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Zuschnitt Zeitschrift über Holz als Werkstoff und Werke in Holz März 2002 Nr.

Nr. 5 | Zweiter Jahrgang | Euro 6 | ISSN 1608-9642 proHolz Austria

zuschnitt 5

Holz zu Gast
Es gibt sie, die Bauten für Gäste, die beweisen, dass touristische Begehrlich-
keiten nicht mit falscher Heimeligkeit, sinnentleerter Symbolik und billigen
Repliken erfüllt werden müssen. Mit „Zeitgemäßer Architektur im Tiroler Stil“
und künstlicher „Dorfplatzidylle“ herrscht dennoch immer noch mehr Schein
als Sein. Umso wichtiger sind jene, die versuchen, diese Front zu durchbrechen
und zu einer Architektur – auch in Holz – zu stehen, die in heutiger Sprache
auf das Besondere von Orten antwortet, dabei auf Traditionen, Erinnerungen
und Sehnsüchte eingeht. Bewahren heißt nicht konservieren, sondern das
Erhaltenswerte weiterentwickeln.
Inhalt Zuschnitt 5.2002

Zuschnitt 6.2002 seite 3 seite 18 – 19


Vorfertigung: Planung, Verfahrenslogistik, Editorial Frisch, leicht und bekömmlich
Produktion, Montage Karin Tschavgova Heuriger, Klein Engersdorf,
Gastkommentar NÖ von
– erscheint im Juni 2002
Kargisch und Dekoro Reinhard Haslwanter und
Benedikt Loderer Peter Fellner
D a s Thema des Holzbaus der letzten Jahre ist seine
seite 4 – 5 seite 20 – 22
rapide Industrialisierung durch die Entwicklung der Kleinholz Meldungen und Gespräch Von der Elastizität
Holztechnologie. Leistungsstarke Werkstoffe und Termine des Holzes
Verbindungstechniken machen vorgefertigte Elemen- seite 6 – 8 Arno Ritter mit Hermann
te und Module möglich, die neue Verfahrensweisen Essay Komm, bleib! Laute Czech und Gregor Eichinger
und Formen der Kooperation von Planern und Produ- und leise Holztöne alpenlän- über Holz und Gastlichkeit
zenten erfordern. Schnittstelle und Vernetzung wird discher Gastfreundschaft
Bernhard Tschofen seite 23
Basisvokabular, Logistik zum Zauberwort. Die Ent-
Literatur zum Thema
wicklung von intelligenten Produkten und Produkti- Themenschwerpunkt Forst und Säge
onsmitteln braucht Experimentierfreudigkeit genauso Holz zu Gast Zu Gast im Gehölz
wie Prozessmanagement und ökonomisches Denken. Christian Brawenz
Zuschnitt stellt einige „Forschungsergebnisse“ vor. seite 9 – 12 seite 24
Aus der Landschaft heraus, Forschungspanorama Lawi-
in die Landschaft hinein nendynamische Optimierung
Zuschnitt Zeitschrift über Holz als Werkstoff und Werke in Holz Apartmenthaus Lechblick, von Holzfenstern
Warth, Vorarlberg von Chri- Martin Wieser
Zuschnitt regt Holzverwendung in der Architektur, im Ingeni- stian Lenz seite 25
eurbau, in der Landschaftsgestaltung, im Design et cetera Text Walter Zschokke Produktportrait Holzfußböden
an. Dazu werden die Leistungsfähigkeit des Holzes allein und seite 13 in Gastgewerbe und Tourismus
im Zusammenspiel mit anderen Werkstoffen kommuniziert, La leggerezza del benessere Gerhard Grüll, Thomas Anderl
die Erträge der Holzforschung aufgezeigt und qualitätsvolle Weinlokal solo vino, seite 26 – 27
Nutzungen von Holz dokumentiert. Die Wirkungsweisen Innsbruck von Thomas Giner Holzrealien Werkraum
von Holz in der bildenden Kunst und in den Gegenwartskultu- und Erich Wucherer Bregenzerwald
ren sollen sich abzeichnen. Zwischen Theorie und Praxis Text Gabriele Reiterer Vom Umgang mit
der Holzverwendung, zwischen Holzforschung und Holzbau seite 14 – 17 elementaren Dingen
werden gezielte, disziplinenübergreifende Dialoge in Gang Höhenflug und geglückte Renate Breuß
gesetzt. Zuschnitt richtet sich vorrangig an die an Holz Landung Berghütte am seite 28
interessierten Zielgruppen in der Fachwelt des Entwerfens, Plateau de Saleinaz, Holz(an)stoß Der Raum, die
Planens und Bauens, aber auch an Entscheidungsträger Wallis (CH) von Brigitte Fläche und das Holz
und Multiplikatoren. Die Wahl der Inhalte des Zuschnitt Widmer und Stéphane de Objekte von Hubert Matthias
obliegt der Redaktion in Abstimmung mit dem Beirat Montmollin Sanktjohanser
Fachöffent lichkeit und proHolz Austria. Text Martin Tschanz Charlotte Blauensteiner

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Österreichs info@proholz.at Hubert Rieß, Graz strafbar. Magherita Spiluttini
Bundesinnung der Zimmer- Arno Ritter, Innsbruck s. 21, 22 oben
meister, der Tischler und Zuschnitt erscheint viertel- Gerhard Schickhofer, Graz Einzelheft euro 6 Adolf Bereuter s. 26, 27
andere Interessensverbände jährlich in einer Auflage von Peter Schober, Wien Jahresabo euro 21 Hubert Matthias Sanktjo-
der Holzwirtschaft 13.000 Stück Wolfgang Winter, Wien Preise inkl. Versand + USt. hanser s. 28
Editorial Gastkommentar Kargisch und Dekoro

Editorial, Gastkommentar
Inhalt
Karin Tschavgova Benedikt Loderer

In ländlichen Regionen wurde der Gast immer mit Wie funktioniert die Auseinandersetzung zwischen

2
3
Holz „bedient“. Traditionelle Bauweisen und Interi- den Architekten und den Hoteliers? Wie bitte?
eurs – naturgemäß mit Holz und Stein – eigneten Auseinandersetzung? Da müsste man miteinander

zuschnitt 5.2002
sich bestens als Projektion einer heilen Welt, die der reden können, dazu bräuchte es eine beiden ver-
moderne, urban geprägte Großstadtmensch während ständliche Sprache. Doch sie reden aneinander
weniger Wochen im Jahr zu finden hoffte. Bauen mit vorbei, denn die Hoteliers reden Dekoro und die
Holz wurde Teil einer touristischen Vermarktungs- Architekten Kargisch.
strategie, die mit Bildern des Ruralen Sehnsüchte Dekoro ist die Sprache der Verkäufer und die wollen
nach Heimeligkeit befriedigen will. Zeitgleich mit Umsatz machen. Die Grammatik des Dekoro hat nur
dem Verlust regionaler Identitäten – durch struktu- eine Regel: Der Gast will es so. Er will Lederhosen-
relle Veränderungen und vermutlich auch im Zusam- architektur, will trostlose Fröhlichkeit, Opulenz,
menhang damit – ist eine Urbanisierung touristischer Schmuck und Abwechslung, falsche Antiquitäten und
Begehrlichkeiten zu bemerken. Diese beschränkt optischen Rummel. „Und verstehen Sie mich recht,“
sich allerdings auf coole Events, am Lederhoseni- sagt der Hotelier, „der schlechte Geschmack meiner
mage des alpinen Baustils kratzt sie kaum. Gäste ist meine Richtschnur. Sie reden durch mich
Dabei ist Erneuerung dort, wo Authentizität längst hindurch Dekoro, darum verstehen sie mich alle.“
nicht mehr gegeben ist, wo Holz zur rein dekorativen Dekoro ist eine Dienersprache.
Schablone verkommt, höchst an der Zeit. In seiner Kargisch dagegen ist die Sprache der Ichstarken.
vielgesichtigen Materialität ist es durchaus in der Die wissen es besser. Verstanden nur von den Kargen,
Lage, Wirkung zu erzeugen mit Schlichtheit. Die die unter sich bleiben wollen. Kargisch ist die Spra-
Wärme, die es a priori in sich trägt, gibt genug her. che der Auserwählten, ein Verschwörerdialekt. Das
Neben Atmosphärischem sprechen handfeste Motive Bildungsgesetz des Kargischen lautet: So einfach
für die Verwendung von Holz im alpinen Tourismus. wie möglich, egal, was es kostet. Daraus entstehen
Moderne, leistungsstarke Holzwerkstoffe und neue Härte, Schärfe, Genauigkeit. Nie gestattet das Kargi-
Technologien ermöglichen einen hohen Grad an sche irgendwelche Gefühlsschlamperei. Es kommt
Vor fertigung. Die Vorteile der Fabrikation ganzer aus kühlem Kopf und brennendem Herzen und ist
Wandelemente und Raumzellen in der Werkstatt eine der anspruchsvollsten Sprachen überhaupt. Kar-
liegen auf der Hand: In der witterungsunabhängi- gisch ist eine Herrensprache, mühsam zu erlernen,
gen Halle kann unter optimalen Bedingungen mit doch wer sie kann, gehört dazu. Dekoro wird überall
Unterstützung computergesteuerter Maschinen verstanden, das Kargische hingegen ist nur in
schnell und präzise gearbeitet werden. Die Monta- Nischen zu finden. Als Faustregel gilt: Wo der Touris-
ge, der „Rohbau“ bis zum schützenden Dach, erfolgt mus herrscht, wird Dekoro gesprochen, also über der
in wenigen Tagen. Neubauten wie das Apartment- Schneegrenze, am Meeresstrand und in der Umge-
haus Lechblick in Warth, das Zuschnitt vorstellt, bung von Baudenkmälern. Kargisch hingegen wird
entstehen in der kurzen Schönwetterperiode alpiner nur in geschlossenen Zirkeln geredet, wo Dekoro als
Regionen. unfein gilt.
Extremer in den Bedingungen für die Errichtung und Wenn die Hoteliers mit den Architekten der stren-
mit höheren Ansprüchen auf Wetterfestigkeit, eig- gen Observanz sprechen, scheitern sie am Sprach-
net sich vorgefertigter Holzbau für Schutzhütten im problem. Doch da gibt es Abhilfe. Der Hotelier sucht
schwer zugänglichen hochalpinen Raum. Dort, wo es sich einen Baufachmann, der perfekt Dekoro spricht
keine Zufahrtsmöglichkeiten gibt, wo schlechte und es auch anzuwenden weiß. Architektur braucht
Fundierungsmöglichkeit zu Leichtbau und instabile es dazu nicht, die ist ohnehin zu anstrengend und
Wetterlagen zu rascher Montage zwingen, können kein Gast zahlt etwas dafür. Dass sie kein Kargisch
der hohe logistische Planungsaufwand und der können, wurmt die Hoteliers in stillen Stunden den- Benedikt Loderer, 1945 in
Zwang zu äußerster Ökonomie, der der Präfabrikati- noch. Kargisch nämlich hat mehr Prestige als Dekoro. Bern geboren. Studierte nach
einer Bauzeichnerlehre
on immanent ist, zu hoher Reife führen. In dieser Kargisch allein ist wirklich exklusiv, es schließt aus.
Architektur an der ETH
Baukategorie gibt es Erneuerungsbedarf, aber noch Kargisch spricht der Geistesadel und das kulturelle Zürich. 1988 Initiator der
wenige gebaute Vorbilder. Die Berghütte auf dem Kapital. Im Abwehrreflex überschreien die Hoteliers Gründung von „Hochpar-
Plateau de Saleinaz im Schweizer Wallis, die Zuschnitt jeden Ton Kargisch, den sie hören. Das sieht man terre“, einer Zeitschrift für
zeigt, könnte ein solches sein. ihren Häusern an: Dekorierte Schuppen. Architektur und Design aus
In die urbane Gastlichkeit, in städtische Cafés und Die Architekten führen unterdessen auf Kargisch Zürich, deren Chefredakteur
Restaurants, kehrt Holz nach Jahren der Unterreprä- Klagen, dass die Schönheit der Landschaft mit Deko- er bis zu seinem Rücktritt
1997 war. Schreibt nach wie
sentanz verstärkt zurück. Es tritt nicht länger nur als ro verwüstet wird, doch einzig ihresgleichen hört zu
vor für Hochparterre, aber
Möbel auf. Sorgfältig abgestimmte Hölzer werden und versteht das Lamento. Unbeeindruckt führen auch für andere Medien und
flächig eingesetzt: als Wandtäfelung, exquisit ausge- die Hoteliers ihr Dekoro weiter, denn längst haben durchkreuzt und erforscht
wählter Fußboden und raumbildendes Element. Holz sie herausgefunden, dass es auch ohne Kargisch seine Umgebung als Stadt-
bedient den Gast wieder – mit Atmosphäre ganz geht. Der Gast will es so. wanderer.
ohne Schnickschnack.
Kleinholz Meldungen und Termine

