Flug in die
Freiheit
Gefangenenbefreiungen gehören zu den spannendsten,
weil gefährlichsten Missionstypen für Shadowrunner.
Die hier präsentierte Idee für eine solche Befreiungs-
aktion fügt dem Adrenalinkick ein weiteres Element
hinzu, denn der Einsatz findet in luftiger Höhe statt:
Flug in die Freiheit ist ebenso sehr ein Gratisabenteuer
wie eine Location- und Fahrzeugbeschreibung. Im Fo-
kus steht die riesige Militärmaschine des Typs C-360,
die von Gefängnisbetreibern zum Transport großer
Arbeitskolonnen zu den Megafarmen der Agrarindus-
trie, zu Offshore-Anlagen der Öl- und Krillprodukti-
on oder zu Sondereinsatzorten an den gefährlichsten
und toxischsten Orten der Welt genutzt wird.
Inhaftierte sind nicht nur sehr billige Arbeitskräf-
te, sie haben in der erbarmungslosen Sechsten Welt
der Gefängnisindustrie auch kein Mitspracherecht
bei der Auftragsvergabe. Deshalb kommen Zwangs-
arbeiter – denn genau das sind sie – ebenso bei der
Entfernung von Giftschlamm nach der neuesten
Havarie in Küstennähe zum Einsatz wie beim Aus-
bessern von Bundesstraßen im legendär maroden
Fahrbahnnetz. Inhaftierte pflücken zur Erntezeit,
was die großen Drohnen übersehen haben, reinigen
Industrietanks in Unternehmen, die zu geizig für
Reinigungsdrohnen sind, und unterbieten dabei
natürlich alle anderen Billigstarbeiter aus dem In-
und Ausland.
AUFTRÄGE UND AUFTRAGGEBER //
Der einzige Wermutstropfen aus Sicht der Gefäng-
nisbetreiber besteht darin, dass An- und Abtransport
der Gefangenen sowie die Arbeit selbst eine willkom-
mene Fluchtchance für die unfreiwilligen „Hilfsarbei-
ter“ bieten. Eine der Strategien, mit dem Fluchtrisiko
umzugehen, ist die Verlagerung eines ganzen Arbeits-
konvois inklusive Wachmannschaft plus Fahrzeugen
und Drohnen zur Perimetersicherung. Zum Beispiel
mit dem exklusiv von Ares produzierten Truppen-
transporter C-360 Hyperion.
Aufträge und
Auftraggeber
Die Zutaten „Gefangenentransport“ und „riesiges
Mehrzweckflugzeug“ lassen sich zu ganz verschie-
denen Rezepten zusammenrühren. Hier einige Ideen:
Russisch Roulette: Die Runner werden angewor-
ben, um ein wichtiges Mitglied der Russenmafia zu
befreien. Der Auftraggeber hat durch Bestechung
dafür gesorgt, dass die Zielperson aus dem Hochsi-
cherheitsbereich des Gefängnisses in den Trakt für
Arbeitskräfte verlegt und einem Arbeitstrupp zugeteilt
wird, der Umbauarbeiten in den riesigen Ställen einer
Flug in die Freiheit // 1
 Megazuchtanlage für Schweine durchführen soll. Die
Runner sollen weitere Infos zur Extraktion in dem
Moment erhalten, in dem die Zielperson vor ihnen
ist. Statt jener Infos erhalten sie die Anweisung, der
SHADOWRUN: Flug in die Freiheit
Zielperson „Grüße von Juri“ auszurichten und sie
zu erschießen. Nur dann wird das vom Auftragge-
ber angeworbene Zweitteam die Flucht der Runner
unterstützen – verweigern die Runner den Auftrag,
wird jenes Zweitteam sie jagen.
Das Erbe des Paten: Die Struktur der italieni-
schen Mafia ist deutschlandweit, besonders aber
im Rhein-Ruhr-Megaplex in Bewegung [#rrp2082].
Der Tod einiger hochrangiger Verwandter hat den
bisher wenig beachteten Mafioso Firenze Sattori in
der Familienhierarchie nach oben gespült. Er soll
schnellstmöglich befreit werden, ehe die Justiz Wind
von dieser Veränderung bekommt und ihn in den
Hochsicherheitstrakt verlegt. Firenze soll schon mor-
gen mit einer Kolonne Erntehelfer auf eine Megafarm
von Aztechnology in Brandenburg verlegt werden – es
ist Eile geboten.
