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Regensburg

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Eldie Aachener und Kölner Denare der


Hohenstaufischen Zeit. *)

Nichts bereitet dem Numismatiker grössere Mühe als das


Fehlen der Namensziffern auf den Münzen der Fürsten des Mittel
alters, und die dadurch bedingte Aufgabe, Unterscheidungsmerk
male für die Münzen der verschiedenen gleichnamigen Fürsten
aufzufinden. Wenn diese Fürsten auf einander folgen, wie unter
den deutschen Kaisern die ersten drei Ottonen, Heinrich III, IV
und V, so muss man wohl die Hoffnung auf eine vollständige
und durchgängige Sonderung aller ihrer Gepräge aufgeben, und
sich begnügen, einigen derselben eine feste Stelle anzuweisen:
günstiger aber ist unsere Lage gegenüber solchen Regenten, deren
Regierungszeit, wenn auch nahe aneinander grenzend, doch durch
den Zwischenraum einiger Jahre getrennt ist. Hierbei habe ich
die beiden grossen Hohenstaufischen Kaiser im Auge, von denen
-

man früher annahm und annehmen zu müssen schien, dass es


unmöglich sei zu bestimmen, welche der mit dem Namen Fried
rich bezeichneten Denare (denn die Brakteaten machen keine
Schwierigkeiten) dem ersten und welche dem zweiten Friedrich
zuzuweisen. Es dürfte nun zwar nicht möglich sein, bestimmte
unterscheidende Kennzeichen für alle Gepräge dieser Kaiser auf
zustellen, da in dieser Zeit die Technik der verschiedenen Münz
stätten schon eine sehr verschiedene ist, und die Fabrikunter

*) Nachstehender Aufsatz sollte einen Theil der Besprechung meiner Inedita


bilden; da er aber während der Bearbeitung so umfangreich geworden, so habe
ich ihm eine gewisse Selbstständigkeit geben zu müssen geglaubt,

c/35
– 2 –

schiede mehr als in den früheren Zeiten sich bemerklich machen:


allein, wenn man die in Rede stehenden Münzen, nicht wie bis
her gebräuchlich war als kaiserliche, d. h. losgelöst von den übri
gen, nicht kaiserlichen Münzen ihrer Gegend, sondern im Zusam
menhange mit denselben betrachtet, so wird sich bei einiger Auf
merksamkeit die Trennung sicher überall durchführen lassen. So
will ich nun in nachstehenden Zeilen die Friedrichsmünzen aus
den beiden Städten, welche uns die zahlreichsten geliefert haben,
nämlich Aachen und Köln, einer Untersuchung unterwerfen und
die der anderen Kaiser anschliessen, welche dabei nicht füglich
unberücksichtigt bleiben können, unter Voranstellung der mir
vorliegenden Inedita.*) Für die weniger zahlreichen Denare aus
andern Münzstätten wird sich eine andere Gelegenheit zur Be
sprechung finden.
A. Aachen.

Friedrich I (1152–1190, Kaiser seit 1155).


1. EPEDERI CIMPRÄ., der thronende Kaiser mit Schwert
und Reichsapfel. R/ POMTR CTPVT MVNOI Drei Thürme
über einem Bogen. Gew. 2,6 Ts.**) Taf. XXV Nr. 1.
2. FPEDEPI –CIMPRA/ Der thronende Kaiser, das Schwert
auf dem Schoosse, in der Linken den Reichsapfel, neben seiner
rechten Schulter ein Stern. R/ POMT CTRPVT IMVNO ° I
Drei ähnliche Thürme auf einem Säulengange. Gew. 2,65 Ts. Taf.
XXW Nr. 2.
3. FRID9ROVIORRA/G Der Kaiser mit Hellebarde und
Reichsapfel, auf einem Löwenstuhle sitzend. Rſ (P007) 07ÄV
GI'OVNOI Vierthürmige Kirche, über derselben ein Stern. Gew.
2,6 Ts. Taf. XXV Nr. 3.
Diese letzte Münze findet sich schon, aber in einem weniger
vollkommenen, auch etwas abweichenden Exemplare in Mader's
krit. Beitr. Bd. I Nr. 50 abgebildet. Nr. 2 ist bemerkenswerth
wegen des auf dem Schoosse gehaltenen Schwertes, einer Darstel
') sämmtlich, soweit nicht das Gegentheil angegeben, in meiner Sammlung.
**) Ts. bedeutet Tausendtheile = /1000 Pfund. -

?
– 3 –

lung des Kaisers, die bisher nur auf dem Aachener Denare bei
Becker (200 selt. Münz.) Nr. 77 vorkam, und sich auch auf dem
nachstehend Nr. 1 beschriebenen von Friedrich II findet.
Dass die vorstehenden drei Münzen hier ihren richtigen Platz
erhalten haben, wird man nicht bezweifeln, wenn man sie mit
den unten aufgeführten, diesem Herrscher sicher angehörigen Köl
nern vergleicht, namentlich mit Nr. 3, deren Hſ, der von unsrer
Nr. 3 zum Verwechseln gleicht: auch haben die Gebäude auf Nr. 1
besonders aber auf Nr. 2 die grösste Aehnlichkeit mit der Kölni
schen auf Nr. 4 (Taf. XXVIII Nr. 2).
Ebenfalls sicher von Friedrich I sind auch Cappe KM. Bd. I Taf.
XVI Nr. 256 und Mader kr. B. I Nr. 51*), beide durch das Roma*)
caput mundi sich an vorstehende Nr. 1 u. 2 anschliessend. Schwie
riger könnte auf den ersten Blick die Unterbringung von Mader
krit. Beitr. I 52, Becker a. a. O. 76 und 77, Cappe KM. I Taf.
IX Nr. 142 und 143, und Il Taf. XXV Nr. 292*) erscheinen.
Allein hier dient uns zum Leitstern folgender Kölnische Pfennig:
ENGELBE–RTIGN IMI sitzender Erzbischof mit Stab und Buch
R/ NTRICTT COLONLW Kirche mit Mauer nnd 2 Fahnen (Cappe
Köln. Mz. Taf. X Nr. 169), welcher mit dem angeführten Aachener
Cappe I Taf. IX Nr. 143 die vollkommenste Uebereinstimmung
zeigt, die sich namentlich in der ganz gleichen Form des Kirchen
gebäudes, sowie der Buchstaben E und des besonders charakte
ristischen N (statt S) und Bf) deutlich zu erkennen giebt. Da
Engelbert den Kölner Stuhl von 1216–25 einnahm, so kann der
rex Friedericus dieses Aachener Pfennigs nicht F. I (1152–55),
sondern nur F. ll (1215–20) sein. Demselben Könige aber muss
dann nicht nur der ihm so ähnliche Denar Nr. 142 a. a. O. ange
hören, sondern auch Nr. 292 Taf. XXV Bd. II Cappe KM., der

*) Schlechter, nemlich ungenauer abgebildet bei Cappe KM. Bd. I Taf. XI


Nr. 175.
*) scil. secunda d. h. Aachen (Mader krit. Beitr. I S. 88).
**) Der Obol zu diesem Denar findet sich bei Götz KM. Nr. 356.
†) Bei Cappe freilich, der auf Genauigkeit so wenig hält, tritt dies weniger
deutlich hervor, namentlich hat sein Engelbert nicht NÄNCTA, wie mein
Exemplar sehr scharf zeigt, sondern eher STÄNCTA.
– 4 –

ihm gleichfalls durch die Form der Buchstaben und das Sanctus
Karolus der Rſ so nahe gerückt ist.
Es bleiben von den obengenannten Friedrichs-Denaren noch
übrig: Becker Nr. 76 und 77, Mader I Nr. 52. Die Form der
schon erwähnten drei Buchstaben, das Sanctus Karolus auf den
beiden ersten, und die Aehnlichkeit der zweiten mit Münzen
des Kölner Erzbischofs Theodorich I*) 1208–14 (Cappe Köln.
Münz. Taf. X Nr. 254 flgd.) namentlich aber das Sanctus Karo
lus**) weist auch diese beiden Denare an Friedrich II, während
dieselbe Buchstabenform, dieselbe Inschrift der Rſ. und das die
Darstellung umschliessende auf die Spitze gestellte Viereck (eben
so nur auf Westphälischen Denaren von Friedrich II und Richard
erscheinend) auch dem Fredericus Ces***) Mader I Nr. 52 hier
seine Stelle sichert.
Die Richtigkeit dieser Anordnung wird die Schlussübersicht
der Aachener Denare noch anschaulicher machen.+)

*) Dass ich somit die Aachener Kaisermünzen als Nachahmungen der kölni
schen Erzbischofsmünzen betrachte, kann keinen Anstoss erregen, denn letztere
sind bei Weitem zahlreicher ausgeprägt und der Natur der Sache nach ahmt
man die verbreitetsten Geldsorten nach, ohne Rücksicht auf den Rang des
Münzherren.
**) Friedrich I wurde 1155 in Rom zum Kaiser gekrönt, erst 10 Jahre später
aber erfolgte die Heiligsprechung Karls.
***) In dieser volleren Form erscheint der Titel auf meinem Exemplare.
†) Quix (Geschichte der Stadt Aachen S. 68) bringt die ungeheuerliche Nach
richt, dass Kaiser Friedrich I in Aachen eine Münzstätte errichtet, in welcher
Münzen geprägt worden von 24 Solidis an Werth gleich 12 Kölner Solidis. Die
betreffende Urkunde (von 1166, cod. diplom. S. 37) lautet: „de marca cudentur
24 solidi, 12 solidis Coloniensium semper equipollentes, ita videlicet, ut ex
his 24 solidis 12 solidi Colonienses haberi possint et de 12 solidis Coloniensium
24 solidi Aquensium sine impedimentopossint cambiri; forma vero denariorum
talis erit, quod in unaparte erit imago Sti. Karoli et ejus superscriptio, ex
alteraparte nostra imago cum nostri nominis superscriptione.“ Man könnte
nun glauben, diese Denare seien uns in den angeführten (Becker 76 u. 77) auf
behalten, es sprechen aber dagegen alle oben aufgezählten Gründe, das „rex“
statt „imperator“ und die nicht zutreffende Bestimmung unserer Urkunde in
Betreff des Gewichtes. Ist also die Urkunde ächt (das Original soll verloren
gegangen sein), so haben wir es mit dem nicht seltenen Falle zu thun, dass
die angeordnete Prägung mit der wirklich erfolgten nicht übereinstimmt, oder
es bleiben die Münzen des vorgeschriebenen Schlages noch aufzufinden.
– 5 –

Philipp von Schwaben.


