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Artikel 8: Bewusstseinsbildung:
Die Vertragsstaaten verpflichten sich, sofortige, wirksame und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um
a) in der gesamten Gesellschaft, einschließlich auf der Ebene der Familien, das Bewusstsein für
Menschen mit Behinderungen zu schärfen und die Achtung ihrer Rechte und ihrer Würde zu fördern;
b) Klischees, Vorurteile und schädliche Praktiken gegenüber Menschen mit Behinderungen, einschließlich
aufgrund des Geschlechts oder des Alters, in allen Lebensbereichen zu bekämpfen
a) die menschlichen Möglichkeiten sowie das Bewusstsein der Würde und das Selbstwertgefühl des
Menschen voll zur Entfaltung zu bringen und die Achtung vor den Menschenrechten, den
Grundfreiheiten und der menschlichen Vielfalt zu starken;
b) Menschen mit Behinderungen ihre Persönlichkeit, ihre Begabungen und ihre Kreativität sowie ihre
geistigen und körperlichen Fähigkeiten voll zur Entfaltung bringen zu lassen;
c) Menschen mit Behinderungen zur wirklichen Teilhabe an einer freien Gesellschaft zu befähigen
Änderungen im Hochschulkontext:
PO 2011 PO 2015
M2 BW (Vertiefung Bildungswissenschaften) Im Bachelor: Inklusion als Querschnittsthema
Einzelne Seminar- oder Vorlesungsangebote Im Master: Eigenständiges Pflichtmodul für
Studierende der Lehrämter Primarstufe,
Sekundarstufe I und Sekundarstufe II im Umfang von
6 ECTS
Ziel: Die Studierenden kennen die Aufgabe der Erwerb systematischer Kenntnisse zum
Inklusion sowie didaktische Konzepte eines Umgangs Themenbereich Inklusion und Heterogenität
mit Heterogenität unter Berücksichtigung von
Geschlecht, Kultur und sozialem Milieu
Stärkere Kohärenz der Lehrangebote
2. Vorlesung: Behinderung
Definition nach der UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 1 – Zweck):
„Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder
Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen,
wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.“
• Perspektiven der Langfristigkeit (nicht tagesbezogen)
• Wechselwirkung von Individuum mit einem gewissen Lern- Entwicklungsstand, körperlicher Funktion
und Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die auf diese Individuen einwirken
Definition von Behinderung nach Sozialgesetzbuch IX, §2, Abs. 1 (Fassung bis 31.12.2017):
„Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit
hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen
und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht,
wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.“
Definition von Behinderung nach Sozialgesetzbuch IX, §2, Abs. 1 (Fassung ab 2018): „Menschen, die
körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit
einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher
Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können. Eine Beeinträchtigung nach Satz 1 liegt vor, wenn
der Körper- und Gesundheitszustand von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht. Menschen sind
von Behinderung bedroht, wenn eine Beeinträchtigung nach Satz 1 zu erwarten ist.“
Zusammenfassung ICF-Modell:
Chance Schwierigkeiten
Bio-psycho-soziales Modell von Behinderung Personenbezogene „Problemstellung“ (z.B.
(interdisziplinäre Perspektive) Gesundheitsproblem) als Ausgangspunkt für
Diagnostik
Abkehr von einer rein medizinischen und Bislang ausgebliebene Ausdifferenzierung von
personenbezogen essentialisierenden Perspektive „persönlichen Faktoren“ und „Umweltfaktoren“ im
auf Behinderung Kontext von Diagnostik
Differenzierte Perspektive auf Einflussfaktoren, die
zu einer Behinderung führen (Ermöglichung einer
präzisen Diagnostik)
3. Vorlesung:
• „World Conference on Special Needs Education: Access and Quality“ Salamanca, Spanien, 7.-10. Juni 1994
Inclusive Education:
Inklusionsverständnisse:
Inklusion Zusammenfassung:
• Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht
• Schulische Inklusion befasst sich mit dem Gemeinsamen Lernen aller
• Schülerinnen und Schüler
• Inklusion und Exklusion werden nicht länger an der Person festgemacht, sondern an der
Bildungsorganisation und deren Umgang mit Unterschiedlichkeit
• Inklusion umfasst alle Heterogenitätsdimensionen und bezieht sich nicht nur auf die Dichotomie von
Behinderung/Nicht-Behinderung
4. Sitzung: Inklusion & Heterogenität
Die Feststellung, ob etwas heterogen und homogen ist, ist die zeitlich begrenzte Beschreibung eines Zustandes,
dessen Ergebnis sich durch Entwicklung verändern kann
• Eine Beeinträchtigung ist so gravierend, dass Kinder und Jugendliche ohne besondere Unterstützung
im Regelunterricht nicht hinreichend gefördert werden können.
