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Erscheint a m 1. und 15. jeden Monats. Preis pro Vierteljahr M. 1,50.

Einzelnummer 25 Pf

JVIifcfcwoeh, Berlin-Wilhelmshagen. No. l.


a m 1. flpril 1896. Adolf Brand's Verlag. I. J a h r g a n g .
I. A d o l f B r a n d : .Dieses Blatt". 2. R u d o l f B a s e : .Frühlings-Lied". i. S a x a o t :
Inhalts-Verzeichnis. „Eirenen-Worte". 4. A d o l f B r a n d : .Die Gesetze". 5. E u g e n i e J a c o b i :
.Das Ideal der Selbstsucht". 6. H e i n r i c h V o r r a a n o : „Friihrot". 7. A n z e i g e n .

C?_J^Q) Oi e s e s Blatt@Xs-
ist e i g e n e n Leuten .gewidmet, solchen Leuten, die einen Ort der Ruhe, auf dem sie Aehnlichgesinnte finden
auf ihre Eigenheit stolz sind und dieselbe um jeden Preis werden, die den Flug ihrer Gedanken zu deuten ver-
behaupten wollen! stehen und mit denen sie weitcrwandeln können.
. Jenen Einsamen, die die breite Herdenstralse ver- Ihnen, den Eigenen, die alle Schranken stürzen,
lassen haben und allein oder mit Freunden die stillen alle Fesseln zersprengen, keine Gewalt über sich dulden
Pfade ihrer Sehnsucht wandeln! keiner Norm sich fügen, denen ihre Selbstherrlichkeit
Jenen Weisen, die von ihren Beigen mit Gleich- über alles geht ! Die sich um so höheren Wert geben,
mut auf das kindische Treiben der Masse hinabblicken je freier sie sich bethätigen, je vollkommener sie sich
und emporzuklimmen trachten zu den höchsten Felsen- ausleben können I
höhen des Gedankens, unbekümmert um die im Thale
Ihnen, den Künstlern, den Himmelsstürmern, den
Zurückgebliebenen, die ihrem Wagemut nicht folgen,
Freien, den Vornehmen, den geborenen Souveränen
konnten!
dieser schönen Erde, die, ob sie gleich arm sind, gröfsere
Jenen unerschrockenen Bahnbrechern einer neuen
Schätze ihr eigen nennen, als die Fürsten aller Völker
Kultur, die nie müde werden und nimmer zurückschauen! im Morgen und Abend!
Jenen starken Individualitäten, die des Lebens Wert
Ihnen, den Sonnensöhnen, entbiete, ich meinen Grufs!
nach e i g n e m Mafsstab messen und sich eine n e u e
Welt nach i h r e m Sinn gestalten. Ihnen widme ich dies schlichte Blatt.
Adolf Brand. •
Ihnen biete ich hier eine Stätte des Kampfes und

# , p r ü h l i n g s l i e d . <%&—
achende Frühlings-Sonne, Lachende Frühlings-Sonne,
ü@ Senke hernieder Dränge von hinnen.
In uns're Herzen Trauernder Winter tage
Wonnige Lieder! Gramvolles Rinnen!
Leuchte mit Jugendkraft
In uns're Herzen.
Befrei' uns aus Winterhaft
Von Nöten und Schmerzen!
Lachende Frühlings-Sonne, Lachende Frühlings-Sonne,
Du sollst uns bringen 1 Dein leuchtender Schein
Nach wilden Kampfes Not End'ge des Lebens Not,
Grofses Gelingen ! End'ge der Knechtschaft Pein!
End'ge die Tyrannei, .7 ;.
Sprenge die Bande,
Dass wir von Fesseln frei
Rudolf fiait. ' " .' ,
Durchschreiten die LandeI
2. t)er Eigene.

