Sie sind auf Seite 1von 24

| April 2021 | Euro 10 | isbn 978-3-902926-40-1

Mehrgeschossiger Wohnbau
Planen und Bauen
Editorial

Impressum
Medieninhaber und Schon seit mehreren Jahren bietet proHolz eine neutrale Fachberatung zur Pla­
Herausgeber nung mehrgeschossiger Holzbauprojekte an. Im Rahmen dieser Fachberatung
hat sich bei zahlreichen Gesprächen mit Bauträgern und Projektverantwortli­
chen gezeigt, dass für die typischen Fragestellungen des mehrgeschossigen
Arbeitsgemeinschaft der Holzwohnbaus keine kompakt zusammengefassten Antworten verfügbar sind.
österreichischen Holz­w irtschaft In dieser Publikation möchten wir daher Erfahrungswerte von ausgeführten
zur Förderung der Anwendung Projekten weitergeben und zeigen, wie Wohngebäude aus Holz einfach, klima­
von Holz freundlich und wirtschaftlich errichtet werden können. Dieser proHolz Fokus
zum mehrgeschossigen Wohnbau ist kein umfassendes Lexikon, sondern bietet
Obmann Richard Stralz
Geschäftsführer Georg Binder
eine Auswahl an Lösungswegen an.
proHolz Austria Meist sind in der Planung und bei der Ausführung Entscheidungen mit weitrei­
A-1030 Wien, Am Heumarkt 12 chenden Konsequenzen in kurzer Zeit zu treffen. Kein Wunder, dass daher häufig
T +43 (0)1 ⁄ 712 04 74 auf bewährte Prozesse, Materialien und Methoden zurückgegriffen wird und
info@proholz.at; www.proholz.at kaum Zeit und Spielraum für Neues bleibt.
Mit dieser Publikation wollen wir Ihnen einen Weg in die Welt des Holzwohnbaus
Inhalt und Projektleitung
Bernd Höfferl
zeigen und Sie bei der Umsetzung technisch und wirtschaftlich erfolgreicher
Redaktion Anne Isopp Projekte unterstützen. Die Inhalte in diesem Leitfaden sind sorgfältig recher­
Lektorat Esther Pirchner chiert, mit Expertinnen und Experten abgestimmt und gut überlegt zusammen­
Planzeichnungen gefasst. Trotzdem können wir keine Haftung übernehmen, lernen aber gerne
Christoph Elmecker dazu und sind dankbar für konstruktives Feedback.
Gestaltung
Vielen Dank an alle, die sich mit Informationen eingebracht und uns bei der
Atelier Andrea Gassner –
Marcel Bachmann
Erstellung unterstützt haben.
Druck Print Alliance
gesetzt in Foundry Journal Viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer Holzbauprojekte!
auf GardaPat 13 Kiara Bernd Höfferl
Auflage 13.000 Stück
isbn 978-3-902926-40-1
issn 1841-3180

Fotografien
Implenia S. 1, 11, 24
Hertha Hurnaus S. 5
Walter Ebenhofer S. 12
Andrew Phelps S. 17
Weyl’s Handbuch der Hygiene,
Band 4, Leipzig 1914 S. 19
Pierer.net S. 23

Copyright 2021
bei proHolz Austria und
den AutorInnen.
Die Publikation und alle in
ihr enthaltenen Beiträge und
Ab­bildungen sind urheber­
rechtlich geschützt. Jede
­Verwendung außerhalb der
Grenzen des Urheberrechts
ist ohne Zustimmung des
­Herausgebers unzulässig und
strafbar.
10 Hinweise zur Planung und Ausführung

10 Hinweise, Inhaltsverzeichnis
mehrgeschossiger Wohnbauten in Holz

Impressum, Editorial
2
3 proHolz Fokus
Grundlagen Planungsprozess Seite
Holzbau bietet die Chance, einen hohen Vorfertigungsgrad zu nutzen, hohe Aus­ 6
führungsqualität zu sichern, Schnittstellen und Montagezeit zu reduzieren und
damit auch wirtschaftlich attraktiv zu sein. Dies erfordert Entscheidungen bereits
in der Planungsphase.
Tragstruktur
Holz hat andere Eigenschaften als mineralische Baustoffe. Diese müssen schon bei 7
der Planung der Tragstruktur berücksichtigt werden, um die wirtschaftlichen Vorteile
nutzen zu können.
Gebäudehöhe
Im Holzbau ist eine überlegte Kombination von Sockel, Decke und Dach zu wählen, 7
um die vorgegebenen Gebäudehöhen ohne Sonderlösungen einhalten zu können.
Decken
Die gewählte Deckenkonstruktion hat einen hohen Einfluss auf die Wirtschaftlich­ 8
keit des Gebäudes. Spannweiten von 4 bis 5 Metern sind gut machbar, wenn die
Decken parallel zur Außenwand gespannt werden. Schlanke Decken in Sichtqualität
erfüllen besonders gut die typischen Anforderungen.
Wände
Wandsysteme können in Lastkategorien unterteilt werden. Die Kombination von 10
Bausystemen schafft das effizienteste Gesamtergebnis.
Bauphysik Brandschutz
Die Brandschutzanforderungen können mit Standardlösungen erfüllt werden. 12
Schallschutz
Guter Schallschutz funktioniert im Holzbau über das Masse-Feder-Masse-Prinzip. 14
Daher sind Wohnungstrennwände, Wohnungstrenndecken und Außenwände mehr­
schalig aufgebaut.
Wärmeschutz und tga
Wärmeschutz ist eine Stärke des Holzbaus und ermöglicht effiziente Haustechnik­ 16
systeme, die in Anschaffung und Betrieb wirtschaftliche Vorteile bringen.
Feuchteschutz
Holz ist vor Feuchtigkeit zu schützen. Dies ist der Schlüssel zu einer langen Lebens­ 18
dauer. Es ist auf die Einbaufeuchte, eine funktionierende luftdichte Ebene und sorg­
fältig ausgeführte Details bei Sockel, Dach und Fenstereinbau sowie im Badezimmer
zu achten.
Außenhülle Fassaden und Balkone
Im Holzbau können Holz-, Platten- oder Putzfassaden ausgeführt werden. Balkone 22
und Loggien werden nicht mit auskragenden Decken gelöst, sondern am einfachs­
ten konstruktiv vor das Gebäude gehängt oder auf Stützen gestellt.
Bauen mit Holz schützt das Klima
durch Ersatz von CO2-intensiven Materialien

Mineralischer Holzbau
Massivbau Reduktion
1.370 t CO2 1.275 t CO2

Fenster
Dach

Decken

Wände
Fenster
Wände
Treppenhaus

Keller und Decke Keller und Decke Decken und Dach

Fundament Fundament 95 t CO2

Belastung Belastung Entlastung


550 t CO2 455 t CO2
Vergleichsrechnung für einen sechsgeschossigen
Wohnbau nach oi3 Index 3.0

Für einen Bauplatz in der Lorystraße in 1110 Wien wurde zunächst ein Holzbau
geplant, doch dann ein mineralischer Massivbau errichtet. So liegen der
Berechnung zwei vollständige Planungen zugrunde. Es handelt sich um einen
sechsgeschossigen Wohnbau mit 53 Wohnungen, 3.800 m2 Nutzfläche und
einem typischen Wohnungsmix. Die Vergleichsrechnung zeigt, dass die CO2-
Emissionen in der Errichtung um 93 Prozent gesenkt werden können, wenn
das ­Gebäude – wie ursprünglich geplant – als Holzbau ausgeführt worden
wäre (unabhängige Vergleichsrechnung des gwp erfolgte 2020, Infos zu Öko­
index oi3: www.ibo.at).

Wer mit Holz baut, trägt wesentlich dazu bei, den heutigen Ressourcen-
und Energieverbrauch zu reduzieren. Holz ist der einzige tragende Baustoff,
der nachwächst und Kohlenstoff speichert. Holz ersetzt nicht nur endliche
­Ressourcen, sondern hilft auch, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Baugruppenprojekt Gleis 21 in Wien
von einzueins Architektur
Grundlagen
Planungsprozess

Der Holzbau erfordert einen anderen Planungs- und Bauablauf


als der mineralische Bau. Aufgrund des hohen Vorfertigungs-
grads sind bereits in der Planungsphase wesentliche Ent-
scheidungen zu treffen, um von allen Vorteilen des Holzbaus
profitieren zu können.

