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DIE HEILIGE FAMILIE

VON TORSTEN SCHWANKE

MUTTER UND DIE MUSIK

Festschrift zum 80. Geburtstag


meiner treuen Mutter

Mehrstimmiger Schulgesang

Mama ging nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Insel Baltrum in die Volksschule. Sie erinnerte sich
mit 80 Jahren noch an den Namen ihres Musiklehrers. Sie haben von ihm gelernt, zweistimmig zu
singen.

Baltrumer Gitarrengruppe

Mit zwölf Jahren bekam Mama eine kleine Gitarre. Ihr Musiklehrer aus der Schule brachte ihr das
Gitarrespielen bei. Sie spielte dann in der Baltrumer Gitarrengruppe mit. Von dieser Gruppe gab es
auch eine Schallplatte, die bis zu Omas Tod bei ihr im Wohnzimmer lag. Sie sangen Lieder wie: In
einen Harung jung und schlank verliebte sich, o Wunder, ne olle Flunder, oder: Dat du mien
Leevsten büst, dat du wohl weest.

Verweigerter Klavierwunsch

Mama hätte in ihrer Kindheit gerne ein Klavier gehabt und Unterricht im Klavierspiel. Aber ihr
Vater erlaubte es nicht.

Mit Papa Udo Jürgens

Als Mama Papa in Hannover kennen lernte, als sie frisch verliebt und noch nicht verheiratet waren,
besuchten sie ein Konzert des deutschen Schlagersängers Udo Jürgens. Mama mochte diesen
Sänger, der versucht hatte, einen deutschen Chanson zu schaffen.

Hannoveraner Oper

Als Mama und Papa in Hannover lebten, besuchten sie, wohl auf Mamas Wunsch hin, manchmal
die Oper. Ich weiß nicht, welche Opern sie damals hörten. Aber in meinem Elternhaus gab es noch
den Opernführer meiner Eltern aus jener Zeit. Und ich habe als erwachsener Mann diesen
Opernführer studiert und manche Oper in gereimte Verspoeme verwandelt.

Tränen lügen nicht

In meiner Kindheit hörte ich viel Musik. Wir hörten Schlager- und Disco-Musik. Als ich meinen
ersten Kassettenrecorder bekam, nahm ich mit dem Mikrophon Schlagerlieder auf Kassette auf und
gab als Kommentar meine Glossen dazu. Ich erinnere mich, dass ich die Verszeile: Tränen lügen
nicht – so kommentierte: Aber Mädchen weinen oft, um ihren Willen durchzusetzen.

Abba

In der Zeit meiner Kindheit war die schwedische Musikgruppe Abba populär. Wir waren in meiner
Kindheit oft in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland im Urlaub. Auch hatten mir meine
Eltern ja den schwedischen Namen Torsten (Steinhammer des Donnergottes Thor) gegeben. Wir
hörten viele Lieder von Abba. Und die Sängerin Agneta mit ihrer schlanken Figur und ihren langen
goldblonden Haaren war das Schönheitsideal meiner Kindheit.

Sonntagskult Klassikradio

Wir hörten also viel populäre Musik, aber am Sonntag Vormittag, am Tag des Herrn, dem
christlichen Feiertag, frühstückten wir nicht wie sonst in der Küche, sondern im Wohnzimmer, auch
gab es nicht wie in der Woche Pflanzenmargarine, sondern gute Butter aufs Brot. Und zur Feier des
Sonntags schaltete Mama das Klassikradio an. Die klassische Musik war ihre Kirche und ihr
Gottesdienst und ihr Gebet.

Flötenunterricht

Mit ungefähr zehn Jahren bekam ich eine Blockflöte und bekam zwei Jahre lang in der Musikschule
Unterricht im Flötenspiel. Wir spielten da Kinder- und Volkslieder wie: Summ summ summ, ein
Bienchen geht herum.

Klavier von Omas Schwester

Mit 12 Jahren bekam ich ein Klavier. Die Schwester meiner Oma hatte am Bahnhof von Norden
eine Gaststätte betrieben, und aus der stammte das Klavier. Es war aus dunkelbraunem Holz und
mit Schnörkeln verziert. Die Saiten waren sehr verstimmt, so musste ein Klavierstimmer kommen
und nach dem Klang einer Stimmgabel das Klavier stimmen. Ich hatte ungefähr drei Jahre lang
Klavierunterricht. Als ich in die Rebellion der Pubertät kam, bat ich meinen Vaster, die Schnörkel
abzuschleifen und das Klavier rot zu streichen, was er auch tat. Ich hörte dennoch mit dem
Klavierspiel auf.

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Herbert Krämer

Meine Musiklehrer am Klavier hieß Herbert Krämer, er hatte eine imposanten Schnurbart und
freundlich lachende Augen. Er war selbst Jazzmusiker und spielte in der Gruppe Seaside Jazzmen
Swing und Dixieland-Jazzmusik.

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Mama nimmt Klavierstunden

Dieser Herbert Krämer gab nun auch Mama Klavierstunden. Sie konnte sich so als junge Mutter
ihren Kindheitswunsch erfüllen.

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Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach

Nach den ersten Fingerübungen und dem Erlernen der Tonleiter konnte ich nach ungefähr drei
Jahren am Klavier Bach spielen. Es war Bachs Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, das ich
spielen konnte. Besonders das Air bewegte mich sehr, das war mein erstes wahres Musikerlebnis.
Immer wenn ich später als erwachsener Mann das Air von Bach hörte, war es wie Kinderheimat.

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Vorspielen

Einmal sollte ich von der Musikschule aus auf einem kleinen Fest vorspielen. Mein Musikstück
begann damit, dass beide Daumen auf dem C lagen. Das C merkte ich mir, da direkt unter dem C
das Schlüsselloch meines Klaviers lag. Bei dem Klavier der Musikschule lag über dem
Schlüsselloch das E. Ich merkte den Irrtum nicht und begann mit beiden Daumen auf dem E. Das
Publikum lachte. Wie peinlich! Der Lehrer trat zu mir und korrigierte mich. Dann spielte ich
fehlerfrei mein Stück, nur, wie man mir sagte, zu schnell.

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Holzgitarre ohne Saiten

Nachdem ich zu meiner evangelisch-lutherischen Konfirmation von meinem Lieblingsvetter Achim


eine Schallplatte mit Musik des Blues-Gitarristen bekommen hatte, hörte ich am Radio immer Blues
Musik. Die Sendung begann mit dem Gitarrenspiel von Eric Clapton, seinem unendlich traurigen
Liebeslied Layla (nach Medschnun und Layla von Nizami). Da wollte ich auch Blues-Gitarrist
werden. Mein Vater sägte aus einem Brett eine Gitarre ohne Schallkörper und ohne Saiten aus, so
konnte ich zumindest so tun, als sei ich ein Virtuose wie Eric Clapton.

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Mamas Gitarre

Mama schenkte mir dann ihre akustische Gitarre, auf der sie in der Baltrumer Gitarrengruppe
gespielt hatte. Sie war klein, aus hellem Holz und hatte weiche Nylon-Saiten. Ich brachte mir einige
Akkorde bei und spielte amerikanische Folk-Musik und sang dazu. Allerdings sagte mein Onkel
Arno, der im Männergesangverein war, ich könne nicht singen. Ich nahm dann einige Stunden bei
einem Mitschüler vom Ulrichs-Gymnasium, der mir die Blues-Tonleider und überhaupt die
Akkordfolge eines Bluessongs beibrachte.

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Lässt du sie wieder weinen?

Ich stülpte mir ein Metallrohr über den Ringfinger der linken Hand und spielte Slide-Gitarre, spielte
Blues. Da trat Mama in mein Zimmer, zeigte auf ihre Gitarre und sagte: Lässt du sie wieder
weinen?

