Sie sind auf Seite 1von 5

Zur 

Geschichte des Hauses Stuttgart, Landhausstraße 70 
Anruf von Hansjörg Hofrichter am  26.11.2010 Rückruf auf einen vergeblichen Anruf von mir. 

Er gibt mir Hinweise auf Fotografien der Landhausstraße und verweist mich an Jörg Ewertowski in der 
Bibliothek des Rudolf Steiner Hauses Stuttgart.  

Wir sprechen über die Ausgestaltung des Untergeschosses im Haus Landhausstraße 70, den Verbleib 
der Ausstattung und die Bedeutung der Notwendigkeit einer Rekonstruktion der Verhältnisse vor 
dem 1.Weltkrieg, sowie die Frage der Datierung der erfolgten Nutzung des ausgestalteten 
Kellerraumes durch die „erkenntniskultische Abteilung“ der esoterischen Schule zwischen 15.10.1911 
und dem 31.8.1914. Weiter über die Aufgaben des Bauvereines in der aktuellen Situation. 

Wobei die historische  Bedeutung der Landhausstraße diesem Haus aktuell nur eine nachgeordnete 
Rolle, nach Aussage Hofrichters, gibt. 

‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ 

Hierzu (war nicht Gegenstand des Gespräches mit H. Hofrichter) 

1. Wann war Rudolf Steiner in diesem Zeitraum in Stuttgart? 
2. Welche Termine sind genutzt worden für Veranstaltungen im „Kellerraum“? 
3. Welche Ausstattungsgegenstände gab es, und wo sind sie verblieben  
(Wally Allmendinger Erben, durch Bombardierung im 2.Weltkrieg verloren gegangen?)?  
Wally Allmendinger  gab für die neue Grundsteinlegung des Rudolf Steiner Hauses einen 
Granitwürfel aus der Ausstattung der kultischen Handlungen, der in den Grundstein 
eingeschlossen wurde (siehe Gunhild Kacer, Anthroposophie Johanni II/ 2007, Nr. 240 S. 160). 
4. Welche Persönlichkeiten waren bei den kultischen Handlungen  aktiv beteiligt? 
5. Wurde der Erkenntniskultus auch durch Teilnehmer passiv wahrgenommen? 
6. Gibt es private Aufzeichnungen dazu? 

‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ 

Gespräch zu seinem Artikel 100 Jahre Bauverein Michaeli 2010 in : 

Anthroposophie III/2010 Nr.253 S. 216 ‐225 

Herr Hofrichter ist im Vorstand des Stuttgarter Bauvereins. Wir sprachen über das Schicksal des 
Hauses Landhausstraße 70. Er meinte, dass es noch „viele Anthroposophische Freunde in Stuttgart“ 
gibt, die wegen des Schicksals dieses Hauses „ein schlechtes Gewissen“ hätten. 

Er war sehr interessiert daran, eine briefliche Reaktion auf seinen Artikel in der nächsten Nummer 
der Anthroposophie zu finden. So war ihm nicht klar, dass es sich hier um den zweiten Grundstein 
handelt, den Rudolf Steiner gelegt hat.  

Der erste Grundstein befindet sich in Malsch (5/6.April 1909), der zweite in Stuttgart( 3.1.1911), der 
dritte in Dornach(20.9.1913) und der vierte hoffentlich in jedem Herzen eines Anthroposophen, 
gelegt auf der Weihnachtstagung 1924. 
Auffallend ist, dass sich das Haus der zweiten Grundsteinlegung in der Landhausstraße 70 heute 
weder im Bewußtsein vieler Anthroposophen, noch im Besitz der der Anthroposophischen 
Gesellschaft befindet.  

Wenn die historische Dimension dieses Ortes unbekannt bleibt, wird sich dieses negativ für die 
Zukunft der Anthroposophischen Gesellschaft allgemein und insbesondere für die Weiterentwicklung 
der esoterischen Schule dieser Gesellschaft auswirken. Das Anknüpfen an die Vergangenheit ist 
immer eine spirituelle Notwendigkeit, wenn es darum geht Zukunft zu gestalten. Es ist eine Frage der 
geistigen Ökonomie, die eine moralische Verpflichtung beinhaltet. Gerade am Beispiel der 
Geschichte des Hauses in der Landhausstraße 70  sollte dies in das Bewußtsein genommen  werden. 

