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Zeitschrift für Sozialpsychologie, 35 (3), 2004, 131–141

Bierhoff
DetlefFetchenhauer&Hans-Werner
AltruismusausevolutionstheoretischerPerspektive
ZFS :
P35(3),2004,©V erlagHansHuber,Bern

Altruismus aus evolutions-


theoretischer Perspektive
Human Altruism from an Evolutionary Perspective

Detlef Fetchenhauer1 und Hans-Werner Bierhoff2


1
Universität Groningen, 2Ruhr-Universität Bochum

Zusammenfassung: Gemäß der Darwinschen Evolutionstheorie ist altruistisches Verhalten ein scheinbar
nur schwer zu erklärendes Paradox. Da altruistisches Verhalten dadurch definiert werden kann, dass ein
Akteur einem anderen eigene Ressourcen zur Verfügung stellt, ohne dafür – zumindest unmittelbar – einen
Gegenwert zu erhalten, kann argumentiert werden, dass im Laufe der menschlichen Evolution jegliches
altruistisches Verhalten gelöscht worden sein sollte, da es die reproduktive Fitness eines Akteurs mindert
(d. h. die Anzahl seiner genetischen Nachkommen). In diesem Beitrag werden zunächst die Theorie des
Verwandtschaftsaltruismus sowie die Theorie des reziproken Altruismus erläutert, die von Evolutionstheo-
retikern häufig zur Erklärung altruistischen Verhaltens herangezogen werden. Diese beiden Theorien sind
jedoch nicht in der Lage, die vorliegenden Befunde vollständig zu erklären. Aus diesem Grunde werden
anschließend zwei Theorien diskutiert, die von Evolutionstheoretikern bislang nur selten berücksichtigt
werden: Das Commitment-Modell von Frank sowie die Theorie von Miller, nach der altruistisches Verhal-
ten das Produkt sexueller Selektion ist. Beide Ansätze verweisen darauf, dass ein fitnesssteigernder Effekt
von altruistischem Verhalten nur dann auftritt, wenn ein Akteur sich nicht nur aus strategischen Gründen
altruistisch verhält, sondern sein Handeln das Produkt eines autonom altruistischen Motivsystems ist.

Schlüsselwörter: Altruismus, Spieltheorie, Evolutionspsychologie

Abstract: According to Darwin’s theory of evolution by natural selection altruistic behavior appears to be a
paradox. Because altruistic behaviors are defined as acts of transferring resources to another person without
getting any resources back (at least in the short run) it could be argued that any altruistic behavior should
have been extinguished throughout human evolution because such behavior decreases the fitness of a given
actor (i. e., the number of his or her offspring). In this article we first review the theories of kin altruism and
reciprocal altruism which are often used by evolutionary theorists to explain altruistic behavior. However,
these theories are not able to explain all human altruistic behavior. For that reason we focus on two other
evolutionary theories that are rarely taken into account by evolutionary theorists: The commitment model
by Frank and the theory by Miller which explains human altruism as a by-product of sexual selection. Both
approaches emphasize that a fitness enhancing effect of altruistic behavior can only be observed if a given
actor does not act altruistically for strategic reasons, but if his or her altruistic behavior is the product of an
autonomous altruistic motive.

Keywords: Altruism, game theory, evolutionary psychology

DOI 10.1024/0044-3514.35.3.131 ZFSP 35 (3), 2004, © Verlag Hans Huber, Bern


132 Detlef Fetchenhauer & Hans-Werner Bierhoff: Altruismus aus evolutionstheoretischer Perspektive

Gibt es so etwas wie echten Altruismus oder ist Wünschbarkeit und andere Verfälschungstenden-
auch scheinbar altruistisches menschliches Ver- zen gefärbt sein können.
halten letzten Endes immer egoistisch motiviert? Im Unterschied zu der sozialpsychologischen
Diese Frage beschäftigt Philosophen, Biologen Forschung wird Altruismus von Evolutionstheore-
und Sozialwissenschaftler (Psychologen, Soziolo- tikern unter Umgehung der Frage nach subjekti-
gen und Ökonomen) gleichermaßen und führt in ven Intentionen als ein Verhalten definiert, bei
diesen Disziplinen immer wieder zu heftigen Dis- dem ein Organismus einem anderen Organismus
kussionen und Auseinandersetzungen (siehe z. B. Ressourcen zur Verfügung stellt, ohne dafür (zu-
Batson, 1991; Frank, 1988; Gaulin & McBurney, mindest unmittelbar) materielle Ressourcen zu-
2001; Sober & Wilson, 1998). rückzuerhalten. Altruismus wird somit von Biolo-
Für eine Beantwortung dieser Frage ist es zu- gen nicht als ein Motivsystem, sondern über die
nächst wichtig, altruistisches Verhalten zu definie- Konsequenzen eines Verhaltens definiert. Ein gro-
ren. In der Sozialpsychologie wird altruistisches ßer Vorteil dieser Definition besteht darin, dass al-
Verhalten dadurch definiert, dass der Helfende we- truistisches Verhalten in experimentellen und qua-
der einen materiellen noch einen psychologischen siexperimentellen Versuchsanordnungen relativ
Nutzen aus seiner Hilfeleistung gegenüber dem valide gemessen werden kann.
Hilfeempfänger erfährt. Wer beispielsweise einem Durch diese verhaltensorientierte Definition hat
anderen in Not hilft, um sich selbst davon zu über- die Evolutionstheorie widersprüchliche Aussagen
zeugen, was für ein guter Mensch er ist oder um über zugrunde liegende Motive des Altruismus
Schuldgefühle bzw. negative soziale Sanktionen vermieden. Aber ähnlich wie innerhalb der Sozial-
für seine unterlassene Hilfeleistung zu vermeiden, psychologie gibt es auch innerhalb der Evolutions-
handelt im Sinne dieser Definition nicht wirklich theorie Kontroversen darüber, ob es so etwas wie
altruistisch. Vielmehr lässt sich sein Handeln auf altruistisches Verhalten überhaupt gibt. Gemäß der
der Grundlage eines egoistischen Motivationssys- Darwinschen Selektionstheorie sollten sich im
tems erklären, dass durch Prozesse von Selbstver- Laufe der Evolutionsgeschichte nur solche Verhal-
stärkung (Selbstgratulation), Emotionsregulation tensweisen entwickeln, die «adaptiv» sind, d. h.
(Minimierung negativer Gefühle) oder sozialer Verhaltensweisen, welche die reproduktive Fit-
Verstärkung angetrieben wird (Batson, 1991). ness eines Organismus erhöhen. Wenn aber Altru-
In den letzten Jahrzehnten ist von Sozialpsycho- ismus dadurch definiert wird, dass eine bestimmte
logen eine Vielzahl an Studien durchgeführt wor- Person durch eigene Ressourcen die Fitness einer
den, in denen versucht wurde zu überprüfen, ob es anderen Person erhöht, ohne einen eigenen Vorteil
altruistisches Verhalten im Sinne dieser strengen davon zu haben, dann erscheint altruistisches Ver-
Definition tatsächlich gibt oder nicht (für eine halten als höchst maladaptiv: «Natural selection
Übersicht über diese Forschung siehe Batson, appears to be a process that promotes selfishness
1991; Bierhoff, 2002). Aber auch nach Jahrzehn- and stamps out altruism» (Sober & Wilson, 1998,
ten Forschung auf diesem Gebiet ist diese Frage S. 3).
noch nicht abschließend beantwortet. Während Bedeutet dies, dass Altruismus niemals wirklich
z. B. Batson (1991) glaubt, die Existenz eines al- existiert, da er sich letztlich immer aus egoisti-
truistischen Motivsystems nachgewiesen zu ha- schen Tendenzen der Akteure ableiten lässt? Gibt
ben, sind andere diesbezüglich nach wie vor skep- es also nur ein (egoistisches) Motivsystem oder
tisch (z. B. Cialdini, Brown, Lewis, Luce & Neu- gibt es zwei: ein egoistisches und ein altruisti-
berg, 1997). sches? Im Folgenden werden wir vier verschiede-
Ein Grund für die Schwierigkeiten der Sozial- ne evolutionstheoretische Ansätze analysieren, die
psychologie, die Frage zu beantworten, ob es so versuchen, die Existenz altruistischen Verhaltens
etwas wie echten Altruismus tatsächlich gibt, liegt zu erklären. All diesen Ansätzen gemeinsam ist
in der Tatsache, dass das Vorliegen von Altruismus der Versuch aufzuzeigen, dass die reproduktive
über die Motive einer Person definiert wird bzw. Fitness eines Organismus nicht sinkt, sondern
über die letztendlichen Ziele, die die Person ihrer steigt, wenn er altruistisches Verhalten zeigt.
Handlung zugrunde legt. Solche Motive oder Ziel- Zunächst werden wir die Theorien des Ver-
setzungen sind durch Befragung nur schwer mess- wandtschaftsaltruismus und des reziproken Altru-
bar, weil die Angaben der Befragten durch soziale ismus erläutern. Da sich Darstellungen dieser bei-

