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die um
Geld und Gut ein Zeugnis ablegen.
Um Geld und Gut legen sie ein Zeugnis ab
und gedenken Namens Jäwars.
nicht des
Nicht gedenken sie des Namens Jäwars
und gewähren weder Lohn noch Almosen. lo
Zweites Stück.
Ermahnungen eines Uthra an Adam. Der erste Teil des Stückes (bis p. ;-587, 36) steht
35 auch Joh. 245 f.
') Siehe Joh.11, p. 225 nml NÖLDBKB, Zeitschr. für Assijriologia XXX (1916), p. 159.
'-)
Siehe auch oben, p. 19,19; 86,33; 182,20 und Deut. 6,7; 11,19.
=')
Dei- Ausdruck auch R. 300,11; L 106, 23f.; Pariser Diwan, ,S69f.. 1708.
*) Lies mb^v:?.
25*
388 Rechter Teil. 805, IG— 3(Ui, 7
warum habt ihr mich von meinem Orte weg in die Gefangenschaft
und
den stinkenden Körper geworfen?
in [gebracht
lo In den stinkenden Körper habt ihr mich geworfen,
in das verzehrende Feuer mich geschleudert.
Ihr habt mich in das verzehrende Feuer geschleudert,
daß täglich der Gestank in die Höhe steigt."
Drittes Stück.
2)
Die Wendung steht aucli L 62, 1 und entstellt Pariser Diwan, 1ÜS() f.
Viertes Stück.
\) Die Lesung t^3"l"iI£^D ist Avohl richtig, siehe die Varr. und Nöld., p. 107, 11. i^p"|i:2?D
Ijcid. ist eine Verschlimmbesserung.
-) Wohl l^iD^iiDI
KU lesen.
Fünftes Stück.
Seitdem der Gläubige das Leben lieb gewonnen, hat er zu nichts anderem Vertrauen.
15 Seitdem er seine Seele wiedergefunden, hat er nach nichts anderem Verlangen. Durch die
Gaben der Kustä wird er erleuchtet und findet den Weg zum Lichtort.
Hand.
hält sie in der lo
I
Eines nahm ich von ihr,
da wurden meine Augen des Lichtes voll.
Sechstes Stück. 20
Belehrung des Auserwählten, des Gesandten des Lehens, an die Söhne Adams: Nur
fromme Werke, nicht irdische Güter führen zum Heil.
^)
Im Texte steht falsch „hohen"; man hat dafür etwa ^^^t^p^Di^ einzusetzen.
2) Ein Wort unsicherer Bedeutung, vielleicht eine Waffe, siehe Joh. II, p, 19**. Leid.
hat ^<1D^DJ^tt'.
392 Rechter Teil. 368, 6—22
^)
t^^s die meisten Handscliriften liier uocli haben, ist eine irrtümliche VVieiler-
|J<"iniJ^l!
h.olung aus der vorhergehenden Zeile.
•}G8, 23—369, 14 Seclizclintes Jjucli. Achtes Stilcli:. 393
Siebentes Stück.
Der üthra bedauert, die Seele in den Körper geworfen zu halben, und verheißt, daß
die Stunde der Erlösung für die auf der Erde Beengten kommen werde.
Er sprach:
„Da ich der Oberste unter den Lehrern war,
war ich den Schriftgelehrten ein rechter Leiter.
[369] Da ich der Oberste unter den Weisen war,
wer hat mich betört, so daß ich ein Tor wurde? 10
dann sollen sie aus der Gewalt der Sieben erlöst werden.
Es wird weit werden den Beengten, denen enge ist,
Achtes Stück.
Neuntes Stück,
Gebet an die Kustä um Beistand hienieden und auf dem Wege zum Jenseits. Hinweis
auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. Steht auch Joh. 178.
*^)
Nach Joh.: Zu dir lasse ich meine Augen emporsohauen.
370,4—18 Seclizelmtes Buch. Zehntes Stück. 395
Zehntes Stück.
Lobpreis des Lebens. Bitte an das Leben um Gewährung von Kraft, um auf Erden
standzuhalten und zum Lichtort zu gelangen. Die Bitte wird gewährt.
1)
Siehe p. (50,24; 366,5. .loh. hat NnpirT^D „werden ausgerissen ".
") Lies ]^^^iy.
•') Siehe Lit., p. 147 f.
') D. h. des Lebens. Man sollte erwarten, daß auch die folgenden Verse sicli auf den
Hohn des Lebens beziehen, aber diese Beziehung ist nicht möglich.
396 Rechter Teil. 5570,19—371,1(5
')
Siolio oben, p. 55-,
Elftes Stück.
]*ibnt^pD n-^^n^b D^\^p iS^D^N nm^DD i^^D^^ mn^D^ D^\spi ^x^rn an^i^Di i^hi^p
pi i^^ij^p ^y iS^'^in ^j^iHN^DD t^^'i^n -iKöJ«^ i^nnj^D ]in^i<ii<^y ^^^b^) ni^ri^b ])b^')ü.pD lo
iXnNi^Dj;i N^^n=i 'j^nt^i^sj; a^yjiw n^idn^^i pj'Tip^Di^i pi^mv^öi nnp n^ip b^n^i
"iJDi j^nn^D iiDDT i^niD ]']2T2a. ])'3'^ir\m ]D't'nNVovi pi^m^j^Di nnp j^bpN\-i^D n'^^^ni
i<ini^b n:ivn^r\ ]ipD\n nld'^idI rai^iDi ^2ar^^ 11:10 iS^D"n"i N^^^n^ «"»D-in i^^^n^ N^Di??^i
')
Siehe Joh. 11, p. 51 ob.
-) Siehe oben, p. 391,8.
') Vielleiclit ist tD^JlNb"! zu lesen.
') N"i"'"lp by zu lesen? Unsicher.
') Hinter t^i"iDi<':'"l ist wohl ]13''ni"'p^Ö'^
™ h^stm. Dieses steckt vielleicht im vorluT-
goh(!nden ]i:^np"iOiSV
898 Rechter Teil.
')
Lies pD .I^DN.
Siebzehntes Buch,
Erstes Stück.
Ein Stück bunten Inhaltes. Ein höheres Wesen spriclit von der Stellung, die es jen-
seits einnimmt, und von der Belehrung und Erleuchtung, die es unter den Skinäs imd IJthras
ausübt. Glanzwesen und Weinstöcke werden geschaffen, und von diesen sondern sich Aus- 5
erwählte aus, die über die Lichterde aufgeklärt werden. Nach einem jetzt nicht am richtigen
Platze stehenden Stücke sollen auch die Frommen unter den Söhnen Adams belehrt werden.
Das Leben fordert Hibil-Ziwä auf, die Auserwählten auf Erden über die verborgenen Dinge
zu belehren, namentlich über die Wolken, die den hehren Wesen als Sitz dienen. Es folgt
eine Aufzählung der von oben her stammenden Gebete, die hier zurückgelassen, d. h. den 10
Gläubigen nicht entzogen wurden. In dem Stücke wird als höchstes Wesen vorwiegend der
große, gewaltige Mänä genannt, doch daneben das große Leben und der Herr der Größe.
')
Leid, hat i^^D~n"n. ^) D. h. seine Gattin.
•')
D. hehren, jenseitigen, siehe p. 152'.
h.
*) Oder „ich glänze" in Parallele zu .,ich leuchte"? Siehe Joh. 11, p. Uf.
400 Recliter Teil. ?)72. 21— 373, 7
')
B hat i^nivSD"! ;,der Lüge". Zu ^OliOl siehe Text 259, 3, zu J^DIts'DI 31.0, 9.
•')
Dieses ytück von denFrommen unter den Söhnen Adams unterbricht den Zusammen-
hang, liier wird zunächst von den himmlischen Wesen gesprochen, und der folgende Vers
schließt sich an Vers 12 an. .Es hatte wohl ursprünglich seinen Platz hinter p. 401,12 und
hatte seine Fortsetzung in dem dort folgenden Stücke.
373,7—374,4 Siebzehntes Buch. Erstes Stück. 401
=•)
Man erwartet J^nniV IDV
*) Auch hier und im Folgenden ist
]"li'iti'i"lDi^
zu lesen.
Lidzbarskj, Ginzä. 26
402 Rechter Teil. 374, 4—375, 5
30
Von dieser Welt ") steigt Kraft, Festigkeit und Rede an ihren Ort empor,
und in der Tibil bleibt nur Trübung zurück.
Von den Gebeten*) des Hauses des Räm-Zlwä haben sie elf zurück-
gelassen. Von den Gebeten des Anan, des Mannes Anan, haben sie vierund-
zwanzig [375] zurückgelassen. Von den Gebeten des Hauses des Jäwar-Ziwä
35 haben sie vierundvierzig zurückgelassen. Von den Gebeten des Jäwar-Ziwä
haben sie sechsunddreißig zurückgelassen. Von den Gebeten „Das Haupt
der Kraft und des Wissens" *******. Sie hoben ihr Geheimnis in die Höhe°)
und die Kraft der ganzen Erde, alles Gemurmel, das die Uthras in dieser
Welt murmelten.
')
Leid, hat riN'irT'li', Sihrath; R 322,3 hat flt^li^lJ', siehe auch p. 326,41.
Von den Gebeten „Wenn das gewaltige, erste Leben in seiner l§kma
haben sie dreißig zurückgelassen. Von den Gebeten „Das große My-
sitzt"
sterium und der Spruch, die an den Wassersprudeln ruhen", haben sie (einige)
verdeckt. Von den Gebeten „Als Hibil-Ziwä wollte", „Als er hinging und
zum Hause des Abathur kam" haben sie (einige) von der Welt empor- 5
gehoben. Von den Gebeten „Oben auf dem Äther" ^) haben sie zwei
zurückgelassen. Von den Gebeten des Hauses des Bihrära haben sie (einige)
abgetrennt und den Helfern überlassen. Von den Gebeten „Über die
Tannäs" ^) haben sie sieben zurückgelassen.
Denn sie wußten, daß unter den Männern von erprobter Gerechtigkeit lo
Diese Näsoräer, die eine Weisheit der Lüge aus ihrem Innern hervor-
und trübe Reden in die Welt [hinaussenden], [holen 15
Zweites Stück.
Ein „Wesen" des Lebens kommt mit reichem Glanz zur Welt und bringt den Grläubigen
geheimes Wissen und Lehren mit. In loser Anknüpfung an die Nennung Adams wird eine
Bede Adams angefügt über die Versuchungen, welche Eühä und die Planeten unter die
Gläubigen bringen, und über die Strafen, denen die Abtrünnigen verfallen. Mahnung an die
Gläubigen, des Tages eingedenk zu sein, an dem sie ausgefragt und zur Rechenschaft gezogen
werden. Eindringliche Warnung vor der Benutzung farbigen Zeuges. Der Lohn der Frommen.
1)
Siehe Lit., p. 228, LIX.
-) by leitet vielleicht nur das Objekt ein, also ,,Die Tannäs".
^) Man hat wohl J<"i15^n is'pTT zu lesen, und der Vers ist so aufzufassen.
J^'^liilD^l
Schwerlich ist zu lesen, so daß dieses Subjekt zu
^pTI ^^il^TlÜ ]Vi^l^ wäre. ^*p^"lT {^''ITID
steht parallel i<5iii^'n"|i{^i, imd auf sie bezieht sich i^ißrii^n ^^''^PD'^l!^
p^N".
') J^Tiy, J^'in"'^ findet sich an einigen Stellen als Bezeichnung für höhere Wesen:
Lit.,
p. 134,7; 138,3; Cod. Par. 15, fol. 28a (Cod. 25, f. 34b, «"»DJ^l i^'^nV)- Es soll wohl heißen
das wirklich Seiende im Gegensatz zum Vergänglichen, Irdischen. Siehe auch Zeiischr.
für SemitwHk I (1922), p. 1.
2B*
404 Rechter Teil. 375, 22—376, U
Es kam mit reichem Glanz,
wundersam und endlos.
Es brachte uns^) geheime Sprüche,
damit wir*) durch sie in dieser Welt aufgeklärt werden.
Wir sollen durch sie in dieser Welt aufgeklärt werden
und den Mann, unseren Schöpfer preisen. '^j,
") Wohl so aufzufassen. „Gewürz" heißt i^flDi^tS hier kaum, obwohl dieses in den
apokryphen Adamsgeschichten eine Rolle spielt, siehe besonders die syrische „Schatzhöhle".
*) Siehe Joh. II, p. 60 o.
'^) ^^'^^D scheint hier diesen Sinn zu haben, vgl. Nöld., p. 105, 9. Siehe auch oben, p. 259'.
376.14—377,8 Siebzehntes Buch. Zweites Stück. 405
i
Die Finsternis bedrückt sie,
und sie straucheln weg vom Lichte.
Vom Lichte weg straucheln sie,
und Rühä ruht auf ihnen.
Auf ihnen ruht Rühä 5
'-')
Leid, hat J^tDTi:i.
») Siehe p. 38. 4.
*) Lies pD^J^^Dl.
^) Ein Genius der Unterwelt, der auch in Palmyra verehrt wurde und dessen Tempel
in der Einleitung zu dem dort gefundenen Zolltarif
genannt wird, siehe Sitzungsberichte
der Berliner Akademie 1916, p. 1218.
406 Rechter Teil. 377, 8—378, 3
die aus der Nase Urs, des Herrn der Finsternis, herausgekommen
über die zwölf farbigen Zeuge, [sind,
die aus der unteren Finsternis herausgekommen sind?
'5)
Ein mir sonst unbelcannter Baum. Nach Andreas ist es wahrscheinlich persisch
„Sternbaum".
I M >0<:i
Achtzehntes Buch.
Eine Weltgeschichte, freilich eine mandäische. Ptahil schaift Himmel und Erde, alles
auf der Erde, auch das erste Menschenpaar. Als Weltdauer werden 480000 Jahre bestimmt.
Die Zeit wird unter die Planeten und die Tierkreisbilder verteilt. Zahlenangaben über die
Dauer der Weltperioden bis zur Sintflut; Noah und die Sintflut. Nach dem Zeitalter Sems 5
wird Jerusalem von Adönai-Jörabbcä gegründet. Abraham zieht nach Ägypten, später verlassen
die Juden unter Jörabbäs Führung Ägypten, ziehen durch das Meer, dann durch die Wüste
und lassen sich in Jerusalem nieder. Vierhundert Jahre hernach wird Jesus geboren. Auf-
zählung der altiranischen und sasanidischen Könige. Die Ereignisse in der Welt vom Jahre
791 bis zum Jahre 803 der Fische und dann noch über das Jahr 850. Auf die Herrschaft 10
der Perser folgt die böse Zeit der Araber. Daran schließen sich noch apokalyptische Ent-
Araberreiches, für welche die neben den Zahlen 70 und 72 beliebte Zahl 71 angenommen
wird, ist aber wahrscheinlicher für die ersten Jahre des Islams, so daß der Traktat etwa um
die Mitte des 7. Jahrhunderts redigiert sein dürfte. Der Verfasser hat aber älteres Material
verwertet. Die „Könige der Araber" werden vor dem Sturze der Sasaniden-Herrschaft an-
gesetzt. Es sind wohldie arabischen Könige von Hira, auf deren Gebiet ein Teil der Mandäer 20
wohnte. Neben den islamischen Herrschern haben ja auch Könige von Babel, mit denen nur
die Perserkönige gemeint sein können, keinen Platz. Ja die Art, wie stellenweise von den
Göttern und Tempeln gesprochen wird, zeigt, daß auch noch Material heidnischer Herkunft
verarbeitet ist. Der Traktat bedarf für die Einzelheiten einer eingehenden Untersuchung i).
und) ^)
Ptahil kam, den Himmel ausspannte, die Erde dichtete, das Firmament
ausspannte, die Meere die Berge ausschnitt, die Fische in den
spaltete,
Meeren, die gefiederten Vögel und das Viehgetier jeglicher Art bildete, Frucht,
^)
Ich habe das Manuskript des Traktates wegen der astrologischen und apokalyptischen
Partien an Franz BOLL mit der Bitte gesandt, ihn daraufhin durchzusehen, ob er Bekanntes
enthielte. Das Manuskript kam in Heidelberg am Todestage BOLL's an.
')
Dies ist eingeschoben; die Verba stehen auch hier und weiterhin im Singular.
408 Rechter Teil. 878, 32—380, 7
Traube und Baum als Speise für Adam und als Getränk für Adam, Hawwä
und seinen ganzen Stamm bildete, wohlriechende Pflanzen, Sämereien,
Blumen, Blätter und Heilkräuter schuf, alsdann überlegte (Abathur und)
Ptahil, betrachtete sich, sah seine Gestalt, schuf Adam, den Mann, und schuf
5 ihm Hawwä, das Weib, von denen das Geschlecht sich in der Welt ver-
breitete.
Alsdann wurden Maß und Zahl dieser Welt verliehen. Vpn dem Tage,
da Adam geschaffen wurde, bis zum Ende der Welten sind es 480000 Jahre.
Alsdann wurden Maß und Zahl [379] den sieben Planeten und den
lo zwölf Lenkern verliehen. Das Maß wurde in sieben untereinander gleiche
Teile geteilt, so daß keiner zu viel, keiner zu wenig hat. Einem jeden
Manne fielen als Anteil zu 68571 Jahre, 5 Monate, 4 Tage, 6V2 Stunde,
4 Süsse und 1
Va Augenblicke. Die 12 Zodiakalzeichen dauern neben den
sieben Planeten, und die sieben Planeten dauern neben den zwölf Zodiakal-
15 zeichen. Dem Maße
des Bei entnehmen die zwölf Zodiakalzeichen, wenn dem
Bei noch 9000 Jahre übrig bleiben. Die zwölf Zodiakalzeichen empfangen
von ihm, dann dauern 9000 Jahre zusammen mit Bei und 69[000 Jahre]
sie
Räm und ein Weib Namens Rüd, von denen die Welt zum Leben erweckt
o wurde.