Messen Tagung K plus Wood (siehe zuschnitt 1⁄ S. 4) und dem vor


Mehrgeschoßiger Holzbau in Österreich kurzem eingereichten K ind Holz Bau zu vermeiden,
11. – 13. April 2002 Holzskelett- und Holzmassivbauweise stimmen die drei wissenschaftlichen Leiter laufend
HolzWerk
Im neuen Gebäude der Österreichischen Bundesfor- die Inhalte der Forschungsprojekte ab. Die Finanzie-
Fachmesse für Holzbau und
Architektur
ste AG in Purkersdorf bei Wien findet am 26. April rung übernimmt zu 40% der Bund, zu 60% der
Messezentrum Salzburg 2002 die dritte Tagung zum Thema „Mehrgeschoßi- Fachverband der Holzindustrie Österreichs gemein-
Reed Messe Salzburg GmbH ger Holzbau in Österreich“ statt. Eingeführt wird mit sam mit ÖGH und HFA.
Postfach 285 einer Einteilung der Bauweisen und ihren Grund- info Holzforschung Austria
A-5021 Salzburg prinzipien, es folgen Entwurfskriterien der Holzske- Franz-Grill Straße 7, A-1030 Wien,
T +43 (0)662 ⁄44 77-213 lettbauweise, Überlegungen zum Tragverhalten und T +43 (0)1 ⁄ 798 26 23 -0, F +43 (0)1 ⁄ 798 26 23 -50
T +43 (0)662 ⁄44 77-411
zu Konstruktion und Montage. Der Nachmittag ist hfa@holzforschung.at, www.holzforschung.at
presse@reedexpo.at
der Holzmassivbauweise und ihrem Einsatz im mehr-
25. – 28. April 2002 geschoßigen Wohnbau gewidmet. Zum Abschluss Österreichische Möbelindustrie schafft Plus im Export
Holzbau und Ausbau 2002 der Tagung wird Architekt Ronacher den von ihm Mit 7% mehr hat die österreichische Möbelindustrie
11. Internationale Fachmesse geplanten Neubau erläutern. im Jahr 2001 ein „All-Time-High“ im Export erzielt.
Nürnberg info (und Anmeldung) Deutschland ist mit 59% der Möbelexporte im Jahr
Deutscher Holzbautag Holzforschung Austria, Sandra Fischer 2000 mit Abstand der wichtigste Handelspartner.
Messezentrum
T +43 (0)1 ⁄ 798 26 23-10, seminar@holzforschung.at Durch die gute Exportentwicklung konnte der Markt-
D-90471 Nürnberg
T +49 (0)911 ⁄ 86 06-0
www.holzforschung.at ⁄ seminare rückgang im Inland fast zur Gänze abgefangen
F +49 (0)911 ⁄ 86 06-228 werden. Der Anteil der österreichischen Produktionen
holzbau@nuernbergmesse.de Neue Fachpublikation am heimischen Möbelmarkt (ca. 48,3%) ohne Objekt-
Mehrgeschoßiger Holzbau in Österreich möbel verzeichnete einen Rückgang um 2,4%.
21. – 25. Mai 2002 Der brandneue Informationsband „Mehrgeschoßiger Ausschlaggebend dafür sind schrumpfende Marktan-
XYLEXPO Holzbau in Österreich – Holzskelettbau und Holz- teile bei Sitzmöbeln. Nur noch knapp 13% dieses
18. Weltmesse für Holztech-
massivbau“ mit zahlreichen Beispielen, Abbildungen Umsatzes werden mit österreichischen Produkten
nologien
Assavago Efimall
und Plandarstellungen ist ab sofort um ¤ 35 (inkl. abgedeckt. Die Entwicklung ist auf die zunehmende
Centro Direzionale Milanofiori Ust., excl. Versand) bei proholz Austria erhältlich. Handelskonzentration im Möbelhandel, der verstärkt
1a Strada Palazzo F3 T +43 (0)1/712 04 74, F +43 (0)1/713 10 18 auf billige Importware setzt, zurückzuführen.
I-20090 Assago Ein Anmeldeformular liegt dieser Ausgabe des Bekanntgegeben wurden die neuesten österreichi-
T +39 (0)2 ⁄ 892 10 200 Zuschnitt (Folder) bei. Einfach ausfüllen und faxen! schen Daten auf der jährlich im Jänner stattfinden-
F +39 (0)2 ⁄ 825 90 09 den Möbelmesse IMM in Köln. Sie ist weltweit eine
info@xylexpo.com
Startschuss für das Kompetenzzentrum der Holzfor- der bedeutendsten Messeveranstaltungen auf dem
www.xylexpo.com
schung Austria Möbel- und Einrichtungssektor. Rund 1.500 Unter-
Tagungen Die Österreichische Gesellschaft für Holzforschung nehmen aus mehr als 50 Ländern präsentierten
(ÖGH) und die Holzforschung Austria (HFA) geben heuer Möbel für alle Wohnbereiche. Aus Österreich
Holz im Tourismus nun den Startschuss für das Kompetenzzentrum nahmen über 30 Unternehmen teil.
Findet in Tirol, Salzburg und Holztechnologie. Vorrangiges Ziel dieses Zentrums info Die Österreichische Möbelindustrie
Oberösterreich statt. Initiato- ist der Aufbau neuer und die Erweiterung bestehen- office@moebel.at, www.moebel.at
ren sind die proHolz Organisa-
der Kompetenzen im gesamten Feld der Holztech-
tionen der drei Bundesländer.
info proHolz Tirol
nologie. Darüber hinaus soll das Dienstleistungsan- Neue Professur
Meinhardstraße 14 gebot noch besser dem Markt angepasst und die Dipl.-Ing. Michael Flach Professor für Holzbau an
A-6020 Innsbruck Wirtschaft bei Forschungs- und Entwicklungsvorha- der Universität Innsbruck
T +43 (0)512 ⁄ 53 10- 13 63 ben noch wirkungsvoller unterstützt werden. Die Tiroler Forst- und Holzwirtschaft hat gemeinsam
F +43 (0)512 ⁄ 53 10- 13 12 Das Kompetenzzentrum wurde in vier inhaltliche mit proHolz Tirol, dem Land Tirol und der Universität
proholz@wktirol.at (effiziente Naturwerkstoffe, Gebäudehülle, Oberflä- Innsbruck im Rahmen einer Stiftungsvereinbarung
www.proholz-tirol.at
che, Fasertechnologie) und zwei methodische Schwer- den Lehrstuhl für Holzbau, Holzmischbau und Holz-
www.holzinformation.at
punkte (Produktkonformität, nachhaltige Ressourcen- verbundwerkstoffe initiiert, der ab April 2002 von
Aktivitäten nutzung) strukturiert. Die Themenbereiche werden Dipl.-Ing. Michael Flach geleitet werden wird. Wert-
in sieben Impulsprojekten bearbeitet, die von Längs- volle Impulse erhofft man sich vor allem von den
10. – 16. Juni 2002 verbindungen von Holz bis zur Verbesserung der umfangreichen internationalen Erfahrungen des
Woche des Waldes 2002 Qualität verdichteter Biobrennstoffe reichen. Ergeb- designierten Holzbauprofessors. Der Holzbaulehr-
Motto: „Faszination Holz“ nisse dieses Forschungsprogramms können sowohl stuhl soll in die überregionale Zusammenarbeit von
Dazu entsteht im Juni im
in die Produktentwicklung fließen als auch in die Forschung und Technologietransfer eingebunden
Zentrum Wiens ein Erlebnis-
pfad.
Optimierung von Fertigungstechniken und der werden.
Bundesministerium für gesamten Holzwirtschaft zur Verfügung stehen. Flach, 1954 geboren, studierte an der TU München
Land- und Forstwirtschaft Um Themenüberschneidungen mit den Kompetenz- Bauingenieurwesen. In Paris erhielt er 1979 das
T +43 (0)1 ⁄ 711 00-0 zentren Holzverbundwerkstoffe und Holzchemie französische Diplom am Centre des Hautes Etudes
www.lebensministerium.at
Kleinholz
de la Construction und sammelte vorerst Erfahrun- Architektursymposium „holzWERK“ Seminare

4
5
gen im Stahl- und Betonbau. Die Arbeit bei einer Ziel dieses zweitägigen Symposiums, das sich an
Firma für Leimholzbau in Frankreich begeisterte ihn Architekten, Bauherren und Fachplaner richtet, ist 10. – 12. April 2002

zuschnitt 5.2002
Holzhausbauseminar
für den Holzbau. Mit Julius Natterer, dem berühm- es, die in verschiedenen Ländern gebräuchlichen
Ein Praxisseminar zur Holz-
ten Professor für Holzbau am Polytechnikum Lausan- Konstruktionsweisen wie Holzskelett-, Holzrahmen-, rahmenbauweise
ne, führte er in zwölf Jahren Zusammenarbeit über Holzständer-, Holztafel- sowie Holzmassivbau und Forstliche Ausbildungsstätte
200 Projekte durch. Vierzehn davon wurden mit die vor allem in Amerika und Kanada eingesetzte (FAST) Pichl bei
französischen Holzarchitekturpreisen, drei mit dem Baloon-Frame-Technik mit ihren Vor- und Nachteilen Mitterdorf im Mürztal,
Europäischen Glulam Award ausgezeichnet. Projekte vorzustellen und zu diskutieren. Dazu werden Bei- Steiermark
dieser Zeit: das Radstadion in Bordeaux, die größte spiele von Materialkombinationen wie Holz und Stahl In zwei Gruppen mit je 12
– 13 Personen werden zwei
französische Holzbrücke in Crest und eine 2.500 m2 oder Holz und Beton gezeigt, die sowohl die Sinnhaf-
Modellhäuser gebaut.
große Holzrippenschale in Saint Quentin⁄ Yvelines. tigkeit als auch die Grenzen des Einsatzes in ästhe- Seminargebühr: ¤ 181
Flach unterrichtete an der Technischen Hochschule tischer und funktioneller Hinsicht aufzeigen sollen. info proHolz Steiermark
in Lausanne und hatte Gastprofessuren an diversen Das Symposium findet vom 12. – 13. April während Dipl.-Ing. Jürgen Dobler
Ingenieur- und Architekturschulen in Frankreich und der Fachmesse für Holzbau und Architektur „Holz Körblergasse 111-113
an der University of British Columbia in Vancouver. Werk 2002“ im Messezentrum Salzburg statt. Als A-8021 Graz
Zu seinen großen Anliegen zählt die sinnvolle Nut- Veranstalter treten proHolz Austria, REED MESSE T +43 (0)316 ⁄ 601 -528
F +43 (0)316 ⁄ 601 -1292
zung lokaler Holzressourcen und die Einbeziehung Salzburg, die INITIATIVE ARCHITEKTUR Salzburg
proholz@wkstmk.at
ökologischer Aspekte in Gesamtkonzepte. Er ist und DETAIL, die Münchner Zeitschrift für Architek- www.proholzstmk.at
Mitbegründer eines internationalen Experimentalge- tur + Baudetail gemeinsam auf. Kuratoren sind Peter
ländes für umweltbewusste Architektur in Südfrank- Ebner (Vorstand der INITIATIVE ARCHITEKTUR, Salz- Ausstellungen
reich. burg) und Christian Schittich (Chefredakteur der
info proHolz Tirol Zeitschrift DETAIL). Bis 6. April 2002
Meinhardstraße 14, A-6020 Innsbruck Brennpunkt Küche:
planen, ausstatten, nutzen
T +43 (0)512 ⁄53 10-13 63, F +43 (0)512 ⁄53 10-13 12 Programm
Wanderausstellung von
proholz@wktirol.at, www.holzinformation.at _12. April 2002 Renate Breuß und
11.00 Uhr – Johannes Kaufmann, vorm. Kaufmann 96, FEMAIL Frauen Informations-
Spektakulärer Holzbau auf der Schweizer Expo.02 Österreich, Mobile Holzkonstruktionen zentrum Vorarlberg e.V.
Einmal pro Generation leistet sich die Schweiz eine 12.00 Uhr – Andrea Deplazes, Professor am Institut Montafoner Heimatmuseum
Landesausstellung als Momentaufnahme – zuletzt für Architektur und Konstruktion, ETH Zürich, Schruns
1964 in Lausanne. Die im Vorfeld vieldiskutierte Holz-indifferent, synthetisch-Kunststoff Kirchplatz 15
A-6780 Schruns
Expo.02 findet vom 15. Mai bis zum 20. Oktober 2002 14.00 Uhr – Mark Mack, MACK Architect(s), USA,
T +43 (0)55 56 ⁄ 747 23
an vier Standorten – Biel, Yverdon, Murten und Californian Wood oder Easy Wood Ab 21. Mai 2002
Neuenburg in einer spektakulären, aber vergängli- 15.00 Uhr – Diskussion mit den Architekten, Landes- Kärntens Haus der
chen Architektur statt – bis zum Herbst 2003 wer- baudirektor Denk, Direktor der W.A.G. Wolfgang Schön Architektur-Napoleonstadel
den sämtliche Bauten wieder verschwunden sein. und Anton Kaufmann, Obmann von proHolz Austria, St. Veiter Ring 10
In Neuenburg wurde mit dem „Palais de l’Equilibre“ Moderation Christian Schittich A-9020 Klagenfurt
eine gigantische, unten gekappte Holzkugel – mit 16.00 Uhr – Haig Beck und Jackie Cooper, T +43 (0)463 ⁄ 50 45 77 aaf.
ktn@net4you.co.at
einem Durchmesser von 41 m verwirklicht, deren Australien, Stick Architecture: Contemporary Timber
Scheitelpunkt 28 Meter über dem Boden liegt, was Architecture in Australia Bis 21. April 2002
der Höhe eines zehngeschoßigen Wohnbaus ent- _13. April 2002 Alvar Aalto: Möbel –
spricht. Sie wird die Ausstellung „Nachhaltige Ent- 11.00 Uhr – Markku Komonen, Heikkinen – Komonen Die Sammlung Kossdorf
wicklung“ der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Architects, Professor an der Helsinki University of Di – So 9.00 – 17.00 Uhr
die mit Unterstützung der HWK LIGNUM auch Auf- Technology, Finnland, Hand made and industrial – Die Ausstellung wird durch
traggeberin für den Bau ist, beherbergen. Die erleb- Architecture in Wood ein umfangreiches Programm
(Vorträge, Diskussionen)
nisorientierte Schau soll den Besucher zur Einsicht 12.00 Uhr – John Patkau, Kanada, Making Difference
ergänzt.
führen, dass die Erhaltung eines Gleichgewichtes 13.15 Uhr – Kengo Kuma, Japan, Particulization of Kaiserliches Hofmobilien-
zwischen den menschlichen Aktivitäten und den Wood depot
Ressourcen der Natur die Grundlage für die Zukunft Mariahilferstraße 88
kommender Generationen bildet. Die gewählte Form Großer Erfolg für proHolz Information A-1070 Wien
des Bauwerks versteht sich als Allegorie des Globus. Beim Internationalen Wettbewerb Schönste Bücher T +43 (0)1 ⁄ 524 33 57-0
Dem Inhalt der Ausstellung entsprechend ist auch aus aller Welt 2002 in Leipzig hat eine internationa- F +43 (0)1 ⁄ 524 33 57-666
mobiliendepot@
das Gebäude selbst dem Gedanken der Nachhaltig- le Jury unter 749 Büchern aus 31 Ländern die erste
schoenbrunn.at
keit verpflichtet. Zuschnitt wird in einer seiner nächs- proHolz Information in neuem Design „Bemessung www.hofmobiliendepot.at
ten Ausgaben mehr darüber berichten. im Holzbau“ mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet.
info HWK LIGNUM, Schweizerische Holzwirtschafts- Ein schöner Erfolg für proHolz und das Atelier Gassner
konferenz, Falkenstrasse 26, CH-8008 Zürich und eine Bestätigung des neuen Kurses.
T +41 (0)1 ⁄ 267 47 77, F +41 (0)1 ⁄ 267 47 87
info@lignum.ch, www.lignum.ch, www.expo.02.ch
Essay Komm, bleib! Laute und leise Holz-
töne alpenländischer Gastfreundschaft

Bernhard Tschofen

gegeneinander auszuspielen, ist seither ein Grund-


motiv der Tourismusliteratur, und die Fallen, die sich
bei der Suche nach dem „Echten“ und „Bodenständi-
gen“ auftun können, zählen mit zu den beliebtesten
Motiven alpenländischer Satire in Wort und Bild:
„Salontiroler“ – das waren und sind immer „die
anderen“.
Der Tourismus in den Bergen baut auf einen Effekt,
den man treffend „Binnenexotik“ genannt hat. Von
Anbeginn nämlich bezog er seine Popularität aus
dem Glauben an die Alpen als spezifischen Erfahrungs-
raum, einen Raum, in dem das Andere in Natur und
Kultur quasi vor der Haustüre auf Entdeckung wartet.
Solche Vorstellungen verlangen nach der entspre-
chenden Ausstattung und Gestaltung des Terrains,
die bauliche Erschließung ist dabei nur ein – wenn
auch besonders augenfälliger – Teil einer grundlegen-
den Neuorganisation von Landschaft. Funktionierte
das Konzept der alpinen „Palasthotels“3), die in der
Gemütlichkeit am Gletscher- Die Tourismusgeschichte ist reich an Legenden. Das Gründerzeit vor allem in der Schweiz Furore machten
rand: Die Schutzhütten der liegt daran, dass sie eine erstaunliche Gegenwart zu und hierzulande kaum über Badgastein und den
Alpenvereine als Ausdruck erklären hat. Da gibt es etwa die Figur des Fremden- Semmering hinauskamen, noch mit Gesten von Dis-
eines Lebensgefühls
verkehrspioniers und Hoteliers, der seine Mußestun- tanz und Differenz, so verlangte eine gewandelte
den mit dem Feldstecher am Fenster verbrachte und Haltung nach wahrnehmbarer Authentizität. Das
die Berghänge nach schön gewachsenen Zirben für Echte und Unvermittelte herzustellen, es zu produzie-
seine Gaststuben absuchte. Ob solche Geschichten ren, darauf verstand sich die Moderne meisterhaft.
wahr sind oder nicht, sie künden nicht nur vom Anders gesagt: nach 1900 gibt es in den deutsch-
großen Einsatz und Ehrgeiz einer Gründergenerati- sprachigen Alpen ausnahmslos „echte“ Tourismusar-
on, sondern auch von den traditionellen Mühen um chitektur. Das ist wichtig festzuhalten, weil die ver-
die rechte Ästhetik im Tourismus. Und die hat längst schiedenen Bauhaltungen das Alpine auf ihre jeweils
nicht nur Gastwirte beschäftigt. gültige Art zu interpretieren versuchten. Eine Diffe-
Dabei schien Tourismusarchitektur lange – und bis renzierung alpinen Bauens in „gute“ und „schlechte“
vor kurzem – ein Reizwort zu sein, weil es offensicht- Traditionen macht also fürs Erste wenig Sinn, zumal
lich Tourismus und Architektur zusammenbringt, was in historischer Perspektive die aufwendig benannten
schwer zusammenpassen will.1) So jedenfalls lassen und beredeten gleichzeitig neben den selbstverständ-
sich die Etiketten verstehen, mit denen hierzulande lichen Umgangsweisen stehen. In weiten Teilen der
bis in die neunziger Jahre herein eine vielkritisierte Alpen hat nämlich bis weit ins 20. Jahrhundert herein
Baupraxis versehen worden ist. Die Kritik an „Leder- ein kleingewerblich organisierter und vormodern
hosenarchitektur“ und „Jodelstil“ war so populär, anmutender Tourismus dominiert, der sich zunächst
wie die Sache selbst verbreitet war.2) Und das teilt der vorhandenen Infrastruktur des Gast- und Beher-
sie im übrigen mit der Tourismuskritik, die nicht nur bergungsgewerbes bediente und diese nach und
Bernhard Tschofen integraler Bestandteil der Kultur des Reisens ist, nach für die neuen Bedürfnisse adaptierte. So trafen
Kulturwissenschafter und sondern auch ihr ganz mächtiges Schwungrad: Sie die Gäste in den Wirtshäusern der Dörfer und Land-
Kunsthistoriker, lehrt und lässt den Blick von abgenutzten Landschaften auf straßen auf eine Wohnkultur, die in die Vergangen-
forscht als Ao. Univ.Prof. am neue Destinationen richten und sie lässt neue Praxen heit und damit in eine bessere Zukunft zu weisen
Institut für Europäische
und Stile entstehen, die als kulturkritische Antwort schien. Historische Wohn- und Repräsentationsformen
Ethnologie an der Universi-
tät Wien. Mitarbeit an
auf (einmal nicht weniger kulturkritisch verstandene) ländlicher Eliten – einmal als Volkskunst entdeckt
Museen und kulturwissen- gängige Formen verstanden werden will. Das verbin- und beschrieben4) – wurden zu Zeichen eines Kultur-
schaftlichen Ausstellungen, det den „sanften“ Alternativtourismus mit der stilbil- ganzen: die Wohnstube mit der Diagonale von Tisch-
zahlreiche Veröffentlichun- denden Form des Alpentourismus: Auch das aufstre- und Ofenecke etwa, der „Herrgottswinkel“, oder aber
gen zur Stadt- und Bergfor- bende Bürgertum des späten 19. Jahrhunderts hat Truhen, Stühle und Tische bestimmter Formen.
schung, Symbol- und Wahr- sich nach Unverfälschtem gesehnt, und was man in Wenn Holz dabei eine zentrale Rolle spielt, dann hat
nehmungsgeschichte,
den Achtzigern anstatt in Kitzbühel oder an der obe- das freilich längst nicht nur mit den emotionalen
Biographieforschung, Ethni-
zität und Museologie; u.a.:
ren Adria in den Bodegas von La Gomera gewähnt Qualitäten zu tun, die ihm allmählich zugeschrieben
Berg Kultur Moderne. Volks- hat, ist seinerzeit in den Zirbenstuben der Alpendör- wurden. Davor – und daneben – hatte Holz seine
kundliches aus den Alpen. fer statt in den Grand Hotels der Kurstädte vermutet Bedeutung als Bau- und Werkstoff besessen: Immer
Wien 1999. worden. „Überzivilisation“ und „Gemütlichkeit“ in dekorativer, in den sogenannten Holzbaugebieten
Essay
auch in konstruktiver Hinsicht. Holz war vor Ort wurden dorthin geschickt, und was im Ausland Furo- Literaturhinweise

