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Erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Preis pro Vierteljahr M. 1,50. Einzelnummer 25 Pf.
JVEittwoeh, Berlin-Wilhelmshagen Ho. 3 .
Post Neurahnsdorf.
a m 1. Juli 1896. Adolf Brand's Verlag 1. Jahrgang.
„ L e i t e n d e s . " — M a x i m i l i a n F e r d i n a n d : . „ICH". (Gedicht). —] Karl H e r m a n : »Eine
Wandlung im Anarchismus?" — F r a n z O p p e n h e i m e r : „Was ergiebt die Geschichte kommu-
nistischer Wirtschaf tsversuche ?" — B e i n rieh V o r m a n n : „FrtthroL" — Anzeigen.

- ^ Leitendes. (§^-
Auf meine Vorbemerkung in letzter Nummer zurück- tragen brauchen! Es werden sich Motive anderer Art
greifend möchte ich den Lesern und Mitarbeitern des dazwischenstreuen, um durch wohlthuenden "Wechsel
Eigenen eine der Leit-ldeen meiner Redaktion noch mit einen R h y t h m u s der angeschlagenen Töne zu erzeugen,
ein paar "Worten auseinanderlegen: — wobei besonders der Plan, Schöpfungen rein künst-
Gerade in einer Zeitschrift, wo feinere Individual- lerischer Natur einzufügen, in den Vordergrund treten
linien zur Würdigung gelangen sollen, scheint es mir wird. [So werde ich in den nächsten Nummern schon
nötig, dafs nicht nur verbindungslose Essays zusammen- Gelegenheit haben, Beiträge moderner Lyriker von hoher
gereiht sind, sondern dafs sich die Aeufserungen der Eigenart zu veröffentlichen und weitere, auch novel-
verschiedenen Denk- und Gefühlswelten öfters auf einen listische Arbeiten stehen mir in Aussicht.] — Nur soll
g e m e i n s a m e n P u n k t b e z i e h e n , der von selber zum jede der Nummern in sich ein G a n z e s bilden, dessen
"Vergleiche führt und die Auffassung des einen Autors Stücke mit einander im Kontakt stehen, — sich -ergän-
durch die der andern verstehen lehrt. — So habe ich zen, widersprechen, oder ablösen. —
beispielsweise den in vorliegender Nummer veröffentlich- Ich glaube übrigens [nebenbei!] dafs es sich am
ten Aufsatz „ E i n e W a n d l u n g im A n a r c h i s m u s ? " , besten mit dem Charakter des Eigenen deckt, wenn l a n g -
da er mir weitblickend und reich an Anknüpfungspunkten h i n g e z o g e n e A u f s ä t z e mit öfteren Fortsetzungen in
scheint, dazu verwendet, eine Reihe Von hierin spruch- ihm vermieden oder doch Ausnahme sind und dafür
fähigen Originaldenkern um ihre Stellungnahme in knap- die k u r z e , c h a r a k t e r i s t i s c h e S k i z z e vorwaltet, -r-
per (brieflicher, aphoristischer oder Aufsatz-) Form zu [Womit selbstverständlich nicht gesagt ist, dafs alles
bitten. Damit wird das anarchistische Problem von gerade A p h o r i s m u s werden müfste!] — — — ..
vielen und aparten Seiten beleuchtet werden,'und der. Ein namentliches Gewicht lege ich auf die vorhin schon
Leser gewinnt durch die Gruppierung einen Zusammen- angekündigte Behandlung der G e n o s s e n s c h a f t s - u n d '
hang . . ein Bild der Autoren . . ein Urteil. — [Als Ge- F r e i l a n d f r a g e , die sich an ein neuerschienenes so- :
genstände, welche ich nach ähnlicher Methode nächst- zialwirtschaftliches Propaganda-Werk knüpfen soll. Hier .
dem zur Sprache bringen will, erwähne ich hier gleich: liegen Möglichkeiten eines praktischen Fortschrittes,
die Frage i n l ä n d i s c h e r K o l o n i e n <und das G e n o s - der uns manch einer Sehnsuchtserfüllung näher rückt!
s e n s c h a f t s w e s e n , das S e x u a l - u n d E h e p r o b l e m , Ich glaube also, dafs eine sich hierüber entspinnende
das Problem der P r e s s e . o b K o m p r o m i s s oder R a - Diskussion auf das lebendige Interesse vieler, gerade
d i k a l i s m u s ? u. a. m.] — auch „eigener" Menschen mit Bestimmtheit rechnen darf.
Natürlich aber, dafs nicht a l l e Nummern (oder a l l
ihre Teile) ein so strenges Konzentrations-Gepräge zu Der Herausgeber.

& • .
18. D e r Eigene.

oX§) I. c. H* ©Xi>
Die V e r h e i s s u n g d e r Eigenheit.
Ich, mein Ich, ich grüfse jauchzend deinen jungen Tag, Du nur. Ich, du setzest dir Gesetze vor der Welt,
Golden steigst du aus der Knechtschaft des kniefäll'gen Rat und Thät sind "Werte nur, wenn du sie hast ge-
. . . •, Seins, wagt,
Gottesfunken du, erzeugt im Seelenzwiespalts-Schlag. . Adelskönig bist du, und dir trotzt, dich trügt kein Geld,
Iesus bist du, Herr. Mnd Herrscher, mit dem Vater Eins! Christos bist du, der die Krämer aus dem Tempel jagt!

Sie verhöhnen dich, — da zuckt in dir ein heil'ger Zorn;


Ich, mein Ich, zerschmettre, was dich schmäht und was
dir wehrt.
Labe unsre fromme Müdigkeit aus frischem Born, *
Heiland bist du, bringst statt feigen Friedens uns das
Schwert!
Maximilian Ferdinand.

