10

Österreich / DE € 14.80, Schweiz SFR 25.–  |  Österreichische Post AG  |  MZ 15Z040564 M

10.
Architektur Aktuell GmbH  |  Loquaiplatz 12  |   1060 Wien   |   www.architektur-aktuell.at

englisch
2019
deutsch/
4 195968 814809

Polen
& Partner+PLOV, Schwarzenbacher Struber
MAŁECCY, JEMS, KWK Promes, 55Architekci
New Projects by MOA Martin Oberascher
A Responsible Boom  BAAS+Grupa 5+
ROLF BENZ CONTRACT.
Urban soul meets Black Forest.

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NEU: Rolf Benz ADDIT

Design Tina Bunyaprasit und Werner Aisslinger

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Kontakt Rolf Benz Contract // Österreich:

Andreas Feichtinger // andreas.feichtinger@rolf-benz.com // Mobile 0043 664 3203641
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Editorial
Matthias Boeckl | Chefredakteur editor-in-chief
Passend zu den politischen Herbst­de­
batten und dem Arbeitsbeginn der neuen
Europäischen Kommission stellt unser
Oktoberheft Fragen nach Homogenität und
Differenz im europäischen Baubetrieb.
Gerade die Architektur mit ihren globalen
technischen Standards auf der einen Seite
und den höchst unterschiedlichen lokalen
gesellschaftlichen Einbettungen auf der
anderen ist ja ein anschaulicher und ver­
lässlicher Indikator regionaler Entwick­
lungswünsche, die innerhalb Europas
stark differieren. Bewusst haben wir Polen
für diese Diskussion ausgewählt, weil es
ein großer europäischer Player ist, der
aber oft andere politische Ziele verfolgt
als die dominierenden westlichen Staaten.
Gerade für die Architektur ist das span­
nend, weil Polen mit seinem Wirtschafts­
boom, seiner Größe und seiner beeindru­
ckenden intellektuellen Potenz in der Lage
ist, eine sehr eigenständige Baukultur zu
leben, von der man viel lernen kann.
Diesem Porträt stellen wir zwei große
Wohnbauten in Salzburg gegenüber. Denn
die Mozartstadt ist durchaus typisch für
mittelgroße zentraleuropäische Städte mit
reichem Kultur- und Naturerbe. Dieses
Erbe müssen sie in eine schwer erreichba­
re Balance mit der stetigen Urbanisierung,
wachsendem Wohnraumbedarf und den
gleichzeitig immer komplexer werdenden,
oft als Hemmschuh empfundenen Regulie­
rungen bringen. So wirken die beiden
Photo © christianjungwirth.com
Architekturszenen geradezu invers: Ver­ housing projects in Salzburg. The Mozart
antwortliches Bauen trotz großer Freihei­ city, as it is known, is typical of medium-
ten in Polen versus wahrnehmbare Inno­ sized central European cities with a rich
vationsschritte trotz regulationsbedingt cultural and natural legacy that must,
minimalem Spielraum in Österreich. with considerable difficulty, be balanced
Offensichtlich ist, wer diese Fortschritte with constant urbanization, a growing
im jeweils gegebenen gesellschaftlichen housing need and increasingly complex
Rahmen hier wie dort vor allem produ­ regulations that are often felt to be a hin­
ziert: Die glücklicherweise allenthalben drance. And so, these two architecture
vorhandene Kreativität der Baukünstler. scenes seem like inverted models of each
other: responsible building despite the
Consistent with the political debates in great freedoms allowed in Poland versus
autumn and the start of work by the new perceptible advances in innovation, de­
European Commission, our October issue spite the limitation of leeway by regula­
poses questions about homogeneity and tions in Austria. It is clear what, above all
difference in the European building busi­ else, makes this progress within the given
ness. With its global technical standards social frameworks possible, both here and
on the one hand and the very different there: the creativity of architects, which,
ways in which it is socially embedded fortunately, is available everywhere.
locally on the other, architecture in par­
ticular is an illustrative and reliable indi­
cator of regional development wishes,
which differ greatly within Europe. We
have deliberately chosen Poland for this
discussion, as it is a major European play­
er which, however, often pursues different
political aims to the dominant Western
European states. This is particularly excit­
ing for architecture, as Poland with its
economic boom, its size and its impres­
sive intellectual potency is in a position to
live a very independent culture of build­
ing from which much can be learned.
We contrast this portrait with two large
2 Inhalt / Contents

1 Editorial 80 Essay: Neue Wege der polnischen Architektur 

New paths in Polish architecture
4 Journal Text: Dominika Glogowski

26 Freiraum 92 55Architekci – Aussichtsplattform bei Wola

Krogulecka und Naturpfad in der Enklave
30 Logbuch Bobrowisko, Stary Sa̧cz  Viewing platform
near Wola Krogulecka and nature path in
32 Future Talk Bobrowisko enclave, Stary Sa̧cz
Text: Grzegorz Stiasny – Zwischen Mikrourbanistik und
Land-Art  Between micro urban design and Land art
34 Showcase

54 Polen
56 BAAS+Grupa 5+MAŁECCY – Krzysztof
Kieślowski Radio und TV-Fakultät, Kattowitz 
Krzysztof Kieślowski Radio and Television
Faculty, Katowice
Text: Claus Käpplinger – Diaphanie gebrannten Steins 
Diaphanous shell of fired bricks
Photo Dariusz Ptak

104 KWK Promes – Quadrant-Haus, Warschau 

Quadrant House, Warsaw
Text: Tomasz Żylski – Gebaute Konzepte  Built concepts
Photo Adrià Goula

68 JEMS – Bürokomplex Pixel, Posen, und

P4/Vienna House Hotel, Warschau  Pixel
office complex, Poznań and P4/Vienna
House Hotel, Warsaw
Text: Dominika Glogowski – Zwischen Wohnen und Arbeiten 
Between living and working
Photo Juliusz Sokołowski

Photo Juliusz Sokołowski

architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

New Projects

114 Schwarzenbacher Struber – Quartier

Riedenburg, Salzburg  Quarter Riedenburg,
Salzburg
Text: Roman Höllbacher – Von der Kaserne zum Wohnquartier 
From barracks to residential quarter
Photo Kurt Kuball

124 MOA Martin Oberascher & Partner+

PLOV – Wohnbau „Stadtpark Lehen“,
Salzburg  “Stadtpark Lehen”, housing
development, Salzburg
Text: Isabella Marboe – Das beste von zwei Welten 
The best of two worlds

We Elevate...
Austria
Photo Stefan Zauner

Wir bewegen über 1 Millarde Menschen

136 Gebäudetechnik täglich: Schindler steht für Qualität,
Verlässlichkeit und Sicherheit. Ein Versprechen
146 Technology an unsere Kunden und Mitarbeiter –
in Österreich und der ganzen Welt.
148 Media Reviews www.schindler.com

150 Kalender 
Calendar

152 Vorschau 
Preview  Impressum

Titelbild  Cover Image

„Unikato“-Haus  “Unikato”-House, Katowice, Kattowitz von by KWK Promes
Photo Aleksander Rutkowski OLO Studio

We Elevate
4 Journal
Photo Josema Cutillas
Der Taburete Tower besteht aus vielen Modulen …  … die auch als Möbel für zu Hause fungieren.  LechStarter Installation Nahe des Flusses Silnica
Taburete Tower consists of many modules …
Wenn Nutzer die Sinnfrage der Architektur
selbst beantworten  Dominika Glogowski
Der Warschauer Architekt Jakub
Szczęsny (SZCZ), international
bekannt für das Keret House („das
schmalste Haus der Welt“), entwi-
ckelte ein kreatives Tool für eine
kontinuierliche Sinnfindung von
Objekten, deren Funktion nicht von
vornherein feststeht: Sinn-offene
Ready-Mades unserer Tage.
Beim Architekturfestival Concentrico in
Logroño (Spanien) dieses Frühjahr fragte
sich Jakub Szczȩsny, wie man Installatio­
nen für temporäre Veranstaltungen nach­
haltig gestalten könne. Im Normalfall
werden ja die Objekte nach der Finissage
abmontiert und vernichtet. Szczȩsny geht
nun die ganze Sache von hinten an und
nimmt das Endprodukt als Ausgangslage.
40 Zentimeter große Holzmodule wurden
vorgefertigt und vor Ort zu drei Säulen
mit bis zu fünf Metern Höhe als temporä­
re Installation für das Architekturevent
zusammengesteckt. Das Ergebnis erinnert
manch kundigen Besucher an Luis
Barragans Torres de Satélite. Beim Abbau
der Installation entpuppen sich die Modu­
le der Türme als funktionale Designobjek­
te. Diese Objekte mit dem Namen taboret
(polnisch für Schemel) wurden am Ende
an die Besucher verschenkt. Fotos von
Photo Peninsula
… which can also be used as furniture at home.
den Besitzern und ihrer individuellen
Neuinterpretation der Module als Blumen­
ständer oder Regale folgten prompt. Der
Kurzlebigkeit von Kunst wurde damit
kreativ entgegengewirkt.
Szczȩsny widmet sich in seinen Arbeiten
immer wieder dem Ansatz, dass Funktio­
nen nicht vorgegeben werden und Form
als noch zu füllender Rahmen für Ideen
verstanden wird. Je nach Nutzung und
Kontext wird die Funktion uminterpretiert.
Das Objekt wird so zum Werkzeug einer
kontinuierlichen Sinnfindung. Für diesen
Keine vordefinierten Funktionen
Zweck erarbeitet Szczȩsny intelligente
Systeme aus unterschiedlichen Formen,
Löchern und anderen Befestigungssyste­
men. Angelehnt an Bernard Rudofskys
Theorien sieht Szczȩsny das Objekt erst
dann als nachhaltig lokal verortet, wenn
der Gebrauch nicht mehr vordefiniert ist.
Diesem Gedanken folgte Szczȩsny auch
für ein zweites Projekt in der kirgisischen
Hauptstadt Nur-Sultan (ehemals Astana).
Auf dem dreieckig geformten Zielinski-
Platz ließ er eine zehn Meter hohe Stahl­
konstruktion aufstellen. „Wir geben euch
ein Trockengestell und ihr hängt darauf
auf, was ihr möchtet!“ so Szczȩsny iro­
Photo Łukasz Krawczynski
LechStarter installation close to Silnica river
nisch. Ein Jahr vor Inbetriebnahme des
neuen Raumes wurden gemeinsam mit
ARTBAT – einer Gruppe von kasachi­
schen und russischen Künstlern – zahlrei­
che Workshops zum Knüpfen von Schau­
keln und Hängematten organisiert. Das
Ziel war, die Bevölkerung mit Bautechni­
ken vertraut zu machen und sie zum
kreativen Mitmachen einzuladen, damit
sie die öffentliche Struktur letztendlich
frei nutzen können.
Die unterschiedlichen Ebenen des Projekts
werden erst nach und nach ersichtlich –
vom ersten Eindruck als Objekt im städte­
baulichen Kontext bis zur gemeinsamen
Entdeckung der Nachbarschaft aus ange­
nehmen Sitzpositionen inmitten der unge­
wöhnlichen Struktur.
Szczȩsny ist in mehreren Kontinenten
wie auch medial im TV aktiv. Das von
ihm geplante Keret House, das „schmalste
Haus der Welt 2012“, hat mittlerweile im
MoMA New York einen Ehrenplatz
gefunden.
www.szcz.com.pl
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Neuer (Spiel)raum auf dem Zielinksi-Platz in Nur-Sultan (ehem. Astana)
New (playing)ground on Zielinski-Square in Nur-Sultan (former Astana)
When users themselves answer the question
about the meaning of architecture  Dominika Glogowski
Warsaw architect Jakub Szczęsny
(SZCZ), internationally known for the
Keret House (“the world’s narrowest
house”), has developed a creative
tool to continuously construct mean-
ing for objects whose function is not
determined from the start: ready-
mades for our times, whose meaning
is left open.
At the architecture festival Concentrico
in Logroño (Spain) this spring Jakub
Szczȩsny asked himself how one could
design installations for temporary events
in a sustainable way. Normally, these
objects are taken down and destroyed
after the closing event. Szczȩsny ap­
proaches the whole thing from the end
and takes the final product as his starting
point.
Plywood modules measuring 40 centime­
tres high were prefabricated and assem­
bled on site in the form of three columns,
the tallest of them five metres high, as a
temporary installation for the architecture
event. For informed visitors the result
recalled Luis Barragan’s Torres de Satélite.
When the installation was dismantled the
modules that made up the towers were
revealed to be functional design objects.
At the end of the event these objects, with
Photo Evgeny Tkachenko
Kinder der Nachbarschaft entdecken die undefinierte Stahlkonstruktion
Children from the neighbourhood explore the undefined steel-construction
the name taboret (Polish for footstool),
were given to visitors. Photos of the new
owners and their individual interpreta­
tions of the modules as plant stands or
shelves were promptly sent. A project that
counteracts the short-lived quality of art.
In his work Szczȩsny repeatedly devotes
himself to an approach based on the con­
cept that functions are not determined in
advance and form is understood as a
frame for ideas that is yet to be filled.
The form is reinterpreted according to the
particular use and context. In this way
No predefined functions
the object becomes a tool for the continu­
ous discovery of meaning. In pursuing
this aim he works out intelligent systems
that use different forms, holes and meth­
ods of mounting. Inspired by Bernard
Rudofsky’s theories, Szczȩsny believes
that the object can only be lastingly posi­
tioned if the use is no longer predefined.
Szczȩsny followed this idea for a second
project in the capital of Kyrgyzstan, Nur-
Sultan (formerly Astana). On the triangu­
lar-shaped Zielinski Square he had a ten-
metre-high steel construction erected. “We
give you a dry frame and you can hang on
it whatever you like!” said Szczȩsny with
5
Photo Evgeny Tkachenko
 
a certain irony. A year before the new
space was put into use, together with
ARTBAT – a group of Kazakh and Russian
artists – numerous workshops were organ­
ized about how to knot swings and ham­
mocks. The goal was to make people
familiar with building techniques and to
invite them to participate creatively so
that ultimately, they could make free use
of the public structure.
The different levels of this project only
gradually become visible. From the first
impression of an object in an urban de­
sign context to the joint discovery of the
neighbourhood from comfortable seated
positions in the middle of the unusual
structure.
Szczȩsny works on several continents
and appears on TV. His Keret House (the
world’s narrowest house 2012) has been
given a place of honour in MoMA,
New York.
www.szcz.com.pl
6 Journal
Siegerprojekt/Award Winner: Dominika Strzałka (Techn. Universität Krakau/
Cracow University of Technology) „Miedzianka, the history of disappearing“
Junge Visionen statt alte Grenzen  Claus Käpplinger
Einmal mehr wurde dieses Jahr der
BDA-SARP-Award an Absolventen
polnischer oder deutscher Hoch-
schulen vergeben. Seine Konzeption
führt in Form eines mehrstufigen
Workshop-Verfahrens junge Archi-
tekten und Architektinnen aus Ost
und West seit mehr als vier Jahr-
zehnten zusammen.
Mitte der 1980er Jahre von der polnischen
Architektenvereinigung SARP und dem
deutschen Architekten Henn als Walter-
Henn-Förderpreis für die besten Diplom­
arbeiten von Absolventen polnischer
Hochschulen gegründet, durchbrach der
Preis in Zeiten des Kriegsrechts in Polen
nicht nur den Eisernen Vorhang, sondern
ließ auch wertvolle Brücken der Kommu­
nikation zwischen West und Ost wachsen.
2011 weitete sich der Award auch auf
Absolventen deutscher Hochschulen mit
dem neuen Kooperationspartner BDA aus.
Jeweils neun Absolventen polnischer und
deutscher Hochschulen erhalten die Ein­
ladung an einem mehrstufigen Workshop-
Verfahren abwechselnd in Warschau oder
Berlin an einer städtebaulichen oder ar­
chitektonischen Aufgabe zusammen zu
arbeiten. Visionäre und poetische Projekte
haben seitdem an Bedeutung gewonnen
Photo Dominika Strzałka
Photo Maximilian Blume
Maximilian Blume (Technische Universität München, Technical University of
Munich): „Utopia. Urbanization and corporate living“
und das Profil des Preises deutlich bahntrassen widmete sich Maximilian
erweitert, der heute noch stärker neue Blume (Technische Universität München),
Positionsnahmen der jungen Generation der mehrere Quartiere Münchens über
fördert. eine neue Wohnbrücke zu verbinden
Den Hauptpreis gewann dieses Jahr suchte, die darüber hinaus auch neue
Dominika Strzałka (Technische Universität Einrichtungen kollektiven Lebens anbie­
Krakau), die den Verfall und die zahlrei­ ten sollen. Mit einer typischen Siedlung
chen Katastrophen der niederschlesischen der Nachkriegsmoderne und ihrem Schei­
Stadt Miedzianka in einem aufgeständer­ tern, dem Einsteinring in Nürnberg, setzte
ten Wegekörper über den historischen sich die ebenfalls mit einer Auszeichnung
Spuren transformierte. Das Siegerprojekt versehene Arbeit von Fabian Weis (Tech­
will zu neuen kreativen Wahrnehmungen, nische Hochschule Nürnberg) auseinan­
Auseinandersetzungen und Dialogen über der. Sein Angebot: Die leerstehenden
Baustrukturen werden von ihm in einem
Workshops in Warschau gewaltigen und doch poetischen „Raum
und Berlin der Melancholie“ in eine Art Friedhof
vergangener urbaner Visionen verwandelt.
die wechselhafte Geschichte vieler Orte Dieser neue Garten mit baulichen Relikten
zwischen West und Ost anregen. Ein als funktionale Gebäude, will dazu einla­
Thema, dem auch Michał Wasielews­ den die Vergänglichkeit des Stadtraums
ki (Technische Universität Breslau) seine neu und selbstbewusster zu erfahren.
Arbeit widmete. Mit gezielten topographi­ 2020 kehrt der BDA-SARP-Award mit
schen Eingriffen wurde ein Trümmerberg Workshop, Jurysitzung und Preisverlei­
nahe Wrocław räumlich neu erschlossen hung wieder nach Berlin zurück.
und teilweise geöffnet, um die Relikte und
Akten historischer Zerstörungen wieder
sichtbar in das kollektive Gedächtnis zu­
rück zu bringen. Ein Projekt, so poetisch
stark und reflektiert, dass er dafür eine
besondere Auszeichnung erhielt.
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8 Journal
Sebastian Strobl (Akademie der Bildenden Künste München/Academy of Fine
Arts, Munich): „simply be there“
Young visions instead of old borders  Claus Käpplinger
This year, once again, the BDA-
SARP-Award was presented to grad-
uates of a Polish or a German uni­
versity. Conceived in the form of a
workshop process in several stages,
this award has been bringing young
architects from West and East to-
gether for more than four decades.
Founded in the mid-1980s by SARP, the
Polish architects association, and the
German architect Henn under the name
“Walter Henn Prize” for the best final
theses by graduates of Polish universities,
during the martial law era in Poland the
award not only broke through the Iron
Curtain but also allowed important bridg­
es of communication to be constructed
between West and East.
In 2011, together with the new coopera­
tion partner BDA, the scope of the award
was expanded to include graduates of
German universities. Nine graduates from
German and nine from Polish universities
are invited to take part in a multi-stage
workshop procedure, held alternately in
Warsaw or Berlin, which focuses on an
urban planning or architectural task.
Since then visionary and poetic projects
have grown in importance and have clear­
ly expanded the profile of the prize, which
Photo Sebastian Strobl
Fabian Weis (Technische Hochschule Nürnberg/Nuremberg Institute of
Technology): „Archive for the collective memory.“
today supports even more strongly the
formulation of new positions by the young
generation
This year’s winner of the main prize was
Dominika Strzałka (Cracow University of
Technology), who transformed the decay
and the numerous catastrophes that have
affected the Lower Silesian town of
Miedziana by means of a volume that is
elevated above the historical traces. The
winning project aims to stimulate new
creative perceptions, confrontations and
dialogues about the turbulent history of
Workshops in Warsaw and Berlin
many places between West and East. In
his work Michał Wasielewski (Wrocław
University of Science and Technology)
dealt with a similar theme. Through fo­
cused topographical interventions a hill
near Wrocław, made from building rubble
left by the 2nd World War, is to be ac­
cessed in a spatially new way and partly
opened up in order to restore the relicts
and impact of historical destruction to the
collective memory. This project’s poetic
and reflective strength led to it being
given a special award.
Maximilian Blume (Technology University
of Munich) devoted his attention to sites
Photo Fabian Weis
that cannot be built upon, such as railway
tracks, and attempted to connect several
districts of Munich by means of a new
housing bridge, which is, additionally,
intended to offer new facilities for collec­
tive life. The work by Fabian Weis
(Nuremberg Tech), which also received an
award, examines a typical post-war hous­
ing development, the Einsteinring in
Nuremberg, and its failure. His proposal
envisages transforming the emptied build­
ings into a powerful and yet poetic “space
of melancholy”, a kind of cemetery of
urban visions from earlier times. This new
garden with relicts as functional buildings
offers an invitation to experience the tran­
sience of urban space in a new and more
self-confident way.
In 2020 the BDA-SARP Award with the
workshop, jury session and prize-giving
ceremony will return to Berlin.
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10 Journal

Photo WikiCommons, Stefan Plater-Zyberk

Photo Narodowe Archivum Cyfrowe

Photo WikiCommons, Edmund Kupiecki

Adolf Szyszko-Bohusz, Präsidenten-Schlösschen/ Roger Slawski, Allgemeine Polnische Landesaus- Bohdan Pniewski, Gerichtsgebäude/district court
President Castle, Wisła, 1928–31 stellung/Polish General exhibition, Poznań, 1929 an der/at Ulica Leszno, Warschau/Warsaw 1935–39

Moderne Architektur in Polen 1918–1939  Matthias Boeckl

Eine kurze Blüte erlebte die moderne Das Kriegsende 1918 brachte somit die 1928–31 erbaute Ferienschlösschen des
Architektur während der ersten pol- erste staatliche Unabhängigkeit Polens seit polnischen Präsidenten in Wisła (Hohen­
nischen Republik: Wie in den ande- 123 Jahren – und damit den Bedarf einer weichsel, Schlesien) von Adolf Szysuko-
ren 1918 neu entstandenen europäi- komplett neuen staatlichen Infrastruktur Bohusz als eines von 17 Schlüsselprojek­
schen Staaten (Tschechoslowakei, sowie zahlloser großer privater ten, die einen repräsentativen Querschnitt
Jugoslawien, baltische Republiken) Investitionen. durch die polnische Moderne bieten. Ver­
diente sie auch in Polen einer pro- Interessant ist der Vergleich der jeweiligen treten sind dabei sowohl Städtebauprojek­
duktiven Identitätskonstruktion des Ausdrucksweisen der jungen osteuropäi­ te (Gdynia/Gdingen) als auch Regierungs­
neuen Gemeinwesens. schen Staaten für ihr neues, zukunftsopti­ bauten (Außenministerium, nationale
mistisches Gemeinwesen: Innerhalb der Entwicklungsbank, Gerichte, Unibiblio­
2017 zeigte das Warschauer Architektur­ internationalen modernen Bewegung thek Krakau, Bahnhof Warschau) sowie
zentrum die Ausstellung „Eternity and standen dafür in den 1920er Jahren die Ausstellungen. Einige Namen der polni­
a Moment. 1918–1939 – Architecture as Alternativen einer expressiven National­ schen Szene der Zwischenkriegszeit, die
a Tool in Constructing Polish National sich ein letztes Mal bei der Weltausstel­
Identity“. Dazu erschien das lehrreiche Neue Ausdrucksweisen lung in Paris 1937 präsentieren durfte,
(derzeit leider vergriffene) Buch von zählen durchaus zum Kanon der internati­
Katarzyna Uchowicz, das auf 115 Seiten romantik, des Funktionalismus und des onalen Moderne: Stanisław Brukalski,
ein international noch wenig bekanntes, Neoklassizismus zur Verfügung. Kleine Roman Feliński, Anna Kodelska und Alek­
aber umso aufschlussreicheres Panorama Staaten wie Estland sowie Teilstaaten wie sander Kodelski, Wacław Krzyżanowski,
der polnischen Architekturproduktion der Slowenien hatten sich für die expressive Bohdan Lachert, Adam Kuncewicz,
Zwischenkriegszeit ausbreitet. Für das Option entschieden (Herbert Johanson, Bohdan Pniewski, Czesław Przybylski,
große Land zwischen der Hohen Tatra und Parlament Tallinn; Josef Plečnik, National­ Karol Schayer, Roger Sławski und Rudolf
der Ostsee besaß die neue Eigenstaatlich­ bibliothek Laibach), während etwa die Świerczyński. Online-Material dazu bieten
keit eine besondere Bedeutung, war es Tschechoslowakei den Funktionalismus etwa das Kulturerbe-Portal des Narodowy
doch in den drei sogenannten „polnischen bevorzugte (B. Fuchs, J. Krejcar, F. L. Instytut Dziedzictwa und das Archiv-
Teilungen“ 1772, 1793 und 1795 schritt­ Gahura, V. Karfík). Polen scheint eine Portal Narodowe Archivum Cyfrowe.
weise von seinen Nachbarn Österreich, gewisse Leidenschaft für die klassische
Preußen und Russland komplett filetiert Variante kultiviert zu haben, mit einzel­
und die Filetstücke (wie etwa das fortan nen – formal eher robust interpretierten –

habsburgische Schlesien) den drei hungri­ Details des Funktionalismus. Katarzyna zabytek.pl
gen Nachbar-Imperien einverleibt worden. Uchowicz präsentiert deshalb auch das nac.gov.pl
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12 Journal
Waclaw Krzyzanowski, Pekao SA Bank, Krakau/Kraków, 1938
Modern Architecture in Poland 1918–1939  Matthias Boeckl
Modern architecture flourished
briefly during the first Polish repub-
lic: like in the other new European
states that emerged in 1918 (Czech-
oslovakia, Yugoslavia, the Baltic re-
publics) in Poland, too, it served the
productive construction of a national
identity for the new polity.
In 2017 the Warsaw Architecture Centre
showed the exhibition “Eternity and a
Moment. 1918–1939 – Architecture as
a Tool in Constructing Polish National
Identity”. The exhibition was accompa­
nied by the instructive book by Katarzyna
Uchowicz (regrettably currently out of
print), which on 115 pages presents an
internationally still little-known but all the
more instructive panorama of the Polish
production of architecture in the interwar
period. For this large country between the
High Tatras and the Baltic independence
had a particular significance, as in the
three so-called “Partitions of Poland” in
1772, 1793 and 1795 it was completely
filleted in stages by the neighbouring
countries Austria, Prussia and Russia and
the fillets (such as Silesia, henceforth
Austrian) were ingested by the three hun­
gry neighbouring empires. The end of the
Great War in 1918 resulted in Poland be­
Photo WikiCommons, Zygmunt Put
Photo WikiCommons, Zygmunt Put
Waclaw Krzyzanowski, Jagiellonische Bibliothek/Jagiellonian Library
Krakau/Kraków, 1929–39
coming an independent state again after Adolf Szysuko-Bohusz, as one of 17 key
123 years – and brought with it a need for projects that offer a representative cross-
a completely new state infrastructure and section of Polish modernism. This selec­
numerous major private investments. tion includes urban planning projects
A comparison of the forms of expression (Gdynia) as well as government buildings
that the young eastern European states (Foreign Ministry, National Development
chose for their new, optimistically for­ Bank, courthouses, University Library
ward-looking polities is most interesting: Cracow, Train Station Warsaw) as well as
within the international modern move­ exhibitions. A number of the names of the
ment the options available included an interwar Polish scene, which was present­
expressive national romanticism, function­ ed for a final time at the World Exposition
alism and neoclassicism. Small states in Paris 1937, belong to the canon of
such as Estonia and federated entities international modernism: Stanisław
Brukalski, Roman Feliński, Anna Kodelska
New forms of expression and Aleksander Kodelski, Wacław
Krzyżanowski, Bohdan Lachert, Adam
such Slovenia chose the expressive Kuncewicz, Bohdan Pniewski, Czesław
option (Herbert Johanson, Parliament Przybylski, Karol Schayer, Roger Sławski
Building Tallinn; Josef Plečnik, National and Rudolf Świerczyński. Online material
Library Ljubljana), while Czechoslovakia, on this subject is offered by, for instance,
for instance, preferred functionalism the cultural heritage portal of Narodowy
(B. Fuchs, J. Krejcar, F. L. Gahura, Instytut Dziedzictwa and the archive
V. Karfík). Poland appears to have culti­ portal Narodowe Archivum Cyfrowe.
vated a certain passion for the classical
variant combined with individual func­
tionalist details – which in formal terms
were often quite robustly interpreted. On
that account Katarzyna Uchowicz presents
the small castle used as a holiday resi­
dence by the Polish president and built zabytek.pl
between 1928–31 in Wisła (Silesia) by nac.gov.pl
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14 Journal
Innerhalb eines 6 m schmalen Bereichs entstand der neue Bildungspavillon  The new eductional pavilion is constructed on a 6 m narrow area
Hybrider Bildungspavillon von JRK72  Dominika Glogowski
Eine Stunde Zugfahrt entfernt
von Warschau befindet sich das
Arboretum in Rogów, in einem wah-
ren landschaftlichen Juwel. Nun ist
dieser Ort durch den Pavillon von
JRK72 Architekten um eine Perle
reicher geworden.
Als Teil der größten Naturwissenschaftli­
chen Universität Polens (SGGW) reicht die
Geschichte des ökologischen Refugiums
von Rogów – einer Region mit über drei
Millionen Einwohnern – bis zum Jahr 1923
zurück. Ursprünglich als „Erfahrungs­
wald“ konzipiert, beherbergt der Garten
heute eine dendrologische Sammlung, ein
Alpinarium sowie zahlreiche tropische
Pflanzenarten. Bäume aus 51 verschiede­
nen Gattungen ragen bis zu 45 m in den
Himmel und sind bekannt als die höchsten
dieser Gegend. Seit 2004 ist der Bestand
auch Teil der weltweiten Botanic Gardens
Conservation Society. Vergangenes Jahr
kam schließlich ein Bildungspavillon hin­
zu, geplant von JRK72 Architekten aus
Gliwice.
Zwischen dem bestehenden Arboretum
auf der einen Seite und dem sogenannten
Erfahrungswald auf der anderen liegen
nur sechs Meter. Auf diesem ca. 200 Meter
langen Streifen entstand ein schmaler Bau
mit einem organischen Gartenvorbereich
nach den Entwürfen von Architekt Jacek
Krych und seinem Team. Die Leitmotive
des Konzepts lauteten: Innehalten, Lernen
und Erfahren. Krych – Absolvent der
Landschaftsarchitektur und Architektur
sowie Liebhaber der ikonischen Projekte
von Roberto Burle Marx – kombiniert im
Bildungspavillon mehrere Architekturele­
mente der Gartengestaltung. Treppen,
Pergola, Wasser- und Grünbereich sowie
der Pavillon stehen in einer ruhigen und
gelungenen Komposition zueinander.
Räume zwischen
Architektur und Natur
Langsam arbeitet sich der Entwurf von
JRK72 durch verschiedene Ebenen hin­
durch. Dem symbolträchtigen Erdreich in
Form von Beeten zu Beginn folgen Tröge
und schließlich Ausstellungsboxen, die in
ihrer hochwertigen Ausführung an Juwe­
lierstände erinnern, aber eigentlich Baum­
stämme der hiesigen Pflanzenarten zur
Schau stellen.
Farblich geht die Gesamtkomposition von
warmen Tönen des oxidierten Stahls im
Gartenbereich in eine weiß lackierte Holz-
Stahlkonstruktion über und hebt sich
somit als Architekturobjekt hervor. Die
Photo Michał Brach
organischen Formen des Daches fügen
sich im Einklang mit der rhythmischen
Regelmäßigkeit der vielen filigranen Stüt­
zen. Der vordere Teil des Daches neigt
sich in einer Art Pergola dem Garten zu.
Kletterpflanzen werden die Schwelle zwi­
schen Architektur und Natur im Laufe der
Jahre weiter nivellieren. Im eigentlichen
Innenbereich ist das Dach wetterfest ge­
staltet und schützt die Sitzgelegenheiten
aus Holz vor Regen. Dieses Ensemble aus
Holzkuben lädt zu Diskussionen ein und
verdeutlicht die Funktion als Bildungspa­
villon, der auch selbst aus wiederverwer­
tetem Holz gebaut wurde. Als eine necki­
sche Spielerei kann die drehbare Informa­
tionstafel aus Mahagoniholz, die ins
Nirgendwo führt, verstanden werden. Sie
gilt aber auch als Mahnung gegen die
weltweite Rodung der Wälder.
Still, filigran und ausdruckstark erweitert
dieser Bau die Reihe an gelungenen Pro­
jekten der Gegenwart von Hybriden aus
Architektur und Natur.
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16 Journal

Photo Jakub Certowicz

Photo Jakub Certowicz

Die filigrane Konstruktion zieht sich in den Hintergrund der Natur Die dünne Deckenlandschaft bietet Schutz vor Sonne und Regen
The subtle construction is drawn into the background of nature The thin roof-landscape offers protection from sun and rain

Hybrid educational pavilion by JRK72  Dominika Glogowski

An hour by train from Warsaw, the
arboretum is located in Rogów, a
landscape gem. Now, a further pearl
has been added to this place in the
form of the pavilion by JRK72
Architects.
As part of Warsaw University of Life
Sciences – SGGW, the history of the eco­
logical refuge in Rogów – a region with a
population of more than three million –
extends back to the year 1923. Originally
conceived as an “education forest”, today
the garden has a dendrological collection,
an alpine garden and numerous tropical
plant species. A total of 51 different kinds
of trees grow to heights of up to 45 metres
and are the tallest in the area. Since 2004
this arboretum has been part of the world­
wide Botanic Gardens Conservation Socie­
ty. Last year an educational pavilion was
added, designed by JRK72 Architekten
from Gliwice.
The distance between the existing
arboretum on the one side and what is
called the “education forest” on the other
amounts to only six metres. On this c.
200-metre-long strip architect Jacek Krych
and his team erected a narrow building
with an organic garden area in front of it.
The leitmotifs of the concept were: paus­
ing, learning and experiencing. In the
educational pavilion Krych – a landscape
design and architecture graduate and a
great admirer of the iconic projects by
Roberto Burle Marx – combines several
architectural elements from garden de­
sign. Steps, pergola, a water and a green
area as well as the pavilion are successful­
ly organized in a calm composition. The
design by JRK72 works slowly through
various levels. The symbolic earth in the
form of planting beds at the start is fol­
lowed by plant tubs and, finally, exhibi­
Spaces between architecture
and nature
tion boxes, which are expensively made
and recall the counters found in a jewel­
ler’s, but are here used to present parts of
the trunks of local species of tree.
In terms of colour the entire composition
moves from the warm shades of the oxi­
dised steel in the garden area to a white-
painted wood and steel construction, in
process emphasising that it is an architec­
tural object. The organic forms of the roof
harmonise with the rhythmical regularity
of the numerous slender columns. The
front part of the roof bends down towards
the garden in a kind of pergola. Over the
course of the years climbing plants will
further soften the transition between ar­
chitecture and nature. In the internal area
the roof is weatherproof and shelters the
wooden seating from rain. This ensemble
of wooden cubes invites people to engage
in discussions and illustrates the build­
ing’s function as an educational pavilion,
which itself is built from recycled wood.
The swivelling mahogany information
panel that leads nowhere can be seen as
a teasing game but is also intended as a
warning against the clearing of forests
that is taking place throughout the world.
Silent, slender and yet strongly expressive,
this building expands the series of suc­
cessful present-day projects that represent
hybrids between architecture and nature.
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Die neue Avantgarde-Familie von

18 Journal
Das Einfamilienhaus in Szałsza als Holzbau...
The single family house in Szałsza as timber structure...
Architektur, die glücklich macht  Isabella Marboe
Für Grzegorz Ziębik ist gute
Architektur eine Quelle von Glück.
Gemeinsam mit seiner Frau führt
er das Büro projekt_DwA pracownia
architektoniczna. Ihre erste Realisie-
rung ist ihr eigenes Einfamilienhaus.
„Ich betrachte ein Gebäude wie ‚ein klei­
nes Schwarzes‘ das maßgeschneidert ist.
Es muss ein Kunstwerk sein“, so der polni­
sche Architekt Grzegorz Ziȩbik. „Das Beste
an meinem Job ist, dass Architektur Men­
schen glücklich machen kann.“ Ziȩbiks
Kindheit fiel in die Zeit, als Polen noch ein
kommunistisches Land war. „Damals trug
Architektur nichts dazu bei, Menschen
glücklich zu machen.“ Die meisten Men­
schen lebten in schlecht gebauten und
kaum wärmegedämmten Plattenbausied­
lungen. Ziȩbiks Besuch im Rolex Learning
Center in Lausanne von SANAA kam einer
Offenbarung gleich. „Das war meine wich­
tigste Architekturerfahrung. Im Rolex Lear­
ning Center fühlte ich mich friedlich und
glücklich.“ Zu seinen Vorbildern zählen
japanische Architekten und Bjarke Ingels,
der charismatische Gründer von BIG.
Lang arbeitete Ziȩbik in der Zalewski
Architecture Group, mit der er einen
schicken Bürobau für die kleine Firma
FIS-SST in Gliwice umsetzte. Weil sich
Photo Grzegorz Ziębik
... der in eine homogene Aluminium-Fassade gekleidet ist
... cladded uniformly in an aluminium facade
der Bauherr keinen Sonnenschutz leisten
konnte, kam es zu einer Fassade aus hori­
zontalen Holzlatten, die dem Bau nun
seinen eigenen Charakter verleiht. Außer­
dem konnten sie für technische Zweck­
bauten, die Wasser aus über 200 Meter
Tiefe pumpen, eine sehr überzeugende
Form finden. Die grauen, metallenen Fas­
saden wirken wie beeindruckende Stein­
brocken in der Landschaft.
Ein Haus, das als Kunstwerk geplant und
gebaut wurde, fühle sich anders an, als
ein Bau, der einfach „nur“ Standardware
Kostengünstig und doch gut
von der Stange ist, zeigt sich Grzegorz
Ziȩbik überzeugt. Außerdem strebt er eine
zeitlose Architektur an.
Am konsequentesten konnte er seine
Ideale beim Bau des eigenen Hauses in
der kleinen Ortschaft Szałsza bei Gliwice
umsetzen. „Es ist das erste Projekt, das
meine Frau und ich selbständig mit unse­
rem Büro projekt_DwA pracownia archi­
tektoniczna realisiert haben.“ Ihr Haus
sollte zeitgenössisch, nicht all zu teuer
und außerdem, aus ökologischen Grün­
den, unbedingt ein Holzbau sein. Das
Holz kam von einer österreichischen Fir­
ma – weil die dortige Holz- und Verarbei­
Photo Grzegorz Ziębik
tungsqualität höher ist als in Polen. Inklu­
sive Innenausstattung kostete es wohlfeile
138.000 Euro. „Wir wollten den Leuten
zeigen, dass man auch mit einem schma­
len Budget sehr hochwertig bauen kann.“
Dieses kleine, smarte Haus mit dem asym­
metrischen Satteldach wurde von Kopf bis
Fuß in eine einheitliche Fassade aus Prefa-
Alumnium gekleidet. Ein zweigeschossi­
ger Luftraum erstreckt sich im Westen
über die Wohnküche und wird dank der
Öffnungen in der Dachschräge von der
Abendsonne stimmungsvoll erhellt.
Schlafzimmer und Bäder liegen klassisch
im Osten an einem Schlafflur im Oberge­
schoss, von wo man durch zwei Fenster
hinunter in die große, gemeinsame Wohn­
küche blicken kann. Trotz moderatem
Preis und einer Wohnfläche von 130 m²,
bietet dieses Haus viel räumliche Groß­
zügigkeit. Mit seiner kommunikativen
Architektur, die zwischen beiden Ebenen
vermittelt, hat das Haus durchaus die
Möglichkeit, zu einem glücklichen
Familienleben beizutragen.
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20 Journal

