Sie sind auf Seite 1von 4

Industrielle Revolution:

Als industrielle Revolution wird der Umbruchprozess von der handwerklich und
landwirtschaftlich geprägten Wirtschaft hin zur Industriewirtschaft bezeichnet. Menschliche
und tierische Muskelkraft wurde durch neue Energiequellen(Wasserkraft, Dampf, Kohle)
ersetzt. Neue Maschinen, die mit diesen Energiequellen betrieben wurden, ersetzten die
Handarbeit. Anstelle von Handwerksbetrieben, Manufakturen und Heimarbeit traten
Fabriken. Arbeitsteilung und Produktivität wurden gesteigert.
Die industrielle Revolution begann zuerst in England (um 1770) und setzte Anfang des 19.
Jahrhunderts auch im übrigen Westeuropa und Nordamerika ein (Schweiz: um 1830).
Von der Industriellen Revolution muss die Industrialisierung unterschieden werden. Damit ist
die stetige wirtschaftliche Veränderung hin zur industriellen Produktionsweise gemeint.
Spätere Meilensteine dieses Prozesses waren z.B. die Elektrizität, der Computer usw.

Mutterland der Industrialisierung:


In England waren die Voraussetzungen für die Industrialisierung besonders günstig:
o Schon früh hatte die Agrarrevolution eingesetzt, eine Veränderung der
landwirtschaftlichen Strukturen, was effizientere Bewirtschaftungsmethoden
erlaubte. Davon profitierten vor allem grössere Grundbesitzer, während kleine
Bauern unter Druck gerieten und ihre Höfe verkauften.
o Die Bevölkerung wuchs ab Mitte des18. Jahrhunderts überall in Westeuropa stark, in
England über-durchschnittlich schnell. Von 1750 bis 1900 verfünffachte sich dort die
Bevölkerung.
o England war früh eine wirtschaftliche Einheit (Gleiche Währung, nur ein Zoll).
o England war im 18./19. Jahrhundert Mittelpunkt des Welthandels
o Die Ideologie des Liberalismus dominierte die Wirtschaftspolitik
o Zahlreiche wichtige Erfindungen wurden in Englandgemacht

Liberalismus:
Ziel des Liberalismus ist es, dass die Menschen möglichst grosse Freiheit geniessen. Man
vertraut auf die Eigenverantwortung und Selbstregulierung von Wirtschaft und Gesellschaft.
Hauptaufgabe des Staates sei es, die Freiheit der Menschen nicht zu beschränken und sie zu
schützen.
Erfindungen:
Die „Schrittmacherindustrie“ die Branche, welche die industrielle Entwicklung anführte,
war in England die Textilindustrie, genauer die Baumwollverarbeitung. Das
Bevölkerungswachstum hatte die Nachfrage nach Textilien erhöht. Mit herkömmlichen
Produktionsmethodenkonnte nicht mehr genug hergestellt werden. So kam es zu einer
bahnbrechenden Erfindung: Der Spinnmaschine und dem Webstuhl.
Dem Mechaniker und Unternehmer James Watt war jedoch bereits 1769 eine wesentliche
Verbesserung der Dampfmaschinegelungen, die nun auch zum Antrieb von Maschinen
verwendet werden konnte und in England bald zum grossen Teil die Wasserkraftersetzte. Die
Dampfmaschine konnte auch Lokomotiven antreiben, was der Industriellen Revolution einen
weiteren wichtigen Impuls gab.

Industrielle Revolution in der Schweiz:


Auch die Schweiz wurde früh industrialisiert. Ende des 18. Jahrhunderts überflutete das
billigere und bessere englische Garn den Markt und stürzte die hiesige Textilbranche in eine
tiefe Krise. In Reaktion darauf entstanden bei Winterthur und St.Gallen zwischen 1802 und
1805 die ersten mechanischen Spinnereien. Weitere wichtige Branchenwurden im Verlauf
des 19. und 20. Jahrhunderts waren die die Uhren-, die Maschinen-, die Elektro sowie die
chemische Industrie. Erbauer und Betreiber der Bahnlinien waren zunächst private
Gesellschaften, die miteinander rivalisierten und deren Fahrpläne an den
Anschlusspunkten nicht immer gute Verbindungen ermöglichten. Somit wurde die
„Schweizerischen Bundesbahnen“ (SBB) gegründet.
Soziale Frage:
Die industrielle Revolution leitete einen radikalengesellschaftlichen Wandel ein und brachte
verschiedene soziale Probleme mit sich. Die Zeitgenossen sprachen von der „sozialen
Frage“. Damit waren die Probleme sowie die Diskussion um Lösungsansätze gemeint. Die
Probleme und Entwicklungen waren folgende:
o Die Ständegesellschaft wurde von der Klassengesellschaft abgelöst. Fabrikbesitzer
wurden Bourgeois oder Kapitalisten genannt. Und die Arbeiter Lohnarbeiter oder
Proletarier
o Zu Beginn der Industrialisierung kam es zu Arbeitslosigkeit und Massenarmut
o Die Fabrikarbeit war gekennzeichnet durch schlechte Arbeitsbedingungen: Lange
Arbeitszeiten, niedrige Löhne, Lärm, eine strenge Arbeitsdisziplin usw.
o Die Abwanderung von Arbeitskräften vom Land in die Stadt und die Entstehung von
Fabriken führten zur Urbanisierung.
o Der Lohn eines Fabrikarbeiters reichte nicht zum Unterhalt einer Familie, weshalb
auch Frauen und Kinderarbeiten mussten.

