Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Aufgabe 2: Kannst du dir denken, warum der Handel mit Erzeugnissen sich
weitgehend nur auf das Umland beschränkte? Finde eine Erklärung!
EA
Hungersnöte
Seite 6
Kapitel II: Wie alles begann
Wichtige Erfindungen
Die ersten neuentwickelten Maschinen, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut
wurden und in den Fabriken und Manufakturen zum Einsatz kamen, wurden noch mit Wasser-
kraft oder Tieren betrieben. Im Jahre 1769 ließ sich der Schotte James Watt eine Erfindung pa-
tentieren, die die Welt verändern sollte: Die Dampfmaschine war geboren. Ihre Leistungskraft
überstieg die bisherigen Möglichkeiten der Energiegewinnung um ein vielfaches. Sie konnte mit
billiger Kohle beheizt werden und lieferte stetig eine konstante Energiemenge, mit der Pump- und
Förderanlagen in Bergwerken, Webstühle und andere neuartige Maschinen angetrieben wurden.
Sehr bedeutend war auch der Umstand, dass die Dampfmaschine die Fabriken unabhängig von
natürlichen Antriebsmöglichkeiten machte. Nun war es möglich, praktisch überall Produktions-
stätten zu errichten. Ein ungeheuerlicher Vorteil! Selbst in der Landwirtschaft fanden die Dampf-
maschinen Verwendung. Sie trieben Dreschmaschinen an und zogen die schweren Stahlpflüge
mit deutlich gestiegener Kraft als früher über die Felder. Die Dampfmaschine eroberte die Welt
im Sturm. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde sie praktisch überall eingesetzt. Stetig
wurde die Erfindung verfeinert und weiterentwickelt.
Neben der Dampfmaschine waren weitere bedeutende Erfindungen
maßgeblich verantwortlich für den rasanten wirtschaftlichen Auf-
schwung in vielen Ländern der Erde. So z.B. die im Jahre 1764 von
James Hargreaves mit acht Spindeln ausgestattete „Spinning Jen-
ny“, eine neuartige Spinnmaschine mit erheblich gesteigerter Pro-
duktivität. Ihr folgte im Jahre 1769 die erste mit Wasserkraft ange-
triebene Spinnmaschine, die einige Jahre später durch die ersten
mit Dampfkraft angetriebenen Spinnmaschinen abgelöst wurde.
Generell wurde jede Maschine immer größer, leistungskräftiger und
schneller. Man benötigte immer weniger Menschen, um immer mehr
Eine der ersten Dampfmaschinen
Ausstoß zu erzielen.
Aufgabe 2: Der Schotte James Watt gilt als der Vater der Dampfmaschine.
Sie war die wichtigste Erfindung und markierte den Beginn der
EA Industriellen Revolution. Nenne zwei Gründe, warum die Dampf-
maschine der Wind- und Wasserkraft sowie der Arbeitskraft von
Nutztieren überlegen war! Schreibe ausführlich in dein Heft!
Seite 7
Kapitel II: Wie alles begann
Die Eisen- und Stahlerzeugung profitierte von völlig neuartigen Techniken und Erfindungen. Man
entdeckte, dass sich Kohle zu Koks umwandeln ließ. Koks hatte einen deutlich höheren Brenn-
wert als Holzkohle, dadurch ließ sich in den Hochöfen eine höhere Temperatur erzeugen, was
zu einer verbesserten Eisenqualität führte (unerwünschte Beimengungen konnten so effektiver
vom reinen Eisen getrennt werden). Im Laufe der Jahrzehnte konnte durch neuartige Techniken
(z.B. durch das Puddelverfahren) immer hochwertigeres Metall erzeugt werden. Dieser wertvol-
le Werkstoff fand nun auch Verwendung beim Brückenbau, beim Bau von Werkzeugmaschinen
oder beim Bau der ersten Gleisanlangen für die Eisenbahn. Schließlich wurde Gussstahl er-
funden, eine besonders harte und starke Legierung aus Eisen und Kohlenstoff. Roheisen wur-
de hierbei auf extrem hohe Temperaturen erhitzt, bis es flüssig war. Diese Technik ermöglichte
es, den Rohstoff mit Hilfe von Formen und Pressen in jede erdenkliche Form zu bringen. Die
Auswirkungen auf die Wirtschaft waren dramatisch. Die sogenannte Schwerindustrie (Verschmel-
zung von Bergbau- und Eisenindustrie) breitete sich mit rasanter Geschwindigkeit in ganz Europa
aus. Man baute jetzt auch u.a. große Ozeandampfer und Dampflokomotiven aus Stahl, was die
Industrialisierung wiederum noch stärker vorantrieb.
