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VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS22/23 Gökcen Nur Ünver

Breites Verständnis von Inklusion: Beeinträchtigung, Gender, Flucht / Migration


→ Versuch ein Bild einer inklusiven Schule zu erreichen
– ist nicht sehr leicht, weil wir bislang noch nicht besonders viele gute Beispiele dafür haben

Diversität im Klassenzimmer – Wie setzt sich Diversität in der Gruppe zusammen?

Einführende Begriffe und Rahmung


(priority Seat)
5 Personen – Personen die einen Vorrang haben
→ Person mit Kind; schwangere; ältere; verletzte Person
→ sitzend – geschlechtlos – gleiche ‚Silhouette‘ – verschiedene Sprachen – armlos
→ Personen werden als nicht mobil dargestellt – keine Arme
→ bestimmter Hilfsbedarf wird abgebildet

(Vertretung von Menschen mit Behinderungen → dafür eingesetzt, dass Symbole inklusiver aussehen)

Hinweis darauf, wie Symbolsprache im öffentlichen Raum eingesetzt werden


zB, dass es in diesem VO Saal mittlerweile Stellplätze für Personen mit einem Rollstuhl gibt, diese sich
aber meistens in der ersten Reihe befinden – Erfahrungen zeigen, dass aber Schüler*innen und
Student*innen sich meistens nicht in die ersten Reihen setzen wollen
→ außerdem hätte eine lehrende Person mit Rollstuhl es schwieriger in diesem Saal zu lehren
→ der Raum ist nicht sehr barrierefrei

Warum ist dieses Thema relevant für Sie als Lehrpersonen der Sekundarstufe?
Integrationsraten sinken ab der Sekundarstufe
 Personen mit Beeinträchtigung sind meistens in einem sonderschulischen Setting und falls noch
nicht, dann meistens ab der Sekundarstufe

Basale Lernbedürfnisse
 weisen auf eine starke/komplexe/mehrfache Behinderung hin
 Personen mit einem basalen Lernbedürfnis haben meistens mehrere & kognitive
Beeinträchtigungen

“Basale Lernbedürfnisse im inklusiven Unterricht. Ein Praxisbericht aus der Grundschule”


herausgegeben von Petra Flieger und Claudia Müller im Jahre 2016 im Verlag Julius Klinkhardt:
„Zu wenig Mut und Vertrauen in der Sekundarstufe“→ es wird nicht gesagt auf wen sich das genau
bezieht – zB auf Schulleitungen, Administration, Eltern – nicht wirklich auf Lehrpersonen, ist eher
Kritik von anderen Eltern ohne Kinder mit Behinderungen oder andere strukturelle Probleme

Definitionsansatz von Inklusion – Was ist Inklusion?


es gibt sehr viele Ansätze → davon sind 2 Ansätze besonders interessant

“Inclusion may be seen … as the unified drive towards maximal participation in and minimal exclusion from early
years settings, from schools and from society.” (Nutbrown et al. 2013 nach Booth, Ainsow and Kingston 2006)

 Inklusion als eine gemeinschaftliche (gesellschaftliche) Bewegung hin zur maximalen


Partizipation und minimalen Exklusion über den ganzen (Karriere-)Weg hinweg
 Angebote müssen inklusiv werden – nicht weiter exklusiv bleiben
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

“(A)ctive inclusion means enabling every citizen, notably the most disadvantaged, to fully participate in society,
including having a job.” (European Commission 2016)
 Zielt darauf ab, dass es wichtig ist abgesehen vom schulischen Kontext auch auf den Arbeitsmarkt
hinzuweisen und dass diese Möglichkeiten allen Bürger*innen zu gute kommen sollen
 und dass mit Gruppen, die am meisten beeinträchtigt sind – also, die besonders von Exklusion
betroffen sind, am meisten beschäftigt werden sollen
zB Gruppen die mit psychischen Krankheiten leben müssen, Personen mit Migrationshintergrund etc.

„Inclusion is concerned with all children and young people in schools, it is focused on presence, participation and
achievement; inclusion and exclusion are linked together such that inclusion involves the active combating of
exclusion; and inclusion is seen as never-ending process.“ (Ainscow et al. 2006, 23)
 Es genügt nicht, wenn diese Personen (nur) anwesend sein können – sie sollen sich auch
einbringen und partizipieren können – diese Gruppen sollen die Möglichkeit erhalten, ihr vollstes
potenzial ausschöpfen und zeigen zu können

→ Weiterführende Bildungsreform könnte auf diesen Aspekt mehr abzielen

Inklusion und Exklusion sind miteinander verbunden


– weil Inklusion das aktive bemühen Exklusion zu vermindern abdeckt
Inklusion ≠ Integration

Inklusion wird Realitätsfremdheit vorgeworfen – Inklusion ist ein langwieriger nicht endender Prozess
 Gehsteigkanten die abgesenkt sind – Problem wenn diese Kanten nicht mehr spürbar sind
zB für blinde Menschen – Barrierefreiheit im baulichen Sinne sind nicht immer eine leichte Sache
 Kinder mit einer Hörbehinderung und Kinder mit Sehbehinderung – unterschiedlicher,
spezifischer Bedarf/Bedürfnisse

Inklusion im Überblick
Modellierung ist einerseits ganz toll und andererseits eine Katastrophe, weil sie uns glauben lässt,
dass sie eine einfach verstehbare Sache ist und weist einige Fehler auf?

- Global angelegtes Konzept zur Reform von Bildung (nach Biewer)


- Inklusion ist als Prozess zu verstehen
- In Österreich und vielen anderen Staaten durch die UN Behindertenrechtskonvention (UNBRK)
geleitet (NAP Behinderung in Österreich)
- Inklusion soll für alle Menschen erfahrbar sein – Wurzel: Menschenrechte
- Ist nicht das selbe wie Integration, wird aber häufig so dargestellt

Unterschiede zwischen Exklusion – Separation – Integration - Inklusion


Exklusion
- Ausschluss einer Gruppe/einzelnen Personen aufgrund eines bestimmten oder
bestimmter Merkmal(e) und/oder Eigenschaft(en)
- Gegenteil von Inklusion

schulisches Beispiel
Verunmöglichung vom Schulbesuch für zB Mädchen oder Ausschluss von Kindern mit Behinderungen
vom Schulzugang in bestimmten Regionen:
 Afghanistan - es wird wieder daran gearbeitet, dass Mädchen und Frauen von der Bildung
ausgeschlossen werden → strukturell
 auch hier wurde Inklusion für alle nicht immer befürwortet – also sollten wir beim Thema
Exklusion/Inklusion nicht immer an andere Kulturen/Gesellschaften etc. denken
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sonstige Beispiele:
 Aufnahmeverfahren (zB im Studium) könnten auch schon mal inklusiver gestallten werden
 Schönheitswettbewerbe, mit vorgegebenen Körpermaßen; Castings mit bestimmten Vorgaben

Separation
- Eine Gruppe/einzelne Personen erhalten aufgrund eines bestimmten oder
bestimmter Merkmal(e) und/oder Eigenschaft(en) Zugang zu (vergleichbaren)
Alternativen
- Häufig charakterisiert durch eine räumliche Trennung
schulisches Beispiel: Sonderschule, Zentren für Sonderpädagogik
sonstiges Beispiel: WC Trennung für Männer und Frauen

→ vergleichbares Angebot, aber in einem räumlich getrennten Komplex oder paralleles Angebot,
aber nicht in einer gleichwertigen Art und Weise
→ oder Trennung in einem binären Sinne: zB Trennung von Toiletten

Schönheits-Bsp. → ein BSP für Exklusion:


BSP. Miss Landmine Wahl in Kambodscha – Teilnahme nur für Frauen mit einer wesentlichen bzw.
sichtbaren Beeinträchtigung aufgrund eines Landmienenvorfalls

Integration
- Punktuelle (mitunter auf die räumliche Ebene beschränkte) Überschneidung einer
sogenannten Mehrheitsgesellschaft mit einer Gruppe/einzelnen Personen, die unter
anderen Umständen keinen Zugang (Exklusion) oder Zugang zu einem alternativen
Angebot (Segregation) erhalten würden (meist Bezug auf Behinderung)

schulisches BSP.: Integrationsklasse


 es kommt immer wieder zu Unterbrechungen – keine durchgehende Inklusion – es wird schnell
klar, dass gewisse Schüler*innen Sonderangebote/Förderungen/therapeutische Angebote etc.
bekommen – führt wieder zu Diskriminierung – andere Schüler*innen kriegen schnell mit wer
sozusagen diese ‚i‘ Kinder sind

sonstige Beispiele
 neuere Straßenbahnen sind wieder inklusiver aber die älteren nicht, zB Rampe muss manuell
rausgefahren werden
 Gebärdensprache – Personen melden sich bis einer Woche vor Veranstaltung an und erhalten auf
Anfrage Gebärdensprachdolmetschung, aber in einer bereits inklusiven Veranstaltung wäre
dieses Angebot bereits enthalten und nicht erst auf Anfrage verfügbar

Ursprünge der Integration


- Pädagogisch geprägter Begriff, der hinterfragt was ‘Normalität’ ist
- Integrationsbewegung in Österreich folgt eigentlich aus der Elternbewegung – weil Eltern gesagt
haben, sie wollen, dass ihre Kinder die gleichen Schulen besuchen wie andere Kinder
→ Idee: Hereinholen jeder, die ausgeschlossen waren

Integration inkludiert, dass Personen die bereits in diesem Kreis drinnen waren hinterfragt werden
(sich selbst hinterfragen) und nicht nur Personen die rein gekippt/gebracht werden
- Änderung der Einstellung ist ein wesentlicher Aspekt: nur eine positive Einstellung reicht nd aus
- Integration bezieht sich nicht nur auf Personen mit Behinderung, die integriert werden sollen,
sondern zielt auch darauf ab die Einstellungen jener zu verändern, die keine Behinderung haben
(Muth 1986)
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Interpretation der Konzepte Integration und Inklusion


- werden häufig und fälschlicherweise gleichgesetzt
- Aufgrund der Komplexität des Konzepts Inklusion bleiben Interpretationsräume & Unschärfen
gegeben
- Sonderschulen heißen mittlerweile - Zentren für Inklusion und Sonderpädagogik
- Beispiele: Inklusive Schulzentren, Special Olympics etc.

Inklusion
- Inklusion fokussiert nicht nur auf Schule bzw. schulisches Geschehen und Bildung
- Inklusion fokussiert nicht nur auf eine Dimension der Diversität (Integration bezieht sich
- Inklusion fokussiert nicht nur auf Behinderung meist auf Behinderung)
- Verzicht auf Zuschreibungen
 Wir sagen nicht Kind hat Downsyndrom und deswegen 1 2 3
 Wir sagen es gibt dieses Kind und es braucht das und das

schulisches Beispiel: Inklusive Schule


weitere Beispiele: Unisex Toiletten, permanente (funktionierende) bauliche Adaptierung,
signalgebende Ampeln für Personen mit Sehbehinderung etc.

Inklusive Pädagogik
„Inklusive Pädagogik bezeichnet Theorien zur Bildung, Erziehung und Entwicklung, die Etikettierungen und
Klassifizierungen ablehnen, ihren Ausgang von den Rechten vulnerabler und marginalisierter Menschen nehmen,
für deren Partizipation in allen Lebensbereichen plädieren und auf eine strukturelle Veränderung der regulären
Institutionen zielen, um den Voraussetzungen und Bedürfnissen aller Nutzer/innen gerecht zu werden“ -Biewer 2010

Unterschied zur Allgemeinpädagogik:


Was war Ziel einer pädagogischen Handlung bevor von Integration bzw. inklusiven Pädagogik die Rede war?
Allgemeinpädagogik: Fokus auf Schüler*innen; der Vermittlung von Wissen an einzelne
Schüler*innen und der Veränderung dieser Schüler*innen
inklusiven Pädagogik: Fokus auf Institution; was brauchen Schüler*innen;
gezielte Betrachtung von Gruppen auf die sonst vergessen würde; Versuch
einen Unterricht zu gestallten wo alle auch wirklich mitkommen
viel Diversität im Klassenzimmer – zB andere Erstsprache; Konzentrationsprobleme bei hoher
Lautstärke; Schüler*innen die mit einer bestimmten Art und Weise, welche von Regel abweicht,
kommunizieren; Pflegebedarf & chronische Krankheiten → kann schnell kompliziert werden
- deswegen ist es wichtig in der inklusiven Pädagogik nicht die Bedürfnisse der Einzelnen zu
ignorieren, sondern die Interessen der maginalisierten Gruppen für die Gestaltung einer
inklusiven Lernumgebungen zu nutzen

Unterschiede zwischen Integration und Inklusion

 stark fokussiert auf Individuum +  Gesamtbetrachtung; Fokus auf System ‚Schule‘ und
Problem + Phänomen warum Betrachtung der Probleme innerhalb des Systems;
Individuum etwas nicht kann → Fehler wird im System, Lernumgebung und Didaktik gesucht &
nicht beim Schüler*in → Inklusion als Prozess & nachhaltige
Veränderung (der Institutionen)
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Etikettierung und Klassifizierung: in der inklusiven Pädagogik würden wir eigentlich mit Begriffen wie
‚schwere‘ / ‚leichte‘ Lernbehinderung nicht operieren → also stellt die inklusive Pädagogik infrage,
dass wir so eine genormte Idee von einer Funktionsfähigkeit haben → diese Idee besteht aber
trotzdem, daher müssen wir sie adressieren und bis zu einem bestimmten Grad damit arbeiten bzw.
uns daran orientieren
Hochbegabung – ist auch eine Abweichung wie zB die Lernbehinderung, sie wird nur positiv gewertet
Behinderung ≠ Krankheit → wird aber oft so verwendet, eine Behinderung kann aber mit
Krankheiten einhergehen

Reguläre Institutionen sollen verändert/hinterfragt werden – Inklusion als Prozess & Bewegung

Pädagogik der Vielfalt (nach Annedore Prengel)


neben der nahen Beziehung von inklusiver Pädagogik mit Integration, Sonderpädagogik zu einem
gewissen Grad und der Heilpädagogik – gibt es auch noch die Pädagogik der Vielfalt
→ es gibt drei unabhängig arbeitende ‚Pädagogische Bewegungen‘ (um systemisch Veränderungen
einzuführen), die Gemeinsamkeiten aufweisen
- Interkulturelle Pädagogik (Kinder/Jugendliche mit Migrationshintergrund, versch. Sprachkompetenzen)
- Feministische Pädagogik (Fokus auf Frauen- und Mädchenbildung)
- Integrative Pädagogik (Ursprünglich Fokus auf Thema Behinderung)
 alle drei fokussieren auf marginalisierte bzw. vulnerable Gruppen