:
-^D Eine W a n d l u n g itn A n a r c h i s m u s ? ©=?--
i. ruhende Ausstrahlung des Weltganzen ist. so ist aueb.
Es verlohnt sich wohl, auch dann und wann über seine Legitimation nur eine in diesem grofsen Zusammen-'"
die nächstliegenden Prefsorgane, deren aus bedächtiger hang auftretende Begriffsbestimmung. . . . ••••'•
Entfernung geschöpfte Mitteilungen uns nicht genügenden Und dafs die Erkenntnis sich mehrt, welch banale
Aufschlufs über die anarchistische Bewegung geben, hin- Antwort der Materialismus auf die. dürstenden
wegzublicken, um die innersten Lebensregungen des Fragen des Menscbenhaupt- und Herzens gab, wie-...
»Gespenstes* nach seinen theoretischen Tiefpunkten schlecht beraten wir mit- diesen Herren waren und'.
im eigenen L a g e r wiedergespiegelt zu finden. In- welch schiefe Linien auch in politischer und Wirtschaft- .-.
dieser Hinsicht verdienen einige Auslassungen der jüngsten licher Beziehung von ihnen ausgingen, ist ebenfalls hoch-
Zeit unser ganzes Interesse. erfreulich und läfst hoffen, dafs nun doch eine entschie-
Sie tühren Morgenluft mit sich, diese beiden Kund- dene Front gegen die materialistische Fremdherrschaft ü>.
gebungen im .Sozialisten*: der Artikel „zur Ethik des Scene tritt — — '• . '
Anarchismus" und der darauf. Bezug nehmende „die . . - • - • • I L • • '. • • ' . ' " ,

Religion des Anarchismus" von Dr. H. Schmitt; — scheinen Ein scharfblickender Denker. A.' Spir. hat den-
sie doch in der That eine Wandlung des anarchistischen atomistischen Naturalismus, der so viele Zweigbezeich-y-.-
Entwicklungsgedankens- bis zu der Gröfse jener Erwei- nungen einschliefst, in dem treffenden. Sammelnamen..-:
terung anbahnen zu wollen, wo Name leerer Schall und „Pluralismus" zusammengefafst. Das Lieblingsprodukt...
Rauch, wird, "umnebelnd Himmelsglut 1 Wir können dieser Lehre mit ihren mechanischen Häufungs- und ,
diesen beiden Symptomen, wenn sie als die Vorboten Reibungseffekten ist der „geborene Egoist", das be- • •':
einer Sonnenwende auf dem äufsersten Flügel aufgefafst stimmungslose Ego, dessen Widerspruch zu den Ge-
werden dürfen, nur ein. Gut Heil! zurufen. setzen der sozialen Proportion den inneren Widerspruch-,\'
Hocherfreulich ist vor allem die Betonung in Dr. des ganzen materialistischen „Systems'* - wiederspiegelt. ,"
Schmitts trefflichen Ausführungen, dafs (mit anderen Ueber den „geborenen Egoisten" sind sich seine-
Worten gesagt) der Kampf um das Prestige des Gönner leider noch recht im Unklaren. Einige, denen die-,
E g o der Kampf um die Weltanschauung über- folgerichtige Verwertung des ,.Pluralismus•• besonders-
h a u p t i s t Es ist geradezu wundersam, dafs diese am Herzen liegt, stellen das liebenswürdige Palhenkind
fundamentale Wahrheit aus den Reihen der Parteien nur als ein beziehungsloses Nebeneinander dar, um jedem.
so sporadisch in den Vordergrund' tritt! — Die Frage Moment im physischen Prozefs Gleichwertigkeit zuzu-
nach der Fähigkeit des Ichs zur Selbstkritik beantwortet dekretieren; egoistische und altruistische Züge geniefsen
sich mit der Frage seiner Ableitbarkeit aus dem W e l t - die liberalste Freiheit als mechanisch aneinanderstoßende-
g a n z e n . . — mit dessen eigener Definition! Da das Nachbarn, von denen man nicht weifs woher sie kommen
Ich nur' ein Analogoa eine auf Verhältnisziffern be- und wohin sie gehen, «r Tragischer nehmen es dagegen.
Der Eigene. 19,