Sabotage auf Montage: Die Runner werden ange-
worben, um ein bestimmtes Flugzeug des Typs C-360
zu sabotieren, das gegenwärtig in einem Flugplatz-
hangar am Rande des Plexes der Gruppe steht. Im
Speziellen geht es darum, einen vorbereiteten Com-
putervirus in die Riggerkontrollen der Drohnensteu-
erung [11] einzuschleusen. Da auf dem Frachtdeck
[14] durchgängig gearbeitet wird und die Sicherheit
dort sehr engmaschig ist, empfiehlt sich das Abseilen
vom Dach des Hangars zum topseitigen Notausstieg
[3] und von dort durch das Gefangenenabteil [6]
zur Wartungsluke am Bug des Flugzeugs [9]. Den
Runnern wird gesagt, der Virus ermögliche den
Fernzugriff auf die Drohnen des Truppentransports,
wodurch beim nächsten Einsatz eine Massenflucht
ermöglicht werden soll. Tatsächlich verursacht der
Virus eine Fehlfunktion aller an das Flugzeug und
seine Drohnen angekoppelten Raketen und damit die
komplette Zerstörung des Flugzeugs. Der eigentliche
Auftraggeber ist eine namhafte Gang des Plexes, die
durch den Terrorakt ein Dutzend feindliche Gang-
mitglieder auslöschen will, die demnächst entlassen
werden sollten.
Battle Royale: Diese Abenteuer-Idee kann genutzt
werden, falls ein Run jemals zum totalen Fiasko ge-
rät. Wichtig: Es geht nicht darum, die Charaktere
gezielt zu töten, um dieses Szenario zu spielen – es
ist als „zweite Chance“ und Alternative zum Total
Party Kill (TPK) gedacht. Die tot geglaubten bzw.
k. o. gegangenen Charaktere wachen als Gefangene
an Bord einer C-360 auf. Sie und die anderen anwe-
senden Gefangenen (insgesamt 100 Personen) sind
auf dem Flug zu einer Insel oder einer von Drohnen
umgrenzten Kampfzone, auf der ein (noch) unbe-
kannter Medienkonzern ein „Battle Royale“-Event
der Superklasse inszeniert. Alle Gefangenen tragen
ein Halsband mit Ortungschip und einer kleinen
Sprengladung, einen selbstauslösenden Fallschirm
und ein Armband, in dessen Display eine Karte der
Kampfzone angezeigt wird. In der Zone sind Vorräte,
Rüstungen, Waffen und begrenzte Munitionsvorrä-
te verteilt. Die Teilnehmer des perfiden Todesspiels
werden an zufällig gewählten Punkten abgeworfen
(in Gruppen mit einer Teilnehmerzahl, die zufällig
der Größe der Runnergruppe entspricht). Ziel ist es,
2 // Flug in die Freiheit // BEINARBEIT
schnell Ausrüstung zu finden und am Ende als letztes
Team übrig zu bleiben (Spoiler: Das Siegerteam muss
sich dann noch den Weg an Bord der C-360 er- und
durchkämpfen, der von Drohnen verteidigt wird).
Während des „Spiels“ wird der Kreis des „Spielfelds“
immer kleiner gezogen – entfernt sich ein Teilnehmer
aus dem Kreis oder schrumpft der Kreis, sodass sich
der Teilnehmer plötzlich außerhalb desselben befin-
det, explodiert die Mikroladung im Halsband, und
der Kandidat verblutet elendig. Der einfachste Weg
zur Durchführung besteht darin, im Internet nach
einer bestehenden Karte eines Battle-Royale-Videos-
piels zu suchen oder aus den Satellitenansichten einer
Kartensuche ein passendes Gebiet auszuwählen. Die
Spieler erhalten eine leere Version der Karte, und
du fügst deiner SL-Karte Marker für Fundorte oder
Gegnerteam-Begegnungen hinzu. Du musst keine
100 NSC vorbereiten; drei bis vier Teams mit unter-
schiedlicher Ausstattung genügen vollkommen. Bau
dabei gerne auch moralisch schwierige Entscheidun-
gen ein, z. B. wenn die Runner auf einen (angeblich?)
letzten Überlebenden treffen, der zudem sehr schlecht
ausgestattet ist (erschießen sie ihn oder lassen sie ihn
leben, wodurch sie ihm ggf. später erneut und bestens
ausgestattet begegnen?).