Die Herangehensweise im Holzbau unterscheidet sich von den


konventionellen Bauabläufen im mineralischen Massivbau. Im
­mineralischen Massivbau ist es wirtschaftlich, erst den Rohbau
zu errichten und dann Fenster und Fassade zu montieren sowie
Haus­t echnik und Innenausbau herzustellen. Im Holzbau hingegen
werden Decken und Wände witterungsunabhängig in der Werk­
halle produziert. Fenster, Fassaden und Innenbekleidungen können
­bereits fertig eingebaut werden. Das garantiert eine hohe Aus­
führungsqualität und reduziert die Montagezeit auf der Baustelle.
Die Vorfertigung erfordert eine andere Herangehensweise vom
Entwurf bis zur Bauabwicklung. Viele Entscheidungen sind bereits
am Beginn, in der Planungsphase zu treffen, eine baubegleitende
Planung ist im Holzbau daher nicht notwendig. Dies ist im Hinblick
auf die Gewerketrennung ungewohnt und erfordert von allen Be­
teiligten, Planungsentscheidungen früher zu treffen als im mine­
ralischen Massivbau. Die Vorfertigung bringt eine hohe Planungs-,
Termin- und Kostensicherheit mit sich.
Im Holzbau müssen keine Naturmaße mehr im Rohbau genommen
werden. Die hohe Maßgenauigkeit erlaubt es, sich im Innenausbau
auf die Planmaße zu verlassen. Die Küche kann bereits bestellt
werden, bevor das Gebäude steht.
Welcher Vorfertigungsgrad für das konkrete Projekt am besten
geeignet ist, hängt von örtlichen Gegebenheiten ab. Es können
zweidimensionale Elemente, Raummodule oder eine Kombination
aus beiden Systemen eingesetzt werden.
Durch die Vorfertigung werden der Materialtransport zur Baustel­
le, die Koordination der Gewerke auf der Baustelle und der Platz­
bedarf für Baustelleneinrichtungen (Baucontainer, Materiallager,
Schuttmulden …) reduziert.

Beim Holzbau wird Geschoss für Geschoss errichtet.


Wenn die Decke montiert wird, ist das darunter­liegende Geschoss
fast fertig.

Holzbau mit
integraler Planung Unterbau, Keller … kontinuierliche Montage

Fertigstellung
Entwurf Einreichung Werkplanung Bestellung Produktion Produktion Produktion
Übergabe
Vergabe Design freeze
Übergabe
baubegleitende Planung

Entwurf Einreichung
Gewerk 1
Gewerk 2
Gewerk 3
Mineralischer Bau mit Gewerk 4
Gewerk 5
Gewerk 6
baubegleitender Planung
Tragstruktur Gebäudehöhe

Grundlagen
Der Holzbau bietet eine Vielfalt von Systemen an. Die Kombi­ Die Wahl des Deckensystems, der Dachform und der Sockel­

6
7
nation von Deckenspannweiten von 4 bis 5 Metern und last­ details beeinflusst die Gebäudehöhe. Deshalb ist es im Holz-
ableitenden Innenwänden hat sich bewährt. bau wichtig, eine überlegte Kombination zu finden, um auf-

proHolz Fokus
wendige Konstruktionen wie Staffelgeschosse zu vermeiden.
Im Holzbau steht ein breites Spektrum an Bausystemen zur
Auswahl. Bei der Wahl eines Bausystems (Brettsperrholzbauweise, Die in den Bauvorschriften definierten Gebäudehöhen sind aus
Rahmenbau oder Raummodule) ist es wichtig, die jeweiligen dem mineralischen Bauen entstanden. Dadurch, dass im Holzbau
­Eigenschaften der Systeme zu kennen, um sie gezielt einsetzen die Deckenkonstruktionen tendenziell dicker sind und das Erdge­
zu können. Eine Kombination aus verschiedenen Bausystemen – schoss nicht einfach auf das umliegende Niveau abgesenkt werden
beispielsweise Holzrahmenbau für die Außenwände und Brett­ kann, bedarf es einer ganzheitlichen Planung, um innerhalb der
sperrholz für die Decken – ist meist der effizienteste Weg zu einem zulässi­gen Gebäudehöhe zu bleiben. Hierbei kommt es besonders
wirtschaftlichen Holzbau. darauf an, sich bei der Wahl des Deckensystems, der Sockelaus­
Im Holzbau sind Deckenspannweiten von 4 bis 5 Metern wirt­ bildung und der Dachform der jeweiligen Auswirkungen auf die
schaft­lich: Der Materialeinsatz ist im wirtschaftlichen Rahmen, Gebäudehöhe bewusst zu sein und diese Elemente miteinander
die Gesamtdeckenstärken (Deckenhöhe + Fußbodenaufbau) sind in Beziehung zu setzen. Soll eine Photovoltaik-Anlage ausgeführt
etwa gleich hoch wie beim mineralischen Massivbau und die werden, ist oft ein flach geneigtes Steildach die effizienteste
­L asten können gut über die Wände abgeleitet werden. Tragende Lösung. Ein thermisch sehr gut gedämmtes Dach kann so mit
Innenwände erlauben eine größere Gestaltungsfreiheit bei der einer schlanken Traufe ausgeführt werden.
Größe und Position der Fensteröffnungen in den Außenwänden. Auf dieses Grundprinzip ist auch bei Terrassen vor Staffelgeschos­
Es kommt zu keiner Bündelung hoher Lasten an wenigen Punkten sen zu achten. Hier ergibt sich ein erhöhter Fußbodenaufbau im
und die vorhandenen Querschnitte können gleichmäßiger aus­ obersten Geschoss, der wiederum Auswirkungen auf die Gesamt­
genutzt werden. höhe des Gebäudes hat.

kostenintensivere
Bereiche

Unterschiedliche Anforderungen führen zu unterschiedlichen Kosten/m2 Kleinere Spannweiten sind wirtschaftlicher


Auch wenn die Baukosten pro Quadratmeter Nutzfläche berechnet werden, Im Holzbau können Innenwände und Wohnungstrennwände als tragende
sind die tatsächlichen Kosten für Bad, wc, Küche etwa drei Mal so hoch. Im Wände ausgeführt werden, um kleinere Spannweiten zu erreichen. Diese
Holzbau kann man die installationsintensiven Bereiche als Modul vorfertigen Wände können auch mit Unterzügen kombiniert werden. Nutzungsände­
und so Kosten und Zeit sparen. rungen zu einem späteren Zeitpunkt sind natürlich möglich. Im Falle eines
Umbaus ermöglicht eine ­e xakt vorliegende Werkplanung, einzelne Wände
zum Beispiel durch passgenau vorgefertigte und verschraubte Stahlrahmen
zu ersetzen.
Decken

Brettsperrholz mit gk-Verkleidung Brettsperrholz Sicht


dataholz.eu gdmnxa02a-01 gdmnxn02-04*
Brandschutzanforderung REI 90 REI 60 REI 90
Deckenstärke (cm) 34 36 38 40 32 34 36 38 34 36 38 40
Deckensystem CLT 14 CLT 16 CLT 18 CLT 20 CLT 14 CLT 16 CLT 18 CLT 20 CLT 16 CLT 18 CLT 20 CLT 22

Spannweiten (cm)
300
320
340
360
380 EFT
400 EFT DLT
420 DLT EFT
440 EFT DLT
460 EFT DLT EFT
480 DLT EFT EFT DLT
500 DLT DLT EFT EFT
520 EFT DLT DLT
540 DLT EFT
560 DLT
580
600
620
640
660
680
700

EFT = Einfeldträger DLT = Durchlaufträger


Kostenniveau/m2 100 – 110 % 111 – 120 % 121 – 130 % > 131 % Deckenstärke relevant für Gebäudehöhe

Die Wahl des Deckensystems ist entscheidend für die Wirt-


schaftlichkeit des Holzbauentwurfs. Eine Holzdecke ist dann
effizient, wenn sie die Anforderung der Statik, des Brandschut-
zes, des Schallschutzes, der Optik und der Kosten mit wenigen
Bauteilschichten erfüllt.