Ausgewählte mit Inklusion assoziierte Konzepte


Menschenrechte und Demokratie – Vielfalt – Heterogenität – Intersektionalität – Diversity – etc…

Heterogenität
„Neuer Begriff im schulischen Kontext, der positiv besetzt ist. Generell aber kein genuin neues
Phänomen, Diskurs hat sich von Homo- zu Heterogenisierung verschoben.“ (vgl. Budde 2017)

“Heterogenität setzt sich etymologisch aus den altgriechischen Begriffen héteros (anders/verschieden) und génos
(Klasse/Art) zusammen (Kluge 2011, 43). Heterogenität verweist auf Verschiedenheit, Ungleichartigkeit oder
Andersartigkeit bezogen auf Individuen, Gruppen oder pädagogische Organisationen. Heterogenität existiert
nicht ans sich (...), ist somit untrennbar mit Homogenität verbunden (vgl. Wenning 1999).“ (Walgenbach 2017, 13)

Diversity (nach Walgenbach 2017, S.92)


- Wertschätzung und Anerkennung von Vielfalt
- Wertschätzung von individuellen oder gruppenspezifischen
Merkmalen für Organisationen
- Ziel ist der positive Umgang mit Vielfalt und das Lernen Übereinandern

Dimensionen der Diversität


Behinderung – Hochbegabung – Gender – Kultur – Vulnerabilität –
Sozioökonomische Herausforderungen – Psychische Krankheiten – …
Diversitätsrad →

Diversity Management
Zusammenstellen eines Teams aus Personen mit verschiedenen Hintergründen und Kompetenzen
zB Sprachkompetenz, soziale Kompetenzen, etc.
→ positiver Umgang mit einem diversen Team – positiv sich damit auseinander setzen
→ Schule: auch hier diverse Teams zusammensetzen, diverse Schüler*innen + diverse Lehrkräfte
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

(Internationale) Entwicklungen
Ausgewählte Meilensteine zur Entwicklung der Inklusion
- 1978 Warnock Report (Einführung SEN, 2005 Sonderschule als Schonraum)
- 1980er Auftreten des Begriffs innerhalb zivilgesellschaftlicher Proteste in Amerika;
mainstreaming in Nordamerika und integration im britischen Raum
- 1994 UNESCO Salamanca Statement, zuerst Fokus auf Behinderung,
ab etwa 2000 Erweiterung der Zielgruppe von inclusive education
(Beispiel dafür: UNESCO ‘Guidelines for Inclusion’, 2005)
- 2006 UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities
(UNCRPD, deutsche Version UNBRK)
- Ab etwa 2000 Auch Thema in der deutschsprachigen Welt
→ Bindestrich-Pädagogiken
→ Starke Anti-Inklusions Lobby
(Folie 19-25 3. Einheit)
Sustainable Development Goals
→ Ziel 4 ist besonders wichtig für uns → Quality Education

Ziel 4 der Agenda 2030


(Quelle: https://www.un.org/Depts/german/gv-70/band1/ar70001.pdf)
→ Ziel 4: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten
und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern

Diversitätsdimension 1: Behinderung
Video Clip-Ausschnitt – my 12 pairs of legs
- In der Schule kommt es zu einer Situation und die Schüler*innen werden darauf vorbereitet:
„Schaut nicht auf ihr Bein“ → Behinderung wird hier zu etwas besonderem gemacht
- Die Person kann ihre Größe verändern und darauf sagen manche das sei ‚nicht fair‘
→ stellt Shift von einer Beeinträchtigung zu einem Verlust & von einem Fehlen zum Potential dar
zB dass man durch Gebärdensprache von Entfernungen aus oder unter Wasser kommunizieren kann

Artikel 24
UN - Konvention über die Rechte der Menschen → Dokument umfasst eine Reihe von Artikeln
Warum brauchen wir eine eigene Konvention für Menschen mit Behinderungen, wenn wir eh ein
normales Dokument für Menschenrechte haben?
 weil wsl. auf Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung nicht viel eingegangen wird

Artikel 24 umfasst mehrere Unterpunkte – Punkt 1 mit 5 Unterpunkten etc.


Es wird besonders auf die Aspekte der Gebärdensprachdolmetschung eingegangen

Es gibt auch eine Kinderrechtskonvention oder Konvention gegen Benachteiligung von Frauen
 Bestimmte Gruppen benötigen eine besondere Aufmerksamkeit
(deswegen zB auch die Behindertenrechtkonvention)

UN Behindertenrechtkonvention
- Österreichische Übersetzung (eigens Dokument im Vergleich zu Deutschland)
- hat etwas mit der Frage der Übersetzung und Bedeutung zu tun:
Deutschland übersetzt inclusion mit Integration
→ bis vor kurzem stand das beim österreichischen auch so – nach einer Beschwerde wird es
jetzt richtig übersetzt – inclusion zu Inklusion
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(PPt Folie 20, 2. Einheit)


blaue und orangene Staaten haben die UN-Konvention im
Gesetzestext stehen → wurden ratifiziert

Ratifiziert: man hats nicht nur unterschrieben und findet den


Gedanken gut, sondern man ist dazu verpflichtet das zu tun
und hat es in die nationale Gesetzgebung übernommen

Modelle der Behinderung: Auflistung


- Medizinisches/Individuelles Modell von Behinderung
- Soziales Modell von Behinderung
- Charity Modell von Behinderung
- Bio-psycho-soziales Modell von Behinderung
- Kulturelles Modell von Behinderung

medizinisch individualisiertes Modell


- sieht das Problem an der Person selbst bzw. an der
Behinderung (‚selbstschuld, dass XY nd teilnehmen kann‘)
- Person kann nicht teilnehmen, weil die Person die Stufen
nicht steigen kann → Betonung auf Person
- Eine Diagnose muss bestehen, damit gewisse Aspekte
zugestanden werden → Traditionelles Bild
soziales Modell von Behinderung
- befasst sich mit dem sozialen/gesellschaftlichen Aspekt
- gesellschaftlicher/sozialer Aspekt: Gesellschaft erschafft
Barrieren
- Person kann nicht Teilnehmen, weil die Treppen gebaut
wurden & keine alternative Zugangsmöglichkeit besteht

Gegenüberstellung der Modelle


→ Wichtig für Prüfung: Prüfungsfrage könnte davon abgeleitet werden

Individuelles Modell Soziales Modell Kulturelles Modell


Theorie der ‚persönlichen Theorie der Theorie der ‚De-Konstruktion‘
Tragödie‘ ‚sozialen Unterdrückung‘
Behinderung als Ergebnis von Behinderung als Ergebnis von Behinderung als Ergebnis von
Vorurteilen Diskriminierung Stigmatisierung
Behinderung = Behinderung = (Nicht) Behinderung =
persönliches Problem soziales Problem kulturelles Deutungsmuster
Individuelle Identität Kollektive Identität Kulturelle Identität
Lösungsansatz: Lösungsansatz: Handlungsansatz:
Individuelle Behandlung soziale Aktion individuelle & gesell. Akzeptanz
Lösungsmodus: Medikalisierung Lösungsmodus: Selbsthilfe Handlungsmodus: Vielfalt
Professionelle Dominanz Individuelle und kollektive Individuelle und kollektive
Verantwortlichkeit Verantwortlichkeiten
Expertise der Experten als Erfahrungen der Betroffenen als Erfahrungen aller Mitglieder einer
Ausgangspunkt Ausgangspunkt Kultur als Ausgangspunkt
Fürsorge (care) (Bürger-)Rechte als Anspruch Kulturelle Repräsentation als
als Sozialleistung Zielsetzung
Kontrolle der Wahlmöglichkeiten (choice) Anerkennung der
Leistungsempfänger der Bürgerinnen Gesellschaftsmitglieder
Politikbereich (policy) Politik (politics) Diskurs und Praxis
Zielsetzung: Zielsetzung: Zielsetzung:
Individuelle Anpassung Sozialer Wandel Kultureller Wandel
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Österreichischer Blick auf Behinderung - Awareness


– Medien spielen eine Rolle: bei Sport und Sportvereine, Sprache (wir sprechen darüber),
bestimmte karitative Einrichtungen, NGOs, Kirche (Idee der Nächstenliebe etc.)
Barrierefreie Veranstaltung: Frage – Warum kommen manche Menschen mit Behinderung nicht?
→ Man vergisst öfters, dass manche Menschen mit Behinderung keinen (zB kulturellen) Bezug zu
bestimmten Veranstaltungen haben etc.

(PPt Folie 25) „…Demnach ist eine Behinderung laut Behinderteneinstellungsgesetz (§3 BEinstG) ... die Auswirkung
2. Einheit einer nicht nur vorübergehenden körperlichen, geistigen oder psychischen Funktionsbeeinträchtigung
oder Beeinträchtigung der Sinnesfunktionen, die geeignet ist, die Teilnahme am Arbeitsleben zu
erschweren.“

Temporäre Beeinträchtigung – heißt nicht gleich, dass man eine Behinderung hat
→ erst nach mind. 6 Monaten gilt es als Behinderung

Behinderung ist keine Krankheit – ist wichtig zu bedenken


→ Behinderung kann aus einer Krankheit hervorgehen, ist aber an sich keine Krankheit deswegen:
Menschen sind nicht an den Rollstuhl gefesselt, Menschen leiden nicht UNTER einem
Downsyndrom, sondern man HAT einen Rollstuhl, man HAT Downsyndrom
– sprachlicher Gebrauch

ICF: International Classification of Functioning, Disability and Health


Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit
eine universelle Sprache für Behinderung wäre sinnvoll
– das über kulturelle/sprachliche/ländliche Unterschiede hinausgeht

‚Behinderung‘ hat nicht in jedem Land die gleiche Bedeutung – unterschiedliche Klassifikationscluster
zB unter Lernbehinderung in Österreich & Learning Disability in England wird was anderes verstanden
→ daher die Idee der Entwicklung eines Indexes

Modell das daraus entstanden ist:


ICF: Fach - und länderübergreifende
einheitliche und standardisierte
Sprache zur Beschreibung der
Funktionsfähigkeit, der Behinderung,
der sozialen Beeinträchtigung und der
relevanten Umgebungsfaktoren eines
Menschen. Bio -psycho -soziale Aspekte
von Krankheitsfolgen können unter
Berücksichtigung der Kontextfaktoren
systematisch erfasst werden.

→ ist kein Diagnosemodell, sondern es soll


daraus ein Funktionsprofil erstellt werden

„The significance of an impairment depends on the values and assumptions people have about the nature,
functioning, and goals of persons. What are the ideals and expectations against which people measure
themselves? How are persons understood in relation to cosmological patterns and forces? What is human and
what is inhuman?“ (Ingstad & Whyte 1995)
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Ableism – Ableismus
 Diskriminierungskategorie (sowie Rassismus, Sexismus etc.)
– wesentlich im schulischen (& Arbeits-) Kontext
 Beurteilung einer Person anhand ihrer Fähigkeiten
– Personen werden aufgrund des Fehlens bestimmter Fähigkeiten abgewertet
– sorgt für Diskriminierung und Vorurteile
(zB aufgrund von körperlicher/kognitiver Einschränkungen, körperliches Erscheinungsbild)
→ aufgrund des Äußeren diskriminiert, wegen Äußeren wird jemand etwas zugeschrieben
zB man traut bestimmten Personen wegen ihres Aussehens gewisse Sachen nicht zu
zB Blondinen; oder die Frau im Video der gesagt wird sie sehe gar nicht so aus als hätte sie eine
Behinderung

„ein Netzwerk von Überzeugungen, Prozessen und Praktiken, die eine eigentümliche Art von Selbst und Körper
produzieren (den corporealen Standard), der als perfekt, spezientypisch und deshalb essentiell und vollwertig
menschlich projiziert wird. Behinderung wird so zu einem verminderten Zustand des Menschseins geformt“
(Campbell, 2001, zit n. Campbell, 2008, Übersetzung R.M.).“ (Maskos 2015, o.S.)

wichtiger Leitspruch: Labels are for jars not for people

→ Beispiel: in der Abbildung steht die Einschränkung


im Fokus und nicht die Person

(siehe auch Beispiel PPt Folien 32-34 – 2. Einheit)

Diversitätsdimension 2: (Forced) Migration


Warum ‚Forced‘ Migration? → sehr häufig werden Lehnwörter (ausm engl.) verwendet, weil
Übersetzungen im deutschsprachigen Kontext häufig dazu führen, dass Gruppen nicht immer so gut
ausdifferenziert werden können bzw. die Begriffe dem Hintergrund nicht sehr gerecht werden

wir wollen wissen: Woher kommen diese Ideen von unterschiedlichen Hintergründen? Wie kommt es
zu den Zuschreibungen der unterschiedlichen Migrationshintergründe?