6
7
ver fügbar, leicht zu handhaben und zu bearbeiten, re machte, hat bald im Inland ganzen Industrien auf
und es machte das Wachstum der Branche schrittwei- die Sprünge geholfen: Schweizer Fabrikanten lieferten Wolfgang Kos:

zuschnitt 5.2002
Das Alpine schlug zurück.
se mit: Aufstockungen und Zubauten waren genauso Chalets per Katalog, einem modernen Baukastenprin-
Kulturgeschichtliche Bemer-
möglich wie die Wiederverwendung ganzer Bauteile zip gehorchend.6) kungen zur verschollenen
und sogar Translozierungen. Manches Stubengetäfel Auch in Österreich fanden sich bald Hersteller für Urbanität im alpinen Touris-
aus dem 18. Jahrhundert hatte bereits in zwei, drei vorfabrizierte Bauten im sogenannten Laubsägestil.7) musbau. In: A. Becker,
Vorgängerbauten seinen Dienst getan, bevor es – Selbst im Kleinen arbeiteten lokale Bauleute nach D. Steiner, W.Wang (Hrsg.),
zum „Stüberl“ oder „Stüble“ degradiert – ins zeitge- diesem Prinzip – und das noch bis weit in die zwan- Architektur im 20. Jahrhun-
nössische Alpenhotel eingepasst worden ist. ziger Jahre hinein, als mit dem aufkommenden Winter- dert – Österreich. Prestel,
München⁄ New York 1995.
Das spielt auf ein grundsätzliches Paradox des Bau- tourismus eine neue Generation von Tourismusun-
ens und Gestaltens mit Holz an: Das Material steht ternehmern antrat und mit kleinen, günstig und H. Hambrusch, J. Moroder,
nämlich gleichzeitig für das Temporäre, ja Ephemere, sinnfällig gebauten Berghäusern ihren Beitrag für B. Schlorhaufer:
wie es für das Beständige und Solide steht. Das eine lange gültige Infrastruktur leistete. Franz Baumann – Architekt
Geschichtslose der Baracken und Bauhütten reiht Angedacht worden ist solches schon früher in den der Moderne in Tirol.
sich neben die als tief und heilig empfundene Tradi- Hüttenbauten der alpinen Vereine, die in einem Folio Verlag
tion der „bodenständigen“ Holzbauten, das Transitori- wahren Wettrennen um die besten und schönsten Wien⁄ Bozen 1998.
sche neben das Bleibende. Und vielleicht ist es kein Plätze den Alpenbogen mit ihren Bergheimen über-
Zufall, dass das 20. Jahrhundert sowohl den zahlen- zogen haben. Oft in völlig unwegsamem Gelände
den Gast als auch den Fremden, der mit Georg Sim- gelegen, sollten diese Gebäude nach den Vorstellun-
mel gesprochen „heute kommt und morgen bleibt“, gen ihrer Erbauer dennoch alpenländische Gemüt-
gerne mit Holz umgibt: Den einen, damit er bleibt, lichkeit vermitteln. Als der schottisch-vorarlbergische
den anderen in der Hoffnung, er möge wieder gehen. Industrielle und Alpenvereinspionier John Sh. Doug-
Lange bevor von einer Konzeptgastronomie die Rede lass 1870 mit rascher Hand die Zeichnung zu einer
sein kann, weiß man Holz auch für temporäre Bewir- der ersten Vereinshütten überhaupt fertigte, vergaß
tungen einzusetzen – und zwar wieder in der schein- er nicht, in der den besten Ausblick über den nahen
bar widersprüchlichen Nutzung als Stoff für Kulissen- Lünersee und die Rätikonberge bietenden Fensterek-
bauten einerseits und als Ausdruck des Historischen, ke Tisch und Eckbank einzuzeichnen: „Nicht nur
Typischen und Dauernden andererseits. Das war etwa bewohnbar, sondern auch von Jahr zu Jahr wohnli-
der Fall in den „ethnographischen Dörfern“ der Welt- cher“ sollte sie sein. Je nach Vermögen der bauenden
ausstellungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wo Sektionen fielen diese Hütten einmal mehr als
findige Entrepreneurs mit potemkinschen Techniken schlichte Zweckbauten, ein andermal (später) als die
ganze Straßenzüge und Stadtplätze mit idealtypischen Bergnatur üppig inszenierende Gralsburgen deutscher
Bauten hochzogen, wo aber andererseits der museale Bürgerlichkeit aus. Aber fast immer machte man sich
Erlebnishunger des Publikums in mühsam translo- Prinzipien vorgefertigten Bauens zunutze: Komplette
zierten Stubenensembles, mitunter sogar in authen- Schutzhütten wurden im Tal von Zimmerleuten als
tisch bestückten Gasträumen gestillt wurde.5) Blockbauten aufgestellt, die Balken nummeriert und Funktion Naturgenuss: Franz
Dort nehmen nicht nur die suggestiven Ausstellungs- auf Pferde- und Maultierrücken zur Endfertigung auf Baumanns Hotel Hochfirst,
techniken der Freilicht- und Volkskundemuseen ihren die hochalpinen Baustellen gebracht. Obergurgl, 1932 ⁄ 33
Ausgang, sondern auch die gastronomische Stim-
mungsdekoration mit historischen Versatzstücken.
Das Ethnische und Regionale werden dabei zu
Er lebniswerten der Popularkultur. Darauf baut die
Ästhetisierung des Heimischen, die mit vielerlei
Anschlussmöglichkeiten für Politik, Ökonomie und
Kulturindustrie das gesamte 20. Jahrhundert beglei-
tet.
Gestaltetes Holz kam also nicht nur als Botschafter
des Eigenen zum Gast; Bauten und Einrichtungen,
die sich der funktionalen und emotionalen Qualitäten
des Holzes bedienten, waren auch noch in anderer
Hinsicht mobil. Ausgerechnet die ästhetisch augen-
scheinlich rückwärtsgewandten Schweizer und Tiroler
Häuser der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
können neben den eigentlich industriellen Bauten als
Keimzelle des Fertigteilbaus gelten. Auch hier waren
die großen Ausstellungen ein wichtiges Experimentier-
feld. Bauten modernisierter regionaler Traditionen
1) Architektur und Fremden-
verkehr. Arbeitsbuch zur
Bundesversammlung 1974.
Hrsg. v. d. Zentralvereinigung
der Architekten Österreichs.
Wien 1974.
2) Schmidt, B. O.: Tourismus-
Architektur im „Alpenstil“
als touristische Botschaft.
Der „Lederhosenstil“ als
kulturelles Symptom.
Salzburg Univ.Diss. 1998.
3) Rucki, I.: Das Hotel in den
Alpen. Die Geschichte der Ohne Versatzstücke – alpin gedacht und rational gebaut: Apartmenthaus Lechblick von Christian Lenz, Warth (1999)
Oberengadiner Hotelarchi-
tektur von 1860 bis 1914. Das Ganze auf ein schützendes Fundament aus haben im Tirol der zwanziger Jahre neue (übrigens
Zürich 1989. zusammengetragenen Steinen gestellt und mit lange vergessene) Standards gesetzt.8)
4) Johler, R.: „Ethnisierte einem ordentlichen Dach versehen, konnte dann Weil sie dem Gast das Spiel mit Stimmungen und
Materialien“ – „Materialisierte innen nach und nach ausgebaut werden: Zuerst die Symbolen nicht verweigern, ihr Griff zum Holz aber
Ethnien“. Zur Nationalisierung wie selbstverständlich auch hier getäfelte Stube, immer Interpretation und nicht Nachahmung ist, kann
von Volkskunst und Bauern- dann auch die Zimmer und Lager. So wusste man die man auch manche zeitgenössisch als „kraftmeierisch“
haus in Österreich(-Ungarn). kurzen Bergsommer zu nützen. Und wenn heute kritisierte Gestaltungsgeste verstehen. Dabei ist der
In: Moravánsky, Á. (Hrsg.): Helikopter die Leimbinderkonstruktionen für die Zugang dezidiert urban – wenn etwa in den Gaststu-
Das entfernte Dorf: Moderne exponierten Bauten im Gebirge anfliegen, dann sind ben Baumanns längs- und querliegende Hölzer flä-
Kultur und das ethnische zwar Technik und Logistik perfektioniert, aber noch chig und kontrastierend eingesetzt werden und so
Artefakt. Wien 2002, S. 61 – 87. nicht a priori originärere Bauschöpfungen deponiert eine internationale Formensprache lokal und vor allem
5) Wörner, M. Vergnügung worden: In jüngster Zeit erst entstehen auch hier situativ interpretiert wird. Heute geht das wieder:
und Belehrung. Volkskultur Bauten, bei denen das Alpine nicht als ästhetische ein Christian Lenz, die Neururers und Kaufmanns, ein
auf den Weltausstellungen Kategorie mitschwingt, sondern für einen praktikab- Much Untertrifaller – sie alle arbeiten mit ähnlichen
1851 – 1900. Münster u.a. 1999. len Umgang mit den örtlichen Gegebenheiten steht. Effekten, verfremden allgemein moderne und regio-
6) Burckhardt-Seebass, Chr.: Wahrscheinlich ist es nicht vermessen, in dieser nale Logiken, um so die Zeichen heimischer Gast-
Gedanken zur Dauerhaftig- Bauaufgabe jenseits der Form wichtige Ansätze für freundschaft aus dem alten Korsett des (internationa-
keit des Schweizer Chalets. die bahnbrechende Erneuerung alpinen Bauens in len) Provinzialismus zu befreien.
In: Johler, R. u.a. (Hrsg.): den zwanziger und dreißiger Jahren erkennen zu Wenn es immer heißt, der Tourismus habe zur Ent-
Ethnische Symbole und wollen. Denn im Gegensatz zu den frühen Hotel- und zauberung der Alpen beigetragen, dann mag daran
ästhetische Praxis in Europa Gastronomiebauten war hier der Mut notgedrungen vieles richtig sein, solange man den windschiefen
(Veröffentlichungen des größer als unten im Tal, wo bald schon mit Dachnei- Bildern einer authentischen Kultur (einer Kultur quasi
Instituts für Volkskunde der gung, Fassadengestaltung und Fensterteilung die vor dem touristischen Sündenfall) anhängt. Bedenkt
Universität Wien 17). Kriterien des Heimatschutzes dem Neuen den Weg man aber die Korrespondenzen, die Fremdwahrneh-
Wien 1999, S. 76 – 95. weisen wollten. Dagegen hat das exponierte Bauen mung und Selbstbilder im Tourismus eingehen, dann
7) Huwyler, E.: Schweizerische oft allein aus Gründen des Lawinenschutzes ein ergibt sich ein ganz anderes Bild. Denn was als Ent-
Hausforschung. Ein Beitrag Pultdach empfohlen und äußerlich das Schützende zauberung der Alpen beklagt wird, ist längst in ihren
zu ihrer Geschichte. In: über das Einladende stellen lassen: Wo immer mög- Zauber integriert. Und das österreichische Beispiel
Jahrbuch des Schweizeri- lich aber der Sonne zugewandt und in die Landschaft zeigt besonders eindrucksvoll, wie touristische Kultur
schen Freilichtmuseums erweitert. So baute man einerseits entlang der Gege- zur Identitätsressource werden kann. Dafür sprechen
Ballenberg 1 (1996), S. 15 – 136. benheiten und andererseits für das Lebensgefühl nicht nur die vielen Anzeichen einer durchgreifenden
8) Moroder, J., Peter, B.: einer Generation, die in den Bergen sich, ihren Körper Touristifizierung unserer Alltage, sondern auch die
Hotelarchitektur. Bauten und und vielerlei Verheißungen eines unbeschwerten neuen, auf den Mythos des Tourismus selbst setzen-
Projekte für den Tourismus Daseins finden wollte. Doch allmählich wurde es eng den Angebote der Fremdenverkehrswirtschaft: die
im alpinen Raum 1920 – 40. um die Tische der alten Hütten. Tirol Werbung hat bereits 1994 mit Walter Chramosta
Innsbruck 1993. Dieser neuen Situation des Tourismus – wie sie vor einen schlanken, aber nützlichen Führer „Bauen für
9) Bauen für Gäste. Beispiele allem mit dem jugendlich assoziierten Skilauf ver- Gäste“ herausgegeben.9)
alpiner Freizeitarchitektur in bunden ist – versuchten die Klassiker einer alpinen In Vorarlberg hat man in den vergangenen Jahren
Tirol. Innsbruck 1994 (Vergr.). Moderne gerecht zu werden: Die Hotelbauten eines nach den identitätsbildenden Potenzialen der Archi-
10) Architektouren. Zeitge- Clemens Holzmeister, eines Lois Welzenbacher, eines tektur auch die Nische des alpinen Architekturtouris-
nössische Baukunst in Vorarl- Siegfried Mazagg und eines Franz Feßler, vor allem mus entdeckt.10)
berg. Hrsg. Vorarlberg aber die nach Höhenstufen in ihrer Formensprache fein So finden dann am Ende Holz und Gast doch wieder
Tourismus. Bregenz 2000. abgestimmten Tourismusbauten Franz Baumanns zeitgemäß zusammen.
Themenschwerpunkt Holz
Umgang
zu Gast
mit Flächen
Aus der Landschaft heraus, in die Land-
schaft hinein Apartmenthaus Lechblick,
Warth

Architekt Fertigstellung
Christian Lenz 1999
Bauherr Ausführung
Revital Bauträger GmbH Holzbau Sohm,
Standort Alberschwende,
Warth, Vorarlberg Vorarlberg