Bis daß die Welt durch Feuer hingerafft wurde, [380] sind es
156000*) Jahre. Als 29000 Jahre vom Anteil des Bei dahingegangen waren,
wurde die Welt durch Feuer hingerafft. Es verzehrte die ganze Welt, es
^) Staub
verzehrte zwölf auf der Erde.
5 Alsdann wurden von ihnen zwei Menschen zum Leben erweckt"), ein
Mann Namens Surbai und ein Weib Namens Sarhabel, von denen die Welt
zum Leben erweckt wurde. Von dem Tage, da die Welt durch Feuer
hingerafft wurde, bis daß sie durch Wasser hingerafft wurde, waren es
100000 Jahre.
1) Siehe p. 138.
als noch 8000 Jahre von den Jahren [des Nerig] ^) übrig blieben,
Alsdann,
erging ein Ruf an den Archen-Noah und sprach zu ihm: „Baue eine Arche."
Alsdann brachte Noah entsprechend dem Befehle Zimmerleute herbei, fällte
Zedern vom Amanus^) und weibliche Zedern^) vom Libanon und baute
dreihundert Jahre lang. Er fügte die Arche zusammen im Längenmaße von 5
300 Ellen, in der Breite von 50 Ellen, in der Höhe von 30 Ellen. Dann
nahm Noah von jeder Gattung je zwei, Männlein und Weiblein, und brachte
sie in die Arche hinauf. Dann kamen durch 42 Tage und 42 Nächte die
oberen Wasserquellen vom Himmel und die unteren Wasserquellen von der
Erde, überschwemmten die Berge und überschwemmten die Höhen. Da lo
Qardün*) sitzen. Da erkannte Noah in seiner Seele, daß Ruhe in der Welt
war. Noah sandte dann den Raben aus und sprach zu ihm: „Geh hin, 15
siehe, ob Ruhe in der Welt ward." Der Rabe ging hin und fand einen
Leichnam. Er aß von ihm und vergaß was Noah [381] ihm befohlen. Als-
dann schickte Noah die Taube hinter ihm her und sprach zu ihr: „Geh,
siehe, ob Ruhe in der Welt ward. Wo ist der Rabe, den ich vor dir aus-
gesandt habe?" 20
Avie sie oben, p. gegelben ist, von der die pp. 115, 124if., 176, 347 ab-
28, 192; 46, 126
weichen. Über die Planetenfolgen bei den Babyloniern siehe ZIMMERN in Keilinschriften
und Altes Testament^, p. 622 f. Die Reclmung hier ist folgende: Die erste Periode, von der
Weltschöpfung bis zur Katastrophe durch Schwert und Pest, dauerte die Zeit von Sonne,
Venus, Merkur und 10000 Jahre von der Zeit des Mondes, also 3x68571 +
10000, das sind
215713 Jahre. Für die zweite Periode bleiben dann noch von der Zeit des Mondes 58571 Jahre,
dazu kommt die Zeit des Saturn mit 68571 Jahren und 29000 Jahre von der Zeit des Jupiter,
das macht 156142 Jahre. Für die dritte Periode bleiben 39571 Jahre des Jupiter, dazu
kommen 60571 Jahre des Mars, das macht 100142 Jahre. -Die Zahlen sind also abgerundet.
Die oben, 27 f., 45 f. nach Menschenzeitaltern gegebene Dauer der Perioden ist viel kürzer.
p.
Statt lese ich
jJ^DJ^n.
Die Kenntnis der Zedern des Amanus geht wohl, wenn
"-) |J<"li^n
auch indirekt, auf babylonische bzw. assyrische Quellen zurück, in denen öfter von ihnen die
Rede ist. Ebenso hat weiterhin das Motiv, daß der yow Noah ausgesandte Rabe eine Leiche
fand, von ihr aß und deshalb nicht zurückkehrte, das sich im Alten Testament nicht findet,
letzten Endes seine Quelle im Gilgames-Epos. Hier heißt es Taf. XI, 155, daß der ausgesandte
Rabe „fraß nicht umkehrte". Das Motiv lebte mündlich oder literarisch in Babylonien
fort und wurde weiter ausgeschmückt. So ist es denn auch in die vorliegende Erzählung
gelangt, wie auch in das syrische, jüdische und arabische Schrifttum (siehe M. GrÜNBAüM,
Neue Beiträge sur semitischen Sagenkunde, p. 82 f.). Nach dem arabischen Targüm bei
Lagarde, Materialien sur Kritik und Geschichte des Pentateuchs II, p. 79 findet sicli
der Zug bereits bei Ephräm. Im Bienenluch des Salomon von Basra (ed. BUDGE, p. 32)
wird in diesem Zusammenhange auf ein Sprichwort hingewiesen, in dem von Noahs Raben
die Rede ist; um so leichter konnte sich das Motiv erhalten.
^) Das Gebirge der Kordyäer (Gebel Güdi) nach Berossus (JOSEPHUS, Arch. I, 93),
dann von Juden, Christen und Muslims übernommen (Onkelos und Psittä zu Gen. 8, 4; Tabari,
Annales I, p. 197).
410 Eechter Teil. 381,3—382,11
Da ging die Taube hin und fand den Raben, wie er über einem
Leichnam saß und von ihm aß. Sie sah den Ölbaum, der auf dem Berge
Qardün stand und dessen Blätter aus dem Wasser herausragten. Die Taube
pflückte von ihm und brachte es Noah, damit er in seiner Seele erkenne, daß
5 Kühe eingetreten sei. Da verfluchte er den Raben und segnete die Taube ^).
Alsdann wurde das Zeitalter dem Sum (Sem), Sohn des Noah, und
seiner Gattin Nhüraitä^) bewahrt, von denen die Welt wieder erweckt wurde.
Es vergingen dann 6000 Jahre, und 2000 Jahre blieben übrig. Da über-
legte Jörabbä, den die Juden Adönai nennen, er, seine Genossin Rühä und
lo die sieben Planeten. Sie planten, eine Partei zu gründen. Auf Befehl des
Adönai bauten sie eine Stadt, die man Ort Jerusalem nennt. Sechzig Meilen
mißt sie in der Breite. Tausend Jahre sollte sie in Blüte, tausend Jahre in
Verwüstung dastehn, und die ganze Tibil sollte dann verwüstet werden.
Alsdann wurde Abraham, der Vater der Juden, geschaffen. Er und
15 sein ganzer Stamm zogen") nach dem Lande der Ägypter, deren König den
Namen König Pharao führte. Die Juden mußten viel Böses von den Ägyptern
und König Pharao erdulden*). Alsdann führte sie Jörabbä, Rühä und der
Gott, den sie verehren, aus dem Lande der Ägypter heraus. Die Juden
beeilten sich, als ihr Gott sie herausführte, und an einem Tage zogen sie
20 durch das Meer"^). Er spaltete ihnen [das Meer], und das Wasser des Meeres
erhob sich zu zwei Wällen, zwei Bergen gleich, so daß alle Juden hindurch-
zogen. [382] Sie wanderten dann durch die wüste Einöde. Dann zogen
sie in Jerusalem ein und ließen sich da nieder"). Dann kam König Pharao
hinter ihnen her, er und sein ganzes Heer. Siebzig Myriaden'), 770000
2S Ägypter waren mit König Pharao. Er sieht das Meer ohne Schiff, Floß
und Furt. Dann sieht Pharao einen Weg auf dem Grunde des Meeres,
während das Wasser des Meeres sich zu zwei Bergen zusammengezogen
hat. Dann stieg die ganze Phalanx des Königs Pharao hinter den Juden
hinab, da legte sich das Meer ®) um die Phalanx des Königs Pharao. Nur König
30 Pharao mit seinen Freunden und Helfern in den Verfehlungen entkamen.
Dann, bis daß vierhundert Jahre in Jerusalem vergingen, wurde Jesus,
Sohn der Mirjam, nicht in Jerusalem geboren. Alsdann wurde Jesus, das
nicht „Sohn des Noah und dessen Gattin Nhüraitä", obwohl oben, p. 46, 4 Nüraitä die Gattin
Noahs ist, siehe auch Joh. II, p. 58.
=')
Statt ti'''1Il muß ein Verb dieses oder ähnlichen Sinnes dagestanden haben.
'')
Statt iS\nil2'''DD (auch Leid, so) ist mit CD i^DWD zu lesen und ])'3'^i^ hat den
gewöhnlichen Sinn ,,sie fanden". NüLDEKE's Auifassung Gram., p. 104' ist mir unwahr-
scheinlich. Ein Verb iD^}^ im Sinne „klagen" findet sich im Mandäischen nicht.
^)
Der Text ist hier stark verderbt. Schon nbitTli^in ^nJ^^vSI neben j^DIli ist auf-
>*)
Ich lese mit D i^Di^V Londd. und Leid, haben J^DN'^I ^^">D, Oxf. J^iDl i<Di^\
382, 11—384, 4 Achtzehntes Buch. 41 1
Haupt der Christen, geboren. Er schuf sich eine Kirche und wählte sich
eine Gemeinde.
Nun sage ich, daß für die Könige, die von den Wasserfluten bis jetzt
und bis daß die Jahre der Könige vollendet werden, (leben), die Jahre, die
ein jeder König regiert, ausgesprochen sind. 5
nennt. Er regierte 300 Jahre. Nach ihm war König Faridün, Sohn des
Tibian. Er regierte 450 Jahre. Nach ihm war Pasm Nariman, den man
den Fesseler des Karküm nennt. Er regierte 500 Jahre. Nach ihm war
Fraarase [383] von Turän. Er regierte 60 Jahre. Nach ihm war König
Kaikobas. Er regierte 503 Jahre. Nach ihm war Kai-Kosrau, Sohn des 15
Seiawisan. Er regierte 60 Jahre. Nach ihm war König Egab^), Sohn des
Königs Burzin. Er regierte 300 Jahre. Nach ihm war König Lohräsp. Er
regierte 365 Jahre. Nach ihm war König Gustäsp, Sohn des Lohräsp. Er
regierte 14 Jahre. Nach ihm war Ardsir, Sohn des Asfindiär. Er regierte
112 Jahre. Nach ihm war Nuraitas Horizdän, den man König Samidai nennt. 20
Er regierte 80 Jahre. Nach ihm war König Asgan. Er regierte 470 Jahre.
Nach ihm war König Dsamsid, den man König Salomon, Sohn des David,
nennt. Er regierte 1000 Jahre; 900 Jahre auf der Erde und 100 im Himmel").
Nach ihm war König ßruq den man Sandar (Alexander) den Griechen
,
nennt. Er regierte 14 Jahre. Nach ihm war Asaq, Sohn des Asqan. Er 25
regierte 465 Jahre. Nach ihm war Alzur und Listar Kosrau und Abas
(Wabas?) Jasdis Tibian, den man König Ardbän nennt. Er regierte 14 Jahre.
Nach ihm waren persische Könige^). Sie regierten 382 Jahre. An der
Spitze der persischen Könige war Ardsir Pabugän. Er regierte 14 Jahre.
Nach ihm war König Sabür, Sohn des Königs Ardsir. Er regierte 62 Jahre. 30
Nach ihm war König Baläs Ghurnig^), Sohn des Königs Säbür. Er regierte
50 Jahre. Nach ihm war König Bahrän, [384] Sohn des Königs Säbür. Er
regierte 12 Jahre. Nach ihm war Jazdigar, Sohn des Königs Bahrän. Er
regierte 12 Jahre. Nach ihm war König Säbür, Sohn des Jazdigar. Er
"li^DiD ist wolil entstellt; es gehört kaum zum Namen. Auch ~)i^DkXD D gibt keinen
^)
Sinn, Zur folgenden Aufzählung der altiranischen Könige, der ältesten, die vorliegt, siehe
Louis H. Gray, Zeitschr. für Assyriologie XIX (1906), p. 272 ff.
2) Leid, hat JlNDj;.
'^)
So nach BCD und Leid, (hier Nn'^p'ID), während A „auf dem Weltmeer" hat. Vielleicht
Legende wieder, daß Salomo vorübergehend durch einen Dämon vom
spiegelt sich hier die
Throne verdrängt war und währenddessen in armseligem Zustande in der Ferne umherziehen
mußte, siehe GRÜNBAüM, a. a. 0., p. 221 ff., auch hier p. 28,21; 46,16. Der Dämon soll
"'HD^J^ (Asmodaeus, Tobit) gewesen sein; der Name liegt vielleicht im vorhergehenden
Samidai (\^~I"iDi^t2^) vor.
Epische, wenn die Welt im 701. Jahre der Fische steht, teilt sie. 89 weitere
Jahre wird sie im Glücke und 210 Jahre im Unglücke dasitzen*). Über
die(se) Jahre ist gesagt: Wenn die^Welt im 790. Jahre steht, wird das Wasser
15 von jetzt ab ausbleiben, die ganze Welt wird Trockenheit treffen. Die
Götter und Könige werden in (allen) Jahren und Monaten unter dei-
'^)
Menschheit allerhand Zeichen zeigen. Diesen Ort ") bis zur ganzen Welt
wird Trockenheit treffen.
20 das Wasser ausbleiben, und Gott wird mit jedem und jeghchem Wind den
Nord(wind) loslassen.
Wenn die Fische im 792. Jahre stehen, ist darüber angezeigt, daß die
Araber sich aus jedem Landbezirk erheben werden, eine schwarze Wolke
aufsteigen und kommen und dem König von Babel das Vieh entfliehen wird.
25 Wenn die Fische im darüber angezeigt, daß der
793. Jahre stehen, ist
König der Araber sterben wird, die Araber übereinander herfallen und im
Lande Babel unter Vieh und Menschen eine Verheerung stattfinden wird.
Wenn die Fische im 794. Jahre stehen, ist darüber angezeigt, daß die
Erde dreimal am Tage beben, des Nachts einmal in der mittleren Schlafzeit
30 in der ganzen Welt ein Licht erscheinen wird, der Stern Bei (Jupiter) mehr
als die Sonne strahlen, am Himmel strahlen wird.
Wenn die Welt im 795. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß der Wolf
vom Lande aufsteigen und kommen'') und Verheerung unter die Menschen
Die Regierungsdauer des Seröe wird nicht angegeben, und seine Nachfolger werden
^)
. nicht genannt. Die Liste scheint daher aus der Zeit des Seröe zu stammen (628).
") Jezdegerd
II trat 438 die Regierung an. Jerusalem soll am Anfange des letzten
Jahrtausends zerstört worden sein (siehe auch p. 28, 15), danach stimmt die Rechnung nicht.
*) Unsicher. Vielleicht ist ^^nW"i3n"l i^DDi^"' NTlDt^tOD zu lesen. Es ist schwerlich
aufzufassen: „89 weitere Jahre wird sie im Glück und im Unglück dasitzen. Über die
loslassen wird, verschiedene Könige sterben, die Araber in den Jahren jenes
ganzen Welt werden. Die Falschheit wird
Wolfes Herren
die der die
Gradheit 'j.
Im Monat Februar, im Wassermann der Mesenier'), am
'
MittwocH wird die Falschheit die Sonne Ferner ist darüber angezeigt,
daß der König von Babel nach Babel kommen und das Vieh von Babel 5
nach Babel kommen werde und in Turän(?) die Barbaren zur Herrschaft
gelangen werden.
WennWelt im 796. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß jeglichen
die
Ortes ^) Wahrzeichen erscheinen, unter den Pferden und Männern der Welt
und in den Städten Mangel herrschen, das Getreide ziemlich fehlen, Frevel, lo
Ertrinken (?) und Hagel kommen, unter den vierfüßigen Tieren und unter
der Blitz Schaden'*) anrichten wird.
Wenndie Welt im 797. Jahre steht, [386] ist darüber angezeigt, daß
zwei Herrscher einander verhöhnen werden; mit Rossen und Männern werden
sie (einander) verhöhnen. '5
Wenn Welt im 798. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß einer
die
von den Herrschern sterben und nur einer in der ganzen Welt sein wird.
Wenn die Welt im 799. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß eine
Stimme an die Menschen gelangen wird, ^)
wird an sie kommen.
Wenn die Welt im 800. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß Pferde 20
und Männer in der ganzen Welt, von Groß bis Klein, auf das Feld und an
einen Ort [kommen werden], daß in der ganzen Welt ").
Alsdann
sucht sie sie sehr, und weißer Kampf) wird sein. Im Monat Juni, den
Zwillingen der Mesenier, am ersten Tage des Monats, in der 272- Stunde
wird weißer Kampf sein. Von je 1700 Männern, die hinausziehen, werden 25
drei übrig bleiben.
Wenn die Weltim 802. Jahre steht, ist darüber angezeigt, daß wenige
Männer für die Frauen da sein werden **:;-.=;=** eine Sache wird viel sein.
Es ist darüber angezeigt, daß sieben Frauen am Gange ^) sitzen und sagen
werden: Wir warten, bis daß ein Mann in den Straßen vorbeigeht. Sie 30
werden am Tore stehen, hinausgehen und einen Mann suchen, ohne ihn
zu finden. Sie werden dem Manne um den Hals fallen und ihn tausendmal
küssen. Denn es werden Männer zu finden sein.
in der W^elt wenige
Ferner ist darüber angezeigt: Wenn
kommt, wird es viel Streit
jene Zeit
geben, und nur wenige Männer werden davonkommen. Sieben, acht Frauen 35
li'^i^:! hat sonst die Bedeutung „erreichen-' od. ähnl, siehe Joh. 11, p. 148*, doch
paßt diese hier nicht. Man erwartet eher etwas wie „unterdrücken".
2)
Der Bewohner der Landschaft Maisän, Mesene in Südbabylonien, siehe zn dieser
SCHAEDER, Islam XIV (1924), p. 11 ff.
») Leid, hat -|{^r)i>? li^Df^Dl.
') i^Il^ii^T ist hier wie R
389, 16 pers. »ijän.
'*) i<''''i^1Di< hndet sich nur hier und ist unsicheren Sinnes, kaum „Stauhgeborene".
") ND^i^tD
ist doch wohl „Schale". Stand da, daß eine Schale so und so viel
kosten werde? Dahinter ist eine Lücke, in der das Jahr 801 genannt war.