Beinarbeit
Egal, was der eigentliche Auftrag ist: Im Zentrum
steht das Transportflugzeug C-360. Führt einer
der Charaktere eine Matrixsuche zu Gefängnissen,
Zwangsarbeit bzw. Vermietung von Inhaftierten als
billige Hilfskräfte oder die C-360 Hyperion durch,
stößt er bei 2 oder mehr Erfolgen im Schattennetz-
werk Panoptikum auf die folgende Quelle:
Freiflug in die
Zwangsarbeit
Gepostet von: Labskaus
So unterschiedlich wie die Länder der ADL sind auch
ihre Gefängnisse. Noch vor zwanzig Jahren glichen
die meisten öffentlichen Gefängnisse gesetzlosen
Kampfzonen, um die man eine Mauer gezogen hatte:
Gefangene wurden mit Ortungsgeräten (Fußfesseln
oder injizierten Chips) ausgestattet und weitestge-
hend sich selbst überlassen [#brennpunkt:adl]. Solche
Höllenlöcher existieren immer noch, sie sind aber
nicht mehr die Regel: Zum einen erfreut sich das
Outsourcing der Knastproblematik durch die Ver-
wahrangebote der Gefängnisindustrie wachsender
Beliebtheit, zum anderen versuchen selbst die ärmsten
Länder, den Insassen ihrer chronisch überbelegten und
unterfinanzierten Anstalten wenigstens rudimentäre
Menschenwürde zu geben.
Schimmelfreie Duschen, Knastfraß oberhalb von
Schlachtabfällen und der Schutz der Gefangenen
voreinander kosten natürlich einiges, weshalb die
Gefängnisse ständig nach Möglichkeiten zur Refi-
nanzierung suchen. Dabei nehmen sie sich die Haf-
tanstalten der Konzerne zum Vorbild, die die Insassen
schon lange als billige Arbeitskräfte nutzen, als Ver-
suchskaninchen vermieten oder als Erzeuger von

Blut, Plasma, Rückenmarksflüssigkeit und anderen
verwertbaren Humanprodukten missbrauchen. Als
besonders ertragreich hat sich dabei das Vermieten
der Inhaftierten als Erntehelfer oder andere Hilfs-
kräfte erwiesen: Anders als gefängniseigene Fabriken,
die ausgelastet und professionell geführt sein wollen,
ermöglicht die Ausleihe gegen Direktgeld maxima-
le Flexibilität bei minimalem Aufwand. Tatsächlich
sind der An- und Abtransport der Gefangenen zum
jeweiligen Einsatzort und natürlich ihre Bewachung
während der Arbeit der einzige Aufwand.
Kleine und mittlere Haftanstalten sind aus Kosten-
gründen beim An- und Abtransport ihrer Zwangsar-
beiter auf Busse beschränkt, da die Anschaffungs- und
Betriebskosten für Flugzeuge und Hubschrauber in
keinem Verhältnis zum Mietertrag kleiner Kolonnen
stehen. Zum Leidwesen der Gefängnisse engt dies
auch den Einsatzradius der Arbeitskräfte ein: Lange
Fahrtzeiten sind totes Kapital und immer eine her-
vorragende Fluchtchance.
Ganz anders verhält es sich bei Großgefängnissen
wie der Massenhaftanstalt Plötzensee [#berlin2080]
oder dem Großraumgefängnis Borkum [#datapuls:pi-
raten_ddb]: Diese können leicht Arbeitskolonnen mit
mehreren Hundert Inhaftierten zusammenstellen, die
entsprechend große Summen einfahren und somit
auch Flugtransporte rentabel machen.
Ein beliebtes Flugzeug für den Transport von großen
Arbeitskolonnen – und nicht nur, wenn es Inhaftierte
sind – ist die C-360 Hyperion. Anders als die reichlich
in die Jahre gekommene C-260 Titan [#milspectech],
benötigt das militärische Mehrzweck-Flugzeug des
Typs C-360 dank seines Schubvektorantriebs keine
Start- und Landebahn mehr. Mit der Hyperion wäre
es laut Ares-Werbekampagne möglich, bis zu drei
schwere Panzer oder sechs Schützenpanzer sowie über
SHADOWRUN: Flug in die Freiheit
500 Soldaten direkt am Rand eines Schlachtfeldes
abzusetzen. Über ein kontinuierliches Drop-and-Go-
System könnten ganze Armeen in Rekordzeit verlagert
werden – gerade bei unerwarteten Zügen des Gegners
ein unschätzbarer Vorteil. Eine solide Panzerung,
schwere Bewaffnung mit Automatikgeschützen plus
Raketen sowie ein Abwurfschacht für autonome
Kampfdrohnen schienen den Erfolg der „fliegenden
Festung“ Hyperion zu garantieren.