Beispiel: Anstellen in verschiedenen Kulturen


(auch verbunden mit Vorurteilen)
Definitionsansätze
Kultur ist alles was nicht Natur ist
Bereits 164 Ansätze im Jahr 1952 (Römhild 2018; Kroeber & Kluckhohn 1952 nach Römhild 2018)
diese Definitionen/Ansätze kann man in 3 Bereiche einteilen:
1. Definitorischer Bereich: Was ist eigentlich Kultur?
Adressierung der Beziehung Mensch – Umwelt – Technik
2. Sozialer Bereich: Fokus auf zwischenmenschliche Beziehungen
3. Geistige Kultur: Bezug auf Wissen, Ideen, Symbole und Wert

Nieke (einer der 1. Interkulturellen Pädagogen)


 1. Zitat: „Kulturen sind ein System von Symbolen, und zwar nicht irgendwelchen beliebigen,
sondern Interpretations-, Ausdrucks- und Orientierungsmuster“ (System von Symbolen)
Bsp. Was gibt es in unserem kulturellen Raum? → Sozialisation, Vereine, Schule, Verkehr, …

 2. Zitat: das Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen Kulturen geht nicht ohne
kulturelle und soziale Konflikte ab.“
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Migration & Flucht


Dieses Thema ist einerseits für den schulischen Kontext, weil wir uns mit unterschiedlichen kulturellen
Hintergründen auseinandersetzen (müssen) und andererseits für den österreichischen und
deutschsprachigen Kontext (Kontext der sprachlichen Bildung/Erziehung) wesentlich

deutschsprachiger Kontext
Monolinguale Habitus
wir sind eine monokulturell und monolingual ausgerichtete Gesellschaft und das bildet sich als
Orientierungsmuster in der Schule ab → d.h. im Regelfall nicht nur in der Schule sondern auch in
anderen Institutionen - der Deutscherwerb ist beispielsweise sehr wichtig und wird im Regelfall auch
vielen Maßnahmen vorangestellt
zB Kontext Arbeitssuche: zuerst Deutsch lernen und dann schauen wir weiter

(Folie 39 Migration & Flucht ist ebenso relevant, weil wir oft mit Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert
3. Einheit) sind, die man hinterfragen muss/kann
- große Migrationsbewegungen findet man sehr häufig im selben Kontinentalen Kontext
- was auch häufig eine sprachliche Konnotation hat; zB Südasien & Westasien

Migrationspädagogik
 Mecheril (wichtiger Vertreter), hat den Begriff Migrations’andere‘ geprägt.
 sein Fazit: nicht nur andere sondern auch uns selbst betrachten/hinterfragen
 seine Idee: von einer multikulturellen Pädagogik → über eine interkulturellen Päd.
→ hin zu einer transkulturellen Päd. → zuletzt zu einer inklusiven Pädagogik kommen

„(D)ie migrationsgesellschaftliche Wirklichkeit (ist) durch allgemeine natio-ethno-kulturelle Differenzverhältnisse


gekennzeichnet, in der die unterschiedlichen, sich selbst imaginierenden und sich wechselseitig konstruierenden
Gruppen füreinenander ‚Andere‘ sind.“ (Mecheril et al. 2010, 16)

 das bezeichnet das so genannte ‚Othering‘


 bedeutet, dass wir erst durch auf das andere blicken und das andere als etwas anderes
aufnehmen die unterschiede sehen und die unterschiede re-/konstruieren
 Also, dass man in einer Situation unterstreicht, dass eine Person unterschiedlich ist
→ Ist eig das Gegenteil von dem was die inklusive Pädagogik tut (weg zu gehen von
Ettiketierung) → Othering geht hin zur Ettiketierung und addressiert es besonders

Ausprägung des Othering wäre Diskriminierung → kann also zu Diskriminierung/Rassismus führen

Identität und Migration spielen eine ganz wichtige Rolle


Was bedeutet es wenn ich wegen einer ‚forcierten‘
Migrationsbewegung aus meinem bisher bekannten kontext
heraus gerissen und teil einen neuen Gesellschaft werde? Wie geht
man damit um? → Gegenstände der Migrationspädagogik

weitere migrationspädagogische Ansätze/Definitionen:


lt. Mecheril Migration ist mittlerweike kein Ausnahmezustand mehr sondern
ein Normalzustand
→ ist alltäglich geworden → Migration per se hat noch keine negative Konnotation
zB Arbeits- & Bildungsmigration etc.
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Begriffserklärung Migration und Flucht: (siehe 3. Einheit Folie 42-44)

Migration → biografisch relevante Überschreitung kulturell, juristisch, lingual und (geo-)politisch


bedeutsamer Grenzen (...)
→ kann auch eine freiwillige bzw. nicht gewaltvoll induzierte Bewegung sein
 hat auch was mit einer bestimmten zeitlichen und örtlichen Veränderung zu tun
Typisierung von Migration: zeitlich und örtlich
Arten der Migration (Wanderung): ● Aus- und Übersiedlung
● Arbeitsmigration
● Sonderform: Flucht (forced migration)
Flucht – geflüchtete Person
Personen die aus begründeter Furcht vor Verfolgung aufgrund ihrer Rasse, Religion, Nationalität,
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung sich
außerhalb des Landes befinden, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt
 d.h. dass Personen wegen bestimmten abweichenden und in diesem Land nicht für ‚okay‘
befundenen Aspekten in eine bestimmte Notlage kommen und deswegen das Land verlassen
müssen & sich lange aus diesem Nationalen- oder Staatsangehörigen Kontext hinausbewegen
 deshalb sind auch wichtig: Personen die keine Staatenzugehörigkeit haben (zB Thailand nd alle
haben gleich die Staatsbürgerschaft, trotz geburt dort)
 im deutschsprachigen Kontext ist Flucht (forced migration) negativ konnotiert

Forced Migration
 eine von außen forcierte, gewaltvoll herbeigeführte Flucht
 ein ganz bestimmter Kontext innerhalb dessen geflüchtet wird
zB Menschenhandel, Zwangsräumungen etc.
 hier fallen auch Personen hinein die Asylwerbende Personen sind oder sich illegal in einem Land
befinden, weil sie keinen legalen Status bekommen können

Unterschied zwischen Flucht und Forced Migration ist besonders wichtig


- im Regelfall wird Forced Migration in der Literatur bzw. im Akademischen anders behandelt als
‚Flucht‘ – wir übersetzen den Begriff der Flucht auf engl. in Forced Migration – besagt in der
Literatur aber eigentlich bisschen was anderes
- Forced Migration ist eindeutig mit Gewalt verbunden; zB Menschenhandel, Menschen werden
im physischen Sinne weggebracht – ist nicht selbstständig
- Flucht hat als Auslöser etwas gewaltvolles/bedrohendes – kann aber selbstständig Land verlassen

Zahl der Menschen mit Fluchthintergrund nimmt im Moment immer weiter zu – wichtig ist, dass…
→ einerseits Fluchtbewegungen häufig welche sind, die innerhalb der Länder passieren (Binnenflucht)
→ andererseits, dass sich Menschen auch häufig in die Nähe der Länder bewegen, weil sie die
Hoffnung haben, sie könnten vielleicht bald wieder zurück
→ wir haben eine kontinuierliche Zunahmen von Menschen die migrieren/flüchten – steigt quantitativ
und qualitativ (immer unterschiedlichere Zusammensetzung)
Schulischer Kontext – Kinder und Familien aus der Ukraine, haben den ‚Vertriebenen‘ Status
→ also gibt es einen unterschied zw. Asylwerbenden, Asylhabenden etc. und Vertriebenen
→ Doppelstandards – unterschiedliche Gruppen werden unterschiedlich behandelt

Ausgewählte Konzepte im Kontext von Flucht und Migration


- Interkulturelle Pädagogik → Transkulturelle Pädagogik (1)
- Mehrsprachigkeit (2)
- Traumapädagogik/Traumasensible Pädagogik (3)
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(1) Übergang von interkultureller Pädagogik zur transkulturellen Pädagogik


Übergang innerhalb der Pädagogik im Umgang mit Menschen die migriert sind lässt sich in 3 Etappen
zusammenfassen und mit 2 Paradigmenwechseln beschreiben

Herausbildung interkulturelle Pädagogik


Ausländerpädagogik
- Tendenzen rund um die 1960er Jahre mit sehr klarem Fokus auf die ‚ins Land kommenden‘
(zB Arbeitsbewegungen von der Türkei nach Deutschland)
- Im Zentrum standen die Sprachvermittlung und Allgemeinbildung (das gerade so gereicht hat für
den Bereich der beruflichen Bildung)
→ daraus folgten so genannte Paradigmenwechsel:

Paradigmenwechsel 1 → Multikulturelle Pädagogik


- Re-Fokussierung auch auf die Aufnahmegesellschaft; interessierte Blick
- d.h. wir sehen plötzlich uns und die anderen → nicht nur die kommende Gruppe wird beschult
sondern auch die aufnehmende Gruppe → ‚es gibt ja auch uns – euch gegenüber‘ Gedanke
- zB Einladung bei dem alle unterschiedliche Gerichte mitnehmen/kochen und dann erzählt woher
man kommt → bleibt aber häufig nur oberflächlich

Paradigmenwechsel 2 → Interkulturelle Pädagogik


- Erkennen der Mehrdimensionalität des Kulturbegriffs
- Nicht nur ein Fokus auf Sprache und kulturelle Praxen, sondern auch viel mehr Individuelles
(individuelle Vorlieben, Hintergründe etc.)
- es geht nicht mehr nur um die Kultur der anderen, sondern auch um die eigene Kultur

→ weitergeführt wird das in der sogenannten Transkulturellen bzw. inklusiven Pädagogik, wo diese
Aspekte im Prinzip keine Rolle mehr spielen sollen
- transkulturelle Pädagogik nimmt wirklich wahr, dass jede Person die auch aus einem
bestimmten kulturellen Kontext kommt sehr unterschiedlich sein kann
- es erfolgt eine Auflösung der Fokussierung von Kultur und Sprache
- ist eine kulturelle Bildung im globalen Kontext

d.h. wir kommen im pädagogischen Übergang dazu, dass wir erkennen, dass wir Menschen nicht
mehr nur nach ihrem spezifischen Migrationshintergrund einordnen (können)

Beispiel: (Christensen & Aldridge, 2013)


„In a third grade classroom in the rural Northwest United States, the
teacher who considers herself to be transformational decides to include
a unit on ‘Save the Owls.’ The majority of her students’ parents work for
the logging industry, and they are already livid because the
conservationists and environmentalists have influenced the way they do
business. This is a sensitive issue because the local culture’s beliefs and
practices are different from the teacher’s beliefs. Even though the teacher
has good intentions, a “Save the Owls” unit is more likely to create discord
than transform or encourage the children to care for the environment.”

Welche Ebenen der Kultur sind hier aufzufinden?


→ Umweltschutz gegenüber Holzfäller*innen – Arbeiter*innen gegenüber Bildungsbürgertum
→ Lehrperson gegenüber der Kultur die zuhause vorherrscht
Was könnten noch so ähnliche Themen sein, wo Kulturen aufeinander stoßen?
→ politische Bildung, geschlechterhomogene Auswahl von Beispielliteratur (cis Männer)
→ Evolutionsbiologie, Impfung, Ernährung, Was ist Familie?, Abtreibung, etc.

Ziel der Transkulturelle Pädagogik ist also die Auflösung der Grenzen des Verständnisses von Kultur.
– also eine Weiterentwicklung von kultureller Bildung im globalen Kontext (inklusive/transkulturelle)
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

(2) Mehrsprachigkeit
Formen der Beschulung bedürfen unterschiedliche Voraussetzungen – d.h. diese Gruppen brauchen
auch unterschiedliche Unterstützung
→ zB im Bereich Deutsch als Zweit- / Fremdsprache macht es einen unterschied ob die Gruppe mit
der gearbeitet wird schon in der Lateinschrift sozialisiert ist / unterrichtet wurde oder ob auf
kyrillischen/arabischen Schriftzeichen gearbeitet werden muss
→ Erstsprache ist Voraussetzung für Sprachenerlernung
zB meist in der Primärstufe wird die Erstsprache noch gefördert

Pädagogische Konzepte im Bereich der Sprache


Monolingualismus → Bilingualer Unterricht → Mehrsprachige Ansätze

gute/schlechte Mehrsprachigkeit
- es gibt gute (vorteilhafte) und schlechte (nachtbringende) Formen von Mehrsprachigkeit
- bezieht sich auf den kulturellen Status/Prestige einer Sprache
- zB europäische Sprachen haben einen höheren Status als orientalische Sprachen
- variiert aber je nach Kontext → Fokus auf Deutschsprachigkeit ist auch nd in allen Ländern gleich
- Prinzipiell ist aber Mehrsprachigkeit und der Switch zwischen Sprachen was vorteilhaftes

Exkurs: Sprachförderklassen
„Kinder und Jugendliche, die im schulpflichtigen Alter die deutsche Sprache (Unterrichtssprache) nicht oder nicht
ausreichend beherrschen, sollen diese frühzeitig erlernen, um möglichst bald nach dem Lehrplan der betreffenden
Schulart und Schulstufe unterrichtet werden zu können. Sie sollen sohin vor ihrer Beschulung nach dem
Regellehrplan der dem Alter entsprechenden Schulstufe in Deutschförderklassen jene Deutschkenntnisse
erwerben, die sie entsprechend befähigen, dem Unterricht in der deutschen Sprache zu folgen.“
 Parlamentarischer Entwurf, dagegen kann man Kritik einbringen aus der Zivilgesellschaft
 62 Stellungnahmen eingegangen gegen diesen Gesetzesentwurf – viele aus der Pädagogik
 denn der pädagogische Zugang zu den Mehrsprachigen Ansätzen ist einer der besagt dass
Schüler*innen am besten vor allem im jungen Alter voneinander/miteinander lernen, wenn
sie uneingeschränkt gemeinsam unterrichtet werden → Stellungnahmen wurde nd. beachtet

Beispiel für Doppelstandards → für die Vertriebenen aus der Ukraine gibt es auch andere Formen der
Deutschförderung; es gibt eigene Ukrainisch-Deutsch-Förderklassen und alle anderen Gruppen. die
nicht in einem geeigneten (vorgegebenen) Maß Deutsch können, sind dann in so genannten
Deutschförderklassen untergebracht

wenn der Fokus sehr stark auf dem Deutscherwerb liegt


 kann es dadurch zu einem zurückfallen in den anderen Fächern kommen
 außerdem hat das eine Auswirkung auf den Zusammenhalt und auf die Schulerfahrung, denn
es wird dadurch schnell klar wer nicht ‚genügend gut‘ Deutsch kann und das kann dazu führen,
dass zB vor allem bei Klassen wo bestimmte Regionen mehr vertreten sind, diese
Schüler*innen sich häufiger in ihrer Erstsprach unterhalten

→ aus pädagogischer & sprachfördernder Sicht ist es aber sehr wichtig, dass die Erstsprache in
geeigneter Art und Weise ausgeprägt und erlernt wird – vor allem in Ländern mit einer
monolingualen Strömung, zB Österreich & Deutschland

→ In Österreich finden wir einen Monolingualen Habitus / Strömung – d.h. der Erwerb der Sprache
ist sehr stark im Fokus – bevor man nicht Deutsch (in einem bestimmten Maß) nicht kann, sind
gewisse Angebote nicht zugänglich
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