')
Es ist mir unklar, was der Ausdruck bedeuten soll.
werden einem Manne als Anteil zufallen, und der Mann wird sich wegen
der Frauen Böses anwünschen.
Es ist angezeigt: wenn die Welt vom 803. Jahre der Fische ausgeht,
so frage gar nicht nach den Plagen der Welt, (die) von jener Zeit an (sein
5 werden). Es ist darüber gesagt, daß, wenn Kewän (Saturn) im Skorpion
steht und er dann aus dem Skorpion heraustritt und in den Löwen eingeht,
der große Euphrat sich über den Tigris [387] ergießen wird, das Land
Babel fünfzig Jahre vor (gegenüber) dem Lande Gaukai ^) verwüstet daliegen
werde und im Lande Gaukai ein Kafiz Samen um fünf Statere gesucht
lo und nicht gefunden werden wird. Es ist darüber angezeigt, daß ein Lügen-
messias kommen, Herr über die ganze Welt werden, auf einem großen
Throne sitzen und auf ihm richten werde, während er die anderen Richter
entfernt. Vom Osten nach Westen wird er an einem Tage kommen, bis
daß der Ziegel aus der Wand für ihn zeugt ^).
15 Wenn die Welt im 850. Jahre der Fische ist, wird große Pest ein-
treten ").
Könige wird der Vater über den Sohn, die Mutter über die Tochter keine
Gewalt haben, der Herr wird über den Diener keine Gewalt haben. Jene
Könige ziehen den Menschen die Haut ab gleich Gazellen und Wildeseln.
30 In den Jahren jener Könige wird, wer viele Söhne hatte, sie bis auf einen
Sohn [verlieren?]. Dann wünschen sie: Heil dem, der einen Sohn hätte ^).
Gold und Silber, Pferde und Kameele, Stiere, Esel und Schafe werden in
(beschränkter) Zahl da sein. Die Fische werden vom Meere auffliegen. Die
^)
Ein selir fruchtbares Gebiet östlich von Tigris in der Gegend von Seleukia. POGNON
faßt richtig DKTlp in örtlichem Sinne auf {Inscr. inanda'ites, p. 9).
") Bis
daß selbst die Steine für ihn schreien, siehe zu dieser Stelle POGNON, a. a. 0.,
heißen) in den Löwen eingegangen sei. Wie Herr Geheimrat MEYERMANN von der Göttinger
Sternwarte mir mitteilt, fand diese Konstellation im Laufe des 7. Jahrhunderts im März 622,
dann in den Jahren 651 und 681 statt. Aber mit der Sternkunde des Verfassers Avar es an-
scheinend, wie die Verwechslung zeigt, nicht weit her. Die anschließend, freilich für ein
späteres Jahr, genannte Pest ist Aäelleicht die „Pest des Seröe" vom Jahre 628, die jener
ÜberscliAvemmung folgte und nicht minder verhängnisvoll Avar, vgl. TABARI, Annales I,
p. 1061, 9; JACüT II, p. 143,141
*) Leid,
liat i^i^i^in^^':'!, wohl für n^iSini^'pn: ,,der überhaupt keinen Sohn hatte".
387,21—389,4 Achtzehntes Buch 415
überhaupt jegliches Ding wird verkehrt sein. Der Reiche wird arm, der
Arme wird reich sein. Die Häuser werden zu ebenen Feldern, die ebenen
Felder zu Häusern werden. Die Hervorragenden") werden zu Taubsturamen,
die Taubstummen zu Hervorragenden werden. Der Herr [388] wird zum 5
Diener, der Diener zum Edlen werden ^), Hinterlist und Täuschung
werden unter den Menschen herrschen. Die Tempel werden zerstört, die
Gotteshäuser zerstört werden. Der Himmel [wird sich verdunkeln?]*),
die Gerechten werden zu Betrügern und gierig nach Besitz werden. Eine
Täuschung wird von der Erde, eine vom Himmel ausgehen. Beide werden lo
sich miteinander vermischen und sich über die Menschen legen. Vom
Himmel wird kein Regen fallen, und die Erde wird keine Früchte zur rechten
Zeit hervorbringen. Nichts wird zur rechten Zeit geschehen, und Frevel
wird auf die Erde herabsteigen. Dann wird eine Zeit des Todes, des Siech-
tums und der Krankheit sein. Feuer wird zu jeder Zeit ausbrechen, und 15
Schnee wird in Übermaß fallen. Von einer Stadt zur anderen, von einer
Ortschaft zur anderen können nicht zwei oder drei zusammen gehen Der ^').
Sohn bekämpft seinen Vater und treibt ihn bei Lebzeiten aus dem Hause.
Die Mutter treibt vor der Zeit ihre Tochter heraus und fordert von ihr
lägliche Gebühr. Die Magier und Schriftgelehrten verdrehen durch Eide 20
das Nask ") und das Buch. Bei Nacht ziehen die Diebe aus machen die ,
Wege unsicher und holen den Besitz heraus. Die Fische gehen im Ozean
und den (sonstigen) Meeren aus. Von Zeit zu Zeit kommt das Meer und
das Wasser in Menge heran, richtet viel Unheil an und vernichtet Frucht,
Traube und Baum. Die Ferne wird zur Nähe, die Nähe wird zur Ferne. 25
Niemand hält es aufrichtig mit seinen eigenen Leuten, doch mit fremden
verkehrt man nach Recht. Wohlbestellte Leute stellen sich zum Truge und
zu trügerischem Zeugnis hin. Eide verlangt man den Leuten ab, wie ein
Hund, der nach Brot verlangt. Der Freund hält es nicht schön mit seinem
Freunde, sondern sie gehen in Eifersucht hinter einander her. Betrügerische 3°
Männer geben Frauengabe, und die Jungfrau wird ihnen
leere Worte als
zur Genossin. [389] Die Frauen senden nach Männern zum Ehebruch aus,
die Frauen verlassen ihre Ehegatten und fordern sie vor das Gericht. Die
Menschen werden betrügerisch und böse und bekämpfen ihren Vater und
ihre Mutter. Der Bruder verkehrt betrügerisch mit seinem Bruder, der Sohn 35
1)
Das dunkle Wort J'^j:ii<"I findet sich nur an dieser Stelle.
-)
D. h. die geistig Hervorragenden; hier steht wieder das Wort i^^^iii^li^^ilD, siehe
oben, p. 215 ^
")
Das Wort i^ITT^D findet sich nur an dieser Stelle. Es scheint persisch zu sein und
muß etwas wie „List" bedeuten,
*) Vielleicht ist auch Jv^^Il^I^T mit D zu streichen ;
es könnte unter Einfluß der folgenden
Zeile hierher geraten sein.
mit seinem Vater, der Knecht mit seinem Herrn, die Magd mit ihrer Herrin ^),
die Frau ermordet ihren Gatten und schHeßt sich einem Andern an. So
wird denn Lug und Schlechtigkeit unter den Menschen herrschen. Die
Dämonen, Unholde, Ekurs und Altargeister machen die Menschen stumpf,
i so daß die Menschen der Welt ohne Verstand sind und geschunden werden.
Die Götter werden über die Menschen erbittert und berauben sie des ihnen
zukommenden Anteiles °). Gar bald zeigt sich bei ihnen Altersschwäche ') und
ein versagender Körper, und ihnen wird ein kurzes Maß zuteil. Täuschung
und Trug verbreiten sich. Ins Gesicht sagen sie sich schöne Worte, und
lo hinter dem Rücken sagen sie sich häßliche Worte. Wegen dieser Falsch-
heit, die sie treiben, Weinertrag und sonst alles in ge-
findet sich Gerste,
Eltern, [390] die Frauen zusammen mit ihren Männern, die Brüder zusammen
25 mit ihren Brüdern nach einem Orte. Mit eigener Hand tötet dann einer
den anderen.
Dann bleibt das Uferland von Gaukai fünfzig Jahre in Blüte. Her-
nach wird das Uferland von Babel, indem die Verwüstung dieses Uferlandes
von Babel eintritt, sich verändern *). Die arabischen Könige von Kardus ^)
30 empören sich. Die vier Winde kommen heraus. Der burdäische König
und der simräische König ") kommen, empören -sich gegeneinander und plün-
dern dieses Uferland von Babel von Westen nach Osten. Von diesem Ufer-
'
Die Herleitung der Worte i^niJ^lDiyt^ und i^DDi^") ist unsicher, aber ihr Sinn ergibt
')
f<ich dem Zusammenhang. ^^^"^^<!D^^5 könnte nach ANDREAS aus mittelpers. (h)asäkert
aus
ineupers. sägird) „Lehrling", dann „Diener" aramaisiert sein. i<5n!Di^"l ist vielleicht aus
') Nicht,
woran man leicht denkt: werden geraubt, als Gefangene fortgeführt. Vgl.
R 220,20, wo DIJ neben ilOV steht.
390,10—391,23 Achtzehntes Buch. 417
daß das Uferland von Gaukai in Blüte steht. Wenn 25 Jahre von den
50 Jahren vergehen, erhebt sich ein Goldberg in Dast-Misaq ^), sieben Land-
striche und sieben Könige kommen auf ihm zusammen und halten eine Ver-
sammlung Die Könige erheben sich und ernennen einen König der
ab.
Könige. Sie sprechen zum König der Könige Wir wollen die Verabredung : 5
treffen, daß der Große nicht mehr in Ehren stehen soll als der Sklave.
Nachdem sie die Verabredung getroffen, kam
König vom Firmament
ein
herunter und flüsterte dem König der Könige Der König der Könige
zu.
sieht ihn nicht, während alle Leute ihn sehen. Da sprechen sie zum König
der Könige: „Was hat dieser Mann, der vom Firmament heruntergestiegen 10
König der Könige: „Auf, wir wollen uns ins Gesicht schauen"^). Sie
springen dann auf und fallen übereinander her. Da kommt jener König, 15
läßt sein Pferd los, und [391] über sie bis zum Sattel in
dieses schreitet
Blut, und der Wirbel des Blutes gelangt bis an seine Nasenflügel. Einer
den anderen, und jeder einzelne, der übrig bleibt, läuft hinter einem
lier, den er tötet, dabei spricht er zu ihm „Ich töte aber warum bleibe
:
,
ich zurück?" Darauf fassen sich die Frauen beim Saum ihres Gewandes, 20
suchen nach dem und Bilde eines Mannes und finden keines. Da
nehmen sie ihr Gold und Silber und werfen es auf die Misthaufen.
Hernach kommt der König Mzarz "). Er herrscht 12 Jahre. Erschafft
Vertrauen zu den Göttern, und Gott ist ihm ein Beistand. Die in den
Wüsten und die an ihrem Orte sitzen, kommen heran.
sitzen, stößt er ab, 25
Der Stadt wird Gutes zuteil, und die Menschen gehen in Glück einher.
Hernach steigt das Wasser aus dem Ozean empor und bringt viel Unheil.
Hernach tritt etwas Schweres *) in der Welt ein. Die hervorragenden
Männer sowie die Taubstummen ") ziehen in den Kampf, und von ihnen bleiben
nur wenige Menschen vom Kampfe heil. 30
Hernach erhebt sich ein anderer König, dessen Name Sarqid, Sohn
des Warzigar, ist. Er regiert sieben Jahre. Dann erhebt sich ein anderer
König, dessen Name Seräsp ist. Er regiert sieben und zwanzig Jahre.
In den Jahren jener Könige wird den Menschen keine Bosheit anhaften.
Sie werden keinen Streit erregen, nicht nach Besitz suchen und nicht über- 35
mäßig essen. Jeder einzelne wird in seinem eigenen Hause sitzen, und
Streit, Quälerei und Kampf wird unter ihnen nicht sein. Niemand wird
Täuschung und Betrug gegen seinen Nächsten ausüben können. Wenn er
^) Oder Emisaq. Der Ort ist sonst unbekannt. Hli'^l gehört mit zum Namen; das
Appellativ „Ebene'' ist t^flti'i".
2) Vgl. II Kön. 14, 8.
'')
Oder Mzaraz. Dies heißt „Gerüstet".
*) Im Texte steht dahinter „Kampf,
i^DJ^Ip das mir eine Glosse zu sein scheint,
siehe das Folgende. ''')
Siehe oben, p. 415, 4.
Lidzbarski, Ginzä. 27
418 Rechter Teil. 391,23—393,7
und Zeichen ******. [392] Ein leuchtender Stern leuchtet auf, er steigt
bis zur Erde herunter und bleibt sieben Tage und sieben Nächte.
Nach ihm erhebt sich der König Wazan. Er regiert fünf Jahre. In
5 den Jahren jenes Königs wird alles gut stehn. Die Götter werden geehrt
werden^). Alle Städte und Gotteshäuser werden in Blüte stehn, die Grad-
heit wird zur Geltung kommen, und die Menschen werden nicht gierig nach
Geld sein. In jener Zeit wird in einem Maße Wein soviel Wein sein, daß
dreißig Menschen sich von ihm satttrinken, und in einem Ardeb von Gersten-
lo körnern wird soviel sein, daß fünfzig Menschen sich davon sättigen. Jeg-
liches Ding wird gut stehn, und für die Menschen wird es kein Maß geben ').
Dann wird dieses Zeichen eintreten, daß vom Himmel ein Stern herunter-
stürzt undden Ozean fällt. In den sieben Meeren *) wird rotes Wasser
in
dahinfließen. Eine Frau, die von jenem Wasser trinkt, wird unfruchtbar
15 und verliert den Verstand. Sie schickt nach Männern aus und spricht zu
ihnen: „Ihr da, leget euch zu mir."
Dann treten andere Zeichen ein. Ein Sturmwind °) erhebt sich mit ,
ihm kommt Staub und überdeckt die Pforten der Menschen. Darauf ver-
anstaltet der König eine Versammlung, fragt die Leute und spricht zu ihnen:
20 „Habt etwas, wie es jetzt eingetreten ist, gesehen oder gehört?"
ihr je
Doch Leute wissen nichts, was sie ihm sagen sollen "). Nach ihnen be-
die
fragt König Wazan die Geister der Toten, ob es niedergeschrieben sei, daß
dieses Ereignis am Ende der Welt eintreten solle, das früher niemals ein-
getreten Darauf sprechen zu ihm die Geister der Toten „Du weißt
ist '). :
-)
C hat gut N"'-lpi^^n''D.
") Sie werden keines brauchen, der Überfülle wegen.
1) Die es nach verbreiteter Vorstellung gibt, vgl. ZDMG XLVIII (1894), p. 667 unt.
^) ii2ii,0 gibt keinen Sinn. Sollte i<"lJ^D zu lesen sein und zu hebr. 1);ti' gehören?
") Lies n'7n''D''il nach CD.
')
Ich vermute, daß zu lesen sei: p=\ «^IH^d'? D^HD mbi^l iSDJ^D i^i:i'^D ]^T«ni
r)ti,)nid ÜD^TÖ anp siehe weiterhin.
ihn mit dem Gewände des Ptahil und bedecken ihn mit der Hülle des Ptahil,
legen ihm den Kranz des Ptahil auf das Haupt und setzen ihn auf den Thron
des Ptahil. Zweiund vierzig Jahre (sitzt er) in der wüsten Einöde. Alsdann
sprechen sie zu ihm: „Auf, leg ab dein Gewand, deine Hülle und deinen
Kranz. Sie gehören dem Ptahil, und wir wollen sie emporheben^) zum 10
Glänze der Sonne, zur Helligkeit des Mondes, zum Schimmer der Sterne,
zur Kraft des Wassers, zur Kraft des Windes, zum Schein des Feuers und
zur Dichtigkeit der Erde."
Darauf spricht Bei zu ihnen „Erst gestern abend setzte ich mich auf
:
diesen Thron, und (schon) jet^t saget ihr: „Auf, leg ab!" "Dann heben sie 15
das Gewand, die Hülle und den Kranz des Ptahil zu ihrem Ort empor.
Alsdann wird der große alte Leviathan von seinen Fesseln befreit.
,
Die Dicke der Lippe seines Mundes beträgt 144000 Meilen. Er öffnet den
Mund, verschlingt die Erde Tibil und verschlingt die sieben Planeten mit
ihren zwölf Königen und fünf Lenkern "), [394] sowie alle Hmurthäs, Ekurs 20
und Altargeister, die Dämonen, Dews, Liliths und alle Seelen, die im Ge-
richtshofe schuldig befunden wurden, die das erste Leben verleugneten; sie
werden in der Finsternis abgeschnitten. Dann preßt er seinen Mund zu-
sammen, worauf alle in seinem Leibe sterben und sein Gestank von der
Tibil in die Höhe steigt**). 25
Alsdann kommen
Uthras der Lichterde, stellen sich an den Rand
alle
dieser Welt und sprechen: „So steige auf der Gestink eines jeden*), der daran
denkt, eine Welt zu schaffen gleich dieser Welt, die Ptahil schuf. Hin-
gegen diese Welt ^) soll tausend mal tausend Myriaden Jahre dauern. Diese
Welt wird Glanz und Licht genannt. Alle Seelen der vortrefflichen Männer, 30
die das erste Leben bekannt haben "), werden im Gerichtshof nicht schuldig
befunden und sterben nicht eines zweiten Todes. Ihre Seelen wohnen hier
im Leben."
Leben unseren Wissenden, Leben unseren Verstehenden '), Leben den
Männern, die uns unterweisen. Das Leben ist siegreich über alle Werke 35
in alle Ewigkeit.
') So aufzufassen, siehe weiterhin, nicht „denn Ptahil wollen wir emporhehen''.
2) Vgl. p. 13, 27. «) Siehe p. 189.
«) Wohl ])'])a,l zu lesen, siehe Te.vt Z. 2. ') Lies ]K"IN^"i^, |N"lDiSD'?, siehe p. 177, 6.
CZDI
27*
I
Linker Teil.