Eigenen** Worte.
aufgefordert, mich mit ein paar Worten über den Plan solcher führen werde. Ja ich würde den Menschen ob.
dieser Zeitschrift zu äufsern, habe ich, was mir so seiner Stützenlosigkeit bemitleiden.— und doppelt seine
durch den Kopf flatterte, in kurzen Strichen aufs Papier Umgebung! W o aber Ketten fallen, die ein überlegener- •
geworfen. Vielleicht laufen meine Gedanken mit fremden Trieb der eigenen Blüte zuliebe sprengt, da stimmen des-
zusammen oder spinnen sich in ihnen weiter. "Wo nicht, Himmels Engel ihr Loblied an! —'
so seien sie als Ringkämpfer aufgestellt, die sich' aus Der alte Glaube ans V e r s c h i e d e n e im E i n e n
anderer Hirn wenigstens G e g n e r hervorzwingen. — läfst uns den Vorwürlen trotzen, als zerslückte unser _
Der Wert, den 'ich einem Begriffe wie „Eigenheit"*) Eigenheitsstreben . die Welt in lausende von' unver -
beimesse, besteht nur darin, eine Richtung anzudeuten, bundenen Splittern, als schlösse meine Wahrheit die
nicht aber ein Apostolikum oder ein analytisches Reagenz- Wahrheit der andern aus, als zerstörte mein freies Dürfen
glas zu sein. Nur solang sie in grofser wolkiger Majestät die Keime aller Sittlichkeit. W i r sind einmal Verschie-
vor uns herschreiten, kann ich solche Gestalten begrüfsen; dene und sind es mit Fug, aber wir sind es als Spros-
der Versuch ihrer Ausdeutelung führt zum abgeschmack- sen eines gemeinsamen Multerbodens, der uns stets .
ten Kram mit Worten, übrigens auch zur vollständigen in Beziehung zu sich, und durch sich zu allen Gewäch-
Willkür. Und jene Ungefährbilder mit ihren grofsen sen erhält, auch wo wir den direkten Verband leugnen
Linien, jene Traumskizzen unseres Geistes b e d ü r f e n wollten.
auch zu ihrem Werte gar keiner Rechtfertigung durchs Gewifs: warum soll ich, der ich auf dem Wasser.
Millimeter. Sie sind aus der Anschauung geboren und zu wandeln verstehe, mich in die Stickluft einer Arche
erhalten sich in ihr als unbedingte Wesenheiten, als bequemen, weil andere bei meinem Wagnis^.ertrinken
Führer und Befeurer zur That, als 'Feldherrnstab und würden? Der Fittig will fliegen, das Rinderhorn will es-,
Musikkorps zugleich. Diese innerliche Anschauung ist nicht, soll darum der Fittig im Stalle bleiben? Sollich,
eben eine Schöpferthat, nicht ein logischer Absud, — weil für andere meine Leidenschaft Phrase wäre, den .
darum mit. Künstlerblick zu bemessen. — Stolz aul sie in ein blasiertes Lächeln verkehren? —
Mir gilt die Losung der Eigenheit im Sinne des Es würde selbst ihnen nicht zu Nutz geschehen, denn '
Sichbefreiens von allen Formen, die unserem Wesen fremd sie brauchen mich, sie würden ohne mein Salz verfaulen!
oder von ihm überholt, also erzieherisch nutzlos sind, — Also im Reiche m e i n e r N a t u r . . . m e i n e Sittlich-
die sich uns bleiern an die Flüge hängen oder den kecken keit, mein Glaube, m e i n Geschmack! .... '/
Wassersturz der Kraft durch ihr Röhrengestänge in Gut. Nun aber, wo höre ich. auf? Ist das Ergehen
dumpfes Erdreich leiten möchten. — Mir gilt aber die anderer nicht am Ende auch ein Teil meines Ichs? Giebt
Losung der Eigenheit ferner als Losung zur Selbststrenge, es überhaupt einen Winkel der von mir empfundenen
zur Steigerung und Differenzierung' seiner Fähigkeiten Welt, den ich mit scharfer Schnittgrenze von meinem
und zu ihrer harmonischen Bewältigung in der Ganzheit Ich zu sondern vermöchte? ' Mein Begehren, meine
des Ichs. ' »''...' Freude, mein Leid, mein Gedanke, meine Verwunderung,
Das erste besagt, dafs ich die Menschennatur zur meine-, Gewohnheit ist doch zuletzt Alles! Und wie
Ueberwindung der äufseren N o r m geführt sehen möchte, ich schon andeutete: eine Pol-Art braucht immer die
in der ich ein nötiges Stützmitte) der gebundenen oder andere zu ihrer Erhallung, doppelt .zu ihrer Steigerung.
noch schwachen Glieder erblicke, jedoch ein Hemmnis : Mit einem W o r t : es kann eine in s i c h ' v o l l ausge-
der gelösten. Solche Normen (breitesten Stammbaumes) b a u t e Persönlichkeit unmöglich in einem dauernden und
sind beispielsweis: Konfessions- und Moralsysteme, nirgends überbrückten Gegensatz zum Wohle der Neben-
Staatsgeselze, Herkommens- und Anstandsformen, auch welt oder gar in verbindungsloser Gleichgiltigkeit von
Kunstregeln und dergleichen mehr. Ich weifs dabei wohl,' ihr abseits stehen. Selber in Fällen der widersprechend-
dafs der Reigen der Normen nirgendwo endet, dafs jeder sten Interessen, wo z. B. der Weidmann das Wild jagt,
zu jeder Zeit in sich eine weitere.Gebundenheit entdecken wo der Gärtner die Blumen schneidet, welche Fülle den-
kann, über die er noch emporzukleltern vermöchte; aber noch von zärtlichen Beziehungen, welcher Stolz, welche
ich will hier nur ein paar der gröbsten Stricke anfüh- Sorgfalt, welch liebevolles Aufgehen im Leben von Wild
ren. — Ferner.: ich rede nicht davon, sie w e g z u - und Blume denkbar! Leiht es doch allen Dingen erst
schleudern, sondern sie zu ü b e r w i n d e n . Es liefse mich Reiz und dem Leben erst Inhalt, dafs wir solche
höllisch gleichgiltig, wenn mir einer sagte, er verachte persönlichen Beziehungen anzuknüplen vermögen, ohne
die Moral oder er setze sich über die Gebote seiner die kein, ob noch so verlederles oder verludertes
Kirche weg und ich könnte dabei nicht annehmen, dafs Menschengemüt existieren kann. — —
diese Auflehnung aus innerer Reife stamme oder zu
Ich vsage also nicht: es ist ein Dasein aller ohne
•) JEs gilt dies zuletzt von allen Begriffen. Vergleiche besonders: Leid und auf höchster Stufe ihrer Eigenart möglich,
Natürlichkeit, Liebe, Gewalt, Freiheit, Gerechtigkeit, Realität u. s. f. aber ich behaupte: je mehr wir unsere Persönlichkeit
Der Eigene. '
steigern und zu sich selber ins Gleichgewicht bringen, stände. Denn wenn die reicher organisierte Kraft aus
desto reicher u n d . harmonischer gestaltet sich in< seiner Mangel an Licht und Luft verdumpfen niufs — ist da
Summe auch das uns benachbarte Leben dank den un- nicht mehr .verloren? Greifen wir also nach jeder Hand,
zähligen Fäden, die von uns ins Weltall hinauslaufen die mit uns diese • programmlosen Steige wandeln will,
und es zu unserem Spiegel gestalten. auf denen sie sich selber und so auch uns zum erneuten,
.' Nun Numero zwei: Wie ist's mit dem Wachsen besseren Geschenke werden soll! — :'
unserer Persönlichkeit bestell*? Sind wir ein Konglo- Leider schon ist dieser Mikrokosmusball der Eigen-
merat aus sich ebenbürtigen, wandellosen Trieben, oder heit mancherorts in Hände geraten, in denen er wie vor
lässt sich ein Ineinandergreifen erzielen', in dem die lauter Oede verrunzelte und zum Spott auf sich selber
Schnüre zu Maschen geflochten sind, so dafs -aus dem ward: aus der herrlichen Gesichtsweite von Gipfeln der
Verband eine höhere, wertvollere Einheit hervorgeht? menschlichen Natur sehen wir uns da plötzlich' in die
Es giebt^viele, z. B. auch literarische Dilettanten, die Hörsäle jenes Geistes versetzt,, von dem einmal in sinai-
ganz der' erstereh Meinung scheinen. Jeder Gedanke tischer Stunde das Gebot ausging: „Lafs dich nicht er-
wird von ihnen behandelt, wie Spargeln, die man sticht, wischen!* Es wird uns ein — sagen wir's rund — •
sobald die Spitze über den Boden guckt, oder wie die G a u n e r - E g o i s m u s gepredigt, der das Ich mindestens als
Gans, die kaum den Kopf aus dem Stalle streckt, da einen Taschendieb voraussetzt, . . . ihm dabei aber rät,
ist ihr schon der Hals umgedreht. Natürlich, dafs sich nur mit der äufsersten Vorsicht zu stehlen, weil ja Ge-
so ihre Leistungen nie um vieles steigern können; sie fängnis drauf gesetzt seil Ferner, so rät uns jener selbe
gestatten jeder Laune, ihr Ich vollberechtigt zu reprä- Mund, sollen wir doch ja die Zitrone Nebenmensch gleich ,
sentieren, flechten keine Kraft, keine Erkenntnis in die wegwerfen, wenn wir sie genügend ausgepreist haben,"
andere ein, oder ordnen sie unter. Was sie schaffen, denn nur der' Saft sei das für uns Nützliche! — In ähn-
wird darum ein Buntwürflicht sein, nicht ein organisches licher Weisheit gipfeln wahrhaftig die Eigenheitslehren •
Gefüge. — Das Geheimnis der Selbstkritik ist es, jedes- mancher „Egoisten" !••'...
mal die Enden' zu entdecken, an denen sich so fortspin- So befreien wir doch endlich, wenn wir vom I c h
nen lüfst, dafs ein sinnvolles Gewebe zustande kommt, redend dies Wesen vom Fluche der lächerlichen Pflicht,
statt jenes verknäuelten Wirrwarrs, der nach allen. Seiten w e n i g e r zu sein, als es thatsächlich will und braucht,
im Unvermögen endet.*) • • ... weniger als es begreift, in sich hat und aus sich erschafft!
Ich bin der L'eberzeugung, dafs auch, u n s e r • — Aber ist es denn nicht Wahrheit, dafs im letz--
G l ü c k s g e f ü h l durchaus von solcher Kombination unserer ten Grund .alles was wir thun, selbstsüchtigen Motiven ,
Kräfte abhängt, und wenn selbst gewisse schroffe Arten entspringt? und wenn dem so ist, fällt dann nicht die