1. PHIPPV–NREX - (oder vielleicht FILIPPV &c.) Der
König thronend, mit Hellebarde und Scepter. R/ ROC07W C7R
PVT COVIIDI Gebäude mit drei Thürmen. Gew. 2,1 Ts. Taf.
XXV Nr. 4.
2. Aehnlicher Obol, auf dessen Hſ. aber nur noch NVREX
zu erkennen. Gew. 1,4 Ts. Taf. XXV Nr. 5.
Die Münzen dieses Königs zählen bekanntlich zu den gröss
ten Seltenheiten, abgesehen von den kürzlich bei Volpertshausen
zahlreich ausgegrabenen Halbbrakteaten (s. Cappe KM. Bd. III
Nr. 596–599); andere zweiseitige Münzen waren von ihm bisher
noch gar nicht bekannt.*) Ausserdem aber sind unsre Münzen
noch interessant 1) dadurch, dass sie den ganzen und halben
Pfennig desselben Schlages darstellen, 2) durch die nur hier allein
erscheinende abweichende Form des Gebäudes (der Kaiserpfalz?),
3) insofern sie zuerst das eckige N haben, welches für die
Aachener Münzen der nächsten Nachfolger, Otto IV und Fried
rich II, bezeichnend ist.
Otto IV.
1. REXOS – S SOIP Der thronende König mit Schwert
und Hellebarde. R/ XINGDVO7R . . . . Kirchengebäude. Gew.
2,7 Ts. Taf. XXV Nr. 6.
2. REIXOS – SSO IP Der thronende König mit Scepter
und Reichsapfel. Rſ Aehnliche aber etwas verprägte Inschrift.
Vierthürmiger Dom. Gew. 2,7 Ts. Taf. XXV Nr. 7.
3. RGX. OT--––, wie Nr.2. Rf. IC(RE?)--- OLVS gekrönter
Kopf Karls d. Gr. mit Scepter. (Angeblich in der Königl. Samm
lung hierselbst.) Taf. XXV Nr. 8.
Auf Nr. 1 ist die Umschrift rückläufig, lautet also (urbs?)
K (wenig sichtbar) QVGNSIS. Sehr ähnlich ist Cappe KMz.
Bd. I. Taf. XI Nr. 173, das einzige bisher bekannte Aachener Ge
präge dieses münzarmen Fürsten. Nr. 2 scheint auf der Rſ. die

“) Cappe a. a. 0. Nr. 600 schreibt ihm einen Denar zu, dessen mangelhafte
Umschrift jede Deutung zulässt und erwähnt ebenda, ohne ihn zu beschreiben
oder abzubilden, einen Kölner Denar von Philipp (s. ebenda Nr. 916). X :
– 6 –

selbe Umschrift zu tragen, wie auch die Umschriften der Hſ.


selbst in dem einen überzähligen T sich gleichen. Nr. 3 ist
äusserst merkwürdig, der Kopf des grossen Kaisers erscheint
nirgends sonst als alleiniges Gepräge. Der Aehnlichkeit mit Nr. 2
wegen glaube ich hier anreihen zu dürfen:
4. AP (dieser Buchstab ist zweifelhaft) VIX – TRGIVIX der
thronende König mit schwörender Rechten und Reichsapfel. H/.
IA QVIX•------- Kirche, darüber Stern. Gew. 2,s Ts. Taf.
XXW Nr. 9.
Höchst auffallend ist die Art wie der Kaiser dargestellt ist*),
und das Fehlen seines Namens bei Wiederholung des Stadtna
mens. Sollte deshalb diese Münze nicht doch auf die Eigen
schaft Aachens als der Krönungsstadt gehen? so sehr sich auch
sonst unser numismatisches Gewissen gegen die ehedem so be
liebte Auffassung der mittelalterlichen Münzen als Denkmünzen
sträubt. -

Friedrich II.
Alle vorstehend gedachten Aachener Münzen sind bis auf
Mader I Nr. 51, die öfter vorkommt, mehr oder weniger selten,
nach ihnen aber tritt unter Friedrich II eine ziemlich zahlreiche
Ausmünzung von Nr. 348 Götz KMz.*) ein. Man lässt diese
Münzen in Aachen geprägt sein, ohne dass meines Wissens noch
Jemand diese Ansicht gerechtfertigt hätte. Aber 1) passt keine
andere der damaligen wenig zahlreichen und wenig thätigen kai
serlichen Münzstätten besser, 2) würden sonst Aachener Gepräge
von der ersten Regierungszeit dieses Kaisers ab bis auf Rudolf
(also von etwa 1225–73) gänzlich fehlen, und 3) fügen sie sich
sehr gut als Mittelstücke zwischen die oben angeführten älteren
Aachener von Friedrich Il und die von Rudolf, welche eine Art
Renaissance zeigen, sowie auch 4) das Brustbild Karls hier wie
auf den älteren Aachener Geprägen Friedrichs II unter dem Dome

*) Ganz wie auf dem Aachener Denar bei Götz KMz. Nr. 406, der freilich
wohl nur eine Nachahmung des unsrigen ist.
“) In besserem Exemplare, aber viel ungenauer abgebildet Cappe KMz. I.
Taf. XI Nr. 146.
– 7 –

erscheint, in dessen unteren Räumen er von Alters her als Ge


genstand religiöser und politischer Pietät ruht. Man wird hier
gegen nicht einwenden können, dass diese Denare in ähnlicher
Weise wie die Westphälischen unvollkommen, nemlich mit zu
grossem Stempel auf zu kleiner Silberplatte ausgeprägt sind, denn
eine ähnliche Eigenthümlichkeit zeigen schon ältere Aachener
desselben Fürsten (Cappe KMz. I Taf. IX Nr. 142, 143) sowie viele
der Aachener Münzen Rudolf's gleichfalls, und bildet dieser Um
stand allein noch nicht das unterscheidende Merkmal der West
phälischen Denare. Somit glaube ich unbedenklich diese und
ähnliche Denare hier nachstehend verzeichnen zu dürfen.
1. - FR I D . . . . Der thronende Kaiser, auf dem Schoosse
das Schwert, in der Linken den Reichsapfel. R/ (Impe) RAGOR
Gebäude. Gew. 2,75 Ts. Taf. XXV Nr. 10. (Mader IV Nr. 49?)
Von den bekannten Münzen unterscheidet sich diese nicht
nur durch die Lage des Schwertes, sondern auch durch das Ge
bäude, unter welchem das Brustbild Karls fehlt. Will man um
letzteren Umstandes willen etwa an der Aachener Herkunft dieses
Stückes zweifeln, so gilt dasselbe von Cappe KMz. I Taf. IX
Nr. 147 (Götz KMz. Nr. 400 und 401), die ich hier in getreuer
Abbildung vorführe.
2. FRIE.–... CVS, der thronende Kaiser mit Scepter und
E Reichsapfel. R/. (Imp) ERÄTO (r) dreithürmige Kirche, unter
jedem der Seitenthürme eine Lilie. Gew. 2,82 Ts. Taf. XXV
Nr. 11.

Gleichfalls schon, jedoch in einem schlechten Exemplare ab


gebildet (bei Götz Nr. 355) ist folgender Obol:
3. • FRID – . . . Der Kaiser thronend mit Palmzweig und
Reichsapfel. R/ (IM) PEIRA (GOR) Gekröntes Brustbild, ein
über ihm sich erhebendes dreithürmiges Gebäude stützend. Gew
1,5 Ts. Taf. XXV Nr. 12.
Es folgen nun räthselhafte Denare gleichen Schlages wie die
mit FRID–RICIS R/ INIPERTRGOR (Götz KMz. Nr. 348),
von denen wir ausgegangen sind, solche nemlich, welche auf der
Rſ statt des Titels Willelmus rex tragen. Es giebt von ihnen
– 8 –

zwei Arten: mit Fridericus und Karolus auf der Hf. Meines
Dafürhaltens können sie beide von
König Wilhelm
sein. Hier ihre Beschreibung nach meinen deutlichen Exemplaren:
1. FRID–EIRICI9, der thronende König mit Palmzweig
(sog. Ruthenscepter) und Reichsapfel. R/ WILLEIL (mus rex)
Unter einem dreithürmigen Gebäude erscheint, dasselbe stützend,
das Brustbild Karls d. Gr. Gew. 2,52 Ts. Taf. XXV Nr. 13.
2. Dasselbe Gepräge. Umschriften RTRRO – . . . X - R/.
WILL ... GIX. (ein zweites Exemplar zeigt W....ON 9REIX)
Gew. 2,24 Ts. Taf. XXV Nr. 14.
Götz Nr. 562*) und nach ihm Cappe (KM. I Nr. 807) bringt
letztere Münze mit unrichtiger Umschrift der Rſ (nach Joachims
Gr. Kab.) unter Karl IV, dem sie natürlich nicht gehören kann,
denn sie sieht ganz aus wie die unzweifelhaften von Richard (s.
unten) und ist ganz verschieden von den beglaubigten Aachener
Münzen Karls IV (Bl. f. Münzk. I Nr. 258), welche das neue Ster
lingsgepräge zeigen. Unsere Nr. 1 macht Mader (kr. Beitr. Bd. IV
Seite 99 figde. und 111) viel zu schaffen. Ich möchte mir den
Willelmus rex etwa folgendermassen erklären. Als Graf Wil
helm von Holland als Friedrichs Gegenkönig nach langer Belage
rung in Aachen endlich einzog (1248), nahm man, um schnell
eine Münze von ihm herzustellen, einen noch brauchbaren Avers
stempel von Friedrich II und schnitt dazu einen neuen Revers
stempel, auf dem man das imperator durch den Namen des neu
erwählten Königs ersetzte (Nr. 1). Später, als man eines Avers
stempels bedurfte, musste der unpassende Name des Gegenkai
sers Friedrich dem des als Schutzheiligen verehrten Kaisers Karl
weichen, und so entstand Nr. 2. Diesem Erklärungsversuche wi
derspricht das Fehlen des sanctus bei dem Namen Karolus nicht,
denn auf dem obigen Denare Nr. 3 von Otto IV steht auch nur

*) S. auch Mader krit. Beitr. IVS. 104. Die Erklärung des RÄRO . . . X
durch Romanorum rex bei Reichel Münzsammlung Bd. IV Nr. 3067 steht in
Widerspruch mit der Inschrift, deren erster Buchstab ein K, kein R ist, und
wäre auch, wie dort schon bemerkt ist, diese Abkürzung höchst auffallend.
- 9 –