Ende der Notizen zum Gespräch mit Hansjörg Hofrichter. 

‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐‐ 

Material zur Geschichte des Hauses in der Landhausstraße 70 

Hofrichter, Hansjörg: 100 Jahre „Bauverein Stuttgarter Anthroposophen“ 

 In: Anthroposophie,  Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland,  

Michaeli III/2010 ,Nr.253, S. 216 ‐225. 

Kacer, Gunhild: Fünfzig Jahre Rudolf‐Steiner‐Haus in Stuttgart 

In: Anthroposophie, Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, 

 Johanni, II/2007, Nr. 240, S.154‐ 160. 

Rudolf Steiner‐Gedenkheft der Zeitschrift Anthroposophie, Stuttgart, 30.März 1935 

Anthroposophie, Zeitschrift für freies Geistesleben, 17.Jahrgang ,Buch 2, Januar bis März 1935 

S. 107‐110: Ein Gedenkraum für Rudolf Steiner 

Dieser „Kuppelraum“, wird hier als  „ eine Vorstudie aus dem Jahre 1911 zum ersten Goetheanum“ 

Angesprochen. 

Hier auch der Hinweis: Die Kapitälformen der Säulen: 

“…bringen im Verein mit den wundervoll abgewogenen Verhältnissen der Kuppel und ihrer edlen 
malerischen Behandlung* eine einzigartige architektonische Gesamtwirkung hervor, die geeignet ist, 
dem Betrachter wenigstens einen schwachen Begriff des Dornacher Baugedankens zu geben.“ 

 (* Fußnote: „Gemalt 1913; es ist eine neugestaltete Darstellung der „Zwölf Stimmungen“ nach den 
Motiven der Skizzen im Kalender 1912/1913, Berlin [1912]“). 

Hierzu : Bildbeigaben zum Gedenkraum für Rudolf Steiner: „Die Stuttgarter Vorstudie zum ersten 
Goetheanum mit der darin aufgestellten Rudolf Steiner‐Büste von Maximilian Hans. 
Sockelentwurf: Felix Kayser ( S. 11) und Bild : Blick auf die sieben Säulen der Vorstudie, sowie 
Grundriss der Stuttgarter Vorstudie ( Längsachse des Ovals 10,75 m). 
Fäth, Reinhold Johann : Rudolf Steiner Design, Spritueller Funktionalismus, Dornach 2005, (Rudolf 
Steiner Studien 10) S. 105,110,112,113,118
Auszug:
Der Stuttgarter Bau
Neben dem ersten Stuttgarter Waldorfschulbau wird in der anthroposophischen Literatur von dem
sogenannten »Stuttgarter Bau« gesprochen, mit dem das erste eigene Gesellschaftsgebäude
in der Geschichte der anthroposophischen Bewegung gemeint ist, welches 1911 in der Landhausstraße
70 in Stuttgart errichtet wurde. Infolge des Verbotes der Anthroposophischen Gesellschaft in
Deutschland seitens der Nationalsozialisten musste das Haus 1935 aufgegeben und die
Inneneinrichtung entfernt werden. Die Planung des Hauses wurde nach Angaben Rudolf Steiners von
dem Architekten und Gesellschaftsmitglied Carl Schmid-Curtius ausgeführt. Im Vergleich mit der
Fassade der später gebauten Waldorfschule oder gar der Goetheanumbauten in Dornach fügte sich das
Gebäude äußerlich unauffällig in die Häuserzeile der Straße ein. Es scheint, dass Rudolf Steiner die
Gestaltung des äußeren Erscheinungsbildes mehr oder weniger dem Architekten überlassen
hatte, dagegen die Innenraumgestaltung bis in die Details vorgab. Dafür spricht eine Äußerung
Steiners, die er im Dezember 1911 im Hinblick auf den Münchner Johannesbau, aber auch unter
Erwähnung des Stuttgarter Baus machte. Darin bringt er das Auftreten des nach außen hin
unsichtbaren Spirituellen im Innern des Menschen mit der Ausgestaltung eines Innenraumes für
spirituelle Zwecke in Verbindung und formuliert die Ziele anthroposophischen Bauens noch
exklusiv für das Interieur. Es käme einzig auf die dem Spirituellen entsprechende Gestaltung des
Innenraums an, ganz abgesehen davon, wie der Bau sich nach außen hin darstellen würde:
»Da könnte er von allen Seiten mit Stroh umhüllt sein – das ist ganz gleichgültig. Der äußere Anblick
ist für die äußere profane Welt da, die das Innere nichts angeht. Der Innenraum
wird das sein, um was es sich handelt.«211  S.105 