Photo Tomasz Zakrzewski

Photo Tomasz Zakrzewski

Bürobau für die kleine Firma FIS-SST in Gliwice Horizontale Holzlatten ersetzen die üblichen industriellen Sonnenschutz-Systeme 
Office building for the small firm FIS-SST in Gliwice Horizontal wood laths were used instead of conventional, industrial sun protection systems

An architecture that makes us happy  Isabella Marboe

For Grzegorz Ziębik good
architecture is a source of happi-
ness. With his wife he runs the office
projekt_DwA pracownia architekton-
iczna. The first project that they built
was their own family house.
“I regard a building as a ‘little black dress’
that is tailor-made. It must be an artwork”,
says Polish architect, Grzegorz Ziȩbik.
“The best thing about my job is that
architecture can make people happy.” In
Ziȩbik’s childhood Poland was a Commu­
nist country. “Back then architecture did
not help to make people happy. Most peo­
ple lived in badly built housing made from
poorly insulated prefabricated elements.”
Ziȩbik’s visit to the Rolex Learning Center
in Lausanne designed by SANAA was like
a revelation for him. “That was my most
important architectural experience. In the
Rolex Center I felt peaceful and happy.”
His role models include a number of
Japanese architects as well as Bjarke
Ingels, the charismatic founder of BIG.
Ziȩbik worked for many years in the
Zalewski Architecture Group with which
he built an elegant office building for the
small firm FIS-SST in Gliwice. As the
client could not afford a sun protection
system the facade was made of horizontal
timber louvers that give the building its
specific character. The architects also
found a most convincing form for techni­
cal buildings with which water is pumped
from a depth of 200 metres. With their
grey metal facades they look like impres­
sive blocks of stone in the landscape.
Grzegorz Ziȩbik is utterly convinced that
a building that is planned and built as an
artwork feels very different to one that is
just a standard off-the-shelf item. He aims
for a timeless architecture. He was able to
apply his ideas most consistently in build­
Economical but good
ing his own house in the small town of
Szalsza, near Gliwice. “This was the first
project my wife and I were able to imple­
ment independently with our office pro­
jekt_DwA pracownia architektoniczna.”
They wanted their house to be contempo­
rary, not too expensive and, above all, it
had to be built of timber – for ecological
reasons. The timber came from an Austri­
an firm, as in Austria the quality of wood
and of the way it is processed are higher
than in Poland. Including the fitting-out of
the interior the house cost 138,000 euros.
“We wanted to show people that, even
with a very small budget, you can build to
a very high standard.” This small, smart
house with its asymmetrical pitched roof
was clad from top to bottom with a uni­
form facade of Prefa-aluminium. In the
west a two-storey void extends above the
living room cum kitchen and, thanks to
the opening in the sloping roof, is atmos­
pherically lit by the evening sun. In the
classic manner the bedrooms and bath­
rooms are placed in the east along a corri­
dor on the upper floor, from where you
can look down into the large living
room / kitchen through two windows.
Despite the moderate price and a floor
area of 130 m² this house offers great
spatial generosity. With its communicative
architecture that mediates between the
two levels the house has the potential to
contribute to a happy family life.
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22 Journal
Die Ausstellung im MAK präsentiert neue Wege zum besseren Leben
The exhibition at MAK showcases new paths towards a better life
Architektur für ein besseres Leben  Arian Lehner
Die Ausstellung „SPACE AND
EXPERIENCE. Architektur für ein
besseres Leben“ richtet den Blick in
die Zukunft unserer gebauten Um-
welt. Dabei geht es um weitaus mehr
als bloße Digitalisierung.
Neue technologische Entwicklungen
schreiten mit großen Schritten voran und
verändern unseren Alltag stets aufs Neue.
Wenn Architektur als Ausdruck und Ver­
besserung von sozialen und kulturellen
Strukturen verstanden werden soll, dann
wird sie sich den neuen Anforderungen
unserer Zeit stellen müssen. Dadurch
entwickeln sich neue Raumformen,
zwischen kollektivem Erlebnis und indivi­
dueller Erfahrung, zwischen Emotion,
Wahrnehmung und Verhalten. Auf die
Frage, wie Architektur unsere Zukunft
gestalten kann, versucht die aktuelle Aus­
stellung im MAK in Wien, Antworten und
Denkanstöße anhand von Projektbei­
spielen zu liefern.
Mit einer Auswahl von zehn internationa­
len Architektur- und Designbüros und
deren Projekten wird das breite Spektrum
an Ideen und Möglichkeiten veranschau­
licht. Zeichnungen, Pläne, Fotografien und
Modelle ermöglichen einen detaillierten
Blick in die Verhaltensweisen der Nutzer-
Photo Peter Kainz/MAK
Skygarden von MVRDV transformierte eine ehemalige Autobahn zum Park
Skygarden by MVRDV transformed a former highway into an urban park
Innen innerhalb der räumlichen Inter­
ventionen. Es kommt zu einem neuen
Verständnis von Ökologie, in der die Um­
welt des Menschen – neben Natur und
Raum – nun durch Algorithmen und virtu­
elle Welten augmentiert wird. Auf der
Suche nach einem „besseren Leben“ kate­
gorisiert die Ausstellung die Projekte in
Bezug auf ihre Materialität, Ökologie,
Gestaltung von Atmosphären, Partizipati­
on, Gastlichkeit, Gestaltung und Perspek­
tiven. Ein Großteil der Beiträge befasst
sich mit dem öffent­lichen Raum, mittler­
Räume für Erfahrungen
und Erlebnisse
weile eine knappe Ressource in vielen
Städten. Umso wichtiger und stärker wird
die Rolle der Architektur, die durch Inter­
ventionen verschiedenster Art, einen we­
sentlichen Mehrwert im Leben der Men­
schen schaffen kann.
Die Ausstellung präsentiert experimentelle
Projekte wie auch realisierte Bauten. So
erzählt sie die Geschichte einer ehemali­
gen Stadtautobahn im südkoreanischen
Seoul, die durch das niederländische Ar­
chitekturbüro MVRDV zu einem öffentli­
chen Grünraum transformiert wurde. Über
den Autostraßen der Hauptstadt erstreckt
Photo Ossip van Duivenbode
sich nun ein botanischer Garten, welcher
zuvor getrennte Stadtgebiete wieder ver­
bindet und so einen wichtigen Schritt zur
Verbesserung der Lebensqualität der Be­
wohnerInnen beiträgt. Einen Blick in die
Zukunft wagt ecoLogicStudio mit ihrer
Installation H. O. R. T. U. S. XL
Astaxanthin.g, die anhand eines 3D-ge­
druckten bio-digitalen Prototyps die Ent­
wicklungsmöglichkeit von Blaualgen
(Cyanobaktieren) aufzeigt. Im Laufe der
Ausstellungsdauer sollen Organismen in
den Zwischenräumen der weißen Struktur
durch Photosynthese stets weiterwachsen
und Biomasse erzeugen.
Die Möglichkeiten der Architektur und
ihre Visionen für die Zukunft versprechen
vieles. Nun sei es aber laut Kuratorin
Nicole Stoecklmayr auch Aufgabe der
Gesellschaft und Politik, dieses Potential
auszuschöpfen, um zu beweisen, was
Architektur für ein besseres Leben bewir­
ken kann.
mak.at/spaceandexperience
 FOTO: Franz&Sue/Andreas Buchberger

FOTO: Franz&Sue/Louai Abdul Fattah

Sieger Objektbau: Franz und Sue ZT GmbH Wien mit dem Projekt „Stadtelefant“

INTERNORM-ARCHITEKTURWETTBEWERB
PREISTRÄGER 2019
FOTO: Tamás Bujnovszky

FOTO: Tamás Bujnovszky

Sieger Privatbau: Tóth Project Építésziroda Kft. aus Ungarn

Internorm konnte in diesem Jahr so viele Einreichungen für den internationalen Internorm-Architekturwettbewerb verzeichnen, wie
noch nie zuvor. Bereits zum fünften Mal wurden herausragende Architekturlösungen im Privat- und Objektbau ausgezeichnet. Im
Objektbau konnte das Projekt „Stadtelefant“, mit ehrlichen Materialien für ein ehrliches Haus, von Franz und Sue ZT GmbH die
Jury überzeugen. In der Kategorie Privatbau geht der Hauptpreis an Tóth Project Építésziroda Kft. aus Ungarn für ihr Projekt eines
lichtdurchflutenden Einfamilienhauses in Einklang mit der Natur. Ein Anerkennungspreis wurde Architekt Dipl. Ing. Gerald Anton
Steiner für die gelungene Umsetzung eines Einfamilienhauses in einer besonders herausfordernden Lage übergeben.

Wir freuen uns auch im Jahr 2020 wieder auf herausragende, internationale Einreichungen aus dem Bereich des Objekt- oder
Privatbaus mit verbauten Internorm Produkten.

Informationen zu den Einreichungsmöglichkeiten

und zum Architekturwettbewerb erhalten Sie hier:
www.blick-beziehung-architektur.com
24 Journal
Bilder werden durch digitale Technologien am Bildschirm zum Leben erweckt
With the use of digital technologies, images will turn alive on the display
Architecture for a better life  Arian Lehner
The exhibition “SPACE AND
EXPERIENCE. Architecture for
Better Living” takes a look ahead at
the future of our built environment.
The concern goes far beyond mere
digitalisation.
New technological developments are mak­
ing enormous strides and are constantly
changing our daily lives. If architecture is
to be understood as the expression and
improvement of social and cultural struc­
tures, it will have to face the new chal­
lenges presented by the times we live in.
As a result, new forms of space will be
created that range between collective and
individual experience, between emotion,
perception and behaviour. Using model
projects, the current exhibition in MAK
attempts to provide food for thought and
answers to the question about how archi­
tecture can design our future.
The selection of ten international architec­
ture and design offices and their projects
illustrates the wide range of ideas and
possibilities. Plans, photographs and mod­
els allow a closer look at the way users
behave within the spatial interventions.
A new understanding of ecology is arrived
at, in which the human environment –
alongside nature and space – is now ex­
Photo Peter Kainz/MAK
Photo Stijn Bollaert
LocHal in Tilburg von Civic Architects bietet neue Räume in alten Hallen
LocHal in Tilburg by Civic Architects offers new spaces in old halls
panded by algorithms and virtual worlds. (cyanobacteria). While the exhibition is
In the search for “better living” the exhi­ running the organisms will continue,
bition categorises the projects in terms of through photosynthesis, to grow in the
their materiality, ecology, design of atmos­ interstices of the white structure and will
pheres, participation, hospitality, design produce biomass.
of communities and perspectives. The role Architecture’s possibilities and its visions
of architecture, which through interven­ for the future are extremely promising.
tions of very different kinds can create an Now, according to curator Nicole
important added value in people’s lives, Stoeklmayr, it is up to society and politi­
becomes greater and more important. cians to exploit this potential in order to
The exhibition presents both experimental prove what architecture can do to ensure
projects and realised buildings. It tells the a better life.
story of a former city highway in Seoul in
Spaces for experiences and
adventures
South Korea that was transformed into a
public green space by the Dutch architec­
ture office MVRDV. On the elevated high­
ways of the Korean capital there is now a
botanical garden that reconnects previous­
ly separated areas of the city and makes
an important contribution to improving
the quality of life of its residents.
ecoLogicStudio ventures to take a look
into the future with their installation
H. O. R. T. U. S. XL Astaxanthin.g, which
on the basis of a 3D-printed, bio-digital
prototype shows the development
possibilities of blue-green algae mak.at/spaceandexperience
26 Freiraum
Bei Dämmerung erstrahlt die Bühne von unten und wirkt wie eine schwebende Plattform
At dawn the stage is lit from underneath to appear as a floating platform
Tanz zwischen Bäumen – Levitating
Theatre von Unism Studio  Dominika Glogowski
Die kleine Ortschaft Bronice
zwischen Warschau und Lublin
sorgt mit einer schwebenden
Theaterbühne für Aufmerksamkeit.
Konrad Weka und Artur Zakrzewski,
zwei junge Architekten aus der idyllischen
Region Masuren in Polen, lernten sich in
London kennen und gründeten ebendort
das Büro Unism Studio. Die Absolventen
des University College London sowie der
Architectural Association beziehen sich in
ihrem Büronamen auf den polnischen
Theoretiker Władysław Strzemiński. Als
Vertreter der konstruktivistischen Avant­
garde Polens formulierte er 1928 gemein­
sam mit seiner Frau und bekannten Künst­
lerin Katarzyna Kobro die Unism-Theorie.
Dieser liegt ein holistischer Ansatz von
Malerei und Skulptur zugrunde, sie the­
matisiert das Spiel zwischen Farbe, Linie,
Fläche und Raum. Werk und Kontext
verschmelzen hierbei zu einer Einheit, mit
dem Ziel, die Kunst zur höchsten „spiritu­
ellen“ Erscheinungsform zu erheben.
Einen ähnlichen Eindruck will das schwe­
bende Theater im prachtvollen Garten des
Schloss Bronice erreichen. Das Palais aus
dem 18. Jahrhundert durchlebte eine
turbulente Geschichte, ehe es in den
1990er Jahren in den Besitz der Familie
Photo Unism Studio
Handskizze zu Blickbeziehungen
Hand sketch of visual connections
Wołk-Łaniewski kam, die 2014 eine Gene­
ralsanierung einleitete. Die heutige Besit­
zerin, Agnieszka Koecher-Hensel, Theater­
historikerin und Professorin für Bühnen­
gestaltung an der Akademie der Bildenden
Künste in Warschau, eröffnete schließlich
das Kulturzentrum Schloss Bronice Kolo­
nia, das mit bis zu 50 Aufführungen im
Jahr aufwartet. Vom Ballhaussaal kom­
mend, betritt man den Park und erreicht
eine Holzkonstruktion mit geschwunge­
nen Kanten, die inmitten einer dominan­
ten Baumgruppe Platz gefunden hat. Wäh­
Schwerelos
rend karbonisiertes Holz die Farbe der
Vegetation aufnimmt, reflektieren Spiegel,
die entlang der organischen Struktur an­
geordnet sind, das Gras und die Erde in
der Nähe. Bei Einbruch der Dunkelheit
verstärken LED-Lampen den Anschein
einer schwebenden hölzernen Bühne, die
in den Vorführungen zu einer spektakulä­
ren visuellen Erfahrung wird. Wie die
Architekten erklären, ging es vor allem
darum, die friedliche Atmosphäre der
Natur einzufangen und den umliegenden
Raum so wenig wie möglich zu beein­
trächtigen. Landschaft und Natur werden
Teil der Funktion, so fungieren die Baum­
Photo Unism Studio
kronen als natürlicher Sonnen- und Re­
genschutz. Die besondere Sitzanordnung
entlang der gesamten Bühnengrenze er­
möglicht verschiedene Perspektiven auf
diese, in den Park und zu den dazugehöri­
gen historischen Gebäuden. Die 70 cm
hoch liegende Bühne kann für andere
Veranstaltungen auch als Tisch genutzt
werden. Für Unism Studio ist es wichtig,
die Bedeutung des lokalen Kunsthand­
werks nicht zu verlieren und in ihren
Projekten zur Geltung kommen zu lassen.
So entstand vor Ort ein Theater in Eigen­
arbeit, mit niedrigem Budget und lokalen
Zulieferern.
Levitating Theatre lotet dezent die Gren­
zen der sinnlichen Erfahrung von Kunst
und Raum aus. Die Prager Quadriennale –
die weltweit größte Ausstellung für Perfor­
mance und Bühnendesign – zeichnete das
innovative Objekt heuer in der Kategorie
Performancearchitektur aus.
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28 Freiraum
Ein umlaufendes, reflektierendes Band lässt die Bühne leicht erscheinen
The lightness of the stage at daytime is created by a reflective surface running around it
Dancing between the trees – the
Levitating Theatre by Unism Studio  Dominika Glogowski
Located between Warsaw and
Lublin, the small town of Bronice has
hit the headlines with a “floating”
theatre stage.
Konrad Weka und Artur Zakrzewski, two
young architects from the idyllic Masuria
region of Poland, met each other in Lon­
don, where they set up their office Unism
Studio. Graduates of University College
London and the Architectural Association,
the name of their office refers to the
Polish theorist Władysław Strzemiński. As
a representative of Poland’s constructivist
avant-garde, in 1938 together with his
wife and the well-known artist Katarzna
Kobro, he formulated the Unism theory.
Based on a holistic approach to painting
and sculpture, it addresses the play be­
tween colour, line, surface and space.
Here work and context blend to form an
entity, with the aim of elevating art to the
highest “spiritual” form of appearance.
The floating theatre in the magnificent
garden of Bronice Palace aims at convey­
ing a similar impression. This eighteenth
century house had a turbulent history,
until in the 1990s it came into the posses­
sion of the Wołk-Łaniewski family which
began an overall renovation in 2014. The
current owner, Agnieszka Koecher-Hensel,
Photo Unism Studio
Photo Unism Studio
Studienmodell der Intervention im Park
Study modell of the intervention in the park
theatre historian and professor of stage high stage can also be used as a table.
design at the Academy of Fine Arts in Unism Studio regard it as important not to
Warsaw, opened the Bronice Kolonia lose the significance of local handicrafts
Manor House cultural centre, which pre­ and to allow these to make an impact on
sents up to 50 productions annually. Com­ their work. And so, the theatre was self-
ing from the ballroom you enter the park built, with a low budget and using local
and reach a wooden structure with wavy suppliers.
edges, which has been placed amidst a The Levitating Theatre explores in a re­
dominant group of trees. While the car­ strained way the boundaries of the sensu­
bonised wood takes up the colour of the al experience of art and space. This year
vegetation, a “plinth” of mirrors along the the Prague Quadriennale – the world’s
edge of the organic structure reflects the largest exhibition for performance and
nearby grass and earth. When it grows stage design – awarded this innovative
piece a prize in the category “performance
Weightless architecture”.
dark LED lights strengthen the illusion of
a floating wooden stage, which during the
performances becomes a spectacular visu­
al experience. As the architects explain,
the main concern was to capture the
peaceful atmosphere of nature and to
interfere as little as possible with the
surrounding space. Landscape and nature
become a part of the function, and so the
treetops offer natural protection from sun
and rain. The special placing of the seats
around the entire edge of the stage allow
various views of the stage itself, of the
park and of the historic buildings belong­
ing to it. For other events the flat, 70-cm- www.unismstudio.net
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ufu

30 Logbuch

Baukultur – ein politisches

Photo R. Halbartschlager
Randthema? } Matthias Boeckl

Baukulturdebatte am 3. September im AZW: R. Lyon, Ph. Schrangl, Th. Drozda, N. Tomaselli, St. Gara, A. Ottenschläger, R. Hammer (v.l.n.r.)

Am 29. September 2019 fanden in Österreich Nationalratswahlen statt. Im Vorfeld hatten fünf
Politiker bei einer Diskussion konkrete Maßnahmen für das Avancement der Baukultur vorgeschlagen:
Nach der Wahl sollte die Architekturgemeinde sie nun beim Wort nehmen!

Die Diskussion wurde von der Plattform Baukulturpolitik am 3. September im Architekturzentrum Wien veranstaltet. Vier der
damals im Parlament vertretenen Parteien (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos) sowie die Grünen entsandten Vertreter, die sich für diese
„Querschnitts“-Materie zuständig fühlen. Tatsächlich kompetent, weil in der Praxis täglich mit Baufragen konfrontiert, erwiesen
sich jedoch nur zwei davon: die erfahrene Vorarlberger Kommunalpolitikerin und Landtagsabgeordnete Nina Tomaselli (Grüne) und
der Developer sowie Nationalratsabgeordnete Andreas Ottenschläger (ÖVP). Die anderen Parteien schickten Generalisten, die ent-
weder über unverbindliche Allgemeinplätze nicht hinauskamen (Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda, SPÖ, sowie der Physiker,
Energiepolitiker und Wiener Landtagsabgeordnete Stefan Gara, Neos) oder fachlich kaum etwas über zum Thema beitragen konn-
ten (Notariatskandidat und Nationalratsabgeordneter Philipp Schrangl, FPÖ).
Moderatorin Rosa Lyon vom ORF rief in der rund 100-minütigen Veranstaltung die Parteienpositionen zu fünf Themenkreisen ab:
zum Grundverständnis von Baukultur, zu Flächenverbrauch und Raumordnung, zu den politischen Steuerinstrumenten, zu Finan-
zierungsmodellen sowie zur Förderung der Vermittlungsarbeit für Baukultur. Die konkretesten Statements dazu kamen von den
Vertretern der Grünen und der ÖVP: Nina Tomaselli lieferte brauchbare Definitionen (Baukultur ist alles, was zur Lebensqualität
Photo R. Temel
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 31

Vor allem Grüne und ÖVP warteten mit konkreten und pragmatischen Ideen zu baukulturfördernden Maßnahmen auf – geht es nun an die Umsetzung?

beiträgt), benannte virulente Probleme wie Baulandüberhang versus Nachverdichtungsbedarf oder Raumordnung als kontroversiel-
les politisches Projekt wegen Zuständigkeits-Zersplitterung (wobei „§15a“-Vereinbarungen zwischen Bund, Ländern und Gemein-
den möglich wären). Sie skizzierte machbare und kreative Baukultur-Strategien (Neudefinition der Kommunalsteuern, Reformen
der Baurichtlinien und Förderkriterien, Baudebatten öffentlich inszenieren). Andreas Ottenschläger, der beruflich oft und gerne mit
engagierten Architekten zusammenarbeitet, thematisierte Zielkonflikte der Förderungen zwischen Qualitätssteigerung und Wirt-
schaftlichkeit, erkannte ebenfalls die Raumordnung als zentrales Steuerungsinstrument und betonte die Notwendigkeit einer
bürgerverträglichen Verdichtung. Die Politik sollte dabei nur Ziele und Rahmenbedingungen definieren, die dann von Fachleuten im
Detail umgesetzt würden. Lokale Bauordnungen gingen oft zu weit in den Vorschriften. Zu wenig sattelfest und weitgehend ohne
konkrete Ideen präsentierten sich leider die übrigen Politiker. Thomas Drozda erwähnte Kompetenzbereinigungen, das West-Ost-
Gefälle in der Bauqualität und die Förderkriterien. Er forderte generelle „Awareness“ sowie Umsatzsteuer-Streichung für Mieten.
Philipp Schrangl betonte die generelle Notwendigkeit von Verdichtungen und wünschte sich die Förderung des ländlichen Raums.
Er sprach sich für Zentralisierung der Raumplanung beim Bund aus, auch eine Mietrechtsreform sowie strengere Regeln für private
Bauherren kommen für ihn in Frage. Stefan Gara forderte mehr Bürger-Partizipation, punktuelles Rückbauen für Klimaziele, einen
Best-Practice-Wettbewerb zwischen Regionen sowie verpflichtende überregionale Planungsleitlinien. Aus dem Publikum kam nur
ein einziger sachgerechter und konkreter Beitrag: Architektin Hemma Fasch forderte mehr Wettbewerbe für öffentliche Bauten
(was die Politiker unterstützten) sowie die Koppelung von Widmungsänderungen mit Wettbewerbs-Verpflichtungen.

DEN MUTIGEN
gehört die Zukunft
Projekt: Gesundheitszentrum Josefhof, Graz

Holz ist genau der Werkstoff, der uns den Raum gibt, um innovativ und konstruktiv
zugleich zu sein. Beides liegt uns Bregenzerwäldern im Blut. Beides macht uns Mut.
Der Erfolg unserer Raummodule liegt in der cleveren Systematik. Und die führt auf
schnellstem Weg zu kosteneffizientem Bauen. Seriell fertigen, als komplette Einheit
anliefern, schnell versetzen uns sofort beziehen heißt die Erfolgsformel. Zu unseren
Kernkompetenzen zählen die Planung und die Umsetzung wirtschaftlich überzeu-
gender Lösungen für den Industrie- und Gewerbehochbau. Europaweit stark
gefragt. Wie die Raummodule für Hotels, Sozialzentren, Studentenheime, Personal-
häuser, Schulen und Kindergärten. kaufmannbausysteme.at
32 Future Talk

Photo Sissi Furgler Fotografie

„In Polen zu bauen, ist sehr schwierig,

bürokratisch und kompliziert.“

Photo MAciek Jezyk

Roger Riewe

Das Schlesische Museum von RieglerRiewe Architekten verwandelte eine alte, denkmalgeschützte Zeche in ein hochfrequentiertes kulturelles Areal

Hartes Pflaster } Isabella Marboe

In Polen zu bauen, ist für Ausländer nicht einfach. RieglerRiewe haben trotzdem bereits einige
Projekte umgesetzt und weitere in Planung.

Beim Wettbewerb für das Schlesische Museum in der denkmalgeschützten, alten Zeche in Katowice 2007 hatten RieglerRiewe eine
Königsidee, die auch die Jury überzeugte: Das Museum unterirdisch anzuordnen und seine Oberlichten als transluzente, magisch
leuchtende Quader aus der Erde ragen zu lassen. „Die Alltagskultur in Schlesien ist unterirdisch. Jede Familie hier hat mit Bergbau
zu tun. Den Leuten ist also der Untergrund vertraut“, so Roger Riewe. „Wir wollten die Alltagskultur zur Hochkultur erheben, indem
wir das Museum in die Erde versenken. Vor allem aber wollten wir dem Blick auf die denkmalgeschützte Zeche mit dem Neubau nicht
im Weg stehen.“ Durch diesen Schachzug blieben der historische Förderturm und die backsteinernen Industriebauten des einstigen
Kohlebergewerks als Landmarks erhalten, außerdem werteten RieglerRiewe das Areal zum weitläufigen Park auf. „Im Nachhinein
betrachtet, war es ein Wunder, dass wir diesen Wettbewerb gewonnen haben“, sagt Roger Riewe. „Die Jury war überzeugt, wir seien
ein polnisches Büro. Dank eines polnischen Mitarbeiters hatten wir fehlerfrei beschriftete Pläne.“ Vor allem aber war es ihnen gelun-
gen, durch ihr Projekt einen ehemaligen Angstraum, den nachts kaum jemand zu durchschreiten wagte, in einen hochfrequentierten,
attraktiven öffentlichen Park zu verwandeln. Zu Fuß kann man nun vom Museum bis zum neuen Konzerthaus des polnischen Archi-
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 33

tekturbüros Konior Studio und zur Sport- und Veranstaltungs­

arena Spodek gehen. „Kattowitz ist aus drei Kohlebergwerken
entstanden, es hat eigentlich kein Zentrum. Die Leute haben nun
einen neuen öffentlichen Ort bekommen, den sie sehr gerne
nutzen.“ Die Umsetzung des Museums aber zog sich hin: ein Jahr
stand es leer, weil man sich Umsiedlung und Präsentation der
Exponate nicht leisten konnte. Währenddessen fanden im leeren

Rendering: RieglerRiewe
Neubau Messen, Modeschauen, Konzerte und ähnliches statt.
„Die Rampen waren wunderbar als Cat-Walks geeignet. Es ist
fast schade, dass es das nicht mehr gibt“, meint Riewe. Es hatte
noch einen anderen Vorteil: Es brachte auch kunstferne Perso-
nengruppen ins Museum. Um es bauen zu können, er­öffneten
RieglerRiewe in Kattowitz ein Büro.
Zeitgleich gewannen sie einen weiteren Wettbewerb für ein
Umsteigezentrum und Kulturzentrum im polnischen Goleniów.
Realisiert wurde es nicht. „Man glaubt, dass Polen ähnlich tickt
wie Deutschland, weil es ein Nachbarland ist“, so Roger Riewe.
„Aber in Wirklichkeit ist es sehr schwierig, in Polen zu bauen. Es
ist sehr bürokratisch und kompliziert. Schon bei der Realisie-
rung des Schlesischen Museums waren wir mit über 190 Ein-
sprüchen konfrontiert. Die Stadt fühlte sich dafür nicht zustän-
dig, sie argumentierte folgendermaßen: Ihr Architekten wollt
dieses Museum bauen, also müsst ihr etwas gegen diese Ein-
sprüche tun.“ RieglerRiewe nahmen sich einen guten Anwalt und
setzten sich durch. In den strengen Verträgen und rigiden Ange-
boten, die Nachtragsofferte nicht gestatten und daher höchst
unflexibel sind, vermutet Riewe eine Nachwirkung des früher
berühmt berüchtigten Schwarzhandels. „Ich habe den Eindruck,
alle haben höllische Angst, etwas Unkorrektes zu tun. Daher
Künftige Gestaltung der Flusspromenade Toruń von RieglerRiewe
wollen sie sich durch strenge Verträge absichern.“ Beim Umstei-
gezentrum in Goleniów war die Lage noch komplizierter als beim
Museum. Da hätte das Architekturbüro dafür haften müssen,
dass sich die geplante Unterführung nicht auf die darüber ver-
laufenden Bahngeleise auswirkt. „Für so etwas findet sich keine
Versicherung“, so Riewe. Sie stiegen aus. Ein anderes Projekt,
das sie 2015 gewonnen hatten, aber wird nun umgesetzt: Die
Gestaltung der Flusspromenade entlang der Weichsel in Toruń
über ein Areal von 9,5 ha. Diese mittelalterliche Stadt zählt zum
UNESCO-Weltkulturerbe, die Promenade liegt im Überschwem-
mungsgebiet. RieglerRiewe entwickelten eine Form der Uferbe-
pflanzung und Gestaltung mit offenen Rasenflächen, Wiesen,
Plätzen, Treppen und Rampen, die dem Hochwasser Stand
halten, aber trotzdem einen hochwertigen öffentlichen Raum
schaffen. Im Sommer 2021 soll das Projekt fertig sein.

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Wildes Moos
Die Natur in ganz neuer Form erleben und
schätzen. WildesMoos ist nicht nur ein opti-
scher Sinnesrausch, es bedient auch ein
taktiles Bedürfnis. Ob im Büro, zu Hause
oder in Restaurants und Boutiquen: Wenn
man die vertikale Mooslandschaft in ihrer
Gänze begreift, geht man im Geiste darauf
spazieren – gut für Herzschlag, Blutdruck,
Konzentration und vor allem innere Ruhe,
aber auch Akustik. Das Moos, das in den
Unikaten von WildesMoos als Wandinstalla-
tion zum Einsatz kommt, wächst in seiner
natürlichen Umgebung wie ein wilder Tep-
pich über Stock und Stein. Von Hand sorg­
fältig geerntet, erlangt es anschließend in
urbanen Gefilden ein neues Leben. Hygros-
kopisch werden die Moose konserviert und
dadurch pflege- und wartungsfrei. Erhalten
bleibt die Haptik, der Geruch und die natürli-
chen Farben. Andreas Lichtblau, Gründer von
WildesMoos, setzt die Flach- und Kugelmoo-
se in seinem Team zu neuen Mooslandschaf-
ten zusammen. So entstehen aus einzelnen
Flechten vollständig ökogische Bilder in den
unterschiedlichsten Formen, Größen und
Strukturen von nicht nur sicht-, sondern
auch spürbarem Wert für ihre künftigen
Besitzer. Währenddessen treibt das Moos an
seinem Ursprung wieder aus – Nachhaltig-
keit, die Andreas Lichtblau am Herzen liegt.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 35

Grenzenlose Aussichten mit Sicherheit

Filigranes Architekturdesign im Einklang mit höchster Sicherheit. Das innovative Unternehmen swissFineLine holt mit seinem rahm-
losen Fenstersystem das Außen nach Innen und ermöglicht einzigartige Aussichten. Denn der Wunsch nach maximaler Transparenz
und grenzenlosem Wohngefühl ist allgegenwertig. Das national, wie international bekannte Schiebefenster swissFineLine unterstützt
die von den meisten Bauherren und Architekten gewünschte Transparenz – ganz nach den Vorbildern eines „Farnsworth House“ des
bedeutenden Architekten Ludwig Mies van der Rohe: Fensterfronten, die vom Boden bis zur Decke reichen, damit man die Aussicht
vollumfänglich nutzen kann. Zusätzlich genießt man dank ganzheitlicher Reduktion der Rahmenprofile einen schwellenlosen und
hindernisfreien Übergang. Für die notwendige Sicherheit im Einklang mit filigranem Architekturdesign sorgt „swissFineLine Protect“
gemäß dem Credo: grenzenlos von innen – chancenlos von außen. swissFineLine garantiert mit höchstem Einbruchschutz, sicher-
heitsüberwachter Mehrpunktverriegelung und Durchschusshemmung ein Höchstmaß an Personen- und Objektschutz.

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Die Schlichtheit der rahmenlosen Verglasung swissFineLine erfüllt

höchste Ansprüche bezüglich exklusivem Architekturdesign.

swissFineLine verbindet Außen- und Innenraum und inszeniert die

spektakuläre Landschaftskulisse zu einem grandiosen Wohnerlebnis.
36 Showcase

Von Hand gemacht

Wandlung vom exklusiven Händler zum exklusiven Hersteller. Seit der Übernahme der Geschäfte durch Martin Klomfar und dem
damit verbundenen Generationenwechsel im Hause KLOMFAR arbeitet man mit einer neuen Strategie. Statt ausschließlich mit
ausgesuchten Premium-Produkten zu handeln, hat sich KLOMFAR zum Hersteller luxuriöser Accessoires für das Bad gewandelt.
Gemeinsam mit Philipp Aduatz entwickelte Martin Klomfar die ersten Prototypen für den edlen Seifenspender Big Spender und
leitete damit den Strategiewechsel ein. Bei regelmäßigen Besuchen in der Manufaktur in Barcelona überzeugt er sich selbst von
der Qualität seiner Produkte. Denn alles steht und fällt mit der Qualität der Rohstoffe und deren Verarbeitung. In der Manufaktur
entstehen in unzähligen Arbeitsschritten kleine Meisterwerke. Schneiden, Löten, Schleifen, Polieren, Veredeln – jeder Handgriff
sitzt und wird von hochqualifiziertem Fachpersonal ausgeführt. Für den Signature-Seifenspender Big Spender benötigt man vierzig
von Hand ausgeführte Arbeitsvorgänge. Doch eine Produktion kommt für KLOMFAR nicht in Frage.

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 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 37

Den Dreh heraußen

Alle zu Tisch – zusammen isst man weniger allein. Ob mit der Familie oder ganz spontan eine Runde Freunde zum Essen einladen:
Mit Lazy Susan sind die idealen Bedingungen dafür geschaffen. Der rotierende Teller aus anthrazitfarbenem Stahl bringt Schwung
auf Tisch PERO, den es in unterschiedlichen Holzarten und mit geölt und gewachsten sowie mit matt lackierten Oberflächen gibt.
Die Tischplatte ist eine brettverleimte durchgehende Massivholzplatte mit einer Stärke von 2,8 Zentimetern. Lazy Susan hingegen
Photo Sören Städe

nimmt thematisch das Material des dreibeinigen Kufengestells des Tisches wieder auf und rundet die ganze Sache ab.

  [more] Bernhard Müller GmbH | Bahrenfelder Steindamm 67 A | D-22671 Hamburg

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8.–10. November
2019
Design. Fotografie.
Medienkunst.
Messe & Festival Neu 2019:
Werkschau Architektur
Feldkirch potentiale.at
38 Showcase

Wohltuend nachhaltig
Natürliche Akustiklösungen für das perfekte Raumklima. Troldtekt Akustikplatten für Decken und Wände bestehen zu hundert
Prozent aus natürlichen Materialien wie Holz und Zement. Sie sind damit besonders nachhaltig und mit dem Cradle-To-Cradle-
Zertifikat in der Kategorie Silber ausgezeichnet. Architekten und planende Ingenieure können sich auf der Troldtekt-Homepage,
dem DGNB Navigator und ab sofort auch in der österreichischen Materialdatenbank baubook detailliert über alle bauphysikali-
schen und bauökologischen Eigenschaften der Produkte informieren. In vielen internationalen Projekten, wie zum Beispiel im
Restaurant des innovativen Alnatura-Campus, der von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit der Best­
note Platin ausgezeichnet wurde, sorgen Troldtekt Deckenplatten für eine optimale Akustik und ein gutes Innenraumklima.

  Troldtekt Deutschland GmbH | Millerntorplatz 1 | D-20359 Hamburg | T +49/40/80 90 92 135 | info@troldtekt.com | www.troldtekt.de
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 39

Baustoff der Zukunft

Ziegel als verlässliches und nachhaltiges Material für sicheres Bauen. Der oberösterreichische Ziegelhersteller EDER gibt mit
seinem innovativen Vollwertziegel EDER V38W die Antwort auf die Herausforderungen im mehrgeschossigen Wohnbau – von Wohn-
gesundheit, Sicherheit und Statik bis hin zu den drängenden Fragen in Zeiten des Klimawandels. Das Wissen um die hohe Kunst der
Ziegelherstellung wird bei EDER schon seit mehr als 120 Jahren von Generation zu Generation weitergeben und -entwickelt. „Auf-
grund seiner bauphysikalischen und ökologischen Eigenschaften ist der Ziegel auch im mehrgeschossigen Wohn- und Gewerbebau
der Baustoff der Zukunft“, ist Geschäftsführer Johannes Eder überzeugt. Der 38 Zentimeter starke EDER V38W zeichnet sich durch
ein optimales Zusammenspiel aus statischer Festigkeit, bestem Wohnkomfort und ausgezeichneter Energieeffizienz aus. Durch
seine mineralische Füllung erreicht er einen perfekten Wärmedämmwert und spart jede künstliche Zusatzdämmung. Weiters punk-
tet er mit hervorragenden Schall- und Brandschutzeigenschaften. Energiebewusstes Bauen, die nachhaltige Einsparung von CO2
und Wohngesundheit sind die Anforderungen der Zeit. CO2-Emissionen werden unter anderem durch langfristige Immobilien­
konzepte gesenkt – auch dafür hält der Baustoff Ziegel zukunftsweisende Lösungen parat.