Meine Karolus rex; jedenfalls aber vermindert man damit die Schwie
rigkeit, welche das Beieinander des Namens Wilhelm mit Frie
dericus und Karolus bietet, zweier Könige, von denen der letz
plaren tere gar nicht mit Wilhelm gleichzeitig, sondern ein Jahrhundert
mzwei später gelebt hat, der erstere sein Gegner war. Maders (krit.
us rex Beitr. IV S. 111) geäusserte Muthmassung, dass unter Willelmus
ützen. rex der englische König zu verstehen, diese Münzen also zum
13. Verkehr mit England geschlagen seien, hat nicht nur den Um
R stand gegen sich, dass wir dann diese ganz gleichartigen Münzen
REX auf den Zeitraum von mehr als ein Jahrhundert vertheilen müss
ten*), sondern auch, dass solche im Mittelalter allerdings sehr
bring häufige Nachahmung fremder Münzen sich nicht bloss auf die
achim Umschrift beschränkte, welche doch nur den Wenigsten verständ
kan lich war, sondern vollkommene Gleichheit der Bilder erstrebte,
ard ( die doch hier durchaus fehlt.
chene Von ganz gleichem Gepräge sind die Denare des anderen
e Ster. Gegenkönigs
Bd. IW Richard von Cornwallis (1257–69, † 1272).
ir den Das erste, sehr unvollkommene Exemplar seiner Aachener
fW. Münze hat Mader (krit. Beitr. IV Nr. 60, und nach ihm Götz
Zelage KMz. 523) veröffentlicht, er konnte aber über die Inschrift der
schnell Rſ nur Muthmassungen aufstellen, welche ein späterer kleiner
Ayers Fund solcher Denare (s. Köhne Zeitschr. Bd. III S. 318*) wider
evers legt hat. Cappe legt diesem Könige irrig die vorgedachte Wil
2S mé. helmsmünze mit Friedericus bei (KM. I Nr. 731), indem er will
Ayers kührlich das D, das auf seiner Zeichnung erscheint, in C ver
enkä. kehrt und über das Fehlen des verwischten Anfangsbuchstaben F
s Ka mit Leichtigkeit hinweggeht. Unter Nr. 732 giebt er als Inschrift
e wi der Hſ. RICH–ÄRD und der R/. REIX RICHTERD; seine Ab
nich
*) Friedrich II 1215–50, Karl IV 1346–78; an Friedrich den Schönen
h nU (1314–30) ist natürlich nicht zu denken, da es ganz gleiche Denare von Ri
chard (1257–72) giebt. /

... . “) Wenn a. a. O. gesagt wird, diese Münzen hätten gleichen Schlag wie
eht in die von Friedrich II mit ROMA CAPWT MWNDI, so ist dies nach
Obigem irrig, denn nicht allein gehören letztere dem ersten Friedrich, sondern
t, und
nd.
sie zeigen auch nicht die geringste Aehnlichkeit mit diesen Richards-Münzen.
– 10 –

bildung zeigt aber aufs Deutlichste, dass er diese Münze aus


mehreren Exemplaren und zwar mit seiner gewohnten Willkühr
lichkeit ergänzt hat*); es existiren überdies so vollständige Exem
plare gar nicht, wie denn auch in dem gedachten Funde unter
33 Stück nicht ein einziges vollständiges vorgekommen ist. Der
Beschreiber dieses Fundes stellt aus diesen Münzen die gleiche
Avers- und Revers-Umschrift Ricard rex**) her. Da es somit
noch immer an einer treuen Abbildung eines deutlichen Exem
plars dieser interessanten Münze fehlt, so liefere ich solche hier
nebst der Beschreibung nach einem Stücke, das in Betracht der
unvollkommenen Ausprägung dieser Denare als ein möglichst
gutes zu betrachten ist:
1. RICH *) . . . Der thronende Kaiser mit Palmzweig und
Reichsapfel. R/. RICH*) . . . GX unter einem dreithürmigen Ge
bäude erscheint, dasselbe stützend, Karls d. Gr. Brustbild. Gew.
2,55 Ts. Taf. XXV Nr. 15. -

*) Zur Begründung dieses schweren Vorwurfes, auf den ich hier und an
derswo noch öfter zurückkommen werde, seien hier nur folgende besonders ent
stellte Münzen angeführt: 1) KM. I Taf. VIII 134 FRED_ATOR, während
die richtige Inschrift IPE–Ä–TOR lautet, vom Namen aber keine Spur
da ist (vergl. Cappe Bd. III Nr. 526), 2) Taf. IX 148 + RE – FRIC, der
Text liest richtig RIC . . 3) Taf. IX Nr. 151 lässt nicht ahnen, dass die Münze
wie der Text sagt, sehr beschnitten und die Buchstaben nur halb sichtbar sind.
4) Taf. XII 195 CAROLIOS IIIPERO ! 5) Taf. XIII 208 Arnulf in einen
Conrad verwandelt, ähnlich wie die Nachahmungen der Verduner Denare von
Heinrich I solche Metamorphosen in Ludwig und Conrad (Taf. XIII Nr. 206 und
207) durchmachen müssen, 6) Taf. XVIII Nr. 303 ist eben dasselbe Exemplar,
das ich in den Mém. de St. Pétersb. Bd. II S. 101 richtig beschrieben habe;
es ist nicht nur kleiner, sondern auch die Umschriften anders laufend und in an
deren Theilen erhalten! 7) Bd. II Taf. III 14 u. 15, der Name Curadus ist hin
einphantasirt, diese Brakteaten sind von Friedrich I. 8) Taf. VII Nr. 60, C. hat
sich durch die Aehnlichkeit mit Nr. 59 verleiten lassen, Philippus zu lesen. Die
Münze ist gewiss von diesem Könige, trägt aber keine Inschrift, sondern statt
derselben nur Striche, welche als Verzierung von dem äusseren nach dem in
neren Perlenkreise laufen. 9) Taf. XXIV Nr. 275 wird in Folgendem bespro
chen werden. Dies Sündenregister, das ich beträchtlich vermehren könnte, wird
hinreichen, um jeden Forscher zu warnen, dass er auf Münzen, die nur aus
Cappe's Beschreibungen und Abbildungen bekannt sind, keinerlei Schlüsse baue,
sondern dieselben bis zum Auftreten eines besseren Bürgen lieber als nicht
vorhanden betrachte.
“). So wird auch bei Reichel Bd. IV Nr. 3069 gelesen.
– 11 –

Nach der Umschrift" der Rſ. dürfte auch folgender Pfennig


desselben Gepräges ihm angehörig sein:
2. WRCH . . . . R/ RI . . . . . EIX. Gew. 2,35 Ts. Taf.
XXW Nr. 16.

Andere Aachener Gepräge bis zu Rudolf sind mir nicht be


kannt. Die Aachener Münzen der Hohenstaufischen Zeit würden
also, abgesehen von den ältesten, vielleicht schon hierher, viel
leicht noch, dem Könige Lothar oder Heinrich V angehörigen, in
der Revue belge I sér. Bd. II Taf. IW Nr. 2, 3, 6, 8 und II sér.
Bd. III Taf. VII Nr. 42–-45 abgebildeten Denaren*) folgender
maassen zu ordnen sein:
Friedrich I (1152–90, Kaiser seit 1155).
1. REX FRICERICWS R/. ROMTR C7XPWT MVIDI
(Cappe KM. I Taf. XVI Nr. 256).
2. Aehnlich mit Kaisertitel (Mader I, 51. Cappe I Tf. XI, 175.**)
3–5. Die vorstehend unter Nr. 1 – 3 beschriebenen. An
die letzte derselben (Nr. 3) reiht sich, in überraschender Aehn
lichkeit, von seinem Nachfolger
Heinrich VI (1190–97)
Cappe I Taf. XVI Nr. 260, Roma caput mundi. Dann fol
gen von -

Philipp
der oben beschriebene Denar und Obol, mit derselben Inschrift
auf der Rſ. Demnächst von
Otto IV (1198–1218) -

Cappe I Taf. XI Nr. 173. Rf. Aquensis civitas, und


die oben unter Nr. 1–4 aufgeführten. Ferner von - ***

Friedrich II (1215–50)
1–2. Becker Nr. 76 und 77. R/ Sanctus Karolus.
3. Mader I Nr. 52. R/. Dieselbe Inschrift.
4. Cappe II Taf. XXV Nr. 292. R/. Desgl.
“) Cappe KM. III Taf. IV Nr. 42 liest VISGTRO statt 7RQVIS, und
erklärt dies irrig durch Viset statt Aachen (vergl. Revue belge II sér. Bd. III
S. 155).
“) Damit stimmt auch das Resultat des Daelie-Fundes s. Münzstudien Bd.
III S. 263, -
– 12 –

5–6. Cappe I Taf. IX Nr. 142–143. R/. Ebenso, sodann


7. Die verschiedenen mit Fridericus. R/ Imperator und
dem das Kirchengebäude stützenden Brustbilde Karls d. Gr.
Den Beschluss machen die ganz gleichen Gepräge seiner
Gegner Wilhelm und Richard.
Ein Beweis für die Richtigkeit dieser Anordnung dürfte darin
liegen, dass sie eine natürliche und folgerichtige Entwicklung des
Gepräges erkennen lässt, und das der Fabrik nach Gleichartige
zusammenstellt. Also: Anfangs, nemlich unter Friedrich I und
seinen Nachfolgern Heinrich und Philipp das Roma caput mundi,
unter Otto erst der Stadtname, dann Karolus rex mit dessen
Kopfe, unter Friedrich II die ähnliche Umschrift Sanctus Karolus,
aber mit dem Kopfe unter dem Kirchengebäude, später mit glei
cher Umschrift die Kirche allein, zum Schlusse, unter demselben
Kaiser und seinen Gegnern Wilhelm und Richard nur Name und
Titel (einmal auch Karl als König) und der heilige Kaiser im
Brustbilde als Stütze der Kirche. Nirgends sehe ich hier erheb
liche Bedenken, um so weniger, als sich selbst die Denare Ru
dolfs auf natürliche Weise an die „der kaiserlosen, der schreck
lichen Zeit“ anschliessen.

