
Wert von 7,1 aufweisen. Berechnen Sie, in welchem
wässrigen Lösungen der folgenden Salze sauer,
Konzentrationsverhältnis die beiden Ionensorten
neutral oder alkalisch sind: Natriumchlorid,
hierzu in der Pufferlösung vorliegen müssen.
Natriumacetat und Ammoniumchlorid.
136 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
2
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und kreuzen Sie auf dem Arbeitsblatt an.
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 137
KC KOMPETENZCHECK
Klausuraufgaben
T1 Treibmittel
T2 Entkalker
AUFGABEN
A1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für den Berechnen Sie die Stoffmengenkonzentration und
Entkalkungsvorgang. die Masse der in einem Liter der Entkalkerlösung
A2 Interpretieren Sie den Verlauf der Titrationskurve in enthaltenen Säure.
B2 . Kennzeichnen Sie in der Kurve die markanten Leiten Sie daraus Schlussfolgerungen für den Um-
Punkte und geben Sie ihre Bedeutung an. gang mit Entkalkerlösungen ab.
A3 Ermitteln Sie die Säure, die in der Entkalkerlösung A4 Formulieren Sie eine begründete Vermutung über
enthalten sein könnte. die Rolle von Methylorange in der Entkalkerlösung.
138 SÄURE-BASE-REAKTIONEN
2
T3 Helicobacter pylori
SÄURE-BASE-REAKTIONEN 139
3 Aminosäuren und Proteine
OPTISCHE SPIEGELBILD
POLARIMETRIE AKTIVITÄT ISOMERE
FISCHER-
PROJEKTIONS-
ZWITTERION FORMEL
α-AMINOSÄUREN
PRIMÄRSTRUKTUR
PEPTIDBINDUNG
SEKUNDÄRSTRUKTUR
TERTIÄRSTRUKTUR PROTEINE
QUARTÄRSTRUKTUR
FUNKTIONEN IM
DREIDIMENSIONALE
MENSCHLICHEN
STRUKTUREN
KÖRPER
DENATURIERUNG
NACHWEISMETHODEN
Startklar?
Schätzen Sie Ihre Kompetenz in den Bereichen A bis E ein und prüfen Sie sich anhand
der entsprechenden Aufgaben (Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-16).
06011-16
D Struktur-Eigenschafts-Beziehungen erläutern
H H H H H H H e)
O H H H O H
H IUPAC-Nomenklaturregeln
KOMPETENZ A: C C C O anwenden H C C C C C H C C C
und Moleküle Stoffklassen zuordnen
H H H H H H H H O H O O
A1 Benennen Sie folgende Moleküle nach der IUPAC- H
Nomenklatur und ordnen Sie diese einer zugehöri-
Entwickeln Sie die Strukturformeln folgender
A2
gen organischen Stoffgruppe (z. B. Alkane) zu.
Verbindungen und kennzeichnen Sie jeweils die
a) H H H H H H H O H funktionelle
H Gruppe.
H O H
H C C C O H C C C C C
a) Butan-2-ol d) Ethan-1,2-diol
H C C C
b) Propanal e) Methansäure
H H H H H H H H O H O O
c) Propanon f) 2,3-Dihydroxybutansäure
H
H
H O H H b) H O H H
KOMPETENZ B: Säure-Base-Theorie nach brØnsted
H C C C C H H C C C C H anwenden
H H H H H H H
B1 Wenden Sie die Definition einer Säure und Base
Butan-2-ol Butan-2-on
nach BRØNSTED an je einem Beispiel an.
H H H c) H H H H O H H H OB2 HFormulieren Sie die Reaktionsgleichung der Protoly-
H C C C O H C C C C C H C C C se von Essigsäure mit Wasser und kennzeichnen Sie
H H H H H H H H O H O O die Brønsted-Säure und die Brønsted-Base.
H
B3 Milchsäure (2-Hydroxypropansäure) wird mit
O Natronlauge versetzt. Formulieren Sie die Reakti-
d) H O
H C H onsgleichung für diese Reaktion in Strukturformel-
H C C C C schreibweise.
H H H H H
H
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und geben Sie sich die entsprechende Punktzahl.
Mit rechtsd
hs
COOH
äure (L+)
lebenden
Joghurt-
HO C* H kulturen
CH3
L(+)-Milchsäure
de
hen r Milc
re
Mit
Mit rechtsd
hs
äure (L+)
lebenden
Joghurt-
kulturen
3.1 Spiegelbildisomerie
und optische Aktivität
In Joghurt ist häufig als Inhaltsstoff rechtsdrehende Milchsäure angegeben, die von
lebenden Joghurtkulturen erzeugt wird. Was bedeutet rechtsdrehend? Gibt es auch
eine linksdrehende Milchsäure? Was dreht sich eigentlich bei rechts oder linksdre-
hender Milchsäure? Ist eine ungesünder als die andere?
AUSWERTUNG
a) Vergleichen Sie ihr Ergebnis aus V3 mit den in der Erläutern Sie mithilfe Ihrer Ergebnisse aus V3 und
Tabelle B2 (S. 151) angegebenen Drehwinkeln. V4, ob man aus der Zugehörigkeit zur D- oder
Stellen Sie eine Vermutung auf, die erklärt, worauf L-Form einer Substanz ableiten kann, ob diese
Unterschiede in den Drehwinkeln zurückzufüh- rechtsdrehend oder linksdrehend ist.
ren sein könnten. d) Planen Sie eine Versuchsreihe mit dem Polari-
b) Vergleichen Sie ihr Ergebnis aus V4 mit dem meter aus B1, mit der man rechtsdrehende von
Drehwinkel der α-D-Glucoselösung aus V3. linksdrehender Milchsäure unterscheiden kann.
c) Rechtsdrehende Substanzen drehen die Schwin- e) Erläutern Sie den Strukturunterschied zwischen
gungsebene des in der Apparatur erzeugten rechts- und linksdrehender Milchsäure.
polarisierten Lichts (S. 150) im Uhrzeigersinn,
ENTSORGUNG A
d. h. vom Betrachter aus gesehen nach rechts und
werden mit (+) gekennzeichnet. Linksdrehende
Substanzen, die die Schwingungsebene (S. 150)
des polarisierten Lichts gegen den Uhrzeigersinn
und damit vom Betrachter aus nach links drehen,
kennzeichnet man mit (-).
3.1.2 Spiegelbildisomerie
H O H O
C C
Zur Unterschei-
dung von Enantio- HO C* H H C* OH
meren wird dem
Molekülnamen ein CH2OH CH2OH
D bzw. L vorange- L D
stellt. B1 Zwei Milchsäure-Moleküle, die sich wie Bild und Glycerinaldehyd
• FM S. 148 Spiegelbild verhalten
H O H O
Spiegel
C C
HO C* H H C* OH
H C* OH HO C* H
C C C C
COOH COOH
H3C CH2 H3C CH2 H3C CH2 H3C CH2
H C* OH HO C* H
D-Limonen L-Limonen D-Limonen L-Limonen
HO C* H H C* OH
COOH COOH B5 Enantiomere von Limonen-Molekülen: L-Limo-
nen (Zitronenduft) und D-Limonen (Orangenduft)
L-Weinsäure D-Weinsäure
COOH
B2 Schattenbild des Milchsäure-Moleküls
C H
H3C
OH Zeichnen Sie die Fischer-Projektion des Milchsäure-
Moleküls aus B1.
B1 Milchsäure-Molekül in der Keilstrich-Schreibweise mit VORGEHEN
räumlicher Orientierung der Substituenten und Verdeutlichung
der tetraedrischen Struktur 1. Zeichnen Sie dabei das Molekül so, dass die längste
Kohlenstoff-Kette senkrecht angeordnet ist (B3).
Eine solche dreidimensionale räumliche Darstellung von
+III
Molekülen in die zweidimensionale Papierebene zu über- COOH
tragen, stellt eine zeichnerische Herausforderung dar.
HO C* H
Um die räumlichen Strukturen der Spiegelbildisomere
-III
in die Papierebene zu übertragen, benutzte FISCHER (vgl. CH3
Info Emil Fischer) das Schattenbild bzw. die Projektions-
formeln der Moleküle (B2) und formulierte die rechts B3 Senkrechte Anordnung der längsten Kohlenstoff-Kette des
Milchsäure-Moleküls
stehenden Regeln.
Betrachten Sie dabei ein asymmetrisch substituier- Bei der Benennung von Kohlenhydraten und Amino-
tes Kohlenstoff-Atom so, dass die beiden senkrech- säuren haben die FISCHER-Projektionsformeln eine große
ten Bindungen vom Betrachter weg und die beiden Bedeutung. Die D/L-Enantiomere unterscheiden sich da-
seitlichen Bindungen zum Betrachter hin zeigen. bei nur durch die Stellung der funktionellen Gruppe am
Kohlenstoff-Atom, das sich am weitesten entfernt vom
3. Befindet sich die funktionelle Gruppe am asym-
höchst oxidierten Kohlenstoff-Atom befindet (B5).
metrisch substituierten Kohlenstoff-Atom auf der
Die Bezeichnungen D- und L-Enantiomer sind in der
rechten Seite, gehört das Molekül zu den D-En-
FISCHER-Projektionsformel willkürlich gewählt, während
antiomeren (lat. dexter, rechts). Steht die funktio-
es sich bei der Drehrichtung der Schwingungsebene von
nelle Gruppe links, zählt man das Molekül zu den
linear polarisiertem Licht um eine rein experimentell be-
L-Enantiomeren (lat. laevus, links).
obachtbare Eigenschaft handelt.
Bei der Milchsäure aus B1 handelt es sich um die L-
Aus der Bezeichnung D- bzw. L-Form lässt sich also
Milchsäure.
nicht auf die Drehrichtung des linear polarisierten Lichts
4. Besitzt ein Molekül mehrere asymmetrisch substi- schließen (vgl. S. 150).
tuierte Kohlenstoff-Atome, treffen Sie die D/L-
Zuordnung an dem asymmetrisch substituierten
Kohlenstoff-Atom, welches am weitesten vom
höchst oxidierten Kohlenstoff-Atom entfernt ist.
AUFGABEN
A1 Bauen Sie ein Molekülmodell des Alanin-Moleküls
H O H O (2-Aminopropansäure). Zeichnen Sie beide Spie-
C C gelbildisomere in der FISCHER-Projektionsformel
und benenne Sie diese.
HO C* H H C* OH
Hinweis: Die Formel für die Amino-Gruppe lautet
CH2OH CH2OH –NH2.
L D A2 Zeichnen Sie die Enantiomere von 2,3-Dihydroxy-
H Glycerinaldehyd
O H O butanal in der FISCHER-Projektionsformel. Kenn-
C C zeichnen Sie alle asymmetrisch substituierten
H COOHO H COOH
O Kohlenstoff-Atome und benennen Sie die Moleküle.
HO C*
C H H C*
C OH
HO C* H H C* OH A3 Bei der Fischer-Projektionsformel von 3-Chlor-
HO C* 32OH
CH
CH H H C* 2OH
CH
CH OH 2-hydroxybutansäure stehen beide Substituenten
3
L D auf der rechten Seite. Geben Sie an, um welches
H LC* OH HO D
C* H
Glycerinaldehyd
Milchsäure Isomer es sich hierbei handelt.
HO C* H H C* OH A4 Bestimmen Sie die Anzahl an Stereoisomeren bei
H O H O 2,3,4-Trihydroxybutanal. Zeichnen Sie die FISCHER-
HO C
C* H H C
C* OH
Projektionsformeln der möglichen Enantiomeren-
HO CH2OH
C* H CH2OH
H C* OH paare.
L D A5 Benennen Sie folgendes Molekül und zeichnen
H C* OH HO C* H
Glucose
Sie das entsprechende Spiegelbildisomer in der
HO C* H H C* OH FISCHER-Projektionsformel:
HO C* H H C* OH
COOH
CH2OH CH2OH
L D H C* OH
Glucose
HO C* H
B5 Fischer-Projektionsformeln der Enantiomere von COOH
Glycerinaldehyd-, Milchsäure- und Glucose-Molekülen
Die Vielfalt an organischen Verbindungen ist groß. Immer Veranschaulichung von Molekülen, z. B. in 3D-Modellen.
wieder stößt man bei der Benennung von Strukturformeln Die wichtigsten Grundfunktionen der verschiedenen
auf Probleme. Gerade bei komplexen Formeln fällt es Programme sind im Wesentlichen identisch. Wie erstellt
schwer, sich den räumlichen Bau des dargestellten Mole- man die chemische Struktur eines Milchsäure-Moleküls
küls vorzustellen. Computerprogramme können hier wei- (2-Hydroxypropansäure-Molekül)?
terhelfen. Sie dienen neben Recherchezwecken auch der
Programme rund um chemische Strukturformeln gibt Wählen Sie dabei im Menü zwischen den Modellen
es viele. Sie sind für Desktop-PCs, Tablets und teilweise „Wireframe“ (Drahtgittermodell), „Stick“ (Stabmodell),
auch auf dem Smartphone verfügbar. Einfache „Ball and Stick“ (Kugelstabmodell) und „Spacefill“ bzw.
Varianten lassen sich ohne Installation direkt im „VAN DER WAALS Spheres“ (Kalottenmodell). Verwenden
Internet-Browser abrufen. Unter QR-/Medien- Sie eine der letzten beiden Optionen, um einen Eindruck
code 06011-17 finden Sie passende Vorschläge. 0 6 0 1 1 - 1 7 von der äußeren räumlichen Gestalt des gezeichneten
Moleküls zu erhalten.
Informationen aus Moleküldarstellungen
herauslesen
Häufig wird zur dreidimensionalen Darstellung von organi-
schen Molekülen das Kugelstabmodell verwendet. Die als
verschiedenfarbige Kugeln dargestellten Atome sind über
Stäbe, die die Elektronenpaarbindungen symbolisieren,
miteinander verbunden (B2). Bindungswinkel lassen sich
in diesem übersichtlichen Modell besonders gut erkennen.
Da aber die unterschiedlichen Atomgrößen häufig kaum
berücksichtigt sind, lassen sich keine genauen Aussagen
über die äußere räumliche Gestalt treffen. Hierfür muss
eine andere Moleküldarstellung gewählt werden.
Im Kalottenmodell werden die Atome raumfüllend, ge-
mäß ihrer relativen Größe und Bindungslängen zueinan-
der dargestellt (B2).
VORGEHEN
Moleküle lassen sich in den meisten Programmen drei- B2 Kugelstabmodell (oben) und Kalottenmodell (unten) des
dimensional in verschiedenen Modelltypen darstellen. Glycerinaldehyd-Moleküls (2,3-Dihydroxypropanal-Molekül)
AUFGABEN
A1 Vom Glycerinaldehyd-Molekül (2,3-Dihydroxypro- A3 Glycin und Alanin sind beides Aminosäuren.
panal-Molekül) existieren zwei Spiegelbildisomere. Suchen Sie in der Datenbank des Strukturformel-
Zeichnen Sie mithilfe eines Strukturformelpro- programms nach den Molekülstrukturen beider
gramms beide Enantiomere und benennen Sie die- Aminosäuren.
se. Nutzen Sie dabei das Strukturformelprogramm a) Untersuchen Sie die Moleküle von Alanin und
wie folgt als Hilfestellung: Übertragen Sie die Glycin auf ihre Chiralität und begründen Sie Ihre
Halbstrukturformeln in das Programm und führen Ergebnisse.