Neben der Dampfmaschine war die Entwicklung der Eisenbahn
„Die Zeit der Industrialisierung“ - Bestell-Nr. 10 664
Auch in der Landwirtschaft gab es zahlreiche sehr wirksame Neuerungen. Neben dem oben
schon erwähnten Einsatz der Dampfkraft beim Säen, Ernten und Dreschen (was die Arbeits-
geschwindigkeit um ein vielfaches beschleunigte) erkannte man, dass die Bodenqualität er-
heblich verbessert werden konnte, wenn man eine ganz bestimmte Reihenfolge bei der Art der
Bepflanzung einhielt. Zusätzlich kamen neue Gemüse- und Getreidearten aus Amerika nach
Europa (z.B. die Kartoffel). Man begann damit, Böden ihrer Güte entsprechend mit bestimm-
ten Getreidearten zu bebauen, um den maximalen Ertrag dadurch zu erzielen. Zusätzlich wur-
den erste Formen von Kunstdünger entwickelt, die die Bauern in großen Mengen einsetzen.
Seite 8
Kapitel II: Wie alles begann
a)
b)
c)
Aufgabe 6: Auf dem Schaubild unten ist der Querschnitt einer Dampfmaschine
dargestellt. Ordnet die einzelnen Vorgänge den im Bild abgebildeten
PA
Ziffern zu, um zu erfahren, wie eine Dampfmaschine funktioniert. Bei
Einhaltung der richtigen Reihenfolge erhaltet ihr ein Lösungswort!
Parallelogramm- 4
mechanik
Balancierbalken
Vorgänge:
doppelt wirken-
der Kolben
a) Der entstandene Dampf wird durch die
E
Rohre geleitet.
2 Dampf-
ventil 6 b) Er bewegt das Rad, das die Maschine
T
antreibt.
„Die Zeit der Industrialisierung“ - Bestell-Nr. 10 664
Kondensator.
d) N In dem Kessel wird das Wasser erhitzt.
3 e)
U
Im Zylinder dehnt der Dampf sich aus
und bewegt den Kolben nach oben.
f) Das Auf- und Ab des Kolbens bringt
I
den Balancierbalken in Schwung.
Lernwerkstatt Geschichte
Lösungswort:
Seite 9
Kapitel IV: England - Treibender Motor in Europa
England wird allgemein als die Wiege der Industriellen Revolution bezeichnet. Deutlich bevor das
neue Zeitalter den europäischen oder amerikanischen Kontinent erreicht hatte, schwang sich das
englische Königreich bereits auf, sich zur Industrienation zu wandeln. Dies hatte vielfältige Gründe:
Zum einen war England durch seine zahlreichen Kolonien in der ganzen Welt, die billige Rohstoffe
und Arbeitskräfte lieferten sowie durch intensiven Handel mit Baumwolle, Stoffen, Metallerzeug-
nissen und auch durch den Sklavenhandel zur weltweit führenden Handelsmacht geworden. Hin-
zu kam, das Englands Heimatboden zusätzlich reich an wertvollen und wichtigen Rohstoffen war
(z.B. Kohle, Erz, Eisen). Als zum Ende des 18. Jahrhunderts die englische Bevölkerung plötzlich
rapide Zuwachsraten verzeichnete (verantwortlich hierfür waren vor allem verbesserte hygieni-
sche Verhältnisse), zog es mehr und mehr Menschen vom Land in die Städte in der Hoffnung,
dort eine Arbeitsstelle in den zahlreichen Manufakturen zu finden.