B. Köln.
Friedrich I.
1. FRIO–M TRT • –PV TR (d. h. Frid. imperat. aug.) Der
Kaiser thronend mit Fahne und Reichsapfel. R/ ETY COTONIA
PÄIC IAAPI (pacis mater) dreithürmige Kirche mit Arkaden.
Gew. 2,73 Ts. Taf. XXVIII Nr. 1.
Aehnlich Cappe KM. III Taf. IV Nr. 47. Das Kirchengebäude
ist ganz so gebildet nicht nur wie auf gewissen der sogenannten
Hitolfsmünzen*) (Cappe köln. M. Taf. VII Nr. 114), welche zur
) Münzstudien Bd. III S. 265. Mir ist immer aufgefallen, dass die
Münzen des Erzbischofs Reinald (1159–67) denen seines Nachfolgers Philipp
(1167–91) so wenig gleichen, und bin ich daher geneigt zu glauben, dass letz
tere erst gegen das Ende seiner Regierung, etwa seit den 80er Jahren geschla
gen, in der Zwischenzeit aber, aus unbekannten Gründen nicht mit seinem
Namen, diese zahlreichen und mannigfachen Hitolfsmünzen geprägt sind. - -
–- 13 –

Bestimmung unseres Denars nichts beitragen können, sondern


auch wie auf Münzen der Kölner Erzbischöfe Arnold II (1150–
56), Friedrich II (1157–59) und Reinald (1159–67) (Cappe a.
a. O. Taf. IX Nr. 137, 144 und S. 94 Nr. 405), wodurch die Mit
bewerbung Friedrichs II (1215–50) ausgeschlossen wird.
2. Der sitzende Kaiser mit Reichsapfel und Palmzweig. R/.
Dreithürmige Kirche, im offenen Thore ein Stern. Gew. 0,51 Ts.
Taf. XXVIII Nr. 3. -

Dieser Viertelpfennig hat nie Umschrift gehabt. Er ist die


Hälfte des Obols Mader krit. Beitr. IV Nr. 5l (mein Exemplar
wiegt 1,17 Ts), mit dem er von ganz gleichem Gepräge ist, wäh
rend sich beiden der Denar und der Obol mit HITARC bei Cappe
Köln. M. Taf. VII Nr. 111 und 112 anschliessen. Götz KM. Nr. 446
scheint mit dem angeführten Mader'schen Obole identisch; ein
Denar gleichen Schlages ist bei Merle S. 17 Nr. l (Reichel IV
Nr. 2587) beschrieben.*) -

3. TPIO3PIVOIPBING (also FRIDERIVS IPRAVG) Der


Kaiser auf einem Löwenstuhle sitzend, mit Hellebarde und Reichs
apfel, unter der Linken ein Stern. R/ EA COTONIA PÄIC MAT
dreithürmige Kirche in einer Umfassungsmauer, in deren offenem
Thore ein Kreuz erscheint. Gew. 2,85 Ts. Taf. XXV Nr. 17.
Das Kirchengebäude, bis auf das Kreuz, welches hier die
Stelle des Sternes einnimmt, dem auf der vorigen Münze durch
aus ähnlich, kommt so, jedoch ohne das Kreuz, ausser auf Mün
zen mit HIT ARCEPICOPV (Cappe a. a. 0. Taf. VII Nr. 112)
nur noch unter Erzbischof Friedrich I ( 1101–31) vor (Cappe
a. a. O. Taf. VIII Nr. 128), womit also für Kaiser Friedrich I ent
schieden ist. Uebrigens ist aber schon die ausserordentliche
Aehnlichkeit der Hſ. dieses Pfennigs mit dem unter Nr. 3 beschrie
benen Aachener hervorgehoben worden. Bei Reichel IV Nr. 257
scheint dieselbe Münze zu sein, -

4. FPIoP(E?)–TRICV eIP Der thronende Kaiser mit Kreuz


stab und Adler (oder Falken?) R/ EA COTONIA PAIC MAI
*) Götz Nr. 405 dürfte nach Köln und ebenfalls in diese Regierung gehö
ren, wahrscheinlich auch Nr. 353. *.
– 14 –

dreithürmige Kirche auf drei Bogen, in deren jedem ein Kreuz


chen. Gew. 2,65 Ts. Taf. XXVIII Nr. 2.
Ein weniger gutes Exemplar hat Götz KM. Nr. 352 abgebil
det. Dass diese Münze demselben Friedrich wie die vorherge
henden angehört, kann bei einer Vergleichung der Schrift, des
Kirchengebäudes und der ganzen Fabrik Niemandem zweifelhaft
sein, und wäre eine weitere Beweisführung wahrlich überflüssig.
Es folgt nun eine Reihe von Münzen mit unverständlichen
Umschriften, die deshalb auch theilweis verkannt worden sind.
Es sind dies -

a) Cappe KM. I Taf. XIX Nr. 313:


Es fehlt an jedem zureichendem Grunde, um sie, wie Cappe
(S. 145) thut, Heinrich VI beizulegen*); er ist zwar Friedrichs I
Nachfolger, die Münze aber sehr ähnlich der in den Münzstud.
Bd. III Taf. WII Nr. 10 Von Friedrich I.
b) Cappe KM. I Taf. XVI Nr. 259 -

hat ganz gleiche Rſ. mit unserer Nr. 1, also ist nicht zu ersehen,
weshalb Cappe (S. 145) ebenfalls Heinrich VI mit dieser Münze
bedenkt.
c) Cappe KM. I Taf. X Nr. 152
soll abermals von Heinrich VI sein, während Grote (Münzstud.
Bd. III S. 264 Nr. 17), die Inschrift der Hſ richtiger lesend, sich
nicht entscheidet. Gleiche Rſ. hat -

d) Götz Nr. 445,


die aus den angegebenen Gründen nur irrthümlich als ein Ge
präge Friedrichs II bezeichnet ist.
Um den Kreis der diesem Kaiser zugetheilten Kölner Gepräge
ganz zu durchlaufen, müssen wir noch zwei Münzen betrachten:
1) Cappe KM. Bd. I Taf. IX Nr. 140 (und die sehr ähnliche
Taf. XXI Nr. 350) und
2) ebendas. Bd. II Taf. XXIV Nr. 275.
Die Inschriften der erstgedachten beiden Stücke sind nicht

*) Während er doch die ganz ähnlichen, Bd. II Taf. XXIV Nr. 276, freilich
auf Grund einer gewaltsamen, falschen Lesung der unvollständigen Inschrift
auf Friedrich I bezieht.
– 15 –

deutlich, und mir liegt auch kein deutliches Exemplar vor. Ent
hielten dieselben ausser dem Namen Friedrich auch den Königs
oder Kaisertitel, so ist freilich Friedrichs I Urheberschaft ausser
Frage; beide Münzen sind aber der des gleichnamigen ersten
Kölner Erzbischofs dieses Namens (1101–31, Cappe Köln Taf.
VIII Nr. 128) im Style und der Form der Kirche nach so ähn
lich, dass ich bis zur Ansicht eines vollständigen, deutlichen
Stückes mich nicht entscheiden möchte.
Was die zweite Münze (Bd. II Taf. XXIV Nr. 275) betrifft,
so hat Cappe dieselbe gänzlieh entstellt, daher ich hier deren
getreue Beschreibung nach demselben (ehemals in Hrn. Cornelius
Reistorffs Händen befindlichen Stücke) liefere, das auch ihm für
den Text und die Abbildung gedient hat.
H (oder IM) I III C – C II II C I Sitzende baarhäuptige Figur
mit Reichsapfel und Palmzweig. Rf. NTR N(CT) ÄCoLo NIA
Taf. XXVIII Nr. 4.
Aus der Inschrift der Hſ hat Cappe FREIIIC–CEASIICI
gemacht, womit freilich die Frage, wem diese Münze angehöre,
unbedenklich entschieden wäre. Eine gewissenhafte Lesung und
genaue Betrachtung indessen führt zu einem anderen Ergebnisse.
Wenn wir es hier überhaupt mit einem kaiserlichen Gepräge zu
thun haben, was wegen des Fehlens der Krone auf dem Haupte
des Sitzenden noch in Zweifel gezogen werden kann, so hat
wohl nicht Friedrich I., sondern nur Otto IV (1198–1218) oder
allenfalls Heinrich VI (1190–97) Anspruch zu erheben, da die
Rſ in jeder Beziehung den Denaren des Erzbischofs Adolf I
(1193–1205) gleicht, welche dieselbe Kirche mit denselben Fah
nen, dieselbe Inschrift, dieselbe Buchstabenform zeigen.*)
Etwas früher, vielleicht noch von Friedrich I, dürfte folgender
zierlicher Obol sein:
VCIPNd – L LEH oder L IM EI Der thronende Kaiser mit
Fahne und Reichsapfel. R/ ÄIN CT A CO LO NI doppel

*) Auch die Münze bei Götz, Nr. 104, dürfte hierher gehören, die Kirche
der Rſ. ist ebenfalls ganz von der Zeichnung wie auf den Denaren des Erz
bischofs Adolf. - - -
– 16 – /

liniges Kreuz mit Kugelkreuzchen in den Winkeln. Gew. 1,2 Ts.


Taf. XXVIII Nr. 5.
Diese Münze erinnert an den Denar mit Arn–eps und ähn
lichem Gepräge, den Cappe (Köln. Mz. Nr. 396) dem Erzbischof
Arnold II (1150–56) beilegt. Indessen ist die Richtigkeit der
Cappe'schen Angabe wohl sehr in Zweifel zu ziehen, denn nicht
allein dass das Bild des Kaisers auf einer kölnischen Bischofs
münze dieser Zeit sehr befremdend wäre, so erregt auch das
doppellinige Kreuz auf der Rſ. – ein Gepräge, das wohl vor
Otto IV nicht erscheint – die ernstesten Bedenken.*) Für jetzt
also, so lange nur Cappe diese Lesung vertritt, möchte ich das
ARN • • • EIPCI in Zweifel ziehen, und glaube vielmehr, dass der
Denar, welcher Cappe vorgelegen hat, nur der Pfennig zu un
serem Obol gewesen ist und eine ähnliche, wenn auch nicht die
selbe sinnlose Umschrift gehabt hat, die sich Cappe nach seiner
Art gedeutet, und dann nicht der Wahrheit, sondern seiner Phan
tasie gemäss dargestellt hat,
Von Friedrichs Nachfolger, Heinrich VI (1190–97) sind
Kölner Gepräge nicht bekannt, wenn man von den ihm irrthüm
lich oder ohne hinreichenden Grund zugeschriebenen, in Vorste
hendem besprochenen, absieht.
Von König Philipp soll nach Cappe's Angabe (KM. Bd. III,
bei Nr. 100) ein Denar vorhanden sein, den er indessen weder
abbildet, noch auch beschreibt, während er a. a. O. Nr. 916 einen
solchen, ohne ihn abzubilden, in unzulänglicher Weise mittheilt.
Von Otto IV ist sowohl ein Denar (Becker a. a. O. Nr. 65,
Cappe KM. Bd. II Taf. XXV Nr. 281, 282) als ein Obol (Götz
KM.Nr. 433, Cappe Bd. 1 Nr. 699) bekannt“), beide mit glei
chem Gepräge, vorwärtssehendem Kopfe und dem doppellinigen

*) Ein Abdruck dieser Münze, den ich besitze, zeigt, dass das Cappe'sche
Exemplar mangelhaft erhalten gewesen. Nur der erste und letzte Buchstab sind
deutlich (Ä und C), der zweite scheint eher ein L1 als ein R zu sein, der
dritte ist ganz verwischt. Bis zum Vorkommen einer Münze mit TRRN...EIPCI
sind Arnolds Ansprüche also chimärisch. -

*) Irrthümlich bezieht Cappe Becker's Nr. 64 auch auf diesen Otto (K. M.
Bd. II Nr. 564.
– 17 –

Kreuze mit Kugelkreuzchen in den Winkeln. Ganz gleiche De


nare haben wir aber von Dortmund (Cappe K. Mz. Bd. II Taf.
XXV Nr. 283 und 284), und da dieser Typus überhaupt in West
phalen unter diesem Kaiser und seinem Nachfolger Friedrich II
sehr beliebt, in Köln aber ganz beispiellös ist (abgesehen von
dem vorstehend S. 55 und 56 gewürdigten Denar und Obol), ihre
Fabrik auch von der der anerkannt kölnischen merklich abweicht,
so müssen wir wohl annehmen, dass die gedachten beiden Mün
zen nicht in Köln, sondern in Westphalen geschlagen sind, und
ihre Inschrift Sancta Colonia nicht die Stadt, in der sie ge
schlagen, sondern die Währung, nach der sie ausgeprägt sind,
andeuten soll.

