Plan
1. Die germanischen Stämme und die germanischen Sprachen. Die ersten Überlieferungen über
den Ursprung der Germanen.
2. Die Verwandschaftsbeziehungen der deutschen Sprache.
3. Sprachliche Besonderheiten des Germanischen:
a) im phonologischen System (Wandel im Vokalsystem, Neuerungen im Konsonantensystem,
Akzentverhältnisse);
b) Im morphologischen System (Einteilung der Substantive in Stammklassen, Charakterzüge
der Formenbildung der Substantive, Adjektive, Verben);
c) Veränderungen im Wortschatz.
4. Das Werden der deutschen Nationalität. Die Herausbildung des Deutschen. Das Wort
deutsch.
5. Die Periodisierung der Geschichte der deutschen Sprache.
6. Der althochdeutsche Sprachraum und die althochdeutschen Territorialdialekte.
7. Die Sprachdenkmäler des Althochdeutschen.
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
Додаткова література
1. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
2. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
3. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
4. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
5. Moskalskaja O. Deutsche Sprachgeschichte. Moskau, 1977. — 278 с.
6. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute: Einfürung in Sprach-geschichte und
Sprachkunde.- 2. Aufl.München: Fink, 1994 — 224 S.
Довідкова література
1. Kluge F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Neubearbeitet von E. Seebold.
de Gruyter: Berlin — New York, 1989.
2. Paul H. Deutsches Wörterbuch. 9. Aufl.- Tübingen: Niemeyer, 1992.
3. Schülerduden. Wortgeschichte: Herkunft u. Entwicklung d. dt. Wortschatzes. — Mannheim,
Wien, Zürich; Bibliographisches Institut, 1987
4. Левицкий В. В. Сравнительно — этимологический словарь германских языков. —
Черновцы, 1994 — 312 с.
Wenn wir die Sprache verschiedener Perioden vergleichen, so ergibt sich, dass zwischen diesen
Sprachen große Unterschied besteht. Die Sprache verändert sich also im Laufe der Zeit.
Die Sprachveränderung läßt sich am leichtesten am Wortschatz erkennen. Der Wortschatz einer
Sprache ist überaus empfindlich für alle Ereignisse und Wandlungen im sozialen Leben und in
der Ideologie, für den Fortschritt in Wissenschaft und Technik, auch für die Mode u. a. m. Neue
Wörter bereichern den Wortschatz fortwährend; andere Wörter veralten oder kommen ganz aus
dem Gebrauch. Wenn man die Sprachen verschiedener Generation vergleicht, wird
wahrscheinlich feststellen, dass Unterschiede bestehen, nicht nur was den Wortschatz, sondern
auch was System betrifft.
Sprachgeschichte ist für das Erlernen einer Sprache insofern von Bedeutung, weil sie die
Regeln und Ausnahmen des sprachlichen Systems weniger undurchsichtig macht und uns den
Hintergrund für die Veränderungen und die Weiterentwicklung der Sprache von heute erläutert.
Sprachgeschichte ist auch die Geschichte der Wörter und damit auch kulturellen Entwicklung.
Die Sprache ist eine soziale Erscheinung, ein Mittel der Menschen, sich untereinander zu
verständigen. Das Entstehen und Verschwinden der Wörter spiegelt immer die Zeit, die Sitten,
und Gebräuche, die geistigen Strömungen, die Veränderungen der Lebensbedingungen und den
Wandel der gesellschaftlichen Struktur wider.
Gegenstand Die Geschichte der deutschen Sprache ist ein Teil der Germanistik. Sie erforscht
und beschreibt aus diachronischer1 Sicht das phonologische System, den grammatischen Bau,
den Wortschatz und das System der Stile der deutschen Sprache. Ihr Forschungsgebiet sind
einerseits die konstanten Charakteristiken des Sprachsystems, andererseits die Dynamik und die
Haupttendenzen der Sprachveränderung. Gegenstand der Sprachgeschichte sind außerdem die
Existenzformen der deutschen Sprache, ihr sozialhistorisch bedingter Wandel und das Werden
der modernen deutschen Nationalsprache.
Für ca. 110 Millionen Menschen ist Deutsch die Muttersprache. Etwa 110 Mio. Menschen
sprechen Deutsch als Amts- und Verkehrssprache.
Die deutsche nationale Literatursprache ist wie jede Existenzform der Sprache eine historische
Kategorie. Ihr Aufkommen hängt mit der Herausbildung der Nationen in der Epoche des sich
entwickelnden Kapitalismus zusammen; ihre Weiterentwicklung geht im Rahmen der
modernen Nation vor sich. Heute ist die deutsche nationale Literatursprache in den
deutschsprachigen Staaten die Sprache der schönen Literatur und Kultur der Wissenschaft, der
Presse und des Rundfunks, die Amtssprache und Schulsprache, die Sprache des öffentlichen
Umgangs und auch die gepflegte Sprache des privaten Umgangs (die literatursprachliche
Alltagssprache). Ihr Wortschatz, ihr Satzbau, ihre Ausdrucksmittel, ihr Reichtum an funktional
bedingten Stilarten, ihre einheitliche grammatische, lexikalische und Aussprachenorm sind das
Ergebnis eines ununterbrochenen Bemühens um die Sprache vieler Generationen von
Sprachkünstlern und Sprachpflegern.
Man teilt die deutschen Territorialdialekte in Niederdeutsch (Plattdeutsch, benannt nach dem
Bodenrelief des nördlichen Teils Deutschlands) und Hochdeutsch ein, letzteres gliedert sich in
Mitteldeutsch und Oberdeutsch unter.
„Reine Mundart" ist heute infolge der Erziehung zum mündlichen und schriftlichen Gebrauch
der Literatursprache in der Schule, infolge des wachsenden Einflusses von Rundfunk, Film,
Fernsehen, Literatur und Presse, der fortschreitenden Industrialisierung ganzer Gebiete und der
Entfaltung verschiedener Formen des öffentlichen Lebens nur noch eine Relikterscheinung.
Aber in einigen Bundesländern („Reliktlandschaften", wo die Mundart noch lebendig ist,
erhalten sich nur noch vereinzelt, und nur im mündlichen Alltagsgebrauch) gibt es noch
wirkliche Mundartsprecher, Menschen also, die nur Mundart sprechen. Nach Angaben einiger
Sprachforscher geht die Auflösung der Lokalmundarten im niederdeutschen Sprachraum
schneller als im mittel- und oberdeutschen Sprachraum vor sich.
Beziehungen zwischen den einzelnen Existenzformen der deutschen Sprache. Die ständige
Wechselwirkung zwischen Mundart, den mehrfachen Abstufungen der Umgangssprache und
der Literatursprache finden ihren Ausdruck in der sog. Zweisprachigkeit der meisten
Deutschsprecher, für die Deutsch die Muttersprache ist und die je nach der sozialen
Sprechsituation verschiedene Sprachformen verwenden oder wenigstens verstehen. Die
Wechselwirkung zwischen den einzelnen Existenzformen der deutschen Sprache findet ihren
Ausdruck auch in deren ständiger gegenseitiger Beeinflussung. Aus der Literatursprache
kommen in die Umgangssprache immer mehr Berufswörter und Termini, die von der letzteren
assimiliert werden, sowie weitere Ausgleichs- und Angleichungsimpulse nicht nur im Bereich
des Wortschatzes, sondern auch im Bereich der Aussprache und der „grammatischen
Richtigkeit". Dem Einfluß landschaftlicher Umgangssprachen verdankt aber die
Literatursprache zahlreiche territoriale Dubletten, z. B. Junge — Bube, Tasse — Schale,
Tischler — Schreiner, Treppe — Stiege, Schlächter — Fleischer — Metzger, klingeln — lauten
— schellen u.a.m.
Die Verwandtschaft der germanischen Sprachen beruht auf gemeinsamer Abstammung von den
Stammesdialekten der alten Germanen, die um die Mitte des I. Jahrtausends v. u. Z. rund um
die westliche Ostsee, zwischen der Oder und der Elbe, in Jütland und in Skandinavien lebten
und in einige große Stammesverbände zusammengeschlossen waren. Mit dem Wachstum der
Stämme und der dadurch bedingten Aufspaltung vollzog sich noch vor Beginn unserer
Zeitrechnung die sprachliche Aufspaltung, die zur eigenständigen Entwicklung der
germanischen Stammesdialekte und zur Herausbildung mehrerer germanischer Sprachen führte.
Nachdem im 19. Jahrhundert eine zuverlässige Methodik entwickelt worden war, konnte der
wissenschaftliche Nachweis erbracht werden, dass verschiedenste Sprachen auf dem
europäischen und asiatischen Kontinent auf eine gemeinsame Ausgangssprache zurückgehen.
Zusammen bilden sie die indogermanische Sprachfamilie. Die zahlreichen Einzelsprachen
lassen sich - abgesehen von bruchstückhaft überlieferten Sprachen - in 11 große Sprachgruppen
unterteilen:
Albanisch
Armenisch
Griechisch
indoiranische Sprachen (u.a. Avestisch†, Farsi, Hindi, Kurdisch, Marathi, Pashto, Sanskrit†,
Urdu)
Tocharisch†
engl. mother
anord. môdir
aind. mâtàr-
ahd. b-im
got. im (Rekonstruktion)
anord. em
lat. s-um
aind. as-mi
Aus der Übereinstimmungen von Form und Bedeutung der Wörter ist ganz deutlich zu
erkennen, dass diese Sprachen miteinander verwandt sind und dass sie auf eine gemeinsame
„Ursprache“ zurückgeführt werden können.
Diese Urprache nennt man das Indoeuropäisch (Indogermanisch). Und das Urfolk. Das
Indoeuropäisch gesprochen hat, nennt man die Indogermanen (Indoeuropäer). Wo dieses Volk
ursprünglich gewohnt hat, ob in Asien oder in Steppen der Ukraine, oder gar im heutigen
Deutschland, ist eine noch ungeklärte Frage. Etwa um 2500 v. Chr. Begann aus unbekannten
Gründen die indogermanische Wanderung. Teile der Indogermanen haben verschiedene neue
Territorien bewohnt und allmählich in verschiedene Gruppen abgezweigt.
Die indoeuropäische Sprache ist uns nicht bekannt: keine schriftliche Urkunde ist uns
überliefert. Aber an vielen Beispielen aus den ide. Sprachen kann man noch heute gemeinsame
Wortwurzeln feststellen. Wenn die Wörter in mehreren ide. Sprachen vorkommen, dann
müssen sie auch schon in der ide. Ursprache vorhanden gewesen sein. Mit der vergleichenden
Methode kann man viele ide. Wurzelwörter rekonstruieren.
Die rekonstruierten Formen werden immer mit dem Sternchen * gekennzeichnet. Das bedeutet,
dass sie niemals schriftlich irgendwo festgehalten worden sind, dass sie also in keinem Text
überliefert worden sind.
Im 1. Jh v.u.Z. hat sich hier ein besonderer Sprachtyp herausgebildet, das so genannte
Urgermanisch. Urgermanisch ist die älteste Stufe in der Entwicklung der deutschen Sprache.
Der Wortschatz
Was den Wortschatz anbetrifft, so sind etwa 2/3 der Gemeinheit germanischen Grundwörter aus
dem Indoeuropäischen durch das Urgermanische überliefert worden. Dazu gehören Pronomen,
Zahlwörter, Verwandschaftsbenennungen, einige Verben der Ruhelage, Benennungen von
Körperteilen, von Vögeln und Tieren, von Naturerscheinungen.
Zu den wichtigsten Neuerungen der germanischen Sprachen gehört die Entwicklung jenes 1/3
des germanischen Wortschatzes. Diese Wörter bezeichnen jene Begriffe, die das Leben der
Urgermanen in ihren neuen Wohnsitzen widerspiegeln. Dazu gehören die Wörter aus
Schifffahrt (See, Schiff, Strand, Mast), aus Viehhaltung und Jagd (Rind, Kalb, Bär, Reh, Rabe),
aus Kriegführung (Bogen, Helm, Krieg, Schild, Schwert), aus Gemeinschaftsleben (Adel,
Frieden, Volk).
Wurzel
+
stammbildendes Suffix
+
Kasusendung
Vokalische Stämme:
Konsonantische Stämme:
Das Urgermanisch besaß dieselben grammatischen Kategorien und dieselbe Struktur des
Wortes.
Zu den Neuerungen gehört im Urgermanischen die starke und die schwache Deklination auf n-
Stämme. Das führte zur starken Polarisierung der „schwachen“ und „starken“ Deklination.
Das urgermanische Verb erbte vom Indoeuropäischen die grammatischen Kategorien der
Person, des Numerus, des Tempus, des Genera verbi und des Modus.
b) die Flexion;
c) der Ablaut;
d) die Reduplikation.
Neuerungen: die Herausbildung der der „schwachen“ und „starken“ Konjugation der Verben.
Die starke Konjugation entstand auf der Grundlage der indoeuropäischen Verbalflexion durch
den Ausbau des Ablauts zum regelmäßigen Bildungsmittel der Tempusstämme. Die schwache
Konjugation ist eine absolute Neuerung des Germanischen.
Pronomen. Adjektiv Auch Adjektive und Pronomen haben im Urgermanischen ebenso wie im
Indoeuropäischen eine reich entwickelte Flexion. Das urgermanische Pronomen stimmt mit
dem indoeuropäischen Pronomen auch darin überein, dass in der Kasusbildung vieler
Pronomen der Suppletivismus eine beträchtliche Rolle spielt.
Das Adjektiv, dessen Flexion im Indoeuropäischen mit der Flexion der vokalischen
Substantivstämme übereinstimmte (vgl. lat. terra bona 'gute Erde'), entwickelte zwei für das
Germanische eigentümliche Flexionstypen: die „starke" und die „schwache" Deklination. Die
„starke" Deklination entstand auf der Grundlage der alten nominalen Adjektivdeklination,
indem viele Kasusformen sich pronominale Endungen aneigneten (vgl. ahd. N. Sg. mask. ther
'der' und guoter 'guter'; N. Sg. neutr. thas 'das' und guothas 'gutes'). Die „schwache"
Adjektivdeklination entstand durch die Ausdehnung der substantivischen n-Deklination auf die
Adjektive.