seiner Einzelkundgebung bei höherem Griff sich, ab- ganze bisherige Weltanschauung, deren Gipfel Nächsten-
schwächen, ja verlieren, so kehren sie doch stets in liebe, Selbstlosigkeit, Altruismus war. zusammen?
Akkorde aulgelöst wieder und das letzte Resultat ist Es überschritte die Grenzen~weit, die ich mir für
ganz ohne Zweifel eine, g e s t e i g e r t e Befriedigung. diese Ausführungen gesteckt, wollte ich alles, was-ich
-Freilich": ohne einige Rücksichtslosigkeit gegen sich hierüber zu bemerken wüfste, alsbald aufs Tapet bringen.
und andere wird diese Selbsterziehung , nicht durch- Nur zwei Punkte, die ich für wichtig halle, möchte ich
zusetzen sein. Ein Einklang a l l e r Töne ist in der Natur hier der .egoistichen" Doktrin gegenüber aufpflanzen.
nirgends, auch unter den günstigsten Verhältnissen nicht Freilich fällt es auch mir nicht von weitem ein, zwei
anzutreffen. Aber es kann sich darum handeln, das verschiedene Triebfedern im Menschen, eine egoistische
Geringerwertige gegen das Wertvollere zurückzustellen, und eine altruistische anzunehmen, sondern ich erblicke
die höhere Glücksumme oder -qualität anzustreben, und von jeher in beiden Verhaltungsweisen eine Aeufserung'
in dieser. Erwägung eben gilt mir der Ruf zur Eigen- der gleichen Kraft. Aber ich erblicke diese Kraft in
heit so unendlich viel; — auf die'Gefahr selbst, dafs Stadien verschiedener Reife, die uns nach wie vor nicht
was dem Starken seine Kraft erlaubt, in manchen un- umhin lassen, zwischen zwei Arten der Ichbethätigung
vermeidlichen Fällen*>den schwächeren N a c h a h m e r zu unterscheiden: jener fragmentarischen nemlicb, die
schädigt,. besonders in einem raschen Wandel der Zü- den Nebenmenschen in seinem Wohle schädigt; ihn aus-
schliefst oder-unterjocht und einer solchen,' die fremdes
*) Man sieht, ich unterscheide zwischen einer inneren oder Wohl im Gegenteil recht miteinbegreift, ja voraussetzt; '
Eigen-Norra und Fremdnormen. Die gesellschaftlichen Fremdnormenj zwischen Leuten, deren Egoismus es ist, rücksichtslos
Übermitteln uns, freilich in harten und unfeinen Linien, die Eigen-
über andere wegzuschreiten und solchen, die ihre Selbst- V
normnn vergangener Geschlechter und sind vielleicht dazu nützlich,
uns rasch auf deien Stufe zu heben Haben wir aber ihren Wert- sucht nur durch anderer Mittreude oder Mitgewinn ge-
inbalt in uns aufgesogen, tragen ihn also gelöst im Blute, eo ist uns sättigt fühlen. Diesen Unterschied kennzeichnete man-
die Fremdnorm nicht nur entbehrlich geworden, sondern sie stört in bisher, etwas ungenau freilich, durch die Stichworte
empfindlicher Weise die Bcthätigung unserer Sei bstnorm, die doch in Egoismus — Altruismus, Nun steht es ja in jedes Be-
ihrer flüssigen Richtfäbigkeit alle Gebote und Lehrsätze um ein Un-
heben, andere Namen zu wählen, wie sie ihm zutreffen-
endliches überragt
4. £>er E i g e n e .
der scheinen, aber das wesentliche, jener grofse Unter- unklarer scheidet sich das Eigenerzeugle vom Erbe der .
schied der Reifestadien bleibt dadurch völlig unberührt. Gemeinsamkeit, so beim Einzelwesen, wie beim Menschen-
Mir für meine Person ist die ganze Sippschaft solcher geschlecht. Immer mehr aber bildeten sich aus der NVbel-
Benennungen s e h r gleichgiltig. ich brauche sie ohnehin masse die Konturen der Sonnen heraus, — bis bald da
so selten als möglich, aber .selbst wenn sie mir wichtig bald dort eine scharf umrissene Persönlichkeit ihren
genug schienen, mit ihnen abzubrechen, so würde mir Sphärenwandel vorm Auge des Beschauers antrat. —
das ein kleines Schütteln am Buchslabenkaleidoskop Das Wertgeheimnis dieser Wandlung liegt darin,.dafs
bedeuten, nichts weiter. die Person in ihrer höchsten Gestaltung wieder Kosmos
'Das zweite Moment ist folgendes. Wenn ich einem ist. Die Unendlichkeit hat ihre verstreuten Lichter ge-
geliebten Wesen eine Freude schaffe, so kommt alsbald sammelt -und ein Bild ihrer selbst erzeugt, in dessen
der .Egoist" und m i t : das hast du nicht etwa iür dies Rahmen das Harte schmilzt und die Kontraste sich
Wesen gethan, sondern einzig zu d e i n e m V e r g n ü g e n l schöpferisch verbinden, ein Bild in dem jede seltsamste
- Gut, aber w o r i n liegt mein Vergnügen? Im Gedanken Mischung die auf der Palette des Lebens auftaucht, in
an m i c h oder im Gedanken ans a n d e r e ? Offenbar in wahlverwandten Nuancen wiederkehrt und sich in ihrer
der Vorstellung s e i n e r F r e u d e . Jede Rückbeziehung Stimmung b e g r i f f e n findet. •_•• '•- ;'
auf mich ist der Gedankenschlufs eines dritten, eines Ein Keim dieser Weite liegt in aller Wesen Blut.
Unbeteiligten,' eines kühl-kritischen Beobachters. Die Gönnen wir ihm Wurzel und Atem in un«. so sind wir
Rolle dieses Beobachters kann ich auch selbst übernehmen Götter, die über den Geboten wandeln. Denn dieser
- gewifs, — aber das wird mein Vergnügen nicht er- Keim verschwistert unsere Hände mit den Händen alles
höhen, sondern beeinträchtigen. Denn am vergnügtesten Seins, dafs kein Frevel durch uns geschehen kann, . so-
empfinde ich offenbar, wenn ich ohne Kritik ganz in lange wir i h n nicht verletzen. .
der Empfindung a u f g e h e . Es Wird mir also zugemutet, Das Glutvollste und Ungeheuerste wollen wir be-
zugunsten eines fremden Beobachters, dessen Stand- gehen! — und jeder begehe es, der es zu dürfen vermag. >8
punkt ich lieber in mir vermissen würde, meine Selig- Aber dürfen k a n n nur, wer überhaupt i s t , wer sich ;
keit einzudämmen, mein Vergnügen zu opfern; zugunsten überm Banne fremder und eigener Geburten als Riesen-,
eines E r das süfse Leben im D u zu vernichten — selbst emporrichtet. Dem , Scbeuklappenträger und der
und warum? Weil es so der Wirklichkeit entsprechen Harlekinsjacke erlaubt das freie Erlaubtsein nichts, als zu
soll! Lieber Himmel! Was ist mir eure angebliche bleiben, was sie sind: — Karrengäule, Hanswurste!
Wirklichkeit gegen mein Glück? Noch nicht einmal
Hekuba! Ein Götze, ein spukhaftes Gaukelphanlom,
. . . ja hier sogar, was noch viel schlimmer ist, e i n e
Vom Kaukasus.
Morall*) — —
j orch, Flügelschlägel Und ein Schatten gigantisch
. . . Warum nur begebt ihr euch, Kinder der heiligen
^~ über die Felsenhänge niederstreifend! — —
Sonnenwelt, wieder dorthin, wo man die Seele peinlich
. . . Hoch, droben,— nein höher,.— n o c h höher! •
mifst und wägt und wo euch jeder Lichtstrahl eurer Mutter
wo das glänzende Gestein in-den glänzenden Himmel
die Atmosphäre voller Staub zeigen würde? Seid Argofah-
wandert, ruht ein Wolkenstreifen eng an den Porphyr
rer! wandert nach dem goldenen Vliefse der Ahnung, — gepresst — oder ist's rötlicher Alpenschnee? Aber
das im Festdunkel urweltlicher Eichen eurer wartet, vom nein, — es regt sich, — es zuckt und schwillt, wie'Dehn-
Hellesponte träumend, über den es einst geflogen! . . . . ung mächtiger Glieder, — und horch, klang's nicht herab,
— Wir haben alle als Gesellschaflsembryonen ver- als stöhnte es schmerzlich droben auf? — oder waren's nur
schwommener Art begonnen und je weiter zurück, desto .Laute der Windgötter, die sich im Geklüft verfangen?? —
Wolkenlämmer grasen friedlich auf der endlosen
• *) Gehören wir doch auch darin künftig uns selber, dafs wir
Worten zum Trotz unsere Gefühle behaupten so wie sie uns b e g l ü c k e n , Himmelsweide, — jetzt wandern sie zu Häupten.der
nicht -wie ein Sophismus sie uns zurechtdrcchscln will! Denn that- Bergsäule hin. — Nein, das ist keine Wolke, was dort
sächlich ist das n a i v e G e f ü h l (wie man nun sein Wesen deuten am Felsen haftet, jetzt seh' ich's "klar, — das sind Arme,
mag) ein anderes, als das u n t e r d e r b e w u f s t e n V o r a u s s e t z - das ist ein Leib! und mit kaltem Grausen rieselt mir's
ung seiner egoistischen Natur zustande gekommene.
durch die Adern — — — P r o m e t h e u s ! —'-—'••-,';•'•'
Einen dritten Hauptpunkt, der vielleicht die Angeln der Thüre
trägt, kann ich hier nur andeuten; mag jeder sich selbst was er kann . . . Und horch wieder . . .Flügelschläge! Und ein
draus kombinieren: „Alles ist Egoismus", sagt man uns mit mahnen- Schatten gigantisch über die Felsenhänge hinstreifend!
der Heiehrung; „darum — werdet Egoisten!" — Es handelt sich, Oh, — ich kenne euch, — tributfordernde
wenn man diesem Unsinn auf die Wurzel geht, um eine Taschen^
Vasallenfittige! Raubfänge der alten Macht — — d e r
• Spielerei .mit Wörtern; denn e i n e E r k l ä r u n g (wie, dafs alles
Egoismus sei) b i r g t ü b e r h a u p t k e i n e r l e i W i l l e n s m o t i v i n Macht, vor d e r j e n e r s i c h n i c h t b ü c k e n w o l l t e ! !
s i c h . Anstatt des alle6umfassenden Egoismusses im Vordersatz wird
im Nachsatz eine bestimmte Teilform: ein engherziger, oder mindestens Auf, Söhne s e i n e r M e n s c h e n , befreiet den
ein m i t * u V : t : i <ii]<;;:'j,ti Fgoiiir.us unlcjgeschoben. Prometheus! Saxnot.