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E-Gitarre zum Blues

Mein Vater kaufte mir eine elektrische Gitarre und einen kleinen Verstärker. Im Radio gab es eine
Sendung, da nur die Rhytmusgruppe einen Bluessong spielte, also Schlagzeug, Bassgitarre, etwas
Piano. Ich konnte dazu meine Solo-Blues-Gitarre spielen. Ich tat mich auch ein paar mal mit einer
Mitschü+lerin zusammen, die Akkordeon spielte, ich dazu die E-Gitarre, wir spielten von den
Beatles All you need is love.

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Mit Erich den Blues gespielt

In meiner Gymnasialzeit war ich mit Erich befreundet, der Mundharmonika spielte und akustische
Gitarre. Ich spielte wieder auf Mamas akustischer Gitarre. Ich hatte ihr schönes helles Holz mit
blaumetallischer Farbe angestrichen. Ich spielte auch Mundharmonika. Erich und ich musizierten
viel zusammen und spielten und sangen Folkssongs und Blues. Später bereute ich es, dass ich
Mamas Gitarre mit blaumetallischem Lack angestrichen hatte und schmirgelte die Farbe wieder ab.

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Vivaldi 4 Jahreszeiten
Mit meinen Freunden bildeten wir eine kleine kommunistische Jugendgruppe. Meine Eltern waren
verreist, und wir Freunde trafen uns in meinem Elternhaus zu einer Strategiekonferenz, die am
Samstag Abend in Bier und Wodka ertrank. Aber nachdem wir unsern Rausch am Sonntagmorgen
ausgeschlafen hatten, gingen wir zu Mamas Schallplattensammlung und hörten Vivaldis Vier
Jahreszeiten. Das war doch eine ganz andere Klarheit! Da wurde die Seele befreit von Geschwätz,
Ideologie und Alkohol. Diese Musik ist wie klares Quellwasser. Mit meinem Freund Volker fuhr ich
auf einem Tandem-Fahrrad mit Fahrradanhänger über die ostfriesischen Dörfer zu einer
Friedensdemonstration vor einem Bundeswehrstützpunkt, da hörten wir auf der Fahrt Vivaldis Vier
Jahreszeiten. Die goldenen Weizenfelder und die Kühe auf den Weiden stimmten ein in den Gesang
der Schöpfung zu Ehren des Schöpfers!

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Prag – Smetana die Moldau

Dreimal war ich in meiner Jugend in Prag. Später sah ich auch Paris, sogar Venedig! Aber Prag ist
mir die Liebste. Ich ging tatsächlich auf der Karlsbrücke über die Moldau. Da lernte ich von
Smetana die Moldau kennen. Das hat die Moldau selbst komponiert. Ich hörte aber auch die
Vertonung des kommunistischen Komponisten Hanns Eisler von Berthold Brechts Lied der Moldau:
Am Grunde der Moldau, da wandern die Steine, es liegen drei Kaiser begraben in Prag. Ja, auch
Kommunisten können schöne Melodien erfinden.

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Arnold Schönberg und Hanns Eisler

In meiner Lehrzeit als Schriftsetzer kaufte ich mir eine Schallplatte mit Musik von Arnold
Schönberg und seinem Schüler Hanns Eisler. Es war moderne Zwölftonmusik, recht unmelodisch.
Hanns Eisler komponierte auch Zwölftonmusik als Schüler Schönbergs, bis er dann später dazu
überging, kommunistische Kampf- und Marsch-Gesänge zu komponieren. Aber vor allem war er
neben Kurt Weill der Komponist, der Brecht, den Lieblingsdichter meiner kommunistischen
Jugendzeit, vertonte.

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Hanns Eisler Ernste Gesänge

Von einer heimlichen Reise in das kommunistische Deutschland brachte ich Hanns Eislers Ernste
Gesänge mit, eine Musik voller Traurigkeit, geboren aus der Enttäuschung am Kommunismus nach
der Offenbarung der Verbrechen Stalins, Hanns Eislers Schwanengesang, da der Oden von Friedrich
Hölderlin vertonte. Zu der Zeit las ich zum ersten Mal Hölderlin. Als ich seine Christus-Hymne
Friedensfeier las, sah ich eine Hand aus Sonnenlicht aus einer weißen Wolke mich segnen. Christus
begann, mich an sich zu ziehen.

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Beethoven Mondscheinsonate
Morgens früh musste ich aufstehen, um in die Fabrik zu gehen, meine proletarische Arbeit zu tun.
Aber es war so warm im Bett, ich zündete eine Kerzen an, trank eine Tasse Zimttee und hörte
Beethovens Mondscheinsonate. Das hat der Mond komponiert, und ich wurde selig entrückt in eine
träumerische Mondscheinwelt, in der ich schwebend mich erging, bis mich das Telephon
aufschreckte und die Genossen Proletarier mich erinnerten, dass ich schon wieder zu spät zur Arbeit
kam.

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Beethoven 9 Symphonien

Von meinem ersten Weihnachtsgeld meiner Lehrzeit kaufte ich mir beim Bücherbund der
Gewerkschaft die neun Symphonien Beethovens. Vor allem die neunte Symphonie mit Schillers
Ode an die Freude überwältigte und begeisterte mich. Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus
Elysium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Zugleich kaufte ich mir einen
klassischen erotischen Roman aus dem China des 16. Jahrhunderts, der in blumiger Sprache von
den Freuden der Liebe sprach und mich unsterblich verliebt machte in die Muse Chinas.

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Schubert Winterreise

Ich war in das Mädchen Marion verliebt, ich betete sie an, sie kam zu mir und legte mir die Hände
auf das Haupt und segnete mich und sagte: Ich habe Visionen, ich muss nun fort, meine Visionen zu
malen. Da hörte ich im Winter Franz Schuberts Winterreise. Diese Musik blieb fortan bei mir. Es
war der Kuss der romantischen Poesie. Zu der Zeit schrieb ich meine ersten Sonette, einen Zyklus
namens Ritter von der traurigen Gestalt, darin war von meinen Tränen die Rede, die wie roter
Schnee waren.

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Gustav Mahler das Lied von der Erde

Ich war mit meiner wunderschönen Geliebten Karine nach Südfrankreich gereist, auf die Pyrenäen,
nach Bordeaux. Dort besuchten wir Karines Onkel. Er zeigte mir durch ein Teleskop die Drei
Schönen des Sommerhimmels, Schwan und Lyra und Adler, und den Saturn mit seinem Ring. Unter
diesem südfranzösischen Himmel, die Geliebte an meiner Seite, hörte ich Gustav Mahlers Lied von
der Erde, eine ernste, traurige Musik, nach Gedichten von Li Tai-Bo, dem größten Dichter Chinas,
einem der größten Dichter aller Zeiten und Völker. Auch diese Musik blieb für immer bei mir. Ich
träumte von einem idealischen China des Altertums.

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Tedeum

Beim Tod meiner Oma ist ihre Seele vor den Thron Christi getreten und hat vom Herrn für mich
den Glauben erbeten, und der Herr hat sie erhört. Bei ihrer Beerdigung wurde zur Orgel das Tedeum
gesungen: Großer Gott, dich loben wir! Das empfand ich als das geistige Testament und Erbe
meiner Oma: Fortan werde ich leben dem Lobe Gottes.

27

Bach-Musik gegen satanische Rochmusik

Ich hatte mich von allen Freunden getrennt und ein Jahr lang in absoluter Einsamkeit mich nur dem
Gebet und dem Lesen der Bibel gewidmet. Ich mochte nur noch Bach hören. Aber mein Vermieter,
der im selben Haus wohnte, hörte laute satanische Rochmusik, highway to hell oder hell‘s bells. Da
kämpften die Musik Christi und die Musik des Teufels miteinander.

