Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
1/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
ergänzen, er kann Elemente kritisieren oder richtigstellen. Grundsätzlich – der Leserbrief ist eine
kritische Meinungsäußerung zu einem Thema oder Punkt aus dem Zeitungsartikel.
Struktur eines Leserbriefs
Ein Leserbrief besteht aus vier Teilen: 1. Anrede, 2. Einleitung mit Bezug zum Artikel und Thema, 3.
Hauptteil mit Argumentation, 4. Zusammenfassende Schlussfolgerung und Grußwort
Für einen gelungenen Leserbrief, folgen Sie einigen der folgenden Vorschläge.
1. Anrede
In der Anrede adressieren Sie die Redaktion der Zeitung und geben das Verfassungsdatum Ihres
Briefes. Hier verwenden Sie übliche Anschreibeformen für formelle Briefe:
Max Mustermann
Musterstraße 6
11000 Belgrad
An die
Redaktion des Standards
Vordere Zollamtsstraße 13
1030 Wien
Belgrad, den 10.10.2020
In Schulen wird unterrichtet, dass beim unbekannten Empfänger „Sehr geehrte Damen und Herren“
geschrieben werden soll. Dies stimmt durchaus, z. B. bei Bewerbungen für Stipendien oder bei formellen
öffentlichen Briefen, die an alle LeserInnen gerichtet sind.
Bei dem Leserbrief ist aber der Empfänger bekannt – es ist ein bestimmter Redakteur oder die Redaktion an
sich. Darum ist es zu empfehlen, dass „Sehr geehrte Damen und Herren“ mit einer drei möglichen Anreden
aus dem Beispieltext (s. oben) zu ersetzen.
2/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
2. Einleitung – was gehört hier?
Hier brauchen Sie drei Sätze:
1. Bezug zum Zeitungsartikel (Titel, Datum, AutorIn) erstellen
2. Kontextualisierung oder Zusammenfassung des Zeitungsartikels
3. Ihre Schreibabsicht
ich möchte den Artikel „Männer nicht unter Generalverdacht stellen“ vom 9.
Oktober loben. Die Autorin Katharina Braun hat das umstrittene Thema der
Sexualbelästigung aufgegriffen, was besonders in Anbetracht der neulichen
Zwischenfälle wichtig ist. Trotzdem bin ich der Einsicht, dass die Verfasserin mit
einigen Argumenten zu weit gegangen ist.
Kontextualisierung bedeutet, dass das Hauptthema, die Haupttese oder die Pointe des Zeitungsartikels
in einem Satz wiedergegeben wird. Sie dürfen den Zeitungsartikel auch in aktuelle Geschehen
verorten (z. B. wird im Beispieltext oben erwähnt, dass das Thema „besonders in Anbetracht der
neulichen Zwischenfälle“ sehr wichtig ist.)
Die Schreibabsicht signalisiert den LeserInnen, was im Hauptteil geschrieben wird, ob es ein Lob,
eine Kritik, ein Kommentar oder eine Ergänzung sein wird.
Es müssen aber nicht zwangsläufig drei Sätze sein. Sie können die drei Sätze auch in komplexere
Sätze kombinieren, z. B.
Ihr Beitrag [“Titel”] vom [Datum] zum Thema … berührt mich sehr. Auch ich habe ähnliche
Erfahrungen gemacht, denn …
In Ihrem Artikel [“Titel”] vom [Datum] schreiben Sie, dass … Dazu möchte ich
sagen/hinzufügen/…
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel [“Titel”] vom (Datum) in Ihrer Zeitung gelesen und frage
mich …
In seinem/ihrem Beitrag [“Titel”] vom [Datum] schreibt [AutorIn], dass …
Ihr Artikel [“Titel”] vom [Datum] erscheint mir inhaltlich wichtig, schon alleine deshalb, weil
…
Sie schreiben in Ihrem Artikel [“Titel”] vom [Datum], dass … Dazu möchte ich Ihnen
Folgendes mitteilen: …
Endlich war in Ihrer Zeitung zu lesen, was ich mir schon immer gedacht habe: denn im
Artikel [“Titel”] vom [Datum] schreibt der/die AutorIn …
Diese Formulierungen sind nur Vorschläge – Sie können sie auch weiter kombinieren oder anders
schreiben. Ihrer Kreativität und Ausdrucksfähigkeit sind keine Grenzen gesetzt, suchen Sie ruhig nach
Formulierungen, die zu Ihnen und Ihrer Sprech-/Denkweise passen. Sehen Sie das PDF-Dokument
„Leserbriefe – Mustervorlagen“ im Moodle nach weiteren Verfassungsmöglichkeiten, oder schauen
Sie auch im Internet nach!
3. Hauptteil – kurz und bündig argumentieren
3/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
Den Hauptteil eröffnen Sie mit einem Satz zu Ihrer Haltung zum Zeitungsartikel allgemein. Sie
können der allgeminen Aussage des Artikels zustimmen oder auch ihr widersprechen. (Im Beispiel
einigt sich die Verfasserin des Leserbriefes mit der Autorin des Zeitungsartikels.)