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Der Eigene. 5..

Die G e s e t z e .
barmungslos über sie hinwegschreitet, ja geradezu ihr
§chMoral-
SF>
unterscheide vor allem dreierlei Arten: Religions-,
und Slaatsgeselze.
Feind wird, weon er mir die Gewalt giebt, mich von
ihnen loszumachen. Den Religionsgesetzen wird er z. B.
•Die einen betrachten mich als ein Glied einer
dadurch zum Feinde, dafs er mir die Freiheit läfst aus
Religionsgemeinschaft, die andern als ein Glied der
der betreffenden Religionsgemeinschaft auszutreten; den
menschliehen Gesellschaft, die letzteren als das Glied eines
Moralgesetzen dadurch, dafs ich sie ungehindert regieren
Staatswesens.
kann, solange es ihm, dem Staate, nicht schadet
• Die ersten stellen an mich die Forderung: .Sei
ein Kind GottesI* die andern: „Sei ein Mensch!* die ' r. •' > Mein Wert aber ist nicht so erbärmlich beschränkt,'
dritten: .Sei ein Bürger!* so klein und gemein, wie die Gesetze von mir fordern. u
Er hat in ihnen nicht Raum, 'läfst sich von ihnen nicht
-;• '• Sie alle aber wollen mich brauchbar machen
lassen, sondern zersprengt ihre Masse. . i" '.'.,•
für eine Gemeinschaft und zwar für'die Gemeinschaft
."._'. ' Sobald ich mich selbst b e h e r r s c h e n , auf mir
derer/deren ofGzielle Beschützer sie sind.
selber stehen kann, brauche ich die Stützen der Gesetze
Alle drei verlangen eine ganz,bestimmte Lebens-
nicht mehr. "-»'•••-. • -«•.-.-.•.. -:*• •. •.
haltung, von mir, einen Normalwert, den ich auf jeden
Ich werde -die Gesetze l o s urid handle nach
Fall erreichen mufs, aber auch nie überschreiten soll. .
Ich soll genau so sein, wie sie verlangen: nie anders, eigenem Ermessen, unbekümmert um ihre Forderungen
nie mehr, nie weniger! Wäre ich dies, so handelte und Vorschriften, endlich als Herr meiner selbst .' -".
ich unreligiös, unmoralisch, ungesetzlich, wäre ich jenes, Ich finde meinen Weg ohne sie, weifs selber, •..••.-••«