(3) Traumapädagogik / Traumasensible Pädagogik


Der Übergang von der Kultur hinzu Traumatisierung ist ein problematischer
→ Trauma kommt nicht nur bei Personen vor die geflüchtet sind
→ Trauma wird oft falsch verstanden und daher falsch oder gar nicht diagnostiziert

Exkurs: Sprachenlernen nach der Flucht


Übergang von Sprache hinzu Traumatisierung in Bezug auf folgenden Aspekt:
2015 Diskussion: Warum können/konnten viele Kinder nicht schneller Deutsch lernen?
im Kontext von Trauma wissen wir zu wenig darüber wie sich Trauma Situationen auf Lernen auswirken
Artikel Sprachen lernen nach der Flucht – Verena Plutzar
- zeigt die Sprachlosigkeit als Folge der extremen psychischen Belastung auf
- Sprachlosigkeit im Sinne von ‚ich kann mich nicht ausdrücken‘ egal in welcher Sprache
- eine traumatisierte Person ist durchgehend mit dem Überleben beschäftigt und befindet sich
permanent im Flucht und Überlebens Modus (Fight or Flight instinct?) – es gibt also keine
Kapazität mehr im Körper/Hirn sich zu fokussieren, zu erinnern oder zu konzentrieren
zB in Lernsituationen kann es dadurch häufig zu keinen Verarbeitungsprozessen kommen
→ das kann zu einem Dauerzustand werden

Retraumatisierung und Sequentielle Traumatisierung bedeuten dem gegenüber, dass es Phasen geben
kann → also die Schüler*innen können zwischendurch auch sehr gute Leistungen haben, weil diese
Phase kurzfristig unterbrochen ist
- Zu einem ‚Ausbruch‘ des Traumas kommt es dann zumeist, wenn man sich in Sicherheit befindet
Personen funktionieren lange Zeit, aber nachdem sie in Sicherheit ankommen beginnen
Überforderungen in Situationen
- d.h. wenn die Person in eine Ruhe – Phase des Ankommens – kommt, also die Person sich in einer
‚guten Situation‘ (von außen betrachtet) befindet → kann es dazu kommen, dass sich dieses
Trauma freisetzt

Retraumatisierung
kann passieren, wenn ‚Trigger‘ vorkommen → Trigger können auch ungerichtet sein
ungerichtet – etwas das man nicht direkt mit dem Trauma in Verbindung setzt
(Trigger muss also nicht unbedingt zB Feuerwerke sein, dessen Geräusch an etwas erinnert)
speziell bei Phasen des Ankommens – äußerliche Stabilisierung – kann es zu Ausbrüchen kommen

Ungewisse Zukunftsperspektiven
- sorgen bei vielen Menschen dafür, dass wenn sie tatsächlich zuvor nicht traumatisiert waren,
im Prozess des Ankommens diese Traumatisierung erst erfahren/entwickeln
- zB Gastvortrag: Angekommen zu sein und untätig zu sitzen/zu warten war schlimmer als
vorherige Erlebnisse

als Lehrkräfte ist unsere Aufgabe jetzt nicht eine Diagnostik auszuüben (könnten wir Fachwissen eh
auch nd) – aber es könnten Hinweise sein die helfen richtige Schritte einzuleiten

Exkurs: Trauma und Pädagogik (Was ist jetzt ein Trauma?)


„Ein Ereignis kann traumatisch sein, wenn es (lebens-) bedrohlich ist und uns in einer Art und Weise überwältigt,
dass auch unsere üblichen Abwehr und Bewältigungsmechanismen (z.B. Flucht, Angriff oder Verteidigung) nicht
mehr ausreichen, weil wir von der Heftigkeit dieses Ereignisses überfordert sind. Aktives Handeln wird für die
Betroffenen in dieser Situation unmöglich. Wir sind dem Ereignis hilf- und schutzlos ausgeliefert. In Folge laufen
Notfallprogramme ab, die eigentlich dem Schutz unseres Körpers dienen.“
→ Sequenzielle Traumatisierung: nach einer Passage / Ankommen es zum wiederaufkommen
oder Erstaufkommen von Traumatisierung kommen kann
 kann eine Retraumatisierung sein, weil man sich in Sicherheit befindet & Trigger auftauchen
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

wichtig zu Typen der Traumatisierung


wissen

Unterscheidung
entlang Kriterien
leicht – schwer & Häufigkeit
sowie Intensität & Dauer
+ Aspekte ob es von
Menschen oder von außen
herbeigeführt ist

besonders wichtig für den schulischen Alltag, weil nicht nur spezifische Gruppen innerhalb der Klassen
betreffen kann und auch den Alltag sowie Auswahl des Materials betreffen kann

Traumasensible Pädagogik ist nicht dasselbe wie Traumapädagogik!


Traumapädagogik mit einem/r Schüler*in od. evtl. mit einer Gruppe spezifisch arbeiten
Traumasensible Pädagogik Unterricht so gestalten, dass kein Trauma aktiv herbeigeführt wird
- bzw. keine Retraumatisierung herbeigeführt wird
zB Kriegshandlungen in Geschichte: kein Bild-/Tonmaterial verwenden, dass Trigger auslösen könnte
→ heißt nicht, dass Inhalte ausgespart werden müssen, sollen nur traumasensibel behandelt werden

→ ist ein neuer Ansatz in Österreich – es gibt wenig Material auf deutsch dazu – mehr auf englisch

Diversitätsdimension 3: Gender
Medizinische Forschung & Forschungsfinanzierung enthält im Regelfall ‚Bias‘
→ Fokussiert auf die Darstellung, dass eine ableistisch neoliberale Perspektive eine männliche sei
→ viele Studien orientieren sich an Studienergebnissen, die im Regelfall auf (cis) Männer fokussieren
→ zB dass Impfung den Zyklus verändern kann war lange Zeit kein Thema & wurde nicht beforscht
→ gilt auch für die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe – haben zu wenig Forschung über
Community die nicht in westlichen/nördlichen Ländern vertreten sind – auch hier gibt’s Bias

Beispiele: in welcher Hinsicht könnte dieses Thema als Lehrkraft aufscheinen?


- Auswahl von Materialien und Inhalte sowie Adressierungen (wen hat man zitiert, wie ordnen sich
diese Personen ein?) sind relevante Aspekte → zB passiert es häufig, dass Zitate automatisch
Männern zugeordnet werden, wenn nur der Name steht
- oder wenn zB Lehrpersonen bestimmte Gruppen öfters aufrufen bei bestimmten Übungen etc.

Ideen von Gender (siehe auch Pflichtliteratur)


Thon fasst die folgenden vier, für die Bildungswissenschaft relevanten Ansätze aus den
Genderstudies zusammen (2017, 79ff.):

1. Geschlecht sein
mit einem biologischen Geschlecht, das eindeutig/uneindeutig sein kann, geboren wird

2. Geschlecht werden
wenn man gesellschaftlich, in einem Sozialisierungskontext heranwächst und dieser auch die
Geschlechtlichkeit und geschlechtliche Identität auf eine bestimmte Weise mitprägt
zB Spielzeuge die zugänglich gemacht werden, Eltern die genderneutral kleiden, Farben &
Sprüche auf Kleidungen die nach Geschlecht variieren – Verniedlichung der Mädchen
Adressierungen →‚lieber Bub/Mädchen‘ spielen auch eine Rolle;
Kindergarten prägt auch → wie weiblich eingerichtet/orientiert Einrichtungen sind
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

3. Doing Gender
Praxen die Lehrpersonen vornehmen um Gender zu thematisieren und damit wird diese
Geschlechterwerdung manifestiert – damit kann man aber auch aktiv dagegen ankämpfen
zB Wie gehe ich mit Schüler*innen um? Wie rufe ich Studierende auf? Wie ordne ich zu? Wen
frage ich? Wen bitte ich an die Tafel zu kommen? Was für Bemerkungen mache ich zur
Kleidung/Frisur? etc. → Adressierung und Aufforderungscharakter sind relevante Aspekte

4. Subjektivierung und Performativität von Geschlecht


Individuelle subjektive Ausprägung des subjektiven Seins und leben der sexuellen Identität und
der Genderidentität + das gesellschaftliche Zulassen und gesellschaftliche Möglichkeiten spielen
eine Rolle → Was ist kulturell auch möglich? Wo darf was besprochen, gelebt werden?

Gender und Schule


Unterschiedliche Zugänge zum Thema Gender und Unterricht
- Genderneutraler Unterricht
Es wird nicht explizit auf das Thema oder das Geschlecht der Schüler*innen eingegangen.
→ Also wird das bei der Unterrichtsgestaltung nicht einerseits Inhalt der Einheit sein und die
Schüler*innen werden nicht aufgrund des Geschlecht dran genommen oder nicht aufgerufen
→ ob es den wirklich gibt oder nicht kann man diskutieren und bezweifeln
- Genderspezifischer oder -anzeigender Unterricht
Hier wird also explizit auf Gender – unter Umständen mit Bezugnahme auf eines der Geschlechter
– eingegangen. Dies kann mitunter zur Bevorzugung eines der Geschlechter führen.
→ zB in Form feministischer Pädagogik (Prengel 2006) oder Jungenarbeit.
→ d.h. es wird thematisch darauf eingegangen – zB geht es um das Thema Gender, Thema
sexuelle Gesundheit/Identität – es kann darüber gesprochen werden, Workshops anbieten
→ wichtig: auch auf andere sexuelle / gender Identitäten eingehen
- Gendergerechter Unterricht oder gendersensibler Unterricht
In dieser Form des Unterrichts wird ebenfalls explizit auf Geschlecht ein- und möglichst sensibel
und aufmerksam mit dem Thema umgegangen.
→ Aspekt der sich einreihen lässt in den traumasensiblen und traumainformierte vorgehen,
d.h. eine gender- / diversitäts- / trauma- / migrations- / informierte Pädagogik – ist der Zugang
den wir im Kontext der inklusiven Pädagogik verfolgen würden

The Genderbread Person


eingeführt um anzuzeigen, dass es neben der Genderidentität
auch das biologische Geschlecht und die sexuelle Orientierung
entlang sogenannter Spektren gibt
→ als Hilfe für den Umgang mit diesem Thema in den
verschiedenen Fächern
→ die Darstellung entlang der Spektren ermöglicht es auch
aufzuzeigen wo man sich da überall zuordnen kann oder
fluide in einem bestimmten Kontext befinden kann
→ Begrifflichkeiten werden laufend weiter entwickelt und
von den Communitys mitbestimmt

Must-Know Gender Identity Terms


Genderfluid, Non-Binary, Transgender, Genderqueer, Intersex, Agender
 am besten immer wieder über neue Begrifflichkeiten informieren

“Big Gay Adventures in Education” – Tomlinson-Gray 2021 → LGBTed


 es geht darum LGBTQ+ visibility & inclusion in Schulen zu fördern
Text S.35 – 38: Gruppe von Schüler*innen haben eine Lehrer*in gebeten eine Gruppe zum Thema sexuelle
Bildung bzw. sexuelle/gender Gesundheit einzurichten → wo einerseits aus der Schüler*innen Perspektive
und andererseits aus der Lehrkräfte Perspektive dieser Kontext rausgelesen werden kann
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Diversitätsdimension 4: Intersektionen
"Das Phänomen, dass Differenzen in mehreren Sektionen vorzufinden sind und zusammenwirken,
wird seit einigen Jahren mit dem Begriff der Intersektionalität bezeichnet.
Erstmals wurde der Begriff von der amerikanischen Juristin Kimberley Crenshaw in die Diskussion
eingebracht. Sie zeigte am Beispiel eines amerikanischen Automobilkonzerns, der vorgab, Diversity zu
fördern und schwarze wie weiße Menschen, Männer wie Frauen beschäftigte, dass Kombinationen von
Merkmalen neue Hierarchien schaffen, bei denen schwarze Frauen im besonderen Maße
Diskriminierungen erfuhren.“ (Krüger-Potratz 2011,192)

„Dem Begriff der Intersektionalität liegt der amerikanische Begriff »intersection« zugrunde: Er
bedeutet Durchdringung, Schnittfläche, Überschneidung - aber auch Straßenkreuzung als Metapher,
welche symbolisiert, dass sich dort Wege treffen. „ (Biewer et al. 2019, 20)

Bias → es ist sehr häufig so, dass bestimmte Symptomatiken nur einem bestimmten Geschlecht
zugeordnet werden→ zB bei Autismus – wird eher bei Jungen festgestellt, als bei Mädchen

Wheel of Power: wenn man sich innerhalb des Kreises befindet, hat man mehr Macht und neigt
weniger dazu marginalisiert zu werden → kommt aber auf Kontext an

Beispiel: Autismus Spektrum Störung (min 15?)