Die liberale Wirtschaftspolitik der Herrschenden und der in sich
geschlossene, einheitliche Wirtschaftsraum waren zusätzliche
Wegbereiter für das nahende neue Zeitalter.
Doch die entscheidenden Wegbereiter und letztlichen Auslöser
der schnell um sich greifenden Industriellen Revolution waren
völlig neuartige Erfindungen (wie z.B. die Dampfmaschine oder
mechanische Webstühle), die eine vorher unvorstellbare Produk-
tions- und Qualitätssteigerung ermöglichten. Und diese revolutio-
nären Erfindungen waren eben in England und nirgendwo anders
entdeckt und patentiert worden.
Betrachtet man nun alle genannten Aspekte zusammen, wird
klar, warum die Industrielle Revolution in England so schnell Fuß fassen konnte.
•
Lernwerkstatt Geschichte
Seite 13
Kapitel IV: England - Treibender Motor in Europa
Das schnelle industrielle Wachstum in England bekam schnell eine Eigendynamik. Der wachsende
Wohlstand führte zu verstärktem Konsum, was die Nachfrage an produzierten Waren steigerte.
Auch der Export von Textilien und Industrieerzeugnissen aller Art wurde konsequent ausgebaut
und wuchs stetig an. Um die Jahrhundertwende schossen überall im Land Industriebetriebe und
Fabriken wie Pilze aus dem Boden. Der wachsende Binnen- und Exportmarkt erforderte zudem
verbesserte Transportmöglichkeiten. Schnell war die Eisenbahn erfunden, die ihrerseits wieder
eine revolutionäre Entwicklung darstellte. War es ihr doch zu verdanken, dass die Rohstoffe und
Produkte (später auch die Menschen) immer schneller von A nach B gelangten. Ähnlich verhielt
es sich beim Seeverkehr. Die ersten dampfgetriebenen Schiffe wurden entwickelt. Sie beschleu-
nigten auch die Seefahrt um ein Vielfaches. Alles in allem war die englische Wirtschaftsnation
den restlichen Ländern, was die Entwicklung und den Fortschritt angeht, lange Zeit immer eini-
ge Schritte voraus. Dies änderte sich erst nach und nach bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts.
Bis dahin hatten die restlichen großen Nationen in Mitteleuropa (und vor allem Amerika) mäch-
tig aufgeholt und wetteiferten nun kräftig mit um die industrielle Vormachtstellung in der Welt!
wachsender
verstärkter
Wohlstand
Konsum
gesteigerte
Nachfrage nach
allen Waren
Der Kreislauf des
industriellen Wachstums
Arbeiter haben
einen sicheren Lohn
Seite 14
Kapitel VI: Die ersten Fabriken in Deutschland
Bedeutende Industriepioniere
und ihre ersten Fabriken
Als im 19. Jahrhundert auch in Deutschland die Industrialisierung immer stärker Fuß fasste, ent-
standen hierzulande schnell die ersten Industriebetriebe. Besonders rund um Rhein und Ruhr tat
sich einiges. Denn dieses Gebiet hatte einen ganz entscheidenden Standortvorteil: Dort gab es
Kohle in Hülle und Fülle. Diese benötigte man zum Befeuern der Hochöfen und zum Antrieb der
Dampfmaschinen und Lokomotiven. In Kombination mit dem Rohstoff Erz (der aus verschiedenen
Regionen Europas angeliefert wurde) ließ sich ein äußerst wertvoller Arbeitsstoff herstellen: Stahl.