Sie die „clean structure“-Funktion aus. Kontrollie- b) Suchen Sie mögliche Enantiomere in der Daten-
ren Sie anschließend Ihre Benennung mithilfe des bank des Strukturformelprogramms und lassen
Programms. Sie sich diese in der Keilstrichschreibweise und
A2 Zeichnen Sie mithilfe eines Strukturformelpro- im Kugelstab-Modell darstellen. Erläutern Sie
gramms die Molekülstrukturen beider Spiegelbil- strukturelle Unterschiede der Moleküle. Benen-
disomere des Milchsäure-Moleküls (2-Hydroxy- nen Sie alle Molekülstrukturen und kontrollieren
propansäure-Molekül). Lassen Sie sich die beiden Sie anschließend Ihre Benennung mithilfe des
Molekülstrukturen der Enantiomere mit dem Programms.
Kugelstab-Modell darstellen und vergleichen Sie
diese im Hinblick auf ihren räumlichen Bau.
ENTSORGUNG G1, G3
B2 Dünnschichtchromatogramm
Aminosäuren – Bausteine der Proteine che unterschiedliche Reste aufweisen. Die in der
Natur am häufigsten vorkommenden Amino-
Proteine sind wichtige Baustoffe in unserem
säuren sind die α-Aminosäuren. Die Proteine im
Körper. So bestehen Muskeln, Haare und Finger-
menschlichen Körper bestehen aus Makromole-
nägel aus Proteinen. Sie sind auch als Hormone
külen, in denen die einzelnen Bausteine aus „nur“
und Enzyme an vielen biochemischen Reakti-
20 verschiedenen Aminosäuren bestehen. Die
onen im Organismus beteiligt. Eiweiße sollten
einzelnen Aminosäuren unterscheiden sich le-
etwa 12 % unserer Nahrung ausmachen. Zu den
diglich in ihren Seitenketten (Resten R). Je nach
eiweißreichen Lebensmitteln gehören Milch,
Rest werden unpolare, polare, saure und basische
Käse, Ei, Fleisch, Fisch und Hülsenfrüchte.
Aminosäuren unterschieden (B3).
Bei der Verdauung werden Proteine unter Mit-
wirkung von Enzymen durch Hydrolyse, also Carboxy-
O O H Gruppe
Spaltung durch Reaktion mit Wasser, in ihre Bau- 1
C
steine, die Aminosäuren, aufgetrennt. H
Amino-
Die freien Aminosäuren in den Reaktionspro- Gruppe N 2C H
dukten der Hydrolyse können mit der Methode H
R
der Dünnschichtchromatografie getrennt und Seitenkette
identifiziert werden, indem man verschiedene (organischer Rest)
Aminosäuren als Vergleichssubstanzen mitlau-
fen lässt (V4, B1). B2 Allgemeine Struktur von Aminosäuren
in der FISCHER-Projektionsformel
Parmesan Cys Glu Gly Met Glutathion Essenzielle Aminosäuren können vom Körper
B1 Ausschnitt aus dem Dünnschichtchromatogramm nicht selbst hergestellt werden, sondern müssen
zu V4 mit der Nahrung aufgenommen werden. Neun
Aminosäuren sind für den Menschen essenziell
Bau von Aminosäuren (in B3 blau gekennzeichnet).
Aminosäuren sind, wie der nach IUPAC eigent-
lich richtige Name „Aminocarbonsäuren“ schon Aminosäure-Moleküle besitzen mindes-
andeutet, spezielle Carbonsäuren, deren Mole- tens je eine Carboxy-Gruppe und eine
küle neben der Carboxy-Gruppe (-COOH) noch Amino-Gruppe.
mindestens eine Amino-Gruppe (-NH2) tragen.
22 in der Natur vorkommende α-Ami-
Dabei ist eine Amino-Gruppe jeweils an das
nosäuren unterscheiden sich in ihren
Kohlenstoff-Atom gebunden, das der Carboxy-
Resten.
Gruppe benachbart ist (B2). Dieses C-Atom wird
als α-C-Atom bezeichnet, die entsprechenden Aminosäuren, die der Körper nicht
Aminosäuren nennt man α-Aminosäuren oder selbst herstellen kann, nennt man
2-Aminosäuren. Theoretisch sind tausende ver- essenziell.
schiedener Aminosäuren synthetisierbar, wel-
HN C COOH
H H2N C COOH
H H2N C COOH
H
H2C CH2 CH2 CH2 NH2
CHHN
2 CH
C2 H CH2 S
H2NCHC2 H CH3 H2NCHC2 H
H2C CH2 CH2 CH2 CH2 NH2
CH2 CH2 CH2 CH2 S CH3
neutrale Aminosäuren mit polarem Rest Arginin Arg
Serin Ser Cystein Cys Selenocystein Sec
neutrale Aminosäuren mit polarem Rest
COOH
Arginin Arg
COOH
Serin Ser
COOH
Cystein Cys
COOH
Selenocystein Sec H2N C COOH
H
H2N C COOH
H H2N C COOH
H H2N C COOH
H CH2 CH2 NH
H2NCHC2 H C NH
H2NCHC2 H
OH H2NCHC2 H
SH H2NCHC2 H
SeH CH2 CH2 CH2 NH NH
C2 NH
Histidin His
CH2 OH CH2 SH CH2 SeH NH2
Threonin Thr Asparagin Asn Glutamin Gln COOH
Histidin His
COOH
Threonin Thr
COOH
Asparagin Asn
COOH
Glutamin Gln H2N C COOH
H
N
H2N C COOH
H H2N C COOH
H H2N C COOH
H C
H2NCHC2 H CH
N
H2NC C OH
H H H2NCHC2 H
C NH2 H2NCHC2 H
CH2 C NH2 HC
CH2 C NHCH
HCH
C3 OH CH2O C NH2 CH2 CH2O C NH2 HC NH
Pyrrolysin Pyl
CH3 Trp
Tryptophan O Tyr
Tyrosin O COOH
Pyrrolysin Pyl
COOH
Tryptophan Trp
COOH
Tyrosin Tyr H2N C COOH
H
H2N C COOH
H H2N C COOH
H CH2 CH2 CH2 NH O
CH H2NCHC2 H
CH C
H2NCHC2 H
CH C H2NCHC2 H CH2 CH2 CH2 CH2 NH O
CH H 3C
HC C CH
CH C CH2 CHC
CH2 CH C
NH CH HC CH HC N
HC C CH C H3C CH
HC CHCH H2C
HC CHN
NH CH HC
C
HC CH H2C CH
OHC
OH essenzielle Aminosäuren
essenzielle Aminosäuren
B3 Die 22 natürlich vorkommenden Aminosäuren in Proteinen
R = organischer Rest
C* = asymmetrisch
substituiertes
B4 Biuretreaktion (links – negativ: hellblau C-Atom
und rechts – positv: Violettfärbung); positive
Xanthoproteinreaktion (rechts) B5 FISCHER-Projektionsformeln stereoisomerer
α-Aminosäuren
–
O O H O O In unserem Körper (pH = 6,8 – 7,5)
H
C H C liegen Aminosäuren meist als Zwitter-
+ ionen vor.
N C H H N C H
H Zwitterionen sind elektrisch neutral, weil
R H R
sich im Zwitterion die positive und die
Molekül Zwitterion negative Ladung aufheben. Sie können
dann in einem elektrischen Feld weder
B6 Bildung der Zwitterionenstruktur
zum Minus- noch zum Pluspol wandern.
Isoelektrischer Punkt
Aminosäure-Moleküle erzeugen Zwit-
In wässrigen Lösungen reagieren die funktionel-
terionen durch intramolekulare Protoly-
len Gruppen der Zwitterionen ebenfalls nach
se. Sie können als Ampholyte reagieren.
dem Donator-Akzeptor-Prinzip. Es stellt sich
Der isoelektrische Punkt (IEP) ist der
ein Säure-Base-Gleichgewicht mit einem be-
pH-Wert, bei dem eine Aminosäure in
stimmten pH-Wert ein (vgl. Info Zwitterionen).
Form von Zwitterionen vorliegt.
Wässrige Lösungen von Glycin sind annähernd
neutral. Der pH-Wert, bei dem die höchste Kon-
zentration von Aminosäure-Teilchen in wässriger
Lösung als Zwitterion vorliegt, wird als isoelekt- AUFGABEN
rischer Punkt (IEP) bezeichnet. Der isoelektri- A1 Geben Sie die Enantiomere von Alanin in
sche Punkt ist für alle Aminosäuren unterschied- der FISCHER-Projektion an.
lich und hängt von der jeweiligen Seitenkette in A2 Zeichnen Sie B7 analog für Leucin.
– –
COOH COO COO
+ +OH–, –H2O + +OH–, –H2O
H3N C H H3N C H H2N C H
+H3O+, –H2O +H3O+, –H2O
H H H
Kation Zwitterion Anion
(stark saurer pH-Bereich) (annähernd neutraler pH-Bereich) (stark alkalischer pH-Bereich)
Peptid-Gruppe
H O CH3 H O CH3
Kondensation
H2N C C +H N C COOH H2N C C N C COOH + H2O
Hydrolyse
H O H H H H H H
Glycin Gly Alanin Ala Glycylalanin Gly-Ala
AUFGABEN
A1 Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für A2 Formulieren Sie die möglichen Reaktions-
die Hydrolyse des Süßstoffes Aspartam in gleichungen für die Synthese des Tripeptids
Asp (mit freier Amino-Gruppe) und Phe aus je einem Molekül der Aminosäuren
(mit freier Carboxy-Gruppe). Valin Val, Glycin Gly und Isoleucin Ile.
M Die Aminosäuresequenz
M1 Die Reihenfolge der Aminosäure-Reste in ist Asp – Phe die Aminosäuresequenz des Süßstoffes
einem Protein-Molekül wird als Aminosäuresequenz Aspartam.
bezeichnet. Sie bestimmt maßgeblich die Struktur
AUSWERTUNG
des fertigen Proteins.
a) Bauen Sie mit dem Molekülbaukasten alle
Die Aminosäuresequenz kann man verkürzt darstel-
möglichen Modelle für ein Tripeptid aus den
len, indem die Kürzel der in einem Peptid auftreten-
drei Aminosäuren Glycin (Gly), Alanin (Ala) und
den Aminosäuren in der richtigen Reihenfolge notiert
Cystein (Cys).
werden. Der links stehende Aminosäure-Rest trägt
b) Formulieren Sie entsprechend die Aminosäurese-
dabei eine freie Amino-Gruppe, der rechts stehende
quenzen für Ihre Molekülmodelle aus Aufgabe a).
Aminosäure-Rest eine freie Carboxy-Gruppe. Z. B.
V/M Tee mit Milch und Zitrone – Ist das eine gute Idee?
Tee mit Milch oder Tee mit Zitrone – jedes Mal erhält V2 Füllen Sie ein Becherglas etwa zur Hälfte mit
man ein wohlschmeckendes Getränk. Ein Mischen Tee und geben Sie drei kräftige Spritzer Zitronensaft
aller drei Komponenten ist nicht empfehlenswert – zu. Gießen Sie dann etwas Milch zu, bis eine Verän-
warum? derung zu beobachten ist.
AUSWERTUNG
a) Notieren Sie Ihre Beobachtungen aus V2 und
stellen Sie eine begründete Hypothese auf,
welcher Stoff die Veränderung des Proteins in der
Milch herbeiführt.
b) Geben Sie an, wie die Versuchsdurchführung in B1 Veränderung der Proteinstruktur durch äußere
Einflüsse
V2 geändert werden muss, damit Ihre Hypothese
aus a) belegt wird.
c) Interpretieren Sie die Darstellung aus B1 . Stellen
der Ursachen und der möglichen Vorgänge auf
Sie mithilfe von B1 eine Vermutung darüber auf,
Teilchenebene.
wie die Veränderung der Proteinstruktur in V2 auf
e) Notieren Sie weitere Beispiele aus Ihrem Alltag,
Teilchenebene ablaufen könnte (S. 166).
bei denen ebenfalls Proteinstrukturen durch
d) Vergleichen Sie das im Einstiegstext geschilderte
äußere Einflüsse zerstört werden.
Problem mit V2 bezüglich der Beobachtungen,
ENTSORGUNG A
Viele Stoffe aus dem Alltag können schädliche RG 3: Pipettieren Sie 10 mL Ethanol
Einflüsse auf körpereigene Eiweiße und damit auch (c = 1 mol/L, GHS 2 | 7) zu.
auf unseren Organismus haben. Um welche Stoffe
RG 4: Pipettieren Sie 5 mL Kupfer(II)-sulfatlösung
handelt es sich dabei?
(w = 2 %, GHS 7 | 9) zu.
Am Beispiel von Eiklarlösung soll stellvertretend für
RG 5: Erhitzen Sie das Reagenzglas in der rauschen-
ein Protein die Wirkung dieser Stoffe untersucht
den Flamme des Brenners.
werden.
V4 Stellen Sie eine Eiklarlösung her, indem Sie das AUSWERTUNG
Eiklar eines Hühnereis mit 200 mL Wasser verrühren a) Notieren Sie Ihre Beobachtungen aus V4 tabella-
und eine Spatelspitze Kochsalz zugeben. Geben Sie risch.
mit einer Pipette in je fünf Reagenzgläser (RG) 5 mL b) Vergleichen Sie Ihre Beobachtungen in RG 1 – 5.
der Eiklarlösung und führen Sie folgende Versuche c) Schließen Sie mithilfe von M3 auf mögliche Ursa-
durch: chen der Beobachtungen in RG 1 – 5 auf moleku-
larer Ebene.
RG 1: Pipettieren Sie 3 mL Salzsäure
(c = 1 mol/L, GHS 5 | 7) zu. ENTSORGUNG RG 1 + 2: G1
RG 3: G3
RG 2: Pipettieren Sie 3 mL Natronlauge
RG 4: G2
(c = 1 mol/L, GHS 5) zu.
RG 5: A
R R
B2 α-Helixstruktur
oder weist es zusätzlich Bindungen zu anderen lekülausschnitten der α-Helix und der
Molekülen auf, spricht man von der Quartär- β-Faltblattstruktur und schreiben Sie die
struktur. Dabei werden die einzelnen Peptid-Ket- passenden Atomsymbole hinein. Beschrei-
ten durch die gleichen Kräfte zusammengehalten ben Sie die räumliche Anordnung der
wie bei der Tertiärstruktur. Die Quartärstruktur Atome in einer Peptidbindung.
Kollagen- AUFGABEN
Faser A1 Diskutieren Sie anhand des Hä-
moglobins (B1 und B3) die Vor-
Kollagen-
mikrofibrille und Nachteile der Darstellung
eines Proteins im Modell.
A2 Erklären Sie die hohe Zugfes-
tigkeit eines Kollagen-Moleküls
und erläutern Sie die bei
Polypeptidkette Kollagen-Molekül (Trippelhelix)
Zugbelastung ablaufenden Pro-
B4 Kollagen: ein fibrilläres Protein zesse auf molekularer Ebene.
Alles im Blick
Chirale Moleküle (griech. cheir, Hand) verhalten sich bei gleicher Konstitution nur in der Anordnung der
zueinander wie Bild und Spiegelbild. Dieses Phänomen Atome und Atomgruppen im Raum unterscheiden.
finden wir auch im Alltag: Hände und Füße sind chiral. Um die räumlichen Strukturen der Spiegelbildisome-
Moleküle, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten, re in die Papierebene zu übertragen, formulierte
nennt man Spiegelbildisomere oder Enantiomere. fischer folgende Regeln:
Kohlenstoff-Atome mit vier verschiedenen Substitu- 1. Die längste Kohlenstoff-Kette wird beim Zeich-
enten heißen asymmetrisch substituierte Kohlen- nen von oben nach unten angeordnet. Das
stoff-Atome (Chiralitätszentren) und werden als C* C-Atom mit der höchsten Oxidationszahl steht
gekennzeichnet. oben.