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den Theorien auch in den meisten einführenden aussage seiner Theorie des «Verwandtschaftsal-
Lehrbüchern der Evolutionspsychologie (siehe truismus» besteht darin, dass Menschen nicht nur
z. B. Barret, Dunbar & Lycett, 2002; Gaulin & Mc- an ihrem eigenen Vorteil interessiert sind, sondern
Burney; 2001) und der Sozialpsychologie (Archer, auch am Vorteil von Menschen, mit denen sie eine
2002) finden, werden wir sie in verkürzter Form hohe genetische Übereinstimmung aufweisen, da
abhandeln, da wir Kenntnisse darüber vorausset- auch die Unterstützung solcher Menschen dazu
zen können. Unser Schwerpunkt wird in diesem führt, dass die eigenen Gene in zukünftigen Gene-
Zusammenhang auf den Grenzen der Erklärung rationen erhalten bleiben. Hierbei spielt der Grad
dieser beiden theoretischen Ansätze liegen, die der genetischen Verwandtschaft eine wichtige
häufig übersehen werden. Im Gegensatz zu Barret, Rolle. Dieser ist am höchsten bei den eigenen El-
Dunbar und Lycett bzw. Gaulin und McBurney tern, Geschwistern sowie eigenen Kindern, bei de-
sind wir nämlich der Meinung, dass die Theorie nen die genetische Übereinstimmung 50 % be-
des Verwandtschaftsaltruismus und die Theorie trägt. Bei Nichten und Neffen bzw. Tanten und On-
des reziproken Altruismus nicht in der Lage sind, keln beträgt diese Übereinstimmung 25 %, bei
prosoziales und altruistisches Verhalten bei Men- Vettern und Cousinen 12.5 % (diese Argumenta-
schen hinreichend zu erklären, wie entsprechende tion Hamiltons bezieht sich lediglich auf den Teil
empirische Befunde belegen. aller Gene, die nicht bei allen Organismen einer
Wir werden deshalb zwei weitere Theorien vor- Spezies identisch sind; siehe hierzu ausführlich
stellen, die in der evolutionspsychologischen For- Gaulin & McBurney, 2001).
schung zum Thema Altruismus bislang ver- Hamilton argumentiert, dass der Grad an Altru-
gleichsweise wenig Beachtung gefunden haben: ismus eines Organismus gegenüber einem anderen
das Commitment Modell von Frank (1988) und vom Grad der genetischen Verwandtschaft abhän-
die Theorie von Miller (2001), der argumentiert, gig ist sowie von den Kosten für den Helfenden
dass menschliche Prosozialität das Ergebnis sexu- und dem Nutzen für den Hilfeempfänger. Diese
eller Selektion ist, da altruistische Personen als Se- drei Kerngrößen sind laut Hamilton in folgender
xualpartner bevorzugt werden. Diesen beiden Weise miteinander verknüpft: Es kommt immer
Theorien ist die Annahme gemeinsam, dass Men- dann zu einer altruistischen Handlung, wenn fol-
schen mit einer hohen Ausprägung an prosozialen gende Ungleichung erfüllt ist:
Verhaltensdispositionen von anderen als Interak-
tionspartner präferiert werden. Das bedeutet: Je rb > c
weniger eine Person an materiellen Ressourcen
bzw. ihrem eigenen Vorteil interessiert ist, über Hierbei entspricht r dem Grad genetischer Ver-
desto mehr Ressourcen wird diese Person letzt- wandtschaft (die Werte liegen zwischen 0 und 1),
endlich verfügen. b dem Nutzen (benefit) für den Hilfeempfänger
Eine weitere Erklärung altruistischen Verhal- und c den Kosten (costs) für den Helfer.
tens ist die Theorie der Gruppen-Selektion (Sober Die Validität von Hamiltons Theorie konnte bei
& Wilson, 1998). Aufgrund seiner Komplexität einer Vielzahl von Spezies einschließlich des
werden wir auf diesen Erklärungsansatz jedoch Menschen nachgewiesen werden. So zeigten anth-
nicht näher eingehen, zumal dieser innerhalb der ropologische Studien, dass in Jäger- und Sammler-
Evolutionstheorie außerordentlich umstritten ist gesellschaften das Ausmaß gegenseitiger Hilfe-
(für eine Kritik siehe z. B. Gaulin & McBurney, leistung in einer Gruppe maßgeblich vom Grad der
2001). gegenseitigen genetischen Verwandtschaft deter-
miniert wird (Gaulin & McBurney, 2001). Bei
Stammesfehden entscheidet der Grad der geneti-
schen Verwandtschaft mit den Kontrahenten über
Verwandtschaftsaltruismus die Bereitschaft zur Mitwirkung an gewalttätigen
Auseinandersetzungen (Chagnon & Bugos, 1979).
Eine erste Antwort auf die Frage, wie altruistisches Aber auch in modernen Industriegesellschaften
Verhalten aus evolutionstheoretischer Perspektive sind Menschen eher bereit, Verwandten als Nicht-
erklärt werden kann, stammt von dem britischen Verwandten zu helfen (siehe auch Neyer & Lang,
Biologen William D. Hamilton (1964). Die Kern- in diesem Band). Dieser Effekt ist besonders stark,