Der Werkstoff Stahl war plötzlich außerordentlich gefragt: Aus ihm wurden Eisenbahnschienen,
Lokomotiven, Brücken und Waffen erzeugt. Der Bedarf nach Stahl stieg unablässig (waren es im
Jahre 1850 noch etwa 300 Millionen Tonnen, wurden in Deutschland 30 Jahre später bereits 1400
Millionen Tonnen erzeugt.
Diese enorme Steigerung der Nachfrage führte dazu, dass
immer mehr Steinkohle gefördert werden musste. Überall
im Land zwischen Rhein und Ruhr wurden Schachtanlagen
angelegt (bis 1850 etwa 300 Stück), in denen die Steinkohle
unterirdisch gefördert wurde. Um die Schachtanlagen herum
entwickelte sich schnell eine sich stetig weiter ausbreitende
Industrielandschaft. Die Nähe von Kohlebergwerken zog die
eisenverarbeitende Industrie an. Diese wiederum begünstigte
das Entstehen von weiteren Fabriken und Betrieben, die den Rohstoff Eisen zu Produkten (Ma-
schinen, Stahl, Waffen usw.) verarbeiteten. Die neuen Industriebetriebe benötigten sehr viele
Arbeitskräfte. Unzählige Menschen strömten ins Ruhrgebiet, die Städtchen schwollen innerhalb
kurzer Zeit rasant an und wurden schnell zu Großstädten. Sie wuchsen mit der Zeit mehr und
mehr zusammen. So entstand das Ruhrgebiet, einer der größten industriellen Ballungsräume
Europas. Weitere Ballungsräume derselben Art gab es auch im Saargebiet, in Sachsen und in
Schlesien. Auch dort war Steinkohle der Schlüssel wirtschaftlicher Entwicklung. Schnell wuchsen
auch dort die Industriebetriebe wie Pilze aus dem Boden.
EA tun? Erkläre!
Seite 18
Kapitel VI: Die ersten Fabriken in Deutschland
Die Gründer der ersten Fabriken in Deutschland waren Unternehmer und Kaufleute, die oft mit
bescheidenen Mitteln ihre Firmen gründeten. Viele liehen sich hierfür Geld von Verwandten und
Freunden, um das Startkapital zusammenzubekommen. War jedoch eine Fabrik erstmal gegrün-
det und aufgebaut, wuchs sie meistens in rasantem Tempo. Für die stetig wachsende Produkti-
on und den Ausbau der Fabriken waren natürlich beträchtliche Geldsummen erforderlich. Diese
konnten sich die Unternehmer an der Börse, dem Treffpunkt für alle Handelsgeschäfte, holen. Die
Börse wurde zum wichtigsten Kapitallieferanten und stellte den finanziellen Motor des wirtschaft-
lichen Aufschwunges dar.
Einer der bedeutendsten Großindustriellen der Gründerzeit war Alfred Krupp,
der im Jahre 1826 die Gussstahlfabrik seines Vaters übernahm. Seine Karrie-
re startete er mit 7 Mitarbeitern. Als er 28 Jahre später aus der Geschäftslei-
tung ausschied, beschäftigte der Betrieb bereits knapp tausend Mitarbeiter.
Doch das war nur der Anfang, denn seine Nachfolger bauten die Großfabrik
konsequent weiter aus. Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges beschäf-
tigte der zum Weltkonzern aufgestiegene Stahlerzeuger bereits weit mehr als
50.000 Mitarbeiter. Begünstigt wurde dieser Aufstieg neben dem durch den
florierenden Eisenbahnbau kaum zu stillenden Stahlbedarf auch (besonders
zur Jahrhundertwende) durch lukrative Rüstungsaufträge der Regierung, die
hohe Gewinne brachten und Arbeitsplätze sicherten. Alfred Krupp
Aufgabe 3: Erklärt, welche Rolle die Börse bei der Industrialisierung einnahm.
Schreibt eure Ergebnisse ins Heft und vergleicht sie untereinander!
PA
Seite 19
Kapitel VI: Die ersten Fabriken in Deutschland
Ein weiterer sehr bedeutender Unternehmer dieser Zeit war August Borsig, der 1837 eine Maschi-
nenbaufirma in Schlesien gründete. Die Borsig-Werke spezialisierten sich auf den Lokomotivbau.