Kölner Münzen, welche auf Friedrich II und dessen Mit- und


Gegenkaiser, gedeutet werden könnten, kenne ich nicht, denn
der Denar mit hEINRICVS REX R/ SANCTA COLO . . (Num.
Zeit. 1852 Taf. I, Cappe KM. III Nr. 568) ist ebenso zweifellos
westphälisch als der ganz gleiche mit LEIMEGO CIVIT (Cappe
KM. I Nr. 667) und die eben gedachten Ottonen. Aus alle dem
ergiebt sich schliesslich, dass die kaiserliche Münze in Köln,
welche seit den Zeiten der Karolinger, vielleicht schon seit
Karl den Grossen selbst (s. Revue belge 1859 S. 221) in Thätig
keit, und unter den sächsischen Kaisern in ganz besonderem
Aufschwunge war, zu Ende des zwölften Jahrhunderts völlig ein
geht, und fortan der Münzhammer nur noch für die Erzbischöfe
arbeitet, bis gegen den Ausgang des Mittelalters auch die Stadt
den Genuss des Münzrechts durch kaiserliche Verleihung erhält,
was mit der urkundlichen Thatsache übrreinstimmt, dass Hein
rich VI im Jahre 1190 versprach, fortan in der Kölner Diöcese
nirgends anders als nur noch in Dortmund und Duisburg münzen
zu lassen (Num. Zeit. 1843 S. 121 nach Hirsch R. M. A. I S. 8).
H. Dannenberg.
Die Aachener und Kölner Münzen der Hohenstaufen-Kaiser
und ihrer Gegner.

Die in hohem Grade interessanten Denare der Hohenstaufischen


Kaiser aus den Rheinischen Münzstädten habe ich bereits in den
Berliner Blättern, Bd. III, S. 41, erörtert, wozu besonders die Mei
nungsverschiedenheit mich aufgefordert hat, welche bezüglich der
Denare Friedrich's I. und II. zwischen Mader und Grote besteht.
Denn während Mader(Krit. Beit. I, S. 87) glaubt, dass von Friedrich II.
nicht viel deutsche Münzen vorhanden, solche vielmehr, wenigstens
aus der Zeit von 1220 bis 1235, mit seines Sohnes Heinrich
Namen bezeichnet sein werden, so stellt Grote (Bl. f. Münzk. III,
S. 269), indem er einen in den Elbländern (Magdeburg? Lübeck?)
geprägten dünnen Denar beschreibt, den umgekehrten Satz auf,
dass alle bisher bekannten Friedrichs-Denare vom zweiten dieses
Namens, der fragliche Denar allein von Barbarossa sei. Dass
beide Ansichten der Wahrheit zu nahe treten und jeder von bei
den Kaisern auf ein gut Theil der Aachener und Kölner Denare
ein Anrecht hat, das habe ich in dem angezogenen Aufsatze ge
zeigt, und auf Grund der chronologisch fest bestimmten Kölner
Bischofsmünzen sowie sonstiger Analogien eine Theilung vorge
nommen, welche zu Bedenken keinen Anlass geben dürfte. Herr
Dr. Grote, indem er mir seine Zustimmung zu den aufgestellten
Gesichtspunkten aussprach, hat mich zur Fortsetzung dieser Arbeit
aufgemuntert, und zu dem Ende mir mit dankenswerther Gefällig
70 H. Dannenberg

keit Abdrücke höchst werthvoller Inedita seiner reichen Sammlung


zu Gebote gestellt. Ist es mir auch nicht gelungen, anderweitigen
Stoff herbeizuschaffen, so wird man es doch mit der Wichtigkeit
dieser Nachträge entschuldigen, wenn ich schon so bald wieder
auf den Gegenstand zurückkomme, und ohne eine eigentliche
Wiederholung des früher Gesagten nunmehr ein vollständiges
Verzeichniss der einschlägigen Gepräge gebe.

I. Aachen.

Friedrich I (1152–90, Kaiser seit 1155).


1. RGXFRIC-GRICWS der thronende Kaiser mit Schwert und
Reichsapfel. R/ FR0MTR CTPWT MWNDI Kirche mit dickem
runden Thurm.

Cappe K. M. I Taf XVI, 256.


2. FREDERl-IMPR ähnlich, aber über der linken Schulter ein
Stern. --

Mader. I No. 51, Cappe K. M. I Taf. XI, 175.


3. RGX FRIC-. . . . der thronende Kaiser mit Schwert und Reichs
apfel. R/ P0MTN (caput m)WNDl drei Thürme über einer Mauer,
in deren Portale ein Kreuz. Obol (Grote). Taf. II No. 1.
4. Aehnlicher Denar, aber ohne das Kreuz im Portale und mit
EPEDERI-CIMPRTR R/ POMTR CTKPWT MWNDI.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 1.
5. FREDERl-CIMPRA/ der thronende Kaiser, das Schwert auf
dem Schooſse, in der Linken den Reichsapfel, neben seiner
linken Schulter ein Stern. R/ P0MTN CTKPWT MWND- drei
Thürme auf einem Säulengange.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 2.
6. FRIDDROWI0RRAWG der Kaiser mit Hellebarde und Reichsapfel,
auf einem Löwenstuhle sitzend. R/ (P00TN) OAWGT0WNDI vier
thürmige Kirche, über derselben ein Stern.
Berl. Bl. III Taf. XXV 3, ähnl. Mader. I, 50.
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 71

Ganz so barbarisch, als sie auf den ersten Blick erschienen,


sind die Umschriften dieser Münze nicht, man muſs nur die Ver
wechselungen des runden ON mit 0, des P mit 6, des T mit T
zugeben, wir haben dann: FRIDGRCW IONPRAWG u. R0MTR CTKPWT
ONWNDI.

Heinrich VI 1190–97.

HGIN . . . . MRTCTR der Kaiser mit Lanze und Reichsapfel,


sitzend. R/ +0TRO6A (ut m) WNDI Vorstellung wie auf der letzten
Münze (No. 6).
Cappe K. M. I Taf XVI, 260.
Es könnte sich fragen, ob nicht auch Cappe K. M. I Taf XVI,
273 hierher zu ziehen, das Kaiserbild ist zwar in halber Figur
dargestellt, aber das Gebäude hat einige Aehnlichkeit mit No. 6.
Indessen erregt doch die abweichende Gröſse noch mehr Be
denken, als daſs diese Münze von den oben gedachten sicheren
aus dieser nur siebenjährigen Regierungszeit so merklich abweicht
und wir werden daher besser thun, ihr anderswo, vielleicht in
Westfalen eine Heimath zu suchen.

Philipp 1198–1208.
1. FPHLIPPW-XREX (oder vielleicht FILIPPW-SREX) der König
thronend, mit Hellebarde und Scepter. R/ FR00NTR CTKPWT
ONWNDl burgartiges Gebäude mit 3 Thürmen.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 4.
2. Aehnlicher Obol, auf dessen H. S. aber nur 8K . . . . . – NWREX
zu erkennen.

Berl. Bl. III Taf. XXV, 5.


Mit der höchsten Seltenheit dieser Münzen – denn von diesem
Könige kommen nur die groſsen dünnen Denare des Volperts
häuser Fundes vor, – verbindet sich ein anderer Umstand, der
ihnen Werth verleiht: das Gebäude nämlich, welches durchaus nicht
den Charakter der meisten, auf den übrigen Denaren vorkommen
den hat; nicht einen kirchlichen, sondern einen Profanbau sehen
wir vor uns, wahrscheinlich also die Kaiserpfalz. Es kommt ein
72 H. Dannenberg

ähnliches Gebäude nicht wieder vor. Endlich verdient auch Beach


tung das eckige S, das hier zuerst, dann aber unter Philipps näch
sten Nachfolgern Otto und Friedrich II erscheint.
Otto IV 1198–1214 (18) Kaiser seit 1209.
1. 0TT0ll HREXGL der thronende König, mit Schwert und Helle
barde. R/ TR00RSIN CIWICTN Kirche.
Cappe K. M. I Taf. XI, 173.
Das Aquensis, so deutlich es auch ist, hat Cappe nicht zu
lesen verstanden. Wenn er sagt, dass das electus auf Kaiser
münzen nur hier allein Vorkomme, so ist dies nur richtig, wenn
man es auf das frühere Mittelalter beschränkt, denn wir haben
Frankfurter Goldgulden, auf denen Albrecht II electus Romanorum
rex heisst.
2. FTP (dieser Buchstab etwas zweifelhaft) WIS-TRAWIX der
thronende König mit schwörender Rechten und Reichsapfel.
R/ IT0WIS- . . . . . ähnliche Kirche, über derselben ein Stern.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 9.
Die oftmalige Wiederholung des Stadtnamens beim Fehlen des
Kaisernamens ist ebenso auffällig und eigenthümlich als die Dar
stellung des Kaisers. Man möchte fast glauben, daſs darin eine
Andeutung der Eigenschaft Aachens als der Krönungsstadt zu
finden sei. – Ein Exemplar mit sinnlosen Umschriften hat Götz
K. M. No. 406; solche verworrene Umschriften sind gerade in
dieser Zeit noch sehr häufig, und verschwinden erst gegen das
Ende der Hohenstaufen Zeit.
3. RGIX-0T: . . . Der thronende König mit Scepter und Reichs
apfel. R/ IC (Re?). (Kar)0LWS gekrönter Kopf Karls d. Gr.
mit scepterführender Hand.
Berl. Bl. III Tat. XXV, 8.
Nirgends erscheint der Kopf des grossen Kaisers als alleiniges
Gepräge, sondern, wie wir unten sehen werden, nur im Portale
des Doms oder über demselben.