2. Chiralitätszentren werden nach und nach in die
COOH COOH COOH COOH
Papierebene gebracht. Die senkrechten Bindun-
H C* OH HO C* H H C* OH HO C* gen H zeigen vom Betrachter weg, die seitlichen
CH3 CH3 CH3 CH3 Bindungen zum Betrachter hin.
D-Milchsäure L-Milchsäure D-Milchsäure 3. Befindet
L-Milchsäure sich die funktionelle Gruppe am C*-Atom
auf der rechten (linken) Seite, gehört das Molekül
Stereoisomere, die keine Enantiomere sind, bezeich- zu den D-Enantiomeren (L-Enantiomeren).
net man als Diastereomere. 4. Die D/L-Zuordnung wird an dem Chiralitätszent-
Diese Art der räumlichen Isomerie nennt man auch rum getroffen, welches am weitesten vom höchst
Stereoisomerie. Stereoisomere sind Isomere, die sich oxidierten C-Atom entfernt ist.
Ethyl-Gruppe
2 Optische Aktivität
Die Fähigkeit einer optisch aktiven Verbindung, die sich bei der Drehrichtung der Schwingungsebene
Schwingungsebene von linear polarisiertem Licht von linear polarisiertem Licht um eine rein experi-
(Licht einer Schwingungsebene) zu drehen, wird op- mentell beobachtbare Eigenschaft handelt. Aus der
tische Aktivität genannt. Bei optisch aktiven Stoffen Bezeichnung D- bzw. L-Form lässt sich also nicht
unterscheidet man je nach Drehrichtung rechts- (+) auf die Drehrichtung des linear polarisierten Lichts
und linksdrehende (-) Stereoisomere. Die Bezeich- schließen.
nungen D- und L-Enantiomer sind in der fischer- Die optische Aktivität kann mit einem Polarimeter
Projektionsformel willkürlich gewählt, während es untersucht werden.
3 Aminosäuren
–
Aminosäure-Moleküle bilden in wässriger Lösung
O O H O O Zwitterionen. Sie können als Ampholyte reagieren.
H
C H C Der isoelektrische Punkt (IEP) ist der pH-Wert, bei
+
N C H H N C H dem Aminosäure-Moleküle in wässriger Lösung in
H Form von Zwitterionen-Teilchen vorliegen.
R H R
Molekül Zwitterion
Aminosäuren reagieren in einer Kondensationsre- spaltung eines Wasser-Moleküls wird eine Peptid-
aktion zu Peptiden. Dabei reagiert jeweils die Gruppe als neue funktionelle Gruppe gebildet. Die
Carboxy-Gruppe des einen mit der α-Amino-Gruppe Spaltung eines Peptid-Moleküls durch Anlagerung
eines anderen Aminosäure-Moleküls. Unter Ab- eines Wasser-Moleküls wird als Hydrolyse bezeichnet.
Peptid-Gruppe
H O CH3 H O CH3
Kondensation
H2N C C +H N C COOH H2N C C N C COOH + H2O
Hydrolyse
H O H H H H H H
Glycin Gly Alanin Ala Glycylalanin Gly-Ala
Die Proteinstruktur wird modellhaft in die Primär- Proteine sind unter physiologischen Bedingungen,
(Aminosäuresequenz), Sekundär- (räumliche An- d. h. bei pH = 7,4 und einer Temperatur von 37 °C
ordnung einzelner Abschnitte), Tertiär- (dreidi- äußerst stabil. Wenn Proteine jedoch auf über 60 °C
mensionale Proteinstruktur) und Quartärstruktur erhitzt oder mit Säuren, Laugen, organischen Löse-
(mehrere Peptidketten) eingeteilt. Ein Beispiel für ein mitteln oder Schwermetallsalzen versetzt werden,
Protein mit Quartärstruktur ist der rote Blutfarbstoff findet ihre Denaturierung statt. Dabei kommt es zur
Hämoglobin. Die Stabilisierung der dreidimensiona- meist irreversiblen Veränderung der räumlichen Pro-
len Struktur erfolgt durch Ionenbindungen, Disul- teinstruktur, die Bindungen und Wechselwirkungen
fidbrücken, der Sekundär-, Tertiär- und Quartärstruktur werden
Wasserstoff- Häm-Gruppe zerstört.
brücken und
van-der-
waals-Wech-
selwirkungen.
A5 Bei einem Tripeptid stellt man folgende Amino- Kamin“) zeigt die größte Hitzeresistenz und kann
säuresequenz fest: Glycin-Lysin-Glutaminsäure sich bei einer Temperatur von 113 °C sogar noch
(Glycin: 2-Aminoethansäure, Lysin: 2,6-Diamino- vermehren.
hexansäure, Glutaminsäure: 2-Aminopentandi- a) S
tellen Sie eine Vermutung auf, was man norma-
säure). lerweise für die Proteine dieser Organismen bei
a) Geben Sie die Strukturformel dieses Tripeptids den hohen Temperaturen erwarten würde. Erläu-
an. tern Sie unter Verwendung von Fachbegriffen.
b) Mit diesem Tripeptid werden die Biuretreaktion b) Erläutern Sie, welche Besonderheiten in der
und die Xanthoproteinreaktion durchgeführt. Proteinstruktur dieser Mikroorganismen die
Beschreiben Sie diese Nachweisreaktionen und Ursache für die hohe Hitzetoleranz sein könnten.
begründen Sie die zu erwartenden Beobach- Diskutieren Sie verschiedene Möglichkeiten.
tungen.
c) In der biochemischen Forschung und medizini- A7 Das Enzym Urease ist ein Protein, welches beson-
schen Diagnostik spielt die Spaltung von Prote- ders in Pflanzensamen, wirbellosen Tieren, Bakte-
inen und die Identifizierung der Aminosäure- rien und Pilzen vorkommt. Urease spaltet das Sub-
Bausteine eine immer größere Rolle. Erläutern strat Harnstoff, wobei unter anderem Ammonium-
Sie ein Verfahren zur Spaltung dieses Tripeptids Ionen NH4+ und Hydroxid-Ionen OH- entstehen.
in seine Aminosäure-Bausteine. Nennen Sie den Um die Wirkung der Urease zu untersuchen, wird
Reaktionstyp. folgendes Experiment durchgeführt: In ein Becher-
d) Geben Sie ein Verfahren an, mit dem man die glas gibt man 40 mL einer Harnstofflösung. Nach
Aminosäuren aus c) nach der Hydrolyse des einer Minute werden 10 mL Urease-Suspension
Tripeptids identifizieren kann. Erläutern sie die zugesetzt und nach weiteren drei Minuten wird
Verfahrensweise und die Möglichkeit zur Identi- eine Spatelspitze eines wasserlöslichen Bleisalzes
fizierung. zugegeben. Während des gesamten Versuchs wird
bei konstanter Temperatur laufend die elektrische
A6 In sehr heißen Quellen, z. B. im Yellowstone Natio- Leitfähigkeit gemessen. Die Messwerte sind in fol-
nalpark in Wyoming (USA), findet man überra- gendem Diagramm vereinfachend dargestellt.
schenderweise noch Lebewesen mit funktionsfähi-
gen Proteinen. Leitfähigkeit in mS
0 1 2 3 4 5 6 7 8 Zeit in min
a) B
eschreiben Sie den Verlauf des Graphen.
b) Erklären Sie den im Diagramm dargestellten
Verlauf der elektrischen Leitfähigkeit.
c) E
rläutern Sie die Wirkung der Blei-Ionen auf die
Diese hitzeresistenten Mikroorganismen tolerieren
Urease auf Teilchenebene.
Temperaturen bis knapp über 100 °C. Solche hohen
Temperaturen werden in heißen Quellen am Mee- A8 Als Sekundärstrukturen bilden sich α-Helices vor-
resboden erreicht, wo geothermisch erhitztes Was- wiegend intramolekular und β-Faltblätter vorwie-
ser unter höherem Druck steht. Der Mikroorganis- gend intermolekular. Erläutern und begründen Sie
mus Pyrobolus fumarius („der Feuerlappen aus dem diesen Sachverhalt.
Ziel erreicht?
Verfügen Sie über die Kompetenzen dieses Kapitels? Lösen Sie die entsprechenden Aufgaben
(Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-19) und bewerten Sie sich mithilfe der Tabelle rechts unten.
06011-19
KOMPETENZ A: fischer-Projektionsformeln aufstellen B3 Erklären Sie, dass ein äquimolares Gemisch von D-
und L-2,3-Dihydroxypropanal (Glycerinaldehyd)
A1 Geben Sie die D- und L-Form für 2,3-Dihydroxy-
optisch inaktiv ist.
propanal (Glycerinaldehyd) in der fischer-Projekti-
onsformel an.
Kennzeichnen Sie asymmetrisch substituierte Koh-
KOMPETENZ C: Struktur und Eigenschaften der Ami-
lenstoff-Atome. H O H O
C C nosäuren erläutern
A2 Zeichnen Sie Propan-1,2,3-triol (Glycerin) in der
C1 Erklären Sie den Begriff L-α-
fischer-ProjektionH
undC* OH HO
begründen C*eine
Sie, ob H D- COOH
Aminosäure an folgendem
bzw. L-Form möglich ist.
CH OH CH OH
2 2 Beispiel: H 2N C H
A3 Folgende Formel zeigt ein D Enantiomer des L Glucose-
CH2
Glycerinaldehyd
Moleküls in der fischer-Projektion.
a) Erläutern Sie, ob es sich H3C C CH3
H O H O H
bei der dargestellten C C
fischer-Projektions-
formel um das D- HoderC* OH HO C* H C2 Beschreiben Sie, was man unter einer essenziellen
L-Enantiomer HO handelt.
C* H H C* OH Aminosäure versteht.
b) Geben Sie das entspre-
H C* OH HO C* H C3 Begründen Sie die Einteilung der 22 natürlich
chende Spiegelbildiso-
vorkommenden Aminosäuren in Aminosäuren mit
mer zur dargestellten
H C* OH HO C* H
unpolaren und polaren Resten in den Molekülen
Form des Glucose-Mo-
CH2OH CH2OH sowie in saure und basische Aminosäuren.
leküls an.
D L
C4 Geben Sie die Aminosäure Glycin in der fischer-
Glucose
Projektionsformel an.
KOMPETENZ B: Spiegelbildisomerie und optische Erläutern Sie daran, dass Glycin eine optisch inak-
Aktivität erklären tive Aminosäure ist.
B1 Weinsäure ist der Trivialname für 2,3-Dihydroxybu- C5 Begründen Sie, dass Aminosäure-Moleküle als
tandisäure. Ampholyte fungieren können.
a) Geben Sie die Strukturformeln von D- und L-
C6 Aminosäuren zeigen am isoelektrischen Punkt
Weinsäure und meso-Weinsäure in der fischer-
(IEP) keine Wanderung im elektrischen Feld. Er-
Projektion an.
läutern Sie diese Beobachtung.
b) Erläutern Sie, dass D- und L-Weinsäure optisch
aktiv sind, meso-Weinsäure jedoch nicht.
c) Erläutern Sie eine Eigenschaft, in der sich D- und
KOMPETENZ D: Nachweismethoden für Aminosäuren
L-Weinsäure voneinander unterscheiden.
und Proteine beschreiben
d) Beschreiben Sie ein Experiment, mit dem man
nachweisen kann, dass D- bzw. L-Weinsäure D1 Beschreiben Sie ein Experiment, mit dem man
optisch aktiv sind. nachweisen kann, dass in Milchprodukten Proteine
enthalten sind.
B2 Erläutern Sie, ob es sich bei Propan-1,2,3-triol (Gly-
cerin) um eine chirale Substanz handelt. D2 Mit folgenden Lebensmitteln wird die Biuretreak-
tion durchgeführt:
Gelatine, Fisch, Joghurt und Orangensaft. a) Geben Sie die Aminosäurebausteine des Dipep-
Beschreiben Sie die zu erwartenden Beobachtun- tids an und benennen Sie es.
gen und erklären Sie diese. b) Formulieren Sie die Bildungsreaktion des gezeig-
ten Dipeptids.
D3 Glutathion ist ein Tripeptid aus den drei verschie-
c) Benennen Sie den Reaktionstyp der Bildungsre-
denen Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und
aktion.
Glycin. Gluthathion ist in fast allen Zellen des
d) M it denselben Aminosäurebausteinen kann man
Menschen in hoher Konzentration enthalten. Es
auch ein anderes Dipeptid erhalten.
gehört zu den wichtigsten als Antioxidans wirken-
Geben Sie seine Strukturformel an und benen-
den Stoffen im menschlichen Körper.
nen Sie dieses.
Erläutern Sie ein Experiment, mit dem man diese
drei Aminosäuren aus dem Tripeptid zurückge- E2 Erläutern Sie die Ursachen, die zur Ausbildung der
winnen und eindeutig identifizieren kann. Tertiärstruktur eines Proteins führen können.
E3 Erläutern Sie die Vorgänge, die beim Braten eines
Spiegeleis auf Teilchenebene ablaufen.
KOMPETENZ E: Struktur und Denaturierung von Pro-
teinen erläutern E4 Magensäure spielt bei der Eiweißverdauung und bei
der Abtötung von Krankheitserregern eine wichtige
E1 Die Strukturformel zeigt ein Dipeptid.
Rolle.
Erläutern Sie diese Funktionen der Magensäure.
H O CH3
E5 Blut gerinnt im Gegensatz zu Eiklar auch bei Raum-
H 2N C C N C COOH
temperatur und ohne Zusatz von weiteren Stoffen.
CH2 H CH3 Erklären Sie diesen Sachverhalt.
H 3C C CH3 E6 Nennen Sie Aminosäure-Reste, zwischen denen
H bei der Denaturierung eines Proteins die folgenden
Strukturelemente gebildet werden können:
a) Esterbrücken
b) Peptidbrücken
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und kreuzen Sie auf dem Arbeitsblatt an.
Klausuraufgaben
T1 Eiklar
AUFGABEN
A1 Nennen Sie die Gemeinsamkeiten im Aufbau aller
biogenen Aminosäuren.
Ordnen Sie begründet die angegebenen Aminosäu-
ren den neutralen, sauren oder basischen Amino-
säuren zu.
Geben Sie die Strukturformel eines möglichen
Isomers von Serin an.
A2 Im Gegensatz zu Monocarbonsäuren vergleichbarer
Molekülmasse sind Aminosäuren nicht flüchtige,
kristalline Stoffe mit hoher Schmelztemperatur.
B1 Beim Backen von schaumig geschlagenem Eiklar entstehen Begründen Sie diese Unterschiede.
Baisers. A3 Beschreiben Sie den Aufbau eines Proteins.
Zeichnen Sie den Strukturformelausschnitt des
Eiklar besteht zu 90 % aus Wasser und zu 10 % aus ku- Ovalbumin-Moleküls mit allen bindenden und
gelförmig verknäulten Proteinen, überwiegend Ovalbu- nichtbindenden Elektronenpaaren.
min, dessen Molekül die Reste der Aminosäuren in der Kennzeichnen Sie die hydrophoben bzw. hydrophi-
Sequenz -Ser-Ile-Ile-Asn- enthält. len Seitenketten und erklären Sie die gute Wasser-
Wenn man Eiklar schaumig schlägt, entsteht zähflüssig- löslichkeit des Ovalbumins.
fester Schaum. Werden beim Schlagen ein wenig Zitro- A4 Erklären Sie die Veränderungen des Ovalbumins
nensaft und Zucker zugesetzt, wird der Schaum fester. beim Schlagen und Backen.
Lässt man den gezuckerten Schaum länger als 15 Minuten Begründen Sie die Wirkung des Zusatzes von
an der Luft stehen, zerfließt er. Beim Backen innerhalb Zitronensaft und das Zerfließen des gezuckerten
von ca. 90 Minuten bei ca. 120 °C erhält man Baisers (B1). Eiweißschaumes an der Luft.