Das sich auch in Mitteleuropa schnell ausbreitende „Eisenbahnfieber“ sorgte dafür, dass der Be-
trieb zum bedeutendsten und größten Lokomotivbauer Europas aufsteigen sollte und im Laufe
der folgenden Jahre mehrere Tausend Lokomotiven produzierte.
Auch Friedrich Harkort darf hier nicht unerwähnt bleiben. Der westfälische Industriepionier grün-
dete 1819 auf der Burg Wetter an der Ruhr eine Maschinenfabrik, in der Dampfmaschinen und
spezielle Maschinen für den Bergbau produziert wurden. Obwohl er unternehmerisch nicht son-
derlich erfolgreich war und 1834 aus dem Unternehmen ausschied, war er jedoch aufgrund
seiner Pioniertätigkeit für den Industriestandort Ruhrgebiet von herausragender Bedeutung.
Aus dieser Maschinenfabrik sollte die spätere DEMAG, ein Konzern mit Weltruf, hervorgehen.
Seite 20
Kapitel VIII: Die Gesellschaft verändert sich
Die Gesellschaft im Mittelalter war in drei Stände aufgegliedert (Geistliche, Adel, Bürger und Bau-
ern). Die Menschen wurden in die jeweiligen Stände „hineingeboren“. Innerhalb dieser Hierarchie
war es für den Einzelnen dabei unmöglich, seinen Stand in der Gesellschaftspyramide zu verlas-
sen, denn man betrachtete diese Ordnung als „gottgegeben“ und daher unveränderbar.
Als zum Ende des 18. Jahrhunderts die Industrielle Revolution in Europa begann, rüttelten die
neuen gesellschaftlichen Verhältnisse schnell an der seit Jahrhunderten bestehenden Ständege-
sellschaft. Jetzt kam ein vierter Stand hinzu: die Lohnarbeiter. Außerdem verlor der Adel mächtig
an Einfluss. Mächtig wurden jetzt diejenigen, welche große Besitztümer schafften. Industrielle
wie z.B. die Familie Krupp stiegen schnell an die Spitze der neuen industriellen Gesellschaft. Der
wirtschaftliche Erfolg entschied jetzt über die gesellschaftliche Gewichtung.
In der sich nun schnell wachsenden Industriegesellschaft unterschied man zwischen Unterneh-
mern, Angestellten und Arbeitern.
Amts- und König
Kriegs-
sehr große Landgabe
dienste
Herzöge, Geistliche
Kriegs- Grundherren
dienste große Landgabe
Ritter
(und weitere untere Adelsschicht)
Abgaben Landgabe
Bauern
Aufgabe 2: Welchen Wandel nahm die Gesellschaftsstruktur nach dem „Die Zeit der Industrialisierung“ - Bestell-Nr. 10 664
Die Industriegesellschaft
bestand nun zusätzlich aus , und .
Seite 25
Kapitel VIII: Die Gesellschaft verändert sich
Unternehmer gründeten Fabriken, die ihnen hohe Gewinne bescherten. Die Besitztümer wuchsen
rasant an. Der wirtschaftliche Erfolg bescherte ihnen großen Reichtum, der nicht selten deutlich
zur Schau gestellt wurde. Neben einem sehr vornehmen Kleidungsstil und einem oftmals sehr
luxeriösen Lebensstil lebten die Unternehmer auch in großen Villen, in denen die Hausarbeit von
Bediensteten erledigt wurde. Ihr Ansehen in der Bevölkerung war enorm, ihr politischer Einfluss
beträchtlich.