die andern Protektoren; sie beziehen ihren Egoisten auf lösen Trennung von „Ding an sich" und „Erscheinung", ..
eine Gesamtebene und gewinnen den heroischen Ent- eine namentlich in einer Unterredung mit Goethe zu-
schlufs über sich, die idealeren Menschenzüge als einen tage tretende Schul-Pointe gegenüber dessen synthetischer
beschränkenden und daher [ganz konsequent!] beschränk- Weltphilosophie. Aber schon in der „ästhetischen Er- , >'
ten Mindergrad des Gesamtegoismusses darzustellen. Ein Ziehung des Menschengeschlechts" weist Schillers Genius .. ~,
Scherz, der sich als parodierende Umkehrung nicht übel den Eindruck der Goetheschen Existenz unverkennbar , !' .•
anhört. — W i r ziehen das letztere Kunststück dem an- auf und zeigt uns eine Sittlichkeitskontur in individueller l
deren vor, da es wenigstens Styl besitzt!... Lebendigkeit. Das befreiende Wort hat aber Goethe /
Uns ist der Mensch ein geborener I d e a l i s t , der selbst gesprochen in seinem merkwürdigen Paradoxon: ~"
analoge Ausdruck einer auf Uebereinstimmung aller „Gegenständlich denken!" — — ' : \
Teile gerichteten Weltrechnung und bestimmt sich in Der von uns vertretene Individualismus schliefst also '
diesem Zusammenhange, d. h. kommt in dieser Kausalität nicht nur nicht die Sozialidee aus nach Art unkritischer
zu sich selbst. • Auch-Individualisten, — sondern bedingt sie geradezu \ ^
Der Egoist — als Relativ — ist uns eben nur ein im lebendigen Rapport des Vielgestaltenen und Beson-. . ,;
beschränkter, unentwickelter, d. h. von sich selbst ent- deren, in ewig flüssigen Ausdrucksmitteln des sozialen •
fernter Idealist. Oder auch: Der Idealist ist eben nichts, Umlaufs. .•'.:•
anderes als ein graduell erweiterter, aus dem Primi- Man meide doch die beiden Spekulations-Klippen: ^ '.v:
tiven emporgebildeter ..Egoist" — wenn man es nun entweder das Viele von seinem einheitlichen Wesen zu
einmal doch ohne beliebte oder unbeliebte Namen trennen, um die Erscheinungen zu pluralisieren, oder ;• •..
nicht thut! In dieser einheitlichen Beziehung der nur das .Eine* aus. dem Vielen, aus seiner Erscheinung :
graduell von einander verschiedenen Erscheinungen er- zu reifsen um es gegen seine eigenen Prozesse auszu-•;,'
klärt sich auch die pädagogische Forderung: der spielen! Die Allnatur hebt den Widerspruch, der in. •{•.
Egoismus mufs durch sich selbst überwunden werden! ihrer Differenzierung — zwecks polarer Steigerungen — , .
Die Sinnlichkeit mufs aus sich selbst, aus der ihr zu- zu liegen scheint, dadurch auf, dafs sie die Dinge in der
grunde liegenden Richtung ins Freie, Sichere und Be- vereinheitlichenden Rückbeziehung auf sich s y m b o -
stimmte — bestimmt in der Harmonie des Weltganzen l i s i e r t ! Sie erhebt die Gestaltungen, die Bilder des
— entwickelt werden, bis zu jener sozialen Deutlich- Daseins zu Sinnbildern, „daran wir zu Bildnern werden •''-...-.
keit., in-der die Sinnlichkeit, den Wert eines logischen sollen". Es wäre hier im Gegensatz zu materiaT •
Resultates darstellt. Das ist unsere Pygmalionsrolle: listischen und theologischen Fehlgriffen etwas N ä h e r e s . ; ' . .
die Vernunft in ihrer anschaulichen Darstellung heraus- über symbolische Weltanschauung zu sagen, es lohnte
zuführen aus dem totstofflichen Banne, die Sinnlichkeit sich auch im Anschlufs hieran auf ihr Hervortreten in
zu erlösen, ihre materialistische Entseelung aufzuheben, den " Künsten, namentlich in den wiederaufatmenden ...
sie in ihrer gesteigerten Sprachfähigkeit als Gleichnis, Schöpfungen des jüngsten Wollens hinzuweisen — auf •••.,'
als das populäre Organ für greifbare und deshalb be- die künstlerischen Restaurationsthaten. die der Sinnlichkeit,
greifbare Göttlichkeit von dem Fluche zu' entlasten,, den ihre sittliche und intellektuelle Erweiterungsfähigkeit in ':
die pluralistischen Rationalisten und die dualistischen ungeahnten Nuancen gegeben haben und damit dasBürger- :!
Theologen auf sie gehäuft haben. In dieser Ehrenrettung recht in der sozialen Ordnung der Dinge. Wir wollen
der Sinnlichkeit wurzelt auch der treffende Satz Dr. aber die mit der sozialen Sinnlichkeit zusammengreifenden
Schmitts, dafs das Wesen der G e m e i n s a m k e i t nicht Wandelungen in der K u n s t nicht weiter verfolgen, sondern ,' , "
a u f s e r h a l b der Individualität (nach dem Rezept nur der Bedeutung gedenken, welche die symbolische
uniformer Gleichmacherei) sondern in und d u r c h die Weltanschauung für die Erziehung unseres Geschlechts ,:
I n d i v i d u a l i t ä t verwirklicht werden müsse. in den Angeln der Selbstbestimmung besitzt. Wir möchten
W a s dem ästhetischen Künstler schon lange kein alle Pädagogik auf die aus der individuellen Erziehung .:
Geheimnis mehr ist, nämlich die Inspirationsfähigkeit sich ergebende These hinweisen, dafs wir die Dinge
der Sinnlichkeit, das ist dem moralischen Künstler leider kraft ihres Zusammenhangs in sich selbst aufsuchen und.
immer noch ein dunkler Punkt geblieben. Ich vermag, von hier aus bekämpfen müssen. Das klingt paradox,
um auf bedeutende Geisteszeugen zurückzugreifen, aller- aber aus der grofsen Paradoxie des Seins entwickeln
dings in Kant keine entschiedenen Anhaltspunkte für sich alle Erscheinungen dementsprechend. Jedes Ding .
eine plastische Erfassung dieses Problems zu entdecken, wird nur durch sich selbst überwunden, durch die ihm-
wenngleich bei Kants kritischer Genialität auch hierfür zugrunde liegende Bestimmung; eine andere Fechtart, eine
Anknüpfungen gefunden werden könnten: vorwiegend Aenderung von aufsen her, durch mechanischen Zwang
neigte Kants nüchterne Haut zu einer abstrakten Gegen- giebt es für uns nicht. Wenn wir nicht wie der ver- •. •;".
überstellung von Pflicht und Neigung, — worin sich materialisierte Freidenkersport *) das Kind mit dem
Schüler als läuternder Geist wohllhätig von ihm unter- ") Wir nehmen hier naturlich tiefer veranlagte Namen wie Dr. "
schied. Aber auch Schiller büeb noch zu sehr unter Alb. D u l l e , Dr. Bruno W i l l e u. A. aus, deren Einfiuss auf das
dem Banne des importirten Imperativs und der paradoxie- Freidenkertum nur ein erweiternder genannt werden kann. • ,-„••"
20. Der K ene.