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wenn es darum geht, wie viel eigene Ressourcen verwandt sind. Die aus dieser Empathie resultie-
eingesetzt werden, um das Leben eines anderen rende Hilfsbereitschaft wäre somit ein Beispiel für
Menschen zu retten (Burnstein, Crandell & Kita- Verwandtschaftsaltruismus und nicht, wie Batson
yama, 1994). Auch bei Erbschaftsentscheidungen (1991) argumentiert, für ein genuin altruistisches
werden Verwandte von den Erblassern gegenüber Motivsystem.
Nicht-Verwandten bevorzugt, und zwar weitge-
hend unabhängig vom Verhalten der genetisch ver-
wandten Erben (Bossong, 1999).
Wenn die Bereitschaft, anderen zu helfen, tat- Reziproker Altruismus
sächlich mit dem Grad der genetischen Verwandt-
schaft eines potenziellen Hilfeempfängers korre- Die Theorie des Verwandtschaftsaltruismus kann
liert, stellt sich die Frage, wie Menschen in der erklären, warum Menschen bereit sind, anderen
Lage sind, zwischen verwandten und nichtver- Menschen zu helfen, die mit ihnen genetisch ver-
wandten anderen zu unterscheiden. In diesem Zu- wandt sind. Sie ist jedoch nicht in der Lage zu er-
sammenhang erscheint die Vertrautheit mit einer klären, warum sehr häufig Kooperation auch unter
anderen Person von besonderer Bedeutung: Wenn nicht blutsverwandten Menschen beobachtet wer-
ich eine andere Person seit meiner Kindheit kenne, den kann, die sich der Tatsache ihrer Nichtver-
ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Person mit wandtschaft sehr bewusst sind. Als eine Ergän-
mir verwandt ist, sehr viel größer, als wenn ich zung zur Theorie Hamiltons ist deshalb von Tri-
diese Person erst vor kurzem kennen gelernt habe. vers (1971) die Theorie des reziproken Altruismus
Darüber hinaus spielt die Ähnlichkeit mit einer an- entwickelt worden. Diese Theorie besagt im We-
deren Person eine wichtige Rolle. sentlichen, dass Menschen (und andere Spezies
Die Bedeutung von Ähnlichkeit und Vertraut- wie z. B. Primaten) bereit sind, anderen zu helfen,
heit bei der Identifizierung von Verwandten führte wenn und insofern sie die Erwartung haben, dass
Cialdini et al. (1997) dazu, eine alternative Erklä- diese Hilfeleistung in der Zukunft durch den Hil-
rung für die Empathie-Altruismus Hypothese von feempfänger kompensiert werden wird.
Batson (1991) vorzuschlagen. In seinen viel zitier- Von Trivers sind die folgenden Voraussetzungen
ten Experimenten versuchte Batson (1991) nach- beschrieben worden, unter denen im Laufe der
zuweisen, dass Menschen vor allem dann zur Hil- Evolution einer Spezies ein System des reziproken
feleistung gegenüber anderen bereit sind, wenn sie Altruismus entstehen kann: 1) Ein günstiges Kos-
sich empathisch in die Rolle des Hilfebedürftigen ten-Nutzen Verhältnis, das heißt, eine Hilfeleis-
hineinversetzen. Diese über Empathie vermittelte tung an einen hilfsbedürftigen anderen ist um so
Hilfsbereitschaft stellt laut Batson (1991) eine ge- wahrscheinlicher, je geringer die Kosten für den
nuin altruistische Motivation prosozialen Verhal- Helfer und je höher der Nutzen für den Hilfeemp-
tens dar. Die Fähigkeit, sich in die Situation eines fänger sind. 2) Eine hohe Beständigkeit von Inter-
anderen zu versetzen, ist jedoch durch den Grad aktionsbeziehungen über die Zeit, wie sie sich in
der Ähnlichkeit und Vertrautheit mit dieser ande- kleinen, stabilen und überschaubaren Gruppenver-
ren Person beeinflusst. Wie Cialdini et al. (1997) bänden findet. 3) Die Fähigkeit zur Identifikation
in einer Reihe von Experimenten zeigen konnten, von nichtkooperativen Gruppenmitgliedern (Too-
sind Menschen vor allem dann zu altruistischen by & Cosmides, 1992). Dazu passt auch, dass die
Hilfeleistungen bereit, wenn sie sich mit einer an- Wahrnehmung anderer einem «Negativitäts-Bias»
deren Person «eins» fühlen. Dieses Gefühl einer folgt (Baumeister et al., 2001; Bierhoff, 1980): In-
psychologischen gemeinsamen Identität zwischen formationen über negative Handlungen bzw. Ei-
Helfer und Hilfeempfänger erwies sich als wichti- genschaften anderer werden elaborierter deko-
gere Determinante des Hilfeverhaltens als die in diert, verarbeitet und erinnert als Informationen
der Empathie-Altruismus Hypothese zentrale Va- über positive Handlungen und Eigenschaften.
riable der Empathie. Die Notwendigkeit, nichtkooperative andere zu
Wenn die Argumentation von Cialdini et al. identifizieren und zu bestrafen bietet auch eine Er-
(1997) zutrifft, so empfinden wir empathisches klärung für den fundamentalen Attributionsfehler,
Mitleiden vor allem mit solchen Menschen, die der auch als Korrespondenzfehler bezeichnet wird
mit hoher Wahrscheinlichkeit genetisch mit uns (Gilbert, 1998): Menschen neigen dazu, negatives