An zweiter Stelle standen die Angestellten. Sie arbeiteten in der Verwaltung der Fabriken (Buch-
haltung, Einkauf, Verkauf) und hatten ein festes Gehalt, das deutlich über dem lag, was ein
normaler Arbeiter verdiente. Sie arbeiteten auch unter deutlich angenehmeren Arbeitsbedingun-
gen als die Arbeiter. Neben kürzeren Arbeitszeiten und regelmäßigem Urlaubsanspruch gab es
nicht selten sogar einen Kündigungsschutz. Die Angestellten lebten zumeist in gut ausgestatteten
Mietwohnungen, ihr Nachwuchs kam in den Genuss einer Schulausbildung.
An unterster Stelle innerhalb der industriegesellschaftlichen Hierarchie standen die Arbeiter. Sie
erledigten die schwere und harte Arbeit in den Fabrikhallen und bekamen dafür einen sehr gerin-
gen Lohn, der in vielen Fällen kaum zum Überleben reichte. Im Laufe der Jahrzehnte entstanden
rund um die Fabriken riesige Arbeitersiedlungen, in denen die Arbeiter in engen, kärglichen Woh-
nungen ihr Dasein fristeten. Aufgrund des geringen Lohnes waren auch die Frauen und sehr oft
sogar die Kinder gezwungen, ebenfalls in der Fabrik arbeiten zu gehen, sonst hätte die Familie
nicht überleben können.
s Einkommen
Verwaltung der Fabrik sehr geringe
großer
politis
cher E festes Gehalt
influss
rsiedlungen Bedienstete für Hausarbeiten
riesigen Arbeite
Lernwerkstatt Geschichte
Kinderarbeit ruch
ubsansp geregelter Kündigungsschutz
szeiten Urla
rze Arbeit iger
elte, ku mäß
gereg regel
vornehme K
enge, kärgliche Wohnungen leidung
gut ausgestattete Mietwohnun
gen
hohe Gewinne n
erlebe
ngungen eld z um Üb
Frauenarbeit Arbeitsbedi enug G
angenehme g
kaum
er
hohes Anseh r Kind
en in der Bev
ölkerung usbil dung fü
luxuriöser Lebensstil große Villen Schula
Seite 26
Kapitel VIII: Die Gesellschaft verändert sich
Auch auf dem Land brachte die Industrialisierung gesellschaftliche Veränderungen mit sich.
Manche Landbesitzer brachten es zu beträchtlichem Wohlstand. Der Großteil der bäuerlichen
Bevölkerung jedoch lebte in großer Armut. Das stark gestiegene Bevölkerungswachstum führte
zu Nahrungsengpässen. Außerdem gab es für die vielen Menschen gar nicht genug Arbeit. Daher
verließen viele Landarbeiter ihre Dörfer, um in die großen Städte zu ziehen. Dort erhofften sie
sich eine Arbeitsstelle in einer der zahlreichen Fabriken.
Die weitreichendsten Veränderungen ergaben sich jedoch in den Städten selbst. Die einsetzende
Landflucht ließ die Städte innerhalb kurzer Zeit bedrohlich anwachsen. Die Landarbeiter kamen
zu Tausenden in die Städte. Obwohl auch die Fabriken ein rasantes Wachstum erlebten, gab es
dennoch nicht genug Arbeit für die stetig wachsende Flut Arbeitssuchender. Zahllose Menschen
zogen durch die überfüllten Straßen, stetig auf der Suche nach einer Möglichkeit, ihren Lebens-
unterhalt zu bestreiten.
Aufgabe 4: Viele der Menschen, die in der Industrie Arbeit fanden, mussten oft
weite Wege bis zur Arbeitsstätte zurücklegen, da die Fabriken über-
EA wiegend in den Städten lagen. Welche Möglichkeit bot sich den
Arbeitern, diesen Umstand zu ändern? Was war die Folge?
Ballungsgebiete Bevölkerungsentwicklung
in Mio.