Bade ausschütten, d. h. das Einzelne seinem Zusammen- Zwitterding heraus. Sie ist in Marx ein Ragout aus • .
hang als Relativwert entzerren wollen, um es pluralistisch einerseits Hegeischen Ansätzen einer genetischen Be-
als etwas für sich Getrenntes radikal verneinen zu können, trachtungsweise und andererseits völlig verbindungsloser
wenn wir die G e n e s i s der Dinge verstehen lernen, Fatalistik; ein mit pluralistischen U n v e r d a u l i c h k e i t e n
wenn wir erkennen, dafs sowohl die Religion, als die verkneteter S a u e r t e i g . Diese „Arbeiterpartei", welche \ ,'
ökonomischen und politischen Werte ihre Geschichte ' auf zwei Augen gestellt — Lasalle wäre ihr bei län-
haben, aus der sie heraus.mit all ihren Anknüpfungs- gerem Leben nicht einmal nominell erhalten geblieben '."'.•
enden zu würdigen,sind, dann bewegen wir uns in einem — seitdem nicht einen einzigen Originaldenker' erzeugte,
Begriff, den, wenn ich ihn. recht verstehe, z. B. Herr der sie im Flufs erhalten hätte mit dem Prozefs der •
' v. Egidy mit seiner „Versöhnung" bezeichnen will. Ganz Bedürfnisse, ist in ihrer selbstgefälligen Erstarrung nahe
richtig betont Herr Dr. Schmitt, dafs die Verwechslung daran, eine Modegeschöpf zu werden, das sich von an^ •;"•*
von Religion und Religionsform in dem charakteristischen deren „konventionellen Lügen" recht wenig,unterscheidet-
Satze .Religion ist Privatsache" eine verhängnisvolle „Werdet vor allem Sozialdemokraten, dann wird euch.•. .-'•'
Verirrung des Denkens bezeichnet; — so verhängnisvoll, das Uebrige alles von selbst-zufallen." Das ist der hei- ' \
wie die scheinbar gegensätzliche aber aus dem gleichen sere Refrain eines abgespielten - Repertoirstücks. Das
Punkte herauswachsende Divergenz: die mit Pose ist hinter einer andern Farbe dieselbe Exklusivenge, ; ,,' .
betriebene Vertilgung absterbender Zeitformen s a m t die wir von den alten reaktionären Parteien her zur.
ihrer ewigwahren Grundwurzel. Aber eben deshalb Genüge kennen. Wir wissen die Verdienste der Sozial-
• glaube ich, dafs Herrn von Egidy in dem sonst so zu- demokratie besser zu würdigen als sie selbst; aber ge- -/-•'-
treffenden Artikel Dr. Schmitts Unrecht geschieht, wenn nau wie der Materialismus seine befruchtende Erziehung
• seine Versöhnungstaktik u n t e r dem von uns vertretenen schon lange hinter sich hat, genau so hat die Sozial- ".'
Niveau'aufgefafst wird. Es könnte leicht so gedeutet demokratie ihre Missionshöhe überschritten. Wir erheben., A
werden (und wird auch oft so gedeutet) als ob von uns aus der Klassenbewegung, — deren bedingte Rolle ; }•
Egidys Prinzip eine Ueberkleisterung und Vertuschung uns im Kräftekampf als ein anregender Faktor keine-
der brennenden Uebelstände, eine kampflose Versöhnung Sorge macht, wenn nur au"h die auf u n s e r e Losung
bezweckte. W a s v Egidy offenbar will, ist nur die zitierten Werte alle ins Treffen kommen, — zu dem '_
genetische Anknüpfung, die Entwickelung der Dinge Zellenbau der in-all ihren Proportionswerten vertretenen : -,vi
aus sich selbst, — was ich einfach E r z i e h u n g nenne. Menschheit und setzen dem demokratischen Majorität«-•-•'• '-->
Das Einzige, was mir an Egidy noch ais eine zu prinzip. der quantitativen Bewegung von unten her un- : ' . ,
weitgehende Neigung anfechtbar dünkt, sind seine wenn sere Erstmafse. den Rythmus % mitbestimmender Grofs- • V».>
auch unbewufslen Zugeständnisse gegenüber unverhält- naturen entgegen. Ueber die Sozialdemokratie mit ihren.'•'.• -,;V.;
nismäfsigen Diktionen von „unten her". Er hat sich offiziellen Dogmen stellen wir das Ideal des in dem .;.'•;,J
wohl noch zu wenig mit den ästhetischen Komfortrechten, Satze „Jedem das Seine" sich prägenden Sozialismusses ;;
die ja nur die Notrechte entwickelterer Individualitäten — in einem Personensystem, unter dem die Nutzrechnung / yi
sind, beschäftigt, läfst diese Erslmafse und Erstwerte derer, die die Mehrzahl bilden und die Macht der ZahL , " .'
noch zu sehr hinter die moralistischen Mehrheitstaxen zum Wägrechte vertheoretisieren, tief zurückbleibt. . ' \. .- j
zurücktreten; vielleicht in ungewollter Nabe zu jenem
:
Trumpf des schwäbischen Sozialdemokraten Stern: „Man • - H L :• ' J '•;'.:•)
baut ein Haus nicht von oben herunter, sondern von — Als mein Eigener in sozialistisch-anarchistischer , , '-;
unten herauf", — was schliefslich auf das Tolstoy'sche Losung mufs ich. zum Schlufs noch eine K e t z e r e i be- '..•".
Massenidol hinausdrängt und den Jammerthalcharakter kennen: ich liebe das Wort Anarchismus n i c h t . Ich halte ;. "1
und die geistige Armutspreisung verewigt. Hier erwarten es nicht zum mindesten für ein Renommierwort einiger
wir allerdings von Herrn von Egidy noch eine erweiternde Salonradikaien, für das hunderte ehrliche aber beschränkte '
Berichtigung seines Strebens*). ; Der Individualismus in Köpfe büken. Ich liebe auch das Wort Sozialismus . •
unserem Weltrahmen baut von oben herab, allen de- nicht, ich liebe überhaupt alle diese Bezeichnungen-
mokratischen Kärrnern, allen pluralistischen Mörlel- nicht, die stillschweigend alle möglichen und unmög-r
menschen ihre Verhältnismarke weisend. liehen Auffassungen zugelassen haben und uns nicht '•>••• ;
Wie wir die materialistische T h e o r i e abgelehnt vorwärts bringen; sie tragen alle den Humor der baby-
haben, so zeigen wir auch der materialistischen P o l i t i k lonischen Sprachverwirrung in sich, statt Anknüpfungen
und ihren pluralistischen Spezialrichtungen in volks- zu positiver Arbeit zu bieten. Unter einem -Radikal-
wirtschaftlicher und politischer Hinsicht' ihren Leisten. slichwort zu hausen scheint mir eine recht billige Wohn-
Aus dieser Einteilung schiebt sich übrigens die Sozial- j art zu bedeuten. Politisch denken heifst arbeiten! A r -
demokratie als ein schon im Tauinamen sich verratendes i beiten aber heifst entwickeln; arbeiten heifst auf ein •
Gegebenes, das überwunden werden soll, in der ihm in*
•) Dana erlischt auch seine Bezeichnung „Christentum" im aus-
newohnenden Richtung Bezug nehmen, es mit sich selbst
gebautcren Begriffe von selbst. } besiegen. W i r alle sind nicht so schlecht, als es von.
22. Der Eigene.
durch keine religiöse Gegenwirkung zurückgehalten,wurden. Hier liegt nach unserer Meinung — und Anhänger der
So können wir denn zu keinem anderen Schlüsse ge- materialistischen Geschichtsauffassung werden uns hier we-
langen, als dass die kommunistischen Gemeinden Nordamerikas nigstens nicht widersprechen dürfen — der ökonomische