Walter Zschokke

Am südöstlichen Siedlungsrand des Wintersportor- die trennenden Scheiben zwischen den Apartments
tes Warth sitzt das längliche Gebäude exakt an der aus 20 cm armiertem Beton, während für Außenwän-
Hangkante, so dass die Aussicht aus den Apart- de, Decken und Böden Holz zum Einsatz kam.
ments und von den breiten Balkonen nicht nur zu Wiederum zur Verminderung der Schalldurchlässig-
den gegenüberliegenden Berggipfeln und nach Lech keit wurde eine Holzverbunddecke gewählt, denn
am Arlberg, sondern auch ins Tal hinunter und bei einem Vorgängerbau, dem Doppelwohnhaus in
hinauf reicht. Eine beneidenswerte Position für das Schwarzach/Vorarlberg, machte der Architekt die
Frühstück vor dem Pistenvergnügen. Erfahrung, dass die Schalldämmwerte bloß mit
Den gerade geschnittenen Baukörper bedeckt eine Betonpflastersteinen auf einer Gummiauflage über
Christian Lenz
1952 geboren in Wien.
Horizontalschalung aus geölten Lärchenholzbrettern. der Brettstapeldecke nicht ganz erreicht wurden. Im
1973 – 81 Architekturstudium Nach oben schließt ihn ein flaches Pultdach ab. Sinne einer intelligenten Kombination der Material-
an der Technischen Universi- Während sich vorn die Balkone dreigeschoßig über ien wurde daher eine Verbundkonstruktion gewählt,
tät Wien. die gesamte Breite ziehen und sogar über die bei der der gewichtige, schalldämmende Ortbeton
Seit 1982 Büro in Schwarzach Hausecken hinausgreifen, wird die Rückseite von auch statisch wirksam wird. Holz übernimmt den
und seit 1983 Bürogemein- den drei kragenartig vorstehenden Wetterschirmen Zug, Beton den Druck. Zuunterst in der Decke befin-
schaft mit Hermann Kauf-
der Eingänge rhythmisiert. Sie blicken auf eine kurze det sich daher eine 12 cm starke Brettstapelplatte,
mann und Elmar Gmeiner.
Weitere Bauten von Christian
Gasse, die auf der anderen Flanke räumlich von der deren Unterseite bereits fertig gehobelt ist. Darauf
Lenz (alle in Vorarlberg) ins Terrain eingefügten und erdüberdeckten Einstell- liegen 10 cm armierter Beton, mit dem Holz schub-
1989 Gemeindesaal Hittisau halle definiert wird. Diese Verankerung in die Topo- fest verbunden durch spezielle, halb ins Holz einge-
(mit Hermann Kaufmann) graphie ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal guter drehte Schrauben. Es folgen 3 cm Split, 2,5 cm Tritt-
1990 Kirche St. Peter und alpiner Architektur. Die Proportionen des Gassenrau- schallmatten, auf der 3,5 cm starke Heraklith-Platten
Paul Lustenau (mit Helmut mes auf der Zugangsseite entsprechen jenen dörfli- aufliegen, zwischen denen die Staffeln des Schiffbo-
Dietrich)
cher Verhältnisse, während die Gesamtgestalt auf dens gleichsam schweben. Die Lärchenbretter des
1993 Bildungshaus
St. Arbogast in Götzis (mit
der Aussichtsseite auf Fernsicht konzipiert ist. Mit Bodens liegen somit auf dem Heraklith auf und
Hermann Kaufmann) minimalen Mitteln gelingt es, einen architektonisch Lastabtragung und Schalldämmung sind perfekt.
1994 Gemeindesaal Muntlix klaren Ausdruck zu schaffen. Es spricht viel Erfahrung und Ingenieurgeist aus
(mit Hermann Kaufmann) Das betriebliche Konzept für die zwölf kleinen und dieser Konstruktion, die bis auf den Beton in Trok-
1996 Siedlung Dammstraße zwei etwas größeren Apartments verzichtet auf den kenbauweise ausgeführt werden konnte. Ebenso
in Schwarzach sorgenden Hotelier. Die Karten zum Öffnen der wurden die Treppen aus Holz vorgefertigt und als
1997 Kirche Tisis in Feldkirch
elektronisch gesperrten Türen werden den Mietern Ganzes von oben in die Stiegenhausschalen einge-
2000 Staatspreis für Touris-
mus und Architektur für das
per Post zugeschickt, oder sie können sie in einem senkt. Natürlich galt diese Art der Werkstattvorferti-
Apartmenthaus Lechblick Herbergsbetrieb im Ort abholen. Im übrigen sind sie gung auch für die Fassaden, die stückweise, samt den
in Warth. autonom. Der Bauherr Mag. Wolfgang Hefel hat Fenstern mit dem Kran in Position gebracht wurden.
möglichst schlanke administrative Strukturen ange- Der Aufbau der Fassadenelemente beginnt von innen
strebt. Der Erfolg bestätigt seine unternehmeri- nach außen wieder mit einer 12 cm starken Kantel-
schen Überlegungen. wand, wie die Brettstapel auch genannt werden.
Christian Lenz
Die Konstruktion für das Bauwerk nützt die vielfälti- Sie werden von hölzernen, auf Zug belasteten Dübeln
Sportplatzweg 5
A-6858 Schwarzach
gen Eigenschaften von Holz und Holzwerkstoffen zusammen gehalten. Was zuvor mit eingeleimten
T +43 (0)5572/581 74-0 und verwendet dazu Beton für schall- und brandhem- Gewindestangen aufwändiger erzielt wurde, kann
F +43 (0)5572/580 1 3 mende Elemente, die zugleich konstruktiv ausstei- nun mit gepressten und getrockneten Holzdübeln
office @archbuero.at fend wirken. So bestehen die Stiegenhausschalen und erreicht werden, die im Holz der Kantel aufgehen
Themenschwerpunkt
10
11
zuschnitt 5.2002
und darin über Haftreibung festsitzen. Bisher hielt
sich das Arbeiten des Holzes in den vorgesehenen
Grenzen. Auch hier ist die Innenseite gehobelt und
somit fertig. Nach außen folgen eine 16 mm OSB-
Platte, 16 cm Steinwolledämmung, eine weitere 16
mm OSB-Platte, die Konterlattung mit Hinterfüftung
und die Außenschalung.
Die Konstruktion verbindet eine positive innere und
äußere Anmutung mit hohen Wärmedämm- und
Speicherwerten und erlaubt dank Vorfertigung eine
kürzere Bauzeit, was in schneesicheren Bergregio-
nen von Bedeutung ist, denn Zeit ist hier viel Geld,
wenn die Baustelle über den Winter steht. Die zeit-
genössische, sorgfältig proportionierte architektoni-
sche Erscheinung, die druchdachte Konstruktions-
weise mit Holz und das in die Zukunft weisende,
betriebliche Konzept gaben den Ausschlag, dass
dem 1999 fertiggestellten Bauwerk im Jahr 2000
der Staatspreis Architektur und Tourismus verliehen
wurde. Damit ist die kulturelle Botschaft allerseiten
angelangt: Architekten, Bauherren, Herbergsbetrei-
ber und auch Gäste schätzen innovative Holzkon-
struktionen und ihr ebenso zeitgemäßes Erschei-
nungsbild.
Dipl.-Ing. Dr. Walter Zschokke
Studium der Architektur an
der ETH Zürich.
Doktorat in Architekturge-
schichte an der ETH.
Zschokke arbeitet auf dem
Gebiet der Architektur als
Entwerfer, Historiker, Kritiker,
Kurator und Ausstellungsma-
cher.
Mehrere Buchpublikationen,
regelmäßige Architekturkritik
im Spectrum/Die Presse,
sowie Beiträge in Fachzeit-
schriften und Ausstellungs-
katalogen. Seit 1989 gemein-
sames Atelier mit Architekt
Walter Hans Michl in Wien

Deckenaufbau
2,20 Lärchendielen
3,50 Heraklith
2,50 TDP 30 ⁄ 25
PAE-Folie
3,00 Splitt
10,0 Verbundbeton
12,0 Brettstapel

Wandaufbau
3,00 Lärchenschalung
4,00 Hinterlüftung
1,60 OSB-Platte
16,0 Wärme-
0 5 10 m dämmplatten
1,60 OSB-Platte
10,0 Brettstapel
Grundriss 1. OG und 2. OG Grundriss EG

Innen Außen
La leggerezza del benessere Weinlokal
solo vino, Innsbruck

13Themenschwerpunkt
12
Architekten
Giner & Wucherer
Bauherr

zuschnitt 5.2002
Giovanni Guiseppe Conte
Standort
Innsbruck, Tirol
Fertigstellung
2001
Ausführung
Tischlerei Gerhard Höckner

Gabriele Reiterer studierte


Kunst-und Architekturge-
schichte an der Universität
Wien. Lehrt an der TU Wien
und verfasst Beiträge über
Architektur und Städtebau.

Gabriele Reiterer

Innsbruck hat ein außergewöhnliches Lokal erhalten. kleidet. Hier lagert die Essenz des Lokals, Weine aus
Kürzlich hat hier eine Ergänzung des ein Jahr jungen sämtlichen Regionen Italiens, deren Angebot studiert
italienischen Esslokals solo pasta eröffnet. Die Gene- und im Sortiments- und Preisvergleich auf kleinen
se des neuen, anliegenden solo vino vollzog sich Täfelchen selbst ausgesucht werden kann. Ebenfalls
sozusagen unter den allerbesten Voraussetzungen. aus unbehandeltem Holz sind die langen Tische und
Ein gereifter architekturkonvertierter Bauherr, dessen der Boden. Die rohe, unbehandelte, edel-asketische
erstes Lokal von sofortigem und anhaltendem Erfolg Kupfereiche erweckt gleichzeitig die Empfindung
gekrönt war, sowie die kongeniale Zusammenarbeit von Dichte und Leichtigkeit, von Masse und Zurück-
Thomas Giner & Erich
mit einem Architektenteam mit ausgeprägten italo- haltung. Dem unbehandelten Holz werden die Jahre- Wucherer
philen Affinitäten haben ein gastronomisch-architek- wie vielen Weinen im solo vino- ausgezeichnet 1979 – 86 Architekturstudi-
tonisches Gesamtkunstwerk entstehen lassen. bekommen. Die Patina wird es noch verschönern. um an der Technischen
Lag dem älteren solo pasta noch manch gastrono- Als Kontrast wurde die Decke aus dem industriellen Universität lnnsbruck.
misch bedingter Vernunftgedanke zugrunde, entstand Produkt MDF gefertigt. Für die Holzarbeiten 1987 – 92 Mitarbeit im Büro
das danebenliegende kleine Weinlokal mit viel Lust verantwortlich zeichnet der Innsbrucker Tischler Architekt Bliem, Hall in Tirol.
Seit 1991 Bürogemeinschaft
und Freude. Das ist mehr als spürbar. Gerhard Höckner. Die Stühle sind Entwürfe aus 1926
Giner & Wucherer.
Die Architekten Thomas Giner und Erich Wucherer von Max E. Häfeli, einem Schweizer Architekten der
reüssierten bereits beim Speiselokal – einem schmalen Klassischen Moderne. Das Licht, darunter
durch die ganze Gebäudetiefe laufenden Raum mit Pendelleuchten aus gerostetem Stahl, wurde speziell Weitere Lokale von Giner &
zwei gegenüber liegenden Eingängen. Der Schank- für dieses Lokal in Zusammenarbeit mit Halotech Wucherer
bereich liegt in der Mitte, er bildet das Gelenk für entwickelt. 2000 Restaurant Solo Pasta
beide Lokalräume. Das solo vino verfügt zwar über Der unprätentiöse Umgang mit dem Raum und das in Innsbruck
einen eigenen Eingang, ist jedoch mit dem Esslokal feine Gespür für Form und Material verbindet sich
über zwei Zugänge räumlich verbunden. hier mit viel passione, eben jener ganz einfachen
Thomas Giner & Erich
Auch im solo vino fand das graubraune, schlammfar- und gleichzeitig so schwer beschreibbaren irdischen Wucherer
bige Holz der seltenen Kupfereiche Verwendung, es Sinnlichkeit. Diese gelungene Symbiose ist dem Museumsstraße 10
bestimmt die Atmosphäre in hohem Ausmaß. Der solo vino ebenso eigen wie dem solo pasta. Hier trifft A-5020 Innsbruck
schmale Raum ist mit Regalwänden förmlich ausge- in Abwandlung zu: Auf alles ist Bedacht genommen T +43 (0)512 ⁄ 57 25 78
und die Selbstverständlichkeit wirkt befreiend.
Höhenflug und geglückte Landung
Berghütte am Plateau de Saleinaz, Wallis

Martin Tschanz

Architekten
Brigitte Widmer und
Stéphane de Montmollin
Bauherrnschaft
Schweizerischer Alpenclub
Sektion Neuenburg S.A.C.
Standort
Wallis, Schweiz
2.691 m ü. M.
Fertigstellung
1997

Der Neubau der Cabane de Saleinaz (cabane ist Dabei wurden die Elemente in der Werkstatt inklusi-
Brigitte Widmer das französische Wort für Hütte) sitzt wie die Kon- ve innerer und äußerer Verkleidung und der Fenster
1983 – 89 Architekturstudium
struktion aus dem Jahr 1893, die sie ersetzt, auf im Tal vorfabriziert. Die Länge der Zimmerei reichte
an der ETH Zürich.
1994 – 98 Assistentin an der
einer Felsnase hoch über dem Val Ferret. Sie bietet gerade aus, die Längsfassaden von fast 20 m auszu-
ETH Zürich. fünfzig Alpinisten eine einfache, zweckmäßige legen und als Ganzes vorzufertigen. Sie wurden
2000 Entwurfs – Workshop Unterkunft. Das Programm umfasst neben Aufent- dann wieder in Einzelteile, optimiert nach Gewicht
an der Technischen Universi- halts- und Schlafräumen eine professionelle Küche und Fläche für den Helikopter, zerlegt. Ihre Struktur
tät München. und einen abgetrennten Bereich für den Hütten- besteht aus einem Fachwerk, das durch eine innen-
1999 Anerkennung Interna- wart, wobei auch ein reduzierter Betrieb ohne War- liegende Beplankung aus Tannen-Dreischichtplatten
tionaler Preis für neues
tung möglich ist. ausgesteift wird. Um größtmögliche Stabilität zu
Bauen in den Alpen für die
Berghütte am Plateau de
Die Architektur der neuen Hütte nimmt bewusst erreichen, sind die geschoßhohen Tafeln analog zu
Saleinaz. Themen des Altbaus in zeitgemäßer Weise wieder Mauersteinen im Verbund gesetzt. Anders als im
Seit 2002 freischaffende auf. Die extremen Windkräfte der exponierten Lage traditionellen Holzständerbau sind damit die Fassa-
Architektin und Bürogemein- bestimmen den Ausdruck des Hauses. Optimal in den von einem dominierenden Raster befreit, was in
schaft mit Stéphane de die Windrichtung gedreht, bietet es mit seiner mini- der freien Fassadengestaltung zum Ausdruck kommt.
Montmollin in Basel. mierten Profilierung den Stürmen kaum Angriffs- Die horizontalen Kräfte werden durch Holzzapfen
möglichkeiten. Besonders mit geschlossenen Fen- übertragen. Zusätzlich verankern durchgehende
Stéphane de Montmollin sterläden wirkt es wie ein abstrakter Körper, der, Gewindestangen aus Chromstahl die ganze Struktur
1975 – 82 Architekturstudium ähnlich einem Holzklötzchen in einem Baumassemo- mit dem Fundament und sichern die relativ leichte
an der EPF Lausanne. dell, eher ein Symbol für ein Haus als ein wirkliches Konstruktion zusätzlich gegen die Stürme.
Anschließend zwei Jahre
Gebäude zu sein scheint. Seine reine Geometrie Während sich die vertikalen Elementfugen in der
Praktikum in Béchar, Algeri-
en.
steht als ein Zeichen menschlicher Präsenz in Kon- Hülle aus wetterbeständigem Lärchenholz nicht
1986, 1993 – 95 und 1998 – 99 trast zur gestalt- und maßlosen Natur. abzeichnen, zeigt eine horizontale Überschuppung
Assistent an der EPF Lausanne. Ist das Haus dagegen bewohnt, öffnet es sich und der Bretter den zweigeschoßigen Aufbau. Die kubi-
Seit 2002 freischaffender verliert seine Härte. Die freie Anordnung der Fenster sche Erscheinung des Körpers wird nur so weit
Architekt. folgt streng den Innenräumen und spiegelt gleich- durchgesetzt, als sie nicht mit den Bedingungen
zeitig die moderne Technologie des Holzbaus wider. des Ortes in Konflikt tritt. Genau dies wäre jedoch
Brigitte Widmer
Stéphane de Montmollin
St. Johanns Vorstadt 6
CH-4056 Basel
T +41 (0)61 ⁄ 262 11 92
Themenschwerpunkt
14
15
zuschnitt 5.2002

bei einer ungeschützten Horizontalfuge oder dem


Verzicht auf Präfabrikation der Außenhaut der Fall. Dipl. Arch. Martin Tschanz
Studium an der ETH Zürich,
Mit der gewählten Bauweise konnte der Holzbau
Diplom 1990.
nach den Vorarbeiten für den Betonsockel in nur
2693 m Lehrtätigkeit an der Fach-
dreieinhalb Tagen montiert werden - ein entscheiden- hochschule Ostschweiz in
der Vorteil bei den extremen Witterungsbedingungen Chur und an der ETH Zürich.
der Baustelle. Publizistische Tätigkeit und
Ohne spektakulär zu sein, ist die neue Hütte ober- Forschung zu Architektur
halb des Saleinaz-Gletschers mit ihrer Thematisie- und Architekturgeschichte
mit Schwerpunkt Schweiz.
rung der Tradition, der spezifischen Bedingung des
Ortes, der Materialien und des Fertigungsprozesses
ein exemplarischer Beitrag zur aktuellen Schweizer Buchtipp zur Hütte Saleinaz
Architektur, gerade weil keiner dieser Aspekte vor- Neues Bauen in den Alpen
dergründig dominiert, sondern alle in eine kohärente (siehe S. 23 Literatur in
Gestaltung integriert sind. diesem Heft)