Im mineralischen Massivbau sind Gesamtdeckenstärken von etwa Ist die Holzdecke unverkleidet, bringt dies wesentliche Vorteile mit
35 cm üblich (20 cm Decke + 15 cm Fußbodenaufbau). Auch der sich. Die gesamte Deckenstärke kann als tragender Querschnitt
Holzbau muss mit diesem Referenzmaß auskommen, wenn eine genutzt werden. Das hochwertige Material Holz ist als Deckenunter­
maximale Gebäudehöhe vorgegeben ist. sicht gestalterisch ansprechend sichtbar und spart viele weitere
Um eine Deckenstärke von etwa 35 cm zu erreichen, eignet sich Bearbeitungsschritte wie Spachteln, Fugenausbildung und An­
eine Massivholzdecke in Sichtqualität. Diese wird mit 8 cm Schüt­ striche. Die Decke kann auch noch später aus optischen Gründen
tung, 4 cm Trittschalldämmung und 6 cm Nassestrich auf einer mit Gipsplatten verkleidet werden, wenn dafür zusätzlich 2 cm
Brettsperrholzplatte von 16 cm ausgeführt. Dieses System erfüllt Raumhöhe eingeplant werden. Durch den Materialwechsel von
die schallschutztechnischen Anforderungen einer Wohnungs­ den mit Gipskarton bekleideten Wänden und der Sichtholzdecke
trenndecke. können auch Rissbildungen vermieden werden, weil die Fuge
kleine Formänderungen infolge Feuchteänderungen aufnimmt.
Grundlagen
9
8
proHolz Fokus
Brettschichtholzdecke Sicht Balkendecke mit gk-Verkleidung hbv-Fertigteildecke Sicht**
gdmnxn02-04* gdrnxa07b-04 gdrnxa07b-04
REI 60 REI 90 REI 60 REI 90 REI 90
34 36 38 34 36 38 45 45 45 45 45 45 35 37 39
BSH 16 BSH 18 BSH 20 BSH 16 BSH 18 BSH 20 5/24 5/24 5/24 10/24 10/24 10/24 CLT 14 CLT 14 CLT 16
e = 4 0 e = 35 e = 30 e = 4 0 e = 34 e = 30 +8 +10 +10
e = Achsabstand (cm) Aufbeton (cm)


EFT
DLT EFT
DLT EFT
DLT EFT
DLT
EFT EFT EFT
DLT DLT DLT EFT
EFT EFT DLT
DLT DLT
EFT EFT
DLT DLT



EFT

EFT

EFT

EFT = Einfeldträger DLT = Durchlaufträger


Kostenniveau/m2 100 – 110 % 111 – 120 % 121 – 130 % > 131 % Deckenstärke relevant für Gebäudehöhe

* Bei den Aufbauten mit Holzuntersicht wurde gegenüber den Aufbauten in dataholz die Stärke der Beschüttung um 2 cm erhöht (8 cm statt 6 cm), um eine
Reserve für den Schallschutz zu haben. Die Dimensionierungen in der Tabelle wurden mit 8 cm Beschüttung gerechnet.
** Vorgefertigte Holz-Beton-Verbunddeckenelemente inklusive Aufbeton

Ist die Gebäudehöhe kein limitierender Faktor, ist eine Balken­ Welche Systeme für welche Spannweiten wirtschaftlich sind, ist in
decke eine wirtschaftlich sinnvolle Lösung. Balkendecken bieten der Tabelle ersichtlich. Sie zeigt die Zusammenhänge von Spann­
eine hohe Materialeffizienz: schlanke, hohe Balken sind material­ weite, Deckenstärke und Kosten und hilft bei der Suche nach einer
effizienter als breite und niedrige. Ein typischer Deckenaufbau optimalen Decke für das jeweilige Projekt.
einer Balkendecke, der die Schallschutzanforderun­gen einer Die Übersicht ersetzt keine statischen Berechnungen. Insbeson­
Wohnungstrenndecke erfüllt, kommt beispielsweise auf eine dere die Spannweiten bei Durchlaufträgern müssen im Einzelfall
­Gesamtstärke von 45 cm. statisch geprüft werden.
Wände

Im Holzbau werden die Wände den auftretenden Lasten ent- Der Rahmenbau bietet den Vorteil, dass die tragenden Teile,
sprechend dimensioniert. Um den Berechnungsaufwand und die Stiele, an die Last angepasst werden können, ohne dass sich
die Komplexität gering zu halten, hat sich eine Einteilung der die Wandstärke wesentlich ändert. Auch ein Systemwechsel von
Wände in drei Belastungsklassen bewährt. Rahmenbau- auf Brettsperrholzwände kann bei hohen Lasten
zweckmäßig und wirtschaftlich sein. Eine enge Abstimmung mit
Die im mineralischen Bau gängige Methode, einen Wandaufbau der Tragwerksplanung ist wichtig, weil die ­verschiedenen Systeme
nach den höchsten auftretenden Lasten auszuwählen und diesen unterschiedliche Steifigkeiten aufweisen.
dann im ganzen Gebäude einzusetzen, ist im Holzbau nicht wirt­ Im Holzbau müssen nicht alle Bauteile gleich sein. Es besteht keine
schaftlich. Eine Wand, die höchsten statischen Beanspruchungen Gefahr der Verwechslung. Die Bauteile werden zum richtigen
standhält, ist im Holzbau nicht unbedingt die beste Wand im Zeitpunkt produziert und just in time auf die Baustelle geliefert.
­Hinblick auf Schall- und Wärmeschutz, Schlankheit und Kosten.
Ähnlich wie in der Natur lohnt es sich auch im Holzbau, eine opti­
mierte Tragstruktur einzusetzen. Am Skelett eines Tieres oder am
Blatt eines Baumes erkennt man, dass die Natur die Tragstruktur
nur dort kräftiger ausbildet, wo auch die Belastungen höher sind. A
Diese Logik kann man auch im Holzbau anwenden. TragstrukturA mit Einteilung der
A
Innerhalb eines Gebäudes steigen die Lasten von oben nach unten ­Wände in Kategorien
A in Abhängigkeit
A
von den auftretenden Lasten
stetig an. Daraus ergeben sich in jedem Geschoss unterschied­ A B
A
Die Berechnungen haben ergeben,
liche Anforderungen an die tragenden Wände. Mit der Anpassung B
A
dass Spannweiten bis 4,2 Meter B
der statischen Leistungsfähigkeit verändert sich aber auch die B
­ähnliche Lastsituationen
B auf den
bauphysikalische Qualität einer Wand. Ein geringerer Abstand B
Wänden ergeben und daher die
C
B
der Wandstiele erhöht die Kosten und die Tragfähigkeit der Wand, C
gleichen Wandsysteme laut Über- C
B
reduziert aber zugleich den Schall- und Wärmeschutz. C werden können.
sicht verwendet
C
C
C
C

Tragende Außenwände Tragende Innenwände Tragende Wohnungstrennwände

Last Rahmenbau Brettsperrholz Last Wand Dicke Last Doppelwand Dicke schlanke Wand Dicke
kN/m mm mm kN/m mm mm kN/m mm mm mm mm
bis 82,4 60/260 e =625 CLT 100 bis 73,7 100/100 e =625 172 bis 77,7 2x 100/100 e =625 348 vers. 100/100 e =310 242

Lastkategorie A

Bei Spannweiten von bis zu 4,2 Metern bis 175,2 CLT 100 172 bis 182,2 2x CLT 80 272 CLT 120 + VSS 270
können die oberen vier Geschosse mit
dem gleichen Außenwandsystem ausge­
führt werden. Bei einem 30 Meter lan­
Lastkategorie B

gen und 15 Meter breiten Gebäude ent­


fallen 89 Prozent der Außenwände auf
die Kategorie A = B und nur 11 Prozent
auf die Kategorie C.

bis 131,6 60/260 e =416 CLT 100 bis 277,5 CLT 120 192 bis 287,5 2x CLT 100 312 CLT 140 + VSS 290
Lastkategorie C
Bauphysik
Brandschutz

Holz brennt sicher Grundsätzlich gibt es zwei Methoden, um bei einem Holzgebäude
Holz hat ein berechenbares und damit kalkulierbares Brand- den geforderten Feuerwiderstand von 30, 60 oder 90 Minuten zu
verhalten. Es gibt dafür technisch und wirtschaftlich optimierte erreichen:
Standardlösungen für Gebäude mit bis zu sechs oberirdischen _ Die Tragkonstruktion kann mit Plattenwerkstoffen (meist Gips-
Geschossen (Gebäudeklasse 5). platten) vor Feuer geschützt werden (Bekleidungen).
_ Die Bauteile werden so stark dimensioniert, dass die Konstruk-
Brandschutz wird meist als die größte Herausforderung bei Gebäu­ tion trotz Brand funktionsfähig bleibt. Die beim Brand entste-
den aus Holz gesehen, ist es aber nicht. Die größte Brandgefahr hende Kohleschicht schützt den verbleibenden Restquerschnitt
bei jedem Gebäude geht von der internen Brandlast (Mobiliar, des Holzes. Der Abbrand ist kalkulierbar (und beträgt bei Massiv-
Elektrogeräte, …) aus. Zudem gibt es im Holzbau für das Thema holz rund 0,7 mm pro Minute).
Brandschutz einen großen Erfahrungsschatz und viele ausgereifte Die beiden Methoden können auch miteinander kombiniert
und wirtschaftliche Lösungen. werden. Zum Beispiel können die Wände mit Gipsplatten beklei­
In der oib-Richtlinie 2 sind sowohl der nötige Feuerwiderstand der det werden und die Decke in Holzsichtqualität auf Abbrand
Bauteile als auch das Brandverhalten von Baustoffen definiert, ­dimensioniert werden.
um die Schutzziele zu erreichen.