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Verhalten anderer personal stabil, eigenes negati- Ein Paradigma, an dem dieser Befund verdeut-
ves Verhalten jedoch situational variabel zu attri- licht werden kann, ist das so genannte Diktator-
buieren. Eine solche Verzerrung in der Wahrneh- Spiel. In diesem Paradigma erhält eine Person A
mung anderer ist adaptiv (d. h. funktional), wenn vom Versuchsleiter einen bestimmten Geldbetrag.
es kostspieliger ist, eine systematische Ausbeu- Die Aufgabe der Versuchsperson ist es, diesen Be-
tung durch eine andere Person nicht zu registrieren trag zwischen sich selbst und einer Person B auf-
als die negativen Absichten eines anderen zu über- zuteilen. Person B wird über den Beschluss von
schätzen (Fetchenhauer & Dunning, 2003). Person A lediglich informiert, hat jedoch keinerlei
Die universelle Verbreitung des durch Trivers Möglichkeit, die Entscheidung von Person A ihrer-
(1971) postulierten Reziprozitätsprinzips ist in seits zu beeinflussen. Beide Personen kennen ei-
den Sozialwissenschaften vielfach bestätigt wor- nander nicht und lernen sich auch während oder
den (für eine Übersicht siehe Buunk & Schaufeli, nach dem Experiment niemals kennen.
1999). Bei der Aufrechterhaltung des Reziprozi- Die Vorhersagen der Theorien von Hamilton
tätsprinzips spielen moralische Emotionen eine und Trivers für dieses Paradigma sind eindeutig:
wichtige Rolle. Wir fühlen uns schuldig, wenn wir Person A sollte alles für sich behalten und nichts
von anderen mehr profitieren als diese von uns und an Person B geben. Tatsächlich zeigte sich jedoch
wir reagieren mit Verärgerung und moralischer in einer Vielzahl an Studien, dass nur eine Minder-
Aggression, wenn wir von anderen übervorteilt heit aller Versuchspersonen das ganze Geld für
werden. Solche moralischen Emotionen sind aus sich behält. Die modale Aufteilungsentscheidung
evolutionspsychologischer Perspektive der moti- besteht in den meisten Studien darin, dass Person
vationale «Motor», der Reziprozität in sozialen A das Geld zu gleichen Teilen zwischen sich selbst
Austauschbeziehungen antreibt. Dazu passt auch und Person B aufteilt. Diese Befunde zeigten sich
der Befund, dass die meisten Menschen sensibler auch im interkulturellen Vergleich, in nicht-in-
sind bei der Wahrnehmung eigener Benachteili- dustriellen Gesellschaften und waren unabhängig
gung als bei der Wahrnehmung eigener Bevortei- von der Höhe des Geldbetrags, den Person A auf-
lung (Rohmann, 2003; Wicker & Bushweiler, zuteilen hatte (für eine Übersicht der einschlägi-
1970) gen Befunde siehe Camerer, 2003).
Doch Menschen sind nicht nur fair, wenn es da-
rum geht, einen Geldbetrag zwischen sich und an-
deren aufzuteilen. Sie sind auch bereit, andere für
Jenseits von unfaires Verhalten zu bestrafen, selbst dann, wenn
sie dafür eigene Ressourcen einsetzen müssen,
Verwandtschaftsaltruismus und wie Ergebnisse zum Ultimatum Spiel zeigen.
reziprokem Altruismus Dieses Paradigma entspricht dem soeben be-
schriebenen Diktator Spiel, hat jedoch folgenden
Für viele Evolutionsbiologen und -psychologen zentralen Unterschied: Im Ultimatum Spiel wird
erscheinen die Theorien von Hamilton und Trivers Person B über das Angebot von Person A infor-
als hinreichende Erklärung der Tatsache, dass miert und hat zwei Möglichkeiten, auf dieses An-
Menschen (und andere Spezies) sich nicht unter gebot zu reagieren. Entweder sie akzeptiert dieses
allen Bedingungen eigennützig verhalten. Gemäß Angebot. In diesem Fall wird das Geld so verteilt,
der Theorien von Hamilton und von Trivers sollte wie Person A dies vorgeschlagen hat. Oder aber
sich prosoziales Verhalten gegenüber Nichtver- Person B lehnt das Angebot von Person A ab. In
wandten allerdings nur dann beobachten lassen, diesem Fall erhalten beide Personen nichts. Auch
wenn eine handelnde Person davon ausgeht, mit für dieses Paradigma sind die Vorhersagen der
einem Interaktionspartner auch in der Zukunft zu Theorie von Hamilton und Trivers eindeutig: Per-
tun zu haben. Im Widerspruch dazu zeigen Ver- son B sollte jegliches Angebot von Person A ak-
suchspersonen jedoch auch dann prosoziales Ver- zeptieren, da auch ein kleiner Geldbetrag besser
halten, wenn sie mit anderen unter Bedingungen als nichts ist. Da es sich auch in diesem Paradig-
vollständiger Anonymität interagieren und sich ma um eine einmalige Interaktion handelt und
der Tatsache bewusst sind, dass es sich um einma- beide Interaktionspartner sich nicht kennen, be-
lige Interaktionen handelt. steht für Person B kein Vorteil darin, eine Repu-