  Ziegelwerk EDER GmbH & Co KG | Bruck 39 | A-4722 Peuerbach | T +43/7276/24 15-0 | info@eder.co.at | www.eder.co.at
Photo EDER Ziegel
40 Showcase

etio Arbeitsplatzlösung – elektrisch höhenverstellbar  Photo Wiesner-Hager Möbel GmbH

Stehen statt sitzen

Arbeiten im Stehen ist die neue Effizienz. Sitz-/Steharbeitsplätze erleben einen regelrechten Boom. Kein Bürotisch leistet
einen derart wertvollen Beitrag zur Arbeitsplatzergonomie. Als Teil der von neunzig°design entworfenen Bürotischserie etio
hat Wiesner-Hager einen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch entwickelt, der sowohl als Einzeltisch als auch als
Doppelarbeitsplatz zur Verfügung steht. Die Tischplatte ist von 65 bis 125 Zentimeter stufenlos höhenverstellbar. Der Tisch
lässt sich so in wenigen Sekunden an wechselnde Tätigkeiten anpassen. Mit dem Speichermodul können verschiedene Ein-
stellungen der Nutzer gespeichert und direkt abgerufen werden. Der Doppelarbeitsplatz verbindet zwei Tischplatten, die sich
individuell getrennt voneinander verstellen lassen – mit nur einem Gestell. etio wird so zu einer ebenso wirtschaftlichen wie
effizienten Arbeitsplatzlösung – perfekt einsetzbar in allen Büroformen. Angeboten wird die Tischfamilie in unterschiedlichen
Formaten und einer breiten Auswahl an Farb- und Materialausführungen. Fazit: Der elektrisch höhenverstellbare etio ermög-
licht den komfortablen Wechsel vom Sitz- zum Steharbeitsplatz und provoziert damit häufige Positionswechsel, die sich
positiv auf die Rückenergonomie auswirken und konzentriertes, produktives Arbeiten fördern.

  Wiesner-Hager Möbel GmbH | Linzer Straße 22 | A-4950 Altheim

T +43/7723/460-0 | altheim@wiesner-hager.com | www.wiesner-hager.com
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

Neustadt – Neustart
Neue Ideen und erfrischende Inspirationen mit
neuer Location. Schon in den vergangenen Jahren
hat die POTENTIALe für überraschende Aktivitä-
ten im Stadtraum gesorgt – in diesem Jahr liegt
ein besonderer Fokus auf der Neustadt. Gäste
sind im neu bezogenen Büro in der Neustadt 14,
das aktuell für eine Ausstellung des Stadt / Stu-
dios genutzt wird, herzlich willkommen. Architek-
turstudierende der Universität Liechtenstein
zeigen hier unterschiedliche Ideen zum Stadtraum
Feldkirch. In der ehemals leer stehende Neustadt
25 wird bald gearbeitet und verkauft – seit Ende
Juli stehen die Türen des liebevoll sanierten Ge-
schäftslokals wieder offen. Vom Pop-Up-Laden bis
zum Atelier können Besucher hier unterschied-
lichste Einblicke in die kreative Szene Vorarlbergs
erhalten. Auch Messe und Festival der 26 & 27 November 2019
POTENTIALe werden 2019 verstärkt in der Neu-
stadt stattfinden. Neben Werkschau, Werkstatt
und Vintage, die sich wieder an ihren bewährten DIE FÜHRENDE
Hauptstandorten im Reichenfeld ansiedeln, wer-
den zahlreiche Jungdesigner und Studenten aus PLATTFORM FÜR
ganz Europa im Design Labor in der Neustadt aktiv DIE DIGITALE
sein. Mehr denn je verstehen sich die diesjährigen
Programmpunkte als Aufruf zum bewussten Kon- TRANSFORMATION
sum sowie zu einem achtsamen Umgang mit der DER BAU- UND
Welt und ihren Ressourcen. Alle Produkte, die auf
der Messe zu finden sein werden, sind im eigenen IMMOBILIENWIRTSCHAFT
Atelier oder unter fairen Bedingungen produziert
und ermutigen zu neuen Blickwinkeln. Werden Sie Teil des BIM World
Die POTENTIALe findet vom 8. bis Netzwerks!
10. November 2019 im Reichenfeld
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42 Showcase

Zwei unter einem Dach

Wie ein aussichtloser Sanierungsfall zur Architekturperle wurde. Das Haus Lendenmann, ein zweistöckiger Fachwerksbau am
steilen Südhang des Schweizer Städtchens Regensberg, war in sehr schlechtem Zustand, ein Abriss kam aber aus Gründen des
Ortsbildschutzes nicht in Frage. Die Regensberger Architeken L3P planten deshalb einen Teil-Neubau und schufen sozusagen zwei
Häuser unter einem Dach. Auf der dem Ortskern zugewandten Seite präsentiert sich das Haus als schmuckes mittelalterliches
Wohnhaus mit filigraner Fachwerkfassade, historischen Sprossenfenstern und Schindeldach. Nach Süden zeigt es sein modernes
Gesicht mit Holzfassade in edlem silbergrauen Look und großzügigen Fensterflächen. Der raffinierte Einsatz von Licht und
Schatten verbindet die Gegensätze zu einer Einheit. Hauptverantwortlich dafür ist wiederum die Außenfassade: Aus der halb­
transparenten Fichtenverschalung wurden Ornamente ausgefräst. Besonders durch den auf der Innenseite vollverglasten Giebel
dringt das Sonnenlicht so in variierenden Formen in den Wohnraum. Für die Beschichtung der Fichtenfassade griffen die Architek-
ten zur bewährten Vorvergrauungslasur Pullex Silverwood im Farbton Silber von ADLER. Sie verleiht der Fichtenverschalung einen
eleganten Grauton und bewahrt sie gleichzeitig vor einer ungleichmäßigen Abwitterung. Durch den wirksamen UV- und Wetter-
schutz von Pullex Silverwood ist die Fassade auch auf ihrer Südseite dauerhaft geschützt.

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Photo L3P Architekten

architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

Hier kommt der Eiermann

Ein mitwachsender Kindertisch passend zum Schulbeginn.
In den 1950er Jahren entwickelte der berühmte Architekt Egon
Eiermann ein Tischgestell aus vier Stahlrohren mit zwei Seiten-
teilen und einem Diagonalkreuz. Das Diagonalkreuz ist schräg
von oben nach unten eingesetzt. Alle Teile sind fix verschweißt.
Das Gestell wurde vor allem im Atelier von Egon Eiermann ein-
gesetzt und später auch in diversen Bauvorhaben. Ein Mitarbei-
ter von Eiermann bat den damaligen Werkstättenleiter der Uni
Karlsruhe, das Gestell zerlegbar zu machen. Der kreative Mann
erfüllte den Wunsch und stellte das Diagoalkreuz senkrecht.
Egon Eiermann sah den Lösungsvorschlag und war voll des
Lobes. Von diesem Moment an begann die Erfolgsgeschichte
des Tischgestelles E2. Außerdem wurden eine große Zahl von
Zusatzteilen, wie zum Beispiel Höhenversteller, Kabelkanäle,
PC Halter etc. entwickelt, die verkaufte Stückzahl nahm per­
manent zu. Es wurden ein Stehpult und ein Kindertisch kreiert.
Nunmehr ist das Gestell E2 in ganz Europa und sogar bis in die
USA und Australien vor allem in Architekturbüros, Universitäten
und vielen Unternehmen im Einsatz.

  Heinz Scheurer Objekteinrichtung

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Bewusst bauen.
44 Showcase

Nichts als Stille

In der hektischen Arbeitswelt ruhige Orte schaffen. 90 Prozent der Büroangestellten sind von Lärm betroffen. Die Folge ist zuneh-
mender Stress, der das Fehlerrisiko erhöht. Geringere Aussichten, eine Aufgabe fehlerfrei zu erledigen, wirken sich negativ auf die
Arbeitsmotivation aus. In einem lauten Raum wird die kognitive Leistungsfähigkeit deutlich reduziert. Eine gut strukturierte Raum-
aufteilung, beispielsweise mit Räumen für Telefongespräche oder Besprechungen, verbessert den Arbeitskomfort sowohl im Open-
Space-Bereich als auch in kleineren Büroumgebungen. Die Raum-im-Raum-Systeme von VANK bieten den Komfort von Ruhe und
Privatsphäre. Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass die Schallschutzeigenschaften eine der besten in dieser Produktkategorie
sind und je nach Modell einen Schallschutz mit folgenden Werten bieten: VANK_WALL 45 Dezibel und VANK_WALL2 35 Dezibel.
Durch die geschlossenen Raum-in-Raum-Systeme können also alle vertraulichen Informationen und Betriebsgeheimnisse vom
übrigen Teil des Unternehmens abgetrennt und vor der Öffentlichkeit abschirmt werden. Schallgeschützte Raum-in-Raum-Systeme
finde ihre Verwendung nicht nur in Büros, sondern auch in Veranstaltungsräumen, Hotels, Behörden und Flughäfen.

  VANK | Batalionu Miotła 14 | PL-00-001 Warszawa | T +48/601/33 12 32 | vank@vank.pl | www.vank.eu.com

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architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 45

Michael Lohmann

14.
November 2019
Thirtyfive – On Top Of Vienna! Myhive Twin Towers
Hertha-Firnberg-Str. 8 | Ecke Maria-Kuhn-Gasse
1100 Wien

Apero: ab 18 Uhr
1. Etage (im Grohe Live! Center)
Beginn: 19 Uhr
Martin Haas Elke Delugan-Meissl 35. Etage (im Thirtyfive)
Anmeldung: architektur@grohe.com

Auf Dialog setzen

Bleibt der Architekt der kreative Motor, Ideengeber, Qualitätssetzer? Seit 2009 findet jährlich die GROHE Dialogreihe trends
thesen typologien statt. 2019 beschäftigt sich die Veranstaltung mit der Thematik „Analoge Techniken für digitale Prozesse“. Am
14. November 2019 werden dazu Elke Delugan-Meissl und Michael Lohmann von dem Architekturbüro Delugan Meissl Associated
Architects/DMAA sowie Martin Haas von haascookzemmrich STUDIO2050 ihre Erfahrungen in der analogen/digitalen Projektplanung
präsentieren und im Anschluss Fragen wie „Wird die heutige Baustelle zur lokalen Produktionsstätte, entfallen lange Transportwege
und Materialbewegungen?“, „Verwischen sich Grenzen, welche bisher zwischen Planung und Produktion, zwischen Industrie und
Kunsthandwerk verliefen?“ „Ersetzen in der Fachwelt neue Schnittstellen alte Konventionen?“ und „Führen neue Tools zur Erweite-
rung der Kompetenz der Architekten und der Stärkung ihrer Position im Projekt oder zu mehr Spezialisierung?“ diskutieren. Compu-
tergestützte Planungs- und Fertigungsprozesse dominieren zunehmend die Arbeit in den Planungsbüros. Die integrale Zusammen-
arbeit erfordert neues Denken. Daten werden nur durch Zusammenarbeit verwertbar. Architektur entsteht im Kopf – durch digitale
Werkzeuge wird sie kommuniziert. In Zeiten neuer Technologien ist gerade die Beherrschung analoger Techniken die entscheidende
Voraussetzung, ob sich Maschinen als die ersehnten Erfüllungsgehilfen erweisen. Die Teilnahme an dieser Veranstaltung im „Thirty
Five – On Top of Vienna!“ in den myhive Twin Towers ist nur nach vorheriger Anmeldung unter architektur@grohe.com möglich.

  GROHE Gesellschaft m.b.H. | Wienerbergstraße 11/A7 | A-1100 Wien | T +43/1/680 60 | info-at@grohe.com | www.grohe.at
46 Showcase

Flexibilität, die überzeugt

Zwei praktische Module für viele Gelegenheiten. Die Hug Lounge-Kollektion von Fantoni wurde um zwei Versionen von Office-Pods
erweitert, die auf dem Salone Internazionale del Mobile 2019 vorgestellt wurden. Die erste ist eine temporäre Arbeitsstation: Abge-
schieden und schallisoliert, ist dieser intime Raum ideal für eine Pause oder einen Skype-Anruf. Der zweite Bereich fungiert als
Besprechungsbereich: Fast schon privat und auch mobil, kann er problemlos in neue Betriebslayouts umgewandelt werden. Die
große Auswahl an schallabsorbierenden Stoffen macht diese Räume in hohem Maße adaptierbar und vor allem einzigartig.

  Fantoni Spa | Zona Industriale Rivoli | I-33010 Osoppo (UD) | T +39/0432/97 61 | info@fantoni.it | www.fantoni.it
Repräsentanz in Österreich: Heinz Hochstetter GmbH | T +43/664/85 444 60 | heinrich.hochstetter@icloud.com
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 47

Stummer Diener
Hell und warm an Ort und Stelle. Wärme und Licht vereinen sich in
einem gänzlich neuen Objekt, das uns im Alltag Energie und Ruhe
schenken kann. Eve von Tubes Radiatori definiert sich durch ihre
Funktionen, eine nomadische Kugel, die heizt und zugleich beleuch-
tet, überall mitkommt und Wärme, Licht und Wohlbefinden mitbringt.
Eve kann auf elegante Weise dort, wo und wann man es am meisten
benötigt, eine perfekte Atmosphäre schaffen, zuhause ebenso wie im
Büro, auf dem Boden oder auf dem Schreibtisch stehend. Als Leucht-
quelle ist Eve an keine Jahreszeit gebunden und kann auch sehr gut
an den wärmsten Abenden verwendet werden. Die beiden Funktio-
nen können gleichzeitig oder unabhängig voneinander ein- und aus-
geschaltet werden. Eve erwärmt durch einen warmen Luftstrom, der
durch einen Spalt auf Fußbodenhöhe vom gesamten Kugeldurch-
messer ausströmt und kann per Touch-Kommando an der Oberseite
der Kugel oder mit Android oder IOS über integrierte WLAN-Funktion
in zwei Leistungsstufen sowie in der zweistündigen Booster-Funkti-
on bedient werden. Eve bietet auch ein dimmbares Licht, das so wie
die Wärme an der Unterseite der Kugel ausströmt.

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48 Showcase

blickfang
Wiener MAK
25.–27. 10. 2019

Die Küche von Keep ist zeitlos und hält ein Leben lang.

International und individuell

Drei Tage ganz im Zeichen guter Gestaltung jenseits der Stangenware. Schlendern, staunen, shoppen: Am letzten Oktober-Wochen-
ende öffnet wieder – bereits zum 18. Mal – der größte Design-Concept-Store der Stadt. 150 Designer aus 17 Nationen zeigen, was
sie können, ausgewählt von einer Fachjury. Das Konzept ist bekannt und bewährt: Die Besucher lernen die Designer persönlich ken-
nen und können ihre Entwürfe aus erster Hand kaufen. 2019 präsentiert die Wirtschaftsagentur Wien mit dem departure Studio vier
aufstrebende Labels aus der Hauptstadt: das Studio chmara.rosinke die Möbelmanufaktur J.Pehack sowie die Modedesignerinnen
von rudolf Vienna und Sabinna. Auch andere Newcomer machen auf der blickfang Wien auf sich aufmerksam. Designerin Leandra
Eibl von Wanderlust entwirft modulare Regalsysteme, die in ihrer Erscheinung und in ihren Funktionen höchst personalisierbar sind.
Martin Volgger von „Wirfl“ kreierte vier Würfel, die einzeln funktionieren oder für die perfekte Outdoor-Küche zusammengestellt
werden können. Mit Unterstützung der dänischen Botschaft in Wien wirft die blickfang dieses Jahr einen Blick in den hohen Norden.
Die Architekten Ewa Bryzek und Allen Shakir von Lawa Design entwerfen daher praktische Stücke mit einem erfrischenden Ansatz.
Das Möbellabel Enkl von Kristian Gatten und Lasse Tamberg hat das Ziel, die Möbelindustrie nachhaltiger zu machen. Alle Produkte
sind für den mehrmaligen Auf- und Abbau konzipiert. Die blickfang findet vom 25. bis 27. Oktober 2019 im Wiener MAK statt.

 www.blickfang.com
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 49

Perfekter Ort für moderne Nomaden

Akustische Mission „Besser gemeinsam“ wunderbar gelungen. Sich Platz teilen, gemeinsam arbeiten, neue Ideen austüfteln,
etwas dazu lernen – Share Square nennt sich ein innovatives Projekt im kulturell lebhaften Stadtteil Savamala von Belgrad, zu dem
Akustik-Spezialist Knauf AMF Holzwolle-Akustikplatten der neuen Produkt-linie HERADESIGN® creative lieferte. Diese sorgen
nicht nur für Ruhe, sondern bringen auch Farbe und Struktur in den offenen, zweigeschossigen Raum des Coworking-Cafés. Akustik
und Optik waren vor dem Umbau mangelhaft und mussten für die geplante Nutzung geändert werden. Bei der Planung lag ein
besonderer Fokus auf der Raumakustik. Nach eingehender Beratung vor Ort fiel die Wahl auf die 2018 eingeführte Produktlinie
HERADESIGN® creative, die die Möglichkeit bietet, Innenräume mit Holzwolle-Akustikplatten in fast jeder gewünschten Form und
Farbgebung zu gestalten. Im Share Square kamen HERADESIGN® creative Holzwolle-Akustikplatten in der Oberflächen-Ausfüh-
rung superfine zum Einsatz. Sie eignen sich sehr gut für die direkte Montage an die Wand und sorgen für ein gesundes Raumklima,
denn durch die Hauptbestandteile – Holz, Magnesit und Wasser – sind sie ein Naturprodukt. Außerdem erfüllen sie feuchte- und
klimaregulierende Funktionen. Im Shared Square entstanden großflächige Muster in kräftigen und leuchtenden Tönen, die zum Teil
wie moderne Kunstwerke wirken und dem kooperativen Café eine fröhliche und motivierende Atmosphäre verleihen.

  Knauf AMF GmbH & Co. KG | Elsenthal 15 | D-94481 Grafenau | T +49/85 52/422-0 | info@amf-grafenau.de | www.amf-grafenau.de
50 Showcase

Auf das
Wesentliche
reduziert
Wie ein Upgrade eines klassischen WCs.
Bei Cleanet Navia, entworfen vom
Schweizer Designer Peter Wirz, hat sich
Laufen bewusst auf die Kernaufgabe
eines Dusch-WCs konzentriert und nur
die wichtigsten Funktionen integriert,
ohne dabei Kompromisse hinsichtlich
der Hygiene einzugehen. Das Cleanet
Navia stellt pro Minute 3,5 Liter frisches
Wasser in einem voluminösen Dusch-
strahl zur Verfügung. Der Duschkopf des
Cleanet Navia sitzt im Ruhezustand auch als App für das Smartphone zur
hinter einem Blendenring geschützt in Verfügung. Via App lässt sich die Wasser-
der Keramik und wird vor und nach jeder temperatur in verschiedenen Stufen
Benutzung reichlich mit Wasser umspült. einstellen und bietet zudem bequemen
Bei Bedarf können sowohl die Düse als Zugriff auf die Wartungsmeldungen und
auch die Blende gereinigt oder komplett das Benutzerprofil. Die Keramik selbst
ausgetauscht werden. Die Dusch-Funkti- ist fugenfrei und spülrandlos und zu-
on wird von Hand über den an der Kera- sätzlich mit der schmutzabweisenden
mik angebrachten Drehknopf gestartet. Oberflächenveredelung LCC versehen.
Über diesen lassen sich auch die Positi- Außerdem lassen sich WC-Sitz und
on und die Stärke des Duschstrahls Deckel für eine schnelle und gründliche
verstellen oder der oszillierende Modus Reinigung mit einfachen Handgriffen
aktivieren. Die Dusch-Funktionen stehen abnehmen.

  LAUFEN AUSTRIA AG | Mariazeller Straße 100 | A-3150 Wilhelmsburg

T +43/27 46/60 60-0 | office.wi@at.laufen.com | www.laufen.co.at
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

Ein Boden, viele Vorzüge

Harmonische Gestaltung mit der Natur im Fokus. 2018 wurde der
Neubau des Klinikums Aichach eröffnet. Die bereichsübergreifende
Gestaltung aus einem Guss und das Wohlfühl-Ambiente werden
auch von den Böden unterstützt: Es wurden mehr als 9.000 Quad-
ratmeter der attraktiven, umweltgerechten Kautschuk-Beläge von
nora flooring systems verlegt. Mit ihrem dezenten Grau fügen sich
noraplan sentica, zum Teil in der elektrisch ableitfähigen ed-Varian-
te, sowie norament grano ed in den OPs harmonisch ins Ambiente
ein und bilden einen attraktiven Kontrast zu den kräftigen Akzent-
farben der Wände. Die Wegeführung wird unterstützt durch „Farb-
tropfen“, die als Intarsien in den Kautschuk-Belag noraplan sentica
eingearbeitet sind und in denen sich die Leitfarben wiederfinden.
nora Bodenbeläge sind maßbeständig und müssen nicht verfugt
werden. Ein zentraler Aspekt für den Einsatz der nora Böden war
auch die gute Akustik. In den OPs wurde der mit 3,5 Millimetern
besonders dicke norament grano ed eingesetzt. Der Kautschukbo-
den kommt in seiner Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit einem
Pharmaterrazzo gleich, besitzt aber alle Vorteile eines elastischen
Belags. Zudem übersteht der Kautschuk hohe Druckbelastungen
unbeschadet, etwa durch das Rollen schwerer Geräte. Darüber
hinaus lassen sich Kautschukböden vollständig desinfizieren.

Kautschukböden unterstützen im Klinikum Aichach ein Wohlfühl-

  nora flooring systems GesmbH | Rablstraße 30/1 | A-4600 Wels Ambiente und bieten funktionale Vorteile.  Photo Werner Hutmacher, Berlin

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52 Showcase

Quelle der Inspiration

Glänzendes Highlight in einer ehemaligen
Autogarage. Die aus Kortrijk stammende
Elektro Dance-Band Goose begann vor ein
paar Jahren für ihr neues Safari Studio nach
einem neuen Gebäude zu suchen und verfiel
schließlich dem Charme einer ehemaligen
Autowerkstatt. Architekt Steven Vandenborre
und Farbberater Elien Masschelein realisier-
ten die Wünsche der vier Männer für den In-
nenraum mit industriellem Charakter, der in
jedem Fall erhalten bleiben sollte. Der Rohbe-
ton und die klaren Linien der Fassade haben
ihren Ursprung im Bauhausstil, wo der Fokus
auf der Verwendung reiner Materialien liegt
und die Funktionalität wichtiger war als die
ästhetische Wirkung. Selbst in den neuen
Sanitärräumen – zuvor gab es keine in der
Werkstatt – regt die Atmosphäre des Safari
Studios die Kreativität von Goose an. Schnell
war man sich einig, dass die Sanitärräume in
schwarzen Tönen mit Sanitär-Ausstattung aus
Edelstahl gestaltet werden sollen. Die Einrich-
tung erinnert die Bandmitglieder an den retro-
futuristischen Stil, den sie so sehr mögen.
Wände wurden selbst schwarz gestrichen, die
Sanitärausstattung lieferte DELABIE: Wasch-
tische, Toiletten und Spiegel, allesamt kom-
plett aus Edelstahl. Auch bei ihren Gästen
sind die Sanitärräume das Highlight, in denen
echte Clubatmosphäre mitschwingt.

Photo DELABIE

  KUHFUSS DELABIE GmbH | Pariser Bogen 3 | D-44269 Dortmund | T +49/231/49 66 34-0 | info@delabie.de | www.delabie.de
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

Jede Menge Neues

Haustüren, Garagentorantriebe, Zaunsysteme, Pfostenantriebe und
mehr. Mit einer Vielzahl von Neuerungen verfeinert Wisniowski sein
Produktangebot 2019. Die Aluminium-Haustür Creo wird in 15 neuen
Designs angeboten. Neue Fingerabdruck-Lesegeräte ermöglichen
jetzt die „Gast“-Funktion. Der neue DoorLock-Einsatz von Somfy
erweitert den Komfort der Haustür. Das Angebot an Aluminiumtüren
und -fenstern wurde um die völlig neue Linie MB 104 Passive erwei-
tert. Der neue Garagentorantrieb Moto in Zusammenarbeit mit Somfy
wird über einen Handsender gesteuert und ermöglicht den An-
schluss von Lichtschranken oder Signallampen. Das Falttor
TRAFFIC, die ökonomische Version des Profitors V-King, ist für 250
Öffnungs-Zyklen pro Tag konzipiert und für kleinere Anlagen vorge-
sehen. Im Gardia-System können die Schiebetore nun bis zu sechs
Meter breit und zwei Meter hoch hergestellt werden. Die Serie
Modest ermöglicht Schiebetore bis fünf Meter Breite und über zwei
Meter Höhe. Neu ist auch das Vega B-Paneel, das an die Torkonstruk-
tionen aus 40 mal 40 Millimetern Profilen geschweißt wird. Zudem
haben alle Zaunsysteme drei neue Arten von Füllungen erhalten. Die
Tore PI 95, PI 130 gibt es jetzt besonders niedrig. In der Pro-Version
des Pfostenantriebes AWso 2018 ist der Pfostenantrieb doppelt so
effizient, serienmäßig mit Lichtschranken ausgestattet und auch in
Siedle Axiom
einer smart CONNECTED-Version verfügbar.
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Sicher die Tür im Blick, per Fingertipp
die Lichtstimmung wählen, mit oder
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Die Aluminium-Haustürserie Creo bietet umfangreiche Gestaltungsmöglichkeiten.

Der DoorLock-Einsatz erlaubt eine komfortable Steuerung der Haustür per Handy.  Photo Wiśniowski
Polen
Jenseits der westlichen Definitionshoheit
gibt es in Europa lebendige, optimistische
und zukunftsorientierte Gesellschaften,
die wesentlich experimentierfreudiger und
mindestens so human sind wie der euro-
päische Mainstream: Gute Gründe für ein
aktuelles Porträt der dynamischen Bau-
Szene im sechstgrößten EU-Land – so-
wohl nach Fläche als auch nach Einwoh-
nerzahl. Es ist ein Hoffnungsland.

Poland. Beyond western European sover-

eignty over the coining of definitions, in
Europe there are a lively optimistic and for-
ward-looking societies that are far more
ready to experiment and at least as hu-
mane as those in the European main-
stream: reason enough to make a current
portrait of the dynamic building scene in
the European Union’s sixth largest country,
both in terms of area and population. It is a
country of hope.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
W
as wissen wir über Polen? 2008
gab uns eine Ausstellung der
verdienstvollen Wiener Ringturm-
Reihe von Adolph Stiller erste
Hinweise: Etwa auf den beeindruckenden
Selbstbehauptungswillen der Moderne trotz
allerwidrigster Umstände im vergangenen
Katastrophen-Jahrhundert. Oder auf
Spezielles wie den Memorial-Bauboom, der
angesichts der traumatischen jüngeren
Geschichte nachvollziehbar ist.
Inzwischen hat sich die Szene zu einer Art
„Normalität“ weiterentwickelt, wie sich an
ihren aktuellen Schwerpunkten der Bildung,
des Gewerbes, der Ressourcen und der priva-
ten Lebenswelt zeigt. Der Essay unserer
Polen-Korrespondentin Dominika Glogowski
bietet einen Überblick dazu. In den Reporta-
gen dokumentieren wir vier repräsentative
aktuelle Bauten. An erster Stelle steht dabei
natürlich die Bildung – gerade Polen hat hier
mit dem dreifachen Trauma der Teilungen des
Landes, der deutschen Besatzung im Zweiten
Weltkrieg und des nachfolgenden Sozialis-
mus ein enormes Interesse am Ausbau von
Wissen, das unabhängig macht, sowie an
identitäts- und freiheitsstiftenden Erzählun-
gen. Die Schlesische Universität von Grupa 5
Architekci dokumentiert das eindrucksvoll.
Dann geht es aber auch um den wirtschaft­
lichen Erfolg, der gerade im aktuellen polni-
schen Boom (sensationelle 5,1 % vergangenes
Jahr, gegenüber mageren 1,8 % in der Euro­
zone) den Baubetrieb anfeuert: Wirtschafts-
parks, Bürohäuser und Hotels stehen für
diesen Bereich, den die JEMS Architekci auf
hohem Niveau bearbeiten. Drittens sind
natürlich die enormen Natur-Ressourcen des
Landes ein Bau-Thema. Berühmt sind die
ausgedehnten polnischen Urwälder, aber
auch die Nordhänge der Hohen Tatra bieten
großartige Naturerlebnisse, die etwa von den
55 Architekci gebührend in Szene gesetzt
werden. Last not least ist Polen auch als Land
der Individualisten und originellen Selbstver-
wirklichungen bekannt – das illustriert ein
Wohnhaus von Robert Konieczny.
55
What do we know about Poland? In 2008 an
exhibition in Adolph Stiller’s commendable
series in the Viennese Ringturm gave us the
first indications: for instance, of modernism’s
impressive will to assert itself despite the
most adverse conditions in the past cata-
strophic century. Or of something special
such as the boom in erecting memorials,
which, given the country’s traumatic recent
history, is certainly understandable.
In the intervening period the scene has devel-
oped to arrive at a kind of “normality”, as is
shown by the current focuses on education,
business, resources and the world of private
life. In this regard the essay by our Poland
correspondent Dominika Glogowski offers an
overview. In the reports we document four
representative current buildings. Pride of
place is, of course, taken by education – in
this area Poland, following the triple trauma
of the partition of the country, the German
occupation in the Second World War, and the
Socialism that followed, has an enormous
interest in building up knowledge that brings
with it independence, and in narratives that
create identity and freedom. The Silesian
University by Grupa 5 Architekci documents
this impressively. Economic success is also
an important aspect, which in the current
Polish boom ( a sensational 5.1 % growth last
year, compared to a meagre 1.8 % in the Euro-
zone) is fuelling the building industry: busi-
ness parks, office blocks and hotels represent
this area, which JEMS Architekci addresses
at a very high level. Thirdly, the enormous
natural resources of the country are a build-
ing theme. The extensive Polish virgin forests
are well-known, but the northern slopes of
the High Tatra mountains also offer wonderful
experiences of nature, which have been ap-
propriately presented by 55 Architekci, for
example. Last but not least Poland is also
known as a country of individualists and
original self-fulfilment – which is illustrated
by a house by Robert Konieczny.
56 Polen
BAAS Arquitectura + Grupa 5
Architekci + Małeccy biuro projektowe

Krzysztof Kieślowski
Radio und Television-
Fakultät, Kattowitz
Diaphanie gebrannten Steins  Faszinierend durchscheinend, aber nicht
transparent setzte sich das neue Gebäude der Universität Kattowitz als
„friendly alien“ in ein raues, aber pittoreskes Quartier. Wo einst Kohle und
Stahl sowie als Baumaterial der hart gefügte Backstein des Industriezeit­
alters das Leben dominierten, erstreckt sich nun in einer kleinen Neben-
straße ein Haus bewusst rätselhafter Dimensionen und Nutzungen.
Photos Adrià Goula  Text Claus Käpplinger
58 Polen
Weiterbauen statt Abreißen  Es ist ein 5.390 m2 gro­
ßes Haus, dessen wandlungsreichen Schichten und Materia­
litäten es im wechselnden Licht eines Tages oder Jahres sehr
unterschiedlich mit seinem urbanen Umfeld kommunizieren
lassen. Bizarr wirkt auf den ersten Blick sein Ort am Rande
des Kattowitzer Zentrums inmitten verfallender Wohnbauten
der Wilhelmininischen Epoche, mit sehr einfachen Häusern
und zumeist recht engen Lichthöfen. So bizarr, dass der 2011
ausgelobte offene Architekturwettbewerb für die Krzysztof
Kieślowski-Fakultät eher eine Tabula Rasa-Lösung als einen
kontextuellen Neubau nahelegte. Nur eines unter 36 ein­
gereichten Projekten verfolgte einen anderen Weg, in dem
es nicht den Abriss, sondern ein Weiterbauen an der vor­
gefundenen städtebaulichen Struktur und die Integration ei­
nes alten kleinen Industriegebäudes ins neue Fakultätsgebäu­
de vorschlug. Viergeschossig zur Straße und zweigeschossig
im Block­inneren überzeugte das Gemeinschaftsprojekt von
BAAS Arquitectura aus Barcelona und Grupa 5 Architekci aus
Warschau vor allem mit seiner beeindruckenden Vielfalt von
Höfen, Wegen und Raumfolgen sowie einer mächtigen dia­
BAAS Arquitectura + Grupa 5 Architekci + Małeccy biuro projektowe
phanen Gitterhülle aus gebranntem Stein zur Stadt hin. Das
verleiht der Komplexität des Raumprogramms der Film und
TV-Fakultät eine unverwechselbare Präsenz im Stadtraum,
weshalb dieses Projekt denn auch den Wettbewerb gewann.
Subtiles Gitterwerk  In den folgenden Jahren entwi­
ckelten Jordi Badia von BAAS Architectura, Rafał Grzelewski
und Rafał Zelent mit Małeccy biuro projektowe aus Kattowitz
das Projekt in höchst bemerkenswerter Weise fort. Umhüll­
te zum Wettbewerb noch eine vorgesetzte Hülle horizontaler
Keramiklamellen den Neubau, so erstreckt sich nun dort ein
engmaschiges Gitterwerk aus vorgefertigten Keramik-Modu­
len, deren dunkles Rot viel eleganter an die Backsteine des
Industriezeitalters anknüpfen und zugleich die Hülle unge­
mein leicht wie eine gewebte Textilie erscheinen lassen. Die­
ser mächtige wie leichte Screen aus gebrannten Steinen ver­
blüfft und zieht nun unweigerlich die Neugier vieler Passan­
ten in der kleinen Pawla Strasse auf sich, die über dieses ganz
unerwartete Monument unbekannten Zwecks ins Rätseln ge­
raten. Abends, wenn das Licht der Fakultätsräume in den
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 59

Straßenraum hinaus leuchtet, kann man jedoch erkennen,

was sich hinter der Hülle befindet, nämlich großzügig bemes­
sene Seminarräume, Hörsäle und eine leuchtend weiße Bib­
liothek mit vielen jungen NutzerInnen. Tagsüber animieren
zwei markante wie verführerisch gesetzte Einschnitte in der Substraktiv aus dem
Volumen des Gebäudes
Hülle dazu, die Schwellen dieses Hauses zu überschreiten, ausgeschnitten, emp-
die zum Haupteingang oder zu Tiefgarage und Anlieferungs­ fängt am Hauptein-
hof der Fakultät führen. Subtraktiv ausgeschnitten aus dem gang eine elegant um-
hüllende Vorplatz-
Volumen des Gebäudes, empfängt am Haupteingang eine ele­ Nische mit einladender
gant umhüllende Vorplatz-Nische mit einladender Sitzbank
die Besucher. In ihrer räumlichen und materiellen Ausfüh­
Sitzbank die Besucher 
At the main entrance BAAS
rung erinnert sie unweigerlich an die Werke von Carlo Scarpa
visitors are received by
an elegantly sheltering Arquitectura
oder Alvar Aalto. forecourt niche, which
is cut out of the vol- Jordi Badia
ume of the building Geboren/born 1961 Studium/
Kreuzgang und Patio  In die viel optimistischere, ja hei­ and has an inviting education Universitat Politècni-
tere Moderne der 1950er Jahre fühlt man sich im Inneren des bench seat ca de Catalunya (ETSAB), Bar-
Gebäudes versetzt, das immer wieder Richtungswechsel der celona/ES (Diplom/graduated
in 1989) Lehrtätigkeit/teaching
Bewegung nahe legt und immer wieder die Fügung seiner assignments seit/since 2001
Räume in tief gestaffelten Sequenzen mit fließenden Über­ Universitat Politècnica de
gängen zwischen Innen und Außen zu erkennen gibt. Mate­ Catalunya, Barcelona/ES,
2009–2013 Escola Internacio-
nal de Catalunya, Barcelona/ES,
1994–2001 Polytechnic Univer-
sity of Catalonia, Barcelona/ES

Büro/office
Seit/since 1994, Barcelona/ES

Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Bürogebäude/office building
Poblenou, Barcelona/ES 2018
Fakultät für Radio und Fern­
sehen/Faculty of Radio and
Television, Schlesische Univer-
sität/University of Silesia, Kato-
wice/PL 2017 (mit/with Grupa 5
Architektci, MAŁECCY biuro pro-
jektowe), Forschungszentrum/
research centre Barcelona
Supercomputing Center, Barce-
lona/ES 2015, Schule/school
Montserrat Vayreda, Roses/ES
2015, Kindergarten La Remun-
ta, Sanierung/refurbishment,
L’Hospitalet/ES 2014
Wohngebäude/residential
house La Feixina, Palma de
Mallorca/ES 2014
Bürogebäude/office building
Alta Diagonal, Sanierung/refur-
bishment, Barcelona/ES 2013
Schulgebäude/school building
Sant Josep School, Sant Vicenç
dels Horts/ES 2011
Gesundheitszentrum/health
centre Progrés-Raval,
Badalona/ES 2010
Museum Can Framis,
Barcelona/ES 2009

Preise (Auswahl)/
awards (selected)
Mies van der Rohe Award 2019
(Shortlist)
FAD Award 2019
BRYLA AWARD 2017
SARP Award of the Year 2017

www.baas.cat
60 Polen BAAS Arquitectura + Grupa 5 Architekci + Małeccy biuro projektowe

riell ein Vierklang aus stählernen Kreuzstützen, wandlungs­

Grupa 5 reichen Backsteinverbänden, geschichteten gläsernen Screens
und Lärchenholzelementen, fühlt man sich hier immer woh­
Architekci lig aufgehoben und zugleich zur Bewegung zu den weiteren
Über vier Geschosse Räumen der Fakultät animiert: Zu Entdeckungen wie etwa
Mikołaj Kadłubowski erstreckt sich ein ge- dem großen Außenhof, der mit seinen umlaufenden Wegen,
waltiger Treppenraum
als kommunikatives
Patios und Oberlicht-Einschnitten auf verschiedenen Ebenen
Rückgrat der Schule, nicht von ungefähr an einen Kreuzgang erinnert – und hier
an den sich nicht nur zudem noch auf sehr vielfältige Weise mit den vielen kleinen
Gänge, sondern immer
wieder einladende
Lichthöfen des Quartiersblocks räumlich visuell verwoben ist.
Sitzbänke anschließen 

Geboren/born 1971, † 2013

Studium/education University
of Waterloo/CA, TU Warsaw/PL
(Diplom/graduated in 2008)
Rafał Zelent
A mighty staircase hall Bühne für das Lernen  Diaphan zu Straße und Himmel,
extends through four
storeys and forms the
aber transparent und höchst durchlässig zum Hof hin erweist
sich das Fakultätsgebäude, dessen hohe Rückseite aus Kos­
communicative spine
of the school to which tengründen nicht wie ursprünglich geplant die gleiche Hülle
not only corridors but
inviting benches are
erhielt. Sondern eine auftreppende Glasfassade mit mächti­
docked gen Stahlschwertern, die dem Ganzen noch eine gewisse in­
dustrielle Anmutung verlieh, aber nun vor allem junge Men­
schen auf dem Weg zu ihren Arbeitsstätten inszeniert. Über

Geboren/born 1969 Studium/

education TU Warsaw/PL
(Diplom/graduated in 1998)

Krzysztof Mycielski

Geboren/born 1968 Studium/

education TU Warsaw/PL
(Diplom/graduated in 1996)
Lehrtätigkeit/teaching
assignments 2009–2018 Uni-
versity of Technology Lublin/PL,
2017 TU Warsaw/PL

Büro/office
Seit/since 1998 in Warsaw/PL

Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Bürogebäude/office building
Piękna street, Warsaw/PL 2018
Fakultät für Radio und Fernse-
hen/Faculty of Radio and Tele-
vision, Schlesische Universität/
University of Silesia, Katowice/
PL 2017 (mit/with BAAS,
MAŁECCY biuro projektowe)
Krankenhaus/hospital
Swissmed, Warsaw/PL 2011