AUFGABEN
A1 Beschreiben Sie die Struktur der Aminosäure Cys- A3 Formulieren Sie eine begründete Vermutung zu den
tein und leiten Sie aus der Struktur begründet zwei chemischen Prozessen der Cystein-Dauerwelle.
Eigenschaften für diese Verbindung ab (B2). Erläutern Sie die Rolle von Wasserstoffperoxid auch
A2 Berechnen Sie den Massenanteil der im Keratin unter Verwendung einer Reaktionsgleichung.
gebundenen Cysteinbausteine. Gehen Sie davon A4 Beurteilen Sie die Aussage des Herstellers, wonach
aus, dass Keratin einen Massenanteil an Schwefel der Einsatz von Cystein als Entwickler das Haar
von 5 % aufweist. minimal belastet.
T3 L-Lysin
L-Lysin (2,6-Diaminohexansäure) ist eine für den Men- A4 In B3 ist eine Titrationskurve für die Titration von
schen und andere Säugetiere essenzielle Aminosäure und Lysin mit Natronlauge dargestellt.
gehört gemeinsam mit L-Arginin und L-Histidin zu der Kennzeichnen Sie in der Kurve die pKS-Werte und
Gruppe der basischen Aminosäuren. die Äquivalenzpunkte.
Lysin wird u. a. zur Wirkbeschleunigung bei schmerzhem- Geben Sie für die an den Punkten A – G vorliegen-
menden Medikamenten verwendet, insbesondere in Ver- den Teilchen die Strukturformeln und ihre Stoff-
bindung mit Ibuprofen. mengenverhältnisse an.
Zur Bestimmung der pKS– bzw. pKB–Werte von Amino- A5 Leiten Sie begründet aus der Kurve den IEP für
säuren kann das Verfahren der Titration verwendet wer- Lysin ab. Beurteilen Sie, ob Lysin Bedeutung für die
den. Dafür werden 10 mL einer Aminosäurelösung mit Pufferung des Blutes (pH ≈ 7,4) haben kann.
Salzsäure versetzt, sodass eine vollständige Protonierung A6 1,22 g Lysin werden in 25 mL Salzsäure (c = 1 mol/L)
der Aminosäure-Moleküle erreicht wird. Anschließend gelöst. Ermitteln Sie rechnerisch, ob dadurch eine
wird mit Natronlauge titriert und der pH-Wert mit einem vollständige Protonierung möglich wäre.
pH-Messgerät gemessen. Aus der Titrationskurve kön-
nen die entsprechenden Werte für die beteiligten Teil- pH-Wert
chen entnommen werden. 14 G
13
12 F
AUFGABEN 11
A1 Beschreiben Sie am Beispiel von Lysin den Aufbau 10 D E
von Aminosäuren unter Angabe der Strukturformel 9
8
in FISCHER-Projektion. 7
Begründen Sie die Zuordnung von Lysin zu der 6
C
Gruppe der basischen Aminosäuren. 5
A2 Essigsäurelösung besitzt einen niedrigeren pH-Wert 4
3 B
als eine Lysinlösung gleicher Stoffmengenkonzen- 2
tration. 1
Begründen Sie diesen Sachverhalt. 0 A
V(Natronlauge)
A3 Beide Lösungen aus A2 werden einmal mit
verdünnter Salzsäure und einmal mit verdünnter B3 Titrationskurve für die Titration von Lysin mit Natronlauge
Natriumhydroxidlösung versetzt.
Formulieren Sie für die drei ablaufenden che-
mischen Reaktionen die Reaktionsgleichungen.
Erklären Sie anhand einer der Gleichungen, dass es
sich um eine Säure-Base-Reaktion nach BRØNSTED
handelt.
ENERGIEAUSTAUSCH KALORIMETER
ENTROPIE
ÄNDERUNG
SATZ
VON
HESS
REAKTIONS REAKTIONS REAKTIONS
ENERGIE ENTHALPIE ENTROPIE
EXOTHERME ENDOTHERME
REAKTIONEN REAKTIONEN
GIBBS-
HELMHOLTZ-
GLEICHUNG
ENERGIEUMWANDLUNG
EXERGONISCHE ENDERGONISCHE
REAKTIONEN REAKTIONEN
Startklar?
Schätzen Sie Ihre Kompetenz in den Bereichen A bis D ein und prüfen Sie sich anhand
der entsprechenden Aufgaben (Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-30).
06011-30
KOMPETENZ A: Energetische Erscheinungen bei KOMPETENZ B: Die Begriffe exotherm und endotherm
chemischen Reaktionen erklären erklären und entsprechenden Phänomenen zuordnen
A1 Geben Sie die Erscheinungsformen von Energie an, B1 Beschreiben Sie die Beobachtungen, die für eine
die im Verlauf folgender Vorgänge auftreten: exotherme bzw. eine endotherme Reaktion in der
a) Eine Kerze brennt. Regel charakteristisch sind.
b) Ein Knicklicht leuchtet (B1).
B2 Ordnen Sie den Vorgängen in A1 die Begriffe
c) Im Verlauf der Elektrolyse einer wässrigen Zin-
exotherm bzw. endotherm zu. Begründen Sie Ihre
kiodidlösung scheiden sich an den Elektroden
Auswahl.
metallisches Zink bzw. Iod ab.
d) Zinkpulver reagiert in einem Reagenzglas mit B3 Ein stöchiometrisches Gemisch aus Wasserstoff-
verdünnter Salzsäure. Über das Reagenzglas wird und Sauerstoffgas (Knallgas) reagiert nach kurzer
ein Luftballon gestülpt, der sich während des Zündung in einem Reagenzglas unter Bildung von
Reaktionsverlaufs aufbläht. Wasser. Dabei kann an der Reagenzglaswand eine
e) Eine an eine Zitronenbatterie angeschlossene Temperaturerhöhung festgestellt werden.
Diode leuchtet (B1). a) Geben Sie die bei dieser chemischen Reaktion
auftretenden Erscheinungsformen von Energie
an.
b) Begründen Sie, ob es sich um eine exotherme
oder eine endotherme chemische Reaktion
handelt.
c) Beschreiben Sie davon ausgehend ein mögliches
Vorgehen zur Umkehrung dieses Prozesses.
KOMPETENZ C: Energetische Zustände der Edukte KOMPETENZ D: Die Zufuhr von Energie als
und Produkte exothermer und endothermer Voraussetzung zum Start chemischer Reaktionen
Reaktionen vergleichen erklären
C1 Zeichnen Sie für folgende Vorgänge jeweils ein D1 Erläutern Sie die Bedeutung der im Folgenden be-
vollständig beschriftetes Energiediagramm. schriebenen experimentellen Schritte auf Teilchen-
a) Bei Zugabe einiger Tropfen Wasser zu wasser- ebene und vergleichen Sie die Art der Aktivierung
freiem Kupfer(II)-sulfat bildet sich umgehend der Reaktionen.
tiefblaues Kupfer(II)-sulfat-Pentahydrat. Im a) Ein Streichholz wird entzündet, indem man
Reaktionsgemisch kann eine Temperaturerhö- damit an einer rauen Oberfläche entlangstreicht.
hung gemessen werden. b) Ein Gemisch aus Wasserstoff- und Chlorgas re-
b) Bei starkem Erhitzen von festem Quecksilber- agiert explosionsartig, nachdem einige Sekunden
oxid in einem schwer schmelzbaren Reagenz- lang Tageslicht einstrahlte.
glas entstehen Quecksilber und Sauerstoffgas, c) Trockenes Iodstickstoffpulver NI3 zersetzt sich
solange die Wärmezufuhr anhält. explosiv, nachdem mit einem Stab darauf ge-
c) Ein Stück metallisches Magnesiumband wird schlagen wurde.
in der Brennerflamme entzündet. Nach dem
Herausnehmen aus der Brennerflamme hält die
Verbrennung an.
C2 Begründen Sie, welchen der folgenden Aussagen
Sie zustimmen bzw. nicht zustimmen.
Die x-Achse eines
Energiediagramms bezieht
Auf der x-Achse
sich auf ein einzelnes
eines Energiedia-
Die x-Achse eines Teilchen.
gramms muss die
Energiediagramms be-
Zeit stehen.
schreibt den Weg von den
Ausgangsstoffen zu den
Reaktionsprodukten einer
Reaktion.
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf der Seite 464 und geben Sie sich die entsprechende Punktzahl.
Im Verlauf chemischer Reaktionen werden verschie- V3 Stellen Sie eine wässrige Lösung aus 2 g rotem
dene Erscheinungsformen von Energie ineinander Blutlaugensalz und 2,5 g Ammoniumeisen(III)-citrat
umgewandelt. Welche Energieumwandlungen kann in 50 mL Wasser her. Tauchen Sie ein Stück weißen
man beobachten? Karton in die Lösung, lassen Sie diesen abtropfen und
bedecken Sie ihn mit einem Stück Aluminiumfolie,
V1 Geben Sie in eine Porzellanschale 2 g wasser-
in das Sie vorher ein Muster geschnitten haben. Be-
freies Calciumoxid CaO (GHS 5 | 7) und fixieren Sie
lichten Sie dann für ca. 5 min auf dem Tageslichtpro-
ein Thermometer so, dass es in das Pulver eintaucht.
jektor oder in der Sonne, und tauchen Sie den Karton
Versetzen Sie das Calciumoxid anschließend vorsich-
abschließend in eine Petrischale mit verdünnter
tig tropfenweise mit Wasser.
Salzsäure (GHS 5).
V2 Bauen Sie eine Lithium-Kupfer-Batterie (GHS
V4 Aktivieren Sie ein Knicklicht in einem abgedun-
2 | 5) und erproben Sie diese. Formulieren Sie Hypo-
kelten Raum.
thesen, durch welche Maßnahmen sich die Leistung
dieser Batterie steigern lassen könnte und
untersuchen Sie diese nach Absprache mit
Ihrer Lehrkraft. (Anleitung zum Bau der
Batterie unter QR-/Mediencode 06011-31). 0 6 0 1 1 - 3 1
AUSWERTUNG
wie aus dem Reaktionsprodukt erneut Calcium-
a) Beschreiben Sie die Beobachtungen, durch die
oxid hergestellt werden kann.
in den Versuchen V1 bis V4 deutlich wird, dass
d) Bei V2 werden Lithium-Atome oxidiert und
bei chemischen Reaktionen neben Stoff- auch
Kupfer(II)-Ionen reduziert. Erläutern Sie unter
Energieumwandlungen auftreten.
Verwendung von Reaktionsgleichungen das
b) Nennen Sie die Erscheinungsformen von Energie,
Zustandekommen eines Stromflusses.
die bei V1 bis V4 auftreten.
e) Erläutern Sie anhand Ihrer Beobachtungen in V3,
c) Das in V1 gebildete Reaktionsprodukt ist ein
dass für die dort ablaufende chemische Reaktion
schwerlösliches Salz, das in wässriger Lösung
Energie in Form von Licht notwendig ist.
einen Farbumschlag des Universalindikators
f) Vergleichen Sie die Beteiligung von Licht an den
nach Blau verursacht. Stellen Sie die Reaktions-
ablaufenden Reaktionen in V3 und V4.
gleichung für die in V1 ablaufende chemische
Reaktion auf. Formulieren Sie einen Vorschlag, ENTSORGUNG G1, R, A
Die bei einer chemischen Reaktion auftretende Re- c) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die
aktionswärme kann mithilfe eines Kalorimeters expe- Reaktion aus V6.
rimentell ermittelt werden. Dazu muss im Folgenden d) Stellen Sie Ihre Messergebnisse aus V6 grafisch
zunächst die Wärmekapazität CK des Kalorimeters dar und ermitteln Sie daraus die Temperaturdiffe-
bestimmt werden. renz Δ im Verlauf der Reaktion (vgl. FM S. 260).
e) Berechnen Sie die Reaktionswärme Qr sowie
V5 Bauen Sie die Messapparatur wie in B1 auf und
die molare Reaktionswärme Qr,m der Reaktion
geben Sie 40 g Wasser (Raumtemperatur) hinein.
zwischen Eisen und Schwefel (vgl. FM S. 260).
Ermitteln Sie die exakte Temperatur des Wassers, so-
f) Diskutieren Sie mögliche Fehlerquellen Ihrer
bald diese konstant ist. Fügen Sie anschließend 40 g
Messanordnung und begründen Sie Maßnahmen,
warmes Wasser hinzu, dessen Temperatur (zwischen
die zu deren Minimierung beitragen können.
50 – 60 °C) Sie vorher exakt bestimmt haben. Ver-
rühren Sie das Gemisch und bestimmen Sie dessen
konstante Mischungstemperatur. Thermometer
Relevanz von Energieumwandlungen betrachtet. Dazu lässt man diese in einem durch
enge Grenzen festgelegten Raum ablaufen, der
Mischt man in einem Eimer Zementpulver mit
als System bezeichnet wird. Alle Komponenten
Wasser und berührt den Eimer von außen, so
außerhalb der definierten Systemgrenzen nennt
stellt man fest, dass sich dieser und das darin be-
man Umgebung.
findliche Gemisch erwärmt haben. Die Ursache
Beim oben beschriebenen Anmischen von Ze-
dafür ist eine chemische Reaktion zwischen dem
ment ist ein Austausch von Energie mit der Um-
„gebrannten Kalk“ CaO im Zement und dem zu-
gebung des Systems (also mit der Eimerwand
gegebenen Wasser, in welcher auch Wärme frei-
und der Umgebungsluft) möglich. Darüber hi-
gesetzt wird. Diese Temperaturerhöhung kann
naus kann ein Teil des zugegebenen Wassers
man auch im Labormaßstab beobachten (V1).
durch die bei der Reaktion freiwerdende Energie
Ein Teil dieser Energie wird nicht nur auf das Ge-
verdunsten und entweichen. Es findet also auch
fäß übertragen, sondern auch an die Umgebung
ein Stoffaustausch mit der Umgebung statt. Sol-
abgegeben.
che Systeme bezeichnet man als offen (B2 , a).
Der beschriebene Versuchsaufbau ermöglicht
Unterbindet man diesen Stoffaustausch, sodass
nicht, den Energieumsatz dieser Reaktion quan-
nur Energie mit der Umgebung ausgetauscht
titativ vollständig zu erfassen. Technisch kann
werden kann, dann ist das System geschlossen
gerade dies jedoch von großer Bedeutung sein,
(B2 , b). Solche Systeme sind für die exakte quan-
denn die bei der Umsetzung von gebranntem
titative Erfassung von Energieumsätzen chemi-
Kalk mit Wasser freigesetzte Energie wird in
scher Reaktionen besonders interessant. Gestal-
experimentellen Reaktoren z. B. auf flüssiges
tet man den Versuchsaufbau schließlich so, dass
Wasser übertragen. Der bei anderen Prozessen
auch kein Energieaustausch mit der Umgebung
gezielt gebildete Wasserdampf kann zum Antrieb
möglich ist, dann ist das System vollständig iso-
von Wasserdampfturbinen genutzt werden, mit
liert (B2 , c). Allerdings wäre dann auch eine
denen Strom erzeugt wird (B1).
messtechnische Erfassung der auftretenden
Energiebeträge und damit eine Quantifizierung
des Energieumsatzes einer chemischen Reaktion
unmöglich.