so wären alle meine Handlungen religions-, moral- und ge- was mir nützlich oder schädlich und- thue absichtlich-
setzlos. Beide Male aber handelte ich gegen die Gesetze: das nichts. was mein Glück beeinträchtigen kann. Dies allein
eine Mal als .Verbrecher", das andere Mal als .Empörer". bestimmt mein Thun und Lassen, wie mein Verhalten"
Ursprünglich stellen die einen Gesetze ihre Forderungen andern gegenüber. Mein Egoismus allein schliefst die
unbekümmert, um die Forderungen der beiden andern. Schädigung anderer aus und bildet daher einen voll-, • v &
Alle wollen sich allein an mir zur Geltung; bringen, kommeneren Schutz für diese, als alle Gesetze*zusammen.
sich allein an mir durchsetzen, sich, allein durch mich Darum finden die Gesetze bei mir nur Beachtung,
verstärken. Die einen möchten mich als blindes Werk- solange sie Gewalt über mich haben, solange die Nicht-
zeug stets für ihre eigenen Zwecke benutzen und n u r beachtung mir schadet • •-* • '••.•'-'.'•:• *?-;V.£ •'•'"•• ..-'•Jf'
für diese, und-brächten mich darum mit den anderen •"•'•"•. Sonst aber verachte ich sie alle,-r sie und ihre.
Gesetzen stets in Konflikt. Denn was die Religion.ver- Diener.'— •.-.'•'• "'" «• .'"•' :/*i >* '-V,r''"'''"V
bietet, das fordert oft der Staat und was die Moral ver- Furcht und Feigheit nur hält die Andern davon ab.
• teidigt, wird vom Staat oft verurteilt Wollte ich also wie ich auf den Schutz der Gesetze zu verzichten. Die
alle Gesetze über mich anerkennen und ihnen Herrschaft F u r c h t vor mir, weil sie zu kurzsichtig sind, um :
über mich zulassen., so befände ich mich mit meinen einsehen zu können, dafs ich nicht wie eine Bestie über?
- Handlungen in fortwährendem-Widerspruch. Ich würde sie herfallen werde und die Feigheit vor sich selber,-*
•' Gefahr laufen, oft die Gewalt des Staates fühlen zu müssen, die sie zittern macht vor dem Gedanken, als-Herren zu
• der ja mächtiger ist, als Religion und Moral!.Der ihre handeln! ;•• •' -.,..'• ;..'-'•;•,•• '.t'y • \f*•'' '•"'• • .'•• :.•
Hilfe nur benutzt, wenn er sie braucht, sonst aber er- •••'••' . ..•'.'-. ... .; /•'*'..•";.- /;. A&olf B r a n d t •