Glacier de l´ Evole 2800 m


Grundriss Erdgeschoß Grundriss Obergeschoß

0 1 2 3 4 5m
17Themenschwerpunkt
16
zuschnitt 5.2002
Arbeitsbericht
Für uns war dieser Bau und vor allem diese Baustelle
eine unglaublich faszinierende Erfahrung. Wir über-
nahmen auch die Bauführung und mit den Unter-
nehmern, großteils Familienbetriebe aus dem Tal, war
es möglich, nur einmal wöchentlich eine Bausitzung
einzuberufen. Wir stiegen meist am Wochenende
den steilen Pfad zum Saleinaz auf und konnten in
Ruhe die Baustelle inspizieren und allfällige Kontrol-
len durchführen. Am Montag wurden die Arbeiter
hochgeflogen und die neue Arbeitswoche konnte
mit einem gemeinsamen Rundgang begonnen wer-
den. Die Zimmermanns- und Schreinerarbeiten
begannen zur selben Zeit wie die Baumeisterarbei-
ten vor Ort. Auf der Rückfahrt konnten wir also jeden
Montag auch in den Werkstätten vorbeisehen und
mit den Unternehmern etwa die Details an den 1 : 1
Fassaden besprechen.
Die Montage des Holzbaus gehörte zu den span-
nendsten Phasen, da Wetter und Zeit sich gegensei-
tig jagten. Der Holzbau – Fassaden und Decken –
wurde innerhalb von dreieinhalb Tagen gesetzt und
das bei immer wieder einfallendem Nebel. Die
gesamte Bauzeit inklusive Innenausbau dauerte
von Anfang Juli bis Ende September. Während
des Winters wurde die neue Hütte verschlossen und
die alte diente als Winterquartier. Im darauffolgen-
den Juni wurde das Finish des Innenausbaus vor-
genommen, die alte Hütte abgebrochen und die
neue im Juli eröffnet.
Brigitte Widmer und Stéphane de Montmollin
Frisch, leicht und bekömmlich Heuriger,
Klein-Engersdorf

Architekten 2000
Reinhard Haslwanter und Ausführung Holzbau
Peter Fellner Zimmerei Fahrenberger &
Bauherrn Harreither
Christa und Wolfgang Lackner
Standort
Klein-Engersdorf, Gemeinde
Bisamberg, NÖ
Fertigstellung

Karin Tschavgova

Reinhard Haslwanter Auch wenn der Heurige salonfähig geworden ist fließenden Übergang von außen nach innen herstel-
1953 geboren in Innsbruck. – eine Ausweitung solcher Refugien österreichischer len – eher einem gedeckten Unterstand gleich und
1975 – 83 Architekturstudium Gemütlichkeit ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: In jedenfalls anders als der schlauchartige Anbau mit
an der Akademie der Bilden-
Klein-Engersdorf nahe Wien etwa gab es vor weni- kleinen Fenstern, der ersetzt werden sollte. Eine
den Künste in Wien, Meister-
klasse Roland Rainer und
gen Jahren noch fünfzehn Betriebe. Übriggeblieben Rückzugsmöglichkeit für Schlechtwetter – leicht,
Meisterklasse Timo Penttilä. sind zwei, die sich in den Öffnungszeiten abwech- luftig und hell – ergänzt durch den Komfort einer
1979 – 80 Auslandsaufent- seln. Einer davon ist der Heurige Lackner, ein ange- Zentralheizung, die den Winterbetrieb möglich
halt in Rio de Janeiro. stammter Familienbetrieb, in dem man nach etlichen macht. Der Gastbetrieb, sechsmal im Jahr je drei
Seit 1984 eigenes Büro in hauseigenen Aus- und Umbaustufen an Grenzen Wochen, sollte aufrecht erhalten bleiben. Was lag
Wien. gestoßen war, die nach einer kompetenten Planung näher, als die Erweiterung in Holz zu planen, vorge-
1992 – 95 Partnerschaft mit
verlangten. Reinhard Haslwanter wurde konsultiert, fertigt in der Werkstätte, mit kurzer Montagezeit.
Ernst Linsberger.
Seit 1998 Bürogemeinschaft
ursprünglich nur, um die bestehende Schank zu Mit dem massiven Unterbau in Sichtbeton, dessen
HOME mit Peter Schurz, vergrößern und zusätzliche Toiletten zu installieren. Oberfläche gestockt wurde, arbeitete man sich an
DYN-A 15⁄ Thomas Reichel und Schon bei der Erstbegehung konnte der Architekt den Bestand heran. Er enthält, von überall gut
COPART⁄ Edwin Pfeifhofer. die Bauherrn davon überzeugen, dass ihr Bestreben zugänglich, die neuen Toiletten, einen Verkostkeller
2001 Niederösterreichischer nach Qualitätssteigerung im kulinarischen Angebot mit schönem Gewölbe, den Weinlagerkeller und
Holzbaupreis für den Heuri- auch eine Verbesserung der räumlichen Situation einen Kühlraum. Das Rückgrat der darüber errichte-
gen Lackner.
nahelegt, die ein weiterer Teileingriff nicht gebracht ten Tragkonstruktion ist eine raumprägende, 30 m
hätte. Haslwanter erspähte hinter einer hofabschlie- lange Wand an der westlichen Grundgrenze. Sie ist
Weitere Bauten ßenden Mauer den rund eineinhalb Geschoße höher- aus kleinformatigen Abbruchziegeln gemauert –
1984 Umbau Bar und Restau- gelegenen Weingarten, der an das von der Straße unverputzt – und löst sich in ein verglastes Ober-
rant Europa in Wien weg ansteigende Grundstück anschließt – und hatte lichtband auf, das noch die letzte Abendsonne in
1988 mulifunktionaler Aus- die Grundidee: Ergänzung in Hakenform und die den Gastraum holt. Pur und lebendig harmoniert sie
stellungsraum der Generali Öffnung und Höhenabstufung des Innenhofes. in Materialität und Farbe mit der Tragkonstruktion
Foundation in Wien
Niveaugleich mit den Terrassen, sie begleitend, sollte in schichtverleimtem Lärchenholz, den Rippenele-
1989 – 91 EF Steiner in
Manhartsbrunn, NÖ
die Erweiterung der Gasträume mit neuer, zentraler menten der vorgefertigten Zwischendecke und den
1993 – 95 Wohnhausanlage Schank entstehen und großzügige Verglasung den Sandwichelementen des Daches, mit den unbehan-
Bergengasse in Wien
(mit Ernst Linsberger)
1996 Bar Pontoni in Wien
(mit Ernst Linsberger)

Reinhard Haslwanter
Webgasse 44 ⁄ 8
A-1060 Wien
T +43 (0)1 ⁄ 595 33 79
F +43 (0)1 ⁄ 595 33 80
reinhard.haslwanter@chello.at
19Themenschwerpunkt
18
Peter Fellner
1951 geboren in Wien. Studi-
um der Architektur an der

zuschnitt 5.2002
TU Wien.
1983 Beginn der freiberufli-
chen Tätigkeit im Bereich
Innenraumgestaltung,
Möbeldesign und Umbau.

Weitere Bauten von


Peter Fellner (alle in Wien)
1984 Haus Kiesewettergasse
1987 Cafe Restaurant Freihaus
Cafe Amacord
1994 Adaptierung Galerie
Plank
2001 Umbau eines ehemali-
gen Winzerhauses

Peter Fellner
Lederergasse 17
A-1080 Wien
T +43 (0)1 ⁄ 956 43 -40
F +43 (0)1 ⁄ 956 43 -40

delten Schiffböden in Lärche (die der Bauherr nach-


behandeln wird) und den runden Holzstützen vor
der selbsttragenden verglasten Gartenfront, die durch
das weit überstehende Dach geschützt wird. Mit 14
geschoßhohen Schiebeelementen stößt sie an die
Grenzen statischer und glastechnologischer Möglich-
keiten und verlangte in der Planung und Errichtung
äußerste Präzision.
Das Ergebnis lässt sich sehen. Es bietet bei einem
Glas guten Weins mehr als Einblick in die öster-
reichische Seele. Es gibt den Blick frei: auf Grün, auf
Weinberge, auf das Rot des Abendhimmels, aber
auch auf eine rosige Zukunft für Gastlichkeit – in
Holz, ganz ohne falsche Zier.
Im Gespräch – Czech Eichinger Ritter Von
der Elastizität des Holzes

Gregor Eichinger Zusammenfassung eines Gesprächs über Holz und Ritter Das heißt mit den Worten und im Sinne von
1956 geboren in Oberöster- Gastlichkeit mit den Architekten Hermann Czech Czech, dass die Inszenierung vor dem Hintergrund der
reich. Studium der Architek- und Gregor Eichinger, moderiert von Arno Ritter Architektur stattfindet.
tur an der TU Wien.
am 19. Jänner 2002 in Wien. Eichinger Ja, aber die Architektur gibt genau diese
Seit 1976 Zusammenarbeit
mit Christian Knechtl und
Rituale vor. Ich finde, dass dort die Aufmerksamkeit,
seit 1985 Bürogemeinschaft. Ritter Welche Dinge sind eurer Meinung nach bei wie ein Brot bestrichen wird, mit der Aufmerksam-
Konzepte für Ausstellungen der Gestaltung von Lokalen wichtig, damit ein Ort keit, wie die Kunden bedient werden, korreliert. Die
und Kunst-Events, außerdem der Gastlichkeit im Endeffekt auch lang funktioniert? Architektur prägt mit ihren räumlichen wie konzep-
zahlreiche Ausstellungsge- Czech Vor kurzem habe ich in einem Interview für eine tionellen Statements die ganze Inszenierung mit.
staltungen. Lebt in Wien. Gastgewerbezeitschrift gesagt, dass ein Gasthaus Czech So weit würde ich nicht gehen. Wenn der
eigentlich nach nichts ausschauen soll, weil sonst der Betrieb nicht funktioniert und der Wirt seine Rolle
Lokale (Auswahl) von
Eichinger oder Knechtl
Gast glaubt, dass er für das Design auch noch mit- nicht wahrnimmt, dann kann die Architektur auch
(alle in Wien) zahlen muss. nicht helfen. Man kann mit Architektur kein Lokal
1985 Café Stein Eichinger Oder er hat Angst, dass er nicht zum Lokal machen, allenfalls kann man eines ruinieren.
1987 Restaurant Stein´s Diner passt. Eichinger Das stimmt natürlich, aber man kann
1989 Restaurant⁄ Bar Wrenkh Ritter In einem Gespräch, Gregor, hast du einmal schon einiges mit Architektur steuern. Die Architektur
1992 Unger&Klein Wine Shop gesagt, dass Gastronomiebetriebe immer dann erzeugt die typologische Aussage, ob das Lokal eine
1994 RonConSoda⁄ First Floor
funktionieren, wenn eine produktive Synthese zwi- Bar, ein Café oder ein Restaurant ist.
1998 Café-Restaurant im
Palmenhaus, Burggarten
schen dem Wirt, dem Personal und der Küche exi- Ritter Ihr habt den Begriff Atmosphäre verwendet.
stiert. Erst an letzter Stelle komme die Architektur. Grob gesprochen wird diese durch Licht und Materi-
Eichinger Das wichtigste sind meiner Meinung nach al hergestellt. Welche Rolle spielt in diesem Zusam-
Eichinger oder Knechtl das Licht, der Kellner und die Atmosphäre, welche menhang für euch Holz? Kann man es als atmosphä-
Franz Josefs-Kai 29 sicher durch Gestaltung und Material erzeugt wird, risches Material bezeichnen, das automatisch so
A-1010 Wien wobei Architekturexzesse oder übertriebenes Design etwas wie „Gemütlichkeit“ erzeugt?
T +43 (0)1 ⁄ 535 54 24
kontraproduktiv sind. Sie befriedigen eigentlich nur Eichinger Für mich ist Holz eines der elastischsten
F +43 (0)1 ⁄ 513 40 39
kurzfristig eine gewisse Klientel, die nach einiger Materialien, weil es im ruralen wie auch urbanen
Zeit wieder weiterzieht. Es gibt Lokale, die nach zwei Kontext für jeden gastronomischen Typus eingesetzt
Jahren abgefuckt sind und es gibt Statements, die werden kann. Es kann für ein urbanes und elegantes
über ihr Errichtungsdatum hinaus bestehen bleiben. Ambiente oder für eine rohe und räudige Kantinen-
Zum Beispiel ist das Kleine Café von Czech ein atmosphäre herangezogen werden, da Holz alle mög-
Prototyp, das seit Jahrzehnten seinen Stellenwert in lichen Projektionen zurückspielt.
Wien hat. Dort ist das Herstellen eines Brotes ein Czech Begriffe wie Gemütlichkeit und Atmosphäre
Ritual und das deswegen, weil so wenig Platz ist und sind nicht die Ansatzpunkte beim Entwurf, denn
deshalb jedes Ding, das dazu notwenig ist, seinen eigentlich geht es immer um ganz rationale Überle-
bestimmten Ort haben muss. Auch die Bewegungen gungen. Holz ist ein relativ schlechter Wärmeleiter,
sind fast vorgegeben und daraus entsteht eine Ein- dadurch fühlt es sich beim Angreifen warm an.
heit zwischen Form und Inhalt. In gewissem Sinne ist Holz atmet und nimmt viel auf, wenn es entweder
Hermann Czech: das Kleine Café wie die Loos-Bar ein amerikanisches unbehandelt bleibt oder mit Leinöl eingelassen ist.
Kleines Café I, Wien 1970 Lokal, weil alles durchritualisiert ist. Wenn man es mit einer Kunststoffschicht zuschmiert,
dann verliert es diese Durchlässigkeit. Es war ja
einmal in den 70er Jahren schick, echte Holzfurniere
so zu verarbeiten, dass sie wie Resopal ausschau-
ten...
Eichinger… das war eine hohe Kunst, muss man
sagen.
Czech Gestalterisch spielt man mit den verschiede-
nen Holzarten, man setzt heute entweder Vollholz
oder den Kunststoff Holz ein bzw. kombiniert die
Materialien. Holz hat zwar eine objektive Qualität,
aber es gibt so etwas wie Bedeutungsebenen, die
man je nach Zeit den Holzarten zuweist. Dement-
sprechend erleben wir immer wieder Rezeptionsän-
derungen. Wer hätte geglaubt, dass die historisch
belastete Eiche wieder so selbstverständlich einge-
setzt werden wird?
Eichinger Natürlich gibt es Moden. Ende der 80er
Jahre war vor allem Birkensperrholz das Material, mit
Gespräch
20
dem man gearbeitet hat, parallel dazu hat sich auch