28

Mamas Gitarre gestohlen

Der satanische Vermieter warf mich nachts aus der Wohnung und verfluchte Christus als meinen
„Abgott, den Schwächling, den gottverlassenen Gott“, und behielt all meinen kleinen Besitz ein,
darunter Mamas Gitarre, auf der sie auf Baltrum Volkslieder gespielt und auf der ich meine Blues-
songs gespielt hatte. Gott versetzte sie an den Himmel, es ist das Sternbild Leier.

29

Weihnachtsoratorium

Mit Christus waren die Jungfrau Maria und der heilige Vater Petrus zu mir gekommen. Mein erstes
Weihnachtsfest als gläubiger Christ feierte ich mit dem Weihnachtsoratorium von Bach: Jauchzet,
frohlocket!

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Tochter Zion

Als ich nach dem Tod meiner Oma vorübergehend dem Wahnsinn verfiel, versuchte mich Satan, ich
solle mich selbst ermorden. Ich versuchte es, sang aber dabei das Adventlied Tochter Zion, freue
dich, jauchze laut, Jerusalem. Da erschienen mir Jesus, Maria und Maria Magdalena, und Jesus
sagte zu mir: Ich sah dich in deinem Blut zappeln und beschloss bei mir, du sollst leben, du sollst
leben und wachsen wie eine Lilie auf dem Felde.

31

Bruckner-Konzert

Zwei Jahre lang besuchte ich in Oldenburg eine charismatische evangelische Freikirche, da
befreundete ich mich mit einem Christen, der ein großer Kenner und Liebhaber klassischer Musik
war. Zusammen besuchten wir ein Bruckner-Konzert. Bruckner hatte auf all seine
Kompositionsblätter geschrieben: Zur größeren Ehre Gottes.
32

Die Zauberflöte

Ich lernte auch eine junge, sehr schöne Baptistin kennen, ein reiner Engel von Seele und
Erscheinung, zart wie eine Pusteblume oder eine Schneeflocke, und ich schwärmte für sie. Ich
nannte sie die siebente Königin der Apokalypse und die Jungfrau am Thron des Herrn. Da hörte ich
immer Mozarts Zauberflöte. Das war die Musik für Inka. Wenn Tamino sang: Dies Bildnis ist
bezaubernd schön! Dann sah ich Inkas präraffaelitisches Madonnen-Antlitz vor mir.

33

Jesus-Choräle

Ich befand mich bei einer christlichen Psychotherapie im Schwarzwald und ging meist alleine im
Mai spazieren und hörte die Jesus-Choräle von Bach. Eine katholische Novizin sah mich wandeln,
allein, mit dem Gesangbuch in der Hand, und hielt mich für einen Mönch. Sie sang mir selbst
komponierte Lieder an die Jungfrau Maria vor, da erinnerte ich mich wieder an meine Erste Liebe.

34

Matthäuspassion

Ich war nun Katholik geworden, aber liebte immer noch sehr die Musik von Bach. Vor allem die
Matthäuspassion. Das war wie eine griechische Tragödie, da lernte man die Ehrfurcht vor dem
Gekreuzigten. Ich hatte selbst auch viele seelische Leiden zu ertragen, vor allem den zweimal
sieben Jahre währenden Liebeskummer um Evi, da stand mir der leidende Gott in meinen Leiden
nah.

35

Schubert-Lieder

Ich kaufte mir eine Sammlung von Schubert-Liedern. Besonders, wenn Evi mir gnädig war,
jauchzte ich: Dein ist mein ganzes Herz! Oder: Die geliebte Müllerin ist mein! Wenn Evi dann
wieder ungnädig war, dann sang ich aus dem Schwanensang das Lied von Heinrich Heine: Ich
unglückseliger Atlas, die ganze Welt der Schmerzen muss ich tragen!

36

Mozart Ave Verum

Zum Tode meines Vaters suchte Mama das Ave Verum von Mozart aus. Zwar ist mein Vater als
Atheist gestorben, ein Atheist hielt seine Leichenpredigt, aber Mama in ihrer Musik-Religion rief
intuitiv den Leib Christi an, denn das Ave Verum ist eine Verherrlichung der Eucharistie, des
Mahles des Herrn, das inzwischen zum Zentrum meines mönchischen Lebens geworden war.
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Mozart gesammelte Werke

Als meine Mutter nach eine Krebs-Operation in Kur war, besuchte ich sie dort mit meinem Bruder
und schenkte ihr die Werke Mozarts auf vierzig compact-discs. Sie hörte sie sich später zuhause
eine nach der anderen an.

38

Schuberts Ave Maria

Meine Jugendgeliebte Karine war nun meine beste Freundin, zusammen mit ihrer Freundin Evi. Der
Herr hat mir alten Patriarchen zwei Ehefrauen gegeben, natürlich rein platonisch. Ich liebte sie
beide, jede auf andere Art: Evi war mein feminines Antlitz Gottes, Karine war mir die Gottesmutter,
ich ihr heiliger Josef, und ihre drei kleinen Kinder jedes mein Jesuskind. Immer wenn ich mit dem
Bus zu Karine fuhr und die restliche Strecke spazierte, sang ich Gebete zu Maria, entweder das
deutsche Ave Maria von Schubert oder das Weihnachtslied Maria durch ein Dornwald ging.

39

Zauberflöte

Karines Zwillinge gingen in die Kinderkrippe und hatten da eine Aufführung eines Marionetten-
Theaters, das Mozarts Oper Zauberflöte präsentierte. Mein Liebling Milan war drei Jahre alt, er war
ganz begeistert von Papageno. Ich malte ihm ein Kinderbuch über Papageno und hätte meinem
kleinen lustigen Vogelfänger gerne einen Nymphensittich geschenkt. Besonders wenn Papageno
sang: Ein Mädchen oder Weibchen ist ganz nach Papagenos Sinn, ja so ein liebes Täubchen! Dann
küsste ich Karine auf den Mund.

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Wagner

Als Karine mit 45 Jahren im Sterben lag, ich hielt bis zuletzt ihre Hand, da befand ich mich in einer
tiefen Depression, in meiner Seele war eine finstere Nacht ohne Sterne, und meine Augen waren
Wasserbäche. Da schwelgte ich in der Musik von Wagner. Erst hörte ich gesanglose Ouvertüren,
dann den Parzival auf italienisch und dann den Ring der Nibelungen. O süßer Tod!

41

Mahlers Lied von der Erde, Schuberts Winterreise, Eislers ernste Gesänge

Nach Karines Tod und dem sehr schmerzlichen Verlust meiner Herzenskinder war ich tief depressiv
und stand schon wieder mit einem Fuß im Reich des Wahnsinns. Ich konnte nur noch Mahler hören:
Dunkel ist das Leben, ist der Tod! Oder Schubert: Was vermeid ich denn die Wege, wo die andern
Menschen sind? Oder Essler: Nichts gibts, das würdig wäre unsrer Bemühungen, und keine Seufzer
verdient die Erde, Schmerz und Langeweile sind unser Los, und Schmutz die Welt, nichts anderes!
Beruhige dich!

42

Bachs Kantate Ich habe genug

Zwar konnten die Psychiater mit stark betäubenden Medikamenten das Verbluten meiner Seele
lindern und die innere Höllenfahrt beenden, aber ich war müde des Lebens. Ich zitierte immer
wieder den alten, einsamen schizophrenen Hölderlin: April und Mai und Julius sind ferne, ich bin
nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne. Da hörte ich von Bach die Kantate: Ich habe genug! Ich
freue mich auf meinen Tod! Ich hörte sie immer wieder. Ich sandte sie auch meiner Mutter, die
musste weinen darüber, dass ich so elend war, dass ich mir nur noch den Tod wünschte.