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tation als «harter Verhandlungspartner» zu erwer- wenn Person C ein Drittel des aufzuteilenden
ben. Und auch Gerechtigkeitsüberlegungen soll- Geldbetrages erhielt.
ten für Person B bei ihrer Entscheidung keinerlei Zusammenfassend lässt sich somit sagen, dass
Rolle spielen. Menschen an der Durchsetzung von Fairness und
Auch bezüglich dieses Paradigmas entsprechen Gerechtigkeit interessiert sind, auch wenn sie da-
die empirischen Befunde nicht den Vorhersagen, für eigene Ressourcen opfern müssen, wenn die
die sich aus der Annahme ausschließlich eigennüt- zu opfernden Geldbeträge nicht trivial sind, wenn
ziger Individuen ableiten lassen. Die meisten Ver- sie dies unter Bedingungen vollständiger Anony-
suchspersonen sind nur dann bereit, ein Angebot mität tun und wenn sie mit ihren Interaktionspart-
von Person A zu akzeptieren, wenn dieses Angebot nern in der Zukunft voraussichtlich nicht zusam-
eine bestimmte Grenze nicht unterschreitet. Diese mentreffen werden. Diese Befunde sind nur
Ergebnisse sind weitgehend unabhängig von der schwer mit den weiter oben skizzierten Theorien
Summe, die zwischen beiden Spielern aufgeteilt von Hamilton und von Trives zu erklären (siehe
werden muss (Camerer, 2003). hierzu auch Fehr & Fischbacher, 2003). Eine
Menschen sind nicht nur bereit, antisoziales mögliche Erklärung aus Sicht der Theorie des
Verhalten anderer zu bestrafen, wenn sie selber Verwandtschaftsaltruismus könnte darauf abhe-
das Opfer sind, sondern auch wenn sie unfaires ben, dass Menschen den größten Teil ihrer Ver-
Verhalten gegenüber einer ihnen nicht bekannten gangenheit in kleinen Gruppen gelebt haben, in
dritten Person beobachten (Nowak & Sigmund, denen die einzelnen Individuen mit jedem ande-
2000; Wedekind & Milinski, 2000). Ein Beispiel ren Gruppenmitglied genetisch verwandt waren.
hierfür ist die Untersuchung von Fetchenhauer Insofern könnte man argumentieren, dass sich un-
und Jacobs (2004), in der Person A einen be- ter diesen Bedingungen eine Bereitschaft zu un-
stimmten Geldbetrag erhielt, den sie zwischen konditional kooperativen Verhalten gegenüber
sich und zwei weiteren Personen (Person B und anderen entwickelt hat, welche in der Lage ist,
Person C) aufzuteilen hatte. Während Person C faires und altruistisches Verhalten im Diktator-
keinerlei Einfluss auf die Entscheidung von Per- Spiel, Ultimatum-Spiel oder Banditen-Spiel zu
son A nehmen konnte, wurde Person B über das erklären. Unseres Erachtens ist dieses Argument
Angebot von Person A informiert und hatte zwei jedoch nicht wirklich überzeugend, denn die
Alternativen. Entweder Person B akzeptierte das Theorie des Verwandtschaftsaltruismus macht ja
Angebot von Person A. In diesem Fall wurde das gerade Vorhersagen darüber, dass Menschen sich
Geld genauso so aufgeteilt, wie Person A dies vor- im Ausmaß ihrer Prosozialität gegenüber Ver-
geschlagen hatte. Oder aber Person B lehnte das wandten und Nichtverwandten deutlich unter-
Angebot von Person A ab. In diesem Fall erhielten scheiden.
alle drei Personen nichts. Dieses Paradigma wird Ein Einwand aus Sicht der Theorie des rezipro-
von Fetchenhauer und Jacobs als «Banditen- ken Altruismus gegen die skizzierten spieltheore-
Spiel» (bandit game) bezeichnet, da es an Szenen tischen Befunde könnte darin bestehen, dass Men-
aus einem amerikanischen Western erinnert, in schen nicht unter Bedingungen vollständiger Ano-
dem drei Banditen eine Bank ausgeraubt haben – nymität evolviert sind, sondern im Laufe ihrer
die Beute kann unter allen drei Räubern gleich- Evolutionsgeschichte nahezu alles menschliches
mäßig aufgeteilt werden oder aber zwei der drei Verhalten in kleinen Gruppen stattfand, in denen
Räuber tun sich zusammen und erschießen den das Verhalten der anderen Gruppenmitglieder fort-
dritten, so dass die Beute nur noch durch zwei während wahrgenommen und kontrolliert wurde.
geteilt werden muss. Eine solche Erklärung würde somit darauf abhe-
Obwohl die Probanden in der Position von Per- ben, dass in Situationen wie z. B. einem Diktator
son B weder Person A noch Person C kannten bzw. Spiel Verhaltensmodule aktiviert werden, die für
jemals kennen lernten, waren in der Position von das Funktionieren in solchen kleinen überschau-
Person B nur 12 % aller Probanden bereit, ein An- baren Gruppen evolviert sind. Menschen wären
gebot von Person A zu akzeptieren, bei dem Person somit nicht in der Lage, die Künstlichkeit der Ano-
C vollständig leer ausging. Eine Mehrheit von nymität und der zeitlichen Begrenzung einer Inter-
55 % aller Probanden war hingegen nur dann be- aktionssequenz in ihren Entscheidungen zu be-
reit, das Angebot von Person A zu akzeptieren, rücksichtigen, weil ihre Verhaltensmodule für sol-

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che künstlichen Situationen nicht entwickelt wur- Das Commitment-Modell