Erstes Buch*
Während der rechte Teil des Ginzä vorwiegend einen belehrenden Charakter trägt, sich
mit kosmogonischen und kosmologischen Dingen befaßt, das Verhältnis der guten und der
bösen Mächte zur Welt und zum Menschen zeigen und den Gläubigen über seine Pflichten
belehren will, handelt der linke Teil fast ausschließlich vom Schicksal der Seele, besonders 5
ihrem Abscheiden. Dieser Teil wurde mit Recht das Totenbuch der Mandäer genannt.
Betrachtungen über den linken Teil bietet Reitzenstein, Das iranische Erlösungsmysterium,
p. 43 if. — Das erste Buch ist, wie vorwiegend der rechte Teil, in Prosa gehalten; es erzählt
und ermahnt. Die ersten beiden Stücke schildern Adams Verhalten beim Abscheiden, sein
Hängen an der Welt und am Leben, das dritte Hawwäs Klage um den abgeschiedenen 10
Gatten. Dem Gläubigen soll die Wichtigkeit und Verwerflichkeit dieses Tuns dargelegt
werden. Das vierte Stück bietet eine neue Schilderung der Wachthäuser.
Erstes Stück.
Preis des Lebens, der Frommen und der Brüder Hibil, Sitil und Anös. — Das Leben
beschließt, den Tod über Adam, der tausend Jahre alt ist, zu verhängen. Es schickt den
Todesengel Saurel zu ihm, um seine Seele zu holen. Adam weint und jammert und bittet, 20
daß statt seiner Situs Seele geholt werde: erst werde das Grünkorn und dann die Ähren
gegessen. Saurel teilt es dem ersten Leben mit, dieses ist damit einverstanden, daß Situs
Seele geholt werde, und sendet Saurel zu ihm. Sitil schickt den Todesengel erst zu Adam
zurück, läßt sich aber dann von ihm überreden und streift den Körper ab. Er schaut die
Lichtwelt, und auf sein Gebet werden auch Adam die Augen und die anderen Sinne geöifnet. 25
Nun will auch Adam nach jener Welt gehen, wird jedoch von Sitil abgewiesen. Sitil wird
dann in die Höhe gehoben und vom Leben und den Uthras willkommen geheißen.
')
Sonst sind diese Benediktionen in der ersten Person gehalten. Hier spricht wohl
der bezahlte Abschreiber zum Auftraggeber.
424 Linker Teil 1, 5—2, 4
haft, bevor er [2] altersschwach wird, bevor seine kleinen Kinder sich er-
heben und viele Torheiten an ihm üben."
Darauf rief, beauftragte, rüstete °) und sandte das große, erste Leben
30 den Löser Saurel— Qmamir-Ziwäi ') der die' Geister und Seelen aus dem
,
^)
Mit „Wasser" ist lebendes Wasser gemeint. Wie es Olivenstäbe und andere Dingo
lebenden Wassers gibt (siehe p. 79,9; Lit., p. 21^), so gibt es auch Höhen dieser Art.
2) D.
h. die Welt. Entweder i^"iVt:?"'i^t^bl oder t?*i"n"il li^iDil zu lesen.
«)
'*)
Für Hibil, Sitil weder die Bezeichnung „unsere Brüder" noch Näsöräer.
und Anö.s paßt
Sie können neben dem großen Leben genannt sein, aber in diesem Absatz ist wohl, wie im
vorhergehenden, von den Frommen die Rede, obwohl es dann eine störende Wiederholung ist.
Es scheint, daß die Aufzählung ursprünglich anders gruppiert war.
5) Siehe oben, p. 27,
26. «) Siehe p. 295'.
')
Saurel ist der Todesengel, der Löser der Seele vom Körper, und somit der Erlöser,
siehe Joh. II, p. 119". Wahrscheinlich sekundär ist ihm hier noch Qmamir-Ziwä als zweites
Wesen beigefügt. Im Texte steht „der Löser Saurel und Qmamir-Ziwä". Dieser wird außer
in einem schlecht passenden Zusammenhange Joh. II, p. 214, 13 nur hier genannt. Die
Pronomina und Verba, die sich auf Saurel beziehen, standen wohl alle ursprünglich im Singular,
jetzt stehen sie teilweise
im Plural.
2, 4—3, 19 Erstes Buch. Erstes Stück. 425
Körper löst und fortführt. „Tod" wird er in der Welt genannt, doch Kustä
von den Wissenden, die um ihn wissen. Ein jeder, der den Anstoß begeht,
dem Tode zu fluchen, häuft vor sich Sechsundsechzig Anstöße. Denn er
istgerufen, er ist beauftragt, er ist ausgesandt. Er nimmt keine Bestechung
an, empfängt kein Geschenk und tauscht niemand gegen einen andern ein. 5
Mangel ist. Sie riefen Adam einen Ruf zu und belehrten ihn mit trefflichem
Wissen. Sie sprachen zu ihm: „0 Adam, erster Mann, Stummer, Törichter,
Tauber, Verhüllter! Auf, verlasse die Erde Tibil, die reich an Anstößen
und durchweg Mangel ist —
denn du bist tausend Jahre alt bevor du — ,
gessen, und dann werden die kräftigen gegessen." Dann sprach er zu ihnen:
„Laßt uns zurMündung des Fras-Ziwä, zum Ufer des großen Jordans des 35
Lebens und zum großen Bau unserer Väter emporsteigen und in den Wohn-
sitzen nachsehen, ob zarte Gemüse zum Essen da sind oder kräftige."
— Qmamir-Ziwä empor, trat vor das große,
Darauf stieg der Löser Saurel
erste Leben und sprach zum großen, ersten Leben: „Du weißt und dir ist
^)
Dessen Verstand umschleiert und unlrlar ist.
-)
Die Worte i^^D ^?''^^^^ sind wolil zu streichen. Daß der Sinn sei „er schluckte den
süßen Speichel lierunter und spritzte bitteren aus'' (t^lili^Dl), ist unwahrscheinlich.
") D^Dmj;N''?1
ist zu streichen.
offenbar, mein Vater; die geheimen Dinge sind vor dir offenbart. Du be-
darfst keiner Belehrung und brauchst nicht zu fragen. Was Adam betrifft,
so haben wir mit ihm gesprochen, doch er liebt die Gesellschaft und Lust
auf, stirb, als ob du nie gewesen, und vergehe, als ob du nie geschaffen
15 wärest. Denn deine Seele wird für den Urbehälter (der Seelen), für das
große, erste Vaterhaus^) und für die Stätte, an der sie früher weilte, verlangt."
Darauf stiegen hinab und kamen der Löser Saurel— Qmamir-Ziwä zu
dieser Welt der Bösen, dieser Wohnung, die reich an Anstößen und durch-
weg Mangel ist. Sie riefen Adam einen Ruf zu und belehrten ihn mit treff-
20 lichem Wissen. Sie sprachen zu ihm: „0 Adam! Sollte niemand da sein,
der, weiser als du, dasitzt, dir gute Lehren beibringt und zu dir spricht :
Nein! Steh auf, verlasse die Erde Tibil, die reich an Anstößen und durch-
weg Mangel ist, bevor du greisenhaft, bevor du altersschwach wirst, be-
vor deine kleinen Kinder sich erheben und viele Torheiten an dir üben?"
25 Ferner sprachen sie zu ihm: „0 Adam, auf, stirb, als ob du nie gewesen,
und vergehe, als ob du nie geschaffen wärest. Denn deine Seele wird für
den Urbehälter, für das große, erste Vaterhaus und für die Stätte, an der sie
«)
Zur Lesung und Beziehung von ]imn ü.'obü.^ siehe Text Z. 15 und p. 6, 12, 15.
*) J<^*lD''ti' bedeutet auch die Aveibliche Scham, und "jTl „treten" hat auch sonst im
Aramäischen den Sinn „begatten".
5, 10— 7,: 3 Erstes Buch. Erstes Stück. 427
keiner Belehrung. Was Adam betrifft, so sprachen wir mit ihm, und er
schickte uns zu seinem Sohne Sitil, indem er sprabh: ,Ich bin tausend Jahre
alt und möchte noch weitere tausend Jahre leben. Gehet', sagte er, ,zu
meinem Sohne Sitil, der jünger als ich, zarter als ich ist. Er ist in dieser
Welt achtzig Jahre alt. Er hat noch nicht auf den Saum eines Weibes ge- 5
treten, und ihm wurden noch keine großen Früchte zuteil. Er hat noch
kein Schwert gezogen und in der Tibil noch kein Blut vergossen. Er ist
es, der für jene Welt gebraucht wird."
Darauf rief, rüstete und sandte das große, erste Leben den Löser
aurel — Qmamir-Ziwä und sprach zu ihm: „Steiget hinab, gehet zu jener 10
Welt der Bösen und jener Wohnung, die reich an Anstößen und durchweg
Mangel ist. Rufet Sitil, dem Sohne Adams, zu und belehret ihn mit treff-
lichem Wissen. Sprechet zu ihm: ,0 Sitil, Sohn Adams, auf, stirb, als ob
du nie gewesen, und vergehe, als ob du nie geschaffen wärest. [6] Denn
deine Seele wird für den Urbehälter, [für das große, erste Vaterhaus] und 15
Adams! Auf, stirb, als ob du nie gewesen, und vergehe, als ob du nie ge-
schaffen wärest. Denn deine Seele wird für den Urbehälter, für das große,
erste Vaterhaus und für die Stätte, an der sie früher weilte, verlangt."
Darauf sprach Sitil, der Sohn Adams: „0 du Rufer, der du mir zu-
rufest, o du treffliches Wissen, das mir offenbart wurde! Ich bin in dieser 25
Welt achtzig Jahre alt. Ich habe noch nicht auf den Saum eines Weibes
getreten, und mir wurden noch keine großen Früchte zuteil. Ich habe noch
kein Schwert gezogen und in der Tibil noch kein Blut vergossen. Gehet
zu meinem Vater Adam. Er ist in dieser Welt tausend Jahre alt. (Er
sterbe), bevor er greisenhaft, bevor er altersschwach wird und bevor seine 30
kleinen Kinder sich erheben und viele Torheiten an ihm üben."
Da sprachen sie zu ihm: „0 Sitil, Sohn Adams! Bevor wir diesen Ruf
dir zugerufen haben, riefen wir ihn Adam zu und sprachen mit ihm, doch
dein Vater Adam *)
schickte uns zu dir."
Da
sagte sich Sitil, der Sohn Adams, in seinem Sinne: „Ich fürchte mich 35
zu sagen, daß ich meinen Körper nicht verlassen wolle, sonst zürnt mir noch
das große Leben am eigenen großen Orte."
Darauf erhob sich Sitil, der Sohn Adams, und verrichtete ein großes,
nicht kleines Gebet. Dann legte er den Rumpf von Fleisch und Blut ab
und legte ein Gewand
[7] von Glanz und einen vorzügHchen, reinen Turban 40
von Licht 990000 Myriaden mal leuchtete sein Licht mehr als das
an.
Licht der Sonne, und 990000 Myriaden mal war seine Helligkeit heller als
')
Lies üt<li<l
428 Linker Teil. 7, 3—8, o
die Helligkeit des Mondes. Tausend mal tausend und zehntausend mal zehn-
tausend führten ihn an der Rechten und an der Linken. Winde, Winde
holten Sitil, den Sohn Adams, hin, Stürme, Stürme führten ihn hin, hoben
ihn empor und stellten ihn in eine große Licht wölke ^). Er verrichtete ein
5 Gebet, das sehr groß, nicht klein war. Sitil, der Sohn Adams, sprach: „An
euch richte ich eine Bitte, an das erste Leben, das zweite Leben, das dritte
Leben, an Jöfin-Jöfafin, an Säm, den wohlbewahrten Mänä, an den Wein-
stock,. der ganz Leben, und den großen Baum, der ganz Heilungen ist°),
daß man**) meinem Vater Adam die Blendung von den Augen, die Stöpsel
lo aus den Ohren und das Fleischstück vom Herzen nehme*), damit er diese
Welt schaue, zu der ich gehe."
Da stieg das Weinen, die Klage und die Unterwürfigkeit des Sitil, des
Sohnes Adams, vor das große, erste Leben auf, und es nahm (Adam) die
Blendung von den Augen, die Stöpsel aus den Qhren und das Fleischstück
15 vom Herzen. Er schaute jene Welt, die Sitil sah, und sprach zu ihm:
„Mein Sohn! Komme, komme! Ich will nach jener Welt gehen, nach der
ich verlangt werde." Darauf erwiderte er ihm: „Gehe, Greis, der ohne
Weisheit, und großer Maribä*^), der ohne Verstand ist. Gibt es jemand, der
Speichel aus dem Munde gespien und ihn wieder verschluckt hätte? Gibt
20 es jemand, der aus dem Mutterleib herausgetreten wäre und den man wieder
in den früheren Ort eingeführt hätte")? Nein! Wie ich aus dieser Welt vor
den Jahren scheiden mußte komme der Fötus aus dem Mutterleibe hin,
,
gleich einem Eidotter aussehend^ kommen die kleinen ') Kindlein hin, wäh-
rend ihr Mund ihnen noch voll Milch ist, kommen die verschlossenen Briefe,
25 die Jungfrauen, hin, kommen [8] die Bräute hin, während das Öl ihnen noch
vom Kranze trieft, kommen die Knäblein durch und die Mägdelein,
indem ihr Mund in dieser Welt ^). Der Hausherr *) hingegen
wird den Tod wünschen, und dieser wird sich ihm nicht nähern, bis sie ihn
verachten^") und sich (seiner) schämen. Ein jeder, der sagt, dieses Knäblein
anscheinend entstellt, siehe Joh. II, p. 117 ^ «) Vgl. Joh. II, p. 122f.
'')
Dies muß etwa der Sinn von i^i^ij sein, das sich nur noch L 17, 19 findet.
Die Schwierigkeit liegt in dem zweimal vorkommenden J<i~|"ip. Dieses bedeutet
«)
„Zufall (der jemand trifft), Unglücksfall", dann „Auflehnung, Streit" und findet sich besonders
in den Jösamln-Stücken des Johannesbuches (21,6; 26,11; 29,11; 34,6), siehe auch Nöld.,
p. 195 unt. Ich weiß mit diesen Bedeutungen hier nichts anzufangen. Vielleicht ist 13
unter Einwirkung von Text 7, 23 hierher geraten.
]"iii^D1D
")
Der begüterte Grundbesitzer.
10) NÖLDEKE nimmt das sich nur in GL findet (hier; Text 44,4; 62,15;
für btD"lt5,
63, 9), dieBedeutung „hinwerfen" an nach ^ts'ptO (Gram., p. 55, 2). In 44, 4 könnte es diesen
Sinn haben, doch paßt er nicht an den anderen Stellen. Da scheint es „verachten" oder
„verächtlich machen" zu bedeuten. Dieser Sinn könnte sich allerdings aus der Bedeutung
,, wegwerfen" entwickelt haben.
8, 5—9, 5 Erstes Buch. Zweites Stück. 429
bleibe hierund dieser Alte gehe hin, wird am großen Orte, im Hause der
^
Großen, zur Rechenschaft gezogen werden."
Winde, Winde holten Sitil, den Sohn Adams, hin. Stürme, Stürme
führten ihn hin, hoben ihn empor und stellten ihn an das Wachthaus Sil-
raais, des Schatzmeisters, der die Pflöcke des Glanzes in der Hand hält und 5
die Schlüssel der Kustä auf beiden Armen trägt. Sie öffneten ihm das Toi-
des Schatzhauses, hoben vor ihm den großen Vorhang der Sicherheit in die
Höhe führten ihn ein und zeigtön ihm jenen Weinstock
,
dessen Inneres ,
Glanz, dessen Seiten Licht, dessen Fersen Wasser, dessen Zweige Uthras,
dessen Blätter Leuchten des Lichtes^), dessen Same der große Behälter der 10
Seelen ist. Sie essen, was nicht verwerflich, und trinken, was nicht Wein
Ajar-Zlwä, der Sohn des großen, ersten Lebens :=****
ist''). Sie essen, =1= =:= -i^.
und die Wonnigkeit des Lebens kommt und legt sich über sie. Sie winden
Kränze der Wonnigkeit und legen sie sich aufs Haupt. Sie lachen, hüpfen,
frohlocken und jubeln über die herrliche Pracht. Sie prangen in der Herr- 1
5
Zweites Stück.
Das große Leben schickt einen Boten, um Aclam(s Seele) aus dem Körper zu holen
und von der irdischen Fessel zu befreien. Der Bote kommt zu Adam und fordert ihn auf.
den Körper abzustreifen. Adam weint und heult und weist in langer Rede auf seine llnent-
behrlichkeit in dieser Welt hin. Der Bote hebt die Schlechtigkeit dieser Welt hervor und 35
fordert Adam nochmals auf, diese Welt zu verlassen. Adam schmerzt es, seinen Körper
1)
Siehe Lit., p. 72 unt.
•^)
Siehe Joh. II, p. 130. 4.
unbewacht und unversorgt zurüclrzulasse]!, und er Avünscht ihn mitzunehmen. Wie dies abgelehnt
wird, wünscht er, daß Frau und Kind ihn auf dem Wege geleiten. Der Bote weist auf die
Wertlosigkeit alles irdischen Besitzes und die Schwierigkeit des Weges hin. Adam klagt
wieder, den Körper verlassen zu müssen, der neben seinen Mängeln auch seine Vorzüge habe.
5 Eine von vier Uthras geleitete Wolke kommt ihm entgegen, und er Avird von den Uthras
aufgefordert, in sie einzusteigen. Noch immer sträubt er sich und bittet wieder, Hawv/a
mitnehmen zu dürfen. Er wird belehrt, daß Hawwä nach ihm aufsteigen Averde, dann über-
haupt sein ganzer Stamm. Die Leiden der Endzeit werden geschildert; danach sollte es ihm
lieb sein, die Welt vorher zu verlassen. Adam bittet das Leben, die Welt vor Verwüstung
lo zu bewahren. Das Leben verheißt ihm und seinem Stamme ewiges Heil.