Dann kam die Premiere: Mitten im Krieg zwischen
Aztlan und Amazonien präsentierte Ares live bei der
Übertragung der Desert Wars 2073 die C-360. Statt
reichlicher Bestellungen für den Einsatz in den um-
kämpften, unwegsamen Gebieten Südamerikas kam
es jedoch zur Katastrophe: Alle drei Hyperions wur-
den innerhalb kurzer Zeit vom Himmel geholt und
samt ihrer wertvollen Ladung vernichtet. Erst Jahre
später stellte sich heraus, dass die technischen Da-
ten des neuen Modells ebenso wie die militärischen
Einsatzpläne von Shadowrunnern erbeutet und der
Gegenseite übergeben worden waren. Alle Beschwer-
den von Ares, eine millionenschwere PR-Kampag-
ne und technische Nachbesserungen an der C-360
blieben wirkungslos: Die mächtigen Livebilder der
Abstürze vernichteten den wirtschaftlichen Erfolg
der Hyperion.
Vorerst zumindest. Denn nachdem Ares den Preis
der Hyperion kräftig gesenkt hatte, begannen sich
andere Kundenkreise für das senkrechtstartende
Großflugzeug zu interessieren. Zu den ersten Kunden
zählten Baufirmen, die die Hyperion zur schnellen
Verlagerung ganzer Baustellen samt Arbeitskräften
und Gerät nutzten. Proteus kaufte mehrere Hype-
rions, um Pendler zwischen den Arkoblocks und
Bohrplattformen zu transportieren. Und dann ent-
deckte die Gefängnisindustrie die C-360.
BEINARBEIT // Flug in die Freiheit // 3
 Obwohl die Hyperion Gefangene und Arbeitsgerät
auch über weite Strecken bewegen kann, finden die
meisten Einsätze der „Leiharbeiter“ in der Region
des Großgefängnisses statt. Im Fall der Massenhaf-
SHADOWRUN: Flug in die Freiheit
tanstalt Plötzensee bedeutet dies regelmäßige Touren
zwischen der Freistadt und den überdachten Mega-
farmen in der brandenburgischen Ödnis, im Fall von
Borkum regelmäßige Flüge zu Bergungsoperationen
auf verlassenen Bohrplattformen oder direkt zu den
„Rohstoffhalden“ im weiteren Umfeld Hamburgs.
// Ende des relevanten Ausschnitts
Dieselben Erkenntnisse können natürlich auch über
das Befragen von Connections gewonnen werden. Hat
ein Charakter zudem eine Connection mit passen-
dem Fachwissen (Sicherheitsroutinen, vorzugsweise
militärische Fliegerei, Gefängnisse, Ausbeutung von
Leih- und Zwangsarbeitern) oder erzielt die Connec-
tion bei ihrer Probe auf Einflussstufe + Einflussstufe
4 oder mehr Erfolge, kann sie (ggf. gegen entspre-
chendes Geld, min. 500 €) einen Auszug aus einer
Schulungsdatei von Ares für Abnehmer der C-360
Hyperion auftreiben und an die Runner übergeben:
// Beginn Auszug
Operations Manual C-360 Hyperion / Prison
Client Group
Prozedur zur Absetzung von Arbeitskräf-
ten per C-360
Sektion 16. Idealisierte Modellierung einer Ge-
fangenen-Ausschiffung (die Einschiffung erfolgt in
umgekehrter Reihenfolge, vgl. Sektion 17). Die ge-
nannten Zeiten sind als Richtwerte zu verstehen, die
je nach Situation, Wetterlage, Prozedurvorgaben des
Kunden etc. angepasst werden. Der Ablauf bleibt
hiervon unberührt.
Touchdown (TD) -10:00: Landeankündigung beim
Kunden (Abruf des aktuellen Status in der Landezone
inkl. Wetterdaten, Synchronisierung von Sensor- und
Sicherheitsdaten der Bodenstation mit der C-360, Ab-
ruf der Landeerlaubnis bei der Bodenstation). Gege-
benenfalls weitere Warteschleife bis zum „All Clear“.
TD -07:00: Spähdrohnen-Abwurf (fliegen voraus
und scannen Landezone).
TD -05:00: Landealarm wird aktiviert, Zugangstü-
ren werden verschlossen.
TD -04:00: Überflug des Landegebietes (weiterer
Sensorscan) und Abwurf der Kampfdrohnen (Etab-
lieren des Einsatzperimeters für die Arbeitskräfte).
Optional Abwurf der Fallschirmfracht.
TD -03:00: Einsatzalarm für Frachtdeck (Bereit-
machen der Wachen an der Frachtluke).
TD -02:00: Finaler Check der Drohnen und des
Einsatzperimeters durch den Drohnenrigger (Freigabe
für den autonomen Wacheinsatz).