• Acht sonderpädagogische Förderschwerpunkte mit jeweils eigenen Empfehlungender
Kultusministerkonferenz (seit 1994)
• Hohe Differenzierung im allgemeinbildenden Schulsystem
• Zieldifferente Bildungsangebote: Lernziele werden für jede:n Schüler:in aufgrund eines SPF individuell
festgelegt, individuelle Förderpläne unterschiedliches Lerntempo
• Availability steht für (1) die Verfügbarkeit von wohnortnahen allgemeinen Schulen, in denen auch
Kinder mit Behinderungen unterrichtet werden.
• Accessibility fordert (2) den diskriminierungsfreien Zugang von Menschen mit Behinderung zu den
allgemeinen Schulen.
• Acceptability und Adaptability fordern folgende Gewährleistungen: (3) die inklusive, nicht
diskriminierende Organisation und Ausgestaltung der allgemeinen Schulen, (4) die Umsetzung von
Inklusion als Bildungsziel an den Schulen, (5) die Gewährleistung der notwendigen (sonder -
)pädagogischen Förderung und Unterstützung im inklusiven Setting, (6) die Bereitstellung
angemessener Vorkehrungen sowie Barrierefreiheit und (7) die entsprechende Qualifizierung der
Lehrkräfte.
-> Zusammenfassen lassen sich die vier Ziele in der Verpflichtung zu einer schrittweisen Transformation der
bestehenden Förderschulsysteme in inklusive Regelschulangebote.
Zwischenfazit:
-> Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (Artikel 24) im Bildungssystem kann entlang der
Kriterien availability, accessibility, acceptability und adaptability betrachtet bzw. analysiert werden.
->Die Bundesländer unterscheiden sich stark in der Umsetzung dieser Kriterien (z.B. Bremen/Hamburg
progressiv – Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz zurückhaltend)
->Während die Verfügbarkeit inklusiver Angebote (availability) in den meisten Bundesländern gestiegen ist, gibt
es wenige Bundesländer mit erkennbaren strukturellen Transformationen
-> Die Förderquote stellt die Anzahl von Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im
Bildungssystem dar.
Die Inklusionsquote bezieht sich auf Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven
Schulsettings. Die Exklusionsquote bezieht sich auf Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in
Förderschulen/SBBZ.
-> Im bundesweiten Vergleich zeigt sich von 2008/09 bis 2020/21 ein Anstieg der Förderquote (6,0% auf 7,7%),
bei leichter Verringerung der Exklusionsquote und Zunahme der Inklusionsquote.
-> In einzelnen Bundesländern (u.a. Bayern, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg) gibt es einen Anstieg der
Inklusionsquote bei gleichzeitigem Anstieg der Exklusionsquote.
-> Im Vergleich der Förderschwerpunkte zeigt sich, dass insbesondere im Förderschwerpunkt Lernen die
Exklusionsquote rückläufig ist.
-> Die prognostische Entwicklung der Exklusionsquote ist, bezogen auf die unterschiedlichen Bundesländer,
stark uneinheitlich.
-> Im europäischen Vergleich zeigt sich eine starke Uneinheitlichkeit in der Förderquote (z.B. ca. 1% in
Schweden vs. 17% in Island).
-> Die Höhe der Förderquote steht nicht im Zusammenhang mit der Höhe der Inklusions- bzw. Exklusionsquote.