4. REX0C-TT0IP, sonst ebenso R/ (Civitas) TR0WCIUZIZ (rück


läufig) Kirche. – Berl. Bl. III Taf. XXV, 6.
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 73

5. RGIX0C-TT0IP der Kaiser mit Scepter und Reichsapfel thro


nend. R/ Aehnliche, ebenfalls rückläufige, und etwas ver
prägte Inschrift. Vierthürmige Kirche fast wie Friedrich I
No. 6.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 7.
Friedrich II, 1215–50, Kaiser seit 1220.
1. HFRGDGR–1CW9RG der Kaiser auf einem Löwenstuhl sitzend
mit langem Scepter und Reichsapfel. R/ +STRNCTIGS KTMR
LUSM Kirche (Grote). Taf. II No. 3.
2. HR . . . .–DGR19 thronend mit Schwert und Reichsapfel. R/
HSTR(ncti Ka)R0Ll über einem von 2 Thürmen besetztem Ge
bäude erscheint halben Leibes der Kaiser mit einem Scepter in
jeder Hand (Grote). Taf. II No. 2.
Ein schlechteres Exemplar mit vielleicht verderbten Inschriften
hat Cappe (K. M. III No. 600 Taf. V., 68) verleitet, nicht ganz im
Einklang mit der Abbildung . . . XPFI-. . . zu lesen, und die Münze
daher König Philipp zuzuschreiben, auch giebt er, wunderlich
genug, dem Kaiserbilde auf der R/ ein umgekehrt, bei der Schneide
gefasstes, mit dem Griff nach oben gerichtetes Schwert, statt des
Scepters (oder vielleicht Kreuzstabes) in die linke Hand. Selt
sam genug ist diese Darstellung allerdings.
3. HREXFR“-DCRIS, der König wie vorhin, über seiner rechten
Schulter ein Stern. R/ kSTRNCTIGS KTMR0LD dessen gekröntes
Brustbild mit Scepter und Reichsapfel über einem fünfthürmigen
Gebäude.
Becker 200 selt. Mz. No. 76, ähnlich Mader IV, 50. Götz
349 u. 443. Cappe K. M. I Taf. IX, 141.
Bei Mader lautet in Uebereinstimmung mit Cappe die Um
schrift der H. S. etwas anders RGXFR-GDGCIGN, die der R/
kSTMNTISS KTMLIGX, die Abbildung macht, wie immer bei Mader,
den Eindruck vollkommener Treue; es liegt also eine Abart vor.
Götz bringt denselben Denar, nur in zwei durch den Grad der
Erhaltung etwas unterschiedenen Exemplaren unter Friedrich I so
74 H. Dannenberg

wie F. II, ein allerdings sehr bequemes Verfahren, das er auch


bei der folgenden No. 9 beobachtet.
4. FRGXF.-GD . . Der König auf einem Bogen sitzend, mit der
Rechten das Schwert auf dem Schoosse. R/ KSTÄNC(tus Ka
rolus). Dasselbe Brustbild wie auf voriger Münze, aber unter
einem fünfthürmigen Gebäude.
Becker No. 77, ähnlich Cappe K. M. III Taf. IV, 48.
Becker erklart das Brustbild auf der R. S. dieser wie der
vorigen Münze für das des Königssohnes Heinrich. Das verträgt
sich aber schlecht mit den historischen Daten. Denn Heinrich ist

1210 geboren, war also, als sein Vater die Kaiserkrone empfing
(22. Novbr. 1220) erst 10 Jahre alt und wurde zwar schon im
April 1220 zum König gewählt, gekrönt aber erst am 8. Mai 1222.
Wenn nun noch hinzukommt, dass allem Anschein nach das Bild
miss von einem Heiligenschein umgeben ist, so sind wir wohl be
rechtigt, in ihm, der Umschrift zufolge, den grossen, unter Friedrich
Barbarossa (1166) heilig gesprochenen Kaiser zu erkennen. Darum
braucht man freilich auch nicht, wie Becker und Cappe thun, diese
Münzen dem ersten Friedrich zuzueignen, vielmehr lehren uns die
vorgedachten Gepräge seiner Nachfolger Heinrich VI, Philipp und
Otto, dass man zunächst von dieser Heiligsprechung für die
Münzen keinen Gebrauch gemacht hat.
5. +RGXIC“ –. . . . auf einem Bogen sitzt der Kaiser mit Scepter
(Kreuzstab) und Reichsapfel. R/ kXTR(NC)TISS : KTMR0LIS
dreithürmige Kirche (K. Museum zu Berlin).
Aehnlich Mader I, 55 und Cappe K. M. I Taf. IX, 142.
Der Denar bei Mader ist gut abgebildet, die Umschrift aber
etwas undeutlich, so dass Mader auf der H/ irrig RlC statt XlC,
und auf der R/ Sanctus MAWricius liest, und die Münze nach
Magdeburg legt, woran besonders die eigenthümliche Bildung meh
rerer Buchstaben, namentlich des KSchuld hat. Cappe hat da
gegen sein Exemplar, auf dem er RGXFR-. . . . liest, viel weniger
getreu darstellen lassen, und ohne Zweifel hat das SANCtus seinen
Platz mit dem KTKrolus vertauscht, das Sanctus muss, wie auch
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 75

fast immer, über der Kirche beginnen. Bei Cappe freilich sind wir
Schlimmeres gewöhnt.
6. FCXFRG-DGCIWS, sonst ebenso. R/ FSTÄNC(tus Karolus) mit
zwei Fahnen besteckte Kirche.

Cappe K. M. I Taf. IX, 143.


Nur durch Cappe ist diese Münze bekannt; er giebt die
Umschrift der R/ HSTÄNCK . . . . TN, die Abbildung dagegen
KTM. Ohne Zweifel ist beides unrichtig und wie
HHXTRNCTN . . . . .
gewöhnlich zu lesen: Sanctus Karolus. Dieser Denar hat die
vollkommenste Aehnlichkeit mit einem des Kölner Erzbischofs
Engelbert I, 1216–1225 (Cappe Cöln Taf. X, 169); ganz dasselbe
Kirchengebäude, dieselbe Form der niedrigen, lang gezogenen Buch
staben, insbesondere dasselbe IG und eckige S*), er kann also
nicht von Barbarossa 1152–55, sondern nur von dem gleichzeitigen
König Friedrich II 1215–1220 ausgegangen sein, uud dient we
sentlich zur richtigen Bestimmung der übrigen, vorzüglich der
ihm so ähnlichen No. 5, und der mit dieser nahe verwandten
No. 7 und 8, an welche sich wieder No. 9 mit demselben, seltener
vorkommenden Titel Caesar und gleichem Schriftcharakter bei
Aehnlichkeit der architektonischen Darstellung anschliesst.
7. FREDERl–CISSCGS der Kaiser mit langem Scepter und
Reichsapfel thronend. R/ kSTRNCTIGS KTR0LIGS Kirche.
Cappe K. M. II Taf. XXV, 292.
8. Ganz ähnlicher, aber schriftloser Viertels-Pfennig.
Götz 355.

Dem Gewicht nach (6 As) sowie wegen des Schriftmangels


ist das Münzchen ein Viertel-Denar, wie deren in gleicher Zeit,
namentlich in Köln viele vorkommen.

9. FRG-DER-ICW-SCG der thronende Kaiser mit Scepter und


Reichsapfel in einer aus Perlen gebildeten Raute. R/ STKN
TISS-KTNR-LIGS Kirche in ebensolcher Perlenraute.
Mader I, 52. Götz 350 und 449.

*) In Cappe's Abbildung tritt freilich das S nicht deutlich genug auf


76 H. Dannenberg

Westfälische Münzen, namentlich Dortmunder der Gegenkönige


Wilhelm und Richard bieten dieselbe Eigenthümlichkeit des auf
die Spitze gestellten Vierecks als Einfassung des Münzbildes. Dies
im Verein mit dem Charakter der Buchstaben und des Gebäudes,
bestimmt die Zeit und widerlegt Mader, der hier ein Andenken
der Kanonisation, also aus Barbarossa's Zeit, zu haben glaubt.
Aachens Anrecht, mit Ausschluss der westfälischen Münzstätten
wird aber erwiesen nicht blos durch den Namen des heiligen Karl,
sondern auch durch die Fabrik, denn die westfälischen Denare
dieser Zeit leiden bekanntlich alle an dem Gebrechen zu kleiner,
die Umschriften nur unvollständig fassender, und daher wie be
schnitten aussehender Schrötlinge.
10. FFRID-RICI9 der Kaiser mit zweigförmigem Scepter oder
Palme und Reichsapfel thronend. R/ FINPGARTNT0R drei
thürmiges Gebäude, gestützt von einem gekrönten Brustbilde.
Gr. Cab. I Suppl. Taf.VI, 67. Götz 348, vollständiger, aber
weniger stylgetreu Cappe I Taf. XI, 146. Reichels Münz
VerzeichniSS IV 3063–65.

Die Münze ist häufig, aber kaum je mit so vollständigen In


schriften anzutreffen, da, fast wie bei den westfälischen Weweling
hövern, der Stempel grösser war als der Schrötling. Dennoch ist
die Fabrik nicht die westfälische, und die Darstellung der R/
scheint auf nichts besser als Karl den Grossen bezogen werden
zu können; auch dem Style nach bildet diese Münze und die
folgenden ihr verwandten ein Mittelglied zwischen den vorstehen
den und den Aachener Denaren Rudolfs, welche wenigstens in der
verhältnissmässigen Kleinheit der Münzplatte noch an diese Münze
erinnern. Daher mag die gewöhnliche, bisher freilich ohne Be
gründung aufgestellte Ansicht, dass diese Münze in Aachen zu
Hause, die Wahrheit für sich haben.
11. Aehnlicher Obol.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 12. Götz 355. Gr. Cab. I Suppl.
Taf. VI, 69. Reichel IV, 3065.
12. FRIG-. . CWS der thronende Kaiser mit Lilienscepter u. Reichs
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 77

apfel. R/ (Imp) GRTNT0R dreithürmige Kirche, unter jedem


der Seitenthürme eine Lilie.

Berl. Bl. III Taf. XXV, 11. Götz 400 und 401. Cappe I
Taf. IX. 147 (ungenau).
13. Aehnlicher halber Denar, die Umschriften nicht lesbar. (Grote.)
Taf. II No. 4.
14. F - FRID–(ric9) der thronende Kaiser, auf dem Schoosse das
Schwert, in d. L. den Reichsapfel. R/ (Impe) RTYT0R drei
Thürme über einem verzierten Bogen.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 10. Mader IV, 49.
Mader glaubt diesen Denar in oder um Mainz geprägt. Seine
Aachner Herkunft ist allerdings zweifelhafter als die von No. 10
und 11, weil das Bild des grossen Kaisers fehlt, dagegen besteht
eine unleugbare Fabrikverwandtschaft. Dasselbe gilt von No. 12
und 13.

Wilhelm von Holland, 1247–50 (1256).


