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Einführung in die Ethnologie Australiens

Dr. Gabriele Weichart


WS 2012/13

3. u. 4. Einheit: 15.10.12
Verfasserin: Beate Schneider (19.10.2012)

Heutige Themen:

• Prähistorie
• Jagd und Sammeln
• Sprachen
• Handelskontakte

Prähistorie:
Karte: Sunda und Sahul = zusammenhängende Landmasse, die während der letzten Eiszeit,
die aus Australien, der nördlich gelegenen Insel Neuguinea mit den Aru-Inseln, großen Teilen
der Arafurasee sowie der südlich gelegenen Insel Tasmanien bestand

• Zeit der großen Eiszeit => vor 2 Mio. Jahren => höhere Regionen hatten Gletscher,
und der Meeresspiegel war sehr niedrig, da weniger Niederschläge (=> Landmasse
war daher größer als heute ) => Anstieg des Meeresspiegels durch Schmelzen der

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WS 2012/13

Gletscher => Torres-Straße und Bass-Straße (zu Tasmanien) dadurch entstanden,


Landmasse veränderte sich!
• Sunda und Sahul waren jedoch nicht miteinander verbunden (Trennung von ca. 90km
=> konnte mit Booten überwunden werden)

o Zentrale Frage in der Archäologie und Prähistorie:


=> Wann ist der Mensch nach Australien gekommen?

o Viele Besiedlungstheorien:
o Ungeklärt, ob eine oder mehrere Besiedlungswellen => Mehrheit der
WissenschafterInnen geht von einer einzigen aus
 Erste Menschen: vor ca. 50 000 und 70 000 Jahren
 Zuerst Küstenregionen und Flussregionen besiedelt, dann Landesinnere (eher
unwirtlich)

o Archäologische Funde:
o Tasmanien (war mit Festland verbunden): von vor 35.000 Jahren
o Lake Mungo Nationalpark (New South Whales):
 Mungo Man und Mungo Lady: Skelettfunde
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 40.000 Jahre alt


 Spuren von Ocker gefunden
 Älteste ritualisierte Bestattung
 750 Artefakte
 See heute ausgetrocknet

o Norden: Arnhemland (Malakunanja)


 Felsmalereien: 60 000 Jahre

o Zentralaustralien: Puritjarra => Artefakte und Malerei: 35.000 Jahre

o Allgemeines:
• Lebensbedingungen damals besser/ feuchter als heute
• Versuch, alte Samples zu finden, die auf die Entwicklung von Menschen
hinweisen => im 19.Jhdt. Gräber geplündert => Skelette und Schädel
mitgenommen und als Artefakte an Wissenschaftler ausgeliefert
• Aborigines galten als Repräsentanten einer Steinzeitkultur => Rassen-Denken
des 19.Jhdts. => Schädelform (Frenologie) deutet auf Charaktereigenschaften
hin z.B. Intelligenz
• Probleme der Archäologie:
 Schädel befinden sich oft im Ausland (Museen) => Rückforderungen
fanden statt, vor allem bei rezenten Funden ( hierbei gibt es noch
lebende Verwandte) => Rückforderung als symbolischer Akt der
Selbstbestimmung der Indigenen
 Das Naturhistorische Museum Wien hat Sammlungen zurückgegeben!

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Geografische Regionen:

o Es lassen sich geographisch drei Großlandschaften unterscheiden.


o Das Tafelland des Westaustralischen Plateaus nimmt etwa 60 Prozent des Kontinents ein.
o (Hier liegen die großen Trockengebiete der Großen Sandwüste, der Gibsonwüste, der
Großen Victoriawüste und der Nullarbor-Wüste.)
o Küstengebiet, Trockengebiete (früher Flusslandschaften => ausgetrocknet bzw. nur alle
paar Jahre Wasserfluss), Wüste
o Generell wenige große Flüsse
o Früher gab es ca. 750.000 Einwohner heute 2 Mio. Einwohner (Aborigines leben seit ca.
50.000/60.000 Jahren auf diesem Kontinent)=> keine einheitliche Ethnie, viele
verschiedene mit vielen unterschiedlichen Sprachen und Dialekten
o Hauptsächlich gab es Jäger und Sammler
o Indigene: Aborigines und Torres-Strait-Insulanern (leben auf den Inseln in der Torres
Straße

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Klima:

o Unterschiedliche Klimazonen: Der Norden ist tropisch, es schließt sich ein subtropisches
Gebiet an, im Süden ist das Klima gemäßigt.
o Zentral: Wüste => großer Teil

Megafauna:

Diprotodon:

o Ausgestorbene Säugetiergattung => größtes bekanntes Beuteltier


o Vorfahr von Koala und Wombat
o 2m Höhe, 3-4m Länge, 2 Tonnen schwer
o Warum ausgestorben?
o Klimawandel
o Umweltveränderungen z.B. durch Fire-stick-farming (Eukalyptusbäume
feuerresistent)

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Jäger und Sammler:


• Bis vor Kurzem lebten auch noch einige Aborigines in Australien als Jäger und Sammler
und erreichten wie die San einen erstaunlichen Grad der Anpassung an extrem unwirtliche
Wüstengebiete
• Fleisch war wichtige Nahrungsquelle, aber auch Pflanzennahrung
• Was?: Beuteltiere, Opossum, Vögel (Emu), Schlangen, Echsen, Maden (Witchetty grubs)
• Männer: jagen große Tiere
• Frauen: kleine Tiere und Sammeln (Grassamen => wurden zu Mehl/Fladen verarbeitet,
Beeren, Früchte,...)
• Benutzten Erdöfen, um Fleisch zu garen
• Jagdutensilien: Speerschleuder und Boomerang
• Werkzeuge aus Stein