•&$>' Das Ideal der Selbstsucht. 43- .v. u^'


"as mag das entschleierte Bild, zu Sais dem schau- Er ist selbstsüchtig! Hiermit glaubt man
dernd zurücktaumelnden Jünglinge wohl gezeigt einem Menschen einen der widerwärtigsten Vorwürfe,
haben?:. .' ' • die ihm überhaupt erwachsen können, entgegenzuschleu-
• Vielleicht die S e l b s t s u c h t dern. Man will ihn dadurch als niedriges, gemeines
Wesen kennzeichnen und sein Verweilen in einem Dunst- '••'••
;. Auch er strebte mögheherweise einem Ideale der
' Selbstlosigkeit nach. Als er jedoch so vor die heifs kreise des Unerfreulichen und Abstossenden betonen. «•
• ' ^ .-••
'• j ••
i
ersehnte Wahrheit trat, offenbarte diese ihm, dafs die I h n sieht man als- hafsliches,, unerquickliches . • - V - .;>;
Selbstsucht die Welt im Innersten zusammenhält Der. Menschenexemplar, den Selbstlosen-aber als Urbild; •fi
Erkenntnis aber war er nicht gewachsen. des Guten an. Dieser ist grofsmütig, edel. Er handelt. * '(,'.j-%
n •*•' *i
Der Eigene.