gediehen sind, weil sie landwirtschaftliche Produktivgenossen- Grund für die Entwicklung dieser kommunistischen G omeinden:
schaften, obgleich sie kommunistisch waren. Wir zweifeln welche überall dahin führte, dass sie nach Erreichung eines
keinen Augenblick daran, dass ihr Gedeihen aus dem von gewissen "Wohlstandes sperrten, keine neuen Mitglieder mehr
ihnen selbst angegebenen Grunde durch den Kommunismus aufnahmen.
geradezu zurückgehalten worden ist, weil ihre Arbeitsleistung Aber selbst das genügte bald nicht mehr. Es zeigte sich, '
im Vergleiche mit der von Lohnarbeitern unterwertig war. dass auch bei gleichbleibender Menschenzahl die Produktivität
Sie verdanken ihr Gedeihen trotz dieser mangelhaften Quan- ihrer Arbeit stieg, weil einerseits das von ihnen in ihren
tität der Einzelarbeit, den Segnungen des genossenschaft- Boden gesteckte Arbeitskapital von Jahr zu Jahr reichere
lichen Zusammenschlusses in der Erzeugung und dem Absatz Früchte trug, weil andererseits die allgemeinen Marktver-
ihrer Produkte, in dem genossenschaftlichen Einkauf ihrer hältnisse, sich mit der schnellen Besiedlung ihrer Nachbar-
Bedürfnisse, in der gegenseitigen Versicherung gegen Krank- schaft verbesserten. Da sie aber in der einmal von ihnen
heit, Alter und Tod. . gewählten und ihnen lieb gewordenen kommunistischen Ver-
. - Als Ergebnisse dieser g e n o s s e n s c h a f t l i c h e n Ord- fassung nur existieren konnten, wenn die auf jeden einzelnen
nung nehmen wir in Anspruch: die leibliche und seelische entfallende Verteilungseinheit nicht grösser wurde, so blieb
Gesundheit dieser Menschen, ihr Freibleiben von Nerven- und ihnen nichts übrig, als die Produktivität geradezu zurück-
Infektionskrankheiten, die blühende Gesundheit ihres Nach- zuschrauben: sie verringerten ihre eigene Arbeitsleistung,
wuchses, die Ehrlichkeit und Ehrenhaftigkeit ihres Lebens, liessen (Shakers und Bappisten) vielfach ihre Fabriken ein-,
die Entwicklung technischer Gaben. gehen und reduzierten allmählich ihre Mitglieder, bis sie, wie
Aber als Ergebnisse des Kommunismus beklagen Wir; die Jünger „Vater Rapps", schliesslich jede Art von wirt-
die Dumpfheit des intellektuellen Lebens, die Verachtung für schaftlicher Thätigkeit aufgaben und zu Nur-Konsumenten,
Kunst und "Wissenschaft, ihren Aberglauben und die Mono- zu Rentnern wurden; eine Entwicklung, die-privatwirtschaft-
tonie ihres Daseins. lich sehr erfreulich, aber volkswirtschaftlich ganz bedeutungs-.
Denn nur dadurch konnte die kommunistische Gemeinde los ist. .
zusammengehalten werden, dass ein übermächtiger Jenseits- Von diesem Standpunkt der materialistischen Geschichts-
glaube die Bedürfnisse nach leiblichen und geistigen Beizen auffassung wird auch die allen Beurteilern so unerklärliche ,
des Daseins nicht aufkommen liess. Nur dadurch, dass das Stellung dieser Gemeinden zur Ehe in ein neues, helles Licht
Tabu der Superstition auf alles gelegt wurde, was das I n - gerückt. Das Oölibät ist gleichzeitig das kräftigste Mittel,.. *•
d i v i d u u m aus der Herde hebt, vom Schmuck und der um die B e d ü r f n i s s e zurückzuhalten, indem es den ge^
Kleidung angefangen bis zur aktiven Bethätigung und pas- waltigsten Individualtriet des Menschen zerstört, und das .
siven Befriedigung ästhetischer und wissenschaftlicher Triebe kräftigste Mittel, um die P r o d u k t i v i t ä t zurückzuhalten,
und Bedürfnisse, konnte die Siedlungsgenossenschaft auf je- indem es die Vergrösserung des Marktes durch den Nach-
nem Anfangsstadium zurückgehalten werden, wo der Kommu- wuchs verhindert. "Wir hegen selbstverständlich nicht die
nismus noch e r t r ä g l i c h , weil die Verteilungsart gleich- thörichte Meinung, als wenn diese Gründe für die Einführung
gültig ist. des Cölibats die b e w u s s t e n B e w e g g r ü n d e der kom-
Sobald diejenige Ausdehnung der Produktion erreicht munistischen Sektierer gewesen seien. "Wir sehen hier nur
ist, welche der kommunistischen Gemeinde das voll hinrei- eine unverkennbare Wirkung des Gesetzes der Anpassung
chende Herdenbehagen gewährleistet, ist auch die Grenze er- an den „monde ambiant". Bei solchen Anpassungen ist es
reicht, innerhalb welcher der Kommunismus noch bestehen bekanntlich sehr gleichgültig, durch welche bewussten Vor-
kann. Jede weitere Vermehrung der Produktion würde wei- gänge der sich frei fühlende und doch durch ihm ganz unbe-
tere sekundäre, individuelle .Bedürfnisse befriedigen. Da kannte Ursachen bestimmte Mensch sich sein Handeln,
aber Individualmenschen unter einer kommunistischen Ver- erklärt.
fassung nicht existieren können, so würde die Gemeinde ge- Alles in allem giebt es keine vernichtendere Anklage
sprengt werden. gegen den Kommunismus als Wirtschaftsprinzip, als die Ge-
,•-" • Der Selbsterhaltungstrieb zwingt also die Gemeinden, schichte der nordamerikanischen, Kommunistengemeinden.
sowohl die Bedürfnisse als auch die- Möglichkeit ihrer Be- Wir sehen überall übereinstimmend die landwirtschaftliche'
friedigung zu verkrüppeln. Das Mittel zu dem ersten Zweck Produktivgenossenschaft aufblühen, sehen ihre schnelle Ent-
haben,wir bereits kennen gelernt: die Nivellierung der See- wicklung zu der höheren Form der Siedlung; und sehen,' dass
len durch das einzige Mittel, das jemals in der Geschichte von dem Augenblicke ab, wo die kommunistische Verteilung,
zur Niederpflügung von Individuen hat dienen können, näm- die zuerst indifferent, nicht störend war, beginnt, Bedeutung
lich die Ausschaltung von Kunst und "Wissenschaft und die zu erhalten, der. Kommunismus die Entwicklung dieser Ge-
Pflege eines superstitiosen Jenseitsglaubens. meinden aufhält, zurückschraubt und schliesslich als Produk-
Um aber diesen Zustand einigermassen dauernd zu : er- tionsgemeinschaften vernichtet (Kappisten), wenn er sie nicht
halten, durften auch die Mittel zur Befriedigung solcher in- schon vorher gesprengt hat. — .' •"•.'-
dividueller Bedürfnisse gar nicht erst entstehen. Die Pro- Wir müssen es einem unparteiischen Eichter überlassen,
duktion musste i auf dem einmal erreichten, noch mit dem zu entscheiden, ob unsere Auffassung die grössere innere
Kommunismus verträglichen Standpunkte festgehalten werden, Wahrheit für sich hat, welche sich auf die theoretisch wie
und dazu gab es nur ein Mittel: die Verhinderung dos praktisch unzweifelhaften Vorzüge der landwirtschaftlichen
"Wachstums des Marktes. Produktivgenossenschaft stützt und die Möglichkeit gewährt,.
Der Eigene. 21.