den.
Eine solche Interpretation hat jedoch zwei von Frank
Nachteile. Zum einen erscheint sie ausgesprochen
post hoc und ist weitgehend immun gegen Ein-
wände. Zum anderen erscheint es wenig plausibel, Von Frank (1988) ist eine Erklärung der Tatsache
dass Menschen nicht in der Lage sein sollten, vorgelegt worden, dass Menschen sich auch dann
wichtige Eigenschaften einer Interaktionssituation fair verhalten, wenn dies nicht in ihrem eigenen
(z. B. den Grad an Anonymität) bei ihren Entschei- materiellen oder genetischen Interesse liegt. Aus-
dungen zu berücksichtigen. Tatsächlich zeigte sich gangspunkt der Überlegungen ist die Feststellung,
z. B. in der Studie von Fetchenhauer und Jacobs dass Menschen in vielen Alltagssituationen – aber
(2004), dass die Probanden teilweise sehr subtile im Gegensatz zu vielen sozialwissenschaftlichen
Unterschiede in ihrem Verhalten machten, je nach- Experimenten – eine gewisse Freiheit bei der Wahl
dem, ob sie an einem Diktator-Spiel oder dem wei- ihrer Interaktionspartner haben (vgl. Swann, 1987,
ter oben beschriebenen Banditen-Spiel teilnah- der von selektiver Interaktion spricht). Wenn Men-
men. So lag z. B. das Angebot für Person B im schen solche Interaktionspartner wählen (z. B. ei-
Diktator-Spiel signifikant unter dem Angebot für nen Geschäftspartner, einen Arbeitgeber oder An-
Person C im Banditen-Spiel, in dem Person B ein gestellten, einen Freund, oder einen Ehepartner),
Veto gegen die Aufteilungsentscheidung von Per- so werden sie versuchen, durch bestimmte Hin-
son A einlegen konnte. weisreize («identity cues») vorherzusagen, inwie-
Aus sozialpsychologischer Perspektive erschei- fern sich diese Person ihnen gegenüber fair und
nen die dargestellten spieltheoretischen Befunde ehrlich verhalten wird. Dies ist allerdings dadurch
zunächst wenig überraschend. So ließe sich argu- erschwert, dass jeder Mensch ein Interesse hat, bei
mentieren, dass Menschen in Aufteilungssituatio- anderen einen fairen und ehrlichen Eindruck zu
nen wie z. B. dem Diktator-Spiel bestimmte Ge- hinterlassen (vgl. Greenberg, 1990). Frank (1988)
rechtigkeitsprinzipien zur Anwendung bringen leitet daraus die Vermutung ab, dass Menschen vor
(vgl. Montada & Kals, 2001). Da Person A keiner- allem auf solche Hinweisreize achten werden, die
lei Ressourcen investiert hat, die Position von Per- nur schwer zu manipulieren bzw. zu fälschen sind.
son A zu erhalten, sondern ihr diese Position vom Er argumentiert weiter, dass vor allem solche
Versuchsleiter zufällig zugewiesen wurde, er- Menschen als ehrlich und fair wahrgenommen
scheint das Gleichheitsprinzip als die angemesse- werden, die auch tatsächlich ehrlich und fair sind.
ne Norm zur Verteilung des Geldbetrags. Die Tat- Hierbei ist Fairness und Ehrlichkeit als Bereit-
sache, dass sich die meisten Menschen in Diktator schaft definiert, sich auch dann an bestehenden
Spielen nicht – oder zumindest nicht vollständig – Fairnessnormen zu orientieren, wenn es sehr un-
eigennützig verhalten, erschiene somit lediglich wahrscheinlich ist, dass ein Missachten dieser
als eine Bestätigung der Wichtigkeit gerechtig- Fairnessnorm jemals bekannt würde. Beispiel: Je-
keitspsychologischer Theorien. Gegen diese Inter- mand findet auf der Straße eine Geldbörse mit 100
pretation spricht allerdings die Frage, warum Euro mit der Anschrift des Besitzers dieser Geld-
Menschen sich – zumindest unter Bedingungen börse. Während die Fairness es gebietet, das Porte-
vollständiger Anonymität – in Übereinstimmung monnaie einschließlich seines Geldinhalts an den
mit einem solchen Gerechtigkeitsprinzip verhal- Eigentümer zurückzusenden, spricht das Eigen-
ten sollten. Fairness im Diktator-Spiel bedeutet, nutzprinzip dafür, dass der Finder die 100 Euro für
dass Person A zugunsten von Person B auf eigene sich behält.
Ressourcen verzichtet, ohne dafür einen materiel- Zusammengefasst besagt diese Theorie, dass
len Gegenwert zu erhalten. So erfreulich ein sol- Menschen in der Lage sind, den Grad ihrer Fair-
ches Verhalten aus ethischer Perspektive auch sein ness an ihre Mitmenschen zu signalisieren und
mag, es bleibt die Frage, wie eine solche Verhal- deshalb faire Menschen von anderen bevorzugt als
tenstendenz im Laufe der menschlichen Evolu- Interaktionspartner gewählt werden. Um aber fair
tionsgeschichte jemals entstehen konnte bzw. wa- zu wirken, muss man auch tatsächlich fair sein
rum diese nicht durch das Prinzip der natürlichen (z. B. in einem Diktator Spiel 100 Euro zu gleichen
Selektion gelöscht wurde. Teilen zwischen sich und Person B aufteilen, auch

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wenn es sich um eine einmalige Interaktion unter scheiden. Gerade vor diesem Hintergrund er-
der Bedingung vollständiger Anonymität handelt). scheint die Theorie Franks (1988) ausgesprochen
Damit die Theorie Franks (1988) Gültigkeit be- spannend, weil sie aus evolutionspsychologischer
anspruchen kann, müssen zwei zentrale Vorausset- Perspektive auf bestimmte Bereiche der Ein-
zungen erfüllt sein. Zum einen muss es sich bei drucksbildung verweist, in denen eine validere
Prosozialität um ein relativ stabiles Persönlich- Eindrucksbildung auftreten könnte.
keitsmerkmal handeln. Eine Vielzahl an vorlie-
genden Befunden weist in der Tat darauf hin, dass
altruistische und prosoziale Persönlichkeitsdispo-
sitionen auch über längere Zeiträume hinweg sta- Altruismus und Prosozialität als
bil sind (für eine Zusammenfassung des For-
schungsstands zu diesem Thema siehe Bierhoff, Resultat sexueller Selektion
2002).
Zum anderen müssen Menschen in der Lage In jüngster Zeit ist von Geoffrey Miller (2001) eine
sein, die Prosozialität anderer valide einzuschät- weitere evolutionspsychologische Erklärung des
zen. Von Frank, Gilovich und Regan (1993) ist so genannten Altruismus Paradox vorgestellt wor-
hierzu folgendes Experiment durchgeführt wor- den. Laut Miller kann die Bereitschaft, sich unei-
den: Bevor die Versuchsteilnehmer ein klassisches gennützig für andere zu engagieren, als Handicap
Gefangenendilemma spielten, hatten sie 30 Minu- im Sinne der Zahavis (Zahavi & Zahavi, 1997)
ten Gelegenheit, ihren Interaktionspartner kennen aufgefasst werden. Die Handicap-Theorie ist ent-
zu lernen. Nach dieser Phase wurden die Versuchs- wickelt worden, um zu erklären, warum einige
teilnehmer voneinander getrennt und nach ihrem Spezies sexuelle Ornamentierungen aufweisen,
Verhalten im Gefangenendilemma gefragt, wobei die dem eigenen Überleben eher hinderlich sind.
ihnen mitgeteilt wurde, dass ihr Interaktionspart- Das bekannteste Beispiel hierfür ist der farben-
ner die Person sein würde, die sie soeben kennen prächtige Schwanz männlicher Pfauen. Die Erklä-
gelernt hatten (durch einen speziellen Mechanis- rung Zahavis für dieses Phänomen verweist da-
mus wurde sichergestellt, dass die Interaktions- rauf, dass männliche Pfauen auf diese Weise sig-
partner nicht erfuhren, wie sie sich gegenseitig nalisieren, überlebensfähig zu sein, obwohl sie
verhalten haben). Neben ihrem eigenen Verhalten einen riesigen Federnschwanz mit sich herumtra-
wurden die Probanden auch danach gefragt, wie gen, der es ihnen z. B. erschwert, vor möglichen
sich nach ihrer Einschätzung ihr Interaktionspart- Beutetieren zu fliehen. Miller (2001) argumen-
ner im Gefangenendilemma verhält. Die Ergebnis- tiert, dass prosoziales Verhalten (wie z. B. Spen-
se zeigten, dass die Versuchsteilnehmer deutlich den für gemeinnützige Organisationen) bei Men-
besser als zufällig in der Lage waren, das Verhal- schen eine ähnliche Funktion aufweisen: Der
ten ihrer Interaktionspartner vorherzusagen. Dies Spender signalisiert durch seine Großzügigkeit,
galt vor allem für die Identifikation solcher Mit- über welche finanziellen Mittel er verfügt. Ein sol-
spieler, die sich eigennützig verhielten. ches Verhalten könnte seine Attraktivität als Se-
Bemerkenswerterweise gibt es außer diesem xualpartner steigern.
Experiment nur sehr wenige Untersuchungen, die Als Beleg für die Richtigkeit dieser Annahme
sich mit der Fragestellung beschäftigt haben, ob verweist Miller darauf, dass Spender erstaunlich
Menschen in der Lage sind, die Prosozialität ande- wenig Mühe darauf verwenden, sich über die Nut-
rer valide einzuschätzen. Klassische sozialpsy- zung ihrer Spenden zu informieren, obwohl die Ef-
chologische Theorieansätze sind bezüglich dieser fizienz von gemeinnützigen Organisationen sehr
Frage eher skeptisch. So verweist die Forschung unterschiedlich ist. Wäre das Spendenverhalten
zur Eindrucksbildung (vgl. Kunda, 1999) darauf, tatsächlich genuin altruistisch motiviert, sollten
dass Menschen sich bei der Beurteilung von ande- Spender deshalb außerordentlich stark daran inte-
ren oftmals durch irrige oder irrelevante Hinweis- ressiert sein, dass ihre Gelder auch tatsächlich bei
reize beeinflussen lassen. So konnte z. B. Fetchen- den Hilfebedürftigen ankommen.
hauer (1998) zeigen, dass Jura-Studenten nicht in Darüber hinaus argumentiert Miller, dass eine
der Lage waren, «Kriminelle» von Richtern oder altruistische Persönlichkeit als Hinweisreiz dafür
Staatsanwälten anhand ihres Äußeren zu unter- dient, ob ein potenzieller Partner treu ist und eine