Wohnbau Dragonerhöfe in Wels von Architekten Luger & Maul


Grundlagen
Bei Gebäuden mit mehr als vier (und maximal sechs) oberirdi­schen Feuerwiderstand der obersten Geschossdecken

12
13
Geschossen müssen das Stiegenhaus und gegebenenfalls die laut oib-Richtlinie 2 in Abhängigkeit von der Geschossanzahl
Brandwände an der Grundstücksgrenze aus nicht brennbaren > 22 m keine

proHolz Fokus
­Materialien (A2) ausgeführt werden, um einen gesicherten > 6 30
Fluchtweg zu garantieren und Nachbargebäude zu schützen. ≤ 6 60
≤ 14 m 90
Bei den Schnittstellen zwischen Holzbau und mineralischen Bau­
≤ 4 ≤ 11 m 90 + A2
teilen sind neben dem Brandschutz auch die Toleranzen zwischen ≤ 3 ≤ 7 m
Ortbeton und Holzfertigteilen, das unterschiedliche Feuchtever­ 2
halten der Materialien (z. B. hinsichtlich Dimensionsveränderung) 1
und die jeweilige Steifigkeit des Materials zu beachten. Die An­ Flucht- GK 1 GK 2 GK 3 GK 4 GK 5a GK 5b
schlüsse von nicht brennbaren Bauteilen (z. B. Brandwänden) zu niveau
brennbaren Bauteilen (z. B. Decken, Wände) sind zu planen.
Bis gk 3 reicht eine Ausführung
in rei 30.
In gk 4 ist rei 60 auszuführen.
In gk 5a ist rei 90 gefordert.

Abbrand von Massivholzdecken


Darstellung des verbleibenden, tragenden Restquerschnitts (mm)

120 120 158 137


Anforderungen an den
Feuerwiderstand für
Gebäudeklasse 5 mit höchstens
sechs überirdischen Geschossen
60 Minuten 90 Minuten 60 Minuten 90 Minuten
ca. 46 mm Abbrand ca. 78 mm Abbrand ca. 42 mm Abbrand ca. 63 mm Abbrand keine
30 min oder A2
Anhand eines Beispiels mit Deckenstärke = 200 mm 60 min
90 min
90 min und A2

Bedachung: BROOF (t1)

Fassaden an der Wärmedämmung in der


Grundstücks- Dachkonstruktion: B
grenze: A2

nicht ausgebaute Dachräume:


Fußbodenkonstruktion: B
Bodenbelag: Bfl-s1

Fassaden:
Geländerfüllung: B wdvs: C-d1
(Holz und Fassadensystem: B-d1
Holzwerkstoffe D) (Holz und Holzwerkstoffe D-d0)
≥2 m

Grenze zum
Nachbargrundstück

maximal sechs Geschoße


und ≤22 m

Wohngebäude: 60 m ≥2 m Grenze zum


Büronutzung: 60 m bzw. 1.600 m2 Nachbargrundstück
andere Nutzung: 60 m bzw. 1.200 m2 ≥2m

Treppenhäuser:
Wandbekleidung: A2
abgehängte Decke, Wand- und Deckenbelag: A2-s1, d0
Bodenbelag (ein Fluchtweg, gemäß Tabelle 2b Gänge und Treppen:
der oib-Richtlinie 2): A2fl-s1 Wandbekleidung: B
Bodenbelag (in Treppenhäusern, gemäß Tabelle 3 abgehängte Decke, Wand- und Deckenbelag: B-s1, d0
der oib-Richtlinie 2): Bfl-s1 Bodenbelag: Cfl-s1
Schallschutz

Ein hoher Schallschutz wird im Holzbau über die Entkoppelung Auch Holzdecken sind typische Leichtbauelemente und müssen in
der Bauteilschichten erreicht. Ein gutes schallschutztechni­ vielen Fällen mit Plattenmaterialien oder Schüttungen beschwert
sches Gesamtergebnis kann nur erreicht werden, wenn alle werden. Bei Schüttungen sind Maßnahmen gegen ein Wandern
Bauteile gute Schallschutzwerte aufweisen und die Knoten- der Schüttung zu treffen. Dies kann durch die Verwendung von
punkte passend ausgebildet sind. Pappwaben oder eine elastische Bindung erreicht werden.
Beim Schallschutz reicht die Betrachtung und Optimierung der
Während im Betonbau der geforderte Schallschutz durch die einzelnen Bauteile nicht aus, weil die Flankenübertragung einen
­Erhöhung der flächenbezogenen Masse erreicht wird, geschieht großen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat. Der Einfluss der
dies im Leichtbau über einen mehrschaligen Aufbau. Dieser ­f lankierenden Bauteile wird umso größer, je besser die Schall­
Aufbau funktioniert nach dem Prinzip: Masse – Feder – Masse. dämmung der Bauteile ist. Daher sind alle Details sorgfältig
Hierbei werden die beiden Schalen durch eine Dämmschicht auszu­f ühren, elastische Zwischenlager zwischen Decke und Wand
­getrennt. sowie passende Befestigungsmittel (z. B. Winkel mit elastischen
Zweischalige Bauteile sind z. B. Metallständerwände, Wände mit Zwischenlagern) zu verwenden.
einer Vorsatzschale oder schwimmende Estriche auf Massivdecken. Im Holzrahmenbau sind die Anschlüsse weicher und es wird weni­
Je geringer die dynamische Steifigkeit der Zwischenschicht, desto ger Schallenergie übertragen. Bei statisch hoch beanspruchten
wirksamer ist die Schalldämmung. Es müssen Trittschalldämmun­ Bau­teilen (in den unteren Geschossen) mit einem hohen Holzanteil
gen gemäß der geprüften Aufbauten mit der entsprechenden ist die Schallschutzübertragung über die Flanken auch im Rah­
­dynamischen Steifigkeit verwendet werden (meist < 15 MN/m3). menbau ähnlich zu bewerten wie bei Bauteilen aus Brettsperrholz.

Bauakustisch relevanter Frequenzbereich

Hörbereich des menschlichen Ohres

erweiterter Frequenzbereich (C 50–5.000 und C tr, 50–5.000)

bewerteter Frequenzbereich (R w C, C tr) Schalldämm-Maß R/dB


100
90
80 Die Abbildung zeigt zwei Messkurven von
Bauteilen mit gleich bewertetem Schall­
70
dämmmaß. Die mineralische Massivwand
60 (schwarz) und die Holzbauwand (rot) haben
50 einen R w = 55 dB. Die Holzwand dämmt
mineralische
40 bei hohen Frequenzen ab ca. 2.000 Hz
Massivwand
30 ­b esser und die mineralische Massivwand
20 bei tiefen.
Holzwand Quelle: tgm Wien Versuchsanstalt
10
0
16 31 63 125 250 500 1.000 2.000 4.000 8.000 16.000
Frequenz f/Hz

Flankenübertragung im Holzbau
Masse Zementestrich (ca. 150 kg/m2)
Feder Trittschalldämmung
Masse Beschüttung (ca. 140 kg/m2)
Holzdecke (ca. 90 kg/m2)
Die Flankenübertragung hat im Holzbau großen Einfluss auf das
Gesamtergebnis. Daher reicht beim Schallschutz die Betrachtung
und Optimierung der einzelnen Bauteile nicht aus. elastisches Zwischenlager
Bauphysik
Innenwände
Holzrahmenbauwand Brettsperrholzwand

14
15
proHolz Fokus
Rw = ca. 46 dB Rw = ca. 64 dB Rw = ca. 70 dB Rw = ca. 32 dB Rw = ca. 62 dB Rw = ca. 61 dB
einschalig einschalig zweischalig einschalig einschalig zweischalig
mit freistehender mit freistehender
Vorsatzschale Vorsatzschale

Die Schallschutzeigenschaften lassen sich durch akustisch getrennte Vorsatzschalen


oder doppelwandige Konstruktionen beträchtlich verbessern.
Quelle: Schallschutz im Holzbau, Informationsdienst Holz (Hg.)