• Eine Beeinträchtigung ist so gravierend, dass Kinder und Jugendliche ohne besondere Unterstützung
im Regelunterricht nicht hinreichend gefördert werden können
• Acht sonderpädagogische Förderschwerpunkte mit jeweils eigenen Empfehlungen der
Kultusministerkonferenz (-> hohe Differenzierung im allgemeinbildenden Schulsystem)
• Überprüfungsverfahren zur Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs kann zu jedem
Zeitpunkt der Schullaufbahn eingeleitet werden
Pädagogischer Bericht:
Integration ist dann verwirklicht, wenn „alle Kinder in Kooperation miteinander auf ihrem jeweiligen
Entwicklungsniveau und mittels ihrer momentanen Denk- und Handlungskompetenzen an und mit einem
Gemeinsamen Gegenstand lernen und arbeiten.“ (Feuser 1989, 32)
Der gemeinsame Gegenstand:
Didaktische Vorüberlegungen:
• Zeitliche Strukturierung
• Räumlich-materiale Strukturierung (Vorbereitete Lernumgebung)
• Soziale Strukturierung (Gemischte Lernsituation)
-> Im Fokus: Thematische Strukturierung im Sinne einer doppelten Anschlussfähigkeit (kognitive und
thematische Komplexität)
Inhaltliche Strukturierung:
7. Vorlesung: Handlungsfeld Inklusiver Unterricht
„Hier geht es um ,Interaktion pur‘. Beide Interaktionspartner handeln ‚spontan‘. Sie haben keine Ziele, die
sie während der gemeinsamen Interaktion erreichen wollen, sondern reagieren bloß auf das Verhalten des
anderen“
• Kooperative Lernsituationen (komplementäre oder solidarische): Konstitutiv für Kooperation ist, dass
die Arbeitsinhalte und/oder die Arbeitsprozesse in einem verbindlichen Zusammenhang stehen. Dieser
inhaltliche oder operative Zusammenhang kann dabei unterschiedlich eng sein
• Komplementär: Unterschiedliche Zielsetzungen werden verfolgt (z.B. Sportspiel mit zwei
Mannschaften)
• Solidarisch: Es wird auf ein gemeinsames Ziel hingearbeitet (z.B. Gruppenpuzzle,
Projektarbeit)
Zeitraum/Diagnose: Analyse der gesamten Unterrichtsphasen mit dem, was die Kinder immerzu schreiben,
sagen und tun, da sie hier unablässig ihre je aktuellen Leistungsstände zeigen
• Anerkennungsprozesse
• Selbstwirksamkeit
• Wechselseitiges Aushandeln
Kooperation entsteht nicht in kontextfreien Räumen, sondern in Räumen, die sich durch bestimmte
Interdependenz- und Verteilungsstrukturen ausweisen (Prammer-Semmler 2014)
Chancen:
Schwierigkeiten:
• Makrosystem: Gesellschaftliche Bedingungen von Integration und Kooperation (Normen und Werte)
• Exosystem: Lebensbereiche, an denen die Pädagoginnen nicht direkt beteiligt sind von denen sie aber
beeinflusst werden (z.B. Räumlichkeiten, Ressourcen, Zeitstruktur, Lehrplan, etc.)
• Mesosystem: Wechselbeziehung zu anderen Lebensbereichen (Kollegium, Privatleben, Familie)
• Mikrosystem: Kooperation von Regelschullehrperson und Sonderpädagog/in in einer Regelklasse
Professionelle Kooperation im Kontext Inklusion- Forschungsbefunde:
Forschungsfrage: Welche gemeinsame Handlungspraxis zeigen Regel- und Sonderpädagog/innen innerhalb der
formalen Kooperationskonstellation im Unterricht mit dem Anspruch „Inklusion“?
• Kompensatorische Relation
• Temporale Relation
• Didaktisch-methodische Relation
• Expertise-Relation
Spannungsfelder in Kooperationsprozessen:
Zeit: Temporäre Anwesenheit der Sonderpädagog/-innen als Anlass für überdauernde Differenzpraxis (z.B.