Stoff-
austausch
Energie- Energie-
austausch austausch
B1 Darstellung einer historischen Wasserdampf-
turbine Stoff- und Energie- Kein Stoffaustausch Weder Stoff- noch
austausch mit der mit der Umgebung. Energieaustausch
Umgebung Energieaustausch mit der Umgebung
jedoch möglich
Systeme und ihre Umgebung
Zur Beurteilung der Energieeffizienz und damit B2 Beispiele für ein offenes (a), geschlossenes (b)
und isoliertes System (c)
der Wirtschaftlichkeit solcher chemisch-techni-
scher Verfahren ist eine exakte messtechnische
Innere Energie eines Systems
Erfassung der dabei auftretenden Energiebe-
träge von entscheidender Bedeutung. Dies ist Jedes chemische System verfügt über einen
jedoch nur möglich, wenn man den dabei rele- bestimmten Betrag an Energie, der als innere
vanten chemischen Vorgang, hier die Reaktion Energie U [kJ] bezeichnet wird. Sie befähigt das
von Calciumoxid mit Wasser, möglichst isoliert System, z. B. Arbeit an seiner Umgebung zu ver-
richten. Ihr Gesamtbetrag setzt sich u. a. aus den gen, sodass sich diese zufällig und ungeordnet
folgenden Teilbeträgen zusammen: bewegen. Diese Form der Energieübertragung
• aus den Energiebeträgen, die in den Bewe- bezeichnet man als Wärme.
gungen der Stoffteilchen enthalten sind, In V2 führt die Abgabe von Energie in der Um-
• aus den Energiebeträgen, die in den chemi- gebung hingegen zu einer gerichteten Bewegung
schen Bindungen bzw. Wechselwirkungen von Teilchen, hier von Elektronen, die sich in ei-
enthalten sind. nem metallischen Leiter bewegen, was wiederum
Die innere Energie U ist eine wegunabhängige als Stromfluss messbar ist. Wird durch Stromfluss
Zustandsgröße, denn sie beschreibt den ener- ein Motor angetrieben, nennt man diese Form
getischen Zustand eines Systems zu einem der Energieübertragung Arbeit.
bestimmten Zeitpunkt, unabhängig davon, auf Wärme und Arbeit sind verschiedene Erschei-
welchem Weg das System in diesen Zustand ge- nungsformen der allgemeinen Größe Energie.
langt ist. Ihr Betrag kann nicht direkt gemessen Vereinfachend wird im Folgenden der Begriff
und deshalb nicht als Absolutwert angegeben Energieform verwendet.
werden. Anders verhält es sich mit dem Betrag,
um den sich die innere Energie eines Systems Kunststoffröhrchen
(z. B. im Verlauf eines physikalischen Prozesses Glasröhrchen
oder einer chemischen Reaktion) verändert. Im
Falle der Reaktion von Calciumoxid mit Wasser Farbstofflösung
(B3) kann z. B. über die gemessene Tempera- Oxidationsmittel
turänderung in der Umgebung des Systems im
Verlauf der Reaktion errechnet werden, um wel- B4 Modellhafte Darstellung der Funktionsweise
chen Energiebetrag sich die innere Energie dieses eines Knicklichts
Systems im Reaktionsverlauf verändert.
Die innere Energie U eines Systems ist
nicht absolut bestimmbar. Die Energie-
beträge, die ein System in Form von
Wärme bzw. Arbeit mit der Umgebung
austauscht, lassen aber Rückschlüsse
auf die Änderung seiner inneren Energie
zu.
AUFGABEN
A1 a) Diskutieren Sie für die Versuche V2
B3 Chemische Reaktion zwischen Zement und Was-
ser. Es wird Wärme freigesetzt. und V3, welche Komponenten zum
jeweiligen System und welche zu dessen
jeweiliger Umgebung gehören.
Formen der Energieübertragung:
b) Beurteilen Sie, um welche Art von Sys-
Arbeit und Wärme
tem es sich in diesen Fällen handelt.
Wird im Verlauf einer chemischen Reaktion wie c) Erklären Sie, wie der jeweilige Versuchs-
der von Calciumoxid mit Wasser (V1) oder der aufbau abgewandelt werden muss, so-
in der Lithium-Kupfer-Zelle (V2) Energie vom dass das betrachtete System geschlos-
System an die Umgebung abgegeben, so nimmt sen ist.
die innere Energie U des jeweiligen Systems ab. A2 Beschreiben Sie die Funktionsweise eines
Mikroskopisch gesehen wird in V1 Energie auf die Knicklichts und benennen Sie die dabei
Teilchen in der Umgebung des Systems übertra- beteiligten Energieformen (B4).
„Thermische Energie“ versus Wärme Die Differenz aus den Beträgen der inneren Ener-
gie nach der Reaktion und vor der Reaktion ist
Umgangssprachlich unterscheidet man verschie-
dann negativ:
dene Energieformen wie z. B. chemische Ener-
gie, thermische Energie, Licht oder elektrische Qr = Unach – Uvor < 0
Energie. Diese Hilfsbegriffe sollen deutlich ma-
Für den Fall, dass das System im Prozessverlauf
chen, wie die Übertragung von Energie zwischen
jedoch Energie (z. B. in Form von Wärme) auf-
System und Umgebung erkennbar wird. Bei der
nimmt und seine innere Energie zunimmt, gilt
Herstellung von Blaupausen (V3) wird Licht in
hingegen:
chemische Energie umgewandelt. Schließt man
z. B. die Pole einer Batterie an einen Stromkreis Qr = Unach – Uvor > 0
an, dann laufen in ihrem Inneren chemische Re-
Der Vorgang wird dann als endotherm bezeich-
aktionen ab, bei denen Energie freigesetzt wird.
net.
Diese führt in der Umgebung des Systems, im
metallischen Leiter, zu einem messbaren Strom-
fluss (V2). Man kann also sagen, dass im Verlauf Bestimmung der Reaktionswärme
dieses Vorgangs die in den Inhaltsstoffen der
Der Betrag der Reaktionswärme Qr eines physi-
Batterie gespeicherte chemische Energie in elek-
kalischen Vorgangs oder einer chemischen Reak-
trische Energie umgewandelt wird. Tatsächlich
tion kann meist experimentell bestimmt werden.
führt die Übertragung von Energie an die Umge-
Dazu kann z. B. die Temperaturänderung in der
bung jedoch zu einer gerichteten Bewegung von
Umgebung eines Systems, in dem der betreffen-
Elektronen im Leiter, es wird also Energie in Form
de Vorgang abläuft, erfasst werden. Um den Be-
von Arbeit übertragen. Zudem wird in der Umge-
trag der Reaktionswärme dabei möglichst exakt
bung der Batterie mit der Zeit auch eine Tempe-
bestimmen zu können, müssen folgende Bedin-
raturerhöhung messbar, was bedeutet, dass ein
gungen erfüllt sein:
Teil der freigesetzten Energie in Form von ther-
mischer Energie frei wird. Tatsächlich führt dieser
1. Das gewählte System muss geschlossen sein,
übertragene Energieanteil zu einer ungerichteten
sodass es lediglich Energie mit seiner Umge-
Teilchenbewegung in der Umgebung, es handelt
bung austauschen kann. Bei einem zusätz-
sich dabei also um die Übertragung von Energie
lichen Stoffaustausch könnte (z. B. über die
in Form von Wärme.
Abgabe von Reaktionsgasen) auch ein Teil
der an die Umgebung abgegebenen Energie
Exotherme und endotherme ohne messtechnische Erfassung aus dem
Reaktionen System entweichen.
2. Es muss sichergestellt sein, dass der im Ver-
Der bei einem physikalischen Vorgang (z. B. ei-
lauf einer Reaktion in Form von Wärme über-
ner Aggregatzustandsänderung) bzw. einer che-
tragene Betrag an Energie vollständig mit der
mischen Reaktion auftretende Betrag an Wärme
Umgebung ausgetauscht wird, sodass aus ei-
wird als Reaktionswärme Qr [kJ] bezeichnet. Er
ner Temperaturveränderung der Umgebung
ist bei zahlreichen technischen Prozessen von
direkt auf den Betrag an ausgetauschter Wär-
besonderer Bedeutung (etwa bei der Verbren-
me geschlossen werden kann.
nung von Holz, Kohle, Heizöl o. Ä.) und macht
nicht selten den Hauptanteil des Energieumsat- Dafür muss die Umgebung künstlich auf einen
zes eines physikalischen oder chemischen Pro- sehr kleinen Bereich eingegrenzt werden, der
zesses aus. Überträgt ein System im Verlauf eines die gesamte Reaktionswärme aufnimmt bzw.
solchen Prozesses einen Teil seiner inneren Ener- an das System abgibt. Eine solche Umgebung
gie (z. B. in Form von Wärme) auf die Umgebung, nennt man Kalorimeter. Es besteht meist aus
so bezeichnet man diesen Vorgang als exotherm. einem wärmeisolierten Gefäß, in dem sich ein
Rührer und eine Kalorimeterflüssigkeit mit ho- Die spezifische Wärmekapazität c ist von Stoff zu Wärme-
her Wärmekapazität (i. d. R. Wasser) befinden Stoff unterschiedlich, für z. B. Wasser beträgt sie kapazität C:
Betrag an Wärme,
(B5). Im Inneren des Kalorimeters wird ein Re- in etwa c = 4 200 J/(kg · K) (B6).
den man einer
aktionsgefäß platziert, in welchem der unter- Die Reaktionswärme Qr des untersuchten Vor- Stoffportion zu-
suchte Vorgang kontrolliert abläuft, während die gangs errechnet sich wie folgt: führen muss, um
Temperaturänderung der Kalorimeterflüssigkeit deren Temperatur
Qr = −(CK + CW) · ΔT = −(CK + cW · mW) · ΔT um 1 K zu erhöhen:
kontinuierlich verfolgt wird.
Q J
Sie kann auch als molare Reaktionswärme Qr,m C=
ΔT K
[kJ/mol] bezogen auf den Stoffumsatz eines am
Thermometer
elektrische Zünddrähte Prozess beteiligten Stoffes angegeben werden:
Rührer Q spezifische
Qr,m = r Wärmekapazität c:
n
Deckel Betrag an Wärme,
wärmeisolierende den man einem
c in J/(kg · K)
Schicht Stoff pro Gramm
4.000
bzw. Kilogramm
Luftisolierung 3.000
2.000 dieses Stoffes
Wasser 1.000 zuführen muss, um
0
Verbrennungsbehälter seine Temperatur
um n
s
ft
or
se olz
r
ld
W l
pf
se
Ei
ho
Al Eise
to
um 1 K zu erhöhen:
Lu
iu
mit reinem Sauerstoff
op
Go
am
H
as
Be
ko
in
yr
rd
Al
St
Q J
as
C=
W
m · ΔT g · K
zu verbrennender
B6 Die spezifische Wärmekapazität von verschiede-
Stoff
nen Stoffen
Mithilfe eines Kalorimeters lassen sich Prozesswärmen phy- 3. Fügen Sie anschließend 40 g warmes Wasser hinzu,
sikalischer Vorgänge bzw. Reaktionswärmen chemischer dessen Temperatur (zwischen 50 – 60 °C) Sie vor-
Reaktionen experimentell bestimmen. Dazu lässt man den her exakt bestimmt haben.
jeweiligen Vorgang innerhalb des Kalorimeters kontrolliert
4. Verrühren Sie das Gemisch und bestimmen Sie die
ablaufen und misst dabei die Temperaturänderung Δ der
konstante Gemischtemperatur.
Kalorimeterflüssigkeit. Außerdem müssen die spezifische
Wärmekapazität cW der Kalorimeterflüssigkeit sowie die 5. Berechnen Sie mithilfe Ihrer Messwerte gemäß B2
Wärmekapazität CK des Kalorimeters bekannt sein. die Wärmekapazität CK ihrer Kalorimeter-Apparatur.
Die Portion kalten Wassers besitzt die Masse m1 und
a) D
ie Wärmekapazität die Temperatur 1. Die Portion warmen Wassers besitzt
des Kalorimeters ermitteln die Masse m2 und die Temperatur 2. Die gemessene
Mischtemperatur beider Wasserportionen ist misch.
Mischt man z. B. 40 g Wasser mit einer Temperatur von 80 °C
in einem Gefäß mit 40 g Wasser einer Temperatur von Q2 Q1
20 °C, so erwartet man eine Gemischtemperatur von
Das warme Wasser gibt Das kalte Wasser nimmt die
50 °C. Experimentell stellt man jedoch fest, dass die tatsäch- beim Mischen die Wärme Wärme Q1 auf. Q1 ist folglich
lich gemessene Temperatur etwas niedriger ist, denn das Q2 an seine Umgebung ab. positiv:
hinzugegebene Wasser mit höherer Temperatur gibt nicht Q2 ist folglich negativ:
nur Wärme an die Wasserportion mit niedrigerer Tempera- Q2 = −C · Δ Q1 = +C · Δ
tur, sondern auch das Gefäß ab, in dem sich das Gemisch Mit Δ = 2 – misch und Mit Δ = misch – 1 und
befindet. Das Absinken der Gemischtemperatur unter den CW = cW · mW folgt: C = CK + cW · mW folgt:
erwarteten Temperatur-Mittelwert kann man nun zur Er- Q2 = (cW · mW) · (misch − 2) Q1 = (CK + cW · mW) · (misch – 1)
mittlung der Wärmekapazität CK des Kalorimeters nutzen. Gemäß des Energieerhaltungssatzes gilt:
Qgesamt = Q1 + Q2 = 0
Ermitteln Sie die Wärmekapazität CK des folgenden Ka-
Folglich ergibt sich aus der Addition der Terme für die Wärme
lorimeters.
Q1 und Q2 und der anschließenden Umformung nach CK:
( )
VORGEHEN 2 - misch
CK = cW ∙ m2 ∙ - m1
1. Bauen Sie die Kalorimeter-Apparatur in B1 auf. misch − 2
2. Geben Sie 40 g Wasser (Raumtemperatur) in die B2 Herleitung zur Berechnung der Wärmekapazität CK
Messapparatur und ermitteln Sie dessen exakte
Temperatur, sobald diese konstant ist.
Beispiel: Für cW = 4,19 J/(g · K), m1 = m2 = 40 g,
Thermometer 1 = 20 °C, 2 = 80 °C und misch = 45,3 °C erhält man:
CK= 4,19
J
g∙K (
∙ 40 g ∙
80 °C - 45,3 °C
45,3 °C - 20 °C )
- 40 g ≈ 62,3
J
K
Styroporplatte
b) D
ie Reaktionswärme
ineinander gestellte einer Redoxreaktion ermitteln
Bechergläser
Ermitteln Sie die Reaktionswärme Qr und die molare Re-
Rührfisch aktionswärme Qr,m bei der Reaktion von Kupfer mit Sil-
bernitratlösung.
Magnetrührtisch
VORGEHEN 2 5 9
B1 Kalorimeter mit ebenem Boden 2. Geben Sie 100 mL Silbernitratlösung (c = 0,2 mol/L,
GHS 5 | 9) in das Kalorimeter und messen Sie des- Berechnen Sie außerdem die molare Reaktionswärme
sen konstante Anfangstemperatur. Qr,m der Reaktion (bezogen auf den Umsatz an Silber-
Ionen).
3. Fügen Sie 2 g Kupferpulver (GHS 2 | 9) hinzu und
Qr,m
verfolgen Sie unter ständigem Rühren in Abständen Qr,m =
n
von 30 Sekunden den Temperaturverlauf (auch über
Hierzu muss zunächst die Stoffmenge n an Silber(I)-
die erreichte Maximaltemperatur hinaus).
Ionen berechnet werden, die in 100 mL (also 0,1 L)
4. Stellen Sie Ihre Messergebnisse grafisch dar (B3). Silbernitratlösung der Stoffmengenkonzentration
c = 0,2 mol/L enthalten ist. Es gilt:
ϑ in °C n(Ag+)
28 c(Ag+) =
V(Lösung)
27
A2
26
Daraus ergibt sich durch Umformung:
ΔT
25 mol
n(Ag+) = c(Ag+) · V(Lösung) = 0,2 · 0,1 L
24 A1 L
23
= 0,02 mol
22
0 5 10 15 20 25 30 t in min Damit ergibt sich für Qr,m:
-2,9 kJ kJ
B3 Grafische Auswertung einer kalorimetrischen Messung Qr,m = = −145
0,02 mol mol
Flächen A1 und A2 ungefähr gleich groß sind. 1. Entleeren und spülen Sie die Kalorimeter-Apparatur.