nachahmenswert, und der Abglanz „reiner" Triebe um- Die Selbstlosigkeit ist weiter nichts als eine Wahn-
strahlt ihn. In den Worten ,,Er erstrebt nichts für sich!" vorstellung, deren genaue Verkörperung den völligen
gipfelt das höchste Lob, das man einem Menschen zu Zusammenbruch alles dessen, was man mit dem Aus-
erteilen weil's — so spricht sich wenigstens die allgemeine drucke Menschheit oder Gesellschaft bezeichnet, zur not-
Wertung aus. ' v wendigen Folge haben müfste. • . . '.<
: ; \ Anschauungen" aus der Urväter Hausrat thronen Es finden sich" ja Leute, denen das Verständnis
ruhig und sicher auf dem, was als w a h r gilt. Ein ge- für das, was' die eigene Erhaltung erheispht, gänzlich
waltiger Zauber wohnt ihnen inne. Sie lullen, den abhanden kam. Diese Unglücklichen aber — sind Geistes-
Menschen in das angenehme Empfinden der Irrelosigkeit kranke. Die Nacht des Wahnsinns wirft über sie den
und des festen Ueberzeugtseins ein und überheben ihn' Schatten. Eben weil'sie, sich selbst überlassen, ihr Ich
der. Mühe des eigenen Denkens, gaukeln ihm aber doch gefährden, nimmt man ihnen die Sorge für dasselbe ab.'
die schmeichelhafte Wahnvorstellung, diese Fähigkeit, Sie veranschaulichen die reine Selbstlosigkeit und deren
zu besitzen und zu bethätigen, vor. unglückselige Folge. An ihnen wird das Uebel erkannt,
weil es hier in grellster Färbung zum Ausbruche ge-
Man prunkt so viel mit seinem Wahrheitsdrange,
kommen ist. Würde aber die Gesamtheit -so völlig in
betont immer wieder und wieder das Vorhandensein
seinem Banne befangen sein, so wäre damit das Chaos
desselben, g l a u b t , ihn durch eifriges Forschen zu be-
über die Welt hereingebrochen.
kunden. Und doch! . . . . . . .
Auch - die kleinen Menschenkinder befinden sich
„An sich ist nichts weder gut, noch böse; das
nicht in der Lage, ihr Selbst beschützen zu können..
.Denken macht es erst dazu," sagt Hamlet. Der tiefe
Unbekümmert, härm- und ahnungslos würden sie sich
Sinn dieser Worte trifft auch im Hinblicke aiii die Wanr-
z. B. mit dem Messer die gefährlichsten Wunden bei-
heit zu — als ein Wandelbild begleitet sie die Mensch-
bringen, oder vor Freude laut aufjubelnd, in die prasselnde
heit auf ihrem Wege durch die Jahrtausende. Zeigt Flamme hineinfassen. Bis das Begriffsvermögen für eine .
dasselbe nun ganz neue und völlig unerwartet kommende derartige Bedrohung ihres Ichs in ihnen herangereift ist,
Dinge, so vermag man, seiner vielgerühmten Wahrheits- bedürfen sie deshalb der Beaufsichtigung und behütenden
liebe zum Trotze, die Aenderung nicht immer ohne Sorge. • ,
weiteres zu erfassen und zu begreifen und. unterliegt . Ein Leiden kann bei verschiedenen Personen in
gewissermafsen einer optischen Täuschung auf geistigem verschiedenen — niederen oder höheren — Graden vor-
Gebiete. Es vollzieht sich ein heftiges Sträuben gegen handen sein. Da äussert es sich demnach leichter, dort
die Erkenntnis d e f s e n , was man unbewufst in e i g e n e r schwerwiegender. Nur sehr wenige Menschen befinden
P e r s o n ist o d e r thutl. sich ganz uneingeschränkt im Vollbesitze geistiger Kräfte,
^ Durch ein Verkennen oder Ableugnen wird nichts hat-man behauptet.' Nun, ein solcher, mehr öder min-
aus^ der Welt geschafft Nachdrücklichst verwahrt man der grosser Mangel zieht als naturgemässe Folge den
sich wohl gegen die „Anschuldigung", selbstsüchtig zu mehr oder minder fehlerhaften. Ausbau der Selbstsucht
sein, und doch steht gerade dieses verabscheute „Laster" nach sich.
— je nach Umständen und Verhältnissen mit der oder Jedem Menschen — wie überhaupt jedem Lebewe-
jener Hülle umkleidet — für jeden im Mittelpunkte sen — 'ist der Lebensdrang eingeboren, und so lange
seines Thuns. Weist ihm die Rücksicht auf das Ich er nicht der'Nacht zerstörenden Wahnsinns oder hoff-
oder das, was er durch diese Rücksicht lür geboten — nungsloser Verzweiflung anheimfällt, strebt er nach der
bält, nicht den. Weg. so ist es schlimm um ihn bestellt. Bethätigung derselben. Er. will sein, will sich nnd sei-'
•;v '. In Wahrheit giebt's \ überhaupt keine — Selbst- ner Art Geltung und Bestand verschaffen und sichern.
losigkeit. Oder doch? Dies sucht er auf dem zweckdienlichsten Wege durch-
Ja, die Menschheit — krankt und krankte an ihr und zuführen, oder auf dem Wege, der, ihm als der zweck-
wird wohl auch leider noch eine beträchtliche Welle an, dienlichste erscheint. .-•••.
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diesem Uebel kranken. V s*_ . . . . • _ . • . Eugenie Jacobi.
— Fortsetzung folgt.

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t)er Eigene. M:
- ^ F r ü h r o t . (s?1*-
fleuzeugung.