Schallschutz – Begriffe und Anforderungen

Luftschallschutz – Außenbauteile Info


bewertetes Schalldämm-Maß z. B. > 43 dB Rw Prüfwert (Labor)
z. B. opake Außenbauteile (2.2.2)* ohne Schallnebenwege
bewertetes Bau-Schalldämm-Maß z. B. > 60 dB R’ w Prüfwert (Baustelle) des Trennbauteils mit Berücksichtigung der Schallnebenwege,
z. B. Decken und Wände umgerechnet auf ein Standardraumvolumen (ca. 30 m 3)
gegen Durchfahrten (2.2.8)*
bewertetes, resultierendes z. B. > 38 dB R’res,w Bei Außenbauteilen, z. B. bei Wänden, ergibt sich ein typischer Mix aus Schalldämmung
Bau-Schalldämm-Maß der Fenster und der Außenwand. Je nach maßgeblichem Außenlärmpegel und Gebäude­
z. B. Außenbauteile (2.2.3)* nutzung ist ein resultierendes Bau-Schalldämm-Maß nachzuweisen.

Luftschallschutz – Innenbauteile Info


bewertete Standardschallpegel­ z. B. > 55 dB D nt,w Bei neben- bzw. übereinanderliegenden Wohnungen ist die Schalldämmung der Trennbau­
differenz (2.3.1)* teile durch die bewertete Standardschallpegeldifferenz nachzuweisen. Diese Anforderung
ist besonders bei Räumen < 12 m2 schwieriger zu erfüllen als R’w, weil sich R’ w auf eine
Standardraumgröße von ca. 30 m 3 bezieht.
Laut oib-Richtlinie beziehen sich oben genannte Werte auf den Frequenzbereich 100 bis 3.150 Hz.
Der erweiterte Frequenzbereich der Spektrumanpassungswerte hat aktuell nur informativen Charakter.
Spektrumanpassungswerte C, C tr Diese Korrekturwerte passen die Bewertungen besser an das menschliche Hörempfinden
an und berücksichtigen auch typische Frequenzen für Wohnen, Spielen, Autobahnverkehr
(C) bzw. Stadtverkehr, Diskomusik (C tr).
z. B. Geschossdecke R w (C; C tr) = 74 (–2; –8) dB Beispiel aus dataholz.eu: Geschossdecke massiv, mit Schüttung und Nassestrich
L n,w (C I) = 45 (–1) dB gdmnxn03-00

Luftschallschutz wird als Dämmwirkung definiert, daher müssen die erreichten Werte höher sein als die Anforderung.

Trittschallschutz Info
Bewerteter Standard z. B. < 48 dB L’nt,w Für übereinanderliegende Wohnungen ist der entsprechende Trittschalldämmpegel
Trittschall­p egel am Bau (2.5.1)* einzuhalten. In der Regel ist bei Holzdecken der Trittschallschutz das maßgebliche Schall­
schutzkriterium.

Trittschallschutz wird als Geräuschpegel definiert, daher müssen die erreichten Werte niedriger sein als die Anforderung. *betrifft oib-Richtlinie 5
Wärmeschutz und
Technische Gebäudeausrüstung (tga)

Der hohe Wärmeschutz im Holzbau erspart Investitionen in Wasserleitungen


tga und Betriebskosten. Wärme, die nicht verloren geht, muss Im Holzbau sollten alle Leitungen gut zugänglich in Schächten
auch nicht zugeführt werden. Somit kann die notwendige geführt werden.
Technik viel einfacher ausgeführt werden, ist weniger fehler-
anfällig und braucht weniger Platz. Je weniger wasserführende Die Menge der wasserführenden Leitungen in einem Gebäude
Leitungen im Gebäude sind, desto geringer ist das Risiko. hat in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen. Gab es vor
hundert Jahren im Gründerzeithaus oft nur einen Wasseranschluss
Ein hoher Wärmeschutz, selbst ein U-Wert von circa 0,1 W/m2K, je Geschoss, so haben heute viele Gefrierschränke, Dampfgarer
ist im Holzbau mit geringem Mehraufwand einfach zu realisieren. und auch Kaffeemaschinen ­bereits einen eigenen Wasseranschluss.
Bei guter Dämmung muss im Winter weniger geheizt und im Die heute verwendeten Rohrsysteme samt passenden Schraub-,
Sommer weniger gekühlt werden. Das beeinflusst auch die tga. Steck- oder Pressverbindern bieten ein extrem hohes Sicherheits­
Die benötigten Energiemengen für Heizung und Kühlung sind niveau. Zudem gibt es Kontrollmechanismen, um die fachgerechte
deutlich niedriger als bei einem herkömmlichen Gebäude. Ausführung der Verbindungen zu überprüfen. Dennoch ist die
Bei hocheffizienten Gebäuden sind aufgrund der niedrigen Leis­ ­Lebensdauer von Rohrleitungen begrenzt, sie müssen in gewissen
tungen die anteiligen Verteil- und Zirkulationsverluste besonders Abständen erneuert werden. Deshalb hat es sich im Holzbau
hoch. Diese betragen bei zentraler Warmwasserbereitung bis zu bewährt, die Leitungen gut zugänglich für Reparatur und Tausch
85 % (!) des Energiebedarfs. Daher kann eine dezentrale Warm­ in Schächten zu führen.
wasserbereitung effizienter sein. Bei Abwasserleitungen sind verschweißte Systeme gesteckten
Bei der Heizung kann mehr als die Hälfte des Heizbedarfs bequem vorzuziehen. In jedem Fall ist es wichtig, auf die Schallschutzent­
mit der Komfortlüftung abgedeckt werden, der kleine Restanteil kopplung der Leitungen zu achten und entkoppelte Befestigungs­
zur Spitzenabdeckung kann über wartungsfreie Infrarotheizpaneele schellen und Rohrummantelungen zu verwenden.
erfolgen. Es kann auf wassergeführte Heizsysteme verzichtet wer­
den, alternative Lösungen können zum Einsatz kommen.
Solche Systeme bieten zusätzlich im Sommer die Chance, die Raum­
wärme über Kleinwärmepumpen für die Warmwasserbereitung zu
nutzen und als Nebenprodukt die Wohnung zu kühlen. Auch die
Erträge der lokalen Stromproduktion aus der Photovoltaik-Anlage
auf dem Dach und der Fassade lassen sich bei einem niedrigeren
Gesamtbedarf optimal nutzen. Der gewonnene Strom kann für die
Warmwasserproduktion verwendet werden – das Warmwasser kann
somit als Energiespeicher für den Sonnenstrom dienen.
Der angenehme Nebeneffekt ist, dass für solche Anlagen die Inves­
titionskosten für die Haustechnik niedriger sind als bei zentralen
Anlagen, weil für die Wohnungen nur mehr Kaltwasser-, Kanal- und
Stromanschluss nötig sind. Dies vereinfacht die Leitungsführung,
es sind weniger Brandabschottungen nötig und auch der laufende
Aufwand für Verrechnung wird geringer.
Neben dem klassischen Wärmeschutz rückt zunehmend auch der
sommerliche Wärmeschutz in den Fokus. In Zukunft müssen wir pv pv
die Räume auch vor der Sommerhitze des Tages schützen und die
kühleren Nachttemperaturen für ein angenehmes Raumklima
­nützen. Es bedarf einer wirksamen Beschattung und Nachtlüftung.
Überlegte Kühllösungen, die die Abwärme für die Warmwasserpro­
duktion nützen, erhöhen den Wohnkomfort und die Gesamteffi­
zienz. Außerdem verhindern sie, dass Gebäude nachträglich klima­
tisiert werden und damit ihre Umgebung zusätzlich aufheizen.