1. Die erste oder germanische Lautverschiebung. Die erste oder germanische Lautverschiebung
(das Grimmsche Gesetz) ist ein durchgreifender Wandel im Konsonantensystem, der sich im
Urgermanischen vermutlich im Zeitraum von 2000—1000 v. u. Z. vollzogen hatte. Diese
phonetische Erscheinung wurde 1882 von dem deutschen Wissenschaftler Jakob Grimm
erforscht. Unter dem Terminus "Verschiebung" verstand J. Grimm die teilweise Veränderung
der Artikulationsstelle der indoeuropäischen stimmlosen und stimmhaften Konsonanten
(Explosivlaute). Man unterscheidet drei Akte in der I. germanischen Lautverschiebung:
p
>
f
t
>
þ
k
>
h
sanskr. = ai. pitar, griech. pater, lat. pater – got. fadar,ae. father, ahd. fater.
griech. treis, lat. tres, ukr.три – got. preis, as. thria, ae. three.
griech. kardia, lat. cor – got. hairto, as. herta, ahd. herza.
p
>
b
t
>
d
k
>
g
aber in den Verbindungen sp, st, sk findet die Verschiebung nicht statt
b
>
p
d
>
t
g
>
k
ukr. яблуко – engl. apple; ukr.слабий – nieddt. slap.
bh
>
b
dh
>
d
gh
>
g
sanskrit=ai. bhratar, ukr. брат - got. bropar, as. brothar, e. brother, ahd. bruodar
ai. rudhiras, tschech. rudy ( rot) , ukr. рудий – got. raups, Gen. raudis, ahd. rot.
Diese Gesetzmäßigkeit formulierte 1877 (1875) der dänische Gelehrte Karl Verner und sie wird
das Vernersche Gesetz genannt.
So kam Karl Verner zu der Schlußfolgerung, dass während der I. Lautverschiebung der
Wortakzent im Urgermanischen noch frei wie im Indoeuropäischen war.
Später wurde z zu r. Diesen Wandel nennt man den Rhotazismus (vom griech. ro = r), und so
wechseln s und r, z.B.
Dieser Wechsel blieb auch in den germanischen Einzelsprachen nach der Festlegung des
Akzents auf der ersten (Wurzel)silbe erhalten. So hat z.B. das Deutsche den grammatischen
Wechsel:
f/b>:
darben - bedürfen
p>d>d/d>t:
s/z>r:
(750\770 — 1050)
Plan
1. Das Untersystem von Vokal en im Althochdeutschen .
2. Die Vokalharmonie (die Brechung)
3. Der Umlaut.
4. Der Wandel der alten Diphthonge (die Monophthongierung).
5. Die Diphthongierung der langen Vokale.
6. Die 2. hochdeutsche Lautverschiebung
7. Das Untersystem von Konsonanten.
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
Додаткова література
1. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
2. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
3. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
4. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
5. Moskalskaja O. Deutsche Sprachgeschichte. Moskau, 1977. — 278 с.
6. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute: Einfürung in Sprach-geschichte und
Sprachkunde.- 2. Aufl.München: Fink, 1994 — 224 S.
Довідкова література
1. Kluge F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Neubearbeitet von E. Seebold.
de Gruyter: Berlin — New York, 1989.
2. Paul H. Deutsches Wörterbuch. 9. Aufl.- Tübingen: Niemeyer, 1992.
3. Schülerduden. Wortgeschichte: Herkunft u. Entwicklung d. dt. Wortschatzes. — Mannheim,
Wien, Zürich; Bibliographisches Institut, 1987
4. Левицкий В. В. Сравнительно — этимологический словарь германских языков. —
Черновцы, 1994 — 312 с.
Die althochdeutsche Periode umfaßt ca. drei Jahrhunderte, also von 770 bis 1050. 770 ist der
Anfang des deutschen Schrifttums. Althochdeutsch ist ein Terminus für die Bezeichnung des
frühesten Deutsch. Darunter versteht man die Sprache der althochdeutschen Stämme, die das
mittlere und südliche Deutschland im frühen Mittelalter bewohnt haben (Franken, Alemannen,
Bayern).
Zeit
ALT
Die älteste schriftlich belegte Stufe der deutschen Sprache,
u. a. gekennzeichnet durch volle Endsilbenvokale, Formenreichtum und einen synthetischen
Sprachbau.
Raum
HOCH
Das durch die 2. Lautverschiebung abgegrenzte hochdeutsche Gebiet, im Gegensatz zum
Niederdeutschen.
Sprache
DEUTSCH
Noch keine einheitliche Sprache, sondern verschiedene Stammesdialekte mit fließenden
Grenzen: Alemannisch, Bairisch, Fränkisch, Thüringisch, (Langobardisch) u.a.
Die einzige Erscheinungsform der Sprache dieser Periode waren die sogenannten
Territorialdialekte. Die Grenzen der althochdeutschen Territorialdialekte wurden von den
Herzogtümern bestimmt, die gegen Ende des 9. Jh. und zu Beginn des 10. Jh. im
Ostfrankenreich entstanden waren und im Deutschen Reich fortbestanden. Ihre Gliederung sah
so aus::
1. Im Südwesten des Reiches lag das Herzogtum Schwaben. Es erstreckte sich über das
Territorium des heutigen Baden-Württemberg, über den heutigen deutschsprachigen Teil der
Schweiz und seit 925 über den heutigen Hauptteil des Elsaß (Ostfrankreich mit der Hauptstadt
Straßburg). Sein Territorialdialekt heißt Alemannisch.
Es erstreckte sich über den größten Teil des heutigen Bayern und über das heutige Österreich.
Sein Territorialdialekt heißt Bairisch.
Auf der großen Fläche, die der fränkische Dialekt einnahm, wies er mehrere Abstufungen vom
Oberdeutschen zum Niederdeutschen auf.
c) zum Niederdeutschen gehörte das Niederfränkisch (heutige Belgien und die Niederlanden.
4. Im Worden, des Reiches lag das Herzogtum Sachsen. Sein Territorialdialekt heißt Sächsisch.
Das Altsächsische bewahrte in der ahd. Zeit die Stellung einer selbständigen Sprache gegenüber
dem Althochdeutschen. Das wichtigste Denkmal des Altsächsischen ist "Heiland" (Es handelte
sich um das Leben und Wirken von Jesus Christus).
3. Zwischen den Herzogtümern Sachsen und Franken lag das Herzogtum Thüringen. Sein
Territorialdialekt heißt Thüringisch.
Gliederung der althochdeutschen Territorialdialekte
HOCHDEUTSCHE
NIEDERHDEUTSCHE
Oberdeutsch
Mitteldeutsch
Niederdeutsch
1. Bairisch
1. Thüringisch
1. Niederfränkisch
2. Alemannisch
2. mitteldeutsches Fränkisch
2. Niedersächsisch
3. oberdeutsches Fränkisch
a) Südfränkisch
b) Ostfränkisch
a)Rheinfränkisch
b)Mittelfränkisch
Oberdeutsch sprach man im Süden des Landes, Mitteldeutsch im zentralen Teil, aber im
Norden sprach man Niederdeutsch, das sich von dem Hochdeutschen durch das Fehlen der
zweiten hochdeutschen Lautverschiebung unterscheidet. Die niederdeutschen
Territorialdialekte schließen Niederfränkisch und Niedersächsisch ein.
Das deutsche Schrifttum diente in erster Linie den Bedürfnissen der christlichen Missionierung
und des Lateinunterrichts [vom lat. missio = schicken - die Missionierung ist eine Tätigkeit, die
die Verbreitung einer Religion, hier des Christentums dient ].
Glossen — Einzelne deutsche Wörter über den lateinischen Text oder am Rand geschrieben.
Das älteste deutsche Schriftdenkmal ist die Übersetzung eines lateinischen Wörterbuchs um
770 im bairischen Kloster Freising, der Abrogans nach dem ersten Wort benannt. Es ist
alemannisch verfaßt.
Die Hauptdenkmäler des Alemannischen sind: die "Benediktiner Regel " (Anfang des 9. Jh.) ,
das "Georgslied " (10. Jh.), die Werke von Notker (10. -11.Jh.).
Als Hauptdenkmal des Bairischen seien genannt : "Muspilli "(9 Jh.), "Merigato " (Ende des
11.Jh.).
Das Ostfränkische ist in erster Linie durch den "Tatian " vertreten (die erste Hälfte des 9. Jh.)
Das Rheinfränkische hat den "Isidor " (8.Jh.) und das Evangelienbuch von Otfrid (9 Jh.) als
wichtigste Denkmäler.
"Tatian " ist die Übersetzung (aus dem Lateinischen in das Osrfränkische) der
"Evangelienharmonie" (Bibeltext) des christlichen Schriftstellers Tatian aus Syrien (II.Jh.).
Diese Übersetzung wurde in Fulda um 830 von sechs unbekanten Mönchen angefertigt. Das ist
eines der bedeutenden ahd. Sprachdenkmäler. Die Übersetzung ist stark vom Latein beeinflußt.
"Isidor " ist die Übersetzung des theologischen Traktats des spanischen Erzbischofs von Sevilla
Isidor (560 - 636)." Über den katholischen Glauben ". Die Übersetzung entstand Ende des 8. Jh.
Der Verfasser ist unbekannt.
"Muspilli "(ca. 830) ist eines der wichtigsten und poetisch wertvollsten Denkmäler der ahd.
Literatur. Es berichtet vom Weltende und vom Jüngsten Tag. Das als Bruchstück (103 Verse)
erhaltene Poem ist im Stabreim (altgermanischer alliterirender Vers) gedichtet. Wurde im
Kloster Emmeran bei Regensburg enteckt.
„Otfried“ (südrheinfränkisch) ist eine selbständige Nachdichtung der Evangelien von gelehrtem
Mönch Otfried (um 865). Sein Werk hat sich unter den ahd. Sprachdenkmäler am besten
erhalten. Otfried ist der erste deutsche Dichter, dessen Name überliefert ist. Er hat als erster den
Endreim in die deutsche Dichtung eingeführt.
„Das Hildebrandslied“ (um 780) (eine Vermischung von ober- und niederdeutschen
Elementen). Das einzige überlieferte Denkmal der altgermanischen epischen Dichtung ist uns
nur in einem Fragment überliefert. Dieses einzige epische Denkmal entstand vermutlich im 7
Jh. und wurde fast zwei Jahrhunderte später im Kloster Fulda aufgezeichnet. Es berichtet über
den Kampf des Vaters Hildebrand und seines Sohns Hadubrand, der den Vater nicht erkennt
und ihn für einen lustigen Hunnen hält. Das Ende des Streites ist nicht überliefert. Das Gedicht
ist in alliterierendem Vers gedichtet.
„Notker“ (alemannisch). Notker Labeo (10.-11), auch der Deutsche genannt, war der Mönch
und Klosterlehrer in St. Gallen. Er übersetzte für Unterrichtszwecke viele lehrhafte Texte und
zahlreiche Psalmen ins Deutsche. Von besonderem Wert sind seine Übersetztungen
philosophischen Schriften u.a. «Vom Trost der Philosophie» von Boethius und zwei
Abhandlungen von Aristoteles. Notker schuf eine große Anzahl philosophischer Termini.
„Ludwigslied“ (rheinfränkisch). Ein Lobgedicht eines unbekannten Dichters auf den Sieg
Ludwig des Deutschen über die Normannen. Obgleich das Lied ein weltliches Thema schildert,
hat es doch einen ausgeprägt religiösen Charakter, weil der Dichter im Sieger einen
Gottesstreicher erblickt. Das Gedicht ist in einer Handschrift des 9. Jhs. überliefert.
„Straßburger Eide“ (rheinfränkisch) stellt den feierlichen Schwur dar, den die Enkel Karl des
Großen — Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle — ablegten, als sie 842 zu Straßburg einen
Bundesvertrag gegen ihren älteren Bruder Lothar schlossen. Der erste Teil enthält den Eid, den
die Könige einander leisteten. Um beiden Heeren verständlich zu sein, legte ihn Karl in
deutscher, Ludwig in romanischen Sprache ab.
„Merigarto“ (bairisch) ist ein Bruchstück aus einer gereimter Weltbeschrei-bung, das in einer
Handschrift der 11./12. Jh. überliefert ist.
1. den festen Wortakzent auf der Stammsilbe: 'geban 'geben', 'ar'slahan 'erschlagen';
2. die Monophthongierung.
3. die Diphthongierung
4. der i-Umlaut
Vokalismus
Der Lautbestand der althochdeutschen Sprache sah so aus:
kurze Vokale
a
e
i
o fehlt
u
ä
ö
ü
lange Vokale
fehlt
ê
î
ô
û
æ
œ
iu
Diphthonge
ei
ou
io
ie
iu
ia
uo
ide. o
> germ. a
ide. a
ide. â
> germ. â
ide. ô
Ide. ei >germ. î
4) In den nord- und westgermanischen Sprachen entwickelte sich das altgermanische e (e1)
(durch die Zwischenstufe œ) zu â:
e1 > â
5) In allen germanischen Sprachen entwickelte sich ein neues Phonem e2. Es ist
anzunehmen, daß sich e2, dem Charakter des Klanges nach von e1 unterschieden hat.
Althochdeutsche Monophthongierung
germ. ai >
ahd. ê (vor h, r, w )
sonst ahd. ei
b) der Diphthong au, wurde zu ô vor h und den Dentalen (d, t, s, n, r, l); sonst au > ou:
germ. au >
ahd. ô (vor Dentalen und h)
sonst ahd. ei
Althochdeutsche Diphthongierung.
germ. ê > ia
In den Schriftdenkmälern der zweiten Hälfte des 8. Jh. steht noch e oder der Diphthong ea, z.B.
her, hear 'hier'. Anfang des 9. Jh. wird e, ea > ia: hiar; in der zweiten Hälfte des 9. Jh. ia > ie:
hier;
Im Bairischen blieb im 9. Jh. noch ô: for, das Alemannische hatte ua: fuar. Erst am Ausgang
des 9. Jh. breitete sich das uo über den gesamten hochdeutschen Sprachraum aus.
Eine große Rolle spielte im Althochdeutschen der Vokalwandel im Wort- und Formenbildung.
Mit diesem Vokalwandel sind folgende phonetische Erscheinungen verbunden:
1) Ablaut;
2) Brechung (Vokalharmonie);
3) Umlaut.
1. Ablaut
Von drei Arten des Vokalwandels der deutschen Gegenwartssprache ist der Ablaut die älteste.
Der Ablaut ist der Wandel des Stammvokals bei der Wort- und Formenbildung in den Wörtern,
die sich in der ethymologischen Zusammenhang befinden. Die Ursache des Ablauts sucht man
in den Qualitätsveränderungen der Betonnung. Er ist allen germanischen Sprachen eigen und
hat seinen Ursprung im Indoeuropäischen, vgl. im Ukrainischen нести — ніс — ноша , везти-
віз-возити).
Hierbei ändert sich die Qualität eines Vokals. Die Artikulationsstelle des Vokals verschiebt
sich. Der Vokal wird bald vorn, bald hinten gebildet: i – a; e – o u.a.
Der Vokal kann normal als kurzer Vokal realisierte werden, kann gedehnt werden oder bei
Unbetontheit bis zum völligen Schwund verkürzt werden.
Diese quantitative Veränderung ist wahrscheinlich eine Wirkung der dynamischen Komponente
des freien Wortakzentes.