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Detlef Fetchenhauer & Hans-Werner Bierhoff: Altruismus aus evolutionstheoretischer Perspektive 139

hohe Bereitschaft und Fähigkeit aufweist, in ge- körperlich attraktiv die Stimuluspersonen von ih-
meinsame Nachkommen zu investieren – ein nen wahrgenommen wurden. Es zeigte sich, dass
«warmherziger» Mensch ist ein angenehmerer Le- die Wahrnehmung prosozialer Eigenschaften die
benspartner und ein besserer Vater bzw. eine bes- Attraktivität einer Stimulusperson als Langzeit-
sere Mutter als ein «aggressiver» und «kaltherzi- partner, nicht aber seine Attraktivität als Kurzzeit-
ger» Mensch. Mit anderen Worten: Menschen sind partner beeinflusste (diese war nahezu vollständig
prosozial, weil prosoziale Menschen als Sexual- durch dessen wahrgenommene körperliche At-
partner bevorzugt werden. Aus diesem Grunde ha- traktivität determiniert).
ben prosoziale Menschen bessere Chancen, sich Ein Einwand gegen die Theorie Millers könnte
zu reproduzieren, weshalb im Laufe der Evolu- darauf abheben, dass ein hohes Maß an Altruismus
tionsgeschichte Eigenschaften wie Prosozialität eines Menschen seine Attraktivität nicht steigert,
und Altruismus entstehen konnten. sondern im Gegenteil sogar senkt, da ein solcher
Nach Gangestad und Simpson (2000) sollte pro- Altruismus dazu führen könnte, Ressourcen gene-
soziales Verhalten jedoch lediglich die Attraktivi- tisch nicht verwandten anderen zur Verfügung zu
tät einer Person als Partner für eine lang anhalten- stellen, so dass diese vom Partner bzw. den ge-
de und dauerhafte Beziehung erhöhen. Bei der meinsamen Kindern nicht mehr genutzt werden
Auswahl von Partnern für kurze, sexuelle Affären können. Auch wenn dieser Einwand theoretisch
würden jedoch vor allem Menschen mit «guten durchaus plausibel erscheint, lässt er sich empi-
Genen» (good genes) bevorzugt. Sichtbare Indika- risch nicht bestätigen. So zeigten z. B. die weiter
toren einer solchen genetischen Fitness sind kör- oben geschilderte Studie von Urbaniak und Kil-
perliche Attraktivität, Gesundheit sowie ein hohes mann (2003) sowie die Untersuchung von Fet-
Maß sozialer Dominanz. Laut Gangestad und chenhauer (in Vorbereitung), dass allgemein pro-
Simpson sind jedoch gute Gene auf der einen Seite soziale Eigenschaften wie Zuverlässigkeit oder
sowie Treue und Zuverlässigkeit auf der anderen ein niedriges Maß an Egoismus bzw. Aggressivität
Seite vor allem bei Männern negativ miteinander die Attraktivität einer Person als Langzeitpartner
korreliert. Man könnte pointiert sagen, dass nur systematisch erhöhten. In die gleiche Richtung
solche Männer bereit sind, sich für ihren Partner weist eine sehr umfangreiche empirische Studie
dauerhaft zu engagieren, die nicht attraktiv genug von Buss (1989), bei der in insgesamt 37 verschie-
sind, um fortwährend als Partner für sexuelle Af- denen Kulturen nach den wichtigsten Eigenschaf-
fären von anderen gewählt zu werden. ten eines potenziellen (Langzeit)Partners gefragt
Die Ergebnisse einer Studie von Urbaniak und wurde. Unabhängig vom Geschlecht und der kul-
Kilmann (2003) entsprechen diesen Hypothesen. turellen Zugehörigkeit der Befragten wurde die
Diese Autoren beschrieben ihren Versuchsteilneh- Eigenschaft «freundlich und verträglich» als das
merinnen eine Anzahl möglicher Sexualpartner, wichtigste Merkmal eines idealen Partners bewer-
deren Attraktivität und Prosozialität systematisch tet.
variiert wurden. Es zeigte sich, dass ein hohes Maß Dennoch bleibt die Frage, warum Menschen bei
an Prosozialität nur dann die Attraktivität einer der Auswahl eines Langzeitpartners nicht vor al-
Stimulusperson erhöhte, wenn die Versuchsteil- lem darauf achten, dass ihr potenzieller Partner be-
nehmerinnen ihre Präferenz für die Wahl eines reit ist, viele Ressourcen in die eigene Familie zu
Langzeitpartners angeben sollten. investieren, sich anderen gegenüber jedoch eher
Zu ähnlichen Ergebnissen gelangte auch Fet- gleichgültig zu verhalten. Unseres Erachtens er-
chenhauer (in Vorbereitung), der seinen Versuchs- scheint hier eine Integration der Theorie Millers
personen kurze Videoaufnahmen von jeweils 25 mit der weiter oben skizzierten Theorie Franks
Stimuluspersonen zeigte (weibliche Versuchsteil- sinnvoll. Laut Frank werden prosoziale Menschen
nehmerinnen sahen männliche Stimuluspersonen, als Interaktionspartner von anderen bevorzugt, so
männliche Versuchsteilnehmer hingegen weibli- dass sie in der Lage sind, durch die Kooperation
che Stimuluspersonen). Diese Stimuluspersonen mit anderen mehr Ressourcen anzusammeln als ei-
sollten u. a. hinsichtlich ihrer Attraktivität als gennützige und egoistische Menschen. Weniger
Kurzzeit- bzw. Langzeitpartner eingeschätzt wer- abstrakt formuliert bedeutet dies: Prosoziale Men-
den. Ferner sollten die Versuchspersonen angeben, schen haben ein größeres Netzwerk an Freunden
als wie treu, zuverlässig, egoistisch, aggressiv und und Bekannten, auf die sie in Zeiten der Not zu-