43

Mama singt im Chor

Mama sang im Chor, unter anderm sang sie im Weihnachtsoratorium mit. Die Chorleiterin
komponierte auch Motetten, die sang Mama lieber, als Dat du min Leevsten büst. Sie sang aber
auch Gospel-Lieder, christliche Kirchenmusik der afroamerikanischen Christen, voller Freude und
Jubel.

44

Händel Messias

Ein protestantischer Theologe sagte, die Musik im Himmel gleiche Händels Messias. Ich hörte den
Messias und war innerlich bewegt und schenkte Mama den Messias, und sie hatte ihre Freude an
ihm.

45

Jacques Loussier plays Bach

Mamas Hausfreund Johann, ein Witwer, hörte gerne Jazz, Mama gerne Bach. So schenkte ich ihnen
beiden die Bach-Interpretationen und Improvisationen des französischen Jazz-Pianisten Jacques
Loussier, und sie hörten die Musik gemeinsam, eine Hochzeit von Jazz und Bach, und hatten eine
gemeinsame Freude.

46

Mama singt Wagner

Mehrere ostfriesische Chöre und Orchester taten sich zusammen zu einer Wagner-Aufführung.
Mama sang Wagner. Sie verteilte Flugblätter mit Einladungen zu dem großen Konzert. Eine
freikirchliche Christin, die einen Naturkostladen führte, wollte das Flugblatt nicht auslegen wegen
Wagners antisemitischen Schriften. Die Protestanten verdrängen gerne, dass ihr einziger Heiliger
Luther blasphemische Schweinereien über die Juden von sich gespieen hat. Wagner war nur
neidisch auf erfolgreiche jüdische Komponisten. Antisemitismus ist vom Teufel. Aber das Hitler
Wagner hörte, dafür kann doch Wagner nichts.

47

Mama tanzt zu Eric Clapton

Von einem Bekannten bekam Mama ein akustisches Blues-Konzert vom alten Eric Clapton, der nun
nicht mehr der elektrischen Gitarre Verzweiflungsschreie entriss, sondern der nach dem Tod seines
Knaben seinen Frieden mit Gott gemacht hatte. Mama tanzte zu der Musik in ihrer Wohnung.
Would you know my name, if I see you in Heaven?

48

Mama weint zu Weihnachten über Udo Jürgens

Zu Weihnachten schenkte ich Mama ein Konzert des deutschen Chansonsiers Udo Jürgens aus dem
Jahr 1970. Die Musik erinnerte sie an ihre erste Liebe, denn sie hatte diese Musik mit ihrem
Eberhard noch vor der Ehe gehört. Sie saß im Advent bei Kerzenschein in ihrer Witwenwohnung
und weinte über ihre erste Liebe.

49

Mama konnte wegen Krankheit nicht die Markuspassion singen

Mama wollte im Chor Bachs Markuspassion singen, aber konnte es aufgrund einer Krankheit nicht.
Ich kannte nur die Matthäuspassion, ich hatte noch nie von der Markuspassion gehört. Nun hörte
ich mir die Markuspassion an und versank in dieser ernsten heiligen Schönheit. Ich schenkte Mama
eine Aufnahme und sie freute sich.

50

Mama weint bei der Johannespassion

Mama besuchte in der Kirche Sankt Ludgers eine Aufführung der Johannespassion, und sie weinte,
erschüttert über den Tod Jesu, des schönen Gottes. Jesu letzte Worte am Kreuz waren

Zu Maria:
Frau, siehe deinen Sohn!
Und zum Jünger, den er liebte:
Sohn, siehe deine Mutter!
MAMAS MEMOIREN

Liebe Mama,

ich weiß gar nichts über deine Kindheit und Jugend. Erinnerst du dich nicht gern daran? Da wir
nicht viel zusammen sind, fände ich es schön, wenn du mir etwas darüber in Mails schreiben
möchtest. Ich stelle dir Fragen und du antwortest. Was hältst du davon.

Erste Frage: Aus wem bestand deine Herkunftsfamilie und was ist deine frühste Erinnerung und
wen hattest du als Kind am liebsten? Hattest du auch eine Großmutter im Haus?

Dein

Torsten

Tröstendes wird jetzt aber kompliziert,meine Mutti ist auf Baltrum geboren. Mein Vater in Norden
war ja bei der Bahn und hat Oma auch auf dem Bahnhof kennengelernt, weil sie dort gearbeitet hat.
Mutti hab ich schon mehr geliebt, Papa hat ja leider oft dem Alkohol zugesprochen und so mussten
wir immer kuschen .Oma mütterlicherseits war für mich immer schon als Kind uralt, ich habe ihre
Haut auf der Hand wie Papier und schrumpelig empfunden, Oma väterlicherseits wohnte ja in
Norden und die besuchten wir ja nur ganz selten, wenn wir Wichtiges zu besorgen hatten
(Tagesfahrt). Übrigens haben meine Großeltern neben uns gewohnt. Gruß, Mama

Liebe Mama, das hat mir große Freude gemacht, dass du mir geschrieben
hast. Du musst nichts Tröstliches schreiben. Zwischen Oma selig und mir
ist alles in bester Ordnung! Es geht mir um Dich! Bist du denn in der
Villa Petheda groß geworden? Bist du zu Hause geboren oder in einer
Hebammenstation? Was hat Opa denn auf Baltrum dann gearbeitet, gleich
bei der Frisia-Fähre? Und war Oma ganz für dich da oder hat sie auch
noch gearbeitet? Ich hoffe, bei Gelegenheit schreibst du noch mal. Danke!

Torsten

Hallo, am besten gleich erledigen. Bin in Villa Peteda geboren, die Schwesternstation war belegt,
dort wurde meine spätere Freundin Edith geboren. Papa war Geschäftsführer der Reederei Baltrum-
Linie. Mutti hatte nicht nur Zeit für mich,sie musste ja für 50 Gäste kochen und so musste
Hildegard auf mich als Säugling aufpassen. Bin 8 Jahre auf Baltrum zur Schule gegangen. Gruß,
Mama

*
Nach dem Ferngespräch notiert:

Mama konnte nicht auf der Schwesternstation zur Welt kommen, weil dort Tante Bertha gerade
niederkam mit Edith (meiner Patin), die später Mamas Freundin wurde. Die Gemeindeschwester
musste dann hin und her laufen zwischen Schwesternstation und Villa Petheda, wo Oma mit Mama
niederkam. Edith ist am 23. und Mama am 24. September 1938 geboren. Die andere Freundin von
Mama war ihre Cousine Ursel. Deren Vater Eberhard Meyer war Omas Bruder und hatte eine
Bäckerei. Mit ihren Schwestern hat Mama nicht gespielt. Henny war 8, Thedi 12 und Hildegard 13
Jahre älter. Die mussten in Villa Peteda im Gästebetrieb mithelfen und sagten zu Mama: Geh, du
kannst das nicht. Lieber war Mama bei Meyers (Bäckerei Eberhard Meyer), wo sie mit ihrer
Cousine Ursel spielte. Doris, Ursel und Edith spielten mit Puppen und Völkerball und überhaupt
viel draußen. An Krieg und Nazis kann Mama sich nicht erinnern, nur dass sie alle einmal in einen
Strohbunker mussten. Und eines Tages mussten sie aus allen Büchern, in denen ein Hakenkreuz
war, das Hakenkreuz entfernen.