Alsdann überlegte die Seele im Körper Adams, sie überlegt und fühlt
sich zu kurz "), um einen Zoll fühlt sie sich im Körper zu kurz. Die Seele
sitzt da und spricht mit dem Geist und dem stinkenden Körper ''): „Warum
25 sitzen wir da, warum liegen wir da, wo wir uns nicht mit Reisezehrung
für unseren Weg versehen haben? Gar bald mag der (Er)löser zu uns
kommen und uns aus dieser Welt holen."
Einmal sprach die Seele mit dem Geist und dem stinkenden Körper,
doch der Geist und der stinkende Körper gaben ihr keine Antwort. Während
30 die Seele dasteht und mit dem Geist und dem stinkenden Körper spricht,
kam der Erlöser heran. Heran kam [10] der Erlöser, es langte an. der Bote.
Er kam heran, trat an den Pfühl Adams, an den Pfühl Adams trat er
und weckte ihn aus dem Schlafe. Er sprach zu ihm: „Steh auf, steh auf,
Adam, leg ab deinen stinkenden Körper, den Lehmrock, in dem du weiltest.
35 Leg ab den körperlichen Rock, den verwesenden Körper, in dem du weiltest.
Leg ab das körperliche Gewand, in dem du weiltest, und schlag es den
Sieben und den Zwölf, den Männern, die es geschaffen, um den Kopf. Laß
den Körper sogleich in der Welt zurück, denn deine Zeit ist gekommen,
dein Maß ist voll, aus dieser Welt zu scheiden*). Das Leben hat mich zu
')
Der vom großen Grundwasser zur Oberfläche der Erde führt, siehe auch p. 208".
-)
im Körper beengt.
Sie fühlt sich
^)
Der Mensch besteht aus Seele, Geist imd Körper, siehe Lit., p. 12 •.
Mund und sprach zu dem Boten, der zu ihm gekommen war: „Vater! Wenn
ich mit dir komme, wer wird in dieser so weiten Tibil Hüter sein? Wer
wird diesem meinem Weibe Hawwä Gesellschaft leisten? Wer wird diesen
Pflanzen, die ich gepflanzet, den Zeitaltern^) eine Stütze sein? Wer
in
wird ihnen eine Stütze sein? Wer wird in diesem Hause wohnen, in dem 10
ich gewohnet; wer soll darin ^) sein? Wenn die Palme Früchte trägt,
wenn der Christdorn Blüten trägt, wer wird ihr Hüter sein? Wenn der
Euphrat und der Tigris herankommen, wer soll ^)
mit der Hand er-
greifen und das Wasser zu den Pflanzen leiten? Wenn die Gebärerin ge-
bieret,wer soll ihnen*) beistehen? Wer soll die Rinder vor den Pflügt) 15
spannen und wer den Samen in die Erde leiten? Wer soll die Klapper in
die Hand nehmen und den Schafen nach ihrer Hürde und den Antilopen
nach ihrer Herde zuklappern? Wer soll die Waisen zusammenhalten,
wer die Taschen der Witwe [11] füllen? Wer soll den Nackten kleiden und
ihm ein Gewand um den Nacken legen? Wer soll den Gefangenen auslösen, 20
1)
Gerade im linken Teile ist es oft unsicher, ob f^"'"lNn zu ^^°|^*~I „Zeitalter" oder zu
iSm^^l „Wohnsitz" gehört. Ersterer Sinn paßt aber im allgemeinen besser.
") pT^n ist wohl verderbt,
es steht aber kaum für i^iTNTi „Aver soll darauf sehen?"
»)
Offenbar ein Gerät zum Bewässern. Die Herkunft des Wortes ist unbekannt, siehe
Job. II, p. 48 8.
*)„Ihnen" wohl nur aus Flüchtigkeit statt „ihr" (Jl^ilN^n), oder es bezieht sich auf
Mutter und Kind. s) Lies i^ii^lt^DD
oder N^niN^ni „das Joch Rinder
zusammenspannen''.
«) Siehe p. 424'.
432 Linker Teil. 11, 16—13, 2
und die Schwestern essen einander das Fleisch ab. Jeder Mann verläßt sein
Eheweib, und jedes Weib verläßt seinen Ehemann. Damit keine Schlechtig-
keit komme und Zorn über die Zeitalter losgelassen werde damit keine ,
Waisen, Witwer und Witwen und Gefangene da seien, stehe du auf, Adam,
5 und verlasse diese Welt und den stinkenden Körper."
Da öffnete Adam seinen Mund und sprach zum Boten: „Vater! Wenn
ihr wußtet, daß dem so ist, warum betörtet ihr mich und brachtet mich in
den stinkenden Körper hinein? Wenn ich jetzt meinen Körper verlasse,
wer wird ihm ein Hüter sein? Wenn er schläft, wer wird ihn wecken, wer
lo ihn aus dem Schlafe rütteln? Wer wird ihm zu essen, wer zu trinken geben,
[12] und wer wird ihm in den Zeitaltern Gesellschaft leisten? Wenn Donner
und Blitze über ihn losschlagen, wer wird ihm einen Palast und einen Bau
aufführen, wer ihm ein Dach herstellen? Kommen nicht Krämpfe ^), kommt
nicht die Sonne und fällt auf ihn? Die Winde fassen Staub und werfen
15 Erde auf ihn. Versammeln sich nicht die Vögel und essen von meinem
Körper ? Von meinem Körper essen sie, nisten in meinem Haare und tragen
von meinem Fleische zu ihrem Nest empor. Sie ziehen mein Gewand ab,
zerreißen es [und werfen es] auf die Misthaufen. Wer soll mir ein Anblick ^)
sein? Vater! Wenn du willst, daß ich mit dir komme, komme mein Körper
20 mit mir Mein Körper komme mit mir und leiste mir Gesellschaft
als Geleite.
auf meinem Wege. Ich habe nicht Vater und Mutter, die mit mir als Geleite
kommen sollten. Gold und Silber wird von mir nicht getragen und geleitet
mich nicht, das ich als Reisezehrung mit mir tragen, und das mit mir als
Geleite kommen sollte."
25 Darauf erwiderte der Bote, der zu Adam gekommen war, und sprach:
„Wie schmerzt es und packt es dich, Adam, um den stinkenden Körper,
in dem du weiltest! Gibt es einen Körper [im Hause] des Lebens? Ein
Körper steigt zum Hause des Lebens nicht empor."
Da erwiderte Adam dem Boten, der zu ihm gekommen war, und sprach:
30 „Gesandter des Lebens! Wenn gefällt, komme mein
es dir beliebt und
Weib Hawwä mit mir als Geleite und leiste mir Gesellschaft auf dem Wege.
Meine Söhne und Töchter mögen mit mir kommen und mir auf dem Wege
Gesellschaft leisten."
Als sein Weib Hawwä diese Äußerung von Adam hörte, schrie sie laut
35 und rief. Sie schrie und rief laut,und in ihrem Auge löste sich eine Träne.
Sie sprach zu ihm: „Ich will mit dir als Geleite mitkommen, Adam, und dir
auf deinem Wege Gesellschaft leisten."
Darauf sprach zu ihm der Bote des Lebens, der zu Adam gekommen
war: „Im Hause des Lebens gibt es keinen Körper; ein Körper steigt zum
40 Hause des Lebens nicht empor. Auf Vater und [13] Mutter, auf Brüder und
Schwestern, auf Gold und Silber kannst du im Hause des Lebens nicht ver-
trauen. Dort wird jeder einzelne nur nach seinen Handlungen, nach Lohn-
zahlung und Alraosenspende, dem Zeichen und der. Taufe und den Werken,
die er geübet, geprüft. Wenn sie den Körper verlassen, werden sie an den
Wachthäusern geprüft. Adam! Wozu sollen dir falsche Brüder, die ein
Ende nehmen,"" und falsche Schwestern, die zu nichts taugen ? Deine Brüder 5
sind Uthras der Kustä, und deine Schwestern sind gläubige Skinäs. Täglich,
alltäghch stehen sie im Hause des Lebens da und verrichten über dich ein
reiches, langes Gebet. Adam Wozu soll dir in dieser Welt Gold, das ver-
!
geht, wozu soll dir Silber, das sich verfinstert? Der Weg ^), den wir zu gehen
haben, ist weit und endlos. Auf ihm sind keine Meilen abgemessen, keine lo
Meilensteine nach dem Maß aufgestellt. Vögte sind an ihm zurückgelassen,
und Wachthäusler und Zöllner sitzen an ihm. Die Waffe ist geschmiedet
und bereitgelegt, poliert und bereitgelegt ist das Eisen. Die Kessel brodeln,
die die Seelen der Bösen bergen. Am Wege ist ein Meer, das ohne Über-
gang ist. Nein, jeden einzelnen bringen nur Lohnzahlung und Almosen- 15
spende heran und bringen ihn hinüber. Nur seine Werke gehen als Führer
vor ihm einher. Der Weg, den wir zu gehen haben, ist voll Disteln und
Dornen. Sieben Mauern umgeben ihn. Berge, in die keine Bresche ge-
schlagen ist. Die Wage sitzt aufgerichtet da, und von tausend wählt sie
eine Seele aus, die gut und erleuchtet ist." 20
Als Adam dies hörte, jammerte und weinte er über sich, und seine
Tränen flössen herunter. Darauf verließ Adam seinen Körper. Er
wandte sich um und erblickte ihn da erbebte er. Es dauerte ihn den
, ,
Körper zu verlassen, und er konnte sich von ihm nicht trennen. Dann trat
er seine Wanderung durch den Äther an. Adam wandert und zieht dahin 25
wie ein Vogel, der noch kein Nest gebauet, nicht gebrütet und noch keine
Jungen erhalten hat. [14] Adam wandert und zieht dahin wie ein Vogel,
dem man (soeben) Flügel gebildet haf^). Er fliegt und zieht durch die
Welten und Äonen dahin und gleicht einem Tier, das von seiner Herde ab-
geschnitten ist. Er gleicht den vier Winden, und die Stürme trieben ihn 30
fort ^). Er gleicht einem Löwen der aus dem Käfig entwichen ist. Er
,
5) Oüfenhar auch ein Wort für Käfig oder Behälter. Es ist vielleicht verderbt unter
Einwirkung von J^intOl^^tO „Turban". o) Lies
ppDi^.
Lidzbarski, Ginzä. 28
434 Linker Teil. 14, 11-15, li)
ruhe erregen. Täglich schmieden sie Waffen gegen mich. Sie bauten für
mich Götzenschreirie aus Lehm, Trugbilder, und täglich, alltäglich schlachten
sie vor ihnen und [spielen] auf Pauken und Flöten, um mich in ihrer Mitte
zum Abfall zu bringen. Durch die Kraft des großen Lebens trat ich zu ihnen
5 und nahm in ihrer Mitte Platz, doch wurde ich nicht ihr Genosse und
machte keine Gemeinschaft mit ihnen. Ich wußte, daß ich scheiden werde,
daß ich allein scheiden, allein meinen Streit schlichten werde. Als meine
Brüder, die Uthras, mich betörten, mich aus meinem Orte entfernten und in
den stinkenden Körper hineinbrachten, pfui! —
da trat ich in ihn nicht ein
lö und wohnte in ihm nicht eine Stunde, ohne daß ich auf ihn mit den Füßen
trat und ihn den Sieben und Zwölf, den Männern, die ihn geschaffen, ge-
glättet und hochgemacht haben, an den Kopf schleuderte. Doch wie schön
war (immerhin) mein Körper, (wie häßlich hingegen die Männer, die ihn
geschaffen haben,) wie weise und schön waren die Bildner, die ihn gebildet,
15 und die Goldschmiede, die ihn geschmiedet haben! ^) [15] Gar schön haben
sie ihm den Kopf gebildet, ihm das Haar geglättet und geschaffen. Sie
glätteten und schufen ihm das Haar, legten ihm in den Kopf Verstand und
gössen Weisheit in das Herz. Sie schufen ihm zwei Augen, die bei Tag
und Nacht leuchten. Sie schufen ihm eine große Pforte, die täglich das
20 Leben preist. Sie schufen ihm zwei Hände, die täglich arbeiten, ohne sich
zu verzärteln'^). Sie schufen ihm zwei Füße, die von Osten bis nach
Westen wandern. Nun geht die Gestalt, die so schön war, dahin und wird
zu Staub und Gewürm auf dem Friedhofe. Seine Augen gingen als Stern-
bilder umher, nun sind sie Finsternis. Verstopft sind die beiden Fenster,
25 die täglich die Rede des Lebens hörten"). Verstopft ist die große Pforte,
die täglich das Leben pries''). Während die Hände sonst Tag und Nacht
arbeiteten^), ohne sich zu verzärteln, fürchten sich jetzt die Vögel nicht
vor meinem Körper. Während die Füße früher Meilen weit hinschritten"),
laufen jetzt die Vögel nicht davon. Es dauert mich, ihn zu verlassen, und ich
30 kann ihn doch nicht mittragen. Ich sagte mir, wir könnten hingehen, wäh-
rend ich meinen Körper trage, doch da barsten seine Wände, und er fiel
auseinander. Darauf schlug ich meinen Körper hin und warf ihn fort, da
ging und
er hinwurde zu Staub und Gewürm. Er ging hin, wurde zu
Staub und Gewürm, er teilte sich und fiel in jegliche Stadt."
35 Am Tore des Friedhofes*)
kaufen Brüder einander nicht los.
I
•
')
In F]^"1T
ist vielleicht persisch ser „Gold" enthalten.
2)
Kann nur zu i^n »süß, sanft sein" gehören. Arabisch lial& „leer, müßig sein"
wiirde passen, kommt aber nicht in Betracht.
")
Im Texte steht das Präsens. *) Ein eingeschobenes Stück in Versen.
15, 19—17, 1 Erstes Buch. Zweites Stück. 435
den stinkenden Körper, in dem du weiltest! Hebe deine Augen empor und
schaue die Lichtwolke, die dir,Adam, entgegenkommt, die vier Männer,
Söhne des Lichtes, hinleiten. Tausend mal tausend Meilen zieht die Wolke
dahin, die direntgegengekommen ist. In ihr liegen zusammengewickelt Ge-
wänder des Glanzes und reine Turbane des Lichtes. In ihr liegen prangende '
5
der König erbittert ist." Darauf sprachen sie zu ihm: „Du, Adam, bist der
Sohn des großen Lebens, der Diener des gewaltigen Lebens. Du bist der
Diener des großen Lebens so komm denn in Frieden, Erwählter, Reiner,
,
Sündenloser, den das Leben sündenlos gemacht hat. Komm, steig empor
und nimm in der großen Lichtwolke Platz. Deiner gedachte der lichte -S
Da öffnete Adam den Mund und sprach zu den Uthras, die zu ihm
gekommen waren: „Wenn es euch, Uthras, meine Brüder, beliebt, wartet
mir'^) nur eine Stunde wartet mir, damit ich nach meinem
eine Stunde, 3^
Weibe Hawwä sende, daß sie mit mir als Geleite komme."
Darauf erwiderten die Uthras und sprachen zu Adam, dem Haupte
des ganzen Stammes: „Sei ruhig und schweig, Adam, und die Ruhe der
Guten umfange dich. Du gehst und steigst zu deinem Ort empor, und dein
Weib Hawwä wird nach dir emporsteigen. Dein ganzer Stamm wird empor- 35
alle Geschöpfe gehen zu Grunde. Alle Brunnen und Meere trocknen aus,
und die Flüsse und Bäche versiegen. [17] Die Berge und Anhöhen werden
') i^iJlJ^Jnf^T, ^<''i^^"'J"l^T muß diesen Sinn haben, doch ist mir die Herkunft des Wortes
unbekannt.
") Von Männern, die mit ihnen verkehren wollen? Wiederum die mißliche Zwei-
deutigkeit von ar\p-
") Schwerlich „bei ihnen"; auch „Blätter"' paßt natürlich nicht.
*) Vgl. Nöld., p. 851.
28*
436 Linker Teil. 17, 1—18, G
zerstört, fallen und sinken ein. Babel und Borsip werden verödet und ver-
gehen und werden als ob sie nie existiert hätten. Das Land der Perser
und das Land der Rhomäer werden zerstört und werden als ob sie nie exi-
stiert hätten. Sind und das Inderland fallen übereinander her, und das Ge-
5 biet des Simräerlandes, das Turäerland ^) und der Eisenberg töten einander.
Sie sprechen das Urteil über ihre Mörder, und die Erde spricht das Urteil
über den der auf ihr das Blut eines Adamssohnes vergossen und Bilder
,
zurückgehen, die Leuchten an ihren Ort zurückgehen, die vier Winde des
Hauses an ihren Ort zurückgehen, alle Bösen in die Tiefen der Finsternis
15 sinken, dann Heil dir, Adam, daß du auserwählt wurdest und aus der Welt
der Engel*) und dem Leid dieser Welt emporstiegest. Es tue dir nicht
leid, Adam, um diese Welt, die du verlassen hast. Nach dir verlassen sie
die kleinen Kindlein, wenn sie noch nicht zu Verstand gekommen sind. Es
verlassen sie die Jünglinge und Mädchen, die Knäblein und Mägdelein, wenn
20 sie noch keine Verlobung gefeiert haben. Es verlassen sie die Bräutigame
und Bräute, und Staub fällt auf ihren PfühP). Die Nägel ihres Braut-
gemaches springen heraus, und sie verlassen leer die Welt. Die verheirateten
Männer und Frauen erwerben Häuser und verlassen sie dann, sie gehen
dahin und enden im Gefilde der Seol. Die Greise und Hausherren verlangen
25 [18] nach dem Tode, und er kommt zu ihnen nicht, dann verlassen sie un-
freiwillig") die Welt. Der König läßt seine Krone im Stich, die Edlen lassen
ihre Pracht im Stich. Den Frauen geht ihre Schönheit, den Edelfrauen ihr
Reiz verloren, und sie schreiten barfuß zum Friedhof. Du, Adam, steig
empor und trage deine Rechtssache <(dem Lichtkönig und) dem großen,
30 ersten Leben vor, die Rechtssache betreffend die Welt, in der du weiltest.
1) Sind ist das Gebiet des Indus, zu den anderen Namen siehe p. 416 unt.