Preise (Auswahl)/
awards (selected)
Mies van der Rohe Award 2019
(Shortlist)
SARP Award of the Year 2003,
2007, 2017
BRYLA AWARD 2017

www.grupa5.com.pl
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
vier Geschosse erstreckt sich dort ein gewaltiger Treppenraum
als kommunikatives Rückgrat der Schule, an den sich nicht
nur Gänge, sondern immer wieder auch einladende Sitzbänke
zum Verweilen anschließen. Tief gestaffelt sind alle Raumse­
quenzen u.a. mit großen gläsernen Raumteilern, die manche
gefangene Einzelbüros für die Lehrenden ohne direkten Kon­
takt zum Außenraum unerwartet lichterfüllt und großzügig
erscheinen lassen. Doch auch hinter vielen geschlossenen Tü­
ren tun sich in Kattowitz immer wieder überraschend gelun­
gene Raumgestaltungen wie etwa ein Kino auf. So kann man
gut verstehen, warum dieses Gebäude bereits viele Architek­
turpreise gewann und auch auf die Shortlist des diesjährigen
Mies Awards kam.
Kostbar haptischer Patoka-Backstein  Ein liebens­
werter „friendly alien“ ist die Krzysztof Kieślowski-Fakultät,
die in einer spanisch-polnischen Kooperation entstand und
zwei Kulturkreise, das Mittelmeer und das östliche Mitteleu­
ropa, symbiotisch verschmelzen lässt. Durchaus kein fremder
61
Kulturaustausch, der in der Geschichte Polens und des nahen
Krakau vielfältige Vorläufer besitzt und nun in Kattowitz um
eine sehr moderne Variante ergänzt wurde. Zum Anfassen, ja
sogar zum Streicheln animieren so immer wieder die vielfäl­
tigen Oberflächen des Gebäudes, aber auch des Mobiliars, das
die Architekten oft selbst gestalten konnten. Und selbst der
harte und raue Backstein erscheint an ihrem Gebäude kost­
bar haptisch, mehr einem gewobenen Stoff ähnlich als einer
amorphen Masse. Hergestellt in einem alten, nahen regiona­
len Ringofen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, zeigt der
Patoka-Backstein vielgestaltige Narben und Farben, irisiert
wild, wölbt und bläht sich auf. Höchst kostbaren alten Tep­
pichen ähneln diese Backsteine, die sich von der Glätte der
Glas- und Holzelemente deutlich abheben und die Dekanin
Krystyna Doktorowicz vorbehaltlos zum Schwärmen über das
geschaffene Werk bringen. Den Architekten Jordi Badia, Rafał
Grzelewski, Rafał Zelent und Wojciech Małeccy gelang nicht
nur ein Kleinod, sondern sie schufen auch viele sehr kommu­
nikative Orte, die einen Mies Award durchaus verdient hätten.
62 Polen
Krzysztof Kieślowski
Radio and Television
Faculty, Katowice
Diaphanous shell of fired bricks Fasci-
natingly translucent but not transparent,
the new building for the University of
Katowice is placed as a “friendly alien” in
a rough, but picturesque district. Where
once coal and steel and industrial brick-
work as a construction material domi-
nated life, today, on a small side street,
there stands a building of deliberately
puzzling dimensions and functions.
1
BAAS Arquitectura + Grupa 5 Architekci + Małeccy biuro projektowe
Continuing building rather than demolition The
building measures 5.390 m2, its different layers and materials
allow it to communicate with its urban surroundings in very
different ways in the changing light over the course of a day
or a year. At first glance its location on the edge of the cen­
tre of Katowice, amidst decaying Wilhelmine housing made
up of very simple buildings with generally extremely narrow
light wells, seems bizarre. So bizarre, in fact, that the architec­
ture competition for the Krzysztof Kieślowski Faculty set up in
2011 suggested a tabula rasa solution rather than a contextu­
al new building. Only one of the 36 projects submitted took a
different path in that, instead of demolition, it proposed con­
tinuing building the existing urban structure and integrating a
small old industrial building in the new faculty. Four storeys
high on the street side and two in the interior of the block, the
joint project by BAAS Arquitectura from Barcelona and Grupa
5 Architekci from Warsaw convinced above all through its im­
pressive variety of courtyards, routes and sequences of spaces
and the powerful diaphanous lattice of fired brick elements
that faces the city. This gives the complexity of the brief for
the radio and TV faculty building an unmistakable presence in
urban space, which is why this project won the competition.
Subtle latticework  In the years that followed their com­
petition success Jordi Badia from BAAS Arquitectura, Rafał
Grzelewski and Rafał Zelent with MAŁECCY biuro projektowe
from Katowice developed the project further in a most remark­
able manner. Whereas in the competition entry an envelope of
horizontal brick louvers was placed in front of the new build­
ing, now there is a close-meshed latticework of prefabricated
brick modules, whose dark red colour far better harmonises
with the brickwork of the old industrial building and at the
same time makes the envelope seem exceptionally light, almost
like a woven textile. This amazing, powerful and light screen of
fired bricks now draws almost automatically the curious gazes
of many passers-by in narrow Pawla Street, who are puzzled
by this entirely unexpected monument with an unknown func­
tion. In the evening, when the light of the faculty rooms spills
into the street space, one can recognize what lies beyond the
shell, namely generously sized seminar rooms, lecture halls
and a gleaming white library with many young users. During
the day people are encouraged to cross the threshold of this
building by two striking and seductively placed incisions in the
shell that lead to the main entrance or to the underground ga­
rage and the deliveries yard of the faculty. At the main entrance
visitors are received by an elegantly sheltering forecourt niche,
which is cut out of the volume of the building and has an in­
viting bench seat: in terms of space and materials it involun­
tarily brings to mind the work of Carlo Scarpa or Alvar Aalto.
1
Die vielfältigen Oberflächen des Gebäudes, aber auch des Mobiliars, das
die Architekten oft selbst gestalten konnten, animieren immer wieder
zum Anfassen  The different surfaces of the building impel one to touch,
as do the fittings, many of which were designed by the architects
2
Hergestellt in einem alten Ringofen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,
zeigt der Pakota-Backstein vielgestaltige Narben und Farben, irisiert
und bläht sich auf  Produced in a nearby old ring kiln dating from the
mid-19th century, the Patoka brickwork shows a variety of scars and
colours, iridises, bulges and swells
MAŁECCY
biuro
projektowe
Joanna Małecka
Geboren/born 1971 Studium/
education Silesian University of
Technology, Gliwice/PL (Diplom/
graduated in 1997)

Wojciech Małecki
Geboren/born 1971 Studium/
education Silesian University of
Technology, Gliwice/PL (Diplom/
graduated in 1995)

Büro/office
Seit/since 1997 in Katowice/PL

Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Fakultät für Radio und Fern­
sehen/Faculty of Radio and
Television, Schlesische Univer-
sität/University of Silesia, Kato-
wice/PL 2017 (mit/with BAAS,
Grupa 5 Architektci)
Polnisches Institut/Polish Insti-
tute, St. Petersburg/RU 2017
Sportzentrum/sports centre
Bażantowo Sport, Katowice/PL
2013
Republic of Poland
Ambassador’s Residence,
Stockholm/SE 2013
Wohnsiedlung/residential
complex Modernist Enclave,
Katowice/PL 2010–2014

Preise (Auswahl)/
awards (selected)
Mies van der Rohe Award 2019
(Shortlist)
PLGBC Green Building Award
2018
SARP Award of the Year 2018
Silesian Best Public Space
2018

www.maleccy.com

2
 64 Polen BAAS Arquitectura + Grupa 5 Architekci + Małeccy biuro projektowe

1
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Cloister and patio  Inside the building you feel trans­
ported back to the far more optimistic, indeed cheerful mod­
ernism of the 1950s. As one moves through the building a
change of direction is repeatedly suggested and reveals the
layout of the rooms in deep staggered sequences with flow­
ing transitions between inside and outside. In terms of mate­
rials there is a harmony of cruciform steel columns, different
brick bonds, layered glass screens and larch elements; one
feels comfortable here and at the same time is encouraged
to move to the other rooms of the faculty: to make discover­
ies such the large outer courtyard which with its peripheral
walkways, patios and incised roof lights on various levels is,
not without reason, reminiscent of a cloister – and which, in
a variety of ways, is visually interwoven with the many small
existing lightwells in the urban block.
Stage for learning  The faculty building is diaphanous
towards the street and the sky, but transparent and highly
permeable towards the courtyard. For cost reasons its tall
rear side was not given the same shell, which was originally
planned, but has an upward stepping glass facade with pow­
erful steel fins that lends the whole building a certain indus­
trial feel, and, above all, theatrically presents young people
on the way to their workplace. A mighty staircase hall extends
through four storeys and forms the communicative spine of
the school to which not only corridors but, repeatedly, in­
viting bench seats are docked. All the spatial sequences are
deeply staggered, in places with large glazed room dividers,
which make some of the single offices for teachers that do not
1 2
Die leuchtend weiße Bibliothek der Krysztof Kieślowski Fakultät hat
inzwischen schon viele junge NutzerInnen  The gleaming white library of
the Krysztof Kieślowski Faculty in the meantime has already many
young users
65
have direct contact to the outside seem unexpectedly gener­
ous and bright. But in Katowice behind many closed doors,
too, one repeatedly comes across surprisingly successful spa­
tial designs such as a cinema. It is therefore easy to under­
stand why this building has already won many architecture
prizes and was shortlisted for this year’s Mies Award.
Precious, tactile Patoka bricks  The Krzysztof Kieślowski
Faculty building is a likable “friendly alien”, the product of
Spanish-Polish cooperation which symbiotically blends two
cultural areas: the Mediterranean and eastern Central Europe.
This cultural exchange is not something foreign and has many
precedents in the history of Poland and of nearby Cracow;
now a very modern version has been added in Katowice. The
different surfaces of the building impel one to touch, or in­
deed even stroke them, as do the fittings, many of which were
designed by the architects. And in this building even the hard,
rough brickwork appears preciously tactile, more like a wo­
ven fabric than an amorphous mass. Produced in a nearby old
ring kiln dating from the mid-19th century, the Patoka brick­
work shows a variety of scars and colours, iridises wildly,
bulges and swells. Not unlike costly old carpets, these bricks
differ clearly from the smoothness of the glass and timber el­
ements and cause Dean Krystyna Doktorowicz to enthuse un­
reservedly about the completed work. Here architects Jordi
Badia, Rafał Grzelewski, Rafał Zelent and Wojciech Małeccy
have not only succeeded in producing a gem but have also
created numerous very communicative places that would cer­
tainly have deserved a Mies Award.
Doch auch hinter vielen verschlossenen Türen tun sich in Kattowitz
immer wieder überraschend gelungene Raumgestaltungen wie etwa ein
Kino auf  Behind closed doors, too, one repeatedly comes across
surprisingly successful spatial designs such as a cinema
2
66 Polen BAAS Arquitectura + Grupa 5 Architekci + Małeccy biuro projektowe

4 6

0 5 10

s 01

3 5
0 5 10
0 5 10

s 02

1
Grundriss EG  Ground floor plan

2
Grundriss 1. OG  Level 01

3
Grundriss 2. OG  Level 02

2 4
Grundriss 3. OG  Level 03

5–6
Schnitt  Section

7
Axonometric view  Axonometrie

8
Lageplan  Site plan

0 5 10

1
0 5 10

1 5 10 m
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 67

Krzysztof
Kieślowski Radio und
Television-Fakultät 
Św. Pawła 6, Kattowitz, Polen

Grundstücksfläche
site area: 2.258 m²

Nutzfläche floor
area: 4.806 m²

Bebaute Fläche
built-up area: 7.035 m²

Umbauter Raum
cubage: 26.668 m³

Planungsbeginn start
of planning: 2011

Baubeginn start of
construction: 2014

Fertigstellung
completion: 2017/2018

Baukosten building
costs: 38.500.000 PLN

Kosten pro m² cost

per m²: 8.010 PLN/m²
7
Bauherr client: Schlesischen
Universität, Kattowitz

Generalunternehmer
building contractor:
Mostostal Zabrze Gliwickie
Przedsiebiorstwo Budownictwa
Przemysłowego S.A.

Planung planning:
BAAS arquitectura, Grupa 5
Architekci, MALECCY biuro
projektowe
Projektleitung project
manager: Joradi Badia, Mikołaj
Kadłubowski, Rafał Zelent,
Wojciech Małecki
Fenster windows:
OPEUS Sp. z o.o.
Türen doors: DEWRO Sp. z o.o.
sonstige Baustoffe other
building materials: PATOKA
Sp. z o.o., FORNIT Sp. z o.o.

Mitarbeiter assistance: Elektroinstallationen

Alba Azuara, Jordi Framis;
Mikołaj Kadłubowski, Krzysztof
Mycielski; Joanna Małecka,
Anna Siwińska
Statik structural consultant:
Pracownia Inżynierska Czesław
Hodurek
Landschaftsplanung lands-
cape planning: BAAS arquitec-
tura, Grupa 5 Architekci,
MALECCY biuro projektowe
Fassade facade: NOVA Sp. z o.o.
Dach roof: Mostostal Zabrze
Gliwickie Przedsiebiorstwo Bu-
downictwa Przemysłowego S.A.
Mauerwerk masonry:
Mostostal Zabrze Gliwickie
Przedsiebiorstwo Budownictwa
Przemysłowego S.A.
electrical services:
BUDOMONT-7 Sp. z o.o.
HLK+ Sanitär HVAC+ sanita-
tion: Mostostal Zabrze
Gliwickie Przedsiebiorstwo Bu-
downictwa Przemysłowego S.A.
Aufzug elevators: Mostostal
Zabrze Gliwickie Przedsie-
biorstwo Budownictwa
Przemysłowego S.A.
Lichtplanung/-ausstattung
lighting planning/fittings:
QLAB Laboratory of Light
Böden flooring:
Mostostal Zabrze Gliwickie
Przedsiebiorstwo Budownictwa
Przemysłowego S.A.
Möbel furnishings:
FORNIT Sp. z o.o.

8
68 Polen

JEMS Architekci

Bürokomplex Pixel,
Posen, und P4/Vienna
House Hotel, Warschau
Zwischen Wohnen und Arbeiten  Mit mehr als 20 Jahren
Erfahrung und tausenden Quadratmetern gebauter Nutzfläche
zählen JEMS Architekci zu den renommiertesten polnischen
Architekturbüros. Die Gebäude P4 und Pixel zeigen beispielhaft
ihr Gefühl für Kontextualisierung, Neuadaption und
Typologie-Update.
Photos Juliusz Sokolowski 
Text Dominika Glogowski
 70 Polen JEMS Architekci

Das Spiel mit verpixelter Architektur – also gegeneinander versetzten Modulen – erinnert an holländische Beispiele wie das multifunktionale Gebäu-
de Timmerhuis von OMA oder Realisierungen von BIG und MVRDV  The game played with pixelated architecture – i. e. modules staggered in relation to
each other – recalls Dutch examples such as the multifunctional building Timmerhuis by OMA or buildings realized by OMA and MVRDV

Stadt-Augmentierung  Eine gläserne, 80 m lange Fassa­
denwand schmiegt sich in Posen an die vielbefahrene Grun­
waldzka-Allee. Die 33 m hohe transparente und spiegelnde
Straßenseite schirmt den eigentlichen Kern des Pixel-Bürokom­
plexes vom Stadtgeschehen ab. Erst im Innenhof nimmt der
Besucher einen rhythmischen Typologiewechsel wahr. Dort lö­
sen die Architekten das einheitlich wirkende Äußere in leicht
vor- und zurückversetzte 7×8 m-Kuben auf. Diese durchdrin­
gen die Fassade und beleben so das Erscheinungsbild. Die
zweigeschossigen, mit Holz verschalten Loggien bringen das
Grün des Umlandes auf Terrassen bis ins oberste Geschoss. Der
Baukörper integriert sich so in die urbane Struktur, die rings­
um von Wohnbauten geprägt ist. Der Gesamtkomplex zeigt
fünf rechteckige Gebäude in unterschiedlicher Größe, die um
den Patio einander zugewandt sind. JEMS greifen dabei auf
eines ihrer eigenen Projekte von 2008 zurück, den Platinium-
Bürobau in Warschau. Auch hier waren fünf aufeinander ori­
entierte Objekte geplant. Aufgrund mangelnder Investitionen
konnte aber nur ein Teil davon realisiert werden. Mit Pixel ent­
stand nun das erste Mal ein micro-urbaner Masterplan dieser
Stadt-augmentierenden Prägung und Dimension. Dem ersten
Gebäude von 2013 folgten vergangenes Jahr die letzten beiden.
Symbolischer Typologiewechsel  Das Spiel mit ver­
pixelter Architektur – also gegeneinander versetzten Modu­
len – erinnert an holländische Beispiele wie das Terrassenhaus
von NL Architects in Frankfurt, das multifunktionale Gebäu­
de Timmerhuis von OMA oder Realisierungen von BIG und

1
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
MVRDV. Letztere eröffneten 2017 – ebenfalls in Posen und
mit dem gleichen Investor Garvest & Vox Group – das expres­
sive Bürogebäude Bałtyk. JEMS gelingt jedoch eine subtile Art
des Typologie-Updates zwischen Vorder- und Rückseite. Wäh­
rend die Straßenfront eindeutig als Bürobau charakterisiert ist,
lösen sich eindeutige Funktionen im Patiobereich scheinbar
auf und ermöglichen Neuinterpretationen bis hin zum Wohn­
haus. Das Gebäude bleibt so elastisch und jederzeit adaptier­
bar. Ein wesentlicher Ausgangspunkt dafür war der Wunsch,
in einem menschengerechten Maßstab zu bauen: Laut Archi­
tekt Marcin Sadowski, federführender Entwerfer bei diesem
Projekt, sollten „kameralne uczucia“ angesprochen werden,
also gemeinschaftliche Gefühle. Diese sind auch hinsichtlich
des Hauptnutzers der Gebäudes, dem Internetriesen Allegro,
71
zu verstehen. Jung, dynamisch, transparent und open space
soll das working environment sein, das hier angestrebt wird.
So kommunizieren die Baukörper nicht nur miteinander, son­
dern mittels Durch- und Ausblicke auch innerhalb ihrer eige­
nen Struktur. Während jedoch diese ökonomische Flexibilität
beim Büro­haus Pixel hauptsächlich symbolisch ausgedrückt
ist, wurde sie beim Projekt P4 in Warschau praktische Realität.
Vom Server zum Büro zum Hotel  Ursprünglich ent­
worfen als ein Serverzentrum, durchlief das Projekt P4 näm­
lich einige Adaptierungen, ehe es 2018 schließlich als Vienna
House Hotel einer international agierenden österreichischen
Hotelkette eröffnet werden konnte. Inmitten eines ehemali­
gen Industriegebietes sollte das Gebäude als Vorzeigemodell
2
72 Polen
für „Computerarchitektur“ einer Serverfarm dienen und den
entsprechenden Nischenmarkt ansprechen. Dafür war es vi­
brationsarm gelagert, mit stetiger Stromzufuhr und haustech­
nisch an den hohen Temperaturausstoß der Geräte angepasst.
Nach einem Investorenwechsel wurde der bunkerartige stra­
ßenseitige Bau neu als 25 m hohes Bürogebäude konzipiert
und rückseitig durch zwei rechteckige Baukörper ergänzt.
Letztere sind aufgrund des Sonnenlichteinfalls und mit Rück­
sicht auf die umliegende Nachbarschaft lediglich 16 m hoch.
Um dabei so wenige Quadratmeter wie möglich zu verlieren,
vollführt das Gebäude eine wahre Volte: Sie kragen geschoss­
weise in den Zwischenpatio vor, der Schwung wird von der
kaskadenartigen Grünfläche und den Stufen aufgefangen.
JEMS Architekci
1 2
Wie ein Halbkreis umschließt das Konstrukt so den Innen­
hof und bietet ein fast intimes Ambiente. Letzteres entsteht
auch durch die Massivität der Bauten und die regelmäßige
Rasterung ihrer Fassaden. Stahlbeton, Betonfertigteil-Fassa­
denelemente sowie dreieckförmige Betonstützen ergeben ein
elegant-brutalistisches Sicherheitsgefühl. Während die ers­
ten Versionen des Pixel-Projekts ebenfalls mit Betonpfeilern
spielten, erfährt dieses Motiv bei P4 eine gänzlich andere In­
terpretation: „Mordor“ – angelehnt an J. R. R. Tolkiens apoka­
lyptischen Ort – nennt der sarkastische Volksmund das Quar­
tier im südlichen Warschau. Moderne Bürobauten drängen
sich hier dicht an dicht mit ehemaligen Industriehallen, da­
zwischen fließt ein dichter, nie versiegender Verkehrsstrom.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
1 2
Die 33 m hohe transparente und spiegelnde Straßenseite schirmt den
eigentlichen Kern des Pixel-Bürokomplexes vom Stadtgeschehen ab  The
33-metre-high, transparent and reflective street front, screens the core
of the Pixel-office complex from the bustle of the city
Inspiration Tessin  Eben jene Hallen dienten Architekt
Sadowski als Kontextualisierungsansatz. Er war auch bei die­
sem Projekt federführend und lebte hier seine offensichtli­
che Vorliebe für die Tessiner Architektur von Livio Vacchini
aus. Nach einer neuerlichen Adaption vom Bürohaus zum
Hotel bietet die Sichtbetonstruktur mit den raumhohen Ver­
glasungen nun atypische, innovative Unterkünfte. Die Plasti­
zität und Schwere des Materials dominiert innen wie außen.
Der Ehrgeiz zur Realisierung einer Bau-Ikone ist hier durch­
aus spürbar, Architekturgeschichte wird zeitgenössisch um­
73
Foyer des Projekts Pixel, mit dem zum ersten Mal ein micro-urbaner
Masterplan dieser Stadt-augmentierenden Prägung und Dimension ent-
stand  Foyer of the project Pixel, which represents the first realisation of a
mircro-urban master plan of a character and size that augments the city
interpretiert und ästhetisch neu gelebt. Die mehrfache Re­
konzeptualisierung des Gesamtareals scheint noch nicht ab­
geschlossen zu sein. Der niedrigere Bauteil wurde nun zum
Apartmenthotel umgeplant. Man könnte fast meinen, JEMS
habe die Theorie der offenen Form des polnischen Künstlers
Oskar Hansen verinnerlicht: Interaktion mit dem Umfeld und
Kontext ergeben dabei den eigentlichen Sinn eines architek­
tonischen Objekts. Übertragen in die zeitgenössische Epoche
wird dieser durch die Einbettung in eine sich stetig ändernde
marktwirtschaftliche Realität erweitert.
74 Polen JEMS Architekci

Ursprünglich als ein Serverzentrum geplant, durchlief das Projekt P4 einige

Adaptierungen, bevor es 2018 als Vienna House Hotel eröffnet werden konnte 
Originally designed as a server centre, the project P4 went through a number of
adaptions before it was finally opened in 2018 as the Vienna House Hotel
 75

Pixel office complex,

Poznań and P4/
Vienna House Hotel,
Warsaw
Between living and working With
more than 20 years’ experience and
thousands of square metres of usable
floor area, JEMS Architekci are among
the best-known Polish architecture
practices. The buildings P4 and Pixel JEMS
offer excellent examples of their sensi- Architekci
tivity in the areas of contextualization, Olgierd Jagiełło,
adaptation and typology update. Maciej Miłobędzki,
Marcin Sadowski,
Jerzy Szczepanik-
Dzikowski, Paweł
Natkaniec
Büro/office
Augmenting the city  A glazed, 80-metre-long facade Seit/since 1988 in Warsaw/PL

wall stretches along the busy Grunwaldzka Street in Poznań. Werke (Auswahl)/
The 33-metre-high, transparent and reflective street front projects (selection)
screens the core of the Pixel office complex from the bustle of Hotel PURO, Warsaw/PL 2019
Hotel Vienna House Mokotów,
the city. It is only when in the internal courtyard that the vis­ Warsaw/PL 2019
itor registers the rhythmical change of typology. There the ar­ Bürogebäude/office complex
chitects dissolved the apparently uniform exterior into cubes Pixel, Poznan/PL 2018
Hotel Marriott Renaissance,
measuring 7×8 metres that project or recede slightly. These Warsaw/PL 2018
penetrate the façade, enlivening the appearance. The two-sto­ Wohn- und Bürogebäude/
rey wood-clad loggias bring greenery from the surroundings residential and office complex,
Browary Warszawskie, Warsaw/
on to the terraces and are repeated right up to the topmost PL 2018
floor. This enables the building to integrate itself in the urban Koszyki Market Hall,
structure, which is shaped by the housing blocks all around Rekonstruktion und Erweite-
rung/reconstruction and
it. The complex as a whole consists of five rectangular build­ extension, Warsaw/PL 2016
ings of different sizes, which face each other around the pa­ Bürogebäude/office building
tio. Here JEMS made use of one of their own projects dating Capital Park, Warsaw/PL 2015
Internationales Konferenzzen­
from 2008, the Platinum office building in Warsaw. There, trum/international conference
too, five buildings facing each other were planned. Due to centre, Katowice/PL 2015
a shortage of investment funding, however, only part of this The Raczynski Library, Erweite-
rung/extension, Poznan/PL
project could be implemented. Pixel represents the first real­ 2013
isation of a micro-urban master plan of a character and size Herbert Hoover Square,
that augments the city. The first building was erected in 2013 Warsaw/PL 2008
Firmensitz/headquarter Agora
and last year it was followed by the final two. Media Group, Warsaw/PL 2002

Symbolic change of typology  The game played with Preise (Auswahl)/

awards (selected)
pixelated architecture – i. e. modules staggered in relation Architectural Prize of the Mayor
to each other – recalls Dutch examples such as the stepped of Warsaw 2002, 2016
building by NL Architects in Frankfurt, the multifunctional Association of Polish Architects
Award of the Year 2015
building Timmerhuis by OMA, or buildings realised by BIG Silesia Architecture of the Year
and MVRDV. In 2017 the latter firm opened the expressive 2015
Bałtyk office building – also in Poznań and with the same in­ SARP Honorary Award 2002

vestor, the Garvest & Vox Group. However, JEMS have suc­
ceeded in making a subtle kind of typology update between www.jems.pl
the front and rear of their building. While the street front is
76
clearly identifiable as an office building, in the patio area this
functional unambivalence seem to dissolve making other in­
terpretations appear conceivable, even perhaps a residential
building. In this way the building remains elastic and adap­
tations are possible at any time. An important starting point
here was the the wish to build at a human scale: according
to architect Marcin Sadowski, who headed the design team
on this project, the aim was to make an appeal to “kamer­
alne uczucia”, i. e. communal feelings. Given that the main
user of the building is the Internet giant Allegro, this is under­
standable. The working environment aimed for here was to
be young, dynamic,transparent and open Consequently, the
building volumes not only communicate with each other but,
through views across and outside, also within their own struc­
ture. While in the Pixel office building this economic flexibil­
ity is primarily expressed symbolically, in the P4 project in
Warsaw it became a practical reality.
From server to office to hotel  Originally designed as
a server centre, the project P4 went through a number of ad­
aptations before it was finally opened in 2018 as the Vienna
House Hotel, part of an internationally active Austrian hotel
chain. In what was once an industrial area the building was
originally intended to serve as a model for “computer archi­
tecture” of a server farm and to appeal to the relevant niche
market. On this account it was erected on a low vibration
base, had a constant power supply and the building servic­
es were adapted to deal with the high temperatures produced
by the appliances. After a change of investor, the bunker-like
street side building was reconceived as a 25-metre-high of­
fice building and two rectangular volumes were added at the
rear. The latter are only 16-metres high to allow sufficient
sunlight to enter and out of consideration for the surrounding
neighbourhood. In order to lose as few square metres of floor
area as possible, the building made a real volte-face: step­
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
ping forward from below, it penetrates the intermediate pa­
tio, the movement is caught by cascading green areas and by
the steps. The construction surrounds the internal courtyard
Like a semi-circle and offers an almost intimate ambiance.
The latter is also produced by the solidity of the buildings
and the regular grids of their facades. Reinforced concrete,
precast concrete façade elements and triangular concrete col­
umns produce an elegantly brutalist sense of security. While
the first versions of the Pixel project also played with con­
crete piers, in P4 this motive was interpreted in a very dif­
ferent way: this district in southern Warsaw is popularly and
sarcastically called “Mordor” – a name borrowed from J. R. R.
Tolkien’s apocalyptic place. Here modern office buildings are
crammed side by side with former industrial sheds, between
them the dense traffic flows unceasingly.
Inspiration from Ticino  It was precisely these indus­
trial sheds that served architect Sadowski as an approach to
contextualization. He was the director of this project, too,
1 2
Nach einer weiteren Adaption bietet die Sichtbetonstruktur mit den
raumhohen Verglasungen nun als Hotel atypische, innovative Unterkünfte  er­geben ein elegant-brutalistisches Sicherheitsgefühl  Reinforced con-
After a further adaption to hotel the exposed concrete structure with
full-height glazing now offers atypical, innovative accomodations
77
and here he clearly indulged his fondness for the Ticino ar­
chitecture of Livio Vacchini. After a further adaptation from
office building to hotel the exposed concrete structure with
the full-height glazing now offers atypical, innovative accom­
modation. The sculptural quality and weightiness of the ma­
terial is dominant, inside and out. The ambitious goal to erect
an iconic building is here very tangible, architecture history
is reinterpreted in a contemporary way and with a new aes­
thetic experience. It seems that the multiple recontextualiza­
tion of the entire site has not yet been completed. The low­
er building was recently redesigned as an apartment hotel.
Its terraced form at the back clearly expresses this adapta­
tion. One is almost led to believe that JEMS have internal­
ized the theory of the open form from Polish artist Oskar
Hansen: interaction with the surroundings and context pro­
duce the actual meaning of the architectural object. Trans­
ferred to the present epoch this understanding is expanded
by being embedded in the constantly changing reality of the
market economy.
Stahlbeton, Betonfertigteil-Fassadenelemente und Betonstützen
crete, precast concrete facade elements and triangular concrete col-
umns produce an elegantly brutalist sense of security  Photo Tomasz Japa
2
78 Polen JEMS Architekci

Pixel 
Grunwaldzka 182, Konzeptskizze  Concept sketch
Posen, Polen

Grundstücksfläche site
area: 25.600 m²

Nutzfläche floor area:

14.300 m² (Pixel 1)
8.900 m² (Pixel 2)
8.100 m² (Pixel 3)
8.600 m² (Pixel 4)
7.800 m² (Pixel 5)

Bebaute Fläche
built-up area: 47.700 m²

Bebaute Fläche
built-up area: 10.200 m²

Umbauter Raum
cubage: 383.700 m³

Planungsbeginn start Grundriss 6. OG  Level 06

of planning: 2009

Baubeginn start of
construction: 2011

Fertigstellung
completion: 2013, 2018

Bauherr client:
Garvest Real Estate

Generalunternehmer
building contractor:
Budimex SA, Skanska SA

Projektleitung project
manager: Paweł Natkaniec,
Marcin Citko

Mitarbeiter assistance:
Izabela Leple – Migdalska,
Max Potapow, Karol Olech- Grundriss 5. OG  Level 05
nicki, Piotr Waleszkiewicz,
Anna Walewska

Statik structural
consultant: LGL

Landschaftsplanung land-
scape planning: RS AK
Architektura Krajobrazu

Grundriss EG  Ground floor plan

architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 79

P4 
Postępu 4,
Warschau, Polen

Grundstücksfläche
site area: 8.900 m²

Nutzfläche floor
area: 8.600 m²

Bebaute Fläche
built-up area: 3.500 m²

Umbauter Raum
cubage: 52.100 m³
Grundriss 2. OG  Level 02
Planungsbeginn start
of planning: 2011

Baubeginn start of
construction: 2016

Fertigstellung
completion: 2019

Bauherr client:
Garvest Real Estate

Generalunternehmer
building contractor:
HOCHTIEF Polska S.A

Projektleitung
project manager:
Ewa Kozieł – Jurowska

Mitarbeiter assistance:
Jan Damięcki, Natalia
Janik, Tomasz Japa, Marek
Kuciński, Anna Mazur,
Tomasz Napieralski,
Katarzyna Piotrowska,
Nina Wójcicka; Magdalena
Bakker, Agata
Pleśniarowicz

Statik structural
consultant: LGL

Landschaftsplanung
landscape planning:
Ogrodownia Grundriss EG  Ground floor plan

Schnitt  section

1 5 10 m

B1 B2

A1 A2 1 5 10 15m
 80 Polen

Essay

Neue Wege der

polnischen Architektur
Verdichtung und Vorfertigung, Kontextualisierung, Soziales und Ökologisches
sind derzeit die wichtigsten Themen im polnischen Architekturdiskurs. Nach
den international gefeierten Orten der Erinnerung geht es nun an die urbane
Substanz – bei stetig steigenden Material- und Arbeitskosten im europaweit
bewunderten aktuellen polnischen Wirtschaftsboom.
Text Dominika Glogowski

1
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Prefab-Renaissance  In einer Seitengasse im Herzen
Warschaus erhebt sich zwischen zwei leerstehenden Parzel­
len ein sechsstöckiges Gebäude. In lediglich viereinhalb Mo­
naten Rohbauzeit hat das in der Hauptstadt angesiedelte Ar­
chitektenteam BBGK vergangenes Jahr „Sprzeczna 4“ auf die
Beine gestellt. Als Projektname wirkt das eher lapidar, illust­
riert aber auch die Klarheit des Baus, die ihn zu einem wah­
ren Fertigteil-Statement erhebt. Das industrielle Bauen wurde
in Polen bisher kaum geschätzt, dominieren doch Plattenbau­
siedlungen emotionslos ganze Bezirke in allen Großstädten
des Landes. Dieses Erbe des Kommunismus symbolisiert hier
für viele vor allem Konformismus, Unflexibilität und inhu­
mane Maßstäbe. Da kann es fast frivol wirken, das Betonfer­
tigteil-Wohnhaus erneut zu bewerben. Die Motive liegen je­
doch – damals wie heute – in der nahezu unstillbaren Nach­
frage nach Wohnraum und dem Bedürfnis, diesen so billig
und rasch wie möglich zu liefern. So sind im Vorzeigemodell
von BBGK 55 Wohneinheiten etagenweise in fixen Modulen
zusammengesetzt. Um negativen historischen Assoziationen
entgegenzuwirken, sind aber die inneren Trennwände frei ge­
staltbar. Die Bebauungsbestimmungen führten an der Grund­
stücksgrenze bei den sich verjüngenden Ecken zu interes­
santen Dreiecks-Balkonen. Der luftige Fassadenraster rahmt
diagonal in die Tiefe gesetzte Glasfenster, die Richtung Son­
nenlicht gedreht sind. Entgegen ersten Plänen mit Verputz
wagten die Architekten letztlich Sichtbeton, innen wie au­
ßen. Der Rotstich der Fassaden geht auf eines ihrer wichtigs­
1
Eines der wichtigsten Projekte
von BBGK: Das Katyń-Museum in
Warschau aus dem Jahr 2016, wo
des Massakers von Katyń gedacht
wird  One of the most important
projects by BBGK: The Katyń-
Museum in Warsaw from 2016,
where one commemorates the
massacre of Katyń  Photo Juliusz
Sokołowski
2
Persönliche Gegenstände der
Opfer im Keller des Museums 
Personal belongings of the
victims in the museum’s cellar
Photo Juliusz Sokołowski
81
ten Projekte zurück, das Katyń-Museum von 2016. Im Inne­
ren des neuen Wohnbaus blieb der Sichtbeton hingegen grau.
Die Fugen der Platten ergeben gemeinsam mit den markanten
Etagennummern und den Gravuren des renommierten Künst­
lers Edgar Ba˛k ein abstrakt-geometrisches Muster. Das un­
terstreicht die Plastizität des Materials und verschmilzt Bau
und Kunst zu einer ästhetischen Einheit. Auf Kunstschaffen­
de wirkt das offenbar inspirierend: So sind hier viele Archi­
tekten und andere Kreative eingezogen.
Sprzeczna 4 hat als anspruchsvolles Referenzprojekt die Dis­
kussion um die Wiederbelebung des Fertigteils neu belebt,
wie Architekt Wojciech Kotecki, einer der drei BBGK-Partner,
im Gespräch festhält. Das Team konnte im Frühling 2019 auch
eine Ausschreibung des Polski Fundusz Rozwoju (PFR, Pol­
nischer Fonds für Entwicklung) mit dem Ziel gewinnen, neue
Fertigteilelemente für den Wohnbau zu entwickeln. Die Idee
ist Teil der viel debattierten staatlichen Initiative Mieszkanie+
für die Förderung von Mietwohnungen mit Kaufoption für ein
angepeiltes Volumen von 100.000 Wohnungen in den kom­
menden Jahren. Für diese Dimension müssten nun neue Fab­
riken und Produktionsketten entstehen. Denn Recherchen des
PFR ergaben, dass zwar 48 Firmen in Polen Fertigteile herstel­
len, aber fast ausschließlich für den skandinavischen Markt,
und zudem nur halb so viel wie neu benötigt werden. Die
Teuerung von Materialien und Arbeitskraft wie auch das Feh­
len von letzterer zwingen alle PlanerInnen, hier völlig neue
Wege zu beschreiten.
2
 Essay

Innovation trotz Mini-Budgets  Mangel prägte 2018

auch das Unikato-Haus in Kattowitz von KWK Promes: Hier
war die Ausgangslage ein extrem niedriges Budget. Architekt
Robert Konieczny erklärt, dass dies eigentlich „nur Verputz
und Standardfenster in Weiß“ zugelassen hätte. Analysen von
Banken ergaben zudem, dass neue Wohnungen im leeren Zen­
trum der Hauptstadt Schlesiens keine Abnehmer finden wür­
den. Mit viel Gespür für Kontextualisierung wagte es das Team
dennoch und schuf einen anspruchsvollen monolithischen
Baukörper. Auf sechs Geschossen nimmt dieser die Traufen
des Nachbarhauses auf, interpretiert dessen Erdgeschoss in
einer Aluminiumverkleidung und lässt sie in einen Vorgarten­
zaun auslaufen. Dieser spiegelt indirekt die Umzäunung der
freistehenden Nachbarsvilla wider. Eingebettet zwischen Bau­
ten der Moderne lösen die blockartigen Balkone des Neubaus
nun ästhetische und historische Assoziationen aus. Die Pointe
der Balkone ist ihre gleichmäßige Ausrichtung, die sie an der
Straßenseite mit einer expressiven Geste in den öffentlichen
Raum ragen lässt. Die Farbwahl ist ironisch zu verstehen, mit
einem lachenden und einem weinenden Auge: Das Schwarz
nimmt auf die verrußten Bauten der Innenstadt Bezug und an­
tizipiert damit dem umweltbedingten Verfärbungsverlauf im
ehemaligen Kohlerevier. Als Pendant dazu wirkt die breite grü­
ne Dachterrasse des Hauses, die mit Bienenstöcken zu einer
1
Art Urban Farming-Fläche aufgewertet werden könnte. Urba­
ne Verdichtung wird hier offensichtlich von Kreativität getra­
2
gen, der Einzug des Büros KWK Promes ins Unikato könnte
sich als ein zusätzlicher Pullfaktor erweisen. Arbeit und Woh­
nen fügen sich in neue Definitionen von Umweltgestaltung.