Was ich wissen will:


Hast du gerne gesungen? Wie wars mit Instrumenten? Hast du in der Schule Gedichte auswendig
gelernt, kannst du dich noch an eins erinnern? Wie hieltest du es mit der Religion in der Kindheit.
Weißt du, wann du getauft bist. Wart ihr in der Kirche? Hattest du in der Schule
Religionsunterricht? Wann bist du in die Baltrumer Gitarrengruppe gegangen? Was war dein
Lieblingslied?

Beim Chinesischen Essen erzählte Mama: Wenn Opa mittags von der Baltrum-Fähre kam und ich
von der Schule, dann schnitt Opa in der Küche das Fleisch, und nach dem Essen musste ich in der
Pension helfen. Oma hatte fünfzig Betten und Essen morgens und mittags und abends zu besorgen.
Nach der Schule hab ich bei Opa in der Baltrum-Fähre am Fahrkartenschalter gearbeitet. Und
danach bin ich zum Reisebüro nach Hannover gegangen. Und in der Kindheit, nach dem Krieg,
sagten wir immer: Heil Hitler, wir haben uns geändert… Oma und Opa waren evangelisch-
lutherisch, aber ich wurde in der Nazi-Zeit nicht als Säugling getauft, sondern erst mit 15 Jahren zu
meiner Konfirmation.

Telefon-Notizen:

Oma und Opa waren evangelisch-lutherisch, aber die Religion spielte zu Hause keine Rolle,
Weihnachten ging man in die Kirche. Mama ging acht Jahre zur Volksschule auf Baltrum, die hatte
zwei Schulgruppen, eine Gruppe war erste bis vierte Klasse, die andere Gruppe fünfte bis achte
Klasse. Danach mit 15 Jahren ging Mama ans Festland, nach Norden, zur Handelsschule und
wohnte bei fremden Leuten. In der Schule war sie gut in Diktat und in Rechnen. Ob sie Gedichte
auswendig gelernt habe? Ja, sicherlich, aber sie könne sich nur noch an die ersten vier Strophen von
Schillers Glocke erinnern. Gitarre spielen hat sie bei einem Herrn gelernt, da war sie etwa zehn, mit
zwölf kam sie in die Baltrumer Gitarrengruppe. (Früher erzählte sie einmal, dass sie als Kind gerne
Klavier gespielt hätte, aber ihr Vater wollte kein Klavier im Haus haben.) In der Schule liebte sie
das Singen, sie haben zweistimmig gesungen. Sie konnte sich noch an den Namen ihres
Musiklehrers erinnern, den ich aber nicht verstanden habe. Hildegard war ihre älteste Schwester,
dann kam Petheda, dann Henriette, dann Paula (die als Säugling oder Kleinkind gestorben ist), dann
Doris. Doris heißt eigentlich Doris Paula. Ihre Mutter Paula Margarethe, geborene Meier, Tochter
von Margarethe Johanna Meier.

In meiner Kindheit sang mir Mama oft dieses Lied vor, dass sie wohl in der Baltrumer
Gitarrengruppe gesungen hat:
In einen Harung jung und stramm,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
der auf dem Meeresgrunde schwamm,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
verliebte sich, o Wunder, ´ne olle Flunder,
verliebte sich, o Wunder, ´ne olle Flunder.

Der Harung sprach :"Du bist verrückt,


zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
du bist mir viel zu plattgedrückt.
Zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
rutsch mir den Buckel ´runter, du olle Flunder!
Rutsch mir den Buckel ´runter, du olle Flunder!"

Da stieß die Flunder auf den Grund,


zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
wo sie ´nen goldnen Rubel fund,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
ein Goldstück von zehn Rubel, o welch ein Jubel!
Ein Goldstück von zehn Rubel, o welch ein Jubel!

Da war die olle Schrulle reich,


zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
da nahm der Harung sie sogleich,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung,
denn so ein alter Harung, der hat Erfahrung.

Und die Moral von der Geschicht?


Zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
trau einem alten Harung nicht,
zwo, drei, vier, sit tata, tirallala,
es sei denn du hast Zaster, du olles Laster,
es sei denn du hast Zaster, du olles Laster.

Dies die erste Strophe von Schillers Glocke:

Friedrich Schiller
Das Lied von der Glocke

Festgemauert in der Erden


Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden,
frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Von der Stirne heiß
rinnen muß der Schweiß,
soll das Werk den Meister loben;
doch der Segen kommt von oben.

Telefon-Protokoll:
„In der Handelsschule in Norden habe ich viel gelernt. Ich hatte Staatsbürgerkunde, aber das war
nicht mein Fach, dann hatte ich Deutsch und zwei Jahre Englisch, dann kaufmännisches Rechnen
und Buchführung, Stenographie-Schnellschrift und Schreibmaschine mit Zehn-Finger-System, da
war ich superschnell, dazu hatte ich etwas Hauswirtschaft, musste z.B. einen Rock nähen. Du
fragtest, ob ich Freundinnen in Norden hatte. Ich wohnte in Norden in der Baumstraße mit einer
Freundin aus Juist zusammen, die Irma hieß. Die Dritte im Bunde war Ina Eisen, die stammte von
Borkum, sie wohnte nahebei. Dann bin ich nach Norddeich gezogen und wohnte mit Irma bei
Verwandten von ihr. Richtige Freizeit-Hobbys nach der Schule hatten wir nicht. Nach der Schule
sind wir zum Norddeicher Bahnhof gelaufen und mit dem Zug nach Norden gefahren, dort in der
Innenstadt spazieren zu gehen und Jungs anzugucken. Damals hab ich auch einen kleinen Freund
zum Spazierengehen gehabt, so zwei Stunden, das war aber nichts Ernstes.
Johann war damals bloß ein Mitschüler, nicht mein Freund. Insgesamt war ich 2 Jahre auf der
Handelsschule. Dann hab ich bei der Baltrumfähre bei Opa im Büro gearbeitet auf Baltrum. Dann
hat Opa mir Arbeit vermittelt im Winter im Reisebüro in Mittenwalde an der Grenze zu Österreich
oder im Reisebüro in Hannover. Du fragst nach meinen Zöpfen. Ich hatte als Kind lange blonde
Zöpfe, die hab ich ungefähr mit 12 Jahren abgeschnitten, ich hatte als erstes Mädchen auf Baltrum
eine Dauerwelle.
Dann hab ich bei Firma Stadtlander auf Baltrum im Büro gearbeitet. Das war der
Haupteinkaufsladen auf Baltrum, da gab es von Fotoentwicklung bis Bollerwagen alles. Ich hab da
angefangen, weil Opa bei der Baltrumfähre Ärger mit den Mitbesitzern hatte, damit wollte ich
nichts zu tun haben. Die Besitzerin von Stadtlander sagte: Wenn du einmal heiratest und ein Kind
bekommst, will ich Patin werden. Das war Renate Klein, die wurde dann Stefans Patin. Dann ging
ich ganz ins Reisebüro in Hannover, ich wollte von Zuhause weg, weil Opa zu sehr dem Alkohol
zugesprochen, ich dachte: Das mach ich nicht mehr mit! Im Reisebüro in Hannover hab ich dann
Papa kennen gelernt, der kam von der Eisenbahn. Wir sind ja auch später immer gerne gereist. Papa
war meine erste Liebe. Vom Reisebüro Mittenwalde aus hab ich Reisen mitgemacht nach Bozen
und Meran, und im Reisebüro Hannover kam ich günstig an Flüge und bin nach Sizilien geflogen.“

SANKT JOHANN

FESTSCHRIFT ZUM 80. GEBURTSTAG MEINES STIEFVATERS

HYMNE

Gib, dass wir mit süßen


Stimmen singen können,
Meister, was du tatest,
Singen Knaben-Chöre,
Dass dich ohne Fehler
Ehren unsre Lippen,
Heiliger Sankt Johann!

