Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
aus dem Gesicht. „Wir haben ihn doch um Hilfe rufen hören, also muss er da
gewesen sein!“
Sie saßen mit den Tieren im Garten der Susewinds, mitten in den Büschen.
Hierhin zogen Lilli und Jesahja sich immer zurück, wenn sie etwas Wichtiges
zu besprechen hatten.
„Ich habe keine Ahnung", sagte Jesahja und kratzte sich am Hinterkopf.
„Vielleicht hängt Boogie irgendwo fest? Immerhin war er drei Tage lang
verschwunden.“
Lilli überlegte. „Ich glaube eher, dass er sich vor dem Kater versteckt hat – vor
dem Miezmonster." Traurig schüttelte sie den Kopf. „Mambo und Boogie
1/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
„Ob er sie gejagt hat?", fragte Jesahja. „Dann ist Boogie wahrscheinlich auch
ziemlich klein.“
2/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
3/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Lilli zuckte nachdenklich die Schultern. „Hmm … Mambo hat gesagt, er wäre
„Wenn du willst, kannst du auf mir reiten“, schlug Bonsai hechelnd vor, und
„Boogie muss größer sein als Mambo, aber klein genug, um vor einer Katze
Lilli nagte an ihrer Unterlippe. „Was für ein Tier Boogie auch immer ist – er
Jesahja nickte. „Meinst du, wir könnten mal mit diesem Prinz Mortimer
sprechen? Er müsste doch wissen, was bei ihm zu Hause los ist."
„Mit Prinz Mortimer sprechen?" Lilli zog die Stirn in Falten. „Ich glaube, der ist
„Der Puschel-Heini?", wuffte Bonsai. „Der kann bestimmt gar nicht reden. Der
„Prinz Mortimer? Ist das der Name des Herrn? Wie fürstlich!", miaute Frau von
Schmidt und schien ein klein wenig beeindruckt zu sein. Doch dann schüttelte
4/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
„Wenn wir Boogie helfen wollen, müssen wir Prinz Mortimer dazu bringen, uns
Lilli seufzte und richtete sich auf. „Dann lass uns sofort noch mal hinfahren."
Zehn Minuten später kamen sie wieder bei dem gelben Haus an und stellten
ihre Fahrräder am Zaun hinter der Hecke ab. Lilli ließ Bonsai aus ihrem
Rucksack springen. Jesahja behielt seinen mit Frau von Schmidt jedoch auf,
So schlüpften sie durch das Gartentor und liefen auf Zehenspitzen zum Haus.
Lillis Herz klopfte wie verrückt. Es durfte sie auf keinen Fall jemand sehen!
mit geducktem Kopf umschaute. „Prinz Mortimer ist ein Freigänger, also
Lilli erklärte Bonsai flüsternd, wonach sie suchten, und kurz darauf wuffte der
5/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Lilli und Jesahja huschten um eine Ecke zur Rückseite des Hauses und
komplett aus Glas bestanden. In der gläsernen Tür des Wintergartens befand
„Ist dies der Durchgang des Prinzen?", erkundigte sich Frau von Schmidt,
hüpfte aus Jesahjas Rucksack und schnupperte an der Klappe. „Dieser Prinz
6/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Lilli kniete sich vor die Tür, während sich Jesahja nervös umsah. „Hier können
Lilli war ebenfalls nicht wohl zumute, und ihr Herz hämmerte, als wolle es
zerspringen. Aber nun mussten sie die Sache auch durchziehen. Für Boogie.
„Gnädigste", wandte sich Lilli an Frau von Schmidt. „Wären Sie eventuell so
„Ich soll sein Revier betreten? Warum sollte ich das tun?"
„Lilli!", hechelte Bonsai mit Blick auf die Klappe. „Ich kann da auch
Lilli hielt ihn jedoch zurück. „Das ist lieb, Bonsai, aber du kannst ja kein
Katzisch. Wir wollen mit dem Kater sprechen, und deshalb müsste jemand ihn
„Aha!", miezte Frau von Schmidt mit gespitzten Ohren. „Wusste ich es doch:
7/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Die Katze überlegte. „Nun gut, ich werde es tun. Ich stelle allerdings eine
Bedingung."
„Ab sofort werden Sie mich jeden Abend streicheln, bis ich einschlafe – mit
beiden Händen!"
Lilli zögerte, aber sie sah keine andere Möglichkeit, an den Kater
heranzukommen. Sie konnte ihn unmöglich selbst rufen, denn das würde
„Fabelhaft“, miaute Frau von Schmidt und hüpfte mit einem eleganten Sprung
Dann war alles still. Sie mussten lange warten, bis die Katze zurückkam.