i ch will diesen Namen I c h aus den Händen der Bettler


und Schlemmer nehmen, die an den Stufen.des Schick-
sals lungern und vom Gnadentische des Zufalls die Ab-
fälle aufgreifen, — ich will diesen Namen hochstellen als
Stubenwissenschaft vereinigen sich, der, Landschaft na- '-V.
mcntlich ihren grofsen Zug, ih\- Sonderrecht, ihr eigenes' i :
Gesetz zu nehmen, um so der menschlichen Individuali- 'V
tat am sichersten an die Wurzel zu gelangen. Es giebt • V.
keine verhängnisvolleren Mittel, das ungebrochene Mark - <,.
einen Preis, nicht auflesen will ich ihn von der Strafse,
der Selbsttätigkeit zu untergraben, als die- Verwüstung :;•"!>
oder ihn anbeten im Teppichkreise der Paläsle. oder ihn
des Mutterbodens, aus dem in tiefen Gründen die In-" -*
selbst schlürfen aus dem Kelche der lallenden Götter. —
spiration .hochausbrechender Seelen mit äthererfassenden J -
W a s soll es auch heifsen, der Sohn seiner Eltern zu sein,
Blüthenkronen hervorwächst. Und es giebt keine schlech-Jv
um selbstverständlich das zu thun, was jeder in der bannenden
lere Ausrede als die,' dafs die ursprüngliche Lebendig-. '-{.
Kette der Gewohnheil und Gedankenlosigkeit thut! Nein,
ihr Einmaligen oder Niemaligen, die ihr weiter nichts seid, keit ein Strauchdieb echter Tugend sei. Die stärkste
als die "Wiederholung derer, denen es einfiel, sich auf euer Wahrheit und die aufrechte Haltung des Eigenlebens •>=.;•'.
Dasein etwas zu gute zu thun, weil ihr so unbedeutend seid, trägt die weiteste Fühlung mit dem webenden und
ihnen dafür dankbar zu sein! Sich umzukehren, nach hinten wogenden Fruchtall des Daseins, mit allen Pulsendes-• .
zu blicken und nach vorne zu schauen mit grofsem, un- Guten in sich. Nur ist diese Liebe, die von den Bergen
täuschbarem Auge, das heifst sich wiedererzeugen: aus kommt und schwertgegürtet die ewigen Sterne und das
der Scham der sich selbst fordernden Seele, aus dem rollende Meer kennt, keine lendenlose Bettlerin, s o n d e r n . . .
Zorn, der nach Eigentum schreit und das schweifslos eine frei gebende, souveräne Sonnenfreude. Aber betteln ,
Geerbte hafst! — — • sollen wir! Und gehorchen! Und das lernt sich in'--der \
Schule der Wald- und Haidewildnis nicht! Die alten
Einflüsterungen gegen alles Zahme, Aengstliche lind Ge- -.:.-.•
DortI bückte entstammen sie nicht entlegenen Windstöfsen? ,
)afs dich nicht vom Glück der Masse blenden, Und der Spott gegen alle dumpfe verengte Sitte, kommt
Die sich frei wähnt mit gebund'nen Händen er nicht von den heifsen Lippen des Mittagbränds? Ist.«
Und im Joch die scheue Sehnsucht schilt! es nicht der freischäumende Quell, der jedes kleine Ge-
D o r t beginne., wo die andern e n d e n , bot überspringt? und die redende Wolkenstille am Absturz,
Schleud're Rätsel aus den freien Lenden, lauschen in ihr nicht die lautesten, auirufendsttn
Zeugungsmacht, die aus der Tiefe schwillt! Winke? 1 In all diesen Elementen bergen sich Geister :.
Lafs die Menge vor den Götzen beten. des Ungehorsams, lachende^ und trotzende Lehren, Krälte
Die dein Fufstritt in den Staub getreten. der ewigregsamen Ordnung, die aller Veraltung Um-.".
Geh den^Psaltern du nicht gläubig nachl — stürz predigen. — - . ,-. '. .
Was als Wirklichkeit und als Gebot sie hegen, Es hegt Instinkt in dem Kreuzzug gegen die
Ist nur Weihrauch ihrem Unvermögen, Eigenart und den Selbstzweck der Natur und jeder
Schönbenannt- und schönverhüllte Schmach!- Axlhieb gegen die Schönheit eines alten Waldriesen,
jeder Spatenstich in die Moosdecke des Farrenhains und
l^reuzzug. jeder Sprengschufs gegen die Thore der Felsenlager ist"/ :
' s liegt Instinkt in dem Kreuzzug gegen die Eigen- ein wirksames Attentat auf die Wurzeln unserer eigenen ,v
i<£s&L art der Natur, — vornemlich in der Axtmission, Grofsjährigkeit I! ' '• •.-. . L- ; . '
die draufsen die Sabbathsäulen des Forstes lallt, in dem DasI
Pflugzahn, der den Teppich derHaide, welcher gespickt as verzeiht dir die Masse nie,
ist mit Keimen der Eingebung, zerreisst, — in dem Auf- Dass du als Einer mehr bist als sie.
lichten und Aufklären des einsamen Dunkels, in welchem
jene wahre gesunde Mystik im Blätterlabyrinth des Wald- Teleologie.
gewebes und in den Goldschalten der Echogründe wohnt, Es richtet der Weisen sicheres Sinnen
aus der noch gewaltige Bergadern, der Wipfeltrieb herr- Hoch oben die wolkendurchblilzenden Zinnen;
lich ausgreifender Baumgebilde, und die Blutfülle, des Die drunten sich selber haben zum Narren,
sprossenden und rauschenden Lebens sich zeugen! Die ziehen dazu den Mörtelkarren! ,
'; Die Pfaffen des Glaubens und die Pfaffen des Un-
glaubens sind darin einig, Wodans Symbol zu stürzen Selbstpartei. -
und das sich selbst Gehorchende in Aether und Erd- equem klebt an der Losungsscholle
weite zum Hetzobjekt ihrer Treibjagden zu machen 1±£J Der Tausendkop'f — du Einsamer wolle
Der kirchliche Hass gegen die sinnenfrische Kraft, Dein E i g e n ; was auch das Vielwort sei:
die politische Nutzberechnung und die Logik einer Sei s e l b e r Partei! Heinrich Vormann.
:ä. Der Eigene.

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