Heizsystem in herkömmlichem und sehr gut gedämmtem Gebäude


Feuchteschutz

Schutz vor Feuchtigkeit Quellen und Schwinden


Feuchteschutz ist im Holzbau der Schlüssel zu einer langen Holz verändert seine Dimension in Abhängigkeit von der Holz-
­Lebensdauer. Deshalb ist darauf zu achten, dass Feuchtigkeit feuchtigkeit. Diese Dimensionsänderung ist insbesondere am
nicht langsam und unerkannt in die Konstruktion eindringt. Übergang zu mineralischen Bauteilen (Treppenhaus, Brand-
wand) planerisch zu berücksichtigen.
Wasserschäden, die rasch bemerkt werden, sind für Gebäude
mit einer Tragkonstruktion aus Holz kein Problem. Nach einem Holz quillt und schwindet in Abhängigkeit von der Holzfeuchtig­
Leitungswasserschaden oder einem Hochwasser müssen die keit. In Holzlängsrichtung ist diese Dimensionsänderung für die
­Holzbauteile rasch geöffnet werden, um abtrocknen zu können. Baupraxis vernachlässigbar, in Querrichtung hingegen muss sie
Problematisch hingegen ist langsam und unbemerkt eindrin­ planerisch berücksichtigt werden, da sie sich über mehrere Ge­
gendes Wasser. Eine mangelhaft ausgeführte Luftdichtungs­ schosse summiert.
ebene, eine kleine Leckage in der Flachdachabdichtung oder In der Planung wird eine durchschnittliche Änderung der Quer­
der Duschabdichtung, eine undichte Wasserleitung oder eine schnittsabmessungen von ca. 0,25 Prozent Formänderung und
falsche Sockelausführung bringen Wasser in die Konstruktion 1 Prozent Holzfeuchteänderung angesetzt. Für Dimensionsände­
und führen zum Schaden. rungen ist die Veränderung zwischen Einbaufeuchte, Feuchteein­
Deshalb sind Schutzmaßnahmen gegen eindringende Feuchtig­ trägen während der Bauphase (z. B. durch Nassestrich) und spä­
keit im Holzbau besonders wichtig. Die folgenden Punkte gilt es terer Wohnnutzung ausschlaggebend.
besonders zu beachten: Bei geschossübergreifenden Gipsplattenbekleidungen oder Wär­
medämmverbundsystemen zum Beispiel hat sich der Einsatz von
Klare Verantwortungsbereiche und Schnittstellen definieren: Bewegungsprofilen bewährt.
_ Wer ist für die Feuchteabdichtung im Bad verantwortlich? Im Laufe der Jahre gleicht sich die Holzfeuchtigkeit an das Umge­
_ Wer ist für die luftdichte Ebene verantwortlich? bungsklima an. In der Regel findet man nach ein bis zwei Jahren
_ Unterweisungen von Nachfolgegewerken, die noch keine Nutzung in der Holzkonstruktion eine Feuchtigkeit von etwa
Erfahrung mit Holzbau haben (Elektriker, Installateur, …) 10 Prozent vor. Große Holzquerschnitte ändern die Feuchtigkeit nur
_ Qualitätsprüfung z. B. Blower-Door-Test durch unabhängige langsam, deshalb ergibt sich in der Praxis auch zwischen Sommer
Anbieter und Winter meist nur eine Feuchteschwankung von ±1 Prozent.
Diese ist konstruktiv nicht relevant.
Auf eine robuste Detailausführung achten: Es ist wichtig, auf strengere Grenzwerte für die Einbaufeuchte
_ ausreichender Hochzug, ausreichendes Gefälle, wenige (z. B. 12 Prozent ±2 Prozent) zu achten, als in der önorm b 2320
Materialwechsel und Wartungsfugen (wenn notwendig, angegeben. Eine konsequente Dokumentation der Einbaufeuchte
dann gut sichtbar) hat sich bewährt.
_ durchgängige Systeme von Herstellern mit Holzbauerfahrung Holz trocknet langsam und nimmt auch nur langsam Feuchtigkeit
verwenden (kein willkürlicher Produktmix bei Fassaden, auf – deshalb ist ein Regenschauer während der Montagezeit kein
Fensterbankanschlüssen oder Badabdichtungen) Problem. Dringt Feuchtigkeit in das Bauteil ein, muss dieses die
_ Herstellerangaben einhalten Möglichkeit haben, rasch wieder zu trocknen.

6 cm Kopfschwelle
16 cm Decke Schwindmaß
10 cm Fußschwelle 4,8 mm (bei Einbaufeuchte 16 %)
= 32 cm 1,6 mm (bei Einbaufeuchte 12 %)
„liegendes Holz“

Fall 1 Fall 2
Einbaufeuchte 16 % Einbaufeuchte 12 %
Feuchte im eingebauten Zustand 10 % Feuchte im eingebauten Zustand 10 %
Für relevante Details können dimensionsstabilere 6 % weniger Feuchtigkeit, ergibt ein 2 % weniger Feuchtigkeit, ergibt ein
Holzwerkstoffe eingesetzt werden wie Brettsperrholz Schwindmaß von ca. 4,8 mm (je Geschoss) Schwindmaß von ca. 1,6 mm (je Geschoss)
in der Fläche, Furnierschichtholz (lvl) oder 6 % x 0,25 = 1,5 % 2 % x 0,25 = 0,5 %
stehende Brettlaschen bei Deckenauflagern. 32 cm x 1,5 % = 4,8 mm 32 cm x 0,5 % = 1,6 mm
Bauphysik
Luftdichte Ebene Feuchteschutz im Badezimmer

19
18
Gute Planung, sorgfältige Ausführung und hohe Vorfertigung Das Bad und insbesondere der Bereich der Dusche erfordern
sorgen für gute Luftdichtheit. Das übliche Nutzerverhalten im Holzbau ein hohes Maß an Sorgfalt in der Planung und

proHolz Fokus
beeinflusst die Luftdichtheit hingegen nicht. Ausführung. Hier sollte man die Qualitätsvorteile der Vorfer­
tigung nutzen.
Jedes Gebäude ist unabhängig vom Baumaterial gemäß gültigen
Normen und Bauvorschriften luftdicht auszuführen. Dies ist nicht In Feuchträumen ist sowohl die Abdichtung unter dem Fliesen­
nur für den Feuchteschutz, sondern auch für den Brandschutz, belag (önorm b 3407) als auch jene auf der Rohdecke (önorm b
Schallschutz und Wärmeschutz wichtig. Die Luftdichtheit eines 3692) auszuführen. Diese Kombination von zwei voneinander
Gebäudes wird mittels Blower-Door-Test geprüft. Während der ­unabhängigen Abdichtungslösungen ist schwierig. Im Merkblatt
Bauphase ist dieser ein wichtiges Instrument, um Fehlstellen mit „Unser Bad“ der Gemeinschaft Gewerke Innenausbau wird deshalb
wenig Aufwand zu erkennen und beheben zu können. Bei einem für die Wassereinwirkungsklasse W3 die einlagige Ausführung
hohen Vorfertigungsgrad ist der günstigste Zeitpunkt für die Prü­ „Verbundabdichtung plus“ empfohlen. Hierbei werden wasser­
fung zum Beispiel wohnungsweise nach Abschluss der Montage dichte Bahnen mit allen Systemkomponenten wie Dichtbändern,
und vor Einbringung von Estrich und Spachtelung. Dichtbandecken, Schnittschutzbändern etc. mit einer Verbund­
Bei der Planung und Ausführung der luftdichten Ebene ist auf abdichtung gemäß Herstellerangaben unter dem Fliesenbelag
Anschlusspunkte, Schächte, Wohnungstrennwände und -decken verarbeitet. Bei bodenebenen Duschen (Klasse W4) ist eine zu­
zu achten. Fehler an der luftdichten Ebene der Außenhülle können sätzliche Abdichtung auf der Rohdecke erforderlich. Dafür gibt
aus Gründen der Luftdruckverteilung innerhalb eines Gebäudes es gute Lösungen aus selbstklebenden Bitumenkautschukbahnen.
besonders in den oberen Geschossen zu Feuchteschäden führen. Fertigwannen sind gefliesten Duschen vorzuziehen, da sie ein
Um dies zu vermeiden, ist die tga-Planung frühzeitig einzubinden. höheres Maß an Sicherheit bieten.
Leerrohre und Verteilerdosen sind bereits im Rahmen der Vorfer­
tigung einzubauen. Leitungen, die vom Innenraum nach außen
führen (Außensteckdosen, Antennenleerrohre, …), müssen mit
passenden Manschetten ausgeführt werden. Auch zwischen
Leerverrohrung und Kabel ist sorgfältig abzudichten, damit es zu
keiner Luftströmung zwischen warmer Innen- und kalter Außen­
luft kommt.