den verschiedenen Parteiecken aus scheint. Es streiten in den Weg. Es mag jenachdem Mut dazu gehören,
vielmehr unter dem grofsen Geschichtsmotto: „MifsVer- ,den Namen Anarchismus beizubehalten:, es gehört noch
ständnis" die verwandtesten Kräfte gegeneinander. Man mehr Mut dazu — Mut gegen sich selbst — ihn fallen
kann getrost die Rollen vertauschen und wir haben uns zu lassen. Und wenn es ein Name ä tout prix sein
nicht, über einen Abzug an Ehrlichkeit zu beklagen. soll, so bin ich nicht bange, dafs wir auch das unzwei-
Soweit nicht krankhafte Entartungen seitwärts münden, deutige Wort finden werden, das Alle auf einen Brenn-
sind alle polaren Kräfte in eine G e s a m t l i n i e gezogen: punkt bezieht.— '
es handelt sich darum, der rückständigen Gewalt, dem Es gilt für unser Geschlecht: wir stehen am An-
beschränkten Trieb seine Verlängerung in die eigene fang der Dinge! Und als zwei Stimmen der Menschheit
Erkenntnis, in das seine Selbstbestimmung mitherein-, betrachte ich die beiden besprochenen Kundgebungen
nehmende wahre Wesen der Dinge und damit seiner aus einem Lager, wo die Freiheit ihren Ausgang feiern
eigenen Existenz zu geben. Damit treiben wir wahr- kann, falls die. so an ihrer Osterwiege stehen, recht-
hafte Politik. Dieser positiven Aufgabe aber bummeln zeitig ihr hehres Auferstehungsiied verstehen. ~>
unsere unseligen Schlagwörter wie- eitle Müfsiggänger ' --,. Karl Herman.