21
MDF eingebürgert. Leider reagieren Produzenten
und Markt viel zu langsam auf die sich ändernden

zuschnitt 5.2002
Ansprüche. Denn bis ein Material wirklich präsent
und billig ist, ist das Interesse daran schon wieder
erlahmt. Wobei wir eigentlich bisher nur drei Holz-
arten eingesetzt haben, nämlich Birke, Eiche und
Nuss. Denn uns interessieren nicht die verschiede-
nen Effekte, die man über die Maserung oder die
Furniere erzielen kann, sondern uns geht es um das
Erzeugen von Neutralität. Wir setzen Holz eher als
beruhigendes Moment ein, so zum Beispiel, wenn
wir durchgehend amerikanische Eiche verwenden
und diese unbehandelt lassen.
Czech Ich zum Beispiel kenne bis heute nicht viel
mehr als fünf Holzarten und die reichen mir. Im Palais
Schwarzenberg habe ich bei der Bar das Holz nur
nach den Kriterien von hell und dunkel ausgesucht.
Mich interessiert eigentlich die Holzart nicht, son-
dern nur gewisse Eigenschaften, nämlich die Farbe
und ob sie hart oder weich ist.
Ritter Das heißt, bei euch überwiegen rationale
Gründe?
Czech Nehmen wir doch die Entwicklung des Sessels. Eichinger oder Knechtl, Unger & Klein Wine Shop, 1992 Hermann Czech
1936 geboren in Wien.
Im Rahmen der damaligen Technologien war das
Studium der Architektur bei
Bugholzmöbel deswegen so fortschrittlich, weil es Das bedeutet nicht, dass andere Materialien nicht Konrad Wachsmann und
leicht und billig war. Aus diesen rationalen Gründen auch sympathisch wären, aber Holz verhält sich der Ernst A. Plischke.
wurde der Bugholzstuhl zum selbstverständlichen Haut gegenüber sehr angenehm. Holz nimmt sehr 1974 – 80 Assistent und
Möbel in den Kaffeehäusern. So blieb Holz immer gut Schwingungen und Schweiß auf. Holz hat einen Lehrbeauftragter bei Hans
ein fixer Bestandteil von Gast- und Kaffeehäusern, Körper. Es ist wie ein Instrument. Hollein und Johannes Spalt.
weil es in seiner Materialeigenschaft uneinholbar Ritter Gehen wir noch auf die Tradition ein. In jeder 1985 Architekturpreis der
Stadt Wien.
war. Bevor andere Materialien entdeckt wurden, gab Kultur haben sich räumliche bzw. atmosphärische
1985 – 86 Gastprofessor an
es ja keine Alternativen zum Holz. Den ausschließ- Standards herausgebildet, an die man sich gewöhnt der Akademie der bildenden
lichen Vorteil der Leichtigkeit hat das Holzmöbel hat und wo man sensibel reagiert, wenn sie sich Künste in Wien.
heute nicht mehr, da es seit einiger Zeit Metall- und radikal ändern. Es geht also in eurem Verständnis 1988 ⁄ 89 und 1993 ⁄ 94 Gast-
Kunststoffmöbel gibt, die auch leicht sind. Anderer- um ein leichtes Weiterentwickeln von Gewohnheiten professor an der Harvard
seits existieren unbewusst abgespeicherte Normen in der Kultur der Gastlichkeit, um den Erhalt von University in Cambridge ⁄ USA.
und Verhaltensregeln. Auch wenn sich die Routine- gewissen Momenten. Besitzt Holz in diesem Zahlreiche kritische Publika-
tionen zur Architektur.
handlungen im Zusammenhang mit dem Essenge- Zusammenhang einen Wiedererkennungseffekt?
Ausstellungsgestaltungen, u.a.
hen oder der Kaffeehausbenutzung historisch verän- Czech Nur zum Teil. Gerade seit der klassischen für die Wiener Festwochen.
dert haben, so bleibt doch trotz einiger Verluste Moderne gibt es das Eindringen des Stahlrohrsessels
immer ein Paket an Wissen und Eingeübtem übrig. in die Möbellandschaft. Diese Entwicklung bringt Lokale von Czech
Mit dieser Dialektik muss man als Architekt umge- auch einen gewissen Sitzkomfort, den man vorher so 1974 Kleines Café, Wien
hen, nämlich den richtigen Mittelweg zwischen nicht gekannt hat. Es gab natürlich auch ideologi- 1976 Wunder-Bar, Wien
Tradition und Veränderung finden. Konsum in sche Auswüchse, wonach nur der Stahlrohrstuhl 1983 Salzamt, Wien
1984 Restaurant im Palais
einem Gastronomiebetrieb hat viel mehr mit modern sei.
Schwarzenberg, Wien
Gewohnheit als mit Innovation zu tun. Die Verände- Eichinger Heute ist es nicht mehr so, dass ein Sessel 1988 Restaurant im Kurhaus
rungen sind eher minimal. Letztlich wäre man als automatisch ein Holzsessel sein muss, weil es seit Baden-Baden
Konsument ver loren, wenn alles umgekrempelt einiger Zeit eine große Auswahl gleichwertiger 1993 Café-Restaurant im
würde. Materialien gibt. Insofern ist es auch ein bewusster Museum für angewandte
Eichinger Holz ist ja fast in allen Kulturen im gastro- Akt, wenn man sich für einen Holzsessel entschei- Kunst, Wien
nomischen Bereich in Verwendung. Das hängt sicher det. Mir hat in dem Zusammenhang sehr gefallen,
damit zusammen, dass es ein Hightech-Material ist wie der Sessel von Jasper Morrison auf den Markt
Hermann Czech
und besondere Qualitäten in der Instandhaltung hat. gekommen ist, gerade zu einem Zeitpunkt, als man Singerstraße 26a
Deshalb gibt es auch in diesem Bereich so ein Nahe- glaubte, dass man leichte Möbel nur mehr in Kunst- A-1010 Wien
verhältnis zu diesem Material. Holz umarmt einen stoff herstellen kann. Dieser Stuhl hat gezeigt, dass T +43 (0)1 ⁄ 513 31 88 -0
in gewissem Sinne, es besitzt einen Sympathiewert. man auch in Holz die Anforderungen erfüllen kann. F +43 (0)1 ⁄ 513 31 88 -15
Eichinger oder Knechtl „Holz in allen seinen Facetten“ stellt. Wir sollen ein
Bar First Floor, Wien 1994 Lokal entwickeln, das komplett aus Holz besteht.
Das ist sehr spannend, vor allem weil der Auftragge-
ber, der selber Architekt ist, in seinem Hotel Zimmer
nur mit Holz umgebaut hat, die in ihrer Eleganz
beeindruckend sind. Wir müssen jetzt vollkommen
neu anfangen über Holz nachzudenken.
Czech Ich finde das vorhin angeschnittene Thema
„Imitation von Holz“ sehr interessant. Früher hat ja
jeder gute Anstreicher alle möglichen Holzarten
lasierend nachmachen können. Es gibt heute noch
viele Gründerzeithäuser mit gemalten Eichen- oder
Mahagonitüren. Das hat man damals unter Architek-
ten inferior empfunden. Zum Beispiel sagte Adolf
Morrison hat einen völlig neuen Ansatz in die Dis- Loos, man dürfe jedes Material bekleiden, nur nicht
kussion eingebracht. mit dem Imitat seiner selbst. Jetzt gibt es seit einiger
Ritter Demgegenüber stehen jene Materialentwick- Zeit Fußbodenbeläge aus Laminat, die bisher aus-
lungen, die ich pointiert mit dem Begriff Kunststoff schließlich eine Holzstruktur als Oberfläche haben
Holz bezeichnen möchte, wo Holz als Ausgangsma- und sehr billig sind. Und dann denke ich mir, viel-
terial für gewisse Produkte verwendet oder sogar, leicht sollte man sich diesem Material ähnlich
wie in den 70er Jahren, imitiert wird. Viele Architek- nähern, wie man jetzt die alten Pseudoholzanstri-
ten lieben diese Künstlichkeit und es ist zu bemer- che betrachtet, die irgendwie liebenswert sind in
ken, dass sich eine gewisse Entwicklung in Richtung ihrer Ästhetik. Andererseits denke ich mir aber auch,
Imitation abzeichnet. dass kleine Kinder auf diesem Boden aufwachsen
Eichinger Das stimmt sicher. Einerseits gibt es die und von früh an mit diesem Betrug konfrontiert
Bewegung, die dem Holz etwas Auratisches und sind. Das ist, als ob Kinder in der Volksschule mit
Natürliches zuweist, andererseits gibt es diese kon- der Kronen-Zeitung lesen lernen würden.
struierten Raumschiffwelten, wo alles künstlich sein Eichinger Ich finde diese Künstlichkeit sehr interes-
muss. Das sind für mich normale Pendelbewegun- sant und irgendwie habe ich nicht dieses Problem
gen, die eigentlich irgendwie vorhersagbar sind. Wir wie du, Hermann, weil unsere Umwelt aus vielen
setzen Holz nicht emotional ein, vor allem haben wir Künstlichkeiten besteht, vom Computer angefangen
manchmal Angst, dass sich das Holz zu stark in den bis zum Fernsehen. Für mich ist das kein Betrug,
Vordergrund spielt. Deswegen schauen wir auch, denn mit diesen neuen Materialien kann man neue
dass wir so schlichte Furniere wie möglich bekom- und zeitgemäße Möbel und Raumsituationen ent-
men, um die Anwendung von Holz auf das Wesentli- werfen oder damit ironisch umgehen.
che zu reduzieren und es zu sich kommen zu lassen. Ritter Welche Auswirkungen hat diese Bewegung
Czech In der Gastronomie ist es gar nicht notwendig, der Künstlichkeit auf den Einsatz von Vollholz?
Holz zu propagieren, da es sowieso sehr präsent ist. Eichinger Meiner Meinung nach wird dieses anders
Arno Ritter
Ich verwende sogar Holz, um es dann zu verleugnen. wahrgenommen werden und man beginnt, sich
1965 geboren in Wien.
Studium der Publizistik,
Ich nehme z.B. Ahorn, weil es zunächst nur einen wieder neu damit zu beschäftigen. Der Kunststoff
Geschichte und Philosophie Farbton repräsentiert, der nicht in erster Linie als Holz erzeugt eine neue Bedeutung für das Thema
an der Universität Wien. Holz wahrgenommen wird. Mir geht es eher darum, Vollholz.
1992 – 94 Sekretär der Dinge zum Verschwinden zu bringen, d.h. wenn ich
Österreichischen Gesellschaft Holz verwende, kommt es mir nicht darauf an, dass Bequemlichkeit
für Architektur in Wien. es holzig wirkt. Auch bei einer Lackierung schaue ohne Polsterung.
Seit 1995 Leiter des Architek- Hermann Czech
ich, dass ich eine Farbe finde, die entweder im
turforum Tirol in Innsbruck. Sitzbank im
Kurator, Ausstellungsmacher
Material selber liegt oder die selbstverständlich mit
Theatercafé,
und freier Kulturpublizist. dem Objekt verschmilzt. Man nimmt die Farbe nicht Wien 1998
Veröffentlichungen im bewusst wahr, weil sie gewohnheitsmäßig mit dem
Bereich Fotografie, Kunst Objekt verbunden wird.
und Architektur in diversen Ritter Du hast am Anfang erwähnt, dass Holz auf-
Katalogen, Büchern und grund seiner symbolischen wie auch materiellen
Zeitschriften wie Architektur
Elastizität gerade in den verschiedenen ruralen wie
& Bauforum, Architektur
Aktuell, Archithese, Bauwelt,
auch urbanen Kontexten gut einsetzbar ist.
Baumeister, Domus Interna- Eichinger Holz ist für mich ein Werkstoff, mit dem
tional, Quaderns, Werk, man wirklich in einer großen Vielfalt umgehen kann.
Bauen + Wohnen. Wir haben ja bisher fast ausschließlich Lokale in
urbanen Situationen geplant. Derzeit bearbeiten wir
ein Projekt für Lech am Arlberg, wo sich die Aufgabe
Literatur zum Thema Zu Gast im Gehölz

Literatur Forst und Säge


Gespräch
Christian Brawenz

22
23
Verreiste Berge – Kultur und Tourismus im Hochgebirge Die Durchquerung des Hornerwaldes war vor einigen
Kurt Luger, Karin Immann Menschengenerationen ein abenteuerlich gefährli-
Studienverlag Innsbruck-Wien, 1995 ches Unternehmen. In den dunklen Tiefen mittelal-

zuschnitt 5.2002
360 Seiten, ¤ 32, sFr 57
terlicher Wälder erwarteten Reisende allerlei Gesin-
Im Zeitalter der Industrie- und Freizeitgesellschaft werden die
großen Gebirgssysteme dieser Welt – Alpen, Anden, Himalaya
del und wilde Tiere.
– Landschaften von bizarrer Schönheit, zu einem „Therapie- Am Beginn des 21. Jahrhunderts dient der postindus-
raum“ für Millionen von Touristen. Zersiedelt, übertouristisiert, triellen Gesellschaft der Wald als Ausgleichsraum
von Transportwegen durchschnitten, sind sie und die dort zur Regeneration. Für die Waldbesitzer stellen die
angesiedelten Kulturen einer vielfachen Bedrohung ausge- Ströme von Waldbesuchern ein kniffliges Manage-
setzt. Mit dem Dualismus von Modernisierung und Zerstö- mentproblem dar. Gilt es doch, viele Interessen unter
rung, von Innovation und Bewahren beschäftigen sich zahlrei-
einem Hut zu vereinen: Wildtiere brauchen Rückzugs-
che Beiträge dieses Buches. Der Essay „Die Beliebigkeit der
Zeichen“ des Kunsthistorikers Roman Höllbacher und des
räume, die Waldarbeiter wollen sichere und leicht
Architekten Max Rieder setzt sich kritisch und pointiert mit erreichbare Arbeitsplätze, die Fuhrwerker verlangen
der Ästhetik von Landschaft und Architektur im Tourismus gute Wege, die Wanderer möchten gefahr los spazie-
auseinander. ren gehen, Mountainbiker suchen fetzige Routen
und alles soll sich wirtschaftlich rechnen.
Neues Bauen in den Alpen – Architekturpreis 1999 Was nach einer „mission impossible“ klingt, leistet
Christoph Mayr Fingerle (Hrsg.)
eine multifunktionale Forstwirtschaft. Damit dieses
Birkhäuser Verlag, 2000
256 Seiten, ¤ 49,50, sFr 78
Konzept funktioniert, braucht es ein Mindestmaß an
Welche besonderen Anforderungen stellt der Alpenraum an gegenseitigem Verständnis und Rücksicht. So setzt
die Architekten? Und worin unterscheidet sich „Neues Bauen die Waldpädagogik schon bei den jüngsten Waldbe-
in den Alpen“ von neuem Bauen in anderen Regionen? Fragen, suchern an, die spielerisch lernen, das Ökosystem
zu denen das vorliegende Buch anregt und auf die es anhand und seine Bewirtschaftung zu verstehen. Speziell mit
realisierter Beispiele konkrete Antworten zu geben versucht. Schulklassen arbeiten die Waldschulen von Wien und
Mit ausführlichen Texten der Jury werden in höchst anspruchs-
Oberösterreich. Unter dem Titel „Waldabenteuer
voller Weise jene Bauten, die mit Auszeichnungen und Aner-
kennungen prämiert wurden, dokumentiert. Gezeigt werden
Kärnten“ bieten 15 Forstbetriebe Sommerfrischlern
ebenso Arbeiten von Jürg Conzett und Peter Zumthor, die eine fachkundige Verführung in den lebendigen
anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Initiative „Sexten Mythos Wald an.
Kultur“ in besonderer Anerkennung ihres bisherigen Lebens- Erholung, Bildung und Erlebnis organisieren heimi-
werks den „Großen Preis für Alpine Architektur“ erhielten. Die sche Forstbetriebe mit 30 Naturparks des Landes.
Gemeinde Sexten, ein Fremdenverkehrsort in den Südtiroler Informationstafeln, Themenwanderwege, Wildgehege,
Dolomiten, stiftete diesen Preis.
Veranstaltungen und Kultur bereichern einen Aus-
Friedrich Achleitner beschreibt und kategorisiert in einem
ausführlichen Beitrag die alpine Architektur der Gegenwart.
flug in die Naturparks. Professionell befasst sich auch
die österr. Bundesforste AG mit dem Geschäftsfeld
Häuser in den Bergen – Architektur und Landschaft Wald und Tourismus, wo sie insbesondere beim Moun-
Paco Asensio tainbiking der österreichische Frontrunner sind. Sie
Verlag Georg D. W. Callwey GmbH, 2001 haben ihr Routennetz Ende 2001 um ein Viertel
176 Seiten, ¤ 49,95, sFr 86,10 vergrößert. Insgesamt bieten die heimischen Waldbe-
Dieses Buch präsentiert 25 Häuser in Bergregionen der USA,
sitzer rund 17.000 km Mountainbikerouten an.
Kanadas, Europas und Australiens. Alle Beispiele reagieren in
Konstruktion und Form auf die meist extremen Klimabedin-
Dass eine Koexistenz von Wald und Tourismus bei
gungen und zeigen dennoch die Anknüpfung an die Bautra- umsichtiger Planung und gutem Willen aller Betei-
dition der einzelnen Länder. Aus architektonischer Sicht ist ligten funktioniert, zeigt das Beispiel des steirischen
die Auswahl des Autors nicht durchgehend nachvollziehbar. Skizentrums Kreischberg: Während der Ski- und Dr. Christian Brawenz
Snowboardzirkus am Osthang das Bild prägt, befin- Generalsekretär des Haupt-
Dissertation det sich auf der Westseite eines der größten Winter- verbandes der Land- und
Tourismus-Architektur im „Alpenstil“ als touristische Botschaft. Forstwirtschaftsbetriebe
Rückzugsgebiete für Rotwild, das absolute Ruhe
Der „Lederhosenstil“ als kulturelles Symptom. Österreichs. Seit Juni 2001
Dr. Bernd Oliver Schmidt, 1998
braucht. Jeder einzelne Tourengeher würde das auch Vizepräsident der
Die Dissertation beschäftigt sich mit dem Phänomen der sensible Gleichgewicht stören und die aufgeschreck- internationalen Forstzertifi-
Tourismus-Architektur im „alpinen Stil“, einer Bauweise, ten Tiere zum nervösen Zusammenbeißen der jun- zierung.
deren sichtbares Kennzeichen in der folkloristischen Verwen- gen Waldbäume treiben. Besucherlenkung mit aus- info zu Wald und Tourismus:
dung von Klischees aus der traditionellen bergbäuerlichen führlichen Hinweistafeln, gutem Kartenmaterial und Hauptverband der Land- und
Baukultur besteht und die seit den 70er Jahren in den alpinen Aufklärung durch Hüttenwirte und Alpenverein Forstwirtschaftsbetriebe
Tourismuszentren zunehmend Verbreitung findet. Die Studie Österreichs
kann solche Schäden vermeiden.
gründet auf einer interdisziplinären und kulturwissenschaftli- Schauflergasse 6⁄ V
chen Herangehensweise, die diese Bauweise als Symptom
Voraussetzung für ein konfliktfreies Nebeneinander A-1010 Wien
einer Kultur begreift, innerhalb derer sie entstanden ist. ist immer, dass sich der Erholungssuchende eines T +43 (0) 1⁄ 533 02 27
Begutachter: Ao. Univ.-Prof. Kurt Luger, Universität Salzburg klar vor Augen führt: Er ist Gast im Gehölz, nicht F +43 (0) 1⁄ 533 21 04
Institut für Kommunikationswissenschaft mehr und nicht weniger. office@hvlf.at
www.sbg.ac.at⁄ aff⁄ index.htm
Forschungspanorama Lawinendyna-
mische Optimierung von Holzfenstern