TD -01:00: Cabin Call des Piloten an die Wach-
mannschaft („Ready for Touchdown in 60“, vgl.
Flight Operations Manual / General Operations /
Sektion 4).
Touchdown: Sofortiges Herunterfahren der Schu-
baggregate (Exit Hazard).
TD +00:30: Öffnen der Frachtluke und Beginn
der Ausschiffung der Sicherheitsfahrzeuge. Parallel
Ausstieg der zugeteilten Wachmannschaft für die
Perimetersicherung.
4 // Flug in die Freiheit // MISSIONSPLANUNG
TD +05:00: Einsatzperimeter errichtet (Drohnen,
Fahrzeuge, Wachmannschaft). Beginn der Gefange-
nen-Ausschleusung.
TD +40:00: Ausschleusung abgeschlossen, Lande-
zone clear. Kolonne beginnt mit der Arbeit. Lockdown
der C-360 mit Parkwache. Crew führt technischen
Check-up aller Systeme durch, danach ggf. Ausstieg
und Aufenthalt in dafür vorgesehenen Facilities. Re-
fuel und Munitionierung nach Bedarf.
// Ende Auszug
Missionsplanung
Prinzipiell bieten sich zwei Strategien an, um unbe-
merkt an Bord der C-360 zu kommen: auf Parkpo-
sition vor dem Einsatz oder während des Einsatzes
im Flug.
Auf Parkposition vor dem Einsatz: Parkt die Hype-
rion auf dem Gefängnisgelände, ist dieser Zugriffsweg
wenig attraktiv – immerhin aber wird das Flugfeld
weniger intensiv bewacht als der Gefangenentrakt,
und die Vielzahl an technischem und Reinigungsper-
sonal bietet einige Möglichkeiten, unbemerkt in die
Nähe der Maschine zu gelangen (ein Absprung auf
die Maschine lohnt hingegen nicht, da das Gefängnis
den Luftraum auf der Suche nach Lieferdrohnen mit
Drogen oder Waffen intensiv beobachtet). Haben die
Runner Glück, parkt die Hyperion auf einem abgele-
genen Flugfeld, das „nur“ mit drahtbewehrtem Zaun,
Wachcrittern und Patrouillen gesichert wird. Auch das
Einschleusen als Reinigungstrupp oder Betankungs-
crew ist natürlich möglich. Die Runner sollten aber
darauf achten, das „Verschwinden“ des Trupps nach
Annäherung/Betreten des Flugzeugs zu erklären bzw.
durch Hacken der Kameras und Logs zu verschleiern.
Eine Option ist natürlich, sich als Teil der Fracht oder
in einem der Schützenpanzer oder Humvees an Bord
bringen zu lassen.
Während des Einsatzes im Flug: Im Gefängnis und
beim Arbeitseinsatz werden die Gefangenen intensiv
bewacht. Speziell vor Ort beim Kunden sorgen die
aufmerksame Wachmannschaft und die Phalanx aus
Späh- und Kampfdrohnen im Tandem mit den Or-
tungsgeräten an Fuß, Hals oder im Körper der Häft-
linge dafür, dass Fluchtversuche unterbleiben. Anders
verhält es sich während des Fluges: Die Drohnen
schlafen in ihren Halterungen, die Piloten überwa-
chen die Umgebung primär auf Luftverkehr und ggf.
Abschüsse vom Boden aus, und die Wachmannschaft
ruht und überlässt die Überwachung der Gefangenen
primär den Systemen des Flugzeugs (von den Wachen,
die in der Kabine der Gefangenen sitzen, abgesehen).
Speziell oberhalb der C-360 befindet sich ein „blinder
Fleck“, der von Runnern ausgenutzt werden kann.
Da die wenigsten Gruppen eine Fertigkeitsspezia-
lisierung auf Fallschirmspringen und Kampfabwür-
fe haben werden, kann der Auftraggeber oder eine
Connection der Runner einen technischen Trick an-
bieten: Die Katydid VI von Messerschmitt-Kawasaki
ist eine mittelgroße Drohne, die man am besten als
intelligenten Wingsuit mit Landefunktion und sehr
geringer Signatur beschreiben kann. Die Drohne wird
wie ein kurzärmeliger Exoframe mit Stummelflügeln
und vier an Ellenbogen und Knien befestigten Rotoren
 GESCHW.-
FAHRZEUG HANDLING BESCHL.