1. FFRID-GIRICI9. R/ WILLGAL (m9. rex). Gepräge wie No. 10
und 11.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 13. Cappe K. M. I Taf. XI, 179*).
2. Ebenso, aber mit KÄR0–(19 re)X R/ WILL(elm9 r)GMX.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 14. Götz 562. Gr. Cab. I Suppl.
Taf. VIII, 94.
Mit dem ersteren Denar macht sich Mader (IVS. 99) viel
vergebliche Mühe, denn dass Wilhelm der englische König, und
dass diese Münze zum Verkehr mit diesem Lande geschlagen, ist
unmöglich, weil sie deutsches, nicht englisches Gepräge hat. Den
Karl der zweiten Münze nehmen Götz und Cappe für Karl IV.
Das ist wieder unmöglich, weil die Fabrik ganz die der vorste
henden von Friedrich II und der folgenden von Richard ist, unter
Rudolf schon sich bedeutend ändert, und unter den folgenden
Kaisern den Denarcharakter ganz verliert und dafür den Groschen

*) Cappe legt die Münze König Richard bei, indem er mit bekannter
Leichtfertigkeit RIC statt des deutlich sichtbaren . . RID . . . liest.
78 H. Dannenberg

charakter annimmt, in welchem namentlich Karls IV Sterlinge


gearbeitet sind. Das hat auch Köhne (Reichel IV, 3067 u. 3068)
erkannt, und diese Münze richtig unter diesen König Wilhelm ge
stellt, nur aber das Karol9 rex verkannt und Raru (für Roma
norum) rex gelesen. Die Schwierigkeit löst sich durch meine
(Berl. Bl. III S. 48) aufgestellte Annahme: als Wilhelm nach langer
Belagerung endlich in Aachen einzog (1248), wollte man schnell
Münzen mit seinem Namen prägen und nahm zuerst von den
alten zahlreich vorhandenen Reversstempeln Friedrichs, während
man das Imperator der R/ durch Willelmus rex ersetzte; bei
mehrer Musse oder nach deren Verbrauch ersetzte man diese durch
neu geschnittene Stempel, die, um sich möglichst dem Vorhan
denen und Bekannten anzubequemen, den Namen des heilig ver
ehrten Kaisers Karl an Stelle des Gegenkaisers setzten, ohne ihm
das Prädikat sanctus zu geben, das ja auch auf dem obenbeschrie
benen Denare von Otto fehlt. Ein andere Erklärung des Fridericus
und Karolus rex auf diesen beiden, nach Zeit und Ort aufs Engste
verbundenen Wilhelms-Denaren dürfte sich schwerlich geben lassen,
denn Wilhelm und Karl haben niemals gleichzeitig, Friedrich und
Wilhelm aber nur als Gegner gelebt.
Richard von Cornwall, 1257–69 (1272).
1. HRICH-. . . R/ FRICH . . . GIX. Gepräge ganz wie vorhin.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 15. Mader IV, 60. Götz 523.
Cappe K. M. I Taf. XI, 180. Köhne, Zeitschr. Bd. III
S. 318.

Vollständige Exemplare mit Inschriften RICH-TÄRD R/ RGIX


RICHARD wie Cappe sie ohne Zweifel blos aus mehreren Exem
plaren hergestellt hat, möchte es kaum geben. Die Umschriften
werden lauten: +RICHTRRD9 R/ RICHTERD9 RGWX, doch wird
Reichel 3069 RICARD . . RGIX R/ R1CTRD' RGIX gelesen. Viel
leicht gehört hierher auch: *

2. HWRCH –. . . . R/ KRI . . . . . GIX, dasselbe Gepräge.


Berl. Bl. III Taf. XXV, 16.
Blicken wir zurück auf vorstehend beschriebene Münzreihen,
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 79

so sehen wir den Aachener Typus in folgender Entwickelung


fortschreiten: unter Friedrich I. und seinen Nachfolgern Heinrich VI
und Philipp R0MA CAPWT MWNDI um das Bild der Stadt oder
der Kaiserpfalz oder des Doms, unter Otto IV auch die Kirche,
dann KAR0LWS REX mit dessen Kopfe, unter Friedrich II die
ähnliche Umschrift SANCTWS KAR0LWS und die Kirche, welche
sein Brustbild, einmal darüber, öfter aber darunter zeigt, zum
Schlusse seiner und unter den folgenden Regierungen von Wilhelm
und Richard erscheint Karl im Brustbilde, die Kirche tragend,
während sein Name verschwindet, und dem des Kaisers oder
seinem Titel Platz macht. Ueberall auf der H. S. der Kaiser in

ganzer Figur auf dem Thron oder einem Bogen sitzend, bisweilen
als oberster Richter*), das Schwert auf dem Schoosse haltend,
dargestellt.

- II. K ö ln.
Friedrich I.

1. TPIODPIVOIPGAIN6 (also FRIDGIRIWS-IPR-AW6) der Kaiser


auf einem Löwenstuhle sitzend, mit Hellebarde und Reichsapfel,
unter seiner Linken ein Stern. R/GA C0T0NITN PINIC MTNT
dreithürmige Kirche, umgeben von einer Mauer, in deren of
fenem Thore ein Stern.
Berl. Bl. III Taf. XXV, 17, Reichel IV, 2577.
Eine Kirche wie diese erscheint nur unter Erzbischof Fried
rich I (1101–31) das Sancta Colonia pacis mater zuerst unter
Arnold II (1150–56), danach müssen wir wohl diesen Denar in
Barbarossas erste Zeit verlegen. Er ist in der H. S. mit dessen
oben unter No. 6 beschriebenen Aachener Pfennig äusserst ähnlich.
2. FD . . . RICW... 1 der Kaiser sitzend, mit Reichsapfel und Palm
zweig. R/ CTR C0T0NITR PTRIC MTNT Kirche wie vorher.
Merle S. 17 No. 1.

*) Mader IV S. 98 a. E. Becker 200 selt. Mz. No. 77.


80 H. Dannenberg

3. Obol desselben Gepräges mit FPI0II-. . W0ID R/ GT C0L0NITR


PTRIC MTNT.
Mader IV, 51, ähnlich Götz 446.
4. Viertelpfennig gleichen Schlages, aber ohne Inschrift.
Berl. Bl. III Taf. XXVIII, 3.
5. FRIO-MTNT-PWT (d. h. FRID-MPAT-AW) der Kaiser mit
Fahne und Reichsapfel auf einem Bogen sitzend. R/ GA
C0T0NIA PTNIC MTKPI dreithürmige Kirche mit Arkaden.
Berl. Bl. III Taf. XXVIII, 1, ähnlich Cappe K. M. III
Taf. IV, 47.
6. Aehnlich, aber mit FWTRCIF-. . . . TNT R/ GTR C0TONNITR PTR
. . . TTN.
Die undeutliche Inschrift der H. S. findet durch die vorste
hende Münze ihre Erklärung.
7. FP10P(G?)–TRICWolP der sitzende Kaiser mit Kreuzstab und
Adler (oder Falken?). R/ GTR C0T0NITN PTIC MTNI dreithür
mige Kirche auf drei Bogen, in deren jedem ein Kreuzchen.
Berl. Bl. III Taf. XXVIII, 2. Götz 352.
Auch diese Münzen No. 5–7 werden durch das Kirchen

gebäude, das in dieser Form nur bei den Bischöfen Arnold II,
Friedrich II und Reinald (1150–67) vorkommt, unter Philipp
(1167–91) aber einem wesentlich anderen Platz macht, an Bar
barossa gewiesen, ebenso daher der, oben unter Aachen No. 6 be
schriebene Denar, der seinerseits wieder die anders ihm nahe ver
wandten für dieselbe Regierungszeit bestimmen hilft. Dasselbe
Kirchengebäude tragen auch die folgenden Münzen, welche wir
daher, trotz des gar nicht oder nur durch sinnlose Umschrift an
gegebenen Kaisernamens derselben Zeit zuschreiben müssen.
8. PONTTH-GIGA0 der sitzende Kaiser mit langem Scepter und
Beil (?). R/ GIT C0T0NIA PTRIC MAI die dreithürmige Kirche
mit 5 offenen Bogen, ganz wie auf No. 5 und 6.
Cappe K. M. I Taf. X, 152, Köln IV, 67.
Interessant ist an dieser Münze der Gegenstand, welchen der
Kaiser in der Linken hält; ein Stuhl, wofür Cappe (Köln No. 177)
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 81

in Uebereinstimmung mit Wallraf (Merle S. 48) und Zepernik


(Sedisvacanzmünzen S. 24) als Zeichen einer Sedisvacanz ihn an
sieht, ist er sicher nicht. Grote (Münzstud. III S. 246 und numis
mat. Anzeiger 1872 S. 69) erklärt es für ein Beil, das vielleicht
gleich dem Speer und Rosenzweig ein Symbol der Gerichtsbarkeit
sei. Der Form nach möchte man hier am ersten eine Maurer
kelle erkennen; dass dies richtig sei, wage ich allerdings nicht
zu versichern, doch wäre es nicht so abentheuerlich, als es auf
den ersten Blick scheint, denn auf einem anderen Denar, der in
Zeit und Gegend diesem nahe steht, sehen wir den Kaiser mit
einem Hammer und ein gleichzeitiger Halberstädter Bischof trägt
einen Zirkel in der Hand (Stenzel, Br. Fund v. Freckleben No. 50).
Die Cappeschen Umschriften sind vorstehend nach Grote ver
bessert.

9. P0GTRHlo-T1T1VMTIV der sitzende Kaiser mit Palmzweig und


Scepter. R/ GA C0T0NA PAICA dieselbe Kirche.
Götz 445.
Zu erwähnen sind noch:

10. FTED . . . BIOod . . . gekröntes Brustbild. R/ (Imago) SC0L . .


. . . dreithürmige Kirche.
Cappe K. M. I Taf. IX, 140.
11. Aehnliches Gepräge, aber . . . . RICGAM . . R/ . . . 0NAIE.
Cappe K. M. I Taf. XXI, 350.
12. Ebenso, aber HFT . . . . IC6APC R/ . . TR60SC0L0NIA.
Götz 596. -

13. Ebenso, aber HETEHLR . . GTNRC R/ II060S C0L0NTR-E.


Groschen-Cab. Fach X Taf. I, 10.
Kölnisch sind diese Münzen nach der Umschrift Imago S. Co
lonie, die sich nebst genau demselben Gebäude auf einem Denar
des Erzbischofs Friedrich I (1101–31) findet. Aber ob sie von
Barbarossa, ja überhaupt kaiserlich sind, ist wegen der Inschriften
der H/, welche bei so grosser Verschiedenheit sich wohl als sinn
los zu erkennen geben, doch sehr zweifelhaft. Cappe hat sie frei
lich ohne jedes Bedenken unter Kaiser Friedrich I aufgenommen,
6
82 H. Dannenberg

der Verfasser des Groschen-Cabinets hingegen sie unter die erz


bischöflichen eingereiht, was No. 12 fast zu rechtfertigen scheint.
Mag sie auch das Kaiserbild allenfalls, keineswegs mit Nothwen
digkeit, als kaiserliche Gepräge bezeichnen, so sind sie doch selbst
für Barbarossa's erste Jahre wohl zu alt, denn schon Erzbischof
Arnold II (1150–56) hat sich nicht mehr im Brustbilde, sondern
nur noch in ganzer Figur, und sitzend, darstellen lassen. Und bei
der auffallenden Aehnlichkeit unserer Münzen mit der des mehr

gedachten Erzbischofs Friedrich I (Cappe Köln Taf. VIII, 127)


müssen wir sie wohl unfraglich dem Kaiser Friedrich aberkennen.
Noch bleiben einige Münzen zwar ohne lesbaren Namen der
Münzstätte, aber doch von ganz entschieden Kölnischem Cha
rakter, nämlich:
13. . . . . DPIC-. . . . der Kaiser mit Lilienscepter und Reichsapfel
auf einem Bogen sitzend. R/ ITP–. . . . RWCTR dreithürmiges
Gebäude in einer Mauer. (Halber Denar.)
Götz 447. Cappe K. M. I Taf. IX, 144. -

14. kCTHllWICAT0-k der thronende Kaiser mit Lilienscepter und


Reichsapfel. R/ oTNTWPEPINTIITW Gebäude wie vorhin, mit
einem Sterne über der Pforte.