Wer in einem Holzhaus wohnt, muss keinerlei Einschränkungen


gegenüber einem mineralischen Bau hinnehmen. Alle Schränke
und Geräte können mit handelsüblichen Dübelsystemen an den
Wänden befestigt werden. Auch Bilder können überall aufgehängt
werden. Diese kleinen Beschädigungen der Wand führen zu keinen
Luftströmungen im Bauteil und damit auch zu keinem Feuchte­
transport. Soll eine Steckdose in einer Außenwand nachträglich ver­
setzt werden, reicht es aus, die entstandenen Beschädigungen an
der luftdichten Ebene mit passendem Klebeband zu verschließen.

Eigentlich nichts Neues: Thermik, demonstriert anhand eines Modellraums Ausführung der Abdichtung im Bad als Verbund­
auf der Leipziger Messe im Jahr 1914. Mithilfe eines Segeltuchs als Außenhülle abdichtung Plus bei Klasse W3 mit mind. 20 mm
sind die Druckverhältnisse in einem beheizten Kasten deutlich zu erkennen. hoher Stufe zwischen Duschtasse und Fliesen.
< 18 m < 18 m

Sockel
Eine Holzkonstruktion muss ausreichend vor Feuchtigkeit ge-
schützt werden. Dafür braucht es einen ausreichen­den Ab-
stand vom Holz zum umliegenden Gelände.

Ein Sockel im Holzbau sollte mit mindestens 15 cm Abstand vom


umliegenden Gelände zum tragenden Holzbauteil ausgeführt
­werden. Dann ist die Holzkonstruktion ausreichend geschützt.
Der Spritzwasserbereich von 30 cm ist bei Putz- und Holzfassade
konstruktiv zu berücksichtigen. Gerade bei mehrgeschossigen
Projekten ist der Sockel im Hinblick auf die Gebäudehöhe und
den barrierefreien Zugang ­oft eine Herausforderung.
Ein guter Lösungsweg kann auch ein Betonsockel sein. Allerdings
können dann Bauelemente wie die innere Vorsatzschale, Türen Fenstereinbau und Fensterbank
und Terrassentüren samt Sonnenschutz und meist auch der An­ Der Übergang von Fenster zu Fassade und Wand wird stark
schluss der Fassade erst auf der Baustelle eingebaut bzw. aus­ ­beansprucht. Systemlösungen bieten Sicherheit.
geführt werden und nicht alle Vorteile einer Vorfertigung genutzt
werden. In diesem Fall ist es wichtig, eine konkrete Schnittstelle Beim Fenster treffen in einem geometrisch kleinen Bereich zahl­
zwischen mineralischem Bau und Holzbau einzuplanen. reiche Bauteile aus verschiedenen Materialien und mit teils
Gute Ausführungsdetails finden sich in der Sockelbroschüre der widersprüchlichen Anforderungen aufeinander. Das Fenster
Holzforschung Austria. muss mechanisch befestigt werden, um horizontale Windkräfte
abzuleiten und zugleich eine thermische Materialbewegung der
Konstruktion zu erlauben.
Bei breiten Fenstern ist auf eine ausreichend große Einbauluft zur RH = 252cm
Konstruktion zu achten, damit Durchbiegungen aus der Konstruk­ 1x Erdgeschoss
RH = 252cm
tion nicht die Funktion des Fensters beeinträchtigen. Es gibt spe­ 1x Erdgeschoss
zielle Befestigungsschrauben, die beide Anforderungen erfüllen.

Unter der Fensterbank ist eine zweite Dichtebene auszuführen.


Die einzelnen Komponenten eines Fensters (Konstruktion, Fenster,
Fassade, Sonnenschutz, Fensterbank) müssen aufeinander abge­
stimmt sein. Es haben sich Lösungen bewährt, bei denen die Kom­
30 30
34 ponenten gemeinsam von den Herstellern ausgearbeitet wurden.
15 15
30 Individuelle Einbaulösungen können30laut önorm b 5320 auch von
15 15
einer unabhängigen Prüfanstalt getestet werden (= Nachweis für
objektbezogenen Fenstereinbau).
Gute Ausführungsdetails finden sich in der Richtlinie Fensterbank­
RH = 252cm
Das Holz ist durch genügend Abstand und nicht durch einbau der Holzforschung Austria.
Abdichtung vor Wasser zu schützen. 1x Erdgeschoss

Spritzwasser-
bereich

30 30 30
15 15 15
Bauphysik
Dächer ein bauphysikalischer Nachweis rechnerisch möglich ist. Solche

20
21
Bei der Planung und Ausführung von Flachdächern im Holzbau Aufbauten haben in der Baupraxis keine feuchtetechnischen Re­
ist es wichtig, Tragkonstruktion und Dämmebene klar vonein­ serven. Tritt durch eine kleine Fehlstelle Feuchtigkeit in das Bau­

proHolz Fokus
ander zu trennen oder diese zu hinterlüften. Dicht-dicht-Auf- teil, kann diese nicht abtrocknen. Die Folge ist ein ­stetig anstei­
bauten sind zu vermeiden. gendes Feuchteniveau im Bauteil, was mittelfristig zum Versagen
der Konstruktion führt. Solche Warmdächer dürfen nur in be­
Beim Dach geht es nicht nur darum, das Gebäude vor Niederschlag gründeten Einzelfällen, in kleinen Teilbereichen (z. B. Gaupen­
zu schützen, sondern auch um eine funktionierende Einbindung dächer) und mit höchster Sorgfalt in der Ausführung h­ ergestellt
der luftdichten Ebene. Die Planung und Ausführung von Flach­ werden. Zusätzlich ist dafür zu sorgen, dass die betreffenden
dächern im Holzbau b­ edarf dabei besonderer Aufmerksamkeit. Bauteile auf der Innenseite mit einer feuchtevariablen Dampf­
Dabei ist die Tragkonstruktion und Dämmebene klar voneinander bremse ausgeführt werden und der Bauteil nicht ständig beschat­
zu trennen oder zu hinterlüften. tet wird. Feuchtevariable Dampfbremsen ermöglichen im Sommer
Im Wohnbau ist von Warmdächern ohne Hinterlüftungsebene, eine Rücktrocknung nach innen, weil sich das Bauteil aufheizt
­sogenannten Dicht-dicht-Aufbauten generell abzuraten, auch wenn und der Dampfdruck im Bauteil ansteigt.

Flachdach Flachdach Steildach


Brettsperrholz mit Aufdachdämmung Balkendecke mit Aufdachdämmung Das flachgeneigte Satteldach ist eine Mög­
lich­keit, die Anforderungen einer thermisch
Diese Decke ist ein bewährter Aufbau. Bei einer Balkendecke kann ein Drittel der Dämmstärke sehr guten Gebäudehülle, einer diffusions­
Hier sind Trag- und Dämmebene vonein­ innerhalb der Dampfbremse und der luftdichten ­Ebene offenen, robusten Bauweise, wirtschaftlich
ander getrennt. liegen. Der gezeigte Aufbau bringt in der ­G esamtstärke mit einer niedrigen Gebäudehöhe kombinieren
des Dachaufbaus keine Einsparung, erlaubt aber, einen zu können. Für die Ausführung der pv-Anlage
Soll die Dampfsperre (neuer Begriff ge­ Anteil ökologischerer Dämmstoffe zu verwenden. Neben können bewährte Systemkomponenten ver­
mäß önorm b 3691: diffusionshemmende einem verbesserten Schall­s chutz und einer Kostenreduk­ wendet werden.
Schicht) bei den Flachdachaufbauten tion bietet sich bei einem solchen Aufbau zudem die
mit Gefälledämmung auch als Bauschutz­ Möglich­keit, Lüftungsleitungen oder Elektroinstalla­t ionen
abdichtung verwendet werden, ist die einfacher zu verlegen.
ifb-Richtlinie Bauschutzabdichtungen
zu beachten. Ein vollgedämmter Flachdachaufbau darf nur bei funk­
tionierender Hinterlüftung ausgeführt werden.
Außenhülle Balkone
Fassaden