Martin Wieser

Hintergründe Von Bergen gehen natürliche Bedroh- bauung an der Grenze zwischen der roten und gelben
ungen aus, die in Form von Hochwässern, Hangrut- Gefahrenzone entsprechen. Das Resultat der Fenster-
schungen, Muren, Felsstürzen, Steinschlägen und entwicklung war eine objektive Bestätigung, dass zu
Lawinen in Erscheinung treten. Lawinen können trotz öffnende Fenster genügend Festigkeit gegenüber
Schutzmaßnahmen von Seiten des Forsttechnischen Belastungen einer Lawine aufweisen.
Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung nach
außergewöhnlich heftigen Schneefällen katastro- Resultate In Zusammenarbeit mit dem Institut für
phale Ausmaße annehmen und bis in menschliche alpine Naturgefahren der Universität für Bodenkul-
Siedlungsräume vordringen. Neben den Bewohnern tur Wien konnte von der Holzforschung Austria eine
des alpinen Raumes sind auch viele Winterurlauber dreiteilige Prüfmethodik festgelegt werden, die eine
gefährdet, die sich erwarten, dass sie in ihren Unter- lawinendynamische Belastung von Fenstern und
künften vor Lawinen geschützt sind. Wenn auch ein Türen ermöglicht. Durch diese Prüfmethodik werden
hundertprozentiger Lawinenschutz in Gebäuden, die jene drei Vorgänge und Belastungen simuliert, die
durch Lawinen bis zu einem bestimmten Maß gefähr- beim Aufprall einer Lawine auf ein Hindernis statt-
det sind, nie versprochen werden kann, soll durch finden:
die Entwicklung und den Einsatz von Lawinenschutz- _Ein kurzfristig wirkender, flächig verteilter Kraft-
fenstern der Aufenthalt sicherer werden. Die Lawinen- stoß, der durch den Aufprall der Schneemassen einer
katastrophe von Galtür war der ausschlaggebende Lawine entsteht.
Anstoß für die Holzforschung Austria, das Forschungs- _Ein kurzfristig, punktförmig angreifender Kraft-
projekt „Lawinendynamische Optimierung von Holz- stoß, der durch den Aufprall von in den Schneemas-
fenstern“ zu initiieren. Es wurde vom Verein Tiroler sen einer Lawine mitgeführten Festkörpern entsteht.
Maßfensterhersteller, von zwei Tiroler Fensterkantel- _Eine flächig wirkende Belastung, die durch den
produzenten und proHolz Tirol getragen. eigentlichen stationären Druck einer Lawine an der
Grenze zwischen der roten und gelben Gefahrenzone
Problemstellung Die in Österreich verwendeten hervorgerufen wird.
Fenster sind auf Beanspruchung durch Wind und
Schlagregen, Wärme- und Schallschutz sowie in Verschiedene Fensterkonstruktionen wurden durch
speziellen Fällen auch auf Einbruchhemmung opti- die oben erläuterte Prüfmethodik hinsichtlich ihrer
miert. Darüber hinaus existieren Fenster, von denen Festigkeit gegenüber lawinendynamischen Belastun-
aufgrund statischer Berechnungen angenommen gen untersucht. Als Ergebnis der Forschung konnten
wird, dass sie bestimmten Belastungen durch Lawi- die folgenden allgemeinen Konstruktionsregeln für
nen standhalten. Die Konstruktion dieser letztge- den Bau von Lawinenschutzfenstern aus Holz
nannten Fenster erfolgt derart, dass sie nicht geöff- gewonnen werden:
net werden können. Durch solche fest _Rahmenprofile entsprechender Dimension aus
verschlossenen Fenster ergeben sich nicht unerheb- einer Holzart mit hoher mechanischer Festigkeit
Martin Wieser liche Nachteile für die Benutzer von Gebäuden. _Glasscheiben aus Sicherheitssonderglas
1971 geboren in Neunkirchen, Vereinzelt werden auch massive Fensterläden als _speziell befestigtes Glashaltesystem
NÖ. Lehre zum Bau- und Lawinenschutz eingesetzt, welche bei Lawinengefahr _Beschläge in verstärkter Ausführung zur Ableitung
Möbeltischler. Holztechnische
geschlossen sein müssen und so auch den Blick hoher Kräfte vom Flügelrahmen auf den Stockrahmen
Ausbildung an der HTBLuVA
Mödling, Abteilung Holz-
nach draußen verhindern. _Zusätzlich zu den Anforderungen an die Konstruk-
technik für Praktiker. Um diesen Nachteilen zu entgehen, wäre der Einsatz tion und die verwendeten Materialien gelten für die
Seit 1994 Studium der Holz- von zu öffnenden Fenstern zweckmäßig, die in Befestigung der Lawinenschutzfenster am Baukörper
wirtschaft an der Universität geschlossenem Zustand den Belastungen einer spezielle Verankerungsvorschriften.
für Bodenkultur, Wien. Lawine genügend Festigkeit entgegensetzen.
Seit 1997 Mitarbeiter der Die detaillierten Konstruktionsregeln für den Bau
Holzforschung Austria im
Forschungsziel Ziel der Forschung war es daher von ein- und zweiflügeligen Lawinenschutzfenstern
Bereich Fenster- und Türen-
technik.
_Eine Prüfmethodik festzulegen, welche die Belas- aus Holz stehen derzeit exklusiv dem Verein der
tung von Fenstern und Fenstertüren durch eine Lawi- Tiroler Maßfensterhersteller zur Verfügung. Für diese
ne möglichst naturgetreu simuliert. Lawinenschutzfenster wurde von Seiten der Holzfor-
Martin Wieser _Anhand von empirischen Versuchen dreh- und schung Austria der prüftechnische Nachweis
Holzforschung Austria kippbare Lawinenschutzfenster aus Holz zu entwik- erbracht, dass sie den Belastungen der Prüfmethodik
Fenster- und Türentechnik keln, die den Anforderungen der Prüfmethodik und für Lawinenschutzfenster standhalten. Die Festigkei-
Franz-Grill Straße 7
somit der Belastung einer Lawine ausreichend ten dieser Bauteile genügen somit den Lastannah-
A-1030 Wien
T +43 (0)1 ⁄ 798 26 23-47
Widerstand entgegensetzen. men des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach-
F +43 (0)1 ⁄ 798 26 23-50 Durch die Prüfmethodik sollten Kräfte erzeugt wer- und Lawinenverbauung, und widerstehen damit der
m.wieser@holzforschung.at den, die in ihrer Höhe den Lastannahmen des Forst- Belastung eines Gebäudes durch alle 150 Jahre
www.holzforschung.at technischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenver- wiederkehrende Lawinen an der Grenze der roten
zur gelben Gefahrenzone.
Holzfußböden in Gastgewerbe und
Tourismus Eine Übersicht der wichtigsten
Auswahlkriterien

Forschungspanorama
Produktportrait
Holzart Dimensions- Härte nach Brinell
Gerhard Grüll, Thomas Anderl
stabilität HB˝ [N⁄ mm2]

24
25
Wohlbefinden und Gemütlichkeit für den Gast stehen Nadelhölzer Kiefer gut 14 – 23
an oberster Stelle der Tourismuswirtschaft. Der Holz- Lärche gut 19 – 25
fußboden hat einen großen Einfluss auf das Ambien- Laubhölzer Afzelia (Doussie) sehr gut -

zuschnitt 5.2002
te des gesamten Raumes und prägt dessen Erschei- Birnbaum sehr gut ≈ 32
nungsbild entscheidend. Merbau sehr gut -
Ein rustikaler Dielenboden verschafft so manchem Ahorn gut 27 – 34
Bierlokal seine Gemütlichkeit. Der geölte Eichen- Am. Hard Maple gut -
Stabparkettboden im Leopold Museum im Museums- Cumaru gut -
quar tier gibt ein angenehmes Umfeld für die Eiche gut 20 – 33
Betrachtung der ausgestellten Bilder. Es kann aber Birke mittel 22 – 35
auch der Fußboden selbst zur Sehenswürdigkeit Teak mittel 23 – 39
werden, wie dies z.B. bei den Tafelparkettböden in Esche mittel 32 – 49
den Wiener Redoutensälen der Fall ist. Im Erschei- Robinie mittel 33 – 47
nungsbild eines fertigen Fußbodens spiegelt sich das Rotbuche gering 28 – 41
natürliche Wachstum des Holzes in Farbe und Struk-
tur wider. Durch die Variation bzw. Kombination Für hoch beanspruchte Holzfußböden sind Beispiele von Holzarten für
von Farben, Maserung, Ästen oder auch „Holzfeh- Belagsaufbauten mit geringer Gesamt- und/oder Holzfußböden
lern“ entsteht ein Gesamteindruck, der jeden Holz- Nutzschichtdicke nicht empfehlenswert. Für einen
fußboden zu einem Unikat macht. widerstandsfähigen Boden sollte eine Konstruktion
Die Beanspruchung von Holzfußböden ist in Gastge- aus Massivholz in entsprechender Dicke gewählt
werbe und Tourismusbetrieben als sehr hoch einzu- werden. Als Oberbelag kommen Stabparkett, Parkett-
stufen. Im Gegensatz zum Wohnbereich wird der riemen, Schiffbodendielen, Mosaikparkett, Hoch- Gerhard Grüll,
Belag in viel höherer Frequenz, hauptsächlich mit kantlamellenparkett oder edles Tafelparkett in Frage. 1972 geboren in Mödling.
Straßenschuhen begangen, stärker verschmutzt und Die drei letzteren Belagsarten werden vom Herstel- 1986 – 91 HTL für Holztech-
nik, Mödling.
bedarf somit auch einer häufigeren Reinigung. Es ist ler bereits in Verlegeeinheiten zur Verfügung
1992 – 98 Studium der
daher wichtig, einen für die gegebenen Belastungen gestellt. Holzwirtschaft an der Uni-
geeigneten Bodenbelag zu wählen. Die Beanspruch- Die Parkettelemente müssen in einer entsprechenden versität für Bodenkultur
barkeit von Holzfußböden wird im Wesentlichen Verlegeart mit dem Untergrund oder der Unterkon- Wien.
durch die Holzart, den Belagsaufbau, die Verlegeart struktion verbunden werden. Bei starker Beanspru- Seit 1992 Mitarbeiter der
und die Oberflächenbehandlung bestimmt. chung sollten die Böden vollflächig verklebt oder auf Holzforschung Austria, Leiter
Die verschiedenen Holzarten weisen sehr unterschied- Polsterhölzer genagelt werden. Treten später bei des Moduls „Oberfläche“.
liche Eigenschaften auf, von denen vor allem eine Feuchteschwankungen des Holzes Fugen im Parkett
hohe Härte und eine gute Dimensionsstabilität für auf, so verteilen sich diese bei Verklebung oder Thomas Anderl,
die Haltbarkeit von Holzfußböden bedeutend sind. Nagelung gleichmäßig auf der Fläche und erscheinen 1967 geboren in Gmünd.
Von den heimischen Hölzern sind für hohe Bean- dadurch weniger auffällig. Bei einer schwimmenden 1987 Matura (HAK).
spruchungen harte Laubhölzer, wie z.B. Eiche, Esche Verlegung sind unbedingt ausreichende Rand- und 1988 – 90 Kaufmännischer
oder Birnbaum zu empfehlen. Heimische Nadelhölzer, Dehnfugen entsprechend der Raumgröße anzubrin- Angestellter.
wie z.B. Kiefer oder Lärche, wurden bei alten Böden gen. Der Untergrund muss in jedem Fall ausreichend 1990 – 93 Tischlerlehre.
1990 – 92 Berufsschule für
oft als breite Dielenbretter ver wendet. Entscheidet trocken sein. Ein zu feuchter Estrich ist oft ein Grund
Holzbearbeitung, Wien.
man sich bei einem neuen Boden für diese Holzar- für spätere Reklamationen. 1993 – 99 Studium der
ten, so muss man mit den bald auftretenden Abnüt- Die Oberflächenbehandlung von Holzfußböden Holzwirtschaft an der Uni-
zungserscheinungen und dem rustikalen Erschei- er folgt entweder bereits im Werk (Fertigparkett) versität für Bodenkultur
nungsbild von vornherein einverstanden sein. Bei den oder nach dem Verlegen vor Ort. Es sind grundsätz- Wien.
Exotenhölzern trifft man auf eine beeindruckende lich filmbildende Kunstharzlacke von geölten und Seit 1997 Mitarbeiter der
Farbpalette und besondere Eigenschaften. In den gewachsten Oberflächen zu unterscheiden, bei denen Holzforschung Austria.
Arbeitsbereiche im Modul
letzten Jahren wurden Holzfußböden wieder öfter kein geschlossener Film auf dem Holz gebildet wird.
„Oberfläche“.
aus dunklen, harten und edlen Hölzern wie z.B. Letztere sind für extrem beanspruchte Böden gut
Merbau, Jatoba, Cumaru oder Teak hergestellt. Die geeignet, bedürfen aber einer öfteren und aufwen-
Entscheidung für diese Hölzer ist jedoch meist mit digeren Pflege. Anleitungen der Hersteller zur Pflege Thomas Anderl,
höheren Kosten verbunden. Der Markt bietet auch sind zu beachten. Eine übertriebene Anwendung Gerhard Grüll,
Sondermaterialien, bei denen das Holz mit natürli- von Pflegemitteln kann sich negativ auswirken. Holzforschung Austria
chen oder synthetischen Harzen druckimprägniert Der Gestaltung und Ausführung von Holzfußböden Franz-Grill Straße 7
A-1030 Wien
wird, wodurch sich Härte und Dimensionsstabilität sind keine Grenzen gesetzt, wenn grundlegende
T +43 (0)1 ⁄ 798 26 23-37 ⁄ 61
verbessern. Der Flughafen in Helsinki begrüßt seine Regeln der Konstruktion und Materialkunde beach- F +43 (0) 1 ⁄ 798 26 23-50
Gäste in der Empfangshalle mit einem Fußboden aus tet werden. Auf eine fachkundige Beratung sollte t.anderl@holzforschung.at
kunstharzimprägniertem Birkenholz, der einer tägli- nicht verzichtet werden. Unter diesen Voraussetzun- g.gruell@holzforschung.at
chen Belastung von tausenden Personen standhält. gen können Holzfußböden auch unter extrem hohen www.holzforschung.at
Beanspruchungen eingesetzt werden.
Holzrealien Werkraum Bregenzerwald
Vom Umgang mit elementaren Dingen

Renate Breuß

regionaler Zusammenschluss von 100 Handwerkern


– ein knappes Drittel sind Tischler – aus verschiede-
nen Branchen. Es sind mehrere Umstände, die
Anlass für eine solche Inititiative gaben. Zum tradi-
tionellen Aufgabenbereich des Innenausbaus, der im
Gasthof Adler auf die bäuerliche Semantik von
rustikalen Holztäfelstuben bewusst verzichtet und
dabei an Gastlichkeit nichts einbüßt, tritt die Aus-
einandersetzung mit dem Objekt, dem Tisch, dem
Stuhl: dem mobilen Möbel. Vermehrt taucht in der
Produktentwicklung der Gestalter bzw. Designer
auf, der das Produkt vom Entwurf bis zur Herstel-
lung begleitet.