W a s ergiebt die Gesehiehfce kommunistischer


Wirtsehafts versuche?
In seinem soeben erschienenen Buche „Die Siedlungsgenossenschaft. Versuch einer positiven Ueberwindung des
Kommunismus durch Lösung des Genossenschaftsproblems und der Agrarfrage" *) giebt Dr. Franz Oppenheimer u, a.;
eine kritische Beleuchtung der Geschichte k o m m u n i s t i s c h e r S i e d l u n g s v e r s u c h e . — Dieser Abschnitt- klingt in einem Resümee aus,
das ich, sowohl des bedeutsamen Themas als der treffenden Sachbehandlung wegen, mit ausdrücklicher Genehmigung des Verfassers hier
zum Abdruck bringe. Auf die positiven Vorschläge Oppenheimers werde ich später in anderer Weise (vgl. „Leitendes") Bezug nehmen.
D.'H.
"Wir wagen die paradox klingende Behauptung, dass der die absolut nötigen Bedürfnisse zu decken: Wohnung, Klei-
Erfolg der kommunistischen Gemeinden durchaus nichts für dung und Nahrung. Wo jeder durchaus nicht mehr erhalten
und alles gegen den Kommunismus, den religiösen, wie den k a n n , als er nötig gebraucht; und wo jeder durchaus er-
modernen beweist. halten m u s s , was er nötig gebraucht, ist es sehr, gleich-
Wir behaupten, dass der Erfolg kein kommunistischer, gültig, ob die Distribution nach kooperativem Grundsatz
sondern ein kooperativer ist, dass es sich hier um nichts nach der Leistung oder nach kommunistischem nach dem"
weiter handelt, als um neue glänzende Beweise für die Lebens- Bedürfnis stattfindet. ._ .'•"'- . . . , , ; .
fähigkeit der einzigen Produktivgenossenschaft, die es geben Sobald aber der Reichtum und damit die Möglichkeit
kann, der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n . der Befriedigung sekundärer Bedürfnisse wächst, kann nur
Wir können diese Behauptung nicht mathematisch be- eins noch die. kommunistische Gemeinde zusammenhalten, ein
weisen, — wer kann etwas beweisen, und namentlich gegen starkes religiöses Band. Wo_ dasselbe nicht besteht, löst-
den Kommunismus? — aber wir sind doch in der Lage, diese sich die Gemeinde auf oder vielmehr wird sie durch den Kom-
Behauptung ernsthaft zu stützen. munismus gesprengt. Das beweist schlagend die Geschichte
Alle landwirtschaftlichenProduktivgenossenschaft eu sind von Oneida und Bishop Hill, in deren ersterem ein stark
nämlich geglückt und alle kommunistischen SieiUungsge- sexuoll gefärbter Hedonismus mit. etwas Geisterspuk die Re-.
nossenschaften sind nämlich missglückt, mit einziger Aus- ligion. vertrat, in deren zweitem die. theokratiseke Autorität
nahme einer einzigen Klasse: und diese Klasse kann mau nur eines vergötterten Leiters mangelte.
bezeichnen als landwirtschaftliche Produktivgenossenschaften Ganz besonders beweisend erscheint uns die Geschichte
nüt kommunistischer Verteilung. der Ikarier. Eine - kommunistische Siedlungsgemeinschaft
Nun giebt es aber eine Periode in der Entwicklung der wird mit reichen Mitteln an Menschen und Kapitalien; in
landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaft, in der es sehr Scene gesetzt: sie scheitert vollständig, und die Mitglieder
gleichgültig ist, ob die Verteilung nach kooperativen oder zerstreuen sich in,alle Winde. Ein kiemer Rest, blutarm,
nach kommunistischen Prinzipien erfolgt. Es ist dies die schlicsst sich zu einer landwirtschaftlichen Produktivgenossen-.
Periode, wo die beiden schlicsslichen Endäste des Sozialis- schaft zusammen und kommt nach unsäglichen Entbehrungen
mus noch einen gemeinsamen Stamm darstellen, gerade, wie und Mühen zu dem Wohlstand, den nach den geschichtlichen
die PhytozoSn die gemeinsamen Uraltem der beiden in ihrer Thatsachen j e d e solche Genossenschaft gewährleistet. Und
definitiven Entwicklung so grundverschiedenen Reiche der sobald der Wohlstand da ist, kompliziertere Wünsche auf
Tiere und Pflanzen darstellen. Es ist die Periode des ersten, Befriedigung hotten dürfen, sprangt eine Macht diese selben
produktionsschwachen Beginns, wo die Produktion gerade hin- Menschen, die in Unglück und Armut-mauerfest verkittet
reicht, um, wenn auch nicht die „vernunftgomässen", so doch gewesen waren, fast augenblicklich auseinander. Diese Macht
kann nichts anderes gewesen sein, als der Kommunismus,
* Verlag von Duncker & Humblot, Leipzig (M. 13). dessen Folgewirkungen hier, bei den demokratischen Atheisten,
Der Eigene. 23.