7. Die Kalorimeterflüssigkeit, welche die bei der Reak- 2. Geben Sie 100 mL Natronlauge (c = 1 mol/L, GHS 5)
tion freiwerdende Wärme aufnimmt, entspricht in in das Kalorimetergefäß und bestimmen Sie dessen
diesem Fall dem flüssigen Anteil des Reaktionsgemi- konstante Anfangstemperatur.
sches. Für sie gelten folgende Annahmen:
• Es handelt sich um eine verdünnte Lösung, deren
3. Geben Sie rasch 100 mL Salzsäure (c = 1 mol/L,
GHS 5) hinzu und messen Sie unter Rühren die
Dichte in etwa der von reinem Wasser ( = 1 g/cm3)
konstante Mischungstemperatur.
entspricht. Ihre Masse mW beträgt 100 g.
• Ihre spezifische Wärmekapazität c entspricht 4. Bestimmen Sie die Temperaturdifferenz Δ.
W
etwa der von reinem Wasser
5. Fahren Sie mit den Schritten 7 und 8 wie in b) fort.
(cW = 4,19 J/(g · K)).
Berechnen Sie mithilfe dieser Annahmen sowie der
ermittelten Temperaturdifferenz Δ gemäß fol-
AUFGABEN
gender Gleichung die bei der Reaktion auftretende
A1 Ermitteln Sie die Wärmekapazität CK Ihres Kalori-
Reaktionswärme Qr.
meters.
Qr = −(CK + CW) · Δ = −(CK + cW · mW) · Δ
A2 Führen Sie anschließend c) durch und berechnen Sie
Beispiel: Für Δ = 6,0 °C (6,0 K) erhält man: anhand Ihrer Messwerte die Reaktionswärme Qr sowie
J J die molare Reaktionswärme Qr,m der Neutralisation.
Qr = −(62,3 + 4,19 · 100 g) · 6,0 K
K g∙K A3 Erläutern Sie die Unterschiede im Vorgehen zur Er-
= −2 887,8 J = −2,9 kJ mittlung der Temperaturdifferenz Δ bei b) und c).
B1 zeigt einen Modellversuch, in dem die bei der Ver- Dabei wird die Temperatur der Kalorimeterflüssigkeit
brennung von 1 mol flüssigem Heptan auftretende in regelmäßigen Zeitabständen gemessen.
Reaktionswärme Qr unter verschiedenen Bedingun-
M1 Der Hahn der Apparatur bleibt im Verlauf der
gen kalorimetrisch bestimmt werden kann.
Verbrennung der Heptan-Portion geschlossen.
60
80
0
Reaktionswärmen können mithilfe eines Kalorime- Dose, dass der Abstand zwischen Flammenspitze
ters experimentell ermittelt werden. und Dosenboden ca. 1 cm beträgt. Messen Sie nun
über einen Zeitraum von 5 Minuten in regelmäßigen
V3 Bauen Sie ein Verbrennungskalorimeter wie in
Abständen die Temperatur des Kalorimeterwassers.
B2 auf und bestimmen Sie dessen Wärmekapazität CK.
Löschen Sie nach 3 Minuten die Flamme. Bestimmen
V4 Befüllen Sie die Getränkedose dieses Kalori- Sie nach Abschluss der Messungen durch Wägung
meters mit einer exakt abgewogenen Menge Wasser des Teelichts die Masse des verbrannten Paraffins.
und bestimmen Sie dessen konstante Anfangstem-
AUSWERTUNG
peratur. Entzünden Sie anschließend ein Teelicht
a) Stellen Sie Ihre Temperatur-Messwerte aus V4
bekannter Masse und stellen Sie dieses so unter die
grafisch dar. Ermitteln Sie daraus die Temperatur-
differenz Δ.
Thermometer
b) Berechnen Sie davon ausgehend die Reaktions-
wärme Qr der Verbrennung von 1 g Paraffin.
c) Begründen Sie, dass für die Verbrennung von Pa-
Getränkedose
raffin keine molare Reaktionswärme Qr,m berech-
net werden kann.
d) Beurteilen Sie die Messgenauigkeit der Kalorime-
Teelicht
ter-Apparatur in B2 .
B2 Verbren-
nungskalorimeter ENTSORGUNG A, R
für V3 und V4
Auf Lebensmittelverpackungen finden sich Angaben wünschten Lebensmittels unterstützen. Wie werden
zum Energiegehalt von Lebensmitteln und Speisen. diese Angaben ermittelt?
Diese werden in verschiedenen Einheiten angegeben
M5 Die Abbildung B3 zeigt in Tabellenform die An-
und sollen den Verbraucher bei der Auswahl des ge-
gaben zu Nährwertinformationen eines Lebensmittles
auf der Rückseite einer herkömmlichen Lebensmittel-
Nährwert- pro 100 g pro Portion % RM
informationen (40 g)
verpackung.
Brennwert 2268 kJ/ 907 kJ/ 11 % AUSWERTUNG
543 kcal 217 kcal a) Ermitteln Sie den Umrechnungsfaktor zwischen
Fett 30,8 g 12,3 g 18 % der klassischen SI-Einheit (kJ) sowie der histori-
- davon gesättigte 18,2 g 7,3 g 37 % schen Maßeinheit (kcal) der Energie anhand der
Fettsäuren in B3 dargestellten Werte.
Kohlenhydrate 59,2 g 23,7 g 9% b) Formulieren Sie eine Vermutung, wie die auf der
- davon Zucker 50,1 g 20,0 g 22 % Verpackung dargestellten Brennwerte ermittelt
Ballaststoffe 0,4 g 0,2 g – werden.
Eiweiß 6,9 g 2,8 g 6% c) Planen Sie einen Versuch, um den Energiegehalt
Salz 0,23 g 0,10 g 2% dieses Lebensmittels experimentell zu ermitteln.
Formulieren Sie eine exakte Versuchsdurchfüh-
B3 Nährwertinformationen werden tabellarisch auf der
rung.
Verpackung eines Lebensmittels dargestellt. RM entspricht
der Referenzmenge für einen durchschnittlichen Erwachse-
nen (8400 kJ/2000 kcal).
Die exotherm verlaufende Verbrennung fossi- Bei Reaktionen, die wie in M1 ohne Volumenän-
ler Rohstoffe (z. B. Erdgas, Heizöl oder Benzin) derung verlaufen, kommt die Änderung der in-
spielt im Alltag eine große Rolle (B1). Die dabei neren Energie des Systems lediglich durch die
freigesetzte Wärme kann z. B. zum Heizen oder Abgabe oder Aufnahme von Wärme zustande.
zur Erzeugung von elektrischem Strom genutzt In diesem Fall kann man über die Ermittlung des
werden. In Verbrennungsmotoren verrichten die Betrags an auftretender Reaktionswärme Qr,V
dabei entstehenden Gase durch Volumenvergrö- folglich direkt auf den Betrag der Änderung der
ßerung Arbeit. inneren Energie U des Systems schließen. Es gilt:
Qr,V = ΔrU
Letztendlich zeigen die Ergebnisse der Teilexpe- Bei konstantem Volumen entspricht
rimente M1 und M2 , dass Wärme Q und Arbeit die Reaktionswärme Qr,V der Reakti-
W, im Gegensatz zur inneren Energie U, wegab- onsenergie ΔrU. Bei konstantem Druck
hängige Prozessgrößen sind. Ihr Betrag hängt entspricht die Reaktionswärme Qr,p der
davon ab, auf welchem Weg ein System von ei- Reaktionsenthalpie ΔrH, also der Diffe-
nem Zustand in einen anderen gelangt. renz aus Reaktionsenergie und auftre-
tender Arbeit.
Reaktionswärme vs.
Reaktionsenthalpie
Elektrochemische Reaktionen verlaufen ohne
Druck- bzw. Volumenänderung, da in der Regel AUFGABE
keine gasförmigen Stoffe daran beteiligt sind. A1 In einem Experiment werden 2 mol Methan
Aber auch industrielle Prozesse (z. B. Verbren- vollständig verbrannt. Es wird eine Reakti-
nungsreaktionen zur Energiebereitstellung) lau- onswärme von Qr,p = −1 775 kJ bestimmt.
fen in der Regel ohne Druckerhöhung ab, wenn a) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung.
sich die gebildeten Reaktionsgase ausdehnen b) Berechnen Sie die im Verlauf der Reakti-
können. Meist ist jedoch nicht die dabei auftre- on auftretende Volumenveränderung ΔV
tende Volumenarbeit, sondern der Betrag der unter der Annahme, dass die Verbren-
auftretenden Reaktionswärme Qr,p interessant. nung bei einer Temperatur von = 25 °C
Dieser berechnet sich wie folgt: stattfindet und dabei nur gasförmige
Reaktionsteilnehmer berücksichtigt
Qr,p = ΔrU – WVol = ΔrU + p · ΔV
werden müssen. Hinweis: p = 1,013 bar,
Mit ΔrU = Unach – Uvor und ΔV = Vnach – Vvor ergibt molares Volumen von Gasen bei
sich daraus: = 25 °C: Vm = 24,5 L/mol.
c) Ermitteln Sie die Volumenarbeit WVol,
Qr,p = (Unach + p · Vnach) – (Uvor + p · Vvor)
die aus der auftretenden Volumenver-
Da die Größen U, p und V wegunabhängige Zu- änderung resultiert, und erläutern Sie
standsgrößen sind, kann auch der kombinierte die Bedeutung des Vorzeichens ihres Enthalpie
Term (U + p · V) als Zustandsgröße aufgefasst Betrags. griech. en: in
und thalpein:
werden. Diese Größe erhält die Bezeichnung En- d) Berechnen Sie davon ausgehend die Re-
erwärmen
thalpie und das Größensymbol H [kJ]. Für sie aktionswärme Qr,V, die auftreten würde,
Größensymbol H
kann, ebenso wie für die innere Energie U, kein wenn diese Verbrennungsreaktion ohne engl. heat content:
Absolutwert angegeben werden. Volumenveränderung ablaufen würde. Wärmeinhalt
Es hat sich bewährt, für solche Stoffe lediglich chen, für einen Organismus nutzbaren Energie-
den Betrag der molaren bzw. spezifischen gehalt eines Nahrungsmittels in Abhängigkeit
Verbrennungsenthalpie (also einen positiven von dessen Gehalt an energieliefernden Nähr-
Wert) anzugeben. Die Höhe dieses Betrags hängt stoffen angeben (M5).
allerdings davon ab, ob das bei der Verbrennung Der physikalische Brennwert eines Nahrungs-
gebildete Wasser zum Zeitpunkt der Messung mittels kann mithilfe eines Bombenkalorimeters
der Verbrennungsenthalpie (also bei Verbren- bestimmt werden, in welchem das Nahrungsmit-
nungstemperatur) gasförmig vorliegt oder (nach tel bis zur Asche verbrannt wird. Allerdings muss
Abkühlung auf = 25 °C) bereits kondensiert ist. berücksichtigt werden, dass ein Organismus
Im ersten Fall bezeichnet man den Betrag der nicht alle in einem Nahrungsmittel enthaltenen
molaren bzw. spezifischen Verbrennungsen- energieliefernden Nährstoffe vollständig auf-
thalpie als Heizwert Hi [kJ/kg oder kJ/m3]. Im nehmen und verwerten kann, sondern einen Teil Index „i“
zweiten Fall wird durch die Kondensation des ungenutzt wieder ausscheidet. engl. inferior:
niedriger
gebildeten Wassers zusätzlich ein bestimm- Der physiologische Brennwert eines Nahrungs-
ter Betrag an Kondensationswärme frei, so- mittels ergibt sich aus dessen physikalischem
dass der Betrag der molaren bzw. spezifischen Brennwert folglich abzüglich dieses nicht nutz-
Verbrennungsenthalpie, den man unter diesen baren Energiebetrags.
Bedingungen als Brennwert Hs [kJ/kg oder Index „s“
kJ/m3] bezeichnet, höher ist als der Heizwert. engl. superior:
Der Heizwert ist ein Maß für die Reak- überlegen
Moderne Brennwertheizungen in Wohnhäusern
tionswärme, die bei der Verbrennung
nutzen diese zusätzlich freiwerdende Kondensa-
eines Stoffes auftritt. Der Brennwert
tionswärme zum Heizen (B3).
eines Stoffes ist um den Betrag der
Kondensationswärme höher, die bei
160 °C 40 °C
der Kondensation des dabei gebildeten
Wassers frei wird.
90 % 98 %
AUFGABEN
A1 Begründen Sie, dass die Angabe der Dichte
Heizwertkessel Brennwertkessel
in B2 relevant ist.
B3 Gegenüberstellung von Heizwert und Brennwert A2 Bei der vollständigen Verbrennung von 10 g
Glucose (C6H12O6) in einem Bombenka-
lorimeter wird eine Verbrennungsenergie
Kohlenhydrate und Fette
von ΔcU = −155,0 kJ ermittelt. Das dabei
als biologische Energieträger
entstehende Wasser ist flüssig.
Auch der Abbau von Kohlenhydraten und Fet- a) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung
ten in den Zellen eines Organismus führt zu den dieser Verbrennung.
Produkten Kohlenstoffdioxid und Wasser. Um- b) Begründen Sie, dass der ermittelte Ener-
gangssprachlich nennt man dies ebenfalls eine giebetrag näherungsweise der Verbren-
„Verbrennung“, weil diese Nährstoffe in den Mi- nungsenthalpie entspricht.
tochondrien der Zellen unter Energiefreisetzung c) Ermitteln Sie aus den experimentellen
mit Sauerstoff umgesetzt werden. Tierische Daten den spezifischen physikalischen
Organismen erhalten diese Nährstoffe durch Brennwert von Glucose. Beurteilen Sie,
Verdauung der aufgenommenen Nahrung. Des- inwiefern der physiologische Brennwert
halb hat es sich bewährt, auch für Lebensmittel von Glucose von diesem Wert abwei-
Brennwerte anzugeben, die den durchschnittli- chen wird.
dungsreaktion bezeichnet:
Enthalpie H
Im Folgenden wird eine aus 20 Teilchen bestehen- M1 Der flüchtige Stoff wird von Raumtemperatur
de Stoffportion eines flüchtigen Stoffes betrachtet. zum Zeitpunkt t0 (B1) auf 40 °C zum Zeitpunkt t1
Dieser Reinstoff besitze eine Schmelztemperatur erwärmt.
von 50 °C und eine Siedetemperatur von 85 °C. Die
M2 Anschließend wird der Stoff von 40 °C auf
Abbildungen B1 und B2 zeigen die Anordnung der
95 °C erwärmt und diese Temperatur konstant
Teilchen dieses Stoffes zu verschiedenen Zeitpunk-
gehalten. B2 zeigt die Teilchenanordnung zu zwei
ten.
verschiedenen Zeitpunkten t2 und t3.
AUSWERTUNG
a) Erläutern Sie die Unterschiede, die zwischen den c) Formulieren Sie eine Hypothese, die erklärt, wel-
Zeitpunkten t0 und t1 auf Teilchenebene beob- che der beiden Teilchenanordnungen bei t2 bzw.
achtet werden können. t3 unter den in M2 gegebenen Bedingungen mit
b) Vergleichen Sie die Teilchenbilder zu den Zeit- höherer Wahrscheinlichkeit im Stoff beobachtet
punkten t0, t2 und t3. werden kann.