Transparente Kontextualisierung Ähnliches geschah

im Co-Working-Space-Bürohaus der Grupa5 Architekci in
Warschau. In einen der wenigen erhaltenen historischen
Stadtquartiere aus dem 18. Jahrhundert fügte das Architekten­
team 2018 einen gläsernen Keil. Die dreiecksförmige Parzelle
erlaubte wenig Nutzflächen-Generierung – ein Problem, das
Grupa5 intelligent löste: So ragt das Gebäude ab dem ersten
Stock eineinhalb Meter über die Baulinie hinaus. Die leichte
Vorwärts-Neigung des Eckkörpers erweiterte die Nutzflächen
so auf gut 2.100 m². Die dynamische und herausfordernde
Konstruktion wird von Säulen und Stahlträgerseilen bestrit­
ten. Auf der Straße hat man dadurch fast das Gefühl, das Ge­
bäude würde vornüberkippen. Die transparenten Glasfenster
reflektieren je nach Lichteinfall das Stadtgeschehen und be­
liebte Bauten wie die ikonenhafte Halle Koszyki, die 2016 von
JEMS Architekten renoviert wurde. Die Transparenz ermög­
licht einen Durchblick auf die historischen Nachbarhäuer und
einen freien Ausblick aus den Büros. Um die Inszenierung zu
verstärken, definieren graue Silikonumrandungen bzw. her­
ausragende Aluminiumprofile einzelne Fassadenblöcke und
sorgen so für zusätzliche Lebendigkeit. Architekt Krzysztof
Mycielski erklärt, dass urbaner Kontext und Kommunikation,
ähnlich wie in der Schlesischen Universität der Grupa5, stets
zentraler Teil der wesentlichen Fragestellung sind, wie sich
Architektur in die Stadtgestaltung einbringen kann.

Dialog zwischen Architektur und Natur Projekte

von JRK72, UnismStudio und 55 Architekci in dieser Aus­
gabe belegen, dass auch das Thema Natur und Landschaft
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 83

3
1–2 3
Anspruchsvolles Referenzprojekt für die Wiederbelebung des Fertigteils: Das Unikato-Haus von KWK Promes in Kattowitz hatte ein extrem niedri-
„Sprzeczna 4“ von BBGK wurde in lediglich viereinhalb Monaten Rohbau- ges Budget. Mit viel Gespür für Kontextualisierung schuf das Team trotz-
zeit auf die Beine gestellt und bietet 55 Wohneinheiten aus fixen Modulen  dem einen anspruchsvollen monolithischen Baukörper  The starting point
Ambitious reference project to the question of reviving prefabricated for the Unikato house in Katowice by KWK Promes was an extremly low
construction: „Sprzeczna 4“ by BBGK was erected in a construction time budget. Showing great sensitivity for the contextualisation the team cre-
of just four and a half months  Photo Juliusz Sokołowski ated an ambitious monolithic building volume  Photo Juliusz Sokołowski
84 Polen Essay

1
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
ein fixer Bestandteil im polnischen Architekturdiskurs ist.
Am Weichselflussufer im Warschauer Stadtteil Gole˛dzinów
entsteht eine Naturrevitalisierung des auslaufenden Projekts
Life+ von WislaWarszawska.pl. Das idyllische Paradies für
Ornithologie steht mit seinen Sandufern und Inseln unter dem
Natura2000-Biotop- und Artenschutz der EU. Mit dem Ziel,
den ökologisch wichtige Mittelabschnitt der Weichsel der Be­
völkerung näher zu bringen, wurde ein internationaler Wett­
bewerb für die Errichtung eines Bildungs- und Ausstellungs­
pavillons ausgeschrieben. Das Krakauer Architekturbüro EM4
unter Marcin Brataniec und Urszula Forczek-Brataniec konnte
ihn 2015 für sich gewinnen. Unweit des Zoologischen Gartens
an einem stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt wurde der
organische Betonkörper dieses Jahr fertiggestellt. Laut Archi­
tekt Brataniec dienten Findlinge aus der Gletscherzeit als In­
spiration. Die erratischen Blöcke finden sich verstreut in der
Landschaft, der Pavillon überträgt diese ovalen Formen in die
Architektur. Später soll seine moosbedeckte Oberfläche den
Bau zur Gänze mit der Landschaft verschmelzen. Eine falt­
bare Glastür durchschneidet das Haus an der Flussfront und
gibt den Blick auf eine Lichtung frei. Die Aussichtsplattform
im oberen Geschoss erweitert dies zum Rundumblick. Der
massive Teil des Betonvolumens liegt an der Straßenseite und
schützt so vor Lärm. Ein schmales Fenster über die gesamte
Höhe ermöglicht Lichteinfall und Ausblick, innen und außen
treten in Dialog. Dieser Ansatz prägte auch die Erweiterung
der Sporthalle ZSOMS in Krakau von 2018: Auf engstem Raum
verbanden EM4 hier eine Schule, ein Schwimmbad und eine
neue Sporthalle auf unterschiedlichen Ebenen. Querdurchbli­
cke ermöglichen den jungen SportlerInnen Einblick und Teil­
habe an allen Sportaktivitäten.
1 2
Die leichte Vorwärts-Neigung des Eckbaukörpers erweiterte die
Nuzflächen auf gut 2.100 m²: Co-Working-Space-Bürohaus der Grupa5
Architekci in Warschau  The forward tilt of the corner volume increased
the usable floor by 2,100 m²: co-working-space office building by Grupa5
Architekci in Warsaw  Photo Mikołaj Lelewski
85
Soziale Verbundenheit  Das sozial verbindende Element,
Kontextualisierung von Landschaft und Natur, Stadtgestaltung
und integratives Angebot von Wohnen und Arbeit sind laut
Architekt Kotecki typische Ziele der Millennials. Nach Jahren
der freien, teils wilden Marktwirtschaft, Immobilienspekulati­
on und Sehnsucht nach Eigentum, die oft in gated commu­
nities mündete, werden von Käufern, Mietern und Bauherren
nun endlich Aspekte der Nachhaltigkeit und eines ganzheitli­
chen Ansatzes entdeckt. Projekte wie die Revitalisierung der
Soho Factory im post-industriellen Warschauer Bezirk Kamion­
ka von WWAA unter Architektin Natalia Paszkowska und Mar­
cin Mostafa führen Kindergarten, Krippe, Restaurants, Büros
und ein Museum in einem Masterplan um eine zentrale Allee
zusammen. Daran gefügt sind fünf expressive Wohnhäuser, wie
das goldene Verbel von 2018 mit kleinen, dem heutigen Wohn­
markt entsprechenden Einheiten und einem recht schmalen
Budget. Während WWAA mit dem Book of Standards auch ein
umfassendes Regelwerk für Schulen in Warschau erprobt, set­
zen sich Stadtaktivistin Joanna Erbel, Politiker Tomasz Andrys­
zczyk und Architekt Wojciech Kotecki von BBGK für eine neu­
es kooperatives Gemeinschaftsquartier ein. Elastizität, Multi­
funktionalität, Offenheit, gemeinsame Transportwege, geringer
CO2-Fußabdruck, soziale Mischung und neue Modelle der Miet­
staffelung sind einige der Inspirationen, die man sich dafür aus
Skandinavien und Österreich holt, etwa auch aus der Wiener
Seestadt Aspern. Auch neue urbane Megaprojekte wie die Werft
in Danzig von Henning Larsen und BBGK nehmen nun bereits
Fahrt auf. Sie heizen die Diskussion an, wie zukünftige Stadt­
gestaltung im riesigen polnischen Markt auszusehen hat. Po­
lens PlanerInnen stehen vor großen Chancen und nehmen diese
Herausforderung kreativ, produktiv und höchst kompetent an.
Beliebtes Bauwerk: Die ikonenhafte Markthalle Koszyki, die 2016 von
JEMS Architekten sorgfältig renoviert wurde  Much-loved building: the
iconic Koszyki Market Hall, which was accurately renovated in 2016 by
JEMS Architects  Photo Juliusz Sokołowski
2
86 Polen Essay

New paths in Polish architecture

Increases in density and the use of prefabrication, contextualisation, as well as
social and ecological concerns are currently the most important themes in the
Polish architecture discourse. After a number of internationally acclaimed me-
morials, now the urban substance is being addressed – against a background
of constantly increasing material and labour costs resulting from the current
Polish economic boom that is a subject of admiration across Europe.

Prefab Renaissance  In a side street in the heart of War­
saw a six-storey building rises between two vacant sites. Last
year, in a construction time of just four and half months for
the shell the architects BBGK, who are based in the capital,
erected “Sprzeczna 4”. As a project name it may seem rath­
er minimalist, but it reflects the clarity of the building, which
makes it into a statement about prefabrication. In post-social­
ist Poland industrialised building is not much appreciated, as
housing estates made up of precast panel blocks emotionless­
ly dominate entire districts in all the country’s large cities. For
many people this legacy of Communism symbolised conform­
ism, lack of flexibility and an inhuman scale. Consequently, it
can seem almost seem frivolous to promote precast concrete
construction for a residential building. However, the motives
today – as in earlier times – lie in the almost insatiable de­
mand for housing and the need to meet this as economically
and speedily as possible. In the model project by BBGK there
are 55 dwelling units in fixed modules. To counteract nega­
tive historical associations, the partition walls in the interi­
or can be freely positioned. The development regulations led
to exciting triangular balconies on the site boundaries at the
tapering corners. The airy facade grid frames windows that
are placed at an angle and turn to the sunlight. In contrast
to the first design plans in which plaster was used, the archi­
tects ultimately decided on exposed concrete, inside and out­
side. The reddish colour of the facades goes back to one of
their most important projects, the Katyń-Museum from 2016.
In the interior of the new housing project the exposed con­
crete remains grey. The joints between the panels, together
with the striking storey numbers and the incised artworks by
the famous artist Edgar Ba˛k, produce an abstract geometrical
pattern. This underlines the sculptural quality of the material
and blends the building and art to create an aesthetic entity.
It appears that creative people find this inspirational, many
architects and others working in creative professions have
moved into this building.
As an ambitious reference project Sprzeczna 4 has introduced
a new dynamic to the question of reviving prefabricated con­
struction, as architect Wojciech Kotecki, one of the three
BBGK partners, remarked in an interview. In 2019 this team
won a competition set up by the Polski Fundusz Rozwoju
(PFR, Polish Fund for Development), which aimed at develop­
ing new prefabricated elements for housing construction. The
idea is part of the much-debated state initiative Mieszkanie+,
which subsidises rental apartments with an option to buy and
aims to build 100,000 apartments in the years to come. To
 2

1 2–3
Heuer wurde dieser organische Betonbaukörper des Krakauer Archi- Auch die Sporthalle ZSOMS in Krakau wurde von EM4 geplant: auf engstem
tekturbüros EM4 fertiggestellt. Er ist von Findlingen aus der Glet- Raum verbanden sie hier eine Schule, ein Schwimmbad und eine neue Sport-
scherzeit inspiriert  This organic concrete volume by the Cracow- halle auf verschiedenen Ebenen  Also the sports hall ZSOMS in Kraków was
based architecture office EM4 was completed this year: Erratic planned by EM4: On an extremely tight area they connected a school, a swim-
stones from the Ice Age served as inspiration  Photo Marcin Brataniec ming pool and a new sports hall on different levels  Photo Juliusz Sokołowski
88 Polen Essay

meet this goal new factories and production chains must be
developed. Research work undertaken by PFR showed that,
although 48 firms in Poland manufacture prefabricated ele­
ments, these are made almost exclusively for the Scandinavian
market and only half the amount needed is produced. Increas­
es in the cost of materials and labour and the shortage of the
latter are forcing all planners to take completely new paths .
Innovation despite mini budget  Shortage also shaped
the appearance of the Unikato Building in Katowice by KWK
Promes, which was erected in 2018: the starting point here
was an extremely low budget. Architect Robert Konieczny ex­
plains that all this budget would have allowed was “a plaster
finish and standard white plastic windows”. In addition, bank
analyses suggested that it would be impossible to find people
who wanted new apartments in the empty centre of the Sile­
sian capital. Nevertheless, showing great sensitivity for con­
textualisation, the team ventured upon the project and creat­
ed an ambitious monolithic building volume. Six storeys high,
it takes up the eaves level of the neighbouring building, in­
terprets its ground floor with an aluminium cladding that is
allowed to develop into a front garden fence. This indirectly
echoes the fencing to the neighbouring freestanding villa. Em­
bedded between buildings of modernism, the block-like bal­
conies of the new building now evoke aesthetic and histori­
cal associations. The key aspect of the balconies is that the
long axis is always oriented in the same direction, which on
one street front allows them to project deep into public space
with an expressive gesture. The choice of colour is somewhat
ironical: the black refers to the soot-covered buildings of the
inner city and anticipates the gradual change of colour due
to environmental conditions in this formerly coal mining re­
gion. As a contrast the building has a broad green roof ter­
race, which was made into a kind of urban farming area with
beehives. Here urban density is clearly borne by creativity;
the fact that the KWK Promes office has moved into Unikato
could turn out to be a further attraction. Housing and working
combine to produce new definitions of environmental design.
Transparent contextualisation  Something much the
same happened in the co-working space office building by
Grupa5 Architekci in Warsaw. In 2018 this team of architects
inserted a glazed wedge in one of the few surviving urban dis­
tricts from the 18th century. The triangular plot did not allow
a great amount of usable floor area to be generated, a problem
that Grupa5 solved intelligently: at first floor level the building
projects one and a half metres beyond the building line. The
forward tilt of the corner volume increased the usable floor by
a good 2100 m². The dynamic and challenging construction is
based on columns and steel cables. On the street front one al­
most has the impression that the building is going to topple
forwards. Depending on the incidence of light the transparent
windows, reflect the life of the city and much-loved buildings
such as the iconic Koszyki Market Hall, which was renovated
in 2016 by JEMS Architects. The transparency allows one to
see through the building and to catch a glimpse of the histori­
cal neighbouring buildings and offers unhindered views out of
the office spaces. In order to strengthen the overall effect grey
silicone surrounds or projecting aluminium profiles define sec­
tions of the facade, in this way introducing an additional live­
liness. Architect Krzysztof Mycielski explains that, like in the
Silesian University by Grupa5, urban context and communica­
tion are always a central aspect of the important question about
how best to introduce architecture into the design of the city.

1 2
Auch neue Megaprojekte wie die Werft in Danzig von Die Revitalisierung der Soho Factory im post-industriellen Warschauer Bezirk Kamionka von
Henning Larsen und BBGK nehmen nun bereits Fahrt WWAA führt Kindergarten, Krippe, Restaurants, Büros und ein Museum in einem Masterplan
auf  New urban megaprojects as the shipyard in zusammen  Projects such as the revitalisation of the Soho Factory in the post-industrial
Gdansk by Henning Larsen and BBGK are starting Warsaw district of Kamionka by WWAA bring kindergarden, creche, restaurants and a
already  Rendering: BBGK, Henning Larsen museum together in a master plan  Photo Daniel Chrobak

1
2
90 Polen
Dialogue between architecture and nature  The pro­
jects by JRK72, UnismStudio and 55 Architekci in this issue
illustrate that the theme of nature and the landscape is also a
fixed part of the Polish architecture discourse. On the banks
of the River Vistula in the Warsaw district of Gole˛dzinów a
revitalisation of the Life+ project from WislaWarszawska.pl.
is taking place. This idyllic paradise for ornithology with its
sandy banks and islands is part of the EU Natura2000 biotope
and species protection programme . With the aim of bringing
the ecologically important middle section of the River Vistu­
la closer to the population an international competition was
set up for the erection of an education and exhibition pavil­
ion. In 2015 the Cracow-based architecture office EM4 un­
der Marcin Brataniec and Urszula Forczek-Brataniec won this
competition. The organic concrete volume on a very busy traf­
fic junction, not far from the Zoological Gardens was complet­
ed this year. According to architect Brataniec erratic stones
1–2
Der goldene Verbel Wohnturm von WWAA ist städtebaulich gut gesetzt und
gehorcht mit kleinen Einheiten den Erfordernissen des heutigen Wohnungs-
markts  The goldene Verbel building by WWAA is well put as regards urban
development. In order to meet the current demands of the housing market it
offers small dwelling units  Photos Daniel Chrobak
Essay
from the Ice Age served as inspiration. The erratic blocks are
scattered in the landscape, the pavilion translates these oval
forms into architecture. The intention is that later the moss-
covered surface will completely blend the building togeth­
er with the landscape. A folding glass door cuts through the
building on the river front and reveals a view of a clearing.
The viewing platform on the upper level expands this view.
The solid part of the concrete volume is on the street side,
where it provides protection against noise. A narrow window
extending the entire height of the building allows light to en­
ter and offers views outside, inside and outside engage in a di­
alogue. A similar approach shapes the extension to the sports
hall ZSOMS in Kraków that dates from 2018: On an extreme­
ly tight area EM4 here connected a school, a swimming pool
and a new sports hall on different levels. Views through the
building allow the young sports players a glimpse of all the
sporting activities and an opportunity to take part.
1 2
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Social solidarity  According to architect Kotecki social­
ly connecting elements, the contextualisation of landscape
and nature, urban design and the integrative supply of hous­
ing and workplace are the typical aims of the millennials. Af­
ter years of the free – at times uncontrolled – market econo­
my, real estate speculation and the longing to own one’s own
home – which often led to gated communities – now pur­
chasers, tenants and clients are finally discovering aspects
of sustainability and a holistic approach. This is indicated in
projects such as the revitalisation of the Soho Factory in the
post-industrial Warsaw district of Kamionka by WWAA un­
der architect Natalia Paszkowska and Marcin Mostafa, which
brings kindergarten, creche, restaurants and a museum to­
gether in a master plan around a central avenue. Five expres­
sive apartment buildings were added, such as the golden Ver­
bel building from 2018 that offers small dwelling units to meet
the current demands of the housing market and was built on a
91
very limited budget. While through creating a “Book of Stand­
ards” WWAA is attempting to employ a comprehensive set
of rules for school design in Warsaw, the urban activist Joan­
na Erbel, politician Tomasz Andryszczyk, and architect Wo­
jciech Kotecki from BBGK are endeavouring to create a new
cooperative communal district. Elasticity, multi-functionality,
openness, shared transport routes, a smaller CO2 footprint, a
social mix and new models of staggered rents are among the
inspirational ideas borrowed from Scandinavia and Austria,
for instance from the Seestadt Aspern in Vienna. New ur­
ban megaprojects such as the shipyard in Gdansk by Henning
Larsen and BBGK are starting already. They fuel the heated
discussion about the form that urban planning of the future
should take in the enormous Polish market. Poland’s plan­
ers are facing enormous opportunities and they are taking on
this challenge creatively, productively and showing the great­
est competence.
92 Polen

55Architekci

Aussichtsplattform bei
Wola Krogulecka und
Naturpfad in der Enklave
Bobrowisko, Stary Sącz
Zwischen Mikrourbanistik und Land-Art  Die Landschaft und die Natur rund
um ein Vorgebirgsdorf wurden für ein junges, empfindsames Architektenpaar
aus Polen zur wichtigsten Inspirationsquelle ihrer schöpferischen Tätigkeit.
In zwei Projekten teilen sie ihre Liebe mit Wanderern und Naturliebhabern.
Photos Jakub Adamczyk, Marcin Rola, Wojciech Świątek  Text Grzegorz Stiasny
Photo Marcin Rola
94 Polen
Von Fernost nach Südpolen  Limanowa ist eine kleine
Kreisstadt mit 15.000 Einwohnern in den Beskiden im Süden
Polens. Es gibt hier rund ein Dutzend kleinere Planungsbüros.
Sie bieten ihre Dienste in erster Linie lokalen privaten Bau­
herren an, die Einfamilienhäuser bauen oder renovieren. Eine
Ausnahme bildet hier das Team 55Architekci – ein junges Ar­
chitektenpaar, noch keine 40 Jahre alt. Wojciech Świa̧tek und
seine Frau Anna Szewczyk-Świa̧tek haben auch wissenschaftli­
che Ambitionen und Interessen, die auf urbanistische Aspekte
außerhalb der Städte gerichtet sind. Sie lernten einander wäh­
rend des Architekturstudiums in Krakau kennen und verzich­
teten nach dem Abschluss auf den üblichen Job in einem Pla­
nungsbüro. Stattdessen trieben sie sich knapp ein Jahr lang
in Asien herum. Nach der Rückkehr nach Polen fiel es ihnen
schwer, sich in der europäischen Zivilisation mit ihrer täglichen
Jagd nach Wohlstand zurechtzufinden. Sie kehrten in die Ber­
ge zurück, in Annas Heimat. Der Sieg beim Architekturwettbe­
werb für das Jugenderziehungszen­trum im Nachbarort Mszana
Dolna im Jahr 2009 ermöglichte ihnen die Eröffnung eines ei­
genen Planungsbüros. Dieses engagierte sich bald für ver­
schiedenste Projekte zur Erforschung der lokalen Landschaft.
Wojciech wurde Mitarbeiter des Instituts für Städteplanung an
der Fakultät für Architektur der Technischen Universität Kra­
kau. Sein fachliches Interesse gilt vor allem den Kulturformen
in der offenen Landschaft und der Problematik der Bewirtschaf­
tung von Flächen zwischen Landschaft und Zivilisation.
55Architekci
Ein neuer Mittelpunkt  Diese Studien führten zur Idee
einer Aussichtsplattform auf dem Hügel Dzielnica, der über
der kleinen, im Tal des Flusses Poprad gelegenen Ortschaft
Wola Krogulecka thront. Vom Hügel aus bietet sich ein weit­
läufiges Panorama, welches das Tal des aus der Slowakei nach
Polen fließenden Flusses und die ihn umgebenden Gebirgszü­
ge der Beskiden umfasst. Die lokalen Behörden planten hier
den Bau eines Aussichtsturms und wollten ein entsprechen­
des Projekt in Auftrag geben. Die Architekten schlugen jedoch
einen anderen Ansatz vor und es gelang ihnen, den Bauherrn
von einer solchen Lösung zu überzeugen. Vor allem wollten
sie nicht mit einer dominanten Vertikalkonstruktion in die
Landschaft eingreifen. Von der Anhöhe aus sieht man die Tür­
me einer nahegelegenen mittelalterlichen Burg sowie jene von
alten Kirchen in den umliegenden Ortschaften. Als Inspirati­
on für eine Konstruktion in Gestalt einer Schleife diente eine
Wanderung auf dem Gebirgspfad. Das Erreichen des Gipfels
ist nur eine Etappe, der Pfad führt weiter. Die Errichtung ei­
ner spiralförmigen Plattform gestattet es so, das eindrucks­
volle Bild des Gebirgspanoramas, das sich vor dem Wanderer
ausbreitet, ohne Unterbrechung der Wanderung in dynami­
scher Weise zu genießen. Statt eines Turms entstand ein spi­
ralförmiger Steg aus Stahl und Holz. Der Ring auf Stahlstüt­
zen hat eine so sanfte Steigung, dass auch Rollstuhlfahrern
oder Kinderwagen ein müheloser Zugang gewährt wird. Am
höchsten Punkt befinden sich die Besucher nur sieben Me­
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 95

55Architekci
Wojciech Świątek
Geboren/born 1980 in Kielce/
PL Studium/education TU
Kraków/PL (Diplom/graduated
in 2006)

ter über der Erde, doch durch die räumliche Fortbewegung Statt eines Turms entstand Anna Szewczyk-
in Bogenform schweben sie gleichsam über dem Tal. Die dis­ ein spiralförmiger Steg aus Świątek
Stahl und Holz. Der Ring Geboren/born 1981 in Kraków/
kret in das Geländer eingebauten gravierten Tafeln informie­ auf Stahlstützen hat so PL Studium/education TU
ren nicht nur über die Namen der umliegenden Gebirgsspit­ eine sanfte Steigung, dass Kraków/PL (Diplom/graduated
zen, sondern auch über die lokale Fauna, Flora und die Orte ihn auch Rollstuhlfahrer in 2006)
und Kinderwägen mühelos
lokaler Kultur. Neben der spiralförmigen Plattform wurden für nutzen können  Instead of Büro/office
die Besucher und Wanderer einfache Einrichtungen aus Holz a tower a curving pathway Seit/since 2008
errichtet: eine Überdachung mit einer offenen Feuerstelle, ein was built. This spiral on in Limanowa/PL
steel columns rises so gen-
kleiner Kinderspielplatz und Sanitärräume. Die Plattform er­ tly that people in wheel- Werke (Auswahl)/
reicht man vom Parkplatz an der unterhalb verlaufenden Stra­ chairs or someone wheel- projects (selection)
ße über einen schmalen Weg. Gehbehinderte Personen kön­ ing a pram can easily use it Aussichtswarte und -weg/
Photo Marcin Rola observation deck and path
nen direkt zur Plattform zufahren, dafür wurden einige Park­ Bobrowisko, Stary Sącz/PL
plätze vorgesehen. Dem Dorf am Fuße des Hügels fehlte es an 2018
einem Integrationsort für die Bewohner. Die neue Aussichts­ Öffentliche Bibliothek/public
library, Stary Sącz/PL 2018
plattform ist inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt ge­ Aussichtsplattform/viewing
worden, wo das Leben der lokalen Bevölkerung einen neuen platform, Wola Krogulecka/PL
Mittelpunkt gefunden hat. 2014
Öffentliche Bibliothek/public
library, Gołkowice/PL 2013
Eine Naturenklave in Stary Sa̧cz  Das Team der
55Architekci engagiert sich auch für das Forschungsprojekt Preise (Auswahl)/
awards (selected)
der Krakauer Universität für Wissenschaft und Technologie, Stanisław Witkiewicz Award
welches sich mit dem Thema der Revitalisierung von Schot­ 2019
tergruben beschäftigt. Grundidee des Projekts Tarnower Seen­ Best Polish Public Space 2018

platte ist, dass die wassergefüllten ehemaligen Abbaugruben

ein ähnliches Kultur- und Erholungspotenzial haben können www.55architekci.pl
wie natürliche Seengebiete. Und nicht menschgemachte Wun­
96 Polen
Die Aufgabenstellung bestand darin, ein System von Stegen und Beobachtungsposten zu errichten, welches verhindert, dass Besucher die Tiere
aufscheuchen  The task was to errect a system of paths and observation posts that would avoid visitors disturbing the animals  Photo Jakub Adamczyk
den in der Landschaft sein müssen. Die einzelnen Teiche kön­
nen miteinander verbunden, ihre Ränder entsprechend ausge­
staltet und zugänglich gemacht werden, was das touristische
Angebot der hiesigen Gemeinden erweitert. Im Rahmen sol­
cher Vorhaben ist auch das Projekt der Enklave Bobrowisko
entstanden. In den südlichen Vororten von Nowy Sa̧cz tref­
fen zwei aus den Tatra fließende Gebirgsflüsse aufeinander:
der Poprad und der Dunajec. Der von der Strömung getrage­
ne Schotter wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
beim Zusammenfluss intensiv abgebaut. In den letzten Jahr­
zehnten wurden die entstandenen Schotterteiche aber von der
Natur und von Fischern zurückerobert. Das Gebiet, welches
sich an der Grenze des Landschaftsparks des Poprad-Tals be­
findet, erweckte als Lebensraum von Vögeln und Bibern das
Interesse von Naturforschern. Hier wurde ein Netz von Bi­
berkanälen und Biberburgen mit Durchmessern von bis zu
zehn Metern gefunden. So ist die Idee entstanden, das Gebiet
55Architekci
für Naturliebhaber zugänglich zu machen, die diesen Lebens­
raum vor der Zerstörung durch menschliche Neugier bewah­
ren würden. Die Aufgabenstellung bestand darin, ein System
von Stegen und Beobachtungsposten zu errichten, welches
verhindert, dass Besucher die Tiere aufscheuchen.
Unbemerkt beobachten  Gemeinsam mit den Architek­
ten lokalisierten die Naturwissenschaftler die Aufenthalts­
orte von Tieren und definierten die Standorte für die Beob­
achtungsposten. Zwei Holzhütten wurden errichtet. Die eine
dient der Beobachtung von Vögeln, die zweite jener von Bi­
bern. Verbunden sind sie durch einen am Rande des Sumpfes
im Zick-Zack verlaufenden Holzsteg. Die Zugänge vom Steg
zu den Beobachtungsposten sind mit Paneelen aus unbear­
beitetem Holz verkleidet, wobei die Holzbretter anfangs in
durchbrochener Weise angeordnet sind und in der Nähe der
Holzhütte sukzessive in eine dichte Wand übergehen. Auf

diese Weise sind die Menschen, die sich hier bewegen, für
die Tiere unsichtbar. Um die Haltbarkeit dieser Konstruktion
auch bei Hochwasser zu gewährleisten, reicht die Brüstung
nicht bis zur Ebene des Stegs hinunter. Ein über dem hölzer­
nen Gehsteig belassener Spalt ermöglicht ein freies Durchflie­
ßen des Wassers. Die Beobachtungsposten sind ebenfalls mit
Brettern beschlagen. Sie reichen bis zum Wasserspiegel und
sind damit bewusst einem rascheren Patinierungsprozess aus­
gesetzt, denn im Sinne der Projektidee müssen auch die von
Menschenhand gemachten Konstruktionen der natürlichen
Abfolge ökologischer Veränderungen unterliegen.
Mit Naturzyklen leben  Die polygonalen, künstlerischen
Formen der Holzhütten können unterschiedliche Assoziatio­
nen hervorrufen. Als grafisches Logo des Projektes verwen­
det, erinnern sie an ein Biberköpfchen, das aus dem Wasser
ragt. Doch den Architekten ging es um die Funktionalität der
97
Beobachtung. Die zum Teil schräg angeordneten Bretter und
die darin herausgeschnittenen Schlitze lenken den Blick zu
den wichtigsten Punkten des Lebensraumes der Tiere. Ein Teil
der Beobachtungsschlitze ist vom Boden schräg abgewinkelt,
um auch Kleinkindern eine Beobachtung zu ermöglichen. An
der Innenseite der Holzhüttenwände wurden Dioramen in der
Größe kleinerer Aquarien montiert, auf denen die beobach­
teten Naturerscheinungen erklärt werden. Die größere Holz­
hütte hat sogar eine Terrasse mit hoher Brüstung, welche die
Besucher verdeckt. Im Geländer sind auch zwei Ferngläser
montiert. Es gibt Architekten, die die Natur gestalten oder ihr
zu mindestens ihren Stempel aufdrücken wollen. Die Interes­
sen der 55Architekci gehen in die entgegengesetzte Richtung.
Ihre Projekte versuchen einen Diskurs zwischen Mikrourba­
nistik und Land-Art auszulösen, ihre Arbeiten wollen sich na­
türlichen ökologischen Veränderungen unterwerfen statt die
Natur zu verletzen.
98 Polen 55Architekci

Zwei Holzhütten wurden errichtet: Die eine dient der Beobachtung von Vögeln, die zweite jener von Bibern. Verbunden sind sie durch
einen am Rande des Sumpfes verlaufenden Holzsteg  Two wooden huts were errected: One is used for bird watching, the second for
observing beavers. The huts are connected by a wooden walkway along the edge of the marsh  Photo Jakub Adamcyk
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 99

Viewing platform
near Wola Krogulecka
and nature path in
Bobrowisko enclave,
Stary Sącz
Between micro urban design and Land
art  For a young, sensitive pair of architects
from Poland the landscape and nature
around a village in the foothills became the
most important source of inspiration for
their creative work. In two of their projects
they share this love with ramblers and
nature lovers.

From the Far East to southern Poland Limanowa

is a small regional town with a population of 15,000 in the
Beskid Mountains in southern Poland. There are around a
dozen smaller architecture offices there, most of whom pro­
vide services for local private clients who wish to build or
renovate single-family houses. An exception here is the team
55Architekci – a young architect couple, not yet 40 years old.
Wojciech Świa̧tek and his wife Anna Szewczyk-Świa̧tek also
have scientific ambitions and interests that focus on urban­
ist aspects outside cities. They met each other while studying
architecture in Cracow. After completing their studies, rather
than following the standard path and taking a job in a design
office, they travelled around Asia for a year. Upon returning
to Poland they found it difficult to settle back into European
civilisation with its daily pursuit of prosperity. They returned
to the mountains where Anna originally came from. In 2009
the won an architecture competition for a youth educational
centre in the neighbouring town of Mszana Dolna, which en­
abled them to open their own architecture office. They were
soon involved in different kinds of projects that researched
the local landscape. Wojciech joined the staff of the Institute
for Town Planning at the Architecture Faculty of Cracow Uni­
versity of Technology. His special interest is in the cultural
forms of the open landscape and the problems involved in
cultivating areas between landscape and civilization.

New centre point  These studies led to the idea for a

viewing platform on the hill Dzielnica that sits above the
small town of Wola Krogulecka in the valley of the River Pop­
rad. The expansive panorama from this hill includes the val­
ley of the river that here flows from Slovakia into Poland as
well as the Beskid mountain range that edges the valley. The
local authorities planned to erect a viewing tower and want­
100 Polen
1
1 2
Die Zugänge vom Steg zu den Beobachtungsposten sind mit Paneelen
aus unbearbeitetem Holz verkleidet, in der Nähe der Holzhütte gehen die
Holzbretter sukzessive in eine dichte Wand über  The accesses from the
walkway to the observation posts are clad with panels of untreated
wood, closer to the huts they form a solid wall  Photo Jakub Adamcyk
ed to commission a suitable project. The architects, however,
suggested a different approach and with their solution suc­
ceeded in convincing the client. Their main wish was not to
erect a dominant vertical construction that would intervene in
the landscape. From the hill you can see the towers of a near­
by medieval castle and those of the old churches in the lo­
cal villages. A ramble along a mountain path provided the in­
spiration for a construction in the form of a ribbon walkway.
Reaching the summit is only a stage, the path leads further.
The construction of a spiralling platform makes it possible for
hikers to enjoy the impressive view of the mountain panora­
ma that extends in front of the them without interrupting their
tour. Instead of a tower a curving pathway was built of steel
and wood. This spiral on steel columns rises so gently that
people in wheelchairs or someone wheeling a pram can eas­
ily use it. At the highest point visitors are only seven metres
above the ground but by moving in a curve they hover above
the valley, as it were. The engraved panels built discretely into
the railing provide information not only about the names of
the distant mountain peaks but also about the local fauna and
flora and centres of local culture. As well as the spiral plat­
form simple facilities for visitors and hikers were erected: a
shelter with an open hearth, a small children’s playground,
Die zum Teil schräg angeordneten Bretter und die darin herausgeschnit-
tenen Schlitze lenken den Blick zu den wichtigsten Punkten des Lebens-
raumes der Tiere  The boards, which are arranged diagonally at places,
and the slits cut out of them direct the gaze to the most important points
in the animals’ natural habitat  Photo Wojciech Swiatek
and sanitary facilities. You reach the platform from the car­
park on the road below via a narrow route. People with mo­
bility difficulties can drive directly to the platform, where a
number of parking spaces have been provided for them. The
village at the foot of the hill lacked a place where residents
could meet each other. The new viewing platform has become
a popular meeting place, here new centre point for the lives
of the local populace has been provided.
Nature enclave in Stary Sa̧cz  The team of 55Architekci
is also involved in a research project of Cracow University of
Science and Technology that deals with the theme of revital­
ising gravel pits. The basic idea of the Tarnów Lake Area pro­
ject is that the water-filled former excavation pits could have
a similar a potential in terms of culture and recreation as nat­
ural lakes, they do not have to look like wounds inflicted on
the landscape by humankind. The individual areas of water
could be connected with each other, their banks could be de­
signed and made accessible, which would expand the tourist
facilities of the region considerably. The project Bobrowisko
Enclave also deals with a similar theme. In the southern sub­
urbs of Nowy Sa̧cz two mountain streams that flow down
from the Tatra Mountains meet each other: the Poprad and
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
the Dunajec. The gravel the current brings with it was inten­
sively used in the second half of the 20th century. In recent
decades the gravel pits have been recaptured by nature and
by anglers. Located on the border of the Poprad Valley Nature
Park this area became a habitat for birds and beavers and thus
attracted the interest of students of nature. A network of bea­
ver channels and beaver dams with diameters of up to 10 me­
tres was found. This led to the idea of making the area acces­
sible to nature lovers who would preserve this habitat from
destruction by human curiosity. The task was to erect a sys­
tem of paths and observation posts that would avoid visitors
disturbing the animals.
Observing unnoticed  Together with the architects, nat­
ural scientists identified those places where the animals are
most often found and defined the locations for the observa­
tion posts. Two wooden huts were erected. One is used for
bird watching, the second for observing beavers. The huts are
connected by a wooden walkway that takes a zig-zag course
along the edge of the marsh. The accesses from the walk­
way to the observation posts are clad with panels of untreat­
ed wood, at the beginning the boards are mounted with gaps
between them, closer to the huts they form a solid wall. As a
result, the people moving around cannot be seen by the ani­
mals. To ensure that this construction would also withstand
flooding, the side walls are not continued down to the level
of the walkway. A gap above the wooden pathway allows wa­
101
ter to flow through freely. The observation posts are also clad
with boarding. Here the boarding extends down to the level
of the water and is deliberately exposed to a more rapid age­
ing effect, as the idea behind the project is that human-built
constructions should also be subject to the natural pattern of
ecological change.
Living with the cycles of nature  The artful polygo­
nal forms of the wooden huts could awaken different kinds
of associations. Used as the graphic logo for the project, they
suggest the head of a beaver sticking out of the water. But
the architects’ main concern was how the observation of an­
imals should function. The boards, which are arranged diag­
onally at places, and the slits cut out of them direct the gaze
to the most important points in the animals’ natural habi­
tat. Some of the observation slits run at an angle from the
ground so that small children can also watch the animals. In­
side, dioramas the size of small aquariums were mounted on
the hut walls and explain the natural phenomena that can be
watched. The larger hut even has a terrace with a high para­
pet that hides visitors. Two pairs of binoculars are mounted
on the railing.There are architects who design nature or, at
the very least, wish to leave their stamp on it. These archi­
tects have very different interests. Their projects attempt to
initiate a discourse between micro urban planning and Land
art, their work aims at subjecting itself to natural ecological
changes rather than injuring nature.
2
102 Polen 55Architekci

PLATFORMA
WIDOKOWA 
Wola Krogulecka Ul.
Stefana Batorego 25,
33–340 Stary Sącz, Polen

Grundstücksfläche
site area: ca. 3.200 m²

Bebaute Fläche
built-up area: 127,95 m²

Planungsbeginn start
of planning: 2012

Baubeginn start of
2
construction: 2014

Fertigstellung
completion: 2014

Bauherr client:
City Council of Stary Sącz

Generalunternehmer
1
building contractor:
Lageplan  Site plan
JANBUD Andrzej Janik

2
Planung planning:
Grundriss  Ground floor plan
55Architekci s. c.

3
Projektleitung project
Schnitt  Section
manager:
Wojciech Świątek

Mitarbeiter assistance:
Anna Szewczyk-Świątek

Statik structural
consultant: FK Projekt

Landschaftsplanung
landscape planning:
55Architekci

Fassade facade:
Sto Milano

Dach roof: TPO Firestone

Fenster windows:
Sky-Frame / ALUPROF

Türen doors: ALUPROF

Innentüren interior doors:
PIU Design

Bewegliche Terrasse
movable terrace: 3
COMSTAL
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 103

ENKLAWA
PRZYRODNICZA
„BOBROWISKO“  4
Flussgabelung Poprad
und Dunajec, Stary Sącz
4
Lageplan  Site plan
Grundstücksfläche
site area: 5.224,13 m² 5
Schnitt  Section
Nutzfläche floor
area: 62,60 m² 6
Grundriss  Ground floor plan
Bebaute Fläche built-up
area: 1.251,85 m²

Umbauter Raum
cubage: 313,16 m³

Planungsbeginn start
of planning: 2017

Baubeginn start of
construction: 2018

Fertigstellung
completion: 2018
5
Baukosten building costs:
1.520.612,10 PLN

Bauherr client:
City Council of Stary Sącz

Generalunternehmer
building contractor:
Budownictwo Mosty Drogi
BMD Sp. z o. o.