Eine besondere Art des Ablauts ergibt sich, wenn die ide. Halbvokale i und u oder Konsonanten
m, n, l, r zu den ablautenden e und o hinzutreten.
ide.
e
o
Ø (Null)
germ.
e
a
Ø (Null)
Aus der Verbindungen mit den Halbvokalen erhalten wir in der Vollstufe Diphthonge:
germ.
+i
ei
oi
+u
eu
ou (iu, io)
i.
ide.
ei
oi
i
germ.
ei
ai
i
ahd.
î
ei/ê
i
Erklärung:
2. germ. ai >
ahd. ê
3. germ. Ø + i > î
3. germ. Ø + i > î
Der Ablaut spielt eine grosse Rolle bei der Bildung der Zeitformen der starken Verben.
ahd. hano " Hahn"- " huon " " Huhn ",
Vokalharmonie (Brechung)
Ein anderer Vokalwechsel ist Vokalharmonie. Vokalharmonie, auch Brechung genannt, ist die
Hebung bzw. Senkung der Stammsilbenvokale unter dem Einfluß der Vokale der
nachfolgenden Silben, also; eine regressive Assimilation. Sie war allen altgermanischen
Sprachen eigen.
Senkung
Hebung
e
i
o
u
(eu)io, eo
iu (eu)
aeo
iju
Hebung
Die Hebung des e zu i geschah durch Einwirkung der Vokale der hohen Zungenlage i oder j der
folgenden Silbe und vor n + Konsonant:
Senkung
Die Senkung des Phonems i zu e geschah vor dem Vokal der tiefen Zungenlage a:
ahd. helfan—half — hulfum — giholfan 'helfen', wo die Formen hulfum — giholfan je nach
dem Vokal der folgenden Silbe den Wechsel o — u haben.
findan — findu
fundum — gefundan
Der Diphthong eu wurde zu eo, io vor a, e, o der folgenden Silbe gesenkt und zu iu vor i(j), u
der folgenden Silbe gehoben;
In der deutschen Gegenwartssprache lebt die Vokalharmonie im Wechsel der Vokale e/i fort.
Vgl. das Präsens starker Verben: ich gebe — du gibst, er gibt. Vgl. auch in der Wortbildung:
Erde — irdisch, Berg — gebirgig, Feld — Gefilde.
Die Brechung enstand vermutlich im I. Jh. n.Chr. und war in der ahd. Periode schon eine
historische Erscheinung, d.h. sie trat nicht in allen Fällen ein:
Ein so zusagen lebendiger Vokalwechsel war im Ahd. der Umlaut. Das ist wie auch die
Brechung ein assimilatorischer Vokalwandel, noch eine Art der Vokalharmonie. Der Umlaut
war allen germanischen Sprachen eigen. Diese Erscheinung entwickelte sich in allen
germanischen Sprachen im 8.Jh.
Der Umlaut entsteht unter dem Einfluß des i oder j der folgenden Silbe. Seine Wirkung besteht
darin, daß die Vokale der mittleren und hinteren Reihe palatalisiert, d. h. in Vokale der
vorderen Reihe verwandelt werden. In der ahd. Zeit wurde nur das kurze a vor i (j) der
folgenden Silbe zu e umgelautet (Primärumlaut):
Der Umlaut a > e hatte in der althochdeutschen Zeit noch mehrere Ausnahmen: a wurde nicht
umgelautet:
vor ht, hs, rw:
ahd. (fr., obd.) slahan — fr. slehit, obd. slahit (vgl. schlagen — schlägt)
ahd. (fr., obd.) stark — fr. sterkiro, obd. starchiro (vgl. stark —stärker)
Der Umlaut fehlte oft vor -l, -in, -lin, -nissi, z. B. ahd. magad — Diminutiv magatin 'Magd —
Mägdlein', tag — tagalîn 'Tag — täglich'.
Die meisten Umlauthinderungen wurden zu Beginn der mittelhochdeutschen Periode beseitigt,
so daß seit dem 12. Jh. auch hier der Umlaut eintritt. Er wurde als ä bezeichnet (der sog.
Sekundärumlaut): mähtig, wähset, mägede u. a.
Seit dem Ausgang des 10. Jh. wurde der Umlaut des langen u orthographisch bezeichnet. Er
wurde iu geschrieben: ahd. hus — PI. hûsir, seitdem 11. Jh. hiusir 'Haus — Häuser ‘.
Konsonantismus
Die althochdeutsche Lautverschiebung
Die ahd. Lautverschiebung, auch die 2. Lautverschiebung genannt, ist in ahd. Zeit die
wichtigste Erscheinung im Bereich des Konsonantismus. Sie unterscheidet das
Konsonantensystem des Hochdeutschen von dem des Niederdeutschen und aller anderen germ.
Sprachen.
Die ahd. Lautverschiebung hatte nachhaltige Bedeutung, indem sie die Eigenart des deutschen
literatursprachlichen Konsonantismus prägte.
1) die stl. germ. p, t, k wurden im In- und Auslaut des Wortes nach einem Vokal zu den stl.
Reibelauten ff/f, zz/z, hh/h
p > ff/f
t > ƷƷ /Ʒ
k > hh/h
Diese Lautverschiebung umfaßte alle ahd. Territorialdialekte. Die Grenze zwischen den
Hochdeutschen und Niederdeutschen geht von Düsseldorf am Rhein durch Magdeburg an der
Elbe bis Frankfurt an der Oder. Diese Grenze ist die sogenannte Benrather Linie und wurde
nach dem Ort Benrath genannt.
2) Die germ. stl. Verschlußlaute (Tenues) p, t, k wurden im Anlaut des Wortes, in der
Gemination (Verdoppelung) von Konsonanten, im In- und Auslaut nach l, r, m, n zu pf, (t)z,
kch
p > pf
t > (t)z
k > (k)ch
Diese Lautverschiebung umfaßt nicht alle ahd. Territorialdialekte. Sie bildet einige Stufen in
der Verbreitung vom Süden nach Norden.
t > (t)z
p > pf
Diese Erscheinung kann man nur im Alemannischen, Bairischen und Ostfränkischen finden.
k > (k)ch
Dieser Übergang fand nur im oberdeutschen Gebiet statt: Alemannisch, Bairisch und
Ostfränkisch.
Die Verschiebung b, d > p, t war nur dem Bairischen und Alemannischen eigen.
Der Ausgangspunkt der ahd. Lautverschiebung ist immer noch nicht vollständig geklärt.
Beträchtliche Schwierigkeiten stellt auch die Datierung der ahd. Lautverschiebung dar.
Jedenfalls neigt man dazu, das 6. Jh. als Beginn der ahd. Lautverschiebung anzusetzen.
Germ. Þ (got. Þ, as. th, d) wandelt sich im Laufe des Althochdeutschen zu d (über đ). Die
Verschiebung von p >d (über đ) ist auf dem gesamten deutschen Sprachgebiet erfolgt, auch im
Norddeutschen.
Der Lautbestand in der deutschen Literatursprache. Die deutsche Literatursprache hat die
2.Lautverschiebung in folgendem Umfang aufgenommen:
p, t, k > ff/f, ƷƷ/Ʒ , hh/h im In- und Auslaut nach einem Vokal
p, t > pf, (t)z im Auslaut nach einem Konsonanten und bei der
Konsonantenverdoppelung
d >t
Das ist die Verdoppelung eines Konsonanten durch das folgende j. In dieser Stellung konnten
alle einfachen Konsonanten (außer r) nach dem kurzen Vokal verdoppelt werden.
Im Ahd. ist, wie Beispiele zeigen, das j schon verschwunden. Selten ist noch j als e erhalten
geblieben (in den Verben). Die Gemination tritt auch bei der Deklination der Substantive der ja-
und jo-Stämme auf:
Die Gemination konnte auch vor Nasalen m, n, vor Liquiden r, l und vor w erfolgen.
Gemination durch Assimilation. Damit ist die Verdoppelung der Konsonanten l, m, n, s gemeint
und bereits im Urgermanischen stattfindet. Diese Geminazen werden als vorhistorische
Assimilation erklärt:
ln > ll
nw > nn
1) Bereits im Germanischen verschwand der Nasal n vor h, wodurch der vorhandene kurze
Vokal der Stammsilbe zunächst nasaliert (z.B. a) und später gedehnt wurde. So entstanden die
ahd. Präteritformen.
2) Im Süden des deutschen Sprachraums verschwinden die germ. anlautenden w (vor l, r) und
h (vor l, r, n, w)
Später dringt diese Erscheinung in den Norden vor, das w aber behält hier seine Stellung.
Den germ. Gegenüberstellungen f/b, Þ/d, h/g, s/r entsprechen nach der 2. Lautverschiebung die
korrelativen Paare f/b, d/t, h/g, s/r. Das letzte Paar hat seine gegenwärtige Gestalt infolge des
sogenannten Rhotazismus (s > z > r) angenommen.
Die Spuren des grammatischen Wechsels sind besonders gut im Paradigma des ahd. starken
Verbs ausgeprägt.
heffen — huobun
werdan — wurtun
ziohan — gizogan
was — warun
Der Konsonantenbestand
Das System des ahd. Konsonantismus bietet nach der zweiten Lautverschiebung folgende
Laute:
- stimmhafte Verschlußlaute b, d, g,
- stimmhaften Reibelaut th
- Liquiden l, r
- Nasale m, n
- Halbvokale w [engl. w]
- Spirants h
DAS MORPHOLOGISCHE SYSTEM DES ALTHOCHDEUTSCHEN SUBSTANTIVS,
ADJEKTIVS, PRONOMEN
Das Althochdeutsch bleibt wie das Urgermanische eine flektierende Sprache. Sein
morphologisches System evoluiert ziemlich langsam und bewahrt die meisten Kennzeichnen
des Urgermanischen.
DAS SUBSTANTIV
Die Kategorien des Substantivs
Das Substantiv hatte im Althochdeutschen dieselbe grammatische Kategorien wie heute — des
Genus, des Numerus, des Kasus.
Maskulinum
Femininum
Neutrum
Nominativ
Genitiv
Dativ
Instrumentalis
Akkusativ
Der Gebrauch und die Bedeutung vom Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ stimmen im
wesentlichen der deutschen Gegenwartssprache überein. Aber das Ahd-e hat auch einige
Besonderheiten:
1) Der Genitiv hat im Althochdeutschen einen weitaus größeren Gebrauch als heutzutage.
geb- -o- -m
Übergangsperiode:
Flexion
geb- -o- -m
Althochdeutsch:
Wurzel + Flexion
geb- -om
Im Althochdeutschen beeinflußte das stammbildende Suffix die Endung des Wortes. Je nach
dem Typ des Themas sprechen wir von vokalischer und konsonantischen Deklination.
Schon in ahd. Zeitperiode begannen die Substantive ihre stammbildenden Suffixe allmählich zu
verlieren. Sie verschmolzen mit den Kasusendungen des Substantivs zu einem einheitlichen
Morphem oder überhaupt verschwinden.
Aber trotz dieser Prozesse bleibt der Einfluß der ide. Stammbildung auf die Flexion der
Substantive im Althochdeutschen noch sehr stark.
Die heutige starke Deklination der Substantive entwickelte sich aus der ehemaligen vokalischen
Deklination, schwache dagegen aus der konsonantischen Deklination.
Konsonantische Stämme:
r-Stämme m. fater, f. muoter
Der a-Deklination gleichen sich die kleinen Gruppen der ja-Deklination und wa-Deklination an.
Zu dieser Deklination gehören Maskulina und Neutra (m. tag, berg, fisk, kuning
n. wort, lamb, jar, honag)
Sg. Pl.
N. — -a
G. -es -o
D. -e -um
Ak. — -a
I. -u —
Maskulina Neutra
Sg.N. tag stein wort
G. tag-es stein-es wort-es
D. tag-e stein-e wort-e
A. tag stein wort
I. tag-u stein-u wort-u,-o
Pl. N. tag-a stein-a wort
G. tag-o stein-o wort-o
D. tag-om (-un, -on) stein-um -om wort-um -un,-on
A. tag-a stein-a wort
Nur im Nominativ und Akkusativ Plural beobachten wir stammbildendes Suffix a, aber dieses
Suffix tritt schon in diesen Fällen als eine Endung aus.
Die Deklinationstype ja- und wa- haben dieselben Endungen aber im Unterschied bewahren sie
in allen Kasusen stammbildende Suffixe ja oder wa:
ja-Stämme wa-Stämme
Mask- Neutra Mask. Neutra
Sg.N. hirt-i kunn-i sê-o mel-o
G. hirt-es,-ies kunn-es sê-wes mel-wes
D. hirt-e,-ie kunn-e sê-we mel-we
A. hirt-i kunn-i. sê-o mel-o
I. hirt-u kunn-u
Pl. N. hirt-a kunn-i sê-wa mel-o
G. hirt-o kunn-eo,- sê-wo mel-wo
D. hirt-im, -um kunn-im -um
sê-wum mel-wum
A. hirt-a kunn-i
sê-wa mel-o
Zu dieser Deklination gehören im Ahd nur Maskulina und Feminina (m. gast, apful, wirt
Die Maskulina werden im Singular nach den a-Typ flektiert: (Beispiele s. Tabelle oben)
Charakteristisch für diese Deklination ist der Umlaut des Wurzelvokals unter dem Einfluß des
nachfolgenden i.
Zur o-Deklination gehören die Substantive des weiblichen Geschlechts (f. erda, geba, zala) (s.
Tabelle oben)
Im G., D Pl. weisen die Substantive dieser Deklination die gleichen Formen mit n-Deklination
auf.
Konsonantische Stämme
Der produktivste Typ — n-Stämme. Dazu gehören Substantive aller 3 Geschlechter
I. — — — —- - lamb-u
Der Artikel
Im Althochdeutschen bildet sich eine neue grammatische Kategorie des Substantivs — die
Kategorie der Bestimmtheit/Unbestimmtheit heraus. So wurde der Artikel ins Leben gerufen.
Der Artikel drückt somit die grammatischen Kategorie des Genus, Numerus und Kasus des
Substantivs aus.
Das Adjektiv
Im Althochdeutschen unterscheidet man die schwachen und die starken Deklinationstype von
Adjektive.
Die starke Deklination nennt man die pronominale Deklination, weil die Endungen des
Adjektivs mit den Endungen der Demonstrativpronomen zusammenfallen.
G. blint-es blint-era.
D. blint-emu,-emo blint-eru,-ero.
blint-az
I. blint-u,-o
G. blint-ero.
D. blint-em,-en
Die schwache Deklination nennt man die nominale Deklination, weil die Endungen des
Adjektivs mit den Endungen des Substantivs der schwachen Deklination zusammenfallen.