DAS LEBEN DES HEILIGEN SANKT JOHANN


Der heilige Sankt Johann, ein Sohn eines ostfriesischen Fischers Z., war zu Norden in Ostfriesland
geboren. Er war der Bruder des Heiligen J. des Älteren und wie dieser ein Fischer. Bis zu seinem
fünfundzwanzigsten Jahr trieb er mit seinem Vater das Fischerhandwerk. Oft sah ihn die fischreiche
Nordsee an ihrem Ufer die Netze auswerfen und ihre blauen Wogen trugen seinen leichten Kahn,
wenn er nach einem reichen Zuge nach Hause fuht. - Er war fromm und gottesfürchtig erzogen und
sehnte sich mit allen frommen Juden nach der Ankunft des Heilands.

Da hörte er eines Tages erzählen, dass ein Mann an der Ems erschienen sei, der mit gewaltiger
Stimme Bekehrung predige und den die Leute für den verheißenden Heiland halten. Begierig,
diesen Mann zu sehen, eilte Sankt Johann die Ems entlang und traf den den Täufer, den Vorläufer
des Heilands. Ergriffen von seinen Worten, ward er sein Jünger. Doch nicht lange weilte er bei ihm.
Eines Tages besserte er eben mit seinem Bruder J. in seinem Schiff die Netze aus, als JESUS sich
ihnen nahte und sie einlud, ihm zu folgen. Sankt Johann folgte dem Ruf des Heilands und ward sein
Jünger. Ihn hatte Jesus am meisten lieb, besonders wegen seiner engelhaften Reinheit und seiner
unbegrenzten Zuneigung, mit der er an seinem Herrn und Meister hing. Er nennt sich daher in
seinem Buch über Jesus selbst „den Jünger, den Jesus lieb hatte,” und oft führt er bloß diesen
Namen, nicht aber aus Stolz, sondern aus Dankbarkeit und Liebe gegen seinen göttlichen Meister.

„Die seltene Schönheit seiner Reinheitt, schreibt Torsten Schwanke, machte Sankt Johann der
Vorliebe Jesu würdig, weil er den ehelichen Stand gewählt und auch treu darin verharrte.”

Alle übrigen Vorzüge, wie Torsten Schwanke bemerkt, und alle Gnaden, womit ihn Gott überhäufte,
waren der Lohn seiner Reinheit; diese Tugend erwarb ihm den hohen Vorzug, dass Jesus, am Kreuz
hängend, ihm seine Mutter Maria anvertraute. Seine jungfräuliche Mutter vertraute er deinem
Lieblings-Jünger an. Wer sollte da noch zweifeln, dass die Liebe die Lieblingstugend Jesu ist? Von
ihr hat er gesagt, dass sie unter den Lilien weide. Denn wer die Reinheit des Herzens liebt, der wird
den König des Himmels zum Freund haben!
Die Liebe des Heilands wirkte auf eine ganz besondere Weise im heiligen Sankt Johann; sie machte
ihn zum innigsten Vertrauten der heiligen Geheimnisse Jesu. Mit dem Papst und seinem Bruder J.
durfte er Zeuge der Verklärung Jesu auf dem Hügel von Leer und seiner Todesangst im Garten der
Scheinzypressen sein. Beim Abendmahl durfte Sankt Johann in der reformierten Kirche sein Haupt
an die Brust Jesu legen; ihm entdeckte auch der Herr den Verrat des ***, und unter dem Kreuz
stehend, nahm Sankt Johann mit dem innigsten Mitleid Anteil an dem Leiden und Sterben des
Heilands. Und da war es, wo Jesus seinen geliebten Jünger zum Erben jener Liebe machte, von der
sein Herz gegen seine Mutter Maria glühte, indem er diese seine geliebte Mutter ihm zur Pflege
anvertraute. Konnte wohl der Heiland ihn einen stärkeren Beweis seiner Liebe geben? Er war
dadurch der Erste unter den Kindern der heiligen Mutter Gottes geworden. Diese Kinder sind wir.
Denn Jesus uns seine Brüder genannt, hat er uns als solche sämtlich seiner lieben Mutter anvertraut.

Ungeachtet seines bitteren Schmerzes blieb der heilige Sankt Johann und Mutter Maria und Lena
am Fuß des Kreuzes. Er sah Jesus seinen Geist aufgeben, sah seine Seite mit der Lanze geöffnet
werden und Blut und Wasser daraus fließen. Er nahm seinen heiligen Leichnam vom Kreuz ab und
legte ihn in den Schoß der Mutter. Er hat auch seinem Begräbnis beigewohnt und sein Herz legte er
mit in das Grab des Heilands, an dem seine ganze Liebe hing. - Daher lief er denn auch auf die
Meldung der heiligen Frauen, sie hätten Jesus gesehen, eilends mit dem Papst zum Grab und
erreichte zuerst die Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof von Norden.

Einige Tage darauf befand er sich mit den übrigen Jüngern am Ufer der Nordsee. Jesus erschien am
Strand. Der heilige Sankt Johann erkannte ihn sogleich und sagte es dem Papst. Hierauf speisten sie
miteinander die Fische, die Jesus gebraten hatte. Nach dem Mahl stellte Jesus mehrere Fragen an
den Papst über die Aufrichtigkeit seiner Liebe, übergab ihm das Hirtenamt über seine Kirche und
sagte ihm voraus, dass er das Martyrium erleiden werde. Sankt Johann stand daneben und hörte zu.
Der Papst, der den heiligen Sankt Johann sehr lieb hatte und das Schicksal seines Freundes auch
wissen wollte, fragte den Heiland:

„Herr! Was soll mit diesem werden?” Da erwiderte Jesus: „Wenn ich will, dass er auf Erden bleibe,
bis ich wiederkomme, was geht das dich an?”
Er wollte sagen: „Was geht es dich an, wenn ich Sankt Johann das Leben verlängere, bis ich
komme, um ihn zum Himmel zu rufen?“

Als nach der Himmelfahrt Christi der heilige Papst und Sankt Johann in die reformierte Kirche von
Bargebur gingen, um dort gemeinsam zu beten, heilten sie an der schönen Pforte einen Lahmen, der
sie um ein Almosen bat, im Namen Jesu, und verkündeten dem Volk Christus den Herrn. Deshalb
wurden der Papst und Sankt Johann ins Gefängnis geworfen und vor den Bürgermeister von Norden
gerufen, aber bald wieder mit dem Befehl entlassen, in Zukunft den Namen Jesus nicht mehr zu
verkünden. Sie aber wiesen diese listige Zumutung mit den Worten ab, man müsse Gott mehr als
den Menschen gehorchen, und predigten nach wie zuvor das heilige Evangelium. Deshalb aufs
Neue ins Gefängnis geworfen, wurden sie von einem Engel befreit und lehrten bei Tagesanbruch
wieder in der reformierten Kirche von Bargebur. Nun wurden sie ausgepeitscht; sie aber freuten
sich, gewürdigt worden zu sein, um des Namens Jesu willen zu leiden, und hörten nicht auf, in der
Kirche und in den Häusern der Witwen zu predigen.