Cappe K. M. I Taf. XIX, 313 vgl. II Taf. XXIV, 276.


Auf No. 13 scheint der Name Friedrich erkennbar, wenn auch
Cappe's deutliches FREDERI-IM . . T0R sich als stark restaurirt
erweisen dürfte. Auch No. 14 wird man ohne zu irren, an Bar
barossa geben dürfen, da das Gebäude übereinstimmt, und ganz
dasselbe ist, wie auf dem seltenen Denare des Erzbischofs Philipp
(Gr. Cab. X Taf. II, 18), den man allen Grund hat seiner ersten
Zeit zuzuschreiben, während die so häufigen mit ganz verändertem
Gebäude und anderem Schriftcharakter (Cappe Köln IX, 146–149)
seinen späteren Jahren angehören.
Weshalb No. 14 Heinrich VI beizulegen, lässt Cappe uner
örtert, es wäre dies um so wahrscheinlicher, wenn wirklich das
ganz ähnliche Exemplar (K. M. II Taf. XXIV, 276) die Umschrift
FFR . . . RC-IRACIW hätte, welche sein Text (No. 552) angiebt, die
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 83

Abbildung aber nicht erkennen lässt. Wir haben es mit sinnlosen


Umschriften zu thun, wie auch eine Vergleichung der Umschriften
beider Exemplare unter sich nnd mit Gr. Cab. I Suppl. Taf. VII
darthut. Dergleichen sinnlose Umschriften haben die Rheinlande
in der Hohenstaufenzeit viele geliefert.
Heinrich VI 1190–97, Kaiser seit 1191.
1. . . . . –CWloREX der Kaiser mit Reichsapfel und zweigartigem
Scepter, auf einem Bogen sitzend. R/ (G)AC0T0N(IAP)TRICIIA
dreithürmige Kirche über einer Mauer mit fünf Bogen.
Cappe K. M. I Taf XVI, 259.
Obwohl die Buchstaben CW nicht errathen lassen, ob HEIN
oder FRID vorhergegangen und der betreffende Theil der Münze
abgebrochen ist, so bemerkt doch Cappe sehr naiv, aus der Um
schrift lasse sich eher Heinrich als Friedrich herauslesen. Wiel
leicht aber hat er unbewusst das Richtige getroffen, denn für Bar
barossa's Königszeit (1152–55) will mir die Münze etwas jung
erscheinen. Wie Cappe diese Münze mit Götz 445 (s. vorstehende
No. 9) hat identifiziren können, ist ebenfalls unbegreiflich; wenn
auch verwandt, sind beide Münzen doch keineswegs gleich, und
Götz ist unendlich viel sorgfältiger und genauer als Cappe, er
verwandelt keinen Reichsapfel in einen Palmzweig, und einen
Bogen nicht in einen Löwenstuhl, Künste, die Cappe geläufig sind.
Unserm Heinrich schreibt Cappe (K. M. III No. 568) auch einen
Denar HEINRICWS REX R/ STINCTT C0L0. . . (Chautard, type
esterlin XXVIII, 6) zu, den Grote wegen seines in Westfalen ein
gebürgerten englischen Gepräges richtiger nach Lippe (Bernhard
III 1229–65) verlegt, was auch die Gebr. Erbstein im Schell
hass'schen Kataloge (No. 967) adoptirt haben.
Es scheint, dass Heinrich VI sein im ersten Régierungsjahre
(1190) gegebenes Versprechen, fortan in der Kölner Diöcese nir
gends anders als in Dortmund und Duisburg zu münzen*), auch
gehalten hat. Dass sein Nachfolger aber davon abgewichen ist,
zeigen nachfolgende beide Denare.
*) Numismat. Zeit. 1843 S. 121, auch Hirsch R. Münzarchiv I S. 8.
- - 6#
84 H. Dannenberg

Philipp von Schwaben, 1198–1208.


1. RGX FIL-IP . . . der sitzende Kaiser mit Scepter und Reichs
apfel. R/ FSTNCTT C0L0NT Kirche mit zwei Fahnen neben
dem Thurme (Grote). Taf. II No. 5.
2. Aehnlich, aber REX-(L?)IPWS R/ FSTNCTT C0L0NITR(Grote).
Taf. II No. 6.
Beide Denare beschreibt Cappe nicht ganz zureichend (K. M.
III No. 915 u. 916) nach Abel: Philipp der Hohenstaufe. S. 378.
Sie gleichen aufs Genaueste den Denaren des gleichzeitigen Erz
bischofs Adolf (1193–1205). Die Seltenheit der Münzen dieses
Kaisers ist bekannt, man kennt überhaupt, abgesehen von seinen
durch den Fund von Volpertshausen häufiger gewordenen halb
brakteatenartigen Denaren und seinen beiden vorstehend aufge
führten Aachener Münzen nur noch zwei Brakteaten*) von ihm.
Mit ihm scheint die Ausprägung von Kaisermünzen in Köln auf
zuhören, doch bleiben uns noch einige Münzen zu betrachten, die
in seines Nachfolgers Zeit gehören.
Otto IV, 1198–1218, Kaiser seit 1209.
1. 0TT0: INPRTT0R gekröntes Brustbild mit Scepter in der
Rechten. R/ FTTINCTT C0L01 Zwillingsfadenkreuz mit Kugel
kreuzen in den Winkeln.

Becker No. 65. Cappe K. M. II Taf. XXV, 281 u. 282. Köln


IV, 70 u. 71.
2. Aehnlicher Halb-Denar.
Götz 433. -

3. Viertel-Denar desselben Gepräges; aber R/ -- NTTRNCTTRC.


(In meiner Sammlung) Taf. II No. 7.
Trotz der deutlichen Inschriften sind diese Münzen schwerlich

in Köln, sondern vielmehr in Westfalen geprägt, wohin sie ihr


Typus verweist, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in Dort
*) Die Inschrift auf dem Brakteaten (Cappe II Taf. VII, 60) hat Cappe
hineinphantasirt, er ist inschriftslos, die Striche des Randes hat Cappe für
Buchstaben genommen. Ich selbst habe Cappe's Exemplar besessen und be
sitze jetzt ein deutlicheres.

-
Aachener und Kölner M. d. Hohenstaufen. 85

mund, denn von dort haben wir Denare, den vorstehenden bis auf
die Umschrift TRG0N0NITR RGGITR in jeder Hinsicht gleich (Cappe
K. M. II Taf. XXV, 283 u. 284). Höchst bemerkenswerth ist übri
gens No. 3 als ein Viertel-Denar mit Umschriften.
In etwa dieselbe Zeit gehören die folgenden Münzen:
4. WCIPS d–LLGI (oder LMGI) der thronende Kaiser mit Fahne
und Reichsapfel. R/ FTRINCTTR C0L0N1 Zwillingsfadenkreuz
mit Kugelkreuzen in den Winkeln. Halb-Denar (0,6 Gr.).
Berl. Bl. III Taf. XXVIII, 5. -

Die Pennies der englischen Könige Heinrich II u. III haben


in Deutschland, und zwar in Westfalen, zahlreiche Nachprägungen
hervorgerufen, aber, soviel bekannt, nicht vor Otto's IV Zeit, der
mit den gedachten Köln-Dortmundern den Anfang gemacht zu
haben scheint (s. Münzstud. IV S. 73 und Chautard, type esterlin
Taf. XXI–XXX). Danach können wir den vorstehenden Obol,
wenn auch nur seine Rückseite englisch ist, und die Hauptseite
füglich älter scheinen könnte, über Otto's IV Zeit nicht hinauf
setzen. Dasselbe gilt von folgendem Denare:
5. TN . . – . . C der Kaiser mit Fahne und Reichsapfel auf einem
Löwenstuhle sitzend. R/ FAINCTA C0L0NITR, dasselbe Ge
präge.
Cappe Köln Taf. IX, 139.
Cappe liest auf dieser Münze TRRN-GPC und giebt sie darauf
hin unbedenklich an Arnold II (1150–56). Dann wäre aber der
englische Kreuztypus in Deutschland aufgekommen, und – was
doch ganz unglaublich – nach fünfzigjähriger Vergessenheit erst
unter Otto IV mit dem englischen Heinrichs-Kopfe wieder ins
Leben gerufen. Dennoch müsste man trotz aller Bedenken das
zugeben, wäre die Inschrift TMRN-GPC verbürgt. Nach Cappes
überall bewiesener Leichtfertigkeit im Lesen und Wiederherstellen
erloschener Inschriften kann aber davon keine Rede sein, und
der mir vorliegende Staniolabdruck des Cappe'schen Exemplars
dieser Münze zeigt auch nur den ersten und letzten Buchstaben,
also TV und C deutlich, während der zweite eher ein L zu sein
86 H. Dannenberg.

scheint, der dritte aber ganz verwischt ist. Unterstützung finden


diese Zweifel auch durch den folgenden Denar:
6. von gleichem Gepräge, aber mit HTMDLF: W-TRCHIC R/ FR
GIN(AW)D:0N: CTKNT (Grote). Taf. II No. 8.
Die Inschrift der H. S. bedeutet doch wohl Adolfus archie,
also Erzb. Adolf v. Köln (1193–1205), das Reinaud on Cant. (d.
h. Canterbury) hat Analogien an dem Henri on Lund und Renaud
on Lund auf Lippischen und Münsterschen Sterlingen.
7. FH (oder M) IIIIC-CNIC sitzende barhäuptige Figur mit Reichs
apfel und Palmzweig. R/ ESTXNCTT C0L0NITR Kirche mit
zwei Fahnen neben dem Thurme.
Berl. Bl. III Taf. XXVIII, 4.
Auf ebendemselben Exemplare hat Cappe FREIllC-CETNSIIC
gelesen (K. M. II Taf. XXIV, 275) und daher diesen angeblichen
Fridericus Cesar Aug. unter Barbarossa's Münzen aufgenommen.
Es wäre merkwürdig genug, dass diese Kirche, welche genau die
König Philipps und Erzbischof Adolfs ist, schon so früh vorkäme,
wo die so gewöhnlichen Münzen des Erzbischofs Philipp ein ganz
abweichendes Gebäude tragen, aber, wie bemerkt, die Inschrift
um das Bild des sitzenden Kaisers (?) ist lediglich eins der häu
figen Cappeschen Phantasiestücke, und die Münze gehört in König
Philipps oder Otto's Zeit.

H. Dannenberg.
finden Zeitschr. f. Mumism. Berlin. Weidm. Buchhdl.

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