G. blint-en,-in blint-un
D. blint-en,-i blint-un
-un, -on
G. blint-ono blint-ono
D. blint-om,-on blint-om,-on
Komparativ wird mit Hilfe der Suffixe -ir/-or gebildet, der Superlativ — mit Hilfe –ist/-ost:
Die Adjektive, die auf i endeten, bekamen im Komparativ und Superlativ nur Suffixe –ir und –
ist.
Es sei hier bemerkt, dass diese Bildungsweise der Steigerungsstufen auch für andere Sprachen
typisch ist (z.B. Ukrainisch).
Das Pronomen
Das ahd-e Pronomen verfügte über folgende grammatischen Kategorien:
Personalpronomen
1.P. 2.P. 3.P.
Sg. N. ih du er iz siu,sie,si
D. uns iu im im im
Possessivpronomen
Possessivpronomen sind von den Genitivformen der Personalpronomen und vom
Reflexivpronomen sin gebildet.
G. mines minera,-eru,-ero
D minemu,-emo mineru,-ero
min mi
Pl. N. min
G. minero minem,-en
D. min
D. demu,-o deru,-o
I. diu
(dea,dia,die)
G. dero
D. dem,-n
(dea,dia,die)
Aus den Demonstrativpronomen der, diu, daz entwickelte sich der bestimmte Artikel. Die
demonstrative Funktion übernahm seine erweiterte Form — ein zusammengesetztes
Demonstrativpronomen (einfache Demonstrativpronomen + Hinweisender Partikel se)
m. deser n. diz f. Desin
DAS VERB
Das Verb besaß im Althochdeutschen folgende grammatischen Kategorien:
Das Präterit war eine universelle Zeitform zum Ausdruck der Vergangenheit.
Das Präsens gebrauchte man auch zum Ausdruck der Handlung in der Zukunft.
Im Althochdeutschen fehlte das Passiv und diese grammatische Kategorie fungierte nicht in
demselben Umfang wie heute.
Das Althochdeutsche besaß folgende Gruppen von Verben:
1) starke Verben;
2) schwache Verben;
3) unregelmäßige Verben
Starke Verben
Die starken Verben werden nach dem Charakter des Ablauts im Wurzelmorphem in 7 Ablauts
reihen eingeteilt.
e a 0 (Null)
Die Vielfalt der Ablautsreihe war dadurch bedingt, dass der ablautende Vokal in Verbindung
mit dem folgenden Vokal oder Konsonanten im Wurzelmorphem verschiedene
Lautkombinationen ergab.
Ablautsreihe
zerfällt in 1. und 2. Untergruppen:
i — ei — i — i
i— e—i—i
1. ahd. grifan — greif — grifum — gigrifan got. greipan — graip — gripum — gripans
2. ahd. zihan — zeh — zigum — gizigen got. teihan — taih — taihum — taihans
Erklärung:
1) e + i = ei > i
In der 1. Grundform hatte der ablautende Vokal die Lautform e, die Verbindung mit dem
nachfolgenden i ergab den Diphthong ei, der (noch in der vorliterarische Zeit) zu i wurde.
Der ablautende Vokal hatte die Lautform a (germ. o). Eine Verbindung mit dem nachfolgenden
i ergab ai. Im Althochdeutschen entwickelte sich der Diphthong ai zu ei, ôder wurde vor h, r, w
zu e monophthongisiert.
3) In den dritten und in der vierten Grundform war der ablautende Vokal durch die Null
vertreten, so dass hier das i allein erscheint und zum silbischen i wird.
Ablautsreihe
zerfällt wieder in 2 Untergruppen:
io — ou— u — o
io — o — u — o
1. ahd. liogan — loug — lugum — gilogan got. liugan — laug — lugum — lugans
2. ahd. giozan — goz — guzzum — gigozzan got. giutan — gaut — gutum — gutans
3) u+0=u
Ablautsreihe
zerfällt wieder in 2 Untergruppen:
i\e — a — u — u\o
2) In der 2. Grundform a;
3) In den 3. und 4. Grundformen vertritt die Null im Partizip 2 Brechung u > o (vor a) und u
> u (vor n, m,)
Ablautsreihe
e—a—a—o
ahd. neman — nam — namum — ginoman got. niman — nam — nemum — numans
1) e
2) a
Ablautsreihe
e—a—a—e
ahd. geban — gab — gabum — gigeban got. giban — gaf — gebum — gibans
1) e
2) a
3) Dehnstufe e > a
4) e (folgt Geräuschlaut)
Ablautsreihe
Die Verben diesen Reihe haben einen besonderen typ des Ablauts. In der germ. Sprachen
beobachten wir hier Wechsel:
a — uo — uo — a (o > uo)
ahd. faran — fuor — fuorum — gifaran got. faran — for — forum — farans
ei — ia — ia — ei
ou — io — io — ou
uo — io — io — uo
Hat auch einen besonderen Typ des Ablauts. In der 2. und 3. Grundform kommen hier
Diphthonge ia, io vor.
1. ahd. lazan — liaz — liazzum — gilazzan got. letan — lailot — lailotum — letans
mhd. — — — —
1) Wurzelmorphem;
3) Flexion (Personalendung).
Das Themavokal ist ein Bildungselement des Präsensstammes und kennzeichnet diesen
gegenüber den anderen Stammformen. In verschiedenen Personen des Präsens hat es die
Lautformen i – a (nach dem Ablaut).
2. -s(t) 2. -et
3. –t 3. -nt
bintan (binden)
2. bint-î-s(t) 2. bint-et
3. bint–î-t 3. bint-a-nt
Der Themavokal erscheint in der 2. und 3. P. Sg. als –i , in der 1. und 3. P. Pl. als –a und in der
1. P.Sg und 2. P.Pl ist er mit Personalendung verschmolzen.
In der althochdeutschen Epoche entwickelt sich im Wurzelmorphem der starken Verben der 6.
Ablautsreihe der Umlaut a > e unter dem Einfluß des Themavokals –i:
faran (fahren)
2. fer-î-s(t) 2. far-et
3. fer–î-t 3. far-a-nt
Die starken Verben der 3., 4. und 5. Ablautsreihen haben im Präsens die Vokalhebung e > i.
geban (geben)
4. gib-î-s(t) 2. geb-et
5. gib–î-t 3. geb-a-nt
Die starken Verben der 2. Ablautsreihe haben unter dem Einfluß der Personalendung der 1.
P.Sg –u und des Themavokals –i in 2. und 3. P.Sg. die Vokalhebung io > iu (Brechung):
biogan (biegen)
2. biug-î-s(t) 2. biog-et
3. biug–î-t 3. biog-a-nt
Schwache Verben
Diese Verben weisen im Althochdeutschen die dreigliedrige Struktur auf. Diese dreigliedrige
Struktur war für das germanische Wort charakteristisch. Je nach dem stammbildenden Suffix
unterscheidet man imAlthochdeutschen 3 Klassen der schwachen Verben.
1. Klasse Im Althochdeutschen ist das germ. Suffix j schon reduziert. Man kann dieses
Suffix nur im Gotischen finden. Aber dieses –j- hat den Umlaut hervorgerufen:
Im Althochdeutschen erscheint das Suffix –j- im Präteritum als selbständiges Morphem nicht
mehr. Das Suffix tritt im Präteritumstamm vielen schwachen Verben und im Partizip II aller
Verben.
2. Klasse Die Verben weisen das das lange Suffix o auf. Das ist eine große Gruppe von am
meisten sind transitiv und von Substantiven gebildet
3. Klasse Die schwachen Verben haben das lange Suffix –e. Das sind intransitive Verben,
die von einem Subatantiv- oder Adjektivstamm gebildet sind. Das sind Verben, die einen
Zustand bezeichneten.
ahd. alt
Das Präsens der schwachen Verben der 1. Klasse wird gleich dem Präsens der starken Verben
gebildet:
z.B. teilen
Im Präteritum hängt das Schicksal des stammbildenden Suffixes –i von der Quantität des
Wurzelmorphems ab. Wenn die Silbe bei den Verben der 1. Klasse offen ist, so haben die
Verben im Präteritum und Partizip II keine Endung. Wenn die Silbe geschlossen ist, so
beobachten wir Suffix –i.
2. –os(t) 2. -ut
3. -a 3. -un
Die schwachen Verben der 2. und 3. Klassen haben in allen Formen die stammbildenden
Suffixe –o bzw. –e.
lobon sagen
2. lob-ô-s(t) sag-ê-s(t)
3. lob-ô-t sag-ê-t
-ôn, -ôên
2. lob-ô-t sag-ê-t –t
Das Präteritum der schwachen Verben der 2. und 3. Klasse wird nach folgendem Schema
gebildet
2. lob-ô-t-ôs sag-ê-t-ôs
3. lob-ô-t-a sag-ê-t-a
2. lob-ô-t-ut sag-ê-t-ut
3. lob-ô-t-un sag-ê-t-un
Partizip II
gi-lob-o-t gi-sag-e-t
Unregelmäßige Verben
Im Althochdeutschen gehören dazu
Die Verben haben keinen Themavokal (stammbildendes Suffix). Außerdem haben sie im
Präsens in der 1. P.Sg. eine archaische Personalendung –m. Diese Endung kann man auch in
den anderen ide. Sprachen finden.
lat. sum
Präsens
tuon gên stên
Das Wurzelmorphem dieser Verben ist auch eigenartig. Es endet auf einen Vokal.
Das Verb tuon hat im Präteritum eine Reduplikation. Wir bekommen die Form teta.
Präteritum
Sg. 1. teta Pl. Pl. 1. tâtum(ês)
2 tâti 2. tâtu(n)t
3 teta 3. tâtun
Partizip II — gitan
2. Gruppe
3) Im Präteritum und Partizip II beteiligt sich die 3. Wurzel wes. Das ist nur germanische
Wurzel.
Präsens Präteritum
2. bist 2. wâri
3. ist 3. was
2. birut 2 wâru(n)t
3. sint 3. wârun
ahd. wizzan (wissen), eigan (besitzen, haben), unnan (gönnen), kunnan (können), durfan
(dürfen), mugan (mögen), muozzan (müssen)
2) Diese Verben weisen dieselbe Stufen des Ablauts auf wie die starken Verben.
z. B. 1. Ablautsreihe
weiz — wizzum
2. Ablautsreihe
darf — durfum
kann — kunnum
Die präsentischen Formen weiz, darf, scal, mag, muoz sind die alten Präterita Singular. Der
Infinitiv dieser Verben ist kaum belegt. Das Partizip II kommt in ahd. Texten auch selten vor.
wista\westa
hilft»
Das typische Satzmodel im Althochdeutschen ist eine zweigliedrige Struktur mit Subjekt und
Prädikat:
z.B. Elias stírit pî den êuuigon lîp.(Elias kämpft für das ewiges Leben)
Zwar findet man in ahd. Texten ellyptische Sätze mit ausgelassenem Subjekt, doch diese
entsprechen meistens dem lateinischen Originaltext.
Die unbestimmt-persönlichen Belege mit dem Pronomen man sind in den ahd. Texten noch bei
weitem nicht eindeutig.
Die Wortfolge.
Der ahd. Satz besitzt noch eine relativ freie Wortfolge. Das Subjekt kann die erste Stelle
einnehmen oder dem Prädikat nachgestellt werden. Die zweite Stelle im einfachen Aussagesatz
ist nicht immer durch das finite Verb besetzt. (es kann die Schluß- oder die Anfangsstellung
besetzen).
Im Fragesatz ohne Fragewort ist die Anfangsstellung des Prädikats die häufigste.
Für die Verneinung wird im Ahd. das Partikel ni (ne) gebraucht: Als zusätzliche
Negationsmittel fungieren auch nioman, niowiht, nieht (nicht).
Im Unterschied zum Nhd. kommt im Ahd. die doppelte Verneinung nicht selten vor.
Der komplexe Satz
Schon die ersten althochdeutschen Sprachdenkmäler erhalten verschiedene Typen komplexer
sätze: (Subjekt-, Objekt-, Prädikativ-, Adverbial- und Attributtsätze).
1) die konjunktionslose Satzverbindung der Teilsätze sind nur durch Intonation miteinander
verbunden;
3) inti (und), ioh (und), ouh (auch), doh (doch), aher (aber), odo (oder).
Das Satzgefüge
Das Ahd-e besitzt Gliedsätze für alle Satzglieder d.h. Subjekt, Objekt, Prädikativ, Adverbial
und Attribut. Diese Gliedsätze werden durch Relativpronomen hwer, war, ther, thiu, thaz oder
Konjuktionen thaz (dass); oba (ob); tho, thar, sô (da); after thiu (nachdem), er (ehe); mit thiu
(während) u.a eingeleitet.
Auch die Teile des zusammengesetzten Prädikats haben noch keine feste Stellung.
Thema 4 MITTELHOCHDEUTSCH
Plan
1. Die Formenbildung der Substantive.
2. Das Deklinationssystem der Sybstantive im Ahd.
a) Vokalische Deklination
b) Konsonantische Deklination
c) Wurzelnomina
3. Die grammatischen Kategorien des Substantive
4. Der Formenbestand und die Flexion der Adjektive.
5. Das Verb. Stammbildung.
6. Starke Verben. Klassen der starken Verben. Konjugation im Präsens und Präteritum.
7. Schwache Verben. Klassen der schwachen Verben. Konjugation im Präsens und Präteritum.
8. Unregelmäßige Verben.
9. Bildung des Konjunktivs. Bildung des Imperativs.
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
Додаткова література
1. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
2. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
3. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
4. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
Die mhd. Zeitperiode dauerte von ≈ 1050 bis ≈ 1350. Diese Epoche ist ein Wendepunkt
nicht nur in der Entwicklung der Geschichte Deutschlands, sondern ganz Europas. Das ist der
Höhepunkt in der Entwicklung des Feudalsystems.
In dieser Zeit unterscheidet man 2 Hauptkassen: Feudalherren und leibeigene Bauern. Die
Aristokratie und das Rittertum bilden sich zu einem bestimmten gesellschaftlichen Stand
heraus.
Diese Epoche ist durch einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung, durch
die Entwicklung von Geldwirtschaft, Handel und Gewerbe, durch das Beginnende Wachstum
der Städte gekennzeichnet.
Die Entwicklung des Ritterstandes förderte den Drang nach Osten. Das kam in den so
genannten Kreuzzügen zum Ausdruck.
Die Epoche der Kreuzzüge nach Palestina, sogenannte Ostkolonisation (“Drang nach Osten”)
erreicht in den Jahren 1150 bis 1350 ihren Höhepunkt. Auswanderer, besonders aus dem
niederdeutschen, mittel- und ostfränkischen sowie aus dem bayrischen Raum besiedeln die
slawischen Gebiete östlich der Flüsse Elbe und Salbe: Mecklenburg, Brandenburg, Pommern,
Schlesien. Die meisten slawischen Ortsnamen werden eingedeutscht: Brandenburg (Бранний
Бор), Leipzig (Липськ), Lausitz (Лужиці), Pommern (Помор’я).