ä) Zu magischen Zwecken. ^) Siehe p. 203, 3. *) Siehe p. 4, 20.
^) Dies dürfte ungefähr der Sinn von sein. In einem Hochzeitsliede Cod. Paris.
i^D!?''p
2.5,
f. 15h; Cod. 15, f. 11h heißt es:
Sprich zum großen Leben: „Warum hast du diese Welt geschaffen, warum
hast du die Stämme weg aus deiner Mitte hinbefahlen, warum hast du in
die Tibil Streit geworfen ? Warum verlangest du nun nach mir und meinem
ganzen Stamme? Warum hast du die ganze Welt in die Einöde gebracht,
während kein -Hüter für sie da war, während die Sieben und Zwölf in ihrer 5
eigenen Welt die Herrschaft über die Menschen ausüben und meine Stämme
dauernd der Verfolgung ausgesetzt sind? Wohlan, wenn es dir, großes
(Leben), lieb ist und es dir gefällt, werde jene Welt nicht verwüstet, (son-
dern leuchte,) meine Stämme von ihr nicht abgeschnitten, und dein Name,
gewaltiges, erstes Leben, weiche von dort nicht. Diese Skinäs, die Hibil- 10
Ziwä gegründet hat, sollen nicht verwüstet, der Jordan von dort nicht weg-
genommen werden und die Planeten, Rnhä und Christus nicht die Herr-
schaft über sie ausüben."
Darauf sprach das große, erste Leben zu Adam, dem Haupte des
ganzen Stammes: „0 Adam! Bleib ruhig in deiner Erleuchtung, und die 15
Ruhe der Guten umfange dich. Hibil-Ziwä ist hier, deine Brüder, die
Uthras, sind hier, der ganze Jordan ist hier. Du, Adam, sollst hier wohnen,
dein Weib Hawwä wird hierher kommen, und dein ganzer Stamm wird nach
dir emporsteigen. Dies ist Adam, und dein Weib
die Skinä, die für dich,
Hawwä vor dem Leben gegründet ist, bis zum Tage,
[19] gewaltigen, ersten 20
dem Gerichtstage, bis zur Stunde, den Stunden der Erlösung, bis zum großen
Tage der Auferstehung. Dann stehest du, Adam, und alle deine Stämme
auf und gehest nach deiner eigenen Erde ^). So beruhige denn deinen Sinn
und laß dein Herz auf seiner Stütze sitzen."
Und das Leben ist siegreich. 25
Dieses Buch „Als das Maß Adams voll war und seine Rechnungen sich
in den Zeitaltern vor ihm auflösten" trägt Mandä dHaije vor und erklärt^).
Er spricht: „Der Verdammung verfällt ein jeder, der, wenn er seinen Körper
und die Welt verläßt, in der er war, nach Gesellschaft verlangt, Gold und
Silber liebt, sagt, was er nicht sieht, und erzählt, was er nicht hört, Brüder 30
entzweit und Söhne von den Eltern trennt, leiht und Zinsen nimmt,
kleines ") verzehrt, Grenzen verschiebt, Grenzsteine verrückt und sonst
^) Dieser Satz ist nach den vorhergehenden Äußerungen sinnlos; sie sollen in der
oberen Slänä ihren dauernden Sitz erhalten.
2) Es ist ein Wachwort
zum zweiten Stücke. Die einführenden Worte entsprechen zwar
dem Anfange des dritten Stückes, aber das Zitat beruht auf einem Irrtum, oder der Vers hat
ursprünglich auch an der Spitze des zweiten Stückes gestanden, siehe auch p. 183, 25. Die
Bemerkung enthält ja eine Warnung vor dem Hängen an der Welt und ihrem Besitz, was
zum zweiten, nicht zum dritten Stücke paßt. Eine entsprechende auf das dritte Stück be-
zügliche Bemerkung steht am Ende dieses Stückes.
er wird emporsteigen und den Lichtort schauen, wenn die guten Seelen
iiiclit
zum Hause des Lebens emporsteigen, sondern er wird vom großen Lichtort
und vom lichten Wohnsitz umkehren müssen."
Leben unseren Wissenden, Leben unseren Verstehenden, Leben den
'
5 Männern, die uns unterweisen. Das Leben steht fest in seiner Skinä, das
Leben ist siegreich über alle Werke.
Drittes Stück,
Das Stück wendet sich gegen die Totenklage und knüpft an Hawwäs Verhalten nach
Adams Tode an. Auf Rühäs Überredung erhebt Hawwä Klage um Adam. Hibil-Ziwä wird
lo vom Leben gesandt, um sie zu trösten und zu veranlassen, daß sie sich der Klage enthalte.
Hawwä folgt seinem Zureden. Darauf verschAvören sich Rühä und die Planeten, sie wieder
zur Totenklage zurückzuführen. Hibil-Ziwä teilt dem Leben den Erfolg seines Schrittes mit
und daß Hawwä sich nach dem Lichtorte, dem SitzeMandä dHaije's, sehne. Da die Planeten
sie bedrücken, wendet sie sich an Mandä dHaije um Hilfe. Er kommt, um sie aus dem Körper
15 zu holen. Rühä sucht sie auf der Erde zurückzuhalten. Da erscheint Hibil-Ziwä und holt
sie aus dem Körper. Wir haben hier einen Wechsel zwischen Hibil-Ziwä und Mandä dHaije,
wie sonst oft. Hibil ermalmt die Kinder Adams, wo ihre Hüter von ihnen geschieden sind,
selbst auf sich achtzugeben, und verheißt auch ihnen die Erlösung. Er holt den kleinen
Sitil in die Höhe. Das Stück schließt mit einer Mahnung Mandä dHaije's gegen die Totenklago.
20 Im Namen
des großen Lebens.
Dies ist das Mysterium, das Buch, die Belehrungen, die Überredung
und die Aufklärung'), die Mandä dHaije lehrte und den Männern von er-
probter Gerechtigkeit mitteilte.
Als das Maß Adams voll war und er seinen Körper [20] verließ, und
25 sein Weib Hawwä sich der Klage, dem Jammern und dem Schmerze hin-
gab, dem lange, kostbare Tage hingab, kam Rühä, setzte sich
als sie sich
vor und sprach zu Hawwä: „Warum erfassen dich die Schmerzen der
sie
Witwen?" Sie bringt ihr die Totenklage °) um Adam mit (mannigfachen)
Klageweisen "). Sie schlägt die Hände gegeneinander, so daß sie eine Er-
30 schütterung in die Erde bringt, und spricht: „Meine Gefährtin! Wer hat
dich verlassen, so daß du ruhig dasitzest und nicht zürnest?" Alsdann be-
gann Rühä und alle Liliths, die mit ihr waren, Klage zu erheben, und sie
sprach zu Hawwä: „Wohlan, wir wollen uns eifrig der Klage widmen. Eine
Edle, die keine Klage um
[ihren Gatten] erhebt, verachten ihre Genossinnen.'-
35 Hawwä gehorchte der Rühä, und Hawwä nahm alles an, was Rühä ihr sagte.
hagen und führt die Seelen von dort zu sich empor. Für den Abgeschiedenen, 10
der von dir geschieden ist, ist es eine Verhängung vor dem Schwerte").
Alle Menschen, [die] den Ruf des Lebens bezeugen und in der außerweltlichen
Rede sprechen, [21] scheiden ab laut der Verhängung vor dem Schwerte
und gehen dahin auf dem Wege des Lebens und dem Pfade, auf dem die
Männer, die Söhne des Heils, hinausgingen, die sich dann auf das Leben 15
und die Skinäs der Wesen gewaltig an Herrlichkeit stützten und Rettung
fanden. Auch du wirst, wenn du deine Augen von der Träne trocknest,
deine Arme vom Haupte wegnimmst, Zorn und Wehleid aus deinem Sinne
entfernest, Trauer und Klage aus deinem Herzen entfernest, ihm bald laut
der Verhängung vor dem Schwerte nachfolgen, auf dem Wege des Lebens 20
dahingehen und auf dem Pfade der Männer, der Söhne des Heils, hinaus-
ziehen."
Diese Worte richtete sein Vater an Hibil-Ziwä, dann ging dieser hin
und kam vor Hawwä. Er legte um und glättete seinen Turban ") setzte ,
sich hin und sprach mit Hawwä in freundlicher Rede. Hawwä zeigte sich 25
fremdartigen Sinnes und weinte vor ihni. Sie sprach zu ihm: „Hast"*) du
die Seele gesehen, die von mir geschieden ist?"
Darauf erwiderte er ihr: „Die Seele, die von dir geschieden ist, ist in
herrlicher Pracht aufgerichtet, ihr Antlitz leuchtet ihr in dem Behagen, das
sie gefunden, sie ist großer Freude des Lichtes aufgerichtet." Ferner 3p
in
sprach er zu ihr: „Du treibst die Torheiten der Planeten, widmest dich der
Trauer und Klage, weinest, ängstigst dich und betrübst dich und bringst dir
Zorn und Wehleid in den Sinn ******** *^\ Ihr entfremdeter Sinn wurde
^) Die Rede Hibil-Ziwäs ist abgebrochen, und in die Lücke sind Reste einer oder ver-
schiedener Ansprachen Rühäs xmA der Sieben an Hawwä und einer Erzählung von Rühä ein-
gefügt. Vielleicht gehören die Worte i^nn*iDil deine Augen preßten
y:i'^i^ "IKli^tDayi „und
sich mit einer Träne zusammen" noch zur Rede Hibil-Ziwäs. Die Worte „[sprach zu
ihr]
in freundlicher Rede und sprach zu ihr in hebräischer Rede" beziehen sich auf
Rühä, siehe
weiterhin.' Die Form n'^^i^riK^j;'! statt i=i^nJ«''fin:fi'V1 stört nicht sehr. Im Folgenden ist
wieder von Hibil-Ziwä die Rede.
440 Linker Teil. 21, 21—22, 21
ist, war ich ein Geleiter. Ich führte ihn an den Wachthäusern vorbei, an
20 der Erschütterung und dem Zorn dieser Welt. Ich führte ihn an Ptahil
vorbei, der ihn geschaffen hatte. Ich zeigte ihm das Haus des Abathur, und
Abathur reichte ihm die Hand. Ich brachte ihn zum Zweiten *), und dieser
vermehrte seinen Glanz aus dem seinigen. Ich brachte ihn über die Wasser-
bäche und zeigte ihm die Glänzenden °), Wohlbewahrten in ihren Skmäs.
25 Ich ließ ihn in den Gemächern der neuen Paläste wohnen, die nicht zer-
fallen. Ich schuf ihm eine Skinä des Glanzes, dann ging ich hin und kam
zu dir."
Da sprach sie zu ihm „Warum war Anos nicht bei mir und schmiedete
:
1)
D. h. jenseits'.' befindlichen, siehe p. ö^.
2) Lies {^nn^Dti'inav
^)
Lies DJ^D^ ]D. Der Text hat „von meiner Pforte".
•*)
Siehe p. 78 2.
^)
Wie es sonst öfter zweifelhaft ist, ob eine Form zu "iTV „glänzen" oder zu T)J?
„wach sein" gehört (siehe Nöld., p. 62-), so bei diesem ob es „die Glänzenden" oder
N'^IJ?,
„die Wachsamen" bedeutet. Letzterer Sinn liegt K 341, 19 vor (hier p. 355, 3), wahrscheinlich
auch L 130, 9 f. Bei der Bedeutung „wachsam" könnte i^i"lj; mit den pi"ij?
Dan. 4, 10 ff. zu-
sammenhängen, siehe auch oben, p. 180 {«^''im^ BGD ist erst für das seltene J^i")J? eingesetzt.
'.
") Gegen
Adam. Hier wird auf eine Feindschaft zwischen Anös und Adam angespielt;
vielleicht ist es der Vorgang, von dem p. 127 erzählt wird. Daß J^^Ti^T ^J^DD „geheime
Pläne schmieden", nicht etwa „niedertreten" heißt, ist sicher, siehe z. B. R 114,11; 258,22;
259,14; L 24,6,8.
22, 21—24, 3 Erstes Buch. Drittes Stück. 441
„und nicht haßte ihn Adam. Die Sieben waren seine Gegner, und die
Zwölf und Rühä waren seine Verfolger'). Alle Planeten sannen in Zorn
Böses gegen ihn."
Da erhob sich Rühä und die Planeten, sie drehte sich im Kreise, ging
hinaus und sprach zu ihnen: „Hawwä zeigt sich untreu, sie ist durch die 5
fremde Stimme zur Untreue verleitet. [23] Sie zeugt in der lieblichen Rede ^),
nimmt den Namen Adams nicht mit Klageweisen in den Mund und erhebt
keine Klage und Trauer. Sie erbhckte den fremden Mann und gewann ihn
lieb, während sie unseren Namen nicht in den Mund nimmt. Was haben
wir davon, daß wir bei ihr saßen und sie große, schwere Trauer und Klage lo
Klage und Wehleid verließ, daß sie sich hinstellte und durch den fremden
Ruf aufleuchtete, in der lieblichen Rede sprach, angesichts' des fremden
Mannes aus dem Lichte aufleuchtete und zu ihm sprach: ,Erleuchte, erleuchte
mich, mein Schöpfer, du Mann, der du mich mehr als alle Uthras aufhelltest*), 15
du Mann, der du mir die Arme vom Haupte wegnähmest, meine Augen von
der Träne trocknetest, Trauer, Klage und Wehleid von mir entferntest, so-
wie die Torheit und Lässigkeit, die die Planeten auf mich'') warfen'. Sie
neigte ihr Ohr nach der fremden Stimme hin und sprach in der lieblichen
Rede." 20
Frauen) getan haben. Wie ich sie von der Klage befreit, ihre Augen von
der Träne getrocknet und sie zu Lobpreis hinstellte. Sie vergaß dann
Trauer, Klage und Wehleid und die Erschütterung, die die PJaneten hervor- 25
gerufen haben. Sie stellte sich hin, erhob ihre Augen zum Hause des Lebens
und zum Pfade, auf dem Mandä dHaije herkam. Täglich, alltäglich spricht
sie: „Wann wird er geneigt sein herzukommen, wer wird mir den Willen
tun, mich aus meinem Körper holen und mich den Weg der Söhne des
Heils und den Pfad der frommen Männer gehen lassen")? Ich möchte hin- 30
scheiden laut der Verhängung vor dem Schwerte und jenen Mann sehen,
zu dem meine Augen emporschauen, den Ort, an dem Mandä dHaije weilt,
die neuen Paläste und die Gemächer der neuen Paläste, [24] die nicht zer-
fallen."
Da wandten gegen Hawwä, verfolgten sie und ließen
sich die Planeten 35
schwere Verfolgung gegen sie los. Doch Hawwä stellte sich zu Lobpreis
hin und rief nach Mandä dHaije, indem sie die Worte an ihn richtete: „Du,
2)
Der Himmlischen. Nicht „für die .... Rede", was es an sich auch lieißen könnte,
siehe weiterhin.
3)
Lies ^b^^il^:l:lt«^?
Mandä dHaije, werde mir bald zum Erlöser und erlöse mich aus dieser Welt,
in der die häßlichen, verderblichen Unholde täglich auf Böses gegen mich
sinnen und einen geheimen Anschlag gegen mich schmieden. Wegen des
Gewandes, in dem ich stehe, und weil ich auf ihre Rede nicht höre, beraten
5 sie sich in Zorn gegen uns und schmieden häßliche, geheime Anschläge
gegen uns, indem sie sprechen: Wir wollen die Söhne Adams durch das
Schwert hinraffen."
Darauf brach Mandä; dHaije auf, kam hin, holte Hawwä vor der Ver-
hängung des Schwertes und entfernte von ihr Trauer und Klage. Als ^
lo Hawwä den Mandä dHaije erblickte, streckte sie sich hin und fiel vor ihm
hin und sprach zu ihm: „Du bist zu Guten gekommen, mein Herr^), be-
stimme die Verhängung über mich und hole mich weg." „Wohlan, das —
Leben hat mich gesandt und gerüstet, es hat mich hierher zu dir geschickt.
Seele, um dich zum Schatze deines Vaters hinüberzuführen ^)."
15 Da verfiel Hawwä in Krankheit und Stiche''), einen Tag und einen
halben *). Darauf kam Rühä setzte sich vor Hawwä und sprach zu ihr
,
:
„Warum scheidest du [aus] dem Leben ^), du Edle, und läßt die Häuser ohne
Herren zurück wo ich nach dir verlange? Wohin sollen wir gehen und
,
*) Lies J<3^J<DV
'^)
Im Munde Rühäs ist f^ii" ]ö nicht anstößig, sonst würde man ^^"^:|^?D ]D oder
"in^i^D p erwarten.
") i^tOtt' heißt auch „Verfehlungen, Sünden begehen". An dem einen Toren und Sünder
werden im Allgemeinen die schlechten Gläubigen exemplifiziert. '')
Lies pinJ^B'l-
35,10—26,11 Erstes Buch. Viertes Stück. 443
weinen, und in ihren Augen preßt sich eine Träne zusammen. Sie sprechen
ziiihm: „Du steigest empor und gehest davon; was läßt du uns zurück?"
Darauf erwidert er ihnen: „Ich gehe hin, will eurer Mutter einen Platz
anweisen, dann will ich aufbrechen und hierher kommen."
Dann ging ich hin, wies Hawwä dort in ihrer Sklnä einen Platz an 5
und sprach zum großen Leben vom Stamme Adams. Da sprach das große
Leben: „Du Bote zu ihnen gesandt."
bist als
Da kam ich, hierher in die Zeitalter und Welten gesandt. Ich erlöste
den kleinen Sitil und bewahrte ihn vor jeglichem Ding. Ich setzte ihm
einen Kranz des Glanzes auf, erlöste ihn aus der Welt und wies ihm einen lo
Platz in seiner Skinä an. Ich verlieh ihm reichen Glanz, erlöste die Söhne
Adams und hob sie zum lichten Wohnsitz empor. Dieser lebende Stamm
wurde gegründet, und die Sieben, die sie verfolgten, *********.