Planung planning:
55Architekci s. c.

Projektleitung
project manager:
Wojciech Świątek

Mitarbeiter assistance:
Anna Szewczyk-Świątek,
Magdalena Caban

Statik structural
consultant: Jerzy Gąciarz
(Budownictwo Mosty Drogi 6
BMD Sp. z o. o.)

Landschaftsplanung
landscape planning:
55Architekci s. c.
 Photo Juliusz Sokołowski,
104 Polen
KWK Promes, Robert Konieczny

Quadrant-Haus, Warschau
Gebaute Konzepte  Robert Konieczny ist wohl Polens derzeit international
bekanntester Architekt. Das liegt daran, dass er seine innovativen konzeptuellen
Ideen stets konsequent und mit Perfektionsdrang im Bau realisiert. Mit
verlässlich spektakulären Ergebnissen, wie es sein jüngstes Werk beweist,
das bewegliche Architektur inszeniert.
Photos Olo Studio, Juliusz Sokołowski, Jarosław Syrek  Text Tomasz Żylski
106 Polen
Innovation und Marketing  Robert Konieczny ist heute
wohl der bekannteste polnische Architekt. Er wird dieses Jahr
50 Jahre alt und gehört damit zu jener Generation von Ar­
chitekten, deren Karriere bereits nach 1989 begann, in einer
für Polen neuen sozioökonomischen Wirklichkeit. Diese neue
Wirklichkeit betraten sie mit großen Hoffnungen, doch auch
voller Komplexe und Befürchtungen. Konieczny profilierte
sich sich rasch im Bereich der Planung von Häusern für wohl­
habende Kunden und bewies, dass man keine spektakulä­
ren Museumsbauten oder Wolkenkratzer entwerfen muss, um
sich auch im Ausland Bekanntheit zu verschaffen. „Wenn ich
Villen für wohlhabende Bauherren entwerfe, kann ich mir Ex­
perimente erlauben, die zur Weiterentwicklung der Architek­
tur beitragen und anschließend als Massenanwendungen um­
gesetzt werden“, sagte er in einem seiner Interviews. Derzeit
wird jedes seiner Projekte zu einem Ereignis und kann mit ei­
ner Publikation in einer führenden Architekturzeitschrift oder
auf Architekturwebsites rechnen. Indem er den Pragmatismus
konzeptioneller Lösungen und die Romantik der unaufhörli­
chen Suche nach dem architektonischen Ideal miteinander
verbindet, vermag es dieser aus Schlesien stammende Archi­
tekt sicherlich, optimale Antworten auf die Bedürfnisse und
Wünsche wohlhabender Bauherren zu finden: Etwa das Safe
House (Dom Bezpieczny) – ein Gebäude mit mobilen Wän­
den, das sich auf Knopfdruck in eine Festung verwandeln
KWK Promes, Robert Konieczny
kann und den Bewohnern ein Maximum an Privatsphäre bie­
tet. Oder das Autofamilienhaus (Dom Autorodzinny), in wel­
chem das auf der Ebene des Wohnraums geparkte Auto in den
Rang eines Familienmitglieds erhoben wird, oder das Living-
Garden House, in welchem der Garten im wahrsten Sinne des
Wortes zu einem Teil des Wohnraumes wird.
Der Perfektionist  Konieczny vermag es wie kaum ein an­
derer, über seine Gebäude zu sprechen und verwandelt dabei
die Erzählung über den schöpferischen Prozess stets in eine
Geschichte faszinierender Logik, der es auch nicht an Anek­
doten und persönlichen Überlegungen mangelt. Als ich vor
über zehn Jahren in der Redaktion der Zeitschrift „Architke­
tura-murator“ zu arbeiten begann, erschien er mit einem Mo­
dell und Skizzen zu einem seiner Projekte, über das wir be­
richten sollten. Die Texte wurden von unabhängigen Kritikern
geschrieben, die Fotos von einem Fotografen angefertigt, mit
dem wir laufend zusammenarbeiten. Konieczny lag es aller­
dings sehr daran, dass auch das Team, das an der Publikati­
on arbeitete, die Idee des Gebäudes versteht. Er ist nämlich
Perfektionist. An dem Entwurf für seine berühmte Arche, sein
eigenes Sommerhaus auf der Böschung eines Hügels in den
Schlesischen Beskiden in Brenna, arbeitete er zwei Jahre lang.
Zum Zeitpunkt des Baubeginns entschloss er sich allerdings,
das Gesamtkonzept vollständig abzuändern. Das sei es nicht,
 1 2
1 2
„Villen für wohlhabende Bauherren zu entwerfen, erlaubt mir Experimente,
die zur Entwicklung der Architektur beitragen“, R. Konieczny  “Designing
villas for affluent clients, allows me to engage in experiments which con-
tribute to the development of architecture” R. Konieczny  Photo Sokołowski
meinte er. Der neue Entwurf war dann in drei Tagen fertig! Als
Architekt des Museumsgebäudes Dialogzentrum Przełomy in
Stettin engagierte er sich auch bei der darin geplanten Aus­
stellung, obwohl deren Konzept von einem ganz anderen Büro
erarbeitet wurde, welches im Zuge einer offenen Architek­
turausschreibung auserkoren wurde. Damit die Ausstellung
mit der äußeren Form des Gebäudes korrespondiert, opfer­
te er Freizeit und finanzielle Mittel und schuf gemeinsam mit
den Autoren des ursprünglichen Ausstellungsprojektes eine
interdisziplinäre Arbeitsgruppe. Dieser kompromisslose An­
satz trug allerdings Früchte, denn das Projekt Przełomy erhielt
als erstes polnisches Bauobjekt im Jahre 2016 den European
Prize for Urban Public Space sowie den Titel The World Buil­
ding of the Year beim World Architecture Festival.
Der Sonne nach  Das neueste Projekt von Robert Konieczny
ist das Quadrant House. Es ist ein Beispiel mobiler Architek­
tur mit individuellen Lösungen, die von der Baufirma später
in ihre Serienproduktion übernommen wurden. In diesem Fall
entwarf der Architekt das Konzept des Hauses rund um den
Das Quadrant House ist ein Beispiel mobiler Architektur mit individuellen
Lösungen, die die Baufirma später in Serienproduktion übernahm  The Quad-
rant House is an example of mobile architecture with individual solutions
that were later standardised by the construction firm  Photo Jaroslaw Syrek
Grundsatz der Wirkungsweise eines Quadranten, eines histo­
rischen Instrumentes zur Ermittlung der Position von Gestir­
nen, einschließlich der Messung des Sonnenstandes über dem
Horizont. Den Bauherren lag es nämlich vor allem an hellen,
großzügigen Innenräumen, in denen das natürliche Licht die
Hauptrolle spielen sollte. Das Gebäude wurde daher aus zwei
im rechten Winkel zueinander und übereinander gelegten qua­
derförmigen Blöcken zusammengesetzt. Der kleinere Block be­
herbergt die Garage und den Spa, im höheren, zweistöckigen,
befinden sich ein großer Salon mit Küche im Erdgeschoss so­
wie die Schlafzimmer im oberen Geschoss. Dazwischen ent­
stand ein beweglicher Trakt mit verglasten Seitenwänden. Je
nach Einstellung schließt dieser bewegliche Flügel den Tages­
bereich oder den Spa-Bereich ab und verdunkelt oder erhellt
dadurch die jeweilige Fläche. Das Antriebssystem ist vollau­
tomatisch und reagiert auf den Sonnenstand, wodurch dieser
Trakt im Laufe des Tages in ständiger Bewegung ist. Er bewegt
sich fast unmerklich auf einer bogenförmigen Bahn und hält
an, wenn er auf ein Hindernis trifft. Aus funktionalen Gründen
kann er natürlich auch manuell gesteuert werden.
108 Polen
Den Bauherren lag es vor allem an hellen, großzügigen Innenräumen, in denen das natürliche Licht die Hauptrolle spielen sollte  For the clients the
the most important thing was to have bright, generously dimensioned interiors in which natural light would play the main role  Photo Juliusz Sokołowski
Weiße Kuben unterm Sonnenlicht  Dieses bezau­
bernde Spektakel, das eine neomodernistische Interpretation
des Le Corbusier’schen Spiels von Blöcken im Licht darstellt,
ist einzig und allein den Hausbewohnern vorbehalten. Denn
straßenseitig verrät das Gebäude sein Geheimnis nicht. Um­
geben von durchschnittlichen vorstädtischen Villen mit roten
Dachziegeln erweckt es den Eindruck einer modernen wei­
ßen Skulptur. Dieser Eindruck wird durch das gänzliche Feh­
len von Fenstern und das flächenbündige Eingangs- und Gar­
agentor sicherlich noch verstärkt, da diese dadurch praktisch
unsichtbar sind. Die charakteristische Form des Dachs – stra­
ßenseitig ein Schrägdach und gartenseitig ein Flachdach – ist
das Ergebnis eines Kompromisses zwischen dem Bauherren-
Wunsch nach einem Flachdach und der lokalen Bauordnung,
die hier Satteldächer vorschreibt. So erhielt das Haus noch ei­
nen zusätzlichen Hell-Dunkel-Effekt. Für die Wände verwen­
dete der Architekt weiße Acryl-Spachtelmasse, das Dach ist
mit einer Membran in der gleichen Farbe bedeckt.
KWK Promes, Robert Konieczny
Konsequent Ideen bauen  Die weiße Farbe dominiert
auch in den Innenräumen, doch wurde sie hier subtil mit
Grautönen und Schwarz durchbrochen. Im Salon ist es ohne­
hin die Gartenlandschaft hinter dem Fenster, welche die Auf­
merksamkeit auf sich lenkt. In diesem beidseitig verglasten
Raum verwendet Konieczny sechs verschiebbare großformati­
ge Glasfenster, die man in eigens angefertigte Wandhohlräume
hineinschieben und damit den Raum auf beiden Seiten voll­
ständig zum Garten hin öffnen kann. Dem Architekten wird
mitunter Effekthascherei, die Verwendung kostbarer Gadgets
und überflüssiger Tricks vorgeworfen. Doch sind alle seine Lö­
sungen räumlich und funktionell gerechtfertigt und resultieren
aus einer klar definierten Idee, die einer konkreten architek­
tonischen Aufgabenstellung entspricht. Die Logik dieser un­
gewöhnlich fotogenen Architektur lässt sich nur im direkten
Kontakt vollends würdigen. Wer das nicht glaubt, möge nach
Stettin reisen, um das Dialogzentrum Przełomy zu besichti­
gen – das bisher einzige öffentliche Gebäude des Architekten.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Quadrant
House, Warsaw
Built concepts  Robert Konieczny is
probably currently Poland’s best-known
architect internationally. This is because
that he gives his innovative conceptual
ideas a built form in a consistent way
and with a drive for perfection. And also
with spectacular results, as is shown by
his most recent work which presents a
movable architecture.
109
KWK Promes
Robert Konieczny
Geboren/born 1969 in Katowi-
ce/PL Studium/education Sile-
sian University of Technology,
Gliwice/PL (Diplom/graduated
in 1998)
Büro/office
Seit/since 1999 in Katowice/PL
Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Wohngebäude/residential buil-
ding Unikato, Katowice/PL 2018
Einfamilienhaus/single family
house Quadrant House, PL 2018
Einfamilienhaus/single family
house By the Way, PL 2016
Dialogzentrum/Dialogue Centre
Przełomy, Szczecin/PL 2016
Einfamilienhaus/single family
house Konieczny’s Ark, PL 2015
Einfamilienhaus/single family
house Living Garden House,
Izbica/PL 2014
Einfamilienhaus/single family
house Living Garden House,
Katowice/PL 2013
Einfamilienhaus/single family
house Standard House, PL 2011
Einfamilienhaus/single family
house Safe House, PL 2008
Einfamilienhaus/single family
house Aatrial House, PL 2006
Preise (Auswahl)/
awards (selected)
Architizer A+ Award 2019
European Prize for Urban Public
Square 2016
Europe 40 Under 40 Award
2008
www.kwkpromes.pl
Innovation and marketing  Robert Konieczny, today
perhaps the best-known Polish architect, turns 50 this year
and consequently belongs to the generation of architects
whose career began after 1989, in a socio-economic reality
that was new for Poland. They engaged this new reality with
great hope, but also full of complexes and fears. Konieczny
quickly established himself in the field of houses for well-to-
do clients and proved that it is not necessary to design spec­
tacular museum buildings or skyscrapers in order to become
known abroad. “When I design villas for affluent clients, I
can allow myself to engage in experiments which contribute
to the further development of architecture and can later be
used in mass applications”, he said in one of his interviews.
At present each of his projects is something of an event and
he can be confident that it will be published in a leading ar­
chitecture magazine or on architecture websites. By connect­
ing the pragmatism of conceptual solutions with the romanti­
cism of a ceaseless search for the architectural idea, this Sile­
110 Polen
sian architect can certainly find ideal responses to the needs
and wishes of wealthy clients: for example the Safe House
(Dom Bezpieczny) – a building with mobile walls that can be
transformed into a fortress at the press of a button and offers
its residents a maximum amount of privacy. Or the Car Fam­
ily House (Dom Autorodzinny), in which the car is parked at
living room level and is raised to the status of a family mem­
ber, or the Living-Garden House, in which the garden be­
comes part of the living room in the truest sense of the word.
The perfectionist  Konieczny can talk about his buildings
better than almost anyone else and in doing this transforms
the narrative about the creative process into a story with a fas­
cinating logic that is not lacking in anecdotes and personal re­
flections. When I started to work in the editorial office of the
magazine “Architketura-murator” ten years ago, one day he ap­
peared with a model and sketches of one of his projects that we
were going to write about. The texts were written by independ­
ent art critics, the photos were taken by a photographer with
whom we regularly worked. For Konieczny, however, it was
extremely important that the team working on the publication
should understand the idea behind his building. He is, after all,
a perfectionist. He worked for two years on the design for his
famous ark, his own summer house in Brenna on the slopes
of a hill in the Silesian Beskid Mountains. When the construc­
tion work was about to start, he decided to change the overall
concept entirely. That’s not it, he thought. The new design was
KWK Promes, Robert Konieczny
then ready in just three days! As architect of the Przełomy dia­
logue centre, part of the National Museum of Szczecin, he was
also involved in the exhibition planned for the centre, although
the concept was devised by a completely different office that
was found through an architecture competition. So that the ex­
hibition would harmonise with the external form of the build­
ing, he sacrificed his leisure time and money and created an
interdisciplinary working group together with the authors of
the original exhibition project. This uncompromising approach
bore fruit, as in 2016 the Przełomy project was awarded the Eu­
ropean Prize for Urban Public Space, the first Polish building
to receive this honour, and was also named World Building of
the Year at the World Architecture Festival.
Following the sun  Robert Konieczny’s latest project is
the Quadrant House. It is an example of mobile architecture
with individual solutions that were later standardised by the
construction firm and produced in series. The architect based
the concept of the house on the principle of the quadrant,
a historical instrument used to calculate the position of the
planets including measuring the height of the sun above the
horizon. For the clients the most important thing was to have
bright, generously dimensioned interiors in which natural
light would play the main role. Therefore, the building was
designed as two blocks arranged at right angles to each oth­
er and placed one over the other. The smaller block contains
the garage and the spa, in the higher, two-storey block there
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
is a large living room with a kitchen on the ground floor and
the bedrooms on the first floor. Between these blocks there is
a movable element with glazed side walls. Depending on its
position this movable wing closes off the daytime space or the
spa and as a result darkens or brightens the respective area. It
is completely automatically driven and responds to the height
of the sun so that it is constantly in motion throughout the
day. It moves almost imperceptibly along a track in the shape
of an arc and stops when it meets an obstacle. For functional
reasons it can, of course, be operated by hand.
White cubes in the sunlight  This enchanting spectacle,
which represents a neo-modernist interpretation of Le Corbus­
ier’s play of masses brought together in light, is unique and is
reserved for the house owners. On the street side the building
reveals nothing of its secret. Surrounded by standard suburban
private houses with red tiled roofs, it resembles a modern white
sculpture. This impression is strengthened by the complete lack
of windows and the flush entrance and garage doors that are
practically invisible. The characteristic form of the roof – on the
street side pitched, on the garden front flat – is the outcome of
1 2
Dazwischen entstand ein beweglicher Trakt mit verglasten Seitenwän-
den. Je nach Position schließt dieser bewegliche Flügel den Tagesbereich
oder den Spa-Bereich ab  Between these blocks there is a movable ele-
ment with glazed side walls. Depending on its position this movable wing
closes off the daytime space or the spa  Photo Olo Studio
1 2
111
a compromise reached between the client’s wish for a flat roof
and the local building regulations, which call for pitched roofs
in this location. And so, the house was given an additional
light-dark effect. For the walls the architect used white acrylic
filler, the roof is covered with a membrane in the same colour.
Building ideas consistently  The colour white also dom­
inates in the interior but is combined there with shades of grey
and black. In the living room it is the garden outside the win­
dow that attracts attention. In this room that is glazed on both
sides Konieczny uses six large glass windows that can be slid
into specially made cavities in the walls and can therefore open
the space completely to the garden on both sides. Konieczny
is occasionally accused of showmanship, the use of expensive
gadgets and unnecessary tricks. But all his solutions are spa­
tially and functionally justifiable and result from a clearly de­
fined idea that responds to a concrete architectural task. The
logic of this unusually photogenic architecture can only be fully
appreciated through direct contact. Whoever does not believe
that should travel to Szczecin in order to visit the Przełomy
dialogue centre – the architect’s only public building to date.
Das Antriebssystem ist vollautomatisch und reagiert auf den Sonnen-
stand, wodurch dieser Trakt im Laufe des Tages in ständiger Bewegung
ist  It is completely automatically driven and responds to the height of
the sun so that it is constantly in motion throghout the day 
Photo Juliusz Sokołowski
112 Polen KWK Promes, Robert Konieczny

Die charakteristische Form des Daches – straßenseitig ein Schrägdach – ist das Ergebnis eines
Kompromisses zwischen dem Bauherren-Wunsch nach einem Flachdach und der Bauordnung, die
hier Satteldächer vorschreibt  The characteristic form of the roof – on the street side pitched, on
the garden front flat – is the outcome of a compromise between the client’s wish for a flat roof
and the building regulations, which call for pitched roofs in this location  Photo Juliusz Sokołowski
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 113

Quadrant House  Warschau, Polen

Grundstücksfläche Mitarbeiter assistance:

site area: 1.679 m² Marcin Harnasz, Marcin
Pawlus, Marcin Króliczek,
Nutzfläche floor Justyna Górnica,
area: 558 m² Grzegorz Ostrowski

Bebaute Fläche Statik

built-up area: 419,5 m²
Umbauter Raum
cubage: 2.802 m³
Planungsbeginn start
of planning: 2013
Baubeginn start of
construction: 2015
Fertigstellung
completion: 2018
Generalunternehmer
building contractor:
DTM Domy, PHU
Aleksander Waloszek
Planung planning:
Robert Konieczny
KWK PROMES
structural consultant:
Kornel Szyndler PROECO
Fassade facade: Grundriss 1. OG  First level
Sto Milano
Dach roof:
TPO Firestone
Fenster windows:
Sky-Frame / ALUPROF
Türen doors: ALUPROF
Innentüren interior
doors: PIU Design
Bewegliche Terrasse
movable terrace:
COMSTAL

Projektleitung
project manager: Grundriss EG – Position 1 
Robert Konieczny Ground floor plan – position 1
KWK PROMES

2 10 20 m
Lageplan  Site plan Grundriss EG – Position 2 
Ground floor plan – position 2

Schnitte  Section Grundriss EG – Position 3 

Ground floor plan – position 3
114 New Project

Schwarzenbacher
Struber Architekten

Quartier
Riedenburg,
Salzburg
Von der Kaserne zum Wohnquartier 
Die Transformation eines Kasernen­
geländes in ein Wohnquartier hat in Salz-
burg hohe Wellen geschlagen. Nun, da es
fertiggestellt ist, sind die Kritiker weitge-
hend verstummt, was nicht heißt, dass
man einfach zur Tagesordnung übergehen
soll. Den Bewohnern sollte man die Zeit ge-
ben, sich ihr neues Zuhause anzueignen.
Photos Kurt Kuball 
Text Roman Höllbacher
116 New Project Schwarzenbacher Struber Architekten

Schnell Wohnbau schaffen  Absichten, die im Salzbur­

ger Stadtteil Riedenburg gelegene, gleichnamige Kaserne dem
sozialen Wohnbau zu widmen, reichen bis in die 1980er-Jahre
zurück. Doch erst 2012 wurde auch die letzte auf Salzburger
Stadtgebiet verbliebene Kaserne nach einem öffentlichen An­
gebotsverfahren an eine Bietergemeinschaft aus einem genos­
senschaftlichem und einem privatem Wohnbauträger veräu­
ßert. Das rund 35.000 m2 große Areal, am Rande der histori­
schen Altstadt und in der Pufferzone des UNESCO-Welterbes
gelegen, bot durchaus Fantasie für lukrativere Verwertungs­
möglichkeiten, wie öffentlich lancierte Vorschläge seitens pri­
vater Immobilienentwickler bewiesen. Die Kulturszene wie­ Schwarzen­
derum ventilierte, die Kaserne partiell zu erhalten und Tei­ bacher Struber
le der historisch interessanten Anlage wenigstens temporär Architekten
der Kunst- und Theaterszene zur Verfügung zu stellen. Alle
diese Überlegungen wurden durch die kommunalpolitische Wolfgang
Entscheidung hinfällig, möglichst rasch eine möglichst große Schwarzenbacher
Zahl an geförderten (Miet-) Wohnungen zu realisieren. Geboren/born 1958 in Abtenau/AT
Studium/education TU Graz/AT
(Diplom/graduated in 1985)
Kooperativer Prozess  Die Frage der städtebaulichen In­
terpretation des Areals wurde in einem prominent besetz­ Christian Struber
ten Architektenwettbewerb geklärt, an dem eine ganze Reihe Geboren/born 1976 in Abtenau/AT
Studium/education Robert Gordon
hochrangiger internationaler Architekturbüros teilnahm. Un­ University Aberdeen/GB, TU Graz/AT
ter dem Vorsitz von Rüdiger Lainer kürte im März 2014 die (Diplom/graduated in 2002)
Jury den Vorschlag der ARGE Schwarzenbacher Struber Ar­
chitekten und Fally+Partner Architekten aus Salzburg zum Stefan Höll
Geboren/born 1986 in Hallein/AT
Leitprojekt. Für den nördlichen Abschnitt empfahl sie, den Studium/education Robert Gordon
Ansatz des Atelier Pucher aus Graz umzusetzen. Mit der Frei­ University Aberdeen/GB, TU Graz/AT
raumplanung betraute man das Büro „agence ter“ aus Karls­ (Diplom/graduated in 2013) Lehr­
tätigkeit/teaching assignments
ruhe. In einem intensiven kooperativen Prozess, den der Ge­ seit/since 2014 FH Salzburg/AT
staltungsbeirat unter dem Vorsitz von Walter Angonese mo­
derierte, wurden diese sich ergänzenden Gestaltungsansätze Büro/office
Seit/since 2015 in Salzburg/AT
verdichtet und zu einem homogenen stadträumlichen Ge­
samtkonzept verschmolzen. Dieses basiert auf der Erkennt­ Werke (Auswahl)/projects (selection)
nis – man könnte auch sagen der Prämisse –, dass die Bil­ Wohnanlage Quartier Riedenburg/
housing complex, Salzburg/AT 2019
dung von durchlässigen, auf dem Gelände verteilten Clustern (mit/with fally plus partner Arch.)
einige Schnittstellen zur benachbarten Bebauung erlaubt. Das Seniorenwohnhaus/retirement
neue „Quartier Riedenburg“ löst sich damit von der herme­ community Itzling, Salzburg/AT 2018
Krabbelstube/crèche Sighartstein,
tischen Struktur der einstigen Kaserne, die allseitig von ho­ Neumarkt a. Wallersee/AT 2017
hen Mauern umgeben und damit von der benachbarten Be­ Wohnbebauung/housing develop-
bauung abgeschottet war. Die gewählte städtebauliche Figur ment Bärgründe, Salzburg/AT 2017
Gemeindeamt/municipal council,
widerspricht zudem all jenen, die eine wie auch immer ge­ Natternbach/AT 2015
staltete Blockrandbebauung für die Neubebauung des Areals Schulzentrum/school centre, Abte-
favorisierten. Im Wettbewerb konnte kein einziger der Ent­ nau/AT, 2014, Landwirtschaftliche
Fachschule/agricultural technical
würfe mit einem derartigen Ansatz überzeugen. Die gewählte college, Tamsweg/AT, 2012
Konzeption mit der Öffnung des Areals ist daher keine will­ Eltern-Baby-Zentrum/parent-child
kürliche Entscheidung, sondern unter den gesetzten Prämis­ centre, Salzburg/AT 2010
Wohnbau/housing complex Sonnen-
sen logisch und stadttypologisch in der Riedenburg argumen­ park Aigen, Salzburg/AT 2009
tierbar. Dennoch sehen manche in der 2016 bis 2019 errichte­
ten Wohnanlage mit vier- bis siebengeschossigen und einem Preise (Auswahl)/awards (selected)
Holzbaupreis Salzburg 2007, 2015,
einzelnen achtgeschossigen Baukörper einen Widerspruch zu 2019 (Anerkennungen/honorable
der im späten 19. Jahrhundert entstandenen gartenstadtähnli­ mentions)
chen Bebauung des Stadtteils. Dabei gilt es zu bedenken, dass Landesbaupreis Kärnten 2004
Landesenergiepreis Salzburg 2003,
gerade die offene Bauweise für den Stadtteil prägend ist und 2004
Öster. Solarpreis 1998, 2002
Das homogene stadträumliche Gesamtkonzept ist Resultat eines inten­ Österreichischer Holzbaupreis 1998
siven kooperativen Prozesses, den der Gestaltungsbeirat moderierte 
The homogenous overall urban planning concept is the result of an inten-
sive cooperative process, which was monitored by the design advisory www.schwarzenbacherstruber.com
committee  Photo: AIR media Karl Strauch
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 117
118 New Project
daher auch große, den Maßstab des Villenbaus übersteigende
Bauten für ihn charakteristisch sind. Das beweisen die ehema­
lige Sternbrauerei, das von der Kongregation der Barmherzi­
gen Schwestern 1874–78 nach Plänen von Vinzenz Rauscher
jun. und des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt
errichtete Konventsgebäude mit dem bis heute bestehenden
Seniorenwohnheim und auch die einstige Riedenburgkaserne.
Mobilität, Integration, Funktionsvielfalt  Die zentrale
Lage in der Stadt bietet viele Vorzüge im Hinblick auf die An­
bindung an den öffentlichen Verkehr. Die Stadt Salzburg, die
zu den Stoßzeiten regelmäßig im Stau erstickt, setzt hier auch
verkehrspolitisch ein Signal zum Umdenken. Um Mobilität jen­
seits der Abhängigkeit vom privaten PKW auf den Weg zu brin­
gen, wurde eine attraktive Infrastruktur für Fahrrad-, E-Bike-
sowie E-Mobil-Nutzung geschaffen. Statt der 636 erforderli­
chen Radabstellplätze stehen 844 zur Verfügung. Umgekehrt
konnte durch ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept, das sich
auf eine Bedarfsanalyse stützt, die Zahl der 445 PKW-Pflicht­
stellplätze auf 297 Tiefgaragen- und 17 Oberflächenstellplätze
reduziert werden. Unterstützt wird diese Verkehrsanbindung
durch die funktionelle Vielfalt im neuen Quartier. So situier­
te man an der stark befahrenen Neutorstraße Geschäftsflächen
und Büros rund um einen Platz, der als Entree zur Wohnanla­
ge dient. Ein Café-Restaurant, das Menschen mit körperlichen
und/oder geistigen Beeinträchtigungen beschäftigt, ein städ­
tischer Kindergarten und ein Bewohnerzentrum sind weitere
Funktionen, die nicht nur den Bewohnern der 315 Wohnungen
zählenden Anlage zur Verfügung stehen. Ein Mehrwert für den
ganzen Stadtteil bildet auch die öffentliche Grünfläche in der
Größe von rund 5.000 m² sowie die Durchwegung des Gelän­
des, welche das neue Quartier an die Umgebung an- und mit
Das „Quartier Riedenburg“ löst sich von der hermetischen Struktur der
einstigen Kaserne, die von hohen Mauern umgeben und von der Nachbar-
schaft abgeschottet war  The “Quartier Riegenburg” detaches itself from
the hermetic structure of the former barracks, which was surrounded by
high walls on all sides that closed it off from the nearby development
Schwarzenbacher Struber Architekten
ihr verbindet. Diese mit Sorgfalt positionierten Wege bieten vi­
suell reizvolle Bezüge, Durchblicke zum in unmittelbarer Nähe
gelegenen Rainberg im Osten oder eine Blickachse auf den Un­
tersberg im fernen Süden. Ein Glücksfall ist weiters, dass fak­
tisch als letztes Relikt der Kaserne das Haus Sinnhubstraße 3,
ursprünglich eine Stallung für rekonvaleszente Pferde aus dem
Jahr 1893, gerettet werden konnte und eine Bestandsgarantie
besitzt. Es beherbergt seit September 2018 das Architekturhaus
Salzburg, das vom Verein Initiative Architektur geführt wird.
Stadtaufwertung in Sicht  Über eine Wohnanlage die­
ser Größenordnung einen Bericht zu verfassen, wenn gerade
die letzten Bewohner einziehen, muss berücksichtigen, dass
noch nicht jedes Detail sitzt. Es bleiben auch Desiderata und
Mängel. Dazu zählt, dass der geförderte Wohnbau in Salzburg
nach wie vor nur die Vollwärmeschutzfassade kennt. Gerade
eine solche hat jedoch inmitten der historischen Stadt eigent­
lich nichts verloren. Die Farbigkeit der Baukörper, vielmehr
einzelne Farbkombinationen, sind gewöhnungsbedürftig, der
großzügige Baumbewuchs, mit dem die Anlage ausgestattet
wurde, muss erst in die Jahre kommen, um seine Wirkung zu
entfalten und noch sind längst nicht alle Geschäfts- und Büro­
flächen vermietet. Die ersten Rückmeldungen an das Bewoh­
nerservice zeigen allerdings, dass die Bedingungen für die Be­
wohner kaum besser sein könnten. Es gibt in der verkehrsfrei­
en Wohnanlage differenziert ausgebildete Aufenthaltsbereiche
und jede Wohnung verfügt über attraktive private Freiräume,
meist in Form witterungsgeschützter Loggien. Die Vorausset­
zungen, dass die neue Wohnanlage gemeinsam mit den ter­
tiären Nutzungen zur Stärkung des Stadtteils und der gesam­
ten Stadtmitte Salzburgs beiträgt, sind geschaffen. Nun sollte
man ihr die Zeit geben, diese Rolle wahrzunehmen.
Quartier
Riedenburg,
Salzburg
From barracks to residential
quarter  The transformation of a
barracks into a residential quarter
caused quite an uproar in Salz-
burg. Now that it has been com-
pleted, the critics have, for the
most part, fallen silent which does
not mean a return to business as
usual, that is a rule which applies
more to politics. The residents
should now be given time to
appropriate their new home.
Einen Mehrwert für den ganzen
Stadtteil bildet auch die öffent-
liche Grünfläche in der Größe
von 5.000 m² sowie die Durch-
wegung des Geländes  The
public green areas measuring
5,000 m² are an added value for
the entire urban district, as are
the routes across the site that
connect the new quarter to its
surrounding and vice-versa
fally plus
partner
Architekten
Robert Wurbs
Geboren/born 1976 in Salzburg/AT
Studium/education Universität
Innsbruck/AT (Diplom/graduated
in 2005)
Gerhard Baumgartner
Geboren/born 1967 in Salzburg/AT
Studium/education TU Graz/AT
(Diplom/graduated in 1994)
Georg Lienbacher
Geboren/born 1971 in Abtenau/AT
Studium/education TU Graz/AT
(Diplom/graduated in 2007)
Büro/office
Seit/since 2010 in Salzburg/AT
Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Einfamilienhaus/single family
house G, Bayerisch Gmain/DE
2019
Landespolizeidirektion/regional
police department, Aufstockung/
extension, Salzburg/AT 2019
Wohnanlage Quartier Riedenburg/
housing complex, Salzburg/AT
2019 (mit/with Schwarzenbacher
Struber)
Bauernhof/farmstead Aigenbichl,
Revitalisierung/revitalisation,
Goldegg-Weng/AT 2018
Hotel Schloss Leopoldskron,
Revitalisierung/revitalisation,
Salzburg/AT 2018 (mit/with
architekturbuehne)
Ortszentrum/town centre, Wohn-
und Geschäftshäuser/residential
and commercial buildings,
Gold­egg-Weng/AT 2018
Büro- und Lagergebäude/office
and storage building, Blickle,
Grödig/AT 2017
Haltestelle/station Bad Vigaun,
Salzburg/AT 2017
Feuerwehr/fire brigade, Neumarkt
a. Wallersee/AT 2015
Lehrwerkstätte/training workshop
ÖBB, Salzburg/AT 2013
Bahnhof/station, Umbau/transfor-
mation, Schladming/AT 2012
Preise (Auswahl)/
awards (selected)
klimaaktiv 2016
www.fallypluspartner.at
120 New Project
Creating housing quickly  Intentions to use the Rieden­
burg Barracks in the district of the same name in Salzburg for
social housing date back to the 1980s. But it was only in 2012
that, after a public tender process, the last remaining barracks
in the Salzburg urban area was sold to a bidding consortium
made up of a cooperative and a private housing developer.
As was proven by a number proposals publicly launched by
private real estate developers, the site that measures around
35,000 m², located on the edge of the historic old town and in
the buffer zone of the UNESCO world heritage, offered mate­
rial for fantasies about more lucrative development possibili­
ties. The culture scene, on the other hand, voiced the possi­
bility of partly preserving the barracks and making elements
of the historically interesting complex available, at least tem­
porarily, to the arts and theatre scene. All these considerations
were made irrelevant by local politicians’ decision to build the
greatest possible number of subsidised (rental) apartments
here as quickly as possible.
Cooperative process  The question about the urban plan­
ning interpretation of the site was clarified in an architec­
ture competition that attracted entries from important inter­
national architect offices. In March 2014 the jury, chaired by
Rüdiger Lainer, selected the proposals by the working partner­
ship Schwarzenbacher Struber Architekten and Fally+Partner
Architekten from Salzburg as the guideline project, For the
northern section the jury recommended implementing the ap­
proach taken by Atelier Pucher from Graz. The office “agence
ter” from Karlsruhe was entrusted with the design of the out­
door spaces. In an intensive cooperative process, which was
Diese mit Sorgfalt positionierten Wege bieten visuell reizvolle Bezüge
und Durchblicke  These routes, which were positioned with the greatest
of care, offer visually delightful references
Schwarzenbacher Struber Architekten
monitored by the design advisory committee chaired by Walter
Angonese, these complementary design approaches were con­
densed and blended to form a homogeneous overall urban
planning concept. This is based on the knowledge – one could
almost say on the premise – that the formation of permeable
clusters distributed across the site allows a number of interfac­
es to the neighbouring development. In this way the “Quartier
Riedenburg” detaches itself from the hermetic structure of the
former barracks, which was surrounded by high walls on all
sides that closed it off from nearby development. The urban
figure chosen thus contradicts all those who favoured a block
edge development of some kind or other for the site. In the
competition not one of the designs that took this sort of ap­
proach was found convincing. The concept chosen that opens
up the site is therefore not an arbitrary decision but, under
the given premises, is logical and entirely justifiable as an ur­
ban typology in the Riedenburg area. Nevertheless, many peo­
ple see this housing complex erected between 2018 and 2019,
which consists of four to seven-storey buildings and a sin­
gle eight-storey block , as unsuitable for the garden city pat­
tern used in developing this area of the city in the late 19th
century. But it should be remembered here that it is precisely
the open system of development that defines the character of
this part of the city and therefore even large buildings that ex­
ceed the scale of the villa buildings, are also characteristic of
it. Proof of this is offered by the former Stern Brewery, by the
Daughters of Charity convent, erected in 1874–78 to plans by
Vinzenz Rauscher jun. and the Vienna Dombaumeister Frie­
drich von Schmidt, with its old person’s home that is still in
existence, and also by the former Riedenburg Barracks.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Es gibt in der verkehrsfreien Wohnanlage differenziert ausgebildete Aufenthaltsbereiche und jede Wohnung verfügt über attraktive private
Freiräume  The traffic-free housing complex offers differentiated outdoor spaces and each appartment has its own private outdoor area
Mobility, integration, functional diversity  The cen­
tral location in the city offers numerous advantages as regards
connections to the public transport system. The city of Salz­
burg, where rush hour traffic jams regularly threaten to bring
everything to a standstill, has here given a transport policy
signal that encourages rethinking. To introduce forms of mo­
bility that reduce dependence on the private car, an attractive
infrastructure for bike, e-bike and the use of e-mobility was
created. Instead of the 636 bike parking spaces required by
the regulations, 844 are available. Conversely, through a clev­
er traffic concept based on an analysis of needs the obligato­
ry 445 car parking spaces could be reduced to 297 spaces in
the underground garage and 17 at ground level. This transpor­
tation connection is supported by the diversity of functions
in the new quarter. On busy Neutorstraße shops and offices
were positioned around a square that serves as the entrance
to the housing development. A café-restaurant that employs
people with a physical and/or mental disability, a municipal
kindergarten and a residents’ centre represent further facili­
ties available not only to residents of the complex that con­
sists of 315 apartments. The public green areas measuring
5,000 m² are an added value for the entire urban district, as
are the routes across the site that connect the new quarter to
its surroundings and vice-versa. These routes, which were
positioned with the greatest of care, offer visually delightful
references, views of the nearby Rainberg to the east or a vis­
ual axis leading to the Untersberg in the distant south. It is
a stroke of good fortune that practically the last relict of the
121
barracks, no. 3 Sinnhubstraße, originally a stables built in
1893 for convalescent horses, could be saved and its contin­
ued existence guaranteed. Since September 2018 it has been
the home of the Architekturhaus Salzburg, which is operated
by the Verein Initiative Architektur.
Upgrade for the city in sight  In writing a report about
a housing development of this size at a time when the last
residents are still moving in, it must be considered that not
every detail can yet be right. There are still a number of de­
fects and things that are still required. These include the fact
that subsidised housing in Salzburg still never ventures be­
yond the fully thermally insulated facade. In fact, the histori­
cal city is completely the wrong place for such facades. The
colour scheme for the buildings, or rather a number of colour
combinations, require some getting used to. It will take some
time before the generous planting of trees in the complex can
make a full impact, and many of the shop and office spaces
are not yet occupied. However, the first feedback to the resi­
dents’ service shows that conditions for the residents could
hardly be better. The traffic-free housing complex offers dif­
ferentiated outdoor spaces and each apartment has its own
private outdoor area, generally in the form of a loggia that is
protected from the weather. The conditions that can allow this
new housing development, together with the tertiary func­
tions, to strengthen the urban district and the entire city cen­
tre of Salzburg have been created. Now the complex should
be allowed time to take on this role.
122 New Project Schwarzenbacher Struber Architekten