INTERVALL
M-K Katydid VI 3/5* 4/FF* 10/FF*
* Wert nach dem Schrägstrich, wenn von Metamensch getragen, nur Abwärtsbewegung möglich. FF = freier Fall.
getragen. Der Nutzer wählt per Laserzielsystem einen
Landepunkt aus, springt ab und muss nichts anderes
tun, als der Drohne die Steuerung zu überlassen und
sich nicht gegen das Ziehen an Armen und Beinen zu
wehren. Dafür ist eine Probe auf Willenskraft + Cha-
risma (3) erforderlich. Misslingt die Probe, steigt der
Schwellenwert der Flugprobe für die Drohne um 2.
Die Drohne würfelt für Flug und Landung mit ihrem
Würfelpool von 10 gegen einen Schwellenwert von
5. Verwende die Regeln für Granaten (SR6, S. 118),
um die Abweichung vom anvisierten Landepunkt zu
bestimmen; die Drohne landet auch bei Fehlschlag im-
mer so „sanft“, dass kein ernsthafter Schaden entsteht
(1W6 Kästchen Betäubungsschaden, kann durch eine
Athletik-Probe und eine Schadenswiderstandsprobe
verringert werden).
Solange die Katydid einen Passagier trägt, kann
sie lediglich kontrolliert abstürzen und landen. Nach
dem Ablegen ist sie dann in der Lage, zu einem spe-
zifizierten Zielort zu fliegen. Nutzen die Runner die
intelligente Absprungdrohne, um von einem höher
fliegenden Flugzeug auf die Hyperion abzuspringen,
müssen sie sich nach der Landung schnell festhaken,
um nicht vom Dach gerissen zu werden. Hierfür ge-
nügt eine Probe auf Athletik + Geschicklichkeit (2),
da auf dem Dach reichlich Ösen und Griffe für die
Wartungscrew vorgesehen sind.
Hineinkommen
Das Eindringen in die C-360 Hyperion ist auf fol-
genden Wegen möglich:
Über die Dachluke [3]: Beim Design der C-360 hat
niemand damit gerechnet, dass jemand über den No-
tausstieg im Dach eindringen könnte. Entsprechend
kann dieser von Rettungsmannschaften einfach per
Hebel entriegelt werden. Dabei wird allerdings ein vi-
sueller und akustischer Alarm im Oberdeck ausgelöst.
Um diesen vor dem Entriegeln zu deaktivieren, ist eine
Ausgedehnte Probe auf Mechanik + Geschicklichkeit
(10, 3 Kampfrunden) erforderlich.
Über die Frachtluke [16]: Dies ist der „normale“
Eingang, durch den die Crew ebenso wie Wachen
und Gefangene das Flugzeug betreten. Im Flug ist
die Luke natürlich geschlossen. Auf dem Boden ist
sie während des Be- und Entladens geöffnet, wird
danach aber entweder vom Pilotenplatz, einem Knopf
im Frachtraum (kann vom Pilotensitz aus gesperrt
werden) oder von außen per WiFi-Signal geschlossen.
Über die Drohnenbucht [10]: Auch der Drohnen-
abwurfschacht ist nach unten durch eine Klappe ver-
schlossen, die nur zur Wartung und eben zum Abwurf
geöffnet wird. Die Mechanismen dazu entsprechen
der Frachtluke. Einmal geöffnet, kann man auf den
Wartungssteg klettern (befindet sich in Parkposition
HÖCHST-
RUMPF PANZERUNG PILOT SENSOR SITZE VERFÜGBARKEIT PREIS
GESCHWINDIGKEIT
40/FF* 1 0 2 1 (1) – 6.000 Euro
SHADOWRUN: Flug in die Freiheit
etwa 4 Meter über dem Boden) und von dort zur
frontseitigen Wartungsluke [9] oder dem Unterdeck
mit der Rigger-Sektion [11] gelangen.
Über die Landehydraulik [12]: Auf der Unterseite
der C-360 befindet sich die Landehydraulik, die in
Parkposition geöffnet ist und über eine kleine Stiege
Zugang zu einer Wartungsklappe bietet. Diese kann
per Magnetkarte und Code-Eingabe geöffnet werden
(s. Sicherheitsschott im Grundriss) und löst bei Öff-
nung einen Alarm aus (s. Dachluke zur Entschärfung
des Alarms). Der Zugang über die Landehydraulik
ist sehr eng und weder für Trolle und ähnlich große
Charaktere noch für Menschen, Orks oder Zwerge
mit einer Konstitution von 5 oder mehr nutzbar.