In der Geschichte der Ostexpansion spielten die deutschen Ritterorden (“Deutscher Orden”,
“Orden der Schwertbrüder”) eine besondere Rolle. Im 13. Jh. erobert der deutsche Orden auch
Ostpreußen. (Weiterem Drang dieses Ordens nach Osten wird 1410 durch die Schlacht bei
Grundwald Halt gebote). Im 14. Jh. findet die deutsche Sprache auch in Böhmen und Mähren
Verbreitung.
In den besetzten Territorien entstanden neue Dialekte. Sie unterschieden sich sehr stark von den
althochdeutschen Dialekten. Sie entstanden infolge der Integration der Dialekte (durch
Mischungs- und Verschmelzungsprozesse).
z.B. Während der Norden und der Nordosten des besetzten Gebietes vorwiegen aus dem
Nordwesten des Altlandes (d.h. Niederdeutsch) besiedelt wurden, weisen die
ostmitteldeutschen Mundarten, neben mittelhochdeutschen auch niederdeutsche und
oberdeutsche Züge auf, denn an der Besiedlung dieses Gebietes waren Siedler aus
verschiedenen Teilen des Altlandes Beteiligt.
Man gliedert die mhd. Territorialdialekte ( für das XIII - XIV Jh. folgenderweise :
I. Niederdeutsche Dialekte:
1. Niederfränkisch
2. Niedersächsisch
Preußisch )
1. Rheinfränkisch
3. Hessisch
1. Schwäbisch - Alemannisch
2. Bairisch - Österreichisch
3. Südfränkisch
4. Ostfränkisch
Geistliche Literatur
Walther von der Vogelweide (um 1170 — 1230) ist der größte Lyriker der mhd. Zeit. Walthers
Nachlaß ist vielseitig: lyrische Lieder, Tagelieder, Kreuzlieder, Sprüche u.a. In seinen
Gedichten versucht er den Unterschied zwischen “hoher minne” und “niederer minne”
auszugleichen.
Volksepos. Dem Volksepos liegen germ. Sagen zugrunde; es ist aber dem höfischen Geist
angepaßt.
“Nibelungenlied” Die Dichtung gehört zum Anfang des 13.Jh. Inhaltlich reicht das Werk auf
die Epoche der Völkerwanderung zurück. Hier sind zwei Sagenkreise vereint, die altgerm.
mythische Erzählung von Siegfrid und Brunhild und historische Ereignisse aus urgerm. Zeit:
der Untergang der Burgunder und Attilas (Etzels) Tod. Der Dichter ist unbekannt. Vielmehr
stellt es das Werk vieler Generationen dar. Im ersten Teil des Liedes wird der Tod des kühnen
Siegfrieds geschildert, im zweiten Teil — die schreckliche Rache seiner Frau Kriemhilde an
den Mördern ihres Gemahls.
Höfisches Epos (Ritterroman). Das höfische Epos schildert den Idealtyp des tapferen,
tugendhaften und maßvollen Ritters. Als Vorlagen dienten französische Nachdichtungen der
keltisch - britanischen Heldensagen von König Artus und seinen Männern. Die bedeutendsten
Epiker sind: Begründer des dt. Hofromans Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue, Wolfram
von Eschenbach, Gottfried von Straßburg.
Hartmann von Aue war der alemannische Dichter. Sein dichterisches Schaffen fällt in die Zeit
von 1170 bis etwa 1215. Seine beiden großen Epen “Erec” und “Iwein” schildern Artursritter
im Konflikt zwischen Ehre und minne 'Liebe'. Die große Anerkennung verschaffte ihm das
Epos “Der arme Heinrich”.
Wolfram von Eschenbach entstammte einem ostfränkischen ritterlichen Geschlecht. Er gilt als
der beste Menschenschilderer unter der mhd. Dichtern. Sein Hauptwerk “Parzival” beschreibt
eines einfältigen Knaben, der seine ritterlichen Anlage zuerst nicht kennt, wurde später zum
Ritter und schließlich zum Gralskönig. Seine epischen Dichtungen “Titurel” und “Willehalm”
blieben unvollendet.
Gottfried von Straßburg schrieb eine klare, klangvolle Sprache. Er war bürgerlicher Herkunft.
Um 1210 schrieb er sein einzigen Roman “Tristan und Isolde”. Der Werk blieb unvollendet.
Der Dichter hat den Stoff seiner französischen Vorgänger über die Liebe zwischen Tristan, dem
Neffe des Königs Marke von Kornwall, und Markes Gemahlin, der Königin Isolde, benutzt.
1. Die weitere Vertiefung der mundartlichen Unterschiede unter den Verhältnissen der
feudalen Zersplitterung.
2. Der Ausgleich der mundartlichen Differenzen, welche durch den Verkehr zwischen
den einzelnen Ländern ermöglicht wird.
1. Der Abfall einen gewissen Anzahl veraltender Wörter. Die veraltende Wörter
werden durch jüngere Wörter verdrängt.
z.b. ahd. tult ‘Kirchenfest‘ wird durch das ahd. fira, mhd. vire ‘Feier‘ und durch mhd. vest
(‘Fest‘ — aus dem lat. Adj. festus) verdrängt.
Das ahd. kuninstuol ‘Königsstuhl‘ weicht im 13. Jh. dem aus dem Französischen entlehnten
mhd. thron.
2. Der Bedeutungswandel.
z.B. ahd. hel > mhd. hell zuerst bedeutet ‘tönend’, ‘hallend’; im Mhd. auch ‘licht’, ‘glänzend’.
ahd., mhd. hogezit ‘Fest’ im Mhd. wird auch in der Bedeutung ‘Hochzeit’
ahd. sero ‘schmezlich’ im Mhd. begann man dieses Wort zur Bezeichnung der Intensivität zu
gebrauchen.
Große Bedeutung für die Entwicklung der abstrakten Lexik durch Abteilung,
Zusammensetzung und durch die Bedeutungswandel hatten die phisophischen Schriften der
Mystiker im 12.-14. Jh.
Die Mystiker bedienten sich den neuen Suffixen – heit, -nis, -ung.
4. Wortschatz der höfischen Dichtung und des Heldenepos.
Sehr viele Wörter wurden aus dem Französischen entlehnt. Sie widerspiegeln verschiedene
Seiten des ritterlichen Lebens.
mhd. kastel ‘Turnier’, panzier ‘Panzer’, palas ‘Saalbau’, vloite ‘Flöte’, turnei ‘Turnier‘.
Aus der Französischen Sprache wird auch das Suffix –ieren entlehnt: parlieren, buchstabieren.
Mit der Entwicklung des Handels, der Gewerbe, kommen neue Wörter auf.
aus den slawischen Sprachen — graupe (tschech. kroupa), grenze (poln. graniza), gurke (poln.
ogorek), quark (poln. twarog)
Die langen und kurzen Vokale (a, o, u, i, e, a, o, u, i, e) wurden in unbetonnten Stellung zu [ə]
abgeschwächt oder sie verschwanden überhaupt.
Die Präfixe, wenn sie unbetont sind, weisen auch das abgeschwächte e auf:
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Abschwächung der Vokale und dem
Charakter der Wortbetonung. Die germanische Akzentverlagerung auf die Stammsilbe
begünstigte eine verschiedenartige Entwicklung der Vokale in betonten und unbetonten Silben
und bildete die Voraussetzung für die Abschwächung der Vokale in unbetonten Silben.
Die unbetonte Stellung im Wort war eine der Voraussetzungen für den Schwund der meisten
stammbildenden Suffixe der Substantive:
Umlaut erschien zuerst in der vorliterarischen Zeit im Norden. Und von hier aus verbreitete er
sich nach Süden. Aber seine Kraft nimmt er mit dem Vordringen nach Süden an. Deshalb haben
einige Wörter, die in die deutsche Gegenwartssprache aus den süddeutschen Dialekten
übernommen wurden, keinen Umlaut: Rucksack, drucken.
Ast — Äste
Fuß — Füße
Und in vielen Fällen diente er zur Bezeichnung des Plurals der Substantive. Entscheidend für
die weitere Entwicklung des Umlauts war die Abschwächung der Vokalphoneme.
Die Abschwächung der Vokalphoneme führte dazu, daß die Endungen der Wörter in vielen
Fällen zusammenfielen:
lange Vokale:
kurze Vokale:
Diphthonge:
Die Wortveränderung:
Das Althochdeutsch besaß kein [ ʃ ]. Die Buchstabengruppe sch bezeichnet jetzt einen
einfachen Laut. Die komplizierte Schreibung erklärt sich dadurch, daß dieses Phonem aus der
Verbindung sk im 13. Jh. entwickelt hat. Man nimmt an, daß der Laut k zuerst dem
vorausgehenden s assimiliert wurde, um dann später mit ihm zu verschmelzen:
s + ch = sch
Dasselbe geschah in Englischen — got. skip > ship (Schiff).
Das Phonem [ z] entstand aus dem Phonem [s]. Das Phonem wurde im Wortanlaut und im
Wortinlaut vor Vokalen stimmhaft:
Es besteht darin, daß die stimmhaften Geräuschlaute nur im Anlaut und im Inlaut gebraucht
werden. Im Auslaut werden sie durch die stimmlosen Konsonanten ersetzt.
Der Diphthong iu wurde zu einem langen Monophthong ü und somit verschmilzt er mit dem
entstehenden Umlaut von langem u.
Wegen der Abschwächung der unbetonten Vokale wurden Diphthonge io und ia (Varianten eu)
zu ie.
DAS SUBSTANTIV
Das mittelhochdeutsche Substantiv behält die vom Althochdeutschen vererbten
Kategorien sowie deren morphologischen Ausdrucksmittel. Auch die Einteilung der
Substantive in vokalische und konsonantische Deklination je nach dem Typ des
stammbildenden Suffixes zwischen der Wurzel und der Flexion bleibt bestehen, obwohl dieses
Suffix sich nicht mehr herausfordern läßt. Die Endsilbenvokale a, e, i, o, u werden zu einem e
[ə] abgeschwächt.
Die Kasusflexion der Substantive wird auf vier Endungen (-e, -es, -en, –er) reduziert. Die
Vereinfachung der Flexion ruft einen Ausgleich im Deklinationssystem hervor. Die Deklination
der Substantive richtet sich nun immer mehr nach dem grammatischen Genus. Dafür wächst die
Rolle der das Substantiv begleitenden Pronomen und Artikel.
Eine wichtige Neuerung in der Morphologie des mittelhochdeutschen Substantivs ist der
Schwund des Instrumentalis. Es wird durch präpositionale Fügungen mit durch, mit, von
ersetzt.
Maskulina
Die Unterschiede zwischen den ehemaligen vokalischen Stämmen sind auf wenige
Resterscheinungen reduziert. Die e-, i-Stämme unterscheiden sich von den a-St. nur durch den
Umlaut im Plural.
Die ja-St. unterscheiden sich von den a-St. nur durch die Endung –e (< i) im N., Ak. Sg., wa-St.
Bewahren noch ein eigentümliches w.
Neutra
Zur starken Deklination gehören alle Neutra außer vier Wörter: herz „Herz“, ore „Ohr“, wange
„Wange“, ouge „Auge“.
Die Neutra mit Pluralformen auf -er (kalp, lamp, huon) haben den Umlaut. Dieses Suffix wird
bei der Pluralbildung sehr produktiv.
Feminina
(der ehemalige konsonantische Deklinationstyp)
Die Herausbildung der mittelhochdeutschen femininen Deklination fällt erst in das 16./17. Jh.
Im Mittelhochdeutschen bleiben die wichtigsten Unterschiede in der Flexion der Feminina
erhalten. Ein Teil der Substantive gehört noch zur n-Deklination.
G. kreft-e geb-e
D. kreft-e geb-e
A. kreft geb-e
G. kraft geb-en
D. kraft geb-en
A. kraft geb-e
Das Kennzeichen der i-St. ist der Umlaut im Plural und im G., D. Sg. Im G. und D. Sg. haben
Substantive Parallelformen.
Bei einigen ô-St. Schwindet infolge der Abschwächung unbetonter Vokale der Endvokal.
DAS ADJEKTIV
In der starken Deklination haben sich nominale (guot kint, guotes kindes) und
pronominale (guotes kint, guotem kint) Formen erhalten. Kennzeichnend für das
mittelhochdeutsche adjektivische Paradigma ist die Abschwächung der Endsilbenvokale.
Die schwache Deklination unterscheidet sich von dem nhd. Zustand nur durch die Formen des
Ak. Sg. bei den Feminina.
Die Suffixe des Komparativs und des Superlativs bekommen die Klangform –er, -est:
ahd. -ir > mhd. -er ahd. -ist > mhd. -est
-or -est
Der Umlaut von diesen Suffixen wird zum morphologischen Merkmal der 2. und 3.
Steigerungsstufen der Adjektive:
DAS PRONOMEN
Die Deklination der Personalpronomen der 1. und 2. Person im Mittelhochdeutschen ist der des
Ahd-en identisch.
D. in in in
Demonstrativpronomen
Mask. Neutr. Femin.
DAS VERB
Neuerungen im verbalen Paradigma
Das Paradigma des mittelhochdeutschen Verbs war im weitgehenden Umbau begriffen. Die
grammatischen Kategorien bekamen einen mehr normierten und differenzierenden Ausdruck.
In dieser Periode entwickelten sich die analytischen Zeitformen Perfekt und Plusquamperfekt.
Die grammatische Kategorie des Futurs kommt immer mehr in Gebrauch. Das System der
verbalen Zeitformen wird durch die sogenannten absoluten und relativen Zeiten ausgebaut. Es
entwickelten sich auch die Kategorie der Modi (vor allem) Konjunktiv.
Die Konjugation des mittelhochdeutschen Verbs ist im Vergleich zum ahd. Sprachzustand mehr
vereinheitlicht.
Starke Verben
Präsens Indikativ
Präsens Präterit
2. hilf-(e)st 2. helf-(e)t
3. hilf-(e)t 3. helf-(e)nt
Im Mittelhochdeutschen wird der Themavokal zu e [ə] abgeschwächt. Auch die Vokale der
Personalendungen werden zu -e reduziert:
I. Ablautsreihe
II. Ablautsreihe
III. Ablautsreihe
IV. Ablautsreihe
V. Ablautsreihe
VI. Ablautsreihe
VII. Ablautsreihe
Die vier Stammformen des starken Verbs zeigen, dass im hochmittelalterischen Deutsch noch
ein Vokalunterschied zwischen Singular und Plural des Präterits bestand.