Kultische Handlungen innerhalb der damaligen theosophischen Gesellschaft nach Art


freimaurerischer Riten wurden in der sogenannte Esoterischen Schule Rudolf Steiners bis zum
Ausbruch des ersten Weltkrieges abgehalten. Für diese symbolisch-kultischen Handlungen
wurde durch die Initiative
des Architekten Schmid-Curtius und des Gesellschaftsmitgliedes E. A. Carl Stockmeyer im
Kellergeschoss des Stuttgarter Hauses eigens ein Saal eingerichtet, der nach Angaben ausgeführt
wurde, die Steiner für ein Architekturmodell gegeben hatte S. 110

Nur wenige dieser primären Entwurfsskizzen liegen noch vor, öfter finden sich sekundäre Skizzen
oder Pläne, die auf der Grundlage der Primärskizzen oder mündlichen »Skizzen « angefertigt wurden.
Manchmal finden sich darin eingezeichnete Korrekturen von Steiners Hand. Eine sekundäre
Planzeichnung für die Bestuhlung des Säulensaals blieb erhalten. Sie zeigt die zwei Arten der
Saalstühle, die in der Formgebung der Lehne dem jeweils eckigen und runden Formenduktus
der Säle angepasst waren. Da die Fertigstellung des Säulensaals später als diejenige des oberen
Versammlungsraums erfolgte, datiert die Zeichnung für die Nachbestellung der Säulensaal-
Stühle auf den 12. 3. 1912. Die Anzahl von zwölf Stühlen weist auf die kultisch-symbolische
Bestimmung des Saals.220
Die Stühle für den oberen Saal waren blau gebeizt, wahrscheinlich waren die neuen Stühle mit runder
220
Lehne für den roten Säulensaal rot gebeizt. Warum nochmals zwei Stühle mit eckiger Lehne?
Möglicherweise wollte man zwei rote »Wächterstühle« bestellen, die vor dem Säulensaal aufgestellt
gewesen wären.
Ich habe diese Zeichnung im Archiv am Goetheanum entdeckt. Sie wird hier erstmals publiziert.
 