Ob physikalische Vorgänge bzw. chemische Reaktio- beiden Salze auf Teilchenebene. Verwenden Sie
nen spontan ablaufen oder nicht, hängt von verschie- dazu B3 sowie folgende Fachbegriffe: 2
nung zum Zeitpunkt t3 „ordentlicher“ zu sein als vereinigen lassen. Der beschriebene Aufteilungs-
zum Zeitpunkt t2. Dennoch sind beide Zustände vorgang führt also gewissermaßen zu einem sta-
gleich wahrscheinlich, da die Gas-Teilchen bei bileren, von selbst nicht vollständig umkehrbaren
gleichen äußeren Bedingungen (also konstantem Zustand, nämlich dem einer größeren Unord-
Druck und konstanter Temperatur) zu beiden nung.
Zeitpunkten die gleiche mittlere Energie besit- Wird einem Feststoff Energie in Form von Wär-
zen und stetig in Bewegung sind. Dass sie zum me zugeführt, nehmen dessen Teilchen eben-
Zeitpunkt t3 regelmäßiger angeordnet zu sein falls kleine Energiepäckchen davon auf. Auch
scheinen, ist aufgrund ihrer stetigen, freien und hier wird eine größere Unordnung erzeugt. Da
unregelmäßigen Bewegung zufällig und hängt zu- diese Energiepäckchen in M1 nicht ausreichen,
dem vom Blickwinkel des Betrachters ab. um die Anziehungskräfte zwischen den Teilchen
so weit zu überwinden, dass eine Aggregatzu-
standsänderung erfolgt, bleibt die „ordentliche“,
Unordnung auf Teilchenebene
gitterartige Anordnung der Teilchen erhalten. Sie
Das Verdunsten von Pentan (V5) erfordert Ener- schwingen jedoch heftiger um ihre Gitterplätze.
gie. Diese wird in Form von Wärme als „kompak-
tes Energiepaket“ von der Umgebung auf das
Die Richtung spontaner Vorgänge wird
zunächst flüssige Pentan übertragen und in viele
durch das Erreichen eines Zustands
„kleine Energiepäckchen“ aufgeteilt, die von den
minimaler Energie bzw. maximaler Un-
einzelnen Molekülen des Pentans aufgenommen
ordnung bestimmt.
werden (B2).
AUFGABEN
A1 Begründen Sie ausgehend von Ihren
Beobachtungen sowie der entsprechenden
Reaktionsgleichung, dass in LV6 die Unord-
nung zunimmt.
A2 Erläutern Sie ausgehend von A1 , dass das
kompaktes in Form von kleinen Energie-
„Energiepaket“ päckchen fein verteilte Energie Erreichen einer maximalen Unordnung
die übergeordnete Triebkraft spontaner
B2 Modellhafte Darstellung der Entstehung von Vorgänge ist.
Unordnung A3 Formulieren Sie eine Vermutung, die erklärt,
inwiefern man bei dem in B2 dargestellten
Vorgang von einer „Entwertung“ von Ener-
Diese Energieaufnahme führt zur teilweisen gie sprechen kann.
Überwindung der anziehenden Wechselwirkun- A4 Erläutern Sie unter Berücksichtigung von
gen zwischen den Pentan-Molekülen, welche Fachbegriffen den in B3 dargestellten Vor-
sich dadurch freier und unregelmäßiger bewe- gang.
gen. In der Folge kommt es zu einer Aggregatzu-
standsänderung des Stoffes.
Durch die Aufteilung des kompakten Energiebe-
trags auf viele kleine Energiepäckchen entsteht
im betrachteten System eine gewisse Unord-
nung. Die Richtung dieses spontanen Vorgangs
wird dadurch bestimmt, dass sich die fein verteil-
ten Energiepäckchen nicht „von selbst“ wieder B3 Farbstoffe aus einem Teebeutel lösen sich in
vollständig zu dem ursprünglichen Energiepaket Wasser
Richtungen des Raums, Bei der Angabe der absoluten Entropie einer
• Drehbewegungen der Teilchen um sich Teilchenportion geht man davon aus, dass diese
selbst, Teilchen, insofern sie untereinander alle iden-
• Schwingungsbewegungen der Teilchen bzw. tisch sind (also einem Reinstoff angehören), bei
der Atome innerhalb der Teilchen gegenein- einer absoluten Temperatur von 0 K ein absolut
ander. regelmäßiges Teilchengitter bilden, in dem auf-
Wie viele Bewegungsmöglichkeiten den Teilchen grund der fehlenden Bewegungsenergie keinerlei
eines Stoffes zugänglich sind, hängt wiederum Teilchenbewegung stattfindet. Diesem Zustand
vom Aggregatzustand des Stoffes und vom geo- ordnet man eine absolute Entropie von 0 J/K zu.
metrischen Bau und der Art der Teilchen ab.
Größere Moleküle haben mehr Dreh- und
Molare Standardentropien
Schwingungsmöglichkeiten als kleine Moleküle
(B4). Je mehr Bewegungsmöglichkeiten die Teil- Die Unordnung in einem System hängt nicht nur
chen in einem System haben, desto mehr Ener- von der Teilchenanzahl (und damit der Stoff-
giezustände können sie folglich annehmen, und menge), sondern auch vom im System insgesamt
desto größer ist prinzipiell auch die Unordnung verfügbaren Betrag an Bewegungsenergie (und
im betrachteten System. damit der Temperatur) ab. Aus diesem Grund
tabelliert man zur besseren Vergleichbarkeit die
molare Standardentropie S0m als auf Standard-
bedingungen bezogene Größe:
Wasserstoff-
Wasserstoff- Wasser-
Wasser-S⁰ J
Molekül
Molekül S0m =
Molekül
Moleküln K ∙ mol
HH22 HH
2O
2O
Reaktionsentropie
Im Verlauf der Löse- bzw. Verdunstungsvorgänge
in V3 bis V5 nehmen die Bewegungsmöglichkei-
ten der Teilchen (also der Ionen bzw. der Mole-
stoff-
ff- Wasser-
Wasser-
kül Molekül küle), die am jeweiligen Vorgang beteiligt sind, zu.
Molekül
2 H2OH2O Folglich erhöht sich auch der Grad an Unordnung
im jeweiligen System. Man sagt, es wird Entropie
„erzeugt“, weil die Entropie des Endzustands grö-
ßer als die des Ausgangszustands ist. Entropieän-
B4 Maximale Bewegungsmöglichkeiten von Wasser- derungen können auch bei chemischen Reaktio-
stoff- bzw. Wasser-Molekülen im Vergleich nen auftreten. So lösen sich in LV6 die Ionen der
AUFGABEN
A1 Erläutern Sie die Unterschiede zwischen A4 Ammoniakgas kann großtechnisch aus den
den molaren Standardentropien folgender Elementen hergestellt werden.
Stoffe: a) Schätzen Sie ausgehend von der Re-
a) flüssiges bzw. gasförmiges Wasser aktionsgleichung das Vorzeichen der
b) Wasserstoff- bzw. Ammoniakgas Reaktionsentropie ΔrS ab.
c) Wasserstoff- bzw. Stickstoffgas b) Überprüfen Sie Ihre Abschätzung rech-
Entropiewerte un-
A2 Bei der vollständigen Verdunstung von 10 g nerisch. ter QR-/Medien-
Heptan bei 25 °C tritt eine Enthalpieände- A5 Die Abbildung B5 zeigt das Versuchsergeb- code 06011-33
rung von ΔH = +3,6 kJ auf. Berechnen Sie nis der endotherm verlaufenden Reaktion
die Reaktionsentropie ΔrS. der kristallinen Feststoffe Citronensäure
A3 Berechnen Sie die Standardreaktionsen- und Natriumcarbonat-Pentahydrat. Stellen
tropie ΔrS0 der Reaktion in LV6. Deuten Sie Sie eine Vermutung auf, warum die Reakti- 06011-33
Die Gewinnung von Roheisen aus Eisenerz im die gesamte Entropieänderung im Verlauf einer
Zuge des Hochofenprozesses (B6) ist ein in- chemischen Reaktion aus den Entropieänderun-
dustriell sehr bedeutsames, aber energetisch gen von System und Umgebung ergibt:
höchst aufwändiges Verfahren. Es ist nur dann
ΔSgesamt = ΔSUmgebung + ΔSSystem
energetisch effizient, wenn die dabei relevanten
chemischen Reaktionen (etwa die Erzeugung des Die Ursache der Entropieänderung ΔSUmgebung,
Reduktionsmittels Kohlenstoffmonooxid oder die im Verlauf einer Reaktion stattfindet, ist die
die Reduktion von Eisenoxid unter Bildung von Reaktionswärme Qr,p. Diese wird entweder vom
elementarem Eisen) optimal aufeinander abge- System abgegeben und von der Umgebung auf-
stimmt sind. Eine wesentliche Voraussetzung genommen oder umgekehrt. In jedem Fall lässt
dafür kann der spontane Verlauf dieser Reakti- sich die auf die Umgebung übertragene Wärme
onen unter den extremen Bedingungen sein, die als negativer Betrag der vom System abgegebe-
im Hochofen herrschen. Da diese Bedingungen nen Wärme ausdrücken:
bei der Planung solcher Verfahren nur schwer zu
Qr,p,Umgebung = −Qr,p,System = −ΔrH
simulieren sind, kann man sich mathematischer
Q
Abschätzungsverfahren bedienen. Diese ermög- Mit ΔS = ergibt sich daraus:
T
lichen auch ohne praktische Durchführung eine ΔH
ΔSUmgebung = − r
Aussage darüber, ob die relevanten Prozesse un- T
ter den gegebenen Reaktionsbedingungen spon-
Die Entropieänderung ΔSSystem des reagierenden
tan ablaufen.
Systems kann z. B. mit dem Satz von HESS berech-
net werden. Damit ergibt sich für die Entropieän-
Eisenerz + Zuschläge + Koks
derung insgesamt:
Reaktionsgase
ΔSgesamt = ΔSUmgebung + ΔSSystem
Vorwärmzone
zum ΔH
Winderhitzer Indirekte Reduktion = − r + ΔrS
3 Fe2O3 + CO 2 Fe3O4 + CO2 T
Fe3O4 + CO 3 FeO + CO2 Eine Multiplikation dieses Terms mit (−T) ergibt
500 °C schließlich:
Reduktionszone
900 °C Direkte Reduktion −T · ΔSgesamt = ΔrH − T · ΔrS
FeO + CO Fe + CO2
Wasser- 1000 °C
kühlung Heißluft CO2 + C 2 CO
vom Die Terme (−T · ΔSgesamt) sowie (T · ΔrS) sind,
1000 °C Wind-
erhitzer
Kohlungsszone
mathematisch betrachtet, die Beträge von Re-
1400 °C
aktionswärmen bzw. Enthalpieänderungen. Der
Heißluft-
Ringleitung 2000 °C Term (−T · ΔSgesamt) wird dabei als freie Reakti-
onsenthalpie ΔrG bezeichnet.
Schmelzzone
C + O2 CO2
Analog zur Enthalpieänderung ΔH entspricht
sie der Differenz einer Zustandsgröße, die der
Chemiker JOSIAH GIBBS (1839 − 1903) als freie
Schlacke Roheisen
Enthalpie G definierte. Sie setzt sich gemäß der
B6 Schematische Darstellung der Vorgänge in einem Hochofen GIBBS-HELMHOLTZ-Gleichung aus den Zustands-
größen Enthalpie H, Temperatur T und Entropie
S zusammen:
GIBBS-HELMHOLTZ-Gleichung
Eine Möglichkeit zur mathematischen Abschät- G=H–T·S
zung der Spontaneität von Prozessen liefert die
sogenannte GIBBS-HELMHOLTZ-Gleichung . Bei
deren Herleitung geht man davon aus, dass sich
Alles im Blick
Die Untersuchung von Energieumwandlungen im Wird im Verlauf einer chemischen Reaktion Wärme
Verlauf physikalischer bzw. chemischer Prozesse ist an die Umgebung abgegeben, so ist die Reaktion im
nur innerhalb eines durch enge Grenzen definierten System exotherm:
Raums, dem sogenannten System möglich. Alle Qr = Unach – Uvor < 0
Komponenten außerhalb der definierten System-
Wird dabei hingegen Wärme vom reagierenden Sys-
grenzen gehören zu dessen Umgebung.
tem aufgenommen, so ist die Reaktion endotherm:
Es werden offene, geschlossene und isolierte Qr = Unach – Uvor > 0
Systeme unterschieden. Dies hängt davon ab, ob ein
Der Betrag von Reaktionswärmen kann mithilfe
Stoff- bzw. Energieaustausch zwischen System und
einer künstlich stark eingeengten Umgebung, einem
Umgebung möglich ist.
sogenannten Kalorimeter, experimentell bestimmt
Stoff- werden. Das Kalorimeter tauscht dabei die gesamte
austausch
Reaktionswärme mit dem untersuchten System aus.
Dieser Austausch führt im Kalorimeter zu einer Tem-
peraturänderung ΔT, die proportional zum Betrag
der vom Kalorimeter aufgenommenen Wärme Q ist.
Der Betrag dieser Wärme entspricht dem negativen
Energie- Energie-
austausch austausch Betrag der Reaktionswärme Qr:
Stoff- und Energie- Kein Stoffaustausch Weder Stoff- noch Q = C · ΔT = -Qr
austausch mit der mit der Umgebung. Energieaustausch
Umgebung Energieaustausch mit der Umgebung
jedoch möglich Die Proportionalitätskonstante C ist die Wärmekapa-
zität der gesamten Versuchsanordnung. Sie setzt sich
als Summe aus der Wärmekapazität CW der Kalo-
Energie kann im Verlauf von chemischen Reaktionen
rimeterflüssigkeit und der Wärmekapazität CK des
in Form von Wärme oder Arbeit zwischen System
Kalorimeters zusammen.
und Umgebung ausgetauscht werden. Im ersten Fall
spricht man von Reaktionswärme Qr. Durch diesen Bezieht man den Betrag der Reaktionswärme auf den
Energieaustausch ändert sich die innere Energie U Stoffumsatz der Reaktion, so erhält man die molare
des Systems. Die Änderung ΔU der inneren Energie Reaktionswärme Qr,m:
bezeichnet man als Reaktionsenergie. Q
Qr,m = r
n
Bei chemischen Reaktionen, die ohne Volumenände- Differenz der Reaktionsenergie und dem Betrag an
rung ablaufen, entspricht der Betrag der Reaktions- auftretender Volumenarbeit:
wärme Qr,V der Reaktionsenergie ΔrU.
Qr,p = ΔrU – WVol = ΔrU + p · ΔV
Bei chemischen Reaktionen, in deren Verlauf es zu
Volumenveränderungen kommt, tritt ein Teil der Die Reaktionswärme Qr,p wird als Reaktionsenthal-
Reaktionsenergie ΔrU nicht in Form von Wärme, pie ΔrH bezeichnet. Reaktionsenthalpien verschiede-
sondern von Volumenarbeit WVol in Erscheinung. ner Prozesse sind nur dann miteinander vergleichbar,
Die Reaktionswärme Qr,p errechnet sich dann aus der wenn sie auf den Stoffumsatz der Reaktion und eine
festgelegte Temperatur (meist 25 °C bzw. 298,15 K) tende Verbrennungsenthalpie ΔcH meist als posi-
bezogen werden: tiver Betragswert angegeben. Dieser Wert wird auch
als Heizwert Hi bezeichnet und gilt für den Fall, dass
ΔrH Qr,p
ΔrH0m = = bei der Verbrennung gebildetes Wasser gasförmig
n n
vorliegt. Kondensiert dieses Wasser, so wird zusätz-
Für die Bildung von Verbindungen aus elementaren lich Kondensationswärme frei, wodurch der Betrag
Stoffen werden molare Standardbildungsenthalpi- der Verbrennungsenthalpie steigt. Dieser höhere
en ΔfH0m tabelliert. Betrag wird dann als Brennwert Hs bezeichnet.