1
Lageplan  site plan   P

5 25 50 m

Quartier Riedenburg Grundriss 

Ground floor plan 2 10 20 m

1
  P
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 123

Quartier
Riedenburg 
Moosstraße 1,
5020 Salzburg

Grundstücksfläche
site area: 29.800 m²

Nutzfläche floor
area: 19.900 m²

Umbauter Raum
cubage: 98.200 m³

Planungsbeginn start
of planning: 2014

Baubeginn start of
construction: 2016

Fertigstellung
completion: 2018

Bauherr client:
gswb – Gemeinnützige
Salzburger Wohnbau­
gesellschaft m.b.H., UBM
Development AG

Generalunternehmer
building contractor:
PORR und RHZ

Planung planning:
Schwarzenbacher Struber
Architekten in ARGE + Fally
+ Partner Architekten

Projektleitung project
manager: Stefan Höll,
Marco Giovannini

Mitarbeiter assistance:
Wolfgang Rüdiger, Martina
Scheffer, Erich Österbauer,
1 5 10 m
Michael de Wijn

Statik structural consult- Grundriss EG Cluster U  Ground floor plan Cluster U

ant: Ahmad ZT GmbH

Landschaftsplanung
landscape planning:
Agence Ter, freiraum +
landschaft

1
  P

Schnitt  section
1 5 10 m

  P
124 New Project

MOA Martin Oberascher &

Partner Architekten + PLOV Architekten

Wohnbau „Stadtpark
Lehen“, Salzburg
Das beste von zwei Welten  Das Projekt „Stadtpark Lehen“ federt die Kont-
raste am Bauplatz – eine verkehrsreiche, laute Straße im Norden und idylli-
sche Naturlandschaft mit Bach im Süden – kongenial in einer differenzierten
Großform ab. Mit unterschiedlichen Höhen, einem großen Tor, Laubengang
einerseits und durchgehenden Balkonen anderseits gelang Martin
Oberascher Architekten und PLOV hier eine herausragende Wohnqualität.
Photos Stefan Zauner  Text Isabella Marboe
Photo Andreas Buchberger
 126 New Project MOA Martin Oberascher & Partner Architekten + PLOV Architekten

1
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Lehen lebt  Die Salzburger Altstadt ist fast zu schön, um
wahr zu sein. Die schmucken Häuser, der imposante Dom
in seiner barocken Opulenz, die grünen Uferpromenaden am
Fluss Salzach und der Mönchsberg mit Festung als Hinter­
grund bilden eine beinahe schon idealtypische Stadtkulisse,
die längst zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. 29,3 Millio­
nen Nächtigungen erzielte Salzburg im Rekordjahr 2018, zeit­
genössische Architektur ist aber rar im historischen Zentrum.
Neues findet sich eher im Stadtteil Lehen, wo traditioneller­
weise die weniger Privilegierten leben. Lehen ist die Hoch­
burg des sozialen Wohnbaus, der Wettcafés, Nagelstudios und
Kebab-Stände. Gerade hier aber ist in jüngerer Vergangenheit
viel passiert: So realisierte das Büro HALLE 1 im Jahr 2008
das Projekt „Neue Mitte Lehen“ (architektur.aktuell 12/2009),
das mit seinem Mix aus Bibliothek, Geschäften, einer Bar,
Mietwohnungen, einem freien alten Fußballplatz, vor allem
aber dank signifikanter Architektur sein Umfeld stark aufwer­
ten konnte und nun identitätsstiftend wirkt.
Ringen um die beste Lösung  Unweit davon, an der
Ignaz-Harrer-Straße, glückte jüngst der gswb – Gemeinnützige
Salzburger Wohnbaugesellschaft m. b. H. als Bauträger direkt
gegenüber der eigenen Zentrale das Projekt „Stadtpark Lehen“.
Die Salzburger Martin Oberascher & Partner Architekten ent­
wickelten es gemeinsam mit dem Wiener Büro PLOV: Das ist
umso beachtlicher, als die beiden den Wettbewerb dafür mit
1 2
Das Projekt „Stadtpark Lehen“ hat spürbar vom gemeinsamen Ringen
der zwei Architekturbüros um die beste Lösung profitiert  The project
“Stadtpark Lehen” has tangibly profited from the two architects’
offices joint struggle to arrive at the best possible solution
127
zwei sehr unterschiedlichen Projekten gewonnen hatten, sich
dann aber auf eine gemeinsame Lösung einigen mussten. Denn
anfangs war unklar, ob der Bauträger den zweiten Teil des
Grundstücks erwerben würde können. Daher bearbeiteten die
Architekten das Projekt im ständigen Streben nach Konsens ge­
meinsam weiter. So begann ein diskursiver, langer, von vielen
Workshops geprägter Prozess, der ganz zu Gunsten des Stadt­
teils und der Menschen ausging, die nun in einer der 105 geför­
derten Wohnungen in diesem Komplex leben. Dieser hat vom
gemeinsamen Ringen um die beste Lösung spürbar profitiert.
Gegen die Monotonie  „Lehen ist überwiegend ein
Wohnbezirk, monoton und eintönig. Dabei war in den 1950er
und 1960ern die Ignaz Harrer Strasse noch eine der ersten
Einkaufsmeilen in Salzburg“, so Oberascher, der diese Mo­
notonie mit seinem Projekt bewusst aufbrechen wollte. „Le­
hen gilt als sozialer ‚Brennpunkt‘. Aber es ist der einzige Ort
in Salzburg, wo ich mich nicht wie in einem Dorf oder Muse­
um fühle.“ Die Ausgangslage für den „Stadtpark Lehen“ war
anspruchsvoll, denn der Bauplatz trifft auf unterschiedlichste
Rahmenbedingungen: Im Norden verläuft die sehr stark be­
fahrene Ignaz-Harrer-Straße, im Osten grenzt ein Wohnbau
mit zylindrischem Kopf an, im Süden herrscht am Glanbach
mit seiner Uferbebauung die Atmosphäre unberührter Länd­
lichkeit. „Mir war wichtig, dass es große Öffnungen zwischen
Park und Straße gibt“, so Oberascher. „Für uns war städte­
Der Bauplatz trifft auf unterschiedlichste Rahmenbedingungen: Im
Norden verläuft die stark befahrene Ignaz-Harrer Straße  The site
combines outline conditions of the most different kinds: in the north
there is Ignaz-Harrer Straße with its heavy traffic  Photo Andreas Buchberger
2
128 New Project MOA Martin Oberascher & Partner Architekten + PLOV Architekten

Im Süden herrscht am Glanbach mit seiner Uferbebauung die Atmosphäre unberührter Ländlichkeit 
In the south, along the Glanbach stream with its river bank development, the atmosphere is undisturbed and rural

baulich die geknickte Großform wesentlich, die sich auch auf­
fächern lässt und mit ihrer Form Park und Straße verweben
kann“, so Marion Gruber von PLOV. Nach vielen gemeinsa­
men Workshops und Terminen beim Gestaltungsbeirat wurde
das Projekt „Stadtpark Lehen“ realisiert.
Vielschichtiger Mäander  Überzeugend tritt es den Be­
weis an, dass sozialer Wohnbau auch heute noch für einen
spezifischen Ort ambitioniert entworfen und weit mehr sein
kann als Lochfassaden mit Vollwärmeschutz. Hier knickt sich
an der Ignaz-Harrer-Straße eine mutig in changierende Gelb-
und Grüntöne gekleidete Großform wie eine riesige, kanti­
ge Schlange am nördlichen Rand des Grundstücks entlang.
Dieser Wohnbau setzt in einer Umgebung, deren Bebauung
vor allem der Pragmatik folgt, neue Maßstäbe. Er hebt am
östlichen, urbanen Ende der zwei Baufelder mit einem sie­
bengeschossigen Bauteil an, der mit einem runden Eck auf
sein postmodernes, zylindrisches Wohnbau-Gegenüber an der

MOA
Martin
Oberascher
& Partner
Architekten
Martin Oberascher
(Gründer/founder) Geboren/
born 1975 in Salzburg/AT
Studium/education Universität
für Angewandte Kunst, Wien/
Vienna/AT (Diplom/graduated in
2003) Lehrtätigkeit/teaching
assignments 2009–2012
Kunstuniversität Linz/AT
Alexander Matl
(Partner) Geboren/born 1980 in
Salzburg/AT Studium/educa-
tion Universität für Angewandte
Kunst, Wien/Vienna/ AT
(Diplom/graduated in 2008)
Büro/office
Seit/since 2010 in Salzburg/AT
Werke (Auswahl)/
projects (selection)
Museum Festung/fortress,
Hohensalzburg/AT 2019
Wohnquartier/residential
complex Stadtpark Lehen,
Salzburg/AT 2018 (mit/with
PLOV Architekten)
Einfamilienhaus/single family
house Haus am See, Seeham/
AT 2018
Ärztezentrum/medical centre
IBK79, Umbau/conversion,
Salzburg/AT 2016
Ordination/medical practice
S. A. N., Salzburg/AT 2015
Bauakademie/building
academy, Salzburg/AT 2012
Lagerhalle/storage hall Lehr-
bauhof, Salzburg/AT 2010
Preise (Auswahl)/
awards (selected)
Bauherrenpreis 2018
(Nominierung/nomination)
Architekturpreis Land Salzburg
2012
www.moa-architecture.eu
Lehener Straße reagiert. Gelassen mäandert er dann kantig
weiter, bildet ein großzügiges, riesiges Portal zur Parkland­
schaft dahinter, ändert subtil seine Höhe, wird zwei Geschos­
se niederer und umarmt dann behutsam als niedriger, zweige­
schossiger, fast reihenhausartiger Bauteil eine bestehende Alt­
bau-Villa mit Garten. Auf der verwilderten Rückseite dieses
Grundstücks, die vom Glanbach, seinem Uferbewuchs und ei­
nigen älteren Häusern geprägt ist, herrschen fast ländlich an­
mutende Verhältnisse. Für Kinder ein Paradies.
129
Viele Gesichter  Bis zu diesem Punkt mäandriert der
Wohnbau bereits 154 Meter an der Straße entlang und von
ihr weg, um die Villa herum. Beim Altbau quert der Gailen­
bachweg das Grundstück und zeigt damit auch die Trennlinie
zwischen Baufeld eins und Baufeld zwei an. Mit drei Stock­
werken setzt sich entlang des Weges das Projekt „Stadtpark
Lehen“ fort, um abschließend souverän am westlichen Ende
des Grundstücks als sechsstöckiger Bauteil an der Ignaz-Har­
rer-Straße in Erscheinung zu treten. Auch der zweite Bauteil
bringt es auf 92 Meter Laufmeter Länge. An der harten, urba­
nen Kante der Ignaz-Harrer-Straße zeigt sich das Projekt als
geknickter, langer Riegel mit lärm- und nordseitiger Lauben­
gangerschließung und einem transparenten Erdgeschoss, das
teils bereits erfolgreich als Gemeinschaftsraum für Kinderge­
burtstage genutzt wird. Andere Zonen dienen als Abstellräu­
me, weitere warten noch auf Geschäftsleute, die hier ein Lo­
kal betreiben wollen.
Durgehende Balkonbänder  Die mäandrierende Groß­
form schafft sowohl an der Ignaz-Harrer-Straße, als auch auf
im grünen Hinterland kleine Vorplätze und Freibereiche. Ein
großer Durchgang gibt ihr Durchlässigkeit, schirmt aber –
Schallschutzglas sei Dank – auch Lärm ab. Auf der sonnigen
Rückseite zeigt die Großform ihre wohnlichen Aspekte: Hier
schlängeln sich an den Bauteilen von Martin Oberascher Ar­
chitekten organisch-runde Balkonwellen die Fassade entlang
und mäandern um die Ecken, während sie an den Bauteilen
von PLOV einem gezackten, geradlinigen Regiment folgen.
Beiden gemeinsam ist, dass sie sich die gesamte Fassaden­
fläche entlang ziehen, was bedeutet, als dass sich hier vor
jedem Zimmer ein Balkon ausbreitet, der mindestens 80 cm
und höchstens 2,30 cm tief ist. Für Kinder ist das toll: So kön­
nen sie außen am Balkon ihre Wohnung entlanglaufen. Vor
Wohnzimmer oder Wohnküche ist er tief genug für Tisch und
Sessel. Auch die kleineren Freiflächen sind gut zu brauchen
und werden bestens angenommen. Die Brüstungen sind aus
eloxiertem, fein gelochtem Aluminium: Das garantiert Privat­
heit, ist aber nicht abweisend, sondern luftig-leicht.
Glückliche Mieter  „Eigentlich sind diese umlaufenden
Balkonbänder eine Fortsetzung des Laubengangs auf indivi­
duell“, so Oberascher und Gruber. Der straßenseitige Lau­
bengang begeistert mit einem großzügigen Foyer, Lufträumen
und einem Stiegenhaus, das viele faszinierende Ausblicke in
den Straßenraum eröffnet. Er ist als offener Laubengang aus­
geführt: Das heißt, dass ein Drittel der Fassadenflächen of­
fen  – also luftdurchlässig und nicht verkleidet – sind. Das
überhitzt im Sommer nicht und ist als Pufferraum zwischen
innen und außen deutlich wahrnehmbar. Allerdings dringen
Schlagregen und Schnee herein und friert es im Winter. Da­
für konnte man sich die umlaufenden privaten Balkone leis­
ten. „Wir haben dickere Stahlbetondecken, damit wir keine
Unterzüge brauchen. Dafür waren dann die raumhohen Fens­
ter drin“, sagen Oberascher und Gruber. Außerdem gibt es Ei­
chenparkett. „Ich liebe diese Wohnung“, gesteht eine Miete­
rin. „Wenn die Tür zu ist, glaubt man gar nicht, dass man an
der Ignaz-Harrer-Straße ist. Dass man über den Balkon in je­
des ihrer Zimmer gehen kann, freut die Kinder sehr. Für die
Bettwäsche ist es auch super.“
130 New Project

“Stadtpark Lehen”,
housing develop-
ment, Salzburg
The best of two worlds  The project
“Stadtpark Lehen” brilliantly balances
the contrasts on the building site – a loud
and busy street to the north and an idyllic
natural landscape with a stream to the
south – by employing a differentiated
major form. With different heights, a large PLOV
entrance area, deck access on the one Architekten
side and continuous balconies on the ZT GmbH
other, Martin Oberascher Architekten and
Marion Gruber
PLOV have here been able to produce Geboren/born 1977 in Linz/AT
housing of an exceptional quality. Studium/education Technische
Universität Wien/AT/technical
university Vienna/AT (Diplom/
graduated in 2005)

Lehen lives  The old town of Salzburg is almost too beauti­

Christoph Leitner
ful to be true. The pretty buildings, the imposing cathedral in all Geboren/born 1977 in Salz-
its Baroque opulence, the green promenades along the banks burg/AT Studium/education
of the River Salzach, and the Mönchsberg with the fortress as Technische Universität Wien/AT,
technical university Vienna/AT,
a background offer an almost ideal urban setting, which was Technische Universität Delft/
made part of the UNESCO world cultural heritage a long time NL, technical university Delft/
ago. In the tourism record year 2018 Salzburg achieved 29.3 NL, École d’Architecture Paris
La Villette/FR (Diplom/gradua-
million overnight stays, however contemporary architecture is ted in 2003)
rare in the city centre. New buildings are to be found more in
the northern city district Lehen, traditionally home to less priv­ Büro/office
Seit/since 2012 in Wien/Vienna
ileged people. Lehen is a centre of social housing, betting ca­ und Anif/AT
fés, nail studios and kebab stands. Precisely here a great deal
has happened in the recent past. In 2008 the office HALLE1 Werke (Auswahl)/
projects (selection)
realised the project “Neue Mitte Lehen” (architektur.aktuell Sanierung/renovation Gründer-
12/2009), which with its mix of library, shops, a bar, rental zeithaus/period of promoterism
apartments, an open old football pitch but, above all, thanks building Wien/Vienna, AT 2019
Erweiterung/extension B[R]G
to its significant architecture was able to strongly upgrade its Josefstrasse, St. Pölten/AT
surroundings and now helps to create identity. 2018, Wohnbebauung/Social
housing complex Stadtpark
Lehen (mit/together with MOA),
Grappling for the best solution  Not far away, on Salzburg/AT 2018, IKEA Kom-
Ignaz-Harrer-Straße, the building developer gswb – Gemein­ pakt St. Pölten/AT 2016, Gene-
nützige Salzburger Wohnbaugesellschaft m. b. H. has success­ rationenwohnen/Cross-genera-
tional housing FUX+, Ybbsitz/AT
fully completed the project “Stadtpark Lehen”, directly oppo­ 2013, Bikram Yoga Studio,
site its own headquarters. The Salzburg architecture office, Wien/Vienna, AT 2012
Martin Oberascher & Partner Architekten, and the Vienna Einfamilienhaus/Single family
house H., Klosterneuburg/AT
practice PLOV developed this project jointly: this makes it 2012, Raum für/Multifunctional
all the more commendable, as they had won the competition space for the IG-Architektur,
with two very different projects but then had to agree on a Wien/Vienna 2010

joint solution. Initially it was unclear whether the developer

would be able to acquire the second part of the site. The archi­ www.plov.at
tects therefore developed the project further, constantly striv­
ing for consensus. A lengthy discursive process began, marked
by numerous workshops, which ended entirely to the benefit
of the district and of the people who now live in the 105 sub­
sidised apartments in this complex. It has tangibly profited
from the joint struggle to arrive at the best possible solution.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 131

„Mir waren große Öffnungen zwischen Park und Straße wichtig“, so Martin Oberascher von MOA. „Für
uns war städtebaulich die geknickte Großform wesentlich“, so Marion Gruber von PLOV  “For me it was
important to create large openings between the park and the street”, says Martin Oberascher from MOA.
“For us the large bent form was important in urban planning terms”, says Marion Gruber from PLOV
132 New Project
Countering monotony  “Lehen is predominantly a res­
idential district, monotonous and prosaic. Even though in
the 1950s and 1960s Ignaz-Harrer-Straße was one of the first
shopping miles in Salzburg”, according to Oberascher, who
consciously wanted to dispel this monotony with his project.
“Lehen is regarded as a social flashpoint. But it’s the only
place in Salzburg where I don’t feel that I am in a village
or a museum.” The starting point for Stadtpark Lehen was
demanding, as the site combines outline conditions of the
most different kinds: in the north there is Ignaz-Harrer Straße
with its heavy traffic, to the east is a residential building with
a cylindrical end element, in the south, along the Glanbach
stream with its river bank development, the atmosphere is un­
disturbed and rural. “For me it was important to create large
openings between the park and the street”, says Oberascher.
“For us the large bent form was important in urban planning
terms, it can be splayed out and can weave the park and the
street together”, says Marion Gruber from PLOV. After many
joint workshops and meetings with the Salzburg design advi­
sory council the project “Stadtpark Lehen” was implemented.
MOA Martin Oberascher & Partner Architekten + PLOV Architekten
Complex meander  It offers convincing proof that the am­
bitious design of social housing for a specific place is still pos­
sible today and that such housing can be far more than build­
ings with fully thermally insulated facades and hole in the wall
windows. In this case a major form, daringly clad in different
shades of yellow and green, bends along Ignaz Harrer Straße
like a huge, sharp-edged snake on the northern edge of the
site. In surroundings where pragmatism seems to have been
the driving force behind development this residential building
sets new standards. At the eastern, urban end of the two build­
ing sites it starts with a seven-storey high building that has a
rounded corner as a response to a cylindrical postmodern resi­
dential building opposite on Lehener Straße. The new building
meanders further in a relaxed way, forms a generous huge por­
tal to the park behind and subtly changes its height, becomes
two storeys lower and then as a low, two storey, almost row
house-like building, embraces an existing villa with garden. At
the overgrown rear of the site, which is formed by the Glanbach
stream, the plants growing along its banks and a number of old­
er houses, the feeling is almost rural. A paradise for children.
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Many faces  By this point the housing block has already
meandered 154 metres along the street and then away from
it, around the villa. At this old building Gailenbachweg cross­
es the site, indicating the boundary between building site one
and building site two. With a height of three storeys the pro­
ject “Stadtpark Lehen” continues along the pathway and fi­
nally, at the western edge of the site, emerges on Ignaz Harrer
Straße as a six-storey building. The second part of the build­
ing achieves a length of 92 metres. On the hard, urban edge
formed by Ignaz Harrer Straße the project is a long, bent slab
with access deck circulation on the noisy northern side and a
transparent ground floor, part of which is already being used
successfully as a communal space for celebrating children’s
birthdays. Some zones serve as storage areas, while others
still await businesspeople who want to run a shop here.
Continuous balcony bands  Both on Ignaz Harrer Straße
and on the green hinterland the large meandering form cre­
ates small forecourts and outdoor areas. A sizable entrance
area gives the building permeability but thanks to noise pro­
tection glazing, screens against noise. At the sunny rear of the
building the form shows a more domestic side: here organical­
ly rounded balconies undulate along the facade and meander
around the corners of the parts designed by Martin Oberascher
Architekten, while on those parts designed by PLOV the balco­
nies are based on a jagged, straight-lined system. Both have in
common that they run along the entire facade, which means
1 2
Der straßenseitige Laubengang begeistert mit großzügigem Foyer, Luft-
räumen und einem Stiegenhaus, das faszinierende Ausblicke in den Stra-
ßenraum eröffnet  The street side access deck has a generously sized
foyer, voids and a staircase that opens up great views of the street space
2
133
that there is a balcony with a depth of at least 80 cm and up to
2.30 cm in front of every room. This is great for children: they
can run along their apartment outside on the balcony. In front
of the living room or combined kitchen / living room the bal­
cony is deep enough for a table and chair. The smaller outdoor
areas are also very practical and are being made full use of.
The parapets are of finely perforated anodised aluminium: this
guarantees privacy but is not hostile but rather airy and light.
Happy tenants  “In fact these continuous balcony bands
are a continuation of the access deck, but individualized”,
say Oberascher and Gruber. The street side access deck has
a generously sized foyer, voids and a staircase that opens up
numerous fascinating views of the street space. The deck is
open which means that a third of facade area is open – i. e.
permeable to air and without cladding. Therefore, it does not
overheat in summer and is more easily understandable as a
buffer between inside and outside. However, driving rain and
snow can also enter and in winter it is freezing. But it made
the continuous private balconies affordable. “We used thick­
er reinforced concrete floor slabs, so that we didn’t need any
downstand beams. This allowed room-height windows”, say
Oberascher and Gruber. And there is oak parquet flooring.
“I love this apartment” a tenant reveals. “When the door is
closed you can’t believe that you are on Ignaz-Harrer-Straße.
The children love that you can enter every room from the bal­
cony. It’s also great when you are drying bed linen.”
Der Laubengang ist als offener Laubengang ausgeführt: Das heißt, dass
ein Drittel der Fassadenflächen offen ist – also luftdurchlässig und nicht
verkleidet  The deck is open which means that a third of facade area is
open – i.e. permeable to air and without cladding
134 New Project

1
Lageplan  Site plan

2
Regelgeschoss  Standard Level

3
Gestaltungskonzept Dynami­
sierung Baukörper  Overall
design concept of the volume

4
Schnitt  Section

2
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Wohnquartier
„Stadtpark Lehen“
Ignaz Harrer Straße 65, 5020 Salzburg
Grundstücksfläche
site area: 8.057 m²
Nutzfläche floor
area: 16.291 m²
Bebaute Fläche
built-up area: 2.698 m²
Umbauter Raum
cubage: 43.921 m³
Planungsbeginn start
of planning: 2012
Baubeginn start of
construction: 2015
Fertigstellung
completion: 2018
Baukosten building
costs: ca. € 17 Mio
Kosten pro m² cost
per m²: 1.650 €/m²
Bauherr client:
gswb – Gemeinnützige
Salzburger Wohnbauge-
sellschaft m. b. H.
Generalunternehmer
building contractor:
Spiluttini Bau GmbH
Planung planning:
MOA Martin Oberascher &
Partner Architekten ZT
GmbH + PLOV ZT GmbH
Projektleitung project
manager: Martin
Oberascher, Christoph
Leitner
4
135
Mitarbeiter assistance:
Alexander Matl, Xavier
Delanoue, Thomas Buseck,
Mostafa El Sadany, Hannes
Tallafuss, Andreas Körner,
Martina Johanna Lesjak;
Markus Illetschko, Renata
Jung, Christoph Obernoste-
rer, Elisabeth Etzler, Benno
Wutzl, Clemens Steininger,
Lorenz Schreiner, Doris
Halsdorfer
Statik
structural consultant:
Brandstätter ZT GmbH
Landschaftsplanung
landscape planning:
Atelier Auböck + Kárász
HKL + Sanitär & ELO
Planung hvac+s & ELO
planning: TAP GmbH
Bauphysik
construction physics:
Zivilingenieur-Arge
Fassaden/Dach /Mauer-
werk/Fenster/Türen
facade/roof/masonry/
windows/doors:
Teil-GU Spiluttini Bau
GmbH
Elektroinstallationen
electrical services:
Elektro Schartner GmbH
HKL + Sanitär
3
HVAC + sanitation:
Urdl HKLS Technik GmbH
Aufzug elevators: Kone AG
136 Gebäudetechnik

Der elektronische Türöffner

ist ideal für Kinder und alle
anderen, denen es schwer-
fällt oder zu lange dauert,
einen Schlüssel ins Schloss
zu stecken.

Ganz in Schwarz
Ästhetisch höchste Ansprüche für Alternative zu Schloss und Schlüssel. Türkommunikation mit Zutrittskontrolle sorgt in
Gewerbebauten wie Wohngebäuden für einen sicheren Zugang ohne Schlüssel – zum Beispiel mit dem berührungslosen
Türöffner (Electronic-Key) von Siedle. Dieser hat jüngst ein Technologie-Upgrade erhalten. Der elektronische Türöffner für
Türstationen der Designlinien Siedle Vario, Classic und Steel verfügt über ein neues Innenleben auf dem Stand der Technik.
Interessant ist der berührungslose Türöffner auch für kleinere Wohnhäuser – zum Beispiel für Familien mit Kindern. Denn
herkömmliche Schlüssel vertraut man Kindern ungern an. Der Electronic-Key kann hingegen ruhig einmal verloren gehen.
Dann wird lediglich der zugehörige Code aus dem Empfänger gelöscht. Der berührungslose Türöffner ist wahlweise als Karte
im Scheckkartenformat oder als Schlüsselanhänger erhältlich, jeweils in elegantem Schwarz. Jeder elektronische Schlüssel
ist ein Unikat, vollständig abgekapselt, ohne Batterie und deshalb auch wartungsfrei, preisgünstig und umweltschonend.

  S. Siedle & Söhne | Bregstraße 1 | D-78120 Furtwangen | T +49/7723/63-0 | info@siedle.de | www.siedle.de

Vertrieb in Österreich: EURO UNITECH Elektrotechnik GmbH | Floridotower | Floridsdorfer Hauptstraße 1 | A-1210 Wien
T +43/1/662 72 50 | office@eurounitech.at | www.eurounitech.at
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 137

Wissenswertes per E-Learning

Basics rund um Einbruchmeldetechnik komfortabel online erfahren. Zuverlässige Sicherheitssysteme gewinnen in der Planungs-
phase von Objekten zunehmend an Bedeutung. Deshalb baut der süddeutsche Alarmanlagenhersteller Telenot das Service für
Architekten und Planer kontinuierlich aus. Ab sofort wird im E-Learning auf der Telenot-Homepage das neue Modul „Einbruchmel-
detechnik – Einführung und Begriffe“ angeboten. Bei dieser kostenlosen Einführung lernt man die fachspezifische Terminologie im
Bereich Einbruchmeldetechnik kennen. Die Wissensvermittlung via E-Learning erfolgt individuell, ortsunabhängig und bequem,
denn das Modul kann rund um die Uhr und beliebig oft gestartet werden. Wer bereits über einen Zugang zum Schulungsportal von
Telenot verfügt, kann unter „www.telenot.com/at/architekten-planer“ zum E-Learning Bereich navigieren. Ansonsten kann man
sich auf www.telenot.com via Login registrieren. Nach Übermittlung der Einstiegsdaten meldet man sich einfach über Schulungen/
KnowHow-Factory im E-Learning-Bereich beim gewünschten Modul an. Wer die konventionelle Face-to-Face-Schulungsmethode
bevorzugt, kann aus einem breiten Angebotsportfolio wählen. Die Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen finden im modernen
Schulungscenter der Telenot Österreich-Niederlassung in Vorchdorf sowie in Graz, Klagenfurt und Wien statt.

  TELENOT ELECTRONIC Vertriebsgesellschaft mbH | Josef-Haas-Straße 3 | A-4655 Vorchdorf

T +43/7614/82 58-0 | info@telenot.at | www.telenot.at
Photo: © pannawat / Fotolia

Die nächsten Termine:

24. Oktober 2019

„Grundlagen und
Lösungsmöglichkeiten der
Einbruchmeldetechnik“
in Graz

5. November 2019
„Grundlagen der
Einbruchmeldetechnik“
in Vorchdorf

Darüber hinaus bietet Telenot

Architekten und Planern eine
kostenlose Projektierung und
Planungsleistung für Einbruch-
meldeanlagen an. Senden Sie
Ihre unverbindliche Anfrage an
planungsservice@telenot.at.

Ein neues E-Learning-Modul von Telenot vermittelt Architekten und Planern bequem Hintergrundwissen im Bereich der Einbruchmeldetechnik
138 Gebäudetechnik

Gesunde Schule mit viel

Tageslicht, frischer Luft
und erstklassigen Raum-
temperaturen

Linienförmige Invisivent-
Lüftungen über den Fens-
tern, große Nachtausküh-
lung über Fensterklappen
und Luftabsaugung
rechts oben sichern eine
gesunde Raumluft. 
Photos Renson

Für mehr gute Luft

Ein neues Konzept für eine gesunde Schule. Gesunde Luft und helle, wohltemperierte Räume war einer der großen Wünsche beim
Bau des kleinen Schulgebäudes der Grundschule Sancta Maria im belgischen Gentbrugge. Denn viel Tageslicht und gesunde Raum-
luft wirken sich positiv auf die Konzentration und das Wohlbefinden der Schüler aus. Architektin Mieke Vrindts entschied sich
deshalb für ein bedarfsgesteuertes System mit natürlicher Frischluftzufuhr durch Fensterlüftung und einer mechanischen Abfuhr
der verbrauchten Raumluft. Frischluft erhalten die Räume über die linienförmigen Invisivent-Fensterlüftungen von Renson. Sie sind
kaum sichtbar oberhalb der Fenster montiert. Links in der Fensterfront befinden sich zusätzlich einbruchhemmende Intensivlüf-
tungen. Dosiert wird die Lüftungsmenge durch sogenannte Healthconnectoren von Renson. Die Absaugventile sind an das zentrale
Lüftungsgerät angeschlossen, messen die CO2-Werte in der Raumluft und steuern die zentrale Abluft. Die großen Fenstergitter der
Intensiv-Nachtauskühlung erlauben an warmen Tagen auch die Nutzung der kühlen Nachtluft. Das System ist so gestaltet, dass
trotz offener Klappen die Schule geschlossen bleibt und auch keine Mücken eindringen können. In Kombination mit grauen
Sonnenschutz-Screens trägt diese Lösung auf natürliche Weise zu angenehmen Innentemperaturen bei.

  Renson NV | Maalbeekstraat 10 | B-8790 Waregem | T +32/56/62 71 11

export@renson.net | www.renson.eu | www.renson-sunprotection.de
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 139

Nicht immer einfach, aber möglich

Brandschutz in Kirchen als große, aber bewältigbare Herausforderung. Nach dem Brand von Notre-Dame widmet man sich
intensiv dem Thema „Brandschutz in historischen Kirchen“. Dieser ist mit besonderen Herausforderungen verbunden, unge-
naue Grundrisse und ständige Umbauten machen es nicht leicht. Zudem befinden sich die meisten im dicht verbauten Stadt-
gebiet – eine Herausforderung für die Feuerwehr. Herkömmliche Methoden wie Punktmelder, Verkabelung oder Sprinkleran­
lagen sind aufgrund von Bauhöhe, Statik und Denkmalschutz nicht möglich. Deshalb kommen oft Sonderbrandmeldesysteme
zum Einsatz. Zwei Lösungen haben sich stets bewährt: Linearmelder und Ansaugrauchmelder. Lineare Rauchmelder ermögli-
chen es, mit Lichtstrecken bis zu 200 Meter zu überwachen. Der Verdrahtungsaufwand ist gering, da nur an einer Stelle eine
Kabelzuführung notwendig ist. Bei Ansaugrauchmeldern werden über kleine Rohre permanent Luftproben zur Auswertung auf
Rauchpartikel entnommen. Mit diesem Gerät mit winzigen Ansaugöffnungen kann so eine große Fläche überwacht werden.
Ein gelungenes Beispiel ist das Stift Klosterneuburg, wo Schrack SECONET unterschiedliche Produkte kombiniert: Klassische
Punktmelder, mit den Fresken-Farben abgeglichen, sowie Ansaugrauchmelder und Linearmelder. Ein modernes Einsatzleit­
system führt hier sämtliche Systeme zusammen und garantiert eine möglichst rasche Verortung eines Brandes.

  SCHRACK SECONET AG | Eibesbrunnergasse 18 | A-1120 Wien

T +43/1/811 57-0 | office@sschrack-seconet.com | www.schrack-seconet.com
Photocredit Michael Zechany
140 Gebäudetechnik

Intelligenter Pförtner
Programmerweiterung mit neuer elektronischer Türklinke. Winkhaus blueSmart hat großen Erfolg in vielen Ländern Europas.
Dieser treibt Winkhaus an, das smarte System kontinuierlich weiter zu entwickeln. blueSmart bietet für die unterschiedlichs-
ten Aufgaben die passende Lösung. Die neueste Innovation ist der intelligente Türbeschlag ETB-IM für Innentüren. Die neue
Türklinke kann ebenso neue wie auch bestehende Anlagen komplettieren. Der Beschlag ist geeignet für gängige Innentüren
aus Holz, Stahl oder Kunststoff sowie für unterschiedliche Türblattstärken. Die verwendeten Designs und Materialien passen
perfekt in die Produktwelt von blueSmart und sind auf unterschiedlichste Anwendungsbereiche im Objekt ausgerichtet.
Der neue elektronische Türbeschlag ETB-IM lässt sich mit mechanischen oder elektronischen Schließzylindern kombinieren,
beispielsweise für Sonderberechtigungen oder Notöffnungen. Er funktioniert an Innentüren mit Standard-Einsteckschlös-
sern und betätigt dort die Türfalle. Auch mit selbstverriegelnden Automatikschlössern arbeitet der Türbeschlag zuverlässig.
Die elektronische Kontrolle erfolgt auf einer Türseite und ermöglicht mit einer personenbezogenen Einzel- und Dauerfreiga-
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 141

Optisch ansprechend und technisch flexibel: der neue elektronische

blueSmart Türbeschlag ETB-IM für Innentüren. Verschiedene Designs
passen zu allen gängigen Innentüren.  Photos Winkhaus

befunktion – manuell und automatisch einstellbar – eine flexible Zutrittsorganisation. Da der Elektronikbeschlag werkseitig
passend zur Tür konfektioniert wird, ist die Montage vor Ort denkbar einfach und innerhalb weniger Minuten erledigt. Die
Verschraubung erfolgt dank mitgelieferter Ausgleichshülsen verdrehsicher in vorhandenen DIN Bohrungen im Türschloss –
ohne zusätzliche Verkabelung oder Bearbeitung des Türblattes, üblicherweise sogar ohne Bohren. Auch das Umbauen der
Drückerrichtung von DIN-links auf DIN-rechts oder der Austausch der Batterie sind mit wenigen Handgriffen und Standard-
werkzeug erledigt. Winkhaus bietet die elektronische Türklinke in zwei Designs für Standardtüren und drei Designs für
Fluchttüren nach EN 179 an. Ausgewählte Kunden haben das innovative Produkt bereits bestellt und werden es bereits ab
Herbst 2019 in ihren Objekten nutzen können. Die europaweite Markteinführung steht im ersten Quartal 2020 an.

  Winkhaus Austria GmbH | Oberfeldstraße 24 | A-5082 Grödig | T +43/62 46/72 226-0 | austria@winkhaus.at | www.winkhaus.at
142 Gebäudetechnik

Photo: GEZE GmbH

Ein Alleskönner wird noch besser

Neuer umweltfreundlicher Türantrieb mit zusätzlichen Features. Mit dem neuen ECdrive T2 hat GEZE Gestaltungsfreiheit,
Design, barrierefreien Begehkomfort, Energieeffizienz, Sicherheit und Vernetzbarkeit ganz neu miteinander verbunden und
bietet damit Schiebetürsysteme im Trend des energiebewussten Bauens an, nämlich mit dem fein gerahmten Profilsystem
GCprofile Therm, optimiert für die hohen Anforderungen an automatische Schiebetürsysteme. Die wärmedämmenden Eigen-
schaften des thermisch getrennten Profilsystems in Kombination mit dem ECdrive T2 Antrieb reduzieren Wärmeverluste an
großflächigen Schiebetüren aus Glas. Mit dem ECdrive T2 Antrieb können zudem mit einem optionalen Doppelrollenwagen
bis zu 140 Kilogramm schwere Türflügel realisiert werden. Kombiniert man den ECdrive T2 Antrieb mit dem GCprofile Therm
Profilsystem mit thermisch getrennten Oberlichtern, so entstehen automatische Gesamt-Türsysteme mit optimierter Wärme-
dämmung und Abdichtung. Die thermisch getrennten, fein gerahmten Oberlichter gibt es ebenfalls bei GEZE: in ein- oder
mehrteiliger Ausführung inklusive Seitenfassadenteilen. Für erhöhte Einbruchsicherheit, etwa im Nachtbetrieb, kann das
GCprofile Therm mit einem manuellen oder motorisierten Hakenriegelschloss ausgerüstet werden. Ein weiterer, ganz beson-
derer Vorteil ist, dass ECdrive T2 Antriebssysteme – wie alle GEZE Automatiktüren – voll vernetzbar sind.