„[Die autistische Symptomatologie lässt sich durch die Symptomtrias aus Beeinträchtigungen der
sozialen Interaktion, der Kommunikation und der eingeschränkten, stereotypen und repetitiven
Interessen und Verhaltensmuster definieren.] [Diese qualitative Beeinträchtigungen sind
situationsübergreifend, können jedoch in ihrem Ausprägungsgrad variieren. In den meisten Fällen
bestehen Entwicklungsauffälligkeiten seit der frühesten Kindheit. Eine kognitive Beeinträchtigung
(Intelligenzminderung) besteht ebenfalls bei etwa der Hälfte der Betroffenen (Baird et al., 2006). (…)
Die Störung muss jedoch unabhängig von der möglicherweise zugrunde liegenden somatischen
Erkrankung oder einer möglichen Intelligenzminderung diagnostiziert werden.]“

 aus der klassisch medizinischen Perspektive


 wenn wir das lesen entstehen bei uns spezifische Bilder im Kopf, zB Kinder/Jugendliche mit
spezifischem Verhalten → es besteht nicht wirklich ein Spielraum für bestimmte Nuancen der
Ausprägung, nicht alle Kinder die entlang dieses Autismus Spektrums zugeordnet sind haben das
gleiche ‚Verhalten‘
 klare Koalition mit der Intelligenz – eine angedeutete Variationsbreite die es gibt, aber wieder nur
auf spezifische Situationen anzeigend → d.h. die Verhaltensmuster / Symptomatik ist eine recht
festgeschriebene

dem Gegenüber die Perspektive von einer Person die diese Diagnostik hat:
„Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie schlimm es ist, wenn man immer schlecht, immer falsch,
immer problematisch ist? Was es mit einem Menschen Macht, wenn er nie okay ist mit seinem Sein?
Ich wünsche, die neurotypische Empathiefähigkeit würde ausreichen, um das zu erfassen.“
 Gegenüberstellung davon was hier alles abweichend ist und nicht als funktionsfähig beschrieben
wird – Ebene der sozialen Interaktion, Kommunikation, eingeschränkte Stereotype und repetitive
Interessen, die auch Verhaltensmuster definieren

Neurodiversität: (Google…)
Nach dem Konzept der Neurodiversität haben Menschen mit ADHS, Autismus und anderen
‚Lernstörungen‘ also keine Behinderung. Stattdessen spiegeln sie lediglich eine andere Art der
Funktionsfähigkeit des menschlichen Gehirns wieder. → neurotypisch – der Norm entsprechend
(Personen deren Entwicklung der psychologischen/medizinischen (gesellschaftlichen) Norm entsprechen)
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Intersektionalität
"Walgenbach betont, dass Macht und Herrschaftsverhältnisse, Subjektivierungsprozesse und soziale
Ungleichheiten nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, sondern in ihren
Verwobenheiten und Überkreuzungen betrachtet werden müssen (2017, 55).
Daher gehe es nicht um die Berücksichtigung mehrerer sozialer Kategorien, sondern um die Analyse
ihrer Wechselwirkungen.“

 d.h. eine Benachteiligung aufgrund des Geschlechts in einem sozioökonomischen Kontext wie zB
in einem Betrieb, nicht nur aufgrund des Geschlechtes zugeschrieben werden kann
 In der Geschlechtlichkeit steckt viel mehr drinnen – beinhaltet viele Subjektivierungsprozesse
/Zuschreibungsprozesse → zB das ist vllt eine Person die betreuungspflichten haben wird; eine
Frau wird irgendwann vllt eine Familie gründen & wird dann für ein halbes Jahr ausfallen etc.
 also Aspekte die soziökonomisch & in bestimmten Betrieben/Kontexten eine Rolle spielen

Wie verschiedenen Institutionen mit diesen Aspekten umgehen ist sehr unterschiedlich:
 wichtig zu betonen: es gibt auch den Aspekt der Diskriminierung
 also aufgrund eines Merkmales anders behandelt werden → Othering
 es gibt aber auch: Positive Diskriminierung
zB Jobausschreibung – Frauen und/oder Menschen mit Behinderung werden bevorzugt

Intersektion ist nicht immer ganz einfach – es gibt öfters nicht nur 2
Komponenten die eine Rolle spielen
→ es kann auch solche Intersektionen geben, wo ganz viele
Aspekte und Teilaspekte eine Rolle spielen – zB so

Beispiele für Intersektionen die im Kontext der Inklusion wichtig sind


Bsp. 1: Armut und Behinderung (→ wie hängen die zusammen? )

- Behinderung führt dazu, dass man sehr häufig in


bestimmten Regionen und Kontexten
schwieriger im Bildungssystem bleiben kann
und mehr Hürden beim Zugang zum
Arbeitsmarkt bekommt → deswegen kommt es
dazu, dass man vllt eher in sozioökonomisch
deprivierte Kontexte gelangt
- Wenn man in armutsgefährdeten Kontext lebt
oder aufwächst, führt das dazu dass man
weniger Chancen hat und das führt dazu, dass
man weniger Zugang zu Einrichtungen der
Gesundheitsförderung zB haben kann (zB in Ländern die keine staatlich regulierte
Gesundheitsförderung oder Sozialversicherung gibt)
→ jeder dieser Punkte (Kreise in der Abb.) kann als Startpunkt gesehen werden

Behinderungen basieren im Regelfall eigentlich sehr selten auf Genetik – kann es geben zB
Downsyndrom – aber häufig kommt es zu Behinderungen oder schweren Formen von Behinderungen
im Verlauf des Geburtsvorganges (zB Aufgrund des Ausbleibens von geeigneter Versorgung oder zu
geringer Sauerstoffversorgung während der Geburt – dadurch kann es zur Unterversorgung der
Gehirnregionen kommen und deswegen kann eben auch eine kognitive Beeinträchtigung aufkommen
→ auch wichtig: Spätbehinderungen bzw. erworbene Behinderungen – zB durch Unfälle
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Teufelskreis von Armut und Behinderung →


 detailliertere Abbildung und ist im Kontext des
Südens besonders relevant
 zB das Auftreten von Blindheit aufgrund von
Vitamin A Mangel

← siehe auch diese Abbildung


die Zahlen über die Anzahl der Menschen mit Behinderung variiert
Regional – es gibt Überschlagszahlen von der Weltbank die
daraufhin deuten, dass die Anzahl pro Region an der
Gesamtbevölkerung etwa 10% ausmacht
→ derartige Studien aber immer kritisch betrachten – es kommt
drauf an welche Marker sie nehmen – Auf was liegt der Fokus?

Bsp. 2: Behinderung und Migration (Fokus Sprache)

Intersektion: Sprache bzw. Herkunft und Behinderung


Auszug aus nationalem Bildungsbericht Österreich 2018
Schüler*innen mit einer anderen Erst-/Alltagssprache
 Frage: Wer hat in der Schule einen
sonderpädagogischen Förderbedarf ?
 (Zahlen wieder krtitisch betrachten)

bekannter Fall in Deutschland → Nenad Mihailovic:


hat sich beschlossen den Staat zu verklagen, weil er einer Förderschule (ähnlich wie Sonderschule)
‚fälschlicherweise‘ zugeteilt wurde → er wurde ‚fehldiagnostiziert‘ → obwohl er wiederholt darauf
bestand dass er eine neue Testung machen will und darauf hingewiesen hat, dass er sich in dieser
Förderschule nicht wohlfühlt – wurde nichts dagegen gemacht, es wurde immer weiter die Diagnose
festgeschrieben, dass er eine Entwicklungsverzögerung hat
→ Er ist als Kind nach Deutschland gekommen und hat Anfang kein einziges Wort Deutsch
gesprochen, in seiner Familie gabs auch keinen der Deutsch gesprochen hat – da wurde die
Diagnostik durch geführt und eine Entwicklungsverzögerung zugeschrieben

→ ganz klare Zuschreibung – ‚Othering‘ – dass passiert ist, aufgrund der nicht deutschen
Muttersprache und der Annahme, dass dieses Kind nicht geeignet gefördert wird im familiären
Kontext oder dass wegen einer gewissen Lebensweise bestimmte Kompetenzen nicht vorliegen

Intersektionale Diskriminierung / Unterdrückung


Aufgrund dieser Intersektionalen Überlagerungen und Wechselwirkungen
d.h. diese Wechselwirkungen auf einer Ebene der Herrschaftsverhältnissen
kann es auch zu Diskriminierung und Unterdrückung kommen
→ Aufgrund einer (fehlenden Funktionsfähigkeit) zugeschriebenem Ableistisch
unterdrückt werden; Aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Religiösen
Minderheit unterdrückt werden; Aufgrund des Ideals des Kapitalismus etc.
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Ursprünge für Intersektionen


Wo kommt diese Differenzierung und Diskriminierung her? Was ist der Ursprung von Vorurteilen?

- Normvorstellungen
- Differenzen
- Stigma
- Diskriminierung

Stigma
„Society establishes the means of categorizing persons and the complement of attributes felt to be ordinary
and natural for members of each of these categories. Social settings establish the categories of persons likely to
be encountered there. The routines of social intercourse in established settings allow us to deal with anticipated
others without special attention or thought.“ (Goffman in Davies 2006, 131)

 Idee von bestimmten Kategorien die (gesellschaftlich) wirksam sind und der
Zuordnung/Zuschreibung von bestimmten Kategorien von Personen die Attribute aufweisen oder
die sich aufgrund von spezifischen Merkmalen von dieser Normvorstellung unterscheiden
 gesellschaftliche Settings, Kontexte und Communitys sind wichtig, damit diese Kategorien
überhaupt entstehen können und damit es entlang dieser unterschiedlichen Linien zu einem aus-
oder Einschluss kommen kann

dadurch kann es zu ‚Überraschungsmomente‘ kommen, wenn in diesen Kontexten Personen


vorkommen die man nicht erwarten würde → zB im Kontext der Behinderung
- es entsteht häufig nur deswegen ein Problem oder ein Hinterfragen von dieser Andersheit, weil
wir mit etwas zu tun haben was wir nicht erwarten

Wir sehen eine Person → wir schreiben dieser Person bestimmte Merkmale zu (Alter, Geschlecht etc.)
→ und erwarten uns von dieser Person ein gewisses Verhalten → wenn das nicht so ist entsteht eine
Dissonanz zwischen der Erwartung und der Realität

→ das führt in dieser antiessentialistischen Perspektive von Behinderung dazu, dass wir mit einer
Abweichung der ‚Normalität‘ (Abweichung einer von uns festgelegten gesellschaftlichen
Norm) zutun haben und deswegen auch eine Irritation entsteht

Theorien von Behinderung


„Die Einsätze der Differenz bringen das Imaginäre der Gesellschaft ins Spiel und konstellieren Motivlagen entlang
von Erwartungen und Erwartungsverletzungen. Auf diese Weise entstehen erst Bilder von Behinderungen in der
Gesellschaft (vgl. Hevey 1992), welche zu Institutionen kondensieren, die legitimiert oder bestritten werden
können.“ (46) – Jan Weisser 2015
 zur wh.: d.h. wir treffen eine Person, wir haben eine spezifische Erwartung und diese wird verletzt

→ auf diese Weise entstehen Bilder von Behinderungen in der Gesellschaft, welche zu
Institutionen kondensieren, die legitimiert oder bestritten werden können

Idee einer Abweichung von Erwartungen führt dann beispielsweise im Kontext von Diskriminierung
auch dazu, dass physische Auswirkungen und Ausprägungen auftreten können
→ zB Mobbing/Bullying und Diskriminierung

Definition von Mobbing


„Ein Schüler wird gemobbt oder schikaniert, wenn er wiederholt über einen gewissen Zeitraum den
negativen Aktivitäten von einem oder mehreren Mitschülern ausgesetzt ist“ - Olweus
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Diversitätsdimension 5: Soziale Ungleichheit & Klassen


Vortrag: Klasse & sozio-ökonomische Aspekte von Bildung

(1) Warum wir von Klasse reden (müssen)

Paris, Mai 1968


Student*innen, Lehrer*innen, Arbeiter*innen, Solidarität
→ 68er Bewegung (in USA, Deutschland, etwas in Österreich/Wien)
→ damals gabs eine gewisse Idee von Klasse und Arbeit – die Revolutionen von 1917/18 und
1923 waren später noch präsent → die Leute die damals in den Unis waren haben von den
Leuten die die Revolutionen noch miterlebt haben unmittelbar gelernt
→ dieser Geist (von der Revolution) war also noch da

Neoliberalismus ab 1980er
→ Ronald Regan und Margaret Thatcher
→ nach den 1970er: die ersten Krisen des Kapitalismus sind wieder gekommen → zB Ölkrise
→ die Stadt wurde umgebaut von den Neoliberalen Kräften
→ Klassendenken wurde zum ‚verschwinden‘ gebracht – starke Betonung des Individuums
→ Thatcher: quasi selber Schuld, wenn man Obdachlos ist – Staat kann nix dafür & nd helfen
→ wenig Fokus auf Arbeiter*innen – wenn sie leiden ist das nicht ihr Problem, es ist notwendig
→ Neoliberalismus als herrschendes/dominanteres Weltbild → machte Klassendenken unmöglich

1999 Seattle
→ Ereignis: ist nicht zufällig passiert, davor gabs immer wieder kleinere/größere Kämpfe
→ Seattle: Teamster Union (Gewerkschaft für Arbeiter*innen) & Turtles (Klimabewegung) sind
zusammengekommen und haben nach langer Zeit zum 1. mal wieder gemeinsame Kämpfe geführt
→ haben Proteste organisiert – waren ‚Initialzündungen‘ für ganz viele Proteste infolge → zB in
Österreich 2000: Protest gegen schwarz blau (Pensionskürzung) & Audimax Besetzung 2009
→ waren eig. keine Arbeiter*innen die speziell protestiert haben, sondern vor allem Studierende
→ aber die dadurch entwickelte Protestkultur eröffnete einen Raum wo wieder über Klasse geredet
werden konnte
→ Idee des Kommunismus kam zurück – ‚hatte Marx recht?‘
→ Mittlerweile ist es normal über Arbeiter*innen und Klasse zu reden
→ die Rede ist aber mehr über den Klassismus – als Diskriminierungsform

(2) Entstehung der Arbeiter*innenklasse


Video: „Nicht länger nichts“ Geschichte der Arbeiterbewegung (2/4) – Doku, ARTE 8:38 – 15:30) YT

Fazit: es hat eine lange Entwicklung der Arbeiterklasse stattgefunden – Beginn ca. 12./13.Jh.
(Video  Früher: Weber arbeitet im Familienbetrieb – war ‚Subunternehmer‘ – kauft
zsmgefasst)
Materialien/Rohstoffe vom Händler, verkauft fertiges Produkt wieder an Händler
 Händler beschließt gesamte Produktionskette in seinen Betrieb zu übernehmen → Fabrik
 Händler kann somit schneller produzieren und spart kosten
 unabhängiger Weber hat dagegen keine Chance – muss in der Fabrik des Händlers arbeiten
→ Factory System ist geboren → Fabrik wird zu einer riesigen Maschinerie
→ Arbeiterklasse wird somit geboren
 spätere Industrielle Revolution beginnt mit wirtschaftlichen Revolution
 neue Ökonomie beruht auf Maximierung und Gewinn – verändert Landschaften
 freie Felder von Fabrikanten. Etc. besetzt – Menschen gezwungen in Städte abzuwandern um in
Fabriken zu arbeiten → durch (indirekten) Zwang rekrutiert → lebten unter Diktatur der ‚Uhr‘

*England: Aneignung von Land wird ‚enclosure‘ (Einfriedung) genannt


*Schottland: ‚clearance‘ - Säuberung
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Früher hatte fast jedes Dorf sowas wie eine Allmende (gemeinschaftlich bebautes Ort) und die
Gewannen waren privates Stück → durch Kapitalismus wurde Allmende auch privatisiert
→ dadurch ist Lebensgrundlage verloren gegangen – vor allem für alleinstehende Frauen