Delegation durch Regellehrperson und reine Fokussierung der Sonderpädagogin auf Schüler/innen mit
Förderbedarf, insbesondere durch Herausnahme in Förderräume)
Expertise:
Temporale Relation (Zeit):Temporäre Anwesenheit der Sonderpädagog/-innen als Anlass für überdauernde
Differenzpraxis (z.B. Delegation durch Regellehrperson und reine Fokussierung der Sonderpädagogin auf
Schüler*innen mit Förderbedarf, insbes. durch Herausnahme in Förderräume)
Expertise-Relation (Expertise):
Schulassistenz:
Forschungsstand:
• Der Grundgedanke Inklusiver Bildung bereits seit 1995 (Recht aller Kinder und Jugendlichen, eine
wohnortnahe Schule zu besuchen verankert
• Hohe Förderquote (24% aller SchülerInnen) bei gleichzeitiger Reduktion von Sonderschulen)
• Verbindung von inklusiver und demokratischer Schulentwicklung
Assistants in Iceland – Formale Rahmenbedingungen:
• Assistenzhandeln als individuelle Förderungen eines Kindes inner- oder außerhalb des Klassenzimmers
• Orienteirung auf eigenständiges Handeln, unabhängig von Klassenlehrperson (z.B. in Bezug auf
Verantwortungsübertragung und Zutrauen vonseiten der Lehrperson (z.B. in Bezug auf Förderung,
Gestaltung von Unterrichtssequenzen) sowie Zugehörigkeit zum Team
• Vielfältiges und diffuses Tätigkeitsspektrum bei der Unterstützung von Lehrpersonen
Zusammenfassung/Vergleich:
• Organisationsentwicklung:
o U.a. Schulprogramm, Schulkultur, Schulmanagement und Teamentwicklung
• Personalentwicklung:
o U.a. individuelles Lernen der Lehrpersonen in Supervisionen, bei Hospitationen, Fort- und
Weiterbildung, Jahrgespräche mit der Schulleitung
• Unterrichtsentwicklung
o U.a. Schülerorientierung, Methodentraining, das pädagogische Handeln mit dem Ziel, das
individuelle Wissen einzelner Lehrender auf das ganze Kollegium auszubreiten, erweitere
Unterrichtsformen
Drei-Wege-Modell der Schulentwicklung (Rolff 2003):
Inclusive Education:
Leitfrage: Wie kann man Schule und Unterricht gemeinsam inklusiv entwickeln?
Index für Inklusion (Booth & Ainscow 2002; 2011):
• Kulturen: Fragen zum Thema Werte und gemeinsame Leitideen: Ziel ist es, eine „sichere, akzeptierte,
zusammen arbeitende und anregende Gemeinschaft zu schaffen, in der jede/r geschätzt und
respektiert wird. Eine inklusive Schulkultur wird getragen von dem Vertrauen in die Entwicklungskräfte
aller Beteiligter
• Strukturen: Die Grundsätze einer Organisation/Einrichtung spiegeln sich in den Arbeits- und
Unterstützungsstrukturen wider. Die Strukturen erhöhen die Teilhabe aller Schüler/innen der Gegend
und verringern Tendenzen zu Aussonderungsdruck
• Praktiken: Dieser Dimension zufolge gestaltet jede Schule ihre Praktiken so, dass sie die inklusiven
Kulturen und Strukturen der Schule widerspiegeln. Die Schüler/innen werden dazu angeregt, dass sie
aktiv auf alle Aspekte ihrer Bildung und Erziehung Einfluss nehmen
11. Vorlesung: Diskussionssitzung Inklusion International
„Every individual is equal before and under the law and has the right to the equal protection and equal benefit
of the law without discrimination and, in particular, without discrimination based on race, national or ethnic
origin, colour, religion, sex, age or mental or physical disability” (Department of Justice)
„The vision of inclusion is that all children would be served in their neighborhood schools in regular schools
with children their own age. The idea is that these schools would be restructured so that they are supportive,
nurturing communities that really meet the needs of all the children within them.“
• Rolle der Lehrperson ist als komplexe und im Wandel begriffene Rolle anzusehen
• Notwendigkeit & Herausforderung multiprofessioneller Kooperation
• Professional/Paraprofessional Support
Learning support Teachers
Resource Teachers
Teacher Assistants
Interne Unterstützungsstrukturen – Paul und Charlotte Kniese Schule (Berlin):