Dies ist die Überredung und Aufklärung, die Mandä dHaije lehrte und
den Männern von erprobter Gerechtigkeit, gebildet aus Fleisch und Blut, ^5
übergab, die da sagen, daß sie sich der Trauer und Klage der Planeten
widmen wollen. Er sprach'): „Einem jeden, der an dieser Überredung fest-
hält, wird eine Stätte in Freude errichtet werden, wie sie Adam errichtet
wurde, [26] und sein Antlitz wird leuchten gleich Hawwä, dem Weibe Adams,
deren Antlitz in den gewaltigen Eiern der Verborgenheit^) leuchtete." ^o
Dies ist die Überredung, die Mandä dHaije dem Adam und allen
Stämmen Adams gewährte. Er sprach: „Ein jeder,von dem eine Seele
gebe
scheidet*^), sich der Freude über sie hin. Er widme sich nicht großer,
schwerer Trauer und Klage über sie, sondern in wahrhafter Freude suche
er, und er wird finden, gleich Adam, der im Hause des Lebens suchte und 25
Viertes Stück.
Eine neue Schilderung der Wanderung der Seele durch die Wachthäuser. siehe p. 183. 30
Die Beherrscher der Wachthäuser sind hier: Nbaz, Nbü, die sieben von Ptahil geschaft'eneii
Im Namen des Lebens und im Namen des Mandä dHaije, des erhabenen
unter den Welten (Wesen).
»)
Lies -iNDt^V
Wie
diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
lo
ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen,
hehren Leben und spricht: „Wo ist das Leben, das ich geliebet, wo ist die
Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Almosen, das ich
in meiner Tasche trug?"
Darauf erwidert man ihr: „0 Seele! Du steigst zum Lichtort empor,
15 warum rufest du nach dem großen, hehren Leben? Gib deinen Namen und
dein Zeichen her, die du aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen
des Glanzes, aus dem großen, hehren Krater [27] aus dem großen Jordan ''),
der Heilungen und aus den gewaltigen Quellen des Lichtes geholt hast.''
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft, zeigt
20 an und gibt her ihren Namen, ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe und
was sie sonst aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen des Glanzes,
aus großen, hehren Krater, aus dem großen Jordan der Heilungen, aus
dem
den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren Leben geholt
hat. Da fielen die Verfluchten auf ihr Antlitzund sprachen zu ihr: „Gehe,
25 Seele, laufe und gelange hin, entrinne, steig empor, führe deine Rechtssache
und siege ob, sprich und werde erhört, gedenke unser vor dem großen,
hehren Leben."
Darauf erwidert sie ihnen: „Wer soll euer vor dem großen Leben ge-
denken? Ihr seid Recken, wir sind Schwächlinge, ihr seid Götter, wir sind
30 Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer gedenken."
Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, steigen vor mir auf.
Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu ihnen: „Wessen Wacht-
haus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Darauf erwidern mir die
Uthras, meine Brüder: „Dieses Wachthaus ist das des Nbaz, der Kraft des
^S Himmels, des großen Ambosses der Erde. Am Tore der Welten ist ihm ein
Thron hingestellt, und seine Schleppe [zieht sich] über alle Meere hin. Sein
Kopf ist ihm auf die *) geschlagen, und seine Füße ruhen auf den
unteren Abaddons der Finsternis." Ferner sprachen sie: „In diesem Wacht-
hause sind die Pfaffen, Priester und Orakelmänner festgebunden, die Kichern,
1)'
Schwerlich „Nägel", Nöld., p. 61 2.
'•^)
Nach den folgenden Stücken.
•')
Siehe p. 183 ».'
*) Die Bedeutung von i«}''iO^"'n hier ist unsicher. Daß es wie anderwärts für N^iJID^Ti
,,Eier'- stehe, siehe p. 236', ist unwahrscheinlich.
27, 20-29, 5 Erstes Buch. Viei-tes Stück. 445
rechtlosem Rechte die Seelen der schlechten Menschen richtet. Mit einer
Feuergeißel peitscht man die Zauberer und Hexen, wie Würmer wirft man
sie in die Öffnung der Kessel.
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen, 15
entrinne, steig empor, führe deine Rechtssache und siege ob, gedenke unser
vor dem großen, hehren Leben."
Darauf erwidert sie ihnen: euer vor dem großen, hehren
„Wer soll
gedenken."
Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, steigen vor mir auf.
Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu ihnen: „Wessen Wacht-
haus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Auf meine Frage erwidern
^) K£0"l"lJ und i<r)K"l{^lZl bezeichnen wohl auch Vegetabilia, sind aber unbel<annt. Das
HinAverfen geschah wohl zu magischem Zwecke.
2) is^i^N^nD, siehe p. 277 i, 280 2.
Lies Ich habe auch an
'•')
ll'pip'pj^li^l
trotz „Sclnvert".
piD gedacht, aber dieses findet
sich im Sinne „peinigen" nur im Pael.
446 Linker Teil. 29, 5-80, 14
Schriftgelehrten, die mit ihren Augen sehen, mit ihren Ohren hören, mit
ihrem Munde rufen, in ihrem Herzen wissen und doch nichts Gutes tun.
Sie fesselt man in diesem Wachthause und brüht sie mit Schwert, Brand
und Feuer bis zum Tage, dem Gerichtstage, bis zur Stunde, den Stunden der
lo
Erlösung."
Ich ging an jenem Wachthause vorbei, da sagte ich mir, daß nun
Angst, Furcht und Schrecken vor mir nicht mehr da seien. Diese Seele
ging dann hin und stieß auf ein Wachthaus, in dem Gerät, Fußblock, Pein,
Bedrückung und Qual zusammengehalten sind, wo man mit rechtlosem Rechte
15 die Seelen der schlechten Menschen richtet. Mit einer Feuergeißel peitscht
man die Zauberer und Hexen, wie Würmer wirft man sie in die Öffnung
der Öfen.
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen,
20 hehren Leben und spricht: „Wo ist das Leben, das ich geliebet, wo ist die
Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Almosen, das ich
in meiner Tasche trug?"
Darauf erwidert man ihr: „0 Seele! Du steigst zum großen Lichtort
empor, warum rufest du nach dem großen, hehren Leben? [30] Gib deinen
25 Namen und dein Zeichen her, die du aus den Wogen des Wassers, aus den
Schätzen des Glanzes und aus dem großen, hehren Krater geholt hast."
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft, zeigt
an und gibt her ihren Namen und ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe und
was sonst an ihr ist, die sie aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen
30 des Glanzes, aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen,
hehren Leben geholt hat. Da fielen die Verfluchten auf ihr Antlitz und
sprachen zu ihr: „0 Seele, laufe und gelange hin, entrinne, steig empor,
führe deine Rechtssache und siege ob, gedenke unser vor dem großen,
hehren Leben."
35 Darauf erwidere ich ihnen: „Wer soll euer vor dem großen, hehren
Leben gedenken? Ihr seid Recken, wir sind Schwächlinge, ihr seid Götter,
wir sind Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer gedenken."
Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, die Söhne des Lichtes,
steigen vor mir auf. Ich spreche zu den Uthras, meinen Brüdern: „Wessen
40 Wachthaus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Darauf erwidern sie
mir: „Dieses Wachthaus ist das der sieben Gestalten, die Ptahil hervor-
^)
Siehe p. 205 unt.
*) Siehe p. 206, 15.
30, 14—31, 23 Erstes Buch. Viertes Stück. 447
gerufen hat. Sie sind mit Rosen bekleidet, mit Rosen bedeckt. Ein Kranz
der: Unzucht und Hurerei ist ihnen aufs Haupt gelegt. Unzucht und Schande
ist ihnen in den Busen gelegt. Ihre Brust ist ihnen zur Schande entblößt,
ihre Seite ihnen zu Verfehlungen aufgeschlitzt. . Streit ist für sie hin-
geworfen, Hader für sie breitgetreten, und ihr Haupt ist ihnen verhüllt." 5
Ich frage ferner und spreche: „Wer ist in diesem Wachthause, das
Ptahil hervorgerufen, gefesselt?" Darauf erwidern mir die Uthras, meine
Brüder: „In diesem Wachthause sind diejenigen gefesselt, die zum Hause
des Tammüz gehen, dort 28 Tage sitzen, Schafe schlachten, Becken mischen.
Kuchen hinwerfen und trauernd im Hause der Dilbat ') dasitzen. Die Wahr- lo
sager und Wahrsagerinnen, die Zauberer und Hexen, die Buhler und Buhle-
rinnen, die Diebe und Diebinnen, diejenigen, die an den Pforten ihrer
Genossinnen stehen und nach den Worten lauschen, die Pforten öffnen,
[81] die ihre Hände nicht geschlossen, die erbrechen, was ihre Hände nicht
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
ganze Gestalt zittert ihrem Gewände. Sie
ihr in ruft nach dem großen, 30
hehren Leben und spricht: „Wo ist das Leben, das ich geliebet, wo ist die
Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Almosen, das ich
in meiner Tasche trug?"
Darauf erwidert man ihr: „0 Seele! Du steigst zum großen Lichtort
empor, warum rufest du nach dem großen, hehren Leben? Gib deinen 35
Namen und dein Zeichen, deinen Segen und deine Taufe her und was sonst
an dir ist, die du aus den Wogen des Wassers, aus den Schätz endes Glanzes,
aus dem großen, hehren Krater, aus dem großen Jordan der Heilungen,
aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren Leben
geholt hast." 40
Wie
diese Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft und
zeigt an ihren Namen und ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe und
1)
Oder Dlibat. Lies DKD"''?"! siehe p. 176, 16 ff.
448 Linker Teil. 31, 23—33, 14
was sonst an ihr ist, die sie aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen
des Glanzes, aus den gewaltigen Quellen [32] des Lichtes und vom großen,
hehren Leben geholt hat. Da fielen die Verfluchten auf ihr Antlitz und
sprachen zu ihr: „Laufe, Seele, entrinne, gelange hin und steig empor,
5 führe deine Rechtssache und siege ob, gedenke unser vor dem großen,
hehren Leben."
Darauf erwidere ich ihnen: „Wer soll euer vor dem großen, hehren
Leben gedenken? Ihr seid Recken, wir sind Schwächlinge, ihr seid Götter,
wir sind Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer gedenken."
lo Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, die Söhne des Lichtes,
steigen vor mir auf. Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu
ihnen: „Wessen Wachthaus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Darauf
erwidern sie mir: „In diesem Wachthause weilen die Großen, die mit großen
Scheffeln nehmen und mit kleinen Scheffeln geben, die Zins und Zinses-
15 zins nehmen. Sie fesselt man in diesem Wachthause und brüht sie mit
Schwert, Brand und Feuer bis zum Tage, dem Gerichtstage, bis zur Stunde,
den Stunden der Erlösung."
Ich ging an jenem Wachthause vorbei, da sagte ich mir, daß nun Angst,
Furcht, Schrecken und Beben vor mir nicht mehr da seien. Diese Seele
2o ging dann hin und stieß auf ein anderes Wachthaus, in dem Gerät, Fuß-
block, Pein und Qual zusammengehalten sind, wo man mit rechtlosem Rechte
die Seelen der schlechten Menschen richtet. Mit Feuergeißeln peitscht man die
Zauberer und Hexen, wie Würmer wirft man sie in die Öffnung der Kessel.
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
25 ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen,
hehren Leben und spricht (zu ihm): „Wo ist das Leben, das ich geliebet,
wo ist die Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Al-
mosen, das ich in meiner Tasche trug?"
Darauf erwidert man ihr: „0 Seele! Du steigst zum großen Lichtort
30 empor, warum rufest du nach dem gewaltigen, hehren Leben? Gib [83] deinen
Namen und dein Zeichen, deinen Segen und deine Taufe her und was sonst
an dir ist, die du aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen des Glanzes, aus
den gewaltigen Quellen des Lichtes, aus dem großen, hehren Krater, aus dem
großen Jordan der Heilungen und vom großen, hehren Leben geholt hast."
35 Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft, zeigt
an und gibt her ihren Namen und ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe
und was diese Seele sonst aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen
des Glanzes, aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren
Leben geholt hat. Da fielen die Verfluchten auf ihr Antlitz und sprachen
40 zu ihr: „Laufe, Seele, und entrinne, führe deine Rechtssache und siege ob,
gedenke unser vor dem großen, hehren Leben."
Darauf erwidere ich ihnen: „Wer soll euer vor dem großen, hehren
Leben gedenken? Ihr seid Recken, wir sind Schwächlinge, ihr seid Götter,
wir sind Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer gedenken."
33. 1 4— 34, 23 Erstes Buch. Viertes Stück. 449
Ich steige empor, und die Uthras, die Söhne des Lichtes, steigen vor
mir Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu ihnen:
auf.
.,
Wessen Wachthaus ist dieses, wer bewacht es, und wer ist darin gefesselt?"
Auf meine Frage erwidern sie mir: „Dieses Wachthaus ist das des Zauberers
Christus, des Sohnes des Geistes der Lüge, der sich als Gott der Näsoräer 5
gekommen ist. Sie fesselt man in diesem Wachthause und brüht sie [34] mit
Schwert, Brand und Feuer bis zum Tage, dem Gerichtstage, bis zur Stunde,
den Stunden der Erlösung."
Ich ging an jenem Wachthause vorbei, da sagte ich mir, daß nun Angst, 15
Schrecken und Beben vor mir nicht mehr da seien. Ich ging hin und stieß
auf ein anderes Wachthaus, in dem
Gerät, Fußblock, Pein, Bedrückung,
Fesselung und Qual zusammengehalten sind, wo man mit rechtlosem Rechte
die Seelen der schlechten Menschen richtet. Mit Feuergeißeln peitscht
man die Zauberer und Hexen, wie Würmer wirft man sie in die Öffnung 20
der Öfen.
Wie
diese Seele an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen,
hehren Leben und spricht: „Wo das Leben, das ich gehebet, wo ist die
ist
Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Almosen, das ich 25
Heilungen, aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren
Leben geholt hast."
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft, zeigt
an und gibt her ihren Namen und ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe
und was sonst an ihr ist, die sie aus den Wogen des Wassers, aus den 35
Schätzen des Glanzes, aus dem großen Jordan der Heilungen, aus den
gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren Leben geholt hat.
Da fielen die Verfluchten auf ihr Antlitz und sprachen zu ihr: „0 Seele,
laufe und gelange hin, entrinne und steig empor, führe deine Rechtssache
und siege ob, sprich und werde erhört, gedenke unser vor dem großen, 40
hehren Leben."
Darauf erwidere ich ihnen: „Wer soll euer vor dem großen, hehren
Leben gedenken? [35] Ihr seid Recken, wir sind SchwächHnge, ihr seid
Götter, wir sind Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer
gedenken."
5 Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, die Söhne des Lichtes,
steigen vor mir auf. Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu
ihnen: „Wessen Wachthaus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Darauf
erwidern die Uthras: „Dieses Wachthaus ist das der Ewath, des heiligen
Geistes." Ferner sprechen sie zu mir: „In diesem Wachthause sind gefesselt
lo die Faster und Fasterinnen, die ein Fasten des Frevels fasten und ein Gebet
der Lüge beten, die nach Brot hungern und nicht essen, nach Wasser
dürsten und nicht trinken, in Trauer und Jammer dasitzen, ihren Kopf
gerade strecken ')
und keinen Gruß entbieten. Sie fesselt man in diesem
Wachthause und brüht sie mit Schwert, Brand und Feuer bis zum Tage,
15 dem zur Stunde, den Stunden der Erlösung."
Gerichtstage, bis
Ich ging an jenem Wachthause vorbei, da sagte ich mir, daß nun
Angst, Furcht, Schrecken und Beben vor mir nicht mehr da seien. Diese
Seele ging dann hin und stieß auf ein anderes Wachthaus, in dem Gerät,
Fußblock, Pein, Bedrückung und Qual zusammengehalten sind, wo man mit
20 rechtlosem Rechte die Seelen der schlechten Menschen richtet. Mit einer
Feuergeißel peitscht man die Zauberer und Hexen, wie Würmer wirft man
sie in die Öffnung der Öfen.
Wie an ihrer Stelle steht, zittert und bebet sie, und ihre
diese Seele
ganze Gestalt zittert ihr in ihrem Gewände. Sie ruft nach dem großen,
25 hehren Leben und spricht: „Wo ist das Leben, das ich geliebet, wo ist die
Kustä, die in meinem Herzen Platz genommen, wo ist das Almosen, das
ich in meiner Tasche trug?"
Darauf erwidert man ihr: „Du Seele steigst zum großen Lichtort
empor, warum rufest du nach dem großen, hehren Leben? Gib deinen
30 Namen [36] und dein Zeichen, deinen Segen und deine Taufe her und was
sonst an dir ist, die du aus den Wogen des Wassers, aus den Schätzen des
Glanzes, aus dem großen, hehren Krater, aus dem großen Jordan der
Heilungen, aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und vom großen, hehren
Leben geholt hast."
35 Wie Seele an ihrer Stelle steht, öffnet sie (den Mund), ruft, zeigt
diese.
an und gibt her ihren Namen und ihr Zeichen, ihren Segen und ihre Taufe
und was sonst an ihr ist, die diese Seele aus den Wogen des Wassers, aus
den Schätzen des Glanzes, aus den gewaltigen Quellen des Lichtes und
vom großen, hehren Leben geholt hat. Da fielen die Verfluchten auf ihr
40 Antlitz und sprachen zu ihr: „Du Seele, laufe und gelange hin, entrinne
^)
Die den Kopf steif halten, ohne ihn zum Gruße zu neigen. Immerhin unsicher.
~!^J findet sich gerade in diesem Stücke im Sinne von „foltern, peinigen", doch scheint mir
(lies weniger zu passen.
3(},
10— 37, 19 Erstes Buch. Viertes Stück. 451
und empor, führe deine Rechtssache und siege ob, sprich und werde
steig
erhört, gedenke unser vor dem großen, hehren Leb'en."