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140 Detlef Fetchenhauer & Hans-Werner Bierhoff: Altruismus aus evolutionstheoretischer Perspektive

rückgreifen können. Darüber hinaus haben sie auf- ches vor allem der Selbstdarstellung dient (vgl.
grund ihrer höheren Verträglichkeit weniger Kon- Greenberg, 1990).
flikte mit anderen. Daher macht es Sinn, prosozia- Zusammenfassend lässt sich somit festhalten,
le Menschen als Langzeitpartner für eine intime dass die Theorien von Frank und Miller viel ver-
Beziehung zu präferieren, da für die Versorgung sprechende Alternativen bzw. Ergänzungen zu
der eigenen Kinder ein großes soziales Netzwerk konventionellen evolutionstheoretischen Erklä-
und relative Konfliktfreiheit günstig sind. rungsansätzen für altruistisches Verhalten darstel-
len. Allerdings sind beide Ansätze bislang empi-
risch nur wenig überprüft worden – eine lohnende
Aufgabe, die in der Zukunft gerade von Sozialpsy-
chologen angegangen werden sollte.
Zusammenfassung und Ausblick
Ist Altruismus mehr als eine gelungene Selbstdar-
stellung des Egoismus? Wir glauben genügend Literatur
Evidenz gesammelt zu haben, um die Antwort zu
geben, dass auch eine sehr breite Interpretation Archer, J. (2002). Evolutionäre Sozialpsychologie. In W.
egoistischer Motivsysteme nicht ausreicht, um Al- Stroebe, K. Jonas & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsy-
truismus zu erklären. Wir können von einem «be- chologie (4. Auf., S. 25–51). Berlin: Springer-Verlag.
dingungslosen» Altruismus sprechen, der weder Baumeister, R.F., Bratslavsky, E., Finkenauer, C. & Vohs,
K. (2001). Bad is stronger than good. Review of Gene-
durch die Restriktion der Verwandtschaft noch ral Psychology, 5, 323–370.
durch die der Gegenseitigkeit eingeschränkt wird. Barret, L., Dunbar, R. & Lycett, J. (2002). Human evolu-
Die Theorie des Verwandtschaftsaltruismus und tionary psychology. New York: Palgrave.
die Theorie des reziproken Altruismus verweisen Batson, C.D. (1991). The altruism question. Toward a so-
auf «bedingten» Altruismus in dem Sinne, dass es cial-psychological answer. Hillsdale, NJ: Erlbaum.
bestimmter Voraussetzungen bedarf, um Altruis- Bierhoff, H.W. (1980). Naive psychologische Theorien
mus zu initiieren. Diese Voraussetzungen sind ei- und Eigenschaften als Funktion des Interaktionsmus-
nerseits auf genetische Überschneidungen bezo- ters der Stimulusperson. Zeitschrift für Sozialpsycho-
gen und andererseits auf die realistische Erwar- logie, 11, 181–188.
tung einer späteren Rückzahlung. Die Theorien Bierhoff, H.W. (2001/2002). Prosoziales Verhalten. In W.
Stroebe, K. Jonas & M. Hewstone (Hrsg.), Sozialpsy-
von Frank und von Miller sind jedoch jenseits sol- chologie (pp. 319–351). Berlin: Springer-Verlag.
cher Bedingungen angesiedelt, da sie auf die Be- Bierhoff, H.W. (2002). Prosocial behaviour. London:
vorzugung von Altruisten als Kooperations- bzw. Routledge.
Sexualpartner abheben. Bossong, B. (1999). Erbschaftsaufteilungen, moralisches
Sowohl die Theorie von Frank (1988) als auch Verhalten und die Konfrontation mit der eigenen Sterb-
die von Miller (2001) verweisen darauf, dass altru- lichkeit. Gruppendynamik, 30, 93–102.
istische Personen nur dann als Interaktionspartner Burnstein, E., Crandall, C. & Kitayama, S. (1994). Some
bevorzugt werden, wenn dieser Altruismus «echt» Neo-Darwinian decision rules for altruism: Weighting
cues for inclusive fitness as a function of the biological
ist, d. h. die altruistische Person keinerlei strategi- importance of the decision. Journal of Personality and
sche Absichten mit ihrem Handeln verfolgt. Inso- Social Psychology, 67, 773–789.
fern lag Batson (1991) vermutlich richtig, als er Buss, D. (1989). Sex differences in human mating prefer-
annahm, dass das egoistische Motivsystem durch ences: Evolutionary hypotheses tested in 37 cultures.
ein eigenständiges altruistisches Motivsystem er- Behavioral and Brain Sciences, 12, 39–49.
gänzt wird. Buunk, A.P. & Schaufeli, W.B. (1999). Reciprocity in in-
In diesem Kontext wird der Stellenwert der al- terpersonal relationships: An evolutionary perspective
truistischen Persönlichkeit deutlich: Sie stellt ver- on its importance for health and well-being. European
Review of Social Psychology, 10, 259–291.
mutlich einen Anpassungsmechanismus dar, mit Camerer, C. (2003). Behavioral game theory: Experi-
dessen Hilfe ein günstiger öffentlicher Eindruck ments on strategic interaction. Princeton, NJ: Prince-
erzeugt wird. An dieser Stelle wird auch die Be- ton University Press.
grenztheit einer Sichtweise deutlich, die Rück- Chagnon, N. & Bugos, P. (1979). Kin selection and con-
sicht auf andere als reines Theater auffasst, wel- flict: An analysis of a Yanamano ax fight. In N. Chag-

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behavior. Part I and II. Journal of Theoretical Biology, Fax +31 50 3634581
7, 1–52. E-mail D.Fetchenhauer@ppsw.rug.nl

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