Im Holzbau können Holz-, Platten- und Putzfassaden ausge- Es ist eine klare Trennung zwischen der Konstruktion des
führt werden. Dabei müssen Außenwand- und Fassadenkon- Hauses und den Balkonen oder Loggien zu planen.
struktion aufeinander abgestimmt werden, weil dies Einfluss
auf die thermische Qualität, den Schall- und Brandschutz, die Im Holzbau müssen Balkone, Loggien oder Terrassenflächen bau­
Wandstärke, die Wartung und die Kosten der Außenwand hat. technisch anders gelöst werden als beim mineralischen Massiv­
Beim Rahmenbau sind alle Fassadensysteme möglich, bei bau. Holz ist zwar ein gut dämmendes Material, trotzdem hat
Brettsperrholzwänden haben sich hinterlüftete Systeme es sich nicht bewährt, Holzdecken von „innen nach außen“ zu
­bewährt. Wird die Außenwand mit fertiger Fassade auf die ­f ühren. Es ist besser, die Bauteile klar voneinander zu trennen.
Baustelle geliefert, kann ohne Gerüst montiert werden. Beim Balkonanschlussdetail müssen Luftdichtheit, der Anschluss
an die Fassade und an die Terrassentür, das Gefälle, die Ent­
Anders als im mineralischen Massivbau, bei dem lediglich die wässerung, die Abdichtung des Balkons, eventuell Rigolen und
dämmtechnisch nötige Stärke, die Putzkörnung und die Farbe Hochzüge, aber auch Lastübertragung und Niveau des Fußbodens
festgelegt werden, sind im Holzbau zusätzliche Gestaltungsmög­ innen und außen sauber gelöst werden. Außerdem sind die
lichkeiten und Planungsaspekte zu beachten und die Themen Brand- und Schallschutzanforderungen einzuhalten.
Wand, Fassade, Fenster und Sonnenschutz als Gesamtdetail zu Um diese Rahmenbedingungen optimal zu nutzen, empfiehlt es
planen. Im Hinblick auf den Schallschutz müssen die Außenwän­ sich, vorgehängte Loggienkonstruktionen aus Holz einzusetzen.
de ebenso wie die Innenwände und Decken mehrschichtig nach Bei allen Ausführungen ist insbesondere im Hinblick auf den
dem Masse-Feder-Masse-Prinzip aufgebaut sein. Feuchte- und Schallschutz das Ziel, möglichst wenige und klar
Hinterlüftete Fassadensysteme (Holz-, Platten-, besondere Putz­ ­definierte Verbindungsstellen auszuführen, über die die Lasten der
fassaden) können sowohl bei Brettsperrholz- als auch bei Rahmen­ Balkone bzw. Loggien sauber in die Tragkonstruktion des Gebäu­
bauwänden ausgeführt werden. In allen Fällen ist eine hohe Präzi­ des eingeleitet werden. So ist eine hohe Sicherheit zu erreichen.
sion nötig, damit die Montage optimal klappt. Alle Ausführungen sind so zu wählen, dass sie entkoppelt und für
Wärmedämmverbundsysteme (wdvs) sind nur in Kombination mit Reparaturen demontierbar sind.
Rahmenbau möglich, weil die Wandkonstruktion aus akustischer
Sicht „weicher“ ist. Mit Rahmenbausystemen ist bei gleicher Wand­
stärke eine bessere thermische Qualität zu erreichen bzw. können
Wände besonders „schlank“ ausgeführt werden, was eine Optimie­
rung der Nutzflächen ermöglicht.
Bei Holzfassaden ist je nach Konstruktionsart und Verlegerichtung
die Wand um 5 bis 10 cm dicker. Im Gegensatz zu horizontal ver­
legten Holzfassaden brauchen vertikal verlegte Holzfassaden
zusätzlich zu einer vertikalen Unterkonstruktion für die Hinterlüf­
tung eine horizontale Unterkonstruktion. Es ist möglich verschie­
dene Fassadensysteme miteinander zu kombinieren, beispiels­
weise eine Holzfassade im Erdgeschoss mit wdvs in den oberen
Geschossen.

Vorgestellte Balkon- bzw. Log­ Vorgehängte Konstruktionen können gut


gien-Lösungen sind technisch aus Brettsperrholz ausgeführt werden,
sehr gut ausführbar. Oft ist Kombinationen mit anderen Materialien
aber die Anordnung der Stützen wie Stahl, Alu und Fertig­e ilen aus Beton
Außenwände
aus verschiedenen Gründen haben sich bewährt. Für den Boden
nicht ganz einfach (z. B. Über­ können übliche abgedichtete Lösungen
schreitung der Baufluchtlinien, mit darüber verlegtem Belag z. B. aus
Terrassen im Erdgeschoss …). Betonplatten ausgeführt werden.

Rahmenbau Rahmenbauwand Brettsperrholzwand


mit wdvs hinterlüftet hinterlüftet
Vergleich Wandstärke und Dämmwert
d = 36 cm d = 36 cm d = 38 cm Es ist im Einzelfall zu entscheiden, welche Kriterien – Erscheinungsbild,
U-Wert: U-Wert: U-Wert: Kosten, Wandstärke und ihr Einfluss auf die Nutzfläche, thermische
0,12 W/m2K 0,16 W/m2K 0,19 W/m2K Qualität, Schallschutz – für das Gebäude Vorrang haben.
Wohnbau in Graz
von Nussmüller Architekten
Holzbau Fachberatung www.proholz.at www.dataholz.eu www.holzforschung.at

proHolz Austria Auf der Webseite von proHolz Auf der kostenlos nutzbaren Daten­ Bei der Holzforschung Austria kann
Bernd Höfferl Austria finden Sie folgende Online- bank dataholz.eu finden sich zahl­ man folgende Broschüren käuflich
hoefferl@proholz.at Informationen und Publikationen: reiche geprüfte Aufbauten, die für erwerben:
www.proholz.at die Planung herangezogen werden
proHolz Webinar Bauen mit Brettsperrholz im
können. Diese Aufbauten werden
proHolz Burgenland „Mehrgeschossiger Holzbau“ Geschoßbau
bei den Genehmigungsverfahren
Martin Stelczmayer Alle Vorträge stehen zum Download M. Teibinger, I. Matzinger, F. Dolezal,
von der Baubehörde anerkannt.
martin.stelczmayer@holz-plattform.at und zum Nachlesen bereit. Holzforschung Austria (Hg.),
Weiters gibt es hier Broschüren für
www.proholz-bgld.at 3. Auflage, Wien 2018
Zuschnitt – Fachzeitschrift die Praxis zum Download wie z.B.:
proHolz Kärnten Zuschnitt 80 – Schallschutz Holzrahmenbauweise im Geschoß-
Richtlinie Fensterbank
Fritz Klaura Zuschnitt 77 – Brandrede für Holz bau – Fokus Bauphysik
fritz@klaura.at Zuschnitt 71 – Wohnbau mit System Planungshilfe Flachdach M. Teibinger, I. Matzinger, F. Dolezal,
www.proholz-kaernten.at und viele andere Themen Holzforschung Austria (Hg.),
Richtlinie Sockelanschluss im Holz-
2. Auflage, Wien 2017
proHolz Niederösterreich att.Zuschnitt hausbau
Peter Sattler Brandschutzvorschriften in Brandabschottungen im Holzbau
tga-Timber
office@sattlernetwork.com Österreich, Anforderungen nach I. Matzinger. M. Teibinger, Holz­
ist ein Online-Tool, das bei der Ent­
www.proholz-noe.at oib-Richtlinie 2 forschung Austria (Hg.), Wien 2014
scheidung hilft, welches tga-System
proHolz Oberösterreich Fassaden aus Holz bei welcher thermischen Gebäude­
Stefan Leitner proHolz Austria (Hg.), 3. Auflage, hülle sinnvoll ist.
Stefan.Leitner@wkooe.at Wien 2018, isbn 978-3-902320-74-2
www.proholz-ooe.at
Atlas Mehrgeschossiger Holzbau
proHolz Salzburg Detail Business Information GmbH
Matthias Jessner (Hg.), München 2017,
matthias.jessner@proholz-sbg.at isbn 978-3-95553-353-3
www.proholz-sbg.at
proHolz Steiermark
www.proholz-stmk.at
proHolz Tirol
Philipp Zingerle
philipp.zingerle@proholz-tirol.at
www.proholz-tirol.at

Das könnte Ihnen auch gefallen