Abbildung S.113

Werfen wir nochmals einen Blick auf die Planzeichnung für die Stuttgarter Stühle. Im Vergleich mit
der damals zeitgenössischen Formgebung, die noch überwiegend den Geschmack nach Historismus-
Möbeln (Jugendstilnachklänge inbegriffen) befriedigte, weisen die Steinerschen Entwürfe eine
entschiedene Absage an traditionelles Dekor auf und ordnen sich in ihrer schlichten Strenge dem
damaligen Lager der schnörkellos modernen Maschinenmöbel zu. Allein die leuchtenden Farben der
Stühle dürften eher ungewöhnlich gewesen sein.228 Die Zeichnung der Säulensaalstühle zeigt, dass
man an der formalen oder konstruktiven Bogenführung verschiedene Varianten besprochen
haben könnte, da eine nachträgliche Markierung und ein dadurch entstandener
unterschiedlicher
Bogenansatz erkennbar ist. Eine weitere Änderung erfolgte durch die Streichung der Angabe
»rot gebeizt«. Es bleibt nach der derzeitigen Kenntnislage offen, ob nun alle vierzehn Stühle rot
gebeizt waren oder nur die zwölf mit runder Lehne oder überhaupt keiner.
Ein weiterer Plan vom 20. März 1912 nennt drei Stühle mit lila Beizung und hexagonalem
Lehenabschluss in Höhe der Säulensaalstühle. Tatsächlich haben sich blaue Stühle mit
gewinkelter Lehne in zwei Höhen erhalten. Warum man nochmals weitere Stühle mit eckigem
Lehnenabschluss in lila und roter Farbgebung extra bestellt haben könnte, darüber kann heute
nur mehr spekuliert werden. Im Vergleich mit der blauen Saalbestuhlung fehlte den
Einzelbestellungen die hintere Traverse als Fußstütze. So wird es sich auch bei den zwölf
Stühlen mit Bogenlehne nicht um Teile einer üblichen Saalbestuhlung gehandelt haben. Dem
kultischen Verwendungszweck nach, dürften bei der kultischen Benutzung der zwölf Stühle
repräsentative Bezüge zu den zwölf Tierkreiszeichen bestanden haben, da diese zwölf Zeichen
auch reihum als Deckenmalereien im Säulensaal ausgeführt waren.229 Die Verbindung zwischen
zwölf unterschiedlich gestalteten Stühlen und entsprechenden Motiven der Deckenmalerei
wurde später im ersten Goetheanum erneut vollzogen. S.112f.
229Sonja Ohlenschläger behauptet in ihren Ausführungen zum Säulensaal: »Das für die Kuppel des Malscher
Baus angegebene Bildprogramm, der Tierkreis, wurde aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht
berücksichtigt.« Dieser Behauptung kann nicht zugestimmt werden, können doch auf den zwei erhaltenen
und in dem entsprechenden Band der Gesamtausgabe abgebildeten Fotografien zwölf Teile des Tierkreises
abgezählt werden, wenngleich auch höchst eigenwilligen Bildformen des »Tierkreises « gewählt wurden. Karl
Kemper sprach von »zwölf Sonnenstimmungen «, die im Stuttgarter Säulensaal in Gold an der Decke
gemalt gewesen seien. Welche Rolle das von Ohlenschläger allein genannte Viergetier in Verbindung mit dem
Tierkreis spielt, mag ein Satz aus der anthroposophischen Studie »Tierkreis und Menschenwesen« zeigen: »Das
astralische Kreuz, das die Sternbilder des Viergetiers umfaßt, bildet [...] das Grundgerüst des ganzen
Tierkreises.« (Bei dem von Luther sogenannten Viergetier handelt es sich um eine Vison des Propheten
Ezechiel).
Michael Aschenbrenner: Tierkreis und Menschenwesen. Studienmaterial der Freien Hochschule für
Geisteswissenschaften am Goetheanum. Dornach: Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum,
1972. S. 26.
Hilde Raske (Hrsg.): Der Bau: Studien zur Architektur undPlastik des ersten Goetheanum von Carl Kemper.
Stuttgart: Freies Geistesleben, 1966. S. 108.
Sonja Ohlenschläger: Rudolf Steiner (1861-1925): Das architektonische Werk. Petersberg: Imhof, 1999. S. 75.

Doch: Alle diese Überlegungen sind lediglich Annahmen, die auf den Zeichnungen des Architekten
beruhen, da bis zu deren Auffindung gar keine Quelle über das Vorhandensein von lila und roten
Stühlen vorlag. Nur die erfolgte Benutzung des Säulensaals für Veranstaltungen der Esoterischen
Schule wird erwähnt, weshalb die zwölf roten Stühle höchstwahrscheinlich vorhanden waren.
Ob noch Exemplare davon existieren, ist mir nicht bekannt. Selbst von den zahlreichen Stühlen
der oberen Saalbestuhlung sind nur mehr wenige erhalten. Mit der Zeichnung des runden
Säulensaalstuhls liegt ein datiertes Dokument jenes Stuhlentwurfs vor, der mehrfach in Serie
gebaut wurde: als blau gebeizte Bestuhlung für den Berner Zweigraum und als sogenannter
»Schreinereistuhl« in Dornach, der bis heute im Foyer des zweiten Goetheanums benutzt wird.
Unterlagen am Goetheanum datierten den Entwurf bisher in die Bauzeit des ersten Goetheanum um
etwa 1915, was mit der Auffindung der Planzeichnung korrigiert und präzisiert werden kann. S.118
 

 
Rudolf Steiner: Deckenleuchte im Stuttgarter Säulensaal 

S.208 

Das könnte Ihnen auch gefallen