Darauf erwidere ich ihnen: „Wer soll euer vor dem großen, hehren
Leben gedenken? Ihr seid Recken, wir sind Schwächlinge, ihr seid Götter,
wir sind Menschen, eure eigenen Taten und Werke werden euer gedenken." 5
Ich steige empor, und die Uthras, meine Brüder, die Söhne des Lichtes,
steigen vor mir auf. Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu
ihnen: „Wessen Wachthaus ist dieses, und wer ist darin gefesselt?" Darauf
erwidern mir die Uthras, meine Brüder: „In diesem Wachthause sind die
Bösen gefesselt, die Ptahil hervorgerufen. Darin sind die großen Macht- 10
haber ^) und Herrscher gefesselt, die auf den Thronen der Auflehnung sitzen,
ihre Handlungen mit der Geißel ausüben und Blut in der Tibil vergießen.
Den Schuldigen sprechen sie frei und den Unschuldigen verurteilen sie. Sie
nehmen Bestechung an und empfangen Geschenke. Sie verdrehen das Recht,
beugen das Recht. Sie gehen hinaus auf die Straßen der Tibil und sagen, 15
was sie nicht sehen, erzählen, was sie nicht hören, schwören Schwüre [37] der
Lüge und zeugen ein Zeugnis des Frevels. Sie fesselt man in diesem Wacht-
hause und brüht sie mit Schwert, Brand und Feuer bis zum Tage, dem
Gerichtstage, bis zur Stunde, den Stunden der Erlösung."
Ich ging an jenem Wachthause vorbei, da sagte ich mir, daß nun Angst, 20
Furcht und Schrecken vor mir nicht mehr da sein werden. Ich ging hin
und gelangte zum Wachthause des alten, hohen, verborgenen und verwahrten
Abathur. Ich frage die Uthras, meine Brüder, und spreche zu ihnen: „Wessen
Wachthaus ist dieses, und Aver ist darin gefesselt?" Darauf erwidern mir
die Uthras, meine Brüder: „Dies ist das Wachthaus des alten, hohen, ver- 25
borgenen und verwahrten Abathur. Vor ihm ist die Wage aufgerichtet. Er
wägt Werke und Lohn. Er wägt und vereinigt den Geist mit der Seele.
Wer sich beim Wägen als vollwichtig erweist, den hebt man empor und
gewährt ihm eine Stütze im Leben. Wer sich beim Wägen als nicht voll-
wichtig erweist, dem erledigt man schon dort den Rechtsstreit." 30
Ich frage und spreche: „Wer alles ist in diesem Wachthause des Abathur
gefesselt?" Darauf erwidern sie mir: „Darin sind die Näsöräer gefesselt,
die keine Näsöräer waren, die den Vorabend des Tages") nicht kannten und
am Sonntag nicht in den Tempel gingen, die ihr Haupt nicht neigten, nicht
lehrten") und keinen Dienst verrichteten*), die den Armen kein Almosen 35
gaben und ihre Pforte den Armen nicht öffneten, die sich einen unrechten
Namen beilegten, indem sie sich Näsöräer nannten."
Wie diese Seele an ihrer Stelle steht, schaute sie hin und erblickte
den Ajar-Gufnä (Äther- Weinstock) den Sohn des Piriawis-Gufnä, dessen
,
'j
Siehe p. 136».
Fersen Wasser, dessen Wurzel der Stamm der Seelen, dessen Zweige Uthras,
dessen Blätter Leuchten des Lichtes sind^). Ein Blatt nahm diese Seele
von ihm und legte Augen. Da wurde ihr die Blendung von
es sich auf die
den Augen genommen, und sie schaute den äußeren Äther und den lichten
5 Wohnsitz. Man hob für diese Seele die Kleiderfalte des Lebens hoch und
führte sie ein, man stützte sie auf das Abbild des Lebens^).
Das Leben stützte das Leben,
1)
Siehe Lit., p. 72 unt.
-)
auch Lit., p. (S-i, 4f., wo die Worte unrichtig wiedergegeben sind. {^DiJ^D
Sielie
lieißt neben ..Arm, Seite, Schoß'' auch „Kleiderfalte, Tasche", und dieser Sinn liegt hier vor,
siolie auch Text IBl, 16. Es ist unsicher, was mit dem „Abbild des Lebens" hier gemeint ist.
3)
Cod. Leid, hat hier noch iSD^DvI^^ib ^^-t^ni J^liN'D liS^DJ^I tS^^DN^l NTl^D IH pT^H
:
i<"""D Pi^n i^^l^D^ni ^<n"i^D n^n^ ^SIDN^m p) O^'^^^^nN:2^<Db^. „Dieses ist das Buch, das
Mandä dHaije den Seelen und den Wachthäuslern lehrte und vortrug: von hier nach unten
hin sind die Bücher über die Mänäs."
^6^
Zweites Buch.
Das zweite Buch besteht aus 28 Stücken mit einheitlichem Eingänge, in dem die
Seele sicli als Mänä des Lehens einführt. Die meisten Stücke stehen sich auch inhaltlich
nahe. Der Mänä klagt darüber, daß man ihn aus seiner Urheimat entfernt und auf die ver-
gängliche Erde unter die Bösen in den Körper geworfen habe. Auf seinen Ruf kommt ein 5
Helfer, gewöhnlich allein, doch auch mit anderen Beschützern, so in Stück S, siehe auch
Stück 27. Der Helfer klärt ihn auf und tröstet ihn, er ermahnt ihn auszuharren und ver-
spricht ihm den Lohn hierfür und Erlösung aus dieser Welt. Der Helfer wird in diesen
Stücken gewöhnlich ^5Iiyj^i genannt, das auch Schöpfer bedeuten kann. Daß es ersteren Sinn
hat, zeigt, daß daneben i^lli^'ili^ gebraucht Avird. Einige Stücke weichen von der Hauptform 10
ab, und auch sonst zeigen sich Widersprüche. Die Sammlung rührt nicht von demselben
Verfasser her, und einige Stücke haben wohl erst vom Kompilator die übereinstimmende
Einführung erhalten. Das Stück oben, p. 827 fl". hat ja auch bei verwandtem Inhalt eine
andere Einführung. In Stück 1 Avird der i<piiS1"li«{D
von Mandä dHaije gesandt. In Stück 10
wird erst der Urvater genannt, an den der Mänä sich Avendet. Er ist anscheinend nicht das 15
Ijeben, siehe p. 470, 17 f. Der Vater schickt dann einen Helfer zu ihm. In Stück 15 wird
der Mänä erst von den Großen aufgefordert, in den Rumpf einzutreten und sich unter
die Planeten zu begeben. Er tut es. die Planeten bemühen sich, ihn in ihre Netze zu ziehen,
doch er vereitelt ihre Versuche. Der Mänä ruft dann nach seinem Helfer und bittet ihn.
ihn Avieder in die Höhe zu bringen. In Übereinstimmung mit dem Ijeben tut es iler Helfer. 20
Auch in Stück IG, 19 Avird der Mänä erst aufgefordert, in den Körper einzutreten. In Stück
14, 19, 21. 24, 25 Avird der Mänä Adam genannt, in Stück 18 „der verborgene Adam" im
Gegensatz zum körperlichen Rumpfe. Avährend in Stück 8 gerade dieser Adam genannt Avird.
Die Sammlung ist im ganzen ein Trostbuch, zum Lesen für diejenigen, die der Scjnift kundig
sind, zum Vortrage vor denen, die sie nicht kennen. Die Zahl 28 l)raclite Reitzenstein 25
mit den Mondstationen zusammen. Durch die Zahl der Mondstationen wurde die Zahl 28
populär, und es mag sein, daß der Kompilator sie absichtlich gcAvählt hat. aber an die Moiul-
stationcn selber hat er scliAverlich gedacht.
Im Namen des großen Lebens werde die Gemeinschaft und die Selig-
keit desLebens, sowie ein Sündenerlasser zuteil meiner, des NN Seele, der 30
Seele meiner Gattin NN, (den Seelen) meiner Kinder NN, NN, meines
Vaters NN, meiner Mutter NN, sowie den Seelen unserer Väter, unserer
454. Linker Teil. 38, 12— 3J), 6
Meister, unserer Brüder und unserer Schwestern, die aus ihrem Körper
geschieden sind und die noch in ihrem Körper weilen.
sanfter Mänä,
o geordneter, wohlgeordneter Mänä,
i sanfter Mänä,
Erstes Stück.
1)
Lies ^^^D-^^"^^
-) Lies Dt^n^y.
"')
Sie])e Lifc.. p. l(j().
456 Linker Teil. 40, 1- 18
Zweites Stück.
^) "il^i^ „gießen" wird durch Text 39, ö gestützt. Besser würde freilich
|t<l^ „hat
mich gestürzt" passen, vgl. das vorhergehende |{i?ö"l und D.
^) Wiederum ist der Sinn von J^IID dunkel, siehe p. 259K „Matte" oder .,
Feier" paßt
auch hier nicht.
Hier nach
•'')
ist Avohl
j^n^N* zu leseji
|Ni-iiyj<
Leid.
Drittes Stück.
1)
In diesem Buche stehen hiiiihg "^^^DD und "ij^i zusamineii. Die iirsprüngliehe Ver-
loindimg ist ^JT]) b2ü ., ertragen nnd dulden", und so steht sie auch L 7!). 20 (Lit., p. 158, 1).
aber daraus Avurde mißverständlich "il") 7!DD ,, ertragen und wohnen (in . .
.)•• gemaelit.
.
")
BCD (auch Leid.) {^iSiiSCNl. danach ..was mein Vater mir Sii.gtc".
')
Leid, hat J^'ii^l^tt?'].
Leid, hat N'iq'^K -4^1' Wolteir-,
458 Linker Teil. 41,10—42,7
1)
Leid. Imt
piQi^il.
42, 7—43, 1 Zweites Buch. Viertes Htiick. 459
und meine Stirnlocken wurden mir durch seineu Segen auf dem
[Haupte gedreht."
—
Gesegnet sei das große Leben, das Leben ist siegreich.
Viertes Stück.
-) Hinter i^ni^D ist ein Wort luisgerallen : vielloiclit ist i^iiniyi zu (>rgilnzeu, vg-1.
Text -l;'"),
7 t'.
')
D. h. Ptahils.
4-60 Linker Teil. 43,1—17
Fünftes Stück.
Wie
'
^j
Ein Wechsel in der Pci'son, siehe p. 14*.
") i<"'I31ii^n bezeichnet hier anscheinend ein von D^n gebildetes Konkretum. Kainn
..Scherben". Dahinter wird etwas wie gestanden haben.
pn^'i
") Siehe oben, p. 4281".
*) Leid, hat
ji^^ny-
Was dasteht, paßt nicht zum Folgenden; vielleicht ist J<"''br)>'ir
oder
INtriJ^^n
zu lesen.
462 Liiiker Teil. 44, 9—45 o
1° Sechstes Stück.
1)
Die mit der Herstellung beauftragt Avurden?
*) Unsicher. Leid, hat DüDV und DJ^Di^l, was schlechter paßt.
Siebentes Stück.
1) Lies IV-
n^^J^D
-)
Wohl ri^^in iJiid nD'*")?0^Jn3;i zu lesen.
464 Linker Teil. 45, 21—46, 14
>) Dies oder Ähnliches ist zu ergänzen. ") Lies li^^Pi^böi^D ") Lies n''D''t2'-
4(>, 14—47, 4 Zweites Buch. Achtes Stück. ^SS
Achtes Stück.
1) Lies ]i6)i^.
2) Siehe zu diesem Stücke REITZBNSTEIN, Das mandäische Buch den Herrn der
Größe, p. 92.
5) Lies ppn^Di; mit BC und Leid., d. h. ppD i^^DV, siehe Nöld., p. 434 unt.
Lidzbarski, Ginz;ä' 30
466 Linker Teil. 47, 4—23
1)
Im Texte steht J^nWl, was keinen Sinn gibt.
•-)
Siehe p; 21 \
47, 23—48. 15 Zweites Buch. Neuntes ötiick. ,467
Neuntes Stück. 5
[aufgetragen ist?"
Wie der Mänä dasteht und nachsinnt,
faßte ihn sein Helfer fest an.
Sein Helfer faßte ihn fest an
und ward ihm ein Rufer:
„Dein vom Leben herkommender Glanz ist ausgedehnt und groß, 30
warum nennst du ihn einen Lichtschimmer?
Um den Glanz fortzunehmen*)
und das Licht vom Gewände abzuschneiden!
Die Guten fehlen,
obwohl sie noch nicht gesehen haben, was häßlich ist. 35
^)
Hier stand wohl aucli eine Form von b'^IN-
-)
Leid, hat i^D^iy. siehe auch weiterhin.
'')
Vielleicht ]{<Ti<i1 ;,nnd mich wecken" zu lesen. ')
Lies 2i<Di''D.
:-^o*
468 Linker Teil. 48, 16-49, 9
Zehntes Stück.
*)
Daß i^i^J^Di^ll hiev diesen Sinn hat, nicht „Reden" ist ans Z. 22 zu ersehen.
), 10—50, 3 Zweites Buch. Zehntes Stück. 469
^) Man erwartet i^"nj^ili< ;,der erste Helfer", docli ist ein solcher Wechsel in der
Elftes Stück.
^)
Am Körper, doch ist wohl ^^''DJilMf^b ..nicht war an mir-' zu lesen.
-) Wiederum ein Wechsel in der Person. ')
Auch hier ist wohl i^iDKIHi^^l zu lesen.
472 Linker Teil. 51, 12—52, 5
Zwölftes Stück.
'»)
Für )}}
lies in. Man wäre auch geneigt, mIIJ^h bzw. Ni%sn zu NilJ^Z' .,er schuf'
abzuändern, doch siehe Text 71,17: 72,14.
*) Die letzten beiden Verse sind wohl ein Schiuligebet, das an das höchste Wesen
gerichtet ist.
474 Linker Teil. 52, 23—53, 14
Dreizehntes Stück.
Alle jammern
und streuten Staub auf ihr Haupt.
1)
Lies ii^lTb, hzw. t^Tl^^
'')
Siehe Joh. II, p. 106 1.
=0
Leid, liat i^Dt?").
"*) Hier, in Parallele mit DN, '^i^nn \XDÜ{<j auch „mein Schöpfer" bedeuten.
53,14—54.6 ZAveites Buch. Dreizehntes Stück. 475
«)
Lies ripDü.).
476 Linker Teil. 54, 7—28
Vierzehntes Stück.
Ein Mänä bin ich des großen Lebens,
ein Mänä bin ich des gewaltigen Lebens,
Er sprach:
„Blick auf mich, Helfer, blick auf mich,
erreiche mich, komme zu mir und erlöse mich,
Fünfzehntes Stück.
Wenn ihr mich nach dem Hause [57] der Sieben sendet,
unterrichtet mich über die Werke, die sie üben.
Sie üben [nichtige] Werke,
und der Ausfluß des Lebens ist nicht bei ihnen.
-)
Leid, hat 06'^ J^^iD Di^^'p np-li^p fi2'\ap a,üiÖZ' N^iD HNlbv
•')
Leid, hat NOV^'ni N'"i"lND N^^lDNI: vS^'i'tJND N^DlIiTil «mN?:.
480 Linker Teil. 57, 2—18
*)
Wiederum ist die Bedeutung von i^"iD"TTn unsicher. Obwohl weiterhin vom Leben
die Rede scheint mir doch nach der Art, wie im vorhergehenden Absätze die Auftrag-
ist,
geber angeredet werden und vom Ausfluß des Lebens gesprochen wird, daß hier die Großen,
die oberen Wesen gemeint sind. Der Ausdruck llii^nj^i"*!! ]D pNDi ist nicht maßgebend,
siehe Text 18,8; 58,18; 61,19; 64,3; 91,8.
woher habet ihr Wurzel und Sieg, daß ihr damit siegreich seiet?
Ich steige zu meinem Ort empor,
ihr werdet hinabsteigen ohne emporzukommen."
1) Vgl. Job. II, p. 148 ^ ") Leid, hat HDlDDti'kS:) ^) Lies nDi^TI-
jN^DItt'nSI.
Lidzbarski, Ginzä. 31
482 Linker Teil. 58, 11—59, 4
Sechzehntes Stück.
verlangte nach ihm das gewaltige (Leben)") und hob ihn empor
Es sprach zu ihm:
„Komm, ich will zu dir sprechen, Mänä,
35 begib dich zu mir, ich will dich belehren."
—
1) So nach D. Leid, hat iJ[iin t^^bD'^D}}, auch hier ohne i<'''in3 iVDtJ'i^V
^) Von hier an wohl so aufzufassen.
59, 4—19 Zweites Buch. Sechzehntes Stfick. 483
scliwerlich ist „lebendes" zu ergänzen.hDNID^ sieht nach einem Aphel von f^"iD aus, das ge-
wöhnlich den Sinn „fliegen" hat (DID), doch paßt dies nicht. Da wir R 376, 9
i^wi^~lpj^i"l ÜTDÜ
haben, ist es möglich, daß ein Aphel vom Stamme "IID vorliegt, also etwa „entfachen", und
so ist vielleicht auch das oben, p. 105- erörterte n~iDi^J zu erklären: „wir wollen sie auf-
rühren''.
;-31*
484 Linker Teil. 59, 19—60. 12
Gewand, das
in jenes es ihm anbefohlen.
5 Er wohnte im Rumpfe,
und die Mysterien leuchteten durch ihn.
Er verneigte sich vor dem Großen
und beugte sich yor dem Gewaltigen.
Er verneigte sich vor dem Großen,
lo das sich dir und mir^) erkenntlich zeigen wird.
Dir und mir wird es sich erkenntlich zeigen,
denn [6()] zwischen dir und mir war kein Lug. —
Und gepriesen sei das Leben.
Siebzehntes Stück.
1)
In der ersten Person si^richt wohl wieder der Mänä, die zweite bezieht sich wohl
auf den „Helfer". ) Siehe Joh. 11, p. 42 i.
8) Leid,
hat N^*i1N"i=i. Leid, hat zweimal «i^iTvi'^"!.