Auch im Mittelhochdeutschen finden sich Spuren des grammatischen Wechsel in der Flexion
der starken Verben:
wesen — waren
Schwache Verben
Die ahd. Suffixe der schwachen Verben werden im Ahd. zu –e abgeschwächt und so existiert
der morphologische Unterschied der früheren drei Klassen nicht mehr:
ahd. mhd.
Das präsentische Paradigma des schwachen Verbs entspricht im allgemeinen dem des starken
Verbs. Der Unterschied betrifft die Imperativendung –e. Außerdem gibt es hier keine
Veränderung des Wurzenvokals.
Die Endung der 1. P,Sg –m (bei den schwachen Verben der 2. und 3. Klasse) weist der typische
Endung –e. Das Präteritum wird mit dem Dentalsuffix –te (nach Nasalen bzw. Liquida häufig
mit –de) gebiltet:
Bei den meisten Verben dieser Gruppe ist das Partizip II im Mittelhochdeutschennicht belegt.
3. ist 3. sint
Die konjunktivischen Formen weisen keine bedeutenden Abweichungen vom ahd. Zustand auf.
Für das Präterit werden die Formen des starken Verbs wesen ausgenutzt (was — wâren), der
grammatische Wechsel s – r blebt noch erhalten).
Gên (gehen), stên (stehen). Diese Verben behalten ihr ahd. Paradigma. Nur in der 1. P.Sg. und
Pl. haben sich als zweite Variante die Formen gân, stân bereits eingebrüget. Die
Präteritalformen sind: gienc, stuont (1. P.Sg.), giengen,stuonten (1.P.Pl.), also hier kommen die
Formen der starken Verben der 6. und der 7. Ablautsreihe stantan und gangan zum Gebrauch.
Partizip II lautet gegangen, gestanden.
Tuon „tun“
Indikativ Konjunktiv
Im Bereich der schwachen Verben besteht der einzige Unterschied in der Flexion der 3. P.Sg.
im Präsens
Der Imperativ der starken Verben hat in der 2. P.Sg. keine Flexion: die schwachen Verben
haben hier die Endung –e. Im Plural sind die Endungen des Imperativs gleich denen des
Präsens Indikativ.
Thema 5 FRÜHNEUHOCHDEUTSCH
Die Frühneuhochdeutsche Periode
Plan
1. Gesellschaflshistorische Voraussetzungen zur Herasbildung der
deutschen Nation und Nationalsprache: Entwicklung des Kapitalismus, Wachstum der Städte
Entwicklung der Bürgerlicher Kultur, Entstehung
der Schulen, Gründung der Universitäten, Erfindung des Buchdrucks von J. Gutenberg.
2. Regionale (Landschaftliche) übermundartliche Literatursprachen.
3. Der deutsche Bauernkrieg, Reformation und ihre Bedeutung für die Entwicklung der
deutschen Nationalsprache.
4. Die Sprachlichen Leistungen Luthers.
5. Das phonologische System des Fnhd. Veränderungen im Vokalsystem und im
Konsonantensystem.
6. Die morphologische Struktur des Fnhd.
7. Veränderungen im Wortschatz
8. Der Satzbau des Fnhd.
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
Додаткова література
1. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
2. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
3. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
4. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
Das ist die 3. Periode in der Entwicklung der deutschen Sprache. Die fnhd. Zeitperiode umfaßt
die Zeitspanne von 1350 bis 1650. Sie wird aus folgenden Kanzlei Gründen abgegrenzt. Um
1350 bildet sich eine überlandschaftliche Schriftsprache in der Kanzlei Karls IV. (Prager
Kanzleisprache). Um 1650 hat sich das Ostmitteldeutsch in den niederdeutschen Städten
durchgesetzt.
Das Hauptcharakteristikum dieser Epoche ist die stufenweise Herausbildung der deutschen
nationalen Literatursprache. Die fnhd. Zeitperiode ist die Anfangsstufe dieses Prozesses.
Um diese Zeit entwickelten sich in Deutschland neue ökonomische und soziale Verhältnisse.
Sie kennzeichneten den Zerfall des Feudalsystems und die Entstehung neuer kapitalistischen
Gesellschaftsordnung. Mit der Entwicklung des Kapitalismus steht der Ausbau der Nation und
der Literatursprache in enger Verbindung.
Die gemeindeutsche nationale Literatursprache entwickelte sich nicht unmittelbar aus den
Territorialdialekten. Eine Vorstufe für sie bildeten die so genannten regionalen
übermundartlichen Literatursprachen. Ihre Entwicklung fällt in das 14. Jh.
1. Mittelniederdeutsch
2. Mittelniederländisch
3. Ostmitteldeutsch
Mittelniederdeutsch
Sie entstand im 14. Jh. im Norden des Reiches aus der Geschäftssprache der Hansestädte. Das
war die Verkehrssprache des Nordens aber im 16. Jh. wurde diese Variante der Literatursprache
vom Hochdeutschen verdrängt.
Mittelniederländisch
Diese Variante der Literatursprache entwickelte sich in den Niederlanden im Nordwesten des
Reiches. Aber mit dem Austritt der Niederlanden aus dem deutschen Reich begann sich diese
Variante der Literatursprache als eine selbständige Sprache zu entwickeln.
Ostmitteldeutsch
Das geschah, weil diese Variante der Literatursprache von den namhaften Schriftstellern
gebraucht wurde (Hans Sachs, Thomas Münzer, Sebastian Frank).
2. Besondere Rolle in der weiteren Entwicklung der deutschen Literatursprache hatten die
Schriften des Begründers des deutschen Protestantismus Martin Luther gespielt. Der
Mittelpunkt seiner Reformation waren Sachsen und Thüringen. Luthers große Verdienst besteht
darin, daß er die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt hat. Dabei benutzte er nicht den
lateinischen Text, sondern der Urtext (griechischen). Er übersetzte nicht Wort für Wort,
sondern übertrug sie frei in die Sprache seines Volkes. Diese Bibel war sehr berühmt und man
verwendete sie in der Schule.
Bei der Bibelübersetzung folgte Martin Luther der ostmitteldeutschen Variante der
Literatursprache. Seine Sprache ist sehr reich an volkstümlichen und sprichwörtlichen
Redewendungen.
Im 18. Jh. verdrängte die ostmitteldeutsche Variante der Literatursprache die anderen
landschaftlichen Literatursprachen und arbeitete viel zur gemeindeutschen nationalen
Literatursprachen empor. (Das geschah in der mhd. Zeitperiode).
1. Die vorherschende Rolle Sachsens als eines der größten und einflußreichsten
Fürstentümer Deutschlands.
3. Die sprachliche Leistung und Begabung Luthers auf dem Gebiet der modernen deutschen
Prosa.
4. Der Charakter der ostmd. Variante der Literatursprache mit ihren Beziehungen zu den
nördlichen, westlichen und südlichen deutschen Gebieten.
Die Verbreitung der ostmd. Variante ging ungleichmäßig vor sich und war erst im Jahre 1750
abgeschlossen, d.h. in der nhd. Zeitperiode. Gegen das Ende der fnhd. Zeitperiode war die
sprachliche Einigung in Deutschland bei weiterem nicht abgeschlossen.
Die Interesse zur Muttersprache wird in fnhd. Periode immer stärker. Die Humanisten
übersetzen mehrere Werke der Weltliteratur ins Deutsche, um neue Ideen ihren Zeitgenossen
zugänglich zu machen. Einen starken Einfluß übten auf die Zeitgenossen die Ideen von
Ph.Melanchton, J.Reuchlin, Erasmus von Rotterdam („Lob der Torheit“). Es entstanden
zahlreiche Wörterbücher, meistens lateinisch-deutsche. Die Humanisten sammelten und gaben
auch deutsche Sprichwörter heraus. Viele lateinische Sprichwörter und geflügelte Worte
werden auch im Deutschen geläufig.
Ganz besondere Verdienste in der Entwicklung der deutschen Sprache der Neuzeit hatte aber
die reformatorische Tätigkeit von Martin Luther.
Viele Ideologen, Wissenschaftler, Künstler verfassen ihre Werke in deutscher Sprache (Thomas
Münzer, Paracelsus, Albrecht Dürer, Ortholph Fuchssperger, Heverlingh). Von ganz
besonderem Interesse sind dabei Werke, die der Pflege der Muttersprache gewidmet sind. Im
17. Jh. begann eine aktive Arbeit im Bereich der Rechtschreibung, Lexik und Grammatik
(Valentin Ickelsamer, Laurentius Albertus, Albert Ölinger, Johannes Clajus).
Bereits im 14./15. Jh. entwickelt sich intensiv die Kanzlei- und Geschäftssprache. Seit dem 14.
Jh. erscheinen Urkunden der kaiserlichen Kanzlei in deutscher Sprache. In den Hansestädten
(Lübeck, Stralsund, Rostok, Wismar, Hamburg) entwickelt sich die Geschäftssprache. Von
großer Bedeutung für das Zusammenwachsen der verschiedenen regionalen Varianten der
deutschen Sprache war die Erfindung des Buchdrucks im 15. Jh. (Johannes Guttenberg). Die
Drucker arbeiteten in Mainz, Stralsund, Bamberg, Köln, Augsburg, Basel, Nürnberg, Ulm,
Lübeck und Leipzig.
Ein Teil des Wortschatzes veraltet, kommt aus dem Gebrauch und wird durch andere Wörter
verdrängt: michel (>groß), lützel (>klein), jehen (>sagen), dagen (>schweigen), minne (>Liebe)
u.a.
Viele Wörter weisen eine weitere Bedeutungsentwicklung auf: arebeit (früher “Mühsal”,
“Not”), geheim (früher “zum Hause gehörig”), list (früher “durch gute höfliche Lebensart
ausgezeichnet”) u.a.
Im späteren Mittelalter bilden sich rasch die Sondersprachen verschiedener Berufsgruppen der
Bevölkerung.
Handel. Im 14.-15. Jh. wird das Lateinische aus dem kaufmännischen Sprachgebrauch immer
stärker zurückgedrängt. Es entsteht der kaufmännische Sonderwortschatz auf deutscher
Grundlage (Mackler, Stapel, Fracht, Gesellschaft, Kaufhaus, Schuld, Wechsel). Der deutsche
Wortschatz bereichert sich auch durch die Entlehnungen aus dem Italienischen (Lombard, Bark,
Konto, Kredit, Kapital, Kasse, Kontor) und verschiedenen orientalischen Sprachen (Zitrone,
Zucker, Muskat, Konfekt).
Seefahrt. Hier finden wir sowohl gemeingermanische (Mast, Ruder, Schiff, Segel) als auch
entlehnte (italienischer, spanischer und arabischer Herkunft) Lexik: Barke, Flotte, Golf, Kai,
Kajüte, Kapitän, Kompaß, Marine. Später wurden auch zahlreiche niederdeutsche und
niederländische Fachausdrücke übernommen (Boot, Jacht, Matrose, Maal). Dazu kamen auch
Entlehnungen aus dem Englischen (Log, Lotze).
Buchdruckerei. Seit dem 15. Jh. bereichert sich der Sonderwortschatz durch deutsche
(Buchdrucker, Buchbinder, Verlag, Fliegenkopf, Zwiebelfisch u.a.) sowie lateinische
Fachausdrücke (Abbreviatur, Autor, Exemplar, Format, Korrektor, Manuskript).
Kirche. Wirtschaft. Wissenschaft. Die lateinischen Termini drangen in diese Bereiche des
geistlichen Lebens besonders unter dem Einfluß der Renaissance und des Humanismus. Durch
die Humanisten erscheinen im Deutschen lateinische und griechische Entlehnungen in der
Kirchen- und Rechtssprache, im Wortschatz des Bildungswesens, der Wissenschaft (Alphabet,
Extrakt, addieren, Medizin, Logek, Patient, Pilosophie, plus, Text, zitieren) der Kunst, des
gesellschaftlichen Lebens (appelieren, Akademie, Examen, Fakultät, Demokratie, Ferien,
Melodie, Minister, Nummer).
Ins Deutsche drangen auch zahlreiche lateinische Entlehnungen mit den Suffixen –ant, -ent,
-ion, -at )Musikant, Medikament, Präsident, Operation, Advokat).
Viele deutsche Ausdrücke wurden auf dem Gebiete des geistigen Lebens auch von den
Mystikern geschaffen (das All, Abgrund, begreifen, Bewegung, Eindrück, Einfluß, eigentlich,
einsehen, Gegenwärtigkeit, grundlos).
Vokalismus
1. Diphthongierung der langen Vokale
Im 12. Jh. beginnt der Wandel (Südosten, Kärnten) der langen Vokale i, u, iu [y:] zu
Diphthongen:
îs > eis
Diese Diphthongierung wurde im Laufe des 14./16. Jh. zum Kennzeichen des gesamten
hochdeutschen Sprachraums mit Ausnahme des äußerten Südwestens (Schweiz, Elsaß). Da
diese Diphthongierung auch zum Kennzeichen der werdenden gemeindeutschen
Literatursprache wird, nennt man sie “die neuhochdeutsche Diphthongierung”.
2. Gleichzeitig mit der Entwicklung neuer Diphthonge vollzog sich die Erweiterung alter
Diphthonge ei > ei [ae], ou > au (Bairisch-Österreichisch), die infolgedessen mit den neuen
Diphthongen zusammenfallen.
ei > ei [ae] mhd. ein > fnhd. ein
3. Monophthongierung der alten Diphthonge. Hier ist vor allem die Beseitigung der
Diphthongen ie, uo, üe zu bezeichnen.
Diese Monophthongierung wurde auch zum Kennzeichen der werdenden deutscher Sprache.
Darum zeichnet man sie „die neuhochdeutsche Monophthongierung“.
Also mit der Durchführung der oben beschriebenen Lautwandlungen wird die Herausbildung
des vokalischen phonologischen Systems der deutschen Literatursprache der Gegenwart
vollendet.
Im ausgehenden 15. Jh./16. Jh. bilden sich die neuen Dauerverhältnisse im Vokalsystem heraus.
In den altgermanischen Sprachen hing die Quantität des Lautes von dessen Stellung im Worte
nicht ab. In der fnhd. Zeitperiode kommt der Zusammenhang zwischen der Vokaldauer und
dem Charakter der Silbe immer mehr zur Geltung.
Die Fälle, in denen der Vokal gedehnt wurde:
2) Der Vokal wurde gedehnt, wenn die Silbe geöffnet werden kann.
(vor r+Dentallaut bleibt der Vokal kurz in: warten, hart, Garten, Karte u.a)
4) Der Vokal wurde in einsilbigen Wörtern, die auf einen Sonanten ausgehen, gedehnt:
(auch wer, her, mir, dir, ihr, vor, für, wem, dem, ihm, wen, den, ihn u.a.)
Zusammen mit Quantität der Vokale ändert sich auch ihre Qualität. Kurze Vokale werden
offen, lange Vokale geschlossen gesprochen.