„handwerk + form“
Alltagsästhetische Orientierungen sind heute von
einem patchworkartigen Nebeneinander der Lebens-
stile und Wertstrukturen bestimmt, in welchem sich
der Handwerker positionieren muss. Erste Anzeichen
einer neuen Orientierung sind bereits in der 1991
Gasthof Adler, Schwarzenberg Nicht nur Adolf Loos wollte die Wiener „... zwecks vom Handwerkerverein Andelsbuch organisierten
Umbau Hermann Kaufmann, trockener Köpfe und ausdrucksvoller Gesichter“ 1) zur Ausstellung „handwerk + form“ zu sehen, deren
1991. Innenausbau Tischlerei Haferspeise bekehren. reflektierte Weiterführung als Wettbewerb zu den
Rüscher GmbH, Schnepfau
Auch aus dem Bregenzerwald kam Hilfe nach Wien, Hauptaktivitäten des „Werkraum“ zählt. Eine Aus-
um dem herrschenden Hunger mit kultivierter Berei- wahl der bei „handwerk + form 2000“ präsentierten
tung einer einfachen Grundsubstanz zu begegnen. Objekte – von einer Jury nach den Kriterien Form,
Die Rede ist vom damaligen Abgeordneten im Parla- Materialgerechtigkeit, Zweckmäßigkeit und Alltags-
ment, Jodok Fink aus Andelsbuch, der 1917 seine tauglichkeit bewertet – wandert im Frühjahr 2002
Tochter, Köchin im Gasthaus Taube, aus dem „Hafer- nach Wien, wo sie in der Galerie im Ringturm als
land“ nach Wien schickte. Nach ihren Rezepten ver- „Einrichtungsgegenstände von architektonischem
pflegten die Wiener Volksküchen eine breite Masse Wert“ (Adolph Stiller) in einer ersten Station auf ein
auf solide Weise. internationales Publikum treffen. Im Bregenzerwald
Zu dieser Zeit war die Taube in Andelsbuch auch selbst denkt man an ein eigenes Ausstellungshaus,
Zunftlokal des örtlichen Handwerkervereins, einer wo im Zuge eines regen Architekturtourismus auch
Gemeinschaft von Menschen, die den aus Lebensfor- die neuesten Entwicklungen im Handwerk sichtbar
men gewachsenen Umgang mit elementaren Sub- werden sollen.
stanzen pflegte und deren Lebensgefühl noch keinen Neben dem Vertrieb der in Wien gezeigten Objekte
präzisen Normen gewichen war. Doch in die Welt leistet der Werkraum Bregenzerwald primär institu-
des Dorfmenschen kehrt auch im Bregenzerwald die tionalisierte Hilfestellung in den Bereichen Mitglie-
Welt des globalisierten Menschen ein: Aus den alten derservice, Produkt- und Designinnovation, Aus- und
Handwerkergemeinschaften haben sich moderne, Weiterbildung und Baukultur. Das „Kontaktbüro“ ist
1) Siehe dazu: Loos, Adolf:
der Technik zugewandte Betriebe gebildet. Erwäh- mit einem Geschäftsführer in Egg angesiedelt, wei-
Trotzdem. 1900 – 1930.
nenswert ist die über eine vitale Holzbauindustrie tere Plattformen bilden das Internet sowie die Editi-
Zweiter Band, S. 193,
repräsentierte regionale Holzbautradition, auf die on einer Werkraum-Zeitung, die nach den gesetzten
Neuauflage Prachner Verlag,
sich eine international anerkannte Vorarlberger Jahresschwerpunkten den inhaltlichen Diskurs auf-
Wien 1988
Architektur seit ihren Anfängen stützen kann. Für greift.
eine Vielzahl von Handwerkern ist die Zusammenar- Im Vordergrund steht ein auf seine Alltagstauglich-
Werkraum Bregenzerwald beit mit einem Architekten daher kein Neuland. Sie keit geprüftes Erzeugnis, das sich nicht nur über den
Impulszentrum wissen von den Vorteilen einer gegenseitigen Namen seine Identität verschafft. Ein Tisch bleibt
Obmann Anton Kaufmann Befruchtung. Beispiel einer solchen Kooperation ist ein Tisch, so wie ein Käse ganz einfach ein Käse ist.
Geschäftsführer Frank Broger der vom Architekten Hermann Kaufmann geplante Was nicht heißt, dass ein Käse ganz wie der andere
Sekretariat Karin Kaufmann Umbau des Gasthofes Adler in Schwarzenberg, wo schmeckt, ein Tisch wie der andere ausschaut oder
Gerbe 1135
die Verknüpfung von Alt und Neu an alle beteiligten Hafersuppe gleich Hafersuppe ist.
A-6863 Egg
T +43 (0)55 12⁄ 26 386
Handwerker eine Herausforderung darstellte. Nach wie vor sind es die einfachen Dinge, die wir
F +43 (0)55 12⁄ 26 387 So dürfte es kein Zufall sein, dass sich nahezu alle auch, oder gerade in Zeiten der Redundanz, am
info@werkraum.at hier Tätigen einige Jahre später als Mitglieder im meisten vermissen. Mit Hilfe des Werkraums sollte
www.werkraum.at 1999 gegründeten Werkraum wiederfinden: Ein die Suche danach erleichtert werden.
Holzrealien
Möbel für alle

27
26
zuschnitt 5.2002
Entspannung pur ersten Auflage zu einer Belobigung veranlasst.
Der Bregenzerwald wirbt mit „Natur und Leben“, das Massivholzwaschtisch, 159 x 52 x 13 cm
Handwerk liefert mitunter die Grundlage. Baubiolo- Douglasie oder Lärche, Metall
gie und Nachhaltigkeit bestimmen das Programm Hersteller: Tischlerei Rüscher GmbH, Schnepfau
der HolzWerkstatt Markus Faißt in Hittisau. Das Entwurf: Heinz Rüscher, Schnepfau und Sigi
zer legbare, leicht aufstellbare Doppelbett ist in Türtscher, Dornbirn
Bregenzerwälder Bergahorn (mondphasenbeachte- Ausstellung
ter Winterschlag) gefertigt. Gezinkt und verzapft Das Gästebett
sind Rahmen, Unterkonstruktion und Betthaupt Den Anspruch, Möbel für alle zu machen, kann ein 16. April – 20. Juni 2002
„Möbel für alle“
völlig metallfrei verbunden und die den gesunden multifunktionales Gästebett von Karl-Heinz Gasser
Kuratoren: Adolph Stiller und
Schlaf beeinträchtigenden Störfaktoren ausgeschal- in mehrerer Hinsicht einlösen. Mit einem einfachen Roland Gnaiger
tet. So ein Bett entsteht nicht von heute auf morgen. Handgriff wird das drehbare Verschlussteil zum Fuß Galerie Architektur im
In intensiver Zusammenarbeit mit den Kuratoren und aus der schlicht gestalteten Sitzbank ein Dop- Ringturm
er fährt die vorhandene Grundkonzeption eine Ver- pel- oder Einzelbett. Als Leichtgewicht auf Rollen ist Schottenring 30
feinerung, werden erste Prototypen auf Herz und das Möbel nach Bedarf im Hotel- oder Wohnbereich A-1010 Wien
Niere geprüft und überarbeitet, Detailfragen wie einsetzbar. Die Wandelbarkeit betrifft nicht nur die Mo bis Fr 9.00 – 18.00 Uhr,
freier Eintritt
Bett- Erscheinungsform und den Standort, variabel sind
www.wienerstaedtische.at⁄
höhe und Sitzkomfort mit Physiotherapeuten gelöst. auch Ausführung und Preis. Der Rahmen ist – natur applic⁄ kunstundkultur⁄
Das Ergebnis ist ein alltagstaugliches Möbel, das oder farbig deckend lackiert – in Fichte⁄ Tanne oder ausstellungszentrum
in seinem ästhetischen Anspruch weit mehr als das Pappel (als Sperrholzsandwich), die Matratzenteile
Auge befriedigt. Eine Frühstückspension am Atter- sind in Schaumstoff, Latex oder Mikrofeder-kern in Zur Ausstellung erscheint ein
see hat die ersten Betten schon geordert. nacktem Rohbezug oder mit abnehmbarem Polster- Katalog.
überzug zu haben. Angesprochen ist eine breite
Doppelbett, 200 x 180 cm Klientel, die der gedankenlos produzierten Massen-
Bregenzerwälder Bergahorn, gewässert ware überdrüssig ist.
Hersteller: HolzWerkstatt Markus Faißt, Hittisau
Entwurf: Adolph Stiller, Wien u. Markus Faißt, Hittisau

Ein Waschtisch aus Holz


In einer die Sinne unmittelbar ansprechenden Kom-
bination sind die elementaren Qualitäten von Was-
ser und Holz zu einem unkonventionellen Waschtisch
vereint. Die ölhaltige und sehr eng gewachsene
Zeder, die nicht imprägniert ist, hält dem Wasser
problemlos stand und bringt dank ihres intensiven
Geruchs den Wald ins Badezimmer. Die Zusammenar-
beit von Heinz Rüscher mit Sigi Türtscher gründet in
einem gemeinsamen Vertrieb über die Firma Hött-
ges in Dornbirn, die in dritter Generation bestehende
Tischlerei Rüscher ist im hinteren Bregenzerwald, in Dr. Renate Breuß
Kunsthistorikerin, externe
Schnepfau angesiedelt. Der in Wien gezeigte Proto-
Lehrbeauftragte an der
typ hat in zweiter Auflage einen leichteren Zugang Fachhochschule Dornbirn.
zum Abfluss geschaffen, die klare und überzeugen- Gästebett, 200 x 140 x 46,5 cm Studiengang Intermedia.
de Form, ausgeführt in hochwertiger Qualität, hat Fichte natur massiv, Latex, Polsterstoff Fa. Backhausen Publikationen und Aufsätze
die in Andelsbuch eingesetzte Jury bereits in der Hersteller: Tischlerei Michael Kaufmann, Reuthe zu alltagskulturellen Themen.
Entwurf: Karl-Heinz Gasser, Hirschau
Holz(an)stoß Der Raum, die Fläche und
das Holz. Objekte von Hubert Matthias
Sanktjohanser

Charlotte Blauensteiner

Hubert Matthias Hubert Matthias Sanktjohanser macht Möbel. Möbel einer Wand. Zuletzt rücken sie in die Mitte vor:
Sanktjohanser aus Holz. Doch das Material Holz ist für ihn nicht Kuben, die frei beweglich sind, die Gruppen bilden
1960 geboren in München. Ausgangspunkt – er wählt es, weil es das geeignetste und mit einfachen Additiven wie Platten Sitze, Tische
Matura und handwerkliche
ist, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Dass er oder Behälter entstehen lassen.
Ausbildung als Tischler. Eine besondere Rolle spielen die Stühle. Einfache
Seit 1984 freischaffend tätig.
gerade dadurch alle Vorzüge und die volle Schön-
heit eben dieses Materials deutlich macht, gehört Grundkörper, die durch unterschiedliches Aufstecken
1998 Förderpreis der Stadt
zu den wunderbaren Selbstverständlichkeiten guter der Lehnen die verschiedensten Kombinationen
München für angewandte
Kunst. Gestaltung. ermöglichen: Reihen oder Kleingruppen. Die Arm-
Seit 1992 verschiedene In der väterlichen Tischlerei kam er schon in früher stützen werden zu kleinen Ablagetischen oder
Ausstellungsbeteiligungen. Jugend mit Holz und dessen Verarbeitung in Berüh- Schreibpulten. Es gibt je nach Bedarf ein Neben-
rung. Ebenso wichtig war aber auch die Idee des einander oder Gegenüber. Das ultimative System ist
Wohnens, die ihm von seinem Zuhause vermittelt ein Sperrholzkubus von eigenwilligem Zuschnitt,
Eine Auswahl: dessen leichte Kurvenform eine große Vielfalt sehr
1999 Galerie Wittenbrink, München wurde – eine sehr individuelle Idee, die später durch
reizvoller Konstellationen erlaubt. Trotz der konse-
(mit Gordon Matta-Clark, USA) seine Frau, die Architektin ist, zu einer ständigen
artforum Berlin Auseinandersetzung mit dem Raum wurde. Die quenten Reduktion wirkt das alles locker und leicht
2000 Stadtmuseum Penzberg prägenden Eindrücke verdichteten sich unter dem und aus sich heraus bewegt.
(Einzelausstellung) Gesamtbegriff der Qualität. Eine Qualität, die er Zufälle gibt es nicht bei Sanktjohanser. Alle Maße
Galerie Wittenbrink, München
allerdings mit möglichst geringem Aufwand an sind genau geplant. Unnötiges gibt es auch nicht.
2001 1. Preis beim Wettbewerb für Die Details sind aber gerade durch ihren Minimalis-
Kunst am Bau des Konzerns
Formen, aber auch an Material – und dadurch auch
kostengünstig – zu erreichen sucht. mus so überzeugend. Die Voraussetzungen sind die
Roche Diagnostics,
„Ich arbeite grundsätzlich kontextorientiert.“ sagt saubere Verarbeitung und die liebevolle Vorberei-
Basel⁄ Penzberg
Museum für Angewandte Sanktjohanser. „Etwas zu schaffen, das keinen mir tung. Außer dünnen Filzauflagen bei den Sesseln
Kunst Wien wertvoll erscheinenden Verwendungszweck hat, werden keine Zusatzmaterialien verwendet. Das Holz
(Einzelausstellung) entspricht nicht meiner Vorstellung von einem krea- wirkt durch seine optischen und haptischen Eigen-
Stadtmuseum München
tiven Entwurfsprozess. Mit jedem Stück, das ich schaften, ohne jemals aufdringlich zu sein.
plane und herstelle, übernehme ich eine Verantwor- Diese Möbel stehen im Dialog mit dem Raum. Sie
tung. Das ist die Ethik des Entwerfens.“ machen ihn trotz ihrer Einfachheit und Strenge
Das planende Vorgehen ist eines von außen nach bewohnbar, weil sie Harmonie, Bewegung und
innen, von der Begrenzung zum Zentrum. Außen: Rhythmus einbringen. Sie atmen, so wie das Holz
Das sind die Wände. Aus ihnen werden Möbelteile, atmet.
Dr. Charlotte Blauensteiner
Geboren in Wien. Studium Möbelflächen herausgekippt. Sie lösen sich ab und
der Kunstgeschichte und werden zu räumlichen Elementen, ohne die Einheit
Germanistik an der Universi- mit der Wand ganz aufzugeben. Der nächste Schritt
tät Wien.
erfolgt damit, dass diese Möbel sich gewissermaßen
Langjährige Geschäfts-
führerin des Österreichischen
in Bewegung setzen. Sie lösen sich als bewegliche
Institutes für Formgebung. Einheiten heraus, sind aber oft faltbar oder stapelbar,
Freie Journalistin und d.h. sie bilden immer wieder neue Räume (wie etwa
Vortragende. die „Öffentliche und private Bibliothek“).

Manche werden auch als Regale autonome Teile vor


Rechts: „Wandmöbel“ freistehende Wände, aus denen sich
Tische, Sitze, Stellagen gewissermaßen herauslösen.
Links: Gruppenbild mit Stühlen, variabel kombiniert.

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