Geschlechterkonstruktionen
Silvia Federici (2018): Caliban und die Hexe
15. Jahrhundert:
- Landprivatisierungen: Allmende
- Trennung von Produktion und Reproduktion
→ Verdrängung der Frauen aus der Produktion
→ Hexenverfolgung

Kolonialismus und Rassismus


W.E.B du Bois (1979): The World and Africa
15. Jahrhundert:
- Entwicklung der überseeischen Expansion Europas (Indienhandel)
mit dem Handeln Übersee wurden neue Güter entdeckt und ausgebeutet
- anschließend Beginn des kommerziellen Sklavenhandels (vor allem nach USA)
- hat für Herrschaft in Europa enorme Veränderungen mitgebracht, weil die aufstrebende
Händler*innenklasse auch sowas wie eine politische Macht eingefordert hat (siehe Foucault ↓)

Michel Foucault (2001):


2) Entstehung eines Rassendiskurs (im 17./18. Jahrhundert)
„In diesem Diskurs, in dem es um den Krieg der Rassen geht und in dem der Ausdruck der >>Rasse<< sehr früh
auftaucht, ist das Wort >>Rasse<< … nicht auf einen unveränderlichen biologischen Sinn eingeschränkt. […] In
diesem Diskurs wird von zwei Rassen gesprochen, wenn man die Geschichte zweier Gruppen schreibt, die
zumindest zu Beginn nicht dieselbe Sprache und häufig nicht dieselbe Religion haben; […] Schließlich spricht man
also von zwei Rassen, wenn es um zwei Gruppen geht, die sich trotz ihres Zusammenlebens aufgrund von
Unterschieden, Assymetrien und Schranken, welche sich Privilegien, Sitten und Rechten, der Vermögensverteilung
und der Art der Machtausübung verdanken, nicht vermischen“ (ebd., 96). → Klassenrassismus

 Begriff der Klasse & ‚Rasse‘ war damals austauschbar – Begriff der Rasse wurde eig. dafür
verwendet, dass der Adel sich abgehoben hat von den ‚niederen‘ Klassen – Adel wollte sich nd mit
‚Pöbel‘ mischen → blaues Blut der Adeligen
 dieser Gedanke ist umgeändert worden
 mit dieser Unterscheidung (Zitat von Foucault) hat man begonnen auch von Klasse zu sprechen

(3) Zur Theorie der Klasse (& Klassismus)


wenn wir von Klasse reden müssen wir wsl an Marx denken → er hat den Klassenbegriff elaboriert

Klassen in Zahlen (weltweit)


Weltbevölkerung von ca. 7,8 Mrd. Menschen → 3,45 Mrd. Menschen leben von ihrer Arbeitskraft

Klassen in Österreich
Arbeitende in Österreich: (2021)
ca. 3,77 Mio. Menschen → ½ männlich/weiblich, ¼ hat Migrationshintergrund

→ wird bei Medienrepräsentation nicht mit berücksichtigt – Models als Arbeiter*innen dargestellt
→ also müssen wir mitdenken, dass es weibliche, feministische und (anti)rassistische Bedeutung hat
→ oft werden Zuschreibungen gemacht die zunächst klassifizierte Menschen betreffen, aber in
Wirklichkeit sind es klassistische Zuschreibungen
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Klassentheorie
Karl Marx & Friedrich Engels (19. Jahrhundert) → hat 3 Kriterien definiert woran er Klasse festmacht

Klassenverhältnisse sind relationale Verhältnisse


Das Kommunistische Manifest (1848): „Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von
Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz,
Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald
versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen
Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.“ (MEW 4a, 462)
 Info: bei Marx gibt es keinen Determinismus - es gibt einen Klassenkampf
 dieser Klassenkampf bestimmt nicht nur wie die Welt ausschaut, wie wir miteinander umgehen,
wie wir in Verhältnisse treten, ob wir uns als ‚Käufer*innen von Waren‘ gegenüber stehen oder
als ‚Produzent*innen‘ oder einfach als Menschen etc.
 sondern auch: dass wir nun in einer Gesellschaft leben die davon geprägt ist, dass wir
zunehmend in zwei Hauptklassen geteilt sind: Bourgeoisie & Proletariat

Masse/Gruppe als Klasse an sich und Klasse für sich


Das Elend der Philosophie (1846): „Die ökonomischen Verhältnisse haben zuerst die Masse der Bevölkerung in
Arbeiter verwandelt. Die Herrschaft des Kapitals hat für diese Masse eine gemeinsame Situation, gemeinsame
Interessen geschaffen. So ist diese Masse bereits eine Klasse gegenüber dem Kapital, aber noch nicht für sich
selbst. In dem Kampf, den wir nur in einigen Phasen gekennzeichnet haben, findet sich diese Masse zusammen,
konstituiert sie sich als Klasse für sich selbst. Die Interessen, welche sie verteidigt, werden Klasseninteressen. Aber
der Kampf von Klasse gegen Klasse ist ein politischer Kampf.“ (MEW 4b, 180f)
 Es gibt zunächst den Klassenkampf bzw. Kampf um Interessen in der Gesellschaft und in diesem
Kampf werden sich Menschen ihrer Interessen bewusst und können sie aushandeln
 ‚Klasse an sich‘ → Position der Menschen in der Gesellschaft beschreibt wie sie in ihren
Produktionsverhältnissen eingehen (unbewusst)
 ‚Klasse für sich‘ → wo Menschen bereits im Kampf gemerkt haben, dass sie unterdrückte sind

Klassenverhältnisse sind relationale Verhältnisse


Der 18te Brumaire des Louis Napoleon (1852): „Auf den verschiedenen Formen des Eigentums, auf den sozialen
Existenzbedingungen erhebt sich ein ganzer Überbau verschiedener und eigentümlich gestalteter Empfindungen,
Illusionen, Denkweisen und Lebensanschauungen. Die ganze Klasse schafft und gestaltet sie aus ihren materiellen
Grundlagen heraus und aus den entsprechenden gesellschaftlichen Verhältnissen. Das einzelne Individuum, dem
sie durch Tradition und Erziehung zufließen, kann sich einbilden, daß sie die eigentlichen Bestimmungsgründe und
den Ausgangspunkt seines Handeln bilden.“ (MEW 8, 139)
 wichtig: Wissen darum in welche Klasse man gehört & in welchen Lebens-
/Arbeitsverhältnissen man sich befindet – nicht nur ein kognitives, relationales Wissen,
sondern, dass es auch andere Gefühlssysteme sind
 zB Empfinden eines Körpers der 40 Jahre in einem Betrieb gearbeitet hat, ist ein anderes als wie
der Körper einer Person die in ihrer Freizeit nicht arbeiten hat müssen & Geige gespielt hat

Klassismus
“Klassismus beschreibt die Diskriminierung aufgrund von Klassenherkunft oder Klassenzugehörigkeit.
Klassismus richtet sich gegen Menschen aus der Armuts- oder Arbeiter*innenklasse, zum Beispiel gegen
einkommensarme, erwerbslose und wohnungslose Menschen oder Arbeiter*innenkinder” (Seeck 2020, 17)

→ mehr oder weniger absichtliches herabschauen auf andere Menschen


zB „Arbeitslose sind faul“; „Kinder aus Arbeiter*innenklasse sind weniger gescheit“ etc.
→ wichtig: dieser Klassismus ist oft nicht bewusst, finden in kleinen Verhaltensweisen statt die
(ähnlich wie bei Rassismus & Sexismus) oft nd gewollt/bewusst sind
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Frage VO: Was hat Freizeit mit Arbeit zu tun?


Freizeit hat es erst angefangen zu geben, als wir in die Arbeit gegangen sind – Freizeit definiert sich
dadurch, dass es nicht Arbeit ist → zB im Feudalismus war Freizeit und Arbeit mehr verknüpft

Elitenforschung
Michael Hartmann 2002 → Elitenforscher – angeschaut wie Eliten entstehen
- Eliten entstehen nicht dadurch, dass es die besten/klügsten Menschen in
Entscheidungsfunktionen landen, sondern die Leute sind die von ihrer Performance den Leuten
ähneln die schon ‚oben‘ sind

→ das ist wichtig, weil es in der Schule auch ähnliche Effekte gibt, wo 2 Habitus aneinander treffen
→ akademischer Habitus (Lehrer*innen) & proletarischer Habitus (Schüler*innen)

Günstige Persönlichkeitsstrukturmerkmale zum sozialen Aufstieg in die “Elite”:


1. Vertrautheit mit dem in den Vorstandsetagen gültigen Dress- und Verhaltenscode
2. Bildungsbürgerliche Allgemeinbildung
3. Ausgeprägte unternehmerische Einstellung (Gelassenheit, Optimismus)
4. Persönliche Souveränität und Selbstsicherheit (ebd., 122)

Habitus
Pierre Bourdieu 1930 - 2002
„Die wissenschaftliche Einteilung in Klassen führt zur gemeinsamen Wurzel der von den Akteuren geschaffenen
klassifizierbaren Praxisformen und ihren klassifizierenden Urteilen über die eigene Praxis so wgut wie die der
anderen: der Habitus ist Erzeugungsprinzip objektiv klassifizierbarer Formen von Praxis und Klassifikationssystem
… dieser Formen. In der Beziehung dieser beiden den Habitus definierenden Leistungen: der Hervorbringung
klassifizierbarer Praxisformen und Werke zum einen, der Unterscheidung und Bewertung der Formen und
Produkte (Geschmack) zum anderen, konstituiert sich die repräsentierte soziale Welt, mit anderen Worten der
Raum der Lebensstile” (ebd, 278f)

(4) Klasse und Bildung

ein Kriterium um Klasse zu operationalisieren ist der


Reichtum bzw. die Armut

Folgen: Bildungsvererbung in Österreich


Armut & Reichtum
 beeinflussen auch Lebenserwartungen und
Erkrankungshäufigkeit
 beeinflussen aber auch oft die Schulkarriere
(zB Leistungen der Schüler*innen)

zB Schulleistungen und soziale Benachteiligung NBbÖ 2021:


Leute die sozialbenachteiligt sind, haben auch schlechtere Englisch und Mathematik Kompetenzen
– hängt in erster Linie damit zusammen, dass das Umfeld zuhause nicht förderlich ist, weil die Leute
oft andere sorgen haben als Schule und weniger Unterstützungsleistungen geben können

geschichtlicher Aspekt:
früher als erste Arbeiter*innen Aufstände begonnen haben, hat sich das Bürgertum Gedanken
gemacht wie sich die Menschen bzw. Arbeiter*innen kultivieren können
→ kultivieren war wichtig, weil es auch wichtig war Arbeiter*innen zur Arbeitsmoral zu ‚erziehen‘
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Immanuel Kant
Kant war einer der ersten der gesagt hat, dass Pädagogik eine wichtige Möglichkeit/Strategie sei,
um Arbeiter*innen zu kultivieren und Erziehung sei die zweite Strategie

→ Der Mensch ist das einzige Wesen das erzogen werden muss.
→ Erziehung umfasst lt. Kant: Disziplinierung, Kultivierung, Zivilisierung, Moralisierung

„Bei der Erziehung muß der Mensch also … kultiviert werden. Kultur begreift unter sich die Belehrung und
Unterweisung. Sie ist die Verschaffung von Geschicklichkeit“ (Kant 1977; 1803, 706). (zB Lesen und Schreiben)
+
„Hierzu gehört auch eine gewisse Art von Kultur, die man Zivilisierung nennet. Zu derselben sind Manieren,
Artigkeit und eine gewisse Klugheit erforderlich, der zufolge man alle Menschen zu seinen Endzwecken
gebrauchen kann“ (ebd., 706f).

Pädagogik der Arbeiter*innenbewegung I + II

Heute werden Arbeiter*innen nicht vorwiegend als aufmüpfig gesehen, sondern sind eher in der
Bildung angehalten, aus ihren Human Ressourcen – Human Kapital zu machen
→ Arbeiter*innen sollen nicht nur pünktlich in die Arbeit kommen, sondern auch motiviert
– sie sollen sich einbringen und kreativ sein
→ deswegen hat Bildung eine etwas andere Funktion als früher (zB zu Marx Zeit im 19./20.Jh.)

Früher war Pädagogik dafür da um die Leute zu kultivieren und gegen diese Pädagogik die
‚proletarische Pädagogik‘ – die zum Aufstand aufgestachelt hat und gegen die Unterdrückung befähigt
hat → dazu gehörte, dass Leute lernen/lesen, schreiben, reden (vor Publikum zB) mussten, um
Mitsprache zu haben

Geschichte der ‚Arbeiter*innen Pädagogik‘


→ Fokus: dass Leute sich aktivieren und politisches Mitspracherecht haben
• Arbeiterbildungsverein Gumpendorf (1867)
• Arbeiterinnen-Bildungsverein (1871)
• Proletarische Erziehung der 1920er Jahre
• Proletarische Erziehung der 1968er Jahre

Mit dem Neoliberalismus – wo der Bürgertum angefangen hat die Leute zu aktivieren, damit sie
möglichst fleißig sind – hat sich auch etwas die Pädagogik von der anderen Seite verändert
→ und zwar haben sich Pädagogiken eher darauf konzentriert sich selbst einordnen zu können, um
die Machtverhältnisse zu verstehen, um diese Machtverhältnisse zu bekämpfen
→ zB gibt es ganz viele Identitätspädagogiken die darauf aus sind das kritische Verhältnis von ‚race,
gender, abelism & class‘ zu bedenken und aus diesem Bewusstsein zu verstehen, dass die jeweilige
Gruppe als Gruppe unterdrückt wird

• Critical Pedagogy (Paolo Freire, Henry Giroux)


• Critical Race Pedagogy (Marvin Lynn, bell hooks)
• Red Pedagogy of Decolonization (Sandy Grand; maiz (Rubia Salgado))
• Queer Pedagogy (Judith Butler, Deborah P. Britzman, bell hooks)
• Killjoy Pedagogy (Sara Ahmed, bell hooks)
• Inklusive Pädagogik

*nächste/letzte zwei Einheiten werden getrennt hochgeladen


VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Gastvortrag: Psychische Gesundheit


Einblicke in einen Trialog zum Thema psychische Gesundheit

Trialog schließt sich zusammen aus mehreren Personen, die miteinander ihre
Erfahrungen aus verschiedenen Perspektiven teilen