Im Inneren
Alle Korridore und Räume der C-360 sind mit Ka-
meras überwacht, was allerdings nicht bedeutet, dass
eine bestimmte Kamera gerade auch aktiv betrachtet
wird. Die Feeds der Kameras werden auf die Kon-
sole hinter den Piloten gestreamt und können vom
Einsatzleiter/Wachoffizier auf sein AR-Display ge-
legt werden. Dieser kann die Daten auch an andere
Personen, z. B. einen für die Kameras zuständigen
Überwacher (in der Regel der Drohnenrigger, der im
regulären Flugbetrieb nichts zu tun hat) übergeben
werden. Für den Zweck der Kameraübernahme, der
Verschleierung/Löschung von Überwachungsdaten
und der Übernahme der Bordelektronik gilt der Bord-
computer als Host der Stufe 9 (ASDF 10/9/12/11, IC:
Patrouille, Leuchtspur, Aufspüren, Wirbel, Bremse).
Aufgrund mehrfach redundanter Systeme und vom
Hauptrechner getrennter Steuersysteme kann der
Pilot das Flugzeug auch ohne Computer steuern, das
Handling steigt dann allerdings um 4.
Verwende für die Wachen den Lone-Star-Streifenpo-
lizisten (SR6, S. 206), allerdings mit Ganzkörperpan-
zerung und Helm plus Atemmaske, und für die Piloten
und den Drohnenrigger den Minuteman-Sicherheits-
rigger (SR6, S. 207). Die Piloten und der Einsatzleiter
(verwenden die Werte des Lone-Star-SWAT-Offiziers,
SR6, S. 207) können von ihrem jeweiligen Sitz aus
per Einsatzcode die im Flugzeug verteilten Waffen-
schränke (graue Kästchen direkt neben Sitzen der
Wachen) freigeben. Die Schränke enthalten jeweils
vier Aufstandsbekämpfungswaffen (Defiance T-250 in
Kurzversion mit Gelgeschossen plus Tränengasgrana-
ten) sowie eine Notfallwaffe (Colt M23 Sturmgewehr
mit 2 Magazinen Gel- und 1 Magazin scharfer Muni-
tion). Außerdem befindet sich immer ein Wachmagier
(verwende die Werte des Lone-Star-Kampfmagiers,
SR6, S. 207) an Bord.
Informationen zu Türen und Magschlössern findest
du direkt im Hyperion-Grundriss.
HINEINKOMMEN // Flug in die Freiheit // 5

Extraktion
Die Möglichkeiten der Runner, ihr Ziel unbemerkt von
SHADOWRUN: Flug in die Freiheit
Bord zu bringen, sind sehr begrenzt – speziell dann,
wenn die Extraktion während des Fluges geschehen
soll. Die vermutlich beste Option ist die Flucht als
„Fallschirmfracht“: In unmittelbarer Nähe oder di-
rekt auf der Frachtluke [16] stehen mehrere Kisten,
die mit Fallschirmen und einem intelligenten Zün-
dungssystem ausgestattet sind (das Funktionsprinzip
ähnelt der Katydid-Drohne, ist aber weit primitiver
und auf die rechtzeitige Öffnung des Fallschirms
beschränkt). Eventuell wurden sogar die Schützen-
panzer mit einem Abwurfsystem ausgestattet, auch
wenn das ungewöhnlich ist (denkbar z. B., falls der
Arbeitseinsatz in einer verseuchten Zone stattfindet).
Die Runner müssen mit ihrer Zielperson „nur“ den
Frachtraum erreichen und in eine Kiste klettern. Einer
muss zudem den Knopf für die Frachtluke drücken,
hat danach aber noch genug Zeit, um ebenfalls in eine
Kiste zu klettern. Die auf der Luke stehenden Kisten
rutschen kontrolliert über Schienen nach draußen,
und die Fallschirme zünden.
Auf dem Boden gelandet, benötigen die Runner
dann Hilfe bei der Extraktion: Es wurde spätestens
beim Öffnen der Luke Alarm ausgelöst, und falls die
Runner nicht irgendwie die Kampfdrohnen sabotiert
haben, werden sie sehr bald Gesellschaft bekommen.
Die Extraktionshilfe kann von den Runnern selbst
organisiert werden, für Anfängergruppen empfiehlt
es sich aber, dass der Auftraggeber diese Art von
Bodenhilfe von sich aus anbietet – womöglich mit
speziellen Hintergedanken, siehe Szenario-Idee Rus-
sisch Roulette.