„Es war absolut grauenhaft!", rief sie, schlüpfte durch die Klappe und rieb sich
heftig an der Wand, als versuche sie, das Geschehene abzuschütteln. „Ich
habe den Prinzen auf dem Sofa im ersten Stock angetroffen. Obgleich er
mich ansah, als sei ich nur eine Straßenkatze, legte ich ihm unser Anliegen
8/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
„Es war ein Albtraum!" Frau von Schmidt zog die Lefzen zurück. „Dieser
„Es war eine Erniedrigung von universalem Ausmaß!", rief die Katze
fassungslos. „Solch eine Blamage habe ich noch nie erlebt!“ Sie ließ sich
schwer auf die Pflastersteine fallen. „Ich werde nun vor Schmach sterben.“
Lilli streichelte der Katze den Rücken. „Das ist ja wirklich fürchterlich. Aber
9/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
10/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Die Katze hob den Kopf. „Ich könnte davon absehen zu sterben, wenn Sie
mich als Entschädigung morgens, mittags und abends mit beiden Händen
Lilli wollte gerade antworten, dass das wirklich ein bisschen viel verlangt sei,
da hörte sie eine Stimme. „Ihr sucht den, den sie Boogie nennen?"
Boogies Rettung
Lilli drehte sich um. Der Sibirische Kater – Prinz Mortimer – stand vor der
bemerkt hatte.
„Hallo!", sagte Lilli und war erleichtert, dass der Kater mit ihnen sprechen
11/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Prinz Mortimer ging allerdings nicht darauf ein. „Ich bin nicht Ihretwegen hier",
ließ er Lilli wissen. „Meiner Meinung nach haben Sie einen überaus
schlechten Geschmack in der Wahl Ihrer Begleitung“, sagte er mit Blick auf
Lilli ließ sich aber nicht abschrecken. „Und warum sind Sie dann hier?"
12/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
„Wie bitte?" Der Schwanz des Katers peitschte heftig auf den Boden.
„Keineswegs! Der, den sie Boogie nennen, ist nur ein Knilch, der ständig im
nicht solch ein schmuckloses Etwas wie der, den sie Boogie nennen.“
Prinz Mortimer ließ sich herab zu antworten. „Er hat einen gänzlich
„Er ist breit und platt“, fasste der Kater zusammen. „Einfach hässlich.“
13/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
14/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
ein Tier Boogie war. Sie wollte ihm einfach nur helfen.
Der Kater fügte nun hinzu: „Der, den sie Boogie nennen, ist insgesamt ein über
Lilli schluckte. Der arme Boogie hatte in diesem Haus keinen einzigen Freund.
Prinz Mortimer miaute weiter. „Seit ein paar Tagen versteckt sich der Wicht
vor mir, aber natürlich weiß ich genau, wo er sich befindet. Meine Nase ist
unübertroffen", sagte er und fuhr sich mit der Pfote über das edle Gesicht.
„Falls Sie in Erwägung zögen, den, den sie Boogie nennen, zu entfernen, wäre
Aha, darum ging es dem Kater also! Er wollte Boogie loswerden. Lilli dachte
nach, dann wandte sie sich wieder an den Kater, der Frau von Schmidt eisern
„In Ordnung. Wenn Sie uns helfen, Boogie zu finden, dann verspreche ich
Lilli wollte den Prinzen gerade darauf hinweisen, dass er Boogie auf keinen
Fall erschrecken oder ihm sonst wie weh tun dürfe, da schlüpfte der Kater
15/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Wenig später hörten sie ein Kratzen und Schleifen. Es klang, als zöge jemand
… eine Schildkröte!
Jesahja schnappte nach Luft. „Deswegen ist Boogie nicht gekommen, als du
Die kleine Schildkröte hatte den Kopf und die Beine eingezogen, während der
Kater sich mit ihrem Panzer abmühte und ihn in Richtung der Katzenklappe
zog.
„Hör sofort auf, Mortimer!“, verlangte Lilli streng. „Boogie hat Angst!“
16/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Der Kater ließ von dem Schildkrötenpanzer ab. „Prinz Mortimer, wenn ich
bitten darf", näselte er. „Ich dachte, ich sollte den Wicht
holen? Nun denn, hier ist er. Bitte nehmen Sie ihn und verlassen Sie auf der
Stelle mein Reich." Mit diesen Worten stolzierte der edle Kater von dannen.
17/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
18/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Lilli starrte mit klopfendem Herzen auf den Schildkrötenpanzer, der auf dem
Boden im Wintergarten lag. Das war Boogie. Sie hatten ihn gefunden!