Entstehung & Format des Trialogs


eine selbsterfahrene Person hat sich mit einem Psychologen in Deutschland zusammengetan und
haben dann folgende Idee entwickelt: Warum kann man sich nicht auch in einem Setting unterhalten,
in dem man nicht ‚in Behandlung‘ steht, sondern in einem wo man einfach über die eigenen
Erfahrungen die man gesammelt hat - als Profi der in diesem Bereich arbeitet bzw. auch als eine Person
die selbst eine psychischen Krisenerkrankung erlebt hat?
→ 1989 Psychose Seminar gegründet
→ daraus hat sich Trialog entwickelt, wo dann auch Angehörige teilnehmen konnten
→ Teilnehmer: Selbstbetroffene – Angehörige der Betroffenen – Spezialisierte in diesem Berufsfeld
- können sich auf Augenhöhe miteinander austauschen & ihre Erfahrungen teilen, um so auf
neue Lösungsansätze zu kommen & um andere Sichtweisen besser verstehen zu können

→ ab 1994 Trialog in Österreich


→ manchmal werden Themen vorgegeben und manchmal nicht
→ Gespräch auf Augenhöhe; Rahmen & Infos vertraulich – sollen nicht nach außen getragen werden

Info über/von Vortragende/n


Vortragender 1: Selbstbetroffener, war vor längerer Zeit selbst Psychiatriepatient
- hatte aber die Möglichkeit & Chance soziale Kontakte zu haben und das soziale Netz hat ihn
sozusagen aufgefangen
- konnte sich danach wieder neu ausrichten, sein Leben wieder in die Hand nehmen & einen Sinn
in seinem Leben wieder finden → Recovery Weg
- das hat ihn dann soweit geführt, dass ihm Vorgeschlagen wurde eine Ausbildung zu machen in
dem es darum geht Menschen die selbst gerade auch in einer Krise sind auf diesem Recovery Weg
zu begleiten und zu unterstützen

Frage: Was für eine Ausbildung ist das die Sie machen?
Ausbildung heißt EX-IN: Experienced Involvement – Beteiligung Erfahrener
- damit kann man in verschiedenen Feldern auch arbeiten – zB im Spital
- Voraussetzung: eigene Erfahrungen mit psychisch belastenden Krisen & dass man bereits einen
gewissen Recovery-Weg gemacht hat – also sich damit auseinandergesetzt hat
- es werden auch einige Punkte an Theorie mitgegeben
- meist sitzt man dann im Kreis und die Teilnehmer haben verschiedene Diagnosen
(& man muss auch gar nicht über Diagnosen per se sprechen, wenn man nd will)
- Erfahrungen werden gesammelt um zu verstehen wie es anderen Menschen in anderen
Situationen geht → Was hat (unabhängig von der Diagnose) den Personen in gewissen
Situationen geholfen voran zu kommen und weiter zu schreiten? → wie reagiert man besser in
gewissen Situationen? etc.

Vortragende 2: (Michaela) Selbsterfahrung mit der Psychiatrie (von innen & außen);
- Sohn hatte ebenfalls Erfahrungen mit der Psychiatrie
- beide haben gute & schlechte Erfahrungen mit Schule + Lehrkräften

Vortragende 3: (Laura) Psychiaterin


- Erwachsenenpsychiatrie + seit 2 Jahren Ausbildung in Kinder- & Jugendpsychiatrie
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Fragen zum Trialog


Frage: Was sollte das Ergebnis von einzelnen Trialog treffen sein? Was ist ein ‚Output‘ davon?
- Jeder kann das eig. irgendwie nur für sich beantworten – es gibt also nicht den (fixen) Auftrag
‚nach einem Trialog soll XY das Ergebnis sein‘ → es ist mehr die Frage was die individuellen Effekte
sind und schon ein einzelner Trialog recht viel bewirken kann
- es geht mehr darum die individuellen Erfahrungen zu teilen und zu diskutieren/überlegen was
man daraus für seinen eigenen Alltag mitnehmen kann

Output für Vortragende 3:


→ der Psychiaterin hat es geholfen ihre Arbeitsweise auf Basis dieser Erfahrungen zu verändern
→ Themen wie Selbstbestimmung, Partizipation, Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen
zu diskutieren und zu hören was das für Auswirkungen auf die anderen Gruppen hat, hat ihr
besonders geholfen

Output für Vortragender 1:


→ Angehörige wollen meist von Betroffenen wissen was sie machen können bzw. wie sie ihren
betroffenen Angehörigen helfen können
→ das hat ihn eher angestrengt - er hat daraus gelernt, dass er sich auch mal zurücknehmen kann,
nicht unbedingt immer gleich da sein und nicht alles (genau) beantworten muss
→ obwohl er es eigentlich eh total schätzt, weil er im Trialog auch gelernt hat, dass viele
Angehörige auch ganz anders sind (als zB seine eigenen, welche nd so viel wissen wollen)
→ zusätzlich konnte er lernen, dass auch hinter den beruflichen Spezialisten (zB
Psychiater*innen) auch nur Menschen stecken – und er sich als ‚eigener Mensch‘ zeigen und
nicht nur als Patient
Output für Vortragende 2:
→ lt. ihr kommt der Output ganz von selber, wenn man die Leute nur reden lässt
→ es ist ein Umgang auf Augenhöhe → ist ein ganz anderes Setting als zB zuhause
→ gleich wie V1: andere Angehörige haben mehr nachgefragt als zB eigene
→ ihre Beobachtung: Menschen die sonst vllt nie die Gelegenheit hätten, dass sie irgendwo
sprechen können/dürfen – dass ihnen jetzt zugehört und geglaubt wird; dass man sie
aussprechen lässt
→ im Trialog sind für sie erstaunliche Sachen möglich, auch wenn nicht von Anfang an ein Ziel
festgeschrieben ist

Frage: Was wären Vorteile des Trialogs gegenüber anderen Methoden?


(1) Schwierig zu beantworten, weil: im Grunde ist Trialog keine Therapieform oder Selbsthilfegruppe
→ es ist eine offene Diskussionsgruppe, die zB auch Empowerment fördern kann
→ man fühlt sich danach ‚gestärkt‘, weil man über schwierige Erfahrungen sprechen konnte
also Trialog ist eig. keine Methode – sondern vllt eher ein Forum
→ es kann aber ‚trialogische Therapieformen‘ geben
→ also systemische Therapieformen angelehnt an den Trialog, wo sozusagen diese 3
Perspektiven zusammenkommen

(2) anders gesehen: könnte man den Trialog doch als Methode sehen, weil:
Kontakthypothese – wo es gerade darum geht, dass Menschen selbst Erfahrungen mit einer
psychischen Erkrankung gemacht haben → dass sie einfach im gemeinsamen Dasein, in Kontakt stehen
→ wodurch sich auch in der Stigmatisierung die vllt bewusst/unbewusst in ihnen herrscht viel
tut/weiter entwickelt
→ also es wird schon als Methode gesehen, wo das trialogische Vortragen auch veranschaulicht,
dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt – wie heterogen dieses Feld ist und dass die
Lösungen vielfältig sind
 Ich nehme an das ist nun der Vorteil dieser Methode
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

psychische Gesundheit im schulischen Kontext

Erfahrung von Vortragende 2 in Bezug auf Schule


Schule ist zentraler Bestandteil unserer Erziehung und unseres Lebens – ist prägen
→ Schule kann gut aber auch schlecht sein
- negatives Bsp.: Sie & ihr Sohn hatten zu tun mit Lehrkräften die zB die Klasse in 2 geteilt haben &
die eine Gruppe gegen die andere aufgehetzt haben – ‚Lieblingsgruppe‘ VS ‚Gruppe der Bösen‘
- positives Bsp.: als älteste Tochter in einer Familie mit geschiedenen Eltern hatte sie es besonders
schwierig – hat mehr als die jüngeren mitbekommen → hat sich ausgewirkt auf Noten, konnte
aber mit KV darüber reden und sich eine Auszeit nehmen

Frage: Was wären Punkte auf die Lehrkräfte besonders schauen/reagieren sollten im Klassenverband?
wir lernen Schüler*innen kennen – das ist schon mal ein Punkt um zu erkennen wo die jeweiligen
Schüler*innen momentan stehen → Wie ist das familiäre Umfeld bzw. die sozialen Kontakte?
→ kann schon mal Anzeichen bieten; zB lebt die Person eher isolierter?, gibt es familiäre Konflikte?
Mitverfolgen ob es irgendwelche (auffälligen) Veränderungen bei der Person gibt
→ aufmerksam bleiben
→ versuchen das vielleicht anzusprechen – Safe Environment anbieten für die Schüler*innen
Wie geht die Balance zwischen anderen Verpflichtungen und dem Raumschaffen für derartige
Themen? → es ist wichtig eine gewisse Offenheit zu vermitteln, damit Schüler*innen auf einen
zukommen können
→ auf weitere Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen – gibt es Angebote die man Vorschlagen kann?
→ mit Klassenkameraden oder anderen Lehrkräften sprechen ob ihnen auch etwas aufgefallen ist
→ Thema ‚mentale Gesundheit‘ im Unterricht, wenn möglich in den Klassenraum bringen
→ in der Klassengemeinschaft fördern, dass auch über diese Themen geredet werden darf & sollte

Frage: Wie geht man eigentlich in der Klasse damit um, wenn schon bekannt ist, dass eine Schüler*in
eine psychische Krise hat/hatte?
bei Schüler*innen mit psychischen Krisen können auch mal mehrere Monate in der Schule ausfallen
Kommunikation ist hier ein wichtiger Punkt:
→ es kann viel Unsicherheit entstehen, darüber wie viel in der Schule kommuniziert wird – wer was
weiß und ob alle Mitschüler*innen wissen warum man weg war oder warum man krank ist – ob
man sich selber jetzt irgendwie erklären muss oder ob die Klasse schon weiß was los ist
→ ob die betroffenen Schüler*innen auch wollen, dass die Klasse das schon im voraus von zB den
Eltern oder Lehrkräften erfährt, variiert sehr häufig
→ daher lieber Schüler*innen nach den Wünschen (bzgl. Des Umgangs mit dessen Situation) fragen
negativer Fall:
es kann auch Eltern geben, die nicht wollen dass diese Themen behandelt werden oder negative
Kommentare dazu haben – Wie geht man dann damit um? Wie viel Mitspracherecht haben die Eltern?
→ bis zu einem gewissen Alter der Schüler*innen haben die Eltern schon mitzureden, aber das kann
man nicht wirklich alleine entscheiden, da sollte man sich Unterstützung dazu holen
→ es kommt auch auf den Inhalt der Situation an

psychische Belastungen/Erkrankungen sind genauso Krankheiten wie andere – weder besser noch
schlechter → demnach solls auch behandelt werden

Aufgabe der Lehrkräfte: Vermitteln, dass Vielfalt zu schätzen ist; dass jeder so sein darf wie er/sie ist;
dass das Individuum zu schützen und zu respektieren ist
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Weiterführung: Psychische Gesundheit


Gesundheit - Krankheit - Salutogenese
Gesundheit ist nicht das Gegenteil von Behinderung! →das ist ein Vorurteil
zurück erinnern an: Thema Behinderung
Behinderung bedeutet nicht, dass die Person krank ist → kann aber bedeuten, dass zusätzlich zu einer
Behinderung eine bestimmte Tendenz zu einer Krankheit da ist bzw. es eine Begleiterscheinung sein kann
- eine Behinderung kann aus einer Krankheit hervor gehen bzw. eine Begleiterscheinung sein
- & es gibt Symptome die mit bestimmten Behinderungen oder Syndromen verbunden sein können
zB Menschen mit Downsyndrom haben sehr häufig stark ausgeprägte Herzfehler

wichtig im Kontext (psychische) Gesundheit ist der 3 Schritt: Gesundheit - Krankheit – Salutogenese

Salutogenese:
das Kontinuum von Gesundheit & Krankheit und die Lehre vom Gesundsein bzw. vom Gesundwerden
“[Ein vom Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923 - 1994) entwickeltes Konzept als komplementärer Begriff
zu Pathogenese.] [Es ist ein Rahmenkonzept, das sich auf Faktoren und dynamische Wechselwirkungen bezieht,
die zur Entstehung (Genese) und Erhaltung von Gesundheit führen.] Der üblichen Trennung in ´gesund’ und
‘krank’ wird ein Kontinuum mit den Polen Gesundheit/körperliches Wohlbefinden und Krankheit/körperliches
Missempfinden gegenüber gestellt. Die Frage ist nicht, ob jemand gesund oder krank ist, sondern wie nahe bzw.
wie entfernt er von den Endpunkten Gesundheit und Krankheit jeweils ist. Jeder gesunde Mensch hat auch
kranke Anteile und umgekehrt hat jeder kranke Mensch auch gesunde Anteile, die gestärkt werden sollen.”
 zur Feststellung der Erkrankung, der Genese/Entstehung von Krankheiten und des Verlaufs
 Was muss man also eig. tun um einen Gesundheitszustand zu erhalten oder was muss man tun
um einen Gesundheitszustand bzw. Verbesserung der Gesundheit zu erzeugen?

mit dieser Begrifflichkeit (Salutogenese) wird auch im Kontext Schule sehr häufig gearbeitet
→ d.h. beim Erhalten/Erzeugen von Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und auch bei der
Notwendigkeit der Erziehung und Begleitung im Kontext von zB Haushalt/Ökonomie/Sport

Vielfältige Ursachen und Erscheinungsformen


Psychische Gesundheit bzw. Krankheit kann vielfältige Ursachen & Erscheinungsformen haben
→ in diesem Kontext stellt sich immer die Frage danach was wir als ‚normal‘ und ‚funktionsfähig‘
bezeichnen und verstehen
→ Was wird als ‚normal‘ und was wird als ‚gesund‘ oder ‚funktionsfähig‘ betrachtet?

zurück erinnern an: Ableismus: Thema Inklusion


die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung aufgrund fehlender Funktionsfähigkeit
d.h. die Vorstellung davon, dass eine bestimmte Funktionsfähigkeit vorliegen muss (Begriff kritisch
betrachten) damit man ein angesehenes/funktionsfähiges/vollwertiges Gesellschaftsmitglied sein kann