[...] Trotzdem bin ich der Einsicht, dass die Verfasserin mit einigen Argumenten zu weit
gegangen ist.
Es ist keine Frage, dass sexuelle Übergriffe schwere Verbrechen sind und entsprechend
bestraft werden sollen.
Es ist keine Frage, dass sexuelle Übergriffe schwere Verbrechen sind und
entsprechend bestraft werden sollen. Die Verfasserin behauptet jedoch an einer Stelle,
dass sich Männer von „freizügig gekleideten Frauen“ sexuell angereizt fühlen
können, weswegen dann „Frauen sich nicht wundern sollen, wenn was passiert“.
Natürlich steht fest, dass Männer Triebe haben und Kleidung effektiv anreizend sein
kann. Es ist allerdings unsinnig zu behaupten, dass die freizügige Kleidung der
Frauen jegliches Verhalten der Männer rechtfertigt. Genauso wie ein Mann ganz
locker ohne Oberteil auf der Straße im Sommer laufen kann, ohne dabei damit
rechnen zu müssen, dass „was passieren“ kann, sollte sich jede Frau so kleiden
dürfen, wie sie will. Jeder vernünftige Mensch muss Herr seiner Triebe sein
können. Wenn man Hunger und kein Geld dabei hat, stiehlt man nicht sofort im
Supermarkt. Genauso ist die locker gekleidete, attraktive Figur einer Frau kein Grund
für sexuelle Belästigung, noch kann das jegliches Handeln rechtfertigen.
Die Belege dienen dazu, Ihre Argumente zu stärken. Die Belege können Fakten sein, die Sie selber
kennen oder im Zeitungsartikel gelesen haben, es können aber auch Beispiele, Vergleiche oder
Erklärungen sein, die Ihre Argumente dem Leser näher bringen.
In der Schule wurden Phrasen wie „m. M. n.“ oder „meines Erachtens“/„m. E. n.“ gelernt. Diese sind auch
gängig und korrekt, aber da Sie nun Deutsch auf einem höheren Niveau erlernen und einüben sollen, fordern
wir von Ihnen, dass sie auch andere Ausdrucksformen ausprobieren. Im Beispiel wird auf „m. M. n.“
komplett verzichtet – stattdessen hat die Verfasserin noch einen Satz der Zustimmung zur Autorin eingebaut,
um dann einen Kontrast mit „allerdings“ aufzubauen, um so ihren Widerspruch zu äußern.
4. Schluß- und Grußwort
Um Ihren Brief abzuschließen, schreiben Sie als Schlußwort einen Satz, in dem Sie eine prägnante
eigene Aussage, ein Fazit, eine Schlußfogerung, die sich us Ihren Argumenten ableitet, oder eine
Zusammenfassung Ihrer Kritik ausdrücken.
[...] noch kann das jegliches Handeln rechtfertigen. Das Problem ist nicht die Kleidung -
wer nicht vernünftig genug ist, seine eigenen Triebe unter Kontrolle zu halten, der stellt
4/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
für andere eine Gefahr dar und braucht psychlogische Hilfe.
In der Klausur bekommen Sie einen kurzen Schreibanlass (z. B. den „Vorschlag zum
Antidiskriminierungsfach an der Uni Passau“), zu dem Sie dann einen Leserbrief schreiben. Hier
suchen Sie einen Punkt aus, der Ihnen zum Thema des Schreibanlasses problematisch erscheint,
und kritisieren ihn. Diese Aufgabe ist shwerer, weil Sie sich einen zu kritisierenden Punkt selber
ausdenken. Aber keine Sorge – die Themenwahl der Schreibanlässe leitet sich aus den Themen ab,
die wir im Unterricht bearbeitet und diskutiert haben (und wenn Sie fleißig waren – zu denen Sie
schon eine Hausaufgabe geschrieben haben).
Sie starten mit der im Zeitungsartikel Sie gehen sofort auf den Punkt im
beschriebenen Situation: Zeitungsartikel ein:
Auch ich habe den Eindruck, dass Ich möchte mich Ihrer Meinung zu voll
Auch ich habe diese Erfahrung gemacht und ganz anschließen, aber…
Diese Situation kenne ich sehr gut …
Diese Aussagen entsprechen auch Was Ihr Urteil über … betrifft: Dem
meinen Erfahrungen … kann ich gar nicht zustimmen.
Mir scheint, dass die Darstellung etwas Auch ich glaube / denke / bin der
Überzeugung, dass …
5/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
übertrieben ist.
Ganz im Gegensatz zu Herrn Huber
Ich finde es erfreulich/empörend, dass
meine ich, dass …
Endlich hat sich jemand dieser Sache /
Diese Meinung / Sichtweise kann ich
dieses Themas angenommen!
ganz und gar nicht teilen.
Wie ich Ihrem Bericht entnehme …
Ich sehe das überhaupt nicht so wie
Schade, dass …
Herr Huber!
6/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
7/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?
Leserbrief – Was und wozu?
- vor dem Unterricht unbedingt lesen -
8/1 | L e s e r b r i e f – W a s u n d w o z u ?