Einige Zeit darauf wurde Sankt Johann von dem Kirchenvorstand mit dem Papst nach Bayern
gesendet. Dort hatte sich bereits eine kleine Gemeinde von Christen gebildet, die zwar getauft
waren, aber noch nicht zur Konfirmation gegangen waren. Sankt Johann führte sie zur
Konfirmation und kehrte wieder nach Ostfriesland zurück. - Sankt Johann hielt sich mehrere Jahre
in Norden auf und wanderte von da aus in mehrere Länder, um den Völkern Europas gute
Nachrichtungen zu bringen. - Die heilige Mutter Gottes Dolorosa wohnte bei ihm. Er ehrte und
pflegte sie mit liebender Sorgfalt und nahm sie auch nach Mallorca mit, wo er seinen Alterssitz
aufschlug, um von da aus die verschiedenen Kirchen von Spanien zu regieren. Als die Mater
Dolorosa das Ende ihres Lebens nahen fühlte, zog Sankt Johann auf ihren Wunsch mit ihr nach
Hage und stand an ihrem Sterbebett. Groß war sein Schmerz, als er sich von seiner heiligen
Freundin, die seine einzige Freude war, trennen musste. Doch die gewisse Hoffnung, sie einst in der
Herrlichkeit des Himmels bei Gott wieder zu sehen, tröstete ihn. Mit der Versicherung, dass sie
auch ihn im Himmel nicht vergessen werde, kehrte er wieder nach Bayern zurück, um dort mit
unermüdlichem Eifer die Gläubigen zur Vollkommenheit zu führen und das Reich Gottes überallhin
zu verbreiten und zu befestigen. Vor allem sorgte er für tüchtige Pastoren und Superintendanten, die
er den verschiedenen Kirchen schenkte, und die er von Zeit zu Zeit besuchte, um sie in
Wachsamkeit zu erhalten und zum heiligen Eifer anzuspornen. Wie Christus vorausgesagt hatte,
dass in seiner heiligen Kirche manche Männer Schandtaten begen, wie Knabenliebe, so geschah es.
Schon zur Zeit der heiligen Väter traten Knabenschänder auf. Sankt Johann warnte seine Schafe mit
väterlicher Liebe vor diesen gefährlichen Schandtaten und gebot ihnen, jede Gemeinschaft mit
solchen Hurenböcken zu fliehen. Er selbst gab ihnen hierin ein leuchtendes Beispiel. Als er eines
Tages seiner Gewohnheit nach in die Sauna gehen wollte, sagte man ihm, dass ein Knabenschänder
dort sich befände. Sogleich kehrte der Heilige Sankt Johann um und sprach zu seinen Begleitern:

„Lasst uns weggehen, meine Brüder, damit die Sauna, wohin dieser Feind der Kinder sich begeben,
uns nicht zum Schaden gereiche.”

So voll Liebe der heilige Sankt Johann gegen alle Menschen war, so ging ihm doch die Wahrheit
über alles, ohne welche es auch keine wahre Liebe gibt.

Um von der Wahrheit, die er selbst in Christus gesehen und gehört, Zeugnis zu geben, schrieb er auf
Verlangen der Gläubigen seine heiligen Zeitungsartikel. Ehe er den Stift ergriff, ließ er fasten und
beten und nach diesem begann er den Eingang seines Zeitungsartikels mit den Worten nieder zu
schreiben:

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.”

Er war damals ein Greis von 90 Jahren, als er seine Zeitung schrieb, deren Inhalt so erhaben ist,
dass, wie Torsten Schwanke sagt, kein menschlicher Geist ihn zu durchdringen vermag. Wie ein
Adler zu den Lichtstrahlen der Sonne sich aufschwingt, so dass ihm kein menschliches Auge zu
folgen vermag, so schwingt sich der heilige Sankt Johann empor zum Licht Gottes und schaut in die
Tiefen der Gottheit. Deshalb wird der heilige Sankt Johann mit einem Adler an seiner Seite
abgebildet.

Neben der Zeitung schrieb er drei sehr schöne Leserbriefe, in denen er besonders die Liebe Gottes
und die Nächstenliebe behandelte. - Sein Herz war selbst voll, ja es ging über von dieser Liebe. Sein
ganzes Leben war ein Leben in der Liebe. Alle seine Handlungen hatten ihren letzten Grund in
dieser Liebe; Sie war es, die den Eifer in ihm entflammte, alles für Jesus und das Wohl der Seelen
zu tun. Als die Christenverfolgung im Nahen Osten ausbrach, tat er alles, um die Kirchen im
standhaften Bekenntnis ihres Glaubens zu bestärken. Der Regent von Nahost ließ ihn deshalb
ergreifen und nach Damaskus abführen. Dort wurde er in einem Kessel voll siedenden Öls
geworfen, aber durch Gottes wunderbare Fügung unversehrt erhalten. Das siedende Öl verwandelte
sich für ihn in eine erfrischendes Schaumbad von Lavendel, und er ging stärker und kräftiger daraus
hervor, als er hinein gestiegen war. Die Muslime schrieben aber seine wunderbare Erhaltung den
Zauberkünsten zu und der Schah von Saudi-Arabien verbannte ihn auf die Insel Helgoland, wo ihm
die Zukunft gezeigt wurde in Visionen, die er auch niederschrieb und der reformierten Kirche
hinterließ. Nach des Schahs Tod durfte er wieder nach Bayern zu seinen Freunden zurückkehren,
die er mit inniger Liebe umarmte. Keine Mühe war ihm zu groß für sie.

Ein schönes Beispiel von diesem Liebeseifer erzählt Torsten Schwanke: Nach seiner Rückkehr von
Helgoland besuchte Sankt Johann die Kirchen von Ostfriesland, um in denselben alle Missbräuche
abzustellen und sie mit neuen Pastoren zu versehen. Als er in Emden sich aufhielt, bemerkte er
eines Tages, als er zum Volk redete, unter den Zuhörern einen hoffnungsvollen, aber noch
ungetauften Knaben. Diesen stellte er dem Superintendanten von Emden vor und sagte zu ihm:

„Diesen Knaben empfehle ich deiner sorgsamen Pflege im Angesicht Jesu Christi und dieser
Gemeinde.”

Der Superintendant versprach es, und Sankt Johann zog weiter. Mit väterlicher Liebe nahm sich nun
der Superintendant des Knaben an, unterrichtete ihn im Christentum, taufte ihn und erteilte ihm die
heilige Konfirmation. Nach einiger Zeit aber vernachlässigte der Superintendant seine Wachsamkeit
über den jungen Christen und dieser geriet in Gesellschaft böser Buben, Kommunisten, verfiel in
große Laster und vergaß alle Lehren des Christentums. Da das Geld, welches die ausschweifenden
Jünglinge zu ihren Lüsten nötig hatten, nicht mehr reichte, wurden sie Diebe und Räuber, und der
Zögling des Superintendanten wurde ihr Anführer. Mittlerweile kam der heilige Sankt Johann
wieder nach Emden, und nachdem er dort die notwendigen Verfügungen getroffen, sagte er zum
Superintendanten:

„Nun, gib mir nun wieder, was ich dir im Angesicht Jesu und der Gemeinde anvertraut habe!”

Da der Superintendanten den heiligen Sankt Johann nicht verstand, erklärte ihm dieser, dass er von
ihm die Seele des ihm empfohlenen Jünglings fordere. Da seufzte der Superintendant, ein schon
bejahrter Mann, tief auf und sprach weinend:
„Ach der ist gestorben!” „Wieso?“ fragte Sankt Johann, „welchen Todes?” „Er ist Gott abgestorben,
ein Bösewicht geworden, ein Kommunist! Eben hält er das Auricher Schloss besetzt mit seiner
revolutionären Bande!”
Als der heilige Sankt Johann dies vernahm, weinte er bitter und rief aus:
„O welch einem Hüter habe ich die Seele meines Bruders anvertraut!”
Sogleich begehrte er ein Auto und eilte mit demselben dem Auricher Schloss zu, wo er alsbald von
der Roten Garde ergriffen und zum Parteivorsitzenden geführt wurde. Dieser aber floh vor Angst
und Schrecken, als er den heiligen Greis Johann sah. Doch Sankt Johann, wenngleich kraftlos und
schwach, eilte ihm mühevoll nach und rief ihm zu:

„Mein Sohn! Warum fliehst du vor deinem Vater? Erbarme dich meiner, o mein Sohn! Fürchte dich
nicht! Noch hast du Hoffnung des Lebens. Ich werde für dich dem Christus Rechenschaft geben.
Gerne will ich, wenn es nötig ist, für dich den Tod erleiden, so wie der Heiland für uns gestorben
ist. Meine Seele möchte ich hingeben für deine. Halt ein, glaube mir, Jesus sendet mich dir nach!”