Der Lohn
der Angst
Ein Absprung auf einen fliegenden Truppentranspor-
ter, eine Extraktion über den Wolken, das Entkom-
men per Frachtabwurf – speziell wenn die Runner
diesen wahnwitzigen Plan selbst entwickeln, steht
ihnen eine spektakuläre Belohnung zu. Aber auch
6 // Flug in die Freiheit // EXTRAKTION
Varianten, die weniger nach „Stirb langsam“ klingen,
sollten ordentlich entlohnt werden – die Entführung
eines Häftlings mitten aus einem mit Wachen (und
anderen Häftlingen!!) vollgestopften Transporter ist
definitiv ein Run, durch den man zur Legende werden
kann. Zumindest, bis eine andere Gruppe etwas noch
Krasseres abzieht.
Natürlich ist die Höhe der Belohnung letztlich eine
Frage des persönlichen Spielstils der Gruppe und
liegt ganz in deiner Hand als Spielleiter. Wir schlagen
aber eine Bezahlung von mindestens 25.000 € pro
Person vor – wer angesichts solcher Summen nicht
ahnt, dass dieser Run potenziell tödlich ist, dem ist
eh nicht zu helfen.
Eine Alternative:
Das Wrack
Vielleicht ist dir die Bezahlung zu heftig, vielleicht
fürchtest du, deine Runner sind nicht tough genug für
eine Gefangenenextraktion, möglicherweise haben die
Runner den Auftrag auch schlicht abgelehnt (gut für
sie; Runner sollten wissen, was sie sich zutrauen kön-
nen). Dann haben wir eine weitere Idee für dich, wie
du unser Goodie zum Gratis-Rollenspieltag nutzen
kannst: Vor Jahren ist da nämlich ein Gefangentrans-
port im Niemandsland verlustig gegangen, und weder
Crew noch Wachen oder Gefangene sind seitdem
wieder aufgetaucht. Der Auftraggeber hat eine heiße
Spur und sucht ein Team für die Untersuchung des
Wracks. Es gibt das Gerücht, dass außer den Gefan-
genen auch eine sehr geheime Hochsicherheitsfracht
[5] an Bord des Flugzeugs war. Diese Fracht gilt es zu
bergen. Die Runner suchen das Wrack und können
es nach einer Begegnung mit einer Aussteigerkom-
mune oder Gang auch finden. Das Flugzeug ist halb
im Moor versunken und völlig von Schlingpflanzen
überwuchert, die keinesfalls derart schnell das ge-
samte Wrack hätten umhüllen können. Eine Folge
der Fracht – oder die Macht eines Geistes, der das
Wrack in den Schlund des Morastes hinabziehen
will? Was ist das Geheimnis des Fluges? Was geschah
mit Besatzung und Gefangenen? Und wem gehören
die Helikopter, deren Rotoren zu hören sind, als die
Runner das Wrack verlassen?
C-360 HYPERION MITTELDECK UNTERDECK
1 Cockpit 8 7 8 (PASSAGIERDECK) (FRACHTDECK)
2 VIP/Offizierskabine mit VR-Kommandostand 9
3 Bordküche mit Dachluke (Notausstieg)
5 5
4 Flugbegleitung (Wachen)
5 Hochsicherheitsfracht 10 10
6 Gefangenenabteil
7 Hochsicherheitsabteil 1
H 6
8 Maximalsicherheit mit 10
11 11
9 Wartungsluke (Leiter)
10 Drohnenabwurfschacht mit 12 12
Wartungssteg (Spähdrohnen 2
links, große Kampfdrohnen rechts)
13
11 Drohnen-/Geschützrigger 3
12 Zugang zur Landehydraulik
13 Zugang zum Motorraum
14 Frachtdeck (Schützenpanzer beispiel-
haft, als Orientierungshilfe für Größe)
4
15 Klappsitze und Haltegestelle (Stückgut) 7
16 Frachtluke (Laderampe) 4

OBERDECK 8
(FLUGDECK) 14
Sitz für Wache

Zugangsschott (Strukturstufe 13):

Im Normalbetrieb entriegelt.
Bei Alarm automatisch verschlossen;
entriegelt sich für berechtigte Per-
sonen (RFID-Sicherheitspin) 6 15

Sicherheitsschott (Strukturstufe 16):

Im Normalbetrieb entriegelt das Schott automatisch 6
für berechtigte Personen (RFID-Sicherheitspin) 6
Bei Alarm erfolgt Öffnung durch Magnetkarte
und Code-Eingabe
8 6

Alle Räume + Gänge überwacht mit NI

16

GESCHW.- HÖCHST-
VTOL HANDL. BESCHL. RUMPF PANZ. PILOT SENSOR SITZE VERF. PREIS (€)
INTERVALL GESCHW.
C-360 Hyperion 6 30 70 420 22 12 2 3 4/571 4 2.300.000