5. Umlaut breitete sich vor dem Pluralsuffix –er aus (dörfer, länder, wälder), sonst gibt es im
Fnhd. viele Schwankungen in der Qualität der Wurzelvokale a, o, u (gartner, kramer, rauber
und erst später — gärtner, krämer, räuber).
6. Vokalismus der Nebensilben. In den unbetonten Silben erscheint meistens das neutrale –e, in
einigen oberdeutschen Mundarten dagegen auch volle Vokale. Das –e herrscht sowohl in den
Suffixen, als auch in den Präfixen vor; nur fnhd. vor-, vur-, ver-, ur-, miß-, un-, en- erhalten
Vokale anderer Qualität.
Konsonantismus
Weitere Entwicklung der zweiten Lautverschiebung.
Bis zum 15. Jh. dauert das Vordringen der 2. Lautverschiebung in den mitteldeutschen
Sprachraum fort. Von besonderer Bedeutung für den Konsonanten stand der werdenden
Literatursprache ist, daß sich die zweite Lautverschiebung auch im Ostmitteldeutschen
verbreitete.
Es gab im Ahd. zwei s-Laute. Das eine entsprach dem germanischen s und das andere entstand
nach dem 2. Lautverschiebung (ʒ entsprach dem germanischen z). Man bezeichnete diese
Konsonanten auf verschiedene Weise. Im Fnhd. fallen die beiden s-Laute zusammen.
Germanisches h ist im Mhd. zwischen Vokalen nur noch Hauchlaut. Im Fnhd. tritt in dieser
Stellung meist im Silbenanlaut völliger Schwund ein. Die Schreibung jedoch bewahrt das h.
Im Auslaut, wo sich der spirantische Lautwert erhalten hat, tritt auf Grund des Systemzwanges
schwund auf ein.
Die wichtige Neuerung im Konsonantengebrauch war wohl der Ersatz des anlautenden
Reibelauts s vor einem Konsonanten durch [ʃ], wodurch der Gebrauch des letzteren stark
zunehmenden Beispiele:
In der Konsonantenverbindung mb (mp) wird infolge der Assimilation der zweite Konsonant
eingebüßt.
Die Deklination der Substantive tritt um diese Zeit als ein fast völlig entwickeltes System
entgegnend. Man unterscheidet 3 Deklinationstypen:
Starke Deklination
Gleicht dem heutigen System. Ihr Kennzeichen ist –es im Genitiv. Dazu gehören die
Substantive von Maskulina und Neutra. Die starke Deklination wird zu einem der Haupttypen
der Deklination der Substantive.
Die schwache Maskulina können die Endung –n im Nom.Sg. annehmen und danach auch stark
dekliniert werden.
(Auf diese Weise entstehen die Dublette Glaube und Glauben; Wille und Willen).
Schwache Deklination
Die Substantive dieser Deklination verloren ihre eigentliche Kasusendungen noch im Ahd.
Aber sie bewahren ihre stammbildendes Suffix –n. Es hatte zusammen mit dem begleitenden
Vokal die Funktion der Kasusflexion übernommen.
(Die Feminina, die im Mhd. noch zur n-Deklination gehörten, gehen in die feminine
Deklination über.
Die Neutra ouge, or gehen aus der schwachen Deklination über, das herz weist die Merkmale
sowohl der schwachen als auch der starken Flexion auf.
Feminine Deklination.
Das ist der 2. Deklinationstyp der Substantive in der deutschen Gegenwartssprache. Ihr
Kennzeichen ist die Nullflexion in allen Kasus im Singular.
Aber im Fnhd. gab es noch ein paar Substantive, die nicht immer diese Nullflexion hatten.
G. zungen wange
D. zungen wange
N. tag tag-â
G. tag-es tag-o
D. tag-e tag-um
I. tag-u
DAS ADJEKTIV
Die Deklination der Adjektive ist im Nhd. weitgehend unifiziert; das Frnhd. stellt hier, wie in
anderen Fallen, eine Übergangsperiode dar. Der Umbau des Deklinationssystems besteht in
Folgendem:
1) es verschwindet der Unterschied zwischen den alten wa-Stämmen und den rein vokalischen
Stämmen .
2) in der starken Deklination erhält das Femininum im Nom. Sg. die Endung -e statt -iu, z. B.
mhd. guotiu > nhd. gute', im Plural Nom. und Akk. werden die Geschlechtsformen unifiziert
infolge der Anlehnung des Neutr. (alte Endung -iu) an das Mask. und Fern. (alte Endung -e),
vgl. Nom. Akk. Pl. aller Geschlechter: gute. 3) in der schwachen Deklination ist der Akk. Sg.
der Feminina nach dem Nominativ ausgeglichen; somit fällt das ganze Paradigma der Feminina
mit dem der Neutra zusammen, z. B. Nom. Akk. Fern. u. Neutr. Sg. Gute, Gen. Dat. guten.
Der Gebrauch der unflektierten Form wird allmählich auf das Prädikativ beschränkt.
Die Deklination der Pronomen erleidet im Nhd. keinen durchgängigen Umbau, und bleibt
grundsätzlich dieselbe wie in älteren Zeiten. Von den Neuerungen ist vor allem folgendes zu
verzeichnen:
l) eine Reihe von Endungen werden erweitert, was durch das Streben nach Verdeutlichung
erklärt werden kann: so lautet der Gen. Sg. des Demonstrativ- und Relativpronomens dessen
statt des, derer und deren statt der', im Gen. und Dat. Pl. findet sich deren und denen statt der,
den. Im Frnhd. treten diese Formen inkonsequent auf.
2) bei dem Demonstrativpronomen dieser gehen die Formen mit -rr~ (dirre) schon zu Beginn
des XVI. Jhs. unter und werden durch „regelmäßige" Formen mit -s-ersetzt (dieser).
Das Verb
Für das Endungssystem bestand die Haupttendenz der Entwicklung in der Vereinheitlichung
einzelner Endungen, wobei die seltener vorkommenden den herrschenden angeglichen wurden.
Hier kommt folgendes in Betracht:
l) die Endung der 3. P. Pl. Präs. Ind. mhd. –ent > nhd. -en (wie üblich in den anderen Zeit- und
Modusformen), z. B. sie werfent > sie werfen, sie sagent > sie sagen;
2) die Endung der 2. P. Sg. Prät. Ind. der starken Verben -e>-(e)st, z. B. du hiey>du hießest',
3) die Endung der 2. P. Sg. Präs. Ind. der prät.-präs. Verben –t > '(e)st, z. B. du darft > du
darf(e)st.
Diese neuen Endungen wurden in das nhd. grammatische System aufgenommen. Daneben
finden im Frnhd. andere Angleichungsvorgänge statt, die zu dieser Zeit vielfaches Schwanken
schufen, aber für die spätere Flexion keine Folge hatten. Hierher gehören:
l) -mindere l. und 3. P. Sg. Prät. Ind. der starken Verben, z. B. ich (er) sähe, läse, flöge u. ä.
Diese Endung ist auf das starke Präterit vermutlich aus dem Präsens oder aus dem schwachen
Präterit übertragen, worden. Sie lebt heute nur in wurde (älteres ward) fort.
2) die Endung -nt wird manchmal infolge der Mundartmischung aus der 3. P. Pl. auf die
anderen Personen übertragen, z. B. wir, ihr, sie gebent, umgekehrt findet sich die Endung der l.
3. P. Pl. auch in der 2. P. Pl.
Anmerkungen.
2. Die Präterito-Präsentia haben im Präsens die Endungen des starken Präterits, im Präterit—die
des schwachen Präterits.
I > ei [ae]
2. Im Präteritum beobachten wir die den Ausgleich nach dem Plural wobei der Ausgleich in
verschiedener Richtung vor sich ging (vom Sg. zum Pl. und umgekehrt).
3. Wichtig für die Ausbildung. des neuen Systems sind auch Ausgleichstendenzen zwischen
den einzelnen verbalen Klassen. Die Untergruppen 1. und 2. Fallen zusammen.
5. So haben wir:
In den übrigen Klassen war der Vokal des Sg. u. des Pl. von alters her gleich. Da, wie
Das Verb sein bekam bei der Konjugation mehrere neue Nebenformen; so kann die I. P. Sg.
'bin oder seyn lauten, die l. 3. P. Pl. heißt sein, seint, sin, sint. Im Imperativ haben wir neben sey
auch biß und wis, das Part. I lautet seynd oder wesende.
Thema 6 NEUHOCHDEUTSCH
Plan
1. Die Herausbildung der gemeindeutschen nationalen Literatursprache in der
neuhochdeutschen Zeit (17-18 Jh.). Drei Etappen der Entwicklungsgeschichte der
gemeindeutschen Literatursprache.
2. Die Ausbreitung der ostmitteldeutschen Variante der Literatursprache in den 17-18 Jh.
3. Der Kampf der fortschrittlichen Dichter und Sprachtheoretiker des 17. Jh. Für das Ansehen
und Reinerhaltung der deutschen Sprache.
4. Die deutsche Aufklärung und die weitere Entwicklung und Regelung der deutschen Sprache
im 18 Jh.
5. Die Tätigkeit von Gottsched, Adelung und Campe, ihre Rolle in der Regelung der
Grammatik, Rechtschreibung und des Wortschatzes. J. und W.Grimm.
6. Abschluß der Herausbildung der deutschen nationalen Literatursprache (19-20 Jh.). Das
Schaffen der hervorragenden Dichter der Spätaufklärung, des Sturm-und-Drangs, des
Klassizismus und die Entwicklung der Sprache.
7. Die Regelung der deutschen Literatursprache in den 19. und 20. Jh.
8. Der neuhochdeutsche Wortschatz.
9. Die Existenzformen deutscher Gegenwortsprache.
10. Die nationalen Varianten der deutschen Literatursprache.
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
Додаткова література
1. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
2. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
3. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
4. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
5. Moskalskaja O. Deutsche Sprachgeschichte. Moskau, 1977. — 278 с.
6. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute: Einfürung in Sprach-geschichte und
Sprachkunde.- 2. Aufl.München: Fink, 1994 — 224 S.
Довідкова література
1. Kluge F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Neubearbeitet von E. Seebold.
de Gruyter: Berlin — New York, 1989.
2. Paul H. Deutsches Wörterbuch. 9. Aufl.- Tübingen: Niemeyer, 1992.
3. Schülerduden. Wortgeschichte: Herkunft u. Entwicklung d. dt. Wortschatzes. — Mannheim,
Wien, Zürich; Bibliographisches Institut, 1987
4. Левицкий В. В. Сравнительно — этимологический словарь германских языков. —
Черновцы, 1994 — 312 с.
Die Herausbildung der deutschen Nationalsprache Das Nhd. umfaßt die Zeitperiode von 1650
bis zur Gegenwart. Das ist die Zeit der Herausbildung der nationalen Literatursprache. Seit dem
12. Jh. diente Deutsch als Sprache der deutschen Nationalität. Mit der Bildung der Nation (das
16./17. Jh.) wird es zu einer Nationalsprache.
Unter die Nationalsprache versteht man „die von allen Mietgliedern der Sprachgemeinschaft als
verbindlich für die sprachliche Kommunikation anerkannte gemeinsame Hoch- und
Schriftsprache“
Die deutsche Nationalsprache ist die höchste Form der Sprache als Mittel der Verständigung im
Rahmen der gesamten Nation.
Es gibt drei Etappen der Entwicklungsgeschichte der Nationalsprache:
1) Die Anfangsstufe der Entwicklung der gemeindeutschen Literatursprache (von etwa 1650 bis
um 1770).
Der Wettkampf zwischen den landschaftlichen Varianten der Literatursprache der fnhd. Zeit
wird auf dieser Stufe abgeschlossen. Er endet mit dem Sieg einer Variante der Literatursprache
— der ostmitteldeutschen Variante.
2) Die Vollendung der Herausbildung der gemeindeutschen Literatursprache und ihre
Verankerung in der deutschen klassischen Literatur (von etwa 1770 bis 1830).
Es war nicht nur eine gemeindeutsche sprachliche Norm geschaffen, sondern auch die
literarischen Ausdrucksmöglichkeiten und Stilformen waren dank dem Schaffen
hervorragender deutscher Schriftsteller und Dichter ausgebildet.
3) Die Fortentwicklung der gemeindeutschen Literatursprache in der neueren und neuesten Zeit
(von etwa 1830 bis zu unserer Zeit).
Die Entwicklung der deutschen nationalen Literatursprache, ihrer sprachlichen Norm, ihres
Wortschatzes, ihrer Ausdrucksmöglichkeiten und Stilformen ist ein fortdauernder Prozeß. Die
deutsche Gegenwartssprache ist das Ergebnis dieses Prozesses.
1. Etappe. Die deutsche Sprache von 1650 bis 1770: Barock und Aufklärung
- das Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 — 1648)
- der wirtschaftliche und politische Niedergang Deutschlands
- politische Zersplitterung
- Absolutismus (17./18. Jh.)
- Aufklärung
- Alamodezeit. Fremdwörtlerei
- die Ausbreitung der ostmitteldeutschen Variante der Literatursprache
Dichtung des 17. Jh.
Martin Opitz (1597 — 1639) “Teutsche Poemata”, “Das Buch von der deutschen
Poeterey”(1624), wandte sich gegen die Überschätzung des Lateins und verfocht die Einigung
der deutschen Literatursprache, begründete den sog. “Barockstil”.
Andreas Griphius (1616 — 1664) der Lyriker und großer deutscher Dramatiker;
Christian Gottsched (1700 — 1766) “Versuch einer christlichen Dichtkunst vor die Deutschen”,
bemühte sich um die Reform der deutschen Dichtung;
Friedrich von Logau (1604 — 1655) der bekannteste deutsche Verfasser von Epigrammen
(über 3000).
Johann Michael Moschenrosch “Wunderliche und wahrhaftige Gesichte Philanders von
Sittenwald”, Christian Reuter “Schelmuffskys Reisebeschreibung”;
Hans Jakob Kristoffel von Grimmelshausen (1625 — 1676) “Der abenteuerliche
Simplizissimus”(1699).
Sprachnormierung und Sprachpflege
Sprachgesellschaften
“Fruchtbringende Gesellschaft” (“Palmenorden”) in Weimar (1617): Grammatiker Justus
Schottel, Christian Guernitz; Dichter M. Opitz, A. Gryphius, Friedrich von Logau, J.
Moschenrosch, Ph. von Zesen.
“Aufrichtige Gesellschaft von der Tannen” in Straßburg (1633) die “Teutschgesinnte
Genossenschaft” in Hamburg (1643) “Hirten- und Blumenorden” an der Pegnitz in Nürnberg
(1644)
Dichter und Schriftsteller M. Opitz, A. Griphius, Ch. Gottsched, J. M. Moschenrosch, H. J.