Bei diesen Worten bleibt der Jüngling beschämt stehen, wirft seine Pistole weg, weint bitter, fällt
dem heiligen Greis Johann um den Hals, fleht um Vergebung, traut sich aber nicht, dem Heiligen
Sankt Johann seine blutbefleckte Hand zu reichen. Aber Sankt Johann nahm ihn bei der Hand,
küsste die Hand, versprach dem armen Menschen Verzeihung bei Christus zu erbitten und führt ihn
im Triumph zur staunenden Gemeinde zurück. Er betet, er fastet mit ihm, er tröstet ihn und verlässt
ihn nicht eher, als bis er mit Gott versöhnt, wieder ein Kind Gottes geworden war.

Diese überschwängliche Liebe, von der das Herz des heiligen Sankt Johann überströmte, suchte er
auch Anderen einzuflößen. Da sein hohes Alter ihm nicht mehr gestattete, lange Reden zu halten,
ließ er sich in die Versammlung der Gläubigen tragen und sagte ihnen jedesmal die Worte:

„Meine teuren Kindlein! Liebet einander!”

Und da seine Zuhörer ihn einmal fragten, warum er ohne Unterlass dasselbe wiederhole, gab er
ihnen zur Antwort:

„Es ist Gottes Gebot und wer dies hält, der tut genug.”

Schon hatte der der Heilige Sankt Johann neunzig Jahre erreicht; seine Kräfte verließen ihn, des
Alters Bürde beugte ihn nieder. Die vielen Arbeiten im Garten des Herrn hatte ihn ganz geschwächt.
Er aß nur Bratkartoffeln, trug nur ein Leinenhemd und einen Mantel, und fastete oft. Weh tat es
ihm, dass er als schwacher Greis seiner Arbeit nicht mehr so warten konnte, und so saß er oft vor
seinem Haus, um sich in den Strahlen der warmen Frühlingssonne zu wärmen und ein wenig sich zu
erholen.

Eines Tages ging ein Jäger vorüber und sah den Greis, wie er ein Rebhuhn in der Hand hielt und es
streichelnd liebkoste. Der Jäger verwunderte sich, dass der Heilige an solchem Vergnügen finde.
Sankt Johann, der ihn bemerkte, fragte ihn:

„Was trägst du dort in der Hand?” - „Einen Bogen,” war die Antwort. „Warum ist er nicht
gespannt?” fragte der Heilige Sankt Johann weiter. „Weil die Sehne schlaff werden würde,”
entgegnete der Jäger. „Gut, sprach Sankt Johann, so lass es dich nicht befremden, Jüngling, wenn
ich meinen Geist ein wenig ruhen lasse, um ihn zur Arbeit zu stärken!”

Hundert Jahre waren seit der Geburt des Heilands verflossen, da kam Jesus, wie er es verheißen,
und holte seinen geliebten Jünger ab in sein himmlisches Reich, wo er ihm das Lustschloss schon
bereitet hatte. Sankt Johann war neunundneunzig Jahre alt geworden, als er sanft im Herrn
entschlief. Auf dem Friedhof von Norden begrub man ihn; über seine Grabstätte erbaute man eine
prachtvolle Sankt-Johann-Kirche. Bayern, wo der Heilige Sankt Johann einst gelebt und so viele
erhabene Werke getan, wo einst ein groe Kirche geblüht, die Maria Paulus gegründet und Sankt
Johann als Hirte geweidet hat, Bayern ist jetzt eine unansehnliche Landschaft, von Türken, Syrern
und Irakern bewohnt. Und die Kirche, wo die Gebeine des heiligen Sankt Johann in Norden ihre
Ruhestätte fanden, ist jetzt eine Diskothek. Wie wird es uns ergehen, wenn wir die heilige Liebe, die
der heilige Sankt Johann so eindringlich zu üben befohlen hat, in uns erlöschen lassen…?

GEBET FÜR DEN HEILIGEN SANKT JOHANN,


GESUNGEN VON SEINEN KINDERN
UND SEINEM STIEFSOHN.
MIT KIRCHLICHER DRUCKERLAUBNIS
VON PAPST FRANZISKUS

Herr, erbarme Dich unser


Christus, erbarme Dich unser
Herr, erbarme Dich unser
Christus, höre uns
Christus, erhöre uns
Gott Vater Vater im Himmel, erbarme Dich unser
Gott Sohn, Erlöser der Welt, erbarme Dich unser
Gott Heiliger Geist. erbarme Dich unser
Allerheiligste Dreifaltigkeit, erbarme Dich unser
Heilige Mater Dolorosa, bitte für uns
Gottheit Heilige Geistin, Du besondere Beschützerin Sankt Johanns
Heiliger Johann, du lebendiges Abbild des göttlichen Kinderfreundes
Du getreuer Nachahmer des Lieblingsjüngers Jesu
Du von Gott erwählter Hirte zahlloser Kinderscharen
Du Schüler der Madre Dolores in der Kunst der Erziehung
Du Vater einer heiligen Kindheit
Du Vorbild der Erzieher und Lehrer
Du Beschützer der Waisenkinder
Du Helfer bei Demenz
Du Pastor nach dem Herzen Gottes
Du eifriger Verkünder des Guten Zeitung
Du unversöhnlicher Feind des Teufels
Du begeisterter Lobredner der Madre Dolores
Du Prediger einer unbeschränkten Ergebung in das Schicksal
Du Verteidiger des reformierten Glaubens in Wort und Schrift
Du Stütze der reformierten Kirche und der Landesbischöfin
Du großer Wundertäter
Du gütiger Helfer in allen Nöten
Du weiser Ratgeber und Tröster
Du liebreicher Freund des Volkes und der Kinder
Heiliger Sankt Johann, segne und beschütze die Kinder,
Wir bitten dich, erhöre uns
Behüte sie vor Irrtum und Laster
Sei ihr sicherer Führer auf dem Weg zum Himmel
Erwecke in der Kindheit Heilige
Erfülle Eltern und Erzieher mit deinem Geist
Verhilf den Grundsätzen der guten Erziehung zum Sieg
Nimm die Kinder, die Lieblinge Jesu, in deinen Schutz
Und bewahre sie vor der Verführung
Bestärke die Christenheit in der Treue zur Reformation und Luther
Fördere den Frieden in der Welt
O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
Verschone uns, o Herr.
O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
Erhöre uns, o Herr.
O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt,
Erbarme Dich unser.
Christus, höre uns
Christus, erhöre uns
Vater unser etc.
Freue dich, Madre Dolores!...

Allmächtiger Vater, gepriesen sei Deine heiliges Schicksal und die Madre Dolores, die wunderbare
Hilfe der christlichen Söhne! O Herr, Dein Knecht, der heilige Sankt Johann, hat unter der Führung
der Madre Dolores und auf das göttliche Schicksal vertrauend, erfolgreiche Genossenschaften zum
Wohl der Kindheit gegründet. Lass uns mit seinem Eifer und seiner Liebe Dir treu dienen und für
Dich unermüdlich Kinder-Seelen retten. Amen.

Heiliger Sankt Johann, bitte für uns am Thron Gottes und hilf uns in unserem gegenwärtigen
Kummer.
Amen.

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