• Pituri- Strauch:

o Aufputsch- und Beruhigungsmittel, auch hochkonzentrierter Nikotinersatz =>


wird geraucht, hilft bei Hunger, wird zur Jagd verwendet (in Wasserlöcher,
Tiere trinken davon, werden müder und sind leichter zu jagen), Gegenmittel
bei Pilzvergiftungen
• Unterkünfte: sehr einfach aus Pflanzenmaterialien, immer nur 1-2 Nächte => Normaden=>
Mobilität wichtig => keine Lasttiere, daher wenig Besitz => es wurde von Tag zu Tag
gelebt
• Menschen gute Umwelt-, Naturkenntnisse (local knowledge) => z.B. wo befindet sich
Wasser für Brunnen (Pflanzen als Hinweise) => enge Beziehung zu Lebewesen und
Umwelt
• Einflüsse auf die Umgebung durch Dingos (Wildhunde => stammen von asiatischen
Hunden ab) => Auswirkungen auf heimische Fauna
• Warum keine Landwirtschaft oder Viehzucht?
o Vermutungen:
o 19.Jhdt.: Menschen zu primitiv! => keine landschaftliche Kultivierung
o Neuere: ökologische Bedingungen nicht optimal => Klima, Bodenverhältnisse
=> zu hart => keine Eignung für Viehzucht => da kein Weideland (zu trocken)
=> auch keine geeigneten Tiere für Viehzucht

• Aborigines: Narbenschmuck => Initiationsrituale

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• Wissenschaftler, die sich mit J&S-Gesellschaften beschäftigt haben: Marshall Sahlins,


Marvin Harris ( => Mobilität abhängig von Flora und Fauna, Arbeitsteilung, Ackerbau
aufgrund von Klimaveränderungen

Sprachen:

• 26 Sprachfamilien, viele Dialekte => Sprache und Dialekt oft schwer zu unterscheiden
• Es ist umstritten, wie viele Sprachen in Australien vor Ankunft der Europäer
gesprochen wurden. Man einigt sich jedoch meist auf 250 (+ Dialekte) =>
Mehrsprachigkeit einzelner Personen
• Die meisten Sprachen heute ausgestorben oder bedroht (viele Aboriginal Kinder
lernten im 19. Jhdt. nicht mehr ihre Muttersprache => „Stolen Generation“ => Kinder
wurden adoptiert, verschleppt...
• Heute werden nur mehr 50 Sprachen gesprochen
• Aus linguistischer Sicht in 2 Sprachfamilien (alle miteinander verwandt) => 1. Pama-
Nyungan, 2. Non-Pama-Nyungan (Norden)
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• Annahme: ev. Zusammenhang mit dravidischen Sprachen


• Bezeichnung:

Natives – Aborigines – Indigene


Bezeichnungen:
Lat.: ab origine = vom Ursprung, vom Anfang an
Anangu (Zentralaustralien)
Yolngu (Arnhem Land)
Koori (Südaustralien)
Murri (Süden u. Zentrum v. Queensland)
Nyoongah (Westaustralien)

Handelsrouten:

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• Makassaren an der Nordküste => Seegurken für chinesischen Markt => beeinflussten
Aborigines (Kulturkontakt!) => brachten Tabak, Alkohol, Textilien, Messer,
Tamarindenbaum, …
• Und semi-permanente Behausungen, Auslegerboote, Ausdrücke (Balanda = Begriff
für Weisse von Makassaren [orang belanda])
• => Kontakt mit Neuguinea

Film: „Lousy little sixpence“ => http://aso.gov.au/titles/documentaries/lousy-little-


sixpence/

Alec Morgan, Gerry Bostock | Australia 1983 | 54 min

When Lousy Little Sixpence was first screened it caused shock and disbelief in Australia because viewers

couldn’t believe what they were seeing.

Lousy Little Sixpence tells the story of five children, now Elders and representatives for an entire generation, who

were stolen from their families by the Australian government to turn them into unpaid servants for white families.

The documentary uses old newsreels, archive film, photographs (most of which has never been shown before)
and bleak, simple interviews which show that healing from such horrendous treatment will not be easy.

The title ‘Lousy Little Sixpence’ refers to the amount of pocket money the indentured workers were supposed to

be given - but never received - while their wages were managed by their ‘employers’, on behalf of the Aborigines
Protection Board.

Lousy Little Sixpence is an influential film in highlighting the injustice of stolen wages, and the fight for the rightful

payment to be made to Indigenous peoples of that generation or their families.

[A] lot of little girls died at Cootamundra. And that was run by the Aborigines Protection Board, you know,

protecting Aborigines. But they were sending them out to work for sixpence a week. That's what my

sisters got, sixpence a week.—Geraldine Briggs, Stolen Generations survivor [1]

We were accused of fabricating the evidence.—Gerry Bostock, producer [2]

There was a hunger [in 1983] in the wider community to learn more about Aboriginal people, as nothing

was out there.—Alec Morgan, producer [2]

Read more: http://www.creativespirits.info/resources/movies/lousy-little-sixpence#ixzz29le85HBE

In the mid-1930s, the Aboriginal people began to organise, and to fight the Aborigines Protection Board. Through
old newsreels, archive film, photographs and interviews with Elders, the film weaves a moving account of a

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hidden history, the early struggle for Aboriginal land rights and self-determination. A meticulous study of how
white Australians between the wars consistently broke up Aboriginal families to manufacture a black servant
class.

"A meticulous study of how white Australians between the wars consistently broke up Aboriginal families to
manufacture a black servant class. Australia has produced few films of such quiet and ironic passion." - John
Baxter, The Australian.

http://www.roninfilms.com.au/feature/590/lousy-little-sixpence.html

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