80
70
60
Lernwerkstatt Geschichte
Hamburg
Berlin
50
40
Dortmund
Leipzig
Köln
30
Frankfurt
Nürnberg 20
Stuttgart
München 10
Seite 27
Kapitel X: Die Kehrseite der Industrialisierung
Die Arbeit in den Fabrikhallen bestimmte den Lebensrhythmus der arbeitenden Bevölkerung in er-
heblichem Maße. Disziplin war die wichtigste Tugend; wer dagegen verstoß, sah sich schnell auf
der Straße wieder. Wer zu spät zur Arbeit erschien, wurde nicht mehr in die Fabrik eingelassen
und musste auf den Tageslohn verzichten. Da viele der Arbeiter aus dem weiteren Umland ka-
men und nicht selten einen langen Fußmarsch zur Fabrik in Kauf nahmen, begann für sie der Tag
teilweise schon um fünf Uhr morgens. Mit Arbeitskluft und Vesperbeutel ‚bewaffnet‘, machte man
sich dann auf den Weg zur Fabrik. Der Arbeitstag begann häufig um sechs Uhr morgens. Dann
wurden die Fabriktore geöffnet und jeder strömte zu seinem ihm zugewiesenen Arbeitsbereich.
Gegen 9 Uhr vormittags gab es eine kurze Verschnaufpause von ein paar Minuten, die Gelegen-
heit bot, die mitgebrachte Vesper zu verspeisen. Um 12 Uhr gab es eine Mittagspause von einer
Stunde. Anschließend ging die Arbeit weiter, bis gegen 8 Uhr abends endlich Feierabend war und
man sich wieder auf den Heimweg machte.
Aufgrund der sehr niedrigen Löhne sahen sich die meisten
Arbeiterfamilien gezwungen, extrem sparsam zu leben. Die
Frauen mussten meistens mit arbeiten gehen, damit die
Familie überhaupt über die Runden kam. Daher sahen sich
die Frauen oft unerträglichen Belastungen ausgesetzt. Sie
mussten neben der regulären Arbeit (Frauen arbeiteten oft
im Schichtbetrieb, d.h. entweder Frühschicht von 6 bis 14
Uhr oder Spätschicht von 14 bis 22 Uhr) auch noch für das
Wohlergehen der Familie sorgen. Die Kinder mussten ver-
sorgt werden, manche mussten sich um Alte oder Kranke
kümmern. Hinzu kamen die Zubereitung der Speisen, die
Reinhaltung der Wohnung und die Wäsche. Diese Arbeiten wurden oft bis spät in die Nacht erle-
digt, was die nächtliche Ruhepause weiter verkürzte.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sahen sich selbst Kinder in der Pflicht, ebenfalls in Fabriken
und Kohlebergwerken arbeiten zu gehen. Nach und nach setzte sich in der Gesellschaft jedoch
die Erkenntnis durch, dass dies sehr negative Folgen für die körperliche Entwicklung des Nach-
wuchses und damit auch erhebliche Konsequenzen für die gesamte Gesellschaft an für sich hatte.
Zuerst schränkte man Kinderarbeit ein (z.B. Im Jahre 1839 das preußische Kinderschutzgesetz,
das eine Beschäftigung von Kindern unter neun Jahren verbot). Die 10 bis 16-jährigen durften
nicht mehr als 10 Stunden täglich arbeiten. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Kinderar-
beit generell verboten.
„Die Zeit der Industrialisierung“ - Bestell-Nr. 10 664
GA Aufgabe 1: Erstellt selbst Regeln, die für die Fabrikarbeiter zur Zeit der
Industrialisierung gegolten haben könnten!
Aufgabe 2: Weil das Einkommen des Mannes wegen der sehr niedrigen Löhne
meistens nicht ausreichte, die Familie zu ernähren, waren Frauen und
EA auch viele Kinder gezwungen, auch arbeiten zu gehen. So arbeiteten
Lernwerkstatt Geschichte
Seite 30
Kapitel X: Die Kehrseite der Industrialisierung
S S S S
K K WC
K K
WC
S = Stube
K = Küche S K S
S K S
S
K WC WC
S K K S
S K S
„Die Zeit der Industrialisierung“ - Bestell-Nr. 10 664
Seite 31