→ im Kontext der Inklusiven Pädagogik ist das kritisch zu Betrachten, weil Fähigkeiten und
Kompetenzen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können
→ wichtig! auf das Thema Hochbegabung ist nochmal hinzuweisen: ‚erhöhte Funktionsfähigkeit‘ in
einem bestimmten Bereich, das häufig im öffentlichen Diskurs positiv/relevanter gewertet wird
→ nicht zu vergessen! auch Kinder mit einer Hochbegabung können in vielen anderen Bereichen
Unterstützung brauchen & Begabungslagen können in unterschiedlichen Bereichen vorliegen
zB ist eine ‚hochbegabte‘ Person im Bereich Mathe, nicht gleich auch in allen anderen NAWI
Bereichen begabt → ebenso kann es auch ‚schwächen‘ in sozialen/sprachlichen Bereichen geben

(→ siehe Dimension 1 Behinderung)


VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Zusammenfassend
- wir betrachten Behinderung & Hochbegabung entlang eines Spektrums
(sowie Spektrum Gesundheit und Krankheit)
- wichtig mitzudenken, dass die Ausprägungen, Zusammensetzungen & Erscheinungsformen sehr
unterschiedlich sein können → gilt auch für Ausprägungen von psychischer Gesundheit

“Psychische Gesundheit ist Voraussetzung als auch Ergebnis einer gesunden Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen und einer hohen Lebenszufriedenheit. Sie kann durch belastende Lebensereignisse, aber auch
wiederkehrende Symptome wie Angst, Niedergeschlagenheit, Nervosität oder Schlafprobleme beeinträchtigt
werden. In bestimmten Fällen und zumeist in Kombination mit weiteren Symptomen kann eine Beeinträchtigung
der psychischen Gesundheit ein Anzeichen für eine psychische Störung oder Erkrankung darstellen.”
 auch hier ähnlich wie bei der Definition von Behinderung: die Beeinträchtigung muss über einen längeren
Zeitraum vorliegen

Prävalenz
Wie häufig kommt es eig. zu psychischen Belastungserfahrungen? bzw. Wie ausgeprägt sind eig. diese
Fälle? Wie häufig werden wir damit konfrontiert sein? ↓

“Aus diesen Ergebnissen (HBSC-Studie 2018) ist ableitbar, dass bis zu ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen –
zumindest phasenweise - besondere Unterstützung benötigen würden. Dies ist insofern von
gesellschaftspolitischer Relevanz, als psychische Probleme in der Kindheit häufig Auswirkungen auf den späteren
Bildungs- und beruflichen Erfolg haben (Sellers et al., 2019). Dass sich Investitionen in die Unterstützung von
Kindern und Jugendlichen rechnen, zeigen verschiedene Studien (siehe z.B. Fischer & Stanak, 2017; Caspi et al., 2016).”

→ Hinweis: im Kontext von Krisensituationen lassen sich auch wieder neue Vulnerabilitäten und
Verschiebungen feststellen

Psychische Gesundheit und Krisen


- COVID-19
siehe Studie 2021 → „..Häufigkeit depressiver Symptome, Angstsymptome aber auch Schlafstörungen
haben sich mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht…“ → sind sehr bedenkliche Befunde
(Studien rundum Covid widersprechen sich aber auch stetig → verzerrtes Bild von der Lage)

- Trauma
- Mobbing/Bullying

Wirkungen von COVID-19


“Im Zeitraum Oktober bis November 2021 wurden rund 1500 Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 20
Jahren österreichweit untersucht. „Die Häufigkeit depressiver Symptome, Angstsymptome aber auch
Schlafstörungen haben sich mittlerweile verfünf- bis verzehnfacht“, so Studienautor Univ.-Prof. Dr. Christoph
Pieh. Bei 62 Prozent der Mädchen und bei 38 Prozent der Burschen zeigte sich eine zumindest mittelgradige
depressive Symptomatik. Rund ein Fünftel der Mädchen und 14 Prozent der Burschen leiden unter
wiederkehrenden suizidalen Gedanken, d. h. sie denken entweder täglich oder an mehr als der Hälfte der Tage an
Selbstmord.” (Dale et al. 2021)
 einerseits wichtig, dass diese Befunde veröffentlich werden – da sie dadurch eine gute Plattform
bieten, damit das Thema psychische Gesundheit endlich mehr ins Zentrum des Interesses rückt
 andererseits wurden aber sehr viele Angebote nicht besonders weiter ausgebaut
– d.h. die vorher schon eingeschränkten Angebote wurden nicht wirklich weiter ausgebaut und
Unterstützung an den Schulen (zB Schulpsycholog*innen und Begleitlehrpersonen) sind eher im
Rückgang
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Psychische Gesundheit und Jugendalter


siehe Artikel S. 11, Tabelle
https://moodle.univie.ac.at/pluginfile.php/26626327/mod_resource/content/1/Kontakt_2_2022_gr%C3%BCn%20WEB.pdf
- Warnsignale für akute Krisen bei Kindern und Jugendlichen, bei denen eine rasche
Kontaktaufnahme mit geeigneten Stellen erfolgen sollte
- Warnsignale für akute Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen

Perspektiven (Auswahl)
Perspektiven unterschiedlicher Akteur*innen
wichtig ist auch, dass Perspektiven auf psychische Gesundheit variieren und differenzieren

Stimmen/Meinungen von …. im Blickfeld behalten


- Kinder und Jugendliche (auch ihre Meinungen und Erfahrungen berücksichtigen)
- Eltern/Erziehungsberechtigte (zB wie ist es, wenn Elternteile psychische Belastungen haben?)
- Lehrpersonen (auf Lehrkräfte wird öfters vergessen, Hinweis auf Trialog – freiwillige Teilnahme)
- Expert*innen (auch im späteren Berufsfeld immer wieder auf Weiterbildung zurückgreifen)

Vulnerabilität
 Vulnerabilität & auch die Verschiebung von Vulnerabilitäten ist ein aktuelles & wichtiges Thema
 beschreibt ein Phänomen, welches besagt dass bestimmte Personen besonders ‚anfällig‘ sind für
Belastung aufgrund von bestimmten Erfahrungen bzw. bestimmten Lebenslagen

Eigenschaften/Merkmale/Zuschreibungen, die bedingen, dass „Belastungen schlechter verarbeitet


werden. Je höher also die Vulnerabilität einer Person ist, umso größer ist das Risiko, bei auftretenden
Risiken eine psychische Krankheit zu entwickeln. Insofern stellt Vulnerabilität selbst einen personalen
Risikofaktor dar (…).“ (Schwab und Fingerle 2013, 100)

Gegenteil von Vulnerabilität ist Resilienz

Resilienz
Aufgrund von Persönlichkeitsmerkmalen oder aufgrund von spezifischen Rahmenbedingungen
besonders ‚resilient‘ sein – also zB wenn man starke Abwehrmechanismen hat oder wenn andere
Aspekte im Leben einen unterstützen können, damit man nicht (stark) anfällig ist für die Ausprägung
von psychischen Belastungen

„Menschen reagieren individuell höchst unterschiedlich auf ausgeprägte Risiken und manifeste Kristen.
Während einige vergleichsweise leicht problematische Lebensumstände überwinden, sind andere unter
vergleichbaren Bedingungen anfällig für psychische Störungen (…) oder sonstige individuell und sozial
problematische Bewältigungsformen. (…) Resilienz umschreibt diese Widerstandsfähigkeit gegenüber
belastenden Umständen und Ereignissen und stellt somit einen positiven Gegenbegriff zur
Vulnerabilität dar.“ (Gabriel 2005, 207)
(siehe unten ↓ Abb. Zur Balance von V. & R.)

Schutz- und Risikofaktoren (nach Schwab & Fingerle 2005)


Schutzfaktoren
 Personale: „hohe Sozialkompetenz, (…) positives Selbstkonzept, eigenen Talenten und Interessen,
die Fähigkeit, zielgerichtet zu planen und zu handeln, eine flexible Form der Stressbewältigung,
Selbstvertrauen, eine optimistische, zuversichtliche Lebenseinstellung sowie Intelligenz, (…)
Talente, Interessen und Hobbys (…).“ (100)
 Soziale: u.a. klar strukturierte Bindung zu geeigneter Bezugsperson
* Assistenztiere sind auch wichtige Schutzfaktoren
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Personale Risikofaktoren (Gegenteil von Ressourcen)


 „Minoritätenstatus (zB Migrationshintergrund), Armut, Arbeitslosigkeit, Erziehungsprobleme,
Vernachlässigung, elterliche Erkrankungen, traumatische Erfahrungen (Naturkatastrophen,
Kriegserlebnisse, Missbrauch, etc.) (Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse 2009).“ (101)

Im Regelfall ist es so, dass wir (versuchen) eine


Balance von Vulnerabilität und Resilienz (zu) halten
im Alltag → Erfahrungen und Aspekte die wir
mitbringen – also Schutzfaktoren bzw.
Risikofaktoren können dieses Gleichgewicht ins
Schwanken bringen → kann dazu führen, dass
wenn die Balance nicht mehr gegeben ist, eine
Belastungserfahrung passieren kann oder sich
daraus sogar eine psychische ergibt

Armut und soziale Benachteiligung


(siehe Dimension 5 Thema Soziale Ungleichheit & Klasse, Gastvortrag + Buch S.57)

→ ist also vererbbar, wenn sie bereits in


sozialökonomischer Benachteiligung gelebt haben

→ zB weil man sich med. Versorgung nd. leisten


kann oder im Winter kein Obdach

Strategien zum Umgang in der Schule


(kurze wh. vom vorherigen Punkt: Perspektiven unterschiedlicher Akteur*innen)

- Teamwork: Multiprofessionelle Teams


- Weiterbildung
- Kennenlernen unterschiedlicher Lebenswelten/Perspektiven
- Involvieren von Expert*innen
- Auf eigene psychische Gesundheit achten!

Inklusive Schule umsetzen


Wie funktioniert das jetzt, wenn wir eine Vielzahl an unterschiedlichen Diversitätsdimensionen
vorfinden im Kontext Schule? Wie funktioniert das jetzt mit Inklusion?
Antwort Bildungspolitisch: ‚ funktioniert gar nicht‘→ ist ein Rückgang an vereinbarten Strategien

Inklusion ist ein Phänomen, dass nicht nur auf Schule reduziert betrachtet werden kann
→ wichtig sind also auch:

- muss eine gesellschaftliche Entwicklung sein (Kontext Inklusion)


- Inklusive Schulentwicklung ist ein wichtiges Tool (Kontext Inklusive Schule)
- Inklusive Lehr- und Lernumgebungen (auf Ebene des Unterrichts selbst)
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

Index für Inklusion


 ist ein Tool, das entwickelt wurde für die Inklusive Schulentwicklung
 ist ein geeignetes Instrumentarium, um sich jener strukturellen Neuausrichtungen von Schule
bzw. des Schulsystems zuwidmen
 ist ein tolles Bsp. für partizipative Forschung
 Schritt für Schritt Plan wie man Inklusion umsetzen kann (2002)
 Entstanden unter Mitwirkung von Praktiker*innen
 verfolgt den Zweck, im Rahmen der Schulentwicklung ein inklusives Leitbild zu entwickeln
 und das geschieht auf 3 Dimensionen ↓ :

* wird bis heute noch verwendet,


gibt es auch schon in unterschiedlichen
Versionen und auf mehreren Sprachen

Inklusive Didaktik ?
- Didaktik als Thema
(Inklusion auch getrennt als Thema)
- Inklusive Vermittlungswege
- Inklusive Gestaltung der Lernumgebung
→ allgemeine Bausteine wurde hierfür entwickelt →
(Buch: Inklusiver Fachunterricht der Sek.stufe)

Rolle der Umgebung


wichtig mitzuberücksichtigen: Thema Inklusion - Lernumgebung:
Gestaltung von inklusiver Lernumgebung bedeutet, dass von einer Veränderung der Lernumgebung
nicht nur einzelne Gruppen etwas haben
→ bedeutet nicht, dass wir Umgebung so gestalten, dass Schüler*in XY auch mitkommt – sondern
dass wir eine Adaptierung vornehmen welches vllt an gewissen Schüler*innen orientiert sind, aber
dass es generell für alle Schüler*innen angenehmer wird

Inklusive Pädagogik bedeutet nicht, dass immer alle zusammen kleben oder dass alle ständig
gemeinsam arbeiten – Inklusion kann auch bedeuten, dass Schüler*innen einfach alleine an
bestimmten Aspekten arbeiten (können)

zB wenn es bestimmte Angebote gibt, wie Räume mit Abdunkelung, Musik etc. damit man sich
‚etwas zurückziehen‘ kann → werden diese Angebote meist auf bestimmte Personen beschränkt
→ es sollte möglich sein, dass alle Schüler*innen dies Angebot vllt nutzen können
→ führt wieder dazu, dass Kinder die in die Räume rein dürfen von den anderen diskriminiert werden

Universelles Design
 Inklusive Raumgestaltung
 ein Element das für alle Mitglieder der Gesellschaft nutzbar ist; zB →

(9) Prinzipien des UD


1. Breite Nutzbarkeit
2. Flexibilität in der Benutzung 5. Niedriger körperlicher Aufwand
3. Einfache und intuitive Benutzung 6. Größe und Platz für Zugang und Nutzung
4. Sensorisch wahrnehmbare Informationen 7. Gemeinschaft der Lernenden Klima der
8. Fehlertoleranz Vermittlung
VO Inklusive Schule & Vielfalt, Proyer Zusammenfassung WS 2022/2023

permanente, vorübergehende, situationsabhängige


Beeinträchtigungen die in unterschiedlichen
Lebensbereichen vorkommen und auf
unterschiedliche physische & psychische Ebenen
übertragen werden können

UD des Lernens (UDL)


fokussiert darauf, dass wir eine Lernumgebung
schaffen können, dass für alle hier
abgebildeten gut funktionieren würde

wichtig für die Prüfung: zur Wiederholung von relevanten Aspekten aus dem gesamten Stoff
zB Ausrichtung des Personals:
auf linker Seite sind einzelne Fachpersonen die in dieser Pädagogik ohne inklusiven Fokus arbeiten
würden, also so, dass alle Personen auf ihr Fach fokussiert arbeiten oder so dass sie vllt mit bestimmten
Schüler*innen arbeiten & auf der rechten Seite ist die Kooperation aller Lehrenden und Lernenden,
welche eher systemisch denken/arbeiten

auch wichtig:
Unterschiede zwischen Modellierungen (Inklusion, Integration, Exklusion, Separation) gut kennen
+ Unterscheidung Trauma Typ 1 und Typ 2 (siehe Dimension 2 Forced Migration)

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