die ganze Entwicklung der kommunistischen Gemeinden in überall als zerstörend erwiesen hat; ein Prinzip, das ausser«
Erfolg und Misserfolg zu begreifen; oder ob die kommu- dem nicht die geringste Möglichkeit giebti die ganze öko-
nistische Auffassung die bessere ist, -welche das Gedeihen nomische und religiöse Verfassung dieser Bildungen zu ver-"
dieser Bildungen auf ein Prinzip zurückführt, welches sich stehen. • ..',-. ;''"'•'. -':.
ausserhalb der Verbindung mit der Produktivgenossenschaft

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e x ® F r ü h r o t . (s>Xs>
und sieht s i c h und glaubt i h r e m Eindruck, weil er ^ ;
Illusionen.
ein breitorganisierter ist. W o aber die Imaginationsich •'.:'.
Wenn unsere u Irrtümer" von den realistischen fortsetzt und zum Vorgange Weniger wird, Jener, die dje •<•
Beweisgläubigen „nachgewiesen" werden, wenn unsere alte Wirküchkeit zur neuen erweitern und vertiefen:'^:
beweislose Wahrheit als eine Illusion überführt wird da beginnt der Realitätspöbel seinen Lärm und die Perr" v
von denen, die den Argumenten unseres Innenlebens zu rücken mit Zirkel und Senkblei stellen fest, dafs nur die^ :
ferne wohnen — was thuts? Es bleiben stolze Gesichte! b e k a n n t e Praxis eine „objektive" Berechtigung hat!.';,
Und es gehört Mut und jenes seltene Etwas dazu, das
* '•'' • " ' • • . ' • " • . ' . ' . ' ; ; • > • •

sich nicht auf Universitäten erbetteln lässt: Traumge-


walt! Was bleibt aber von e u r e n Existenzen übrig, Magenfrage.
wenn sich eure Widerlegungen überlebten und eure Die Magenfrage der Sonnenhungrigen ist und bleibt;
Beweise langweilig werden? Nichts als ein tristes den Kartoffelseelen etwas Undeklinierbares. W i r lhun:';...•'•
.Aschenhäuflein grämlicher Gründe, die 'nur die Fehl- gut daran, das Recht aufs Leben bei Zeiten als das '.
schlüsse des Verstandes sind der die Launen des vi- Recht u n s e r e s Lebens zu formulieren, da nachträg-
sionären Herzens so gerne seiner Polizeiaufsicht unterstellt. lich der Luxus-Artikel »Schönheit" noch weniger auf v
W e n n e s nicht wahr ist, was wir erjauchzen, dann die Speisekarte des,Daseins gesetzt werden könnte als
ist es doch gut erfunden. Ja. diese immer wieder erste- jetzt, wo die Not ü b e r a l l Waffen sucht, auch bei den
henden Erfinder sind es. die das Leben • lebenswert Unzufriedenen, die -sich mit dem Kommisbrotevangelium
machen und uns übers Gähnen hinausbringen. Zur n i c h t identifizieren. - .-•.•...•....'
Konstatierung ordinärer ,,Wirklichkeit" gehört manchmal • *:'.• ' •- • ' , . • * . ' • ••••.,.••, i'"-'.'i^y^ •

eine Ueberwindung, öfters aber sind es jene Pfaffen des ••"..•: Tote: _ •; .•,^v-',•':-':

Cynismusses, welche mit wohligem Accent auf der Miste Die Toten sind der Menschheit gröfste Feinde. Die •
des Daseins ihren Hahnenschrei krähen, ihre kritische Toten, die umhergehen mit dem Anspruch auf Leben,
Tagwacht, — um jene Träumer zu beseitigen, die ihrem die Tausendmenschen ohne A h n u n g —! Lafst Leiden-
Horizonte ein lästiges Phänomen • von undefinierbarer schaft, Glauben, Fanatismus, lafst alle Flammen gegen
Herkunft sind. Seht, da kommt der Träumer her! Das mich speien: den ganzen Zorn einer ganzen Feindschaft;
ist der alte Feindschaftsruf derer, die kein Flui dum o da schau' ich durch den Brandungsdampf in die Licht- .
in sich haben und nur mit dem Gehirnlappen der Empi- ferne, wo die Bestimmung ihre Ergebnisse sammelt .'
risten denken. Es gehört meist nur eine rech! billige und .die Kräfte des lechzenden Blutes aussendet! Der
Brille dazu, um den Lichtbildern der Seele nachzuweisen, Kampf trennt nicht dauernd! Und die hochaufgebäumte
dafs sie an Realität jedem Kartoffelhaufen weit nach- Schuld ist eine Märtyrerin neben den Tugenden Jener-"
stehen —: es gehört zur nüchternen Wissenschaft der die so brav sind, weil sie nicht" sündigen können! Jene
Mikroskopanten weiter nichts als Mangel an Schöpfungs- Masse, jene Unbeweglichen, die nichts wagen und nichts'•'; «.
fähigkeit. -:'&•'.-. vermögen* jene Mittelmäfsigkeiten diesseits von Gut und ' .
Das Milieu der E i n b i l d u n g ist der Zauberstab des Böse, die wir nachschleppen an unsern Sohlen: das- ?
Schöpferischen. Die Einbildung reicht bis aufs letzte Atom sind die Erbfeinde des Flugs 1 . '.;•';,', '"-••'
zurück: die ganze Welt ist nur eine Einbildung des Welt- .'. . E s giebt noch eine andere Art Toter, die nicht •
geistes. W o dieselbe nach demokratischer Regel als tot sind, ob sie gleich starben! Sie leben als Erbschaft . '
eine Einrichtung für Alle auftritt, da nennt sie die Hebe unter uns, als Pfeilworle, allem Gemeinen ins Fleisch
Majorität das Thatsächliche, Reale: sie greiit und riecht zielend!.... •,'.-.. ' '.'••'. ;;," .

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24. Der Eigene. .,.

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