Ist die Reaktionsenthalpie einer chemischen Reakti- Heiz- bzw. Brennwerte von Brennstoffen beziehen
on experimentell nicht zugänglich, kann sie mithilfe sich meist auf die Verbrennungstemperatur und kön-
des Satzes von HESS näherungsweise aus den mola- nen nur dann als molare Größen angegeben werden,
ren Standardbildungsenthalpien der an der Reaktion wenn es sich bei den Brennstoffen um Reinstoffe
beteiligten Edukte und Produkte berechnet werden: handelt. Für Brennstoffgemische gibt man hingegen
spezifische Heiz- bzw. Brennwerte an. Deren Beträ-
ΔrH0 = Σ(nProdukte · ΔfH0Produkte) – Σ(nEdukte · ΔfH0Edukte)
ge beziehen sich auf die Masse bzw. das Volumen an
Für Brennstoffe wird die bei der Verbrennung auftre- verbranntem Brennstoffgemisch.
Vorgänge laufen stets nur in die Richtung spontan, Spontane Vorgänge zeichnen sich dadurch aus, dass
d. h. ohne weitere aktive äußere Einwirkung ab, in der die Gesamtentropie von System und Umgebung
auf Teilchenebene ein maximaler Grad an Unord- zunimmt:
nung erreicht wird. Unordnung entsteht immer dann,
Sgesamt = ΔSSystem + ΔSUmgebung > 0
wenn die vorhandene Energie in kleinere Energie-
päckchen aufgeteilt wird. Die freie Reaktionsenthalpie ΔrG ist ein Maß dafür,
ob eine Reaktion bei gegebener Temperatur T spon-
Die Entropie S ist ein absolutes Maß für die Unord-
tan abläuft. Sie kann mithilfe der GIBBS-HELMHOLTZ-
nung in einem System. Sie beträgt für einen Reinstoff
Gleichung näherungsweise unter Berücksichtigung
am absoluten Nullpunkt (T = 0 K) S = 0.
der Standardreaktionsenthalpie und der Standardre-
Der Wert der Entropie eines Stoffes ist sowohl aktionsentropie der betrachteten Reaktion berechnet
temperatur- als auch stoffmengenabhängig, weshalb werden:
die Entropien verschiedener Reinstoffe als molare
ΔrG0 = ΔrH0 - T · ΔrS0
Standardentropien S0m tabelliert werden:
Alternativ ist auch hier eine Berechnung aus den
S0
S0m = freien Standardbildungsenthalpien der am Vorgang
n
beteiligten Edukte und Produkte mit dem Satz von
Die Entropieänderung kann im Verlauf eines Prozes- HESS möglich.
ses näherungsweise über den Satz von HESS aus den
molaren Standardentropien der beteiligten Edukte
und Produkte berechnet werden:
ΔrS0 = Σ(nProdukte · S0m(Produkte)) - Σ(nEdukte · S0m(Edukte))
A6 Berechnen Sie die Standardreaktionsenthalpien für menge vom Heizkörper auf die Raumluft perfekt
folgende chemische Reaktionen: isoliert ist.
a) 2 g Kupfer(II)-oxid reagieren mit Kohlenstoff b) Begründen Sie, dass die tatsächlich auftretende
vollständig zu Kupfer und einem gasförmigen Entropieänderung im Raum von der zu erwar-
Produkt, mit dem die Kalkwasserprobe positiv tenden Entropieänderung abweicht.
verläuft. c) Begründen Sie, dass die Übertragung einer iden-
b) 5 g Ammoniakgas werden mit Sauerstoffgas zu tischen Wärmemenge auf die Luft im Klassen-
Stickstoffgas und einem weiteren Produkt umge- raum bei einer höheren Ausgangstemperatur der
setzt, welches ebenfalls gasförmig ist. Raumluft zu einer geringeren Entropieänderung
c) Die in b) beschriebene Reaktion wird unter führt.
Reaktionsbedingungen durchgeführt, bei denen
das in b) genannte weitere Reaktionsprodukt A9 Auch Holzgas versuchte man früher für den Antrieb
flüssig ist. von Autos zu nutzen (S. 268). Im Holzgasgenerator
wurde Holz zu Holzkohle verschwelt, die anschlie-
A7 Auch für die Bildung von Elektronenpaarbindungen ßend hauptsächlich zu Kohlenstoffmonooxid
zwischen Atomen gleicher oder verschiedener Ele- vergast wurde. Nennen Sie Gründe, aus welchen
mente können molare Enthalpiewerte, sogenannte Benzin der bevorzugte Kraftstoff für den Antrieb
molare Standardbindungsenthalpien, angegeben von Autos wurde.
werden. Da bei der Bildung von Elektronenpaar-
bindungen Energie freigesetzt wird, haben diese
Enthalpiewerte stets ein negatives Vorzeichen.
Im Folgenden soll die Verbrennungsreaktion von
Ethingas betrachtet werden, das beim sogenannten
Acetylen-Schweißen zum Einsatz kommt.
a) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung für die
vollständige Verbrennung von Ethin mithilfe von
Strukturformeln mit allen bindenden und nicht
bindenden Elektronenpaaren.
b) Ermitteln Sie durch eine Bilanzierung der
entsprechenden Enthalpiewerte
(vgl. QR-/Mediencode 06011-34) nä-
herungsweise die molare Standardre-
aktionsenthalpie für die Verbrennung
von Ethin. 06011-34
A10 Wasserstoff und Chlor bilden in einem stöchio-
c) Berechnen Sie die molare Standardreaktionsen-
metrischen Stoffmengenverhältnis von 1 : 1 das
thalpie dieser Reaktion anschließend mit dem
sogenannte Chlorknallgas. Eine Reaktion der beiden
Satz von HESS. Vergleichen Sie dieses Ergebnis
Gemisch-Komponenten erfolgt erst, nachdem das
mit dem Ergebnis aus b) und geben Sie mögliche
Gemisch einem Lichtblitz oder erhöhter Tem-
Gründe für eventuelle Abweichungen an.
peratur ausgesetzt wurde. Als Reaktionsprodukt
A8 Die Raumluft in einem leeren Klassenraum soll im entsteht Chlorwasserstoffgas.
Winter durch einen Heizkörper von 12 °C auf eine a) Formulieren Sie die entsprechende Reaktions-
Temperatur von 23 °C erwärmt werden. Die Außen- gleichung.
temperatur beträgt konstant -4 °C. b) Ermitteln Sie rechnerisch, dass es sich dabei um
a) Erläutern Sie die Entropieänderung, die im eine exotherme Reaktion handelt, die auch unter
Verlauf der Erwärmung im Klassenraum auftritt, Berücksichtigung der Entropie begünstigt ist.
wenn angenommen wird, dass der Raum bei c) Erklären Sie an diesem Beispiel den Begriff des
Übertragung einer entsprechenden Wärme- metastabilen Zustands.
Ziel erreicht?
Verfügen Sie über die Kompetenzen dieses Kapitels? Lösen Sie die entsprechenden Aufgaben
(Arbeitsblatt unter QR-/Mediencode 06011-35) und bewerten Sie sich mithilfe der Tabelle rechts unten.
06011-35
KOMPETENZ A: Merkmale offener, geschlossener und b) Berechnen Sie den Be- Thermometer
brennungsenthalpie ΔcH
der Kohlenstoff-Portion 1 g Kohlenstoff
Vergleichen Sie Ihre Antworten mit den Lösungen auf Seite 464 und kreuzen Sie auf dem Arbeitsblatt an.
Klausuraufgaben
T1 Kalorimetrie
Formel CuSO4 (s) CuSO4 ∙ 5 H2O (s) SO42- (aq) Cu2+ (aq) H2O (l)
T2 Raketentreibstoffe
T3 Kartoffelchips
AUFGABEN
A1 Beschreiben Sie den molekularen Aufbau von drei
in Kartoffelchips enthaltenen Nährstoffen, die in B3
aufgeführt sind.
A2 Formulieren Sie eine Reaktionsgleichung für den
B2 Kartoffelchips Abbau vom Kohlenhydrat Amylose (Stärke) unter
Verwendung von Strukturformeln.
Aus 50,5 g Stärke werden bei dieser Reaktion
Kartoffelchips sind beliebte Snacks, die aus frittierten
ca. 56 g Glucose gebildet. Begründen Sie die Zu-
Kartoffelscheiben hergestellt werden.
nahme der Masse.
Die in Kartoffeln enthaltene Stärke besteht aus Amylose
A3 Berechnen Sie die molare Standardreaktionsen-
und Amylopektin. Bei der Verdauung findet ein hydro-
thalpie und die molare Standardreaktionsenergie
lytischer Abbau von Stärke statt, wobei Glucose ent-
für die vollständige Verbrennung des Kohlenhydrats
steht, über das Blut in die einzelnen Zellen transportiert
Glucose, dem Fett Tripalmin und der Aminosäure
und durch biologische Oxidation abgebaut wird.
Alanin (B4).
Die Oxidation von Nährstoffen in der Zelle liefert dem A4 Weisen Sie am Beispiel der Verbrennung von Glu-
Organismus die Energie, die er zur Aufrechterhaltung cose den spontanen Verlauf dieser Reaktion bei
der Lebensprozesse benötigt. Die Energiemenge, die bei 37 °C nach.
Oxidation von einem Gramm des Nährstoffs zu Kohlen- A5 a) Berechnen Sie den physikalischen Brennwert für
stoffdioxid, Wasser und ggf. Harnstoff (NH2)2CO in der Glucose, Tripalmin und Alanin (B4).
Zelle freigesetzt wird, bezeichnet man als physiologi- b) Für Glucose und Tripalmin stimmen jeweils ihr
schen Brennwert. physiologischer und physikalischer Brennwert
überein. Bei Alanin ist der physiologische Brenn-
Die pro Gramm Nährstoff bei der vollständigen Oxidati-
wert deutlich geringer als der physikalische.
on zu Kohlenstoffdioxid, Wasser und Stickstoff freige-
Erklären Sie diesen Unterschied.
setzte Energie wird als physikalischer Brennwert eines
A6 Ein Jugendlicher, der schon 8 000 kJ zu sich ge-
Nährstoffs bezeichnet.
nommen hat, möchte noch ein Tüte Kartoffelchips
Für Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahren (100 g) essen. Prüfen Sie durch entsprechende
mit leichten körperlichen Aktivitäten wird eine durch- Berechnung, ob er dabei seine täglich empfohlene
schnittliche tägliche Energiezufuhr von ca. 10 894 kJ Energiezufuhr überschreiten würde.
empfohlen. Diese sollte sich laut Empfehlung der Deut- A7 Überprüfen Sie rechnerisch, ob Kartoffelchips der
von der Deutschen Gesellschaft empfohlenen
Durchschnittlicher Gehalt an Inhaltsstoffen je 100 g Nährstoffrelation entsprechen.
Fette 34,0 g
Kohlenhydrate 50,5 g Nährstoff Formel ΔfH [kJ/mol]
Ballaststoffe 4,0 g
Glucose C6H12O6 -1274
Eiweiß 3,5 g
Tripalmin C51H98O6 -2468
Salz 2,5 g
Alanin CH3CH(NH2)COOH -561
Sonstige 5,5 g
B4 Bildungsenthalpien ausgewählter Nährstoffe
B3 Angaben auf einer Tüte Kartoffelchips
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BILDNACHWEIS
Periodensystem der Elemente (PSE)
Periode Hauptgruppen
I II
Schale
1,0
1 23,0
H
mittlere Atommasse in u
K 1
6,9
Wasserstoff
2,1
9,0
Na Elementsymbol
2 Li Be Natrium Elementname
L 3
Lithium
1,0 4
Beryllium
1,5
Ordnungszahl 11 0,9 Elektronegativität
23,0 24,3
3 Na Mg Nebengruppen
M 11
Natrium
0,9
Magnesium
12 1,2 III IV V VI VII VIII
39,1 40,1 45,0 47,9 50,9 52,0 54,9 55,8 58,9
4 K Ca Sc Ti V Cr Mn Fe Co
Kalium Calcium Scandium Titan Vanadium Chrom Mangan Eisen Cobalt
N 19 0,8 20 1,0 21 1,3 22 1,5 23 1,6 24 1,6 25 1,5 26 1,8 27 1,8
85,5 87,6 88,9 91,2 92,9 95,9 [98] 101,1 102,9
5 Rb Sr Y Zr Nb Mo Tc* Ru Rh
Rubidium Strontium Yttrium Zirconium Niob Molybdän Technetium Ruthenium Rhodium
O 37 0,8 38 1,0 39 1,3 40 1,4 41 1,6 42 1,8 43 1,9 44 2,2 45 2,2
132,9 137,3 178,5 180,9 183,8 186,2 190,2 192,2
6 Cs Ba Hf Ta W Re Os Ir
Caesium Barium Hafnium Tantal Wolfram Rhenium Osmium Iridium
P 55 0,7 56 0,9 72 1,3 73 1,5 74 1,7 75 1,9 76 2,2 77 2,2
[223] 226,0 [261] [262] [266] [264] [277] [268]
7 Fr* Ra* Rf* Db* Sg* Bh* Hs* Mt*
Francium Radium Rutherfordium Dubnium Seaborgium Bohrium Hassium Meitnerium
Q 87 0,7 88 0,9 104 105 106 107 108 109
Lanthanoide 6. Periode
138,9 140,1 140,9 144,2 [145] 150,4
La Ce Pr Nd Pm* Sm
Lanthan Cer Praseodym Neodym Promethium Samarium
57 1,1 58 1,1 59 1,1 60 1,2 61 1,2 62 1,2
227,0 232,0 231,0 238,0 [237] [244]
* radioaktives Element
Ac* Th* Pa* U* Np* Pu*
Actinium Thorium Protactinium Uran Neptunium Plutonium
89 1,1 90 1,1 91 1,5 92 1,7 93 1,3 94 1,3
[Atommasse eines
wichtigen Isotops] Actinoide 7. Periode
340
Hauptgruppen
He
Helium
2
10,8 12,0 14,0 16,0 19,0 20,2
B C N O F Ne
Bor Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff Fluor Neon
5 2,0 6 2,5 7 3,0 8 3,5 9 4,0 10
27,0 28,1 31,0 32,1 35,5 39,9
Al Si P S Cl Ar
I II Aluminium
13 1,5 14
Silicium
1,8 15
Phosphor
2,1 16
Schwefel
2,5 17
Chlor
3,0 18
Argon
Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr
Nickel Kupfer Zink Gallium Germanium Arsen Selen Brom Krypton
28 1,8 29 1,9 30 1,6 31 1,6 32 1,8 33 2,0 34 2,4 35 2,8 36
106,4 107,9 112,4 114,8 118,7 121,8 127,6 126,9 131,3
Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Xe
Palladium Silber Cadmium Indium Zinn Antimon Tellur Iod Xenon
46 2,2 47 1,9 48 1,7 49 1,7 50 1,8 51 1,9 52 1,9 53 2,5 54
195,1 197,0 200,6 204,4 207,2 209,0 [209] [210] [222]
Eu Gd Tb Dy Ho Er Tm Yb Lu
Europium Gadolinium Terbium Dysprosium Holmium Erbium Thulium Ytterbium Lutetium
63 1,2 64 1,1 65 1,2 66 1,2 67 1,2 68 1,2 69 1,2 70 1,2 71 1,2
[243] [247] [247] [251] [252] [257] [258] [259] [262]
341
T06011