„Hörst du mich?“, rief Lilli mit halblauter Stimme durch die Katzenklappe. Sie
sehen, aber sie kam nicht heran. „Wir wollen dir helfen!“
Da schob sich der Kopf der kleinen Schildkröte aus ihrem Panzer hervor.
„Was?“ Suchend schaute Boogie sich um. Als sein Blick auf Lilli fiel, rief er:
Boogie fuhr seinen langen Hals noch weiter aus, und auch seine Beine
schoben sich hervor. Mit kleinen Schritten kam er auf Lilli zu.
„Mambo?" Boogies Augen blitzten auf. „Wo ist er? Ich vermisse ihn ganz
schrecklich.“
19/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Schreck zusammen.
„Wusste ich doch, dass ich was gehört habe. Was macht ihr hier?", fragte die
„Nein!", entgegnete Lilli und stand auf. „Wir waren nicht im Haus drin!“
Esmeraldas Mutter hatte ein wutrotes Gesicht. „Ich rufe jetzt wirklich die
Polizei!“
Nun erhob sich auch Jesahja und blickte die Frau ernst an. „Wir sind wegen
Boogie hier. Wir wollen ihn mitnehmen, weil er hier sehr schlecht behandelt
wird."
„Das geht euch gar nichts an!“, pfefferte die Frau ihnen entgegen.
„Wenn Sie uns Boogie nicht geben, melden wir seinen Fall dem Tierschutz.
Und dann nehmen sie Ihnen vielleicht auch den Kater weg", erklärte Jesahja
und wirkte dabei sehr erwachsen. „Eigentlich wollten Sie Boogie doch
sowieso ins Tierheim bringen. Dann geben Sie ihn uns doch einfach mit.“
Esmeraldas Mutter erstarrte. „Na gut!„, rief sie auf einmal. „Dann nehmt ihn
halt!“ Sie griff nach Boogie, der erschrocken Kopf und Beine einzog, und
reichte Lilli die kleine Schildkröte durch die Katzenklappe. „Ich will keinen
20/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Ärger.“
Das ließen sich Lilli und Jesahja nicht zweimal sagen. Sie nahmen die Beine
in die Hand und liefen los. Bonsai und Frau von Schmidt folgten ihnen.
Die Katze zeterte zwar „Es gammelt überall!“, aber sie rannte trotzdem mit
ihnen mit.
Sobald sie durch das Gartentor waren, sagte Lilli zu der Schildkröte: „Boogie,
Doch Boogie regte sich nicht. Der Kleine schien völlig verängstigt zu sein.
„Fahren wir zu Sonay", schlug Jesahja vor. „Vielleicht kann sie Boogie auch
nehmen?“
„Ich weiß nicht, ob ihr Vater damit einverstanden ist …“, antwortete Lilli.
„Dann fragen wir!“ Jesahja stieg auf sein Rad. „Fahren wir hin!“
Lilli schob Boogie behutsam in die Bauchtasche ihres Sweatshirts, und dann
21/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Sonays Vater erschien neben seiner Tochter im Türrahmen. „Hallo, ihr zwei.
Darf ich auch mal erfahren, was hier los ist?", fragte er freundlich.
Lilli und Jesahja erzählten ihm alles. Dann stürmten sie ins Wohnzimmer und
setzten Boogie dort auf dem Teppich ab. Da kam Mambo unter der Kommode
Hastig schob sich der Kopf der Schildkröte aus dem Panzer hervor.
Mit erstaunlich schnellen Schritten lief er auf das Meerschweinchen zu, das
„Boogie!“
„Mambo!“
Dann erreichten sie einander und beschnüffelten sich aufgeregt. „Oh, du bist
22/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
wieder da!", fiepte das Meerschweinchen und hüpfte mit einem freudigen
Bonsai schnuffte: „Also, ich kurve ja lieber auf dem Staubsauger rum, aber der
23/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
Schildkröte mit wohlwollendem Blick. „Ich muss sagen, die beiden haben Stil.
„Die beiden sind wirklich süß zusammen", sagte Sonays Vater. „Die darf man
„Nein", sagte ihr Vater. „Ein Terrarium passt doch ganz wunderbar in die Ecke
da drüben.“
Sonay fiel ihrem Vater um den Hals. „Ich wollte schon immer eine Schildkröte
haben!"
Ihr Vater lachte, und Jesahja drehte sich grinsend zu Lilli um. „Ich find’s super,
Und da musste auch Lilli lachen. Ganz laut lachte sie, vor Erleichterung und
24/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
25/27
Ein Service von Stiftung Lesen und Deutsche Bahn Stiftung
26/27
Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)