Sozialismus/Kommunismus:
Die Lösungsansätze der Arbeiterschaft wurden mit der Ideologie des Sozialismus begründet.
Der Sozialismus verstand sich als Kritik am Liberalismus. Sozialisten wiesen angesichts der
Not der Arbeiter darauf hin, dass die Selbstregulierung der Wirtschaft offenbar versage.
Die deutschen Philosophen Karl Marx und Friedrich Engels entwickelten den
Kommunismus (Marxismus). In ihren Augen waren Verbesserungen nur durch einen
„Klassenkampf“ möglich, eine gewaltsame Revolution der Proletarier gegen die Bourgeoisie.
Seien die Proletarier an der Macht, so müssten sie das Privateigentum an
Produktionsmitteln sowie das Erbrecht abschaffen, Staatsfabriken gründen und einen
Arbeits-zwang für alle einführen.
Im Gegensatz zu den Marxisten / Kommunisten waren die Sozialdemokraten der Meinung,
dass die Ideen des Sozialismus auch mit demokratischen Mitteln verwirklicht werden
können.

Maschinenstürme:
Ende des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts kam es in mehreren Ländern zu
Unruhen, bei denen Handwerker und Heimarbeiter, die sich durch die Maschinen in ihrer
Existenzbedroht fühlten, Fabriken zerstörten. Doch auch den Arbeitern war klar, dass sich
ihre Probleme dadurch nicht lösten.
Gewerkschaften:
Die Arbeiter gründeten Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbände, um ihre Position bei
Lohn und Arbeitszeitverhandlungen zu stärken. Dazu setzten Gewerkschaften auch Streiks
ein, also die gemeinschaftliche Arbeitsniederlegung. Heute steht das Streikrecht in der
Bundesverfassung. Damals wurden Streiks häufig durch Polizei oder Militär beendet. Viele
Unternehmer und Behörden sahen sie als Schritt zur kommunistischen Revolution.

Arbeiterparteien:
In vielen Ländern wurden ab Mitte des 19. Jahrhunderts Arbeiterparteien gegründet, so
1888 auch in der Schweiz mit der Sozialdemokratischen Partei (SP). Das veränderte die
Politik: Zuvor hatte der Gegensatz zwischen Liberalen und Konservativen dominiert.
Fortschritt und Freiheit versus Tradition und Religion prägten diesen Gegensatz. Die
Gründung der SP führte zur Annäherung von Liberalen und Konservativen. Neu dominierte
der Gegensatz zwischen den „Bürgerlichen“ und der Arbeiterschaft, also der SP, die Politik.

Fabrikgesetz:
Es setzte die maximale Wochenarbeitszeit auf 66 Stunden fest, untersagte die
Kinderarbeit unter 14 Jahren und verbot die Nacht- und Sonntagsarbeit für Frauen und
Jugendliche. Schwangere durften sechs Wochen vor und nach der Geburt nicht arbeiten.
Fabrikinspektoren kontrollierten die Betriebe auf ihre Sicherheitsmassnahmen.

Sozialversicherungen:

1918:obligatorische Unfallversicherung

1948:Alters-und Hinterlassenenversicherung
1960:Invalidenversicherung
1977:obligatorische Arbeitslosenversicherung
1996:obligatorische Krankenversicherung

Hilfe der Unternehmer:


Die meisten Unternehmersetzten sich gegen Staatseingriffe in die Wirtschaft ein. Von ihren
Arbeitern verlangten sie Gehorsam und Disziplin. Einzelne erkannten jedoch ihre
Verantwortung und verbesserten die Lage ihrer Arbeiter, indem sie Wohnsiedlungen,
Einkaufsmöglichkeiten, Schulen, Pensions- und Krankenkassen einrichteten. Dies geschah
nicht uneigennützig: Die Arbeiter wurden so an die Fabrik gebunden und von
gewerkschaftlicher oder politischer Betätigung ferngehalten.

Das könnte Ihnen auch gefallen