  GEZE Austria GmbH | Wiener Bundesstraße 85 | A-5300 Hallwang | T +43/66 25/87 180 | austria.at@geze.com | www.geze.at
 architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 143

Heizen mit Bier

Außergewöhnliches Vorzeigeprojekt im Brauquartier Puntigam. Rund ein Drittel des österreichischen Energieverbrauchs wird für
Copyright: C&P IMMOBILIEN AG/Fotograf Helmut Pierer

das Heizen von Gebäuden und Wohnungen verwendet – umso wichtiger sind nachhaltige und effiziente Wärmelösungen auf dem
Weg zur Energiewende. Dabei kann man auch auf den ersten Blick unkonventionelle und doch naheliegende Wege gehen. Mit Unter-
stützung und Begleitung durch das Programm „klimaaktiv Erneuerbare Wärme“ des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und
Tourismus (BMNT) hat die C&P Immobilien AG gemeinsam mit KELAG Energie & Wärme GmbH einen besonders innovativen Ansatz
gewählt: Im steirischen Siedlungsprojekt „Brauquartier Puntigam“ werden rund 800 Wohnungen durch die Abwärme der benach-
barten Brauerei Puntigam beheizt. Da diese Wärme rein biologisch durch die Stoffwechselaktivität der Hefe entsteht, zeichnet sich
das Projekt sowohl durch effiziente Energienutzung als auch nachhaltige Energiegewinnung aus. Bereits im ersten Jahr des Pro-
jekts konnten dadurch rund 160 Tonnen CO2 eingespart werden. Nach dem Endausbau wird sogar mit einer CO2 Einsparung von
etwa 720 Tonnen pro Jahr gerechnet. Beim Brauprozess fallen große Mengen Wärme an. Ein Wärmetauscher und zwei Wärmepum-
pen ermöglichen es, die Wärme abzuleiten und zur Beheizung des Brauquartiers Puntigam einzusetzen. So werden die Gebäude
des Quartiers zu 93 Prozent mit „Bier-Abwärme“ beheizt.

  Österreichische Energieagentur | klimaaktiv Dachmanagement | Mariahilfer Straße 136 | A-1070 Wien

T +43/1/586 15 24-0 | klimaaktiv@energyagency.at | www.klimaaktiv.at

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144 Gebäudetechnik

Smart baden
Intelligentes Design für das Badezimmer. Mit innovativer Gebäudetechnik schafft JUNG Komfort und Wohlfühlmomente im
Bad. Um Schalter, Steckdosen und andere Bedienelemente elegant und haptisch attraktiv in das moderne Bad zu integrieren,
bietet JUNG – flächenbündig einsetzbar, das puristische Design von LS ZERO an und setzt mit LS 1912 stilistische Akzente.
Zeitlos-ästhetisches Schalterdesign interpretiert den ikonischen Designklassiker LS 990 neu. JUNG bietet die Schalterde-
signs LS 1912 und LS ZERO in echtem Metall an. Zur Wahl stehen neben Aluminium mattgebeizt oder lackiert auch Edelstahl
glaskugelgestrahlt, Messing gebürstet sowie Metall verchromt. Die JUNG Schalterdesigns mit Goldauflage unterstreichen die
Wertigkeit des Badezimmers. Die intelligenten, in verschiedenen Größen wählbaren Bedienpaneele unterstützen vielseitig den
Komfort des wertvollen Rückzugsortes. In reduzierter Gestalt fügen sie sich in moderne Interieurs, die Bedienung erfolgt
intuitiv über ein Touch-Display. Der Kipphebel des Kippschalters LS 1912 als prägendes Stilelement weckt Nostalgie und lässt
das Badezimmer auch haptisch erleben. Für die persönliche Note ist LS 1912 als Zylinder, Kegel oder Kubus wählbar. Für den
perfekten Klang im Badezimmer sorgt das JUNG Smart Radio DAB+ im Schalterformat. Über den UKW-Empfang und den
digitalen Hörfunk hinaus kommuniziert die Variante Smart Radio DAB+ Bluetooth auch mit Smartphone und Tablet.

Eleganter Dimmer im
Schalterdesign LS 990
in Messing Classic. 
Photo Constantin Meyer, Köln

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Vertrieb in Österreich: EURO UNITECH Elektrotechnik GmbH | Floridotower | Floridsdorfer Hauptstraße 1

A-1210 Wien | T +43/1/662 72 50 | office@eurounitech.at | www.eurounitech.at
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019 145

TECTUS Glas setzt Ganzglastüren flächenbündig in Szene – minimalistisch, filigran, transparent.  Photos SIMONSWERK

Minimalistisch,
filigran, transparent
Ästhetische Lösung für Ganzglastüren mit klarer Formen­
sprache. Ein Innenraumkonzept mit großzügiger Verglasung
oder transparent gestalteten Durchgängen geht häufig einher
mit dem Wunsch nach klarem Design. Das neue Bandsystem
TECTUS Glas von SIMONSWERK verleiht einer Ganzglastür
eine noch nie erreichte filigrane Optik und Leichtigkeit. Die
bereits mehrfach ausgezeichnete und darüber hinaus paten-
tierte Beschlaglösung ist kaum sichtbar. SIMONSWERK
bietet damit eine ganzheitliche Lösung für Ganzglastüren,
bestehend aus dem komplett verdeckt liegenden Bandsys-
tem TECTUS Glas, einer kontaktlosen, magnetischen Schlie-
ßung mit dem Schließmagneten KC 50 für den Einbau in der
Zarge und der Magnetplatte KC 50/G für die Anbringung an
der Ganzglastür sowie optisch abgestimmten Griffvarianten.
Sie überzeugt nicht nur durch das reduzierte Design, sondern
auch technisch durch den abgesicherten Belastungswert bis
zu 80 Kilogramm, der insbesondere im Objektbau neue Lö-
sungen für Glastüren bietet. Das Bandsystem TECTUS Glas
ist in den Modellvarianten TEG 310 2D 60 für einen Belas-
tungswert bis 60 Kilogramm und TEG 310 2D 80 für einen
Belastungswert bis 80 Kilogramm lieferbar. Beide Bandvari-
anten haben die gleiche Dimensionierung und Abmessungen,
sind optisch und in der Montage identisch. Neben der einfa-
chen Montage verfügt die Modellausführung noch über ein   SIMONSWERK GmbH
Bosfelder Weg 5 | D-33378 Rheda-Wiedenbrück
weitere Besonderheit: Die gesamte Montage erfordert keine T +49/52 42/413-0 | info@simonswerk.de
Glasbearbeitung. www.simonswerk.com
146 Technology
Brandschutz für
den Holzbau } Alexander Kunz
In puncto Holzbau und Brandschutz ein Pilotprojekt: Fassade des HoHo in Wien Aspern
Bei sorgfältiger Planung ist (fast) alles möglich.
Hochhäuser sind in puncto Brandschutz immer eine Herausforderung. Umso mehr,
wenn sie aus Holz sind, wie das HoHo, ein 84 Meter hohes Holzhaus, in Wien-Aspern.
Obwohl es am Land über Jahrhunderte gute Erfahrungen mit
Häusern aus Holz gibt, hatten Bauten aus Holz im urbanen
Raum keinen guten Ruf. Als brennbarer Baustoff wurde Holz für
viele Großbrände in den Städten verantwortlich gemacht. Als
Reaktion auf die angebliche Brandgefahr wurden in vielen Bau-
ordnungen, mit Ausnahme freistehender und sehr kleiner Ge-
bäude, nichtbrennbare Gebäudekonstruktionen vorgeschrieben.
Trotzdem wird nun in Wien das HoHo, ein Hochhaus aus Holz mit
einer Höhe von 84 m fertiggestellt. Beim Brandschutz war einige
Überzeugungsarbeit zu leisten. In der Diskussion um die Not-
wendigkeit nichtbrennbarer Gebäudekonstruktionen nennt man
gern die Nachteile brennbarer Baustoffe im Vergleich zum
Stahlbeton. Diese sind, abgesehen von der erhöhten Brandlast
durch den Baustoff selbst, vor allem die Gefahr der Beschädi-
gung von brandschutztechnischen Verkleidungen und das Ein-
dringen von Feuer in Hohlräume von Konstruktionen mit be-
schädigter Verkleidung. Beide Gefahren treten auch bei bauord-
nungskonformen, nichtbrennbaren Konstruktionen auf, nämlich
im Stahlbau. Stahlbaukonstruktionen sind zwar nichtbrennbar,
ein Feuerwiderstand über 90 Minuten, wie er bei großen Gebäu-
den und Hochhäusern gefordert ist, kann jedoch nur über Ver-
kleidungen oder Anstriche erzielt werden. Im Holzbau erreicht
Photo Thomas Lerch
man den erforderlichen Feuerwiderstand auch ohne Verkleidun-
gen und Anstriche durch Überdimensionierung (Bemessung auf
Abbrand). Holz ist zudem nicht Holz. Die Sorge, dass sich in
Hohlräumen von Holzkonstruktionen Schwelbrände unbemerkt
ausbreiten können, ist bei klassischen Holzkonstruktionen
berechtigt. Durch die Verwendung von Plattenkonstruktionen
z.B. aus Brettsperrholz kann dieses Risiko beseitigt werden.
Das nichtbrennbare Hochhaus ist ein Mythos. Dass eine brenn-
bare Gebäudekonstruktion eine Erhöhung der Brandlast bedeu-
tet, ist unbestritten. Die brennende Frage bei der Konzeption
des HoHo war jedoch, um wieviel erhöht sich die Brandlast? Bei
genauer Betrachtung wird die Nichtbrennbarkeit in der OIB-
Richtlinie, die Brandschutz in Hochhäusern regelt, für folgende
Konstruktionen gefordert: Tragende und aussteifende Bauteile,
brandabschnittsbildende und Trennbauteile, Fassaden, Wände
und Decken von Treppenhäusern. In letzteren müssen auch die
Oberflächen nichtbrennbar ausgeführt werden. Es ist also zu-
lässig, alle zuvor nicht genannten Bauteile brennbar auszufüh-
ren. Das sind u.a. Bodenkonstruktionen sowie Boden-, Wand-
und Deckenbeläge in Wohnungen und Betriebseinheiten, alle
Zwischenwände, ausgenommen der oben genannten (brandab-
schnittsbildende Wände…) und Deckenkonstruktionen inner-
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

halb von Brandabschnitten. Es zeigt sich also, dass auch nach

den Regeln der Technik ein maßgeblicher Anteil der Baustoffe
brennbar ausgeführt werden kann. Für die Entwicklung des
Brandschutzkonzepts des HoHo mussten für das fertige Gebäu-
de vor allem die Gebäudehöhe und die brennbare Tragkonstruk-
tion, die aus optischen Gründen innen nicht verkleidet werden
sollte, betrachtet werden. Durch den Baustoff war auch eine
genaue Betrachtung des Bauzustandes nötig. Bedingt durch die
Gebäudehöhe ist im Brandfall ein Löschangriff von außen nicht
möglich, wie der Brand des Grenfell Tower in London eindrucks-
voll gezeigt hat. Gebäude dieser Höhe werden in Österreich
daher grundsätzlich mit automatischen Löschanlagen ausge-
rüstet. Durch diese wird die Ausbreitung eines Brandereignisses
sowohl im Gebäude als auch über die Fassade (Brandüber-
schlag) wirksam verhindert. Auch die Aktivierung der durch den
Baustoff Holz eingebrachten zusätzlichen Brandlast ist durch
diese technische Maßnahme, die beim HoHo mit zusätzlichen
Ausfallssicherungen geplant ist, so gut wie ausgeschlossen.
Weites ist bei Gebäuden dieser Größe eine automatische Brand-
detektion und Alarmierung sowie genügend sichere Treppen-
häuser, in denen das Eindringen von Rauch im Brandfall durch
Überdruck verhindert wird, Standard. Für den Feuerwehreinsatz
gibt es Aufzüge und Löschleitungen. Hinsichtlich der brennba-
ren Tragkonstruktion wurden die Bauteile so berechnet, dass
diese auch bei Ausfall der Sprinkleranlage durch Überdimensio-
nierung eine Standfestigkeit von mehr als 90 Minuten aufwei-
sen. Da das Abbrandverhalten von Brettsperrholz nicht linear
verläuft, mussten die Anforderungen an das Material hinsicht-
lich Schichtstärken genau definiert werden. Die Konstruktion
wurde schon vor der Einreichung umfassenden Brandversuchen
unterzogen. Das Pilotprojekt HoHo zeigt, dass Brandschutz bei
sorgfältiger Planung für den Baustoff Holz kein Hindernis ist.
Photo cetus.at + Thomas Lerch

Jetzt
Innenraum des HoHo Wien: unverkleidete tragende Stützen aus Holz

Alexander Kunz

testen!
ist Gründer des Büros „Kunz – Die innovativen Brandschutzplaner“, das
er seit 2005 gemeinsam mit Architektin Monika Osterkorn führt. Kunz
beendete sein Architekturstudium an der TU Wien, er spezialisierte sich
nach einigen Jahren als Projektleiter auf den vorbeugenden Brandschutz
von Sonderbauwerken. 2008–2010 absolvierte er das Masterstudium
„Fire Safety Management“ an der Donauinversität Krems. Mit seinem
6köpfigen Team bearbeitete er in puncto Brandschutz u.a.: den Haupt-
bahnhof, die WU, den Erste Campus und das HoHo, alle in Wien. architektur-aktuell.at/abo
 148 Media Reviews

Dominika Glogowski über neue Polen-Bücher

schafft Identität
Architektur Der Architekturdiskurs in Polen hat sich in den vergangenen Jahren breit aus-
differenziert und bearbeitet viele unterschiedliche Themenbereiche. Besonders
die eigene Geschichte des Landes nach dem zweiten Weltkrieg wird in vielen
Publikationen neu aufgearbeitet: Architektur war hier stets ein wichtiges
Instrument der nationalen Identitätsbildung. Ein Überblick über die Architek-
turdebatte im Land an der Weichsel.

Architekt Michał Wenderski gibt mente lassen sich in verschiede-

in Cultural Mobility In The Inter-
war Avant-Garde Art Network [1]
ein detailliertes Bild eines gegen-
seitigen Austausches dreier
Länder innerhalb der Avantgarde
der Zwischenkriegszeit. Der
Autor untersucht in diesem Buch
Bücher, Magazine, Briefe, Mani-
feste und theoretische Abhand-
lungen aus Polen, Belgien und
den Niederlanden. Die CIAM-
Kongresse und Personen wie
Szymon Syrkus, Katarzyna Kobro,
Georges Vantongerloo, Theo van
Doesburg und Henryk Stażewski
sind einige bekannte Namen, die
hier behandelt werden. Die Netz-
werke produzierten langjährige
Freundschaften und Kooperatio-
nen. Kunstgeschichte ist eben –
wie der Autor schreibt – ein
Netzwerk, geprägt von ständiger
Veränderung und habe keine
straffe, hierarchische Struktur.
In einer ebenso spannenden
Analyse erforscht Katarzyna
Jagodzinska in ihrem Buch
Museums and Centers of Con-
temporary Art in Central Europe
After 1989 [2] die Museumsland-
schaft in Zentraleuropa nach
1989. Die Autorin untersucht
unterschiedliche Museumstypo-
logien in Provinz und Großstäd-
ten. So sollte Osteuropa nun
endlich kein blinder Fleck der
europäischen Museumsland-
schaft mehr sein. Durch die Do-
minanz westlicher Kunstbegriffe
fehlen im Westen Museen, die
sich explizit einer östlichen
Kunstszene widmen, während im
Osten selbst die Bedeutung der
eigenen Kunst kaum erkannt
wird. Das 2019 eröffnete Schwei-
zer „Muzeum Sush“ als erste
Kunstkollektion einer polnischen
Mäzenin beschreitet hier im
Westen neue Wege.
Die prägende sozialistische Zeit
ist Thema der Abhandlung von
Lidia Klein und Alicja Gzowska im
Sammelband Second World
Postmodernisms [3]. In „One size
fits all“ skizzieren die Autorinnen
dabei die Komplexität rund um
den Begriff der Postmoderne in
den 1970er und 1980er Jahren.
Der Staat fungierte einerseits als
Auftraggeber, andererseits aber
natürlich auch als ideologischer
Gegner der Künstler. In Anleh-
nung an Jane Jacobs und Chris-
topher Alexander suchte Archi-
tekt Marek Budzyński hier nach
einem dritten Weg zwischen den
Fronten. Postmoderne Experi-
nen Typologien der jüngeren
Kunstproduktion wiederfinden.
Sie lancieren erfolgreich viele
Alternativen zum westlichen
Kunstbegriff.
Waldemar Cudnys Forschungs-
band City Branding and
Promotion [4] bespricht, wie sich
eine post-sozialistische, regiona-
le Stadt nach 1989 den Anforde-
rungen des 21. Jahrhunderts stel-
len könne – besonders der inten-
siven Deindustrialisierung und
der wachsenden Globalisierung.
Städte sind heutzutage komplexe
Systeme, die am nationalen und
internationalen Markt bestimmte
Vermarktungsstrategien benöti-
gen. Für eines der erfolgreichsten
Realisierungen blickt Cudny nach
Łódż. Sie hat auf die Kreativwirt-
schaft gesetzt und gibt nun ihre
Erfahrungen an die Bergbaustadt
Tomaszów Mazowiecki, 110km
südlich von Warschau, weiter.
Der Wert des Bewerbens und
Vermarktens klassisch-moderner
Architekturikonen dringt erst
langsam in den polnischen Archi-
tekturdiskus ein. Soziologe Karol
Kurnicki hebt in seinem pointier-
ten Beitrag „Defending Modernist
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019
Architecture in Poland“ (im
Forschungsband Architec-
ture, Democracy and Emo-
tions [5]) jene Akteure hervor,
die sich für deren Erhaltung
eingesetzt haben. Das Ein-
dringen von ausländischem
Kapital des neoliberalen
Marktes führte zu einer Welle
an Abrissen, Um- und Neu-
bauten. So auch bei der
Shoppingmall Supersam in
Warschau oder dem Emilia-
Pavillon, der in Folge lauter
Proteste und Druck auf den
Investor neues Leben erhielt.
So wird der Pavillon nun
Stück für Stück abmontiert
und vor dem Warschauer
Kulturpalast nach Plänen von
BBGK neu aufgebaut. Eine
Erweiterung des Pavillons ist
vom Bauherrn gesponsert
und dient so auch seiner
eigenen Vermarktung. So
spielt Architektur für den
Autor immer noch eine wich-
tige Rolle der Identitätsstif-
tung. Durch Emotionen kann
sie durchaus den politischen
Diskurs beeinflussen.
Der letzte vorgestellte Band
handelt vom polnischen
Beitrag des Architekturstu-
dios Centrala und Kuratorin
Anna Ptak für die Architek-
turbiennale in Venedig 2018.
Die Ausstellung Amplifying
Nature [6] – mit gleichnami-
ger Publikation – untersuch-
te den menschlichen Einfluss
auf diesen Planeten anhand
von ausgewählten Projekten
zwischen 1954 und 1976. Das
Büro Centrala vereint als
Knoten zwischen Innovation,
Theorie, Design und Kunst
viele kreative Köpfe wie
Jakub Szczęsny und wird von
Małgorzata Kuciewicz und
Simone de Iacobis In War-
schau geleitet. Mehr als
andere Kunstdisziplinen sind
sich die Architekten der
aktuellen Klimakrise durch-
aus bewusst. Als Architekt­
Innen seien sie diesem Wan-
del nicht nur ausgesetzt,
sondern treiben diesen sogar
selbst voran. Denn das Bauen
verstärke die problematische
Entwicklung. Die ausgestell-
ten Beispiele dokumentieren
die aktuelle Dynamik, Indivi-
dualität und kritische Pers-
pektiven dazu.
Polen zählt zu den führenden
Nationen der Buchprodukti-
on. Es bleibt zu hoffen, dass
dieses breite Oeuvre durch
zahlreiche Übersetzungen
auch im westlichen Markt
Verbreitung findet.
149
Web Radar
1
Katarzyna (Fast) jedes einzelne
Jagodzinska
Museums and Bauwerk in den USA
Centers of Con-
temporary Art in
Ein wichtiges Anwendungsgebiet für Künstliche Intelli-
Central Europe
After 1989 genz ist Bilderkennung – und dort gibt es wiederum
284 Seiten, Text den Bereich der Auswertung von Satellitenbildern,
englisch, Taylor &
etwa durch die Erkennung und Geometrisierung von
Francis Limited,
€ 112,50 Gebäudedaten. Ein nichtkommerzielles Angebot liefer-
te im vergangenen Jahr Microsoft mit „USBuilding-
2
Footprints“: ein File mit mehr als 125 Millionen Gebäu-
Vladimir Kulic
Second World deformen aus allen 50 Bundesstaaten der USA, das
Postmodernisms frei zugänglich ist und frei verwendet werden kann. Die
272 Seiten, Text
KI wurde zunächst mit 5 Millionen Beispielgrafiken
englisch, Blooms-
bury Visual Arts, trainiert, um Gebäudeformen auf Satellitenbildern zu
€ 79, – erkennen. Diese Formen wurden dann mithilfe von
Regeln in Polygone übersetzt. Die Genauigkeit soll
3
Waldemar Cudny deutlich höher sein als übliche händische Vektorisie-
City Branding rungen wie etwa in der OpenStreetMap – und dies war
and Promotion:
auch der Anlass für Microsoft, das Projekt zu starten,
The Strategic
Approach um die Qualität der OpenStreetMap zu verbessern. Die
186 Seiten, Text gebäudereichsten Bundesstaaten sind Kalifornien mit
englisch, Rout-
etwa 11 Millionen, Texas mit 10 Millionen und Florida
ledge, € 100,–
mit 7 Millionen Bauten. Die New York Times nützte den
4 Datenschatz für ein herausragendes Beispiel von
Michał Wenderski
Datenvisualisierungs-Journalismus, erschienen vor
Cultural Mobility
in the Interwar einem Jahr. Ein Überblicksplan der ganzen USA zeigt
Avant-Garde Art die historische Urbanisierung: Im Osten sind die Städ-
Network
te durch ein dichtes Netz aus kleineren Siedlungen
196 Seiten, Text
englisch, Rout- verbunden, im Westen liegen sie vielfach allein in der
ledge, € 82,50 weiten Leere – erst an der Küste gibt es wieder dichte
Bebauung. Die Grenze zwischen diesen beiden Zonen
5
Till Großmann, verläuft entlang einer Linie von Dallas im Süden bis
Philipp Nielsen Minneapolis im Norden. Während sich dieses Netz
Architecture,
meist flächig übers Land zieht, vereinzelt begrenzt von
Democracy and
Emotions Küsten und Seen, erzeugen die Appalachen im Westen
202 Seiten, Text eine gerichtete Struktur, indem die Bebauung den
englisch, Rout-
ebenen Flächen zwischen Hängen und Bergen folgt.
ledge, € 35,50
Die Beispiele zeigen langgestreckte, französische
6 Siedlungsformen entlang eines Bayou in Louisiana
Anna Ptak
ebenso wie typische Suburbia-Exemplare in Arizona,
Amplifying Nature.
The Planetary die auf geradezu unheimliche Art Eintönigkeit und
Imagination of Vielfalt der Bebauungsstrukturen verbinden. Sofort
Architecture in the
wiedererkennbar und eindrucksvoll ist L’Enfants geo-
Anthropocene
183 Seiten, Text metrische Struktur von Washington, D.C. Aber auch der
polnisch/englisch, von Jefferson inspirierte Quadratraster des ländlichen
Zachęta – National
Raums in Michigan macht deutlich, wie sehr diese
Gallery of Art,
€ 26,– Landschaften in ihrer heutigen Form mehr aus Ideen
und weniger aus Notwendigkeit entstanden sind.
Microsofts Datenbank enthält viele, aber nicht alle
US-amerikanischen Gebäude. Ebenfalls 2018 publi-
zierte die Firma Ecopia ein kostenpflichtiges Angebot,
das 169 Millionen Gebäude enthalten soll.
Robert Temel
github.com/Microsoft/USBuildingFootprints
www.nytimes.com/interactive/2018/10/12/us/
map-of-every-building-in-the-united-states.html
150 Kalender / Calendar
Ausstellungen 
Exhibitions
} Andelsbuch
21. 6. 2019 – 11. 1. 2020
Werkraumschau:
Gastgeben – Räume für
das Willkommensein
Werkraum Bregenzerwald
AT-6866 Andelsbuch
Hof 800
www.werkraum.at
} Basel
15. 10. – 27. 10. 2019
35 Jahre S AM
S AM Schweizerisches
Architekturmuseum
4051 Basel
Steinenberg 7
www.sam-basel.org
} Berlin
5.9. – 20. 10. 2019
EINFACH INTELLIGENT
DAZ
10179 Berlin
Wilhelmine-Gemberg-Weg 6
www.daz.de
6. 9. 2019 – 27. 1. 2020
Original Bauhaus.
Die Jubiläumsausstellung
Berlinsche Galerie
D-10969 Berlin
Alte Jakobstraße 124–128
www.berlinischegalerie.de
17. 10. 2019 – 23. 2. 2020
In the Making: Ilya & Emilia
Kabakov. Von Zeichnung zu
Installation
Tchoban Foundation
10119 Berlin
Christinenstraße 18a
www.tchoban-foundation.de
1. 11. – 14. 12. 2019
LAVA – Natur und
Technologie
Architektur Galerie Berlin
D-10243 Berlin
Karl-Marx-Allee 96
www.architekturgalerieberlin.
de
} Dessau
Dauerausstellung
Sammlungspräsentation
Bauhaus Dessau
D-06846 Dessau-Roßlau
Gropiusallee 38
www.baushaus-dessau.de
18. 4. – 31. 12. 2019
Bauhaus Bauten Dessau:
Originale neu erzählt
Stiftung Bauhaus Dessau
D-06846 Dessau-Roßlau
Gropiusallee 38
www.bauhaus-dessau.de
} Dornbirn
25. 10. 2019 – 15. 2. 2020
BASEhabitat
vai Vorarlberger Architektur
Institut
A-6850 Dornbirn
Marktstraße 33
www.v-a-i.at
} Frankfurt am Main
Dauerausstellung
Von der Urhütte zum
Wolkenkratzer
DAM
D-60596 Frankfurt am Main
Schaumainkai 43
www.dam-online.de
14. 9. 2019 – 19. 1. 2020
In norwegischen
Landschaften
DAM
D-60596 Frankfurt am Main
Schaumainkai 43
www.dam-online.de
26. 9. – 24. 11. 2019
Häuser des Jahres 2019
DAM
D-60596 Frankfurt am Main
Schaumainkai 43
www.dam-online.de
} Graz
11. 4. 2019 – 6. 1. 2020
Mythos Tankstelle
Volkskundemuseum
A-8010 Graz
Paulustorgasse 11–13a
www.museum-joanneum.at
21. 9.– 8. 11. 2019
Sorry, the file you have
requested does not exist.
HDA – Haus der Architektur
A-8020 Graz
Mariahilferstraße 2
www.hda-graz.at
} Innsbruck
22. 2. – 31. 10. 2019
Campagne Reichenau.
„Ein Stück Stadt bauen“
Stadtbibliothek Innsbruck
A-6020 Innsbruck
Amraser Straße 2
www.kammerwest.at
11. 10. – 11. 1. 2019
über lois welzenbacher
aut. architektur und tirol
6020 Innsbruck
Lois Welzenbacher Platz 1
www.aut.cc
} Köln
9. 9. – 10. 11. 2019
Fluch & Segen.
Kirchen der Moderne
M:AI Museum für Kunst und
Ingenieurkunst NRW
D-50670 Köln
St. Gertrud: Kirche + Kultur
www.mai-nrw.de
} Linz
15. 10. – 21. 12. 2019
Kontaminierte Orte
afo architekturforum
oberösterreich
4020 Linz
Herbert-Bayer-Platz 1
www.afo.at
} Ljubljana
20. 6. – 20. 10. 2019
Layers of Time
MAO – Museum of
Architecture and Design
SI-1000 Ljubljana
Grad Fužine, Pot na Fužine 2
www.mao.si
} Meran
10. 10. 2019 – 12. 1. 2020
Design from the alps
Kunst Meran
IT-39012 Meran
Laubengasse 163
www.kunstmeranoarte.org
} München
2. 6. 2017 – 22. 2. 2022
Futuro – A Flying
Saucer in Town
Pinakothek der Moderne –
Die Neue Sammlung
D-80333 München
Barer Straße 40
www.architekturmuseum.de
31. 1. – 31. 12. 2019
Reflex Bauhaus. 40 objects
Die Neue Sammlung
The Design Museum
D-80333 München
Türkenstraße 15
www.dnstdm.de
17. 10. 2019 – 19. 1. 2020
Balkrishna Doshi. Architktur
für den Menschen
D-80333 München
Barer Straße 40
www.architekturmuseum.de
} Oberhausen
Dauerausstellung
Peter Behrens –
Kunst und Technik
LVR-Industriemuseum,
Peter-Behrens-Bau
D-46047 Oberhausen
Essener Straße 80
www. industriemuseum.lvr.de
} Orléans } Wien
11. 10. 2019 – 19. 1. 2020 Dauerausstellung
Years of Solitude – Biennale a_schau
d’Architecture d’Orléans Architekturzentrum Wien
Frac Centre-Val de Loire A-1070 Wien
45000 Orléans Museumsplatz 1
88 rue du Colombier www.azw.at
} Paris 9. 10. – 29. 10. 2019
Dauerausstellung Conceptual Joining –
Paris, a city in the making Wood Structures from
Pavillon de l’arsenal Detail to Utopia
F-75004 Paris, Bld. Morland AIL – angewandte
www.pavillon-arsenal.com innovation laboratory
1010 Wien
1. 11. – 30. 11. 2019 Franz Josefs Kai 3
devaux & devaux architectes www.ailab.at
la galerie d’architecture
75004 Paris 17. 10. 2019 – 24. 2. 2020
11 rue des blancs manteaux Kalter Krieg und Architektur
www.galerie-architecture.fr Architekturzentrum Wien
A-1070 Wien
} Salzburg Museumsplatz 1
26. 9. – 31. 10. 2019 www.azw.at
Neue Architektur in Südtirol:
Teil 1: Die Städte 5. 12. 2019 – 20. 1. 2020
Initiative Architektur Vorarlberger Einsichten –
AT-5020 Salzburg Ein Generationendialog
Sinnhuberstraße 3 SammlungsLab #5
www.initiativearchitektur.at Architekturzentrum Wien
A-1070 Wien
6. 11. – 29. 11. 2019 Museumsplatz 1
Neue Architektur in Südtirol: www.azw.at
Teil 2: Das Land
Initiative Architektur
AT-5020 Salzburg
Sinnhuberstraße 3
www.initiativearchitektur.at
} St. Pölten
7. 11. 2019 – 1. 3. 2020
Der Blick von außen
Stadtmuseum St. Pölten
3100 St. Pölten
Prandtauerstraße 2
www.orte-noe.at
} Stuttgart
7. 6. – 20. 10. 2019
Weissenhof City
Staatsgalerie Stuttgart
D-70173 Stuttgart
Konrad-Adenauer-Str. 30–32
www.staatsgalerie.de
} Ulm
27. 6. – 13. 10. 2019
Bauhaus Ulm. Von
Peterhans bis Maldonado
HfG-Archiv Ulm
D-89081 Ulm
Am Hochsträß 8
www.hfg-archiv.museumulm.
de
24. 5. – 27. 10. 2019
Living in a Box. Design and
Comix
Vitra Design Museum
D-79576 Weil am Rhein
Charles-Eames-Str. 2
www.design-museum.de
architektur.aktuell, No. 475, 10.2019

Veranstaltungen / Vorträge  Messen 
Events / Lectures Fairs

} Berlin 26. 10. 2019 } Leipzig

16. 10. 2019 Tag der offenen Tür im Az W 25. 10. – 27. 10. 2019
NEU IM CLUB 4/19: r Architekturzentrum Wien Designers Open 2019
undzwei Architekten BDA A-1070 Wien Kongresshalle am Zoo
DAZ – Glashaus Museumsplatz 1 D-04105 Leipzig
10179 Berlin www.azw.at Pfaffendorfer Str. 31
Wilhelmine-Gemberg-Weg 6 www.designersopen.de
www.daz.de 30. 10. 2019
Gotong Royong – } München
} Bern For a Common Goal 26. 11. – 27. 11. 2019
28. 10. – 29. 10. 2019 Architekturzentrum Wien BIM World Munich
14. Conference on Advanced A-1070 Wien Messe München
Building Skins Museumsplatz 1 81829 München
Kursaal Bern www.azw.at Messegelände
CH-3000 Bern www.bim-world.de
Kornhausstrasse 3
www.abs.green } Wien
25. 10. – 27. 10. 2019
} Graz Blickfang
16. 10. 2019 MAK
GAD Awards 19 | Vorträge 1010 Wien
der PreisträgerInnen Stubenring 5
HDA – Haus der Architektur www.blickfang.com
8020 Graz
Mariahilferstraße 2
www.hda-graz.at

} Klagenfurt
8. 11. 2019
Bauherrrenpreis 2019
Architektur Haus Kärnten
Mehr interessante
9020 Klagenfurt
St. Veiter Ring 10
tagesaktuelle Termine
www.zv-architekten.at
und Veranstaltungen
} Linz
24. 10. 2019
finden Sie laufend auf
New Reality – The next
Economy Ecosystem
More interesting brand
afo architekturforum
oberösterreich
new venues and events
4020 Linz
Herbert-Bayer-Platz 1
can be found on
www.afo.at

} Oslo
26. 9. – 24. 11. 2019
Oslo Architecture Triennale
www.
The Oslo School of
Architecture and Design
NOR-0130 Oslo
architektur-
St. Olavs plass
www.oslotriennale.no
aktuell.at/
} St. Pölten
10. 10. 2019
2. St. Pöltner
Wohnbau-Dialog
termine
NV-Forum
A-3100 St. Pölten
Neue Herrengasse 10 Außerdem hat unsere Website
www.orte-noe.at
noch Informa­tion zu News, Aus­
} Wien stellungen, Inhalten des aktuellen
10. 11. 2019 Hefts und mehr zu bieten…
ARCH ON TOUR 41 / Brünner
In addition to that our website
Moderne 15
A-1070 Wien offers further Information on News,
Kaiserstraße 67/9 Exhibitions, contents of the current
www.archontour.at
magazine and more…

www.architektur-aktuell.at
152 Vorschau / Preview

11.2019
Binary Codes
Globalisierung, Ökologisierung und Digitalisierung – das sind die drei
kulturellen Mega-Themen unserer Tage. In der Architektur sind das
klassische „Querschnittsmaterien“ und manifestieren sich daher in
jedem Bauprojekt auf andere Weise und Intensität. Auch aus diesem
Grund kann man sie in innovativen Gebäuden rein visuell oft nicht
auf den ersten Blick erkennen. Also liefern wir einen lehrreichen
Guide zu relevanten Merkmalen und Leistungen der Bau-Digitali­
sierung – mit drei ausgewählten Projekten aus der Schweiz,
Deutschland und England sowie einem Büroporträt aus Wien.

Globalization, ecologization and digitalization – these are

the three cultural mega-themes of our times. In architec­
ture these are the classic “interdisciplinary materials”
and are consequently manifested in each building pro­
ject in a different way and with a different intensity.
For this reason, often they cannot be recognized
visually in innovative buildings at first glance.
Therefore, we provide an instructive guide to
the relevant characteristics and achie­
vements of building digitalizati­
on – with three selected projects
from Switzerland, Germany and
England, as well as an office
portrait from Vienna.

Produktthema
Bausoftware

ICD/ITKE University of Stuttgart – BUGA Faserpavillon Fibre Pavilion 2019  Photo © ICD/ITKE University of Stuttgart

Impressum  Verleger | Publisher: Architektur Aktuell GmbH, Loquaiplatz 12, 1060 Wien, Austria. Chefredakteur | Editor-in-chief: Matthias Boeckl. Editorial Team: Kerstin Bauhofer, Gudrun Hausegger, Barbara Jahn-Rösel, Franziska Leeb, Arian Lehner,
Isabella Marboe, J. Roderick O’Donovan. Layout | Graphic Design: Martin Gaal. Adresse | Address: Loquaiplatz 12/1/8, 1060 Wien, Austria, Tel. +43 1 353 6000-37, architektur.aktuell@ architektur-aktuell.at, www.architektur-aktuell.at. MitarbeiterInnen dieser
Ausgabe | Contributors to this issue: Dominika Glogowski, Roman Höllbacher, Claus Käpplinger, Liliana Niesielska, Grzegorz Stiasny, Robert Temel, Tomasz Żylski. Anzeigenleitung | Advertising | Showcase: Bernd Mandl, Tel. +43 1 353 6000-34, bernd.mandl@
architektur-aktuell.at. Managing Director: Georg Pirker. Offsetdruck | Printed by: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau, Austria, Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier-TCF. Printed on acid-free and chlorine free bleached pa-
per-TCF. Printed in Austria. ISSN 0570-6602 AAKTA7 53 (475) 1–152 (2019). Verlagsort | Published in Wien | Vienna. Herstellungsort | Produced in Bad Vöslau | Austria. Erscheinungsort | Distributed from Wien | Vienna. Verlagspostamt | District post office 1060
Wien P. b. b. Einzelheft | Single issue 2019 € 14,80 plus Versandkosten | plus carriage charges. Abonnement | Subscription 2019: Austria € 157,–, other countries € 177,–. Studenten | Students: Austria € 49,–, other countries € 69,–. Test-Abo 4 Hefte | 4 issues 2019:
Austria € 19,90, other countries € 39,90, www.architektur-aktuell.at, inkl. MWSt und Versandkosten | incl. VAT and carriage charges. Für Studenten bei Bezug direkt vom Verlag (gegen Inskriptionsbestätigung) | Students (evidence of registration required). Das
Abonnement für Einzelbezieher gilt mit Bezug des ersten Heftes jeweils für ein Jahr mit der in der Preisliste für einen vollen Jahrgang angegebenen Anzahl von Ausgaben. Abbestellungen innerhalb dieser Laufzeit können nicht entgegengenommen werden. Das
Abonnement der Zeitschrift verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn nicht bis 2 Monate vor Ablauf des Abonnements beim Verlag eine schriftliche Kündigung eingegangen ist. architektur.aktuell erscheint deutsch/englisch, 10 Hefte pro Jahr,
davon 2 Doppelnummern plus Sonderhefte. – architektur.aktuell is published in German/English, 10 issues a year incl. 2 double issues plus special issues. Urheberrecht: Mit der Annahme eines Beitrags zur Veröffentlichung erwirbt der Verlag vom Autor alle
Rechte, insbesondere das Recht der weiteren Vervielfältigung zu gewerblichen Zwecken mit Hilfe fotomechanischer oder anderer Verfahren. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung
und Verarbeitung in elektronischen Systemen, ePaper, Apps und Websites. Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk- und Fernsehsendungen im Magnettonverfahren oder auf ähnlichem Wege bleiben vorbehalten. Die Wieder­gabe von Gebrauchs-
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von jedermann benutzt werden dürften. Eigen­tümer und Copyright-Inhaber: © 2019 Architektur Aktuell GmbH/Wien. Copyright: On accepting a contribution for publication, the publishing house attains all the rights to said contribution, especially the right of
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tes- und sozialwissenschaftlicher Literatur

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