Kristoffel von Grimmelshausen, F. von Logau
Sprachreinigung. Purismus (lat. purus 'rein') (s.u. „Die Pflege der deutschen Sprache“). “Ein
neu Klaglied, Teutsche Michel genannt” (1638), “dat Französische Düdsch”, Fremdwörtlerei,
Philipp von Zesen — Tageleuchter (Fenster), Zitterweh (Fiber), Gesichtserker (Nase)
'Ist denn Frankreich Deutschlands Herr?
Ist denn Deutschland sein Lakey?
Freyes Deutschland, schäme dich
dieser schnöden Knechterey'
(F. von Logau)
Sprachregelung:
- Grammatiker Justus Georg Schottel “Die Ausfuerliche Arbeit Von der Teutschen
Haubtsprache” (1663) Johann Bödiker “Grundsätze der Deutschen Sprache” (1690)
- die Großschreibung der Substantive
- Wörterbücher Gaspar Stieler “Der Teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs” (1691)
Mattias Kramer “Große Teutsch - Italiänische Dictionarium, oder Wort- und Red-Arten-Schatz
der unvergleichlichen Hochteutschen Grund- und Hauptsprache” in zwei Bänden (1700, 1702)
2. Etappe. Die deutsche Sprache von 1770 bis 1830: Klassik und Romantik
- der Aufschwung der Produktivkräfte in der Industrie
- die Steigerung des allgemeinen Bildungniveaus der Gesellschaft
- die Blütezeit der Aufklärung
- G. W. Leibnitz, Ch. Thomasius, I. Kant, C. F. Wolff, L. Euler, J. H. Lambert
- J. Ch. Gotsched, J.J. Bodmer, J.J. Breitinger, F. G. Klopstock, Ch. M. Wieland, G. E. Lessing
- Sturm- und Drangbewegung: J. G. Hartmann, J. G.Herder, G. A. Bürger, Ch. Schubart, J.
Lenz
- Klassik und Romantik: J. W. Goethe, F. Schiller, F. Hörderlin, H. von Kleist, Novalis, J. von
Eichendorf, C. Brentano
Die Sprachregelung und die Sprachtheorie
- Grammatik Johann Christoph Gottsched “Deutsche Sprachkunst, nach den Mustern der besten
Schriftsteller des vorigen und itziger Jahrhunderts abgefasset” (1748) Johann Christoph
Adelung “Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache” (1782),
- Orthographie Hieronimus Freyer “Anweisung zur teutscher Orthographie” (1721)
- Wörterbücher Johann Leonhard Frisch “Teutsch - lateinischer Wörterbuch” (1741) Johann
Christoph Adelung “Versuch eines vollständigen grammatisch — kritischen Wörterbuchs der
hochdeutschen Mundart” in 5 Bdn. (1774 — 1786) Joachim Heinrich Campe “Wörterbuch der
Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke” (1801
— 1804)
3. Etappe. Die deutsche Sprache von 1830 bis Gegenwart
· von 1830 bis 1920
- industrielle Revolution
- die nationale Einigung (1871)
- Urbanisierung
- die Bürgerliche Umgestaltung Deutschlands. Demokratisierung des Lebens.
- Bürgerkultur und Realismus
· von 1920 bis zur Gegenwart
- die Entwicklung der Rechtschreibnormen
- Sprachausgleich
- Amerikanismen und Anglizismen
Begründung der deutschen Sprachwissenschaft
Friedrich Schlegel “Über die Sprache und Weisheit der Inder” (1808)
Franz Bopp “Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache”(1816)
Jacob Grimm “Deutsche Grammatik” (1819), das “Deutsche Wörterbuch” (mit W. Grimm,
1960 vollendet)
Karl Lachmann “Deutsche Texte der Mittelalters”, “Zeitschrift für deutsche Philologie”
Conrad Duden das “Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache” (1880)
Theodor Sieb “Deutsche Bühnenaussprache” (1898)
die Leipziger Junggrammatiker : Wilhelm Braune (Gotische Grammatik, Ahd. Grammatik,
Ahd. Lesebuch); Hermann Paul (Deutsche Grammatik Bd. 1 — 5, Prinzipien der
Sprachgeschichte, Deutsches Wörterbuch); Matthias Lexer (Mhd. Handwörterbuch); Friedrich
Kluge (Etymologisches Wöerterbuch der deutschen Sprache)
Die Pflege der deutschen Sprache Die Entwicklung des Nationalbewußtseins, der Drang nach
sprachlicher und kultureller Einigung ruft das Streben nach der Pflege der Muttersprache
hervor.
Viel hat zur Entwicklung der Gemeinsprache die Schule beigetragen. In der Elementarschulen
wird Reden, Lesen und Schreiben in der Muttersprache gepflegt. In der 1. Hälfte des 18. Jh.
wird Deutsch zur Unterrichtssprache in deutschen Schulen.
Fremdwörtlerei:
Im 17. Jh. wird die deutsche Wortschatz intensiv durch Wörter und Wendungen aus der
französischen Sprache bereichert. In vielen Bereichen des gesellschaftlichen und kulturellen
Lebens wird nicht nur das romantische Wortgut aufgenommen, sondern auch die alte Lexik
durch entlehnte Wörter ersetzt. Dagegen kämpften viele bekannte Dichter und Gelehrte sowie
die sogenannten Sprachgesellschaften.
Die Mitglieder der Sprachgesellschaften übersetzten überflüssige Fremdwörter. Sie schufen
dabei viele Termini z.B. Fall, Geschlecht, Aufschrift, Briefwechsel u.a.
Die Tätigkeit der Sprachgesellschaften war ein wichtiger Faktor der Entwicklung der deutschen
Schriftsprache.
Besonders bemühten sich Dichter und Schriftsteller um die weitere Entwicklung der Sprache,
um die Sprachregelung und Sprachpflege:
J.Ch.Gotsched, J.J. Bodmer, F.G.Klopstock, G.E.Lessing, auch die Vertreter der Sturm- und
Drangbewegung.
Aber erst die Klassiker der deutschen Literatur J.W.Goethe und F. Schiller bestimmten das
Sprachbild des Deutschen endgültig. Durch die Einigung der 18. Jh. wird die Herausbildung
und Einigung der deutschen Nationalsprache zu erfolgreichen Ende gebracht.
In den 2. Hälfte des 19. Jh. rückten die Probleme der Rechtschreibung und Aussprache in den
Vordergrund. In der Orthographie jener Zeit waren zahlreiche Schwankungen und
Abweichungen. Es wurden verschiedene Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen, sowohl
phonetische Schreibweise (der Aussprache getreue Schreibung), als auch historische
Schreibweise.
1880 hat Konrad Duden die Ergebnisse dieser Diskussion im „Orthographischen Wörterbuch
der deutschen Sprache“ zusammengefaßt. Seitdem wird dieses Werk in deutschsprachigen
Ländern immer mehr anerkannt und gilt heute als Standartnachschlagewerk.
Einer der umstrittener Punkte der deutschen Rechtschreibung waren die Regeln der Groß- und
Kleinschreibung. Jacob Grimm und andere Philologen (Voß, Lachmann, Willmans) forderten
die Kleinschreibung der Substantive. Doch hat sich dieses Prinzip nicht durchgesetzt.
Deutsche Sprachgeschichte
1. Gegenstand und Aufgaben der Sprachgeschichte.
2. Verwandschaftsverhältnisse der deutschen Sprache.
3. Indogermanisch (Indoeuropäisch).
4. Vorgeschichte der deutschen Sprache. Das Urgermanisch
5. Die alten Germanen.
6. Siedlungsgebiete der germ. Stämme. Ihre Territorialdialekte.
7. Das phonologische System des Urgermanischen.
8. Die 1. Lautverschiebung.
9. Vernersche Gesetz.
10. Das morphologische System und der Wortschatz des Urgermanischen.
11. Bildung des deutschen Staates.
12. Das Wort „deutsch“.
13. Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte.
14. Entwicklung des Schriftums (≈ 500-1050).
15. Althochdeutsch. Zeitliche und räumliche Grenzen.
16. Die ahd. Territorialdialekte.
17. Deutsch und Latein in der ahd. Zeitperiode.
18. Althochdeutsche Sprachdenkmäler.
19. Herausbildung der deutschen Nation.
20. Das phonologische System des Ahd-en. Vokalismus.
21. Das phonologische System des Ahd-en. Konsonantismus.
22. Die 2. Lautverschiebung
23. Das morphologische System des Ahd-en. Das Substantiv. Der Artikel.
24. Das ahd. Adjektiv. Das ahd. Pronomen.
25. Die gramm. Kategorien des ahd. Verbs.
26. Das morphologische System des Ahd-en. Schwache Verben.
27. Das morphologische System des Ahd-en. Starke Verben.
28. Das morphologische System des Ahd-en. Unregelmäßige Verben und Präterito-Präsentia.
29. Ablautsreihen im Ahd. und Mhd.
30. Satzbau des Ahd.
31. Mittelhochdeutsch. Zeitliche und räumliche Grenzen.
32. Die mhd. Territorialdialekte.
33. Deutsch und Latein in der ahd. Zeitperiode.
34. Sprachdenkmäler des Mittelhochdeutschen.
35. Minnesang.
36. Wortschatz des Mhd-en.
37. Das phonologische System des Mhd-en. Vokalismus.
38. Das phonologische System des Mhd-en. Konsonantismus.
39. Das morphologische System des Mhd-en. Das Substantiv.
40. Das mhd. Adjektiv. Das mhd. Pronomen.
41. Das morphologische System des Mhd-en. Schwache Verben.
42. Das morphologische System des Mhd-en. Starke Verben.
43. Satzbau des Mhd.
44. Das Frühneuhochdeutsch. Allgemeine Charakteristik.
45. Der fnhd. Wortschatz.
46. Regionalen Literatursprachen.
47. M. Luther, Begründer des deutschen Protestantismus.
48. Sprachliche Neuerungen Luthers.
49. Die dt. Reformation und der dt. Bauernkrieg.
50. Die fnhd. Literatur.
51. Die ostmitteldeutsche Variante des Literatursprache.
52. Einfluß der Reformation auf den fnhd. Wortschatz.
53. Sondersprachen im Fnhd.
54. Wandlungen im fnhd. Vokalismus.
55. Der fnhd. Konsonantismus.
56. Substantiv im Fnhd.
57. Adjektiv und Pronomen im Fnhd.
58. Das fnhd. Verb.
59. Wandel im System des Ablauts im Fnhd.
60. Neuhochdeutsch. Periodisierung und Abgrenzungen.
61. Herausbildung der deutschen Nationalsprache.
62. Deutsch von ≈ 1950 bis 1770. Fremdwörtlerei.
63. Purismus.
64. Deutsch im 18. Jh. Aufklärung.
65. Dichtung des 17.-18 Jh.
66. Pflege der deutschen Sprache im Nhd.
67. Sprachgesellschaften. Rechtschreibung.
68. Existenzformen des modernen Deutschen. (Gegenwart)
ЛІТЕРАТУРА
1. Bublyk J. Deutsche Sprachgeschichte, Kiyw, 1983
2. dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Tafeln und Texte.- 10. Aufl. —München: Deutscher
Taschenbuch Verlag, 1994. — 256 S.
3. Geschichte der deutschen Sprache (Autorenkollektiv u. L. v. Schmidt W.). — Berlin: Volk
und Wissen, 1970 — 428 S.
4. Moskalskaja O. Deutsche Sprachgeschichte. Moskau, 1977. — 278 с.
5. Sinder L. R., Stroewa T. V. Einfürung in das Studium der deutschen Sprachgeschichte. —
L.:Proswestschenije, 1977 — 302 S.
6. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute: Einfürung in Sprach-geschichte und
Sprachkunde.- 2. Aufl.München: Fink, 1994 — 224 S.
7. Wolff, Gerhart: Deutsche Sprachgeschichte: ein Studienbuch. — 3. Aufl. — Tübingen;
Basel: Francke, 1994 (UTB für Wissenschaft: Uni-Taschentücher; 1581)
8. Жирмунский В. М. История немецкого языка. — М.: Высш.шк.,1965 — 408 с.
9. Филичева Н.И. История немецкого языка. Курс лекций. —М.: Изд-во Моск. ун-та,
1959 — С.279
10. Чемоданов Н. С. Хрестоматия по истории немецкого языка. — М.: Высш. шк., 1978
— 288 с.
11. Бияк Н.Я. Методичні вказівки та завдання для самостійної роботи з курсу „Історія
німецької мови”. — Тернопіль, 1998. — 60 с.
Додаткова література
1. Braune W., Althochdeutsche Grammatik. Halle,1956
2. Braune W., Ebbinghaus A. Althochdeutsches Lesebuch. — 15. Aufl. — Tübingen:
Niemeyer, 1969 — S.259
3. Das große Adac Deutschland Buch. Die Geschichte. S. 90 – 159.
4. Deutsche Geschichte in Schlaglichtern. — Mannheim — Leipzig — Wien — Zürich: Meyers
Lexikonverlag, 1990
5. Deutsche Geschichte von den anfangen bis zur Wiedervereinigung. Stuttgart-Weimar Verlag
J.B. Metzler, 1994.
6. Eckermann W., Papp E. Martin Luther, Annäherungen und Anfragen. — Vechta: , 1985.
7. Mitten in Europa. Deutsche Geschichte. — Berlin: Wolf Jobst Siedler Verlag, 1992.
8. Moser. H. Deutsche Sprachgeschichte. Tübingen .1965.
9. Paul H. Prinzipien der Sprachgeschichte. Niemeyer: Tübingen, 1970. — S.
10. Paul. H.Mittelhochdeutsche Grammatik. Halle. — l953.
11. Zadoroznyj B. Geschichte Laut- und Formenlehre des Deutschen. — Lwow: Wyssch.
schk.,1987 — 302 S.
12. Адмони В. Г. Исторический синтаксис немецкого языка. М., 1969.
13. Зиндер Л. Р., Строева Т. В. Историческая фонетика немецкого языка. М. — Л.: , 1965
14. Зиндер Л.Р., Строева Т.В. Историческая морфология немецкого языка. Л., 1968.
15. Семенюк Н.Н. Из истории функционально-стилистической дифференциации
немецкого литературного языка М. 1972.
Довідкова література
1. Kluge F. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Neubearbeitet von E. Seebold.
de Gruyter: Berlin — New York, 1989.
2. Paul H. Deutsches Wörterbuch. 9. Aufl.- Tübingen: Niemeyer, 1992.
3. Schülerduden. Wortgeschichte: Herkunft u. Entwicklung d. dt. Wortschatzes. — Mannheim,
Wien, Zürich; Bibliographisches Institut, 1987
4. Левицкий В. В. Сравнительно — этимологический словарь германских языков. —
Черновцы, 1994 — 312 с.